84
Seite - 1 Probleme der Fugenmorphologie bei Determinativkomposita Ein Forschungsbericht veröffentlicht unter HAL-9 http://www.fbls.uni-hannover.de/sdls/schlobi/hal/ Magisterarbeit zur Erlangung des Hochschulgrades Magister Artium im Hauptfach "Deutsche Sprachwissenschaft" Seminar für Deutsche Literatur und Sprache an der Universität Hannover vorgelegt von Heinz-Dieter Fokuhl Elze/Hannover August 1999

Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

  • Upload
    others

  • View
    0

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 1

Probleme der Fugenmorphologie

bei Determinativkomposita

Ein Forschungsbericht

veröffentlicht unter HAL-9http://www.fbls.uni-hannover.de/sdls/schlobi/hal/

Magisterarbeitzur Erlangung des Hochschulgrades

Magister Artiumim Hauptfach "Deutsche Sprachwissenschaft"Seminar für Deutsche Literatur und Sprache

an der Universität Hannover

vorgelegt vonHeinz-Dieter Fokuhl

Elze/Hannover August 1999

Page 2: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 2

Inhalt

Einleitung 2

Linguistische Begriffe in der Fugenmorphologie 3

- Die Komposition 4- Konstituenten und Konstituentenstruktur 5- Das Determinativkompositum 10- Die Fuge 12

Neue linguistische Begriffe(im Forschungsansatz von Fuhrhop) 18

- Elemente aus der syntagmatischen undaus der paradigmatischen Morphologie 18

- Wortparadigma, Stammparadigma 19- Die Kompositionsstammform -

Bildung und Erkenntnisse 22a. Die phonologische Ebene 23b. Die flexionsmorphologische Ebene 26c. Die derivationsmorphologische Ebene 30

Die Fugenelemente 35

- Die s-Fuge 36- Die es-Fuge 44- Die e-Fuge 49- Die en-Fuge 53- Die er-Fuge 65- Die ens-Fuge 69

Schlußbetrachtung 70

Literaturverzeichnis 72Fußnoten 75

Page 3: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 3

Einleitung

Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob Grimm,Hermann Paul, Peter Eisenberg u.v.a. - mit den Fugenin Komposita und deren morphologische Erscheinungenauseinandergesetzt hat, läßt in seinen nieder-geschriebenen Erkenntnissen deutlich werden, welchervielfältigen Problematik er dabei begegnet ist und wiehäufig er die eine oder andere Verbindung zwischenzwei Konstituenten nicht irgendwelchen Regularitätenzuordnen konnte, sondern sie schließlich zu einer"Sonderform" erklären mußte.

Eisenberg konstatiert auch 1998 noch: "Für einezusammenfassende und am Prototypischen interessierteBeschreibung der Fuge gilt das im besonderen, was fürdie Wortbildung im allgemeinen gilt:

Man kann nicht hoffen, die Vielfalt der Erscheinungenauch nur halbwegs vollständig zu erfassen."1

Es würde daher sicherlich vermessen klingen, mitdieser Arbeit mehr erreichen zu wollen, als dieserausgezeichnete Linguist noch vor Monaten nicht einmalerhoffte.

Folglich wird einer zielgerichteten Orientierung aufdie Determinativverbindungen mit substantivischem Be-stimmungsglied nachgegangen, da sie auch im Gebrauchder deutschen Sprache den größten Anteil allerverwendeten Komposita stellen (in manchen Textsortenbis zu 80%).2

Hier gilt dem Forschungsstand zur Fugung bei denSubstantiv-Substantiv-Komposita das besondere Augen-merk3, weil es scheint, daß es bei diesen "keineformalen Restriktionen" -- bis eben auf das an dieserStelle interessierende Fugenelement -- gibt4 (z.B.das "s" in "Zeitung-s-junge" oder in "Geduld-s-faden).

Wie zuvor wird das Verbindungsmorphem in der Folge, woimmer angängig, abgehoben (-s-) dargestellt. Aus-geschlossen werden bei den Untersuchungen die (sog.)

Page 4: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 4

fremden Fugen5 (wie -al- 'Gymnasi-al-stoff' oder -o-'Chem-o-therapie' usw.) und landsmannschaftlichgebundene Verfugungen (südd., österr., schweiz. usw =Geduld-faden, Advokat-s-kanzlei, Storch-en-fahrtusw.), weil sie den Rahmen dieser Arbeit wegen dernotwendigen Erklärungen aus dem fremdsprachlichen oderregionalsprachlichen Hintergrund sprengen würden.

So ist es das wesentliche Ziel dieser Arbeit, dieEigenarten der Fugenmorphologie im vorgegebenen Rahmendarzustellen. Insbesondere sollen dabei Regel-haftigkeiten, die bisher gefunden wurden, solche, diemöglich sein könnten, aber noch nicht genügend belegtsind, wie aber auch noch unerklärte Wortbildungen,Sonderfälle oder Ausnahmen, aufgezeigt werden.

Linguistische Begriffe in der Fugenmorphologie

Auch wenn über die gleiche oder eine fast gleicheThematik von verschiedenen Wissenschaftlern nachge-dacht wurde, fällt beim Lesen der veröffentlichtenArbeitsergebnisse auf, daß nicht selten ein undderselbe fachspezifische Vorgang mit zum Teil rechtunterschiedlichen Wortprägungen und Erklärungen be-zeichnet bzw. dargestellt wird.

Daher scheint es mir von Nutzen zu sein, daß vorweg zueinigen linguistischen Begriffen Anmerkungen gemachtwerden. Insbesondere soll ein Teil von denenberücksichtigt werden, die in den Arbeiten verwandtwurden, aus denen wesentliche Abschnitte mit zurGrundlage dieses Berichtes gehören. Soweit möglichsollen jeweils erkennbare bzw. explizit erwähnteInterpretationen aufgeführt werden. Sie könnten beieiner vergleichenden Betrachtung vielleicht hilfreichsein.

Die Komposition

Page 5: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 5

(lat.: componere, -pono, -posui, -positum =zusammensetzen, -legencompositio, -onis = Zusammenstellung, -setzung,- fügung)

Entsprechend seinem sprachlichen Grund wird in derLinguistik mit dem Wort "Komposition" die Verbin-dung/der Zusammenschluß zweier oder mehrerer Wör-ter/Lexeme bezeichnet.6

Das Produkt dieses Vorganges wird dann genannt- zusammengesetztes Wort- Zusammensetzung oder- Kompositum.7

Beispiele: Haus - türHaustür - balkenHaustür - briefkasten.

Dieses Verbinden oder Zusammensetzen erfolgt nichtwillkürlich, sondern geschieht nach einer ganzen Reihevon Regeln. "Im einfachsten Falle wird einemwortfähigen Grundmorphem noch ein anderes .. (alsnähere Bestimmung).. hinzugefügt."8

Beispiele: Sport --- BobsportWand --- Schrankwand

Das Kompositum wird als eine eigene, selbständigeEinheit - und zwar grammatisch wie auch semantisch -gesehen und verwendet, es ist bereits oder wird imFalle einer so gearteten Neuschöpfung lexikalisiertund gilt dann auch als ein Teil unseres Wortschatzes.Schließlich ist es sowohl in der geschriebenen alsauch in der gesprochenen Sprache satzgliedfähig.9

Beispiel: Uhrzeit -- die Uhrzeit -- Die Uhrzeit fürden Beginn der Veranstaltung ist auf derEintrittskarte ausgedruckt.

Dieses Phänomen, das im übrigen in den meistenSprachen dieser Welt zu finden ist, gilt als eine Artbzw. Form der Wortbildung. Lewandowski sieht darin dasfür das Deutsche "am häufigsten verwendete Verfahren,neue Wörter zu bilden". Daraus folgert er auch, daßhier von dem "strukturell wichtigsten Wortbil-dungsmodell" - und er ergänzt in Klammern "neben

Page 6: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 6

Derivation und Präfixbildung" - gesprochen werdenkann.10

Eisenberg stimmt mit diesen Überlegungen nur teilweiseüberein. Er geht in der Wortbildung zunächst einmalvon vier Grundtypen aus, zu denen neben derKomposition die Suffigierung, die Präfigierung und dieKonversion11 gehören. Diese haben alle wohl einewesentliche "Grund"-bedeutung in unserer Sprache,jedoch sollte nach seiner Meinung nicht angenommenwerden, daß sie alles in der deutschen Wortbildungüberragen. Mit der Kategorisierung soll auf keinenFall ausgesagt sein, daß es daneben "nichtsWesentliches mehr" in diesem linguistischen Bereichgibt.12

Konstituenten und Konstituentenstruktur

(lat.: constituere,(-uo, -ui, -utum) = miteinander/zusammen hin-, aufstellencum = zusammen - u.a. in Verwendung zur Be-

zeichnung einer räuml./zeitlichen Gemein-samkeit

cum = altl. com- als Verbpräfix genutzt -wird m zu n assimiliert = constatuere,(-uo, -ui, -utum)= (fest) hinstellen,aufstellen)

'Eine Konstituente ist eine sprachliche Einheit(Morphem, Wort, Syntagma), die zusammen mit eineranderen sprachlichen Einheit hin- oder aufgestelltwurde.' So könnte dann wohl unter Verwendung der'nächsten' Übersetzung der lat. Namensgrundlage eine(weit gefaßte) Definition für den Begriff "Konsti-tuente" (in einem Kompositum) lauten.

Konstituenten sind sprachliche, sind morphologischeEinheiten. Sollen die Teile ihrer jeweiligen Formnäher beschrieben werden, ist die Einheitmorphologisch zu strukturieren. Ein solches "Gebilde"wird Konstituentenstruktur genannt, deren Gliederungaus zwei Ebenen besteht:

- die einfachen Konstituentenkategorien und- die komplexe Konstituentenkategorie.13

Page 7: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 7

Zu der ersten Kategorie gehören:

1. Die Stammform (St)

Beispiel: Zahn oder RadVorwiegend verbinden sich Stämme wieder mit anderenStämmen.Beispiel: Zahn+radNicht ganz so häufig schließen sich Stämme mit Affixenzusammen.Beispiel: zahn+los

2. Die Konfixform (Kf)

Als Konfixe werden (vorwiegend entlehnte) Elementebezeichnet, die nicht wortfähig sind und sich sowohlmit anderen Konfixen als auch mit Stämmen verbindenkönnen.14

In der letzteren Form können sie als Präfix wie auchals Suffix in Erscheinung treten.U.a. bio-, geo-, stief-, schwieger-, -loge, -thek.Beispiele: Bio+loge; Stief+bruder; Photo/Foto+thek

Nicht unerwähnt sollte bleiben, daß im Angesicht desgegenwärtigen Forschungsstandes auch diese Kategorienotwendig zu sein scheint, da offensichtlich eintypisches Konfixverhalten zu beobachten ist, obwohlsich nicht alle Konfixe so einheitlich zeigen undAbgrenzungsprobleme noch bestehen.15

3. Die Affixform (Af)

Affixverbindungen mit Stämmen:- die Suffixform Beispiel: wind+ig- die Präfixform Beispiel: Erz+feindJedoch verbinden sich Affixe nicht mit Affixen.

4. Der (Die) morphologische Rest(form) (Rst)

Dazu gehören z.B.- nicht mehr produktive Affixe

Beispiel: t in Fahr+t;- die Pseudoaffixe -e und -en, die segmentierbar sind.

Beispiele: Mapp+e siehe Mäpp+chenSam+en siehe Säm+ling

Der komplexen Konstituentenkategorie wird u.a.die Stammgruppe (StGr)

Page 8: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 8

zugeordnet.

Ihr gehören die meisten komplexen morphologischenEinheiten an und sie enthält mindestens eine Stammformund eine weitere Einheit der einfachen Kategorien -Stammform, Konfixform, Affixform. Keine Stammgruppe,sondern nur eine Stammform wird gebildet, wenn diesemit einem morphologischen Rest verbunden wird.16

StGrZahnrad --- komplexe Konstituentenkategorie

Zahn Rad --- einfache KonstituentenkategorienSt St

StGr Stzahnlos Rasen

zahn los Ras enSt Af St Rst

StGrRasensaat

StRasen

Ras en saatSt Rst St

Stammform und Stammgruppe sind in diesem Zusammenhangvon Eisenberg zu zentralen Begriffen gemacht worden,weil sie nach seiner Meinung am besten "diemorphologisch wichtige Unterscheidung von einfachenund komplexen morphologischen Einheiten"17 zumAusdruck bringen.

Wenn in anderen Arbeiten über Komposita näher auf dieStrukturierung von Konstituenten eingegangen wird,begegnet man sehr unterschiedlichen Fachwortprägungenund dazu gegebenen Beschreibungen bzw. Erläuterungen,die nach meinem Empfinden hinter den einfachen und

Page 9: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 9

doch sehr ausdrucksstarken Worten "Stammform/Stammgruppe" zurückstehen.18

Ein weiterer Terminus, der in diesem Abschnittangeführt werden muß, sind die "unmittelbarenKonstituenten".

Bußmann und Lewandowski sehen in ihnen ".. zwei Ele-mente (o. Gruppen von Elementen), die im Strukturbaum(o. Baumdiagramm o. Baumgraphen) von einem gemeinsamenKnoten direkt dominiert werden und dort zusammen eineEinheit höheren Ranges bilden."19

Beispiel: Haustür

Haus Tür

Die in dem Beispiel aufgeführten Worte "Haus" und"Tür" sind zugleich eigenständige Stammformen, die amKnoten des Baumgraphen als "unmittelbareKonstituenten" nebeneinander geordnet sind und somitzu dem Kompositum "Haustür" werden.20

Diese beiden Konstituenten werden unterschieden u.a.als

- Erstglied und Zweitglied21 oder- 1.Konstituente und 2.Konstituente22 oder- A-Konstituente und B-Konstituente23 oder- Teil A (des Kompositums) und Basisteil B (des K.)24

oder- Bestimmungswort und Grundwort25 oder- Determinans und Determinatum26.

Sie können in einer Komposition gebildet sein aus:

- Grundmorphem oder MorphemkonstruktionenBeispiele: Bock+bier

Hubschrauber+teamauch aus Initialwörtern (als Morphemkon-struktionen) wie Bafög+student

- Konfix und GrundmorphemBeispiele: Bio+bar, Schwieger+sohn

- KonfixenBeispiel: Disco+thek

Page 10: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 10

Die Grundmorpheme (o. freien Morpheme) und die Mor-phemkonstruktionen sind kompositionsfähig27, da siemit einer "lexikalisch-begrifflichen Bedeutung"28

"lexikalisch autonom"29 und "wortfähig"30 sind. Siekommen - von sehr wenigen Ausnahmen abgesehen -grundsätzlich als selbständige Worte vor.

Als weiteres Kriterium ist zu beachten, daß diesebeiden Konstituenten in einer subordinativen Beziehungstehen: Das Zweitglied nennt die Ordnungsgröße (unddamit auch die semantische Klasse), der das Kompositumlexikalisch zugeordnet ist und legt auch dengrammatischen Rahmen für den Gebrauch des ganzenWortes fest, d.h. Wortart, Genus, Numerus, Flexionusw.31

Dagegen determiniert das Erstglied das Zweitglied , esbezeichnet/bestimmt die Ordnungsgröße näher (alsBeispiel: das "Segeltuch" ist nicht irgendein "Tuch",sondern eben ein ganz bestimmtes "Tuch" mit einerganz besonderen Festigkeit usw.). Allerdings sollteauch nicht übersehen werden, daß das Determinatum demDeterminans ganz bestimmte Vorgaben macht und es damitletztlich dominiert.

So ist es dann auch verständlich, daß dieunmittelbaren Konstituenten in dieser Wortkonstruktiongrundsätzlich nicht gegeneinander verschoben werdenkönnen. Ein so gebildetes "Unwort" ergibt einfachkeinen Sinn.Beispiele: Regen+bogen --- "Bogen+regen"

Dach+garten --- "Garten+dach"

Das Determinativkompositum

(lat.: determinare (aliquid re) = bestimmen (irgend-eine Sache); auch: festsetzen, beschließen)

Es gibt zahlreiche Arten von Komposita. DasSubstantivkompositum gilt seit langem als der Prototyp

Page 11: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 11

dieser Wortbildungskonstruktion32. Ca. 7/8 allerderartigen Zusammensetzungen gehören der Klasse derDeterminativkomposita an33, deren Name aus denFunktionen ihrer beiden Konstituenten abgeleitetwurde.

Die 2.Konstituente (o. auch das Grundwort) wird alsKopf wie auch als Kern des gesamten Kompositumsangesehen.

Kopf deswegen, weil sie für die Konstruktion diegrammatischen Regeln festlegt.Beispiel: Rahsegel

die Rah, das Segel, das RahsegelDas Kompositum wird nach der 2.Konstituente(in diesem Falle ein Neutrum) flektiert.

Kern deswegen, weil sie das semantische Zentrum desWortes darstellt.Beispiel: Rahsegel

Segel ist hier das bestimmende Wort, derKern. Es ist ein Segel mit ganz eindeutigenAbmessungen gemeint, das nur zur jeweiligenRah(-stange) paßt, von der aus es gesetztwird.

Die 1.Konstituente (o. auch das Bestimmungswort) modi-fiziert nun das 2. Glied und wird darum auchModifikator genannt. Anders - sie bestimmt näher oderdeterminiert den folgenden Teil.Beispiel: Rahsegel ist eine Teilklasse der verschiede-

nen "Segeltücher" -- als da u.a. sind dieder Top-, Besan-, Großsegel.

Daraus ergeben sich dann auch die Bezeichnungen"Determinans" für die 1. und "Determinatum" für die2.Konstituente. Beide zusammen bilden dann das Deter-minativkompositum.34

Nicht unerwähnt soll bleiben, daß es eine sehr kleineZahl von Komposita gibt, in denen die A-Konstituentedurch das B-Glied näher bestimmt, determiniert wird.B wird A semantisch untergeordnet; die "Kopfaufgaben",die Bestimmung der grammatischen Regeln verbleibenallerdings bei B.

Beispiele: Viertelstunde = das Viertel einer StundeSüdengland = der südliche Teil Englands35

Page 12: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 12

Den Hauptanteil am gesamten Korpus der Kompositastellen die zweigliedrigen Bildungen mit einemSubstantivstamm als 2.Konstituente. Wellmann hatermittelt, daß die Größenordnung hier bei ca. 80%liegt.36

Dazu gehören folgende Kombinationenvon A- und B-Konstituenten:

- Substantiv/SubstantivBeispiele: Segel+tuch, Penizillin+spritze

- Adjektiv/SubstantivBeispiele: Blau+helm, Frisch+gemüse

- Verb/SubstantivBeispiele: Eß+ecke, Spiel+leidenschaft

- Präposition/SubstantivBeispiele: Neben+raum, Auf+geld37

Anmerkung: Adverbien sind nur als B-Konstituente kom-positionsfähig.38

Die Anzahl der Silben und der Phoneme ist bei diesenzweigliedrigen, insbesondere aber bei den Substan-tiv/Substantiv-Komposita sehr unterschiedlich. Dashier zu beobachtende Spektrum reicht von kürzestenZusammensetzungen - wie Erdöl = zwei Silben und fünfPhoneme - bis zu Wörtern mit sieben bis neun Silbenund mehr als 20 Phonemen. Sicherlich sind die kürzerenund damit einfachen Konstruktionen in der Überzahl und"Bandwurmbildungen" werden - mit zunehmender Längeumso mehr - zum vereinzelten Sonderfall.39

Dabei ist als Eigentümlichkeit noch festzustellen, daßdie B-Konstituente überwiegend nur ein bis zweiSilben (selten drei und noch weniger vier) aufweist,wenn die A-Konstituente von drei und mehr Silbengebildet wurde.

Wegen ihres überragenden Umfanges (88% allerSubstantivkomposita) wird die Substantiv/Substantiv-Konstruktion auch nicht selten als der Grund- oderHaupttyp dieser Kompositagruppe bezeichnet. Allerdingssind hier auch die meisten Varianten der Kompositionzu finden40. Sie werden häufig als Grenz- undZwischenformen deklariert und beschäftigen die

Page 13: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 13

Forschung bis heute. Zwei von ihnen seien hierbeispielhaft erwähnt:

- Komposita, deren A-Konstituente aus einem Initial-wort bestehen.Abkürzungen u.a. von Staaten, Zeitungen, neuererTechnik, Firmen, Organisationen)Beispiele: AEG-, UNO-, US-, FAZ- usw.

EDV- Beauftragter41

- Reduzierte Komposita, die als zweigliedrige Kom-posita gebraucht werden.Ihre eigentliche Dreigliedrigkeit wird im allge-meinen gar nicht mehr wahrgenommen, weil bei der Re-duzierung fast immer der zweite Teil der Konstruk-tion, der zum Determinativum gehört, wegfällt unddie so entstandene zweigliedrige ZusammensetzungUsus geworden ist.42

Beispiele: Atombombenkrieg --- AtomkriegKurortkonzert --- Kurkonzert

Die Fuge

In der Holzverarbeitung werden Werkstücke stumpf oderdurch Feder und Nut aneinandergesetzt und an dieserNahtstelle, ihrer Fuge, fest zu einem Ganzenverbunden.Dabei ist zu beachten, daß Feder und Nut beimVerschalungsholz, so auch bei Paneelen, fast immer diegleiche Form haben, wie sie auch den größtenProzentanteil aller derartigen Verarbeitungeneinnehmen.

Ganz anders sehen diese Verbindungselemente inHolzfensterrahmen aus und noch andere sind mit rechtumfangreicher Vielfalt der jeweiligen Holzart unddessen Schnitt in der Möbelfabrikation zu finden. Hatman dann noch das Glück, einem "Kunsttischler" einmalin seiner Werkstatt bei der Reparatur antiker Möbelüber die Schulter zu schauen, wird jeder Interessierteüber die Unzahl der "Verfugungsarten" erstaunt sein.

Dieses Bild ist ohne weiteres auf die Wortbildung vonKomposita zu übertragen. Sogar das Fachwort "Fuge" hatseinen Platz in der Linguistik erhalten; denn an der

Page 14: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 14

Nahtstelle, wo zwei Konstituenten, die "unmittelbarenKonstituenten", eines Kompositums, aufeinandertreffen,befindet sich die "linguistische Fuge" oder auch"Kompositionsfuge".

Da werden Worte, hier Substantive "stumpf" anein-andergesetzt - z.B. Tisch-bein, Fisch-gräte oderModell-bahn - oder durch "Nut und Feder", durch ein"Fugenmorphem", markiert und miteinander verbunden -z.B. Regierung-s-beamter, Schwan-en-hals, Herz-ens-leid.43

Die Fuge ist ein weitgehend auf die Kompositionbeschränktes Formmittel und gilt - nicht zuletztdeswegen - als das Charakteristikum dieser Wort-bildung. Sie kann auch - nach der Reihenfolge derKonstituenten - als das wichtigste morphologischeMittel zur Strukturierung derartig zusammengefügterWorte angesehen werden.44

Wie die Verfugung bei Holzarbeiten, so ist dieVerbindung Substantiv/Substantiv als Kompositum schonsehr alt. Bereits in der indogermanischen Grundsprachekonnte sie nachgewiesen werden. Allerdings waren hiermit hoher Wahrscheinlichkeit die beiden Substantiveausschließlich ohne flexive Veränderung aneinander-gereiht.45

Gegen Ende des ersten Jahrtausends, z.Zt. des Alt-hochdeutschen, sind nun die ersten Wortzusammen-setzungen zu finden, in denen das ErstgliedGenitivform aufweist. Dieses Phänomen taucht dann nochhäufiger im Mittelhochdeutschen auf.

Beispiele:N.Sing. G.Sing.

ahd. biscof biscov-es --- biscov-es-boto

mhd. bischof bischov-es --- bischov-es-boteriter riter-s --- riter-s-mantac tag-es --- tag-es-zîtbote bote-n --- bote-n-brôt

bote-n-miete46

In der Folgezeit ging dann die Flexionsform, derGenitiv des Erstgliedes, im Kompositum verloren oderwurde nicht mehr in morphosyntaktischer Funktion ge-braucht.

Page 15: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 15

Wellmann betont nun, daß diese flexive Form doch- allerdings in einer anderen Funktion - erhaltenblieb --- und zwar als Markierung der Wortgrenze derA-Konstituente. Daraus folgert er dann, daß diesesFlexionszeichen, "... das Fugenzeichen, als Signal fürdie Binnengrenze zwischen dem 1. und dem 2.Glied...",den unmittelbaren Konstituenten, anzusehen ist.47

Dagegen hat bei Eisenberg der Genitiv eines Substan-tivs in diesem Zusammenhang eine andere Bedeutung.Wohl erkennt er an, daß hier auch der "...Aus-gangspunkt für die Entwicklung der Fuge liegt.."48;aber er geht einen anderen Weg, wenngleich vieleWortbildungen heute noch darauf hinweisen.

Er sieht von der früher geübten Sprachgepflogenheitausgehend, einem Substantiv ein Genitivattributvorauszustellen, eine sich allmählich entwickelndeUniverbierung. So wurde aus "des Freundes Hand"schließlich "Freundeshand" und je mehr Wörter im Laufeder Zeit auf diese Art zusammenwuchsen, desto größerwurde die Anzahl der letztendlich lexikalisiertenKomposita.49

So hat sich dann, nach Meinung diesesWissenschaftlers, in der weiteren Entwicklung dieGenitivform der A-Konstituente eines Kompositums zumFugenelement grammatikalisiert; fast zwangsläufigfolgt daraus, daß "... die Distribution derFugenelemente synchron wenig mit der Genitivmarkierungund gar nichts mehr mit der Univerbierung zu tunhat."50

Für die "nahtlose" ("stumpfe") Verbindung wie auch fürdie mit Hilfe eines Fugenelementes entstandeneKomposition von Substantiven sind inzwischen vieleRegelhaftigkeiten herausgefunden worden.51 Dabei wurdedeutlich, daß eine wesentliche Rolle das Erstglied desKompositums spielt; denn nach seinen Eigenschaftenrichten sich in den meisten Fällen diese Ord-nungsgegebenheiten. Hierzu gehören vor allem (nachübereinstimmender Auffassung fast aller Sprachwissen-schaftler) die lautliche, die silbische, die seman-tische und besonders die morphologische Eigenart bzw.Struktur des Wortes.52

Zepic fügt dem den Umfang einer A-Konstituente53 undWellmann (für einen Teil der Komposita) die Relationdes Erstgliedes zu seiner B-Konstituenten54 hinzu.

Page 16: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 16

Letzterer spricht dann auch von der "dominantenErstgliedregel".

Meistens (s.o.) bestimmt das Erstglied, selten dasGrundwort (Zweitglied) die Form der Fuge. Eine B-Kon-stituente kann allerdings dann das Fugenelementbestimmen, wenn z.B. die Substantiva -mann, -frau,-sohn, -tochter, -leute als solche verwandt und einePerson oder Personen damit bezeichnet werden. (Imallgemeinen folgt nämlich auf eine -er Ableitung eine"stumpfe" oder Null-Fugung.55)

Beispiele:Ritter-s-mann -- aber: Ritter-rüstung, Ritter-saalBäcker-s-frau -- aber: Bäcker-brot, Bäcker-hemdMaler-s-sohn -- aber: Maler-pinsel, Maler-kreide

Da aber diese und einige wenige andere Abweichungenvon der sog. Erstgliedregel relativ selten sind, liegtes nahe, sich hier lediglich mit der Distribution derFugenelemente für Determinativkomposita auseinander-zusetzen.56 -

Während nun bei der Regelung für das Determinans nocheine weitgehende Einigkeit der Sprachforscher fest-zustellen ist, gehen die Ansichten über die Arten der"Verfugung", des Fugenmorphems, doch recht weit aus-einander.

So spricht Zepic z.B. von neun Fugenarten und zwar:Null-Fuge; die Fugenelemente -(e)s-, -(e)n-, -er-,-ens-, -e-; die "negativen" Elemente -en-, -e-; derTausch -e- gegen -s-.57

Wellmann dagegen will die eben erwähnten "Negativ-Fugen" nicht als solche gelten lassen. Er führt fürsie "Tilgungs- bzw. Ersetzungsregeln" ein und stelltsie damit unter ein anderes Rubrum.So entfällt z.B. nach seiner Ansicht der Stammauslaut-en bei allen substantivischen Bestimmungswörtern, dieHimmelsrichtungen oder Jahresfeste bezeichnen."58

Beispiele:immer mit einer Null-Fuge =Ost-en --- Ost-sturmOster-n --- Oster-ferienPfingst-en --- Pfingst-ochseimmer mit einer -s-Fuge =Weihnacht-en --- Weihnacht-s-baum

Page 17: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 17

Oder die Tilgung des auslautenden -a und dessenErsetzung durch die Fuge -en- bei verschiedenenWorten.

Beispiele:Mari-a --- Mari-en-bildMadonn-a --- Madonn-en-verehrungVill-a --- Vill-en-viertel

Den übrigen Fugenelementen von Zepic fügt er dann nochdie folgenden hinzu: -al-, -o-, und -an-.

Beispiele:Ministeri-um --- Ministeri-al-zulagePsych-e --- Psych-o-analyseDiözes-e --- Diözes-an-brief59

Eisenberg bleibt in dieser Hinsicht seiner oben be-reits erwähnten Erkenntnis treu - "..die Vielfalt derErscheinungen... (ist wohl)...kaum zu erfassen" - undläßt es bei der Aufzählung einiger, und zwar ein-deutiger Fugenelemente bewenden. Ob und ggf. welche esdarüber hinaus noch gibt oder vielleicht geben könnte,läßt er offen.

Seine Auffassungen zu diesem Teilaspekt und eineZusammenstellung der von ihm anerkannten Fugenmorphemesind im Vergleich mit denen von z.B. Zepic, Wurzel,Wellmann u.a. interessant.

So läßt er zunächst einmal die sog. Null-Fuge alssolche nicht gelten. Obwohl ihm natürlich bekannt ist,daß "verbreitet" davon "geredet" und auch der weitausgrößte Teil der Komposita so gebildet wird (fast 73%der Substantiv- und fast 70% der Adjektivkomposita)60,sieht er diese Wortbildungen als fugenlos an.Beispiele:Strumpf-band, Gelb-ton, Frei-bierSchließlich folgert er daraus, daß die Fuge, so wie ersie interpretiert, nicht funktionslos ist, wenn sieregelhaft gesetzt wird.61

So könnte nach seiner Meinung bei Komposita zunächsteinmal alles das als Fuge "...angesehen werden, wasüber die Form des Nom.Sing. eines substantivischenDeterminans hinausgeht."62

Dazu gehören die Morpheme:

Page 18: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 18

-n- --- Salbe-n-dose-s- --- Heizung-s-kasten-ns- --- Friede-ns-fest-e- --- Gerücht-e-küche-er- --- Rind-er-wurst-en- --- Student-en-kneipe-es- --- Bund-es-bruder-ens- --- Herz-ens-angelegenheit

Darüberhinaus werden von ihm noch Fugungen inKomposita anerkannt, die einer der vier folgendenGruppen zuzuordnen sind:

1. Fugen mit gleichzeitiger Umlautung des DeterminansBeispiele:Stadt und Bund --- Städt-e-bundHuhn und Ei --- Hühn-er-ei

2. Fugen mit Subtraktion von SchwaBeispiele:Waag-e und Schale --- Waag-schaleEnd-e und Zeit --- End-zeit

3. Fugen, die durch ein Ersetzungsmorphem geschlossenwerdenBeispiele:Miet-e --- Miet-s-hausHilf-e --- Hilf-s-schiff

4. FremdfugenBeispiele:Gymnasi-um --- Gymnasi-al-lehrerChem-ie/chem-isch --- Chem-o-therapie

Neue linguistische Begriffe(im Forschungsansatz von Fuhrhop)63

Von vielen Forschern, wie z.B. Wellmann/Reindl (1974),Zepic (1975), Augst (1975) und wieder Wellmann (1991),liegen umfangreiche Untersuchungsergebnisse zur Fugen-morphologie vor. Alle haben z.T. recht eindeutigeAussagen zur Systematik der Fugenelemente gemacht;jedoch, so meint Fuhrhop, wurde dabei "... nichtstrikt zwischen den produktiven und den unproduktivenElementen..." unterschieden, ja "... dieser Aspektwurde geradezu übergangen."

Page 19: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 19

Die Frage nach dem "Warum?" beantwortet dieWissenschaftlerin mit der Feststellung, daß "...dasKriterium der Produktivität konkrete Aussagen über dieSystematik von Fugenelementen..." ermögliche.

Folglich stellt sie in den Mittelpunkt ihrer Arbeitendie produktiven Fugenelemente und die (sog.) unpro-duktiven werden ausgeschlossen. Dann sucht sie nachAntworten auf die Fragen: "Wie werden Kompositions-stammformen produktiv gebildet, können dafürBedingungen formuliert werden?" Denn - so folgert sie:"Die Beschaffenheit dieser Bedingungen könnteAufschluß über mögliche Funktionen der Fugenelementegeben."64

Da nun in der Vorgabe ein Wort steht, das sonst indieser Thematik nicht gebraucht wird, ein Wort, dasFuhrhop kreiert hat65 , -die"Kompositionsstammform"(Kstf)-, erscheint es geboten, dem damit verbundenentheoretischen Ansatz für die gesuchte Antwort nach-zugehen.

Elemente aus der syntagmatischen undaus der paradigmatischen Morphologie

Zunächst ist festzuhalten, daß in ihren ÜberlegungenElemente aus der syntagmatischen und aus derparadigmatischen Morphologie zum Tragen kommen sollen.

Wenn auch im allgemeinen das Syntagmatische "...häufig mit regelhaft..." und das Paradigmatische " ...mit Analogie assoziert werden...", so setzt sie alsihre Auffassung, quasi als einen ihrer Grundsätzedagegen, "... daß Analogien die Grundlage jeglicherMorphologie bilden, also auch von Regeln undParadigmen."66

Das sollte also bedacht werden, wenn die neuenBegriffsschöpfungen - wie "Stammformbildung, Stamm-paradigma und Stammformen (zu denen auch dieKompositionsstammform gehört)" - einzuordnen undanzuwenden sind.

Wortparadigma, Stammparadigma

Page 20: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 20

Vergleichbar zu den Wortformen, die im bekanntenWortparadigma zusammengefaßt sind, hat Fuhrhop jetztStammformen, die Grundlage für die Flexion, dieDerivation und die Komposition sein sollen, in einemStammparadigma gebündelt.67

Der Vergleich im Beispiel:

1.Das Wortparadigma

Jedes lexikalische Wort besteht auseiner Formkomponente ---nämlich aus dem Wortparadigma und einer Wortbe-deutung.

Berg = lexikalisches WortBerg = WortparadigmaBerg = Wortbedeutung

Berg = Berg und auch Berg

Das Wortparadigma ist eine Menge aus Paaren (s.Mengenlehre) =

- das erste Glied ist diejeweilige Wortform = Berg

- das zweite Glied ist eineMenge von Kategorien = Berg, Berges usw.

(s.Flexionsbild)Sing. Plur.

Nom. Berg Berg-eGen. Berg-es Berg-eDat. Berg(-e) Berg-enAkk. Berg Berg-e

2. Das Stammparadigma

Ein Stamm ist ein Paar auseiner Formkomponente ---nämlich aus einem Stammparadigma und einer Stamm-bedeutung.

Berg = StammBerg = StammparadigmaBerg = Stammbedeutung

Berg = Berg und auch Berg

Auch das Stammparadigma ist eine Menge von Paaren =- das erste Glied ist die

Page 21: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 21

jeweilige Stammform = Berg- das zweite Glied ist eineMenge von Kategorien =

a. die Flexionsstammformb. die Derivationsstammformc. die Kompositionsstammform.

Die Benennungen drücken auch gleichzeitig aus,wofür die jeweils "grundlegende Form" einesWortes in den einzelnen Kategorien zu verwendenist.

Das Stammparadigma am Beispiel "Berg":a.= Berg --- Berg-es usw.b.= Berg --- Berg-lerc.= Berg --- Berg-hotel

Wie hier zu sehen ist, und das ist auf die meistenSubstantiva übertragbar, sind die Stammformen imKernbereich einheitlich. Erst Grenzfälle lassenUnterschiede im Status der Formen deutlich werden.Dazu gehören vor allem die Fugenelemente in derKomposition.

Es sollte aber nicht unerwähnt bleiben, daß dasStammparadigma auch für weitere morphologische Vor-gänge die notwendigen Formen liefert.68 So

a. in der Flexionsstammform

1. die Grundlage für ein Wortparadigma = Berg2. die Grundlage für eine Wortbedeutung = Berg1 und 2 zusammen sind wiederum die Grundlagefür ein Wort = Berg.

b. in der Derivationsstammform,die grundsätzlich ein Derivationssuffix fordert.

Beispiele:-ler, -lein, -chenBerg-ler, Mütter-lein, Kind-chen

Kind und -chen bilden einen neuen Stamm =Kind-chen.Das "Kind-chen" hat wiederum1. ein Stammparadigma und2. eine Stammbedeutung.

c. in der Kompositionsstammform (Kstf),der ein Stamm folgen muß und mit dem zusammen

Page 22: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 22

sie einen neuen Stamm bildet.

Beispiele:

Kstf + Stamm = neuer StammBerg- + -knappe = Berg-knappeHimmel-s- + -zelt = Himmel-s-zeltKind-er- + -wagen = Kind-er-wagen

Durch ein Fugenelement kann sich die Komposi-tionsstammform von den anderen Formen unter-scheiden. (Hier -s- und -er-, Flexions- undDerivationsstammform "Himmel" bzw. "Kind")

Der Stamm (-knappe usf.), mit dem sich die Kom-positionsstammform (Berg-, Himmel-s- usf.) zu-sammenschließt, ist die Flexionsstammform desZweitgliedes und das Ergebnis, der neue Stamm,ist wiederum die Flexionsstammform des Komposi-tums (Berg-knappe usf.).

Da nun von diesem neuen Stamm auch wieder einStammparadigma abgeleitet werden kann, liegt esnahe, die Flexionsstammform auch zur Grund-stammform zu erklären.69

Im weiteren ist zu beachten, daß vor allem in nomi-nalen Paradigmen mehrere Stammformen pro Kategorienebeneinander bestehen können.70 Wie

a. in der Flexionsstammform -bei Substantiva durch verschiedene Numeri:

- bei Umlautung Laus --- LäuseHand --- Hände

- bei fehlenden oderfremden Endungen Saldo --- Salden

Torso --- Torsi- bei Akzentverschiebungen Matador ---

Matadore

b. in der Derivationsstammform -durch Umlautung:(Hier können die Formen denen der Flexionsstamm-form entsprechen, sie müssen es aber nicht!)

- Flexionsstammform Hand HändeLaus Läuse

Page 23: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 23

- Derivationsstammform handlich Händchenlausig Läuschen

oder aber

- Flexionsstammform Bund ----(das Bund, die Bunde)

- Derivationsstammform ---- Bündchenbündig;

c. in der Kompositionsstammform.Die meisten lexikalisierten Substantiva besitzeneine Kompositionsstammform. In der Häufigkeitdes Vorkommens folgen diesen Hauptworte mitzwei, wesentlich weniger mit drei und noch we-weniger mit vier derartigen Stammformen.

Beispiele:Weib = Weib-s-bild, Weib-er-feindRind = Rind-vieh, Rind-s-braten (öster.),

Rind-er-zungeKind = Kind-bett, Kind-s-kopf,

Kind-er-reichtum, Kind-es-alter

Die Kompositionsstammform - Bildung und Erkenntnisse

Gibt es Bedingungen, nach denen Stammformen produktivgebildet und - wenn ja - durch deren Gebrauch/Anwen-dung dann auch Aussagen über Funktionen der Fugen-elemente gemacht werden können? (s.S.15)

Ermunterung, nach einer Antwort zu suchen, gibtEisenberg; denn für ihn ist "... deutlich, daß man mitder Kategorisierung von Stammformen in Stammparadigmenviel morphologische Systematik erfassen kann."71 Soist es dann nur noch eine zwangsläufige Folge, daß er(wie Fuhrhop) die Fugenbildung "... als Bildung derKompositionsstammform innerhalb eines morphologischenParadigmas ..." versteht.72

Jedoch - was hat Bedeutung im Zusammenhang mit derBildung und Verwendung einer solchen Komposi-tionsstammform? Eine Reihe von Einzelheiten und Be-sonderheiten hierzu sind bereits seit längerem bekanntoder seit Erscheinen der Arbeit von Fuhrhop erkanntworden. Zum Teil haben die Erkenntnisse Anerkennungund Bestätigung gefunden, zum anderen Teil Zweifel und

Page 24: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 24

Widerspruch hervorgerufen. Eine Zusammenfassung dieserGegebenheiten soll die heutige Forschungssituation indiesem Bereich verdeutlichen.

a. Die phonologische Ebene

- Gegenstand der meisten Untersuchungen sind dieFugenelemente in deutschen Komposita-e-, -s-, -es-, -n-, -en-, -er- und -ens-.

- Die "fremden" Fugenelemente -o- und -al- sind aufA-Konstituenten fremder Herkunft beschränkt.73

Fuhrhop sieht sie als adjektivische Erstgliederim Sinne der Kompositionsstammform von komplexenAdjektiven.74

Beispiele:Elektr-o-speicher, Gymnasi-al-zweig.

- Bei manchen Substantiva mit stammauslautendemSchwa wird die Kompositionsstammform durch Kür-zung gebildet.Beispiele:Erbs-e --- Erbs-brei(dagegen: Stärk-e --- Stärk-e-mehl).

- Alle Fugenelemente in deutschen Komposita (außer-s- und -n-) sind silbisch und werden (hier nuraußer -s-) in unbetonbaren Silben verwandt.

Daraus könnte man auf eine prosodische Motivationdieser Elemente schließen. Vielleicht haben siedie Aufgabe, die direkte Aufeinanderfolge mehre-rer betonter Silben zu verhindern.75

Beispiele:Licht-spiel --- Licht-er-kette, Licht-er-meer.

Als Beispiel könnte "Licht-reklame" vielleichteine indirekte Bestätigung der obigen Funktionsein.

In diesem Falle enthält das Stammparadigma wenig-stens zwei Kompositionsstammformen

Licht- und Licht-er-.

- Da das Element -s- das einzige ist, das in beton-ten Silben verwandt werden kann, steht es - eben-falls als einziges - der Aufeinanderfolge zweier

Page 25: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 25

betonter Silben nicht im Wege.Beispiel:Kalb-s-kopf.

-s- verhält sich auch silbenphonologisch, denn

. -s- kann wegen seiner niedrigen Sonoritätallen Lauten (außer -s) in der gleichen Silbefolgen -Beispiele:Weib-s-bild, Mord-s-kerl, Zeitung-s-junge,Rat-s-keller usw.;

. -s- fordert keine neue Silbe, wenn es nacheiner an sich abgeschlossenen Silbe einge-setzt werden soll; daher ist -s- auch als eineinsilbiges Fugenelement anzusehen -Beispiel:Weis-heits-zahn;

. -s- könnte wohl - ebenfalls wegen seiner nie-drigen Sonorität - bei Syllabierung in dienächste Silbe hinübergezogen werden; aber esgeht hier keine Verbindung mit einem Vokaloder einem anderen Konsonanten ein -Beispiele:Paus-papier --- nicht: "Pau-spapier"Haus-ordnung --- nicht: "Hau-sordnung".

Daraus ergibt sich, daß das Fugen-s stets amSilbenendrand bleibt und somit auch grundsätz-lich dem Erstglied eines Kompositums zuzuordnenist.

- Auch die anderen Fugenelemente schließen sichder Endsilbe des Erstgliedes eines Kompositumsan und lassen sich ebenfalls nicht in die An-fangssilbe des Zweitgliedes hinüberziehen.(-n- und -r- auch schon nicht wegen ihrer hohenSonorität!)76

- Schließlich kann festgestellt werden, daß jedephonologische Veränderung am Ende einer Stamm-form auf eine Fuge hinzeigt.

Da nun die Fuge mit der Bildung einer Komposi-tionsstammform "eindeutig" eine morphologischeFunktion (oder vielleicht mehrere?) offenbart77,ist die Frage zu stellen, ob diese nach den obenbeschriebenen phonologischen Einzelheiten nicht

Page 26: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 26

vielleicht in der Markierung der Morphemgrenzedurch eine Silbengrenze zu finden ist? Fuhrhopstellt fest, daß diese Funktion "nahe" liegt78,Eisenberg sucht unter ähnlichen Gegebenheitennach der Funktion, die vielleicht eine morpho-logische Grenze anzeigt79, wohingegen Wellmannsich mit dem Werdegang dieser möglichen Funk-tion auseinandersetzt und eine andere Variantedaher für wahrscheinlich hält.

Er erinnert an die Entstehungsgeschichte des Fu-genelements, die mit dem ersten Gebrauch vonKomposita in der deutschen Sprache verbundenist. Da wurde ein substantivisches Erstglied ineiner Genitivform verwandt, deren damit verbun-dene morphosyntaktische Funktion jedoch mit derZeit verloren ging. "Erhalten geblieben ist sieaber in der anderen Funktion, die das Flexions-suffix im Satz auch hat: am Ende des Wortes unddamit innerhalb eines Kompositums die Wortgrenzedes Erstgliedes zu markieren."80

Letztlich liefert Fuhrhop noch einen Beitrag zudiesem "Grenzproblem". Sie stellt fest:- viele Stämme, die auf "t" auslauten, bildenihre Kompositionsstammform auf -s-,

Beispiele:Gehalt-s-zahlung, Arbeit-s-amt;

- aber einige Stämme, die ebenfalls auf "t" aus-lauten, bilden ihre Kompositionsstammform ohne-s-,Beispiele:Saat-getreide, Bart-haar.

Da nun, wie die Beispiele belegen, die Komposi-tionsstammform nicht systematisch hergeleitetwerden kann81, bleibt folglich die gestellteFunktionsfrage nach wie vor offen.

b. Die flexionsmorphologische Ebene

Substantiva, die als Erstglieder in einer Komposi-tion verwandt werden, gleichen sich im allgemei-nen in folgenden Formen:

Page 27: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 27

1. Wortform (= Nom.Sing.) = Sack (der Sack)2. Flexionsstammform = Sack- (der Sack)3. Kompositionsstammform = Sack- (Sack-leinen)

Wenn sich nun in einem Stammparadigma die Komposi-tionsstammform (oder auch die -formen) durch einzusätzliches Element von der Flexionsstammform un-terscheidet, dann gilt diese Wortform, so sie alsErstglied in einem Kompositum eingesetzt wird, alsgefugt oder mit dem Zweitglied verfugt. W.o.

1. = Schiff (das Schiff)2. = Schiff- (das Schiff)3. = Schiff-s- (Schiff-s-junge)

Der Zusatz (hier das -s-) ist die Fuge und allederartigen Fugenelemente entsprechen in ihrer pho-nologischen Substanz Flexionsendungen.

Gleichwohl es unbestritten ist, daß die Bildung derFuge ursprünglich von der Flexion eines Wortes aus-gegangen ist, so gibt es doch für beide Formen, fürdie Kompositions- wie auch für die Flexionsstamm-form, eine Menge von Unvereinbarkeiten im gegenwär-tigen Deutsch, die deutlich machen, wie weit sienun einmal auseinanderliegen.82 Dazu gehören u.a.

a. die substraktiven Fugen, die mit einem Flexionssuf-fix nichts gemein haben -Beispiele:die Perl-e --- Perl-wein, Perl-zwiebel,die Kehl-e --- Kehl-kopf, Kehl-laut;

b. die semantisch falschen Plurale, die als A-Konsti-tuente gebraucht werden -Beispiele:die Sternschnuppe, die Sternschnuppe-nder Sternschnuppe-n-schweif --- der Schweif einer

Sternschnuppe,die Gans, die Gäns-eder Gäns-e-braten --- der Braten einer Gans;

c. die semantisch falschen Singulare, die als A-Kon-stituente mit Fugenelement gebraucht werden -Beispiel:der Anwalt, des Anwalt-s, die Anwält-edie Anwalt-s-kammer --- die Kammer der Anwält-e;

d. eine fehlende e/es-Variation bei der Fuge wie beim

Page 28: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 28

Genitivflexiv -Beispiele:der Sinn, des Sinn-s, des Sinn-esdie Sinn-es-änderung --- nicht: "Sinn-s-änderung"der Berg, des Berg-s, des Berg-esdie Berg-es-höhe --- nicht: "Berg-s-höhe";

e. "formal falsche" Genitive (o. Genitivformen) -Beispiel:die Liebe, der Liebe --- die Liebe-s-perle;

f. Substantiva mit s-Plural, von denen fast alle keinFugen-s- annehmen -Beispiele:das Sofa, des Sofa-s, die Sofa-s---das Sofa-kissendas Solo, des Solo-s, die Solo-s---der Solo-gesangdas Auto, des Auto-s, die Auto-s---die Auto-bahn.

Diese doch recht verschiedenartigen Beispiele zeigenan, daß das Fugenelement in der Kompositionsstammformund damit bei seiner Verwendung in der Komposition(mindestens) in der deutschen Gegenwartssprache keinefunktionale Gemeinschaft mit den Flexionsaffixen(mehr) hat. Dennoch wird dem, was sicherlich einmalwar, der Herkunft dieses Phänomens, in vielenwissenschaftlichen Arbeiten - auch in den letztenDezenien - Beachtung geschenkt.83

Es wird dabei, teilweise recht scharf, zwischen zweiKategorien von Fugen unterschieden: einerseits denparadigmischen, bei denen die A-Konstituente mit ihremFugenelement einer Flexionsform entspricht, und an-dererseits den unparadigmischen, bei denen dieseGleichheit bzw. Vergleichbarkeit nicht besteht.Beispiele:das Deck, des Deck-s --- der Deck-s-gastdie Sicherung, der Sicherung --- der Sicherung-s-

kasten

Nach der Fuhrhopschen Sprachregelung "...entsprichtbei paradigmischen Fugenelementen die Kompositions-stammform einer Wortform, also einem Element aus dementsprechenden Flexionsparadigma ... " und " ... wasnicht formgleich zu einer Wortform des Deutschen ist,ist dann ein unparadigmisches Fugenelement."84

Beispiele:paradigmisch --- der Mann, des Mann-s, des Mann-es,

die MännerMann-loch, Mann-s-bild, Mann-es-

Page 29: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 29

alter, Männ-er-chordas Ei, die Ei-erEi-dotter, Ei-er-löffel

unparadigmisch --- die Fertigkeit, der FertigkeitFertigkeit-s-übungdie Heirat, der HeiratHeirat-s-schwindler.

Paradigmische Fugenelemente werden fast ausschließlichbei substantivischen und bei verbalen Erstgliederneingesetzt und sind am häufigsten dem Flexionsaffixaus der Genitiv-Singular- oder dem aus der Plural-(Nicht-Dativ-)Form identisch. Der Grund hierfür, sovermutet Fuhrhop, verbirgt sich möglicherweise ineiner These von Wurzel85; der stellt nämlich fest, daßdiese beiden Formen neben der Grundform zu den"stabilsten Formen" der deutschen Substantivflexion zuzählen sind.86

Beispiele: Kstf Kompositumder Staat Staat-s- Staat-s-bürgerschaftdes Staat-sder Student Student-en- Student-en-kneipedes Student-endie Beere Beere-n- Beere-n-obstdie Beere-ndie Frucht Frücht-e- Frücht-e-brotdie Frücht-e

Jedoch, wenn nach diesen Kriterien untersucht undeingeteilt werden soll, ist zu beachten, daß dieGenitiv-Singular-Form im allgemeinen nur bei masku-linen und neutralen Substantiva zu erkennen ist,wohingegen schwache maskuline und feminine Hauptwörterkeinen Kasusunterschied im Singular ausdrücken. Daherist bei den letzteren "... die zur Kompositions-stammform formgleiche Wortform häufig nicht eindeutigzu kategorisieren."87

Beispiele:der Himmel, des Himmel-s --- Himmel-s-körperdas Schwein, des Schwein-s --- Schwein-s-borste

der Schlitten die Gabeldes Schlitten der Gabeldem Schlitten der Gabelden Schlitten die GabelSchlitten-fahrt Gabel-bissen

Page 30: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 30

Als unparadigmische Fugenelemente werden in der Ge-genwartssprache -s-, -en- und -ens- gebraucht; wobei-s- diachron auch unparadigmisch und dagegen -en- und-ens- paradigmisch waren.

Beispiel:mhd. swan, swanen = schwach maskulin flektiert ---darauf ist das heute gebräuchliche Kompositum "Schwan-en-hals" zurückzuführen.

Aber diese Feststellungen sollten, wie zuvor schon zurFunktion dargestellt (S.22), nicht darüber hinweg-täuschen, daß heute die Interpretation - das unpara-digmische Fugen-s sei (auch bei Feminina) eine Über-tragung reiner genitivischer Begriffsverhältnisse -allgemein verworfen wird.

Während Gallmann z.B. zu dem Schluß kommt, das Fugen-elemente generell keine Kasussuffixe (mehr) sind88,hält Demske es für annehmbar, daß das sog. unpara-digmische "s" bestenfalls als eine "... analoge Über-tragung eines s-Suffixes ..." angesehen werden könnte.Folglich, so stellt Fuhrhop fest, "... ist das Be-griffsverhältnis des Genitivs keine hinreichendeBedingung für eine Formgleichheit der Kompositions-stammform zur Genitivform."89

Wenn dann Fugen trotzdem flexionsmorphologisch und be-sonders noch unter dem Gesichtswinkel - paradigmischoder unparadigmisch - zu betrachten sind, dann solltenicht außer acht gelassen werden, daß einerseits,wissenschaftlich unbestritten, das Fugenelement zumErstglied gehört und von dieser Konstituenten auch dasjeweils passende bzw. "richtige" Element bestimmtwird, und daß andererseits dann, wenn ein Stammmehrere Kompositionsstammformen ausgebildet hat, dasZweitglied mit hoher Wahrscheinlichkeit auf die Wahlder im Einzelfall zu berücksichtigenden Form Einflußnimmt.

Fuhrhop ist nicht die einzige Sprachforscherin, diehier eine Abhängigkeit von der Wortart des Zweit-gliedes und damit zugleich auch von der Wortart desgesamten Stammes für möglich hält.90 Eisenberg ergänztdiese Auffassung, in dem er Fugen als relationalbezeichnet und sie deshalb auch als Infixe kate-gorisiert.91

Beispiele:

Page 31: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 31

der Mann Mann- --- Mann-haftigkeitdes Mann-s Mann-s- --- Mann-s-leutedes Mann-es Mann-es- --- Mann-es-wortdie Männ-er Männ-er- --- Männ-er-sache

c. Die derivationsmorphologische Ebene

Wenn zwei Simplizia als A- und B-Konstituente zu einemKompositum verbunden werden, richtet sich die Ver-fugung nach der Kompositionsstammform (Kstf) derA-Konstituente.Beispiel:die Bahn -- Kstf: Bahn- --- Bahn-hof

Dieses neu entstandene Wort bildet eine eigene Kompo-sitionsstammform aus, über die es dann mit eineranderen B-Konstituente zu einem neuen Kompositum zu-sammengesetzt werden kann.Beispiel:der Bahnhof -- Kstf: Bahnhof-s- --- Bahnhof-s-halleDas Fugenelement-s gibt nun zu erkennen, wo eine"Binnengrenze" liegt, denn es ist nicht von einer"Bahn -- hofhalle", sondern von einer Bahnhof-s-halledie Rede.Oder:Nicht: "Himmel -- fahrtag" sondern:

Himmelfahrt-s- tag.

Diese Beobachtung hat schon früher dazu geführt, daßzum einen den Fugenelementen die morphologischeGliederung als eine mögliche Funktion zugedacht undzum anderen in der Länge des ersten Komposi-tionsgliedes ein bestimmter Einfluß auf die Fugungvermutet wurde.

Zepic hat dann "die Distribution der Verbindungsmor-pheme im Hinblick auf die Länge des ersten Kompo-sitionsgliedes" eingehend untersucht und festgestellt,daß, an der Häufigkeit des Vorkommens gemessen, zweiVarianten hervorstachen: Komposita mit "Null-Fuge" undsolche mit -(e)s-Fuge. Ferner fiel an dem ausgewähltenKorpus auf, daß Worte, deren Erstglied nur ein Morphemumfaßte, mit "Null" gefugt waren und dessen"...Erweiterung um wenigstens ein Morphem..." zu einerZusammensetzung mit dem -(e)s-Element führte.92

Page 32: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 32

Dabei stellte sich u.a. heraus, daß die Verlängerungdes Erstgliedes nicht unbedingt ein selbständiges Wortsein mußte. Es reichte schon, z.B. nur ein Präfixanzufügen, so daß die A-Konstituente weiterhin einSimplex blieb.

Beispiele:Stein -- Stein-schlag / Ge-stein -- Ge-stein-s-artSicht -- Sicht-grenze / An-sicht -- An-sicht-s-karte

Um allerdings die Untersuchung von Zepic bessereinordnen zu können, sollte darauf aufmerksam gemachtwerden, daß die herangezogenen Beispiele als Erstgliedüberwiegend ein Verbalabstraktum und als Zweitgliedein Substantivum aufwiesen.

Beispiele:Griff-technik -- Angriff-s-waffeFlug-gast -- Ausflug-s-dampfer

Die Ergebnisse der Arbeit und nachgehende Unter-suchungen zeigen nun ungelöste Probleme der Fugen-morphologie mit aller Deutlichkeit, auch wenn diesenur auf einen Ausschnitt bezogen sind.

So ist sicherlich anhand des ausgewählten Materialseine "Tendenz"93 zu erkennen, die besagt, daßeinmorphemige Erstglieder in einem Kompositum fugenlosoder durch eine "Null-Fuge" mit der B-Konstituente,daß polyphemische erste Konstituenten (mindestens zweiMorpheme insgesamt) mit Hilfe eines Fugenelements -überwiegend -(e)s- - verbunden werden.

Aber --- es ist eben nur eine "Tendenz", denn es gibtsehr viele oder besser zu viele Abweichungen (oderAusnahmen) hiervon, die einfach nicht erlauben, ausden bisherigen Feststellungen etwa eine Systematik zuerkennen, die auch als Regularität anerkannt werdenkönnte.

Beispiele:rufen -- der Ruf --- Ruf-zeichen, Ruf-name, Ruf-morda. An-ruf-beantworter, An-ruf-tasteb. Be-ruf-s-berater, Be-ruf-s-beamter,

Be-ruf-s-spielerc. Aus-ruf-e-zeichen

ziehen -- der Zug--- Zug-brücke, Zug-nummer, Zug-wind,Zug-führer, Zug-kraft, Zug-tier

Page 33: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 33

a. Ab-zug-s-kanal, Durch-zug-s-arbeitb. An-zug-s-vermögen, An-zug-s-kraftc. An-zug-ordnung, An-zug-abteilungd. Be-zug-s-schein, Be-zug-s-stoff, Be-zug-s-systeme. Be-zug-s-rechtf. Be-zug-nahme

Land = Boden und Land = Staata. Land-mann, Land-haus, Land-adelb. Land-s-mann, Land-s-leute, Land-s-mannschaft

Land-es-regierung, Land-es-sprache, Land-es-amtLänd-er-kampf, Länd-er-kunde, Länd-er-name

stehen -- der StandStand = stehende Stellung / Stand = Berufsstand, Ge-

sellschaftsschichta. Stand-bein, Stand-bild, Stand-gerichtb. Ständ-e-ordnung, Ständ-e-rat, Ständ-e-staat

Stand-es-ehre, Stand-es-pflicht, Stand-es-herrc. Ab-stand -- Ab-stand-halter, Ab-stand-s-summe

An-stand -- An-stand-s-wauwau, An-stand-s-regelBe-stand -- Be-stand-teil, Be-stand-s-aufnahmeEin-stand -- Ein-stand-s-preis, Ein-stand-s-feteVer-stand -- Ver-stand-es mensch

Diese Beispiele zeigen schon, daß die erkannte"Tendenz" wohl den Ansatz und die Durchführung derzugehörigen Untersuchung von Zepic rechtfertigen kann--- mehr aber nicht. Eine absolute Regelhaftigkeitoder Systematik ist nicht zu erkennen.

Es bleibt die Frage, ob sich wenigstens Ausblicke fürweitere Forschungen, z.B. aus den oben aufgeführtenKomposita und deren Gruppenzuordnungen, ergeben?

So fällt doch u.a. auf, daß häufig polyseme Ver-balabstrakta in Erstgliedern nur entsprechend ihrerGruppenzugehörigkeit verfugt werden.

Beispiele:der Ruf --- a. Anruf-beantworter

b. Beruf-s-berater

der Zug --- a. Anzug-ordnungb. Anzug-s-vermögen

das Land --- a. Land-mannb. Land-s-mann

Page 34: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 34

der Stand --- a. Stand-beinb. Stand-es-ehre, Ständ-e-ordnung

Dieses jedoch nun als regelrecht zu verallgemeinern,dürfte schwerfallen, da schon der obige kleine KorpusFragen aufwirft. So z.B. -- warum nennt man das "!"ein Ausruf-e-zeichen, obwohl doch sicherlich das Mor-phem "-ruf" semantisch mit dem "-ruf" in Anrufbe-antworter identisch ist? Auch phonologisch dürften fürdiesen Einsatz eines Fugen-e keine Gründe vorliegen,denn die Endsilbe des Erstgliedes endet in beidenFällen gleich und ein "f" fordert auch nicht unbedingtdie Einfügung eines Fugenelementes, wenn das Zweit-glied mit einem "z" beginnt.

Beispiele:Auskauf-zeit, Sauf-zeit, Krankenlauf-zettel, Ruf-zeichen

Weitere Rätsel geben im Rahmen dieses Kapitels und derArbeit von Zepic die Komposita

Bezug-s-schein, Bezug-s-stoff, Bezug-s-systemauf, da sie nach Duden sowohl mit wie auch ohneFugen-s verwandt werden können.94

Dagegen benötigt das zusammengesetzte Wort "Bezug-s-recht" das Fugen-s, während "Bezug-nahme" fugenlosbleibt. Folglich ist es nach Duden sogar falsch,"Bezug-recht" oder "Bezug-s-nahme" zu sagen oder zuschreiben.

Es sind keine derivationsmorphologischen, keinesemantischen und auch keine phonologischen Gründegefunden worden, um diese Sprachregelung zu erklären.Auch ein Blick zurück in die Entstehungsgeschichte,insbesondere des wesentlichen Wortteiles im Erstglied"-zug", führt hier nicht weiter.95

Alle diese aufgeführten Richtungen haben, genauso wiedie im Rahmen dieser Arbeit zu Rate gezogeneFachliteratur, keine eindeutige Klärung gebracht undtragen so dazu bei, die nach wie vor bestehendeFugenproblematik zu verdeutlichen, wenn nicht dieBildung der Kompositionsstammform hier einen Auswegaus den Widerständen gegen Regularitäten zeigt.

Viele Stämme bilden z.B. mehrere Kompositionsstammfor-men aus, bei denen solche mit und solche ohneFugenelement nebeneinander stehen.

Page 35: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 35

Beispiele:Kstf KompositaZug- Zug-brücke, Zug-führerBezug- Bezug-nahme, Bezug-scheinBezug-s- Bezug-s-recht, Bezug-s-schein

Da die Stämme nicht immer, sondern eben nur"manchmal"96 auch Unterschiedliches bedeuten können,bleibt die Frage, nach welchen Regeln wird die jeweilsrichtige Kompositionsstammform ausgewählt?

Die Fugenelemente

Nach Wellmann sind fast 73% aller Substantiv/Substan-tiv-Komposita "fugenlos" gebildet (Nacht-zug). Derübrige Teil, die ca. 27% Zusammensetzungen, die beirichtigem Gebrauch ein Fugenelemenmt benötigen, sollim Folgenden - nach den einzelnen Morphemen geordnet- näher betrachtet werden. Dabei werden verschiedeneUntersuchungsergebnisse wie auch Auffassungen zurThematik - insbesondere von Zepic97, Wellmann98,Fuhrhop99 und Eisenberg100 herausgestellt.

Eine Größenordnung nach der Häufigkeit des Vorkommensder Elemente mag dieses Bild vermitteln:

Fuge bei Substantivkomposition

- - (Nullf.) = 72.8%- (e)s - = 14.8%- (e)n - = 9.7%- e - = 1.3%- er - = 0.7%Sonst. = 0.7% 101

In den bisher hierzu durchgeführten Untersuchungenwerden die Fugenelemente überwiegend nach phonologi-schen Gesichtspunkten unterteilt. Fuhrhop scheintdiese Bearbeitung auch naheliegend zu sein, da, soihre Begründung, zum einen in der Derivations-morphologie gleichermaßen verfahren wird und zum

Page 36: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 36

anderen die Flektionsmorphologie nicht als Beispieldienen kann, weil in ihr nach der Funktion geordnetwird und diese ist ja gerade in der Fugenmorphologienoch weitgehend unklar.102

Auch Zepic hat diese Auffassung in Teilen bereitsfrüher indirekt bestätigt. Seine Arbeit über " dieDistribution der Verbindungsmorpheme in Bezug auf denFlexionstyp" offenbart zwar, daß das eine oder dasandere Element öfter - oder fast nur bei Wörtern einesFlexionstypes - vorkommt. Jedoch reichen diese Fest-stellungen nicht zur Aufstellung von Regeln aus.

Seine Untersuchung schließt er darum auch mit derBemerkung ab: "Wie aus der Analyse hervorgeht, bestehtfür jedes Wort eine Auswahl der Verbindungsmorpheme,die nach Flexionstyp zwischen eins und vier schwankt.Welches Verbindungsmorphem in welcher konkretenBildung gebraucht wird, läßt sich nach dieser Analysenicht eindeutig sagen."103

Eine anders geartete Ordnung ist dagegen die bisherviel benutzte Einteilung in paradigmische bzw. unpara-digmische Fugenmorpheme. Allerdings meint Eisenbergdazu, daß diese Unterscheidung nur dann Sinn macht,"...wenn sich die paradigmischen Fugen im Prinzipanders verhalten als die unparadigmischen."104

Da jedoch nach dem heutigen Forschungsstand ent-sprechende Abweichungen voneinander häufig gar nichtbestehen oder nicht erkennbar sind bzw. eine Unzahlvon Ausnahmen von den vorgegebenen Kriterien für dieseGruppierungen auszumachen sind, schlägt er vor, dieseUnterteilung hier "...gänzlich außer Acht zulassen."105 (Siehe auch "Die -s-Fuge").

- Die s-Fuge

Bei einer Einzelbetrachtung der s-Fuge ist derenEinordnung in ein paradigmisches und in ein unpa-radigmisches Element nicht zu übergehen, da in denmeisten Forschungsberichten hierzu immer wieder dieseUnterteilung angewandt wird.

Page 37: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 37

Lediglich Eisenberg schließt sich dieserVorgehensweise nicht an, denn er hält sie nicht fürnotwendig, wenn nicht sogar für falsch.106 Davonausgehend, daß das "s" in der Substantivflexion alsPlural- und als Genitivsuffix vorkommt, begründet erseine Auffassung im Wesentlichen mit drei Fest-stellungen:

1. Im Sinne des Pluralsuffixes ist die s-Fuge so gutwie gar nicht paradigmisch. Von den sehr wenigenAusnahmen, den eindeutig markierten Pluralia tan-tum, abgesehen, kommt ein solches Fugenelement beieinem Erstglied mit s-Plural überhaupt nichtvor.107

Beispiele für die Ausnahmen:der Shrimp, die Shrimp-s - fast nur im Pluralgebraucht = Shrimp-s-cocktailder Chip, die Chip-s - Gebrauch w.o. =Chip-s-schüssel, -tüte

2. Die s-Fuge kann nicht wie der Genitiv Singular inden Varianten "s" und "es" erscheinen. (Siehe S.22)

3. Im Sinne des Genitivsuffixes ist die s-Fuge wohlfast ebenso paradigmisch wie unparadigmisch.108

Beispiele:des Beitrags, Beitrages --- die Beitrag-s-klasseder Kleidung --- das Kleidung-s-stückdes Boots, Bootes --- die Boot-s-ausrüstung

Diese unterschiedliche Auffassung wird schon im Ansatzvon Untersuchungen über das Fugenverhalten von Erst-gliedern mit deutschen oder fremden Suffixen deutlich.Wellmann unterteilt nach unparadigmisch und para-digmisch109, Fuhrhop desgleichen - aber über dieBildung einer Kompositionsstammform110, Zepic unter-sucht "die Distribution der Verbindungsmorpheme imHinblick auf das (deutsche oder fremde) Suffix des1.Kompositionsgliedes"111 und Eisenberg interessiert indiesem Zusammenhange lediglich das Auftreten der s-Fuge nach Substantivierungssuffixen112.

Übereinstimmend wird aber festgestellt, daß regelmäßigeine s-Fuge steht nach

1. Femina mit den deutschen Suffixen

Page 38: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 38

-keit, -heit, -igkeit, -schaft, -ung,mit den fremden Suffixen-ität, ion.

Beispiele:Kstf.

Heiterkeit Heiterkeit-s- --- Heiterkeit-s-erfolgReinheit Reinheit-s- --- Reinheit-s-gebotTätigkeit Tätigkeit-s- --- Tätigkeit-s-berichtSeilschaft Seilschaft-s- --- Seilschaft-s-gefügeEinstellung Einstellung-s- --- Einstellung-s-

untersuchungImmunität Immunität-s- --- Immunität-s-verlustRevolution Revolution-s- --- Revolution-s-ratAusnahme:

Kommunion Kommunion- --- Kommunion-bank2. Maskulina mit dem deutschen Suffix

-ling,mit den fremden Suffixen-ier, -ier.

Beispiele:Kstf.

Findling Findling-s- --- Findling-s-stein

Offizier Offizier-s- --- Offizier-s-kasinoaber: Offizier- --- Offizier-anwärter

Bankier Bankier-s- --- Bankier-s-essen

3. Neutra mit den deutschen Suffixen-sal, -tum.

Beispiele:Kstf.

Schicksal Schicksal-s- --- Schicksal-s-kampfEigentum Eigentum-s- --- Eigentum-s-wohnung

Darüberhinaus haben Zepic und Wellmann herausgefunden,daß als Erstglied gebrauchte Femina mit dem Suffix -utwahrscheinlich immer und Maskulina mit dem Suffix -elbis auf einige Ausnahmen ein Fugen-s annehmen.

Beispiele:Kstf.

Armut Armut-s- --- Armut-s-zeugnisDemut Demut-s- --- Demut-s-gebärdeTeufel Teufel-s- --- Teufel-s-kerlHandel Handel-s- --- Handel-s-blatt

Page 39: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 39

Himmel Himmel-s- --- Himmel-s-türAusnahme: Himmel- --- Himmel-reich

Bei einer anderen, relativ großen Gruppe Kompositazieht das Phonem "t", wenn es Auslaut des Erstgliedesist, fast immer ein Fugen-s nach sich. Es handelt sichdabei um mehrsilbige Femina, die für Eisenberg zu denPartikelverben zählen113. Nach Wellmann werden sie vonvier Auslautphonemen gesteuert114.

1. ft (-schaft)2. t (-zucht, -sicht, -nacht, -sucht, -macht,

-furcht, -flucht)3. Rt (-fahrt; auch: Gegenwart, Geburt)4. Lt (Unschuld, Geduld, Einfalt, Sorgfalt, Anstalt).Beispiele:

Kstf.Mannschaft Mannschaft-s- --- Mannschaft-s-busAufzucht Aufzucht-s- --- Aufzucht-s-milch

aber:Hundezucht Hundezucht- --- Hundezucht-verein

Absicht Absicht-s- --- Absicht-s-erklärungRücksicht Rücksicht-s- --- Rücksicht-s-losigkeit

aber:Rücksicht- --- Rücksicht-nahme

(ebenso das MaskulinumKehricht Kehricht- --- Kehricht-haufen)

Mitternacht Mitternacht-s- --- Mitternacht-s-sonneSehnsucht Sehnsucht-s- --- Sehnsucht-s-melodieWehrmacht Wehrmacht-s- --- Wehrmacht-s-berichtZuflucht Zuflucht-s- --- Zuflucht-s-ort

Abfahrt(Ski) Abfahrt-s- --- Abfahrt-s-lauf,

-rennen, -piste(Bahn) Abfahrt- --- Abfahrt-signal,

-gleis, -zeitAbfahrt-s- --- Abfahrt-s-signal,

-gleis, -zeit

Gegenwart Gegenwart-s- --- Gegenwart-s-formGeburt Geburt-s- --- Geburt-s-tagUnschuld Unschuld-s- --- Unschuld-s-lammGeduld Geduld-s- --- Geduld-s-fadenEinfalt Einfalt-s- --- Einfalt-s-pinselSorgfalt Sorgfalt-s- --- Sorgfalt-s-pflicht

Page 40: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 40

Anstalt Anstalt-s- --- Anstalt-s-leiter

An dieser Stelle fällt wieder einmal die Viel-fältigkeit der Fugenmorphologie ganz besonders auf.Einerseits folgt mehrsilbigen Erstgliedern in derMehrzahl (aber auch nicht immer!) ein Fugen-s, wiehier z.B. mehrsilbige Feminina mit den Suffixen -zucht, -sicht, -nacht, -sucht, -macht, -flucht, und-fahrt, andererseits werden dieselben Suffixe alsSimplizia fugenlos mit einem Grundwort verbunden.

Beispiele:Zucht-schwein, Sicht-gerät, Nacht-quartier, Sucht-gefahr, Macht-apparat, Flucht-hilfe, Fahrt-kosten.Es kann also festgestellt werden, daß hier wederMehrsilbigkeit, Auslautphonem, Genus noch Ableitungenvon Partikelverben (Unzucht-s-paragraph --- Anlage-mittel) zu einer Regel für die Verfugung führen, die-wenn überhaupt- nur wenige Ausnahmen zulassen würde.

Schließlich soll noch auf zwei Besonderheiten beisuffigierten Erstgliedern hingewiesen werden:

1. Die Suffixe -er, -ig, -rich und -um schließen dieB-Konstituente vorwiegend fugenlos an und ziehennur in einigen wenigen Fällen eine s-Fuge nach.115

Beispiele:Bürger-meister --- Bürger-s-mannHunger-kur --- Hunger-s-notKönig-reich --- König-s-adlerFähnrich-abzeichen --- Fähnrich-s-prüfungAlbum-blatt --- Datum-s-stempel

2. Kein Fugen-s folgt den Suffixen -ei (-erei) und-in, obwohl alle Worte, die mit ihnen gebildet wer-den, Feminina sind.116

Beispiele:Kstf.

Pfarrei Pfarrei- --- Pfarrei-gartenMeierei Meierei- --- Meierei-butteraber:Königin Königin-nen- --- Königin-nen-treffenLehrerin Lehrerin-nen- --- Lehrerin-nen-konferenz

Königin Königin- --- Königin-mutter

Die Kompositionsstammform bei den Wörtern mit dem

Page 41: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 41

Suffix -in ist formgleich der Pluralform. Ein Ge-brauch dieser Feminina in der Singularform alsErstglied ist nicht bekannt. Die Kopulativkomposita- wie Königin-mutter - werden fugenlos mit derB-Konstituente verbunden.

Alle diese Übersichten mit den Beispielen belegenrecht eindeutig, daß für Erstglieder mit einemdeutschen oder fremden Suffix keine einheitlicheAussage über deren Verfugung in einem Kompositumgemacht werden kann. Zepic sagt am Ende seinerdiesbezüglichen Arbeit aus: "Für einige Suffixe läßtsich das Verbindungsmorphem mit Sicherheit vorher-sagen, bei einigen gibt es eine Auswahl von Ver-bindungsmorphemen und bei einer geringen Zahl herrschtUnsicherheit."117

Diese Suffixe, wie -ling, -keit, -heit und sal, sinduneinheitlich bezüglich des Genus (die Heiserkeit, dasSchicksal, der Däumling usw.), aber sie gleichen sichin ihren morphologisch-prosodischen Eigenschaften;d.h. nach der Eisenbergschen Wortakzenttheorie sindsie alle betonungsneutral und fußbildend.118 Siefordern nicht den Wortakzent, haben dafür aber einensilbischen Plural (Schwasilbe), der einen Nebenakzentträgt - die sog. "Fußbildung".

Beispiele:die Bosheit --- die Bosheit-endie Mannschaft --- die Mannschaft-en

Das besondere und somit bemerkenswerte an den sosuffigierten Substantiven ist nun, daß bei ihrerVerwendung als Erstglied in einem Kompositum diese(paradigmische) Schwasilbe entfällt und an ihre Stelledas Fugen-s tritt. Das "s" ist somit "nicht nurunparadigmisch, sondern geradezu antiparadigmisch.(Wie bekannt)... ist es nicht silbisch, aber es zeigtSubstantivität für die große Klasse der heimischenbetonungsneutralen Substantivierungssuffixe an undmarkiert (auch) eine morphologische Grenze."119

Beispiele:die Mannschaft-en --- der Mannschaft-s-busdie Schicksal-e --- die Schicksal-s-gemeinschaftdie Leistung-en --- das Leistung-s-vermögen

Interessant ist in diesem Zusammenhange eine Be-obachtung, die vielleicht die oben zitierte Auffassung

Page 42: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 42

vom "Antiparadigmischen" unterstützen kann: ebenfallsbetonungsneutrale deutsche Suffixe, die aber keinensilbischen Plural nach sich ziehen, nehmen nicht dasFugen-s als Verbindung zum Zweitglied in einem Kom-positum. Hierzu gehören insbesondere Derivations-suffixe wie -ler, -er und -chen.

Beispiele:der Tischler, die Tischler --- Tischler-stuhlder Maurer, die Maurer --- Maurer-kelledas Mädchen, die Mädchen --- Mädchen-kleider

Bei einer anderen Wortgruppe wird unter bestimmtenVoraussetzungen ebenfalls regelmäßig das Fugen-s ge-braucht: bei den Deverbativa mit einfachem wie auchmit präfigiertem Verbstamm.

Während Eisenberg hier explizit auf eineGenusunterteilung verzichtet120, machen Fuhrhop undauch Wellmann darauf aufmerksam, daß bei derartigsubstantivierten Infinitiven nur dann im allgemeinenein Fugen-s folgt, wenn sie sächlichen Geschlechtssind.121

Weiter sollte nicht unbemerkt bleiben, daß diesesFugenelement das zu ihm gehörende Erstglied in derForm eines Infinitivums als Substantiv kennzeichnetund sicherlich gerade darum an dieser Stelle auchbesonders motiviert ist. Im übrigen verhalten sichsolche Deverbativa nicht anders als die anderen auf-en endenden Substantiva.

Beispiele:

einfacher Verbstammleiden das Leiden Leiden-s-zeitessen das Essen Essen-s-gewohnheit

präfigierter Verbstammverbrechen das Verbrechen Verbrechen-s-bekämpfungunternehmen das Unternehmen Unternehmen-s-führung

Substantiva:das Examen Examen-s-feier

Anders sieht es dagegen bei den Deverbativa maskulinenGeschlechts aus. Sie können sowohl eine s-Fuge nach

Page 43: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 43

sich ziehen, als auch sich fugenlos mit der B-Kon-stituenten verbinden.

Beispiele:schrecken der Schrecken Schrecken-s-herrschafthusten der Husten Husten-bonbontropfen der Tropfen Tropfen-fänger

Es scheint fast so, daß "der Schrecken" mit dem Fu-gen-s z.B. in "Schrecken-s-herrschaft" als eine Aus-nahme gelten kann. Aber es "scheint" wohl nur so zusein, denn möglicherweise hilft der von Fuhrhopgewiesene Weg weiter und führt vielleicht sogar zueiner Regelhaftigkeit.

Sie meint nämlich, daß diese Formen - wie "das Leiden,Essen, Verbrechen, Unternehmen und der Schrecken" -zwar als substantivische Infinitive ausgelegt werdenkönnen, treffender sei aber wohl, daß sie sich alsSubstantive eindeutig verselbständigt haben. Infol-gedessen bezeichnen oder beschreiben sie auch nichtmehr das Handeln - z.B. "(etwas) unternehmen" - son-dern sind zur Darstellung eines Konkretums geworden -z.B."das Unternehmen".

Als weiteres Merkmal ist bei ihnen die Pluralfähig-keit offenkundig - wie "die Leiden, Essen, Verbrechen,Unternehmen und Schrecken".

Somit darf festgehalten werden, daß vor allem neu-tralen und auch einigen wenigen maskulinen Worten, diein ihrer Form dem entsprechenden substantivierten In-finitivum gleichen und als Erstglied in einemKompositum gebraucht werden, ein "s" als Fugenelementfolgt, wenn sie sich als Substantive verselbständigthaben, also auch lexikalisiert sind und eine Plu-ralform bilden können.122

Die übrigen Deverbativa benötigen kein Fugen-s. Siewerden fugenlos verbunden - entweder in der vollen In-finitivform oder nach Tilgung der Infinitivendung -en.

Beispiele:nutzen der Nutzen keine Pluralbildung

Nutz-effekt, -nießerhusten der Husten selten Pluralbildung

Husten-saft, -anfalltropfen der Tropfen, die Tropfen

Tropfen-fänger, Tropf-steinhöhle

Page 44: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 44

stopfen der Stopfen, die StopfenStopf-garn, -buchse

naschen keine Verselbständigung als Substantiv mitveränderter Semantik gegenüber dem VerbNasch-katze, -sucht

bauen siehe "naschen"Bau-geschäft, -herr

Schließlich bleibt die Frage zu stellen, ob Dever-bativa Kompositionsstammformen bilden können und ggf.wie?

Fuhrhop ist der Auffassung, daß dieses für sub-stantivische Infinitive vielleicht zu verneinen wäre,wenn nicht z.B. der Verbstamm "Lauf-" in den Komposita"Lauf-schuhe, -training usw." als eine solche Stamm-form erkannt wird.

Mit hinreichender Sicherheit kann davon ausgegangenwerden, daß die "vormaligen" Infinitive, wenn sie sichals Substantive mit veränderter Semantik verselb-ständigt haben, in der Lage sind, Kompositionsstamm-formen zu bilden.123

Beispiele:Kstf.

essen das Essen Essen-s- --- Essen-s-zeitEssen- --- Essen-ausgabeEss- --- Ess-besteck124

Eß- --- Eß-kultur125

tropfen der Tropfen Tropfen- --- Tropfen-formTropf- --- Tropf-flasche

- Die es-Fuge

Wie an so manchen anderen Punkten der Komposition, soscheiden sich auch bei der es-Fuge die "Geister".Während z.B. Zepic, Wellmann und auch Fleischer siezur s-Fuge zählen, halten Fuhrhop und Eisenberg siefür selbständig und widmen -es- wie -s- eigeneKapitel.

Page 45: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 45

Bei einem Vergleich einer Reihe von Einzelheitenwerden verschiedene Untersuchungsergebnisse und auchunterschiedliche Auffassungen deutlich.

1. Eisenberg betrachtet die es-Fuge als ein selbstän-diges Element, das "offensichtlich isoliert" undzugleich unproduktiv ist; Fuhrhop sieht gleichfallsdessen Eigenständigkeit und geringe Verbreitung,ordnet es aber eindeutig bei den "paradigmischenFugen" ein.Dagegen bezeichnet Zepic die es-Fuge als die län-gere Form der s-Fuge und Fleischer wiederum erkenntsie als Variante dieses Verbindungsmorphems.Schließlich faßt Wellmann -es- und -s- zu -(e)s-zusammen, weil "... deren Verteilung bei den Fugenweitgehend mit der Distribution der gleichlautendenVarianten in der Flexion übereinstimmt."126

2. Weitgehende Einigkeit besteht dagegen bei der Ver-teilung der es-Fuge im Hinblick auf das Genus desErstgliedes. Während Eisenberg sich hier nicht ein-deutig festlegt ("...tritt bei einer ganzen Reihevon Maskulina und Neutra auf..."), folgt Fuhrhopihrer paradigmischen Einordnung, die bekanntlichdiese Genera fordert.Wellmann, Fleischer und Zepic stellen wohl diesesSpezifikum nicht expressis verbis fest, aber lassenaus Beispielen und Kontext eine Übereinstimmung er-kennen.

Einzige Ausnahme scheint zu sein:die Huld --- und das in der Gegenwartssprache kaumnoch gebrauchte Kompositum "Huld-es-zeichen".127

Ebenso scheint Einmütigkeit darüber zu herrschen,daß ein Erstglied, dem eine es-Fuge folgt, Simpli-zia sein muß, wenn man von sehr wenigen Ausnahmenabsieht. (Dagegen wird bekanntlich die s-Fuge über-wiegend nach zwei- und mehrsilbigen Bestimmungswör-tern gebraucht.)

Ausnahme:der Verstand --- Verstand-es-mensch, -kraft,

-schärfe(aber z.B.:der Bestand --- Bestand-s-aufnahmeder Aufstand --- Aufstand-s-versuch)

Zusätzlich will Fleischer die Auslautung des ein-

Page 46: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 46

silbigen Erstgliedes auf einen Verschlußlaut fest-gelegt wissen - wie z.B. Tag-es-zeit, Lob-es-hymne,Landes-amt für ... usw. - und bezeichnet Kompositawie "Fest-es-freude, -sucht" als Ausnahmen.Fuhrhop behagt diese "Fast-Ausschließlichkeit" wohlnicht und ergänzt daher die Beobachtung durch Bei-spiele wie "Kreuz-es-tod" oder "Blitz-es-schnelle"mit ihrem "...koronalen Frikativlaut...".128

Darüberhinaus macht sie darauf aufmerksam, daß diedirekte Nachbarschaft einer es-Fuge zur akzenttra-genden Silbe des Wortes geradezu auffällig ist undwohl als Vorbedingung für den Gebrauch dieses Ele-mentes zu werten ist.129

Beispiele:Arm-es-länge - Geist-es-gegenwart - Tag-es-zeit -Meer-es-alge

Ist es vielleicht auch eine Erklärung (neben ande-ren) für den Gebrauch der es-Fuge in dem (einzi-gen?) zweisilbigen Erstgliedder Verstand --- Verstand-es-mensch?

3. Wellmanns Behauptung, daß bei den Lexemen, denenals Erstglied in einer Komposition das Fugen-esoder, wie er es ausdrückt, die Variante -es- (von-s-) folgt, auch in der Flexion das Flexiv -s-vorkommt130, kann ohne die Erwähnung von Ausnah-men nicht Bestand haben.

Beispiele:das Meer, des Meers, des Meeres

--- Meer-es-leuchtender Sinn, des Sinns, des Sinnes

--- Sinn-es-täuschungaber:das Eis, --- , des Eises

--- Eis-es-kälteder Blitz, --- , des Blitzes

--- Blitz-es-schnelle131

Etwas anders drückt sich dagegen Fuhrhop aus; beiihr entspricht das es-Element nur der Genitiv-Sin-gular-Form. Diese Punktierung auf den Singular er-folgt (wahrscheinlich) ganz bewußt, weil zum einendiese Variante des Flexivs -s- keine mögliche Plu-ralmarkierung ist und zum anderen auf diesem Hin-

Page 47: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 47

tergrund die oben schon erwähnte Eigenständigkeitder es-Fuge belegt werden kann. Denn - während inder Flexion bei der Genitiv-Singular-Form von Mas-kulina und Neutra zwischen den Flexiven -s- und-es- variiert werden kann, ist ein Wechsel zwischens- und es-Fuge nicht möglich.132

Beispiele:des Diebs, des Diebes --- Dieb-s-gesindel

aber nicht: "Dieb-es-gesindel"des Bedarfs, des Bedarfes --- Bedarf-s-ampel

aber nicht: "Bedarf-es-ampel"des Leibs, des Leibes --- Leib-es-übung

aber nicht: "Leib-s-übung"des Meers, des Meeres --- Meer-es-bucht

aber nicht: "Meer-s-bucht

Schließlich sollte noch angemerkt werden, daß beider es-Fuge ein regelhaftes Genitivverhältnis nichtfestgestellt werden kann, da bei einem großen Teilderartiger Komposita eine solche Beziehung nichtbesteht.

Beispiele:Gottesfurcht ist nicht: "die Furcht Gottes"Eidesbelehrung ist nicht: "die Belehrung des Eides"Kreuzestod ist nicht: "der Tod des Kreuzes"

Untersucht man nun den zur Verfügung stehenden Korpusder Komposita mit es-Fuge, fällt neben den schon er-wähnten Einzelheiten noch besonders auf, daß fast alleso verfugten Bestimmungswörter bei einer Verbindungmit anderen Grundwörtern fugenlos bleiben oder andereFugenelemente nach sich ziehen. Sie bilden folglich,von möglicherweise nur zwei Ausnahmen abgesehen, zweioder sogar mehrere Kompositionsstammformen.

Beispiele:der Leib, des Leibs, des Leibes, die LeiberKstf.Leib- --- Leib-arzt, -speiseLeib-es- --- Leib-es-fülle, -visitation

der Sieg, des Siegs, des Sieges, die SiegeKstf.Sieg- --- Sieg-prämie, -trefferSieg-es- --- Sieg-es-wille, -torSieg-er- --- Sieg-er-pokal, -mannschaft

Page 48: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 48

der Mann, des Manns, des Mannes, die MännerKstf.Mann- --- Mann-loch, -weibMann-s- --- Mann-s-bild, -höheMann-es- --- Mann-es-alter, -stammMänn-er- --- Männ-er-chor, -bund

die Ausnahmen:der Bund, des Bunds, des Bundes, die Bündeder Freund, des Freunds, des Freundes, die FreundeKstf.Bund-es- --- Bund-es-amt, -gebietFreund-es- --- Freund-es-kreis

Aus einem Vergleich aller möglichen Kompositions-stammformen der hierzu gehörenden Lexeme ist zu er-sehen, daß neben der fugenlosen Verbindung auch diefolgenden Fugenelemente verwendet werden:

-er- s.o.-en- Sinn-es-wahrnehmung --- Sinn-en-lust-e- Tag-es-licht --- Tag-e-bau-e- + Umlautung Stand-es-amt --- Ständ-e-rat

Während nun so gebildete Kompositionsstammformen rechthäufig zu finden sind, ist hier die s-Fuge wahrschein-lich nur zweimal vertreten:

Mann-es-kraft --- Mann-s-volkKind-es-entführung --- Kind-s-kopf.

Es könnte folglich der Schluß gezogen werden, daß dieBildung der Kompositionsstammformen in diesem Bereichoffensichtlich keine Schwierigkeiten bereitet; jedochscheint bei der Auswahl der jeweils zutreffenden Formfür die Verbindung mit einem Grundwort nocherheblicher Forschungsbedarf zu bestehen.

Fuhrhop faßt die derzeitige Auffassung der Linguistenhierzu wohl recht treffend zusammen, wenn sie fest-stellt, daß die Entscheidung für die richtige Formimmer am jeweiligen Kompositum getroffen wird undsicherlich dabei auch die Semantik des Erstgliedes,wie die Morphologie des Zweitgliedes eine Rollespielt.133

Page 49: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 49

- Die e-Fuge

Die e-Fuge oder, wie Eisenberg und Fuhrhop sie auchbezeichnen, die Schwa-Fuge ist eigentlich für verbaleErstglieder das charakteristische Element - nicht zu-letzt, weil es hier die einzige Fuge ist. Sie kommtaber auch neben den anderen Verbindungsmorphemen beiden Substantiv/Substantiv-Komposita vor.

Um nun eine Größenvorstellung von deren Gebrauch inder Gegenwartssprache zu bekommen, ist es notwendig,deren absolute Dominanz bei den Bestimmungswörtern auseinem Verbstamm zu relativieren.

Wenn auch je nach Textart ca. 7% bis 12% der ver-wandten Komposita ein verbales Erstglied haben, sosind doch davon 88% fugenlos mit dem Zweitgliedverbunden. Lediglich der Rest wird dann mit einem "e"(oder Schwa) verfugt.134

Auch wenn nun nur 1.3% aller Substantiv/Substantiv-Komposita mit einer e-Fuge versehen werden, so wirddoch durch den absolut höheren Anteil der substan-tivischen Erstglieder im Vergleich zu den verbalen dieDistribution und der zahlenmäßige Umfang diesesFugenelementes bezogen auf alle Komposita deutlich,denn

54% der substantivischen und nur44% der verbalen Erstglieder

werden so mit ihrem Zweitglied verbunden.135

So folgt nun einigen Substantiven, die einen e-Pluralmit oder ohne Umlaut bilden und als Bestimmungswörterin einem Kompositum gebraucht werden, diese e-Fuge.136

Beispiele:der Hund, die Hunde --- Hund-e-leineder Arzt, die Ärzte --- Ärzt-e-kommission

Page 50: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 50

Auf die einzelnen Genera bezogen sind dabei eine Reihevon Gemeinsamkeiten (mit wenigen Ausnahmen) fest-zustellen:

-Maskulina: Alle werden stark flektiert und bilden dene-Plural mit bzw. ohne Umlaut. Bis auf dieLexeme "Apparat" und "Monat" sind alleSimplizia. "Apparat" ist auch das einzigegefundene Lehnwort, Fremdworte sind hiernicht bekannt.Beispiele: s.o.

-Femina: Im Korpus befanden sich nur einsilbigeWörter, die alle einen e-Plural mit Um-laut bilden, und keine Fremdworte.Beispiel:die Laus, die Läuse --- Läus-e-pulver

-Neutra: Wie bei den Maskulina gehören alle Bei-spiele zur starken Flexion, bilden denPlural auch auf "e" aber ohne Umlaut.Außer vier Ge-Worten und das Lehnwort"Projekt" kommen nur Simplizia vor.137

Beispiele:das Pferd, die Pferde --- Pferd-e-apfeldas Gerät, die Geräte --- Gerät-e-wartauch:Gerücht, Getränk, Geschäft

Auffällig ist, daß der größere Teil dieser Substantiv-Komposita mit e-Fuge eine positive Pluralbedeutunghat. Das wird besonders deutlich, wenn man denenKomposita mit dem gleichen Erstglied gegenüberstellt,die aber anders mit ihrem jeweiligen Zweitgliedverfugt sind.

Beispiele:Läus-e-befall --- Laus-bubÄrzt-e-kommission --- Arzt-praxisRät-e-republik --- Rat-s-keller o. Rat-hausKräft-e-paar --- Kraft-aktStück-e-schreiber --- Stück-gut

Es mag wohl strittig sein, ob z.B. "Hund-e-kälte" oder"Schwein-e-hund", sowie einige andere Wortprägungeneine gleiche Pluralbedeutung haben wie die Obigen.Fuhrhop glaubt, von diesen möglichen Einzelfällen

Page 51: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 51

absehen zu können. Sie nimmt an, daß ein pluralerGehalt des Determinans bei substantivischen Erst-gliedern positiv und zugleich eine notwendige Be-dingung für eine anschließende e-Fuge ist.138

Wellmann trägt diesen Gedanken mit, in dem er der-artigen Erstgliedern als Funktion u.a. zuschreibt:"... auf eine Vielheit zu referieren." Darüber hinaushat er aber herausgefunden, daß offensichtlich dasGrundwort in diesen Komposita häufig eine wesentlicheRolle spielt.

Wenn nämlich ein solches Zweitglied eine Sammelbe-zeichnung wie z.B. -gruppe, -bund, -paar ist oder aberden Begriff des Zwei- oder Vielfachen in dem Kom-positum impliziert, ist in vielen Fällen die e-Fugeals Verbindungsmorphem angesagt.139

Beispiele:Hund-e-gruppe, Städt-e-bund, Gäns-e-paar,Gäst-e-buch, Mäus-e-nest, Frücht-e-brot

Unabhängig von diesen Einzelheiten bemerkt Fuhrhopnoch, daß alle Erstglieder der von ihr in diesemZusammenhang gefundenen Komposita "... auf einemdentalen Plosiv enden und fast alle zusätzlich denUmlaut nehmen."140

Dem muß widersprochen werden, denn gegen diese Annahmeohne Einschränkung bzw. Ausnahme sprechen z.B. die vonihr selbst an anderer Stelle angeführten Komposita"Weg-e-bau" und "Tag-e-lohn".

Wellmann z.B. hält es nach seinen Untersuchungen nochfür unwahrscheinlich, daß "... von der Lautform undspeziell der Auslautkonsonanz des Bestimmungssubstan-tivs ..." die Setzung einer e-Fuge gefordert wird,141

Zepic stellt sogar knapp und bündig fest, daß es keine"... Abhängigkeit zwischen dem Auslautphonem desErstgliedes und der Wahl des Fugenelementes gibt."142

Untersucht wurde auch verschiedentlich, ob Tierbe-zeichnungen eine gewisse Affinität zur e-Fuge habenund ob darin eine Regelhaftigkeit erkannt werden kann.Es ist aber an keiner Stelle der durchgesehenenFachliteratur ein berichtenswertes Ergebnis nachzu-lesen gewesen.

Page 52: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 52

Auch wenn im zur Verfügung stehenden e-Fugen-Korpusetwa 40% der A-Konstituenten ein Tier nennen unddamit doch innerhalb dieses Sprachbereiches eine nichtzu übersehende Gruppe darstellen, war daraus keinewesentliche Erkenntnis für die Fugenmorphologie zugewinnen. Denn es gibt bisher noch keine Erklärungdafür, warum ein Teil der Tiere als stark flektieren-de Bestimmungswörter durch eine e-Fuge und die anderenfugenlos oder durch eine s-Fuge mit dem Grundwortverbunden werden.

Beispiele:Hund-e-hütte --- Schaf-schurPferd-e-koppel --- Fuchs-bauHirsch-ragout --- Wolf-s-hunger

Das Gleiche gilt für Femina.Beispiel:Gäns-e-blümchen --- Kuh-milch

Schließlich sei noch erwähnt, daß Tierbezeichnungenmit schwacher maskuliner Flexion wahrscheinlich grund-sätzlich mit der (e)n-Fuge verbunden werden.143

Beispiele:Löwe-n-baby --- Elefant-en-schrei

Nicht ausschließen möchte Fuhrhop sogar, daß nur beiden bekannten "Tier-Komposita" mit den HaustierenHund, Pferd, Schwein und Gans sowie bei Maus und Lausdie e-Fuge auftritt und, weil die auch die einzigegrößere Gruppe in diesem Komplex bilden, "...Schwa als'reines' Fugenelement bei Substantiv-Erstgliedernnicht produktiv ist."144

Eine weitere Eigenart der Bestimmungswörter, die ineinem Kompositum eine e-Fuge nach sich ziehen, solltenicht übersehen werden: sie bilden, wie die en- unddie er-Fuge (s.d.), fast ausnahmslos (wenigstens) zweiKompositionsstammformen.

Beispiele:Kstf.

Ärzt-e- --- Ärzt-e-kammerArzt- --- Arzt-roman

Höf-e- --- Höf-e-ordnungHof- --- Hof-meister

Tag-e- --- Tag-e-dieb

Page 53: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 53

Tag- --- Tag-falterTag-es- --- Tag-es-presse

Schwein-e- --- Schwein-e-schmalzSchwein- --- Schwein-igelSchwein-s- --- Schwein-s-galopp

Rät-e- --- Rät-e-regierungRat-e- --- Rat-e-teamRat- --- Rat-geberRat-s- --- Rat-s-diener

Ausnahmen mit wahrscheinlich nur einer Kompositions-stammform sind:Schmied-e- --- Schmied-e-hammerApparat-e- --- Apparat-e-medizinGerücht-e- --- Gerücht-e-küche

Ebenso ist das Kompositum "Herz-e-leid" im Zusammen-hang mit der e-Fuge eine Ausnahme (o. Besonderheit)."Herz" bildet in der Gegenwartssprache den Pluralnicht auf "e", wie die anderen so gefugten Be-stimmungswörter, sondern auf "en" (die Herz-en). EineErklärung liegt wahrscheinlich darin, daß diesesKompositum von Luther eingeführt wurde145 und zu seinerZeit auch die Pluralform "Herz-e" möglich war.

Schließlich sind noch zwei Simplizia zu erwähnen, diedurch die Wahl der einen oder der anderen Komposi-tionsstammform im Kompositum eine Bedeutungsdiffe-renzierung ausdrücken können:

Kstf.Pferd-e- --- Pferd-e-apfel (Tier)Pferd- --- Pferd-sprung (Turnübung)

Gäst-e- --- Gäst-e-haus (z. kurzzeitigen Wohnen)Gast- --- Gast-haus (Lokal)

- Die en-Fuge

Jean Paul schreibt am 1.Mai 1817 in seinem 5.Brief andie "Verehrte Freundin!" seine Gedanken über "dieBestimmwörter auf en im Plural" nieder.

Page 54: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 54

Danach gilt für ihn als Regel, daß feminine Simpliziamit -en im Plural "... sich ohne allen Silben=Kitt mitden Grundwörtern ..." verbinden.

Beispiele:die Jagd, die Jagden --- Jagd-falkedie Last, die Lasten --- Last-träger

Jedoch, so fährt er fort, "... wenn der Dichter zu-weilen die Mehrzahl en zum Paaren wählt, ... weil erdie Wort- und Bilderkraft verdoppeln will, so sündigter nicht im Geringsten gegen unsere Regel, Gnädigste;denn die Mehrzahl verträgt sich so gut ... mit demVerhältnis des Bestimmungswortes zum Grundwort als dieEinzahl."Beispiele:Last-en-träger Saat-en-grün

Allerdings -und auch das ist die Ansicht von Jean Paul- "..Nur das en an Frau vermählt sich eigentlich alsein

Wohllaut=en (en euphonicum) ...dem Grundwort an."Beispiele: Frau-en-kleid, -wort, -putz

"Dieses Wohllaut=en nehmen auch die männlichenEinsilben ... an."

Beispiele:der Fürst --- Fürst-en-bundder Graf --- Graf-en-sohnder Pfau --- Pfau-en-feder

Aber - "...dieses en will weder die Mehrzahl anspre-chen, ... noch auch den Genitiv anzeigen."

Beispiele:Mensch-en-stimme, -zahn(die Stimme, der Zahn eines einzelnen Menschen)Fürst-en-sohn (der Sohn eines Fürsten)Christ-en-mensch(der Mensch, der ein Christ ist; und nicht: der Menschdes CHRISTUS)

"Es sind", so schreibt Jean Paul vor fast zwei Jahr-hunderten, " dies wahre grammatische Verdrießlich-keiten."146

Page 55: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 55

In jüngeren Arbeiten wird dann über die en-, n/en-oder (e)n-Fuge berichtet. Alle Wissenschaftler meinenoffensichtlich im Kern die gleiche Fuge, wenn auchNuancen in der Darstellung oder gewisse Abweichungenin den Schlußfolgerungen nicht zu übersehen sind.

Während Zepic ohne Wenn und Aber feststellt, daß dielängere Form = -en- bei den Substantiven vorkommt, dieauf einem Konsonanten auslauten, und die kürzere Form= -n- bei denen zu finden ist, die auf -e enden ---

Beispiele:Affe-n-art, Bombe-n-erfolg, Elektron-en-art147 ---

teilt Wellmann zunächst einmal in die unparadigmischeund in die paradigmische Verfugung ein. Dabei lautetdie Erstere immer auf -en- und für die Letztere kannsowohl -en- wie auch -n- auftreten. Hier, bei derparadigmischen Fuge, verwendet er, wie auch andereForscher, eine andere Schreibweise und zwar "-(e)n-".Das soll deutlich machen, daß "... -n- und -en- zweiVarianten der gleichen Fuge sind, deren Distributionausschließlich vom Basisausgang (auf -e oder nicht auf-e) abhängt."148

Fuhrhop schließt sich der in diesem Zusammenhangehäufig gebrauchten Variantentheorie an, bestätigt aberdie Ausschließlichkeit der n-Fuge auf Schwa-Auslautnicht. Sie belegt z.B. eindeutig, daß vielen sub-stantivischen Femina mit -er Endung als Erstglied ineiner Komposition ein -n- und nicht ein -en- folgt.149

Beispiele:die Elster, die Elstern --- Elster-n-raub, -nestdie Oper, die Opern --- Oper-n-ball, -foyerdie Schwester, die Schwestern --- Schwester-n-tracht

Fast alle Jean Paul nachfolgenden Forscher haben sichbei der en-Fuge nicht nur der damit verbundenen Wörternach Flexionsklassen/-typen unterteilt angenommen,sondern sie und ihre Eigenarten auch danach geordnet.Deswegen scheint es angebracht zu sein, dieser Syste-matik vorrangig zu folgen, weil so der Stand derErkenntnisse vielleicht am besten deutlich gemachtwerden kann.

- Schwache Maskulina

Page 56: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 56

Weitgehend besteht heute Einigkeit darüber, daßschwach flektierenden Maskulina recht konsequent150 dieen-Fuge folgt. Da (wie üblich) auch Ausnahmen vondieser Regel bekannt sind, dürften allerdingsAusdrücke der Absolutheit - wie "alle"151 oder"immer"152 nicht dienlich sein.

Diese Substantive verwenden ihr Pluralaffix als Fuge,dabei spielt es keine Rolle, ob sie morphologischeinfach oder komplex, ob sie heimisch oder fremdsind.153

Beispiele:Narr, Narren --- Narr-en-kappeHeld, Helden --- Held-en-liedBote, Boten --- Bote-n-lohnGeselle, Gesellen --- Geselle-n-stückDiplomat,Diplomaten --- Diplomat-en-gepäckArgonaut, Argonauten --- Argonaut-en-abenteuerMinistrant, Ministranten --- Ministrant-en-messe

Ausnahmen sind der Diamant und der Brillant, denn siewerden entweder fugenlos oder aber, und das nur, wennsie auf eine Vielheit referieren, durch eine en-Fugemit dem Grundwort verbunden.

Diamant-en-schrank --- Diamant-bohrerBrillant-en-koffer --- Brillant-ring

Wie an anderer Stelle - so hebt Eisenberg aber auchhier die Fuge eindeutig von der Flexion ab, wenn erfeststellt, daß man wohl formal, nicht aber semantischvon einer Pluralfuge sprechen kann. Dieses Morphemzeige nun einmal nicht den Plural an, sondern indiesem Falle "schwaches Maskulinum".154

Hierzu passen auch die KompositaSchwan-en-hals und Hahn-en-feder;

denn die Substantive wie Schwan und Hahn werden in derGegenwartssprache wohl stark flektiert, sind aberdiachron "schwache Maskulina" gewesen. Sie haben alsonach ihrem Flexionsklassenübertritt für die Kompo-sition die "schwache" Flexion bewahrt -- oder -- dieen-Fuge zeigt bei ihnen das (ehemals) schwacheMaskulinum an.

Page 57: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 57

Ein ähnliches Phänomen ist bei den Wörtern mit demSuffix -or zu beobachten. Es sind (fast?) aus-schließlich Lehn- bzw. Fremdwörter, die seit ihrerÜbernahme in die deutsche Lexik als starke Maskulinaflektiert werden. Da sie aber offensichtlich(umgekehrt wie die "Schwäne") in die Flexionsklasseder schwachen Maskulina "..drängen.."155, scheint hierder Anteil der fugenlosen bzw. der s-Fugen-Verbindungen in Komposita zugunsten der en-Fugenzurückzugehen.

Beispiele:Autor --- nicht: "Autor-s-lesung", kaum noch Autor-lesung, überwiegend heute: Autor-en-lesung, (obwohlnur von einem Autor gelesen wird).

Bei Direktor, Moderator, Pastor z.B. folgt auf jedenFall eine en-Fuge, wenn eine Mehrzahl gemeint ist; siekann folgen, wenn ein einzelner angesprochen werdensoll.Direktor-en-konferenzModerator-en-geschwafelPastor-en-tonfallDirektor-en-zimmer --- aber auch: Direktor-zimmer

Nach Professor folgt fast ausschließlich die en-Fuge.Professor-en-stuhl, -titel, -kollegiumRegionale Ausnahme (süddt./österr.) ist die Professor-s-gattin.

Lediglich beim "Doktor" ist bisher kaum die en-Fugegebraucht worden.Doktor-arbeit, -examen, -hut

- Femina

Wenn man von den Femina absieht, die den Plural auf -eunter gleichzeitiger Umlautung des Stammvokals(Künste) bilden, bzw. die Singularform im Pluralbeibehalten und nur den Stammvokal umlauten (Töchter),(weil sie im Spektrum der femininen Substantive nureinen sehr kleinen Teil ausmachen), ist festzustellen,daß alle übrigen weiblichen Hauptwörter wie dieschwachen Maskulina im Plural auf -(e)n enden.

Allerdings machen sich diese so gesehenen "ver-wandtschaftlichen Bande" in der Komposition nur be-dingt bemerkbar. Denn z.B. bei der Verwendung femi-

Page 58: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 58

niner Simplizia als Erstglied kann eine en-Fugefolgen, es kann aber auch eine fugenlose Verbindungrichtig sein.

Beispiele:der Held -- die Helden --- der Lotse -- die Lotsendie Frau -- die Frauen --- die Wurt -- die Wurten

Welt-en-bummler --- Welt-bürgerZeit-en-folge --- Zeit-folge, -alter

Dagegen ist das Fugenverhalten bei den Femina, die imSingular auf Schwa auslauten156, wieder anders. Sienehmen im Regelfall (also auch mit Ausnahmen!) dien-Fuge an.

Beispiele:Rose --- Rose-n-stockSage --- Sage-n-dichtungKante --- Kante-n-strich, -länge, -ball

Hier ist zu bemerken, daß diese Wortgruppe immer min-destens zweisilbig ist und somit im Gegensatz zu denSimplizia eine prosodische Veränderung nicht eintretenkann. Allerdings ist auch wiederum darauf zu achten,ob bei diesen Bestimmungswörtern ein möglicher Bezugzu einem Verbstamm besteht. Ist das der Fall, ziehensie im allgemeinen eine andere Verfugung nach sich.157

Beispiele:folgen --- die Folge, die Folgen

Folge-kosten, -satzreden --- die Rede, die Reden

Rede-duell, -freiheitRede-ns-art

ernten --- die Ernte, die ErntenErnte-dankfest, -kranz

Wellmann ergänzt diese Beobachtung durch seineFeststellung, daß die (e)n-Fuge nur nach femininensubstantivischen Bestimmungswörtern mit Schwa-Auslautsteht und sie sich somit eindeutig als eine"...strukturelle Opposition..." zu den Erstgliedernmit verbalem bzw. adjektivischem Stamm herausstellt,die sich eben fugenlos mit dem Grundwort verbinden.158

Beispiele:Pfeife-n-spitze, -tabak --- Pfeif-tonSpinne-n-gift, -arm --- Spinn-faden, -faser

Page 59: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 59

Falle-n-steller --- Fall-schirm, -tür

Spitze-n-kleid --- Spitz-bauch

Überhaupt scheint es so zu sein, daß die Entwicklungdes Fugenverhaltens der auf Schwa auslautendenfemininen substantivischen Erstglieder zu beachtenist. Fuhrhop glaubt z.B. eine Tendenz feststellen zukönnen, nach der sich diese Bestimmungswörter zu-nehmend durch die n-Fuge mit ihrem jeweiligen Grund-wort verbinden.159

Beispiele:Aus "Farbe-eimer" wurde im Laufe der Zeit zunächst ein"Farb-eimer"; heute wird im Fachhandel und imMalerhandwerk bereits recht häufig nur noch von einem"Farbe-n-eimer" gesprochen.Oder:Die (vorwiegend privaten) Schulen, an denen Sprachengelehrt werden, firmierten vor einigen Jahrzehntenfast ausschließlich unter der Bezeichnung "Sprach-schule". Gegenwärtig nennt sich der größere Teil vonihnen "Sprache-n-schule".

Weitere Besonderheiten sind bei substantivischenFemina gefunden worden, die mit einem Konsonantenauslauten. Da sind zunächst die Wörter mit der Endung-in zu nennen, die fast immer die en-Fuge nach sichziehen.

Beispiele:Sängerin --- Sängerin-n-en-wettstreitLehrerin --- Lehrerin-n-en-fortbildung

Ausnahmen sind die Kopulativkomposita - wieKönigin-mutter oder Gräfin-witwe.

Während nun Eisenberg diese Zusammensetzungen alsGrenzfälle der Determinativkomposita ansieht160,stellt Wellmann für sie sogar Regelhaftigkeit fest. Ersagt: "Komposita, deren Elemente in parataktischerBeziehung zueinander stehen, werden - unabhängig vonder Art des Erstgliedes - immer ohne Fugenelementgebildet."161 (S.o. - auch z.B. Prinz-regent oderStrich-punkt).

Schließlich sind noch die Femina zu erwähnen, dieebenfalls mit einem Konsonanten auslauten, aber eineen-Fuge nach sich ziehen, wenn eine Vielheit/Mehrzahl

Page 60: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 60

gemeint ist, und diejenigen, die sich genauso ver-halten, aber sich auf etwas Einzelnes beziehen.162

Beispiele:Rarität-en-galerieKuriosität-en-händlerRealität-en-geschäft aber: Realität-s-sinnMinderheit-en-frage aber: Minderheit-s-regierungGeburt-en-beschränkung aber: Geburt-s-tagSchwester-n-kloster aber: Schwester-kloster(mit Nonnen besetzt) (nebenan!)

Kreuzotter-n-bißBütt-en-redeOper-n-ball

- Stark flektierende Maskulina und Neutra

Obwohl der weitaus größte Teil der einfachen Maskulinaund Neutra zu deren starken Flexionstyp gehört unddanach flektiert wird, ist doch nur eine sehr kleineZahl derartiger Substantive zu finden, die sich alsErstglieder in einer Komposition durch eine en-Fugemit dem Grundwort verbinden.

Wellmann ordnet sie unter dem Rubrum "unparadigmischeFugen" ein, weil sie ihre Pluralform nicht mit demFlexiv -en bilden.163 Andere Sprachforscher übergehensie oder sehen sie als Besonderheiten an. Für Zepicgibt es außer dem Wort "Instrument" nur Neutra, deneneine en-Fuge folgt und die nach der gemischten Flexiondekliniert werden.164

Aus der durchgesehenen Literatur bzw. aus dem z.Vfg.stehenden Korpus hat sich dann folgendes Bild ergeben:

a.Maskulinaregelmäßig mit en-FugeGreis, Greise --- Greis-en-alter, -stimmeSchelm, Schelme --- Schelm-en-roman, -streich

vielfach mit en-FugeStar, Stare --- Star-en-kasten, -brut(Vogel) aber auch: Star-matzWellmann fügt dem die Augenkrankheit (grüner odergrauer) Star hinzu. Alle Komposita, die damit zu-

Page 61: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 61

sammenhängen, werden fugenlos gebildet.Star-brille, -operation165

Storch, Störche --- Storch-en-nest, -schnabelaber auch: "Storch-schnabel" und damit ist nicht

der Vogel, sondern das Zeichengerätoder eine Pflanze gemeint

Strauß,Sträuße --- Strauß-en-ei, -feder, -farmDas Kompositum "Strauß-wirtschaft" ist eine regio-nale Wortprägung (südd.), die mit dem Vogel Straußnichts zu tun hat. "Strauß" ist in diesem FalleFalle ein Homonym und bedeutet soviel wie Zweig/(Blumen-)strauß.166

mit en-Fuge und anderen VerfugungenZwerg, Zwerge ---Wird "Zwerg" auf Personen angewandt, kann eineen-Fuge folgen, muß aber nicht!Zwerg-en-könig, -volkaber auch: Zwerg-volk, -gestalt

Wird das Wort "Zwerg" im übertragenen Sinne ge-braucht, entfällt grundsätzlich die en-Fuge.Zwerg-kiefer, -huhn, -pudel,-staat

Sinn, Sinne --- Sinn-en-lust, -rausch, -weltEine en-Fuge wird im allgemeinen dann gebraucht,wenn eine Vielheit gemeint ist. Warum allerdingsz.B. Sinn-bild, -pflanze, -spruch fugenlos blei-ben und -ebenfalls beispielhaft- Sinn-es-änderung,-reiz, -täuschung mit -es- verfugt werden, warallem Anschein nach bis heute nicht zu ergründen.

Stern, Sterne ---Während bei dem Wort "Sinn" (s.o.) für die en-Fugewenigstens noch eine Regelhaftigkeit erkennbarist, gibt es für das Wort "Stern" bis jetzt keineErklärung für die unterschiedlichen Verfugungen.

Beispiele:Stern-en-banner, -himmel, -zelt,Stern-bild, -haufen, -karte, -forscher

Anders dagegen sind die Simplizia Mond, März, Mai zubetrachten. Sie verfugen sich als A-Konstituentefast ausschließlich fugenlos mit einem Grundwort inder Komposition.

Beispiele:Mai-baum, -glöckchen, -käfer, -luftMärz-bier, -feldMond-bahn, -flug, -kalb, -scheinLediglich in der sog. gehobenen oder Dichtersprache

Page 62: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 62

ist die en-Fuge zu finden.Mai-en-nacht, -zeit, -tanzMärz-en-schlaf, -becherMond-en-schein --- Jean Paul sagt dazu:"Mond-en-schein kann sich nur hinter den Dichter flüchtengegen Mond-licht, -sucht, -flecken, -karte, -kugel,-nacht, -lauf, -strahlen, -mann, -schatte und -wech--sel."167

b.Neutra

Neutra, denen eine en-Fuge im Kompositum folgt, ha-ben grundsätzlich zwei Merkmale: Sie sind mehrsil-big und sind Fremdworte (vorwiegend mit den Endun-gen -at und -ment).

regelmäßig mit en-FugeInserat, Inserate --- Inserat-en-teilPräparat, Präparate --- Präparat-en-sammlungZitat, Zitate --- Zitat-en-schatzDesiderat, Desiderate --- Desiderat-en-listeMedikament,Medikamente --- Medikament-en-schrankAlimente (Plur.tant.) --- Aliment-en-zahlungParament, Paramente --- Parament-en-macherIsotop, Isotope --- Isotop-en-diagnostik

vielfach mit en-FugePrädikat, Prädikate --- Prädikat-en-logikHier erfolgt durch die Fugung eine semantischeDifferenzierung. D.h.: Eine en-Fuge steht nur beiKomposita, in denen "Prädikat" im Sinne von Logikverstanden wird. Sonst wird eine s-Fuge ge-braucht, so z.B. Prädikat-s-nomen, -examen.

Instrument, Instrumente--- Instrument-en-bau, -flugWie zuvor; en-Fuge immer dann, wenn ein Musik-instrument oder ein Gerät gemeint ist. Dagegenwird, wenn etwas ausgedrückt werden soll, das un-mittelbar mit musikalischer Ausübung zu tun hat,mit -al- gefugt.Instrument-al-begleitung, -musik, -satz

Produkt, Produkte --- Produkt-en-börseMoment, Momente --- Moment-en-fläche(Merkmal)Dagegen "der Moment" (Augenblick) wird immer fu-genlos verbunden --- Moment-aufnahme.

mit en-Fuge und anderen Verfugungen

Page 63: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 63

Zertifikat, Zertifikate--- Zertifikat-en-systemaber auch: Zertifikat-system

Dokument, Dokumente --- Dokument-en-sammlungaber auch: Dokument-pause

Ornament, Ornamente --- Ornament-en-stilaber auch: Ornament-form, -stich

Synonym, Synonyme --- Synonym-en-wörterbuchaber auch: Synonym-wörterbuch

Für das "Wechselspiel" bei diesen vier Wörtern istbisher genauso wenig eine Erklärung gefunden worden,wie auch für die Tatsache, daß z.B. Pigment undZement fugenlos, wie auch Parlament grundsätzlichdurch eine s-Fuge mit einem nachfolgenden Grundwortin einer Komposition verbunden werden.Pigment-salbe, Zement-boden, Parlament-s-präsident

- Maskulina und Neutra der gemischten Deklination

Bei den Maskulina und Neutra, die nach den Formen dergemischten Deklination flektiert werden, sind in Bezugauf das Verbindungsmorphem -en- genauso wie bei denstark gebeugten Wörtern dieser Geschlechter bisherkeinerlei Regelmäßigkeiten erkannt worden, wenn manvon einigen kleineren Ausnahmen absehen will. Zudiesen gehören vor allem einige Fremd- und Lehnwörter.

Beispiele:Psalm, Psalmen --- Psalm-en-dichterFasan, Fasane --- Fasan-en-gehegePfau, Pfauen --- Pfau-en-radPharao, Pharaonen --- Pharao-n-en-reichNerv, Nerven --- Nerv-en-giftVetter, Vettern --- Vetter-n-wirtschaftInteresse, Interessen --- Interesse-n-lageJuwel, Juwelen --- Juwel-en-raubNeutron, Neutronen --- Neutron-en-beschuß

Bei einigen Neutra dieser Deklination folgt die en-Fuge, wenn eine Vielheit durch die Kompositionausgedrückt werden soll.

Beispiele:Hemd --- Hemd-en-stubeRequisit --- Requisit-en-schrankInsekt --- Insekt-en-stich

Page 64: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 64

Wiederum bei einigen anderen Worten diesesFlexionstypes ist deren unterschiedliche VerfugungMerkmal für eine Differenzierung. Immer dann, wenneine Vielzahl im Erstglied enthalten ist oder vondiesem in Verbindung mit dem Grundwort ausgedrücktwerden soll, folgt dem Bestimmungswort die en-Fuge.Ist jedoch etwas Einzelnes angesprochen, wird dasgleiche Wort ohne Verbindungsmorphem mit der B-Kon-stituenten verbunden.

Beispiele:Strahl-en-belastung, -bündel - aber: Strahl-rohrSee-n-platte - aber: See-klimaMast-en-wald - aber: Mast-baumZins-en-berechnung - aber: Zins-fußJunior-en-rennen - aber: Junior-partner

Sicherlich könnte man hier auch einordnenStaat-en-bund, -geschichte - aber: Staat-s-mann?

Staat-s-theater?Hierzu Jean Paul's Auffassung, die er 1817 nieder-schrieb: " Allein nichts setzt wol einem Autor, derdie Bestimmungswörter in seinen Werken regelrechtreihen will, mehr zu als der Staat, der nach der Regelunseres fünften Briefs sich seinem Grundwort entwederganz einfach oder mit dem Wohllaut=en anschließensollte, der aber mit dem Raketen=s nachzischt inStaat-s-mann, Staat-s-kunst und in allen Staat-s-wörtern.... Wahrscheinlich geht der Staat nur wegenseiner ausländischen Abkunft von Status (daher manauch in frühern Zeiten Stat geschrieben) wiegewöhnlich so undeutsch."168

- Die er-Fuge

Die er-Fuge - Eisenberg ergänzt, daß es sich nach demen-Verbindungsmorphem um eine weitere Fuge mit Schwa+Sonorant handelt169 - folgt in einer Komposition nursubstantivischen Erstgliedern, deren Pluralendung mitdiesem "er" identisch ist. Eine Umlautung des

Page 65: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 65

Stammvokals dieser Wörter ist, wenn der Stamm es zu-läßt, auch in der Wortzusammensetzung dann Regel.

Beispiele:der Geist, die Geister --- Geist-er-beschwörungder Mann, die Männer --- Männ-er-chordas Glied, die Glieder --- Glied-er-kaktusdas Huhn, die Hühner --- Hühn-er-leiter

Es können sich folglich nur solche Substantive soverfugen, die männlichen oder sächlichen Geschlechtssind (und zum starken Flexionstyp gehören). Dabeiüberragt der Anteil der letzteren um ein Vielfachesden der Maskulina.

Unter Bezugnahme auf diese Vorgaben scheint es kaumAusnahmen zu geben. Nur eine ist bisher bekanntgeworden. Gemeint ist der "Aschermittwoch", der,obgleich längst lexikalisiert, doch als Komposition"Asch-er-mittwoch" einzuordnen ist.

Eine Erklärung für diese Wortbildung führt vieleJahrhunderte zurück. Das heute gebräuchliche Wort hatsich zu spätmittelhochdeutscher Zeit - etwa im15.Jahrhundert - aus dem mittelhochdeutschen Ausdruck"aschtac" entwickelt. In dieser Phase der Umwandlungwurde jedoch noch eine Nebenform im Plural desBestimmungswortes = "ascher" gebraucht, diese Formwurde in dieser Zusammensetzung übernommen und hatsich bis heute so gehalten.170

Ein Determinans, dem eine er-Fuge folgt, ist in derRegel einsilbig. Nur sehr wenige Ausnahmen sindbeschrieben, bzw. im Korpus gefunden worden (z.B. Ge-Worte). Fremdworte mit diesem er-Morphem sind nichtbekannt.171

Beispiele:Ämt-er-häufung, Licht-er-kette, Gött-er-dämmerung,Geschlecht-er-kampf, Mitglied-er-karte

Nach Fuhrhop entspricht die Kompositionsstammformdieser Wörter grundsätzlich deren Pluralform und ist"... zweisilbig, das heißt: die entsprechendeFlexionsstammform ist einsilbig."172 Allerdings soll-ten diese (so absoluten!) Silbenzahlen wohl relati-viert werden, da doch einige Komposita anzuführen wä-ren, deren Bestimmungswort kein Simplizia ist.

Page 66: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 66

Beispiele:Flexstf Kstf

Kleid Kleid- Kleid-er- --- Kleid-er-badHuhn Huhn- Hühn-er- --- Hühn-er-eiGespenst Gespenst- Gespenst-er- --- Gespenst-er-bahn

Es gibt offensichtlich nur sehr wenige Substantiva,die als Bestimmungswort in einem Kompositum regelmäßigund ausschließlich die er-Fuge fordern173; alleanderen, die auch diese Fuge annehmen, verbinden sichdarüber hinaus mit anderen Grundworten durch andereVerfugungen, d.h., sie bilden mehrere Kompositions-stammformen aus.

Beispiele:Kstf.

Gut, Güter Güt-er- --- Güt-er-direktorGut-s- --- Gut-s-haus

Kalb, Kälber Kälb-er- --- Kälb-er-magenKalb- --- Kalb-fellKalb-s- --- Kalb-s-medaillon

Mitglied, Mitglied-er- --- Mitglied-er-schwundMitglieder Mitglied-s- --- Mitglied-s-ausweis

Mitglied- --- Mitglied-staat

Hierzu hat Wellmann eine interessante Feststellunggemacht, die sich, wie noch gezeigt werden wird, beiden Überlegungen von Fuhrhop auch ausgewirkt hat. Ersagt: 3/4 aller Komposita, deren Bestimmungswort durcher-Fuge mit dem Grundwort verbunden wird, weiseneindeutig auf einen Mehrzahl-Bezug hin. Zielen dagegendie gleichen Worte auf etwas Einzelnes ab, schließensich von ihnen ca. 80% fugenlos, ca. 18% mit (e)s-Fugeund nur ca. 2% mit er-Fuge an das Determinatum an.174

Man könnte also sagen, daß der morphologischeUnterschied dieser Komposita recht häufig - oderbesser mit überwiegender Mehrheit eine Oppositionzwischen Mehrzahl- und Einzahl-Bezug signalisiert.

Beispiele:Horn --- Hörn-er-klang --- Horn-viehLied --- Lied-er-handschrift --- Lied-formLicht --- Licht-er-kette --- Licht-badWeib --- Weib-er-fastnacht --- Weib-s-personGegenbeispiele:Bild --- Bild-er-album --- Bild-bandBuch --- Büch-er-schrank --- Buch-handel

Page 67: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 67

Betrachtet man nun die Kompositionsstammformen dieserBestimmungswörter mit er-Fuge und deren Mehrzahl-Bezug, wird man zwangsläufig an die "Herkunft" dieserSubstantiva erinnert: Sie gehören alle zum Flexionstypder starken Maskulina und Neutra mit er-Plural. DieserForm nun rechnen die meisten Wissenschaftler heutekaum noch eine Produktivität zu. Dagegen zählt aberFuhrhop gerade die damit in einem unmittelbarenZusammenhang stehende er-Fuge zu den produktivenFugenelementen, --- da sie "...sowohl vom Flexions-paradigma als auch von der Bedeutung her determiniertist - sie tritt nur(!) bei positiver Pluralbedeutungauf."175

Dem sei nur noch hinzugefügt, daß statt des "nur" auchein "fast ausschließlich" in diesem Falle gereichthätte. Es soll mit dieser einschränkenden Bemerkungdarauf hingewiesen werden, daß die Begründung für eineProduktivität der er-Fuge vielleicht in nicht fernerZukunft neben der "positiven Pluralbedeutung" auch ineiner generischen Komponente liegen könnte.

Es ist nämlich zu beobachten, daß in der Gegen-wartssprache bei Personen- und Tierbezeichnungen zu-nehmend die er-Fuge eingesetzt wird, obwohl einePluralbedeutung kaum oder gar nicht zu erkennen ist.176

Beispiele:Kind-er-schuh, -hemd, -arztKind-er-zimmer (so benannt, auch wenn es nur von einem

Kind bewohnt wird)Kälb-er-speck, Kind-er-speckMänn-er-kopf, -beinRind-er-brust

Trotz dieser möglichen Einschränkung sollte aberFuhrhops an Beispielen belegte Begründung für dieZuerkennung des "Gütesiegels -produktives Element-"nicht verschwiegen werden.

Da ist zunächst einmal das Wort "Ei", daß in derGegenwartssprache zwei Kompositionsstammformen gebil-det hat:Ei- = Ei-weiß, -gelbEi-er- = Ei-er-tanz

Etwa im Laufe des 18.Jahrhunderts wurde aus demfrühneuhochdeutschen (pluralen) Ausdruck "eierweiß"das heute noch gebräuchliche "Eiweiß"und etwas später

Page 68: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 68

aus dem "eiergelb" das "Eigelb".177 Das heißt, früherhat bei diesem Bestimmungswort eine Zweisilbigkeitbestanden, die aber im Laufe der Zeit und derSprachentwicklung aufgegeben wurde. Das Wort ist alsoganz schlicht vereinfacht worden.

Der "...zunehmende Abbau dieser (einst zweisilbigen)Form...", der hier wie auch an anderer Stelle zubeobachten ist, hilft dann auch Fuhrhop bei derUntermauerung ihrer These, daß "...die er-Fuge alseine positive Pluralbezeichnung in Komposita bewertetwerden kann."178

Diese Erklärung wird noch ergänzt durch die Erinnerungan die expliziten Pluralbedeutungen in Komposita wiez.B. Kleid-er-ständer oder Völk-er-kunde, durch diedie er-Fuge einleuchtend sowohl vom Flexionsparadigmaals auch von der Bedeutungsgebung her determiniertwird.

Abschließend soll noch einigen Wörtern Beachtunggeschenkt werden, die als Erstglieder in Kompositionendurch die Art der jeweiligen Verfugung Differenzie-rungen im Wortinhalt ausdrücken.

der Gott, die GötterSoll der Bezug zu heidnischen Gottheiten hergestelltwerden, folgt eine er-Fuge; ist dagegen derchristliche GOTT oder ein Begriff aus dem christlichenGlauben gemeint, wird das Grundwort fugenlos oder mit(e)s-Fuge angeschlossen.

Beispiele:Gott-vater, Gott-menschGott-es-dienst, -ackerGött-er-bote, -statue, -dämmerung

der Geist, die GeisterNur dann, wenn mit dem Kompositum ein überirdischesWesen (Geist, Gespenst oder dergl.) angesprochen odereine Verbindung dazu aufgezeigt werden soll, wirdregelmäßig eine er-Fuge eingesetzt. In allen anderenFällen wird die (e)s-Fuge gebraucht.

Beispiele:Geist-er-erscheinung, - beschwörer, -stimme, -handGeist-es-arbeiter, -wissenschaft, -blitz, -schwäche,

-krankheit

Page 69: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 69

das Kraut, die KräuterIst von Küchen- und Heilkräutern die Rede, wirdgrundsätzlich mit der er-Fuge verbunden. In allenanderen Komposita wird dieses Wort ohne Fuge demDeterminatum vorangestellt.

Beispiele:Kräut-er-frau, -garten, -tee, -buchKraut-kopf, -salat, -wickel

das Geschlecht, die GeschlechterWenn das Wort im Sinne von "Generation" gebrauchtwerden soll, kann ihm im Kompositum sowohl eineer-Fuge als auch eine s-Fuge folgen, soll allerdingsdie Aussage in einem Bezug zur Sexualität stehen, wirddieses Wort durch eine s-Fuge mit dem Grundwortverbunden.

Beispiele:Geschlecht-er-buch, -kunde, -folgeGeschlecht-s-name, -rolleGeschlecht-s-bestimmung, -krankheit

- Die ens-Fuge

Die ens-Fuge ist in der Gegenwartssprache fastunbedeutend, da sie wahrscheinlich ausschließlich denWörtern in einer Komposition folgt, die im GenitivSingular auch mit -ens als Endung flektiert werden.

Unter dieser Prämisse beschränkt sich der Kreis aufeinige wenige Maskulina und möglicherweise auf nur einNeutrum (Herz). Dabei fällt allerdings auf, daß dieseSubstantiva, soweit sie einsilbig sind, nur dann eineKompositionsstammform produktiv mit der ens-Fuge bil-den, wenn eine Pluralbedeutung ausgedrückt werdensoll.179

Beispiele:

das Herz, des HerzensHerz-ens-brecher, -güte, -wunschAuch bei diesem Wort erfolgt durch die Art derVerfugung eine Differenzierung. Sobald es nämlich in

Page 70: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 70

einem medizinischen Bezug gebraucht wird, stehtzwischen den Konstituenten kein Fugenelement.Herz-anfall, -anomalie, -chirurgie, -beutel

der Schmerz, des Schmerzes (veraltet: des Schmerzens)Schmerz-ens-geld, -schrei, -mann (CHRISTUS)Mit gleichem Bedeutungshintergrund wie bei dem Wort"Herz" wird ein Grundwort ebenfalls fugenlos ange-schlossen.Schmerz-gefühl, -klinik, -schwelle, -tablette

Ferner einige zweisilbige Maskulina, bei denen aberkeine Pluralbedeutung - so wie bei den Simplizia -ausgesagt werden soll:

der Glaube, des GlaubensGlaube-ns-artikel, -bekenntnis

der Wille, des WillensWille-ns-akt, -erklärung

der Friede, des FriedensFriede-ns-forschung, -konferenz

der Name, des NamensName-ns-aktie, -tag, -zugaber auch (warum?):Name-n-forschung, -gedächtnis

Schließlich noch eine Besonderheit, weil sie im täg-lichen Umgang häufig zu hören ist:der Mensch, des Menschennur bei Anruf oder Begrüßung -- Mensch-ens-kind!sonst aber -- das Mensch-en-kind

Schlußbetrachtung

Jean Paul hat zwölf von ihm 1817 geschriebene und imdamaligen "Morgenblatt" veröffentlichte Briefe 1819/20in einem Sammelband mit dem Titel "Über die deutschenDoppelwörter; eine grammatische Untersuchung"zusammengefaßt. An den Anfang seiner Einleitung hierzustellte er folgenden Satz:

"Dem Anschein nach ist nichts regelloser als die Art,auf welche unsere Sprache in den Doppelwörtern dasBestimmungswort mit dem Grundworte verknüpft, und die

Page 71: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 71

menschlichen Ehen werden bei den verschiedenen Völkernkaum mannichfaltiger geschlossen als bei uns diegrammatischen der Doppelwörter."180

Vorher schon - und danach bis heute haben sich vieleSprachwissenschaftler mit dem Phänomen "Kompositum"und insbesondere mit den morphologischen Erscheinungenauseinandergesetzt, die durch die Verfugung der Kon-stituenten hör- und sichtbar werden.

So manches, offensichtlich in der Struktur der Spracheverborgene "Geheimnis" konnte "gelüftet" und min-destens für einen gewissen, vielleicht auch nur klei-nen Bereich in Regeln umgesetzt werden. Der Umfang derjeweils betroffenen Wörter bzw. Wortgruppen war rechtunterschiedlich; denn selbst wenige Substantive einersolchen Regeleinheit haben durch die Häufigkeit ihresGebrauchs in der Umgangssprache in diesem Zusammen-hange verhältnismäßig große Bedeutung gewonnen, wieaber auch umgekehrte Verhältnisse nicht ausgebliebensind.

Allerdings ist gleichermaßen festzustellen, daß aucheine Unmenge von Fragen zur Fugenmorphologie bisherunbeantwortet geblieben sind.

Wenn man jedoch die Arbeiten der Forscher besieht undsich erlaubt, sie zu prüfen, darf man vielleicht denWert einzelner Erkenntnisse mit einem kleinen (evtl.sogar "schönen") Stein vergleichen, der gut in einMosaikbild paßt, in dem sich bereits Konturenabzeichnen.

Einem Betrachter dieses "Kunstwerkes" wird dabeimöglicherweise auffallen, daß die "Steine" derFuhrhopschen produktiven Fugenelemente mit ihrenzugehörigen Kompositionsstammformen an mehrerenStellen des "Bildes" zu erkennen sind und dort zurDeutlichkeit der Konturen nicht unwesentlichbeitragen.

Obwohl nun diese Linguistin zum Ergebnis ihrer Arbeitselbst sagt "...Fugenelemente werden keineswegswillkürlich gesetzt. Eine einheitliche Begründung füralle gibt es nicht..." kann sie andererseits dochkonstatieren, daß die von ihr aufgezeigte Systematikauch einen Einblick in die Funktion dieser Elementezuläßt; denn sie sind alle "...entweder durch das

Page 72: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 72

Flexionssystem, durch eine Pluralbedeutung oder durchdie Markierung der derivationellen Komplexität derErstglieder bestimmt."181

Wenn man nun anschließend eine Anmerkung nachliest,die Friedrich Schmitthenner vor fast 170 Jahren (1828)niedergeschrieben hat, sollte es erlaubt sein, nichtzu Unrecht auf die obige "Bildersprache" zu verweisen.Er meint: "Allgemein giltige Gesetze über dieEinschiebung des s und seinen Wegfall lassen sich wolnicht geben, da die Natur dieses Sauselautes eine sehrflüchtige, ätherische ist, und derselbe, außer wo erwirkliches Genitivzeichen ist, nirgends durch daslogische Princip der Sprache gestützt wird. Üeber deneinzelen Fall muß daher der allerdings vageWohllautssinn entscheiden."182

So darf abschließend festgestellt werden, daß dieintensive Beschäftigung mit den "Problemen derFugenmorphologie bei Determinativkomposita" wohl einenWeg durch eine weites und interessantes linguistischesTeilgebiet aufgezeigt hat, in dem aber noch einiges"verhüllt" ist und daher zu erforschen gilt. Nursollte sich wohl der "Wanderer" auf diesem Wege vonZeit zu Zeit an den Eisenbergschen Satz erinnern:

"Man kann nicht hoffen, die Vielfalt der Erscheinungenauch nur halbwegs vollständig zu erfassen."183

Literaturverzeichnis

Augst, Gerhard: Untersuchungen zum Morpheminventar derdeutschen Gegenwartssprache. Tübingen: Verlag GunterNarr 1975.

Becker, Thomas: Analogie und morphologische Theorie.München: Wilhelm Fink Verlag 1990.

Bünting, Karl-Dieter: Morphologische Strukturendeutscher Wörter. 2.Aufl. Hamburg: Helmut BuskeVerlag 1975.

Bußmann, Hadumod: Lexikon der Sprachwissenschaft.2. neubearb. Aufl. Stuttgart: A.Kröner 1990.

Page 73: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 73

Butt, Matthias; Fuhrhop, Nanna: Variation und Stabi-lität in der Wortstruktur. Untersuchungen zu Ent-wicklung, Erwerb und Varietäten des Deutschen undanderer Sprachen. Hildesheim: Georg Olms Verlag1999.

Demske, Ulrike: Case compounds in the History of Ger-man. In: Variation und Stabilität in der Wortstruk-tur. Untersuchungen zu Entwicklung, Erwerb undVarietäten des Deutschen und anderer Sprachen. Hg.v. Butt, Matthias; Fuhrhop, Nanna. Hildesheim:Georg Olms Verlag 1999

Duden. Das Große Fremdwörterbuch. Hg. Dudenredaktion.Mannheim: Dudenverlag 1994.

Duden. Rechtschreibung der deutschen Sprache und derFremdwörter. Bd.1. 19.neu bearb. und erweiterte Aufl.Hg. Dudenredaktion. Mannheim: Bibliographisches In-stitut 1986.

Duden. Rechtschreibung der deutschen Sprache. Bd.1.21.völlig neu bearb. und erweiterte Aufl. Hg. Duden-redaktion. Mannheim: Dudenverlag 1996.

Duden. Etymologie. Herkunftswörterbuch der deutschenSprache. Bd.7. Hg. Dudenredaktion. Mannheim: Biblio-graphisches Institut 1963.

Eisenberg, Peter: Grundriß der deutschen Grammatik.Bd.1: Das Wort.Stuttgart: J.B.Metzler 1998.

Erben, Johannes: Einführung in die deutsche Wortbil-dungslehre. 3. neubearb. Aufl. Berlin: Erich Schmidt1993.

- Einführung in die deutsche Wortbildungslehre. 2.Aufl.Berlin: Erich Schmidt 1983.

Fleischer, Wolfgang/ Barz, Irmhild: Wortbildung derdeutschen Gegenwartssprache. 2.durchgesehene Aufl.Tübingen: Max Niemeyer 1995.

Fuhrhop, Nanna: Fugenelemente. In: Deutsch -typologisch. Hg. v. Ewald Lang u. Gisela Zifonun.Berlin: de Gruyter 1996. (Institut für deutscheSprache. Jahrbuch 1995.)

Fuhrhop, Nanna: Grenzfälle morphologischer Einheiten.Tübingen: Stauffenburg 1998.

Gallmann, Peter: Fugenmorpheme als Nicht-Kasus-Suf-fixe. In: Variation und Stabilität in der Wort-struktur. Untersuchungen zu Entwicklung, Erwerbund Varietäten des Deutschen und anderer Sprachen.Hg.v. Butt,Matthias; Fuhrhop, Nanna. Hildesheim:

Page 74: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 74

Georg Olms Verlag 1999.

Gerdes, Udo; Spellerberg, Gerhard: Althochdeutsch-Mittelhochdeutsch. 6.durchgesehene und ergänzte Aufl.Frankfurt/M.: Athenäum 1986.

Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Teil II. Ausg. 1828.Hg. v. Wilhelm Scherer. Nachdruck. Hildesheim: 1967.

Henzen, Walter: Deutsche Wortbildung. 3.Aufl.Tübingen: 1965. (Sammlungen kurzer Grammatiken ger-manischer Dialekte.)

Jean Paul: Ueber die deutschen Doppelwörter; eine gram-matische Untersuchung in zwölf alten Briefen undzwölf neuen Postskripten. In: Jean Paul's Werke.54.Teil. Berlin: Gustav Hempel 1819.

Knobloch, J.: Reduzierte Trikomposita. In: Linguisti-sche Studien Nr.3. (Festschrift für P.Grebe)(Düsseldorf: 1973 = Sprache der Gegenwart 23) S.135-136.

Lewandowski, Theodor: Linguistisches Wörterbuch.6.Aufl. Heidelberg: Quelle & Meyer 1994.

Lexers, Matthias: Mittelhochdeutsches Taschenwörter-buch. 37.Aufl. Stuttgart: S.Hirzel 1986.

Olsen, Susan: Wortbildung im Deutschen. Eine Einführungin die Theorie der Wortstruktur. Stuttgart: Kröner1986.

Ortner, Hanspeter; Ortner, Lorelies: Zur Theorie undPraxis der Kompositaforschung. Tübingen: GunterNarr Verlag 1984.

Ortner, Lorelies; Elgin Müller-Bollhagen u.a.: DeutscheWortbildung. Typen und Tendenzen in der Gegenwarts-sprache. Eine Bestandsaufnahme des Instituts fürdeutsche Sprache, Forschungsstelle Innsbruck. Haupt-teil 4: Substantivkomposita. Komposita und komposi-tionsähnliche Strukturen 1. Berlin: de Gruyter 1991.

Paul, Hermann: Deutsche Grammatik. Band V: Wortbil-dungslehre. Halle/S.: Niemeyer 1920. Nachdruck.Tübingen 1968.

Pfeifer, Wolfgang: Etymologisches Wörterbuch. 2.Aufl.Berlin: 1993

Plank, Frans: Morphologische (Ir-)Regularitäten.Aspekte der Wortstrukturtheorie. (Studien zur deut-schen Grammatik. Bd.13). Tübingen: Gunter Narr Verlag1981.

Page 75: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 75

Schippan, Thea: Lexikologie der deutschen Gegenwarts-sprache. Tübingen: Niemeyer 1992.

Schmitthenner, Friedrich: Teutonia. Ausführlicheteutsche Sprachlehre, nach neuer wissenschaftlicherBegründung. Nachdruck der Ausgabe Frankfurt a.M.1828. Hildesheim: Georg Olms Verlag 1984.

Wellmann, Hans: Morphologie der Substantivkomposita.In: Deutsche Wortbildung. Typen und Tendenzen in derGegenwartssprache. 4.Hauptteil. Substantivkomposita.Hg. v. Lorelies Ortner u.a. Berlin: de Gruyter 1991.

Wellmann, Hans: Die Bedeutungen der Nominalkomposita.In: Synchrone und diachrone Aspekte der Wortbildungim Deutschen. Hg. v. Hans Wellmann. Heidelberg:Universitätsverlag C.Winter 1993.

Wurzel, Wolfgang Ulrich: Studien zur deutschen Laut-struktur. Berlin: Akademie-Verlag 1970. (studia gram-matica VIII).

Wurzel, Wolfgang Ulrich: Flexionsmorphologie und Natür-lichkeit. Ein Beitrag zur morphologischen Theorie-bildung. Berlin: Akademie-Verlag 1984. (studia gram-matica XXI).

Wurzel, Wolfgang Ulrich: Skizze der Natürlichen Mor-phologie. In: Papiere zur Linguistik 50/1 (1994).S.23-50.

Zepic, Stanko: Morphologie und Semantik der deutschenNominalkomposita. Zagreb: Philosophische Fakultät derUniversität Zagreb, Abteilung für Germanistik, 1970.

Fußnoten

1 Eisenberg, S.227.

2 Wellmann, S.68.

3 Ebd. S.6. Wellman hat aus einem Korpus von 62.456 Kompositaallein für diesen Bereich einen Anteil von 77.9% festge-stellt.

4 Eisenberg, S.218.

Page 76: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 76

5 Ebd., S.227.

6 Lewandowski, S.577.

7 Erben, S.29.

8 Ebd.

9 Wellmann, S.3ff.

10 Lewandowski, S.577.

11 Bei der Präfigierung ist ein Wortbildungsaffix dem Stammvorangestellt, bei der Suffigierung ist es angehängt.Dagegen kennt die Konversion kein Wortbildungsmerkmal. DerStamm eines Wortes bleibt so, wie er ist; er wird lediglichin eine andere Kategorie umgesetzt. Hier sind die wichtig-sten Arten: Substantivierung des Infinitivs und desgl. desAdjektivs.

Beispiele: Uroma, verdrehen, unecht;Heiterkeit, heilbar, Klugheit;flöten - das Flöten, groß - der Große

12 Eisenberg, S.201ff.

13 Ebd. S.28.

14 Fleischer, S.25.

15 Eisenberg, S.209.

16 Ebd. S.28.

17 Ebd., S.210.

18 Fuhrhop (1998), S.3ff.

19 Lewandowski, S.1210. Auch: Bußmann, S.413.

20 Eisenberg, S.201.

21 Fleischer, S.45.

22 Ortner, S.112.

23 Wellmann, S.4.

24 Ebd., S.5.

25 Ebd., S.112.

26 Eisenberg, S.218.

27 Schmidt, S.42.

Page 77: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 77

28 Schippan, S.71.

29 Plank, S.204.

30 Bünting, S.26. Auch: Erben, 1983, S.24.

31 Wellmann, S.5.

32 Eisenberg, S.217.

33 Ortner, S.112.

34 Eisenberg, S.218.

35 Ortner, S.285f.

36 Wellmann, S.9.

37 Eisenberg, S.217.

38 Fleischer, S.279f.

39 Wellmann, S.10.

40 Ebd., S.11.

41 Ebd., S.40.

42 Knobloch, S.135.

43 Lewandowski, S.577.

44 Eisenberg, S.227.

45 Ebd., S.224.

46 Gerdes/Spellerberg, S.20ff. Auch: Wellmann, S.51.

47 Wellmann, S.51.

48 Eisenberg, S.227.

49 Heute ist die Vorausstellung einer Genitivform längst nichtmehr gebräuchlich. Ausnahme: "Emils Spielzeug" -(sächs.Gen.)

50 Eisenberg, S.224f.

51 Lewandowski, S.323.

52 Wellmann,S.51. Auch: Lewandowski, S.323; Erben 1975, S.59;Augst 1975, S.127ff.

53 Zepic, S.52ff.

54 Wellmann, S.56.

Page 78: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 78

55 Zépic, S.5.

56 Wellmann, S.57.

57 Zepic, S.24f..

58 Wellmann, S.70.

59 Ebd., S.8of.

60 Ebd., S.54.

61 Eisenberg, S.226.

62 Ebd., S.227.

63 Fuhrhop (1998), S.22.

64 Ebd., S.187.

65 Ebd., S.22.

66 Ebd., S.3.

67 Ebd., S.23.

68 Ebd., S.23.

69 Ebd., S.27.

70 Ebd., S.25.

71 Eisenberg, S.214.

72 Ebd., S.228.

73 Fuhrhop (1998), S.189.

74 Ebd., S.218ff.

75 Ebd., S.189.

76 Ebd., S.189.

77 Eisenberg, S.228.

78 Fuhrhop (1998), S.189 und S.194.

79 Eisenberg, S.233.

80 Wellmann, S.51.

81 Fuhrhop (1998), S.189.

82 Eisenberg, S.228

Page 79: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 79

83 Ebd., S.228.

84 Fuhrhop (1998), S.190.

85 Ebd., S.191.

86 Wurzel (1994), S.41.

87 Fuhrhop (1998), S.191.

88 Gallmann, S.183ff.

89 Fuhrhop (1998), S.193.

90 Ebd., S.191.

91 Eisenberg, S.229.

92 Zepic, S.53.

93 Fuhrhop (1998), S.192.

94 Duden, Bd.1 (1986), S.162. Duden, Bd.1 (1996), S.165.

95 Das Morphem "zug" hat sich im Laufe der Zeit ausmhd. = "ziehen" entwickelt. Ein Verb, das bereits in alt-germanischer Zeit bekannt war.Mhd. "ziehen" wurde transitiv wie intransitiv gebrauchtund hatte u.a. folgende Bedeutungen: ziehen, einen Wegeinschlagen, sich begeben, sich hinbewegen; aber auch:ins Feld ziehen, sich hinziehen, erstrecken;"ziehen ze": gereichen zu, sich beziehen auf u.a.;"ziehen an": sich einer Sache wegen berufen aufferner: mhd. "zoum" = Seil, Riemen, Zügel (das, womit man

zieht)ahd. "ziuch"= Pflug (das Mittel zum Ziehen)

96 Fuhrhop (1998), S.193.

97 Zepic, S.27ff.

98 Wellmann, S.50ff.

99 Fuhrhop 1996 und 1998.

100 Eisenberg 1998, insbesondere S.126ff, 217ff.

101 Wellmann, S.54.

102 Fuhrhop (1998), S.196f.

103 Zepic, S.32f.

104 Eisenberg, S.228.

Page 80: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 80

105 Ebd., S.231.

106 Ebd., S.231ff.

107 Fuhrhop (1998), S.197.

108 Eisenberg, S.231.

109 Wellmann, S.73ff, 83ff.

110 Fuhrhop (1998), S.197f, 201f.

111 Zepic, S.33ff.

112 Eisenberg, S.232.

113 Ebd., S.232.

114 Wellmann, S.75.

115 Zepic, S.35ff.

116 Fuhrhop (1998), S.201.

117 Zepic, S.43. Nach detailliertem Vergleich der 1970 veröf-fentlichten Arbeit mit inzwischen herausgegebenen For-schungsergebnissen anderer Wissenschaftler (Fleischer(1995), Wellmann (1991), Fuhrhop (1996,1998) u.a.) scheintes angebracht zu sein, sowohl den Umfang der suffigiertenErstglieder, für die das Verbindungsmorphem "mit Sicherheit"vorauszusagen ist, als auch die "geringe Zahl", bei denenUnsicherheit über die Verfugung herrscht, zu relativieren;d.h. im ersteren Falle ist diese Gruppe, gemessen am ein-schätzbaren Umfang der Bestimmungswörter mit Suffix, ver-hältnismäßig gering und im Gegensatz dazu sollte der TeilErstglieder, bei denen "Unsicherheit" bezüglich der Fugebeobachtet wurde bzw. zu erwarten ist, nicht zu klein be-messen werden.

118 Eisenberg, S.126ff.

119 Ebd., S.232.

120 Ebd., S.232.

121 Fuhrhop (1998), S.198; Wellmann, S.88.

122 Fuhrhop (1998), S.199.

123 Ebd., S.199.

124 neue Schreibweise

125 alte Schreibweise

Page 81: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 81

126 Zepic, S.25; Fleischer, S.138; Wellmann, S.83f; Fuhrhop

(1998), S. 203; Eisenberg, S.231.

127 Ebd.

128 Fuhrhop (1998), S.203.

129 Ebd.

130 Wellmann, S.84.

131 Wellmann, S.110: "Die paradigmische -(e)s-Fuge steht gele-gentlich in gehobener Redeweisebei Bezug auf etwas Einzelnes --- Fest-es-freude,

Kreuz-es-tod,bei vergleichender Verwendung --- Eis-es-kälte.

132 Fuhrhop (1998), S.203; Eisenberg, S.228.

133 Fuhrhop (1998), S.203. Z.B. werden Komposita wie "Armes-länge" und "Haaresbreite" fast ausschließlich im übertra-genen Sinne gebraucht. Sollte dagegen die genaue Länge ei-nes Armes angegeben werden, spricht man von "Armlänge ..cm".

134 Wellmann, S.61.

135 Ebd., S.102.

136 Zepic, S.25.

137 Wellmann, S.102; Zepic, S.32; Fuhrhop (1998), S.204.

138 Fuhrhop (1998), S.205.

139 Wellmann, S.103.

140 Fuhrhop (1998), S.205.

141 Wellmann, S.103.

142 Zepic, S.52.

143 Weitere Einzelheiten unter Abschnitt "en-Fuge".

144 Fuhrhop (1998), S.205.

145 Wellmann, S.102.

146 Jean Paul, S.19ff.

147 Zepic, S.25.

148 Wellman, S.76; S.90.

149 Fuhrhop (1998), S.209f.

Page 82: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 82

150 Eisenberg, S.230.

151 Fuhrhop (1998), S.206. "Alle...in ihrer obliquen Form..."--- obgleich das Fugenmorphem mit dieser Formulierung wohlerfaßt werden kann, scheint es doch fragwürdig zu sein, dasGenitiv- oder Dativ-Flexiv heranzuziehen. Wenn die en-Fugeüberhaupt mit einem Flexiv verglichen werden soll, dannkann dieses doch nur mit der Nom.Plur.-Endung geschehen unddann wäre "obliquent" nicht richtig.

152 Wellmann, S.90.

153 Eisenberg, S.230.

154 Ebd.

155 Fuhrhop (1998), S.207.

156 Wellmann, S.92. Sie stellen allein ca. 88% aller femininenErstglieder mit en-Fuge.

157 Eisenberg, S.230.

158 Wellmann, S.95.

159 Fuhrhop (1998), S.207.

160 Eisenberg, S.223.

161 Wellmann, S.57.

162 Ebd., S.94f.

163 Ebd., S.76. Der Anteil der Komposita mit "unparadigmischeren-Fuge" beträgt nur etwa 3% aller Zusammensetzungen mitdieser Fuge.

164 Zepic, S.32.

165 Wellmann, S.78.

166 In Süddeutschland werden (meistens kleine,einfache) Wirt-schaften, in denen eigener Wein ausgeschenkt wird, durcheinen an der Straßenfront des Hauses befestigten "Strauß"gekennzeichnet.

167 Jean Paul, S.12. (Zweiter Brief an die "verehrte Freundin"vom 25.2.1817.)

168 Ebd., S.20.

169 Eisenberg, S.231.

170 Asche --- Dem gläubigen Christen zeichnet am Aschermittwochder Pfarrer ein Aschenkreuz auf die Stirn. Asche gilt alsSinnbild der Vergänglichkeit und der Buße.

Page 83: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 83

Duden, Bd.7, S.36; Fuhrhop (1998), S.210; Pfeifer, S.42.

171 Wellmann, S.98.

172 Fuhrhop (1998), S.210.

173 Nur drei! Worte wurden in Literatur und Korpus gefunden --Kleid, Huhn und Gespenst.

174 Wellmann, S.99.

175 Fuhrhop (1998), S.211.

176 Wurzel (1970), S.98f; Eisenberg, S.231.

177 Duden, Bd.7, S.128; auch Pfeifer, S.146.

178 Fuhrhop (1998), S.210; Henzen (1957), S.60.

179 Fuhrhop (1998), S.211.

180 Jean Paul, S.1.

181 Fuhrhop (1998), S.217.

182 Schmitthenner, S.247.

183 Eisenberg, S.227.

Page 84: Probleme der Fugenmorphologie Ein Forschungsbericht http ... · Seite - 3 Einleitung Fast jeder Wissenschaftler, der sich vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis heute - Jean Paul, Jakob

Seite - 84

Ich versichere, daß ich diese Magisterarbeit selbständigverfaßt und bei ihrer Anfertigung keine anderen als dieangegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt habe.