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348 Die Indican-Ausscheid. in Krankheiten. - Producte d. gefaulten Mais. Die Indican - Ansscheidnng in Krankheiten. Anknupfend an Jaffe's Untersuchiingen uber das Verhal- tcn der Indican - Ausschcidung in Krankheiten, hat M. H en- 11 i g c mittelst einer Methode, wclche eine Abschatzung des Indicangehaltes gestattct , und welche durch Aufnahme des Indigo in Chloroform ausgefuhrt wird, die Indican - Ausschei- dung untcr verschiedenen pathologischen Verhaltnissen unter- sucht, und zwar 1) bei Krankheiten, die der Ausdruck einer dlgemeinen Ernahriingsanomalie sind, 2) bei lnfections - und Invasionskranltheitcn und bei Intoxicationen, 3) bei Erkran- kungen der einzelnen Organe. Dabei kornmt er zu dem Schluss, dass eine Vermehrung des Indicangehalts bei allen Krankheiten zu verniuthen ist, die der Ausdruck einer allge- mcinen Ernahrungsanomalic sind, oder aber einen Inanitions- zustand zur Folge haben, und zwar wird der Indicangehalt friihzeitig eine bedeutende Hohe crreichen, wenn die Ursache des Kachexie in einer Erkrankung des Digestionstractus liegt. Auch im Harn hungernder Thiere wird Indicanvermeh- rung gefunden. (Deutsch. Archiv f. klin. Med. XXIII. B. 3. H. 1878. Medic. chirurg. Rundschau. Jahrg. X X . p. 220.) C. Sch. Producte des gefaulten Mais. In einer Studic iiber die putride Intoxication hat Z 11 cl z c r jene Thatsachcn zusammcngestellt , welche den Beweis fir das Auftreten von Alkalo'iden in faulenden Materien liefern. Die in der Ueberschrift genannten Producte verdienen um SO mchr eine Beleuchtung, als man sie mit einer im Siiden haufig vorkommcndcn, unter dem Namen Pellagra bekannten Xrankheit, welche sich als ein Gemenge von IIautkrankbeit und nervosen Erscheinnngen charakterisirt, in Zusammenhang gebracht hat. Als Ursache hat man namentlich die Ernah- rung mit einem pathologisch durch die Entwickelung eines Schimmelpilzes, Penicillium Maydis, veranderten Mais beschul- digt, wie denn auch IIebra die Verwandtschaft des Pellagra mit"dem Ergotismus betont und Lombroso sah, dass die Dar- reichung einer aus verdorbenem Mais bereiteten Tinctur nach langerer Zeit bei gesunden Personen Erbrechen , Diarrhoe, Appetitverlust, Abschuppung dcr Haut, Pupillenerweiterung, Schlafrigkeit , Schwindel , Ptosis und mangelhafte Ernahrung hervorrief. Er Ties aber auch nach, dass diese Erkran- kungen nicht von jenem Parasiten, sondern vom Parenchym

Producte des gefaulten Mais

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348 Die Indican-Ausscheid. in Krankheiten. - Producte d. gefaulten Mais.

Die Indican - Ansscheidnng in Krankheiten. Anknupfend an Jaffe's Untersuchiingen uber das Verhal-

tcn der Indican - Ausschcidung in Krankheiten, hat M. H e n - 11 i g c mittelst einer Methode, wclche eine Abschatzung des Indicangehaltes gestattct , und welche durch Aufnahme des Indigo in Chloroform ausgefuhrt wird, die Indican - Ausschei- dung untcr verschiedenen pathologischen Verhaltnissen unter- sucht, und zwar 1) bei Krankheiten, die der Ausdruck einer dlgemeinen Ernahriingsanomalie sind, 2) bei lnfections - und Invasionskranltheitcn und bei Intoxicationen, 3) bei Erkran- kungen der einzelnen Organe. Dabei kornmt er zu dem Schluss, dass eine Vermehrung des Indicangehalts bei allen Krankheiten zu verniuthen ist, die der Ausdruck einer allge- mcinen Ernahrungsanomalic sind, oder aber einen Inanitions- zustand zur Folge haben, und zwar wird der Indicangehalt friihzeitig eine bedeutende Hohe crreichen, wenn die Ursache des Kachexie in einer Erkrankung des Digestionstractus liegt. Auch im Harn hungernder Thiere wird Indicanvermeh- rung gefunden. (Deutsch. Archiv f. klin. Med. XXIII. B. 3. H. 1878. Medic. chirurg. Rundschau. Jahrg. X X . p . 220.)

C. Sch.

Producte des gefaulten Mais. In einer Studic iiber die putride Intoxication hat Z 11 cl z c r

jene Thatsachcn zusammcngestellt , welche den Beweis f i r das Auftreten von Alkalo'iden in faulenden Materien liefern. Die in der Ueberschrift genannten Producte verdienen um SO mchr eine Beleuchtung, als man sie mit einer im Siiden haufig vorkommcndcn, unter dem Namen Pellagra bekannten Xrankheit, welche sich als ein Gemenge von IIautkrankbeit und nervosen Erscheinnngen charakterisirt, in Zusammenhang gebracht hat. Als Ursache hat man namentlich die Ernah- rung mit einem pathologisch durch die Entwickelung eines Schimmelpilzes, Penicillium Maydis, veranderten Mais beschul- digt, wie denn auch IIebra die Verwandtschaft des Pellagra mit"dem Ergotismus betont und Lombroso sah, dass die Dar- reichung einer aus verdorbenem Mais bereiteten Tinctur nach langerer Zeit bei gesunden Personen Erbrechen , Diarrhoe, Appetitverlust, Abschuppung dcr Haut, Pupillenerweiterung, Schlafrigkeit , Schwindel , Ptosis und mangelhafte Ernahrung hervorrief. Er Ties aber auch nach, dass diese Erkran- kungen nicht von jenem Parasiten, sondern vom Parenchym

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des Mais selbst und besonders vom Maisembryo, der viegen seines hohen Oelgehaltes und wegen seiner unvollkommenen Umhullung durch das Perisperm an der Luft stark ranzige Ueschaffenheit annimmt , herruhrt. Mit Dupr6 angestelltc weitcre Versuche iiber daa Verhaltniss des verdorbenen zum gesunden Mais, insbesonderc bctretli des aus beiden gewon- nenen Oeles ergaben, daRs die Stoffe aus dem gesiinden Mais sich in jeder Beziehung als u n s c h ad1 i c h fur den Organis- mus, der aus dem verdorbenen Mais bereitete Stoft' sich a h entschieden giftig erwiesen.

Nachdem aber durch Extraction des durch Schimmclpilzc veriinderten Maises nicht immer Priiperate von gleicher Be- schatl'enheit erhalten werden konnten , ging Lornbroso mit Erba dnran, die aus dem gcsunden Mais durch kunstliche Fermentation entstchenden Ir'roducte zu studiren. Zu diesem Zweck liess man gesunden Mais die Alkohol- und Essiggiiti- rung durchmachen, trocknete denselben bei Beginn der Milch- sauregahrung und erschopfte denselben dann mit Alkohol. Aus dem Ruckstande der Tinctur wurdc erhalten: 1) Ein Oleoresin genanntes Eettes Oel; 2) ein von Lombroso Pel- lagrozein, von Erba Ma'isin genannter Exhractivstoff; 3) eine harzartige Subatanz. Hicrzn kommt noch das aus deni mit Alkohol erschopften Mais erhaltcne wassrige Extract und ein von Erba aus den scparirten Maisembryonen dargestelltes, bei gewohnlicher Temperatur festes Fett. Wird der Process bis zur Buttersauregahrung fortgesetzt, so sind Extract und Oel reichlicher, gefiirbter und bitterer. Die angestcllten Ver- suche ergaben, dass Maisin eine starke antiputride Wirkung hat, die Fermentation hingegen nur durch concentrirte Losungen retardirt.

H u s e m a n n suchte durch Versuche zu entscheiden, ob die Maispriiparate nur durch e i n G i f t , ein nach Art des Picrotoxins wirkendes Hirnkrampfgift , wirken , oder durch z w e i G i f t e , deren eines tetonisirend, das andere narkotisch wirkt. Die beiden Priiparate Ma'isin und Oleoresin WUP den subcutan angewandt und kam Husemann zu folgendem Schlusse :

1) Aus gesunden Maiskornern lassen sich durch Gahrung resp. Faulniss Gifte von verschiedener Wirkung darstellen.

2) Es entsteht auf diese Weise primar und unter allen Umstlnden ein Gift, dessen Wirkung zuerst auf das Gehirn, spater auf das Riickenmark und die medulla oblongata ge- richtet ist und welches durch Lahmung den Tod herbeifuhrt. Dasselbe setzt die Herzthatigkeit herab, es beeintrachtigt

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die Muskelcontractilitat nicht und die Irritabilitat der peri- pheren Nervenendigungcn kaum oder gar nicht.

3) Dieses narkotische Maisgift bildet den Hauptbestand- tlieil jener Praparate, die in den Herbstmonaten, iiberhaupt in kiilterer Jahreszeit, bercitet werden. In letzteren existirt viclleicht noch ein anderes giftiges Yrincip, von dem die der Lahmung vorausgehenden eigenthumlichen, an Sieotinvergif- tung erinnernden krampfhaften Contractionen der Flexoren abhangig Rind.

4) Neben dein narkotischcn Gifte entsteht bei kunstlicher Fermentation des Mais in sehr heisser Jahreszeit auch eine giftige Substnnz, die nach Art des Strpchnins eine Steigerung der Reflexcrreg%arkeit und rctlcctorischcn Tetanus bedingt. Dasselhc afficirt die pcriphercn Kervenendigungen starker als das narkotische und zeigt irn Gemenge mit letzterer einen directen Einfluss auf die Herzaction nicht. In Hinsicht der Toxicitat scheint es das narkotische Princip sehr erheblich zn iibertreffen.

5) Die Gegenwart des tetonisirenden l'rincips in den ans kalteren Jahrcszeiten stammenden Priiparatcn lasst sich auf Grund der Versuche nicht behaupten.

6) Ein nach Art des Picrotoxins wirkendes Krampfgil't ist in keinem der von den untersuchten Maisprkiparaten vor- handen.

7) Das sogenannte Maisin nus kaltercr Jahreszeit wirkt starker giftig , als das Oleoresin, theilweise wohl in Folgci der weit langsameren Resorption des letzteren.

8) Die Differenz der Activitiit bcider l'raparate bei ver- schiedcncr Wariiic des umgebenden Mediums muss durcli die Veranderung der Rcsorptionsverhaltnisse ihre Erklarung finden.

Husemann betrachtet den jetzt zum erstenmale erbrach- tcn Beweis, dass sich unter dem Einfluss der Flulniss ein Stoff entwickelt , der tetonische Krampfe veranlasst, als cinc Stiitze fur dic in neuerer Zeit vielfach aufgetretene Anschau- ung, wonach manche Falle von Wundstarrkrampf durch dic Resorption eines in Folge eines septischen ProcesseR gebil- deten tctonisirenden Stoffes zu Stande kommen. (Archiv f. c x p ~ i m . Pathol. u. Pharmncot, 9. Bd. 3. M. 4 TlcJt. 1878. Ned. chi9.. Iiundsckau. Jahrg. X X . pag. 276.) C. Sch.