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Europas Zukunft

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Motive für eine stärkere Integration und Zusammenarbeit in Europa

Friedenssicherung und Friedenserhalt in Europa

Steigerung des wirtschaftlichen Wohlstands und der Beschäftigung

Steigerung des internationalen Einflusses bei der Lösung grenzüberschreitender

Herausforderungen (Außen- und Sicherheitspolitik, Finanzmarktregulierungen,

Umweltschutz, weltweite Migrationsbewegungen etc.)

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Europas zukünftige Bedeutung in der Welt

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Weltweite Bevölkerungsentwicklung bis 2050 (in Millionen)

Quelle: World Population Data Sheet 2012, Washington DC, S. 6-9.

Land 2012 2050Veränderung

in Prozent

Europa 740 732 - 1,1 %

Nordamerika 349 471 + 35,0 %

Lateinamerika 599 740 + 23,5 %

Südamerika 397 479 + 20,7 %

Asien 4.260 5.284 + 24,0 %

Ozeanien 37 57 + 54,1 %

Afrika 1.072 2.339 + 118,2 %

Welt 7.058 9624 + 36,4 %

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Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts in konstanten Preisen bis 2050

Rang 2009

LandBIP in Mrd. USD

(Kurs 2009)Rang 2050

LandBIP in Mrd. USD

(Kurs 2009)

1 USA 14.256 1 China 51.180

2 Japan 5.068 2 USA 37.876

2 China 4.909 3 Indien 31.313

4 Deutschland 3.347 4 Brasilien 9.235

5 Frankreich 2.649 5 Japan 7.664

6 UK 2.175 6 Russland 6.112

7 Italien 1.572 7 Mexiko 5.800

8 Brasilien 1.572 8 Deutschland 5.707

9 Spanien 1.460 9 UK 5.628

10 Kanada 1.336 10 Indonesien 5.358

11 Indien 1.296 11 Frankreich 5.344

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Warum ist ein Verlust der relativen ökonomischen Bedeutung problematisch?

Generell: Wirtschaftliche Stärke als Voraussetzung für politische Handlungsfähigkeit

( politische Machtlosigkeit vieler Entwicklungsländer)

Wirtschaftliche Stärke als Voraussetzung zur Teilnahme an internationalen Gremien

(z. B. die Gruppe der 20 wichtigsten Wirtschaftsnationen)

Wirtschaftliche Stärke als Basis für die Stimmgewichtung in internationalen Gremien

(z. B. Internationaler Währungsfonds: Stimmgewichtung entsprechend der relativen

Stärke des Landes in der Weltwirtschaft)

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Thesen

Nur geeint kann Europa weltpolitisch Einfluss behalten.

Die europäischen Einzelstaaten verlieren auf der globalen Ebene sowohl demographisch als auch ökonomisch an Bedeutung.

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Schritte hin zu einem gemeinsamen Europa

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Erste Schritte nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges

1952

1957

1959

Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (zollfreier Zugang zu Kohle und Stahl für die Mitgliedsländer)

Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft

Beginn des Zollabbaus innerhalb der Gemeinschaft

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Sechs Stufen der wirtschaftlichen Integration

1. Präferenzzone für den Handel (Zollermäßigungen zwischen Ländern)

2. Freihandelszone (Abschaffung der Binnenzölle)

3. Zollunion (Freihandelszone mit gemeinsamen Außenzöllen für Drittländer)

4. Gemeinsamer Markt (freier Waren-, Dienstleistungs-, Arbeitnehmer- und Kapitalverkehr)

5. Wirtschafts- und Währungsunion (Gemeinsamer Markt mit einer einheitlichen Währung)

6. Vollständige wirtschaftliche Integration (Stufe 1 bis 5 plus harmonisierte Steuer-, Fiskal- und Wirtschaftspolitik)

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Pro und Contra einer gemeinsamen Währung

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Vorteile einer gemeinsamen Währung

Kosten für Geldumtausch innerhalb der EU entfallen

Kosten für Absicherungen gegen Wechselkursschwankungen entfallen

(= mehr Ressourcen für Wirtschaftswachstum)

Höhere Preistransparenz führt zu Preisdruck in der EU

(positiv für internationale Wettbewerbsfähigkeit und Kaufkraft der Konsumenten)

Größere Widerstandsfähigkeit gegen äußere Einflüsse

(z. B. geringere Anfälligkeit gegen Wechselkursspekulationen)

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Entwicklung der langfristigen Zinsen (Rendite 10-jähriger Staatsanleihen) in ausgewählten Euro-Staaten

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Nachteil einer gemeinsamen Währung: Verzicht auf eigene Währung mit der Möglichkeit einer Abwertung

Ein fiktives Beispiel:

Produktivitätsfortschritte senken Kosten in Deutschland um 10 %

Produktivitätsfortschritte senken Kosten in Großbritannien um 4 %

Bei einer Abwertung des Britischen Pfunds um 6 % bleiben britischen Produkte wettbewerbsfähig.

Problem: In einer Gemeinschaftswährung können einzelne

Mitgliedsstaaten die

verlorene Wettbewerbsfähigkeit nicht mehr durch eine Abwertung

wiedergewinnen.

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Quelle: World Population Data Sheet 2012, Washington DC, S. 6-9.

LandBIP-Zuwachs durch

den Euro in 2010 (in Mrd. Euro)

Zuwachs in 2010 (in % des BIP)

Österreich 22 7,8

Finnland 12 6,7

Deutschland 165 6,6

Niederlande 37 6,2

Italien 48 3,1

Portugal 4 2,1

Spanien 8 0,7

Frankreich 14 0,7

Griechenland 0 0,1

Restliche 8 Euro-Staaten 23

Eurozone gesamt 332 3,6

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Warum haben wir die Euro-Krise?

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Lohnstückkosten im internationale Vergleich

Quelle: IZA auf Basis von Daten der OECD.

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Leistungsbilanzüberschüsse als Zeichen wirtschaftlicher Stärke (Leistungsbilanzsaldo in Prozent des BIP)

Quelle: IMF World Economic Outlook Database, April 2011.

1990

1991

1992

1993

1994

1995

1996

1997

1998

1999

2000

2001

2002

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

-15

-10

-5

0

5

10

Germany Greece Portugal Spain

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Vergleich des Währungsraumes USA mit der Eurozone

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Wachstumsunterschiede in der USA größer als in der Eurozone

Quelle: Diekmann/Menzel/Thomae, Wirtschaftsdienst 2012/1.

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Ökonomische Heterogenität in Deutschland

Arbeitslosenquoten im Dezember 2012, Angaben in %

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Presseinfo 001 vom 03.01.2013.

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Warum halten die USA und Deutschland die wirtschaftliche Heterogenität besser aus als die Euro-Zone?

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1. Wirtschaftlich starke Regionen leisten Transferleistungen an wirtschaftliche schwächere Regionen

Ausgleich über Arbeitslosenversicherung:

Wirtschaftlich starke Regionen zahlen relativ viel ein, nehmen aber nur wenig Gelder in Anspruch

Wirtschaftlich schwache Regionen zahlen relativ wenig ein, beanspruchen aber hohe Summen

USA:

rund 30 % der Ausgaben der Bundesstaaten sind Zuschüsse des Bundes (Federal Grants)

Deutschland:

Bundesmittel an einige Länder (Bundesergänzungszuweisungen)

Verteilung eines Teils der Umsatzsteuer nach Bedürftigkeit (Umsatzsteuervorwegausgleich)

Transferleistungen zwischen Ländern (Länderfinanzausgleich)

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2. Höhere Mobilität der Arbeitskräfte

Vorteil hoher Arbeitskräftemobilität:

Wenn arbeitslose Personen Beschäftigung in einer anderen Region suchen, entlastet dies die

öffentlichen Kassen in der wirtschaftlich schwächeren Region (Arbeitslosengeld, Sozialleistungen etc.)

Ursachen für höhere Arbeitskräftemobilität in USA und Deutschland:

gemeinsame Sprache

gemeinsame Kultur

gemeinsames Rechtssystem (wichtig bei sozialer Sicherung)

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Bausteine für ein funktionsfähiges Europa

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Kurzfristige Maßnahmen

Reduzierung der Zinsen für südeuropäische Staatsanleihen durch eine Verringerung

der Risikoprämien (Garantien durch Euro-Gemeinschaft).

Finanzhilfen, um Zeit für notwendige Arbeitsmarkt- und Wirtschaftsreformen zu gewinnen.

Solidarität in beide Richtungen:

Finanzielle Unterstützung durch wirtschaftlich starke Staaten

Reformen in wirtschaftlich schwachen Staaten

(z. B. Lohnzurückhaltung und Erhöhung des Rentenalters)

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Mittel- und langfristige Maßnahmen

Mehr finanzielle Mittel für die EU

Erhöhung der Arbeitsmobilität innerhalb der EU (Transparenz, Sprache,

Anerkennung von Qualifikationen etc.)

Finanzielle Transferleistungen mit Zweckbindung (Investitionen in Bildung,

Forschung und Entwicklung) und stärkerer Budgetkontrolle

Stärkung der demokratischen Elemente, um die Bürger mitzunehmen

und sie für Europa zu begeistern

Finanzielle Transfers dürfen nicht den Druck von der Notwendigkeit

nehmen,

die Wettbewerbsfähigkeit der wirtschaftliche schwachen Länder zu

steigern.

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Schlussfolgerungen

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Demographisch und ökonomisch verlieren die europäischen Einzelstaaten

global betrachtet an Bedeutung.

Konsequenz:

Weltpolitischen Einfluss kann Europa nur geeint behalten.

Positiv:

Gemeinschaftswährung Euro hat europäisches Wirtschaftswachstum generell gestärkt.

Aber auch:

Euro ist für die Wettbewerbsfähigkeit der wirtschaftlich schwachen Euro-Länder problematisch.

Also:

Ökonomische Stabilität der Euro-Zone hat ihren Preis.

Last but not least:

Europa ist mehr als eine wirtschaftliche Angelegenheit.

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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!