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Lesen lernen – fördern – können
Prof: Dr. Anja Wildemann
Universität Koblenz-Landau
Fachtagung "Wir lesen in vielen Sprachen.“ Lesen im Herkunftssprachenunterricht
107.10.2014
1. Lesen lernen Leselernprozesse Lesekompetenzmodelle
2. Lesen fördern Lesestrategien Lautleseverfahren Leseanimation
3. Lesen können Zwei- und mehrsprachige Bilderbücher Lesen - digital und mehrsprachig (MuViT)
Fachtagung "Wir lesen in vielen Sprachen.“ Lesen im Herkunftssprachenunterricht
207.10.2014
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Quelle: youtube
1. Lesen lernen
Fachtagung "Wir lesen in vielen Sprachen.“ Lesen im Herkunftssprachenunterricht
307.10.2014
Teilprozesse des Lesens
• Symbole erkennen• Symbole und Zeichen
• Wörter erschließen• Phonem-Graphem-Zuordnung, Erkennen von Wortbedeutungen (Wortschatz),
Erfassen größerer Einheiten (Buchstabengruppen, Silben)
• Sätze lesen• Wortübergreifende Strategien • Nutzung impliziten Wissens (grammatikalisches Wissen, Weltwissen), Verknüpfung
von Wörtern zu einem Zusammenhang
• Texte lesen• Satzverbindungen herstellen (grammatikalisches Wissen, Weltwissen), Herstellung
lokaler Kohärenz, Textsortenwissen
(Spinner 2012, Rathmann 2012, Wildemann/Rathmann 2014b)
Fachtagung "Wir lesen in vielen Sprachen.“ Lesen im Herkunftssprachenunterricht
407.10.2014
Wir unterscheiden…
Basale Lesekompetenzen
auf der Wortebene
Worterkennung
wortübergreifendes Lesen
Fortgeschrittene Lesekompetenzen
lokales und globales Textverstehen
unter Einbeziehung von Vor-, Welt- und Textwissen
07.10.2014Fachtagung "Wir lesen in vielen Sprachen.“
Lesen im Herkunftssprachenunterricht5
K A U F E N
In Stockholm, in einer ganz gewöhnlichen Straße, in einem ganz gewöhnlichen Haus wohnt eine ganz gewöhnliche Familie, und die heißt Svantesson.
Auszug aus „Lillebror und Karlsson vom Dach, von Astrid Lindgren
Lesekompetenzmodelle
Fachtagung "Wir lesen in vielen Sprachen.“ Lesen im Herkunftssprachenunterricht
607.10.2014
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IGLU- Lesekompetenzmodell IGLU = Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung
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Kompetenzstufen bei IGLU
Kompetenzstufe 1: Dekodieren von Wörtern und Sätzen
Kompetenzstufe 2: Explizit angegebene Einzelinformationen in Texten identifizieren
Kompetenzstufe 3:Relevante Einzelheiten und Informationen im Text auffinden und miteinander in Beziehung setzen
Kompetenzstufe 4: Zentrale Handlungsabläufe auffinden und die Hauptgedanken des Textes erfassen und erläutern
Kompetenzstufe 5: Abstrahieren, Verallgemeinern und Präferenzen begründen
Fachtagung "Wir lesen in vielen Sprachen.“ Lesen im Herkunftssprachenunterricht
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Ergebnisse aus IGLU 2011
• Mädchen haben gegenüber von Jungen einen Vorsprung von 8 Punkten (2001 noch 13 Punkte).
• Es gibt einen Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und der Lesekompetenz.
• Der Leistungsvorsprung von Kindern mit mehr als 100 Büchern zu Hause beträgt 40 Punkte, also ein Schuljahr.
• Der Leistungsvorsprung von Kindern mit der Erstsprache Deutsch gegenüber Kindern mit anderer Erstsprache beträgt im Lesen 32 Punkte.
Fachtagung "Wir lesen in vielen Sprachen.“ Lesen im Herkunftssprachenunterricht
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Mehrebenenmodell des Lesens nach Rosebrock / Nix (2007/2014)
Welche Stilmittel werden
verwandt?
Textsortenspezifische
Formen
Fachtagung "Wir lesen in vielen Sprachen.“ Lesen im Herkunftssprachenunterricht
07.10.2014 10
2. Lesen fördern
Gefördert werden sollen:
Fähigkeit zur Selbstregulation (z.B. durch Lesestrategien)
Leseflüssigkeit
Lesemotivation
Fachtagung "Wir lesen in vielen Sprachen.“ Lesen im Herkunftssprachenunterricht
1107.10.2014
„Das [Lesen] ging zu langsam vor sich. Beim Fernseher kann man schalten und immer was a – anderes, im-immer was neues. …“
„… das Reihum-Vorlesen geht dann so lang, bis wir die ganzen Kapitel durch hatten oder wenn wirklich gar keiner mehr Lust hatten; hat der Lehrer auch schon vorgelesen.“
Lesestrategien
zählen zu den kognitiv anspruchsvolleren, hierarchiehöheren Prozessen
erfordern somit Lesekompetenzen auf der Prozessebene
sind Lernstrategien
sind absichtliche, kontrollierbare Aktivitäten
werden bewusst gewählt, um bestimmte Leseziele zu erreichen
vgl. Philipp & Schilcher 2012: 43
Fachtagung "Wir lesen in vielen Sprachen.“ Lesen im Herkunftssprachenunterricht
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07.10.2014Fachtagung "Wir lesen in vielen Sprachen.“
Lesen im Herkunftssprachenunterricht13
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Beispiel
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GSD 34/Material
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Kognitive Lesestrategie:Organisieren
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Kognitive Lesestrategie: Elaborieren
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Kognitive Lesestrategie: Elaborieren
Leseflüssigkeit Fluency-Konzept
Kinder mit Leseschwierigkeiten
profitieren oft nicht von offenen Leseförderangeboten
da Grundvoraussetzungen nicht erfüllt sind
systematische lesedidaktische Verfahren helfen
Verstehensleistungen unterhalb des Literaturunterrichts werden geübt
Fachtagung "Wir lesen in vielen Sprachen.“ Lesen im Herkunftssprachenunterricht
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Was bedeutet fluency?
Lesegenauigkeit
durch Lesefehler kann die Bedeutung der Wörter leiden
Selbstkorrektur ist wichtig, da sonst der Satz / Text mangels „Sinn“
weniger o. nicht mehr verständlich ist.
Fachtagung "Wir lesen in vielen Sprachen.“ Lesen im Herkunftssprachenunterricht
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Lesegenauigkeit unter 90%
= unverständlich (Frustrationsschwelle)
Lesegenauigkeit ab 90-95%
= Text mit Unterstützung verständlich
Lesegenauigkeit ab 96-100%
= Lesegenauigkeit gewährleistet
Fachtagung "Wir lesen in vielen Sprachen.“ Lesen im Herkunftssprachenunterricht
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„Wortbedeutungen zu kennen, ist für das Leseverstehen elementar, denn es zeigen sich enge
Zusammenhänge zwischen Vokabular und Textverständnis. Es wird geschätzt, dass man für das
Textverstehen 98 Prozent der Wörter im Text kennen muss.“ (Philipp 2012: 65)
Welches Ziel verfolgt das Fluency-Konzept?
Fähigkeit zur schnellen, genauen, automatisierten und sinngestaltenden leisen
und lauten Textlektüre
Dekodierfähigkeit Textverstehen
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Beispiel: Lesen im Lesetandem
Nix, 2012, S. 27
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Aktuelle Forschungsergebnisse: Untersuchung zur Effektivität von Lautlesetandems mit 810 Drittklässler/innen
Kinder mit ungünstigen Ausgangswerten haben weniger von einer Förderung profitiert
vor allem bei Kindern mit Deutsch als Zweitsprache besteht ein Zusammenhang zwischen den Ausgangswerten und den Kompetenzzuwächsen
Fachtagung "Wir lesen in vielen Sprachen.“ Lesen im Herkunftssprachenunterricht
2407.10.2014
Lauer-Schmaltz & Rosebrock & Gold (2014): Lautlesetandems in der Grundschule. Bedingungen und Grenzen ihrer Wirksamkeit. In: Didaktik Deutsch, Nr. 37. S. 45-61.
Vermutet wird: bei unzureichenden sprachlichen Fertigkeiten – insbesondere geringem Wortschatz –
sind die Lautlesetandes zu anspruchsvoll
eine unzureichende Passung zwischen Lernvoraussetzungen und den Anforderungen, die das Lautlesetandem stellt
Leseanimation
Ziel ist es
zum Lesen zu verlocken
Leselust zu vermitteln
Lesemotivation und Lesefreude aufbauen und aufrechterhalten
Die Grundlage für nachfolgende Textbegegnungen schaffen
Verfahren sind:
Vorlesen, Buchvorstellungen, Lesenächte, kreative Umgangsformen mit Literatur, Autorenlesungen, Lesewettbewerbe, Bibliotheksbesuche, usw.
Fachtagung "Wir lesen in vielen Sprachen.“ Lesen im Herkunftssprachenunterricht
2507.10.2014
Nix, 2010: 168ff.
Leseanimierende Verfahren…
eignen sich vor allem für Schüler/innen, die KEINE Schwierigkeiten auf der Prozessebene – im basalen und hierarchiehöheren kognitiven Bereich – haben,
also Schüler/innen, die altersangemessene Texte mühelos sinnkonstituierend lesen,
aber keine Lesemotivation haben!
07.10.2014Fachtagung "Wir lesen in vielen Sprachen.“
Lesen im Herkunftssprachenunterricht26
Nix, 2010:169
3. Lesen können
Zwei- und mehrsprachige Bilderbücher
Lesen - digital und mehrsprachig (MuViT)
Fachtagung "Wir lesen in vielen Sprachen.“ Lesen im Herkunftssprachenunterricht
2707.10.2014
Fachtagung "Wir lesen in vielen Sprachen.“ Lesen im Herkunftssprachenunterricht
2807.10.2014
Fachtagung "Wir lesen in vielen Sprachen.“ Lesen im Herkunftssprachenunterricht
2907.10.2014
Fachtagung "Wir lesen in vielen Sprachen.“ Lesen im Herkunftssprachenunterricht
3007.10.2014
Fachtagung "Wir lesen in vielen Sprachen.“ Lesen im Herkunftssprachenunterricht
3107.10.2014
Fachtagung "Wir lesen in vielen Sprachen.“ Lesen im Herkunftssprachenunterricht
3207.10.2014
mit Hör-CD in sieben Sprachen
Fachtagung "Wir lesen in vielen Sprachen.“ Lesen im Herkunftssprachenunterricht
3307.10.2014
Fachtagung "Wir lesen in vielen Sprachen.“ Lesen im Herkunftssprachenunterricht
3407.10.2014
Fachtagung "Wir lesen in vielen Sprachen.“ Lesen im Herkunftssprachenunterricht
3507.10.2014
Fachtagung "Wir lesen in vielen Sprachen.“ Lesen im Herkunftssprachenunterricht
3607.10.2014
Lesen - digital und mehrsprachig (MuViT)
Fachtagung "Wir lesen in vielen Sprachen.“ Lesen im Herkunftssprachenunterricht
3707.10.2014
Literatur
Bos, Wilfried Bos u.a., (Hrsg.) IGLU 2006: Lesekompetenzen von Grundschulkindern in Deutschland im internationalen Vergleich. Waxmann: 2007.
Bos, Wilfried Bos u.a., (Hrsg.) IGLU 2011: Lesekompetenzen von Grundschulkindern in Deutschland im internationalen Vergleich. Waxmann: 2012.
[http://www.waxmann.com/fileadmin/media/zusatztexte/2828Volltext.pdf]
Bremerich-Vos, Albert u.a. (Hrsg.): Bildungsstandards für die Grundschule: Deutsch konkret. Cornelsen: 2009
Dehn, Mechthild (2013): Zeit für die Schrift – Lesen und Schreiben im Anfangsunterricht. Cornelsen Scriptor: Berlin.
Hurrelmann, Bettina (2002): Leseleistung – Lesekompetenz. In Praxis Deutsch, Heft 176, S. 6-18.
Lauer-Schmaltz, Marie, Rosebrock, Cornelia & Gold, Andreas (2014): Lautlesetandems in der Grundschule. Bedingungen und Grenzen ihrer Wirksamkeit. In: Didaktik
Deutsch, Nr. 37. S. 45-61.
Nix, Daniel (2010): Förderung der Lesekompetenz. In: Kämper-van den Boogart, Michael & Spinner, Kaspar, H. (Hrsg.): Lese- und Literaturunterricht. In der Reihe DTp,
hrsg. von Winfried Ulrich. Schneider Verlag Hohengehren: Baltmannsweiler. S.139-189.
Nix, Daniel (2012): Lautlesetandems. In: Grundschule Deutsch. Heft 34, S. 26-28.
Rosebrock, Cornelia & Nix, Daniel (2014): Grundlagen der Lesedidaktik. und der systematischen schulischen Leseförderung. 7. überarb. und erw. Aufl. Schneider
Verlag Hohengehren: Baltmannsweiler.
Philipp, Maik (2012): Wenn die Wörter fehlen. Wortschatz und Lesen – einige Betrachtungen eines wenig beachteten Bereichs der frühen Lesesozialisation. In: kjl&m
12.2, S. 60 – 68.
Rosebrock, Cornelia (2012): Laut lesen, leise lesen. In: Grundschule Deutsch. Heft 34, S. 4-7.
Scheerer-Neumann, Gerheid (1990): Lesestrategien und ihre Entwicklung im 1. Schuljahr. Zwei Fallbeispiele. In: Grundschule 22, Heft 10, S. 20-24.
Scheerer-Neumann, Gerheid (2006): Entwicklung der basalen Lesefähigkeit. In: Bredel, Ursula u.a. (Hrsg.): Didaktik der deutschen Sprache. Ein Handbuch. Bd. 1.
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Spinner, Kaspar (2012): Lesekompetenz ausbilden, Lesestandards erfüllen. In: Schulz, Gudrun (Hrsg.): Lesen. Didaktik für die Grundschule. Berlin: Cornelsen, S. 48-61.
Wildemann, Anja (2011): Multiliteralität als Ausgangspunkt und Zielperspektive auf dem Weg in die Schrift. In: Hüttis-Graff, Petra & Wieler, Petra (Hrsg.): Übergänge
zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit im Vor- und Grundschulalter. Freiburg i. B. 273-290.
Wildemann, Anja (2012): Das Lesen überprüfen. Verfahren für die Diagnose von Leseleistungen. In: Grundschule Deutsch, Nr. 34, S. 8-11.
Wildemann, Anja & Rathmann, Claudia (2014b): Sprachlicher Anfangsunterricht, Bd. 2: Lesen und Schreiben. Finken-Verlag, Oberursel.
Wildemann, Anja &Vach Karin (2013): Deutsch unterrichten in der Grundschule. Kompetenzen fördern, Lernumgebungen gestalten. Seelze: Klett/Kallmeyer.
Fachtagung "Wir lesen in vielen Sprachen.“ Lesen im Herkunftssprachenunterricht
3907.10.2014