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Probleme und Methoden der wirtschaftlichen Integrationby Karl Albrecht

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Page 1: Probleme und Methoden der wirtschaftlichen Integrationby Karl Albrecht

Probleme und Methoden der wirtschaftlichen Integration by Karl AlbrechtReview by: Anneliese Herbst-RadbruchFinanzArchiv / Public Finance Analysis, New Series, Bd. 13, H. 1 (1951/52), pp. 186-187Published by: Mohr Siebeck GmbH & Co. KGStable URL: http://www.jstor.org/stable/40908716 .

Accessed: 17/06/2014 19:32

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186 Literatur

Dr. Karl Albrecht, Probleme und Methoden der wirtschaftlichen Integration. Kieler Vorträge, Neue Folge Nr. 1, Kiel 1951.

Der Verf. hat sich ausgehend von dem aktuellen wirtschaftspolitischen Pro- blem der Vereinheitlichung der europäischen Wirtschaft eine systematische Skiz- zierung der Methoden der wirtschaftlichen Integration zum Ziel gesetzt. Er geht dabei zunächst davon aus, daß mit dieser Fragestellung heute nicht mehr ein gegebener Tatbestand, d. h. der Grad der bestehenden wirtschaftlichen Verbun- denheit passiv beschrieben werden solle; wirtschaftliche Integration entspreche heute vielmehr in erster Linie einer Aufgabe, d. h. der Erforschung der „geeig- neten Methoden, um den Zustand größtmöglicher Integration zu verwirklichen" in der Überzeugung, ,,daß eine solche Integration eine erhöhte Produktivität der beteiligten Volkswirtschaften herbeiführt" (Seite 3).

Der Verf. unterscheidet zunächst zwischen bilateralen und multilateralen Integrationsformen. Bei den ersteren handelt es sich um die wirtschaftliche Ver- schmelzung von nur zwei zunächst selbständigen Volkswirtschaften, von denen die eine entweder eine politische oder wirtschaftliche Vorrangstellung einnimmt (z. B. Verhältnis zwischen Mutterland und Kolonie) oder bei denen von einem gewissen Gleichgewicht der funktionellen Kräfte gesprochen werden kann (z. B. bei den Benelux- Staaten). Man beachte übrigens, daß hier der Wirtschaftspolitiker das von der traditionellen Wirtschaftstheorie in den Vordergrund gestellte Modell gleichrangiger Marktpartner erst in zweiter Linie in den Bereich der realen Mög- lichkeiten rückt.

Bei den multilateralen Integrationsformen, die auf eine Verschmelzung von mehr als zwei selbständigen Volkswirtschaften abzielen, unterscheidet der Verf. zwei Methoden: einen ersten Typus, ,,bei dem die Integration mittels admini- strativer Maßnahmen nicht nur herbeigeführt wird, sondern allein durch dauernde Anwendung solcher Maßnahmen ermöglicht bzw. aufrechterhalten werden kann" (Anfangsstadium des Schuman-Planes); einen zweiten Typus, bei dem die Inte- gration im Wege gegenseitiger Vereinbarung durch Auflockerung und größt- mögliche Beseitigung der bestehenden administrativen Beschränkungen zur Her- stellung eines freien Wirtschaftsaustausches in allen Stufen des Wirtschafts- ablaufes führen soll (Ziel der OEEC). Der Verf. betont, daß diese letzte Methode im Endergebnis zu einer nach dem Prinzip der komparativen Kosten standort- orientierten Integration führen würde. (Es geht leider über den Rahmen dieser Besprechung hinaus, Voraussetzungen und Berechtigung dieser These kritisch zu untersuchen.) Als Beispiel in diesem Zusammenhang gibt der Verf. nicht nur einen kritischen Überblick über Grenzen und Möglichkeiten der Europäischen Zahlungs-Union, sondern entwickelt konkrete Vorschläge zu ihrer Vervollkomm- nung, insbesondere im Hinblick auf die Verwirklichung einer gemeinsamen euro- päischen Investitionspolitik.

Zu ergänzen bliebe wohl, daß auch und gerade im Rahmen multilateraler Integrationsformen die Möglichkeit einer Gleichrangigkeit der beteiligten Wirt- schaftseinheiten oder aber ihrer verschiedenen wirtschaftlichen Machtstellung besteht, so daß auch hier die Vorrangstellung eines einzelnen Landes möglich ist (vgl. z. B. Stellung der USA im Weltwährungsfonds). Letztlich unterliegen die hier behandelten Probleme auf höherer Ebene den gleichen Voraussetzungen und Möglichkeiten, wie sie die Marktformenlehre für die Preistheorie heraus- gearbeitet hat, - ein Zusammenhang, der allen weiteren Forschungen über die Methoden der wirtschaftlichen Integration zugrundegelegt werden sollte.

Außerdem muß darauf hingewiesen werden, daß die im Rahmen der multi- lateralen Integrationsformen vorgenommene Gliederung zwischen einer auf administrativen Maßnahmen beruhenden und einer auf die Wiederherstellung einer freien Verkehrswirtschaft abzielenden Integrationsform nicht irreführen darf: in beiden Fällen kann und müßte das Endziel das gleiche sein, nämlich die progressive Verflechtung und Verschmelzung voneinander unabhängiger Wirt- schaf tsgefüge. Soweit zu diesem Zweck einzelne Organisationen wie die OEEC und der Schuman-Plan gebildet werden, werden in jeder einzelnen beide Methoden

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Literatur 187

nebeneinander angewandt werden müssen. Der vom Verf. vorgeschlagene Ausbau der Europäischen Zahlungs-Union erfolgt eindeutig in dieser Richtung, und ande- rerseits wird auch der Schuman-Plan, soll er wirklich zu einer europäischen Inte- gration beitragen, im zweiten Stadium seiner Wirksamkeit zwar nicht auf eine machtvolle übernationale Organisation als Träger der gemeinsamen Wirtschafts- politik verzichten können, aber auch einen Abbau der administrativen Maß- nahmen im einzelnen erforderlich machen.

Der vorliegende Vortrag sollte zweifellos Anstoß für weitere Beiträge in die- ser Richtung bilden. Hier ist im besten Sinne der verantwortliche Wirtschafts- politiker gleichzeitig zum Theoretiker geworden. Ohne sich in überflüssigen Einzel- heiten zu verlieren, stellt der Verf. mit mutiger Klarheit, die sich mancher Theo- retiker zum Beispiel nehmen könnte, nationalsozialistische, amerikanische, rus- sische und gesamt-europäische Integrationsmethoden nebeneinander. Die Ergeb- nisse des Politikers laufen dabei, wie nicht anders erwartet werden kann, durchaus parallel zu den Forschungsergebnissen der modernen Theorie, der wir einmal den Begriff der „dominierenden Wirtschaft" (Perroux), zum anderen insbesondere auf außenwirtschaftlichem Gebiet die neue Zentralstellung kapital- und konjunk- turtheoretischer Probleme (Robinson, Harrod) verdanken. Der vorliegende Vor- trag des z. Zt. im Bundesministerium für den Marshallplan an führender Stelle an den Vorarbeiten zur Verwirklichung einer gesamt-europäischen Wirtschaft beteiligten Verf. bedeutet über die aktuelle wirtschaftspolitische Fragestellung hinaus insoweit auch einen grundsätzlichen Beitrag zu der theoretischen Proble- matik der Erfassung dynamischer Wirtschaftsabläufe.

Anneliese Herbst-Radbruch

Probleme des Schuman-Plans. Eine Diskussion zwischen Staatssekretär Walter Hallstein und Professoren Andreas Predöhl und Fritz Baade. Kieler Vorträge, Neue Folge Nr.2. Hrs. Fritz Baade. Kiel 1951 34 S.

Diese Diskussion zwischen Sachverständigen stellt den springenden Punkt mit großer Klarheit heraus; man folgt wohl am besten der Formulierung Hall- s t e i n s im Schlußwort: „Der entscheidende Punkt ist natürlich, ob man glaubt, daß die Europäische Lösung überhaupt eine gute Lösung ist. Das ist Prämisse Nummer eins. Wer diese europäische Lösung selbst nicht will, wird gar kein Verständnis für dieses Werk haben."

Das bedeu tet nicht, daß man sich nun im Vertrauen auf diese gute Lösung Hals über Kopf in ein Abenteuer stürzen dürfte, oder daß man sich mit dem Hin- weis auf dieses Vertrauen das Gewissen erleichtern könnte. B a a d e s Bedenken wiegen schon schwer genug; aber die Buchungen gewinnen auf einem Konto, das ,, Europa" überschrieben ist, einen andern Sinn als auf einem Konto, das „Deutschland" überschrieben wäre. Die Standorte, auf deren mangelnde Ökono- mie Predöhl hinweist, sind doch durch die Grenzziehungen bedingt, die das nationalistische alte Europa kennzeichnen. Die Hoffnung, auf die sich Hall- stein beruft, erstreckt sich ja nicht darauf, daß irgendwie ,,die anderen" zur Vernunft kommen, sondern, daß ,,Wir Europäer" unsern Raum einmal ökono- misch einrichten werden.

Sich über die Tatsachen ein Bild zu verschaffen, wird dieses Heft dem Leser erleichtern, der die Ursprünglichkeit der Formulierungen zu schätzen weiß.

Hans Peter

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