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1 Prof. Dr. Roman Capaul St. Gallen, 2. April 2019 Analyse von institutionellen Modellen für die Lehrpersonen- bildung in Freiburg Bericht an Staatsrat Siggen

Prof. Dr. Roman Capaul St. Gallen, 2. April 2019 · guisme est un atout unique qui est mis en avant comme une unique selling proposition (USP - proposition de vente unique). Le bilinguisme

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Page 1: Prof. Dr. Roman Capaul St. Gallen, 2. April 2019 · guisme est un atout unique qui est mis en avant comme une unique selling proposition (USP - proposition de vente unique). Le bilinguisme

1

Prof Dr Roman Capaul

St Gallen 2 April 2019

Analyse von institutionellen Modellen fuumlr die Lehrpersonen-

bildung in Freiburg

Bericht an Staatsrat Siggen

2

Executive Summary (d)

Ausgangslage

Auf politischer Ebene muss eine regelmaumlssige und gruumlndliche Auseinandersetzung um die

Ausbildung von Lehrpersonen stattfinden Denn die Aus- und Weiterbildung von fuumlr den

Bildungsmarkt ausreichenden (Quantitaumlt) und kompetenten (Qualitaumlt) Lehrpersonen ist eine

zentrale Aufgabe im Bildungssystem Ohne ausreichende und den hohen Anforderungen

genuumlgenden Lehrpersonen sind keine guten Schulen und kein guter Unterricht moumlglich

Infolge gesellschaftlicher technologischer und wirtschaftlicher Entwicklungen aumlndert sich

die Lehrpersonenbildung kontinuierlich Die Geschichte der Freiburger Lehrpersonenbil-

dung ist zudem mit Meilensteinen wie der Initiierung des Bologna-Prozesses (1999) der Ab-

loumlsung des Kantonalen Lehrerseminars durch die Paumldagogische Hochschule Freiburg (HEP-

PH FR 2001) oder der Gruumlndung des Instituts fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung (ILLB) an

der Universitaumlt Freiburg (2016) durchsetzt Nach solchen Reformschritten ist es sinnvoll den

Status Quo zu hinterfragen Auch aktuell sind sowohl die HEP-PH FR als auch das ILLB mit

grossen Herausforderungen konfrontiert So passen insbesondere die Raumlumlichkeiten nicht

zu den Anforderungen tertiaumlrer Lehrerbildungsstaumltten Da in den naumlchsten Jahren fuumlr die

Primarschulen zudem ein Lehrpersonenmangel erwartet wird werden zusaumltzliche Lehrper-

sonen ausgebildet werden muumlssen was mit der vorhandenen Infrastruktur nicht moumlglich ist

Auftrag

Um sich ein umfassendes Bild dieser Problematik zu verschaffen hat Staatsrat Siggen bei der

Universitaumlt St Gallen einen Analysebericht in Auftrag gegeben Dieser soll aus einer Aussen-

sicht Entscheidungsgrundlagen fuumlr die institutionelle Konzeption der kuumlnftigen Lehrperso-

nenbildung im Kanton Freiburg liefern

Aufbau des Berichts

Der Bericht analysiert in einem ersten Schritt die Ist-Situation Historische Entwicklungen

Einfluumlsse aus den Umweltsphaumlren Paumldagogik Technologie Bildungspolitik Gesellschaft

und Wirtschaft die die Lehrpersonenbildung im Kanton Freiburg praumlgen werden kurz

nachgezeichnet In der eigentlichen Untersuchung wird versucht durch die Auswertung

qualitativer und quantitativer Daten eine Einschaumltzung vorzunehmen Die Daten werden

durch die Analyse von einschlaumlgigen Dokumenten (Berichte Rechtsgrundlagen) und insbe-

sondere durch Expertengespraumlche mit Vertreterinnen und Vertretern der betroffenen Institu-

tionen einerseits aber auch mit weiteren Akteuren der Lehrpersonenbildungspolitik zu-

sammengetragen Auf der Basis dieser Einschaumltzungen werden moumlgliche Organisationsmo-

delle entwickelt und gegeneinander abgewogen Folgende Modelle werden vertieft beleuch-

tet

3

a) Lehrpersonenbildung an die HEP-PH FR fachwissenschaftliche Ausbildung an der Uni-

versitaumlt

b) Lehrpersonenbildung an die Universitaumlt und

c) Kooperationsmodell uumlber die Kantonsgrenzen hinweg

Ergebnisse

Die Analyse zeigt dass ein gewisser Handlungsdruck besteht Da die aktuelle Situation aber

weitgehend festgefahren ist wird ein zweiphasiges Vorgehen vorgeschlagen Am einfachs-

ten und schnellsten kann ein interinstitutionelles Gremium als strategisches Lenkungsorgan

realisiert werden Durch ein solches Organ kann die Gestaltung der Lehrpersonenbildung

direkt an die Regierung gebunden werden Gefuumlhrt wird das vorgeschlagene Gremium vom

zustaumlndigen Staatsrat Das Organ denkt und handelt in Legislaturperioden und bringt Inves-

titionsanliegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit diesem uumlberge-

ordneten Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implemen-

tiert werden aus der eine vertiefte thematische Kooperation zwischen den Institutionen her-

anwachsen kann Die Zusammenarbeit in transversalen Themen wie Liegenschaftsnutzung

Informatikinfrastruktur Basisvorlesungen etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen wer-

den Damit erhaumllt die Freiburger Lehrpersonenbildung einen einheitlichen Aussenauftritt Im

Verlaufe dieses Prozesses kann die Umsetzung einer zweiten Phase vorbereitet werden

denn mittelfristig macht es Sinn die ganze Lehrpersonenbildung unter einem organisatori-

schen Dach zusammenzufassen

Im Verlaufe der Analyse wird sichtbar dass der Kanton Freiburg eine fuumlr die ganze Schweiz

bedeutungsvolle Bruumlckenfunktion zwischen dem franzoumlsischen und deutschen Sprachraum

innehat Der Kanton traumlgt eine Art nationale Kohaumlsionsaufgabe Er koumlnnte sich mit einer

zweisprachig ausgerichteten Lehrpersonenbildung auf allen Stufen uumlberkantonal noch bes-

ser profilieren und die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als Unique Selling Proposition (USP)

nutzen Die heute am ILLB praktizierte Zweisprachigkeit besteht zu einem grossen Teil noch

immer in parallelen weitgehend unabhaumlngig voneinander funktionierenden Strukturen

Spannungsfelder

Die im Rahmen dieses Gutachtens untersuchten Fragestellungen und entwickelten Modell-

vorstellungen sind gesellschaftlicher Natur Zahlreiche Spannungsfelder fuumlhren zu einer

komplexen Gesamtsituation unterschiedliche Paradigmen in der deutschen und franzoumlsi-

schen Sprachregion Autonomie der Institutionen HEP-PH FR und Universitaumlt versus Zent-

ralisierung der Lehrbildung mit Synergiemoumlglichkeiten betriebswirtschaftliche Notwendig-

keiten versus paumldagogische Anliegen Ausbildung von Lehrpersonen (Angebotsseite) versus

Beduumlrfnisse des Praxisfeldes (Nachfrageseite) zahlreiche rechtliche und normative Aspekte

Trotzdem oder gerade deswegen wird ein Grundsatzentscheid immer dringlicher

4

Executive Summary (f)

Situation initiale

Au niveau politique la formation des enseignants et des enseignantes doit faire lobjet dun

deacutebat reacutegulier et approfondi En effet la formation initiale et continue des enseignants et des

enseignantes en nombre suffisant (quantiteacute) et compeacutetents ou compeacutetentes (qualiteacute) est une

tacircche centrale du systegraveme de formation Il nrsquoest pas possible drsquoobtenir de bonnes eacutecoles dis-

pensant un enseignement de qualiteacute sans disposer drsquoun nombre suffisant drsquoenseignants ou

drsquoenseignantes compeacutetent-e-s

Du fait des changements sociaux technologiques et eacuteconomiques la formation des ensei-

gnants et des enseignantes est en constante eacutevolution De plus lhistoire de la formation du

corps enseignant agrave Fribourg est marqueacutee par des jalons tels que le lancement du Processus de

Bologne (1999) le remplacement de lrsquoeacutecole normale cantonale (ENC) par la Haute eacutecole peacute-

dagogique (HEP-PH FR 2001) et la creacuteation de lInstitut de formation des enseignants et des

enseignantes (ILLB) de Fribourg (2016) Apregraves ce cumul de reacuteformes il est judicieux de re-

mettre en question le statu quo Tant la HEP-PH FR que lILLB sont actuellement confronteacutes

agrave des deacutefis majeurs En particulier les locaux ne reacutepondent pas aux besoins des institutions

de formation des enseignants et des enseignantes de niveau tertiaire Durant les anneacutees agrave

venir une peacutenurie denseignants et drsquoenseignantes dans les eacutecoles primaires est attendue Il

faudra alors former davantage dlsquoenseignants et drsquoenseignantes pour faire face agrave cette situa-

tion ce qui nest pas possible avec linfrastructure existante

Mandat

Afin davoir une vue densemble de la probleacutematique le conseiller dEtat Jean-Pierre Siggen a

demandeacute aupregraves de lUniversiteacute de Saint-Gall un rapport analysant la situation dun point de

vue externe Ce document doit servir de base de deacutecision pour dessiner le concept institu-

tionnel de la formation des enseignants et des enseignantes dans le canton de Fribourg

Structure du rapport

Dans un premier temps le rapport preacutesente la situation actuelle Les deacuteveloppements histo-

riques et lrsquoinfluence des eacutevolutions dans les domaines de la peacutedagogie de la technologie de

la politique de leacuteducation de la socieacuteteacute et de leacuteconomie qui faccedilonnent la formation des en-

seignants et des enseignantes dans le canton de Fribourg sont briegravevement deacutecrits Dans la

partie analyse agrave proprement dite les donneacutees qualitatives et quantitatives sont eacutevalueacutees et

permettent drsquoobtenir des premiegraveres conclusions Les donneacutees utiliseacutees proviennent de lana-

lyse de divers documents pertinents (rapports bases juridiques) et surtout des discussions

avec des experts et des expertes de la politique de la formation des enseignants et des ensei-

gnantes comme des repreacutesentants et repreacutesentantes des eacutetablissements concerneacutes et dautres

5

acteurs et actrices Sur la base de ces conclusions divers modegraveles organisationnels sont eacutela-

boreacutes et eacutevalueacutes les uns par rapport aux autres

Les modegraveles suivants sont analyseacutes en deacutetails

a) Formation peacutedagogique des enseignants et enseignantes agrave la HEP-PH FR formation scien-

tifique agrave luniversiteacute

b) Formation complegravete (scientifique et peacutedagogique) des enseignants et enseignantes agrave lUni-

versiteacute de Fribourg et

c) Modegravele de coopeacuteration avec des institutions situeacutees hors canton

Reacutesultats

Lanalyse montre quil existe un besoin drsquoagir Comme la situation actuelle est largement

bloqueacutee une approche en deux phases est proposeacutee Le moyen le plus rapide et le plus

simple consiste en la creacuteation drsquoun organe interinstitutionnel qui fonctionnerait comme or-

gane de pilotage strateacutegique Un tel gremium permet de lier directement la formation des

enseignants et des enseignantes au gouvernement Cette structure est preacutesideacutee par le Con-

seiller dEacutetat compeacutetent Lorgane tient compte de la peacuteriode leacutegislative Il traite en temps

utile des questions dinvestissement dans la planification financiegravere agrave moyen et long terme

Avec cet organe chapeautant la formation une architecture de communication commune

plus forte peut ecirctre mise en place A partir de cette derniegravere une coopeacuteration plus approfon-

die peut se deacutevelopper entre les institutions pour des theacutematiques speacutecifiques Le greacutemium

peut initier la coopeacuteration sur des thegravemes transversaux tels que lutilisation des infrastruc-

tures immobiliegraveres linfrastructure informatique les cours de base etc drsquoune maniegravere qui

engage les institutions Vis-agrave-vis de lrsquoexteacuterieur cette structure donne agrave la formation des en-

seignants de Fribourg une apparence drsquouniteacute Au cours de ce processus la mise en œuvre

dune deuxiegraveme phase peut ecirctre preacutepareacutee En effet agrave moyen terme il est logique de regrou-

per lensemble de la formation des enseignants dans une seule structure organisationnelle

Au cours de lanalyse il apparaicirct que le canton de Fribourg joue un rocircle important de passe-

relle entre les reacutegions linguistiques francophones et germanophones pour lensemble de la

Suisse Le canton a une sorte de mission de coheacutesion nationale En proposant une formation

bilingue des enseignants et des enseignantes plus avanceacutee et agrave tous les degreacutes il pourrait

encore mieux se positionner par rapport aux autres cantons Le bilinguisme ou le multilin-

guisme est un atout unique qui est mis en avant comme une unique selling proposition (USP -

proposition de vente unique) Le bilinguisme pratiqueacute agrave lrsquoIFE aujourdhui est encore large-

ment constitueacute de structures parallegraveles qui fonctionnent en grande partie indeacutependamment

les unes des autres

Points de tension

Les questions examineacutees et les modegraveles deacuteveloppeacutes reflegravetent la diversiteacute du thegraveme dans le

deacutebat socieacutetal De nombreux points de tension conduisent agrave une situation globale complexe

6

diffeacuterents paradigmes dans les reacutegions germanophones et francophones autonomie de la

HEP-PH FR et de lrsquoUniversiteacute de Fribourg par rapport aux possibiliteacutes de synergies qui deacute-

couleraient drsquoune centralisation de lenseignement peacutedagogique les neacutecessiteacutes eacuteconomiques

par opposition aux preacuteoccupations peacutedagogiques la formation des enseignants et ensei-

gnantes (cocircteacute offre) par rapport aux besoins du terrain (cocircteacute demande) de nombreux aspects

juridiques et normatifs Neacuteanmoins ou preacuteciseacutement pour cette raison une deacutecision de prin-

cipe devient de plus en plus urgente

7

Inhaltsuumlbersicht

1 Einleitung 10

11 Ausgangslage 10

12 Ziele 11

13 Methodik 12

2 Kurzvorstellung der untersuchten Institutionen 14

21 HEP-PH FR 14

211 Entstehungsgeschichte 14

212 Rechtsgrundlage 15

22 ILLB 15

221 Entstehungsgeschichte 15

222 Rechtsgrundlagen 17

23 Departement fuumlr Sonderpaumldagogik 18

231 Entstehungsgeschichte 18

232 Rechtsgrundlagen 20

3 Erkenntnisse aus den Gespraumlchen und Dokumenten 21

31 Bisherige Studien 21

32 Paumldagogische Elemente 23

321 Exkurs Rahmenkonzept fuumlr eine Lehrpersonenbildung 23

322 Kantonales Sprachenkonzept 24

323 Inklusion 26

324 Digitalisierung 26

33 Oumlkonomische Elemente 28

331 Zulassungspolitik 28

332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage 31

34 Organisatorische Elemente 37

341 Interne Fuumlhrungsstrukturen 37

342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen 38

343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung 39

344 Infrastruktur 40

35 Rechtliche Elemente 40

8

351 Nationale Ebene 40

352 Kantonale Ebene 41

36 Finanzielle Elemente 42

37 Kontextualisierung der Erkenntnisse 42

4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle 44

41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick 44

42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle 45

43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Universitaumlt 46

431 Staumlrken und Chancen 46

432 Schwaumlchen und Gefahren 47

44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt 47

441 Staumlrken und Chancen 48

442 Schwaumlchen und Gefahren 48

45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne 49

451 Staumlrken und Chancen 49

452 Schwaumlchen und Gefahren 49

5 Empfehlungen 50

51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit 50

52 Strategische Stossrichtung 50

53 Modellvorschlag 51

531 Interinstitutionelles Gremium 51

532 Abwaumlgungen 53

533 Weiteres Vorgehen und Ausblick 54

534 Schlussgedanken 55

6 Quellen 56

61 Literatur 56

62 Rechtsgrundlagen 56

63 Berichte und Stellungnahmen 57

9

Abkuumlrzungsverzeichnis

AfU Amt fuumlr Universitaumltsfragen

BM Berufsmaturitaumlt

CERF Centre drsquoenseignement et de recherche pour la formation agrave lrsquoenseignement au secon-

daire

CIIP Confeacuterence intercantonale de lrsquoinstruction publique

DAES I Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I

DEEM Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute

DiBi Diplocircme bilingue

DOA Amt fuumlr deutschsprachigen obligatorischen Unterricht

DSP Departement fuumlr Sonderpaumldagogik

EDK Erziehungsdirektorenkonferenz

EKSD Direktion fuumlr Erziehung Kultur und Sport

ENC Ecole normale cantonale

FH Fachhochschule

FHNW Fachhochschule Nordwestschweiz

FHO Fachhochschule Ostschweiz

HEP-PH FR Haute eacutecole peacutedagogique Fribourg ndash Paumldagogische Hochschule Freiburg

HES Haute eacutecole speacutecialiseacutee

HES-SO (FR) Haute eacutecole speacutecialiseacutee de Suisse occidentale (Fribourg)

HFKG Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz

HPI Heilpaumldagogisches Institut

ILLB Institut fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung

ITA Amt fuumlr Informatik und Telekommunikation

IUFE Institut universitaire de la formation des enseignants (UNIGE)

KLD Kombiniertes Lehrdiplom fuumlr die Sekundarstufen I und II

KLS Kantonales Lehrerseminar

LDM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltsschulen

LDS I Lehrdiplom fuumlr die Sekundarstufe I

PER Plan drsquoeacutetudes romand

PHFG Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg von 2015

PHG Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule von 1999

S2 Amt fuumlr Unterricht der Sekundarstufe 2

SEnOF Service de lrsquoenseignement obligatoire de langue franccedilaise

SITel Service de lrsquoinformatique et des teacuteleacutecommunications

SoA Amt fuumlr Sonderpaumldagogik

SUPSI Scuola universitaria professionale della Svizzera italiana

UH Universitaumlre Hochschule

USP Unique Selling Proposition

ZELF Zentrum fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung Freiburg

10

1 Einleitung

11 Ausgangslage

Die institutionelle Organisation der Lehrpersonenbildung im Kanton Freiburg ist schweiz-

weit einzigartig Sie umfasst die Paumldagogische Hochschule Freiburg (HEP-PH FR) einerseits

und ndash neben der universitaumlren Fachausbildung ndash zwei Einheiten der Philosophischen Fakul-

taumlt der Universitaumlt Freiburg andererseits das Institut fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung

(ILLB Departement fuumlr Erziehungs- und Bildungswissenschaften) und das Departement fuumlr

Sonderpaumldagogik (DSP)

Die Ausbildung fuumlr die Vorschul- und die Primarstufe (1H-8H) erfolgt an der HEP-PH FR im

Rahmen eines Bachelorstudiums die Ausbildung fuumlr die Sekundarstufen I und II an der

Universitaumlt im Rahmen eines Masterstudiengangs Das Studium zur Lehrperson der Sekun-

darstufe I (9H-11H) besteht aus zwei Ausbildungsteilen einem fachspezifischen Bachelor in

der entsprechenden Fakultaumlt fuumlr den Studienleistungen (Allgemeine Didaktik Paumldagogische

Psychologie) am ILLB absolviert werden und einem Masterstudiengang am ILLB In den

Faumlchern Bildnerisches Gestalten Technisches Gestalten und WirtschaftArbeitHaushalt so-

wie im Bereich Musik finden die Fach- und fachdidaktischen Studienanteile an der HEP-PH

FR statt Das Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltsschulen (LDM Sekundarstufe II) wird zusaumltzlich

zum Fachstudienabschluss (Master) erworben Studierende aller Fakultaumlten koumlnnen es er-

werben sofern das Fach als Unterrichts- respektive Lehrfach anerkannt ist Das Departement

fuumlr Sonderpaumldagogik erteilt Diplome wie den Bachelor Logopaumldie oder den Master Schuli-

sche Heilpaumldagogik Mit der integrativen Schule werden heute Kinder mit speziellem Foumlr-

derbedarf vermehrt in Regelklassen von schulischen Heilpaumldagogen gefoumlrdert Folgende

Tafel bietet eine Uumlbersicht uumlber die Ausbildungsangebote

HEP-PH FR Bachelor of Arts in Pre-Primary and Primary Education

ILLB Bachelor of Arts fuumlr den Unterricht auf der Sekundarstufe I

Bachelor of Science fuumlr den Unterricht auf der Sekundarstufe I

Master of Arts fuumlr den Unterricht auf der Sekundarstufe I

Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltsschulen

Ab 201920 Kombiniertes Lehrdiplom fuumlr die Sekundarstufen I und II (nur

auf Deutsch)

Doktorat

DSP Bachelor in Klinischer Heilpaumldagogik und Sozialpaumldagogik

Bachelor in Logopaumldie (nur auf Deutsch)

Bachelor in Sonderpaumldagogik

Master in Sonderpaumldagogik

Master in Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik

Master in Sonderpaumldagogik Option Logopaumldie (nur auf Deutsch)

Doktorat

11

Die Lehrpersonenbildung im Kanton Freiburg findet demnach an drei verschiedenen Orten

statt Aus dieser Situation heraus sind verschiedene Problemfelder entstanden

1 In der Ausbildung fuumlr die obligatorische Schule (1H-11H) fehlt es an Kontinuitaumlt Auch

dem gesetzlich verankerten integrativen Unterricht wird in der Ausbildung der

Lehrpersonen zu wenig Rechnung getragen Die Kontakte zwischen der HEP-PH FR

bzw dem ILLB mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik sind ungenuumlgend

2 Die Organisationskulturen in den drei Ausbildungseinheiten sind unterschiedlich

der Informationsaustausch und die Zusammenarbeit sind lose und ungenuumlgend Von

Synergien in den Bereichen der Ausbildung Weiterbildung und Dienstleistungen an

Dritte wird kaum profitiert in der Forschung findet sie nur punktuell (notabene im

Bereich der Mehrsprachigkeit) und meist ad personam statt

3 Die Zusammenarbeit zwischen oumlffentlichen Einrichtungen (besonders der kantonalen

Erziehungsdirektion aber auch interkantonalen oder nationalen Gremien) und den

Ausbildungsinstitutionen wird durch uneinheitliche Entscheidungsbefugnisse er-

schwert Waumlhrend die Rektorin der HEP-PH FR bei anstehenden Fragestellungen

meist eine direkte Entscheidungsbefugnis hat liegen diejenigen der beiden Institute

der Universitaumlt teilweise auch auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene

4 Die Freiburger Lehrpersonenbildung als Ganzes ist kaum sichtbar und schweizweit

wenig profiliert

12 Ziele

Die Erziehungsdirektion hat im Status Quo auf verschiedenen Ebenen Handlungsbedarf

erkannt und die vorliegende Analyse in Auftrag gegeben Bevor Entscheide getroffen und

Massnahmen ergriffen werden sollen die relevanten Faktoren die aktuell auf die Lehrper-

sonenbildung einwirken beleuchtet werden Das Resultat der Analyse soll eine Argumenta-

tionsgrundlage liefern auf deren Basis ein politischer Entscheid getroffen werden kann Da-

bei sollen die Fuumlhrungsstrukturen vereinfacht werden Gemaumlss Mandat sollen folgende As-

pekte im Bericht enthalten sein

1) Uumlberblick uumlber die entsprechenden Lehrpersonenbildungsstaumltten in der Schweiz Vor-

und Nachteile der verschiedenen Modelle

2) Analyse der aktuellen Situation in den drei Ausbildungseinheiten im Kanton Freiburg

3) Analyse von institutionellen Modellen und Empfehlung fuumlr ein Modell (in einer Unterva-

riante soll auch eine Verbindung mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik erwogen

werden) Die verschiedenen Modelle sollen mit Kriterien wie fachliche und paumldagogische

Bildung Forschung Weiterbildung Dienstleistungen an Dritte Personal Attraktivitaumlt

Eintrittsbedingungen fuumlr Studierende nationale Praumlsenz Governance Vertretung in nati-

onalen Gremien Entscheidungsstruktur etc analysiert werden

12

Im Verlauf der Arbeit wurde das Mandat teilweise etwas weiter gefasst Infolge der Exper-

tengespraumlche und Unterlagen sind andere oder zusaumltzliche Aspekte fuumlr eine breite Situati-

onsbeschreibung mit Loumlsungsansaumltzen relevant geworden In meinem Verstaumlndnis sind Fuumlh-

rungs- und Organisationsmodelle zudem auf die konkrete Situation hin auszurichten Es gibt

kein Modell das eins zu eins auf den Kanton Freiburg uumlbertragen werden koumlnnte Folgende

zentrale Merkmale heben sich im Fall Freiburgs im Vergleich zu anderen Kantonen ab und

muumlssen in der Loumlsungssuche mitberuumlcksichtigt werden

Freiburg ist ein Universitaumltskanton mit einer Volluniversitaumlt und zahlreichen ausserkan-

tonalen Studierenden Dies ergibt positive Impulse auf den Bildungskanton Freiburg

Freiburg ist mit ca 312rsquo000 Einwohnern ein relativ kleiner Kanton Neben dem Kanton

dominieren die oumlkonomischen Zentren Bern und Lausanne mit grosser Strahlkraft

Die Zweisprachigkeit weist dem Kanton Freiburg eine fuumlr das ganze Land bedeutungs-

volle Bruumlckenfunktion zwischen dem franzoumlsischen und deutschen Sprachraum zu Der

Kanton hat eine Art Kohaumlsionsaufgabe

13 Methodik

Die im Rahmen dieses Gutachtens zu untersuchenden Fragestellungen sind gesellschaftli-

cher Natur und durchdrungen von normativen Aspekten Die Fragestellungen erfordern

eine interdisziplinaumlre Betrachtung Da die Analyse unter grossem Zeitdruck durchgefuumlhrt

werden muss ist pragmatisches Vorgehen erforderlich Aufgrund meiner verschiedenen

Taumltigkeiten im Bildungswesen kenne ich die schweizerische Bildungslandschaft als Nicht-

Freiburger kann ich aus einer Aussensicht auf den Kanton Freiburg gleichzeitig eine gewisse

Neutralitaumlt wahren Fuumlr den Zugang zu Dokumenten und Gespraumlchspartnern bin ich jedoch

auf die Unterstuumltzung verschiedener Funktionstraumlger im Bildungswesen des Kantons Frei-

burg angewiesen Fuumlr die hervorragende Zusammenarbeit mit der HEP-PH FR der Univer-

sitaumlt und der Erziehungsdirektion sowie fuumlr den uneingeschraumlnkten Zugang zu allen Infor-

mationen moumlchte ich mich an dieser Stelle bedanken

Fuumlr den quantitativen Zugang mussten zunaumlchst Statistiken generiert werden Es fehlt ein

institutionalisiertes Bildungscontrolling oder Bildungsmonitoring mit ausgewaumlhlten Kenn-

zahlen zum Verstaumlndnis und zur Steuerung der Institutionen

Der qualitative Zugang erfolgt neben dem Einbezug von Erkenntnissen aus der Schulfuumlh-

rungstheorie durch die Analyse einschlaumlgiger Dokumente und Expertengespraumlche Als erstes

werden bisherige Analyse- und Konzeptarbeiten gesichtet Fuumlr die zu untersuchenden Fra-

gestellungen ist aber auch spezifisches Wissen in einem lokalen Kontext erforderlich eine

allfaumlllige Loumlsung aus einer anderen Bildungsregion kann nicht zwingend auf Freiburg uumlber-

tragen werden Aufgabe des Gutachters ist deshalb das Erfahrungswissen der Funktionstrauml-

ger zu erschliessen und in einem Gesamtbild zusammenzufuumlgen Die Funktionstraumlger in den

verschiedenen Institutionen sind mit ihren Erfahrungen und Wahrnehmungen die zentralen

Wissenstraumlger Allerdings koumlnnen dabei nicht alle Personen mit Schluumlsselfunktionen beruumlck-

13

sichtigt werden mehr Gespraumlche sind im Rahmen des vereinbarten Mandats und der zur

Verfuumlgung stehenden Zeit nicht moumlglich Es wird darauf geachtet dass die Gespraumlchspartner

ausgewogen auf die verschiedenen Institutionen verteilt sind Neben der Perspektive der

direkt betroffenen Personen im Kanton Freiburg ist auch die Sichtweise auf interkantonaler

und nationaler Ebene zu beruumlcksichtigen denn der Kanton Freiburg muss seine Lehrperso-

nenbildung innerhalb der nationalen Rahmenbedingungen gestalten Alle Gespraumlche konn-

ten in grosser Offenheit und sehr konstruktiv gefuumlhrt werden Folgende Personen haben sich

fuumlr ein Gespraumlch zur Verfuumlgung gestellt

Universitaumlt

Funktion Name

Rektorin Astrid Epiney

Vizerektor Lehre Thomas Schmidt

Praumlsident Departement fuumlr Sonderpaumldagogik Winfried Kronig

Direktor HPI Geacuterard Bless

Direktorin ILLB Christine Pauli

Direktor CERF Roland Pillonel

Direktor ZELF Lorenz Wepf

Studienberaterin ILLB Inge Schnyder

HEP-PH FR

Funktion Name

Praumlsidentin Kommission HEP-PH FR Katharina Thalmann-Bolz

Co-Rektorin ad interim Elisabeth Mauron-Hemmer

Co-Rektor ad interim Lukas Lehmann

Rektorin bis 2018 Pascale Marro

EKSD

Funktion Name

Generalsekretaumlr Michel Perriard

Juristischer Berater Co-Autor erster Bericht Felix Kaufmann

Amtschef SEnOF Hugo Stern

Amtschef DOA Andreas Maag

Amtschef SoA Steacutephane Noeumll

Amtschef S2 Franccedilois Piccand

Amtschefin UfA Barbara Vauthey

Externe Sicht auf die Institutionen

Funktion Name

Koordinatorin Hochschulbereich EDK Madeleine Salzmann

Praumlsident Kammer PH swissuniversities Hans-Rudolf Schaumlrer

Generalsekretaumlr CIIP Olivier Maradan

Rektorin Kollegium Heilig Kreuz Christiane Castella Schwarzen

14

2 Kurzvorstellung der untersuchten Institutionen

21 HEP-PH FR

211 Entstehungsgeschichte

Die institutionellen Wurzeln des Kantonalen Lehrerseminars (KLS) liegen in der Schaffung

einer paumldagogischen Abteilung von Freiburgs Ecole cantonale Vorlaumluferin der heutigen Mit-

telschulen die 1849 mit 17 Schuumllern eroumlffnet wird 1859 folgt die Eroumlffnung eines eigenen

Lehrerseminars (Ecole normale) mit 9 Schuumllern in Hauterive Der Deutsch- bzw Zweispra-

chigkeit wird erst ab 1909 mit einer parallelen Organisationseinheit Rechnung getragen Zu-

sammen mit den privaten Lehrerinnenseminaren die von verschiedenen religioumlsen Kongre-

gationen sowie von der staumldtischen Maumldchensekundarschule in Freiburg geleitet werden

existiert eine Vielzahl an Institutionen im Kanton Aufgrund des Uumlberangebots an Lehrper-

sonen wird das Lehrerseminar in Hauterive 1937 geschlossen aber wegen des resultierenden

Lehrermangels 1943 in der Murtengasse in Freiburg wiedereroumlffnet In den fuumlnfziger Jahren

wird das Gebaumlude der Villa Diesbach erstmals erweitert ein weiteres Mal anfangs der sieb-

ziger Jahre 1988 wird das Lehrerseminar restrukturiert Das KLS I bildet Primarlehrperso-

nen aus das KLS II Kindergarten- und Handarbeits- bzw Hauswirtschaftslehrpersonen

Beide Abteilungen umfassen je eine franzoumlsisch- und eine deutschsprachige Einheit

1859 Eroumlffnung des Kantonalen Lehrerseminars (KLS) in Hauterive

1909 Eroumlffnung einer deutschsprachigen Sektion

1936 Schliessung des KLS in Hauterive

1943 Wiedereroumlffnung des KLS in der Murtengasse

1959 Abschluss des Ausbaus der Villa Diesbach

1964 Ende des Internatsobligatoriums

1975 Eintritt der ersten Maumldchen Einweihung des Erweiterungsbaus und Einrichtung des Centre fribourgeois

de documentation peacutedagogique

1988 Schliessung der letzten privaten Kindergaumlrtnerinnenausbildung im Kanton Restrukturierung je ein

Studiengang fuumlr Primar- sowie fuumlr Handarbeits- bzw Hauswirtschaftslehrpersonen

2000 Inkrafttreten des Gesetzes von 1999 uumlber die Paumldagogische Hochschule (PHG)

2003 Verleihung der letzten Diplome des KLS

2005 Diplomanerkennung durch die EDK

2012 Erneuerung der Diplomanerkennung durch die EDK

2016 Inkrafttreten des Gesetzes von 2015 uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg (PHFG)

Abbildung 1 Eckdaten HEP-PH FR

Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR geht es nicht um eine einfache Umwandlung des Lehrer-

seminars Mit dem Inkrafttreten des Gesetzes von 1999 wird de facto eine neue Institution

geschaffen die nicht mehr dem Sekundar- sondern dem Tertiaumlrbereich angehoumlrt und sich

15

innerhalb des Bildungssystems anders positioniert So existieren bis zur Schliessung des

Kantonalen Lehrerseminars 2003 beide Schulen nebeneinander wobei sie sich Raumlumlichkei-

ten und einen Grossteil des Personals teilen

Heute werden an der HEP-PH FR uumlber 400 Personen ausgebildet fast drei Viertel davon

sind franzoumlsischsprachig Das Interesse fuumlr das zweisprachige Diplom (Diplocircme bilingue DiBi)

ist maumlssig obwohl es sich um ein schweizweit einzigartiges Angebot handelt Die Zahlen

zeigen dass in der deutschsprachigen Abteilung die theoretisch uumlber 150 Studienplaumltze ver-

fuumlgt (50 Plaumltze pro Studienjahr) die Kapazitaumlt nicht ausgeschoumlpft werden kann In der fran-

zoumlsischen Abteilung sind im ersten Studienjahr die vorhandenen Plaumltze besetzt Wegen Stu-

dienabbruumlchen in den folgenden Jahren sind aber auch hier die Kapazitaumlten nicht voll ausge-

lastet Insgesamt sind die Kapazitaumlten auf 450 Plaumltze beschraumlnkt

Abbildung 2 Entwicklung der Studierendenzahlen an der HEP-PH FR 201314-201819

212 Rechtsgrundlage

Gesetz vom 21052015 uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg (PHFG)

httpsbdlffrchappdetexts_of_law4331

22 ILLB

221 Entstehungsgeschichte

Mit der Gruumlndung der Universitaumlt im Jahr 1889 geht die Schaffung eines Lehrstuhls fuumlr Pauml-

dagogik einher Erster Inhaber ist Abbeacute Horner ehemals Lehrer am KLS Hauterive und Rek-

tor des Kollegiums St Michael 1907 spricht sich der Staatsrat fuumlr die Schaffung eines Insti-

tuts fuumlr Paumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt aus dessen Realisierung aller-

445 444

470

418 409

270

301 310

282 280

96 80

90 75

61 79

63 70 61 68

0

50

100

150

200

250

300

350

400

450

500

201314 201415 201516 201617 201718

total

franzoumlsischsprachig

deutschsprachig

zweisprachiges Diplom

16

dings auf sich warten laumlsst Das Institut verfuumlgt anfangs weder uumlber eigene Raumlumlichkeiten

noch uumlber ein spezifisches Budget es geht vor allem darum entsprechend den Trends auf

nationaler und internationaler Ebene einen Lehrstuhl fuumlr experimentelle Psychologie in Frei-

burg zu implementieren und diesen in einem Zentrum fuumlr katholische Paumldagogik zu veran-

kern Als sich das KLS 1909 um eine deutschsprachige Abteilung erweitert werden auch an

der Universitaumlt entsprechende Bemuumlhungen unternommen in der Bestrebung die Lehrper-

sonenausbildung auf Primarstufe ebenfalls in die Universitaumlt zu integrieren

Mit dem Abgang des Institutsdirektors und Inhabers des Lehrstuhls fuumlr Paumldagogik 1909 ha-

ben sich diese Bestrebungen verloren Sein Nachfolger besetzt nur den Lehrstuhl nicht aber

die Direktion des Instituts Durch diese Vakanz und die schwierige Wirtschaftslage infolge

des 1 Weltkriegs wird das Wachstum des Instituts stark gehemmt 1919 erklaumlrt Georges Py-

thon die finanzielle Lage verunmoumlgliche ein Funktionieren des Instituts

Anfang der 1930er Jahre gewinnt die Freiburger Paumldagogik dank der Dynamik in der Son-

derpaumldagogik wieder an Aufwind und die Arbeit des Instituts wird wiederaufgenommen

Der Benediktinerkonvent von Einsiedeln fragt nach Lehrveranstaltungen fuumlr gymnasiale

Paumldagogik und praktischen Uumlbungen fuumlr die deutsche Sprache fuumlr die zukuumlnftigen Lehrper-

sonen der Klosterschule Die Erziehungsdirektion verlangt deshalb von der Philosophischen

Fakultaumlt die Anpassung ihres Reglements an die Ausbildung von Gymnasiallehrpersonen

1932 wird das Institut in zwei sprachliche Abteilungen unterteilt

1889 Gruumlndung der Universitaumlt Lehrstuhl fuumlr Paumldagogik

1907 Eroumlffnung eines Instituts fuumlr Paumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt

1909 Erste Angebote fuumlr deutschsprachige Studierende Voruumlbergehende Unterbrechung der Arbeit des Insti-

tuts

1932 Beginn der Ausbildung von Gymnasiallehrpersonen Eroumlffnung einer deutschsprachigen Abteilung

1934 Eroumlffnung eines Heilpaumldagogischen Seminars

1947 Offizielle Schaffung des Instituts fuumlr Paumldagogik Heilpaumldagogik und Angewandte Psychologie

1966 Losloumlsung der Heilpaumldagogik

1973 Losloumlsung der Angewandten Psychologie

1983 Lehrerbildungsreform Abloumlsung des franzoumlsischsprachigen Instituts vom deutschsprachigen Bezug der

Raumlumlichkeiten in Regina Mundi

1984 Losloumlsung der Sozialarbeit

1995 Angliederung des SFM an den Lehrstuhl fuumlr Paumldagogik

1998 Lehrerbildung wird unter die Verantwortung des Departements fuumlr Erziehungswissenschaften gestellt

2004 Lehrerbildung wird an der Philosophischen Fakultaumlt angesiedelt

2016 Gruumlndung des ILLB

Abbildung 3 Eckdaten ILLB

Erst 1947 wird durch einen Beschluss des Staatsrats offiziell ein Institut fuumlr Paumldagogik Heil-

paumldagogik und angewandte Psychologie gegruumlndet Es besteht aus drei Abteilungen allge-

17

meine Paumldagogik fuumlr die Ausbildung der Lehrpersonen auf Sekundarstufe Sonderpaumldago-

gik fuumlr die Ausbildung von Sozialpaumldagogen sowie angewandte Psychologie fuumlr die Ausbil-

dung von Schulpsychologen und Berufsberatern 1983 wird mit der Realisierung der Lehrer-

bildungsreform das franzoumlsischsprachige Institut vom deutschsprachigen geloumlst Im selben

Jahr beziehen das Departement fuumlr Erziehungswissenschaften das Departement fuumlr Psycho-

logie sowie die beiden Zentren fuumlr Lehrpersonenbildung CERF und ZELF ihre Raumlumlichkei-

ten im Gebaumlude Regina Mundi Die franzoumlsischsprachige Lehrerbildung wird in einem inter-

fakultaumlren bdquoService de la formation des maicirctresraquo SFM zusammengefasst der 1995 dem Lehr-

stuhl fuumlr Paumldagogik angegliedert wird Im deutschsprachigen Bereich wird noch weiter mit

getrennten Abteilungen Sek I und Sek II gearbeitet 2016 wurde das ILLB mit den heutigen

Strukturen und drei zusaumltzlichen Lehrstuumlhlen gegruumlndet

Heute besuchen uumlber 600 Personen eine Ausbildung am ILLB Aufgrund der Aufnahmebe-

schraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Ausbildung fuumlr das Lehramt auf Sekundarstufe II

(DEEM) geht die deutliche Zunahme der Studierendenzahlen des ILLB in den letzten Jahren

hauptsaumlchlich auf den Anstieg in der Studienrichtung Lehrdiplom auf Sekundarstufe I (LDS

I bzw DAES I) zuruumlck

Abbildung 4 Entwicklung der Studierendenzahlen am ILLB 201314-201718

222 Rechtsgrundlagen

- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt

httpswww3unifrchappslegaldedocument454827

570 586 599

636 663

231 243 252 254 253

147 140 147 160 182

125 132 137 154 166

67 71 63 68 62

0

100

200

300

400

500

600

700

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

Total

DAES I amp LDS I (Bachelor)

DAES I amp LDS I (Master)

DEEM

LDM

18

- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument274463

- Statuten vom 8 Maumlrz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146

- Statuten vom 16 Juni 2016 des Departements fuumlr Erziehungs- und Bildungswissen-

schaften der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument276395

- Statuten vom 16 Juni 2016 des Instituts fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die

Sekundarstufen (ILLB)

httpswww3unifrchappslegaldedocument276424

- Reglement vom 16 Juni 2016 des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr

die Sekundarstufen (BLB)

httpswww3unifrchappslegaldedocument276426

23 Departement fuumlr Sonderpaumldagogik

231 Entstehungsgeschichte

Nach der Gruumlndung des ersten heilpaumldagogischen Ausbildungsinstituts in Zuumlrich 1924

moumlchte der bdquoSchweizerische Caritas-Verbandldquo ein katholisches Pendant in Freiburg schaffen

In den 1930er Jahren unterzeichnen interessierte Instanzen eine nationale Vereinbarung fuumlr

die Schaffung von drei Ausbildungsstaumltten fuumlr Sonderpaumldagogik in Freiburg Genf und Zuuml-

rich 1934 wird innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt das Heilpaumldagogische Seminar Frei-

burg eroumlffnet als unabhaumlngige Abteilung des Instituts fuumlr Paumldagogik In seinen Anfaumlngen ist

das Heilpaumldagogische Seminar rein deutschsprachig Erst mit der Ernennung eines franzouml-

sischsprachigen Ordinarius im Jahr 1984 nimmt die Anzahl der Studierenden aus der West-

schweiz zu

1945 bleibt der Lehrstuhl des Heilpaumldagogischen Seminars infolge der Wirren des 2 Welt-

kriegs vakant Im Herbst 1946 wird er wiederbesetzt und das Seminar nimmt seine Taumltigkei-

ten wieder auf 1951 wird das Seminar in ein Institut umgewandelt bleibt aber gleichzeitig

Teil des uumlbergeordneten Instituts fuumlr Paumldagogik Im selben Jahr wird auf Wunsch des Erzie-

hungsdirektors die bdquoHeilpaumldagogisch-psychiatrische Poliklinikldquo eroumlffnet Die beiden Institu-

tionen haben getrennte Verwaltungen und Buchhaltungen arbeiten aber aufs engste zu-

sammen

Wegen der stetigen Zunahme der Studierendenzahlen ist das Heilpaumldagogische Institut zu-

nehmend mit Raumproblemen konfrontiert Da der Kanton den wachsenden Beduumlrfnissen

des Instituts nicht Folge leisten kann wird 1958 der Verein Curatorium gegruumlndet 1960 wird

dem Institut das Gebaumlude in der Kanisiusgasse 21 Eigentum des Curatorium zur Verfuumlgung

gestellt Tatsaumlchlich ist die Anzahl der Studierenden von der Wiedereroumlffnung des Seminars

19

1946 bis zum Studienjahr 196970 von 6 auf 451 angewachsen Rund 15 der Studierenden

der Universitaumlt und 45 der Studierenden der Philosophischen Fakultaumlt sind am Heilpaumlda-

gogischen Institut eingeschrieben Eine Studie von 1968 gibt an dass uumlber die Haumllfte aller

kantonalen Schulpsychologen in Freiburg ausgebildet worden sind Auch die Entwicklung

der Sozialversicherungen generiert ein wachsendes Beduumlrfnis an im Sozialbereich ausgebil-

deten Personen und das Institut fuumlr Heilpaumldagogik kann sich als privilegierter Gespraumlchs-

partner des Bundes profilieren

Da Status und Finanzierung der Poliklinik problematisch sind wird sie 1987 nach Inkrafttre-

ten des Schulgesetzes in das bdquoHeilpaumldagogische Zentrumldquo umgewandelt das sich in das

bdquoHeilpaumldagogischen Universitaumltszentrumldquo und den bdquoRegionalen Dienst fuumlr Schulpsycholo-

gie und Logopaumldieldquo gliedert Der Verein Curatorium gruumlndet seinerseits 1990 die Stiftung

Heilpaumldagogisches Zentrum 2018 wird die Entscheidung das Curatorium aufzuloumlsen ge-

troffen und das Gebaumlude geht in den Besitz der Stiftung uumlber 1999 wird innerhalb der Phi-

losophischen Fakultaumlt das Departement fuumlr Sonderpaumldagogik gegruumlndet dem das Heilpauml-

dagogische Institut angegliedert wird Die Anzahl der Studierenden steigt weiter an 2017

werden am DSP 953 Studierende ausgebildet

1934 Eroumlffnung des Heilpaumldagogischen Seminars

1945 Vakanz des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik

1946 Wiederbesetzung des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik

1951 Umwandlung des Heilpaumldagogischen Seminars in ein Institut Eroumlffnung der Heilpaumldagogisch-

psychiatrischen Poliklinik

1958 Gruumlndung des Vereins Curatorium

1960 Bezug des Gebaumludes in der Kanisiusgasse

1966 Trennung der Heilpaumldagogik von der Allgemeinen Paumldagogik in ein autonomes Institut

1987 Umwandlung der Poliklinik in das Heilpaumldagogische Zentrum

1990 Gruumlndung der Stiftung Heilpaumldagogisches Zentrum durch den Verein Curatorium

1999 Gruumlndung des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt

2018 Entscheidung zur Aufloumlsung des Vereins Curatorium

Abbildung 5 Eckdaten Departement fuumlr Sonderpaumldagogik

20

Abbildung 6 Entwicklung der Studierendenzahlen am DSP 201314-201718

232 Rechtsgrundlagen

- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt

httpswww3unifrchappslegaldedocument454827

- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument274463

- Statuten vom 8 Marz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146

- Statuten vom 10 April 2014 des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik

httpswww3unifrchappslegaldedocument276391

- Statuten vom 10 April 2014 des Heilpaumldagogischen Instituts der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument276407

475 443 451 463

481

35 35 34 42 54

344 371 373

399 379

27 31 33 26 24

881 880 891 930 938

0

100

200

300

400

500

600

700

800

900

1000

2013 2014 2015 2016 2017

BA in Klinischer Heilpaumldagogik und Sozialpaumldagogik Sonderpaumldagogik Logopaumldie

MA in Sonderpaumldagogik

MA in Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik

Doktorat

Total

21

3 Erkenntnisse aus den Gespraumlchen und Dokumenten

31 Bisherige Studien

Die aktuellen Problemfelder in der Freiburger Lehrpersonenbildung sind keine neue Er-

scheinung Die institutionelle Zerstuumlckelung hat schon immer bestanden und Probleme ge-

neriert Es haben deshalb bereits verschiedene Analysen stattgefunden die die Probleme

durchaus erkannt und benannt haben Loumlsungen wurden aber nur ansatzweise in Angriff

genommen Ein Grundsatzentscheid zur Zusammenlegung der Ausbildungsstaumltten wurde

nie getroffen

Zu Anfang handelte es sich um strukturelle und personelle Fragen in der Lehrpersonenbil-

dung innerhalb der Universitaumlt Aufgrund interner Probleme in der franzoumlsischsprachigen

Abteilung hat die Erziehungsdirektion 2006 den ehemaligen Vorsteher des Amtes fuumlr Uni-

versitaumltsfragen mit einer laquomission drsquoeacutevaluation de meacutediation et de propositionsraquo betraut

Infolge seines Berichts wurde eine Reihe von strukturellen organisationellen paumldagogischen

und personalen Massnahmen beschlossen fuumlr deren Umsetzung und Begleitung die Univer-

sitaumlt erneut den ehemaligen Amtsvorsteher beauftragt hat Aus diesen Massnahmen resul-

tierte insbesondere die Schaffung des Centre drsquoenseignement et de recherche pour la formation agrave

lrsquoenseignement au secondaire (CERF)

Ende 2007 wurde die Analysetaumltigkeit auf die Lehrpersonenbildung insgesamt ausgeweitet

Der Lenkungsausschuss der Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und

der HEP-PH FR hat festgestellt dass die Zusammenarbeit zwischen den beiden Institutionen

intensiviert werden muss Das Rektorat der Universitaumlt hat daraufhin eine Arbeitsgruppe

laquoLehrerbildung an der Universitaumlt Freiburg laquomit Vertretern des CERF der deutschsprachi-

gen Lehrpersonenbildung (LDS I amp II Vorlaumlufer des ZELF) der HEP-PH FR der EKSD und

des Rektorats mit der Analyse von vier konkreten Fragen betraut Drei davon betreffen die

Organisation der Lehrpersonenbildung im Kanton und innerhalb der Universitaumlt (Beziehun-

gen zwischen Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und der HEP-PH FR Beziehungen

zwischen der Lehrpersonenbildung und dem Departement fuumlr Erziehungswissenschaften

strukturelle Trennung der franzoumlsisch- und der deutschsprachigen Lehrerbildung) die vierte

die Ressourcen uumlber die die Lehrpersonenbildung innerhalb der Universitaumlt verfuumlgte In

ihrem Bericht vom 26 Februar 2009 zuhanden des Rektorats hat die Arbeitsgruppe nach der

Analyse der Fragen jeweils Empfehlungen zur Verbesserung der festgestellten Probleme

abgegeben

Was die Frage der Beziehungen zwischen der Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und

der HEP-PH FR betrifft hat sich die wesentliche Feststellung bis heute nicht veraumlndert laquo(hellip)

la seacuteparation de lrsquoensemble de la formation des enseignants agrave Fribourg en plusieurs uniteacutes

distinctes affaiblit assureacutement la position de la formation des enseignants fribourgeois dans

le contexte national Un rapprochement progressif (hellip) creacutedibiliserait la place de Fribourg

comme lieu de formation drsquoenseignantsraquo Als Loumlsung hat die Arbeitsgruppe die Schaffung

eines interinstitutionellen Instituts fuumlr Lehrpersonenbildung empfohlen analog zum Institut

22

fuumlr Mehrsprachigkeit ohne jedoch die bestehenden Strukturen zu fusionieren Das neu zu

schaffende Institut waumlre zustaumlndig fuumlr die strategische Planung das Qualitaumltsmanagement

sowie die Foumlrderung und Aufwertung der Lehrpersonenbildung im Kanton Auch die In-

tegration der sonderpaumldagogischen Ausbildungen ndash die allerdings in der Arbeitsgruppe

nicht vertreten waren ndash in dieses Institut wurde als wuumlnschenswert erachtet

Das Rektorat der Universitaumlt hat den Bericht an die Erziehungsdirektion weitergeleitet Die

damalige Direktorin hat den Vorschlag der Schaffung eines interinstitutionellen Instituts

prinzipiell gutgeheissen und das Rektorat der Universitaumlt und die Direktion der HEP-PH FR

beauftragt die konkrete Umsetzung dieses Vorschlags zu studieren Das Mandat verlangte

zwei Teilberichte Der erste sollte die verschiedenen Varianten eines interinstitutionellen

Instituts sowie eine erste Schaumltzung der Transformationskosten enthalten der zweite eine

juristische Abklaumlrung der gewaumlhlten Variante insbesondere in Bezug auf deren strukturelle

personelle und finanzielle Auswirkungen

Der erste Teilbericht vom 19 Januar 2010 basiert auf derselben Feststellung wie derjenige der

Arbeitsgruppe des Rektorats laquo(hellip) la formation fribourgeoise des enseignant-e-s repose au-

jourdrsquohui sur une structure jugeacutee trop complexe et sous-doteacutee en ressources pour assurer agrave

long terme une formation compeacutetitive et de qualiteacute par rapport aux HEP et universiteacutes voi-

sines eu eacutegard agrave lrsquoaccroissement des exigences fixeacutees par la CDIPraquo Was jedoch die moumlgli-

chen Varianten anging schienen den Autoren des Berichts nicht alle in gleichem Masse laquoju-

dicieuses et pertinentes pour la place fribourgeoise agrave lrsquoheure actuelleraquo Da die HEP-PH FR als

Bildungsstaumltte des Tertiaumlrbereichs noch jung und die Lehrpersonenbildung an der Universi-

taumlt strukturell wenig etabliert war wurden die beiden Fusionsvarianten (Integration des ge-

samten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR in die Universitaumlt und umgekehrt) als nicht

umsetzbar erachtet die Variante der Integration in die HEP-PH wurde gar nicht erst analy-

siert Wie bereits im Bericht des Rektorats wurde auch hier argumentiert die Integration der

HEP-PH FR in die Universitaumlt wuumlrde den Kanton seinen Einfluss auf die Zulassung und die

Studienplaumlne kosten diejenige des berufspraktischen Ausbildungsteils der Universitaumlt in die

HEP-PH FR einen Teil seiner Studierenden aus anderen Kantonen Es wurde aber notabene

auch die Beibehaltung der aktuellen Situation ausgeschlossen Somit konzentrierte sich die

Analyse wie von der Arbeitsgruppe des Rektorats empfohlen auf das Modell einer laquointerin-

stitutionellen Koordinationsstrukturraquo Tatsaumlchlich war die Schaffung eines gemeinsamen

Bildungs- und Kompetenzzentrums bereits im damals geltenden Gesetz uumlber die Paumldagogi-

sche Hochschule (PHG) von 1999 vorgesehen (Art 5 Abs 2) Aus juristischer Sicht kam diese

Variante also der Umsetzung eines Gesetzesartikels gleich der keine grundlegenden Aumlnde-

rungen der internen Strukturen der bestehenden Rechtstexte und Ausbildungsprogramme

nach sich ziehen wuumlrde Der entsprechende Gesetzesartikel wurde nicht in das neue Gesetz

von 2015 (PHFG) aufgenommen die heute geltenden Bestimmungen uumlber die Zusammenar-

beit zwischen HEP-PH FR und Universitaumlt beschraumlnken sich auf die Zusammenarbeitsver-

einbarung

23

Der zweite Teilbericht vom 31 Mai 2010 nimmt infolge von Diskussionen der Arbeitsgruppe

mit der Direktorin der EKSD dem Rektorat der Universitaumlt und der Direktion der HEP-PH

FR uumlber die Resultate des ersten Teilberichts die beiden Fusionsvarianten wieder auf Da die

Variante laquointerinstitutionelles Institutraquo die Entscheidungsstrukturen nicht vereinfachen

sondern im Gegenteil zusaumltzlich erschweren wuumlrde hat sich die Arbeitsgruppe nach einem

Vergleich der drei Varianten letztendlich fuumlr diejenige der Integration in die Universitaumlt aus-

gesprochen Anfang 2011 hat die Direktorin der EKSD dennoch entschieden dass es fuumlr die

Umsetzung der einen oder anderen Variante zu fruumlh sei insbesondere die Revision des Ge-

setzes uumlber die HEP-PH FR muumlsse vorher abgeschlossen werden Gleichzeitig hat sie den

Rektor der Universitaumlt gebeten unmittelbar Arbeiten zur Staumlrkung der bestehenden internen

Strukturen aufzunehmen um eine bessere Fuumlhrung der universitaumlren Lehrpersonenbildung

zu gewaumlhrleisten Die erwaumlhnte Gesetzesrevision hat schliesslich zum heutigen Gesetz uumlber

die HEP-PH FR (PHFG in Kraft seit 2016) mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit die Reorganisa-

tion der universitaumlren Strukturen zum neu geschaffenen ILLB mit den beiden Zentren CERF

und ZELF gefuumlhrt

Sowohl inner- als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen hat sich die Situation fast ein Jahr-

zehnt nach Erscheinen des zweiten Teilberichts derart grundlegend veraumlndert dass nicht

mehr auf dieser bisherigen Studie aufgebaut werden kann Zwar liefert sie interessante In-

formationen zur ehemaligen Funktionsweise der beiden Institutionen die Position der Uni-

versitaumlt und der HEP-PH FR innerhalb der Hochschullandschaft Schweiz ist aber heute nicht

zuletzt aufgrund der Restrukturierung des gesamten Hochschulwesens infolge des Hoch-

schulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetztes (HFKG in Kraft seit 2015) nicht mehr mit der-

jenigen von 2010 vergleichbar Wichtigste Erkenntnis der bisherigen Analysen bleibt damit

die Feststellung dass die Kraumlfte gebuumlndelt werden und der fragmentierten Organisation der

Freiburger Lehrpersonenbildung dringend ein Ende bereitet werden muss

32 Paumldagogische Elemente

Schulen und Bildungsorganisationen stehen als offene Systeme unter dem Einfluss der Ent-

wicklungen ihres Umfelds Deshalb ist es wichtig diese Entwicklungen und deren Relevanz

fuumlr die Konzeption und die Steuerung des Schulwesens zu beleuchten Dieses Kapitel hebt

einige im vorliegenden Kontext relevante Entwicklungen hervor Es erhebt dabei keinen An-

spruch auf Vollstaumlndigkeit sondern will anhand aktueller Beispiele die Wechselwirkung

zwischen gesellschaftlichem Wandel und paumldagogischen Konzepten aufzeigen

321 Exkurs Rahmenkonzept fuumlr eine Lehrpersonenbildung

Die Lehrpersonenbildung soll Studierenden auf die hohen Anforderungen im Berufsfeld

vorbereiten Als Orientierungsrahmen und Erklaumlrungshilfe fuumlr die Konzeption der Aus- und

Weiterbildung von Lehrpersonen kann das PCK-Modell (Pedagogical Content Knowledge) von

Shulmann (1986) dienen Das Modell besagt dass Lehrpersonen sowohl uumlber inhaltliches

paumldagogisches und fachdidaktisches Wissen verfuumlgen muumlssen und macht gleichzeitig die

24

hohen Anforderungen deutlich die an die Dozierenden in der Lehrerausbildung gestellt

werden

- Content Knowledge Das inhaltliche Wissen bezieht sich auf die fachwissenschaftlichen As-

pekte des Unterrichts die mit einer Klasse erarbeitet werden

- Pedagogical Knowledge Paumldagogisches Wissen umfasst das Wissen und Koumlnnen wie eine

Klasse zu unterrichten ist (Methodik und Allgemeindidaktik)

- Pedagogical Content Knowledge Die Schnittmenge dieser beiden ersten Dimensionen fuumlhrt

zu fachdidaktischem Wissen und Koumlnnen Es geht darum wie bestimmte Inhalte fachspe-

zifisch oder -uumlbergreifend unterrichtet werden sollen Die Relevanz dieser Fachdidaktik

wird von mehreren Gespraumlchspartnern sehr deutlich hervorgehoben Der Theorie-Praxis

Bezug ist in der Lehrerbildung sehr wichtig

In Freiburg werden alle drei Wissensbereiche an beiden Institutionen angeboten fuumlr die

Primarstufe an der HEP-PH FR fuumlr die Sekundarstufe I und II und die Sonderpaumldagogik an

der Universitaumlt Waumlhrend eine Aufteilung fuumlr das Content Knowledge und bis zu einem be-

stimmten Grad auch fuumlr das Pedagogical Content Knowledge Sinn machen mag sind insbeson-

dere im Bereich des Pedagogical Knowledge zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien vorhan-

den von denen aber keinerlei Gebrauch gemacht wird

Zur dieser inhaltlichen Komplexitaumlt kommt in Freiburg die zusaumltzliche Schwierigkeit dass

die Lehrpersonenbildung fuumlr die obligatorische Schule zwei verschiedenen Lehrplankonzep-

ten Rechnung tragen muss In der Deutschschweiz werden kuumlnftige Lehrpersonen auf den

Lehrplan 21 in der Westschweiz auf den Plan drsquoeacutetudes romand (PER) vorbereitet Beide Lehr-

plaumlne streben Kohaumlrenz uumlber alle obligatorischen Schuljahre hinweg an Auf der Sekundar-

stufe sind den beiden Lehrplankonzepten aber zT andersartige Paradigmen zugrundgelegt

Dies zeigt sich zum Beispiel im Fach Geschichte Die Gestaltung der Lehrpraktika ist im

franzoumlsischsprachigen Teil Freiburgs fuumlr die Sekundarstufe II anders als im deutschsprachi-

gen Die Freiburger Lehrpersonenbildung muss sich also an zwei verschiedenen Rahmen-

konzepten orientieren

322 Kantonales Sprachenkonzept

Aufgrund der Globalisierung wird unsere Gesellschaft multikultureller Die Sensibilitaumlt fuumlr

andere Kulturen und Sprachen wird fuumlr das Zusammenleben und die gesellschaftliche Ko-

haumlsion immer relevanter Entsprechend wichtig wird der Erwerb von Fremdsprachen Neben

der Landessprache sprechen viele Kinder zuhause eine andere Sprache Im Kanton Freiburg

gilt gemaumlss dem verfassungsrechtlichen Territorialitaumltsprinzip der Grundsatz dass die Un-

terrichtssprache der Amtssprache der Gemeinde oder der Gemeinden die den Schulkreis

bilden entspricht Gleichzeitig ist aber sowohl in der Kantonsverfassung und expliziter auch

in den letzten Regierungsprogrammen vorgesehen den Austausch und das Sprachenlernen

zu foumlrdern

25

Dazu hat die EKSD 2010 ein kantonales Konzept fuumlr den Sprachenunterricht erarbeitet Zwei

Vorschlaumlge des Konzepts beziehen sich auf den Immersionsunterricht Es handelt sich dabei

um den Unterricht eines Sachfaches (zB Geschichte) in der jeweiligen Partnersprache

Hauptziel bleibt das Erreichen von fachlichen Kompetenzen die Sprache steht nicht im Mit-

telpunkt Mittlerweile verzeichnen Projekte zum Immersionsunterricht in der obligatori-

schen Schule des Kantons eine starke Zunahme Zum Schuljahresbeginn 201819 wurden in

18 Orientierungsschulen und 9 Primarschulen und damit in insgesamt uumlber 100 Klassen Im-

mersionsprojekte angekuumlndigt Lehrpersonen die sich fuumlr ein Immersionsprojekt engagie-

ren werden begleitet und koumlnnen vom entsprechenden und laufend erweiterten Weiterbil-

dungsangebot an der HEP-PH FR profitieren Bereits in der Grundausbildung werden die

wichtigsten didaktischen Konzepte im Bereich des Immersionsunterrichts unterrichtet Fuumlr

die bereits aktiven Lehrpersonen hat die HEP-PH FR neu einen CAS zum Thema bilingualer

immersiver Unterricht in Planung Zudem absolvieren auch die Studierenden der einspra-

chigen Ausbildung der HEP-PH einen Teil ihrer Ausbildung in der Partnersprache

Auch auf Mittelschulebene hat der Immersionsunterricht an Bedeutung gewonnen sowohl

im Kanton Freiburg als auch gesamtschweizerisch In Freiburg koumlnnen saumlmtliche Bildungs-

gaumlnge der Schulen der Sekundarstufe II mit einer zweisprachigen Maturitaumlt Deutsch-

Franzoumlsisch abgeschlossen werden Im Schuljahr 201819 besuchen rund 28 der Freiburger

Gymnasiasten diesen Unterricht der zur zweisprachigen Maturitaumlt fuumlhrt Gesamtschweize-

risch ist die Kombination Deutsch-Englisch am haumlufigsten

Auch an der Universitaumlt Freiburg kann das LDM zweisprachig abgeschlossen werden Eine

Kompetenzstelle fuumlr die Immersionsdidaktik fehlt aber

In diesem Zusammenhang ist auch das Institut fuumlr Mehrsprachigkeit zu erwaumlhnen das 2008 als

gemeinsames Institut der Universitaumlt Freiburg und der Paumldagogischen Hochschule Freiburg

gegruumlndet wurde Es fuumlhrt das Wissenschaftliche Kompetenzzentrum fuumlr Mehrsprachigkeit

(KFM) des Bundes das auf der Grundlage des Sprachengesetzes und der Sprachenverord-

nung von der Schweizerischen Eidgenossenschaft finanziert wird Zu den Aufgaben des In-

stituts gehoumlren die Durchfuumlhrung von Forschungsprojekten im Bereich der Mehrsprachig-

keit die Unterstuumltzung der Lehre auf allen Stufen die Zusammenarbeit mit verschiedenen

Akteuren auf regionaler nationaler und internationaler Ebene die Verbreitung der erworbe-

nen Kenntnisse in Wissenschaft und Gesellschaft und die Durchfuumlhrung von wissenschaftli-

chen Veranstaltungen Aktuell ist die HEP-PH FR gemeinsam mit dem Institut fuumlr Mehr-

sprachigkeit und der Universitaumlt Freiburg im Rahmen des von swissuniversities lancierten

und vom Bund finanzierten Programms P-09 laquoAufbau der wissenschaftlichen Kompetenzen

und Fachdidaktikenraquo fuumlr den Aufbau des Fachdidaktikzentrums Fremdsprachen (Centre de

didactique des langues eacutetrangegraveres CeDiLE) als Leading House zustaumlndig

Durch die besondere Lage des Kantons Freiburg auf der Sprachgrenze bietet sich die Chance

die Zweisprachigkeit in der Lehrpersonenbildung und in den Schulen zu nutzen Die Kanto-

ne Bern und Wallis pflegen die Zweisprachigkeit zwar auch aber mit zwei PH-Standorten

In Freiburg kann die Zweisprachigkeit unter einem Dach gelebt werden was eine attraktive

26

Profilierungsmoumlglichkeit ist Mittels einer kohaumlrenten und stufenuumlbergreifenden Strategie

koumlnnte die kantonale Lehrpersonenbildung das Thema Mehrsprachigkeit und Immersions-

didaktik als Freiburger USP herausarbeiten und sich auf nationaler und internationaler Ebe-

ne profilieren

323 Inklusion

Die Volksschule von heute ist eine integrative Schule Statt einzelne Kinder mit besonderem

Foumlrderbedarf in Sonderschulen oder -klassen zu unterrichten sollen moumlglichst alle gemein-

sam Regelklassen besuchen Grundlage fuumlr den integrativen Unterricht bilden das Behinder-

tengleichstellungsgesetz und die 2008 eingefuumlhrte Neugestaltung des Finanzausgleichs und

der Aufgabenteilung Seither sind die Kantone fuumlr die Sonderpaumldagogik zustaumlndig Zur Ko-

ordination der Aufgaben haben die Kantone unter der Federfuumlhrung der EDK das 2011 in

Kraft getretene Sonderpaumldagogik-Konkordat erarbeitet

Fuumlr die Foumlrderung der Kinder mit speziellem Foumlrderbedarf sind in der Regel schulische

Heilpaumldagogen zustaumlndig Sie erstellen in Absprache mit der Lehrperson individuelle Foumlr-

derplaumlne Die Heilpaumldagogen sind oft nur fuumlr einzelne Lektionen im Schulzimmer um das

Kind zu betreuen es gibt aber auch Formen von Teamteaching bei denen Lehrpersonen und

Heilpaumldagogen gemeinsam alle Kinder betreuen Fuumlr eine gute Zusammenarbeit muumlssen die

Rollen geklaumlrt und der Bildungsauftrag der Regelschule verstanden werden Heilpaumldagogen

benoumltigen ein Grundverstaumlndnis fuumlr die Lehrertaumltigkeit und Lehrpersonen der Regelklassen

ein Grundverstaumlndnis uumlber Behinderungsaspekte Die Vermittlung dieses gegenseitigen

Grundverstaumlndnisses sollte in die Grundausbildung sowohl der Volksschullehrer als auch

der Heilpaumldagogen mit einbezogen werden Dies ist heute allerdings nicht der Fall in den

Gespraumlchen wird seitens der HEP-PH FR und des ILLB der fehlende institutionalisierte Aus-

tausch mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik bemaumlngelt

324 Digitalisierung

Computer Internet und Smartphone durchdringen den Alltag immer staumlrker Die Schulen

haben sich auf verschiedene Arten mit dieser Digitalisierung auseinanderzusetzen Die neu-

en technologischen Moumlglichkeiten sind in der Lehrerbildung und in den Schulen paumldago-

gisch sinnvoll zu nutzen Allerdings erfordern die technologischen Lehrmittel Investitionen

in Infrastruktur und Datensicherheit und den Einsatz von Fachpersonen mit Spezialwissen

in verschiedensten Funktionsbereichen Zur Illustration dieser zusaumltzlichen Dimension in

der Lehrpersonenbildung haben Mishra und Koehler (2006) das oben vorgestellte PCK-

Modell um den Aspekt der digitalen Medien erweitert was zum vierdimensionalen TPCK-

Modell fuumlhrt

1 Technology Knowledge Wie koumlnnen Lehrpersonen digitale Medien fuumlr sich selbst nutzen

In dieser Dimension stehen das Wissen und die Fertigkeiten des eigenen Umgangs mit

digitalen Medien im Vordergrund

27

2 Technological Pedagogical Knowledge Welche Chancen und welchen Nutzen koumlnnen digitale

Medien im Unterricht aufweisen Hier geht es um generelle Fragen der Unterrichtsgestal-

tung im Sinne der Allgemeindidaktik

3 Technological Content Knowledge Inwiefern vermag die Digitalisierung den fachwissen-

schaftlichen Inhalt zu veraumlndern Welche Bedeutung haben digitale Medien fuumlr das jewei-

lige Fach

4 Technological Pedagogical Content Knowledge Wie lassen sich Unterrichtsinhalte anhand von

digitalen Medien sinnvoll unterrichten Wie koumlnnen digitale Medien den Lernprozess in

den jeweiligen Faumlchern unterstuumltzen

Abbildung 7 TPCK-Modell von Mishra und Koehler (2006) basierend auf Shulmann (1986)

Um dieser neuen Anforderung im Bildungswesen zu begegnen haben sowohl die EDK als

auch die CIIP 2018 eine Strategie bzw einen Aktionsplan fuumlr den Umgang mit dem Wandel

durch Digitalisierung definiert mittels derer die Kantone sich auf Ziele und prioritaumlre Berei-

che der digitalen Bildung einigen Im Kanton Freiburg hat der Staatsrat dem Grossrat bereits

2001 ein Globalkonzept der Integration der Informations- und Kommunikationstechnologie

in den Unterricht in allen Schulstufen unterbreitet 2001 wurde die Fachstelle fri-tic gegruumln-

det uumlber die seither saumlmtlichen Lehrpersonen mehr als 140 in den Schulen taumltige IKT-

Ansprechpersonen sowie Ausbildner fuumlr Lehrpersonen im Bereich IKT geschult wurden Des

Weiteren stellt sie Schulbehoumlrden Schulen Lehrpersonen und Lernenden Leistungen und

Beratungen im Zusammenhang mit Medien und IKT zur Verfuumlgung und foumlrdert gleichzeitig

eine kritische Auseinandersetzung mit den neuen Medien und Technologien 2017 hat der

Staatsrat ein kantonales Konzept fuumlr die Integration von Medien und IKT in der obligatori-

schen und nachobligatorischen Schule in der Berufsbildung und im Sonderschulunterricht

genehmigt Es soll ein neues Fuumlhrungssystem definieren die Steuerungsstrukturen klaumlren

Synergien ermitteln und eine gemeinsame Vision entwickeln die die Kohaumlrenz der verschie-

denen Unterrichts- und Bildungsaumlmter Aus- und Weiterbildungen fuumlr Lehrpersonen Infor-

matikprojekten des Staates und Unterrichts-Lernpraxis an den Schulen zum Ziel hat Inner-

halb der EKSD wurde das Buumlro Medien und IKT geschaffen das als Steuerungsorgan der

28

EKSD die Aufgabe hat dieses Globalkonzept fuumlr den Zeitraum 2017 bis 2021 zu erarbeiten

umzusetzen und zu evaluieren

Im Schuljahr 201920 werden durch den Lehrplan 21 die Lernziele im Bereich von Medien

und Informatik fuumlr die deutschsprachige obligatorische Schule festgelegt und in den Frei-

burger Gymnasien wird Informatik als obligatorisches Fach eingefuumlhrt Eine diesbezuumlgliche

Uumlberarbeitung des PER fuumlr den franzoumlsischen obligatorischen Unterricht ist ebenfalls be-

schlossen Diese flaumlchendeckende Einfuumlhrung eines neuen Faches einerseits und neuer fauml-

cheruumlbergreifender technologischer Unterrichtsmaterialen andererseits erfordert eine ent-

sprechende Anpassung der Studienprogramme in der Lehrpersonenausbildung Die HEP-

PH FR und die Universitaumlt haben diese getrennt und unabhaumlngig voneinander in Angriff

genommen ua mit der Unterstuumltzung ihres jeweiligen Fachzentrums Sowohl die Universi-

taumlt (Laboratoire drsquoinnovation peacutedagogique LIP Centre Nouvelles technologies et enseignement NTE)

wie auch die HEP-PH FR (Centre de recherche sur lrsquoenseignementapprentissage par les technolo-

gies numeacuteriques CREATE) verfuumlgen uumlber Einheiten fuumlr Lehre und Lernen mit digitalen Tech-

nologien Auch hier gibt es zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien Der Einsatz der vorhan-

denen Ressourcen hat grosses Optimierungspotential

33 Oumlkonomische Elemente

331 Zulassungspolitik

Folgende Darstellung zeigt mit welcher Vorbildung schweizweit die Studierenden an die

PH gelangen Die Zugaumlnge sind vielfaumlltig und durchlaumlssig So kann der Arbeitsmarkt mit

ausreichend qualifizierten Lehrpersonen versorgt werden

Abbildung 8 PH-Eintritte auf Stufe Bachelor nach Studiengang und Zulassungsausweis 20172018 (Quelle Bundesamt fuumlr

Statistik BFS)

Heute verfuumlgen 43 der Studierenden die die Ausbildung VorschulstufePrimarstufe auf-

nehmen uumlber eine gymnasiale Maturitaumlt Knapp 2 davon haben eine Passerelle BM-UH

29

absolviert Auch die Fachmaturitaumlt (FM) mit Vertiefungsrichtung Paumldagogik ist seit ihrer

Einfuumlhrung im Studienjahr 201011 mit 29 zu einem bedeutenden Zubringer in die Vor-

schul- und Primarschullehrerausbildung geworden Diese Population von Studierenden ist

fuumlr den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen eminent wichtig da ohne sie nur eine ungenuumlgende

Anzahl an Lehrpersonen ausgebildet werden koumlnnte Die Berufsmaturanden machen 8 aus

7 der Studierenden wurden mit oder ohne Pruumlfung durch eine Hochschule zugelassen und

6 haben einen auslaumlndischen Zulassungsausweis Zwar fehlen fuumlr eine laumlngerfristige Beur-

teilung auch hier die mittels eines permanenten Monitorings zu erhebenden Daten die Zah-

len fuumlr das Studienjahr 201819 zeigen jedoch dass an der HEP-PH FR gleichviele Inhaber

einer Fach- wie einer gymnasialen Maturitaumlt studieren Fuumlr den Zugang zu den von der Uni-

versitaumlten angebotenen Studiengaumlngen so auch des ILLB und des DSP wird die gymnasiale

Maturitaumlt vorausgesetzt

Kandidatinnen und Kandidaten fuumlr eine Ausbildung zur Lehrperson insbesondere fuumlr die

Primarstufe gibt es genug Allerdings besteht an der HEP-PH FR seit dem Studienjahr

200405 eine Zulassungsbeschraumlnkung Sie wurde aufgrund einer laquounerwartet grossen An-

zahl Anmeldungenraquo eingefuumlhrt Nach 104 registrierten Anmeldungen im Jahr 2002 und 105

im Jahr 2003 sind 2004 165 Bewerbungen eingegangen Damit war die Aufnahmekapazitaumlt

der HEP-PH FR in Bezug auf die vorhandenen Praktikumsplaumltze die Betreuung der Studie-

renden und die Infrastruktur uumlberschritten Die maximale Aufnahmekapazitaumlt wurde auf 90

Studienplaumltze fuumlr die franzoumlsischsprachigen und 30 fuumlr die deutschsprachigen Studierenden

festgelegt Die Verordnung des Staatsrats uumlber diese erste Zulassungsbeschraumlnkung erlaumlsst

zudem Selektionskriterien die zur Ablehnung der uumlberzaumlhligen Kandidaten angewandt

werden konnten Laut Art 4 Abs 2 konnte die Aufnahme abgelehnt werden wenn die Beur-

teilung der paumldagogischen Faumlhigkeiten Vorbehalte enthielt und die schulischen Ergebnisse in

der Muttersprache und in der ersten Fremdsprache als ungenuumlgend beurteilt wurden

200506-200708 wurde die Anzahl der Studienplaumltze weiter reduziert da mit der laquoPasserel-

leraquo ndash einer Weiterbildung die Kindergaumlrtnerinnen Handarbeits- und Werklehrerinnen das

Unterrichten auf der 1 und 2 Primarstufe ermoumlglichte ndash eine zusaumltzliche Ausbildung ange-

boten wurde die Personal und Infrastruktur der HEP-PH FR ebenfalls beanspruchte Ab

200809 wurde die Anzahl erstmals auf 100 bzw 50 Plaumltze erhoumlht mit der Begruumlndung

laquodass eine groumlssere Anzahl Studierender aus verschiedenen Gruumlnden zum Beispiel wegen

der Mobilitaumlt zwischen den PH das Studium nach dem ersten Jahr wieder aufgibtraquo und

dadurch wieder mehr Aufnahmekapazitaumlt entstuumlnde zudem koumlnnten im ersten Jahr die

Praktika zu zweit absolviert werden Auch die Selektionskriterien wurden angepasst Ab

200809 wird neben den Noten in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematik eine

schriftliche Stellungnahme zu einem Thema das mit der Schule oder dem Lehrerberuf ver-

bunden ist beurteilt

Als sich ein Ruumlckgang der Anzahl Lehrpersonen abzuzeichnen begannt wurde in den Jahren

201011 bis 201314 auf eine Zulassungsbeschraumlnkung verzichtet Da die Gesamtzahl der

Studierenden an der HEP-PH FR von 313 im Jahr 2009 auf 470 im Jahr 2013 anstieg fuumlhrte

30

der Staatsrat im Rahmen seiner Struktur- und Sparmassnahmen die Beschraumlnkung auf das

Studienjahr 201415 wieder ein Als Selektionskriterien galten ab sofort nur noch laquodie schuli-

schen Ergebnisse in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematikraquo

Studienjahr franzoumlsischsprachig deutschsprachig insgesamt

200405 90 40 130

200506 75 35 110

200607 75 35 110

200708 75 35 110

200809 100 50 150

200910 100 50 150

201011-201314 keine Zulassungsbeschraumlnkung

201415 100 50 150

201516 100 50 150

201617 100 50 150

201718 100 50 150

201819 110 50 160

Abbildung 9 Zulassungsbeschraumlnkung an der HEP-PH FR Uumlbersicht von 200405-201819

Wegen der Beibehaltung der Zulassungsbeschraumlnkung uumlber mehrere Jahre hinweg ist man

sich heute gar nicht mehr im Klaren in welcher Zahl sich die Nachfrage nach Studienplaumltzen

an der HEP-PH FR niederschlagen wuumlrde Frist fuumlr die Einreichung der Kandidaturen ist

jeweils Ende Maumlrz und Ende Juli werden die Zulassungen fuumlr den Beginn des Studienjahres

im September bekanntgegeben Nun kennt die HEP-PH FR zwar die Anzahl Kandidaturen

sie entspricht aber nicht derjenigen die sich letztendlich definitiv fuumlr den Studieneintritt ent-

scheiden Viele angehende Studierende sind sich der Platzbeschraumlnkung sowohl an der HEP-

PH FR als auch an anderen Bildungsinstitutionen (etwa an der Hochschule fuumlr Soziale Arbeit

Freiburg) bewusst und bewerben sich absichtlich an mehreren Orten um einen Studienplatz

auf sicher zu haben Dies fuumlhrt dazu dass ein Teil der Bewerber die von der HEP-PH FR

abgewiesen werden das Studium auch bei positivem Zulassungsentscheid nicht aufnehmen

wuumlrde Wie hoch dieser Anteil ist kann nicht ermittelt werden

Diese Zulassungsbeschraumlnkung ist houmlchst problematisch Einerseits will der Kanton Lehr-

personen ausbilden andererseits fuumlhrt der Numerus Clausus zu Abwanderungen von Stu-

dierenden va nach Bern und Lausanne Tatsaumlchlich legen die Zahlen nahe dass die Zulas-

sungsbeschraumlnkung die Nachfrage nach Studienplaumltzen an der HEP-PH FR negativ beein-

flusst Waumlhrend das Angebot stagniert nimmt die Nachfrage ab Es ist houmlchst problematisch

den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen auf solche Weise zu steuern die Nachfrage folgt allem

voran der demographischen Entwicklung

31

Abbildung 10 Kandidaturen vs Eintritte HEP-PH FR 201314-201819

Auch die Ausbildungsplaumltze fuumlr das Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute (DEEM)

sind limitiert Die franzoumlsischsprachige Ausbildung wurde urspruumlnglich fuumlr 48 Personen pro

Studienjahr konzipiert Da das Interesse fuumlr die Ausbildung mit jedem Jahr zunimmt aber

nicht genuumlgend Praktikumsplaumltze zur Verfuumlgung stehen besteht seit dem Studienjahr

200809 eine Aufnahmebeschraumlnkung fuumlr 60 Personen pro Jahr Diese Beschraumlnkung erweist

sich fuumlr die Situation auf dem Arbeitsmarkt als unproblematisch die Maturitaumltsschulen ha-

ben keine Rekrutierungsschwierigkeiten Da sogar ein leichtes Uumlberangebot an Lehrpersonen

fuumlr die Sekundarstufe II besteht haben DEEM-Inhaber uumlber mehrere Jahre hinweg auch Pen-

sen auf Sekundarstufe I uumlbernommen wo bis vor kurzem ebenfalls Lehrpersonal fehlte In-

folge des Anstiegs der Studierenden fuumlr das Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I

(DAES I) in den letzten Jahren hat sich die Arbeitsmarktsituation in den Orientierungsschu-

len wieder beruhigt dafuumlr beginnen sich Engpaumlsse bei der Organisation von Praktikums-

plaumltzen abzuzeichnen

Eine abschliessende Anmerkung zu den Praktikumsplaumltzen sei hier festgehalten Persoumlnlich

bin ich der Meinung dass die Zahl der Praktikumsplaumltze als limitierender Faktor von den

Gespraumlchspartnern zu stark und nicht einleuchtend verwendet wird Die Begruumlndung und

die genaue Benennung der Engpassfaktoren wurden aus den Gespraumlchen nicht klar Wenn

der Arbeitsmarkt mehr Lehrpersonen benoumltigt lassen sich mindestens mittelfristig durch

organisatorische Massnahmen auch ausreichend Praktikumsplaumltze organisieren Gerade

auch die Berufsverbaumlnde sind bei der Erarbeitung solcher Massnahmen mit einzubeziehen

332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage

Der Kanton Freiburg ist wie die umliegenden Regionen seit einigen Jahren mit einer ange-

spannten Situation auf dem Stellenmarkt fuumlr Lehrpersonen auf Primarstufe konfrontiert

Was heute eine grosse Schwierigkeit fuumlr die Anstellung von Stellvertretungen bedeutet wird

in wenigen Jahren in einen tatsaumlchlichen Mangel an qualifizierten Lehrpersonen muumlnden

Die Anzahl Zulassungen zum Studium wird in Freiburg aber nicht etwa von der Situation

auf dem Arbeitsmarkt sondern von der Aufnahmekapazitaumlt der aktuellen Raumlumlichkeiten

260

225 242

256

211 196

154 145

155 140

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0

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100

150

200

250

300

201314 201415 201516 201617 201718 201819

Kandidaturen im Maumlrz

Eintritte im September

32

definiert Weder der demographischen Entwicklung noch anderen Schwankungen auf dem

Bildungsmarkt kann so Rechnung getragen werden Es sind noch weitere Phaumlnomene zu

beruumlcksichtigen etwa die grosse Nachfrage nach Teilzeitstellen oder die Tatsache dass ein

bedeutender Anteil der Diplomierten gar nie im Lehrberuf arbeitet Diese Gesamtsituation

fuumlhrt dazu dass zwischen 2013 und 2016 die Abgaumlnger der HEP-PH FR nur 565 des Be-

darfs auf dem franzoumlsischsprachigen Freiburger Arbeitsmarkt gedeckt haben 201819 wurde

deshalb die Zulassungsbeschraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Abteilung von 100 Plaumlt-

zen pro Studienjahr auf 110 erhoumlht Diese Erhoumlhung wurde durch den Umzug der Fachstelle

fri-tic ermoumlglicht die bis anhin in den Raumlumlichkeiten der HEP-PH FR untergebracht war

Daruumlber hinaus wird allerdings nur eine substantielle Erweiterung der Gebaumlude oder ein

Neubau an einem anderen Standort der stetig steigenden Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt

nachkommen koumlnnen

Wie erwaumlhnt ist der Zugang zu bestimmten Daten und dadurch deren Auswertung durch

die zersplitterte Organisation wesentlich erschwert Die Entwicklung der Studierendenzah-

len uumlber die letzten fuumlnf Jahre zeigt jedoch dass das Ausbildungsangebot teilweise zur Ab-

wanderung der Freiburger Studierenden insbesondere in die Nachbarkantone fuumlhrt Das ist

insofern problematisch als der Heimatkanton der die Ausbildung im Rahmen der Interkan-

tonalen Fachhochschulvereinbarung (FHV) finanziert nicht davon ausgehen kann dass die

Studierenden nach Abschluss ihres Studiums wieder zuruumlckkehren In der Folge werden

einige grundlegende Statistiken zu den verfuumlgbaren Daten praumlsentiert und im vorliegenden

Kontext interpretiert

A) Herkunft der Studierenden in Freiburg

1 Primarstufe

Abbildung 11 Herkunft der Studierenden Primarstufe 201314-201718 Die Anzahl an Freiburger Studierenden hat uumlber

die letzten fuumlnf Jahre zugenommen waumlhrend die Anzahl an Studierenden aus anderen Kantonen und aus dem Ausland uumlber

den gleichen Zeitraum zuruumlckgeht

284

114

47

302

107

35

311

120

39

287

114

17

302

82

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0

50

100

150

200

250

300

350

FR Andere Kantone Ausland

201314 201415 201516 201617 201718

33

2 Sekundarstufe I

Abbildung 12 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe I 201314-201718 Die Anzahl der Freiburger hat in den vergan-

genen fuumlnf Jahren besonders stark zugenommen Diese Population ist die Hauptquelle der Zunahme der Anzahl Studieren-

den am ILLB

3 Sekundarstufe II

Abbildung 13 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe II 201314-201718 Aufgrund der Beschraumlnkung der Anzahl

Studienplaumltze fuumlr das DEEM sind die Studierendenzahlen stabil Insbesondere das LDM zieht zahlreiche Studierende aus

anderen Kantonen an Von den insgesamt 228 Studierenden im Jahr 201718 stammen nur 94 aus dem Kanton Freiburg

Diese grosse Attraktivitaumlt kann sich damit erklaumlren dass der Studiengang konsekutiv nach einem Masterabschluss eines

170 169

17

189

162

24

201

163

25

208

183

22

221

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150

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250

FR CH Ausland

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

34

24

9

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5

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23

32

24

7

36

91

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39

23

6

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93

15

40

15

7

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94

18

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

FR CH Ausland FR CH Ausland

Diplocircme denseignement pour eacutecoles de maturiteacute DEEM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltschulen LDM

201314 201415 201516 201617 201718

34

Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der

Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde

4 Sonderpaumldagogik

Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg

bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an

Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718

161

686

34

166

675

39

174

680

37

177

705

48

171

716

51 100

200

300

400

500

600

700

800

FR CH Ausland

2013 2014 2015 2016 2017

10

20

30

40

50

60

70

80

90

FR

DE

35

A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg

1 Alle Stufen

Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und

Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg

2 Primarstufe

Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone

Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger

an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)

73

55

14 10

29

14

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5 7

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1 3 3 2 1 2

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BE VD JU LU VS AG NE

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11

1 2 2 1

55

16

1 2 2

63

22

1 4 3

66

31

5

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29

3 5

1 2 1

0

10

20

30

40

50

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70

80

Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

36

3 Sekundarstufe I

Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr

201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger

die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)

4 Sekundarstufe II

Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-

beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen

29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg

40

14

1

5

1 2 1 1

48

15

3 4

1 2 1 1

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5 3

1 1

49

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14

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Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

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3

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5

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2 3

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2

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6

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12

14

16

18

20

Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

37

5 Sonderpaumldagogik

Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-

dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-

burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur

auf Deutsch angeboten wird

34 Organisatorische Elemente

Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-

ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben

die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-

turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen

Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-

kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement

oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-

formen beeinflusst

341 Interne Fuumlhrungsstrukturen

Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer

Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die

Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist

mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum

arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-

sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt

sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische

Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit

6

18

6 6

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11

1 1

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0

5

10

15

20

25

Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall

201314 201415 201516 201617 201718

38

mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene

nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und

Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich

Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf

einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-

ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-

struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-

richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte

An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern

ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und

operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das

Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen

der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-

der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine

Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR

Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-

nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg

koordinieren koumlnnte

Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen

die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-

steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das

Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-

tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die

Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-

schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich

die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-

ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der

Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden

342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen

Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-

standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und

ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018

werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen

Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE

der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der

deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-

ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist

aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich

39

Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-

gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-

sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes

de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale

de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in

der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den

Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-

sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen

Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene

Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf

die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist

eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten

Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen

Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-

enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-

nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen

Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten

343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung

Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es

braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-

nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die

Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-

stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen

Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen

sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards

ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-

litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte

Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-

den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-

derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die

HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative

Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet

werden muumlssen

Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen

Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-

maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-

rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-

hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht

Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-

sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen

40

Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie

sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber

eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt

ist diese Auflage weniger problematisch

344 Infrastruktur

Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen

bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-

lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-

lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-

schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade

auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den

heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau

nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden

Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-

gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun

verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten

Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit

einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung

stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-

schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden

Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-

kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie

eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des

ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-

PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-

ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst

Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals

thematisiert aber nie weiterverfolgt

35 Rechtliche Elemente

351 Nationale Ebene

Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-

schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-

taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-

zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-

hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-

traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten

Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten

die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings

41

auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das

Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der

Kantone

352 Kantonale Ebene

Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-

sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig

sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-

cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer

Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-

ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das

Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen

Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR

allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-

trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-

liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-

gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-

lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von

2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der

fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen

Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten

waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das

neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR

eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb

keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz

grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen

der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-

schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-

matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung

mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden

soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung

Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen

Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-

ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren

Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft

getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem

Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-

schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-

tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen

Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-

42

le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des

Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-

systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert

werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-

lungsdruck verhindern koumlnnen

36 Finanzielle Elemente

Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle

Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die

Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen

Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-

hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses

Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im

interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln

Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-

rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits

und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die

Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-

zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-

schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den

Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH

15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und

nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-

gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen

werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach

Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine

Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-

traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite

lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-

nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt

37 Kontextualisierung der Erkenntnisse

Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen

der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-

beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast

ausschliesslich informell

In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse

durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt

dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-

tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit

43

einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als

auch aus anderen Kantonen

FR HEP Vaud PH Bern

Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)

Sekundarstufe I 435 443 877

Sekundarstufe II 228 215 357

Total Sekundarstufe 663 658 1234

Sonderpaumldagogik 953 368 207

Total 2025 1945 2429

Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen

201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der

Fachausbildung mitgezaumlhlt

Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH

abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell

entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der

HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die

Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr

den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-

sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-

den

Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-

fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-

ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es

die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-

renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf

Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-

ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe

II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben

Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-

traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die

Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss

zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-

ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen

Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur

Verfuumlgung

44

4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle

41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick

In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-

nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig

ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische

Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf

lokale Besonderheiten zugeschnitten sind

Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik

1 PHBern

2 PH FHNW

3 PHGR

4 PH Luzern

5 PHSG

6 PHSH

7 PHSZ

8 PHTG

9 PH-VS

10 PH Zug

11 PHZH

12 HEP-BEJUNE

13 HEP Vaud

14 S SUPSI-DFA

Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz

Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-

enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-

tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch

an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-

gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden

Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-

terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-

tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt

Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-

lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der

Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-

konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats

gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-

sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann

45

42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle

Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-

gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll

ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber

im Folgenden kurz aufgefuumlhrt

Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-

schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt

des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-

spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-

ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit

einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies

etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH

FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-

ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-

tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium

besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-

PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so

besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt

und HEP-PH FR gewertet

Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der

Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen

immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-

lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich

Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-

turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre

aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-

chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell

von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-

saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen

besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen

Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann

die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-

nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur

Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder

andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE

Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der

Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-

bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-

nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-

sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie

46

gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-

tonsverfassung mit einbezogen

Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische

Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-

ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-

schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-

zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-

rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-

nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur

Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-

und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-

ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-

takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen

Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles

fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR

stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-

schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO

dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im

Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-

geordneten Strukturen problematisch

43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-

versitaumlt

In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach

einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen

Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur

Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung

Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr

Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten

Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD

vom 1 Januar 2002 geregelt

431 Staumlrken und Chancen

Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-

ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-

stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die

ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil

Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-

gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und

paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen

47

allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt

der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-

meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch

im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher

Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone

geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg

waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen

Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr

Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im

Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-

Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als

auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies

ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung

mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-

lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-

studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls

als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-

renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen

Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet

werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-

didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-

nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in

Bern oder Lausanne stattfindet

432 Schwaumlchen und Gefahren

Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II

den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit

Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung

Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein

interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in

Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und

praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-

tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische

Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt

und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren

44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt

Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-

sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-

taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein

48

441 Staumlrken und Chancen

Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen

Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-

der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen

aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland

mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten

laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-

tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig

442 Schwaumlchen und Gefahren

In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen

Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-

dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt

Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu

geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-

personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-

nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche

Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-

setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung

fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-

nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem

Unwort geworden

Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-

lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In

einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches

Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-

toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder

einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-

sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-

te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer

rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-

rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr

eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-

dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem

Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb

des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-

chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere

nutzen moumlchten

49

45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne

In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-

ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-

de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke

Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation

eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische

Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung

Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um

Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert

451 Staumlrken und Chancen

Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-

dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der

HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden

Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot

452 Schwaumlchen und Gefahren

Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar

und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche

Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton

Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der

Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem

im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark

in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen

Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-

le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-

stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation

insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-

operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-

rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders

die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses

Modell wohl besonders schwierig umzusetzen

50

5 Empfehlungen

51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit

Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-

nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status

Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre

Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-

nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde

sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand

bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons

Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-

tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher

Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst

eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein

Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium

vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-

che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige

Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt

der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-

dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu

nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-

nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen

52 Strategische Stossrichtung

Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes

festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung

der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-

meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie

sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-

stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-

ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-

nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status

Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen

Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden

kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts

muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen

Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet

51

Perspektive Strategische Ziele

Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen

Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit

seinen Besonderheiten

Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-

burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten

und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen

Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant

hervorgehoben

Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen

Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)

Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-

kraumlften garantieren

Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen

Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren

Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung

ermoumlglichen

Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-

schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann

Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen

Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-

fuumlgung stellen

Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-

chende Informatikinfrastruktur einrichten

Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen

Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen

Der Hochschule Autonomie gewaumlhren

Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung

53 Modellvorschlag

531 Interinstitutionelles Gremium

Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-

nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist

gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-

schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben

den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)

eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums

(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird

das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist

dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-

pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-

bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung

52

In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-

fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun

Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-

liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten

Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-

den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-

sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-

tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-

rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-

bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-

sammlung) ersetzt werden

Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan

53

Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)

532 Abwaumlgungen

Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-

stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das

Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-

schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure

des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem

Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-

typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-

dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt

aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-

oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-

treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-

ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat

damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-

ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten

Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-

tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden

und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-

gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang

gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen

kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-

ben

Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-

folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die

54

Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig

der finanzielle Druck auf die kleinen PHs

533 Weiteres Vorgehen und Ausblick

Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von

aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich

hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-

schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der

Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-

len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich

lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei

Hauptphasen

Abbildung 26 Prozessgestaltung

Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste

fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit

sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende

laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-

kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer

Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf

dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume

verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-

sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-

den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt

werden

Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen

Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-

naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge

der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue

55

Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf

angepasst der Aussenauftritt konsolidiert

Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen

Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion

um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum

die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-

statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-

faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht

534 Schlussgedanken

Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die

Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen

Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch

konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-

gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt

werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen

Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-

saumltzlich erschwerend

Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-

gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-

finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung

verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so

koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden

Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution

fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht

Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-

promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-

lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-

gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt

Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-

forderlich

56

6 Quellen

61 Literatur

Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter

httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb

Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt

Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle

Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading

House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No

12

Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)

Muumlnchen Vahlen

Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice

(9th ed) Boston McGraw-Hill

Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-

Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson

Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A

Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University

108 (6) 1017-1054

Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational

Researcher 15(2) 4-14

Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion

62 Rechtsgrundlagen

Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-

taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und

Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001

Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-

sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)

Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-

schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom

30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)

Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et

lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001

EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit

Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK

EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der

Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK

57

Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)

Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)

Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg

(SR 101000)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)

Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom

16062016 (LB SR 447710)

Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)

63 Berichte und Stellungnahmen

SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr

Bildungsforschung

Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017

Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave

lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat

de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut

Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg

Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg

13122018

Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute

Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK

httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf

httpwwwcdipchdyn12277php

2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron

PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion

httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf

httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv

onMedienundIKTindenUnterrichtpdf

httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes

Page 2: Prof. Dr. Roman Capaul St. Gallen, 2. April 2019 · guisme est un atout unique qui est mis en avant comme une unique selling proposition (USP - proposition de vente unique). Le bilinguisme

2

Executive Summary (d)

Ausgangslage

Auf politischer Ebene muss eine regelmaumlssige und gruumlndliche Auseinandersetzung um die

Ausbildung von Lehrpersonen stattfinden Denn die Aus- und Weiterbildung von fuumlr den

Bildungsmarkt ausreichenden (Quantitaumlt) und kompetenten (Qualitaumlt) Lehrpersonen ist eine

zentrale Aufgabe im Bildungssystem Ohne ausreichende und den hohen Anforderungen

genuumlgenden Lehrpersonen sind keine guten Schulen und kein guter Unterricht moumlglich

Infolge gesellschaftlicher technologischer und wirtschaftlicher Entwicklungen aumlndert sich

die Lehrpersonenbildung kontinuierlich Die Geschichte der Freiburger Lehrpersonenbil-

dung ist zudem mit Meilensteinen wie der Initiierung des Bologna-Prozesses (1999) der Ab-

loumlsung des Kantonalen Lehrerseminars durch die Paumldagogische Hochschule Freiburg (HEP-

PH FR 2001) oder der Gruumlndung des Instituts fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung (ILLB) an

der Universitaumlt Freiburg (2016) durchsetzt Nach solchen Reformschritten ist es sinnvoll den

Status Quo zu hinterfragen Auch aktuell sind sowohl die HEP-PH FR als auch das ILLB mit

grossen Herausforderungen konfrontiert So passen insbesondere die Raumlumlichkeiten nicht

zu den Anforderungen tertiaumlrer Lehrerbildungsstaumltten Da in den naumlchsten Jahren fuumlr die

Primarschulen zudem ein Lehrpersonenmangel erwartet wird werden zusaumltzliche Lehrper-

sonen ausgebildet werden muumlssen was mit der vorhandenen Infrastruktur nicht moumlglich ist

Auftrag

Um sich ein umfassendes Bild dieser Problematik zu verschaffen hat Staatsrat Siggen bei der

Universitaumlt St Gallen einen Analysebericht in Auftrag gegeben Dieser soll aus einer Aussen-

sicht Entscheidungsgrundlagen fuumlr die institutionelle Konzeption der kuumlnftigen Lehrperso-

nenbildung im Kanton Freiburg liefern

Aufbau des Berichts

Der Bericht analysiert in einem ersten Schritt die Ist-Situation Historische Entwicklungen

Einfluumlsse aus den Umweltsphaumlren Paumldagogik Technologie Bildungspolitik Gesellschaft

und Wirtschaft die die Lehrpersonenbildung im Kanton Freiburg praumlgen werden kurz

nachgezeichnet In der eigentlichen Untersuchung wird versucht durch die Auswertung

qualitativer und quantitativer Daten eine Einschaumltzung vorzunehmen Die Daten werden

durch die Analyse von einschlaumlgigen Dokumenten (Berichte Rechtsgrundlagen) und insbe-

sondere durch Expertengespraumlche mit Vertreterinnen und Vertretern der betroffenen Institu-

tionen einerseits aber auch mit weiteren Akteuren der Lehrpersonenbildungspolitik zu-

sammengetragen Auf der Basis dieser Einschaumltzungen werden moumlgliche Organisationsmo-

delle entwickelt und gegeneinander abgewogen Folgende Modelle werden vertieft beleuch-

tet

3

a) Lehrpersonenbildung an die HEP-PH FR fachwissenschaftliche Ausbildung an der Uni-

versitaumlt

b) Lehrpersonenbildung an die Universitaumlt und

c) Kooperationsmodell uumlber die Kantonsgrenzen hinweg

Ergebnisse

Die Analyse zeigt dass ein gewisser Handlungsdruck besteht Da die aktuelle Situation aber

weitgehend festgefahren ist wird ein zweiphasiges Vorgehen vorgeschlagen Am einfachs-

ten und schnellsten kann ein interinstitutionelles Gremium als strategisches Lenkungsorgan

realisiert werden Durch ein solches Organ kann die Gestaltung der Lehrpersonenbildung

direkt an die Regierung gebunden werden Gefuumlhrt wird das vorgeschlagene Gremium vom

zustaumlndigen Staatsrat Das Organ denkt und handelt in Legislaturperioden und bringt Inves-

titionsanliegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit diesem uumlberge-

ordneten Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implemen-

tiert werden aus der eine vertiefte thematische Kooperation zwischen den Institutionen her-

anwachsen kann Die Zusammenarbeit in transversalen Themen wie Liegenschaftsnutzung

Informatikinfrastruktur Basisvorlesungen etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen wer-

den Damit erhaumllt die Freiburger Lehrpersonenbildung einen einheitlichen Aussenauftritt Im

Verlaufe dieses Prozesses kann die Umsetzung einer zweiten Phase vorbereitet werden

denn mittelfristig macht es Sinn die ganze Lehrpersonenbildung unter einem organisatori-

schen Dach zusammenzufassen

Im Verlaufe der Analyse wird sichtbar dass der Kanton Freiburg eine fuumlr die ganze Schweiz

bedeutungsvolle Bruumlckenfunktion zwischen dem franzoumlsischen und deutschen Sprachraum

innehat Der Kanton traumlgt eine Art nationale Kohaumlsionsaufgabe Er koumlnnte sich mit einer

zweisprachig ausgerichteten Lehrpersonenbildung auf allen Stufen uumlberkantonal noch bes-

ser profilieren und die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als Unique Selling Proposition (USP)

nutzen Die heute am ILLB praktizierte Zweisprachigkeit besteht zu einem grossen Teil noch

immer in parallelen weitgehend unabhaumlngig voneinander funktionierenden Strukturen

Spannungsfelder

Die im Rahmen dieses Gutachtens untersuchten Fragestellungen und entwickelten Modell-

vorstellungen sind gesellschaftlicher Natur Zahlreiche Spannungsfelder fuumlhren zu einer

komplexen Gesamtsituation unterschiedliche Paradigmen in der deutschen und franzoumlsi-

schen Sprachregion Autonomie der Institutionen HEP-PH FR und Universitaumlt versus Zent-

ralisierung der Lehrbildung mit Synergiemoumlglichkeiten betriebswirtschaftliche Notwendig-

keiten versus paumldagogische Anliegen Ausbildung von Lehrpersonen (Angebotsseite) versus

Beduumlrfnisse des Praxisfeldes (Nachfrageseite) zahlreiche rechtliche und normative Aspekte

Trotzdem oder gerade deswegen wird ein Grundsatzentscheid immer dringlicher

4

Executive Summary (f)

Situation initiale

Au niveau politique la formation des enseignants et des enseignantes doit faire lobjet dun

deacutebat reacutegulier et approfondi En effet la formation initiale et continue des enseignants et des

enseignantes en nombre suffisant (quantiteacute) et compeacutetents ou compeacutetentes (qualiteacute) est une

tacircche centrale du systegraveme de formation Il nrsquoest pas possible drsquoobtenir de bonnes eacutecoles dis-

pensant un enseignement de qualiteacute sans disposer drsquoun nombre suffisant drsquoenseignants ou

drsquoenseignantes compeacutetent-e-s

Du fait des changements sociaux technologiques et eacuteconomiques la formation des ensei-

gnants et des enseignantes est en constante eacutevolution De plus lhistoire de la formation du

corps enseignant agrave Fribourg est marqueacutee par des jalons tels que le lancement du Processus de

Bologne (1999) le remplacement de lrsquoeacutecole normale cantonale (ENC) par la Haute eacutecole peacute-

dagogique (HEP-PH FR 2001) et la creacuteation de lInstitut de formation des enseignants et des

enseignantes (ILLB) de Fribourg (2016) Apregraves ce cumul de reacuteformes il est judicieux de re-

mettre en question le statu quo Tant la HEP-PH FR que lILLB sont actuellement confronteacutes

agrave des deacutefis majeurs En particulier les locaux ne reacutepondent pas aux besoins des institutions

de formation des enseignants et des enseignantes de niveau tertiaire Durant les anneacutees agrave

venir une peacutenurie denseignants et drsquoenseignantes dans les eacutecoles primaires est attendue Il

faudra alors former davantage dlsquoenseignants et drsquoenseignantes pour faire face agrave cette situa-

tion ce qui nest pas possible avec linfrastructure existante

Mandat

Afin davoir une vue densemble de la probleacutematique le conseiller dEtat Jean-Pierre Siggen a

demandeacute aupregraves de lUniversiteacute de Saint-Gall un rapport analysant la situation dun point de

vue externe Ce document doit servir de base de deacutecision pour dessiner le concept institu-

tionnel de la formation des enseignants et des enseignantes dans le canton de Fribourg

Structure du rapport

Dans un premier temps le rapport preacutesente la situation actuelle Les deacuteveloppements histo-

riques et lrsquoinfluence des eacutevolutions dans les domaines de la peacutedagogie de la technologie de

la politique de leacuteducation de la socieacuteteacute et de leacuteconomie qui faccedilonnent la formation des en-

seignants et des enseignantes dans le canton de Fribourg sont briegravevement deacutecrits Dans la

partie analyse agrave proprement dite les donneacutees qualitatives et quantitatives sont eacutevalueacutees et

permettent drsquoobtenir des premiegraveres conclusions Les donneacutees utiliseacutees proviennent de lana-

lyse de divers documents pertinents (rapports bases juridiques) et surtout des discussions

avec des experts et des expertes de la politique de la formation des enseignants et des ensei-

gnantes comme des repreacutesentants et repreacutesentantes des eacutetablissements concerneacutes et dautres

5

acteurs et actrices Sur la base de ces conclusions divers modegraveles organisationnels sont eacutela-

boreacutes et eacutevalueacutes les uns par rapport aux autres

Les modegraveles suivants sont analyseacutes en deacutetails

a) Formation peacutedagogique des enseignants et enseignantes agrave la HEP-PH FR formation scien-

tifique agrave luniversiteacute

b) Formation complegravete (scientifique et peacutedagogique) des enseignants et enseignantes agrave lUni-

versiteacute de Fribourg et

c) Modegravele de coopeacuteration avec des institutions situeacutees hors canton

Reacutesultats

Lanalyse montre quil existe un besoin drsquoagir Comme la situation actuelle est largement

bloqueacutee une approche en deux phases est proposeacutee Le moyen le plus rapide et le plus

simple consiste en la creacuteation drsquoun organe interinstitutionnel qui fonctionnerait comme or-

gane de pilotage strateacutegique Un tel gremium permet de lier directement la formation des

enseignants et des enseignantes au gouvernement Cette structure est preacutesideacutee par le Con-

seiller dEacutetat compeacutetent Lorgane tient compte de la peacuteriode leacutegislative Il traite en temps

utile des questions dinvestissement dans la planification financiegravere agrave moyen et long terme

Avec cet organe chapeautant la formation une architecture de communication commune

plus forte peut ecirctre mise en place A partir de cette derniegravere une coopeacuteration plus approfon-

die peut se deacutevelopper entre les institutions pour des theacutematiques speacutecifiques Le greacutemium

peut initier la coopeacuteration sur des thegravemes transversaux tels que lutilisation des infrastruc-

tures immobiliegraveres linfrastructure informatique les cours de base etc drsquoune maniegravere qui

engage les institutions Vis-agrave-vis de lrsquoexteacuterieur cette structure donne agrave la formation des en-

seignants de Fribourg une apparence drsquouniteacute Au cours de ce processus la mise en œuvre

dune deuxiegraveme phase peut ecirctre preacutepareacutee En effet agrave moyen terme il est logique de regrou-

per lensemble de la formation des enseignants dans une seule structure organisationnelle

Au cours de lanalyse il apparaicirct que le canton de Fribourg joue un rocircle important de passe-

relle entre les reacutegions linguistiques francophones et germanophones pour lensemble de la

Suisse Le canton a une sorte de mission de coheacutesion nationale En proposant une formation

bilingue des enseignants et des enseignantes plus avanceacutee et agrave tous les degreacutes il pourrait

encore mieux se positionner par rapport aux autres cantons Le bilinguisme ou le multilin-

guisme est un atout unique qui est mis en avant comme une unique selling proposition (USP -

proposition de vente unique) Le bilinguisme pratiqueacute agrave lrsquoIFE aujourdhui est encore large-

ment constitueacute de structures parallegraveles qui fonctionnent en grande partie indeacutependamment

les unes des autres

Points de tension

Les questions examineacutees et les modegraveles deacuteveloppeacutes reflegravetent la diversiteacute du thegraveme dans le

deacutebat socieacutetal De nombreux points de tension conduisent agrave une situation globale complexe

6

diffeacuterents paradigmes dans les reacutegions germanophones et francophones autonomie de la

HEP-PH FR et de lrsquoUniversiteacute de Fribourg par rapport aux possibiliteacutes de synergies qui deacute-

couleraient drsquoune centralisation de lenseignement peacutedagogique les neacutecessiteacutes eacuteconomiques

par opposition aux preacuteoccupations peacutedagogiques la formation des enseignants et ensei-

gnantes (cocircteacute offre) par rapport aux besoins du terrain (cocircteacute demande) de nombreux aspects

juridiques et normatifs Neacuteanmoins ou preacuteciseacutement pour cette raison une deacutecision de prin-

cipe devient de plus en plus urgente

7

Inhaltsuumlbersicht

1 Einleitung 10

11 Ausgangslage 10

12 Ziele 11

13 Methodik 12

2 Kurzvorstellung der untersuchten Institutionen 14

21 HEP-PH FR 14

211 Entstehungsgeschichte 14

212 Rechtsgrundlage 15

22 ILLB 15

221 Entstehungsgeschichte 15

222 Rechtsgrundlagen 17

23 Departement fuumlr Sonderpaumldagogik 18

231 Entstehungsgeschichte 18

232 Rechtsgrundlagen 20

3 Erkenntnisse aus den Gespraumlchen und Dokumenten 21

31 Bisherige Studien 21

32 Paumldagogische Elemente 23

321 Exkurs Rahmenkonzept fuumlr eine Lehrpersonenbildung 23

322 Kantonales Sprachenkonzept 24

323 Inklusion 26

324 Digitalisierung 26

33 Oumlkonomische Elemente 28

331 Zulassungspolitik 28

332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage 31

34 Organisatorische Elemente 37

341 Interne Fuumlhrungsstrukturen 37

342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen 38

343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung 39

344 Infrastruktur 40

35 Rechtliche Elemente 40

8

351 Nationale Ebene 40

352 Kantonale Ebene 41

36 Finanzielle Elemente 42

37 Kontextualisierung der Erkenntnisse 42

4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle 44

41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick 44

42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle 45

43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Universitaumlt 46

431 Staumlrken und Chancen 46

432 Schwaumlchen und Gefahren 47

44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt 47

441 Staumlrken und Chancen 48

442 Schwaumlchen und Gefahren 48

45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne 49

451 Staumlrken und Chancen 49

452 Schwaumlchen und Gefahren 49

5 Empfehlungen 50

51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit 50

52 Strategische Stossrichtung 50

53 Modellvorschlag 51

531 Interinstitutionelles Gremium 51

532 Abwaumlgungen 53

533 Weiteres Vorgehen und Ausblick 54

534 Schlussgedanken 55

6 Quellen 56

61 Literatur 56

62 Rechtsgrundlagen 56

63 Berichte und Stellungnahmen 57

9

Abkuumlrzungsverzeichnis

AfU Amt fuumlr Universitaumltsfragen

BM Berufsmaturitaumlt

CERF Centre drsquoenseignement et de recherche pour la formation agrave lrsquoenseignement au secon-

daire

CIIP Confeacuterence intercantonale de lrsquoinstruction publique

DAES I Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I

DEEM Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute

DiBi Diplocircme bilingue

DOA Amt fuumlr deutschsprachigen obligatorischen Unterricht

DSP Departement fuumlr Sonderpaumldagogik

EDK Erziehungsdirektorenkonferenz

EKSD Direktion fuumlr Erziehung Kultur und Sport

ENC Ecole normale cantonale

FH Fachhochschule

FHNW Fachhochschule Nordwestschweiz

FHO Fachhochschule Ostschweiz

HEP-PH FR Haute eacutecole peacutedagogique Fribourg ndash Paumldagogische Hochschule Freiburg

HES Haute eacutecole speacutecialiseacutee

HES-SO (FR) Haute eacutecole speacutecialiseacutee de Suisse occidentale (Fribourg)

HFKG Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz

HPI Heilpaumldagogisches Institut

ILLB Institut fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung

ITA Amt fuumlr Informatik und Telekommunikation

IUFE Institut universitaire de la formation des enseignants (UNIGE)

KLD Kombiniertes Lehrdiplom fuumlr die Sekundarstufen I und II

KLS Kantonales Lehrerseminar

LDM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltsschulen

LDS I Lehrdiplom fuumlr die Sekundarstufe I

PER Plan drsquoeacutetudes romand

PHFG Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg von 2015

PHG Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule von 1999

S2 Amt fuumlr Unterricht der Sekundarstufe 2

SEnOF Service de lrsquoenseignement obligatoire de langue franccedilaise

SITel Service de lrsquoinformatique et des teacuteleacutecommunications

SoA Amt fuumlr Sonderpaumldagogik

SUPSI Scuola universitaria professionale della Svizzera italiana

UH Universitaumlre Hochschule

USP Unique Selling Proposition

ZELF Zentrum fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung Freiburg

10

1 Einleitung

11 Ausgangslage

Die institutionelle Organisation der Lehrpersonenbildung im Kanton Freiburg ist schweiz-

weit einzigartig Sie umfasst die Paumldagogische Hochschule Freiburg (HEP-PH FR) einerseits

und ndash neben der universitaumlren Fachausbildung ndash zwei Einheiten der Philosophischen Fakul-

taumlt der Universitaumlt Freiburg andererseits das Institut fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung

(ILLB Departement fuumlr Erziehungs- und Bildungswissenschaften) und das Departement fuumlr

Sonderpaumldagogik (DSP)

Die Ausbildung fuumlr die Vorschul- und die Primarstufe (1H-8H) erfolgt an der HEP-PH FR im

Rahmen eines Bachelorstudiums die Ausbildung fuumlr die Sekundarstufen I und II an der

Universitaumlt im Rahmen eines Masterstudiengangs Das Studium zur Lehrperson der Sekun-

darstufe I (9H-11H) besteht aus zwei Ausbildungsteilen einem fachspezifischen Bachelor in

der entsprechenden Fakultaumlt fuumlr den Studienleistungen (Allgemeine Didaktik Paumldagogische

Psychologie) am ILLB absolviert werden und einem Masterstudiengang am ILLB In den

Faumlchern Bildnerisches Gestalten Technisches Gestalten und WirtschaftArbeitHaushalt so-

wie im Bereich Musik finden die Fach- und fachdidaktischen Studienanteile an der HEP-PH

FR statt Das Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltsschulen (LDM Sekundarstufe II) wird zusaumltzlich

zum Fachstudienabschluss (Master) erworben Studierende aller Fakultaumlten koumlnnen es er-

werben sofern das Fach als Unterrichts- respektive Lehrfach anerkannt ist Das Departement

fuumlr Sonderpaumldagogik erteilt Diplome wie den Bachelor Logopaumldie oder den Master Schuli-

sche Heilpaumldagogik Mit der integrativen Schule werden heute Kinder mit speziellem Foumlr-

derbedarf vermehrt in Regelklassen von schulischen Heilpaumldagogen gefoumlrdert Folgende

Tafel bietet eine Uumlbersicht uumlber die Ausbildungsangebote

HEP-PH FR Bachelor of Arts in Pre-Primary and Primary Education

ILLB Bachelor of Arts fuumlr den Unterricht auf der Sekundarstufe I

Bachelor of Science fuumlr den Unterricht auf der Sekundarstufe I

Master of Arts fuumlr den Unterricht auf der Sekundarstufe I

Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltsschulen

Ab 201920 Kombiniertes Lehrdiplom fuumlr die Sekundarstufen I und II (nur

auf Deutsch)

Doktorat

DSP Bachelor in Klinischer Heilpaumldagogik und Sozialpaumldagogik

Bachelor in Logopaumldie (nur auf Deutsch)

Bachelor in Sonderpaumldagogik

Master in Sonderpaumldagogik

Master in Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik

Master in Sonderpaumldagogik Option Logopaumldie (nur auf Deutsch)

Doktorat

11

Die Lehrpersonenbildung im Kanton Freiburg findet demnach an drei verschiedenen Orten

statt Aus dieser Situation heraus sind verschiedene Problemfelder entstanden

1 In der Ausbildung fuumlr die obligatorische Schule (1H-11H) fehlt es an Kontinuitaumlt Auch

dem gesetzlich verankerten integrativen Unterricht wird in der Ausbildung der

Lehrpersonen zu wenig Rechnung getragen Die Kontakte zwischen der HEP-PH FR

bzw dem ILLB mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik sind ungenuumlgend

2 Die Organisationskulturen in den drei Ausbildungseinheiten sind unterschiedlich

der Informationsaustausch und die Zusammenarbeit sind lose und ungenuumlgend Von

Synergien in den Bereichen der Ausbildung Weiterbildung und Dienstleistungen an

Dritte wird kaum profitiert in der Forschung findet sie nur punktuell (notabene im

Bereich der Mehrsprachigkeit) und meist ad personam statt

3 Die Zusammenarbeit zwischen oumlffentlichen Einrichtungen (besonders der kantonalen

Erziehungsdirektion aber auch interkantonalen oder nationalen Gremien) und den

Ausbildungsinstitutionen wird durch uneinheitliche Entscheidungsbefugnisse er-

schwert Waumlhrend die Rektorin der HEP-PH FR bei anstehenden Fragestellungen

meist eine direkte Entscheidungsbefugnis hat liegen diejenigen der beiden Institute

der Universitaumlt teilweise auch auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene

4 Die Freiburger Lehrpersonenbildung als Ganzes ist kaum sichtbar und schweizweit

wenig profiliert

12 Ziele

Die Erziehungsdirektion hat im Status Quo auf verschiedenen Ebenen Handlungsbedarf

erkannt und die vorliegende Analyse in Auftrag gegeben Bevor Entscheide getroffen und

Massnahmen ergriffen werden sollen die relevanten Faktoren die aktuell auf die Lehrper-

sonenbildung einwirken beleuchtet werden Das Resultat der Analyse soll eine Argumenta-

tionsgrundlage liefern auf deren Basis ein politischer Entscheid getroffen werden kann Da-

bei sollen die Fuumlhrungsstrukturen vereinfacht werden Gemaumlss Mandat sollen folgende As-

pekte im Bericht enthalten sein

1) Uumlberblick uumlber die entsprechenden Lehrpersonenbildungsstaumltten in der Schweiz Vor-

und Nachteile der verschiedenen Modelle

2) Analyse der aktuellen Situation in den drei Ausbildungseinheiten im Kanton Freiburg

3) Analyse von institutionellen Modellen und Empfehlung fuumlr ein Modell (in einer Unterva-

riante soll auch eine Verbindung mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik erwogen

werden) Die verschiedenen Modelle sollen mit Kriterien wie fachliche und paumldagogische

Bildung Forschung Weiterbildung Dienstleistungen an Dritte Personal Attraktivitaumlt

Eintrittsbedingungen fuumlr Studierende nationale Praumlsenz Governance Vertretung in nati-

onalen Gremien Entscheidungsstruktur etc analysiert werden

12

Im Verlauf der Arbeit wurde das Mandat teilweise etwas weiter gefasst Infolge der Exper-

tengespraumlche und Unterlagen sind andere oder zusaumltzliche Aspekte fuumlr eine breite Situati-

onsbeschreibung mit Loumlsungsansaumltzen relevant geworden In meinem Verstaumlndnis sind Fuumlh-

rungs- und Organisationsmodelle zudem auf die konkrete Situation hin auszurichten Es gibt

kein Modell das eins zu eins auf den Kanton Freiburg uumlbertragen werden koumlnnte Folgende

zentrale Merkmale heben sich im Fall Freiburgs im Vergleich zu anderen Kantonen ab und

muumlssen in der Loumlsungssuche mitberuumlcksichtigt werden

Freiburg ist ein Universitaumltskanton mit einer Volluniversitaumlt und zahlreichen ausserkan-

tonalen Studierenden Dies ergibt positive Impulse auf den Bildungskanton Freiburg

Freiburg ist mit ca 312rsquo000 Einwohnern ein relativ kleiner Kanton Neben dem Kanton

dominieren die oumlkonomischen Zentren Bern und Lausanne mit grosser Strahlkraft

Die Zweisprachigkeit weist dem Kanton Freiburg eine fuumlr das ganze Land bedeutungs-

volle Bruumlckenfunktion zwischen dem franzoumlsischen und deutschen Sprachraum zu Der

Kanton hat eine Art Kohaumlsionsaufgabe

13 Methodik

Die im Rahmen dieses Gutachtens zu untersuchenden Fragestellungen sind gesellschaftli-

cher Natur und durchdrungen von normativen Aspekten Die Fragestellungen erfordern

eine interdisziplinaumlre Betrachtung Da die Analyse unter grossem Zeitdruck durchgefuumlhrt

werden muss ist pragmatisches Vorgehen erforderlich Aufgrund meiner verschiedenen

Taumltigkeiten im Bildungswesen kenne ich die schweizerische Bildungslandschaft als Nicht-

Freiburger kann ich aus einer Aussensicht auf den Kanton Freiburg gleichzeitig eine gewisse

Neutralitaumlt wahren Fuumlr den Zugang zu Dokumenten und Gespraumlchspartnern bin ich jedoch

auf die Unterstuumltzung verschiedener Funktionstraumlger im Bildungswesen des Kantons Frei-

burg angewiesen Fuumlr die hervorragende Zusammenarbeit mit der HEP-PH FR der Univer-

sitaumlt und der Erziehungsdirektion sowie fuumlr den uneingeschraumlnkten Zugang zu allen Infor-

mationen moumlchte ich mich an dieser Stelle bedanken

Fuumlr den quantitativen Zugang mussten zunaumlchst Statistiken generiert werden Es fehlt ein

institutionalisiertes Bildungscontrolling oder Bildungsmonitoring mit ausgewaumlhlten Kenn-

zahlen zum Verstaumlndnis und zur Steuerung der Institutionen

Der qualitative Zugang erfolgt neben dem Einbezug von Erkenntnissen aus der Schulfuumlh-

rungstheorie durch die Analyse einschlaumlgiger Dokumente und Expertengespraumlche Als erstes

werden bisherige Analyse- und Konzeptarbeiten gesichtet Fuumlr die zu untersuchenden Fra-

gestellungen ist aber auch spezifisches Wissen in einem lokalen Kontext erforderlich eine

allfaumlllige Loumlsung aus einer anderen Bildungsregion kann nicht zwingend auf Freiburg uumlber-

tragen werden Aufgabe des Gutachters ist deshalb das Erfahrungswissen der Funktionstrauml-

ger zu erschliessen und in einem Gesamtbild zusammenzufuumlgen Die Funktionstraumlger in den

verschiedenen Institutionen sind mit ihren Erfahrungen und Wahrnehmungen die zentralen

Wissenstraumlger Allerdings koumlnnen dabei nicht alle Personen mit Schluumlsselfunktionen beruumlck-

13

sichtigt werden mehr Gespraumlche sind im Rahmen des vereinbarten Mandats und der zur

Verfuumlgung stehenden Zeit nicht moumlglich Es wird darauf geachtet dass die Gespraumlchspartner

ausgewogen auf die verschiedenen Institutionen verteilt sind Neben der Perspektive der

direkt betroffenen Personen im Kanton Freiburg ist auch die Sichtweise auf interkantonaler

und nationaler Ebene zu beruumlcksichtigen denn der Kanton Freiburg muss seine Lehrperso-

nenbildung innerhalb der nationalen Rahmenbedingungen gestalten Alle Gespraumlche konn-

ten in grosser Offenheit und sehr konstruktiv gefuumlhrt werden Folgende Personen haben sich

fuumlr ein Gespraumlch zur Verfuumlgung gestellt

Universitaumlt

Funktion Name

Rektorin Astrid Epiney

Vizerektor Lehre Thomas Schmidt

Praumlsident Departement fuumlr Sonderpaumldagogik Winfried Kronig

Direktor HPI Geacuterard Bless

Direktorin ILLB Christine Pauli

Direktor CERF Roland Pillonel

Direktor ZELF Lorenz Wepf

Studienberaterin ILLB Inge Schnyder

HEP-PH FR

Funktion Name

Praumlsidentin Kommission HEP-PH FR Katharina Thalmann-Bolz

Co-Rektorin ad interim Elisabeth Mauron-Hemmer

Co-Rektor ad interim Lukas Lehmann

Rektorin bis 2018 Pascale Marro

EKSD

Funktion Name

Generalsekretaumlr Michel Perriard

Juristischer Berater Co-Autor erster Bericht Felix Kaufmann

Amtschef SEnOF Hugo Stern

Amtschef DOA Andreas Maag

Amtschef SoA Steacutephane Noeumll

Amtschef S2 Franccedilois Piccand

Amtschefin UfA Barbara Vauthey

Externe Sicht auf die Institutionen

Funktion Name

Koordinatorin Hochschulbereich EDK Madeleine Salzmann

Praumlsident Kammer PH swissuniversities Hans-Rudolf Schaumlrer

Generalsekretaumlr CIIP Olivier Maradan

Rektorin Kollegium Heilig Kreuz Christiane Castella Schwarzen

14

2 Kurzvorstellung der untersuchten Institutionen

21 HEP-PH FR

211 Entstehungsgeschichte

Die institutionellen Wurzeln des Kantonalen Lehrerseminars (KLS) liegen in der Schaffung

einer paumldagogischen Abteilung von Freiburgs Ecole cantonale Vorlaumluferin der heutigen Mit-

telschulen die 1849 mit 17 Schuumllern eroumlffnet wird 1859 folgt die Eroumlffnung eines eigenen

Lehrerseminars (Ecole normale) mit 9 Schuumllern in Hauterive Der Deutsch- bzw Zweispra-

chigkeit wird erst ab 1909 mit einer parallelen Organisationseinheit Rechnung getragen Zu-

sammen mit den privaten Lehrerinnenseminaren die von verschiedenen religioumlsen Kongre-

gationen sowie von der staumldtischen Maumldchensekundarschule in Freiburg geleitet werden

existiert eine Vielzahl an Institutionen im Kanton Aufgrund des Uumlberangebots an Lehrper-

sonen wird das Lehrerseminar in Hauterive 1937 geschlossen aber wegen des resultierenden

Lehrermangels 1943 in der Murtengasse in Freiburg wiedereroumlffnet In den fuumlnfziger Jahren

wird das Gebaumlude der Villa Diesbach erstmals erweitert ein weiteres Mal anfangs der sieb-

ziger Jahre 1988 wird das Lehrerseminar restrukturiert Das KLS I bildet Primarlehrperso-

nen aus das KLS II Kindergarten- und Handarbeits- bzw Hauswirtschaftslehrpersonen

Beide Abteilungen umfassen je eine franzoumlsisch- und eine deutschsprachige Einheit

1859 Eroumlffnung des Kantonalen Lehrerseminars (KLS) in Hauterive

1909 Eroumlffnung einer deutschsprachigen Sektion

1936 Schliessung des KLS in Hauterive

1943 Wiedereroumlffnung des KLS in der Murtengasse

1959 Abschluss des Ausbaus der Villa Diesbach

1964 Ende des Internatsobligatoriums

1975 Eintritt der ersten Maumldchen Einweihung des Erweiterungsbaus und Einrichtung des Centre fribourgeois

de documentation peacutedagogique

1988 Schliessung der letzten privaten Kindergaumlrtnerinnenausbildung im Kanton Restrukturierung je ein

Studiengang fuumlr Primar- sowie fuumlr Handarbeits- bzw Hauswirtschaftslehrpersonen

2000 Inkrafttreten des Gesetzes von 1999 uumlber die Paumldagogische Hochschule (PHG)

2003 Verleihung der letzten Diplome des KLS

2005 Diplomanerkennung durch die EDK

2012 Erneuerung der Diplomanerkennung durch die EDK

2016 Inkrafttreten des Gesetzes von 2015 uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg (PHFG)

Abbildung 1 Eckdaten HEP-PH FR

Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR geht es nicht um eine einfache Umwandlung des Lehrer-

seminars Mit dem Inkrafttreten des Gesetzes von 1999 wird de facto eine neue Institution

geschaffen die nicht mehr dem Sekundar- sondern dem Tertiaumlrbereich angehoumlrt und sich

15

innerhalb des Bildungssystems anders positioniert So existieren bis zur Schliessung des

Kantonalen Lehrerseminars 2003 beide Schulen nebeneinander wobei sie sich Raumlumlichkei-

ten und einen Grossteil des Personals teilen

Heute werden an der HEP-PH FR uumlber 400 Personen ausgebildet fast drei Viertel davon

sind franzoumlsischsprachig Das Interesse fuumlr das zweisprachige Diplom (Diplocircme bilingue DiBi)

ist maumlssig obwohl es sich um ein schweizweit einzigartiges Angebot handelt Die Zahlen

zeigen dass in der deutschsprachigen Abteilung die theoretisch uumlber 150 Studienplaumltze ver-

fuumlgt (50 Plaumltze pro Studienjahr) die Kapazitaumlt nicht ausgeschoumlpft werden kann In der fran-

zoumlsischen Abteilung sind im ersten Studienjahr die vorhandenen Plaumltze besetzt Wegen Stu-

dienabbruumlchen in den folgenden Jahren sind aber auch hier die Kapazitaumlten nicht voll ausge-

lastet Insgesamt sind die Kapazitaumlten auf 450 Plaumltze beschraumlnkt

Abbildung 2 Entwicklung der Studierendenzahlen an der HEP-PH FR 201314-201819

212 Rechtsgrundlage

Gesetz vom 21052015 uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg (PHFG)

httpsbdlffrchappdetexts_of_law4331

22 ILLB

221 Entstehungsgeschichte

Mit der Gruumlndung der Universitaumlt im Jahr 1889 geht die Schaffung eines Lehrstuhls fuumlr Pauml-

dagogik einher Erster Inhaber ist Abbeacute Horner ehemals Lehrer am KLS Hauterive und Rek-

tor des Kollegiums St Michael 1907 spricht sich der Staatsrat fuumlr die Schaffung eines Insti-

tuts fuumlr Paumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt aus dessen Realisierung aller-

445 444

470

418 409

270

301 310

282 280

96 80

90 75

61 79

63 70 61 68

0

50

100

150

200

250

300

350

400

450

500

201314 201415 201516 201617 201718

total

franzoumlsischsprachig

deutschsprachig

zweisprachiges Diplom

16

dings auf sich warten laumlsst Das Institut verfuumlgt anfangs weder uumlber eigene Raumlumlichkeiten

noch uumlber ein spezifisches Budget es geht vor allem darum entsprechend den Trends auf

nationaler und internationaler Ebene einen Lehrstuhl fuumlr experimentelle Psychologie in Frei-

burg zu implementieren und diesen in einem Zentrum fuumlr katholische Paumldagogik zu veran-

kern Als sich das KLS 1909 um eine deutschsprachige Abteilung erweitert werden auch an

der Universitaumlt entsprechende Bemuumlhungen unternommen in der Bestrebung die Lehrper-

sonenausbildung auf Primarstufe ebenfalls in die Universitaumlt zu integrieren

Mit dem Abgang des Institutsdirektors und Inhabers des Lehrstuhls fuumlr Paumldagogik 1909 ha-

ben sich diese Bestrebungen verloren Sein Nachfolger besetzt nur den Lehrstuhl nicht aber

die Direktion des Instituts Durch diese Vakanz und die schwierige Wirtschaftslage infolge

des 1 Weltkriegs wird das Wachstum des Instituts stark gehemmt 1919 erklaumlrt Georges Py-

thon die finanzielle Lage verunmoumlgliche ein Funktionieren des Instituts

Anfang der 1930er Jahre gewinnt die Freiburger Paumldagogik dank der Dynamik in der Son-

derpaumldagogik wieder an Aufwind und die Arbeit des Instituts wird wiederaufgenommen

Der Benediktinerkonvent von Einsiedeln fragt nach Lehrveranstaltungen fuumlr gymnasiale

Paumldagogik und praktischen Uumlbungen fuumlr die deutsche Sprache fuumlr die zukuumlnftigen Lehrper-

sonen der Klosterschule Die Erziehungsdirektion verlangt deshalb von der Philosophischen

Fakultaumlt die Anpassung ihres Reglements an die Ausbildung von Gymnasiallehrpersonen

1932 wird das Institut in zwei sprachliche Abteilungen unterteilt

1889 Gruumlndung der Universitaumlt Lehrstuhl fuumlr Paumldagogik

1907 Eroumlffnung eines Instituts fuumlr Paumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt

1909 Erste Angebote fuumlr deutschsprachige Studierende Voruumlbergehende Unterbrechung der Arbeit des Insti-

tuts

1932 Beginn der Ausbildung von Gymnasiallehrpersonen Eroumlffnung einer deutschsprachigen Abteilung

1934 Eroumlffnung eines Heilpaumldagogischen Seminars

1947 Offizielle Schaffung des Instituts fuumlr Paumldagogik Heilpaumldagogik und Angewandte Psychologie

1966 Losloumlsung der Heilpaumldagogik

1973 Losloumlsung der Angewandten Psychologie

1983 Lehrerbildungsreform Abloumlsung des franzoumlsischsprachigen Instituts vom deutschsprachigen Bezug der

Raumlumlichkeiten in Regina Mundi

1984 Losloumlsung der Sozialarbeit

1995 Angliederung des SFM an den Lehrstuhl fuumlr Paumldagogik

1998 Lehrerbildung wird unter die Verantwortung des Departements fuumlr Erziehungswissenschaften gestellt

2004 Lehrerbildung wird an der Philosophischen Fakultaumlt angesiedelt

2016 Gruumlndung des ILLB

Abbildung 3 Eckdaten ILLB

Erst 1947 wird durch einen Beschluss des Staatsrats offiziell ein Institut fuumlr Paumldagogik Heil-

paumldagogik und angewandte Psychologie gegruumlndet Es besteht aus drei Abteilungen allge-

17

meine Paumldagogik fuumlr die Ausbildung der Lehrpersonen auf Sekundarstufe Sonderpaumldago-

gik fuumlr die Ausbildung von Sozialpaumldagogen sowie angewandte Psychologie fuumlr die Ausbil-

dung von Schulpsychologen und Berufsberatern 1983 wird mit der Realisierung der Lehrer-

bildungsreform das franzoumlsischsprachige Institut vom deutschsprachigen geloumlst Im selben

Jahr beziehen das Departement fuumlr Erziehungswissenschaften das Departement fuumlr Psycho-

logie sowie die beiden Zentren fuumlr Lehrpersonenbildung CERF und ZELF ihre Raumlumlichkei-

ten im Gebaumlude Regina Mundi Die franzoumlsischsprachige Lehrerbildung wird in einem inter-

fakultaumlren bdquoService de la formation des maicirctresraquo SFM zusammengefasst der 1995 dem Lehr-

stuhl fuumlr Paumldagogik angegliedert wird Im deutschsprachigen Bereich wird noch weiter mit

getrennten Abteilungen Sek I und Sek II gearbeitet 2016 wurde das ILLB mit den heutigen

Strukturen und drei zusaumltzlichen Lehrstuumlhlen gegruumlndet

Heute besuchen uumlber 600 Personen eine Ausbildung am ILLB Aufgrund der Aufnahmebe-

schraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Ausbildung fuumlr das Lehramt auf Sekundarstufe II

(DEEM) geht die deutliche Zunahme der Studierendenzahlen des ILLB in den letzten Jahren

hauptsaumlchlich auf den Anstieg in der Studienrichtung Lehrdiplom auf Sekundarstufe I (LDS

I bzw DAES I) zuruumlck

Abbildung 4 Entwicklung der Studierendenzahlen am ILLB 201314-201718

222 Rechtsgrundlagen

- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt

httpswww3unifrchappslegaldedocument454827

570 586 599

636 663

231 243 252 254 253

147 140 147 160 182

125 132 137 154 166

67 71 63 68 62

0

100

200

300

400

500

600

700

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

Total

DAES I amp LDS I (Bachelor)

DAES I amp LDS I (Master)

DEEM

LDM

18

- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument274463

- Statuten vom 8 Maumlrz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146

- Statuten vom 16 Juni 2016 des Departements fuumlr Erziehungs- und Bildungswissen-

schaften der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument276395

- Statuten vom 16 Juni 2016 des Instituts fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die

Sekundarstufen (ILLB)

httpswww3unifrchappslegaldedocument276424

- Reglement vom 16 Juni 2016 des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr

die Sekundarstufen (BLB)

httpswww3unifrchappslegaldedocument276426

23 Departement fuumlr Sonderpaumldagogik

231 Entstehungsgeschichte

Nach der Gruumlndung des ersten heilpaumldagogischen Ausbildungsinstituts in Zuumlrich 1924

moumlchte der bdquoSchweizerische Caritas-Verbandldquo ein katholisches Pendant in Freiburg schaffen

In den 1930er Jahren unterzeichnen interessierte Instanzen eine nationale Vereinbarung fuumlr

die Schaffung von drei Ausbildungsstaumltten fuumlr Sonderpaumldagogik in Freiburg Genf und Zuuml-

rich 1934 wird innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt das Heilpaumldagogische Seminar Frei-

burg eroumlffnet als unabhaumlngige Abteilung des Instituts fuumlr Paumldagogik In seinen Anfaumlngen ist

das Heilpaumldagogische Seminar rein deutschsprachig Erst mit der Ernennung eines franzouml-

sischsprachigen Ordinarius im Jahr 1984 nimmt die Anzahl der Studierenden aus der West-

schweiz zu

1945 bleibt der Lehrstuhl des Heilpaumldagogischen Seminars infolge der Wirren des 2 Welt-

kriegs vakant Im Herbst 1946 wird er wiederbesetzt und das Seminar nimmt seine Taumltigkei-

ten wieder auf 1951 wird das Seminar in ein Institut umgewandelt bleibt aber gleichzeitig

Teil des uumlbergeordneten Instituts fuumlr Paumldagogik Im selben Jahr wird auf Wunsch des Erzie-

hungsdirektors die bdquoHeilpaumldagogisch-psychiatrische Poliklinikldquo eroumlffnet Die beiden Institu-

tionen haben getrennte Verwaltungen und Buchhaltungen arbeiten aber aufs engste zu-

sammen

Wegen der stetigen Zunahme der Studierendenzahlen ist das Heilpaumldagogische Institut zu-

nehmend mit Raumproblemen konfrontiert Da der Kanton den wachsenden Beduumlrfnissen

des Instituts nicht Folge leisten kann wird 1958 der Verein Curatorium gegruumlndet 1960 wird

dem Institut das Gebaumlude in der Kanisiusgasse 21 Eigentum des Curatorium zur Verfuumlgung

gestellt Tatsaumlchlich ist die Anzahl der Studierenden von der Wiedereroumlffnung des Seminars

19

1946 bis zum Studienjahr 196970 von 6 auf 451 angewachsen Rund 15 der Studierenden

der Universitaumlt und 45 der Studierenden der Philosophischen Fakultaumlt sind am Heilpaumlda-

gogischen Institut eingeschrieben Eine Studie von 1968 gibt an dass uumlber die Haumllfte aller

kantonalen Schulpsychologen in Freiburg ausgebildet worden sind Auch die Entwicklung

der Sozialversicherungen generiert ein wachsendes Beduumlrfnis an im Sozialbereich ausgebil-

deten Personen und das Institut fuumlr Heilpaumldagogik kann sich als privilegierter Gespraumlchs-

partner des Bundes profilieren

Da Status und Finanzierung der Poliklinik problematisch sind wird sie 1987 nach Inkrafttre-

ten des Schulgesetzes in das bdquoHeilpaumldagogische Zentrumldquo umgewandelt das sich in das

bdquoHeilpaumldagogischen Universitaumltszentrumldquo und den bdquoRegionalen Dienst fuumlr Schulpsycholo-

gie und Logopaumldieldquo gliedert Der Verein Curatorium gruumlndet seinerseits 1990 die Stiftung

Heilpaumldagogisches Zentrum 2018 wird die Entscheidung das Curatorium aufzuloumlsen ge-

troffen und das Gebaumlude geht in den Besitz der Stiftung uumlber 1999 wird innerhalb der Phi-

losophischen Fakultaumlt das Departement fuumlr Sonderpaumldagogik gegruumlndet dem das Heilpauml-

dagogische Institut angegliedert wird Die Anzahl der Studierenden steigt weiter an 2017

werden am DSP 953 Studierende ausgebildet

1934 Eroumlffnung des Heilpaumldagogischen Seminars

1945 Vakanz des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik

1946 Wiederbesetzung des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik

1951 Umwandlung des Heilpaumldagogischen Seminars in ein Institut Eroumlffnung der Heilpaumldagogisch-

psychiatrischen Poliklinik

1958 Gruumlndung des Vereins Curatorium

1960 Bezug des Gebaumludes in der Kanisiusgasse

1966 Trennung der Heilpaumldagogik von der Allgemeinen Paumldagogik in ein autonomes Institut

1987 Umwandlung der Poliklinik in das Heilpaumldagogische Zentrum

1990 Gruumlndung der Stiftung Heilpaumldagogisches Zentrum durch den Verein Curatorium

1999 Gruumlndung des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt

2018 Entscheidung zur Aufloumlsung des Vereins Curatorium

Abbildung 5 Eckdaten Departement fuumlr Sonderpaumldagogik

20

Abbildung 6 Entwicklung der Studierendenzahlen am DSP 201314-201718

232 Rechtsgrundlagen

- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt

httpswww3unifrchappslegaldedocument454827

- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument274463

- Statuten vom 8 Marz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146

- Statuten vom 10 April 2014 des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik

httpswww3unifrchappslegaldedocument276391

- Statuten vom 10 April 2014 des Heilpaumldagogischen Instituts der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument276407

475 443 451 463

481

35 35 34 42 54

344 371 373

399 379

27 31 33 26 24

881 880 891 930 938

0

100

200

300

400

500

600

700

800

900

1000

2013 2014 2015 2016 2017

BA in Klinischer Heilpaumldagogik und Sozialpaumldagogik Sonderpaumldagogik Logopaumldie

MA in Sonderpaumldagogik

MA in Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik

Doktorat

Total

21

3 Erkenntnisse aus den Gespraumlchen und Dokumenten

31 Bisherige Studien

Die aktuellen Problemfelder in der Freiburger Lehrpersonenbildung sind keine neue Er-

scheinung Die institutionelle Zerstuumlckelung hat schon immer bestanden und Probleme ge-

neriert Es haben deshalb bereits verschiedene Analysen stattgefunden die die Probleme

durchaus erkannt und benannt haben Loumlsungen wurden aber nur ansatzweise in Angriff

genommen Ein Grundsatzentscheid zur Zusammenlegung der Ausbildungsstaumltten wurde

nie getroffen

Zu Anfang handelte es sich um strukturelle und personelle Fragen in der Lehrpersonenbil-

dung innerhalb der Universitaumlt Aufgrund interner Probleme in der franzoumlsischsprachigen

Abteilung hat die Erziehungsdirektion 2006 den ehemaligen Vorsteher des Amtes fuumlr Uni-

versitaumltsfragen mit einer laquomission drsquoeacutevaluation de meacutediation et de propositionsraquo betraut

Infolge seines Berichts wurde eine Reihe von strukturellen organisationellen paumldagogischen

und personalen Massnahmen beschlossen fuumlr deren Umsetzung und Begleitung die Univer-

sitaumlt erneut den ehemaligen Amtsvorsteher beauftragt hat Aus diesen Massnahmen resul-

tierte insbesondere die Schaffung des Centre drsquoenseignement et de recherche pour la formation agrave

lrsquoenseignement au secondaire (CERF)

Ende 2007 wurde die Analysetaumltigkeit auf die Lehrpersonenbildung insgesamt ausgeweitet

Der Lenkungsausschuss der Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und

der HEP-PH FR hat festgestellt dass die Zusammenarbeit zwischen den beiden Institutionen

intensiviert werden muss Das Rektorat der Universitaumlt hat daraufhin eine Arbeitsgruppe

laquoLehrerbildung an der Universitaumlt Freiburg laquomit Vertretern des CERF der deutschsprachi-

gen Lehrpersonenbildung (LDS I amp II Vorlaumlufer des ZELF) der HEP-PH FR der EKSD und

des Rektorats mit der Analyse von vier konkreten Fragen betraut Drei davon betreffen die

Organisation der Lehrpersonenbildung im Kanton und innerhalb der Universitaumlt (Beziehun-

gen zwischen Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und der HEP-PH FR Beziehungen

zwischen der Lehrpersonenbildung und dem Departement fuumlr Erziehungswissenschaften

strukturelle Trennung der franzoumlsisch- und der deutschsprachigen Lehrerbildung) die vierte

die Ressourcen uumlber die die Lehrpersonenbildung innerhalb der Universitaumlt verfuumlgte In

ihrem Bericht vom 26 Februar 2009 zuhanden des Rektorats hat die Arbeitsgruppe nach der

Analyse der Fragen jeweils Empfehlungen zur Verbesserung der festgestellten Probleme

abgegeben

Was die Frage der Beziehungen zwischen der Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und

der HEP-PH FR betrifft hat sich die wesentliche Feststellung bis heute nicht veraumlndert laquo(hellip)

la seacuteparation de lrsquoensemble de la formation des enseignants agrave Fribourg en plusieurs uniteacutes

distinctes affaiblit assureacutement la position de la formation des enseignants fribourgeois dans

le contexte national Un rapprochement progressif (hellip) creacutedibiliserait la place de Fribourg

comme lieu de formation drsquoenseignantsraquo Als Loumlsung hat die Arbeitsgruppe die Schaffung

eines interinstitutionellen Instituts fuumlr Lehrpersonenbildung empfohlen analog zum Institut

22

fuumlr Mehrsprachigkeit ohne jedoch die bestehenden Strukturen zu fusionieren Das neu zu

schaffende Institut waumlre zustaumlndig fuumlr die strategische Planung das Qualitaumltsmanagement

sowie die Foumlrderung und Aufwertung der Lehrpersonenbildung im Kanton Auch die In-

tegration der sonderpaumldagogischen Ausbildungen ndash die allerdings in der Arbeitsgruppe

nicht vertreten waren ndash in dieses Institut wurde als wuumlnschenswert erachtet

Das Rektorat der Universitaumlt hat den Bericht an die Erziehungsdirektion weitergeleitet Die

damalige Direktorin hat den Vorschlag der Schaffung eines interinstitutionellen Instituts

prinzipiell gutgeheissen und das Rektorat der Universitaumlt und die Direktion der HEP-PH FR

beauftragt die konkrete Umsetzung dieses Vorschlags zu studieren Das Mandat verlangte

zwei Teilberichte Der erste sollte die verschiedenen Varianten eines interinstitutionellen

Instituts sowie eine erste Schaumltzung der Transformationskosten enthalten der zweite eine

juristische Abklaumlrung der gewaumlhlten Variante insbesondere in Bezug auf deren strukturelle

personelle und finanzielle Auswirkungen

Der erste Teilbericht vom 19 Januar 2010 basiert auf derselben Feststellung wie derjenige der

Arbeitsgruppe des Rektorats laquo(hellip) la formation fribourgeoise des enseignant-e-s repose au-

jourdrsquohui sur une structure jugeacutee trop complexe et sous-doteacutee en ressources pour assurer agrave

long terme une formation compeacutetitive et de qualiteacute par rapport aux HEP et universiteacutes voi-

sines eu eacutegard agrave lrsquoaccroissement des exigences fixeacutees par la CDIPraquo Was jedoch die moumlgli-

chen Varianten anging schienen den Autoren des Berichts nicht alle in gleichem Masse laquoju-

dicieuses et pertinentes pour la place fribourgeoise agrave lrsquoheure actuelleraquo Da die HEP-PH FR als

Bildungsstaumltte des Tertiaumlrbereichs noch jung und die Lehrpersonenbildung an der Universi-

taumlt strukturell wenig etabliert war wurden die beiden Fusionsvarianten (Integration des ge-

samten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR in die Universitaumlt und umgekehrt) als nicht

umsetzbar erachtet die Variante der Integration in die HEP-PH wurde gar nicht erst analy-

siert Wie bereits im Bericht des Rektorats wurde auch hier argumentiert die Integration der

HEP-PH FR in die Universitaumlt wuumlrde den Kanton seinen Einfluss auf die Zulassung und die

Studienplaumlne kosten diejenige des berufspraktischen Ausbildungsteils der Universitaumlt in die

HEP-PH FR einen Teil seiner Studierenden aus anderen Kantonen Es wurde aber notabene

auch die Beibehaltung der aktuellen Situation ausgeschlossen Somit konzentrierte sich die

Analyse wie von der Arbeitsgruppe des Rektorats empfohlen auf das Modell einer laquointerin-

stitutionellen Koordinationsstrukturraquo Tatsaumlchlich war die Schaffung eines gemeinsamen

Bildungs- und Kompetenzzentrums bereits im damals geltenden Gesetz uumlber die Paumldagogi-

sche Hochschule (PHG) von 1999 vorgesehen (Art 5 Abs 2) Aus juristischer Sicht kam diese

Variante also der Umsetzung eines Gesetzesartikels gleich der keine grundlegenden Aumlnde-

rungen der internen Strukturen der bestehenden Rechtstexte und Ausbildungsprogramme

nach sich ziehen wuumlrde Der entsprechende Gesetzesartikel wurde nicht in das neue Gesetz

von 2015 (PHFG) aufgenommen die heute geltenden Bestimmungen uumlber die Zusammenar-

beit zwischen HEP-PH FR und Universitaumlt beschraumlnken sich auf die Zusammenarbeitsver-

einbarung

23

Der zweite Teilbericht vom 31 Mai 2010 nimmt infolge von Diskussionen der Arbeitsgruppe

mit der Direktorin der EKSD dem Rektorat der Universitaumlt und der Direktion der HEP-PH

FR uumlber die Resultate des ersten Teilberichts die beiden Fusionsvarianten wieder auf Da die

Variante laquointerinstitutionelles Institutraquo die Entscheidungsstrukturen nicht vereinfachen

sondern im Gegenteil zusaumltzlich erschweren wuumlrde hat sich die Arbeitsgruppe nach einem

Vergleich der drei Varianten letztendlich fuumlr diejenige der Integration in die Universitaumlt aus-

gesprochen Anfang 2011 hat die Direktorin der EKSD dennoch entschieden dass es fuumlr die

Umsetzung der einen oder anderen Variante zu fruumlh sei insbesondere die Revision des Ge-

setzes uumlber die HEP-PH FR muumlsse vorher abgeschlossen werden Gleichzeitig hat sie den

Rektor der Universitaumlt gebeten unmittelbar Arbeiten zur Staumlrkung der bestehenden internen

Strukturen aufzunehmen um eine bessere Fuumlhrung der universitaumlren Lehrpersonenbildung

zu gewaumlhrleisten Die erwaumlhnte Gesetzesrevision hat schliesslich zum heutigen Gesetz uumlber

die HEP-PH FR (PHFG in Kraft seit 2016) mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit die Reorganisa-

tion der universitaumlren Strukturen zum neu geschaffenen ILLB mit den beiden Zentren CERF

und ZELF gefuumlhrt

Sowohl inner- als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen hat sich die Situation fast ein Jahr-

zehnt nach Erscheinen des zweiten Teilberichts derart grundlegend veraumlndert dass nicht

mehr auf dieser bisherigen Studie aufgebaut werden kann Zwar liefert sie interessante In-

formationen zur ehemaligen Funktionsweise der beiden Institutionen die Position der Uni-

versitaumlt und der HEP-PH FR innerhalb der Hochschullandschaft Schweiz ist aber heute nicht

zuletzt aufgrund der Restrukturierung des gesamten Hochschulwesens infolge des Hoch-

schulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetztes (HFKG in Kraft seit 2015) nicht mehr mit der-

jenigen von 2010 vergleichbar Wichtigste Erkenntnis der bisherigen Analysen bleibt damit

die Feststellung dass die Kraumlfte gebuumlndelt werden und der fragmentierten Organisation der

Freiburger Lehrpersonenbildung dringend ein Ende bereitet werden muss

32 Paumldagogische Elemente

Schulen und Bildungsorganisationen stehen als offene Systeme unter dem Einfluss der Ent-

wicklungen ihres Umfelds Deshalb ist es wichtig diese Entwicklungen und deren Relevanz

fuumlr die Konzeption und die Steuerung des Schulwesens zu beleuchten Dieses Kapitel hebt

einige im vorliegenden Kontext relevante Entwicklungen hervor Es erhebt dabei keinen An-

spruch auf Vollstaumlndigkeit sondern will anhand aktueller Beispiele die Wechselwirkung

zwischen gesellschaftlichem Wandel und paumldagogischen Konzepten aufzeigen

321 Exkurs Rahmenkonzept fuumlr eine Lehrpersonenbildung

Die Lehrpersonenbildung soll Studierenden auf die hohen Anforderungen im Berufsfeld

vorbereiten Als Orientierungsrahmen und Erklaumlrungshilfe fuumlr die Konzeption der Aus- und

Weiterbildung von Lehrpersonen kann das PCK-Modell (Pedagogical Content Knowledge) von

Shulmann (1986) dienen Das Modell besagt dass Lehrpersonen sowohl uumlber inhaltliches

paumldagogisches und fachdidaktisches Wissen verfuumlgen muumlssen und macht gleichzeitig die

24

hohen Anforderungen deutlich die an die Dozierenden in der Lehrerausbildung gestellt

werden

- Content Knowledge Das inhaltliche Wissen bezieht sich auf die fachwissenschaftlichen As-

pekte des Unterrichts die mit einer Klasse erarbeitet werden

- Pedagogical Knowledge Paumldagogisches Wissen umfasst das Wissen und Koumlnnen wie eine

Klasse zu unterrichten ist (Methodik und Allgemeindidaktik)

- Pedagogical Content Knowledge Die Schnittmenge dieser beiden ersten Dimensionen fuumlhrt

zu fachdidaktischem Wissen und Koumlnnen Es geht darum wie bestimmte Inhalte fachspe-

zifisch oder -uumlbergreifend unterrichtet werden sollen Die Relevanz dieser Fachdidaktik

wird von mehreren Gespraumlchspartnern sehr deutlich hervorgehoben Der Theorie-Praxis

Bezug ist in der Lehrerbildung sehr wichtig

In Freiburg werden alle drei Wissensbereiche an beiden Institutionen angeboten fuumlr die

Primarstufe an der HEP-PH FR fuumlr die Sekundarstufe I und II und die Sonderpaumldagogik an

der Universitaumlt Waumlhrend eine Aufteilung fuumlr das Content Knowledge und bis zu einem be-

stimmten Grad auch fuumlr das Pedagogical Content Knowledge Sinn machen mag sind insbeson-

dere im Bereich des Pedagogical Knowledge zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien vorhan-

den von denen aber keinerlei Gebrauch gemacht wird

Zur dieser inhaltlichen Komplexitaumlt kommt in Freiburg die zusaumltzliche Schwierigkeit dass

die Lehrpersonenbildung fuumlr die obligatorische Schule zwei verschiedenen Lehrplankonzep-

ten Rechnung tragen muss In der Deutschschweiz werden kuumlnftige Lehrpersonen auf den

Lehrplan 21 in der Westschweiz auf den Plan drsquoeacutetudes romand (PER) vorbereitet Beide Lehr-

plaumlne streben Kohaumlrenz uumlber alle obligatorischen Schuljahre hinweg an Auf der Sekundar-

stufe sind den beiden Lehrplankonzepten aber zT andersartige Paradigmen zugrundgelegt

Dies zeigt sich zum Beispiel im Fach Geschichte Die Gestaltung der Lehrpraktika ist im

franzoumlsischsprachigen Teil Freiburgs fuumlr die Sekundarstufe II anders als im deutschsprachi-

gen Die Freiburger Lehrpersonenbildung muss sich also an zwei verschiedenen Rahmen-

konzepten orientieren

322 Kantonales Sprachenkonzept

Aufgrund der Globalisierung wird unsere Gesellschaft multikultureller Die Sensibilitaumlt fuumlr

andere Kulturen und Sprachen wird fuumlr das Zusammenleben und die gesellschaftliche Ko-

haumlsion immer relevanter Entsprechend wichtig wird der Erwerb von Fremdsprachen Neben

der Landessprache sprechen viele Kinder zuhause eine andere Sprache Im Kanton Freiburg

gilt gemaumlss dem verfassungsrechtlichen Territorialitaumltsprinzip der Grundsatz dass die Un-

terrichtssprache der Amtssprache der Gemeinde oder der Gemeinden die den Schulkreis

bilden entspricht Gleichzeitig ist aber sowohl in der Kantonsverfassung und expliziter auch

in den letzten Regierungsprogrammen vorgesehen den Austausch und das Sprachenlernen

zu foumlrdern

25

Dazu hat die EKSD 2010 ein kantonales Konzept fuumlr den Sprachenunterricht erarbeitet Zwei

Vorschlaumlge des Konzepts beziehen sich auf den Immersionsunterricht Es handelt sich dabei

um den Unterricht eines Sachfaches (zB Geschichte) in der jeweiligen Partnersprache

Hauptziel bleibt das Erreichen von fachlichen Kompetenzen die Sprache steht nicht im Mit-

telpunkt Mittlerweile verzeichnen Projekte zum Immersionsunterricht in der obligatori-

schen Schule des Kantons eine starke Zunahme Zum Schuljahresbeginn 201819 wurden in

18 Orientierungsschulen und 9 Primarschulen und damit in insgesamt uumlber 100 Klassen Im-

mersionsprojekte angekuumlndigt Lehrpersonen die sich fuumlr ein Immersionsprojekt engagie-

ren werden begleitet und koumlnnen vom entsprechenden und laufend erweiterten Weiterbil-

dungsangebot an der HEP-PH FR profitieren Bereits in der Grundausbildung werden die

wichtigsten didaktischen Konzepte im Bereich des Immersionsunterrichts unterrichtet Fuumlr

die bereits aktiven Lehrpersonen hat die HEP-PH FR neu einen CAS zum Thema bilingualer

immersiver Unterricht in Planung Zudem absolvieren auch die Studierenden der einspra-

chigen Ausbildung der HEP-PH einen Teil ihrer Ausbildung in der Partnersprache

Auch auf Mittelschulebene hat der Immersionsunterricht an Bedeutung gewonnen sowohl

im Kanton Freiburg als auch gesamtschweizerisch In Freiburg koumlnnen saumlmtliche Bildungs-

gaumlnge der Schulen der Sekundarstufe II mit einer zweisprachigen Maturitaumlt Deutsch-

Franzoumlsisch abgeschlossen werden Im Schuljahr 201819 besuchen rund 28 der Freiburger

Gymnasiasten diesen Unterricht der zur zweisprachigen Maturitaumlt fuumlhrt Gesamtschweize-

risch ist die Kombination Deutsch-Englisch am haumlufigsten

Auch an der Universitaumlt Freiburg kann das LDM zweisprachig abgeschlossen werden Eine

Kompetenzstelle fuumlr die Immersionsdidaktik fehlt aber

In diesem Zusammenhang ist auch das Institut fuumlr Mehrsprachigkeit zu erwaumlhnen das 2008 als

gemeinsames Institut der Universitaumlt Freiburg und der Paumldagogischen Hochschule Freiburg

gegruumlndet wurde Es fuumlhrt das Wissenschaftliche Kompetenzzentrum fuumlr Mehrsprachigkeit

(KFM) des Bundes das auf der Grundlage des Sprachengesetzes und der Sprachenverord-

nung von der Schweizerischen Eidgenossenschaft finanziert wird Zu den Aufgaben des In-

stituts gehoumlren die Durchfuumlhrung von Forschungsprojekten im Bereich der Mehrsprachig-

keit die Unterstuumltzung der Lehre auf allen Stufen die Zusammenarbeit mit verschiedenen

Akteuren auf regionaler nationaler und internationaler Ebene die Verbreitung der erworbe-

nen Kenntnisse in Wissenschaft und Gesellschaft und die Durchfuumlhrung von wissenschaftli-

chen Veranstaltungen Aktuell ist die HEP-PH FR gemeinsam mit dem Institut fuumlr Mehr-

sprachigkeit und der Universitaumlt Freiburg im Rahmen des von swissuniversities lancierten

und vom Bund finanzierten Programms P-09 laquoAufbau der wissenschaftlichen Kompetenzen

und Fachdidaktikenraquo fuumlr den Aufbau des Fachdidaktikzentrums Fremdsprachen (Centre de

didactique des langues eacutetrangegraveres CeDiLE) als Leading House zustaumlndig

Durch die besondere Lage des Kantons Freiburg auf der Sprachgrenze bietet sich die Chance

die Zweisprachigkeit in der Lehrpersonenbildung und in den Schulen zu nutzen Die Kanto-

ne Bern und Wallis pflegen die Zweisprachigkeit zwar auch aber mit zwei PH-Standorten

In Freiburg kann die Zweisprachigkeit unter einem Dach gelebt werden was eine attraktive

26

Profilierungsmoumlglichkeit ist Mittels einer kohaumlrenten und stufenuumlbergreifenden Strategie

koumlnnte die kantonale Lehrpersonenbildung das Thema Mehrsprachigkeit und Immersions-

didaktik als Freiburger USP herausarbeiten und sich auf nationaler und internationaler Ebe-

ne profilieren

323 Inklusion

Die Volksschule von heute ist eine integrative Schule Statt einzelne Kinder mit besonderem

Foumlrderbedarf in Sonderschulen oder -klassen zu unterrichten sollen moumlglichst alle gemein-

sam Regelklassen besuchen Grundlage fuumlr den integrativen Unterricht bilden das Behinder-

tengleichstellungsgesetz und die 2008 eingefuumlhrte Neugestaltung des Finanzausgleichs und

der Aufgabenteilung Seither sind die Kantone fuumlr die Sonderpaumldagogik zustaumlndig Zur Ko-

ordination der Aufgaben haben die Kantone unter der Federfuumlhrung der EDK das 2011 in

Kraft getretene Sonderpaumldagogik-Konkordat erarbeitet

Fuumlr die Foumlrderung der Kinder mit speziellem Foumlrderbedarf sind in der Regel schulische

Heilpaumldagogen zustaumlndig Sie erstellen in Absprache mit der Lehrperson individuelle Foumlr-

derplaumlne Die Heilpaumldagogen sind oft nur fuumlr einzelne Lektionen im Schulzimmer um das

Kind zu betreuen es gibt aber auch Formen von Teamteaching bei denen Lehrpersonen und

Heilpaumldagogen gemeinsam alle Kinder betreuen Fuumlr eine gute Zusammenarbeit muumlssen die

Rollen geklaumlrt und der Bildungsauftrag der Regelschule verstanden werden Heilpaumldagogen

benoumltigen ein Grundverstaumlndnis fuumlr die Lehrertaumltigkeit und Lehrpersonen der Regelklassen

ein Grundverstaumlndnis uumlber Behinderungsaspekte Die Vermittlung dieses gegenseitigen

Grundverstaumlndnisses sollte in die Grundausbildung sowohl der Volksschullehrer als auch

der Heilpaumldagogen mit einbezogen werden Dies ist heute allerdings nicht der Fall in den

Gespraumlchen wird seitens der HEP-PH FR und des ILLB der fehlende institutionalisierte Aus-

tausch mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik bemaumlngelt

324 Digitalisierung

Computer Internet und Smartphone durchdringen den Alltag immer staumlrker Die Schulen

haben sich auf verschiedene Arten mit dieser Digitalisierung auseinanderzusetzen Die neu-

en technologischen Moumlglichkeiten sind in der Lehrerbildung und in den Schulen paumldago-

gisch sinnvoll zu nutzen Allerdings erfordern die technologischen Lehrmittel Investitionen

in Infrastruktur und Datensicherheit und den Einsatz von Fachpersonen mit Spezialwissen

in verschiedensten Funktionsbereichen Zur Illustration dieser zusaumltzlichen Dimension in

der Lehrpersonenbildung haben Mishra und Koehler (2006) das oben vorgestellte PCK-

Modell um den Aspekt der digitalen Medien erweitert was zum vierdimensionalen TPCK-

Modell fuumlhrt

1 Technology Knowledge Wie koumlnnen Lehrpersonen digitale Medien fuumlr sich selbst nutzen

In dieser Dimension stehen das Wissen und die Fertigkeiten des eigenen Umgangs mit

digitalen Medien im Vordergrund

27

2 Technological Pedagogical Knowledge Welche Chancen und welchen Nutzen koumlnnen digitale

Medien im Unterricht aufweisen Hier geht es um generelle Fragen der Unterrichtsgestal-

tung im Sinne der Allgemeindidaktik

3 Technological Content Knowledge Inwiefern vermag die Digitalisierung den fachwissen-

schaftlichen Inhalt zu veraumlndern Welche Bedeutung haben digitale Medien fuumlr das jewei-

lige Fach

4 Technological Pedagogical Content Knowledge Wie lassen sich Unterrichtsinhalte anhand von

digitalen Medien sinnvoll unterrichten Wie koumlnnen digitale Medien den Lernprozess in

den jeweiligen Faumlchern unterstuumltzen

Abbildung 7 TPCK-Modell von Mishra und Koehler (2006) basierend auf Shulmann (1986)

Um dieser neuen Anforderung im Bildungswesen zu begegnen haben sowohl die EDK als

auch die CIIP 2018 eine Strategie bzw einen Aktionsplan fuumlr den Umgang mit dem Wandel

durch Digitalisierung definiert mittels derer die Kantone sich auf Ziele und prioritaumlre Berei-

che der digitalen Bildung einigen Im Kanton Freiburg hat der Staatsrat dem Grossrat bereits

2001 ein Globalkonzept der Integration der Informations- und Kommunikationstechnologie

in den Unterricht in allen Schulstufen unterbreitet 2001 wurde die Fachstelle fri-tic gegruumln-

det uumlber die seither saumlmtlichen Lehrpersonen mehr als 140 in den Schulen taumltige IKT-

Ansprechpersonen sowie Ausbildner fuumlr Lehrpersonen im Bereich IKT geschult wurden Des

Weiteren stellt sie Schulbehoumlrden Schulen Lehrpersonen und Lernenden Leistungen und

Beratungen im Zusammenhang mit Medien und IKT zur Verfuumlgung und foumlrdert gleichzeitig

eine kritische Auseinandersetzung mit den neuen Medien und Technologien 2017 hat der

Staatsrat ein kantonales Konzept fuumlr die Integration von Medien und IKT in der obligatori-

schen und nachobligatorischen Schule in der Berufsbildung und im Sonderschulunterricht

genehmigt Es soll ein neues Fuumlhrungssystem definieren die Steuerungsstrukturen klaumlren

Synergien ermitteln und eine gemeinsame Vision entwickeln die die Kohaumlrenz der verschie-

denen Unterrichts- und Bildungsaumlmter Aus- und Weiterbildungen fuumlr Lehrpersonen Infor-

matikprojekten des Staates und Unterrichts-Lernpraxis an den Schulen zum Ziel hat Inner-

halb der EKSD wurde das Buumlro Medien und IKT geschaffen das als Steuerungsorgan der

28

EKSD die Aufgabe hat dieses Globalkonzept fuumlr den Zeitraum 2017 bis 2021 zu erarbeiten

umzusetzen und zu evaluieren

Im Schuljahr 201920 werden durch den Lehrplan 21 die Lernziele im Bereich von Medien

und Informatik fuumlr die deutschsprachige obligatorische Schule festgelegt und in den Frei-

burger Gymnasien wird Informatik als obligatorisches Fach eingefuumlhrt Eine diesbezuumlgliche

Uumlberarbeitung des PER fuumlr den franzoumlsischen obligatorischen Unterricht ist ebenfalls be-

schlossen Diese flaumlchendeckende Einfuumlhrung eines neuen Faches einerseits und neuer fauml-

cheruumlbergreifender technologischer Unterrichtsmaterialen andererseits erfordert eine ent-

sprechende Anpassung der Studienprogramme in der Lehrpersonenausbildung Die HEP-

PH FR und die Universitaumlt haben diese getrennt und unabhaumlngig voneinander in Angriff

genommen ua mit der Unterstuumltzung ihres jeweiligen Fachzentrums Sowohl die Universi-

taumlt (Laboratoire drsquoinnovation peacutedagogique LIP Centre Nouvelles technologies et enseignement NTE)

wie auch die HEP-PH FR (Centre de recherche sur lrsquoenseignementapprentissage par les technolo-

gies numeacuteriques CREATE) verfuumlgen uumlber Einheiten fuumlr Lehre und Lernen mit digitalen Tech-

nologien Auch hier gibt es zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien Der Einsatz der vorhan-

denen Ressourcen hat grosses Optimierungspotential

33 Oumlkonomische Elemente

331 Zulassungspolitik

Folgende Darstellung zeigt mit welcher Vorbildung schweizweit die Studierenden an die

PH gelangen Die Zugaumlnge sind vielfaumlltig und durchlaumlssig So kann der Arbeitsmarkt mit

ausreichend qualifizierten Lehrpersonen versorgt werden

Abbildung 8 PH-Eintritte auf Stufe Bachelor nach Studiengang und Zulassungsausweis 20172018 (Quelle Bundesamt fuumlr

Statistik BFS)

Heute verfuumlgen 43 der Studierenden die die Ausbildung VorschulstufePrimarstufe auf-

nehmen uumlber eine gymnasiale Maturitaumlt Knapp 2 davon haben eine Passerelle BM-UH

29

absolviert Auch die Fachmaturitaumlt (FM) mit Vertiefungsrichtung Paumldagogik ist seit ihrer

Einfuumlhrung im Studienjahr 201011 mit 29 zu einem bedeutenden Zubringer in die Vor-

schul- und Primarschullehrerausbildung geworden Diese Population von Studierenden ist

fuumlr den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen eminent wichtig da ohne sie nur eine ungenuumlgende

Anzahl an Lehrpersonen ausgebildet werden koumlnnte Die Berufsmaturanden machen 8 aus

7 der Studierenden wurden mit oder ohne Pruumlfung durch eine Hochschule zugelassen und

6 haben einen auslaumlndischen Zulassungsausweis Zwar fehlen fuumlr eine laumlngerfristige Beur-

teilung auch hier die mittels eines permanenten Monitorings zu erhebenden Daten die Zah-

len fuumlr das Studienjahr 201819 zeigen jedoch dass an der HEP-PH FR gleichviele Inhaber

einer Fach- wie einer gymnasialen Maturitaumlt studieren Fuumlr den Zugang zu den von der Uni-

versitaumlten angebotenen Studiengaumlngen so auch des ILLB und des DSP wird die gymnasiale

Maturitaumlt vorausgesetzt

Kandidatinnen und Kandidaten fuumlr eine Ausbildung zur Lehrperson insbesondere fuumlr die

Primarstufe gibt es genug Allerdings besteht an der HEP-PH FR seit dem Studienjahr

200405 eine Zulassungsbeschraumlnkung Sie wurde aufgrund einer laquounerwartet grossen An-

zahl Anmeldungenraquo eingefuumlhrt Nach 104 registrierten Anmeldungen im Jahr 2002 und 105

im Jahr 2003 sind 2004 165 Bewerbungen eingegangen Damit war die Aufnahmekapazitaumlt

der HEP-PH FR in Bezug auf die vorhandenen Praktikumsplaumltze die Betreuung der Studie-

renden und die Infrastruktur uumlberschritten Die maximale Aufnahmekapazitaumlt wurde auf 90

Studienplaumltze fuumlr die franzoumlsischsprachigen und 30 fuumlr die deutschsprachigen Studierenden

festgelegt Die Verordnung des Staatsrats uumlber diese erste Zulassungsbeschraumlnkung erlaumlsst

zudem Selektionskriterien die zur Ablehnung der uumlberzaumlhligen Kandidaten angewandt

werden konnten Laut Art 4 Abs 2 konnte die Aufnahme abgelehnt werden wenn die Beur-

teilung der paumldagogischen Faumlhigkeiten Vorbehalte enthielt und die schulischen Ergebnisse in

der Muttersprache und in der ersten Fremdsprache als ungenuumlgend beurteilt wurden

200506-200708 wurde die Anzahl der Studienplaumltze weiter reduziert da mit der laquoPasserel-

leraquo ndash einer Weiterbildung die Kindergaumlrtnerinnen Handarbeits- und Werklehrerinnen das

Unterrichten auf der 1 und 2 Primarstufe ermoumlglichte ndash eine zusaumltzliche Ausbildung ange-

boten wurde die Personal und Infrastruktur der HEP-PH FR ebenfalls beanspruchte Ab

200809 wurde die Anzahl erstmals auf 100 bzw 50 Plaumltze erhoumlht mit der Begruumlndung

laquodass eine groumlssere Anzahl Studierender aus verschiedenen Gruumlnden zum Beispiel wegen

der Mobilitaumlt zwischen den PH das Studium nach dem ersten Jahr wieder aufgibtraquo und

dadurch wieder mehr Aufnahmekapazitaumlt entstuumlnde zudem koumlnnten im ersten Jahr die

Praktika zu zweit absolviert werden Auch die Selektionskriterien wurden angepasst Ab

200809 wird neben den Noten in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematik eine

schriftliche Stellungnahme zu einem Thema das mit der Schule oder dem Lehrerberuf ver-

bunden ist beurteilt

Als sich ein Ruumlckgang der Anzahl Lehrpersonen abzuzeichnen begannt wurde in den Jahren

201011 bis 201314 auf eine Zulassungsbeschraumlnkung verzichtet Da die Gesamtzahl der

Studierenden an der HEP-PH FR von 313 im Jahr 2009 auf 470 im Jahr 2013 anstieg fuumlhrte

30

der Staatsrat im Rahmen seiner Struktur- und Sparmassnahmen die Beschraumlnkung auf das

Studienjahr 201415 wieder ein Als Selektionskriterien galten ab sofort nur noch laquodie schuli-

schen Ergebnisse in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematikraquo

Studienjahr franzoumlsischsprachig deutschsprachig insgesamt

200405 90 40 130

200506 75 35 110

200607 75 35 110

200708 75 35 110

200809 100 50 150

200910 100 50 150

201011-201314 keine Zulassungsbeschraumlnkung

201415 100 50 150

201516 100 50 150

201617 100 50 150

201718 100 50 150

201819 110 50 160

Abbildung 9 Zulassungsbeschraumlnkung an der HEP-PH FR Uumlbersicht von 200405-201819

Wegen der Beibehaltung der Zulassungsbeschraumlnkung uumlber mehrere Jahre hinweg ist man

sich heute gar nicht mehr im Klaren in welcher Zahl sich die Nachfrage nach Studienplaumltzen

an der HEP-PH FR niederschlagen wuumlrde Frist fuumlr die Einreichung der Kandidaturen ist

jeweils Ende Maumlrz und Ende Juli werden die Zulassungen fuumlr den Beginn des Studienjahres

im September bekanntgegeben Nun kennt die HEP-PH FR zwar die Anzahl Kandidaturen

sie entspricht aber nicht derjenigen die sich letztendlich definitiv fuumlr den Studieneintritt ent-

scheiden Viele angehende Studierende sind sich der Platzbeschraumlnkung sowohl an der HEP-

PH FR als auch an anderen Bildungsinstitutionen (etwa an der Hochschule fuumlr Soziale Arbeit

Freiburg) bewusst und bewerben sich absichtlich an mehreren Orten um einen Studienplatz

auf sicher zu haben Dies fuumlhrt dazu dass ein Teil der Bewerber die von der HEP-PH FR

abgewiesen werden das Studium auch bei positivem Zulassungsentscheid nicht aufnehmen

wuumlrde Wie hoch dieser Anteil ist kann nicht ermittelt werden

Diese Zulassungsbeschraumlnkung ist houmlchst problematisch Einerseits will der Kanton Lehr-

personen ausbilden andererseits fuumlhrt der Numerus Clausus zu Abwanderungen von Stu-

dierenden va nach Bern und Lausanne Tatsaumlchlich legen die Zahlen nahe dass die Zulas-

sungsbeschraumlnkung die Nachfrage nach Studienplaumltzen an der HEP-PH FR negativ beein-

flusst Waumlhrend das Angebot stagniert nimmt die Nachfrage ab Es ist houmlchst problematisch

den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen auf solche Weise zu steuern die Nachfrage folgt allem

voran der demographischen Entwicklung

31

Abbildung 10 Kandidaturen vs Eintritte HEP-PH FR 201314-201819

Auch die Ausbildungsplaumltze fuumlr das Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute (DEEM)

sind limitiert Die franzoumlsischsprachige Ausbildung wurde urspruumlnglich fuumlr 48 Personen pro

Studienjahr konzipiert Da das Interesse fuumlr die Ausbildung mit jedem Jahr zunimmt aber

nicht genuumlgend Praktikumsplaumltze zur Verfuumlgung stehen besteht seit dem Studienjahr

200809 eine Aufnahmebeschraumlnkung fuumlr 60 Personen pro Jahr Diese Beschraumlnkung erweist

sich fuumlr die Situation auf dem Arbeitsmarkt als unproblematisch die Maturitaumltsschulen ha-

ben keine Rekrutierungsschwierigkeiten Da sogar ein leichtes Uumlberangebot an Lehrpersonen

fuumlr die Sekundarstufe II besteht haben DEEM-Inhaber uumlber mehrere Jahre hinweg auch Pen-

sen auf Sekundarstufe I uumlbernommen wo bis vor kurzem ebenfalls Lehrpersonal fehlte In-

folge des Anstiegs der Studierenden fuumlr das Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I

(DAES I) in den letzten Jahren hat sich die Arbeitsmarktsituation in den Orientierungsschu-

len wieder beruhigt dafuumlr beginnen sich Engpaumlsse bei der Organisation von Praktikums-

plaumltzen abzuzeichnen

Eine abschliessende Anmerkung zu den Praktikumsplaumltzen sei hier festgehalten Persoumlnlich

bin ich der Meinung dass die Zahl der Praktikumsplaumltze als limitierender Faktor von den

Gespraumlchspartnern zu stark und nicht einleuchtend verwendet wird Die Begruumlndung und

die genaue Benennung der Engpassfaktoren wurden aus den Gespraumlchen nicht klar Wenn

der Arbeitsmarkt mehr Lehrpersonen benoumltigt lassen sich mindestens mittelfristig durch

organisatorische Massnahmen auch ausreichend Praktikumsplaumltze organisieren Gerade

auch die Berufsverbaumlnde sind bei der Erarbeitung solcher Massnahmen mit einzubeziehen

332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage

Der Kanton Freiburg ist wie die umliegenden Regionen seit einigen Jahren mit einer ange-

spannten Situation auf dem Stellenmarkt fuumlr Lehrpersonen auf Primarstufe konfrontiert

Was heute eine grosse Schwierigkeit fuumlr die Anstellung von Stellvertretungen bedeutet wird

in wenigen Jahren in einen tatsaumlchlichen Mangel an qualifizierten Lehrpersonen muumlnden

Die Anzahl Zulassungen zum Studium wird in Freiburg aber nicht etwa von der Situation

auf dem Arbeitsmarkt sondern von der Aufnahmekapazitaumlt der aktuellen Raumlumlichkeiten

260

225 242

256

211 196

154 145

155 140

152 154

0

50

100

150

200

250

300

201314 201415 201516 201617 201718 201819

Kandidaturen im Maumlrz

Eintritte im September

32

definiert Weder der demographischen Entwicklung noch anderen Schwankungen auf dem

Bildungsmarkt kann so Rechnung getragen werden Es sind noch weitere Phaumlnomene zu

beruumlcksichtigen etwa die grosse Nachfrage nach Teilzeitstellen oder die Tatsache dass ein

bedeutender Anteil der Diplomierten gar nie im Lehrberuf arbeitet Diese Gesamtsituation

fuumlhrt dazu dass zwischen 2013 und 2016 die Abgaumlnger der HEP-PH FR nur 565 des Be-

darfs auf dem franzoumlsischsprachigen Freiburger Arbeitsmarkt gedeckt haben 201819 wurde

deshalb die Zulassungsbeschraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Abteilung von 100 Plaumlt-

zen pro Studienjahr auf 110 erhoumlht Diese Erhoumlhung wurde durch den Umzug der Fachstelle

fri-tic ermoumlglicht die bis anhin in den Raumlumlichkeiten der HEP-PH FR untergebracht war

Daruumlber hinaus wird allerdings nur eine substantielle Erweiterung der Gebaumlude oder ein

Neubau an einem anderen Standort der stetig steigenden Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt

nachkommen koumlnnen

Wie erwaumlhnt ist der Zugang zu bestimmten Daten und dadurch deren Auswertung durch

die zersplitterte Organisation wesentlich erschwert Die Entwicklung der Studierendenzah-

len uumlber die letzten fuumlnf Jahre zeigt jedoch dass das Ausbildungsangebot teilweise zur Ab-

wanderung der Freiburger Studierenden insbesondere in die Nachbarkantone fuumlhrt Das ist

insofern problematisch als der Heimatkanton der die Ausbildung im Rahmen der Interkan-

tonalen Fachhochschulvereinbarung (FHV) finanziert nicht davon ausgehen kann dass die

Studierenden nach Abschluss ihres Studiums wieder zuruumlckkehren In der Folge werden

einige grundlegende Statistiken zu den verfuumlgbaren Daten praumlsentiert und im vorliegenden

Kontext interpretiert

A) Herkunft der Studierenden in Freiburg

1 Primarstufe

Abbildung 11 Herkunft der Studierenden Primarstufe 201314-201718 Die Anzahl an Freiburger Studierenden hat uumlber

die letzten fuumlnf Jahre zugenommen waumlhrend die Anzahl an Studierenden aus anderen Kantonen und aus dem Ausland uumlber

den gleichen Zeitraum zuruumlckgeht

284

114

47

302

107

35

311

120

39

287

114

17

302

82

25

0

50

100

150

200

250

300

350

FR Andere Kantone Ausland

201314 201415 201516 201617 201718

33

2 Sekundarstufe I

Abbildung 12 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe I 201314-201718 Die Anzahl der Freiburger hat in den vergan-

genen fuumlnf Jahren besonders stark zugenommen Diese Population ist die Hauptquelle der Zunahme der Anzahl Studieren-

den am ILLB

3 Sekundarstufe II

Abbildung 13 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe II 201314-201718 Aufgrund der Beschraumlnkung der Anzahl

Studienplaumltze fuumlr das DEEM sind die Studierendenzahlen stabil Insbesondere das LDM zieht zahlreiche Studierende aus

anderen Kantonen an Von den insgesamt 228 Studierenden im Jahr 201718 stammen nur 94 aus dem Kanton Freiburg

Diese grosse Attraktivitaumlt kann sich damit erklaumlren dass der Studiengang konsekutiv nach einem Masterabschluss eines

170 169

17

189

162

24

201

163

25

208

183

22

221

195

19

0

50

100

150

200

250

FR CH Ausland

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

34

24

9

31

93

23

42

24

5

29

88

23

32

24

7

36

91

20

39

23

6

46

93

15

40

15

7

54

94

18

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

FR CH Ausland FR CH Ausland

Diplocircme denseignement pour eacutecoles de maturiteacute DEEM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltschulen LDM

201314 201415 201516 201617 201718

34

Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der

Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde

4 Sonderpaumldagogik

Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg

bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an

Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718

161

686

34

166

675

39

174

680

37

177

705

48

171

716

51 100

200

300

400

500

600

700

800

FR CH Ausland

2013 2014 2015 2016 2017

10

20

30

40

50

60

70

80

90

FR

DE

35

A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg

1 Alle Stufen

Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und

Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg

2 Primarstufe

Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone

Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger

an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)

73

55

14 10

29

14

9

22

5 7

14

2 1 3

1 3 3 2 1 2

5

0

10

20

30

40

50

60

70

80

Pri

mar

stu

fe

Seku

nd

arst

ufe

I

Seku

nd

arst

ufe

II

Son

der

paumld

ago

gik

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arst

ufe

II

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ago

gik

Pri

mar

stu

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Seku

nd

arst

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I

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paumld

ago

gik

Pri

mar

stu

fe

Seku

nd

arst

ufe

I

Seku

nd

arst

ufe

II

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paumld

ago

gik

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mar

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Seku

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I

Pri

mar

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Seku

nd

arst

ufe

I

Seku

nd

arst

ufe

II

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der

paumld

ago

gik

BE VD JU LU VS AG NE

53

11

1 2 2 1

55

16

1 2 2

63

22

1 4 3

66

31

5

1 4 3

73

29

3 5

1 2 1

0

10

20

30

40

50

60

70

80

Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

36

3 Sekundarstufe I

Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr

201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger

die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)

4 Sekundarstufe II

Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-

beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen

29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg

40

14

1

5

1 2 1 1

48

15

3 4

1 2 1 1

49

19

5 3

1 1

49

17

3

6

1 2

55

14

3

7

1 1

0

10

20

30

40

50

60

Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

16

3

1 1 1

16

5

1 2

1

18

5

1 2

1

16

3

1 1

14

9

2 3

1

0

2

4

6

8

10

12

14

16

18

20

Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

37

5 Sonderpaumldagogik

Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-

dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-

burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur

auf Deutsch angeboten wird

34 Organisatorische Elemente

Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-

ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben

die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-

turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen

Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-

kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement

oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-

formen beeinflusst

341 Interne Fuumlhrungsstrukturen

Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer

Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die

Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist

mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum

arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-

sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt

sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische

Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit

6

18

6 6

16

11

1 1

7

16

9

1 1

9

19

10

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22

14

1 1

5

0

5

10

15

20

25

Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall

201314 201415 201516 201617 201718

38

mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene

nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und

Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich

Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf

einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-

ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-

struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-

richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte

An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern

ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und

operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das

Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen

der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-

der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine

Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR

Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-

nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg

koordinieren koumlnnte

Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen

die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-

steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das

Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-

tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die

Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-

schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich

die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-

ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der

Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden

342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen

Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-

standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und

ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018

werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen

Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE

der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der

deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-

ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist

aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich

39

Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-

gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-

sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes

de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale

de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in

der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den

Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-

sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen

Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene

Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf

die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist

eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten

Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen

Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-

enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-

nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen

Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten

343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung

Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es

braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-

nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die

Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-

stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen

Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen

sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards

ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-

litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte

Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-

den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-

derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die

HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative

Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet

werden muumlssen

Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen

Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-

maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-

rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-

hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht

Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-

sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen

40

Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie

sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber

eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt

ist diese Auflage weniger problematisch

344 Infrastruktur

Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen

bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-

lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-

lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-

schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade

auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den

heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau

nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden

Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-

gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun

verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten

Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit

einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung

stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-

schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden

Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-

kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie

eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des

ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-

PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-

ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst

Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals

thematisiert aber nie weiterverfolgt

35 Rechtliche Elemente

351 Nationale Ebene

Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-

schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-

taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-

zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-

hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-

traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten

Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten

die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings

41

auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das

Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der

Kantone

352 Kantonale Ebene

Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-

sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig

sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-

cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer

Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-

ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das

Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen

Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR

allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-

trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-

liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-

gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-

lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von

2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der

fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen

Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten

waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das

neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR

eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb

keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz

grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen

der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-

schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-

matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung

mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden

soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung

Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen

Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-

ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren

Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft

getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem

Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-

schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-

tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen

Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-

42

le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des

Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-

systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert

werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-

lungsdruck verhindern koumlnnen

36 Finanzielle Elemente

Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle

Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die

Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen

Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-

hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses

Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im

interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln

Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-

rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits

und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die

Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-

zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-

schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den

Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH

15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und

nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-

gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen

werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach

Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine

Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-

traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite

lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-

nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt

37 Kontextualisierung der Erkenntnisse

Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen

der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-

beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast

ausschliesslich informell

In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse

durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt

dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-

tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit

43

einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als

auch aus anderen Kantonen

FR HEP Vaud PH Bern

Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)

Sekundarstufe I 435 443 877

Sekundarstufe II 228 215 357

Total Sekundarstufe 663 658 1234

Sonderpaumldagogik 953 368 207

Total 2025 1945 2429

Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen

201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der

Fachausbildung mitgezaumlhlt

Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH

abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell

entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der

HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die

Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr

den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-

sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-

den

Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-

fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-

ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es

die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-

renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf

Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-

ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe

II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben

Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-

traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die

Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss

zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-

ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen

Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur

Verfuumlgung

44

4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle

41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick

In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-

nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig

ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische

Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf

lokale Besonderheiten zugeschnitten sind

Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik

1 PHBern

2 PH FHNW

3 PHGR

4 PH Luzern

5 PHSG

6 PHSH

7 PHSZ

8 PHTG

9 PH-VS

10 PH Zug

11 PHZH

12 HEP-BEJUNE

13 HEP Vaud

14 S SUPSI-DFA

Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz

Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-

enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-

tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch

an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-

gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden

Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-

terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-

tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt

Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-

lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der

Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-

konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats

gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-

sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann

45

42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle

Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-

gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll

ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber

im Folgenden kurz aufgefuumlhrt

Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-

schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt

des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-

spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-

ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit

einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies

etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH

FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-

ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-

tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium

besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-

PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so

besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt

und HEP-PH FR gewertet

Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der

Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen

immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-

lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich

Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-

turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre

aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-

chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell

von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-

saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen

besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen

Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann

die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-

nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur

Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder

andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE

Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der

Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-

bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-

nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-

sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie

46

gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-

tonsverfassung mit einbezogen

Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische

Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-

ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-

schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-

zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-

rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-

nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur

Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-

und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-

ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-

takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen

Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles

fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR

stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-

schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO

dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im

Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-

geordneten Strukturen problematisch

43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-

versitaumlt

In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach

einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen

Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur

Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung

Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr

Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten

Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD

vom 1 Januar 2002 geregelt

431 Staumlrken und Chancen

Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-

ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-

stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die

ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil

Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-

gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und

paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen

47

allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt

der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-

meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch

im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher

Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone

geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg

waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen

Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr

Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im

Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-

Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als

auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies

ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung

mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-

lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-

studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls

als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-

renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen

Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet

werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-

didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-

nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in

Bern oder Lausanne stattfindet

432 Schwaumlchen und Gefahren

Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II

den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit

Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung

Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein

interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in

Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und

praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-

tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische

Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt

und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren

44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt

Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-

sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-

taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein

48

441 Staumlrken und Chancen

Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen

Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-

der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen

aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland

mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten

laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-

tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig

442 Schwaumlchen und Gefahren

In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen

Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-

dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt

Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu

geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-

personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-

nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche

Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-

setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung

fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-

nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem

Unwort geworden

Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-

lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In

einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches

Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-

toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder

einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-

sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-

te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer

rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-

rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr

eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-

dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem

Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb

des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-

chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere

nutzen moumlchten

49

45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne

In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-

ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-

de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke

Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation

eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische

Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung

Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um

Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert

451 Staumlrken und Chancen

Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-

dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der

HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden

Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot

452 Schwaumlchen und Gefahren

Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar

und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche

Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton

Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der

Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem

im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark

in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen

Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-

le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-

stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation

insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-

operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-

rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders

die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses

Modell wohl besonders schwierig umzusetzen

50

5 Empfehlungen

51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit

Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-

nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status

Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre

Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-

nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde

sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand

bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons

Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-

tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher

Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst

eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein

Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium

vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-

che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige

Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt

der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-

dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu

nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-

nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen

52 Strategische Stossrichtung

Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes

festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung

der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-

meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie

sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-

stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-

ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-

nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status

Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen

Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden

kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts

muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen

Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet

51

Perspektive Strategische Ziele

Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen

Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit

seinen Besonderheiten

Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-

burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten

und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen

Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant

hervorgehoben

Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen

Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)

Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-

kraumlften garantieren

Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen

Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren

Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung

ermoumlglichen

Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-

schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann

Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen

Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-

fuumlgung stellen

Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-

chende Informatikinfrastruktur einrichten

Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen

Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen

Der Hochschule Autonomie gewaumlhren

Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung

53 Modellvorschlag

531 Interinstitutionelles Gremium

Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-

nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist

gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-

schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben

den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)

eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums

(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird

das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist

dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-

pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-

bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung

52

In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-

fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun

Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-

liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten

Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-

den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-

sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-

tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-

rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-

bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-

sammlung) ersetzt werden

Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan

53

Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)

532 Abwaumlgungen

Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-

stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das

Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-

schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure

des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem

Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-

typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-

dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt

aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-

oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-

treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-

ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat

damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-

ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten

Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-

tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden

und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-

gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang

gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen

kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-

ben

Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-

folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die

54

Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig

der finanzielle Druck auf die kleinen PHs

533 Weiteres Vorgehen und Ausblick

Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von

aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich

hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-

schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der

Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-

len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich

lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei

Hauptphasen

Abbildung 26 Prozessgestaltung

Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste

fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit

sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende

laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-

kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer

Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf

dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume

verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-

sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-

den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt

werden

Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen

Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-

naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge

der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue

55

Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf

angepasst der Aussenauftritt konsolidiert

Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen

Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion

um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum

die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-

statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-

faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht

534 Schlussgedanken

Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die

Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen

Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch

konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-

gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt

werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen

Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-

saumltzlich erschwerend

Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-

gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-

finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung

verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so

koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden

Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution

fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht

Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-

promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-

lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-

gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt

Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-

forderlich

56

6 Quellen

61 Literatur

Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter

httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb

Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt

Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle

Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading

House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No

12

Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)

Muumlnchen Vahlen

Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice

(9th ed) Boston McGraw-Hill

Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-

Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson

Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A

Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University

108 (6) 1017-1054

Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational

Researcher 15(2) 4-14

Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion

62 Rechtsgrundlagen

Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-

taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und

Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001

Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-

sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)

Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-

schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom

30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)

Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et

lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001

EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit

Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK

EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der

Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK

57

Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)

Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)

Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg

(SR 101000)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)

Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom

16062016 (LB SR 447710)

Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)

63 Berichte und Stellungnahmen

SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr

Bildungsforschung

Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017

Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave

lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat

de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut

Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg

Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg

13122018

Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute

Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK

httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf

httpwwwcdipchdyn12277php

2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron

PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion

httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf

httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv

onMedienundIKTindenUnterrichtpdf

httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes

Page 3: Prof. Dr. Roman Capaul St. Gallen, 2. April 2019 · guisme est un atout unique qui est mis en avant comme une unique selling proposition (USP - proposition de vente unique). Le bilinguisme

3

a) Lehrpersonenbildung an die HEP-PH FR fachwissenschaftliche Ausbildung an der Uni-

versitaumlt

b) Lehrpersonenbildung an die Universitaumlt und

c) Kooperationsmodell uumlber die Kantonsgrenzen hinweg

Ergebnisse

Die Analyse zeigt dass ein gewisser Handlungsdruck besteht Da die aktuelle Situation aber

weitgehend festgefahren ist wird ein zweiphasiges Vorgehen vorgeschlagen Am einfachs-

ten und schnellsten kann ein interinstitutionelles Gremium als strategisches Lenkungsorgan

realisiert werden Durch ein solches Organ kann die Gestaltung der Lehrpersonenbildung

direkt an die Regierung gebunden werden Gefuumlhrt wird das vorgeschlagene Gremium vom

zustaumlndigen Staatsrat Das Organ denkt und handelt in Legislaturperioden und bringt Inves-

titionsanliegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit diesem uumlberge-

ordneten Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implemen-

tiert werden aus der eine vertiefte thematische Kooperation zwischen den Institutionen her-

anwachsen kann Die Zusammenarbeit in transversalen Themen wie Liegenschaftsnutzung

Informatikinfrastruktur Basisvorlesungen etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen wer-

den Damit erhaumllt die Freiburger Lehrpersonenbildung einen einheitlichen Aussenauftritt Im

Verlaufe dieses Prozesses kann die Umsetzung einer zweiten Phase vorbereitet werden

denn mittelfristig macht es Sinn die ganze Lehrpersonenbildung unter einem organisatori-

schen Dach zusammenzufassen

Im Verlaufe der Analyse wird sichtbar dass der Kanton Freiburg eine fuumlr die ganze Schweiz

bedeutungsvolle Bruumlckenfunktion zwischen dem franzoumlsischen und deutschen Sprachraum

innehat Der Kanton traumlgt eine Art nationale Kohaumlsionsaufgabe Er koumlnnte sich mit einer

zweisprachig ausgerichteten Lehrpersonenbildung auf allen Stufen uumlberkantonal noch bes-

ser profilieren und die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als Unique Selling Proposition (USP)

nutzen Die heute am ILLB praktizierte Zweisprachigkeit besteht zu einem grossen Teil noch

immer in parallelen weitgehend unabhaumlngig voneinander funktionierenden Strukturen

Spannungsfelder

Die im Rahmen dieses Gutachtens untersuchten Fragestellungen und entwickelten Modell-

vorstellungen sind gesellschaftlicher Natur Zahlreiche Spannungsfelder fuumlhren zu einer

komplexen Gesamtsituation unterschiedliche Paradigmen in der deutschen und franzoumlsi-

schen Sprachregion Autonomie der Institutionen HEP-PH FR und Universitaumlt versus Zent-

ralisierung der Lehrbildung mit Synergiemoumlglichkeiten betriebswirtschaftliche Notwendig-

keiten versus paumldagogische Anliegen Ausbildung von Lehrpersonen (Angebotsseite) versus

Beduumlrfnisse des Praxisfeldes (Nachfrageseite) zahlreiche rechtliche und normative Aspekte

Trotzdem oder gerade deswegen wird ein Grundsatzentscheid immer dringlicher

4

Executive Summary (f)

Situation initiale

Au niveau politique la formation des enseignants et des enseignantes doit faire lobjet dun

deacutebat reacutegulier et approfondi En effet la formation initiale et continue des enseignants et des

enseignantes en nombre suffisant (quantiteacute) et compeacutetents ou compeacutetentes (qualiteacute) est une

tacircche centrale du systegraveme de formation Il nrsquoest pas possible drsquoobtenir de bonnes eacutecoles dis-

pensant un enseignement de qualiteacute sans disposer drsquoun nombre suffisant drsquoenseignants ou

drsquoenseignantes compeacutetent-e-s

Du fait des changements sociaux technologiques et eacuteconomiques la formation des ensei-

gnants et des enseignantes est en constante eacutevolution De plus lhistoire de la formation du

corps enseignant agrave Fribourg est marqueacutee par des jalons tels que le lancement du Processus de

Bologne (1999) le remplacement de lrsquoeacutecole normale cantonale (ENC) par la Haute eacutecole peacute-

dagogique (HEP-PH FR 2001) et la creacuteation de lInstitut de formation des enseignants et des

enseignantes (ILLB) de Fribourg (2016) Apregraves ce cumul de reacuteformes il est judicieux de re-

mettre en question le statu quo Tant la HEP-PH FR que lILLB sont actuellement confronteacutes

agrave des deacutefis majeurs En particulier les locaux ne reacutepondent pas aux besoins des institutions

de formation des enseignants et des enseignantes de niveau tertiaire Durant les anneacutees agrave

venir une peacutenurie denseignants et drsquoenseignantes dans les eacutecoles primaires est attendue Il

faudra alors former davantage dlsquoenseignants et drsquoenseignantes pour faire face agrave cette situa-

tion ce qui nest pas possible avec linfrastructure existante

Mandat

Afin davoir une vue densemble de la probleacutematique le conseiller dEtat Jean-Pierre Siggen a

demandeacute aupregraves de lUniversiteacute de Saint-Gall un rapport analysant la situation dun point de

vue externe Ce document doit servir de base de deacutecision pour dessiner le concept institu-

tionnel de la formation des enseignants et des enseignantes dans le canton de Fribourg

Structure du rapport

Dans un premier temps le rapport preacutesente la situation actuelle Les deacuteveloppements histo-

riques et lrsquoinfluence des eacutevolutions dans les domaines de la peacutedagogie de la technologie de

la politique de leacuteducation de la socieacuteteacute et de leacuteconomie qui faccedilonnent la formation des en-

seignants et des enseignantes dans le canton de Fribourg sont briegravevement deacutecrits Dans la

partie analyse agrave proprement dite les donneacutees qualitatives et quantitatives sont eacutevalueacutees et

permettent drsquoobtenir des premiegraveres conclusions Les donneacutees utiliseacutees proviennent de lana-

lyse de divers documents pertinents (rapports bases juridiques) et surtout des discussions

avec des experts et des expertes de la politique de la formation des enseignants et des ensei-

gnantes comme des repreacutesentants et repreacutesentantes des eacutetablissements concerneacutes et dautres

5

acteurs et actrices Sur la base de ces conclusions divers modegraveles organisationnels sont eacutela-

boreacutes et eacutevalueacutes les uns par rapport aux autres

Les modegraveles suivants sont analyseacutes en deacutetails

a) Formation peacutedagogique des enseignants et enseignantes agrave la HEP-PH FR formation scien-

tifique agrave luniversiteacute

b) Formation complegravete (scientifique et peacutedagogique) des enseignants et enseignantes agrave lUni-

versiteacute de Fribourg et

c) Modegravele de coopeacuteration avec des institutions situeacutees hors canton

Reacutesultats

Lanalyse montre quil existe un besoin drsquoagir Comme la situation actuelle est largement

bloqueacutee une approche en deux phases est proposeacutee Le moyen le plus rapide et le plus

simple consiste en la creacuteation drsquoun organe interinstitutionnel qui fonctionnerait comme or-

gane de pilotage strateacutegique Un tel gremium permet de lier directement la formation des

enseignants et des enseignantes au gouvernement Cette structure est preacutesideacutee par le Con-

seiller dEacutetat compeacutetent Lorgane tient compte de la peacuteriode leacutegislative Il traite en temps

utile des questions dinvestissement dans la planification financiegravere agrave moyen et long terme

Avec cet organe chapeautant la formation une architecture de communication commune

plus forte peut ecirctre mise en place A partir de cette derniegravere une coopeacuteration plus approfon-

die peut se deacutevelopper entre les institutions pour des theacutematiques speacutecifiques Le greacutemium

peut initier la coopeacuteration sur des thegravemes transversaux tels que lutilisation des infrastruc-

tures immobiliegraveres linfrastructure informatique les cours de base etc drsquoune maniegravere qui

engage les institutions Vis-agrave-vis de lrsquoexteacuterieur cette structure donne agrave la formation des en-

seignants de Fribourg une apparence drsquouniteacute Au cours de ce processus la mise en œuvre

dune deuxiegraveme phase peut ecirctre preacutepareacutee En effet agrave moyen terme il est logique de regrou-

per lensemble de la formation des enseignants dans une seule structure organisationnelle

Au cours de lanalyse il apparaicirct que le canton de Fribourg joue un rocircle important de passe-

relle entre les reacutegions linguistiques francophones et germanophones pour lensemble de la

Suisse Le canton a une sorte de mission de coheacutesion nationale En proposant une formation

bilingue des enseignants et des enseignantes plus avanceacutee et agrave tous les degreacutes il pourrait

encore mieux se positionner par rapport aux autres cantons Le bilinguisme ou le multilin-

guisme est un atout unique qui est mis en avant comme une unique selling proposition (USP -

proposition de vente unique) Le bilinguisme pratiqueacute agrave lrsquoIFE aujourdhui est encore large-

ment constitueacute de structures parallegraveles qui fonctionnent en grande partie indeacutependamment

les unes des autres

Points de tension

Les questions examineacutees et les modegraveles deacuteveloppeacutes reflegravetent la diversiteacute du thegraveme dans le

deacutebat socieacutetal De nombreux points de tension conduisent agrave une situation globale complexe

6

diffeacuterents paradigmes dans les reacutegions germanophones et francophones autonomie de la

HEP-PH FR et de lrsquoUniversiteacute de Fribourg par rapport aux possibiliteacutes de synergies qui deacute-

couleraient drsquoune centralisation de lenseignement peacutedagogique les neacutecessiteacutes eacuteconomiques

par opposition aux preacuteoccupations peacutedagogiques la formation des enseignants et ensei-

gnantes (cocircteacute offre) par rapport aux besoins du terrain (cocircteacute demande) de nombreux aspects

juridiques et normatifs Neacuteanmoins ou preacuteciseacutement pour cette raison une deacutecision de prin-

cipe devient de plus en plus urgente

7

Inhaltsuumlbersicht

1 Einleitung 10

11 Ausgangslage 10

12 Ziele 11

13 Methodik 12

2 Kurzvorstellung der untersuchten Institutionen 14

21 HEP-PH FR 14

211 Entstehungsgeschichte 14

212 Rechtsgrundlage 15

22 ILLB 15

221 Entstehungsgeschichte 15

222 Rechtsgrundlagen 17

23 Departement fuumlr Sonderpaumldagogik 18

231 Entstehungsgeschichte 18

232 Rechtsgrundlagen 20

3 Erkenntnisse aus den Gespraumlchen und Dokumenten 21

31 Bisherige Studien 21

32 Paumldagogische Elemente 23

321 Exkurs Rahmenkonzept fuumlr eine Lehrpersonenbildung 23

322 Kantonales Sprachenkonzept 24

323 Inklusion 26

324 Digitalisierung 26

33 Oumlkonomische Elemente 28

331 Zulassungspolitik 28

332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage 31

34 Organisatorische Elemente 37

341 Interne Fuumlhrungsstrukturen 37

342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen 38

343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung 39

344 Infrastruktur 40

35 Rechtliche Elemente 40

8

351 Nationale Ebene 40

352 Kantonale Ebene 41

36 Finanzielle Elemente 42

37 Kontextualisierung der Erkenntnisse 42

4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle 44

41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick 44

42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle 45

43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Universitaumlt 46

431 Staumlrken und Chancen 46

432 Schwaumlchen und Gefahren 47

44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt 47

441 Staumlrken und Chancen 48

442 Schwaumlchen und Gefahren 48

45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne 49

451 Staumlrken und Chancen 49

452 Schwaumlchen und Gefahren 49

5 Empfehlungen 50

51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit 50

52 Strategische Stossrichtung 50

53 Modellvorschlag 51

531 Interinstitutionelles Gremium 51

532 Abwaumlgungen 53

533 Weiteres Vorgehen und Ausblick 54

534 Schlussgedanken 55

6 Quellen 56

61 Literatur 56

62 Rechtsgrundlagen 56

63 Berichte und Stellungnahmen 57

9

Abkuumlrzungsverzeichnis

AfU Amt fuumlr Universitaumltsfragen

BM Berufsmaturitaumlt

CERF Centre drsquoenseignement et de recherche pour la formation agrave lrsquoenseignement au secon-

daire

CIIP Confeacuterence intercantonale de lrsquoinstruction publique

DAES I Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I

DEEM Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute

DiBi Diplocircme bilingue

DOA Amt fuumlr deutschsprachigen obligatorischen Unterricht

DSP Departement fuumlr Sonderpaumldagogik

EDK Erziehungsdirektorenkonferenz

EKSD Direktion fuumlr Erziehung Kultur und Sport

ENC Ecole normale cantonale

FH Fachhochschule

FHNW Fachhochschule Nordwestschweiz

FHO Fachhochschule Ostschweiz

HEP-PH FR Haute eacutecole peacutedagogique Fribourg ndash Paumldagogische Hochschule Freiburg

HES Haute eacutecole speacutecialiseacutee

HES-SO (FR) Haute eacutecole speacutecialiseacutee de Suisse occidentale (Fribourg)

HFKG Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz

HPI Heilpaumldagogisches Institut

ILLB Institut fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung

ITA Amt fuumlr Informatik und Telekommunikation

IUFE Institut universitaire de la formation des enseignants (UNIGE)

KLD Kombiniertes Lehrdiplom fuumlr die Sekundarstufen I und II

KLS Kantonales Lehrerseminar

LDM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltsschulen

LDS I Lehrdiplom fuumlr die Sekundarstufe I

PER Plan drsquoeacutetudes romand

PHFG Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg von 2015

PHG Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule von 1999

S2 Amt fuumlr Unterricht der Sekundarstufe 2

SEnOF Service de lrsquoenseignement obligatoire de langue franccedilaise

SITel Service de lrsquoinformatique et des teacuteleacutecommunications

SoA Amt fuumlr Sonderpaumldagogik

SUPSI Scuola universitaria professionale della Svizzera italiana

UH Universitaumlre Hochschule

USP Unique Selling Proposition

ZELF Zentrum fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung Freiburg

10

1 Einleitung

11 Ausgangslage

Die institutionelle Organisation der Lehrpersonenbildung im Kanton Freiburg ist schweiz-

weit einzigartig Sie umfasst die Paumldagogische Hochschule Freiburg (HEP-PH FR) einerseits

und ndash neben der universitaumlren Fachausbildung ndash zwei Einheiten der Philosophischen Fakul-

taumlt der Universitaumlt Freiburg andererseits das Institut fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung

(ILLB Departement fuumlr Erziehungs- und Bildungswissenschaften) und das Departement fuumlr

Sonderpaumldagogik (DSP)

Die Ausbildung fuumlr die Vorschul- und die Primarstufe (1H-8H) erfolgt an der HEP-PH FR im

Rahmen eines Bachelorstudiums die Ausbildung fuumlr die Sekundarstufen I und II an der

Universitaumlt im Rahmen eines Masterstudiengangs Das Studium zur Lehrperson der Sekun-

darstufe I (9H-11H) besteht aus zwei Ausbildungsteilen einem fachspezifischen Bachelor in

der entsprechenden Fakultaumlt fuumlr den Studienleistungen (Allgemeine Didaktik Paumldagogische

Psychologie) am ILLB absolviert werden und einem Masterstudiengang am ILLB In den

Faumlchern Bildnerisches Gestalten Technisches Gestalten und WirtschaftArbeitHaushalt so-

wie im Bereich Musik finden die Fach- und fachdidaktischen Studienanteile an der HEP-PH

FR statt Das Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltsschulen (LDM Sekundarstufe II) wird zusaumltzlich

zum Fachstudienabschluss (Master) erworben Studierende aller Fakultaumlten koumlnnen es er-

werben sofern das Fach als Unterrichts- respektive Lehrfach anerkannt ist Das Departement

fuumlr Sonderpaumldagogik erteilt Diplome wie den Bachelor Logopaumldie oder den Master Schuli-

sche Heilpaumldagogik Mit der integrativen Schule werden heute Kinder mit speziellem Foumlr-

derbedarf vermehrt in Regelklassen von schulischen Heilpaumldagogen gefoumlrdert Folgende

Tafel bietet eine Uumlbersicht uumlber die Ausbildungsangebote

HEP-PH FR Bachelor of Arts in Pre-Primary and Primary Education

ILLB Bachelor of Arts fuumlr den Unterricht auf der Sekundarstufe I

Bachelor of Science fuumlr den Unterricht auf der Sekundarstufe I

Master of Arts fuumlr den Unterricht auf der Sekundarstufe I

Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltsschulen

Ab 201920 Kombiniertes Lehrdiplom fuumlr die Sekundarstufen I und II (nur

auf Deutsch)

Doktorat

DSP Bachelor in Klinischer Heilpaumldagogik und Sozialpaumldagogik

Bachelor in Logopaumldie (nur auf Deutsch)

Bachelor in Sonderpaumldagogik

Master in Sonderpaumldagogik

Master in Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik

Master in Sonderpaumldagogik Option Logopaumldie (nur auf Deutsch)

Doktorat

11

Die Lehrpersonenbildung im Kanton Freiburg findet demnach an drei verschiedenen Orten

statt Aus dieser Situation heraus sind verschiedene Problemfelder entstanden

1 In der Ausbildung fuumlr die obligatorische Schule (1H-11H) fehlt es an Kontinuitaumlt Auch

dem gesetzlich verankerten integrativen Unterricht wird in der Ausbildung der

Lehrpersonen zu wenig Rechnung getragen Die Kontakte zwischen der HEP-PH FR

bzw dem ILLB mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik sind ungenuumlgend

2 Die Organisationskulturen in den drei Ausbildungseinheiten sind unterschiedlich

der Informationsaustausch und die Zusammenarbeit sind lose und ungenuumlgend Von

Synergien in den Bereichen der Ausbildung Weiterbildung und Dienstleistungen an

Dritte wird kaum profitiert in der Forschung findet sie nur punktuell (notabene im

Bereich der Mehrsprachigkeit) und meist ad personam statt

3 Die Zusammenarbeit zwischen oumlffentlichen Einrichtungen (besonders der kantonalen

Erziehungsdirektion aber auch interkantonalen oder nationalen Gremien) und den

Ausbildungsinstitutionen wird durch uneinheitliche Entscheidungsbefugnisse er-

schwert Waumlhrend die Rektorin der HEP-PH FR bei anstehenden Fragestellungen

meist eine direkte Entscheidungsbefugnis hat liegen diejenigen der beiden Institute

der Universitaumlt teilweise auch auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene

4 Die Freiburger Lehrpersonenbildung als Ganzes ist kaum sichtbar und schweizweit

wenig profiliert

12 Ziele

Die Erziehungsdirektion hat im Status Quo auf verschiedenen Ebenen Handlungsbedarf

erkannt und die vorliegende Analyse in Auftrag gegeben Bevor Entscheide getroffen und

Massnahmen ergriffen werden sollen die relevanten Faktoren die aktuell auf die Lehrper-

sonenbildung einwirken beleuchtet werden Das Resultat der Analyse soll eine Argumenta-

tionsgrundlage liefern auf deren Basis ein politischer Entscheid getroffen werden kann Da-

bei sollen die Fuumlhrungsstrukturen vereinfacht werden Gemaumlss Mandat sollen folgende As-

pekte im Bericht enthalten sein

1) Uumlberblick uumlber die entsprechenden Lehrpersonenbildungsstaumltten in der Schweiz Vor-

und Nachteile der verschiedenen Modelle

2) Analyse der aktuellen Situation in den drei Ausbildungseinheiten im Kanton Freiburg

3) Analyse von institutionellen Modellen und Empfehlung fuumlr ein Modell (in einer Unterva-

riante soll auch eine Verbindung mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik erwogen

werden) Die verschiedenen Modelle sollen mit Kriterien wie fachliche und paumldagogische

Bildung Forschung Weiterbildung Dienstleistungen an Dritte Personal Attraktivitaumlt

Eintrittsbedingungen fuumlr Studierende nationale Praumlsenz Governance Vertretung in nati-

onalen Gremien Entscheidungsstruktur etc analysiert werden

12

Im Verlauf der Arbeit wurde das Mandat teilweise etwas weiter gefasst Infolge der Exper-

tengespraumlche und Unterlagen sind andere oder zusaumltzliche Aspekte fuumlr eine breite Situati-

onsbeschreibung mit Loumlsungsansaumltzen relevant geworden In meinem Verstaumlndnis sind Fuumlh-

rungs- und Organisationsmodelle zudem auf die konkrete Situation hin auszurichten Es gibt

kein Modell das eins zu eins auf den Kanton Freiburg uumlbertragen werden koumlnnte Folgende

zentrale Merkmale heben sich im Fall Freiburgs im Vergleich zu anderen Kantonen ab und

muumlssen in der Loumlsungssuche mitberuumlcksichtigt werden

Freiburg ist ein Universitaumltskanton mit einer Volluniversitaumlt und zahlreichen ausserkan-

tonalen Studierenden Dies ergibt positive Impulse auf den Bildungskanton Freiburg

Freiburg ist mit ca 312rsquo000 Einwohnern ein relativ kleiner Kanton Neben dem Kanton

dominieren die oumlkonomischen Zentren Bern und Lausanne mit grosser Strahlkraft

Die Zweisprachigkeit weist dem Kanton Freiburg eine fuumlr das ganze Land bedeutungs-

volle Bruumlckenfunktion zwischen dem franzoumlsischen und deutschen Sprachraum zu Der

Kanton hat eine Art Kohaumlsionsaufgabe

13 Methodik

Die im Rahmen dieses Gutachtens zu untersuchenden Fragestellungen sind gesellschaftli-

cher Natur und durchdrungen von normativen Aspekten Die Fragestellungen erfordern

eine interdisziplinaumlre Betrachtung Da die Analyse unter grossem Zeitdruck durchgefuumlhrt

werden muss ist pragmatisches Vorgehen erforderlich Aufgrund meiner verschiedenen

Taumltigkeiten im Bildungswesen kenne ich die schweizerische Bildungslandschaft als Nicht-

Freiburger kann ich aus einer Aussensicht auf den Kanton Freiburg gleichzeitig eine gewisse

Neutralitaumlt wahren Fuumlr den Zugang zu Dokumenten und Gespraumlchspartnern bin ich jedoch

auf die Unterstuumltzung verschiedener Funktionstraumlger im Bildungswesen des Kantons Frei-

burg angewiesen Fuumlr die hervorragende Zusammenarbeit mit der HEP-PH FR der Univer-

sitaumlt und der Erziehungsdirektion sowie fuumlr den uneingeschraumlnkten Zugang zu allen Infor-

mationen moumlchte ich mich an dieser Stelle bedanken

Fuumlr den quantitativen Zugang mussten zunaumlchst Statistiken generiert werden Es fehlt ein

institutionalisiertes Bildungscontrolling oder Bildungsmonitoring mit ausgewaumlhlten Kenn-

zahlen zum Verstaumlndnis und zur Steuerung der Institutionen

Der qualitative Zugang erfolgt neben dem Einbezug von Erkenntnissen aus der Schulfuumlh-

rungstheorie durch die Analyse einschlaumlgiger Dokumente und Expertengespraumlche Als erstes

werden bisherige Analyse- und Konzeptarbeiten gesichtet Fuumlr die zu untersuchenden Fra-

gestellungen ist aber auch spezifisches Wissen in einem lokalen Kontext erforderlich eine

allfaumlllige Loumlsung aus einer anderen Bildungsregion kann nicht zwingend auf Freiburg uumlber-

tragen werden Aufgabe des Gutachters ist deshalb das Erfahrungswissen der Funktionstrauml-

ger zu erschliessen und in einem Gesamtbild zusammenzufuumlgen Die Funktionstraumlger in den

verschiedenen Institutionen sind mit ihren Erfahrungen und Wahrnehmungen die zentralen

Wissenstraumlger Allerdings koumlnnen dabei nicht alle Personen mit Schluumlsselfunktionen beruumlck-

13

sichtigt werden mehr Gespraumlche sind im Rahmen des vereinbarten Mandats und der zur

Verfuumlgung stehenden Zeit nicht moumlglich Es wird darauf geachtet dass die Gespraumlchspartner

ausgewogen auf die verschiedenen Institutionen verteilt sind Neben der Perspektive der

direkt betroffenen Personen im Kanton Freiburg ist auch die Sichtweise auf interkantonaler

und nationaler Ebene zu beruumlcksichtigen denn der Kanton Freiburg muss seine Lehrperso-

nenbildung innerhalb der nationalen Rahmenbedingungen gestalten Alle Gespraumlche konn-

ten in grosser Offenheit und sehr konstruktiv gefuumlhrt werden Folgende Personen haben sich

fuumlr ein Gespraumlch zur Verfuumlgung gestellt

Universitaumlt

Funktion Name

Rektorin Astrid Epiney

Vizerektor Lehre Thomas Schmidt

Praumlsident Departement fuumlr Sonderpaumldagogik Winfried Kronig

Direktor HPI Geacuterard Bless

Direktorin ILLB Christine Pauli

Direktor CERF Roland Pillonel

Direktor ZELF Lorenz Wepf

Studienberaterin ILLB Inge Schnyder

HEP-PH FR

Funktion Name

Praumlsidentin Kommission HEP-PH FR Katharina Thalmann-Bolz

Co-Rektorin ad interim Elisabeth Mauron-Hemmer

Co-Rektor ad interim Lukas Lehmann

Rektorin bis 2018 Pascale Marro

EKSD

Funktion Name

Generalsekretaumlr Michel Perriard

Juristischer Berater Co-Autor erster Bericht Felix Kaufmann

Amtschef SEnOF Hugo Stern

Amtschef DOA Andreas Maag

Amtschef SoA Steacutephane Noeumll

Amtschef S2 Franccedilois Piccand

Amtschefin UfA Barbara Vauthey

Externe Sicht auf die Institutionen

Funktion Name

Koordinatorin Hochschulbereich EDK Madeleine Salzmann

Praumlsident Kammer PH swissuniversities Hans-Rudolf Schaumlrer

Generalsekretaumlr CIIP Olivier Maradan

Rektorin Kollegium Heilig Kreuz Christiane Castella Schwarzen

14

2 Kurzvorstellung der untersuchten Institutionen

21 HEP-PH FR

211 Entstehungsgeschichte

Die institutionellen Wurzeln des Kantonalen Lehrerseminars (KLS) liegen in der Schaffung

einer paumldagogischen Abteilung von Freiburgs Ecole cantonale Vorlaumluferin der heutigen Mit-

telschulen die 1849 mit 17 Schuumllern eroumlffnet wird 1859 folgt die Eroumlffnung eines eigenen

Lehrerseminars (Ecole normale) mit 9 Schuumllern in Hauterive Der Deutsch- bzw Zweispra-

chigkeit wird erst ab 1909 mit einer parallelen Organisationseinheit Rechnung getragen Zu-

sammen mit den privaten Lehrerinnenseminaren die von verschiedenen religioumlsen Kongre-

gationen sowie von der staumldtischen Maumldchensekundarschule in Freiburg geleitet werden

existiert eine Vielzahl an Institutionen im Kanton Aufgrund des Uumlberangebots an Lehrper-

sonen wird das Lehrerseminar in Hauterive 1937 geschlossen aber wegen des resultierenden

Lehrermangels 1943 in der Murtengasse in Freiburg wiedereroumlffnet In den fuumlnfziger Jahren

wird das Gebaumlude der Villa Diesbach erstmals erweitert ein weiteres Mal anfangs der sieb-

ziger Jahre 1988 wird das Lehrerseminar restrukturiert Das KLS I bildet Primarlehrperso-

nen aus das KLS II Kindergarten- und Handarbeits- bzw Hauswirtschaftslehrpersonen

Beide Abteilungen umfassen je eine franzoumlsisch- und eine deutschsprachige Einheit

1859 Eroumlffnung des Kantonalen Lehrerseminars (KLS) in Hauterive

1909 Eroumlffnung einer deutschsprachigen Sektion

1936 Schliessung des KLS in Hauterive

1943 Wiedereroumlffnung des KLS in der Murtengasse

1959 Abschluss des Ausbaus der Villa Diesbach

1964 Ende des Internatsobligatoriums

1975 Eintritt der ersten Maumldchen Einweihung des Erweiterungsbaus und Einrichtung des Centre fribourgeois

de documentation peacutedagogique

1988 Schliessung der letzten privaten Kindergaumlrtnerinnenausbildung im Kanton Restrukturierung je ein

Studiengang fuumlr Primar- sowie fuumlr Handarbeits- bzw Hauswirtschaftslehrpersonen

2000 Inkrafttreten des Gesetzes von 1999 uumlber die Paumldagogische Hochschule (PHG)

2003 Verleihung der letzten Diplome des KLS

2005 Diplomanerkennung durch die EDK

2012 Erneuerung der Diplomanerkennung durch die EDK

2016 Inkrafttreten des Gesetzes von 2015 uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg (PHFG)

Abbildung 1 Eckdaten HEP-PH FR

Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR geht es nicht um eine einfache Umwandlung des Lehrer-

seminars Mit dem Inkrafttreten des Gesetzes von 1999 wird de facto eine neue Institution

geschaffen die nicht mehr dem Sekundar- sondern dem Tertiaumlrbereich angehoumlrt und sich

15

innerhalb des Bildungssystems anders positioniert So existieren bis zur Schliessung des

Kantonalen Lehrerseminars 2003 beide Schulen nebeneinander wobei sie sich Raumlumlichkei-

ten und einen Grossteil des Personals teilen

Heute werden an der HEP-PH FR uumlber 400 Personen ausgebildet fast drei Viertel davon

sind franzoumlsischsprachig Das Interesse fuumlr das zweisprachige Diplom (Diplocircme bilingue DiBi)

ist maumlssig obwohl es sich um ein schweizweit einzigartiges Angebot handelt Die Zahlen

zeigen dass in der deutschsprachigen Abteilung die theoretisch uumlber 150 Studienplaumltze ver-

fuumlgt (50 Plaumltze pro Studienjahr) die Kapazitaumlt nicht ausgeschoumlpft werden kann In der fran-

zoumlsischen Abteilung sind im ersten Studienjahr die vorhandenen Plaumltze besetzt Wegen Stu-

dienabbruumlchen in den folgenden Jahren sind aber auch hier die Kapazitaumlten nicht voll ausge-

lastet Insgesamt sind die Kapazitaumlten auf 450 Plaumltze beschraumlnkt

Abbildung 2 Entwicklung der Studierendenzahlen an der HEP-PH FR 201314-201819

212 Rechtsgrundlage

Gesetz vom 21052015 uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg (PHFG)

httpsbdlffrchappdetexts_of_law4331

22 ILLB

221 Entstehungsgeschichte

Mit der Gruumlndung der Universitaumlt im Jahr 1889 geht die Schaffung eines Lehrstuhls fuumlr Pauml-

dagogik einher Erster Inhaber ist Abbeacute Horner ehemals Lehrer am KLS Hauterive und Rek-

tor des Kollegiums St Michael 1907 spricht sich der Staatsrat fuumlr die Schaffung eines Insti-

tuts fuumlr Paumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt aus dessen Realisierung aller-

445 444

470

418 409

270

301 310

282 280

96 80

90 75

61 79

63 70 61 68

0

50

100

150

200

250

300

350

400

450

500

201314 201415 201516 201617 201718

total

franzoumlsischsprachig

deutschsprachig

zweisprachiges Diplom

16

dings auf sich warten laumlsst Das Institut verfuumlgt anfangs weder uumlber eigene Raumlumlichkeiten

noch uumlber ein spezifisches Budget es geht vor allem darum entsprechend den Trends auf

nationaler und internationaler Ebene einen Lehrstuhl fuumlr experimentelle Psychologie in Frei-

burg zu implementieren und diesen in einem Zentrum fuumlr katholische Paumldagogik zu veran-

kern Als sich das KLS 1909 um eine deutschsprachige Abteilung erweitert werden auch an

der Universitaumlt entsprechende Bemuumlhungen unternommen in der Bestrebung die Lehrper-

sonenausbildung auf Primarstufe ebenfalls in die Universitaumlt zu integrieren

Mit dem Abgang des Institutsdirektors und Inhabers des Lehrstuhls fuumlr Paumldagogik 1909 ha-

ben sich diese Bestrebungen verloren Sein Nachfolger besetzt nur den Lehrstuhl nicht aber

die Direktion des Instituts Durch diese Vakanz und die schwierige Wirtschaftslage infolge

des 1 Weltkriegs wird das Wachstum des Instituts stark gehemmt 1919 erklaumlrt Georges Py-

thon die finanzielle Lage verunmoumlgliche ein Funktionieren des Instituts

Anfang der 1930er Jahre gewinnt die Freiburger Paumldagogik dank der Dynamik in der Son-

derpaumldagogik wieder an Aufwind und die Arbeit des Instituts wird wiederaufgenommen

Der Benediktinerkonvent von Einsiedeln fragt nach Lehrveranstaltungen fuumlr gymnasiale

Paumldagogik und praktischen Uumlbungen fuumlr die deutsche Sprache fuumlr die zukuumlnftigen Lehrper-

sonen der Klosterschule Die Erziehungsdirektion verlangt deshalb von der Philosophischen

Fakultaumlt die Anpassung ihres Reglements an die Ausbildung von Gymnasiallehrpersonen

1932 wird das Institut in zwei sprachliche Abteilungen unterteilt

1889 Gruumlndung der Universitaumlt Lehrstuhl fuumlr Paumldagogik

1907 Eroumlffnung eines Instituts fuumlr Paumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt

1909 Erste Angebote fuumlr deutschsprachige Studierende Voruumlbergehende Unterbrechung der Arbeit des Insti-

tuts

1932 Beginn der Ausbildung von Gymnasiallehrpersonen Eroumlffnung einer deutschsprachigen Abteilung

1934 Eroumlffnung eines Heilpaumldagogischen Seminars

1947 Offizielle Schaffung des Instituts fuumlr Paumldagogik Heilpaumldagogik und Angewandte Psychologie

1966 Losloumlsung der Heilpaumldagogik

1973 Losloumlsung der Angewandten Psychologie

1983 Lehrerbildungsreform Abloumlsung des franzoumlsischsprachigen Instituts vom deutschsprachigen Bezug der

Raumlumlichkeiten in Regina Mundi

1984 Losloumlsung der Sozialarbeit

1995 Angliederung des SFM an den Lehrstuhl fuumlr Paumldagogik

1998 Lehrerbildung wird unter die Verantwortung des Departements fuumlr Erziehungswissenschaften gestellt

2004 Lehrerbildung wird an der Philosophischen Fakultaumlt angesiedelt

2016 Gruumlndung des ILLB

Abbildung 3 Eckdaten ILLB

Erst 1947 wird durch einen Beschluss des Staatsrats offiziell ein Institut fuumlr Paumldagogik Heil-

paumldagogik und angewandte Psychologie gegruumlndet Es besteht aus drei Abteilungen allge-

17

meine Paumldagogik fuumlr die Ausbildung der Lehrpersonen auf Sekundarstufe Sonderpaumldago-

gik fuumlr die Ausbildung von Sozialpaumldagogen sowie angewandte Psychologie fuumlr die Ausbil-

dung von Schulpsychologen und Berufsberatern 1983 wird mit der Realisierung der Lehrer-

bildungsreform das franzoumlsischsprachige Institut vom deutschsprachigen geloumlst Im selben

Jahr beziehen das Departement fuumlr Erziehungswissenschaften das Departement fuumlr Psycho-

logie sowie die beiden Zentren fuumlr Lehrpersonenbildung CERF und ZELF ihre Raumlumlichkei-

ten im Gebaumlude Regina Mundi Die franzoumlsischsprachige Lehrerbildung wird in einem inter-

fakultaumlren bdquoService de la formation des maicirctresraquo SFM zusammengefasst der 1995 dem Lehr-

stuhl fuumlr Paumldagogik angegliedert wird Im deutschsprachigen Bereich wird noch weiter mit

getrennten Abteilungen Sek I und Sek II gearbeitet 2016 wurde das ILLB mit den heutigen

Strukturen und drei zusaumltzlichen Lehrstuumlhlen gegruumlndet

Heute besuchen uumlber 600 Personen eine Ausbildung am ILLB Aufgrund der Aufnahmebe-

schraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Ausbildung fuumlr das Lehramt auf Sekundarstufe II

(DEEM) geht die deutliche Zunahme der Studierendenzahlen des ILLB in den letzten Jahren

hauptsaumlchlich auf den Anstieg in der Studienrichtung Lehrdiplom auf Sekundarstufe I (LDS

I bzw DAES I) zuruumlck

Abbildung 4 Entwicklung der Studierendenzahlen am ILLB 201314-201718

222 Rechtsgrundlagen

- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt

httpswww3unifrchappslegaldedocument454827

570 586 599

636 663

231 243 252 254 253

147 140 147 160 182

125 132 137 154 166

67 71 63 68 62

0

100

200

300

400

500

600

700

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

Total

DAES I amp LDS I (Bachelor)

DAES I amp LDS I (Master)

DEEM

LDM

18

- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument274463

- Statuten vom 8 Maumlrz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146

- Statuten vom 16 Juni 2016 des Departements fuumlr Erziehungs- und Bildungswissen-

schaften der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument276395

- Statuten vom 16 Juni 2016 des Instituts fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die

Sekundarstufen (ILLB)

httpswww3unifrchappslegaldedocument276424

- Reglement vom 16 Juni 2016 des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr

die Sekundarstufen (BLB)

httpswww3unifrchappslegaldedocument276426

23 Departement fuumlr Sonderpaumldagogik

231 Entstehungsgeschichte

Nach der Gruumlndung des ersten heilpaumldagogischen Ausbildungsinstituts in Zuumlrich 1924

moumlchte der bdquoSchweizerische Caritas-Verbandldquo ein katholisches Pendant in Freiburg schaffen

In den 1930er Jahren unterzeichnen interessierte Instanzen eine nationale Vereinbarung fuumlr

die Schaffung von drei Ausbildungsstaumltten fuumlr Sonderpaumldagogik in Freiburg Genf und Zuuml-

rich 1934 wird innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt das Heilpaumldagogische Seminar Frei-

burg eroumlffnet als unabhaumlngige Abteilung des Instituts fuumlr Paumldagogik In seinen Anfaumlngen ist

das Heilpaumldagogische Seminar rein deutschsprachig Erst mit der Ernennung eines franzouml-

sischsprachigen Ordinarius im Jahr 1984 nimmt die Anzahl der Studierenden aus der West-

schweiz zu

1945 bleibt der Lehrstuhl des Heilpaumldagogischen Seminars infolge der Wirren des 2 Welt-

kriegs vakant Im Herbst 1946 wird er wiederbesetzt und das Seminar nimmt seine Taumltigkei-

ten wieder auf 1951 wird das Seminar in ein Institut umgewandelt bleibt aber gleichzeitig

Teil des uumlbergeordneten Instituts fuumlr Paumldagogik Im selben Jahr wird auf Wunsch des Erzie-

hungsdirektors die bdquoHeilpaumldagogisch-psychiatrische Poliklinikldquo eroumlffnet Die beiden Institu-

tionen haben getrennte Verwaltungen und Buchhaltungen arbeiten aber aufs engste zu-

sammen

Wegen der stetigen Zunahme der Studierendenzahlen ist das Heilpaumldagogische Institut zu-

nehmend mit Raumproblemen konfrontiert Da der Kanton den wachsenden Beduumlrfnissen

des Instituts nicht Folge leisten kann wird 1958 der Verein Curatorium gegruumlndet 1960 wird

dem Institut das Gebaumlude in der Kanisiusgasse 21 Eigentum des Curatorium zur Verfuumlgung

gestellt Tatsaumlchlich ist die Anzahl der Studierenden von der Wiedereroumlffnung des Seminars

19

1946 bis zum Studienjahr 196970 von 6 auf 451 angewachsen Rund 15 der Studierenden

der Universitaumlt und 45 der Studierenden der Philosophischen Fakultaumlt sind am Heilpaumlda-

gogischen Institut eingeschrieben Eine Studie von 1968 gibt an dass uumlber die Haumllfte aller

kantonalen Schulpsychologen in Freiburg ausgebildet worden sind Auch die Entwicklung

der Sozialversicherungen generiert ein wachsendes Beduumlrfnis an im Sozialbereich ausgebil-

deten Personen und das Institut fuumlr Heilpaumldagogik kann sich als privilegierter Gespraumlchs-

partner des Bundes profilieren

Da Status und Finanzierung der Poliklinik problematisch sind wird sie 1987 nach Inkrafttre-

ten des Schulgesetzes in das bdquoHeilpaumldagogische Zentrumldquo umgewandelt das sich in das

bdquoHeilpaumldagogischen Universitaumltszentrumldquo und den bdquoRegionalen Dienst fuumlr Schulpsycholo-

gie und Logopaumldieldquo gliedert Der Verein Curatorium gruumlndet seinerseits 1990 die Stiftung

Heilpaumldagogisches Zentrum 2018 wird die Entscheidung das Curatorium aufzuloumlsen ge-

troffen und das Gebaumlude geht in den Besitz der Stiftung uumlber 1999 wird innerhalb der Phi-

losophischen Fakultaumlt das Departement fuumlr Sonderpaumldagogik gegruumlndet dem das Heilpauml-

dagogische Institut angegliedert wird Die Anzahl der Studierenden steigt weiter an 2017

werden am DSP 953 Studierende ausgebildet

1934 Eroumlffnung des Heilpaumldagogischen Seminars

1945 Vakanz des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik

1946 Wiederbesetzung des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik

1951 Umwandlung des Heilpaumldagogischen Seminars in ein Institut Eroumlffnung der Heilpaumldagogisch-

psychiatrischen Poliklinik

1958 Gruumlndung des Vereins Curatorium

1960 Bezug des Gebaumludes in der Kanisiusgasse

1966 Trennung der Heilpaumldagogik von der Allgemeinen Paumldagogik in ein autonomes Institut

1987 Umwandlung der Poliklinik in das Heilpaumldagogische Zentrum

1990 Gruumlndung der Stiftung Heilpaumldagogisches Zentrum durch den Verein Curatorium

1999 Gruumlndung des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt

2018 Entscheidung zur Aufloumlsung des Vereins Curatorium

Abbildung 5 Eckdaten Departement fuumlr Sonderpaumldagogik

20

Abbildung 6 Entwicklung der Studierendenzahlen am DSP 201314-201718

232 Rechtsgrundlagen

- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt

httpswww3unifrchappslegaldedocument454827

- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument274463

- Statuten vom 8 Marz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146

- Statuten vom 10 April 2014 des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik

httpswww3unifrchappslegaldedocument276391

- Statuten vom 10 April 2014 des Heilpaumldagogischen Instituts der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument276407

475 443 451 463

481

35 35 34 42 54

344 371 373

399 379

27 31 33 26 24

881 880 891 930 938

0

100

200

300

400

500

600

700

800

900

1000

2013 2014 2015 2016 2017

BA in Klinischer Heilpaumldagogik und Sozialpaumldagogik Sonderpaumldagogik Logopaumldie

MA in Sonderpaumldagogik

MA in Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik

Doktorat

Total

21

3 Erkenntnisse aus den Gespraumlchen und Dokumenten

31 Bisherige Studien

Die aktuellen Problemfelder in der Freiburger Lehrpersonenbildung sind keine neue Er-

scheinung Die institutionelle Zerstuumlckelung hat schon immer bestanden und Probleme ge-

neriert Es haben deshalb bereits verschiedene Analysen stattgefunden die die Probleme

durchaus erkannt und benannt haben Loumlsungen wurden aber nur ansatzweise in Angriff

genommen Ein Grundsatzentscheid zur Zusammenlegung der Ausbildungsstaumltten wurde

nie getroffen

Zu Anfang handelte es sich um strukturelle und personelle Fragen in der Lehrpersonenbil-

dung innerhalb der Universitaumlt Aufgrund interner Probleme in der franzoumlsischsprachigen

Abteilung hat die Erziehungsdirektion 2006 den ehemaligen Vorsteher des Amtes fuumlr Uni-

versitaumltsfragen mit einer laquomission drsquoeacutevaluation de meacutediation et de propositionsraquo betraut

Infolge seines Berichts wurde eine Reihe von strukturellen organisationellen paumldagogischen

und personalen Massnahmen beschlossen fuumlr deren Umsetzung und Begleitung die Univer-

sitaumlt erneut den ehemaligen Amtsvorsteher beauftragt hat Aus diesen Massnahmen resul-

tierte insbesondere die Schaffung des Centre drsquoenseignement et de recherche pour la formation agrave

lrsquoenseignement au secondaire (CERF)

Ende 2007 wurde die Analysetaumltigkeit auf die Lehrpersonenbildung insgesamt ausgeweitet

Der Lenkungsausschuss der Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und

der HEP-PH FR hat festgestellt dass die Zusammenarbeit zwischen den beiden Institutionen

intensiviert werden muss Das Rektorat der Universitaumlt hat daraufhin eine Arbeitsgruppe

laquoLehrerbildung an der Universitaumlt Freiburg laquomit Vertretern des CERF der deutschsprachi-

gen Lehrpersonenbildung (LDS I amp II Vorlaumlufer des ZELF) der HEP-PH FR der EKSD und

des Rektorats mit der Analyse von vier konkreten Fragen betraut Drei davon betreffen die

Organisation der Lehrpersonenbildung im Kanton und innerhalb der Universitaumlt (Beziehun-

gen zwischen Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und der HEP-PH FR Beziehungen

zwischen der Lehrpersonenbildung und dem Departement fuumlr Erziehungswissenschaften

strukturelle Trennung der franzoumlsisch- und der deutschsprachigen Lehrerbildung) die vierte

die Ressourcen uumlber die die Lehrpersonenbildung innerhalb der Universitaumlt verfuumlgte In

ihrem Bericht vom 26 Februar 2009 zuhanden des Rektorats hat die Arbeitsgruppe nach der

Analyse der Fragen jeweils Empfehlungen zur Verbesserung der festgestellten Probleme

abgegeben

Was die Frage der Beziehungen zwischen der Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und

der HEP-PH FR betrifft hat sich die wesentliche Feststellung bis heute nicht veraumlndert laquo(hellip)

la seacuteparation de lrsquoensemble de la formation des enseignants agrave Fribourg en plusieurs uniteacutes

distinctes affaiblit assureacutement la position de la formation des enseignants fribourgeois dans

le contexte national Un rapprochement progressif (hellip) creacutedibiliserait la place de Fribourg

comme lieu de formation drsquoenseignantsraquo Als Loumlsung hat die Arbeitsgruppe die Schaffung

eines interinstitutionellen Instituts fuumlr Lehrpersonenbildung empfohlen analog zum Institut

22

fuumlr Mehrsprachigkeit ohne jedoch die bestehenden Strukturen zu fusionieren Das neu zu

schaffende Institut waumlre zustaumlndig fuumlr die strategische Planung das Qualitaumltsmanagement

sowie die Foumlrderung und Aufwertung der Lehrpersonenbildung im Kanton Auch die In-

tegration der sonderpaumldagogischen Ausbildungen ndash die allerdings in der Arbeitsgruppe

nicht vertreten waren ndash in dieses Institut wurde als wuumlnschenswert erachtet

Das Rektorat der Universitaumlt hat den Bericht an die Erziehungsdirektion weitergeleitet Die

damalige Direktorin hat den Vorschlag der Schaffung eines interinstitutionellen Instituts

prinzipiell gutgeheissen und das Rektorat der Universitaumlt und die Direktion der HEP-PH FR

beauftragt die konkrete Umsetzung dieses Vorschlags zu studieren Das Mandat verlangte

zwei Teilberichte Der erste sollte die verschiedenen Varianten eines interinstitutionellen

Instituts sowie eine erste Schaumltzung der Transformationskosten enthalten der zweite eine

juristische Abklaumlrung der gewaumlhlten Variante insbesondere in Bezug auf deren strukturelle

personelle und finanzielle Auswirkungen

Der erste Teilbericht vom 19 Januar 2010 basiert auf derselben Feststellung wie derjenige der

Arbeitsgruppe des Rektorats laquo(hellip) la formation fribourgeoise des enseignant-e-s repose au-

jourdrsquohui sur une structure jugeacutee trop complexe et sous-doteacutee en ressources pour assurer agrave

long terme une formation compeacutetitive et de qualiteacute par rapport aux HEP et universiteacutes voi-

sines eu eacutegard agrave lrsquoaccroissement des exigences fixeacutees par la CDIPraquo Was jedoch die moumlgli-

chen Varianten anging schienen den Autoren des Berichts nicht alle in gleichem Masse laquoju-

dicieuses et pertinentes pour la place fribourgeoise agrave lrsquoheure actuelleraquo Da die HEP-PH FR als

Bildungsstaumltte des Tertiaumlrbereichs noch jung und die Lehrpersonenbildung an der Universi-

taumlt strukturell wenig etabliert war wurden die beiden Fusionsvarianten (Integration des ge-

samten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR in die Universitaumlt und umgekehrt) als nicht

umsetzbar erachtet die Variante der Integration in die HEP-PH wurde gar nicht erst analy-

siert Wie bereits im Bericht des Rektorats wurde auch hier argumentiert die Integration der

HEP-PH FR in die Universitaumlt wuumlrde den Kanton seinen Einfluss auf die Zulassung und die

Studienplaumlne kosten diejenige des berufspraktischen Ausbildungsteils der Universitaumlt in die

HEP-PH FR einen Teil seiner Studierenden aus anderen Kantonen Es wurde aber notabene

auch die Beibehaltung der aktuellen Situation ausgeschlossen Somit konzentrierte sich die

Analyse wie von der Arbeitsgruppe des Rektorats empfohlen auf das Modell einer laquointerin-

stitutionellen Koordinationsstrukturraquo Tatsaumlchlich war die Schaffung eines gemeinsamen

Bildungs- und Kompetenzzentrums bereits im damals geltenden Gesetz uumlber die Paumldagogi-

sche Hochschule (PHG) von 1999 vorgesehen (Art 5 Abs 2) Aus juristischer Sicht kam diese

Variante also der Umsetzung eines Gesetzesartikels gleich der keine grundlegenden Aumlnde-

rungen der internen Strukturen der bestehenden Rechtstexte und Ausbildungsprogramme

nach sich ziehen wuumlrde Der entsprechende Gesetzesartikel wurde nicht in das neue Gesetz

von 2015 (PHFG) aufgenommen die heute geltenden Bestimmungen uumlber die Zusammenar-

beit zwischen HEP-PH FR und Universitaumlt beschraumlnken sich auf die Zusammenarbeitsver-

einbarung

23

Der zweite Teilbericht vom 31 Mai 2010 nimmt infolge von Diskussionen der Arbeitsgruppe

mit der Direktorin der EKSD dem Rektorat der Universitaumlt und der Direktion der HEP-PH

FR uumlber die Resultate des ersten Teilberichts die beiden Fusionsvarianten wieder auf Da die

Variante laquointerinstitutionelles Institutraquo die Entscheidungsstrukturen nicht vereinfachen

sondern im Gegenteil zusaumltzlich erschweren wuumlrde hat sich die Arbeitsgruppe nach einem

Vergleich der drei Varianten letztendlich fuumlr diejenige der Integration in die Universitaumlt aus-

gesprochen Anfang 2011 hat die Direktorin der EKSD dennoch entschieden dass es fuumlr die

Umsetzung der einen oder anderen Variante zu fruumlh sei insbesondere die Revision des Ge-

setzes uumlber die HEP-PH FR muumlsse vorher abgeschlossen werden Gleichzeitig hat sie den

Rektor der Universitaumlt gebeten unmittelbar Arbeiten zur Staumlrkung der bestehenden internen

Strukturen aufzunehmen um eine bessere Fuumlhrung der universitaumlren Lehrpersonenbildung

zu gewaumlhrleisten Die erwaumlhnte Gesetzesrevision hat schliesslich zum heutigen Gesetz uumlber

die HEP-PH FR (PHFG in Kraft seit 2016) mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit die Reorganisa-

tion der universitaumlren Strukturen zum neu geschaffenen ILLB mit den beiden Zentren CERF

und ZELF gefuumlhrt

Sowohl inner- als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen hat sich die Situation fast ein Jahr-

zehnt nach Erscheinen des zweiten Teilberichts derart grundlegend veraumlndert dass nicht

mehr auf dieser bisherigen Studie aufgebaut werden kann Zwar liefert sie interessante In-

formationen zur ehemaligen Funktionsweise der beiden Institutionen die Position der Uni-

versitaumlt und der HEP-PH FR innerhalb der Hochschullandschaft Schweiz ist aber heute nicht

zuletzt aufgrund der Restrukturierung des gesamten Hochschulwesens infolge des Hoch-

schulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetztes (HFKG in Kraft seit 2015) nicht mehr mit der-

jenigen von 2010 vergleichbar Wichtigste Erkenntnis der bisherigen Analysen bleibt damit

die Feststellung dass die Kraumlfte gebuumlndelt werden und der fragmentierten Organisation der

Freiburger Lehrpersonenbildung dringend ein Ende bereitet werden muss

32 Paumldagogische Elemente

Schulen und Bildungsorganisationen stehen als offene Systeme unter dem Einfluss der Ent-

wicklungen ihres Umfelds Deshalb ist es wichtig diese Entwicklungen und deren Relevanz

fuumlr die Konzeption und die Steuerung des Schulwesens zu beleuchten Dieses Kapitel hebt

einige im vorliegenden Kontext relevante Entwicklungen hervor Es erhebt dabei keinen An-

spruch auf Vollstaumlndigkeit sondern will anhand aktueller Beispiele die Wechselwirkung

zwischen gesellschaftlichem Wandel und paumldagogischen Konzepten aufzeigen

321 Exkurs Rahmenkonzept fuumlr eine Lehrpersonenbildung

Die Lehrpersonenbildung soll Studierenden auf die hohen Anforderungen im Berufsfeld

vorbereiten Als Orientierungsrahmen und Erklaumlrungshilfe fuumlr die Konzeption der Aus- und

Weiterbildung von Lehrpersonen kann das PCK-Modell (Pedagogical Content Knowledge) von

Shulmann (1986) dienen Das Modell besagt dass Lehrpersonen sowohl uumlber inhaltliches

paumldagogisches und fachdidaktisches Wissen verfuumlgen muumlssen und macht gleichzeitig die

24

hohen Anforderungen deutlich die an die Dozierenden in der Lehrerausbildung gestellt

werden

- Content Knowledge Das inhaltliche Wissen bezieht sich auf die fachwissenschaftlichen As-

pekte des Unterrichts die mit einer Klasse erarbeitet werden

- Pedagogical Knowledge Paumldagogisches Wissen umfasst das Wissen und Koumlnnen wie eine

Klasse zu unterrichten ist (Methodik und Allgemeindidaktik)

- Pedagogical Content Knowledge Die Schnittmenge dieser beiden ersten Dimensionen fuumlhrt

zu fachdidaktischem Wissen und Koumlnnen Es geht darum wie bestimmte Inhalte fachspe-

zifisch oder -uumlbergreifend unterrichtet werden sollen Die Relevanz dieser Fachdidaktik

wird von mehreren Gespraumlchspartnern sehr deutlich hervorgehoben Der Theorie-Praxis

Bezug ist in der Lehrerbildung sehr wichtig

In Freiburg werden alle drei Wissensbereiche an beiden Institutionen angeboten fuumlr die

Primarstufe an der HEP-PH FR fuumlr die Sekundarstufe I und II und die Sonderpaumldagogik an

der Universitaumlt Waumlhrend eine Aufteilung fuumlr das Content Knowledge und bis zu einem be-

stimmten Grad auch fuumlr das Pedagogical Content Knowledge Sinn machen mag sind insbeson-

dere im Bereich des Pedagogical Knowledge zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien vorhan-

den von denen aber keinerlei Gebrauch gemacht wird

Zur dieser inhaltlichen Komplexitaumlt kommt in Freiburg die zusaumltzliche Schwierigkeit dass

die Lehrpersonenbildung fuumlr die obligatorische Schule zwei verschiedenen Lehrplankonzep-

ten Rechnung tragen muss In der Deutschschweiz werden kuumlnftige Lehrpersonen auf den

Lehrplan 21 in der Westschweiz auf den Plan drsquoeacutetudes romand (PER) vorbereitet Beide Lehr-

plaumlne streben Kohaumlrenz uumlber alle obligatorischen Schuljahre hinweg an Auf der Sekundar-

stufe sind den beiden Lehrplankonzepten aber zT andersartige Paradigmen zugrundgelegt

Dies zeigt sich zum Beispiel im Fach Geschichte Die Gestaltung der Lehrpraktika ist im

franzoumlsischsprachigen Teil Freiburgs fuumlr die Sekundarstufe II anders als im deutschsprachi-

gen Die Freiburger Lehrpersonenbildung muss sich also an zwei verschiedenen Rahmen-

konzepten orientieren

322 Kantonales Sprachenkonzept

Aufgrund der Globalisierung wird unsere Gesellschaft multikultureller Die Sensibilitaumlt fuumlr

andere Kulturen und Sprachen wird fuumlr das Zusammenleben und die gesellschaftliche Ko-

haumlsion immer relevanter Entsprechend wichtig wird der Erwerb von Fremdsprachen Neben

der Landessprache sprechen viele Kinder zuhause eine andere Sprache Im Kanton Freiburg

gilt gemaumlss dem verfassungsrechtlichen Territorialitaumltsprinzip der Grundsatz dass die Un-

terrichtssprache der Amtssprache der Gemeinde oder der Gemeinden die den Schulkreis

bilden entspricht Gleichzeitig ist aber sowohl in der Kantonsverfassung und expliziter auch

in den letzten Regierungsprogrammen vorgesehen den Austausch und das Sprachenlernen

zu foumlrdern

25

Dazu hat die EKSD 2010 ein kantonales Konzept fuumlr den Sprachenunterricht erarbeitet Zwei

Vorschlaumlge des Konzepts beziehen sich auf den Immersionsunterricht Es handelt sich dabei

um den Unterricht eines Sachfaches (zB Geschichte) in der jeweiligen Partnersprache

Hauptziel bleibt das Erreichen von fachlichen Kompetenzen die Sprache steht nicht im Mit-

telpunkt Mittlerweile verzeichnen Projekte zum Immersionsunterricht in der obligatori-

schen Schule des Kantons eine starke Zunahme Zum Schuljahresbeginn 201819 wurden in

18 Orientierungsschulen und 9 Primarschulen und damit in insgesamt uumlber 100 Klassen Im-

mersionsprojekte angekuumlndigt Lehrpersonen die sich fuumlr ein Immersionsprojekt engagie-

ren werden begleitet und koumlnnen vom entsprechenden und laufend erweiterten Weiterbil-

dungsangebot an der HEP-PH FR profitieren Bereits in der Grundausbildung werden die

wichtigsten didaktischen Konzepte im Bereich des Immersionsunterrichts unterrichtet Fuumlr

die bereits aktiven Lehrpersonen hat die HEP-PH FR neu einen CAS zum Thema bilingualer

immersiver Unterricht in Planung Zudem absolvieren auch die Studierenden der einspra-

chigen Ausbildung der HEP-PH einen Teil ihrer Ausbildung in der Partnersprache

Auch auf Mittelschulebene hat der Immersionsunterricht an Bedeutung gewonnen sowohl

im Kanton Freiburg als auch gesamtschweizerisch In Freiburg koumlnnen saumlmtliche Bildungs-

gaumlnge der Schulen der Sekundarstufe II mit einer zweisprachigen Maturitaumlt Deutsch-

Franzoumlsisch abgeschlossen werden Im Schuljahr 201819 besuchen rund 28 der Freiburger

Gymnasiasten diesen Unterricht der zur zweisprachigen Maturitaumlt fuumlhrt Gesamtschweize-

risch ist die Kombination Deutsch-Englisch am haumlufigsten

Auch an der Universitaumlt Freiburg kann das LDM zweisprachig abgeschlossen werden Eine

Kompetenzstelle fuumlr die Immersionsdidaktik fehlt aber

In diesem Zusammenhang ist auch das Institut fuumlr Mehrsprachigkeit zu erwaumlhnen das 2008 als

gemeinsames Institut der Universitaumlt Freiburg und der Paumldagogischen Hochschule Freiburg

gegruumlndet wurde Es fuumlhrt das Wissenschaftliche Kompetenzzentrum fuumlr Mehrsprachigkeit

(KFM) des Bundes das auf der Grundlage des Sprachengesetzes und der Sprachenverord-

nung von der Schweizerischen Eidgenossenschaft finanziert wird Zu den Aufgaben des In-

stituts gehoumlren die Durchfuumlhrung von Forschungsprojekten im Bereich der Mehrsprachig-

keit die Unterstuumltzung der Lehre auf allen Stufen die Zusammenarbeit mit verschiedenen

Akteuren auf regionaler nationaler und internationaler Ebene die Verbreitung der erworbe-

nen Kenntnisse in Wissenschaft und Gesellschaft und die Durchfuumlhrung von wissenschaftli-

chen Veranstaltungen Aktuell ist die HEP-PH FR gemeinsam mit dem Institut fuumlr Mehr-

sprachigkeit und der Universitaumlt Freiburg im Rahmen des von swissuniversities lancierten

und vom Bund finanzierten Programms P-09 laquoAufbau der wissenschaftlichen Kompetenzen

und Fachdidaktikenraquo fuumlr den Aufbau des Fachdidaktikzentrums Fremdsprachen (Centre de

didactique des langues eacutetrangegraveres CeDiLE) als Leading House zustaumlndig

Durch die besondere Lage des Kantons Freiburg auf der Sprachgrenze bietet sich die Chance

die Zweisprachigkeit in der Lehrpersonenbildung und in den Schulen zu nutzen Die Kanto-

ne Bern und Wallis pflegen die Zweisprachigkeit zwar auch aber mit zwei PH-Standorten

In Freiburg kann die Zweisprachigkeit unter einem Dach gelebt werden was eine attraktive

26

Profilierungsmoumlglichkeit ist Mittels einer kohaumlrenten und stufenuumlbergreifenden Strategie

koumlnnte die kantonale Lehrpersonenbildung das Thema Mehrsprachigkeit und Immersions-

didaktik als Freiburger USP herausarbeiten und sich auf nationaler und internationaler Ebe-

ne profilieren

323 Inklusion

Die Volksschule von heute ist eine integrative Schule Statt einzelne Kinder mit besonderem

Foumlrderbedarf in Sonderschulen oder -klassen zu unterrichten sollen moumlglichst alle gemein-

sam Regelklassen besuchen Grundlage fuumlr den integrativen Unterricht bilden das Behinder-

tengleichstellungsgesetz und die 2008 eingefuumlhrte Neugestaltung des Finanzausgleichs und

der Aufgabenteilung Seither sind die Kantone fuumlr die Sonderpaumldagogik zustaumlndig Zur Ko-

ordination der Aufgaben haben die Kantone unter der Federfuumlhrung der EDK das 2011 in

Kraft getretene Sonderpaumldagogik-Konkordat erarbeitet

Fuumlr die Foumlrderung der Kinder mit speziellem Foumlrderbedarf sind in der Regel schulische

Heilpaumldagogen zustaumlndig Sie erstellen in Absprache mit der Lehrperson individuelle Foumlr-

derplaumlne Die Heilpaumldagogen sind oft nur fuumlr einzelne Lektionen im Schulzimmer um das

Kind zu betreuen es gibt aber auch Formen von Teamteaching bei denen Lehrpersonen und

Heilpaumldagogen gemeinsam alle Kinder betreuen Fuumlr eine gute Zusammenarbeit muumlssen die

Rollen geklaumlrt und der Bildungsauftrag der Regelschule verstanden werden Heilpaumldagogen

benoumltigen ein Grundverstaumlndnis fuumlr die Lehrertaumltigkeit und Lehrpersonen der Regelklassen

ein Grundverstaumlndnis uumlber Behinderungsaspekte Die Vermittlung dieses gegenseitigen

Grundverstaumlndnisses sollte in die Grundausbildung sowohl der Volksschullehrer als auch

der Heilpaumldagogen mit einbezogen werden Dies ist heute allerdings nicht der Fall in den

Gespraumlchen wird seitens der HEP-PH FR und des ILLB der fehlende institutionalisierte Aus-

tausch mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik bemaumlngelt

324 Digitalisierung

Computer Internet und Smartphone durchdringen den Alltag immer staumlrker Die Schulen

haben sich auf verschiedene Arten mit dieser Digitalisierung auseinanderzusetzen Die neu-

en technologischen Moumlglichkeiten sind in der Lehrerbildung und in den Schulen paumldago-

gisch sinnvoll zu nutzen Allerdings erfordern die technologischen Lehrmittel Investitionen

in Infrastruktur und Datensicherheit und den Einsatz von Fachpersonen mit Spezialwissen

in verschiedensten Funktionsbereichen Zur Illustration dieser zusaumltzlichen Dimension in

der Lehrpersonenbildung haben Mishra und Koehler (2006) das oben vorgestellte PCK-

Modell um den Aspekt der digitalen Medien erweitert was zum vierdimensionalen TPCK-

Modell fuumlhrt

1 Technology Knowledge Wie koumlnnen Lehrpersonen digitale Medien fuumlr sich selbst nutzen

In dieser Dimension stehen das Wissen und die Fertigkeiten des eigenen Umgangs mit

digitalen Medien im Vordergrund

27

2 Technological Pedagogical Knowledge Welche Chancen und welchen Nutzen koumlnnen digitale

Medien im Unterricht aufweisen Hier geht es um generelle Fragen der Unterrichtsgestal-

tung im Sinne der Allgemeindidaktik

3 Technological Content Knowledge Inwiefern vermag die Digitalisierung den fachwissen-

schaftlichen Inhalt zu veraumlndern Welche Bedeutung haben digitale Medien fuumlr das jewei-

lige Fach

4 Technological Pedagogical Content Knowledge Wie lassen sich Unterrichtsinhalte anhand von

digitalen Medien sinnvoll unterrichten Wie koumlnnen digitale Medien den Lernprozess in

den jeweiligen Faumlchern unterstuumltzen

Abbildung 7 TPCK-Modell von Mishra und Koehler (2006) basierend auf Shulmann (1986)

Um dieser neuen Anforderung im Bildungswesen zu begegnen haben sowohl die EDK als

auch die CIIP 2018 eine Strategie bzw einen Aktionsplan fuumlr den Umgang mit dem Wandel

durch Digitalisierung definiert mittels derer die Kantone sich auf Ziele und prioritaumlre Berei-

che der digitalen Bildung einigen Im Kanton Freiburg hat der Staatsrat dem Grossrat bereits

2001 ein Globalkonzept der Integration der Informations- und Kommunikationstechnologie

in den Unterricht in allen Schulstufen unterbreitet 2001 wurde die Fachstelle fri-tic gegruumln-

det uumlber die seither saumlmtlichen Lehrpersonen mehr als 140 in den Schulen taumltige IKT-

Ansprechpersonen sowie Ausbildner fuumlr Lehrpersonen im Bereich IKT geschult wurden Des

Weiteren stellt sie Schulbehoumlrden Schulen Lehrpersonen und Lernenden Leistungen und

Beratungen im Zusammenhang mit Medien und IKT zur Verfuumlgung und foumlrdert gleichzeitig

eine kritische Auseinandersetzung mit den neuen Medien und Technologien 2017 hat der

Staatsrat ein kantonales Konzept fuumlr die Integration von Medien und IKT in der obligatori-

schen und nachobligatorischen Schule in der Berufsbildung und im Sonderschulunterricht

genehmigt Es soll ein neues Fuumlhrungssystem definieren die Steuerungsstrukturen klaumlren

Synergien ermitteln und eine gemeinsame Vision entwickeln die die Kohaumlrenz der verschie-

denen Unterrichts- und Bildungsaumlmter Aus- und Weiterbildungen fuumlr Lehrpersonen Infor-

matikprojekten des Staates und Unterrichts-Lernpraxis an den Schulen zum Ziel hat Inner-

halb der EKSD wurde das Buumlro Medien und IKT geschaffen das als Steuerungsorgan der

28

EKSD die Aufgabe hat dieses Globalkonzept fuumlr den Zeitraum 2017 bis 2021 zu erarbeiten

umzusetzen und zu evaluieren

Im Schuljahr 201920 werden durch den Lehrplan 21 die Lernziele im Bereich von Medien

und Informatik fuumlr die deutschsprachige obligatorische Schule festgelegt und in den Frei-

burger Gymnasien wird Informatik als obligatorisches Fach eingefuumlhrt Eine diesbezuumlgliche

Uumlberarbeitung des PER fuumlr den franzoumlsischen obligatorischen Unterricht ist ebenfalls be-

schlossen Diese flaumlchendeckende Einfuumlhrung eines neuen Faches einerseits und neuer fauml-

cheruumlbergreifender technologischer Unterrichtsmaterialen andererseits erfordert eine ent-

sprechende Anpassung der Studienprogramme in der Lehrpersonenausbildung Die HEP-

PH FR und die Universitaumlt haben diese getrennt und unabhaumlngig voneinander in Angriff

genommen ua mit der Unterstuumltzung ihres jeweiligen Fachzentrums Sowohl die Universi-

taumlt (Laboratoire drsquoinnovation peacutedagogique LIP Centre Nouvelles technologies et enseignement NTE)

wie auch die HEP-PH FR (Centre de recherche sur lrsquoenseignementapprentissage par les technolo-

gies numeacuteriques CREATE) verfuumlgen uumlber Einheiten fuumlr Lehre und Lernen mit digitalen Tech-

nologien Auch hier gibt es zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien Der Einsatz der vorhan-

denen Ressourcen hat grosses Optimierungspotential

33 Oumlkonomische Elemente

331 Zulassungspolitik

Folgende Darstellung zeigt mit welcher Vorbildung schweizweit die Studierenden an die

PH gelangen Die Zugaumlnge sind vielfaumlltig und durchlaumlssig So kann der Arbeitsmarkt mit

ausreichend qualifizierten Lehrpersonen versorgt werden

Abbildung 8 PH-Eintritte auf Stufe Bachelor nach Studiengang und Zulassungsausweis 20172018 (Quelle Bundesamt fuumlr

Statistik BFS)

Heute verfuumlgen 43 der Studierenden die die Ausbildung VorschulstufePrimarstufe auf-

nehmen uumlber eine gymnasiale Maturitaumlt Knapp 2 davon haben eine Passerelle BM-UH

29

absolviert Auch die Fachmaturitaumlt (FM) mit Vertiefungsrichtung Paumldagogik ist seit ihrer

Einfuumlhrung im Studienjahr 201011 mit 29 zu einem bedeutenden Zubringer in die Vor-

schul- und Primarschullehrerausbildung geworden Diese Population von Studierenden ist

fuumlr den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen eminent wichtig da ohne sie nur eine ungenuumlgende

Anzahl an Lehrpersonen ausgebildet werden koumlnnte Die Berufsmaturanden machen 8 aus

7 der Studierenden wurden mit oder ohne Pruumlfung durch eine Hochschule zugelassen und

6 haben einen auslaumlndischen Zulassungsausweis Zwar fehlen fuumlr eine laumlngerfristige Beur-

teilung auch hier die mittels eines permanenten Monitorings zu erhebenden Daten die Zah-

len fuumlr das Studienjahr 201819 zeigen jedoch dass an der HEP-PH FR gleichviele Inhaber

einer Fach- wie einer gymnasialen Maturitaumlt studieren Fuumlr den Zugang zu den von der Uni-

versitaumlten angebotenen Studiengaumlngen so auch des ILLB und des DSP wird die gymnasiale

Maturitaumlt vorausgesetzt

Kandidatinnen und Kandidaten fuumlr eine Ausbildung zur Lehrperson insbesondere fuumlr die

Primarstufe gibt es genug Allerdings besteht an der HEP-PH FR seit dem Studienjahr

200405 eine Zulassungsbeschraumlnkung Sie wurde aufgrund einer laquounerwartet grossen An-

zahl Anmeldungenraquo eingefuumlhrt Nach 104 registrierten Anmeldungen im Jahr 2002 und 105

im Jahr 2003 sind 2004 165 Bewerbungen eingegangen Damit war die Aufnahmekapazitaumlt

der HEP-PH FR in Bezug auf die vorhandenen Praktikumsplaumltze die Betreuung der Studie-

renden und die Infrastruktur uumlberschritten Die maximale Aufnahmekapazitaumlt wurde auf 90

Studienplaumltze fuumlr die franzoumlsischsprachigen und 30 fuumlr die deutschsprachigen Studierenden

festgelegt Die Verordnung des Staatsrats uumlber diese erste Zulassungsbeschraumlnkung erlaumlsst

zudem Selektionskriterien die zur Ablehnung der uumlberzaumlhligen Kandidaten angewandt

werden konnten Laut Art 4 Abs 2 konnte die Aufnahme abgelehnt werden wenn die Beur-

teilung der paumldagogischen Faumlhigkeiten Vorbehalte enthielt und die schulischen Ergebnisse in

der Muttersprache und in der ersten Fremdsprache als ungenuumlgend beurteilt wurden

200506-200708 wurde die Anzahl der Studienplaumltze weiter reduziert da mit der laquoPasserel-

leraquo ndash einer Weiterbildung die Kindergaumlrtnerinnen Handarbeits- und Werklehrerinnen das

Unterrichten auf der 1 und 2 Primarstufe ermoumlglichte ndash eine zusaumltzliche Ausbildung ange-

boten wurde die Personal und Infrastruktur der HEP-PH FR ebenfalls beanspruchte Ab

200809 wurde die Anzahl erstmals auf 100 bzw 50 Plaumltze erhoumlht mit der Begruumlndung

laquodass eine groumlssere Anzahl Studierender aus verschiedenen Gruumlnden zum Beispiel wegen

der Mobilitaumlt zwischen den PH das Studium nach dem ersten Jahr wieder aufgibtraquo und

dadurch wieder mehr Aufnahmekapazitaumlt entstuumlnde zudem koumlnnten im ersten Jahr die

Praktika zu zweit absolviert werden Auch die Selektionskriterien wurden angepasst Ab

200809 wird neben den Noten in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematik eine

schriftliche Stellungnahme zu einem Thema das mit der Schule oder dem Lehrerberuf ver-

bunden ist beurteilt

Als sich ein Ruumlckgang der Anzahl Lehrpersonen abzuzeichnen begannt wurde in den Jahren

201011 bis 201314 auf eine Zulassungsbeschraumlnkung verzichtet Da die Gesamtzahl der

Studierenden an der HEP-PH FR von 313 im Jahr 2009 auf 470 im Jahr 2013 anstieg fuumlhrte

30

der Staatsrat im Rahmen seiner Struktur- und Sparmassnahmen die Beschraumlnkung auf das

Studienjahr 201415 wieder ein Als Selektionskriterien galten ab sofort nur noch laquodie schuli-

schen Ergebnisse in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematikraquo

Studienjahr franzoumlsischsprachig deutschsprachig insgesamt

200405 90 40 130

200506 75 35 110

200607 75 35 110

200708 75 35 110

200809 100 50 150

200910 100 50 150

201011-201314 keine Zulassungsbeschraumlnkung

201415 100 50 150

201516 100 50 150

201617 100 50 150

201718 100 50 150

201819 110 50 160

Abbildung 9 Zulassungsbeschraumlnkung an der HEP-PH FR Uumlbersicht von 200405-201819

Wegen der Beibehaltung der Zulassungsbeschraumlnkung uumlber mehrere Jahre hinweg ist man

sich heute gar nicht mehr im Klaren in welcher Zahl sich die Nachfrage nach Studienplaumltzen

an der HEP-PH FR niederschlagen wuumlrde Frist fuumlr die Einreichung der Kandidaturen ist

jeweils Ende Maumlrz und Ende Juli werden die Zulassungen fuumlr den Beginn des Studienjahres

im September bekanntgegeben Nun kennt die HEP-PH FR zwar die Anzahl Kandidaturen

sie entspricht aber nicht derjenigen die sich letztendlich definitiv fuumlr den Studieneintritt ent-

scheiden Viele angehende Studierende sind sich der Platzbeschraumlnkung sowohl an der HEP-

PH FR als auch an anderen Bildungsinstitutionen (etwa an der Hochschule fuumlr Soziale Arbeit

Freiburg) bewusst und bewerben sich absichtlich an mehreren Orten um einen Studienplatz

auf sicher zu haben Dies fuumlhrt dazu dass ein Teil der Bewerber die von der HEP-PH FR

abgewiesen werden das Studium auch bei positivem Zulassungsentscheid nicht aufnehmen

wuumlrde Wie hoch dieser Anteil ist kann nicht ermittelt werden

Diese Zulassungsbeschraumlnkung ist houmlchst problematisch Einerseits will der Kanton Lehr-

personen ausbilden andererseits fuumlhrt der Numerus Clausus zu Abwanderungen von Stu-

dierenden va nach Bern und Lausanne Tatsaumlchlich legen die Zahlen nahe dass die Zulas-

sungsbeschraumlnkung die Nachfrage nach Studienplaumltzen an der HEP-PH FR negativ beein-

flusst Waumlhrend das Angebot stagniert nimmt die Nachfrage ab Es ist houmlchst problematisch

den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen auf solche Weise zu steuern die Nachfrage folgt allem

voran der demographischen Entwicklung

31

Abbildung 10 Kandidaturen vs Eintritte HEP-PH FR 201314-201819

Auch die Ausbildungsplaumltze fuumlr das Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute (DEEM)

sind limitiert Die franzoumlsischsprachige Ausbildung wurde urspruumlnglich fuumlr 48 Personen pro

Studienjahr konzipiert Da das Interesse fuumlr die Ausbildung mit jedem Jahr zunimmt aber

nicht genuumlgend Praktikumsplaumltze zur Verfuumlgung stehen besteht seit dem Studienjahr

200809 eine Aufnahmebeschraumlnkung fuumlr 60 Personen pro Jahr Diese Beschraumlnkung erweist

sich fuumlr die Situation auf dem Arbeitsmarkt als unproblematisch die Maturitaumltsschulen ha-

ben keine Rekrutierungsschwierigkeiten Da sogar ein leichtes Uumlberangebot an Lehrpersonen

fuumlr die Sekundarstufe II besteht haben DEEM-Inhaber uumlber mehrere Jahre hinweg auch Pen-

sen auf Sekundarstufe I uumlbernommen wo bis vor kurzem ebenfalls Lehrpersonal fehlte In-

folge des Anstiegs der Studierenden fuumlr das Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I

(DAES I) in den letzten Jahren hat sich die Arbeitsmarktsituation in den Orientierungsschu-

len wieder beruhigt dafuumlr beginnen sich Engpaumlsse bei der Organisation von Praktikums-

plaumltzen abzuzeichnen

Eine abschliessende Anmerkung zu den Praktikumsplaumltzen sei hier festgehalten Persoumlnlich

bin ich der Meinung dass die Zahl der Praktikumsplaumltze als limitierender Faktor von den

Gespraumlchspartnern zu stark und nicht einleuchtend verwendet wird Die Begruumlndung und

die genaue Benennung der Engpassfaktoren wurden aus den Gespraumlchen nicht klar Wenn

der Arbeitsmarkt mehr Lehrpersonen benoumltigt lassen sich mindestens mittelfristig durch

organisatorische Massnahmen auch ausreichend Praktikumsplaumltze organisieren Gerade

auch die Berufsverbaumlnde sind bei der Erarbeitung solcher Massnahmen mit einzubeziehen

332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage

Der Kanton Freiburg ist wie die umliegenden Regionen seit einigen Jahren mit einer ange-

spannten Situation auf dem Stellenmarkt fuumlr Lehrpersonen auf Primarstufe konfrontiert

Was heute eine grosse Schwierigkeit fuumlr die Anstellung von Stellvertretungen bedeutet wird

in wenigen Jahren in einen tatsaumlchlichen Mangel an qualifizierten Lehrpersonen muumlnden

Die Anzahl Zulassungen zum Studium wird in Freiburg aber nicht etwa von der Situation

auf dem Arbeitsmarkt sondern von der Aufnahmekapazitaumlt der aktuellen Raumlumlichkeiten

260

225 242

256

211 196

154 145

155 140

152 154

0

50

100

150

200

250

300

201314 201415 201516 201617 201718 201819

Kandidaturen im Maumlrz

Eintritte im September

32

definiert Weder der demographischen Entwicklung noch anderen Schwankungen auf dem

Bildungsmarkt kann so Rechnung getragen werden Es sind noch weitere Phaumlnomene zu

beruumlcksichtigen etwa die grosse Nachfrage nach Teilzeitstellen oder die Tatsache dass ein

bedeutender Anteil der Diplomierten gar nie im Lehrberuf arbeitet Diese Gesamtsituation

fuumlhrt dazu dass zwischen 2013 und 2016 die Abgaumlnger der HEP-PH FR nur 565 des Be-

darfs auf dem franzoumlsischsprachigen Freiburger Arbeitsmarkt gedeckt haben 201819 wurde

deshalb die Zulassungsbeschraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Abteilung von 100 Plaumlt-

zen pro Studienjahr auf 110 erhoumlht Diese Erhoumlhung wurde durch den Umzug der Fachstelle

fri-tic ermoumlglicht die bis anhin in den Raumlumlichkeiten der HEP-PH FR untergebracht war

Daruumlber hinaus wird allerdings nur eine substantielle Erweiterung der Gebaumlude oder ein

Neubau an einem anderen Standort der stetig steigenden Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt

nachkommen koumlnnen

Wie erwaumlhnt ist der Zugang zu bestimmten Daten und dadurch deren Auswertung durch

die zersplitterte Organisation wesentlich erschwert Die Entwicklung der Studierendenzah-

len uumlber die letzten fuumlnf Jahre zeigt jedoch dass das Ausbildungsangebot teilweise zur Ab-

wanderung der Freiburger Studierenden insbesondere in die Nachbarkantone fuumlhrt Das ist

insofern problematisch als der Heimatkanton der die Ausbildung im Rahmen der Interkan-

tonalen Fachhochschulvereinbarung (FHV) finanziert nicht davon ausgehen kann dass die

Studierenden nach Abschluss ihres Studiums wieder zuruumlckkehren In der Folge werden

einige grundlegende Statistiken zu den verfuumlgbaren Daten praumlsentiert und im vorliegenden

Kontext interpretiert

A) Herkunft der Studierenden in Freiburg

1 Primarstufe

Abbildung 11 Herkunft der Studierenden Primarstufe 201314-201718 Die Anzahl an Freiburger Studierenden hat uumlber

die letzten fuumlnf Jahre zugenommen waumlhrend die Anzahl an Studierenden aus anderen Kantonen und aus dem Ausland uumlber

den gleichen Zeitraum zuruumlckgeht

284

114

47

302

107

35

311

120

39

287

114

17

302

82

25

0

50

100

150

200

250

300

350

FR Andere Kantone Ausland

201314 201415 201516 201617 201718

33

2 Sekundarstufe I

Abbildung 12 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe I 201314-201718 Die Anzahl der Freiburger hat in den vergan-

genen fuumlnf Jahren besonders stark zugenommen Diese Population ist die Hauptquelle der Zunahme der Anzahl Studieren-

den am ILLB

3 Sekundarstufe II

Abbildung 13 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe II 201314-201718 Aufgrund der Beschraumlnkung der Anzahl

Studienplaumltze fuumlr das DEEM sind die Studierendenzahlen stabil Insbesondere das LDM zieht zahlreiche Studierende aus

anderen Kantonen an Von den insgesamt 228 Studierenden im Jahr 201718 stammen nur 94 aus dem Kanton Freiburg

Diese grosse Attraktivitaumlt kann sich damit erklaumlren dass der Studiengang konsekutiv nach einem Masterabschluss eines

170 169

17

189

162

24

201

163

25

208

183

22

221

195

19

0

50

100

150

200

250

FR CH Ausland

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

34

24

9

31

93

23

42

24

5

29

88

23

32

24

7

36

91

20

39

23

6

46

93

15

40

15

7

54

94

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90

100

FR CH Ausland FR CH Ausland

Diplocircme denseignement pour eacutecoles de maturiteacute DEEM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltschulen LDM

201314 201415 201516 201617 201718

34

Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der

Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde

4 Sonderpaumldagogik

Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg

bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an

Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718

161

686

34

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FR CH Ausland

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FR

DE

35

A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg

1 Alle Stufen

Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und

Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg

2 Primarstufe

Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone

Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger

an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)

73

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Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

36

3 Sekundarstufe I

Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr

201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger

die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)

4 Sekundarstufe II

Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-

beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen

29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg

40

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Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

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Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

37

5 Sonderpaumldagogik

Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-

dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-

burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur

auf Deutsch angeboten wird

34 Organisatorische Elemente

Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-

ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben

die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-

turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen

Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-

kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement

oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-

formen beeinflusst

341 Interne Fuumlhrungsstrukturen

Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer

Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die

Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist

mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum

arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-

sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt

sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische

Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit

6

18

6 6

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11

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Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall

201314 201415 201516 201617 201718

38

mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene

nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und

Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich

Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf

einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-

ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-

struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-

richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte

An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern

ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und

operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das

Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen

der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-

der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine

Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR

Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-

nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg

koordinieren koumlnnte

Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen

die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-

steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das

Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-

tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die

Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-

schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich

die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-

ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der

Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden

342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen

Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-

standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und

ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018

werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen

Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE

der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der

deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-

ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist

aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich

39

Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-

gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-

sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes

de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale

de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in

der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den

Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-

sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen

Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene

Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf

die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist

eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten

Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen

Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-

enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-

nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen

Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten

343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung

Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es

braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-

nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die

Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-

stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen

Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen

sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards

ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-

litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte

Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-

den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-

derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die

HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative

Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet

werden muumlssen

Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen

Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-

maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-

rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-

hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht

Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-

sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen

40

Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie

sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber

eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt

ist diese Auflage weniger problematisch

344 Infrastruktur

Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen

bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-

lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-

lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-

schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade

auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den

heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau

nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden

Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-

gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun

verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten

Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit

einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung

stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-

schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden

Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-

kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie

eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des

ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-

PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-

ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst

Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals

thematisiert aber nie weiterverfolgt

35 Rechtliche Elemente

351 Nationale Ebene

Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-

schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-

taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-

zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-

hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-

traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten

Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten

die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings

41

auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das

Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der

Kantone

352 Kantonale Ebene

Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-

sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig

sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-

cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer

Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-

ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das

Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen

Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR

allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-

trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-

liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-

gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-

lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von

2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der

fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen

Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten

waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das

neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR

eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb

keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz

grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen

der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-

schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-

matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung

mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden

soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung

Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen

Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-

ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren

Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft

getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem

Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-

schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-

tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen

Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-

42

le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des

Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-

systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert

werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-

lungsdruck verhindern koumlnnen

36 Finanzielle Elemente

Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle

Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die

Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen

Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-

hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses

Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im

interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln

Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-

rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits

und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die

Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-

zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-

schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den

Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH

15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und

nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-

gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen

werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach

Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine

Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-

traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite

lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-

nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt

37 Kontextualisierung der Erkenntnisse

Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen

der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-

beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast

ausschliesslich informell

In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse

durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt

dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-

tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit

43

einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als

auch aus anderen Kantonen

FR HEP Vaud PH Bern

Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)

Sekundarstufe I 435 443 877

Sekundarstufe II 228 215 357

Total Sekundarstufe 663 658 1234

Sonderpaumldagogik 953 368 207

Total 2025 1945 2429

Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen

201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der

Fachausbildung mitgezaumlhlt

Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH

abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell

entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der

HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die

Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr

den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-

sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-

den

Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-

fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-

ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es

die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-

renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf

Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-

ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe

II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben

Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-

traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die

Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss

zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-

ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen

Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur

Verfuumlgung

44

4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle

41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick

In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-

nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig

ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische

Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf

lokale Besonderheiten zugeschnitten sind

Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik

1 PHBern

2 PH FHNW

3 PHGR

4 PH Luzern

5 PHSG

6 PHSH

7 PHSZ

8 PHTG

9 PH-VS

10 PH Zug

11 PHZH

12 HEP-BEJUNE

13 HEP Vaud

14 S SUPSI-DFA

Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz

Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-

enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-

tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch

an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-

gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden

Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-

terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-

tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt

Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-

lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der

Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-

konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats

gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-

sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann

45

42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle

Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-

gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll

ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber

im Folgenden kurz aufgefuumlhrt

Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-

schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt

des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-

spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-

ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit

einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies

etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH

FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-

ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-

tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium

besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-

PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so

besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt

und HEP-PH FR gewertet

Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der

Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen

immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-

lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich

Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-

turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre

aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-

chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell

von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-

saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen

besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen

Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann

die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-

nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur

Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder

andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE

Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der

Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-

bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-

nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-

sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie

46

gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-

tonsverfassung mit einbezogen

Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische

Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-

ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-

schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-

zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-

rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-

nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur

Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-

und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-

ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-

takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen

Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles

fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR

stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-

schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO

dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im

Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-

geordneten Strukturen problematisch

43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-

versitaumlt

In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach

einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen

Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur

Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung

Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr

Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten

Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD

vom 1 Januar 2002 geregelt

431 Staumlrken und Chancen

Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-

ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-

stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die

ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil

Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-

gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und

paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen

47

allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt

der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-

meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch

im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher

Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone

geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg

waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen

Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr

Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im

Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-

Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als

auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies

ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung

mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-

lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-

studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls

als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-

renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen

Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet

werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-

didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-

nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in

Bern oder Lausanne stattfindet

432 Schwaumlchen und Gefahren

Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II

den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit

Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung

Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein

interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in

Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und

praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-

tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische

Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt

und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren

44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt

Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-

sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-

taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein

48

441 Staumlrken und Chancen

Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen

Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-

der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen

aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland

mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten

laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-

tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig

442 Schwaumlchen und Gefahren

In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen

Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-

dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt

Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu

geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-

personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-

nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche

Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-

setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung

fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-

nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem

Unwort geworden

Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-

lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In

einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches

Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-

toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder

einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-

sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-

te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer

rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-

rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr

eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-

dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem

Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb

des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-

chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere

nutzen moumlchten

49

45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne

In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-

ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-

de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke

Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation

eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische

Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung

Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um

Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert

451 Staumlrken und Chancen

Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-

dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der

HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden

Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot

452 Schwaumlchen und Gefahren

Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar

und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche

Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton

Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der

Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem

im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark

in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen

Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-

le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-

stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation

insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-

operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-

rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders

die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses

Modell wohl besonders schwierig umzusetzen

50

5 Empfehlungen

51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit

Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-

nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status

Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre

Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-

nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde

sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand

bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons

Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-

tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher

Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst

eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein

Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium

vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-

che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige

Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt

der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-

dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu

nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-

nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen

52 Strategische Stossrichtung

Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes

festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung

der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-

meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie

sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-

stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-

ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-

nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status

Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen

Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden

kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts

muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen

Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet

51

Perspektive Strategische Ziele

Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen

Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit

seinen Besonderheiten

Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-

burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten

und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen

Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant

hervorgehoben

Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen

Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)

Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-

kraumlften garantieren

Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen

Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren

Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung

ermoumlglichen

Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-

schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann

Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen

Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-

fuumlgung stellen

Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-

chende Informatikinfrastruktur einrichten

Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen

Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen

Der Hochschule Autonomie gewaumlhren

Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung

53 Modellvorschlag

531 Interinstitutionelles Gremium

Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-

nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist

gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-

schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben

den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)

eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums

(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird

das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist

dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-

pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-

bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung

52

In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-

fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun

Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-

liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten

Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-

den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-

sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-

tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-

rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-

bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-

sammlung) ersetzt werden

Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan

53

Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)

532 Abwaumlgungen

Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-

stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das

Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-

schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure

des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem

Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-

typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-

dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt

aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-

oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-

treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-

ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat

damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-

ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten

Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-

tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden

und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-

gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang

gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen

kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-

ben

Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-

folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die

54

Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig

der finanzielle Druck auf die kleinen PHs

533 Weiteres Vorgehen und Ausblick

Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von

aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich

hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-

schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der

Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-

len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich

lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei

Hauptphasen

Abbildung 26 Prozessgestaltung

Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste

fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit

sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende

laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-

kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer

Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf

dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume

verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-

sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-

den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt

werden

Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen

Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-

naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge

der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue

55

Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf

angepasst der Aussenauftritt konsolidiert

Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen

Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion

um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum

die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-

statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-

faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht

534 Schlussgedanken

Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die

Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen

Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch

konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-

gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt

werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen

Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-

saumltzlich erschwerend

Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-

gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-

finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung

verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so

koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden

Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution

fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht

Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-

promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-

lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-

gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt

Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-

forderlich

56

6 Quellen

61 Literatur

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httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb

Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt

Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle

Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading

House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No

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Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)

Muumlnchen Vahlen

Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice

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Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-

Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson

Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A

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Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational

Researcher 15(2) 4-14

Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion

62 Rechtsgrundlagen

Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-

taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und

Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001

Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-

sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)

Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-

schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom

30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)

Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et

lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001

EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit

Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK

EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der

Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK

57

Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)

Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)

Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg

(SR 101000)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)

Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom

16062016 (LB SR 447710)

Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)

63 Berichte und Stellungnahmen

SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr

Bildungsforschung

Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017

Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave

lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat

de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut

Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg

Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg

13122018

Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute

Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK

httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf

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2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron

PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion

httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf

httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv

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Page 4: Prof. Dr. Roman Capaul St. Gallen, 2. April 2019 · guisme est un atout unique qui est mis en avant comme une unique selling proposition (USP - proposition de vente unique). Le bilinguisme

4

Executive Summary (f)

Situation initiale

Au niveau politique la formation des enseignants et des enseignantes doit faire lobjet dun

deacutebat reacutegulier et approfondi En effet la formation initiale et continue des enseignants et des

enseignantes en nombre suffisant (quantiteacute) et compeacutetents ou compeacutetentes (qualiteacute) est une

tacircche centrale du systegraveme de formation Il nrsquoest pas possible drsquoobtenir de bonnes eacutecoles dis-

pensant un enseignement de qualiteacute sans disposer drsquoun nombre suffisant drsquoenseignants ou

drsquoenseignantes compeacutetent-e-s

Du fait des changements sociaux technologiques et eacuteconomiques la formation des ensei-

gnants et des enseignantes est en constante eacutevolution De plus lhistoire de la formation du

corps enseignant agrave Fribourg est marqueacutee par des jalons tels que le lancement du Processus de

Bologne (1999) le remplacement de lrsquoeacutecole normale cantonale (ENC) par la Haute eacutecole peacute-

dagogique (HEP-PH FR 2001) et la creacuteation de lInstitut de formation des enseignants et des

enseignantes (ILLB) de Fribourg (2016) Apregraves ce cumul de reacuteformes il est judicieux de re-

mettre en question le statu quo Tant la HEP-PH FR que lILLB sont actuellement confronteacutes

agrave des deacutefis majeurs En particulier les locaux ne reacutepondent pas aux besoins des institutions

de formation des enseignants et des enseignantes de niveau tertiaire Durant les anneacutees agrave

venir une peacutenurie denseignants et drsquoenseignantes dans les eacutecoles primaires est attendue Il

faudra alors former davantage dlsquoenseignants et drsquoenseignantes pour faire face agrave cette situa-

tion ce qui nest pas possible avec linfrastructure existante

Mandat

Afin davoir une vue densemble de la probleacutematique le conseiller dEtat Jean-Pierre Siggen a

demandeacute aupregraves de lUniversiteacute de Saint-Gall un rapport analysant la situation dun point de

vue externe Ce document doit servir de base de deacutecision pour dessiner le concept institu-

tionnel de la formation des enseignants et des enseignantes dans le canton de Fribourg

Structure du rapport

Dans un premier temps le rapport preacutesente la situation actuelle Les deacuteveloppements histo-

riques et lrsquoinfluence des eacutevolutions dans les domaines de la peacutedagogie de la technologie de

la politique de leacuteducation de la socieacuteteacute et de leacuteconomie qui faccedilonnent la formation des en-

seignants et des enseignantes dans le canton de Fribourg sont briegravevement deacutecrits Dans la

partie analyse agrave proprement dite les donneacutees qualitatives et quantitatives sont eacutevalueacutees et

permettent drsquoobtenir des premiegraveres conclusions Les donneacutees utiliseacutees proviennent de lana-

lyse de divers documents pertinents (rapports bases juridiques) et surtout des discussions

avec des experts et des expertes de la politique de la formation des enseignants et des ensei-

gnantes comme des repreacutesentants et repreacutesentantes des eacutetablissements concerneacutes et dautres

5

acteurs et actrices Sur la base de ces conclusions divers modegraveles organisationnels sont eacutela-

boreacutes et eacutevalueacutes les uns par rapport aux autres

Les modegraveles suivants sont analyseacutes en deacutetails

a) Formation peacutedagogique des enseignants et enseignantes agrave la HEP-PH FR formation scien-

tifique agrave luniversiteacute

b) Formation complegravete (scientifique et peacutedagogique) des enseignants et enseignantes agrave lUni-

versiteacute de Fribourg et

c) Modegravele de coopeacuteration avec des institutions situeacutees hors canton

Reacutesultats

Lanalyse montre quil existe un besoin drsquoagir Comme la situation actuelle est largement

bloqueacutee une approche en deux phases est proposeacutee Le moyen le plus rapide et le plus

simple consiste en la creacuteation drsquoun organe interinstitutionnel qui fonctionnerait comme or-

gane de pilotage strateacutegique Un tel gremium permet de lier directement la formation des

enseignants et des enseignantes au gouvernement Cette structure est preacutesideacutee par le Con-

seiller dEacutetat compeacutetent Lorgane tient compte de la peacuteriode leacutegislative Il traite en temps

utile des questions dinvestissement dans la planification financiegravere agrave moyen et long terme

Avec cet organe chapeautant la formation une architecture de communication commune

plus forte peut ecirctre mise en place A partir de cette derniegravere une coopeacuteration plus approfon-

die peut se deacutevelopper entre les institutions pour des theacutematiques speacutecifiques Le greacutemium

peut initier la coopeacuteration sur des thegravemes transversaux tels que lutilisation des infrastruc-

tures immobiliegraveres linfrastructure informatique les cours de base etc drsquoune maniegravere qui

engage les institutions Vis-agrave-vis de lrsquoexteacuterieur cette structure donne agrave la formation des en-

seignants de Fribourg une apparence drsquouniteacute Au cours de ce processus la mise en œuvre

dune deuxiegraveme phase peut ecirctre preacutepareacutee En effet agrave moyen terme il est logique de regrou-

per lensemble de la formation des enseignants dans une seule structure organisationnelle

Au cours de lanalyse il apparaicirct que le canton de Fribourg joue un rocircle important de passe-

relle entre les reacutegions linguistiques francophones et germanophones pour lensemble de la

Suisse Le canton a une sorte de mission de coheacutesion nationale En proposant une formation

bilingue des enseignants et des enseignantes plus avanceacutee et agrave tous les degreacutes il pourrait

encore mieux se positionner par rapport aux autres cantons Le bilinguisme ou le multilin-

guisme est un atout unique qui est mis en avant comme une unique selling proposition (USP -

proposition de vente unique) Le bilinguisme pratiqueacute agrave lrsquoIFE aujourdhui est encore large-

ment constitueacute de structures parallegraveles qui fonctionnent en grande partie indeacutependamment

les unes des autres

Points de tension

Les questions examineacutees et les modegraveles deacuteveloppeacutes reflegravetent la diversiteacute du thegraveme dans le

deacutebat socieacutetal De nombreux points de tension conduisent agrave une situation globale complexe

6

diffeacuterents paradigmes dans les reacutegions germanophones et francophones autonomie de la

HEP-PH FR et de lrsquoUniversiteacute de Fribourg par rapport aux possibiliteacutes de synergies qui deacute-

couleraient drsquoune centralisation de lenseignement peacutedagogique les neacutecessiteacutes eacuteconomiques

par opposition aux preacuteoccupations peacutedagogiques la formation des enseignants et ensei-

gnantes (cocircteacute offre) par rapport aux besoins du terrain (cocircteacute demande) de nombreux aspects

juridiques et normatifs Neacuteanmoins ou preacuteciseacutement pour cette raison une deacutecision de prin-

cipe devient de plus en plus urgente

7

Inhaltsuumlbersicht

1 Einleitung 10

11 Ausgangslage 10

12 Ziele 11

13 Methodik 12

2 Kurzvorstellung der untersuchten Institutionen 14

21 HEP-PH FR 14

211 Entstehungsgeschichte 14

212 Rechtsgrundlage 15

22 ILLB 15

221 Entstehungsgeschichte 15

222 Rechtsgrundlagen 17

23 Departement fuumlr Sonderpaumldagogik 18

231 Entstehungsgeschichte 18

232 Rechtsgrundlagen 20

3 Erkenntnisse aus den Gespraumlchen und Dokumenten 21

31 Bisherige Studien 21

32 Paumldagogische Elemente 23

321 Exkurs Rahmenkonzept fuumlr eine Lehrpersonenbildung 23

322 Kantonales Sprachenkonzept 24

323 Inklusion 26

324 Digitalisierung 26

33 Oumlkonomische Elemente 28

331 Zulassungspolitik 28

332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage 31

34 Organisatorische Elemente 37

341 Interne Fuumlhrungsstrukturen 37

342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen 38

343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung 39

344 Infrastruktur 40

35 Rechtliche Elemente 40

8

351 Nationale Ebene 40

352 Kantonale Ebene 41

36 Finanzielle Elemente 42

37 Kontextualisierung der Erkenntnisse 42

4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle 44

41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick 44

42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle 45

43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Universitaumlt 46

431 Staumlrken und Chancen 46

432 Schwaumlchen und Gefahren 47

44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt 47

441 Staumlrken und Chancen 48

442 Schwaumlchen und Gefahren 48

45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne 49

451 Staumlrken und Chancen 49

452 Schwaumlchen und Gefahren 49

5 Empfehlungen 50

51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit 50

52 Strategische Stossrichtung 50

53 Modellvorschlag 51

531 Interinstitutionelles Gremium 51

532 Abwaumlgungen 53

533 Weiteres Vorgehen und Ausblick 54

534 Schlussgedanken 55

6 Quellen 56

61 Literatur 56

62 Rechtsgrundlagen 56

63 Berichte und Stellungnahmen 57

9

Abkuumlrzungsverzeichnis

AfU Amt fuumlr Universitaumltsfragen

BM Berufsmaturitaumlt

CERF Centre drsquoenseignement et de recherche pour la formation agrave lrsquoenseignement au secon-

daire

CIIP Confeacuterence intercantonale de lrsquoinstruction publique

DAES I Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I

DEEM Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute

DiBi Diplocircme bilingue

DOA Amt fuumlr deutschsprachigen obligatorischen Unterricht

DSP Departement fuumlr Sonderpaumldagogik

EDK Erziehungsdirektorenkonferenz

EKSD Direktion fuumlr Erziehung Kultur und Sport

ENC Ecole normale cantonale

FH Fachhochschule

FHNW Fachhochschule Nordwestschweiz

FHO Fachhochschule Ostschweiz

HEP-PH FR Haute eacutecole peacutedagogique Fribourg ndash Paumldagogische Hochschule Freiburg

HES Haute eacutecole speacutecialiseacutee

HES-SO (FR) Haute eacutecole speacutecialiseacutee de Suisse occidentale (Fribourg)

HFKG Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz

HPI Heilpaumldagogisches Institut

ILLB Institut fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung

ITA Amt fuumlr Informatik und Telekommunikation

IUFE Institut universitaire de la formation des enseignants (UNIGE)

KLD Kombiniertes Lehrdiplom fuumlr die Sekundarstufen I und II

KLS Kantonales Lehrerseminar

LDM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltsschulen

LDS I Lehrdiplom fuumlr die Sekundarstufe I

PER Plan drsquoeacutetudes romand

PHFG Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg von 2015

PHG Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule von 1999

S2 Amt fuumlr Unterricht der Sekundarstufe 2

SEnOF Service de lrsquoenseignement obligatoire de langue franccedilaise

SITel Service de lrsquoinformatique et des teacuteleacutecommunications

SoA Amt fuumlr Sonderpaumldagogik

SUPSI Scuola universitaria professionale della Svizzera italiana

UH Universitaumlre Hochschule

USP Unique Selling Proposition

ZELF Zentrum fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung Freiburg

10

1 Einleitung

11 Ausgangslage

Die institutionelle Organisation der Lehrpersonenbildung im Kanton Freiburg ist schweiz-

weit einzigartig Sie umfasst die Paumldagogische Hochschule Freiburg (HEP-PH FR) einerseits

und ndash neben der universitaumlren Fachausbildung ndash zwei Einheiten der Philosophischen Fakul-

taumlt der Universitaumlt Freiburg andererseits das Institut fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung

(ILLB Departement fuumlr Erziehungs- und Bildungswissenschaften) und das Departement fuumlr

Sonderpaumldagogik (DSP)

Die Ausbildung fuumlr die Vorschul- und die Primarstufe (1H-8H) erfolgt an der HEP-PH FR im

Rahmen eines Bachelorstudiums die Ausbildung fuumlr die Sekundarstufen I und II an der

Universitaumlt im Rahmen eines Masterstudiengangs Das Studium zur Lehrperson der Sekun-

darstufe I (9H-11H) besteht aus zwei Ausbildungsteilen einem fachspezifischen Bachelor in

der entsprechenden Fakultaumlt fuumlr den Studienleistungen (Allgemeine Didaktik Paumldagogische

Psychologie) am ILLB absolviert werden und einem Masterstudiengang am ILLB In den

Faumlchern Bildnerisches Gestalten Technisches Gestalten und WirtschaftArbeitHaushalt so-

wie im Bereich Musik finden die Fach- und fachdidaktischen Studienanteile an der HEP-PH

FR statt Das Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltsschulen (LDM Sekundarstufe II) wird zusaumltzlich

zum Fachstudienabschluss (Master) erworben Studierende aller Fakultaumlten koumlnnen es er-

werben sofern das Fach als Unterrichts- respektive Lehrfach anerkannt ist Das Departement

fuumlr Sonderpaumldagogik erteilt Diplome wie den Bachelor Logopaumldie oder den Master Schuli-

sche Heilpaumldagogik Mit der integrativen Schule werden heute Kinder mit speziellem Foumlr-

derbedarf vermehrt in Regelklassen von schulischen Heilpaumldagogen gefoumlrdert Folgende

Tafel bietet eine Uumlbersicht uumlber die Ausbildungsangebote

HEP-PH FR Bachelor of Arts in Pre-Primary and Primary Education

ILLB Bachelor of Arts fuumlr den Unterricht auf der Sekundarstufe I

Bachelor of Science fuumlr den Unterricht auf der Sekundarstufe I

Master of Arts fuumlr den Unterricht auf der Sekundarstufe I

Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltsschulen

Ab 201920 Kombiniertes Lehrdiplom fuumlr die Sekundarstufen I und II (nur

auf Deutsch)

Doktorat

DSP Bachelor in Klinischer Heilpaumldagogik und Sozialpaumldagogik

Bachelor in Logopaumldie (nur auf Deutsch)

Bachelor in Sonderpaumldagogik

Master in Sonderpaumldagogik

Master in Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik

Master in Sonderpaumldagogik Option Logopaumldie (nur auf Deutsch)

Doktorat

11

Die Lehrpersonenbildung im Kanton Freiburg findet demnach an drei verschiedenen Orten

statt Aus dieser Situation heraus sind verschiedene Problemfelder entstanden

1 In der Ausbildung fuumlr die obligatorische Schule (1H-11H) fehlt es an Kontinuitaumlt Auch

dem gesetzlich verankerten integrativen Unterricht wird in der Ausbildung der

Lehrpersonen zu wenig Rechnung getragen Die Kontakte zwischen der HEP-PH FR

bzw dem ILLB mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik sind ungenuumlgend

2 Die Organisationskulturen in den drei Ausbildungseinheiten sind unterschiedlich

der Informationsaustausch und die Zusammenarbeit sind lose und ungenuumlgend Von

Synergien in den Bereichen der Ausbildung Weiterbildung und Dienstleistungen an

Dritte wird kaum profitiert in der Forschung findet sie nur punktuell (notabene im

Bereich der Mehrsprachigkeit) und meist ad personam statt

3 Die Zusammenarbeit zwischen oumlffentlichen Einrichtungen (besonders der kantonalen

Erziehungsdirektion aber auch interkantonalen oder nationalen Gremien) und den

Ausbildungsinstitutionen wird durch uneinheitliche Entscheidungsbefugnisse er-

schwert Waumlhrend die Rektorin der HEP-PH FR bei anstehenden Fragestellungen

meist eine direkte Entscheidungsbefugnis hat liegen diejenigen der beiden Institute

der Universitaumlt teilweise auch auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene

4 Die Freiburger Lehrpersonenbildung als Ganzes ist kaum sichtbar und schweizweit

wenig profiliert

12 Ziele

Die Erziehungsdirektion hat im Status Quo auf verschiedenen Ebenen Handlungsbedarf

erkannt und die vorliegende Analyse in Auftrag gegeben Bevor Entscheide getroffen und

Massnahmen ergriffen werden sollen die relevanten Faktoren die aktuell auf die Lehrper-

sonenbildung einwirken beleuchtet werden Das Resultat der Analyse soll eine Argumenta-

tionsgrundlage liefern auf deren Basis ein politischer Entscheid getroffen werden kann Da-

bei sollen die Fuumlhrungsstrukturen vereinfacht werden Gemaumlss Mandat sollen folgende As-

pekte im Bericht enthalten sein

1) Uumlberblick uumlber die entsprechenden Lehrpersonenbildungsstaumltten in der Schweiz Vor-

und Nachteile der verschiedenen Modelle

2) Analyse der aktuellen Situation in den drei Ausbildungseinheiten im Kanton Freiburg

3) Analyse von institutionellen Modellen und Empfehlung fuumlr ein Modell (in einer Unterva-

riante soll auch eine Verbindung mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik erwogen

werden) Die verschiedenen Modelle sollen mit Kriterien wie fachliche und paumldagogische

Bildung Forschung Weiterbildung Dienstleistungen an Dritte Personal Attraktivitaumlt

Eintrittsbedingungen fuumlr Studierende nationale Praumlsenz Governance Vertretung in nati-

onalen Gremien Entscheidungsstruktur etc analysiert werden

12

Im Verlauf der Arbeit wurde das Mandat teilweise etwas weiter gefasst Infolge der Exper-

tengespraumlche und Unterlagen sind andere oder zusaumltzliche Aspekte fuumlr eine breite Situati-

onsbeschreibung mit Loumlsungsansaumltzen relevant geworden In meinem Verstaumlndnis sind Fuumlh-

rungs- und Organisationsmodelle zudem auf die konkrete Situation hin auszurichten Es gibt

kein Modell das eins zu eins auf den Kanton Freiburg uumlbertragen werden koumlnnte Folgende

zentrale Merkmale heben sich im Fall Freiburgs im Vergleich zu anderen Kantonen ab und

muumlssen in der Loumlsungssuche mitberuumlcksichtigt werden

Freiburg ist ein Universitaumltskanton mit einer Volluniversitaumlt und zahlreichen ausserkan-

tonalen Studierenden Dies ergibt positive Impulse auf den Bildungskanton Freiburg

Freiburg ist mit ca 312rsquo000 Einwohnern ein relativ kleiner Kanton Neben dem Kanton

dominieren die oumlkonomischen Zentren Bern und Lausanne mit grosser Strahlkraft

Die Zweisprachigkeit weist dem Kanton Freiburg eine fuumlr das ganze Land bedeutungs-

volle Bruumlckenfunktion zwischen dem franzoumlsischen und deutschen Sprachraum zu Der

Kanton hat eine Art Kohaumlsionsaufgabe

13 Methodik

Die im Rahmen dieses Gutachtens zu untersuchenden Fragestellungen sind gesellschaftli-

cher Natur und durchdrungen von normativen Aspekten Die Fragestellungen erfordern

eine interdisziplinaumlre Betrachtung Da die Analyse unter grossem Zeitdruck durchgefuumlhrt

werden muss ist pragmatisches Vorgehen erforderlich Aufgrund meiner verschiedenen

Taumltigkeiten im Bildungswesen kenne ich die schweizerische Bildungslandschaft als Nicht-

Freiburger kann ich aus einer Aussensicht auf den Kanton Freiburg gleichzeitig eine gewisse

Neutralitaumlt wahren Fuumlr den Zugang zu Dokumenten und Gespraumlchspartnern bin ich jedoch

auf die Unterstuumltzung verschiedener Funktionstraumlger im Bildungswesen des Kantons Frei-

burg angewiesen Fuumlr die hervorragende Zusammenarbeit mit der HEP-PH FR der Univer-

sitaumlt und der Erziehungsdirektion sowie fuumlr den uneingeschraumlnkten Zugang zu allen Infor-

mationen moumlchte ich mich an dieser Stelle bedanken

Fuumlr den quantitativen Zugang mussten zunaumlchst Statistiken generiert werden Es fehlt ein

institutionalisiertes Bildungscontrolling oder Bildungsmonitoring mit ausgewaumlhlten Kenn-

zahlen zum Verstaumlndnis und zur Steuerung der Institutionen

Der qualitative Zugang erfolgt neben dem Einbezug von Erkenntnissen aus der Schulfuumlh-

rungstheorie durch die Analyse einschlaumlgiger Dokumente und Expertengespraumlche Als erstes

werden bisherige Analyse- und Konzeptarbeiten gesichtet Fuumlr die zu untersuchenden Fra-

gestellungen ist aber auch spezifisches Wissen in einem lokalen Kontext erforderlich eine

allfaumlllige Loumlsung aus einer anderen Bildungsregion kann nicht zwingend auf Freiburg uumlber-

tragen werden Aufgabe des Gutachters ist deshalb das Erfahrungswissen der Funktionstrauml-

ger zu erschliessen und in einem Gesamtbild zusammenzufuumlgen Die Funktionstraumlger in den

verschiedenen Institutionen sind mit ihren Erfahrungen und Wahrnehmungen die zentralen

Wissenstraumlger Allerdings koumlnnen dabei nicht alle Personen mit Schluumlsselfunktionen beruumlck-

13

sichtigt werden mehr Gespraumlche sind im Rahmen des vereinbarten Mandats und der zur

Verfuumlgung stehenden Zeit nicht moumlglich Es wird darauf geachtet dass die Gespraumlchspartner

ausgewogen auf die verschiedenen Institutionen verteilt sind Neben der Perspektive der

direkt betroffenen Personen im Kanton Freiburg ist auch die Sichtweise auf interkantonaler

und nationaler Ebene zu beruumlcksichtigen denn der Kanton Freiburg muss seine Lehrperso-

nenbildung innerhalb der nationalen Rahmenbedingungen gestalten Alle Gespraumlche konn-

ten in grosser Offenheit und sehr konstruktiv gefuumlhrt werden Folgende Personen haben sich

fuumlr ein Gespraumlch zur Verfuumlgung gestellt

Universitaumlt

Funktion Name

Rektorin Astrid Epiney

Vizerektor Lehre Thomas Schmidt

Praumlsident Departement fuumlr Sonderpaumldagogik Winfried Kronig

Direktor HPI Geacuterard Bless

Direktorin ILLB Christine Pauli

Direktor CERF Roland Pillonel

Direktor ZELF Lorenz Wepf

Studienberaterin ILLB Inge Schnyder

HEP-PH FR

Funktion Name

Praumlsidentin Kommission HEP-PH FR Katharina Thalmann-Bolz

Co-Rektorin ad interim Elisabeth Mauron-Hemmer

Co-Rektor ad interim Lukas Lehmann

Rektorin bis 2018 Pascale Marro

EKSD

Funktion Name

Generalsekretaumlr Michel Perriard

Juristischer Berater Co-Autor erster Bericht Felix Kaufmann

Amtschef SEnOF Hugo Stern

Amtschef DOA Andreas Maag

Amtschef SoA Steacutephane Noeumll

Amtschef S2 Franccedilois Piccand

Amtschefin UfA Barbara Vauthey

Externe Sicht auf die Institutionen

Funktion Name

Koordinatorin Hochschulbereich EDK Madeleine Salzmann

Praumlsident Kammer PH swissuniversities Hans-Rudolf Schaumlrer

Generalsekretaumlr CIIP Olivier Maradan

Rektorin Kollegium Heilig Kreuz Christiane Castella Schwarzen

14

2 Kurzvorstellung der untersuchten Institutionen

21 HEP-PH FR

211 Entstehungsgeschichte

Die institutionellen Wurzeln des Kantonalen Lehrerseminars (KLS) liegen in der Schaffung

einer paumldagogischen Abteilung von Freiburgs Ecole cantonale Vorlaumluferin der heutigen Mit-

telschulen die 1849 mit 17 Schuumllern eroumlffnet wird 1859 folgt die Eroumlffnung eines eigenen

Lehrerseminars (Ecole normale) mit 9 Schuumllern in Hauterive Der Deutsch- bzw Zweispra-

chigkeit wird erst ab 1909 mit einer parallelen Organisationseinheit Rechnung getragen Zu-

sammen mit den privaten Lehrerinnenseminaren die von verschiedenen religioumlsen Kongre-

gationen sowie von der staumldtischen Maumldchensekundarschule in Freiburg geleitet werden

existiert eine Vielzahl an Institutionen im Kanton Aufgrund des Uumlberangebots an Lehrper-

sonen wird das Lehrerseminar in Hauterive 1937 geschlossen aber wegen des resultierenden

Lehrermangels 1943 in der Murtengasse in Freiburg wiedereroumlffnet In den fuumlnfziger Jahren

wird das Gebaumlude der Villa Diesbach erstmals erweitert ein weiteres Mal anfangs der sieb-

ziger Jahre 1988 wird das Lehrerseminar restrukturiert Das KLS I bildet Primarlehrperso-

nen aus das KLS II Kindergarten- und Handarbeits- bzw Hauswirtschaftslehrpersonen

Beide Abteilungen umfassen je eine franzoumlsisch- und eine deutschsprachige Einheit

1859 Eroumlffnung des Kantonalen Lehrerseminars (KLS) in Hauterive

1909 Eroumlffnung einer deutschsprachigen Sektion

1936 Schliessung des KLS in Hauterive

1943 Wiedereroumlffnung des KLS in der Murtengasse

1959 Abschluss des Ausbaus der Villa Diesbach

1964 Ende des Internatsobligatoriums

1975 Eintritt der ersten Maumldchen Einweihung des Erweiterungsbaus und Einrichtung des Centre fribourgeois

de documentation peacutedagogique

1988 Schliessung der letzten privaten Kindergaumlrtnerinnenausbildung im Kanton Restrukturierung je ein

Studiengang fuumlr Primar- sowie fuumlr Handarbeits- bzw Hauswirtschaftslehrpersonen

2000 Inkrafttreten des Gesetzes von 1999 uumlber die Paumldagogische Hochschule (PHG)

2003 Verleihung der letzten Diplome des KLS

2005 Diplomanerkennung durch die EDK

2012 Erneuerung der Diplomanerkennung durch die EDK

2016 Inkrafttreten des Gesetzes von 2015 uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg (PHFG)

Abbildung 1 Eckdaten HEP-PH FR

Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR geht es nicht um eine einfache Umwandlung des Lehrer-

seminars Mit dem Inkrafttreten des Gesetzes von 1999 wird de facto eine neue Institution

geschaffen die nicht mehr dem Sekundar- sondern dem Tertiaumlrbereich angehoumlrt und sich

15

innerhalb des Bildungssystems anders positioniert So existieren bis zur Schliessung des

Kantonalen Lehrerseminars 2003 beide Schulen nebeneinander wobei sie sich Raumlumlichkei-

ten und einen Grossteil des Personals teilen

Heute werden an der HEP-PH FR uumlber 400 Personen ausgebildet fast drei Viertel davon

sind franzoumlsischsprachig Das Interesse fuumlr das zweisprachige Diplom (Diplocircme bilingue DiBi)

ist maumlssig obwohl es sich um ein schweizweit einzigartiges Angebot handelt Die Zahlen

zeigen dass in der deutschsprachigen Abteilung die theoretisch uumlber 150 Studienplaumltze ver-

fuumlgt (50 Plaumltze pro Studienjahr) die Kapazitaumlt nicht ausgeschoumlpft werden kann In der fran-

zoumlsischen Abteilung sind im ersten Studienjahr die vorhandenen Plaumltze besetzt Wegen Stu-

dienabbruumlchen in den folgenden Jahren sind aber auch hier die Kapazitaumlten nicht voll ausge-

lastet Insgesamt sind die Kapazitaumlten auf 450 Plaumltze beschraumlnkt

Abbildung 2 Entwicklung der Studierendenzahlen an der HEP-PH FR 201314-201819

212 Rechtsgrundlage

Gesetz vom 21052015 uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg (PHFG)

httpsbdlffrchappdetexts_of_law4331

22 ILLB

221 Entstehungsgeschichte

Mit der Gruumlndung der Universitaumlt im Jahr 1889 geht die Schaffung eines Lehrstuhls fuumlr Pauml-

dagogik einher Erster Inhaber ist Abbeacute Horner ehemals Lehrer am KLS Hauterive und Rek-

tor des Kollegiums St Michael 1907 spricht sich der Staatsrat fuumlr die Schaffung eines Insti-

tuts fuumlr Paumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt aus dessen Realisierung aller-

445 444

470

418 409

270

301 310

282 280

96 80

90 75

61 79

63 70 61 68

0

50

100

150

200

250

300

350

400

450

500

201314 201415 201516 201617 201718

total

franzoumlsischsprachig

deutschsprachig

zweisprachiges Diplom

16

dings auf sich warten laumlsst Das Institut verfuumlgt anfangs weder uumlber eigene Raumlumlichkeiten

noch uumlber ein spezifisches Budget es geht vor allem darum entsprechend den Trends auf

nationaler und internationaler Ebene einen Lehrstuhl fuumlr experimentelle Psychologie in Frei-

burg zu implementieren und diesen in einem Zentrum fuumlr katholische Paumldagogik zu veran-

kern Als sich das KLS 1909 um eine deutschsprachige Abteilung erweitert werden auch an

der Universitaumlt entsprechende Bemuumlhungen unternommen in der Bestrebung die Lehrper-

sonenausbildung auf Primarstufe ebenfalls in die Universitaumlt zu integrieren

Mit dem Abgang des Institutsdirektors und Inhabers des Lehrstuhls fuumlr Paumldagogik 1909 ha-

ben sich diese Bestrebungen verloren Sein Nachfolger besetzt nur den Lehrstuhl nicht aber

die Direktion des Instituts Durch diese Vakanz und die schwierige Wirtschaftslage infolge

des 1 Weltkriegs wird das Wachstum des Instituts stark gehemmt 1919 erklaumlrt Georges Py-

thon die finanzielle Lage verunmoumlgliche ein Funktionieren des Instituts

Anfang der 1930er Jahre gewinnt die Freiburger Paumldagogik dank der Dynamik in der Son-

derpaumldagogik wieder an Aufwind und die Arbeit des Instituts wird wiederaufgenommen

Der Benediktinerkonvent von Einsiedeln fragt nach Lehrveranstaltungen fuumlr gymnasiale

Paumldagogik und praktischen Uumlbungen fuumlr die deutsche Sprache fuumlr die zukuumlnftigen Lehrper-

sonen der Klosterschule Die Erziehungsdirektion verlangt deshalb von der Philosophischen

Fakultaumlt die Anpassung ihres Reglements an die Ausbildung von Gymnasiallehrpersonen

1932 wird das Institut in zwei sprachliche Abteilungen unterteilt

1889 Gruumlndung der Universitaumlt Lehrstuhl fuumlr Paumldagogik

1907 Eroumlffnung eines Instituts fuumlr Paumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt

1909 Erste Angebote fuumlr deutschsprachige Studierende Voruumlbergehende Unterbrechung der Arbeit des Insti-

tuts

1932 Beginn der Ausbildung von Gymnasiallehrpersonen Eroumlffnung einer deutschsprachigen Abteilung

1934 Eroumlffnung eines Heilpaumldagogischen Seminars

1947 Offizielle Schaffung des Instituts fuumlr Paumldagogik Heilpaumldagogik und Angewandte Psychologie

1966 Losloumlsung der Heilpaumldagogik

1973 Losloumlsung der Angewandten Psychologie

1983 Lehrerbildungsreform Abloumlsung des franzoumlsischsprachigen Instituts vom deutschsprachigen Bezug der

Raumlumlichkeiten in Regina Mundi

1984 Losloumlsung der Sozialarbeit

1995 Angliederung des SFM an den Lehrstuhl fuumlr Paumldagogik

1998 Lehrerbildung wird unter die Verantwortung des Departements fuumlr Erziehungswissenschaften gestellt

2004 Lehrerbildung wird an der Philosophischen Fakultaumlt angesiedelt

2016 Gruumlndung des ILLB

Abbildung 3 Eckdaten ILLB

Erst 1947 wird durch einen Beschluss des Staatsrats offiziell ein Institut fuumlr Paumldagogik Heil-

paumldagogik und angewandte Psychologie gegruumlndet Es besteht aus drei Abteilungen allge-

17

meine Paumldagogik fuumlr die Ausbildung der Lehrpersonen auf Sekundarstufe Sonderpaumldago-

gik fuumlr die Ausbildung von Sozialpaumldagogen sowie angewandte Psychologie fuumlr die Ausbil-

dung von Schulpsychologen und Berufsberatern 1983 wird mit der Realisierung der Lehrer-

bildungsreform das franzoumlsischsprachige Institut vom deutschsprachigen geloumlst Im selben

Jahr beziehen das Departement fuumlr Erziehungswissenschaften das Departement fuumlr Psycho-

logie sowie die beiden Zentren fuumlr Lehrpersonenbildung CERF und ZELF ihre Raumlumlichkei-

ten im Gebaumlude Regina Mundi Die franzoumlsischsprachige Lehrerbildung wird in einem inter-

fakultaumlren bdquoService de la formation des maicirctresraquo SFM zusammengefasst der 1995 dem Lehr-

stuhl fuumlr Paumldagogik angegliedert wird Im deutschsprachigen Bereich wird noch weiter mit

getrennten Abteilungen Sek I und Sek II gearbeitet 2016 wurde das ILLB mit den heutigen

Strukturen und drei zusaumltzlichen Lehrstuumlhlen gegruumlndet

Heute besuchen uumlber 600 Personen eine Ausbildung am ILLB Aufgrund der Aufnahmebe-

schraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Ausbildung fuumlr das Lehramt auf Sekundarstufe II

(DEEM) geht die deutliche Zunahme der Studierendenzahlen des ILLB in den letzten Jahren

hauptsaumlchlich auf den Anstieg in der Studienrichtung Lehrdiplom auf Sekundarstufe I (LDS

I bzw DAES I) zuruumlck

Abbildung 4 Entwicklung der Studierendenzahlen am ILLB 201314-201718

222 Rechtsgrundlagen

- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt

httpswww3unifrchappslegaldedocument454827

570 586 599

636 663

231 243 252 254 253

147 140 147 160 182

125 132 137 154 166

67 71 63 68 62

0

100

200

300

400

500

600

700

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

Total

DAES I amp LDS I (Bachelor)

DAES I amp LDS I (Master)

DEEM

LDM

18

- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument274463

- Statuten vom 8 Maumlrz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146

- Statuten vom 16 Juni 2016 des Departements fuumlr Erziehungs- und Bildungswissen-

schaften der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument276395

- Statuten vom 16 Juni 2016 des Instituts fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die

Sekundarstufen (ILLB)

httpswww3unifrchappslegaldedocument276424

- Reglement vom 16 Juni 2016 des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr

die Sekundarstufen (BLB)

httpswww3unifrchappslegaldedocument276426

23 Departement fuumlr Sonderpaumldagogik

231 Entstehungsgeschichte

Nach der Gruumlndung des ersten heilpaumldagogischen Ausbildungsinstituts in Zuumlrich 1924

moumlchte der bdquoSchweizerische Caritas-Verbandldquo ein katholisches Pendant in Freiburg schaffen

In den 1930er Jahren unterzeichnen interessierte Instanzen eine nationale Vereinbarung fuumlr

die Schaffung von drei Ausbildungsstaumltten fuumlr Sonderpaumldagogik in Freiburg Genf und Zuuml-

rich 1934 wird innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt das Heilpaumldagogische Seminar Frei-

burg eroumlffnet als unabhaumlngige Abteilung des Instituts fuumlr Paumldagogik In seinen Anfaumlngen ist

das Heilpaumldagogische Seminar rein deutschsprachig Erst mit der Ernennung eines franzouml-

sischsprachigen Ordinarius im Jahr 1984 nimmt die Anzahl der Studierenden aus der West-

schweiz zu

1945 bleibt der Lehrstuhl des Heilpaumldagogischen Seminars infolge der Wirren des 2 Welt-

kriegs vakant Im Herbst 1946 wird er wiederbesetzt und das Seminar nimmt seine Taumltigkei-

ten wieder auf 1951 wird das Seminar in ein Institut umgewandelt bleibt aber gleichzeitig

Teil des uumlbergeordneten Instituts fuumlr Paumldagogik Im selben Jahr wird auf Wunsch des Erzie-

hungsdirektors die bdquoHeilpaumldagogisch-psychiatrische Poliklinikldquo eroumlffnet Die beiden Institu-

tionen haben getrennte Verwaltungen und Buchhaltungen arbeiten aber aufs engste zu-

sammen

Wegen der stetigen Zunahme der Studierendenzahlen ist das Heilpaumldagogische Institut zu-

nehmend mit Raumproblemen konfrontiert Da der Kanton den wachsenden Beduumlrfnissen

des Instituts nicht Folge leisten kann wird 1958 der Verein Curatorium gegruumlndet 1960 wird

dem Institut das Gebaumlude in der Kanisiusgasse 21 Eigentum des Curatorium zur Verfuumlgung

gestellt Tatsaumlchlich ist die Anzahl der Studierenden von der Wiedereroumlffnung des Seminars

19

1946 bis zum Studienjahr 196970 von 6 auf 451 angewachsen Rund 15 der Studierenden

der Universitaumlt und 45 der Studierenden der Philosophischen Fakultaumlt sind am Heilpaumlda-

gogischen Institut eingeschrieben Eine Studie von 1968 gibt an dass uumlber die Haumllfte aller

kantonalen Schulpsychologen in Freiburg ausgebildet worden sind Auch die Entwicklung

der Sozialversicherungen generiert ein wachsendes Beduumlrfnis an im Sozialbereich ausgebil-

deten Personen und das Institut fuumlr Heilpaumldagogik kann sich als privilegierter Gespraumlchs-

partner des Bundes profilieren

Da Status und Finanzierung der Poliklinik problematisch sind wird sie 1987 nach Inkrafttre-

ten des Schulgesetzes in das bdquoHeilpaumldagogische Zentrumldquo umgewandelt das sich in das

bdquoHeilpaumldagogischen Universitaumltszentrumldquo und den bdquoRegionalen Dienst fuumlr Schulpsycholo-

gie und Logopaumldieldquo gliedert Der Verein Curatorium gruumlndet seinerseits 1990 die Stiftung

Heilpaumldagogisches Zentrum 2018 wird die Entscheidung das Curatorium aufzuloumlsen ge-

troffen und das Gebaumlude geht in den Besitz der Stiftung uumlber 1999 wird innerhalb der Phi-

losophischen Fakultaumlt das Departement fuumlr Sonderpaumldagogik gegruumlndet dem das Heilpauml-

dagogische Institut angegliedert wird Die Anzahl der Studierenden steigt weiter an 2017

werden am DSP 953 Studierende ausgebildet

1934 Eroumlffnung des Heilpaumldagogischen Seminars

1945 Vakanz des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik

1946 Wiederbesetzung des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik

1951 Umwandlung des Heilpaumldagogischen Seminars in ein Institut Eroumlffnung der Heilpaumldagogisch-

psychiatrischen Poliklinik

1958 Gruumlndung des Vereins Curatorium

1960 Bezug des Gebaumludes in der Kanisiusgasse

1966 Trennung der Heilpaumldagogik von der Allgemeinen Paumldagogik in ein autonomes Institut

1987 Umwandlung der Poliklinik in das Heilpaumldagogische Zentrum

1990 Gruumlndung der Stiftung Heilpaumldagogisches Zentrum durch den Verein Curatorium

1999 Gruumlndung des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt

2018 Entscheidung zur Aufloumlsung des Vereins Curatorium

Abbildung 5 Eckdaten Departement fuumlr Sonderpaumldagogik

20

Abbildung 6 Entwicklung der Studierendenzahlen am DSP 201314-201718

232 Rechtsgrundlagen

- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt

httpswww3unifrchappslegaldedocument454827

- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument274463

- Statuten vom 8 Marz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146

- Statuten vom 10 April 2014 des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik

httpswww3unifrchappslegaldedocument276391

- Statuten vom 10 April 2014 des Heilpaumldagogischen Instituts der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument276407

475 443 451 463

481

35 35 34 42 54

344 371 373

399 379

27 31 33 26 24

881 880 891 930 938

0

100

200

300

400

500

600

700

800

900

1000

2013 2014 2015 2016 2017

BA in Klinischer Heilpaumldagogik und Sozialpaumldagogik Sonderpaumldagogik Logopaumldie

MA in Sonderpaumldagogik

MA in Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik

Doktorat

Total

21

3 Erkenntnisse aus den Gespraumlchen und Dokumenten

31 Bisherige Studien

Die aktuellen Problemfelder in der Freiburger Lehrpersonenbildung sind keine neue Er-

scheinung Die institutionelle Zerstuumlckelung hat schon immer bestanden und Probleme ge-

neriert Es haben deshalb bereits verschiedene Analysen stattgefunden die die Probleme

durchaus erkannt und benannt haben Loumlsungen wurden aber nur ansatzweise in Angriff

genommen Ein Grundsatzentscheid zur Zusammenlegung der Ausbildungsstaumltten wurde

nie getroffen

Zu Anfang handelte es sich um strukturelle und personelle Fragen in der Lehrpersonenbil-

dung innerhalb der Universitaumlt Aufgrund interner Probleme in der franzoumlsischsprachigen

Abteilung hat die Erziehungsdirektion 2006 den ehemaligen Vorsteher des Amtes fuumlr Uni-

versitaumltsfragen mit einer laquomission drsquoeacutevaluation de meacutediation et de propositionsraquo betraut

Infolge seines Berichts wurde eine Reihe von strukturellen organisationellen paumldagogischen

und personalen Massnahmen beschlossen fuumlr deren Umsetzung und Begleitung die Univer-

sitaumlt erneut den ehemaligen Amtsvorsteher beauftragt hat Aus diesen Massnahmen resul-

tierte insbesondere die Schaffung des Centre drsquoenseignement et de recherche pour la formation agrave

lrsquoenseignement au secondaire (CERF)

Ende 2007 wurde die Analysetaumltigkeit auf die Lehrpersonenbildung insgesamt ausgeweitet

Der Lenkungsausschuss der Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und

der HEP-PH FR hat festgestellt dass die Zusammenarbeit zwischen den beiden Institutionen

intensiviert werden muss Das Rektorat der Universitaumlt hat daraufhin eine Arbeitsgruppe

laquoLehrerbildung an der Universitaumlt Freiburg laquomit Vertretern des CERF der deutschsprachi-

gen Lehrpersonenbildung (LDS I amp II Vorlaumlufer des ZELF) der HEP-PH FR der EKSD und

des Rektorats mit der Analyse von vier konkreten Fragen betraut Drei davon betreffen die

Organisation der Lehrpersonenbildung im Kanton und innerhalb der Universitaumlt (Beziehun-

gen zwischen Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und der HEP-PH FR Beziehungen

zwischen der Lehrpersonenbildung und dem Departement fuumlr Erziehungswissenschaften

strukturelle Trennung der franzoumlsisch- und der deutschsprachigen Lehrerbildung) die vierte

die Ressourcen uumlber die die Lehrpersonenbildung innerhalb der Universitaumlt verfuumlgte In

ihrem Bericht vom 26 Februar 2009 zuhanden des Rektorats hat die Arbeitsgruppe nach der

Analyse der Fragen jeweils Empfehlungen zur Verbesserung der festgestellten Probleme

abgegeben

Was die Frage der Beziehungen zwischen der Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und

der HEP-PH FR betrifft hat sich die wesentliche Feststellung bis heute nicht veraumlndert laquo(hellip)

la seacuteparation de lrsquoensemble de la formation des enseignants agrave Fribourg en plusieurs uniteacutes

distinctes affaiblit assureacutement la position de la formation des enseignants fribourgeois dans

le contexte national Un rapprochement progressif (hellip) creacutedibiliserait la place de Fribourg

comme lieu de formation drsquoenseignantsraquo Als Loumlsung hat die Arbeitsgruppe die Schaffung

eines interinstitutionellen Instituts fuumlr Lehrpersonenbildung empfohlen analog zum Institut

22

fuumlr Mehrsprachigkeit ohne jedoch die bestehenden Strukturen zu fusionieren Das neu zu

schaffende Institut waumlre zustaumlndig fuumlr die strategische Planung das Qualitaumltsmanagement

sowie die Foumlrderung und Aufwertung der Lehrpersonenbildung im Kanton Auch die In-

tegration der sonderpaumldagogischen Ausbildungen ndash die allerdings in der Arbeitsgruppe

nicht vertreten waren ndash in dieses Institut wurde als wuumlnschenswert erachtet

Das Rektorat der Universitaumlt hat den Bericht an die Erziehungsdirektion weitergeleitet Die

damalige Direktorin hat den Vorschlag der Schaffung eines interinstitutionellen Instituts

prinzipiell gutgeheissen und das Rektorat der Universitaumlt und die Direktion der HEP-PH FR

beauftragt die konkrete Umsetzung dieses Vorschlags zu studieren Das Mandat verlangte

zwei Teilberichte Der erste sollte die verschiedenen Varianten eines interinstitutionellen

Instituts sowie eine erste Schaumltzung der Transformationskosten enthalten der zweite eine

juristische Abklaumlrung der gewaumlhlten Variante insbesondere in Bezug auf deren strukturelle

personelle und finanzielle Auswirkungen

Der erste Teilbericht vom 19 Januar 2010 basiert auf derselben Feststellung wie derjenige der

Arbeitsgruppe des Rektorats laquo(hellip) la formation fribourgeoise des enseignant-e-s repose au-

jourdrsquohui sur une structure jugeacutee trop complexe et sous-doteacutee en ressources pour assurer agrave

long terme une formation compeacutetitive et de qualiteacute par rapport aux HEP et universiteacutes voi-

sines eu eacutegard agrave lrsquoaccroissement des exigences fixeacutees par la CDIPraquo Was jedoch die moumlgli-

chen Varianten anging schienen den Autoren des Berichts nicht alle in gleichem Masse laquoju-

dicieuses et pertinentes pour la place fribourgeoise agrave lrsquoheure actuelleraquo Da die HEP-PH FR als

Bildungsstaumltte des Tertiaumlrbereichs noch jung und die Lehrpersonenbildung an der Universi-

taumlt strukturell wenig etabliert war wurden die beiden Fusionsvarianten (Integration des ge-

samten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR in die Universitaumlt und umgekehrt) als nicht

umsetzbar erachtet die Variante der Integration in die HEP-PH wurde gar nicht erst analy-

siert Wie bereits im Bericht des Rektorats wurde auch hier argumentiert die Integration der

HEP-PH FR in die Universitaumlt wuumlrde den Kanton seinen Einfluss auf die Zulassung und die

Studienplaumlne kosten diejenige des berufspraktischen Ausbildungsteils der Universitaumlt in die

HEP-PH FR einen Teil seiner Studierenden aus anderen Kantonen Es wurde aber notabene

auch die Beibehaltung der aktuellen Situation ausgeschlossen Somit konzentrierte sich die

Analyse wie von der Arbeitsgruppe des Rektorats empfohlen auf das Modell einer laquointerin-

stitutionellen Koordinationsstrukturraquo Tatsaumlchlich war die Schaffung eines gemeinsamen

Bildungs- und Kompetenzzentrums bereits im damals geltenden Gesetz uumlber die Paumldagogi-

sche Hochschule (PHG) von 1999 vorgesehen (Art 5 Abs 2) Aus juristischer Sicht kam diese

Variante also der Umsetzung eines Gesetzesartikels gleich der keine grundlegenden Aumlnde-

rungen der internen Strukturen der bestehenden Rechtstexte und Ausbildungsprogramme

nach sich ziehen wuumlrde Der entsprechende Gesetzesartikel wurde nicht in das neue Gesetz

von 2015 (PHFG) aufgenommen die heute geltenden Bestimmungen uumlber die Zusammenar-

beit zwischen HEP-PH FR und Universitaumlt beschraumlnken sich auf die Zusammenarbeitsver-

einbarung

23

Der zweite Teilbericht vom 31 Mai 2010 nimmt infolge von Diskussionen der Arbeitsgruppe

mit der Direktorin der EKSD dem Rektorat der Universitaumlt und der Direktion der HEP-PH

FR uumlber die Resultate des ersten Teilberichts die beiden Fusionsvarianten wieder auf Da die

Variante laquointerinstitutionelles Institutraquo die Entscheidungsstrukturen nicht vereinfachen

sondern im Gegenteil zusaumltzlich erschweren wuumlrde hat sich die Arbeitsgruppe nach einem

Vergleich der drei Varianten letztendlich fuumlr diejenige der Integration in die Universitaumlt aus-

gesprochen Anfang 2011 hat die Direktorin der EKSD dennoch entschieden dass es fuumlr die

Umsetzung der einen oder anderen Variante zu fruumlh sei insbesondere die Revision des Ge-

setzes uumlber die HEP-PH FR muumlsse vorher abgeschlossen werden Gleichzeitig hat sie den

Rektor der Universitaumlt gebeten unmittelbar Arbeiten zur Staumlrkung der bestehenden internen

Strukturen aufzunehmen um eine bessere Fuumlhrung der universitaumlren Lehrpersonenbildung

zu gewaumlhrleisten Die erwaumlhnte Gesetzesrevision hat schliesslich zum heutigen Gesetz uumlber

die HEP-PH FR (PHFG in Kraft seit 2016) mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit die Reorganisa-

tion der universitaumlren Strukturen zum neu geschaffenen ILLB mit den beiden Zentren CERF

und ZELF gefuumlhrt

Sowohl inner- als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen hat sich die Situation fast ein Jahr-

zehnt nach Erscheinen des zweiten Teilberichts derart grundlegend veraumlndert dass nicht

mehr auf dieser bisherigen Studie aufgebaut werden kann Zwar liefert sie interessante In-

formationen zur ehemaligen Funktionsweise der beiden Institutionen die Position der Uni-

versitaumlt und der HEP-PH FR innerhalb der Hochschullandschaft Schweiz ist aber heute nicht

zuletzt aufgrund der Restrukturierung des gesamten Hochschulwesens infolge des Hoch-

schulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetztes (HFKG in Kraft seit 2015) nicht mehr mit der-

jenigen von 2010 vergleichbar Wichtigste Erkenntnis der bisherigen Analysen bleibt damit

die Feststellung dass die Kraumlfte gebuumlndelt werden und der fragmentierten Organisation der

Freiburger Lehrpersonenbildung dringend ein Ende bereitet werden muss

32 Paumldagogische Elemente

Schulen und Bildungsorganisationen stehen als offene Systeme unter dem Einfluss der Ent-

wicklungen ihres Umfelds Deshalb ist es wichtig diese Entwicklungen und deren Relevanz

fuumlr die Konzeption und die Steuerung des Schulwesens zu beleuchten Dieses Kapitel hebt

einige im vorliegenden Kontext relevante Entwicklungen hervor Es erhebt dabei keinen An-

spruch auf Vollstaumlndigkeit sondern will anhand aktueller Beispiele die Wechselwirkung

zwischen gesellschaftlichem Wandel und paumldagogischen Konzepten aufzeigen

321 Exkurs Rahmenkonzept fuumlr eine Lehrpersonenbildung

Die Lehrpersonenbildung soll Studierenden auf die hohen Anforderungen im Berufsfeld

vorbereiten Als Orientierungsrahmen und Erklaumlrungshilfe fuumlr die Konzeption der Aus- und

Weiterbildung von Lehrpersonen kann das PCK-Modell (Pedagogical Content Knowledge) von

Shulmann (1986) dienen Das Modell besagt dass Lehrpersonen sowohl uumlber inhaltliches

paumldagogisches und fachdidaktisches Wissen verfuumlgen muumlssen und macht gleichzeitig die

24

hohen Anforderungen deutlich die an die Dozierenden in der Lehrerausbildung gestellt

werden

- Content Knowledge Das inhaltliche Wissen bezieht sich auf die fachwissenschaftlichen As-

pekte des Unterrichts die mit einer Klasse erarbeitet werden

- Pedagogical Knowledge Paumldagogisches Wissen umfasst das Wissen und Koumlnnen wie eine

Klasse zu unterrichten ist (Methodik und Allgemeindidaktik)

- Pedagogical Content Knowledge Die Schnittmenge dieser beiden ersten Dimensionen fuumlhrt

zu fachdidaktischem Wissen und Koumlnnen Es geht darum wie bestimmte Inhalte fachspe-

zifisch oder -uumlbergreifend unterrichtet werden sollen Die Relevanz dieser Fachdidaktik

wird von mehreren Gespraumlchspartnern sehr deutlich hervorgehoben Der Theorie-Praxis

Bezug ist in der Lehrerbildung sehr wichtig

In Freiburg werden alle drei Wissensbereiche an beiden Institutionen angeboten fuumlr die

Primarstufe an der HEP-PH FR fuumlr die Sekundarstufe I und II und die Sonderpaumldagogik an

der Universitaumlt Waumlhrend eine Aufteilung fuumlr das Content Knowledge und bis zu einem be-

stimmten Grad auch fuumlr das Pedagogical Content Knowledge Sinn machen mag sind insbeson-

dere im Bereich des Pedagogical Knowledge zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien vorhan-

den von denen aber keinerlei Gebrauch gemacht wird

Zur dieser inhaltlichen Komplexitaumlt kommt in Freiburg die zusaumltzliche Schwierigkeit dass

die Lehrpersonenbildung fuumlr die obligatorische Schule zwei verschiedenen Lehrplankonzep-

ten Rechnung tragen muss In der Deutschschweiz werden kuumlnftige Lehrpersonen auf den

Lehrplan 21 in der Westschweiz auf den Plan drsquoeacutetudes romand (PER) vorbereitet Beide Lehr-

plaumlne streben Kohaumlrenz uumlber alle obligatorischen Schuljahre hinweg an Auf der Sekundar-

stufe sind den beiden Lehrplankonzepten aber zT andersartige Paradigmen zugrundgelegt

Dies zeigt sich zum Beispiel im Fach Geschichte Die Gestaltung der Lehrpraktika ist im

franzoumlsischsprachigen Teil Freiburgs fuumlr die Sekundarstufe II anders als im deutschsprachi-

gen Die Freiburger Lehrpersonenbildung muss sich also an zwei verschiedenen Rahmen-

konzepten orientieren

322 Kantonales Sprachenkonzept

Aufgrund der Globalisierung wird unsere Gesellschaft multikultureller Die Sensibilitaumlt fuumlr

andere Kulturen und Sprachen wird fuumlr das Zusammenleben und die gesellschaftliche Ko-

haumlsion immer relevanter Entsprechend wichtig wird der Erwerb von Fremdsprachen Neben

der Landessprache sprechen viele Kinder zuhause eine andere Sprache Im Kanton Freiburg

gilt gemaumlss dem verfassungsrechtlichen Territorialitaumltsprinzip der Grundsatz dass die Un-

terrichtssprache der Amtssprache der Gemeinde oder der Gemeinden die den Schulkreis

bilden entspricht Gleichzeitig ist aber sowohl in der Kantonsverfassung und expliziter auch

in den letzten Regierungsprogrammen vorgesehen den Austausch und das Sprachenlernen

zu foumlrdern

25

Dazu hat die EKSD 2010 ein kantonales Konzept fuumlr den Sprachenunterricht erarbeitet Zwei

Vorschlaumlge des Konzepts beziehen sich auf den Immersionsunterricht Es handelt sich dabei

um den Unterricht eines Sachfaches (zB Geschichte) in der jeweiligen Partnersprache

Hauptziel bleibt das Erreichen von fachlichen Kompetenzen die Sprache steht nicht im Mit-

telpunkt Mittlerweile verzeichnen Projekte zum Immersionsunterricht in der obligatori-

schen Schule des Kantons eine starke Zunahme Zum Schuljahresbeginn 201819 wurden in

18 Orientierungsschulen und 9 Primarschulen und damit in insgesamt uumlber 100 Klassen Im-

mersionsprojekte angekuumlndigt Lehrpersonen die sich fuumlr ein Immersionsprojekt engagie-

ren werden begleitet und koumlnnen vom entsprechenden und laufend erweiterten Weiterbil-

dungsangebot an der HEP-PH FR profitieren Bereits in der Grundausbildung werden die

wichtigsten didaktischen Konzepte im Bereich des Immersionsunterrichts unterrichtet Fuumlr

die bereits aktiven Lehrpersonen hat die HEP-PH FR neu einen CAS zum Thema bilingualer

immersiver Unterricht in Planung Zudem absolvieren auch die Studierenden der einspra-

chigen Ausbildung der HEP-PH einen Teil ihrer Ausbildung in der Partnersprache

Auch auf Mittelschulebene hat der Immersionsunterricht an Bedeutung gewonnen sowohl

im Kanton Freiburg als auch gesamtschweizerisch In Freiburg koumlnnen saumlmtliche Bildungs-

gaumlnge der Schulen der Sekundarstufe II mit einer zweisprachigen Maturitaumlt Deutsch-

Franzoumlsisch abgeschlossen werden Im Schuljahr 201819 besuchen rund 28 der Freiburger

Gymnasiasten diesen Unterricht der zur zweisprachigen Maturitaumlt fuumlhrt Gesamtschweize-

risch ist die Kombination Deutsch-Englisch am haumlufigsten

Auch an der Universitaumlt Freiburg kann das LDM zweisprachig abgeschlossen werden Eine

Kompetenzstelle fuumlr die Immersionsdidaktik fehlt aber

In diesem Zusammenhang ist auch das Institut fuumlr Mehrsprachigkeit zu erwaumlhnen das 2008 als

gemeinsames Institut der Universitaumlt Freiburg und der Paumldagogischen Hochschule Freiburg

gegruumlndet wurde Es fuumlhrt das Wissenschaftliche Kompetenzzentrum fuumlr Mehrsprachigkeit

(KFM) des Bundes das auf der Grundlage des Sprachengesetzes und der Sprachenverord-

nung von der Schweizerischen Eidgenossenschaft finanziert wird Zu den Aufgaben des In-

stituts gehoumlren die Durchfuumlhrung von Forschungsprojekten im Bereich der Mehrsprachig-

keit die Unterstuumltzung der Lehre auf allen Stufen die Zusammenarbeit mit verschiedenen

Akteuren auf regionaler nationaler und internationaler Ebene die Verbreitung der erworbe-

nen Kenntnisse in Wissenschaft und Gesellschaft und die Durchfuumlhrung von wissenschaftli-

chen Veranstaltungen Aktuell ist die HEP-PH FR gemeinsam mit dem Institut fuumlr Mehr-

sprachigkeit und der Universitaumlt Freiburg im Rahmen des von swissuniversities lancierten

und vom Bund finanzierten Programms P-09 laquoAufbau der wissenschaftlichen Kompetenzen

und Fachdidaktikenraquo fuumlr den Aufbau des Fachdidaktikzentrums Fremdsprachen (Centre de

didactique des langues eacutetrangegraveres CeDiLE) als Leading House zustaumlndig

Durch die besondere Lage des Kantons Freiburg auf der Sprachgrenze bietet sich die Chance

die Zweisprachigkeit in der Lehrpersonenbildung und in den Schulen zu nutzen Die Kanto-

ne Bern und Wallis pflegen die Zweisprachigkeit zwar auch aber mit zwei PH-Standorten

In Freiburg kann die Zweisprachigkeit unter einem Dach gelebt werden was eine attraktive

26

Profilierungsmoumlglichkeit ist Mittels einer kohaumlrenten und stufenuumlbergreifenden Strategie

koumlnnte die kantonale Lehrpersonenbildung das Thema Mehrsprachigkeit und Immersions-

didaktik als Freiburger USP herausarbeiten und sich auf nationaler und internationaler Ebe-

ne profilieren

323 Inklusion

Die Volksschule von heute ist eine integrative Schule Statt einzelne Kinder mit besonderem

Foumlrderbedarf in Sonderschulen oder -klassen zu unterrichten sollen moumlglichst alle gemein-

sam Regelklassen besuchen Grundlage fuumlr den integrativen Unterricht bilden das Behinder-

tengleichstellungsgesetz und die 2008 eingefuumlhrte Neugestaltung des Finanzausgleichs und

der Aufgabenteilung Seither sind die Kantone fuumlr die Sonderpaumldagogik zustaumlndig Zur Ko-

ordination der Aufgaben haben die Kantone unter der Federfuumlhrung der EDK das 2011 in

Kraft getretene Sonderpaumldagogik-Konkordat erarbeitet

Fuumlr die Foumlrderung der Kinder mit speziellem Foumlrderbedarf sind in der Regel schulische

Heilpaumldagogen zustaumlndig Sie erstellen in Absprache mit der Lehrperson individuelle Foumlr-

derplaumlne Die Heilpaumldagogen sind oft nur fuumlr einzelne Lektionen im Schulzimmer um das

Kind zu betreuen es gibt aber auch Formen von Teamteaching bei denen Lehrpersonen und

Heilpaumldagogen gemeinsam alle Kinder betreuen Fuumlr eine gute Zusammenarbeit muumlssen die

Rollen geklaumlrt und der Bildungsauftrag der Regelschule verstanden werden Heilpaumldagogen

benoumltigen ein Grundverstaumlndnis fuumlr die Lehrertaumltigkeit und Lehrpersonen der Regelklassen

ein Grundverstaumlndnis uumlber Behinderungsaspekte Die Vermittlung dieses gegenseitigen

Grundverstaumlndnisses sollte in die Grundausbildung sowohl der Volksschullehrer als auch

der Heilpaumldagogen mit einbezogen werden Dies ist heute allerdings nicht der Fall in den

Gespraumlchen wird seitens der HEP-PH FR und des ILLB der fehlende institutionalisierte Aus-

tausch mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik bemaumlngelt

324 Digitalisierung

Computer Internet und Smartphone durchdringen den Alltag immer staumlrker Die Schulen

haben sich auf verschiedene Arten mit dieser Digitalisierung auseinanderzusetzen Die neu-

en technologischen Moumlglichkeiten sind in der Lehrerbildung und in den Schulen paumldago-

gisch sinnvoll zu nutzen Allerdings erfordern die technologischen Lehrmittel Investitionen

in Infrastruktur und Datensicherheit und den Einsatz von Fachpersonen mit Spezialwissen

in verschiedensten Funktionsbereichen Zur Illustration dieser zusaumltzlichen Dimension in

der Lehrpersonenbildung haben Mishra und Koehler (2006) das oben vorgestellte PCK-

Modell um den Aspekt der digitalen Medien erweitert was zum vierdimensionalen TPCK-

Modell fuumlhrt

1 Technology Knowledge Wie koumlnnen Lehrpersonen digitale Medien fuumlr sich selbst nutzen

In dieser Dimension stehen das Wissen und die Fertigkeiten des eigenen Umgangs mit

digitalen Medien im Vordergrund

27

2 Technological Pedagogical Knowledge Welche Chancen und welchen Nutzen koumlnnen digitale

Medien im Unterricht aufweisen Hier geht es um generelle Fragen der Unterrichtsgestal-

tung im Sinne der Allgemeindidaktik

3 Technological Content Knowledge Inwiefern vermag die Digitalisierung den fachwissen-

schaftlichen Inhalt zu veraumlndern Welche Bedeutung haben digitale Medien fuumlr das jewei-

lige Fach

4 Technological Pedagogical Content Knowledge Wie lassen sich Unterrichtsinhalte anhand von

digitalen Medien sinnvoll unterrichten Wie koumlnnen digitale Medien den Lernprozess in

den jeweiligen Faumlchern unterstuumltzen

Abbildung 7 TPCK-Modell von Mishra und Koehler (2006) basierend auf Shulmann (1986)

Um dieser neuen Anforderung im Bildungswesen zu begegnen haben sowohl die EDK als

auch die CIIP 2018 eine Strategie bzw einen Aktionsplan fuumlr den Umgang mit dem Wandel

durch Digitalisierung definiert mittels derer die Kantone sich auf Ziele und prioritaumlre Berei-

che der digitalen Bildung einigen Im Kanton Freiburg hat der Staatsrat dem Grossrat bereits

2001 ein Globalkonzept der Integration der Informations- und Kommunikationstechnologie

in den Unterricht in allen Schulstufen unterbreitet 2001 wurde die Fachstelle fri-tic gegruumln-

det uumlber die seither saumlmtlichen Lehrpersonen mehr als 140 in den Schulen taumltige IKT-

Ansprechpersonen sowie Ausbildner fuumlr Lehrpersonen im Bereich IKT geschult wurden Des

Weiteren stellt sie Schulbehoumlrden Schulen Lehrpersonen und Lernenden Leistungen und

Beratungen im Zusammenhang mit Medien und IKT zur Verfuumlgung und foumlrdert gleichzeitig

eine kritische Auseinandersetzung mit den neuen Medien und Technologien 2017 hat der

Staatsrat ein kantonales Konzept fuumlr die Integration von Medien und IKT in der obligatori-

schen und nachobligatorischen Schule in der Berufsbildung und im Sonderschulunterricht

genehmigt Es soll ein neues Fuumlhrungssystem definieren die Steuerungsstrukturen klaumlren

Synergien ermitteln und eine gemeinsame Vision entwickeln die die Kohaumlrenz der verschie-

denen Unterrichts- und Bildungsaumlmter Aus- und Weiterbildungen fuumlr Lehrpersonen Infor-

matikprojekten des Staates und Unterrichts-Lernpraxis an den Schulen zum Ziel hat Inner-

halb der EKSD wurde das Buumlro Medien und IKT geschaffen das als Steuerungsorgan der

28

EKSD die Aufgabe hat dieses Globalkonzept fuumlr den Zeitraum 2017 bis 2021 zu erarbeiten

umzusetzen und zu evaluieren

Im Schuljahr 201920 werden durch den Lehrplan 21 die Lernziele im Bereich von Medien

und Informatik fuumlr die deutschsprachige obligatorische Schule festgelegt und in den Frei-

burger Gymnasien wird Informatik als obligatorisches Fach eingefuumlhrt Eine diesbezuumlgliche

Uumlberarbeitung des PER fuumlr den franzoumlsischen obligatorischen Unterricht ist ebenfalls be-

schlossen Diese flaumlchendeckende Einfuumlhrung eines neuen Faches einerseits und neuer fauml-

cheruumlbergreifender technologischer Unterrichtsmaterialen andererseits erfordert eine ent-

sprechende Anpassung der Studienprogramme in der Lehrpersonenausbildung Die HEP-

PH FR und die Universitaumlt haben diese getrennt und unabhaumlngig voneinander in Angriff

genommen ua mit der Unterstuumltzung ihres jeweiligen Fachzentrums Sowohl die Universi-

taumlt (Laboratoire drsquoinnovation peacutedagogique LIP Centre Nouvelles technologies et enseignement NTE)

wie auch die HEP-PH FR (Centre de recherche sur lrsquoenseignementapprentissage par les technolo-

gies numeacuteriques CREATE) verfuumlgen uumlber Einheiten fuumlr Lehre und Lernen mit digitalen Tech-

nologien Auch hier gibt es zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien Der Einsatz der vorhan-

denen Ressourcen hat grosses Optimierungspotential

33 Oumlkonomische Elemente

331 Zulassungspolitik

Folgende Darstellung zeigt mit welcher Vorbildung schweizweit die Studierenden an die

PH gelangen Die Zugaumlnge sind vielfaumlltig und durchlaumlssig So kann der Arbeitsmarkt mit

ausreichend qualifizierten Lehrpersonen versorgt werden

Abbildung 8 PH-Eintritte auf Stufe Bachelor nach Studiengang und Zulassungsausweis 20172018 (Quelle Bundesamt fuumlr

Statistik BFS)

Heute verfuumlgen 43 der Studierenden die die Ausbildung VorschulstufePrimarstufe auf-

nehmen uumlber eine gymnasiale Maturitaumlt Knapp 2 davon haben eine Passerelle BM-UH

29

absolviert Auch die Fachmaturitaumlt (FM) mit Vertiefungsrichtung Paumldagogik ist seit ihrer

Einfuumlhrung im Studienjahr 201011 mit 29 zu einem bedeutenden Zubringer in die Vor-

schul- und Primarschullehrerausbildung geworden Diese Population von Studierenden ist

fuumlr den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen eminent wichtig da ohne sie nur eine ungenuumlgende

Anzahl an Lehrpersonen ausgebildet werden koumlnnte Die Berufsmaturanden machen 8 aus

7 der Studierenden wurden mit oder ohne Pruumlfung durch eine Hochschule zugelassen und

6 haben einen auslaumlndischen Zulassungsausweis Zwar fehlen fuumlr eine laumlngerfristige Beur-

teilung auch hier die mittels eines permanenten Monitorings zu erhebenden Daten die Zah-

len fuumlr das Studienjahr 201819 zeigen jedoch dass an der HEP-PH FR gleichviele Inhaber

einer Fach- wie einer gymnasialen Maturitaumlt studieren Fuumlr den Zugang zu den von der Uni-

versitaumlten angebotenen Studiengaumlngen so auch des ILLB und des DSP wird die gymnasiale

Maturitaumlt vorausgesetzt

Kandidatinnen und Kandidaten fuumlr eine Ausbildung zur Lehrperson insbesondere fuumlr die

Primarstufe gibt es genug Allerdings besteht an der HEP-PH FR seit dem Studienjahr

200405 eine Zulassungsbeschraumlnkung Sie wurde aufgrund einer laquounerwartet grossen An-

zahl Anmeldungenraquo eingefuumlhrt Nach 104 registrierten Anmeldungen im Jahr 2002 und 105

im Jahr 2003 sind 2004 165 Bewerbungen eingegangen Damit war die Aufnahmekapazitaumlt

der HEP-PH FR in Bezug auf die vorhandenen Praktikumsplaumltze die Betreuung der Studie-

renden und die Infrastruktur uumlberschritten Die maximale Aufnahmekapazitaumlt wurde auf 90

Studienplaumltze fuumlr die franzoumlsischsprachigen und 30 fuumlr die deutschsprachigen Studierenden

festgelegt Die Verordnung des Staatsrats uumlber diese erste Zulassungsbeschraumlnkung erlaumlsst

zudem Selektionskriterien die zur Ablehnung der uumlberzaumlhligen Kandidaten angewandt

werden konnten Laut Art 4 Abs 2 konnte die Aufnahme abgelehnt werden wenn die Beur-

teilung der paumldagogischen Faumlhigkeiten Vorbehalte enthielt und die schulischen Ergebnisse in

der Muttersprache und in der ersten Fremdsprache als ungenuumlgend beurteilt wurden

200506-200708 wurde die Anzahl der Studienplaumltze weiter reduziert da mit der laquoPasserel-

leraquo ndash einer Weiterbildung die Kindergaumlrtnerinnen Handarbeits- und Werklehrerinnen das

Unterrichten auf der 1 und 2 Primarstufe ermoumlglichte ndash eine zusaumltzliche Ausbildung ange-

boten wurde die Personal und Infrastruktur der HEP-PH FR ebenfalls beanspruchte Ab

200809 wurde die Anzahl erstmals auf 100 bzw 50 Plaumltze erhoumlht mit der Begruumlndung

laquodass eine groumlssere Anzahl Studierender aus verschiedenen Gruumlnden zum Beispiel wegen

der Mobilitaumlt zwischen den PH das Studium nach dem ersten Jahr wieder aufgibtraquo und

dadurch wieder mehr Aufnahmekapazitaumlt entstuumlnde zudem koumlnnten im ersten Jahr die

Praktika zu zweit absolviert werden Auch die Selektionskriterien wurden angepasst Ab

200809 wird neben den Noten in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematik eine

schriftliche Stellungnahme zu einem Thema das mit der Schule oder dem Lehrerberuf ver-

bunden ist beurteilt

Als sich ein Ruumlckgang der Anzahl Lehrpersonen abzuzeichnen begannt wurde in den Jahren

201011 bis 201314 auf eine Zulassungsbeschraumlnkung verzichtet Da die Gesamtzahl der

Studierenden an der HEP-PH FR von 313 im Jahr 2009 auf 470 im Jahr 2013 anstieg fuumlhrte

30

der Staatsrat im Rahmen seiner Struktur- und Sparmassnahmen die Beschraumlnkung auf das

Studienjahr 201415 wieder ein Als Selektionskriterien galten ab sofort nur noch laquodie schuli-

schen Ergebnisse in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematikraquo

Studienjahr franzoumlsischsprachig deutschsprachig insgesamt

200405 90 40 130

200506 75 35 110

200607 75 35 110

200708 75 35 110

200809 100 50 150

200910 100 50 150

201011-201314 keine Zulassungsbeschraumlnkung

201415 100 50 150

201516 100 50 150

201617 100 50 150

201718 100 50 150

201819 110 50 160

Abbildung 9 Zulassungsbeschraumlnkung an der HEP-PH FR Uumlbersicht von 200405-201819

Wegen der Beibehaltung der Zulassungsbeschraumlnkung uumlber mehrere Jahre hinweg ist man

sich heute gar nicht mehr im Klaren in welcher Zahl sich die Nachfrage nach Studienplaumltzen

an der HEP-PH FR niederschlagen wuumlrde Frist fuumlr die Einreichung der Kandidaturen ist

jeweils Ende Maumlrz und Ende Juli werden die Zulassungen fuumlr den Beginn des Studienjahres

im September bekanntgegeben Nun kennt die HEP-PH FR zwar die Anzahl Kandidaturen

sie entspricht aber nicht derjenigen die sich letztendlich definitiv fuumlr den Studieneintritt ent-

scheiden Viele angehende Studierende sind sich der Platzbeschraumlnkung sowohl an der HEP-

PH FR als auch an anderen Bildungsinstitutionen (etwa an der Hochschule fuumlr Soziale Arbeit

Freiburg) bewusst und bewerben sich absichtlich an mehreren Orten um einen Studienplatz

auf sicher zu haben Dies fuumlhrt dazu dass ein Teil der Bewerber die von der HEP-PH FR

abgewiesen werden das Studium auch bei positivem Zulassungsentscheid nicht aufnehmen

wuumlrde Wie hoch dieser Anteil ist kann nicht ermittelt werden

Diese Zulassungsbeschraumlnkung ist houmlchst problematisch Einerseits will der Kanton Lehr-

personen ausbilden andererseits fuumlhrt der Numerus Clausus zu Abwanderungen von Stu-

dierenden va nach Bern und Lausanne Tatsaumlchlich legen die Zahlen nahe dass die Zulas-

sungsbeschraumlnkung die Nachfrage nach Studienplaumltzen an der HEP-PH FR negativ beein-

flusst Waumlhrend das Angebot stagniert nimmt die Nachfrage ab Es ist houmlchst problematisch

den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen auf solche Weise zu steuern die Nachfrage folgt allem

voran der demographischen Entwicklung

31

Abbildung 10 Kandidaturen vs Eintritte HEP-PH FR 201314-201819

Auch die Ausbildungsplaumltze fuumlr das Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute (DEEM)

sind limitiert Die franzoumlsischsprachige Ausbildung wurde urspruumlnglich fuumlr 48 Personen pro

Studienjahr konzipiert Da das Interesse fuumlr die Ausbildung mit jedem Jahr zunimmt aber

nicht genuumlgend Praktikumsplaumltze zur Verfuumlgung stehen besteht seit dem Studienjahr

200809 eine Aufnahmebeschraumlnkung fuumlr 60 Personen pro Jahr Diese Beschraumlnkung erweist

sich fuumlr die Situation auf dem Arbeitsmarkt als unproblematisch die Maturitaumltsschulen ha-

ben keine Rekrutierungsschwierigkeiten Da sogar ein leichtes Uumlberangebot an Lehrpersonen

fuumlr die Sekundarstufe II besteht haben DEEM-Inhaber uumlber mehrere Jahre hinweg auch Pen-

sen auf Sekundarstufe I uumlbernommen wo bis vor kurzem ebenfalls Lehrpersonal fehlte In-

folge des Anstiegs der Studierenden fuumlr das Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I

(DAES I) in den letzten Jahren hat sich die Arbeitsmarktsituation in den Orientierungsschu-

len wieder beruhigt dafuumlr beginnen sich Engpaumlsse bei der Organisation von Praktikums-

plaumltzen abzuzeichnen

Eine abschliessende Anmerkung zu den Praktikumsplaumltzen sei hier festgehalten Persoumlnlich

bin ich der Meinung dass die Zahl der Praktikumsplaumltze als limitierender Faktor von den

Gespraumlchspartnern zu stark und nicht einleuchtend verwendet wird Die Begruumlndung und

die genaue Benennung der Engpassfaktoren wurden aus den Gespraumlchen nicht klar Wenn

der Arbeitsmarkt mehr Lehrpersonen benoumltigt lassen sich mindestens mittelfristig durch

organisatorische Massnahmen auch ausreichend Praktikumsplaumltze organisieren Gerade

auch die Berufsverbaumlnde sind bei der Erarbeitung solcher Massnahmen mit einzubeziehen

332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage

Der Kanton Freiburg ist wie die umliegenden Regionen seit einigen Jahren mit einer ange-

spannten Situation auf dem Stellenmarkt fuumlr Lehrpersonen auf Primarstufe konfrontiert

Was heute eine grosse Schwierigkeit fuumlr die Anstellung von Stellvertretungen bedeutet wird

in wenigen Jahren in einen tatsaumlchlichen Mangel an qualifizierten Lehrpersonen muumlnden

Die Anzahl Zulassungen zum Studium wird in Freiburg aber nicht etwa von der Situation

auf dem Arbeitsmarkt sondern von der Aufnahmekapazitaumlt der aktuellen Raumlumlichkeiten

260

225 242

256

211 196

154 145

155 140

152 154

0

50

100

150

200

250

300

201314 201415 201516 201617 201718 201819

Kandidaturen im Maumlrz

Eintritte im September

32

definiert Weder der demographischen Entwicklung noch anderen Schwankungen auf dem

Bildungsmarkt kann so Rechnung getragen werden Es sind noch weitere Phaumlnomene zu

beruumlcksichtigen etwa die grosse Nachfrage nach Teilzeitstellen oder die Tatsache dass ein

bedeutender Anteil der Diplomierten gar nie im Lehrberuf arbeitet Diese Gesamtsituation

fuumlhrt dazu dass zwischen 2013 und 2016 die Abgaumlnger der HEP-PH FR nur 565 des Be-

darfs auf dem franzoumlsischsprachigen Freiburger Arbeitsmarkt gedeckt haben 201819 wurde

deshalb die Zulassungsbeschraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Abteilung von 100 Plaumlt-

zen pro Studienjahr auf 110 erhoumlht Diese Erhoumlhung wurde durch den Umzug der Fachstelle

fri-tic ermoumlglicht die bis anhin in den Raumlumlichkeiten der HEP-PH FR untergebracht war

Daruumlber hinaus wird allerdings nur eine substantielle Erweiterung der Gebaumlude oder ein

Neubau an einem anderen Standort der stetig steigenden Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt

nachkommen koumlnnen

Wie erwaumlhnt ist der Zugang zu bestimmten Daten und dadurch deren Auswertung durch

die zersplitterte Organisation wesentlich erschwert Die Entwicklung der Studierendenzah-

len uumlber die letzten fuumlnf Jahre zeigt jedoch dass das Ausbildungsangebot teilweise zur Ab-

wanderung der Freiburger Studierenden insbesondere in die Nachbarkantone fuumlhrt Das ist

insofern problematisch als der Heimatkanton der die Ausbildung im Rahmen der Interkan-

tonalen Fachhochschulvereinbarung (FHV) finanziert nicht davon ausgehen kann dass die

Studierenden nach Abschluss ihres Studiums wieder zuruumlckkehren In der Folge werden

einige grundlegende Statistiken zu den verfuumlgbaren Daten praumlsentiert und im vorliegenden

Kontext interpretiert

A) Herkunft der Studierenden in Freiburg

1 Primarstufe

Abbildung 11 Herkunft der Studierenden Primarstufe 201314-201718 Die Anzahl an Freiburger Studierenden hat uumlber

die letzten fuumlnf Jahre zugenommen waumlhrend die Anzahl an Studierenden aus anderen Kantonen und aus dem Ausland uumlber

den gleichen Zeitraum zuruumlckgeht

284

114

47

302

107

35

311

120

39

287

114

17

302

82

25

0

50

100

150

200

250

300

350

FR Andere Kantone Ausland

201314 201415 201516 201617 201718

33

2 Sekundarstufe I

Abbildung 12 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe I 201314-201718 Die Anzahl der Freiburger hat in den vergan-

genen fuumlnf Jahren besonders stark zugenommen Diese Population ist die Hauptquelle der Zunahme der Anzahl Studieren-

den am ILLB

3 Sekundarstufe II

Abbildung 13 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe II 201314-201718 Aufgrund der Beschraumlnkung der Anzahl

Studienplaumltze fuumlr das DEEM sind die Studierendenzahlen stabil Insbesondere das LDM zieht zahlreiche Studierende aus

anderen Kantonen an Von den insgesamt 228 Studierenden im Jahr 201718 stammen nur 94 aus dem Kanton Freiburg

Diese grosse Attraktivitaumlt kann sich damit erklaumlren dass der Studiengang konsekutiv nach einem Masterabschluss eines

170 169

17

189

162

24

201

163

25

208

183

22

221

195

19

0

50

100

150

200

250

FR CH Ausland

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

34

24

9

31

93

23

42

24

5

29

88

23

32

24

7

36

91

20

39

23

6

46

93

15

40

15

7

54

94

18

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

FR CH Ausland FR CH Ausland

Diplocircme denseignement pour eacutecoles de maturiteacute DEEM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltschulen LDM

201314 201415 201516 201617 201718

34

Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der

Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde

4 Sonderpaumldagogik

Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg

bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an

Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718

161

686

34

166

675

39

174

680

37

177

705

48

171

716

51 100

200

300

400

500

600

700

800

FR CH Ausland

2013 2014 2015 2016 2017

10

20

30

40

50

60

70

80

90

FR

DE

35

A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg

1 Alle Stufen

Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und

Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg

2 Primarstufe

Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone

Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger

an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)

73

55

14 10

29

14

9

22

5 7

14

2 1 3

1 3 3 2 1 2

5

0

10

20

30

40

50

60

70

80

Pri

mar

stu

fe

Seku

nd

arst

ufe

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Seku

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II

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gik

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ago

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Pri

mar

stu

fe

Seku

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I

Seku

nd

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II

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I

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ago

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BE VD JU LU VS AG NE

53

11

1 2 2 1

55

16

1 2 2

63

22

1 4 3

66

31

5

1 4 3

73

29

3 5

1 2 1

0

10

20

30

40

50

60

70

80

Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

36

3 Sekundarstufe I

Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr

201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger

die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)

4 Sekundarstufe II

Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-

beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen

29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg

40

14

1

5

1 2 1 1

48

15

3 4

1 2 1 1

49

19

5 3

1 1

49

17

3

6

1 2

55

14

3

7

1 1

0

10

20

30

40

50

60

Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

16

3

1 1 1

16

5

1 2

1

18

5

1 2

1

16

3

1 1

14

9

2 3

1

0

2

4

6

8

10

12

14

16

18

20

Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

37

5 Sonderpaumldagogik

Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-

dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-

burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur

auf Deutsch angeboten wird

34 Organisatorische Elemente

Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-

ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben

die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-

turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen

Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-

kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement

oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-

formen beeinflusst

341 Interne Fuumlhrungsstrukturen

Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer

Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die

Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist

mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum

arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-

sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt

sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische

Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit

6

18

6 6

16

11

1 1

7

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9

1 1

9

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10

1 1

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22

14

1 1

5

0

5

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20

25

Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall

201314 201415 201516 201617 201718

38

mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene

nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und

Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich

Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf

einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-

ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-

struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-

richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte

An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern

ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und

operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das

Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen

der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-

der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine

Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR

Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-

nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg

koordinieren koumlnnte

Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen

die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-

steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das

Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-

tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die

Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-

schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich

die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-

ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der

Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden

342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen

Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-

standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und

ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018

werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen

Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE

der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der

deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-

ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist

aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich

39

Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-

gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-

sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes

de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale

de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in

der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den

Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-

sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen

Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene

Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf

die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist

eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten

Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen

Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-

enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-

nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen

Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten

343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung

Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es

braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-

nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die

Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-

stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen

Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen

sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards

ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-

litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte

Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-

den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-

derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die

HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative

Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet

werden muumlssen

Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen

Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-

maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-

rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-

hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht

Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-

sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen

40

Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie

sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber

eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt

ist diese Auflage weniger problematisch

344 Infrastruktur

Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen

bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-

lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-

lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-

schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade

auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den

heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau

nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden

Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-

gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun

verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten

Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit

einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung

stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-

schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden

Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-

kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie

eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des

ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-

PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-

ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst

Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals

thematisiert aber nie weiterverfolgt

35 Rechtliche Elemente

351 Nationale Ebene

Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-

schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-

taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-

zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-

hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-

traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten

Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten

die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings

41

auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das

Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der

Kantone

352 Kantonale Ebene

Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-

sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig

sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-

cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer

Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-

ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das

Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen

Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR

allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-

trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-

liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-

gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-

lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von

2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der

fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen

Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten

waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das

neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR

eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb

keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz

grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen

der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-

schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-

matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung

mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden

soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung

Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen

Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-

ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren

Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft

getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem

Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-

schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-

tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen

Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-

42

le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des

Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-

systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert

werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-

lungsdruck verhindern koumlnnen

36 Finanzielle Elemente

Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle

Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die

Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen

Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-

hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses

Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im

interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln

Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-

rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits

und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die

Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-

zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-

schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den

Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH

15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und

nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-

gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen

werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach

Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine

Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-

traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite

lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-

nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt

37 Kontextualisierung der Erkenntnisse

Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen

der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-

beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast

ausschliesslich informell

In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse

durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt

dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-

tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit

43

einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als

auch aus anderen Kantonen

FR HEP Vaud PH Bern

Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)

Sekundarstufe I 435 443 877

Sekundarstufe II 228 215 357

Total Sekundarstufe 663 658 1234

Sonderpaumldagogik 953 368 207

Total 2025 1945 2429

Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen

201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der

Fachausbildung mitgezaumlhlt

Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH

abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell

entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der

HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die

Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr

den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-

sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-

den

Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-

fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-

ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es

die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-

renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf

Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-

ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe

II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben

Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-

traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die

Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss

zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-

ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen

Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur

Verfuumlgung

44

4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle

41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick

In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-

nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig

ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische

Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf

lokale Besonderheiten zugeschnitten sind

Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik

1 PHBern

2 PH FHNW

3 PHGR

4 PH Luzern

5 PHSG

6 PHSH

7 PHSZ

8 PHTG

9 PH-VS

10 PH Zug

11 PHZH

12 HEP-BEJUNE

13 HEP Vaud

14 S SUPSI-DFA

Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz

Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-

enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-

tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch

an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-

gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden

Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-

terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-

tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt

Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-

lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der

Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-

konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats

gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-

sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann

45

42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle

Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-

gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll

ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber

im Folgenden kurz aufgefuumlhrt

Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-

schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt

des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-

spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-

ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit

einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies

etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH

FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-

ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-

tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium

besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-

PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so

besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt

und HEP-PH FR gewertet

Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der

Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen

immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-

lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich

Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-

turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre

aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-

chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell

von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-

saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen

besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen

Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann

die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-

nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur

Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder

andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE

Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der

Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-

bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-

nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-

sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie

46

gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-

tonsverfassung mit einbezogen

Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische

Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-

ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-

schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-

zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-

rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-

nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur

Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-

und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-

ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-

takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen

Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles

fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR

stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-

schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO

dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im

Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-

geordneten Strukturen problematisch

43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-

versitaumlt

In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach

einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen

Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur

Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung

Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr

Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten

Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD

vom 1 Januar 2002 geregelt

431 Staumlrken und Chancen

Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-

ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-

stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die

ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil

Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-

gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und

paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen

47

allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt

der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-

meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch

im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher

Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone

geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg

waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen

Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr

Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im

Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-

Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als

auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies

ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung

mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-

lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-

studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls

als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-

renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen

Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet

werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-

didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-

nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in

Bern oder Lausanne stattfindet

432 Schwaumlchen und Gefahren

Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II

den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit

Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung

Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein

interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in

Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und

praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-

tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische

Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt

und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren

44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt

Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-

sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-

taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein

48

441 Staumlrken und Chancen

Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen

Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-

der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen

aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland

mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten

laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-

tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig

442 Schwaumlchen und Gefahren

In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen

Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-

dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt

Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu

geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-

personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-

nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche

Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-

setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung

fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-

nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem

Unwort geworden

Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-

lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In

einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches

Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-

toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder

einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-

sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-

te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer

rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-

rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr

eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-

dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem

Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb

des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-

chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere

nutzen moumlchten

49

45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne

In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-

ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-

de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke

Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation

eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische

Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung

Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um

Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert

451 Staumlrken und Chancen

Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-

dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der

HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden

Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot

452 Schwaumlchen und Gefahren

Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar

und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche

Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton

Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der

Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem

im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark

in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen

Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-

le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-

stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation

insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-

operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-

rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders

die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses

Modell wohl besonders schwierig umzusetzen

50

5 Empfehlungen

51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit

Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-

nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status

Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre

Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-

nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde

sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand

bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons

Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-

tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher

Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst

eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein

Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium

vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-

che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige

Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt

der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-

dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu

nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-

nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen

52 Strategische Stossrichtung

Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes

festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung

der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-

meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie

sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-

stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-

ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-

nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status

Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen

Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden

kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts

muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen

Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet

51

Perspektive Strategische Ziele

Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen

Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit

seinen Besonderheiten

Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-

burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten

und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen

Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant

hervorgehoben

Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen

Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)

Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-

kraumlften garantieren

Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen

Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren

Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung

ermoumlglichen

Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-

schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann

Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen

Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-

fuumlgung stellen

Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-

chende Informatikinfrastruktur einrichten

Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen

Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen

Der Hochschule Autonomie gewaumlhren

Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung

53 Modellvorschlag

531 Interinstitutionelles Gremium

Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-

nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist

gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-

schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben

den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)

eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums

(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird

das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist

dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-

pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-

bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung

52

In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-

fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun

Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-

liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten

Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-

den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-

sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-

tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-

rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-

bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-

sammlung) ersetzt werden

Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan

53

Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)

532 Abwaumlgungen

Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-

stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das

Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-

schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure

des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem

Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-

typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-

dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt

aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-

oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-

treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-

ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat

damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-

ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten

Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-

tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden

und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-

gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang

gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen

kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-

ben

Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-

folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die

54

Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig

der finanzielle Druck auf die kleinen PHs

533 Weiteres Vorgehen und Ausblick

Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von

aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich

hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-

schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der

Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-

len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich

lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei

Hauptphasen

Abbildung 26 Prozessgestaltung

Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste

fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit

sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende

laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-

kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer

Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf

dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume

verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-

sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-

den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt

werden

Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen

Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-

naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge

der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue

55

Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf

angepasst der Aussenauftritt konsolidiert

Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen

Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion

um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum

die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-

statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-

faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht

534 Schlussgedanken

Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die

Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen

Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch

konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-

gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt

werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen

Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-

saumltzlich erschwerend

Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-

gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-

finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung

verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so

koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden

Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution

fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht

Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-

promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-

lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-

gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt

Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-

forderlich

56

6 Quellen

61 Literatur

Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter

httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb

Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt

Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle

Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading

House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No

12

Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)

Muumlnchen Vahlen

Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice

(9th ed) Boston McGraw-Hill

Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-

Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson

Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A

Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University

108 (6) 1017-1054

Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational

Researcher 15(2) 4-14

Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion

62 Rechtsgrundlagen

Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-

taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und

Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001

Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-

sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)

Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-

schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom

30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)

Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et

lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001

EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit

Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK

EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der

Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK

57

Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)

Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)

Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg

(SR 101000)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)

Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom

16062016 (LB SR 447710)

Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)

63 Berichte und Stellungnahmen

SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr

Bildungsforschung

Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017

Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave

lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat

de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut

Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg

Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg

13122018

Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute

Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK

httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf

httpwwwcdipchdyn12277php

2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron

PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion

httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf

httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv

onMedienundIKTindenUnterrichtpdf

httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes

Page 5: Prof. Dr. Roman Capaul St. Gallen, 2. April 2019 · guisme est un atout unique qui est mis en avant comme une unique selling proposition (USP - proposition de vente unique). Le bilinguisme

5

acteurs et actrices Sur la base de ces conclusions divers modegraveles organisationnels sont eacutela-

boreacutes et eacutevalueacutes les uns par rapport aux autres

Les modegraveles suivants sont analyseacutes en deacutetails

a) Formation peacutedagogique des enseignants et enseignantes agrave la HEP-PH FR formation scien-

tifique agrave luniversiteacute

b) Formation complegravete (scientifique et peacutedagogique) des enseignants et enseignantes agrave lUni-

versiteacute de Fribourg et

c) Modegravele de coopeacuteration avec des institutions situeacutees hors canton

Reacutesultats

Lanalyse montre quil existe un besoin drsquoagir Comme la situation actuelle est largement

bloqueacutee une approche en deux phases est proposeacutee Le moyen le plus rapide et le plus

simple consiste en la creacuteation drsquoun organe interinstitutionnel qui fonctionnerait comme or-

gane de pilotage strateacutegique Un tel gremium permet de lier directement la formation des

enseignants et des enseignantes au gouvernement Cette structure est preacutesideacutee par le Con-

seiller dEacutetat compeacutetent Lorgane tient compte de la peacuteriode leacutegislative Il traite en temps

utile des questions dinvestissement dans la planification financiegravere agrave moyen et long terme

Avec cet organe chapeautant la formation une architecture de communication commune

plus forte peut ecirctre mise en place A partir de cette derniegravere une coopeacuteration plus approfon-

die peut se deacutevelopper entre les institutions pour des theacutematiques speacutecifiques Le greacutemium

peut initier la coopeacuteration sur des thegravemes transversaux tels que lutilisation des infrastruc-

tures immobiliegraveres linfrastructure informatique les cours de base etc drsquoune maniegravere qui

engage les institutions Vis-agrave-vis de lrsquoexteacuterieur cette structure donne agrave la formation des en-

seignants de Fribourg une apparence drsquouniteacute Au cours de ce processus la mise en œuvre

dune deuxiegraveme phase peut ecirctre preacutepareacutee En effet agrave moyen terme il est logique de regrou-

per lensemble de la formation des enseignants dans une seule structure organisationnelle

Au cours de lanalyse il apparaicirct que le canton de Fribourg joue un rocircle important de passe-

relle entre les reacutegions linguistiques francophones et germanophones pour lensemble de la

Suisse Le canton a une sorte de mission de coheacutesion nationale En proposant une formation

bilingue des enseignants et des enseignantes plus avanceacutee et agrave tous les degreacutes il pourrait

encore mieux se positionner par rapport aux autres cantons Le bilinguisme ou le multilin-

guisme est un atout unique qui est mis en avant comme une unique selling proposition (USP -

proposition de vente unique) Le bilinguisme pratiqueacute agrave lrsquoIFE aujourdhui est encore large-

ment constitueacute de structures parallegraveles qui fonctionnent en grande partie indeacutependamment

les unes des autres

Points de tension

Les questions examineacutees et les modegraveles deacuteveloppeacutes reflegravetent la diversiteacute du thegraveme dans le

deacutebat socieacutetal De nombreux points de tension conduisent agrave une situation globale complexe

6

diffeacuterents paradigmes dans les reacutegions germanophones et francophones autonomie de la

HEP-PH FR et de lrsquoUniversiteacute de Fribourg par rapport aux possibiliteacutes de synergies qui deacute-

couleraient drsquoune centralisation de lenseignement peacutedagogique les neacutecessiteacutes eacuteconomiques

par opposition aux preacuteoccupations peacutedagogiques la formation des enseignants et ensei-

gnantes (cocircteacute offre) par rapport aux besoins du terrain (cocircteacute demande) de nombreux aspects

juridiques et normatifs Neacuteanmoins ou preacuteciseacutement pour cette raison une deacutecision de prin-

cipe devient de plus en plus urgente

7

Inhaltsuumlbersicht

1 Einleitung 10

11 Ausgangslage 10

12 Ziele 11

13 Methodik 12

2 Kurzvorstellung der untersuchten Institutionen 14

21 HEP-PH FR 14

211 Entstehungsgeschichte 14

212 Rechtsgrundlage 15

22 ILLB 15

221 Entstehungsgeschichte 15

222 Rechtsgrundlagen 17

23 Departement fuumlr Sonderpaumldagogik 18

231 Entstehungsgeschichte 18

232 Rechtsgrundlagen 20

3 Erkenntnisse aus den Gespraumlchen und Dokumenten 21

31 Bisherige Studien 21

32 Paumldagogische Elemente 23

321 Exkurs Rahmenkonzept fuumlr eine Lehrpersonenbildung 23

322 Kantonales Sprachenkonzept 24

323 Inklusion 26

324 Digitalisierung 26

33 Oumlkonomische Elemente 28

331 Zulassungspolitik 28

332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage 31

34 Organisatorische Elemente 37

341 Interne Fuumlhrungsstrukturen 37

342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen 38

343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung 39

344 Infrastruktur 40

35 Rechtliche Elemente 40

8

351 Nationale Ebene 40

352 Kantonale Ebene 41

36 Finanzielle Elemente 42

37 Kontextualisierung der Erkenntnisse 42

4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle 44

41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick 44

42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle 45

43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Universitaumlt 46

431 Staumlrken und Chancen 46

432 Schwaumlchen und Gefahren 47

44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt 47

441 Staumlrken und Chancen 48

442 Schwaumlchen und Gefahren 48

45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne 49

451 Staumlrken und Chancen 49

452 Schwaumlchen und Gefahren 49

5 Empfehlungen 50

51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit 50

52 Strategische Stossrichtung 50

53 Modellvorschlag 51

531 Interinstitutionelles Gremium 51

532 Abwaumlgungen 53

533 Weiteres Vorgehen und Ausblick 54

534 Schlussgedanken 55

6 Quellen 56

61 Literatur 56

62 Rechtsgrundlagen 56

63 Berichte und Stellungnahmen 57

9

Abkuumlrzungsverzeichnis

AfU Amt fuumlr Universitaumltsfragen

BM Berufsmaturitaumlt

CERF Centre drsquoenseignement et de recherche pour la formation agrave lrsquoenseignement au secon-

daire

CIIP Confeacuterence intercantonale de lrsquoinstruction publique

DAES I Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I

DEEM Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute

DiBi Diplocircme bilingue

DOA Amt fuumlr deutschsprachigen obligatorischen Unterricht

DSP Departement fuumlr Sonderpaumldagogik

EDK Erziehungsdirektorenkonferenz

EKSD Direktion fuumlr Erziehung Kultur und Sport

ENC Ecole normale cantonale

FH Fachhochschule

FHNW Fachhochschule Nordwestschweiz

FHO Fachhochschule Ostschweiz

HEP-PH FR Haute eacutecole peacutedagogique Fribourg ndash Paumldagogische Hochschule Freiburg

HES Haute eacutecole speacutecialiseacutee

HES-SO (FR) Haute eacutecole speacutecialiseacutee de Suisse occidentale (Fribourg)

HFKG Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz

HPI Heilpaumldagogisches Institut

ILLB Institut fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung

ITA Amt fuumlr Informatik und Telekommunikation

IUFE Institut universitaire de la formation des enseignants (UNIGE)

KLD Kombiniertes Lehrdiplom fuumlr die Sekundarstufen I und II

KLS Kantonales Lehrerseminar

LDM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltsschulen

LDS I Lehrdiplom fuumlr die Sekundarstufe I

PER Plan drsquoeacutetudes romand

PHFG Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg von 2015

PHG Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule von 1999

S2 Amt fuumlr Unterricht der Sekundarstufe 2

SEnOF Service de lrsquoenseignement obligatoire de langue franccedilaise

SITel Service de lrsquoinformatique et des teacuteleacutecommunications

SoA Amt fuumlr Sonderpaumldagogik

SUPSI Scuola universitaria professionale della Svizzera italiana

UH Universitaumlre Hochschule

USP Unique Selling Proposition

ZELF Zentrum fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung Freiburg

10

1 Einleitung

11 Ausgangslage

Die institutionelle Organisation der Lehrpersonenbildung im Kanton Freiburg ist schweiz-

weit einzigartig Sie umfasst die Paumldagogische Hochschule Freiburg (HEP-PH FR) einerseits

und ndash neben der universitaumlren Fachausbildung ndash zwei Einheiten der Philosophischen Fakul-

taumlt der Universitaumlt Freiburg andererseits das Institut fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung

(ILLB Departement fuumlr Erziehungs- und Bildungswissenschaften) und das Departement fuumlr

Sonderpaumldagogik (DSP)

Die Ausbildung fuumlr die Vorschul- und die Primarstufe (1H-8H) erfolgt an der HEP-PH FR im

Rahmen eines Bachelorstudiums die Ausbildung fuumlr die Sekundarstufen I und II an der

Universitaumlt im Rahmen eines Masterstudiengangs Das Studium zur Lehrperson der Sekun-

darstufe I (9H-11H) besteht aus zwei Ausbildungsteilen einem fachspezifischen Bachelor in

der entsprechenden Fakultaumlt fuumlr den Studienleistungen (Allgemeine Didaktik Paumldagogische

Psychologie) am ILLB absolviert werden und einem Masterstudiengang am ILLB In den

Faumlchern Bildnerisches Gestalten Technisches Gestalten und WirtschaftArbeitHaushalt so-

wie im Bereich Musik finden die Fach- und fachdidaktischen Studienanteile an der HEP-PH

FR statt Das Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltsschulen (LDM Sekundarstufe II) wird zusaumltzlich

zum Fachstudienabschluss (Master) erworben Studierende aller Fakultaumlten koumlnnen es er-

werben sofern das Fach als Unterrichts- respektive Lehrfach anerkannt ist Das Departement

fuumlr Sonderpaumldagogik erteilt Diplome wie den Bachelor Logopaumldie oder den Master Schuli-

sche Heilpaumldagogik Mit der integrativen Schule werden heute Kinder mit speziellem Foumlr-

derbedarf vermehrt in Regelklassen von schulischen Heilpaumldagogen gefoumlrdert Folgende

Tafel bietet eine Uumlbersicht uumlber die Ausbildungsangebote

HEP-PH FR Bachelor of Arts in Pre-Primary and Primary Education

ILLB Bachelor of Arts fuumlr den Unterricht auf der Sekundarstufe I

Bachelor of Science fuumlr den Unterricht auf der Sekundarstufe I

Master of Arts fuumlr den Unterricht auf der Sekundarstufe I

Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltsschulen

Ab 201920 Kombiniertes Lehrdiplom fuumlr die Sekundarstufen I und II (nur

auf Deutsch)

Doktorat

DSP Bachelor in Klinischer Heilpaumldagogik und Sozialpaumldagogik

Bachelor in Logopaumldie (nur auf Deutsch)

Bachelor in Sonderpaumldagogik

Master in Sonderpaumldagogik

Master in Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik

Master in Sonderpaumldagogik Option Logopaumldie (nur auf Deutsch)

Doktorat

11

Die Lehrpersonenbildung im Kanton Freiburg findet demnach an drei verschiedenen Orten

statt Aus dieser Situation heraus sind verschiedene Problemfelder entstanden

1 In der Ausbildung fuumlr die obligatorische Schule (1H-11H) fehlt es an Kontinuitaumlt Auch

dem gesetzlich verankerten integrativen Unterricht wird in der Ausbildung der

Lehrpersonen zu wenig Rechnung getragen Die Kontakte zwischen der HEP-PH FR

bzw dem ILLB mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik sind ungenuumlgend

2 Die Organisationskulturen in den drei Ausbildungseinheiten sind unterschiedlich

der Informationsaustausch und die Zusammenarbeit sind lose und ungenuumlgend Von

Synergien in den Bereichen der Ausbildung Weiterbildung und Dienstleistungen an

Dritte wird kaum profitiert in der Forschung findet sie nur punktuell (notabene im

Bereich der Mehrsprachigkeit) und meist ad personam statt

3 Die Zusammenarbeit zwischen oumlffentlichen Einrichtungen (besonders der kantonalen

Erziehungsdirektion aber auch interkantonalen oder nationalen Gremien) und den

Ausbildungsinstitutionen wird durch uneinheitliche Entscheidungsbefugnisse er-

schwert Waumlhrend die Rektorin der HEP-PH FR bei anstehenden Fragestellungen

meist eine direkte Entscheidungsbefugnis hat liegen diejenigen der beiden Institute

der Universitaumlt teilweise auch auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene

4 Die Freiburger Lehrpersonenbildung als Ganzes ist kaum sichtbar und schweizweit

wenig profiliert

12 Ziele

Die Erziehungsdirektion hat im Status Quo auf verschiedenen Ebenen Handlungsbedarf

erkannt und die vorliegende Analyse in Auftrag gegeben Bevor Entscheide getroffen und

Massnahmen ergriffen werden sollen die relevanten Faktoren die aktuell auf die Lehrper-

sonenbildung einwirken beleuchtet werden Das Resultat der Analyse soll eine Argumenta-

tionsgrundlage liefern auf deren Basis ein politischer Entscheid getroffen werden kann Da-

bei sollen die Fuumlhrungsstrukturen vereinfacht werden Gemaumlss Mandat sollen folgende As-

pekte im Bericht enthalten sein

1) Uumlberblick uumlber die entsprechenden Lehrpersonenbildungsstaumltten in der Schweiz Vor-

und Nachteile der verschiedenen Modelle

2) Analyse der aktuellen Situation in den drei Ausbildungseinheiten im Kanton Freiburg

3) Analyse von institutionellen Modellen und Empfehlung fuumlr ein Modell (in einer Unterva-

riante soll auch eine Verbindung mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik erwogen

werden) Die verschiedenen Modelle sollen mit Kriterien wie fachliche und paumldagogische

Bildung Forschung Weiterbildung Dienstleistungen an Dritte Personal Attraktivitaumlt

Eintrittsbedingungen fuumlr Studierende nationale Praumlsenz Governance Vertretung in nati-

onalen Gremien Entscheidungsstruktur etc analysiert werden

12

Im Verlauf der Arbeit wurde das Mandat teilweise etwas weiter gefasst Infolge der Exper-

tengespraumlche und Unterlagen sind andere oder zusaumltzliche Aspekte fuumlr eine breite Situati-

onsbeschreibung mit Loumlsungsansaumltzen relevant geworden In meinem Verstaumlndnis sind Fuumlh-

rungs- und Organisationsmodelle zudem auf die konkrete Situation hin auszurichten Es gibt

kein Modell das eins zu eins auf den Kanton Freiburg uumlbertragen werden koumlnnte Folgende

zentrale Merkmale heben sich im Fall Freiburgs im Vergleich zu anderen Kantonen ab und

muumlssen in der Loumlsungssuche mitberuumlcksichtigt werden

Freiburg ist ein Universitaumltskanton mit einer Volluniversitaumlt und zahlreichen ausserkan-

tonalen Studierenden Dies ergibt positive Impulse auf den Bildungskanton Freiburg

Freiburg ist mit ca 312rsquo000 Einwohnern ein relativ kleiner Kanton Neben dem Kanton

dominieren die oumlkonomischen Zentren Bern und Lausanne mit grosser Strahlkraft

Die Zweisprachigkeit weist dem Kanton Freiburg eine fuumlr das ganze Land bedeutungs-

volle Bruumlckenfunktion zwischen dem franzoumlsischen und deutschen Sprachraum zu Der

Kanton hat eine Art Kohaumlsionsaufgabe

13 Methodik

Die im Rahmen dieses Gutachtens zu untersuchenden Fragestellungen sind gesellschaftli-

cher Natur und durchdrungen von normativen Aspekten Die Fragestellungen erfordern

eine interdisziplinaumlre Betrachtung Da die Analyse unter grossem Zeitdruck durchgefuumlhrt

werden muss ist pragmatisches Vorgehen erforderlich Aufgrund meiner verschiedenen

Taumltigkeiten im Bildungswesen kenne ich die schweizerische Bildungslandschaft als Nicht-

Freiburger kann ich aus einer Aussensicht auf den Kanton Freiburg gleichzeitig eine gewisse

Neutralitaumlt wahren Fuumlr den Zugang zu Dokumenten und Gespraumlchspartnern bin ich jedoch

auf die Unterstuumltzung verschiedener Funktionstraumlger im Bildungswesen des Kantons Frei-

burg angewiesen Fuumlr die hervorragende Zusammenarbeit mit der HEP-PH FR der Univer-

sitaumlt und der Erziehungsdirektion sowie fuumlr den uneingeschraumlnkten Zugang zu allen Infor-

mationen moumlchte ich mich an dieser Stelle bedanken

Fuumlr den quantitativen Zugang mussten zunaumlchst Statistiken generiert werden Es fehlt ein

institutionalisiertes Bildungscontrolling oder Bildungsmonitoring mit ausgewaumlhlten Kenn-

zahlen zum Verstaumlndnis und zur Steuerung der Institutionen

Der qualitative Zugang erfolgt neben dem Einbezug von Erkenntnissen aus der Schulfuumlh-

rungstheorie durch die Analyse einschlaumlgiger Dokumente und Expertengespraumlche Als erstes

werden bisherige Analyse- und Konzeptarbeiten gesichtet Fuumlr die zu untersuchenden Fra-

gestellungen ist aber auch spezifisches Wissen in einem lokalen Kontext erforderlich eine

allfaumlllige Loumlsung aus einer anderen Bildungsregion kann nicht zwingend auf Freiburg uumlber-

tragen werden Aufgabe des Gutachters ist deshalb das Erfahrungswissen der Funktionstrauml-

ger zu erschliessen und in einem Gesamtbild zusammenzufuumlgen Die Funktionstraumlger in den

verschiedenen Institutionen sind mit ihren Erfahrungen und Wahrnehmungen die zentralen

Wissenstraumlger Allerdings koumlnnen dabei nicht alle Personen mit Schluumlsselfunktionen beruumlck-

13

sichtigt werden mehr Gespraumlche sind im Rahmen des vereinbarten Mandats und der zur

Verfuumlgung stehenden Zeit nicht moumlglich Es wird darauf geachtet dass die Gespraumlchspartner

ausgewogen auf die verschiedenen Institutionen verteilt sind Neben der Perspektive der

direkt betroffenen Personen im Kanton Freiburg ist auch die Sichtweise auf interkantonaler

und nationaler Ebene zu beruumlcksichtigen denn der Kanton Freiburg muss seine Lehrperso-

nenbildung innerhalb der nationalen Rahmenbedingungen gestalten Alle Gespraumlche konn-

ten in grosser Offenheit und sehr konstruktiv gefuumlhrt werden Folgende Personen haben sich

fuumlr ein Gespraumlch zur Verfuumlgung gestellt

Universitaumlt

Funktion Name

Rektorin Astrid Epiney

Vizerektor Lehre Thomas Schmidt

Praumlsident Departement fuumlr Sonderpaumldagogik Winfried Kronig

Direktor HPI Geacuterard Bless

Direktorin ILLB Christine Pauli

Direktor CERF Roland Pillonel

Direktor ZELF Lorenz Wepf

Studienberaterin ILLB Inge Schnyder

HEP-PH FR

Funktion Name

Praumlsidentin Kommission HEP-PH FR Katharina Thalmann-Bolz

Co-Rektorin ad interim Elisabeth Mauron-Hemmer

Co-Rektor ad interim Lukas Lehmann

Rektorin bis 2018 Pascale Marro

EKSD

Funktion Name

Generalsekretaumlr Michel Perriard

Juristischer Berater Co-Autor erster Bericht Felix Kaufmann

Amtschef SEnOF Hugo Stern

Amtschef DOA Andreas Maag

Amtschef SoA Steacutephane Noeumll

Amtschef S2 Franccedilois Piccand

Amtschefin UfA Barbara Vauthey

Externe Sicht auf die Institutionen

Funktion Name

Koordinatorin Hochschulbereich EDK Madeleine Salzmann

Praumlsident Kammer PH swissuniversities Hans-Rudolf Schaumlrer

Generalsekretaumlr CIIP Olivier Maradan

Rektorin Kollegium Heilig Kreuz Christiane Castella Schwarzen

14

2 Kurzvorstellung der untersuchten Institutionen

21 HEP-PH FR

211 Entstehungsgeschichte

Die institutionellen Wurzeln des Kantonalen Lehrerseminars (KLS) liegen in der Schaffung

einer paumldagogischen Abteilung von Freiburgs Ecole cantonale Vorlaumluferin der heutigen Mit-

telschulen die 1849 mit 17 Schuumllern eroumlffnet wird 1859 folgt die Eroumlffnung eines eigenen

Lehrerseminars (Ecole normale) mit 9 Schuumllern in Hauterive Der Deutsch- bzw Zweispra-

chigkeit wird erst ab 1909 mit einer parallelen Organisationseinheit Rechnung getragen Zu-

sammen mit den privaten Lehrerinnenseminaren die von verschiedenen religioumlsen Kongre-

gationen sowie von der staumldtischen Maumldchensekundarschule in Freiburg geleitet werden

existiert eine Vielzahl an Institutionen im Kanton Aufgrund des Uumlberangebots an Lehrper-

sonen wird das Lehrerseminar in Hauterive 1937 geschlossen aber wegen des resultierenden

Lehrermangels 1943 in der Murtengasse in Freiburg wiedereroumlffnet In den fuumlnfziger Jahren

wird das Gebaumlude der Villa Diesbach erstmals erweitert ein weiteres Mal anfangs der sieb-

ziger Jahre 1988 wird das Lehrerseminar restrukturiert Das KLS I bildet Primarlehrperso-

nen aus das KLS II Kindergarten- und Handarbeits- bzw Hauswirtschaftslehrpersonen

Beide Abteilungen umfassen je eine franzoumlsisch- und eine deutschsprachige Einheit

1859 Eroumlffnung des Kantonalen Lehrerseminars (KLS) in Hauterive

1909 Eroumlffnung einer deutschsprachigen Sektion

1936 Schliessung des KLS in Hauterive

1943 Wiedereroumlffnung des KLS in der Murtengasse

1959 Abschluss des Ausbaus der Villa Diesbach

1964 Ende des Internatsobligatoriums

1975 Eintritt der ersten Maumldchen Einweihung des Erweiterungsbaus und Einrichtung des Centre fribourgeois

de documentation peacutedagogique

1988 Schliessung der letzten privaten Kindergaumlrtnerinnenausbildung im Kanton Restrukturierung je ein

Studiengang fuumlr Primar- sowie fuumlr Handarbeits- bzw Hauswirtschaftslehrpersonen

2000 Inkrafttreten des Gesetzes von 1999 uumlber die Paumldagogische Hochschule (PHG)

2003 Verleihung der letzten Diplome des KLS

2005 Diplomanerkennung durch die EDK

2012 Erneuerung der Diplomanerkennung durch die EDK

2016 Inkrafttreten des Gesetzes von 2015 uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg (PHFG)

Abbildung 1 Eckdaten HEP-PH FR

Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR geht es nicht um eine einfache Umwandlung des Lehrer-

seminars Mit dem Inkrafttreten des Gesetzes von 1999 wird de facto eine neue Institution

geschaffen die nicht mehr dem Sekundar- sondern dem Tertiaumlrbereich angehoumlrt und sich

15

innerhalb des Bildungssystems anders positioniert So existieren bis zur Schliessung des

Kantonalen Lehrerseminars 2003 beide Schulen nebeneinander wobei sie sich Raumlumlichkei-

ten und einen Grossteil des Personals teilen

Heute werden an der HEP-PH FR uumlber 400 Personen ausgebildet fast drei Viertel davon

sind franzoumlsischsprachig Das Interesse fuumlr das zweisprachige Diplom (Diplocircme bilingue DiBi)

ist maumlssig obwohl es sich um ein schweizweit einzigartiges Angebot handelt Die Zahlen

zeigen dass in der deutschsprachigen Abteilung die theoretisch uumlber 150 Studienplaumltze ver-

fuumlgt (50 Plaumltze pro Studienjahr) die Kapazitaumlt nicht ausgeschoumlpft werden kann In der fran-

zoumlsischen Abteilung sind im ersten Studienjahr die vorhandenen Plaumltze besetzt Wegen Stu-

dienabbruumlchen in den folgenden Jahren sind aber auch hier die Kapazitaumlten nicht voll ausge-

lastet Insgesamt sind die Kapazitaumlten auf 450 Plaumltze beschraumlnkt

Abbildung 2 Entwicklung der Studierendenzahlen an der HEP-PH FR 201314-201819

212 Rechtsgrundlage

Gesetz vom 21052015 uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg (PHFG)

httpsbdlffrchappdetexts_of_law4331

22 ILLB

221 Entstehungsgeschichte

Mit der Gruumlndung der Universitaumlt im Jahr 1889 geht die Schaffung eines Lehrstuhls fuumlr Pauml-

dagogik einher Erster Inhaber ist Abbeacute Horner ehemals Lehrer am KLS Hauterive und Rek-

tor des Kollegiums St Michael 1907 spricht sich der Staatsrat fuumlr die Schaffung eines Insti-

tuts fuumlr Paumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt aus dessen Realisierung aller-

445 444

470

418 409

270

301 310

282 280

96 80

90 75

61 79

63 70 61 68

0

50

100

150

200

250

300

350

400

450

500

201314 201415 201516 201617 201718

total

franzoumlsischsprachig

deutschsprachig

zweisprachiges Diplom

16

dings auf sich warten laumlsst Das Institut verfuumlgt anfangs weder uumlber eigene Raumlumlichkeiten

noch uumlber ein spezifisches Budget es geht vor allem darum entsprechend den Trends auf

nationaler und internationaler Ebene einen Lehrstuhl fuumlr experimentelle Psychologie in Frei-

burg zu implementieren und diesen in einem Zentrum fuumlr katholische Paumldagogik zu veran-

kern Als sich das KLS 1909 um eine deutschsprachige Abteilung erweitert werden auch an

der Universitaumlt entsprechende Bemuumlhungen unternommen in der Bestrebung die Lehrper-

sonenausbildung auf Primarstufe ebenfalls in die Universitaumlt zu integrieren

Mit dem Abgang des Institutsdirektors und Inhabers des Lehrstuhls fuumlr Paumldagogik 1909 ha-

ben sich diese Bestrebungen verloren Sein Nachfolger besetzt nur den Lehrstuhl nicht aber

die Direktion des Instituts Durch diese Vakanz und die schwierige Wirtschaftslage infolge

des 1 Weltkriegs wird das Wachstum des Instituts stark gehemmt 1919 erklaumlrt Georges Py-

thon die finanzielle Lage verunmoumlgliche ein Funktionieren des Instituts

Anfang der 1930er Jahre gewinnt die Freiburger Paumldagogik dank der Dynamik in der Son-

derpaumldagogik wieder an Aufwind und die Arbeit des Instituts wird wiederaufgenommen

Der Benediktinerkonvent von Einsiedeln fragt nach Lehrveranstaltungen fuumlr gymnasiale

Paumldagogik und praktischen Uumlbungen fuumlr die deutsche Sprache fuumlr die zukuumlnftigen Lehrper-

sonen der Klosterschule Die Erziehungsdirektion verlangt deshalb von der Philosophischen

Fakultaumlt die Anpassung ihres Reglements an die Ausbildung von Gymnasiallehrpersonen

1932 wird das Institut in zwei sprachliche Abteilungen unterteilt

1889 Gruumlndung der Universitaumlt Lehrstuhl fuumlr Paumldagogik

1907 Eroumlffnung eines Instituts fuumlr Paumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt

1909 Erste Angebote fuumlr deutschsprachige Studierende Voruumlbergehende Unterbrechung der Arbeit des Insti-

tuts

1932 Beginn der Ausbildung von Gymnasiallehrpersonen Eroumlffnung einer deutschsprachigen Abteilung

1934 Eroumlffnung eines Heilpaumldagogischen Seminars

1947 Offizielle Schaffung des Instituts fuumlr Paumldagogik Heilpaumldagogik und Angewandte Psychologie

1966 Losloumlsung der Heilpaumldagogik

1973 Losloumlsung der Angewandten Psychologie

1983 Lehrerbildungsreform Abloumlsung des franzoumlsischsprachigen Instituts vom deutschsprachigen Bezug der

Raumlumlichkeiten in Regina Mundi

1984 Losloumlsung der Sozialarbeit

1995 Angliederung des SFM an den Lehrstuhl fuumlr Paumldagogik

1998 Lehrerbildung wird unter die Verantwortung des Departements fuumlr Erziehungswissenschaften gestellt

2004 Lehrerbildung wird an der Philosophischen Fakultaumlt angesiedelt

2016 Gruumlndung des ILLB

Abbildung 3 Eckdaten ILLB

Erst 1947 wird durch einen Beschluss des Staatsrats offiziell ein Institut fuumlr Paumldagogik Heil-

paumldagogik und angewandte Psychologie gegruumlndet Es besteht aus drei Abteilungen allge-

17

meine Paumldagogik fuumlr die Ausbildung der Lehrpersonen auf Sekundarstufe Sonderpaumldago-

gik fuumlr die Ausbildung von Sozialpaumldagogen sowie angewandte Psychologie fuumlr die Ausbil-

dung von Schulpsychologen und Berufsberatern 1983 wird mit der Realisierung der Lehrer-

bildungsreform das franzoumlsischsprachige Institut vom deutschsprachigen geloumlst Im selben

Jahr beziehen das Departement fuumlr Erziehungswissenschaften das Departement fuumlr Psycho-

logie sowie die beiden Zentren fuumlr Lehrpersonenbildung CERF und ZELF ihre Raumlumlichkei-

ten im Gebaumlude Regina Mundi Die franzoumlsischsprachige Lehrerbildung wird in einem inter-

fakultaumlren bdquoService de la formation des maicirctresraquo SFM zusammengefasst der 1995 dem Lehr-

stuhl fuumlr Paumldagogik angegliedert wird Im deutschsprachigen Bereich wird noch weiter mit

getrennten Abteilungen Sek I und Sek II gearbeitet 2016 wurde das ILLB mit den heutigen

Strukturen und drei zusaumltzlichen Lehrstuumlhlen gegruumlndet

Heute besuchen uumlber 600 Personen eine Ausbildung am ILLB Aufgrund der Aufnahmebe-

schraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Ausbildung fuumlr das Lehramt auf Sekundarstufe II

(DEEM) geht die deutliche Zunahme der Studierendenzahlen des ILLB in den letzten Jahren

hauptsaumlchlich auf den Anstieg in der Studienrichtung Lehrdiplom auf Sekundarstufe I (LDS

I bzw DAES I) zuruumlck

Abbildung 4 Entwicklung der Studierendenzahlen am ILLB 201314-201718

222 Rechtsgrundlagen

- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt

httpswww3unifrchappslegaldedocument454827

570 586 599

636 663

231 243 252 254 253

147 140 147 160 182

125 132 137 154 166

67 71 63 68 62

0

100

200

300

400

500

600

700

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

Total

DAES I amp LDS I (Bachelor)

DAES I amp LDS I (Master)

DEEM

LDM

18

- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument274463

- Statuten vom 8 Maumlrz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146

- Statuten vom 16 Juni 2016 des Departements fuumlr Erziehungs- und Bildungswissen-

schaften der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument276395

- Statuten vom 16 Juni 2016 des Instituts fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die

Sekundarstufen (ILLB)

httpswww3unifrchappslegaldedocument276424

- Reglement vom 16 Juni 2016 des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr

die Sekundarstufen (BLB)

httpswww3unifrchappslegaldedocument276426

23 Departement fuumlr Sonderpaumldagogik

231 Entstehungsgeschichte

Nach der Gruumlndung des ersten heilpaumldagogischen Ausbildungsinstituts in Zuumlrich 1924

moumlchte der bdquoSchweizerische Caritas-Verbandldquo ein katholisches Pendant in Freiburg schaffen

In den 1930er Jahren unterzeichnen interessierte Instanzen eine nationale Vereinbarung fuumlr

die Schaffung von drei Ausbildungsstaumltten fuumlr Sonderpaumldagogik in Freiburg Genf und Zuuml-

rich 1934 wird innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt das Heilpaumldagogische Seminar Frei-

burg eroumlffnet als unabhaumlngige Abteilung des Instituts fuumlr Paumldagogik In seinen Anfaumlngen ist

das Heilpaumldagogische Seminar rein deutschsprachig Erst mit der Ernennung eines franzouml-

sischsprachigen Ordinarius im Jahr 1984 nimmt die Anzahl der Studierenden aus der West-

schweiz zu

1945 bleibt der Lehrstuhl des Heilpaumldagogischen Seminars infolge der Wirren des 2 Welt-

kriegs vakant Im Herbst 1946 wird er wiederbesetzt und das Seminar nimmt seine Taumltigkei-

ten wieder auf 1951 wird das Seminar in ein Institut umgewandelt bleibt aber gleichzeitig

Teil des uumlbergeordneten Instituts fuumlr Paumldagogik Im selben Jahr wird auf Wunsch des Erzie-

hungsdirektors die bdquoHeilpaumldagogisch-psychiatrische Poliklinikldquo eroumlffnet Die beiden Institu-

tionen haben getrennte Verwaltungen und Buchhaltungen arbeiten aber aufs engste zu-

sammen

Wegen der stetigen Zunahme der Studierendenzahlen ist das Heilpaumldagogische Institut zu-

nehmend mit Raumproblemen konfrontiert Da der Kanton den wachsenden Beduumlrfnissen

des Instituts nicht Folge leisten kann wird 1958 der Verein Curatorium gegruumlndet 1960 wird

dem Institut das Gebaumlude in der Kanisiusgasse 21 Eigentum des Curatorium zur Verfuumlgung

gestellt Tatsaumlchlich ist die Anzahl der Studierenden von der Wiedereroumlffnung des Seminars

19

1946 bis zum Studienjahr 196970 von 6 auf 451 angewachsen Rund 15 der Studierenden

der Universitaumlt und 45 der Studierenden der Philosophischen Fakultaumlt sind am Heilpaumlda-

gogischen Institut eingeschrieben Eine Studie von 1968 gibt an dass uumlber die Haumllfte aller

kantonalen Schulpsychologen in Freiburg ausgebildet worden sind Auch die Entwicklung

der Sozialversicherungen generiert ein wachsendes Beduumlrfnis an im Sozialbereich ausgebil-

deten Personen und das Institut fuumlr Heilpaumldagogik kann sich als privilegierter Gespraumlchs-

partner des Bundes profilieren

Da Status und Finanzierung der Poliklinik problematisch sind wird sie 1987 nach Inkrafttre-

ten des Schulgesetzes in das bdquoHeilpaumldagogische Zentrumldquo umgewandelt das sich in das

bdquoHeilpaumldagogischen Universitaumltszentrumldquo und den bdquoRegionalen Dienst fuumlr Schulpsycholo-

gie und Logopaumldieldquo gliedert Der Verein Curatorium gruumlndet seinerseits 1990 die Stiftung

Heilpaumldagogisches Zentrum 2018 wird die Entscheidung das Curatorium aufzuloumlsen ge-

troffen und das Gebaumlude geht in den Besitz der Stiftung uumlber 1999 wird innerhalb der Phi-

losophischen Fakultaumlt das Departement fuumlr Sonderpaumldagogik gegruumlndet dem das Heilpauml-

dagogische Institut angegliedert wird Die Anzahl der Studierenden steigt weiter an 2017

werden am DSP 953 Studierende ausgebildet

1934 Eroumlffnung des Heilpaumldagogischen Seminars

1945 Vakanz des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik

1946 Wiederbesetzung des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik

1951 Umwandlung des Heilpaumldagogischen Seminars in ein Institut Eroumlffnung der Heilpaumldagogisch-

psychiatrischen Poliklinik

1958 Gruumlndung des Vereins Curatorium

1960 Bezug des Gebaumludes in der Kanisiusgasse

1966 Trennung der Heilpaumldagogik von der Allgemeinen Paumldagogik in ein autonomes Institut

1987 Umwandlung der Poliklinik in das Heilpaumldagogische Zentrum

1990 Gruumlndung der Stiftung Heilpaumldagogisches Zentrum durch den Verein Curatorium

1999 Gruumlndung des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt

2018 Entscheidung zur Aufloumlsung des Vereins Curatorium

Abbildung 5 Eckdaten Departement fuumlr Sonderpaumldagogik

20

Abbildung 6 Entwicklung der Studierendenzahlen am DSP 201314-201718

232 Rechtsgrundlagen

- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt

httpswww3unifrchappslegaldedocument454827

- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument274463

- Statuten vom 8 Marz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146

- Statuten vom 10 April 2014 des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik

httpswww3unifrchappslegaldedocument276391

- Statuten vom 10 April 2014 des Heilpaumldagogischen Instituts der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument276407

475 443 451 463

481

35 35 34 42 54

344 371 373

399 379

27 31 33 26 24

881 880 891 930 938

0

100

200

300

400

500

600

700

800

900

1000

2013 2014 2015 2016 2017

BA in Klinischer Heilpaumldagogik und Sozialpaumldagogik Sonderpaumldagogik Logopaumldie

MA in Sonderpaumldagogik

MA in Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik

Doktorat

Total

21

3 Erkenntnisse aus den Gespraumlchen und Dokumenten

31 Bisherige Studien

Die aktuellen Problemfelder in der Freiburger Lehrpersonenbildung sind keine neue Er-

scheinung Die institutionelle Zerstuumlckelung hat schon immer bestanden und Probleme ge-

neriert Es haben deshalb bereits verschiedene Analysen stattgefunden die die Probleme

durchaus erkannt und benannt haben Loumlsungen wurden aber nur ansatzweise in Angriff

genommen Ein Grundsatzentscheid zur Zusammenlegung der Ausbildungsstaumltten wurde

nie getroffen

Zu Anfang handelte es sich um strukturelle und personelle Fragen in der Lehrpersonenbil-

dung innerhalb der Universitaumlt Aufgrund interner Probleme in der franzoumlsischsprachigen

Abteilung hat die Erziehungsdirektion 2006 den ehemaligen Vorsteher des Amtes fuumlr Uni-

versitaumltsfragen mit einer laquomission drsquoeacutevaluation de meacutediation et de propositionsraquo betraut

Infolge seines Berichts wurde eine Reihe von strukturellen organisationellen paumldagogischen

und personalen Massnahmen beschlossen fuumlr deren Umsetzung und Begleitung die Univer-

sitaumlt erneut den ehemaligen Amtsvorsteher beauftragt hat Aus diesen Massnahmen resul-

tierte insbesondere die Schaffung des Centre drsquoenseignement et de recherche pour la formation agrave

lrsquoenseignement au secondaire (CERF)

Ende 2007 wurde die Analysetaumltigkeit auf die Lehrpersonenbildung insgesamt ausgeweitet

Der Lenkungsausschuss der Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und

der HEP-PH FR hat festgestellt dass die Zusammenarbeit zwischen den beiden Institutionen

intensiviert werden muss Das Rektorat der Universitaumlt hat daraufhin eine Arbeitsgruppe

laquoLehrerbildung an der Universitaumlt Freiburg laquomit Vertretern des CERF der deutschsprachi-

gen Lehrpersonenbildung (LDS I amp II Vorlaumlufer des ZELF) der HEP-PH FR der EKSD und

des Rektorats mit der Analyse von vier konkreten Fragen betraut Drei davon betreffen die

Organisation der Lehrpersonenbildung im Kanton und innerhalb der Universitaumlt (Beziehun-

gen zwischen Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und der HEP-PH FR Beziehungen

zwischen der Lehrpersonenbildung und dem Departement fuumlr Erziehungswissenschaften

strukturelle Trennung der franzoumlsisch- und der deutschsprachigen Lehrerbildung) die vierte

die Ressourcen uumlber die die Lehrpersonenbildung innerhalb der Universitaumlt verfuumlgte In

ihrem Bericht vom 26 Februar 2009 zuhanden des Rektorats hat die Arbeitsgruppe nach der

Analyse der Fragen jeweils Empfehlungen zur Verbesserung der festgestellten Probleme

abgegeben

Was die Frage der Beziehungen zwischen der Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und

der HEP-PH FR betrifft hat sich die wesentliche Feststellung bis heute nicht veraumlndert laquo(hellip)

la seacuteparation de lrsquoensemble de la formation des enseignants agrave Fribourg en plusieurs uniteacutes

distinctes affaiblit assureacutement la position de la formation des enseignants fribourgeois dans

le contexte national Un rapprochement progressif (hellip) creacutedibiliserait la place de Fribourg

comme lieu de formation drsquoenseignantsraquo Als Loumlsung hat die Arbeitsgruppe die Schaffung

eines interinstitutionellen Instituts fuumlr Lehrpersonenbildung empfohlen analog zum Institut

22

fuumlr Mehrsprachigkeit ohne jedoch die bestehenden Strukturen zu fusionieren Das neu zu

schaffende Institut waumlre zustaumlndig fuumlr die strategische Planung das Qualitaumltsmanagement

sowie die Foumlrderung und Aufwertung der Lehrpersonenbildung im Kanton Auch die In-

tegration der sonderpaumldagogischen Ausbildungen ndash die allerdings in der Arbeitsgruppe

nicht vertreten waren ndash in dieses Institut wurde als wuumlnschenswert erachtet

Das Rektorat der Universitaumlt hat den Bericht an die Erziehungsdirektion weitergeleitet Die

damalige Direktorin hat den Vorschlag der Schaffung eines interinstitutionellen Instituts

prinzipiell gutgeheissen und das Rektorat der Universitaumlt und die Direktion der HEP-PH FR

beauftragt die konkrete Umsetzung dieses Vorschlags zu studieren Das Mandat verlangte

zwei Teilberichte Der erste sollte die verschiedenen Varianten eines interinstitutionellen

Instituts sowie eine erste Schaumltzung der Transformationskosten enthalten der zweite eine

juristische Abklaumlrung der gewaumlhlten Variante insbesondere in Bezug auf deren strukturelle

personelle und finanzielle Auswirkungen

Der erste Teilbericht vom 19 Januar 2010 basiert auf derselben Feststellung wie derjenige der

Arbeitsgruppe des Rektorats laquo(hellip) la formation fribourgeoise des enseignant-e-s repose au-

jourdrsquohui sur une structure jugeacutee trop complexe et sous-doteacutee en ressources pour assurer agrave

long terme une formation compeacutetitive et de qualiteacute par rapport aux HEP et universiteacutes voi-

sines eu eacutegard agrave lrsquoaccroissement des exigences fixeacutees par la CDIPraquo Was jedoch die moumlgli-

chen Varianten anging schienen den Autoren des Berichts nicht alle in gleichem Masse laquoju-

dicieuses et pertinentes pour la place fribourgeoise agrave lrsquoheure actuelleraquo Da die HEP-PH FR als

Bildungsstaumltte des Tertiaumlrbereichs noch jung und die Lehrpersonenbildung an der Universi-

taumlt strukturell wenig etabliert war wurden die beiden Fusionsvarianten (Integration des ge-

samten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR in die Universitaumlt und umgekehrt) als nicht

umsetzbar erachtet die Variante der Integration in die HEP-PH wurde gar nicht erst analy-

siert Wie bereits im Bericht des Rektorats wurde auch hier argumentiert die Integration der

HEP-PH FR in die Universitaumlt wuumlrde den Kanton seinen Einfluss auf die Zulassung und die

Studienplaumlne kosten diejenige des berufspraktischen Ausbildungsteils der Universitaumlt in die

HEP-PH FR einen Teil seiner Studierenden aus anderen Kantonen Es wurde aber notabene

auch die Beibehaltung der aktuellen Situation ausgeschlossen Somit konzentrierte sich die

Analyse wie von der Arbeitsgruppe des Rektorats empfohlen auf das Modell einer laquointerin-

stitutionellen Koordinationsstrukturraquo Tatsaumlchlich war die Schaffung eines gemeinsamen

Bildungs- und Kompetenzzentrums bereits im damals geltenden Gesetz uumlber die Paumldagogi-

sche Hochschule (PHG) von 1999 vorgesehen (Art 5 Abs 2) Aus juristischer Sicht kam diese

Variante also der Umsetzung eines Gesetzesartikels gleich der keine grundlegenden Aumlnde-

rungen der internen Strukturen der bestehenden Rechtstexte und Ausbildungsprogramme

nach sich ziehen wuumlrde Der entsprechende Gesetzesartikel wurde nicht in das neue Gesetz

von 2015 (PHFG) aufgenommen die heute geltenden Bestimmungen uumlber die Zusammenar-

beit zwischen HEP-PH FR und Universitaumlt beschraumlnken sich auf die Zusammenarbeitsver-

einbarung

23

Der zweite Teilbericht vom 31 Mai 2010 nimmt infolge von Diskussionen der Arbeitsgruppe

mit der Direktorin der EKSD dem Rektorat der Universitaumlt und der Direktion der HEP-PH

FR uumlber die Resultate des ersten Teilberichts die beiden Fusionsvarianten wieder auf Da die

Variante laquointerinstitutionelles Institutraquo die Entscheidungsstrukturen nicht vereinfachen

sondern im Gegenteil zusaumltzlich erschweren wuumlrde hat sich die Arbeitsgruppe nach einem

Vergleich der drei Varianten letztendlich fuumlr diejenige der Integration in die Universitaumlt aus-

gesprochen Anfang 2011 hat die Direktorin der EKSD dennoch entschieden dass es fuumlr die

Umsetzung der einen oder anderen Variante zu fruumlh sei insbesondere die Revision des Ge-

setzes uumlber die HEP-PH FR muumlsse vorher abgeschlossen werden Gleichzeitig hat sie den

Rektor der Universitaumlt gebeten unmittelbar Arbeiten zur Staumlrkung der bestehenden internen

Strukturen aufzunehmen um eine bessere Fuumlhrung der universitaumlren Lehrpersonenbildung

zu gewaumlhrleisten Die erwaumlhnte Gesetzesrevision hat schliesslich zum heutigen Gesetz uumlber

die HEP-PH FR (PHFG in Kraft seit 2016) mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit die Reorganisa-

tion der universitaumlren Strukturen zum neu geschaffenen ILLB mit den beiden Zentren CERF

und ZELF gefuumlhrt

Sowohl inner- als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen hat sich die Situation fast ein Jahr-

zehnt nach Erscheinen des zweiten Teilberichts derart grundlegend veraumlndert dass nicht

mehr auf dieser bisherigen Studie aufgebaut werden kann Zwar liefert sie interessante In-

formationen zur ehemaligen Funktionsweise der beiden Institutionen die Position der Uni-

versitaumlt und der HEP-PH FR innerhalb der Hochschullandschaft Schweiz ist aber heute nicht

zuletzt aufgrund der Restrukturierung des gesamten Hochschulwesens infolge des Hoch-

schulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetztes (HFKG in Kraft seit 2015) nicht mehr mit der-

jenigen von 2010 vergleichbar Wichtigste Erkenntnis der bisherigen Analysen bleibt damit

die Feststellung dass die Kraumlfte gebuumlndelt werden und der fragmentierten Organisation der

Freiburger Lehrpersonenbildung dringend ein Ende bereitet werden muss

32 Paumldagogische Elemente

Schulen und Bildungsorganisationen stehen als offene Systeme unter dem Einfluss der Ent-

wicklungen ihres Umfelds Deshalb ist es wichtig diese Entwicklungen und deren Relevanz

fuumlr die Konzeption und die Steuerung des Schulwesens zu beleuchten Dieses Kapitel hebt

einige im vorliegenden Kontext relevante Entwicklungen hervor Es erhebt dabei keinen An-

spruch auf Vollstaumlndigkeit sondern will anhand aktueller Beispiele die Wechselwirkung

zwischen gesellschaftlichem Wandel und paumldagogischen Konzepten aufzeigen

321 Exkurs Rahmenkonzept fuumlr eine Lehrpersonenbildung

Die Lehrpersonenbildung soll Studierenden auf die hohen Anforderungen im Berufsfeld

vorbereiten Als Orientierungsrahmen und Erklaumlrungshilfe fuumlr die Konzeption der Aus- und

Weiterbildung von Lehrpersonen kann das PCK-Modell (Pedagogical Content Knowledge) von

Shulmann (1986) dienen Das Modell besagt dass Lehrpersonen sowohl uumlber inhaltliches

paumldagogisches und fachdidaktisches Wissen verfuumlgen muumlssen und macht gleichzeitig die

24

hohen Anforderungen deutlich die an die Dozierenden in der Lehrerausbildung gestellt

werden

- Content Knowledge Das inhaltliche Wissen bezieht sich auf die fachwissenschaftlichen As-

pekte des Unterrichts die mit einer Klasse erarbeitet werden

- Pedagogical Knowledge Paumldagogisches Wissen umfasst das Wissen und Koumlnnen wie eine

Klasse zu unterrichten ist (Methodik und Allgemeindidaktik)

- Pedagogical Content Knowledge Die Schnittmenge dieser beiden ersten Dimensionen fuumlhrt

zu fachdidaktischem Wissen und Koumlnnen Es geht darum wie bestimmte Inhalte fachspe-

zifisch oder -uumlbergreifend unterrichtet werden sollen Die Relevanz dieser Fachdidaktik

wird von mehreren Gespraumlchspartnern sehr deutlich hervorgehoben Der Theorie-Praxis

Bezug ist in der Lehrerbildung sehr wichtig

In Freiburg werden alle drei Wissensbereiche an beiden Institutionen angeboten fuumlr die

Primarstufe an der HEP-PH FR fuumlr die Sekundarstufe I und II und die Sonderpaumldagogik an

der Universitaumlt Waumlhrend eine Aufteilung fuumlr das Content Knowledge und bis zu einem be-

stimmten Grad auch fuumlr das Pedagogical Content Knowledge Sinn machen mag sind insbeson-

dere im Bereich des Pedagogical Knowledge zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien vorhan-

den von denen aber keinerlei Gebrauch gemacht wird

Zur dieser inhaltlichen Komplexitaumlt kommt in Freiburg die zusaumltzliche Schwierigkeit dass

die Lehrpersonenbildung fuumlr die obligatorische Schule zwei verschiedenen Lehrplankonzep-

ten Rechnung tragen muss In der Deutschschweiz werden kuumlnftige Lehrpersonen auf den

Lehrplan 21 in der Westschweiz auf den Plan drsquoeacutetudes romand (PER) vorbereitet Beide Lehr-

plaumlne streben Kohaumlrenz uumlber alle obligatorischen Schuljahre hinweg an Auf der Sekundar-

stufe sind den beiden Lehrplankonzepten aber zT andersartige Paradigmen zugrundgelegt

Dies zeigt sich zum Beispiel im Fach Geschichte Die Gestaltung der Lehrpraktika ist im

franzoumlsischsprachigen Teil Freiburgs fuumlr die Sekundarstufe II anders als im deutschsprachi-

gen Die Freiburger Lehrpersonenbildung muss sich also an zwei verschiedenen Rahmen-

konzepten orientieren

322 Kantonales Sprachenkonzept

Aufgrund der Globalisierung wird unsere Gesellschaft multikultureller Die Sensibilitaumlt fuumlr

andere Kulturen und Sprachen wird fuumlr das Zusammenleben und die gesellschaftliche Ko-

haumlsion immer relevanter Entsprechend wichtig wird der Erwerb von Fremdsprachen Neben

der Landessprache sprechen viele Kinder zuhause eine andere Sprache Im Kanton Freiburg

gilt gemaumlss dem verfassungsrechtlichen Territorialitaumltsprinzip der Grundsatz dass die Un-

terrichtssprache der Amtssprache der Gemeinde oder der Gemeinden die den Schulkreis

bilden entspricht Gleichzeitig ist aber sowohl in der Kantonsverfassung und expliziter auch

in den letzten Regierungsprogrammen vorgesehen den Austausch und das Sprachenlernen

zu foumlrdern

25

Dazu hat die EKSD 2010 ein kantonales Konzept fuumlr den Sprachenunterricht erarbeitet Zwei

Vorschlaumlge des Konzepts beziehen sich auf den Immersionsunterricht Es handelt sich dabei

um den Unterricht eines Sachfaches (zB Geschichte) in der jeweiligen Partnersprache

Hauptziel bleibt das Erreichen von fachlichen Kompetenzen die Sprache steht nicht im Mit-

telpunkt Mittlerweile verzeichnen Projekte zum Immersionsunterricht in der obligatori-

schen Schule des Kantons eine starke Zunahme Zum Schuljahresbeginn 201819 wurden in

18 Orientierungsschulen und 9 Primarschulen und damit in insgesamt uumlber 100 Klassen Im-

mersionsprojekte angekuumlndigt Lehrpersonen die sich fuumlr ein Immersionsprojekt engagie-

ren werden begleitet und koumlnnen vom entsprechenden und laufend erweiterten Weiterbil-

dungsangebot an der HEP-PH FR profitieren Bereits in der Grundausbildung werden die

wichtigsten didaktischen Konzepte im Bereich des Immersionsunterrichts unterrichtet Fuumlr

die bereits aktiven Lehrpersonen hat die HEP-PH FR neu einen CAS zum Thema bilingualer

immersiver Unterricht in Planung Zudem absolvieren auch die Studierenden der einspra-

chigen Ausbildung der HEP-PH einen Teil ihrer Ausbildung in der Partnersprache

Auch auf Mittelschulebene hat der Immersionsunterricht an Bedeutung gewonnen sowohl

im Kanton Freiburg als auch gesamtschweizerisch In Freiburg koumlnnen saumlmtliche Bildungs-

gaumlnge der Schulen der Sekundarstufe II mit einer zweisprachigen Maturitaumlt Deutsch-

Franzoumlsisch abgeschlossen werden Im Schuljahr 201819 besuchen rund 28 der Freiburger

Gymnasiasten diesen Unterricht der zur zweisprachigen Maturitaumlt fuumlhrt Gesamtschweize-

risch ist die Kombination Deutsch-Englisch am haumlufigsten

Auch an der Universitaumlt Freiburg kann das LDM zweisprachig abgeschlossen werden Eine

Kompetenzstelle fuumlr die Immersionsdidaktik fehlt aber

In diesem Zusammenhang ist auch das Institut fuumlr Mehrsprachigkeit zu erwaumlhnen das 2008 als

gemeinsames Institut der Universitaumlt Freiburg und der Paumldagogischen Hochschule Freiburg

gegruumlndet wurde Es fuumlhrt das Wissenschaftliche Kompetenzzentrum fuumlr Mehrsprachigkeit

(KFM) des Bundes das auf der Grundlage des Sprachengesetzes und der Sprachenverord-

nung von der Schweizerischen Eidgenossenschaft finanziert wird Zu den Aufgaben des In-

stituts gehoumlren die Durchfuumlhrung von Forschungsprojekten im Bereich der Mehrsprachig-

keit die Unterstuumltzung der Lehre auf allen Stufen die Zusammenarbeit mit verschiedenen

Akteuren auf regionaler nationaler und internationaler Ebene die Verbreitung der erworbe-

nen Kenntnisse in Wissenschaft und Gesellschaft und die Durchfuumlhrung von wissenschaftli-

chen Veranstaltungen Aktuell ist die HEP-PH FR gemeinsam mit dem Institut fuumlr Mehr-

sprachigkeit und der Universitaumlt Freiburg im Rahmen des von swissuniversities lancierten

und vom Bund finanzierten Programms P-09 laquoAufbau der wissenschaftlichen Kompetenzen

und Fachdidaktikenraquo fuumlr den Aufbau des Fachdidaktikzentrums Fremdsprachen (Centre de

didactique des langues eacutetrangegraveres CeDiLE) als Leading House zustaumlndig

Durch die besondere Lage des Kantons Freiburg auf der Sprachgrenze bietet sich die Chance

die Zweisprachigkeit in der Lehrpersonenbildung und in den Schulen zu nutzen Die Kanto-

ne Bern und Wallis pflegen die Zweisprachigkeit zwar auch aber mit zwei PH-Standorten

In Freiburg kann die Zweisprachigkeit unter einem Dach gelebt werden was eine attraktive

26

Profilierungsmoumlglichkeit ist Mittels einer kohaumlrenten und stufenuumlbergreifenden Strategie

koumlnnte die kantonale Lehrpersonenbildung das Thema Mehrsprachigkeit und Immersions-

didaktik als Freiburger USP herausarbeiten und sich auf nationaler und internationaler Ebe-

ne profilieren

323 Inklusion

Die Volksschule von heute ist eine integrative Schule Statt einzelne Kinder mit besonderem

Foumlrderbedarf in Sonderschulen oder -klassen zu unterrichten sollen moumlglichst alle gemein-

sam Regelklassen besuchen Grundlage fuumlr den integrativen Unterricht bilden das Behinder-

tengleichstellungsgesetz und die 2008 eingefuumlhrte Neugestaltung des Finanzausgleichs und

der Aufgabenteilung Seither sind die Kantone fuumlr die Sonderpaumldagogik zustaumlndig Zur Ko-

ordination der Aufgaben haben die Kantone unter der Federfuumlhrung der EDK das 2011 in

Kraft getretene Sonderpaumldagogik-Konkordat erarbeitet

Fuumlr die Foumlrderung der Kinder mit speziellem Foumlrderbedarf sind in der Regel schulische

Heilpaumldagogen zustaumlndig Sie erstellen in Absprache mit der Lehrperson individuelle Foumlr-

derplaumlne Die Heilpaumldagogen sind oft nur fuumlr einzelne Lektionen im Schulzimmer um das

Kind zu betreuen es gibt aber auch Formen von Teamteaching bei denen Lehrpersonen und

Heilpaumldagogen gemeinsam alle Kinder betreuen Fuumlr eine gute Zusammenarbeit muumlssen die

Rollen geklaumlrt und der Bildungsauftrag der Regelschule verstanden werden Heilpaumldagogen

benoumltigen ein Grundverstaumlndnis fuumlr die Lehrertaumltigkeit und Lehrpersonen der Regelklassen

ein Grundverstaumlndnis uumlber Behinderungsaspekte Die Vermittlung dieses gegenseitigen

Grundverstaumlndnisses sollte in die Grundausbildung sowohl der Volksschullehrer als auch

der Heilpaumldagogen mit einbezogen werden Dies ist heute allerdings nicht der Fall in den

Gespraumlchen wird seitens der HEP-PH FR und des ILLB der fehlende institutionalisierte Aus-

tausch mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik bemaumlngelt

324 Digitalisierung

Computer Internet und Smartphone durchdringen den Alltag immer staumlrker Die Schulen

haben sich auf verschiedene Arten mit dieser Digitalisierung auseinanderzusetzen Die neu-

en technologischen Moumlglichkeiten sind in der Lehrerbildung und in den Schulen paumldago-

gisch sinnvoll zu nutzen Allerdings erfordern die technologischen Lehrmittel Investitionen

in Infrastruktur und Datensicherheit und den Einsatz von Fachpersonen mit Spezialwissen

in verschiedensten Funktionsbereichen Zur Illustration dieser zusaumltzlichen Dimension in

der Lehrpersonenbildung haben Mishra und Koehler (2006) das oben vorgestellte PCK-

Modell um den Aspekt der digitalen Medien erweitert was zum vierdimensionalen TPCK-

Modell fuumlhrt

1 Technology Knowledge Wie koumlnnen Lehrpersonen digitale Medien fuumlr sich selbst nutzen

In dieser Dimension stehen das Wissen und die Fertigkeiten des eigenen Umgangs mit

digitalen Medien im Vordergrund

27

2 Technological Pedagogical Knowledge Welche Chancen und welchen Nutzen koumlnnen digitale

Medien im Unterricht aufweisen Hier geht es um generelle Fragen der Unterrichtsgestal-

tung im Sinne der Allgemeindidaktik

3 Technological Content Knowledge Inwiefern vermag die Digitalisierung den fachwissen-

schaftlichen Inhalt zu veraumlndern Welche Bedeutung haben digitale Medien fuumlr das jewei-

lige Fach

4 Technological Pedagogical Content Knowledge Wie lassen sich Unterrichtsinhalte anhand von

digitalen Medien sinnvoll unterrichten Wie koumlnnen digitale Medien den Lernprozess in

den jeweiligen Faumlchern unterstuumltzen

Abbildung 7 TPCK-Modell von Mishra und Koehler (2006) basierend auf Shulmann (1986)

Um dieser neuen Anforderung im Bildungswesen zu begegnen haben sowohl die EDK als

auch die CIIP 2018 eine Strategie bzw einen Aktionsplan fuumlr den Umgang mit dem Wandel

durch Digitalisierung definiert mittels derer die Kantone sich auf Ziele und prioritaumlre Berei-

che der digitalen Bildung einigen Im Kanton Freiburg hat der Staatsrat dem Grossrat bereits

2001 ein Globalkonzept der Integration der Informations- und Kommunikationstechnologie

in den Unterricht in allen Schulstufen unterbreitet 2001 wurde die Fachstelle fri-tic gegruumln-

det uumlber die seither saumlmtlichen Lehrpersonen mehr als 140 in den Schulen taumltige IKT-

Ansprechpersonen sowie Ausbildner fuumlr Lehrpersonen im Bereich IKT geschult wurden Des

Weiteren stellt sie Schulbehoumlrden Schulen Lehrpersonen und Lernenden Leistungen und

Beratungen im Zusammenhang mit Medien und IKT zur Verfuumlgung und foumlrdert gleichzeitig

eine kritische Auseinandersetzung mit den neuen Medien und Technologien 2017 hat der

Staatsrat ein kantonales Konzept fuumlr die Integration von Medien und IKT in der obligatori-

schen und nachobligatorischen Schule in der Berufsbildung und im Sonderschulunterricht

genehmigt Es soll ein neues Fuumlhrungssystem definieren die Steuerungsstrukturen klaumlren

Synergien ermitteln und eine gemeinsame Vision entwickeln die die Kohaumlrenz der verschie-

denen Unterrichts- und Bildungsaumlmter Aus- und Weiterbildungen fuumlr Lehrpersonen Infor-

matikprojekten des Staates und Unterrichts-Lernpraxis an den Schulen zum Ziel hat Inner-

halb der EKSD wurde das Buumlro Medien und IKT geschaffen das als Steuerungsorgan der

28

EKSD die Aufgabe hat dieses Globalkonzept fuumlr den Zeitraum 2017 bis 2021 zu erarbeiten

umzusetzen und zu evaluieren

Im Schuljahr 201920 werden durch den Lehrplan 21 die Lernziele im Bereich von Medien

und Informatik fuumlr die deutschsprachige obligatorische Schule festgelegt und in den Frei-

burger Gymnasien wird Informatik als obligatorisches Fach eingefuumlhrt Eine diesbezuumlgliche

Uumlberarbeitung des PER fuumlr den franzoumlsischen obligatorischen Unterricht ist ebenfalls be-

schlossen Diese flaumlchendeckende Einfuumlhrung eines neuen Faches einerseits und neuer fauml-

cheruumlbergreifender technologischer Unterrichtsmaterialen andererseits erfordert eine ent-

sprechende Anpassung der Studienprogramme in der Lehrpersonenausbildung Die HEP-

PH FR und die Universitaumlt haben diese getrennt und unabhaumlngig voneinander in Angriff

genommen ua mit der Unterstuumltzung ihres jeweiligen Fachzentrums Sowohl die Universi-

taumlt (Laboratoire drsquoinnovation peacutedagogique LIP Centre Nouvelles technologies et enseignement NTE)

wie auch die HEP-PH FR (Centre de recherche sur lrsquoenseignementapprentissage par les technolo-

gies numeacuteriques CREATE) verfuumlgen uumlber Einheiten fuumlr Lehre und Lernen mit digitalen Tech-

nologien Auch hier gibt es zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien Der Einsatz der vorhan-

denen Ressourcen hat grosses Optimierungspotential

33 Oumlkonomische Elemente

331 Zulassungspolitik

Folgende Darstellung zeigt mit welcher Vorbildung schweizweit die Studierenden an die

PH gelangen Die Zugaumlnge sind vielfaumlltig und durchlaumlssig So kann der Arbeitsmarkt mit

ausreichend qualifizierten Lehrpersonen versorgt werden

Abbildung 8 PH-Eintritte auf Stufe Bachelor nach Studiengang und Zulassungsausweis 20172018 (Quelle Bundesamt fuumlr

Statistik BFS)

Heute verfuumlgen 43 der Studierenden die die Ausbildung VorschulstufePrimarstufe auf-

nehmen uumlber eine gymnasiale Maturitaumlt Knapp 2 davon haben eine Passerelle BM-UH

29

absolviert Auch die Fachmaturitaumlt (FM) mit Vertiefungsrichtung Paumldagogik ist seit ihrer

Einfuumlhrung im Studienjahr 201011 mit 29 zu einem bedeutenden Zubringer in die Vor-

schul- und Primarschullehrerausbildung geworden Diese Population von Studierenden ist

fuumlr den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen eminent wichtig da ohne sie nur eine ungenuumlgende

Anzahl an Lehrpersonen ausgebildet werden koumlnnte Die Berufsmaturanden machen 8 aus

7 der Studierenden wurden mit oder ohne Pruumlfung durch eine Hochschule zugelassen und

6 haben einen auslaumlndischen Zulassungsausweis Zwar fehlen fuumlr eine laumlngerfristige Beur-

teilung auch hier die mittels eines permanenten Monitorings zu erhebenden Daten die Zah-

len fuumlr das Studienjahr 201819 zeigen jedoch dass an der HEP-PH FR gleichviele Inhaber

einer Fach- wie einer gymnasialen Maturitaumlt studieren Fuumlr den Zugang zu den von der Uni-

versitaumlten angebotenen Studiengaumlngen so auch des ILLB und des DSP wird die gymnasiale

Maturitaumlt vorausgesetzt

Kandidatinnen und Kandidaten fuumlr eine Ausbildung zur Lehrperson insbesondere fuumlr die

Primarstufe gibt es genug Allerdings besteht an der HEP-PH FR seit dem Studienjahr

200405 eine Zulassungsbeschraumlnkung Sie wurde aufgrund einer laquounerwartet grossen An-

zahl Anmeldungenraquo eingefuumlhrt Nach 104 registrierten Anmeldungen im Jahr 2002 und 105

im Jahr 2003 sind 2004 165 Bewerbungen eingegangen Damit war die Aufnahmekapazitaumlt

der HEP-PH FR in Bezug auf die vorhandenen Praktikumsplaumltze die Betreuung der Studie-

renden und die Infrastruktur uumlberschritten Die maximale Aufnahmekapazitaumlt wurde auf 90

Studienplaumltze fuumlr die franzoumlsischsprachigen und 30 fuumlr die deutschsprachigen Studierenden

festgelegt Die Verordnung des Staatsrats uumlber diese erste Zulassungsbeschraumlnkung erlaumlsst

zudem Selektionskriterien die zur Ablehnung der uumlberzaumlhligen Kandidaten angewandt

werden konnten Laut Art 4 Abs 2 konnte die Aufnahme abgelehnt werden wenn die Beur-

teilung der paumldagogischen Faumlhigkeiten Vorbehalte enthielt und die schulischen Ergebnisse in

der Muttersprache und in der ersten Fremdsprache als ungenuumlgend beurteilt wurden

200506-200708 wurde die Anzahl der Studienplaumltze weiter reduziert da mit der laquoPasserel-

leraquo ndash einer Weiterbildung die Kindergaumlrtnerinnen Handarbeits- und Werklehrerinnen das

Unterrichten auf der 1 und 2 Primarstufe ermoumlglichte ndash eine zusaumltzliche Ausbildung ange-

boten wurde die Personal und Infrastruktur der HEP-PH FR ebenfalls beanspruchte Ab

200809 wurde die Anzahl erstmals auf 100 bzw 50 Plaumltze erhoumlht mit der Begruumlndung

laquodass eine groumlssere Anzahl Studierender aus verschiedenen Gruumlnden zum Beispiel wegen

der Mobilitaumlt zwischen den PH das Studium nach dem ersten Jahr wieder aufgibtraquo und

dadurch wieder mehr Aufnahmekapazitaumlt entstuumlnde zudem koumlnnten im ersten Jahr die

Praktika zu zweit absolviert werden Auch die Selektionskriterien wurden angepasst Ab

200809 wird neben den Noten in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematik eine

schriftliche Stellungnahme zu einem Thema das mit der Schule oder dem Lehrerberuf ver-

bunden ist beurteilt

Als sich ein Ruumlckgang der Anzahl Lehrpersonen abzuzeichnen begannt wurde in den Jahren

201011 bis 201314 auf eine Zulassungsbeschraumlnkung verzichtet Da die Gesamtzahl der

Studierenden an der HEP-PH FR von 313 im Jahr 2009 auf 470 im Jahr 2013 anstieg fuumlhrte

30

der Staatsrat im Rahmen seiner Struktur- und Sparmassnahmen die Beschraumlnkung auf das

Studienjahr 201415 wieder ein Als Selektionskriterien galten ab sofort nur noch laquodie schuli-

schen Ergebnisse in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematikraquo

Studienjahr franzoumlsischsprachig deutschsprachig insgesamt

200405 90 40 130

200506 75 35 110

200607 75 35 110

200708 75 35 110

200809 100 50 150

200910 100 50 150

201011-201314 keine Zulassungsbeschraumlnkung

201415 100 50 150

201516 100 50 150

201617 100 50 150

201718 100 50 150

201819 110 50 160

Abbildung 9 Zulassungsbeschraumlnkung an der HEP-PH FR Uumlbersicht von 200405-201819

Wegen der Beibehaltung der Zulassungsbeschraumlnkung uumlber mehrere Jahre hinweg ist man

sich heute gar nicht mehr im Klaren in welcher Zahl sich die Nachfrage nach Studienplaumltzen

an der HEP-PH FR niederschlagen wuumlrde Frist fuumlr die Einreichung der Kandidaturen ist

jeweils Ende Maumlrz und Ende Juli werden die Zulassungen fuumlr den Beginn des Studienjahres

im September bekanntgegeben Nun kennt die HEP-PH FR zwar die Anzahl Kandidaturen

sie entspricht aber nicht derjenigen die sich letztendlich definitiv fuumlr den Studieneintritt ent-

scheiden Viele angehende Studierende sind sich der Platzbeschraumlnkung sowohl an der HEP-

PH FR als auch an anderen Bildungsinstitutionen (etwa an der Hochschule fuumlr Soziale Arbeit

Freiburg) bewusst und bewerben sich absichtlich an mehreren Orten um einen Studienplatz

auf sicher zu haben Dies fuumlhrt dazu dass ein Teil der Bewerber die von der HEP-PH FR

abgewiesen werden das Studium auch bei positivem Zulassungsentscheid nicht aufnehmen

wuumlrde Wie hoch dieser Anteil ist kann nicht ermittelt werden

Diese Zulassungsbeschraumlnkung ist houmlchst problematisch Einerseits will der Kanton Lehr-

personen ausbilden andererseits fuumlhrt der Numerus Clausus zu Abwanderungen von Stu-

dierenden va nach Bern und Lausanne Tatsaumlchlich legen die Zahlen nahe dass die Zulas-

sungsbeschraumlnkung die Nachfrage nach Studienplaumltzen an der HEP-PH FR negativ beein-

flusst Waumlhrend das Angebot stagniert nimmt die Nachfrage ab Es ist houmlchst problematisch

den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen auf solche Weise zu steuern die Nachfrage folgt allem

voran der demographischen Entwicklung

31

Abbildung 10 Kandidaturen vs Eintritte HEP-PH FR 201314-201819

Auch die Ausbildungsplaumltze fuumlr das Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute (DEEM)

sind limitiert Die franzoumlsischsprachige Ausbildung wurde urspruumlnglich fuumlr 48 Personen pro

Studienjahr konzipiert Da das Interesse fuumlr die Ausbildung mit jedem Jahr zunimmt aber

nicht genuumlgend Praktikumsplaumltze zur Verfuumlgung stehen besteht seit dem Studienjahr

200809 eine Aufnahmebeschraumlnkung fuumlr 60 Personen pro Jahr Diese Beschraumlnkung erweist

sich fuumlr die Situation auf dem Arbeitsmarkt als unproblematisch die Maturitaumltsschulen ha-

ben keine Rekrutierungsschwierigkeiten Da sogar ein leichtes Uumlberangebot an Lehrpersonen

fuumlr die Sekundarstufe II besteht haben DEEM-Inhaber uumlber mehrere Jahre hinweg auch Pen-

sen auf Sekundarstufe I uumlbernommen wo bis vor kurzem ebenfalls Lehrpersonal fehlte In-

folge des Anstiegs der Studierenden fuumlr das Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I

(DAES I) in den letzten Jahren hat sich die Arbeitsmarktsituation in den Orientierungsschu-

len wieder beruhigt dafuumlr beginnen sich Engpaumlsse bei der Organisation von Praktikums-

plaumltzen abzuzeichnen

Eine abschliessende Anmerkung zu den Praktikumsplaumltzen sei hier festgehalten Persoumlnlich

bin ich der Meinung dass die Zahl der Praktikumsplaumltze als limitierender Faktor von den

Gespraumlchspartnern zu stark und nicht einleuchtend verwendet wird Die Begruumlndung und

die genaue Benennung der Engpassfaktoren wurden aus den Gespraumlchen nicht klar Wenn

der Arbeitsmarkt mehr Lehrpersonen benoumltigt lassen sich mindestens mittelfristig durch

organisatorische Massnahmen auch ausreichend Praktikumsplaumltze organisieren Gerade

auch die Berufsverbaumlnde sind bei der Erarbeitung solcher Massnahmen mit einzubeziehen

332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage

Der Kanton Freiburg ist wie die umliegenden Regionen seit einigen Jahren mit einer ange-

spannten Situation auf dem Stellenmarkt fuumlr Lehrpersonen auf Primarstufe konfrontiert

Was heute eine grosse Schwierigkeit fuumlr die Anstellung von Stellvertretungen bedeutet wird

in wenigen Jahren in einen tatsaumlchlichen Mangel an qualifizierten Lehrpersonen muumlnden

Die Anzahl Zulassungen zum Studium wird in Freiburg aber nicht etwa von der Situation

auf dem Arbeitsmarkt sondern von der Aufnahmekapazitaumlt der aktuellen Raumlumlichkeiten

260

225 242

256

211 196

154 145

155 140

152 154

0

50

100

150

200

250

300

201314 201415 201516 201617 201718 201819

Kandidaturen im Maumlrz

Eintritte im September

32

definiert Weder der demographischen Entwicklung noch anderen Schwankungen auf dem

Bildungsmarkt kann so Rechnung getragen werden Es sind noch weitere Phaumlnomene zu

beruumlcksichtigen etwa die grosse Nachfrage nach Teilzeitstellen oder die Tatsache dass ein

bedeutender Anteil der Diplomierten gar nie im Lehrberuf arbeitet Diese Gesamtsituation

fuumlhrt dazu dass zwischen 2013 und 2016 die Abgaumlnger der HEP-PH FR nur 565 des Be-

darfs auf dem franzoumlsischsprachigen Freiburger Arbeitsmarkt gedeckt haben 201819 wurde

deshalb die Zulassungsbeschraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Abteilung von 100 Plaumlt-

zen pro Studienjahr auf 110 erhoumlht Diese Erhoumlhung wurde durch den Umzug der Fachstelle

fri-tic ermoumlglicht die bis anhin in den Raumlumlichkeiten der HEP-PH FR untergebracht war

Daruumlber hinaus wird allerdings nur eine substantielle Erweiterung der Gebaumlude oder ein

Neubau an einem anderen Standort der stetig steigenden Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt

nachkommen koumlnnen

Wie erwaumlhnt ist der Zugang zu bestimmten Daten und dadurch deren Auswertung durch

die zersplitterte Organisation wesentlich erschwert Die Entwicklung der Studierendenzah-

len uumlber die letzten fuumlnf Jahre zeigt jedoch dass das Ausbildungsangebot teilweise zur Ab-

wanderung der Freiburger Studierenden insbesondere in die Nachbarkantone fuumlhrt Das ist

insofern problematisch als der Heimatkanton der die Ausbildung im Rahmen der Interkan-

tonalen Fachhochschulvereinbarung (FHV) finanziert nicht davon ausgehen kann dass die

Studierenden nach Abschluss ihres Studiums wieder zuruumlckkehren In der Folge werden

einige grundlegende Statistiken zu den verfuumlgbaren Daten praumlsentiert und im vorliegenden

Kontext interpretiert

A) Herkunft der Studierenden in Freiburg

1 Primarstufe

Abbildung 11 Herkunft der Studierenden Primarstufe 201314-201718 Die Anzahl an Freiburger Studierenden hat uumlber

die letzten fuumlnf Jahre zugenommen waumlhrend die Anzahl an Studierenden aus anderen Kantonen und aus dem Ausland uumlber

den gleichen Zeitraum zuruumlckgeht

284

114

47

302

107

35

311

120

39

287

114

17

302

82

25

0

50

100

150

200

250

300

350

FR Andere Kantone Ausland

201314 201415 201516 201617 201718

33

2 Sekundarstufe I

Abbildung 12 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe I 201314-201718 Die Anzahl der Freiburger hat in den vergan-

genen fuumlnf Jahren besonders stark zugenommen Diese Population ist die Hauptquelle der Zunahme der Anzahl Studieren-

den am ILLB

3 Sekundarstufe II

Abbildung 13 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe II 201314-201718 Aufgrund der Beschraumlnkung der Anzahl

Studienplaumltze fuumlr das DEEM sind die Studierendenzahlen stabil Insbesondere das LDM zieht zahlreiche Studierende aus

anderen Kantonen an Von den insgesamt 228 Studierenden im Jahr 201718 stammen nur 94 aus dem Kanton Freiburg

Diese grosse Attraktivitaumlt kann sich damit erklaumlren dass der Studiengang konsekutiv nach einem Masterabschluss eines

170 169

17

189

162

24

201

163

25

208

183

22

221

195

19

0

50

100

150

200

250

FR CH Ausland

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

34

24

9

31

93

23

42

24

5

29

88

23

32

24

7

36

91

20

39

23

6

46

93

15

40

15

7

54

94

18

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

FR CH Ausland FR CH Ausland

Diplocircme denseignement pour eacutecoles de maturiteacute DEEM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltschulen LDM

201314 201415 201516 201617 201718

34

Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der

Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde

4 Sonderpaumldagogik

Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg

bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an

Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718

161

686

34

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FR CH Ausland

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FR

DE

35

A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg

1 Alle Stufen

Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und

Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg

2 Primarstufe

Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone

Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger

an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)

73

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14 10

29

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BE VD JU LU VS AG NE

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Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

36

3 Sekundarstufe I

Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr

201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger

die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)

4 Sekundarstufe II

Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-

beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen

29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg

40

14

1

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48

15

3 4

1 2 1 1

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Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

16

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6

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14

16

18

20

Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

37

5 Sonderpaumldagogik

Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-

dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-

burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur

auf Deutsch angeboten wird

34 Organisatorische Elemente

Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-

ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben

die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-

turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen

Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-

kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement

oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-

formen beeinflusst

341 Interne Fuumlhrungsstrukturen

Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer

Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die

Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist

mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum

arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-

sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt

sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische

Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit

6

18

6 6

16

11

1 1

7

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9

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22

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5

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20

25

Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall

201314 201415 201516 201617 201718

38

mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene

nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und

Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich

Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf

einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-

ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-

struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-

richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte

An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern

ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und

operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das

Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen

der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-

der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine

Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR

Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-

nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg

koordinieren koumlnnte

Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen

die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-

steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das

Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-

tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die

Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-

schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich

die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-

ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der

Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden

342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen

Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-

standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und

ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018

werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen

Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE

der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der

deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-

ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist

aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich

39

Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-

gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-

sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes

de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale

de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in

der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den

Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-

sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen

Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene

Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf

die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist

eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten

Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen

Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-

enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-

nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen

Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten

343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung

Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es

braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-

nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die

Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-

stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen

Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen

sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards

ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-

litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte

Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-

den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-

derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die

HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative

Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet

werden muumlssen

Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen

Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-

maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-

rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-

hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht

Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-

sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen

40

Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie

sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber

eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt

ist diese Auflage weniger problematisch

344 Infrastruktur

Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen

bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-

lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-

lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-

schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade

auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den

heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau

nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden

Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-

gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun

verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten

Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit

einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung

stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-

schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden

Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-

kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie

eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des

ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-

PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-

ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst

Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals

thematisiert aber nie weiterverfolgt

35 Rechtliche Elemente

351 Nationale Ebene

Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-

schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-

taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-

zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-

hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-

traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten

Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten

die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings

41

auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das

Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der

Kantone

352 Kantonale Ebene

Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-

sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig

sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-

cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer

Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-

ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das

Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen

Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR

allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-

trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-

liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-

gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-

lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von

2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der

fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen

Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten

waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das

neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR

eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb

keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz

grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen

der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-

schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-

matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung

mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden

soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung

Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen

Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-

ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren

Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft

getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem

Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-

schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-

tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen

Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-

42

le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des

Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-

systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert

werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-

lungsdruck verhindern koumlnnen

36 Finanzielle Elemente

Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle

Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die

Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen

Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-

hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses

Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im

interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln

Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-

rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits

und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die

Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-

zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-

schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den

Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH

15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und

nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-

gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen

werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach

Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine

Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-

traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite

lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-

nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt

37 Kontextualisierung der Erkenntnisse

Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen

der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-

beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast

ausschliesslich informell

In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse

durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt

dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-

tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit

43

einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als

auch aus anderen Kantonen

FR HEP Vaud PH Bern

Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)

Sekundarstufe I 435 443 877

Sekundarstufe II 228 215 357

Total Sekundarstufe 663 658 1234

Sonderpaumldagogik 953 368 207

Total 2025 1945 2429

Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen

201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der

Fachausbildung mitgezaumlhlt

Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH

abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell

entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der

HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die

Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr

den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-

sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-

den

Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-

fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-

ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es

die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-

renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf

Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-

ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe

II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben

Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-

traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die

Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss

zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-

ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen

Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur

Verfuumlgung

44

4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle

41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick

In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-

nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig

ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische

Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf

lokale Besonderheiten zugeschnitten sind

Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik

1 PHBern

2 PH FHNW

3 PHGR

4 PH Luzern

5 PHSG

6 PHSH

7 PHSZ

8 PHTG

9 PH-VS

10 PH Zug

11 PHZH

12 HEP-BEJUNE

13 HEP Vaud

14 S SUPSI-DFA

Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz

Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-

enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-

tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch

an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-

gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden

Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-

terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-

tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt

Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-

lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der

Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-

konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats

gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-

sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann

45

42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle

Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-

gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll

ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber

im Folgenden kurz aufgefuumlhrt

Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-

schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt

des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-

spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-

ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit

einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies

etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH

FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-

ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-

tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium

besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-

PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so

besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt

und HEP-PH FR gewertet

Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der

Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen

immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-

lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich

Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-

turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre

aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-

chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell

von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-

saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen

besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen

Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann

die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-

nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur

Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder

andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE

Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der

Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-

bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-

nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-

sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie

46

gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-

tonsverfassung mit einbezogen

Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische

Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-

ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-

schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-

zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-

rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-

nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur

Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-

und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-

ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-

takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen

Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles

fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR

stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-

schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO

dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im

Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-

geordneten Strukturen problematisch

43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-

versitaumlt

In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach

einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen

Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur

Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung

Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr

Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten

Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD

vom 1 Januar 2002 geregelt

431 Staumlrken und Chancen

Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-

ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-

stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die

ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil

Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-

gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und

paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen

47

allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt

der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-

meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch

im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher

Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone

geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg

waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen

Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr

Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im

Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-

Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als

auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies

ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung

mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-

lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-

studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls

als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-

renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen

Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet

werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-

didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-

nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in

Bern oder Lausanne stattfindet

432 Schwaumlchen und Gefahren

Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II

den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit

Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung

Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein

interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in

Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und

praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-

tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische

Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt

und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren

44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt

Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-

sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-

taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein

48

441 Staumlrken und Chancen

Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen

Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-

der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen

aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland

mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten

laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-

tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig

442 Schwaumlchen und Gefahren

In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen

Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-

dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt

Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu

geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-

personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-

nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche

Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-

setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung

fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-

nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem

Unwort geworden

Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-

lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In

einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches

Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-

toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder

einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-

sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-

te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer

rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-

rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr

eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-

dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem

Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb

des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-

chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere

nutzen moumlchten

49

45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne

In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-

ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-

de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke

Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation

eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische

Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung

Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um

Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert

451 Staumlrken und Chancen

Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-

dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der

HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden

Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot

452 Schwaumlchen und Gefahren

Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar

und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche

Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton

Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der

Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem

im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark

in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen

Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-

le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-

stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation

insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-

operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-

rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders

die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses

Modell wohl besonders schwierig umzusetzen

50

5 Empfehlungen

51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit

Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-

nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status

Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre

Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-

nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde

sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand

bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons

Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-

tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher

Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst

eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein

Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium

vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-

che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige

Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt

der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-

dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu

nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-

nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen

52 Strategische Stossrichtung

Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes

festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung

der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-

meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie

sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-

stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-

ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-

nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status

Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen

Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden

kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts

muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen

Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet

51

Perspektive Strategische Ziele

Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen

Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit

seinen Besonderheiten

Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-

burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten

und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen

Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant

hervorgehoben

Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen

Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)

Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-

kraumlften garantieren

Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen

Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren

Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung

ermoumlglichen

Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-

schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann

Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen

Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-

fuumlgung stellen

Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-

chende Informatikinfrastruktur einrichten

Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen

Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen

Der Hochschule Autonomie gewaumlhren

Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung

53 Modellvorschlag

531 Interinstitutionelles Gremium

Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-

nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist

gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-

schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben

den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)

eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums

(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird

das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist

dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-

pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-

bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung

52

In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-

fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun

Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-

liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten

Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-

den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-

sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-

tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-

rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-

bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-

sammlung) ersetzt werden

Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan

53

Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)

532 Abwaumlgungen

Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-

stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das

Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-

schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure

des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem

Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-

typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-

dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt

aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-

oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-

treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-

ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat

damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-

ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten

Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-

tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden

und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-

gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang

gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen

kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-

ben

Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-

folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die

54

Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig

der finanzielle Druck auf die kleinen PHs

533 Weiteres Vorgehen und Ausblick

Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von

aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich

hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-

schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der

Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-

len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich

lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei

Hauptphasen

Abbildung 26 Prozessgestaltung

Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste

fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit

sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende

laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-

kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer

Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf

dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume

verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-

sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-

den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt

werden

Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen

Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-

naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge

der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue

55

Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf

angepasst der Aussenauftritt konsolidiert

Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen

Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion

um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum

die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-

statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-

faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht

534 Schlussgedanken

Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die

Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen

Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch

konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-

gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt

werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen

Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-

saumltzlich erschwerend

Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-

gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-

finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung

verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so

koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden

Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution

fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht

Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-

promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-

lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-

gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt

Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-

forderlich

56

6 Quellen

61 Literatur

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httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb

Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt

Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle

Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading

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Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)

Muumlnchen Vahlen

Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice

(9th ed) Boston McGraw-Hill

Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-

Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson

Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A

Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University

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Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational

Researcher 15(2) 4-14

Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion

62 Rechtsgrundlagen

Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-

taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und

Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001

Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-

sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)

Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-

schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom

30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)

Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et

lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001

EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit

Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK

EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der

Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK

57

Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)

Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)

Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg

(SR 101000)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)

Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom

16062016 (LB SR 447710)

Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)

63 Berichte und Stellungnahmen

SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr

Bildungsforschung

Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017

Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave

lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat

de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut

Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg

Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg

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Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute

Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK

httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf

httpwwwcdipchdyn12277php

2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron

PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion

httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf

httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv

onMedienundIKTindenUnterrichtpdf

httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes

Page 6: Prof. Dr. Roman Capaul St. Gallen, 2. April 2019 · guisme est un atout unique qui est mis en avant comme une unique selling proposition (USP - proposition de vente unique). Le bilinguisme

6

diffeacuterents paradigmes dans les reacutegions germanophones et francophones autonomie de la

HEP-PH FR et de lrsquoUniversiteacute de Fribourg par rapport aux possibiliteacutes de synergies qui deacute-

couleraient drsquoune centralisation de lenseignement peacutedagogique les neacutecessiteacutes eacuteconomiques

par opposition aux preacuteoccupations peacutedagogiques la formation des enseignants et ensei-

gnantes (cocircteacute offre) par rapport aux besoins du terrain (cocircteacute demande) de nombreux aspects

juridiques et normatifs Neacuteanmoins ou preacuteciseacutement pour cette raison une deacutecision de prin-

cipe devient de plus en plus urgente

7

Inhaltsuumlbersicht

1 Einleitung 10

11 Ausgangslage 10

12 Ziele 11

13 Methodik 12

2 Kurzvorstellung der untersuchten Institutionen 14

21 HEP-PH FR 14

211 Entstehungsgeschichte 14

212 Rechtsgrundlage 15

22 ILLB 15

221 Entstehungsgeschichte 15

222 Rechtsgrundlagen 17

23 Departement fuumlr Sonderpaumldagogik 18

231 Entstehungsgeschichte 18

232 Rechtsgrundlagen 20

3 Erkenntnisse aus den Gespraumlchen und Dokumenten 21

31 Bisherige Studien 21

32 Paumldagogische Elemente 23

321 Exkurs Rahmenkonzept fuumlr eine Lehrpersonenbildung 23

322 Kantonales Sprachenkonzept 24

323 Inklusion 26

324 Digitalisierung 26

33 Oumlkonomische Elemente 28

331 Zulassungspolitik 28

332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage 31

34 Organisatorische Elemente 37

341 Interne Fuumlhrungsstrukturen 37

342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen 38

343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung 39

344 Infrastruktur 40

35 Rechtliche Elemente 40

8

351 Nationale Ebene 40

352 Kantonale Ebene 41

36 Finanzielle Elemente 42

37 Kontextualisierung der Erkenntnisse 42

4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle 44

41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick 44

42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle 45

43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Universitaumlt 46

431 Staumlrken und Chancen 46

432 Schwaumlchen und Gefahren 47

44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt 47

441 Staumlrken und Chancen 48

442 Schwaumlchen und Gefahren 48

45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne 49

451 Staumlrken und Chancen 49

452 Schwaumlchen und Gefahren 49

5 Empfehlungen 50

51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit 50

52 Strategische Stossrichtung 50

53 Modellvorschlag 51

531 Interinstitutionelles Gremium 51

532 Abwaumlgungen 53

533 Weiteres Vorgehen und Ausblick 54

534 Schlussgedanken 55

6 Quellen 56

61 Literatur 56

62 Rechtsgrundlagen 56

63 Berichte und Stellungnahmen 57

9

Abkuumlrzungsverzeichnis

AfU Amt fuumlr Universitaumltsfragen

BM Berufsmaturitaumlt

CERF Centre drsquoenseignement et de recherche pour la formation agrave lrsquoenseignement au secon-

daire

CIIP Confeacuterence intercantonale de lrsquoinstruction publique

DAES I Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I

DEEM Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute

DiBi Diplocircme bilingue

DOA Amt fuumlr deutschsprachigen obligatorischen Unterricht

DSP Departement fuumlr Sonderpaumldagogik

EDK Erziehungsdirektorenkonferenz

EKSD Direktion fuumlr Erziehung Kultur und Sport

ENC Ecole normale cantonale

FH Fachhochschule

FHNW Fachhochschule Nordwestschweiz

FHO Fachhochschule Ostschweiz

HEP-PH FR Haute eacutecole peacutedagogique Fribourg ndash Paumldagogische Hochschule Freiburg

HES Haute eacutecole speacutecialiseacutee

HES-SO (FR) Haute eacutecole speacutecialiseacutee de Suisse occidentale (Fribourg)

HFKG Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz

HPI Heilpaumldagogisches Institut

ILLB Institut fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung

ITA Amt fuumlr Informatik und Telekommunikation

IUFE Institut universitaire de la formation des enseignants (UNIGE)

KLD Kombiniertes Lehrdiplom fuumlr die Sekundarstufen I und II

KLS Kantonales Lehrerseminar

LDM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltsschulen

LDS I Lehrdiplom fuumlr die Sekundarstufe I

PER Plan drsquoeacutetudes romand

PHFG Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg von 2015

PHG Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule von 1999

S2 Amt fuumlr Unterricht der Sekundarstufe 2

SEnOF Service de lrsquoenseignement obligatoire de langue franccedilaise

SITel Service de lrsquoinformatique et des teacuteleacutecommunications

SoA Amt fuumlr Sonderpaumldagogik

SUPSI Scuola universitaria professionale della Svizzera italiana

UH Universitaumlre Hochschule

USP Unique Selling Proposition

ZELF Zentrum fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung Freiburg

10

1 Einleitung

11 Ausgangslage

Die institutionelle Organisation der Lehrpersonenbildung im Kanton Freiburg ist schweiz-

weit einzigartig Sie umfasst die Paumldagogische Hochschule Freiburg (HEP-PH FR) einerseits

und ndash neben der universitaumlren Fachausbildung ndash zwei Einheiten der Philosophischen Fakul-

taumlt der Universitaumlt Freiburg andererseits das Institut fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung

(ILLB Departement fuumlr Erziehungs- und Bildungswissenschaften) und das Departement fuumlr

Sonderpaumldagogik (DSP)

Die Ausbildung fuumlr die Vorschul- und die Primarstufe (1H-8H) erfolgt an der HEP-PH FR im

Rahmen eines Bachelorstudiums die Ausbildung fuumlr die Sekundarstufen I und II an der

Universitaumlt im Rahmen eines Masterstudiengangs Das Studium zur Lehrperson der Sekun-

darstufe I (9H-11H) besteht aus zwei Ausbildungsteilen einem fachspezifischen Bachelor in

der entsprechenden Fakultaumlt fuumlr den Studienleistungen (Allgemeine Didaktik Paumldagogische

Psychologie) am ILLB absolviert werden und einem Masterstudiengang am ILLB In den

Faumlchern Bildnerisches Gestalten Technisches Gestalten und WirtschaftArbeitHaushalt so-

wie im Bereich Musik finden die Fach- und fachdidaktischen Studienanteile an der HEP-PH

FR statt Das Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltsschulen (LDM Sekundarstufe II) wird zusaumltzlich

zum Fachstudienabschluss (Master) erworben Studierende aller Fakultaumlten koumlnnen es er-

werben sofern das Fach als Unterrichts- respektive Lehrfach anerkannt ist Das Departement

fuumlr Sonderpaumldagogik erteilt Diplome wie den Bachelor Logopaumldie oder den Master Schuli-

sche Heilpaumldagogik Mit der integrativen Schule werden heute Kinder mit speziellem Foumlr-

derbedarf vermehrt in Regelklassen von schulischen Heilpaumldagogen gefoumlrdert Folgende

Tafel bietet eine Uumlbersicht uumlber die Ausbildungsangebote

HEP-PH FR Bachelor of Arts in Pre-Primary and Primary Education

ILLB Bachelor of Arts fuumlr den Unterricht auf der Sekundarstufe I

Bachelor of Science fuumlr den Unterricht auf der Sekundarstufe I

Master of Arts fuumlr den Unterricht auf der Sekundarstufe I

Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltsschulen

Ab 201920 Kombiniertes Lehrdiplom fuumlr die Sekundarstufen I und II (nur

auf Deutsch)

Doktorat

DSP Bachelor in Klinischer Heilpaumldagogik und Sozialpaumldagogik

Bachelor in Logopaumldie (nur auf Deutsch)

Bachelor in Sonderpaumldagogik

Master in Sonderpaumldagogik

Master in Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik

Master in Sonderpaumldagogik Option Logopaumldie (nur auf Deutsch)

Doktorat

11

Die Lehrpersonenbildung im Kanton Freiburg findet demnach an drei verschiedenen Orten

statt Aus dieser Situation heraus sind verschiedene Problemfelder entstanden

1 In der Ausbildung fuumlr die obligatorische Schule (1H-11H) fehlt es an Kontinuitaumlt Auch

dem gesetzlich verankerten integrativen Unterricht wird in der Ausbildung der

Lehrpersonen zu wenig Rechnung getragen Die Kontakte zwischen der HEP-PH FR

bzw dem ILLB mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik sind ungenuumlgend

2 Die Organisationskulturen in den drei Ausbildungseinheiten sind unterschiedlich

der Informationsaustausch und die Zusammenarbeit sind lose und ungenuumlgend Von

Synergien in den Bereichen der Ausbildung Weiterbildung und Dienstleistungen an

Dritte wird kaum profitiert in der Forschung findet sie nur punktuell (notabene im

Bereich der Mehrsprachigkeit) und meist ad personam statt

3 Die Zusammenarbeit zwischen oumlffentlichen Einrichtungen (besonders der kantonalen

Erziehungsdirektion aber auch interkantonalen oder nationalen Gremien) und den

Ausbildungsinstitutionen wird durch uneinheitliche Entscheidungsbefugnisse er-

schwert Waumlhrend die Rektorin der HEP-PH FR bei anstehenden Fragestellungen

meist eine direkte Entscheidungsbefugnis hat liegen diejenigen der beiden Institute

der Universitaumlt teilweise auch auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene

4 Die Freiburger Lehrpersonenbildung als Ganzes ist kaum sichtbar und schweizweit

wenig profiliert

12 Ziele

Die Erziehungsdirektion hat im Status Quo auf verschiedenen Ebenen Handlungsbedarf

erkannt und die vorliegende Analyse in Auftrag gegeben Bevor Entscheide getroffen und

Massnahmen ergriffen werden sollen die relevanten Faktoren die aktuell auf die Lehrper-

sonenbildung einwirken beleuchtet werden Das Resultat der Analyse soll eine Argumenta-

tionsgrundlage liefern auf deren Basis ein politischer Entscheid getroffen werden kann Da-

bei sollen die Fuumlhrungsstrukturen vereinfacht werden Gemaumlss Mandat sollen folgende As-

pekte im Bericht enthalten sein

1) Uumlberblick uumlber die entsprechenden Lehrpersonenbildungsstaumltten in der Schweiz Vor-

und Nachteile der verschiedenen Modelle

2) Analyse der aktuellen Situation in den drei Ausbildungseinheiten im Kanton Freiburg

3) Analyse von institutionellen Modellen und Empfehlung fuumlr ein Modell (in einer Unterva-

riante soll auch eine Verbindung mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik erwogen

werden) Die verschiedenen Modelle sollen mit Kriterien wie fachliche und paumldagogische

Bildung Forschung Weiterbildung Dienstleistungen an Dritte Personal Attraktivitaumlt

Eintrittsbedingungen fuumlr Studierende nationale Praumlsenz Governance Vertretung in nati-

onalen Gremien Entscheidungsstruktur etc analysiert werden

12

Im Verlauf der Arbeit wurde das Mandat teilweise etwas weiter gefasst Infolge der Exper-

tengespraumlche und Unterlagen sind andere oder zusaumltzliche Aspekte fuumlr eine breite Situati-

onsbeschreibung mit Loumlsungsansaumltzen relevant geworden In meinem Verstaumlndnis sind Fuumlh-

rungs- und Organisationsmodelle zudem auf die konkrete Situation hin auszurichten Es gibt

kein Modell das eins zu eins auf den Kanton Freiburg uumlbertragen werden koumlnnte Folgende

zentrale Merkmale heben sich im Fall Freiburgs im Vergleich zu anderen Kantonen ab und

muumlssen in der Loumlsungssuche mitberuumlcksichtigt werden

Freiburg ist ein Universitaumltskanton mit einer Volluniversitaumlt und zahlreichen ausserkan-

tonalen Studierenden Dies ergibt positive Impulse auf den Bildungskanton Freiburg

Freiburg ist mit ca 312rsquo000 Einwohnern ein relativ kleiner Kanton Neben dem Kanton

dominieren die oumlkonomischen Zentren Bern und Lausanne mit grosser Strahlkraft

Die Zweisprachigkeit weist dem Kanton Freiburg eine fuumlr das ganze Land bedeutungs-

volle Bruumlckenfunktion zwischen dem franzoumlsischen und deutschen Sprachraum zu Der

Kanton hat eine Art Kohaumlsionsaufgabe

13 Methodik

Die im Rahmen dieses Gutachtens zu untersuchenden Fragestellungen sind gesellschaftli-

cher Natur und durchdrungen von normativen Aspekten Die Fragestellungen erfordern

eine interdisziplinaumlre Betrachtung Da die Analyse unter grossem Zeitdruck durchgefuumlhrt

werden muss ist pragmatisches Vorgehen erforderlich Aufgrund meiner verschiedenen

Taumltigkeiten im Bildungswesen kenne ich die schweizerische Bildungslandschaft als Nicht-

Freiburger kann ich aus einer Aussensicht auf den Kanton Freiburg gleichzeitig eine gewisse

Neutralitaumlt wahren Fuumlr den Zugang zu Dokumenten und Gespraumlchspartnern bin ich jedoch

auf die Unterstuumltzung verschiedener Funktionstraumlger im Bildungswesen des Kantons Frei-

burg angewiesen Fuumlr die hervorragende Zusammenarbeit mit der HEP-PH FR der Univer-

sitaumlt und der Erziehungsdirektion sowie fuumlr den uneingeschraumlnkten Zugang zu allen Infor-

mationen moumlchte ich mich an dieser Stelle bedanken

Fuumlr den quantitativen Zugang mussten zunaumlchst Statistiken generiert werden Es fehlt ein

institutionalisiertes Bildungscontrolling oder Bildungsmonitoring mit ausgewaumlhlten Kenn-

zahlen zum Verstaumlndnis und zur Steuerung der Institutionen

Der qualitative Zugang erfolgt neben dem Einbezug von Erkenntnissen aus der Schulfuumlh-

rungstheorie durch die Analyse einschlaumlgiger Dokumente und Expertengespraumlche Als erstes

werden bisherige Analyse- und Konzeptarbeiten gesichtet Fuumlr die zu untersuchenden Fra-

gestellungen ist aber auch spezifisches Wissen in einem lokalen Kontext erforderlich eine

allfaumlllige Loumlsung aus einer anderen Bildungsregion kann nicht zwingend auf Freiburg uumlber-

tragen werden Aufgabe des Gutachters ist deshalb das Erfahrungswissen der Funktionstrauml-

ger zu erschliessen und in einem Gesamtbild zusammenzufuumlgen Die Funktionstraumlger in den

verschiedenen Institutionen sind mit ihren Erfahrungen und Wahrnehmungen die zentralen

Wissenstraumlger Allerdings koumlnnen dabei nicht alle Personen mit Schluumlsselfunktionen beruumlck-

13

sichtigt werden mehr Gespraumlche sind im Rahmen des vereinbarten Mandats und der zur

Verfuumlgung stehenden Zeit nicht moumlglich Es wird darauf geachtet dass die Gespraumlchspartner

ausgewogen auf die verschiedenen Institutionen verteilt sind Neben der Perspektive der

direkt betroffenen Personen im Kanton Freiburg ist auch die Sichtweise auf interkantonaler

und nationaler Ebene zu beruumlcksichtigen denn der Kanton Freiburg muss seine Lehrperso-

nenbildung innerhalb der nationalen Rahmenbedingungen gestalten Alle Gespraumlche konn-

ten in grosser Offenheit und sehr konstruktiv gefuumlhrt werden Folgende Personen haben sich

fuumlr ein Gespraumlch zur Verfuumlgung gestellt

Universitaumlt

Funktion Name

Rektorin Astrid Epiney

Vizerektor Lehre Thomas Schmidt

Praumlsident Departement fuumlr Sonderpaumldagogik Winfried Kronig

Direktor HPI Geacuterard Bless

Direktorin ILLB Christine Pauli

Direktor CERF Roland Pillonel

Direktor ZELF Lorenz Wepf

Studienberaterin ILLB Inge Schnyder

HEP-PH FR

Funktion Name

Praumlsidentin Kommission HEP-PH FR Katharina Thalmann-Bolz

Co-Rektorin ad interim Elisabeth Mauron-Hemmer

Co-Rektor ad interim Lukas Lehmann

Rektorin bis 2018 Pascale Marro

EKSD

Funktion Name

Generalsekretaumlr Michel Perriard

Juristischer Berater Co-Autor erster Bericht Felix Kaufmann

Amtschef SEnOF Hugo Stern

Amtschef DOA Andreas Maag

Amtschef SoA Steacutephane Noeumll

Amtschef S2 Franccedilois Piccand

Amtschefin UfA Barbara Vauthey

Externe Sicht auf die Institutionen

Funktion Name

Koordinatorin Hochschulbereich EDK Madeleine Salzmann

Praumlsident Kammer PH swissuniversities Hans-Rudolf Schaumlrer

Generalsekretaumlr CIIP Olivier Maradan

Rektorin Kollegium Heilig Kreuz Christiane Castella Schwarzen

14

2 Kurzvorstellung der untersuchten Institutionen

21 HEP-PH FR

211 Entstehungsgeschichte

Die institutionellen Wurzeln des Kantonalen Lehrerseminars (KLS) liegen in der Schaffung

einer paumldagogischen Abteilung von Freiburgs Ecole cantonale Vorlaumluferin der heutigen Mit-

telschulen die 1849 mit 17 Schuumllern eroumlffnet wird 1859 folgt die Eroumlffnung eines eigenen

Lehrerseminars (Ecole normale) mit 9 Schuumllern in Hauterive Der Deutsch- bzw Zweispra-

chigkeit wird erst ab 1909 mit einer parallelen Organisationseinheit Rechnung getragen Zu-

sammen mit den privaten Lehrerinnenseminaren die von verschiedenen religioumlsen Kongre-

gationen sowie von der staumldtischen Maumldchensekundarschule in Freiburg geleitet werden

existiert eine Vielzahl an Institutionen im Kanton Aufgrund des Uumlberangebots an Lehrper-

sonen wird das Lehrerseminar in Hauterive 1937 geschlossen aber wegen des resultierenden

Lehrermangels 1943 in der Murtengasse in Freiburg wiedereroumlffnet In den fuumlnfziger Jahren

wird das Gebaumlude der Villa Diesbach erstmals erweitert ein weiteres Mal anfangs der sieb-

ziger Jahre 1988 wird das Lehrerseminar restrukturiert Das KLS I bildet Primarlehrperso-

nen aus das KLS II Kindergarten- und Handarbeits- bzw Hauswirtschaftslehrpersonen

Beide Abteilungen umfassen je eine franzoumlsisch- und eine deutschsprachige Einheit

1859 Eroumlffnung des Kantonalen Lehrerseminars (KLS) in Hauterive

1909 Eroumlffnung einer deutschsprachigen Sektion

1936 Schliessung des KLS in Hauterive

1943 Wiedereroumlffnung des KLS in der Murtengasse

1959 Abschluss des Ausbaus der Villa Diesbach

1964 Ende des Internatsobligatoriums

1975 Eintritt der ersten Maumldchen Einweihung des Erweiterungsbaus und Einrichtung des Centre fribourgeois

de documentation peacutedagogique

1988 Schliessung der letzten privaten Kindergaumlrtnerinnenausbildung im Kanton Restrukturierung je ein

Studiengang fuumlr Primar- sowie fuumlr Handarbeits- bzw Hauswirtschaftslehrpersonen

2000 Inkrafttreten des Gesetzes von 1999 uumlber die Paumldagogische Hochschule (PHG)

2003 Verleihung der letzten Diplome des KLS

2005 Diplomanerkennung durch die EDK

2012 Erneuerung der Diplomanerkennung durch die EDK

2016 Inkrafttreten des Gesetzes von 2015 uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg (PHFG)

Abbildung 1 Eckdaten HEP-PH FR

Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR geht es nicht um eine einfache Umwandlung des Lehrer-

seminars Mit dem Inkrafttreten des Gesetzes von 1999 wird de facto eine neue Institution

geschaffen die nicht mehr dem Sekundar- sondern dem Tertiaumlrbereich angehoumlrt und sich

15

innerhalb des Bildungssystems anders positioniert So existieren bis zur Schliessung des

Kantonalen Lehrerseminars 2003 beide Schulen nebeneinander wobei sie sich Raumlumlichkei-

ten und einen Grossteil des Personals teilen

Heute werden an der HEP-PH FR uumlber 400 Personen ausgebildet fast drei Viertel davon

sind franzoumlsischsprachig Das Interesse fuumlr das zweisprachige Diplom (Diplocircme bilingue DiBi)

ist maumlssig obwohl es sich um ein schweizweit einzigartiges Angebot handelt Die Zahlen

zeigen dass in der deutschsprachigen Abteilung die theoretisch uumlber 150 Studienplaumltze ver-

fuumlgt (50 Plaumltze pro Studienjahr) die Kapazitaumlt nicht ausgeschoumlpft werden kann In der fran-

zoumlsischen Abteilung sind im ersten Studienjahr die vorhandenen Plaumltze besetzt Wegen Stu-

dienabbruumlchen in den folgenden Jahren sind aber auch hier die Kapazitaumlten nicht voll ausge-

lastet Insgesamt sind die Kapazitaumlten auf 450 Plaumltze beschraumlnkt

Abbildung 2 Entwicklung der Studierendenzahlen an der HEP-PH FR 201314-201819

212 Rechtsgrundlage

Gesetz vom 21052015 uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg (PHFG)

httpsbdlffrchappdetexts_of_law4331

22 ILLB

221 Entstehungsgeschichte

Mit der Gruumlndung der Universitaumlt im Jahr 1889 geht die Schaffung eines Lehrstuhls fuumlr Pauml-

dagogik einher Erster Inhaber ist Abbeacute Horner ehemals Lehrer am KLS Hauterive und Rek-

tor des Kollegiums St Michael 1907 spricht sich der Staatsrat fuumlr die Schaffung eines Insti-

tuts fuumlr Paumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt aus dessen Realisierung aller-

445 444

470

418 409

270

301 310

282 280

96 80

90 75

61 79

63 70 61 68

0

50

100

150

200

250

300

350

400

450

500

201314 201415 201516 201617 201718

total

franzoumlsischsprachig

deutschsprachig

zweisprachiges Diplom

16

dings auf sich warten laumlsst Das Institut verfuumlgt anfangs weder uumlber eigene Raumlumlichkeiten

noch uumlber ein spezifisches Budget es geht vor allem darum entsprechend den Trends auf

nationaler und internationaler Ebene einen Lehrstuhl fuumlr experimentelle Psychologie in Frei-

burg zu implementieren und diesen in einem Zentrum fuumlr katholische Paumldagogik zu veran-

kern Als sich das KLS 1909 um eine deutschsprachige Abteilung erweitert werden auch an

der Universitaumlt entsprechende Bemuumlhungen unternommen in der Bestrebung die Lehrper-

sonenausbildung auf Primarstufe ebenfalls in die Universitaumlt zu integrieren

Mit dem Abgang des Institutsdirektors und Inhabers des Lehrstuhls fuumlr Paumldagogik 1909 ha-

ben sich diese Bestrebungen verloren Sein Nachfolger besetzt nur den Lehrstuhl nicht aber

die Direktion des Instituts Durch diese Vakanz und die schwierige Wirtschaftslage infolge

des 1 Weltkriegs wird das Wachstum des Instituts stark gehemmt 1919 erklaumlrt Georges Py-

thon die finanzielle Lage verunmoumlgliche ein Funktionieren des Instituts

Anfang der 1930er Jahre gewinnt die Freiburger Paumldagogik dank der Dynamik in der Son-

derpaumldagogik wieder an Aufwind und die Arbeit des Instituts wird wiederaufgenommen

Der Benediktinerkonvent von Einsiedeln fragt nach Lehrveranstaltungen fuumlr gymnasiale

Paumldagogik und praktischen Uumlbungen fuumlr die deutsche Sprache fuumlr die zukuumlnftigen Lehrper-

sonen der Klosterschule Die Erziehungsdirektion verlangt deshalb von der Philosophischen

Fakultaumlt die Anpassung ihres Reglements an die Ausbildung von Gymnasiallehrpersonen

1932 wird das Institut in zwei sprachliche Abteilungen unterteilt

1889 Gruumlndung der Universitaumlt Lehrstuhl fuumlr Paumldagogik

1907 Eroumlffnung eines Instituts fuumlr Paumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt

1909 Erste Angebote fuumlr deutschsprachige Studierende Voruumlbergehende Unterbrechung der Arbeit des Insti-

tuts

1932 Beginn der Ausbildung von Gymnasiallehrpersonen Eroumlffnung einer deutschsprachigen Abteilung

1934 Eroumlffnung eines Heilpaumldagogischen Seminars

1947 Offizielle Schaffung des Instituts fuumlr Paumldagogik Heilpaumldagogik und Angewandte Psychologie

1966 Losloumlsung der Heilpaumldagogik

1973 Losloumlsung der Angewandten Psychologie

1983 Lehrerbildungsreform Abloumlsung des franzoumlsischsprachigen Instituts vom deutschsprachigen Bezug der

Raumlumlichkeiten in Regina Mundi

1984 Losloumlsung der Sozialarbeit

1995 Angliederung des SFM an den Lehrstuhl fuumlr Paumldagogik

1998 Lehrerbildung wird unter die Verantwortung des Departements fuumlr Erziehungswissenschaften gestellt

2004 Lehrerbildung wird an der Philosophischen Fakultaumlt angesiedelt

2016 Gruumlndung des ILLB

Abbildung 3 Eckdaten ILLB

Erst 1947 wird durch einen Beschluss des Staatsrats offiziell ein Institut fuumlr Paumldagogik Heil-

paumldagogik und angewandte Psychologie gegruumlndet Es besteht aus drei Abteilungen allge-

17

meine Paumldagogik fuumlr die Ausbildung der Lehrpersonen auf Sekundarstufe Sonderpaumldago-

gik fuumlr die Ausbildung von Sozialpaumldagogen sowie angewandte Psychologie fuumlr die Ausbil-

dung von Schulpsychologen und Berufsberatern 1983 wird mit der Realisierung der Lehrer-

bildungsreform das franzoumlsischsprachige Institut vom deutschsprachigen geloumlst Im selben

Jahr beziehen das Departement fuumlr Erziehungswissenschaften das Departement fuumlr Psycho-

logie sowie die beiden Zentren fuumlr Lehrpersonenbildung CERF und ZELF ihre Raumlumlichkei-

ten im Gebaumlude Regina Mundi Die franzoumlsischsprachige Lehrerbildung wird in einem inter-

fakultaumlren bdquoService de la formation des maicirctresraquo SFM zusammengefasst der 1995 dem Lehr-

stuhl fuumlr Paumldagogik angegliedert wird Im deutschsprachigen Bereich wird noch weiter mit

getrennten Abteilungen Sek I und Sek II gearbeitet 2016 wurde das ILLB mit den heutigen

Strukturen und drei zusaumltzlichen Lehrstuumlhlen gegruumlndet

Heute besuchen uumlber 600 Personen eine Ausbildung am ILLB Aufgrund der Aufnahmebe-

schraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Ausbildung fuumlr das Lehramt auf Sekundarstufe II

(DEEM) geht die deutliche Zunahme der Studierendenzahlen des ILLB in den letzten Jahren

hauptsaumlchlich auf den Anstieg in der Studienrichtung Lehrdiplom auf Sekundarstufe I (LDS

I bzw DAES I) zuruumlck

Abbildung 4 Entwicklung der Studierendenzahlen am ILLB 201314-201718

222 Rechtsgrundlagen

- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt

httpswww3unifrchappslegaldedocument454827

570 586 599

636 663

231 243 252 254 253

147 140 147 160 182

125 132 137 154 166

67 71 63 68 62

0

100

200

300

400

500

600

700

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

Total

DAES I amp LDS I (Bachelor)

DAES I amp LDS I (Master)

DEEM

LDM

18

- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument274463

- Statuten vom 8 Maumlrz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146

- Statuten vom 16 Juni 2016 des Departements fuumlr Erziehungs- und Bildungswissen-

schaften der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument276395

- Statuten vom 16 Juni 2016 des Instituts fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die

Sekundarstufen (ILLB)

httpswww3unifrchappslegaldedocument276424

- Reglement vom 16 Juni 2016 des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr

die Sekundarstufen (BLB)

httpswww3unifrchappslegaldedocument276426

23 Departement fuumlr Sonderpaumldagogik

231 Entstehungsgeschichte

Nach der Gruumlndung des ersten heilpaumldagogischen Ausbildungsinstituts in Zuumlrich 1924

moumlchte der bdquoSchweizerische Caritas-Verbandldquo ein katholisches Pendant in Freiburg schaffen

In den 1930er Jahren unterzeichnen interessierte Instanzen eine nationale Vereinbarung fuumlr

die Schaffung von drei Ausbildungsstaumltten fuumlr Sonderpaumldagogik in Freiburg Genf und Zuuml-

rich 1934 wird innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt das Heilpaumldagogische Seminar Frei-

burg eroumlffnet als unabhaumlngige Abteilung des Instituts fuumlr Paumldagogik In seinen Anfaumlngen ist

das Heilpaumldagogische Seminar rein deutschsprachig Erst mit der Ernennung eines franzouml-

sischsprachigen Ordinarius im Jahr 1984 nimmt die Anzahl der Studierenden aus der West-

schweiz zu

1945 bleibt der Lehrstuhl des Heilpaumldagogischen Seminars infolge der Wirren des 2 Welt-

kriegs vakant Im Herbst 1946 wird er wiederbesetzt und das Seminar nimmt seine Taumltigkei-

ten wieder auf 1951 wird das Seminar in ein Institut umgewandelt bleibt aber gleichzeitig

Teil des uumlbergeordneten Instituts fuumlr Paumldagogik Im selben Jahr wird auf Wunsch des Erzie-

hungsdirektors die bdquoHeilpaumldagogisch-psychiatrische Poliklinikldquo eroumlffnet Die beiden Institu-

tionen haben getrennte Verwaltungen und Buchhaltungen arbeiten aber aufs engste zu-

sammen

Wegen der stetigen Zunahme der Studierendenzahlen ist das Heilpaumldagogische Institut zu-

nehmend mit Raumproblemen konfrontiert Da der Kanton den wachsenden Beduumlrfnissen

des Instituts nicht Folge leisten kann wird 1958 der Verein Curatorium gegruumlndet 1960 wird

dem Institut das Gebaumlude in der Kanisiusgasse 21 Eigentum des Curatorium zur Verfuumlgung

gestellt Tatsaumlchlich ist die Anzahl der Studierenden von der Wiedereroumlffnung des Seminars

19

1946 bis zum Studienjahr 196970 von 6 auf 451 angewachsen Rund 15 der Studierenden

der Universitaumlt und 45 der Studierenden der Philosophischen Fakultaumlt sind am Heilpaumlda-

gogischen Institut eingeschrieben Eine Studie von 1968 gibt an dass uumlber die Haumllfte aller

kantonalen Schulpsychologen in Freiburg ausgebildet worden sind Auch die Entwicklung

der Sozialversicherungen generiert ein wachsendes Beduumlrfnis an im Sozialbereich ausgebil-

deten Personen und das Institut fuumlr Heilpaumldagogik kann sich als privilegierter Gespraumlchs-

partner des Bundes profilieren

Da Status und Finanzierung der Poliklinik problematisch sind wird sie 1987 nach Inkrafttre-

ten des Schulgesetzes in das bdquoHeilpaumldagogische Zentrumldquo umgewandelt das sich in das

bdquoHeilpaumldagogischen Universitaumltszentrumldquo und den bdquoRegionalen Dienst fuumlr Schulpsycholo-

gie und Logopaumldieldquo gliedert Der Verein Curatorium gruumlndet seinerseits 1990 die Stiftung

Heilpaumldagogisches Zentrum 2018 wird die Entscheidung das Curatorium aufzuloumlsen ge-

troffen und das Gebaumlude geht in den Besitz der Stiftung uumlber 1999 wird innerhalb der Phi-

losophischen Fakultaumlt das Departement fuumlr Sonderpaumldagogik gegruumlndet dem das Heilpauml-

dagogische Institut angegliedert wird Die Anzahl der Studierenden steigt weiter an 2017

werden am DSP 953 Studierende ausgebildet

1934 Eroumlffnung des Heilpaumldagogischen Seminars

1945 Vakanz des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik

1946 Wiederbesetzung des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik

1951 Umwandlung des Heilpaumldagogischen Seminars in ein Institut Eroumlffnung der Heilpaumldagogisch-

psychiatrischen Poliklinik

1958 Gruumlndung des Vereins Curatorium

1960 Bezug des Gebaumludes in der Kanisiusgasse

1966 Trennung der Heilpaumldagogik von der Allgemeinen Paumldagogik in ein autonomes Institut

1987 Umwandlung der Poliklinik in das Heilpaumldagogische Zentrum

1990 Gruumlndung der Stiftung Heilpaumldagogisches Zentrum durch den Verein Curatorium

1999 Gruumlndung des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt

2018 Entscheidung zur Aufloumlsung des Vereins Curatorium

Abbildung 5 Eckdaten Departement fuumlr Sonderpaumldagogik

20

Abbildung 6 Entwicklung der Studierendenzahlen am DSP 201314-201718

232 Rechtsgrundlagen

- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt

httpswww3unifrchappslegaldedocument454827

- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument274463

- Statuten vom 8 Marz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146

- Statuten vom 10 April 2014 des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik

httpswww3unifrchappslegaldedocument276391

- Statuten vom 10 April 2014 des Heilpaumldagogischen Instituts der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument276407

475 443 451 463

481

35 35 34 42 54

344 371 373

399 379

27 31 33 26 24

881 880 891 930 938

0

100

200

300

400

500

600

700

800

900

1000

2013 2014 2015 2016 2017

BA in Klinischer Heilpaumldagogik und Sozialpaumldagogik Sonderpaumldagogik Logopaumldie

MA in Sonderpaumldagogik

MA in Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik

Doktorat

Total

21

3 Erkenntnisse aus den Gespraumlchen und Dokumenten

31 Bisherige Studien

Die aktuellen Problemfelder in der Freiburger Lehrpersonenbildung sind keine neue Er-

scheinung Die institutionelle Zerstuumlckelung hat schon immer bestanden und Probleme ge-

neriert Es haben deshalb bereits verschiedene Analysen stattgefunden die die Probleme

durchaus erkannt und benannt haben Loumlsungen wurden aber nur ansatzweise in Angriff

genommen Ein Grundsatzentscheid zur Zusammenlegung der Ausbildungsstaumltten wurde

nie getroffen

Zu Anfang handelte es sich um strukturelle und personelle Fragen in der Lehrpersonenbil-

dung innerhalb der Universitaumlt Aufgrund interner Probleme in der franzoumlsischsprachigen

Abteilung hat die Erziehungsdirektion 2006 den ehemaligen Vorsteher des Amtes fuumlr Uni-

versitaumltsfragen mit einer laquomission drsquoeacutevaluation de meacutediation et de propositionsraquo betraut

Infolge seines Berichts wurde eine Reihe von strukturellen organisationellen paumldagogischen

und personalen Massnahmen beschlossen fuumlr deren Umsetzung und Begleitung die Univer-

sitaumlt erneut den ehemaligen Amtsvorsteher beauftragt hat Aus diesen Massnahmen resul-

tierte insbesondere die Schaffung des Centre drsquoenseignement et de recherche pour la formation agrave

lrsquoenseignement au secondaire (CERF)

Ende 2007 wurde die Analysetaumltigkeit auf die Lehrpersonenbildung insgesamt ausgeweitet

Der Lenkungsausschuss der Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und

der HEP-PH FR hat festgestellt dass die Zusammenarbeit zwischen den beiden Institutionen

intensiviert werden muss Das Rektorat der Universitaumlt hat daraufhin eine Arbeitsgruppe

laquoLehrerbildung an der Universitaumlt Freiburg laquomit Vertretern des CERF der deutschsprachi-

gen Lehrpersonenbildung (LDS I amp II Vorlaumlufer des ZELF) der HEP-PH FR der EKSD und

des Rektorats mit der Analyse von vier konkreten Fragen betraut Drei davon betreffen die

Organisation der Lehrpersonenbildung im Kanton und innerhalb der Universitaumlt (Beziehun-

gen zwischen Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und der HEP-PH FR Beziehungen

zwischen der Lehrpersonenbildung und dem Departement fuumlr Erziehungswissenschaften

strukturelle Trennung der franzoumlsisch- und der deutschsprachigen Lehrerbildung) die vierte

die Ressourcen uumlber die die Lehrpersonenbildung innerhalb der Universitaumlt verfuumlgte In

ihrem Bericht vom 26 Februar 2009 zuhanden des Rektorats hat die Arbeitsgruppe nach der

Analyse der Fragen jeweils Empfehlungen zur Verbesserung der festgestellten Probleme

abgegeben

Was die Frage der Beziehungen zwischen der Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und

der HEP-PH FR betrifft hat sich die wesentliche Feststellung bis heute nicht veraumlndert laquo(hellip)

la seacuteparation de lrsquoensemble de la formation des enseignants agrave Fribourg en plusieurs uniteacutes

distinctes affaiblit assureacutement la position de la formation des enseignants fribourgeois dans

le contexte national Un rapprochement progressif (hellip) creacutedibiliserait la place de Fribourg

comme lieu de formation drsquoenseignantsraquo Als Loumlsung hat die Arbeitsgruppe die Schaffung

eines interinstitutionellen Instituts fuumlr Lehrpersonenbildung empfohlen analog zum Institut

22

fuumlr Mehrsprachigkeit ohne jedoch die bestehenden Strukturen zu fusionieren Das neu zu

schaffende Institut waumlre zustaumlndig fuumlr die strategische Planung das Qualitaumltsmanagement

sowie die Foumlrderung und Aufwertung der Lehrpersonenbildung im Kanton Auch die In-

tegration der sonderpaumldagogischen Ausbildungen ndash die allerdings in der Arbeitsgruppe

nicht vertreten waren ndash in dieses Institut wurde als wuumlnschenswert erachtet

Das Rektorat der Universitaumlt hat den Bericht an die Erziehungsdirektion weitergeleitet Die

damalige Direktorin hat den Vorschlag der Schaffung eines interinstitutionellen Instituts

prinzipiell gutgeheissen und das Rektorat der Universitaumlt und die Direktion der HEP-PH FR

beauftragt die konkrete Umsetzung dieses Vorschlags zu studieren Das Mandat verlangte

zwei Teilberichte Der erste sollte die verschiedenen Varianten eines interinstitutionellen

Instituts sowie eine erste Schaumltzung der Transformationskosten enthalten der zweite eine

juristische Abklaumlrung der gewaumlhlten Variante insbesondere in Bezug auf deren strukturelle

personelle und finanzielle Auswirkungen

Der erste Teilbericht vom 19 Januar 2010 basiert auf derselben Feststellung wie derjenige der

Arbeitsgruppe des Rektorats laquo(hellip) la formation fribourgeoise des enseignant-e-s repose au-

jourdrsquohui sur une structure jugeacutee trop complexe et sous-doteacutee en ressources pour assurer agrave

long terme une formation compeacutetitive et de qualiteacute par rapport aux HEP et universiteacutes voi-

sines eu eacutegard agrave lrsquoaccroissement des exigences fixeacutees par la CDIPraquo Was jedoch die moumlgli-

chen Varianten anging schienen den Autoren des Berichts nicht alle in gleichem Masse laquoju-

dicieuses et pertinentes pour la place fribourgeoise agrave lrsquoheure actuelleraquo Da die HEP-PH FR als

Bildungsstaumltte des Tertiaumlrbereichs noch jung und die Lehrpersonenbildung an der Universi-

taumlt strukturell wenig etabliert war wurden die beiden Fusionsvarianten (Integration des ge-

samten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR in die Universitaumlt und umgekehrt) als nicht

umsetzbar erachtet die Variante der Integration in die HEP-PH wurde gar nicht erst analy-

siert Wie bereits im Bericht des Rektorats wurde auch hier argumentiert die Integration der

HEP-PH FR in die Universitaumlt wuumlrde den Kanton seinen Einfluss auf die Zulassung und die

Studienplaumlne kosten diejenige des berufspraktischen Ausbildungsteils der Universitaumlt in die

HEP-PH FR einen Teil seiner Studierenden aus anderen Kantonen Es wurde aber notabene

auch die Beibehaltung der aktuellen Situation ausgeschlossen Somit konzentrierte sich die

Analyse wie von der Arbeitsgruppe des Rektorats empfohlen auf das Modell einer laquointerin-

stitutionellen Koordinationsstrukturraquo Tatsaumlchlich war die Schaffung eines gemeinsamen

Bildungs- und Kompetenzzentrums bereits im damals geltenden Gesetz uumlber die Paumldagogi-

sche Hochschule (PHG) von 1999 vorgesehen (Art 5 Abs 2) Aus juristischer Sicht kam diese

Variante also der Umsetzung eines Gesetzesartikels gleich der keine grundlegenden Aumlnde-

rungen der internen Strukturen der bestehenden Rechtstexte und Ausbildungsprogramme

nach sich ziehen wuumlrde Der entsprechende Gesetzesartikel wurde nicht in das neue Gesetz

von 2015 (PHFG) aufgenommen die heute geltenden Bestimmungen uumlber die Zusammenar-

beit zwischen HEP-PH FR und Universitaumlt beschraumlnken sich auf die Zusammenarbeitsver-

einbarung

23

Der zweite Teilbericht vom 31 Mai 2010 nimmt infolge von Diskussionen der Arbeitsgruppe

mit der Direktorin der EKSD dem Rektorat der Universitaumlt und der Direktion der HEP-PH

FR uumlber die Resultate des ersten Teilberichts die beiden Fusionsvarianten wieder auf Da die

Variante laquointerinstitutionelles Institutraquo die Entscheidungsstrukturen nicht vereinfachen

sondern im Gegenteil zusaumltzlich erschweren wuumlrde hat sich die Arbeitsgruppe nach einem

Vergleich der drei Varianten letztendlich fuumlr diejenige der Integration in die Universitaumlt aus-

gesprochen Anfang 2011 hat die Direktorin der EKSD dennoch entschieden dass es fuumlr die

Umsetzung der einen oder anderen Variante zu fruumlh sei insbesondere die Revision des Ge-

setzes uumlber die HEP-PH FR muumlsse vorher abgeschlossen werden Gleichzeitig hat sie den

Rektor der Universitaumlt gebeten unmittelbar Arbeiten zur Staumlrkung der bestehenden internen

Strukturen aufzunehmen um eine bessere Fuumlhrung der universitaumlren Lehrpersonenbildung

zu gewaumlhrleisten Die erwaumlhnte Gesetzesrevision hat schliesslich zum heutigen Gesetz uumlber

die HEP-PH FR (PHFG in Kraft seit 2016) mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit die Reorganisa-

tion der universitaumlren Strukturen zum neu geschaffenen ILLB mit den beiden Zentren CERF

und ZELF gefuumlhrt

Sowohl inner- als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen hat sich die Situation fast ein Jahr-

zehnt nach Erscheinen des zweiten Teilberichts derart grundlegend veraumlndert dass nicht

mehr auf dieser bisherigen Studie aufgebaut werden kann Zwar liefert sie interessante In-

formationen zur ehemaligen Funktionsweise der beiden Institutionen die Position der Uni-

versitaumlt und der HEP-PH FR innerhalb der Hochschullandschaft Schweiz ist aber heute nicht

zuletzt aufgrund der Restrukturierung des gesamten Hochschulwesens infolge des Hoch-

schulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetztes (HFKG in Kraft seit 2015) nicht mehr mit der-

jenigen von 2010 vergleichbar Wichtigste Erkenntnis der bisherigen Analysen bleibt damit

die Feststellung dass die Kraumlfte gebuumlndelt werden und der fragmentierten Organisation der

Freiburger Lehrpersonenbildung dringend ein Ende bereitet werden muss

32 Paumldagogische Elemente

Schulen und Bildungsorganisationen stehen als offene Systeme unter dem Einfluss der Ent-

wicklungen ihres Umfelds Deshalb ist es wichtig diese Entwicklungen und deren Relevanz

fuumlr die Konzeption und die Steuerung des Schulwesens zu beleuchten Dieses Kapitel hebt

einige im vorliegenden Kontext relevante Entwicklungen hervor Es erhebt dabei keinen An-

spruch auf Vollstaumlndigkeit sondern will anhand aktueller Beispiele die Wechselwirkung

zwischen gesellschaftlichem Wandel und paumldagogischen Konzepten aufzeigen

321 Exkurs Rahmenkonzept fuumlr eine Lehrpersonenbildung

Die Lehrpersonenbildung soll Studierenden auf die hohen Anforderungen im Berufsfeld

vorbereiten Als Orientierungsrahmen und Erklaumlrungshilfe fuumlr die Konzeption der Aus- und

Weiterbildung von Lehrpersonen kann das PCK-Modell (Pedagogical Content Knowledge) von

Shulmann (1986) dienen Das Modell besagt dass Lehrpersonen sowohl uumlber inhaltliches

paumldagogisches und fachdidaktisches Wissen verfuumlgen muumlssen und macht gleichzeitig die

24

hohen Anforderungen deutlich die an die Dozierenden in der Lehrerausbildung gestellt

werden

- Content Knowledge Das inhaltliche Wissen bezieht sich auf die fachwissenschaftlichen As-

pekte des Unterrichts die mit einer Klasse erarbeitet werden

- Pedagogical Knowledge Paumldagogisches Wissen umfasst das Wissen und Koumlnnen wie eine

Klasse zu unterrichten ist (Methodik und Allgemeindidaktik)

- Pedagogical Content Knowledge Die Schnittmenge dieser beiden ersten Dimensionen fuumlhrt

zu fachdidaktischem Wissen und Koumlnnen Es geht darum wie bestimmte Inhalte fachspe-

zifisch oder -uumlbergreifend unterrichtet werden sollen Die Relevanz dieser Fachdidaktik

wird von mehreren Gespraumlchspartnern sehr deutlich hervorgehoben Der Theorie-Praxis

Bezug ist in der Lehrerbildung sehr wichtig

In Freiburg werden alle drei Wissensbereiche an beiden Institutionen angeboten fuumlr die

Primarstufe an der HEP-PH FR fuumlr die Sekundarstufe I und II und die Sonderpaumldagogik an

der Universitaumlt Waumlhrend eine Aufteilung fuumlr das Content Knowledge und bis zu einem be-

stimmten Grad auch fuumlr das Pedagogical Content Knowledge Sinn machen mag sind insbeson-

dere im Bereich des Pedagogical Knowledge zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien vorhan-

den von denen aber keinerlei Gebrauch gemacht wird

Zur dieser inhaltlichen Komplexitaumlt kommt in Freiburg die zusaumltzliche Schwierigkeit dass

die Lehrpersonenbildung fuumlr die obligatorische Schule zwei verschiedenen Lehrplankonzep-

ten Rechnung tragen muss In der Deutschschweiz werden kuumlnftige Lehrpersonen auf den

Lehrplan 21 in der Westschweiz auf den Plan drsquoeacutetudes romand (PER) vorbereitet Beide Lehr-

plaumlne streben Kohaumlrenz uumlber alle obligatorischen Schuljahre hinweg an Auf der Sekundar-

stufe sind den beiden Lehrplankonzepten aber zT andersartige Paradigmen zugrundgelegt

Dies zeigt sich zum Beispiel im Fach Geschichte Die Gestaltung der Lehrpraktika ist im

franzoumlsischsprachigen Teil Freiburgs fuumlr die Sekundarstufe II anders als im deutschsprachi-

gen Die Freiburger Lehrpersonenbildung muss sich also an zwei verschiedenen Rahmen-

konzepten orientieren

322 Kantonales Sprachenkonzept

Aufgrund der Globalisierung wird unsere Gesellschaft multikultureller Die Sensibilitaumlt fuumlr

andere Kulturen und Sprachen wird fuumlr das Zusammenleben und die gesellschaftliche Ko-

haumlsion immer relevanter Entsprechend wichtig wird der Erwerb von Fremdsprachen Neben

der Landessprache sprechen viele Kinder zuhause eine andere Sprache Im Kanton Freiburg

gilt gemaumlss dem verfassungsrechtlichen Territorialitaumltsprinzip der Grundsatz dass die Un-

terrichtssprache der Amtssprache der Gemeinde oder der Gemeinden die den Schulkreis

bilden entspricht Gleichzeitig ist aber sowohl in der Kantonsverfassung und expliziter auch

in den letzten Regierungsprogrammen vorgesehen den Austausch und das Sprachenlernen

zu foumlrdern

25

Dazu hat die EKSD 2010 ein kantonales Konzept fuumlr den Sprachenunterricht erarbeitet Zwei

Vorschlaumlge des Konzepts beziehen sich auf den Immersionsunterricht Es handelt sich dabei

um den Unterricht eines Sachfaches (zB Geschichte) in der jeweiligen Partnersprache

Hauptziel bleibt das Erreichen von fachlichen Kompetenzen die Sprache steht nicht im Mit-

telpunkt Mittlerweile verzeichnen Projekte zum Immersionsunterricht in der obligatori-

schen Schule des Kantons eine starke Zunahme Zum Schuljahresbeginn 201819 wurden in

18 Orientierungsschulen und 9 Primarschulen und damit in insgesamt uumlber 100 Klassen Im-

mersionsprojekte angekuumlndigt Lehrpersonen die sich fuumlr ein Immersionsprojekt engagie-

ren werden begleitet und koumlnnen vom entsprechenden und laufend erweiterten Weiterbil-

dungsangebot an der HEP-PH FR profitieren Bereits in der Grundausbildung werden die

wichtigsten didaktischen Konzepte im Bereich des Immersionsunterrichts unterrichtet Fuumlr

die bereits aktiven Lehrpersonen hat die HEP-PH FR neu einen CAS zum Thema bilingualer

immersiver Unterricht in Planung Zudem absolvieren auch die Studierenden der einspra-

chigen Ausbildung der HEP-PH einen Teil ihrer Ausbildung in der Partnersprache

Auch auf Mittelschulebene hat der Immersionsunterricht an Bedeutung gewonnen sowohl

im Kanton Freiburg als auch gesamtschweizerisch In Freiburg koumlnnen saumlmtliche Bildungs-

gaumlnge der Schulen der Sekundarstufe II mit einer zweisprachigen Maturitaumlt Deutsch-

Franzoumlsisch abgeschlossen werden Im Schuljahr 201819 besuchen rund 28 der Freiburger

Gymnasiasten diesen Unterricht der zur zweisprachigen Maturitaumlt fuumlhrt Gesamtschweize-

risch ist die Kombination Deutsch-Englisch am haumlufigsten

Auch an der Universitaumlt Freiburg kann das LDM zweisprachig abgeschlossen werden Eine

Kompetenzstelle fuumlr die Immersionsdidaktik fehlt aber

In diesem Zusammenhang ist auch das Institut fuumlr Mehrsprachigkeit zu erwaumlhnen das 2008 als

gemeinsames Institut der Universitaumlt Freiburg und der Paumldagogischen Hochschule Freiburg

gegruumlndet wurde Es fuumlhrt das Wissenschaftliche Kompetenzzentrum fuumlr Mehrsprachigkeit

(KFM) des Bundes das auf der Grundlage des Sprachengesetzes und der Sprachenverord-

nung von der Schweizerischen Eidgenossenschaft finanziert wird Zu den Aufgaben des In-

stituts gehoumlren die Durchfuumlhrung von Forschungsprojekten im Bereich der Mehrsprachig-

keit die Unterstuumltzung der Lehre auf allen Stufen die Zusammenarbeit mit verschiedenen

Akteuren auf regionaler nationaler und internationaler Ebene die Verbreitung der erworbe-

nen Kenntnisse in Wissenschaft und Gesellschaft und die Durchfuumlhrung von wissenschaftli-

chen Veranstaltungen Aktuell ist die HEP-PH FR gemeinsam mit dem Institut fuumlr Mehr-

sprachigkeit und der Universitaumlt Freiburg im Rahmen des von swissuniversities lancierten

und vom Bund finanzierten Programms P-09 laquoAufbau der wissenschaftlichen Kompetenzen

und Fachdidaktikenraquo fuumlr den Aufbau des Fachdidaktikzentrums Fremdsprachen (Centre de

didactique des langues eacutetrangegraveres CeDiLE) als Leading House zustaumlndig

Durch die besondere Lage des Kantons Freiburg auf der Sprachgrenze bietet sich die Chance

die Zweisprachigkeit in der Lehrpersonenbildung und in den Schulen zu nutzen Die Kanto-

ne Bern und Wallis pflegen die Zweisprachigkeit zwar auch aber mit zwei PH-Standorten

In Freiburg kann die Zweisprachigkeit unter einem Dach gelebt werden was eine attraktive

26

Profilierungsmoumlglichkeit ist Mittels einer kohaumlrenten und stufenuumlbergreifenden Strategie

koumlnnte die kantonale Lehrpersonenbildung das Thema Mehrsprachigkeit und Immersions-

didaktik als Freiburger USP herausarbeiten und sich auf nationaler und internationaler Ebe-

ne profilieren

323 Inklusion

Die Volksschule von heute ist eine integrative Schule Statt einzelne Kinder mit besonderem

Foumlrderbedarf in Sonderschulen oder -klassen zu unterrichten sollen moumlglichst alle gemein-

sam Regelklassen besuchen Grundlage fuumlr den integrativen Unterricht bilden das Behinder-

tengleichstellungsgesetz und die 2008 eingefuumlhrte Neugestaltung des Finanzausgleichs und

der Aufgabenteilung Seither sind die Kantone fuumlr die Sonderpaumldagogik zustaumlndig Zur Ko-

ordination der Aufgaben haben die Kantone unter der Federfuumlhrung der EDK das 2011 in

Kraft getretene Sonderpaumldagogik-Konkordat erarbeitet

Fuumlr die Foumlrderung der Kinder mit speziellem Foumlrderbedarf sind in der Regel schulische

Heilpaumldagogen zustaumlndig Sie erstellen in Absprache mit der Lehrperson individuelle Foumlr-

derplaumlne Die Heilpaumldagogen sind oft nur fuumlr einzelne Lektionen im Schulzimmer um das

Kind zu betreuen es gibt aber auch Formen von Teamteaching bei denen Lehrpersonen und

Heilpaumldagogen gemeinsam alle Kinder betreuen Fuumlr eine gute Zusammenarbeit muumlssen die

Rollen geklaumlrt und der Bildungsauftrag der Regelschule verstanden werden Heilpaumldagogen

benoumltigen ein Grundverstaumlndnis fuumlr die Lehrertaumltigkeit und Lehrpersonen der Regelklassen

ein Grundverstaumlndnis uumlber Behinderungsaspekte Die Vermittlung dieses gegenseitigen

Grundverstaumlndnisses sollte in die Grundausbildung sowohl der Volksschullehrer als auch

der Heilpaumldagogen mit einbezogen werden Dies ist heute allerdings nicht der Fall in den

Gespraumlchen wird seitens der HEP-PH FR und des ILLB der fehlende institutionalisierte Aus-

tausch mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik bemaumlngelt

324 Digitalisierung

Computer Internet und Smartphone durchdringen den Alltag immer staumlrker Die Schulen

haben sich auf verschiedene Arten mit dieser Digitalisierung auseinanderzusetzen Die neu-

en technologischen Moumlglichkeiten sind in der Lehrerbildung und in den Schulen paumldago-

gisch sinnvoll zu nutzen Allerdings erfordern die technologischen Lehrmittel Investitionen

in Infrastruktur und Datensicherheit und den Einsatz von Fachpersonen mit Spezialwissen

in verschiedensten Funktionsbereichen Zur Illustration dieser zusaumltzlichen Dimension in

der Lehrpersonenbildung haben Mishra und Koehler (2006) das oben vorgestellte PCK-

Modell um den Aspekt der digitalen Medien erweitert was zum vierdimensionalen TPCK-

Modell fuumlhrt

1 Technology Knowledge Wie koumlnnen Lehrpersonen digitale Medien fuumlr sich selbst nutzen

In dieser Dimension stehen das Wissen und die Fertigkeiten des eigenen Umgangs mit

digitalen Medien im Vordergrund

27

2 Technological Pedagogical Knowledge Welche Chancen und welchen Nutzen koumlnnen digitale

Medien im Unterricht aufweisen Hier geht es um generelle Fragen der Unterrichtsgestal-

tung im Sinne der Allgemeindidaktik

3 Technological Content Knowledge Inwiefern vermag die Digitalisierung den fachwissen-

schaftlichen Inhalt zu veraumlndern Welche Bedeutung haben digitale Medien fuumlr das jewei-

lige Fach

4 Technological Pedagogical Content Knowledge Wie lassen sich Unterrichtsinhalte anhand von

digitalen Medien sinnvoll unterrichten Wie koumlnnen digitale Medien den Lernprozess in

den jeweiligen Faumlchern unterstuumltzen

Abbildung 7 TPCK-Modell von Mishra und Koehler (2006) basierend auf Shulmann (1986)

Um dieser neuen Anforderung im Bildungswesen zu begegnen haben sowohl die EDK als

auch die CIIP 2018 eine Strategie bzw einen Aktionsplan fuumlr den Umgang mit dem Wandel

durch Digitalisierung definiert mittels derer die Kantone sich auf Ziele und prioritaumlre Berei-

che der digitalen Bildung einigen Im Kanton Freiburg hat der Staatsrat dem Grossrat bereits

2001 ein Globalkonzept der Integration der Informations- und Kommunikationstechnologie

in den Unterricht in allen Schulstufen unterbreitet 2001 wurde die Fachstelle fri-tic gegruumln-

det uumlber die seither saumlmtlichen Lehrpersonen mehr als 140 in den Schulen taumltige IKT-

Ansprechpersonen sowie Ausbildner fuumlr Lehrpersonen im Bereich IKT geschult wurden Des

Weiteren stellt sie Schulbehoumlrden Schulen Lehrpersonen und Lernenden Leistungen und

Beratungen im Zusammenhang mit Medien und IKT zur Verfuumlgung und foumlrdert gleichzeitig

eine kritische Auseinandersetzung mit den neuen Medien und Technologien 2017 hat der

Staatsrat ein kantonales Konzept fuumlr die Integration von Medien und IKT in der obligatori-

schen und nachobligatorischen Schule in der Berufsbildung und im Sonderschulunterricht

genehmigt Es soll ein neues Fuumlhrungssystem definieren die Steuerungsstrukturen klaumlren

Synergien ermitteln und eine gemeinsame Vision entwickeln die die Kohaumlrenz der verschie-

denen Unterrichts- und Bildungsaumlmter Aus- und Weiterbildungen fuumlr Lehrpersonen Infor-

matikprojekten des Staates und Unterrichts-Lernpraxis an den Schulen zum Ziel hat Inner-

halb der EKSD wurde das Buumlro Medien und IKT geschaffen das als Steuerungsorgan der

28

EKSD die Aufgabe hat dieses Globalkonzept fuumlr den Zeitraum 2017 bis 2021 zu erarbeiten

umzusetzen und zu evaluieren

Im Schuljahr 201920 werden durch den Lehrplan 21 die Lernziele im Bereich von Medien

und Informatik fuumlr die deutschsprachige obligatorische Schule festgelegt und in den Frei-

burger Gymnasien wird Informatik als obligatorisches Fach eingefuumlhrt Eine diesbezuumlgliche

Uumlberarbeitung des PER fuumlr den franzoumlsischen obligatorischen Unterricht ist ebenfalls be-

schlossen Diese flaumlchendeckende Einfuumlhrung eines neuen Faches einerseits und neuer fauml-

cheruumlbergreifender technologischer Unterrichtsmaterialen andererseits erfordert eine ent-

sprechende Anpassung der Studienprogramme in der Lehrpersonenausbildung Die HEP-

PH FR und die Universitaumlt haben diese getrennt und unabhaumlngig voneinander in Angriff

genommen ua mit der Unterstuumltzung ihres jeweiligen Fachzentrums Sowohl die Universi-

taumlt (Laboratoire drsquoinnovation peacutedagogique LIP Centre Nouvelles technologies et enseignement NTE)

wie auch die HEP-PH FR (Centre de recherche sur lrsquoenseignementapprentissage par les technolo-

gies numeacuteriques CREATE) verfuumlgen uumlber Einheiten fuumlr Lehre und Lernen mit digitalen Tech-

nologien Auch hier gibt es zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien Der Einsatz der vorhan-

denen Ressourcen hat grosses Optimierungspotential

33 Oumlkonomische Elemente

331 Zulassungspolitik

Folgende Darstellung zeigt mit welcher Vorbildung schweizweit die Studierenden an die

PH gelangen Die Zugaumlnge sind vielfaumlltig und durchlaumlssig So kann der Arbeitsmarkt mit

ausreichend qualifizierten Lehrpersonen versorgt werden

Abbildung 8 PH-Eintritte auf Stufe Bachelor nach Studiengang und Zulassungsausweis 20172018 (Quelle Bundesamt fuumlr

Statistik BFS)

Heute verfuumlgen 43 der Studierenden die die Ausbildung VorschulstufePrimarstufe auf-

nehmen uumlber eine gymnasiale Maturitaumlt Knapp 2 davon haben eine Passerelle BM-UH

29

absolviert Auch die Fachmaturitaumlt (FM) mit Vertiefungsrichtung Paumldagogik ist seit ihrer

Einfuumlhrung im Studienjahr 201011 mit 29 zu einem bedeutenden Zubringer in die Vor-

schul- und Primarschullehrerausbildung geworden Diese Population von Studierenden ist

fuumlr den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen eminent wichtig da ohne sie nur eine ungenuumlgende

Anzahl an Lehrpersonen ausgebildet werden koumlnnte Die Berufsmaturanden machen 8 aus

7 der Studierenden wurden mit oder ohne Pruumlfung durch eine Hochschule zugelassen und

6 haben einen auslaumlndischen Zulassungsausweis Zwar fehlen fuumlr eine laumlngerfristige Beur-

teilung auch hier die mittels eines permanenten Monitorings zu erhebenden Daten die Zah-

len fuumlr das Studienjahr 201819 zeigen jedoch dass an der HEP-PH FR gleichviele Inhaber

einer Fach- wie einer gymnasialen Maturitaumlt studieren Fuumlr den Zugang zu den von der Uni-

versitaumlten angebotenen Studiengaumlngen so auch des ILLB und des DSP wird die gymnasiale

Maturitaumlt vorausgesetzt

Kandidatinnen und Kandidaten fuumlr eine Ausbildung zur Lehrperson insbesondere fuumlr die

Primarstufe gibt es genug Allerdings besteht an der HEP-PH FR seit dem Studienjahr

200405 eine Zulassungsbeschraumlnkung Sie wurde aufgrund einer laquounerwartet grossen An-

zahl Anmeldungenraquo eingefuumlhrt Nach 104 registrierten Anmeldungen im Jahr 2002 und 105

im Jahr 2003 sind 2004 165 Bewerbungen eingegangen Damit war die Aufnahmekapazitaumlt

der HEP-PH FR in Bezug auf die vorhandenen Praktikumsplaumltze die Betreuung der Studie-

renden und die Infrastruktur uumlberschritten Die maximale Aufnahmekapazitaumlt wurde auf 90

Studienplaumltze fuumlr die franzoumlsischsprachigen und 30 fuumlr die deutschsprachigen Studierenden

festgelegt Die Verordnung des Staatsrats uumlber diese erste Zulassungsbeschraumlnkung erlaumlsst

zudem Selektionskriterien die zur Ablehnung der uumlberzaumlhligen Kandidaten angewandt

werden konnten Laut Art 4 Abs 2 konnte die Aufnahme abgelehnt werden wenn die Beur-

teilung der paumldagogischen Faumlhigkeiten Vorbehalte enthielt und die schulischen Ergebnisse in

der Muttersprache und in der ersten Fremdsprache als ungenuumlgend beurteilt wurden

200506-200708 wurde die Anzahl der Studienplaumltze weiter reduziert da mit der laquoPasserel-

leraquo ndash einer Weiterbildung die Kindergaumlrtnerinnen Handarbeits- und Werklehrerinnen das

Unterrichten auf der 1 und 2 Primarstufe ermoumlglichte ndash eine zusaumltzliche Ausbildung ange-

boten wurde die Personal und Infrastruktur der HEP-PH FR ebenfalls beanspruchte Ab

200809 wurde die Anzahl erstmals auf 100 bzw 50 Plaumltze erhoumlht mit der Begruumlndung

laquodass eine groumlssere Anzahl Studierender aus verschiedenen Gruumlnden zum Beispiel wegen

der Mobilitaumlt zwischen den PH das Studium nach dem ersten Jahr wieder aufgibtraquo und

dadurch wieder mehr Aufnahmekapazitaumlt entstuumlnde zudem koumlnnten im ersten Jahr die

Praktika zu zweit absolviert werden Auch die Selektionskriterien wurden angepasst Ab

200809 wird neben den Noten in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematik eine

schriftliche Stellungnahme zu einem Thema das mit der Schule oder dem Lehrerberuf ver-

bunden ist beurteilt

Als sich ein Ruumlckgang der Anzahl Lehrpersonen abzuzeichnen begannt wurde in den Jahren

201011 bis 201314 auf eine Zulassungsbeschraumlnkung verzichtet Da die Gesamtzahl der

Studierenden an der HEP-PH FR von 313 im Jahr 2009 auf 470 im Jahr 2013 anstieg fuumlhrte

30

der Staatsrat im Rahmen seiner Struktur- und Sparmassnahmen die Beschraumlnkung auf das

Studienjahr 201415 wieder ein Als Selektionskriterien galten ab sofort nur noch laquodie schuli-

schen Ergebnisse in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematikraquo

Studienjahr franzoumlsischsprachig deutschsprachig insgesamt

200405 90 40 130

200506 75 35 110

200607 75 35 110

200708 75 35 110

200809 100 50 150

200910 100 50 150

201011-201314 keine Zulassungsbeschraumlnkung

201415 100 50 150

201516 100 50 150

201617 100 50 150

201718 100 50 150

201819 110 50 160

Abbildung 9 Zulassungsbeschraumlnkung an der HEP-PH FR Uumlbersicht von 200405-201819

Wegen der Beibehaltung der Zulassungsbeschraumlnkung uumlber mehrere Jahre hinweg ist man

sich heute gar nicht mehr im Klaren in welcher Zahl sich die Nachfrage nach Studienplaumltzen

an der HEP-PH FR niederschlagen wuumlrde Frist fuumlr die Einreichung der Kandidaturen ist

jeweils Ende Maumlrz und Ende Juli werden die Zulassungen fuumlr den Beginn des Studienjahres

im September bekanntgegeben Nun kennt die HEP-PH FR zwar die Anzahl Kandidaturen

sie entspricht aber nicht derjenigen die sich letztendlich definitiv fuumlr den Studieneintritt ent-

scheiden Viele angehende Studierende sind sich der Platzbeschraumlnkung sowohl an der HEP-

PH FR als auch an anderen Bildungsinstitutionen (etwa an der Hochschule fuumlr Soziale Arbeit

Freiburg) bewusst und bewerben sich absichtlich an mehreren Orten um einen Studienplatz

auf sicher zu haben Dies fuumlhrt dazu dass ein Teil der Bewerber die von der HEP-PH FR

abgewiesen werden das Studium auch bei positivem Zulassungsentscheid nicht aufnehmen

wuumlrde Wie hoch dieser Anteil ist kann nicht ermittelt werden

Diese Zulassungsbeschraumlnkung ist houmlchst problematisch Einerseits will der Kanton Lehr-

personen ausbilden andererseits fuumlhrt der Numerus Clausus zu Abwanderungen von Stu-

dierenden va nach Bern und Lausanne Tatsaumlchlich legen die Zahlen nahe dass die Zulas-

sungsbeschraumlnkung die Nachfrage nach Studienplaumltzen an der HEP-PH FR negativ beein-

flusst Waumlhrend das Angebot stagniert nimmt die Nachfrage ab Es ist houmlchst problematisch

den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen auf solche Weise zu steuern die Nachfrage folgt allem

voran der demographischen Entwicklung

31

Abbildung 10 Kandidaturen vs Eintritte HEP-PH FR 201314-201819

Auch die Ausbildungsplaumltze fuumlr das Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute (DEEM)

sind limitiert Die franzoumlsischsprachige Ausbildung wurde urspruumlnglich fuumlr 48 Personen pro

Studienjahr konzipiert Da das Interesse fuumlr die Ausbildung mit jedem Jahr zunimmt aber

nicht genuumlgend Praktikumsplaumltze zur Verfuumlgung stehen besteht seit dem Studienjahr

200809 eine Aufnahmebeschraumlnkung fuumlr 60 Personen pro Jahr Diese Beschraumlnkung erweist

sich fuumlr die Situation auf dem Arbeitsmarkt als unproblematisch die Maturitaumltsschulen ha-

ben keine Rekrutierungsschwierigkeiten Da sogar ein leichtes Uumlberangebot an Lehrpersonen

fuumlr die Sekundarstufe II besteht haben DEEM-Inhaber uumlber mehrere Jahre hinweg auch Pen-

sen auf Sekundarstufe I uumlbernommen wo bis vor kurzem ebenfalls Lehrpersonal fehlte In-

folge des Anstiegs der Studierenden fuumlr das Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I

(DAES I) in den letzten Jahren hat sich die Arbeitsmarktsituation in den Orientierungsschu-

len wieder beruhigt dafuumlr beginnen sich Engpaumlsse bei der Organisation von Praktikums-

plaumltzen abzuzeichnen

Eine abschliessende Anmerkung zu den Praktikumsplaumltzen sei hier festgehalten Persoumlnlich

bin ich der Meinung dass die Zahl der Praktikumsplaumltze als limitierender Faktor von den

Gespraumlchspartnern zu stark und nicht einleuchtend verwendet wird Die Begruumlndung und

die genaue Benennung der Engpassfaktoren wurden aus den Gespraumlchen nicht klar Wenn

der Arbeitsmarkt mehr Lehrpersonen benoumltigt lassen sich mindestens mittelfristig durch

organisatorische Massnahmen auch ausreichend Praktikumsplaumltze organisieren Gerade

auch die Berufsverbaumlnde sind bei der Erarbeitung solcher Massnahmen mit einzubeziehen

332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage

Der Kanton Freiburg ist wie die umliegenden Regionen seit einigen Jahren mit einer ange-

spannten Situation auf dem Stellenmarkt fuumlr Lehrpersonen auf Primarstufe konfrontiert

Was heute eine grosse Schwierigkeit fuumlr die Anstellung von Stellvertretungen bedeutet wird

in wenigen Jahren in einen tatsaumlchlichen Mangel an qualifizierten Lehrpersonen muumlnden

Die Anzahl Zulassungen zum Studium wird in Freiburg aber nicht etwa von der Situation

auf dem Arbeitsmarkt sondern von der Aufnahmekapazitaumlt der aktuellen Raumlumlichkeiten

260

225 242

256

211 196

154 145

155 140

152 154

0

50

100

150

200

250

300

201314 201415 201516 201617 201718 201819

Kandidaturen im Maumlrz

Eintritte im September

32

definiert Weder der demographischen Entwicklung noch anderen Schwankungen auf dem

Bildungsmarkt kann so Rechnung getragen werden Es sind noch weitere Phaumlnomene zu

beruumlcksichtigen etwa die grosse Nachfrage nach Teilzeitstellen oder die Tatsache dass ein

bedeutender Anteil der Diplomierten gar nie im Lehrberuf arbeitet Diese Gesamtsituation

fuumlhrt dazu dass zwischen 2013 und 2016 die Abgaumlnger der HEP-PH FR nur 565 des Be-

darfs auf dem franzoumlsischsprachigen Freiburger Arbeitsmarkt gedeckt haben 201819 wurde

deshalb die Zulassungsbeschraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Abteilung von 100 Plaumlt-

zen pro Studienjahr auf 110 erhoumlht Diese Erhoumlhung wurde durch den Umzug der Fachstelle

fri-tic ermoumlglicht die bis anhin in den Raumlumlichkeiten der HEP-PH FR untergebracht war

Daruumlber hinaus wird allerdings nur eine substantielle Erweiterung der Gebaumlude oder ein

Neubau an einem anderen Standort der stetig steigenden Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt

nachkommen koumlnnen

Wie erwaumlhnt ist der Zugang zu bestimmten Daten und dadurch deren Auswertung durch

die zersplitterte Organisation wesentlich erschwert Die Entwicklung der Studierendenzah-

len uumlber die letzten fuumlnf Jahre zeigt jedoch dass das Ausbildungsangebot teilweise zur Ab-

wanderung der Freiburger Studierenden insbesondere in die Nachbarkantone fuumlhrt Das ist

insofern problematisch als der Heimatkanton der die Ausbildung im Rahmen der Interkan-

tonalen Fachhochschulvereinbarung (FHV) finanziert nicht davon ausgehen kann dass die

Studierenden nach Abschluss ihres Studiums wieder zuruumlckkehren In der Folge werden

einige grundlegende Statistiken zu den verfuumlgbaren Daten praumlsentiert und im vorliegenden

Kontext interpretiert

A) Herkunft der Studierenden in Freiburg

1 Primarstufe

Abbildung 11 Herkunft der Studierenden Primarstufe 201314-201718 Die Anzahl an Freiburger Studierenden hat uumlber

die letzten fuumlnf Jahre zugenommen waumlhrend die Anzahl an Studierenden aus anderen Kantonen und aus dem Ausland uumlber

den gleichen Zeitraum zuruumlckgeht

284

114

47

302

107

35

311

120

39

287

114

17

302

82

25

0

50

100

150

200

250

300

350

FR Andere Kantone Ausland

201314 201415 201516 201617 201718

33

2 Sekundarstufe I

Abbildung 12 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe I 201314-201718 Die Anzahl der Freiburger hat in den vergan-

genen fuumlnf Jahren besonders stark zugenommen Diese Population ist die Hauptquelle der Zunahme der Anzahl Studieren-

den am ILLB

3 Sekundarstufe II

Abbildung 13 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe II 201314-201718 Aufgrund der Beschraumlnkung der Anzahl

Studienplaumltze fuumlr das DEEM sind die Studierendenzahlen stabil Insbesondere das LDM zieht zahlreiche Studierende aus

anderen Kantonen an Von den insgesamt 228 Studierenden im Jahr 201718 stammen nur 94 aus dem Kanton Freiburg

Diese grosse Attraktivitaumlt kann sich damit erklaumlren dass der Studiengang konsekutiv nach einem Masterabschluss eines

170 169

17

189

162

24

201

163

25

208

183

22

221

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0

50

100

150

200

250

FR CH Ausland

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

34

24

9

31

93

23

42

24

5

29

88

23

32

24

7

36

91

20

39

23

6

46

93

15

40

15

7

54

94

18

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

FR CH Ausland FR CH Ausland

Diplocircme denseignement pour eacutecoles de maturiteacute DEEM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltschulen LDM

201314 201415 201516 201617 201718

34

Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der

Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde

4 Sonderpaumldagogik

Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg

bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an

Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718

161

686

34

166

675

39

174

680

37

177

705

48

171

716

51 100

200

300

400

500

600

700

800

FR CH Ausland

2013 2014 2015 2016 2017

10

20

30

40

50

60

70

80

90

FR

DE

35

A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg

1 Alle Stufen

Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und

Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg

2 Primarstufe

Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone

Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger

an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)

73

55

14 10

29

14

9

22

5 7

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2 1 3

1 3 3 2 1 2

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80

Pri

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stu

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Seku

nd

arst

ufe

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Seku

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II

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gik

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II

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paumld

ago

gik

Pri

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stu

fe

Seku

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Seku

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arst

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II

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Seku

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arst

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II

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BE VD JU LU VS AG NE

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11

1 2 2 1

55

16

1 2 2

63

22

1 4 3

66

31

5

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29

3 5

1 2 1

0

10

20

30

40

50

60

70

80

Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

36

3 Sekundarstufe I

Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr

201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger

die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)

4 Sekundarstufe II

Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-

beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen

29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg

40

14

1

5

1 2 1 1

48

15

3 4

1 2 1 1

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19

5 3

1 1

49

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40

50

60

Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

16

3

1 1 1

16

5

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5

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3

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9

2 3

1

0

2

4

6

8

10

12

14

16

18

20

Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

37

5 Sonderpaumldagogik

Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-

dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-

burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur

auf Deutsch angeboten wird

34 Organisatorische Elemente

Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-

ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben

die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-

turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen

Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-

kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement

oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-

formen beeinflusst

341 Interne Fuumlhrungsstrukturen

Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer

Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die

Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist

mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum

arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-

sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt

sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische

Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit

6

18

6 6

16

11

1 1

7

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9

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9

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5

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25

Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall

201314 201415 201516 201617 201718

38

mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene

nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und

Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich

Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf

einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-

ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-

struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-

richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte

An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern

ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und

operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das

Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen

der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-

der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine

Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR

Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-

nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg

koordinieren koumlnnte

Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen

die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-

steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das

Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-

tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die

Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-

schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich

die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-

ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der

Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden

342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen

Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-

standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und

ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018

werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen

Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE

der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der

deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-

ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist

aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich

39

Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-

gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-

sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes

de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale

de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in

der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den

Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-

sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen

Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene

Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf

die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist

eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten

Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen

Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-

enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-

nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen

Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten

343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung

Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es

braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-

nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die

Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-

stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen

Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen

sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards

ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-

litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte

Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-

den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-

derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die

HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative

Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet

werden muumlssen

Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen

Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-

maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-

rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-

hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht

Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-

sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen

40

Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie

sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber

eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt

ist diese Auflage weniger problematisch

344 Infrastruktur

Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen

bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-

lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-

lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-

schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade

auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den

heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau

nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden

Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-

gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun

verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten

Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit

einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung

stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-

schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden

Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-

kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie

eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des

ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-

PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-

ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst

Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals

thematisiert aber nie weiterverfolgt

35 Rechtliche Elemente

351 Nationale Ebene

Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-

schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-

taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-

zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-

hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-

traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten

Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten

die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings

41

auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das

Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der

Kantone

352 Kantonale Ebene

Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-

sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig

sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-

cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer

Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-

ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das

Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen

Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR

allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-

trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-

liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-

gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-

lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von

2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der

fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen

Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten

waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das

neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR

eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb

keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz

grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen

der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-

schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-

matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung

mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden

soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung

Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen

Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-

ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren

Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft

getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem

Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-

schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-

tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen

Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-

42

le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des

Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-

systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert

werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-

lungsdruck verhindern koumlnnen

36 Finanzielle Elemente

Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle

Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die

Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen

Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-

hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses

Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im

interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln

Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-

rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits

und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die

Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-

zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-

schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den

Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH

15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und

nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-

gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen

werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach

Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine

Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-

traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite

lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-

nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt

37 Kontextualisierung der Erkenntnisse

Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen

der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-

beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast

ausschliesslich informell

In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse

durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt

dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-

tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit

43

einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als

auch aus anderen Kantonen

FR HEP Vaud PH Bern

Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)

Sekundarstufe I 435 443 877

Sekundarstufe II 228 215 357

Total Sekundarstufe 663 658 1234

Sonderpaumldagogik 953 368 207

Total 2025 1945 2429

Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen

201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der

Fachausbildung mitgezaumlhlt

Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH

abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell

entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der

HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die

Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr

den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-

sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-

den

Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-

fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-

ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es

die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-

renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf

Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-

ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe

II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben

Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-

traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die

Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss

zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-

ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen

Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur

Verfuumlgung

44

4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle

41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick

In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-

nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig

ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische

Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf

lokale Besonderheiten zugeschnitten sind

Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik

1 PHBern

2 PH FHNW

3 PHGR

4 PH Luzern

5 PHSG

6 PHSH

7 PHSZ

8 PHTG

9 PH-VS

10 PH Zug

11 PHZH

12 HEP-BEJUNE

13 HEP Vaud

14 S SUPSI-DFA

Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz

Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-

enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-

tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch

an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-

gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden

Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-

terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-

tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt

Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-

lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der

Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-

konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats

gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-

sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann

45

42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle

Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-

gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll

ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber

im Folgenden kurz aufgefuumlhrt

Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-

schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt

des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-

spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-

ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit

einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies

etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH

FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-

ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-

tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium

besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-

PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so

besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt

und HEP-PH FR gewertet

Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der

Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen

immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-

lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich

Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-

turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre

aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-

chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell

von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-

saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen

besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen

Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann

die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-

nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur

Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder

andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE

Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der

Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-

bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-

nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-

sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie

46

gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-

tonsverfassung mit einbezogen

Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische

Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-

ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-

schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-

zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-

rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-

nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur

Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-

und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-

ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-

takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen

Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles

fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR

stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-

schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO

dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im

Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-

geordneten Strukturen problematisch

43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-

versitaumlt

In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach

einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen

Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur

Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung

Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr

Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten

Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD

vom 1 Januar 2002 geregelt

431 Staumlrken und Chancen

Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-

ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-

stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die

ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil

Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-

gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und

paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen

47

allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt

der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-

meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch

im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher

Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone

geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg

waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen

Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr

Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im

Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-

Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als

auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies

ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung

mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-

lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-

studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls

als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-

renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen

Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet

werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-

didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-

nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in

Bern oder Lausanne stattfindet

432 Schwaumlchen und Gefahren

Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II

den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit

Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung

Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein

interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in

Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und

praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-

tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische

Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt

und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren

44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt

Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-

sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-

taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein

48

441 Staumlrken und Chancen

Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen

Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-

der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen

aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland

mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten

laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-

tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig

442 Schwaumlchen und Gefahren

In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen

Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-

dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt

Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu

geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-

personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-

nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche

Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-

setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung

fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-

nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem

Unwort geworden

Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-

lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In

einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches

Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-

toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder

einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-

sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-

te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer

rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-

rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr

eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-

dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem

Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb

des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-

chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere

nutzen moumlchten

49

45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne

In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-

ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-

de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke

Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation

eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische

Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung

Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um

Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert

451 Staumlrken und Chancen

Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-

dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der

HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden

Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot

452 Schwaumlchen und Gefahren

Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar

und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche

Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton

Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der

Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem

im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark

in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen

Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-

le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-

stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation

insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-

operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-

rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders

die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses

Modell wohl besonders schwierig umzusetzen

50

5 Empfehlungen

51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit

Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-

nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status

Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre

Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-

nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde

sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand

bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons

Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-

tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher

Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst

eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein

Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium

vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-

che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige

Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt

der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-

dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu

nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-

nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen

52 Strategische Stossrichtung

Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes

festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung

der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-

meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie

sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-

stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-

ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-

nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status

Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen

Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden

kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts

muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen

Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet

51

Perspektive Strategische Ziele

Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen

Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit

seinen Besonderheiten

Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-

burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten

und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen

Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant

hervorgehoben

Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen

Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)

Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-

kraumlften garantieren

Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen

Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren

Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung

ermoumlglichen

Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-

schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann

Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen

Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-

fuumlgung stellen

Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-

chende Informatikinfrastruktur einrichten

Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen

Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen

Der Hochschule Autonomie gewaumlhren

Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung

53 Modellvorschlag

531 Interinstitutionelles Gremium

Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-

nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist

gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-

schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben

den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)

eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums

(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird

das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist

dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-

pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-

bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung

52

In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-

fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun

Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-

liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten

Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-

den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-

sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-

tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-

rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-

bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-

sammlung) ersetzt werden

Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan

53

Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)

532 Abwaumlgungen

Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-

stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das

Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-

schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure

des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem

Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-

typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-

dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt

aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-

oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-

treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-

ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat

damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-

ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten

Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-

tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden

und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-

gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang

gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen

kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-

ben

Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-

folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die

54

Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig

der finanzielle Druck auf die kleinen PHs

533 Weiteres Vorgehen und Ausblick

Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von

aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich

hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-

schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der

Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-

len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich

lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei

Hauptphasen

Abbildung 26 Prozessgestaltung

Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste

fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit

sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende

laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-

kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer

Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf

dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume

verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-

sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-

den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt

werden

Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen

Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-

naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge

der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue

55

Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf

angepasst der Aussenauftritt konsolidiert

Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen

Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion

um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum

die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-

statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-

faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht

534 Schlussgedanken

Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die

Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen

Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch

konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-

gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt

werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen

Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-

saumltzlich erschwerend

Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-

gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-

finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung

verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so

koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden

Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution

fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht

Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-

promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-

lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-

gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt

Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-

forderlich

56

6 Quellen

61 Literatur

Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter

httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb

Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt

Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle

Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading

House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No

12

Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)

Muumlnchen Vahlen

Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice

(9th ed) Boston McGraw-Hill

Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-

Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson

Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A

Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University

108 (6) 1017-1054

Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational

Researcher 15(2) 4-14

Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion

62 Rechtsgrundlagen

Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-

taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und

Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001

Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-

sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)

Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-

schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom

30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)

Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et

lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001

EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit

Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK

EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der

Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK

57

Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)

Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)

Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg

(SR 101000)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)

Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom

16062016 (LB SR 447710)

Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)

63 Berichte und Stellungnahmen

SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr

Bildungsforschung

Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017

Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave

lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat

de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut

Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg

Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg

13122018

Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute

Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK

httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf

httpwwwcdipchdyn12277php

2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron

PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion

httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf

httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv

onMedienundIKTindenUnterrichtpdf

httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes

Page 7: Prof. Dr. Roman Capaul St. Gallen, 2. April 2019 · guisme est un atout unique qui est mis en avant comme une unique selling proposition (USP - proposition de vente unique). Le bilinguisme

7

Inhaltsuumlbersicht

1 Einleitung 10

11 Ausgangslage 10

12 Ziele 11

13 Methodik 12

2 Kurzvorstellung der untersuchten Institutionen 14

21 HEP-PH FR 14

211 Entstehungsgeschichte 14

212 Rechtsgrundlage 15

22 ILLB 15

221 Entstehungsgeschichte 15

222 Rechtsgrundlagen 17

23 Departement fuumlr Sonderpaumldagogik 18

231 Entstehungsgeschichte 18

232 Rechtsgrundlagen 20

3 Erkenntnisse aus den Gespraumlchen und Dokumenten 21

31 Bisherige Studien 21

32 Paumldagogische Elemente 23

321 Exkurs Rahmenkonzept fuumlr eine Lehrpersonenbildung 23

322 Kantonales Sprachenkonzept 24

323 Inklusion 26

324 Digitalisierung 26

33 Oumlkonomische Elemente 28

331 Zulassungspolitik 28

332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage 31

34 Organisatorische Elemente 37

341 Interne Fuumlhrungsstrukturen 37

342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen 38

343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung 39

344 Infrastruktur 40

35 Rechtliche Elemente 40

8

351 Nationale Ebene 40

352 Kantonale Ebene 41

36 Finanzielle Elemente 42

37 Kontextualisierung der Erkenntnisse 42

4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle 44

41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick 44

42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle 45

43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Universitaumlt 46

431 Staumlrken und Chancen 46

432 Schwaumlchen und Gefahren 47

44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt 47

441 Staumlrken und Chancen 48

442 Schwaumlchen und Gefahren 48

45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne 49

451 Staumlrken und Chancen 49

452 Schwaumlchen und Gefahren 49

5 Empfehlungen 50

51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit 50

52 Strategische Stossrichtung 50

53 Modellvorschlag 51

531 Interinstitutionelles Gremium 51

532 Abwaumlgungen 53

533 Weiteres Vorgehen und Ausblick 54

534 Schlussgedanken 55

6 Quellen 56

61 Literatur 56

62 Rechtsgrundlagen 56

63 Berichte und Stellungnahmen 57

9

Abkuumlrzungsverzeichnis

AfU Amt fuumlr Universitaumltsfragen

BM Berufsmaturitaumlt

CERF Centre drsquoenseignement et de recherche pour la formation agrave lrsquoenseignement au secon-

daire

CIIP Confeacuterence intercantonale de lrsquoinstruction publique

DAES I Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I

DEEM Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute

DiBi Diplocircme bilingue

DOA Amt fuumlr deutschsprachigen obligatorischen Unterricht

DSP Departement fuumlr Sonderpaumldagogik

EDK Erziehungsdirektorenkonferenz

EKSD Direktion fuumlr Erziehung Kultur und Sport

ENC Ecole normale cantonale

FH Fachhochschule

FHNW Fachhochschule Nordwestschweiz

FHO Fachhochschule Ostschweiz

HEP-PH FR Haute eacutecole peacutedagogique Fribourg ndash Paumldagogische Hochschule Freiburg

HES Haute eacutecole speacutecialiseacutee

HES-SO (FR) Haute eacutecole speacutecialiseacutee de Suisse occidentale (Fribourg)

HFKG Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz

HPI Heilpaumldagogisches Institut

ILLB Institut fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung

ITA Amt fuumlr Informatik und Telekommunikation

IUFE Institut universitaire de la formation des enseignants (UNIGE)

KLD Kombiniertes Lehrdiplom fuumlr die Sekundarstufen I und II

KLS Kantonales Lehrerseminar

LDM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltsschulen

LDS I Lehrdiplom fuumlr die Sekundarstufe I

PER Plan drsquoeacutetudes romand

PHFG Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg von 2015

PHG Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule von 1999

S2 Amt fuumlr Unterricht der Sekundarstufe 2

SEnOF Service de lrsquoenseignement obligatoire de langue franccedilaise

SITel Service de lrsquoinformatique et des teacuteleacutecommunications

SoA Amt fuumlr Sonderpaumldagogik

SUPSI Scuola universitaria professionale della Svizzera italiana

UH Universitaumlre Hochschule

USP Unique Selling Proposition

ZELF Zentrum fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung Freiburg

10

1 Einleitung

11 Ausgangslage

Die institutionelle Organisation der Lehrpersonenbildung im Kanton Freiburg ist schweiz-

weit einzigartig Sie umfasst die Paumldagogische Hochschule Freiburg (HEP-PH FR) einerseits

und ndash neben der universitaumlren Fachausbildung ndash zwei Einheiten der Philosophischen Fakul-

taumlt der Universitaumlt Freiburg andererseits das Institut fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung

(ILLB Departement fuumlr Erziehungs- und Bildungswissenschaften) und das Departement fuumlr

Sonderpaumldagogik (DSP)

Die Ausbildung fuumlr die Vorschul- und die Primarstufe (1H-8H) erfolgt an der HEP-PH FR im

Rahmen eines Bachelorstudiums die Ausbildung fuumlr die Sekundarstufen I und II an der

Universitaumlt im Rahmen eines Masterstudiengangs Das Studium zur Lehrperson der Sekun-

darstufe I (9H-11H) besteht aus zwei Ausbildungsteilen einem fachspezifischen Bachelor in

der entsprechenden Fakultaumlt fuumlr den Studienleistungen (Allgemeine Didaktik Paumldagogische

Psychologie) am ILLB absolviert werden und einem Masterstudiengang am ILLB In den

Faumlchern Bildnerisches Gestalten Technisches Gestalten und WirtschaftArbeitHaushalt so-

wie im Bereich Musik finden die Fach- und fachdidaktischen Studienanteile an der HEP-PH

FR statt Das Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltsschulen (LDM Sekundarstufe II) wird zusaumltzlich

zum Fachstudienabschluss (Master) erworben Studierende aller Fakultaumlten koumlnnen es er-

werben sofern das Fach als Unterrichts- respektive Lehrfach anerkannt ist Das Departement

fuumlr Sonderpaumldagogik erteilt Diplome wie den Bachelor Logopaumldie oder den Master Schuli-

sche Heilpaumldagogik Mit der integrativen Schule werden heute Kinder mit speziellem Foumlr-

derbedarf vermehrt in Regelklassen von schulischen Heilpaumldagogen gefoumlrdert Folgende

Tafel bietet eine Uumlbersicht uumlber die Ausbildungsangebote

HEP-PH FR Bachelor of Arts in Pre-Primary and Primary Education

ILLB Bachelor of Arts fuumlr den Unterricht auf der Sekundarstufe I

Bachelor of Science fuumlr den Unterricht auf der Sekundarstufe I

Master of Arts fuumlr den Unterricht auf der Sekundarstufe I

Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltsschulen

Ab 201920 Kombiniertes Lehrdiplom fuumlr die Sekundarstufen I und II (nur

auf Deutsch)

Doktorat

DSP Bachelor in Klinischer Heilpaumldagogik und Sozialpaumldagogik

Bachelor in Logopaumldie (nur auf Deutsch)

Bachelor in Sonderpaumldagogik

Master in Sonderpaumldagogik

Master in Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik

Master in Sonderpaumldagogik Option Logopaumldie (nur auf Deutsch)

Doktorat

11

Die Lehrpersonenbildung im Kanton Freiburg findet demnach an drei verschiedenen Orten

statt Aus dieser Situation heraus sind verschiedene Problemfelder entstanden

1 In der Ausbildung fuumlr die obligatorische Schule (1H-11H) fehlt es an Kontinuitaumlt Auch

dem gesetzlich verankerten integrativen Unterricht wird in der Ausbildung der

Lehrpersonen zu wenig Rechnung getragen Die Kontakte zwischen der HEP-PH FR

bzw dem ILLB mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik sind ungenuumlgend

2 Die Organisationskulturen in den drei Ausbildungseinheiten sind unterschiedlich

der Informationsaustausch und die Zusammenarbeit sind lose und ungenuumlgend Von

Synergien in den Bereichen der Ausbildung Weiterbildung und Dienstleistungen an

Dritte wird kaum profitiert in der Forschung findet sie nur punktuell (notabene im

Bereich der Mehrsprachigkeit) und meist ad personam statt

3 Die Zusammenarbeit zwischen oumlffentlichen Einrichtungen (besonders der kantonalen

Erziehungsdirektion aber auch interkantonalen oder nationalen Gremien) und den

Ausbildungsinstitutionen wird durch uneinheitliche Entscheidungsbefugnisse er-

schwert Waumlhrend die Rektorin der HEP-PH FR bei anstehenden Fragestellungen

meist eine direkte Entscheidungsbefugnis hat liegen diejenigen der beiden Institute

der Universitaumlt teilweise auch auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene

4 Die Freiburger Lehrpersonenbildung als Ganzes ist kaum sichtbar und schweizweit

wenig profiliert

12 Ziele

Die Erziehungsdirektion hat im Status Quo auf verschiedenen Ebenen Handlungsbedarf

erkannt und die vorliegende Analyse in Auftrag gegeben Bevor Entscheide getroffen und

Massnahmen ergriffen werden sollen die relevanten Faktoren die aktuell auf die Lehrper-

sonenbildung einwirken beleuchtet werden Das Resultat der Analyse soll eine Argumenta-

tionsgrundlage liefern auf deren Basis ein politischer Entscheid getroffen werden kann Da-

bei sollen die Fuumlhrungsstrukturen vereinfacht werden Gemaumlss Mandat sollen folgende As-

pekte im Bericht enthalten sein

1) Uumlberblick uumlber die entsprechenden Lehrpersonenbildungsstaumltten in der Schweiz Vor-

und Nachteile der verschiedenen Modelle

2) Analyse der aktuellen Situation in den drei Ausbildungseinheiten im Kanton Freiburg

3) Analyse von institutionellen Modellen und Empfehlung fuumlr ein Modell (in einer Unterva-

riante soll auch eine Verbindung mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik erwogen

werden) Die verschiedenen Modelle sollen mit Kriterien wie fachliche und paumldagogische

Bildung Forschung Weiterbildung Dienstleistungen an Dritte Personal Attraktivitaumlt

Eintrittsbedingungen fuumlr Studierende nationale Praumlsenz Governance Vertretung in nati-

onalen Gremien Entscheidungsstruktur etc analysiert werden

12

Im Verlauf der Arbeit wurde das Mandat teilweise etwas weiter gefasst Infolge der Exper-

tengespraumlche und Unterlagen sind andere oder zusaumltzliche Aspekte fuumlr eine breite Situati-

onsbeschreibung mit Loumlsungsansaumltzen relevant geworden In meinem Verstaumlndnis sind Fuumlh-

rungs- und Organisationsmodelle zudem auf die konkrete Situation hin auszurichten Es gibt

kein Modell das eins zu eins auf den Kanton Freiburg uumlbertragen werden koumlnnte Folgende

zentrale Merkmale heben sich im Fall Freiburgs im Vergleich zu anderen Kantonen ab und

muumlssen in der Loumlsungssuche mitberuumlcksichtigt werden

Freiburg ist ein Universitaumltskanton mit einer Volluniversitaumlt und zahlreichen ausserkan-

tonalen Studierenden Dies ergibt positive Impulse auf den Bildungskanton Freiburg

Freiburg ist mit ca 312rsquo000 Einwohnern ein relativ kleiner Kanton Neben dem Kanton

dominieren die oumlkonomischen Zentren Bern und Lausanne mit grosser Strahlkraft

Die Zweisprachigkeit weist dem Kanton Freiburg eine fuumlr das ganze Land bedeutungs-

volle Bruumlckenfunktion zwischen dem franzoumlsischen und deutschen Sprachraum zu Der

Kanton hat eine Art Kohaumlsionsaufgabe

13 Methodik

Die im Rahmen dieses Gutachtens zu untersuchenden Fragestellungen sind gesellschaftli-

cher Natur und durchdrungen von normativen Aspekten Die Fragestellungen erfordern

eine interdisziplinaumlre Betrachtung Da die Analyse unter grossem Zeitdruck durchgefuumlhrt

werden muss ist pragmatisches Vorgehen erforderlich Aufgrund meiner verschiedenen

Taumltigkeiten im Bildungswesen kenne ich die schweizerische Bildungslandschaft als Nicht-

Freiburger kann ich aus einer Aussensicht auf den Kanton Freiburg gleichzeitig eine gewisse

Neutralitaumlt wahren Fuumlr den Zugang zu Dokumenten und Gespraumlchspartnern bin ich jedoch

auf die Unterstuumltzung verschiedener Funktionstraumlger im Bildungswesen des Kantons Frei-

burg angewiesen Fuumlr die hervorragende Zusammenarbeit mit der HEP-PH FR der Univer-

sitaumlt und der Erziehungsdirektion sowie fuumlr den uneingeschraumlnkten Zugang zu allen Infor-

mationen moumlchte ich mich an dieser Stelle bedanken

Fuumlr den quantitativen Zugang mussten zunaumlchst Statistiken generiert werden Es fehlt ein

institutionalisiertes Bildungscontrolling oder Bildungsmonitoring mit ausgewaumlhlten Kenn-

zahlen zum Verstaumlndnis und zur Steuerung der Institutionen

Der qualitative Zugang erfolgt neben dem Einbezug von Erkenntnissen aus der Schulfuumlh-

rungstheorie durch die Analyse einschlaumlgiger Dokumente und Expertengespraumlche Als erstes

werden bisherige Analyse- und Konzeptarbeiten gesichtet Fuumlr die zu untersuchenden Fra-

gestellungen ist aber auch spezifisches Wissen in einem lokalen Kontext erforderlich eine

allfaumlllige Loumlsung aus einer anderen Bildungsregion kann nicht zwingend auf Freiburg uumlber-

tragen werden Aufgabe des Gutachters ist deshalb das Erfahrungswissen der Funktionstrauml-

ger zu erschliessen und in einem Gesamtbild zusammenzufuumlgen Die Funktionstraumlger in den

verschiedenen Institutionen sind mit ihren Erfahrungen und Wahrnehmungen die zentralen

Wissenstraumlger Allerdings koumlnnen dabei nicht alle Personen mit Schluumlsselfunktionen beruumlck-

13

sichtigt werden mehr Gespraumlche sind im Rahmen des vereinbarten Mandats und der zur

Verfuumlgung stehenden Zeit nicht moumlglich Es wird darauf geachtet dass die Gespraumlchspartner

ausgewogen auf die verschiedenen Institutionen verteilt sind Neben der Perspektive der

direkt betroffenen Personen im Kanton Freiburg ist auch die Sichtweise auf interkantonaler

und nationaler Ebene zu beruumlcksichtigen denn der Kanton Freiburg muss seine Lehrperso-

nenbildung innerhalb der nationalen Rahmenbedingungen gestalten Alle Gespraumlche konn-

ten in grosser Offenheit und sehr konstruktiv gefuumlhrt werden Folgende Personen haben sich

fuumlr ein Gespraumlch zur Verfuumlgung gestellt

Universitaumlt

Funktion Name

Rektorin Astrid Epiney

Vizerektor Lehre Thomas Schmidt

Praumlsident Departement fuumlr Sonderpaumldagogik Winfried Kronig

Direktor HPI Geacuterard Bless

Direktorin ILLB Christine Pauli

Direktor CERF Roland Pillonel

Direktor ZELF Lorenz Wepf

Studienberaterin ILLB Inge Schnyder

HEP-PH FR

Funktion Name

Praumlsidentin Kommission HEP-PH FR Katharina Thalmann-Bolz

Co-Rektorin ad interim Elisabeth Mauron-Hemmer

Co-Rektor ad interim Lukas Lehmann

Rektorin bis 2018 Pascale Marro

EKSD

Funktion Name

Generalsekretaumlr Michel Perriard

Juristischer Berater Co-Autor erster Bericht Felix Kaufmann

Amtschef SEnOF Hugo Stern

Amtschef DOA Andreas Maag

Amtschef SoA Steacutephane Noeumll

Amtschef S2 Franccedilois Piccand

Amtschefin UfA Barbara Vauthey

Externe Sicht auf die Institutionen

Funktion Name

Koordinatorin Hochschulbereich EDK Madeleine Salzmann

Praumlsident Kammer PH swissuniversities Hans-Rudolf Schaumlrer

Generalsekretaumlr CIIP Olivier Maradan

Rektorin Kollegium Heilig Kreuz Christiane Castella Schwarzen

14

2 Kurzvorstellung der untersuchten Institutionen

21 HEP-PH FR

211 Entstehungsgeschichte

Die institutionellen Wurzeln des Kantonalen Lehrerseminars (KLS) liegen in der Schaffung

einer paumldagogischen Abteilung von Freiburgs Ecole cantonale Vorlaumluferin der heutigen Mit-

telschulen die 1849 mit 17 Schuumllern eroumlffnet wird 1859 folgt die Eroumlffnung eines eigenen

Lehrerseminars (Ecole normale) mit 9 Schuumllern in Hauterive Der Deutsch- bzw Zweispra-

chigkeit wird erst ab 1909 mit einer parallelen Organisationseinheit Rechnung getragen Zu-

sammen mit den privaten Lehrerinnenseminaren die von verschiedenen religioumlsen Kongre-

gationen sowie von der staumldtischen Maumldchensekundarschule in Freiburg geleitet werden

existiert eine Vielzahl an Institutionen im Kanton Aufgrund des Uumlberangebots an Lehrper-

sonen wird das Lehrerseminar in Hauterive 1937 geschlossen aber wegen des resultierenden

Lehrermangels 1943 in der Murtengasse in Freiburg wiedereroumlffnet In den fuumlnfziger Jahren

wird das Gebaumlude der Villa Diesbach erstmals erweitert ein weiteres Mal anfangs der sieb-

ziger Jahre 1988 wird das Lehrerseminar restrukturiert Das KLS I bildet Primarlehrperso-

nen aus das KLS II Kindergarten- und Handarbeits- bzw Hauswirtschaftslehrpersonen

Beide Abteilungen umfassen je eine franzoumlsisch- und eine deutschsprachige Einheit

1859 Eroumlffnung des Kantonalen Lehrerseminars (KLS) in Hauterive

1909 Eroumlffnung einer deutschsprachigen Sektion

1936 Schliessung des KLS in Hauterive

1943 Wiedereroumlffnung des KLS in der Murtengasse

1959 Abschluss des Ausbaus der Villa Diesbach

1964 Ende des Internatsobligatoriums

1975 Eintritt der ersten Maumldchen Einweihung des Erweiterungsbaus und Einrichtung des Centre fribourgeois

de documentation peacutedagogique

1988 Schliessung der letzten privaten Kindergaumlrtnerinnenausbildung im Kanton Restrukturierung je ein

Studiengang fuumlr Primar- sowie fuumlr Handarbeits- bzw Hauswirtschaftslehrpersonen

2000 Inkrafttreten des Gesetzes von 1999 uumlber die Paumldagogische Hochschule (PHG)

2003 Verleihung der letzten Diplome des KLS

2005 Diplomanerkennung durch die EDK

2012 Erneuerung der Diplomanerkennung durch die EDK

2016 Inkrafttreten des Gesetzes von 2015 uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg (PHFG)

Abbildung 1 Eckdaten HEP-PH FR

Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR geht es nicht um eine einfache Umwandlung des Lehrer-

seminars Mit dem Inkrafttreten des Gesetzes von 1999 wird de facto eine neue Institution

geschaffen die nicht mehr dem Sekundar- sondern dem Tertiaumlrbereich angehoumlrt und sich

15

innerhalb des Bildungssystems anders positioniert So existieren bis zur Schliessung des

Kantonalen Lehrerseminars 2003 beide Schulen nebeneinander wobei sie sich Raumlumlichkei-

ten und einen Grossteil des Personals teilen

Heute werden an der HEP-PH FR uumlber 400 Personen ausgebildet fast drei Viertel davon

sind franzoumlsischsprachig Das Interesse fuumlr das zweisprachige Diplom (Diplocircme bilingue DiBi)

ist maumlssig obwohl es sich um ein schweizweit einzigartiges Angebot handelt Die Zahlen

zeigen dass in der deutschsprachigen Abteilung die theoretisch uumlber 150 Studienplaumltze ver-

fuumlgt (50 Plaumltze pro Studienjahr) die Kapazitaumlt nicht ausgeschoumlpft werden kann In der fran-

zoumlsischen Abteilung sind im ersten Studienjahr die vorhandenen Plaumltze besetzt Wegen Stu-

dienabbruumlchen in den folgenden Jahren sind aber auch hier die Kapazitaumlten nicht voll ausge-

lastet Insgesamt sind die Kapazitaumlten auf 450 Plaumltze beschraumlnkt

Abbildung 2 Entwicklung der Studierendenzahlen an der HEP-PH FR 201314-201819

212 Rechtsgrundlage

Gesetz vom 21052015 uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg (PHFG)

httpsbdlffrchappdetexts_of_law4331

22 ILLB

221 Entstehungsgeschichte

Mit der Gruumlndung der Universitaumlt im Jahr 1889 geht die Schaffung eines Lehrstuhls fuumlr Pauml-

dagogik einher Erster Inhaber ist Abbeacute Horner ehemals Lehrer am KLS Hauterive und Rek-

tor des Kollegiums St Michael 1907 spricht sich der Staatsrat fuumlr die Schaffung eines Insti-

tuts fuumlr Paumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt aus dessen Realisierung aller-

445 444

470

418 409

270

301 310

282 280

96 80

90 75

61 79

63 70 61 68

0

50

100

150

200

250

300

350

400

450

500

201314 201415 201516 201617 201718

total

franzoumlsischsprachig

deutschsprachig

zweisprachiges Diplom

16

dings auf sich warten laumlsst Das Institut verfuumlgt anfangs weder uumlber eigene Raumlumlichkeiten

noch uumlber ein spezifisches Budget es geht vor allem darum entsprechend den Trends auf

nationaler und internationaler Ebene einen Lehrstuhl fuumlr experimentelle Psychologie in Frei-

burg zu implementieren und diesen in einem Zentrum fuumlr katholische Paumldagogik zu veran-

kern Als sich das KLS 1909 um eine deutschsprachige Abteilung erweitert werden auch an

der Universitaumlt entsprechende Bemuumlhungen unternommen in der Bestrebung die Lehrper-

sonenausbildung auf Primarstufe ebenfalls in die Universitaumlt zu integrieren

Mit dem Abgang des Institutsdirektors und Inhabers des Lehrstuhls fuumlr Paumldagogik 1909 ha-

ben sich diese Bestrebungen verloren Sein Nachfolger besetzt nur den Lehrstuhl nicht aber

die Direktion des Instituts Durch diese Vakanz und die schwierige Wirtschaftslage infolge

des 1 Weltkriegs wird das Wachstum des Instituts stark gehemmt 1919 erklaumlrt Georges Py-

thon die finanzielle Lage verunmoumlgliche ein Funktionieren des Instituts

Anfang der 1930er Jahre gewinnt die Freiburger Paumldagogik dank der Dynamik in der Son-

derpaumldagogik wieder an Aufwind und die Arbeit des Instituts wird wiederaufgenommen

Der Benediktinerkonvent von Einsiedeln fragt nach Lehrveranstaltungen fuumlr gymnasiale

Paumldagogik und praktischen Uumlbungen fuumlr die deutsche Sprache fuumlr die zukuumlnftigen Lehrper-

sonen der Klosterschule Die Erziehungsdirektion verlangt deshalb von der Philosophischen

Fakultaumlt die Anpassung ihres Reglements an die Ausbildung von Gymnasiallehrpersonen

1932 wird das Institut in zwei sprachliche Abteilungen unterteilt

1889 Gruumlndung der Universitaumlt Lehrstuhl fuumlr Paumldagogik

1907 Eroumlffnung eines Instituts fuumlr Paumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt

1909 Erste Angebote fuumlr deutschsprachige Studierende Voruumlbergehende Unterbrechung der Arbeit des Insti-

tuts

1932 Beginn der Ausbildung von Gymnasiallehrpersonen Eroumlffnung einer deutschsprachigen Abteilung

1934 Eroumlffnung eines Heilpaumldagogischen Seminars

1947 Offizielle Schaffung des Instituts fuumlr Paumldagogik Heilpaumldagogik und Angewandte Psychologie

1966 Losloumlsung der Heilpaumldagogik

1973 Losloumlsung der Angewandten Psychologie

1983 Lehrerbildungsreform Abloumlsung des franzoumlsischsprachigen Instituts vom deutschsprachigen Bezug der

Raumlumlichkeiten in Regina Mundi

1984 Losloumlsung der Sozialarbeit

1995 Angliederung des SFM an den Lehrstuhl fuumlr Paumldagogik

1998 Lehrerbildung wird unter die Verantwortung des Departements fuumlr Erziehungswissenschaften gestellt

2004 Lehrerbildung wird an der Philosophischen Fakultaumlt angesiedelt

2016 Gruumlndung des ILLB

Abbildung 3 Eckdaten ILLB

Erst 1947 wird durch einen Beschluss des Staatsrats offiziell ein Institut fuumlr Paumldagogik Heil-

paumldagogik und angewandte Psychologie gegruumlndet Es besteht aus drei Abteilungen allge-

17

meine Paumldagogik fuumlr die Ausbildung der Lehrpersonen auf Sekundarstufe Sonderpaumldago-

gik fuumlr die Ausbildung von Sozialpaumldagogen sowie angewandte Psychologie fuumlr die Ausbil-

dung von Schulpsychologen und Berufsberatern 1983 wird mit der Realisierung der Lehrer-

bildungsreform das franzoumlsischsprachige Institut vom deutschsprachigen geloumlst Im selben

Jahr beziehen das Departement fuumlr Erziehungswissenschaften das Departement fuumlr Psycho-

logie sowie die beiden Zentren fuumlr Lehrpersonenbildung CERF und ZELF ihre Raumlumlichkei-

ten im Gebaumlude Regina Mundi Die franzoumlsischsprachige Lehrerbildung wird in einem inter-

fakultaumlren bdquoService de la formation des maicirctresraquo SFM zusammengefasst der 1995 dem Lehr-

stuhl fuumlr Paumldagogik angegliedert wird Im deutschsprachigen Bereich wird noch weiter mit

getrennten Abteilungen Sek I und Sek II gearbeitet 2016 wurde das ILLB mit den heutigen

Strukturen und drei zusaumltzlichen Lehrstuumlhlen gegruumlndet

Heute besuchen uumlber 600 Personen eine Ausbildung am ILLB Aufgrund der Aufnahmebe-

schraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Ausbildung fuumlr das Lehramt auf Sekundarstufe II

(DEEM) geht die deutliche Zunahme der Studierendenzahlen des ILLB in den letzten Jahren

hauptsaumlchlich auf den Anstieg in der Studienrichtung Lehrdiplom auf Sekundarstufe I (LDS

I bzw DAES I) zuruumlck

Abbildung 4 Entwicklung der Studierendenzahlen am ILLB 201314-201718

222 Rechtsgrundlagen

- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt

httpswww3unifrchappslegaldedocument454827

570 586 599

636 663

231 243 252 254 253

147 140 147 160 182

125 132 137 154 166

67 71 63 68 62

0

100

200

300

400

500

600

700

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

Total

DAES I amp LDS I (Bachelor)

DAES I amp LDS I (Master)

DEEM

LDM

18

- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument274463

- Statuten vom 8 Maumlrz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146

- Statuten vom 16 Juni 2016 des Departements fuumlr Erziehungs- und Bildungswissen-

schaften der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument276395

- Statuten vom 16 Juni 2016 des Instituts fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die

Sekundarstufen (ILLB)

httpswww3unifrchappslegaldedocument276424

- Reglement vom 16 Juni 2016 des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr

die Sekundarstufen (BLB)

httpswww3unifrchappslegaldedocument276426

23 Departement fuumlr Sonderpaumldagogik

231 Entstehungsgeschichte

Nach der Gruumlndung des ersten heilpaumldagogischen Ausbildungsinstituts in Zuumlrich 1924

moumlchte der bdquoSchweizerische Caritas-Verbandldquo ein katholisches Pendant in Freiburg schaffen

In den 1930er Jahren unterzeichnen interessierte Instanzen eine nationale Vereinbarung fuumlr

die Schaffung von drei Ausbildungsstaumltten fuumlr Sonderpaumldagogik in Freiburg Genf und Zuuml-

rich 1934 wird innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt das Heilpaumldagogische Seminar Frei-

burg eroumlffnet als unabhaumlngige Abteilung des Instituts fuumlr Paumldagogik In seinen Anfaumlngen ist

das Heilpaumldagogische Seminar rein deutschsprachig Erst mit der Ernennung eines franzouml-

sischsprachigen Ordinarius im Jahr 1984 nimmt die Anzahl der Studierenden aus der West-

schweiz zu

1945 bleibt der Lehrstuhl des Heilpaumldagogischen Seminars infolge der Wirren des 2 Welt-

kriegs vakant Im Herbst 1946 wird er wiederbesetzt und das Seminar nimmt seine Taumltigkei-

ten wieder auf 1951 wird das Seminar in ein Institut umgewandelt bleibt aber gleichzeitig

Teil des uumlbergeordneten Instituts fuumlr Paumldagogik Im selben Jahr wird auf Wunsch des Erzie-

hungsdirektors die bdquoHeilpaumldagogisch-psychiatrische Poliklinikldquo eroumlffnet Die beiden Institu-

tionen haben getrennte Verwaltungen und Buchhaltungen arbeiten aber aufs engste zu-

sammen

Wegen der stetigen Zunahme der Studierendenzahlen ist das Heilpaumldagogische Institut zu-

nehmend mit Raumproblemen konfrontiert Da der Kanton den wachsenden Beduumlrfnissen

des Instituts nicht Folge leisten kann wird 1958 der Verein Curatorium gegruumlndet 1960 wird

dem Institut das Gebaumlude in der Kanisiusgasse 21 Eigentum des Curatorium zur Verfuumlgung

gestellt Tatsaumlchlich ist die Anzahl der Studierenden von der Wiedereroumlffnung des Seminars

19

1946 bis zum Studienjahr 196970 von 6 auf 451 angewachsen Rund 15 der Studierenden

der Universitaumlt und 45 der Studierenden der Philosophischen Fakultaumlt sind am Heilpaumlda-

gogischen Institut eingeschrieben Eine Studie von 1968 gibt an dass uumlber die Haumllfte aller

kantonalen Schulpsychologen in Freiburg ausgebildet worden sind Auch die Entwicklung

der Sozialversicherungen generiert ein wachsendes Beduumlrfnis an im Sozialbereich ausgebil-

deten Personen und das Institut fuumlr Heilpaumldagogik kann sich als privilegierter Gespraumlchs-

partner des Bundes profilieren

Da Status und Finanzierung der Poliklinik problematisch sind wird sie 1987 nach Inkrafttre-

ten des Schulgesetzes in das bdquoHeilpaumldagogische Zentrumldquo umgewandelt das sich in das

bdquoHeilpaumldagogischen Universitaumltszentrumldquo und den bdquoRegionalen Dienst fuumlr Schulpsycholo-

gie und Logopaumldieldquo gliedert Der Verein Curatorium gruumlndet seinerseits 1990 die Stiftung

Heilpaumldagogisches Zentrum 2018 wird die Entscheidung das Curatorium aufzuloumlsen ge-

troffen und das Gebaumlude geht in den Besitz der Stiftung uumlber 1999 wird innerhalb der Phi-

losophischen Fakultaumlt das Departement fuumlr Sonderpaumldagogik gegruumlndet dem das Heilpauml-

dagogische Institut angegliedert wird Die Anzahl der Studierenden steigt weiter an 2017

werden am DSP 953 Studierende ausgebildet

1934 Eroumlffnung des Heilpaumldagogischen Seminars

1945 Vakanz des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik

1946 Wiederbesetzung des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik

1951 Umwandlung des Heilpaumldagogischen Seminars in ein Institut Eroumlffnung der Heilpaumldagogisch-

psychiatrischen Poliklinik

1958 Gruumlndung des Vereins Curatorium

1960 Bezug des Gebaumludes in der Kanisiusgasse

1966 Trennung der Heilpaumldagogik von der Allgemeinen Paumldagogik in ein autonomes Institut

1987 Umwandlung der Poliklinik in das Heilpaumldagogische Zentrum

1990 Gruumlndung der Stiftung Heilpaumldagogisches Zentrum durch den Verein Curatorium

1999 Gruumlndung des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt

2018 Entscheidung zur Aufloumlsung des Vereins Curatorium

Abbildung 5 Eckdaten Departement fuumlr Sonderpaumldagogik

20

Abbildung 6 Entwicklung der Studierendenzahlen am DSP 201314-201718

232 Rechtsgrundlagen

- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt

httpswww3unifrchappslegaldedocument454827

- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument274463

- Statuten vom 8 Marz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146

- Statuten vom 10 April 2014 des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik

httpswww3unifrchappslegaldedocument276391

- Statuten vom 10 April 2014 des Heilpaumldagogischen Instituts der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument276407

475 443 451 463

481

35 35 34 42 54

344 371 373

399 379

27 31 33 26 24

881 880 891 930 938

0

100

200

300

400

500

600

700

800

900

1000

2013 2014 2015 2016 2017

BA in Klinischer Heilpaumldagogik und Sozialpaumldagogik Sonderpaumldagogik Logopaumldie

MA in Sonderpaumldagogik

MA in Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik

Doktorat

Total

21

3 Erkenntnisse aus den Gespraumlchen und Dokumenten

31 Bisherige Studien

Die aktuellen Problemfelder in der Freiburger Lehrpersonenbildung sind keine neue Er-

scheinung Die institutionelle Zerstuumlckelung hat schon immer bestanden und Probleme ge-

neriert Es haben deshalb bereits verschiedene Analysen stattgefunden die die Probleme

durchaus erkannt und benannt haben Loumlsungen wurden aber nur ansatzweise in Angriff

genommen Ein Grundsatzentscheid zur Zusammenlegung der Ausbildungsstaumltten wurde

nie getroffen

Zu Anfang handelte es sich um strukturelle und personelle Fragen in der Lehrpersonenbil-

dung innerhalb der Universitaumlt Aufgrund interner Probleme in der franzoumlsischsprachigen

Abteilung hat die Erziehungsdirektion 2006 den ehemaligen Vorsteher des Amtes fuumlr Uni-

versitaumltsfragen mit einer laquomission drsquoeacutevaluation de meacutediation et de propositionsraquo betraut

Infolge seines Berichts wurde eine Reihe von strukturellen organisationellen paumldagogischen

und personalen Massnahmen beschlossen fuumlr deren Umsetzung und Begleitung die Univer-

sitaumlt erneut den ehemaligen Amtsvorsteher beauftragt hat Aus diesen Massnahmen resul-

tierte insbesondere die Schaffung des Centre drsquoenseignement et de recherche pour la formation agrave

lrsquoenseignement au secondaire (CERF)

Ende 2007 wurde die Analysetaumltigkeit auf die Lehrpersonenbildung insgesamt ausgeweitet

Der Lenkungsausschuss der Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und

der HEP-PH FR hat festgestellt dass die Zusammenarbeit zwischen den beiden Institutionen

intensiviert werden muss Das Rektorat der Universitaumlt hat daraufhin eine Arbeitsgruppe

laquoLehrerbildung an der Universitaumlt Freiburg laquomit Vertretern des CERF der deutschsprachi-

gen Lehrpersonenbildung (LDS I amp II Vorlaumlufer des ZELF) der HEP-PH FR der EKSD und

des Rektorats mit der Analyse von vier konkreten Fragen betraut Drei davon betreffen die

Organisation der Lehrpersonenbildung im Kanton und innerhalb der Universitaumlt (Beziehun-

gen zwischen Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und der HEP-PH FR Beziehungen

zwischen der Lehrpersonenbildung und dem Departement fuumlr Erziehungswissenschaften

strukturelle Trennung der franzoumlsisch- und der deutschsprachigen Lehrerbildung) die vierte

die Ressourcen uumlber die die Lehrpersonenbildung innerhalb der Universitaumlt verfuumlgte In

ihrem Bericht vom 26 Februar 2009 zuhanden des Rektorats hat die Arbeitsgruppe nach der

Analyse der Fragen jeweils Empfehlungen zur Verbesserung der festgestellten Probleme

abgegeben

Was die Frage der Beziehungen zwischen der Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und

der HEP-PH FR betrifft hat sich die wesentliche Feststellung bis heute nicht veraumlndert laquo(hellip)

la seacuteparation de lrsquoensemble de la formation des enseignants agrave Fribourg en plusieurs uniteacutes

distinctes affaiblit assureacutement la position de la formation des enseignants fribourgeois dans

le contexte national Un rapprochement progressif (hellip) creacutedibiliserait la place de Fribourg

comme lieu de formation drsquoenseignantsraquo Als Loumlsung hat die Arbeitsgruppe die Schaffung

eines interinstitutionellen Instituts fuumlr Lehrpersonenbildung empfohlen analog zum Institut

22

fuumlr Mehrsprachigkeit ohne jedoch die bestehenden Strukturen zu fusionieren Das neu zu

schaffende Institut waumlre zustaumlndig fuumlr die strategische Planung das Qualitaumltsmanagement

sowie die Foumlrderung und Aufwertung der Lehrpersonenbildung im Kanton Auch die In-

tegration der sonderpaumldagogischen Ausbildungen ndash die allerdings in der Arbeitsgruppe

nicht vertreten waren ndash in dieses Institut wurde als wuumlnschenswert erachtet

Das Rektorat der Universitaumlt hat den Bericht an die Erziehungsdirektion weitergeleitet Die

damalige Direktorin hat den Vorschlag der Schaffung eines interinstitutionellen Instituts

prinzipiell gutgeheissen und das Rektorat der Universitaumlt und die Direktion der HEP-PH FR

beauftragt die konkrete Umsetzung dieses Vorschlags zu studieren Das Mandat verlangte

zwei Teilberichte Der erste sollte die verschiedenen Varianten eines interinstitutionellen

Instituts sowie eine erste Schaumltzung der Transformationskosten enthalten der zweite eine

juristische Abklaumlrung der gewaumlhlten Variante insbesondere in Bezug auf deren strukturelle

personelle und finanzielle Auswirkungen

Der erste Teilbericht vom 19 Januar 2010 basiert auf derselben Feststellung wie derjenige der

Arbeitsgruppe des Rektorats laquo(hellip) la formation fribourgeoise des enseignant-e-s repose au-

jourdrsquohui sur une structure jugeacutee trop complexe et sous-doteacutee en ressources pour assurer agrave

long terme une formation compeacutetitive et de qualiteacute par rapport aux HEP et universiteacutes voi-

sines eu eacutegard agrave lrsquoaccroissement des exigences fixeacutees par la CDIPraquo Was jedoch die moumlgli-

chen Varianten anging schienen den Autoren des Berichts nicht alle in gleichem Masse laquoju-

dicieuses et pertinentes pour la place fribourgeoise agrave lrsquoheure actuelleraquo Da die HEP-PH FR als

Bildungsstaumltte des Tertiaumlrbereichs noch jung und die Lehrpersonenbildung an der Universi-

taumlt strukturell wenig etabliert war wurden die beiden Fusionsvarianten (Integration des ge-

samten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR in die Universitaumlt und umgekehrt) als nicht

umsetzbar erachtet die Variante der Integration in die HEP-PH wurde gar nicht erst analy-

siert Wie bereits im Bericht des Rektorats wurde auch hier argumentiert die Integration der

HEP-PH FR in die Universitaumlt wuumlrde den Kanton seinen Einfluss auf die Zulassung und die

Studienplaumlne kosten diejenige des berufspraktischen Ausbildungsteils der Universitaumlt in die

HEP-PH FR einen Teil seiner Studierenden aus anderen Kantonen Es wurde aber notabene

auch die Beibehaltung der aktuellen Situation ausgeschlossen Somit konzentrierte sich die

Analyse wie von der Arbeitsgruppe des Rektorats empfohlen auf das Modell einer laquointerin-

stitutionellen Koordinationsstrukturraquo Tatsaumlchlich war die Schaffung eines gemeinsamen

Bildungs- und Kompetenzzentrums bereits im damals geltenden Gesetz uumlber die Paumldagogi-

sche Hochschule (PHG) von 1999 vorgesehen (Art 5 Abs 2) Aus juristischer Sicht kam diese

Variante also der Umsetzung eines Gesetzesartikels gleich der keine grundlegenden Aumlnde-

rungen der internen Strukturen der bestehenden Rechtstexte und Ausbildungsprogramme

nach sich ziehen wuumlrde Der entsprechende Gesetzesartikel wurde nicht in das neue Gesetz

von 2015 (PHFG) aufgenommen die heute geltenden Bestimmungen uumlber die Zusammenar-

beit zwischen HEP-PH FR und Universitaumlt beschraumlnken sich auf die Zusammenarbeitsver-

einbarung

23

Der zweite Teilbericht vom 31 Mai 2010 nimmt infolge von Diskussionen der Arbeitsgruppe

mit der Direktorin der EKSD dem Rektorat der Universitaumlt und der Direktion der HEP-PH

FR uumlber die Resultate des ersten Teilberichts die beiden Fusionsvarianten wieder auf Da die

Variante laquointerinstitutionelles Institutraquo die Entscheidungsstrukturen nicht vereinfachen

sondern im Gegenteil zusaumltzlich erschweren wuumlrde hat sich die Arbeitsgruppe nach einem

Vergleich der drei Varianten letztendlich fuumlr diejenige der Integration in die Universitaumlt aus-

gesprochen Anfang 2011 hat die Direktorin der EKSD dennoch entschieden dass es fuumlr die

Umsetzung der einen oder anderen Variante zu fruumlh sei insbesondere die Revision des Ge-

setzes uumlber die HEP-PH FR muumlsse vorher abgeschlossen werden Gleichzeitig hat sie den

Rektor der Universitaumlt gebeten unmittelbar Arbeiten zur Staumlrkung der bestehenden internen

Strukturen aufzunehmen um eine bessere Fuumlhrung der universitaumlren Lehrpersonenbildung

zu gewaumlhrleisten Die erwaumlhnte Gesetzesrevision hat schliesslich zum heutigen Gesetz uumlber

die HEP-PH FR (PHFG in Kraft seit 2016) mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit die Reorganisa-

tion der universitaumlren Strukturen zum neu geschaffenen ILLB mit den beiden Zentren CERF

und ZELF gefuumlhrt

Sowohl inner- als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen hat sich die Situation fast ein Jahr-

zehnt nach Erscheinen des zweiten Teilberichts derart grundlegend veraumlndert dass nicht

mehr auf dieser bisherigen Studie aufgebaut werden kann Zwar liefert sie interessante In-

formationen zur ehemaligen Funktionsweise der beiden Institutionen die Position der Uni-

versitaumlt und der HEP-PH FR innerhalb der Hochschullandschaft Schweiz ist aber heute nicht

zuletzt aufgrund der Restrukturierung des gesamten Hochschulwesens infolge des Hoch-

schulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetztes (HFKG in Kraft seit 2015) nicht mehr mit der-

jenigen von 2010 vergleichbar Wichtigste Erkenntnis der bisherigen Analysen bleibt damit

die Feststellung dass die Kraumlfte gebuumlndelt werden und der fragmentierten Organisation der

Freiburger Lehrpersonenbildung dringend ein Ende bereitet werden muss

32 Paumldagogische Elemente

Schulen und Bildungsorganisationen stehen als offene Systeme unter dem Einfluss der Ent-

wicklungen ihres Umfelds Deshalb ist es wichtig diese Entwicklungen und deren Relevanz

fuumlr die Konzeption und die Steuerung des Schulwesens zu beleuchten Dieses Kapitel hebt

einige im vorliegenden Kontext relevante Entwicklungen hervor Es erhebt dabei keinen An-

spruch auf Vollstaumlndigkeit sondern will anhand aktueller Beispiele die Wechselwirkung

zwischen gesellschaftlichem Wandel und paumldagogischen Konzepten aufzeigen

321 Exkurs Rahmenkonzept fuumlr eine Lehrpersonenbildung

Die Lehrpersonenbildung soll Studierenden auf die hohen Anforderungen im Berufsfeld

vorbereiten Als Orientierungsrahmen und Erklaumlrungshilfe fuumlr die Konzeption der Aus- und

Weiterbildung von Lehrpersonen kann das PCK-Modell (Pedagogical Content Knowledge) von

Shulmann (1986) dienen Das Modell besagt dass Lehrpersonen sowohl uumlber inhaltliches

paumldagogisches und fachdidaktisches Wissen verfuumlgen muumlssen und macht gleichzeitig die

24

hohen Anforderungen deutlich die an die Dozierenden in der Lehrerausbildung gestellt

werden

- Content Knowledge Das inhaltliche Wissen bezieht sich auf die fachwissenschaftlichen As-

pekte des Unterrichts die mit einer Klasse erarbeitet werden

- Pedagogical Knowledge Paumldagogisches Wissen umfasst das Wissen und Koumlnnen wie eine

Klasse zu unterrichten ist (Methodik und Allgemeindidaktik)

- Pedagogical Content Knowledge Die Schnittmenge dieser beiden ersten Dimensionen fuumlhrt

zu fachdidaktischem Wissen und Koumlnnen Es geht darum wie bestimmte Inhalte fachspe-

zifisch oder -uumlbergreifend unterrichtet werden sollen Die Relevanz dieser Fachdidaktik

wird von mehreren Gespraumlchspartnern sehr deutlich hervorgehoben Der Theorie-Praxis

Bezug ist in der Lehrerbildung sehr wichtig

In Freiburg werden alle drei Wissensbereiche an beiden Institutionen angeboten fuumlr die

Primarstufe an der HEP-PH FR fuumlr die Sekundarstufe I und II und die Sonderpaumldagogik an

der Universitaumlt Waumlhrend eine Aufteilung fuumlr das Content Knowledge und bis zu einem be-

stimmten Grad auch fuumlr das Pedagogical Content Knowledge Sinn machen mag sind insbeson-

dere im Bereich des Pedagogical Knowledge zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien vorhan-

den von denen aber keinerlei Gebrauch gemacht wird

Zur dieser inhaltlichen Komplexitaumlt kommt in Freiburg die zusaumltzliche Schwierigkeit dass

die Lehrpersonenbildung fuumlr die obligatorische Schule zwei verschiedenen Lehrplankonzep-

ten Rechnung tragen muss In der Deutschschweiz werden kuumlnftige Lehrpersonen auf den

Lehrplan 21 in der Westschweiz auf den Plan drsquoeacutetudes romand (PER) vorbereitet Beide Lehr-

plaumlne streben Kohaumlrenz uumlber alle obligatorischen Schuljahre hinweg an Auf der Sekundar-

stufe sind den beiden Lehrplankonzepten aber zT andersartige Paradigmen zugrundgelegt

Dies zeigt sich zum Beispiel im Fach Geschichte Die Gestaltung der Lehrpraktika ist im

franzoumlsischsprachigen Teil Freiburgs fuumlr die Sekundarstufe II anders als im deutschsprachi-

gen Die Freiburger Lehrpersonenbildung muss sich also an zwei verschiedenen Rahmen-

konzepten orientieren

322 Kantonales Sprachenkonzept

Aufgrund der Globalisierung wird unsere Gesellschaft multikultureller Die Sensibilitaumlt fuumlr

andere Kulturen und Sprachen wird fuumlr das Zusammenleben und die gesellschaftliche Ko-

haumlsion immer relevanter Entsprechend wichtig wird der Erwerb von Fremdsprachen Neben

der Landessprache sprechen viele Kinder zuhause eine andere Sprache Im Kanton Freiburg

gilt gemaumlss dem verfassungsrechtlichen Territorialitaumltsprinzip der Grundsatz dass die Un-

terrichtssprache der Amtssprache der Gemeinde oder der Gemeinden die den Schulkreis

bilden entspricht Gleichzeitig ist aber sowohl in der Kantonsverfassung und expliziter auch

in den letzten Regierungsprogrammen vorgesehen den Austausch und das Sprachenlernen

zu foumlrdern

25

Dazu hat die EKSD 2010 ein kantonales Konzept fuumlr den Sprachenunterricht erarbeitet Zwei

Vorschlaumlge des Konzepts beziehen sich auf den Immersionsunterricht Es handelt sich dabei

um den Unterricht eines Sachfaches (zB Geschichte) in der jeweiligen Partnersprache

Hauptziel bleibt das Erreichen von fachlichen Kompetenzen die Sprache steht nicht im Mit-

telpunkt Mittlerweile verzeichnen Projekte zum Immersionsunterricht in der obligatori-

schen Schule des Kantons eine starke Zunahme Zum Schuljahresbeginn 201819 wurden in

18 Orientierungsschulen und 9 Primarschulen und damit in insgesamt uumlber 100 Klassen Im-

mersionsprojekte angekuumlndigt Lehrpersonen die sich fuumlr ein Immersionsprojekt engagie-

ren werden begleitet und koumlnnen vom entsprechenden und laufend erweiterten Weiterbil-

dungsangebot an der HEP-PH FR profitieren Bereits in der Grundausbildung werden die

wichtigsten didaktischen Konzepte im Bereich des Immersionsunterrichts unterrichtet Fuumlr

die bereits aktiven Lehrpersonen hat die HEP-PH FR neu einen CAS zum Thema bilingualer

immersiver Unterricht in Planung Zudem absolvieren auch die Studierenden der einspra-

chigen Ausbildung der HEP-PH einen Teil ihrer Ausbildung in der Partnersprache

Auch auf Mittelschulebene hat der Immersionsunterricht an Bedeutung gewonnen sowohl

im Kanton Freiburg als auch gesamtschweizerisch In Freiburg koumlnnen saumlmtliche Bildungs-

gaumlnge der Schulen der Sekundarstufe II mit einer zweisprachigen Maturitaumlt Deutsch-

Franzoumlsisch abgeschlossen werden Im Schuljahr 201819 besuchen rund 28 der Freiburger

Gymnasiasten diesen Unterricht der zur zweisprachigen Maturitaumlt fuumlhrt Gesamtschweize-

risch ist die Kombination Deutsch-Englisch am haumlufigsten

Auch an der Universitaumlt Freiburg kann das LDM zweisprachig abgeschlossen werden Eine

Kompetenzstelle fuumlr die Immersionsdidaktik fehlt aber

In diesem Zusammenhang ist auch das Institut fuumlr Mehrsprachigkeit zu erwaumlhnen das 2008 als

gemeinsames Institut der Universitaumlt Freiburg und der Paumldagogischen Hochschule Freiburg

gegruumlndet wurde Es fuumlhrt das Wissenschaftliche Kompetenzzentrum fuumlr Mehrsprachigkeit

(KFM) des Bundes das auf der Grundlage des Sprachengesetzes und der Sprachenverord-

nung von der Schweizerischen Eidgenossenschaft finanziert wird Zu den Aufgaben des In-

stituts gehoumlren die Durchfuumlhrung von Forschungsprojekten im Bereich der Mehrsprachig-

keit die Unterstuumltzung der Lehre auf allen Stufen die Zusammenarbeit mit verschiedenen

Akteuren auf regionaler nationaler und internationaler Ebene die Verbreitung der erworbe-

nen Kenntnisse in Wissenschaft und Gesellschaft und die Durchfuumlhrung von wissenschaftli-

chen Veranstaltungen Aktuell ist die HEP-PH FR gemeinsam mit dem Institut fuumlr Mehr-

sprachigkeit und der Universitaumlt Freiburg im Rahmen des von swissuniversities lancierten

und vom Bund finanzierten Programms P-09 laquoAufbau der wissenschaftlichen Kompetenzen

und Fachdidaktikenraquo fuumlr den Aufbau des Fachdidaktikzentrums Fremdsprachen (Centre de

didactique des langues eacutetrangegraveres CeDiLE) als Leading House zustaumlndig

Durch die besondere Lage des Kantons Freiburg auf der Sprachgrenze bietet sich die Chance

die Zweisprachigkeit in der Lehrpersonenbildung und in den Schulen zu nutzen Die Kanto-

ne Bern und Wallis pflegen die Zweisprachigkeit zwar auch aber mit zwei PH-Standorten

In Freiburg kann die Zweisprachigkeit unter einem Dach gelebt werden was eine attraktive

26

Profilierungsmoumlglichkeit ist Mittels einer kohaumlrenten und stufenuumlbergreifenden Strategie

koumlnnte die kantonale Lehrpersonenbildung das Thema Mehrsprachigkeit und Immersions-

didaktik als Freiburger USP herausarbeiten und sich auf nationaler und internationaler Ebe-

ne profilieren

323 Inklusion

Die Volksschule von heute ist eine integrative Schule Statt einzelne Kinder mit besonderem

Foumlrderbedarf in Sonderschulen oder -klassen zu unterrichten sollen moumlglichst alle gemein-

sam Regelklassen besuchen Grundlage fuumlr den integrativen Unterricht bilden das Behinder-

tengleichstellungsgesetz und die 2008 eingefuumlhrte Neugestaltung des Finanzausgleichs und

der Aufgabenteilung Seither sind die Kantone fuumlr die Sonderpaumldagogik zustaumlndig Zur Ko-

ordination der Aufgaben haben die Kantone unter der Federfuumlhrung der EDK das 2011 in

Kraft getretene Sonderpaumldagogik-Konkordat erarbeitet

Fuumlr die Foumlrderung der Kinder mit speziellem Foumlrderbedarf sind in der Regel schulische

Heilpaumldagogen zustaumlndig Sie erstellen in Absprache mit der Lehrperson individuelle Foumlr-

derplaumlne Die Heilpaumldagogen sind oft nur fuumlr einzelne Lektionen im Schulzimmer um das

Kind zu betreuen es gibt aber auch Formen von Teamteaching bei denen Lehrpersonen und

Heilpaumldagogen gemeinsam alle Kinder betreuen Fuumlr eine gute Zusammenarbeit muumlssen die

Rollen geklaumlrt und der Bildungsauftrag der Regelschule verstanden werden Heilpaumldagogen

benoumltigen ein Grundverstaumlndnis fuumlr die Lehrertaumltigkeit und Lehrpersonen der Regelklassen

ein Grundverstaumlndnis uumlber Behinderungsaspekte Die Vermittlung dieses gegenseitigen

Grundverstaumlndnisses sollte in die Grundausbildung sowohl der Volksschullehrer als auch

der Heilpaumldagogen mit einbezogen werden Dies ist heute allerdings nicht der Fall in den

Gespraumlchen wird seitens der HEP-PH FR und des ILLB der fehlende institutionalisierte Aus-

tausch mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik bemaumlngelt

324 Digitalisierung

Computer Internet und Smartphone durchdringen den Alltag immer staumlrker Die Schulen

haben sich auf verschiedene Arten mit dieser Digitalisierung auseinanderzusetzen Die neu-

en technologischen Moumlglichkeiten sind in der Lehrerbildung und in den Schulen paumldago-

gisch sinnvoll zu nutzen Allerdings erfordern die technologischen Lehrmittel Investitionen

in Infrastruktur und Datensicherheit und den Einsatz von Fachpersonen mit Spezialwissen

in verschiedensten Funktionsbereichen Zur Illustration dieser zusaumltzlichen Dimension in

der Lehrpersonenbildung haben Mishra und Koehler (2006) das oben vorgestellte PCK-

Modell um den Aspekt der digitalen Medien erweitert was zum vierdimensionalen TPCK-

Modell fuumlhrt

1 Technology Knowledge Wie koumlnnen Lehrpersonen digitale Medien fuumlr sich selbst nutzen

In dieser Dimension stehen das Wissen und die Fertigkeiten des eigenen Umgangs mit

digitalen Medien im Vordergrund

27

2 Technological Pedagogical Knowledge Welche Chancen und welchen Nutzen koumlnnen digitale

Medien im Unterricht aufweisen Hier geht es um generelle Fragen der Unterrichtsgestal-

tung im Sinne der Allgemeindidaktik

3 Technological Content Knowledge Inwiefern vermag die Digitalisierung den fachwissen-

schaftlichen Inhalt zu veraumlndern Welche Bedeutung haben digitale Medien fuumlr das jewei-

lige Fach

4 Technological Pedagogical Content Knowledge Wie lassen sich Unterrichtsinhalte anhand von

digitalen Medien sinnvoll unterrichten Wie koumlnnen digitale Medien den Lernprozess in

den jeweiligen Faumlchern unterstuumltzen

Abbildung 7 TPCK-Modell von Mishra und Koehler (2006) basierend auf Shulmann (1986)

Um dieser neuen Anforderung im Bildungswesen zu begegnen haben sowohl die EDK als

auch die CIIP 2018 eine Strategie bzw einen Aktionsplan fuumlr den Umgang mit dem Wandel

durch Digitalisierung definiert mittels derer die Kantone sich auf Ziele und prioritaumlre Berei-

che der digitalen Bildung einigen Im Kanton Freiburg hat der Staatsrat dem Grossrat bereits

2001 ein Globalkonzept der Integration der Informations- und Kommunikationstechnologie

in den Unterricht in allen Schulstufen unterbreitet 2001 wurde die Fachstelle fri-tic gegruumln-

det uumlber die seither saumlmtlichen Lehrpersonen mehr als 140 in den Schulen taumltige IKT-

Ansprechpersonen sowie Ausbildner fuumlr Lehrpersonen im Bereich IKT geschult wurden Des

Weiteren stellt sie Schulbehoumlrden Schulen Lehrpersonen und Lernenden Leistungen und

Beratungen im Zusammenhang mit Medien und IKT zur Verfuumlgung und foumlrdert gleichzeitig

eine kritische Auseinandersetzung mit den neuen Medien und Technologien 2017 hat der

Staatsrat ein kantonales Konzept fuumlr die Integration von Medien und IKT in der obligatori-

schen und nachobligatorischen Schule in der Berufsbildung und im Sonderschulunterricht

genehmigt Es soll ein neues Fuumlhrungssystem definieren die Steuerungsstrukturen klaumlren

Synergien ermitteln und eine gemeinsame Vision entwickeln die die Kohaumlrenz der verschie-

denen Unterrichts- und Bildungsaumlmter Aus- und Weiterbildungen fuumlr Lehrpersonen Infor-

matikprojekten des Staates und Unterrichts-Lernpraxis an den Schulen zum Ziel hat Inner-

halb der EKSD wurde das Buumlro Medien und IKT geschaffen das als Steuerungsorgan der

28

EKSD die Aufgabe hat dieses Globalkonzept fuumlr den Zeitraum 2017 bis 2021 zu erarbeiten

umzusetzen und zu evaluieren

Im Schuljahr 201920 werden durch den Lehrplan 21 die Lernziele im Bereich von Medien

und Informatik fuumlr die deutschsprachige obligatorische Schule festgelegt und in den Frei-

burger Gymnasien wird Informatik als obligatorisches Fach eingefuumlhrt Eine diesbezuumlgliche

Uumlberarbeitung des PER fuumlr den franzoumlsischen obligatorischen Unterricht ist ebenfalls be-

schlossen Diese flaumlchendeckende Einfuumlhrung eines neuen Faches einerseits und neuer fauml-

cheruumlbergreifender technologischer Unterrichtsmaterialen andererseits erfordert eine ent-

sprechende Anpassung der Studienprogramme in der Lehrpersonenausbildung Die HEP-

PH FR und die Universitaumlt haben diese getrennt und unabhaumlngig voneinander in Angriff

genommen ua mit der Unterstuumltzung ihres jeweiligen Fachzentrums Sowohl die Universi-

taumlt (Laboratoire drsquoinnovation peacutedagogique LIP Centre Nouvelles technologies et enseignement NTE)

wie auch die HEP-PH FR (Centre de recherche sur lrsquoenseignementapprentissage par les technolo-

gies numeacuteriques CREATE) verfuumlgen uumlber Einheiten fuumlr Lehre und Lernen mit digitalen Tech-

nologien Auch hier gibt es zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien Der Einsatz der vorhan-

denen Ressourcen hat grosses Optimierungspotential

33 Oumlkonomische Elemente

331 Zulassungspolitik

Folgende Darstellung zeigt mit welcher Vorbildung schweizweit die Studierenden an die

PH gelangen Die Zugaumlnge sind vielfaumlltig und durchlaumlssig So kann der Arbeitsmarkt mit

ausreichend qualifizierten Lehrpersonen versorgt werden

Abbildung 8 PH-Eintritte auf Stufe Bachelor nach Studiengang und Zulassungsausweis 20172018 (Quelle Bundesamt fuumlr

Statistik BFS)

Heute verfuumlgen 43 der Studierenden die die Ausbildung VorschulstufePrimarstufe auf-

nehmen uumlber eine gymnasiale Maturitaumlt Knapp 2 davon haben eine Passerelle BM-UH

29

absolviert Auch die Fachmaturitaumlt (FM) mit Vertiefungsrichtung Paumldagogik ist seit ihrer

Einfuumlhrung im Studienjahr 201011 mit 29 zu einem bedeutenden Zubringer in die Vor-

schul- und Primarschullehrerausbildung geworden Diese Population von Studierenden ist

fuumlr den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen eminent wichtig da ohne sie nur eine ungenuumlgende

Anzahl an Lehrpersonen ausgebildet werden koumlnnte Die Berufsmaturanden machen 8 aus

7 der Studierenden wurden mit oder ohne Pruumlfung durch eine Hochschule zugelassen und

6 haben einen auslaumlndischen Zulassungsausweis Zwar fehlen fuumlr eine laumlngerfristige Beur-

teilung auch hier die mittels eines permanenten Monitorings zu erhebenden Daten die Zah-

len fuumlr das Studienjahr 201819 zeigen jedoch dass an der HEP-PH FR gleichviele Inhaber

einer Fach- wie einer gymnasialen Maturitaumlt studieren Fuumlr den Zugang zu den von der Uni-

versitaumlten angebotenen Studiengaumlngen so auch des ILLB und des DSP wird die gymnasiale

Maturitaumlt vorausgesetzt

Kandidatinnen und Kandidaten fuumlr eine Ausbildung zur Lehrperson insbesondere fuumlr die

Primarstufe gibt es genug Allerdings besteht an der HEP-PH FR seit dem Studienjahr

200405 eine Zulassungsbeschraumlnkung Sie wurde aufgrund einer laquounerwartet grossen An-

zahl Anmeldungenraquo eingefuumlhrt Nach 104 registrierten Anmeldungen im Jahr 2002 und 105

im Jahr 2003 sind 2004 165 Bewerbungen eingegangen Damit war die Aufnahmekapazitaumlt

der HEP-PH FR in Bezug auf die vorhandenen Praktikumsplaumltze die Betreuung der Studie-

renden und die Infrastruktur uumlberschritten Die maximale Aufnahmekapazitaumlt wurde auf 90

Studienplaumltze fuumlr die franzoumlsischsprachigen und 30 fuumlr die deutschsprachigen Studierenden

festgelegt Die Verordnung des Staatsrats uumlber diese erste Zulassungsbeschraumlnkung erlaumlsst

zudem Selektionskriterien die zur Ablehnung der uumlberzaumlhligen Kandidaten angewandt

werden konnten Laut Art 4 Abs 2 konnte die Aufnahme abgelehnt werden wenn die Beur-

teilung der paumldagogischen Faumlhigkeiten Vorbehalte enthielt und die schulischen Ergebnisse in

der Muttersprache und in der ersten Fremdsprache als ungenuumlgend beurteilt wurden

200506-200708 wurde die Anzahl der Studienplaumltze weiter reduziert da mit der laquoPasserel-

leraquo ndash einer Weiterbildung die Kindergaumlrtnerinnen Handarbeits- und Werklehrerinnen das

Unterrichten auf der 1 und 2 Primarstufe ermoumlglichte ndash eine zusaumltzliche Ausbildung ange-

boten wurde die Personal und Infrastruktur der HEP-PH FR ebenfalls beanspruchte Ab

200809 wurde die Anzahl erstmals auf 100 bzw 50 Plaumltze erhoumlht mit der Begruumlndung

laquodass eine groumlssere Anzahl Studierender aus verschiedenen Gruumlnden zum Beispiel wegen

der Mobilitaumlt zwischen den PH das Studium nach dem ersten Jahr wieder aufgibtraquo und

dadurch wieder mehr Aufnahmekapazitaumlt entstuumlnde zudem koumlnnten im ersten Jahr die

Praktika zu zweit absolviert werden Auch die Selektionskriterien wurden angepasst Ab

200809 wird neben den Noten in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematik eine

schriftliche Stellungnahme zu einem Thema das mit der Schule oder dem Lehrerberuf ver-

bunden ist beurteilt

Als sich ein Ruumlckgang der Anzahl Lehrpersonen abzuzeichnen begannt wurde in den Jahren

201011 bis 201314 auf eine Zulassungsbeschraumlnkung verzichtet Da die Gesamtzahl der

Studierenden an der HEP-PH FR von 313 im Jahr 2009 auf 470 im Jahr 2013 anstieg fuumlhrte

30

der Staatsrat im Rahmen seiner Struktur- und Sparmassnahmen die Beschraumlnkung auf das

Studienjahr 201415 wieder ein Als Selektionskriterien galten ab sofort nur noch laquodie schuli-

schen Ergebnisse in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematikraquo

Studienjahr franzoumlsischsprachig deutschsprachig insgesamt

200405 90 40 130

200506 75 35 110

200607 75 35 110

200708 75 35 110

200809 100 50 150

200910 100 50 150

201011-201314 keine Zulassungsbeschraumlnkung

201415 100 50 150

201516 100 50 150

201617 100 50 150

201718 100 50 150

201819 110 50 160

Abbildung 9 Zulassungsbeschraumlnkung an der HEP-PH FR Uumlbersicht von 200405-201819

Wegen der Beibehaltung der Zulassungsbeschraumlnkung uumlber mehrere Jahre hinweg ist man

sich heute gar nicht mehr im Klaren in welcher Zahl sich die Nachfrage nach Studienplaumltzen

an der HEP-PH FR niederschlagen wuumlrde Frist fuumlr die Einreichung der Kandidaturen ist

jeweils Ende Maumlrz und Ende Juli werden die Zulassungen fuumlr den Beginn des Studienjahres

im September bekanntgegeben Nun kennt die HEP-PH FR zwar die Anzahl Kandidaturen

sie entspricht aber nicht derjenigen die sich letztendlich definitiv fuumlr den Studieneintritt ent-

scheiden Viele angehende Studierende sind sich der Platzbeschraumlnkung sowohl an der HEP-

PH FR als auch an anderen Bildungsinstitutionen (etwa an der Hochschule fuumlr Soziale Arbeit

Freiburg) bewusst und bewerben sich absichtlich an mehreren Orten um einen Studienplatz

auf sicher zu haben Dies fuumlhrt dazu dass ein Teil der Bewerber die von der HEP-PH FR

abgewiesen werden das Studium auch bei positivem Zulassungsentscheid nicht aufnehmen

wuumlrde Wie hoch dieser Anteil ist kann nicht ermittelt werden

Diese Zulassungsbeschraumlnkung ist houmlchst problematisch Einerseits will der Kanton Lehr-

personen ausbilden andererseits fuumlhrt der Numerus Clausus zu Abwanderungen von Stu-

dierenden va nach Bern und Lausanne Tatsaumlchlich legen die Zahlen nahe dass die Zulas-

sungsbeschraumlnkung die Nachfrage nach Studienplaumltzen an der HEP-PH FR negativ beein-

flusst Waumlhrend das Angebot stagniert nimmt die Nachfrage ab Es ist houmlchst problematisch

den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen auf solche Weise zu steuern die Nachfrage folgt allem

voran der demographischen Entwicklung

31

Abbildung 10 Kandidaturen vs Eintritte HEP-PH FR 201314-201819

Auch die Ausbildungsplaumltze fuumlr das Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute (DEEM)

sind limitiert Die franzoumlsischsprachige Ausbildung wurde urspruumlnglich fuumlr 48 Personen pro

Studienjahr konzipiert Da das Interesse fuumlr die Ausbildung mit jedem Jahr zunimmt aber

nicht genuumlgend Praktikumsplaumltze zur Verfuumlgung stehen besteht seit dem Studienjahr

200809 eine Aufnahmebeschraumlnkung fuumlr 60 Personen pro Jahr Diese Beschraumlnkung erweist

sich fuumlr die Situation auf dem Arbeitsmarkt als unproblematisch die Maturitaumltsschulen ha-

ben keine Rekrutierungsschwierigkeiten Da sogar ein leichtes Uumlberangebot an Lehrpersonen

fuumlr die Sekundarstufe II besteht haben DEEM-Inhaber uumlber mehrere Jahre hinweg auch Pen-

sen auf Sekundarstufe I uumlbernommen wo bis vor kurzem ebenfalls Lehrpersonal fehlte In-

folge des Anstiegs der Studierenden fuumlr das Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I

(DAES I) in den letzten Jahren hat sich die Arbeitsmarktsituation in den Orientierungsschu-

len wieder beruhigt dafuumlr beginnen sich Engpaumlsse bei der Organisation von Praktikums-

plaumltzen abzuzeichnen

Eine abschliessende Anmerkung zu den Praktikumsplaumltzen sei hier festgehalten Persoumlnlich

bin ich der Meinung dass die Zahl der Praktikumsplaumltze als limitierender Faktor von den

Gespraumlchspartnern zu stark und nicht einleuchtend verwendet wird Die Begruumlndung und

die genaue Benennung der Engpassfaktoren wurden aus den Gespraumlchen nicht klar Wenn

der Arbeitsmarkt mehr Lehrpersonen benoumltigt lassen sich mindestens mittelfristig durch

organisatorische Massnahmen auch ausreichend Praktikumsplaumltze organisieren Gerade

auch die Berufsverbaumlnde sind bei der Erarbeitung solcher Massnahmen mit einzubeziehen

332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage

Der Kanton Freiburg ist wie die umliegenden Regionen seit einigen Jahren mit einer ange-

spannten Situation auf dem Stellenmarkt fuumlr Lehrpersonen auf Primarstufe konfrontiert

Was heute eine grosse Schwierigkeit fuumlr die Anstellung von Stellvertretungen bedeutet wird

in wenigen Jahren in einen tatsaumlchlichen Mangel an qualifizierten Lehrpersonen muumlnden

Die Anzahl Zulassungen zum Studium wird in Freiburg aber nicht etwa von der Situation

auf dem Arbeitsmarkt sondern von der Aufnahmekapazitaumlt der aktuellen Raumlumlichkeiten

260

225 242

256

211 196

154 145

155 140

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150

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250

300

201314 201415 201516 201617 201718 201819

Kandidaturen im Maumlrz

Eintritte im September

32

definiert Weder der demographischen Entwicklung noch anderen Schwankungen auf dem

Bildungsmarkt kann so Rechnung getragen werden Es sind noch weitere Phaumlnomene zu

beruumlcksichtigen etwa die grosse Nachfrage nach Teilzeitstellen oder die Tatsache dass ein

bedeutender Anteil der Diplomierten gar nie im Lehrberuf arbeitet Diese Gesamtsituation

fuumlhrt dazu dass zwischen 2013 und 2016 die Abgaumlnger der HEP-PH FR nur 565 des Be-

darfs auf dem franzoumlsischsprachigen Freiburger Arbeitsmarkt gedeckt haben 201819 wurde

deshalb die Zulassungsbeschraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Abteilung von 100 Plaumlt-

zen pro Studienjahr auf 110 erhoumlht Diese Erhoumlhung wurde durch den Umzug der Fachstelle

fri-tic ermoumlglicht die bis anhin in den Raumlumlichkeiten der HEP-PH FR untergebracht war

Daruumlber hinaus wird allerdings nur eine substantielle Erweiterung der Gebaumlude oder ein

Neubau an einem anderen Standort der stetig steigenden Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt

nachkommen koumlnnen

Wie erwaumlhnt ist der Zugang zu bestimmten Daten und dadurch deren Auswertung durch

die zersplitterte Organisation wesentlich erschwert Die Entwicklung der Studierendenzah-

len uumlber die letzten fuumlnf Jahre zeigt jedoch dass das Ausbildungsangebot teilweise zur Ab-

wanderung der Freiburger Studierenden insbesondere in die Nachbarkantone fuumlhrt Das ist

insofern problematisch als der Heimatkanton der die Ausbildung im Rahmen der Interkan-

tonalen Fachhochschulvereinbarung (FHV) finanziert nicht davon ausgehen kann dass die

Studierenden nach Abschluss ihres Studiums wieder zuruumlckkehren In der Folge werden

einige grundlegende Statistiken zu den verfuumlgbaren Daten praumlsentiert und im vorliegenden

Kontext interpretiert

A) Herkunft der Studierenden in Freiburg

1 Primarstufe

Abbildung 11 Herkunft der Studierenden Primarstufe 201314-201718 Die Anzahl an Freiburger Studierenden hat uumlber

die letzten fuumlnf Jahre zugenommen waumlhrend die Anzahl an Studierenden aus anderen Kantonen und aus dem Ausland uumlber

den gleichen Zeitraum zuruumlckgeht

284

114

47

302

107

35

311

120

39

287

114

17

302

82

25

0

50

100

150

200

250

300

350

FR Andere Kantone Ausland

201314 201415 201516 201617 201718

33

2 Sekundarstufe I

Abbildung 12 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe I 201314-201718 Die Anzahl der Freiburger hat in den vergan-

genen fuumlnf Jahren besonders stark zugenommen Diese Population ist die Hauptquelle der Zunahme der Anzahl Studieren-

den am ILLB

3 Sekundarstufe II

Abbildung 13 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe II 201314-201718 Aufgrund der Beschraumlnkung der Anzahl

Studienplaumltze fuumlr das DEEM sind die Studierendenzahlen stabil Insbesondere das LDM zieht zahlreiche Studierende aus

anderen Kantonen an Von den insgesamt 228 Studierenden im Jahr 201718 stammen nur 94 aus dem Kanton Freiburg

Diese grosse Attraktivitaumlt kann sich damit erklaumlren dass der Studiengang konsekutiv nach einem Masterabschluss eines

170 169

17

189

162

24

201

163

25

208

183

22

221

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150

200

250

FR CH Ausland

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

34

24

9

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5

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24

7

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91

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39

23

6

46

93

15

40

15

7

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18

0

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30

40

50

60

70

80

90

100

FR CH Ausland FR CH Ausland

Diplocircme denseignement pour eacutecoles de maturiteacute DEEM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltschulen LDM

201314 201415 201516 201617 201718

34

Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der

Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde

4 Sonderpaumldagogik

Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg

bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an

Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718

161

686

34

166

675

39

174

680

37

177

705

48

171

716

51 100

200

300

400

500

600

700

800

FR CH Ausland

2013 2014 2015 2016 2017

10

20

30

40

50

60

70

80

90

FR

DE

35

A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg

1 Alle Stufen

Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und

Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg

2 Primarstufe

Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone

Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger

an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)

73

55

14 10

29

14

9

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5 7

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1 3 3 2 1 2

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Pri

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BE VD JU LU VS AG NE

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11

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55

16

1 2 2

63

22

1 4 3

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5

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3 5

1 2 1

0

10

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30

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Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

36

3 Sekundarstufe I

Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr

201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger

die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)

4 Sekundarstufe II

Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-

beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen

29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg

40

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48

15

3 4

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Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

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3

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2 3

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2

4

6

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14

16

18

20

Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

37

5 Sonderpaumldagogik

Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-

dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-

burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur

auf Deutsch angeboten wird

34 Organisatorische Elemente

Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-

ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben

die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-

turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen

Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-

kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement

oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-

formen beeinflusst

341 Interne Fuumlhrungsstrukturen

Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer

Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die

Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist

mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum

arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-

sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt

sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische

Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit

6

18

6 6

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11

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Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall

201314 201415 201516 201617 201718

38

mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene

nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und

Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich

Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf

einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-

ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-

struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-

richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte

An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern

ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und

operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das

Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen

der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-

der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine

Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR

Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-

nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg

koordinieren koumlnnte

Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen

die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-

steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das

Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-

tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die

Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-

schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich

die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-

ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der

Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden

342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen

Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-

standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und

ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018

werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen

Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE

der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der

deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-

ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist

aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich

39

Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-

gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-

sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes

de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale

de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in

der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den

Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-

sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen

Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene

Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf

die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist

eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten

Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen

Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-

enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-

nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen

Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten

343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung

Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es

braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-

nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die

Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-

stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen

Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen

sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards

ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-

litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte

Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-

den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-

derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die

HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative

Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet

werden muumlssen

Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen

Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-

maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-

rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-

hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht

Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-

sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen

40

Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie

sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber

eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt

ist diese Auflage weniger problematisch

344 Infrastruktur

Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen

bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-

lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-

lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-

schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade

auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den

heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau

nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden

Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-

gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun

verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten

Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit

einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung

stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-

schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden

Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-

kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie

eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des

ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-

PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-

ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst

Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals

thematisiert aber nie weiterverfolgt

35 Rechtliche Elemente

351 Nationale Ebene

Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-

schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-

taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-

zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-

hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-

traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten

Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten

die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings

41

auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das

Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der

Kantone

352 Kantonale Ebene

Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-

sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig

sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-

cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer

Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-

ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das

Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen

Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR

allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-

trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-

liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-

gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-

lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von

2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der

fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen

Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten

waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das

neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR

eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb

keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz

grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen

der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-

schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-

matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung

mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden

soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung

Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen

Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-

ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren

Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft

getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem

Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-

schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-

tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen

Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-

42

le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des

Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-

systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert

werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-

lungsdruck verhindern koumlnnen

36 Finanzielle Elemente

Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle

Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die

Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen

Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-

hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses

Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im

interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln

Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-

rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits

und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die

Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-

zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-

schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den

Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH

15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und

nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-

gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen

werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach

Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine

Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-

traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite

lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-

nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt

37 Kontextualisierung der Erkenntnisse

Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen

der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-

beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast

ausschliesslich informell

In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse

durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt

dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-

tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit

43

einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als

auch aus anderen Kantonen

FR HEP Vaud PH Bern

Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)

Sekundarstufe I 435 443 877

Sekundarstufe II 228 215 357

Total Sekundarstufe 663 658 1234

Sonderpaumldagogik 953 368 207

Total 2025 1945 2429

Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen

201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der

Fachausbildung mitgezaumlhlt

Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH

abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell

entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der

HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die

Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr

den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-

sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-

den

Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-

fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-

ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es

die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-

renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf

Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-

ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe

II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben

Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-

traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die

Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss

zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-

ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen

Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur

Verfuumlgung

44

4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle

41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick

In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-

nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig

ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische

Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf

lokale Besonderheiten zugeschnitten sind

Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik

1 PHBern

2 PH FHNW

3 PHGR

4 PH Luzern

5 PHSG

6 PHSH

7 PHSZ

8 PHTG

9 PH-VS

10 PH Zug

11 PHZH

12 HEP-BEJUNE

13 HEP Vaud

14 S SUPSI-DFA

Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz

Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-

enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-

tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch

an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-

gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden

Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-

terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-

tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt

Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-

lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der

Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-

konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats

gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-

sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann

45

42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle

Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-

gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll

ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber

im Folgenden kurz aufgefuumlhrt

Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-

schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt

des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-

spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-

ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit

einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies

etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH

FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-

ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-

tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium

besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-

PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so

besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt

und HEP-PH FR gewertet

Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der

Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen

immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-

lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich

Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-

turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre

aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-

chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell

von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-

saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen

besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen

Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann

die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-

nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur

Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder

andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE

Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der

Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-

bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-

nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-

sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie

46

gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-

tonsverfassung mit einbezogen

Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische

Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-

ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-

schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-

zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-

rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-

nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur

Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-

und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-

ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-

takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen

Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles

fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR

stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-

schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO

dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im

Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-

geordneten Strukturen problematisch

43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-

versitaumlt

In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach

einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen

Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur

Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung

Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr

Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten

Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD

vom 1 Januar 2002 geregelt

431 Staumlrken und Chancen

Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-

ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-

stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die

ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil

Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-

gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und

paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen

47

allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt

der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-

meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch

im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher

Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone

geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg

waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen

Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr

Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im

Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-

Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als

auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies

ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung

mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-

lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-

studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls

als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-

renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen

Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet

werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-

didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-

nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in

Bern oder Lausanne stattfindet

432 Schwaumlchen und Gefahren

Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II

den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit

Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung

Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein

interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in

Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und

praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-

tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische

Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt

und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren

44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt

Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-

sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-

taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein

48

441 Staumlrken und Chancen

Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen

Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-

der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen

aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland

mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten

laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-

tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig

442 Schwaumlchen und Gefahren

In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen

Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-

dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt

Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu

geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-

personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-

nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche

Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-

setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung

fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-

nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem

Unwort geworden

Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-

lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In

einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches

Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-

toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder

einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-

sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-

te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer

rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-

rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr

eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-

dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem

Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb

des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-

chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere

nutzen moumlchten

49

45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne

In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-

ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-

de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke

Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation

eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische

Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung

Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um

Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert

451 Staumlrken und Chancen

Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-

dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der

HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden

Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot

452 Schwaumlchen und Gefahren

Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar

und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche

Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton

Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der

Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem

im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark

in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen

Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-

le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-

stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation

insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-

operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-

rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders

die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses

Modell wohl besonders schwierig umzusetzen

50

5 Empfehlungen

51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit

Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-

nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status

Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre

Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-

nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde

sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand

bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons

Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-

tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher

Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst

eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein

Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium

vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-

che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige

Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt

der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-

dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu

nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-

nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen

52 Strategische Stossrichtung

Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes

festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung

der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-

meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie

sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-

stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-

ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-

nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status

Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen

Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden

kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts

muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen

Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet

51

Perspektive Strategische Ziele

Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen

Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit

seinen Besonderheiten

Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-

burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten

und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen

Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant

hervorgehoben

Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen

Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)

Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-

kraumlften garantieren

Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen

Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren

Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung

ermoumlglichen

Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-

schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann

Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen

Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-

fuumlgung stellen

Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-

chende Informatikinfrastruktur einrichten

Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen

Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen

Der Hochschule Autonomie gewaumlhren

Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung

53 Modellvorschlag

531 Interinstitutionelles Gremium

Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-

nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist

gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-

schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben

den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)

eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums

(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird

das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist

dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-

pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-

bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung

52

In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-

fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun

Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-

liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten

Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-

den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-

sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-

tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-

rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-

bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-

sammlung) ersetzt werden

Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan

53

Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)

532 Abwaumlgungen

Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-

stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das

Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-

schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure

des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem

Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-

typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-

dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt

aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-

oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-

treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-

ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat

damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-

ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten

Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-

tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden

und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-

gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang

gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen

kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-

ben

Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-

folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die

54

Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig

der finanzielle Druck auf die kleinen PHs

533 Weiteres Vorgehen und Ausblick

Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von

aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich

hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-

schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der

Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-

len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich

lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei

Hauptphasen

Abbildung 26 Prozessgestaltung

Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste

fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit

sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende

laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-

kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer

Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf

dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume

verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-

sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-

den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt

werden

Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen

Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-

naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge

der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue

55

Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf

angepasst der Aussenauftritt konsolidiert

Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen

Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion

um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum

die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-

statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-

faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht

534 Schlussgedanken

Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die

Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen

Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch

konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-

gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt

werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen

Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-

saumltzlich erschwerend

Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-

gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-

finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung

verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so

koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden

Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution

fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht

Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-

promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-

lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-

gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt

Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-

forderlich

56

6 Quellen

61 Literatur

Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter

httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb

Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt

Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle

Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading

House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No

12

Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)

Muumlnchen Vahlen

Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice

(9th ed) Boston McGraw-Hill

Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-

Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson

Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A

Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University

108 (6) 1017-1054

Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational

Researcher 15(2) 4-14

Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion

62 Rechtsgrundlagen

Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-

taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und

Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001

Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-

sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)

Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-

schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom

30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)

Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et

lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001

EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit

Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK

EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der

Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK

57

Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)

Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)

Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg

(SR 101000)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)

Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom

16062016 (LB SR 447710)

Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)

63 Berichte und Stellungnahmen

SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr

Bildungsforschung

Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017

Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave

lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat

de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut

Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg

Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg

13122018

Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute

Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK

httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf

httpwwwcdipchdyn12277php

2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron

PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion

httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf

httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv

onMedienundIKTindenUnterrichtpdf

httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes

Page 8: Prof. Dr. Roman Capaul St. Gallen, 2. April 2019 · guisme est un atout unique qui est mis en avant comme une unique selling proposition (USP - proposition de vente unique). Le bilinguisme

8

351 Nationale Ebene 40

352 Kantonale Ebene 41

36 Finanzielle Elemente 42

37 Kontextualisierung der Erkenntnisse 42

4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle 44

41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick 44

42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle 45

43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Universitaumlt 46

431 Staumlrken und Chancen 46

432 Schwaumlchen und Gefahren 47

44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt 47

441 Staumlrken und Chancen 48

442 Schwaumlchen und Gefahren 48

45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne 49

451 Staumlrken und Chancen 49

452 Schwaumlchen und Gefahren 49

5 Empfehlungen 50

51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit 50

52 Strategische Stossrichtung 50

53 Modellvorschlag 51

531 Interinstitutionelles Gremium 51

532 Abwaumlgungen 53

533 Weiteres Vorgehen und Ausblick 54

534 Schlussgedanken 55

6 Quellen 56

61 Literatur 56

62 Rechtsgrundlagen 56

63 Berichte und Stellungnahmen 57

9

Abkuumlrzungsverzeichnis

AfU Amt fuumlr Universitaumltsfragen

BM Berufsmaturitaumlt

CERF Centre drsquoenseignement et de recherche pour la formation agrave lrsquoenseignement au secon-

daire

CIIP Confeacuterence intercantonale de lrsquoinstruction publique

DAES I Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I

DEEM Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute

DiBi Diplocircme bilingue

DOA Amt fuumlr deutschsprachigen obligatorischen Unterricht

DSP Departement fuumlr Sonderpaumldagogik

EDK Erziehungsdirektorenkonferenz

EKSD Direktion fuumlr Erziehung Kultur und Sport

ENC Ecole normale cantonale

FH Fachhochschule

FHNW Fachhochschule Nordwestschweiz

FHO Fachhochschule Ostschweiz

HEP-PH FR Haute eacutecole peacutedagogique Fribourg ndash Paumldagogische Hochschule Freiburg

HES Haute eacutecole speacutecialiseacutee

HES-SO (FR) Haute eacutecole speacutecialiseacutee de Suisse occidentale (Fribourg)

HFKG Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz

HPI Heilpaumldagogisches Institut

ILLB Institut fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung

ITA Amt fuumlr Informatik und Telekommunikation

IUFE Institut universitaire de la formation des enseignants (UNIGE)

KLD Kombiniertes Lehrdiplom fuumlr die Sekundarstufen I und II

KLS Kantonales Lehrerseminar

LDM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltsschulen

LDS I Lehrdiplom fuumlr die Sekundarstufe I

PER Plan drsquoeacutetudes romand

PHFG Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg von 2015

PHG Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule von 1999

S2 Amt fuumlr Unterricht der Sekundarstufe 2

SEnOF Service de lrsquoenseignement obligatoire de langue franccedilaise

SITel Service de lrsquoinformatique et des teacuteleacutecommunications

SoA Amt fuumlr Sonderpaumldagogik

SUPSI Scuola universitaria professionale della Svizzera italiana

UH Universitaumlre Hochschule

USP Unique Selling Proposition

ZELF Zentrum fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung Freiburg

10

1 Einleitung

11 Ausgangslage

Die institutionelle Organisation der Lehrpersonenbildung im Kanton Freiburg ist schweiz-

weit einzigartig Sie umfasst die Paumldagogische Hochschule Freiburg (HEP-PH FR) einerseits

und ndash neben der universitaumlren Fachausbildung ndash zwei Einheiten der Philosophischen Fakul-

taumlt der Universitaumlt Freiburg andererseits das Institut fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung

(ILLB Departement fuumlr Erziehungs- und Bildungswissenschaften) und das Departement fuumlr

Sonderpaumldagogik (DSP)

Die Ausbildung fuumlr die Vorschul- und die Primarstufe (1H-8H) erfolgt an der HEP-PH FR im

Rahmen eines Bachelorstudiums die Ausbildung fuumlr die Sekundarstufen I und II an der

Universitaumlt im Rahmen eines Masterstudiengangs Das Studium zur Lehrperson der Sekun-

darstufe I (9H-11H) besteht aus zwei Ausbildungsteilen einem fachspezifischen Bachelor in

der entsprechenden Fakultaumlt fuumlr den Studienleistungen (Allgemeine Didaktik Paumldagogische

Psychologie) am ILLB absolviert werden und einem Masterstudiengang am ILLB In den

Faumlchern Bildnerisches Gestalten Technisches Gestalten und WirtschaftArbeitHaushalt so-

wie im Bereich Musik finden die Fach- und fachdidaktischen Studienanteile an der HEP-PH

FR statt Das Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltsschulen (LDM Sekundarstufe II) wird zusaumltzlich

zum Fachstudienabschluss (Master) erworben Studierende aller Fakultaumlten koumlnnen es er-

werben sofern das Fach als Unterrichts- respektive Lehrfach anerkannt ist Das Departement

fuumlr Sonderpaumldagogik erteilt Diplome wie den Bachelor Logopaumldie oder den Master Schuli-

sche Heilpaumldagogik Mit der integrativen Schule werden heute Kinder mit speziellem Foumlr-

derbedarf vermehrt in Regelklassen von schulischen Heilpaumldagogen gefoumlrdert Folgende

Tafel bietet eine Uumlbersicht uumlber die Ausbildungsangebote

HEP-PH FR Bachelor of Arts in Pre-Primary and Primary Education

ILLB Bachelor of Arts fuumlr den Unterricht auf der Sekundarstufe I

Bachelor of Science fuumlr den Unterricht auf der Sekundarstufe I

Master of Arts fuumlr den Unterricht auf der Sekundarstufe I

Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltsschulen

Ab 201920 Kombiniertes Lehrdiplom fuumlr die Sekundarstufen I und II (nur

auf Deutsch)

Doktorat

DSP Bachelor in Klinischer Heilpaumldagogik und Sozialpaumldagogik

Bachelor in Logopaumldie (nur auf Deutsch)

Bachelor in Sonderpaumldagogik

Master in Sonderpaumldagogik

Master in Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik

Master in Sonderpaumldagogik Option Logopaumldie (nur auf Deutsch)

Doktorat

11

Die Lehrpersonenbildung im Kanton Freiburg findet demnach an drei verschiedenen Orten

statt Aus dieser Situation heraus sind verschiedene Problemfelder entstanden

1 In der Ausbildung fuumlr die obligatorische Schule (1H-11H) fehlt es an Kontinuitaumlt Auch

dem gesetzlich verankerten integrativen Unterricht wird in der Ausbildung der

Lehrpersonen zu wenig Rechnung getragen Die Kontakte zwischen der HEP-PH FR

bzw dem ILLB mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik sind ungenuumlgend

2 Die Organisationskulturen in den drei Ausbildungseinheiten sind unterschiedlich

der Informationsaustausch und die Zusammenarbeit sind lose und ungenuumlgend Von

Synergien in den Bereichen der Ausbildung Weiterbildung und Dienstleistungen an

Dritte wird kaum profitiert in der Forschung findet sie nur punktuell (notabene im

Bereich der Mehrsprachigkeit) und meist ad personam statt

3 Die Zusammenarbeit zwischen oumlffentlichen Einrichtungen (besonders der kantonalen

Erziehungsdirektion aber auch interkantonalen oder nationalen Gremien) und den

Ausbildungsinstitutionen wird durch uneinheitliche Entscheidungsbefugnisse er-

schwert Waumlhrend die Rektorin der HEP-PH FR bei anstehenden Fragestellungen

meist eine direkte Entscheidungsbefugnis hat liegen diejenigen der beiden Institute

der Universitaumlt teilweise auch auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene

4 Die Freiburger Lehrpersonenbildung als Ganzes ist kaum sichtbar und schweizweit

wenig profiliert

12 Ziele

Die Erziehungsdirektion hat im Status Quo auf verschiedenen Ebenen Handlungsbedarf

erkannt und die vorliegende Analyse in Auftrag gegeben Bevor Entscheide getroffen und

Massnahmen ergriffen werden sollen die relevanten Faktoren die aktuell auf die Lehrper-

sonenbildung einwirken beleuchtet werden Das Resultat der Analyse soll eine Argumenta-

tionsgrundlage liefern auf deren Basis ein politischer Entscheid getroffen werden kann Da-

bei sollen die Fuumlhrungsstrukturen vereinfacht werden Gemaumlss Mandat sollen folgende As-

pekte im Bericht enthalten sein

1) Uumlberblick uumlber die entsprechenden Lehrpersonenbildungsstaumltten in der Schweiz Vor-

und Nachteile der verschiedenen Modelle

2) Analyse der aktuellen Situation in den drei Ausbildungseinheiten im Kanton Freiburg

3) Analyse von institutionellen Modellen und Empfehlung fuumlr ein Modell (in einer Unterva-

riante soll auch eine Verbindung mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik erwogen

werden) Die verschiedenen Modelle sollen mit Kriterien wie fachliche und paumldagogische

Bildung Forschung Weiterbildung Dienstleistungen an Dritte Personal Attraktivitaumlt

Eintrittsbedingungen fuumlr Studierende nationale Praumlsenz Governance Vertretung in nati-

onalen Gremien Entscheidungsstruktur etc analysiert werden

12

Im Verlauf der Arbeit wurde das Mandat teilweise etwas weiter gefasst Infolge der Exper-

tengespraumlche und Unterlagen sind andere oder zusaumltzliche Aspekte fuumlr eine breite Situati-

onsbeschreibung mit Loumlsungsansaumltzen relevant geworden In meinem Verstaumlndnis sind Fuumlh-

rungs- und Organisationsmodelle zudem auf die konkrete Situation hin auszurichten Es gibt

kein Modell das eins zu eins auf den Kanton Freiburg uumlbertragen werden koumlnnte Folgende

zentrale Merkmale heben sich im Fall Freiburgs im Vergleich zu anderen Kantonen ab und

muumlssen in der Loumlsungssuche mitberuumlcksichtigt werden

Freiburg ist ein Universitaumltskanton mit einer Volluniversitaumlt und zahlreichen ausserkan-

tonalen Studierenden Dies ergibt positive Impulse auf den Bildungskanton Freiburg

Freiburg ist mit ca 312rsquo000 Einwohnern ein relativ kleiner Kanton Neben dem Kanton

dominieren die oumlkonomischen Zentren Bern und Lausanne mit grosser Strahlkraft

Die Zweisprachigkeit weist dem Kanton Freiburg eine fuumlr das ganze Land bedeutungs-

volle Bruumlckenfunktion zwischen dem franzoumlsischen und deutschen Sprachraum zu Der

Kanton hat eine Art Kohaumlsionsaufgabe

13 Methodik

Die im Rahmen dieses Gutachtens zu untersuchenden Fragestellungen sind gesellschaftli-

cher Natur und durchdrungen von normativen Aspekten Die Fragestellungen erfordern

eine interdisziplinaumlre Betrachtung Da die Analyse unter grossem Zeitdruck durchgefuumlhrt

werden muss ist pragmatisches Vorgehen erforderlich Aufgrund meiner verschiedenen

Taumltigkeiten im Bildungswesen kenne ich die schweizerische Bildungslandschaft als Nicht-

Freiburger kann ich aus einer Aussensicht auf den Kanton Freiburg gleichzeitig eine gewisse

Neutralitaumlt wahren Fuumlr den Zugang zu Dokumenten und Gespraumlchspartnern bin ich jedoch

auf die Unterstuumltzung verschiedener Funktionstraumlger im Bildungswesen des Kantons Frei-

burg angewiesen Fuumlr die hervorragende Zusammenarbeit mit der HEP-PH FR der Univer-

sitaumlt und der Erziehungsdirektion sowie fuumlr den uneingeschraumlnkten Zugang zu allen Infor-

mationen moumlchte ich mich an dieser Stelle bedanken

Fuumlr den quantitativen Zugang mussten zunaumlchst Statistiken generiert werden Es fehlt ein

institutionalisiertes Bildungscontrolling oder Bildungsmonitoring mit ausgewaumlhlten Kenn-

zahlen zum Verstaumlndnis und zur Steuerung der Institutionen

Der qualitative Zugang erfolgt neben dem Einbezug von Erkenntnissen aus der Schulfuumlh-

rungstheorie durch die Analyse einschlaumlgiger Dokumente und Expertengespraumlche Als erstes

werden bisherige Analyse- und Konzeptarbeiten gesichtet Fuumlr die zu untersuchenden Fra-

gestellungen ist aber auch spezifisches Wissen in einem lokalen Kontext erforderlich eine

allfaumlllige Loumlsung aus einer anderen Bildungsregion kann nicht zwingend auf Freiburg uumlber-

tragen werden Aufgabe des Gutachters ist deshalb das Erfahrungswissen der Funktionstrauml-

ger zu erschliessen und in einem Gesamtbild zusammenzufuumlgen Die Funktionstraumlger in den

verschiedenen Institutionen sind mit ihren Erfahrungen und Wahrnehmungen die zentralen

Wissenstraumlger Allerdings koumlnnen dabei nicht alle Personen mit Schluumlsselfunktionen beruumlck-

13

sichtigt werden mehr Gespraumlche sind im Rahmen des vereinbarten Mandats und der zur

Verfuumlgung stehenden Zeit nicht moumlglich Es wird darauf geachtet dass die Gespraumlchspartner

ausgewogen auf die verschiedenen Institutionen verteilt sind Neben der Perspektive der

direkt betroffenen Personen im Kanton Freiburg ist auch die Sichtweise auf interkantonaler

und nationaler Ebene zu beruumlcksichtigen denn der Kanton Freiburg muss seine Lehrperso-

nenbildung innerhalb der nationalen Rahmenbedingungen gestalten Alle Gespraumlche konn-

ten in grosser Offenheit und sehr konstruktiv gefuumlhrt werden Folgende Personen haben sich

fuumlr ein Gespraumlch zur Verfuumlgung gestellt

Universitaumlt

Funktion Name

Rektorin Astrid Epiney

Vizerektor Lehre Thomas Schmidt

Praumlsident Departement fuumlr Sonderpaumldagogik Winfried Kronig

Direktor HPI Geacuterard Bless

Direktorin ILLB Christine Pauli

Direktor CERF Roland Pillonel

Direktor ZELF Lorenz Wepf

Studienberaterin ILLB Inge Schnyder

HEP-PH FR

Funktion Name

Praumlsidentin Kommission HEP-PH FR Katharina Thalmann-Bolz

Co-Rektorin ad interim Elisabeth Mauron-Hemmer

Co-Rektor ad interim Lukas Lehmann

Rektorin bis 2018 Pascale Marro

EKSD

Funktion Name

Generalsekretaumlr Michel Perriard

Juristischer Berater Co-Autor erster Bericht Felix Kaufmann

Amtschef SEnOF Hugo Stern

Amtschef DOA Andreas Maag

Amtschef SoA Steacutephane Noeumll

Amtschef S2 Franccedilois Piccand

Amtschefin UfA Barbara Vauthey

Externe Sicht auf die Institutionen

Funktion Name

Koordinatorin Hochschulbereich EDK Madeleine Salzmann

Praumlsident Kammer PH swissuniversities Hans-Rudolf Schaumlrer

Generalsekretaumlr CIIP Olivier Maradan

Rektorin Kollegium Heilig Kreuz Christiane Castella Schwarzen

14

2 Kurzvorstellung der untersuchten Institutionen

21 HEP-PH FR

211 Entstehungsgeschichte

Die institutionellen Wurzeln des Kantonalen Lehrerseminars (KLS) liegen in der Schaffung

einer paumldagogischen Abteilung von Freiburgs Ecole cantonale Vorlaumluferin der heutigen Mit-

telschulen die 1849 mit 17 Schuumllern eroumlffnet wird 1859 folgt die Eroumlffnung eines eigenen

Lehrerseminars (Ecole normale) mit 9 Schuumllern in Hauterive Der Deutsch- bzw Zweispra-

chigkeit wird erst ab 1909 mit einer parallelen Organisationseinheit Rechnung getragen Zu-

sammen mit den privaten Lehrerinnenseminaren die von verschiedenen religioumlsen Kongre-

gationen sowie von der staumldtischen Maumldchensekundarschule in Freiburg geleitet werden

existiert eine Vielzahl an Institutionen im Kanton Aufgrund des Uumlberangebots an Lehrper-

sonen wird das Lehrerseminar in Hauterive 1937 geschlossen aber wegen des resultierenden

Lehrermangels 1943 in der Murtengasse in Freiburg wiedereroumlffnet In den fuumlnfziger Jahren

wird das Gebaumlude der Villa Diesbach erstmals erweitert ein weiteres Mal anfangs der sieb-

ziger Jahre 1988 wird das Lehrerseminar restrukturiert Das KLS I bildet Primarlehrperso-

nen aus das KLS II Kindergarten- und Handarbeits- bzw Hauswirtschaftslehrpersonen

Beide Abteilungen umfassen je eine franzoumlsisch- und eine deutschsprachige Einheit

1859 Eroumlffnung des Kantonalen Lehrerseminars (KLS) in Hauterive

1909 Eroumlffnung einer deutschsprachigen Sektion

1936 Schliessung des KLS in Hauterive

1943 Wiedereroumlffnung des KLS in der Murtengasse

1959 Abschluss des Ausbaus der Villa Diesbach

1964 Ende des Internatsobligatoriums

1975 Eintritt der ersten Maumldchen Einweihung des Erweiterungsbaus und Einrichtung des Centre fribourgeois

de documentation peacutedagogique

1988 Schliessung der letzten privaten Kindergaumlrtnerinnenausbildung im Kanton Restrukturierung je ein

Studiengang fuumlr Primar- sowie fuumlr Handarbeits- bzw Hauswirtschaftslehrpersonen

2000 Inkrafttreten des Gesetzes von 1999 uumlber die Paumldagogische Hochschule (PHG)

2003 Verleihung der letzten Diplome des KLS

2005 Diplomanerkennung durch die EDK

2012 Erneuerung der Diplomanerkennung durch die EDK

2016 Inkrafttreten des Gesetzes von 2015 uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg (PHFG)

Abbildung 1 Eckdaten HEP-PH FR

Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR geht es nicht um eine einfache Umwandlung des Lehrer-

seminars Mit dem Inkrafttreten des Gesetzes von 1999 wird de facto eine neue Institution

geschaffen die nicht mehr dem Sekundar- sondern dem Tertiaumlrbereich angehoumlrt und sich

15

innerhalb des Bildungssystems anders positioniert So existieren bis zur Schliessung des

Kantonalen Lehrerseminars 2003 beide Schulen nebeneinander wobei sie sich Raumlumlichkei-

ten und einen Grossteil des Personals teilen

Heute werden an der HEP-PH FR uumlber 400 Personen ausgebildet fast drei Viertel davon

sind franzoumlsischsprachig Das Interesse fuumlr das zweisprachige Diplom (Diplocircme bilingue DiBi)

ist maumlssig obwohl es sich um ein schweizweit einzigartiges Angebot handelt Die Zahlen

zeigen dass in der deutschsprachigen Abteilung die theoretisch uumlber 150 Studienplaumltze ver-

fuumlgt (50 Plaumltze pro Studienjahr) die Kapazitaumlt nicht ausgeschoumlpft werden kann In der fran-

zoumlsischen Abteilung sind im ersten Studienjahr die vorhandenen Plaumltze besetzt Wegen Stu-

dienabbruumlchen in den folgenden Jahren sind aber auch hier die Kapazitaumlten nicht voll ausge-

lastet Insgesamt sind die Kapazitaumlten auf 450 Plaumltze beschraumlnkt

Abbildung 2 Entwicklung der Studierendenzahlen an der HEP-PH FR 201314-201819

212 Rechtsgrundlage

Gesetz vom 21052015 uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg (PHFG)

httpsbdlffrchappdetexts_of_law4331

22 ILLB

221 Entstehungsgeschichte

Mit der Gruumlndung der Universitaumlt im Jahr 1889 geht die Schaffung eines Lehrstuhls fuumlr Pauml-

dagogik einher Erster Inhaber ist Abbeacute Horner ehemals Lehrer am KLS Hauterive und Rek-

tor des Kollegiums St Michael 1907 spricht sich der Staatsrat fuumlr die Schaffung eines Insti-

tuts fuumlr Paumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt aus dessen Realisierung aller-

445 444

470

418 409

270

301 310

282 280

96 80

90 75

61 79

63 70 61 68

0

50

100

150

200

250

300

350

400

450

500

201314 201415 201516 201617 201718

total

franzoumlsischsprachig

deutschsprachig

zweisprachiges Diplom

16

dings auf sich warten laumlsst Das Institut verfuumlgt anfangs weder uumlber eigene Raumlumlichkeiten

noch uumlber ein spezifisches Budget es geht vor allem darum entsprechend den Trends auf

nationaler und internationaler Ebene einen Lehrstuhl fuumlr experimentelle Psychologie in Frei-

burg zu implementieren und diesen in einem Zentrum fuumlr katholische Paumldagogik zu veran-

kern Als sich das KLS 1909 um eine deutschsprachige Abteilung erweitert werden auch an

der Universitaumlt entsprechende Bemuumlhungen unternommen in der Bestrebung die Lehrper-

sonenausbildung auf Primarstufe ebenfalls in die Universitaumlt zu integrieren

Mit dem Abgang des Institutsdirektors und Inhabers des Lehrstuhls fuumlr Paumldagogik 1909 ha-

ben sich diese Bestrebungen verloren Sein Nachfolger besetzt nur den Lehrstuhl nicht aber

die Direktion des Instituts Durch diese Vakanz und die schwierige Wirtschaftslage infolge

des 1 Weltkriegs wird das Wachstum des Instituts stark gehemmt 1919 erklaumlrt Georges Py-

thon die finanzielle Lage verunmoumlgliche ein Funktionieren des Instituts

Anfang der 1930er Jahre gewinnt die Freiburger Paumldagogik dank der Dynamik in der Son-

derpaumldagogik wieder an Aufwind und die Arbeit des Instituts wird wiederaufgenommen

Der Benediktinerkonvent von Einsiedeln fragt nach Lehrveranstaltungen fuumlr gymnasiale

Paumldagogik und praktischen Uumlbungen fuumlr die deutsche Sprache fuumlr die zukuumlnftigen Lehrper-

sonen der Klosterschule Die Erziehungsdirektion verlangt deshalb von der Philosophischen

Fakultaumlt die Anpassung ihres Reglements an die Ausbildung von Gymnasiallehrpersonen

1932 wird das Institut in zwei sprachliche Abteilungen unterteilt

1889 Gruumlndung der Universitaumlt Lehrstuhl fuumlr Paumldagogik

1907 Eroumlffnung eines Instituts fuumlr Paumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt

1909 Erste Angebote fuumlr deutschsprachige Studierende Voruumlbergehende Unterbrechung der Arbeit des Insti-

tuts

1932 Beginn der Ausbildung von Gymnasiallehrpersonen Eroumlffnung einer deutschsprachigen Abteilung

1934 Eroumlffnung eines Heilpaumldagogischen Seminars

1947 Offizielle Schaffung des Instituts fuumlr Paumldagogik Heilpaumldagogik und Angewandte Psychologie

1966 Losloumlsung der Heilpaumldagogik

1973 Losloumlsung der Angewandten Psychologie

1983 Lehrerbildungsreform Abloumlsung des franzoumlsischsprachigen Instituts vom deutschsprachigen Bezug der

Raumlumlichkeiten in Regina Mundi

1984 Losloumlsung der Sozialarbeit

1995 Angliederung des SFM an den Lehrstuhl fuumlr Paumldagogik

1998 Lehrerbildung wird unter die Verantwortung des Departements fuumlr Erziehungswissenschaften gestellt

2004 Lehrerbildung wird an der Philosophischen Fakultaumlt angesiedelt

2016 Gruumlndung des ILLB

Abbildung 3 Eckdaten ILLB

Erst 1947 wird durch einen Beschluss des Staatsrats offiziell ein Institut fuumlr Paumldagogik Heil-

paumldagogik und angewandte Psychologie gegruumlndet Es besteht aus drei Abteilungen allge-

17

meine Paumldagogik fuumlr die Ausbildung der Lehrpersonen auf Sekundarstufe Sonderpaumldago-

gik fuumlr die Ausbildung von Sozialpaumldagogen sowie angewandte Psychologie fuumlr die Ausbil-

dung von Schulpsychologen und Berufsberatern 1983 wird mit der Realisierung der Lehrer-

bildungsreform das franzoumlsischsprachige Institut vom deutschsprachigen geloumlst Im selben

Jahr beziehen das Departement fuumlr Erziehungswissenschaften das Departement fuumlr Psycho-

logie sowie die beiden Zentren fuumlr Lehrpersonenbildung CERF und ZELF ihre Raumlumlichkei-

ten im Gebaumlude Regina Mundi Die franzoumlsischsprachige Lehrerbildung wird in einem inter-

fakultaumlren bdquoService de la formation des maicirctresraquo SFM zusammengefasst der 1995 dem Lehr-

stuhl fuumlr Paumldagogik angegliedert wird Im deutschsprachigen Bereich wird noch weiter mit

getrennten Abteilungen Sek I und Sek II gearbeitet 2016 wurde das ILLB mit den heutigen

Strukturen und drei zusaumltzlichen Lehrstuumlhlen gegruumlndet

Heute besuchen uumlber 600 Personen eine Ausbildung am ILLB Aufgrund der Aufnahmebe-

schraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Ausbildung fuumlr das Lehramt auf Sekundarstufe II

(DEEM) geht die deutliche Zunahme der Studierendenzahlen des ILLB in den letzten Jahren

hauptsaumlchlich auf den Anstieg in der Studienrichtung Lehrdiplom auf Sekundarstufe I (LDS

I bzw DAES I) zuruumlck

Abbildung 4 Entwicklung der Studierendenzahlen am ILLB 201314-201718

222 Rechtsgrundlagen

- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt

httpswww3unifrchappslegaldedocument454827

570 586 599

636 663

231 243 252 254 253

147 140 147 160 182

125 132 137 154 166

67 71 63 68 62

0

100

200

300

400

500

600

700

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

Total

DAES I amp LDS I (Bachelor)

DAES I amp LDS I (Master)

DEEM

LDM

18

- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument274463

- Statuten vom 8 Maumlrz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146

- Statuten vom 16 Juni 2016 des Departements fuumlr Erziehungs- und Bildungswissen-

schaften der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument276395

- Statuten vom 16 Juni 2016 des Instituts fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die

Sekundarstufen (ILLB)

httpswww3unifrchappslegaldedocument276424

- Reglement vom 16 Juni 2016 des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr

die Sekundarstufen (BLB)

httpswww3unifrchappslegaldedocument276426

23 Departement fuumlr Sonderpaumldagogik

231 Entstehungsgeschichte

Nach der Gruumlndung des ersten heilpaumldagogischen Ausbildungsinstituts in Zuumlrich 1924

moumlchte der bdquoSchweizerische Caritas-Verbandldquo ein katholisches Pendant in Freiburg schaffen

In den 1930er Jahren unterzeichnen interessierte Instanzen eine nationale Vereinbarung fuumlr

die Schaffung von drei Ausbildungsstaumltten fuumlr Sonderpaumldagogik in Freiburg Genf und Zuuml-

rich 1934 wird innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt das Heilpaumldagogische Seminar Frei-

burg eroumlffnet als unabhaumlngige Abteilung des Instituts fuumlr Paumldagogik In seinen Anfaumlngen ist

das Heilpaumldagogische Seminar rein deutschsprachig Erst mit der Ernennung eines franzouml-

sischsprachigen Ordinarius im Jahr 1984 nimmt die Anzahl der Studierenden aus der West-

schweiz zu

1945 bleibt der Lehrstuhl des Heilpaumldagogischen Seminars infolge der Wirren des 2 Welt-

kriegs vakant Im Herbst 1946 wird er wiederbesetzt und das Seminar nimmt seine Taumltigkei-

ten wieder auf 1951 wird das Seminar in ein Institut umgewandelt bleibt aber gleichzeitig

Teil des uumlbergeordneten Instituts fuumlr Paumldagogik Im selben Jahr wird auf Wunsch des Erzie-

hungsdirektors die bdquoHeilpaumldagogisch-psychiatrische Poliklinikldquo eroumlffnet Die beiden Institu-

tionen haben getrennte Verwaltungen und Buchhaltungen arbeiten aber aufs engste zu-

sammen

Wegen der stetigen Zunahme der Studierendenzahlen ist das Heilpaumldagogische Institut zu-

nehmend mit Raumproblemen konfrontiert Da der Kanton den wachsenden Beduumlrfnissen

des Instituts nicht Folge leisten kann wird 1958 der Verein Curatorium gegruumlndet 1960 wird

dem Institut das Gebaumlude in der Kanisiusgasse 21 Eigentum des Curatorium zur Verfuumlgung

gestellt Tatsaumlchlich ist die Anzahl der Studierenden von der Wiedereroumlffnung des Seminars

19

1946 bis zum Studienjahr 196970 von 6 auf 451 angewachsen Rund 15 der Studierenden

der Universitaumlt und 45 der Studierenden der Philosophischen Fakultaumlt sind am Heilpaumlda-

gogischen Institut eingeschrieben Eine Studie von 1968 gibt an dass uumlber die Haumllfte aller

kantonalen Schulpsychologen in Freiburg ausgebildet worden sind Auch die Entwicklung

der Sozialversicherungen generiert ein wachsendes Beduumlrfnis an im Sozialbereich ausgebil-

deten Personen und das Institut fuumlr Heilpaumldagogik kann sich als privilegierter Gespraumlchs-

partner des Bundes profilieren

Da Status und Finanzierung der Poliklinik problematisch sind wird sie 1987 nach Inkrafttre-

ten des Schulgesetzes in das bdquoHeilpaumldagogische Zentrumldquo umgewandelt das sich in das

bdquoHeilpaumldagogischen Universitaumltszentrumldquo und den bdquoRegionalen Dienst fuumlr Schulpsycholo-

gie und Logopaumldieldquo gliedert Der Verein Curatorium gruumlndet seinerseits 1990 die Stiftung

Heilpaumldagogisches Zentrum 2018 wird die Entscheidung das Curatorium aufzuloumlsen ge-

troffen und das Gebaumlude geht in den Besitz der Stiftung uumlber 1999 wird innerhalb der Phi-

losophischen Fakultaumlt das Departement fuumlr Sonderpaumldagogik gegruumlndet dem das Heilpauml-

dagogische Institut angegliedert wird Die Anzahl der Studierenden steigt weiter an 2017

werden am DSP 953 Studierende ausgebildet

1934 Eroumlffnung des Heilpaumldagogischen Seminars

1945 Vakanz des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik

1946 Wiederbesetzung des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik

1951 Umwandlung des Heilpaumldagogischen Seminars in ein Institut Eroumlffnung der Heilpaumldagogisch-

psychiatrischen Poliklinik

1958 Gruumlndung des Vereins Curatorium

1960 Bezug des Gebaumludes in der Kanisiusgasse

1966 Trennung der Heilpaumldagogik von der Allgemeinen Paumldagogik in ein autonomes Institut

1987 Umwandlung der Poliklinik in das Heilpaumldagogische Zentrum

1990 Gruumlndung der Stiftung Heilpaumldagogisches Zentrum durch den Verein Curatorium

1999 Gruumlndung des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt

2018 Entscheidung zur Aufloumlsung des Vereins Curatorium

Abbildung 5 Eckdaten Departement fuumlr Sonderpaumldagogik

20

Abbildung 6 Entwicklung der Studierendenzahlen am DSP 201314-201718

232 Rechtsgrundlagen

- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt

httpswww3unifrchappslegaldedocument454827

- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument274463

- Statuten vom 8 Marz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146

- Statuten vom 10 April 2014 des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik

httpswww3unifrchappslegaldedocument276391

- Statuten vom 10 April 2014 des Heilpaumldagogischen Instituts der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument276407

475 443 451 463

481

35 35 34 42 54

344 371 373

399 379

27 31 33 26 24

881 880 891 930 938

0

100

200

300

400

500

600

700

800

900

1000

2013 2014 2015 2016 2017

BA in Klinischer Heilpaumldagogik und Sozialpaumldagogik Sonderpaumldagogik Logopaumldie

MA in Sonderpaumldagogik

MA in Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik

Doktorat

Total

21

3 Erkenntnisse aus den Gespraumlchen und Dokumenten

31 Bisherige Studien

Die aktuellen Problemfelder in der Freiburger Lehrpersonenbildung sind keine neue Er-

scheinung Die institutionelle Zerstuumlckelung hat schon immer bestanden und Probleme ge-

neriert Es haben deshalb bereits verschiedene Analysen stattgefunden die die Probleme

durchaus erkannt und benannt haben Loumlsungen wurden aber nur ansatzweise in Angriff

genommen Ein Grundsatzentscheid zur Zusammenlegung der Ausbildungsstaumltten wurde

nie getroffen

Zu Anfang handelte es sich um strukturelle und personelle Fragen in der Lehrpersonenbil-

dung innerhalb der Universitaumlt Aufgrund interner Probleme in der franzoumlsischsprachigen

Abteilung hat die Erziehungsdirektion 2006 den ehemaligen Vorsteher des Amtes fuumlr Uni-

versitaumltsfragen mit einer laquomission drsquoeacutevaluation de meacutediation et de propositionsraquo betraut

Infolge seines Berichts wurde eine Reihe von strukturellen organisationellen paumldagogischen

und personalen Massnahmen beschlossen fuumlr deren Umsetzung und Begleitung die Univer-

sitaumlt erneut den ehemaligen Amtsvorsteher beauftragt hat Aus diesen Massnahmen resul-

tierte insbesondere die Schaffung des Centre drsquoenseignement et de recherche pour la formation agrave

lrsquoenseignement au secondaire (CERF)

Ende 2007 wurde die Analysetaumltigkeit auf die Lehrpersonenbildung insgesamt ausgeweitet

Der Lenkungsausschuss der Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und

der HEP-PH FR hat festgestellt dass die Zusammenarbeit zwischen den beiden Institutionen

intensiviert werden muss Das Rektorat der Universitaumlt hat daraufhin eine Arbeitsgruppe

laquoLehrerbildung an der Universitaumlt Freiburg laquomit Vertretern des CERF der deutschsprachi-

gen Lehrpersonenbildung (LDS I amp II Vorlaumlufer des ZELF) der HEP-PH FR der EKSD und

des Rektorats mit der Analyse von vier konkreten Fragen betraut Drei davon betreffen die

Organisation der Lehrpersonenbildung im Kanton und innerhalb der Universitaumlt (Beziehun-

gen zwischen Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und der HEP-PH FR Beziehungen

zwischen der Lehrpersonenbildung und dem Departement fuumlr Erziehungswissenschaften

strukturelle Trennung der franzoumlsisch- und der deutschsprachigen Lehrerbildung) die vierte

die Ressourcen uumlber die die Lehrpersonenbildung innerhalb der Universitaumlt verfuumlgte In

ihrem Bericht vom 26 Februar 2009 zuhanden des Rektorats hat die Arbeitsgruppe nach der

Analyse der Fragen jeweils Empfehlungen zur Verbesserung der festgestellten Probleme

abgegeben

Was die Frage der Beziehungen zwischen der Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und

der HEP-PH FR betrifft hat sich die wesentliche Feststellung bis heute nicht veraumlndert laquo(hellip)

la seacuteparation de lrsquoensemble de la formation des enseignants agrave Fribourg en plusieurs uniteacutes

distinctes affaiblit assureacutement la position de la formation des enseignants fribourgeois dans

le contexte national Un rapprochement progressif (hellip) creacutedibiliserait la place de Fribourg

comme lieu de formation drsquoenseignantsraquo Als Loumlsung hat die Arbeitsgruppe die Schaffung

eines interinstitutionellen Instituts fuumlr Lehrpersonenbildung empfohlen analog zum Institut

22

fuumlr Mehrsprachigkeit ohne jedoch die bestehenden Strukturen zu fusionieren Das neu zu

schaffende Institut waumlre zustaumlndig fuumlr die strategische Planung das Qualitaumltsmanagement

sowie die Foumlrderung und Aufwertung der Lehrpersonenbildung im Kanton Auch die In-

tegration der sonderpaumldagogischen Ausbildungen ndash die allerdings in der Arbeitsgruppe

nicht vertreten waren ndash in dieses Institut wurde als wuumlnschenswert erachtet

Das Rektorat der Universitaumlt hat den Bericht an die Erziehungsdirektion weitergeleitet Die

damalige Direktorin hat den Vorschlag der Schaffung eines interinstitutionellen Instituts

prinzipiell gutgeheissen und das Rektorat der Universitaumlt und die Direktion der HEP-PH FR

beauftragt die konkrete Umsetzung dieses Vorschlags zu studieren Das Mandat verlangte

zwei Teilberichte Der erste sollte die verschiedenen Varianten eines interinstitutionellen

Instituts sowie eine erste Schaumltzung der Transformationskosten enthalten der zweite eine

juristische Abklaumlrung der gewaumlhlten Variante insbesondere in Bezug auf deren strukturelle

personelle und finanzielle Auswirkungen

Der erste Teilbericht vom 19 Januar 2010 basiert auf derselben Feststellung wie derjenige der

Arbeitsgruppe des Rektorats laquo(hellip) la formation fribourgeoise des enseignant-e-s repose au-

jourdrsquohui sur une structure jugeacutee trop complexe et sous-doteacutee en ressources pour assurer agrave

long terme une formation compeacutetitive et de qualiteacute par rapport aux HEP et universiteacutes voi-

sines eu eacutegard agrave lrsquoaccroissement des exigences fixeacutees par la CDIPraquo Was jedoch die moumlgli-

chen Varianten anging schienen den Autoren des Berichts nicht alle in gleichem Masse laquoju-

dicieuses et pertinentes pour la place fribourgeoise agrave lrsquoheure actuelleraquo Da die HEP-PH FR als

Bildungsstaumltte des Tertiaumlrbereichs noch jung und die Lehrpersonenbildung an der Universi-

taumlt strukturell wenig etabliert war wurden die beiden Fusionsvarianten (Integration des ge-

samten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR in die Universitaumlt und umgekehrt) als nicht

umsetzbar erachtet die Variante der Integration in die HEP-PH wurde gar nicht erst analy-

siert Wie bereits im Bericht des Rektorats wurde auch hier argumentiert die Integration der

HEP-PH FR in die Universitaumlt wuumlrde den Kanton seinen Einfluss auf die Zulassung und die

Studienplaumlne kosten diejenige des berufspraktischen Ausbildungsteils der Universitaumlt in die

HEP-PH FR einen Teil seiner Studierenden aus anderen Kantonen Es wurde aber notabene

auch die Beibehaltung der aktuellen Situation ausgeschlossen Somit konzentrierte sich die

Analyse wie von der Arbeitsgruppe des Rektorats empfohlen auf das Modell einer laquointerin-

stitutionellen Koordinationsstrukturraquo Tatsaumlchlich war die Schaffung eines gemeinsamen

Bildungs- und Kompetenzzentrums bereits im damals geltenden Gesetz uumlber die Paumldagogi-

sche Hochschule (PHG) von 1999 vorgesehen (Art 5 Abs 2) Aus juristischer Sicht kam diese

Variante also der Umsetzung eines Gesetzesartikels gleich der keine grundlegenden Aumlnde-

rungen der internen Strukturen der bestehenden Rechtstexte und Ausbildungsprogramme

nach sich ziehen wuumlrde Der entsprechende Gesetzesartikel wurde nicht in das neue Gesetz

von 2015 (PHFG) aufgenommen die heute geltenden Bestimmungen uumlber die Zusammenar-

beit zwischen HEP-PH FR und Universitaumlt beschraumlnken sich auf die Zusammenarbeitsver-

einbarung

23

Der zweite Teilbericht vom 31 Mai 2010 nimmt infolge von Diskussionen der Arbeitsgruppe

mit der Direktorin der EKSD dem Rektorat der Universitaumlt und der Direktion der HEP-PH

FR uumlber die Resultate des ersten Teilberichts die beiden Fusionsvarianten wieder auf Da die

Variante laquointerinstitutionelles Institutraquo die Entscheidungsstrukturen nicht vereinfachen

sondern im Gegenteil zusaumltzlich erschweren wuumlrde hat sich die Arbeitsgruppe nach einem

Vergleich der drei Varianten letztendlich fuumlr diejenige der Integration in die Universitaumlt aus-

gesprochen Anfang 2011 hat die Direktorin der EKSD dennoch entschieden dass es fuumlr die

Umsetzung der einen oder anderen Variante zu fruumlh sei insbesondere die Revision des Ge-

setzes uumlber die HEP-PH FR muumlsse vorher abgeschlossen werden Gleichzeitig hat sie den

Rektor der Universitaumlt gebeten unmittelbar Arbeiten zur Staumlrkung der bestehenden internen

Strukturen aufzunehmen um eine bessere Fuumlhrung der universitaumlren Lehrpersonenbildung

zu gewaumlhrleisten Die erwaumlhnte Gesetzesrevision hat schliesslich zum heutigen Gesetz uumlber

die HEP-PH FR (PHFG in Kraft seit 2016) mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit die Reorganisa-

tion der universitaumlren Strukturen zum neu geschaffenen ILLB mit den beiden Zentren CERF

und ZELF gefuumlhrt

Sowohl inner- als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen hat sich die Situation fast ein Jahr-

zehnt nach Erscheinen des zweiten Teilberichts derart grundlegend veraumlndert dass nicht

mehr auf dieser bisherigen Studie aufgebaut werden kann Zwar liefert sie interessante In-

formationen zur ehemaligen Funktionsweise der beiden Institutionen die Position der Uni-

versitaumlt und der HEP-PH FR innerhalb der Hochschullandschaft Schweiz ist aber heute nicht

zuletzt aufgrund der Restrukturierung des gesamten Hochschulwesens infolge des Hoch-

schulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetztes (HFKG in Kraft seit 2015) nicht mehr mit der-

jenigen von 2010 vergleichbar Wichtigste Erkenntnis der bisherigen Analysen bleibt damit

die Feststellung dass die Kraumlfte gebuumlndelt werden und der fragmentierten Organisation der

Freiburger Lehrpersonenbildung dringend ein Ende bereitet werden muss

32 Paumldagogische Elemente

Schulen und Bildungsorganisationen stehen als offene Systeme unter dem Einfluss der Ent-

wicklungen ihres Umfelds Deshalb ist es wichtig diese Entwicklungen und deren Relevanz

fuumlr die Konzeption und die Steuerung des Schulwesens zu beleuchten Dieses Kapitel hebt

einige im vorliegenden Kontext relevante Entwicklungen hervor Es erhebt dabei keinen An-

spruch auf Vollstaumlndigkeit sondern will anhand aktueller Beispiele die Wechselwirkung

zwischen gesellschaftlichem Wandel und paumldagogischen Konzepten aufzeigen

321 Exkurs Rahmenkonzept fuumlr eine Lehrpersonenbildung

Die Lehrpersonenbildung soll Studierenden auf die hohen Anforderungen im Berufsfeld

vorbereiten Als Orientierungsrahmen und Erklaumlrungshilfe fuumlr die Konzeption der Aus- und

Weiterbildung von Lehrpersonen kann das PCK-Modell (Pedagogical Content Knowledge) von

Shulmann (1986) dienen Das Modell besagt dass Lehrpersonen sowohl uumlber inhaltliches

paumldagogisches und fachdidaktisches Wissen verfuumlgen muumlssen und macht gleichzeitig die

24

hohen Anforderungen deutlich die an die Dozierenden in der Lehrerausbildung gestellt

werden

- Content Knowledge Das inhaltliche Wissen bezieht sich auf die fachwissenschaftlichen As-

pekte des Unterrichts die mit einer Klasse erarbeitet werden

- Pedagogical Knowledge Paumldagogisches Wissen umfasst das Wissen und Koumlnnen wie eine

Klasse zu unterrichten ist (Methodik und Allgemeindidaktik)

- Pedagogical Content Knowledge Die Schnittmenge dieser beiden ersten Dimensionen fuumlhrt

zu fachdidaktischem Wissen und Koumlnnen Es geht darum wie bestimmte Inhalte fachspe-

zifisch oder -uumlbergreifend unterrichtet werden sollen Die Relevanz dieser Fachdidaktik

wird von mehreren Gespraumlchspartnern sehr deutlich hervorgehoben Der Theorie-Praxis

Bezug ist in der Lehrerbildung sehr wichtig

In Freiburg werden alle drei Wissensbereiche an beiden Institutionen angeboten fuumlr die

Primarstufe an der HEP-PH FR fuumlr die Sekundarstufe I und II und die Sonderpaumldagogik an

der Universitaumlt Waumlhrend eine Aufteilung fuumlr das Content Knowledge und bis zu einem be-

stimmten Grad auch fuumlr das Pedagogical Content Knowledge Sinn machen mag sind insbeson-

dere im Bereich des Pedagogical Knowledge zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien vorhan-

den von denen aber keinerlei Gebrauch gemacht wird

Zur dieser inhaltlichen Komplexitaumlt kommt in Freiburg die zusaumltzliche Schwierigkeit dass

die Lehrpersonenbildung fuumlr die obligatorische Schule zwei verschiedenen Lehrplankonzep-

ten Rechnung tragen muss In der Deutschschweiz werden kuumlnftige Lehrpersonen auf den

Lehrplan 21 in der Westschweiz auf den Plan drsquoeacutetudes romand (PER) vorbereitet Beide Lehr-

plaumlne streben Kohaumlrenz uumlber alle obligatorischen Schuljahre hinweg an Auf der Sekundar-

stufe sind den beiden Lehrplankonzepten aber zT andersartige Paradigmen zugrundgelegt

Dies zeigt sich zum Beispiel im Fach Geschichte Die Gestaltung der Lehrpraktika ist im

franzoumlsischsprachigen Teil Freiburgs fuumlr die Sekundarstufe II anders als im deutschsprachi-

gen Die Freiburger Lehrpersonenbildung muss sich also an zwei verschiedenen Rahmen-

konzepten orientieren

322 Kantonales Sprachenkonzept

Aufgrund der Globalisierung wird unsere Gesellschaft multikultureller Die Sensibilitaumlt fuumlr

andere Kulturen und Sprachen wird fuumlr das Zusammenleben und die gesellschaftliche Ko-

haumlsion immer relevanter Entsprechend wichtig wird der Erwerb von Fremdsprachen Neben

der Landessprache sprechen viele Kinder zuhause eine andere Sprache Im Kanton Freiburg

gilt gemaumlss dem verfassungsrechtlichen Territorialitaumltsprinzip der Grundsatz dass die Un-

terrichtssprache der Amtssprache der Gemeinde oder der Gemeinden die den Schulkreis

bilden entspricht Gleichzeitig ist aber sowohl in der Kantonsverfassung und expliziter auch

in den letzten Regierungsprogrammen vorgesehen den Austausch und das Sprachenlernen

zu foumlrdern

25

Dazu hat die EKSD 2010 ein kantonales Konzept fuumlr den Sprachenunterricht erarbeitet Zwei

Vorschlaumlge des Konzepts beziehen sich auf den Immersionsunterricht Es handelt sich dabei

um den Unterricht eines Sachfaches (zB Geschichte) in der jeweiligen Partnersprache

Hauptziel bleibt das Erreichen von fachlichen Kompetenzen die Sprache steht nicht im Mit-

telpunkt Mittlerweile verzeichnen Projekte zum Immersionsunterricht in der obligatori-

schen Schule des Kantons eine starke Zunahme Zum Schuljahresbeginn 201819 wurden in

18 Orientierungsschulen und 9 Primarschulen und damit in insgesamt uumlber 100 Klassen Im-

mersionsprojekte angekuumlndigt Lehrpersonen die sich fuumlr ein Immersionsprojekt engagie-

ren werden begleitet und koumlnnen vom entsprechenden und laufend erweiterten Weiterbil-

dungsangebot an der HEP-PH FR profitieren Bereits in der Grundausbildung werden die

wichtigsten didaktischen Konzepte im Bereich des Immersionsunterrichts unterrichtet Fuumlr

die bereits aktiven Lehrpersonen hat die HEP-PH FR neu einen CAS zum Thema bilingualer

immersiver Unterricht in Planung Zudem absolvieren auch die Studierenden der einspra-

chigen Ausbildung der HEP-PH einen Teil ihrer Ausbildung in der Partnersprache

Auch auf Mittelschulebene hat der Immersionsunterricht an Bedeutung gewonnen sowohl

im Kanton Freiburg als auch gesamtschweizerisch In Freiburg koumlnnen saumlmtliche Bildungs-

gaumlnge der Schulen der Sekundarstufe II mit einer zweisprachigen Maturitaumlt Deutsch-

Franzoumlsisch abgeschlossen werden Im Schuljahr 201819 besuchen rund 28 der Freiburger

Gymnasiasten diesen Unterricht der zur zweisprachigen Maturitaumlt fuumlhrt Gesamtschweize-

risch ist die Kombination Deutsch-Englisch am haumlufigsten

Auch an der Universitaumlt Freiburg kann das LDM zweisprachig abgeschlossen werden Eine

Kompetenzstelle fuumlr die Immersionsdidaktik fehlt aber

In diesem Zusammenhang ist auch das Institut fuumlr Mehrsprachigkeit zu erwaumlhnen das 2008 als

gemeinsames Institut der Universitaumlt Freiburg und der Paumldagogischen Hochschule Freiburg

gegruumlndet wurde Es fuumlhrt das Wissenschaftliche Kompetenzzentrum fuumlr Mehrsprachigkeit

(KFM) des Bundes das auf der Grundlage des Sprachengesetzes und der Sprachenverord-

nung von der Schweizerischen Eidgenossenschaft finanziert wird Zu den Aufgaben des In-

stituts gehoumlren die Durchfuumlhrung von Forschungsprojekten im Bereich der Mehrsprachig-

keit die Unterstuumltzung der Lehre auf allen Stufen die Zusammenarbeit mit verschiedenen

Akteuren auf regionaler nationaler und internationaler Ebene die Verbreitung der erworbe-

nen Kenntnisse in Wissenschaft und Gesellschaft und die Durchfuumlhrung von wissenschaftli-

chen Veranstaltungen Aktuell ist die HEP-PH FR gemeinsam mit dem Institut fuumlr Mehr-

sprachigkeit und der Universitaumlt Freiburg im Rahmen des von swissuniversities lancierten

und vom Bund finanzierten Programms P-09 laquoAufbau der wissenschaftlichen Kompetenzen

und Fachdidaktikenraquo fuumlr den Aufbau des Fachdidaktikzentrums Fremdsprachen (Centre de

didactique des langues eacutetrangegraveres CeDiLE) als Leading House zustaumlndig

Durch die besondere Lage des Kantons Freiburg auf der Sprachgrenze bietet sich die Chance

die Zweisprachigkeit in der Lehrpersonenbildung und in den Schulen zu nutzen Die Kanto-

ne Bern und Wallis pflegen die Zweisprachigkeit zwar auch aber mit zwei PH-Standorten

In Freiburg kann die Zweisprachigkeit unter einem Dach gelebt werden was eine attraktive

26

Profilierungsmoumlglichkeit ist Mittels einer kohaumlrenten und stufenuumlbergreifenden Strategie

koumlnnte die kantonale Lehrpersonenbildung das Thema Mehrsprachigkeit und Immersions-

didaktik als Freiburger USP herausarbeiten und sich auf nationaler und internationaler Ebe-

ne profilieren

323 Inklusion

Die Volksschule von heute ist eine integrative Schule Statt einzelne Kinder mit besonderem

Foumlrderbedarf in Sonderschulen oder -klassen zu unterrichten sollen moumlglichst alle gemein-

sam Regelklassen besuchen Grundlage fuumlr den integrativen Unterricht bilden das Behinder-

tengleichstellungsgesetz und die 2008 eingefuumlhrte Neugestaltung des Finanzausgleichs und

der Aufgabenteilung Seither sind die Kantone fuumlr die Sonderpaumldagogik zustaumlndig Zur Ko-

ordination der Aufgaben haben die Kantone unter der Federfuumlhrung der EDK das 2011 in

Kraft getretene Sonderpaumldagogik-Konkordat erarbeitet

Fuumlr die Foumlrderung der Kinder mit speziellem Foumlrderbedarf sind in der Regel schulische

Heilpaumldagogen zustaumlndig Sie erstellen in Absprache mit der Lehrperson individuelle Foumlr-

derplaumlne Die Heilpaumldagogen sind oft nur fuumlr einzelne Lektionen im Schulzimmer um das

Kind zu betreuen es gibt aber auch Formen von Teamteaching bei denen Lehrpersonen und

Heilpaumldagogen gemeinsam alle Kinder betreuen Fuumlr eine gute Zusammenarbeit muumlssen die

Rollen geklaumlrt und der Bildungsauftrag der Regelschule verstanden werden Heilpaumldagogen

benoumltigen ein Grundverstaumlndnis fuumlr die Lehrertaumltigkeit und Lehrpersonen der Regelklassen

ein Grundverstaumlndnis uumlber Behinderungsaspekte Die Vermittlung dieses gegenseitigen

Grundverstaumlndnisses sollte in die Grundausbildung sowohl der Volksschullehrer als auch

der Heilpaumldagogen mit einbezogen werden Dies ist heute allerdings nicht der Fall in den

Gespraumlchen wird seitens der HEP-PH FR und des ILLB der fehlende institutionalisierte Aus-

tausch mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik bemaumlngelt

324 Digitalisierung

Computer Internet und Smartphone durchdringen den Alltag immer staumlrker Die Schulen

haben sich auf verschiedene Arten mit dieser Digitalisierung auseinanderzusetzen Die neu-

en technologischen Moumlglichkeiten sind in der Lehrerbildung und in den Schulen paumldago-

gisch sinnvoll zu nutzen Allerdings erfordern die technologischen Lehrmittel Investitionen

in Infrastruktur und Datensicherheit und den Einsatz von Fachpersonen mit Spezialwissen

in verschiedensten Funktionsbereichen Zur Illustration dieser zusaumltzlichen Dimension in

der Lehrpersonenbildung haben Mishra und Koehler (2006) das oben vorgestellte PCK-

Modell um den Aspekt der digitalen Medien erweitert was zum vierdimensionalen TPCK-

Modell fuumlhrt

1 Technology Knowledge Wie koumlnnen Lehrpersonen digitale Medien fuumlr sich selbst nutzen

In dieser Dimension stehen das Wissen und die Fertigkeiten des eigenen Umgangs mit

digitalen Medien im Vordergrund

27

2 Technological Pedagogical Knowledge Welche Chancen und welchen Nutzen koumlnnen digitale

Medien im Unterricht aufweisen Hier geht es um generelle Fragen der Unterrichtsgestal-

tung im Sinne der Allgemeindidaktik

3 Technological Content Knowledge Inwiefern vermag die Digitalisierung den fachwissen-

schaftlichen Inhalt zu veraumlndern Welche Bedeutung haben digitale Medien fuumlr das jewei-

lige Fach

4 Technological Pedagogical Content Knowledge Wie lassen sich Unterrichtsinhalte anhand von

digitalen Medien sinnvoll unterrichten Wie koumlnnen digitale Medien den Lernprozess in

den jeweiligen Faumlchern unterstuumltzen

Abbildung 7 TPCK-Modell von Mishra und Koehler (2006) basierend auf Shulmann (1986)

Um dieser neuen Anforderung im Bildungswesen zu begegnen haben sowohl die EDK als

auch die CIIP 2018 eine Strategie bzw einen Aktionsplan fuumlr den Umgang mit dem Wandel

durch Digitalisierung definiert mittels derer die Kantone sich auf Ziele und prioritaumlre Berei-

che der digitalen Bildung einigen Im Kanton Freiburg hat der Staatsrat dem Grossrat bereits

2001 ein Globalkonzept der Integration der Informations- und Kommunikationstechnologie

in den Unterricht in allen Schulstufen unterbreitet 2001 wurde die Fachstelle fri-tic gegruumln-

det uumlber die seither saumlmtlichen Lehrpersonen mehr als 140 in den Schulen taumltige IKT-

Ansprechpersonen sowie Ausbildner fuumlr Lehrpersonen im Bereich IKT geschult wurden Des

Weiteren stellt sie Schulbehoumlrden Schulen Lehrpersonen und Lernenden Leistungen und

Beratungen im Zusammenhang mit Medien und IKT zur Verfuumlgung und foumlrdert gleichzeitig

eine kritische Auseinandersetzung mit den neuen Medien und Technologien 2017 hat der

Staatsrat ein kantonales Konzept fuumlr die Integration von Medien und IKT in der obligatori-

schen und nachobligatorischen Schule in der Berufsbildung und im Sonderschulunterricht

genehmigt Es soll ein neues Fuumlhrungssystem definieren die Steuerungsstrukturen klaumlren

Synergien ermitteln und eine gemeinsame Vision entwickeln die die Kohaumlrenz der verschie-

denen Unterrichts- und Bildungsaumlmter Aus- und Weiterbildungen fuumlr Lehrpersonen Infor-

matikprojekten des Staates und Unterrichts-Lernpraxis an den Schulen zum Ziel hat Inner-

halb der EKSD wurde das Buumlro Medien und IKT geschaffen das als Steuerungsorgan der

28

EKSD die Aufgabe hat dieses Globalkonzept fuumlr den Zeitraum 2017 bis 2021 zu erarbeiten

umzusetzen und zu evaluieren

Im Schuljahr 201920 werden durch den Lehrplan 21 die Lernziele im Bereich von Medien

und Informatik fuumlr die deutschsprachige obligatorische Schule festgelegt und in den Frei-

burger Gymnasien wird Informatik als obligatorisches Fach eingefuumlhrt Eine diesbezuumlgliche

Uumlberarbeitung des PER fuumlr den franzoumlsischen obligatorischen Unterricht ist ebenfalls be-

schlossen Diese flaumlchendeckende Einfuumlhrung eines neuen Faches einerseits und neuer fauml-

cheruumlbergreifender technologischer Unterrichtsmaterialen andererseits erfordert eine ent-

sprechende Anpassung der Studienprogramme in der Lehrpersonenausbildung Die HEP-

PH FR und die Universitaumlt haben diese getrennt und unabhaumlngig voneinander in Angriff

genommen ua mit der Unterstuumltzung ihres jeweiligen Fachzentrums Sowohl die Universi-

taumlt (Laboratoire drsquoinnovation peacutedagogique LIP Centre Nouvelles technologies et enseignement NTE)

wie auch die HEP-PH FR (Centre de recherche sur lrsquoenseignementapprentissage par les technolo-

gies numeacuteriques CREATE) verfuumlgen uumlber Einheiten fuumlr Lehre und Lernen mit digitalen Tech-

nologien Auch hier gibt es zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien Der Einsatz der vorhan-

denen Ressourcen hat grosses Optimierungspotential

33 Oumlkonomische Elemente

331 Zulassungspolitik

Folgende Darstellung zeigt mit welcher Vorbildung schweizweit die Studierenden an die

PH gelangen Die Zugaumlnge sind vielfaumlltig und durchlaumlssig So kann der Arbeitsmarkt mit

ausreichend qualifizierten Lehrpersonen versorgt werden

Abbildung 8 PH-Eintritte auf Stufe Bachelor nach Studiengang und Zulassungsausweis 20172018 (Quelle Bundesamt fuumlr

Statistik BFS)

Heute verfuumlgen 43 der Studierenden die die Ausbildung VorschulstufePrimarstufe auf-

nehmen uumlber eine gymnasiale Maturitaumlt Knapp 2 davon haben eine Passerelle BM-UH

29

absolviert Auch die Fachmaturitaumlt (FM) mit Vertiefungsrichtung Paumldagogik ist seit ihrer

Einfuumlhrung im Studienjahr 201011 mit 29 zu einem bedeutenden Zubringer in die Vor-

schul- und Primarschullehrerausbildung geworden Diese Population von Studierenden ist

fuumlr den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen eminent wichtig da ohne sie nur eine ungenuumlgende

Anzahl an Lehrpersonen ausgebildet werden koumlnnte Die Berufsmaturanden machen 8 aus

7 der Studierenden wurden mit oder ohne Pruumlfung durch eine Hochschule zugelassen und

6 haben einen auslaumlndischen Zulassungsausweis Zwar fehlen fuumlr eine laumlngerfristige Beur-

teilung auch hier die mittels eines permanenten Monitorings zu erhebenden Daten die Zah-

len fuumlr das Studienjahr 201819 zeigen jedoch dass an der HEP-PH FR gleichviele Inhaber

einer Fach- wie einer gymnasialen Maturitaumlt studieren Fuumlr den Zugang zu den von der Uni-

versitaumlten angebotenen Studiengaumlngen so auch des ILLB und des DSP wird die gymnasiale

Maturitaumlt vorausgesetzt

Kandidatinnen und Kandidaten fuumlr eine Ausbildung zur Lehrperson insbesondere fuumlr die

Primarstufe gibt es genug Allerdings besteht an der HEP-PH FR seit dem Studienjahr

200405 eine Zulassungsbeschraumlnkung Sie wurde aufgrund einer laquounerwartet grossen An-

zahl Anmeldungenraquo eingefuumlhrt Nach 104 registrierten Anmeldungen im Jahr 2002 und 105

im Jahr 2003 sind 2004 165 Bewerbungen eingegangen Damit war die Aufnahmekapazitaumlt

der HEP-PH FR in Bezug auf die vorhandenen Praktikumsplaumltze die Betreuung der Studie-

renden und die Infrastruktur uumlberschritten Die maximale Aufnahmekapazitaumlt wurde auf 90

Studienplaumltze fuumlr die franzoumlsischsprachigen und 30 fuumlr die deutschsprachigen Studierenden

festgelegt Die Verordnung des Staatsrats uumlber diese erste Zulassungsbeschraumlnkung erlaumlsst

zudem Selektionskriterien die zur Ablehnung der uumlberzaumlhligen Kandidaten angewandt

werden konnten Laut Art 4 Abs 2 konnte die Aufnahme abgelehnt werden wenn die Beur-

teilung der paumldagogischen Faumlhigkeiten Vorbehalte enthielt und die schulischen Ergebnisse in

der Muttersprache und in der ersten Fremdsprache als ungenuumlgend beurteilt wurden

200506-200708 wurde die Anzahl der Studienplaumltze weiter reduziert da mit der laquoPasserel-

leraquo ndash einer Weiterbildung die Kindergaumlrtnerinnen Handarbeits- und Werklehrerinnen das

Unterrichten auf der 1 und 2 Primarstufe ermoumlglichte ndash eine zusaumltzliche Ausbildung ange-

boten wurde die Personal und Infrastruktur der HEP-PH FR ebenfalls beanspruchte Ab

200809 wurde die Anzahl erstmals auf 100 bzw 50 Plaumltze erhoumlht mit der Begruumlndung

laquodass eine groumlssere Anzahl Studierender aus verschiedenen Gruumlnden zum Beispiel wegen

der Mobilitaumlt zwischen den PH das Studium nach dem ersten Jahr wieder aufgibtraquo und

dadurch wieder mehr Aufnahmekapazitaumlt entstuumlnde zudem koumlnnten im ersten Jahr die

Praktika zu zweit absolviert werden Auch die Selektionskriterien wurden angepasst Ab

200809 wird neben den Noten in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematik eine

schriftliche Stellungnahme zu einem Thema das mit der Schule oder dem Lehrerberuf ver-

bunden ist beurteilt

Als sich ein Ruumlckgang der Anzahl Lehrpersonen abzuzeichnen begannt wurde in den Jahren

201011 bis 201314 auf eine Zulassungsbeschraumlnkung verzichtet Da die Gesamtzahl der

Studierenden an der HEP-PH FR von 313 im Jahr 2009 auf 470 im Jahr 2013 anstieg fuumlhrte

30

der Staatsrat im Rahmen seiner Struktur- und Sparmassnahmen die Beschraumlnkung auf das

Studienjahr 201415 wieder ein Als Selektionskriterien galten ab sofort nur noch laquodie schuli-

schen Ergebnisse in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematikraquo

Studienjahr franzoumlsischsprachig deutschsprachig insgesamt

200405 90 40 130

200506 75 35 110

200607 75 35 110

200708 75 35 110

200809 100 50 150

200910 100 50 150

201011-201314 keine Zulassungsbeschraumlnkung

201415 100 50 150

201516 100 50 150

201617 100 50 150

201718 100 50 150

201819 110 50 160

Abbildung 9 Zulassungsbeschraumlnkung an der HEP-PH FR Uumlbersicht von 200405-201819

Wegen der Beibehaltung der Zulassungsbeschraumlnkung uumlber mehrere Jahre hinweg ist man

sich heute gar nicht mehr im Klaren in welcher Zahl sich die Nachfrage nach Studienplaumltzen

an der HEP-PH FR niederschlagen wuumlrde Frist fuumlr die Einreichung der Kandidaturen ist

jeweils Ende Maumlrz und Ende Juli werden die Zulassungen fuumlr den Beginn des Studienjahres

im September bekanntgegeben Nun kennt die HEP-PH FR zwar die Anzahl Kandidaturen

sie entspricht aber nicht derjenigen die sich letztendlich definitiv fuumlr den Studieneintritt ent-

scheiden Viele angehende Studierende sind sich der Platzbeschraumlnkung sowohl an der HEP-

PH FR als auch an anderen Bildungsinstitutionen (etwa an der Hochschule fuumlr Soziale Arbeit

Freiburg) bewusst und bewerben sich absichtlich an mehreren Orten um einen Studienplatz

auf sicher zu haben Dies fuumlhrt dazu dass ein Teil der Bewerber die von der HEP-PH FR

abgewiesen werden das Studium auch bei positivem Zulassungsentscheid nicht aufnehmen

wuumlrde Wie hoch dieser Anteil ist kann nicht ermittelt werden

Diese Zulassungsbeschraumlnkung ist houmlchst problematisch Einerseits will der Kanton Lehr-

personen ausbilden andererseits fuumlhrt der Numerus Clausus zu Abwanderungen von Stu-

dierenden va nach Bern und Lausanne Tatsaumlchlich legen die Zahlen nahe dass die Zulas-

sungsbeschraumlnkung die Nachfrage nach Studienplaumltzen an der HEP-PH FR negativ beein-

flusst Waumlhrend das Angebot stagniert nimmt die Nachfrage ab Es ist houmlchst problematisch

den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen auf solche Weise zu steuern die Nachfrage folgt allem

voran der demographischen Entwicklung

31

Abbildung 10 Kandidaturen vs Eintritte HEP-PH FR 201314-201819

Auch die Ausbildungsplaumltze fuumlr das Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute (DEEM)

sind limitiert Die franzoumlsischsprachige Ausbildung wurde urspruumlnglich fuumlr 48 Personen pro

Studienjahr konzipiert Da das Interesse fuumlr die Ausbildung mit jedem Jahr zunimmt aber

nicht genuumlgend Praktikumsplaumltze zur Verfuumlgung stehen besteht seit dem Studienjahr

200809 eine Aufnahmebeschraumlnkung fuumlr 60 Personen pro Jahr Diese Beschraumlnkung erweist

sich fuumlr die Situation auf dem Arbeitsmarkt als unproblematisch die Maturitaumltsschulen ha-

ben keine Rekrutierungsschwierigkeiten Da sogar ein leichtes Uumlberangebot an Lehrpersonen

fuumlr die Sekundarstufe II besteht haben DEEM-Inhaber uumlber mehrere Jahre hinweg auch Pen-

sen auf Sekundarstufe I uumlbernommen wo bis vor kurzem ebenfalls Lehrpersonal fehlte In-

folge des Anstiegs der Studierenden fuumlr das Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I

(DAES I) in den letzten Jahren hat sich die Arbeitsmarktsituation in den Orientierungsschu-

len wieder beruhigt dafuumlr beginnen sich Engpaumlsse bei der Organisation von Praktikums-

plaumltzen abzuzeichnen

Eine abschliessende Anmerkung zu den Praktikumsplaumltzen sei hier festgehalten Persoumlnlich

bin ich der Meinung dass die Zahl der Praktikumsplaumltze als limitierender Faktor von den

Gespraumlchspartnern zu stark und nicht einleuchtend verwendet wird Die Begruumlndung und

die genaue Benennung der Engpassfaktoren wurden aus den Gespraumlchen nicht klar Wenn

der Arbeitsmarkt mehr Lehrpersonen benoumltigt lassen sich mindestens mittelfristig durch

organisatorische Massnahmen auch ausreichend Praktikumsplaumltze organisieren Gerade

auch die Berufsverbaumlnde sind bei der Erarbeitung solcher Massnahmen mit einzubeziehen

332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage

Der Kanton Freiburg ist wie die umliegenden Regionen seit einigen Jahren mit einer ange-

spannten Situation auf dem Stellenmarkt fuumlr Lehrpersonen auf Primarstufe konfrontiert

Was heute eine grosse Schwierigkeit fuumlr die Anstellung von Stellvertretungen bedeutet wird

in wenigen Jahren in einen tatsaumlchlichen Mangel an qualifizierten Lehrpersonen muumlnden

Die Anzahl Zulassungen zum Studium wird in Freiburg aber nicht etwa von der Situation

auf dem Arbeitsmarkt sondern von der Aufnahmekapazitaumlt der aktuellen Raumlumlichkeiten

260

225 242

256

211 196

154 145

155 140

152 154

0

50

100

150

200

250

300

201314 201415 201516 201617 201718 201819

Kandidaturen im Maumlrz

Eintritte im September

32

definiert Weder der demographischen Entwicklung noch anderen Schwankungen auf dem

Bildungsmarkt kann so Rechnung getragen werden Es sind noch weitere Phaumlnomene zu

beruumlcksichtigen etwa die grosse Nachfrage nach Teilzeitstellen oder die Tatsache dass ein

bedeutender Anteil der Diplomierten gar nie im Lehrberuf arbeitet Diese Gesamtsituation

fuumlhrt dazu dass zwischen 2013 und 2016 die Abgaumlnger der HEP-PH FR nur 565 des Be-

darfs auf dem franzoumlsischsprachigen Freiburger Arbeitsmarkt gedeckt haben 201819 wurde

deshalb die Zulassungsbeschraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Abteilung von 100 Plaumlt-

zen pro Studienjahr auf 110 erhoumlht Diese Erhoumlhung wurde durch den Umzug der Fachstelle

fri-tic ermoumlglicht die bis anhin in den Raumlumlichkeiten der HEP-PH FR untergebracht war

Daruumlber hinaus wird allerdings nur eine substantielle Erweiterung der Gebaumlude oder ein

Neubau an einem anderen Standort der stetig steigenden Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt

nachkommen koumlnnen

Wie erwaumlhnt ist der Zugang zu bestimmten Daten und dadurch deren Auswertung durch

die zersplitterte Organisation wesentlich erschwert Die Entwicklung der Studierendenzah-

len uumlber die letzten fuumlnf Jahre zeigt jedoch dass das Ausbildungsangebot teilweise zur Ab-

wanderung der Freiburger Studierenden insbesondere in die Nachbarkantone fuumlhrt Das ist

insofern problematisch als der Heimatkanton der die Ausbildung im Rahmen der Interkan-

tonalen Fachhochschulvereinbarung (FHV) finanziert nicht davon ausgehen kann dass die

Studierenden nach Abschluss ihres Studiums wieder zuruumlckkehren In der Folge werden

einige grundlegende Statistiken zu den verfuumlgbaren Daten praumlsentiert und im vorliegenden

Kontext interpretiert

A) Herkunft der Studierenden in Freiburg

1 Primarstufe

Abbildung 11 Herkunft der Studierenden Primarstufe 201314-201718 Die Anzahl an Freiburger Studierenden hat uumlber

die letzten fuumlnf Jahre zugenommen waumlhrend die Anzahl an Studierenden aus anderen Kantonen und aus dem Ausland uumlber

den gleichen Zeitraum zuruumlckgeht

284

114

47

302

107

35

311

120

39

287

114

17

302

82

25

0

50

100

150

200

250

300

350

FR Andere Kantone Ausland

201314 201415 201516 201617 201718

33

2 Sekundarstufe I

Abbildung 12 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe I 201314-201718 Die Anzahl der Freiburger hat in den vergan-

genen fuumlnf Jahren besonders stark zugenommen Diese Population ist die Hauptquelle der Zunahme der Anzahl Studieren-

den am ILLB

3 Sekundarstufe II

Abbildung 13 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe II 201314-201718 Aufgrund der Beschraumlnkung der Anzahl

Studienplaumltze fuumlr das DEEM sind die Studierendenzahlen stabil Insbesondere das LDM zieht zahlreiche Studierende aus

anderen Kantonen an Von den insgesamt 228 Studierenden im Jahr 201718 stammen nur 94 aus dem Kanton Freiburg

Diese grosse Attraktivitaumlt kann sich damit erklaumlren dass der Studiengang konsekutiv nach einem Masterabschluss eines

170 169

17

189

162

24

201

163

25

208

183

22

221

195

19

0

50

100

150

200

250

FR CH Ausland

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

34

24

9

31

93

23

42

24

5

29

88

23

32

24

7

36

91

20

39

23

6

46

93

15

40

15

7

54

94

18

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

FR CH Ausland FR CH Ausland

Diplocircme denseignement pour eacutecoles de maturiteacute DEEM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltschulen LDM

201314 201415 201516 201617 201718

34

Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der

Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde

4 Sonderpaumldagogik

Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg

bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an

Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718

161

686

34

166

675

39

174

680

37

177

705

48

171

716

51 100

200

300

400

500

600

700

800

FR CH Ausland

2013 2014 2015 2016 2017

10

20

30

40

50

60

70

80

90

FR

DE

35

A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg

1 Alle Stufen

Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und

Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg

2 Primarstufe

Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone

Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger

an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)

73

55

14 10

29

14

9

22

5 7

14

2 1 3

1 3 3 2 1 2

5

0

10

20

30

40

50

60

70

80

Pri

mar

stu

fe

Seku

nd

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ufe

I

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nd

arst

ufe

II

Son

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1 2 2 1

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80

Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

36

3 Sekundarstufe I

Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr

201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger

die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)

4 Sekundarstufe II

Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-

beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen

29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg

40

14

1

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1 2 1 1

48

15

3 4

1 2 1 1

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Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

16

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16

18

20

Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

37

5 Sonderpaumldagogik

Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-

dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-

burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur

auf Deutsch angeboten wird

34 Organisatorische Elemente

Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-

ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben

die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-

turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen

Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-

kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement

oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-

formen beeinflusst

341 Interne Fuumlhrungsstrukturen

Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer

Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die

Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist

mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum

arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-

sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt

sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische

Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit

6

18

6 6

16

11

1 1

7

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9

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9

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10

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5

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20

25

Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall

201314 201415 201516 201617 201718

38

mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene

nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und

Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich

Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf

einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-

ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-

struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-

richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte

An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern

ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und

operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das

Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen

der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-

der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine

Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR

Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-

nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg

koordinieren koumlnnte

Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen

die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-

steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das

Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-

tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die

Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-

schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich

die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-

ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der

Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden

342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen

Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-

standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und

ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018

werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen

Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE

der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der

deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-

ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist

aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich

39

Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-

gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-

sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes

de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale

de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in

der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den

Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-

sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen

Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene

Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf

die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist

eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten

Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen

Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-

enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-

nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen

Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten

343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung

Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es

braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-

nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die

Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-

stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen

Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen

sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards

ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-

litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte

Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-

den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-

derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die

HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative

Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet

werden muumlssen

Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen

Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-

maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-

rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-

hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht

Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-

sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen

40

Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie

sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber

eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt

ist diese Auflage weniger problematisch

344 Infrastruktur

Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen

bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-

lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-

lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-

schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade

auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den

heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau

nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden

Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-

gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun

verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten

Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit

einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung

stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-

schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden

Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-

kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie

eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des

ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-

PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-

ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst

Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals

thematisiert aber nie weiterverfolgt

35 Rechtliche Elemente

351 Nationale Ebene

Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-

schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-

taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-

zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-

hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-

traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten

Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten

die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings

41

auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das

Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der

Kantone

352 Kantonale Ebene

Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-

sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig

sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-

cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer

Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-

ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das

Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen

Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR

allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-

trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-

liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-

gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-

lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von

2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der

fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen

Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten

waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das

neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR

eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb

keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz

grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen

der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-

schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-

matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung

mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden

soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung

Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen

Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-

ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren

Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft

getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem

Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-

schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-

tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen

Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-

42

le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des

Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-

systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert

werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-

lungsdruck verhindern koumlnnen

36 Finanzielle Elemente

Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle

Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die

Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen

Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-

hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses

Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im

interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln

Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-

rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits

und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die

Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-

zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-

schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den

Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH

15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und

nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-

gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen

werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach

Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine

Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-

traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite

lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-

nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt

37 Kontextualisierung der Erkenntnisse

Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen

der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-

beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast

ausschliesslich informell

In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse

durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt

dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-

tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit

43

einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als

auch aus anderen Kantonen

FR HEP Vaud PH Bern

Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)

Sekundarstufe I 435 443 877

Sekundarstufe II 228 215 357

Total Sekundarstufe 663 658 1234

Sonderpaumldagogik 953 368 207

Total 2025 1945 2429

Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen

201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der

Fachausbildung mitgezaumlhlt

Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH

abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell

entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der

HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die

Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr

den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-

sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-

den

Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-

fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-

ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es

die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-

renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf

Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-

ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe

II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben

Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-

traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die

Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss

zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-

ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen

Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur

Verfuumlgung

44

4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle

41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick

In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-

nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig

ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische

Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf

lokale Besonderheiten zugeschnitten sind

Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik

1 PHBern

2 PH FHNW

3 PHGR

4 PH Luzern

5 PHSG

6 PHSH

7 PHSZ

8 PHTG

9 PH-VS

10 PH Zug

11 PHZH

12 HEP-BEJUNE

13 HEP Vaud

14 S SUPSI-DFA

Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz

Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-

enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-

tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch

an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-

gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden

Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-

terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-

tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt

Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-

lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der

Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-

konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats

gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-

sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann

45

42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle

Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-

gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll

ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber

im Folgenden kurz aufgefuumlhrt

Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-

schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt

des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-

spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-

ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit

einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies

etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH

FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-

ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-

tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium

besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-

PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so

besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt

und HEP-PH FR gewertet

Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der

Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen

immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-

lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich

Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-

turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre

aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-

chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell

von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-

saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen

besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen

Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann

die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-

nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur

Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder

andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE

Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der

Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-

bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-

nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-

sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie

46

gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-

tonsverfassung mit einbezogen

Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische

Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-

ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-

schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-

zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-

rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-

nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur

Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-

und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-

ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-

takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen

Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles

fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR

stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-

schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO

dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im

Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-

geordneten Strukturen problematisch

43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-

versitaumlt

In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach

einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen

Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur

Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung

Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr

Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten

Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD

vom 1 Januar 2002 geregelt

431 Staumlrken und Chancen

Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-

ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-

stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die

ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil

Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-

gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und

paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen

47

allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt

der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-

meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch

im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher

Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone

geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg

waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen

Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr

Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im

Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-

Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als

auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies

ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung

mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-

lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-

studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls

als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-

renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen

Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet

werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-

didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-

nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in

Bern oder Lausanne stattfindet

432 Schwaumlchen und Gefahren

Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II

den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit

Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung

Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein

interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in

Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und

praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-

tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische

Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt

und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren

44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt

Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-

sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-

taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein

48

441 Staumlrken und Chancen

Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen

Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-

der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen

aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland

mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten

laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-

tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig

442 Schwaumlchen und Gefahren

In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen

Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-

dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt

Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu

geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-

personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-

nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche

Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-

setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung

fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-

nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem

Unwort geworden

Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-

lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In

einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches

Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-

toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder

einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-

sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-

te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer

rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-

rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr

eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-

dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem

Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb

des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-

chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere

nutzen moumlchten

49

45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne

In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-

ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-

de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke

Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation

eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische

Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung

Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um

Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert

451 Staumlrken und Chancen

Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-

dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der

HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden

Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot

452 Schwaumlchen und Gefahren

Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar

und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche

Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton

Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der

Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem

im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark

in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen

Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-

le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-

stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation

insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-

operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-

rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders

die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses

Modell wohl besonders schwierig umzusetzen

50

5 Empfehlungen

51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit

Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-

nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status

Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre

Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-

nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde

sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand

bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons

Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-

tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher

Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst

eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein

Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium

vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-

che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige

Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt

der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-

dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu

nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-

nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen

52 Strategische Stossrichtung

Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes

festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung

der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-

meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie

sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-

stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-

ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-

nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status

Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen

Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden

kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts

muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen

Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet

51

Perspektive Strategische Ziele

Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen

Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit

seinen Besonderheiten

Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-

burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten

und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen

Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant

hervorgehoben

Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen

Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)

Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-

kraumlften garantieren

Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen

Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren

Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung

ermoumlglichen

Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-

schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann

Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen

Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-

fuumlgung stellen

Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-

chende Informatikinfrastruktur einrichten

Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen

Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen

Der Hochschule Autonomie gewaumlhren

Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung

53 Modellvorschlag

531 Interinstitutionelles Gremium

Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-

nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist

gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-

schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben

den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)

eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums

(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird

das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist

dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-

pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-

bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung

52

In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-

fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun

Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-

liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten

Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-

den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-

sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-

tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-

rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-

bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-

sammlung) ersetzt werden

Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan

53

Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)

532 Abwaumlgungen

Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-

stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das

Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-

schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure

des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem

Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-

typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-

dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt

aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-

oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-

treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-

ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat

damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-

ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten

Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-

tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden

und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-

gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang

gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen

kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-

ben

Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-

folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die

54

Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig

der finanzielle Druck auf die kleinen PHs

533 Weiteres Vorgehen und Ausblick

Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von

aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich

hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-

schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der

Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-

len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich

lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei

Hauptphasen

Abbildung 26 Prozessgestaltung

Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste

fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit

sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende

laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-

kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer

Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf

dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume

verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-

sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-

den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt

werden

Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen

Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-

naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge

der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue

55

Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf

angepasst der Aussenauftritt konsolidiert

Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen

Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion

um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum

die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-

statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-

faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht

534 Schlussgedanken

Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die

Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen

Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch

konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-

gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt

werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen

Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-

saumltzlich erschwerend

Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-

gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-

finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung

verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so

koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden

Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution

fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht

Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-

promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-

lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-

gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt

Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-

forderlich

56

6 Quellen

61 Literatur

Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter

httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb

Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt

Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle

Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading

House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No

12

Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)

Muumlnchen Vahlen

Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice

(9th ed) Boston McGraw-Hill

Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-

Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson

Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A

Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University

108 (6) 1017-1054

Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational

Researcher 15(2) 4-14

Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion

62 Rechtsgrundlagen

Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-

taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und

Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001

Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-

sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)

Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-

schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom

30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)

Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et

lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001

EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit

Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK

EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der

Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK

57

Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)

Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)

Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg

(SR 101000)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)

Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom

16062016 (LB SR 447710)

Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)

63 Berichte und Stellungnahmen

SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr

Bildungsforschung

Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017

Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave

lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat

de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut

Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg

Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg

13122018

Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute

Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK

httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf

httpwwwcdipchdyn12277php

2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron

PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion

httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf

httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv

onMedienundIKTindenUnterrichtpdf

httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes

Page 9: Prof. Dr. Roman Capaul St. Gallen, 2. April 2019 · guisme est un atout unique qui est mis en avant comme une unique selling proposition (USP - proposition de vente unique). Le bilinguisme

9

Abkuumlrzungsverzeichnis

AfU Amt fuumlr Universitaumltsfragen

BM Berufsmaturitaumlt

CERF Centre drsquoenseignement et de recherche pour la formation agrave lrsquoenseignement au secon-

daire

CIIP Confeacuterence intercantonale de lrsquoinstruction publique

DAES I Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I

DEEM Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute

DiBi Diplocircme bilingue

DOA Amt fuumlr deutschsprachigen obligatorischen Unterricht

DSP Departement fuumlr Sonderpaumldagogik

EDK Erziehungsdirektorenkonferenz

EKSD Direktion fuumlr Erziehung Kultur und Sport

ENC Ecole normale cantonale

FH Fachhochschule

FHNW Fachhochschule Nordwestschweiz

FHO Fachhochschule Ostschweiz

HEP-PH FR Haute eacutecole peacutedagogique Fribourg ndash Paumldagogische Hochschule Freiburg

HES Haute eacutecole speacutecialiseacutee

HES-SO (FR) Haute eacutecole speacutecialiseacutee de Suisse occidentale (Fribourg)

HFKG Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz

HPI Heilpaumldagogisches Institut

ILLB Institut fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung

ITA Amt fuumlr Informatik und Telekommunikation

IUFE Institut universitaire de la formation des enseignants (UNIGE)

KLD Kombiniertes Lehrdiplom fuumlr die Sekundarstufen I und II

KLS Kantonales Lehrerseminar

LDM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltsschulen

LDS I Lehrdiplom fuumlr die Sekundarstufe I

PER Plan drsquoeacutetudes romand

PHFG Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg von 2015

PHG Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule von 1999

S2 Amt fuumlr Unterricht der Sekundarstufe 2

SEnOF Service de lrsquoenseignement obligatoire de langue franccedilaise

SITel Service de lrsquoinformatique et des teacuteleacutecommunications

SoA Amt fuumlr Sonderpaumldagogik

SUPSI Scuola universitaria professionale della Svizzera italiana

UH Universitaumlre Hochschule

USP Unique Selling Proposition

ZELF Zentrum fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung Freiburg

10

1 Einleitung

11 Ausgangslage

Die institutionelle Organisation der Lehrpersonenbildung im Kanton Freiburg ist schweiz-

weit einzigartig Sie umfasst die Paumldagogische Hochschule Freiburg (HEP-PH FR) einerseits

und ndash neben der universitaumlren Fachausbildung ndash zwei Einheiten der Philosophischen Fakul-

taumlt der Universitaumlt Freiburg andererseits das Institut fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung

(ILLB Departement fuumlr Erziehungs- und Bildungswissenschaften) und das Departement fuumlr

Sonderpaumldagogik (DSP)

Die Ausbildung fuumlr die Vorschul- und die Primarstufe (1H-8H) erfolgt an der HEP-PH FR im

Rahmen eines Bachelorstudiums die Ausbildung fuumlr die Sekundarstufen I und II an der

Universitaumlt im Rahmen eines Masterstudiengangs Das Studium zur Lehrperson der Sekun-

darstufe I (9H-11H) besteht aus zwei Ausbildungsteilen einem fachspezifischen Bachelor in

der entsprechenden Fakultaumlt fuumlr den Studienleistungen (Allgemeine Didaktik Paumldagogische

Psychologie) am ILLB absolviert werden und einem Masterstudiengang am ILLB In den

Faumlchern Bildnerisches Gestalten Technisches Gestalten und WirtschaftArbeitHaushalt so-

wie im Bereich Musik finden die Fach- und fachdidaktischen Studienanteile an der HEP-PH

FR statt Das Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltsschulen (LDM Sekundarstufe II) wird zusaumltzlich

zum Fachstudienabschluss (Master) erworben Studierende aller Fakultaumlten koumlnnen es er-

werben sofern das Fach als Unterrichts- respektive Lehrfach anerkannt ist Das Departement

fuumlr Sonderpaumldagogik erteilt Diplome wie den Bachelor Logopaumldie oder den Master Schuli-

sche Heilpaumldagogik Mit der integrativen Schule werden heute Kinder mit speziellem Foumlr-

derbedarf vermehrt in Regelklassen von schulischen Heilpaumldagogen gefoumlrdert Folgende

Tafel bietet eine Uumlbersicht uumlber die Ausbildungsangebote

HEP-PH FR Bachelor of Arts in Pre-Primary and Primary Education

ILLB Bachelor of Arts fuumlr den Unterricht auf der Sekundarstufe I

Bachelor of Science fuumlr den Unterricht auf der Sekundarstufe I

Master of Arts fuumlr den Unterricht auf der Sekundarstufe I

Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltsschulen

Ab 201920 Kombiniertes Lehrdiplom fuumlr die Sekundarstufen I und II (nur

auf Deutsch)

Doktorat

DSP Bachelor in Klinischer Heilpaumldagogik und Sozialpaumldagogik

Bachelor in Logopaumldie (nur auf Deutsch)

Bachelor in Sonderpaumldagogik

Master in Sonderpaumldagogik

Master in Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik

Master in Sonderpaumldagogik Option Logopaumldie (nur auf Deutsch)

Doktorat

11

Die Lehrpersonenbildung im Kanton Freiburg findet demnach an drei verschiedenen Orten

statt Aus dieser Situation heraus sind verschiedene Problemfelder entstanden

1 In der Ausbildung fuumlr die obligatorische Schule (1H-11H) fehlt es an Kontinuitaumlt Auch

dem gesetzlich verankerten integrativen Unterricht wird in der Ausbildung der

Lehrpersonen zu wenig Rechnung getragen Die Kontakte zwischen der HEP-PH FR

bzw dem ILLB mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik sind ungenuumlgend

2 Die Organisationskulturen in den drei Ausbildungseinheiten sind unterschiedlich

der Informationsaustausch und die Zusammenarbeit sind lose und ungenuumlgend Von

Synergien in den Bereichen der Ausbildung Weiterbildung und Dienstleistungen an

Dritte wird kaum profitiert in der Forschung findet sie nur punktuell (notabene im

Bereich der Mehrsprachigkeit) und meist ad personam statt

3 Die Zusammenarbeit zwischen oumlffentlichen Einrichtungen (besonders der kantonalen

Erziehungsdirektion aber auch interkantonalen oder nationalen Gremien) und den

Ausbildungsinstitutionen wird durch uneinheitliche Entscheidungsbefugnisse er-

schwert Waumlhrend die Rektorin der HEP-PH FR bei anstehenden Fragestellungen

meist eine direkte Entscheidungsbefugnis hat liegen diejenigen der beiden Institute

der Universitaumlt teilweise auch auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene

4 Die Freiburger Lehrpersonenbildung als Ganzes ist kaum sichtbar und schweizweit

wenig profiliert

12 Ziele

Die Erziehungsdirektion hat im Status Quo auf verschiedenen Ebenen Handlungsbedarf

erkannt und die vorliegende Analyse in Auftrag gegeben Bevor Entscheide getroffen und

Massnahmen ergriffen werden sollen die relevanten Faktoren die aktuell auf die Lehrper-

sonenbildung einwirken beleuchtet werden Das Resultat der Analyse soll eine Argumenta-

tionsgrundlage liefern auf deren Basis ein politischer Entscheid getroffen werden kann Da-

bei sollen die Fuumlhrungsstrukturen vereinfacht werden Gemaumlss Mandat sollen folgende As-

pekte im Bericht enthalten sein

1) Uumlberblick uumlber die entsprechenden Lehrpersonenbildungsstaumltten in der Schweiz Vor-

und Nachteile der verschiedenen Modelle

2) Analyse der aktuellen Situation in den drei Ausbildungseinheiten im Kanton Freiburg

3) Analyse von institutionellen Modellen und Empfehlung fuumlr ein Modell (in einer Unterva-

riante soll auch eine Verbindung mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik erwogen

werden) Die verschiedenen Modelle sollen mit Kriterien wie fachliche und paumldagogische

Bildung Forschung Weiterbildung Dienstleistungen an Dritte Personal Attraktivitaumlt

Eintrittsbedingungen fuumlr Studierende nationale Praumlsenz Governance Vertretung in nati-

onalen Gremien Entscheidungsstruktur etc analysiert werden

12

Im Verlauf der Arbeit wurde das Mandat teilweise etwas weiter gefasst Infolge der Exper-

tengespraumlche und Unterlagen sind andere oder zusaumltzliche Aspekte fuumlr eine breite Situati-

onsbeschreibung mit Loumlsungsansaumltzen relevant geworden In meinem Verstaumlndnis sind Fuumlh-

rungs- und Organisationsmodelle zudem auf die konkrete Situation hin auszurichten Es gibt

kein Modell das eins zu eins auf den Kanton Freiburg uumlbertragen werden koumlnnte Folgende

zentrale Merkmale heben sich im Fall Freiburgs im Vergleich zu anderen Kantonen ab und

muumlssen in der Loumlsungssuche mitberuumlcksichtigt werden

Freiburg ist ein Universitaumltskanton mit einer Volluniversitaumlt und zahlreichen ausserkan-

tonalen Studierenden Dies ergibt positive Impulse auf den Bildungskanton Freiburg

Freiburg ist mit ca 312rsquo000 Einwohnern ein relativ kleiner Kanton Neben dem Kanton

dominieren die oumlkonomischen Zentren Bern und Lausanne mit grosser Strahlkraft

Die Zweisprachigkeit weist dem Kanton Freiburg eine fuumlr das ganze Land bedeutungs-

volle Bruumlckenfunktion zwischen dem franzoumlsischen und deutschen Sprachraum zu Der

Kanton hat eine Art Kohaumlsionsaufgabe

13 Methodik

Die im Rahmen dieses Gutachtens zu untersuchenden Fragestellungen sind gesellschaftli-

cher Natur und durchdrungen von normativen Aspekten Die Fragestellungen erfordern

eine interdisziplinaumlre Betrachtung Da die Analyse unter grossem Zeitdruck durchgefuumlhrt

werden muss ist pragmatisches Vorgehen erforderlich Aufgrund meiner verschiedenen

Taumltigkeiten im Bildungswesen kenne ich die schweizerische Bildungslandschaft als Nicht-

Freiburger kann ich aus einer Aussensicht auf den Kanton Freiburg gleichzeitig eine gewisse

Neutralitaumlt wahren Fuumlr den Zugang zu Dokumenten und Gespraumlchspartnern bin ich jedoch

auf die Unterstuumltzung verschiedener Funktionstraumlger im Bildungswesen des Kantons Frei-

burg angewiesen Fuumlr die hervorragende Zusammenarbeit mit der HEP-PH FR der Univer-

sitaumlt und der Erziehungsdirektion sowie fuumlr den uneingeschraumlnkten Zugang zu allen Infor-

mationen moumlchte ich mich an dieser Stelle bedanken

Fuumlr den quantitativen Zugang mussten zunaumlchst Statistiken generiert werden Es fehlt ein

institutionalisiertes Bildungscontrolling oder Bildungsmonitoring mit ausgewaumlhlten Kenn-

zahlen zum Verstaumlndnis und zur Steuerung der Institutionen

Der qualitative Zugang erfolgt neben dem Einbezug von Erkenntnissen aus der Schulfuumlh-

rungstheorie durch die Analyse einschlaumlgiger Dokumente und Expertengespraumlche Als erstes

werden bisherige Analyse- und Konzeptarbeiten gesichtet Fuumlr die zu untersuchenden Fra-

gestellungen ist aber auch spezifisches Wissen in einem lokalen Kontext erforderlich eine

allfaumlllige Loumlsung aus einer anderen Bildungsregion kann nicht zwingend auf Freiburg uumlber-

tragen werden Aufgabe des Gutachters ist deshalb das Erfahrungswissen der Funktionstrauml-

ger zu erschliessen und in einem Gesamtbild zusammenzufuumlgen Die Funktionstraumlger in den

verschiedenen Institutionen sind mit ihren Erfahrungen und Wahrnehmungen die zentralen

Wissenstraumlger Allerdings koumlnnen dabei nicht alle Personen mit Schluumlsselfunktionen beruumlck-

13

sichtigt werden mehr Gespraumlche sind im Rahmen des vereinbarten Mandats und der zur

Verfuumlgung stehenden Zeit nicht moumlglich Es wird darauf geachtet dass die Gespraumlchspartner

ausgewogen auf die verschiedenen Institutionen verteilt sind Neben der Perspektive der

direkt betroffenen Personen im Kanton Freiburg ist auch die Sichtweise auf interkantonaler

und nationaler Ebene zu beruumlcksichtigen denn der Kanton Freiburg muss seine Lehrperso-

nenbildung innerhalb der nationalen Rahmenbedingungen gestalten Alle Gespraumlche konn-

ten in grosser Offenheit und sehr konstruktiv gefuumlhrt werden Folgende Personen haben sich

fuumlr ein Gespraumlch zur Verfuumlgung gestellt

Universitaumlt

Funktion Name

Rektorin Astrid Epiney

Vizerektor Lehre Thomas Schmidt

Praumlsident Departement fuumlr Sonderpaumldagogik Winfried Kronig

Direktor HPI Geacuterard Bless

Direktorin ILLB Christine Pauli

Direktor CERF Roland Pillonel

Direktor ZELF Lorenz Wepf

Studienberaterin ILLB Inge Schnyder

HEP-PH FR

Funktion Name

Praumlsidentin Kommission HEP-PH FR Katharina Thalmann-Bolz

Co-Rektorin ad interim Elisabeth Mauron-Hemmer

Co-Rektor ad interim Lukas Lehmann

Rektorin bis 2018 Pascale Marro

EKSD

Funktion Name

Generalsekretaumlr Michel Perriard

Juristischer Berater Co-Autor erster Bericht Felix Kaufmann

Amtschef SEnOF Hugo Stern

Amtschef DOA Andreas Maag

Amtschef SoA Steacutephane Noeumll

Amtschef S2 Franccedilois Piccand

Amtschefin UfA Barbara Vauthey

Externe Sicht auf die Institutionen

Funktion Name

Koordinatorin Hochschulbereich EDK Madeleine Salzmann

Praumlsident Kammer PH swissuniversities Hans-Rudolf Schaumlrer

Generalsekretaumlr CIIP Olivier Maradan

Rektorin Kollegium Heilig Kreuz Christiane Castella Schwarzen

14

2 Kurzvorstellung der untersuchten Institutionen

21 HEP-PH FR

211 Entstehungsgeschichte

Die institutionellen Wurzeln des Kantonalen Lehrerseminars (KLS) liegen in der Schaffung

einer paumldagogischen Abteilung von Freiburgs Ecole cantonale Vorlaumluferin der heutigen Mit-

telschulen die 1849 mit 17 Schuumllern eroumlffnet wird 1859 folgt die Eroumlffnung eines eigenen

Lehrerseminars (Ecole normale) mit 9 Schuumllern in Hauterive Der Deutsch- bzw Zweispra-

chigkeit wird erst ab 1909 mit einer parallelen Organisationseinheit Rechnung getragen Zu-

sammen mit den privaten Lehrerinnenseminaren die von verschiedenen religioumlsen Kongre-

gationen sowie von der staumldtischen Maumldchensekundarschule in Freiburg geleitet werden

existiert eine Vielzahl an Institutionen im Kanton Aufgrund des Uumlberangebots an Lehrper-

sonen wird das Lehrerseminar in Hauterive 1937 geschlossen aber wegen des resultierenden

Lehrermangels 1943 in der Murtengasse in Freiburg wiedereroumlffnet In den fuumlnfziger Jahren

wird das Gebaumlude der Villa Diesbach erstmals erweitert ein weiteres Mal anfangs der sieb-

ziger Jahre 1988 wird das Lehrerseminar restrukturiert Das KLS I bildet Primarlehrperso-

nen aus das KLS II Kindergarten- und Handarbeits- bzw Hauswirtschaftslehrpersonen

Beide Abteilungen umfassen je eine franzoumlsisch- und eine deutschsprachige Einheit

1859 Eroumlffnung des Kantonalen Lehrerseminars (KLS) in Hauterive

1909 Eroumlffnung einer deutschsprachigen Sektion

1936 Schliessung des KLS in Hauterive

1943 Wiedereroumlffnung des KLS in der Murtengasse

1959 Abschluss des Ausbaus der Villa Diesbach

1964 Ende des Internatsobligatoriums

1975 Eintritt der ersten Maumldchen Einweihung des Erweiterungsbaus und Einrichtung des Centre fribourgeois

de documentation peacutedagogique

1988 Schliessung der letzten privaten Kindergaumlrtnerinnenausbildung im Kanton Restrukturierung je ein

Studiengang fuumlr Primar- sowie fuumlr Handarbeits- bzw Hauswirtschaftslehrpersonen

2000 Inkrafttreten des Gesetzes von 1999 uumlber die Paumldagogische Hochschule (PHG)

2003 Verleihung der letzten Diplome des KLS

2005 Diplomanerkennung durch die EDK

2012 Erneuerung der Diplomanerkennung durch die EDK

2016 Inkrafttreten des Gesetzes von 2015 uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg (PHFG)

Abbildung 1 Eckdaten HEP-PH FR

Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR geht es nicht um eine einfache Umwandlung des Lehrer-

seminars Mit dem Inkrafttreten des Gesetzes von 1999 wird de facto eine neue Institution

geschaffen die nicht mehr dem Sekundar- sondern dem Tertiaumlrbereich angehoumlrt und sich

15

innerhalb des Bildungssystems anders positioniert So existieren bis zur Schliessung des

Kantonalen Lehrerseminars 2003 beide Schulen nebeneinander wobei sie sich Raumlumlichkei-

ten und einen Grossteil des Personals teilen

Heute werden an der HEP-PH FR uumlber 400 Personen ausgebildet fast drei Viertel davon

sind franzoumlsischsprachig Das Interesse fuumlr das zweisprachige Diplom (Diplocircme bilingue DiBi)

ist maumlssig obwohl es sich um ein schweizweit einzigartiges Angebot handelt Die Zahlen

zeigen dass in der deutschsprachigen Abteilung die theoretisch uumlber 150 Studienplaumltze ver-

fuumlgt (50 Plaumltze pro Studienjahr) die Kapazitaumlt nicht ausgeschoumlpft werden kann In der fran-

zoumlsischen Abteilung sind im ersten Studienjahr die vorhandenen Plaumltze besetzt Wegen Stu-

dienabbruumlchen in den folgenden Jahren sind aber auch hier die Kapazitaumlten nicht voll ausge-

lastet Insgesamt sind die Kapazitaumlten auf 450 Plaumltze beschraumlnkt

Abbildung 2 Entwicklung der Studierendenzahlen an der HEP-PH FR 201314-201819

212 Rechtsgrundlage

Gesetz vom 21052015 uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg (PHFG)

httpsbdlffrchappdetexts_of_law4331

22 ILLB

221 Entstehungsgeschichte

Mit der Gruumlndung der Universitaumlt im Jahr 1889 geht die Schaffung eines Lehrstuhls fuumlr Pauml-

dagogik einher Erster Inhaber ist Abbeacute Horner ehemals Lehrer am KLS Hauterive und Rek-

tor des Kollegiums St Michael 1907 spricht sich der Staatsrat fuumlr die Schaffung eines Insti-

tuts fuumlr Paumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt aus dessen Realisierung aller-

445 444

470

418 409

270

301 310

282 280

96 80

90 75

61 79

63 70 61 68

0

50

100

150

200

250

300

350

400

450

500

201314 201415 201516 201617 201718

total

franzoumlsischsprachig

deutschsprachig

zweisprachiges Diplom

16

dings auf sich warten laumlsst Das Institut verfuumlgt anfangs weder uumlber eigene Raumlumlichkeiten

noch uumlber ein spezifisches Budget es geht vor allem darum entsprechend den Trends auf

nationaler und internationaler Ebene einen Lehrstuhl fuumlr experimentelle Psychologie in Frei-

burg zu implementieren und diesen in einem Zentrum fuumlr katholische Paumldagogik zu veran-

kern Als sich das KLS 1909 um eine deutschsprachige Abteilung erweitert werden auch an

der Universitaumlt entsprechende Bemuumlhungen unternommen in der Bestrebung die Lehrper-

sonenausbildung auf Primarstufe ebenfalls in die Universitaumlt zu integrieren

Mit dem Abgang des Institutsdirektors und Inhabers des Lehrstuhls fuumlr Paumldagogik 1909 ha-

ben sich diese Bestrebungen verloren Sein Nachfolger besetzt nur den Lehrstuhl nicht aber

die Direktion des Instituts Durch diese Vakanz und die schwierige Wirtschaftslage infolge

des 1 Weltkriegs wird das Wachstum des Instituts stark gehemmt 1919 erklaumlrt Georges Py-

thon die finanzielle Lage verunmoumlgliche ein Funktionieren des Instituts

Anfang der 1930er Jahre gewinnt die Freiburger Paumldagogik dank der Dynamik in der Son-

derpaumldagogik wieder an Aufwind und die Arbeit des Instituts wird wiederaufgenommen

Der Benediktinerkonvent von Einsiedeln fragt nach Lehrveranstaltungen fuumlr gymnasiale

Paumldagogik und praktischen Uumlbungen fuumlr die deutsche Sprache fuumlr die zukuumlnftigen Lehrper-

sonen der Klosterschule Die Erziehungsdirektion verlangt deshalb von der Philosophischen

Fakultaumlt die Anpassung ihres Reglements an die Ausbildung von Gymnasiallehrpersonen

1932 wird das Institut in zwei sprachliche Abteilungen unterteilt

1889 Gruumlndung der Universitaumlt Lehrstuhl fuumlr Paumldagogik

1907 Eroumlffnung eines Instituts fuumlr Paumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt

1909 Erste Angebote fuumlr deutschsprachige Studierende Voruumlbergehende Unterbrechung der Arbeit des Insti-

tuts

1932 Beginn der Ausbildung von Gymnasiallehrpersonen Eroumlffnung einer deutschsprachigen Abteilung

1934 Eroumlffnung eines Heilpaumldagogischen Seminars

1947 Offizielle Schaffung des Instituts fuumlr Paumldagogik Heilpaumldagogik und Angewandte Psychologie

1966 Losloumlsung der Heilpaumldagogik

1973 Losloumlsung der Angewandten Psychologie

1983 Lehrerbildungsreform Abloumlsung des franzoumlsischsprachigen Instituts vom deutschsprachigen Bezug der

Raumlumlichkeiten in Regina Mundi

1984 Losloumlsung der Sozialarbeit

1995 Angliederung des SFM an den Lehrstuhl fuumlr Paumldagogik

1998 Lehrerbildung wird unter die Verantwortung des Departements fuumlr Erziehungswissenschaften gestellt

2004 Lehrerbildung wird an der Philosophischen Fakultaumlt angesiedelt

2016 Gruumlndung des ILLB

Abbildung 3 Eckdaten ILLB

Erst 1947 wird durch einen Beschluss des Staatsrats offiziell ein Institut fuumlr Paumldagogik Heil-

paumldagogik und angewandte Psychologie gegruumlndet Es besteht aus drei Abteilungen allge-

17

meine Paumldagogik fuumlr die Ausbildung der Lehrpersonen auf Sekundarstufe Sonderpaumldago-

gik fuumlr die Ausbildung von Sozialpaumldagogen sowie angewandte Psychologie fuumlr die Ausbil-

dung von Schulpsychologen und Berufsberatern 1983 wird mit der Realisierung der Lehrer-

bildungsreform das franzoumlsischsprachige Institut vom deutschsprachigen geloumlst Im selben

Jahr beziehen das Departement fuumlr Erziehungswissenschaften das Departement fuumlr Psycho-

logie sowie die beiden Zentren fuumlr Lehrpersonenbildung CERF und ZELF ihre Raumlumlichkei-

ten im Gebaumlude Regina Mundi Die franzoumlsischsprachige Lehrerbildung wird in einem inter-

fakultaumlren bdquoService de la formation des maicirctresraquo SFM zusammengefasst der 1995 dem Lehr-

stuhl fuumlr Paumldagogik angegliedert wird Im deutschsprachigen Bereich wird noch weiter mit

getrennten Abteilungen Sek I und Sek II gearbeitet 2016 wurde das ILLB mit den heutigen

Strukturen und drei zusaumltzlichen Lehrstuumlhlen gegruumlndet

Heute besuchen uumlber 600 Personen eine Ausbildung am ILLB Aufgrund der Aufnahmebe-

schraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Ausbildung fuumlr das Lehramt auf Sekundarstufe II

(DEEM) geht die deutliche Zunahme der Studierendenzahlen des ILLB in den letzten Jahren

hauptsaumlchlich auf den Anstieg in der Studienrichtung Lehrdiplom auf Sekundarstufe I (LDS

I bzw DAES I) zuruumlck

Abbildung 4 Entwicklung der Studierendenzahlen am ILLB 201314-201718

222 Rechtsgrundlagen

- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt

httpswww3unifrchappslegaldedocument454827

570 586 599

636 663

231 243 252 254 253

147 140 147 160 182

125 132 137 154 166

67 71 63 68 62

0

100

200

300

400

500

600

700

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

Total

DAES I amp LDS I (Bachelor)

DAES I amp LDS I (Master)

DEEM

LDM

18

- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument274463

- Statuten vom 8 Maumlrz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146

- Statuten vom 16 Juni 2016 des Departements fuumlr Erziehungs- und Bildungswissen-

schaften der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument276395

- Statuten vom 16 Juni 2016 des Instituts fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die

Sekundarstufen (ILLB)

httpswww3unifrchappslegaldedocument276424

- Reglement vom 16 Juni 2016 des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr

die Sekundarstufen (BLB)

httpswww3unifrchappslegaldedocument276426

23 Departement fuumlr Sonderpaumldagogik

231 Entstehungsgeschichte

Nach der Gruumlndung des ersten heilpaumldagogischen Ausbildungsinstituts in Zuumlrich 1924

moumlchte der bdquoSchweizerische Caritas-Verbandldquo ein katholisches Pendant in Freiburg schaffen

In den 1930er Jahren unterzeichnen interessierte Instanzen eine nationale Vereinbarung fuumlr

die Schaffung von drei Ausbildungsstaumltten fuumlr Sonderpaumldagogik in Freiburg Genf und Zuuml-

rich 1934 wird innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt das Heilpaumldagogische Seminar Frei-

burg eroumlffnet als unabhaumlngige Abteilung des Instituts fuumlr Paumldagogik In seinen Anfaumlngen ist

das Heilpaumldagogische Seminar rein deutschsprachig Erst mit der Ernennung eines franzouml-

sischsprachigen Ordinarius im Jahr 1984 nimmt die Anzahl der Studierenden aus der West-

schweiz zu

1945 bleibt der Lehrstuhl des Heilpaumldagogischen Seminars infolge der Wirren des 2 Welt-

kriegs vakant Im Herbst 1946 wird er wiederbesetzt und das Seminar nimmt seine Taumltigkei-

ten wieder auf 1951 wird das Seminar in ein Institut umgewandelt bleibt aber gleichzeitig

Teil des uumlbergeordneten Instituts fuumlr Paumldagogik Im selben Jahr wird auf Wunsch des Erzie-

hungsdirektors die bdquoHeilpaumldagogisch-psychiatrische Poliklinikldquo eroumlffnet Die beiden Institu-

tionen haben getrennte Verwaltungen und Buchhaltungen arbeiten aber aufs engste zu-

sammen

Wegen der stetigen Zunahme der Studierendenzahlen ist das Heilpaumldagogische Institut zu-

nehmend mit Raumproblemen konfrontiert Da der Kanton den wachsenden Beduumlrfnissen

des Instituts nicht Folge leisten kann wird 1958 der Verein Curatorium gegruumlndet 1960 wird

dem Institut das Gebaumlude in der Kanisiusgasse 21 Eigentum des Curatorium zur Verfuumlgung

gestellt Tatsaumlchlich ist die Anzahl der Studierenden von der Wiedereroumlffnung des Seminars

19

1946 bis zum Studienjahr 196970 von 6 auf 451 angewachsen Rund 15 der Studierenden

der Universitaumlt und 45 der Studierenden der Philosophischen Fakultaumlt sind am Heilpaumlda-

gogischen Institut eingeschrieben Eine Studie von 1968 gibt an dass uumlber die Haumllfte aller

kantonalen Schulpsychologen in Freiburg ausgebildet worden sind Auch die Entwicklung

der Sozialversicherungen generiert ein wachsendes Beduumlrfnis an im Sozialbereich ausgebil-

deten Personen und das Institut fuumlr Heilpaumldagogik kann sich als privilegierter Gespraumlchs-

partner des Bundes profilieren

Da Status und Finanzierung der Poliklinik problematisch sind wird sie 1987 nach Inkrafttre-

ten des Schulgesetzes in das bdquoHeilpaumldagogische Zentrumldquo umgewandelt das sich in das

bdquoHeilpaumldagogischen Universitaumltszentrumldquo und den bdquoRegionalen Dienst fuumlr Schulpsycholo-

gie und Logopaumldieldquo gliedert Der Verein Curatorium gruumlndet seinerseits 1990 die Stiftung

Heilpaumldagogisches Zentrum 2018 wird die Entscheidung das Curatorium aufzuloumlsen ge-

troffen und das Gebaumlude geht in den Besitz der Stiftung uumlber 1999 wird innerhalb der Phi-

losophischen Fakultaumlt das Departement fuumlr Sonderpaumldagogik gegruumlndet dem das Heilpauml-

dagogische Institut angegliedert wird Die Anzahl der Studierenden steigt weiter an 2017

werden am DSP 953 Studierende ausgebildet

1934 Eroumlffnung des Heilpaumldagogischen Seminars

1945 Vakanz des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik

1946 Wiederbesetzung des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik

1951 Umwandlung des Heilpaumldagogischen Seminars in ein Institut Eroumlffnung der Heilpaumldagogisch-

psychiatrischen Poliklinik

1958 Gruumlndung des Vereins Curatorium

1960 Bezug des Gebaumludes in der Kanisiusgasse

1966 Trennung der Heilpaumldagogik von der Allgemeinen Paumldagogik in ein autonomes Institut

1987 Umwandlung der Poliklinik in das Heilpaumldagogische Zentrum

1990 Gruumlndung der Stiftung Heilpaumldagogisches Zentrum durch den Verein Curatorium

1999 Gruumlndung des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt

2018 Entscheidung zur Aufloumlsung des Vereins Curatorium

Abbildung 5 Eckdaten Departement fuumlr Sonderpaumldagogik

20

Abbildung 6 Entwicklung der Studierendenzahlen am DSP 201314-201718

232 Rechtsgrundlagen

- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt

httpswww3unifrchappslegaldedocument454827

- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument274463

- Statuten vom 8 Marz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146

- Statuten vom 10 April 2014 des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik

httpswww3unifrchappslegaldedocument276391

- Statuten vom 10 April 2014 des Heilpaumldagogischen Instituts der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument276407

475 443 451 463

481

35 35 34 42 54

344 371 373

399 379

27 31 33 26 24

881 880 891 930 938

0

100

200

300

400

500

600

700

800

900

1000

2013 2014 2015 2016 2017

BA in Klinischer Heilpaumldagogik und Sozialpaumldagogik Sonderpaumldagogik Logopaumldie

MA in Sonderpaumldagogik

MA in Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik

Doktorat

Total

21

3 Erkenntnisse aus den Gespraumlchen und Dokumenten

31 Bisherige Studien

Die aktuellen Problemfelder in der Freiburger Lehrpersonenbildung sind keine neue Er-

scheinung Die institutionelle Zerstuumlckelung hat schon immer bestanden und Probleme ge-

neriert Es haben deshalb bereits verschiedene Analysen stattgefunden die die Probleme

durchaus erkannt und benannt haben Loumlsungen wurden aber nur ansatzweise in Angriff

genommen Ein Grundsatzentscheid zur Zusammenlegung der Ausbildungsstaumltten wurde

nie getroffen

Zu Anfang handelte es sich um strukturelle und personelle Fragen in der Lehrpersonenbil-

dung innerhalb der Universitaumlt Aufgrund interner Probleme in der franzoumlsischsprachigen

Abteilung hat die Erziehungsdirektion 2006 den ehemaligen Vorsteher des Amtes fuumlr Uni-

versitaumltsfragen mit einer laquomission drsquoeacutevaluation de meacutediation et de propositionsraquo betraut

Infolge seines Berichts wurde eine Reihe von strukturellen organisationellen paumldagogischen

und personalen Massnahmen beschlossen fuumlr deren Umsetzung und Begleitung die Univer-

sitaumlt erneut den ehemaligen Amtsvorsteher beauftragt hat Aus diesen Massnahmen resul-

tierte insbesondere die Schaffung des Centre drsquoenseignement et de recherche pour la formation agrave

lrsquoenseignement au secondaire (CERF)

Ende 2007 wurde die Analysetaumltigkeit auf die Lehrpersonenbildung insgesamt ausgeweitet

Der Lenkungsausschuss der Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und

der HEP-PH FR hat festgestellt dass die Zusammenarbeit zwischen den beiden Institutionen

intensiviert werden muss Das Rektorat der Universitaumlt hat daraufhin eine Arbeitsgruppe

laquoLehrerbildung an der Universitaumlt Freiburg laquomit Vertretern des CERF der deutschsprachi-

gen Lehrpersonenbildung (LDS I amp II Vorlaumlufer des ZELF) der HEP-PH FR der EKSD und

des Rektorats mit der Analyse von vier konkreten Fragen betraut Drei davon betreffen die

Organisation der Lehrpersonenbildung im Kanton und innerhalb der Universitaumlt (Beziehun-

gen zwischen Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und der HEP-PH FR Beziehungen

zwischen der Lehrpersonenbildung und dem Departement fuumlr Erziehungswissenschaften

strukturelle Trennung der franzoumlsisch- und der deutschsprachigen Lehrerbildung) die vierte

die Ressourcen uumlber die die Lehrpersonenbildung innerhalb der Universitaumlt verfuumlgte In

ihrem Bericht vom 26 Februar 2009 zuhanden des Rektorats hat die Arbeitsgruppe nach der

Analyse der Fragen jeweils Empfehlungen zur Verbesserung der festgestellten Probleme

abgegeben

Was die Frage der Beziehungen zwischen der Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und

der HEP-PH FR betrifft hat sich die wesentliche Feststellung bis heute nicht veraumlndert laquo(hellip)

la seacuteparation de lrsquoensemble de la formation des enseignants agrave Fribourg en plusieurs uniteacutes

distinctes affaiblit assureacutement la position de la formation des enseignants fribourgeois dans

le contexte national Un rapprochement progressif (hellip) creacutedibiliserait la place de Fribourg

comme lieu de formation drsquoenseignantsraquo Als Loumlsung hat die Arbeitsgruppe die Schaffung

eines interinstitutionellen Instituts fuumlr Lehrpersonenbildung empfohlen analog zum Institut

22

fuumlr Mehrsprachigkeit ohne jedoch die bestehenden Strukturen zu fusionieren Das neu zu

schaffende Institut waumlre zustaumlndig fuumlr die strategische Planung das Qualitaumltsmanagement

sowie die Foumlrderung und Aufwertung der Lehrpersonenbildung im Kanton Auch die In-

tegration der sonderpaumldagogischen Ausbildungen ndash die allerdings in der Arbeitsgruppe

nicht vertreten waren ndash in dieses Institut wurde als wuumlnschenswert erachtet

Das Rektorat der Universitaumlt hat den Bericht an die Erziehungsdirektion weitergeleitet Die

damalige Direktorin hat den Vorschlag der Schaffung eines interinstitutionellen Instituts

prinzipiell gutgeheissen und das Rektorat der Universitaumlt und die Direktion der HEP-PH FR

beauftragt die konkrete Umsetzung dieses Vorschlags zu studieren Das Mandat verlangte

zwei Teilberichte Der erste sollte die verschiedenen Varianten eines interinstitutionellen

Instituts sowie eine erste Schaumltzung der Transformationskosten enthalten der zweite eine

juristische Abklaumlrung der gewaumlhlten Variante insbesondere in Bezug auf deren strukturelle

personelle und finanzielle Auswirkungen

Der erste Teilbericht vom 19 Januar 2010 basiert auf derselben Feststellung wie derjenige der

Arbeitsgruppe des Rektorats laquo(hellip) la formation fribourgeoise des enseignant-e-s repose au-

jourdrsquohui sur une structure jugeacutee trop complexe et sous-doteacutee en ressources pour assurer agrave

long terme une formation compeacutetitive et de qualiteacute par rapport aux HEP et universiteacutes voi-

sines eu eacutegard agrave lrsquoaccroissement des exigences fixeacutees par la CDIPraquo Was jedoch die moumlgli-

chen Varianten anging schienen den Autoren des Berichts nicht alle in gleichem Masse laquoju-

dicieuses et pertinentes pour la place fribourgeoise agrave lrsquoheure actuelleraquo Da die HEP-PH FR als

Bildungsstaumltte des Tertiaumlrbereichs noch jung und die Lehrpersonenbildung an der Universi-

taumlt strukturell wenig etabliert war wurden die beiden Fusionsvarianten (Integration des ge-

samten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR in die Universitaumlt und umgekehrt) als nicht

umsetzbar erachtet die Variante der Integration in die HEP-PH wurde gar nicht erst analy-

siert Wie bereits im Bericht des Rektorats wurde auch hier argumentiert die Integration der

HEP-PH FR in die Universitaumlt wuumlrde den Kanton seinen Einfluss auf die Zulassung und die

Studienplaumlne kosten diejenige des berufspraktischen Ausbildungsteils der Universitaumlt in die

HEP-PH FR einen Teil seiner Studierenden aus anderen Kantonen Es wurde aber notabene

auch die Beibehaltung der aktuellen Situation ausgeschlossen Somit konzentrierte sich die

Analyse wie von der Arbeitsgruppe des Rektorats empfohlen auf das Modell einer laquointerin-

stitutionellen Koordinationsstrukturraquo Tatsaumlchlich war die Schaffung eines gemeinsamen

Bildungs- und Kompetenzzentrums bereits im damals geltenden Gesetz uumlber die Paumldagogi-

sche Hochschule (PHG) von 1999 vorgesehen (Art 5 Abs 2) Aus juristischer Sicht kam diese

Variante also der Umsetzung eines Gesetzesartikels gleich der keine grundlegenden Aumlnde-

rungen der internen Strukturen der bestehenden Rechtstexte und Ausbildungsprogramme

nach sich ziehen wuumlrde Der entsprechende Gesetzesartikel wurde nicht in das neue Gesetz

von 2015 (PHFG) aufgenommen die heute geltenden Bestimmungen uumlber die Zusammenar-

beit zwischen HEP-PH FR und Universitaumlt beschraumlnken sich auf die Zusammenarbeitsver-

einbarung

23

Der zweite Teilbericht vom 31 Mai 2010 nimmt infolge von Diskussionen der Arbeitsgruppe

mit der Direktorin der EKSD dem Rektorat der Universitaumlt und der Direktion der HEP-PH

FR uumlber die Resultate des ersten Teilberichts die beiden Fusionsvarianten wieder auf Da die

Variante laquointerinstitutionelles Institutraquo die Entscheidungsstrukturen nicht vereinfachen

sondern im Gegenteil zusaumltzlich erschweren wuumlrde hat sich die Arbeitsgruppe nach einem

Vergleich der drei Varianten letztendlich fuumlr diejenige der Integration in die Universitaumlt aus-

gesprochen Anfang 2011 hat die Direktorin der EKSD dennoch entschieden dass es fuumlr die

Umsetzung der einen oder anderen Variante zu fruumlh sei insbesondere die Revision des Ge-

setzes uumlber die HEP-PH FR muumlsse vorher abgeschlossen werden Gleichzeitig hat sie den

Rektor der Universitaumlt gebeten unmittelbar Arbeiten zur Staumlrkung der bestehenden internen

Strukturen aufzunehmen um eine bessere Fuumlhrung der universitaumlren Lehrpersonenbildung

zu gewaumlhrleisten Die erwaumlhnte Gesetzesrevision hat schliesslich zum heutigen Gesetz uumlber

die HEP-PH FR (PHFG in Kraft seit 2016) mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit die Reorganisa-

tion der universitaumlren Strukturen zum neu geschaffenen ILLB mit den beiden Zentren CERF

und ZELF gefuumlhrt

Sowohl inner- als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen hat sich die Situation fast ein Jahr-

zehnt nach Erscheinen des zweiten Teilberichts derart grundlegend veraumlndert dass nicht

mehr auf dieser bisherigen Studie aufgebaut werden kann Zwar liefert sie interessante In-

formationen zur ehemaligen Funktionsweise der beiden Institutionen die Position der Uni-

versitaumlt und der HEP-PH FR innerhalb der Hochschullandschaft Schweiz ist aber heute nicht

zuletzt aufgrund der Restrukturierung des gesamten Hochschulwesens infolge des Hoch-

schulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetztes (HFKG in Kraft seit 2015) nicht mehr mit der-

jenigen von 2010 vergleichbar Wichtigste Erkenntnis der bisherigen Analysen bleibt damit

die Feststellung dass die Kraumlfte gebuumlndelt werden und der fragmentierten Organisation der

Freiburger Lehrpersonenbildung dringend ein Ende bereitet werden muss

32 Paumldagogische Elemente

Schulen und Bildungsorganisationen stehen als offene Systeme unter dem Einfluss der Ent-

wicklungen ihres Umfelds Deshalb ist es wichtig diese Entwicklungen und deren Relevanz

fuumlr die Konzeption und die Steuerung des Schulwesens zu beleuchten Dieses Kapitel hebt

einige im vorliegenden Kontext relevante Entwicklungen hervor Es erhebt dabei keinen An-

spruch auf Vollstaumlndigkeit sondern will anhand aktueller Beispiele die Wechselwirkung

zwischen gesellschaftlichem Wandel und paumldagogischen Konzepten aufzeigen

321 Exkurs Rahmenkonzept fuumlr eine Lehrpersonenbildung

Die Lehrpersonenbildung soll Studierenden auf die hohen Anforderungen im Berufsfeld

vorbereiten Als Orientierungsrahmen und Erklaumlrungshilfe fuumlr die Konzeption der Aus- und

Weiterbildung von Lehrpersonen kann das PCK-Modell (Pedagogical Content Knowledge) von

Shulmann (1986) dienen Das Modell besagt dass Lehrpersonen sowohl uumlber inhaltliches

paumldagogisches und fachdidaktisches Wissen verfuumlgen muumlssen und macht gleichzeitig die

24

hohen Anforderungen deutlich die an die Dozierenden in der Lehrerausbildung gestellt

werden

- Content Knowledge Das inhaltliche Wissen bezieht sich auf die fachwissenschaftlichen As-

pekte des Unterrichts die mit einer Klasse erarbeitet werden

- Pedagogical Knowledge Paumldagogisches Wissen umfasst das Wissen und Koumlnnen wie eine

Klasse zu unterrichten ist (Methodik und Allgemeindidaktik)

- Pedagogical Content Knowledge Die Schnittmenge dieser beiden ersten Dimensionen fuumlhrt

zu fachdidaktischem Wissen und Koumlnnen Es geht darum wie bestimmte Inhalte fachspe-

zifisch oder -uumlbergreifend unterrichtet werden sollen Die Relevanz dieser Fachdidaktik

wird von mehreren Gespraumlchspartnern sehr deutlich hervorgehoben Der Theorie-Praxis

Bezug ist in der Lehrerbildung sehr wichtig

In Freiburg werden alle drei Wissensbereiche an beiden Institutionen angeboten fuumlr die

Primarstufe an der HEP-PH FR fuumlr die Sekundarstufe I und II und die Sonderpaumldagogik an

der Universitaumlt Waumlhrend eine Aufteilung fuumlr das Content Knowledge und bis zu einem be-

stimmten Grad auch fuumlr das Pedagogical Content Knowledge Sinn machen mag sind insbeson-

dere im Bereich des Pedagogical Knowledge zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien vorhan-

den von denen aber keinerlei Gebrauch gemacht wird

Zur dieser inhaltlichen Komplexitaumlt kommt in Freiburg die zusaumltzliche Schwierigkeit dass

die Lehrpersonenbildung fuumlr die obligatorische Schule zwei verschiedenen Lehrplankonzep-

ten Rechnung tragen muss In der Deutschschweiz werden kuumlnftige Lehrpersonen auf den

Lehrplan 21 in der Westschweiz auf den Plan drsquoeacutetudes romand (PER) vorbereitet Beide Lehr-

plaumlne streben Kohaumlrenz uumlber alle obligatorischen Schuljahre hinweg an Auf der Sekundar-

stufe sind den beiden Lehrplankonzepten aber zT andersartige Paradigmen zugrundgelegt

Dies zeigt sich zum Beispiel im Fach Geschichte Die Gestaltung der Lehrpraktika ist im

franzoumlsischsprachigen Teil Freiburgs fuumlr die Sekundarstufe II anders als im deutschsprachi-

gen Die Freiburger Lehrpersonenbildung muss sich also an zwei verschiedenen Rahmen-

konzepten orientieren

322 Kantonales Sprachenkonzept

Aufgrund der Globalisierung wird unsere Gesellschaft multikultureller Die Sensibilitaumlt fuumlr

andere Kulturen und Sprachen wird fuumlr das Zusammenleben und die gesellschaftliche Ko-

haumlsion immer relevanter Entsprechend wichtig wird der Erwerb von Fremdsprachen Neben

der Landessprache sprechen viele Kinder zuhause eine andere Sprache Im Kanton Freiburg

gilt gemaumlss dem verfassungsrechtlichen Territorialitaumltsprinzip der Grundsatz dass die Un-

terrichtssprache der Amtssprache der Gemeinde oder der Gemeinden die den Schulkreis

bilden entspricht Gleichzeitig ist aber sowohl in der Kantonsverfassung und expliziter auch

in den letzten Regierungsprogrammen vorgesehen den Austausch und das Sprachenlernen

zu foumlrdern

25

Dazu hat die EKSD 2010 ein kantonales Konzept fuumlr den Sprachenunterricht erarbeitet Zwei

Vorschlaumlge des Konzepts beziehen sich auf den Immersionsunterricht Es handelt sich dabei

um den Unterricht eines Sachfaches (zB Geschichte) in der jeweiligen Partnersprache

Hauptziel bleibt das Erreichen von fachlichen Kompetenzen die Sprache steht nicht im Mit-

telpunkt Mittlerweile verzeichnen Projekte zum Immersionsunterricht in der obligatori-

schen Schule des Kantons eine starke Zunahme Zum Schuljahresbeginn 201819 wurden in

18 Orientierungsschulen und 9 Primarschulen und damit in insgesamt uumlber 100 Klassen Im-

mersionsprojekte angekuumlndigt Lehrpersonen die sich fuumlr ein Immersionsprojekt engagie-

ren werden begleitet und koumlnnen vom entsprechenden und laufend erweiterten Weiterbil-

dungsangebot an der HEP-PH FR profitieren Bereits in der Grundausbildung werden die

wichtigsten didaktischen Konzepte im Bereich des Immersionsunterrichts unterrichtet Fuumlr

die bereits aktiven Lehrpersonen hat die HEP-PH FR neu einen CAS zum Thema bilingualer

immersiver Unterricht in Planung Zudem absolvieren auch die Studierenden der einspra-

chigen Ausbildung der HEP-PH einen Teil ihrer Ausbildung in der Partnersprache

Auch auf Mittelschulebene hat der Immersionsunterricht an Bedeutung gewonnen sowohl

im Kanton Freiburg als auch gesamtschweizerisch In Freiburg koumlnnen saumlmtliche Bildungs-

gaumlnge der Schulen der Sekundarstufe II mit einer zweisprachigen Maturitaumlt Deutsch-

Franzoumlsisch abgeschlossen werden Im Schuljahr 201819 besuchen rund 28 der Freiburger

Gymnasiasten diesen Unterricht der zur zweisprachigen Maturitaumlt fuumlhrt Gesamtschweize-

risch ist die Kombination Deutsch-Englisch am haumlufigsten

Auch an der Universitaumlt Freiburg kann das LDM zweisprachig abgeschlossen werden Eine

Kompetenzstelle fuumlr die Immersionsdidaktik fehlt aber

In diesem Zusammenhang ist auch das Institut fuumlr Mehrsprachigkeit zu erwaumlhnen das 2008 als

gemeinsames Institut der Universitaumlt Freiburg und der Paumldagogischen Hochschule Freiburg

gegruumlndet wurde Es fuumlhrt das Wissenschaftliche Kompetenzzentrum fuumlr Mehrsprachigkeit

(KFM) des Bundes das auf der Grundlage des Sprachengesetzes und der Sprachenverord-

nung von der Schweizerischen Eidgenossenschaft finanziert wird Zu den Aufgaben des In-

stituts gehoumlren die Durchfuumlhrung von Forschungsprojekten im Bereich der Mehrsprachig-

keit die Unterstuumltzung der Lehre auf allen Stufen die Zusammenarbeit mit verschiedenen

Akteuren auf regionaler nationaler und internationaler Ebene die Verbreitung der erworbe-

nen Kenntnisse in Wissenschaft und Gesellschaft und die Durchfuumlhrung von wissenschaftli-

chen Veranstaltungen Aktuell ist die HEP-PH FR gemeinsam mit dem Institut fuumlr Mehr-

sprachigkeit und der Universitaumlt Freiburg im Rahmen des von swissuniversities lancierten

und vom Bund finanzierten Programms P-09 laquoAufbau der wissenschaftlichen Kompetenzen

und Fachdidaktikenraquo fuumlr den Aufbau des Fachdidaktikzentrums Fremdsprachen (Centre de

didactique des langues eacutetrangegraveres CeDiLE) als Leading House zustaumlndig

Durch die besondere Lage des Kantons Freiburg auf der Sprachgrenze bietet sich die Chance

die Zweisprachigkeit in der Lehrpersonenbildung und in den Schulen zu nutzen Die Kanto-

ne Bern und Wallis pflegen die Zweisprachigkeit zwar auch aber mit zwei PH-Standorten

In Freiburg kann die Zweisprachigkeit unter einem Dach gelebt werden was eine attraktive

26

Profilierungsmoumlglichkeit ist Mittels einer kohaumlrenten und stufenuumlbergreifenden Strategie

koumlnnte die kantonale Lehrpersonenbildung das Thema Mehrsprachigkeit und Immersions-

didaktik als Freiburger USP herausarbeiten und sich auf nationaler und internationaler Ebe-

ne profilieren

323 Inklusion

Die Volksschule von heute ist eine integrative Schule Statt einzelne Kinder mit besonderem

Foumlrderbedarf in Sonderschulen oder -klassen zu unterrichten sollen moumlglichst alle gemein-

sam Regelklassen besuchen Grundlage fuumlr den integrativen Unterricht bilden das Behinder-

tengleichstellungsgesetz und die 2008 eingefuumlhrte Neugestaltung des Finanzausgleichs und

der Aufgabenteilung Seither sind die Kantone fuumlr die Sonderpaumldagogik zustaumlndig Zur Ko-

ordination der Aufgaben haben die Kantone unter der Federfuumlhrung der EDK das 2011 in

Kraft getretene Sonderpaumldagogik-Konkordat erarbeitet

Fuumlr die Foumlrderung der Kinder mit speziellem Foumlrderbedarf sind in der Regel schulische

Heilpaumldagogen zustaumlndig Sie erstellen in Absprache mit der Lehrperson individuelle Foumlr-

derplaumlne Die Heilpaumldagogen sind oft nur fuumlr einzelne Lektionen im Schulzimmer um das

Kind zu betreuen es gibt aber auch Formen von Teamteaching bei denen Lehrpersonen und

Heilpaumldagogen gemeinsam alle Kinder betreuen Fuumlr eine gute Zusammenarbeit muumlssen die

Rollen geklaumlrt und der Bildungsauftrag der Regelschule verstanden werden Heilpaumldagogen

benoumltigen ein Grundverstaumlndnis fuumlr die Lehrertaumltigkeit und Lehrpersonen der Regelklassen

ein Grundverstaumlndnis uumlber Behinderungsaspekte Die Vermittlung dieses gegenseitigen

Grundverstaumlndnisses sollte in die Grundausbildung sowohl der Volksschullehrer als auch

der Heilpaumldagogen mit einbezogen werden Dies ist heute allerdings nicht der Fall in den

Gespraumlchen wird seitens der HEP-PH FR und des ILLB der fehlende institutionalisierte Aus-

tausch mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik bemaumlngelt

324 Digitalisierung

Computer Internet und Smartphone durchdringen den Alltag immer staumlrker Die Schulen

haben sich auf verschiedene Arten mit dieser Digitalisierung auseinanderzusetzen Die neu-

en technologischen Moumlglichkeiten sind in der Lehrerbildung und in den Schulen paumldago-

gisch sinnvoll zu nutzen Allerdings erfordern die technologischen Lehrmittel Investitionen

in Infrastruktur und Datensicherheit und den Einsatz von Fachpersonen mit Spezialwissen

in verschiedensten Funktionsbereichen Zur Illustration dieser zusaumltzlichen Dimension in

der Lehrpersonenbildung haben Mishra und Koehler (2006) das oben vorgestellte PCK-

Modell um den Aspekt der digitalen Medien erweitert was zum vierdimensionalen TPCK-

Modell fuumlhrt

1 Technology Knowledge Wie koumlnnen Lehrpersonen digitale Medien fuumlr sich selbst nutzen

In dieser Dimension stehen das Wissen und die Fertigkeiten des eigenen Umgangs mit

digitalen Medien im Vordergrund

27

2 Technological Pedagogical Knowledge Welche Chancen und welchen Nutzen koumlnnen digitale

Medien im Unterricht aufweisen Hier geht es um generelle Fragen der Unterrichtsgestal-

tung im Sinne der Allgemeindidaktik

3 Technological Content Knowledge Inwiefern vermag die Digitalisierung den fachwissen-

schaftlichen Inhalt zu veraumlndern Welche Bedeutung haben digitale Medien fuumlr das jewei-

lige Fach

4 Technological Pedagogical Content Knowledge Wie lassen sich Unterrichtsinhalte anhand von

digitalen Medien sinnvoll unterrichten Wie koumlnnen digitale Medien den Lernprozess in

den jeweiligen Faumlchern unterstuumltzen

Abbildung 7 TPCK-Modell von Mishra und Koehler (2006) basierend auf Shulmann (1986)

Um dieser neuen Anforderung im Bildungswesen zu begegnen haben sowohl die EDK als

auch die CIIP 2018 eine Strategie bzw einen Aktionsplan fuumlr den Umgang mit dem Wandel

durch Digitalisierung definiert mittels derer die Kantone sich auf Ziele und prioritaumlre Berei-

che der digitalen Bildung einigen Im Kanton Freiburg hat der Staatsrat dem Grossrat bereits

2001 ein Globalkonzept der Integration der Informations- und Kommunikationstechnologie

in den Unterricht in allen Schulstufen unterbreitet 2001 wurde die Fachstelle fri-tic gegruumln-

det uumlber die seither saumlmtlichen Lehrpersonen mehr als 140 in den Schulen taumltige IKT-

Ansprechpersonen sowie Ausbildner fuumlr Lehrpersonen im Bereich IKT geschult wurden Des

Weiteren stellt sie Schulbehoumlrden Schulen Lehrpersonen und Lernenden Leistungen und

Beratungen im Zusammenhang mit Medien und IKT zur Verfuumlgung und foumlrdert gleichzeitig

eine kritische Auseinandersetzung mit den neuen Medien und Technologien 2017 hat der

Staatsrat ein kantonales Konzept fuumlr die Integration von Medien und IKT in der obligatori-

schen und nachobligatorischen Schule in der Berufsbildung und im Sonderschulunterricht

genehmigt Es soll ein neues Fuumlhrungssystem definieren die Steuerungsstrukturen klaumlren

Synergien ermitteln und eine gemeinsame Vision entwickeln die die Kohaumlrenz der verschie-

denen Unterrichts- und Bildungsaumlmter Aus- und Weiterbildungen fuumlr Lehrpersonen Infor-

matikprojekten des Staates und Unterrichts-Lernpraxis an den Schulen zum Ziel hat Inner-

halb der EKSD wurde das Buumlro Medien und IKT geschaffen das als Steuerungsorgan der

28

EKSD die Aufgabe hat dieses Globalkonzept fuumlr den Zeitraum 2017 bis 2021 zu erarbeiten

umzusetzen und zu evaluieren

Im Schuljahr 201920 werden durch den Lehrplan 21 die Lernziele im Bereich von Medien

und Informatik fuumlr die deutschsprachige obligatorische Schule festgelegt und in den Frei-

burger Gymnasien wird Informatik als obligatorisches Fach eingefuumlhrt Eine diesbezuumlgliche

Uumlberarbeitung des PER fuumlr den franzoumlsischen obligatorischen Unterricht ist ebenfalls be-

schlossen Diese flaumlchendeckende Einfuumlhrung eines neuen Faches einerseits und neuer fauml-

cheruumlbergreifender technologischer Unterrichtsmaterialen andererseits erfordert eine ent-

sprechende Anpassung der Studienprogramme in der Lehrpersonenausbildung Die HEP-

PH FR und die Universitaumlt haben diese getrennt und unabhaumlngig voneinander in Angriff

genommen ua mit der Unterstuumltzung ihres jeweiligen Fachzentrums Sowohl die Universi-

taumlt (Laboratoire drsquoinnovation peacutedagogique LIP Centre Nouvelles technologies et enseignement NTE)

wie auch die HEP-PH FR (Centre de recherche sur lrsquoenseignementapprentissage par les technolo-

gies numeacuteriques CREATE) verfuumlgen uumlber Einheiten fuumlr Lehre und Lernen mit digitalen Tech-

nologien Auch hier gibt es zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien Der Einsatz der vorhan-

denen Ressourcen hat grosses Optimierungspotential

33 Oumlkonomische Elemente

331 Zulassungspolitik

Folgende Darstellung zeigt mit welcher Vorbildung schweizweit die Studierenden an die

PH gelangen Die Zugaumlnge sind vielfaumlltig und durchlaumlssig So kann der Arbeitsmarkt mit

ausreichend qualifizierten Lehrpersonen versorgt werden

Abbildung 8 PH-Eintritte auf Stufe Bachelor nach Studiengang und Zulassungsausweis 20172018 (Quelle Bundesamt fuumlr

Statistik BFS)

Heute verfuumlgen 43 der Studierenden die die Ausbildung VorschulstufePrimarstufe auf-

nehmen uumlber eine gymnasiale Maturitaumlt Knapp 2 davon haben eine Passerelle BM-UH

29

absolviert Auch die Fachmaturitaumlt (FM) mit Vertiefungsrichtung Paumldagogik ist seit ihrer

Einfuumlhrung im Studienjahr 201011 mit 29 zu einem bedeutenden Zubringer in die Vor-

schul- und Primarschullehrerausbildung geworden Diese Population von Studierenden ist

fuumlr den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen eminent wichtig da ohne sie nur eine ungenuumlgende

Anzahl an Lehrpersonen ausgebildet werden koumlnnte Die Berufsmaturanden machen 8 aus

7 der Studierenden wurden mit oder ohne Pruumlfung durch eine Hochschule zugelassen und

6 haben einen auslaumlndischen Zulassungsausweis Zwar fehlen fuumlr eine laumlngerfristige Beur-

teilung auch hier die mittels eines permanenten Monitorings zu erhebenden Daten die Zah-

len fuumlr das Studienjahr 201819 zeigen jedoch dass an der HEP-PH FR gleichviele Inhaber

einer Fach- wie einer gymnasialen Maturitaumlt studieren Fuumlr den Zugang zu den von der Uni-

versitaumlten angebotenen Studiengaumlngen so auch des ILLB und des DSP wird die gymnasiale

Maturitaumlt vorausgesetzt

Kandidatinnen und Kandidaten fuumlr eine Ausbildung zur Lehrperson insbesondere fuumlr die

Primarstufe gibt es genug Allerdings besteht an der HEP-PH FR seit dem Studienjahr

200405 eine Zulassungsbeschraumlnkung Sie wurde aufgrund einer laquounerwartet grossen An-

zahl Anmeldungenraquo eingefuumlhrt Nach 104 registrierten Anmeldungen im Jahr 2002 und 105

im Jahr 2003 sind 2004 165 Bewerbungen eingegangen Damit war die Aufnahmekapazitaumlt

der HEP-PH FR in Bezug auf die vorhandenen Praktikumsplaumltze die Betreuung der Studie-

renden und die Infrastruktur uumlberschritten Die maximale Aufnahmekapazitaumlt wurde auf 90

Studienplaumltze fuumlr die franzoumlsischsprachigen und 30 fuumlr die deutschsprachigen Studierenden

festgelegt Die Verordnung des Staatsrats uumlber diese erste Zulassungsbeschraumlnkung erlaumlsst

zudem Selektionskriterien die zur Ablehnung der uumlberzaumlhligen Kandidaten angewandt

werden konnten Laut Art 4 Abs 2 konnte die Aufnahme abgelehnt werden wenn die Beur-

teilung der paumldagogischen Faumlhigkeiten Vorbehalte enthielt und die schulischen Ergebnisse in

der Muttersprache und in der ersten Fremdsprache als ungenuumlgend beurteilt wurden

200506-200708 wurde die Anzahl der Studienplaumltze weiter reduziert da mit der laquoPasserel-

leraquo ndash einer Weiterbildung die Kindergaumlrtnerinnen Handarbeits- und Werklehrerinnen das

Unterrichten auf der 1 und 2 Primarstufe ermoumlglichte ndash eine zusaumltzliche Ausbildung ange-

boten wurde die Personal und Infrastruktur der HEP-PH FR ebenfalls beanspruchte Ab

200809 wurde die Anzahl erstmals auf 100 bzw 50 Plaumltze erhoumlht mit der Begruumlndung

laquodass eine groumlssere Anzahl Studierender aus verschiedenen Gruumlnden zum Beispiel wegen

der Mobilitaumlt zwischen den PH das Studium nach dem ersten Jahr wieder aufgibtraquo und

dadurch wieder mehr Aufnahmekapazitaumlt entstuumlnde zudem koumlnnten im ersten Jahr die

Praktika zu zweit absolviert werden Auch die Selektionskriterien wurden angepasst Ab

200809 wird neben den Noten in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematik eine

schriftliche Stellungnahme zu einem Thema das mit der Schule oder dem Lehrerberuf ver-

bunden ist beurteilt

Als sich ein Ruumlckgang der Anzahl Lehrpersonen abzuzeichnen begannt wurde in den Jahren

201011 bis 201314 auf eine Zulassungsbeschraumlnkung verzichtet Da die Gesamtzahl der

Studierenden an der HEP-PH FR von 313 im Jahr 2009 auf 470 im Jahr 2013 anstieg fuumlhrte

30

der Staatsrat im Rahmen seiner Struktur- und Sparmassnahmen die Beschraumlnkung auf das

Studienjahr 201415 wieder ein Als Selektionskriterien galten ab sofort nur noch laquodie schuli-

schen Ergebnisse in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematikraquo

Studienjahr franzoumlsischsprachig deutschsprachig insgesamt

200405 90 40 130

200506 75 35 110

200607 75 35 110

200708 75 35 110

200809 100 50 150

200910 100 50 150

201011-201314 keine Zulassungsbeschraumlnkung

201415 100 50 150

201516 100 50 150

201617 100 50 150

201718 100 50 150

201819 110 50 160

Abbildung 9 Zulassungsbeschraumlnkung an der HEP-PH FR Uumlbersicht von 200405-201819

Wegen der Beibehaltung der Zulassungsbeschraumlnkung uumlber mehrere Jahre hinweg ist man

sich heute gar nicht mehr im Klaren in welcher Zahl sich die Nachfrage nach Studienplaumltzen

an der HEP-PH FR niederschlagen wuumlrde Frist fuumlr die Einreichung der Kandidaturen ist

jeweils Ende Maumlrz und Ende Juli werden die Zulassungen fuumlr den Beginn des Studienjahres

im September bekanntgegeben Nun kennt die HEP-PH FR zwar die Anzahl Kandidaturen

sie entspricht aber nicht derjenigen die sich letztendlich definitiv fuumlr den Studieneintritt ent-

scheiden Viele angehende Studierende sind sich der Platzbeschraumlnkung sowohl an der HEP-

PH FR als auch an anderen Bildungsinstitutionen (etwa an der Hochschule fuumlr Soziale Arbeit

Freiburg) bewusst und bewerben sich absichtlich an mehreren Orten um einen Studienplatz

auf sicher zu haben Dies fuumlhrt dazu dass ein Teil der Bewerber die von der HEP-PH FR

abgewiesen werden das Studium auch bei positivem Zulassungsentscheid nicht aufnehmen

wuumlrde Wie hoch dieser Anteil ist kann nicht ermittelt werden

Diese Zulassungsbeschraumlnkung ist houmlchst problematisch Einerseits will der Kanton Lehr-

personen ausbilden andererseits fuumlhrt der Numerus Clausus zu Abwanderungen von Stu-

dierenden va nach Bern und Lausanne Tatsaumlchlich legen die Zahlen nahe dass die Zulas-

sungsbeschraumlnkung die Nachfrage nach Studienplaumltzen an der HEP-PH FR negativ beein-

flusst Waumlhrend das Angebot stagniert nimmt die Nachfrage ab Es ist houmlchst problematisch

den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen auf solche Weise zu steuern die Nachfrage folgt allem

voran der demographischen Entwicklung

31

Abbildung 10 Kandidaturen vs Eintritte HEP-PH FR 201314-201819

Auch die Ausbildungsplaumltze fuumlr das Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute (DEEM)

sind limitiert Die franzoumlsischsprachige Ausbildung wurde urspruumlnglich fuumlr 48 Personen pro

Studienjahr konzipiert Da das Interesse fuumlr die Ausbildung mit jedem Jahr zunimmt aber

nicht genuumlgend Praktikumsplaumltze zur Verfuumlgung stehen besteht seit dem Studienjahr

200809 eine Aufnahmebeschraumlnkung fuumlr 60 Personen pro Jahr Diese Beschraumlnkung erweist

sich fuumlr die Situation auf dem Arbeitsmarkt als unproblematisch die Maturitaumltsschulen ha-

ben keine Rekrutierungsschwierigkeiten Da sogar ein leichtes Uumlberangebot an Lehrpersonen

fuumlr die Sekundarstufe II besteht haben DEEM-Inhaber uumlber mehrere Jahre hinweg auch Pen-

sen auf Sekundarstufe I uumlbernommen wo bis vor kurzem ebenfalls Lehrpersonal fehlte In-

folge des Anstiegs der Studierenden fuumlr das Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I

(DAES I) in den letzten Jahren hat sich die Arbeitsmarktsituation in den Orientierungsschu-

len wieder beruhigt dafuumlr beginnen sich Engpaumlsse bei der Organisation von Praktikums-

plaumltzen abzuzeichnen

Eine abschliessende Anmerkung zu den Praktikumsplaumltzen sei hier festgehalten Persoumlnlich

bin ich der Meinung dass die Zahl der Praktikumsplaumltze als limitierender Faktor von den

Gespraumlchspartnern zu stark und nicht einleuchtend verwendet wird Die Begruumlndung und

die genaue Benennung der Engpassfaktoren wurden aus den Gespraumlchen nicht klar Wenn

der Arbeitsmarkt mehr Lehrpersonen benoumltigt lassen sich mindestens mittelfristig durch

organisatorische Massnahmen auch ausreichend Praktikumsplaumltze organisieren Gerade

auch die Berufsverbaumlnde sind bei der Erarbeitung solcher Massnahmen mit einzubeziehen

332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage

Der Kanton Freiburg ist wie die umliegenden Regionen seit einigen Jahren mit einer ange-

spannten Situation auf dem Stellenmarkt fuumlr Lehrpersonen auf Primarstufe konfrontiert

Was heute eine grosse Schwierigkeit fuumlr die Anstellung von Stellvertretungen bedeutet wird

in wenigen Jahren in einen tatsaumlchlichen Mangel an qualifizierten Lehrpersonen muumlnden

Die Anzahl Zulassungen zum Studium wird in Freiburg aber nicht etwa von der Situation

auf dem Arbeitsmarkt sondern von der Aufnahmekapazitaumlt der aktuellen Raumlumlichkeiten

260

225 242

256

211 196

154 145

155 140

152 154

0

50

100

150

200

250

300

201314 201415 201516 201617 201718 201819

Kandidaturen im Maumlrz

Eintritte im September

32

definiert Weder der demographischen Entwicklung noch anderen Schwankungen auf dem

Bildungsmarkt kann so Rechnung getragen werden Es sind noch weitere Phaumlnomene zu

beruumlcksichtigen etwa die grosse Nachfrage nach Teilzeitstellen oder die Tatsache dass ein

bedeutender Anteil der Diplomierten gar nie im Lehrberuf arbeitet Diese Gesamtsituation

fuumlhrt dazu dass zwischen 2013 und 2016 die Abgaumlnger der HEP-PH FR nur 565 des Be-

darfs auf dem franzoumlsischsprachigen Freiburger Arbeitsmarkt gedeckt haben 201819 wurde

deshalb die Zulassungsbeschraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Abteilung von 100 Plaumlt-

zen pro Studienjahr auf 110 erhoumlht Diese Erhoumlhung wurde durch den Umzug der Fachstelle

fri-tic ermoumlglicht die bis anhin in den Raumlumlichkeiten der HEP-PH FR untergebracht war

Daruumlber hinaus wird allerdings nur eine substantielle Erweiterung der Gebaumlude oder ein

Neubau an einem anderen Standort der stetig steigenden Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt

nachkommen koumlnnen

Wie erwaumlhnt ist der Zugang zu bestimmten Daten und dadurch deren Auswertung durch

die zersplitterte Organisation wesentlich erschwert Die Entwicklung der Studierendenzah-

len uumlber die letzten fuumlnf Jahre zeigt jedoch dass das Ausbildungsangebot teilweise zur Ab-

wanderung der Freiburger Studierenden insbesondere in die Nachbarkantone fuumlhrt Das ist

insofern problematisch als der Heimatkanton der die Ausbildung im Rahmen der Interkan-

tonalen Fachhochschulvereinbarung (FHV) finanziert nicht davon ausgehen kann dass die

Studierenden nach Abschluss ihres Studiums wieder zuruumlckkehren In der Folge werden

einige grundlegende Statistiken zu den verfuumlgbaren Daten praumlsentiert und im vorliegenden

Kontext interpretiert

A) Herkunft der Studierenden in Freiburg

1 Primarstufe

Abbildung 11 Herkunft der Studierenden Primarstufe 201314-201718 Die Anzahl an Freiburger Studierenden hat uumlber

die letzten fuumlnf Jahre zugenommen waumlhrend die Anzahl an Studierenden aus anderen Kantonen und aus dem Ausland uumlber

den gleichen Zeitraum zuruumlckgeht

284

114

47

302

107

35

311

120

39

287

114

17

302

82

25

0

50

100

150

200

250

300

350

FR Andere Kantone Ausland

201314 201415 201516 201617 201718

33

2 Sekundarstufe I

Abbildung 12 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe I 201314-201718 Die Anzahl der Freiburger hat in den vergan-

genen fuumlnf Jahren besonders stark zugenommen Diese Population ist die Hauptquelle der Zunahme der Anzahl Studieren-

den am ILLB

3 Sekundarstufe II

Abbildung 13 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe II 201314-201718 Aufgrund der Beschraumlnkung der Anzahl

Studienplaumltze fuumlr das DEEM sind die Studierendenzahlen stabil Insbesondere das LDM zieht zahlreiche Studierende aus

anderen Kantonen an Von den insgesamt 228 Studierenden im Jahr 201718 stammen nur 94 aus dem Kanton Freiburg

Diese grosse Attraktivitaumlt kann sich damit erklaumlren dass der Studiengang konsekutiv nach einem Masterabschluss eines

170 169

17

189

162

24

201

163

25

208

183

22

221

195

19

0

50

100

150

200

250

FR CH Ausland

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

34

24

9

31

93

23

42

24

5

29

88

23

32

24

7

36

91

20

39

23

6

46

93

15

40

15

7

54

94

18

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

FR CH Ausland FR CH Ausland

Diplocircme denseignement pour eacutecoles de maturiteacute DEEM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltschulen LDM

201314 201415 201516 201617 201718

34

Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der

Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde

4 Sonderpaumldagogik

Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg

bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an

Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718

161

686

34

166

675

39

174

680

37

177

705

48

171

716

51 100

200

300

400

500

600

700

800

FR CH Ausland

2013 2014 2015 2016 2017

10

20

30

40

50

60

70

80

90

FR

DE

35

A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg

1 Alle Stufen

Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und

Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg

2 Primarstufe

Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone

Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger

an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)

73

55

14 10

29

14

9

22

5 7

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2 1 3

1 3 3 2 1 2

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30

40

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Pri

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Seku

nd

arst

ufe

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Seku

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II

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gik

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ago

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arst

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ago

gik

BE VD JU LU VS AG NE

53

11

1 2 2 1

55

16

1 2 2

63

22

1 4 3

66

31

5

1 4 3

73

29

3 5

1 2 1

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10

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30

40

50

60

70

80

Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

36

3 Sekundarstufe I

Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr

201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger

die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)

4 Sekundarstufe II

Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-

beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen

29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg

40

14

1

5

1 2 1 1

48

15

3 4

1 2 1 1

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5 3

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30

40

50

60

Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

16

3

1 1 1

16

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5

1 2

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9

2 3

1

0

2

4

6

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10

12

14

16

18

20

Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

37

5 Sonderpaumldagogik

Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-

dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-

burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur

auf Deutsch angeboten wird

34 Organisatorische Elemente

Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-

ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben

die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-

turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen

Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-

kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement

oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-

formen beeinflusst

341 Interne Fuumlhrungsstrukturen

Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer

Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die

Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist

mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum

arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-

sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt

sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische

Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit

6

18

6 6

16

11

1 1

7

16

9

1 1

9

19

10

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10

22

14

1 1

5

0

5

10

15

20

25

Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall

201314 201415 201516 201617 201718

38

mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene

nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und

Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich

Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf

einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-

ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-

struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-

richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte

An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern

ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und

operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das

Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen

der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-

der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine

Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR

Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-

nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg

koordinieren koumlnnte

Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen

die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-

steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das

Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-

tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die

Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-

schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich

die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-

ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der

Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden

342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen

Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-

standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und

ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018

werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen

Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE

der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der

deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-

ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist

aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich

39

Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-

gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-

sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes

de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale

de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in

der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den

Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-

sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen

Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene

Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf

die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist

eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten

Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen

Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-

enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-

nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen

Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten

343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung

Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es

braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-

nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die

Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-

stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen

Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen

sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards

ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-

litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte

Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-

den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-

derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die

HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative

Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet

werden muumlssen

Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen

Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-

maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-

rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-

hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht

Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-

sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen

40

Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie

sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber

eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt

ist diese Auflage weniger problematisch

344 Infrastruktur

Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen

bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-

lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-

lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-

schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade

auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den

heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau

nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden

Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-

gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun

verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten

Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit

einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung

stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-

schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden

Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-

kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie

eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des

ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-

PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-

ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst

Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals

thematisiert aber nie weiterverfolgt

35 Rechtliche Elemente

351 Nationale Ebene

Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-

schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-

taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-

zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-

hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-

traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten

Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten

die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings

41

auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das

Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der

Kantone

352 Kantonale Ebene

Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-

sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig

sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-

cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer

Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-

ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das

Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen

Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR

allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-

trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-

liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-

gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-

lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von

2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der

fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen

Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten

waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das

neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR

eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb

keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz

grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen

der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-

schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-

matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung

mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden

soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung

Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen

Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-

ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren

Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft

getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem

Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-

schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-

tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen

Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-

42

le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des

Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-

systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert

werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-

lungsdruck verhindern koumlnnen

36 Finanzielle Elemente

Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle

Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die

Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen

Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-

hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses

Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im

interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln

Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-

rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits

und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die

Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-

zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-

schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den

Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH

15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und

nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-

gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen

werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach

Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine

Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-

traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite

lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-

nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt

37 Kontextualisierung der Erkenntnisse

Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen

der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-

beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast

ausschliesslich informell

In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse

durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt

dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-

tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit

43

einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als

auch aus anderen Kantonen

FR HEP Vaud PH Bern

Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)

Sekundarstufe I 435 443 877

Sekundarstufe II 228 215 357

Total Sekundarstufe 663 658 1234

Sonderpaumldagogik 953 368 207

Total 2025 1945 2429

Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen

201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der

Fachausbildung mitgezaumlhlt

Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH

abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell

entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der

HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die

Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr

den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-

sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-

den

Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-

fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-

ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es

die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-

renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf

Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-

ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe

II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben

Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-

traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die

Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss

zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-

ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen

Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur

Verfuumlgung

44

4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle

41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick

In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-

nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig

ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische

Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf

lokale Besonderheiten zugeschnitten sind

Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik

1 PHBern

2 PH FHNW

3 PHGR

4 PH Luzern

5 PHSG

6 PHSH

7 PHSZ

8 PHTG

9 PH-VS

10 PH Zug

11 PHZH

12 HEP-BEJUNE

13 HEP Vaud

14 S SUPSI-DFA

Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz

Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-

enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-

tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch

an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-

gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden

Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-

terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-

tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt

Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-

lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der

Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-

konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats

gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-

sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann

45

42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle

Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-

gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll

ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber

im Folgenden kurz aufgefuumlhrt

Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-

schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt

des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-

spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-

ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit

einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies

etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH

FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-

ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-

tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium

besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-

PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so

besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt

und HEP-PH FR gewertet

Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der

Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen

immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-

lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich

Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-

turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre

aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-

chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell

von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-

saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen

besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen

Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann

die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-

nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur

Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder

andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE

Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der

Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-

bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-

nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-

sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie

46

gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-

tonsverfassung mit einbezogen

Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische

Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-

ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-

schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-

zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-

rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-

nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur

Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-

und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-

ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-

takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen

Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles

fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR

stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-

schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO

dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im

Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-

geordneten Strukturen problematisch

43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-

versitaumlt

In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach

einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen

Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur

Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung

Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr

Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten

Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD

vom 1 Januar 2002 geregelt

431 Staumlrken und Chancen

Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-

ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-

stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die

ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil

Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-

gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und

paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen

47

allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt

der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-

meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch

im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher

Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone

geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg

waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen

Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr

Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im

Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-

Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als

auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies

ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung

mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-

lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-

studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls

als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-

renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen

Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet

werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-

didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-

nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in

Bern oder Lausanne stattfindet

432 Schwaumlchen und Gefahren

Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II

den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit

Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung

Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein

interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in

Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und

praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-

tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische

Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt

und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren

44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt

Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-

sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-

taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein

48

441 Staumlrken und Chancen

Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen

Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-

der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen

aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland

mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten

laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-

tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig

442 Schwaumlchen und Gefahren

In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen

Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-

dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt

Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu

geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-

personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-

nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche

Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-

setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung

fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-

nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem

Unwort geworden

Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-

lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In

einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches

Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-

toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder

einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-

sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-

te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer

rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-

rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr

eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-

dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem

Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb

des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-

chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere

nutzen moumlchten

49

45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne

In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-

ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-

de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke

Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation

eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische

Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung

Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um

Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert

451 Staumlrken und Chancen

Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-

dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der

HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden

Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot

452 Schwaumlchen und Gefahren

Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar

und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche

Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton

Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der

Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem

im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark

in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen

Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-

le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-

stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation

insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-

operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-

rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders

die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses

Modell wohl besonders schwierig umzusetzen

50

5 Empfehlungen

51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit

Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-

nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status

Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre

Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-

nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde

sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand

bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons

Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-

tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher

Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst

eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein

Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium

vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-

che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige

Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt

der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-

dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu

nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-

nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen

52 Strategische Stossrichtung

Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes

festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung

der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-

meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie

sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-

stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-

ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-

nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status

Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen

Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden

kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts

muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen

Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet

51

Perspektive Strategische Ziele

Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen

Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit

seinen Besonderheiten

Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-

burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten

und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen

Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant

hervorgehoben

Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen

Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)

Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-

kraumlften garantieren

Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen

Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren

Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung

ermoumlglichen

Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-

schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann

Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen

Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-

fuumlgung stellen

Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-

chende Informatikinfrastruktur einrichten

Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen

Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen

Der Hochschule Autonomie gewaumlhren

Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung

53 Modellvorschlag

531 Interinstitutionelles Gremium

Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-

nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist

gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-

schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben

den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)

eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums

(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird

das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist

dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-

pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-

bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung

52

In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-

fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun

Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-

liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten

Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-

den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-

sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-

tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-

rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-

bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-

sammlung) ersetzt werden

Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan

53

Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)

532 Abwaumlgungen

Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-

stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das

Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-

schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure

des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem

Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-

typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-

dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt

aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-

oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-

treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-

ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat

damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-

ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten

Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-

tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden

und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-

gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang

gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen

kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-

ben

Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-

folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die

54

Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig

der finanzielle Druck auf die kleinen PHs

533 Weiteres Vorgehen und Ausblick

Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von

aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich

hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-

schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der

Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-

len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich

lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei

Hauptphasen

Abbildung 26 Prozessgestaltung

Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste

fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit

sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende

laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-

kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer

Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf

dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume

verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-

sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-

den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt

werden

Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen

Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-

naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge

der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue

55

Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf

angepasst der Aussenauftritt konsolidiert

Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen

Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion

um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum

die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-

statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-

faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht

534 Schlussgedanken

Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die

Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen

Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch

konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-

gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt

werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen

Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-

saumltzlich erschwerend

Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-

gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-

finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung

verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so

koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden

Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution

fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht

Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-

promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-

lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-

gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt

Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-

forderlich

56

6 Quellen

61 Literatur

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Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University

108 (6) 1017-1054

Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational

Researcher 15(2) 4-14

Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion

62 Rechtsgrundlagen

Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-

taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und

Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001

Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-

sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)

Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-

schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom

30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)

Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et

lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001

EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit

Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK

EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der

Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK

57

Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)

Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)

Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg

(SR 101000)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)

Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom

16062016 (LB SR 447710)

Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)

63 Berichte und Stellungnahmen

SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr

Bildungsforschung

Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017

Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave

lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat

de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut

Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg

Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg

13122018

Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute

Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK

httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf

httpwwwcdipchdyn12277php

2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron

PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion

httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf

httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv

onMedienundIKTindenUnterrichtpdf

httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes

Page 10: Prof. Dr. Roman Capaul St. Gallen, 2. April 2019 · guisme est un atout unique qui est mis en avant comme une unique selling proposition (USP - proposition de vente unique). Le bilinguisme

10

1 Einleitung

11 Ausgangslage

Die institutionelle Organisation der Lehrpersonenbildung im Kanton Freiburg ist schweiz-

weit einzigartig Sie umfasst die Paumldagogische Hochschule Freiburg (HEP-PH FR) einerseits

und ndash neben der universitaumlren Fachausbildung ndash zwei Einheiten der Philosophischen Fakul-

taumlt der Universitaumlt Freiburg andererseits das Institut fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung

(ILLB Departement fuumlr Erziehungs- und Bildungswissenschaften) und das Departement fuumlr

Sonderpaumldagogik (DSP)

Die Ausbildung fuumlr die Vorschul- und die Primarstufe (1H-8H) erfolgt an der HEP-PH FR im

Rahmen eines Bachelorstudiums die Ausbildung fuumlr die Sekundarstufen I und II an der

Universitaumlt im Rahmen eines Masterstudiengangs Das Studium zur Lehrperson der Sekun-

darstufe I (9H-11H) besteht aus zwei Ausbildungsteilen einem fachspezifischen Bachelor in

der entsprechenden Fakultaumlt fuumlr den Studienleistungen (Allgemeine Didaktik Paumldagogische

Psychologie) am ILLB absolviert werden und einem Masterstudiengang am ILLB In den

Faumlchern Bildnerisches Gestalten Technisches Gestalten und WirtschaftArbeitHaushalt so-

wie im Bereich Musik finden die Fach- und fachdidaktischen Studienanteile an der HEP-PH

FR statt Das Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltsschulen (LDM Sekundarstufe II) wird zusaumltzlich

zum Fachstudienabschluss (Master) erworben Studierende aller Fakultaumlten koumlnnen es er-

werben sofern das Fach als Unterrichts- respektive Lehrfach anerkannt ist Das Departement

fuumlr Sonderpaumldagogik erteilt Diplome wie den Bachelor Logopaumldie oder den Master Schuli-

sche Heilpaumldagogik Mit der integrativen Schule werden heute Kinder mit speziellem Foumlr-

derbedarf vermehrt in Regelklassen von schulischen Heilpaumldagogen gefoumlrdert Folgende

Tafel bietet eine Uumlbersicht uumlber die Ausbildungsangebote

HEP-PH FR Bachelor of Arts in Pre-Primary and Primary Education

ILLB Bachelor of Arts fuumlr den Unterricht auf der Sekundarstufe I

Bachelor of Science fuumlr den Unterricht auf der Sekundarstufe I

Master of Arts fuumlr den Unterricht auf der Sekundarstufe I

Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltsschulen

Ab 201920 Kombiniertes Lehrdiplom fuumlr die Sekundarstufen I und II (nur

auf Deutsch)

Doktorat

DSP Bachelor in Klinischer Heilpaumldagogik und Sozialpaumldagogik

Bachelor in Logopaumldie (nur auf Deutsch)

Bachelor in Sonderpaumldagogik

Master in Sonderpaumldagogik

Master in Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik

Master in Sonderpaumldagogik Option Logopaumldie (nur auf Deutsch)

Doktorat

11

Die Lehrpersonenbildung im Kanton Freiburg findet demnach an drei verschiedenen Orten

statt Aus dieser Situation heraus sind verschiedene Problemfelder entstanden

1 In der Ausbildung fuumlr die obligatorische Schule (1H-11H) fehlt es an Kontinuitaumlt Auch

dem gesetzlich verankerten integrativen Unterricht wird in der Ausbildung der

Lehrpersonen zu wenig Rechnung getragen Die Kontakte zwischen der HEP-PH FR

bzw dem ILLB mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik sind ungenuumlgend

2 Die Organisationskulturen in den drei Ausbildungseinheiten sind unterschiedlich

der Informationsaustausch und die Zusammenarbeit sind lose und ungenuumlgend Von

Synergien in den Bereichen der Ausbildung Weiterbildung und Dienstleistungen an

Dritte wird kaum profitiert in der Forschung findet sie nur punktuell (notabene im

Bereich der Mehrsprachigkeit) und meist ad personam statt

3 Die Zusammenarbeit zwischen oumlffentlichen Einrichtungen (besonders der kantonalen

Erziehungsdirektion aber auch interkantonalen oder nationalen Gremien) und den

Ausbildungsinstitutionen wird durch uneinheitliche Entscheidungsbefugnisse er-

schwert Waumlhrend die Rektorin der HEP-PH FR bei anstehenden Fragestellungen

meist eine direkte Entscheidungsbefugnis hat liegen diejenigen der beiden Institute

der Universitaumlt teilweise auch auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene

4 Die Freiburger Lehrpersonenbildung als Ganzes ist kaum sichtbar und schweizweit

wenig profiliert

12 Ziele

Die Erziehungsdirektion hat im Status Quo auf verschiedenen Ebenen Handlungsbedarf

erkannt und die vorliegende Analyse in Auftrag gegeben Bevor Entscheide getroffen und

Massnahmen ergriffen werden sollen die relevanten Faktoren die aktuell auf die Lehrper-

sonenbildung einwirken beleuchtet werden Das Resultat der Analyse soll eine Argumenta-

tionsgrundlage liefern auf deren Basis ein politischer Entscheid getroffen werden kann Da-

bei sollen die Fuumlhrungsstrukturen vereinfacht werden Gemaumlss Mandat sollen folgende As-

pekte im Bericht enthalten sein

1) Uumlberblick uumlber die entsprechenden Lehrpersonenbildungsstaumltten in der Schweiz Vor-

und Nachteile der verschiedenen Modelle

2) Analyse der aktuellen Situation in den drei Ausbildungseinheiten im Kanton Freiburg

3) Analyse von institutionellen Modellen und Empfehlung fuumlr ein Modell (in einer Unterva-

riante soll auch eine Verbindung mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik erwogen

werden) Die verschiedenen Modelle sollen mit Kriterien wie fachliche und paumldagogische

Bildung Forschung Weiterbildung Dienstleistungen an Dritte Personal Attraktivitaumlt

Eintrittsbedingungen fuumlr Studierende nationale Praumlsenz Governance Vertretung in nati-

onalen Gremien Entscheidungsstruktur etc analysiert werden

12

Im Verlauf der Arbeit wurde das Mandat teilweise etwas weiter gefasst Infolge der Exper-

tengespraumlche und Unterlagen sind andere oder zusaumltzliche Aspekte fuumlr eine breite Situati-

onsbeschreibung mit Loumlsungsansaumltzen relevant geworden In meinem Verstaumlndnis sind Fuumlh-

rungs- und Organisationsmodelle zudem auf die konkrete Situation hin auszurichten Es gibt

kein Modell das eins zu eins auf den Kanton Freiburg uumlbertragen werden koumlnnte Folgende

zentrale Merkmale heben sich im Fall Freiburgs im Vergleich zu anderen Kantonen ab und

muumlssen in der Loumlsungssuche mitberuumlcksichtigt werden

Freiburg ist ein Universitaumltskanton mit einer Volluniversitaumlt und zahlreichen ausserkan-

tonalen Studierenden Dies ergibt positive Impulse auf den Bildungskanton Freiburg

Freiburg ist mit ca 312rsquo000 Einwohnern ein relativ kleiner Kanton Neben dem Kanton

dominieren die oumlkonomischen Zentren Bern und Lausanne mit grosser Strahlkraft

Die Zweisprachigkeit weist dem Kanton Freiburg eine fuumlr das ganze Land bedeutungs-

volle Bruumlckenfunktion zwischen dem franzoumlsischen und deutschen Sprachraum zu Der

Kanton hat eine Art Kohaumlsionsaufgabe

13 Methodik

Die im Rahmen dieses Gutachtens zu untersuchenden Fragestellungen sind gesellschaftli-

cher Natur und durchdrungen von normativen Aspekten Die Fragestellungen erfordern

eine interdisziplinaumlre Betrachtung Da die Analyse unter grossem Zeitdruck durchgefuumlhrt

werden muss ist pragmatisches Vorgehen erforderlich Aufgrund meiner verschiedenen

Taumltigkeiten im Bildungswesen kenne ich die schweizerische Bildungslandschaft als Nicht-

Freiburger kann ich aus einer Aussensicht auf den Kanton Freiburg gleichzeitig eine gewisse

Neutralitaumlt wahren Fuumlr den Zugang zu Dokumenten und Gespraumlchspartnern bin ich jedoch

auf die Unterstuumltzung verschiedener Funktionstraumlger im Bildungswesen des Kantons Frei-

burg angewiesen Fuumlr die hervorragende Zusammenarbeit mit der HEP-PH FR der Univer-

sitaumlt und der Erziehungsdirektion sowie fuumlr den uneingeschraumlnkten Zugang zu allen Infor-

mationen moumlchte ich mich an dieser Stelle bedanken

Fuumlr den quantitativen Zugang mussten zunaumlchst Statistiken generiert werden Es fehlt ein

institutionalisiertes Bildungscontrolling oder Bildungsmonitoring mit ausgewaumlhlten Kenn-

zahlen zum Verstaumlndnis und zur Steuerung der Institutionen

Der qualitative Zugang erfolgt neben dem Einbezug von Erkenntnissen aus der Schulfuumlh-

rungstheorie durch die Analyse einschlaumlgiger Dokumente und Expertengespraumlche Als erstes

werden bisherige Analyse- und Konzeptarbeiten gesichtet Fuumlr die zu untersuchenden Fra-

gestellungen ist aber auch spezifisches Wissen in einem lokalen Kontext erforderlich eine

allfaumlllige Loumlsung aus einer anderen Bildungsregion kann nicht zwingend auf Freiburg uumlber-

tragen werden Aufgabe des Gutachters ist deshalb das Erfahrungswissen der Funktionstrauml-

ger zu erschliessen und in einem Gesamtbild zusammenzufuumlgen Die Funktionstraumlger in den

verschiedenen Institutionen sind mit ihren Erfahrungen und Wahrnehmungen die zentralen

Wissenstraumlger Allerdings koumlnnen dabei nicht alle Personen mit Schluumlsselfunktionen beruumlck-

13

sichtigt werden mehr Gespraumlche sind im Rahmen des vereinbarten Mandats und der zur

Verfuumlgung stehenden Zeit nicht moumlglich Es wird darauf geachtet dass die Gespraumlchspartner

ausgewogen auf die verschiedenen Institutionen verteilt sind Neben der Perspektive der

direkt betroffenen Personen im Kanton Freiburg ist auch die Sichtweise auf interkantonaler

und nationaler Ebene zu beruumlcksichtigen denn der Kanton Freiburg muss seine Lehrperso-

nenbildung innerhalb der nationalen Rahmenbedingungen gestalten Alle Gespraumlche konn-

ten in grosser Offenheit und sehr konstruktiv gefuumlhrt werden Folgende Personen haben sich

fuumlr ein Gespraumlch zur Verfuumlgung gestellt

Universitaumlt

Funktion Name

Rektorin Astrid Epiney

Vizerektor Lehre Thomas Schmidt

Praumlsident Departement fuumlr Sonderpaumldagogik Winfried Kronig

Direktor HPI Geacuterard Bless

Direktorin ILLB Christine Pauli

Direktor CERF Roland Pillonel

Direktor ZELF Lorenz Wepf

Studienberaterin ILLB Inge Schnyder

HEP-PH FR

Funktion Name

Praumlsidentin Kommission HEP-PH FR Katharina Thalmann-Bolz

Co-Rektorin ad interim Elisabeth Mauron-Hemmer

Co-Rektor ad interim Lukas Lehmann

Rektorin bis 2018 Pascale Marro

EKSD

Funktion Name

Generalsekretaumlr Michel Perriard

Juristischer Berater Co-Autor erster Bericht Felix Kaufmann

Amtschef SEnOF Hugo Stern

Amtschef DOA Andreas Maag

Amtschef SoA Steacutephane Noeumll

Amtschef S2 Franccedilois Piccand

Amtschefin UfA Barbara Vauthey

Externe Sicht auf die Institutionen

Funktion Name

Koordinatorin Hochschulbereich EDK Madeleine Salzmann

Praumlsident Kammer PH swissuniversities Hans-Rudolf Schaumlrer

Generalsekretaumlr CIIP Olivier Maradan

Rektorin Kollegium Heilig Kreuz Christiane Castella Schwarzen

14

2 Kurzvorstellung der untersuchten Institutionen

21 HEP-PH FR

211 Entstehungsgeschichte

Die institutionellen Wurzeln des Kantonalen Lehrerseminars (KLS) liegen in der Schaffung

einer paumldagogischen Abteilung von Freiburgs Ecole cantonale Vorlaumluferin der heutigen Mit-

telschulen die 1849 mit 17 Schuumllern eroumlffnet wird 1859 folgt die Eroumlffnung eines eigenen

Lehrerseminars (Ecole normale) mit 9 Schuumllern in Hauterive Der Deutsch- bzw Zweispra-

chigkeit wird erst ab 1909 mit einer parallelen Organisationseinheit Rechnung getragen Zu-

sammen mit den privaten Lehrerinnenseminaren die von verschiedenen religioumlsen Kongre-

gationen sowie von der staumldtischen Maumldchensekundarschule in Freiburg geleitet werden

existiert eine Vielzahl an Institutionen im Kanton Aufgrund des Uumlberangebots an Lehrper-

sonen wird das Lehrerseminar in Hauterive 1937 geschlossen aber wegen des resultierenden

Lehrermangels 1943 in der Murtengasse in Freiburg wiedereroumlffnet In den fuumlnfziger Jahren

wird das Gebaumlude der Villa Diesbach erstmals erweitert ein weiteres Mal anfangs der sieb-

ziger Jahre 1988 wird das Lehrerseminar restrukturiert Das KLS I bildet Primarlehrperso-

nen aus das KLS II Kindergarten- und Handarbeits- bzw Hauswirtschaftslehrpersonen

Beide Abteilungen umfassen je eine franzoumlsisch- und eine deutschsprachige Einheit

1859 Eroumlffnung des Kantonalen Lehrerseminars (KLS) in Hauterive

1909 Eroumlffnung einer deutschsprachigen Sektion

1936 Schliessung des KLS in Hauterive

1943 Wiedereroumlffnung des KLS in der Murtengasse

1959 Abschluss des Ausbaus der Villa Diesbach

1964 Ende des Internatsobligatoriums

1975 Eintritt der ersten Maumldchen Einweihung des Erweiterungsbaus und Einrichtung des Centre fribourgeois

de documentation peacutedagogique

1988 Schliessung der letzten privaten Kindergaumlrtnerinnenausbildung im Kanton Restrukturierung je ein

Studiengang fuumlr Primar- sowie fuumlr Handarbeits- bzw Hauswirtschaftslehrpersonen

2000 Inkrafttreten des Gesetzes von 1999 uumlber die Paumldagogische Hochschule (PHG)

2003 Verleihung der letzten Diplome des KLS

2005 Diplomanerkennung durch die EDK

2012 Erneuerung der Diplomanerkennung durch die EDK

2016 Inkrafttreten des Gesetzes von 2015 uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg (PHFG)

Abbildung 1 Eckdaten HEP-PH FR

Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR geht es nicht um eine einfache Umwandlung des Lehrer-

seminars Mit dem Inkrafttreten des Gesetzes von 1999 wird de facto eine neue Institution

geschaffen die nicht mehr dem Sekundar- sondern dem Tertiaumlrbereich angehoumlrt und sich

15

innerhalb des Bildungssystems anders positioniert So existieren bis zur Schliessung des

Kantonalen Lehrerseminars 2003 beide Schulen nebeneinander wobei sie sich Raumlumlichkei-

ten und einen Grossteil des Personals teilen

Heute werden an der HEP-PH FR uumlber 400 Personen ausgebildet fast drei Viertel davon

sind franzoumlsischsprachig Das Interesse fuumlr das zweisprachige Diplom (Diplocircme bilingue DiBi)

ist maumlssig obwohl es sich um ein schweizweit einzigartiges Angebot handelt Die Zahlen

zeigen dass in der deutschsprachigen Abteilung die theoretisch uumlber 150 Studienplaumltze ver-

fuumlgt (50 Plaumltze pro Studienjahr) die Kapazitaumlt nicht ausgeschoumlpft werden kann In der fran-

zoumlsischen Abteilung sind im ersten Studienjahr die vorhandenen Plaumltze besetzt Wegen Stu-

dienabbruumlchen in den folgenden Jahren sind aber auch hier die Kapazitaumlten nicht voll ausge-

lastet Insgesamt sind die Kapazitaumlten auf 450 Plaumltze beschraumlnkt

Abbildung 2 Entwicklung der Studierendenzahlen an der HEP-PH FR 201314-201819

212 Rechtsgrundlage

Gesetz vom 21052015 uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg (PHFG)

httpsbdlffrchappdetexts_of_law4331

22 ILLB

221 Entstehungsgeschichte

Mit der Gruumlndung der Universitaumlt im Jahr 1889 geht die Schaffung eines Lehrstuhls fuumlr Pauml-

dagogik einher Erster Inhaber ist Abbeacute Horner ehemals Lehrer am KLS Hauterive und Rek-

tor des Kollegiums St Michael 1907 spricht sich der Staatsrat fuumlr die Schaffung eines Insti-

tuts fuumlr Paumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt aus dessen Realisierung aller-

445 444

470

418 409

270

301 310

282 280

96 80

90 75

61 79

63 70 61 68

0

50

100

150

200

250

300

350

400

450

500

201314 201415 201516 201617 201718

total

franzoumlsischsprachig

deutschsprachig

zweisprachiges Diplom

16

dings auf sich warten laumlsst Das Institut verfuumlgt anfangs weder uumlber eigene Raumlumlichkeiten

noch uumlber ein spezifisches Budget es geht vor allem darum entsprechend den Trends auf

nationaler und internationaler Ebene einen Lehrstuhl fuumlr experimentelle Psychologie in Frei-

burg zu implementieren und diesen in einem Zentrum fuumlr katholische Paumldagogik zu veran-

kern Als sich das KLS 1909 um eine deutschsprachige Abteilung erweitert werden auch an

der Universitaumlt entsprechende Bemuumlhungen unternommen in der Bestrebung die Lehrper-

sonenausbildung auf Primarstufe ebenfalls in die Universitaumlt zu integrieren

Mit dem Abgang des Institutsdirektors und Inhabers des Lehrstuhls fuumlr Paumldagogik 1909 ha-

ben sich diese Bestrebungen verloren Sein Nachfolger besetzt nur den Lehrstuhl nicht aber

die Direktion des Instituts Durch diese Vakanz und die schwierige Wirtschaftslage infolge

des 1 Weltkriegs wird das Wachstum des Instituts stark gehemmt 1919 erklaumlrt Georges Py-

thon die finanzielle Lage verunmoumlgliche ein Funktionieren des Instituts

Anfang der 1930er Jahre gewinnt die Freiburger Paumldagogik dank der Dynamik in der Son-

derpaumldagogik wieder an Aufwind und die Arbeit des Instituts wird wiederaufgenommen

Der Benediktinerkonvent von Einsiedeln fragt nach Lehrveranstaltungen fuumlr gymnasiale

Paumldagogik und praktischen Uumlbungen fuumlr die deutsche Sprache fuumlr die zukuumlnftigen Lehrper-

sonen der Klosterschule Die Erziehungsdirektion verlangt deshalb von der Philosophischen

Fakultaumlt die Anpassung ihres Reglements an die Ausbildung von Gymnasiallehrpersonen

1932 wird das Institut in zwei sprachliche Abteilungen unterteilt

1889 Gruumlndung der Universitaumlt Lehrstuhl fuumlr Paumldagogik

1907 Eroumlffnung eines Instituts fuumlr Paumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt

1909 Erste Angebote fuumlr deutschsprachige Studierende Voruumlbergehende Unterbrechung der Arbeit des Insti-

tuts

1932 Beginn der Ausbildung von Gymnasiallehrpersonen Eroumlffnung einer deutschsprachigen Abteilung

1934 Eroumlffnung eines Heilpaumldagogischen Seminars

1947 Offizielle Schaffung des Instituts fuumlr Paumldagogik Heilpaumldagogik und Angewandte Psychologie

1966 Losloumlsung der Heilpaumldagogik

1973 Losloumlsung der Angewandten Psychologie

1983 Lehrerbildungsreform Abloumlsung des franzoumlsischsprachigen Instituts vom deutschsprachigen Bezug der

Raumlumlichkeiten in Regina Mundi

1984 Losloumlsung der Sozialarbeit

1995 Angliederung des SFM an den Lehrstuhl fuumlr Paumldagogik

1998 Lehrerbildung wird unter die Verantwortung des Departements fuumlr Erziehungswissenschaften gestellt

2004 Lehrerbildung wird an der Philosophischen Fakultaumlt angesiedelt

2016 Gruumlndung des ILLB

Abbildung 3 Eckdaten ILLB

Erst 1947 wird durch einen Beschluss des Staatsrats offiziell ein Institut fuumlr Paumldagogik Heil-

paumldagogik und angewandte Psychologie gegruumlndet Es besteht aus drei Abteilungen allge-

17

meine Paumldagogik fuumlr die Ausbildung der Lehrpersonen auf Sekundarstufe Sonderpaumldago-

gik fuumlr die Ausbildung von Sozialpaumldagogen sowie angewandte Psychologie fuumlr die Ausbil-

dung von Schulpsychologen und Berufsberatern 1983 wird mit der Realisierung der Lehrer-

bildungsreform das franzoumlsischsprachige Institut vom deutschsprachigen geloumlst Im selben

Jahr beziehen das Departement fuumlr Erziehungswissenschaften das Departement fuumlr Psycho-

logie sowie die beiden Zentren fuumlr Lehrpersonenbildung CERF und ZELF ihre Raumlumlichkei-

ten im Gebaumlude Regina Mundi Die franzoumlsischsprachige Lehrerbildung wird in einem inter-

fakultaumlren bdquoService de la formation des maicirctresraquo SFM zusammengefasst der 1995 dem Lehr-

stuhl fuumlr Paumldagogik angegliedert wird Im deutschsprachigen Bereich wird noch weiter mit

getrennten Abteilungen Sek I und Sek II gearbeitet 2016 wurde das ILLB mit den heutigen

Strukturen und drei zusaumltzlichen Lehrstuumlhlen gegruumlndet

Heute besuchen uumlber 600 Personen eine Ausbildung am ILLB Aufgrund der Aufnahmebe-

schraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Ausbildung fuumlr das Lehramt auf Sekundarstufe II

(DEEM) geht die deutliche Zunahme der Studierendenzahlen des ILLB in den letzten Jahren

hauptsaumlchlich auf den Anstieg in der Studienrichtung Lehrdiplom auf Sekundarstufe I (LDS

I bzw DAES I) zuruumlck

Abbildung 4 Entwicklung der Studierendenzahlen am ILLB 201314-201718

222 Rechtsgrundlagen

- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt

httpswww3unifrchappslegaldedocument454827

570 586 599

636 663

231 243 252 254 253

147 140 147 160 182

125 132 137 154 166

67 71 63 68 62

0

100

200

300

400

500

600

700

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

Total

DAES I amp LDS I (Bachelor)

DAES I amp LDS I (Master)

DEEM

LDM

18

- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument274463

- Statuten vom 8 Maumlrz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146

- Statuten vom 16 Juni 2016 des Departements fuumlr Erziehungs- und Bildungswissen-

schaften der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument276395

- Statuten vom 16 Juni 2016 des Instituts fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die

Sekundarstufen (ILLB)

httpswww3unifrchappslegaldedocument276424

- Reglement vom 16 Juni 2016 des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr

die Sekundarstufen (BLB)

httpswww3unifrchappslegaldedocument276426

23 Departement fuumlr Sonderpaumldagogik

231 Entstehungsgeschichte

Nach der Gruumlndung des ersten heilpaumldagogischen Ausbildungsinstituts in Zuumlrich 1924

moumlchte der bdquoSchweizerische Caritas-Verbandldquo ein katholisches Pendant in Freiburg schaffen

In den 1930er Jahren unterzeichnen interessierte Instanzen eine nationale Vereinbarung fuumlr

die Schaffung von drei Ausbildungsstaumltten fuumlr Sonderpaumldagogik in Freiburg Genf und Zuuml-

rich 1934 wird innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt das Heilpaumldagogische Seminar Frei-

burg eroumlffnet als unabhaumlngige Abteilung des Instituts fuumlr Paumldagogik In seinen Anfaumlngen ist

das Heilpaumldagogische Seminar rein deutschsprachig Erst mit der Ernennung eines franzouml-

sischsprachigen Ordinarius im Jahr 1984 nimmt die Anzahl der Studierenden aus der West-

schweiz zu

1945 bleibt der Lehrstuhl des Heilpaumldagogischen Seminars infolge der Wirren des 2 Welt-

kriegs vakant Im Herbst 1946 wird er wiederbesetzt und das Seminar nimmt seine Taumltigkei-

ten wieder auf 1951 wird das Seminar in ein Institut umgewandelt bleibt aber gleichzeitig

Teil des uumlbergeordneten Instituts fuumlr Paumldagogik Im selben Jahr wird auf Wunsch des Erzie-

hungsdirektors die bdquoHeilpaumldagogisch-psychiatrische Poliklinikldquo eroumlffnet Die beiden Institu-

tionen haben getrennte Verwaltungen und Buchhaltungen arbeiten aber aufs engste zu-

sammen

Wegen der stetigen Zunahme der Studierendenzahlen ist das Heilpaumldagogische Institut zu-

nehmend mit Raumproblemen konfrontiert Da der Kanton den wachsenden Beduumlrfnissen

des Instituts nicht Folge leisten kann wird 1958 der Verein Curatorium gegruumlndet 1960 wird

dem Institut das Gebaumlude in der Kanisiusgasse 21 Eigentum des Curatorium zur Verfuumlgung

gestellt Tatsaumlchlich ist die Anzahl der Studierenden von der Wiedereroumlffnung des Seminars

19

1946 bis zum Studienjahr 196970 von 6 auf 451 angewachsen Rund 15 der Studierenden

der Universitaumlt und 45 der Studierenden der Philosophischen Fakultaumlt sind am Heilpaumlda-

gogischen Institut eingeschrieben Eine Studie von 1968 gibt an dass uumlber die Haumllfte aller

kantonalen Schulpsychologen in Freiburg ausgebildet worden sind Auch die Entwicklung

der Sozialversicherungen generiert ein wachsendes Beduumlrfnis an im Sozialbereich ausgebil-

deten Personen und das Institut fuumlr Heilpaumldagogik kann sich als privilegierter Gespraumlchs-

partner des Bundes profilieren

Da Status und Finanzierung der Poliklinik problematisch sind wird sie 1987 nach Inkrafttre-

ten des Schulgesetzes in das bdquoHeilpaumldagogische Zentrumldquo umgewandelt das sich in das

bdquoHeilpaumldagogischen Universitaumltszentrumldquo und den bdquoRegionalen Dienst fuumlr Schulpsycholo-

gie und Logopaumldieldquo gliedert Der Verein Curatorium gruumlndet seinerseits 1990 die Stiftung

Heilpaumldagogisches Zentrum 2018 wird die Entscheidung das Curatorium aufzuloumlsen ge-

troffen und das Gebaumlude geht in den Besitz der Stiftung uumlber 1999 wird innerhalb der Phi-

losophischen Fakultaumlt das Departement fuumlr Sonderpaumldagogik gegruumlndet dem das Heilpauml-

dagogische Institut angegliedert wird Die Anzahl der Studierenden steigt weiter an 2017

werden am DSP 953 Studierende ausgebildet

1934 Eroumlffnung des Heilpaumldagogischen Seminars

1945 Vakanz des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik

1946 Wiederbesetzung des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik

1951 Umwandlung des Heilpaumldagogischen Seminars in ein Institut Eroumlffnung der Heilpaumldagogisch-

psychiatrischen Poliklinik

1958 Gruumlndung des Vereins Curatorium

1960 Bezug des Gebaumludes in der Kanisiusgasse

1966 Trennung der Heilpaumldagogik von der Allgemeinen Paumldagogik in ein autonomes Institut

1987 Umwandlung der Poliklinik in das Heilpaumldagogische Zentrum

1990 Gruumlndung der Stiftung Heilpaumldagogisches Zentrum durch den Verein Curatorium

1999 Gruumlndung des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt

2018 Entscheidung zur Aufloumlsung des Vereins Curatorium

Abbildung 5 Eckdaten Departement fuumlr Sonderpaumldagogik

20

Abbildung 6 Entwicklung der Studierendenzahlen am DSP 201314-201718

232 Rechtsgrundlagen

- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt

httpswww3unifrchappslegaldedocument454827

- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument274463

- Statuten vom 8 Marz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146

- Statuten vom 10 April 2014 des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik

httpswww3unifrchappslegaldedocument276391

- Statuten vom 10 April 2014 des Heilpaumldagogischen Instituts der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument276407

475 443 451 463

481

35 35 34 42 54

344 371 373

399 379

27 31 33 26 24

881 880 891 930 938

0

100

200

300

400

500

600

700

800

900

1000

2013 2014 2015 2016 2017

BA in Klinischer Heilpaumldagogik und Sozialpaumldagogik Sonderpaumldagogik Logopaumldie

MA in Sonderpaumldagogik

MA in Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik

Doktorat

Total

21

3 Erkenntnisse aus den Gespraumlchen und Dokumenten

31 Bisherige Studien

Die aktuellen Problemfelder in der Freiburger Lehrpersonenbildung sind keine neue Er-

scheinung Die institutionelle Zerstuumlckelung hat schon immer bestanden und Probleme ge-

neriert Es haben deshalb bereits verschiedene Analysen stattgefunden die die Probleme

durchaus erkannt und benannt haben Loumlsungen wurden aber nur ansatzweise in Angriff

genommen Ein Grundsatzentscheid zur Zusammenlegung der Ausbildungsstaumltten wurde

nie getroffen

Zu Anfang handelte es sich um strukturelle und personelle Fragen in der Lehrpersonenbil-

dung innerhalb der Universitaumlt Aufgrund interner Probleme in der franzoumlsischsprachigen

Abteilung hat die Erziehungsdirektion 2006 den ehemaligen Vorsteher des Amtes fuumlr Uni-

versitaumltsfragen mit einer laquomission drsquoeacutevaluation de meacutediation et de propositionsraquo betraut

Infolge seines Berichts wurde eine Reihe von strukturellen organisationellen paumldagogischen

und personalen Massnahmen beschlossen fuumlr deren Umsetzung und Begleitung die Univer-

sitaumlt erneut den ehemaligen Amtsvorsteher beauftragt hat Aus diesen Massnahmen resul-

tierte insbesondere die Schaffung des Centre drsquoenseignement et de recherche pour la formation agrave

lrsquoenseignement au secondaire (CERF)

Ende 2007 wurde die Analysetaumltigkeit auf die Lehrpersonenbildung insgesamt ausgeweitet

Der Lenkungsausschuss der Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und

der HEP-PH FR hat festgestellt dass die Zusammenarbeit zwischen den beiden Institutionen

intensiviert werden muss Das Rektorat der Universitaumlt hat daraufhin eine Arbeitsgruppe

laquoLehrerbildung an der Universitaumlt Freiburg laquomit Vertretern des CERF der deutschsprachi-

gen Lehrpersonenbildung (LDS I amp II Vorlaumlufer des ZELF) der HEP-PH FR der EKSD und

des Rektorats mit der Analyse von vier konkreten Fragen betraut Drei davon betreffen die

Organisation der Lehrpersonenbildung im Kanton und innerhalb der Universitaumlt (Beziehun-

gen zwischen Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und der HEP-PH FR Beziehungen

zwischen der Lehrpersonenbildung und dem Departement fuumlr Erziehungswissenschaften

strukturelle Trennung der franzoumlsisch- und der deutschsprachigen Lehrerbildung) die vierte

die Ressourcen uumlber die die Lehrpersonenbildung innerhalb der Universitaumlt verfuumlgte In

ihrem Bericht vom 26 Februar 2009 zuhanden des Rektorats hat die Arbeitsgruppe nach der

Analyse der Fragen jeweils Empfehlungen zur Verbesserung der festgestellten Probleme

abgegeben

Was die Frage der Beziehungen zwischen der Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und

der HEP-PH FR betrifft hat sich die wesentliche Feststellung bis heute nicht veraumlndert laquo(hellip)

la seacuteparation de lrsquoensemble de la formation des enseignants agrave Fribourg en plusieurs uniteacutes

distinctes affaiblit assureacutement la position de la formation des enseignants fribourgeois dans

le contexte national Un rapprochement progressif (hellip) creacutedibiliserait la place de Fribourg

comme lieu de formation drsquoenseignantsraquo Als Loumlsung hat die Arbeitsgruppe die Schaffung

eines interinstitutionellen Instituts fuumlr Lehrpersonenbildung empfohlen analog zum Institut

22

fuumlr Mehrsprachigkeit ohne jedoch die bestehenden Strukturen zu fusionieren Das neu zu

schaffende Institut waumlre zustaumlndig fuumlr die strategische Planung das Qualitaumltsmanagement

sowie die Foumlrderung und Aufwertung der Lehrpersonenbildung im Kanton Auch die In-

tegration der sonderpaumldagogischen Ausbildungen ndash die allerdings in der Arbeitsgruppe

nicht vertreten waren ndash in dieses Institut wurde als wuumlnschenswert erachtet

Das Rektorat der Universitaumlt hat den Bericht an die Erziehungsdirektion weitergeleitet Die

damalige Direktorin hat den Vorschlag der Schaffung eines interinstitutionellen Instituts

prinzipiell gutgeheissen und das Rektorat der Universitaumlt und die Direktion der HEP-PH FR

beauftragt die konkrete Umsetzung dieses Vorschlags zu studieren Das Mandat verlangte

zwei Teilberichte Der erste sollte die verschiedenen Varianten eines interinstitutionellen

Instituts sowie eine erste Schaumltzung der Transformationskosten enthalten der zweite eine

juristische Abklaumlrung der gewaumlhlten Variante insbesondere in Bezug auf deren strukturelle

personelle und finanzielle Auswirkungen

Der erste Teilbericht vom 19 Januar 2010 basiert auf derselben Feststellung wie derjenige der

Arbeitsgruppe des Rektorats laquo(hellip) la formation fribourgeoise des enseignant-e-s repose au-

jourdrsquohui sur une structure jugeacutee trop complexe et sous-doteacutee en ressources pour assurer agrave

long terme une formation compeacutetitive et de qualiteacute par rapport aux HEP et universiteacutes voi-

sines eu eacutegard agrave lrsquoaccroissement des exigences fixeacutees par la CDIPraquo Was jedoch die moumlgli-

chen Varianten anging schienen den Autoren des Berichts nicht alle in gleichem Masse laquoju-

dicieuses et pertinentes pour la place fribourgeoise agrave lrsquoheure actuelleraquo Da die HEP-PH FR als

Bildungsstaumltte des Tertiaumlrbereichs noch jung und die Lehrpersonenbildung an der Universi-

taumlt strukturell wenig etabliert war wurden die beiden Fusionsvarianten (Integration des ge-

samten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR in die Universitaumlt und umgekehrt) als nicht

umsetzbar erachtet die Variante der Integration in die HEP-PH wurde gar nicht erst analy-

siert Wie bereits im Bericht des Rektorats wurde auch hier argumentiert die Integration der

HEP-PH FR in die Universitaumlt wuumlrde den Kanton seinen Einfluss auf die Zulassung und die

Studienplaumlne kosten diejenige des berufspraktischen Ausbildungsteils der Universitaumlt in die

HEP-PH FR einen Teil seiner Studierenden aus anderen Kantonen Es wurde aber notabene

auch die Beibehaltung der aktuellen Situation ausgeschlossen Somit konzentrierte sich die

Analyse wie von der Arbeitsgruppe des Rektorats empfohlen auf das Modell einer laquointerin-

stitutionellen Koordinationsstrukturraquo Tatsaumlchlich war die Schaffung eines gemeinsamen

Bildungs- und Kompetenzzentrums bereits im damals geltenden Gesetz uumlber die Paumldagogi-

sche Hochschule (PHG) von 1999 vorgesehen (Art 5 Abs 2) Aus juristischer Sicht kam diese

Variante also der Umsetzung eines Gesetzesartikels gleich der keine grundlegenden Aumlnde-

rungen der internen Strukturen der bestehenden Rechtstexte und Ausbildungsprogramme

nach sich ziehen wuumlrde Der entsprechende Gesetzesartikel wurde nicht in das neue Gesetz

von 2015 (PHFG) aufgenommen die heute geltenden Bestimmungen uumlber die Zusammenar-

beit zwischen HEP-PH FR und Universitaumlt beschraumlnken sich auf die Zusammenarbeitsver-

einbarung

23

Der zweite Teilbericht vom 31 Mai 2010 nimmt infolge von Diskussionen der Arbeitsgruppe

mit der Direktorin der EKSD dem Rektorat der Universitaumlt und der Direktion der HEP-PH

FR uumlber die Resultate des ersten Teilberichts die beiden Fusionsvarianten wieder auf Da die

Variante laquointerinstitutionelles Institutraquo die Entscheidungsstrukturen nicht vereinfachen

sondern im Gegenteil zusaumltzlich erschweren wuumlrde hat sich die Arbeitsgruppe nach einem

Vergleich der drei Varianten letztendlich fuumlr diejenige der Integration in die Universitaumlt aus-

gesprochen Anfang 2011 hat die Direktorin der EKSD dennoch entschieden dass es fuumlr die

Umsetzung der einen oder anderen Variante zu fruumlh sei insbesondere die Revision des Ge-

setzes uumlber die HEP-PH FR muumlsse vorher abgeschlossen werden Gleichzeitig hat sie den

Rektor der Universitaumlt gebeten unmittelbar Arbeiten zur Staumlrkung der bestehenden internen

Strukturen aufzunehmen um eine bessere Fuumlhrung der universitaumlren Lehrpersonenbildung

zu gewaumlhrleisten Die erwaumlhnte Gesetzesrevision hat schliesslich zum heutigen Gesetz uumlber

die HEP-PH FR (PHFG in Kraft seit 2016) mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit die Reorganisa-

tion der universitaumlren Strukturen zum neu geschaffenen ILLB mit den beiden Zentren CERF

und ZELF gefuumlhrt

Sowohl inner- als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen hat sich die Situation fast ein Jahr-

zehnt nach Erscheinen des zweiten Teilberichts derart grundlegend veraumlndert dass nicht

mehr auf dieser bisherigen Studie aufgebaut werden kann Zwar liefert sie interessante In-

formationen zur ehemaligen Funktionsweise der beiden Institutionen die Position der Uni-

versitaumlt und der HEP-PH FR innerhalb der Hochschullandschaft Schweiz ist aber heute nicht

zuletzt aufgrund der Restrukturierung des gesamten Hochschulwesens infolge des Hoch-

schulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetztes (HFKG in Kraft seit 2015) nicht mehr mit der-

jenigen von 2010 vergleichbar Wichtigste Erkenntnis der bisherigen Analysen bleibt damit

die Feststellung dass die Kraumlfte gebuumlndelt werden und der fragmentierten Organisation der

Freiburger Lehrpersonenbildung dringend ein Ende bereitet werden muss

32 Paumldagogische Elemente

Schulen und Bildungsorganisationen stehen als offene Systeme unter dem Einfluss der Ent-

wicklungen ihres Umfelds Deshalb ist es wichtig diese Entwicklungen und deren Relevanz

fuumlr die Konzeption und die Steuerung des Schulwesens zu beleuchten Dieses Kapitel hebt

einige im vorliegenden Kontext relevante Entwicklungen hervor Es erhebt dabei keinen An-

spruch auf Vollstaumlndigkeit sondern will anhand aktueller Beispiele die Wechselwirkung

zwischen gesellschaftlichem Wandel und paumldagogischen Konzepten aufzeigen

321 Exkurs Rahmenkonzept fuumlr eine Lehrpersonenbildung

Die Lehrpersonenbildung soll Studierenden auf die hohen Anforderungen im Berufsfeld

vorbereiten Als Orientierungsrahmen und Erklaumlrungshilfe fuumlr die Konzeption der Aus- und

Weiterbildung von Lehrpersonen kann das PCK-Modell (Pedagogical Content Knowledge) von

Shulmann (1986) dienen Das Modell besagt dass Lehrpersonen sowohl uumlber inhaltliches

paumldagogisches und fachdidaktisches Wissen verfuumlgen muumlssen und macht gleichzeitig die

24

hohen Anforderungen deutlich die an die Dozierenden in der Lehrerausbildung gestellt

werden

- Content Knowledge Das inhaltliche Wissen bezieht sich auf die fachwissenschaftlichen As-

pekte des Unterrichts die mit einer Klasse erarbeitet werden

- Pedagogical Knowledge Paumldagogisches Wissen umfasst das Wissen und Koumlnnen wie eine

Klasse zu unterrichten ist (Methodik und Allgemeindidaktik)

- Pedagogical Content Knowledge Die Schnittmenge dieser beiden ersten Dimensionen fuumlhrt

zu fachdidaktischem Wissen und Koumlnnen Es geht darum wie bestimmte Inhalte fachspe-

zifisch oder -uumlbergreifend unterrichtet werden sollen Die Relevanz dieser Fachdidaktik

wird von mehreren Gespraumlchspartnern sehr deutlich hervorgehoben Der Theorie-Praxis

Bezug ist in der Lehrerbildung sehr wichtig

In Freiburg werden alle drei Wissensbereiche an beiden Institutionen angeboten fuumlr die

Primarstufe an der HEP-PH FR fuumlr die Sekundarstufe I und II und die Sonderpaumldagogik an

der Universitaumlt Waumlhrend eine Aufteilung fuumlr das Content Knowledge und bis zu einem be-

stimmten Grad auch fuumlr das Pedagogical Content Knowledge Sinn machen mag sind insbeson-

dere im Bereich des Pedagogical Knowledge zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien vorhan-

den von denen aber keinerlei Gebrauch gemacht wird

Zur dieser inhaltlichen Komplexitaumlt kommt in Freiburg die zusaumltzliche Schwierigkeit dass

die Lehrpersonenbildung fuumlr die obligatorische Schule zwei verschiedenen Lehrplankonzep-

ten Rechnung tragen muss In der Deutschschweiz werden kuumlnftige Lehrpersonen auf den

Lehrplan 21 in der Westschweiz auf den Plan drsquoeacutetudes romand (PER) vorbereitet Beide Lehr-

plaumlne streben Kohaumlrenz uumlber alle obligatorischen Schuljahre hinweg an Auf der Sekundar-

stufe sind den beiden Lehrplankonzepten aber zT andersartige Paradigmen zugrundgelegt

Dies zeigt sich zum Beispiel im Fach Geschichte Die Gestaltung der Lehrpraktika ist im

franzoumlsischsprachigen Teil Freiburgs fuumlr die Sekundarstufe II anders als im deutschsprachi-

gen Die Freiburger Lehrpersonenbildung muss sich also an zwei verschiedenen Rahmen-

konzepten orientieren

322 Kantonales Sprachenkonzept

Aufgrund der Globalisierung wird unsere Gesellschaft multikultureller Die Sensibilitaumlt fuumlr

andere Kulturen und Sprachen wird fuumlr das Zusammenleben und die gesellschaftliche Ko-

haumlsion immer relevanter Entsprechend wichtig wird der Erwerb von Fremdsprachen Neben

der Landessprache sprechen viele Kinder zuhause eine andere Sprache Im Kanton Freiburg

gilt gemaumlss dem verfassungsrechtlichen Territorialitaumltsprinzip der Grundsatz dass die Un-

terrichtssprache der Amtssprache der Gemeinde oder der Gemeinden die den Schulkreis

bilden entspricht Gleichzeitig ist aber sowohl in der Kantonsverfassung und expliziter auch

in den letzten Regierungsprogrammen vorgesehen den Austausch und das Sprachenlernen

zu foumlrdern

25

Dazu hat die EKSD 2010 ein kantonales Konzept fuumlr den Sprachenunterricht erarbeitet Zwei

Vorschlaumlge des Konzepts beziehen sich auf den Immersionsunterricht Es handelt sich dabei

um den Unterricht eines Sachfaches (zB Geschichte) in der jeweiligen Partnersprache

Hauptziel bleibt das Erreichen von fachlichen Kompetenzen die Sprache steht nicht im Mit-

telpunkt Mittlerweile verzeichnen Projekte zum Immersionsunterricht in der obligatori-

schen Schule des Kantons eine starke Zunahme Zum Schuljahresbeginn 201819 wurden in

18 Orientierungsschulen und 9 Primarschulen und damit in insgesamt uumlber 100 Klassen Im-

mersionsprojekte angekuumlndigt Lehrpersonen die sich fuumlr ein Immersionsprojekt engagie-

ren werden begleitet und koumlnnen vom entsprechenden und laufend erweiterten Weiterbil-

dungsangebot an der HEP-PH FR profitieren Bereits in der Grundausbildung werden die

wichtigsten didaktischen Konzepte im Bereich des Immersionsunterrichts unterrichtet Fuumlr

die bereits aktiven Lehrpersonen hat die HEP-PH FR neu einen CAS zum Thema bilingualer

immersiver Unterricht in Planung Zudem absolvieren auch die Studierenden der einspra-

chigen Ausbildung der HEP-PH einen Teil ihrer Ausbildung in der Partnersprache

Auch auf Mittelschulebene hat der Immersionsunterricht an Bedeutung gewonnen sowohl

im Kanton Freiburg als auch gesamtschweizerisch In Freiburg koumlnnen saumlmtliche Bildungs-

gaumlnge der Schulen der Sekundarstufe II mit einer zweisprachigen Maturitaumlt Deutsch-

Franzoumlsisch abgeschlossen werden Im Schuljahr 201819 besuchen rund 28 der Freiburger

Gymnasiasten diesen Unterricht der zur zweisprachigen Maturitaumlt fuumlhrt Gesamtschweize-

risch ist die Kombination Deutsch-Englisch am haumlufigsten

Auch an der Universitaumlt Freiburg kann das LDM zweisprachig abgeschlossen werden Eine

Kompetenzstelle fuumlr die Immersionsdidaktik fehlt aber

In diesem Zusammenhang ist auch das Institut fuumlr Mehrsprachigkeit zu erwaumlhnen das 2008 als

gemeinsames Institut der Universitaumlt Freiburg und der Paumldagogischen Hochschule Freiburg

gegruumlndet wurde Es fuumlhrt das Wissenschaftliche Kompetenzzentrum fuumlr Mehrsprachigkeit

(KFM) des Bundes das auf der Grundlage des Sprachengesetzes und der Sprachenverord-

nung von der Schweizerischen Eidgenossenschaft finanziert wird Zu den Aufgaben des In-

stituts gehoumlren die Durchfuumlhrung von Forschungsprojekten im Bereich der Mehrsprachig-

keit die Unterstuumltzung der Lehre auf allen Stufen die Zusammenarbeit mit verschiedenen

Akteuren auf regionaler nationaler und internationaler Ebene die Verbreitung der erworbe-

nen Kenntnisse in Wissenschaft und Gesellschaft und die Durchfuumlhrung von wissenschaftli-

chen Veranstaltungen Aktuell ist die HEP-PH FR gemeinsam mit dem Institut fuumlr Mehr-

sprachigkeit und der Universitaumlt Freiburg im Rahmen des von swissuniversities lancierten

und vom Bund finanzierten Programms P-09 laquoAufbau der wissenschaftlichen Kompetenzen

und Fachdidaktikenraquo fuumlr den Aufbau des Fachdidaktikzentrums Fremdsprachen (Centre de

didactique des langues eacutetrangegraveres CeDiLE) als Leading House zustaumlndig

Durch die besondere Lage des Kantons Freiburg auf der Sprachgrenze bietet sich die Chance

die Zweisprachigkeit in der Lehrpersonenbildung und in den Schulen zu nutzen Die Kanto-

ne Bern und Wallis pflegen die Zweisprachigkeit zwar auch aber mit zwei PH-Standorten

In Freiburg kann die Zweisprachigkeit unter einem Dach gelebt werden was eine attraktive

26

Profilierungsmoumlglichkeit ist Mittels einer kohaumlrenten und stufenuumlbergreifenden Strategie

koumlnnte die kantonale Lehrpersonenbildung das Thema Mehrsprachigkeit und Immersions-

didaktik als Freiburger USP herausarbeiten und sich auf nationaler und internationaler Ebe-

ne profilieren

323 Inklusion

Die Volksschule von heute ist eine integrative Schule Statt einzelne Kinder mit besonderem

Foumlrderbedarf in Sonderschulen oder -klassen zu unterrichten sollen moumlglichst alle gemein-

sam Regelklassen besuchen Grundlage fuumlr den integrativen Unterricht bilden das Behinder-

tengleichstellungsgesetz und die 2008 eingefuumlhrte Neugestaltung des Finanzausgleichs und

der Aufgabenteilung Seither sind die Kantone fuumlr die Sonderpaumldagogik zustaumlndig Zur Ko-

ordination der Aufgaben haben die Kantone unter der Federfuumlhrung der EDK das 2011 in

Kraft getretene Sonderpaumldagogik-Konkordat erarbeitet

Fuumlr die Foumlrderung der Kinder mit speziellem Foumlrderbedarf sind in der Regel schulische

Heilpaumldagogen zustaumlndig Sie erstellen in Absprache mit der Lehrperson individuelle Foumlr-

derplaumlne Die Heilpaumldagogen sind oft nur fuumlr einzelne Lektionen im Schulzimmer um das

Kind zu betreuen es gibt aber auch Formen von Teamteaching bei denen Lehrpersonen und

Heilpaumldagogen gemeinsam alle Kinder betreuen Fuumlr eine gute Zusammenarbeit muumlssen die

Rollen geklaumlrt und der Bildungsauftrag der Regelschule verstanden werden Heilpaumldagogen

benoumltigen ein Grundverstaumlndnis fuumlr die Lehrertaumltigkeit und Lehrpersonen der Regelklassen

ein Grundverstaumlndnis uumlber Behinderungsaspekte Die Vermittlung dieses gegenseitigen

Grundverstaumlndnisses sollte in die Grundausbildung sowohl der Volksschullehrer als auch

der Heilpaumldagogen mit einbezogen werden Dies ist heute allerdings nicht der Fall in den

Gespraumlchen wird seitens der HEP-PH FR und des ILLB der fehlende institutionalisierte Aus-

tausch mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik bemaumlngelt

324 Digitalisierung

Computer Internet und Smartphone durchdringen den Alltag immer staumlrker Die Schulen

haben sich auf verschiedene Arten mit dieser Digitalisierung auseinanderzusetzen Die neu-

en technologischen Moumlglichkeiten sind in der Lehrerbildung und in den Schulen paumldago-

gisch sinnvoll zu nutzen Allerdings erfordern die technologischen Lehrmittel Investitionen

in Infrastruktur und Datensicherheit und den Einsatz von Fachpersonen mit Spezialwissen

in verschiedensten Funktionsbereichen Zur Illustration dieser zusaumltzlichen Dimension in

der Lehrpersonenbildung haben Mishra und Koehler (2006) das oben vorgestellte PCK-

Modell um den Aspekt der digitalen Medien erweitert was zum vierdimensionalen TPCK-

Modell fuumlhrt

1 Technology Knowledge Wie koumlnnen Lehrpersonen digitale Medien fuumlr sich selbst nutzen

In dieser Dimension stehen das Wissen und die Fertigkeiten des eigenen Umgangs mit

digitalen Medien im Vordergrund

27

2 Technological Pedagogical Knowledge Welche Chancen und welchen Nutzen koumlnnen digitale

Medien im Unterricht aufweisen Hier geht es um generelle Fragen der Unterrichtsgestal-

tung im Sinne der Allgemeindidaktik

3 Technological Content Knowledge Inwiefern vermag die Digitalisierung den fachwissen-

schaftlichen Inhalt zu veraumlndern Welche Bedeutung haben digitale Medien fuumlr das jewei-

lige Fach

4 Technological Pedagogical Content Knowledge Wie lassen sich Unterrichtsinhalte anhand von

digitalen Medien sinnvoll unterrichten Wie koumlnnen digitale Medien den Lernprozess in

den jeweiligen Faumlchern unterstuumltzen

Abbildung 7 TPCK-Modell von Mishra und Koehler (2006) basierend auf Shulmann (1986)

Um dieser neuen Anforderung im Bildungswesen zu begegnen haben sowohl die EDK als

auch die CIIP 2018 eine Strategie bzw einen Aktionsplan fuumlr den Umgang mit dem Wandel

durch Digitalisierung definiert mittels derer die Kantone sich auf Ziele und prioritaumlre Berei-

che der digitalen Bildung einigen Im Kanton Freiburg hat der Staatsrat dem Grossrat bereits

2001 ein Globalkonzept der Integration der Informations- und Kommunikationstechnologie

in den Unterricht in allen Schulstufen unterbreitet 2001 wurde die Fachstelle fri-tic gegruumln-

det uumlber die seither saumlmtlichen Lehrpersonen mehr als 140 in den Schulen taumltige IKT-

Ansprechpersonen sowie Ausbildner fuumlr Lehrpersonen im Bereich IKT geschult wurden Des

Weiteren stellt sie Schulbehoumlrden Schulen Lehrpersonen und Lernenden Leistungen und

Beratungen im Zusammenhang mit Medien und IKT zur Verfuumlgung und foumlrdert gleichzeitig

eine kritische Auseinandersetzung mit den neuen Medien und Technologien 2017 hat der

Staatsrat ein kantonales Konzept fuumlr die Integration von Medien und IKT in der obligatori-

schen und nachobligatorischen Schule in der Berufsbildung und im Sonderschulunterricht

genehmigt Es soll ein neues Fuumlhrungssystem definieren die Steuerungsstrukturen klaumlren

Synergien ermitteln und eine gemeinsame Vision entwickeln die die Kohaumlrenz der verschie-

denen Unterrichts- und Bildungsaumlmter Aus- und Weiterbildungen fuumlr Lehrpersonen Infor-

matikprojekten des Staates und Unterrichts-Lernpraxis an den Schulen zum Ziel hat Inner-

halb der EKSD wurde das Buumlro Medien und IKT geschaffen das als Steuerungsorgan der

28

EKSD die Aufgabe hat dieses Globalkonzept fuumlr den Zeitraum 2017 bis 2021 zu erarbeiten

umzusetzen und zu evaluieren

Im Schuljahr 201920 werden durch den Lehrplan 21 die Lernziele im Bereich von Medien

und Informatik fuumlr die deutschsprachige obligatorische Schule festgelegt und in den Frei-

burger Gymnasien wird Informatik als obligatorisches Fach eingefuumlhrt Eine diesbezuumlgliche

Uumlberarbeitung des PER fuumlr den franzoumlsischen obligatorischen Unterricht ist ebenfalls be-

schlossen Diese flaumlchendeckende Einfuumlhrung eines neuen Faches einerseits und neuer fauml-

cheruumlbergreifender technologischer Unterrichtsmaterialen andererseits erfordert eine ent-

sprechende Anpassung der Studienprogramme in der Lehrpersonenausbildung Die HEP-

PH FR und die Universitaumlt haben diese getrennt und unabhaumlngig voneinander in Angriff

genommen ua mit der Unterstuumltzung ihres jeweiligen Fachzentrums Sowohl die Universi-

taumlt (Laboratoire drsquoinnovation peacutedagogique LIP Centre Nouvelles technologies et enseignement NTE)

wie auch die HEP-PH FR (Centre de recherche sur lrsquoenseignementapprentissage par les technolo-

gies numeacuteriques CREATE) verfuumlgen uumlber Einheiten fuumlr Lehre und Lernen mit digitalen Tech-

nologien Auch hier gibt es zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien Der Einsatz der vorhan-

denen Ressourcen hat grosses Optimierungspotential

33 Oumlkonomische Elemente

331 Zulassungspolitik

Folgende Darstellung zeigt mit welcher Vorbildung schweizweit die Studierenden an die

PH gelangen Die Zugaumlnge sind vielfaumlltig und durchlaumlssig So kann der Arbeitsmarkt mit

ausreichend qualifizierten Lehrpersonen versorgt werden

Abbildung 8 PH-Eintritte auf Stufe Bachelor nach Studiengang und Zulassungsausweis 20172018 (Quelle Bundesamt fuumlr

Statistik BFS)

Heute verfuumlgen 43 der Studierenden die die Ausbildung VorschulstufePrimarstufe auf-

nehmen uumlber eine gymnasiale Maturitaumlt Knapp 2 davon haben eine Passerelle BM-UH

29

absolviert Auch die Fachmaturitaumlt (FM) mit Vertiefungsrichtung Paumldagogik ist seit ihrer

Einfuumlhrung im Studienjahr 201011 mit 29 zu einem bedeutenden Zubringer in die Vor-

schul- und Primarschullehrerausbildung geworden Diese Population von Studierenden ist

fuumlr den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen eminent wichtig da ohne sie nur eine ungenuumlgende

Anzahl an Lehrpersonen ausgebildet werden koumlnnte Die Berufsmaturanden machen 8 aus

7 der Studierenden wurden mit oder ohne Pruumlfung durch eine Hochschule zugelassen und

6 haben einen auslaumlndischen Zulassungsausweis Zwar fehlen fuumlr eine laumlngerfristige Beur-

teilung auch hier die mittels eines permanenten Monitorings zu erhebenden Daten die Zah-

len fuumlr das Studienjahr 201819 zeigen jedoch dass an der HEP-PH FR gleichviele Inhaber

einer Fach- wie einer gymnasialen Maturitaumlt studieren Fuumlr den Zugang zu den von der Uni-

versitaumlten angebotenen Studiengaumlngen so auch des ILLB und des DSP wird die gymnasiale

Maturitaumlt vorausgesetzt

Kandidatinnen und Kandidaten fuumlr eine Ausbildung zur Lehrperson insbesondere fuumlr die

Primarstufe gibt es genug Allerdings besteht an der HEP-PH FR seit dem Studienjahr

200405 eine Zulassungsbeschraumlnkung Sie wurde aufgrund einer laquounerwartet grossen An-

zahl Anmeldungenraquo eingefuumlhrt Nach 104 registrierten Anmeldungen im Jahr 2002 und 105

im Jahr 2003 sind 2004 165 Bewerbungen eingegangen Damit war die Aufnahmekapazitaumlt

der HEP-PH FR in Bezug auf die vorhandenen Praktikumsplaumltze die Betreuung der Studie-

renden und die Infrastruktur uumlberschritten Die maximale Aufnahmekapazitaumlt wurde auf 90

Studienplaumltze fuumlr die franzoumlsischsprachigen und 30 fuumlr die deutschsprachigen Studierenden

festgelegt Die Verordnung des Staatsrats uumlber diese erste Zulassungsbeschraumlnkung erlaumlsst

zudem Selektionskriterien die zur Ablehnung der uumlberzaumlhligen Kandidaten angewandt

werden konnten Laut Art 4 Abs 2 konnte die Aufnahme abgelehnt werden wenn die Beur-

teilung der paumldagogischen Faumlhigkeiten Vorbehalte enthielt und die schulischen Ergebnisse in

der Muttersprache und in der ersten Fremdsprache als ungenuumlgend beurteilt wurden

200506-200708 wurde die Anzahl der Studienplaumltze weiter reduziert da mit der laquoPasserel-

leraquo ndash einer Weiterbildung die Kindergaumlrtnerinnen Handarbeits- und Werklehrerinnen das

Unterrichten auf der 1 und 2 Primarstufe ermoumlglichte ndash eine zusaumltzliche Ausbildung ange-

boten wurde die Personal und Infrastruktur der HEP-PH FR ebenfalls beanspruchte Ab

200809 wurde die Anzahl erstmals auf 100 bzw 50 Plaumltze erhoumlht mit der Begruumlndung

laquodass eine groumlssere Anzahl Studierender aus verschiedenen Gruumlnden zum Beispiel wegen

der Mobilitaumlt zwischen den PH das Studium nach dem ersten Jahr wieder aufgibtraquo und

dadurch wieder mehr Aufnahmekapazitaumlt entstuumlnde zudem koumlnnten im ersten Jahr die

Praktika zu zweit absolviert werden Auch die Selektionskriterien wurden angepasst Ab

200809 wird neben den Noten in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematik eine

schriftliche Stellungnahme zu einem Thema das mit der Schule oder dem Lehrerberuf ver-

bunden ist beurteilt

Als sich ein Ruumlckgang der Anzahl Lehrpersonen abzuzeichnen begannt wurde in den Jahren

201011 bis 201314 auf eine Zulassungsbeschraumlnkung verzichtet Da die Gesamtzahl der

Studierenden an der HEP-PH FR von 313 im Jahr 2009 auf 470 im Jahr 2013 anstieg fuumlhrte

30

der Staatsrat im Rahmen seiner Struktur- und Sparmassnahmen die Beschraumlnkung auf das

Studienjahr 201415 wieder ein Als Selektionskriterien galten ab sofort nur noch laquodie schuli-

schen Ergebnisse in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematikraquo

Studienjahr franzoumlsischsprachig deutschsprachig insgesamt

200405 90 40 130

200506 75 35 110

200607 75 35 110

200708 75 35 110

200809 100 50 150

200910 100 50 150

201011-201314 keine Zulassungsbeschraumlnkung

201415 100 50 150

201516 100 50 150

201617 100 50 150

201718 100 50 150

201819 110 50 160

Abbildung 9 Zulassungsbeschraumlnkung an der HEP-PH FR Uumlbersicht von 200405-201819

Wegen der Beibehaltung der Zulassungsbeschraumlnkung uumlber mehrere Jahre hinweg ist man

sich heute gar nicht mehr im Klaren in welcher Zahl sich die Nachfrage nach Studienplaumltzen

an der HEP-PH FR niederschlagen wuumlrde Frist fuumlr die Einreichung der Kandidaturen ist

jeweils Ende Maumlrz und Ende Juli werden die Zulassungen fuumlr den Beginn des Studienjahres

im September bekanntgegeben Nun kennt die HEP-PH FR zwar die Anzahl Kandidaturen

sie entspricht aber nicht derjenigen die sich letztendlich definitiv fuumlr den Studieneintritt ent-

scheiden Viele angehende Studierende sind sich der Platzbeschraumlnkung sowohl an der HEP-

PH FR als auch an anderen Bildungsinstitutionen (etwa an der Hochschule fuumlr Soziale Arbeit

Freiburg) bewusst und bewerben sich absichtlich an mehreren Orten um einen Studienplatz

auf sicher zu haben Dies fuumlhrt dazu dass ein Teil der Bewerber die von der HEP-PH FR

abgewiesen werden das Studium auch bei positivem Zulassungsentscheid nicht aufnehmen

wuumlrde Wie hoch dieser Anteil ist kann nicht ermittelt werden

Diese Zulassungsbeschraumlnkung ist houmlchst problematisch Einerseits will der Kanton Lehr-

personen ausbilden andererseits fuumlhrt der Numerus Clausus zu Abwanderungen von Stu-

dierenden va nach Bern und Lausanne Tatsaumlchlich legen die Zahlen nahe dass die Zulas-

sungsbeschraumlnkung die Nachfrage nach Studienplaumltzen an der HEP-PH FR negativ beein-

flusst Waumlhrend das Angebot stagniert nimmt die Nachfrage ab Es ist houmlchst problematisch

den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen auf solche Weise zu steuern die Nachfrage folgt allem

voran der demographischen Entwicklung

31

Abbildung 10 Kandidaturen vs Eintritte HEP-PH FR 201314-201819

Auch die Ausbildungsplaumltze fuumlr das Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute (DEEM)

sind limitiert Die franzoumlsischsprachige Ausbildung wurde urspruumlnglich fuumlr 48 Personen pro

Studienjahr konzipiert Da das Interesse fuumlr die Ausbildung mit jedem Jahr zunimmt aber

nicht genuumlgend Praktikumsplaumltze zur Verfuumlgung stehen besteht seit dem Studienjahr

200809 eine Aufnahmebeschraumlnkung fuumlr 60 Personen pro Jahr Diese Beschraumlnkung erweist

sich fuumlr die Situation auf dem Arbeitsmarkt als unproblematisch die Maturitaumltsschulen ha-

ben keine Rekrutierungsschwierigkeiten Da sogar ein leichtes Uumlberangebot an Lehrpersonen

fuumlr die Sekundarstufe II besteht haben DEEM-Inhaber uumlber mehrere Jahre hinweg auch Pen-

sen auf Sekundarstufe I uumlbernommen wo bis vor kurzem ebenfalls Lehrpersonal fehlte In-

folge des Anstiegs der Studierenden fuumlr das Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I

(DAES I) in den letzten Jahren hat sich die Arbeitsmarktsituation in den Orientierungsschu-

len wieder beruhigt dafuumlr beginnen sich Engpaumlsse bei der Organisation von Praktikums-

plaumltzen abzuzeichnen

Eine abschliessende Anmerkung zu den Praktikumsplaumltzen sei hier festgehalten Persoumlnlich

bin ich der Meinung dass die Zahl der Praktikumsplaumltze als limitierender Faktor von den

Gespraumlchspartnern zu stark und nicht einleuchtend verwendet wird Die Begruumlndung und

die genaue Benennung der Engpassfaktoren wurden aus den Gespraumlchen nicht klar Wenn

der Arbeitsmarkt mehr Lehrpersonen benoumltigt lassen sich mindestens mittelfristig durch

organisatorische Massnahmen auch ausreichend Praktikumsplaumltze organisieren Gerade

auch die Berufsverbaumlnde sind bei der Erarbeitung solcher Massnahmen mit einzubeziehen

332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage

Der Kanton Freiburg ist wie die umliegenden Regionen seit einigen Jahren mit einer ange-

spannten Situation auf dem Stellenmarkt fuumlr Lehrpersonen auf Primarstufe konfrontiert

Was heute eine grosse Schwierigkeit fuumlr die Anstellung von Stellvertretungen bedeutet wird

in wenigen Jahren in einen tatsaumlchlichen Mangel an qualifizierten Lehrpersonen muumlnden

Die Anzahl Zulassungen zum Studium wird in Freiburg aber nicht etwa von der Situation

auf dem Arbeitsmarkt sondern von der Aufnahmekapazitaumlt der aktuellen Raumlumlichkeiten

260

225 242

256

211 196

154 145

155 140

152 154

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100

150

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250

300

201314 201415 201516 201617 201718 201819

Kandidaturen im Maumlrz

Eintritte im September

32

definiert Weder der demographischen Entwicklung noch anderen Schwankungen auf dem

Bildungsmarkt kann so Rechnung getragen werden Es sind noch weitere Phaumlnomene zu

beruumlcksichtigen etwa die grosse Nachfrage nach Teilzeitstellen oder die Tatsache dass ein

bedeutender Anteil der Diplomierten gar nie im Lehrberuf arbeitet Diese Gesamtsituation

fuumlhrt dazu dass zwischen 2013 und 2016 die Abgaumlnger der HEP-PH FR nur 565 des Be-

darfs auf dem franzoumlsischsprachigen Freiburger Arbeitsmarkt gedeckt haben 201819 wurde

deshalb die Zulassungsbeschraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Abteilung von 100 Plaumlt-

zen pro Studienjahr auf 110 erhoumlht Diese Erhoumlhung wurde durch den Umzug der Fachstelle

fri-tic ermoumlglicht die bis anhin in den Raumlumlichkeiten der HEP-PH FR untergebracht war

Daruumlber hinaus wird allerdings nur eine substantielle Erweiterung der Gebaumlude oder ein

Neubau an einem anderen Standort der stetig steigenden Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt

nachkommen koumlnnen

Wie erwaumlhnt ist der Zugang zu bestimmten Daten und dadurch deren Auswertung durch

die zersplitterte Organisation wesentlich erschwert Die Entwicklung der Studierendenzah-

len uumlber die letzten fuumlnf Jahre zeigt jedoch dass das Ausbildungsangebot teilweise zur Ab-

wanderung der Freiburger Studierenden insbesondere in die Nachbarkantone fuumlhrt Das ist

insofern problematisch als der Heimatkanton der die Ausbildung im Rahmen der Interkan-

tonalen Fachhochschulvereinbarung (FHV) finanziert nicht davon ausgehen kann dass die

Studierenden nach Abschluss ihres Studiums wieder zuruumlckkehren In der Folge werden

einige grundlegende Statistiken zu den verfuumlgbaren Daten praumlsentiert und im vorliegenden

Kontext interpretiert

A) Herkunft der Studierenden in Freiburg

1 Primarstufe

Abbildung 11 Herkunft der Studierenden Primarstufe 201314-201718 Die Anzahl an Freiburger Studierenden hat uumlber

die letzten fuumlnf Jahre zugenommen waumlhrend die Anzahl an Studierenden aus anderen Kantonen und aus dem Ausland uumlber

den gleichen Zeitraum zuruumlckgeht

284

114

47

302

107

35

311

120

39

287

114

17

302

82

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50

100

150

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250

300

350

FR Andere Kantone Ausland

201314 201415 201516 201617 201718

33

2 Sekundarstufe I

Abbildung 12 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe I 201314-201718 Die Anzahl der Freiburger hat in den vergan-

genen fuumlnf Jahren besonders stark zugenommen Diese Population ist die Hauptquelle der Zunahme der Anzahl Studieren-

den am ILLB

3 Sekundarstufe II

Abbildung 13 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe II 201314-201718 Aufgrund der Beschraumlnkung der Anzahl

Studienplaumltze fuumlr das DEEM sind die Studierendenzahlen stabil Insbesondere das LDM zieht zahlreiche Studierende aus

anderen Kantonen an Von den insgesamt 228 Studierenden im Jahr 201718 stammen nur 94 aus dem Kanton Freiburg

Diese grosse Attraktivitaumlt kann sich damit erklaumlren dass der Studiengang konsekutiv nach einem Masterabschluss eines

170 169

17

189

162

24

201

163

25

208

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100

150

200

250

FR CH Ausland

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

34

24

9

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24

5

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23

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24

7

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91

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6

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40

15

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94

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0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

FR CH Ausland FR CH Ausland

Diplocircme denseignement pour eacutecoles de maturiteacute DEEM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltschulen LDM

201314 201415 201516 201617 201718

34

Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der

Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde

4 Sonderpaumldagogik

Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg

bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an

Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718

161

686

34

166

675

39

174

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37

177

705

48

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51 100

200

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FR CH Ausland

2013 2014 2015 2016 2017

10

20

30

40

50

60

70

80

90

FR

DE

35

A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg

1 Alle Stufen

Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und

Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg

2 Primarstufe

Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone

Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger

an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)

73

55

14 10

29

14

9

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2 1 3

1 3 3 2 1 2

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Pri

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nd

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55

16

1 2 2

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22

1 4 3

66

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5

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1 2 1

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70

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Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

36

3 Sekundarstufe I

Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr

201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger

die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)

4 Sekundarstufe II

Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-

beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen

29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg

40

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1

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48

15

3 4

1 2 1 1

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40

50

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Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

16

3

1 1 1

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5

1 2

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14

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2 3

1

0

2

4

6

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10

12

14

16

18

20

Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

37

5 Sonderpaumldagogik

Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-

dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-

burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur

auf Deutsch angeboten wird

34 Organisatorische Elemente

Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-

ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben

die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-

turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen

Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-

kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement

oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-

formen beeinflusst

341 Interne Fuumlhrungsstrukturen

Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer

Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die

Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist

mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum

arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-

sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt

sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische

Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit

6

18

6 6

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11

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7

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9

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Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall

201314 201415 201516 201617 201718

38

mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene

nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und

Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich

Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf

einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-

ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-

struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-

richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte

An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern

ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und

operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das

Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen

der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-

der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine

Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR

Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-

nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg

koordinieren koumlnnte

Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen

die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-

steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das

Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-

tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die

Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-

schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich

die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-

ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der

Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden

342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen

Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-

standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und

ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018

werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen

Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE

der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der

deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-

ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist

aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich

39

Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-

gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-

sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes

de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale

de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in

der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den

Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-

sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen

Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene

Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf

die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist

eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten

Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen

Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-

enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-

nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen

Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten

343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung

Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es

braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-

nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die

Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-

stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen

Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen

sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards

ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-

litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte

Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-

den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-

derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die

HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative

Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet

werden muumlssen

Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen

Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-

maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-

rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-

hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht

Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-

sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen

40

Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie

sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber

eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt

ist diese Auflage weniger problematisch

344 Infrastruktur

Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen

bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-

lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-

lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-

schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade

auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den

heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau

nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden

Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-

gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun

verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten

Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit

einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung

stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-

schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden

Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-

kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie

eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des

ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-

PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-

ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst

Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals

thematisiert aber nie weiterverfolgt

35 Rechtliche Elemente

351 Nationale Ebene

Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-

schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-

taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-

zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-

hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-

traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten

Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten

die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings

41

auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das

Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der

Kantone

352 Kantonale Ebene

Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-

sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig

sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-

cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer

Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-

ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das

Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen

Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR

allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-

trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-

liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-

gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-

lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von

2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der

fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen

Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten

waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das

neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR

eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb

keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz

grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen

der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-

schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-

matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung

mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden

soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung

Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen

Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-

ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren

Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft

getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem

Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-

schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-

tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen

Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-

42

le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des

Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-

systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert

werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-

lungsdruck verhindern koumlnnen

36 Finanzielle Elemente

Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle

Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die

Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen

Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-

hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses

Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im

interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln

Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-

rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits

und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die

Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-

zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-

schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den

Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH

15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und

nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-

gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen

werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach

Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine

Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-

traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite

lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-

nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt

37 Kontextualisierung der Erkenntnisse

Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen

der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-

beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast

ausschliesslich informell

In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse

durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt

dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-

tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit

43

einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als

auch aus anderen Kantonen

FR HEP Vaud PH Bern

Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)

Sekundarstufe I 435 443 877

Sekundarstufe II 228 215 357

Total Sekundarstufe 663 658 1234

Sonderpaumldagogik 953 368 207

Total 2025 1945 2429

Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen

201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der

Fachausbildung mitgezaumlhlt

Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH

abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell

entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der

HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die

Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr

den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-

sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-

den

Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-

fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-

ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es

die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-

renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf

Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-

ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe

II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben

Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-

traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die

Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss

zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-

ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen

Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur

Verfuumlgung

44

4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle

41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick

In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-

nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig

ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische

Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf

lokale Besonderheiten zugeschnitten sind

Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik

1 PHBern

2 PH FHNW

3 PHGR

4 PH Luzern

5 PHSG

6 PHSH

7 PHSZ

8 PHTG

9 PH-VS

10 PH Zug

11 PHZH

12 HEP-BEJUNE

13 HEP Vaud

14 S SUPSI-DFA

Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz

Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-

enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-

tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch

an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-

gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden

Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-

terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-

tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt

Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-

lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der

Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-

konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats

gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-

sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann

45

42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle

Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-

gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll

ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber

im Folgenden kurz aufgefuumlhrt

Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-

schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt

des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-

spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-

ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit

einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies

etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH

FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-

ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-

tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium

besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-

PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so

besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt

und HEP-PH FR gewertet

Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der

Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen

immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-

lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich

Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-

turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre

aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-

chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell

von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-

saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen

besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen

Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann

die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-

nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur

Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder

andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE

Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der

Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-

bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-

nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-

sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie

46

gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-

tonsverfassung mit einbezogen

Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische

Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-

ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-

schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-

zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-

rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-

nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur

Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-

und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-

ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-

takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen

Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles

fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR

stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-

schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO

dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im

Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-

geordneten Strukturen problematisch

43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-

versitaumlt

In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach

einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen

Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur

Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung

Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr

Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten

Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD

vom 1 Januar 2002 geregelt

431 Staumlrken und Chancen

Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-

ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-

stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die

ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil

Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-

gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und

paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen

47

allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt

der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-

meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch

im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher

Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone

geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg

waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen

Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr

Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im

Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-

Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als

auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies

ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung

mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-

lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-

studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls

als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-

renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen

Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet

werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-

didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-

nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in

Bern oder Lausanne stattfindet

432 Schwaumlchen und Gefahren

Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II

den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit

Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung

Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein

interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in

Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und

praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-

tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische

Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt

und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren

44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt

Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-

sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-

taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein

48

441 Staumlrken und Chancen

Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen

Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-

der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen

aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland

mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten

laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-

tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig

442 Schwaumlchen und Gefahren

In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen

Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-

dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt

Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu

geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-

personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-

nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche

Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-

setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung

fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-

nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem

Unwort geworden

Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-

lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In

einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches

Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-

toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder

einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-

sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-

te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer

rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-

rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr

eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-

dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem

Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb

des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-

chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere

nutzen moumlchten

49

45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne

In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-

ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-

de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke

Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation

eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische

Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung

Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um

Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert

451 Staumlrken und Chancen

Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-

dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der

HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden

Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot

452 Schwaumlchen und Gefahren

Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar

und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche

Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton

Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der

Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem

im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark

in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen

Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-

le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-

stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation

insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-

operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-

rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders

die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses

Modell wohl besonders schwierig umzusetzen

50

5 Empfehlungen

51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit

Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-

nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status

Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre

Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-

nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde

sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand

bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons

Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-

tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher

Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst

eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein

Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium

vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-

che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige

Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt

der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-

dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu

nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-

nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen

52 Strategische Stossrichtung

Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes

festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung

der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-

meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie

sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-

stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-

ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-

nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status

Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen

Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden

kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts

muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen

Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet

51

Perspektive Strategische Ziele

Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen

Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit

seinen Besonderheiten

Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-

burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten

und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen

Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant

hervorgehoben

Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen

Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)

Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-

kraumlften garantieren

Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen

Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren

Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung

ermoumlglichen

Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-

schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann

Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen

Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-

fuumlgung stellen

Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-

chende Informatikinfrastruktur einrichten

Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen

Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen

Der Hochschule Autonomie gewaumlhren

Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung

53 Modellvorschlag

531 Interinstitutionelles Gremium

Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-

nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist

gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-

schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben

den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)

eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums

(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird

das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist

dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-

pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-

bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung

52

In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-

fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun

Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-

liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten

Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-

den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-

sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-

tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-

rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-

bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-

sammlung) ersetzt werden

Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan

53

Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)

532 Abwaumlgungen

Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-

stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das

Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-

schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure

des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem

Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-

typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-

dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt

aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-

oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-

treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-

ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat

damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-

ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten

Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-

tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden

und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-

gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang

gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen

kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-

ben

Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-

folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die

54

Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig

der finanzielle Druck auf die kleinen PHs

533 Weiteres Vorgehen und Ausblick

Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von

aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich

hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-

schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der

Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-

len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich

lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei

Hauptphasen

Abbildung 26 Prozessgestaltung

Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste

fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit

sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende

laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-

kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer

Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf

dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume

verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-

sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-

den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt

werden

Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen

Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-

naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge

der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue

55

Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf

angepasst der Aussenauftritt konsolidiert

Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen

Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion

um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum

die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-

statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-

faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht

534 Schlussgedanken

Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die

Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen

Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch

konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-

gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt

werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen

Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-

saumltzlich erschwerend

Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-

gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-

finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung

verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so

koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden

Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution

fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht

Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-

promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-

lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-

gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt

Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-

forderlich

56

6 Quellen

61 Literatur

Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter

httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb

Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt

Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle

Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading

House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No

12

Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)

Muumlnchen Vahlen

Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice

(9th ed) Boston McGraw-Hill

Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-

Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson

Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A

Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University

108 (6) 1017-1054

Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational

Researcher 15(2) 4-14

Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion

62 Rechtsgrundlagen

Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-

taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und

Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001

Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-

sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)

Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-

schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom

30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)

Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et

lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001

EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit

Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK

EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der

Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK

57

Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)

Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)

Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg

(SR 101000)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)

Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom

16062016 (LB SR 447710)

Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)

63 Berichte und Stellungnahmen

SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr

Bildungsforschung

Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017

Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave

lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat

de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut

Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg

Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg

13122018

Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute

Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK

httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf

httpwwwcdipchdyn12277php

2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron

PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion

httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf

httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv

onMedienundIKTindenUnterrichtpdf

httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes

Page 11: Prof. Dr. Roman Capaul St. Gallen, 2. April 2019 · guisme est un atout unique qui est mis en avant comme une unique selling proposition (USP - proposition de vente unique). Le bilinguisme

11

Die Lehrpersonenbildung im Kanton Freiburg findet demnach an drei verschiedenen Orten

statt Aus dieser Situation heraus sind verschiedene Problemfelder entstanden

1 In der Ausbildung fuumlr die obligatorische Schule (1H-11H) fehlt es an Kontinuitaumlt Auch

dem gesetzlich verankerten integrativen Unterricht wird in der Ausbildung der

Lehrpersonen zu wenig Rechnung getragen Die Kontakte zwischen der HEP-PH FR

bzw dem ILLB mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik sind ungenuumlgend

2 Die Organisationskulturen in den drei Ausbildungseinheiten sind unterschiedlich

der Informationsaustausch und die Zusammenarbeit sind lose und ungenuumlgend Von

Synergien in den Bereichen der Ausbildung Weiterbildung und Dienstleistungen an

Dritte wird kaum profitiert in der Forschung findet sie nur punktuell (notabene im

Bereich der Mehrsprachigkeit) und meist ad personam statt

3 Die Zusammenarbeit zwischen oumlffentlichen Einrichtungen (besonders der kantonalen

Erziehungsdirektion aber auch interkantonalen oder nationalen Gremien) und den

Ausbildungsinstitutionen wird durch uneinheitliche Entscheidungsbefugnisse er-

schwert Waumlhrend die Rektorin der HEP-PH FR bei anstehenden Fragestellungen

meist eine direkte Entscheidungsbefugnis hat liegen diejenigen der beiden Institute

der Universitaumlt teilweise auch auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene

4 Die Freiburger Lehrpersonenbildung als Ganzes ist kaum sichtbar und schweizweit

wenig profiliert

12 Ziele

Die Erziehungsdirektion hat im Status Quo auf verschiedenen Ebenen Handlungsbedarf

erkannt und die vorliegende Analyse in Auftrag gegeben Bevor Entscheide getroffen und

Massnahmen ergriffen werden sollen die relevanten Faktoren die aktuell auf die Lehrper-

sonenbildung einwirken beleuchtet werden Das Resultat der Analyse soll eine Argumenta-

tionsgrundlage liefern auf deren Basis ein politischer Entscheid getroffen werden kann Da-

bei sollen die Fuumlhrungsstrukturen vereinfacht werden Gemaumlss Mandat sollen folgende As-

pekte im Bericht enthalten sein

1) Uumlberblick uumlber die entsprechenden Lehrpersonenbildungsstaumltten in der Schweiz Vor-

und Nachteile der verschiedenen Modelle

2) Analyse der aktuellen Situation in den drei Ausbildungseinheiten im Kanton Freiburg

3) Analyse von institutionellen Modellen und Empfehlung fuumlr ein Modell (in einer Unterva-

riante soll auch eine Verbindung mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik erwogen

werden) Die verschiedenen Modelle sollen mit Kriterien wie fachliche und paumldagogische

Bildung Forschung Weiterbildung Dienstleistungen an Dritte Personal Attraktivitaumlt

Eintrittsbedingungen fuumlr Studierende nationale Praumlsenz Governance Vertretung in nati-

onalen Gremien Entscheidungsstruktur etc analysiert werden

12

Im Verlauf der Arbeit wurde das Mandat teilweise etwas weiter gefasst Infolge der Exper-

tengespraumlche und Unterlagen sind andere oder zusaumltzliche Aspekte fuumlr eine breite Situati-

onsbeschreibung mit Loumlsungsansaumltzen relevant geworden In meinem Verstaumlndnis sind Fuumlh-

rungs- und Organisationsmodelle zudem auf die konkrete Situation hin auszurichten Es gibt

kein Modell das eins zu eins auf den Kanton Freiburg uumlbertragen werden koumlnnte Folgende

zentrale Merkmale heben sich im Fall Freiburgs im Vergleich zu anderen Kantonen ab und

muumlssen in der Loumlsungssuche mitberuumlcksichtigt werden

Freiburg ist ein Universitaumltskanton mit einer Volluniversitaumlt und zahlreichen ausserkan-

tonalen Studierenden Dies ergibt positive Impulse auf den Bildungskanton Freiburg

Freiburg ist mit ca 312rsquo000 Einwohnern ein relativ kleiner Kanton Neben dem Kanton

dominieren die oumlkonomischen Zentren Bern und Lausanne mit grosser Strahlkraft

Die Zweisprachigkeit weist dem Kanton Freiburg eine fuumlr das ganze Land bedeutungs-

volle Bruumlckenfunktion zwischen dem franzoumlsischen und deutschen Sprachraum zu Der

Kanton hat eine Art Kohaumlsionsaufgabe

13 Methodik

Die im Rahmen dieses Gutachtens zu untersuchenden Fragestellungen sind gesellschaftli-

cher Natur und durchdrungen von normativen Aspekten Die Fragestellungen erfordern

eine interdisziplinaumlre Betrachtung Da die Analyse unter grossem Zeitdruck durchgefuumlhrt

werden muss ist pragmatisches Vorgehen erforderlich Aufgrund meiner verschiedenen

Taumltigkeiten im Bildungswesen kenne ich die schweizerische Bildungslandschaft als Nicht-

Freiburger kann ich aus einer Aussensicht auf den Kanton Freiburg gleichzeitig eine gewisse

Neutralitaumlt wahren Fuumlr den Zugang zu Dokumenten und Gespraumlchspartnern bin ich jedoch

auf die Unterstuumltzung verschiedener Funktionstraumlger im Bildungswesen des Kantons Frei-

burg angewiesen Fuumlr die hervorragende Zusammenarbeit mit der HEP-PH FR der Univer-

sitaumlt und der Erziehungsdirektion sowie fuumlr den uneingeschraumlnkten Zugang zu allen Infor-

mationen moumlchte ich mich an dieser Stelle bedanken

Fuumlr den quantitativen Zugang mussten zunaumlchst Statistiken generiert werden Es fehlt ein

institutionalisiertes Bildungscontrolling oder Bildungsmonitoring mit ausgewaumlhlten Kenn-

zahlen zum Verstaumlndnis und zur Steuerung der Institutionen

Der qualitative Zugang erfolgt neben dem Einbezug von Erkenntnissen aus der Schulfuumlh-

rungstheorie durch die Analyse einschlaumlgiger Dokumente und Expertengespraumlche Als erstes

werden bisherige Analyse- und Konzeptarbeiten gesichtet Fuumlr die zu untersuchenden Fra-

gestellungen ist aber auch spezifisches Wissen in einem lokalen Kontext erforderlich eine

allfaumlllige Loumlsung aus einer anderen Bildungsregion kann nicht zwingend auf Freiburg uumlber-

tragen werden Aufgabe des Gutachters ist deshalb das Erfahrungswissen der Funktionstrauml-

ger zu erschliessen und in einem Gesamtbild zusammenzufuumlgen Die Funktionstraumlger in den

verschiedenen Institutionen sind mit ihren Erfahrungen und Wahrnehmungen die zentralen

Wissenstraumlger Allerdings koumlnnen dabei nicht alle Personen mit Schluumlsselfunktionen beruumlck-

13

sichtigt werden mehr Gespraumlche sind im Rahmen des vereinbarten Mandats und der zur

Verfuumlgung stehenden Zeit nicht moumlglich Es wird darauf geachtet dass die Gespraumlchspartner

ausgewogen auf die verschiedenen Institutionen verteilt sind Neben der Perspektive der

direkt betroffenen Personen im Kanton Freiburg ist auch die Sichtweise auf interkantonaler

und nationaler Ebene zu beruumlcksichtigen denn der Kanton Freiburg muss seine Lehrperso-

nenbildung innerhalb der nationalen Rahmenbedingungen gestalten Alle Gespraumlche konn-

ten in grosser Offenheit und sehr konstruktiv gefuumlhrt werden Folgende Personen haben sich

fuumlr ein Gespraumlch zur Verfuumlgung gestellt

Universitaumlt

Funktion Name

Rektorin Astrid Epiney

Vizerektor Lehre Thomas Schmidt

Praumlsident Departement fuumlr Sonderpaumldagogik Winfried Kronig

Direktor HPI Geacuterard Bless

Direktorin ILLB Christine Pauli

Direktor CERF Roland Pillonel

Direktor ZELF Lorenz Wepf

Studienberaterin ILLB Inge Schnyder

HEP-PH FR

Funktion Name

Praumlsidentin Kommission HEP-PH FR Katharina Thalmann-Bolz

Co-Rektorin ad interim Elisabeth Mauron-Hemmer

Co-Rektor ad interim Lukas Lehmann

Rektorin bis 2018 Pascale Marro

EKSD

Funktion Name

Generalsekretaumlr Michel Perriard

Juristischer Berater Co-Autor erster Bericht Felix Kaufmann

Amtschef SEnOF Hugo Stern

Amtschef DOA Andreas Maag

Amtschef SoA Steacutephane Noeumll

Amtschef S2 Franccedilois Piccand

Amtschefin UfA Barbara Vauthey

Externe Sicht auf die Institutionen

Funktion Name

Koordinatorin Hochschulbereich EDK Madeleine Salzmann

Praumlsident Kammer PH swissuniversities Hans-Rudolf Schaumlrer

Generalsekretaumlr CIIP Olivier Maradan

Rektorin Kollegium Heilig Kreuz Christiane Castella Schwarzen

14

2 Kurzvorstellung der untersuchten Institutionen

21 HEP-PH FR

211 Entstehungsgeschichte

Die institutionellen Wurzeln des Kantonalen Lehrerseminars (KLS) liegen in der Schaffung

einer paumldagogischen Abteilung von Freiburgs Ecole cantonale Vorlaumluferin der heutigen Mit-

telschulen die 1849 mit 17 Schuumllern eroumlffnet wird 1859 folgt die Eroumlffnung eines eigenen

Lehrerseminars (Ecole normale) mit 9 Schuumllern in Hauterive Der Deutsch- bzw Zweispra-

chigkeit wird erst ab 1909 mit einer parallelen Organisationseinheit Rechnung getragen Zu-

sammen mit den privaten Lehrerinnenseminaren die von verschiedenen religioumlsen Kongre-

gationen sowie von der staumldtischen Maumldchensekundarschule in Freiburg geleitet werden

existiert eine Vielzahl an Institutionen im Kanton Aufgrund des Uumlberangebots an Lehrper-

sonen wird das Lehrerseminar in Hauterive 1937 geschlossen aber wegen des resultierenden

Lehrermangels 1943 in der Murtengasse in Freiburg wiedereroumlffnet In den fuumlnfziger Jahren

wird das Gebaumlude der Villa Diesbach erstmals erweitert ein weiteres Mal anfangs der sieb-

ziger Jahre 1988 wird das Lehrerseminar restrukturiert Das KLS I bildet Primarlehrperso-

nen aus das KLS II Kindergarten- und Handarbeits- bzw Hauswirtschaftslehrpersonen

Beide Abteilungen umfassen je eine franzoumlsisch- und eine deutschsprachige Einheit

1859 Eroumlffnung des Kantonalen Lehrerseminars (KLS) in Hauterive

1909 Eroumlffnung einer deutschsprachigen Sektion

1936 Schliessung des KLS in Hauterive

1943 Wiedereroumlffnung des KLS in der Murtengasse

1959 Abschluss des Ausbaus der Villa Diesbach

1964 Ende des Internatsobligatoriums

1975 Eintritt der ersten Maumldchen Einweihung des Erweiterungsbaus und Einrichtung des Centre fribourgeois

de documentation peacutedagogique

1988 Schliessung der letzten privaten Kindergaumlrtnerinnenausbildung im Kanton Restrukturierung je ein

Studiengang fuumlr Primar- sowie fuumlr Handarbeits- bzw Hauswirtschaftslehrpersonen

2000 Inkrafttreten des Gesetzes von 1999 uumlber die Paumldagogische Hochschule (PHG)

2003 Verleihung der letzten Diplome des KLS

2005 Diplomanerkennung durch die EDK

2012 Erneuerung der Diplomanerkennung durch die EDK

2016 Inkrafttreten des Gesetzes von 2015 uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg (PHFG)

Abbildung 1 Eckdaten HEP-PH FR

Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR geht es nicht um eine einfache Umwandlung des Lehrer-

seminars Mit dem Inkrafttreten des Gesetzes von 1999 wird de facto eine neue Institution

geschaffen die nicht mehr dem Sekundar- sondern dem Tertiaumlrbereich angehoumlrt und sich

15

innerhalb des Bildungssystems anders positioniert So existieren bis zur Schliessung des

Kantonalen Lehrerseminars 2003 beide Schulen nebeneinander wobei sie sich Raumlumlichkei-

ten und einen Grossteil des Personals teilen

Heute werden an der HEP-PH FR uumlber 400 Personen ausgebildet fast drei Viertel davon

sind franzoumlsischsprachig Das Interesse fuumlr das zweisprachige Diplom (Diplocircme bilingue DiBi)

ist maumlssig obwohl es sich um ein schweizweit einzigartiges Angebot handelt Die Zahlen

zeigen dass in der deutschsprachigen Abteilung die theoretisch uumlber 150 Studienplaumltze ver-

fuumlgt (50 Plaumltze pro Studienjahr) die Kapazitaumlt nicht ausgeschoumlpft werden kann In der fran-

zoumlsischen Abteilung sind im ersten Studienjahr die vorhandenen Plaumltze besetzt Wegen Stu-

dienabbruumlchen in den folgenden Jahren sind aber auch hier die Kapazitaumlten nicht voll ausge-

lastet Insgesamt sind die Kapazitaumlten auf 450 Plaumltze beschraumlnkt

Abbildung 2 Entwicklung der Studierendenzahlen an der HEP-PH FR 201314-201819

212 Rechtsgrundlage

Gesetz vom 21052015 uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg (PHFG)

httpsbdlffrchappdetexts_of_law4331

22 ILLB

221 Entstehungsgeschichte

Mit der Gruumlndung der Universitaumlt im Jahr 1889 geht die Schaffung eines Lehrstuhls fuumlr Pauml-

dagogik einher Erster Inhaber ist Abbeacute Horner ehemals Lehrer am KLS Hauterive und Rek-

tor des Kollegiums St Michael 1907 spricht sich der Staatsrat fuumlr die Schaffung eines Insti-

tuts fuumlr Paumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt aus dessen Realisierung aller-

445 444

470

418 409

270

301 310

282 280

96 80

90 75

61 79

63 70 61 68

0

50

100

150

200

250

300

350

400

450

500

201314 201415 201516 201617 201718

total

franzoumlsischsprachig

deutschsprachig

zweisprachiges Diplom

16

dings auf sich warten laumlsst Das Institut verfuumlgt anfangs weder uumlber eigene Raumlumlichkeiten

noch uumlber ein spezifisches Budget es geht vor allem darum entsprechend den Trends auf

nationaler und internationaler Ebene einen Lehrstuhl fuumlr experimentelle Psychologie in Frei-

burg zu implementieren und diesen in einem Zentrum fuumlr katholische Paumldagogik zu veran-

kern Als sich das KLS 1909 um eine deutschsprachige Abteilung erweitert werden auch an

der Universitaumlt entsprechende Bemuumlhungen unternommen in der Bestrebung die Lehrper-

sonenausbildung auf Primarstufe ebenfalls in die Universitaumlt zu integrieren

Mit dem Abgang des Institutsdirektors und Inhabers des Lehrstuhls fuumlr Paumldagogik 1909 ha-

ben sich diese Bestrebungen verloren Sein Nachfolger besetzt nur den Lehrstuhl nicht aber

die Direktion des Instituts Durch diese Vakanz und die schwierige Wirtschaftslage infolge

des 1 Weltkriegs wird das Wachstum des Instituts stark gehemmt 1919 erklaumlrt Georges Py-

thon die finanzielle Lage verunmoumlgliche ein Funktionieren des Instituts

Anfang der 1930er Jahre gewinnt die Freiburger Paumldagogik dank der Dynamik in der Son-

derpaumldagogik wieder an Aufwind und die Arbeit des Instituts wird wiederaufgenommen

Der Benediktinerkonvent von Einsiedeln fragt nach Lehrveranstaltungen fuumlr gymnasiale

Paumldagogik und praktischen Uumlbungen fuumlr die deutsche Sprache fuumlr die zukuumlnftigen Lehrper-

sonen der Klosterschule Die Erziehungsdirektion verlangt deshalb von der Philosophischen

Fakultaumlt die Anpassung ihres Reglements an die Ausbildung von Gymnasiallehrpersonen

1932 wird das Institut in zwei sprachliche Abteilungen unterteilt

1889 Gruumlndung der Universitaumlt Lehrstuhl fuumlr Paumldagogik

1907 Eroumlffnung eines Instituts fuumlr Paumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt

1909 Erste Angebote fuumlr deutschsprachige Studierende Voruumlbergehende Unterbrechung der Arbeit des Insti-

tuts

1932 Beginn der Ausbildung von Gymnasiallehrpersonen Eroumlffnung einer deutschsprachigen Abteilung

1934 Eroumlffnung eines Heilpaumldagogischen Seminars

1947 Offizielle Schaffung des Instituts fuumlr Paumldagogik Heilpaumldagogik und Angewandte Psychologie

1966 Losloumlsung der Heilpaumldagogik

1973 Losloumlsung der Angewandten Psychologie

1983 Lehrerbildungsreform Abloumlsung des franzoumlsischsprachigen Instituts vom deutschsprachigen Bezug der

Raumlumlichkeiten in Regina Mundi

1984 Losloumlsung der Sozialarbeit

1995 Angliederung des SFM an den Lehrstuhl fuumlr Paumldagogik

1998 Lehrerbildung wird unter die Verantwortung des Departements fuumlr Erziehungswissenschaften gestellt

2004 Lehrerbildung wird an der Philosophischen Fakultaumlt angesiedelt

2016 Gruumlndung des ILLB

Abbildung 3 Eckdaten ILLB

Erst 1947 wird durch einen Beschluss des Staatsrats offiziell ein Institut fuumlr Paumldagogik Heil-

paumldagogik und angewandte Psychologie gegruumlndet Es besteht aus drei Abteilungen allge-

17

meine Paumldagogik fuumlr die Ausbildung der Lehrpersonen auf Sekundarstufe Sonderpaumldago-

gik fuumlr die Ausbildung von Sozialpaumldagogen sowie angewandte Psychologie fuumlr die Ausbil-

dung von Schulpsychologen und Berufsberatern 1983 wird mit der Realisierung der Lehrer-

bildungsreform das franzoumlsischsprachige Institut vom deutschsprachigen geloumlst Im selben

Jahr beziehen das Departement fuumlr Erziehungswissenschaften das Departement fuumlr Psycho-

logie sowie die beiden Zentren fuumlr Lehrpersonenbildung CERF und ZELF ihre Raumlumlichkei-

ten im Gebaumlude Regina Mundi Die franzoumlsischsprachige Lehrerbildung wird in einem inter-

fakultaumlren bdquoService de la formation des maicirctresraquo SFM zusammengefasst der 1995 dem Lehr-

stuhl fuumlr Paumldagogik angegliedert wird Im deutschsprachigen Bereich wird noch weiter mit

getrennten Abteilungen Sek I und Sek II gearbeitet 2016 wurde das ILLB mit den heutigen

Strukturen und drei zusaumltzlichen Lehrstuumlhlen gegruumlndet

Heute besuchen uumlber 600 Personen eine Ausbildung am ILLB Aufgrund der Aufnahmebe-

schraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Ausbildung fuumlr das Lehramt auf Sekundarstufe II

(DEEM) geht die deutliche Zunahme der Studierendenzahlen des ILLB in den letzten Jahren

hauptsaumlchlich auf den Anstieg in der Studienrichtung Lehrdiplom auf Sekundarstufe I (LDS

I bzw DAES I) zuruumlck

Abbildung 4 Entwicklung der Studierendenzahlen am ILLB 201314-201718

222 Rechtsgrundlagen

- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt

httpswww3unifrchappslegaldedocument454827

570 586 599

636 663

231 243 252 254 253

147 140 147 160 182

125 132 137 154 166

67 71 63 68 62

0

100

200

300

400

500

600

700

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

Total

DAES I amp LDS I (Bachelor)

DAES I amp LDS I (Master)

DEEM

LDM

18

- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument274463

- Statuten vom 8 Maumlrz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146

- Statuten vom 16 Juni 2016 des Departements fuumlr Erziehungs- und Bildungswissen-

schaften der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument276395

- Statuten vom 16 Juni 2016 des Instituts fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die

Sekundarstufen (ILLB)

httpswww3unifrchappslegaldedocument276424

- Reglement vom 16 Juni 2016 des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr

die Sekundarstufen (BLB)

httpswww3unifrchappslegaldedocument276426

23 Departement fuumlr Sonderpaumldagogik

231 Entstehungsgeschichte

Nach der Gruumlndung des ersten heilpaumldagogischen Ausbildungsinstituts in Zuumlrich 1924

moumlchte der bdquoSchweizerische Caritas-Verbandldquo ein katholisches Pendant in Freiburg schaffen

In den 1930er Jahren unterzeichnen interessierte Instanzen eine nationale Vereinbarung fuumlr

die Schaffung von drei Ausbildungsstaumltten fuumlr Sonderpaumldagogik in Freiburg Genf und Zuuml-

rich 1934 wird innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt das Heilpaumldagogische Seminar Frei-

burg eroumlffnet als unabhaumlngige Abteilung des Instituts fuumlr Paumldagogik In seinen Anfaumlngen ist

das Heilpaumldagogische Seminar rein deutschsprachig Erst mit der Ernennung eines franzouml-

sischsprachigen Ordinarius im Jahr 1984 nimmt die Anzahl der Studierenden aus der West-

schweiz zu

1945 bleibt der Lehrstuhl des Heilpaumldagogischen Seminars infolge der Wirren des 2 Welt-

kriegs vakant Im Herbst 1946 wird er wiederbesetzt und das Seminar nimmt seine Taumltigkei-

ten wieder auf 1951 wird das Seminar in ein Institut umgewandelt bleibt aber gleichzeitig

Teil des uumlbergeordneten Instituts fuumlr Paumldagogik Im selben Jahr wird auf Wunsch des Erzie-

hungsdirektors die bdquoHeilpaumldagogisch-psychiatrische Poliklinikldquo eroumlffnet Die beiden Institu-

tionen haben getrennte Verwaltungen und Buchhaltungen arbeiten aber aufs engste zu-

sammen

Wegen der stetigen Zunahme der Studierendenzahlen ist das Heilpaumldagogische Institut zu-

nehmend mit Raumproblemen konfrontiert Da der Kanton den wachsenden Beduumlrfnissen

des Instituts nicht Folge leisten kann wird 1958 der Verein Curatorium gegruumlndet 1960 wird

dem Institut das Gebaumlude in der Kanisiusgasse 21 Eigentum des Curatorium zur Verfuumlgung

gestellt Tatsaumlchlich ist die Anzahl der Studierenden von der Wiedereroumlffnung des Seminars

19

1946 bis zum Studienjahr 196970 von 6 auf 451 angewachsen Rund 15 der Studierenden

der Universitaumlt und 45 der Studierenden der Philosophischen Fakultaumlt sind am Heilpaumlda-

gogischen Institut eingeschrieben Eine Studie von 1968 gibt an dass uumlber die Haumllfte aller

kantonalen Schulpsychologen in Freiburg ausgebildet worden sind Auch die Entwicklung

der Sozialversicherungen generiert ein wachsendes Beduumlrfnis an im Sozialbereich ausgebil-

deten Personen und das Institut fuumlr Heilpaumldagogik kann sich als privilegierter Gespraumlchs-

partner des Bundes profilieren

Da Status und Finanzierung der Poliklinik problematisch sind wird sie 1987 nach Inkrafttre-

ten des Schulgesetzes in das bdquoHeilpaumldagogische Zentrumldquo umgewandelt das sich in das

bdquoHeilpaumldagogischen Universitaumltszentrumldquo und den bdquoRegionalen Dienst fuumlr Schulpsycholo-

gie und Logopaumldieldquo gliedert Der Verein Curatorium gruumlndet seinerseits 1990 die Stiftung

Heilpaumldagogisches Zentrum 2018 wird die Entscheidung das Curatorium aufzuloumlsen ge-

troffen und das Gebaumlude geht in den Besitz der Stiftung uumlber 1999 wird innerhalb der Phi-

losophischen Fakultaumlt das Departement fuumlr Sonderpaumldagogik gegruumlndet dem das Heilpauml-

dagogische Institut angegliedert wird Die Anzahl der Studierenden steigt weiter an 2017

werden am DSP 953 Studierende ausgebildet

1934 Eroumlffnung des Heilpaumldagogischen Seminars

1945 Vakanz des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik

1946 Wiederbesetzung des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik

1951 Umwandlung des Heilpaumldagogischen Seminars in ein Institut Eroumlffnung der Heilpaumldagogisch-

psychiatrischen Poliklinik

1958 Gruumlndung des Vereins Curatorium

1960 Bezug des Gebaumludes in der Kanisiusgasse

1966 Trennung der Heilpaumldagogik von der Allgemeinen Paumldagogik in ein autonomes Institut

1987 Umwandlung der Poliklinik in das Heilpaumldagogische Zentrum

1990 Gruumlndung der Stiftung Heilpaumldagogisches Zentrum durch den Verein Curatorium

1999 Gruumlndung des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt

2018 Entscheidung zur Aufloumlsung des Vereins Curatorium

Abbildung 5 Eckdaten Departement fuumlr Sonderpaumldagogik

20

Abbildung 6 Entwicklung der Studierendenzahlen am DSP 201314-201718

232 Rechtsgrundlagen

- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt

httpswww3unifrchappslegaldedocument454827

- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument274463

- Statuten vom 8 Marz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146

- Statuten vom 10 April 2014 des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik

httpswww3unifrchappslegaldedocument276391

- Statuten vom 10 April 2014 des Heilpaumldagogischen Instituts der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument276407

475 443 451 463

481

35 35 34 42 54

344 371 373

399 379

27 31 33 26 24

881 880 891 930 938

0

100

200

300

400

500

600

700

800

900

1000

2013 2014 2015 2016 2017

BA in Klinischer Heilpaumldagogik und Sozialpaumldagogik Sonderpaumldagogik Logopaumldie

MA in Sonderpaumldagogik

MA in Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik

Doktorat

Total

21

3 Erkenntnisse aus den Gespraumlchen und Dokumenten

31 Bisherige Studien

Die aktuellen Problemfelder in der Freiburger Lehrpersonenbildung sind keine neue Er-

scheinung Die institutionelle Zerstuumlckelung hat schon immer bestanden und Probleme ge-

neriert Es haben deshalb bereits verschiedene Analysen stattgefunden die die Probleme

durchaus erkannt und benannt haben Loumlsungen wurden aber nur ansatzweise in Angriff

genommen Ein Grundsatzentscheid zur Zusammenlegung der Ausbildungsstaumltten wurde

nie getroffen

Zu Anfang handelte es sich um strukturelle und personelle Fragen in der Lehrpersonenbil-

dung innerhalb der Universitaumlt Aufgrund interner Probleme in der franzoumlsischsprachigen

Abteilung hat die Erziehungsdirektion 2006 den ehemaligen Vorsteher des Amtes fuumlr Uni-

versitaumltsfragen mit einer laquomission drsquoeacutevaluation de meacutediation et de propositionsraquo betraut

Infolge seines Berichts wurde eine Reihe von strukturellen organisationellen paumldagogischen

und personalen Massnahmen beschlossen fuumlr deren Umsetzung und Begleitung die Univer-

sitaumlt erneut den ehemaligen Amtsvorsteher beauftragt hat Aus diesen Massnahmen resul-

tierte insbesondere die Schaffung des Centre drsquoenseignement et de recherche pour la formation agrave

lrsquoenseignement au secondaire (CERF)

Ende 2007 wurde die Analysetaumltigkeit auf die Lehrpersonenbildung insgesamt ausgeweitet

Der Lenkungsausschuss der Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und

der HEP-PH FR hat festgestellt dass die Zusammenarbeit zwischen den beiden Institutionen

intensiviert werden muss Das Rektorat der Universitaumlt hat daraufhin eine Arbeitsgruppe

laquoLehrerbildung an der Universitaumlt Freiburg laquomit Vertretern des CERF der deutschsprachi-

gen Lehrpersonenbildung (LDS I amp II Vorlaumlufer des ZELF) der HEP-PH FR der EKSD und

des Rektorats mit der Analyse von vier konkreten Fragen betraut Drei davon betreffen die

Organisation der Lehrpersonenbildung im Kanton und innerhalb der Universitaumlt (Beziehun-

gen zwischen Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und der HEP-PH FR Beziehungen

zwischen der Lehrpersonenbildung und dem Departement fuumlr Erziehungswissenschaften

strukturelle Trennung der franzoumlsisch- und der deutschsprachigen Lehrerbildung) die vierte

die Ressourcen uumlber die die Lehrpersonenbildung innerhalb der Universitaumlt verfuumlgte In

ihrem Bericht vom 26 Februar 2009 zuhanden des Rektorats hat die Arbeitsgruppe nach der

Analyse der Fragen jeweils Empfehlungen zur Verbesserung der festgestellten Probleme

abgegeben

Was die Frage der Beziehungen zwischen der Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und

der HEP-PH FR betrifft hat sich die wesentliche Feststellung bis heute nicht veraumlndert laquo(hellip)

la seacuteparation de lrsquoensemble de la formation des enseignants agrave Fribourg en plusieurs uniteacutes

distinctes affaiblit assureacutement la position de la formation des enseignants fribourgeois dans

le contexte national Un rapprochement progressif (hellip) creacutedibiliserait la place de Fribourg

comme lieu de formation drsquoenseignantsraquo Als Loumlsung hat die Arbeitsgruppe die Schaffung

eines interinstitutionellen Instituts fuumlr Lehrpersonenbildung empfohlen analog zum Institut

22

fuumlr Mehrsprachigkeit ohne jedoch die bestehenden Strukturen zu fusionieren Das neu zu

schaffende Institut waumlre zustaumlndig fuumlr die strategische Planung das Qualitaumltsmanagement

sowie die Foumlrderung und Aufwertung der Lehrpersonenbildung im Kanton Auch die In-

tegration der sonderpaumldagogischen Ausbildungen ndash die allerdings in der Arbeitsgruppe

nicht vertreten waren ndash in dieses Institut wurde als wuumlnschenswert erachtet

Das Rektorat der Universitaumlt hat den Bericht an die Erziehungsdirektion weitergeleitet Die

damalige Direktorin hat den Vorschlag der Schaffung eines interinstitutionellen Instituts

prinzipiell gutgeheissen und das Rektorat der Universitaumlt und die Direktion der HEP-PH FR

beauftragt die konkrete Umsetzung dieses Vorschlags zu studieren Das Mandat verlangte

zwei Teilberichte Der erste sollte die verschiedenen Varianten eines interinstitutionellen

Instituts sowie eine erste Schaumltzung der Transformationskosten enthalten der zweite eine

juristische Abklaumlrung der gewaumlhlten Variante insbesondere in Bezug auf deren strukturelle

personelle und finanzielle Auswirkungen

Der erste Teilbericht vom 19 Januar 2010 basiert auf derselben Feststellung wie derjenige der

Arbeitsgruppe des Rektorats laquo(hellip) la formation fribourgeoise des enseignant-e-s repose au-

jourdrsquohui sur une structure jugeacutee trop complexe et sous-doteacutee en ressources pour assurer agrave

long terme une formation compeacutetitive et de qualiteacute par rapport aux HEP et universiteacutes voi-

sines eu eacutegard agrave lrsquoaccroissement des exigences fixeacutees par la CDIPraquo Was jedoch die moumlgli-

chen Varianten anging schienen den Autoren des Berichts nicht alle in gleichem Masse laquoju-

dicieuses et pertinentes pour la place fribourgeoise agrave lrsquoheure actuelleraquo Da die HEP-PH FR als

Bildungsstaumltte des Tertiaumlrbereichs noch jung und die Lehrpersonenbildung an der Universi-

taumlt strukturell wenig etabliert war wurden die beiden Fusionsvarianten (Integration des ge-

samten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR in die Universitaumlt und umgekehrt) als nicht

umsetzbar erachtet die Variante der Integration in die HEP-PH wurde gar nicht erst analy-

siert Wie bereits im Bericht des Rektorats wurde auch hier argumentiert die Integration der

HEP-PH FR in die Universitaumlt wuumlrde den Kanton seinen Einfluss auf die Zulassung und die

Studienplaumlne kosten diejenige des berufspraktischen Ausbildungsteils der Universitaumlt in die

HEP-PH FR einen Teil seiner Studierenden aus anderen Kantonen Es wurde aber notabene

auch die Beibehaltung der aktuellen Situation ausgeschlossen Somit konzentrierte sich die

Analyse wie von der Arbeitsgruppe des Rektorats empfohlen auf das Modell einer laquointerin-

stitutionellen Koordinationsstrukturraquo Tatsaumlchlich war die Schaffung eines gemeinsamen

Bildungs- und Kompetenzzentrums bereits im damals geltenden Gesetz uumlber die Paumldagogi-

sche Hochschule (PHG) von 1999 vorgesehen (Art 5 Abs 2) Aus juristischer Sicht kam diese

Variante also der Umsetzung eines Gesetzesartikels gleich der keine grundlegenden Aumlnde-

rungen der internen Strukturen der bestehenden Rechtstexte und Ausbildungsprogramme

nach sich ziehen wuumlrde Der entsprechende Gesetzesartikel wurde nicht in das neue Gesetz

von 2015 (PHFG) aufgenommen die heute geltenden Bestimmungen uumlber die Zusammenar-

beit zwischen HEP-PH FR und Universitaumlt beschraumlnken sich auf die Zusammenarbeitsver-

einbarung

23

Der zweite Teilbericht vom 31 Mai 2010 nimmt infolge von Diskussionen der Arbeitsgruppe

mit der Direktorin der EKSD dem Rektorat der Universitaumlt und der Direktion der HEP-PH

FR uumlber die Resultate des ersten Teilberichts die beiden Fusionsvarianten wieder auf Da die

Variante laquointerinstitutionelles Institutraquo die Entscheidungsstrukturen nicht vereinfachen

sondern im Gegenteil zusaumltzlich erschweren wuumlrde hat sich die Arbeitsgruppe nach einem

Vergleich der drei Varianten letztendlich fuumlr diejenige der Integration in die Universitaumlt aus-

gesprochen Anfang 2011 hat die Direktorin der EKSD dennoch entschieden dass es fuumlr die

Umsetzung der einen oder anderen Variante zu fruumlh sei insbesondere die Revision des Ge-

setzes uumlber die HEP-PH FR muumlsse vorher abgeschlossen werden Gleichzeitig hat sie den

Rektor der Universitaumlt gebeten unmittelbar Arbeiten zur Staumlrkung der bestehenden internen

Strukturen aufzunehmen um eine bessere Fuumlhrung der universitaumlren Lehrpersonenbildung

zu gewaumlhrleisten Die erwaumlhnte Gesetzesrevision hat schliesslich zum heutigen Gesetz uumlber

die HEP-PH FR (PHFG in Kraft seit 2016) mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit die Reorganisa-

tion der universitaumlren Strukturen zum neu geschaffenen ILLB mit den beiden Zentren CERF

und ZELF gefuumlhrt

Sowohl inner- als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen hat sich die Situation fast ein Jahr-

zehnt nach Erscheinen des zweiten Teilberichts derart grundlegend veraumlndert dass nicht

mehr auf dieser bisherigen Studie aufgebaut werden kann Zwar liefert sie interessante In-

formationen zur ehemaligen Funktionsweise der beiden Institutionen die Position der Uni-

versitaumlt und der HEP-PH FR innerhalb der Hochschullandschaft Schweiz ist aber heute nicht

zuletzt aufgrund der Restrukturierung des gesamten Hochschulwesens infolge des Hoch-

schulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetztes (HFKG in Kraft seit 2015) nicht mehr mit der-

jenigen von 2010 vergleichbar Wichtigste Erkenntnis der bisherigen Analysen bleibt damit

die Feststellung dass die Kraumlfte gebuumlndelt werden und der fragmentierten Organisation der

Freiburger Lehrpersonenbildung dringend ein Ende bereitet werden muss

32 Paumldagogische Elemente

Schulen und Bildungsorganisationen stehen als offene Systeme unter dem Einfluss der Ent-

wicklungen ihres Umfelds Deshalb ist es wichtig diese Entwicklungen und deren Relevanz

fuumlr die Konzeption und die Steuerung des Schulwesens zu beleuchten Dieses Kapitel hebt

einige im vorliegenden Kontext relevante Entwicklungen hervor Es erhebt dabei keinen An-

spruch auf Vollstaumlndigkeit sondern will anhand aktueller Beispiele die Wechselwirkung

zwischen gesellschaftlichem Wandel und paumldagogischen Konzepten aufzeigen

321 Exkurs Rahmenkonzept fuumlr eine Lehrpersonenbildung

Die Lehrpersonenbildung soll Studierenden auf die hohen Anforderungen im Berufsfeld

vorbereiten Als Orientierungsrahmen und Erklaumlrungshilfe fuumlr die Konzeption der Aus- und

Weiterbildung von Lehrpersonen kann das PCK-Modell (Pedagogical Content Knowledge) von

Shulmann (1986) dienen Das Modell besagt dass Lehrpersonen sowohl uumlber inhaltliches

paumldagogisches und fachdidaktisches Wissen verfuumlgen muumlssen und macht gleichzeitig die

24

hohen Anforderungen deutlich die an die Dozierenden in der Lehrerausbildung gestellt

werden

- Content Knowledge Das inhaltliche Wissen bezieht sich auf die fachwissenschaftlichen As-

pekte des Unterrichts die mit einer Klasse erarbeitet werden

- Pedagogical Knowledge Paumldagogisches Wissen umfasst das Wissen und Koumlnnen wie eine

Klasse zu unterrichten ist (Methodik und Allgemeindidaktik)

- Pedagogical Content Knowledge Die Schnittmenge dieser beiden ersten Dimensionen fuumlhrt

zu fachdidaktischem Wissen und Koumlnnen Es geht darum wie bestimmte Inhalte fachspe-

zifisch oder -uumlbergreifend unterrichtet werden sollen Die Relevanz dieser Fachdidaktik

wird von mehreren Gespraumlchspartnern sehr deutlich hervorgehoben Der Theorie-Praxis

Bezug ist in der Lehrerbildung sehr wichtig

In Freiburg werden alle drei Wissensbereiche an beiden Institutionen angeboten fuumlr die

Primarstufe an der HEP-PH FR fuumlr die Sekundarstufe I und II und die Sonderpaumldagogik an

der Universitaumlt Waumlhrend eine Aufteilung fuumlr das Content Knowledge und bis zu einem be-

stimmten Grad auch fuumlr das Pedagogical Content Knowledge Sinn machen mag sind insbeson-

dere im Bereich des Pedagogical Knowledge zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien vorhan-

den von denen aber keinerlei Gebrauch gemacht wird

Zur dieser inhaltlichen Komplexitaumlt kommt in Freiburg die zusaumltzliche Schwierigkeit dass

die Lehrpersonenbildung fuumlr die obligatorische Schule zwei verschiedenen Lehrplankonzep-

ten Rechnung tragen muss In der Deutschschweiz werden kuumlnftige Lehrpersonen auf den

Lehrplan 21 in der Westschweiz auf den Plan drsquoeacutetudes romand (PER) vorbereitet Beide Lehr-

plaumlne streben Kohaumlrenz uumlber alle obligatorischen Schuljahre hinweg an Auf der Sekundar-

stufe sind den beiden Lehrplankonzepten aber zT andersartige Paradigmen zugrundgelegt

Dies zeigt sich zum Beispiel im Fach Geschichte Die Gestaltung der Lehrpraktika ist im

franzoumlsischsprachigen Teil Freiburgs fuumlr die Sekundarstufe II anders als im deutschsprachi-

gen Die Freiburger Lehrpersonenbildung muss sich also an zwei verschiedenen Rahmen-

konzepten orientieren

322 Kantonales Sprachenkonzept

Aufgrund der Globalisierung wird unsere Gesellschaft multikultureller Die Sensibilitaumlt fuumlr

andere Kulturen und Sprachen wird fuumlr das Zusammenleben und die gesellschaftliche Ko-

haumlsion immer relevanter Entsprechend wichtig wird der Erwerb von Fremdsprachen Neben

der Landessprache sprechen viele Kinder zuhause eine andere Sprache Im Kanton Freiburg

gilt gemaumlss dem verfassungsrechtlichen Territorialitaumltsprinzip der Grundsatz dass die Un-

terrichtssprache der Amtssprache der Gemeinde oder der Gemeinden die den Schulkreis

bilden entspricht Gleichzeitig ist aber sowohl in der Kantonsverfassung und expliziter auch

in den letzten Regierungsprogrammen vorgesehen den Austausch und das Sprachenlernen

zu foumlrdern

25

Dazu hat die EKSD 2010 ein kantonales Konzept fuumlr den Sprachenunterricht erarbeitet Zwei

Vorschlaumlge des Konzepts beziehen sich auf den Immersionsunterricht Es handelt sich dabei

um den Unterricht eines Sachfaches (zB Geschichte) in der jeweiligen Partnersprache

Hauptziel bleibt das Erreichen von fachlichen Kompetenzen die Sprache steht nicht im Mit-

telpunkt Mittlerweile verzeichnen Projekte zum Immersionsunterricht in der obligatori-

schen Schule des Kantons eine starke Zunahme Zum Schuljahresbeginn 201819 wurden in

18 Orientierungsschulen und 9 Primarschulen und damit in insgesamt uumlber 100 Klassen Im-

mersionsprojekte angekuumlndigt Lehrpersonen die sich fuumlr ein Immersionsprojekt engagie-

ren werden begleitet und koumlnnen vom entsprechenden und laufend erweiterten Weiterbil-

dungsangebot an der HEP-PH FR profitieren Bereits in der Grundausbildung werden die

wichtigsten didaktischen Konzepte im Bereich des Immersionsunterrichts unterrichtet Fuumlr

die bereits aktiven Lehrpersonen hat die HEP-PH FR neu einen CAS zum Thema bilingualer

immersiver Unterricht in Planung Zudem absolvieren auch die Studierenden der einspra-

chigen Ausbildung der HEP-PH einen Teil ihrer Ausbildung in der Partnersprache

Auch auf Mittelschulebene hat der Immersionsunterricht an Bedeutung gewonnen sowohl

im Kanton Freiburg als auch gesamtschweizerisch In Freiburg koumlnnen saumlmtliche Bildungs-

gaumlnge der Schulen der Sekundarstufe II mit einer zweisprachigen Maturitaumlt Deutsch-

Franzoumlsisch abgeschlossen werden Im Schuljahr 201819 besuchen rund 28 der Freiburger

Gymnasiasten diesen Unterricht der zur zweisprachigen Maturitaumlt fuumlhrt Gesamtschweize-

risch ist die Kombination Deutsch-Englisch am haumlufigsten

Auch an der Universitaumlt Freiburg kann das LDM zweisprachig abgeschlossen werden Eine

Kompetenzstelle fuumlr die Immersionsdidaktik fehlt aber

In diesem Zusammenhang ist auch das Institut fuumlr Mehrsprachigkeit zu erwaumlhnen das 2008 als

gemeinsames Institut der Universitaumlt Freiburg und der Paumldagogischen Hochschule Freiburg

gegruumlndet wurde Es fuumlhrt das Wissenschaftliche Kompetenzzentrum fuumlr Mehrsprachigkeit

(KFM) des Bundes das auf der Grundlage des Sprachengesetzes und der Sprachenverord-

nung von der Schweizerischen Eidgenossenschaft finanziert wird Zu den Aufgaben des In-

stituts gehoumlren die Durchfuumlhrung von Forschungsprojekten im Bereich der Mehrsprachig-

keit die Unterstuumltzung der Lehre auf allen Stufen die Zusammenarbeit mit verschiedenen

Akteuren auf regionaler nationaler und internationaler Ebene die Verbreitung der erworbe-

nen Kenntnisse in Wissenschaft und Gesellschaft und die Durchfuumlhrung von wissenschaftli-

chen Veranstaltungen Aktuell ist die HEP-PH FR gemeinsam mit dem Institut fuumlr Mehr-

sprachigkeit und der Universitaumlt Freiburg im Rahmen des von swissuniversities lancierten

und vom Bund finanzierten Programms P-09 laquoAufbau der wissenschaftlichen Kompetenzen

und Fachdidaktikenraquo fuumlr den Aufbau des Fachdidaktikzentrums Fremdsprachen (Centre de

didactique des langues eacutetrangegraveres CeDiLE) als Leading House zustaumlndig

Durch die besondere Lage des Kantons Freiburg auf der Sprachgrenze bietet sich die Chance

die Zweisprachigkeit in der Lehrpersonenbildung und in den Schulen zu nutzen Die Kanto-

ne Bern und Wallis pflegen die Zweisprachigkeit zwar auch aber mit zwei PH-Standorten

In Freiburg kann die Zweisprachigkeit unter einem Dach gelebt werden was eine attraktive

26

Profilierungsmoumlglichkeit ist Mittels einer kohaumlrenten und stufenuumlbergreifenden Strategie

koumlnnte die kantonale Lehrpersonenbildung das Thema Mehrsprachigkeit und Immersions-

didaktik als Freiburger USP herausarbeiten und sich auf nationaler und internationaler Ebe-

ne profilieren

323 Inklusion

Die Volksschule von heute ist eine integrative Schule Statt einzelne Kinder mit besonderem

Foumlrderbedarf in Sonderschulen oder -klassen zu unterrichten sollen moumlglichst alle gemein-

sam Regelklassen besuchen Grundlage fuumlr den integrativen Unterricht bilden das Behinder-

tengleichstellungsgesetz und die 2008 eingefuumlhrte Neugestaltung des Finanzausgleichs und

der Aufgabenteilung Seither sind die Kantone fuumlr die Sonderpaumldagogik zustaumlndig Zur Ko-

ordination der Aufgaben haben die Kantone unter der Federfuumlhrung der EDK das 2011 in

Kraft getretene Sonderpaumldagogik-Konkordat erarbeitet

Fuumlr die Foumlrderung der Kinder mit speziellem Foumlrderbedarf sind in der Regel schulische

Heilpaumldagogen zustaumlndig Sie erstellen in Absprache mit der Lehrperson individuelle Foumlr-

derplaumlne Die Heilpaumldagogen sind oft nur fuumlr einzelne Lektionen im Schulzimmer um das

Kind zu betreuen es gibt aber auch Formen von Teamteaching bei denen Lehrpersonen und

Heilpaumldagogen gemeinsam alle Kinder betreuen Fuumlr eine gute Zusammenarbeit muumlssen die

Rollen geklaumlrt und der Bildungsauftrag der Regelschule verstanden werden Heilpaumldagogen

benoumltigen ein Grundverstaumlndnis fuumlr die Lehrertaumltigkeit und Lehrpersonen der Regelklassen

ein Grundverstaumlndnis uumlber Behinderungsaspekte Die Vermittlung dieses gegenseitigen

Grundverstaumlndnisses sollte in die Grundausbildung sowohl der Volksschullehrer als auch

der Heilpaumldagogen mit einbezogen werden Dies ist heute allerdings nicht der Fall in den

Gespraumlchen wird seitens der HEP-PH FR und des ILLB der fehlende institutionalisierte Aus-

tausch mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik bemaumlngelt

324 Digitalisierung

Computer Internet und Smartphone durchdringen den Alltag immer staumlrker Die Schulen

haben sich auf verschiedene Arten mit dieser Digitalisierung auseinanderzusetzen Die neu-

en technologischen Moumlglichkeiten sind in der Lehrerbildung und in den Schulen paumldago-

gisch sinnvoll zu nutzen Allerdings erfordern die technologischen Lehrmittel Investitionen

in Infrastruktur und Datensicherheit und den Einsatz von Fachpersonen mit Spezialwissen

in verschiedensten Funktionsbereichen Zur Illustration dieser zusaumltzlichen Dimension in

der Lehrpersonenbildung haben Mishra und Koehler (2006) das oben vorgestellte PCK-

Modell um den Aspekt der digitalen Medien erweitert was zum vierdimensionalen TPCK-

Modell fuumlhrt

1 Technology Knowledge Wie koumlnnen Lehrpersonen digitale Medien fuumlr sich selbst nutzen

In dieser Dimension stehen das Wissen und die Fertigkeiten des eigenen Umgangs mit

digitalen Medien im Vordergrund

27

2 Technological Pedagogical Knowledge Welche Chancen und welchen Nutzen koumlnnen digitale

Medien im Unterricht aufweisen Hier geht es um generelle Fragen der Unterrichtsgestal-

tung im Sinne der Allgemeindidaktik

3 Technological Content Knowledge Inwiefern vermag die Digitalisierung den fachwissen-

schaftlichen Inhalt zu veraumlndern Welche Bedeutung haben digitale Medien fuumlr das jewei-

lige Fach

4 Technological Pedagogical Content Knowledge Wie lassen sich Unterrichtsinhalte anhand von

digitalen Medien sinnvoll unterrichten Wie koumlnnen digitale Medien den Lernprozess in

den jeweiligen Faumlchern unterstuumltzen

Abbildung 7 TPCK-Modell von Mishra und Koehler (2006) basierend auf Shulmann (1986)

Um dieser neuen Anforderung im Bildungswesen zu begegnen haben sowohl die EDK als

auch die CIIP 2018 eine Strategie bzw einen Aktionsplan fuumlr den Umgang mit dem Wandel

durch Digitalisierung definiert mittels derer die Kantone sich auf Ziele und prioritaumlre Berei-

che der digitalen Bildung einigen Im Kanton Freiburg hat der Staatsrat dem Grossrat bereits

2001 ein Globalkonzept der Integration der Informations- und Kommunikationstechnologie

in den Unterricht in allen Schulstufen unterbreitet 2001 wurde die Fachstelle fri-tic gegruumln-

det uumlber die seither saumlmtlichen Lehrpersonen mehr als 140 in den Schulen taumltige IKT-

Ansprechpersonen sowie Ausbildner fuumlr Lehrpersonen im Bereich IKT geschult wurden Des

Weiteren stellt sie Schulbehoumlrden Schulen Lehrpersonen und Lernenden Leistungen und

Beratungen im Zusammenhang mit Medien und IKT zur Verfuumlgung und foumlrdert gleichzeitig

eine kritische Auseinandersetzung mit den neuen Medien und Technologien 2017 hat der

Staatsrat ein kantonales Konzept fuumlr die Integration von Medien und IKT in der obligatori-

schen und nachobligatorischen Schule in der Berufsbildung und im Sonderschulunterricht

genehmigt Es soll ein neues Fuumlhrungssystem definieren die Steuerungsstrukturen klaumlren

Synergien ermitteln und eine gemeinsame Vision entwickeln die die Kohaumlrenz der verschie-

denen Unterrichts- und Bildungsaumlmter Aus- und Weiterbildungen fuumlr Lehrpersonen Infor-

matikprojekten des Staates und Unterrichts-Lernpraxis an den Schulen zum Ziel hat Inner-

halb der EKSD wurde das Buumlro Medien und IKT geschaffen das als Steuerungsorgan der

28

EKSD die Aufgabe hat dieses Globalkonzept fuumlr den Zeitraum 2017 bis 2021 zu erarbeiten

umzusetzen und zu evaluieren

Im Schuljahr 201920 werden durch den Lehrplan 21 die Lernziele im Bereich von Medien

und Informatik fuumlr die deutschsprachige obligatorische Schule festgelegt und in den Frei-

burger Gymnasien wird Informatik als obligatorisches Fach eingefuumlhrt Eine diesbezuumlgliche

Uumlberarbeitung des PER fuumlr den franzoumlsischen obligatorischen Unterricht ist ebenfalls be-

schlossen Diese flaumlchendeckende Einfuumlhrung eines neuen Faches einerseits und neuer fauml-

cheruumlbergreifender technologischer Unterrichtsmaterialen andererseits erfordert eine ent-

sprechende Anpassung der Studienprogramme in der Lehrpersonenausbildung Die HEP-

PH FR und die Universitaumlt haben diese getrennt und unabhaumlngig voneinander in Angriff

genommen ua mit der Unterstuumltzung ihres jeweiligen Fachzentrums Sowohl die Universi-

taumlt (Laboratoire drsquoinnovation peacutedagogique LIP Centre Nouvelles technologies et enseignement NTE)

wie auch die HEP-PH FR (Centre de recherche sur lrsquoenseignementapprentissage par les technolo-

gies numeacuteriques CREATE) verfuumlgen uumlber Einheiten fuumlr Lehre und Lernen mit digitalen Tech-

nologien Auch hier gibt es zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien Der Einsatz der vorhan-

denen Ressourcen hat grosses Optimierungspotential

33 Oumlkonomische Elemente

331 Zulassungspolitik

Folgende Darstellung zeigt mit welcher Vorbildung schweizweit die Studierenden an die

PH gelangen Die Zugaumlnge sind vielfaumlltig und durchlaumlssig So kann der Arbeitsmarkt mit

ausreichend qualifizierten Lehrpersonen versorgt werden

Abbildung 8 PH-Eintritte auf Stufe Bachelor nach Studiengang und Zulassungsausweis 20172018 (Quelle Bundesamt fuumlr

Statistik BFS)

Heute verfuumlgen 43 der Studierenden die die Ausbildung VorschulstufePrimarstufe auf-

nehmen uumlber eine gymnasiale Maturitaumlt Knapp 2 davon haben eine Passerelle BM-UH

29

absolviert Auch die Fachmaturitaumlt (FM) mit Vertiefungsrichtung Paumldagogik ist seit ihrer

Einfuumlhrung im Studienjahr 201011 mit 29 zu einem bedeutenden Zubringer in die Vor-

schul- und Primarschullehrerausbildung geworden Diese Population von Studierenden ist

fuumlr den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen eminent wichtig da ohne sie nur eine ungenuumlgende

Anzahl an Lehrpersonen ausgebildet werden koumlnnte Die Berufsmaturanden machen 8 aus

7 der Studierenden wurden mit oder ohne Pruumlfung durch eine Hochschule zugelassen und

6 haben einen auslaumlndischen Zulassungsausweis Zwar fehlen fuumlr eine laumlngerfristige Beur-

teilung auch hier die mittels eines permanenten Monitorings zu erhebenden Daten die Zah-

len fuumlr das Studienjahr 201819 zeigen jedoch dass an der HEP-PH FR gleichviele Inhaber

einer Fach- wie einer gymnasialen Maturitaumlt studieren Fuumlr den Zugang zu den von der Uni-

versitaumlten angebotenen Studiengaumlngen so auch des ILLB und des DSP wird die gymnasiale

Maturitaumlt vorausgesetzt

Kandidatinnen und Kandidaten fuumlr eine Ausbildung zur Lehrperson insbesondere fuumlr die

Primarstufe gibt es genug Allerdings besteht an der HEP-PH FR seit dem Studienjahr

200405 eine Zulassungsbeschraumlnkung Sie wurde aufgrund einer laquounerwartet grossen An-

zahl Anmeldungenraquo eingefuumlhrt Nach 104 registrierten Anmeldungen im Jahr 2002 und 105

im Jahr 2003 sind 2004 165 Bewerbungen eingegangen Damit war die Aufnahmekapazitaumlt

der HEP-PH FR in Bezug auf die vorhandenen Praktikumsplaumltze die Betreuung der Studie-

renden und die Infrastruktur uumlberschritten Die maximale Aufnahmekapazitaumlt wurde auf 90

Studienplaumltze fuumlr die franzoumlsischsprachigen und 30 fuumlr die deutschsprachigen Studierenden

festgelegt Die Verordnung des Staatsrats uumlber diese erste Zulassungsbeschraumlnkung erlaumlsst

zudem Selektionskriterien die zur Ablehnung der uumlberzaumlhligen Kandidaten angewandt

werden konnten Laut Art 4 Abs 2 konnte die Aufnahme abgelehnt werden wenn die Beur-

teilung der paumldagogischen Faumlhigkeiten Vorbehalte enthielt und die schulischen Ergebnisse in

der Muttersprache und in der ersten Fremdsprache als ungenuumlgend beurteilt wurden

200506-200708 wurde die Anzahl der Studienplaumltze weiter reduziert da mit der laquoPasserel-

leraquo ndash einer Weiterbildung die Kindergaumlrtnerinnen Handarbeits- und Werklehrerinnen das

Unterrichten auf der 1 und 2 Primarstufe ermoumlglichte ndash eine zusaumltzliche Ausbildung ange-

boten wurde die Personal und Infrastruktur der HEP-PH FR ebenfalls beanspruchte Ab

200809 wurde die Anzahl erstmals auf 100 bzw 50 Plaumltze erhoumlht mit der Begruumlndung

laquodass eine groumlssere Anzahl Studierender aus verschiedenen Gruumlnden zum Beispiel wegen

der Mobilitaumlt zwischen den PH das Studium nach dem ersten Jahr wieder aufgibtraquo und

dadurch wieder mehr Aufnahmekapazitaumlt entstuumlnde zudem koumlnnten im ersten Jahr die

Praktika zu zweit absolviert werden Auch die Selektionskriterien wurden angepasst Ab

200809 wird neben den Noten in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematik eine

schriftliche Stellungnahme zu einem Thema das mit der Schule oder dem Lehrerberuf ver-

bunden ist beurteilt

Als sich ein Ruumlckgang der Anzahl Lehrpersonen abzuzeichnen begannt wurde in den Jahren

201011 bis 201314 auf eine Zulassungsbeschraumlnkung verzichtet Da die Gesamtzahl der

Studierenden an der HEP-PH FR von 313 im Jahr 2009 auf 470 im Jahr 2013 anstieg fuumlhrte

30

der Staatsrat im Rahmen seiner Struktur- und Sparmassnahmen die Beschraumlnkung auf das

Studienjahr 201415 wieder ein Als Selektionskriterien galten ab sofort nur noch laquodie schuli-

schen Ergebnisse in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematikraquo

Studienjahr franzoumlsischsprachig deutschsprachig insgesamt

200405 90 40 130

200506 75 35 110

200607 75 35 110

200708 75 35 110

200809 100 50 150

200910 100 50 150

201011-201314 keine Zulassungsbeschraumlnkung

201415 100 50 150

201516 100 50 150

201617 100 50 150

201718 100 50 150

201819 110 50 160

Abbildung 9 Zulassungsbeschraumlnkung an der HEP-PH FR Uumlbersicht von 200405-201819

Wegen der Beibehaltung der Zulassungsbeschraumlnkung uumlber mehrere Jahre hinweg ist man

sich heute gar nicht mehr im Klaren in welcher Zahl sich die Nachfrage nach Studienplaumltzen

an der HEP-PH FR niederschlagen wuumlrde Frist fuumlr die Einreichung der Kandidaturen ist

jeweils Ende Maumlrz und Ende Juli werden die Zulassungen fuumlr den Beginn des Studienjahres

im September bekanntgegeben Nun kennt die HEP-PH FR zwar die Anzahl Kandidaturen

sie entspricht aber nicht derjenigen die sich letztendlich definitiv fuumlr den Studieneintritt ent-

scheiden Viele angehende Studierende sind sich der Platzbeschraumlnkung sowohl an der HEP-

PH FR als auch an anderen Bildungsinstitutionen (etwa an der Hochschule fuumlr Soziale Arbeit

Freiburg) bewusst und bewerben sich absichtlich an mehreren Orten um einen Studienplatz

auf sicher zu haben Dies fuumlhrt dazu dass ein Teil der Bewerber die von der HEP-PH FR

abgewiesen werden das Studium auch bei positivem Zulassungsentscheid nicht aufnehmen

wuumlrde Wie hoch dieser Anteil ist kann nicht ermittelt werden

Diese Zulassungsbeschraumlnkung ist houmlchst problematisch Einerseits will der Kanton Lehr-

personen ausbilden andererseits fuumlhrt der Numerus Clausus zu Abwanderungen von Stu-

dierenden va nach Bern und Lausanne Tatsaumlchlich legen die Zahlen nahe dass die Zulas-

sungsbeschraumlnkung die Nachfrage nach Studienplaumltzen an der HEP-PH FR negativ beein-

flusst Waumlhrend das Angebot stagniert nimmt die Nachfrage ab Es ist houmlchst problematisch

den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen auf solche Weise zu steuern die Nachfrage folgt allem

voran der demographischen Entwicklung

31

Abbildung 10 Kandidaturen vs Eintritte HEP-PH FR 201314-201819

Auch die Ausbildungsplaumltze fuumlr das Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute (DEEM)

sind limitiert Die franzoumlsischsprachige Ausbildung wurde urspruumlnglich fuumlr 48 Personen pro

Studienjahr konzipiert Da das Interesse fuumlr die Ausbildung mit jedem Jahr zunimmt aber

nicht genuumlgend Praktikumsplaumltze zur Verfuumlgung stehen besteht seit dem Studienjahr

200809 eine Aufnahmebeschraumlnkung fuumlr 60 Personen pro Jahr Diese Beschraumlnkung erweist

sich fuumlr die Situation auf dem Arbeitsmarkt als unproblematisch die Maturitaumltsschulen ha-

ben keine Rekrutierungsschwierigkeiten Da sogar ein leichtes Uumlberangebot an Lehrpersonen

fuumlr die Sekundarstufe II besteht haben DEEM-Inhaber uumlber mehrere Jahre hinweg auch Pen-

sen auf Sekundarstufe I uumlbernommen wo bis vor kurzem ebenfalls Lehrpersonal fehlte In-

folge des Anstiegs der Studierenden fuumlr das Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I

(DAES I) in den letzten Jahren hat sich die Arbeitsmarktsituation in den Orientierungsschu-

len wieder beruhigt dafuumlr beginnen sich Engpaumlsse bei der Organisation von Praktikums-

plaumltzen abzuzeichnen

Eine abschliessende Anmerkung zu den Praktikumsplaumltzen sei hier festgehalten Persoumlnlich

bin ich der Meinung dass die Zahl der Praktikumsplaumltze als limitierender Faktor von den

Gespraumlchspartnern zu stark und nicht einleuchtend verwendet wird Die Begruumlndung und

die genaue Benennung der Engpassfaktoren wurden aus den Gespraumlchen nicht klar Wenn

der Arbeitsmarkt mehr Lehrpersonen benoumltigt lassen sich mindestens mittelfristig durch

organisatorische Massnahmen auch ausreichend Praktikumsplaumltze organisieren Gerade

auch die Berufsverbaumlnde sind bei der Erarbeitung solcher Massnahmen mit einzubeziehen

332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage

Der Kanton Freiburg ist wie die umliegenden Regionen seit einigen Jahren mit einer ange-

spannten Situation auf dem Stellenmarkt fuumlr Lehrpersonen auf Primarstufe konfrontiert

Was heute eine grosse Schwierigkeit fuumlr die Anstellung von Stellvertretungen bedeutet wird

in wenigen Jahren in einen tatsaumlchlichen Mangel an qualifizierten Lehrpersonen muumlnden

Die Anzahl Zulassungen zum Studium wird in Freiburg aber nicht etwa von der Situation

auf dem Arbeitsmarkt sondern von der Aufnahmekapazitaumlt der aktuellen Raumlumlichkeiten

260

225 242

256

211 196

154 145

155 140

152 154

0

50

100

150

200

250

300

201314 201415 201516 201617 201718 201819

Kandidaturen im Maumlrz

Eintritte im September

32

definiert Weder der demographischen Entwicklung noch anderen Schwankungen auf dem

Bildungsmarkt kann so Rechnung getragen werden Es sind noch weitere Phaumlnomene zu

beruumlcksichtigen etwa die grosse Nachfrage nach Teilzeitstellen oder die Tatsache dass ein

bedeutender Anteil der Diplomierten gar nie im Lehrberuf arbeitet Diese Gesamtsituation

fuumlhrt dazu dass zwischen 2013 und 2016 die Abgaumlnger der HEP-PH FR nur 565 des Be-

darfs auf dem franzoumlsischsprachigen Freiburger Arbeitsmarkt gedeckt haben 201819 wurde

deshalb die Zulassungsbeschraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Abteilung von 100 Plaumlt-

zen pro Studienjahr auf 110 erhoumlht Diese Erhoumlhung wurde durch den Umzug der Fachstelle

fri-tic ermoumlglicht die bis anhin in den Raumlumlichkeiten der HEP-PH FR untergebracht war

Daruumlber hinaus wird allerdings nur eine substantielle Erweiterung der Gebaumlude oder ein

Neubau an einem anderen Standort der stetig steigenden Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt

nachkommen koumlnnen

Wie erwaumlhnt ist der Zugang zu bestimmten Daten und dadurch deren Auswertung durch

die zersplitterte Organisation wesentlich erschwert Die Entwicklung der Studierendenzah-

len uumlber die letzten fuumlnf Jahre zeigt jedoch dass das Ausbildungsangebot teilweise zur Ab-

wanderung der Freiburger Studierenden insbesondere in die Nachbarkantone fuumlhrt Das ist

insofern problematisch als der Heimatkanton der die Ausbildung im Rahmen der Interkan-

tonalen Fachhochschulvereinbarung (FHV) finanziert nicht davon ausgehen kann dass die

Studierenden nach Abschluss ihres Studiums wieder zuruumlckkehren In der Folge werden

einige grundlegende Statistiken zu den verfuumlgbaren Daten praumlsentiert und im vorliegenden

Kontext interpretiert

A) Herkunft der Studierenden in Freiburg

1 Primarstufe

Abbildung 11 Herkunft der Studierenden Primarstufe 201314-201718 Die Anzahl an Freiburger Studierenden hat uumlber

die letzten fuumlnf Jahre zugenommen waumlhrend die Anzahl an Studierenden aus anderen Kantonen und aus dem Ausland uumlber

den gleichen Zeitraum zuruumlckgeht

284

114

47

302

107

35

311

120

39

287

114

17

302

82

25

0

50

100

150

200

250

300

350

FR Andere Kantone Ausland

201314 201415 201516 201617 201718

33

2 Sekundarstufe I

Abbildung 12 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe I 201314-201718 Die Anzahl der Freiburger hat in den vergan-

genen fuumlnf Jahren besonders stark zugenommen Diese Population ist die Hauptquelle der Zunahme der Anzahl Studieren-

den am ILLB

3 Sekundarstufe II

Abbildung 13 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe II 201314-201718 Aufgrund der Beschraumlnkung der Anzahl

Studienplaumltze fuumlr das DEEM sind die Studierendenzahlen stabil Insbesondere das LDM zieht zahlreiche Studierende aus

anderen Kantonen an Von den insgesamt 228 Studierenden im Jahr 201718 stammen nur 94 aus dem Kanton Freiburg

Diese grosse Attraktivitaumlt kann sich damit erklaumlren dass der Studiengang konsekutiv nach einem Masterabschluss eines

170 169

17

189

162

24

201

163

25

208

183

22

221

195

19

0

50

100

150

200

250

FR CH Ausland

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

34

24

9

31

93

23

42

24

5

29

88

23

32

24

7

36

91

20

39

23

6

46

93

15

40

15

7

54

94

18

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

FR CH Ausland FR CH Ausland

Diplocircme denseignement pour eacutecoles de maturiteacute DEEM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltschulen LDM

201314 201415 201516 201617 201718

34

Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der

Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde

4 Sonderpaumldagogik

Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg

bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an

Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718

161

686

34

166

675

39

174

680

37

177

705

48

171

716

51 100

200

300

400

500

600

700

800

FR CH Ausland

2013 2014 2015 2016 2017

10

20

30

40

50

60

70

80

90

FR

DE

35

A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg

1 Alle Stufen

Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und

Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg

2 Primarstufe

Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone

Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger

an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)

73

55

14 10

29

14

9

22

5 7

14

2 1 3

1 3 3 2 1 2

5

0

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30

40

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60

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80

Pri

mar

stu

fe

Seku

nd

arst

ufe

I

Seku

nd

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ufe

II

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der

paumld

ago

gik

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II

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ago

gik

Pri

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arst

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paumld

ago

gik

Pri

mar

stu

fe

Seku

nd

arst

ufe

I

Seku

nd

arst

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II

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paumld

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gik

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ufe

I

Pri

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Seku

nd

arst

ufe

I

Seku

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arst

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II

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der

paumld

ago

gik

BE VD JU LU VS AG NE

53

11

1 2 2 1

55

16

1 2 2

63

22

1 4 3

66

31

5

1 4 3

73

29

3 5

1 2 1

0

10

20

30

40

50

60

70

80

Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

36

3 Sekundarstufe I

Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr

201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger

die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)

4 Sekundarstufe II

Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-

beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen

29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg

40

14

1

5

1 2 1 1

48

15

3 4

1 2 1 1

49

19

5 3

1 1

49

17

3

6

1 2

55

14

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7

1 1

0

10

20

30

40

50

60

Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

16

3

1 1 1

16

5

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1

18

5

1 2

1

16

3

1 1

14

9

2 3

1

0

2

4

6

8

10

12

14

16

18

20

Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

37

5 Sonderpaumldagogik

Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-

dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-

burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur

auf Deutsch angeboten wird

34 Organisatorische Elemente

Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-

ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben

die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-

turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen

Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-

kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement

oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-

formen beeinflusst

341 Interne Fuumlhrungsstrukturen

Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer

Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die

Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist

mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum

arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-

sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt

sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische

Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit

6

18

6 6

16

11

1 1

7

16

9

1 1

9

19

10

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22

14

1 1

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0

5

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20

25

Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall

201314 201415 201516 201617 201718

38

mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene

nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und

Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich

Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf

einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-

ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-

struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-

richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte

An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern

ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und

operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das

Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen

der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-

der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine

Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR

Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-

nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg

koordinieren koumlnnte

Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen

die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-

steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das

Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-

tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die

Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-

schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich

die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-

ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der

Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden

342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen

Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-

standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und

ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018

werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen

Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE

der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der

deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-

ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist

aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich

39

Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-

gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-

sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes

de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale

de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in

der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den

Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-

sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen

Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene

Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf

die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist

eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten

Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen

Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-

enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-

nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen

Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten

343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung

Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es

braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-

nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die

Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-

stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen

Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen

sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards

ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-

litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte

Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-

den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-

derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die

HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative

Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet

werden muumlssen

Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen

Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-

maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-

rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-

hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht

Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-

sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen

40

Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie

sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber

eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt

ist diese Auflage weniger problematisch

344 Infrastruktur

Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen

bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-

lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-

lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-

schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade

auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den

heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau

nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden

Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-

gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun

verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten

Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit

einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung

stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-

schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden

Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-

kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie

eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des

ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-

PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-

ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst

Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals

thematisiert aber nie weiterverfolgt

35 Rechtliche Elemente

351 Nationale Ebene

Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-

schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-

taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-

zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-

hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-

traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten

Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten

die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings

41

auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das

Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der

Kantone

352 Kantonale Ebene

Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-

sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig

sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-

cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer

Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-

ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das

Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen

Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR

allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-

trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-

liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-

gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-

lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von

2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der

fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen

Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten

waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das

neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR

eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb

keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz

grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen

der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-

schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-

matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung

mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden

soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung

Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen

Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-

ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren

Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft

getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem

Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-

schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-

tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen

Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-

42

le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des

Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-

systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert

werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-

lungsdruck verhindern koumlnnen

36 Finanzielle Elemente

Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle

Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die

Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen

Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-

hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses

Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im

interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln

Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-

rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits

und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die

Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-

zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-

schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den

Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH

15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und

nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-

gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen

werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach

Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine

Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-

traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite

lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-

nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt

37 Kontextualisierung der Erkenntnisse

Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen

der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-

beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast

ausschliesslich informell

In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse

durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt

dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-

tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit

43

einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als

auch aus anderen Kantonen

FR HEP Vaud PH Bern

Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)

Sekundarstufe I 435 443 877

Sekundarstufe II 228 215 357

Total Sekundarstufe 663 658 1234

Sonderpaumldagogik 953 368 207

Total 2025 1945 2429

Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen

201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der

Fachausbildung mitgezaumlhlt

Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH

abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell

entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der

HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die

Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr

den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-

sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-

den

Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-

fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-

ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es

die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-

renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf

Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-

ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe

II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben

Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-

traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die

Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss

zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-

ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen

Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur

Verfuumlgung

44

4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle

41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick

In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-

nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig

ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische

Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf

lokale Besonderheiten zugeschnitten sind

Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik

1 PHBern

2 PH FHNW

3 PHGR

4 PH Luzern

5 PHSG

6 PHSH

7 PHSZ

8 PHTG

9 PH-VS

10 PH Zug

11 PHZH

12 HEP-BEJUNE

13 HEP Vaud

14 S SUPSI-DFA

Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz

Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-

enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-

tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch

an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-

gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden

Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-

terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-

tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt

Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-

lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der

Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-

konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats

gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-

sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann

45

42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle

Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-

gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll

ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber

im Folgenden kurz aufgefuumlhrt

Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-

schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt

des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-

spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-

ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit

einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies

etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH

FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-

ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-

tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium

besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-

PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so

besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt

und HEP-PH FR gewertet

Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der

Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen

immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-

lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich

Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-

turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre

aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-

chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell

von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-

saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen

besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen

Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann

die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-

nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur

Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder

andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE

Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der

Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-

bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-

nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-

sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie

46

gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-

tonsverfassung mit einbezogen

Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische

Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-

ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-

schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-

zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-

rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-

nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur

Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-

und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-

ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-

takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen

Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles

fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR

stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-

schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO

dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im

Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-

geordneten Strukturen problematisch

43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-

versitaumlt

In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach

einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen

Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur

Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung

Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr

Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten

Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD

vom 1 Januar 2002 geregelt

431 Staumlrken und Chancen

Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-

ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-

stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die

ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil

Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-

gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und

paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen

47

allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt

der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-

meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch

im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher

Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone

geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg

waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen

Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr

Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im

Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-

Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als

auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies

ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung

mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-

lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-

studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls

als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-

renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen

Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet

werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-

didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-

nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in

Bern oder Lausanne stattfindet

432 Schwaumlchen und Gefahren

Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II

den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit

Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung

Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein

interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in

Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und

praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-

tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische

Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt

und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren

44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt

Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-

sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-

taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein

48

441 Staumlrken und Chancen

Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen

Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-

der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen

aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland

mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten

laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-

tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig

442 Schwaumlchen und Gefahren

In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen

Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-

dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt

Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu

geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-

personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-

nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche

Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-

setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung

fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-

nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem

Unwort geworden

Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-

lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In

einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches

Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-

toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder

einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-

sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-

te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer

rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-

rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr

eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-

dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem

Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb

des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-

chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere

nutzen moumlchten

49

45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne

In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-

ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-

de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke

Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation

eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische

Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung

Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um

Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert

451 Staumlrken und Chancen

Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-

dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der

HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden

Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot

452 Schwaumlchen und Gefahren

Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar

und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche

Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton

Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der

Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem

im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark

in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen

Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-

le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-

stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation

insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-

operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-

rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders

die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses

Modell wohl besonders schwierig umzusetzen

50

5 Empfehlungen

51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit

Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-

nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status

Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre

Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-

nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde

sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand

bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons

Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-

tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher

Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst

eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein

Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium

vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-

che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige

Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt

der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-

dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu

nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-

nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen

52 Strategische Stossrichtung

Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes

festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung

der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-

meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie

sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-

stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-

ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-

nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status

Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen

Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden

kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts

muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen

Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet

51

Perspektive Strategische Ziele

Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen

Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit

seinen Besonderheiten

Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-

burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten

und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen

Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant

hervorgehoben

Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen

Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)

Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-

kraumlften garantieren

Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen

Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren

Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung

ermoumlglichen

Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-

schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann

Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen

Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-

fuumlgung stellen

Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-

chende Informatikinfrastruktur einrichten

Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen

Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen

Der Hochschule Autonomie gewaumlhren

Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung

53 Modellvorschlag

531 Interinstitutionelles Gremium

Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-

nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist

gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-

schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben

den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)

eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums

(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird

das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist

dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-

pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-

bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung

52

In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-

fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun

Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-

liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten

Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-

den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-

sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-

tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-

rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-

bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-

sammlung) ersetzt werden

Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan

53

Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)

532 Abwaumlgungen

Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-

stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das

Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-

schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure

des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem

Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-

typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-

dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt

aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-

oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-

treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-

ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat

damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-

ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten

Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-

tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden

und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-

gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang

gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen

kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-

ben

Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-

folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die

54

Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig

der finanzielle Druck auf die kleinen PHs

533 Weiteres Vorgehen und Ausblick

Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von

aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich

hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-

schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der

Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-

len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich

lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei

Hauptphasen

Abbildung 26 Prozessgestaltung

Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste

fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit

sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende

laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-

kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer

Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf

dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume

verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-

sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-

den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt

werden

Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen

Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-

naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge

der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue

55

Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf

angepasst der Aussenauftritt konsolidiert

Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen

Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion

um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum

die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-

statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-

faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht

534 Schlussgedanken

Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die

Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen

Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch

konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-

gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt

werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen

Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-

saumltzlich erschwerend

Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-

gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-

finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung

verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so

koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden

Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution

fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht

Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-

promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-

lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-

gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt

Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-

forderlich

56

6 Quellen

61 Literatur

Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter

httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb

Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt

Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle

Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading

House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No

12

Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)

Muumlnchen Vahlen

Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice

(9th ed) Boston McGraw-Hill

Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-

Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson

Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A

Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University

108 (6) 1017-1054

Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational

Researcher 15(2) 4-14

Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion

62 Rechtsgrundlagen

Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-

taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und

Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001

Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-

sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)

Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-

schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom

30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)

Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et

lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001

EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit

Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK

EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der

Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK

57

Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)

Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)

Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg

(SR 101000)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)

Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom

16062016 (LB SR 447710)

Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)

63 Berichte und Stellungnahmen

SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr

Bildungsforschung

Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017

Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave

lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat

de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut

Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg

Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg

13122018

Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute

Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK

httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf

httpwwwcdipchdyn12277php

2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron

PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion

httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf

httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv

onMedienundIKTindenUnterrichtpdf

httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes

Page 12: Prof. Dr. Roman Capaul St. Gallen, 2. April 2019 · guisme est un atout unique qui est mis en avant comme une unique selling proposition (USP - proposition de vente unique). Le bilinguisme

12

Im Verlauf der Arbeit wurde das Mandat teilweise etwas weiter gefasst Infolge der Exper-

tengespraumlche und Unterlagen sind andere oder zusaumltzliche Aspekte fuumlr eine breite Situati-

onsbeschreibung mit Loumlsungsansaumltzen relevant geworden In meinem Verstaumlndnis sind Fuumlh-

rungs- und Organisationsmodelle zudem auf die konkrete Situation hin auszurichten Es gibt

kein Modell das eins zu eins auf den Kanton Freiburg uumlbertragen werden koumlnnte Folgende

zentrale Merkmale heben sich im Fall Freiburgs im Vergleich zu anderen Kantonen ab und

muumlssen in der Loumlsungssuche mitberuumlcksichtigt werden

Freiburg ist ein Universitaumltskanton mit einer Volluniversitaumlt und zahlreichen ausserkan-

tonalen Studierenden Dies ergibt positive Impulse auf den Bildungskanton Freiburg

Freiburg ist mit ca 312rsquo000 Einwohnern ein relativ kleiner Kanton Neben dem Kanton

dominieren die oumlkonomischen Zentren Bern und Lausanne mit grosser Strahlkraft

Die Zweisprachigkeit weist dem Kanton Freiburg eine fuumlr das ganze Land bedeutungs-

volle Bruumlckenfunktion zwischen dem franzoumlsischen und deutschen Sprachraum zu Der

Kanton hat eine Art Kohaumlsionsaufgabe

13 Methodik

Die im Rahmen dieses Gutachtens zu untersuchenden Fragestellungen sind gesellschaftli-

cher Natur und durchdrungen von normativen Aspekten Die Fragestellungen erfordern

eine interdisziplinaumlre Betrachtung Da die Analyse unter grossem Zeitdruck durchgefuumlhrt

werden muss ist pragmatisches Vorgehen erforderlich Aufgrund meiner verschiedenen

Taumltigkeiten im Bildungswesen kenne ich die schweizerische Bildungslandschaft als Nicht-

Freiburger kann ich aus einer Aussensicht auf den Kanton Freiburg gleichzeitig eine gewisse

Neutralitaumlt wahren Fuumlr den Zugang zu Dokumenten und Gespraumlchspartnern bin ich jedoch

auf die Unterstuumltzung verschiedener Funktionstraumlger im Bildungswesen des Kantons Frei-

burg angewiesen Fuumlr die hervorragende Zusammenarbeit mit der HEP-PH FR der Univer-

sitaumlt und der Erziehungsdirektion sowie fuumlr den uneingeschraumlnkten Zugang zu allen Infor-

mationen moumlchte ich mich an dieser Stelle bedanken

Fuumlr den quantitativen Zugang mussten zunaumlchst Statistiken generiert werden Es fehlt ein

institutionalisiertes Bildungscontrolling oder Bildungsmonitoring mit ausgewaumlhlten Kenn-

zahlen zum Verstaumlndnis und zur Steuerung der Institutionen

Der qualitative Zugang erfolgt neben dem Einbezug von Erkenntnissen aus der Schulfuumlh-

rungstheorie durch die Analyse einschlaumlgiger Dokumente und Expertengespraumlche Als erstes

werden bisherige Analyse- und Konzeptarbeiten gesichtet Fuumlr die zu untersuchenden Fra-

gestellungen ist aber auch spezifisches Wissen in einem lokalen Kontext erforderlich eine

allfaumlllige Loumlsung aus einer anderen Bildungsregion kann nicht zwingend auf Freiburg uumlber-

tragen werden Aufgabe des Gutachters ist deshalb das Erfahrungswissen der Funktionstrauml-

ger zu erschliessen und in einem Gesamtbild zusammenzufuumlgen Die Funktionstraumlger in den

verschiedenen Institutionen sind mit ihren Erfahrungen und Wahrnehmungen die zentralen

Wissenstraumlger Allerdings koumlnnen dabei nicht alle Personen mit Schluumlsselfunktionen beruumlck-

13

sichtigt werden mehr Gespraumlche sind im Rahmen des vereinbarten Mandats und der zur

Verfuumlgung stehenden Zeit nicht moumlglich Es wird darauf geachtet dass die Gespraumlchspartner

ausgewogen auf die verschiedenen Institutionen verteilt sind Neben der Perspektive der

direkt betroffenen Personen im Kanton Freiburg ist auch die Sichtweise auf interkantonaler

und nationaler Ebene zu beruumlcksichtigen denn der Kanton Freiburg muss seine Lehrperso-

nenbildung innerhalb der nationalen Rahmenbedingungen gestalten Alle Gespraumlche konn-

ten in grosser Offenheit und sehr konstruktiv gefuumlhrt werden Folgende Personen haben sich

fuumlr ein Gespraumlch zur Verfuumlgung gestellt

Universitaumlt

Funktion Name

Rektorin Astrid Epiney

Vizerektor Lehre Thomas Schmidt

Praumlsident Departement fuumlr Sonderpaumldagogik Winfried Kronig

Direktor HPI Geacuterard Bless

Direktorin ILLB Christine Pauli

Direktor CERF Roland Pillonel

Direktor ZELF Lorenz Wepf

Studienberaterin ILLB Inge Schnyder

HEP-PH FR

Funktion Name

Praumlsidentin Kommission HEP-PH FR Katharina Thalmann-Bolz

Co-Rektorin ad interim Elisabeth Mauron-Hemmer

Co-Rektor ad interim Lukas Lehmann

Rektorin bis 2018 Pascale Marro

EKSD

Funktion Name

Generalsekretaumlr Michel Perriard

Juristischer Berater Co-Autor erster Bericht Felix Kaufmann

Amtschef SEnOF Hugo Stern

Amtschef DOA Andreas Maag

Amtschef SoA Steacutephane Noeumll

Amtschef S2 Franccedilois Piccand

Amtschefin UfA Barbara Vauthey

Externe Sicht auf die Institutionen

Funktion Name

Koordinatorin Hochschulbereich EDK Madeleine Salzmann

Praumlsident Kammer PH swissuniversities Hans-Rudolf Schaumlrer

Generalsekretaumlr CIIP Olivier Maradan

Rektorin Kollegium Heilig Kreuz Christiane Castella Schwarzen

14

2 Kurzvorstellung der untersuchten Institutionen

21 HEP-PH FR

211 Entstehungsgeschichte

Die institutionellen Wurzeln des Kantonalen Lehrerseminars (KLS) liegen in der Schaffung

einer paumldagogischen Abteilung von Freiburgs Ecole cantonale Vorlaumluferin der heutigen Mit-

telschulen die 1849 mit 17 Schuumllern eroumlffnet wird 1859 folgt die Eroumlffnung eines eigenen

Lehrerseminars (Ecole normale) mit 9 Schuumllern in Hauterive Der Deutsch- bzw Zweispra-

chigkeit wird erst ab 1909 mit einer parallelen Organisationseinheit Rechnung getragen Zu-

sammen mit den privaten Lehrerinnenseminaren die von verschiedenen religioumlsen Kongre-

gationen sowie von der staumldtischen Maumldchensekundarschule in Freiburg geleitet werden

existiert eine Vielzahl an Institutionen im Kanton Aufgrund des Uumlberangebots an Lehrper-

sonen wird das Lehrerseminar in Hauterive 1937 geschlossen aber wegen des resultierenden

Lehrermangels 1943 in der Murtengasse in Freiburg wiedereroumlffnet In den fuumlnfziger Jahren

wird das Gebaumlude der Villa Diesbach erstmals erweitert ein weiteres Mal anfangs der sieb-

ziger Jahre 1988 wird das Lehrerseminar restrukturiert Das KLS I bildet Primarlehrperso-

nen aus das KLS II Kindergarten- und Handarbeits- bzw Hauswirtschaftslehrpersonen

Beide Abteilungen umfassen je eine franzoumlsisch- und eine deutschsprachige Einheit

1859 Eroumlffnung des Kantonalen Lehrerseminars (KLS) in Hauterive

1909 Eroumlffnung einer deutschsprachigen Sektion

1936 Schliessung des KLS in Hauterive

1943 Wiedereroumlffnung des KLS in der Murtengasse

1959 Abschluss des Ausbaus der Villa Diesbach

1964 Ende des Internatsobligatoriums

1975 Eintritt der ersten Maumldchen Einweihung des Erweiterungsbaus und Einrichtung des Centre fribourgeois

de documentation peacutedagogique

1988 Schliessung der letzten privaten Kindergaumlrtnerinnenausbildung im Kanton Restrukturierung je ein

Studiengang fuumlr Primar- sowie fuumlr Handarbeits- bzw Hauswirtschaftslehrpersonen

2000 Inkrafttreten des Gesetzes von 1999 uumlber die Paumldagogische Hochschule (PHG)

2003 Verleihung der letzten Diplome des KLS

2005 Diplomanerkennung durch die EDK

2012 Erneuerung der Diplomanerkennung durch die EDK

2016 Inkrafttreten des Gesetzes von 2015 uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg (PHFG)

Abbildung 1 Eckdaten HEP-PH FR

Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR geht es nicht um eine einfache Umwandlung des Lehrer-

seminars Mit dem Inkrafttreten des Gesetzes von 1999 wird de facto eine neue Institution

geschaffen die nicht mehr dem Sekundar- sondern dem Tertiaumlrbereich angehoumlrt und sich

15

innerhalb des Bildungssystems anders positioniert So existieren bis zur Schliessung des

Kantonalen Lehrerseminars 2003 beide Schulen nebeneinander wobei sie sich Raumlumlichkei-

ten und einen Grossteil des Personals teilen

Heute werden an der HEP-PH FR uumlber 400 Personen ausgebildet fast drei Viertel davon

sind franzoumlsischsprachig Das Interesse fuumlr das zweisprachige Diplom (Diplocircme bilingue DiBi)

ist maumlssig obwohl es sich um ein schweizweit einzigartiges Angebot handelt Die Zahlen

zeigen dass in der deutschsprachigen Abteilung die theoretisch uumlber 150 Studienplaumltze ver-

fuumlgt (50 Plaumltze pro Studienjahr) die Kapazitaumlt nicht ausgeschoumlpft werden kann In der fran-

zoumlsischen Abteilung sind im ersten Studienjahr die vorhandenen Plaumltze besetzt Wegen Stu-

dienabbruumlchen in den folgenden Jahren sind aber auch hier die Kapazitaumlten nicht voll ausge-

lastet Insgesamt sind die Kapazitaumlten auf 450 Plaumltze beschraumlnkt

Abbildung 2 Entwicklung der Studierendenzahlen an der HEP-PH FR 201314-201819

212 Rechtsgrundlage

Gesetz vom 21052015 uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg (PHFG)

httpsbdlffrchappdetexts_of_law4331

22 ILLB

221 Entstehungsgeschichte

Mit der Gruumlndung der Universitaumlt im Jahr 1889 geht die Schaffung eines Lehrstuhls fuumlr Pauml-

dagogik einher Erster Inhaber ist Abbeacute Horner ehemals Lehrer am KLS Hauterive und Rek-

tor des Kollegiums St Michael 1907 spricht sich der Staatsrat fuumlr die Schaffung eines Insti-

tuts fuumlr Paumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt aus dessen Realisierung aller-

445 444

470

418 409

270

301 310

282 280

96 80

90 75

61 79

63 70 61 68

0

50

100

150

200

250

300

350

400

450

500

201314 201415 201516 201617 201718

total

franzoumlsischsprachig

deutschsprachig

zweisprachiges Diplom

16

dings auf sich warten laumlsst Das Institut verfuumlgt anfangs weder uumlber eigene Raumlumlichkeiten

noch uumlber ein spezifisches Budget es geht vor allem darum entsprechend den Trends auf

nationaler und internationaler Ebene einen Lehrstuhl fuumlr experimentelle Psychologie in Frei-

burg zu implementieren und diesen in einem Zentrum fuumlr katholische Paumldagogik zu veran-

kern Als sich das KLS 1909 um eine deutschsprachige Abteilung erweitert werden auch an

der Universitaumlt entsprechende Bemuumlhungen unternommen in der Bestrebung die Lehrper-

sonenausbildung auf Primarstufe ebenfalls in die Universitaumlt zu integrieren

Mit dem Abgang des Institutsdirektors und Inhabers des Lehrstuhls fuumlr Paumldagogik 1909 ha-

ben sich diese Bestrebungen verloren Sein Nachfolger besetzt nur den Lehrstuhl nicht aber

die Direktion des Instituts Durch diese Vakanz und die schwierige Wirtschaftslage infolge

des 1 Weltkriegs wird das Wachstum des Instituts stark gehemmt 1919 erklaumlrt Georges Py-

thon die finanzielle Lage verunmoumlgliche ein Funktionieren des Instituts

Anfang der 1930er Jahre gewinnt die Freiburger Paumldagogik dank der Dynamik in der Son-

derpaumldagogik wieder an Aufwind und die Arbeit des Instituts wird wiederaufgenommen

Der Benediktinerkonvent von Einsiedeln fragt nach Lehrveranstaltungen fuumlr gymnasiale

Paumldagogik und praktischen Uumlbungen fuumlr die deutsche Sprache fuumlr die zukuumlnftigen Lehrper-

sonen der Klosterschule Die Erziehungsdirektion verlangt deshalb von der Philosophischen

Fakultaumlt die Anpassung ihres Reglements an die Ausbildung von Gymnasiallehrpersonen

1932 wird das Institut in zwei sprachliche Abteilungen unterteilt

1889 Gruumlndung der Universitaumlt Lehrstuhl fuumlr Paumldagogik

1907 Eroumlffnung eines Instituts fuumlr Paumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt

1909 Erste Angebote fuumlr deutschsprachige Studierende Voruumlbergehende Unterbrechung der Arbeit des Insti-

tuts

1932 Beginn der Ausbildung von Gymnasiallehrpersonen Eroumlffnung einer deutschsprachigen Abteilung

1934 Eroumlffnung eines Heilpaumldagogischen Seminars

1947 Offizielle Schaffung des Instituts fuumlr Paumldagogik Heilpaumldagogik und Angewandte Psychologie

1966 Losloumlsung der Heilpaumldagogik

1973 Losloumlsung der Angewandten Psychologie

1983 Lehrerbildungsreform Abloumlsung des franzoumlsischsprachigen Instituts vom deutschsprachigen Bezug der

Raumlumlichkeiten in Regina Mundi

1984 Losloumlsung der Sozialarbeit

1995 Angliederung des SFM an den Lehrstuhl fuumlr Paumldagogik

1998 Lehrerbildung wird unter die Verantwortung des Departements fuumlr Erziehungswissenschaften gestellt

2004 Lehrerbildung wird an der Philosophischen Fakultaumlt angesiedelt

2016 Gruumlndung des ILLB

Abbildung 3 Eckdaten ILLB

Erst 1947 wird durch einen Beschluss des Staatsrats offiziell ein Institut fuumlr Paumldagogik Heil-

paumldagogik und angewandte Psychologie gegruumlndet Es besteht aus drei Abteilungen allge-

17

meine Paumldagogik fuumlr die Ausbildung der Lehrpersonen auf Sekundarstufe Sonderpaumldago-

gik fuumlr die Ausbildung von Sozialpaumldagogen sowie angewandte Psychologie fuumlr die Ausbil-

dung von Schulpsychologen und Berufsberatern 1983 wird mit der Realisierung der Lehrer-

bildungsreform das franzoumlsischsprachige Institut vom deutschsprachigen geloumlst Im selben

Jahr beziehen das Departement fuumlr Erziehungswissenschaften das Departement fuumlr Psycho-

logie sowie die beiden Zentren fuumlr Lehrpersonenbildung CERF und ZELF ihre Raumlumlichkei-

ten im Gebaumlude Regina Mundi Die franzoumlsischsprachige Lehrerbildung wird in einem inter-

fakultaumlren bdquoService de la formation des maicirctresraquo SFM zusammengefasst der 1995 dem Lehr-

stuhl fuumlr Paumldagogik angegliedert wird Im deutschsprachigen Bereich wird noch weiter mit

getrennten Abteilungen Sek I und Sek II gearbeitet 2016 wurde das ILLB mit den heutigen

Strukturen und drei zusaumltzlichen Lehrstuumlhlen gegruumlndet

Heute besuchen uumlber 600 Personen eine Ausbildung am ILLB Aufgrund der Aufnahmebe-

schraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Ausbildung fuumlr das Lehramt auf Sekundarstufe II

(DEEM) geht die deutliche Zunahme der Studierendenzahlen des ILLB in den letzten Jahren

hauptsaumlchlich auf den Anstieg in der Studienrichtung Lehrdiplom auf Sekundarstufe I (LDS

I bzw DAES I) zuruumlck

Abbildung 4 Entwicklung der Studierendenzahlen am ILLB 201314-201718

222 Rechtsgrundlagen

- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt

httpswww3unifrchappslegaldedocument454827

570 586 599

636 663

231 243 252 254 253

147 140 147 160 182

125 132 137 154 166

67 71 63 68 62

0

100

200

300

400

500

600

700

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

Total

DAES I amp LDS I (Bachelor)

DAES I amp LDS I (Master)

DEEM

LDM

18

- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument274463

- Statuten vom 8 Maumlrz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146

- Statuten vom 16 Juni 2016 des Departements fuumlr Erziehungs- und Bildungswissen-

schaften der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument276395

- Statuten vom 16 Juni 2016 des Instituts fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die

Sekundarstufen (ILLB)

httpswww3unifrchappslegaldedocument276424

- Reglement vom 16 Juni 2016 des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr

die Sekundarstufen (BLB)

httpswww3unifrchappslegaldedocument276426

23 Departement fuumlr Sonderpaumldagogik

231 Entstehungsgeschichte

Nach der Gruumlndung des ersten heilpaumldagogischen Ausbildungsinstituts in Zuumlrich 1924

moumlchte der bdquoSchweizerische Caritas-Verbandldquo ein katholisches Pendant in Freiburg schaffen

In den 1930er Jahren unterzeichnen interessierte Instanzen eine nationale Vereinbarung fuumlr

die Schaffung von drei Ausbildungsstaumltten fuumlr Sonderpaumldagogik in Freiburg Genf und Zuuml-

rich 1934 wird innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt das Heilpaumldagogische Seminar Frei-

burg eroumlffnet als unabhaumlngige Abteilung des Instituts fuumlr Paumldagogik In seinen Anfaumlngen ist

das Heilpaumldagogische Seminar rein deutschsprachig Erst mit der Ernennung eines franzouml-

sischsprachigen Ordinarius im Jahr 1984 nimmt die Anzahl der Studierenden aus der West-

schweiz zu

1945 bleibt der Lehrstuhl des Heilpaumldagogischen Seminars infolge der Wirren des 2 Welt-

kriegs vakant Im Herbst 1946 wird er wiederbesetzt und das Seminar nimmt seine Taumltigkei-

ten wieder auf 1951 wird das Seminar in ein Institut umgewandelt bleibt aber gleichzeitig

Teil des uumlbergeordneten Instituts fuumlr Paumldagogik Im selben Jahr wird auf Wunsch des Erzie-

hungsdirektors die bdquoHeilpaumldagogisch-psychiatrische Poliklinikldquo eroumlffnet Die beiden Institu-

tionen haben getrennte Verwaltungen und Buchhaltungen arbeiten aber aufs engste zu-

sammen

Wegen der stetigen Zunahme der Studierendenzahlen ist das Heilpaumldagogische Institut zu-

nehmend mit Raumproblemen konfrontiert Da der Kanton den wachsenden Beduumlrfnissen

des Instituts nicht Folge leisten kann wird 1958 der Verein Curatorium gegruumlndet 1960 wird

dem Institut das Gebaumlude in der Kanisiusgasse 21 Eigentum des Curatorium zur Verfuumlgung

gestellt Tatsaumlchlich ist die Anzahl der Studierenden von der Wiedereroumlffnung des Seminars

19

1946 bis zum Studienjahr 196970 von 6 auf 451 angewachsen Rund 15 der Studierenden

der Universitaumlt und 45 der Studierenden der Philosophischen Fakultaumlt sind am Heilpaumlda-

gogischen Institut eingeschrieben Eine Studie von 1968 gibt an dass uumlber die Haumllfte aller

kantonalen Schulpsychologen in Freiburg ausgebildet worden sind Auch die Entwicklung

der Sozialversicherungen generiert ein wachsendes Beduumlrfnis an im Sozialbereich ausgebil-

deten Personen und das Institut fuumlr Heilpaumldagogik kann sich als privilegierter Gespraumlchs-

partner des Bundes profilieren

Da Status und Finanzierung der Poliklinik problematisch sind wird sie 1987 nach Inkrafttre-

ten des Schulgesetzes in das bdquoHeilpaumldagogische Zentrumldquo umgewandelt das sich in das

bdquoHeilpaumldagogischen Universitaumltszentrumldquo und den bdquoRegionalen Dienst fuumlr Schulpsycholo-

gie und Logopaumldieldquo gliedert Der Verein Curatorium gruumlndet seinerseits 1990 die Stiftung

Heilpaumldagogisches Zentrum 2018 wird die Entscheidung das Curatorium aufzuloumlsen ge-

troffen und das Gebaumlude geht in den Besitz der Stiftung uumlber 1999 wird innerhalb der Phi-

losophischen Fakultaumlt das Departement fuumlr Sonderpaumldagogik gegruumlndet dem das Heilpauml-

dagogische Institut angegliedert wird Die Anzahl der Studierenden steigt weiter an 2017

werden am DSP 953 Studierende ausgebildet

1934 Eroumlffnung des Heilpaumldagogischen Seminars

1945 Vakanz des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik

1946 Wiederbesetzung des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik

1951 Umwandlung des Heilpaumldagogischen Seminars in ein Institut Eroumlffnung der Heilpaumldagogisch-

psychiatrischen Poliklinik

1958 Gruumlndung des Vereins Curatorium

1960 Bezug des Gebaumludes in der Kanisiusgasse

1966 Trennung der Heilpaumldagogik von der Allgemeinen Paumldagogik in ein autonomes Institut

1987 Umwandlung der Poliklinik in das Heilpaumldagogische Zentrum

1990 Gruumlndung der Stiftung Heilpaumldagogisches Zentrum durch den Verein Curatorium

1999 Gruumlndung des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt

2018 Entscheidung zur Aufloumlsung des Vereins Curatorium

Abbildung 5 Eckdaten Departement fuumlr Sonderpaumldagogik

20

Abbildung 6 Entwicklung der Studierendenzahlen am DSP 201314-201718

232 Rechtsgrundlagen

- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt

httpswww3unifrchappslegaldedocument454827

- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument274463

- Statuten vom 8 Marz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146

- Statuten vom 10 April 2014 des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik

httpswww3unifrchappslegaldedocument276391

- Statuten vom 10 April 2014 des Heilpaumldagogischen Instituts der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument276407

475 443 451 463

481

35 35 34 42 54

344 371 373

399 379

27 31 33 26 24

881 880 891 930 938

0

100

200

300

400

500

600

700

800

900

1000

2013 2014 2015 2016 2017

BA in Klinischer Heilpaumldagogik und Sozialpaumldagogik Sonderpaumldagogik Logopaumldie

MA in Sonderpaumldagogik

MA in Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik

Doktorat

Total

21

3 Erkenntnisse aus den Gespraumlchen und Dokumenten

31 Bisherige Studien

Die aktuellen Problemfelder in der Freiburger Lehrpersonenbildung sind keine neue Er-

scheinung Die institutionelle Zerstuumlckelung hat schon immer bestanden und Probleme ge-

neriert Es haben deshalb bereits verschiedene Analysen stattgefunden die die Probleme

durchaus erkannt und benannt haben Loumlsungen wurden aber nur ansatzweise in Angriff

genommen Ein Grundsatzentscheid zur Zusammenlegung der Ausbildungsstaumltten wurde

nie getroffen

Zu Anfang handelte es sich um strukturelle und personelle Fragen in der Lehrpersonenbil-

dung innerhalb der Universitaumlt Aufgrund interner Probleme in der franzoumlsischsprachigen

Abteilung hat die Erziehungsdirektion 2006 den ehemaligen Vorsteher des Amtes fuumlr Uni-

versitaumltsfragen mit einer laquomission drsquoeacutevaluation de meacutediation et de propositionsraquo betraut

Infolge seines Berichts wurde eine Reihe von strukturellen organisationellen paumldagogischen

und personalen Massnahmen beschlossen fuumlr deren Umsetzung und Begleitung die Univer-

sitaumlt erneut den ehemaligen Amtsvorsteher beauftragt hat Aus diesen Massnahmen resul-

tierte insbesondere die Schaffung des Centre drsquoenseignement et de recherche pour la formation agrave

lrsquoenseignement au secondaire (CERF)

Ende 2007 wurde die Analysetaumltigkeit auf die Lehrpersonenbildung insgesamt ausgeweitet

Der Lenkungsausschuss der Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und

der HEP-PH FR hat festgestellt dass die Zusammenarbeit zwischen den beiden Institutionen

intensiviert werden muss Das Rektorat der Universitaumlt hat daraufhin eine Arbeitsgruppe

laquoLehrerbildung an der Universitaumlt Freiburg laquomit Vertretern des CERF der deutschsprachi-

gen Lehrpersonenbildung (LDS I amp II Vorlaumlufer des ZELF) der HEP-PH FR der EKSD und

des Rektorats mit der Analyse von vier konkreten Fragen betraut Drei davon betreffen die

Organisation der Lehrpersonenbildung im Kanton und innerhalb der Universitaumlt (Beziehun-

gen zwischen Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und der HEP-PH FR Beziehungen

zwischen der Lehrpersonenbildung und dem Departement fuumlr Erziehungswissenschaften

strukturelle Trennung der franzoumlsisch- und der deutschsprachigen Lehrerbildung) die vierte

die Ressourcen uumlber die die Lehrpersonenbildung innerhalb der Universitaumlt verfuumlgte In

ihrem Bericht vom 26 Februar 2009 zuhanden des Rektorats hat die Arbeitsgruppe nach der

Analyse der Fragen jeweils Empfehlungen zur Verbesserung der festgestellten Probleme

abgegeben

Was die Frage der Beziehungen zwischen der Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und

der HEP-PH FR betrifft hat sich die wesentliche Feststellung bis heute nicht veraumlndert laquo(hellip)

la seacuteparation de lrsquoensemble de la formation des enseignants agrave Fribourg en plusieurs uniteacutes

distinctes affaiblit assureacutement la position de la formation des enseignants fribourgeois dans

le contexte national Un rapprochement progressif (hellip) creacutedibiliserait la place de Fribourg

comme lieu de formation drsquoenseignantsraquo Als Loumlsung hat die Arbeitsgruppe die Schaffung

eines interinstitutionellen Instituts fuumlr Lehrpersonenbildung empfohlen analog zum Institut

22

fuumlr Mehrsprachigkeit ohne jedoch die bestehenden Strukturen zu fusionieren Das neu zu

schaffende Institut waumlre zustaumlndig fuumlr die strategische Planung das Qualitaumltsmanagement

sowie die Foumlrderung und Aufwertung der Lehrpersonenbildung im Kanton Auch die In-

tegration der sonderpaumldagogischen Ausbildungen ndash die allerdings in der Arbeitsgruppe

nicht vertreten waren ndash in dieses Institut wurde als wuumlnschenswert erachtet

Das Rektorat der Universitaumlt hat den Bericht an die Erziehungsdirektion weitergeleitet Die

damalige Direktorin hat den Vorschlag der Schaffung eines interinstitutionellen Instituts

prinzipiell gutgeheissen und das Rektorat der Universitaumlt und die Direktion der HEP-PH FR

beauftragt die konkrete Umsetzung dieses Vorschlags zu studieren Das Mandat verlangte

zwei Teilberichte Der erste sollte die verschiedenen Varianten eines interinstitutionellen

Instituts sowie eine erste Schaumltzung der Transformationskosten enthalten der zweite eine

juristische Abklaumlrung der gewaumlhlten Variante insbesondere in Bezug auf deren strukturelle

personelle und finanzielle Auswirkungen

Der erste Teilbericht vom 19 Januar 2010 basiert auf derselben Feststellung wie derjenige der

Arbeitsgruppe des Rektorats laquo(hellip) la formation fribourgeoise des enseignant-e-s repose au-

jourdrsquohui sur une structure jugeacutee trop complexe et sous-doteacutee en ressources pour assurer agrave

long terme une formation compeacutetitive et de qualiteacute par rapport aux HEP et universiteacutes voi-

sines eu eacutegard agrave lrsquoaccroissement des exigences fixeacutees par la CDIPraquo Was jedoch die moumlgli-

chen Varianten anging schienen den Autoren des Berichts nicht alle in gleichem Masse laquoju-

dicieuses et pertinentes pour la place fribourgeoise agrave lrsquoheure actuelleraquo Da die HEP-PH FR als

Bildungsstaumltte des Tertiaumlrbereichs noch jung und die Lehrpersonenbildung an der Universi-

taumlt strukturell wenig etabliert war wurden die beiden Fusionsvarianten (Integration des ge-

samten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR in die Universitaumlt und umgekehrt) als nicht

umsetzbar erachtet die Variante der Integration in die HEP-PH wurde gar nicht erst analy-

siert Wie bereits im Bericht des Rektorats wurde auch hier argumentiert die Integration der

HEP-PH FR in die Universitaumlt wuumlrde den Kanton seinen Einfluss auf die Zulassung und die

Studienplaumlne kosten diejenige des berufspraktischen Ausbildungsteils der Universitaumlt in die

HEP-PH FR einen Teil seiner Studierenden aus anderen Kantonen Es wurde aber notabene

auch die Beibehaltung der aktuellen Situation ausgeschlossen Somit konzentrierte sich die

Analyse wie von der Arbeitsgruppe des Rektorats empfohlen auf das Modell einer laquointerin-

stitutionellen Koordinationsstrukturraquo Tatsaumlchlich war die Schaffung eines gemeinsamen

Bildungs- und Kompetenzzentrums bereits im damals geltenden Gesetz uumlber die Paumldagogi-

sche Hochschule (PHG) von 1999 vorgesehen (Art 5 Abs 2) Aus juristischer Sicht kam diese

Variante also der Umsetzung eines Gesetzesartikels gleich der keine grundlegenden Aumlnde-

rungen der internen Strukturen der bestehenden Rechtstexte und Ausbildungsprogramme

nach sich ziehen wuumlrde Der entsprechende Gesetzesartikel wurde nicht in das neue Gesetz

von 2015 (PHFG) aufgenommen die heute geltenden Bestimmungen uumlber die Zusammenar-

beit zwischen HEP-PH FR und Universitaumlt beschraumlnken sich auf die Zusammenarbeitsver-

einbarung

23

Der zweite Teilbericht vom 31 Mai 2010 nimmt infolge von Diskussionen der Arbeitsgruppe

mit der Direktorin der EKSD dem Rektorat der Universitaumlt und der Direktion der HEP-PH

FR uumlber die Resultate des ersten Teilberichts die beiden Fusionsvarianten wieder auf Da die

Variante laquointerinstitutionelles Institutraquo die Entscheidungsstrukturen nicht vereinfachen

sondern im Gegenteil zusaumltzlich erschweren wuumlrde hat sich die Arbeitsgruppe nach einem

Vergleich der drei Varianten letztendlich fuumlr diejenige der Integration in die Universitaumlt aus-

gesprochen Anfang 2011 hat die Direktorin der EKSD dennoch entschieden dass es fuumlr die

Umsetzung der einen oder anderen Variante zu fruumlh sei insbesondere die Revision des Ge-

setzes uumlber die HEP-PH FR muumlsse vorher abgeschlossen werden Gleichzeitig hat sie den

Rektor der Universitaumlt gebeten unmittelbar Arbeiten zur Staumlrkung der bestehenden internen

Strukturen aufzunehmen um eine bessere Fuumlhrung der universitaumlren Lehrpersonenbildung

zu gewaumlhrleisten Die erwaumlhnte Gesetzesrevision hat schliesslich zum heutigen Gesetz uumlber

die HEP-PH FR (PHFG in Kraft seit 2016) mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit die Reorganisa-

tion der universitaumlren Strukturen zum neu geschaffenen ILLB mit den beiden Zentren CERF

und ZELF gefuumlhrt

Sowohl inner- als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen hat sich die Situation fast ein Jahr-

zehnt nach Erscheinen des zweiten Teilberichts derart grundlegend veraumlndert dass nicht

mehr auf dieser bisherigen Studie aufgebaut werden kann Zwar liefert sie interessante In-

formationen zur ehemaligen Funktionsweise der beiden Institutionen die Position der Uni-

versitaumlt und der HEP-PH FR innerhalb der Hochschullandschaft Schweiz ist aber heute nicht

zuletzt aufgrund der Restrukturierung des gesamten Hochschulwesens infolge des Hoch-

schulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetztes (HFKG in Kraft seit 2015) nicht mehr mit der-

jenigen von 2010 vergleichbar Wichtigste Erkenntnis der bisherigen Analysen bleibt damit

die Feststellung dass die Kraumlfte gebuumlndelt werden und der fragmentierten Organisation der

Freiburger Lehrpersonenbildung dringend ein Ende bereitet werden muss

32 Paumldagogische Elemente

Schulen und Bildungsorganisationen stehen als offene Systeme unter dem Einfluss der Ent-

wicklungen ihres Umfelds Deshalb ist es wichtig diese Entwicklungen und deren Relevanz

fuumlr die Konzeption und die Steuerung des Schulwesens zu beleuchten Dieses Kapitel hebt

einige im vorliegenden Kontext relevante Entwicklungen hervor Es erhebt dabei keinen An-

spruch auf Vollstaumlndigkeit sondern will anhand aktueller Beispiele die Wechselwirkung

zwischen gesellschaftlichem Wandel und paumldagogischen Konzepten aufzeigen

321 Exkurs Rahmenkonzept fuumlr eine Lehrpersonenbildung

Die Lehrpersonenbildung soll Studierenden auf die hohen Anforderungen im Berufsfeld

vorbereiten Als Orientierungsrahmen und Erklaumlrungshilfe fuumlr die Konzeption der Aus- und

Weiterbildung von Lehrpersonen kann das PCK-Modell (Pedagogical Content Knowledge) von

Shulmann (1986) dienen Das Modell besagt dass Lehrpersonen sowohl uumlber inhaltliches

paumldagogisches und fachdidaktisches Wissen verfuumlgen muumlssen und macht gleichzeitig die

24

hohen Anforderungen deutlich die an die Dozierenden in der Lehrerausbildung gestellt

werden

- Content Knowledge Das inhaltliche Wissen bezieht sich auf die fachwissenschaftlichen As-

pekte des Unterrichts die mit einer Klasse erarbeitet werden

- Pedagogical Knowledge Paumldagogisches Wissen umfasst das Wissen und Koumlnnen wie eine

Klasse zu unterrichten ist (Methodik und Allgemeindidaktik)

- Pedagogical Content Knowledge Die Schnittmenge dieser beiden ersten Dimensionen fuumlhrt

zu fachdidaktischem Wissen und Koumlnnen Es geht darum wie bestimmte Inhalte fachspe-

zifisch oder -uumlbergreifend unterrichtet werden sollen Die Relevanz dieser Fachdidaktik

wird von mehreren Gespraumlchspartnern sehr deutlich hervorgehoben Der Theorie-Praxis

Bezug ist in der Lehrerbildung sehr wichtig

In Freiburg werden alle drei Wissensbereiche an beiden Institutionen angeboten fuumlr die

Primarstufe an der HEP-PH FR fuumlr die Sekundarstufe I und II und die Sonderpaumldagogik an

der Universitaumlt Waumlhrend eine Aufteilung fuumlr das Content Knowledge und bis zu einem be-

stimmten Grad auch fuumlr das Pedagogical Content Knowledge Sinn machen mag sind insbeson-

dere im Bereich des Pedagogical Knowledge zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien vorhan-

den von denen aber keinerlei Gebrauch gemacht wird

Zur dieser inhaltlichen Komplexitaumlt kommt in Freiburg die zusaumltzliche Schwierigkeit dass

die Lehrpersonenbildung fuumlr die obligatorische Schule zwei verschiedenen Lehrplankonzep-

ten Rechnung tragen muss In der Deutschschweiz werden kuumlnftige Lehrpersonen auf den

Lehrplan 21 in der Westschweiz auf den Plan drsquoeacutetudes romand (PER) vorbereitet Beide Lehr-

plaumlne streben Kohaumlrenz uumlber alle obligatorischen Schuljahre hinweg an Auf der Sekundar-

stufe sind den beiden Lehrplankonzepten aber zT andersartige Paradigmen zugrundgelegt

Dies zeigt sich zum Beispiel im Fach Geschichte Die Gestaltung der Lehrpraktika ist im

franzoumlsischsprachigen Teil Freiburgs fuumlr die Sekundarstufe II anders als im deutschsprachi-

gen Die Freiburger Lehrpersonenbildung muss sich also an zwei verschiedenen Rahmen-

konzepten orientieren

322 Kantonales Sprachenkonzept

Aufgrund der Globalisierung wird unsere Gesellschaft multikultureller Die Sensibilitaumlt fuumlr

andere Kulturen und Sprachen wird fuumlr das Zusammenleben und die gesellschaftliche Ko-

haumlsion immer relevanter Entsprechend wichtig wird der Erwerb von Fremdsprachen Neben

der Landessprache sprechen viele Kinder zuhause eine andere Sprache Im Kanton Freiburg

gilt gemaumlss dem verfassungsrechtlichen Territorialitaumltsprinzip der Grundsatz dass die Un-

terrichtssprache der Amtssprache der Gemeinde oder der Gemeinden die den Schulkreis

bilden entspricht Gleichzeitig ist aber sowohl in der Kantonsverfassung und expliziter auch

in den letzten Regierungsprogrammen vorgesehen den Austausch und das Sprachenlernen

zu foumlrdern

25

Dazu hat die EKSD 2010 ein kantonales Konzept fuumlr den Sprachenunterricht erarbeitet Zwei

Vorschlaumlge des Konzepts beziehen sich auf den Immersionsunterricht Es handelt sich dabei

um den Unterricht eines Sachfaches (zB Geschichte) in der jeweiligen Partnersprache

Hauptziel bleibt das Erreichen von fachlichen Kompetenzen die Sprache steht nicht im Mit-

telpunkt Mittlerweile verzeichnen Projekte zum Immersionsunterricht in der obligatori-

schen Schule des Kantons eine starke Zunahme Zum Schuljahresbeginn 201819 wurden in

18 Orientierungsschulen und 9 Primarschulen und damit in insgesamt uumlber 100 Klassen Im-

mersionsprojekte angekuumlndigt Lehrpersonen die sich fuumlr ein Immersionsprojekt engagie-

ren werden begleitet und koumlnnen vom entsprechenden und laufend erweiterten Weiterbil-

dungsangebot an der HEP-PH FR profitieren Bereits in der Grundausbildung werden die

wichtigsten didaktischen Konzepte im Bereich des Immersionsunterrichts unterrichtet Fuumlr

die bereits aktiven Lehrpersonen hat die HEP-PH FR neu einen CAS zum Thema bilingualer

immersiver Unterricht in Planung Zudem absolvieren auch die Studierenden der einspra-

chigen Ausbildung der HEP-PH einen Teil ihrer Ausbildung in der Partnersprache

Auch auf Mittelschulebene hat der Immersionsunterricht an Bedeutung gewonnen sowohl

im Kanton Freiburg als auch gesamtschweizerisch In Freiburg koumlnnen saumlmtliche Bildungs-

gaumlnge der Schulen der Sekundarstufe II mit einer zweisprachigen Maturitaumlt Deutsch-

Franzoumlsisch abgeschlossen werden Im Schuljahr 201819 besuchen rund 28 der Freiburger

Gymnasiasten diesen Unterricht der zur zweisprachigen Maturitaumlt fuumlhrt Gesamtschweize-

risch ist die Kombination Deutsch-Englisch am haumlufigsten

Auch an der Universitaumlt Freiburg kann das LDM zweisprachig abgeschlossen werden Eine

Kompetenzstelle fuumlr die Immersionsdidaktik fehlt aber

In diesem Zusammenhang ist auch das Institut fuumlr Mehrsprachigkeit zu erwaumlhnen das 2008 als

gemeinsames Institut der Universitaumlt Freiburg und der Paumldagogischen Hochschule Freiburg

gegruumlndet wurde Es fuumlhrt das Wissenschaftliche Kompetenzzentrum fuumlr Mehrsprachigkeit

(KFM) des Bundes das auf der Grundlage des Sprachengesetzes und der Sprachenverord-

nung von der Schweizerischen Eidgenossenschaft finanziert wird Zu den Aufgaben des In-

stituts gehoumlren die Durchfuumlhrung von Forschungsprojekten im Bereich der Mehrsprachig-

keit die Unterstuumltzung der Lehre auf allen Stufen die Zusammenarbeit mit verschiedenen

Akteuren auf regionaler nationaler und internationaler Ebene die Verbreitung der erworbe-

nen Kenntnisse in Wissenschaft und Gesellschaft und die Durchfuumlhrung von wissenschaftli-

chen Veranstaltungen Aktuell ist die HEP-PH FR gemeinsam mit dem Institut fuumlr Mehr-

sprachigkeit und der Universitaumlt Freiburg im Rahmen des von swissuniversities lancierten

und vom Bund finanzierten Programms P-09 laquoAufbau der wissenschaftlichen Kompetenzen

und Fachdidaktikenraquo fuumlr den Aufbau des Fachdidaktikzentrums Fremdsprachen (Centre de

didactique des langues eacutetrangegraveres CeDiLE) als Leading House zustaumlndig

Durch die besondere Lage des Kantons Freiburg auf der Sprachgrenze bietet sich die Chance

die Zweisprachigkeit in der Lehrpersonenbildung und in den Schulen zu nutzen Die Kanto-

ne Bern und Wallis pflegen die Zweisprachigkeit zwar auch aber mit zwei PH-Standorten

In Freiburg kann die Zweisprachigkeit unter einem Dach gelebt werden was eine attraktive

26

Profilierungsmoumlglichkeit ist Mittels einer kohaumlrenten und stufenuumlbergreifenden Strategie

koumlnnte die kantonale Lehrpersonenbildung das Thema Mehrsprachigkeit und Immersions-

didaktik als Freiburger USP herausarbeiten und sich auf nationaler und internationaler Ebe-

ne profilieren

323 Inklusion

Die Volksschule von heute ist eine integrative Schule Statt einzelne Kinder mit besonderem

Foumlrderbedarf in Sonderschulen oder -klassen zu unterrichten sollen moumlglichst alle gemein-

sam Regelklassen besuchen Grundlage fuumlr den integrativen Unterricht bilden das Behinder-

tengleichstellungsgesetz und die 2008 eingefuumlhrte Neugestaltung des Finanzausgleichs und

der Aufgabenteilung Seither sind die Kantone fuumlr die Sonderpaumldagogik zustaumlndig Zur Ko-

ordination der Aufgaben haben die Kantone unter der Federfuumlhrung der EDK das 2011 in

Kraft getretene Sonderpaumldagogik-Konkordat erarbeitet

Fuumlr die Foumlrderung der Kinder mit speziellem Foumlrderbedarf sind in der Regel schulische

Heilpaumldagogen zustaumlndig Sie erstellen in Absprache mit der Lehrperson individuelle Foumlr-

derplaumlne Die Heilpaumldagogen sind oft nur fuumlr einzelne Lektionen im Schulzimmer um das

Kind zu betreuen es gibt aber auch Formen von Teamteaching bei denen Lehrpersonen und

Heilpaumldagogen gemeinsam alle Kinder betreuen Fuumlr eine gute Zusammenarbeit muumlssen die

Rollen geklaumlrt und der Bildungsauftrag der Regelschule verstanden werden Heilpaumldagogen

benoumltigen ein Grundverstaumlndnis fuumlr die Lehrertaumltigkeit und Lehrpersonen der Regelklassen

ein Grundverstaumlndnis uumlber Behinderungsaspekte Die Vermittlung dieses gegenseitigen

Grundverstaumlndnisses sollte in die Grundausbildung sowohl der Volksschullehrer als auch

der Heilpaumldagogen mit einbezogen werden Dies ist heute allerdings nicht der Fall in den

Gespraumlchen wird seitens der HEP-PH FR und des ILLB der fehlende institutionalisierte Aus-

tausch mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik bemaumlngelt

324 Digitalisierung

Computer Internet und Smartphone durchdringen den Alltag immer staumlrker Die Schulen

haben sich auf verschiedene Arten mit dieser Digitalisierung auseinanderzusetzen Die neu-

en technologischen Moumlglichkeiten sind in der Lehrerbildung und in den Schulen paumldago-

gisch sinnvoll zu nutzen Allerdings erfordern die technologischen Lehrmittel Investitionen

in Infrastruktur und Datensicherheit und den Einsatz von Fachpersonen mit Spezialwissen

in verschiedensten Funktionsbereichen Zur Illustration dieser zusaumltzlichen Dimension in

der Lehrpersonenbildung haben Mishra und Koehler (2006) das oben vorgestellte PCK-

Modell um den Aspekt der digitalen Medien erweitert was zum vierdimensionalen TPCK-

Modell fuumlhrt

1 Technology Knowledge Wie koumlnnen Lehrpersonen digitale Medien fuumlr sich selbst nutzen

In dieser Dimension stehen das Wissen und die Fertigkeiten des eigenen Umgangs mit

digitalen Medien im Vordergrund

27

2 Technological Pedagogical Knowledge Welche Chancen und welchen Nutzen koumlnnen digitale

Medien im Unterricht aufweisen Hier geht es um generelle Fragen der Unterrichtsgestal-

tung im Sinne der Allgemeindidaktik

3 Technological Content Knowledge Inwiefern vermag die Digitalisierung den fachwissen-

schaftlichen Inhalt zu veraumlndern Welche Bedeutung haben digitale Medien fuumlr das jewei-

lige Fach

4 Technological Pedagogical Content Knowledge Wie lassen sich Unterrichtsinhalte anhand von

digitalen Medien sinnvoll unterrichten Wie koumlnnen digitale Medien den Lernprozess in

den jeweiligen Faumlchern unterstuumltzen

Abbildung 7 TPCK-Modell von Mishra und Koehler (2006) basierend auf Shulmann (1986)

Um dieser neuen Anforderung im Bildungswesen zu begegnen haben sowohl die EDK als

auch die CIIP 2018 eine Strategie bzw einen Aktionsplan fuumlr den Umgang mit dem Wandel

durch Digitalisierung definiert mittels derer die Kantone sich auf Ziele und prioritaumlre Berei-

che der digitalen Bildung einigen Im Kanton Freiburg hat der Staatsrat dem Grossrat bereits

2001 ein Globalkonzept der Integration der Informations- und Kommunikationstechnologie

in den Unterricht in allen Schulstufen unterbreitet 2001 wurde die Fachstelle fri-tic gegruumln-

det uumlber die seither saumlmtlichen Lehrpersonen mehr als 140 in den Schulen taumltige IKT-

Ansprechpersonen sowie Ausbildner fuumlr Lehrpersonen im Bereich IKT geschult wurden Des

Weiteren stellt sie Schulbehoumlrden Schulen Lehrpersonen und Lernenden Leistungen und

Beratungen im Zusammenhang mit Medien und IKT zur Verfuumlgung und foumlrdert gleichzeitig

eine kritische Auseinandersetzung mit den neuen Medien und Technologien 2017 hat der

Staatsrat ein kantonales Konzept fuumlr die Integration von Medien und IKT in der obligatori-

schen und nachobligatorischen Schule in der Berufsbildung und im Sonderschulunterricht

genehmigt Es soll ein neues Fuumlhrungssystem definieren die Steuerungsstrukturen klaumlren

Synergien ermitteln und eine gemeinsame Vision entwickeln die die Kohaumlrenz der verschie-

denen Unterrichts- und Bildungsaumlmter Aus- und Weiterbildungen fuumlr Lehrpersonen Infor-

matikprojekten des Staates und Unterrichts-Lernpraxis an den Schulen zum Ziel hat Inner-

halb der EKSD wurde das Buumlro Medien und IKT geschaffen das als Steuerungsorgan der

28

EKSD die Aufgabe hat dieses Globalkonzept fuumlr den Zeitraum 2017 bis 2021 zu erarbeiten

umzusetzen und zu evaluieren

Im Schuljahr 201920 werden durch den Lehrplan 21 die Lernziele im Bereich von Medien

und Informatik fuumlr die deutschsprachige obligatorische Schule festgelegt und in den Frei-

burger Gymnasien wird Informatik als obligatorisches Fach eingefuumlhrt Eine diesbezuumlgliche

Uumlberarbeitung des PER fuumlr den franzoumlsischen obligatorischen Unterricht ist ebenfalls be-

schlossen Diese flaumlchendeckende Einfuumlhrung eines neuen Faches einerseits und neuer fauml-

cheruumlbergreifender technologischer Unterrichtsmaterialen andererseits erfordert eine ent-

sprechende Anpassung der Studienprogramme in der Lehrpersonenausbildung Die HEP-

PH FR und die Universitaumlt haben diese getrennt und unabhaumlngig voneinander in Angriff

genommen ua mit der Unterstuumltzung ihres jeweiligen Fachzentrums Sowohl die Universi-

taumlt (Laboratoire drsquoinnovation peacutedagogique LIP Centre Nouvelles technologies et enseignement NTE)

wie auch die HEP-PH FR (Centre de recherche sur lrsquoenseignementapprentissage par les technolo-

gies numeacuteriques CREATE) verfuumlgen uumlber Einheiten fuumlr Lehre und Lernen mit digitalen Tech-

nologien Auch hier gibt es zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien Der Einsatz der vorhan-

denen Ressourcen hat grosses Optimierungspotential

33 Oumlkonomische Elemente

331 Zulassungspolitik

Folgende Darstellung zeigt mit welcher Vorbildung schweizweit die Studierenden an die

PH gelangen Die Zugaumlnge sind vielfaumlltig und durchlaumlssig So kann der Arbeitsmarkt mit

ausreichend qualifizierten Lehrpersonen versorgt werden

Abbildung 8 PH-Eintritte auf Stufe Bachelor nach Studiengang und Zulassungsausweis 20172018 (Quelle Bundesamt fuumlr

Statistik BFS)

Heute verfuumlgen 43 der Studierenden die die Ausbildung VorschulstufePrimarstufe auf-

nehmen uumlber eine gymnasiale Maturitaumlt Knapp 2 davon haben eine Passerelle BM-UH

29

absolviert Auch die Fachmaturitaumlt (FM) mit Vertiefungsrichtung Paumldagogik ist seit ihrer

Einfuumlhrung im Studienjahr 201011 mit 29 zu einem bedeutenden Zubringer in die Vor-

schul- und Primarschullehrerausbildung geworden Diese Population von Studierenden ist

fuumlr den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen eminent wichtig da ohne sie nur eine ungenuumlgende

Anzahl an Lehrpersonen ausgebildet werden koumlnnte Die Berufsmaturanden machen 8 aus

7 der Studierenden wurden mit oder ohne Pruumlfung durch eine Hochschule zugelassen und

6 haben einen auslaumlndischen Zulassungsausweis Zwar fehlen fuumlr eine laumlngerfristige Beur-

teilung auch hier die mittels eines permanenten Monitorings zu erhebenden Daten die Zah-

len fuumlr das Studienjahr 201819 zeigen jedoch dass an der HEP-PH FR gleichviele Inhaber

einer Fach- wie einer gymnasialen Maturitaumlt studieren Fuumlr den Zugang zu den von der Uni-

versitaumlten angebotenen Studiengaumlngen so auch des ILLB und des DSP wird die gymnasiale

Maturitaumlt vorausgesetzt

Kandidatinnen und Kandidaten fuumlr eine Ausbildung zur Lehrperson insbesondere fuumlr die

Primarstufe gibt es genug Allerdings besteht an der HEP-PH FR seit dem Studienjahr

200405 eine Zulassungsbeschraumlnkung Sie wurde aufgrund einer laquounerwartet grossen An-

zahl Anmeldungenraquo eingefuumlhrt Nach 104 registrierten Anmeldungen im Jahr 2002 und 105

im Jahr 2003 sind 2004 165 Bewerbungen eingegangen Damit war die Aufnahmekapazitaumlt

der HEP-PH FR in Bezug auf die vorhandenen Praktikumsplaumltze die Betreuung der Studie-

renden und die Infrastruktur uumlberschritten Die maximale Aufnahmekapazitaumlt wurde auf 90

Studienplaumltze fuumlr die franzoumlsischsprachigen und 30 fuumlr die deutschsprachigen Studierenden

festgelegt Die Verordnung des Staatsrats uumlber diese erste Zulassungsbeschraumlnkung erlaumlsst

zudem Selektionskriterien die zur Ablehnung der uumlberzaumlhligen Kandidaten angewandt

werden konnten Laut Art 4 Abs 2 konnte die Aufnahme abgelehnt werden wenn die Beur-

teilung der paumldagogischen Faumlhigkeiten Vorbehalte enthielt und die schulischen Ergebnisse in

der Muttersprache und in der ersten Fremdsprache als ungenuumlgend beurteilt wurden

200506-200708 wurde die Anzahl der Studienplaumltze weiter reduziert da mit der laquoPasserel-

leraquo ndash einer Weiterbildung die Kindergaumlrtnerinnen Handarbeits- und Werklehrerinnen das

Unterrichten auf der 1 und 2 Primarstufe ermoumlglichte ndash eine zusaumltzliche Ausbildung ange-

boten wurde die Personal und Infrastruktur der HEP-PH FR ebenfalls beanspruchte Ab

200809 wurde die Anzahl erstmals auf 100 bzw 50 Plaumltze erhoumlht mit der Begruumlndung

laquodass eine groumlssere Anzahl Studierender aus verschiedenen Gruumlnden zum Beispiel wegen

der Mobilitaumlt zwischen den PH das Studium nach dem ersten Jahr wieder aufgibtraquo und

dadurch wieder mehr Aufnahmekapazitaumlt entstuumlnde zudem koumlnnten im ersten Jahr die

Praktika zu zweit absolviert werden Auch die Selektionskriterien wurden angepasst Ab

200809 wird neben den Noten in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematik eine

schriftliche Stellungnahme zu einem Thema das mit der Schule oder dem Lehrerberuf ver-

bunden ist beurteilt

Als sich ein Ruumlckgang der Anzahl Lehrpersonen abzuzeichnen begannt wurde in den Jahren

201011 bis 201314 auf eine Zulassungsbeschraumlnkung verzichtet Da die Gesamtzahl der

Studierenden an der HEP-PH FR von 313 im Jahr 2009 auf 470 im Jahr 2013 anstieg fuumlhrte

30

der Staatsrat im Rahmen seiner Struktur- und Sparmassnahmen die Beschraumlnkung auf das

Studienjahr 201415 wieder ein Als Selektionskriterien galten ab sofort nur noch laquodie schuli-

schen Ergebnisse in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematikraquo

Studienjahr franzoumlsischsprachig deutschsprachig insgesamt

200405 90 40 130

200506 75 35 110

200607 75 35 110

200708 75 35 110

200809 100 50 150

200910 100 50 150

201011-201314 keine Zulassungsbeschraumlnkung

201415 100 50 150

201516 100 50 150

201617 100 50 150

201718 100 50 150

201819 110 50 160

Abbildung 9 Zulassungsbeschraumlnkung an der HEP-PH FR Uumlbersicht von 200405-201819

Wegen der Beibehaltung der Zulassungsbeschraumlnkung uumlber mehrere Jahre hinweg ist man

sich heute gar nicht mehr im Klaren in welcher Zahl sich die Nachfrage nach Studienplaumltzen

an der HEP-PH FR niederschlagen wuumlrde Frist fuumlr die Einreichung der Kandidaturen ist

jeweils Ende Maumlrz und Ende Juli werden die Zulassungen fuumlr den Beginn des Studienjahres

im September bekanntgegeben Nun kennt die HEP-PH FR zwar die Anzahl Kandidaturen

sie entspricht aber nicht derjenigen die sich letztendlich definitiv fuumlr den Studieneintritt ent-

scheiden Viele angehende Studierende sind sich der Platzbeschraumlnkung sowohl an der HEP-

PH FR als auch an anderen Bildungsinstitutionen (etwa an der Hochschule fuumlr Soziale Arbeit

Freiburg) bewusst und bewerben sich absichtlich an mehreren Orten um einen Studienplatz

auf sicher zu haben Dies fuumlhrt dazu dass ein Teil der Bewerber die von der HEP-PH FR

abgewiesen werden das Studium auch bei positivem Zulassungsentscheid nicht aufnehmen

wuumlrde Wie hoch dieser Anteil ist kann nicht ermittelt werden

Diese Zulassungsbeschraumlnkung ist houmlchst problematisch Einerseits will der Kanton Lehr-

personen ausbilden andererseits fuumlhrt der Numerus Clausus zu Abwanderungen von Stu-

dierenden va nach Bern und Lausanne Tatsaumlchlich legen die Zahlen nahe dass die Zulas-

sungsbeschraumlnkung die Nachfrage nach Studienplaumltzen an der HEP-PH FR negativ beein-

flusst Waumlhrend das Angebot stagniert nimmt die Nachfrage ab Es ist houmlchst problematisch

den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen auf solche Weise zu steuern die Nachfrage folgt allem

voran der demographischen Entwicklung

31

Abbildung 10 Kandidaturen vs Eintritte HEP-PH FR 201314-201819

Auch die Ausbildungsplaumltze fuumlr das Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute (DEEM)

sind limitiert Die franzoumlsischsprachige Ausbildung wurde urspruumlnglich fuumlr 48 Personen pro

Studienjahr konzipiert Da das Interesse fuumlr die Ausbildung mit jedem Jahr zunimmt aber

nicht genuumlgend Praktikumsplaumltze zur Verfuumlgung stehen besteht seit dem Studienjahr

200809 eine Aufnahmebeschraumlnkung fuumlr 60 Personen pro Jahr Diese Beschraumlnkung erweist

sich fuumlr die Situation auf dem Arbeitsmarkt als unproblematisch die Maturitaumltsschulen ha-

ben keine Rekrutierungsschwierigkeiten Da sogar ein leichtes Uumlberangebot an Lehrpersonen

fuumlr die Sekundarstufe II besteht haben DEEM-Inhaber uumlber mehrere Jahre hinweg auch Pen-

sen auf Sekundarstufe I uumlbernommen wo bis vor kurzem ebenfalls Lehrpersonal fehlte In-

folge des Anstiegs der Studierenden fuumlr das Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I

(DAES I) in den letzten Jahren hat sich die Arbeitsmarktsituation in den Orientierungsschu-

len wieder beruhigt dafuumlr beginnen sich Engpaumlsse bei der Organisation von Praktikums-

plaumltzen abzuzeichnen

Eine abschliessende Anmerkung zu den Praktikumsplaumltzen sei hier festgehalten Persoumlnlich

bin ich der Meinung dass die Zahl der Praktikumsplaumltze als limitierender Faktor von den

Gespraumlchspartnern zu stark und nicht einleuchtend verwendet wird Die Begruumlndung und

die genaue Benennung der Engpassfaktoren wurden aus den Gespraumlchen nicht klar Wenn

der Arbeitsmarkt mehr Lehrpersonen benoumltigt lassen sich mindestens mittelfristig durch

organisatorische Massnahmen auch ausreichend Praktikumsplaumltze organisieren Gerade

auch die Berufsverbaumlnde sind bei der Erarbeitung solcher Massnahmen mit einzubeziehen

332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage

Der Kanton Freiburg ist wie die umliegenden Regionen seit einigen Jahren mit einer ange-

spannten Situation auf dem Stellenmarkt fuumlr Lehrpersonen auf Primarstufe konfrontiert

Was heute eine grosse Schwierigkeit fuumlr die Anstellung von Stellvertretungen bedeutet wird

in wenigen Jahren in einen tatsaumlchlichen Mangel an qualifizierten Lehrpersonen muumlnden

Die Anzahl Zulassungen zum Studium wird in Freiburg aber nicht etwa von der Situation

auf dem Arbeitsmarkt sondern von der Aufnahmekapazitaumlt der aktuellen Raumlumlichkeiten

260

225 242

256

211 196

154 145

155 140

152 154

0

50

100

150

200

250

300

201314 201415 201516 201617 201718 201819

Kandidaturen im Maumlrz

Eintritte im September

32

definiert Weder der demographischen Entwicklung noch anderen Schwankungen auf dem

Bildungsmarkt kann so Rechnung getragen werden Es sind noch weitere Phaumlnomene zu

beruumlcksichtigen etwa die grosse Nachfrage nach Teilzeitstellen oder die Tatsache dass ein

bedeutender Anteil der Diplomierten gar nie im Lehrberuf arbeitet Diese Gesamtsituation

fuumlhrt dazu dass zwischen 2013 und 2016 die Abgaumlnger der HEP-PH FR nur 565 des Be-

darfs auf dem franzoumlsischsprachigen Freiburger Arbeitsmarkt gedeckt haben 201819 wurde

deshalb die Zulassungsbeschraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Abteilung von 100 Plaumlt-

zen pro Studienjahr auf 110 erhoumlht Diese Erhoumlhung wurde durch den Umzug der Fachstelle

fri-tic ermoumlglicht die bis anhin in den Raumlumlichkeiten der HEP-PH FR untergebracht war

Daruumlber hinaus wird allerdings nur eine substantielle Erweiterung der Gebaumlude oder ein

Neubau an einem anderen Standort der stetig steigenden Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt

nachkommen koumlnnen

Wie erwaumlhnt ist der Zugang zu bestimmten Daten und dadurch deren Auswertung durch

die zersplitterte Organisation wesentlich erschwert Die Entwicklung der Studierendenzah-

len uumlber die letzten fuumlnf Jahre zeigt jedoch dass das Ausbildungsangebot teilweise zur Ab-

wanderung der Freiburger Studierenden insbesondere in die Nachbarkantone fuumlhrt Das ist

insofern problematisch als der Heimatkanton der die Ausbildung im Rahmen der Interkan-

tonalen Fachhochschulvereinbarung (FHV) finanziert nicht davon ausgehen kann dass die

Studierenden nach Abschluss ihres Studiums wieder zuruumlckkehren In der Folge werden

einige grundlegende Statistiken zu den verfuumlgbaren Daten praumlsentiert und im vorliegenden

Kontext interpretiert

A) Herkunft der Studierenden in Freiburg

1 Primarstufe

Abbildung 11 Herkunft der Studierenden Primarstufe 201314-201718 Die Anzahl an Freiburger Studierenden hat uumlber

die letzten fuumlnf Jahre zugenommen waumlhrend die Anzahl an Studierenden aus anderen Kantonen und aus dem Ausland uumlber

den gleichen Zeitraum zuruumlckgeht

284

114

47

302

107

35

311

120

39

287

114

17

302

82

25

0

50

100

150

200

250

300

350

FR Andere Kantone Ausland

201314 201415 201516 201617 201718

33

2 Sekundarstufe I

Abbildung 12 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe I 201314-201718 Die Anzahl der Freiburger hat in den vergan-

genen fuumlnf Jahren besonders stark zugenommen Diese Population ist die Hauptquelle der Zunahme der Anzahl Studieren-

den am ILLB

3 Sekundarstufe II

Abbildung 13 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe II 201314-201718 Aufgrund der Beschraumlnkung der Anzahl

Studienplaumltze fuumlr das DEEM sind die Studierendenzahlen stabil Insbesondere das LDM zieht zahlreiche Studierende aus

anderen Kantonen an Von den insgesamt 228 Studierenden im Jahr 201718 stammen nur 94 aus dem Kanton Freiburg

Diese grosse Attraktivitaumlt kann sich damit erklaumlren dass der Studiengang konsekutiv nach einem Masterabschluss eines

170 169

17

189

162

24

201

163

25

208

183

22

221

195

19

0

50

100

150

200

250

FR CH Ausland

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

34

24

9

31

93

23

42

24

5

29

88

23

32

24

7

36

91

20

39

23

6

46

93

15

40

15

7

54

94

18

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

FR CH Ausland FR CH Ausland

Diplocircme denseignement pour eacutecoles de maturiteacute DEEM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltschulen LDM

201314 201415 201516 201617 201718

34

Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der

Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde

4 Sonderpaumldagogik

Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg

bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an

Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718

161

686

34

166

675

39

174

680

37

177

705

48

171

716

51 100

200

300

400

500

600

700

800

FR CH Ausland

2013 2014 2015 2016 2017

10

20

30

40

50

60

70

80

90

FR

DE

35

A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg

1 Alle Stufen

Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und

Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg

2 Primarstufe

Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone

Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger

an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)

73

55

14 10

29

14

9

22

5 7

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2 1 3

1 3 3 2 1 2

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30

40

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60

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80

Pri

mar

stu

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Seku

nd

arst

ufe

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Seku

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II

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gik

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paumld

ago

gik

Pri

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stu

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Seku

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Seku

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arst

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II

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Seku

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arst

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II

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ago

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BE VD JU LU VS AG NE

53

11

1 2 2 1

55

16

1 2 2

63

22

1 4 3

66

31

5

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29

3 5

1 2 1

0

10

20

30

40

50

60

70

80

Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

36

3 Sekundarstufe I

Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr

201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger

die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)

4 Sekundarstufe II

Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-

beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen

29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg

40

14

1

5

1 2 1 1

48

15

3 4

1 2 1 1

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19

5 3

1 1

49

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14

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0

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40

50

60

Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

16

3

1 1 1

16

5

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5

1 2

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3

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14

9

2 3

1

0

2

4

6

8

10

12

14

16

18

20

Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

37

5 Sonderpaumldagogik

Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-

dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-

burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur

auf Deutsch angeboten wird

34 Organisatorische Elemente

Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-

ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben

die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-

turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen

Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-

kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement

oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-

formen beeinflusst

341 Interne Fuumlhrungsstrukturen

Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer

Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die

Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist

mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum

arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-

sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt

sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische

Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit

6

18

6 6

16

11

1 1

7

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9

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9

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5

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20

25

Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall

201314 201415 201516 201617 201718

38

mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene

nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und

Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich

Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf

einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-

ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-

struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-

richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte

An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern

ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und

operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das

Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen

der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-

der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine

Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR

Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-

nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg

koordinieren koumlnnte

Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen

die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-

steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das

Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-

tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die

Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-

schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich

die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-

ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der

Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden

342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen

Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-

standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und

ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018

werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen

Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE

der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der

deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-

ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist

aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich

39

Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-

gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-

sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes

de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale

de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in

der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den

Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-

sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen

Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene

Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf

die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist

eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten

Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen

Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-

enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-

nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen

Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten

343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung

Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es

braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-

nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die

Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-

stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen

Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen

sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards

ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-

litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte

Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-

den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-

derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die

HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative

Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet

werden muumlssen

Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen

Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-

maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-

rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-

hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht

Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-

sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen

40

Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie

sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber

eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt

ist diese Auflage weniger problematisch

344 Infrastruktur

Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen

bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-

lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-

lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-

schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade

auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den

heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau

nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden

Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-

gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun

verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten

Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit

einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung

stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-

schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden

Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-

kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie

eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des

ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-

PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-

ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst

Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals

thematisiert aber nie weiterverfolgt

35 Rechtliche Elemente

351 Nationale Ebene

Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-

schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-

taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-

zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-

hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-

traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten

Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten

die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings

41

auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das

Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der

Kantone

352 Kantonale Ebene

Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-

sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig

sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-

cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer

Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-

ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das

Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen

Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR

allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-

trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-

liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-

gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-

lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von

2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der

fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen

Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten

waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das

neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR

eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb

keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz

grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen

der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-

schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-

matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung

mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden

soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung

Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen

Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-

ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren

Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft

getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem

Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-

schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-

tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen

Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-

42

le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des

Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-

systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert

werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-

lungsdruck verhindern koumlnnen

36 Finanzielle Elemente

Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle

Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die

Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen

Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-

hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses

Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im

interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln

Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-

rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits

und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die

Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-

zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-

schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den

Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH

15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und

nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-

gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen

werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach

Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine

Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-

traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite

lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-

nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt

37 Kontextualisierung der Erkenntnisse

Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen

der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-

beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast

ausschliesslich informell

In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse

durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt

dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-

tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit

43

einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als

auch aus anderen Kantonen

FR HEP Vaud PH Bern

Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)

Sekundarstufe I 435 443 877

Sekundarstufe II 228 215 357

Total Sekundarstufe 663 658 1234

Sonderpaumldagogik 953 368 207

Total 2025 1945 2429

Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen

201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der

Fachausbildung mitgezaumlhlt

Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH

abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell

entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der

HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die

Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr

den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-

sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-

den

Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-

fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-

ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es

die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-

renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf

Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-

ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe

II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben

Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-

traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die

Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss

zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-

ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen

Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur

Verfuumlgung

44

4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle

41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick

In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-

nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig

ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische

Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf

lokale Besonderheiten zugeschnitten sind

Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik

1 PHBern

2 PH FHNW

3 PHGR

4 PH Luzern

5 PHSG

6 PHSH

7 PHSZ

8 PHTG

9 PH-VS

10 PH Zug

11 PHZH

12 HEP-BEJUNE

13 HEP Vaud

14 S SUPSI-DFA

Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz

Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-

enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-

tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch

an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-

gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden

Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-

terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-

tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt

Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-

lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der

Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-

konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats

gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-

sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann

45

42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle

Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-

gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll

ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber

im Folgenden kurz aufgefuumlhrt

Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-

schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt

des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-

spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-

ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit

einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies

etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH

FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-

ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-

tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium

besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-

PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so

besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt

und HEP-PH FR gewertet

Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der

Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen

immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-

lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich

Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-

turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre

aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-

chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell

von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-

saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen

besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen

Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann

die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-

nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur

Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder

andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE

Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der

Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-

bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-

nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-

sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie

46

gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-

tonsverfassung mit einbezogen

Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische

Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-

ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-

schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-

zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-

rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-

nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur

Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-

und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-

ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-

takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen

Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles

fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR

stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-

schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO

dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im

Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-

geordneten Strukturen problematisch

43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-

versitaumlt

In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach

einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen

Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur

Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung

Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr

Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten

Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD

vom 1 Januar 2002 geregelt

431 Staumlrken und Chancen

Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-

ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-

stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die

ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil

Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-

gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und

paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen

47

allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt

der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-

meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch

im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher

Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone

geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg

waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen

Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr

Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im

Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-

Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als

auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies

ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung

mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-

lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-

studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls

als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-

renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen

Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet

werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-

didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-

nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in

Bern oder Lausanne stattfindet

432 Schwaumlchen und Gefahren

Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II

den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit

Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung

Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein

interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in

Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und

praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-

tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische

Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt

und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren

44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt

Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-

sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-

taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein

48

441 Staumlrken und Chancen

Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen

Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-

der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen

aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland

mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten

laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-

tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig

442 Schwaumlchen und Gefahren

In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen

Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-

dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt

Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu

geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-

personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-

nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche

Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-

setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung

fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-

nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem

Unwort geworden

Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-

lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In

einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches

Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-

toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder

einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-

sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-

te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer

rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-

rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr

eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-

dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem

Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb

des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-

chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere

nutzen moumlchten

49

45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne

In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-

ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-

de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke

Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation

eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische

Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung

Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um

Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert

451 Staumlrken und Chancen

Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-

dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der

HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden

Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot

452 Schwaumlchen und Gefahren

Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar

und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche

Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton

Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der

Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem

im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark

in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen

Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-

le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-

stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation

insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-

operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-

rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders

die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses

Modell wohl besonders schwierig umzusetzen

50

5 Empfehlungen

51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit

Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-

nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status

Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre

Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-

nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde

sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand

bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons

Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-

tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher

Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst

eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein

Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium

vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-

che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige

Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt

der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-

dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu

nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-

nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen

52 Strategische Stossrichtung

Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes

festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung

der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-

meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie

sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-

stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-

ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-

nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status

Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen

Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden

kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts

muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen

Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet

51

Perspektive Strategische Ziele

Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen

Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit

seinen Besonderheiten

Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-

burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten

und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen

Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant

hervorgehoben

Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen

Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)

Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-

kraumlften garantieren

Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen

Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren

Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung

ermoumlglichen

Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-

schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann

Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen

Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-

fuumlgung stellen

Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-

chende Informatikinfrastruktur einrichten

Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen

Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen

Der Hochschule Autonomie gewaumlhren

Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung

53 Modellvorschlag

531 Interinstitutionelles Gremium

Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-

nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist

gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-

schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben

den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)

eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums

(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird

das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist

dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-

pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-

bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung

52

In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-

fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun

Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-

liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten

Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-

den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-

sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-

tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-

rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-

bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-

sammlung) ersetzt werden

Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan

53

Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)

532 Abwaumlgungen

Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-

stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das

Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-

schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure

des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem

Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-

typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-

dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt

aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-

oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-

treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-

ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat

damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-

ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten

Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-

tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden

und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-

gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang

gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen

kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-

ben

Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-

folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die

54

Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig

der finanzielle Druck auf die kleinen PHs

533 Weiteres Vorgehen und Ausblick

Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von

aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich

hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-

schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der

Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-

len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich

lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei

Hauptphasen

Abbildung 26 Prozessgestaltung

Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste

fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit

sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende

laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-

kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer

Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf

dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume

verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-

sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-

den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt

werden

Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen

Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-

naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge

der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue

55

Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf

angepasst der Aussenauftritt konsolidiert

Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen

Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion

um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum

die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-

statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-

faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht

534 Schlussgedanken

Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die

Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen

Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch

konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-

gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt

werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen

Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-

saumltzlich erschwerend

Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-

gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-

finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung

verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so

koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden

Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution

fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht

Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-

promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-

lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-

gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt

Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-

forderlich

56

6 Quellen

61 Literatur

Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter

httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb

Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt

Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle

Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading

House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No

12

Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)

Muumlnchen Vahlen

Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice

(9th ed) Boston McGraw-Hill

Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-

Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson

Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A

Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University

108 (6) 1017-1054

Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational

Researcher 15(2) 4-14

Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion

62 Rechtsgrundlagen

Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-

taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und

Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001

Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-

sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)

Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-

schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom

30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)

Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et

lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001

EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit

Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK

EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der

Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK

57

Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)

Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)

Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg

(SR 101000)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)

Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom

16062016 (LB SR 447710)

Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)

63 Berichte und Stellungnahmen

SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr

Bildungsforschung

Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017

Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave

lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat

de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut

Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg

Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg

13122018

Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute

Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK

httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf

httpwwwcdipchdyn12277php

2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron

PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion

httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf

httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv

onMedienundIKTindenUnterrichtpdf

httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes

Page 13: Prof. Dr. Roman Capaul St. Gallen, 2. April 2019 · guisme est un atout unique qui est mis en avant comme une unique selling proposition (USP - proposition de vente unique). Le bilinguisme

13

sichtigt werden mehr Gespraumlche sind im Rahmen des vereinbarten Mandats und der zur

Verfuumlgung stehenden Zeit nicht moumlglich Es wird darauf geachtet dass die Gespraumlchspartner

ausgewogen auf die verschiedenen Institutionen verteilt sind Neben der Perspektive der

direkt betroffenen Personen im Kanton Freiburg ist auch die Sichtweise auf interkantonaler

und nationaler Ebene zu beruumlcksichtigen denn der Kanton Freiburg muss seine Lehrperso-

nenbildung innerhalb der nationalen Rahmenbedingungen gestalten Alle Gespraumlche konn-

ten in grosser Offenheit und sehr konstruktiv gefuumlhrt werden Folgende Personen haben sich

fuumlr ein Gespraumlch zur Verfuumlgung gestellt

Universitaumlt

Funktion Name

Rektorin Astrid Epiney

Vizerektor Lehre Thomas Schmidt

Praumlsident Departement fuumlr Sonderpaumldagogik Winfried Kronig

Direktor HPI Geacuterard Bless

Direktorin ILLB Christine Pauli

Direktor CERF Roland Pillonel

Direktor ZELF Lorenz Wepf

Studienberaterin ILLB Inge Schnyder

HEP-PH FR

Funktion Name

Praumlsidentin Kommission HEP-PH FR Katharina Thalmann-Bolz

Co-Rektorin ad interim Elisabeth Mauron-Hemmer

Co-Rektor ad interim Lukas Lehmann

Rektorin bis 2018 Pascale Marro

EKSD

Funktion Name

Generalsekretaumlr Michel Perriard

Juristischer Berater Co-Autor erster Bericht Felix Kaufmann

Amtschef SEnOF Hugo Stern

Amtschef DOA Andreas Maag

Amtschef SoA Steacutephane Noeumll

Amtschef S2 Franccedilois Piccand

Amtschefin UfA Barbara Vauthey

Externe Sicht auf die Institutionen

Funktion Name

Koordinatorin Hochschulbereich EDK Madeleine Salzmann

Praumlsident Kammer PH swissuniversities Hans-Rudolf Schaumlrer

Generalsekretaumlr CIIP Olivier Maradan

Rektorin Kollegium Heilig Kreuz Christiane Castella Schwarzen

14

2 Kurzvorstellung der untersuchten Institutionen

21 HEP-PH FR

211 Entstehungsgeschichte

Die institutionellen Wurzeln des Kantonalen Lehrerseminars (KLS) liegen in der Schaffung

einer paumldagogischen Abteilung von Freiburgs Ecole cantonale Vorlaumluferin der heutigen Mit-

telschulen die 1849 mit 17 Schuumllern eroumlffnet wird 1859 folgt die Eroumlffnung eines eigenen

Lehrerseminars (Ecole normale) mit 9 Schuumllern in Hauterive Der Deutsch- bzw Zweispra-

chigkeit wird erst ab 1909 mit einer parallelen Organisationseinheit Rechnung getragen Zu-

sammen mit den privaten Lehrerinnenseminaren die von verschiedenen religioumlsen Kongre-

gationen sowie von der staumldtischen Maumldchensekundarschule in Freiburg geleitet werden

existiert eine Vielzahl an Institutionen im Kanton Aufgrund des Uumlberangebots an Lehrper-

sonen wird das Lehrerseminar in Hauterive 1937 geschlossen aber wegen des resultierenden

Lehrermangels 1943 in der Murtengasse in Freiburg wiedereroumlffnet In den fuumlnfziger Jahren

wird das Gebaumlude der Villa Diesbach erstmals erweitert ein weiteres Mal anfangs der sieb-

ziger Jahre 1988 wird das Lehrerseminar restrukturiert Das KLS I bildet Primarlehrperso-

nen aus das KLS II Kindergarten- und Handarbeits- bzw Hauswirtschaftslehrpersonen

Beide Abteilungen umfassen je eine franzoumlsisch- und eine deutschsprachige Einheit

1859 Eroumlffnung des Kantonalen Lehrerseminars (KLS) in Hauterive

1909 Eroumlffnung einer deutschsprachigen Sektion

1936 Schliessung des KLS in Hauterive

1943 Wiedereroumlffnung des KLS in der Murtengasse

1959 Abschluss des Ausbaus der Villa Diesbach

1964 Ende des Internatsobligatoriums

1975 Eintritt der ersten Maumldchen Einweihung des Erweiterungsbaus und Einrichtung des Centre fribourgeois

de documentation peacutedagogique

1988 Schliessung der letzten privaten Kindergaumlrtnerinnenausbildung im Kanton Restrukturierung je ein

Studiengang fuumlr Primar- sowie fuumlr Handarbeits- bzw Hauswirtschaftslehrpersonen

2000 Inkrafttreten des Gesetzes von 1999 uumlber die Paumldagogische Hochschule (PHG)

2003 Verleihung der letzten Diplome des KLS

2005 Diplomanerkennung durch die EDK

2012 Erneuerung der Diplomanerkennung durch die EDK

2016 Inkrafttreten des Gesetzes von 2015 uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg (PHFG)

Abbildung 1 Eckdaten HEP-PH FR

Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR geht es nicht um eine einfache Umwandlung des Lehrer-

seminars Mit dem Inkrafttreten des Gesetzes von 1999 wird de facto eine neue Institution

geschaffen die nicht mehr dem Sekundar- sondern dem Tertiaumlrbereich angehoumlrt und sich

15

innerhalb des Bildungssystems anders positioniert So existieren bis zur Schliessung des

Kantonalen Lehrerseminars 2003 beide Schulen nebeneinander wobei sie sich Raumlumlichkei-

ten und einen Grossteil des Personals teilen

Heute werden an der HEP-PH FR uumlber 400 Personen ausgebildet fast drei Viertel davon

sind franzoumlsischsprachig Das Interesse fuumlr das zweisprachige Diplom (Diplocircme bilingue DiBi)

ist maumlssig obwohl es sich um ein schweizweit einzigartiges Angebot handelt Die Zahlen

zeigen dass in der deutschsprachigen Abteilung die theoretisch uumlber 150 Studienplaumltze ver-

fuumlgt (50 Plaumltze pro Studienjahr) die Kapazitaumlt nicht ausgeschoumlpft werden kann In der fran-

zoumlsischen Abteilung sind im ersten Studienjahr die vorhandenen Plaumltze besetzt Wegen Stu-

dienabbruumlchen in den folgenden Jahren sind aber auch hier die Kapazitaumlten nicht voll ausge-

lastet Insgesamt sind die Kapazitaumlten auf 450 Plaumltze beschraumlnkt

Abbildung 2 Entwicklung der Studierendenzahlen an der HEP-PH FR 201314-201819

212 Rechtsgrundlage

Gesetz vom 21052015 uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg (PHFG)

httpsbdlffrchappdetexts_of_law4331

22 ILLB

221 Entstehungsgeschichte

Mit der Gruumlndung der Universitaumlt im Jahr 1889 geht die Schaffung eines Lehrstuhls fuumlr Pauml-

dagogik einher Erster Inhaber ist Abbeacute Horner ehemals Lehrer am KLS Hauterive und Rek-

tor des Kollegiums St Michael 1907 spricht sich der Staatsrat fuumlr die Schaffung eines Insti-

tuts fuumlr Paumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt aus dessen Realisierung aller-

445 444

470

418 409

270

301 310

282 280

96 80

90 75

61 79

63 70 61 68

0

50

100

150

200

250

300

350

400

450

500

201314 201415 201516 201617 201718

total

franzoumlsischsprachig

deutschsprachig

zweisprachiges Diplom

16

dings auf sich warten laumlsst Das Institut verfuumlgt anfangs weder uumlber eigene Raumlumlichkeiten

noch uumlber ein spezifisches Budget es geht vor allem darum entsprechend den Trends auf

nationaler und internationaler Ebene einen Lehrstuhl fuumlr experimentelle Psychologie in Frei-

burg zu implementieren und diesen in einem Zentrum fuumlr katholische Paumldagogik zu veran-

kern Als sich das KLS 1909 um eine deutschsprachige Abteilung erweitert werden auch an

der Universitaumlt entsprechende Bemuumlhungen unternommen in der Bestrebung die Lehrper-

sonenausbildung auf Primarstufe ebenfalls in die Universitaumlt zu integrieren

Mit dem Abgang des Institutsdirektors und Inhabers des Lehrstuhls fuumlr Paumldagogik 1909 ha-

ben sich diese Bestrebungen verloren Sein Nachfolger besetzt nur den Lehrstuhl nicht aber

die Direktion des Instituts Durch diese Vakanz und die schwierige Wirtschaftslage infolge

des 1 Weltkriegs wird das Wachstum des Instituts stark gehemmt 1919 erklaumlrt Georges Py-

thon die finanzielle Lage verunmoumlgliche ein Funktionieren des Instituts

Anfang der 1930er Jahre gewinnt die Freiburger Paumldagogik dank der Dynamik in der Son-

derpaumldagogik wieder an Aufwind und die Arbeit des Instituts wird wiederaufgenommen

Der Benediktinerkonvent von Einsiedeln fragt nach Lehrveranstaltungen fuumlr gymnasiale

Paumldagogik und praktischen Uumlbungen fuumlr die deutsche Sprache fuumlr die zukuumlnftigen Lehrper-

sonen der Klosterschule Die Erziehungsdirektion verlangt deshalb von der Philosophischen

Fakultaumlt die Anpassung ihres Reglements an die Ausbildung von Gymnasiallehrpersonen

1932 wird das Institut in zwei sprachliche Abteilungen unterteilt

1889 Gruumlndung der Universitaumlt Lehrstuhl fuumlr Paumldagogik

1907 Eroumlffnung eines Instituts fuumlr Paumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt

1909 Erste Angebote fuumlr deutschsprachige Studierende Voruumlbergehende Unterbrechung der Arbeit des Insti-

tuts

1932 Beginn der Ausbildung von Gymnasiallehrpersonen Eroumlffnung einer deutschsprachigen Abteilung

1934 Eroumlffnung eines Heilpaumldagogischen Seminars

1947 Offizielle Schaffung des Instituts fuumlr Paumldagogik Heilpaumldagogik und Angewandte Psychologie

1966 Losloumlsung der Heilpaumldagogik

1973 Losloumlsung der Angewandten Psychologie

1983 Lehrerbildungsreform Abloumlsung des franzoumlsischsprachigen Instituts vom deutschsprachigen Bezug der

Raumlumlichkeiten in Regina Mundi

1984 Losloumlsung der Sozialarbeit

1995 Angliederung des SFM an den Lehrstuhl fuumlr Paumldagogik

1998 Lehrerbildung wird unter die Verantwortung des Departements fuumlr Erziehungswissenschaften gestellt

2004 Lehrerbildung wird an der Philosophischen Fakultaumlt angesiedelt

2016 Gruumlndung des ILLB

Abbildung 3 Eckdaten ILLB

Erst 1947 wird durch einen Beschluss des Staatsrats offiziell ein Institut fuumlr Paumldagogik Heil-

paumldagogik und angewandte Psychologie gegruumlndet Es besteht aus drei Abteilungen allge-

17

meine Paumldagogik fuumlr die Ausbildung der Lehrpersonen auf Sekundarstufe Sonderpaumldago-

gik fuumlr die Ausbildung von Sozialpaumldagogen sowie angewandte Psychologie fuumlr die Ausbil-

dung von Schulpsychologen und Berufsberatern 1983 wird mit der Realisierung der Lehrer-

bildungsreform das franzoumlsischsprachige Institut vom deutschsprachigen geloumlst Im selben

Jahr beziehen das Departement fuumlr Erziehungswissenschaften das Departement fuumlr Psycho-

logie sowie die beiden Zentren fuumlr Lehrpersonenbildung CERF und ZELF ihre Raumlumlichkei-

ten im Gebaumlude Regina Mundi Die franzoumlsischsprachige Lehrerbildung wird in einem inter-

fakultaumlren bdquoService de la formation des maicirctresraquo SFM zusammengefasst der 1995 dem Lehr-

stuhl fuumlr Paumldagogik angegliedert wird Im deutschsprachigen Bereich wird noch weiter mit

getrennten Abteilungen Sek I und Sek II gearbeitet 2016 wurde das ILLB mit den heutigen

Strukturen und drei zusaumltzlichen Lehrstuumlhlen gegruumlndet

Heute besuchen uumlber 600 Personen eine Ausbildung am ILLB Aufgrund der Aufnahmebe-

schraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Ausbildung fuumlr das Lehramt auf Sekundarstufe II

(DEEM) geht die deutliche Zunahme der Studierendenzahlen des ILLB in den letzten Jahren

hauptsaumlchlich auf den Anstieg in der Studienrichtung Lehrdiplom auf Sekundarstufe I (LDS

I bzw DAES I) zuruumlck

Abbildung 4 Entwicklung der Studierendenzahlen am ILLB 201314-201718

222 Rechtsgrundlagen

- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt

httpswww3unifrchappslegaldedocument454827

570 586 599

636 663

231 243 252 254 253

147 140 147 160 182

125 132 137 154 166

67 71 63 68 62

0

100

200

300

400

500

600

700

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

Total

DAES I amp LDS I (Bachelor)

DAES I amp LDS I (Master)

DEEM

LDM

18

- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument274463

- Statuten vom 8 Maumlrz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146

- Statuten vom 16 Juni 2016 des Departements fuumlr Erziehungs- und Bildungswissen-

schaften der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument276395

- Statuten vom 16 Juni 2016 des Instituts fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die

Sekundarstufen (ILLB)

httpswww3unifrchappslegaldedocument276424

- Reglement vom 16 Juni 2016 des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr

die Sekundarstufen (BLB)

httpswww3unifrchappslegaldedocument276426

23 Departement fuumlr Sonderpaumldagogik

231 Entstehungsgeschichte

Nach der Gruumlndung des ersten heilpaumldagogischen Ausbildungsinstituts in Zuumlrich 1924

moumlchte der bdquoSchweizerische Caritas-Verbandldquo ein katholisches Pendant in Freiburg schaffen

In den 1930er Jahren unterzeichnen interessierte Instanzen eine nationale Vereinbarung fuumlr

die Schaffung von drei Ausbildungsstaumltten fuumlr Sonderpaumldagogik in Freiburg Genf und Zuuml-

rich 1934 wird innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt das Heilpaumldagogische Seminar Frei-

burg eroumlffnet als unabhaumlngige Abteilung des Instituts fuumlr Paumldagogik In seinen Anfaumlngen ist

das Heilpaumldagogische Seminar rein deutschsprachig Erst mit der Ernennung eines franzouml-

sischsprachigen Ordinarius im Jahr 1984 nimmt die Anzahl der Studierenden aus der West-

schweiz zu

1945 bleibt der Lehrstuhl des Heilpaumldagogischen Seminars infolge der Wirren des 2 Welt-

kriegs vakant Im Herbst 1946 wird er wiederbesetzt und das Seminar nimmt seine Taumltigkei-

ten wieder auf 1951 wird das Seminar in ein Institut umgewandelt bleibt aber gleichzeitig

Teil des uumlbergeordneten Instituts fuumlr Paumldagogik Im selben Jahr wird auf Wunsch des Erzie-

hungsdirektors die bdquoHeilpaumldagogisch-psychiatrische Poliklinikldquo eroumlffnet Die beiden Institu-

tionen haben getrennte Verwaltungen und Buchhaltungen arbeiten aber aufs engste zu-

sammen

Wegen der stetigen Zunahme der Studierendenzahlen ist das Heilpaumldagogische Institut zu-

nehmend mit Raumproblemen konfrontiert Da der Kanton den wachsenden Beduumlrfnissen

des Instituts nicht Folge leisten kann wird 1958 der Verein Curatorium gegruumlndet 1960 wird

dem Institut das Gebaumlude in der Kanisiusgasse 21 Eigentum des Curatorium zur Verfuumlgung

gestellt Tatsaumlchlich ist die Anzahl der Studierenden von der Wiedereroumlffnung des Seminars

19

1946 bis zum Studienjahr 196970 von 6 auf 451 angewachsen Rund 15 der Studierenden

der Universitaumlt und 45 der Studierenden der Philosophischen Fakultaumlt sind am Heilpaumlda-

gogischen Institut eingeschrieben Eine Studie von 1968 gibt an dass uumlber die Haumllfte aller

kantonalen Schulpsychologen in Freiburg ausgebildet worden sind Auch die Entwicklung

der Sozialversicherungen generiert ein wachsendes Beduumlrfnis an im Sozialbereich ausgebil-

deten Personen und das Institut fuumlr Heilpaumldagogik kann sich als privilegierter Gespraumlchs-

partner des Bundes profilieren

Da Status und Finanzierung der Poliklinik problematisch sind wird sie 1987 nach Inkrafttre-

ten des Schulgesetzes in das bdquoHeilpaumldagogische Zentrumldquo umgewandelt das sich in das

bdquoHeilpaumldagogischen Universitaumltszentrumldquo und den bdquoRegionalen Dienst fuumlr Schulpsycholo-

gie und Logopaumldieldquo gliedert Der Verein Curatorium gruumlndet seinerseits 1990 die Stiftung

Heilpaumldagogisches Zentrum 2018 wird die Entscheidung das Curatorium aufzuloumlsen ge-

troffen und das Gebaumlude geht in den Besitz der Stiftung uumlber 1999 wird innerhalb der Phi-

losophischen Fakultaumlt das Departement fuumlr Sonderpaumldagogik gegruumlndet dem das Heilpauml-

dagogische Institut angegliedert wird Die Anzahl der Studierenden steigt weiter an 2017

werden am DSP 953 Studierende ausgebildet

1934 Eroumlffnung des Heilpaumldagogischen Seminars

1945 Vakanz des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik

1946 Wiederbesetzung des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik

1951 Umwandlung des Heilpaumldagogischen Seminars in ein Institut Eroumlffnung der Heilpaumldagogisch-

psychiatrischen Poliklinik

1958 Gruumlndung des Vereins Curatorium

1960 Bezug des Gebaumludes in der Kanisiusgasse

1966 Trennung der Heilpaumldagogik von der Allgemeinen Paumldagogik in ein autonomes Institut

1987 Umwandlung der Poliklinik in das Heilpaumldagogische Zentrum

1990 Gruumlndung der Stiftung Heilpaumldagogisches Zentrum durch den Verein Curatorium

1999 Gruumlndung des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt

2018 Entscheidung zur Aufloumlsung des Vereins Curatorium

Abbildung 5 Eckdaten Departement fuumlr Sonderpaumldagogik

20

Abbildung 6 Entwicklung der Studierendenzahlen am DSP 201314-201718

232 Rechtsgrundlagen

- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt

httpswww3unifrchappslegaldedocument454827

- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument274463

- Statuten vom 8 Marz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146

- Statuten vom 10 April 2014 des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik

httpswww3unifrchappslegaldedocument276391

- Statuten vom 10 April 2014 des Heilpaumldagogischen Instituts der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument276407

475 443 451 463

481

35 35 34 42 54

344 371 373

399 379

27 31 33 26 24

881 880 891 930 938

0

100

200

300

400

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1000

2013 2014 2015 2016 2017

BA in Klinischer Heilpaumldagogik und Sozialpaumldagogik Sonderpaumldagogik Logopaumldie

MA in Sonderpaumldagogik

MA in Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik

Doktorat

Total

21

3 Erkenntnisse aus den Gespraumlchen und Dokumenten

31 Bisherige Studien

Die aktuellen Problemfelder in der Freiburger Lehrpersonenbildung sind keine neue Er-

scheinung Die institutionelle Zerstuumlckelung hat schon immer bestanden und Probleme ge-

neriert Es haben deshalb bereits verschiedene Analysen stattgefunden die die Probleme

durchaus erkannt und benannt haben Loumlsungen wurden aber nur ansatzweise in Angriff

genommen Ein Grundsatzentscheid zur Zusammenlegung der Ausbildungsstaumltten wurde

nie getroffen

Zu Anfang handelte es sich um strukturelle und personelle Fragen in der Lehrpersonenbil-

dung innerhalb der Universitaumlt Aufgrund interner Probleme in der franzoumlsischsprachigen

Abteilung hat die Erziehungsdirektion 2006 den ehemaligen Vorsteher des Amtes fuumlr Uni-

versitaumltsfragen mit einer laquomission drsquoeacutevaluation de meacutediation et de propositionsraquo betraut

Infolge seines Berichts wurde eine Reihe von strukturellen organisationellen paumldagogischen

und personalen Massnahmen beschlossen fuumlr deren Umsetzung und Begleitung die Univer-

sitaumlt erneut den ehemaligen Amtsvorsteher beauftragt hat Aus diesen Massnahmen resul-

tierte insbesondere die Schaffung des Centre drsquoenseignement et de recherche pour la formation agrave

lrsquoenseignement au secondaire (CERF)

Ende 2007 wurde die Analysetaumltigkeit auf die Lehrpersonenbildung insgesamt ausgeweitet

Der Lenkungsausschuss der Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und

der HEP-PH FR hat festgestellt dass die Zusammenarbeit zwischen den beiden Institutionen

intensiviert werden muss Das Rektorat der Universitaumlt hat daraufhin eine Arbeitsgruppe

laquoLehrerbildung an der Universitaumlt Freiburg laquomit Vertretern des CERF der deutschsprachi-

gen Lehrpersonenbildung (LDS I amp II Vorlaumlufer des ZELF) der HEP-PH FR der EKSD und

des Rektorats mit der Analyse von vier konkreten Fragen betraut Drei davon betreffen die

Organisation der Lehrpersonenbildung im Kanton und innerhalb der Universitaumlt (Beziehun-

gen zwischen Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und der HEP-PH FR Beziehungen

zwischen der Lehrpersonenbildung und dem Departement fuumlr Erziehungswissenschaften

strukturelle Trennung der franzoumlsisch- und der deutschsprachigen Lehrerbildung) die vierte

die Ressourcen uumlber die die Lehrpersonenbildung innerhalb der Universitaumlt verfuumlgte In

ihrem Bericht vom 26 Februar 2009 zuhanden des Rektorats hat die Arbeitsgruppe nach der

Analyse der Fragen jeweils Empfehlungen zur Verbesserung der festgestellten Probleme

abgegeben

Was die Frage der Beziehungen zwischen der Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und

der HEP-PH FR betrifft hat sich die wesentliche Feststellung bis heute nicht veraumlndert laquo(hellip)

la seacuteparation de lrsquoensemble de la formation des enseignants agrave Fribourg en plusieurs uniteacutes

distinctes affaiblit assureacutement la position de la formation des enseignants fribourgeois dans

le contexte national Un rapprochement progressif (hellip) creacutedibiliserait la place de Fribourg

comme lieu de formation drsquoenseignantsraquo Als Loumlsung hat die Arbeitsgruppe die Schaffung

eines interinstitutionellen Instituts fuumlr Lehrpersonenbildung empfohlen analog zum Institut

22

fuumlr Mehrsprachigkeit ohne jedoch die bestehenden Strukturen zu fusionieren Das neu zu

schaffende Institut waumlre zustaumlndig fuumlr die strategische Planung das Qualitaumltsmanagement

sowie die Foumlrderung und Aufwertung der Lehrpersonenbildung im Kanton Auch die In-

tegration der sonderpaumldagogischen Ausbildungen ndash die allerdings in der Arbeitsgruppe

nicht vertreten waren ndash in dieses Institut wurde als wuumlnschenswert erachtet

Das Rektorat der Universitaumlt hat den Bericht an die Erziehungsdirektion weitergeleitet Die

damalige Direktorin hat den Vorschlag der Schaffung eines interinstitutionellen Instituts

prinzipiell gutgeheissen und das Rektorat der Universitaumlt und die Direktion der HEP-PH FR

beauftragt die konkrete Umsetzung dieses Vorschlags zu studieren Das Mandat verlangte

zwei Teilberichte Der erste sollte die verschiedenen Varianten eines interinstitutionellen

Instituts sowie eine erste Schaumltzung der Transformationskosten enthalten der zweite eine

juristische Abklaumlrung der gewaumlhlten Variante insbesondere in Bezug auf deren strukturelle

personelle und finanzielle Auswirkungen

Der erste Teilbericht vom 19 Januar 2010 basiert auf derselben Feststellung wie derjenige der

Arbeitsgruppe des Rektorats laquo(hellip) la formation fribourgeoise des enseignant-e-s repose au-

jourdrsquohui sur une structure jugeacutee trop complexe et sous-doteacutee en ressources pour assurer agrave

long terme une formation compeacutetitive et de qualiteacute par rapport aux HEP et universiteacutes voi-

sines eu eacutegard agrave lrsquoaccroissement des exigences fixeacutees par la CDIPraquo Was jedoch die moumlgli-

chen Varianten anging schienen den Autoren des Berichts nicht alle in gleichem Masse laquoju-

dicieuses et pertinentes pour la place fribourgeoise agrave lrsquoheure actuelleraquo Da die HEP-PH FR als

Bildungsstaumltte des Tertiaumlrbereichs noch jung und die Lehrpersonenbildung an der Universi-

taumlt strukturell wenig etabliert war wurden die beiden Fusionsvarianten (Integration des ge-

samten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR in die Universitaumlt und umgekehrt) als nicht

umsetzbar erachtet die Variante der Integration in die HEP-PH wurde gar nicht erst analy-

siert Wie bereits im Bericht des Rektorats wurde auch hier argumentiert die Integration der

HEP-PH FR in die Universitaumlt wuumlrde den Kanton seinen Einfluss auf die Zulassung und die

Studienplaumlne kosten diejenige des berufspraktischen Ausbildungsteils der Universitaumlt in die

HEP-PH FR einen Teil seiner Studierenden aus anderen Kantonen Es wurde aber notabene

auch die Beibehaltung der aktuellen Situation ausgeschlossen Somit konzentrierte sich die

Analyse wie von der Arbeitsgruppe des Rektorats empfohlen auf das Modell einer laquointerin-

stitutionellen Koordinationsstrukturraquo Tatsaumlchlich war die Schaffung eines gemeinsamen

Bildungs- und Kompetenzzentrums bereits im damals geltenden Gesetz uumlber die Paumldagogi-

sche Hochschule (PHG) von 1999 vorgesehen (Art 5 Abs 2) Aus juristischer Sicht kam diese

Variante also der Umsetzung eines Gesetzesartikels gleich der keine grundlegenden Aumlnde-

rungen der internen Strukturen der bestehenden Rechtstexte und Ausbildungsprogramme

nach sich ziehen wuumlrde Der entsprechende Gesetzesartikel wurde nicht in das neue Gesetz

von 2015 (PHFG) aufgenommen die heute geltenden Bestimmungen uumlber die Zusammenar-

beit zwischen HEP-PH FR und Universitaumlt beschraumlnken sich auf die Zusammenarbeitsver-

einbarung

23

Der zweite Teilbericht vom 31 Mai 2010 nimmt infolge von Diskussionen der Arbeitsgruppe

mit der Direktorin der EKSD dem Rektorat der Universitaumlt und der Direktion der HEP-PH

FR uumlber die Resultate des ersten Teilberichts die beiden Fusionsvarianten wieder auf Da die

Variante laquointerinstitutionelles Institutraquo die Entscheidungsstrukturen nicht vereinfachen

sondern im Gegenteil zusaumltzlich erschweren wuumlrde hat sich die Arbeitsgruppe nach einem

Vergleich der drei Varianten letztendlich fuumlr diejenige der Integration in die Universitaumlt aus-

gesprochen Anfang 2011 hat die Direktorin der EKSD dennoch entschieden dass es fuumlr die

Umsetzung der einen oder anderen Variante zu fruumlh sei insbesondere die Revision des Ge-

setzes uumlber die HEP-PH FR muumlsse vorher abgeschlossen werden Gleichzeitig hat sie den

Rektor der Universitaumlt gebeten unmittelbar Arbeiten zur Staumlrkung der bestehenden internen

Strukturen aufzunehmen um eine bessere Fuumlhrung der universitaumlren Lehrpersonenbildung

zu gewaumlhrleisten Die erwaumlhnte Gesetzesrevision hat schliesslich zum heutigen Gesetz uumlber

die HEP-PH FR (PHFG in Kraft seit 2016) mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit die Reorganisa-

tion der universitaumlren Strukturen zum neu geschaffenen ILLB mit den beiden Zentren CERF

und ZELF gefuumlhrt

Sowohl inner- als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen hat sich die Situation fast ein Jahr-

zehnt nach Erscheinen des zweiten Teilberichts derart grundlegend veraumlndert dass nicht

mehr auf dieser bisherigen Studie aufgebaut werden kann Zwar liefert sie interessante In-

formationen zur ehemaligen Funktionsweise der beiden Institutionen die Position der Uni-

versitaumlt und der HEP-PH FR innerhalb der Hochschullandschaft Schweiz ist aber heute nicht

zuletzt aufgrund der Restrukturierung des gesamten Hochschulwesens infolge des Hoch-

schulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetztes (HFKG in Kraft seit 2015) nicht mehr mit der-

jenigen von 2010 vergleichbar Wichtigste Erkenntnis der bisherigen Analysen bleibt damit

die Feststellung dass die Kraumlfte gebuumlndelt werden und der fragmentierten Organisation der

Freiburger Lehrpersonenbildung dringend ein Ende bereitet werden muss

32 Paumldagogische Elemente

Schulen und Bildungsorganisationen stehen als offene Systeme unter dem Einfluss der Ent-

wicklungen ihres Umfelds Deshalb ist es wichtig diese Entwicklungen und deren Relevanz

fuumlr die Konzeption und die Steuerung des Schulwesens zu beleuchten Dieses Kapitel hebt

einige im vorliegenden Kontext relevante Entwicklungen hervor Es erhebt dabei keinen An-

spruch auf Vollstaumlndigkeit sondern will anhand aktueller Beispiele die Wechselwirkung

zwischen gesellschaftlichem Wandel und paumldagogischen Konzepten aufzeigen

321 Exkurs Rahmenkonzept fuumlr eine Lehrpersonenbildung

Die Lehrpersonenbildung soll Studierenden auf die hohen Anforderungen im Berufsfeld

vorbereiten Als Orientierungsrahmen und Erklaumlrungshilfe fuumlr die Konzeption der Aus- und

Weiterbildung von Lehrpersonen kann das PCK-Modell (Pedagogical Content Knowledge) von

Shulmann (1986) dienen Das Modell besagt dass Lehrpersonen sowohl uumlber inhaltliches

paumldagogisches und fachdidaktisches Wissen verfuumlgen muumlssen und macht gleichzeitig die

24

hohen Anforderungen deutlich die an die Dozierenden in der Lehrerausbildung gestellt

werden

- Content Knowledge Das inhaltliche Wissen bezieht sich auf die fachwissenschaftlichen As-

pekte des Unterrichts die mit einer Klasse erarbeitet werden

- Pedagogical Knowledge Paumldagogisches Wissen umfasst das Wissen und Koumlnnen wie eine

Klasse zu unterrichten ist (Methodik und Allgemeindidaktik)

- Pedagogical Content Knowledge Die Schnittmenge dieser beiden ersten Dimensionen fuumlhrt

zu fachdidaktischem Wissen und Koumlnnen Es geht darum wie bestimmte Inhalte fachspe-

zifisch oder -uumlbergreifend unterrichtet werden sollen Die Relevanz dieser Fachdidaktik

wird von mehreren Gespraumlchspartnern sehr deutlich hervorgehoben Der Theorie-Praxis

Bezug ist in der Lehrerbildung sehr wichtig

In Freiburg werden alle drei Wissensbereiche an beiden Institutionen angeboten fuumlr die

Primarstufe an der HEP-PH FR fuumlr die Sekundarstufe I und II und die Sonderpaumldagogik an

der Universitaumlt Waumlhrend eine Aufteilung fuumlr das Content Knowledge und bis zu einem be-

stimmten Grad auch fuumlr das Pedagogical Content Knowledge Sinn machen mag sind insbeson-

dere im Bereich des Pedagogical Knowledge zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien vorhan-

den von denen aber keinerlei Gebrauch gemacht wird

Zur dieser inhaltlichen Komplexitaumlt kommt in Freiburg die zusaumltzliche Schwierigkeit dass

die Lehrpersonenbildung fuumlr die obligatorische Schule zwei verschiedenen Lehrplankonzep-

ten Rechnung tragen muss In der Deutschschweiz werden kuumlnftige Lehrpersonen auf den

Lehrplan 21 in der Westschweiz auf den Plan drsquoeacutetudes romand (PER) vorbereitet Beide Lehr-

plaumlne streben Kohaumlrenz uumlber alle obligatorischen Schuljahre hinweg an Auf der Sekundar-

stufe sind den beiden Lehrplankonzepten aber zT andersartige Paradigmen zugrundgelegt

Dies zeigt sich zum Beispiel im Fach Geschichte Die Gestaltung der Lehrpraktika ist im

franzoumlsischsprachigen Teil Freiburgs fuumlr die Sekundarstufe II anders als im deutschsprachi-

gen Die Freiburger Lehrpersonenbildung muss sich also an zwei verschiedenen Rahmen-

konzepten orientieren

322 Kantonales Sprachenkonzept

Aufgrund der Globalisierung wird unsere Gesellschaft multikultureller Die Sensibilitaumlt fuumlr

andere Kulturen und Sprachen wird fuumlr das Zusammenleben und die gesellschaftliche Ko-

haumlsion immer relevanter Entsprechend wichtig wird der Erwerb von Fremdsprachen Neben

der Landessprache sprechen viele Kinder zuhause eine andere Sprache Im Kanton Freiburg

gilt gemaumlss dem verfassungsrechtlichen Territorialitaumltsprinzip der Grundsatz dass die Un-

terrichtssprache der Amtssprache der Gemeinde oder der Gemeinden die den Schulkreis

bilden entspricht Gleichzeitig ist aber sowohl in der Kantonsverfassung und expliziter auch

in den letzten Regierungsprogrammen vorgesehen den Austausch und das Sprachenlernen

zu foumlrdern

25

Dazu hat die EKSD 2010 ein kantonales Konzept fuumlr den Sprachenunterricht erarbeitet Zwei

Vorschlaumlge des Konzepts beziehen sich auf den Immersionsunterricht Es handelt sich dabei

um den Unterricht eines Sachfaches (zB Geschichte) in der jeweiligen Partnersprache

Hauptziel bleibt das Erreichen von fachlichen Kompetenzen die Sprache steht nicht im Mit-

telpunkt Mittlerweile verzeichnen Projekte zum Immersionsunterricht in der obligatori-

schen Schule des Kantons eine starke Zunahme Zum Schuljahresbeginn 201819 wurden in

18 Orientierungsschulen und 9 Primarschulen und damit in insgesamt uumlber 100 Klassen Im-

mersionsprojekte angekuumlndigt Lehrpersonen die sich fuumlr ein Immersionsprojekt engagie-

ren werden begleitet und koumlnnen vom entsprechenden und laufend erweiterten Weiterbil-

dungsangebot an der HEP-PH FR profitieren Bereits in der Grundausbildung werden die

wichtigsten didaktischen Konzepte im Bereich des Immersionsunterrichts unterrichtet Fuumlr

die bereits aktiven Lehrpersonen hat die HEP-PH FR neu einen CAS zum Thema bilingualer

immersiver Unterricht in Planung Zudem absolvieren auch die Studierenden der einspra-

chigen Ausbildung der HEP-PH einen Teil ihrer Ausbildung in der Partnersprache

Auch auf Mittelschulebene hat der Immersionsunterricht an Bedeutung gewonnen sowohl

im Kanton Freiburg als auch gesamtschweizerisch In Freiburg koumlnnen saumlmtliche Bildungs-

gaumlnge der Schulen der Sekundarstufe II mit einer zweisprachigen Maturitaumlt Deutsch-

Franzoumlsisch abgeschlossen werden Im Schuljahr 201819 besuchen rund 28 der Freiburger

Gymnasiasten diesen Unterricht der zur zweisprachigen Maturitaumlt fuumlhrt Gesamtschweize-

risch ist die Kombination Deutsch-Englisch am haumlufigsten

Auch an der Universitaumlt Freiburg kann das LDM zweisprachig abgeschlossen werden Eine

Kompetenzstelle fuumlr die Immersionsdidaktik fehlt aber

In diesem Zusammenhang ist auch das Institut fuumlr Mehrsprachigkeit zu erwaumlhnen das 2008 als

gemeinsames Institut der Universitaumlt Freiburg und der Paumldagogischen Hochschule Freiburg

gegruumlndet wurde Es fuumlhrt das Wissenschaftliche Kompetenzzentrum fuumlr Mehrsprachigkeit

(KFM) des Bundes das auf der Grundlage des Sprachengesetzes und der Sprachenverord-

nung von der Schweizerischen Eidgenossenschaft finanziert wird Zu den Aufgaben des In-

stituts gehoumlren die Durchfuumlhrung von Forschungsprojekten im Bereich der Mehrsprachig-

keit die Unterstuumltzung der Lehre auf allen Stufen die Zusammenarbeit mit verschiedenen

Akteuren auf regionaler nationaler und internationaler Ebene die Verbreitung der erworbe-

nen Kenntnisse in Wissenschaft und Gesellschaft und die Durchfuumlhrung von wissenschaftli-

chen Veranstaltungen Aktuell ist die HEP-PH FR gemeinsam mit dem Institut fuumlr Mehr-

sprachigkeit und der Universitaumlt Freiburg im Rahmen des von swissuniversities lancierten

und vom Bund finanzierten Programms P-09 laquoAufbau der wissenschaftlichen Kompetenzen

und Fachdidaktikenraquo fuumlr den Aufbau des Fachdidaktikzentrums Fremdsprachen (Centre de

didactique des langues eacutetrangegraveres CeDiLE) als Leading House zustaumlndig

Durch die besondere Lage des Kantons Freiburg auf der Sprachgrenze bietet sich die Chance

die Zweisprachigkeit in der Lehrpersonenbildung und in den Schulen zu nutzen Die Kanto-

ne Bern und Wallis pflegen die Zweisprachigkeit zwar auch aber mit zwei PH-Standorten

In Freiburg kann die Zweisprachigkeit unter einem Dach gelebt werden was eine attraktive

26

Profilierungsmoumlglichkeit ist Mittels einer kohaumlrenten und stufenuumlbergreifenden Strategie

koumlnnte die kantonale Lehrpersonenbildung das Thema Mehrsprachigkeit und Immersions-

didaktik als Freiburger USP herausarbeiten und sich auf nationaler und internationaler Ebe-

ne profilieren

323 Inklusion

Die Volksschule von heute ist eine integrative Schule Statt einzelne Kinder mit besonderem

Foumlrderbedarf in Sonderschulen oder -klassen zu unterrichten sollen moumlglichst alle gemein-

sam Regelklassen besuchen Grundlage fuumlr den integrativen Unterricht bilden das Behinder-

tengleichstellungsgesetz und die 2008 eingefuumlhrte Neugestaltung des Finanzausgleichs und

der Aufgabenteilung Seither sind die Kantone fuumlr die Sonderpaumldagogik zustaumlndig Zur Ko-

ordination der Aufgaben haben die Kantone unter der Federfuumlhrung der EDK das 2011 in

Kraft getretene Sonderpaumldagogik-Konkordat erarbeitet

Fuumlr die Foumlrderung der Kinder mit speziellem Foumlrderbedarf sind in der Regel schulische

Heilpaumldagogen zustaumlndig Sie erstellen in Absprache mit der Lehrperson individuelle Foumlr-

derplaumlne Die Heilpaumldagogen sind oft nur fuumlr einzelne Lektionen im Schulzimmer um das

Kind zu betreuen es gibt aber auch Formen von Teamteaching bei denen Lehrpersonen und

Heilpaumldagogen gemeinsam alle Kinder betreuen Fuumlr eine gute Zusammenarbeit muumlssen die

Rollen geklaumlrt und der Bildungsauftrag der Regelschule verstanden werden Heilpaumldagogen

benoumltigen ein Grundverstaumlndnis fuumlr die Lehrertaumltigkeit und Lehrpersonen der Regelklassen

ein Grundverstaumlndnis uumlber Behinderungsaspekte Die Vermittlung dieses gegenseitigen

Grundverstaumlndnisses sollte in die Grundausbildung sowohl der Volksschullehrer als auch

der Heilpaumldagogen mit einbezogen werden Dies ist heute allerdings nicht der Fall in den

Gespraumlchen wird seitens der HEP-PH FR und des ILLB der fehlende institutionalisierte Aus-

tausch mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik bemaumlngelt

324 Digitalisierung

Computer Internet und Smartphone durchdringen den Alltag immer staumlrker Die Schulen

haben sich auf verschiedene Arten mit dieser Digitalisierung auseinanderzusetzen Die neu-

en technologischen Moumlglichkeiten sind in der Lehrerbildung und in den Schulen paumldago-

gisch sinnvoll zu nutzen Allerdings erfordern die technologischen Lehrmittel Investitionen

in Infrastruktur und Datensicherheit und den Einsatz von Fachpersonen mit Spezialwissen

in verschiedensten Funktionsbereichen Zur Illustration dieser zusaumltzlichen Dimension in

der Lehrpersonenbildung haben Mishra und Koehler (2006) das oben vorgestellte PCK-

Modell um den Aspekt der digitalen Medien erweitert was zum vierdimensionalen TPCK-

Modell fuumlhrt

1 Technology Knowledge Wie koumlnnen Lehrpersonen digitale Medien fuumlr sich selbst nutzen

In dieser Dimension stehen das Wissen und die Fertigkeiten des eigenen Umgangs mit

digitalen Medien im Vordergrund

27

2 Technological Pedagogical Knowledge Welche Chancen und welchen Nutzen koumlnnen digitale

Medien im Unterricht aufweisen Hier geht es um generelle Fragen der Unterrichtsgestal-

tung im Sinne der Allgemeindidaktik

3 Technological Content Knowledge Inwiefern vermag die Digitalisierung den fachwissen-

schaftlichen Inhalt zu veraumlndern Welche Bedeutung haben digitale Medien fuumlr das jewei-

lige Fach

4 Technological Pedagogical Content Knowledge Wie lassen sich Unterrichtsinhalte anhand von

digitalen Medien sinnvoll unterrichten Wie koumlnnen digitale Medien den Lernprozess in

den jeweiligen Faumlchern unterstuumltzen

Abbildung 7 TPCK-Modell von Mishra und Koehler (2006) basierend auf Shulmann (1986)

Um dieser neuen Anforderung im Bildungswesen zu begegnen haben sowohl die EDK als

auch die CIIP 2018 eine Strategie bzw einen Aktionsplan fuumlr den Umgang mit dem Wandel

durch Digitalisierung definiert mittels derer die Kantone sich auf Ziele und prioritaumlre Berei-

che der digitalen Bildung einigen Im Kanton Freiburg hat der Staatsrat dem Grossrat bereits

2001 ein Globalkonzept der Integration der Informations- und Kommunikationstechnologie

in den Unterricht in allen Schulstufen unterbreitet 2001 wurde die Fachstelle fri-tic gegruumln-

det uumlber die seither saumlmtlichen Lehrpersonen mehr als 140 in den Schulen taumltige IKT-

Ansprechpersonen sowie Ausbildner fuumlr Lehrpersonen im Bereich IKT geschult wurden Des

Weiteren stellt sie Schulbehoumlrden Schulen Lehrpersonen und Lernenden Leistungen und

Beratungen im Zusammenhang mit Medien und IKT zur Verfuumlgung und foumlrdert gleichzeitig

eine kritische Auseinandersetzung mit den neuen Medien und Technologien 2017 hat der

Staatsrat ein kantonales Konzept fuumlr die Integration von Medien und IKT in der obligatori-

schen und nachobligatorischen Schule in der Berufsbildung und im Sonderschulunterricht

genehmigt Es soll ein neues Fuumlhrungssystem definieren die Steuerungsstrukturen klaumlren

Synergien ermitteln und eine gemeinsame Vision entwickeln die die Kohaumlrenz der verschie-

denen Unterrichts- und Bildungsaumlmter Aus- und Weiterbildungen fuumlr Lehrpersonen Infor-

matikprojekten des Staates und Unterrichts-Lernpraxis an den Schulen zum Ziel hat Inner-

halb der EKSD wurde das Buumlro Medien und IKT geschaffen das als Steuerungsorgan der

28

EKSD die Aufgabe hat dieses Globalkonzept fuumlr den Zeitraum 2017 bis 2021 zu erarbeiten

umzusetzen und zu evaluieren

Im Schuljahr 201920 werden durch den Lehrplan 21 die Lernziele im Bereich von Medien

und Informatik fuumlr die deutschsprachige obligatorische Schule festgelegt und in den Frei-

burger Gymnasien wird Informatik als obligatorisches Fach eingefuumlhrt Eine diesbezuumlgliche

Uumlberarbeitung des PER fuumlr den franzoumlsischen obligatorischen Unterricht ist ebenfalls be-

schlossen Diese flaumlchendeckende Einfuumlhrung eines neuen Faches einerseits und neuer fauml-

cheruumlbergreifender technologischer Unterrichtsmaterialen andererseits erfordert eine ent-

sprechende Anpassung der Studienprogramme in der Lehrpersonenausbildung Die HEP-

PH FR und die Universitaumlt haben diese getrennt und unabhaumlngig voneinander in Angriff

genommen ua mit der Unterstuumltzung ihres jeweiligen Fachzentrums Sowohl die Universi-

taumlt (Laboratoire drsquoinnovation peacutedagogique LIP Centre Nouvelles technologies et enseignement NTE)

wie auch die HEP-PH FR (Centre de recherche sur lrsquoenseignementapprentissage par les technolo-

gies numeacuteriques CREATE) verfuumlgen uumlber Einheiten fuumlr Lehre und Lernen mit digitalen Tech-

nologien Auch hier gibt es zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien Der Einsatz der vorhan-

denen Ressourcen hat grosses Optimierungspotential

33 Oumlkonomische Elemente

331 Zulassungspolitik

Folgende Darstellung zeigt mit welcher Vorbildung schweizweit die Studierenden an die

PH gelangen Die Zugaumlnge sind vielfaumlltig und durchlaumlssig So kann der Arbeitsmarkt mit

ausreichend qualifizierten Lehrpersonen versorgt werden

Abbildung 8 PH-Eintritte auf Stufe Bachelor nach Studiengang und Zulassungsausweis 20172018 (Quelle Bundesamt fuumlr

Statistik BFS)

Heute verfuumlgen 43 der Studierenden die die Ausbildung VorschulstufePrimarstufe auf-

nehmen uumlber eine gymnasiale Maturitaumlt Knapp 2 davon haben eine Passerelle BM-UH

29

absolviert Auch die Fachmaturitaumlt (FM) mit Vertiefungsrichtung Paumldagogik ist seit ihrer

Einfuumlhrung im Studienjahr 201011 mit 29 zu einem bedeutenden Zubringer in die Vor-

schul- und Primarschullehrerausbildung geworden Diese Population von Studierenden ist

fuumlr den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen eminent wichtig da ohne sie nur eine ungenuumlgende

Anzahl an Lehrpersonen ausgebildet werden koumlnnte Die Berufsmaturanden machen 8 aus

7 der Studierenden wurden mit oder ohne Pruumlfung durch eine Hochschule zugelassen und

6 haben einen auslaumlndischen Zulassungsausweis Zwar fehlen fuumlr eine laumlngerfristige Beur-

teilung auch hier die mittels eines permanenten Monitorings zu erhebenden Daten die Zah-

len fuumlr das Studienjahr 201819 zeigen jedoch dass an der HEP-PH FR gleichviele Inhaber

einer Fach- wie einer gymnasialen Maturitaumlt studieren Fuumlr den Zugang zu den von der Uni-

versitaumlten angebotenen Studiengaumlngen so auch des ILLB und des DSP wird die gymnasiale

Maturitaumlt vorausgesetzt

Kandidatinnen und Kandidaten fuumlr eine Ausbildung zur Lehrperson insbesondere fuumlr die

Primarstufe gibt es genug Allerdings besteht an der HEP-PH FR seit dem Studienjahr

200405 eine Zulassungsbeschraumlnkung Sie wurde aufgrund einer laquounerwartet grossen An-

zahl Anmeldungenraquo eingefuumlhrt Nach 104 registrierten Anmeldungen im Jahr 2002 und 105

im Jahr 2003 sind 2004 165 Bewerbungen eingegangen Damit war die Aufnahmekapazitaumlt

der HEP-PH FR in Bezug auf die vorhandenen Praktikumsplaumltze die Betreuung der Studie-

renden und die Infrastruktur uumlberschritten Die maximale Aufnahmekapazitaumlt wurde auf 90

Studienplaumltze fuumlr die franzoumlsischsprachigen und 30 fuumlr die deutschsprachigen Studierenden

festgelegt Die Verordnung des Staatsrats uumlber diese erste Zulassungsbeschraumlnkung erlaumlsst

zudem Selektionskriterien die zur Ablehnung der uumlberzaumlhligen Kandidaten angewandt

werden konnten Laut Art 4 Abs 2 konnte die Aufnahme abgelehnt werden wenn die Beur-

teilung der paumldagogischen Faumlhigkeiten Vorbehalte enthielt und die schulischen Ergebnisse in

der Muttersprache und in der ersten Fremdsprache als ungenuumlgend beurteilt wurden

200506-200708 wurde die Anzahl der Studienplaumltze weiter reduziert da mit der laquoPasserel-

leraquo ndash einer Weiterbildung die Kindergaumlrtnerinnen Handarbeits- und Werklehrerinnen das

Unterrichten auf der 1 und 2 Primarstufe ermoumlglichte ndash eine zusaumltzliche Ausbildung ange-

boten wurde die Personal und Infrastruktur der HEP-PH FR ebenfalls beanspruchte Ab

200809 wurde die Anzahl erstmals auf 100 bzw 50 Plaumltze erhoumlht mit der Begruumlndung

laquodass eine groumlssere Anzahl Studierender aus verschiedenen Gruumlnden zum Beispiel wegen

der Mobilitaumlt zwischen den PH das Studium nach dem ersten Jahr wieder aufgibtraquo und

dadurch wieder mehr Aufnahmekapazitaumlt entstuumlnde zudem koumlnnten im ersten Jahr die

Praktika zu zweit absolviert werden Auch die Selektionskriterien wurden angepasst Ab

200809 wird neben den Noten in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematik eine

schriftliche Stellungnahme zu einem Thema das mit der Schule oder dem Lehrerberuf ver-

bunden ist beurteilt

Als sich ein Ruumlckgang der Anzahl Lehrpersonen abzuzeichnen begannt wurde in den Jahren

201011 bis 201314 auf eine Zulassungsbeschraumlnkung verzichtet Da die Gesamtzahl der

Studierenden an der HEP-PH FR von 313 im Jahr 2009 auf 470 im Jahr 2013 anstieg fuumlhrte

30

der Staatsrat im Rahmen seiner Struktur- und Sparmassnahmen die Beschraumlnkung auf das

Studienjahr 201415 wieder ein Als Selektionskriterien galten ab sofort nur noch laquodie schuli-

schen Ergebnisse in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematikraquo

Studienjahr franzoumlsischsprachig deutschsprachig insgesamt

200405 90 40 130

200506 75 35 110

200607 75 35 110

200708 75 35 110

200809 100 50 150

200910 100 50 150

201011-201314 keine Zulassungsbeschraumlnkung

201415 100 50 150

201516 100 50 150

201617 100 50 150

201718 100 50 150

201819 110 50 160

Abbildung 9 Zulassungsbeschraumlnkung an der HEP-PH FR Uumlbersicht von 200405-201819

Wegen der Beibehaltung der Zulassungsbeschraumlnkung uumlber mehrere Jahre hinweg ist man

sich heute gar nicht mehr im Klaren in welcher Zahl sich die Nachfrage nach Studienplaumltzen

an der HEP-PH FR niederschlagen wuumlrde Frist fuumlr die Einreichung der Kandidaturen ist

jeweils Ende Maumlrz und Ende Juli werden die Zulassungen fuumlr den Beginn des Studienjahres

im September bekanntgegeben Nun kennt die HEP-PH FR zwar die Anzahl Kandidaturen

sie entspricht aber nicht derjenigen die sich letztendlich definitiv fuumlr den Studieneintritt ent-

scheiden Viele angehende Studierende sind sich der Platzbeschraumlnkung sowohl an der HEP-

PH FR als auch an anderen Bildungsinstitutionen (etwa an der Hochschule fuumlr Soziale Arbeit

Freiburg) bewusst und bewerben sich absichtlich an mehreren Orten um einen Studienplatz

auf sicher zu haben Dies fuumlhrt dazu dass ein Teil der Bewerber die von der HEP-PH FR

abgewiesen werden das Studium auch bei positivem Zulassungsentscheid nicht aufnehmen

wuumlrde Wie hoch dieser Anteil ist kann nicht ermittelt werden

Diese Zulassungsbeschraumlnkung ist houmlchst problematisch Einerseits will der Kanton Lehr-

personen ausbilden andererseits fuumlhrt der Numerus Clausus zu Abwanderungen von Stu-

dierenden va nach Bern und Lausanne Tatsaumlchlich legen die Zahlen nahe dass die Zulas-

sungsbeschraumlnkung die Nachfrage nach Studienplaumltzen an der HEP-PH FR negativ beein-

flusst Waumlhrend das Angebot stagniert nimmt die Nachfrage ab Es ist houmlchst problematisch

den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen auf solche Weise zu steuern die Nachfrage folgt allem

voran der demographischen Entwicklung

31

Abbildung 10 Kandidaturen vs Eintritte HEP-PH FR 201314-201819

Auch die Ausbildungsplaumltze fuumlr das Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute (DEEM)

sind limitiert Die franzoumlsischsprachige Ausbildung wurde urspruumlnglich fuumlr 48 Personen pro

Studienjahr konzipiert Da das Interesse fuumlr die Ausbildung mit jedem Jahr zunimmt aber

nicht genuumlgend Praktikumsplaumltze zur Verfuumlgung stehen besteht seit dem Studienjahr

200809 eine Aufnahmebeschraumlnkung fuumlr 60 Personen pro Jahr Diese Beschraumlnkung erweist

sich fuumlr die Situation auf dem Arbeitsmarkt als unproblematisch die Maturitaumltsschulen ha-

ben keine Rekrutierungsschwierigkeiten Da sogar ein leichtes Uumlberangebot an Lehrpersonen

fuumlr die Sekundarstufe II besteht haben DEEM-Inhaber uumlber mehrere Jahre hinweg auch Pen-

sen auf Sekundarstufe I uumlbernommen wo bis vor kurzem ebenfalls Lehrpersonal fehlte In-

folge des Anstiegs der Studierenden fuumlr das Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I

(DAES I) in den letzten Jahren hat sich die Arbeitsmarktsituation in den Orientierungsschu-

len wieder beruhigt dafuumlr beginnen sich Engpaumlsse bei der Organisation von Praktikums-

plaumltzen abzuzeichnen

Eine abschliessende Anmerkung zu den Praktikumsplaumltzen sei hier festgehalten Persoumlnlich

bin ich der Meinung dass die Zahl der Praktikumsplaumltze als limitierender Faktor von den

Gespraumlchspartnern zu stark und nicht einleuchtend verwendet wird Die Begruumlndung und

die genaue Benennung der Engpassfaktoren wurden aus den Gespraumlchen nicht klar Wenn

der Arbeitsmarkt mehr Lehrpersonen benoumltigt lassen sich mindestens mittelfristig durch

organisatorische Massnahmen auch ausreichend Praktikumsplaumltze organisieren Gerade

auch die Berufsverbaumlnde sind bei der Erarbeitung solcher Massnahmen mit einzubeziehen

332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage

Der Kanton Freiburg ist wie die umliegenden Regionen seit einigen Jahren mit einer ange-

spannten Situation auf dem Stellenmarkt fuumlr Lehrpersonen auf Primarstufe konfrontiert

Was heute eine grosse Schwierigkeit fuumlr die Anstellung von Stellvertretungen bedeutet wird

in wenigen Jahren in einen tatsaumlchlichen Mangel an qualifizierten Lehrpersonen muumlnden

Die Anzahl Zulassungen zum Studium wird in Freiburg aber nicht etwa von der Situation

auf dem Arbeitsmarkt sondern von der Aufnahmekapazitaumlt der aktuellen Raumlumlichkeiten

260

225 242

256

211 196

154 145

155 140

152 154

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100

150

200

250

300

201314 201415 201516 201617 201718 201819

Kandidaturen im Maumlrz

Eintritte im September

32

definiert Weder der demographischen Entwicklung noch anderen Schwankungen auf dem

Bildungsmarkt kann so Rechnung getragen werden Es sind noch weitere Phaumlnomene zu

beruumlcksichtigen etwa die grosse Nachfrage nach Teilzeitstellen oder die Tatsache dass ein

bedeutender Anteil der Diplomierten gar nie im Lehrberuf arbeitet Diese Gesamtsituation

fuumlhrt dazu dass zwischen 2013 und 2016 die Abgaumlnger der HEP-PH FR nur 565 des Be-

darfs auf dem franzoumlsischsprachigen Freiburger Arbeitsmarkt gedeckt haben 201819 wurde

deshalb die Zulassungsbeschraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Abteilung von 100 Plaumlt-

zen pro Studienjahr auf 110 erhoumlht Diese Erhoumlhung wurde durch den Umzug der Fachstelle

fri-tic ermoumlglicht die bis anhin in den Raumlumlichkeiten der HEP-PH FR untergebracht war

Daruumlber hinaus wird allerdings nur eine substantielle Erweiterung der Gebaumlude oder ein

Neubau an einem anderen Standort der stetig steigenden Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt

nachkommen koumlnnen

Wie erwaumlhnt ist der Zugang zu bestimmten Daten und dadurch deren Auswertung durch

die zersplitterte Organisation wesentlich erschwert Die Entwicklung der Studierendenzah-

len uumlber die letzten fuumlnf Jahre zeigt jedoch dass das Ausbildungsangebot teilweise zur Ab-

wanderung der Freiburger Studierenden insbesondere in die Nachbarkantone fuumlhrt Das ist

insofern problematisch als der Heimatkanton der die Ausbildung im Rahmen der Interkan-

tonalen Fachhochschulvereinbarung (FHV) finanziert nicht davon ausgehen kann dass die

Studierenden nach Abschluss ihres Studiums wieder zuruumlckkehren In der Folge werden

einige grundlegende Statistiken zu den verfuumlgbaren Daten praumlsentiert und im vorliegenden

Kontext interpretiert

A) Herkunft der Studierenden in Freiburg

1 Primarstufe

Abbildung 11 Herkunft der Studierenden Primarstufe 201314-201718 Die Anzahl an Freiburger Studierenden hat uumlber

die letzten fuumlnf Jahre zugenommen waumlhrend die Anzahl an Studierenden aus anderen Kantonen und aus dem Ausland uumlber

den gleichen Zeitraum zuruumlckgeht

284

114

47

302

107

35

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39

287

114

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250

300

350

FR Andere Kantone Ausland

201314 201415 201516 201617 201718

33

2 Sekundarstufe I

Abbildung 12 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe I 201314-201718 Die Anzahl der Freiburger hat in den vergan-

genen fuumlnf Jahren besonders stark zugenommen Diese Population ist die Hauptquelle der Zunahme der Anzahl Studieren-

den am ILLB

3 Sekundarstufe II

Abbildung 13 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe II 201314-201718 Aufgrund der Beschraumlnkung der Anzahl

Studienplaumltze fuumlr das DEEM sind die Studierendenzahlen stabil Insbesondere das LDM zieht zahlreiche Studierende aus

anderen Kantonen an Von den insgesamt 228 Studierenden im Jahr 201718 stammen nur 94 aus dem Kanton Freiburg

Diese grosse Attraktivitaumlt kann sich damit erklaumlren dass der Studiengang konsekutiv nach einem Masterabschluss eines

170 169

17

189

162

24

201

163

25

208

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150

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250

FR CH Ausland

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

34

24

9

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5

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23

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7

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0

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40

50

60

70

80

90

100

FR CH Ausland FR CH Ausland

Diplocircme denseignement pour eacutecoles de maturiteacute DEEM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltschulen LDM

201314 201415 201516 201617 201718

34

Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der

Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde

4 Sonderpaumldagogik

Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg

bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an

Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718

161

686

34

166

675

39

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37

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48

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51 100

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FR CH Ausland

2013 2014 2015 2016 2017

10

20

30

40

50

60

70

80

90

FR

DE

35

A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg

1 Alle Stufen

Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und

Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg

2 Primarstufe

Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone

Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger

an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)

73

55

14 10

29

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BE VD JU LU VS AG NE

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1 4 3

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Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

36

3 Sekundarstufe I

Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr

201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger

die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)

4 Sekundarstufe II

Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-

beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen

29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg

40

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1

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Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

16

3

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1

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4

6

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10

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14

16

18

20

Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

37

5 Sonderpaumldagogik

Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-

dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-

burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur

auf Deutsch angeboten wird

34 Organisatorische Elemente

Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-

ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben

die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-

turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen

Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-

kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement

oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-

formen beeinflusst

341 Interne Fuumlhrungsstrukturen

Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer

Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die

Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist

mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum

arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-

sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt

sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische

Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit

6

18

6 6

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7

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9

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Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall

201314 201415 201516 201617 201718

38

mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene

nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und

Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich

Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf

einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-

ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-

struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-

richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte

An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern

ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und

operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das

Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen

der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-

der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine

Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR

Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-

nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg

koordinieren koumlnnte

Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen

die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-

steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das

Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-

tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die

Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-

schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich

die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-

ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der

Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden

342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen

Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-

standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und

ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018

werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen

Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE

der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der

deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-

ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist

aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich

39

Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-

gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-

sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes

de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale

de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in

der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den

Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-

sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen

Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene

Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf

die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist

eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten

Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen

Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-

enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-

nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen

Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten

343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung

Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es

braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-

nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die

Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-

stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen

Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen

sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards

ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-

litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte

Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-

den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-

derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die

HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative

Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet

werden muumlssen

Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen

Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-

maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-

rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-

hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht

Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-

sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen

40

Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie

sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber

eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt

ist diese Auflage weniger problematisch

344 Infrastruktur

Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen

bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-

lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-

lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-

schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade

auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den

heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau

nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden

Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-

gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun

verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten

Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit

einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung

stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-

schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden

Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-

kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie

eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des

ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-

PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-

ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst

Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals

thematisiert aber nie weiterverfolgt

35 Rechtliche Elemente

351 Nationale Ebene

Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-

schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-

taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-

zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-

hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-

traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten

Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten

die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings

41

auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das

Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der

Kantone

352 Kantonale Ebene

Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-

sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig

sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-

cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer

Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-

ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das

Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen

Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR

allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-

trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-

liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-

gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-

lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von

2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der

fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen

Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten

waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das

neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR

eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb

keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz

grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen

der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-

schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-

matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung

mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden

soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung

Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen

Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-

ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren

Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft

getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem

Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-

schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-

tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen

Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-

42

le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des

Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-

systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert

werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-

lungsdruck verhindern koumlnnen

36 Finanzielle Elemente

Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle

Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die

Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen

Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-

hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses

Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im

interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln

Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-

rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits

und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die

Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-

zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-

schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den

Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH

15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und

nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-

gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen

werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach

Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine

Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-

traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite

lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-

nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt

37 Kontextualisierung der Erkenntnisse

Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen

der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-

beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast

ausschliesslich informell

In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse

durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt

dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-

tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit

43

einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als

auch aus anderen Kantonen

FR HEP Vaud PH Bern

Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)

Sekundarstufe I 435 443 877

Sekundarstufe II 228 215 357

Total Sekundarstufe 663 658 1234

Sonderpaumldagogik 953 368 207

Total 2025 1945 2429

Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen

201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der

Fachausbildung mitgezaumlhlt

Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH

abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell

entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der

HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die

Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr

den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-

sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-

den

Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-

fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-

ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es

die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-

renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf

Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-

ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe

II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben

Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-

traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die

Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss

zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-

ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen

Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur

Verfuumlgung

44

4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle

41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick

In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-

nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig

ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische

Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf

lokale Besonderheiten zugeschnitten sind

Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik

1 PHBern

2 PH FHNW

3 PHGR

4 PH Luzern

5 PHSG

6 PHSH

7 PHSZ

8 PHTG

9 PH-VS

10 PH Zug

11 PHZH

12 HEP-BEJUNE

13 HEP Vaud

14 S SUPSI-DFA

Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz

Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-

enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-

tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch

an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-

gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden

Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-

terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-

tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt

Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-

lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der

Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-

konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats

gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-

sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann

45

42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle

Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-

gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll

ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber

im Folgenden kurz aufgefuumlhrt

Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-

schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt

des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-

spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-

ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit

einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies

etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH

FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-

ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-

tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium

besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-

PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so

besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt

und HEP-PH FR gewertet

Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der

Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen

immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-

lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich

Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-

turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre

aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-

chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell

von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-

saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen

besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen

Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann

die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-

nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur

Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder

andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE

Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der

Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-

bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-

nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-

sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie

46

gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-

tonsverfassung mit einbezogen

Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische

Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-

ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-

schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-

zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-

rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-

nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur

Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-

und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-

ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-

takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen

Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles

fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR

stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-

schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO

dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im

Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-

geordneten Strukturen problematisch

43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-

versitaumlt

In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach

einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen

Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur

Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung

Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr

Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten

Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD

vom 1 Januar 2002 geregelt

431 Staumlrken und Chancen

Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-

ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-

stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die

ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil

Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-

gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und

paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen

47

allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt

der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-

meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch

im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher

Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone

geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg

waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen

Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr

Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im

Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-

Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als

auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies

ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung

mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-

lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-

studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls

als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-

renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen

Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet

werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-

didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-

nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in

Bern oder Lausanne stattfindet

432 Schwaumlchen und Gefahren

Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II

den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit

Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung

Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein

interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in

Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und

praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-

tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische

Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt

und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren

44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt

Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-

sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-

taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein

48

441 Staumlrken und Chancen

Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen

Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-

der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen

aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland

mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten

laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-

tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig

442 Schwaumlchen und Gefahren

In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen

Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-

dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt

Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu

geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-

personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-

nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche

Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-

setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung

fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-

nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem

Unwort geworden

Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-

lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In

einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches

Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-

toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder

einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-

sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-

te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer

rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-

rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr

eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-

dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem

Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb

des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-

chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere

nutzen moumlchten

49

45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne

In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-

ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-

de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke

Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation

eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische

Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung

Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um

Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert

451 Staumlrken und Chancen

Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-

dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der

HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden

Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot

452 Schwaumlchen und Gefahren

Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar

und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche

Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton

Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der

Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem

im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark

in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen

Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-

le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-

stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation

insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-

operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-

rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders

die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses

Modell wohl besonders schwierig umzusetzen

50

5 Empfehlungen

51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit

Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-

nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status

Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre

Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-

nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde

sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand

bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons

Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-

tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher

Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst

eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein

Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium

vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-

che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige

Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt

der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-

dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu

nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-

nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen

52 Strategische Stossrichtung

Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes

festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung

der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-

meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie

sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-

stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-

ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-

nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status

Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen

Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden

kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts

muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen

Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet

51

Perspektive Strategische Ziele

Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen

Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit

seinen Besonderheiten

Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-

burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten

und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen

Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant

hervorgehoben

Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen

Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)

Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-

kraumlften garantieren

Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen

Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren

Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung

ermoumlglichen

Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-

schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann

Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen

Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-

fuumlgung stellen

Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-

chende Informatikinfrastruktur einrichten

Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen

Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen

Der Hochschule Autonomie gewaumlhren

Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung

53 Modellvorschlag

531 Interinstitutionelles Gremium

Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-

nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist

gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-

schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben

den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)

eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums

(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird

das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist

dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-

pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-

bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung

52

In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-

fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun

Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-

liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten

Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-

den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-

sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-

tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-

rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-

bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-

sammlung) ersetzt werden

Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan

53

Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)

532 Abwaumlgungen

Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-

stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das

Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-

schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure

des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem

Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-

typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-

dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt

aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-

oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-

treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-

ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat

damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-

ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten

Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-

tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden

und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-

gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang

gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen

kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-

ben

Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-

folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die

54

Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig

der finanzielle Druck auf die kleinen PHs

533 Weiteres Vorgehen und Ausblick

Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von

aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich

hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-

schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der

Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-

len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich

lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei

Hauptphasen

Abbildung 26 Prozessgestaltung

Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste

fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit

sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende

laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-

kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer

Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf

dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume

verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-

sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-

den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt

werden

Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen

Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-

naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge

der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue

55

Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf

angepasst der Aussenauftritt konsolidiert

Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen

Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion

um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum

die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-

statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-

faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht

534 Schlussgedanken

Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die

Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen

Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch

konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-

gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt

werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen

Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-

saumltzlich erschwerend

Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-

gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-

finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung

verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so

koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden

Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution

fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht

Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-

promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-

lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-

gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt

Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-

forderlich

56

6 Quellen

61 Literatur

Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter

httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb

Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt

Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle

Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading

House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No

12

Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)

Muumlnchen Vahlen

Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice

(9th ed) Boston McGraw-Hill

Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-

Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson

Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A

Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University

108 (6) 1017-1054

Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational

Researcher 15(2) 4-14

Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion

62 Rechtsgrundlagen

Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-

taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und

Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001

Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-

sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)

Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-

schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom

30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)

Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et

lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001

EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit

Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK

EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der

Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK

57

Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)

Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)

Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg

(SR 101000)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)

Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom

16062016 (LB SR 447710)

Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)

63 Berichte und Stellungnahmen

SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr

Bildungsforschung

Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017

Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave

lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat

de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut

Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg

Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg

13122018

Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute

Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK

httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf

httpwwwcdipchdyn12277php

2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron

PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion

httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf

httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv

onMedienundIKTindenUnterrichtpdf

httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes

Page 14: Prof. Dr. Roman Capaul St. Gallen, 2. April 2019 · guisme est un atout unique qui est mis en avant comme une unique selling proposition (USP - proposition de vente unique). Le bilinguisme

14

2 Kurzvorstellung der untersuchten Institutionen

21 HEP-PH FR

211 Entstehungsgeschichte

Die institutionellen Wurzeln des Kantonalen Lehrerseminars (KLS) liegen in der Schaffung

einer paumldagogischen Abteilung von Freiburgs Ecole cantonale Vorlaumluferin der heutigen Mit-

telschulen die 1849 mit 17 Schuumllern eroumlffnet wird 1859 folgt die Eroumlffnung eines eigenen

Lehrerseminars (Ecole normale) mit 9 Schuumllern in Hauterive Der Deutsch- bzw Zweispra-

chigkeit wird erst ab 1909 mit einer parallelen Organisationseinheit Rechnung getragen Zu-

sammen mit den privaten Lehrerinnenseminaren die von verschiedenen religioumlsen Kongre-

gationen sowie von der staumldtischen Maumldchensekundarschule in Freiburg geleitet werden

existiert eine Vielzahl an Institutionen im Kanton Aufgrund des Uumlberangebots an Lehrper-

sonen wird das Lehrerseminar in Hauterive 1937 geschlossen aber wegen des resultierenden

Lehrermangels 1943 in der Murtengasse in Freiburg wiedereroumlffnet In den fuumlnfziger Jahren

wird das Gebaumlude der Villa Diesbach erstmals erweitert ein weiteres Mal anfangs der sieb-

ziger Jahre 1988 wird das Lehrerseminar restrukturiert Das KLS I bildet Primarlehrperso-

nen aus das KLS II Kindergarten- und Handarbeits- bzw Hauswirtschaftslehrpersonen

Beide Abteilungen umfassen je eine franzoumlsisch- und eine deutschsprachige Einheit

1859 Eroumlffnung des Kantonalen Lehrerseminars (KLS) in Hauterive

1909 Eroumlffnung einer deutschsprachigen Sektion

1936 Schliessung des KLS in Hauterive

1943 Wiedereroumlffnung des KLS in der Murtengasse

1959 Abschluss des Ausbaus der Villa Diesbach

1964 Ende des Internatsobligatoriums

1975 Eintritt der ersten Maumldchen Einweihung des Erweiterungsbaus und Einrichtung des Centre fribourgeois

de documentation peacutedagogique

1988 Schliessung der letzten privaten Kindergaumlrtnerinnenausbildung im Kanton Restrukturierung je ein

Studiengang fuumlr Primar- sowie fuumlr Handarbeits- bzw Hauswirtschaftslehrpersonen

2000 Inkrafttreten des Gesetzes von 1999 uumlber die Paumldagogische Hochschule (PHG)

2003 Verleihung der letzten Diplome des KLS

2005 Diplomanerkennung durch die EDK

2012 Erneuerung der Diplomanerkennung durch die EDK

2016 Inkrafttreten des Gesetzes von 2015 uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg (PHFG)

Abbildung 1 Eckdaten HEP-PH FR

Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR geht es nicht um eine einfache Umwandlung des Lehrer-

seminars Mit dem Inkrafttreten des Gesetzes von 1999 wird de facto eine neue Institution

geschaffen die nicht mehr dem Sekundar- sondern dem Tertiaumlrbereich angehoumlrt und sich

15

innerhalb des Bildungssystems anders positioniert So existieren bis zur Schliessung des

Kantonalen Lehrerseminars 2003 beide Schulen nebeneinander wobei sie sich Raumlumlichkei-

ten und einen Grossteil des Personals teilen

Heute werden an der HEP-PH FR uumlber 400 Personen ausgebildet fast drei Viertel davon

sind franzoumlsischsprachig Das Interesse fuumlr das zweisprachige Diplom (Diplocircme bilingue DiBi)

ist maumlssig obwohl es sich um ein schweizweit einzigartiges Angebot handelt Die Zahlen

zeigen dass in der deutschsprachigen Abteilung die theoretisch uumlber 150 Studienplaumltze ver-

fuumlgt (50 Plaumltze pro Studienjahr) die Kapazitaumlt nicht ausgeschoumlpft werden kann In der fran-

zoumlsischen Abteilung sind im ersten Studienjahr die vorhandenen Plaumltze besetzt Wegen Stu-

dienabbruumlchen in den folgenden Jahren sind aber auch hier die Kapazitaumlten nicht voll ausge-

lastet Insgesamt sind die Kapazitaumlten auf 450 Plaumltze beschraumlnkt

Abbildung 2 Entwicklung der Studierendenzahlen an der HEP-PH FR 201314-201819

212 Rechtsgrundlage

Gesetz vom 21052015 uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg (PHFG)

httpsbdlffrchappdetexts_of_law4331

22 ILLB

221 Entstehungsgeschichte

Mit der Gruumlndung der Universitaumlt im Jahr 1889 geht die Schaffung eines Lehrstuhls fuumlr Pauml-

dagogik einher Erster Inhaber ist Abbeacute Horner ehemals Lehrer am KLS Hauterive und Rek-

tor des Kollegiums St Michael 1907 spricht sich der Staatsrat fuumlr die Schaffung eines Insti-

tuts fuumlr Paumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt aus dessen Realisierung aller-

445 444

470

418 409

270

301 310

282 280

96 80

90 75

61 79

63 70 61 68

0

50

100

150

200

250

300

350

400

450

500

201314 201415 201516 201617 201718

total

franzoumlsischsprachig

deutschsprachig

zweisprachiges Diplom

16

dings auf sich warten laumlsst Das Institut verfuumlgt anfangs weder uumlber eigene Raumlumlichkeiten

noch uumlber ein spezifisches Budget es geht vor allem darum entsprechend den Trends auf

nationaler und internationaler Ebene einen Lehrstuhl fuumlr experimentelle Psychologie in Frei-

burg zu implementieren und diesen in einem Zentrum fuumlr katholische Paumldagogik zu veran-

kern Als sich das KLS 1909 um eine deutschsprachige Abteilung erweitert werden auch an

der Universitaumlt entsprechende Bemuumlhungen unternommen in der Bestrebung die Lehrper-

sonenausbildung auf Primarstufe ebenfalls in die Universitaumlt zu integrieren

Mit dem Abgang des Institutsdirektors und Inhabers des Lehrstuhls fuumlr Paumldagogik 1909 ha-

ben sich diese Bestrebungen verloren Sein Nachfolger besetzt nur den Lehrstuhl nicht aber

die Direktion des Instituts Durch diese Vakanz und die schwierige Wirtschaftslage infolge

des 1 Weltkriegs wird das Wachstum des Instituts stark gehemmt 1919 erklaumlrt Georges Py-

thon die finanzielle Lage verunmoumlgliche ein Funktionieren des Instituts

Anfang der 1930er Jahre gewinnt die Freiburger Paumldagogik dank der Dynamik in der Son-

derpaumldagogik wieder an Aufwind und die Arbeit des Instituts wird wiederaufgenommen

Der Benediktinerkonvent von Einsiedeln fragt nach Lehrveranstaltungen fuumlr gymnasiale

Paumldagogik und praktischen Uumlbungen fuumlr die deutsche Sprache fuumlr die zukuumlnftigen Lehrper-

sonen der Klosterschule Die Erziehungsdirektion verlangt deshalb von der Philosophischen

Fakultaumlt die Anpassung ihres Reglements an die Ausbildung von Gymnasiallehrpersonen

1932 wird das Institut in zwei sprachliche Abteilungen unterteilt

1889 Gruumlndung der Universitaumlt Lehrstuhl fuumlr Paumldagogik

1907 Eroumlffnung eines Instituts fuumlr Paumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt

1909 Erste Angebote fuumlr deutschsprachige Studierende Voruumlbergehende Unterbrechung der Arbeit des Insti-

tuts

1932 Beginn der Ausbildung von Gymnasiallehrpersonen Eroumlffnung einer deutschsprachigen Abteilung

1934 Eroumlffnung eines Heilpaumldagogischen Seminars

1947 Offizielle Schaffung des Instituts fuumlr Paumldagogik Heilpaumldagogik und Angewandte Psychologie

1966 Losloumlsung der Heilpaumldagogik

1973 Losloumlsung der Angewandten Psychologie

1983 Lehrerbildungsreform Abloumlsung des franzoumlsischsprachigen Instituts vom deutschsprachigen Bezug der

Raumlumlichkeiten in Regina Mundi

1984 Losloumlsung der Sozialarbeit

1995 Angliederung des SFM an den Lehrstuhl fuumlr Paumldagogik

1998 Lehrerbildung wird unter die Verantwortung des Departements fuumlr Erziehungswissenschaften gestellt

2004 Lehrerbildung wird an der Philosophischen Fakultaumlt angesiedelt

2016 Gruumlndung des ILLB

Abbildung 3 Eckdaten ILLB

Erst 1947 wird durch einen Beschluss des Staatsrats offiziell ein Institut fuumlr Paumldagogik Heil-

paumldagogik und angewandte Psychologie gegruumlndet Es besteht aus drei Abteilungen allge-

17

meine Paumldagogik fuumlr die Ausbildung der Lehrpersonen auf Sekundarstufe Sonderpaumldago-

gik fuumlr die Ausbildung von Sozialpaumldagogen sowie angewandte Psychologie fuumlr die Ausbil-

dung von Schulpsychologen und Berufsberatern 1983 wird mit der Realisierung der Lehrer-

bildungsreform das franzoumlsischsprachige Institut vom deutschsprachigen geloumlst Im selben

Jahr beziehen das Departement fuumlr Erziehungswissenschaften das Departement fuumlr Psycho-

logie sowie die beiden Zentren fuumlr Lehrpersonenbildung CERF und ZELF ihre Raumlumlichkei-

ten im Gebaumlude Regina Mundi Die franzoumlsischsprachige Lehrerbildung wird in einem inter-

fakultaumlren bdquoService de la formation des maicirctresraquo SFM zusammengefasst der 1995 dem Lehr-

stuhl fuumlr Paumldagogik angegliedert wird Im deutschsprachigen Bereich wird noch weiter mit

getrennten Abteilungen Sek I und Sek II gearbeitet 2016 wurde das ILLB mit den heutigen

Strukturen und drei zusaumltzlichen Lehrstuumlhlen gegruumlndet

Heute besuchen uumlber 600 Personen eine Ausbildung am ILLB Aufgrund der Aufnahmebe-

schraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Ausbildung fuumlr das Lehramt auf Sekundarstufe II

(DEEM) geht die deutliche Zunahme der Studierendenzahlen des ILLB in den letzten Jahren

hauptsaumlchlich auf den Anstieg in der Studienrichtung Lehrdiplom auf Sekundarstufe I (LDS

I bzw DAES I) zuruumlck

Abbildung 4 Entwicklung der Studierendenzahlen am ILLB 201314-201718

222 Rechtsgrundlagen

- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt

httpswww3unifrchappslegaldedocument454827

570 586 599

636 663

231 243 252 254 253

147 140 147 160 182

125 132 137 154 166

67 71 63 68 62

0

100

200

300

400

500

600

700

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

Total

DAES I amp LDS I (Bachelor)

DAES I amp LDS I (Master)

DEEM

LDM

18

- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument274463

- Statuten vom 8 Maumlrz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146

- Statuten vom 16 Juni 2016 des Departements fuumlr Erziehungs- und Bildungswissen-

schaften der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument276395

- Statuten vom 16 Juni 2016 des Instituts fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die

Sekundarstufen (ILLB)

httpswww3unifrchappslegaldedocument276424

- Reglement vom 16 Juni 2016 des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr

die Sekundarstufen (BLB)

httpswww3unifrchappslegaldedocument276426

23 Departement fuumlr Sonderpaumldagogik

231 Entstehungsgeschichte

Nach der Gruumlndung des ersten heilpaumldagogischen Ausbildungsinstituts in Zuumlrich 1924

moumlchte der bdquoSchweizerische Caritas-Verbandldquo ein katholisches Pendant in Freiburg schaffen

In den 1930er Jahren unterzeichnen interessierte Instanzen eine nationale Vereinbarung fuumlr

die Schaffung von drei Ausbildungsstaumltten fuumlr Sonderpaumldagogik in Freiburg Genf und Zuuml-

rich 1934 wird innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt das Heilpaumldagogische Seminar Frei-

burg eroumlffnet als unabhaumlngige Abteilung des Instituts fuumlr Paumldagogik In seinen Anfaumlngen ist

das Heilpaumldagogische Seminar rein deutschsprachig Erst mit der Ernennung eines franzouml-

sischsprachigen Ordinarius im Jahr 1984 nimmt die Anzahl der Studierenden aus der West-

schweiz zu

1945 bleibt der Lehrstuhl des Heilpaumldagogischen Seminars infolge der Wirren des 2 Welt-

kriegs vakant Im Herbst 1946 wird er wiederbesetzt und das Seminar nimmt seine Taumltigkei-

ten wieder auf 1951 wird das Seminar in ein Institut umgewandelt bleibt aber gleichzeitig

Teil des uumlbergeordneten Instituts fuumlr Paumldagogik Im selben Jahr wird auf Wunsch des Erzie-

hungsdirektors die bdquoHeilpaumldagogisch-psychiatrische Poliklinikldquo eroumlffnet Die beiden Institu-

tionen haben getrennte Verwaltungen und Buchhaltungen arbeiten aber aufs engste zu-

sammen

Wegen der stetigen Zunahme der Studierendenzahlen ist das Heilpaumldagogische Institut zu-

nehmend mit Raumproblemen konfrontiert Da der Kanton den wachsenden Beduumlrfnissen

des Instituts nicht Folge leisten kann wird 1958 der Verein Curatorium gegruumlndet 1960 wird

dem Institut das Gebaumlude in der Kanisiusgasse 21 Eigentum des Curatorium zur Verfuumlgung

gestellt Tatsaumlchlich ist die Anzahl der Studierenden von der Wiedereroumlffnung des Seminars

19

1946 bis zum Studienjahr 196970 von 6 auf 451 angewachsen Rund 15 der Studierenden

der Universitaumlt und 45 der Studierenden der Philosophischen Fakultaumlt sind am Heilpaumlda-

gogischen Institut eingeschrieben Eine Studie von 1968 gibt an dass uumlber die Haumllfte aller

kantonalen Schulpsychologen in Freiburg ausgebildet worden sind Auch die Entwicklung

der Sozialversicherungen generiert ein wachsendes Beduumlrfnis an im Sozialbereich ausgebil-

deten Personen und das Institut fuumlr Heilpaumldagogik kann sich als privilegierter Gespraumlchs-

partner des Bundes profilieren

Da Status und Finanzierung der Poliklinik problematisch sind wird sie 1987 nach Inkrafttre-

ten des Schulgesetzes in das bdquoHeilpaumldagogische Zentrumldquo umgewandelt das sich in das

bdquoHeilpaumldagogischen Universitaumltszentrumldquo und den bdquoRegionalen Dienst fuumlr Schulpsycholo-

gie und Logopaumldieldquo gliedert Der Verein Curatorium gruumlndet seinerseits 1990 die Stiftung

Heilpaumldagogisches Zentrum 2018 wird die Entscheidung das Curatorium aufzuloumlsen ge-

troffen und das Gebaumlude geht in den Besitz der Stiftung uumlber 1999 wird innerhalb der Phi-

losophischen Fakultaumlt das Departement fuumlr Sonderpaumldagogik gegruumlndet dem das Heilpauml-

dagogische Institut angegliedert wird Die Anzahl der Studierenden steigt weiter an 2017

werden am DSP 953 Studierende ausgebildet

1934 Eroumlffnung des Heilpaumldagogischen Seminars

1945 Vakanz des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik

1946 Wiederbesetzung des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik

1951 Umwandlung des Heilpaumldagogischen Seminars in ein Institut Eroumlffnung der Heilpaumldagogisch-

psychiatrischen Poliklinik

1958 Gruumlndung des Vereins Curatorium

1960 Bezug des Gebaumludes in der Kanisiusgasse

1966 Trennung der Heilpaumldagogik von der Allgemeinen Paumldagogik in ein autonomes Institut

1987 Umwandlung der Poliklinik in das Heilpaumldagogische Zentrum

1990 Gruumlndung der Stiftung Heilpaumldagogisches Zentrum durch den Verein Curatorium

1999 Gruumlndung des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt

2018 Entscheidung zur Aufloumlsung des Vereins Curatorium

Abbildung 5 Eckdaten Departement fuumlr Sonderpaumldagogik

20

Abbildung 6 Entwicklung der Studierendenzahlen am DSP 201314-201718

232 Rechtsgrundlagen

- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt

httpswww3unifrchappslegaldedocument454827

- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument274463

- Statuten vom 8 Marz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146

- Statuten vom 10 April 2014 des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik

httpswww3unifrchappslegaldedocument276391

- Statuten vom 10 April 2014 des Heilpaumldagogischen Instituts der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument276407

475 443 451 463

481

35 35 34 42 54

344 371 373

399 379

27 31 33 26 24

881 880 891 930 938

0

100

200

300

400

500

600

700

800

900

1000

2013 2014 2015 2016 2017

BA in Klinischer Heilpaumldagogik und Sozialpaumldagogik Sonderpaumldagogik Logopaumldie

MA in Sonderpaumldagogik

MA in Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik

Doktorat

Total

21

3 Erkenntnisse aus den Gespraumlchen und Dokumenten

31 Bisherige Studien

Die aktuellen Problemfelder in der Freiburger Lehrpersonenbildung sind keine neue Er-

scheinung Die institutionelle Zerstuumlckelung hat schon immer bestanden und Probleme ge-

neriert Es haben deshalb bereits verschiedene Analysen stattgefunden die die Probleme

durchaus erkannt und benannt haben Loumlsungen wurden aber nur ansatzweise in Angriff

genommen Ein Grundsatzentscheid zur Zusammenlegung der Ausbildungsstaumltten wurde

nie getroffen

Zu Anfang handelte es sich um strukturelle und personelle Fragen in der Lehrpersonenbil-

dung innerhalb der Universitaumlt Aufgrund interner Probleme in der franzoumlsischsprachigen

Abteilung hat die Erziehungsdirektion 2006 den ehemaligen Vorsteher des Amtes fuumlr Uni-

versitaumltsfragen mit einer laquomission drsquoeacutevaluation de meacutediation et de propositionsraquo betraut

Infolge seines Berichts wurde eine Reihe von strukturellen organisationellen paumldagogischen

und personalen Massnahmen beschlossen fuumlr deren Umsetzung und Begleitung die Univer-

sitaumlt erneut den ehemaligen Amtsvorsteher beauftragt hat Aus diesen Massnahmen resul-

tierte insbesondere die Schaffung des Centre drsquoenseignement et de recherche pour la formation agrave

lrsquoenseignement au secondaire (CERF)

Ende 2007 wurde die Analysetaumltigkeit auf die Lehrpersonenbildung insgesamt ausgeweitet

Der Lenkungsausschuss der Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und

der HEP-PH FR hat festgestellt dass die Zusammenarbeit zwischen den beiden Institutionen

intensiviert werden muss Das Rektorat der Universitaumlt hat daraufhin eine Arbeitsgruppe

laquoLehrerbildung an der Universitaumlt Freiburg laquomit Vertretern des CERF der deutschsprachi-

gen Lehrpersonenbildung (LDS I amp II Vorlaumlufer des ZELF) der HEP-PH FR der EKSD und

des Rektorats mit der Analyse von vier konkreten Fragen betraut Drei davon betreffen die

Organisation der Lehrpersonenbildung im Kanton und innerhalb der Universitaumlt (Beziehun-

gen zwischen Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und der HEP-PH FR Beziehungen

zwischen der Lehrpersonenbildung und dem Departement fuumlr Erziehungswissenschaften

strukturelle Trennung der franzoumlsisch- und der deutschsprachigen Lehrerbildung) die vierte

die Ressourcen uumlber die die Lehrpersonenbildung innerhalb der Universitaumlt verfuumlgte In

ihrem Bericht vom 26 Februar 2009 zuhanden des Rektorats hat die Arbeitsgruppe nach der

Analyse der Fragen jeweils Empfehlungen zur Verbesserung der festgestellten Probleme

abgegeben

Was die Frage der Beziehungen zwischen der Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und

der HEP-PH FR betrifft hat sich die wesentliche Feststellung bis heute nicht veraumlndert laquo(hellip)

la seacuteparation de lrsquoensemble de la formation des enseignants agrave Fribourg en plusieurs uniteacutes

distinctes affaiblit assureacutement la position de la formation des enseignants fribourgeois dans

le contexte national Un rapprochement progressif (hellip) creacutedibiliserait la place de Fribourg

comme lieu de formation drsquoenseignantsraquo Als Loumlsung hat die Arbeitsgruppe die Schaffung

eines interinstitutionellen Instituts fuumlr Lehrpersonenbildung empfohlen analog zum Institut

22

fuumlr Mehrsprachigkeit ohne jedoch die bestehenden Strukturen zu fusionieren Das neu zu

schaffende Institut waumlre zustaumlndig fuumlr die strategische Planung das Qualitaumltsmanagement

sowie die Foumlrderung und Aufwertung der Lehrpersonenbildung im Kanton Auch die In-

tegration der sonderpaumldagogischen Ausbildungen ndash die allerdings in der Arbeitsgruppe

nicht vertreten waren ndash in dieses Institut wurde als wuumlnschenswert erachtet

Das Rektorat der Universitaumlt hat den Bericht an die Erziehungsdirektion weitergeleitet Die

damalige Direktorin hat den Vorschlag der Schaffung eines interinstitutionellen Instituts

prinzipiell gutgeheissen und das Rektorat der Universitaumlt und die Direktion der HEP-PH FR

beauftragt die konkrete Umsetzung dieses Vorschlags zu studieren Das Mandat verlangte

zwei Teilberichte Der erste sollte die verschiedenen Varianten eines interinstitutionellen

Instituts sowie eine erste Schaumltzung der Transformationskosten enthalten der zweite eine

juristische Abklaumlrung der gewaumlhlten Variante insbesondere in Bezug auf deren strukturelle

personelle und finanzielle Auswirkungen

Der erste Teilbericht vom 19 Januar 2010 basiert auf derselben Feststellung wie derjenige der

Arbeitsgruppe des Rektorats laquo(hellip) la formation fribourgeoise des enseignant-e-s repose au-

jourdrsquohui sur une structure jugeacutee trop complexe et sous-doteacutee en ressources pour assurer agrave

long terme une formation compeacutetitive et de qualiteacute par rapport aux HEP et universiteacutes voi-

sines eu eacutegard agrave lrsquoaccroissement des exigences fixeacutees par la CDIPraquo Was jedoch die moumlgli-

chen Varianten anging schienen den Autoren des Berichts nicht alle in gleichem Masse laquoju-

dicieuses et pertinentes pour la place fribourgeoise agrave lrsquoheure actuelleraquo Da die HEP-PH FR als

Bildungsstaumltte des Tertiaumlrbereichs noch jung und die Lehrpersonenbildung an der Universi-

taumlt strukturell wenig etabliert war wurden die beiden Fusionsvarianten (Integration des ge-

samten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR in die Universitaumlt und umgekehrt) als nicht

umsetzbar erachtet die Variante der Integration in die HEP-PH wurde gar nicht erst analy-

siert Wie bereits im Bericht des Rektorats wurde auch hier argumentiert die Integration der

HEP-PH FR in die Universitaumlt wuumlrde den Kanton seinen Einfluss auf die Zulassung und die

Studienplaumlne kosten diejenige des berufspraktischen Ausbildungsteils der Universitaumlt in die

HEP-PH FR einen Teil seiner Studierenden aus anderen Kantonen Es wurde aber notabene

auch die Beibehaltung der aktuellen Situation ausgeschlossen Somit konzentrierte sich die

Analyse wie von der Arbeitsgruppe des Rektorats empfohlen auf das Modell einer laquointerin-

stitutionellen Koordinationsstrukturraquo Tatsaumlchlich war die Schaffung eines gemeinsamen

Bildungs- und Kompetenzzentrums bereits im damals geltenden Gesetz uumlber die Paumldagogi-

sche Hochschule (PHG) von 1999 vorgesehen (Art 5 Abs 2) Aus juristischer Sicht kam diese

Variante also der Umsetzung eines Gesetzesartikels gleich der keine grundlegenden Aumlnde-

rungen der internen Strukturen der bestehenden Rechtstexte und Ausbildungsprogramme

nach sich ziehen wuumlrde Der entsprechende Gesetzesartikel wurde nicht in das neue Gesetz

von 2015 (PHFG) aufgenommen die heute geltenden Bestimmungen uumlber die Zusammenar-

beit zwischen HEP-PH FR und Universitaumlt beschraumlnken sich auf die Zusammenarbeitsver-

einbarung

23

Der zweite Teilbericht vom 31 Mai 2010 nimmt infolge von Diskussionen der Arbeitsgruppe

mit der Direktorin der EKSD dem Rektorat der Universitaumlt und der Direktion der HEP-PH

FR uumlber die Resultate des ersten Teilberichts die beiden Fusionsvarianten wieder auf Da die

Variante laquointerinstitutionelles Institutraquo die Entscheidungsstrukturen nicht vereinfachen

sondern im Gegenteil zusaumltzlich erschweren wuumlrde hat sich die Arbeitsgruppe nach einem

Vergleich der drei Varianten letztendlich fuumlr diejenige der Integration in die Universitaumlt aus-

gesprochen Anfang 2011 hat die Direktorin der EKSD dennoch entschieden dass es fuumlr die

Umsetzung der einen oder anderen Variante zu fruumlh sei insbesondere die Revision des Ge-

setzes uumlber die HEP-PH FR muumlsse vorher abgeschlossen werden Gleichzeitig hat sie den

Rektor der Universitaumlt gebeten unmittelbar Arbeiten zur Staumlrkung der bestehenden internen

Strukturen aufzunehmen um eine bessere Fuumlhrung der universitaumlren Lehrpersonenbildung

zu gewaumlhrleisten Die erwaumlhnte Gesetzesrevision hat schliesslich zum heutigen Gesetz uumlber

die HEP-PH FR (PHFG in Kraft seit 2016) mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit die Reorganisa-

tion der universitaumlren Strukturen zum neu geschaffenen ILLB mit den beiden Zentren CERF

und ZELF gefuumlhrt

Sowohl inner- als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen hat sich die Situation fast ein Jahr-

zehnt nach Erscheinen des zweiten Teilberichts derart grundlegend veraumlndert dass nicht

mehr auf dieser bisherigen Studie aufgebaut werden kann Zwar liefert sie interessante In-

formationen zur ehemaligen Funktionsweise der beiden Institutionen die Position der Uni-

versitaumlt und der HEP-PH FR innerhalb der Hochschullandschaft Schweiz ist aber heute nicht

zuletzt aufgrund der Restrukturierung des gesamten Hochschulwesens infolge des Hoch-

schulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetztes (HFKG in Kraft seit 2015) nicht mehr mit der-

jenigen von 2010 vergleichbar Wichtigste Erkenntnis der bisherigen Analysen bleibt damit

die Feststellung dass die Kraumlfte gebuumlndelt werden und der fragmentierten Organisation der

Freiburger Lehrpersonenbildung dringend ein Ende bereitet werden muss

32 Paumldagogische Elemente

Schulen und Bildungsorganisationen stehen als offene Systeme unter dem Einfluss der Ent-

wicklungen ihres Umfelds Deshalb ist es wichtig diese Entwicklungen und deren Relevanz

fuumlr die Konzeption und die Steuerung des Schulwesens zu beleuchten Dieses Kapitel hebt

einige im vorliegenden Kontext relevante Entwicklungen hervor Es erhebt dabei keinen An-

spruch auf Vollstaumlndigkeit sondern will anhand aktueller Beispiele die Wechselwirkung

zwischen gesellschaftlichem Wandel und paumldagogischen Konzepten aufzeigen

321 Exkurs Rahmenkonzept fuumlr eine Lehrpersonenbildung

Die Lehrpersonenbildung soll Studierenden auf die hohen Anforderungen im Berufsfeld

vorbereiten Als Orientierungsrahmen und Erklaumlrungshilfe fuumlr die Konzeption der Aus- und

Weiterbildung von Lehrpersonen kann das PCK-Modell (Pedagogical Content Knowledge) von

Shulmann (1986) dienen Das Modell besagt dass Lehrpersonen sowohl uumlber inhaltliches

paumldagogisches und fachdidaktisches Wissen verfuumlgen muumlssen und macht gleichzeitig die

24

hohen Anforderungen deutlich die an die Dozierenden in der Lehrerausbildung gestellt

werden

- Content Knowledge Das inhaltliche Wissen bezieht sich auf die fachwissenschaftlichen As-

pekte des Unterrichts die mit einer Klasse erarbeitet werden

- Pedagogical Knowledge Paumldagogisches Wissen umfasst das Wissen und Koumlnnen wie eine

Klasse zu unterrichten ist (Methodik und Allgemeindidaktik)

- Pedagogical Content Knowledge Die Schnittmenge dieser beiden ersten Dimensionen fuumlhrt

zu fachdidaktischem Wissen und Koumlnnen Es geht darum wie bestimmte Inhalte fachspe-

zifisch oder -uumlbergreifend unterrichtet werden sollen Die Relevanz dieser Fachdidaktik

wird von mehreren Gespraumlchspartnern sehr deutlich hervorgehoben Der Theorie-Praxis

Bezug ist in der Lehrerbildung sehr wichtig

In Freiburg werden alle drei Wissensbereiche an beiden Institutionen angeboten fuumlr die

Primarstufe an der HEP-PH FR fuumlr die Sekundarstufe I und II und die Sonderpaumldagogik an

der Universitaumlt Waumlhrend eine Aufteilung fuumlr das Content Knowledge und bis zu einem be-

stimmten Grad auch fuumlr das Pedagogical Content Knowledge Sinn machen mag sind insbeson-

dere im Bereich des Pedagogical Knowledge zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien vorhan-

den von denen aber keinerlei Gebrauch gemacht wird

Zur dieser inhaltlichen Komplexitaumlt kommt in Freiburg die zusaumltzliche Schwierigkeit dass

die Lehrpersonenbildung fuumlr die obligatorische Schule zwei verschiedenen Lehrplankonzep-

ten Rechnung tragen muss In der Deutschschweiz werden kuumlnftige Lehrpersonen auf den

Lehrplan 21 in der Westschweiz auf den Plan drsquoeacutetudes romand (PER) vorbereitet Beide Lehr-

plaumlne streben Kohaumlrenz uumlber alle obligatorischen Schuljahre hinweg an Auf der Sekundar-

stufe sind den beiden Lehrplankonzepten aber zT andersartige Paradigmen zugrundgelegt

Dies zeigt sich zum Beispiel im Fach Geschichte Die Gestaltung der Lehrpraktika ist im

franzoumlsischsprachigen Teil Freiburgs fuumlr die Sekundarstufe II anders als im deutschsprachi-

gen Die Freiburger Lehrpersonenbildung muss sich also an zwei verschiedenen Rahmen-

konzepten orientieren

322 Kantonales Sprachenkonzept

Aufgrund der Globalisierung wird unsere Gesellschaft multikultureller Die Sensibilitaumlt fuumlr

andere Kulturen und Sprachen wird fuumlr das Zusammenleben und die gesellschaftliche Ko-

haumlsion immer relevanter Entsprechend wichtig wird der Erwerb von Fremdsprachen Neben

der Landessprache sprechen viele Kinder zuhause eine andere Sprache Im Kanton Freiburg

gilt gemaumlss dem verfassungsrechtlichen Territorialitaumltsprinzip der Grundsatz dass die Un-

terrichtssprache der Amtssprache der Gemeinde oder der Gemeinden die den Schulkreis

bilden entspricht Gleichzeitig ist aber sowohl in der Kantonsverfassung und expliziter auch

in den letzten Regierungsprogrammen vorgesehen den Austausch und das Sprachenlernen

zu foumlrdern

25

Dazu hat die EKSD 2010 ein kantonales Konzept fuumlr den Sprachenunterricht erarbeitet Zwei

Vorschlaumlge des Konzepts beziehen sich auf den Immersionsunterricht Es handelt sich dabei

um den Unterricht eines Sachfaches (zB Geschichte) in der jeweiligen Partnersprache

Hauptziel bleibt das Erreichen von fachlichen Kompetenzen die Sprache steht nicht im Mit-

telpunkt Mittlerweile verzeichnen Projekte zum Immersionsunterricht in der obligatori-

schen Schule des Kantons eine starke Zunahme Zum Schuljahresbeginn 201819 wurden in

18 Orientierungsschulen und 9 Primarschulen und damit in insgesamt uumlber 100 Klassen Im-

mersionsprojekte angekuumlndigt Lehrpersonen die sich fuumlr ein Immersionsprojekt engagie-

ren werden begleitet und koumlnnen vom entsprechenden und laufend erweiterten Weiterbil-

dungsangebot an der HEP-PH FR profitieren Bereits in der Grundausbildung werden die

wichtigsten didaktischen Konzepte im Bereich des Immersionsunterrichts unterrichtet Fuumlr

die bereits aktiven Lehrpersonen hat die HEP-PH FR neu einen CAS zum Thema bilingualer

immersiver Unterricht in Planung Zudem absolvieren auch die Studierenden der einspra-

chigen Ausbildung der HEP-PH einen Teil ihrer Ausbildung in der Partnersprache

Auch auf Mittelschulebene hat der Immersionsunterricht an Bedeutung gewonnen sowohl

im Kanton Freiburg als auch gesamtschweizerisch In Freiburg koumlnnen saumlmtliche Bildungs-

gaumlnge der Schulen der Sekundarstufe II mit einer zweisprachigen Maturitaumlt Deutsch-

Franzoumlsisch abgeschlossen werden Im Schuljahr 201819 besuchen rund 28 der Freiburger

Gymnasiasten diesen Unterricht der zur zweisprachigen Maturitaumlt fuumlhrt Gesamtschweize-

risch ist die Kombination Deutsch-Englisch am haumlufigsten

Auch an der Universitaumlt Freiburg kann das LDM zweisprachig abgeschlossen werden Eine

Kompetenzstelle fuumlr die Immersionsdidaktik fehlt aber

In diesem Zusammenhang ist auch das Institut fuumlr Mehrsprachigkeit zu erwaumlhnen das 2008 als

gemeinsames Institut der Universitaumlt Freiburg und der Paumldagogischen Hochschule Freiburg

gegruumlndet wurde Es fuumlhrt das Wissenschaftliche Kompetenzzentrum fuumlr Mehrsprachigkeit

(KFM) des Bundes das auf der Grundlage des Sprachengesetzes und der Sprachenverord-

nung von der Schweizerischen Eidgenossenschaft finanziert wird Zu den Aufgaben des In-

stituts gehoumlren die Durchfuumlhrung von Forschungsprojekten im Bereich der Mehrsprachig-

keit die Unterstuumltzung der Lehre auf allen Stufen die Zusammenarbeit mit verschiedenen

Akteuren auf regionaler nationaler und internationaler Ebene die Verbreitung der erworbe-

nen Kenntnisse in Wissenschaft und Gesellschaft und die Durchfuumlhrung von wissenschaftli-

chen Veranstaltungen Aktuell ist die HEP-PH FR gemeinsam mit dem Institut fuumlr Mehr-

sprachigkeit und der Universitaumlt Freiburg im Rahmen des von swissuniversities lancierten

und vom Bund finanzierten Programms P-09 laquoAufbau der wissenschaftlichen Kompetenzen

und Fachdidaktikenraquo fuumlr den Aufbau des Fachdidaktikzentrums Fremdsprachen (Centre de

didactique des langues eacutetrangegraveres CeDiLE) als Leading House zustaumlndig

Durch die besondere Lage des Kantons Freiburg auf der Sprachgrenze bietet sich die Chance

die Zweisprachigkeit in der Lehrpersonenbildung und in den Schulen zu nutzen Die Kanto-

ne Bern und Wallis pflegen die Zweisprachigkeit zwar auch aber mit zwei PH-Standorten

In Freiburg kann die Zweisprachigkeit unter einem Dach gelebt werden was eine attraktive

26

Profilierungsmoumlglichkeit ist Mittels einer kohaumlrenten und stufenuumlbergreifenden Strategie

koumlnnte die kantonale Lehrpersonenbildung das Thema Mehrsprachigkeit und Immersions-

didaktik als Freiburger USP herausarbeiten und sich auf nationaler und internationaler Ebe-

ne profilieren

323 Inklusion

Die Volksschule von heute ist eine integrative Schule Statt einzelne Kinder mit besonderem

Foumlrderbedarf in Sonderschulen oder -klassen zu unterrichten sollen moumlglichst alle gemein-

sam Regelklassen besuchen Grundlage fuumlr den integrativen Unterricht bilden das Behinder-

tengleichstellungsgesetz und die 2008 eingefuumlhrte Neugestaltung des Finanzausgleichs und

der Aufgabenteilung Seither sind die Kantone fuumlr die Sonderpaumldagogik zustaumlndig Zur Ko-

ordination der Aufgaben haben die Kantone unter der Federfuumlhrung der EDK das 2011 in

Kraft getretene Sonderpaumldagogik-Konkordat erarbeitet

Fuumlr die Foumlrderung der Kinder mit speziellem Foumlrderbedarf sind in der Regel schulische

Heilpaumldagogen zustaumlndig Sie erstellen in Absprache mit der Lehrperson individuelle Foumlr-

derplaumlne Die Heilpaumldagogen sind oft nur fuumlr einzelne Lektionen im Schulzimmer um das

Kind zu betreuen es gibt aber auch Formen von Teamteaching bei denen Lehrpersonen und

Heilpaumldagogen gemeinsam alle Kinder betreuen Fuumlr eine gute Zusammenarbeit muumlssen die

Rollen geklaumlrt und der Bildungsauftrag der Regelschule verstanden werden Heilpaumldagogen

benoumltigen ein Grundverstaumlndnis fuumlr die Lehrertaumltigkeit und Lehrpersonen der Regelklassen

ein Grundverstaumlndnis uumlber Behinderungsaspekte Die Vermittlung dieses gegenseitigen

Grundverstaumlndnisses sollte in die Grundausbildung sowohl der Volksschullehrer als auch

der Heilpaumldagogen mit einbezogen werden Dies ist heute allerdings nicht der Fall in den

Gespraumlchen wird seitens der HEP-PH FR und des ILLB der fehlende institutionalisierte Aus-

tausch mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik bemaumlngelt

324 Digitalisierung

Computer Internet und Smartphone durchdringen den Alltag immer staumlrker Die Schulen

haben sich auf verschiedene Arten mit dieser Digitalisierung auseinanderzusetzen Die neu-

en technologischen Moumlglichkeiten sind in der Lehrerbildung und in den Schulen paumldago-

gisch sinnvoll zu nutzen Allerdings erfordern die technologischen Lehrmittel Investitionen

in Infrastruktur und Datensicherheit und den Einsatz von Fachpersonen mit Spezialwissen

in verschiedensten Funktionsbereichen Zur Illustration dieser zusaumltzlichen Dimension in

der Lehrpersonenbildung haben Mishra und Koehler (2006) das oben vorgestellte PCK-

Modell um den Aspekt der digitalen Medien erweitert was zum vierdimensionalen TPCK-

Modell fuumlhrt

1 Technology Knowledge Wie koumlnnen Lehrpersonen digitale Medien fuumlr sich selbst nutzen

In dieser Dimension stehen das Wissen und die Fertigkeiten des eigenen Umgangs mit

digitalen Medien im Vordergrund

27

2 Technological Pedagogical Knowledge Welche Chancen und welchen Nutzen koumlnnen digitale

Medien im Unterricht aufweisen Hier geht es um generelle Fragen der Unterrichtsgestal-

tung im Sinne der Allgemeindidaktik

3 Technological Content Knowledge Inwiefern vermag die Digitalisierung den fachwissen-

schaftlichen Inhalt zu veraumlndern Welche Bedeutung haben digitale Medien fuumlr das jewei-

lige Fach

4 Technological Pedagogical Content Knowledge Wie lassen sich Unterrichtsinhalte anhand von

digitalen Medien sinnvoll unterrichten Wie koumlnnen digitale Medien den Lernprozess in

den jeweiligen Faumlchern unterstuumltzen

Abbildung 7 TPCK-Modell von Mishra und Koehler (2006) basierend auf Shulmann (1986)

Um dieser neuen Anforderung im Bildungswesen zu begegnen haben sowohl die EDK als

auch die CIIP 2018 eine Strategie bzw einen Aktionsplan fuumlr den Umgang mit dem Wandel

durch Digitalisierung definiert mittels derer die Kantone sich auf Ziele und prioritaumlre Berei-

che der digitalen Bildung einigen Im Kanton Freiburg hat der Staatsrat dem Grossrat bereits

2001 ein Globalkonzept der Integration der Informations- und Kommunikationstechnologie

in den Unterricht in allen Schulstufen unterbreitet 2001 wurde die Fachstelle fri-tic gegruumln-

det uumlber die seither saumlmtlichen Lehrpersonen mehr als 140 in den Schulen taumltige IKT-

Ansprechpersonen sowie Ausbildner fuumlr Lehrpersonen im Bereich IKT geschult wurden Des

Weiteren stellt sie Schulbehoumlrden Schulen Lehrpersonen und Lernenden Leistungen und

Beratungen im Zusammenhang mit Medien und IKT zur Verfuumlgung und foumlrdert gleichzeitig

eine kritische Auseinandersetzung mit den neuen Medien und Technologien 2017 hat der

Staatsrat ein kantonales Konzept fuumlr die Integration von Medien und IKT in der obligatori-

schen und nachobligatorischen Schule in der Berufsbildung und im Sonderschulunterricht

genehmigt Es soll ein neues Fuumlhrungssystem definieren die Steuerungsstrukturen klaumlren

Synergien ermitteln und eine gemeinsame Vision entwickeln die die Kohaumlrenz der verschie-

denen Unterrichts- und Bildungsaumlmter Aus- und Weiterbildungen fuumlr Lehrpersonen Infor-

matikprojekten des Staates und Unterrichts-Lernpraxis an den Schulen zum Ziel hat Inner-

halb der EKSD wurde das Buumlro Medien und IKT geschaffen das als Steuerungsorgan der

28

EKSD die Aufgabe hat dieses Globalkonzept fuumlr den Zeitraum 2017 bis 2021 zu erarbeiten

umzusetzen und zu evaluieren

Im Schuljahr 201920 werden durch den Lehrplan 21 die Lernziele im Bereich von Medien

und Informatik fuumlr die deutschsprachige obligatorische Schule festgelegt und in den Frei-

burger Gymnasien wird Informatik als obligatorisches Fach eingefuumlhrt Eine diesbezuumlgliche

Uumlberarbeitung des PER fuumlr den franzoumlsischen obligatorischen Unterricht ist ebenfalls be-

schlossen Diese flaumlchendeckende Einfuumlhrung eines neuen Faches einerseits und neuer fauml-

cheruumlbergreifender technologischer Unterrichtsmaterialen andererseits erfordert eine ent-

sprechende Anpassung der Studienprogramme in der Lehrpersonenausbildung Die HEP-

PH FR und die Universitaumlt haben diese getrennt und unabhaumlngig voneinander in Angriff

genommen ua mit der Unterstuumltzung ihres jeweiligen Fachzentrums Sowohl die Universi-

taumlt (Laboratoire drsquoinnovation peacutedagogique LIP Centre Nouvelles technologies et enseignement NTE)

wie auch die HEP-PH FR (Centre de recherche sur lrsquoenseignementapprentissage par les technolo-

gies numeacuteriques CREATE) verfuumlgen uumlber Einheiten fuumlr Lehre und Lernen mit digitalen Tech-

nologien Auch hier gibt es zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien Der Einsatz der vorhan-

denen Ressourcen hat grosses Optimierungspotential

33 Oumlkonomische Elemente

331 Zulassungspolitik

Folgende Darstellung zeigt mit welcher Vorbildung schweizweit die Studierenden an die

PH gelangen Die Zugaumlnge sind vielfaumlltig und durchlaumlssig So kann der Arbeitsmarkt mit

ausreichend qualifizierten Lehrpersonen versorgt werden

Abbildung 8 PH-Eintritte auf Stufe Bachelor nach Studiengang und Zulassungsausweis 20172018 (Quelle Bundesamt fuumlr

Statistik BFS)

Heute verfuumlgen 43 der Studierenden die die Ausbildung VorschulstufePrimarstufe auf-

nehmen uumlber eine gymnasiale Maturitaumlt Knapp 2 davon haben eine Passerelle BM-UH

29

absolviert Auch die Fachmaturitaumlt (FM) mit Vertiefungsrichtung Paumldagogik ist seit ihrer

Einfuumlhrung im Studienjahr 201011 mit 29 zu einem bedeutenden Zubringer in die Vor-

schul- und Primarschullehrerausbildung geworden Diese Population von Studierenden ist

fuumlr den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen eminent wichtig da ohne sie nur eine ungenuumlgende

Anzahl an Lehrpersonen ausgebildet werden koumlnnte Die Berufsmaturanden machen 8 aus

7 der Studierenden wurden mit oder ohne Pruumlfung durch eine Hochschule zugelassen und

6 haben einen auslaumlndischen Zulassungsausweis Zwar fehlen fuumlr eine laumlngerfristige Beur-

teilung auch hier die mittels eines permanenten Monitorings zu erhebenden Daten die Zah-

len fuumlr das Studienjahr 201819 zeigen jedoch dass an der HEP-PH FR gleichviele Inhaber

einer Fach- wie einer gymnasialen Maturitaumlt studieren Fuumlr den Zugang zu den von der Uni-

versitaumlten angebotenen Studiengaumlngen so auch des ILLB und des DSP wird die gymnasiale

Maturitaumlt vorausgesetzt

Kandidatinnen und Kandidaten fuumlr eine Ausbildung zur Lehrperson insbesondere fuumlr die

Primarstufe gibt es genug Allerdings besteht an der HEP-PH FR seit dem Studienjahr

200405 eine Zulassungsbeschraumlnkung Sie wurde aufgrund einer laquounerwartet grossen An-

zahl Anmeldungenraquo eingefuumlhrt Nach 104 registrierten Anmeldungen im Jahr 2002 und 105

im Jahr 2003 sind 2004 165 Bewerbungen eingegangen Damit war die Aufnahmekapazitaumlt

der HEP-PH FR in Bezug auf die vorhandenen Praktikumsplaumltze die Betreuung der Studie-

renden und die Infrastruktur uumlberschritten Die maximale Aufnahmekapazitaumlt wurde auf 90

Studienplaumltze fuumlr die franzoumlsischsprachigen und 30 fuumlr die deutschsprachigen Studierenden

festgelegt Die Verordnung des Staatsrats uumlber diese erste Zulassungsbeschraumlnkung erlaumlsst

zudem Selektionskriterien die zur Ablehnung der uumlberzaumlhligen Kandidaten angewandt

werden konnten Laut Art 4 Abs 2 konnte die Aufnahme abgelehnt werden wenn die Beur-

teilung der paumldagogischen Faumlhigkeiten Vorbehalte enthielt und die schulischen Ergebnisse in

der Muttersprache und in der ersten Fremdsprache als ungenuumlgend beurteilt wurden

200506-200708 wurde die Anzahl der Studienplaumltze weiter reduziert da mit der laquoPasserel-

leraquo ndash einer Weiterbildung die Kindergaumlrtnerinnen Handarbeits- und Werklehrerinnen das

Unterrichten auf der 1 und 2 Primarstufe ermoumlglichte ndash eine zusaumltzliche Ausbildung ange-

boten wurde die Personal und Infrastruktur der HEP-PH FR ebenfalls beanspruchte Ab

200809 wurde die Anzahl erstmals auf 100 bzw 50 Plaumltze erhoumlht mit der Begruumlndung

laquodass eine groumlssere Anzahl Studierender aus verschiedenen Gruumlnden zum Beispiel wegen

der Mobilitaumlt zwischen den PH das Studium nach dem ersten Jahr wieder aufgibtraquo und

dadurch wieder mehr Aufnahmekapazitaumlt entstuumlnde zudem koumlnnten im ersten Jahr die

Praktika zu zweit absolviert werden Auch die Selektionskriterien wurden angepasst Ab

200809 wird neben den Noten in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematik eine

schriftliche Stellungnahme zu einem Thema das mit der Schule oder dem Lehrerberuf ver-

bunden ist beurteilt

Als sich ein Ruumlckgang der Anzahl Lehrpersonen abzuzeichnen begannt wurde in den Jahren

201011 bis 201314 auf eine Zulassungsbeschraumlnkung verzichtet Da die Gesamtzahl der

Studierenden an der HEP-PH FR von 313 im Jahr 2009 auf 470 im Jahr 2013 anstieg fuumlhrte

30

der Staatsrat im Rahmen seiner Struktur- und Sparmassnahmen die Beschraumlnkung auf das

Studienjahr 201415 wieder ein Als Selektionskriterien galten ab sofort nur noch laquodie schuli-

schen Ergebnisse in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematikraquo

Studienjahr franzoumlsischsprachig deutschsprachig insgesamt

200405 90 40 130

200506 75 35 110

200607 75 35 110

200708 75 35 110

200809 100 50 150

200910 100 50 150

201011-201314 keine Zulassungsbeschraumlnkung

201415 100 50 150

201516 100 50 150

201617 100 50 150

201718 100 50 150

201819 110 50 160

Abbildung 9 Zulassungsbeschraumlnkung an der HEP-PH FR Uumlbersicht von 200405-201819

Wegen der Beibehaltung der Zulassungsbeschraumlnkung uumlber mehrere Jahre hinweg ist man

sich heute gar nicht mehr im Klaren in welcher Zahl sich die Nachfrage nach Studienplaumltzen

an der HEP-PH FR niederschlagen wuumlrde Frist fuumlr die Einreichung der Kandidaturen ist

jeweils Ende Maumlrz und Ende Juli werden die Zulassungen fuumlr den Beginn des Studienjahres

im September bekanntgegeben Nun kennt die HEP-PH FR zwar die Anzahl Kandidaturen

sie entspricht aber nicht derjenigen die sich letztendlich definitiv fuumlr den Studieneintritt ent-

scheiden Viele angehende Studierende sind sich der Platzbeschraumlnkung sowohl an der HEP-

PH FR als auch an anderen Bildungsinstitutionen (etwa an der Hochschule fuumlr Soziale Arbeit

Freiburg) bewusst und bewerben sich absichtlich an mehreren Orten um einen Studienplatz

auf sicher zu haben Dies fuumlhrt dazu dass ein Teil der Bewerber die von der HEP-PH FR

abgewiesen werden das Studium auch bei positivem Zulassungsentscheid nicht aufnehmen

wuumlrde Wie hoch dieser Anteil ist kann nicht ermittelt werden

Diese Zulassungsbeschraumlnkung ist houmlchst problematisch Einerseits will der Kanton Lehr-

personen ausbilden andererseits fuumlhrt der Numerus Clausus zu Abwanderungen von Stu-

dierenden va nach Bern und Lausanne Tatsaumlchlich legen die Zahlen nahe dass die Zulas-

sungsbeschraumlnkung die Nachfrage nach Studienplaumltzen an der HEP-PH FR negativ beein-

flusst Waumlhrend das Angebot stagniert nimmt die Nachfrage ab Es ist houmlchst problematisch

den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen auf solche Weise zu steuern die Nachfrage folgt allem

voran der demographischen Entwicklung

31

Abbildung 10 Kandidaturen vs Eintritte HEP-PH FR 201314-201819

Auch die Ausbildungsplaumltze fuumlr das Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute (DEEM)

sind limitiert Die franzoumlsischsprachige Ausbildung wurde urspruumlnglich fuumlr 48 Personen pro

Studienjahr konzipiert Da das Interesse fuumlr die Ausbildung mit jedem Jahr zunimmt aber

nicht genuumlgend Praktikumsplaumltze zur Verfuumlgung stehen besteht seit dem Studienjahr

200809 eine Aufnahmebeschraumlnkung fuumlr 60 Personen pro Jahr Diese Beschraumlnkung erweist

sich fuumlr die Situation auf dem Arbeitsmarkt als unproblematisch die Maturitaumltsschulen ha-

ben keine Rekrutierungsschwierigkeiten Da sogar ein leichtes Uumlberangebot an Lehrpersonen

fuumlr die Sekundarstufe II besteht haben DEEM-Inhaber uumlber mehrere Jahre hinweg auch Pen-

sen auf Sekundarstufe I uumlbernommen wo bis vor kurzem ebenfalls Lehrpersonal fehlte In-

folge des Anstiegs der Studierenden fuumlr das Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I

(DAES I) in den letzten Jahren hat sich die Arbeitsmarktsituation in den Orientierungsschu-

len wieder beruhigt dafuumlr beginnen sich Engpaumlsse bei der Organisation von Praktikums-

plaumltzen abzuzeichnen

Eine abschliessende Anmerkung zu den Praktikumsplaumltzen sei hier festgehalten Persoumlnlich

bin ich der Meinung dass die Zahl der Praktikumsplaumltze als limitierender Faktor von den

Gespraumlchspartnern zu stark und nicht einleuchtend verwendet wird Die Begruumlndung und

die genaue Benennung der Engpassfaktoren wurden aus den Gespraumlchen nicht klar Wenn

der Arbeitsmarkt mehr Lehrpersonen benoumltigt lassen sich mindestens mittelfristig durch

organisatorische Massnahmen auch ausreichend Praktikumsplaumltze organisieren Gerade

auch die Berufsverbaumlnde sind bei der Erarbeitung solcher Massnahmen mit einzubeziehen

332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage

Der Kanton Freiburg ist wie die umliegenden Regionen seit einigen Jahren mit einer ange-

spannten Situation auf dem Stellenmarkt fuumlr Lehrpersonen auf Primarstufe konfrontiert

Was heute eine grosse Schwierigkeit fuumlr die Anstellung von Stellvertretungen bedeutet wird

in wenigen Jahren in einen tatsaumlchlichen Mangel an qualifizierten Lehrpersonen muumlnden

Die Anzahl Zulassungen zum Studium wird in Freiburg aber nicht etwa von der Situation

auf dem Arbeitsmarkt sondern von der Aufnahmekapazitaumlt der aktuellen Raumlumlichkeiten

260

225 242

256

211 196

154 145

155 140

152 154

0

50

100

150

200

250

300

201314 201415 201516 201617 201718 201819

Kandidaturen im Maumlrz

Eintritte im September

32

definiert Weder der demographischen Entwicklung noch anderen Schwankungen auf dem

Bildungsmarkt kann so Rechnung getragen werden Es sind noch weitere Phaumlnomene zu

beruumlcksichtigen etwa die grosse Nachfrage nach Teilzeitstellen oder die Tatsache dass ein

bedeutender Anteil der Diplomierten gar nie im Lehrberuf arbeitet Diese Gesamtsituation

fuumlhrt dazu dass zwischen 2013 und 2016 die Abgaumlnger der HEP-PH FR nur 565 des Be-

darfs auf dem franzoumlsischsprachigen Freiburger Arbeitsmarkt gedeckt haben 201819 wurde

deshalb die Zulassungsbeschraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Abteilung von 100 Plaumlt-

zen pro Studienjahr auf 110 erhoumlht Diese Erhoumlhung wurde durch den Umzug der Fachstelle

fri-tic ermoumlglicht die bis anhin in den Raumlumlichkeiten der HEP-PH FR untergebracht war

Daruumlber hinaus wird allerdings nur eine substantielle Erweiterung der Gebaumlude oder ein

Neubau an einem anderen Standort der stetig steigenden Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt

nachkommen koumlnnen

Wie erwaumlhnt ist der Zugang zu bestimmten Daten und dadurch deren Auswertung durch

die zersplitterte Organisation wesentlich erschwert Die Entwicklung der Studierendenzah-

len uumlber die letzten fuumlnf Jahre zeigt jedoch dass das Ausbildungsangebot teilweise zur Ab-

wanderung der Freiburger Studierenden insbesondere in die Nachbarkantone fuumlhrt Das ist

insofern problematisch als der Heimatkanton der die Ausbildung im Rahmen der Interkan-

tonalen Fachhochschulvereinbarung (FHV) finanziert nicht davon ausgehen kann dass die

Studierenden nach Abschluss ihres Studiums wieder zuruumlckkehren In der Folge werden

einige grundlegende Statistiken zu den verfuumlgbaren Daten praumlsentiert und im vorliegenden

Kontext interpretiert

A) Herkunft der Studierenden in Freiburg

1 Primarstufe

Abbildung 11 Herkunft der Studierenden Primarstufe 201314-201718 Die Anzahl an Freiburger Studierenden hat uumlber

die letzten fuumlnf Jahre zugenommen waumlhrend die Anzahl an Studierenden aus anderen Kantonen und aus dem Ausland uumlber

den gleichen Zeitraum zuruumlckgeht

284

114

47

302

107

35

311

120

39

287

114

17

302

82

25

0

50

100

150

200

250

300

350

FR Andere Kantone Ausland

201314 201415 201516 201617 201718

33

2 Sekundarstufe I

Abbildung 12 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe I 201314-201718 Die Anzahl der Freiburger hat in den vergan-

genen fuumlnf Jahren besonders stark zugenommen Diese Population ist die Hauptquelle der Zunahme der Anzahl Studieren-

den am ILLB

3 Sekundarstufe II

Abbildung 13 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe II 201314-201718 Aufgrund der Beschraumlnkung der Anzahl

Studienplaumltze fuumlr das DEEM sind die Studierendenzahlen stabil Insbesondere das LDM zieht zahlreiche Studierende aus

anderen Kantonen an Von den insgesamt 228 Studierenden im Jahr 201718 stammen nur 94 aus dem Kanton Freiburg

Diese grosse Attraktivitaumlt kann sich damit erklaumlren dass der Studiengang konsekutiv nach einem Masterabschluss eines

170 169

17

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FR CH Ausland FR CH Ausland

Diplocircme denseignement pour eacutecoles de maturiteacute DEEM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltschulen LDM

201314 201415 201516 201617 201718

34

Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der

Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde

4 Sonderpaumldagogik

Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg

bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an

Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718

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FR

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35

A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg

1 Alle Stufen

Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und

Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg

2 Primarstufe

Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone

Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger

an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)

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Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

36

3 Sekundarstufe I

Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr

201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger

die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)

4 Sekundarstufe II

Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-

beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen

29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg

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Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich

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Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

37

5 Sonderpaumldagogik

Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-

dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-

burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur

auf Deutsch angeboten wird

34 Organisatorische Elemente

Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-

ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben

die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-

turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen

Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-

kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement

oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-

formen beeinflusst

341 Interne Fuumlhrungsstrukturen

Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer

Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die

Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist

mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum

arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-

sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt

sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische

Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit

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18

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Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall

201314 201415 201516 201617 201718

38

mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene

nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und

Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich

Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf

einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-

ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-

struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-

richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte

An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern

ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und

operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das

Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen

der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-

der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine

Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR

Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-

nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg

koordinieren koumlnnte

Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen

die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-

steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das

Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-

tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die

Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-

schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich

die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-

ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der

Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden

342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen

Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-

standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und

ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018

werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen

Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE

der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der

deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-

ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist

aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich

39

Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-

gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-

sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes

de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale

de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in

der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den

Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-

sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen

Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene

Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf

die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist

eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten

Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen

Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-

enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-

nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen

Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten

343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung

Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es

braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-

nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die

Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-

stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen

Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen

sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards

ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-

litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte

Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-

den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-

derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die

HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative

Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet

werden muumlssen

Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen

Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-

maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-

rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-

hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht

Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-

sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen

40

Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie

sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber

eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt

ist diese Auflage weniger problematisch

344 Infrastruktur

Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen

bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-

lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-

lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-

schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade

auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den

heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau

nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden

Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-

gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun

verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten

Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit

einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung

stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-

schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden

Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-

kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie

eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des

ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-

PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-

ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst

Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals

thematisiert aber nie weiterverfolgt

35 Rechtliche Elemente

351 Nationale Ebene

Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-

schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-

taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-

zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-

hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-

traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten

Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten

die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings

41

auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das

Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der

Kantone

352 Kantonale Ebene

Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-

sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig

sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-

cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer

Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-

ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das

Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen

Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR

allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-

trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-

liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-

gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-

lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von

2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der

fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen

Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten

waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das

neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR

eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb

keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz

grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen

der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-

schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-

matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung

mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden

soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung

Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen

Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-

ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren

Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft

getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem

Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-

schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-

tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen

Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-

42

le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des

Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-

systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert

werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-

lungsdruck verhindern koumlnnen

36 Finanzielle Elemente

Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle

Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die

Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen

Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-

hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses

Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im

interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln

Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-

rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits

und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die

Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-

zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-

schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den

Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH

15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und

nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-

gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen

werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach

Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine

Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-

traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite

lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-

nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt

37 Kontextualisierung der Erkenntnisse

Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen

der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-

beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast

ausschliesslich informell

In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse

durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt

dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-

tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit

43

einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als

auch aus anderen Kantonen

FR HEP Vaud PH Bern

Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)

Sekundarstufe I 435 443 877

Sekundarstufe II 228 215 357

Total Sekundarstufe 663 658 1234

Sonderpaumldagogik 953 368 207

Total 2025 1945 2429

Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen

201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der

Fachausbildung mitgezaumlhlt

Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH

abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell

entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der

HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die

Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr

den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-

sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-

den

Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-

fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-

ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es

die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-

renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf

Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-

ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe

II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben

Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-

traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die

Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss

zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-

ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen

Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur

Verfuumlgung

44

4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle

41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick

In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-

nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig

ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische

Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf

lokale Besonderheiten zugeschnitten sind

Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik

1 PHBern

2 PH FHNW

3 PHGR

4 PH Luzern

5 PHSG

6 PHSH

7 PHSZ

8 PHTG

9 PH-VS

10 PH Zug

11 PHZH

12 HEP-BEJUNE

13 HEP Vaud

14 S SUPSI-DFA

Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz

Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-

enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-

tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch

an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-

gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden

Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-

terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-

tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt

Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-

lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der

Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-

konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats

gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-

sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann

45

42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle

Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-

gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll

ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber

im Folgenden kurz aufgefuumlhrt

Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-

schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt

des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-

spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-

ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit

einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies

etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH

FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-

ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-

tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium

besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-

PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so

besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt

und HEP-PH FR gewertet

Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der

Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen

immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-

lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich

Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-

turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre

aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-

chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell

von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-

saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen

besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen

Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann

die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-

nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur

Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder

andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE

Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der

Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-

bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-

nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-

sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie

46

gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-

tonsverfassung mit einbezogen

Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische

Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-

ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-

schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-

zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-

rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-

nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur

Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-

und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-

ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-

takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen

Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles

fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR

stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-

schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO

dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im

Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-

geordneten Strukturen problematisch

43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-

versitaumlt

In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach

einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen

Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur

Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung

Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr

Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten

Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD

vom 1 Januar 2002 geregelt

431 Staumlrken und Chancen

Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-

ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-

stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die

ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil

Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-

gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und

paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen

47

allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt

der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-

meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch

im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher

Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone

geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg

waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen

Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr

Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im

Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-

Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als

auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies

ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung

mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-

lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-

studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls

als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-

renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen

Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet

werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-

didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-

nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in

Bern oder Lausanne stattfindet

432 Schwaumlchen und Gefahren

Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II

den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit

Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung

Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein

interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in

Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und

praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-

tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische

Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt

und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren

44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt

Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-

sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-

taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein

48

441 Staumlrken und Chancen

Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen

Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-

der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen

aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland

mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten

laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-

tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig

442 Schwaumlchen und Gefahren

In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen

Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-

dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt

Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu

geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-

personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-

nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche

Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-

setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung

fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-

nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem

Unwort geworden

Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-

lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In

einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches

Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-

toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder

einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-

sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-

te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer

rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-

rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr

eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-

dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem

Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb

des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-

chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere

nutzen moumlchten

49

45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne

In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-

ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-

de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke

Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation

eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische

Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung

Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um

Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert

451 Staumlrken und Chancen

Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-

dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der

HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden

Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot

452 Schwaumlchen und Gefahren

Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar

und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche

Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton

Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der

Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem

im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark

in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen

Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-

le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-

stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation

insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-

operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-

rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders

die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses

Modell wohl besonders schwierig umzusetzen

50

5 Empfehlungen

51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit

Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-

nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status

Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre

Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-

nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde

sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand

bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons

Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-

tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher

Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst

eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein

Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium

vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-

che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige

Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt

der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-

dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu

nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-

nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen

52 Strategische Stossrichtung

Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes

festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung

der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-

meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie

sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-

stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-

ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-

nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status

Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen

Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden

kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts

muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen

Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet

51

Perspektive Strategische Ziele

Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen

Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit

seinen Besonderheiten

Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-

burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten

und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen

Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant

hervorgehoben

Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen

Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)

Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-

kraumlften garantieren

Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen

Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren

Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung

ermoumlglichen

Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-

schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann

Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen

Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-

fuumlgung stellen

Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-

chende Informatikinfrastruktur einrichten

Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen

Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen

Der Hochschule Autonomie gewaumlhren

Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung

53 Modellvorschlag

531 Interinstitutionelles Gremium

Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-

nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist

gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-

schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben

den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)

eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums

(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird

das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist

dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-

pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-

bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung

52

In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-

fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun

Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-

liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten

Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-

den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-

sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-

tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-

rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-

bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-

sammlung) ersetzt werden

Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan

53

Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)

532 Abwaumlgungen

Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-

stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das

Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-

schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure

des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem

Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-

typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-

dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt

aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-

oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-

treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-

ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat

damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-

ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten

Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-

tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden

und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-

gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang

gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen

kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-

ben

Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-

folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die

54

Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig

der finanzielle Druck auf die kleinen PHs

533 Weiteres Vorgehen und Ausblick

Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von

aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich

hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-

schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der

Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-

len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich

lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei

Hauptphasen

Abbildung 26 Prozessgestaltung

Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste

fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit

sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende

laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-

kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer

Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf

dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume

verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-

sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-

den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt

werden

Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen

Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-

naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge

der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue

55

Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf

angepasst der Aussenauftritt konsolidiert

Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen

Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion

um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum

die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-

statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-

faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht

534 Schlussgedanken

Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die

Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen

Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch

konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-

gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt

werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen

Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-

saumltzlich erschwerend

Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-

gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-

finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung

verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so

koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden

Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution

fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht

Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-

promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-

lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-

gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt

Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-

forderlich

56

6 Quellen

61 Literatur

Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter

httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb

Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt

Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle

Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading

House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No

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Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)

Muumlnchen Vahlen

Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice

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Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-

Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson

Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A

Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University

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Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational

Researcher 15(2) 4-14

Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion

62 Rechtsgrundlagen

Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-

taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und

Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001

Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-

sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)

Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-

schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom

30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)

Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et

lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001

EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit

Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK

EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der

Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK

57

Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)

Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)

Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg

(SR 101000)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)

Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom

16062016 (LB SR 447710)

Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)

63 Berichte und Stellungnahmen

SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr

Bildungsforschung

Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017

Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave

lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat

de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut

Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg

Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg

13122018

Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute

Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK

httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf

httpwwwcdipchdyn12277php

2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron

PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion

httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf

httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv

onMedienundIKTindenUnterrichtpdf

httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes

Page 15: Prof. Dr. Roman Capaul St. Gallen, 2. April 2019 · guisme est un atout unique qui est mis en avant comme une unique selling proposition (USP - proposition de vente unique). Le bilinguisme

15

innerhalb des Bildungssystems anders positioniert So existieren bis zur Schliessung des

Kantonalen Lehrerseminars 2003 beide Schulen nebeneinander wobei sie sich Raumlumlichkei-

ten und einen Grossteil des Personals teilen

Heute werden an der HEP-PH FR uumlber 400 Personen ausgebildet fast drei Viertel davon

sind franzoumlsischsprachig Das Interesse fuumlr das zweisprachige Diplom (Diplocircme bilingue DiBi)

ist maumlssig obwohl es sich um ein schweizweit einzigartiges Angebot handelt Die Zahlen

zeigen dass in der deutschsprachigen Abteilung die theoretisch uumlber 150 Studienplaumltze ver-

fuumlgt (50 Plaumltze pro Studienjahr) die Kapazitaumlt nicht ausgeschoumlpft werden kann In der fran-

zoumlsischen Abteilung sind im ersten Studienjahr die vorhandenen Plaumltze besetzt Wegen Stu-

dienabbruumlchen in den folgenden Jahren sind aber auch hier die Kapazitaumlten nicht voll ausge-

lastet Insgesamt sind die Kapazitaumlten auf 450 Plaumltze beschraumlnkt

Abbildung 2 Entwicklung der Studierendenzahlen an der HEP-PH FR 201314-201819

212 Rechtsgrundlage

Gesetz vom 21052015 uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg (PHFG)

httpsbdlffrchappdetexts_of_law4331

22 ILLB

221 Entstehungsgeschichte

Mit der Gruumlndung der Universitaumlt im Jahr 1889 geht die Schaffung eines Lehrstuhls fuumlr Pauml-

dagogik einher Erster Inhaber ist Abbeacute Horner ehemals Lehrer am KLS Hauterive und Rek-

tor des Kollegiums St Michael 1907 spricht sich der Staatsrat fuumlr die Schaffung eines Insti-

tuts fuumlr Paumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt aus dessen Realisierung aller-

445 444

470

418 409

270

301 310

282 280

96 80

90 75

61 79

63 70 61 68

0

50

100

150

200

250

300

350

400

450

500

201314 201415 201516 201617 201718

total

franzoumlsischsprachig

deutschsprachig

zweisprachiges Diplom

16

dings auf sich warten laumlsst Das Institut verfuumlgt anfangs weder uumlber eigene Raumlumlichkeiten

noch uumlber ein spezifisches Budget es geht vor allem darum entsprechend den Trends auf

nationaler und internationaler Ebene einen Lehrstuhl fuumlr experimentelle Psychologie in Frei-

burg zu implementieren und diesen in einem Zentrum fuumlr katholische Paumldagogik zu veran-

kern Als sich das KLS 1909 um eine deutschsprachige Abteilung erweitert werden auch an

der Universitaumlt entsprechende Bemuumlhungen unternommen in der Bestrebung die Lehrper-

sonenausbildung auf Primarstufe ebenfalls in die Universitaumlt zu integrieren

Mit dem Abgang des Institutsdirektors und Inhabers des Lehrstuhls fuumlr Paumldagogik 1909 ha-

ben sich diese Bestrebungen verloren Sein Nachfolger besetzt nur den Lehrstuhl nicht aber

die Direktion des Instituts Durch diese Vakanz und die schwierige Wirtschaftslage infolge

des 1 Weltkriegs wird das Wachstum des Instituts stark gehemmt 1919 erklaumlrt Georges Py-

thon die finanzielle Lage verunmoumlgliche ein Funktionieren des Instituts

Anfang der 1930er Jahre gewinnt die Freiburger Paumldagogik dank der Dynamik in der Son-

derpaumldagogik wieder an Aufwind und die Arbeit des Instituts wird wiederaufgenommen

Der Benediktinerkonvent von Einsiedeln fragt nach Lehrveranstaltungen fuumlr gymnasiale

Paumldagogik und praktischen Uumlbungen fuumlr die deutsche Sprache fuumlr die zukuumlnftigen Lehrper-

sonen der Klosterschule Die Erziehungsdirektion verlangt deshalb von der Philosophischen

Fakultaumlt die Anpassung ihres Reglements an die Ausbildung von Gymnasiallehrpersonen

1932 wird das Institut in zwei sprachliche Abteilungen unterteilt

1889 Gruumlndung der Universitaumlt Lehrstuhl fuumlr Paumldagogik

1907 Eroumlffnung eines Instituts fuumlr Paumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt

1909 Erste Angebote fuumlr deutschsprachige Studierende Voruumlbergehende Unterbrechung der Arbeit des Insti-

tuts

1932 Beginn der Ausbildung von Gymnasiallehrpersonen Eroumlffnung einer deutschsprachigen Abteilung

1934 Eroumlffnung eines Heilpaumldagogischen Seminars

1947 Offizielle Schaffung des Instituts fuumlr Paumldagogik Heilpaumldagogik und Angewandte Psychologie

1966 Losloumlsung der Heilpaumldagogik

1973 Losloumlsung der Angewandten Psychologie

1983 Lehrerbildungsreform Abloumlsung des franzoumlsischsprachigen Instituts vom deutschsprachigen Bezug der

Raumlumlichkeiten in Regina Mundi

1984 Losloumlsung der Sozialarbeit

1995 Angliederung des SFM an den Lehrstuhl fuumlr Paumldagogik

1998 Lehrerbildung wird unter die Verantwortung des Departements fuumlr Erziehungswissenschaften gestellt

2004 Lehrerbildung wird an der Philosophischen Fakultaumlt angesiedelt

2016 Gruumlndung des ILLB

Abbildung 3 Eckdaten ILLB

Erst 1947 wird durch einen Beschluss des Staatsrats offiziell ein Institut fuumlr Paumldagogik Heil-

paumldagogik und angewandte Psychologie gegruumlndet Es besteht aus drei Abteilungen allge-

17

meine Paumldagogik fuumlr die Ausbildung der Lehrpersonen auf Sekundarstufe Sonderpaumldago-

gik fuumlr die Ausbildung von Sozialpaumldagogen sowie angewandte Psychologie fuumlr die Ausbil-

dung von Schulpsychologen und Berufsberatern 1983 wird mit der Realisierung der Lehrer-

bildungsreform das franzoumlsischsprachige Institut vom deutschsprachigen geloumlst Im selben

Jahr beziehen das Departement fuumlr Erziehungswissenschaften das Departement fuumlr Psycho-

logie sowie die beiden Zentren fuumlr Lehrpersonenbildung CERF und ZELF ihre Raumlumlichkei-

ten im Gebaumlude Regina Mundi Die franzoumlsischsprachige Lehrerbildung wird in einem inter-

fakultaumlren bdquoService de la formation des maicirctresraquo SFM zusammengefasst der 1995 dem Lehr-

stuhl fuumlr Paumldagogik angegliedert wird Im deutschsprachigen Bereich wird noch weiter mit

getrennten Abteilungen Sek I und Sek II gearbeitet 2016 wurde das ILLB mit den heutigen

Strukturen und drei zusaumltzlichen Lehrstuumlhlen gegruumlndet

Heute besuchen uumlber 600 Personen eine Ausbildung am ILLB Aufgrund der Aufnahmebe-

schraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Ausbildung fuumlr das Lehramt auf Sekundarstufe II

(DEEM) geht die deutliche Zunahme der Studierendenzahlen des ILLB in den letzten Jahren

hauptsaumlchlich auf den Anstieg in der Studienrichtung Lehrdiplom auf Sekundarstufe I (LDS

I bzw DAES I) zuruumlck

Abbildung 4 Entwicklung der Studierendenzahlen am ILLB 201314-201718

222 Rechtsgrundlagen

- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt

httpswww3unifrchappslegaldedocument454827

570 586 599

636 663

231 243 252 254 253

147 140 147 160 182

125 132 137 154 166

67 71 63 68 62

0

100

200

300

400

500

600

700

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

Total

DAES I amp LDS I (Bachelor)

DAES I amp LDS I (Master)

DEEM

LDM

18

- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument274463

- Statuten vom 8 Maumlrz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146

- Statuten vom 16 Juni 2016 des Departements fuumlr Erziehungs- und Bildungswissen-

schaften der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument276395

- Statuten vom 16 Juni 2016 des Instituts fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die

Sekundarstufen (ILLB)

httpswww3unifrchappslegaldedocument276424

- Reglement vom 16 Juni 2016 des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr

die Sekundarstufen (BLB)

httpswww3unifrchappslegaldedocument276426

23 Departement fuumlr Sonderpaumldagogik

231 Entstehungsgeschichte

Nach der Gruumlndung des ersten heilpaumldagogischen Ausbildungsinstituts in Zuumlrich 1924

moumlchte der bdquoSchweizerische Caritas-Verbandldquo ein katholisches Pendant in Freiburg schaffen

In den 1930er Jahren unterzeichnen interessierte Instanzen eine nationale Vereinbarung fuumlr

die Schaffung von drei Ausbildungsstaumltten fuumlr Sonderpaumldagogik in Freiburg Genf und Zuuml-

rich 1934 wird innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt das Heilpaumldagogische Seminar Frei-

burg eroumlffnet als unabhaumlngige Abteilung des Instituts fuumlr Paumldagogik In seinen Anfaumlngen ist

das Heilpaumldagogische Seminar rein deutschsprachig Erst mit der Ernennung eines franzouml-

sischsprachigen Ordinarius im Jahr 1984 nimmt die Anzahl der Studierenden aus der West-

schweiz zu

1945 bleibt der Lehrstuhl des Heilpaumldagogischen Seminars infolge der Wirren des 2 Welt-

kriegs vakant Im Herbst 1946 wird er wiederbesetzt und das Seminar nimmt seine Taumltigkei-

ten wieder auf 1951 wird das Seminar in ein Institut umgewandelt bleibt aber gleichzeitig

Teil des uumlbergeordneten Instituts fuumlr Paumldagogik Im selben Jahr wird auf Wunsch des Erzie-

hungsdirektors die bdquoHeilpaumldagogisch-psychiatrische Poliklinikldquo eroumlffnet Die beiden Institu-

tionen haben getrennte Verwaltungen und Buchhaltungen arbeiten aber aufs engste zu-

sammen

Wegen der stetigen Zunahme der Studierendenzahlen ist das Heilpaumldagogische Institut zu-

nehmend mit Raumproblemen konfrontiert Da der Kanton den wachsenden Beduumlrfnissen

des Instituts nicht Folge leisten kann wird 1958 der Verein Curatorium gegruumlndet 1960 wird

dem Institut das Gebaumlude in der Kanisiusgasse 21 Eigentum des Curatorium zur Verfuumlgung

gestellt Tatsaumlchlich ist die Anzahl der Studierenden von der Wiedereroumlffnung des Seminars

19

1946 bis zum Studienjahr 196970 von 6 auf 451 angewachsen Rund 15 der Studierenden

der Universitaumlt und 45 der Studierenden der Philosophischen Fakultaumlt sind am Heilpaumlda-

gogischen Institut eingeschrieben Eine Studie von 1968 gibt an dass uumlber die Haumllfte aller

kantonalen Schulpsychologen in Freiburg ausgebildet worden sind Auch die Entwicklung

der Sozialversicherungen generiert ein wachsendes Beduumlrfnis an im Sozialbereich ausgebil-

deten Personen und das Institut fuumlr Heilpaumldagogik kann sich als privilegierter Gespraumlchs-

partner des Bundes profilieren

Da Status und Finanzierung der Poliklinik problematisch sind wird sie 1987 nach Inkrafttre-

ten des Schulgesetzes in das bdquoHeilpaumldagogische Zentrumldquo umgewandelt das sich in das

bdquoHeilpaumldagogischen Universitaumltszentrumldquo und den bdquoRegionalen Dienst fuumlr Schulpsycholo-

gie und Logopaumldieldquo gliedert Der Verein Curatorium gruumlndet seinerseits 1990 die Stiftung

Heilpaumldagogisches Zentrum 2018 wird die Entscheidung das Curatorium aufzuloumlsen ge-

troffen und das Gebaumlude geht in den Besitz der Stiftung uumlber 1999 wird innerhalb der Phi-

losophischen Fakultaumlt das Departement fuumlr Sonderpaumldagogik gegruumlndet dem das Heilpauml-

dagogische Institut angegliedert wird Die Anzahl der Studierenden steigt weiter an 2017

werden am DSP 953 Studierende ausgebildet

1934 Eroumlffnung des Heilpaumldagogischen Seminars

1945 Vakanz des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik

1946 Wiederbesetzung des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik

1951 Umwandlung des Heilpaumldagogischen Seminars in ein Institut Eroumlffnung der Heilpaumldagogisch-

psychiatrischen Poliklinik

1958 Gruumlndung des Vereins Curatorium

1960 Bezug des Gebaumludes in der Kanisiusgasse

1966 Trennung der Heilpaumldagogik von der Allgemeinen Paumldagogik in ein autonomes Institut

1987 Umwandlung der Poliklinik in das Heilpaumldagogische Zentrum

1990 Gruumlndung der Stiftung Heilpaumldagogisches Zentrum durch den Verein Curatorium

1999 Gruumlndung des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt

2018 Entscheidung zur Aufloumlsung des Vereins Curatorium

Abbildung 5 Eckdaten Departement fuumlr Sonderpaumldagogik

20

Abbildung 6 Entwicklung der Studierendenzahlen am DSP 201314-201718

232 Rechtsgrundlagen

- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt

httpswww3unifrchappslegaldedocument454827

- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument274463

- Statuten vom 8 Marz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146

- Statuten vom 10 April 2014 des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik

httpswww3unifrchappslegaldedocument276391

- Statuten vom 10 April 2014 des Heilpaumldagogischen Instituts der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument276407

475 443 451 463

481

35 35 34 42 54

344 371 373

399 379

27 31 33 26 24

881 880 891 930 938

0

100

200

300

400

500

600

700

800

900

1000

2013 2014 2015 2016 2017

BA in Klinischer Heilpaumldagogik und Sozialpaumldagogik Sonderpaumldagogik Logopaumldie

MA in Sonderpaumldagogik

MA in Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik

Doktorat

Total

21

3 Erkenntnisse aus den Gespraumlchen und Dokumenten

31 Bisherige Studien

Die aktuellen Problemfelder in der Freiburger Lehrpersonenbildung sind keine neue Er-

scheinung Die institutionelle Zerstuumlckelung hat schon immer bestanden und Probleme ge-

neriert Es haben deshalb bereits verschiedene Analysen stattgefunden die die Probleme

durchaus erkannt und benannt haben Loumlsungen wurden aber nur ansatzweise in Angriff

genommen Ein Grundsatzentscheid zur Zusammenlegung der Ausbildungsstaumltten wurde

nie getroffen

Zu Anfang handelte es sich um strukturelle und personelle Fragen in der Lehrpersonenbil-

dung innerhalb der Universitaumlt Aufgrund interner Probleme in der franzoumlsischsprachigen

Abteilung hat die Erziehungsdirektion 2006 den ehemaligen Vorsteher des Amtes fuumlr Uni-

versitaumltsfragen mit einer laquomission drsquoeacutevaluation de meacutediation et de propositionsraquo betraut

Infolge seines Berichts wurde eine Reihe von strukturellen organisationellen paumldagogischen

und personalen Massnahmen beschlossen fuumlr deren Umsetzung und Begleitung die Univer-

sitaumlt erneut den ehemaligen Amtsvorsteher beauftragt hat Aus diesen Massnahmen resul-

tierte insbesondere die Schaffung des Centre drsquoenseignement et de recherche pour la formation agrave

lrsquoenseignement au secondaire (CERF)

Ende 2007 wurde die Analysetaumltigkeit auf die Lehrpersonenbildung insgesamt ausgeweitet

Der Lenkungsausschuss der Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und

der HEP-PH FR hat festgestellt dass die Zusammenarbeit zwischen den beiden Institutionen

intensiviert werden muss Das Rektorat der Universitaumlt hat daraufhin eine Arbeitsgruppe

laquoLehrerbildung an der Universitaumlt Freiburg laquomit Vertretern des CERF der deutschsprachi-

gen Lehrpersonenbildung (LDS I amp II Vorlaumlufer des ZELF) der HEP-PH FR der EKSD und

des Rektorats mit der Analyse von vier konkreten Fragen betraut Drei davon betreffen die

Organisation der Lehrpersonenbildung im Kanton und innerhalb der Universitaumlt (Beziehun-

gen zwischen Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und der HEP-PH FR Beziehungen

zwischen der Lehrpersonenbildung und dem Departement fuumlr Erziehungswissenschaften

strukturelle Trennung der franzoumlsisch- und der deutschsprachigen Lehrerbildung) die vierte

die Ressourcen uumlber die die Lehrpersonenbildung innerhalb der Universitaumlt verfuumlgte In

ihrem Bericht vom 26 Februar 2009 zuhanden des Rektorats hat die Arbeitsgruppe nach der

Analyse der Fragen jeweils Empfehlungen zur Verbesserung der festgestellten Probleme

abgegeben

Was die Frage der Beziehungen zwischen der Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und

der HEP-PH FR betrifft hat sich die wesentliche Feststellung bis heute nicht veraumlndert laquo(hellip)

la seacuteparation de lrsquoensemble de la formation des enseignants agrave Fribourg en plusieurs uniteacutes

distinctes affaiblit assureacutement la position de la formation des enseignants fribourgeois dans

le contexte national Un rapprochement progressif (hellip) creacutedibiliserait la place de Fribourg

comme lieu de formation drsquoenseignantsraquo Als Loumlsung hat die Arbeitsgruppe die Schaffung

eines interinstitutionellen Instituts fuumlr Lehrpersonenbildung empfohlen analog zum Institut

22

fuumlr Mehrsprachigkeit ohne jedoch die bestehenden Strukturen zu fusionieren Das neu zu

schaffende Institut waumlre zustaumlndig fuumlr die strategische Planung das Qualitaumltsmanagement

sowie die Foumlrderung und Aufwertung der Lehrpersonenbildung im Kanton Auch die In-

tegration der sonderpaumldagogischen Ausbildungen ndash die allerdings in der Arbeitsgruppe

nicht vertreten waren ndash in dieses Institut wurde als wuumlnschenswert erachtet

Das Rektorat der Universitaumlt hat den Bericht an die Erziehungsdirektion weitergeleitet Die

damalige Direktorin hat den Vorschlag der Schaffung eines interinstitutionellen Instituts

prinzipiell gutgeheissen und das Rektorat der Universitaumlt und die Direktion der HEP-PH FR

beauftragt die konkrete Umsetzung dieses Vorschlags zu studieren Das Mandat verlangte

zwei Teilberichte Der erste sollte die verschiedenen Varianten eines interinstitutionellen

Instituts sowie eine erste Schaumltzung der Transformationskosten enthalten der zweite eine

juristische Abklaumlrung der gewaumlhlten Variante insbesondere in Bezug auf deren strukturelle

personelle und finanzielle Auswirkungen

Der erste Teilbericht vom 19 Januar 2010 basiert auf derselben Feststellung wie derjenige der

Arbeitsgruppe des Rektorats laquo(hellip) la formation fribourgeoise des enseignant-e-s repose au-

jourdrsquohui sur une structure jugeacutee trop complexe et sous-doteacutee en ressources pour assurer agrave

long terme une formation compeacutetitive et de qualiteacute par rapport aux HEP et universiteacutes voi-

sines eu eacutegard agrave lrsquoaccroissement des exigences fixeacutees par la CDIPraquo Was jedoch die moumlgli-

chen Varianten anging schienen den Autoren des Berichts nicht alle in gleichem Masse laquoju-

dicieuses et pertinentes pour la place fribourgeoise agrave lrsquoheure actuelleraquo Da die HEP-PH FR als

Bildungsstaumltte des Tertiaumlrbereichs noch jung und die Lehrpersonenbildung an der Universi-

taumlt strukturell wenig etabliert war wurden die beiden Fusionsvarianten (Integration des ge-

samten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR in die Universitaumlt und umgekehrt) als nicht

umsetzbar erachtet die Variante der Integration in die HEP-PH wurde gar nicht erst analy-

siert Wie bereits im Bericht des Rektorats wurde auch hier argumentiert die Integration der

HEP-PH FR in die Universitaumlt wuumlrde den Kanton seinen Einfluss auf die Zulassung und die

Studienplaumlne kosten diejenige des berufspraktischen Ausbildungsteils der Universitaumlt in die

HEP-PH FR einen Teil seiner Studierenden aus anderen Kantonen Es wurde aber notabene

auch die Beibehaltung der aktuellen Situation ausgeschlossen Somit konzentrierte sich die

Analyse wie von der Arbeitsgruppe des Rektorats empfohlen auf das Modell einer laquointerin-

stitutionellen Koordinationsstrukturraquo Tatsaumlchlich war die Schaffung eines gemeinsamen

Bildungs- und Kompetenzzentrums bereits im damals geltenden Gesetz uumlber die Paumldagogi-

sche Hochschule (PHG) von 1999 vorgesehen (Art 5 Abs 2) Aus juristischer Sicht kam diese

Variante also der Umsetzung eines Gesetzesartikels gleich der keine grundlegenden Aumlnde-

rungen der internen Strukturen der bestehenden Rechtstexte und Ausbildungsprogramme

nach sich ziehen wuumlrde Der entsprechende Gesetzesartikel wurde nicht in das neue Gesetz

von 2015 (PHFG) aufgenommen die heute geltenden Bestimmungen uumlber die Zusammenar-

beit zwischen HEP-PH FR und Universitaumlt beschraumlnken sich auf die Zusammenarbeitsver-

einbarung

23

Der zweite Teilbericht vom 31 Mai 2010 nimmt infolge von Diskussionen der Arbeitsgruppe

mit der Direktorin der EKSD dem Rektorat der Universitaumlt und der Direktion der HEP-PH

FR uumlber die Resultate des ersten Teilberichts die beiden Fusionsvarianten wieder auf Da die

Variante laquointerinstitutionelles Institutraquo die Entscheidungsstrukturen nicht vereinfachen

sondern im Gegenteil zusaumltzlich erschweren wuumlrde hat sich die Arbeitsgruppe nach einem

Vergleich der drei Varianten letztendlich fuumlr diejenige der Integration in die Universitaumlt aus-

gesprochen Anfang 2011 hat die Direktorin der EKSD dennoch entschieden dass es fuumlr die

Umsetzung der einen oder anderen Variante zu fruumlh sei insbesondere die Revision des Ge-

setzes uumlber die HEP-PH FR muumlsse vorher abgeschlossen werden Gleichzeitig hat sie den

Rektor der Universitaumlt gebeten unmittelbar Arbeiten zur Staumlrkung der bestehenden internen

Strukturen aufzunehmen um eine bessere Fuumlhrung der universitaumlren Lehrpersonenbildung

zu gewaumlhrleisten Die erwaumlhnte Gesetzesrevision hat schliesslich zum heutigen Gesetz uumlber

die HEP-PH FR (PHFG in Kraft seit 2016) mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit die Reorganisa-

tion der universitaumlren Strukturen zum neu geschaffenen ILLB mit den beiden Zentren CERF

und ZELF gefuumlhrt

Sowohl inner- als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen hat sich die Situation fast ein Jahr-

zehnt nach Erscheinen des zweiten Teilberichts derart grundlegend veraumlndert dass nicht

mehr auf dieser bisherigen Studie aufgebaut werden kann Zwar liefert sie interessante In-

formationen zur ehemaligen Funktionsweise der beiden Institutionen die Position der Uni-

versitaumlt und der HEP-PH FR innerhalb der Hochschullandschaft Schweiz ist aber heute nicht

zuletzt aufgrund der Restrukturierung des gesamten Hochschulwesens infolge des Hoch-

schulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetztes (HFKG in Kraft seit 2015) nicht mehr mit der-

jenigen von 2010 vergleichbar Wichtigste Erkenntnis der bisherigen Analysen bleibt damit

die Feststellung dass die Kraumlfte gebuumlndelt werden und der fragmentierten Organisation der

Freiburger Lehrpersonenbildung dringend ein Ende bereitet werden muss

32 Paumldagogische Elemente

Schulen und Bildungsorganisationen stehen als offene Systeme unter dem Einfluss der Ent-

wicklungen ihres Umfelds Deshalb ist es wichtig diese Entwicklungen und deren Relevanz

fuumlr die Konzeption und die Steuerung des Schulwesens zu beleuchten Dieses Kapitel hebt

einige im vorliegenden Kontext relevante Entwicklungen hervor Es erhebt dabei keinen An-

spruch auf Vollstaumlndigkeit sondern will anhand aktueller Beispiele die Wechselwirkung

zwischen gesellschaftlichem Wandel und paumldagogischen Konzepten aufzeigen

321 Exkurs Rahmenkonzept fuumlr eine Lehrpersonenbildung

Die Lehrpersonenbildung soll Studierenden auf die hohen Anforderungen im Berufsfeld

vorbereiten Als Orientierungsrahmen und Erklaumlrungshilfe fuumlr die Konzeption der Aus- und

Weiterbildung von Lehrpersonen kann das PCK-Modell (Pedagogical Content Knowledge) von

Shulmann (1986) dienen Das Modell besagt dass Lehrpersonen sowohl uumlber inhaltliches

paumldagogisches und fachdidaktisches Wissen verfuumlgen muumlssen und macht gleichzeitig die

24

hohen Anforderungen deutlich die an die Dozierenden in der Lehrerausbildung gestellt

werden

- Content Knowledge Das inhaltliche Wissen bezieht sich auf die fachwissenschaftlichen As-

pekte des Unterrichts die mit einer Klasse erarbeitet werden

- Pedagogical Knowledge Paumldagogisches Wissen umfasst das Wissen und Koumlnnen wie eine

Klasse zu unterrichten ist (Methodik und Allgemeindidaktik)

- Pedagogical Content Knowledge Die Schnittmenge dieser beiden ersten Dimensionen fuumlhrt

zu fachdidaktischem Wissen und Koumlnnen Es geht darum wie bestimmte Inhalte fachspe-

zifisch oder -uumlbergreifend unterrichtet werden sollen Die Relevanz dieser Fachdidaktik

wird von mehreren Gespraumlchspartnern sehr deutlich hervorgehoben Der Theorie-Praxis

Bezug ist in der Lehrerbildung sehr wichtig

In Freiburg werden alle drei Wissensbereiche an beiden Institutionen angeboten fuumlr die

Primarstufe an der HEP-PH FR fuumlr die Sekundarstufe I und II und die Sonderpaumldagogik an

der Universitaumlt Waumlhrend eine Aufteilung fuumlr das Content Knowledge und bis zu einem be-

stimmten Grad auch fuumlr das Pedagogical Content Knowledge Sinn machen mag sind insbeson-

dere im Bereich des Pedagogical Knowledge zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien vorhan-

den von denen aber keinerlei Gebrauch gemacht wird

Zur dieser inhaltlichen Komplexitaumlt kommt in Freiburg die zusaumltzliche Schwierigkeit dass

die Lehrpersonenbildung fuumlr die obligatorische Schule zwei verschiedenen Lehrplankonzep-

ten Rechnung tragen muss In der Deutschschweiz werden kuumlnftige Lehrpersonen auf den

Lehrplan 21 in der Westschweiz auf den Plan drsquoeacutetudes romand (PER) vorbereitet Beide Lehr-

plaumlne streben Kohaumlrenz uumlber alle obligatorischen Schuljahre hinweg an Auf der Sekundar-

stufe sind den beiden Lehrplankonzepten aber zT andersartige Paradigmen zugrundgelegt

Dies zeigt sich zum Beispiel im Fach Geschichte Die Gestaltung der Lehrpraktika ist im

franzoumlsischsprachigen Teil Freiburgs fuumlr die Sekundarstufe II anders als im deutschsprachi-

gen Die Freiburger Lehrpersonenbildung muss sich also an zwei verschiedenen Rahmen-

konzepten orientieren

322 Kantonales Sprachenkonzept

Aufgrund der Globalisierung wird unsere Gesellschaft multikultureller Die Sensibilitaumlt fuumlr

andere Kulturen und Sprachen wird fuumlr das Zusammenleben und die gesellschaftliche Ko-

haumlsion immer relevanter Entsprechend wichtig wird der Erwerb von Fremdsprachen Neben

der Landessprache sprechen viele Kinder zuhause eine andere Sprache Im Kanton Freiburg

gilt gemaumlss dem verfassungsrechtlichen Territorialitaumltsprinzip der Grundsatz dass die Un-

terrichtssprache der Amtssprache der Gemeinde oder der Gemeinden die den Schulkreis

bilden entspricht Gleichzeitig ist aber sowohl in der Kantonsverfassung und expliziter auch

in den letzten Regierungsprogrammen vorgesehen den Austausch und das Sprachenlernen

zu foumlrdern

25

Dazu hat die EKSD 2010 ein kantonales Konzept fuumlr den Sprachenunterricht erarbeitet Zwei

Vorschlaumlge des Konzepts beziehen sich auf den Immersionsunterricht Es handelt sich dabei

um den Unterricht eines Sachfaches (zB Geschichte) in der jeweiligen Partnersprache

Hauptziel bleibt das Erreichen von fachlichen Kompetenzen die Sprache steht nicht im Mit-

telpunkt Mittlerweile verzeichnen Projekte zum Immersionsunterricht in der obligatori-

schen Schule des Kantons eine starke Zunahme Zum Schuljahresbeginn 201819 wurden in

18 Orientierungsschulen und 9 Primarschulen und damit in insgesamt uumlber 100 Klassen Im-

mersionsprojekte angekuumlndigt Lehrpersonen die sich fuumlr ein Immersionsprojekt engagie-

ren werden begleitet und koumlnnen vom entsprechenden und laufend erweiterten Weiterbil-

dungsangebot an der HEP-PH FR profitieren Bereits in der Grundausbildung werden die

wichtigsten didaktischen Konzepte im Bereich des Immersionsunterrichts unterrichtet Fuumlr

die bereits aktiven Lehrpersonen hat die HEP-PH FR neu einen CAS zum Thema bilingualer

immersiver Unterricht in Planung Zudem absolvieren auch die Studierenden der einspra-

chigen Ausbildung der HEP-PH einen Teil ihrer Ausbildung in der Partnersprache

Auch auf Mittelschulebene hat der Immersionsunterricht an Bedeutung gewonnen sowohl

im Kanton Freiburg als auch gesamtschweizerisch In Freiburg koumlnnen saumlmtliche Bildungs-

gaumlnge der Schulen der Sekundarstufe II mit einer zweisprachigen Maturitaumlt Deutsch-

Franzoumlsisch abgeschlossen werden Im Schuljahr 201819 besuchen rund 28 der Freiburger

Gymnasiasten diesen Unterricht der zur zweisprachigen Maturitaumlt fuumlhrt Gesamtschweize-

risch ist die Kombination Deutsch-Englisch am haumlufigsten

Auch an der Universitaumlt Freiburg kann das LDM zweisprachig abgeschlossen werden Eine

Kompetenzstelle fuumlr die Immersionsdidaktik fehlt aber

In diesem Zusammenhang ist auch das Institut fuumlr Mehrsprachigkeit zu erwaumlhnen das 2008 als

gemeinsames Institut der Universitaumlt Freiburg und der Paumldagogischen Hochschule Freiburg

gegruumlndet wurde Es fuumlhrt das Wissenschaftliche Kompetenzzentrum fuumlr Mehrsprachigkeit

(KFM) des Bundes das auf der Grundlage des Sprachengesetzes und der Sprachenverord-

nung von der Schweizerischen Eidgenossenschaft finanziert wird Zu den Aufgaben des In-

stituts gehoumlren die Durchfuumlhrung von Forschungsprojekten im Bereich der Mehrsprachig-

keit die Unterstuumltzung der Lehre auf allen Stufen die Zusammenarbeit mit verschiedenen

Akteuren auf regionaler nationaler und internationaler Ebene die Verbreitung der erworbe-

nen Kenntnisse in Wissenschaft und Gesellschaft und die Durchfuumlhrung von wissenschaftli-

chen Veranstaltungen Aktuell ist die HEP-PH FR gemeinsam mit dem Institut fuumlr Mehr-

sprachigkeit und der Universitaumlt Freiburg im Rahmen des von swissuniversities lancierten

und vom Bund finanzierten Programms P-09 laquoAufbau der wissenschaftlichen Kompetenzen

und Fachdidaktikenraquo fuumlr den Aufbau des Fachdidaktikzentrums Fremdsprachen (Centre de

didactique des langues eacutetrangegraveres CeDiLE) als Leading House zustaumlndig

Durch die besondere Lage des Kantons Freiburg auf der Sprachgrenze bietet sich die Chance

die Zweisprachigkeit in der Lehrpersonenbildung und in den Schulen zu nutzen Die Kanto-

ne Bern und Wallis pflegen die Zweisprachigkeit zwar auch aber mit zwei PH-Standorten

In Freiburg kann die Zweisprachigkeit unter einem Dach gelebt werden was eine attraktive

26

Profilierungsmoumlglichkeit ist Mittels einer kohaumlrenten und stufenuumlbergreifenden Strategie

koumlnnte die kantonale Lehrpersonenbildung das Thema Mehrsprachigkeit und Immersions-

didaktik als Freiburger USP herausarbeiten und sich auf nationaler und internationaler Ebe-

ne profilieren

323 Inklusion

Die Volksschule von heute ist eine integrative Schule Statt einzelne Kinder mit besonderem

Foumlrderbedarf in Sonderschulen oder -klassen zu unterrichten sollen moumlglichst alle gemein-

sam Regelklassen besuchen Grundlage fuumlr den integrativen Unterricht bilden das Behinder-

tengleichstellungsgesetz und die 2008 eingefuumlhrte Neugestaltung des Finanzausgleichs und

der Aufgabenteilung Seither sind die Kantone fuumlr die Sonderpaumldagogik zustaumlndig Zur Ko-

ordination der Aufgaben haben die Kantone unter der Federfuumlhrung der EDK das 2011 in

Kraft getretene Sonderpaumldagogik-Konkordat erarbeitet

Fuumlr die Foumlrderung der Kinder mit speziellem Foumlrderbedarf sind in der Regel schulische

Heilpaumldagogen zustaumlndig Sie erstellen in Absprache mit der Lehrperson individuelle Foumlr-

derplaumlne Die Heilpaumldagogen sind oft nur fuumlr einzelne Lektionen im Schulzimmer um das

Kind zu betreuen es gibt aber auch Formen von Teamteaching bei denen Lehrpersonen und

Heilpaumldagogen gemeinsam alle Kinder betreuen Fuumlr eine gute Zusammenarbeit muumlssen die

Rollen geklaumlrt und der Bildungsauftrag der Regelschule verstanden werden Heilpaumldagogen

benoumltigen ein Grundverstaumlndnis fuumlr die Lehrertaumltigkeit und Lehrpersonen der Regelklassen

ein Grundverstaumlndnis uumlber Behinderungsaspekte Die Vermittlung dieses gegenseitigen

Grundverstaumlndnisses sollte in die Grundausbildung sowohl der Volksschullehrer als auch

der Heilpaumldagogen mit einbezogen werden Dies ist heute allerdings nicht der Fall in den

Gespraumlchen wird seitens der HEP-PH FR und des ILLB der fehlende institutionalisierte Aus-

tausch mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik bemaumlngelt

324 Digitalisierung

Computer Internet und Smartphone durchdringen den Alltag immer staumlrker Die Schulen

haben sich auf verschiedene Arten mit dieser Digitalisierung auseinanderzusetzen Die neu-

en technologischen Moumlglichkeiten sind in der Lehrerbildung und in den Schulen paumldago-

gisch sinnvoll zu nutzen Allerdings erfordern die technologischen Lehrmittel Investitionen

in Infrastruktur und Datensicherheit und den Einsatz von Fachpersonen mit Spezialwissen

in verschiedensten Funktionsbereichen Zur Illustration dieser zusaumltzlichen Dimension in

der Lehrpersonenbildung haben Mishra und Koehler (2006) das oben vorgestellte PCK-

Modell um den Aspekt der digitalen Medien erweitert was zum vierdimensionalen TPCK-

Modell fuumlhrt

1 Technology Knowledge Wie koumlnnen Lehrpersonen digitale Medien fuumlr sich selbst nutzen

In dieser Dimension stehen das Wissen und die Fertigkeiten des eigenen Umgangs mit

digitalen Medien im Vordergrund

27

2 Technological Pedagogical Knowledge Welche Chancen und welchen Nutzen koumlnnen digitale

Medien im Unterricht aufweisen Hier geht es um generelle Fragen der Unterrichtsgestal-

tung im Sinne der Allgemeindidaktik

3 Technological Content Knowledge Inwiefern vermag die Digitalisierung den fachwissen-

schaftlichen Inhalt zu veraumlndern Welche Bedeutung haben digitale Medien fuumlr das jewei-

lige Fach

4 Technological Pedagogical Content Knowledge Wie lassen sich Unterrichtsinhalte anhand von

digitalen Medien sinnvoll unterrichten Wie koumlnnen digitale Medien den Lernprozess in

den jeweiligen Faumlchern unterstuumltzen

Abbildung 7 TPCK-Modell von Mishra und Koehler (2006) basierend auf Shulmann (1986)

Um dieser neuen Anforderung im Bildungswesen zu begegnen haben sowohl die EDK als

auch die CIIP 2018 eine Strategie bzw einen Aktionsplan fuumlr den Umgang mit dem Wandel

durch Digitalisierung definiert mittels derer die Kantone sich auf Ziele und prioritaumlre Berei-

che der digitalen Bildung einigen Im Kanton Freiburg hat der Staatsrat dem Grossrat bereits

2001 ein Globalkonzept der Integration der Informations- und Kommunikationstechnologie

in den Unterricht in allen Schulstufen unterbreitet 2001 wurde die Fachstelle fri-tic gegruumln-

det uumlber die seither saumlmtlichen Lehrpersonen mehr als 140 in den Schulen taumltige IKT-

Ansprechpersonen sowie Ausbildner fuumlr Lehrpersonen im Bereich IKT geschult wurden Des

Weiteren stellt sie Schulbehoumlrden Schulen Lehrpersonen und Lernenden Leistungen und

Beratungen im Zusammenhang mit Medien und IKT zur Verfuumlgung und foumlrdert gleichzeitig

eine kritische Auseinandersetzung mit den neuen Medien und Technologien 2017 hat der

Staatsrat ein kantonales Konzept fuumlr die Integration von Medien und IKT in der obligatori-

schen und nachobligatorischen Schule in der Berufsbildung und im Sonderschulunterricht

genehmigt Es soll ein neues Fuumlhrungssystem definieren die Steuerungsstrukturen klaumlren

Synergien ermitteln und eine gemeinsame Vision entwickeln die die Kohaumlrenz der verschie-

denen Unterrichts- und Bildungsaumlmter Aus- und Weiterbildungen fuumlr Lehrpersonen Infor-

matikprojekten des Staates und Unterrichts-Lernpraxis an den Schulen zum Ziel hat Inner-

halb der EKSD wurde das Buumlro Medien und IKT geschaffen das als Steuerungsorgan der

28

EKSD die Aufgabe hat dieses Globalkonzept fuumlr den Zeitraum 2017 bis 2021 zu erarbeiten

umzusetzen und zu evaluieren

Im Schuljahr 201920 werden durch den Lehrplan 21 die Lernziele im Bereich von Medien

und Informatik fuumlr die deutschsprachige obligatorische Schule festgelegt und in den Frei-

burger Gymnasien wird Informatik als obligatorisches Fach eingefuumlhrt Eine diesbezuumlgliche

Uumlberarbeitung des PER fuumlr den franzoumlsischen obligatorischen Unterricht ist ebenfalls be-

schlossen Diese flaumlchendeckende Einfuumlhrung eines neuen Faches einerseits und neuer fauml-

cheruumlbergreifender technologischer Unterrichtsmaterialen andererseits erfordert eine ent-

sprechende Anpassung der Studienprogramme in der Lehrpersonenausbildung Die HEP-

PH FR und die Universitaumlt haben diese getrennt und unabhaumlngig voneinander in Angriff

genommen ua mit der Unterstuumltzung ihres jeweiligen Fachzentrums Sowohl die Universi-

taumlt (Laboratoire drsquoinnovation peacutedagogique LIP Centre Nouvelles technologies et enseignement NTE)

wie auch die HEP-PH FR (Centre de recherche sur lrsquoenseignementapprentissage par les technolo-

gies numeacuteriques CREATE) verfuumlgen uumlber Einheiten fuumlr Lehre und Lernen mit digitalen Tech-

nologien Auch hier gibt es zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien Der Einsatz der vorhan-

denen Ressourcen hat grosses Optimierungspotential

33 Oumlkonomische Elemente

331 Zulassungspolitik

Folgende Darstellung zeigt mit welcher Vorbildung schweizweit die Studierenden an die

PH gelangen Die Zugaumlnge sind vielfaumlltig und durchlaumlssig So kann der Arbeitsmarkt mit

ausreichend qualifizierten Lehrpersonen versorgt werden

Abbildung 8 PH-Eintritte auf Stufe Bachelor nach Studiengang und Zulassungsausweis 20172018 (Quelle Bundesamt fuumlr

Statistik BFS)

Heute verfuumlgen 43 der Studierenden die die Ausbildung VorschulstufePrimarstufe auf-

nehmen uumlber eine gymnasiale Maturitaumlt Knapp 2 davon haben eine Passerelle BM-UH

29

absolviert Auch die Fachmaturitaumlt (FM) mit Vertiefungsrichtung Paumldagogik ist seit ihrer

Einfuumlhrung im Studienjahr 201011 mit 29 zu einem bedeutenden Zubringer in die Vor-

schul- und Primarschullehrerausbildung geworden Diese Population von Studierenden ist

fuumlr den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen eminent wichtig da ohne sie nur eine ungenuumlgende

Anzahl an Lehrpersonen ausgebildet werden koumlnnte Die Berufsmaturanden machen 8 aus

7 der Studierenden wurden mit oder ohne Pruumlfung durch eine Hochschule zugelassen und

6 haben einen auslaumlndischen Zulassungsausweis Zwar fehlen fuumlr eine laumlngerfristige Beur-

teilung auch hier die mittels eines permanenten Monitorings zu erhebenden Daten die Zah-

len fuumlr das Studienjahr 201819 zeigen jedoch dass an der HEP-PH FR gleichviele Inhaber

einer Fach- wie einer gymnasialen Maturitaumlt studieren Fuumlr den Zugang zu den von der Uni-

versitaumlten angebotenen Studiengaumlngen so auch des ILLB und des DSP wird die gymnasiale

Maturitaumlt vorausgesetzt

Kandidatinnen und Kandidaten fuumlr eine Ausbildung zur Lehrperson insbesondere fuumlr die

Primarstufe gibt es genug Allerdings besteht an der HEP-PH FR seit dem Studienjahr

200405 eine Zulassungsbeschraumlnkung Sie wurde aufgrund einer laquounerwartet grossen An-

zahl Anmeldungenraquo eingefuumlhrt Nach 104 registrierten Anmeldungen im Jahr 2002 und 105

im Jahr 2003 sind 2004 165 Bewerbungen eingegangen Damit war die Aufnahmekapazitaumlt

der HEP-PH FR in Bezug auf die vorhandenen Praktikumsplaumltze die Betreuung der Studie-

renden und die Infrastruktur uumlberschritten Die maximale Aufnahmekapazitaumlt wurde auf 90

Studienplaumltze fuumlr die franzoumlsischsprachigen und 30 fuumlr die deutschsprachigen Studierenden

festgelegt Die Verordnung des Staatsrats uumlber diese erste Zulassungsbeschraumlnkung erlaumlsst

zudem Selektionskriterien die zur Ablehnung der uumlberzaumlhligen Kandidaten angewandt

werden konnten Laut Art 4 Abs 2 konnte die Aufnahme abgelehnt werden wenn die Beur-

teilung der paumldagogischen Faumlhigkeiten Vorbehalte enthielt und die schulischen Ergebnisse in

der Muttersprache und in der ersten Fremdsprache als ungenuumlgend beurteilt wurden

200506-200708 wurde die Anzahl der Studienplaumltze weiter reduziert da mit der laquoPasserel-

leraquo ndash einer Weiterbildung die Kindergaumlrtnerinnen Handarbeits- und Werklehrerinnen das

Unterrichten auf der 1 und 2 Primarstufe ermoumlglichte ndash eine zusaumltzliche Ausbildung ange-

boten wurde die Personal und Infrastruktur der HEP-PH FR ebenfalls beanspruchte Ab

200809 wurde die Anzahl erstmals auf 100 bzw 50 Plaumltze erhoumlht mit der Begruumlndung

laquodass eine groumlssere Anzahl Studierender aus verschiedenen Gruumlnden zum Beispiel wegen

der Mobilitaumlt zwischen den PH das Studium nach dem ersten Jahr wieder aufgibtraquo und

dadurch wieder mehr Aufnahmekapazitaumlt entstuumlnde zudem koumlnnten im ersten Jahr die

Praktika zu zweit absolviert werden Auch die Selektionskriterien wurden angepasst Ab

200809 wird neben den Noten in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematik eine

schriftliche Stellungnahme zu einem Thema das mit der Schule oder dem Lehrerberuf ver-

bunden ist beurteilt

Als sich ein Ruumlckgang der Anzahl Lehrpersonen abzuzeichnen begannt wurde in den Jahren

201011 bis 201314 auf eine Zulassungsbeschraumlnkung verzichtet Da die Gesamtzahl der

Studierenden an der HEP-PH FR von 313 im Jahr 2009 auf 470 im Jahr 2013 anstieg fuumlhrte

30

der Staatsrat im Rahmen seiner Struktur- und Sparmassnahmen die Beschraumlnkung auf das

Studienjahr 201415 wieder ein Als Selektionskriterien galten ab sofort nur noch laquodie schuli-

schen Ergebnisse in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematikraquo

Studienjahr franzoumlsischsprachig deutschsprachig insgesamt

200405 90 40 130

200506 75 35 110

200607 75 35 110

200708 75 35 110

200809 100 50 150

200910 100 50 150

201011-201314 keine Zulassungsbeschraumlnkung

201415 100 50 150

201516 100 50 150

201617 100 50 150

201718 100 50 150

201819 110 50 160

Abbildung 9 Zulassungsbeschraumlnkung an der HEP-PH FR Uumlbersicht von 200405-201819

Wegen der Beibehaltung der Zulassungsbeschraumlnkung uumlber mehrere Jahre hinweg ist man

sich heute gar nicht mehr im Klaren in welcher Zahl sich die Nachfrage nach Studienplaumltzen

an der HEP-PH FR niederschlagen wuumlrde Frist fuumlr die Einreichung der Kandidaturen ist

jeweils Ende Maumlrz und Ende Juli werden die Zulassungen fuumlr den Beginn des Studienjahres

im September bekanntgegeben Nun kennt die HEP-PH FR zwar die Anzahl Kandidaturen

sie entspricht aber nicht derjenigen die sich letztendlich definitiv fuumlr den Studieneintritt ent-

scheiden Viele angehende Studierende sind sich der Platzbeschraumlnkung sowohl an der HEP-

PH FR als auch an anderen Bildungsinstitutionen (etwa an der Hochschule fuumlr Soziale Arbeit

Freiburg) bewusst und bewerben sich absichtlich an mehreren Orten um einen Studienplatz

auf sicher zu haben Dies fuumlhrt dazu dass ein Teil der Bewerber die von der HEP-PH FR

abgewiesen werden das Studium auch bei positivem Zulassungsentscheid nicht aufnehmen

wuumlrde Wie hoch dieser Anteil ist kann nicht ermittelt werden

Diese Zulassungsbeschraumlnkung ist houmlchst problematisch Einerseits will der Kanton Lehr-

personen ausbilden andererseits fuumlhrt der Numerus Clausus zu Abwanderungen von Stu-

dierenden va nach Bern und Lausanne Tatsaumlchlich legen die Zahlen nahe dass die Zulas-

sungsbeschraumlnkung die Nachfrage nach Studienplaumltzen an der HEP-PH FR negativ beein-

flusst Waumlhrend das Angebot stagniert nimmt die Nachfrage ab Es ist houmlchst problematisch

den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen auf solche Weise zu steuern die Nachfrage folgt allem

voran der demographischen Entwicklung

31

Abbildung 10 Kandidaturen vs Eintritte HEP-PH FR 201314-201819

Auch die Ausbildungsplaumltze fuumlr das Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute (DEEM)

sind limitiert Die franzoumlsischsprachige Ausbildung wurde urspruumlnglich fuumlr 48 Personen pro

Studienjahr konzipiert Da das Interesse fuumlr die Ausbildung mit jedem Jahr zunimmt aber

nicht genuumlgend Praktikumsplaumltze zur Verfuumlgung stehen besteht seit dem Studienjahr

200809 eine Aufnahmebeschraumlnkung fuumlr 60 Personen pro Jahr Diese Beschraumlnkung erweist

sich fuumlr die Situation auf dem Arbeitsmarkt als unproblematisch die Maturitaumltsschulen ha-

ben keine Rekrutierungsschwierigkeiten Da sogar ein leichtes Uumlberangebot an Lehrpersonen

fuumlr die Sekundarstufe II besteht haben DEEM-Inhaber uumlber mehrere Jahre hinweg auch Pen-

sen auf Sekundarstufe I uumlbernommen wo bis vor kurzem ebenfalls Lehrpersonal fehlte In-

folge des Anstiegs der Studierenden fuumlr das Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I

(DAES I) in den letzten Jahren hat sich die Arbeitsmarktsituation in den Orientierungsschu-

len wieder beruhigt dafuumlr beginnen sich Engpaumlsse bei der Organisation von Praktikums-

plaumltzen abzuzeichnen

Eine abschliessende Anmerkung zu den Praktikumsplaumltzen sei hier festgehalten Persoumlnlich

bin ich der Meinung dass die Zahl der Praktikumsplaumltze als limitierender Faktor von den

Gespraumlchspartnern zu stark und nicht einleuchtend verwendet wird Die Begruumlndung und

die genaue Benennung der Engpassfaktoren wurden aus den Gespraumlchen nicht klar Wenn

der Arbeitsmarkt mehr Lehrpersonen benoumltigt lassen sich mindestens mittelfristig durch

organisatorische Massnahmen auch ausreichend Praktikumsplaumltze organisieren Gerade

auch die Berufsverbaumlnde sind bei der Erarbeitung solcher Massnahmen mit einzubeziehen

332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage

Der Kanton Freiburg ist wie die umliegenden Regionen seit einigen Jahren mit einer ange-

spannten Situation auf dem Stellenmarkt fuumlr Lehrpersonen auf Primarstufe konfrontiert

Was heute eine grosse Schwierigkeit fuumlr die Anstellung von Stellvertretungen bedeutet wird

in wenigen Jahren in einen tatsaumlchlichen Mangel an qualifizierten Lehrpersonen muumlnden

Die Anzahl Zulassungen zum Studium wird in Freiburg aber nicht etwa von der Situation

auf dem Arbeitsmarkt sondern von der Aufnahmekapazitaumlt der aktuellen Raumlumlichkeiten

260

225 242

256

211 196

154 145

155 140

152 154

0

50

100

150

200

250

300

201314 201415 201516 201617 201718 201819

Kandidaturen im Maumlrz

Eintritte im September

32

definiert Weder der demographischen Entwicklung noch anderen Schwankungen auf dem

Bildungsmarkt kann so Rechnung getragen werden Es sind noch weitere Phaumlnomene zu

beruumlcksichtigen etwa die grosse Nachfrage nach Teilzeitstellen oder die Tatsache dass ein

bedeutender Anteil der Diplomierten gar nie im Lehrberuf arbeitet Diese Gesamtsituation

fuumlhrt dazu dass zwischen 2013 und 2016 die Abgaumlnger der HEP-PH FR nur 565 des Be-

darfs auf dem franzoumlsischsprachigen Freiburger Arbeitsmarkt gedeckt haben 201819 wurde

deshalb die Zulassungsbeschraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Abteilung von 100 Plaumlt-

zen pro Studienjahr auf 110 erhoumlht Diese Erhoumlhung wurde durch den Umzug der Fachstelle

fri-tic ermoumlglicht die bis anhin in den Raumlumlichkeiten der HEP-PH FR untergebracht war

Daruumlber hinaus wird allerdings nur eine substantielle Erweiterung der Gebaumlude oder ein

Neubau an einem anderen Standort der stetig steigenden Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt

nachkommen koumlnnen

Wie erwaumlhnt ist der Zugang zu bestimmten Daten und dadurch deren Auswertung durch

die zersplitterte Organisation wesentlich erschwert Die Entwicklung der Studierendenzah-

len uumlber die letzten fuumlnf Jahre zeigt jedoch dass das Ausbildungsangebot teilweise zur Ab-

wanderung der Freiburger Studierenden insbesondere in die Nachbarkantone fuumlhrt Das ist

insofern problematisch als der Heimatkanton der die Ausbildung im Rahmen der Interkan-

tonalen Fachhochschulvereinbarung (FHV) finanziert nicht davon ausgehen kann dass die

Studierenden nach Abschluss ihres Studiums wieder zuruumlckkehren In der Folge werden

einige grundlegende Statistiken zu den verfuumlgbaren Daten praumlsentiert und im vorliegenden

Kontext interpretiert

A) Herkunft der Studierenden in Freiburg

1 Primarstufe

Abbildung 11 Herkunft der Studierenden Primarstufe 201314-201718 Die Anzahl an Freiburger Studierenden hat uumlber

die letzten fuumlnf Jahre zugenommen waumlhrend die Anzahl an Studierenden aus anderen Kantonen und aus dem Ausland uumlber

den gleichen Zeitraum zuruumlckgeht

284

114

47

302

107

35

311

120

39

287

114

17

302

82

25

0

50

100

150

200

250

300

350

FR Andere Kantone Ausland

201314 201415 201516 201617 201718

33

2 Sekundarstufe I

Abbildung 12 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe I 201314-201718 Die Anzahl der Freiburger hat in den vergan-

genen fuumlnf Jahren besonders stark zugenommen Diese Population ist die Hauptquelle der Zunahme der Anzahl Studieren-

den am ILLB

3 Sekundarstufe II

Abbildung 13 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe II 201314-201718 Aufgrund der Beschraumlnkung der Anzahl

Studienplaumltze fuumlr das DEEM sind die Studierendenzahlen stabil Insbesondere das LDM zieht zahlreiche Studierende aus

anderen Kantonen an Von den insgesamt 228 Studierenden im Jahr 201718 stammen nur 94 aus dem Kanton Freiburg

Diese grosse Attraktivitaumlt kann sich damit erklaumlren dass der Studiengang konsekutiv nach einem Masterabschluss eines

170 169

17

189

162

24

201

163

25

208

183

22

221

195

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0

50

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150

200

250

FR CH Ausland

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

34

24

9

31

93

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42

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5

29

88

23

32

24

7

36

91

20

39

23

6

46

93

15

40

15

7

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94

18

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

FR CH Ausland FR CH Ausland

Diplocircme denseignement pour eacutecoles de maturiteacute DEEM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltschulen LDM

201314 201415 201516 201617 201718

34

Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der

Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde

4 Sonderpaumldagogik

Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg

bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an

Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718

161

686

34

166

675

39

174

680

37

177

705

48

171

716

51 100

200

300

400

500

600

700

800

FR CH Ausland

2013 2014 2015 2016 2017

10

20

30

40

50

60

70

80

90

FR

DE

35

A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg

1 Alle Stufen

Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und

Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg

2 Primarstufe

Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone

Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger

an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)

73

55

14 10

29

14

9

22

5 7

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2 1 3

1 3 3 2 1 2

5

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60

70

80

Pri

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BE VD JU LU VS AG NE

53

11

1 2 2 1

55

16

1 2 2

63

22

1 4 3

66

31

5

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73

29

3 5

1 2 1

0

10

20

30

40

50

60

70

80

Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

36

3 Sekundarstufe I

Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr

201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger

die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)

4 Sekundarstufe II

Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-

beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen

29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg

40

14

1

5

1 2 1 1

48

15

3 4

1 2 1 1

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19

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60

Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

16

3

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16

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20

Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

37

5 Sonderpaumldagogik

Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-

dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-

burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur

auf Deutsch angeboten wird

34 Organisatorische Elemente

Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-

ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben

die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-

turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen

Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-

kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement

oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-

formen beeinflusst

341 Interne Fuumlhrungsstrukturen

Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer

Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die

Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist

mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum

arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-

sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt

sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische

Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit

6

18

6 6

16

11

1 1

7

16

9

1 1

9

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14

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5

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5

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15

20

25

Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall

201314 201415 201516 201617 201718

38

mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene

nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und

Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich

Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf

einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-

ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-

struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-

richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte

An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern

ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und

operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das

Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen

der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-

der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine

Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR

Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-

nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg

koordinieren koumlnnte

Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen

die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-

steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das

Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-

tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die

Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-

schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich

die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-

ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der

Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden

342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen

Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-

standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und

ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018

werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen

Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE

der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der

deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-

ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist

aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich

39

Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-

gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-

sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes

de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale

de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in

der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den

Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-

sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen

Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene

Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf

die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist

eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten

Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen

Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-

enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-

nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen

Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten

343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung

Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es

braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-

nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die

Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-

stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen

Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen

sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards

ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-

litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte

Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-

den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-

derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die

HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative

Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet

werden muumlssen

Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen

Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-

maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-

rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-

hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht

Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-

sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen

40

Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie

sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber

eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt

ist diese Auflage weniger problematisch

344 Infrastruktur

Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen

bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-

lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-

lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-

schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade

auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den

heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau

nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden

Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-

gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun

verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten

Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit

einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung

stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-

schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden

Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-

kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie

eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des

ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-

PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-

ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst

Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals

thematisiert aber nie weiterverfolgt

35 Rechtliche Elemente

351 Nationale Ebene

Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-

schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-

taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-

zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-

hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-

traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten

Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten

die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings

41

auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das

Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der

Kantone

352 Kantonale Ebene

Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-

sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig

sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-

cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer

Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-

ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das

Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen

Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR

allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-

trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-

liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-

gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-

lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von

2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der

fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen

Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten

waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das

neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR

eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb

keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz

grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen

der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-

schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-

matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung

mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden

soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung

Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen

Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-

ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren

Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft

getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem

Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-

schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-

tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen

Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-

42

le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des

Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-

systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert

werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-

lungsdruck verhindern koumlnnen

36 Finanzielle Elemente

Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle

Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die

Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen

Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-

hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses

Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im

interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln

Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-

rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits

und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die

Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-

zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-

schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den

Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH

15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und

nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-

gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen

werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach

Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine

Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-

traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite

lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-

nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt

37 Kontextualisierung der Erkenntnisse

Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen

der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-

beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast

ausschliesslich informell

In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse

durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt

dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-

tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit

43

einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als

auch aus anderen Kantonen

FR HEP Vaud PH Bern

Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)

Sekundarstufe I 435 443 877

Sekundarstufe II 228 215 357

Total Sekundarstufe 663 658 1234

Sonderpaumldagogik 953 368 207

Total 2025 1945 2429

Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen

201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der

Fachausbildung mitgezaumlhlt

Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH

abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell

entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der

HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die

Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr

den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-

sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-

den

Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-

fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-

ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es

die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-

renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf

Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-

ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe

II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben

Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-

traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die

Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss

zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-

ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen

Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur

Verfuumlgung

44

4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle

41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick

In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-

nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig

ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische

Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf

lokale Besonderheiten zugeschnitten sind

Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik

1 PHBern

2 PH FHNW

3 PHGR

4 PH Luzern

5 PHSG

6 PHSH

7 PHSZ

8 PHTG

9 PH-VS

10 PH Zug

11 PHZH

12 HEP-BEJUNE

13 HEP Vaud

14 S SUPSI-DFA

Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz

Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-

enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-

tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch

an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-

gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden

Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-

terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-

tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt

Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-

lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der

Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-

konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats

gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-

sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann

45

42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle

Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-

gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll

ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber

im Folgenden kurz aufgefuumlhrt

Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-

schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt

des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-

spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-

ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit

einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies

etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH

FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-

ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-

tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium

besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-

PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so

besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt

und HEP-PH FR gewertet

Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der

Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen

immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-

lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich

Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-

turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre

aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-

chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell

von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-

saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen

besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen

Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann

die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-

nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur

Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder

andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE

Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der

Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-

bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-

nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-

sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie

46

gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-

tonsverfassung mit einbezogen

Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische

Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-

ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-

schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-

zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-

rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-

nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur

Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-

und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-

ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-

takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen

Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles

fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR

stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-

schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO

dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im

Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-

geordneten Strukturen problematisch

43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-

versitaumlt

In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach

einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen

Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur

Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung

Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr

Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten

Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD

vom 1 Januar 2002 geregelt

431 Staumlrken und Chancen

Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-

ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-

stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die

ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil

Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-

gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und

paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen

47

allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt

der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-

meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch

im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher

Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone

geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg

waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen

Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr

Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im

Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-

Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als

auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies

ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung

mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-

lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-

studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls

als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-

renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen

Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet

werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-

didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-

nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in

Bern oder Lausanne stattfindet

432 Schwaumlchen und Gefahren

Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II

den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit

Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung

Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein

interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in

Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und

praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-

tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische

Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt

und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren

44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt

Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-

sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-

taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein

48

441 Staumlrken und Chancen

Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen

Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-

der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen

aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland

mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten

laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-

tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig

442 Schwaumlchen und Gefahren

In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen

Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-

dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt

Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu

geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-

personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-

nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche

Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-

setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung

fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-

nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem

Unwort geworden

Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-

lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In

einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches

Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-

toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder

einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-

sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-

te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer

rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-

rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr

eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-

dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem

Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb

des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-

chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere

nutzen moumlchten

49

45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne

In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-

ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-

de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke

Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation

eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische

Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung

Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um

Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert

451 Staumlrken und Chancen

Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-

dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der

HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden

Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot

452 Schwaumlchen und Gefahren

Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar

und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche

Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton

Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der

Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem

im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark

in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen

Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-

le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-

stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation

insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-

operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-

rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders

die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses

Modell wohl besonders schwierig umzusetzen

50

5 Empfehlungen

51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit

Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-

nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status

Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre

Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-

nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde

sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand

bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons

Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-

tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher

Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst

eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein

Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium

vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-

che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige

Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt

der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-

dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu

nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-

nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen

52 Strategische Stossrichtung

Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes

festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung

der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-

meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie

sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-

stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-

ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-

nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status

Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen

Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden

kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts

muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen

Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet

51

Perspektive Strategische Ziele

Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen

Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit

seinen Besonderheiten

Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-

burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten

und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen

Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant

hervorgehoben

Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen

Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)

Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-

kraumlften garantieren

Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen

Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren

Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung

ermoumlglichen

Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-

schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann

Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen

Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-

fuumlgung stellen

Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-

chende Informatikinfrastruktur einrichten

Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen

Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen

Der Hochschule Autonomie gewaumlhren

Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung

53 Modellvorschlag

531 Interinstitutionelles Gremium

Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-

nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist

gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-

schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben

den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)

eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums

(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird

das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist

dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-

pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-

bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung

52

In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-

fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun

Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-

liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten

Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-

den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-

sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-

tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-

rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-

bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-

sammlung) ersetzt werden

Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan

53

Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)

532 Abwaumlgungen

Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-

stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das

Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-

schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure

des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem

Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-

typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-

dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt

aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-

oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-

treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-

ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat

damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-

ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten

Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-

tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden

und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-

gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang

gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen

kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-

ben

Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-

folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die

54

Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig

der finanzielle Druck auf die kleinen PHs

533 Weiteres Vorgehen und Ausblick

Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von

aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich

hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-

schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der

Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-

len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich

lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei

Hauptphasen

Abbildung 26 Prozessgestaltung

Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste

fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit

sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende

laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-

kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer

Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf

dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume

verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-

sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-

den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt

werden

Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen

Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-

naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge

der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue

55

Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf

angepasst der Aussenauftritt konsolidiert

Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen

Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion

um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum

die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-

statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-

faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht

534 Schlussgedanken

Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die

Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen

Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch

konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-

gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt

werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen

Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-

saumltzlich erschwerend

Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-

gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-

finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung

verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so

koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden

Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution

fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht

Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-

promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-

lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-

gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt

Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-

forderlich

56

6 Quellen

61 Literatur

Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter

httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb

Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt

Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle

Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading

House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No

12

Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)

Muumlnchen Vahlen

Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice

(9th ed) Boston McGraw-Hill

Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-

Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson

Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A

Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University

108 (6) 1017-1054

Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational

Researcher 15(2) 4-14

Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion

62 Rechtsgrundlagen

Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-

taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und

Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001

Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-

sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)

Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-

schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom

30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)

Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et

lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001

EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit

Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK

EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der

Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK

57

Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)

Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)

Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg

(SR 101000)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)

Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom

16062016 (LB SR 447710)

Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)

63 Berichte und Stellungnahmen

SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr

Bildungsforschung

Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017

Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave

lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat

de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut

Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg

Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg

13122018

Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute

Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK

httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf

httpwwwcdipchdyn12277php

2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron

PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion

httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf

httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv

onMedienundIKTindenUnterrichtpdf

httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes

Page 16: Prof. Dr. Roman Capaul St. Gallen, 2. April 2019 · guisme est un atout unique qui est mis en avant comme une unique selling proposition (USP - proposition de vente unique). Le bilinguisme

16

dings auf sich warten laumlsst Das Institut verfuumlgt anfangs weder uumlber eigene Raumlumlichkeiten

noch uumlber ein spezifisches Budget es geht vor allem darum entsprechend den Trends auf

nationaler und internationaler Ebene einen Lehrstuhl fuumlr experimentelle Psychologie in Frei-

burg zu implementieren und diesen in einem Zentrum fuumlr katholische Paumldagogik zu veran-

kern Als sich das KLS 1909 um eine deutschsprachige Abteilung erweitert werden auch an

der Universitaumlt entsprechende Bemuumlhungen unternommen in der Bestrebung die Lehrper-

sonenausbildung auf Primarstufe ebenfalls in die Universitaumlt zu integrieren

Mit dem Abgang des Institutsdirektors und Inhabers des Lehrstuhls fuumlr Paumldagogik 1909 ha-

ben sich diese Bestrebungen verloren Sein Nachfolger besetzt nur den Lehrstuhl nicht aber

die Direktion des Instituts Durch diese Vakanz und die schwierige Wirtschaftslage infolge

des 1 Weltkriegs wird das Wachstum des Instituts stark gehemmt 1919 erklaumlrt Georges Py-

thon die finanzielle Lage verunmoumlgliche ein Funktionieren des Instituts

Anfang der 1930er Jahre gewinnt die Freiburger Paumldagogik dank der Dynamik in der Son-

derpaumldagogik wieder an Aufwind und die Arbeit des Instituts wird wiederaufgenommen

Der Benediktinerkonvent von Einsiedeln fragt nach Lehrveranstaltungen fuumlr gymnasiale

Paumldagogik und praktischen Uumlbungen fuumlr die deutsche Sprache fuumlr die zukuumlnftigen Lehrper-

sonen der Klosterschule Die Erziehungsdirektion verlangt deshalb von der Philosophischen

Fakultaumlt die Anpassung ihres Reglements an die Ausbildung von Gymnasiallehrpersonen

1932 wird das Institut in zwei sprachliche Abteilungen unterteilt

1889 Gruumlndung der Universitaumlt Lehrstuhl fuumlr Paumldagogik

1907 Eroumlffnung eines Instituts fuumlr Paumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt

1909 Erste Angebote fuumlr deutschsprachige Studierende Voruumlbergehende Unterbrechung der Arbeit des Insti-

tuts

1932 Beginn der Ausbildung von Gymnasiallehrpersonen Eroumlffnung einer deutschsprachigen Abteilung

1934 Eroumlffnung eines Heilpaumldagogischen Seminars

1947 Offizielle Schaffung des Instituts fuumlr Paumldagogik Heilpaumldagogik und Angewandte Psychologie

1966 Losloumlsung der Heilpaumldagogik

1973 Losloumlsung der Angewandten Psychologie

1983 Lehrerbildungsreform Abloumlsung des franzoumlsischsprachigen Instituts vom deutschsprachigen Bezug der

Raumlumlichkeiten in Regina Mundi

1984 Losloumlsung der Sozialarbeit

1995 Angliederung des SFM an den Lehrstuhl fuumlr Paumldagogik

1998 Lehrerbildung wird unter die Verantwortung des Departements fuumlr Erziehungswissenschaften gestellt

2004 Lehrerbildung wird an der Philosophischen Fakultaumlt angesiedelt

2016 Gruumlndung des ILLB

Abbildung 3 Eckdaten ILLB

Erst 1947 wird durch einen Beschluss des Staatsrats offiziell ein Institut fuumlr Paumldagogik Heil-

paumldagogik und angewandte Psychologie gegruumlndet Es besteht aus drei Abteilungen allge-

17

meine Paumldagogik fuumlr die Ausbildung der Lehrpersonen auf Sekundarstufe Sonderpaumldago-

gik fuumlr die Ausbildung von Sozialpaumldagogen sowie angewandte Psychologie fuumlr die Ausbil-

dung von Schulpsychologen und Berufsberatern 1983 wird mit der Realisierung der Lehrer-

bildungsreform das franzoumlsischsprachige Institut vom deutschsprachigen geloumlst Im selben

Jahr beziehen das Departement fuumlr Erziehungswissenschaften das Departement fuumlr Psycho-

logie sowie die beiden Zentren fuumlr Lehrpersonenbildung CERF und ZELF ihre Raumlumlichkei-

ten im Gebaumlude Regina Mundi Die franzoumlsischsprachige Lehrerbildung wird in einem inter-

fakultaumlren bdquoService de la formation des maicirctresraquo SFM zusammengefasst der 1995 dem Lehr-

stuhl fuumlr Paumldagogik angegliedert wird Im deutschsprachigen Bereich wird noch weiter mit

getrennten Abteilungen Sek I und Sek II gearbeitet 2016 wurde das ILLB mit den heutigen

Strukturen und drei zusaumltzlichen Lehrstuumlhlen gegruumlndet

Heute besuchen uumlber 600 Personen eine Ausbildung am ILLB Aufgrund der Aufnahmebe-

schraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Ausbildung fuumlr das Lehramt auf Sekundarstufe II

(DEEM) geht die deutliche Zunahme der Studierendenzahlen des ILLB in den letzten Jahren

hauptsaumlchlich auf den Anstieg in der Studienrichtung Lehrdiplom auf Sekundarstufe I (LDS

I bzw DAES I) zuruumlck

Abbildung 4 Entwicklung der Studierendenzahlen am ILLB 201314-201718

222 Rechtsgrundlagen

- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt

httpswww3unifrchappslegaldedocument454827

570 586 599

636 663

231 243 252 254 253

147 140 147 160 182

125 132 137 154 166

67 71 63 68 62

0

100

200

300

400

500

600

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20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

Total

DAES I amp LDS I (Bachelor)

DAES I amp LDS I (Master)

DEEM

LDM

18

- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument274463

- Statuten vom 8 Maumlrz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146

- Statuten vom 16 Juni 2016 des Departements fuumlr Erziehungs- und Bildungswissen-

schaften der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument276395

- Statuten vom 16 Juni 2016 des Instituts fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die

Sekundarstufen (ILLB)

httpswww3unifrchappslegaldedocument276424

- Reglement vom 16 Juni 2016 des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr

die Sekundarstufen (BLB)

httpswww3unifrchappslegaldedocument276426

23 Departement fuumlr Sonderpaumldagogik

231 Entstehungsgeschichte

Nach der Gruumlndung des ersten heilpaumldagogischen Ausbildungsinstituts in Zuumlrich 1924

moumlchte der bdquoSchweizerische Caritas-Verbandldquo ein katholisches Pendant in Freiburg schaffen

In den 1930er Jahren unterzeichnen interessierte Instanzen eine nationale Vereinbarung fuumlr

die Schaffung von drei Ausbildungsstaumltten fuumlr Sonderpaumldagogik in Freiburg Genf und Zuuml-

rich 1934 wird innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt das Heilpaumldagogische Seminar Frei-

burg eroumlffnet als unabhaumlngige Abteilung des Instituts fuumlr Paumldagogik In seinen Anfaumlngen ist

das Heilpaumldagogische Seminar rein deutschsprachig Erst mit der Ernennung eines franzouml-

sischsprachigen Ordinarius im Jahr 1984 nimmt die Anzahl der Studierenden aus der West-

schweiz zu

1945 bleibt der Lehrstuhl des Heilpaumldagogischen Seminars infolge der Wirren des 2 Welt-

kriegs vakant Im Herbst 1946 wird er wiederbesetzt und das Seminar nimmt seine Taumltigkei-

ten wieder auf 1951 wird das Seminar in ein Institut umgewandelt bleibt aber gleichzeitig

Teil des uumlbergeordneten Instituts fuumlr Paumldagogik Im selben Jahr wird auf Wunsch des Erzie-

hungsdirektors die bdquoHeilpaumldagogisch-psychiatrische Poliklinikldquo eroumlffnet Die beiden Institu-

tionen haben getrennte Verwaltungen und Buchhaltungen arbeiten aber aufs engste zu-

sammen

Wegen der stetigen Zunahme der Studierendenzahlen ist das Heilpaumldagogische Institut zu-

nehmend mit Raumproblemen konfrontiert Da der Kanton den wachsenden Beduumlrfnissen

des Instituts nicht Folge leisten kann wird 1958 der Verein Curatorium gegruumlndet 1960 wird

dem Institut das Gebaumlude in der Kanisiusgasse 21 Eigentum des Curatorium zur Verfuumlgung

gestellt Tatsaumlchlich ist die Anzahl der Studierenden von der Wiedereroumlffnung des Seminars

19

1946 bis zum Studienjahr 196970 von 6 auf 451 angewachsen Rund 15 der Studierenden

der Universitaumlt und 45 der Studierenden der Philosophischen Fakultaumlt sind am Heilpaumlda-

gogischen Institut eingeschrieben Eine Studie von 1968 gibt an dass uumlber die Haumllfte aller

kantonalen Schulpsychologen in Freiburg ausgebildet worden sind Auch die Entwicklung

der Sozialversicherungen generiert ein wachsendes Beduumlrfnis an im Sozialbereich ausgebil-

deten Personen und das Institut fuumlr Heilpaumldagogik kann sich als privilegierter Gespraumlchs-

partner des Bundes profilieren

Da Status und Finanzierung der Poliklinik problematisch sind wird sie 1987 nach Inkrafttre-

ten des Schulgesetzes in das bdquoHeilpaumldagogische Zentrumldquo umgewandelt das sich in das

bdquoHeilpaumldagogischen Universitaumltszentrumldquo und den bdquoRegionalen Dienst fuumlr Schulpsycholo-

gie und Logopaumldieldquo gliedert Der Verein Curatorium gruumlndet seinerseits 1990 die Stiftung

Heilpaumldagogisches Zentrum 2018 wird die Entscheidung das Curatorium aufzuloumlsen ge-

troffen und das Gebaumlude geht in den Besitz der Stiftung uumlber 1999 wird innerhalb der Phi-

losophischen Fakultaumlt das Departement fuumlr Sonderpaumldagogik gegruumlndet dem das Heilpauml-

dagogische Institut angegliedert wird Die Anzahl der Studierenden steigt weiter an 2017

werden am DSP 953 Studierende ausgebildet

1934 Eroumlffnung des Heilpaumldagogischen Seminars

1945 Vakanz des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik

1946 Wiederbesetzung des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik

1951 Umwandlung des Heilpaumldagogischen Seminars in ein Institut Eroumlffnung der Heilpaumldagogisch-

psychiatrischen Poliklinik

1958 Gruumlndung des Vereins Curatorium

1960 Bezug des Gebaumludes in der Kanisiusgasse

1966 Trennung der Heilpaumldagogik von der Allgemeinen Paumldagogik in ein autonomes Institut

1987 Umwandlung der Poliklinik in das Heilpaumldagogische Zentrum

1990 Gruumlndung der Stiftung Heilpaumldagogisches Zentrum durch den Verein Curatorium

1999 Gruumlndung des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt

2018 Entscheidung zur Aufloumlsung des Vereins Curatorium

Abbildung 5 Eckdaten Departement fuumlr Sonderpaumldagogik

20

Abbildung 6 Entwicklung der Studierendenzahlen am DSP 201314-201718

232 Rechtsgrundlagen

- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt

httpswww3unifrchappslegaldedocument454827

- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument274463

- Statuten vom 8 Marz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146

- Statuten vom 10 April 2014 des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik

httpswww3unifrchappslegaldedocument276391

- Statuten vom 10 April 2014 des Heilpaumldagogischen Instituts der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument276407

475 443 451 463

481

35 35 34 42 54

344 371 373

399 379

27 31 33 26 24

881 880 891 930 938

0

100

200

300

400

500

600

700

800

900

1000

2013 2014 2015 2016 2017

BA in Klinischer Heilpaumldagogik und Sozialpaumldagogik Sonderpaumldagogik Logopaumldie

MA in Sonderpaumldagogik

MA in Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik

Doktorat

Total

21

3 Erkenntnisse aus den Gespraumlchen und Dokumenten

31 Bisherige Studien

Die aktuellen Problemfelder in der Freiburger Lehrpersonenbildung sind keine neue Er-

scheinung Die institutionelle Zerstuumlckelung hat schon immer bestanden und Probleme ge-

neriert Es haben deshalb bereits verschiedene Analysen stattgefunden die die Probleme

durchaus erkannt und benannt haben Loumlsungen wurden aber nur ansatzweise in Angriff

genommen Ein Grundsatzentscheid zur Zusammenlegung der Ausbildungsstaumltten wurde

nie getroffen

Zu Anfang handelte es sich um strukturelle und personelle Fragen in der Lehrpersonenbil-

dung innerhalb der Universitaumlt Aufgrund interner Probleme in der franzoumlsischsprachigen

Abteilung hat die Erziehungsdirektion 2006 den ehemaligen Vorsteher des Amtes fuumlr Uni-

versitaumltsfragen mit einer laquomission drsquoeacutevaluation de meacutediation et de propositionsraquo betraut

Infolge seines Berichts wurde eine Reihe von strukturellen organisationellen paumldagogischen

und personalen Massnahmen beschlossen fuumlr deren Umsetzung und Begleitung die Univer-

sitaumlt erneut den ehemaligen Amtsvorsteher beauftragt hat Aus diesen Massnahmen resul-

tierte insbesondere die Schaffung des Centre drsquoenseignement et de recherche pour la formation agrave

lrsquoenseignement au secondaire (CERF)

Ende 2007 wurde die Analysetaumltigkeit auf die Lehrpersonenbildung insgesamt ausgeweitet

Der Lenkungsausschuss der Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und

der HEP-PH FR hat festgestellt dass die Zusammenarbeit zwischen den beiden Institutionen

intensiviert werden muss Das Rektorat der Universitaumlt hat daraufhin eine Arbeitsgruppe

laquoLehrerbildung an der Universitaumlt Freiburg laquomit Vertretern des CERF der deutschsprachi-

gen Lehrpersonenbildung (LDS I amp II Vorlaumlufer des ZELF) der HEP-PH FR der EKSD und

des Rektorats mit der Analyse von vier konkreten Fragen betraut Drei davon betreffen die

Organisation der Lehrpersonenbildung im Kanton und innerhalb der Universitaumlt (Beziehun-

gen zwischen Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und der HEP-PH FR Beziehungen

zwischen der Lehrpersonenbildung und dem Departement fuumlr Erziehungswissenschaften

strukturelle Trennung der franzoumlsisch- und der deutschsprachigen Lehrerbildung) die vierte

die Ressourcen uumlber die die Lehrpersonenbildung innerhalb der Universitaumlt verfuumlgte In

ihrem Bericht vom 26 Februar 2009 zuhanden des Rektorats hat die Arbeitsgruppe nach der

Analyse der Fragen jeweils Empfehlungen zur Verbesserung der festgestellten Probleme

abgegeben

Was die Frage der Beziehungen zwischen der Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und

der HEP-PH FR betrifft hat sich die wesentliche Feststellung bis heute nicht veraumlndert laquo(hellip)

la seacuteparation de lrsquoensemble de la formation des enseignants agrave Fribourg en plusieurs uniteacutes

distinctes affaiblit assureacutement la position de la formation des enseignants fribourgeois dans

le contexte national Un rapprochement progressif (hellip) creacutedibiliserait la place de Fribourg

comme lieu de formation drsquoenseignantsraquo Als Loumlsung hat die Arbeitsgruppe die Schaffung

eines interinstitutionellen Instituts fuumlr Lehrpersonenbildung empfohlen analog zum Institut

22

fuumlr Mehrsprachigkeit ohne jedoch die bestehenden Strukturen zu fusionieren Das neu zu

schaffende Institut waumlre zustaumlndig fuumlr die strategische Planung das Qualitaumltsmanagement

sowie die Foumlrderung und Aufwertung der Lehrpersonenbildung im Kanton Auch die In-

tegration der sonderpaumldagogischen Ausbildungen ndash die allerdings in der Arbeitsgruppe

nicht vertreten waren ndash in dieses Institut wurde als wuumlnschenswert erachtet

Das Rektorat der Universitaumlt hat den Bericht an die Erziehungsdirektion weitergeleitet Die

damalige Direktorin hat den Vorschlag der Schaffung eines interinstitutionellen Instituts

prinzipiell gutgeheissen und das Rektorat der Universitaumlt und die Direktion der HEP-PH FR

beauftragt die konkrete Umsetzung dieses Vorschlags zu studieren Das Mandat verlangte

zwei Teilberichte Der erste sollte die verschiedenen Varianten eines interinstitutionellen

Instituts sowie eine erste Schaumltzung der Transformationskosten enthalten der zweite eine

juristische Abklaumlrung der gewaumlhlten Variante insbesondere in Bezug auf deren strukturelle

personelle und finanzielle Auswirkungen

Der erste Teilbericht vom 19 Januar 2010 basiert auf derselben Feststellung wie derjenige der

Arbeitsgruppe des Rektorats laquo(hellip) la formation fribourgeoise des enseignant-e-s repose au-

jourdrsquohui sur une structure jugeacutee trop complexe et sous-doteacutee en ressources pour assurer agrave

long terme une formation compeacutetitive et de qualiteacute par rapport aux HEP et universiteacutes voi-

sines eu eacutegard agrave lrsquoaccroissement des exigences fixeacutees par la CDIPraquo Was jedoch die moumlgli-

chen Varianten anging schienen den Autoren des Berichts nicht alle in gleichem Masse laquoju-

dicieuses et pertinentes pour la place fribourgeoise agrave lrsquoheure actuelleraquo Da die HEP-PH FR als

Bildungsstaumltte des Tertiaumlrbereichs noch jung und die Lehrpersonenbildung an der Universi-

taumlt strukturell wenig etabliert war wurden die beiden Fusionsvarianten (Integration des ge-

samten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR in die Universitaumlt und umgekehrt) als nicht

umsetzbar erachtet die Variante der Integration in die HEP-PH wurde gar nicht erst analy-

siert Wie bereits im Bericht des Rektorats wurde auch hier argumentiert die Integration der

HEP-PH FR in die Universitaumlt wuumlrde den Kanton seinen Einfluss auf die Zulassung und die

Studienplaumlne kosten diejenige des berufspraktischen Ausbildungsteils der Universitaumlt in die

HEP-PH FR einen Teil seiner Studierenden aus anderen Kantonen Es wurde aber notabene

auch die Beibehaltung der aktuellen Situation ausgeschlossen Somit konzentrierte sich die

Analyse wie von der Arbeitsgruppe des Rektorats empfohlen auf das Modell einer laquointerin-

stitutionellen Koordinationsstrukturraquo Tatsaumlchlich war die Schaffung eines gemeinsamen

Bildungs- und Kompetenzzentrums bereits im damals geltenden Gesetz uumlber die Paumldagogi-

sche Hochschule (PHG) von 1999 vorgesehen (Art 5 Abs 2) Aus juristischer Sicht kam diese

Variante also der Umsetzung eines Gesetzesartikels gleich der keine grundlegenden Aumlnde-

rungen der internen Strukturen der bestehenden Rechtstexte und Ausbildungsprogramme

nach sich ziehen wuumlrde Der entsprechende Gesetzesartikel wurde nicht in das neue Gesetz

von 2015 (PHFG) aufgenommen die heute geltenden Bestimmungen uumlber die Zusammenar-

beit zwischen HEP-PH FR und Universitaumlt beschraumlnken sich auf die Zusammenarbeitsver-

einbarung

23

Der zweite Teilbericht vom 31 Mai 2010 nimmt infolge von Diskussionen der Arbeitsgruppe

mit der Direktorin der EKSD dem Rektorat der Universitaumlt und der Direktion der HEP-PH

FR uumlber die Resultate des ersten Teilberichts die beiden Fusionsvarianten wieder auf Da die

Variante laquointerinstitutionelles Institutraquo die Entscheidungsstrukturen nicht vereinfachen

sondern im Gegenteil zusaumltzlich erschweren wuumlrde hat sich die Arbeitsgruppe nach einem

Vergleich der drei Varianten letztendlich fuumlr diejenige der Integration in die Universitaumlt aus-

gesprochen Anfang 2011 hat die Direktorin der EKSD dennoch entschieden dass es fuumlr die

Umsetzung der einen oder anderen Variante zu fruumlh sei insbesondere die Revision des Ge-

setzes uumlber die HEP-PH FR muumlsse vorher abgeschlossen werden Gleichzeitig hat sie den

Rektor der Universitaumlt gebeten unmittelbar Arbeiten zur Staumlrkung der bestehenden internen

Strukturen aufzunehmen um eine bessere Fuumlhrung der universitaumlren Lehrpersonenbildung

zu gewaumlhrleisten Die erwaumlhnte Gesetzesrevision hat schliesslich zum heutigen Gesetz uumlber

die HEP-PH FR (PHFG in Kraft seit 2016) mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit die Reorganisa-

tion der universitaumlren Strukturen zum neu geschaffenen ILLB mit den beiden Zentren CERF

und ZELF gefuumlhrt

Sowohl inner- als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen hat sich die Situation fast ein Jahr-

zehnt nach Erscheinen des zweiten Teilberichts derart grundlegend veraumlndert dass nicht

mehr auf dieser bisherigen Studie aufgebaut werden kann Zwar liefert sie interessante In-

formationen zur ehemaligen Funktionsweise der beiden Institutionen die Position der Uni-

versitaumlt und der HEP-PH FR innerhalb der Hochschullandschaft Schweiz ist aber heute nicht

zuletzt aufgrund der Restrukturierung des gesamten Hochschulwesens infolge des Hoch-

schulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetztes (HFKG in Kraft seit 2015) nicht mehr mit der-

jenigen von 2010 vergleichbar Wichtigste Erkenntnis der bisherigen Analysen bleibt damit

die Feststellung dass die Kraumlfte gebuumlndelt werden und der fragmentierten Organisation der

Freiburger Lehrpersonenbildung dringend ein Ende bereitet werden muss

32 Paumldagogische Elemente

Schulen und Bildungsorganisationen stehen als offene Systeme unter dem Einfluss der Ent-

wicklungen ihres Umfelds Deshalb ist es wichtig diese Entwicklungen und deren Relevanz

fuumlr die Konzeption und die Steuerung des Schulwesens zu beleuchten Dieses Kapitel hebt

einige im vorliegenden Kontext relevante Entwicklungen hervor Es erhebt dabei keinen An-

spruch auf Vollstaumlndigkeit sondern will anhand aktueller Beispiele die Wechselwirkung

zwischen gesellschaftlichem Wandel und paumldagogischen Konzepten aufzeigen

321 Exkurs Rahmenkonzept fuumlr eine Lehrpersonenbildung

Die Lehrpersonenbildung soll Studierenden auf die hohen Anforderungen im Berufsfeld

vorbereiten Als Orientierungsrahmen und Erklaumlrungshilfe fuumlr die Konzeption der Aus- und

Weiterbildung von Lehrpersonen kann das PCK-Modell (Pedagogical Content Knowledge) von

Shulmann (1986) dienen Das Modell besagt dass Lehrpersonen sowohl uumlber inhaltliches

paumldagogisches und fachdidaktisches Wissen verfuumlgen muumlssen und macht gleichzeitig die

24

hohen Anforderungen deutlich die an die Dozierenden in der Lehrerausbildung gestellt

werden

- Content Knowledge Das inhaltliche Wissen bezieht sich auf die fachwissenschaftlichen As-

pekte des Unterrichts die mit einer Klasse erarbeitet werden

- Pedagogical Knowledge Paumldagogisches Wissen umfasst das Wissen und Koumlnnen wie eine

Klasse zu unterrichten ist (Methodik und Allgemeindidaktik)

- Pedagogical Content Knowledge Die Schnittmenge dieser beiden ersten Dimensionen fuumlhrt

zu fachdidaktischem Wissen und Koumlnnen Es geht darum wie bestimmte Inhalte fachspe-

zifisch oder -uumlbergreifend unterrichtet werden sollen Die Relevanz dieser Fachdidaktik

wird von mehreren Gespraumlchspartnern sehr deutlich hervorgehoben Der Theorie-Praxis

Bezug ist in der Lehrerbildung sehr wichtig

In Freiburg werden alle drei Wissensbereiche an beiden Institutionen angeboten fuumlr die

Primarstufe an der HEP-PH FR fuumlr die Sekundarstufe I und II und die Sonderpaumldagogik an

der Universitaumlt Waumlhrend eine Aufteilung fuumlr das Content Knowledge und bis zu einem be-

stimmten Grad auch fuumlr das Pedagogical Content Knowledge Sinn machen mag sind insbeson-

dere im Bereich des Pedagogical Knowledge zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien vorhan-

den von denen aber keinerlei Gebrauch gemacht wird

Zur dieser inhaltlichen Komplexitaumlt kommt in Freiburg die zusaumltzliche Schwierigkeit dass

die Lehrpersonenbildung fuumlr die obligatorische Schule zwei verschiedenen Lehrplankonzep-

ten Rechnung tragen muss In der Deutschschweiz werden kuumlnftige Lehrpersonen auf den

Lehrplan 21 in der Westschweiz auf den Plan drsquoeacutetudes romand (PER) vorbereitet Beide Lehr-

plaumlne streben Kohaumlrenz uumlber alle obligatorischen Schuljahre hinweg an Auf der Sekundar-

stufe sind den beiden Lehrplankonzepten aber zT andersartige Paradigmen zugrundgelegt

Dies zeigt sich zum Beispiel im Fach Geschichte Die Gestaltung der Lehrpraktika ist im

franzoumlsischsprachigen Teil Freiburgs fuumlr die Sekundarstufe II anders als im deutschsprachi-

gen Die Freiburger Lehrpersonenbildung muss sich also an zwei verschiedenen Rahmen-

konzepten orientieren

322 Kantonales Sprachenkonzept

Aufgrund der Globalisierung wird unsere Gesellschaft multikultureller Die Sensibilitaumlt fuumlr

andere Kulturen und Sprachen wird fuumlr das Zusammenleben und die gesellschaftliche Ko-

haumlsion immer relevanter Entsprechend wichtig wird der Erwerb von Fremdsprachen Neben

der Landessprache sprechen viele Kinder zuhause eine andere Sprache Im Kanton Freiburg

gilt gemaumlss dem verfassungsrechtlichen Territorialitaumltsprinzip der Grundsatz dass die Un-

terrichtssprache der Amtssprache der Gemeinde oder der Gemeinden die den Schulkreis

bilden entspricht Gleichzeitig ist aber sowohl in der Kantonsverfassung und expliziter auch

in den letzten Regierungsprogrammen vorgesehen den Austausch und das Sprachenlernen

zu foumlrdern

25

Dazu hat die EKSD 2010 ein kantonales Konzept fuumlr den Sprachenunterricht erarbeitet Zwei

Vorschlaumlge des Konzepts beziehen sich auf den Immersionsunterricht Es handelt sich dabei

um den Unterricht eines Sachfaches (zB Geschichte) in der jeweiligen Partnersprache

Hauptziel bleibt das Erreichen von fachlichen Kompetenzen die Sprache steht nicht im Mit-

telpunkt Mittlerweile verzeichnen Projekte zum Immersionsunterricht in der obligatori-

schen Schule des Kantons eine starke Zunahme Zum Schuljahresbeginn 201819 wurden in

18 Orientierungsschulen und 9 Primarschulen und damit in insgesamt uumlber 100 Klassen Im-

mersionsprojekte angekuumlndigt Lehrpersonen die sich fuumlr ein Immersionsprojekt engagie-

ren werden begleitet und koumlnnen vom entsprechenden und laufend erweiterten Weiterbil-

dungsangebot an der HEP-PH FR profitieren Bereits in der Grundausbildung werden die

wichtigsten didaktischen Konzepte im Bereich des Immersionsunterrichts unterrichtet Fuumlr

die bereits aktiven Lehrpersonen hat die HEP-PH FR neu einen CAS zum Thema bilingualer

immersiver Unterricht in Planung Zudem absolvieren auch die Studierenden der einspra-

chigen Ausbildung der HEP-PH einen Teil ihrer Ausbildung in der Partnersprache

Auch auf Mittelschulebene hat der Immersionsunterricht an Bedeutung gewonnen sowohl

im Kanton Freiburg als auch gesamtschweizerisch In Freiburg koumlnnen saumlmtliche Bildungs-

gaumlnge der Schulen der Sekundarstufe II mit einer zweisprachigen Maturitaumlt Deutsch-

Franzoumlsisch abgeschlossen werden Im Schuljahr 201819 besuchen rund 28 der Freiburger

Gymnasiasten diesen Unterricht der zur zweisprachigen Maturitaumlt fuumlhrt Gesamtschweize-

risch ist die Kombination Deutsch-Englisch am haumlufigsten

Auch an der Universitaumlt Freiburg kann das LDM zweisprachig abgeschlossen werden Eine

Kompetenzstelle fuumlr die Immersionsdidaktik fehlt aber

In diesem Zusammenhang ist auch das Institut fuumlr Mehrsprachigkeit zu erwaumlhnen das 2008 als

gemeinsames Institut der Universitaumlt Freiburg und der Paumldagogischen Hochschule Freiburg

gegruumlndet wurde Es fuumlhrt das Wissenschaftliche Kompetenzzentrum fuumlr Mehrsprachigkeit

(KFM) des Bundes das auf der Grundlage des Sprachengesetzes und der Sprachenverord-

nung von der Schweizerischen Eidgenossenschaft finanziert wird Zu den Aufgaben des In-

stituts gehoumlren die Durchfuumlhrung von Forschungsprojekten im Bereich der Mehrsprachig-

keit die Unterstuumltzung der Lehre auf allen Stufen die Zusammenarbeit mit verschiedenen

Akteuren auf regionaler nationaler und internationaler Ebene die Verbreitung der erworbe-

nen Kenntnisse in Wissenschaft und Gesellschaft und die Durchfuumlhrung von wissenschaftli-

chen Veranstaltungen Aktuell ist die HEP-PH FR gemeinsam mit dem Institut fuumlr Mehr-

sprachigkeit und der Universitaumlt Freiburg im Rahmen des von swissuniversities lancierten

und vom Bund finanzierten Programms P-09 laquoAufbau der wissenschaftlichen Kompetenzen

und Fachdidaktikenraquo fuumlr den Aufbau des Fachdidaktikzentrums Fremdsprachen (Centre de

didactique des langues eacutetrangegraveres CeDiLE) als Leading House zustaumlndig

Durch die besondere Lage des Kantons Freiburg auf der Sprachgrenze bietet sich die Chance

die Zweisprachigkeit in der Lehrpersonenbildung und in den Schulen zu nutzen Die Kanto-

ne Bern und Wallis pflegen die Zweisprachigkeit zwar auch aber mit zwei PH-Standorten

In Freiburg kann die Zweisprachigkeit unter einem Dach gelebt werden was eine attraktive

26

Profilierungsmoumlglichkeit ist Mittels einer kohaumlrenten und stufenuumlbergreifenden Strategie

koumlnnte die kantonale Lehrpersonenbildung das Thema Mehrsprachigkeit und Immersions-

didaktik als Freiburger USP herausarbeiten und sich auf nationaler und internationaler Ebe-

ne profilieren

323 Inklusion

Die Volksschule von heute ist eine integrative Schule Statt einzelne Kinder mit besonderem

Foumlrderbedarf in Sonderschulen oder -klassen zu unterrichten sollen moumlglichst alle gemein-

sam Regelklassen besuchen Grundlage fuumlr den integrativen Unterricht bilden das Behinder-

tengleichstellungsgesetz und die 2008 eingefuumlhrte Neugestaltung des Finanzausgleichs und

der Aufgabenteilung Seither sind die Kantone fuumlr die Sonderpaumldagogik zustaumlndig Zur Ko-

ordination der Aufgaben haben die Kantone unter der Federfuumlhrung der EDK das 2011 in

Kraft getretene Sonderpaumldagogik-Konkordat erarbeitet

Fuumlr die Foumlrderung der Kinder mit speziellem Foumlrderbedarf sind in der Regel schulische

Heilpaumldagogen zustaumlndig Sie erstellen in Absprache mit der Lehrperson individuelle Foumlr-

derplaumlne Die Heilpaumldagogen sind oft nur fuumlr einzelne Lektionen im Schulzimmer um das

Kind zu betreuen es gibt aber auch Formen von Teamteaching bei denen Lehrpersonen und

Heilpaumldagogen gemeinsam alle Kinder betreuen Fuumlr eine gute Zusammenarbeit muumlssen die

Rollen geklaumlrt und der Bildungsauftrag der Regelschule verstanden werden Heilpaumldagogen

benoumltigen ein Grundverstaumlndnis fuumlr die Lehrertaumltigkeit und Lehrpersonen der Regelklassen

ein Grundverstaumlndnis uumlber Behinderungsaspekte Die Vermittlung dieses gegenseitigen

Grundverstaumlndnisses sollte in die Grundausbildung sowohl der Volksschullehrer als auch

der Heilpaumldagogen mit einbezogen werden Dies ist heute allerdings nicht der Fall in den

Gespraumlchen wird seitens der HEP-PH FR und des ILLB der fehlende institutionalisierte Aus-

tausch mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik bemaumlngelt

324 Digitalisierung

Computer Internet und Smartphone durchdringen den Alltag immer staumlrker Die Schulen

haben sich auf verschiedene Arten mit dieser Digitalisierung auseinanderzusetzen Die neu-

en technologischen Moumlglichkeiten sind in der Lehrerbildung und in den Schulen paumldago-

gisch sinnvoll zu nutzen Allerdings erfordern die technologischen Lehrmittel Investitionen

in Infrastruktur und Datensicherheit und den Einsatz von Fachpersonen mit Spezialwissen

in verschiedensten Funktionsbereichen Zur Illustration dieser zusaumltzlichen Dimension in

der Lehrpersonenbildung haben Mishra und Koehler (2006) das oben vorgestellte PCK-

Modell um den Aspekt der digitalen Medien erweitert was zum vierdimensionalen TPCK-

Modell fuumlhrt

1 Technology Knowledge Wie koumlnnen Lehrpersonen digitale Medien fuumlr sich selbst nutzen

In dieser Dimension stehen das Wissen und die Fertigkeiten des eigenen Umgangs mit

digitalen Medien im Vordergrund

27

2 Technological Pedagogical Knowledge Welche Chancen und welchen Nutzen koumlnnen digitale

Medien im Unterricht aufweisen Hier geht es um generelle Fragen der Unterrichtsgestal-

tung im Sinne der Allgemeindidaktik

3 Technological Content Knowledge Inwiefern vermag die Digitalisierung den fachwissen-

schaftlichen Inhalt zu veraumlndern Welche Bedeutung haben digitale Medien fuumlr das jewei-

lige Fach

4 Technological Pedagogical Content Knowledge Wie lassen sich Unterrichtsinhalte anhand von

digitalen Medien sinnvoll unterrichten Wie koumlnnen digitale Medien den Lernprozess in

den jeweiligen Faumlchern unterstuumltzen

Abbildung 7 TPCK-Modell von Mishra und Koehler (2006) basierend auf Shulmann (1986)

Um dieser neuen Anforderung im Bildungswesen zu begegnen haben sowohl die EDK als

auch die CIIP 2018 eine Strategie bzw einen Aktionsplan fuumlr den Umgang mit dem Wandel

durch Digitalisierung definiert mittels derer die Kantone sich auf Ziele und prioritaumlre Berei-

che der digitalen Bildung einigen Im Kanton Freiburg hat der Staatsrat dem Grossrat bereits

2001 ein Globalkonzept der Integration der Informations- und Kommunikationstechnologie

in den Unterricht in allen Schulstufen unterbreitet 2001 wurde die Fachstelle fri-tic gegruumln-

det uumlber die seither saumlmtlichen Lehrpersonen mehr als 140 in den Schulen taumltige IKT-

Ansprechpersonen sowie Ausbildner fuumlr Lehrpersonen im Bereich IKT geschult wurden Des

Weiteren stellt sie Schulbehoumlrden Schulen Lehrpersonen und Lernenden Leistungen und

Beratungen im Zusammenhang mit Medien und IKT zur Verfuumlgung und foumlrdert gleichzeitig

eine kritische Auseinandersetzung mit den neuen Medien und Technologien 2017 hat der

Staatsrat ein kantonales Konzept fuumlr die Integration von Medien und IKT in der obligatori-

schen und nachobligatorischen Schule in der Berufsbildung und im Sonderschulunterricht

genehmigt Es soll ein neues Fuumlhrungssystem definieren die Steuerungsstrukturen klaumlren

Synergien ermitteln und eine gemeinsame Vision entwickeln die die Kohaumlrenz der verschie-

denen Unterrichts- und Bildungsaumlmter Aus- und Weiterbildungen fuumlr Lehrpersonen Infor-

matikprojekten des Staates und Unterrichts-Lernpraxis an den Schulen zum Ziel hat Inner-

halb der EKSD wurde das Buumlro Medien und IKT geschaffen das als Steuerungsorgan der

28

EKSD die Aufgabe hat dieses Globalkonzept fuumlr den Zeitraum 2017 bis 2021 zu erarbeiten

umzusetzen und zu evaluieren

Im Schuljahr 201920 werden durch den Lehrplan 21 die Lernziele im Bereich von Medien

und Informatik fuumlr die deutschsprachige obligatorische Schule festgelegt und in den Frei-

burger Gymnasien wird Informatik als obligatorisches Fach eingefuumlhrt Eine diesbezuumlgliche

Uumlberarbeitung des PER fuumlr den franzoumlsischen obligatorischen Unterricht ist ebenfalls be-

schlossen Diese flaumlchendeckende Einfuumlhrung eines neuen Faches einerseits und neuer fauml-

cheruumlbergreifender technologischer Unterrichtsmaterialen andererseits erfordert eine ent-

sprechende Anpassung der Studienprogramme in der Lehrpersonenausbildung Die HEP-

PH FR und die Universitaumlt haben diese getrennt und unabhaumlngig voneinander in Angriff

genommen ua mit der Unterstuumltzung ihres jeweiligen Fachzentrums Sowohl die Universi-

taumlt (Laboratoire drsquoinnovation peacutedagogique LIP Centre Nouvelles technologies et enseignement NTE)

wie auch die HEP-PH FR (Centre de recherche sur lrsquoenseignementapprentissage par les technolo-

gies numeacuteriques CREATE) verfuumlgen uumlber Einheiten fuumlr Lehre und Lernen mit digitalen Tech-

nologien Auch hier gibt es zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien Der Einsatz der vorhan-

denen Ressourcen hat grosses Optimierungspotential

33 Oumlkonomische Elemente

331 Zulassungspolitik

Folgende Darstellung zeigt mit welcher Vorbildung schweizweit die Studierenden an die

PH gelangen Die Zugaumlnge sind vielfaumlltig und durchlaumlssig So kann der Arbeitsmarkt mit

ausreichend qualifizierten Lehrpersonen versorgt werden

Abbildung 8 PH-Eintritte auf Stufe Bachelor nach Studiengang und Zulassungsausweis 20172018 (Quelle Bundesamt fuumlr

Statistik BFS)

Heute verfuumlgen 43 der Studierenden die die Ausbildung VorschulstufePrimarstufe auf-

nehmen uumlber eine gymnasiale Maturitaumlt Knapp 2 davon haben eine Passerelle BM-UH

29

absolviert Auch die Fachmaturitaumlt (FM) mit Vertiefungsrichtung Paumldagogik ist seit ihrer

Einfuumlhrung im Studienjahr 201011 mit 29 zu einem bedeutenden Zubringer in die Vor-

schul- und Primarschullehrerausbildung geworden Diese Population von Studierenden ist

fuumlr den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen eminent wichtig da ohne sie nur eine ungenuumlgende

Anzahl an Lehrpersonen ausgebildet werden koumlnnte Die Berufsmaturanden machen 8 aus

7 der Studierenden wurden mit oder ohne Pruumlfung durch eine Hochschule zugelassen und

6 haben einen auslaumlndischen Zulassungsausweis Zwar fehlen fuumlr eine laumlngerfristige Beur-

teilung auch hier die mittels eines permanenten Monitorings zu erhebenden Daten die Zah-

len fuumlr das Studienjahr 201819 zeigen jedoch dass an der HEP-PH FR gleichviele Inhaber

einer Fach- wie einer gymnasialen Maturitaumlt studieren Fuumlr den Zugang zu den von der Uni-

versitaumlten angebotenen Studiengaumlngen so auch des ILLB und des DSP wird die gymnasiale

Maturitaumlt vorausgesetzt

Kandidatinnen und Kandidaten fuumlr eine Ausbildung zur Lehrperson insbesondere fuumlr die

Primarstufe gibt es genug Allerdings besteht an der HEP-PH FR seit dem Studienjahr

200405 eine Zulassungsbeschraumlnkung Sie wurde aufgrund einer laquounerwartet grossen An-

zahl Anmeldungenraquo eingefuumlhrt Nach 104 registrierten Anmeldungen im Jahr 2002 und 105

im Jahr 2003 sind 2004 165 Bewerbungen eingegangen Damit war die Aufnahmekapazitaumlt

der HEP-PH FR in Bezug auf die vorhandenen Praktikumsplaumltze die Betreuung der Studie-

renden und die Infrastruktur uumlberschritten Die maximale Aufnahmekapazitaumlt wurde auf 90

Studienplaumltze fuumlr die franzoumlsischsprachigen und 30 fuumlr die deutschsprachigen Studierenden

festgelegt Die Verordnung des Staatsrats uumlber diese erste Zulassungsbeschraumlnkung erlaumlsst

zudem Selektionskriterien die zur Ablehnung der uumlberzaumlhligen Kandidaten angewandt

werden konnten Laut Art 4 Abs 2 konnte die Aufnahme abgelehnt werden wenn die Beur-

teilung der paumldagogischen Faumlhigkeiten Vorbehalte enthielt und die schulischen Ergebnisse in

der Muttersprache und in der ersten Fremdsprache als ungenuumlgend beurteilt wurden

200506-200708 wurde die Anzahl der Studienplaumltze weiter reduziert da mit der laquoPasserel-

leraquo ndash einer Weiterbildung die Kindergaumlrtnerinnen Handarbeits- und Werklehrerinnen das

Unterrichten auf der 1 und 2 Primarstufe ermoumlglichte ndash eine zusaumltzliche Ausbildung ange-

boten wurde die Personal und Infrastruktur der HEP-PH FR ebenfalls beanspruchte Ab

200809 wurde die Anzahl erstmals auf 100 bzw 50 Plaumltze erhoumlht mit der Begruumlndung

laquodass eine groumlssere Anzahl Studierender aus verschiedenen Gruumlnden zum Beispiel wegen

der Mobilitaumlt zwischen den PH das Studium nach dem ersten Jahr wieder aufgibtraquo und

dadurch wieder mehr Aufnahmekapazitaumlt entstuumlnde zudem koumlnnten im ersten Jahr die

Praktika zu zweit absolviert werden Auch die Selektionskriterien wurden angepasst Ab

200809 wird neben den Noten in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematik eine

schriftliche Stellungnahme zu einem Thema das mit der Schule oder dem Lehrerberuf ver-

bunden ist beurteilt

Als sich ein Ruumlckgang der Anzahl Lehrpersonen abzuzeichnen begannt wurde in den Jahren

201011 bis 201314 auf eine Zulassungsbeschraumlnkung verzichtet Da die Gesamtzahl der

Studierenden an der HEP-PH FR von 313 im Jahr 2009 auf 470 im Jahr 2013 anstieg fuumlhrte

30

der Staatsrat im Rahmen seiner Struktur- und Sparmassnahmen die Beschraumlnkung auf das

Studienjahr 201415 wieder ein Als Selektionskriterien galten ab sofort nur noch laquodie schuli-

schen Ergebnisse in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematikraquo

Studienjahr franzoumlsischsprachig deutschsprachig insgesamt

200405 90 40 130

200506 75 35 110

200607 75 35 110

200708 75 35 110

200809 100 50 150

200910 100 50 150

201011-201314 keine Zulassungsbeschraumlnkung

201415 100 50 150

201516 100 50 150

201617 100 50 150

201718 100 50 150

201819 110 50 160

Abbildung 9 Zulassungsbeschraumlnkung an der HEP-PH FR Uumlbersicht von 200405-201819

Wegen der Beibehaltung der Zulassungsbeschraumlnkung uumlber mehrere Jahre hinweg ist man

sich heute gar nicht mehr im Klaren in welcher Zahl sich die Nachfrage nach Studienplaumltzen

an der HEP-PH FR niederschlagen wuumlrde Frist fuumlr die Einreichung der Kandidaturen ist

jeweils Ende Maumlrz und Ende Juli werden die Zulassungen fuumlr den Beginn des Studienjahres

im September bekanntgegeben Nun kennt die HEP-PH FR zwar die Anzahl Kandidaturen

sie entspricht aber nicht derjenigen die sich letztendlich definitiv fuumlr den Studieneintritt ent-

scheiden Viele angehende Studierende sind sich der Platzbeschraumlnkung sowohl an der HEP-

PH FR als auch an anderen Bildungsinstitutionen (etwa an der Hochschule fuumlr Soziale Arbeit

Freiburg) bewusst und bewerben sich absichtlich an mehreren Orten um einen Studienplatz

auf sicher zu haben Dies fuumlhrt dazu dass ein Teil der Bewerber die von der HEP-PH FR

abgewiesen werden das Studium auch bei positivem Zulassungsentscheid nicht aufnehmen

wuumlrde Wie hoch dieser Anteil ist kann nicht ermittelt werden

Diese Zulassungsbeschraumlnkung ist houmlchst problematisch Einerseits will der Kanton Lehr-

personen ausbilden andererseits fuumlhrt der Numerus Clausus zu Abwanderungen von Stu-

dierenden va nach Bern und Lausanne Tatsaumlchlich legen die Zahlen nahe dass die Zulas-

sungsbeschraumlnkung die Nachfrage nach Studienplaumltzen an der HEP-PH FR negativ beein-

flusst Waumlhrend das Angebot stagniert nimmt die Nachfrage ab Es ist houmlchst problematisch

den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen auf solche Weise zu steuern die Nachfrage folgt allem

voran der demographischen Entwicklung

31

Abbildung 10 Kandidaturen vs Eintritte HEP-PH FR 201314-201819

Auch die Ausbildungsplaumltze fuumlr das Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute (DEEM)

sind limitiert Die franzoumlsischsprachige Ausbildung wurde urspruumlnglich fuumlr 48 Personen pro

Studienjahr konzipiert Da das Interesse fuumlr die Ausbildung mit jedem Jahr zunimmt aber

nicht genuumlgend Praktikumsplaumltze zur Verfuumlgung stehen besteht seit dem Studienjahr

200809 eine Aufnahmebeschraumlnkung fuumlr 60 Personen pro Jahr Diese Beschraumlnkung erweist

sich fuumlr die Situation auf dem Arbeitsmarkt als unproblematisch die Maturitaumltsschulen ha-

ben keine Rekrutierungsschwierigkeiten Da sogar ein leichtes Uumlberangebot an Lehrpersonen

fuumlr die Sekundarstufe II besteht haben DEEM-Inhaber uumlber mehrere Jahre hinweg auch Pen-

sen auf Sekundarstufe I uumlbernommen wo bis vor kurzem ebenfalls Lehrpersonal fehlte In-

folge des Anstiegs der Studierenden fuumlr das Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I

(DAES I) in den letzten Jahren hat sich die Arbeitsmarktsituation in den Orientierungsschu-

len wieder beruhigt dafuumlr beginnen sich Engpaumlsse bei der Organisation von Praktikums-

plaumltzen abzuzeichnen

Eine abschliessende Anmerkung zu den Praktikumsplaumltzen sei hier festgehalten Persoumlnlich

bin ich der Meinung dass die Zahl der Praktikumsplaumltze als limitierender Faktor von den

Gespraumlchspartnern zu stark und nicht einleuchtend verwendet wird Die Begruumlndung und

die genaue Benennung der Engpassfaktoren wurden aus den Gespraumlchen nicht klar Wenn

der Arbeitsmarkt mehr Lehrpersonen benoumltigt lassen sich mindestens mittelfristig durch

organisatorische Massnahmen auch ausreichend Praktikumsplaumltze organisieren Gerade

auch die Berufsverbaumlnde sind bei der Erarbeitung solcher Massnahmen mit einzubeziehen

332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage

Der Kanton Freiburg ist wie die umliegenden Regionen seit einigen Jahren mit einer ange-

spannten Situation auf dem Stellenmarkt fuumlr Lehrpersonen auf Primarstufe konfrontiert

Was heute eine grosse Schwierigkeit fuumlr die Anstellung von Stellvertretungen bedeutet wird

in wenigen Jahren in einen tatsaumlchlichen Mangel an qualifizierten Lehrpersonen muumlnden

Die Anzahl Zulassungen zum Studium wird in Freiburg aber nicht etwa von der Situation

auf dem Arbeitsmarkt sondern von der Aufnahmekapazitaumlt der aktuellen Raumlumlichkeiten

260

225 242

256

211 196

154 145

155 140

152 154

0

50

100

150

200

250

300

201314 201415 201516 201617 201718 201819

Kandidaturen im Maumlrz

Eintritte im September

32

definiert Weder der demographischen Entwicklung noch anderen Schwankungen auf dem

Bildungsmarkt kann so Rechnung getragen werden Es sind noch weitere Phaumlnomene zu

beruumlcksichtigen etwa die grosse Nachfrage nach Teilzeitstellen oder die Tatsache dass ein

bedeutender Anteil der Diplomierten gar nie im Lehrberuf arbeitet Diese Gesamtsituation

fuumlhrt dazu dass zwischen 2013 und 2016 die Abgaumlnger der HEP-PH FR nur 565 des Be-

darfs auf dem franzoumlsischsprachigen Freiburger Arbeitsmarkt gedeckt haben 201819 wurde

deshalb die Zulassungsbeschraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Abteilung von 100 Plaumlt-

zen pro Studienjahr auf 110 erhoumlht Diese Erhoumlhung wurde durch den Umzug der Fachstelle

fri-tic ermoumlglicht die bis anhin in den Raumlumlichkeiten der HEP-PH FR untergebracht war

Daruumlber hinaus wird allerdings nur eine substantielle Erweiterung der Gebaumlude oder ein

Neubau an einem anderen Standort der stetig steigenden Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt

nachkommen koumlnnen

Wie erwaumlhnt ist der Zugang zu bestimmten Daten und dadurch deren Auswertung durch

die zersplitterte Organisation wesentlich erschwert Die Entwicklung der Studierendenzah-

len uumlber die letzten fuumlnf Jahre zeigt jedoch dass das Ausbildungsangebot teilweise zur Ab-

wanderung der Freiburger Studierenden insbesondere in die Nachbarkantone fuumlhrt Das ist

insofern problematisch als der Heimatkanton der die Ausbildung im Rahmen der Interkan-

tonalen Fachhochschulvereinbarung (FHV) finanziert nicht davon ausgehen kann dass die

Studierenden nach Abschluss ihres Studiums wieder zuruumlckkehren In der Folge werden

einige grundlegende Statistiken zu den verfuumlgbaren Daten praumlsentiert und im vorliegenden

Kontext interpretiert

A) Herkunft der Studierenden in Freiburg

1 Primarstufe

Abbildung 11 Herkunft der Studierenden Primarstufe 201314-201718 Die Anzahl an Freiburger Studierenden hat uumlber

die letzten fuumlnf Jahre zugenommen waumlhrend die Anzahl an Studierenden aus anderen Kantonen und aus dem Ausland uumlber

den gleichen Zeitraum zuruumlckgeht

284

114

47

302

107

35

311

120

39

287

114

17

302

82

25

0

50

100

150

200

250

300

350

FR Andere Kantone Ausland

201314 201415 201516 201617 201718

33

2 Sekundarstufe I

Abbildung 12 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe I 201314-201718 Die Anzahl der Freiburger hat in den vergan-

genen fuumlnf Jahren besonders stark zugenommen Diese Population ist die Hauptquelle der Zunahme der Anzahl Studieren-

den am ILLB

3 Sekundarstufe II

Abbildung 13 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe II 201314-201718 Aufgrund der Beschraumlnkung der Anzahl

Studienplaumltze fuumlr das DEEM sind die Studierendenzahlen stabil Insbesondere das LDM zieht zahlreiche Studierende aus

anderen Kantonen an Von den insgesamt 228 Studierenden im Jahr 201718 stammen nur 94 aus dem Kanton Freiburg

Diese grosse Attraktivitaumlt kann sich damit erklaumlren dass der Studiengang konsekutiv nach einem Masterabschluss eines

170 169

17

189

162

24

201

163

25

208

183

22

221

195

19

0

50

100

150

200

250

FR CH Ausland

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

34

24

9

31

93

23

42

24

5

29

88

23

32

24

7

36

91

20

39

23

6

46

93

15

40

15

7

54

94

18

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

FR CH Ausland FR CH Ausland

Diplocircme denseignement pour eacutecoles de maturiteacute DEEM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltschulen LDM

201314 201415 201516 201617 201718

34

Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der

Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde

4 Sonderpaumldagogik

Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg

bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an

Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718

161

686

34

166

675

39

174

680

37

177

705

48

171

716

51 100

200

300

400

500

600

700

800

FR CH Ausland

2013 2014 2015 2016 2017

10

20

30

40

50

60

70

80

90

FR

DE

35

A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg

1 Alle Stufen

Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und

Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg

2 Primarstufe

Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone

Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger

an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)

73

55

14 10

29

14

9

22

5 7

14

2 1 3

1 3 3 2 1 2

5

0

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30

40

50

60

70

80

Pri

mar

stu

fe

Seku

nd

arst

ufe

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Seku

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ufe

II

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paumld

ago

gik

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II

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ago

gik

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mar

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paumld

ago

gik

Pri

mar

stu

fe

Seku

nd

arst

ufe

I

Seku

nd

arst

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II

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paumld

ago

gik

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mar

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I

Pri

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stu

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nd

arst

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Seku

nd

arst

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II

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paumld

ago

gik

BE VD JU LU VS AG NE

53

11

1 2 2 1

55

16

1 2 2

63

22

1 4 3

66

31

5

1 4 3

73

29

3 5

1 2 1

0

10

20

30

40

50

60

70

80

Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

36

3 Sekundarstufe I

Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr

201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger

die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)

4 Sekundarstufe II

Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-

beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen

29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg

40

14

1

5

1 2 1 1

48

15

3 4

1 2 1 1

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19

5 3

1 1

49

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14

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1 1

0

10

20

30

40

50

60

Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

16

3

1 1 1

16

5

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1

18

5

1 2

1

16

3

1 1

14

9

2 3

1

0

2

4

6

8

10

12

14

16

18

20

Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

37

5 Sonderpaumldagogik

Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-

dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-

burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur

auf Deutsch angeboten wird

34 Organisatorische Elemente

Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-

ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben

die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-

turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen

Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-

kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement

oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-

formen beeinflusst

341 Interne Fuumlhrungsstrukturen

Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer

Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die

Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist

mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum

arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-

sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt

sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische

Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit

6

18

6 6

16

11

1 1

7

16

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1 1

9

19

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22

14

1 1

5

0

5

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25

Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall

201314 201415 201516 201617 201718

38

mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene

nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und

Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich

Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf

einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-

ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-

struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-

richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte

An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern

ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und

operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das

Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen

der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-

der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine

Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR

Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-

nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg

koordinieren koumlnnte

Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen

die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-

steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das

Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-

tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die

Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-

schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich

die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-

ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der

Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden

342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen

Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-

standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und

ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018

werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen

Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE

der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der

deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-

ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist

aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich

39

Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-

gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-

sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes

de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale

de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in

der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den

Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-

sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen

Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene

Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf

die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist

eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten

Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen

Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-

enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-

nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen

Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten

343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung

Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es

braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-

nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die

Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-

stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen

Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen

sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards

ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-

litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte

Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-

den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-

derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die

HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative

Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet

werden muumlssen

Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen

Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-

maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-

rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-

hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht

Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-

sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen

40

Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie

sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber

eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt

ist diese Auflage weniger problematisch

344 Infrastruktur

Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen

bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-

lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-

lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-

schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade

auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den

heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau

nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden

Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-

gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun

verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten

Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit

einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung

stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-

schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden

Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-

kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie

eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des

ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-

PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-

ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst

Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals

thematisiert aber nie weiterverfolgt

35 Rechtliche Elemente

351 Nationale Ebene

Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-

schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-

taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-

zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-

hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-

traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten

Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten

die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings

41

auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das

Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der

Kantone

352 Kantonale Ebene

Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-

sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig

sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-

cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer

Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-

ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das

Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen

Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR

allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-

trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-

liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-

gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-

lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von

2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der

fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen

Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten

waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das

neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR

eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb

keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz

grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen

der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-

schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-

matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung

mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden

soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung

Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen

Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-

ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren

Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft

getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem

Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-

schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-

tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen

Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-

42

le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des

Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-

systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert

werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-

lungsdruck verhindern koumlnnen

36 Finanzielle Elemente

Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle

Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die

Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen

Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-

hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses

Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im

interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln

Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-

rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits

und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die

Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-

zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-

schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den

Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH

15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und

nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-

gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen

werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach

Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine

Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-

traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite

lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-

nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt

37 Kontextualisierung der Erkenntnisse

Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen

der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-

beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast

ausschliesslich informell

In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse

durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt

dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-

tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit

43

einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als

auch aus anderen Kantonen

FR HEP Vaud PH Bern

Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)

Sekundarstufe I 435 443 877

Sekundarstufe II 228 215 357

Total Sekundarstufe 663 658 1234

Sonderpaumldagogik 953 368 207

Total 2025 1945 2429

Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen

201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der

Fachausbildung mitgezaumlhlt

Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH

abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell

entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der

HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die

Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr

den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-

sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-

den

Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-

fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-

ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es

die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-

renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf

Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-

ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe

II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben

Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-

traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die

Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss

zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-

ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen

Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur

Verfuumlgung

44

4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle

41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick

In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-

nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig

ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische

Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf

lokale Besonderheiten zugeschnitten sind

Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik

1 PHBern

2 PH FHNW

3 PHGR

4 PH Luzern

5 PHSG

6 PHSH

7 PHSZ

8 PHTG

9 PH-VS

10 PH Zug

11 PHZH

12 HEP-BEJUNE

13 HEP Vaud

14 S SUPSI-DFA

Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz

Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-

enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-

tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch

an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-

gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden

Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-

terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-

tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt

Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-

lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der

Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-

konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats

gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-

sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann

45

42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle

Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-

gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll

ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber

im Folgenden kurz aufgefuumlhrt

Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-

schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt

des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-

spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-

ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit

einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies

etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH

FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-

ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-

tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium

besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-

PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so

besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt

und HEP-PH FR gewertet

Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der

Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen

immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-

lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich

Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-

turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre

aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-

chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell

von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-

saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen

besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen

Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann

die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-

nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur

Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder

andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE

Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der

Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-

bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-

nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-

sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie

46

gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-

tonsverfassung mit einbezogen

Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische

Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-

ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-

schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-

zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-

rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-

nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur

Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-

und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-

ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-

takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen

Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles

fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR

stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-

schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO

dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im

Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-

geordneten Strukturen problematisch

43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-

versitaumlt

In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach

einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen

Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur

Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung

Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr

Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten

Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD

vom 1 Januar 2002 geregelt

431 Staumlrken und Chancen

Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-

ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-

stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die

ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil

Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-

gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und

paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen

47

allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt

der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-

meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch

im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher

Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone

geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg

waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen

Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr

Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im

Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-

Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als

auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies

ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung

mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-

lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-

studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls

als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-

renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen

Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet

werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-

didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-

nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in

Bern oder Lausanne stattfindet

432 Schwaumlchen und Gefahren

Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II

den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit

Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung

Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein

interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in

Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und

praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-

tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische

Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt

und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren

44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt

Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-

sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-

taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein

48

441 Staumlrken und Chancen

Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen

Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-

der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen

aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland

mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten

laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-

tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig

442 Schwaumlchen und Gefahren

In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen

Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-

dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt

Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu

geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-

personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-

nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche

Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-

setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung

fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-

nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem

Unwort geworden

Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-

lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In

einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches

Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-

toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder

einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-

sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-

te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer

rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-

rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr

eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-

dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem

Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb

des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-

chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere

nutzen moumlchten

49

45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne

In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-

ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-

de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke

Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation

eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische

Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung

Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um

Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert

451 Staumlrken und Chancen

Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-

dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der

HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden

Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot

452 Schwaumlchen und Gefahren

Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar

und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche

Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton

Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der

Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem

im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark

in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen

Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-

le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-

stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation

insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-

operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-

rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders

die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses

Modell wohl besonders schwierig umzusetzen

50

5 Empfehlungen

51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit

Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-

nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status

Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre

Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-

nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde

sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand

bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons

Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-

tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher

Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst

eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein

Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium

vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-

che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige

Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt

der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-

dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu

nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-

nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen

52 Strategische Stossrichtung

Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes

festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung

der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-

meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie

sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-

stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-

ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-

nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status

Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen

Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden

kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts

muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen

Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet

51

Perspektive Strategische Ziele

Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen

Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit

seinen Besonderheiten

Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-

burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten

und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen

Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant

hervorgehoben

Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen

Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)

Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-

kraumlften garantieren

Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen

Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren

Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung

ermoumlglichen

Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-

schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann

Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen

Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-

fuumlgung stellen

Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-

chende Informatikinfrastruktur einrichten

Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen

Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen

Der Hochschule Autonomie gewaumlhren

Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung

53 Modellvorschlag

531 Interinstitutionelles Gremium

Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-

nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist

gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-

schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben

den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)

eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums

(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird

das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist

dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-

pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-

bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung

52

In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-

fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun

Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-

liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten

Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-

den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-

sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-

tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-

rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-

bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-

sammlung) ersetzt werden

Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan

53

Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)

532 Abwaumlgungen

Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-

stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das

Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-

schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure

des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem

Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-

typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-

dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt

aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-

oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-

treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-

ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat

damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-

ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten

Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-

tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden

und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-

gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang

gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen

kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-

ben

Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-

folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die

54

Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig

der finanzielle Druck auf die kleinen PHs

533 Weiteres Vorgehen und Ausblick

Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von

aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich

hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-

schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der

Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-

len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich

lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei

Hauptphasen

Abbildung 26 Prozessgestaltung

Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste

fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit

sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende

laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-

kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer

Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf

dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume

verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-

sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-

den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt

werden

Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen

Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-

naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge

der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue

55

Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf

angepasst der Aussenauftritt konsolidiert

Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen

Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion

um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum

die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-

statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-

faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht

534 Schlussgedanken

Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die

Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen

Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch

konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-

gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt

werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen

Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-

saumltzlich erschwerend

Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-

gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-

finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung

verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so

koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden

Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution

fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht

Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-

promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-

lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-

gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt

Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-

forderlich

56

6 Quellen

61 Literatur

Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter

httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb

Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt

Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle

Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading

House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No

12

Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)

Muumlnchen Vahlen

Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice

(9th ed) Boston McGraw-Hill

Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-

Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson

Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A

Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University

108 (6) 1017-1054

Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational

Researcher 15(2) 4-14

Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion

62 Rechtsgrundlagen

Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-

taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und

Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001

Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-

sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)

Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-

schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom

30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)

Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et

lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001

EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit

Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK

EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der

Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK

57

Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)

Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)

Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg

(SR 101000)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)

Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom

16062016 (LB SR 447710)

Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)

63 Berichte und Stellungnahmen

SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr

Bildungsforschung

Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017

Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave

lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat

de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut

Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg

Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg

13122018

Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute

Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK

httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf

httpwwwcdipchdyn12277php

2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron

PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion

httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf

httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv

onMedienundIKTindenUnterrichtpdf

httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes

Page 17: Prof. Dr. Roman Capaul St. Gallen, 2. April 2019 · guisme est un atout unique qui est mis en avant comme une unique selling proposition (USP - proposition de vente unique). Le bilinguisme

17

meine Paumldagogik fuumlr die Ausbildung der Lehrpersonen auf Sekundarstufe Sonderpaumldago-

gik fuumlr die Ausbildung von Sozialpaumldagogen sowie angewandte Psychologie fuumlr die Ausbil-

dung von Schulpsychologen und Berufsberatern 1983 wird mit der Realisierung der Lehrer-

bildungsreform das franzoumlsischsprachige Institut vom deutschsprachigen geloumlst Im selben

Jahr beziehen das Departement fuumlr Erziehungswissenschaften das Departement fuumlr Psycho-

logie sowie die beiden Zentren fuumlr Lehrpersonenbildung CERF und ZELF ihre Raumlumlichkei-

ten im Gebaumlude Regina Mundi Die franzoumlsischsprachige Lehrerbildung wird in einem inter-

fakultaumlren bdquoService de la formation des maicirctresraquo SFM zusammengefasst der 1995 dem Lehr-

stuhl fuumlr Paumldagogik angegliedert wird Im deutschsprachigen Bereich wird noch weiter mit

getrennten Abteilungen Sek I und Sek II gearbeitet 2016 wurde das ILLB mit den heutigen

Strukturen und drei zusaumltzlichen Lehrstuumlhlen gegruumlndet

Heute besuchen uumlber 600 Personen eine Ausbildung am ILLB Aufgrund der Aufnahmebe-

schraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Ausbildung fuumlr das Lehramt auf Sekundarstufe II

(DEEM) geht die deutliche Zunahme der Studierendenzahlen des ILLB in den letzten Jahren

hauptsaumlchlich auf den Anstieg in der Studienrichtung Lehrdiplom auf Sekundarstufe I (LDS

I bzw DAES I) zuruumlck

Abbildung 4 Entwicklung der Studierendenzahlen am ILLB 201314-201718

222 Rechtsgrundlagen

- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt

httpswww3unifrchappslegaldedocument454827

570 586 599

636 663

231 243 252 254 253

147 140 147 160 182

125 132 137 154 166

67 71 63 68 62

0

100

200

300

400

500

600

700

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

Total

DAES I amp LDS I (Bachelor)

DAES I amp LDS I (Master)

DEEM

LDM

18

- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument274463

- Statuten vom 8 Maumlrz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146

- Statuten vom 16 Juni 2016 des Departements fuumlr Erziehungs- und Bildungswissen-

schaften der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument276395

- Statuten vom 16 Juni 2016 des Instituts fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die

Sekundarstufen (ILLB)

httpswww3unifrchappslegaldedocument276424

- Reglement vom 16 Juni 2016 des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr

die Sekundarstufen (BLB)

httpswww3unifrchappslegaldedocument276426

23 Departement fuumlr Sonderpaumldagogik

231 Entstehungsgeschichte

Nach der Gruumlndung des ersten heilpaumldagogischen Ausbildungsinstituts in Zuumlrich 1924

moumlchte der bdquoSchweizerische Caritas-Verbandldquo ein katholisches Pendant in Freiburg schaffen

In den 1930er Jahren unterzeichnen interessierte Instanzen eine nationale Vereinbarung fuumlr

die Schaffung von drei Ausbildungsstaumltten fuumlr Sonderpaumldagogik in Freiburg Genf und Zuuml-

rich 1934 wird innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt das Heilpaumldagogische Seminar Frei-

burg eroumlffnet als unabhaumlngige Abteilung des Instituts fuumlr Paumldagogik In seinen Anfaumlngen ist

das Heilpaumldagogische Seminar rein deutschsprachig Erst mit der Ernennung eines franzouml-

sischsprachigen Ordinarius im Jahr 1984 nimmt die Anzahl der Studierenden aus der West-

schweiz zu

1945 bleibt der Lehrstuhl des Heilpaumldagogischen Seminars infolge der Wirren des 2 Welt-

kriegs vakant Im Herbst 1946 wird er wiederbesetzt und das Seminar nimmt seine Taumltigkei-

ten wieder auf 1951 wird das Seminar in ein Institut umgewandelt bleibt aber gleichzeitig

Teil des uumlbergeordneten Instituts fuumlr Paumldagogik Im selben Jahr wird auf Wunsch des Erzie-

hungsdirektors die bdquoHeilpaumldagogisch-psychiatrische Poliklinikldquo eroumlffnet Die beiden Institu-

tionen haben getrennte Verwaltungen und Buchhaltungen arbeiten aber aufs engste zu-

sammen

Wegen der stetigen Zunahme der Studierendenzahlen ist das Heilpaumldagogische Institut zu-

nehmend mit Raumproblemen konfrontiert Da der Kanton den wachsenden Beduumlrfnissen

des Instituts nicht Folge leisten kann wird 1958 der Verein Curatorium gegruumlndet 1960 wird

dem Institut das Gebaumlude in der Kanisiusgasse 21 Eigentum des Curatorium zur Verfuumlgung

gestellt Tatsaumlchlich ist die Anzahl der Studierenden von der Wiedereroumlffnung des Seminars

19

1946 bis zum Studienjahr 196970 von 6 auf 451 angewachsen Rund 15 der Studierenden

der Universitaumlt und 45 der Studierenden der Philosophischen Fakultaumlt sind am Heilpaumlda-

gogischen Institut eingeschrieben Eine Studie von 1968 gibt an dass uumlber die Haumllfte aller

kantonalen Schulpsychologen in Freiburg ausgebildet worden sind Auch die Entwicklung

der Sozialversicherungen generiert ein wachsendes Beduumlrfnis an im Sozialbereich ausgebil-

deten Personen und das Institut fuumlr Heilpaumldagogik kann sich als privilegierter Gespraumlchs-

partner des Bundes profilieren

Da Status und Finanzierung der Poliklinik problematisch sind wird sie 1987 nach Inkrafttre-

ten des Schulgesetzes in das bdquoHeilpaumldagogische Zentrumldquo umgewandelt das sich in das

bdquoHeilpaumldagogischen Universitaumltszentrumldquo und den bdquoRegionalen Dienst fuumlr Schulpsycholo-

gie und Logopaumldieldquo gliedert Der Verein Curatorium gruumlndet seinerseits 1990 die Stiftung

Heilpaumldagogisches Zentrum 2018 wird die Entscheidung das Curatorium aufzuloumlsen ge-

troffen und das Gebaumlude geht in den Besitz der Stiftung uumlber 1999 wird innerhalb der Phi-

losophischen Fakultaumlt das Departement fuumlr Sonderpaumldagogik gegruumlndet dem das Heilpauml-

dagogische Institut angegliedert wird Die Anzahl der Studierenden steigt weiter an 2017

werden am DSP 953 Studierende ausgebildet

1934 Eroumlffnung des Heilpaumldagogischen Seminars

1945 Vakanz des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik

1946 Wiederbesetzung des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik

1951 Umwandlung des Heilpaumldagogischen Seminars in ein Institut Eroumlffnung der Heilpaumldagogisch-

psychiatrischen Poliklinik

1958 Gruumlndung des Vereins Curatorium

1960 Bezug des Gebaumludes in der Kanisiusgasse

1966 Trennung der Heilpaumldagogik von der Allgemeinen Paumldagogik in ein autonomes Institut

1987 Umwandlung der Poliklinik in das Heilpaumldagogische Zentrum

1990 Gruumlndung der Stiftung Heilpaumldagogisches Zentrum durch den Verein Curatorium

1999 Gruumlndung des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt

2018 Entscheidung zur Aufloumlsung des Vereins Curatorium

Abbildung 5 Eckdaten Departement fuumlr Sonderpaumldagogik

20

Abbildung 6 Entwicklung der Studierendenzahlen am DSP 201314-201718

232 Rechtsgrundlagen

- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt

httpswww3unifrchappslegaldedocument454827

- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument274463

- Statuten vom 8 Marz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146

- Statuten vom 10 April 2014 des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik

httpswww3unifrchappslegaldedocument276391

- Statuten vom 10 April 2014 des Heilpaumldagogischen Instituts der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument276407

475 443 451 463

481

35 35 34 42 54

344 371 373

399 379

27 31 33 26 24

881 880 891 930 938

0

100

200

300

400

500

600

700

800

900

1000

2013 2014 2015 2016 2017

BA in Klinischer Heilpaumldagogik und Sozialpaumldagogik Sonderpaumldagogik Logopaumldie

MA in Sonderpaumldagogik

MA in Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik

Doktorat

Total

21

3 Erkenntnisse aus den Gespraumlchen und Dokumenten

31 Bisherige Studien

Die aktuellen Problemfelder in der Freiburger Lehrpersonenbildung sind keine neue Er-

scheinung Die institutionelle Zerstuumlckelung hat schon immer bestanden und Probleme ge-

neriert Es haben deshalb bereits verschiedene Analysen stattgefunden die die Probleme

durchaus erkannt und benannt haben Loumlsungen wurden aber nur ansatzweise in Angriff

genommen Ein Grundsatzentscheid zur Zusammenlegung der Ausbildungsstaumltten wurde

nie getroffen

Zu Anfang handelte es sich um strukturelle und personelle Fragen in der Lehrpersonenbil-

dung innerhalb der Universitaumlt Aufgrund interner Probleme in der franzoumlsischsprachigen

Abteilung hat die Erziehungsdirektion 2006 den ehemaligen Vorsteher des Amtes fuumlr Uni-

versitaumltsfragen mit einer laquomission drsquoeacutevaluation de meacutediation et de propositionsraquo betraut

Infolge seines Berichts wurde eine Reihe von strukturellen organisationellen paumldagogischen

und personalen Massnahmen beschlossen fuumlr deren Umsetzung und Begleitung die Univer-

sitaumlt erneut den ehemaligen Amtsvorsteher beauftragt hat Aus diesen Massnahmen resul-

tierte insbesondere die Schaffung des Centre drsquoenseignement et de recherche pour la formation agrave

lrsquoenseignement au secondaire (CERF)

Ende 2007 wurde die Analysetaumltigkeit auf die Lehrpersonenbildung insgesamt ausgeweitet

Der Lenkungsausschuss der Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und

der HEP-PH FR hat festgestellt dass die Zusammenarbeit zwischen den beiden Institutionen

intensiviert werden muss Das Rektorat der Universitaumlt hat daraufhin eine Arbeitsgruppe

laquoLehrerbildung an der Universitaumlt Freiburg laquomit Vertretern des CERF der deutschsprachi-

gen Lehrpersonenbildung (LDS I amp II Vorlaumlufer des ZELF) der HEP-PH FR der EKSD und

des Rektorats mit der Analyse von vier konkreten Fragen betraut Drei davon betreffen die

Organisation der Lehrpersonenbildung im Kanton und innerhalb der Universitaumlt (Beziehun-

gen zwischen Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und der HEP-PH FR Beziehungen

zwischen der Lehrpersonenbildung und dem Departement fuumlr Erziehungswissenschaften

strukturelle Trennung der franzoumlsisch- und der deutschsprachigen Lehrerbildung) die vierte

die Ressourcen uumlber die die Lehrpersonenbildung innerhalb der Universitaumlt verfuumlgte In

ihrem Bericht vom 26 Februar 2009 zuhanden des Rektorats hat die Arbeitsgruppe nach der

Analyse der Fragen jeweils Empfehlungen zur Verbesserung der festgestellten Probleme

abgegeben

Was die Frage der Beziehungen zwischen der Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und

der HEP-PH FR betrifft hat sich die wesentliche Feststellung bis heute nicht veraumlndert laquo(hellip)

la seacuteparation de lrsquoensemble de la formation des enseignants agrave Fribourg en plusieurs uniteacutes

distinctes affaiblit assureacutement la position de la formation des enseignants fribourgeois dans

le contexte national Un rapprochement progressif (hellip) creacutedibiliserait la place de Fribourg

comme lieu de formation drsquoenseignantsraquo Als Loumlsung hat die Arbeitsgruppe die Schaffung

eines interinstitutionellen Instituts fuumlr Lehrpersonenbildung empfohlen analog zum Institut

22

fuumlr Mehrsprachigkeit ohne jedoch die bestehenden Strukturen zu fusionieren Das neu zu

schaffende Institut waumlre zustaumlndig fuumlr die strategische Planung das Qualitaumltsmanagement

sowie die Foumlrderung und Aufwertung der Lehrpersonenbildung im Kanton Auch die In-

tegration der sonderpaumldagogischen Ausbildungen ndash die allerdings in der Arbeitsgruppe

nicht vertreten waren ndash in dieses Institut wurde als wuumlnschenswert erachtet

Das Rektorat der Universitaumlt hat den Bericht an die Erziehungsdirektion weitergeleitet Die

damalige Direktorin hat den Vorschlag der Schaffung eines interinstitutionellen Instituts

prinzipiell gutgeheissen und das Rektorat der Universitaumlt und die Direktion der HEP-PH FR

beauftragt die konkrete Umsetzung dieses Vorschlags zu studieren Das Mandat verlangte

zwei Teilberichte Der erste sollte die verschiedenen Varianten eines interinstitutionellen

Instituts sowie eine erste Schaumltzung der Transformationskosten enthalten der zweite eine

juristische Abklaumlrung der gewaumlhlten Variante insbesondere in Bezug auf deren strukturelle

personelle und finanzielle Auswirkungen

Der erste Teilbericht vom 19 Januar 2010 basiert auf derselben Feststellung wie derjenige der

Arbeitsgruppe des Rektorats laquo(hellip) la formation fribourgeoise des enseignant-e-s repose au-

jourdrsquohui sur une structure jugeacutee trop complexe et sous-doteacutee en ressources pour assurer agrave

long terme une formation compeacutetitive et de qualiteacute par rapport aux HEP et universiteacutes voi-

sines eu eacutegard agrave lrsquoaccroissement des exigences fixeacutees par la CDIPraquo Was jedoch die moumlgli-

chen Varianten anging schienen den Autoren des Berichts nicht alle in gleichem Masse laquoju-

dicieuses et pertinentes pour la place fribourgeoise agrave lrsquoheure actuelleraquo Da die HEP-PH FR als

Bildungsstaumltte des Tertiaumlrbereichs noch jung und die Lehrpersonenbildung an der Universi-

taumlt strukturell wenig etabliert war wurden die beiden Fusionsvarianten (Integration des ge-

samten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR in die Universitaumlt und umgekehrt) als nicht

umsetzbar erachtet die Variante der Integration in die HEP-PH wurde gar nicht erst analy-

siert Wie bereits im Bericht des Rektorats wurde auch hier argumentiert die Integration der

HEP-PH FR in die Universitaumlt wuumlrde den Kanton seinen Einfluss auf die Zulassung und die

Studienplaumlne kosten diejenige des berufspraktischen Ausbildungsteils der Universitaumlt in die

HEP-PH FR einen Teil seiner Studierenden aus anderen Kantonen Es wurde aber notabene

auch die Beibehaltung der aktuellen Situation ausgeschlossen Somit konzentrierte sich die

Analyse wie von der Arbeitsgruppe des Rektorats empfohlen auf das Modell einer laquointerin-

stitutionellen Koordinationsstrukturraquo Tatsaumlchlich war die Schaffung eines gemeinsamen

Bildungs- und Kompetenzzentrums bereits im damals geltenden Gesetz uumlber die Paumldagogi-

sche Hochschule (PHG) von 1999 vorgesehen (Art 5 Abs 2) Aus juristischer Sicht kam diese

Variante also der Umsetzung eines Gesetzesartikels gleich der keine grundlegenden Aumlnde-

rungen der internen Strukturen der bestehenden Rechtstexte und Ausbildungsprogramme

nach sich ziehen wuumlrde Der entsprechende Gesetzesartikel wurde nicht in das neue Gesetz

von 2015 (PHFG) aufgenommen die heute geltenden Bestimmungen uumlber die Zusammenar-

beit zwischen HEP-PH FR und Universitaumlt beschraumlnken sich auf die Zusammenarbeitsver-

einbarung

23

Der zweite Teilbericht vom 31 Mai 2010 nimmt infolge von Diskussionen der Arbeitsgruppe

mit der Direktorin der EKSD dem Rektorat der Universitaumlt und der Direktion der HEP-PH

FR uumlber die Resultate des ersten Teilberichts die beiden Fusionsvarianten wieder auf Da die

Variante laquointerinstitutionelles Institutraquo die Entscheidungsstrukturen nicht vereinfachen

sondern im Gegenteil zusaumltzlich erschweren wuumlrde hat sich die Arbeitsgruppe nach einem

Vergleich der drei Varianten letztendlich fuumlr diejenige der Integration in die Universitaumlt aus-

gesprochen Anfang 2011 hat die Direktorin der EKSD dennoch entschieden dass es fuumlr die

Umsetzung der einen oder anderen Variante zu fruumlh sei insbesondere die Revision des Ge-

setzes uumlber die HEP-PH FR muumlsse vorher abgeschlossen werden Gleichzeitig hat sie den

Rektor der Universitaumlt gebeten unmittelbar Arbeiten zur Staumlrkung der bestehenden internen

Strukturen aufzunehmen um eine bessere Fuumlhrung der universitaumlren Lehrpersonenbildung

zu gewaumlhrleisten Die erwaumlhnte Gesetzesrevision hat schliesslich zum heutigen Gesetz uumlber

die HEP-PH FR (PHFG in Kraft seit 2016) mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit die Reorganisa-

tion der universitaumlren Strukturen zum neu geschaffenen ILLB mit den beiden Zentren CERF

und ZELF gefuumlhrt

Sowohl inner- als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen hat sich die Situation fast ein Jahr-

zehnt nach Erscheinen des zweiten Teilberichts derart grundlegend veraumlndert dass nicht

mehr auf dieser bisherigen Studie aufgebaut werden kann Zwar liefert sie interessante In-

formationen zur ehemaligen Funktionsweise der beiden Institutionen die Position der Uni-

versitaumlt und der HEP-PH FR innerhalb der Hochschullandschaft Schweiz ist aber heute nicht

zuletzt aufgrund der Restrukturierung des gesamten Hochschulwesens infolge des Hoch-

schulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetztes (HFKG in Kraft seit 2015) nicht mehr mit der-

jenigen von 2010 vergleichbar Wichtigste Erkenntnis der bisherigen Analysen bleibt damit

die Feststellung dass die Kraumlfte gebuumlndelt werden und der fragmentierten Organisation der

Freiburger Lehrpersonenbildung dringend ein Ende bereitet werden muss

32 Paumldagogische Elemente

Schulen und Bildungsorganisationen stehen als offene Systeme unter dem Einfluss der Ent-

wicklungen ihres Umfelds Deshalb ist es wichtig diese Entwicklungen und deren Relevanz

fuumlr die Konzeption und die Steuerung des Schulwesens zu beleuchten Dieses Kapitel hebt

einige im vorliegenden Kontext relevante Entwicklungen hervor Es erhebt dabei keinen An-

spruch auf Vollstaumlndigkeit sondern will anhand aktueller Beispiele die Wechselwirkung

zwischen gesellschaftlichem Wandel und paumldagogischen Konzepten aufzeigen

321 Exkurs Rahmenkonzept fuumlr eine Lehrpersonenbildung

Die Lehrpersonenbildung soll Studierenden auf die hohen Anforderungen im Berufsfeld

vorbereiten Als Orientierungsrahmen und Erklaumlrungshilfe fuumlr die Konzeption der Aus- und

Weiterbildung von Lehrpersonen kann das PCK-Modell (Pedagogical Content Knowledge) von

Shulmann (1986) dienen Das Modell besagt dass Lehrpersonen sowohl uumlber inhaltliches

paumldagogisches und fachdidaktisches Wissen verfuumlgen muumlssen und macht gleichzeitig die

24

hohen Anforderungen deutlich die an die Dozierenden in der Lehrerausbildung gestellt

werden

- Content Knowledge Das inhaltliche Wissen bezieht sich auf die fachwissenschaftlichen As-

pekte des Unterrichts die mit einer Klasse erarbeitet werden

- Pedagogical Knowledge Paumldagogisches Wissen umfasst das Wissen und Koumlnnen wie eine

Klasse zu unterrichten ist (Methodik und Allgemeindidaktik)

- Pedagogical Content Knowledge Die Schnittmenge dieser beiden ersten Dimensionen fuumlhrt

zu fachdidaktischem Wissen und Koumlnnen Es geht darum wie bestimmte Inhalte fachspe-

zifisch oder -uumlbergreifend unterrichtet werden sollen Die Relevanz dieser Fachdidaktik

wird von mehreren Gespraumlchspartnern sehr deutlich hervorgehoben Der Theorie-Praxis

Bezug ist in der Lehrerbildung sehr wichtig

In Freiburg werden alle drei Wissensbereiche an beiden Institutionen angeboten fuumlr die

Primarstufe an der HEP-PH FR fuumlr die Sekundarstufe I und II und die Sonderpaumldagogik an

der Universitaumlt Waumlhrend eine Aufteilung fuumlr das Content Knowledge und bis zu einem be-

stimmten Grad auch fuumlr das Pedagogical Content Knowledge Sinn machen mag sind insbeson-

dere im Bereich des Pedagogical Knowledge zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien vorhan-

den von denen aber keinerlei Gebrauch gemacht wird

Zur dieser inhaltlichen Komplexitaumlt kommt in Freiburg die zusaumltzliche Schwierigkeit dass

die Lehrpersonenbildung fuumlr die obligatorische Schule zwei verschiedenen Lehrplankonzep-

ten Rechnung tragen muss In der Deutschschweiz werden kuumlnftige Lehrpersonen auf den

Lehrplan 21 in der Westschweiz auf den Plan drsquoeacutetudes romand (PER) vorbereitet Beide Lehr-

plaumlne streben Kohaumlrenz uumlber alle obligatorischen Schuljahre hinweg an Auf der Sekundar-

stufe sind den beiden Lehrplankonzepten aber zT andersartige Paradigmen zugrundgelegt

Dies zeigt sich zum Beispiel im Fach Geschichte Die Gestaltung der Lehrpraktika ist im

franzoumlsischsprachigen Teil Freiburgs fuumlr die Sekundarstufe II anders als im deutschsprachi-

gen Die Freiburger Lehrpersonenbildung muss sich also an zwei verschiedenen Rahmen-

konzepten orientieren

322 Kantonales Sprachenkonzept

Aufgrund der Globalisierung wird unsere Gesellschaft multikultureller Die Sensibilitaumlt fuumlr

andere Kulturen und Sprachen wird fuumlr das Zusammenleben und die gesellschaftliche Ko-

haumlsion immer relevanter Entsprechend wichtig wird der Erwerb von Fremdsprachen Neben

der Landessprache sprechen viele Kinder zuhause eine andere Sprache Im Kanton Freiburg

gilt gemaumlss dem verfassungsrechtlichen Territorialitaumltsprinzip der Grundsatz dass die Un-

terrichtssprache der Amtssprache der Gemeinde oder der Gemeinden die den Schulkreis

bilden entspricht Gleichzeitig ist aber sowohl in der Kantonsverfassung und expliziter auch

in den letzten Regierungsprogrammen vorgesehen den Austausch und das Sprachenlernen

zu foumlrdern

25

Dazu hat die EKSD 2010 ein kantonales Konzept fuumlr den Sprachenunterricht erarbeitet Zwei

Vorschlaumlge des Konzepts beziehen sich auf den Immersionsunterricht Es handelt sich dabei

um den Unterricht eines Sachfaches (zB Geschichte) in der jeweiligen Partnersprache

Hauptziel bleibt das Erreichen von fachlichen Kompetenzen die Sprache steht nicht im Mit-

telpunkt Mittlerweile verzeichnen Projekte zum Immersionsunterricht in der obligatori-

schen Schule des Kantons eine starke Zunahme Zum Schuljahresbeginn 201819 wurden in

18 Orientierungsschulen und 9 Primarschulen und damit in insgesamt uumlber 100 Klassen Im-

mersionsprojekte angekuumlndigt Lehrpersonen die sich fuumlr ein Immersionsprojekt engagie-

ren werden begleitet und koumlnnen vom entsprechenden und laufend erweiterten Weiterbil-

dungsangebot an der HEP-PH FR profitieren Bereits in der Grundausbildung werden die

wichtigsten didaktischen Konzepte im Bereich des Immersionsunterrichts unterrichtet Fuumlr

die bereits aktiven Lehrpersonen hat die HEP-PH FR neu einen CAS zum Thema bilingualer

immersiver Unterricht in Planung Zudem absolvieren auch die Studierenden der einspra-

chigen Ausbildung der HEP-PH einen Teil ihrer Ausbildung in der Partnersprache

Auch auf Mittelschulebene hat der Immersionsunterricht an Bedeutung gewonnen sowohl

im Kanton Freiburg als auch gesamtschweizerisch In Freiburg koumlnnen saumlmtliche Bildungs-

gaumlnge der Schulen der Sekundarstufe II mit einer zweisprachigen Maturitaumlt Deutsch-

Franzoumlsisch abgeschlossen werden Im Schuljahr 201819 besuchen rund 28 der Freiburger

Gymnasiasten diesen Unterricht der zur zweisprachigen Maturitaumlt fuumlhrt Gesamtschweize-

risch ist die Kombination Deutsch-Englisch am haumlufigsten

Auch an der Universitaumlt Freiburg kann das LDM zweisprachig abgeschlossen werden Eine

Kompetenzstelle fuumlr die Immersionsdidaktik fehlt aber

In diesem Zusammenhang ist auch das Institut fuumlr Mehrsprachigkeit zu erwaumlhnen das 2008 als

gemeinsames Institut der Universitaumlt Freiburg und der Paumldagogischen Hochschule Freiburg

gegruumlndet wurde Es fuumlhrt das Wissenschaftliche Kompetenzzentrum fuumlr Mehrsprachigkeit

(KFM) des Bundes das auf der Grundlage des Sprachengesetzes und der Sprachenverord-

nung von der Schweizerischen Eidgenossenschaft finanziert wird Zu den Aufgaben des In-

stituts gehoumlren die Durchfuumlhrung von Forschungsprojekten im Bereich der Mehrsprachig-

keit die Unterstuumltzung der Lehre auf allen Stufen die Zusammenarbeit mit verschiedenen

Akteuren auf regionaler nationaler und internationaler Ebene die Verbreitung der erworbe-

nen Kenntnisse in Wissenschaft und Gesellschaft und die Durchfuumlhrung von wissenschaftli-

chen Veranstaltungen Aktuell ist die HEP-PH FR gemeinsam mit dem Institut fuumlr Mehr-

sprachigkeit und der Universitaumlt Freiburg im Rahmen des von swissuniversities lancierten

und vom Bund finanzierten Programms P-09 laquoAufbau der wissenschaftlichen Kompetenzen

und Fachdidaktikenraquo fuumlr den Aufbau des Fachdidaktikzentrums Fremdsprachen (Centre de

didactique des langues eacutetrangegraveres CeDiLE) als Leading House zustaumlndig

Durch die besondere Lage des Kantons Freiburg auf der Sprachgrenze bietet sich die Chance

die Zweisprachigkeit in der Lehrpersonenbildung und in den Schulen zu nutzen Die Kanto-

ne Bern und Wallis pflegen die Zweisprachigkeit zwar auch aber mit zwei PH-Standorten

In Freiburg kann die Zweisprachigkeit unter einem Dach gelebt werden was eine attraktive

26

Profilierungsmoumlglichkeit ist Mittels einer kohaumlrenten und stufenuumlbergreifenden Strategie

koumlnnte die kantonale Lehrpersonenbildung das Thema Mehrsprachigkeit und Immersions-

didaktik als Freiburger USP herausarbeiten und sich auf nationaler und internationaler Ebe-

ne profilieren

323 Inklusion

Die Volksschule von heute ist eine integrative Schule Statt einzelne Kinder mit besonderem

Foumlrderbedarf in Sonderschulen oder -klassen zu unterrichten sollen moumlglichst alle gemein-

sam Regelklassen besuchen Grundlage fuumlr den integrativen Unterricht bilden das Behinder-

tengleichstellungsgesetz und die 2008 eingefuumlhrte Neugestaltung des Finanzausgleichs und

der Aufgabenteilung Seither sind die Kantone fuumlr die Sonderpaumldagogik zustaumlndig Zur Ko-

ordination der Aufgaben haben die Kantone unter der Federfuumlhrung der EDK das 2011 in

Kraft getretene Sonderpaumldagogik-Konkordat erarbeitet

Fuumlr die Foumlrderung der Kinder mit speziellem Foumlrderbedarf sind in der Regel schulische

Heilpaumldagogen zustaumlndig Sie erstellen in Absprache mit der Lehrperson individuelle Foumlr-

derplaumlne Die Heilpaumldagogen sind oft nur fuumlr einzelne Lektionen im Schulzimmer um das

Kind zu betreuen es gibt aber auch Formen von Teamteaching bei denen Lehrpersonen und

Heilpaumldagogen gemeinsam alle Kinder betreuen Fuumlr eine gute Zusammenarbeit muumlssen die

Rollen geklaumlrt und der Bildungsauftrag der Regelschule verstanden werden Heilpaumldagogen

benoumltigen ein Grundverstaumlndnis fuumlr die Lehrertaumltigkeit und Lehrpersonen der Regelklassen

ein Grundverstaumlndnis uumlber Behinderungsaspekte Die Vermittlung dieses gegenseitigen

Grundverstaumlndnisses sollte in die Grundausbildung sowohl der Volksschullehrer als auch

der Heilpaumldagogen mit einbezogen werden Dies ist heute allerdings nicht der Fall in den

Gespraumlchen wird seitens der HEP-PH FR und des ILLB der fehlende institutionalisierte Aus-

tausch mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik bemaumlngelt

324 Digitalisierung

Computer Internet und Smartphone durchdringen den Alltag immer staumlrker Die Schulen

haben sich auf verschiedene Arten mit dieser Digitalisierung auseinanderzusetzen Die neu-

en technologischen Moumlglichkeiten sind in der Lehrerbildung und in den Schulen paumldago-

gisch sinnvoll zu nutzen Allerdings erfordern die technologischen Lehrmittel Investitionen

in Infrastruktur und Datensicherheit und den Einsatz von Fachpersonen mit Spezialwissen

in verschiedensten Funktionsbereichen Zur Illustration dieser zusaumltzlichen Dimension in

der Lehrpersonenbildung haben Mishra und Koehler (2006) das oben vorgestellte PCK-

Modell um den Aspekt der digitalen Medien erweitert was zum vierdimensionalen TPCK-

Modell fuumlhrt

1 Technology Knowledge Wie koumlnnen Lehrpersonen digitale Medien fuumlr sich selbst nutzen

In dieser Dimension stehen das Wissen und die Fertigkeiten des eigenen Umgangs mit

digitalen Medien im Vordergrund

27

2 Technological Pedagogical Knowledge Welche Chancen und welchen Nutzen koumlnnen digitale

Medien im Unterricht aufweisen Hier geht es um generelle Fragen der Unterrichtsgestal-

tung im Sinne der Allgemeindidaktik

3 Technological Content Knowledge Inwiefern vermag die Digitalisierung den fachwissen-

schaftlichen Inhalt zu veraumlndern Welche Bedeutung haben digitale Medien fuumlr das jewei-

lige Fach

4 Technological Pedagogical Content Knowledge Wie lassen sich Unterrichtsinhalte anhand von

digitalen Medien sinnvoll unterrichten Wie koumlnnen digitale Medien den Lernprozess in

den jeweiligen Faumlchern unterstuumltzen

Abbildung 7 TPCK-Modell von Mishra und Koehler (2006) basierend auf Shulmann (1986)

Um dieser neuen Anforderung im Bildungswesen zu begegnen haben sowohl die EDK als

auch die CIIP 2018 eine Strategie bzw einen Aktionsplan fuumlr den Umgang mit dem Wandel

durch Digitalisierung definiert mittels derer die Kantone sich auf Ziele und prioritaumlre Berei-

che der digitalen Bildung einigen Im Kanton Freiburg hat der Staatsrat dem Grossrat bereits

2001 ein Globalkonzept der Integration der Informations- und Kommunikationstechnologie

in den Unterricht in allen Schulstufen unterbreitet 2001 wurde die Fachstelle fri-tic gegruumln-

det uumlber die seither saumlmtlichen Lehrpersonen mehr als 140 in den Schulen taumltige IKT-

Ansprechpersonen sowie Ausbildner fuumlr Lehrpersonen im Bereich IKT geschult wurden Des

Weiteren stellt sie Schulbehoumlrden Schulen Lehrpersonen und Lernenden Leistungen und

Beratungen im Zusammenhang mit Medien und IKT zur Verfuumlgung und foumlrdert gleichzeitig

eine kritische Auseinandersetzung mit den neuen Medien und Technologien 2017 hat der

Staatsrat ein kantonales Konzept fuumlr die Integration von Medien und IKT in der obligatori-

schen und nachobligatorischen Schule in der Berufsbildung und im Sonderschulunterricht

genehmigt Es soll ein neues Fuumlhrungssystem definieren die Steuerungsstrukturen klaumlren

Synergien ermitteln und eine gemeinsame Vision entwickeln die die Kohaumlrenz der verschie-

denen Unterrichts- und Bildungsaumlmter Aus- und Weiterbildungen fuumlr Lehrpersonen Infor-

matikprojekten des Staates und Unterrichts-Lernpraxis an den Schulen zum Ziel hat Inner-

halb der EKSD wurde das Buumlro Medien und IKT geschaffen das als Steuerungsorgan der

28

EKSD die Aufgabe hat dieses Globalkonzept fuumlr den Zeitraum 2017 bis 2021 zu erarbeiten

umzusetzen und zu evaluieren

Im Schuljahr 201920 werden durch den Lehrplan 21 die Lernziele im Bereich von Medien

und Informatik fuumlr die deutschsprachige obligatorische Schule festgelegt und in den Frei-

burger Gymnasien wird Informatik als obligatorisches Fach eingefuumlhrt Eine diesbezuumlgliche

Uumlberarbeitung des PER fuumlr den franzoumlsischen obligatorischen Unterricht ist ebenfalls be-

schlossen Diese flaumlchendeckende Einfuumlhrung eines neuen Faches einerseits und neuer fauml-

cheruumlbergreifender technologischer Unterrichtsmaterialen andererseits erfordert eine ent-

sprechende Anpassung der Studienprogramme in der Lehrpersonenausbildung Die HEP-

PH FR und die Universitaumlt haben diese getrennt und unabhaumlngig voneinander in Angriff

genommen ua mit der Unterstuumltzung ihres jeweiligen Fachzentrums Sowohl die Universi-

taumlt (Laboratoire drsquoinnovation peacutedagogique LIP Centre Nouvelles technologies et enseignement NTE)

wie auch die HEP-PH FR (Centre de recherche sur lrsquoenseignementapprentissage par les technolo-

gies numeacuteriques CREATE) verfuumlgen uumlber Einheiten fuumlr Lehre und Lernen mit digitalen Tech-

nologien Auch hier gibt es zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien Der Einsatz der vorhan-

denen Ressourcen hat grosses Optimierungspotential

33 Oumlkonomische Elemente

331 Zulassungspolitik

Folgende Darstellung zeigt mit welcher Vorbildung schweizweit die Studierenden an die

PH gelangen Die Zugaumlnge sind vielfaumlltig und durchlaumlssig So kann der Arbeitsmarkt mit

ausreichend qualifizierten Lehrpersonen versorgt werden

Abbildung 8 PH-Eintritte auf Stufe Bachelor nach Studiengang und Zulassungsausweis 20172018 (Quelle Bundesamt fuumlr

Statistik BFS)

Heute verfuumlgen 43 der Studierenden die die Ausbildung VorschulstufePrimarstufe auf-

nehmen uumlber eine gymnasiale Maturitaumlt Knapp 2 davon haben eine Passerelle BM-UH

29

absolviert Auch die Fachmaturitaumlt (FM) mit Vertiefungsrichtung Paumldagogik ist seit ihrer

Einfuumlhrung im Studienjahr 201011 mit 29 zu einem bedeutenden Zubringer in die Vor-

schul- und Primarschullehrerausbildung geworden Diese Population von Studierenden ist

fuumlr den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen eminent wichtig da ohne sie nur eine ungenuumlgende

Anzahl an Lehrpersonen ausgebildet werden koumlnnte Die Berufsmaturanden machen 8 aus

7 der Studierenden wurden mit oder ohne Pruumlfung durch eine Hochschule zugelassen und

6 haben einen auslaumlndischen Zulassungsausweis Zwar fehlen fuumlr eine laumlngerfristige Beur-

teilung auch hier die mittels eines permanenten Monitorings zu erhebenden Daten die Zah-

len fuumlr das Studienjahr 201819 zeigen jedoch dass an der HEP-PH FR gleichviele Inhaber

einer Fach- wie einer gymnasialen Maturitaumlt studieren Fuumlr den Zugang zu den von der Uni-

versitaumlten angebotenen Studiengaumlngen so auch des ILLB und des DSP wird die gymnasiale

Maturitaumlt vorausgesetzt

Kandidatinnen und Kandidaten fuumlr eine Ausbildung zur Lehrperson insbesondere fuumlr die

Primarstufe gibt es genug Allerdings besteht an der HEP-PH FR seit dem Studienjahr

200405 eine Zulassungsbeschraumlnkung Sie wurde aufgrund einer laquounerwartet grossen An-

zahl Anmeldungenraquo eingefuumlhrt Nach 104 registrierten Anmeldungen im Jahr 2002 und 105

im Jahr 2003 sind 2004 165 Bewerbungen eingegangen Damit war die Aufnahmekapazitaumlt

der HEP-PH FR in Bezug auf die vorhandenen Praktikumsplaumltze die Betreuung der Studie-

renden und die Infrastruktur uumlberschritten Die maximale Aufnahmekapazitaumlt wurde auf 90

Studienplaumltze fuumlr die franzoumlsischsprachigen und 30 fuumlr die deutschsprachigen Studierenden

festgelegt Die Verordnung des Staatsrats uumlber diese erste Zulassungsbeschraumlnkung erlaumlsst

zudem Selektionskriterien die zur Ablehnung der uumlberzaumlhligen Kandidaten angewandt

werden konnten Laut Art 4 Abs 2 konnte die Aufnahme abgelehnt werden wenn die Beur-

teilung der paumldagogischen Faumlhigkeiten Vorbehalte enthielt und die schulischen Ergebnisse in

der Muttersprache und in der ersten Fremdsprache als ungenuumlgend beurteilt wurden

200506-200708 wurde die Anzahl der Studienplaumltze weiter reduziert da mit der laquoPasserel-

leraquo ndash einer Weiterbildung die Kindergaumlrtnerinnen Handarbeits- und Werklehrerinnen das

Unterrichten auf der 1 und 2 Primarstufe ermoumlglichte ndash eine zusaumltzliche Ausbildung ange-

boten wurde die Personal und Infrastruktur der HEP-PH FR ebenfalls beanspruchte Ab

200809 wurde die Anzahl erstmals auf 100 bzw 50 Plaumltze erhoumlht mit der Begruumlndung

laquodass eine groumlssere Anzahl Studierender aus verschiedenen Gruumlnden zum Beispiel wegen

der Mobilitaumlt zwischen den PH das Studium nach dem ersten Jahr wieder aufgibtraquo und

dadurch wieder mehr Aufnahmekapazitaumlt entstuumlnde zudem koumlnnten im ersten Jahr die

Praktika zu zweit absolviert werden Auch die Selektionskriterien wurden angepasst Ab

200809 wird neben den Noten in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematik eine

schriftliche Stellungnahme zu einem Thema das mit der Schule oder dem Lehrerberuf ver-

bunden ist beurteilt

Als sich ein Ruumlckgang der Anzahl Lehrpersonen abzuzeichnen begannt wurde in den Jahren

201011 bis 201314 auf eine Zulassungsbeschraumlnkung verzichtet Da die Gesamtzahl der

Studierenden an der HEP-PH FR von 313 im Jahr 2009 auf 470 im Jahr 2013 anstieg fuumlhrte

30

der Staatsrat im Rahmen seiner Struktur- und Sparmassnahmen die Beschraumlnkung auf das

Studienjahr 201415 wieder ein Als Selektionskriterien galten ab sofort nur noch laquodie schuli-

schen Ergebnisse in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematikraquo

Studienjahr franzoumlsischsprachig deutschsprachig insgesamt

200405 90 40 130

200506 75 35 110

200607 75 35 110

200708 75 35 110

200809 100 50 150

200910 100 50 150

201011-201314 keine Zulassungsbeschraumlnkung

201415 100 50 150

201516 100 50 150

201617 100 50 150

201718 100 50 150

201819 110 50 160

Abbildung 9 Zulassungsbeschraumlnkung an der HEP-PH FR Uumlbersicht von 200405-201819

Wegen der Beibehaltung der Zulassungsbeschraumlnkung uumlber mehrere Jahre hinweg ist man

sich heute gar nicht mehr im Klaren in welcher Zahl sich die Nachfrage nach Studienplaumltzen

an der HEP-PH FR niederschlagen wuumlrde Frist fuumlr die Einreichung der Kandidaturen ist

jeweils Ende Maumlrz und Ende Juli werden die Zulassungen fuumlr den Beginn des Studienjahres

im September bekanntgegeben Nun kennt die HEP-PH FR zwar die Anzahl Kandidaturen

sie entspricht aber nicht derjenigen die sich letztendlich definitiv fuumlr den Studieneintritt ent-

scheiden Viele angehende Studierende sind sich der Platzbeschraumlnkung sowohl an der HEP-

PH FR als auch an anderen Bildungsinstitutionen (etwa an der Hochschule fuumlr Soziale Arbeit

Freiburg) bewusst und bewerben sich absichtlich an mehreren Orten um einen Studienplatz

auf sicher zu haben Dies fuumlhrt dazu dass ein Teil der Bewerber die von der HEP-PH FR

abgewiesen werden das Studium auch bei positivem Zulassungsentscheid nicht aufnehmen

wuumlrde Wie hoch dieser Anteil ist kann nicht ermittelt werden

Diese Zulassungsbeschraumlnkung ist houmlchst problematisch Einerseits will der Kanton Lehr-

personen ausbilden andererseits fuumlhrt der Numerus Clausus zu Abwanderungen von Stu-

dierenden va nach Bern und Lausanne Tatsaumlchlich legen die Zahlen nahe dass die Zulas-

sungsbeschraumlnkung die Nachfrage nach Studienplaumltzen an der HEP-PH FR negativ beein-

flusst Waumlhrend das Angebot stagniert nimmt die Nachfrage ab Es ist houmlchst problematisch

den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen auf solche Weise zu steuern die Nachfrage folgt allem

voran der demographischen Entwicklung

31

Abbildung 10 Kandidaturen vs Eintritte HEP-PH FR 201314-201819

Auch die Ausbildungsplaumltze fuumlr das Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute (DEEM)

sind limitiert Die franzoumlsischsprachige Ausbildung wurde urspruumlnglich fuumlr 48 Personen pro

Studienjahr konzipiert Da das Interesse fuumlr die Ausbildung mit jedem Jahr zunimmt aber

nicht genuumlgend Praktikumsplaumltze zur Verfuumlgung stehen besteht seit dem Studienjahr

200809 eine Aufnahmebeschraumlnkung fuumlr 60 Personen pro Jahr Diese Beschraumlnkung erweist

sich fuumlr die Situation auf dem Arbeitsmarkt als unproblematisch die Maturitaumltsschulen ha-

ben keine Rekrutierungsschwierigkeiten Da sogar ein leichtes Uumlberangebot an Lehrpersonen

fuumlr die Sekundarstufe II besteht haben DEEM-Inhaber uumlber mehrere Jahre hinweg auch Pen-

sen auf Sekundarstufe I uumlbernommen wo bis vor kurzem ebenfalls Lehrpersonal fehlte In-

folge des Anstiegs der Studierenden fuumlr das Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I

(DAES I) in den letzten Jahren hat sich die Arbeitsmarktsituation in den Orientierungsschu-

len wieder beruhigt dafuumlr beginnen sich Engpaumlsse bei der Organisation von Praktikums-

plaumltzen abzuzeichnen

Eine abschliessende Anmerkung zu den Praktikumsplaumltzen sei hier festgehalten Persoumlnlich

bin ich der Meinung dass die Zahl der Praktikumsplaumltze als limitierender Faktor von den

Gespraumlchspartnern zu stark und nicht einleuchtend verwendet wird Die Begruumlndung und

die genaue Benennung der Engpassfaktoren wurden aus den Gespraumlchen nicht klar Wenn

der Arbeitsmarkt mehr Lehrpersonen benoumltigt lassen sich mindestens mittelfristig durch

organisatorische Massnahmen auch ausreichend Praktikumsplaumltze organisieren Gerade

auch die Berufsverbaumlnde sind bei der Erarbeitung solcher Massnahmen mit einzubeziehen

332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage

Der Kanton Freiburg ist wie die umliegenden Regionen seit einigen Jahren mit einer ange-

spannten Situation auf dem Stellenmarkt fuumlr Lehrpersonen auf Primarstufe konfrontiert

Was heute eine grosse Schwierigkeit fuumlr die Anstellung von Stellvertretungen bedeutet wird

in wenigen Jahren in einen tatsaumlchlichen Mangel an qualifizierten Lehrpersonen muumlnden

Die Anzahl Zulassungen zum Studium wird in Freiburg aber nicht etwa von der Situation

auf dem Arbeitsmarkt sondern von der Aufnahmekapazitaumlt der aktuellen Raumlumlichkeiten

260

225 242

256

211 196

154 145

155 140

152 154

0

50

100

150

200

250

300

201314 201415 201516 201617 201718 201819

Kandidaturen im Maumlrz

Eintritte im September

32

definiert Weder der demographischen Entwicklung noch anderen Schwankungen auf dem

Bildungsmarkt kann so Rechnung getragen werden Es sind noch weitere Phaumlnomene zu

beruumlcksichtigen etwa die grosse Nachfrage nach Teilzeitstellen oder die Tatsache dass ein

bedeutender Anteil der Diplomierten gar nie im Lehrberuf arbeitet Diese Gesamtsituation

fuumlhrt dazu dass zwischen 2013 und 2016 die Abgaumlnger der HEP-PH FR nur 565 des Be-

darfs auf dem franzoumlsischsprachigen Freiburger Arbeitsmarkt gedeckt haben 201819 wurde

deshalb die Zulassungsbeschraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Abteilung von 100 Plaumlt-

zen pro Studienjahr auf 110 erhoumlht Diese Erhoumlhung wurde durch den Umzug der Fachstelle

fri-tic ermoumlglicht die bis anhin in den Raumlumlichkeiten der HEP-PH FR untergebracht war

Daruumlber hinaus wird allerdings nur eine substantielle Erweiterung der Gebaumlude oder ein

Neubau an einem anderen Standort der stetig steigenden Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt

nachkommen koumlnnen

Wie erwaumlhnt ist der Zugang zu bestimmten Daten und dadurch deren Auswertung durch

die zersplitterte Organisation wesentlich erschwert Die Entwicklung der Studierendenzah-

len uumlber die letzten fuumlnf Jahre zeigt jedoch dass das Ausbildungsangebot teilweise zur Ab-

wanderung der Freiburger Studierenden insbesondere in die Nachbarkantone fuumlhrt Das ist

insofern problematisch als der Heimatkanton der die Ausbildung im Rahmen der Interkan-

tonalen Fachhochschulvereinbarung (FHV) finanziert nicht davon ausgehen kann dass die

Studierenden nach Abschluss ihres Studiums wieder zuruumlckkehren In der Folge werden

einige grundlegende Statistiken zu den verfuumlgbaren Daten praumlsentiert und im vorliegenden

Kontext interpretiert

A) Herkunft der Studierenden in Freiburg

1 Primarstufe

Abbildung 11 Herkunft der Studierenden Primarstufe 201314-201718 Die Anzahl an Freiburger Studierenden hat uumlber

die letzten fuumlnf Jahre zugenommen waumlhrend die Anzahl an Studierenden aus anderen Kantonen und aus dem Ausland uumlber

den gleichen Zeitraum zuruumlckgeht

284

114

47

302

107

35

311

120

39

287

114

17

302

82

25

0

50

100

150

200

250

300

350

FR Andere Kantone Ausland

201314 201415 201516 201617 201718

33

2 Sekundarstufe I

Abbildung 12 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe I 201314-201718 Die Anzahl der Freiburger hat in den vergan-

genen fuumlnf Jahren besonders stark zugenommen Diese Population ist die Hauptquelle der Zunahme der Anzahl Studieren-

den am ILLB

3 Sekundarstufe II

Abbildung 13 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe II 201314-201718 Aufgrund der Beschraumlnkung der Anzahl

Studienplaumltze fuumlr das DEEM sind die Studierendenzahlen stabil Insbesondere das LDM zieht zahlreiche Studierende aus

anderen Kantonen an Von den insgesamt 228 Studierenden im Jahr 201718 stammen nur 94 aus dem Kanton Freiburg

Diese grosse Attraktivitaumlt kann sich damit erklaumlren dass der Studiengang konsekutiv nach einem Masterabschluss eines

170 169

17

189

162

24

201

163

25

208

183

22

221

195

19

0

50

100

150

200

250

FR CH Ausland

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

34

24

9

31

93

23

42

24

5

29

88

23

32

24

7

36

91

20

39

23

6

46

93

15

40

15

7

54

94

18

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

FR CH Ausland FR CH Ausland

Diplocircme denseignement pour eacutecoles de maturiteacute DEEM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltschulen LDM

201314 201415 201516 201617 201718

34

Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der

Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde

4 Sonderpaumldagogik

Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg

bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an

Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718

161

686

34

166

675

39

174

680

37

177

705

48

171

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51 100

200

300

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500

600

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800

FR CH Ausland

2013 2014 2015 2016 2017

10

20

30

40

50

60

70

80

90

FR

DE

35

A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg

1 Alle Stufen

Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und

Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg

2 Primarstufe

Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone

Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger

an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)

73

55

14 10

29

14

9

22

5 7

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2 1 3

1 3 3 2 1 2

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BE VD JU LU VS AG NE

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11

1 2 2 1

55

16

1 2 2

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22

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66

31

5

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1 2 1

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30

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50

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70

80

Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

36

3 Sekundarstufe I

Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr

201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger

die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)

4 Sekundarstufe II

Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-

beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen

29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg

40

14

1

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1 2 1 1

48

15

3 4

1 2 1 1

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19

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50

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Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

16

3

1 1 1

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6

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10

12

14

16

18

20

Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

37

5 Sonderpaumldagogik

Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-

dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-

burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur

auf Deutsch angeboten wird

34 Organisatorische Elemente

Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-

ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben

die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-

turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen

Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-

kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement

oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-

formen beeinflusst

341 Interne Fuumlhrungsstrukturen

Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer

Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die

Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist

mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum

arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-

sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt

sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische

Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit

6

18

6 6

16

11

1 1

7

16

9

1 1

9

19

10

1 1

10

22

14

1 1

5

0

5

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20

25

Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall

201314 201415 201516 201617 201718

38

mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene

nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und

Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich

Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf

einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-

ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-

struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-

richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte

An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern

ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und

operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das

Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen

der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-

der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine

Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR

Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-

nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg

koordinieren koumlnnte

Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen

die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-

steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das

Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-

tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die

Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-

schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich

die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-

ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der

Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden

342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen

Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-

standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und

ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018

werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen

Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE

der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der

deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-

ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist

aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich

39

Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-

gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-

sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes

de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale

de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in

der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den

Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-

sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen

Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene

Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf

die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist

eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten

Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen

Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-

enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-

nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen

Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten

343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung

Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es

braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-

nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die

Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-

stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen

Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen

sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards

ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-

litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte

Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-

den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-

derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die

HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative

Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet

werden muumlssen

Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen

Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-

maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-

rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-

hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht

Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-

sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen

40

Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie

sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber

eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt

ist diese Auflage weniger problematisch

344 Infrastruktur

Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen

bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-

lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-

lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-

schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade

auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den

heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau

nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden

Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-

gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun

verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten

Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit

einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung

stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-

schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden

Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-

kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie

eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des

ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-

PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-

ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst

Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals

thematisiert aber nie weiterverfolgt

35 Rechtliche Elemente

351 Nationale Ebene

Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-

schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-

taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-

zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-

hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-

traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten

Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten

die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings

41

auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das

Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der

Kantone

352 Kantonale Ebene

Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-

sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig

sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-

cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer

Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-

ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das

Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen

Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR

allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-

trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-

liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-

gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-

lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von

2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der

fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen

Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten

waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das

neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR

eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb

keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz

grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen

der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-

schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-

matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung

mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden

soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung

Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen

Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-

ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren

Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft

getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem

Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-

schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-

tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen

Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-

42

le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des

Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-

systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert

werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-

lungsdruck verhindern koumlnnen

36 Finanzielle Elemente

Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle

Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die

Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen

Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-

hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses

Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im

interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln

Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-

rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits

und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die

Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-

zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-

schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den

Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH

15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und

nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-

gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen

werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach

Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine

Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-

traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite

lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-

nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt

37 Kontextualisierung der Erkenntnisse

Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen

der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-

beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast

ausschliesslich informell

In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse

durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt

dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-

tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit

43

einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als

auch aus anderen Kantonen

FR HEP Vaud PH Bern

Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)

Sekundarstufe I 435 443 877

Sekundarstufe II 228 215 357

Total Sekundarstufe 663 658 1234

Sonderpaumldagogik 953 368 207

Total 2025 1945 2429

Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen

201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der

Fachausbildung mitgezaumlhlt

Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH

abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell

entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der

HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die

Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr

den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-

sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-

den

Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-

fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-

ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es

die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-

renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf

Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-

ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe

II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben

Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-

traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die

Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss

zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-

ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen

Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur

Verfuumlgung

44

4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle

41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick

In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-

nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig

ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische

Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf

lokale Besonderheiten zugeschnitten sind

Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik

1 PHBern

2 PH FHNW

3 PHGR

4 PH Luzern

5 PHSG

6 PHSH

7 PHSZ

8 PHTG

9 PH-VS

10 PH Zug

11 PHZH

12 HEP-BEJUNE

13 HEP Vaud

14 S SUPSI-DFA

Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz

Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-

enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-

tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch

an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-

gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden

Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-

terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-

tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt

Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-

lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der

Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-

konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats

gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-

sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann

45

42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle

Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-

gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll

ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber

im Folgenden kurz aufgefuumlhrt

Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-

schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt

des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-

spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-

ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit

einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies

etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH

FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-

ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-

tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium

besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-

PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so

besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt

und HEP-PH FR gewertet

Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der

Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen

immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-

lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich

Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-

turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre

aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-

chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell

von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-

saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen

besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen

Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann

die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-

nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur

Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder

andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE

Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der

Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-

bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-

nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-

sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie

46

gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-

tonsverfassung mit einbezogen

Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische

Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-

ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-

schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-

zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-

rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-

nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur

Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-

und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-

ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-

takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen

Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles

fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR

stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-

schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO

dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im

Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-

geordneten Strukturen problematisch

43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-

versitaumlt

In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach

einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen

Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur

Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung

Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr

Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten

Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD

vom 1 Januar 2002 geregelt

431 Staumlrken und Chancen

Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-

ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-

stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die

ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil

Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-

gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und

paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen

47

allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt

der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-

meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch

im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher

Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone

geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg

waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen

Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr

Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im

Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-

Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als

auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies

ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung

mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-

lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-

studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls

als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-

renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen

Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet

werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-

didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-

nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in

Bern oder Lausanne stattfindet

432 Schwaumlchen und Gefahren

Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II

den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit

Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung

Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein

interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in

Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und

praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-

tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische

Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt

und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren

44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt

Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-

sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-

taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein

48

441 Staumlrken und Chancen

Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen

Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-

der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen

aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland

mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten

laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-

tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig

442 Schwaumlchen und Gefahren

In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen

Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-

dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt

Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu

geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-

personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-

nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche

Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-

setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung

fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-

nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem

Unwort geworden

Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-

lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In

einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches

Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-

toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder

einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-

sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-

te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer

rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-

rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr

eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-

dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem

Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb

des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-

chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere

nutzen moumlchten

49

45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne

In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-

ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-

de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke

Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation

eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische

Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung

Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um

Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert

451 Staumlrken und Chancen

Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-

dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der

HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden

Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot

452 Schwaumlchen und Gefahren

Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar

und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche

Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton

Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der

Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem

im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark

in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen

Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-

le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-

stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation

insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-

operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-

rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders

die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses

Modell wohl besonders schwierig umzusetzen

50

5 Empfehlungen

51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit

Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-

nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status

Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre

Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-

nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde

sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand

bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons

Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-

tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher

Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst

eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein

Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium

vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-

che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige

Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt

der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-

dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu

nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-

nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen

52 Strategische Stossrichtung

Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes

festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung

der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-

meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie

sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-

stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-

ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-

nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status

Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen

Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden

kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts

muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen

Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet

51

Perspektive Strategische Ziele

Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen

Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit

seinen Besonderheiten

Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-

burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten

und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen

Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant

hervorgehoben

Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen

Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)

Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-

kraumlften garantieren

Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen

Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren

Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung

ermoumlglichen

Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-

schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann

Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen

Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-

fuumlgung stellen

Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-

chende Informatikinfrastruktur einrichten

Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen

Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen

Der Hochschule Autonomie gewaumlhren

Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung

53 Modellvorschlag

531 Interinstitutionelles Gremium

Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-

nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist

gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-

schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben

den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)

eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums

(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird

das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist

dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-

pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-

bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung

52

In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-

fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun

Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-

liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten

Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-

den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-

sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-

tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-

rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-

bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-

sammlung) ersetzt werden

Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan

53

Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)

532 Abwaumlgungen

Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-

stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das

Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-

schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure

des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem

Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-

typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-

dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt

aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-

oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-

treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-

ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat

damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-

ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten

Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-

tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden

und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-

gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang

gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen

kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-

ben

Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-

folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die

54

Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig

der finanzielle Druck auf die kleinen PHs

533 Weiteres Vorgehen und Ausblick

Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von

aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich

hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-

schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der

Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-

len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich

lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei

Hauptphasen

Abbildung 26 Prozessgestaltung

Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste

fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit

sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende

laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-

kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer

Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf

dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume

verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-

sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-

den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt

werden

Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen

Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-

naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge

der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue

55

Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf

angepasst der Aussenauftritt konsolidiert

Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen

Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion

um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum

die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-

statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-

faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht

534 Schlussgedanken

Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die

Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen

Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch

konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-

gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt

werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen

Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-

saumltzlich erschwerend

Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-

gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-

finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung

verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so

koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden

Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution

fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht

Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-

promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-

lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-

gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt

Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-

forderlich

56

6 Quellen

61 Literatur

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httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb

Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt

Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle

Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading

House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No

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Muumlnchen Vahlen

Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice

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Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A

Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University

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Researcher 15(2) 4-14

Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion

62 Rechtsgrundlagen

Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-

taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und

Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001

Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-

sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)

Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-

schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom

30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)

Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et

lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001

EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit

Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK

EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der

Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK

57

Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)

Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)

Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg

(SR 101000)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)

Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom

16062016 (LB SR 447710)

Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)

63 Berichte und Stellungnahmen

SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr

Bildungsforschung

Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017

Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave

lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat

de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut

Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg

Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg

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Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute

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httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf

httpwwwcdipchdyn12277php

2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron

PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion

httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf

httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv

onMedienundIKTindenUnterrichtpdf

httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes

Page 18: Prof. Dr. Roman Capaul St. Gallen, 2. April 2019 · guisme est un atout unique qui est mis en avant comme une unique selling proposition (USP - proposition de vente unique). Le bilinguisme

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- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument274463

- Statuten vom 8 Maumlrz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146

- Statuten vom 16 Juni 2016 des Departements fuumlr Erziehungs- und Bildungswissen-

schaften der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument276395

- Statuten vom 16 Juni 2016 des Instituts fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die

Sekundarstufen (ILLB)

httpswww3unifrchappslegaldedocument276424

- Reglement vom 16 Juni 2016 des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr

die Sekundarstufen (BLB)

httpswww3unifrchappslegaldedocument276426

23 Departement fuumlr Sonderpaumldagogik

231 Entstehungsgeschichte

Nach der Gruumlndung des ersten heilpaumldagogischen Ausbildungsinstituts in Zuumlrich 1924

moumlchte der bdquoSchweizerische Caritas-Verbandldquo ein katholisches Pendant in Freiburg schaffen

In den 1930er Jahren unterzeichnen interessierte Instanzen eine nationale Vereinbarung fuumlr

die Schaffung von drei Ausbildungsstaumltten fuumlr Sonderpaumldagogik in Freiburg Genf und Zuuml-

rich 1934 wird innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt das Heilpaumldagogische Seminar Frei-

burg eroumlffnet als unabhaumlngige Abteilung des Instituts fuumlr Paumldagogik In seinen Anfaumlngen ist

das Heilpaumldagogische Seminar rein deutschsprachig Erst mit der Ernennung eines franzouml-

sischsprachigen Ordinarius im Jahr 1984 nimmt die Anzahl der Studierenden aus der West-

schweiz zu

1945 bleibt der Lehrstuhl des Heilpaumldagogischen Seminars infolge der Wirren des 2 Welt-

kriegs vakant Im Herbst 1946 wird er wiederbesetzt und das Seminar nimmt seine Taumltigkei-

ten wieder auf 1951 wird das Seminar in ein Institut umgewandelt bleibt aber gleichzeitig

Teil des uumlbergeordneten Instituts fuumlr Paumldagogik Im selben Jahr wird auf Wunsch des Erzie-

hungsdirektors die bdquoHeilpaumldagogisch-psychiatrische Poliklinikldquo eroumlffnet Die beiden Institu-

tionen haben getrennte Verwaltungen und Buchhaltungen arbeiten aber aufs engste zu-

sammen

Wegen der stetigen Zunahme der Studierendenzahlen ist das Heilpaumldagogische Institut zu-

nehmend mit Raumproblemen konfrontiert Da der Kanton den wachsenden Beduumlrfnissen

des Instituts nicht Folge leisten kann wird 1958 der Verein Curatorium gegruumlndet 1960 wird

dem Institut das Gebaumlude in der Kanisiusgasse 21 Eigentum des Curatorium zur Verfuumlgung

gestellt Tatsaumlchlich ist die Anzahl der Studierenden von der Wiedereroumlffnung des Seminars

19

1946 bis zum Studienjahr 196970 von 6 auf 451 angewachsen Rund 15 der Studierenden

der Universitaumlt und 45 der Studierenden der Philosophischen Fakultaumlt sind am Heilpaumlda-

gogischen Institut eingeschrieben Eine Studie von 1968 gibt an dass uumlber die Haumllfte aller

kantonalen Schulpsychologen in Freiburg ausgebildet worden sind Auch die Entwicklung

der Sozialversicherungen generiert ein wachsendes Beduumlrfnis an im Sozialbereich ausgebil-

deten Personen und das Institut fuumlr Heilpaumldagogik kann sich als privilegierter Gespraumlchs-

partner des Bundes profilieren

Da Status und Finanzierung der Poliklinik problematisch sind wird sie 1987 nach Inkrafttre-

ten des Schulgesetzes in das bdquoHeilpaumldagogische Zentrumldquo umgewandelt das sich in das

bdquoHeilpaumldagogischen Universitaumltszentrumldquo und den bdquoRegionalen Dienst fuumlr Schulpsycholo-

gie und Logopaumldieldquo gliedert Der Verein Curatorium gruumlndet seinerseits 1990 die Stiftung

Heilpaumldagogisches Zentrum 2018 wird die Entscheidung das Curatorium aufzuloumlsen ge-

troffen und das Gebaumlude geht in den Besitz der Stiftung uumlber 1999 wird innerhalb der Phi-

losophischen Fakultaumlt das Departement fuumlr Sonderpaumldagogik gegruumlndet dem das Heilpauml-

dagogische Institut angegliedert wird Die Anzahl der Studierenden steigt weiter an 2017

werden am DSP 953 Studierende ausgebildet

1934 Eroumlffnung des Heilpaumldagogischen Seminars

1945 Vakanz des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik

1946 Wiederbesetzung des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik

1951 Umwandlung des Heilpaumldagogischen Seminars in ein Institut Eroumlffnung der Heilpaumldagogisch-

psychiatrischen Poliklinik

1958 Gruumlndung des Vereins Curatorium

1960 Bezug des Gebaumludes in der Kanisiusgasse

1966 Trennung der Heilpaumldagogik von der Allgemeinen Paumldagogik in ein autonomes Institut

1987 Umwandlung der Poliklinik in das Heilpaumldagogische Zentrum

1990 Gruumlndung der Stiftung Heilpaumldagogisches Zentrum durch den Verein Curatorium

1999 Gruumlndung des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt

2018 Entscheidung zur Aufloumlsung des Vereins Curatorium

Abbildung 5 Eckdaten Departement fuumlr Sonderpaumldagogik

20

Abbildung 6 Entwicklung der Studierendenzahlen am DSP 201314-201718

232 Rechtsgrundlagen

- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt

httpswww3unifrchappslegaldedocument454827

- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument274463

- Statuten vom 8 Marz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146

- Statuten vom 10 April 2014 des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik

httpswww3unifrchappslegaldedocument276391

- Statuten vom 10 April 2014 des Heilpaumldagogischen Instituts der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument276407

475 443 451 463

481

35 35 34 42 54

344 371 373

399 379

27 31 33 26 24

881 880 891 930 938

0

100

200

300

400

500

600

700

800

900

1000

2013 2014 2015 2016 2017

BA in Klinischer Heilpaumldagogik und Sozialpaumldagogik Sonderpaumldagogik Logopaumldie

MA in Sonderpaumldagogik

MA in Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik

Doktorat

Total

21

3 Erkenntnisse aus den Gespraumlchen und Dokumenten

31 Bisherige Studien

Die aktuellen Problemfelder in der Freiburger Lehrpersonenbildung sind keine neue Er-

scheinung Die institutionelle Zerstuumlckelung hat schon immer bestanden und Probleme ge-

neriert Es haben deshalb bereits verschiedene Analysen stattgefunden die die Probleme

durchaus erkannt und benannt haben Loumlsungen wurden aber nur ansatzweise in Angriff

genommen Ein Grundsatzentscheid zur Zusammenlegung der Ausbildungsstaumltten wurde

nie getroffen

Zu Anfang handelte es sich um strukturelle und personelle Fragen in der Lehrpersonenbil-

dung innerhalb der Universitaumlt Aufgrund interner Probleme in der franzoumlsischsprachigen

Abteilung hat die Erziehungsdirektion 2006 den ehemaligen Vorsteher des Amtes fuumlr Uni-

versitaumltsfragen mit einer laquomission drsquoeacutevaluation de meacutediation et de propositionsraquo betraut

Infolge seines Berichts wurde eine Reihe von strukturellen organisationellen paumldagogischen

und personalen Massnahmen beschlossen fuumlr deren Umsetzung und Begleitung die Univer-

sitaumlt erneut den ehemaligen Amtsvorsteher beauftragt hat Aus diesen Massnahmen resul-

tierte insbesondere die Schaffung des Centre drsquoenseignement et de recherche pour la formation agrave

lrsquoenseignement au secondaire (CERF)

Ende 2007 wurde die Analysetaumltigkeit auf die Lehrpersonenbildung insgesamt ausgeweitet

Der Lenkungsausschuss der Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und

der HEP-PH FR hat festgestellt dass die Zusammenarbeit zwischen den beiden Institutionen

intensiviert werden muss Das Rektorat der Universitaumlt hat daraufhin eine Arbeitsgruppe

laquoLehrerbildung an der Universitaumlt Freiburg laquomit Vertretern des CERF der deutschsprachi-

gen Lehrpersonenbildung (LDS I amp II Vorlaumlufer des ZELF) der HEP-PH FR der EKSD und

des Rektorats mit der Analyse von vier konkreten Fragen betraut Drei davon betreffen die

Organisation der Lehrpersonenbildung im Kanton und innerhalb der Universitaumlt (Beziehun-

gen zwischen Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und der HEP-PH FR Beziehungen

zwischen der Lehrpersonenbildung und dem Departement fuumlr Erziehungswissenschaften

strukturelle Trennung der franzoumlsisch- und der deutschsprachigen Lehrerbildung) die vierte

die Ressourcen uumlber die die Lehrpersonenbildung innerhalb der Universitaumlt verfuumlgte In

ihrem Bericht vom 26 Februar 2009 zuhanden des Rektorats hat die Arbeitsgruppe nach der

Analyse der Fragen jeweils Empfehlungen zur Verbesserung der festgestellten Probleme

abgegeben

Was die Frage der Beziehungen zwischen der Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und

der HEP-PH FR betrifft hat sich die wesentliche Feststellung bis heute nicht veraumlndert laquo(hellip)

la seacuteparation de lrsquoensemble de la formation des enseignants agrave Fribourg en plusieurs uniteacutes

distinctes affaiblit assureacutement la position de la formation des enseignants fribourgeois dans

le contexte national Un rapprochement progressif (hellip) creacutedibiliserait la place de Fribourg

comme lieu de formation drsquoenseignantsraquo Als Loumlsung hat die Arbeitsgruppe die Schaffung

eines interinstitutionellen Instituts fuumlr Lehrpersonenbildung empfohlen analog zum Institut

22

fuumlr Mehrsprachigkeit ohne jedoch die bestehenden Strukturen zu fusionieren Das neu zu

schaffende Institut waumlre zustaumlndig fuumlr die strategische Planung das Qualitaumltsmanagement

sowie die Foumlrderung und Aufwertung der Lehrpersonenbildung im Kanton Auch die In-

tegration der sonderpaumldagogischen Ausbildungen ndash die allerdings in der Arbeitsgruppe

nicht vertreten waren ndash in dieses Institut wurde als wuumlnschenswert erachtet

Das Rektorat der Universitaumlt hat den Bericht an die Erziehungsdirektion weitergeleitet Die

damalige Direktorin hat den Vorschlag der Schaffung eines interinstitutionellen Instituts

prinzipiell gutgeheissen und das Rektorat der Universitaumlt und die Direktion der HEP-PH FR

beauftragt die konkrete Umsetzung dieses Vorschlags zu studieren Das Mandat verlangte

zwei Teilberichte Der erste sollte die verschiedenen Varianten eines interinstitutionellen

Instituts sowie eine erste Schaumltzung der Transformationskosten enthalten der zweite eine

juristische Abklaumlrung der gewaumlhlten Variante insbesondere in Bezug auf deren strukturelle

personelle und finanzielle Auswirkungen

Der erste Teilbericht vom 19 Januar 2010 basiert auf derselben Feststellung wie derjenige der

Arbeitsgruppe des Rektorats laquo(hellip) la formation fribourgeoise des enseignant-e-s repose au-

jourdrsquohui sur une structure jugeacutee trop complexe et sous-doteacutee en ressources pour assurer agrave

long terme une formation compeacutetitive et de qualiteacute par rapport aux HEP et universiteacutes voi-

sines eu eacutegard agrave lrsquoaccroissement des exigences fixeacutees par la CDIPraquo Was jedoch die moumlgli-

chen Varianten anging schienen den Autoren des Berichts nicht alle in gleichem Masse laquoju-

dicieuses et pertinentes pour la place fribourgeoise agrave lrsquoheure actuelleraquo Da die HEP-PH FR als

Bildungsstaumltte des Tertiaumlrbereichs noch jung und die Lehrpersonenbildung an der Universi-

taumlt strukturell wenig etabliert war wurden die beiden Fusionsvarianten (Integration des ge-

samten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR in die Universitaumlt und umgekehrt) als nicht

umsetzbar erachtet die Variante der Integration in die HEP-PH wurde gar nicht erst analy-

siert Wie bereits im Bericht des Rektorats wurde auch hier argumentiert die Integration der

HEP-PH FR in die Universitaumlt wuumlrde den Kanton seinen Einfluss auf die Zulassung und die

Studienplaumlne kosten diejenige des berufspraktischen Ausbildungsteils der Universitaumlt in die

HEP-PH FR einen Teil seiner Studierenden aus anderen Kantonen Es wurde aber notabene

auch die Beibehaltung der aktuellen Situation ausgeschlossen Somit konzentrierte sich die

Analyse wie von der Arbeitsgruppe des Rektorats empfohlen auf das Modell einer laquointerin-

stitutionellen Koordinationsstrukturraquo Tatsaumlchlich war die Schaffung eines gemeinsamen

Bildungs- und Kompetenzzentrums bereits im damals geltenden Gesetz uumlber die Paumldagogi-

sche Hochschule (PHG) von 1999 vorgesehen (Art 5 Abs 2) Aus juristischer Sicht kam diese

Variante also der Umsetzung eines Gesetzesartikels gleich der keine grundlegenden Aumlnde-

rungen der internen Strukturen der bestehenden Rechtstexte und Ausbildungsprogramme

nach sich ziehen wuumlrde Der entsprechende Gesetzesartikel wurde nicht in das neue Gesetz

von 2015 (PHFG) aufgenommen die heute geltenden Bestimmungen uumlber die Zusammenar-

beit zwischen HEP-PH FR und Universitaumlt beschraumlnken sich auf die Zusammenarbeitsver-

einbarung

23

Der zweite Teilbericht vom 31 Mai 2010 nimmt infolge von Diskussionen der Arbeitsgruppe

mit der Direktorin der EKSD dem Rektorat der Universitaumlt und der Direktion der HEP-PH

FR uumlber die Resultate des ersten Teilberichts die beiden Fusionsvarianten wieder auf Da die

Variante laquointerinstitutionelles Institutraquo die Entscheidungsstrukturen nicht vereinfachen

sondern im Gegenteil zusaumltzlich erschweren wuumlrde hat sich die Arbeitsgruppe nach einem

Vergleich der drei Varianten letztendlich fuumlr diejenige der Integration in die Universitaumlt aus-

gesprochen Anfang 2011 hat die Direktorin der EKSD dennoch entschieden dass es fuumlr die

Umsetzung der einen oder anderen Variante zu fruumlh sei insbesondere die Revision des Ge-

setzes uumlber die HEP-PH FR muumlsse vorher abgeschlossen werden Gleichzeitig hat sie den

Rektor der Universitaumlt gebeten unmittelbar Arbeiten zur Staumlrkung der bestehenden internen

Strukturen aufzunehmen um eine bessere Fuumlhrung der universitaumlren Lehrpersonenbildung

zu gewaumlhrleisten Die erwaumlhnte Gesetzesrevision hat schliesslich zum heutigen Gesetz uumlber

die HEP-PH FR (PHFG in Kraft seit 2016) mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit die Reorganisa-

tion der universitaumlren Strukturen zum neu geschaffenen ILLB mit den beiden Zentren CERF

und ZELF gefuumlhrt

Sowohl inner- als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen hat sich die Situation fast ein Jahr-

zehnt nach Erscheinen des zweiten Teilberichts derart grundlegend veraumlndert dass nicht

mehr auf dieser bisherigen Studie aufgebaut werden kann Zwar liefert sie interessante In-

formationen zur ehemaligen Funktionsweise der beiden Institutionen die Position der Uni-

versitaumlt und der HEP-PH FR innerhalb der Hochschullandschaft Schweiz ist aber heute nicht

zuletzt aufgrund der Restrukturierung des gesamten Hochschulwesens infolge des Hoch-

schulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetztes (HFKG in Kraft seit 2015) nicht mehr mit der-

jenigen von 2010 vergleichbar Wichtigste Erkenntnis der bisherigen Analysen bleibt damit

die Feststellung dass die Kraumlfte gebuumlndelt werden und der fragmentierten Organisation der

Freiburger Lehrpersonenbildung dringend ein Ende bereitet werden muss

32 Paumldagogische Elemente

Schulen und Bildungsorganisationen stehen als offene Systeme unter dem Einfluss der Ent-

wicklungen ihres Umfelds Deshalb ist es wichtig diese Entwicklungen und deren Relevanz

fuumlr die Konzeption und die Steuerung des Schulwesens zu beleuchten Dieses Kapitel hebt

einige im vorliegenden Kontext relevante Entwicklungen hervor Es erhebt dabei keinen An-

spruch auf Vollstaumlndigkeit sondern will anhand aktueller Beispiele die Wechselwirkung

zwischen gesellschaftlichem Wandel und paumldagogischen Konzepten aufzeigen

321 Exkurs Rahmenkonzept fuumlr eine Lehrpersonenbildung

Die Lehrpersonenbildung soll Studierenden auf die hohen Anforderungen im Berufsfeld

vorbereiten Als Orientierungsrahmen und Erklaumlrungshilfe fuumlr die Konzeption der Aus- und

Weiterbildung von Lehrpersonen kann das PCK-Modell (Pedagogical Content Knowledge) von

Shulmann (1986) dienen Das Modell besagt dass Lehrpersonen sowohl uumlber inhaltliches

paumldagogisches und fachdidaktisches Wissen verfuumlgen muumlssen und macht gleichzeitig die

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hohen Anforderungen deutlich die an die Dozierenden in der Lehrerausbildung gestellt

werden

- Content Knowledge Das inhaltliche Wissen bezieht sich auf die fachwissenschaftlichen As-

pekte des Unterrichts die mit einer Klasse erarbeitet werden

- Pedagogical Knowledge Paumldagogisches Wissen umfasst das Wissen und Koumlnnen wie eine

Klasse zu unterrichten ist (Methodik und Allgemeindidaktik)

- Pedagogical Content Knowledge Die Schnittmenge dieser beiden ersten Dimensionen fuumlhrt

zu fachdidaktischem Wissen und Koumlnnen Es geht darum wie bestimmte Inhalte fachspe-

zifisch oder -uumlbergreifend unterrichtet werden sollen Die Relevanz dieser Fachdidaktik

wird von mehreren Gespraumlchspartnern sehr deutlich hervorgehoben Der Theorie-Praxis

Bezug ist in der Lehrerbildung sehr wichtig

In Freiburg werden alle drei Wissensbereiche an beiden Institutionen angeboten fuumlr die

Primarstufe an der HEP-PH FR fuumlr die Sekundarstufe I und II und die Sonderpaumldagogik an

der Universitaumlt Waumlhrend eine Aufteilung fuumlr das Content Knowledge und bis zu einem be-

stimmten Grad auch fuumlr das Pedagogical Content Knowledge Sinn machen mag sind insbeson-

dere im Bereich des Pedagogical Knowledge zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien vorhan-

den von denen aber keinerlei Gebrauch gemacht wird

Zur dieser inhaltlichen Komplexitaumlt kommt in Freiburg die zusaumltzliche Schwierigkeit dass

die Lehrpersonenbildung fuumlr die obligatorische Schule zwei verschiedenen Lehrplankonzep-

ten Rechnung tragen muss In der Deutschschweiz werden kuumlnftige Lehrpersonen auf den

Lehrplan 21 in der Westschweiz auf den Plan drsquoeacutetudes romand (PER) vorbereitet Beide Lehr-

plaumlne streben Kohaumlrenz uumlber alle obligatorischen Schuljahre hinweg an Auf der Sekundar-

stufe sind den beiden Lehrplankonzepten aber zT andersartige Paradigmen zugrundgelegt

Dies zeigt sich zum Beispiel im Fach Geschichte Die Gestaltung der Lehrpraktika ist im

franzoumlsischsprachigen Teil Freiburgs fuumlr die Sekundarstufe II anders als im deutschsprachi-

gen Die Freiburger Lehrpersonenbildung muss sich also an zwei verschiedenen Rahmen-

konzepten orientieren

322 Kantonales Sprachenkonzept

Aufgrund der Globalisierung wird unsere Gesellschaft multikultureller Die Sensibilitaumlt fuumlr

andere Kulturen und Sprachen wird fuumlr das Zusammenleben und die gesellschaftliche Ko-

haumlsion immer relevanter Entsprechend wichtig wird der Erwerb von Fremdsprachen Neben

der Landessprache sprechen viele Kinder zuhause eine andere Sprache Im Kanton Freiburg

gilt gemaumlss dem verfassungsrechtlichen Territorialitaumltsprinzip der Grundsatz dass die Un-

terrichtssprache der Amtssprache der Gemeinde oder der Gemeinden die den Schulkreis

bilden entspricht Gleichzeitig ist aber sowohl in der Kantonsverfassung und expliziter auch

in den letzten Regierungsprogrammen vorgesehen den Austausch und das Sprachenlernen

zu foumlrdern

25

Dazu hat die EKSD 2010 ein kantonales Konzept fuumlr den Sprachenunterricht erarbeitet Zwei

Vorschlaumlge des Konzepts beziehen sich auf den Immersionsunterricht Es handelt sich dabei

um den Unterricht eines Sachfaches (zB Geschichte) in der jeweiligen Partnersprache

Hauptziel bleibt das Erreichen von fachlichen Kompetenzen die Sprache steht nicht im Mit-

telpunkt Mittlerweile verzeichnen Projekte zum Immersionsunterricht in der obligatori-

schen Schule des Kantons eine starke Zunahme Zum Schuljahresbeginn 201819 wurden in

18 Orientierungsschulen und 9 Primarschulen und damit in insgesamt uumlber 100 Klassen Im-

mersionsprojekte angekuumlndigt Lehrpersonen die sich fuumlr ein Immersionsprojekt engagie-

ren werden begleitet und koumlnnen vom entsprechenden und laufend erweiterten Weiterbil-

dungsangebot an der HEP-PH FR profitieren Bereits in der Grundausbildung werden die

wichtigsten didaktischen Konzepte im Bereich des Immersionsunterrichts unterrichtet Fuumlr

die bereits aktiven Lehrpersonen hat die HEP-PH FR neu einen CAS zum Thema bilingualer

immersiver Unterricht in Planung Zudem absolvieren auch die Studierenden der einspra-

chigen Ausbildung der HEP-PH einen Teil ihrer Ausbildung in der Partnersprache

Auch auf Mittelschulebene hat der Immersionsunterricht an Bedeutung gewonnen sowohl

im Kanton Freiburg als auch gesamtschweizerisch In Freiburg koumlnnen saumlmtliche Bildungs-

gaumlnge der Schulen der Sekundarstufe II mit einer zweisprachigen Maturitaumlt Deutsch-

Franzoumlsisch abgeschlossen werden Im Schuljahr 201819 besuchen rund 28 der Freiburger

Gymnasiasten diesen Unterricht der zur zweisprachigen Maturitaumlt fuumlhrt Gesamtschweize-

risch ist die Kombination Deutsch-Englisch am haumlufigsten

Auch an der Universitaumlt Freiburg kann das LDM zweisprachig abgeschlossen werden Eine

Kompetenzstelle fuumlr die Immersionsdidaktik fehlt aber

In diesem Zusammenhang ist auch das Institut fuumlr Mehrsprachigkeit zu erwaumlhnen das 2008 als

gemeinsames Institut der Universitaumlt Freiburg und der Paumldagogischen Hochschule Freiburg

gegruumlndet wurde Es fuumlhrt das Wissenschaftliche Kompetenzzentrum fuumlr Mehrsprachigkeit

(KFM) des Bundes das auf der Grundlage des Sprachengesetzes und der Sprachenverord-

nung von der Schweizerischen Eidgenossenschaft finanziert wird Zu den Aufgaben des In-

stituts gehoumlren die Durchfuumlhrung von Forschungsprojekten im Bereich der Mehrsprachig-

keit die Unterstuumltzung der Lehre auf allen Stufen die Zusammenarbeit mit verschiedenen

Akteuren auf regionaler nationaler und internationaler Ebene die Verbreitung der erworbe-

nen Kenntnisse in Wissenschaft und Gesellschaft und die Durchfuumlhrung von wissenschaftli-

chen Veranstaltungen Aktuell ist die HEP-PH FR gemeinsam mit dem Institut fuumlr Mehr-

sprachigkeit und der Universitaumlt Freiburg im Rahmen des von swissuniversities lancierten

und vom Bund finanzierten Programms P-09 laquoAufbau der wissenschaftlichen Kompetenzen

und Fachdidaktikenraquo fuumlr den Aufbau des Fachdidaktikzentrums Fremdsprachen (Centre de

didactique des langues eacutetrangegraveres CeDiLE) als Leading House zustaumlndig

Durch die besondere Lage des Kantons Freiburg auf der Sprachgrenze bietet sich die Chance

die Zweisprachigkeit in der Lehrpersonenbildung und in den Schulen zu nutzen Die Kanto-

ne Bern und Wallis pflegen die Zweisprachigkeit zwar auch aber mit zwei PH-Standorten

In Freiburg kann die Zweisprachigkeit unter einem Dach gelebt werden was eine attraktive

26

Profilierungsmoumlglichkeit ist Mittels einer kohaumlrenten und stufenuumlbergreifenden Strategie

koumlnnte die kantonale Lehrpersonenbildung das Thema Mehrsprachigkeit und Immersions-

didaktik als Freiburger USP herausarbeiten und sich auf nationaler und internationaler Ebe-

ne profilieren

323 Inklusion

Die Volksschule von heute ist eine integrative Schule Statt einzelne Kinder mit besonderem

Foumlrderbedarf in Sonderschulen oder -klassen zu unterrichten sollen moumlglichst alle gemein-

sam Regelklassen besuchen Grundlage fuumlr den integrativen Unterricht bilden das Behinder-

tengleichstellungsgesetz und die 2008 eingefuumlhrte Neugestaltung des Finanzausgleichs und

der Aufgabenteilung Seither sind die Kantone fuumlr die Sonderpaumldagogik zustaumlndig Zur Ko-

ordination der Aufgaben haben die Kantone unter der Federfuumlhrung der EDK das 2011 in

Kraft getretene Sonderpaumldagogik-Konkordat erarbeitet

Fuumlr die Foumlrderung der Kinder mit speziellem Foumlrderbedarf sind in der Regel schulische

Heilpaumldagogen zustaumlndig Sie erstellen in Absprache mit der Lehrperson individuelle Foumlr-

derplaumlne Die Heilpaumldagogen sind oft nur fuumlr einzelne Lektionen im Schulzimmer um das

Kind zu betreuen es gibt aber auch Formen von Teamteaching bei denen Lehrpersonen und

Heilpaumldagogen gemeinsam alle Kinder betreuen Fuumlr eine gute Zusammenarbeit muumlssen die

Rollen geklaumlrt und der Bildungsauftrag der Regelschule verstanden werden Heilpaumldagogen

benoumltigen ein Grundverstaumlndnis fuumlr die Lehrertaumltigkeit und Lehrpersonen der Regelklassen

ein Grundverstaumlndnis uumlber Behinderungsaspekte Die Vermittlung dieses gegenseitigen

Grundverstaumlndnisses sollte in die Grundausbildung sowohl der Volksschullehrer als auch

der Heilpaumldagogen mit einbezogen werden Dies ist heute allerdings nicht der Fall in den

Gespraumlchen wird seitens der HEP-PH FR und des ILLB der fehlende institutionalisierte Aus-

tausch mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik bemaumlngelt

324 Digitalisierung

Computer Internet und Smartphone durchdringen den Alltag immer staumlrker Die Schulen

haben sich auf verschiedene Arten mit dieser Digitalisierung auseinanderzusetzen Die neu-

en technologischen Moumlglichkeiten sind in der Lehrerbildung und in den Schulen paumldago-

gisch sinnvoll zu nutzen Allerdings erfordern die technologischen Lehrmittel Investitionen

in Infrastruktur und Datensicherheit und den Einsatz von Fachpersonen mit Spezialwissen

in verschiedensten Funktionsbereichen Zur Illustration dieser zusaumltzlichen Dimension in

der Lehrpersonenbildung haben Mishra und Koehler (2006) das oben vorgestellte PCK-

Modell um den Aspekt der digitalen Medien erweitert was zum vierdimensionalen TPCK-

Modell fuumlhrt

1 Technology Knowledge Wie koumlnnen Lehrpersonen digitale Medien fuumlr sich selbst nutzen

In dieser Dimension stehen das Wissen und die Fertigkeiten des eigenen Umgangs mit

digitalen Medien im Vordergrund

27

2 Technological Pedagogical Knowledge Welche Chancen und welchen Nutzen koumlnnen digitale

Medien im Unterricht aufweisen Hier geht es um generelle Fragen der Unterrichtsgestal-

tung im Sinne der Allgemeindidaktik

3 Technological Content Knowledge Inwiefern vermag die Digitalisierung den fachwissen-

schaftlichen Inhalt zu veraumlndern Welche Bedeutung haben digitale Medien fuumlr das jewei-

lige Fach

4 Technological Pedagogical Content Knowledge Wie lassen sich Unterrichtsinhalte anhand von

digitalen Medien sinnvoll unterrichten Wie koumlnnen digitale Medien den Lernprozess in

den jeweiligen Faumlchern unterstuumltzen

Abbildung 7 TPCK-Modell von Mishra und Koehler (2006) basierend auf Shulmann (1986)

Um dieser neuen Anforderung im Bildungswesen zu begegnen haben sowohl die EDK als

auch die CIIP 2018 eine Strategie bzw einen Aktionsplan fuumlr den Umgang mit dem Wandel

durch Digitalisierung definiert mittels derer die Kantone sich auf Ziele und prioritaumlre Berei-

che der digitalen Bildung einigen Im Kanton Freiburg hat der Staatsrat dem Grossrat bereits

2001 ein Globalkonzept der Integration der Informations- und Kommunikationstechnologie

in den Unterricht in allen Schulstufen unterbreitet 2001 wurde die Fachstelle fri-tic gegruumln-

det uumlber die seither saumlmtlichen Lehrpersonen mehr als 140 in den Schulen taumltige IKT-

Ansprechpersonen sowie Ausbildner fuumlr Lehrpersonen im Bereich IKT geschult wurden Des

Weiteren stellt sie Schulbehoumlrden Schulen Lehrpersonen und Lernenden Leistungen und

Beratungen im Zusammenhang mit Medien und IKT zur Verfuumlgung und foumlrdert gleichzeitig

eine kritische Auseinandersetzung mit den neuen Medien und Technologien 2017 hat der

Staatsrat ein kantonales Konzept fuumlr die Integration von Medien und IKT in der obligatori-

schen und nachobligatorischen Schule in der Berufsbildung und im Sonderschulunterricht

genehmigt Es soll ein neues Fuumlhrungssystem definieren die Steuerungsstrukturen klaumlren

Synergien ermitteln und eine gemeinsame Vision entwickeln die die Kohaumlrenz der verschie-

denen Unterrichts- und Bildungsaumlmter Aus- und Weiterbildungen fuumlr Lehrpersonen Infor-

matikprojekten des Staates und Unterrichts-Lernpraxis an den Schulen zum Ziel hat Inner-

halb der EKSD wurde das Buumlro Medien und IKT geschaffen das als Steuerungsorgan der

28

EKSD die Aufgabe hat dieses Globalkonzept fuumlr den Zeitraum 2017 bis 2021 zu erarbeiten

umzusetzen und zu evaluieren

Im Schuljahr 201920 werden durch den Lehrplan 21 die Lernziele im Bereich von Medien

und Informatik fuumlr die deutschsprachige obligatorische Schule festgelegt und in den Frei-

burger Gymnasien wird Informatik als obligatorisches Fach eingefuumlhrt Eine diesbezuumlgliche

Uumlberarbeitung des PER fuumlr den franzoumlsischen obligatorischen Unterricht ist ebenfalls be-

schlossen Diese flaumlchendeckende Einfuumlhrung eines neuen Faches einerseits und neuer fauml-

cheruumlbergreifender technologischer Unterrichtsmaterialen andererseits erfordert eine ent-

sprechende Anpassung der Studienprogramme in der Lehrpersonenausbildung Die HEP-

PH FR und die Universitaumlt haben diese getrennt und unabhaumlngig voneinander in Angriff

genommen ua mit der Unterstuumltzung ihres jeweiligen Fachzentrums Sowohl die Universi-

taumlt (Laboratoire drsquoinnovation peacutedagogique LIP Centre Nouvelles technologies et enseignement NTE)

wie auch die HEP-PH FR (Centre de recherche sur lrsquoenseignementapprentissage par les technolo-

gies numeacuteriques CREATE) verfuumlgen uumlber Einheiten fuumlr Lehre und Lernen mit digitalen Tech-

nologien Auch hier gibt es zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien Der Einsatz der vorhan-

denen Ressourcen hat grosses Optimierungspotential

33 Oumlkonomische Elemente

331 Zulassungspolitik

Folgende Darstellung zeigt mit welcher Vorbildung schweizweit die Studierenden an die

PH gelangen Die Zugaumlnge sind vielfaumlltig und durchlaumlssig So kann der Arbeitsmarkt mit

ausreichend qualifizierten Lehrpersonen versorgt werden

Abbildung 8 PH-Eintritte auf Stufe Bachelor nach Studiengang und Zulassungsausweis 20172018 (Quelle Bundesamt fuumlr

Statistik BFS)

Heute verfuumlgen 43 der Studierenden die die Ausbildung VorschulstufePrimarstufe auf-

nehmen uumlber eine gymnasiale Maturitaumlt Knapp 2 davon haben eine Passerelle BM-UH

29

absolviert Auch die Fachmaturitaumlt (FM) mit Vertiefungsrichtung Paumldagogik ist seit ihrer

Einfuumlhrung im Studienjahr 201011 mit 29 zu einem bedeutenden Zubringer in die Vor-

schul- und Primarschullehrerausbildung geworden Diese Population von Studierenden ist

fuumlr den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen eminent wichtig da ohne sie nur eine ungenuumlgende

Anzahl an Lehrpersonen ausgebildet werden koumlnnte Die Berufsmaturanden machen 8 aus

7 der Studierenden wurden mit oder ohne Pruumlfung durch eine Hochschule zugelassen und

6 haben einen auslaumlndischen Zulassungsausweis Zwar fehlen fuumlr eine laumlngerfristige Beur-

teilung auch hier die mittels eines permanenten Monitorings zu erhebenden Daten die Zah-

len fuumlr das Studienjahr 201819 zeigen jedoch dass an der HEP-PH FR gleichviele Inhaber

einer Fach- wie einer gymnasialen Maturitaumlt studieren Fuumlr den Zugang zu den von der Uni-

versitaumlten angebotenen Studiengaumlngen so auch des ILLB und des DSP wird die gymnasiale

Maturitaumlt vorausgesetzt

Kandidatinnen und Kandidaten fuumlr eine Ausbildung zur Lehrperson insbesondere fuumlr die

Primarstufe gibt es genug Allerdings besteht an der HEP-PH FR seit dem Studienjahr

200405 eine Zulassungsbeschraumlnkung Sie wurde aufgrund einer laquounerwartet grossen An-

zahl Anmeldungenraquo eingefuumlhrt Nach 104 registrierten Anmeldungen im Jahr 2002 und 105

im Jahr 2003 sind 2004 165 Bewerbungen eingegangen Damit war die Aufnahmekapazitaumlt

der HEP-PH FR in Bezug auf die vorhandenen Praktikumsplaumltze die Betreuung der Studie-

renden und die Infrastruktur uumlberschritten Die maximale Aufnahmekapazitaumlt wurde auf 90

Studienplaumltze fuumlr die franzoumlsischsprachigen und 30 fuumlr die deutschsprachigen Studierenden

festgelegt Die Verordnung des Staatsrats uumlber diese erste Zulassungsbeschraumlnkung erlaumlsst

zudem Selektionskriterien die zur Ablehnung der uumlberzaumlhligen Kandidaten angewandt

werden konnten Laut Art 4 Abs 2 konnte die Aufnahme abgelehnt werden wenn die Beur-

teilung der paumldagogischen Faumlhigkeiten Vorbehalte enthielt und die schulischen Ergebnisse in

der Muttersprache und in der ersten Fremdsprache als ungenuumlgend beurteilt wurden

200506-200708 wurde die Anzahl der Studienplaumltze weiter reduziert da mit der laquoPasserel-

leraquo ndash einer Weiterbildung die Kindergaumlrtnerinnen Handarbeits- und Werklehrerinnen das

Unterrichten auf der 1 und 2 Primarstufe ermoumlglichte ndash eine zusaumltzliche Ausbildung ange-

boten wurde die Personal und Infrastruktur der HEP-PH FR ebenfalls beanspruchte Ab

200809 wurde die Anzahl erstmals auf 100 bzw 50 Plaumltze erhoumlht mit der Begruumlndung

laquodass eine groumlssere Anzahl Studierender aus verschiedenen Gruumlnden zum Beispiel wegen

der Mobilitaumlt zwischen den PH das Studium nach dem ersten Jahr wieder aufgibtraquo und

dadurch wieder mehr Aufnahmekapazitaumlt entstuumlnde zudem koumlnnten im ersten Jahr die

Praktika zu zweit absolviert werden Auch die Selektionskriterien wurden angepasst Ab

200809 wird neben den Noten in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematik eine

schriftliche Stellungnahme zu einem Thema das mit der Schule oder dem Lehrerberuf ver-

bunden ist beurteilt

Als sich ein Ruumlckgang der Anzahl Lehrpersonen abzuzeichnen begannt wurde in den Jahren

201011 bis 201314 auf eine Zulassungsbeschraumlnkung verzichtet Da die Gesamtzahl der

Studierenden an der HEP-PH FR von 313 im Jahr 2009 auf 470 im Jahr 2013 anstieg fuumlhrte

30

der Staatsrat im Rahmen seiner Struktur- und Sparmassnahmen die Beschraumlnkung auf das

Studienjahr 201415 wieder ein Als Selektionskriterien galten ab sofort nur noch laquodie schuli-

schen Ergebnisse in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematikraquo

Studienjahr franzoumlsischsprachig deutschsprachig insgesamt

200405 90 40 130

200506 75 35 110

200607 75 35 110

200708 75 35 110

200809 100 50 150

200910 100 50 150

201011-201314 keine Zulassungsbeschraumlnkung

201415 100 50 150

201516 100 50 150

201617 100 50 150

201718 100 50 150

201819 110 50 160

Abbildung 9 Zulassungsbeschraumlnkung an der HEP-PH FR Uumlbersicht von 200405-201819

Wegen der Beibehaltung der Zulassungsbeschraumlnkung uumlber mehrere Jahre hinweg ist man

sich heute gar nicht mehr im Klaren in welcher Zahl sich die Nachfrage nach Studienplaumltzen

an der HEP-PH FR niederschlagen wuumlrde Frist fuumlr die Einreichung der Kandidaturen ist

jeweils Ende Maumlrz und Ende Juli werden die Zulassungen fuumlr den Beginn des Studienjahres

im September bekanntgegeben Nun kennt die HEP-PH FR zwar die Anzahl Kandidaturen

sie entspricht aber nicht derjenigen die sich letztendlich definitiv fuumlr den Studieneintritt ent-

scheiden Viele angehende Studierende sind sich der Platzbeschraumlnkung sowohl an der HEP-

PH FR als auch an anderen Bildungsinstitutionen (etwa an der Hochschule fuumlr Soziale Arbeit

Freiburg) bewusst und bewerben sich absichtlich an mehreren Orten um einen Studienplatz

auf sicher zu haben Dies fuumlhrt dazu dass ein Teil der Bewerber die von der HEP-PH FR

abgewiesen werden das Studium auch bei positivem Zulassungsentscheid nicht aufnehmen

wuumlrde Wie hoch dieser Anteil ist kann nicht ermittelt werden

Diese Zulassungsbeschraumlnkung ist houmlchst problematisch Einerseits will der Kanton Lehr-

personen ausbilden andererseits fuumlhrt der Numerus Clausus zu Abwanderungen von Stu-

dierenden va nach Bern und Lausanne Tatsaumlchlich legen die Zahlen nahe dass die Zulas-

sungsbeschraumlnkung die Nachfrage nach Studienplaumltzen an der HEP-PH FR negativ beein-

flusst Waumlhrend das Angebot stagniert nimmt die Nachfrage ab Es ist houmlchst problematisch

den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen auf solche Weise zu steuern die Nachfrage folgt allem

voran der demographischen Entwicklung

31

Abbildung 10 Kandidaturen vs Eintritte HEP-PH FR 201314-201819

Auch die Ausbildungsplaumltze fuumlr das Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute (DEEM)

sind limitiert Die franzoumlsischsprachige Ausbildung wurde urspruumlnglich fuumlr 48 Personen pro

Studienjahr konzipiert Da das Interesse fuumlr die Ausbildung mit jedem Jahr zunimmt aber

nicht genuumlgend Praktikumsplaumltze zur Verfuumlgung stehen besteht seit dem Studienjahr

200809 eine Aufnahmebeschraumlnkung fuumlr 60 Personen pro Jahr Diese Beschraumlnkung erweist

sich fuumlr die Situation auf dem Arbeitsmarkt als unproblematisch die Maturitaumltsschulen ha-

ben keine Rekrutierungsschwierigkeiten Da sogar ein leichtes Uumlberangebot an Lehrpersonen

fuumlr die Sekundarstufe II besteht haben DEEM-Inhaber uumlber mehrere Jahre hinweg auch Pen-

sen auf Sekundarstufe I uumlbernommen wo bis vor kurzem ebenfalls Lehrpersonal fehlte In-

folge des Anstiegs der Studierenden fuumlr das Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I

(DAES I) in den letzten Jahren hat sich die Arbeitsmarktsituation in den Orientierungsschu-

len wieder beruhigt dafuumlr beginnen sich Engpaumlsse bei der Organisation von Praktikums-

plaumltzen abzuzeichnen

Eine abschliessende Anmerkung zu den Praktikumsplaumltzen sei hier festgehalten Persoumlnlich

bin ich der Meinung dass die Zahl der Praktikumsplaumltze als limitierender Faktor von den

Gespraumlchspartnern zu stark und nicht einleuchtend verwendet wird Die Begruumlndung und

die genaue Benennung der Engpassfaktoren wurden aus den Gespraumlchen nicht klar Wenn

der Arbeitsmarkt mehr Lehrpersonen benoumltigt lassen sich mindestens mittelfristig durch

organisatorische Massnahmen auch ausreichend Praktikumsplaumltze organisieren Gerade

auch die Berufsverbaumlnde sind bei der Erarbeitung solcher Massnahmen mit einzubeziehen

332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage

Der Kanton Freiburg ist wie die umliegenden Regionen seit einigen Jahren mit einer ange-

spannten Situation auf dem Stellenmarkt fuumlr Lehrpersonen auf Primarstufe konfrontiert

Was heute eine grosse Schwierigkeit fuumlr die Anstellung von Stellvertretungen bedeutet wird

in wenigen Jahren in einen tatsaumlchlichen Mangel an qualifizierten Lehrpersonen muumlnden

Die Anzahl Zulassungen zum Studium wird in Freiburg aber nicht etwa von der Situation

auf dem Arbeitsmarkt sondern von der Aufnahmekapazitaumlt der aktuellen Raumlumlichkeiten

260

225 242

256

211 196

154 145

155 140

152 154

0

50

100

150

200

250

300

201314 201415 201516 201617 201718 201819

Kandidaturen im Maumlrz

Eintritte im September

32

definiert Weder der demographischen Entwicklung noch anderen Schwankungen auf dem

Bildungsmarkt kann so Rechnung getragen werden Es sind noch weitere Phaumlnomene zu

beruumlcksichtigen etwa die grosse Nachfrage nach Teilzeitstellen oder die Tatsache dass ein

bedeutender Anteil der Diplomierten gar nie im Lehrberuf arbeitet Diese Gesamtsituation

fuumlhrt dazu dass zwischen 2013 und 2016 die Abgaumlnger der HEP-PH FR nur 565 des Be-

darfs auf dem franzoumlsischsprachigen Freiburger Arbeitsmarkt gedeckt haben 201819 wurde

deshalb die Zulassungsbeschraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Abteilung von 100 Plaumlt-

zen pro Studienjahr auf 110 erhoumlht Diese Erhoumlhung wurde durch den Umzug der Fachstelle

fri-tic ermoumlglicht die bis anhin in den Raumlumlichkeiten der HEP-PH FR untergebracht war

Daruumlber hinaus wird allerdings nur eine substantielle Erweiterung der Gebaumlude oder ein

Neubau an einem anderen Standort der stetig steigenden Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt

nachkommen koumlnnen

Wie erwaumlhnt ist der Zugang zu bestimmten Daten und dadurch deren Auswertung durch

die zersplitterte Organisation wesentlich erschwert Die Entwicklung der Studierendenzah-

len uumlber die letzten fuumlnf Jahre zeigt jedoch dass das Ausbildungsangebot teilweise zur Ab-

wanderung der Freiburger Studierenden insbesondere in die Nachbarkantone fuumlhrt Das ist

insofern problematisch als der Heimatkanton der die Ausbildung im Rahmen der Interkan-

tonalen Fachhochschulvereinbarung (FHV) finanziert nicht davon ausgehen kann dass die

Studierenden nach Abschluss ihres Studiums wieder zuruumlckkehren In der Folge werden

einige grundlegende Statistiken zu den verfuumlgbaren Daten praumlsentiert und im vorliegenden

Kontext interpretiert

A) Herkunft der Studierenden in Freiburg

1 Primarstufe

Abbildung 11 Herkunft der Studierenden Primarstufe 201314-201718 Die Anzahl an Freiburger Studierenden hat uumlber

die letzten fuumlnf Jahre zugenommen waumlhrend die Anzahl an Studierenden aus anderen Kantonen und aus dem Ausland uumlber

den gleichen Zeitraum zuruumlckgeht

284

114

47

302

107

35

311

120

39

287

114

17

302

82

25

0

50

100

150

200

250

300

350

FR Andere Kantone Ausland

201314 201415 201516 201617 201718

33

2 Sekundarstufe I

Abbildung 12 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe I 201314-201718 Die Anzahl der Freiburger hat in den vergan-

genen fuumlnf Jahren besonders stark zugenommen Diese Population ist die Hauptquelle der Zunahme der Anzahl Studieren-

den am ILLB

3 Sekundarstufe II

Abbildung 13 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe II 201314-201718 Aufgrund der Beschraumlnkung der Anzahl

Studienplaumltze fuumlr das DEEM sind die Studierendenzahlen stabil Insbesondere das LDM zieht zahlreiche Studierende aus

anderen Kantonen an Von den insgesamt 228 Studierenden im Jahr 201718 stammen nur 94 aus dem Kanton Freiburg

Diese grosse Attraktivitaumlt kann sich damit erklaumlren dass der Studiengang konsekutiv nach einem Masterabschluss eines

170 169

17

189

162

24

201

163

25

208

183

22

221

195

19

0

50

100

150

200

250

FR CH Ausland

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

34

24

9

31

93

23

42

24

5

29

88

23

32

24

7

36

91

20

39

23

6

46

93

15

40

15

7

54

94

18

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

FR CH Ausland FR CH Ausland

Diplocircme denseignement pour eacutecoles de maturiteacute DEEM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltschulen LDM

201314 201415 201516 201617 201718

34

Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der

Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde

4 Sonderpaumldagogik

Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg

bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an

Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718

161

686

34

166

675

39

174

680

37

177

705

48

171

716

51 100

200

300

400

500

600

700

800

FR CH Ausland

2013 2014 2015 2016 2017

10

20

30

40

50

60

70

80

90

FR

DE

35

A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg

1 Alle Stufen

Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und

Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg

2 Primarstufe

Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone

Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger

an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)

73

55

14 10

29

14

9

22

5 7

14

2 1 3

1 3 3 2 1 2

5

0

10

20

30

40

50

60

70

80

Pri

mar

stu

fe

Seku

nd

arst

ufe

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Seku

nd

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ufe

II

Son

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paumld

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gik

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II

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ago

gik

Pri

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paumld

ago

gik

Pri

mar

stu

fe

Seku

nd

arst

ufe

I

Seku

nd

arst

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II

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paumld

ago

gik

Pri

mar

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Seku

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I

Pri

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nd

arst

ufe

I

Seku

nd

arst

ufe

II

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paumld

ago

gik

BE VD JU LU VS AG NE

53

11

1 2 2 1

55

16

1 2 2

63

22

1 4 3

66

31

5

1 4 3

73

29

3 5

1 2 1

0

10

20

30

40

50

60

70

80

Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

36

3 Sekundarstufe I

Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr

201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger

die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)

4 Sekundarstufe II

Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-

beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen

29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg

40

14

1

5

1 2 1 1

48

15

3 4

1 2 1 1

49

19

5 3

1 1

49

17

3

6

1 2

55

14

3

7

1 1

0

10

20

30

40

50

60

Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

16

3

1 1 1

16

5

1 2

1

18

5

1 2

1

16

3

1 1

14

9

2 3

1

0

2

4

6

8

10

12

14

16

18

20

Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

37

5 Sonderpaumldagogik

Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-

dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-

burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur

auf Deutsch angeboten wird

34 Organisatorische Elemente

Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-

ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben

die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-

turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen

Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-

kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement

oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-

formen beeinflusst

341 Interne Fuumlhrungsstrukturen

Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer

Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die

Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist

mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum

arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-

sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt

sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische

Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit

6

18

6 6

16

11

1 1

7

16

9

1 1

9

19

10

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22

14

1 1

5

0

5

10

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20

25

Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall

201314 201415 201516 201617 201718

38

mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene

nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und

Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich

Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf

einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-

ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-

struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-

richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte

An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern

ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und

operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das

Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen

der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-

der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine

Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR

Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-

nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg

koordinieren koumlnnte

Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen

die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-

steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das

Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-

tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die

Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-

schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich

die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-

ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der

Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden

342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen

Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-

standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und

ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018

werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen

Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE

der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der

deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-

ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist

aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich

39

Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-

gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-

sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes

de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale

de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in

der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den

Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-

sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen

Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene

Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf

die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist

eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten

Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen

Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-

enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-

nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen

Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten

343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung

Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es

braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-

nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die

Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-

stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen

Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen

sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards

ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-

litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte

Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-

den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-

derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die

HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative

Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet

werden muumlssen

Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen

Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-

maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-

rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-

hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht

Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-

sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen

40

Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie

sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber

eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt

ist diese Auflage weniger problematisch

344 Infrastruktur

Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen

bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-

lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-

lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-

schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade

auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den

heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau

nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden

Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-

gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun

verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten

Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit

einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung

stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-

schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden

Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-

kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie

eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des

ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-

PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-

ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst

Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals

thematisiert aber nie weiterverfolgt

35 Rechtliche Elemente

351 Nationale Ebene

Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-

schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-

taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-

zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-

hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-

traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten

Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten

die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings

41

auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das

Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der

Kantone

352 Kantonale Ebene

Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-

sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig

sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-

cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer

Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-

ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das

Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen

Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR

allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-

trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-

liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-

gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-

lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von

2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der

fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen

Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten

waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das

neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR

eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb

keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz

grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen

der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-

schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-

matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung

mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden

soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung

Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen

Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-

ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren

Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft

getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem

Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-

schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-

tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen

Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-

42

le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des

Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-

systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert

werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-

lungsdruck verhindern koumlnnen

36 Finanzielle Elemente

Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle

Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die

Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen

Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-

hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses

Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im

interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln

Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-

rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits

und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die

Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-

zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-

schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den

Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH

15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und

nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-

gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen

werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach

Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine

Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-

traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite

lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-

nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt

37 Kontextualisierung der Erkenntnisse

Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen

der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-

beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast

ausschliesslich informell

In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse

durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt

dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-

tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit

43

einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als

auch aus anderen Kantonen

FR HEP Vaud PH Bern

Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)

Sekundarstufe I 435 443 877

Sekundarstufe II 228 215 357

Total Sekundarstufe 663 658 1234

Sonderpaumldagogik 953 368 207

Total 2025 1945 2429

Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen

201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der

Fachausbildung mitgezaumlhlt

Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH

abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell

entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der

HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die

Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr

den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-

sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-

den

Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-

fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-

ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es

die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-

renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf

Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-

ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe

II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben

Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-

traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die

Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss

zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-

ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen

Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur

Verfuumlgung

44

4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle

41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick

In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-

nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig

ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische

Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf

lokale Besonderheiten zugeschnitten sind

Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik

1 PHBern

2 PH FHNW

3 PHGR

4 PH Luzern

5 PHSG

6 PHSH

7 PHSZ

8 PHTG

9 PH-VS

10 PH Zug

11 PHZH

12 HEP-BEJUNE

13 HEP Vaud

14 S SUPSI-DFA

Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz

Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-

enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-

tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch

an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-

gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden

Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-

terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-

tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt

Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-

lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der

Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-

konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats

gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-

sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann

45

42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle

Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-

gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll

ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber

im Folgenden kurz aufgefuumlhrt

Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-

schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt

des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-

spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-

ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit

einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies

etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH

FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-

ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-

tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium

besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-

PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so

besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt

und HEP-PH FR gewertet

Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der

Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen

immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-

lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich

Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-

turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre

aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-

chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell

von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-

saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen

besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen

Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann

die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-

nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur

Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder

andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE

Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der

Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-

bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-

nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-

sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie

46

gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-

tonsverfassung mit einbezogen

Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische

Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-

ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-

schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-

zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-

rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-

nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur

Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-

und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-

ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-

takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen

Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles

fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR

stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-

schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO

dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im

Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-

geordneten Strukturen problematisch

43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-

versitaumlt

In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach

einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen

Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur

Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung

Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr

Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten

Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD

vom 1 Januar 2002 geregelt

431 Staumlrken und Chancen

Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-

ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-

stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die

ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil

Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-

gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und

paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen

47

allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt

der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-

meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch

im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher

Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone

geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg

waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen

Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr

Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im

Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-

Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als

auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies

ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung

mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-

lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-

studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls

als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-

renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen

Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet

werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-

didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-

nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in

Bern oder Lausanne stattfindet

432 Schwaumlchen und Gefahren

Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II

den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit

Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung

Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein

interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in

Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und

praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-

tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische

Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt

und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren

44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt

Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-

sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-

taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein

48

441 Staumlrken und Chancen

Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen

Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-

der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen

aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland

mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten

laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-

tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig

442 Schwaumlchen und Gefahren

In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen

Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-

dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt

Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu

geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-

personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-

nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche

Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-

setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung

fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-

nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem

Unwort geworden

Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-

lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In

einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches

Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-

toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder

einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-

sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-

te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer

rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-

rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr

eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-

dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem

Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb

des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-

chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere

nutzen moumlchten

49

45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne

In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-

ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-

de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke

Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation

eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische

Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung

Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um

Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert

451 Staumlrken und Chancen

Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-

dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der

HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden

Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot

452 Schwaumlchen und Gefahren

Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar

und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche

Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton

Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der

Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem

im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark

in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen

Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-

le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-

stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation

insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-

operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-

rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders

die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses

Modell wohl besonders schwierig umzusetzen

50

5 Empfehlungen

51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit

Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-

nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status

Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre

Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-

nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde

sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand

bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons

Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-

tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher

Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst

eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein

Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium

vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-

che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige

Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt

der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-

dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu

nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-

nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen

52 Strategische Stossrichtung

Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes

festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung

der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-

meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie

sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-

stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-

ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-

nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status

Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen

Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden

kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts

muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen

Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet

51

Perspektive Strategische Ziele

Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen

Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit

seinen Besonderheiten

Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-

burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten

und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen

Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant

hervorgehoben

Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen

Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)

Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-

kraumlften garantieren

Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen

Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren

Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung

ermoumlglichen

Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-

schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann

Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen

Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-

fuumlgung stellen

Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-

chende Informatikinfrastruktur einrichten

Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen

Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen

Der Hochschule Autonomie gewaumlhren

Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung

53 Modellvorschlag

531 Interinstitutionelles Gremium

Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-

nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist

gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-

schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben

den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)

eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums

(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird

das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist

dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-

pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-

bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung

52

In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-

fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun

Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-

liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten

Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-

den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-

sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-

tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-

rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-

bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-

sammlung) ersetzt werden

Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan

53

Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)

532 Abwaumlgungen

Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-

stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das

Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-

schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure

des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem

Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-

typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-

dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt

aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-

oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-

treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-

ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat

damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-

ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten

Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-

tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden

und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-

gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang

gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen

kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-

ben

Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-

folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die

54

Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig

der finanzielle Druck auf die kleinen PHs

533 Weiteres Vorgehen und Ausblick

Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von

aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich

hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-

schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der

Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-

len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich

lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei

Hauptphasen

Abbildung 26 Prozessgestaltung

Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste

fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit

sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende

laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-

kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer

Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf

dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume

verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-

sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-

den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt

werden

Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen

Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-

naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge

der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue

55

Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf

angepasst der Aussenauftritt konsolidiert

Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen

Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion

um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum

die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-

statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-

faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht

534 Schlussgedanken

Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die

Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen

Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch

konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-

gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt

werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen

Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-

saumltzlich erschwerend

Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-

gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-

finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung

verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so

koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden

Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution

fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht

Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-

promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-

lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-

gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt

Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-

forderlich

56

6 Quellen

61 Literatur

Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter

httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb

Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt

Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle

Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading

House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No

12

Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)

Muumlnchen Vahlen

Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice

(9th ed) Boston McGraw-Hill

Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-

Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson

Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A

Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University

108 (6) 1017-1054

Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational

Researcher 15(2) 4-14

Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion

62 Rechtsgrundlagen

Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-

taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und

Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001

Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-

sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)

Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-

schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom

30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)

Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et

lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001

EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit

Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK

EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der

Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK

57

Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)

Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)

Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg

(SR 101000)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)

Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom

16062016 (LB SR 447710)

Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)

63 Berichte und Stellungnahmen

SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr

Bildungsforschung

Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017

Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave

lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat

de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut

Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg

Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg

13122018

Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute

Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK

httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf

httpwwwcdipchdyn12277php

2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron

PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion

httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf

httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv

onMedienundIKTindenUnterrichtpdf

httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes

Page 19: Prof. Dr. Roman Capaul St. Gallen, 2. April 2019 · guisme est un atout unique qui est mis en avant comme une unique selling proposition (USP - proposition de vente unique). Le bilinguisme

19

1946 bis zum Studienjahr 196970 von 6 auf 451 angewachsen Rund 15 der Studierenden

der Universitaumlt und 45 der Studierenden der Philosophischen Fakultaumlt sind am Heilpaumlda-

gogischen Institut eingeschrieben Eine Studie von 1968 gibt an dass uumlber die Haumllfte aller

kantonalen Schulpsychologen in Freiburg ausgebildet worden sind Auch die Entwicklung

der Sozialversicherungen generiert ein wachsendes Beduumlrfnis an im Sozialbereich ausgebil-

deten Personen und das Institut fuumlr Heilpaumldagogik kann sich als privilegierter Gespraumlchs-

partner des Bundes profilieren

Da Status und Finanzierung der Poliklinik problematisch sind wird sie 1987 nach Inkrafttre-

ten des Schulgesetzes in das bdquoHeilpaumldagogische Zentrumldquo umgewandelt das sich in das

bdquoHeilpaumldagogischen Universitaumltszentrumldquo und den bdquoRegionalen Dienst fuumlr Schulpsycholo-

gie und Logopaumldieldquo gliedert Der Verein Curatorium gruumlndet seinerseits 1990 die Stiftung

Heilpaumldagogisches Zentrum 2018 wird die Entscheidung das Curatorium aufzuloumlsen ge-

troffen und das Gebaumlude geht in den Besitz der Stiftung uumlber 1999 wird innerhalb der Phi-

losophischen Fakultaumlt das Departement fuumlr Sonderpaumldagogik gegruumlndet dem das Heilpauml-

dagogische Institut angegliedert wird Die Anzahl der Studierenden steigt weiter an 2017

werden am DSP 953 Studierende ausgebildet

1934 Eroumlffnung des Heilpaumldagogischen Seminars

1945 Vakanz des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik

1946 Wiederbesetzung des Lehrstuhls fuumlr Heilpaumldagogik

1951 Umwandlung des Heilpaumldagogischen Seminars in ein Institut Eroumlffnung der Heilpaumldagogisch-

psychiatrischen Poliklinik

1958 Gruumlndung des Vereins Curatorium

1960 Bezug des Gebaumludes in der Kanisiusgasse

1966 Trennung der Heilpaumldagogik von der Allgemeinen Paumldagogik in ein autonomes Institut

1987 Umwandlung der Poliklinik in das Heilpaumldagogische Zentrum

1990 Gruumlndung der Stiftung Heilpaumldagogisches Zentrum durch den Verein Curatorium

1999 Gruumlndung des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik innerhalb der Philosophischen Fakultaumlt

2018 Entscheidung zur Aufloumlsung des Vereins Curatorium

Abbildung 5 Eckdaten Departement fuumlr Sonderpaumldagogik

20

Abbildung 6 Entwicklung der Studierendenzahlen am DSP 201314-201718

232 Rechtsgrundlagen

- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt

httpswww3unifrchappslegaldedocument454827

- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument274463

- Statuten vom 8 Marz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146

- Statuten vom 10 April 2014 des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik

httpswww3unifrchappslegaldedocument276391

- Statuten vom 10 April 2014 des Heilpaumldagogischen Instituts der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument276407

475 443 451 463

481

35 35 34 42 54

344 371 373

399 379

27 31 33 26 24

881 880 891 930 938

0

100

200

300

400

500

600

700

800

900

1000

2013 2014 2015 2016 2017

BA in Klinischer Heilpaumldagogik und Sozialpaumldagogik Sonderpaumldagogik Logopaumldie

MA in Sonderpaumldagogik

MA in Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik

Doktorat

Total

21

3 Erkenntnisse aus den Gespraumlchen und Dokumenten

31 Bisherige Studien

Die aktuellen Problemfelder in der Freiburger Lehrpersonenbildung sind keine neue Er-

scheinung Die institutionelle Zerstuumlckelung hat schon immer bestanden und Probleme ge-

neriert Es haben deshalb bereits verschiedene Analysen stattgefunden die die Probleme

durchaus erkannt und benannt haben Loumlsungen wurden aber nur ansatzweise in Angriff

genommen Ein Grundsatzentscheid zur Zusammenlegung der Ausbildungsstaumltten wurde

nie getroffen

Zu Anfang handelte es sich um strukturelle und personelle Fragen in der Lehrpersonenbil-

dung innerhalb der Universitaumlt Aufgrund interner Probleme in der franzoumlsischsprachigen

Abteilung hat die Erziehungsdirektion 2006 den ehemaligen Vorsteher des Amtes fuumlr Uni-

versitaumltsfragen mit einer laquomission drsquoeacutevaluation de meacutediation et de propositionsraquo betraut

Infolge seines Berichts wurde eine Reihe von strukturellen organisationellen paumldagogischen

und personalen Massnahmen beschlossen fuumlr deren Umsetzung und Begleitung die Univer-

sitaumlt erneut den ehemaligen Amtsvorsteher beauftragt hat Aus diesen Massnahmen resul-

tierte insbesondere die Schaffung des Centre drsquoenseignement et de recherche pour la formation agrave

lrsquoenseignement au secondaire (CERF)

Ende 2007 wurde die Analysetaumltigkeit auf die Lehrpersonenbildung insgesamt ausgeweitet

Der Lenkungsausschuss der Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und

der HEP-PH FR hat festgestellt dass die Zusammenarbeit zwischen den beiden Institutionen

intensiviert werden muss Das Rektorat der Universitaumlt hat daraufhin eine Arbeitsgruppe

laquoLehrerbildung an der Universitaumlt Freiburg laquomit Vertretern des CERF der deutschsprachi-

gen Lehrpersonenbildung (LDS I amp II Vorlaumlufer des ZELF) der HEP-PH FR der EKSD und

des Rektorats mit der Analyse von vier konkreten Fragen betraut Drei davon betreffen die

Organisation der Lehrpersonenbildung im Kanton und innerhalb der Universitaumlt (Beziehun-

gen zwischen Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und der HEP-PH FR Beziehungen

zwischen der Lehrpersonenbildung und dem Departement fuumlr Erziehungswissenschaften

strukturelle Trennung der franzoumlsisch- und der deutschsprachigen Lehrerbildung) die vierte

die Ressourcen uumlber die die Lehrpersonenbildung innerhalb der Universitaumlt verfuumlgte In

ihrem Bericht vom 26 Februar 2009 zuhanden des Rektorats hat die Arbeitsgruppe nach der

Analyse der Fragen jeweils Empfehlungen zur Verbesserung der festgestellten Probleme

abgegeben

Was die Frage der Beziehungen zwischen der Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und

der HEP-PH FR betrifft hat sich die wesentliche Feststellung bis heute nicht veraumlndert laquo(hellip)

la seacuteparation de lrsquoensemble de la formation des enseignants agrave Fribourg en plusieurs uniteacutes

distinctes affaiblit assureacutement la position de la formation des enseignants fribourgeois dans

le contexte national Un rapprochement progressif (hellip) creacutedibiliserait la place de Fribourg

comme lieu de formation drsquoenseignantsraquo Als Loumlsung hat die Arbeitsgruppe die Schaffung

eines interinstitutionellen Instituts fuumlr Lehrpersonenbildung empfohlen analog zum Institut

22

fuumlr Mehrsprachigkeit ohne jedoch die bestehenden Strukturen zu fusionieren Das neu zu

schaffende Institut waumlre zustaumlndig fuumlr die strategische Planung das Qualitaumltsmanagement

sowie die Foumlrderung und Aufwertung der Lehrpersonenbildung im Kanton Auch die In-

tegration der sonderpaumldagogischen Ausbildungen ndash die allerdings in der Arbeitsgruppe

nicht vertreten waren ndash in dieses Institut wurde als wuumlnschenswert erachtet

Das Rektorat der Universitaumlt hat den Bericht an die Erziehungsdirektion weitergeleitet Die

damalige Direktorin hat den Vorschlag der Schaffung eines interinstitutionellen Instituts

prinzipiell gutgeheissen und das Rektorat der Universitaumlt und die Direktion der HEP-PH FR

beauftragt die konkrete Umsetzung dieses Vorschlags zu studieren Das Mandat verlangte

zwei Teilberichte Der erste sollte die verschiedenen Varianten eines interinstitutionellen

Instituts sowie eine erste Schaumltzung der Transformationskosten enthalten der zweite eine

juristische Abklaumlrung der gewaumlhlten Variante insbesondere in Bezug auf deren strukturelle

personelle und finanzielle Auswirkungen

Der erste Teilbericht vom 19 Januar 2010 basiert auf derselben Feststellung wie derjenige der

Arbeitsgruppe des Rektorats laquo(hellip) la formation fribourgeoise des enseignant-e-s repose au-

jourdrsquohui sur une structure jugeacutee trop complexe et sous-doteacutee en ressources pour assurer agrave

long terme une formation compeacutetitive et de qualiteacute par rapport aux HEP et universiteacutes voi-

sines eu eacutegard agrave lrsquoaccroissement des exigences fixeacutees par la CDIPraquo Was jedoch die moumlgli-

chen Varianten anging schienen den Autoren des Berichts nicht alle in gleichem Masse laquoju-

dicieuses et pertinentes pour la place fribourgeoise agrave lrsquoheure actuelleraquo Da die HEP-PH FR als

Bildungsstaumltte des Tertiaumlrbereichs noch jung und die Lehrpersonenbildung an der Universi-

taumlt strukturell wenig etabliert war wurden die beiden Fusionsvarianten (Integration des ge-

samten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR in die Universitaumlt und umgekehrt) als nicht

umsetzbar erachtet die Variante der Integration in die HEP-PH wurde gar nicht erst analy-

siert Wie bereits im Bericht des Rektorats wurde auch hier argumentiert die Integration der

HEP-PH FR in die Universitaumlt wuumlrde den Kanton seinen Einfluss auf die Zulassung und die

Studienplaumlne kosten diejenige des berufspraktischen Ausbildungsteils der Universitaumlt in die

HEP-PH FR einen Teil seiner Studierenden aus anderen Kantonen Es wurde aber notabene

auch die Beibehaltung der aktuellen Situation ausgeschlossen Somit konzentrierte sich die

Analyse wie von der Arbeitsgruppe des Rektorats empfohlen auf das Modell einer laquointerin-

stitutionellen Koordinationsstrukturraquo Tatsaumlchlich war die Schaffung eines gemeinsamen

Bildungs- und Kompetenzzentrums bereits im damals geltenden Gesetz uumlber die Paumldagogi-

sche Hochschule (PHG) von 1999 vorgesehen (Art 5 Abs 2) Aus juristischer Sicht kam diese

Variante also der Umsetzung eines Gesetzesartikels gleich der keine grundlegenden Aumlnde-

rungen der internen Strukturen der bestehenden Rechtstexte und Ausbildungsprogramme

nach sich ziehen wuumlrde Der entsprechende Gesetzesartikel wurde nicht in das neue Gesetz

von 2015 (PHFG) aufgenommen die heute geltenden Bestimmungen uumlber die Zusammenar-

beit zwischen HEP-PH FR und Universitaumlt beschraumlnken sich auf die Zusammenarbeitsver-

einbarung

23

Der zweite Teilbericht vom 31 Mai 2010 nimmt infolge von Diskussionen der Arbeitsgruppe

mit der Direktorin der EKSD dem Rektorat der Universitaumlt und der Direktion der HEP-PH

FR uumlber die Resultate des ersten Teilberichts die beiden Fusionsvarianten wieder auf Da die

Variante laquointerinstitutionelles Institutraquo die Entscheidungsstrukturen nicht vereinfachen

sondern im Gegenteil zusaumltzlich erschweren wuumlrde hat sich die Arbeitsgruppe nach einem

Vergleich der drei Varianten letztendlich fuumlr diejenige der Integration in die Universitaumlt aus-

gesprochen Anfang 2011 hat die Direktorin der EKSD dennoch entschieden dass es fuumlr die

Umsetzung der einen oder anderen Variante zu fruumlh sei insbesondere die Revision des Ge-

setzes uumlber die HEP-PH FR muumlsse vorher abgeschlossen werden Gleichzeitig hat sie den

Rektor der Universitaumlt gebeten unmittelbar Arbeiten zur Staumlrkung der bestehenden internen

Strukturen aufzunehmen um eine bessere Fuumlhrung der universitaumlren Lehrpersonenbildung

zu gewaumlhrleisten Die erwaumlhnte Gesetzesrevision hat schliesslich zum heutigen Gesetz uumlber

die HEP-PH FR (PHFG in Kraft seit 2016) mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit die Reorganisa-

tion der universitaumlren Strukturen zum neu geschaffenen ILLB mit den beiden Zentren CERF

und ZELF gefuumlhrt

Sowohl inner- als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen hat sich die Situation fast ein Jahr-

zehnt nach Erscheinen des zweiten Teilberichts derart grundlegend veraumlndert dass nicht

mehr auf dieser bisherigen Studie aufgebaut werden kann Zwar liefert sie interessante In-

formationen zur ehemaligen Funktionsweise der beiden Institutionen die Position der Uni-

versitaumlt und der HEP-PH FR innerhalb der Hochschullandschaft Schweiz ist aber heute nicht

zuletzt aufgrund der Restrukturierung des gesamten Hochschulwesens infolge des Hoch-

schulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetztes (HFKG in Kraft seit 2015) nicht mehr mit der-

jenigen von 2010 vergleichbar Wichtigste Erkenntnis der bisherigen Analysen bleibt damit

die Feststellung dass die Kraumlfte gebuumlndelt werden und der fragmentierten Organisation der

Freiburger Lehrpersonenbildung dringend ein Ende bereitet werden muss

32 Paumldagogische Elemente

Schulen und Bildungsorganisationen stehen als offene Systeme unter dem Einfluss der Ent-

wicklungen ihres Umfelds Deshalb ist es wichtig diese Entwicklungen und deren Relevanz

fuumlr die Konzeption und die Steuerung des Schulwesens zu beleuchten Dieses Kapitel hebt

einige im vorliegenden Kontext relevante Entwicklungen hervor Es erhebt dabei keinen An-

spruch auf Vollstaumlndigkeit sondern will anhand aktueller Beispiele die Wechselwirkung

zwischen gesellschaftlichem Wandel und paumldagogischen Konzepten aufzeigen

321 Exkurs Rahmenkonzept fuumlr eine Lehrpersonenbildung

Die Lehrpersonenbildung soll Studierenden auf die hohen Anforderungen im Berufsfeld

vorbereiten Als Orientierungsrahmen und Erklaumlrungshilfe fuumlr die Konzeption der Aus- und

Weiterbildung von Lehrpersonen kann das PCK-Modell (Pedagogical Content Knowledge) von

Shulmann (1986) dienen Das Modell besagt dass Lehrpersonen sowohl uumlber inhaltliches

paumldagogisches und fachdidaktisches Wissen verfuumlgen muumlssen und macht gleichzeitig die

24

hohen Anforderungen deutlich die an die Dozierenden in der Lehrerausbildung gestellt

werden

- Content Knowledge Das inhaltliche Wissen bezieht sich auf die fachwissenschaftlichen As-

pekte des Unterrichts die mit einer Klasse erarbeitet werden

- Pedagogical Knowledge Paumldagogisches Wissen umfasst das Wissen und Koumlnnen wie eine

Klasse zu unterrichten ist (Methodik und Allgemeindidaktik)

- Pedagogical Content Knowledge Die Schnittmenge dieser beiden ersten Dimensionen fuumlhrt

zu fachdidaktischem Wissen und Koumlnnen Es geht darum wie bestimmte Inhalte fachspe-

zifisch oder -uumlbergreifend unterrichtet werden sollen Die Relevanz dieser Fachdidaktik

wird von mehreren Gespraumlchspartnern sehr deutlich hervorgehoben Der Theorie-Praxis

Bezug ist in der Lehrerbildung sehr wichtig

In Freiburg werden alle drei Wissensbereiche an beiden Institutionen angeboten fuumlr die

Primarstufe an der HEP-PH FR fuumlr die Sekundarstufe I und II und die Sonderpaumldagogik an

der Universitaumlt Waumlhrend eine Aufteilung fuumlr das Content Knowledge und bis zu einem be-

stimmten Grad auch fuumlr das Pedagogical Content Knowledge Sinn machen mag sind insbeson-

dere im Bereich des Pedagogical Knowledge zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien vorhan-

den von denen aber keinerlei Gebrauch gemacht wird

Zur dieser inhaltlichen Komplexitaumlt kommt in Freiburg die zusaumltzliche Schwierigkeit dass

die Lehrpersonenbildung fuumlr die obligatorische Schule zwei verschiedenen Lehrplankonzep-

ten Rechnung tragen muss In der Deutschschweiz werden kuumlnftige Lehrpersonen auf den

Lehrplan 21 in der Westschweiz auf den Plan drsquoeacutetudes romand (PER) vorbereitet Beide Lehr-

plaumlne streben Kohaumlrenz uumlber alle obligatorischen Schuljahre hinweg an Auf der Sekundar-

stufe sind den beiden Lehrplankonzepten aber zT andersartige Paradigmen zugrundgelegt

Dies zeigt sich zum Beispiel im Fach Geschichte Die Gestaltung der Lehrpraktika ist im

franzoumlsischsprachigen Teil Freiburgs fuumlr die Sekundarstufe II anders als im deutschsprachi-

gen Die Freiburger Lehrpersonenbildung muss sich also an zwei verschiedenen Rahmen-

konzepten orientieren

322 Kantonales Sprachenkonzept

Aufgrund der Globalisierung wird unsere Gesellschaft multikultureller Die Sensibilitaumlt fuumlr

andere Kulturen und Sprachen wird fuumlr das Zusammenleben und die gesellschaftliche Ko-

haumlsion immer relevanter Entsprechend wichtig wird der Erwerb von Fremdsprachen Neben

der Landessprache sprechen viele Kinder zuhause eine andere Sprache Im Kanton Freiburg

gilt gemaumlss dem verfassungsrechtlichen Territorialitaumltsprinzip der Grundsatz dass die Un-

terrichtssprache der Amtssprache der Gemeinde oder der Gemeinden die den Schulkreis

bilden entspricht Gleichzeitig ist aber sowohl in der Kantonsverfassung und expliziter auch

in den letzten Regierungsprogrammen vorgesehen den Austausch und das Sprachenlernen

zu foumlrdern

25

Dazu hat die EKSD 2010 ein kantonales Konzept fuumlr den Sprachenunterricht erarbeitet Zwei

Vorschlaumlge des Konzepts beziehen sich auf den Immersionsunterricht Es handelt sich dabei

um den Unterricht eines Sachfaches (zB Geschichte) in der jeweiligen Partnersprache

Hauptziel bleibt das Erreichen von fachlichen Kompetenzen die Sprache steht nicht im Mit-

telpunkt Mittlerweile verzeichnen Projekte zum Immersionsunterricht in der obligatori-

schen Schule des Kantons eine starke Zunahme Zum Schuljahresbeginn 201819 wurden in

18 Orientierungsschulen und 9 Primarschulen und damit in insgesamt uumlber 100 Klassen Im-

mersionsprojekte angekuumlndigt Lehrpersonen die sich fuumlr ein Immersionsprojekt engagie-

ren werden begleitet und koumlnnen vom entsprechenden und laufend erweiterten Weiterbil-

dungsangebot an der HEP-PH FR profitieren Bereits in der Grundausbildung werden die

wichtigsten didaktischen Konzepte im Bereich des Immersionsunterrichts unterrichtet Fuumlr

die bereits aktiven Lehrpersonen hat die HEP-PH FR neu einen CAS zum Thema bilingualer

immersiver Unterricht in Planung Zudem absolvieren auch die Studierenden der einspra-

chigen Ausbildung der HEP-PH einen Teil ihrer Ausbildung in der Partnersprache

Auch auf Mittelschulebene hat der Immersionsunterricht an Bedeutung gewonnen sowohl

im Kanton Freiburg als auch gesamtschweizerisch In Freiburg koumlnnen saumlmtliche Bildungs-

gaumlnge der Schulen der Sekundarstufe II mit einer zweisprachigen Maturitaumlt Deutsch-

Franzoumlsisch abgeschlossen werden Im Schuljahr 201819 besuchen rund 28 der Freiburger

Gymnasiasten diesen Unterricht der zur zweisprachigen Maturitaumlt fuumlhrt Gesamtschweize-

risch ist die Kombination Deutsch-Englisch am haumlufigsten

Auch an der Universitaumlt Freiburg kann das LDM zweisprachig abgeschlossen werden Eine

Kompetenzstelle fuumlr die Immersionsdidaktik fehlt aber

In diesem Zusammenhang ist auch das Institut fuumlr Mehrsprachigkeit zu erwaumlhnen das 2008 als

gemeinsames Institut der Universitaumlt Freiburg und der Paumldagogischen Hochschule Freiburg

gegruumlndet wurde Es fuumlhrt das Wissenschaftliche Kompetenzzentrum fuumlr Mehrsprachigkeit

(KFM) des Bundes das auf der Grundlage des Sprachengesetzes und der Sprachenverord-

nung von der Schweizerischen Eidgenossenschaft finanziert wird Zu den Aufgaben des In-

stituts gehoumlren die Durchfuumlhrung von Forschungsprojekten im Bereich der Mehrsprachig-

keit die Unterstuumltzung der Lehre auf allen Stufen die Zusammenarbeit mit verschiedenen

Akteuren auf regionaler nationaler und internationaler Ebene die Verbreitung der erworbe-

nen Kenntnisse in Wissenschaft und Gesellschaft und die Durchfuumlhrung von wissenschaftli-

chen Veranstaltungen Aktuell ist die HEP-PH FR gemeinsam mit dem Institut fuumlr Mehr-

sprachigkeit und der Universitaumlt Freiburg im Rahmen des von swissuniversities lancierten

und vom Bund finanzierten Programms P-09 laquoAufbau der wissenschaftlichen Kompetenzen

und Fachdidaktikenraquo fuumlr den Aufbau des Fachdidaktikzentrums Fremdsprachen (Centre de

didactique des langues eacutetrangegraveres CeDiLE) als Leading House zustaumlndig

Durch die besondere Lage des Kantons Freiburg auf der Sprachgrenze bietet sich die Chance

die Zweisprachigkeit in der Lehrpersonenbildung und in den Schulen zu nutzen Die Kanto-

ne Bern und Wallis pflegen die Zweisprachigkeit zwar auch aber mit zwei PH-Standorten

In Freiburg kann die Zweisprachigkeit unter einem Dach gelebt werden was eine attraktive

26

Profilierungsmoumlglichkeit ist Mittels einer kohaumlrenten und stufenuumlbergreifenden Strategie

koumlnnte die kantonale Lehrpersonenbildung das Thema Mehrsprachigkeit und Immersions-

didaktik als Freiburger USP herausarbeiten und sich auf nationaler und internationaler Ebe-

ne profilieren

323 Inklusion

Die Volksschule von heute ist eine integrative Schule Statt einzelne Kinder mit besonderem

Foumlrderbedarf in Sonderschulen oder -klassen zu unterrichten sollen moumlglichst alle gemein-

sam Regelklassen besuchen Grundlage fuumlr den integrativen Unterricht bilden das Behinder-

tengleichstellungsgesetz und die 2008 eingefuumlhrte Neugestaltung des Finanzausgleichs und

der Aufgabenteilung Seither sind die Kantone fuumlr die Sonderpaumldagogik zustaumlndig Zur Ko-

ordination der Aufgaben haben die Kantone unter der Federfuumlhrung der EDK das 2011 in

Kraft getretene Sonderpaumldagogik-Konkordat erarbeitet

Fuumlr die Foumlrderung der Kinder mit speziellem Foumlrderbedarf sind in der Regel schulische

Heilpaumldagogen zustaumlndig Sie erstellen in Absprache mit der Lehrperson individuelle Foumlr-

derplaumlne Die Heilpaumldagogen sind oft nur fuumlr einzelne Lektionen im Schulzimmer um das

Kind zu betreuen es gibt aber auch Formen von Teamteaching bei denen Lehrpersonen und

Heilpaumldagogen gemeinsam alle Kinder betreuen Fuumlr eine gute Zusammenarbeit muumlssen die

Rollen geklaumlrt und der Bildungsauftrag der Regelschule verstanden werden Heilpaumldagogen

benoumltigen ein Grundverstaumlndnis fuumlr die Lehrertaumltigkeit und Lehrpersonen der Regelklassen

ein Grundverstaumlndnis uumlber Behinderungsaspekte Die Vermittlung dieses gegenseitigen

Grundverstaumlndnisses sollte in die Grundausbildung sowohl der Volksschullehrer als auch

der Heilpaumldagogen mit einbezogen werden Dies ist heute allerdings nicht der Fall in den

Gespraumlchen wird seitens der HEP-PH FR und des ILLB der fehlende institutionalisierte Aus-

tausch mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik bemaumlngelt

324 Digitalisierung

Computer Internet und Smartphone durchdringen den Alltag immer staumlrker Die Schulen

haben sich auf verschiedene Arten mit dieser Digitalisierung auseinanderzusetzen Die neu-

en technologischen Moumlglichkeiten sind in der Lehrerbildung und in den Schulen paumldago-

gisch sinnvoll zu nutzen Allerdings erfordern die technologischen Lehrmittel Investitionen

in Infrastruktur und Datensicherheit und den Einsatz von Fachpersonen mit Spezialwissen

in verschiedensten Funktionsbereichen Zur Illustration dieser zusaumltzlichen Dimension in

der Lehrpersonenbildung haben Mishra und Koehler (2006) das oben vorgestellte PCK-

Modell um den Aspekt der digitalen Medien erweitert was zum vierdimensionalen TPCK-

Modell fuumlhrt

1 Technology Knowledge Wie koumlnnen Lehrpersonen digitale Medien fuumlr sich selbst nutzen

In dieser Dimension stehen das Wissen und die Fertigkeiten des eigenen Umgangs mit

digitalen Medien im Vordergrund

27

2 Technological Pedagogical Knowledge Welche Chancen und welchen Nutzen koumlnnen digitale

Medien im Unterricht aufweisen Hier geht es um generelle Fragen der Unterrichtsgestal-

tung im Sinne der Allgemeindidaktik

3 Technological Content Knowledge Inwiefern vermag die Digitalisierung den fachwissen-

schaftlichen Inhalt zu veraumlndern Welche Bedeutung haben digitale Medien fuumlr das jewei-

lige Fach

4 Technological Pedagogical Content Knowledge Wie lassen sich Unterrichtsinhalte anhand von

digitalen Medien sinnvoll unterrichten Wie koumlnnen digitale Medien den Lernprozess in

den jeweiligen Faumlchern unterstuumltzen

Abbildung 7 TPCK-Modell von Mishra und Koehler (2006) basierend auf Shulmann (1986)

Um dieser neuen Anforderung im Bildungswesen zu begegnen haben sowohl die EDK als

auch die CIIP 2018 eine Strategie bzw einen Aktionsplan fuumlr den Umgang mit dem Wandel

durch Digitalisierung definiert mittels derer die Kantone sich auf Ziele und prioritaumlre Berei-

che der digitalen Bildung einigen Im Kanton Freiburg hat der Staatsrat dem Grossrat bereits

2001 ein Globalkonzept der Integration der Informations- und Kommunikationstechnologie

in den Unterricht in allen Schulstufen unterbreitet 2001 wurde die Fachstelle fri-tic gegruumln-

det uumlber die seither saumlmtlichen Lehrpersonen mehr als 140 in den Schulen taumltige IKT-

Ansprechpersonen sowie Ausbildner fuumlr Lehrpersonen im Bereich IKT geschult wurden Des

Weiteren stellt sie Schulbehoumlrden Schulen Lehrpersonen und Lernenden Leistungen und

Beratungen im Zusammenhang mit Medien und IKT zur Verfuumlgung und foumlrdert gleichzeitig

eine kritische Auseinandersetzung mit den neuen Medien und Technologien 2017 hat der

Staatsrat ein kantonales Konzept fuumlr die Integration von Medien und IKT in der obligatori-

schen und nachobligatorischen Schule in der Berufsbildung und im Sonderschulunterricht

genehmigt Es soll ein neues Fuumlhrungssystem definieren die Steuerungsstrukturen klaumlren

Synergien ermitteln und eine gemeinsame Vision entwickeln die die Kohaumlrenz der verschie-

denen Unterrichts- und Bildungsaumlmter Aus- und Weiterbildungen fuumlr Lehrpersonen Infor-

matikprojekten des Staates und Unterrichts-Lernpraxis an den Schulen zum Ziel hat Inner-

halb der EKSD wurde das Buumlro Medien und IKT geschaffen das als Steuerungsorgan der

28

EKSD die Aufgabe hat dieses Globalkonzept fuumlr den Zeitraum 2017 bis 2021 zu erarbeiten

umzusetzen und zu evaluieren

Im Schuljahr 201920 werden durch den Lehrplan 21 die Lernziele im Bereich von Medien

und Informatik fuumlr die deutschsprachige obligatorische Schule festgelegt und in den Frei-

burger Gymnasien wird Informatik als obligatorisches Fach eingefuumlhrt Eine diesbezuumlgliche

Uumlberarbeitung des PER fuumlr den franzoumlsischen obligatorischen Unterricht ist ebenfalls be-

schlossen Diese flaumlchendeckende Einfuumlhrung eines neuen Faches einerseits und neuer fauml-

cheruumlbergreifender technologischer Unterrichtsmaterialen andererseits erfordert eine ent-

sprechende Anpassung der Studienprogramme in der Lehrpersonenausbildung Die HEP-

PH FR und die Universitaumlt haben diese getrennt und unabhaumlngig voneinander in Angriff

genommen ua mit der Unterstuumltzung ihres jeweiligen Fachzentrums Sowohl die Universi-

taumlt (Laboratoire drsquoinnovation peacutedagogique LIP Centre Nouvelles technologies et enseignement NTE)

wie auch die HEP-PH FR (Centre de recherche sur lrsquoenseignementapprentissage par les technolo-

gies numeacuteriques CREATE) verfuumlgen uumlber Einheiten fuumlr Lehre und Lernen mit digitalen Tech-

nologien Auch hier gibt es zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien Der Einsatz der vorhan-

denen Ressourcen hat grosses Optimierungspotential

33 Oumlkonomische Elemente

331 Zulassungspolitik

Folgende Darstellung zeigt mit welcher Vorbildung schweizweit die Studierenden an die

PH gelangen Die Zugaumlnge sind vielfaumlltig und durchlaumlssig So kann der Arbeitsmarkt mit

ausreichend qualifizierten Lehrpersonen versorgt werden

Abbildung 8 PH-Eintritte auf Stufe Bachelor nach Studiengang und Zulassungsausweis 20172018 (Quelle Bundesamt fuumlr

Statistik BFS)

Heute verfuumlgen 43 der Studierenden die die Ausbildung VorschulstufePrimarstufe auf-

nehmen uumlber eine gymnasiale Maturitaumlt Knapp 2 davon haben eine Passerelle BM-UH

29

absolviert Auch die Fachmaturitaumlt (FM) mit Vertiefungsrichtung Paumldagogik ist seit ihrer

Einfuumlhrung im Studienjahr 201011 mit 29 zu einem bedeutenden Zubringer in die Vor-

schul- und Primarschullehrerausbildung geworden Diese Population von Studierenden ist

fuumlr den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen eminent wichtig da ohne sie nur eine ungenuumlgende

Anzahl an Lehrpersonen ausgebildet werden koumlnnte Die Berufsmaturanden machen 8 aus

7 der Studierenden wurden mit oder ohne Pruumlfung durch eine Hochschule zugelassen und

6 haben einen auslaumlndischen Zulassungsausweis Zwar fehlen fuumlr eine laumlngerfristige Beur-

teilung auch hier die mittels eines permanenten Monitorings zu erhebenden Daten die Zah-

len fuumlr das Studienjahr 201819 zeigen jedoch dass an der HEP-PH FR gleichviele Inhaber

einer Fach- wie einer gymnasialen Maturitaumlt studieren Fuumlr den Zugang zu den von der Uni-

versitaumlten angebotenen Studiengaumlngen so auch des ILLB und des DSP wird die gymnasiale

Maturitaumlt vorausgesetzt

Kandidatinnen und Kandidaten fuumlr eine Ausbildung zur Lehrperson insbesondere fuumlr die

Primarstufe gibt es genug Allerdings besteht an der HEP-PH FR seit dem Studienjahr

200405 eine Zulassungsbeschraumlnkung Sie wurde aufgrund einer laquounerwartet grossen An-

zahl Anmeldungenraquo eingefuumlhrt Nach 104 registrierten Anmeldungen im Jahr 2002 und 105

im Jahr 2003 sind 2004 165 Bewerbungen eingegangen Damit war die Aufnahmekapazitaumlt

der HEP-PH FR in Bezug auf die vorhandenen Praktikumsplaumltze die Betreuung der Studie-

renden und die Infrastruktur uumlberschritten Die maximale Aufnahmekapazitaumlt wurde auf 90

Studienplaumltze fuumlr die franzoumlsischsprachigen und 30 fuumlr die deutschsprachigen Studierenden

festgelegt Die Verordnung des Staatsrats uumlber diese erste Zulassungsbeschraumlnkung erlaumlsst

zudem Selektionskriterien die zur Ablehnung der uumlberzaumlhligen Kandidaten angewandt

werden konnten Laut Art 4 Abs 2 konnte die Aufnahme abgelehnt werden wenn die Beur-

teilung der paumldagogischen Faumlhigkeiten Vorbehalte enthielt und die schulischen Ergebnisse in

der Muttersprache und in der ersten Fremdsprache als ungenuumlgend beurteilt wurden

200506-200708 wurde die Anzahl der Studienplaumltze weiter reduziert da mit der laquoPasserel-

leraquo ndash einer Weiterbildung die Kindergaumlrtnerinnen Handarbeits- und Werklehrerinnen das

Unterrichten auf der 1 und 2 Primarstufe ermoumlglichte ndash eine zusaumltzliche Ausbildung ange-

boten wurde die Personal und Infrastruktur der HEP-PH FR ebenfalls beanspruchte Ab

200809 wurde die Anzahl erstmals auf 100 bzw 50 Plaumltze erhoumlht mit der Begruumlndung

laquodass eine groumlssere Anzahl Studierender aus verschiedenen Gruumlnden zum Beispiel wegen

der Mobilitaumlt zwischen den PH das Studium nach dem ersten Jahr wieder aufgibtraquo und

dadurch wieder mehr Aufnahmekapazitaumlt entstuumlnde zudem koumlnnten im ersten Jahr die

Praktika zu zweit absolviert werden Auch die Selektionskriterien wurden angepasst Ab

200809 wird neben den Noten in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematik eine

schriftliche Stellungnahme zu einem Thema das mit der Schule oder dem Lehrerberuf ver-

bunden ist beurteilt

Als sich ein Ruumlckgang der Anzahl Lehrpersonen abzuzeichnen begannt wurde in den Jahren

201011 bis 201314 auf eine Zulassungsbeschraumlnkung verzichtet Da die Gesamtzahl der

Studierenden an der HEP-PH FR von 313 im Jahr 2009 auf 470 im Jahr 2013 anstieg fuumlhrte

30

der Staatsrat im Rahmen seiner Struktur- und Sparmassnahmen die Beschraumlnkung auf das

Studienjahr 201415 wieder ein Als Selektionskriterien galten ab sofort nur noch laquodie schuli-

schen Ergebnisse in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematikraquo

Studienjahr franzoumlsischsprachig deutschsprachig insgesamt

200405 90 40 130

200506 75 35 110

200607 75 35 110

200708 75 35 110

200809 100 50 150

200910 100 50 150

201011-201314 keine Zulassungsbeschraumlnkung

201415 100 50 150

201516 100 50 150

201617 100 50 150

201718 100 50 150

201819 110 50 160

Abbildung 9 Zulassungsbeschraumlnkung an der HEP-PH FR Uumlbersicht von 200405-201819

Wegen der Beibehaltung der Zulassungsbeschraumlnkung uumlber mehrere Jahre hinweg ist man

sich heute gar nicht mehr im Klaren in welcher Zahl sich die Nachfrage nach Studienplaumltzen

an der HEP-PH FR niederschlagen wuumlrde Frist fuumlr die Einreichung der Kandidaturen ist

jeweils Ende Maumlrz und Ende Juli werden die Zulassungen fuumlr den Beginn des Studienjahres

im September bekanntgegeben Nun kennt die HEP-PH FR zwar die Anzahl Kandidaturen

sie entspricht aber nicht derjenigen die sich letztendlich definitiv fuumlr den Studieneintritt ent-

scheiden Viele angehende Studierende sind sich der Platzbeschraumlnkung sowohl an der HEP-

PH FR als auch an anderen Bildungsinstitutionen (etwa an der Hochschule fuumlr Soziale Arbeit

Freiburg) bewusst und bewerben sich absichtlich an mehreren Orten um einen Studienplatz

auf sicher zu haben Dies fuumlhrt dazu dass ein Teil der Bewerber die von der HEP-PH FR

abgewiesen werden das Studium auch bei positivem Zulassungsentscheid nicht aufnehmen

wuumlrde Wie hoch dieser Anteil ist kann nicht ermittelt werden

Diese Zulassungsbeschraumlnkung ist houmlchst problematisch Einerseits will der Kanton Lehr-

personen ausbilden andererseits fuumlhrt der Numerus Clausus zu Abwanderungen von Stu-

dierenden va nach Bern und Lausanne Tatsaumlchlich legen die Zahlen nahe dass die Zulas-

sungsbeschraumlnkung die Nachfrage nach Studienplaumltzen an der HEP-PH FR negativ beein-

flusst Waumlhrend das Angebot stagniert nimmt die Nachfrage ab Es ist houmlchst problematisch

den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen auf solche Weise zu steuern die Nachfrage folgt allem

voran der demographischen Entwicklung

31

Abbildung 10 Kandidaturen vs Eintritte HEP-PH FR 201314-201819

Auch die Ausbildungsplaumltze fuumlr das Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute (DEEM)

sind limitiert Die franzoumlsischsprachige Ausbildung wurde urspruumlnglich fuumlr 48 Personen pro

Studienjahr konzipiert Da das Interesse fuumlr die Ausbildung mit jedem Jahr zunimmt aber

nicht genuumlgend Praktikumsplaumltze zur Verfuumlgung stehen besteht seit dem Studienjahr

200809 eine Aufnahmebeschraumlnkung fuumlr 60 Personen pro Jahr Diese Beschraumlnkung erweist

sich fuumlr die Situation auf dem Arbeitsmarkt als unproblematisch die Maturitaumltsschulen ha-

ben keine Rekrutierungsschwierigkeiten Da sogar ein leichtes Uumlberangebot an Lehrpersonen

fuumlr die Sekundarstufe II besteht haben DEEM-Inhaber uumlber mehrere Jahre hinweg auch Pen-

sen auf Sekundarstufe I uumlbernommen wo bis vor kurzem ebenfalls Lehrpersonal fehlte In-

folge des Anstiegs der Studierenden fuumlr das Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I

(DAES I) in den letzten Jahren hat sich die Arbeitsmarktsituation in den Orientierungsschu-

len wieder beruhigt dafuumlr beginnen sich Engpaumlsse bei der Organisation von Praktikums-

plaumltzen abzuzeichnen

Eine abschliessende Anmerkung zu den Praktikumsplaumltzen sei hier festgehalten Persoumlnlich

bin ich der Meinung dass die Zahl der Praktikumsplaumltze als limitierender Faktor von den

Gespraumlchspartnern zu stark und nicht einleuchtend verwendet wird Die Begruumlndung und

die genaue Benennung der Engpassfaktoren wurden aus den Gespraumlchen nicht klar Wenn

der Arbeitsmarkt mehr Lehrpersonen benoumltigt lassen sich mindestens mittelfristig durch

organisatorische Massnahmen auch ausreichend Praktikumsplaumltze organisieren Gerade

auch die Berufsverbaumlnde sind bei der Erarbeitung solcher Massnahmen mit einzubeziehen

332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage

Der Kanton Freiburg ist wie die umliegenden Regionen seit einigen Jahren mit einer ange-

spannten Situation auf dem Stellenmarkt fuumlr Lehrpersonen auf Primarstufe konfrontiert

Was heute eine grosse Schwierigkeit fuumlr die Anstellung von Stellvertretungen bedeutet wird

in wenigen Jahren in einen tatsaumlchlichen Mangel an qualifizierten Lehrpersonen muumlnden

Die Anzahl Zulassungen zum Studium wird in Freiburg aber nicht etwa von der Situation

auf dem Arbeitsmarkt sondern von der Aufnahmekapazitaumlt der aktuellen Raumlumlichkeiten

260

225 242

256

211 196

154 145

155 140

152 154

0

50

100

150

200

250

300

201314 201415 201516 201617 201718 201819

Kandidaturen im Maumlrz

Eintritte im September

32

definiert Weder der demographischen Entwicklung noch anderen Schwankungen auf dem

Bildungsmarkt kann so Rechnung getragen werden Es sind noch weitere Phaumlnomene zu

beruumlcksichtigen etwa die grosse Nachfrage nach Teilzeitstellen oder die Tatsache dass ein

bedeutender Anteil der Diplomierten gar nie im Lehrberuf arbeitet Diese Gesamtsituation

fuumlhrt dazu dass zwischen 2013 und 2016 die Abgaumlnger der HEP-PH FR nur 565 des Be-

darfs auf dem franzoumlsischsprachigen Freiburger Arbeitsmarkt gedeckt haben 201819 wurde

deshalb die Zulassungsbeschraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Abteilung von 100 Plaumlt-

zen pro Studienjahr auf 110 erhoumlht Diese Erhoumlhung wurde durch den Umzug der Fachstelle

fri-tic ermoumlglicht die bis anhin in den Raumlumlichkeiten der HEP-PH FR untergebracht war

Daruumlber hinaus wird allerdings nur eine substantielle Erweiterung der Gebaumlude oder ein

Neubau an einem anderen Standort der stetig steigenden Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt

nachkommen koumlnnen

Wie erwaumlhnt ist der Zugang zu bestimmten Daten und dadurch deren Auswertung durch

die zersplitterte Organisation wesentlich erschwert Die Entwicklung der Studierendenzah-

len uumlber die letzten fuumlnf Jahre zeigt jedoch dass das Ausbildungsangebot teilweise zur Ab-

wanderung der Freiburger Studierenden insbesondere in die Nachbarkantone fuumlhrt Das ist

insofern problematisch als der Heimatkanton der die Ausbildung im Rahmen der Interkan-

tonalen Fachhochschulvereinbarung (FHV) finanziert nicht davon ausgehen kann dass die

Studierenden nach Abschluss ihres Studiums wieder zuruumlckkehren In der Folge werden

einige grundlegende Statistiken zu den verfuumlgbaren Daten praumlsentiert und im vorliegenden

Kontext interpretiert

A) Herkunft der Studierenden in Freiburg

1 Primarstufe

Abbildung 11 Herkunft der Studierenden Primarstufe 201314-201718 Die Anzahl an Freiburger Studierenden hat uumlber

die letzten fuumlnf Jahre zugenommen waumlhrend die Anzahl an Studierenden aus anderen Kantonen und aus dem Ausland uumlber

den gleichen Zeitraum zuruumlckgeht

284

114

47

302

107

35

311

120

39

287

114

17

302

82

25

0

50

100

150

200

250

300

350

FR Andere Kantone Ausland

201314 201415 201516 201617 201718

33

2 Sekundarstufe I

Abbildung 12 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe I 201314-201718 Die Anzahl der Freiburger hat in den vergan-

genen fuumlnf Jahren besonders stark zugenommen Diese Population ist die Hauptquelle der Zunahme der Anzahl Studieren-

den am ILLB

3 Sekundarstufe II

Abbildung 13 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe II 201314-201718 Aufgrund der Beschraumlnkung der Anzahl

Studienplaumltze fuumlr das DEEM sind die Studierendenzahlen stabil Insbesondere das LDM zieht zahlreiche Studierende aus

anderen Kantonen an Von den insgesamt 228 Studierenden im Jahr 201718 stammen nur 94 aus dem Kanton Freiburg

Diese grosse Attraktivitaumlt kann sich damit erklaumlren dass der Studiengang konsekutiv nach einem Masterabschluss eines

170 169

17

189

162

24

201

163

25

208

183

22

221

195

19

0

50

100

150

200

250

FR CH Ausland

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

34

24

9

31

93

23

42

24

5

29

88

23

32

24

7

36

91

20

39

23

6

46

93

15

40

15

7

54

94

18

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

FR CH Ausland FR CH Ausland

Diplocircme denseignement pour eacutecoles de maturiteacute DEEM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltschulen LDM

201314 201415 201516 201617 201718

34

Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der

Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde

4 Sonderpaumldagogik

Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg

bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an

Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718

161

686

34

166

675

39

174

680

37

177

705

48

171

716

51 100

200

300

400

500

600

700

800

FR CH Ausland

2013 2014 2015 2016 2017

10

20

30

40

50

60

70

80

90

FR

DE

35

A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg

1 Alle Stufen

Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und

Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg

2 Primarstufe

Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone

Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger

an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)

73

55

14 10

29

14

9

22

5 7

14

2 1 3

1 3 3 2 1 2

5

0

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30

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60

70

80

Pri

mar

stu

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BE VD JU LU VS AG NE

53

11

1 2 2 1

55

16

1 2 2

63

22

1 4 3

66

31

5

1 4 3

73

29

3 5

1 2 1

0

10

20

30

40

50

60

70

80

Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

36

3 Sekundarstufe I

Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr

201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger

die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)

4 Sekundarstufe II

Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-

beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen

29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg

40

14

1

5

1 2 1 1

48

15

3 4

1 2 1 1

49

19

5 3

1 1

49

17

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55

14

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7

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0

10

20

30

40

50

60

Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

16

3

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16

5

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5

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3

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9

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1

0

2

4

6

8

10

12

14

16

18

20

Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

37

5 Sonderpaumldagogik

Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-

dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-

burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur

auf Deutsch angeboten wird

34 Organisatorische Elemente

Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-

ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben

die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-

turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen

Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-

kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement

oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-

formen beeinflusst

341 Interne Fuumlhrungsstrukturen

Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer

Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die

Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist

mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum

arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-

sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt

sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische

Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit

6

18

6 6

16

11

1 1

7

16

9

1 1

9

19

10

1 1

10

22

14

1 1

5

0

5

10

15

20

25

Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall

201314 201415 201516 201617 201718

38

mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene

nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und

Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich

Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf

einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-

ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-

struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-

richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte

An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern

ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und

operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das

Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen

der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-

der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine

Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR

Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-

nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg

koordinieren koumlnnte

Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen

die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-

steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das

Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-

tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die

Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-

schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich

die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-

ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der

Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden

342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen

Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-

standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und

ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018

werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen

Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE

der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der

deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-

ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist

aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich

39

Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-

gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-

sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes

de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale

de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in

der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den

Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-

sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen

Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene

Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf

die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist

eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten

Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen

Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-

enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-

nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen

Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten

343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung

Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es

braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-

nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die

Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-

stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen

Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen

sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards

ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-

litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte

Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-

den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-

derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die

HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative

Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet

werden muumlssen

Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen

Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-

maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-

rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-

hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht

Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-

sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen

40

Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie

sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber

eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt

ist diese Auflage weniger problematisch

344 Infrastruktur

Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen

bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-

lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-

lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-

schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade

auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den

heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau

nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden

Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-

gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun

verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten

Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit

einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung

stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-

schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden

Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-

kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie

eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des

ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-

PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-

ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst

Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals

thematisiert aber nie weiterverfolgt

35 Rechtliche Elemente

351 Nationale Ebene

Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-

schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-

taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-

zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-

hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-

traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten

Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten

die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings

41

auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das

Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der

Kantone

352 Kantonale Ebene

Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-

sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig

sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-

cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer

Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-

ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das

Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen

Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR

allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-

trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-

liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-

gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-

lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von

2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der

fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen

Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten

waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das

neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR

eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb

keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz

grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen

der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-

schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-

matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung

mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden

soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung

Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen

Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-

ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren

Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft

getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem

Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-

schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-

tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen

Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-

42

le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des

Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-

systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert

werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-

lungsdruck verhindern koumlnnen

36 Finanzielle Elemente

Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle

Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die

Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen

Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-

hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses

Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im

interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln

Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-

rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits

und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die

Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-

zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-

schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den

Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH

15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und

nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-

gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen

werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach

Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine

Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-

traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite

lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-

nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt

37 Kontextualisierung der Erkenntnisse

Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen

der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-

beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast

ausschliesslich informell

In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse

durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt

dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-

tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit

43

einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als

auch aus anderen Kantonen

FR HEP Vaud PH Bern

Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)

Sekundarstufe I 435 443 877

Sekundarstufe II 228 215 357

Total Sekundarstufe 663 658 1234

Sonderpaumldagogik 953 368 207

Total 2025 1945 2429

Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen

201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der

Fachausbildung mitgezaumlhlt

Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH

abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell

entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der

HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die

Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr

den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-

sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-

den

Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-

fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-

ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es

die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-

renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf

Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-

ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe

II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben

Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-

traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die

Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss

zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-

ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen

Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur

Verfuumlgung

44

4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle

41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick

In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-

nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig

ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische

Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf

lokale Besonderheiten zugeschnitten sind

Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik

1 PHBern

2 PH FHNW

3 PHGR

4 PH Luzern

5 PHSG

6 PHSH

7 PHSZ

8 PHTG

9 PH-VS

10 PH Zug

11 PHZH

12 HEP-BEJUNE

13 HEP Vaud

14 S SUPSI-DFA

Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz

Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-

enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-

tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch

an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-

gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden

Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-

terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-

tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt

Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-

lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der

Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-

konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats

gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-

sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann

45

42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle

Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-

gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll

ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber

im Folgenden kurz aufgefuumlhrt

Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-

schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt

des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-

spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-

ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit

einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies

etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH

FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-

ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-

tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium

besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-

PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so

besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt

und HEP-PH FR gewertet

Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der

Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen

immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-

lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich

Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-

turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre

aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-

chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell

von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-

saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen

besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen

Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann

die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-

nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur

Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder

andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE

Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der

Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-

bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-

nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-

sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie

46

gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-

tonsverfassung mit einbezogen

Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische

Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-

ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-

schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-

zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-

rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-

nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur

Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-

und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-

ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-

takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen

Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles

fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR

stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-

schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO

dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im

Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-

geordneten Strukturen problematisch

43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-

versitaumlt

In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach

einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen

Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur

Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung

Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr

Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten

Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD

vom 1 Januar 2002 geregelt

431 Staumlrken und Chancen

Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-

ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-

stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die

ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil

Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-

gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und

paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen

47

allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt

der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-

meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch

im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher

Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone

geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg

waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen

Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr

Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im

Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-

Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als

auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies

ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung

mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-

lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-

studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls

als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-

renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen

Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet

werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-

didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-

nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in

Bern oder Lausanne stattfindet

432 Schwaumlchen und Gefahren

Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II

den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit

Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung

Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein

interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in

Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und

praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-

tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische

Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt

und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren

44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt

Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-

sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-

taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein

48

441 Staumlrken und Chancen

Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen

Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-

der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen

aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland

mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten

laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-

tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig

442 Schwaumlchen und Gefahren

In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen

Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-

dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt

Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu

geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-

personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-

nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche

Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-

setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung

fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-

nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem

Unwort geworden

Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-

lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In

einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches

Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-

toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder

einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-

sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-

te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer

rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-

rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr

eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-

dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem

Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb

des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-

chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere

nutzen moumlchten

49

45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne

In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-

ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-

de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke

Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation

eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische

Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung

Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um

Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert

451 Staumlrken und Chancen

Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-

dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der

HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden

Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot

452 Schwaumlchen und Gefahren

Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar

und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche

Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton

Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der

Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem

im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark

in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen

Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-

le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-

stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation

insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-

operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-

rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders

die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses

Modell wohl besonders schwierig umzusetzen

50

5 Empfehlungen

51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit

Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-

nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status

Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre

Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-

nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde

sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand

bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons

Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-

tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher

Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst

eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein

Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium

vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-

che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige

Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt

der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-

dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu

nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-

nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen

52 Strategische Stossrichtung

Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes

festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung

der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-

meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie

sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-

stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-

ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-

nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status

Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen

Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden

kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts

muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen

Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet

51

Perspektive Strategische Ziele

Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen

Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit

seinen Besonderheiten

Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-

burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten

und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen

Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant

hervorgehoben

Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen

Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)

Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-

kraumlften garantieren

Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen

Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren

Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung

ermoumlglichen

Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-

schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann

Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen

Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-

fuumlgung stellen

Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-

chende Informatikinfrastruktur einrichten

Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen

Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen

Der Hochschule Autonomie gewaumlhren

Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung

53 Modellvorschlag

531 Interinstitutionelles Gremium

Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-

nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist

gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-

schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben

den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)

eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums

(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird

das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist

dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-

pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-

bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung

52

In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-

fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun

Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-

liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten

Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-

den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-

sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-

tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-

rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-

bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-

sammlung) ersetzt werden

Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan

53

Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)

532 Abwaumlgungen

Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-

stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das

Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-

schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure

des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem

Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-

typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-

dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt

aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-

oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-

treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-

ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat

damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-

ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten

Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-

tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden

und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-

gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang

gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen

kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-

ben

Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-

folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die

54

Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig

der finanzielle Druck auf die kleinen PHs

533 Weiteres Vorgehen und Ausblick

Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von

aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich

hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-

schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der

Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-

len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich

lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei

Hauptphasen

Abbildung 26 Prozessgestaltung

Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste

fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit

sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende

laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-

kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer

Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf

dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume

verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-

sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-

den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt

werden

Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen

Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-

naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge

der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue

55

Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf

angepasst der Aussenauftritt konsolidiert

Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen

Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion

um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum

die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-

statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-

faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht

534 Schlussgedanken

Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die

Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen

Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch

konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-

gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt

werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen

Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-

saumltzlich erschwerend

Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-

gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-

finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung

verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so

koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden

Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution

fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht

Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-

promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-

lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-

gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt

Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-

forderlich

56

6 Quellen

61 Literatur

Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter

httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb

Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt

Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle

Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading

House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No

12

Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)

Muumlnchen Vahlen

Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice

(9th ed) Boston McGraw-Hill

Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-

Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson

Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A

Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University

108 (6) 1017-1054

Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational

Researcher 15(2) 4-14

Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion

62 Rechtsgrundlagen

Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-

taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und

Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001

Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-

sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)

Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-

schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom

30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)

Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et

lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001

EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit

Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK

EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der

Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK

57

Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)

Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)

Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg

(SR 101000)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)

Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom

16062016 (LB SR 447710)

Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)

63 Berichte und Stellungnahmen

SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr

Bildungsforschung

Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017

Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave

lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat

de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut

Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg

Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg

13122018

Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute

Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK

httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf

httpwwwcdipchdyn12277php

2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron

PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion

httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf

httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv

onMedienundIKTindenUnterrichtpdf

httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes

Page 20: Prof. Dr. Roman Capaul St. Gallen, 2. April 2019 · guisme est un atout unique qui est mis en avant comme une unique selling proposition (USP - proposition de vente unique). Le bilinguisme

20

Abbildung 6 Entwicklung der Studierendenzahlen am DSP 201314-201718

232 Rechtsgrundlagen

- Gesetz vom 19 November 1997 uumlber die Universitaumlt

httpswww3unifrchappslegaldedocument454827

- Statuten vom 4 November 2016 der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument274463

- Statuten vom 8 Marz 2018 der Philosophischen Fakultaumlt der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegalfrdocument788146

- Statuten vom 10 April 2014 des Departements fuumlr Sonderpaumldagogik

httpswww3unifrchappslegaldedocument276391

- Statuten vom 10 April 2014 des Heilpaumldagogischen Instituts der Universitaumlt Freiburg

httpswww3unifrchappslegaldedocument276407

475 443 451 463

481

35 35 34 42 54

344 371 373

399 379

27 31 33 26 24

881 880 891 930 938

0

100

200

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400

500

600

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800

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1000

2013 2014 2015 2016 2017

BA in Klinischer Heilpaumldagogik und Sozialpaumldagogik Sonderpaumldagogik Logopaumldie

MA in Sonderpaumldagogik

MA in Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik

Doktorat

Total

21

3 Erkenntnisse aus den Gespraumlchen und Dokumenten

31 Bisherige Studien

Die aktuellen Problemfelder in der Freiburger Lehrpersonenbildung sind keine neue Er-

scheinung Die institutionelle Zerstuumlckelung hat schon immer bestanden und Probleme ge-

neriert Es haben deshalb bereits verschiedene Analysen stattgefunden die die Probleme

durchaus erkannt und benannt haben Loumlsungen wurden aber nur ansatzweise in Angriff

genommen Ein Grundsatzentscheid zur Zusammenlegung der Ausbildungsstaumltten wurde

nie getroffen

Zu Anfang handelte es sich um strukturelle und personelle Fragen in der Lehrpersonenbil-

dung innerhalb der Universitaumlt Aufgrund interner Probleme in der franzoumlsischsprachigen

Abteilung hat die Erziehungsdirektion 2006 den ehemaligen Vorsteher des Amtes fuumlr Uni-

versitaumltsfragen mit einer laquomission drsquoeacutevaluation de meacutediation et de propositionsraquo betraut

Infolge seines Berichts wurde eine Reihe von strukturellen organisationellen paumldagogischen

und personalen Massnahmen beschlossen fuumlr deren Umsetzung und Begleitung die Univer-

sitaumlt erneut den ehemaligen Amtsvorsteher beauftragt hat Aus diesen Massnahmen resul-

tierte insbesondere die Schaffung des Centre drsquoenseignement et de recherche pour la formation agrave

lrsquoenseignement au secondaire (CERF)

Ende 2007 wurde die Analysetaumltigkeit auf die Lehrpersonenbildung insgesamt ausgeweitet

Der Lenkungsausschuss der Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und

der HEP-PH FR hat festgestellt dass die Zusammenarbeit zwischen den beiden Institutionen

intensiviert werden muss Das Rektorat der Universitaumlt hat daraufhin eine Arbeitsgruppe

laquoLehrerbildung an der Universitaumlt Freiburg laquomit Vertretern des CERF der deutschsprachi-

gen Lehrpersonenbildung (LDS I amp II Vorlaumlufer des ZELF) der HEP-PH FR der EKSD und

des Rektorats mit der Analyse von vier konkreten Fragen betraut Drei davon betreffen die

Organisation der Lehrpersonenbildung im Kanton und innerhalb der Universitaumlt (Beziehun-

gen zwischen Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und der HEP-PH FR Beziehungen

zwischen der Lehrpersonenbildung und dem Departement fuumlr Erziehungswissenschaften

strukturelle Trennung der franzoumlsisch- und der deutschsprachigen Lehrerbildung) die vierte

die Ressourcen uumlber die die Lehrpersonenbildung innerhalb der Universitaumlt verfuumlgte In

ihrem Bericht vom 26 Februar 2009 zuhanden des Rektorats hat die Arbeitsgruppe nach der

Analyse der Fragen jeweils Empfehlungen zur Verbesserung der festgestellten Probleme

abgegeben

Was die Frage der Beziehungen zwischen der Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und

der HEP-PH FR betrifft hat sich die wesentliche Feststellung bis heute nicht veraumlndert laquo(hellip)

la seacuteparation de lrsquoensemble de la formation des enseignants agrave Fribourg en plusieurs uniteacutes

distinctes affaiblit assureacutement la position de la formation des enseignants fribourgeois dans

le contexte national Un rapprochement progressif (hellip) creacutedibiliserait la place de Fribourg

comme lieu de formation drsquoenseignantsraquo Als Loumlsung hat die Arbeitsgruppe die Schaffung

eines interinstitutionellen Instituts fuumlr Lehrpersonenbildung empfohlen analog zum Institut

22

fuumlr Mehrsprachigkeit ohne jedoch die bestehenden Strukturen zu fusionieren Das neu zu

schaffende Institut waumlre zustaumlndig fuumlr die strategische Planung das Qualitaumltsmanagement

sowie die Foumlrderung und Aufwertung der Lehrpersonenbildung im Kanton Auch die In-

tegration der sonderpaumldagogischen Ausbildungen ndash die allerdings in der Arbeitsgruppe

nicht vertreten waren ndash in dieses Institut wurde als wuumlnschenswert erachtet

Das Rektorat der Universitaumlt hat den Bericht an die Erziehungsdirektion weitergeleitet Die

damalige Direktorin hat den Vorschlag der Schaffung eines interinstitutionellen Instituts

prinzipiell gutgeheissen und das Rektorat der Universitaumlt und die Direktion der HEP-PH FR

beauftragt die konkrete Umsetzung dieses Vorschlags zu studieren Das Mandat verlangte

zwei Teilberichte Der erste sollte die verschiedenen Varianten eines interinstitutionellen

Instituts sowie eine erste Schaumltzung der Transformationskosten enthalten der zweite eine

juristische Abklaumlrung der gewaumlhlten Variante insbesondere in Bezug auf deren strukturelle

personelle und finanzielle Auswirkungen

Der erste Teilbericht vom 19 Januar 2010 basiert auf derselben Feststellung wie derjenige der

Arbeitsgruppe des Rektorats laquo(hellip) la formation fribourgeoise des enseignant-e-s repose au-

jourdrsquohui sur une structure jugeacutee trop complexe et sous-doteacutee en ressources pour assurer agrave

long terme une formation compeacutetitive et de qualiteacute par rapport aux HEP et universiteacutes voi-

sines eu eacutegard agrave lrsquoaccroissement des exigences fixeacutees par la CDIPraquo Was jedoch die moumlgli-

chen Varianten anging schienen den Autoren des Berichts nicht alle in gleichem Masse laquoju-

dicieuses et pertinentes pour la place fribourgeoise agrave lrsquoheure actuelleraquo Da die HEP-PH FR als

Bildungsstaumltte des Tertiaumlrbereichs noch jung und die Lehrpersonenbildung an der Universi-

taumlt strukturell wenig etabliert war wurden die beiden Fusionsvarianten (Integration des ge-

samten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR in die Universitaumlt und umgekehrt) als nicht

umsetzbar erachtet die Variante der Integration in die HEP-PH wurde gar nicht erst analy-

siert Wie bereits im Bericht des Rektorats wurde auch hier argumentiert die Integration der

HEP-PH FR in die Universitaumlt wuumlrde den Kanton seinen Einfluss auf die Zulassung und die

Studienplaumlne kosten diejenige des berufspraktischen Ausbildungsteils der Universitaumlt in die

HEP-PH FR einen Teil seiner Studierenden aus anderen Kantonen Es wurde aber notabene

auch die Beibehaltung der aktuellen Situation ausgeschlossen Somit konzentrierte sich die

Analyse wie von der Arbeitsgruppe des Rektorats empfohlen auf das Modell einer laquointerin-

stitutionellen Koordinationsstrukturraquo Tatsaumlchlich war die Schaffung eines gemeinsamen

Bildungs- und Kompetenzzentrums bereits im damals geltenden Gesetz uumlber die Paumldagogi-

sche Hochschule (PHG) von 1999 vorgesehen (Art 5 Abs 2) Aus juristischer Sicht kam diese

Variante also der Umsetzung eines Gesetzesartikels gleich der keine grundlegenden Aumlnde-

rungen der internen Strukturen der bestehenden Rechtstexte und Ausbildungsprogramme

nach sich ziehen wuumlrde Der entsprechende Gesetzesartikel wurde nicht in das neue Gesetz

von 2015 (PHFG) aufgenommen die heute geltenden Bestimmungen uumlber die Zusammenar-

beit zwischen HEP-PH FR und Universitaumlt beschraumlnken sich auf die Zusammenarbeitsver-

einbarung

23

Der zweite Teilbericht vom 31 Mai 2010 nimmt infolge von Diskussionen der Arbeitsgruppe

mit der Direktorin der EKSD dem Rektorat der Universitaumlt und der Direktion der HEP-PH

FR uumlber die Resultate des ersten Teilberichts die beiden Fusionsvarianten wieder auf Da die

Variante laquointerinstitutionelles Institutraquo die Entscheidungsstrukturen nicht vereinfachen

sondern im Gegenteil zusaumltzlich erschweren wuumlrde hat sich die Arbeitsgruppe nach einem

Vergleich der drei Varianten letztendlich fuumlr diejenige der Integration in die Universitaumlt aus-

gesprochen Anfang 2011 hat die Direktorin der EKSD dennoch entschieden dass es fuumlr die

Umsetzung der einen oder anderen Variante zu fruumlh sei insbesondere die Revision des Ge-

setzes uumlber die HEP-PH FR muumlsse vorher abgeschlossen werden Gleichzeitig hat sie den

Rektor der Universitaumlt gebeten unmittelbar Arbeiten zur Staumlrkung der bestehenden internen

Strukturen aufzunehmen um eine bessere Fuumlhrung der universitaumlren Lehrpersonenbildung

zu gewaumlhrleisten Die erwaumlhnte Gesetzesrevision hat schliesslich zum heutigen Gesetz uumlber

die HEP-PH FR (PHFG in Kraft seit 2016) mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit die Reorganisa-

tion der universitaumlren Strukturen zum neu geschaffenen ILLB mit den beiden Zentren CERF

und ZELF gefuumlhrt

Sowohl inner- als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen hat sich die Situation fast ein Jahr-

zehnt nach Erscheinen des zweiten Teilberichts derart grundlegend veraumlndert dass nicht

mehr auf dieser bisherigen Studie aufgebaut werden kann Zwar liefert sie interessante In-

formationen zur ehemaligen Funktionsweise der beiden Institutionen die Position der Uni-

versitaumlt und der HEP-PH FR innerhalb der Hochschullandschaft Schweiz ist aber heute nicht

zuletzt aufgrund der Restrukturierung des gesamten Hochschulwesens infolge des Hoch-

schulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetztes (HFKG in Kraft seit 2015) nicht mehr mit der-

jenigen von 2010 vergleichbar Wichtigste Erkenntnis der bisherigen Analysen bleibt damit

die Feststellung dass die Kraumlfte gebuumlndelt werden und der fragmentierten Organisation der

Freiburger Lehrpersonenbildung dringend ein Ende bereitet werden muss

32 Paumldagogische Elemente

Schulen und Bildungsorganisationen stehen als offene Systeme unter dem Einfluss der Ent-

wicklungen ihres Umfelds Deshalb ist es wichtig diese Entwicklungen und deren Relevanz

fuumlr die Konzeption und die Steuerung des Schulwesens zu beleuchten Dieses Kapitel hebt

einige im vorliegenden Kontext relevante Entwicklungen hervor Es erhebt dabei keinen An-

spruch auf Vollstaumlndigkeit sondern will anhand aktueller Beispiele die Wechselwirkung

zwischen gesellschaftlichem Wandel und paumldagogischen Konzepten aufzeigen

321 Exkurs Rahmenkonzept fuumlr eine Lehrpersonenbildung

Die Lehrpersonenbildung soll Studierenden auf die hohen Anforderungen im Berufsfeld

vorbereiten Als Orientierungsrahmen und Erklaumlrungshilfe fuumlr die Konzeption der Aus- und

Weiterbildung von Lehrpersonen kann das PCK-Modell (Pedagogical Content Knowledge) von

Shulmann (1986) dienen Das Modell besagt dass Lehrpersonen sowohl uumlber inhaltliches

paumldagogisches und fachdidaktisches Wissen verfuumlgen muumlssen und macht gleichzeitig die

24

hohen Anforderungen deutlich die an die Dozierenden in der Lehrerausbildung gestellt

werden

- Content Knowledge Das inhaltliche Wissen bezieht sich auf die fachwissenschaftlichen As-

pekte des Unterrichts die mit einer Klasse erarbeitet werden

- Pedagogical Knowledge Paumldagogisches Wissen umfasst das Wissen und Koumlnnen wie eine

Klasse zu unterrichten ist (Methodik und Allgemeindidaktik)

- Pedagogical Content Knowledge Die Schnittmenge dieser beiden ersten Dimensionen fuumlhrt

zu fachdidaktischem Wissen und Koumlnnen Es geht darum wie bestimmte Inhalte fachspe-

zifisch oder -uumlbergreifend unterrichtet werden sollen Die Relevanz dieser Fachdidaktik

wird von mehreren Gespraumlchspartnern sehr deutlich hervorgehoben Der Theorie-Praxis

Bezug ist in der Lehrerbildung sehr wichtig

In Freiburg werden alle drei Wissensbereiche an beiden Institutionen angeboten fuumlr die

Primarstufe an der HEP-PH FR fuumlr die Sekundarstufe I und II und die Sonderpaumldagogik an

der Universitaumlt Waumlhrend eine Aufteilung fuumlr das Content Knowledge und bis zu einem be-

stimmten Grad auch fuumlr das Pedagogical Content Knowledge Sinn machen mag sind insbeson-

dere im Bereich des Pedagogical Knowledge zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien vorhan-

den von denen aber keinerlei Gebrauch gemacht wird

Zur dieser inhaltlichen Komplexitaumlt kommt in Freiburg die zusaumltzliche Schwierigkeit dass

die Lehrpersonenbildung fuumlr die obligatorische Schule zwei verschiedenen Lehrplankonzep-

ten Rechnung tragen muss In der Deutschschweiz werden kuumlnftige Lehrpersonen auf den

Lehrplan 21 in der Westschweiz auf den Plan drsquoeacutetudes romand (PER) vorbereitet Beide Lehr-

plaumlne streben Kohaumlrenz uumlber alle obligatorischen Schuljahre hinweg an Auf der Sekundar-

stufe sind den beiden Lehrplankonzepten aber zT andersartige Paradigmen zugrundgelegt

Dies zeigt sich zum Beispiel im Fach Geschichte Die Gestaltung der Lehrpraktika ist im

franzoumlsischsprachigen Teil Freiburgs fuumlr die Sekundarstufe II anders als im deutschsprachi-

gen Die Freiburger Lehrpersonenbildung muss sich also an zwei verschiedenen Rahmen-

konzepten orientieren

322 Kantonales Sprachenkonzept

Aufgrund der Globalisierung wird unsere Gesellschaft multikultureller Die Sensibilitaumlt fuumlr

andere Kulturen und Sprachen wird fuumlr das Zusammenleben und die gesellschaftliche Ko-

haumlsion immer relevanter Entsprechend wichtig wird der Erwerb von Fremdsprachen Neben

der Landessprache sprechen viele Kinder zuhause eine andere Sprache Im Kanton Freiburg

gilt gemaumlss dem verfassungsrechtlichen Territorialitaumltsprinzip der Grundsatz dass die Un-

terrichtssprache der Amtssprache der Gemeinde oder der Gemeinden die den Schulkreis

bilden entspricht Gleichzeitig ist aber sowohl in der Kantonsverfassung und expliziter auch

in den letzten Regierungsprogrammen vorgesehen den Austausch und das Sprachenlernen

zu foumlrdern

25

Dazu hat die EKSD 2010 ein kantonales Konzept fuumlr den Sprachenunterricht erarbeitet Zwei

Vorschlaumlge des Konzepts beziehen sich auf den Immersionsunterricht Es handelt sich dabei

um den Unterricht eines Sachfaches (zB Geschichte) in der jeweiligen Partnersprache

Hauptziel bleibt das Erreichen von fachlichen Kompetenzen die Sprache steht nicht im Mit-

telpunkt Mittlerweile verzeichnen Projekte zum Immersionsunterricht in der obligatori-

schen Schule des Kantons eine starke Zunahme Zum Schuljahresbeginn 201819 wurden in

18 Orientierungsschulen und 9 Primarschulen und damit in insgesamt uumlber 100 Klassen Im-

mersionsprojekte angekuumlndigt Lehrpersonen die sich fuumlr ein Immersionsprojekt engagie-

ren werden begleitet und koumlnnen vom entsprechenden und laufend erweiterten Weiterbil-

dungsangebot an der HEP-PH FR profitieren Bereits in der Grundausbildung werden die

wichtigsten didaktischen Konzepte im Bereich des Immersionsunterrichts unterrichtet Fuumlr

die bereits aktiven Lehrpersonen hat die HEP-PH FR neu einen CAS zum Thema bilingualer

immersiver Unterricht in Planung Zudem absolvieren auch die Studierenden der einspra-

chigen Ausbildung der HEP-PH einen Teil ihrer Ausbildung in der Partnersprache

Auch auf Mittelschulebene hat der Immersionsunterricht an Bedeutung gewonnen sowohl

im Kanton Freiburg als auch gesamtschweizerisch In Freiburg koumlnnen saumlmtliche Bildungs-

gaumlnge der Schulen der Sekundarstufe II mit einer zweisprachigen Maturitaumlt Deutsch-

Franzoumlsisch abgeschlossen werden Im Schuljahr 201819 besuchen rund 28 der Freiburger

Gymnasiasten diesen Unterricht der zur zweisprachigen Maturitaumlt fuumlhrt Gesamtschweize-

risch ist die Kombination Deutsch-Englisch am haumlufigsten

Auch an der Universitaumlt Freiburg kann das LDM zweisprachig abgeschlossen werden Eine

Kompetenzstelle fuumlr die Immersionsdidaktik fehlt aber

In diesem Zusammenhang ist auch das Institut fuumlr Mehrsprachigkeit zu erwaumlhnen das 2008 als

gemeinsames Institut der Universitaumlt Freiburg und der Paumldagogischen Hochschule Freiburg

gegruumlndet wurde Es fuumlhrt das Wissenschaftliche Kompetenzzentrum fuumlr Mehrsprachigkeit

(KFM) des Bundes das auf der Grundlage des Sprachengesetzes und der Sprachenverord-

nung von der Schweizerischen Eidgenossenschaft finanziert wird Zu den Aufgaben des In-

stituts gehoumlren die Durchfuumlhrung von Forschungsprojekten im Bereich der Mehrsprachig-

keit die Unterstuumltzung der Lehre auf allen Stufen die Zusammenarbeit mit verschiedenen

Akteuren auf regionaler nationaler und internationaler Ebene die Verbreitung der erworbe-

nen Kenntnisse in Wissenschaft und Gesellschaft und die Durchfuumlhrung von wissenschaftli-

chen Veranstaltungen Aktuell ist die HEP-PH FR gemeinsam mit dem Institut fuumlr Mehr-

sprachigkeit und der Universitaumlt Freiburg im Rahmen des von swissuniversities lancierten

und vom Bund finanzierten Programms P-09 laquoAufbau der wissenschaftlichen Kompetenzen

und Fachdidaktikenraquo fuumlr den Aufbau des Fachdidaktikzentrums Fremdsprachen (Centre de

didactique des langues eacutetrangegraveres CeDiLE) als Leading House zustaumlndig

Durch die besondere Lage des Kantons Freiburg auf der Sprachgrenze bietet sich die Chance

die Zweisprachigkeit in der Lehrpersonenbildung und in den Schulen zu nutzen Die Kanto-

ne Bern und Wallis pflegen die Zweisprachigkeit zwar auch aber mit zwei PH-Standorten

In Freiburg kann die Zweisprachigkeit unter einem Dach gelebt werden was eine attraktive

26

Profilierungsmoumlglichkeit ist Mittels einer kohaumlrenten und stufenuumlbergreifenden Strategie

koumlnnte die kantonale Lehrpersonenbildung das Thema Mehrsprachigkeit und Immersions-

didaktik als Freiburger USP herausarbeiten und sich auf nationaler und internationaler Ebe-

ne profilieren

323 Inklusion

Die Volksschule von heute ist eine integrative Schule Statt einzelne Kinder mit besonderem

Foumlrderbedarf in Sonderschulen oder -klassen zu unterrichten sollen moumlglichst alle gemein-

sam Regelklassen besuchen Grundlage fuumlr den integrativen Unterricht bilden das Behinder-

tengleichstellungsgesetz und die 2008 eingefuumlhrte Neugestaltung des Finanzausgleichs und

der Aufgabenteilung Seither sind die Kantone fuumlr die Sonderpaumldagogik zustaumlndig Zur Ko-

ordination der Aufgaben haben die Kantone unter der Federfuumlhrung der EDK das 2011 in

Kraft getretene Sonderpaumldagogik-Konkordat erarbeitet

Fuumlr die Foumlrderung der Kinder mit speziellem Foumlrderbedarf sind in der Regel schulische

Heilpaumldagogen zustaumlndig Sie erstellen in Absprache mit der Lehrperson individuelle Foumlr-

derplaumlne Die Heilpaumldagogen sind oft nur fuumlr einzelne Lektionen im Schulzimmer um das

Kind zu betreuen es gibt aber auch Formen von Teamteaching bei denen Lehrpersonen und

Heilpaumldagogen gemeinsam alle Kinder betreuen Fuumlr eine gute Zusammenarbeit muumlssen die

Rollen geklaumlrt und der Bildungsauftrag der Regelschule verstanden werden Heilpaumldagogen

benoumltigen ein Grundverstaumlndnis fuumlr die Lehrertaumltigkeit und Lehrpersonen der Regelklassen

ein Grundverstaumlndnis uumlber Behinderungsaspekte Die Vermittlung dieses gegenseitigen

Grundverstaumlndnisses sollte in die Grundausbildung sowohl der Volksschullehrer als auch

der Heilpaumldagogen mit einbezogen werden Dies ist heute allerdings nicht der Fall in den

Gespraumlchen wird seitens der HEP-PH FR und des ILLB der fehlende institutionalisierte Aus-

tausch mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik bemaumlngelt

324 Digitalisierung

Computer Internet und Smartphone durchdringen den Alltag immer staumlrker Die Schulen

haben sich auf verschiedene Arten mit dieser Digitalisierung auseinanderzusetzen Die neu-

en technologischen Moumlglichkeiten sind in der Lehrerbildung und in den Schulen paumldago-

gisch sinnvoll zu nutzen Allerdings erfordern die technologischen Lehrmittel Investitionen

in Infrastruktur und Datensicherheit und den Einsatz von Fachpersonen mit Spezialwissen

in verschiedensten Funktionsbereichen Zur Illustration dieser zusaumltzlichen Dimension in

der Lehrpersonenbildung haben Mishra und Koehler (2006) das oben vorgestellte PCK-

Modell um den Aspekt der digitalen Medien erweitert was zum vierdimensionalen TPCK-

Modell fuumlhrt

1 Technology Knowledge Wie koumlnnen Lehrpersonen digitale Medien fuumlr sich selbst nutzen

In dieser Dimension stehen das Wissen und die Fertigkeiten des eigenen Umgangs mit

digitalen Medien im Vordergrund

27

2 Technological Pedagogical Knowledge Welche Chancen und welchen Nutzen koumlnnen digitale

Medien im Unterricht aufweisen Hier geht es um generelle Fragen der Unterrichtsgestal-

tung im Sinne der Allgemeindidaktik

3 Technological Content Knowledge Inwiefern vermag die Digitalisierung den fachwissen-

schaftlichen Inhalt zu veraumlndern Welche Bedeutung haben digitale Medien fuumlr das jewei-

lige Fach

4 Technological Pedagogical Content Knowledge Wie lassen sich Unterrichtsinhalte anhand von

digitalen Medien sinnvoll unterrichten Wie koumlnnen digitale Medien den Lernprozess in

den jeweiligen Faumlchern unterstuumltzen

Abbildung 7 TPCK-Modell von Mishra und Koehler (2006) basierend auf Shulmann (1986)

Um dieser neuen Anforderung im Bildungswesen zu begegnen haben sowohl die EDK als

auch die CIIP 2018 eine Strategie bzw einen Aktionsplan fuumlr den Umgang mit dem Wandel

durch Digitalisierung definiert mittels derer die Kantone sich auf Ziele und prioritaumlre Berei-

che der digitalen Bildung einigen Im Kanton Freiburg hat der Staatsrat dem Grossrat bereits

2001 ein Globalkonzept der Integration der Informations- und Kommunikationstechnologie

in den Unterricht in allen Schulstufen unterbreitet 2001 wurde die Fachstelle fri-tic gegruumln-

det uumlber die seither saumlmtlichen Lehrpersonen mehr als 140 in den Schulen taumltige IKT-

Ansprechpersonen sowie Ausbildner fuumlr Lehrpersonen im Bereich IKT geschult wurden Des

Weiteren stellt sie Schulbehoumlrden Schulen Lehrpersonen und Lernenden Leistungen und

Beratungen im Zusammenhang mit Medien und IKT zur Verfuumlgung und foumlrdert gleichzeitig

eine kritische Auseinandersetzung mit den neuen Medien und Technologien 2017 hat der

Staatsrat ein kantonales Konzept fuumlr die Integration von Medien und IKT in der obligatori-

schen und nachobligatorischen Schule in der Berufsbildung und im Sonderschulunterricht

genehmigt Es soll ein neues Fuumlhrungssystem definieren die Steuerungsstrukturen klaumlren

Synergien ermitteln und eine gemeinsame Vision entwickeln die die Kohaumlrenz der verschie-

denen Unterrichts- und Bildungsaumlmter Aus- und Weiterbildungen fuumlr Lehrpersonen Infor-

matikprojekten des Staates und Unterrichts-Lernpraxis an den Schulen zum Ziel hat Inner-

halb der EKSD wurde das Buumlro Medien und IKT geschaffen das als Steuerungsorgan der

28

EKSD die Aufgabe hat dieses Globalkonzept fuumlr den Zeitraum 2017 bis 2021 zu erarbeiten

umzusetzen und zu evaluieren

Im Schuljahr 201920 werden durch den Lehrplan 21 die Lernziele im Bereich von Medien

und Informatik fuumlr die deutschsprachige obligatorische Schule festgelegt und in den Frei-

burger Gymnasien wird Informatik als obligatorisches Fach eingefuumlhrt Eine diesbezuumlgliche

Uumlberarbeitung des PER fuumlr den franzoumlsischen obligatorischen Unterricht ist ebenfalls be-

schlossen Diese flaumlchendeckende Einfuumlhrung eines neuen Faches einerseits und neuer fauml-

cheruumlbergreifender technologischer Unterrichtsmaterialen andererseits erfordert eine ent-

sprechende Anpassung der Studienprogramme in der Lehrpersonenausbildung Die HEP-

PH FR und die Universitaumlt haben diese getrennt und unabhaumlngig voneinander in Angriff

genommen ua mit der Unterstuumltzung ihres jeweiligen Fachzentrums Sowohl die Universi-

taumlt (Laboratoire drsquoinnovation peacutedagogique LIP Centre Nouvelles technologies et enseignement NTE)

wie auch die HEP-PH FR (Centre de recherche sur lrsquoenseignementapprentissage par les technolo-

gies numeacuteriques CREATE) verfuumlgen uumlber Einheiten fuumlr Lehre und Lernen mit digitalen Tech-

nologien Auch hier gibt es zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien Der Einsatz der vorhan-

denen Ressourcen hat grosses Optimierungspotential

33 Oumlkonomische Elemente

331 Zulassungspolitik

Folgende Darstellung zeigt mit welcher Vorbildung schweizweit die Studierenden an die

PH gelangen Die Zugaumlnge sind vielfaumlltig und durchlaumlssig So kann der Arbeitsmarkt mit

ausreichend qualifizierten Lehrpersonen versorgt werden

Abbildung 8 PH-Eintritte auf Stufe Bachelor nach Studiengang und Zulassungsausweis 20172018 (Quelle Bundesamt fuumlr

Statistik BFS)

Heute verfuumlgen 43 der Studierenden die die Ausbildung VorschulstufePrimarstufe auf-

nehmen uumlber eine gymnasiale Maturitaumlt Knapp 2 davon haben eine Passerelle BM-UH

29

absolviert Auch die Fachmaturitaumlt (FM) mit Vertiefungsrichtung Paumldagogik ist seit ihrer

Einfuumlhrung im Studienjahr 201011 mit 29 zu einem bedeutenden Zubringer in die Vor-

schul- und Primarschullehrerausbildung geworden Diese Population von Studierenden ist

fuumlr den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen eminent wichtig da ohne sie nur eine ungenuumlgende

Anzahl an Lehrpersonen ausgebildet werden koumlnnte Die Berufsmaturanden machen 8 aus

7 der Studierenden wurden mit oder ohne Pruumlfung durch eine Hochschule zugelassen und

6 haben einen auslaumlndischen Zulassungsausweis Zwar fehlen fuumlr eine laumlngerfristige Beur-

teilung auch hier die mittels eines permanenten Monitorings zu erhebenden Daten die Zah-

len fuumlr das Studienjahr 201819 zeigen jedoch dass an der HEP-PH FR gleichviele Inhaber

einer Fach- wie einer gymnasialen Maturitaumlt studieren Fuumlr den Zugang zu den von der Uni-

versitaumlten angebotenen Studiengaumlngen so auch des ILLB und des DSP wird die gymnasiale

Maturitaumlt vorausgesetzt

Kandidatinnen und Kandidaten fuumlr eine Ausbildung zur Lehrperson insbesondere fuumlr die

Primarstufe gibt es genug Allerdings besteht an der HEP-PH FR seit dem Studienjahr

200405 eine Zulassungsbeschraumlnkung Sie wurde aufgrund einer laquounerwartet grossen An-

zahl Anmeldungenraquo eingefuumlhrt Nach 104 registrierten Anmeldungen im Jahr 2002 und 105

im Jahr 2003 sind 2004 165 Bewerbungen eingegangen Damit war die Aufnahmekapazitaumlt

der HEP-PH FR in Bezug auf die vorhandenen Praktikumsplaumltze die Betreuung der Studie-

renden und die Infrastruktur uumlberschritten Die maximale Aufnahmekapazitaumlt wurde auf 90

Studienplaumltze fuumlr die franzoumlsischsprachigen und 30 fuumlr die deutschsprachigen Studierenden

festgelegt Die Verordnung des Staatsrats uumlber diese erste Zulassungsbeschraumlnkung erlaumlsst

zudem Selektionskriterien die zur Ablehnung der uumlberzaumlhligen Kandidaten angewandt

werden konnten Laut Art 4 Abs 2 konnte die Aufnahme abgelehnt werden wenn die Beur-

teilung der paumldagogischen Faumlhigkeiten Vorbehalte enthielt und die schulischen Ergebnisse in

der Muttersprache und in der ersten Fremdsprache als ungenuumlgend beurteilt wurden

200506-200708 wurde die Anzahl der Studienplaumltze weiter reduziert da mit der laquoPasserel-

leraquo ndash einer Weiterbildung die Kindergaumlrtnerinnen Handarbeits- und Werklehrerinnen das

Unterrichten auf der 1 und 2 Primarstufe ermoumlglichte ndash eine zusaumltzliche Ausbildung ange-

boten wurde die Personal und Infrastruktur der HEP-PH FR ebenfalls beanspruchte Ab

200809 wurde die Anzahl erstmals auf 100 bzw 50 Plaumltze erhoumlht mit der Begruumlndung

laquodass eine groumlssere Anzahl Studierender aus verschiedenen Gruumlnden zum Beispiel wegen

der Mobilitaumlt zwischen den PH das Studium nach dem ersten Jahr wieder aufgibtraquo und

dadurch wieder mehr Aufnahmekapazitaumlt entstuumlnde zudem koumlnnten im ersten Jahr die

Praktika zu zweit absolviert werden Auch die Selektionskriterien wurden angepasst Ab

200809 wird neben den Noten in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematik eine

schriftliche Stellungnahme zu einem Thema das mit der Schule oder dem Lehrerberuf ver-

bunden ist beurteilt

Als sich ein Ruumlckgang der Anzahl Lehrpersonen abzuzeichnen begannt wurde in den Jahren

201011 bis 201314 auf eine Zulassungsbeschraumlnkung verzichtet Da die Gesamtzahl der

Studierenden an der HEP-PH FR von 313 im Jahr 2009 auf 470 im Jahr 2013 anstieg fuumlhrte

30

der Staatsrat im Rahmen seiner Struktur- und Sparmassnahmen die Beschraumlnkung auf das

Studienjahr 201415 wieder ein Als Selektionskriterien galten ab sofort nur noch laquodie schuli-

schen Ergebnisse in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematikraquo

Studienjahr franzoumlsischsprachig deutschsprachig insgesamt

200405 90 40 130

200506 75 35 110

200607 75 35 110

200708 75 35 110

200809 100 50 150

200910 100 50 150

201011-201314 keine Zulassungsbeschraumlnkung

201415 100 50 150

201516 100 50 150

201617 100 50 150

201718 100 50 150

201819 110 50 160

Abbildung 9 Zulassungsbeschraumlnkung an der HEP-PH FR Uumlbersicht von 200405-201819

Wegen der Beibehaltung der Zulassungsbeschraumlnkung uumlber mehrere Jahre hinweg ist man

sich heute gar nicht mehr im Klaren in welcher Zahl sich die Nachfrage nach Studienplaumltzen

an der HEP-PH FR niederschlagen wuumlrde Frist fuumlr die Einreichung der Kandidaturen ist

jeweils Ende Maumlrz und Ende Juli werden die Zulassungen fuumlr den Beginn des Studienjahres

im September bekanntgegeben Nun kennt die HEP-PH FR zwar die Anzahl Kandidaturen

sie entspricht aber nicht derjenigen die sich letztendlich definitiv fuumlr den Studieneintritt ent-

scheiden Viele angehende Studierende sind sich der Platzbeschraumlnkung sowohl an der HEP-

PH FR als auch an anderen Bildungsinstitutionen (etwa an der Hochschule fuumlr Soziale Arbeit

Freiburg) bewusst und bewerben sich absichtlich an mehreren Orten um einen Studienplatz

auf sicher zu haben Dies fuumlhrt dazu dass ein Teil der Bewerber die von der HEP-PH FR

abgewiesen werden das Studium auch bei positivem Zulassungsentscheid nicht aufnehmen

wuumlrde Wie hoch dieser Anteil ist kann nicht ermittelt werden

Diese Zulassungsbeschraumlnkung ist houmlchst problematisch Einerseits will der Kanton Lehr-

personen ausbilden andererseits fuumlhrt der Numerus Clausus zu Abwanderungen von Stu-

dierenden va nach Bern und Lausanne Tatsaumlchlich legen die Zahlen nahe dass die Zulas-

sungsbeschraumlnkung die Nachfrage nach Studienplaumltzen an der HEP-PH FR negativ beein-

flusst Waumlhrend das Angebot stagniert nimmt die Nachfrage ab Es ist houmlchst problematisch

den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen auf solche Weise zu steuern die Nachfrage folgt allem

voran der demographischen Entwicklung

31

Abbildung 10 Kandidaturen vs Eintritte HEP-PH FR 201314-201819

Auch die Ausbildungsplaumltze fuumlr das Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute (DEEM)

sind limitiert Die franzoumlsischsprachige Ausbildung wurde urspruumlnglich fuumlr 48 Personen pro

Studienjahr konzipiert Da das Interesse fuumlr die Ausbildung mit jedem Jahr zunimmt aber

nicht genuumlgend Praktikumsplaumltze zur Verfuumlgung stehen besteht seit dem Studienjahr

200809 eine Aufnahmebeschraumlnkung fuumlr 60 Personen pro Jahr Diese Beschraumlnkung erweist

sich fuumlr die Situation auf dem Arbeitsmarkt als unproblematisch die Maturitaumltsschulen ha-

ben keine Rekrutierungsschwierigkeiten Da sogar ein leichtes Uumlberangebot an Lehrpersonen

fuumlr die Sekundarstufe II besteht haben DEEM-Inhaber uumlber mehrere Jahre hinweg auch Pen-

sen auf Sekundarstufe I uumlbernommen wo bis vor kurzem ebenfalls Lehrpersonal fehlte In-

folge des Anstiegs der Studierenden fuumlr das Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I

(DAES I) in den letzten Jahren hat sich die Arbeitsmarktsituation in den Orientierungsschu-

len wieder beruhigt dafuumlr beginnen sich Engpaumlsse bei der Organisation von Praktikums-

plaumltzen abzuzeichnen

Eine abschliessende Anmerkung zu den Praktikumsplaumltzen sei hier festgehalten Persoumlnlich

bin ich der Meinung dass die Zahl der Praktikumsplaumltze als limitierender Faktor von den

Gespraumlchspartnern zu stark und nicht einleuchtend verwendet wird Die Begruumlndung und

die genaue Benennung der Engpassfaktoren wurden aus den Gespraumlchen nicht klar Wenn

der Arbeitsmarkt mehr Lehrpersonen benoumltigt lassen sich mindestens mittelfristig durch

organisatorische Massnahmen auch ausreichend Praktikumsplaumltze organisieren Gerade

auch die Berufsverbaumlnde sind bei der Erarbeitung solcher Massnahmen mit einzubeziehen

332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage

Der Kanton Freiburg ist wie die umliegenden Regionen seit einigen Jahren mit einer ange-

spannten Situation auf dem Stellenmarkt fuumlr Lehrpersonen auf Primarstufe konfrontiert

Was heute eine grosse Schwierigkeit fuumlr die Anstellung von Stellvertretungen bedeutet wird

in wenigen Jahren in einen tatsaumlchlichen Mangel an qualifizierten Lehrpersonen muumlnden

Die Anzahl Zulassungen zum Studium wird in Freiburg aber nicht etwa von der Situation

auf dem Arbeitsmarkt sondern von der Aufnahmekapazitaumlt der aktuellen Raumlumlichkeiten

260

225 242

256

211 196

154 145

155 140

152 154

0

50

100

150

200

250

300

201314 201415 201516 201617 201718 201819

Kandidaturen im Maumlrz

Eintritte im September

32

definiert Weder der demographischen Entwicklung noch anderen Schwankungen auf dem

Bildungsmarkt kann so Rechnung getragen werden Es sind noch weitere Phaumlnomene zu

beruumlcksichtigen etwa die grosse Nachfrage nach Teilzeitstellen oder die Tatsache dass ein

bedeutender Anteil der Diplomierten gar nie im Lehrberuf arbeitet Diese Gesamtsituation

fuumlhrt dazu dass zwischen 2013 und 2016 die Abgaumlnger der HEP-PH FR nur 565 des Be-

darfs auf dem franzoumlsischsprachigen Freiburger Arbeitsmarkt gedeckt haben 201819 wurde

deshalb die Zulassungsbeschraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Abteilung von 100 Plaumlt-

zen pro Studienjahr auf 110 erhoumlht Diese Erhoumlhung wurde durch den Umzug der Fachstelle

fri-tic ermoumlglicht die bis anhin in den Raumlumlichkeiten der HEP-PH FR untergebracht war

Daruumlber hinaus wird allerdings nur eine substantielle Erweiterung der Gebaumlude oder ein

Neubau an einem anderen Standort der stetig steigenden Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt

nachkommen koumlnnen

Wie erwaumlhnt ist der Zugang zu bestimmten Daten und dadurch deren Auswertung durch

die zersplitterte Organisation wesentlich erschwert Die Entwicklung der Studierendenzah-

len uumlber die letzten fuumlnf Jahre zeigt jedoch dass das Ausbildungsangebot teilweise zur Ab-

wanderung der Freiburger Studierenden insbesondere in die Nachbarkantone fuumlhrt Das ist

insofern problematisch als der Heimatkanton der die Ausbildung im Rahmen der Interkan-

tonalen Fachhochschulvereinbarung (FHV) finanziert nicht davon ausgehen kann dass die

Studierenden nach Abschluss ihres Studiums wieder zuruumlckkehren In der Folge werden

einige grundlegende Statistiken zu den verfuumlgbaren Daten praumlsentiert und im vorliegenden

Kontext interpretiert

A) Herkunft der Studierenden in Freiburg

1 Primarstufe

Abbildung 11 Herkunft der Studierenden Primarstufe 201314-201718 Die Anzahl an Freiburger Studierenden hat uumlber

die letzten fuumlnf Jahre zugenommen waumlhrend die Anzahl an Studierenden aus anderen Kantonen und aus dem Ausland uumlber

den gleichen Zeitraum zuruumlckgeht

284

114

47

302

107

35

311

120

39

287

114

17

302

82

25

0

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100

150

200

250

300

350

FR Andere Kantone Ausland

201314 201415 201516 201617 201718

33

2 Sekundarstufe I

Abbildung 12 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe I 201314-201718 Die Anzahl der Freiburger hat in den vergan-

genen fuumlnf Jahren besonders stark zugenommen Diese Population ist die Hauptquelle der Zunahme der Anzahl Studieren-

den am ILLB

3 Sekundarstufe II

Abbildung 13 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe II 201314-201718 Aufgrund der Beschraumlnkung der Anzahl

Studienplaumltze fuumlr das DEEM sind die Studierendenzahlen stabil Insbesondere das LDM zieht zahlreiche Studierende aus

anderen Kantonen an Von den insgesamt 228 Studierenden im Jahr 201718 stammen nur 94 aus dem Kanton Freiburg

Diese grosse Attraktivitaumlt kann sich damit erklaumlren dass der Studiengang konsekutiv nach einem Masterabschluss eines

170 169

17

189

162

24

201

163

25

208

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250

FR CH Ausland

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

34

24

9

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5

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60

70

80

90

100

FR CH Ausland FR CH Ausland

Diplocircme denseignement pour eacutecoles de maturiteacute DEEM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltschulen LDM

201314 201415 201516 201617 201718

34

Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der

Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde

4 Sonderpaumldagogik

Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg

bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an

Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718

161

686

34

166

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FR CH Ausland

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20

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90

FR

DE

35

A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg

1 Alle Stufen

Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und

Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg

2 Primarstufe

Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone

Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger

an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)

73

55

14 10

29

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Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

36

3 Sekundarstufe I

Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr

201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger

die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)

4 Sekundarstufe II

Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-

beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen

29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg

40

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Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

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16

18

20

Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

37

5 Sonderpaumldagogik

Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-

dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-

burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur

auf Deutsch angeboten wird

34 Organisatorische Elemente

Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-

ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben

die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-

turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen

Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-

kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement

oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-

formen beeinflusst

341 Interne Fuumlhrungsstrukturen

Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer

Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die

Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist

mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum

arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-

sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt

sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische

Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit

6

18

6 6

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9

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25

Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall

201314 201415 201516 201617 201718

38

mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene

nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und

Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich

Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf

einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-

ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-

struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-

richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte

An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern

ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und

operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das

Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen

der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-

der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine

Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR

Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-

nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg

koordinieren koumlnnte

Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen

die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-

steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das

Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-

tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die

Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-

schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich

die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-

ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der

Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden

342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen

Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-

standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und

ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018

werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen

Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE

der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der

deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-

ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist

aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich

39

Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-

gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-

sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes

de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale

de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in

der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den

Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-

sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen

Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene

Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf

die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist

eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten

Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen

Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-

enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-

nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen

Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten

343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung

Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es

braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-

nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die

Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-

stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen

Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen

sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards

ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-

litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte

Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-

den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-

derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die

HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative

Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet

werden muumlssen

Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen

Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-

maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-

rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-

hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht

Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-

sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen

40

Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie

sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber

eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt

ist diese Auflage weniger problematisch

344 Infrastruktur

Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen

bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-

lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-

lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-

schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade

auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den

heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau

nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden

Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-

gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun

verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten

Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit

einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung

stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-

schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden

Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-

kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie

eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des

ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-

PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-

ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst

Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals

thematisiert aber nie weiterverfolgt

35 Rechtliche Elemente

351 Nationale Ebene

Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-

schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-

taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-

zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-

hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-

traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten

Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten

die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings

41

auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das

Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der

Kantone

352 Kantonale Ebene

Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-

sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig

sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-

cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer

Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-

ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das

Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen

Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR

allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-

trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-

liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-

gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-

lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von

2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der

fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen

Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten

waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das

neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR

eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb

keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz

grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen

der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-

schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-

matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung

mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden

soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung

Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen

Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-

ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren

Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft

getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem

Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-

schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-

tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen

Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-

42

le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des

Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-

systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert

werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-

lungsdruck verhindern koumlnnen

36 Finanzielle Elemente

Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle

Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die

Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen

Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-

hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses

Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im

interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln

Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-

rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits

und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die

Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-

zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-

schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den

Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH

15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und

nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-

gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen

werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach

Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine

Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-

traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite

lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-

nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt

37 Kontextualisierung der Erkenntnisse

Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen

der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-

beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast

ausschliesslich informell

In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse

durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt

dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-

tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit

43

einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als

auch aus anderen Kantonen

FR HEP Vaud PH Bern

Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)

Sekundarstufe I 435 443 877

Sekundarstufe II 228 215 357

Total Sekundarstufe 663 658 1234

Sonderpaumldagogik 953 368 207

Total 2025 1945 2429

Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen

201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der

Fachausbildung mitgezaumlhlt

Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH

abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell

entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der

HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die

Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr

den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-

sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-

den

Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-

fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-

ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es

die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-

renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf

Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-

ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe

II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben

Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-

traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die

Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss

zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-

ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen

Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur

Verfuumlgung

44

4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle

41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick

In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-

nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig

ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische

Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf

lokale Besonderheiten zugeschnitten sind

Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik

1 PHBern

2 PH FHNW

3 PHGR

4 PH Luzern

5 PHSG

6 PHSH

7 PHSZ

8 PHTG

9 PH-VS

10 PH Zug

11 PHZH

12 HEP-BEJUNE

13 HEP Vaud

14 S SUPSI-DFA

Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz

Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-

enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-

tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch

an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-

gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden

Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-

terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-

tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt

Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-

lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der

Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-

konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats

gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-

sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann

45

42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle

Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-

gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll

ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber

im Folgenden kurz aufgefuumlhrt

Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-

schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt

des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-

spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-

ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit

einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies

etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH

FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-

ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-

tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium

besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-

PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so

besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt

und HEP-PH FR gewertet

Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der

Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen

immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-

lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich

Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-

turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre

aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-

chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell

von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-

saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen

besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen

Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann

die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-

nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur

Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder

andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE

Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der

Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-

bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-

nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-

sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie

46

gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-

tonsverfassung mit einbezogen

Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische

Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-

ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-

schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-

zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-

rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-

nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur

Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-

und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-

ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-

takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen

Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles

fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR

stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-

schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO

dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im

Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-

geordneten Strukturen problematisch

43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-

versitaumlt

In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach

einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen

Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur

Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung

Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr

Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten

Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD

vom 1 Januar 2002 geregelt

431 Staumlrken und Chancen

Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-

ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-

stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die

ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil

Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-

gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und

paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen

47

allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt

der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-

meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch

im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher

Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone

geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg

waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen

Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr

Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im

Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-

Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als

auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies

ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung

mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-

lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-

studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls

als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-

renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen

Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet

werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-

didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-

nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in

Bern oder Lausanne stattfindet

432 Schwaumlchen und Gefahren

Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II

den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit

Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung

Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein

interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in

Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und

praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-

tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische

Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt

und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren

44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt

Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-

sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-

taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein

48

441 Staumlrken und Chancen

Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen

Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-

der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen

aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland

mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten

laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-

tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig

442 Schwaumlchen und Gefahren

In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen

Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-

dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt

Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu

geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-

personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-

nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche

Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-

setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung

fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-

nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem

Unwort geworden

Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-

lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In

einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches

Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-

toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder

einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-

sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-

te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer

rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-

rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr

eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-

dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem

Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb

des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-

chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere

nutzen moumlchten

49

45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne

In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-

ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-

de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke

Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation

eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische

Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung

Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um

Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert

451 Staumlrken und Chancen

Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-

dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der

HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden

Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot

452 Schwaumlchen und Gefahren

Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar

und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche

Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton

Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der

Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem

im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark

in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen

Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-

le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-

stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation

insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-

operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-

rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders

die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses

Modell wohl besonders schwierig umzusetzen

50

5 Empfehlungen

51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit

Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-

nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status

Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre

Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-

nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde

sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand

bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons

Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-

tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher

Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst

eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein

Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium

vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-

che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige

Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt

der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-

dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu

nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-

nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen

52 Strategische Stossrichtung

Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes

festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung

der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-

meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie

sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-

stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-

ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-

nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status

Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen

Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden

kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts

muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen

Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet

51

Perspektive Strategische Ziele

Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen

Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit

seinen Besonderheiten

Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-

burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten

und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen

Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant

hervorgehoben

Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen

Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)

Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-

kraumlften garantieren

Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen

Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren

Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung

ermoumlglichen

Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-

schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann

Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen

Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-

fuumlgung stellen

Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-

chende Informatikinfrastruktur einrichten

Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen

Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen

Der Hochschule Autonomie gewaumlhren

Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung

53 Modellvorschlag

531 Interinstitutionelles Gremium

Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-

nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist

gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-

schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben

den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)

eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums

(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird

das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist

dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-

pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-

bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung

52

In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-

fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun

Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-

liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten

Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-

den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-

sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-

tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-

rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-

bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-

sammlung) ersetzt werden

Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan

53

Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)

532 Abwaumlgungen

Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-

stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das

Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-

schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure

des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem

Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-

typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-

dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt

aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-

oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-

treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-

ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat

damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-

ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten

Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-

tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden

und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-

gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang

gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen

kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-

ben

Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-

folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die

54

Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig

der finanzielle Druck auf die kleinen PHs

533 Weiteres Vorgehen und Ausblick

Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von

aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich

hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-

schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der

Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-

len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich

lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei

Hauptphasen

Abbildung 26 Prozessgestaltung

Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste

fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit

sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende

laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-

kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer

Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf

dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume

verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-

sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-

den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt

werden

Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen

Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-

naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge

der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue

55

Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf

angepasst der Aussenauftritt konsolidiert

Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen

Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion

um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum

die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-

statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-

faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht

534 Schlussgedanken

Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die

Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen

Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch

konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-

gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt

werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen

Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-

saumltzlich erschwerend

Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-

gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-

finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung

verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so

koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden

Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution

fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht

Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-

promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-

lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-

gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt

Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-

forderlich

56

6 Quellen

61 Literatur

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httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb

Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt

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Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)

Muumlnchen Vahlen

Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice

(9th ed) Boston McGraw-Hill

Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-

Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson

Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A

Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University

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Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational

Researcher 15(2) 4-14

Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion

62 Rechtsgrundlagen

Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-

taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und

Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001

Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-

sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)

Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-

schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom

30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)

Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et

lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001

EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit

Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK

EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der

Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK

57

Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)

Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)

Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg

(SR 101000)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)

Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom

16062016 (LB SR 447710)

Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)

63 Berichte und Stellungnahmen

SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr

Bildungsforschung

Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017

Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave

lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat

de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut

Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg

Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg

13122018

Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute

Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK

httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf

httpwwwcdipchdyn12277php

2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron

PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion

httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf

httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv

onMedienundIKTindenUnterrichtpdf

httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes

Page 21: Prof. Dr. Roman Capaul St. Gallen, 2. April 2019 · guisme est un atout unique qui est mis en avant comme une unique selling proposition (USP - proposition de vente unique). Le bilinguisme

21

3 Erkenntnisse aus den Gespraumlchen und Dokumenten

31 Bisherige Studien

Die aktuellen Problemfelder in der Freiburger Lehrpersonenbildung sind keine neue Er-

scheinung Die institutionelle Zerstuumlckelung hat schon immer bestanden und Probleme ge-

neriert Es haben deshalb bereits verschiedene Analysen stattgefunden die die Probleme

durchaus erkannt und benannt haben Loumlsungen wurden aber nur ansatzweise in Angriff

genommen Ein Grundsatzentscheid zur Zusammenlegung der Ausbildungsstaumltten wurde

nie getroffen

Zu Anfang handelte es sich um strukturelle und personelle Fragen in der Lehrpersonenbil-

dung innerhalb der Universitaumlt Aufgrund interner Probleme in der franzoumlsischsprachigen

Abteilung hat die Erziehungsdirektion 2006 den ehemaligen Vorsteher des Amtes fuumlr Uni-

versitaumltsfragen mit einer laquomission drsquoeacutevaluation de meacutediation et de propositionsraquo betraut

Infolge seines Berichts wurde eine Reihe von strukturellen organisationellen paumldagogischen

und personalen Massnahmen beschlossen fuumlr deren Umsetzung und Begleitung die Univer-

sitaumlt erneut den ehemaligen Amtsvorsteher beauftragt hat Aus diesen Massnahmen resul-

tierte insbesondere die Schaffung des Centre drsquoenseignement et de recherche pour la formation agrave

lrsquoenseignement au secondaire (CERF)

Ende 2007 wurde die Analysetaumltigkeit auf die Lehrpersonenbildung insgesamt ausgeweitet

Der Lenkungsausschuss der Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und

der HEP-PH FR hat festgestellt dass die Zusammenarbeit zwischen den beiden Institutionen

intensiviert werden muss Das Rektorat der Universitaumlt hat daraufhin eine Arbeitsgruppe

laquoLehrerbildung an der Universitaumlt Freiburg laquomit Vertretern des CERF der deutschsprachi-

gen Lehrpersonenbildung (LDS I amp II Vorlaumlufer des ZELF) der HEP-PH FR der EKSD und

des Rektorats mit der Analyse von vier konkreten Fragen betraut Drei davon betreffen die

Organisation der Lehrpersonenbildung im Kanton und innerhalb der Universitaumlt (Beziehun-

gen zwischen Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und der HEP-PH FR Beziehungen

zwischen der Lehrpersonenbildung und dem Departement fuumlr Erziehungswissenschaften

strukturelle Trennung der franzoumlsisch- und der deutschsprachigen Lehrerbildung) die vierte

die Ressourcen uumlber die die Lehrpersonenbildung innerhalb der Universitaumlt verfuumlgte In

ihrem Bericht vom 26 Februar 2009 zuhanden des Rektorats hat die Arbeitsgruppe nach der

Analyse der Fragen jeweils Empfehlungen zur Verbesserung der festgestellten Probleme

abgegeben

Was die Frage der Beziehungen zwischen der Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt und

der HEP-PH FR betrifft hat sich die wesentliche Feststellung bis heute nicht veraumlndert laquo(hellip)

la seacuteparation de lrsquoensemble de la formation des enseignants agrave Fribourg en plusieurs uniteacutes

distinctes affaiblit assureacutement la position de la formation des enseignants fribourgeois dans

le contexte national Un rapprochement progressif (hellip) creacutedibiliserait la place de Fribourg

comme lieu de formation drsquoenseignantsraquo Als Loumlsung hat die Arbeitsgruppe die Schaffung

eines interinstitutionellen Instituts fuumlr Lehrpersonenbildung empfohlen analog zum Institut

22

fuumlr Mehrsprachigkeit ohne jedoch die bestehenden Strukturen zu fusionieren Das neu zu

schaffende Institut waumlre zustaumlndig fuumlr die strategische Planung das Qualitaumltsmanagement

sowie die Foumlrderung und Aufwertung der Lehrpersonenbildung im Kanton Auch die In-

tegration der sonderpaumldagogischen Ausbildungen ndash die allerdings in der Arbeitsgruppe

nicht vertreten waren ndash in dieses Institut wurde als wuumlnschenswert erachtet

Das Rektorat der Universitaumlt hat den Bericht an die Erziehungsdirektion weitergeleitet Die

damalige Direktorin hat den Vorschlag der Schaffung eines interinstitutionellen Instituts

prinzipiell gutgeheissen und das Rektorat der Universitaumlt und die Direktion der HEP-PH FR

beauftragt die konkrete Umsetzung dieses Vorschlags zu studieren Das Mandat verlangte

zwei Teilberichte Der erste sollte die verschiedenen Varianten eines interinstitutionellen

Instituts sowie eine erste Schaumltzung der Transformationskosten enthalten der zweite eine

juristische Abklaumlrung der gewaumlhlten Variante insbesondere in Bezug auf deren strukturelle

personelle und finanzielle Auswirkungen

Der erste Teilbericht vom 19 Januar 2010 basiert auf derselben Feststellung wie derjenige der

Arbeitsgruppe des Rektorats laquo(hellip) la formation fribourgeoise des enseignant-e-s repose au-

jourdrsquohui sur une structure jugeacutee trop complexe et sous-doteacutee en ressources pour assurer agrave

long terme une formation compeacutetitive et de qualiteacute par rapport aux HEP et universiteacutes voi-

sines eu eacutegard agrave lrsquoaccroissement des exigences fixeacutees par la CDIPraquo Was jedoch die moumlgli-

chen Varianten anging schienen den Autoren des Berichts nicht alle in gleichem Masse laquoju-

dicieuses et pertinentes pour la place fribourgeoise agrave lrsquoheure actuelleraquo Da die HEP-PH FR als

Bildungsstaumltte des Tertiaumlrbereichs noch jung und die Lehrpersonenbildung an der Universi-

taumlt strukturell wenig etabliert war wurden die beiden Fusionsvarianten (Integration des ge-

samten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR in die Universitaumlt und umgekehrt) als nicht

umsetzbar erachtet die Variante der Integration in die HEP-PH wurde gar nicht erst analy-

siert Wie bereits im Bericht des Rektorats wurde auch hier argumentiert die Integration der

HEP-PH FR in die Universitaumlt wuumlrde den Kanton seinen Einfluss auf die Zulassung und die

Studienplaumlne kosten diejenige des berufspraktischen Ausbildungsteils der Universitaumlt in die

HEP-PH FR einen Teil seiner Studierenden aus anderen Kantonen Es wurde aber notabene

auch die Beibehaltung der aktuellen Situation ausgeschlossen Somit konzentrierte sich die

Analyse wie von der Arbeitsgruppe des Rektorats empfohlen auf das Modell einer laquointerin-

stitutionellen Koordinationsstrukturraquo Tatsaumlchlich war die Schaffung eines gemeinsamen

Bildungs- und Kompetenzzentrums bereits im damals geltenden Gesetz uumlber die Paumldagogi-

sche Hochschule (PHG) von 1999 vorgesehen (Art 5 Abs 2) Aus juristischer Sicht kam diese

Variante also der Umsetzung eines Gesetzesartikels gleich der keine grundlegenden Aumlnde-

rungen der internen Strukturen der bestehenden Rechtstexte und Ausbildungsprogramme

nach sich ziehen wuumlrde Der entsprechende Gesetzesartikel wurde nicht in das neue Gesetz

von 2015 (PHFG) aufgenommen die heute geltenden Bestimmungen uumlber die Zusammenar-

beit zwischen HEP-PH FR und Universitaumlt beschraumlnken sich auf die Zusammenarbeitsver-

einbarung

23

Der zweite Teilbericht vom 31 Mai 2010 nimmt infolge von Diskussionen der Arbeitsgruppe

mit der Direktorin der EKSD dem Rektorat der Universitaumlt und der Direktion der HEP-PH

FR uumlber die Resultate des ersten Teilberichts die beiden Fusionsvarianten wieder auf Da die

Variante laquointerinstitutionelles Institutraquo die Entscheidungsstrukturen nicht vereinfachen

sondern im Gegenteil zusaumltzlich erschweren wuumlrde hat sich die Arbeitsgruppe nach einem

Vergleich der drei Varianten letztendlich fuumlr diejenige der Integration in die Universitaumlt aus-

gesprochen Anfang 2011 hat die Direktorin der EKSD dennoch entschieden dass es fuumlr die

Umsetzung der einen oder anderen Variante zu fruumlh sei insbesondere die Revision des Ge-

setzes uumlber die HEP-PH FR muumlsse vorher abgeschlossen werden Gleichzeitig hat sie den

Rektor der Universitaumlt gebeten unmittelbar Arbeiten zur Staumlrkung der bestehenden internen

Strukturen aufzunehmen um eine bessere Fuumlhrung der universitaumlren Lehrpersonenbildung

zu gewaumlhrleisten Die erwaumlhnte Gesetzesrevision hat schliesslich zum heutigen Gesetz uumlber

die HEP-PH FR (PHFG in Kraft seit 2016) mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit die Reorganisa-

tion der universitaumlren Strukturen zum neu geschaffenen ILLB mit den beiden Zentren CERF

und ZELF gefuumlhrt

Sowohl inner- als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen hat sich die Situation fast ein Jahr-

zehnt nach Erscheinen des zweiten Teilberichts derart grundlegend veraumlndert dass nicht

mehr auf dieser bisherigen Studie aufgebaut werden kann Zwar liefert sie interessante In-

formationen zur ehemaligen Funktionsweise der beiden Institutionen die Position der Uni-

versitaumlt und der HEP-PH FR innerhalb der Hochschullandschaft Schweiz ist aber heute nicht

zuletzt aufgrund der Restrukturierung des gesamten Hochschulwesens infolge des Hoch-

schulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetztes (HFKG in Kraft seit 2015) nicht mehr mit der-

jenigen von 2010 vergleichbar Wichtigste Erkenntnis der bisherigen Analysen bleibt damit

die Feststellung dass die Kraumlfte gebuumlndelt werden und der fragmentierten Organisation der

Freiburger Lehrpersonenbildung dringend ein Ende bereitet werden muss

32 Paumldagogische Elemente

Schulen und Bildungsorganisationen stehen als offene Systeme unter dem Einfluss der Ent-

wicklungen ihres Umfelds Deshalb ist es wichtig diese Entwicklungen und deren Relevanz

fuumlr die Konzeption und die Steuerung des Schulwesens zu beleuchten Dieses Kapitel hebt

einige im vorliegenden Kontext relevante Entwicklungen hervor Es erhebt dabei keinen An-

spruch auf Vollstaumlndigkeit sondern will anhand aktueller Beispiele die Wechselwirkung

zwischen gesellschaftlichem Wandel und paumldagogischen Konzepten aufzeigen

321 Exkurs Rahmenkonzept fuumlr eine Lehrpersonenbildung

Die Lehrpersonenbildung soll Studierenden auf die hohen Anforderungen im Berufsfeld

vorbereiten Als Orientierungsrahmen und Erklaumlrungshilfe fuumlr die Konzeption der Aus- und

Weiterbildung von Lehrpersonen kann das PCK-Modell (Pedagogical Content Knowledge) von

Shulmann (1986) dienen Das Modell besagt dass Lehrpersonen sowohl uumlber inhaltliches

paumldagogisches und fachdidaktisches Wissen verfuumlgen muumlssen und macht gleichzeitig die

24

hohen Anforderungen deutlich die an die Dozierenden in der Lehrerausbildung gestellt

werden

- Content Knowledge Das inhaltliche Wissen bezieht sich auf die fachwissenschaftlichen As-

pekte des Unterrichts die mit einer Klasse erarbeitet werden

- Pedagogical Knowledge Paumldagogisches Wissen umfasst das Wissen und Koumlnnen wie eine

Klasse zu unterrichten ist (Methodik und Allgemeindidaktik)

- Pedagogical Content Knowledge Die Schnittmenge dieser beiden ersten Dimensionen fuumlhrt

zu fachdidaktischem Wissen und Koumlnnen Es geht darum wie bestimmte Inhalte fachspe-

zifisch oder -uumlbergreifend unterrichtet werden sollen Die Relevanz dieser Fachdidaktik

wird von mehreren Gespraumlchspartnern sehr deutlich hervorgehoben Der Theorie-Praxis

Bezug ist in der Lehrerbildung sehr wichtig

In Freiburg werden alle drei Wissensbereiche an beiden Institutionen angeboten fuumlr die

Primarstufe an der HEP-PH FR fuumlr die Sekundarstufe I und II und die Sonderpaumldagogik an

der Universitaumlt Waumlhrend eine Aufteilung fuumlr das Content Knowledge und bis zu einem be-

stimmten Grad auch fuumlr das Pedagogical Content Knowledge Sinn machen mag sind insbeson-

dere im Bereich des Pedagogical Knowledge zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien vorhan-

den von denen aber keinerlei Gebrauch gemacht wird

Zur dieser inhaltlichen Komplexitaumlt kommt in Freiburg die zusaumltzliche Schwierigkeit dass

die Lehrpersonenbildung fuumlr die obligatorische Schule zwei verschiedenen Lehrplankonzep-

ten Rechnung tragen muss In der Deutschschweiz werden kuumlnftige Lehrpersonen auf den

Lehrplan 21 in der Westschweiz auf den Plan drsquoeacutetudes romand (PER) vorbereitet Beide Lehr-

plaumlne streben Kohaumlrenz uumlber alle obligatorischen Schuljahre hinweg an Auf der Sekundar-

stufe sind den beiden Lehrplankonzepten aber zT andersartige Paradigmen zugrundgelegt

Dies zeigt sich zum Beispiel im Fach Geschichte Die Gestaltung der Lehrpraktika ist im

franzoumlsischsprachigen Teil Freiburgs fuumlr die Sekundarstufe II anders als im deutschsprachi-

gen Die Freiburger Lehrpersonenbildung muss sich also an zwei verschiedenen Rahmen-

konzepten orientieren

322 Kantonales Sprachenkonzept

Aufgrund der Globalisierung wird unsere Gesellschaft multikultureller Die Sensibilitaumlt fuumlr

andere Kulturen und Sprachen wird fuumlr das Zusammenleben und die gesellschaftliche Ko-

haumlsion immer relevanter Entsprechend wichtig wird der Erwerb von Fremdsprachen Neben

der Landessprache sprechen viele Kinder zuhause eine andere Sprache Im Kanton Freiburg

gilt gemaumlss dem verfassungsrechtlichen Territorialitaumltsprinzip der Grundsatz dass die Un-

terrichtssprache der Amtssprache der Gemeinde oder der Gemeinden die den Schulkreis

bilden entspricht Gleichzeitig ist aber sowohl in der Kantonsverfassung und expliziter auch

in den letzten Regierungsprogrammen vorgesehen den Austausch und das Sprachenlernen

zu foumlrdern

25

Dazu hat die EKSD 2010 ein kantonales Konzept fuumlr den Sprachenunterricht erarbeitet Zwei

Vorschlaumlge des Konzepts beziehen sich auf den Immersionsunterricht Es handelt sich dabei

um den Unterricht eines Sachfaches (zB Geschichte) in der jeweiligen Partnersprache

Hauptziel bleibt das Erreichen von fachlichen Kompetenzen die Sprache steht nicht im Mit-

telpunkt Mittlerweile verzeichnen Projekte zum Immersionsunterricht in der obligatori-

schen Schule des Kantons eine starke Zunahme Zum Schuljahresbeginn 201819 wurden in

18 Orientierungsschulen und 9 Primarschulen und damit in insgesamt uumlber 100 Klassen Im-

mersionsprojekte angekuumlndigt Lehrpersonen die sich fuumlr ein Immersionsprojekt engagie-

ren werden begleitet und koumlnnen vom entsprechenden und laufend erweiterten Weiterbil-

dungsangebot an der HEP-PH FR profitieren Bereits in der Grundausbildung werden die

wichtigsten didaktischen Konzepte im Bereich des Immersionsunterrichts unterrichtet Fuumlr

die bereits aktiven Lehrpersonen hat die HEP-PH FR neu einen CAS zum Thema bilingualer

immersiver Unterricht in Planung Zudem absolvieren auch die Studierenden der einspra-

chigen Ausbildung der HEP-PH einen Teil ihrer Ausbildung in der Partnersprache

Auch auf Mittelschulebene hat der Immersionsunterricht an Bedeutung gewonnen sowohl

im Kanton Freiburg als auch gesamtschweizerisch In Freiburg koumlnnen saumlmtliche Bildungs-

gaumlnge der Schulen der Sekundarstufe II mit einer zweisprachigen Maturitaumlt Deutsch-

Franzoumlsisch abgeschlossen werden Im Schuljahr 201819 besuchen rund 28 der Freiburger

Gymnasiasten diesen Unterricht der zur zweisprachigen Maturitaumlt fuumlhrt Gesamtschweize-

risch ist die Kombination Deutsch-Englisch am haumlufigsten

Auch an der Universitaumlt Freiburg kann das LDM zweisprachig abgeschlossen werden Eine

Kompetenzstelle fuumlr die Immersionsdidaktik fehlt aber

In diesem Zusammenhang ist auch das Institut fuumlr Mehrsprachigkeit zu erwaumlhnen das 2008 als

gemeinsames Institut der Universitaumlt Freiburg und der Paumldagogischen Hochschule Freiburg

gegruumlndet wurde Es fuumlhrt das Wissenschaftliche Kompetenzzentrum fuumlr Mehrsprachigkeit

(KFM) des Bundes das auf der Grundlage des Sprachengesetzes und der Sprachenverord-

nung von der Schweizerischen Eidgenossenschaft finanziert wird Zu den Aufgaben des In-

stituts gehoumlren die Durchfuumlhrung von Forschungsprojekten im Bereich der Mehrsprachig-

keit die Unterstuumltzung der Lehre auf allen Stufen die Zusammenarbeit mit verschiedenen

Akteuren auf regionaler nationaler und internationaler Ebene die Verbreitung der erworbe-

nen Kenntnisse in Wissenschaft und Gesellschaft und die Durchfuumlhrung von wissenschaftli-

chen Veranstaltungen Aktuell ist die HEP-PH FR gemeinsam mit dem Institut fuumlr Mehr-

sprachigkeit und der Universitaumlt Freiburg im Rahmen des von swissuniversities lancierten

und vom Bund finanzierten Programms P-09 laquoAufbau der wissenschaftlichen Kompetenzen

und Fachdidaktikenraquo fuumlr den Aufbau des Fachdidaktikzentrums Fremdsprachen (Centre de

didactique des langues eacutetrangegraveres CeDiLE) als Leading House zustaumlndig

Durch die besondere Lage des Kantons Freiburg auf der Sprachgrenze bietet sich die Chance

die Zweisprachigkeit in der Lehrpersonenbildung und in den Schulen zu nutzen Die Kanto-

ne Bern und Wallis pflegen die Zweisprachigkeit zwar auch aber mit zwei PH-Standorten

In Freiburg kann die Zweisprachigkeit unter einem Dach gelebt werden was eine attraktive

26

Profilierungsmoumlglichkeit ist Mittels einer kohaumlrenten und stufenuumlbergreifenden Strategie

koumlnnte die kantonale Lehrpersonenbildung das Thema Mehrsprachigkeit und Immersions-

didaktik als Freiburger USP herausarbeiten und sich auf nationaler und internationaler Ebe-

ne profilieren

323 Inklusion

Die Volksschule von heute ist eine integrative Schule Statt einzelne Kinder mit besonderem

Foumlrderbedarf in Sonderschulen oder -klassen zu unterrichten sollen moumlglichst alle gemein-

sam Regelklassen besuchen Grundlage fuumlr den integrativen Unterricht bilden das Behinder-

tengleichstellungsgesetz und die 2008 eingefuumlhrte Neugestaltung des Finanzausgleichs und

der Aufgabenteilung Seither sind die Kantone fuumlr die Sonderpaumldagogik zustaumlndig Zur Ko-

ordination der Aufgaben haben die Kantone unter der Federfuumlhrung der EDK das 2011 in

Kraft getretene Sonderpaumldagogik-Konkordat erarbeitet

Fuumlr die Foumlrderung der Kinder mit speziellem Foumlrderbedarf sind in der Regel schulische

Heilpaumldagogen zustaumlndig Sie erstellen in Absprache mit der Lehrperson individuelle Foumlr-

derplaumlne Die Heilpaumldagogen sind oft nur fuumlr einzelne Lektionen im Schulzimmer um das

Kind zu betreuen es gibt aber auch Formen von Teamteaching bei denen Lehrpersonen und

Heilpaumldagogen gemeinsam alle Kinder betreuen Fuumlr eine gute Zusammenarbeit muumlssen die

Rollen geklaumlrt und der Bildungsauftrag der Regelschule verstanden werden Heilpaumldagogen

benoumltigen ein Grundverstaumlndnis fuumlr die Lehrertaumltigkeit und Lehrpersonen der Regelklassen

ein Grundverstaumlndnis uumlber Behinderungsaspekte Die Vermittlung dieses gegenseitigen

Grundverstaumlndnisses sollte in die Grundausbildung sowohl der Volksschullehrer als auch

der Heilpaumldagogen mit einbezogen werden Dies ist heute allerdings nicht der Fall in den

Gespraumlchen wird seitens der HEP-PH FR und des ILLB der fehlende institutionalisierte Aus-

tausch mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik bemaumlngelt

324 Digitalisierung

Computer Internet und Smartphone durchdringen den Alltag immer staumlrker Die Schulen

haben sich auf verschiedene Arten mit dieser Digitalisierung auseinanderzusetzen Die neu-

en technologischen Moumlglichkeiten sind in der Lehrerbildung und in den Schulen paumldago-

gisch sinnvoll zu nutzen Allerdings erfordern die technologischen Lehrmittel Investitionen

in Infrastruktur und Datensicherheit und den Einsatz von Fachpersonen mit Spezialwissen

in verschiedensten Funktionsbereichen Zur Illustration dieser zusaumltzlichen Dimension in

der Lehrpersonenbildung haben Mishra und Koehler (2006) das oben vorgestellte PCK-

Modell um den Aspekt der digitalen Medien erweitert was zum vierdimensionalen TPCK-

Modell fuumlhrt

1 Technology Knowledge Wie koumlnnen Lehrpersonen digitale Medien fuumlr sich selbst nutzen

In dieser Dimension stehen das Wissen und die Fertigkeiten des eigenen Umgangs mit

digitalen Medien im Vordergrund

27

2 Technological Pedagogical Knowledge Welche Chancen und welchen Nutzen koumlnnen digitale

Medien im Unterricht aufweisen Hier geht es um generelle Fragen der Unterrichtsgestal-

tung im Sinne der Allgemeindidaktik

3 Technological Content Knowledge Inwiefern vermag die Digitalisierung den fachwissen-

schaftlichen Inhalt zu veraumlndern Welche Bedeutung haben digitale Medien fuumlr das jewei-

lige Fach

4 Technological Pedagogical Content Knowledge Wie lassen sich Unterrichtsinhalte anhand von

digitalen Medien sinnvoll unterrichten Wie koumlnnen digitale Medien den Lernprozess in

den jeweiligen Faumlchern unterstuumltzen

Abbildung 7 TPCK-Modell von Mishra und Koehler (2006) basierend auf Shulmann (1986)

Um dieser neuen Anforderung im Bildungswesen zu begegnen haben sowohl die EDK als

auch die CIIP 2018 eine Strategie bzw einen Aktionsplan fuumlr den Umgang mit dem Wandel

durch Digitalisierung definiert mittels derer die Kantone sich auf Ziele und prioritaumlre Berei-

che der digitalen Bildung einigen Im Kanton Freiburg hat der Staatsrat dem Grossrat bereits

2001 ein Globalkonzept der Integration der Informations- und Kommunikationstechnologie

in den Unterricht in allen Schulstufen unterbreitet 2001 wurde die Fachstelle fri-tic gegruumln-

det uumlber die seither saumlmtlichen Lehrpersonen mehr als 140 in den Schulen taumltige IKT-

Ansprechpersonen sowie Ausbildner fuumlr Lehrpersonen im Bereich IKT geschult wurden Des

Weiteren stellt sie Schulbehoumlrden Schulen Lehrpersonen und Lernenden Leistungen und

Beratungen im Zusammenhang mit Medien und IKT zur Verfuumlgung und foumlrdert gleichzeitig

eine kritische Auseinandersetzung mit den neuen Medien und Technologien 2017 hat der

Staatsrat ein kantonales Konzept fuumlr die Integration von Medien und IKT in der obligatori-

schen und nachobligatorischen Schule in der Berufsbildung und im Sonderschulunterricht

genehmigt Es soll ein neues Fuumlhrungssystem definieren die Steuerungsstrukturen klaumlren

Synergien ermitteln und eine gemeinsame Vision entwickeln die die Kohaumlrenz der verschie-

denen Unterrichts- und Bildungsaumlmter Aus- und Weiterbildungen fuumlr Lehrpersonen Infor-

matikprojekten des Staates und Unterrichts-Lernpraxis an den Schulen zum Ziel hat Inner-

halb der EKSD wurde das Buumlro Medien und IKT geschaffen das als Steuerungsorgan der

28

EKSD die Aufgabe hat dieses Globalkonzept fuumlr den Zeitraum 2017 bis 2021 zu erarbeiten

umzusetzen und zu evaluieren

Im Schuljahr 201920 werden durch den Lehrplan 21 die Lernziele im Bereich von Medien

und Informatik fuumlr die deutschsprachige obligatorische Schule festgelegt und in den Frei-

burger Gymnasien wird Informatik als obligatorisches Fach eingefuumlhrt Eine diesbezuumlgliche

Uumlberarbeitung des PER fuumlr den franzoumlsischen obligatorischen Unterricht ist ebenfalls be-

schlossen Diese flaumlchendeckende Einfuumlhrung eines neuen Faches einerseits und neuer fauml-

cheruumlbergreifender technologischer Unterrichtsmaterialen andererseits erfordert eine ent-

sprechende Anpassung der Studienprogramme in der Lehrpersonenausbildung Die HEP-

PH FR und die Universitaumlt haben diese getrennt und unabhaumlngig voneinander in Angriff

genommen ua mit der Unterstuumltzung ihres jeweiligen Fachzentrums Sowohl die Universi-

taumlt (Laboratoire drsquoinnovation peacutedagogique LIP Centre Nouvelles technologies et enseignement NTE)

wie auch die HEP-PH FR (Centre de recherche sur lrsquoenseignementapprentissage par les technolo-

gies numeacuteriques CREATE) verfuumlgen uumlber Einheiten fuumlr Lehre und Lernen mit digitalen Tech-

nologien Auch hier gibt es zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien Der Einsatz der vorhan-

denen Ressourcen hat grosses Optimierungspotential

33 Oumlkonomische Elemente

331 Zulassungspolitik

Folgende Darstellung zeigt mit welcher Vorbildung schweizweit die Studierenden an die

PH gelangen Die Zugaumlnge sind vielfaumlltig und durchlaumlssig So kann der Arbeitsmarkt mit

ausreichend qualifizierten Lehrpersonen versorgt werden

Abbildung 8 PH-Eintritte auf Stufe Bachelor nach Studiengang und Zulassungsausweis 20172018 (Quelle Bundesamt fuumlr

Statistik BFS)

Heute verfuumlgen 43 der Studierenden die die Ausbildung VorschulstufePrimarstufe auf-

nehmen uumlber eine gymnasiale Maturitaumlt Knapp 2 davon haben eine Passerelle BM-UH

29

absolviert Auch die Fachmaturitaumlt (FM) mit Vertiefungsrichtung Paumldagogik ist seit ihrer

Einfuumlhrung im Studienjahr 201011 mit 29 zu einem bedeutenden Zubringer in die Vor-

schul- und Primarschullehrerausbildung geworden Diese Population von Studierenden ist

fuumlr den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen eminent wichtig da ohne sie nur eine ungenuumlgende

Anzahl an Lehrpersonen ausgebildet werden koumlnnte Die Berufsmaturanden machen 8 aus

7 der Studierenden wurden mit oder ohne Pruumlfung durch eine Hochschule zugelassen und

6 haben einen auslaumlndischen Zulassungsausweis Zwar fehlen fuumlr eine laumlngerfristige Beur-

teilung auch hier die mittels eines permanenten Monitorings zu erhebenden Daten die Zah-

len fuumlr das Studienjahr 201819 zeigen jedoch dass an der HEP-PH FR gleichviele Inhaber

einer Fach- wie einer gymnasialen Maturitaumlt studieren Fuumlr den Zugang zu den von der Uni-

versitaumlten angebotenen Studiengaumlngen so auch des ILLB und des DSP wird die gymnasiale

Maturitaumlt vorausgesetzt

Kandidatinnen und Kandidaten fuumlr eine Ausbildung zur Lehrperson insbesondere fuumlr die

Primarstufe gibt es genug Allerdings besteht an der HEP-PH FR seit dem Studienjahr

200405 eine Zulassungsbeschraumlnkung Sie wurde aufgrund einer laquounerwartet grossen An-

zahl Anmeldungenraquo eingefuumlhrt Nach 104 registrierten Anmeldungen im Jahr 2002 und 105

im Jahr 2003 sind 2004 165 Bewerbungen eingegangen Damit war die Aufnahmekapazitaumlt

der HEP-PH FR in Bezug auf die vorhandenen Praktikumsplaumltze die Betreuung der Studie-

renden und die Infrastruktur uumlberschritten Die maximale Aufnahmekapazitaumlt wurde auf 90

Studienplaumltze fuumlr die franzoumlsischsprachigen und 30 fuumlr die deutschsprachigen Studierenden

festgelegt Die Verordnung des Staatsrats uumlber diese erste Zulassungsbeschraumlnkung erlaumlsst

zudem Selektionskriterien die zur Ablehnung der uumlberzaumlhligen Kandidaten angewandt

werden konnten Laut Art 4 Abs 2 konnte die Aufnahme abgelehnt werden wenn die Beur-

teilung der paumldagogischen Faumlhigkeiten Vorbehalte enthielt und die schulischen Ergebnisse in

der Muttersprache und in der ersten Fremdsprache als ungenuumlgend beurteilt wurden

200506-200708 wurde die Anzahl der Studienplaumltze weiter reduziert da mit der laquoPasserel-

leraquo ndash einer Weiterbildung die Kindergaumlrtnerinnen Handarbeits- und Werklehrerinnen das

Unterrichten auf der 1 und 2 Primarstufe ermoumlglichte ndash eine zusaumltzliche Ausbildung ange-

boten wurde die Personal und Infrastruktur der HEP-PH FR ebenfalls beanspruchte Ab

200809 wurde die Anzahl erstmals auf 100 bzw 50 Plaumltze erhoumlht mit der Begruumlndung

laquodass eine groumlssere Anzahl Studierender aus verschiedenen Gruumlnden zum Beispiel wegen

der Mobilitaumlt zwischen den PH das Studium nach dem ersten Jahr wieder aufgibtraquo und

dadurch wieder mehr Aufnahmekapazitaumlt entstuumlnde zudem koumlnnten im ersten Jahr die

Praktika zu zweit absolviert werden Auch die Selektionskriterien wurden angepasst Ab

200809 wird neben den Noten in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematik eine

schriftliche Stellungnahme zu einem Thema das mit der Schule oder dem Lehrerberuf ver-

bunden ist beurteilt

Als sich ein Ruumlckgang der Anzahl Lehrpersonen abzuzeichnen begannt wurde in den Jahren

201011 bis 201314 auf eine Zulassungsbeschraumlnkung verzichtet Da die Gesamtzahl der

Studierenden an der HEP-PH FR von 313 im Jahr 2009 auf 470 im Jahr 2013 anstieg fuumlhrte

30

der Staatsrat im Rahmen seiner Struktur- und Sparmassnahmen die Beschraumlnkung auf das

Studienjahr 201415 wieder ein Als Selektionskriterien galten ab sofort nur noch laquodie schuli-

schen Ergebnisse in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematikraquo

Studienjahr franzoumlsischsprachig deutschsprachig insgesamt

200405 90 40 130

200506 75 35 110

200607 75 35 110

200708 75 35 110

200809 100 50 150

200910 100 50 150

201011-201314 keine Zulassungsbeschraumlnkung

201415 100 50 150

201516 100 50 150

201617 100 50 150

201718 100 50 150

201819 110 50 160

Abbildung 9 Zulassungsbeschraumlnkung an der HEP-PH FR Uumlbersicht von 200405-201819

Wegen der Beibehaltung der Zulassungsbeschraumlnkung uumlber mehrere Jahre hinweg ist man

sich heute gar nicht mehr im Klaren in welcher Zahl sich die Nachfrage nach Studienplaumltzen

an der HEP-PH FR niederschlagen wuumlrde Frist fuumlr die Einreichung der Kandidaturen ist

jeweils Ende Maumlrz und Ende Juli werden die Zulassungen fuumlr den Beginn des Studienjahres

im September bekanntgegeben Nun kennt die HEP-PH FR zwar die Anzahl Kandidaturen

sie entspricht aber nicht derjenigen die sich letztendlich definitiv fuumlr den Studieneintritt ent-

scheiden Viele angehende Studierende sind sich der Platzbeschraumlnkung sowohl an der HEP-

PH FR als auch an anderen Bildungsinstitutionen (etwa an der Hochschule fuumlr Soziale Arbeit

Freiburg) bewusst und bewerben sich absichtlich an mehreren Orten um einen Studienplatz

auf sicher zu haben Dies fuumlhrt dazu dass ein Teil der Bewerber die von der HEP-PH FR

abgewiesen werden das Studium auch bei positivem Zulassungsentscheid nicht aufnehmen

wuumlrde Wie hoch dieser Anteil ist kann nicht ermittelt werden

Diese Zulassungsbeschraumlnkung ist houmlchst problematisch Einerseits will der Kanton Lehr-

personen ausbilden andererseits fuumlhrt der Numerus Clausus zu Abwanderungen von Stu-

dierenden va nach Bern und Lausanne Tatsaumlchlich legen die Zahlen nahe dass die Zulas-

sungsbeschraumlnkung die Nachfrage nach Studienplaumltzen an der HEP-PH FR negativ beein-

flusst Waumlhrend das Angebot stagniert nimmt die Nachfrage ab Es ist houmlchst problematisch

den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen auf solche Weise zu steuern die Nachfrage folgt allem

voran der demographischen Entwicklung

31

Abbildung 10 Kandidaturen vs Eintritte HEP-PH FR 201314-201819

Auch die Ausbildungsplaumltze fuumlr das Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute (DEEM)

sind limitiert Die franzoumlsischsprachige Ausbildung wurde urspruumlnglich fuumlr 48 Personen pro

Studienjahr konzipiert Da das Interesse fuumlr die Ausbildung mit jedem Jahr zunimmt aber

nicht genuumlgend Praktikumsplaumltze zur Verfuumlgung stehen besteht seit dem Studienjahr

200809 eine Aufnahmebeschraumlnkung fuumlr 60 Personen pro Jahr Diese Beschraumlnkung erweist

sich fuumlr die Situation auf dem Arbeitsmarkt als unproblematisch die Maturitaumltsschulen ha-

ben keine Rekrutierungsschwierigkeiten Da sogar ein leichtes Uumlberangebot an Lehrpersonen

fuumlr die Sekundarstufe II besteht haben DEEM-Inhaber uumlber mehrere Jahre hinweg auch Pen-

sen auf Sekundarstufe I uumlbernommen wo bis vor kurzem ebenfalls Lehrpersonal fehlte In-

folge des Anstiegs der Studierenden fuumlr das Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I

(DAES I) in den letzten Jahren hat sich die Arbeitsmarktsituation in den Orientierungsschu-

len wieder beruhigt dafuumlr beginnen sich Engpaumlsse bei der Organisation von Praktikums-

plaumltzen abzuzeichnen

Eine abschliessende Anmerkung zu den Praktikumsplaumltzen sei hier festgehalten Persoumlnlich

bin ich der Meinung dass die Zahl der Praktikumsplaumltze als limitierender Faktor von den

Gespraumlchspartnern zu stark und nicht einleuchtend verwendet wird Die Begruumlndung und

die genaue Benennung der Engpassfaktoren wurden aus den Gespraumlchen nicht klar Wenn

der Arbeitsmarkt mehr Lehrpersonen benoumltigt lassen sich mindestens mittelfristig durch

organisatorische Massnahmen auch ausreichend Praktikumsplaumltze organisieren Gerade

auch die Berufsverbaumlnde sind bei der Erarbeitung solcher Massnahmen mit einzubeziehen

332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage

Der Kanton Freiburg ist wie die umliegenden Regionen seit einigen Jahren mit einer ange-

spannten Situation auf dem Stellenmarkt fuumlr Lehrpersonen auf Primarstufe konfrontiert

Was heute eine grosse Schwierigkeit fuumlr die Anstellung von Stellvertretungen bedeutet wird

in wenigen Jahren in einen tatsaumlchlichen Mangel an qualifizierten Lehrpersonen muumlnden

Die Anzahl Zulassungen zum Studium wird in Freiburg aber nicht etwa von der Situation

auf dem Arbeitsmarkt sondern von der Aufnahmekapazitaumlt der aktuellen Raumlumlichkeiten

260

225 242

256

211 196

154 145

155 140

152 154

0

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100

150

200

250

300

201314 201415 201516 201617 201718 201819

Kandidaturen im Maumlrz

Eintritte im September

32

definiert Weder der demographischen Entwicklung noch anderen Schwankungen auf dem

Bildungsmarkt kann so Rechnung getragen werden Es sind noch weitere Phaumlnomene zu

beruumlcksichtigen etwa die grosse Nachfrage nach Teilzeitstellen oder die Tatsache dass ein

bedeutender Anteil der Diplomierten gar nie im Lehrberuf arbeitet Diese Gesamtsituation

fuumlhrt dazu dass zwischen 2013 und 2016 die Abgaumlnger der HEP-PH FR nur 565 des Be-

darfs auf dem franzoumlsischsprachigen Freiburger Arbeitsmarkt gedeckt haben 201819 wurde

deshalb die Zulassungsbeschraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Abteilung von 100 Plaumlt-

zen pro Studienjahr auf 110 erhoumlht Diese Erhoumlhung wurde durch den Umzug der Fachstelle

fri-tic ermoumlglicht die bis anhin in den Raumlumlichkeiten der HEP-PH FR untergebracht war

Daruumlber hinaus wird allerdings nur eine substantielle Erweiterung der Gebaumlude oder ein

Neubau an einem anderen Standort der stetig steigenden Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt

nachkommen koumlnnen

Wie erwaumlhnt ist der Zugang zu bestimmten Daten und dadurch deren Auswertung durch

die zersplitterte Organisation wesentlich erschwert Die Entwicklung der Studierendenzah-

len uumlber die letzten fuumlnf Jahre zeigt jedoch dass das Ausbildungsangebot teilweise zur Ab-

wanderung der Freiburger Studierenden insbesondere in die Nachbarkantone fuumlhrt Das ist

insofern problematisch als der Heimatkanton der die Ausbildung im Rahmen der Interkan-

tonalen Fachhochschulvereinbarung (FHV) finanziert nicht davon ausgehen kann dass die

Studierenden nach Abschluss ihres Studiums wieder zuruumlckkehren In der Folge werden

einige grundlegende Statistiken zu den verfuumlgbaren Daten praumlsentiert und im vorliegenden

Kontext interpretiert

A) Herkunft der Studierenden in Freiburg

1 Primarstufe

Abbildung 11 Herkunft der Studierenden Primarstufe 201314-201718 Die Anzahl an Freiburger Studierenden hat uumlber

die letzten fuumlnf Jahre zugenommen waumlhrend die Anzahl an Studierenden aus anderen Kantonen und aus dem Ausland uumlber

den gleichen Zeitraum zuruumlckgeht

284

114

47

302

107

35

311

120

39

287

114

17

302

82

25

0

50

100

150

200

250

300

350

FR Andere Kantone Ausland

201314 201415 201516 201617 201718

33

2 Sekundarstufe I

Abbildung 12 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe I 201314-201718 Die Anzahl der Freiburger hat in den vergan-

genen fuumlnf Jahren besonders stark zugenommen Diese Population ist die Hauptquelle der Zunahme der Anzahl Studieren-

den am ILLB

3 Sekundarstufe II

Abbildung 13 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe II 201314-201718 Aufgrund der Beschraumlnkung der Anzahl

Studienplaumltze fuumlr das DEEM sind die Studierendenzahlen stabil Insbesondere das LDM zieht zahlreiche Studierende aus

anderen Kantonen an Von den insgesamt 228 Studierenden im Jahr 201718 stammen nur 94 aus dem Kanton Freiburg

Diese grosse Attraktivitaumlt kann sich damit erklaumlren dass der Studiengang konsekutiv nach einem Masterabschluss eines

170 169

17

189

162

24

201

163

25

208

183

22

221

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19

0

50

100

150

200

250

FR CH Ausland

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

34

24

9

31

93

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24

5

29

88

23

32

24

7

36

91

20

39

23

6

46

93

15

40

15

7

54

94

18

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

FR CH Ausland FR CH Ausland

Diplocircme denseignement pour eacutecoles de maturiteacute DEEM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltschulen LDM

201314 201415 201516 201617 201718

34

Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der

Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde

4 Sonderpaumldagogik

Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg

bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an

Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718

161

686

34

166

675

39

174

680

37

177

705

48

171

716

51 100

200

300

400

500

600

700

800

FR CH Ausland

2013 2014 2015 2016 2017

10

20

30

40

50

60

70

80

90

FR

DE

35

A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg

1 Alle Stufen

Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und

Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg

2 Primarstufe

Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone

Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger

an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)

73

55

14 10

29

14

9

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5 7

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2 1 3

1 3 3 2 1 2

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40

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Pri

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stu

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Seku

nd

arst

ufe

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Seku

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II

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gik

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II

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gik

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paumld

ago

gik

Pri

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stu

fe

Seku

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Seku

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arst

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II

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BE VD JU LU VS AG NE

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11

1 2 2 1

55

16

1 2 2

63

22

1 4 3

66

31

5

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29

3 5

1 2 1

0

10

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30

40

50

60

70

80

Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

36

3 Sekundarstufe I

Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr

201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger

die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)

4 Sekundarstufe II

Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-

beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen

29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg

40

14

1

5

1 2 1 1

48

15

3 4

1 2 1 1

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19

5 3

1 1

49

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30

40

50

60

Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

16

3

1 1 1

16

5

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5

1 2

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3

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14

9

2 3

1

0

2

4

6

8

10

12

14

16

18

20

Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

37

5 Sonderpaumldagogik

Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-

dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-

burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur

auf Deutsch angeboten wird

34 Organisatorische Elemente

Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-

ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben

die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-

turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen

Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-

kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement

oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-

formen beeinflusst

341 Interne Fuumlhrungsstrukturen

Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer

Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die

Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist

mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum

arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-

sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt

sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische

Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit

6

18

6 6

16

11

1 1

7

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9

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9

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22

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5

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25

Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall

201314 201415 201516 201617 201718

38

mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene

nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und

Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich

Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf

einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-

ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-

struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-

richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte

An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern

ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und

operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das

Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen

der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-

der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine

Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR

Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-

nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg

koordinieren koumlnnte

Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen

die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-

steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das

Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-

tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die

Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-

schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich

die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-

ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der

Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden

342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen

Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-

standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und

ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018

werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen

Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE

der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der

deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-

ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist

aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich

39

Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-

gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-

sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes

de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale

de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in

der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den

Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-

sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen

Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene

Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf

die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist

eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten

Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen

Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-

enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-

nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen

Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten

343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung

Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es

braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-

nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die

Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-

stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen

Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen

sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards

ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-

litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte

Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-

den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-

derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die

HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative

Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet

werden muumlssen

Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen

Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-

maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-

rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-

hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht

Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-

sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen

40

Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie

sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber

eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt

ist diese Auflage weniger problematisch

344 Infrastruktur

Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen

bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-

lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-

lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-

schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade

auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den

heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau

nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden

Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-

gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun

verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten

Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit

einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung

stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-

schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden

Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-

kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie

eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des

ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-

PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-

ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst

Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals

thematisiert aber nie weiterverfolgt

35 Rechtliche Elemente

351 Nationale Ebene

Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-

schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-

taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-

zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-

hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-

traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten

Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten

die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings

41

auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das

Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der

Kantone

352 Kantonale Ebene

Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-

sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig

sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-

cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer

Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-

ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das

Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen

Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR

allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-

trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-

liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-

gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-

lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von

2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der

fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen

Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten

waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das

neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR

eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb

keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz

grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen

der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-

schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-

matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung

mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden

soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung

Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen

Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-

ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren

Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft

getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem

Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-

schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-

tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen

Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-

42

le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des

Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-

systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert

werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-

lungsdruck verhindern koumlnnen

36 Finanzielle Elemente

Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle

Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die

Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen

Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-

hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses

Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im

interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln

Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-

rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits

und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die

Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-

zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-

schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den

Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH

15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und

nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-

gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen

werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach

Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine

Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-

traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite

lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-

nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt

37 Kontextualisierung der Erkenntnisse

Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen

der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-

beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast

ausschliesslich informell

In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse

durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt

dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-

tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit

43

einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als

auch aus anderen Kantonen

FR HEP Vaud PH Bern

Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)

Sekundarstufe I 435 443 877

Sekundarstufe II 228 215 357

Total Sekundarstufe 663 658 1234

Sonderpaumldagogik 953 368 207

Total 2025 1945 2429

Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen

201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der

Fachausbildung mitgezaumlhlt

Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH

abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell

entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der

HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die

Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr

den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-

sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-

den

Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-

fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-

ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es

die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-

renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf

Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-

ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe

II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben

Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-

traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die

Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss

zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-

ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen

Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur

Verfuumlgung

44

4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle

41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick

In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-

nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig

ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische

Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf

lokale Besonderheiten zugeschnitten sind

Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik

1 PHBern

2 PH FHNW

3 PHGR

4 PH Luzern

5 PHSG

6 PHSH

7 PHSZ

8 PHTG

9 PH-VS

10 PH Zug

11 PHZH

12 HEP-BEJUNE

13 HEP Vaud

14 S SUPSI-DFA

Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz

Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-

enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-

tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch

an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-

gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden

Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-

terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-

tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt

Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-

lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der

Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-

konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats

gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-

sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann

45

42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle

Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-

gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll

ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber

im Folgenden kurz aufgefuumlhrt

Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-

schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt

des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-

spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-

ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit

einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies

etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH

FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-

ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-

tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium

besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-

PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so

besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt

und HEP-PH FR gewertet

Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der

Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen

immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-

lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich

Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-

turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre

aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-

chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell

von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-

saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen

besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen

Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann

die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-

nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur

Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder

andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE

Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der

Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-

bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-

nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-

sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie

46

gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-

tonsverfassung mit einbezogen

Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische

Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-

ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-

schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-

zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-

rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-

nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur

Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-

und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-

ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-

takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen

Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles

fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR

stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-

schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO

dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im

Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-

geordneten Strukturen problematisch

43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-

versitaumlt

In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach

einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen

Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur

Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung

Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr

Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten

Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD

vom 1 Januar 2002 geregelt

431 Staumlrken und Chancen

Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-

ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-

stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die

ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil

Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-

gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und

paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen

47

allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt

der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-

meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch

im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher

Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone

geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg

waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen

Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr

Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im

Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-

Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als

auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies

ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung

mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-

lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-

studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls

als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-

renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen

Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet

werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-

didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-

nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in

Bern oder Lausanne stattfindet

432 Schwaumlchen und Gefahren

Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II

den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit

Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung

Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein

interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in

Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und

praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-

tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische

Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt

und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren

44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt

Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-

sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-

taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein

48

441 Staumlrken und Chancen

Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen

Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-

der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen

aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland

mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten

laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-

tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig

442 Schwaumlchen und Gefahren

In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen

Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-

dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt

Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu

geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-

personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-

nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche

Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-

setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung

fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-

nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem

Unwort geworden

Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-

lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In

einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches

Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-

toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder

einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-

sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-

te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer

rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-

rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr

eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-

dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem

Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb

des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-

chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere

nutzen moumlchten

49

45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne

In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-

ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-

de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke

Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation

eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische

Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung

Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um

Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert

451 Staumlrken und Chancen

Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-

dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der

HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden

Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot

452 Schwaumlchen und Gefahren

Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar

und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche

Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton

Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der

Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem

im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark

in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen

Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-

le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-

stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation

insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-

operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-

rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders

die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses

Modell wohl besonders schwierig umzusetzen

50

5 Empfehlungen

51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit

Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-

nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status

Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre

Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-

nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde

sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand

bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons

Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-

tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher

Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst

eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein

Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium

vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-

che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige

Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt

der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-

dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu

nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-

nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen

52 Strategische Stossrichtung

Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes

festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung

der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-

meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie

sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-

stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-

ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-

nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status

Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen

Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden

kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts

muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen

Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet

51

Perspektive Strategische Ziele

Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen

Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit

seinen Besonderheiten

Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-

burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten

und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen

Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant

hervorgehoben

Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen

Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)

Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-

kraumlften garantieren

Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen

Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren

Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung

ermoumlglichen

Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-

schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann

Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen

Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-

fuumlgung stellen

Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-

chende Informatikinfrastruktur einrichten

Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen

Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen

Der Hochschule Autonomie gewaumlhren

Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung

53 Modellvorschlag

531 Interinstitutionelles Gremium

Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-

nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist

gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-

schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben

den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)

eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums

(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird

das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist

dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-

pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-

bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung

52

In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-

fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun

Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-

liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten

Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-

den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-

sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-

tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-

rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-

bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-

sammlung) ersetzt werden

Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan

53

Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)

532 Abwaumlgungen

Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-

stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das

Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-

schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure

des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem

Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-

typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-

dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt

aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-

oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-

treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-

ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat

damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-

ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten

Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-

tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden

und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-

gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang

gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen

kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-

ben

Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-

folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die

54

Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig

der finanzielle Druck auf die kleinen PHs

533 Weiteres Vorgehen und Ausblick

Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von

aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich

hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-

schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der

Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-

len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich

lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei

Hauptphasen

Abbildung 26 Prozessgestaltung

Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste

fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit

sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende

laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-

kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer

Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf

dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume

verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-

sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-

den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt

werden

Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen

Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-

naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge

der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue

55

Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf

angepasst der Aussenauftritt konsolidiert

Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen

Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion

um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum

die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-

statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-

faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht

534 Schlussgedanken

Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die

Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen

Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch

konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-

gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt

werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen

Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-

saumltzlich erschwerend

Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-

gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-

finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung

verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so

koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden

Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution

fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht

Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-

promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-

lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-

gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt

Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-

forderlich

56

6 Quellen

61 Literatur

Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter

httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb

Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt

Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle

Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading

House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No

12

Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)

Muumlnchen Vahlen

Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice

(9th ed) Boston McGraw-Hill

Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-

Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson

Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A

Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University

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Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational

Researcher 15(2) 4-14

Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion

62 Rechtsgrundlagen

Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-

taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und

Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001

Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-

sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)

Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-

schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom

30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)

Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et

lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001

EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit

Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK

EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der

Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK

57

Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)

Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)

Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg

(SR 101000)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)

Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom

16062016 (LB SR 447710)

Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)

63 Berichte und Stellungnahmen

SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr

Bildungsforschung

Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017

Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave

lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat

de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut

Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg

Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg

13122018

Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute

Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK

httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf

httpwwwcdipchdyn12277php

2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron

PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion

httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf

httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv

onMedienundIKTindenUnterrichtpdf

httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes

Page 22: Prof. Dr. Roman Capaul St. Gallen, 2. April 2019 · guisme est un atout unique qui est mis en avant comme une unique selling proposition (USP - proposition de vente unique). Le bilinguisme

22

fuumlr Mehrsprachigkeit ohne jedoch die bestehenden Strukturen zu fusionieren Das neu zu

schaffende Institut waumlre zustaumlndig fuumlr die strategische Planung das Qualitaumltsmanagement

sowie die Foumlrderung und Aufwertung der Lehrpersonenbildung im Kanton Auch die In-

tegration der sonderpaumldagogischen Ausbildungen ndash die allerdings in der Arbeitsgruppe

nicht vertreten waren ndash in dieses Institut wurde als wuumlnschenswert erachtet

Das Rektorat der Universitaumlt hat den Bericht an die Erziehungsdirektion weitergeleitet Die

damalige Direktorin hat den Vorschlag der Schaffung eines interinstitutionellen Instituts

prinzipiell gutgeheissen und das Rektorat der Universitaumlt und die Direktion der HEP-PH FR

beauftragt die konkrete Umsetzung dieses Vorschlags zu studieren Das Mandat verlangte

zwei Teilberichte Der erste sollte die verschiedenen Varianten eines interinstitutionellen

Instituts sowie eine erste Schaumltzung der Transformationskosten enthalten der zweite eine

juristische Abklaumlrung der gewaumlhlten Variante insbesondere in Bezug auf deren strukturelle

personelle und finanzielle Auswirkungen

Der erste Teilbericht vom 19 Januar 2010 basiert auf derselben Feststellung wie derjenige der

Arbeitsgruppe des Rektorats laquo(hellip) la formation fribourgeoise des enseignant-e-s repose au-

jourdrsquohui sur une structure jugeacutee trop complexe et sous-doteacutee en ressources pour assurer agrave

long terme une formation compeacutetitive et de qualiteacute par rapport aux HEP et universiteacutes voi-

sines eu eacutegard agrave lrsquoaccroissement des exigences fixeacutees par la CDIPraquo Was jedoch die moumlgli-

chen Varianten anging schienen den Autoren des Berichts nicht alle in gleichem Masse laquoju-

dicieuses et pertinentes pour la place fribourgeoise agrave lrsquoheure actuelleraquo Da die HEP-PH FR als

Bildungsstaumltte des Tertiaumlrbereichs noch jung und die Lehrpersonenbildung an der Universi-

taumlt strukturell wenig etabliert war wurden die beiden Fusionsvarianten (Integration des ge-

samten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR in die Universitaumlt und umgekehrt) als nicht

umsetzbar erachtet die Variante der Integration in die HEP-PH wurde gar nicht erst analy-

siert Wie bereits im Bericht des Rektorats wurde auch hier argumentiert die Integration der

HEP-PH FR in die Universitaumlt wuumlrde den Kanton seinen Einfluss auf die Zulassung und die

Studienplaumlne kosten diejenige des berufspraktischen Ausbildungsteils der Universitaumlt in die

HEP-PH FR einen Teil seiner Studierenden aus anderen Kantonen Es wurde aber notabene

auch die Beibehaltung der aktuellen Situation ausgeschlossen Somit konzentrierte sich die

Analyse wie von der Arbeitsgruppe des Rektorats empfohlen auf das Modell einer laquointerin-

stitutionellen Koordinationsstrukturraquo Tatsaumlchlich war die Schaffung eines gemeinsamen

Bildungs- und Kompetenzzentrums bereits im damals geltenden Gesetz uumlber die Paumldagogi-

sche Hochschule (PHG) von 1999 vorgesehen (Art 5 Abs 2) Aus juristischer Sicht kam diese

Variante also der Umsetzung eines Gesetzesartikels gleich der keine grundlegenden Aumlnde-

rungen der internen Strukturen der bestehenden Rechtstexte und Ausbildungsprogramme

nach sich ziehen wuumlrde Der entsprechende Gesetzesartikel wurde nicht in das neue Gesetz

von 2015 (PHFG) aufgenommen die heute geltenden Bestimmungen uumlber die Zusammenar-

beit zwischen HEP-PH FR und Universitaumlt beschraumlnken sich auf die Zusammenarbeitsver-

einbarung

23

Der zweite Teilbericht vom 31 Mai 2010 nimmt infolge von Diskussionen der Arbeitsgruppe

mit der Direktorin der EKSD dem Rektorat der Universitaumlt und der Direktion der HEP-PH

FR uumlber die Resultate des ersten Teilberichts die beiden Fusionsvarianten wieder auf Da die

Variante laquointerinstitutionelles Institutraquo die Entscheidungsstrukturen nicht vereinfachen

sondern im Gegenteil zusaumltzlich erschweren wuumlrde hat sich die Arbeitsgruppe nach einem

Vergleich der drei Varianten letztendlich fuumlr diejenige der Integration in die Universitaumlt aus-

gesprochen Anfang 2011 hat die Direktorin der EKSD dennoch entschieden dass es fuumlr die

Umsetzung der einen oder anderen Variante zu fruumlh sei insbesondere die Revision des Ge-

setzes uumlber die HEP-PH FR muumlsse vorher abgeschlossen werden Gleichzeitig hat sie den

Rektor der Universitaumlt gebeten unmittelbar Arbeiten zur Staumlrkung der bestehenden internen

Strukturen aufzunehmen um eine bessere Fuumlhrung der universitaumlren Lehrpersonenbildung

zu gewaumlhrleisten Die erwaumlhnte Gesetzesrevision hat schliesslich zum heutigen Gesetz uumlber

die HEP-PH FR (PHFG in Kraft seit 2016) mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit die Reorganisa-

tion der universitaumlren Strukturen zum neu geschaffenen ILLB mit den beiden Zentren CERF

und ZELF gefuumlhrt

Sowohl inner- als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen hat sich die Situation fast ein Jahr-

zehnt nach Erscheinen des zweiten Teilberichts derart grundlegend veraumlndert dass nicht

mehr auf dieser bisherigen Studie aufgebaut werden kann Zwar liefert sie interessante In-

formationen zur ehemaligen Funktionsweise der beiden Institutionen die Position der Uni-

versitaumlt und der HEP-PH FR innerhalb der Hochschullandschaft Schweiz ist aber heute nicht

zuletzt aufgrund der Restrukturierung des gesamten Hochschulwesens infolge des Hoch-

schulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetztes (HFKG in Kraft seit 2015) nicht mehr mit der-

jenigen von 2010 vergleichbar Wichtigste Erkenntnis der bisherigen Analysen bleibt damit

die Feststellung dass die Kraumlfte gebuumlndelt werden und der fragmentierten Organisation der

Freiburger Lehrpersonenbildung dringend ein Ende bereitet werden muss

32 Paumldagogische Elemente

Schulen und Bildungsorganisationen stehen als offene Systeme unter dem Einfluss der Ent-

wicklungen ihres Umfelds Deshalb ist es wichtig diese Entwicklungen und deren Relevanz

fuumlr die Konzeption und die Steuerung des Schulwesens zu beleuchten Dieses Kapitel hebt

einige im vorliegenden Kontext relevante Entwicklungen hervor Es erhebt dabei keinen An-

spruch auf Vollstaumlndigkeit sondern will anhand aktueller Beispiele die Wechselwirkung

zwischen gesellschaftlichem Wandel und paumldagogischen Konzepten aufzeigen

321 Exkurs Rahmenkonzept fuumlr eine Lehrpersonenbildung

Die Lehrpersonenbildung soll Studierenden auf die hohen Anforderungen im Berufsfeld

vorbereiten Als Orientierungsrahmen und Erklaumlrungshilfe fuumlr die Konzeption der Aus- und

Weiterbildung von Lehrpersonen kann das PCK-Modell (Pedagogical Content Knowledge) von

Shulmann (1986) dienen Das Modell besagt dass Lehrpersonen sowohl uumlber inhaltliches

paumldagogisches und fachdidaktisches Wissen verfuumlgen muumlssen und macht gleichzeitig die

24

hohen Anforderungen deutlich die an die Dozierenden in der Lehrerausbildung gestellt

werden

- Content Knowledge Das inhaltliche Wissen bezieht sich auf die fachwissenschaftlichen As-

pekte des Unterrichts die mit einer Klasse erarbeitet werden

- Pedagogical Knowledge Paumldagogisches Wissen umfasst das Wissen und Koumlnnen wie eine

Klasse zu unterrichten ist (Methodik und Allgemeindidaktik)

- Pedagogical Content Knowledge Die Schnittmenge dieser beiden ersten Dimensionen fuumlhrt

zu fachdidaktischem Wissen und Koumlnnen Es geht darum wie bestimmte Inhalte fachspe-

zifisch oder -uumlbergreifend unterrichtet werden sollen Die Relevanz dieser Fachdidaktik

wird von mehreren Gespraumlchspartnern sehr deutlich hervorgehoben Der Theorie-Praxis

Bezug ist in der Lehrerbildung sehr wichtig

In Freiburg werden alle drei Wissensbereiche an beiden Institutionen angeboten fuumlr die

Primarstufe an der HEP-PH FR fuumlr die Sekundarstufe I und II und die Sonderpaumldagogik an

der Universitaumlt Waumlhrend eine Aufteilung fuumlr das Content Knowledge und bis zu einem be-

stimmten Grad auch fuumlr das Pedagogical Content Knowledge Sinn machen mag sind insbeson-

dere im Bereich des Pedagogical Knowledge zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien vorhan-

den von denen aber keinerlei Gebrauch gemacht wird

Zur dieser inhaltlichen Komplexitaumlt kommt in Freiburg die zusaumltzliche Schwierigkeit dass

die Lehrpersonenbildung fuumlr die obligatorische Schule zwei verschiedenen Lehrplankonzep-

ten Rechnung tragen muss In der Deutschschweiz werden kuumlnftige Lehrpersonen auf den

Lehrplan 21 in der Westschweiz auf den Plan drsquoeacutetudes romand (PER) vorbereitet Beide Lehr-

plaumlne streben Kohaumlrenz uumlber alle obligatorischen Schuljahre hinweg an Auf der Sekundar-

stufe sind den beiden Lehrplankonzepten aber zT andersartige Paradigmen zugrundgelegt

Dies zeigt sich zum Beispiel im Fach Geschichte Die Gestaltung der Lehrpraktika ist im

franzoumlsischsprachigen Teil Freiburgs fuumlr die Sekundarstufe II anders als im deutschsprachi-

gen Die Freiburger Lehrpersonenbildung muss sich also an zwei verschiedenen Rahmen-

konzepten orientieren

322 Kantonales Sprachenkonzept

Aufgrund der Globalisierung wird unsere Gesellschaft multikultureller Die Sensibilitaumlt fuumlr

andere Kulturen und Sprachen wird fuumlr das Zusammenleben und die gesellschaftliche Ko-

haumlsion immer relevanter Entsprechend wichtig wird der Erwerb von Fremdsprachen Neben

der Landessprache sprechen viele Kinder zuhause eine andere Sprache Im Kanton Freiburg

gilt gemaumlss dem verfassungsrechtlichen Territorialitaumltsprinzip der Grundsatz dass die Un-

terrichtssprache der Amtssprache der Gemeinde oder der Gemeinden die den Schulkreis

bilden entspricht Gleichzeitig ist aber sowohl in der Kantonsverfassung und expliziter auch

in den letzten Regierungsprogrammen vorgesehen den Austausch und das Sprachenlernen

zu foumlrdern

25

Dazu hat die EKSD 2010 ein kantonales Konzept fuumlr den Sprachenunterricht erarbeitet Zwei

Vorschlaumlge des Konzepts beziehen sich auf den Immersionsunterricht Es handelt sich dabei

um den Unterricht eines Sachfaches (zB Geschichte) in der jeweiligen Partnersprache

Hauptziel bleibt das Erreichen von fachlichen Kompetenzen die Sprache steht nicht im Mit-

telpunkt Mittlerweile verzeichnen Projekte zum Immersionsunterricht in der obligatori-

schen Schule des Kantons eine starke Zunahme Zum Schuljahresbeginn 201819 wurden in

18 Orientierungsschulen und 9 Primarschulen und damit in insgesamt uumlber 100 Klassen Im-

mersionsprojekte angekuumlndigt Lehrpersonen die sich fuumlr ein Immersionsprojekt engagie-

ren werden begleitet und koumlnnen vom entsprechenden und laufend erweiterten Weiterbil-

dungsangebot an der HEP-PH FR profitieren Bereits in der Grundausbildung werden die

wichtigsten didaktischen Konzepte im Bereich des Immersionsunterrichts unterrichtet Fuumlr

die bereits aktiven Lehrpersonen hat die HEP-PH FR neu einen CAS zum Thema bilingualer

immersiver Unterricht in Planung Zudem absolvieren auch die Studierenden der einspra-

chigen Ausbildung der HEP-PH einen Teil ihrer Ausbildung in der Partnersprache

Auch auf Mittelschulebene hat der Immersionsunterricht an Bedeutung gewonnen sowohl

im Kanton Freiburg als auch gesamtschweizerisch In Freiburg koumlnnen saumlmtliche Bildungs-

gaumlnge der Schulen der Sekundarstufe II mit einer zweisprachigen Maturitaumlt Deutsch-

Franzoumlsisch abgeschlossen werden Im Schuljahr 201819 besuchen rund 28 der Freiburger

Gymnasiasten diesen Unterricht der zur zweisprachigen Maturitaumlt fuumlhrt Gesamtschweize-

risch ist die Kombination Deutsch-Englisch am haumlufigsten

Auch an der Universitaumlt Freiburg kann das LDM zweisprachig abgeschlossen werden Eine

Kompetenzstelle fuumlr die Immersionsdidaktik fehlt aber

In diesem Zusammenhang ist auch das Institut fuumlr Mehrsprachigkeit zu erwaumlhnen das 2008 als

gemeinsames Institut der Universitaumlt Freiburg und der Paumldagogischen Hochschule Freiburg

gegruumlndet wurde Es fuumlhrt das Wissenschaftliche Kompetenzzentrum fuumlr Mehrsprachigkeit

(KFM) des Bundes das auf der Grundlage des Sprachengesetzes und der Sprachenverord-

nung von der Schweizerischen Eidgenossenschaft finanziert wird Zu den Aufgaben des In-

stituts gehoumlren die Durchfuumlhrung von Forschungsprojekten im Bereich der Mehrsprachig-

keit die Unterstuumltzung der Lehre auf allen Stufen die Zusammenarbeit mit verschiedenen

Akteuren auf regionaler nationaler und internationaler Ebene die Verbreitung der erworbe-

nen Kenntnisse in Wissenschaft und Gesellschaft und die Durchfuumlhrung von wissenschaftli-

chen Veranstaltungen Aktuell ist die HEP-PH FR gemeinsam mit dem Institut fuumlr Mehr-

sprachigkeit und der Universitaumlt Freiburg im Rahmen des von swissuniversities lancierten

und vom Bund finanzierten Programms P-09 laquoAufbau der wissenschaftlichen Kompetenzen

und Fachdidaktikenraquo fuumlr den Aufbau des Fachdidaktikzentrums Fremdsprachen (Centre de

didactique des langues eacutetrangegraveres CeDiLE) als Leading House zustaumlndig

Durch die besondere Lage des Kantons Freiburg auf der Sprachgrenze bietet sich die Chance

die Zweisprachigkeit in der Lehrpersonenbildung und in den Schulen zu nutzen Die Kanto-

ne Bern und Wallis pflegen die Zweisprachigkeit zwar auch aber mit zwei PH-Standorten

In Freiburg kann die Zweisprachigkeit unter einem Dach gelebt werden was eine attraktive

26

Profilierungsmoumlglichkeit ist Mittels einer kohaumlrenten und stufenuumlbergreifenden Strategie

koumlnnte die kantonale Lehrpersonenbildung das Thema Mehrsprachigkeit und Immersions-

didaktik als Freiburger USP herausarbeiten und sich auf nationaler und internationaler Ebe-

ne profilieren

323 Inklusion

Die Volksschule von heute ist eine integrative Schule Statt einzelne Kinder mit besonderem

Foumlrderbedarf in Sonderschulen oder -klassen zu unterrichten sollen moumlglichst alle gemein-

sam Regelklassen besuchen Grundlage fuumlr den integrativen Unterricht bilden das Behinder-

tengleichstellungsgesetz und die 2008 eingefuumlhrte Neugestaltung des Finanzausgleichs und

der Aufgabenteilung Seither sind die Kantone fuumlr die Sonderpaumldagogik zustaumlndig Zur Ko-

ordination der Aufgaben haben die Kantone unter der Federfuumlhrung der EDK das 2011 in

Kraft getretene Sonderpaumldagogik-Konkordat erarbeitet

Fuumlr die Foumlrderung der Kinder mit speziellem Foumlrderbedarf sind in der Regel schulische

Heilpaumldagogen zustaumlndig Sie erstellen in Absprache mit der Lehrperson individuelle Foumlr-

derplaumlne Die Heilpaumldagogen sind oft nur fuumlr einzelne Lektionen im Schulzimmer um das

Kind zu betreuen es gibt aber auch Formen von Teamteaching bei denen Lehrpersonen und

Heilpaumldagogen gemeinsam alle Kinder betreuen Fuumlr eine gute Zusammenarbeit muumlssen die

Rollen geklaumlrt und der Bildungsauftrag der Regelschule verstanden werden Heilpaumldagogen

benoumltigen ein Grundverstaumlndnis fuumlr die Lehrertaumltigkeit und Lehrpersonen der Regelklassen

ein Grundverstaumlndnis uumlber Behinderungsaspekte Die Vermittlung dieses gegenseitigen

Grundverstaumlndnisses sollte in die Grundausbildung sowohl der Volksschullehrer als auch

der Heilpaumldagogen mit einbezogen werden Dies ist heute allerdings nicht der Fall in den

Gespraumlchen wird seitens der HEP-PH FR und des ILLB der fehlende institutionalisierte Aus-

tausch mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik bemaumlngelt

324 Digitalisierung

Computer Internet und Smartphone durchdringen den Alltag immer staumlrker Die Schulen

haben sich auf verschiedene Arten mit dieser Digitalisierung auseinanderzusetzen Die neu-

en technologischen Moumlglichkeiten sind in der Lehrerbildung und in den Schulen paumldago-

gisch sinnvoll zu nutzen Allerdings erfordern die technologischen Lehrmittel Investitionen

in Infrastruktur und Datensicherheit und den Einsatz von Fachpersonen mit Spezialwissen

in verschiedensten Funktionsbereichen Zur Illustration dieser zusaumltzlichen Dimension in

der Lehrpersonenbildung haben Mishra und Koehler (2006) das oben vorgestellte PCK-

Modell um den Aspekt der digitalen Medien erweitert was zum vierdimensionalen TPCK-

Modell fuumlhrt

1 Technology Knowledge Wie koumlnnen Lehrpersonen digitale Medien fuumlr sich selbst nutzen

In dieser Dimension stehen das Wissen und die Fertigkeiten des eigenen Umgangs mit

digitalen Medien im Vordergrund

27

2 Technological Pedagogical Knowledge Welche Chancen und welchen Nutzen koumlnnen digitale

Medien im Unterricht aufweisen Hier geht es um generelle Fragen der Unterrichtsgestal-

tung im Sinne der Allgemeindidaktik

3 Technological Content Knowledge Inwiefern vermag die Digitalisierung den fachwissen-

schaftlichen Inhalt zu veraumlndern Welche Bedeutung haben digitale Medien fuumlr das jewei-

lige Fach

4 Technological Pedagogical Content Knowledge Wie lassen sich Unterrichtsinhalte anhand von

digitalen Medien sinnvoll unterrichten Wie koumlnnen digitale Medien den Lernprozess in

den jeweiligen Faumlchern unterstuumltzen

Abbildung 7 TPCK-Modell von Mishra und Koehler (2006) basierend auf Shulmann (1986)

Um dieser neuen Anforderung im Bildungswesen zu begegnen haben sowohl die EDK als

auch die CIIP 2018 eine Strategie bzw einen Aktionsplan fuumlr den Umgang mit dem Wandel

durch Digitalisierung definiert mittels derer die Kantone sich auf Ziele und prioritaumlre Berei-

che der digitalen Bildung einigen Im Kanton Freiburg hat der Staatsrat dem Grossrat bereits

2001 ein Globalkonzept der Integration der Informations- und Kommunikationstechnologie

in den Unterricht in allen Schulstufen unterbreitet 2001 wurde die Fachstelle fri-tic gegruumln-

det uumlber die seither saumlmtlichen Lehrpersonen mehr als 140 in den Schulen taumltige IKT-

Ansprechpersonen sowie Ausbildner fuumlr Lehrpersonen im Bereich IKT geschult wurden Des

Weiteren stellt sie Schulbehoumlrden Schulen Lehrpersonen und Lernenden Leistungen und

Beratungen im Zusammenhang mit Medien und IKT zur Verfuumlgung und foumlrdert gleichzeitig

eine kritische Auseinandersetzung mit den neuen Medien und Technologien 2017 hat der

Staatsrat ein kantonales Konzept fuumlr die Integration von Medien und IKT in der obligatori-

schen und nachobligatorischen Schule in der Berufsbildung und im Sonderschulunterricht

genehmigt Es soll ein neues Fuumlhrungssystem definieren die Steuerungsstrukturen klaumlren

Synergien ermitteln und eine gemeinsame Vision entwickeln die die Kohaumlrenz der verschie-

denen Unterrichts- und Bildungsaumlmter Aus- und Weiterbildungen fuumlr Lehrpersonen Infor-

matikprojekten des Staates und Unterrichts-Lernpraxis an den Schulen zum Ziel hat Inner-

halb der EKSD wurde das Buumlro Medien und IKT geschaffen das als Steuerungsorgan der

28

EKSD die Aufgabe hat dieses Globalkonzept fuumlr den Zeitraum 2017 bis 2021 zu erarbeiten

umzusetzen und zu evaluieren

Im Schuljahr 201920 werden durch den Lehrplan 21 die Lernziele im Bereich von Medien

und Informatik fuumlr die deutschsprachige obligatorische Schule festgelegt und in den Frei-

burger Gymnasien wird Informatik als obligatorisches Fach eingefuumlhrt Eine diesbezuumlgliche

Uumlberarbeitung des PER fuumlr den franzoumlsischen obligatorischen Unterricht ist ebenfalls be-

schlossen Diese flaumlchendeckende Einfuumlhrung eines neuen Faches einerseits und neuer fauml-

cheruumlbergreifender technologischer Unterrichtsmaterialen andererseits erfordert eine ent-

sprechende Anpassung der Studienprogramme in der Lehrpersonenausbildung Die HEP-

PH FR und die Universitaumlt haben diese getrennt und unabhaumlngig voneinander in Angriff

genommen ua mit der Unterstuumltzung ihres jeweiligen Fachzentrums Sowohl die Universi-

taumlt (Laboratoire drsquoinnovation peacutedagogique LIP Centre Nouvelles technologies et enseignement NTE)

wie auch die HEP-PH FR (Centre de recherche sur lrsquoenseignementapprentissage par les technolo-

gies numeacuteriques CREATE) verfuumlgen uumlber Einheiten fuumlr Lehre und Lernen mit digitalen Tech-

nologien Auch hier gibt es zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien Der Einsatz der vorhan-

denen Ressourcen hat grosses Optimierungspotential

33 Oumlkonomische Elemente

331 Zulassungspolitik

Folgende Darstellung zeigt mit welcher Vorbildung schweizweit die Studierenden an die

PH gelangen Die Zugaumlnge sind vielfaumlltig und durchlaumlssig So kann der Arbeitsmarkt mit

ausreichend qualifizierten Lehrpersonen versorgt werden

Abbildung 8 PH-Eintritte auf Stufe Bachelor nach Studiengang und Zulassungsausweis 20172018 (Quelle Bundesamt fuumlr

Statistik BFS)

Heute verfuumlgen 43 der Studierenden die die Ausbildung VorschulstufePrimarstufe auf-

nehmen uumlber eine gymnasiale Maturitaumlt Knapp 2 davon haben eine Passerelle BM-UH

29

absolviert Auch die Fachmaturitaumlt (FM) mit Vertiefungsrichtung Paumldagogik ist seit ihrer

Einfuumlhrung im Studienjahr 201011 mit 29 zu einem bedeutenden Zubringer in die Vor-

schul- und Primarschullehrerausbildung geworden Diese Population von Studierenden ist

fuumlr den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen eminent wichtig da ohne sie nur eine ungenuumlgende

Anzahl an Lehrpersonen ausgebildet werden koumlnnte Die Berufsmaturanden machen 8 aus

7 der Studierenden wurden mit oder ohne Pruumlfung durch eine Hochschule zugelassen und

6 haben einen auslaumlndischen Zulassungsausweis Zwar fehlen fuumlr eine laumlngerfristige Beur-

teilung auch hier die mittels eines permanenten Monitorings zu erhebenden Daten die Zah-

len fuumlr das Studienjahr 201819 zeigen jedoch dass an der HEP-PH FR gleichviele Inhaber

einer Fach- wie einer gymnasialen Maturitaumlt studieren Fuumlr den Zugang zu den von der Uni-

versitaumlten angebotenen Studiengaumlngen so auch des ILLB und des DSP wird die gymnasiale

Maturitaumlt vorausgesetzt

Kandidatinnen und Kandidaten fuumlr eine Ausbildung zur Lehrperson insbesondere fuumlr die

Primarstufe gibt es genug Allerdings besteht an der HEP-PH FR seit dem Studienjahr

200405 eine Zulassungsbeschraumlnkung Sie wurde aufgrund einer laquounerwartet grossen An-

zahl Anmeldungenraquo eingefuumlhrt Nach 104 registrierten Anmeldungen im Jahr 2002 und 105

im Jahr 2003 sind 2004 165 Bewerbungen eingegangen Damit war die Aufnahmekapazitaumlt

der HEP-PH FR in Bezug auf die vorhandenen Praktikumsplaumltze die Betreuung der Studie-

renden und die Infrastruktur uumlberschritten Die maximale Aufnahmekapazitaumlt wurde auf 90

Studienplaumltze fuumlr die franzoumlsischsprachigen und 30 fuumlr die deutschsprachigen Studierenden

festgelegt Die Verordnung des Staatsrats uumlber diese erste Zulassungsbeschraumlnkung erlaumlsst

zudem Selektionskriterien die zur Ablehnung der uumlberzaumlhligen Kandidaten angewandt

werden konnten Laut Art 4 Abs 2 konnte die Aufnahme abgelehnt werden wenn die Beur-

teilung der paumldagogischen Faumlhigkeiten Vorbehalte enthielt und die schulischen Ergebnisse in

der Muttersprache und in der ersten Fremdsprache als ungenuumlgend beurteilt wurden

200506-200708 wurde die Anzahl der Studienplaumltze weiter reduziert da mit der laquoPasserel-

leraquo ndash einer Weiterbildung die Kindergaumlrtnerinnen Handarbeits- und Werklehrerinnen das

Unterrichten auf der 1 und 2 Primarstufe ermoumlglichte ndash eine zusaumltzliche Ausbildung ange-

boten wurde die Personal und Infrastruktur der HEP-PH FR ebenfalls beanspruchte Ab

200809 wurde die Anzahl erstmals auf 100 bzw 50 Plaumltze erhoumlht mit der Begruumlndung

laquodass eine groumlssere Anzahl Studierender aus verschiedenen Gruumlnden zum Beispiel wegen

der Mobilitaumlt zwischen den PH das Studium nach dem ersten Jahr wieder aufgibtraquo und

dadurch wieder mehr Aufnahmekapazitaumlt entstuumlnde zudem koumlnnten im ersten Jahr die

Praktika zu zweit absolviert werden Auch die Selektionskriterien wurden angepasst Ab

200809 wird neben den Noten in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematik eine

schriftliche Stellungnahme zu einem Thema das mit der Schule oder dem Lehrerberuf ver-

bunden ist beurteilt

Als sich ein Ruumlckgang der Anzahl Lehrpersonen abzuzeichnen begannt wurde in den Jahren

201011 bis 201314 auf eine Zulassungsbeschraumlnkung verzichtet Da die Gesamtzahl der

Studierenden an der HEP-PH FR von 313 im Jahr 2009 auf 470 im Jahr 2013 anstieg fuumlhrte

30

der Staatsrat im Rahmen seiner Struktur- und Sparmassnahmen die Beschraumlnkung auf das

Studienjahr 201415 wieder ein Als Selektionskriterien galten ab sofort nur noch laquodie schuli-

schen Ergebnisse in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematikraquo

Studienjahr franzoumlsischsprachig deutschsprachig insgesamt

200405 90 40 130

200506 75 35 110

200607 75 35 110

200708 75 35 110

200809 100 50 150

200910 100 50 150

201011-201314 keine Zulassungsbeschraumlnkung

201415 100 50 150

201516 100 50 150

201617 100 50 150

201718 100 50 150

201819 110 50 160

Abbildung 9 Zulassungsbeschraumlnkung an der HEP-PH FR Uumlbersicht von 200405-201819

Wegen der Beibehaltung der Zulassungsbeschraumlnkung uumlber mehrere Jahre hinweg ist man

sich heute gar nicht mehr im Klaren in welcher Zahl sich die Nachfrage nach Studienplaumltzen

an der HEP-PH FR niederschlagen wuumlrde Frist fuumlr die Einreichung der Kandidaturen ist

jeweils Ende Maumlrz und Ende Juli werden die Zulassungen fuumlr den Beginn des Studienjahres

im September bekanntgegeben Nun kennt die HEP-PH FR zwar die Anzahl Kandidaturen

sie entspricht aber nicht derjenigen die sich letztendlich definitiv fuumlr den Studieneintritt ent-

scheiden Viele angehende Studierende sind sich der Platzbeschraumlnkung sowohl an der HEP-

PH FR als auch an anderen Bildungsinstitutionen (etwa an der Hochschule fuumlr Soziale Arbeit

Freiburg) bewusst und bewerben sich absichtlich an mehreren Orten um einen Studienplatz

auf sicher zu haben Dies fuumlhrt dazu dass ein Teil der Bewerber die von der HEP-PH FR

abgewiesen werden das Studium auch bei positivem Zulassungsentscheid nicht aufnehmen

wuumlrde Wie hoch dieser Anteil ist kann nicht ermittelt werden

Diese Zulassungsbeschraumlnkung ist houmlchst problematisch Einerseits will der Kanton Lehr-

personen ausbilden andererseits fuumlhrt der Numerus Clausus zu Abwanderungen von Stu-

dierenden va nach Bern und Lausanne Tatsaumlchlich legen die Zahlen nahe dass die Zulas-

sungsbeschraumlnkung die Nachfrage nach Studienplaumltzen an der HEP-PH FR negativ beein-

flusst Waumlhrend das Angebot stagniert nimmt die Nachfrage ab Es ist houmlchst problematisch

den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen auf solche Weise zu steuern die Nachfrage folgt allem

voran der demographischen Entwicklung

31

Abbildung 10 Kandidaturen vs Eintritte HEP-PH FR 201314-201819

Auch die Ausbildungsplaumltze fuumlr das Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute (DEEM)

sind limitiert Die franzoumlsischsprachige Ausbildung wurde urspruumlnglich fuumlr 48 Personen pro

Studienjahr konzipiert Da das Interesse fuumlr die Ausbildung mit jedem Jahr zunimmt aber

nicht genuumlgend Praktikumsplaumltze zur Verfuumlgung stehen besteht seit dem Studienjahr

200809 eine Aufnahmebeschraumlnkung fuumlr 60 Personen pro Jahr Diese Beschraumlnkung erweist

sich fuumlr die Situation auf dem Arbeitsmarkt als unproblematisch die Maturitaumltsschulen ha-

ben keine Rekrutierungsschwierigkeiten Da sogar ein leichtes Uumlberangebot an Lehrpersonen

fuumlr die Sekundarstufe II besteht haben DEEM-Inhaber uumlber mehrere Jahre hinweg auch Pen-

sen auf Sekundarstufe I uumlbernommen wo bis vor kurzem ebenfalls Lehrpersonal fehlte In-

folge des Anstiegs der Studierenden fuumlr das Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I

(DAES I) in den letzten Jahren hat sich die Arbeitsmarktsituation in den Orientierungsschu-

len wieder beruhigt dafuumlr beginnen sich Engpaumlsse bei der Organisation von Praktikums-

plaumltzen abzuzeichnen

Eine abschliessende Anmerkung zu den Praktikumsplaumltzen sei hier festgehalten Persoumlnlich

bin ich der Meinung dass die Zahl der Praktikumsplaumltze als limitierender Faktor von den

Gespraumlchspartnern zu stark und nicht einleuchtend verwendet wird Die Begruumlndung und

die genaue Benennung der Engpassfaktoren wurden aus den Gespraumlchen nicht klar Wenn

der Arbeitsmarkt mehr Lehrpersonen benoumltigt lassen sich mindestens mittelfristig durch

organisatorische Massnahmen auch ausreichend Praktikumsplaumltze organisieren Gerade

auch die Berufsverbaumlnde sind bei der Erarbeitung solcher Massnahmen mit einzubeziehen

332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage

Der Kanton Freiburg ist wie die umliegenden Regionen seit einigen Jahren mit einer ange-

spannten Situation auf dem Stellenmarkt fuumlr Lehrpersonen auf Primarstufe konfrontiert

Was heute eine grosse Schwierigkeit fuumlr die Anstellung von Stellvertretungen bedeutet wird

in wenigen Jahren in einen tatsaumlchlichen Mangel an qualifizierten Lehrpersonen muumlnden

Die Anzahl Zulassungen zum Studium wird in Freiburg aber nicht etwa von der Situation

auf dem Arbeitsmarkt sondern von der Aufnahmekapazitaumlt der aktuellen Raumlumlichkeiten

260

225 242

256

211 196

154 145

155 140

152 154

0

50

100

150

200

250

300

201314 201415 201516 201617 201718 201819

Kandidaturen im Maumlrz

Eintritte im September

32

definiert Weder der demographischen Entwicklung noch anderen Schwankungen auf dem

Bildungsmarkt kann so Rechnung getragen werden Es sind noch weitere Phaumlnomene zu

beruumlcksichtigen etwa die grosse Nachfrage nach Teilzeitstellen oder die Tatsache dass ein

bedeutender Anteil der Diplomierten gar nie im Lehrberuf arbeitet Diese Gesamtsituation

fuumlhrt dazu dass zwischen 2013 und 2016 die Abgaumlnger der HEP-PH FR nur 565 des Be-

darfs auf dem franzoumlsischsprachigen Freiburger Arbeitsmarkt gedeckt haben 201819 wurde

deshalb die Zulassungsbeschraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Abteilung von 100 Plaumlt-

zen pro Studienjahr auf 110 erhoumlht Diese Erhoumlhung wurde durch den Umzug der Fachstelle

fri-tic ermoumlglicht die bis anhin in den Raumlumlichkeiten der HEP-PH FR untergebracht war

Daruumlber hinaus wird allerdings nur eine substantielle Erweiterung der Gebaumlude oder ein

Neubau an einem anderen Standort der stetig steigenden Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt

nachkommen koumlnnen

Wie erwaumlhnt ist der Zugang zu bestimmten Daten und dadurch deren Auswertung durch

die zersplitterte Organisation wesentlich erschwert Die Entwicklung der Studierendenzah-

len uumlber die letzten fuumlnf Jahre zeigt jedoch dass das Ausbildungsangebot teilweise zur Ab-

wanderung der Freiburger Studierenden insbesondere in die Nachbarkantone fuumlhrt Das ist

insofern problematisch als der Heimatkanton der die Ausbildung im Rahmen der Interkan-

tonalen Fachhochschulvereinbarung (FHV) finanziert nicht davon ausgehen kann dass die

Studierenden nach Abschluss ihres Studiums wieder zuruumlckkehren In der Folge werden

einige grundlegende Statistiken zu den verfuumlgbaren Daten praumlsentiert und im vorliegenden

Kontext interpretiert

A) Herkunft der Studierenden in Freiburg

1 Primarstufe

Abbildung 11 Herkunft der Studierenden Primarstufe 201314-201718 Die Anzahl an Freiburger Studierenden hat uumlber

die letzten fuumlnf Jahre zugenommen waumlhrend die Anzahl an Studierenden aus anderen Kantonen und aus dem Ausland uumlber

den gleichen Zeitraum zuruumlckgeht

284

114

47

302

107

35

311

120

39

287

114

17

302

82

25

0

50

100

150

200

250

300

350

FR Andere Kantone Ausland

201314 201415 201516 201617 201718

33

2 Sekundarstufe I

Abbildung 12 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe I 201314-201718 Die Anzahl der Freiburger hat in den vergan-

genen fuumlnf Jahren besonders stark zugenommen Diese Population ist die Hauptquelle der Zunahme der Anzahl Studieren-

den am ILLB

3 Sekundarstufe II

Abbildung 13 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe II 201314-201718 Aufgrund der Beschraumlnkung der Anzahl

Studienplaumltze fuumlr das DEEM sind die Studierendenzahlen stabil Insbesondere das LDM zieht zahlreiche Studierende aus

anderen Kantonen an Von den insgesamt 228 Studierenden im Jahr 201718 stammen nur 94 aus dem Kanton Freiburg

Diese grosse Attraktivitaumlt kann sich damit erklaumlren dass der Studiengang konsekutiv nach einem Masterabschluss eines

170 169

17

189

162

24

201

163

25

208

183

22

221

195

19

0

50

100

150

200

250

FR CH Ausland

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

34

24

9

31

93

23

42

24

5

29

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23

32

24

7

36

91

20

39

23

6

46

93

15

40

15

7

54

94

18

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

FR CH Ausland FR CH Ausland

Diplocircme denseignement pour eacutecoles de maturiteacute DEEM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltschulen LDM

201314 201415 201516 201617 201718

34

Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der

Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde

4 Sonderpaumldagogik

Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg

bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an

Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718

161

686

34

166

675

39

174

680

37

177

705

48

171

716

51 100

200

300

400

500

600

700

800

FR CH Ausland

2013 2014 2015 2016 2017

10

20

30

40

50

60

70

80

90

FR

DE

35

A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg

1 Alle Stufen

Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und

Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg

2 Primarstufe

Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone

Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger

an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)

73

55

14 10

29

14

9

22

5 7

14

2 1 3

1 3 3 2 1 2

5

0

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30

40

50

60

70

80

Pri

mar

stu

fe

Seku

nd

arst

ufe

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Seku

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II

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gik

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paumld

ago

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Pri

mar

stu

fe

Seku

nd

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I

Seku

nd

arst

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II

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gik

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I

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nd

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arst

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II

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paumld

ago

gik

BE VD JU LU VS AG NE

53

11

1 2 2 1

55

16

1 2 2

63

22

1 4 3

66

31

5

1 4 3

73

29

3 5

1 2 1

0

10

20

30

40

50

60

70

80

Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

36

3 Sekundarstufe I

Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr

201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger

die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)

4 Sekundarstufe II

Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-

beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen

29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg

40

14

1

5

1 2 1 1

48

15

3 4

1 2 1 1

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19

5 3

1 1

49

17

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6

1 2

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14

3

7

1 1

0

10

20

30

40

50

60

Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

16

3

1 1 1

16

5

1 2

1

18

5

1 2

1

16

3

1 1

14

9

2 3

1

0

2

4

6

8

10

12

14

16

18

20

Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

37

5 Sonderpaumldagogik

Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-

dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-

burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur

auf Deutsch angeboten wird

34 Organisatorische Elemente

Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-

ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben

die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-

turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen

Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-

kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement

oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-

formen beeinflusst

341 Interne Fuumlhrungsstrukturen

Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer

Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die

Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist

mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum

arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-

sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt

sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische

Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit

6

18

6 6

16

11

1 1

7

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9

19

10

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22

14

1 1

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5

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25

Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall

201314 201415 201516 201617 201718

38

mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene

nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und

Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich

Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf

einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-

ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-

struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-

richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte

An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern

ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und

operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das

Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen

der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-

der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine

Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR

Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-

nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg

koordinieren koumlnnte

Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen

die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-

steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das

Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-

tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die

Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-

schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich

die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-

ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der

Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden

342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen

Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-

standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und

ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018

werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen

Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE

der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der

deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-

ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist

aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich

39

Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-

gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-

sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes

de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale

de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in

der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den

Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-

sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen

Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene

Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf

die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist

eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten

Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen

Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-

enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-

nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen

Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten

343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung

Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es

braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-

nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die

Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-

stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen

Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen

sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards

ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-

litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte

Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-

den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-

derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die

HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative

Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet

werden muumlssen

Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen

Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-

maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-

rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-

hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht

Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-

sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen

40

Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie

sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber

eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt

ist diese Auflage weniger problematisch

344 Infrastruktur

Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen

bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-

lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-

lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-

schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade

auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den

heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau

nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden

Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-

gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun

verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten

Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit

einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung

stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-

schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden

Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-

kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie

eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des

ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-

PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-

ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst

Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals

thematisiert aber nie weiterverfolgt

35 Rechtliche Elemente

351 Nationale Ebene

Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-

schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-

taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-

zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-

hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-

traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten

Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten

die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings

41

auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das

Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der

Kantone

352 Kantonale Ebene

Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-

sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig

sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-

cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer

Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-

ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das

Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen

Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR

allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-

trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-

liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-

gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-

lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von

2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der

fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen

Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten

waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das

neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR

eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb

keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz

grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen

der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-

schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-

matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung

mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden

soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung

Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen

Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-

ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren

Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft

getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem

Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-

schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-

tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen

Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-

42

le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des

Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-

systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert

werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-

lungsdruck verhindern koumlnnen

36 Finanzielle Elemente

Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle

Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die

Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen

Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-

hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses

Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im

interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln

Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-

rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits

und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die

Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-

zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-

schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den

Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH

15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und

nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-

gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen

werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach

Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine

Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-

traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite

lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-

nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt

37 Kontextualisierung der Erkenntnisse

Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen

der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-

beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast

ausschliesslich informell

In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse

durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt

dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-

tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit

43

einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als

auch aus anderen Kantonen

FR HEP Vaud PH Bern

Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)

Sekundarstufe I 435 443 877

Sekundarstufe II 228 215 357

Total Sekundarstufe 663 658 1234

Sonderpaumldagogik 953 368 207

Total 2025 1945 2429

Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen

201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der

Fachausbildung mitgezaumlhlt

Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH

abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell

entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der

HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die

Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr

den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-

sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-

den

Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-

fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-

ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es

die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-

renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf

Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-

ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe

II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben

Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-

traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die

Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss

zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-

ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen

Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur

Verfuumlgung

44

4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle

41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick

In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-

nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig

ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische

Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf

lokale Besonderheiten zugeschnitten sind

Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik

1 PHBern

2 PH FHNW

3 PHGR

4 PH Luzern

5 PHSG

6 PHSH

7 PHSZ

8 PHTG

9 PH-VS

10 PH Zug

11 PHZH

12 HEP-BEJUNE

13 HEP Vaud

14 S SUPSI-DFA

Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz

Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-

enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-

tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch

an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-

gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden

Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-

terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-

tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt

Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-

lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der

Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-

konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats

gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-

sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann

45

42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle

Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-

gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll

ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber

im Folgenden kurz aufgefuumlhrt

Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-

schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt

des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-

spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-

ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit

einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies

etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH

FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-

ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-

tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium

besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-

PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so

besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt

und HEP-PH FR gewertet

Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der

Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen

immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-

lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich

Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-

turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre

aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-

chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell

von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-

saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen

besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen

Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann

die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-

nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur

Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder

andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE

Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der

Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-

bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-

nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-

sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie

46

gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-

tonsverfassung mit einbezogen

Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische

Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-

ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-

schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-

zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-

rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-

nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur

Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-

und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-

ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-

takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen

Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles

fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR

stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-

schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO

dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im

Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-

geordneten Strukturen problematisch

43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-

versitaumlt

In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach

einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen

Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur

Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung

Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr

Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten

Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD

vom 1 Januar 2002 geregelt

431 Staumlrken und Chancen

Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-

ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-

stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die

ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil

Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-

gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und

paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen

47

allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt

der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-

meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch

im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher

Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone

geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg

waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen

Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr

Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im

Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-

Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als

auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies

ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung

mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-

lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-

studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls

als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-

renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen

Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet

werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-

didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-

nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in

Bern oder Lausanne stattfindet

432 Schwaumlchen und Gefahren

Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II

den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit

Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung

Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein

interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in

Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und

praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-

tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische

Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt

und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren

44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt

Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-

sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-

taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein

48

441 Staumlrken und Chancen

Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen

Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-

der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen

aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland

mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten

laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-

tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig

442 Schwaumlchen und Gefahren

In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen

Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-

dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt

Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu

geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-

personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-

nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche

Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-

setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung

fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-

nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem

Unwort geworden

Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-

lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In

einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches

Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-

toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder

einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-

sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-

te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer

rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-

rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr

eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-

dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem

Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb

des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-

chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere

nutzen moumlchten

49

45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne

In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-

ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-

de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke

Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation

eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische

Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung

Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um

Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert

451 Staumlrken und Chancen

Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-

dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der

HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden

Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot

452 Schwaumlchen und Gefahren

Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar

und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche

Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton

Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der

Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem

im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark

in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen

Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-

le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-

stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation

insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-

operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-

rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders

die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses

Modell wohl besonders schwierig umzusetzen

50

5 Empfehlungen

51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit

Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-

nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status

Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre

Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-

nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde

sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand

bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons

Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-

tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher

Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst

eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein

Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium

vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-

che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige

Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt

der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-

dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu

nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-

nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen

52 Strategische Stossrichtung

Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes

festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung

der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-

meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie

sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-

stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-

ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-

nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status

Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen

Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden

kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts

muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen

Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet

51

Perspektive Strategische Ziele

Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen

Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit

seinen Besonderheiten

Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-

burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten

und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen

Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant

hervorgehoben

Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen

Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)

Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-

kraumlften garantieren

Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen

Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren

Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung

ermoumlglichen

Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-

schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann

Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen

Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-

fuumlgung stellen

Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-

chende Informatikinfrastruktur einrichten

Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen

Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen

Der Hochschule Autonomie gewaumlhren

Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung

53 Modellvorschlag

531 Interinstitutionelles Gremium

Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-

nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist

gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-

schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben

den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)

eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums

(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird

das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist

dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-

pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-

bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung

52

In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-

fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun

Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-

liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten

Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-

den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-

sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-

tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-

rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-

bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-

sammlung) ersetzt werden

Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan

53

Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)

532 Abwaumlgungen

Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-

stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das

Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-

schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure

des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem

Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-

typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-

dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt

aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-

oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-

treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-

ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat

damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-

ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten

Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-

tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden

und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-

gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang

gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen

kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-

ben

Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-

folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die

54

Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig

der finanzielle Druck auf die kleinen PHs

533 Weiteres Vorgehen und Ausblick

Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von

aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich

hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-

schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der

Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-

len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich

lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei

Hauptphasen

Abbildung 26 Prozessgestaltung

Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste

fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit

sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende

laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-

kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer

Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf

dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume

verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-

sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-

den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt

werden

Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen

Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-

naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge

der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue

55

Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf

angepasst der Aussenauftritt konsolidiert

Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen

Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion

um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum

die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-

statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-

faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht

534 Schlussgedanken

Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die

Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen

Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch

konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-

gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt

werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen

Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-

saumltzlich erschwerend

Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-

gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-

finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung

verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so

koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden

Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution

fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht

Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-

promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-

lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-

gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt

Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-

forderlich

56

6 Quellen

61 Literatur

Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter

httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb

Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt

Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle

Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading

House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No

12

Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)

Muumlnchen Vahlen

Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice

(9th ed) Boston McGraw-Hill

Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-

Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson

Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A

Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University

108 (6) 1017-1054

Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational

Researcher 15(2) 4-14

Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion

62 Rechtsgrundlagen

Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-

taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und

Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001

Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-

sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)

Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-

schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom

30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)

Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et

lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001

EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit

Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK

EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der

Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK

57

Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)

Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)

Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg

(SR 101000)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)

Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom

16062016 (LB SR 447710)

Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)

63 Berichte und Stellungnahmen

SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr

Bildungsforschung

Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017

Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave

lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat

de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut

Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg

Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg

13122018

Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute

Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK

httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf

httpwwwcdipchdyn12277php

2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron

PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion

httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf

httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv

onMedienundIKTindenUnterrichtpdf

httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes

Page 23: Prof. Dr. Roman Capaul St. Gallen, 2. April 2019 · guisme est un atout unique qui est mis en avant comme une unique selling proposition (USP - proposition de vente unique). Le bilinguisme

23

Der zweite Teilbericht vom 31 Mai 2010 nimmt infolge von Diskussionen der Arbeitsgruppe

mit der Direktorin der EKSD dem Rektorat der Universitaumlt und der Direktion der HEP-PH

FR uumlber die Resultate des ersten Teilberichts die beiden Fusionsvarianten wieder auf Da die

Variante laquointerinstitutionelles Institutraquo die Entscheidungsstrukturen nicht vereinfachen

sondern im Gegenteil zusaumltzlich erschweren wuumlrde hat sich die Arbeitsgruppe nach einem

Vergleich der drei Varianten letztendlich fuumlr diejenige der Integration in die Universitaumlt aus-

gesprochen Anfang 2011 hat die Direktorin der EKSD dennoch entschieden dass es fuumlr die

Umsetzung der einen oder anderen Variante zu fruumlh sei insbesondere die Revision des Ge-

setzes uumlber die HEP-PH FR muumlsse vorher abgeschlossen werden Gleichzeitig hat sie den

Rektor der Universitaumlt gebeten unmittelbar Arbeiten zur Staumlrkung der bestehenden internen

Strukturen aufzunehmen um eine bessere Fuumlhrung der universitaumlren Lehrpersonenbildung

zu gewaumlhrleisten Die erwaumlhnte Gesetzesrevision hat schliesslich zum heutigen Gesetz uumlber

die HEP-PH FR (PHFG in Kraft seit 2016) mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit die Reorganisa-

tion der universitaumlren Strukturen zum neu geschaffenen ILLB mit den beiden Zentren CERF

und ZELF gefuumlhrt

Sowohl inner- als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen hat sich die Situation fast ein Jahr-

zehnt nach Erscheinen des zweiten Teilberichts derart grundlegend veraumlndert dass nicht

mehr auf dieser bisherigen Studie aufgebaut werden kann Zwar liefert sie interessante In-

formationen zur ehemaligen Funktionsweise der beiden Institutionen die Position der Uni-

versitaumlt und der HEP-PH FR innerhalb der Hochschullandschaft Schweiz ist aber heute nicht

zuletzt aufgrund der Restrukturierung des gesamten Hochschulwesens infolge des Hoch-

schulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetztes (HFKG in Kraft seit 2015) nicht mehr mit der-

jenigen von 2010 vergleichbar Wichtigste Erkenntnis der bisherigen Analysen bleibt damit

die Feststellung dass die Kraumlfte gebuumlndelt werden und der fragmentierten Organisation der

Freiburger Lehrpersonenbildung dringend ein Ende bereitet werden muss

32 Paumldagogische Elemente

Schulen und Bildungsorganisationen stehen als offene Systeme unter dem Einfluss der Ent-

wicklungen ihres Umfelds Deshalb ist es wichtig diese Entwicklungen und deren Relevanz

fuumlr die Konzeption und die Steuerung des Schulwesens zu beleuchten Dieses Kapitel hebt

einige im vorliegenden Kontext relevante Entwicklungen hervor Es erhebt dabei keinen An-

spruch auf Vollstaumlndigkeit sondern will anhand aktueller Beispiele die Wechselwirkung

zwischen gesellschaftlichem Wandel und paumldagogischen Konzepten aufzeigen

321 Exkurs Rahmenkonzept fuumlr eine Lehrpersonenbildung

Die Lehrpersonenbildung soll Studierenden auf die hohen Anforderungen im Berufsfeld

vorbereiten Als Orientierungsrahmen und Erklaumlrungshilfe fuumlr die Konzeption der Aus- und

Weiterbildung von Lehrpersonen kann das PCK-Modell (Pedagogical Content Knowledge) von

Shulmann (1986) dienen Das Modell besagt dass Lehrpersonen sowohl uumlber inhaltliches

paumldagogisches und fachdidaktisches Wissen verfuumlgen muumlssen und macht gleichzeitig die

24

hohen Anforderungen deutlich die an die Dozierenden in der Lehrerausbildung gestellt

werden

- Content Knowledge Das inhaltliche Wissen bezieht sich auf die fachwissenschaftlichen As-

pekte des Unterrichts die mit einer Klasse erarbeitet werden

- Pedagogical Knowledge Paumldagogisches Wissen umfasst das Wissen und Koumlnnen wie eine

Klasse zu unterrichten ist (Methodik und Allgemeindidaktik)

- Pedagogical Content Knowledge Die Schnittmenge dieser beiden ersten Dimensionen fuumlhrt

zu fachdidaktischem Wissen und Koumlnnen Es geht darum wie bestimmte Inhalte fachspe-

zifisch oder -uumlbergreifend unterrichtet werden sollen Die Relevanz dieser Fachdidaktik

wird von mehreren Gespraumlchspartnern sehr deutlich hervorgehoben Der Theorie-Praxis

Bezug ist in der Lehrerbildung sehr wichtig

In Freiburg werden alle drei Wissensbereiche an beiden Institutionen angeboten fuumlr die

Primarstufe an der HEP-PH FR fuumlr die Sekundarstufe I und II und die Sonderpaumldagogik an

der Universitaumlt Waumlhrend eine Aufteilung fuumlr das Content Knowledge und bis zu einem be-

stimmten Grad auch fuumlr das Pedagogical Content Knowledge Sinn machen mag sind insbeson-

dere im Bereich des Pedagogical Knowledge zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien vorhan-

den von denen aber keinerlei Gebrauch gemacht wird

Zur dieser inhaltlichen Komplexitaumlt kommt in Freiburg die zusaumltzliche Schwierigkeit dass

die Lehrpersonenbildung fuumlr die obligatorische Schule zwei verschiedenen Lehrplankonzep-

ten Rechnung tragen muss In der Deutschschweiz werden kuumlnftige Lehrpersonen auf den

Lehrplan 21 in der Westschweiz auf den Plan drsquoeacutetudes romand (PER) vorbereitet Beide Lehr-

plaumlne streben Kohaumlrenz uumlber alle obligatorischen Schuljahre hinweg an Auf der Sekundar-

stufe sind den beiden Lehrplankonzepten aber zT andersartige Paradigmen zugrundgelegt

Dies zeigt sich zum Beispiel im Fach Geschichte Die Gestaltung der Lehrpraktika ist im

franzoumlsischsprachigen Teil Freiburgs fuumlr die Sekundarstufe II anders als im deutschsprachi-

gen Die Freiburger Lehrpersonenbildung muss sich also an zwei verschiedenen Rahmen-

konzepten orientieren

322 Kantonales Sprachenkonzept

Aufgrund der Globalisierung wird unsere Gesellschaft multikultureller Die Sensibilitaumlt fuumlr

andere Kulturen und Sprachen wird fuumlr das Zusammenleben und die gesellschaftliche Ko-

haumlsion immer relevanter Entsprechend wichtig wird der Erwerb von Fremdsprachen Neben

der Landessprache sprechen viele Kinder zuhause eine andere Sprache Im Kanton Freiburg

gilt gemaumlss dem verfassungsrechtlichen Territorialitaumltsprinzip der Grundsatz dass die Un-

terrichtssprache der Amtssprache der Gemeinde oder der Gemeinden die den Schulkreis

bilden entspricht Gleichzeitig ist aber sowohl in der Kantonsverfassung und expliziter auch

in den letzten Regierungsprogrammen vorgesehen den Austausch und das Sprachenlernen

zu foumlrdern

25

Dazu hat die EKSD 2010 ein kantonales Konzept fuumlr den Sprachenunterricht erarbeitet Zwei

Vorschlaumlge des Konzepts beziehen sich auf den Immersionsunterricht Es handelt sich dabei

um den Unterricht eines Sachfaches (zB Geschichte) in der jeweiligen Partnersprache

Hauptziel bleibt das Erreichen von fachlichen Kompetenzen die Sprache steht nicht im Mit-

telpunkt Mittlerweile verzeichnen Projekte zum Immersionsunterricht in der obligatori-

schen Schule des Kantons eine starke Zunahme Zum Schuljahresbeginn 201819 wurden in

18 Orientierungsschulen und 9 Primarschulen und damit in insgesamt uumlber 100 Klassen Im-

mersionsprojekte angekuumlndigt Lehrpersonen die sich fuumlr ein Immersionsprojekt engagie-

ren werden begleitet und koumlnnen vom entsprechenden und laufend erweiterten Weiterbil-

dungsangebot an der HEP-PH FR profitieren Bereits in der Grundausbildung werden die

wichtigsten didaktischen Konzepte im Bereich des Immersionsunterrichts unterrichtet Fuumlr

die bereits aktiven Lehrpersonen hat die HEP-PH FR neu einen CAS zum Thema bilingualer

immersiver Unterricht in Planung Zudem absolvieren auch die Studierenden der einspra-

chigen Ausbildung der HEP-PH einen Teil ihrer Ausbildung in der Partnersprache

Auch auf Mittelschulebene hat der Immersionsunterricht an Bedeutung gewonnen sowohl

im Kanton Freiburg als auch gesamtschweizerisch In Freiburg koumlnnen saumlmtliche Bildungs-

gaumlnge der Schulen der Sekundarstufe II mit einer zweisprachigen Maturitaumlt Deutsch-

Franzoumlsisch abgeschlossen werden Im Schuljahr 201819 besuchen rund 28 der Freiburger

Gymnasiasten diesen Unterricht der zur zweisprachigen Maturitaumlt fuumlhrt Gesamtschweize-

risch ist die Kombination Deutsch-Englisch am haumlufigsten

Auch an der Universitaumlt Freiburg kann das LDM zweisprachig abgeschlossen werden Eine

Kompetenzstelle fuumlr die Immersionsdidaktik fehlt aber

In diesem Zusammenhang ist auch das Institut fuumlr Mehrsprachigkeit zu erwaumlhnen das 2008 als

gemeinsames Institut der Universitaumlt Freiburg und der Paumldagogischen Hochschule Freiburg

gegruumlndet wurde Es fuumlhrt das Wissenschaftliche Kompetenzzentrum fuumlr Mehrsprachigkeit

(KFM) des Bundes das auf der Grundlage des Sprachengesetzes und der Sprachenverord-

nung von der Schweizerischen Eidgenossenschaft finanziert wird Zu den Aufgaben des In-

stituts gehoumlren die Durchfuumlhrung von Forschungsprojekten im Bereich der Mehrsprachig-

keit die Unterstuumltzung der Lehre auf allen Stufen die Zusammenarbeit mit verschiedenen

Akteuren auf regionaler nationaler und internationaler Ebene die Verbreitung der erworbe-

nen Kenntnisse in Wissenschaft und Gesellschaft und die Durchfuumlhrung von wissenschaftli-

chen Veranstaltungen Aktuell ist die HEP-PH FR gemeinsam mit dem Institut fuumlr Mehr-

sprachigkeit und der Universitaumlt Freiburg im Rahmen des von swissuniversities lancierten

und vom Bund finanzierten Programms P-09 laquoAufbau der wissenschaftlichen Kompetenzen

und Fachdidaktikenraquo fuumlr den Aufbau des Fachdidaktikzentrums Fremdsprachen (Centre de

didactique des langues eacutetrangegraveres CeDiLE) als Leading House zustaumlndig

Durch die besondere Lage des Kantons Freiburg auf der Sprachgrenze bietet sich die Chance

die Zweisprachigkeit in der Lehrpersonenbildung und in den Schulen zu nutzen Die Kanto-

ne Bern und Wallis pflegen die Zweisprachigkeit zwar auch aber mit zwei PH-Standorten

In Freiburg kann die Zweisprachigkeit unter einem Dach gelebt werden was eine attraktive

26

Profilierungsmoumlglichkeit ist Mittels einer kohaumlrenten und stufenuumlbergreifenden Strategie

koumlnnte die kantonale Lehrpersonenbildung das Thema Mehrsprachigkeit und Immersions-

didaktik als Freiburger USP herausarbeiten und sich auf nationaler und internationaler Ebe-

ne profilieren

323 Inklusion

Die Volksschule von heute ist eine integrative Schule Statt einzelne Kinder mit besonderem

Foumlrderbedarf in Sonderschulen oder -klassen zu unterrichten sollen moumlglichst alle gemein-

sam Regelklassen besuchen Grundlage fuumlr den integrativen Unterricht bilden das Behinder-

tengleichstellungsgesetz und die 2008 eingefuumlhrte Neugestaltung des Finanzausgleichs und

der Aufgabenteilung Seither sind die Kantone fuumlr die Sonderpaumldagogik zustaumlndig Zur Ko-

ordination der Aufgaben haben die Kantone unter der Federfuumlhrung der EDK das 2011 in

Kraft getretene Sonderpaumldagogik-Konkordat erarbeitet

Fuumlr die Foumlrderung der Kinder mit speziellem Foumlrderbedarf sind in der Regel schulische

Heilpaumldagogen zustaumlndig Sie erstellen in Absprache mit der Lehrperson individuelle Foumlr-

derplaumlne Die Heilpaumldagogen sind oft nur fuumlr einzelne Lektionen im Schulzimmer um das

Kind zu betreuen es gibt aber auch Formen von Teamteaching bei denen Lehrpersonen und

Heilpaumldagogen gemeinsam alle Kinder betreuen Fuumlr eine gute Zusammenarbeit muumlssen die

Rollen geklaumlrt und der Bildungsauftrag der Regelschule verstanden werden Heilpaumldagogen

benoumltigen ein Grundverstaumlndnis fuumlr die Lehrertaumltigkeit und Lehrpersonen der Regelklassen

ein Grundverstaumlndnis uumlber Behinderungsaspekte Die Vermittlung dieses gegenseitigen

Grundverstaumlndnisses sollte in die Grundausbildung sowohl der Volksschullehrer als auch

der Heilpaumldagogen mit einbezogen werden Dies ist heute allerdings nicht der Fall in den

Gespraumlchen wird seitens der HEP-PH FR und des ILLB der fehlende institutionalisierte Aus-

tausch mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik bemaumlngelt

324 Digitalisierung

Computer Internet und Smartphone durchdringen den Alltag immer staumlrker Die Schulen

haben sich auf verschiedene Arten mit dieser Digitalisierung auseinanderzusetzen Die neu-

en technologischen Moumlglichkeiten sind in der Lehrerbildung und in den Schulen paumldago-

gisch sinnvoll zu nutzen Allerdings erfordern die technologischen Lehrmittel Investitionen

in Infrastruktur und Datensicherheit und den Einsatz von Fachpersonen mit Spezialwissen

in verschiedensten Funktionsbereichen Zur Illustration dieser zusaumltzlichen Dimension in

der Lehrpersonenbildung haben Mishra und Koehler (2006) das oben vorgestellte PCK-

Modell um den Aspekt der digitalen Medien erweitert was zum vierdimensionalen TPCK-

Modell fuumlhrt

1 Technology Knowledge Wie koumlnnen Lehrpersonen digitale Medien fuumlr sich selbst nutzen

In dieser Dimension stehen das Wissen und die Fertigkeiten des eigenen Umgangs mit

digitalen Medien im Vordergrund

27

2 Technological Pedagogical Knowledge Welche Chancen und welchen Nutzen koumlnnen digitale

Medien im Unterricht aufweisen Hier geht es um generelle Fragen der Unterrichtsgestal-

tung im Sinne der Allgemeindidaktik

3 Technological Content Knowledge Inwiefern vermag die Digitalisierung den fachwissen-

schaftlichen Inhalt zu veraumlndern Welche Bedeutung haben digitale Medien fuumlr das jewei-

lige Fach

4 Technological Pedagogical Content Knowledge Wie lassen sich Unterrichtsinhalte anhand von

digitalen Medien sinnvoll unterrichten Wie koumlnnen digitale Medien den Lernprozess in

den jeweiligen Faumlchern unterstuumltzen

Abbildung 7 TPCK-Modell von Mishra und Koehler (2006) basierend auf Shulmann (1986)

Um dieser neuen Anforderung im Bildungswesen zu begegnen haben sowohl die EDK als

auch die CIIP 2018 eine Strategie bzw einen Aktionsplan fuumlr den Umgang mit dem Wandel

durch Digitalisierung definiert mittels derer die Kantone sich auf Ziele und prioritaumlre Berei-

che der digitalen Bildung einigen Im Kanton Freiburg hat der Staatsrat dem Grossrat bereits

2001 ein Globalkonzept der Integration der Informations- und Kommunikationstechnologie

in den Unterricht in allen Schulstufen unterbreitet 2001 wurde die Fachstelle fri-tic gegruumln-

det uumlber die seither saumlmtlichen Lehrpersonen mehr als 140 in den Schulen taumltige IKT-

Ansprechpersonen sowie Ausbildner fuumlr Lehrpersonen im Bereich IKT geschult wurden Des

Weiteren stellt sie Schulbehoumlrden Schulen Lehrpersonen und Lernenden Leistungen und

Beratungen im Zusammenhang mit Medien und IKT zur Verfuumlgung und foumlrdert gleichzeitig

eine kritische Auseinandersetzung mit den neuen Medien und Technologien 2017 hat der

Staatsrat ein kantonales Konzept fuumlr die Integration von Medien und IKT in der obligatori-

schen und nachobligatorischen Schule in der Berufsbildung und im Sonderschulunterricht

genehmigt Es soll ein neues Fuumlhrungssystem definieren die Steuerungsstrukturen klaumlren

Synergien ermitteln und eine gemeinsame Vision entwickeln die die Kohaumlrenz der verschie-

denen Unterrichts- und Bildungsaumlmter Aus- und Weiterbildungen fuumlr Lehrpersonen Infor-

matikprojekten des Staates und Unterrichts-Lernpraxis an den Schulen zum Ziel hat Inner-

halb der EKSD wurde das Buumlro Medien und IKT geschaffen das als Steuerungsorgan der

28

EKSD die Aufgabe hat dieses Globalkonzept fuumlr den Zeitraum 2017 bis 2021 zu erarbeiten

umzusetzen und zu evaluieren

Im Schuljahr 201920 werden durch den Lehrplan 21 die Lernziele im Bereich von Medien

und Informatik fuumlr die deutschsprachige obligatorische Schule festgelegt und in den Frei-

burger Gymnasien wird Informatik als obligatorisches Fach eingefuumlhrt Eine diesbezuumlgliche

Uumlberarbeitung des PER fuumlr den franzoumlsischen obligatorischen Unterricht ist ebenfalls be-

schlossen Diese flaumlchendeckende Einfuumlhrung eines neuen Faches einerseits und neuer fauml-

cheruumlbergreifender technologischer Unterrichtsmaterialen andererseits erfordert eine ent-

sprechende Anpassung der Studienprogramme in der Lehrpersonenausbildung Die HEP-

PH FR und die Universitaumlt haben diese getrennt und unabhaumlngig voneinander in Angriff

genommen ua mit der Unterstuumltzung ihres jeweiligen Fachzentrums Sowohl die Universi-

taumlt (Laboratoire drsquoinnovation peacutedagogique LIP Centre Nouvelles technologies et enseignement NTE)

wie auch die HEP-PH FR (Centre de recherche sur lrsquoenseignementapprentissage par les technolo-

gies numeacuteriques CREATE) verfuumlgen uumlber Einheiten fuumlr Lehre und Lernen mit digitalen Tech-

nologien Auch hier gibt es zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien Der Einsatz der vorhan-

denen Ressourcen hat grosses Optimierungspotential

33 Oumlkonomische Elemente

331 Zulassungspolitik

Folgende Darstellung zeigt mit welcher Vorbildung schweizweit die Studierenden an die

PH gelangen Die Zugaumlnge sind vielfaumlltig und durchlaumlssig So kann der Arbeitsmarkt mit

ausreichend qualifizierten Lehrpersonen versorgt werden

Abbildung 8 PH-Eintritte auf Stufe Bachelor nach Studiengang und Zulassungsausweis 20172018 (Quelle Bundesamt fuumlr

Statistik BFS)

Heute verfuumlgen 43 der Studierenden die die Ausbildung VorschulstufePrimarstufe auf-

nehmen uumlber eine gymnasiale Maturitaumlt Knapp 2 davon haben eine Passerelle BM-UH

29

absolviert Auch die Fachmaturitaumlt (FM) mit Vertiefungsrichtung Paumldagogik ist seit ihrer

Einfuumlhrung im Studienjahr 201011 mit 29 zu einem bedeutenden Zubringer in die Vor-

schul- und Primarschullehrerausbildung geworden Diese Population von Studierenden ist

fuumlr den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen eminent wichtig da ohne sie nur eine ungenuumlgende

Anzahl an Lehrpersonen ausgebildet werden koumlnnte Die Berufsmaturanden machen 8 aus

7 der Studierenden wurden mit oder ohne Pruumlfung durch eine Hochschule zugelassen und

6 haben einen auslaumlndischen Zulassungsausweis Zwar fehlen fuumlr eine laumlngerfristige Beur-

teilung auch hier die mittels eines permanenten Monitorings zu erhebenden Daten die Zah-

len fuumlr das Studienjahr 201819 zeigen jedoch dass an der HEP-PH FR gleichviele Inhaber

einer Fach- wie einer gymnasialen Maturitaumlt studieren Fuumlr den Zugang zu den von der Uni-

versitaumlten angebotenen Studiengaumlngen so auch des ILLB und des DSP wird die gymnasiale

Maturitaumlt vorausgesetzt

Kandidatinnen und Kandidaten fuumlr eine Ausbildung zur Lehrperson insbesondere fuumlr die

Primarstufe gibt es genug Allerdings besteht an der HEP-PH FR seit dem Studienjahr

200405 eine Zulassungsbeschraumlnkung Sie wurde aufgrund einer laquounerwartet grossen An-

zahl Anmeldungenraquo eingefuumlhrt Nach 104 registrierten Anmeldungen im Jahr 2002 und 105

im Jahr 2003 sind 2004 165 Bewerbungen eingegangen Damit war die Aufnahmekapazitaumlt

der HEP-PH FR in Bezug auf die vorhandenen Praktikumsplaumltze die Betreuung der Studie-

renden und die Infrastruktur uumlberschritten Die maximale Aufnahmekapazitaumlt wurde auf 90

Studienplaumltze fuumlr die franzoumlsischsprachigen und 30 fuumlr die deutschsprachigen Studierenden

festgelegt Die Verordnung des Staatsrats uumlber diese erste Zulassungsbeschraumlnkung erlaumlsst

zudem Selektionskriterien die zur Ablehnung der uumlberzaumlhligen Kandidaten angewandt

werden konnten Laut Art 4 Abs 2 konnte die Aufnahme abgelehnt werden wenn die Beur-

teilung der paumldagogischen Faumlhigkeiten Vorbehalte enthielt und die schulischen Ergebnisse in

der Muttersprache und in der ersten Fremdsprache als ungenuumlgend beurteilt wurden

200506-200708 wurde die Anzahl der Studienplaumltze weiter reduziert da mit der laquoPasserel-

leraquo ndash einer Weiterbildung die Kindergaumlrtnerinnen Handarbeits- und Werklehrerinnen das

Unterrichten auf der 1 und 2 Primarstufe ermoumlglichte ndash eine zusaumltzliche Ausbildung ange-

boten wurde die Personal und Infrastruktur der HEP-PH FR ebenfalls beanspruchte Ab

200809 wurde die Anzahl erstmals auf 100 bzw 50 Plaumltze erhoumlht mit der Begruumlndung

laquodass eine groumlssere Anzahl Studierender aus verschiedenen Gruumlnden zum Beispiel wegen

der Mobilitaumlt zwischen den PH das Studium nach dem ersten Jahr wieder aufgibtraquo und

dadurch wieder mehr Aufnahmekapazitaumlt entstuumlnde zudem koumlnnten im ersten Jahr die

Praktika zu zweit absolviert werden Auch die Selektionskriterien wurden angepasst Ab

200809 wird neben den Noten in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematik eine

schriftliche Stellungnahme zu einem Thema das mit der Schule oder dem Lehrerberuf ver-

bunden ist beurteilt

Als sich ein Ruumlckgang der Anzahl Lehrpersonen abzuzeichnen begannt wurde in den Jahren

201011 bis 201314 auf eine Zulassungsbeschraumlnkung verzichtet Da die Gesamtzahl der

Studierenden an der HEP-PH FR von 313 im Jahr 2009 auf 470 im Jahr 2013 anstieg fuumlhrte

30

der Staatsrat im Rahmen seiner Struktur- und Sparmassnahmen die Beschraumlnkung auf das

Studienjahr 201415 wieder ein Als Selektionskriterien galten ab sofort nur noch laquodie schuli-

schen Ergebnisse in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematikraquo

Studienjahr franzoumlsischsprachig deutschsprachig insgesamt

200405 90 40 130

200506 75 35 110

200607 75 35 110

200708 75 35 110

200809 100 50 150

200910 100 50 150

201011-201314 keine Zulassungsbeschraumlnkung

201415 100 50 150

201516 100 50 150

201617 100 50 150

201718 100 50 150

201819 110 50 160

Abbildung 9 Zulassungsbeschraumlnkung an der HEP-PH FR Uumlbersicht von 200405-201819

Wegen der Beibehaltung der Zulassungsbeschraumlnkung uumlber mehrere Jahre hinweg ist man

sich heute gar nicht mehr im Klaren in welcher Zahl sich die Nachfrage nach Studienplaumltzen

an der HEP-PH FR niederschlagen wuumlrde Frist fuumlr die Einreichung der Kandidaturen ist

jeweils Ende Maumlrz und Ende Juli werden die Zulassungen fuumlr den Beginn des Studienjahres

im September bekanntgegeben Nun kennt die HEP-PH FR zwar die Anzahl Kandidaturen

sie entspricht aber nicht derjenigen die sich letztendlich definitiv fuumlr den Studieneintritt ent-

scheiden Viele angehende Studierende sind sich der Platzbeschraumlnkung sowohl an der HEP-

PH FR als auch an anderen Bildungsinstitutionen (etwa an der Hochschule fuumlr Soziale Arbeit

Freiburg) bewusst und bewerben sich absichtlich an mehreren Orten um einen Studienplatz

auf sicher zu haben Dies fuumlhrt dazu dass ein Teil der Bewerber die von der HEP-PH FR

abgewiesen werden das Studium auch bei positivem Zulassungsentscheid nicht aufnehmen

wuumlrde Wie hoch dieser Anteil ist kann nicht ermittelt werden

Diese Zulassungsbeschraumlnkung ist houmlchst problematisch Einerseits will der Kanton Lehr-

personen ausbilden andererseits fuumlhrt der Numerus Clausus zu Abwanderungen von Stu-

dierenden va nach Bern und Lausanne Tatsaumlchlich legen die Zahlen nahe dass die Zulas-

sungsbeschraumlnkung die Nachfrage nach Studienplaumltzen an der HEP-PH FR negativ beein-

flusst Waumlhrend das Angebot stagniert nimmt die Nachfrage ab Es ist houmlchst problematisch

den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen auf solche Weise zu steuern die Nachfrage folgt allem

voran der demographischen Entwicklung

31

Abbildung 10 Kandidaturen vs Eintritte HEP-PH FR 201314-201819

Auch die Ausbildungsplaumltze fuumlr das Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute (DEEM)

sind limitiert Die franzoumlsischsprachige Ausbildung wurde urspruumlnglich fuumlr 48 Personen pro

Studienjahr konzipiert Da das Interesse fuumlr die Ausbildung mit jedem Jahr zunimmt aber

nicht genuumlgend Praktikumsplaumltze zur Verfuumlgung stehen besteht seit dem Studienjahr

200809 eine Aufnahmebeschraumlnkung fuumlr 60 Personen pro Jahr Diese Beschraumlnkung erweist

sich fuumlr die Situation auf dem Arbeitsmarkt als unproblematisch die Maturitaumltsschulen ha-

ben keine Rekrutierungsschwierigkeiten Da sogar ein leichtes Uumlberangebot an Lehrpersonen

fuumlr die Sekundarstufe II besteht haben DEEM-Inhaber uumlber mehrere Jahre hinweg auch Pen-

sen auf Sekundarstufe I uumlbernommen wo bis vor kurzem ebenfalls Lehrpersonal fehlte In-

folge des Anstiegs der Studierenden fuumlr das Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I

(DAES I) in den letzten Jahren hat sich die Arbeitsmarktsituation in den Orientierungsschu-

len wieder beruhigt dafuumlr beginnen sich Engpaumlsse bei der Organisation von Praktikums-

plaumltzen abzuzeichnen

Eine abschliessende Anmerkung zu den Praktikumsplaumltzen sei hier festgehalten Persoumlnlich

bin ich der Meinung dass die Zahl der Praktikumsplaumltze als limitierender Faktor von den

Gespraumlchspartnern zu stark und nicht einleuchtend verwendet wird Die Begruumlndung und

die genaue Benennung der Engpassfaktoren wurden aus den Gespraumlchen nicht klar Wenn

der Arbeitsmarkt mehr Lehrpersonen benoumltigt lassen sich mindestens mittelfristig durch

organisatorische Massnahmen auch ausreichend Praktikumsplaumltze organisieren Gerade

auch die Berufsverbaumlnde sind bei der Erarbeitung solcher Massnahmen mit einzubeziehen

332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage

Der Kanton Freiburg ist wie die umliegenden Regionen seit einigen Jahren mit einer ange-

spannten Situation auf dem Stellenmarkt fuumlr Lehrpersonen auf Primarstufe konfrontiert

Was heute eine grosse Schwierigkeit fuumlr die Anstellung von Stellvertretungen bedeutet wird

in wenigen Jahren in einen tatsaumlchlichen Mangel an qualifizierten Lehrpersonen muumlnden

Die Anzahl Zulassungen zum Studium wird in Freiburg aber nicht etwa von der Situation

auf dem Arbeitsmarkt sondern von der Aufnahmekapazitaumlt der aktuellen Raumlumlichkeiten

260

225 242

256

211 196

154 145

155 140

152 154

0

50

100

150

200

250

300

201314 201415 201516 201617 201718 201819

Kandidaturen im Maumlrz

Eintritte im September

32

definiert Weder der demographischen Entwicklung noch anderen Schwankungen auf dem

Bildungsmarkt kann so Rechnung getragen werden Es sind noch weitere Phaumlnomene zu

beruumlcksichtigen etwa die grosse Nachfrage nach Teilzeitstellen oder die Tatsache dass ein

bedeutender Anteil der Diplomierten gar nie im Lehrberuf arbeitet Diese Gesamtsituation

fuumlhrt dazu dass zwischen 2013 und 2016 die Abgaumlnger der HEP-PH FR nur 565 des Be-

darfs auf dem franzoumlsischsprachigen Freiburger Arbeitsmarkt gedeckt haben 201819 wurde

deshalb die Zulassungsbeschraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Abteilung von 100 Plaumlt-

zen pro Studienjahr auf 110 erhoumlht Diese Erhoumlhung wurde durch den Umzug der Fachstelle

fri-tic ermoumlglicht die bis anhin in den Raumlumlichkeiten der HEP-PH FR untergebracht war

Daruumlber hinaus wird allerdings nur eine substantielle Erweiterung der Gebaumlude oder ein

Neubau an einem anderen Standort der stetig steigenden Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt

nachkommen koumlnnen

Wie erwaumlhnt ist der Zugang zu bestimmten Daten und dadurch deren Auswertung durch

die zersplitterte Organisation wesentlich erschwert Die Entwicklung der Studierendenzah-

len uumlber die letzten fuumlnf Jahre zeigt jedoch dass das Ausbildungsangebot teilweise zur Ab-

wanderung der Freiburger Studierenden insbesondere in die Nachbarkantone fuumlhrt Das ist

insofern problematisch als der Heimatkanton der die Ausbildung im Rahmen der Interkan-

tonalen Fachhochschulvereinbarung (FHV) finanziert nicht davon ausgehen kann dass die

Studierenden nach Abschluss ihres Studiums wieder zuruumlckkehren In der Folge werden

einige grundlegende Statistiken zu den verfuumlgbaren Daten praumlsentiert und im vorliegenden

Kontext interpretiert

A) Herkunft der Studierenden in Freiburg

1 Primarstufe

Abbildung 11 Herkunft der Studierenden Primarstufe 201314-201718 Die Anzahl an Freiburger Studierenden hat uumlber

die letzten fuumlnf Jahre zugenommen waumlhrend die Anzahl an Studierenden aus anderen Kantonen und aus dem Ausland uumlber

den gleichen Zeitraum zuruumlckgeht

284

114

47

302

107

35

311

120

39

287

114

17

302

82

25

0

50

100

150

200

250

300

350

FR Andere Kantone Ausland

201314 201415 201516 201617 201718

33

2 Sekundarstufe I

Abbildung 12 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe I 201314-201718 Die Anzahl der Freiburger hat in den vergan-

genen fuumlnf Jahren besonders stark zugenommen Diese Population ist die Hauptquelle der Zunahme der Anzahl Studieren-

den am ILLB

3 Sekundarstufe II

Abbildung 13 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe II 201314-201718 Aufgrund der Beschraumlnkung der Anzahl

Studienplaumltze fuumlr das DEEM sind die Studierendenzahlen stabil Insbesondere das LDM zieht zahlreiche Studierende aus

anderen Kantonen an Von den insgesamt 228 Studierenden im Jahr 201718 stammen nur 94 aus dem Kanton Freiburg

Diese grosse Attraktivitaumlt kann sich damit erklaumlren dass der Studiengang konsekutiv nach einem Masterabschluss eines

170 169

17

189

162

24

201

163

25

208

183

22

221

195

19

0

50

100

150

200

250

FR CH Ausland

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

34

24

9

31

93

23

42

24

5

29

88

23

32

24

7

36

91

20

39

23

6

46

93

15

40

15

7

54

94

18

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

FR CH Ausland FR CH Ausland

Diplocircme denseignement pour eacutecoles de maturiteacute DEEM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltschulen LDM

201314 201415 201516 201617 201718

34

Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der

Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde

4 Sonderpaumldagogik

Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg

bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an

Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718

161

686

34

166

675

39

174

680

37

177

705

48

171

716

51 100

200

300

400

500

600

700

800

FR CH Ausland

2013 2014 2015 2016 2017

10

20

30

40

50

60

70

80

90

FR

DE

35

A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg

1 Alle Stufen

Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und

Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg

2 Primarstufe

Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone

Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger

an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)

73

55

14 10

29

14

9

22

5 7

14

2 1 3

1 3 3 2 1 2

5

0

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30

40

50

60

70

80

Pri

mar

stu

fe

Seku

nd

arst

ufe

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Seku

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ufe

II

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gik

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paumld

ago

gik

Pri

mar

stu

fe

Seku

nd

arst

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I

Seku

nd

arst

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II

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paumld

ago

gik

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mar

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I

Pri

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nd

arst

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Seku

nd

arst

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II

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paumld

ago

gik

BE VD JU LU VS AG NE

53

11

1 2 2 1

55

16

1 2 2

63

22

1 4 3

66

31

5

1 4 3

73

29

3 5

1 2 1

0

10

20

30

40

50

60

70

80

Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

36

3 Sekundarstufe I

Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr

201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger

die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)

4 Sekundarstufe II

Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-

beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen

29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg

40

14

1

5

1 2 1 1

48

15

3 4

1 2 1 1

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19

5 3

1 1

49

17

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6

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14

3

7

1 1

0

10

20

30

40

50

60

Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

16

3

1 1 1

16

5

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1

18

5

1 2

1

16

3

1 1

14

9

2 3

1

0

2

4

6

8

10

12

14

16

18

20

Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

37

5 Sonderpaumldagogik

Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-

dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-

burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur

auf Deutsch angeboten wird

34 Organisatorische Elemente

Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-

ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben

die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-

turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen

Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-

kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement

oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-

formen beeinflusst

341 Interne Fuumlhrungsstrukturen

Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer

Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die

Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist

mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum

arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-

sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt

sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische

Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit

6

18

6 6

16

11

1 1

7

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9

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9

19

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22

14

1 1

5

0

5

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25

Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall

201314 201415 201516 201617 201718

38

mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene

nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und

Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich

Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf

einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-

ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-

struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-

richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte

An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern

ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und

operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das

Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen

der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-

der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine

Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR

Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-

nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg

koordinieren koumlnnte

Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen

die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-

steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das

Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-

tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die

Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-

schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich

die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-

ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der

Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden

342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen

Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-

standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und

ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018

werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen

Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE

der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der

deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-

ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist

aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich

39

Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-

gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-

sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes

de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale

de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in

der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den

Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-

sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen

Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene

Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf

die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist

eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten

Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen

Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-

enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-

nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen

Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten

343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung

Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es

braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-

nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die

Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-

stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen

Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen

sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards

ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-

litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte

Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-

den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-

derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die

HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative

Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet

werden muumlssen

Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen

Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-

maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-

rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-

hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht

Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-

sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen

40

Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie

sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber

eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt

ist diese Auflage weniger problematisch

344 Infrastruktur

Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen

bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-

lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-

lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-

schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade

auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den

heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau

nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden

Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-

gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun

verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten

Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit

einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung

stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-

schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden

Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-

kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie

eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des

ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-

PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-

ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst

Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals

thematisiert aber nie weiterverfolgt

35 Rechtliche Elemente

351 Nationale Ebene

Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-

schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-

taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-

zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-

hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-

traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten

Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten

die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings

41

auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das

Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der

Kantone

352 Kantonale Ebene

Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-

sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig

sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-

cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer

Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-

ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das

Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen

Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR

allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-

trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-

liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-

gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-

lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von

2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der

fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen

Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten

waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das

neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR

eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb

keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz

grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen

der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-

schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-

matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung

mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden

soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung

Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen

Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-

ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren

Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft

getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem

Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-

schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-

tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen

Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-

42

le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des

Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-

systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert

werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-

lungsdruck verhindern koumlnnen

36 Finanzielle Elemente

Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle

Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die

Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen

Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-

hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses

Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im

interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln

Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-

rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits

und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die

Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-

zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-

schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den

Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH

15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und

nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-

gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen

werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach

Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine

Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-

traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite

lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-

nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt

37 Kontextualisierung der Erkenntnisse

Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen

der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-

beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast

ausschliesslich informell

In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse

durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt

dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-

tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit

43

einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als

auch aus anderen Kantonen

FR HEP Vaud PH Bern

Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)

Sekundarstufe I 435 443 877

Sekundarstufe II 228 215 357

Total Sekundarstufe 663 658 1234

Sonderpaumldagogik 953 368 207

Total 2025 1945 2429

Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen

201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der

Fachausbildung mitgezaumlhlt

Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH

abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell

entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der

HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die

Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr

den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-

sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-

den

Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-

fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-

ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es

die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-

renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf

Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-

ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe

II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben

Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-

traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die

Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss

zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-

ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen

Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur

Verfuumlgung

44

4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle

41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick

In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-

nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig

ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische

Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf

lokale Besonderheiten zugeschnitten sind

Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik

1 PHBern

2 PH FHNW

3 PHGR

4 PH Luzern

5 PHSG

6 PHSH

7 PHSZ

8 PHTG

9 PH-VS

10 PH Zug

11 PHZH

12 HEP-BEJUNE

13 HEP Vaud

14 S SUPSI-DFA

Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz

Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-

enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-

tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch

an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-

gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden

Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-

terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-

tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt

Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-

lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der

Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-

konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats

gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-

sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann

45

42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle

Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-

gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll

ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber

im Folgenden kurz aufgefuumlhrt

Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-

schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt

des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-

spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-

ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit

einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies

etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH

FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-

ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-

tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium

besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-

PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so

besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt

und HEP-PH FR gewertet

Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der

Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen

immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-

lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich

Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-

turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre

aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-

chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell

von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-

saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen

besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen

Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann

die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-

nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur

Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder

andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE

Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der

Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-

bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-

nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-

sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie

46

gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-

tonsverfassung mit einbezogen

Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische

Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-

ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-

schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-

zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-

rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-

nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur

Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-

und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-

ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-

takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen

Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles

fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR

stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-

schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO

dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im

Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-

geordneten Strukturen problematisch

43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-

versitaumlt

In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach

einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen

Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur

Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung

Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr

Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten

Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD

vom 1 Januar 2002 geregelt

431 Staumlrken und Chancen

Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-

ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-

stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die

ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil

Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-

gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und

paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen

47

allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt

der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-

meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch

im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher

Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone

geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg

waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen

Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr

Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im

Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-

Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als

auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies

ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung

mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-

lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-

studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls

als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-

renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen

Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet

werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-

didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-

nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in

Bern oder Lausanne stattfindet

432 Schwaumlchen und Gefahren

Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II

den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit

Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung

Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein

interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in

Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und

praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-

tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische

Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt

und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren

44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt

Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-

sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-

taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein

48

441 Staumlrken und Chancen

Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen

Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-

der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen

aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland

mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten

laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-

tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig

442 Schwaumlchen und Gefahren

In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen

Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-

dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt

Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu

geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-

personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-

nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche

Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-

setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung

fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-

nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem

Unwort geworden

Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-

lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In

einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches

Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-

toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder

einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-

sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-

te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer

rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-

rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr

eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-

dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem

Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb

des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-

chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere

nutzen moumlchten

49

45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne

In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-

ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-

de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke

Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation

eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische

Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung

Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um

Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert

451 Staumlrken und Chancen

Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-

dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der

HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden

Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot

452 Schwaumlchen und Gefahren

Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar

und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche

Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton

Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der

Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem

im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark

in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen

Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-

le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-

stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation

insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-

operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-

rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders

die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses

Modell wohl besonders schwierig umzusetzen

50

5 Empfehlungen

51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit

Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-

nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status

Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre

Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-

nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde

sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand

bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons

Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-

tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher

Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst

eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein

Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium

vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-

che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige

Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt

der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-

dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu

nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-

nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen

52 Strategische Stossrichtung

Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes

festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung

der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-

meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie

sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-

stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-

ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-

nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status

Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen

Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden

kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts

muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen

Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet

51

Perspektive Strategische Ziele

Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen

Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit

seinen Besonderheiten

Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-

burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten

und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen

Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant

hervorgehoben

Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen

Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)

Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-

kraumlften garantieren

Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen

Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren

Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung

ermoumlglichen

Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-

schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann

Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen

Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-

fuumlgung stellen

Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-

chende Informatikinfrastruktur einrichten

Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen

Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen

Der Hochschule Autonomie gewaumlhren

Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung

53 Modellvorschlag

531 Interinstitutionelles Gremium

Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-

nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist

gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-

schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben

den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)

eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums

(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird

das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist

dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-

pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-

bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung

52

In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-

fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun

Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-

liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten

Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-

den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-

sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-

tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-

rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-

bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-

sammlung) ersetzt werden

Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan

53

Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)

532 Abwaumlgungen

Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-

stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das

Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-

schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure

des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem

Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-

typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-

dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt

aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-

oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-

treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-

ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat

damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-

ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten

Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-

tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden

und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-

gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang

gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen

kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-

ben

Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-

folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die

54

Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig

der finanzielle Druck auf die kleinen PHs

533 Weiteres Vorgehen und Ausblick

Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von

aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich

hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-

schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der

Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-

len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich

lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei

Hauptphasen

Abbildung 26 Prozessgestaltung

Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste

fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit

sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende

laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-

kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer

Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf

dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume

verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-

sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-

den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt

werden

Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen

Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-

naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge

der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue

55

Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf

angepasst der Aussenauftritt konsolidiert

Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen

Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion

um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum

die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-

statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-

faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht

534 Schlussgedanken

Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die

Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen

Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch

konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-

gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt

werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen

Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-

saumltzlich erschwerend

Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-

gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-

finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung

verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so

koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden

Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution

fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht

Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-

promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-

lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-

gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt

Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-

forderlich

56

6 Quellen

61 Literatur

Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter

httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb

Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt

Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle

Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading

House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No

12

Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)

Muumlnchen Vahlen

Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice

(9th ed) Boston McGraw-Hill

Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-

Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson

Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A

Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University

108 (6) 1017-1054

Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational

Researcher 15(2) 4-14

Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion

62 Rechtsgrundlagen

Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-

taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und

Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001

Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-

sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)

Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-

schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom

30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)

Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et

lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001

EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit

Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK

EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der

Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK

57

Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)

Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)

Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg

(SR 101000)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)

Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom

16062016 (LB SR 447710)

Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)

63 Berichte und Stellungnahmen

SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr

Bildungsforschung

Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017

Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave

lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat

de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut

Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg

Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg

13122018

Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute

Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK

httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf

httpwwwcdipchdyn12277php

2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron

PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion

httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf

httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv

onMedienundIKTindenUnterrichtpdf

httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes

Page 24: Prof. Dr. Roman Capaul St. Gallen, 2. April 2019 · guisme est un atout unique qui est mis en avant comme une unique selling proposition (USP - proposition de vente unique). Le bilinguisme

24

hohen Anforderungen deutlich die an die Dozierenden in der Lehrerausbildung gestellt

werden

- Content Knowledge Das inhaltliche Wissen bezieht sich auf die fachwissenschaftlichen As-

pekte des Unterrichts die mit einer Klasse erarbeitet werden

- Pedagogical Knowledge Paumldagogisches Wissen umfasst das Wissen und Koumlnnen wie eine

Klasse zu unterrichten ist (Methodik und Allgemeindidaktik)

- Pedagogical Content Knowledge Die Schnittmenge dieser beiden ersten Dimensionen fuumlhrt

zu fachdidaktischem Wissen und Koumlnnen Es geht darum wie bestimmte Inhalte fachspe-

zifisch oder -uumlbergreifend unterrichtet werden sollen Die Relevanz dieser Fachdidaktik

wird von mehreren Gespraumlchspartnern sehr deutlich hervorgehoben Der Theorie-Praxis

Bezug ist in der Lehrerbildung sehr wichtig

In Freiburg werden alle drei Wissensbereiche an beiden Institutionen angeboten fuumlr die

Primarstufe an der HEP-PH FR fuumlr die Sekundarstufe I und II und die Sonderpaumldagogik an

der Universitaumlt Waumlhrend eine Aufteilung fuumlr das Content Knowledge und bis zu einem be-

stimmten Grad auch fuumlr das Pedagogical Content Knowledge Sinn machen mag sind insbeson-

dere im Bereich des Pedagogical Knowledge zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien vorhan-

den von denen aber keinerlei Gebrauch gemacht wird

Zur dieser inhaltlichen Komplexitaumlt kommt in Freiburg die zusaumltzliche Schwierigkeit dass

die Lehrpersonenbildung fuumlr die obligatorische Schule zwei verschiedenen Lehrplankonzep-

ten Rechnung tragen muss In der Deutschschweiz werden kuumlnftige Lehrpersonen auf den

Lehrplan 21 in der Westschweiz auf den Plan drsquoeacutetudes romand (PER) vorbereitet Beide Lehr-

plaumlne streben Kohaumlrenz uumlber alle obligatorischen Schuljahre hinweg an Auf der Sekundar-

stufe sind den beiden Lehrplankonzepten aber zT andersartige Paradigmen zugrundgelegt

Dies zeigt sich zum Beispiel im Fach Geschichte Die Gestaltung der Lehrpraktika ist im

franzoumlsischsprachigen Teil Freiburgs fuumlr die Sekundarstufe II anders als im deutschsprachi-

gen Die Freiburger Lehrpersonenbildung muss sich also an zwei verschiedenen Rahmen-

konzepten orientieren

322 Kantonales Sprachenkonzept

Aufgrund der Globalisierung wird unsere Gesellschaft multikultureller Die Sensibilitaumlt fuumlr

andere Kulturen und Sprachen wird fuumlr das Zusammenleben und die gesellschaftliche Ko-

haumlsion immer relevanter Entsprechend wichtig wird der Erwerb von Fremdsprachen Neben

der Landessprache sprechen viele Kinder zuhause eine andere Sprache Im Kanton Freiburg

gilt gemaumlss dem verfassungsrechtlichen Territorialitaumltsprinzip der Grundsatz dass die Un-

terrichtssprache der Amtssprache der Gemeinde oder der Gemeinden die den Schulkreis

bilden entspricht Gleichzeitig ist aber sowohl in der Kantonsverfassung und expliziter auch

in den letzten Regierungsprogrammen vorgesehen den Austausch und das Sprachenlernen

zu foumlrdern

25

Dazu hat die EKSD 2010 ein kantonales Konzept fuumlr den Sprachenunterricht erarbeitet Zwei

Vorschlaumlge des Konzepts beziehen sich auf den Immersionsunterricht Es handelt sich dabei

um den Unterricht eines Sachfaches (zB Geschichte) in der jeweiligen Partnersprache

Hauptziel bleibt das Erreichen von fachlichen Kompetenzen die Sprache steht nicht im Mit-

telpunkt Mittlerweile verzeichnen Projekte zum Immersionsunterricht in der obligatori-

schen Schule des Kantons eine starke Zunahme Zum Schuljahresbeginn 201819 wurden in

18 Orientierungsschulen und 9 Primarschulen und damit in insgesamt uumlber 100 Klassen Im-

mersionsprojekte angekuumlndigt Lehrpersonen die sich fuumlr ein Immersionsprojekt engagie-

ren werden begleitet und koumlnnen vom entsprechenden und laufend erweiterten Weiterbil-

dungsangebot an der HEP-PH FR profitieren Bereits in der Grundausbildung werden die

wichtigsten didaktischen Konzepte im Bereich des Immersionsunterrichts unterrichtet Fuumlr

die bereits aktiven Lehrpersonen hat die HEP-PH FR neu einen CAS zum Thema bilingualer

immersiver Unterricht in Planung Zudem absolvieren auch die Studierenden der einspra-

chigen Ausbildung der HEP-PH einen Teil ihrer Ausbildung in der Partnersprache

Auch auf Mittelschulebene hat der Immersionsunterricht an Bedeutung gewonnen sowohl

im Kanton Freiburg als auch gesamtschweizerisch In Freiburg koumlnnen saumlmtliche Bildungs-

gaumlnge der Schulen der Sekundarstufe II mit einer zweisprachigen Maturitaumlt Deutsch-

Franzoumlsisch abgeschlossen werden Im Schuljahr 201819 besuchen rund 28 der Freiburger

Gymnasiasten diesen Unterricht der zur zweisprachigen Maturitaumlt fuumlhrt Gesamtschweize-

risch ist die Kombination Deutsch-Englisch am haumlufigsten

Auch an der Universitaumlt Freiburg kann das LDM zweisprachig abgeschlossen werden Eine

Kompetenzstelle fuumlr die Immersionsdidaktik fehlt aber

In diesem Zusammenhang ist auch das Institut fuumlr Mehrsprachigkeit zu erwaumlhnen das 2008 als

gemeinsames Institut der Universitaumlt Freiburg und der Paumldagogischen Hochschule Freiburg

gegruumlndet wurde Es fuumlhrt das Wissenschaftliche Kompetenzzentrum fuumlr Mehrsprachigkeit

(KFM) des Bundes das auf der Grundlage des Sprachengesetzes und der Sprachenverord-

nung von der Schweizerischen Eidgenossenschaft finanziert wird Zu den Aufgaben des In-

stituts gehoumlren die Durchfuumlhrung von Forschungsprojekten im Bereich der Mehrsprachig-

keit die Unterstuumltzung der Lehre auf allen Stufen die Zusammenarbeit mit verschiedenen

Akteuren auf regionaler nationaler und internationaler Ebene die Verbreitung der erworbe-

nen Kenntnisse in Wissenschaft und Gesellschaft und die Durchfuumlhrung von wissenschaftli-

chen Veranstaltungen Aktuell ist die HEP-PH FR gemeinsam mit dem Institut fuumlr Mehr-

sprachigkeit und der Universitaumlt Freiburg im Rahmen des von swissuniversities lancierten

und vom Bund finanzierten Programms P-09 laquoAufbau der wissenschaftlichen Kompetenzen

und Fachdidaktikenraquo fuumlr den Aufbau des Fachdidaktikzentrums Fremdsprachen (Centre de

didactique des langues eacutetrangegraveres CeDiLE) als Leading House zustaumlndig

Durch die besondere Lage des Kantons Freiburg auf der Sprachgrenze bietet sich die Chance

die Zweisprachigkeit in der Lehrpersonenbildung und in den Schulen zu nutzen Die Kanto-

ne Bern und Wallis pflegen die Zweisprachigkeit zwar auch aber mit zwei PH-Standorten

In Freiburg kann die Zweisprachigkeit unter einem Dach gelebt werden was eine attraktive

26

Profilierungsmoumlglichkeit ist Mittels einer kohaumlrenten und stufenuumlbergreifenden Strategie

koumlnnte die kantonale Lehrpersonenbildung das Thema Mehrsprachigkeit und Immersions-

didaktik als Freiburger USP herausarbeiten und sich auf nationaler und internationaler Ebe-

ne profilieren

323 Inklusion

Die Volksschule von heute ist eine integrative Schule Statt einzelne Kinder mit besonderem

Foumlrderbedarf in Sonderschulen oder -klassen zu unterrichten sollen moumlglichst alle gemein-

sam Regelklassen besuchen Grundlage fuumlr den integrativen Unterricht bilden das Behinder-

tengleichstellungsgesetz und die 2008 eingefuumlhrte Neugestaltung des Finanzausgleichs und

der Aufgabenteilung Seither sind die Kantone fuumlr die Sonderpaumldagogik zustaumlndig Zur Ko-

ordination der Aufgaben haben die Kantone unter der Federfuumlhrung der EDK das 2011 in

Kraft getretene Sonderpaumldagogik-Konkordat erarbeitet

Fuumlr die Foumlrderung der Kinder mit speziellem Foumlrderbedarf sind in der Regel schulische

Heilpaumldagogen zustaumlndig Sie erstellen in Absprache mit der Lehrperson individuelle Foumlr-

derplaumlne Die Heilpaumldagogen sind oft nur fuumlr einzelne Lektionen im Schulzimmer um das

Kind zu betreuen es gibt aber auch Formen von Teamteaching bei denen Lehrpersonen und

Heilpaumldagogen gemeinsam alle Kinder betreuen Fuumlr eine gute Zusammenarbeit muumlssen die

Rollen geklaumlrt und der Bildungsauftrag der Regelschule verstanden werden Heilpaumldagogen

benoumltigen ein Grundverstaumlndnis fuumlr die Lehrertaumltigkeit und Lehrpersonen der Regelklassen

ein Grundverstaumlndnis uumlber Behinderungsaspekte Die Vermittlung dieses gegenseitigen

Grundverstaumlndnisses sollte in die Grundausbildung sowohl der Volksschullehrer als auch

der Heilpaumldagogen mit einbezogen werden Dies ist heute allerdings nicht der Fall in den

Gespraumlchen wird seitens der HEP-PH FR und des ILLB der fehlende institutionalisierte Aus-

tausch mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik bemaumlngelt

324 Digitalisierung

Computer Internet und Smartphone durchdringen den Alltag immer staumlrker Die Schulen

haben sich auf verschiedene Arten mit dieser Digitalisierung auseinanderzusetzen Die neu-

en technologischen Moumlglichkeiten sind in der Lehrerbildung und in den Schulen paumldago-

gisch sinnvoll zu nutzen Allerdings erfordern die technologischen Lehrmittel Investitionen

in Infrastruktur und Datensicherheit und den Einsatz von Fachpersonen mit Spezialwissen

in verschiedensten Funktionsbereichen Zur Illustration dieser zusaumltzlichen Dimension in

der Lehrpersonenbildung haben Mishra und Koehler (2006) das oben vorgestellte PCK-

Modell um den Aspekt der digitalen Medien erweitert was zum vierdimensionalen TPCK-

Modell fuumlhrt

1 Technology Knowledge Wie koumlnnen Lehrpersonen digitale Medien fuumlr sich selbst nutzen

In dieser Dimension stehen das Wissen und die Fertigkeiten des eigenen Umgangs mit

digitalen Medien im Vordergrund

27

2 Technological Pedagogical Knowledge Welche Chancen und welchen Nutzen koumlnnen digitale

Medien im Unterricht aufweisen Hier geht es um generelle Fragen der Unterrichtsgestal-

tung im Sinne der Allgemeindidaktik

3 Technological Content Knowledge Inwiefern vermag die Digitalisierung den fachwissen-

schaftlichen Inhalt zu veraumlndern Welche Bedeutung haben digitale Medien fuumlr das jewei-

lige Fach

4 Technological Pedagogical Content Knowledge Wie lassen sich Unterrichtsinhalte anhand von

digitalen Medien sinnvoll unterrichten Wie koumlnnen digitale Medien den Lernprozess in

den jeweiligen Faumlchern unterstuumltzen

Abbildung 7 TPCK-Modell von Mishra und Koehler (2006) basierend auf Shulmann (1986)

Um dieser neuen Anforderung im Bildungswesen zu begegnen haben sowohl die EDK als

auch die CIIP 2018 eine Strategie bzw einen Aktionsplan fuumlr den Umgang mit dem Wandel

durch Digitalisierung definiert mittels derer die Kantone sich auf Ziele und prioritaumlre Berei-

che der digitalen Bildung einigen Im Kanton Freiburg hat der Staatsrat dem Grossrat bereits

2001 ein Globalkonzept der Integration der Informations- und Kommunikationstechnologie

in den Unterricht in allen Schulstufen unterbreitet 2001 wurde die Fachstelle fri-tic gegruumln-

det uumlber die seither saumlmtlichen Lehrpersonen mehr als 140 in den Schulen taumltige IKT-

Ansprechpersonen sowie Ausbildner fuumlr Lehrpersonen im Bereich IKT geschult wurden Des

Weiteren stellt sie Schulbehoumlrden Schulen Lehrpersonen und Lernenden Leistungen und

Beratungen im Zusammenhang mit Medien und IKT zur Verfuumlgung und foumlrdert gleichzeitig

eine kritische Auseinandersetzung mit den neuen Medien und Technologien 2017 hat der

Staatsrat ein kantonales Konzept fuumlr die Integration von Medien und IKT in der obligatori-

schen und nachobligatorischen Schule in der Berufsbildung und im Sonderschulunterricht

genehmigt Es soll ein neues Fuumlhrungssystem definieren die Steuerungsstrukturen klaumlren

Synergien ermitteln und eine gemeinsame Vision entwickeln die die Kohaumlrenz der verschie-

denen Unterrichts- und Bildungsaumlmter Aus- und Weiterbildungen fuumlr Lehrpersonen Infor-

matikprojekten des Staates und Unterrichts-Lernpraxis an den Schulen zum Ziel hat Inner-

halb der EKSD wurde das Buumlro Medien und IKT geschaffen das als Steuerungsorgan der

28

EKSD die Aufgabe hat dieses Globalkonzept fuumlr den Zeitraum 2017 bis 2021 zu erarbeiten

umzusetzen und zu evaluieren

Im Schuljahr 201920 werden durch den Lehrplan 21 die Lernziele im Bereich von Medien

und Informatik fuumlr die deutschsprachige obligatorische Schule festgelegt und in den Frei-

burger Gymnasien wird Informatik als obligatorisches Fach eingefuumlhrt Eine diesbezuumlgliche

Uumlberarbeitung des PER fuumlr den franzoumlsischen obligatorischen Unterricht ist ebenfalls be-

schlossen Diese flaumlchendeckende Einfuumlhrung eines neuen Faches einerseits und neuer fauml-

cheruumlbergreifender technologischer Unterrichtsmaterialen andererseits erfordert eine ent-

sprechende Anpassung der Studienprogramme in der Lehrpersonenausbildung Die HEP-

PH FR und die Universitaumlt haben diese getrennt und unabhaumlngig voneinander in Angriff

genommen ua mit der Unterstuumltzung ihres jeweiligen Fachzentrums Sowohl die Universi-

taumlt (Laboratoire drsquoinnovation peacutedagogique LIP Centre Nouvelles technologies et enseignement NTE)

wie auch die HEP-PH FR (Centre de recherche sur lrsquoenseignementapprentissage par les technolo-

gies numeacuteriques CREATE) verfuumlgen uumlber Einheiten fuumlr Lehre und Lernen mit digitalen Tech-

nologien Auch hier gibt es zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien Der Einsatz der vorhan-

denen Ressourcen hat grosses Optimierungspotential

33 Oumlkonomische Elemente

331 Zulassungspolitik

Folgende Darstellung zeigt mit welcher Vorbildung schweizweit die Studierenden an die

PH gelangen Die Zugaumlnge sind vielfaumlltig und durchlaumlssig So kann der Arbeitsmarkt mit

ausreichend qualifizierten Lehrpersonen versorgt werden

Abbildung 8 PH-Eintritte auf Stufe Bachelor nach Studiengang und Zulassungsausweis 20172018 (Quelle Bundesamt fuumlr

Statistik BFS)

Heute verfuumlgen 43 der Studierenden die die Ausbildung VorschulstufePrimarstufe auf-

nehmen uumlber eine gymnasiale Maturitaumlt Knapp 2 davon haben eine Passerelle BM-UH

29

absolviert Auch die Fachmaturitaumlt (FM) mit Vertiefungsrichtung Paumldagogik ist seit ihrer

Einfuumlhrung im Studienjahr 201011 mit 29 zu einem bedeutenden Zubringer in die Vor-

schul- und Primarschullehrerausbildung geworden Diese Population von Studierenden ist

fuumlr den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen eminent wichtig da ohne sie nur eine ungenuumlgende

Anzahl an Lehrpersonen ausgebildet werden koumlnnte Die Berufsmaturanden machen 8 aus

7 der Studierenden wurden mit oder ohne Pruumlfung durch eine Hochschule zugelassen und

6 haben einen auslaumlndischen Zulassungsausweis Zwar fehlen fuumlr eine laumlngerfristige Beur-

teilung auch hier die mittels eines permanenten Monitorings zu erhebenden Daten die Zah-

len fuumlr das Studienjahr 201819 zeigen jedoch dass an der HEP-PH FR gleichviele Inhaber

einer Fach- wie einer gymnasialen Maturitaumlt studieren Fuumlr den Zugang zu den von der Uni-

versitaumlten angebotenen Studiengaumlngen so auch des ILLB und des DSP wird die gymnasiale

Maturitaumlt vorausgesetzt

Kandidatinnen und Kandidaten fuumlr eine Ausbildung zur Lehrperson insbesondere fuumlr die

Primarstufe gibt es genug Allerdings besteht an der HEP-PH FR seit dem Studienjahr

200405 eine Zulassungsbeschraumlnkung Sie wurde aufgrund einer laquounerwartet grossen An-

zahl Anmeldungenraquo eingefuumlhrt Nach 104 registrierten Anmeldungen im Jahr 2002 und 105

im Jahr 2003 sind 2004 165 Bewerbungen eingegangen Damit war die Aufnahmekapazitaumlt

der HEP-PH FR in Bezug auf die vorhandenen Praktikumsplaumltze die Betreuung der Studie-

renden und die Infrastruktur uumlberschritten Die maximale Aufnahmekapazitaumlt wurde auf 90

Studienplaumltze fuumlr die franzoumlsischsprachigen und 30 fuumlr die deutschsprachigen Studierenden

festgelegt Die Verordnung des Staatsrats uumlber diese erste Zulassungsbeschraumlnkung erlaumlsst

zudem Selektionskriterien die zur Ablehnung der uumlberzaumlhligen Kandidaten angewandt

werden konnten Laut Art 4 Abs 2 konnte die Aufnahme abgelehnt werden wenn die Beur-

teilung der paumldagogischen Faumlhigkeiten Vorbehalte enthielt und die schulischen Ergebnisse in

der Muttersprache und in der ersten Fremdsprache als ungenuumlgend beurteilt wurden

200506-200708 wurde die Anzahl der Studienplaumltze weiter reduziert da mit der laquoPasserel-

leraquo ndash einer Weiterbildung die Kindergaumlrtnerinnen Handarbeits- und Werklehrerinnen das

Unterrichten auf der 1 und 2 Primarstufe ermoumlglichte ndash eine zusaumltzliche Ausbildung ange-

boten wurde die Personal und Infrastruktur der HEP-PH FR ebenfalls beanspruchte Ab

200809 wurde die Anzahl erstmals auf 100 bzw 50 Plaumltze erhoumlht mit der Begruumlndung

laquodass eine groumlssere Anzahl Studierender aus verschiedenen Gruumlnden zum Beispiel wegen

der Mobilitaumlt zwischen den PH das Studium nach dem ersten Jahr wieder aufgibtraquo und

dadurch wieder mehr Aufnahmekapazitaumlt entstuumlnde zudem koumlnnten im ersten Jahr die

Praktika zu zweit absolviert werden Auch die Selektionskriterien wurden angepasst Ab

200809 wird neben den Noten in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematik eine

schriftliche Stellungnahme zu einem Thema das mit der Schule oder dem Lehrerberuf ver-

bunden ist beurteilt

Als sich ein Ruumlckgang der Anzahl Lehrpersonen abzuzeichnen begannt wurde in den Jahren

201011 bis 201314 auf eine Zulassungsbeschraumlnkung verzichtet Da die Gesamtzahl der

Studierenden an der HEP-PH FR von 313 im Jahr 2009 auf 470 im Jahr 2013 anstieg fuumlhrte

30

der Staatsrat im Rahmen seiner Struktur- und Sparmassnahmen die Beschraumlnkung auf das

Studienjahr 201415 wieder ein Als Selektionskriterien galten ab sofort nur noch laquodie schuli-

schen Ergebnisse in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematikraquo

Studienjahr franzoumlsischsprachig deutschsprachig insgesamt

200405 90 40 130

200506 75 35 110

200607 75 35 110

200708 75 35 110

200809 100 50 150

200910 100 50 150

201011-201314 keine Zulassungsbeschraumlnkung

201415 100 50 150

201516 100 50 150

201617 100 50 150

201718 100 50 150

201819 110 50 160

Abbildung 9 Zulassungsbeschraumlnkung an der HEP-PH FR Uumlbersicht von 200405-201819

Wegen der Beibehaltung der Zulassungsbeschraumlnkung uumlber mehrere Jahre hinweg ist man

sich heute gar nicht mehr im Klaren in welcher Zahl sich die Nachfrage nach Studienplaumltzen

an der HEP-PH FR niederschlagen wuumlrde Frist fuumlr die Einreichung der Kandidaturen ist

jeweils Ende Maumlrz und Ende Juli werden die Zulassungen fuumlr den Beginn des Studienjahres

im September bekanntgegeben Nun kennt die HEP-PH FR zwar die Anzahl Kandidaturen

sie entspricht aber nicht derjenigen die sich letztendlich definitiv fuumlr den Studieneintritt ent-

scheiden Viele angehende Studierende sind sich der Platzbeschraumlnkung sowohl an der HEP-

PH FR als auch an anderen Bildungsinstitutionen (etwa an der Hochschule fuumlr Soziale Arbeit

Freiburg) bewusst und bewerben sich absichtlich an mehreren Orten um einen Studienplatz

auf sicher zu haben Dies fuumlhrt dazu dass ein Teil der Bewerber die von der HEP-PH FR

abgewiesen werden das Studium auch bei positivem Zulassungsentscheid nicht aufnehmen

wuumlrde Wie hoch dieser Anteil ist kann nicht ermittelt werden

Diese Zulassungsbeschraumlnkung ist houmlchst problematisch Einerseits will der Kanton Lehr-

personen ausbilden andererseits fuumlhrt der Numerus Clausus zu Abwanderungen von Stu-

dierenden va nach Bern und Lausanne Tatsaumlchlich legen die Zahlen nahe dass die Zulas-

sungsbeschraumlnkung die Nachfrage nach Studienplaumltzen an der HEP-PH FR negativ beein-

flusst Waumlhrend das Angebot stagniert nimmt die Nachfrage ab Es ist houmlchst problematisch

den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen auf solche Weise zu steuern die Nachfrage folgt allem

voran der demographischen Entwicklung

31

Abbildung 10 Kandidaturen vs Eintritte HEP-PH FR 201314-201819

Auch die Ausbildungsplaumltze fuumlr das Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute (DEEM)

sind limitiert Die franzoumlsischsprachige Ausbildung wurde urspruumlnglich fuumlr 48 Personen pro

Studienjahr konzipiert Da das Interesse fuumlr die Ausbildung mit jedem Jahr zunimmt aber

nicht genuumlgend Praktikumsplaumltze zur Verfuumlgung stehen besteht seit dem Studienjahr

200809 eine Aufnahmebeschraumlnkung fuumlr 60 Personen pro Jahr Diese Beschraumlnkung erweist

sich fuumlr die Situation auf dem Arbeitsmarkt als unproblematisch die Maturitaumltsschulen ha-

ben keine Rekrutierungsschwierigkeiten Da sogar ein leichtes Uumlberangebot an Lehrpersonen

fuumlr die Sekundarstufe II besteht haben DEEM-Inhaber uumlber mehrere Jahre hinweg auch Pen-

sen auf Sekundarstufe I uumlbernommen wo bis vor kurzem ebenfalls Lehrpersonal fehlte In-

folge des Anstiegs der Studierenden fuumlr das Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I

(DAES I) in den letzten Jahren hat sich die Arbeitsmarktsituation in den Orientierungsschu-

len wieder beruhigt dafuumlr beginnen sich Engpaumlsse bei der Organisation von Praktikums-

plaumltzen abzuzeichnen

Eine abschliessende Anmerkung zu den Praktikumsplaumltzen sei hier festgehalten Persoumlnlich

bin ich der Meinung dass die Zahl der Praktikumsplaumltze als limitierender Faktor von den

Gespraumlchspartnern zu stark und nicht einleuchtend verwendet wird Die Begruumlndung und

die genaue Benennung der Engpassfaktoren wurden aus den Gespraumlchen nicht klar Wenn

der Arbeitsmarkt mehr Lehrpersonen benoumltigt lassen sich mindestens mittelfristig durch

organisatorische Massnahmen auch ausreichend Praktikumsplaumltze organisieren Gerade

auch die Berufsverbaumlnde sind bei der Erarbeitung solcher Massnahmen mit einzubeziehen

332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage

Der Kanton Freiburg ist wie die umliegenden Regionen seit einigen Jahren mit einer ange-

spannten Situation auf dem Stellenmarkt fuumlr Lehrpersonen auf Primarstufe konfrontiert

Was heute eine grosse Schwierigkeit fuumlr die Anstellung von Stellvertretungen bedeutet wird

in wenigen Jahren in einen tatsaumlchlichen Mangel an qualifizierten Lehrpersonen muumlnden

Die Anzahl Zulassungen zum Studium wird in Freiburg aber nicht etwa von der Situation

auf dem Arbeitsmarkt sondern von der Aufnahmekapazitaumlt der aktuellen Raumlumlichkeiten

260

225 242

256

211 196

154 145

155 140

152 154

0

50

100

150

200

250

300

201314 201415 201516 201617 201718 201819

Kandidaturen im Maumlrz

Eintritte im September

32

definiert Weder der demographischen Entwicklung noch anderen Schwankungen auf dem

Bildungsmarkt kann so Rechnung getragen werden Es sind noch weitere Phaumlnomene zu

beruumlcksichtigen etwa die grosse Nachfrage nach Teilzeitstellen oder die Tatsache dass ein

bedeutender Anteil der Diplomierten gar nie im Lehrberuf arbeitet Diese Gesamtsituation

fuumlhrt dazu dass zwischen 2013 und 2016 die Abgaumlnger der HEP-PH FR nur 565 des Be-

darfs auf dem franzoumlsischsprachigen Freiburger Arbeitsmarkt gedeckt haben 201819 wurde

deshalb die Zulassungsbeschraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Abteilung von 100 Plaumlt-

zen pro Studienjahr auf 110 erhoumlht Diese Erhoumlhung wurde durch den Umzug der Fachstelle

fri-tic ermoumlglicht die bis anhin in den Raumlumlichkeiten der HEP-PH FR untergebracht war

Daruumlber hinaus wird allerdings nur eine substantielle Erweiterung der Gebaumlude oder ein

Neubau an einem anderen Standort der stetig steigenden Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt

nachkommen koumlnnen

Wie erwaumlhnt ist der Zugang zu bestimmten Daten und dadurch deren Auswertung durch

die zersplitterte Organisation wesentlich erschwert Die Entwicklung der Studierendenzah-

len uumlber die letzten fuumlnf Jahre zeigt jedoch dass das Ausbildungsangebot teilweise zur Ab-

wanderung der Freiburger Studierenden insbesondere in die Nachbarkantone fuumlhrt Das ist

insofern problematisch als der Heimatkanton der die Ausbildung im Rahmen der Interkan-

tonalen Fachhochschulvereinbarung (FHV) finanziert nicht davon ausgehen kann dass die

Studierenden nach Abschluss ihres Studiums wieder zuruumlckkehren In der Folge werden

einige grundlegende Statistiken zu den verfuumlgbaren Daten praumlsentiert und im vorliegenden

Kontext interpretiert

A) Herkunft der Studierenden in Freiburg

1 Primarstufe

Abbildung 11 Herkunft der Studierenden Primarstufe 201314-201718 Die Anzahl an Freiburger Studierenden hat uumlber

die letzten fuumlnf Jahre zugenommen waumlhrend die Anzahl an Studierenden aus anderen Kantonen und aus dem Ausland uumlber

den gleichen Zeitraum zuruumlckgeht

284

114

47

302

107

35

311

120

39

287

114

17

302

82

25

0

50

100

150

200

250

300

350

FR Andere Kantone Ausland

201314 201415 201516 201617 201718

33

2 Sekundarstufe I

Abbildung 12 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe I 201314-201718 Die Anzahl der Freiburger hat in den vergan-

genen fuumlnf Jahren besonders stark zugenommen Diese Population ist die Hauptquelle der Zunahme der Anzahl Studieren-

den am ILLB

3 Sekundarstufe II

Abbildung 13 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe II 201314-201718 Aufgrund der Beschraumlnkung der Anzahl

Studienplaumltze fuumlr das DEEM sind die Studierendenzahlen stabil Insbesondere das LDM zieht zahlreiche Studierende aus

anderen Kantonen an Von den insgesamt 228 Studierenden im Jahr 201718 stammen nur 94 aus dem Kanton Freiburg

Diese grosse Attraktivitaumlt kann sich damit erklaumlren dass der Studiengang konsekutiv nach einem Masterabschluss eines

170 169

17

189

162

24

201

163

25

208

183

22

221

195

19

0

50

100

150

200

250

FR CH Ausland

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

34

24

9

31

93

23

42

24

5

29

88

23

32

24

7

36

91

20

39

23

6

46

93

15

40

15

7

54

94

18

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

FR CH Ausland FR CH Ausland

Diplocircme denseignement pour eacutecoles de maturiteacute DEEM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltschulen LDM

201314 201415 201516 201617 201718

34

Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der

Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde

4 Sonderpaumldagogik

Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg

bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an

Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718

161

686

34

166

675

39

174

680

37

177

705

48

171

716

51 100

200

300

400

500

600

700

800

FR CH Ausland

2013 2014 2015 2016 2017

10

20

30

40

50

60

70

80

90

FR

DE

35

A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg

1 Alle Stufen

Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und

Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg

2 Primarstufe

Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone

Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger

an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)

73

55

14 10

29

14

9

22

5 7

14

2 1 3

1 3 3 2 1 2

5

0

10

20

30

40

50

60

70

80

Pri

mar

stu

fe

Seku

nd

arst

ufe

I

Seku

nd

arst

ufe

II

Son

der

paumld

ago

gik

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II

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ago

gik

Pri

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Seku

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arst

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paumld

ago

gik

Pri

mar

stu

fe

Seku

nd

arst

ufe

I

Seku

nd

arst

ufe

II

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paumld

ago

gik

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mar

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ufe

I

Pri

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Seku

nd

arst

ufe

I

Seku

nd

arst

ufe

II

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der

paumld

ago

gik

BE VD JU LU VS AG NE

53

11

1 2 2 1

55

16

1 2 2

63

22

1 4 3

66

31

5

1 4 3

73

29

3 5

1 2 1

0

10

20

30

40

50

60

70

80

Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

36

3 Sekundarstufe I

Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr

201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger

die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)

4 Sekundarstufe II

Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-

beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen

29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg

40

14

1

5

1 2 1 1

48

15

3 4

1 2 1 1

49

19

5 3

1 1

49

17

3

6

1 2

55

14

3

7

1 1

0

10

20

30

40

50

60

Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

16

3

1 1 1

16

5

1 2

1

18

5

1 2

1

16

3

1 1

14

9

2 3

1

0

2

4

6

8

10

12

14

16

18

20

Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

37

5 Sonderpaumldagogik

Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-

dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-

burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur

auf Deutsch angeboten wird

34 Organisatorische Elemente

Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-

ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben

die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-

turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen

Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-

kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement

oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-

formen beeinflusst

341 Interne Fuumlhrungsstrukturen

Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer

Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die

Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist

mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum

arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-

sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt

sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische

Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit

6

18

6 6

16

11

1 1

7

16

9

1 1

9

19

10

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22

14

1 1

5

0

5

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15

20

25

Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall

201314 201415 201516 201617 201718

38

mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene

nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und

Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich

Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf

einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-

ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-

struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-

richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte

An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern

ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und

operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das

Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen

der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-

der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine

Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR

Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-

nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg

koordinieren koumlnnte

Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen

die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-

steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das

Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-

tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die

Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-

schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich

die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-

ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der

Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden

342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen

Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-

standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und

ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018

werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen

Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE

der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der

deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-

ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist

aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich

39

Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-

gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-

sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes

de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale

de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in

der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den

Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-

sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen

Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene

Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf

die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist

eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten

Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen

Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-

enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-

nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen

Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten

343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung

Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es

braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-

nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die

Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-

stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen

Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen

sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards

ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-

litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte

Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-

den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-

derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die

HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative

Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet

werden muumlssen

Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen

Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-

maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-

rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-

hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht

Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-

sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen

40

Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie

sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber

eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt

ist diese Auflage weniger problematisch

344 Infrastruktur

Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen

bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-

lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-

lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-

schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade

auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den

heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau

nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden

Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-

gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun

verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten

Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit

einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung

stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-

schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden

Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-

kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie

eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des

ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-

PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-

ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst

Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals

thematisiert aber nie weiterverfolgt

35 Rechtliche Elemente

351 Nationale Ebene

Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-

schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-

taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-

zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-

hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-

traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten

Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten

die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings

41

auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das

Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der

Kantone

352 Kantonale Ebene

Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-

sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig

sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-

cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer

Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-

ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das

Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen

Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR

allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-

trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-

liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-

gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-

lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von

2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der

fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen

Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten

waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das

neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR

eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb

keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz

grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen

der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-

schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-

matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung

mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden

soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung

Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen

Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-

ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren

Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft

getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem

Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-

schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-

tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen

Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-

42

le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des

Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-

systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert

werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-

lungsdruck verhindern koumlnnen

36 Finanzielle Elemente

Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle

Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die

Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen

Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-

hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses

Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im

interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln

Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-

rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits

und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die

Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-

zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-

schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den

Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH

15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und

nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-

gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen

werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach

Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine

Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-

traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite

lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-

nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt

37 Kontextualisierung der Erkenntnisse

Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen

der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-

beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast

ausschliesslich informell

In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse

durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt

dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-

tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit

43

einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als

auch aus anderen Kantonen

FR HEP Vaud PH Bern

Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)

Sekundarstufe I 435 443 877

Sekundarstufe II 228 215 357

Total Sekundarstufe 663 658 1234

Sonderpaumldagogik 953 368 207

Total 2025 1945 2429

Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen

201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der

Fachausbildung mitgezaumlhlt

Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH

abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell

entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der

HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die

Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr

den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-

sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-

den

Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-

fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-

ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es

die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-

renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf

Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-

ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe

II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben

Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-

traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die

Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss

zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-

ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen

Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur

Verfuumlgung

44

4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle

41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick

In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-

nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig

ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische

Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf

lokale Besonderheiten zugeschnitten sind

Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik

1 PHBern

2 PH FHNW

3 PHGR

4 PH Luzern

5 PHSG

6 PHSH

7 PHSZ

8 PHTG

9 PH-VS

10 PH Zug

11 PHZH

12 HEP-BEJUNE

13 HEP Vaud

14 S SUPSI-DFA

Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz

Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-

enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-

tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch

an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-

gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden

Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-

terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-

tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt

Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-

lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der

Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-

konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats

gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-

sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann

45

42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle

Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-

gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll

ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber

im Folgenden kurz aufgefuumlhrt

Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-

schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt

des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-

spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-

ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit

einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies

etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH

FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-

ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-

tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium

besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-

PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so

besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt

und HEP-PH FR gewertet

Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der

Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen

immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-

lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich

Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-

turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre

aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-

chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell

von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-

saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen

besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen

Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann

die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-

nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur

Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder

andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE

Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der

Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-

bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-

nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-

sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie

46

gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-

tonsverfassung mit einbezogen

Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische

Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-

ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-

schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-

zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-

rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-

nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur

Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-

und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-

ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-

takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen

Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles

fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR

stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-

schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO

dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im

Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-

geordneten Strukturen problematisch

43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-

versitaumlt

In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach

einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen

Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur

Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung

Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr

Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten

Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD

vom 1 Januar 2002 geregelt

431 Staumlrken und Chancen

Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-

ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-

stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die

ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil

Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-

gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und

paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen

47

allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt

der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-

meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch

im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher

Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone

geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg

waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen

Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr

Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im

Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-

Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als

auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies

ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung

mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-

lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-

studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls

als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-

renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen

Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet

werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-

didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-

nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in

Bern oder Lausanne stattfindet

432 Schwaumlchen und Gefahren

Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II

den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit

Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung

Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein

interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in

Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und

praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-

tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische

Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt

und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren

44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt

Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-

sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-

taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein

48

441 Staumlrken und Chancen

Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen

Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-

der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen

aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland

mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten

laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-

tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig

442 Schwaumlchen und Gefahren

In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen

Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-

dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt

Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu

geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-

personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-

nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche

Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-

setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung

fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-

nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem

Unwort geworden

Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-

lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In

einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches

Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-

toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder

einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-

sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-

te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer

rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-

rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr

eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-

dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem

Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb

des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-

chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere

nutzen moumlchten

49

45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne

In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-

ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-

de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke

Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation

eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische

Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung

Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um

Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert

451 Staumlrken und Chancen

Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-

dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der

HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden

Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot

452 Schwaumlchen und Gefahren

Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar

und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche

Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton

Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der

Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem

im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark

in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen

Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-

le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-

stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation

insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-

operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-

rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders

die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses

Modell wohl besonders schwierig umzusetzen

50

5 Empfehlungen

51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit

Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-

nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status

Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre

Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-

nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde

sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand

bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons

Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-

tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher

Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst

eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein

Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium

vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-

che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige

Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt

der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-

dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu

nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-

nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen

52 Strategische Stossrichtung

Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes

festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung

der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-

meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie

sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-

stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-

ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-

nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status

Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen

Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden

kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts

muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen

Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet

51

Perspektive Strategische Ziele

Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen

Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit

seinen Besonderheiten

Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-

burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten

und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen

Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant

hervorgehoben

Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen

Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)

Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-

kraumlften garantieren

Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen

Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren

Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung

ermoumlglichen

Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-

schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann

Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen

Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-

fuumlgung stellen

Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-

chende Informatikinfrastruktur einrichten

Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen

Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen

Der Hochschule Autonomie gewaumlhren

Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung

53 Modellvorschlag

531 Interinstitutionelles Gremium

Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-

nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist

gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-

schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben

den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)

eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums

(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird

das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist

dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-

pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-

bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung

52

In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-

fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun

Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-

liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten

Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-

den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-

sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-

tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-

rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-

bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-

sammlung) ersetzt werden

Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan

53

Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)

532 Abwaumlgungen

Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-

stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das

Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-

schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure

des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem

Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-

typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-

dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt

aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-

oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-

treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-

ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat

damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-

ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten

Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-

tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden

und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-

gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang

gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen

kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-

ben

Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-

folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die

54

Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig

der finanzielle Druck auf die kleinen PHs

533 Weiteres Vorgehen und Ausblick

Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von

aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich

hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-

schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der

Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-

len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich

lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei

Hauptphasen

Abbildung 26 Prozessgestaltung

Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste

fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit

sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende

laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-

kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer

Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf

dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume

verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-

sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-

den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt

werden

Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen

Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-

naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge

der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue

55

Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf

angepasst der Aussenauftritt konsolidiert

Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen

Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion

um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum

die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-

statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-

faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht

534 Schlussgedanken

Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die

Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen

Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch

konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-

gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt

werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen

Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-

saumltzlich erschwerend

Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-

gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-

finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung

verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so

koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden

Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution

fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht

Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-

promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-

lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-

gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt

Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-

forderlich

56

6 Quellen

61 Literatur

Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter

httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb

Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt

Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle

Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading

House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No

12

Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)

Muumlnchen Vahlen

Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice

(9th ed) Boston McGraw-Hill

Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-

Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson

Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A

Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University

108 (6) 1017-1054

Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational

Researcher 15(2) 4-14

Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion

62 Rechtsgrundlagen

Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-

taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und

Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001

Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-

sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)

Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-

schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom

30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)

Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et

lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001

EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit

Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK

EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der

Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK

57

Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)

Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)

Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg

(SR 101000)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)

Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom

16062016 (LB SR 447710)

Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)

63 Berichte und Stellungnahmen

SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr

Bildungsforschung

Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017

Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave

lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat

de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut

Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg

Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg

13122018

Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute

Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK

httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf

httpwwwcdipchdyn12277php

2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron

PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion

httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf

httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv

onMedienundIKTindenUnterrichtpdf

httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes

Page 25: Prof. Dr. Roman Capaul St. Gallen, 2. April 2019 · guisme est un atout unique qui est mis en avant comme une unique selling proposition (USP - proposition de vente unique). Le bilinguisme

25

Dazu hat die EKSD 2010 ein kantonales Konzept fuumlr den Sprachenunterricht erarbeitet Zwei

Vorschlaumlge des Konzepts beziehen sich auf den Immersionsunterricht Es handelt sich dabei

um den Unterricht eines Sachfaches (zB Geschichte) in der jeweiligen Partnersprache

Hauptziel bleibt das Erreichen von fachlichen Kompetenzen die Sprache steht nicht im Mit-

telpunkt Mittlerweile verzeichnen Projekte zum Immersionsunterricht in der obligatori-

schen Schule des Kantons eine starke Zunahme Zum Schuljahresbeginn 201819 wurden in

18 Orientierungsschulen und 9 Primarschulen und damit in insgesamt uumlber 100 Klassen Im-

mersionsprojekte angekuumlndigt Lehrpersonen die sich fuumlr ein Immersionsprojekt engagie-

ren werden begleitet und koumlnnen vom entsprechenden und laufend erweiterten Weiterbil-

dungsangebot an der HEP-PH FR profitieren Bereits in der Grundausbildung werden die

wichtigsten didaktischen Konzepte im Bereich des Immersionsunterrichts unterrichtet Fuumlr

die bereits aktiven Lehrpersonen hat die HEP-PH FR neu einen CAS zum Thema bilingualer

immersiver Unterricht in Planung Zudem absolvieren auch die Studierenden der einspra-

chigen Ausbildung der HEP-PH einen Teil ihrer Ausbildung in der Partnersprache

Auch auf Mittelschulebene hat der Immersionsunterricht an Bedeutung gewonnen sowohl

im Kanton Freiburg als auch gesamtschweizerisch In Freiburg koumlnnen saumlmtliche Bildungs-

gaumlnge der Schulen der Sekundarstufe II mit einer zweisprachigen Maturitaumlt Deutsch-

Franzoumlsisch abgeschlossen werden Im Schuljahr 201819 besuchen rund 28 der Freiburger

Gymnasiasten diesen Unterricht der zur zweisprachigen Maturitaumlt fuumlhrt Gesamtschweize-

risch ist die Kombination Deutsch-Englisch am haumlufigsten

Auch an der Universitaumlt Freiburg kann das LDM zweisprachig abgeschlossen werden Eine

Kompetenzstelle fuumlr die Immersionsdidaktik fehlt aber

In diesem Zusammenhang ist auch das Institut fuumlr Mehrsprachigkeit zu erwaumlhnen das 2008 als

gemeinsames Institut der Universitaumlt Freiburg und der Paumldagogischen Hochschule Freiburg

gegruumlndet wurde Es fuumlhrt das Wissenschaftliche Kompetenzzentrum fuumlr Mehrsprachigkeit

(KFM) des Bundes das auf der Grundlage des Sprachengesetzes und der Sprachenverord-

nung von der Schweizerischen Eidgenossenschaft finanziert wird Zu den Aufgaben des In-

stituts gehoumlren die Durchfuumlhrung von Forschungsprojekten im Bereich der Mehrsprachig-

keit die Unterstuumltzung der Lehre auf allen Stufen die Zusammenarbeit mit verschiedenen

Akteuren auf regionaler nationaler und internationaler Ebene die Verbreitung der erworbe-

nen Kenntnisse in Wissenschaft und Gesellschaft und die Durchfuumlhrung von wissenschaftli-

chen Veranstaltungen Aktuell ist die HEP-PH FR gemeinsam mit dem Institut fuumlr Mehr-

sprachigkeit und der Universitaumlt Freiburg im Rahmen des von swissuniversities lancierten

und vom Bund finanzierten Programms P-09 laquoAufbau der wissenschaftlichen Kompetenzen

und Fachdidaktikenraquo fuumlr den Aufbau des Fachdidaktikzentrums Fremdsprachen (Centre de

didactique des langues eacutetrangegraveres CeDiLE) als Leading House zustaumlndig

Durch die besondere Lage des Kantons Freiburg auf der Sprachgrenze bietet sich die Chance

die Zweisprachigkeit in der Lehrpersonenbildung und in den Schulen zu nutzen Die Kanto-

ne Bern und Wallis pflegen die Zweisprachigkeit zwar auch aber mit zwei PH-Standorten

In Freiburg kann die Zweisprachigkeit unter einem Dach gelebt werden was eine attraktive

26

Profilierungsmoumlglichkeit ist Mittels einer kohaumlrenten und stufenuumlbergreifenden Strategie

koumlnnte die kantonale Lehrpersonenbildung das Thema Mehrsprachigkeit und Immersions-

didaktik als Freiburger USP herausarbeiten und sich auf nationaler und internationaler Ebe-

ne profilieren

323 Inklusion

Die Volksschule von heute ist eine integrative Schule Statt einzelne Kinder mit besonderem

Foumlrderbedarf in Sonderschulen oder -klassen zu unterrichten sollen moumlglichst alle gemein-

sam Regelklassen besuchen Grundlage fuumlr den integrativen Unterricht bilden das Behinder-

tengleichstellungsgesetz und die 2008 eingefuumlhrte Neugestaltung des Finanzausgleichs und

der Aufgabenteilung Seither sind die Kantone fuumlr die Sonderpaumldagogik zustaumlndig Zur Ko-

ordination der Aufgaben haben die Kantone unter der Federfuumlhrung der EDK das 2011 in

Kraft getretene Sonderpaumldagogik-Konkordat erarbeitet

Fuumlr die Foumlrderung der Kinder mit speziellem Foumlrderbedarf sind in der Regel schulische

Heilpaumldagogen zustaumlndig Sie erstellen in Absprache mit der Lehrperson individuelle Foumlr-

derplaumlne Die Heilpaumldagogen sind oft nur fuumlr einzelne Lektionen im Schulzimmer um das

Kind zu betreuen es gibt aber auch Formen von Teamteaching bei denen Lehrpersonen und

Heilpaumldagogen gemeinsam alle Kinder betreuen Fuumlr eine gute Zusammenarbeit muumlssen die

Rollen geklaumlrt und der Bildungsauftrag der Regelschule verstanden werden Heilpaumldagogen

benoumltigen ein Grundverstaumlndnis fuumlr die Lehrertaumltigkeit und Lehrpersonen der Regelklassen

ein Grundverstaumlndnis uumlber Behinderungsaspekte Die Vermittlung dieses gegenseitigen

Grundverstaumlndnisses sollte in die Grundausbildung sowohl der Volksschullehrer als auch

der Heilpaumldagogen mit einbezogen werden Dies ist heute allerdings nicht der Fall in den

Gespraumlchen wird seitens der HEP-PH FR und des ILLB der fehlende institutionalisierte Aus-

tausch mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik bemaumlngelt

324 Digitalisierung

Computer Internet und Smartphone durchdringen den Alltag immer staumlrker Die Schulen

haben sich auf verschiedene Arten mit dieser Digitalisierung auseinanderzusetzen Die neu-

en technologischen Moumlglichkeiten sind in der Lehrerbildung und in den Schulen paumldago-

gisch sinnvoll zu nutzen Allerdings erfordern die technologischen Lehrmittel Investitionen

in Infrastruktur und Datensicherheit und den Einsatz von Fachpersonen mit Spezialwissen

in verschiedensten Funktionsbereichen Zur Illustration dieser zusaumltzlichen Dimension in

der Lehrpersonenbildung haben Mishra und Koehler (2006) das oben vorgestellte PCK-

Modell um den Aspekt der digitalen Medien erweitert was zum vierdimensionalen TPCK-

Modell fuumlhrt

1 Technology Knowledge Wie koumlnnen Lehrpersonen digitale Medien fuumlr sich selbst nutzen

In dieser Dimension stehen das Wissen und die Fertigkeiten des eigenen Umgangs mit

digitalen Medien im Vordergrund

27

2 Technological Pedagogical Knowledge Welche Chancen und welchen Nutzen koumlnnen digitale

Medien im Unterricht aufweisen Hier geht es um generelle Fragen der Unterrichtsgestal-

tung im Sinne der Allgemeindidaktik

3 Technological Content Knowledge Inwiefern vermag die Digitalisierung den fachwissen-

schaftlichen Inhalt zu veraumlndern Welche Bedeutung haben digitale Medien fuumlr das jewei-

lige Fach

4 Technological Pedagogical Content Knowledge Wie lassen sich Unterrichtsinhalte anhand von

digitalen Medien sinnvoll unterrichten Wie koumlnnen digitale Medien den Lernprozess in

den jeweiligen Faumlchern unterstuumltzen

Abbildung 7 TPCK-Modell von Mishra und Koehler (2006) basierend auf Shulmann (1986)

Um dieser neuen Anforderung im Bildungswesen zu begegnen haben sowohl die EDK als

auch die CIIP 2018 eine Strategie bzw einen Aktionsplan fuumlr den Umgang mit dem Wandel

durch Digitalisierung definiert mittels derer die Kantone sich auf Ziele und prioritaumlre Berei-

che der digitalen Bildung einigen Im Kanton Freiburg hat der Staatsrat dem Grossrat bereits

2001 ein Globalkonzept der Integration der Informations- und Kommunikationstechnologie

in den Unterricht in allen Schulstufen unterbreitet 2001 wurde die Fachstelle fri-tic gegruumln-

det uumlber die seither saumlmtlichen Lehrpersonen mehr als 140 in den Schulen taumltige IKT-

Ansprechpersonen sowie Ausbildner fuumlr Lehrpersonen im Bereich IKT geschult wurden Des

Weiteren stellt sie Schulbehoumlrden Schulen Lehrpersonen und Lernenden Leistungen und

Beratungen im Zusammenhang mit Medien und IKT zur Verfuumlgung und foumlrdert gleichzeitig

eine kritische Auseinandersetzung mit den neuen Medien und Technologien 2017 hat der

Staatsrat ein kantonales Konzept fuumlr die Integration von Medien und IKT in der obligatori-

schen und nachobligatorischen Schule in der Berufsbildung und im Sonderschulunterricht

genehmigt Es soll ein neues Fuumlhrungssystem definieren die Steuerungsstrukturen klaumlren

Synergien ermitteln und eine gemeinsame Vision entwickeln die die Kohaumlrenz der verschie-

denen Unterrichts- und Bildungsaumlmter Aus- und Weiterbildungen fuumlr Lehrpersonen Infor-

matikprojekten des Staates und Unterrichts-Lernpraxis an den Schulen zum Ziel hat Inner-

halb der EKSD wurde das Buumlro Medien und IKT geschaffen das als Steuerungsorgan der

28

EKSD die Aufgabe hat dieses Globalkonzept fuumlr den Zeitraum 2017 bis 2021 zu erarbeiten

umzusetzen und zu evaluieren

Im Schuljahr 201920 werden durch den Lehrplan 21 die Lernziele im Bereich von Medien

und Informatik fuumlr die deutschsprachige obligatorische Schule festgelegt und in den Frei-

burger Gymnasien wird Informatik als obligatorisches Fach eingefuumlhrt Eine diesbezuumlgliche

Uumlberarbeitung des PER fuumlr den franzoumlsischen obligatorischen Unterricht ist ebenfalls be-

schlossen Diese flaumlchendeckende Einfuumlhrung eines neuen Faches einerseits und neuer fauml-

cheruumlbergreifender technologischer Unterrichtsmaterialen andererseits erfordert eine ent-

sprechende Anpassung der Studienprogramme in der Lehrpersonenausbildung Die HEP-

PH FR und die Universitaumlt haben diese getrennt und unabhaumlngig voneinander in Angriff

genommen ua mit der Unterstuumltzung ihres jeweiligen Fachzentrums Sowohl die Universi-

taumlt (Laboratoire drsquoinnovation peacutedagogique LIP Centre Nouvelles technologies et enseignement NTE)

wie auch die HEP-PH FR (Centre de recherche sur lrsquoenseignementapprentissage par les technolo-

gies numeacuteriques CREATE) verfuumlgen uumlber Einheiten fuumlr Lehre und Lernen mit digitalen Tech-

nologien Auch hier gibt es zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien Der Einsatz der vorhan-

denen Ressourcen hat grosses Optimierungspotential

33 Oumlkonomische Elemente

331 Zulassungspolitik

Folgende Darstellung zeigt mit welcher Vorbildung schweizweit die Studierenden an die

PH gelangen Die Zugaumlnge sind vielfaumlltig und durchlaumlssig So kann der Arbeitsmarkt mit

ausreichend qualifizierten Lehrpersonen versorgt werden

Abbildung 8 PH-Eintritte auf Stufe Bachelor nach Studiengang und Zulassungsausweis 20172018 (Quelle Bundesamt fuumlr

Statistik BFS)

Heute verfuumlgen 43 der Studierenden die die Ausbildung VorschulstufePrimarstufe auf-

nehmen uumlber eine gymnasiale Maturitaumlt Knapp 2 davon haben eine Passerelle BM-UH

29

absolviert Auch die Fachmaturitaumlt (FM) mit Vertiefungsrichtung Paumldagogik ist seit ihrer

Einfuumlhrung im Studienjahr 201011 mit 29 zu einem bedeutenden Zubringer in die Vor-

schul- und Primarschullehrerausbildung geworden Diese Population von Studierenden ist

fuumlr den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen eminent wichtig da ohne sie nur eine ungenuumlgende

Anzahl an Lehrpersonen ausgebildet werden koumlnnte Die Berufsmaturanden machen 8 aus

7 der Studierenden wurden mit oder ohne Pruumlfung durch eine Hochschule zugelassen und

6 haben einen auslaumlndischen Zulassungsausweis Zwar fehlen fuumlr eine laumlngerfristige Beur-

teilung auch hier die mittels eines permanenten Monitorings zu erhebenden Daten die Zah-

len fuumlr das Studienjahr 201819 zeigen jedoch dass an der HEP-PH FR gleichviele Inhaber

einer Fach- wie einer gymnasialen Maturitaumlt studieren Fuumlr den Zugang zu den von der Uni-

versitaumlten angebotenen Studiengaumlngen so auch des ILLB und des DSP wird die gymnasiale

Maturitaumlt vorausgesetzt

Kandidatinnen und Kandidaten fuumlr eine Ausbildung zur Lehrperson insbesondere fuumlr die

Primarstufe gibt es genug Allerdings besteht an der HEP-PH FR seit dem Studienjahr

200405 eine Zulassungsbeschraumlnkung Sie wurde aufgrund einer laquounerwartet grossen An-

zahl Anmeldungenraquo eingefuumlhrt Nach 104 registrierten Anmeldungen im Jahr 2002 und 105

im Jahr 2003 sind 2004 165 Bewerbungen eingegangen Damit war die Aufnahmekapazitaumlt

der HEP-PH FR in Bezug auf die vorhandenen Praktikumsplaumltze die Betreuung der Studie-

renden und die Infrastruktur uumlberschritten Die maximale Aufnahmekapazitaumlt wurde auf 90

Studienplaumltze fuumlr die franzoumlsischsprachigen und 30 fuumlr die deutschsprachigen Studierenden

festgelegt Die Verordnung des Staatsrats uumlber diese erste Zulassungsbeschraumlnkung erlaumlsst

zudem Selektionskriterien die zur Ablehnung der uumlberzaumlhligen Kandidaten angewandt

werden konnten Laut Art 4 Abs 2 konnte die Aufnahme abgelehnt werden wenn die Beur-

teilung der paumldagogischen Faumlhigkeiten Vorbehalte enthielt und die schulischen Ergebnisse in

der Muttersprache und in der ersten Fremdsprache als ungenuumlgend beurteilt wurden

200506-200708 wurde die Anzahl der Studienplaumltze weiter reduziert da mit der laquoPasserel-

leraquo ndash einer Weiterbildung die Kindergaumlrtnerinnen Handarbeits- und Werklehrerinnen das

Unterrichten auf der 1 und 2 Primarstufe ermoumlglichte ndash eine zusaumltzliche Ausbildung ange-

boten wurde die Personal und Infrastruktur der HEP-PH FR ebenfalls beanspruchte Ab

200809 wurde die Anzahl erstmals auf 100 bzw 50 Plaumltze erhoumlht mit der Begruumlndung

laquodass eine groumlssere Anzahl Studierender aus verschiedenen Gruumlnden zum Beispiel wegen

der Mobilitaumlt zwischen den PH das Studium nach dem ersten Jahr wieder aufgibtraquo und

dadurch wieder mehr Aufnahmekapazitaumlt entstuumlnde zudem koumlnnten im ersten Jahr die

Praktika zu zweit absolviert werden Auch die Selektionskriterien wurden angepasst Ab

200809 wird neben den Noten in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematik eine

schriftliche Stellungnahme zu einem Thema das mit der Schule oder dem Lehrerberuf ver-

bunden ist beurteilt

Als sich ein Ruumlckgang der Anzahl Lehrpersonen abzuzeichnen begannt wurde in den Jahren

201011 bis 201314 auf eine Zulassungsbeschraumlnkung verzichtet Da die Gesamtzahl der

Studierenden an der HEP-PH FR von 313 im Jahr 2009 auf 470 im Jahr 2013 anstieg fuumlhrte

30

der Staatsrat im Rahmen seiner Struktur- und Sparmassnahmen die Beschraumlnkung auf das

Studienjahr 201415 wieder ein Als Selektionskriterien galten ab sofort nur noch laquodie schuli-

schen Ergebnisse in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematikraquo

Studienjahr franzoumlsischsprachig deutschsprachig insgesamt

200405 90 40 130

200506 75 35 110

200607 75 35 110

200708 75 35 110

200809 100 50 150

200910 100 50 150

201011-201314 keine Zulassungsbeschraumlnkung

201415 100 50 150

201516 100 50 150

201617 100 50 150

201718 100 50 150

201819 110 50 160

Abbildung 9 Zulassungsbeschraumlnkung an der HEP-PH FR Uumlbersicht von 200405-201819

Wegen der Beibehaltung der Zulassungsbeschraumlnkung uumlber mehrere Jahre hinweg ist man

sich heute gar nicht mehr im Klaren in welcher Zahl sich die Nachfrage nach Studienplaumltzen

an der HEP-PH FR niederschlagen wuumlrde Frist fuumlr die Einreichung der Kandidaturen ist

jeweils Ende Maumlrz und Ende Juli werden die Zulassungen fuumlr den Beginn des Studienjahres

im September bekanntgegeben Nun kennt die HEP-PH FR zwar die Anzahl Kandidaturen

sie entspricht aber nicht derjenigen die sich letztendlich definitiv fuumlr den Studieneintritt ent-

scheiden Viele angehende Studierende sind sich der Platzbeschraumlnkung sowohl an der HEP-

PH FR als auch an anderen Bildungsinstitutionen (etwa an der Hochschule fuumlr Soziale Arbeit

Freiburg) bewusst und bewerben sich absichtlich an mehreren Orten um einen Studienplatz

auf sicher zu haben Dies fuumlhrt dazu dass ein Teil der Bewerber die von der HEP-PH FR

abgewiesen werden das Studium auch bei positivem Zulassungsentscheid nicht aufnehmen

wuumlrde Wie hoch dieser Anteil ist kann nicht ermittelt werden

Diese Zulassungsbeschraumlnkung ist houmlchst problematisch Einerseits will der Kanton Lehr-

personen ausbilden andererseits fuumlhrt der Numerus Clausus zu Abwanderungen von Stu-

dierenden va nach Bern und Lausanne Tatsaumlchlich legen die Zahlen nahe dass die Zulas-

sungsbeschraumlnkung die Nachfrage nach Studienplaumltzen an der HEP-PH FR negativ beein-

flusst Waumlhrend das Angebot stagniert nimmt die Nachfrage ab Es ist houmlchst problematisch

den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen auf solche Weise zu steuern die Nachfrage folgt allem

voran der demographischen Entwicklung

31

Abbildung 10 Kandidaturen vs Eintritte HEP-PH FR 201314-201819

Auch die Ausbildungsplaumltze fuumlr das Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute (DEEM)

sind limitiert Die franzoumlsischsprachige Ausbildung wurde urspruumlnglich fuumlr 48 Personen pro

Studienjahr konzipiert Da das Interesse fuumlr die Ausbildung mit jedem Jahr zunimmt aber

nicht genuumlgend Praktikumsplaumltze zur Verfuumlgung stehen besteht seit dem Studienjahr

200809 eine Aufnahmebeschraumlnkung fuumlr 60 Personen pro Jahr Diese Beschraumlnkung erweist

sich fuumlr die Situation auf dem Arbeitsmarkt als unproblematisch die Maturitaumltsschulen ha-

ben keine Rekrutierungsschwierigkeiten Da sogar ein leichtes Uumlberangebot an Lehrpersonen

fuumlr die Sekundarstufe II besteht haben DEEM-Inhaber uumlber mehrere Jahre hinweg auch Pen-

sen auf Sekundarstufe I uumlbernommen wo bis vor kurzem ebenfalls Lehrpersonal fehlte In-

folge des Anstiegs der Studierenden fuumlr das Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I

(DAES I) in den letzten Jahren hat sich die Arbeitsmarktsituation in den Orientierungsschu-

len wieder beruhigt dafuumlr beginnen sich Engpaumlsse bei der Organisation von Praktikums-

plaumltzen abzuzeichnen

Eine abschliessende Anmerkung zu den Praktikumsplaumltzen sei hier festgehalten Persoumlnlich

bin ich der Meinung dass die Zahl der Praktikumsplaumltze als limitierender Faktor von den

Gespraumlchspartnern zu stark und nicht einleuchtend verwendet wird Die Begruumlndung und

die genaue Benennung der Engpassfaktoren wurden aus den Gespraumlchen nicht klar Wenn

der Arbeitsmarkt mehr Lehrpersonen benoumltigt lassen sich mindestens mittelfristig durch

organisatorische Massnahmen auch ausreichend Praktikumsplaumltze organisieren Gerade

auch die Berufsverbaumlnde sind bei der Erarbeitung solcher Massnahmen mit einzubeziehen

332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage

Der Kanton Freiburg ist wie die umliegenden Regionen seit einigen Jahren mit einer ange-

spannten Situation auf dem Stellenmarkt fuumlr Lehrpersonen auf Primarstufe konfrontiert

Was heute eine grosse Schwierigkeit fuumlr die Anstellung von Stellvertretungen bedeutet wird

in wenigen Jahren in einen tatsaumlchlichen Mangel an qualifizierten Lehrpersonen muumlnden

Die Anzahl Zulassungen zum Studium wird in Freiburg aber nicht etwa von der Situation

auf dem Arbeitsmarkt sondern von der Aufnahmekapazitaumlt der aktuellen Raumlumlichkeiten

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Kandidaturen im Maumlrz

Eintritte im September

32

definiert Weder der demographischen Entwicklung noch anderen Schwankungen auf dem

Bildungsmarkt kann so Rechnung getragen werden Es sind noch weitere Phaumlnomene zu

beruumlcksichtigen etwa die grosse Nachfrage nach Teilzeitstellen oder die Tatsache dass ein

bedeutender Anteil der Diplomierten gar nie im Lehrberuf arbeitet Diese Gesamtsituation

fuumlhrt dazu dass zwischen 2013 und 2016 die Abgaumlnger der HEP-PH FR nur 565 des Be-

darfs auf dem franzoumlsischsprachigen Freiburger Arbeitsmarkt gedeckt haben 201819 wurde

deshalb die Zulassungsbeschraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Abteilung von 100 Plaumlt-

zen pro Studienjahr auf 110 erhoumlht Diese Erhoumlhung wurde durch den Umzug der Fachstelle

fri-tic ermoumlglicht die bis anhin in den Raumlumlichkeiten der HEP-PH FR untergebracht war

Daruumlber hinaus wird allerdings nur eine substantielle Erweiterung der Gebaumlude oder ein

Neubau an einem anderen Standort der stetig steigenden Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt

nachkommen koumlnnen

Wie erwaumlhnt ist der Zugang zu bestimmten Daten und dadurch deren Auswertung durch

die zersplitterte Organisation wesentlich erschwert Die Entwicklung der Studierendenzah-

len uumlber die letzten fuumlnf Jahre zeigt jedoch dass das Ausbildungsangebot teilweise zur Ab-

wanderung der Freiburger Studierenden insbesondere in die Nachbarkantone fuumlhrt Das ist

insofern problematisch als der Heimatkanton der die Ausbildung im Rahmen der Interkan-

tonalen Fachhochschulvereinbarung (FHV) finanziert nicht davon ausgehen kann dass die

Studierenden nach Abschluss ihres Studiums wieder zuruumlckkehren In der Folge werden

einige grundlegende Statistiken zu den verfuumlgbaren Daten praumlsentiert und im vorliegenden

Kontext interpretiert

A) Herkunft der Studierenden in Freiburg

1 Primarstufe

Abbildung 11 Herkunft der Studierenden Primarstufe 201314-201718 Die Anzahl an Freiburger Studierenden hat uumlber

die letzten fuumlnf Jahre zugenommen waumlhrend die Anzahl an Studierenden aus anderen Kantonen und aus dem Ausland uumlber

den gleichen Zeitraum zuruumlckgeht

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FR Andere Kantone Ausland

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33

2 Sekundarstufe I

Abbildung 12 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe I 201314-201718 Die Anzahl der Freiburger hat in den vergan-

genen fuumlnf Jahren besonders stark zugenommen Diese Population ist die Hauptquelle der Zunahme der Anzahl Studieren-

den am ILLB

3 Sekundarstufe II

Abbildung 13 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe II 201314-201718 Aufgrund der Beschraumlnkung der Anzahl

Studienplaumltze fuumlr das DEEM sind die Studierendenzahlen stabil Insbesondere das LDM zieht zahlreiche Studierende aus

anderen Kantonen an Von den insgesamt 228 Studierenden im Jahr 201718 stammen nur 94 aus dem Kanton Freiburg

Diese grosse Attraktivitaumlt kann sich damit erklaumlren dass der Studiengang konsekutiv nach einem Masterabschluss eines

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FR CH Ausland FR CH Ausland

Diplocircme denseignement pour eacutecoles de maturiteacute DEEM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltschulen LDM

201314 201415 201516 201617 201718

34

Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der

Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde

4 Sonderpaumldagogik

Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg

bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an

Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718

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FR

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A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg

1 Alle Stufen

Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und

Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg

2 Primarstufe

Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone

Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger

an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)

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Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich

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3 Sekundarstufe I

Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr

201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger

die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)

4 Sekundarstufe II

Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-

beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen

29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg

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Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich

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Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

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5 Sonderpaumldagogik

Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-

dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-

burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur

auf Deutsch angeboten wird

34 Organisatorische Elemente

Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-

ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben

die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-

turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen

Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-

kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement

oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-

formen beeinflusst

341 Interne Fuumlhrungsstrukturen

Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer

Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die

Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist

mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum

arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-

sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt

sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische

Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit

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Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall

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mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene

nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und

Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich

Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf

einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-

ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-

struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-

richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte

An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern

ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und

operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das

Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen

der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-

der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine

Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR

Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-

nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg

koordinieren koumlnnte

Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen

die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-

steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das

Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-

tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die

Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-

schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich

die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-

ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der

Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden

342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen

Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-

standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und

ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018

werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen

Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE

der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der

deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-

ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist

aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich

39

Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-

gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-

sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes

de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale

de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in

der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den

Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-

sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen

Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene

Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf

die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist

eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten

Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen

Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-

enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-

nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen

Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten

343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung

Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es

braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-

nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die

Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-

stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen

Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen

sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards

ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-

litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte

Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-

den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-

derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die

HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative

Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet

werden muumlssen

Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen

Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-

maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-

rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-

hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht

Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-

sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen

40

Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie

sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber

eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt

ist diese Auflage weniger problematisch

344 Infrastruktur

Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen

bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-

lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-

lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-

schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade

auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den

heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau

nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden

Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-

gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun

verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten

Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit

einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung

stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-

schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden

Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-

kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie

eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des

ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-

PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-

ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst

Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals

thematisiert aber nie weiterverfolgt

35 Rechtliche Elemente

351 Nationale Ebene

Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-

schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-

taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-

zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-

hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-

traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten

Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten

die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings

41

auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das

Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der

Kantone

352 Kantonale Ebene

Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-

sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig

sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-

cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer

Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-

ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das

Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen

Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR

allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-

trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-

liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-

gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-

lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von

2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der

fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen

Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten

waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das

neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR

eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb

keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz

grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen

der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-

schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-

matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung

mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden

soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung

Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen

Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-

ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren

Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft

getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem

Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-

schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-

tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen

Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-

42

le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des

Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-

systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert

werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-

lungsdruck verhindern koumlnnen

36 Finanzielle Elemente

Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle

Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die

Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen

Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-

hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses

Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im

interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln

Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-

rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits

und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die

Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-

zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-

schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den

Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH

15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und

nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-

gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen

werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach

Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine

Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-

traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite

lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-

nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt

37 Kontextualisierung der Erkenntnisse

Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen

der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-

beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast

ausschliesslich informell

In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse

durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt

dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-

tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit

43

einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als

auch aus anderen Kantonen

FR HEP Vaud PH Bern

Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)

Sekundarstufe I 435 443 877

Sekundarstufe II 228 215 357

Total Sekundarstufe 663 658 1234

Sonderpaumldagogik 953 368 207

Total 2025 1945 2429

Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen

201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der

Fachausbildung mitgezaumlhlt

Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH

abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell

entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der

HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die

Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr

den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-

sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-

den

Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-

fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-

ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es

die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-

renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf

Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-

ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe

II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben

Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-

traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die

Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss

zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-

ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen

Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur

Verfuumlgung

44

4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle

41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick

In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-

nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig

ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische

Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf

lokale Besonderheiten zugeschnitten sind

Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik

1 PHBern

2 PH FHNW

3 PHGR

4 PH Luzern

5 PHSG

6 PHSH

7 PHSZ

8 PHTG

9 PH-VS

10 PH Zug

11 PHZH

12 HEP-BEJUNE

13 HEP Vaud

14 S SUPSI-DFA

Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz

Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-

enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-

tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch

an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-

gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden

Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-

terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-

tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt

Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-

lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der

Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-

konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats

gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-

sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann

45

42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle

Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-

gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll

ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber

im Folgenden kurz aufgefuumlhrt

Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-

schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt

des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-

spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-

ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit

einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies

etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH

FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-

ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-

tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium

besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-

PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so

besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt

und HEP-PH FR gewertet

Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der

Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen

immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-

lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich

Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-

turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre

aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-

chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell

von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-

saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen

besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen

Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann

die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-

nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur

Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder

andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE

Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der

Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-

bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-

nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-

sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie

46

gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-

tonsverfassung mit einbezogen

Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische

Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-

ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-

schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-

zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-

rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-

nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur

Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-

und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-

ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-

takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen

Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles

fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR

stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-

schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO

dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im

Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-

geordneten Strukturen problematisch

43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-

versitaumlt

In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach

einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen

Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur

Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung

Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr

Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten

Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD

vom 1 Januar 2002 geregelt

431 Staumlrken und Chancen

Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-

ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-

stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die

ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil

Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-

gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und

paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen

47

allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt

der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-

meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch

im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher

Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone

geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg

waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen

Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr

Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im

Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-

Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als

auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies

ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung

mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-

lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-

studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls

als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-

renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen

Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet

werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-

didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-

nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in

Bern oder Lausanne stattfindet

432 Schwaumlchen und Gefahren

Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II

den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit

Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung

Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein

interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in

Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und

praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-

tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische

Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt

und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren

44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt

Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-

sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-

taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein

48

441 Staumlrken und Chancen

Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen

Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-

der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen

aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland

mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten

laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-

tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig

442 Schwaumlchen und Gefahren

In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen

Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-

dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt

Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu

geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-

personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-

nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche

Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-

setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung

fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-

nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem

Unwort geworden

Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-

lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In

einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches

Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-

toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder

einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-

sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-

te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer

rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-

rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr

eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-

dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem

Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb

des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-

chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere

nutzen moumlchten

49

45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne

In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-

ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-

de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke

Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation

eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische

Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung

Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um

Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert

451 Staumlrken und Chancen

Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-

dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der

HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden

Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot

452 Schwaumlchen und Gefahren

Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar

und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche

Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton

Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der

Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem

im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark

in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen

Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-

le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-

stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation

insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-

operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-

rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders

die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses

Modell wohl besonders schwierig umzusetzen

50

5 Empfehlungen

51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit

Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-

nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status

Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre

Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-

nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde

sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand

bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons

Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-

tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher

Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst

eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein

Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium

vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-

che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige

Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt

der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-

dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu

nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-

nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen

52 Strategische Stossrichtung

Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes

festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung

der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-

meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie

sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-

stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-

ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-

nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status

Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen

Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden

kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts

muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen

Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet

51

Perspektive Strategische Ziele

Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen

Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit

seinen Besonderheiten

Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-

burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten

und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen

Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant

hervorgehoben

Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen

Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)

Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-

kraumlften garantieren

Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen

Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren

Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung

ermoumlglichen

Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-

schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann

Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen

Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-

fuumlgung stellen

Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-

chende Informatikinfrastruktur einrichten

Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen

Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen

Der Hochschule Autonomie gewaumlhren

Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung

53 Modellvorschlag

531 Interinstitutionelles Gremium

Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-

nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist

gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-

schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben

den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)

eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums

(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird

das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist

dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-

pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-

bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung

52

In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-

fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun

Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-

liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten

Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-

den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-

sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-

tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-

rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-

bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-

sammlung) ersetzt werden

Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan

53

Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)

532 Abwaumlgungen

Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-

stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das

Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-

schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure

des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem

Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-

typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-

dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt

aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-

oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-

treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-

ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat

damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-

ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten

Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-

tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden

und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-

gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang

gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen

kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-

ben

Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-

folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die

54

Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig

der finanzielle Druck auf die kleinen PHs

533 Weiteres Vorgehen und Ausblick

Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von

aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich

hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-

schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der

Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-

len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich

lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei

Hauptphasen

Abbildung 26 Prozessgestaltung

Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste

fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit

sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende

laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-

kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer

Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf

dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume

verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-

sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-

den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt

werden

Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen

Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-

naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge

der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue

55

Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf

angepasst der Aussenauftritt konsolidiert

Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen

Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion

um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum

die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-

statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-

faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht

534 Schlussgedanken

Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die

Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen

Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch

konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-

gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt

werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen

Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-

saumltzlich erschwerend

Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-

gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-

finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung

verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so

koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden

Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution

fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht

Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-

promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-

lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-

gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt

Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-

forderlich

56

6 Quellen

61 Literatur

Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter

httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb

Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt

Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle

Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading

House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No

12

Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)

Muumlnchen Vahlen

Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice

(9th ed) Boston McGraw-Hill

Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-

Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson

Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A

Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University

108 (6) 1017-1054

Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational

Researcher 15(2) 4-14

Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion

62 Rechtsgrundlagen

Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-

taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und

Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001

Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-

sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)

Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-

schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom

30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)

Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et

lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001

EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit

Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK

EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der

Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK

57

Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)

Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)

Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg

(SR 101000)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)

Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom

16062016 (LB SR 447710)

Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)

63 Berichte und Stellungnahmen

SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr

Bildungsforschung

Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017

Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave

lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat

de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut

Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg

Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg

13122018

Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute

Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK

httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf

httpwwwcdipchdyn12277php

2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron

PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion

httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf

httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv

onMedienundIKTindenUnterrichtpdf

httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes

Page 26: Prof. Dr. Roman Capaul St. Gallen, 2. April 2019 · guisme est un atout unique qui est mis en avant comme une unique selling proposition (USP - proposition de vente unique). Le bilinguisme

26

Profilierungsmoumlglichkeit ist Mittels einer kohaumlrenten und stufenuumlbergreifenden Strategie

koumlnnte die kantonale Lehrpersonenbildung das Thema Mehrsprachigkeit und Immersions-

didaktik als Freiburger USP herausarbeiten und sich auf nationaler und internationaler Ebe-

ne profilieren

323 Inklusion

Die Volksschule von heute ist eine integrative Schule Statt einzelne Kinder mit besonderem

Foumlrderbedarf in Sonderschulen oder -klassen zu unterrichten sollen moumlglichst alle gemein-

sam Regelklassen besuchen Grundlage fuumlr den integrativen Unterricht bilden das Behinder-

tengleichstellungsgesetz und die 2008 eingefuumlhrte Neugestaltung des Finanzausgleichs und

der Aufgabenteilung Seither sind die Kantone fuumlr die Sonderpaumldagogik zustaumlndig Zur Ko-

ordination der Aufgaben haben die Kantone unter der Federfuumlhrung der EDK das 2011 in

Kraft getretene Sonderpaumldagogik-Konkordat erarbeitet

Fuumlr die Foumlrderung der Kinder mit speziellem Foumlrderbedarf sind in der Regel schulische

Heilpaumldagogen zustaumlndig Sie erstellen in Absprache mit der Lehrperson individuelle Foumlr-

derplaumlne Die Heilpaumldagogen sind oft nur fuumlr einzelne Lektionen im Schulzimmer um das

Kind zu betreuen es gibt aber auch Formen von Teamteaching bei denen Lehrpersonen und

Heilpaumldagogen gemeinsam alle Kinder betreuen Fuumlr eine gute Zusammenarbeit muumlssen die

Rollen geklaumlrt und der Bildungsauftrag der Regelschule verstanden werden Heilpaumldagogen

benoumltigen ein Grundverstaumlndnis fuumlr die Lehrertaumltigkeit und Lehrpersonen der Regelklassen

ein Grundverstaumlndnis uumlber Behinderungsaspekte Die Vermittlung dieses gegenseitigen

Grundverstaumlndnisses sollte in die Grundausbildung sowohl der Volksschullehrer als auch

der Heilpaumldagogen mit einbezogen werden Dies ist heute allerdings nicht der Fall in den

Gespraumlchen wird seitens der HEP-PH FR und des ILLB der fehlende institutionalisierte Aus-

tausch mit dem Departement fuumlr Sonderpaumldagogik bemaumlngelt

324 Digitalisierung

Computer Internet und Smartphone durchdringen den Alltag immer staumlrker Die Schulen

haben sich auf verschiedene Arten mit dieser Digitalisierung auseinanderzusetzen Die neu-

en technologischen Moumlglichkeiten sind in der Lehrerbildung und in den Schulen paumldago-

gisch sinnvoll zu nutzen Allerdings erfordern die technologischen Lehrmittel Investitionen

in Infrastruktur und Datensicherheit und den Einsatz von Fachpersonen mit Spezialwissen

in verschiedensten Funktionsbereichen Zur Illustration dieser zusaumltzlichen Dimension in

der Lehrpersonenbildung haben Mishra und Koehler (2006) das oben vorgestellte PCK-

Modell um den Aspekt der digitalen Medien erweitert was zum vierdimensionalen TPCK-

Modell fuumlhrt

1 Technology Knowledge Wie koumlnnen Lehrpersonen digitale Medien fuumlr sich selbst nutzen

In dieser Dimension stehen das Wissen und die Fertigkeiten des eigenen Umgangs mit

digitalen Medien im Vordergrund

27

2 Technological Pedagogical Knowledge Welche Chancen und welchen Nutzen koumlnnen digitale

Medien im Unterricht aufweisen Hier geht es um generelle Fragen der Unterrichtsgestal-

tung im Sinne der Allgemeindidaktik

3 Technological Content Knowledge Inwiefern vermag die Digitalisierung den fachwissen-

schaftlichen Inhalt zu veraumlndern Welche Bedeutung haben digitale Medien fuumlr das jewei-

lige Fach

4 Technological Pedagogical Content Knowledge Wie lassen sich Unterrichtsinhalte anhand von

digitalen Medien sinnvoll unterrichten Wie koumlnnen digitale Medien den Lernprozess in

den jeweiligen Faumlchern unterstuumltzen

Abbildung 7 TPCK-Modell von Mishra und Koehler (2006) basierend auf Shulmann (1986)

Um dieser neuen Anforderung im Bildungswesen zu begegnen haben sowohl die EDK als

auch die CIIP 2018 eine Strategie bzw einen Aktionsplan fuumlr den Umgang mit dem Wandel

durch Digitalisierung definiert mittels derer die Kantone sich auf Ziele und prioritaumlre Berei-

che der digitalen Bildung einigen Im Kanton Freiburg hat der Staatsrat dem Grossrat bereits

2001 ein Globalkonzept der Integration der Informations- und Kommunikationstechnologie

in den Unterricht in allen Schulstufen unterbreitet 2001 wurde die Fachstelle fri-tic gegruumln-

det uumlber die seither saumlmtlichen Lehrpersonen mehr als 140 in den Schulen taumltige IKT-

Ansprechpersonen sowie Ausbildner fuumlr Lehrpersonen im Bereich IKT geschult wurden Des

Weiteren stellt sie Schulbehoumlrden Schulen Lehrpersonen und Lernenden Leistungen und

Beratungen im Zusammenhang mit Medien und IKT zur Verfuumlgung und foumlrdert gleichzeitig

eine kritische Auseinandersetzung mit den neuen Medien und Technologien 2017 hat der

Staatsrat ein kantonales Konzept fuumlr die Integration von Medien und IKT in der obligatori-

schen und nachobligatorischen Schule in der Berufsbildung und im Sonderschulunterricht

genehmigt Es soll ein neues Fuumlhrungssystem definieren die Steuerungsstrukturen klaumlren

Synergien ermitteln und eine gemeinsame Vision entwickeln die die Kohaumlrenz der verschie-

denen Unterrichts- und Bildungsaumlmter Aus- und Weiterbildungen fuumlr Lehrpersonen Infor-

matikprojekten des Staates und Unterrichts-Lernpraxis an den Schulen zum Ziel hat Inner-

halb der EKSD wurde das Buumlro Medien und IKT geschaffen das als Steuerungsorgan der

28

EKSD die Aufgabe hat dieses Globalkonzept fuumlr den Zeitraum 2017 bis 2021 zu erarbeiten

umzusetzen und zu evaluieren

Im Schuljahr 201920 werden durch den Lehrplan 21 die Lernziele im Bereich von Medien

und Informatik fuumlr die deutschsprachige obligatorische Schule festgelegt und in den Frei-

burger Gymnasien wird Informatik als obligatorisches Fach eingefuumlhrt Eine diesbezuumlgliche

Uumlberarbeitung des PER fuumlr den franzoumlsischen obligatorischen Unterricht ist ebenfalls be-

schlossen Diese flaumlchendeckende Einfuumlhrung eines neuen Faches einerseits und neuer fauml-

cheruumlbergreifender technologischer Unterrichtsmaterialen andererseits erfordert eine ent-

sprechende Anpassung der Studienprogramme in der Lehrpersonenausbildung Die HEP-

PH FR und die Universitaumlt haben diese getrennt und unabhaumlngig voneinander in Angriff

genommen ua mit der Unterstuumltzung ihres jeweiligen Fachzentrums Sowohl die Universi-

taumlt (Laboratoire drsquoinnovation peacutedagogique LIP Centre Nouvelles technologies et enseignement NTE)

wie auch die HEP-PH FR (Centre de recherche sur lrsquoenseignementapprentissage par les technolo-

gies numeacuteriques CREATE) verfuumlgen uumlber Einheiten fuumlr Lehre und Lernen mit digitalen Tech-

nologien Auch hier gibt es zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien Der Einsatz der vorhan-

denen Ressourcen hat grosses Optimierungspotential

33 Oumlkonomische Elemente

331 Zulassungspolitik

Folgende Darstellung zeigt mit welcher Vorbildung schweizweit die Studierenden an die

PH gelangen Die Zugaumlnge sind vielfaumlltig und durchlaumlssig So kann der Arbeitsmarkt mit

ausreichend qualifizierten Lehrpersonen versorgt werden

Abbildung 8 PH-Eintritte auf Stufe Bachelor nach Studiengang und Zulassungsausweis 20172018 (Quelle Bundesamt fuumlr

Statistik BFS)

Heute verfuumlgen 43 der Studierenden die die Ausbildung VorschulstufePrimarstufe auf-

nehmen uumlber eine gymnasiale Maturitaumlt Knapp 2 davon haben eine Passerelle BM-UH

29

absolviert Auch die Fachmaturitaumlt (FM) mit Vertiefungsrichtung Paumldagogik ist seit ihrer

Einfuumlhrung im Studienjahr 201011 mit 29 zu einem bedeutenden Zubringer in die Vor-

schul- und Primarschullehrerausbildung geworden Diese Population von Studierenden ist

fuumlr den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen eminent wichtig da ohne sie nur eine ungenuumlgende

Anzahl an Lehrpersonen ausgebildet werden koumlnnte Die Berufsmaturanden machen 8 aus

7 der Studierenden wurden mit oder ohne Pruumlfung durch eine Hochschule zugelassen und

6 haben einen auslaumlndischen Zulassungsausweis Zwar fehlen fuumlr eine laumlngerfristige Beur-

teilung auch hier die mittels eines permanenten Monitorings zu erhebenden Daten die Zah-

len fuumlr das Studienjahr 201819 zeigen jedoch dass an der HEP-PH FR gleichviele Inhaber

einer Fach- wie einer gymnasialen Maturitaumlt studieren Fuumlr den Zugang zu den von der Uni-

versitaumlten angebotenen Studiengaumlngen so auch des ILLB und des DSP wird die gymnasiale

Maturitaumlt vorausgesetzt

Kandidatinnen und Kandidaten fuumlr eine Ausbildung zur Lehrperson insbesondere fuumlr die

Primarstufe gibt es genug Allerdings besteht an der HEP-PH FR seit dem Studienjahr

200405 eine Zulassungsbeschraumlnkung Sie wurde aufgrund einer laquounerwartet grossen An-

zahl Anmeldungenraquo eingefuumlhrt Nach 104 registrierten Anmeldungen im Jahr 2002 und 105

im Jahr 2003 sind 2004 165 Bewerbungen eingegangen Damit war die Aufnahmekapazitaumlt

der HEP-PH FR in Bezug auf die vorhandenen Praktikumsplaumltze die Betreuung der Studie-

renden und die Infrastruktur uumlberschritten Die maximale Aufnahmekapazitaumlt wurde auf 90

Studienplaumltze fuumlr die franzoumlsischsprachigen und 30 fuumlr die deutschsprachigen Studierenden

festgelegt Die Verordnung des Staatsrats uumlber diese erste Zulassungsbeschraumlnkung erlaumlsst

zudem Selektionskriterien die zur Ablehnung der uumlberzaumlhligen Kandidaten angewandt

werden konnten Laut Art 4 Abs 2 konnte die Aufnahme abgelehnt werden wenn die Beur-

teilung der paumldagogischen Faumlhigkeiten Vorbehalte enthielt und die schulischen Ergebnisse in

der Muttersprache und in der ersten Fremdsprache als ungenuumlgend beurteilt wurden

200506-200708 wurde die Anzahl der Studienplaumltze weiter reduziert da mit der laquoPasserel-

leraquo ndash einer Weiterbildung die Kindergaumlrtnerinnen Handarbeits- und Werklehrerinnen das

Unterrichten auf der 1 und 2 Primarstufe ermoumlglichte ndash eine zusaumltzliche Ausbildung ange-

boten wurde die Personal und Infrastruktur der HEP-PH FR ebenfalls beanspruchte Ab

200809 wurde die Anzahl erstmals auf 100 bzw 50 Plaumltze erhoumlht mit der Begruumlndung

laquodass eine groumlssere Anzahl Studierender aus verschiedenen Gruumlnden zum Beispiel wegen

der Mobilitaumlt zwischen den PH das Studium nach dem ersten Jahr wieder aufgibtraquo und

dadurch wieder mehr Aufnahmekapazitaumlt entstuumlnde zudem koumlnnten im ersten Jahr die

Praktika zu zweit absolviert werden Auch die Selektionskriterien wurden angepasst Ab

200809 wird neben den Noten in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematik eine

schriftliche Stellungnahme zu einem Thema das mit der Schule oder dem Lehrerberuf ver-

bunden ist beurteilt

Als sich ein Ruumlckgang der Anzahl Lehrpersonen abzuzeichnen begannt wurde in den Jahren

201011 bis 201314 auf eine Zulassungsbeschraumlnkung verzichtet Da die Gesamtzahl der

Studierenden an der HEP-PH FR von 313 im Jahr 2009 auf 470 im Jahr 2013 anstieg fuumlhrte

30

der Staatsrat im Rahmen seiner Struktur- und Sparmassnahmen die Beschraumlnkung auf das

Studienjahr 201415 wieder ein Als Selektionskriterien galten ab sofort nur noch laquodie schuli-

schen Ergebnisse in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematikraquo

Studienjahr franzoumlsischsprachig deutschsprachig insgesamt

200405 90 40 130

200506 75 35 110

200607 75 35 110

200708 75 35 110

200809 100 50 150

200910 100 50 150

201011-201314 keine Zulassungsbeschraumlnkung

201415 100 50 150

201516 100 50 150

201617 100 50 150

201718 100 50 150

201819 110 50 160

Abbildung 9 Zulassungsbeschraumlnkung an der HEP-PH FR Uumlbersicht von 200405-201819

Wegen der Beibehaltung der Zulassungsbeschraumlnkung uumlber mehrere Jahre hinweg ist man

sich heute gar nicht mehr im Klaren in welcher Zahl sich die Nachfrage nach Studienplaumltzen

an der HEP-PH FR niederschlagen wuumlrde Frist fuumlr die Einreichung der Kandidaturen ist

jeweils Ende Maumlrz und Ende Juli werden die Zulassungen fuumlr den Beginn des Studienjahres

im September bekanntgegeben Nun kennt die HEP-PH FR zwar die Anzahl Kandidaturen

sie entspricht aber nicht derjenigen die sich letztendlich definitiv fuumlr den Studieneintritt ent-

scheiden Viele angehende Studierende sind sich der Platzbeschraumlnkung sowohl an der HEP-

PH FR als auch an anderen Bildungsinstitutionen (etwa an der Hochschule fuumlr Soziale Arbeit

Freiburg) bewusst und bewerben sich absichtlich an mehreren Orten um einen Studienplatz

auf sicher zu haben Dies fuumlhrt dazu dass ein Teil der Bewerber die von der HEP-PH FR

abgewiesen werden das Studium auch bei positivem Zulassungsentscheid nicht aufnehmen

wuumlrde Wie hoch dieser Anteil ist kann nicht ermittelt werden

Diese Zulassungsbeschraumlnkung ist houmlchst problematisch Einerseits will der Kanton Lehr-

personen ausbilden andererseits fuumlhrt der Numerus Clausus zu Abwanderungen von Stu-

dierenden va nach Bern und Lausanne Tatsaumlchlich legen die Zahlen nahe dass die Zulas-

sungsbeschraumlnkung die Nachfrage nach Studienplaumltzen an der HEP-PH FR negativ beein-

flusst Waumlhrend das Angebot stagniert nimmt die Nachfrage ab Es ist houmlchst problematisch

den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen auf solche Weise zu steuern die Nachfrage folgt allem

voran der demographischen Entwicklung

31

Abbildung 10 Kandidaturen vs Eintritte HEP-PH FR 201314-201819

Auch die Ausbildungsplaumltze fuumlr das Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute (DEEM)

sind limitiert Die franzoumlsischsprachige Ausbildung wurde urspruumlnglich fuumlr 48 Personen pro

Studienjahr konzipiert Da das Interesse fuumlr die Ausbildung mit jedem Jahr zunimmt aber

nicht genuumlgend Praktikumsplaumltze zur Verfuumlgung stehen besteht seit dem Studienjahr

200809 eine Aufnahmebeschraumlnkung fuumlr 60 Personen pro Jahr Diese Beschraumlnkung erweist

sich fuumlr die Situation auf dem Arbeitsmarkt als unproblematisch die Maturitaumltsschulen ha-

ben keine Rekrutierungsschwierigkeiten Da sogar ein leichtes Uumlberangebot an Lehrpersonen

fuumlr die Sekundarstufe II besteht haben DEEM-Inhaber uumlber mehrere Jahre hinweg auch Pen-

sen auf Sekundarstufe I uumlbernommen wo bis vor kurzem ebenfalls Lehrpersonal fehlte In-

folge des Anstiegs der Studierenden fuumlr das Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I

(DAES I) in den letzten Jahren hat sich die Arbeitsmarktsituation in den Orientierungsschu-

len wieder beruhigt dafuumlr beginnen sich Engpaumlsse bei der Organisation von Praktikums-

plaumltzen abzuzeichnen

Eine abschliessende Anmerkung zu den Praktikumsplaumltzen sei hier festgehalten Persoumlnlich

bin ich der Meinung dass die Zahl der Praktikumsplaumltze als limitierender Faktor von den

Gespraumlchspartnern zu stark und nicht einleuchtend verwendet wird Die Begruumlndung und

die genaue Benennung der Engpassfaktoren wurden aus den Gespraumlchen nicht klar Wenn

der Arbeitsmarkt mehr Lehrpersonen benoumltigt lassen sich mindestens mittelfristig durch

organisatorische Massnahmen auch ausreichend Praktikumsplaumltze organisieren Gerade

auch die Berufsverbaumlnde sind bei der Erarbeitung solcher Massnahmen mit einzubeziehen

332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage

Der Kanton Freiburg ist wie die umliegenden Regionen seit einigen Jahren mit einer ange-

spannten Situation auf dem Stellenmarkt fuumlr Lehrpersonen auf Primarstufe konfrontiert

Was heute eine grosse Schwierigkeit fuumlr die Anstellung von Stellvertretungen bedeutet wird

in wenigen Jahren in einen tatsaumlchlichen Mangel an qualifizierten Lehrpersonen muumlnden

Die Anzahl Zulassungen zum Studium wird in Freiburg aber nicht etwa von der Situation

auf dem Arbeitsmarkt sondern von der Aufnahmekapazitaumlt der aktuellen Raumlumlichkeiten

260

225 242

256

211 196

154 145

155 140

152 154

0

50

100

150

200

250

300

201314 201415 201516 201617 201718 201819

Kandidaturen im Maumlrz

Eintritte im September

32

definiert Weder der demographischen Entwicklung noch anderen Schwankungen auf dem

Bildungsmarkt kann so Rechnung getragen werden Es sind noch weitere Phaumlnomene zu

beruumlcksichtigen etwa die grosse Nachfrage nach Teilzeitstellen oder die Tatsache dass ein

bedeutender Anteil der Diplomierten gar nie im Lehrberuf arbeitet Diese Gesamtsituation

fuumlhrt dazu dass zwischen 2013 und 2016 die Abgaumlnger der HEP-PH FR nur 565 des Be-

darfs auf dem franzoumlsischsprachigen Freiburger Arbeitsmarkt gedeckt haben 201819 wurde

deshalb die Zulassungsbeschraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Abteilung von 100 Plaumlt-

zen pro Studienjahr auf 110 erhoumlht Diese Erhoumlhung wurde durch den Umzug der Fachstelle

fri-tic ermoumlglicht die bis anhin in den Raumlumlichkeiten der HEP-PH FR untergebracht war

Daruumlber hinaus wird allerdings nur eine substantielle Erweiterung der Gebaumlude oder ein

Neubau an einem anderen Standort der stetig steigenden Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt

nachkommen koumlnnen

Wie erwaumlhnt ist der Zugang zu bestimmten Daten und dadurch deren Auswertung durch

die zersplitterte Organisation wesentlich erschwert Die Entwicklung der Studierendenzah-

len uumlber die letzten fuumlnf Jahre zeigt jedoch dass das Ausbildungsangebot teilweise zur Ab-

wanderung der Freiburger Studierenden insbesondere in die Nachbarkantone fuumlhrt Das ist

insofern problematisch als der Heimatkanton der die Ausbildung im Rahmen der Interkan-

tonalen Fachhochschulvereinbarung (FHV) finanziert nicht davon ausgehen kann dass die

Studierenden nach Abschluss ihres Studiums wieder zuruumlckkehren In der Folge werden

einige grundlegende Statistiken zu den verfuumlgbaren Daten praumlsentiert und im vorliegenden

Kontext interpretiert

A) Herkunft der Studierenden in Freiburg

1 Primarstufe

Abbildung 11 Herkunft der Studierenden Primarstufe 201314-201718 Die Anzahl an Freiburger Studierenden hat uumlber

die letzten fuumlnf Jahre zugenommen waumlhrend die Anzahl an Studierenden aus anderen Kantonen und aus dem Ausland uumlber

den gleichen Zeitraum zuruumlckgeht

284

114

47

302

107

35

311

120

39

287

114

17

302

82

25

0

50

100

150

200

250

300

350

FR Andere Kantone Ausland

201314 201415 201516 201617 201718

33

2 Sekundarstufe I

Abbildung 12 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe I 201314-201718 Die Anzahl der Freiburger hat in den vergan-

genen fuumlnf Jahren besonders stark zugenommen Diese Population ist die Hauptquelle der Zunahme der Anzahl Studieren-

den am ILLB

3 Sekundarstufe II

Abbildung 13 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe II 201314-201718 Aufgrund der Beschraumlnkung der Anzahl

Studienplaumltze fuumlr das DEEM sind die Studierendenzahlen stabil Insbesondere das LDM zieht zahlreiche Studierende aus

anderen Kantonen an Von den insgesamt 228 Studierenden im Jahr 201718 stammen nur 94 aus dem Kanton Freiburg

Diese grosse Attraktivitaumlt kann sich damit erklaumlren dass der Studiengang konsekutiv nach einem Masterabschluss eines

170 169

17

189

162

24

201

163

25

208

183

22

221

195

19

0

50

100

150

200

250

FR CH Ausland

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

34

24

9

31

93

23

42

24

5

29

88

23

32

24

7

36

91

20

39

23

6

46

93

15

40

15

7

54

94

18

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

FR CH Ausland FR CH Ausland

Diplocircme denseignement pour eacutecoles de maturiteacute DEEM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltschulen LDM

201314 201415 201516 201617 201718

34

Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der

Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde

4 Sonderpaumldagogik

Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg

bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an

Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718

161

686

34

166

675

39

174

680

37

177

705

48

171

716

51 100

200

300

400

500

600

700

800

FR CH Ausland

2013 2014 2015 2016 2017

10

20

30

40

50

60

70

80

90

FR

DE

35

A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg

1 Alle Stufen

Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und

Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg

2 Primarstufe

Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone

Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger

an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)

73

55

14 10

29

14

9

22

5 7

14

2 1 3

1 3 3 2 1 2

5

0

10

20

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Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

36

3 Sekundarstufe I

Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr

201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger

die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)

4 Sekundarstufe II

Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-

beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen

29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg

40

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Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

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Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

37

5 Sonderpaumldagogik

Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-

dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-

burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur

auf Deutsch angeboten wird

34 Organisatorische Elemente

Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-

ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben

die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-

turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen

Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-

kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement

oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-

formen beeinflusst

341 Interne Fuumlhrungsstrukturen

Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer

Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die

Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist

mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum

arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-

sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt

sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische

Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit

6

18

6 6

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Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall

201314 201415 201516 201617 201718

38

mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene

nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und

Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich

Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf

einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-

ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-

struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-

richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte

An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern

ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und

operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das

Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen

der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-

der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine

Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR

Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-

nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg

koordinieren koumlnnte

Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen

die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-

steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das

Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-

tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die

Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-

schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich

die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-

ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der

Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden

342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen

Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-

standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und

ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018

werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen

Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE

der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der

deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-

ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist

aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich

39

Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-

gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-

sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes

de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale

de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in

der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den

Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-

sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen

Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene

Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf

die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist

eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten

Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen

Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-

enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-

nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen

Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten

343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung

Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es

braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-

nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die

Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-

stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen

Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen

sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards

ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-

litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte

Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-

den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-

derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die

HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative

Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet

werden muumlssen

Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen

Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-

maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-

rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-

hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht

Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-

sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen

40

Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie

sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber

eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt

ist diese Auflage weniger problematisch

344 Infrastruktur

Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen

bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-

lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-

lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-

schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade

auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den

heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau

nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden

Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-

gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun

verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten

Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit

einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung

stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-

schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden

Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-

kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie

eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des

ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-

PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-

ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst

Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals

thematisiert aber nie weiterverfolgt

35 Rechtliche Elemente

351 Nationale Ebene

Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-

schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-

taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-

zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-

hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-

traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten

Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten

die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings

41

auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das

Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der

Kantone

352 Kantonale Ebene

Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-

sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig

sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-

cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer

Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-

ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das

Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen

Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR

allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-

trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-

liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-

gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-

lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von

2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der

fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen

Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten

waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das

neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR

eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb

keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz

grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen

der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-

schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-

matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung

mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden

soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung

Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen

Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-

ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren

Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft

getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem

Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-

schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-

tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen

Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-

42

le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des

Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-

systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert

werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-

lungsdruck verhindern koumlnnen

36 Finanzielle Elemente

Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle

Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die

Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen

Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-

hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses

Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im

interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln

Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-

rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits

und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die

Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-

zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-

schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den

Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH

15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und

nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-

gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen

werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach

Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine

Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-

traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite

lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-

nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt

37 Kontextualisierung der Erkenntnisse

Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen

der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-

beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast

ausschliesslich informell

In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse

durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt

dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-

tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit

43

einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als

auch aus anderen Kantonen

FR HEP Vaud PH Bern

Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)

Sekundarstufe I 435 443 877

Sekundarstufe II 228 215 357

Total Sekundarstufe 663 658 1234

Sonderpaumldagogik 953 368 207

Total 2025 1945 2429

Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen

201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der

Fachausbildung mitgezaumlhlt

Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH

abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell

entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der

HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die

Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr

den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-

sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-

den

Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-

fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-

ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es

die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-

renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf

Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-

ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe

II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben

Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-

traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die

Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss

zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-

ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen

Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur

Verfuumlgung

44

4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle

41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick

In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-

nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig

ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische

Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf

lokale Besonderheiten zugeschnitten sind

Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik

1 PHBern

2 PH FHNW

3 PHGR

4 PH Luzern

5 PHSG

6 PHSH

7 PHSZ

8 PHTG

9 PH-VS

10 PH Zug

11 PHZH

12 HEP-BEJUNE

13 HEP Vaud

14 S SUPSI-DFA

Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz

Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-

enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-

tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch

an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-

gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden

Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-

terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-

tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt

Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-

lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der

Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-

konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats

gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-

sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann

45

42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle

Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-

gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll

ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber

im Folgenden kurz aufgefuumlhrt

Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-

schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt

des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-

spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-

ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit

einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies

etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH

FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-

ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-

tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium

besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-

PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so

besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt

und HEP-PH FR gewertet

Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der

Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen

immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-

lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich

Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-

turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre

aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-

chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell

von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-

saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen

besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen

Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann

die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-

nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur

Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder

andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE

Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der

Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-

bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-

nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-

sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie

46

gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-

tonsverfassung mit einbezogen

Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische

Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-

ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-

schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-

zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-

rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-

nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur

Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-

und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-

ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-

takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen

Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles

fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR

stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-

schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO

dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im

Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-

geordneten Strukturen problematisch

43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-

versitaumlt

In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach

einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen

Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur

Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung

Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr

Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten

Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD

vom 1 Januar 2002 geregelt

431 Staumlrken und Chancen

Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-

ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-

stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die

ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil

Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-

gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und

paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen

47

allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt

der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-

meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch

im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher

Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone

geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg

waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen

Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr

Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im

Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-

Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als

auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies

ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung

mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-

lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-

studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls

als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-

renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen

Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet

werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-

didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-

nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in

Bern oder Lausanne stattfindet

432 Schwaumlchen und Gefahren

Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II

den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit

Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung

Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein

interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in

Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und

praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-

tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische

Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt

und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren

44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt

Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-

sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-

taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein

48

441 Staumlrken und Chancen

Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen

Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-

der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen

aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland

mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten

laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-

tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig

442 Schwaumlchen und Gefahren

In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen

Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-

dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt

Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu

geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-

personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-

nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche

Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-

setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung

fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-

nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem

Unwort geworden

Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-

lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In

einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches

Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-

toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder

einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-

sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-

te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer

rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-

rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr

eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-

dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem

Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb

des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-

chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere

nutzen moumlchten

49

45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne

In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-

ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-

de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke

Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation

eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische

Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung

Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um

Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert

451 Staumlrken und Chancen

Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-

dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der

HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden

Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot

452 Schwaumlchen und Gefahren

Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar

und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche

Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton

Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der

Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem

im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark

in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen

Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-

le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-

stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation

insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-

operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-

rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders

die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses

Modell wohl besonders schwierig umzusetzen

50

5 Empfehlungen

51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit

Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-

nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status

Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre

Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-

nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde

sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand

bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons

Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-

tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher

Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst

eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein

Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium

vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-

che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige

Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt

der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-

dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu

nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-

nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen

52 Strategische Stossrichtung

Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes

festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung

der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-

meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie

sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-

stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-

ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-

nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status

Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen

Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden

kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts

muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen

Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet

51

Perspektive Strategische Ziele

Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen

Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit

seinen Besonderheiten

Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-

burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten

und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen

Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant

hervorgehoben

Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen

Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)

Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-

kraumlften garantieren

Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen

Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren

Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung

ermoumlglichen

Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-

schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann

Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen

Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-

fuumlgung stellen

Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-

chende Informatikinfrastruktur einrichten

Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen

Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen

Der Hochschule Autonomie gewaumlhren

Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung

53 Modellvorschlag

531 Interinstitutionelles Gremium

Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-

nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist

gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-

schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben

den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)

eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums

(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird

das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist

dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-

pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-

bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung

52

In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-

fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun

Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-

liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten

Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-

den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-

sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-

tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-

rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-

bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-

sammlung) ersetzt werden

Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan

53

Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)

532 Abwaumlgungen

Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-

stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das

Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-

schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure

des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem

Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-

typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-

dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt

aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-

oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-

treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-

ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat

damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-

ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten

Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-

tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden

und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-

gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang

gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen

kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-

ben

Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-

folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die

54

Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig

der finanzielle Druck auf die kleinen PHs

533 Weiteres Vorgehen und Ausblick

Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von

aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich

hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-

schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der

Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-

len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich

lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei

Hauptphasen

Abbildung 26 Prozessgestaltung

Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste

fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit

sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende

laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-

kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer

Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf

dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume

verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-

sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-

den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt

werden

Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen

Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-

naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge

der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue

55

Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf

angepasst der Aussenauftritt konsolidiert

Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen

Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion

um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum

die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-

statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-

faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht

534 Schlussgedanken

Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die

Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen

Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch

konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-

gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt

werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen

Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-

saumltzlich erschwerend

Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-

gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-

finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung

verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so

koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden

Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution

fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht

Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-

promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-

lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-

gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt

Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-

forderlich

56

6 Quellen

61 Literatur

Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter

httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb

Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt

Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle

Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading

House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No

12

Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)

Muumlnchen Vahlen

Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice

(9th ed) Boston McGraw-Hill

Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-

Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson

Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A

Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University

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Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational

Researcher 15(2) 4-14

Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion

62 Rechtsgrundlagen

Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-

taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und

Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001

Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-

sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)

Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-

schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom

30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)

Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et

lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001

EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit

Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK

EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der

Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK

57

Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)

Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)

Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg

(SR 101000)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)

Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom

16062016 (LB SR 447710)

Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)

63 Berichte und Stellungnahmen

SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr

Bildungsforschung

Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017

Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave

lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat

de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut

Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg

Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg

13122018

Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute

Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK

httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf

httpwwwcdipchdyn12277php

2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron

PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion

httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf

httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv

onMedienundIKTindenUnterrichtpdf

httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes

Page 27: Prof. Dr. Roman Capaul St. Gallen, 2. April 2019 · guisme est un atout unique qui est mis en avant comme une unique selling proposition (USP - proposition de vente unique). Le bilinguisme

27

2 Technological Pedagogical Knowledge Welche Chancen und welchen Nutzen koumlnnen digitale

Medien im Unterricht aufweisen Hier geht es um generelle Fragen der Unterrichtsgestal-

tung im Sinne der Allgemeindidaktik

3 Technological Content Knowledge Inwiefern vermag die Digitalisierung den fachwissen-

schaftlichen Inhalt zu veraumlndern Welche Bedeutung haben digitale Medien fuumlr das jewei-

lige Fach

4 Technological Pedagogical Content Knowledge Wie lassen sich Unterrichtsinhalte anhand von

digitalen Medien sinnvoll unterrichten Wie koumlnnen digitale Medien den Lernprozess in

den jeweiligen Faumlchern unterstuumltzen

Abbildung 7 TPCK-Modell von Mishra und Koehler (2006) basierend auf Shulmann (1986)

Um dieser neuen Anforderung im Bildungswesen zu begegnen haben sowohl die EDK als

auch die CIIP 2018 eine Strategie bzw einen Aktionsplan fuumlr den Umgang mit dem Wandel

durch Digitalisierung definiert mittels derer die Kantone sich auf Ziele und prioritaumlre Berei-

che der digitalen Bildung einigen Im Kanton Freiburg hat der Staatsrat dem Grossrat bereits

2001 ein Globalkonzept der Integration der Informations- und Kommunikationstechnologie

in den Unterricht in allen Schulstufen unterbreitet 2001 wurde die Fachstelle fri-tic gegruumln-

det uumlber die seither saumlmtlichen Lehrpersonen mehr als 140 in den Schulen taumltige IKT-

Ansprechpersonen sowie Ausbildner fuumlr Lehrpersonen im Bereich IKT geschult wurden Des

Weiteren stellt sie Schulbehoumlrden Schulen Lehrpersonen und Lernenden Leistungen und

Beratungen im Zusammenhang mit Medien und IKT zur Verfuumlgung und foumlrdert gleichzeitig

eine kritische Auseinandersetzung mit den neuen Medien und Technologien 2017 hat der

Staatsrat ein kantonales Konzept fuumlr die Integration von Medien und IKT in der obligatori-

schen und nachobligatorischen Schule in der Berufsbildung und im Sonderschulunterricht

genehmigt Es soll ein neues Fuumlhrungssystem definieren die Steuerungsstrukturen klaumlren

Synergien ermitteln und eine gemeinsame Vision entwickeln die die Kohaumlrenz der verschie-

denen Unterrichts- und Bildungsaumlmter Aus- und Weiterbildungen fuumlr Lehrpersonen Infor-

matikprojekten des Staates und Unterrichts-Lernpraxis an den Schulen zum Ziel hat Inner-

halb der EKSD wurde das Buumlro Medien und IKT geschaffen das als Steuerungsorgan der

28

EKSD die Aufgabe hat dieses Globalkonzept fuumlr den Zeitraum 2017 bis 2021 zu erarbeiten

umzusetzen und zu evaluieren

Im Schuljahr 201920 werden durch den Lehrplan 21 die Lernziele im Bereich von Medien

und Informatik fuumlr die deutschsprachige obligatorische Schule festgelegt und in den Frei-

burger Gymnasien wird Informatik als obligatorisches Fach eingefuumlhrt Eine diesbezuumlgliche

Uumlberarbeitung des PER fuumlr den franzoumlsischen obligatorischen Unterricht ist ebenfalls be-

schlossen Diese flaumlchendeckende Einfuumlhrung eines neuen Faches einerseits und neuer fauml-

cheruumlbergreifender technologischer Unterrichtsmaterialen andererseits erfordert eine ent-

sprechende Anpassung der Studienprogramme in der Lehrpersonenausbildung Die HEP-

PH FR und die Universitaumlt haben diese getrennt und unabhaumlngig voneinander in Angriff

genommen ua mit der Unterstuumltzung ihres jeweiligen Fachzentrums Sowohl die Universi-

taumlt (Laboratoire drsquoinnovation peacutedagogique LIP Centre Nouvelles technologies et enseignement NTE)

wie auch die HEP-PH FR (Centre de recherche sur lrsquoenseignementapprentissage par les technolo-

gies numeacuteriques CREATE) verfuumlgen uumlber Einheiten fuumlr Lehre und Lernen mit digitalen Tech-

nologien Auch hier gibt es zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien Der Einsatz der vorhan-

denen Ressourcen hat grosses Optimierungspotential

33 Oumlkonomische Elemente

331 Zulassungspolitik

Folgende Darstellung zeigt mit welcher Vorbildung schweizweit die Studierenden an die

PH gelangen Die Zugaumlnge sind vielfaumlltig und durchlaumlssig So kann der Arbeitsmarkt mit

ausreichend qualifizierten Lehrpersonen versorgt werden

Abbildung 8 PH-Eintritte auf Stufe Bachelor nach Studiengang und Zulassungsausweis 20172018 (Quelle Bundesamt fuumlr

Statistik BFS)

Heute verfuumlgen 43 der Studierenden die die Ausbildung VorschulstufePrimarstufe auf-

nehmen uumlber eine gymnasiale Maturitaumlt Knapp 2 davon haben eine Passerelle BM-UH

29

absolviert Auch die Fachmaturitaumlt (FM) mit Vertiefungsrichtung Paumldagogik ist seit ihrer

Einfuumlhrung im Studienjahr 201011 mit 29 zu einem bedeutenden Zubringer in die Vor-

schul- und Primarschullehrerausbildung geworden Diese Population von Studierenden ist

fuumlr den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen eminent wichtig da ohne sie nur eine ungenuumlgende

Anzahl an Lehrpersonen ausgebildet werden koumlnnte Die Berufsmaturanden machen 8 aus

7 der Studierenden wurden mit oder ohne Pruumlfung durch eine Hochschule zugelassen und

6 haben einen auslaumlndischen Zulassungsausweis Zwar fehlen fuumlr eine laumlngerfristige Beur-

teilung auch hier die mittels eines permanenten Monitorings zu erhebenden Daten die Zah-

len fuumlr das Studienjahr 201819 zeigen jedoch dass an der HEP-PH FR gleichviele Inhaber

einer Fach- wie einer gymnasialen Maturitaumlt studieren Fuumlr den Zugang zu den von der Uni-

versitaumlten angebotenen Studiengaumlngen so auch des ILLB und des DSP wird die gymnasiale

Maturitaumlt vorausgesetzt

Kandidatinnen und Kandidaten fuumlr eine Ausbildung zur Lehrperson insbesondere fuumlr die

Primarstufe gibt es genug Allerdings besteht an der HEP-PH FR seit dem Studienjahr

200405 eine Zulassungsbeschraumlnkung Sie wurde aufgrund einer laquounerwartet grossen An-

zahl Anmeldungenraquo eingefuumlhrt Nach 104 registrierten Anmeldungen im Jahr 2002 und 105

im Jahr 2003 sind 2004 165 Bewerbungen eingegangen Damit war die Aufnahmekapazitaumlt

der HEP-PH FR in Bezug auf die vorhandenen Praktikumsplaumltze die Betreuung der Studie-

renden und die Infrastruktur uumlberschritten Die maximale Aufnahmekapazitaumlt wurde auf 90

Studienplaumltze fuumlr die franzoumlsischsprachigen und 30 fuumlr die deutschsprachigen Studierenden

festgelegt Die Verordnung des Staatsrats uumlber diese erste Zulassungsbeschraumlnkung erlaumlsst

zudem Selektionskriterien die zur Ablehnung der uumlberzaumlhligen Kandidaten angewandt

werden konnten Laut Art 4 Abs 2 konnte die Aufnahme abgelehnt werden wenn die Beur-

teilung der paumldagogischen Faumlhigkeiten Vorbehalte enthielt und die schulischen Ergebnisse in

der Muttersprache und in der ersten Fremdsprache als ungenuumlgend beurteilt wurden

200506-200708 wurde die Anzahl der Studienplaumltze weiter reduziert da mit der laquoPasserel-

leraquo ndash einer Weiterbildung die Kindergaumlrtnerinnen Handarbeits- und Werklehrerinnen das

Unterrichten auf der 1 und 2 Primarstufe ermoumlglichte ndash eine zusaumltzliche Ausbildung ange-

boten wurde die Personal und Infrastruktur der HEP-PH FR ebenfalls beanspruchte Ab

200809 wurde die Anzahl erstmals auf 100 bzw 50 Plaumltze erhoumlht mit der Begruumlndung

laquodass eine groumlssere Anzahl Studierender aus verschiedenen Gruumlnden zum Beispiel wegen

der Mobilitaumlt zwischen den PH das Studium nach dem ersten Jahr wieder aufgibtraquo und

dadurch wieder mehr Aufnahmekapazitaumlt entstuumlnde zudem koumlnnten im ersten Jahr die

Praktika zu zweit absolviert werden Auch die Selektionskriterien wurden angepasst Ab

200809 wird neben den Noten in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematik eine

schriftliche Stellungnahme zu einem Thema das mit der Schule oder dem Lehrerberuf ver-

bunden ist beurteilt

Als sich ein Ruumlckgang der Anzahl Lehrpersonen abzuzeichnen begannt wurde in den Jahren

201011 bis 201314 auf eine Zulassungsbeschraumlnkung verzichtet Da die Gesamtzahl der

Studierenden an der HEP-PH FR von 313 im Jahr 2009 auf 470 im Jahr 2013 anstieg fuumlhrte

30

der Staatsrat im Rahmen seiner Struktur- und Sparmassnahmen die Beschraumlnkung auf das

Studienjahr 201415 wieder ein Als Selektionskriterien galten ab sofort nur noch laquodie schuli-

schen Ergebnisse in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematikraquo

Studienjahr franzoumlsischsprachig deutschsprachig insgesamt

200405 90 40 130

200506 75 35 110

200607 75 35 110

200708 75 35 110

200809 100 50 150

200910 100 50 150

201011-201314 keine Zulassungsbeschraumlnkung

201415 100 50 150

201516 100 50 150

201617 100 50 150

201718 100 50 150

201819 110 50 160

Abbildung 9 Zulassungsbeschraumlnkung an der HEP-PH FR Uumlbersicht von 200405-201819

Wegen der Beibehaltung der Zulassungsbeschraumlnkung uumlber mehrere Jahre hinweg ist man

sich heute gar nicht mehr im Klaren in welcher Zahl sich die Nachfrage nach Studienplaumltzen

an der HEP-PH FR niederschlagen wuumlrde Frist fuumlr die Einreichung der Kandidaturen ist

jeweils Ende Maumlrz und Ende Juli werden die Zulassungen fuumlr den Beginn des Studienjahres

im September bekanntgegeben Nun kennt die HEP-PH FR zwar die Anzahl Kandidaturen

sie entspricht aber nicht derjenigen die sich letztendlich definitiv fuumlr den Studieneintritt ent-

scheiden Viele angehende Studierende sind sich der Platzbeschraumlnkung sowohl an der HEP-

PH FR als auch an anderen Bildungsinstitutionen (etwa an der Hochschule fuumlr Soziale Arbeit

Freiburg) bewusst und bewerben sich absichtlich an mehreren Orten um einen Studienplatz

auf sicher zu haben Dies fuumlhrt dazu dass ein Teil der Bewerber die von der HEP-PH FR

abgewiesen werden das Studium auch bei positivem Zulassungsentscheid nicht aufnehmen

wuumlrde Wie hoch dieser Anteil ist kann nicht ermittelt werden

Diese Zulassungsbeschraumlnkung ist houmlchst problematisch Einerseits will der Kanton Lehr-

personen ausbilden andererseits fuumlhrt der Numerus Clausus zu Abwanderungen von Stu-

dierenden va nach Bern und Lausanne Tatsaumlchlich legen die Zahlen nahe dass die Zulas-

sungsbeschraumlnkung die Nachfrage nach Studienplaumltzen an der HEP-PH FR negativ beein-

flusst Waumlhrend das Angebot stagniert nimmt die Nachfrage ab Es ist houmlchst problematisch

den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen auf solche Weise zu steuern die Nachfrage folgt allem

voran der demographischen Entwicklung

31

Abbildung 10 Kandidaturen vs Eintritte HEP-PH FR 201314-201819

Auch die Ausbildungsplaumltze fuumlr das Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute (DEEM)

sind limitiert Die franzoumlsischsprachige Ausbildung wurde urspruumlnglich fuumlr 48 Personen pro

Studienjahr konzipiert Da das Interesse fuumlr die Ausbildung mit jedem Jahr zunimmt aber

nicht genuumlgend Praktikumsplaumltze zur Verfuumlgung stehen besteht seit dem Studienjahr

200809 eine Aufnahmebeschraumlnkung fuumlr 60 Personen pro Jahr Diese Beschraumlnkung erweist

sich fuumlr die Situation auf dem Arbeitsmarkt als unproblematisch die Maturitaumltsschulen ha-

ben keine Rekrutierungsschwierigkeiten Da sogar ein leichtes Uumlberangebot an Lehrpersonen

fuumlr die Sekundarstufe II besteht haben DEEM-Inhaber uumlber mehrere Jahre hinweg auch Pen-

sen auf Sekundarstufe I uumlbernommen wo bis vor kurzem ebenfalls Lehrpersonal fehlte In-

folge des Anstiegs der Studierenden fuumlr das Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I

(DAES I) in den letzten Jahren hat sich die Arbeitsmarktsituation in den Orientierungsschu-

len wieder beruhigt dafuumlr beginnen sich Engpaumlsse bei der Organisation von Praktikums-

plaumltzen abzuzeichnen

Eine abschliessende Anmerkung zu den Praktikumsplaumltzen sei hier festgehalten Persoumlnlich

bin ich der Meinung dass die Zahl der Praktikumsplaumltze als limitierender Faktor von den

Gespraumlchspartnern zu stark und nicht einleuchtend verwendet wird Die Begruumlndung und

die genaue Benennung der Engpassfaktoren wurden aus den Gespraumlchen nicht klar Wenn

der Arbeitsmarkt mehr Lehrpersonen benoumltigt lassen sich mindestens mittelfristig durch

organisatorische Massnahmen auch ausreichend Praktikumsplaumltze organisieren Gerade

auch die Berufsverbaumlnde sind bei der Erarbeitung solcher Massnahmen mit einzubeziehen

332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage

Der Kanton Freiburg ist wie die umliegenden Regionen seit einigen Jahren mit einer ange-

spannten Situation auf dem Stellenmarkt fuumlr Lehrpersonen auf Primarstufe konfrontiert

Was heute eine grosse Schwierigkeit fuumlr die Anstellung von Stellvertretungen bedeutet wird

in wenigen Jahren in einen tatsaumlchlichen Mangel an qualifizierten Lehrpersonen muumlnden

Die Anzahl Zulassungen zum Studium wird in Freiburg aber nicht etwa von der Situation

auf dem Arbeitsmarkt sondern von der Aufnahmekapazitaumlt der aktuellen Raumlumlichkeiten

260

225 242

256

211 196

154 145

155 140

152 154

0

50

100

150

200

250

300

201314 201415 201516 201617 201718 201819

Kandidaturen im Maumlrz

Eintritte im September

32

definiert Weder der demographischen Entwicklung noch anderen Schwankungen auf dem

Bildungsmarkt kann so Rechnung getragen werden Es sind noch weitere Phaumlnomene zu

beruumlcksichtigen etwa die grosse Nachfrage nach Teilzeitstellen oder die Tatsache dass ein

bedeutender Anteil der Diplomierten gar nie im Lehrberuf arbeitet Diese Gesamtsituation

fuumlhrt dazu dass zwischen 2013 und 2016 die Abgaumlnger der HEP-PH FR nur 565 des Be-

darfs auf dem franzoumlsischsprachigen Freiburger Arbeitsmarkt gedeckt haben 201819 wurde

deshalb die Zulassungsbeschraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Abteilung von 100 Plaumlt-

zen pro Studienjahr auf 110 erhoumlht Diese Erhoumlhung wurde durch den Umzug der Fachstelle

fri-tic ermoumlglicht die bis anhin in den Raumlumlichkeiten der HEP-PH FR untergebracht war

Daruumlber hinaus wird allerdings nur eine substantielle Erweiterung der Gebaumlude oder ein

Neubau an einem anderen Standort der stetig steigenden Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt

nachkommen koumlnnen

Wie erwaumlhnt ist der Zugang zu bestimmten Daten und dadurch deren Auswertung durch

die zersplitterte Organisation wesentlich erschwert Die Entwicklung der Studierendenzah-

len uumlber die letzten fuumlnf Jahre zeigt jedoch dass das Ausbildungsangebot teilweise zur Ab-

wanderung der Freiburger Studierenden insbesondere in die Nachbarkantone fuumlhrt Das ist

insofern problematisch als der Heimatkanton der die Ausbildung im Rahmen der Interkan-

tonalen Fachhochschulvereinbarung (FHV) finanziert nicht davon ausgehen kann dass die

Studierenden nach Abschluss ihres Studiums wieder zuruumlckkehren In der Folge werden

einige grundlegende Statistiken zu den verfuumlgbaren Daten praumlsentiert und im vorliegenden

Kontext interpretiert

A) Herkunft der Studierenden in Freiburg

1 Primarstufe

Abbildung 11 Herkunft der Studierenden Primarstufe 201314-201718 Die Anzahl an Freiburger Studierenden hat uumlber

die letzten fuumlnf Jahre zugenommen waumlhrend die Anzahl an Studierenden aus anderen Kantonen und aus dem Ausland uumlber

den gleichen Zeitraum zuruumlckgeht

284

114

47

302

107

35

311

120

39

287

114

17

302

82

25

0

50

100

150

200

250

300

350

FR Andere Kantone Ausland

201314 201415 201516 201617 201718

33

2 Sekundarstufe I

Abbildung 12 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe I 201314-201718 Die Anzahl der Freiburger hat in den vergan-

genen fuumlnf Jahren besonders stark zugenommen Diese Population ist die Hauptquelle der Zunahme der Anzahl Studieren-

den am ILLB

3 Sekundarstufe II

Abbildung 13 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe II 201314-201718 Aufgrund der Beschraumlnkung der Anzahl

Studienplaumltze fuumlr das DEEM sind die Studierendenzahlen stabil Insbesondere das LDM zieht zahlreiche Studierende aus

anderen Kantonen an Von den insgesamt 228 Studierenden im Jahr 201718 stammen nur 94 aus dem Kanton Freiburg

Diese grosse Attraktivitaumlt kann sich damit erklaumlren dass der Studiengang konsekutiv nach einem Masterabschluss eines

170 169

17

189

162

24

201

163

25

208

183

22

221

195

19

0

50

100

150

200

250

FR CH Ausland

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

34

24

9

31

93

23

42

24

5

29

88

23

32

24

7

36

91

20

39

23

6

46

93

15

40

15

7

54

94

18

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

FR CH Ausland FR CH Ausland

Diplocircme denseignement pour eacutecoles de maturiteacute DEEM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltschulen LDM

201314 201415 201516 201617 201718

34

Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der

Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde

4 Sonderpaumldagogik

Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg

bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an

Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718

161

686

34

166

675

39

174

680

37

177

705

48

171

716

51 100

200

300

400

500

600

700

800

FR CH Ausland

2013 2014 2015 2016 2017

10

20

30

40

50

60

70

80

90

FR

DE

35

A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg

1 Alle Stufen

Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und

Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg

2 Primarstufe

Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone

Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger

an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)

73

55

14 10

29

14

9

22

5 7

14

2 1 3

1 3 3 2 1 2

5

0

10

20

30

40

50

60

70

80

Pri

mar

stu

fe

Seku

nd

arst

ufe

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Seku

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ufe

II

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gik

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ago

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mar

stu

fe

Seku

nd

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ufe

I

Seku

nd

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II

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I

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ago

gik

BE VD JU LU VS AG NE

53

11

1 2 2 1

55

16

1 2 2

63

22

1 4 3

66

31

5

1 4 3

73

29

3 5

1 2 1

0

10

20

30

40

50

60

70

80

Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

36

3 Sekundarstufe I

Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr

201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger

die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)

4 Sekundarstufe II

Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-

beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen

29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg

40

14

1

5

1 2 1 1

48

15

3 4

1 2 1 1

49

19

5 3

1 1

49

17

3

6

1 2

55

14

3

7

1 1

0

10

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30

40

50

60

Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

16

3

1 1 1

16

5

1 2

1

18

5

1 2

1

16

3

1 1

14

9

2 3

1

0

2

4

6

8

10

12

14

16

18

20

Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

37

5 Sonderpaumldagogik

Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-

dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-

burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur

auf Deutsch angeboten wird

34 Organisatorische Elemente

Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-

ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben

die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-

turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen

Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-

kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement

oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-

formen beeinflusst

341 Interne Fuumlhrungsstrukturen

Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer

Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die

Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist

mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum

arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-

sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt

sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische

Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit

6

18

6 6

16

11

1 1

7

16

9

1 1

9

19

10

1 1

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22

14

1 1

5

0

5

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20

25

Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall

201314 201415 201516 201617 201718

38

mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene

nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und

Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich

Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf

einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-

ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-

struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-

richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte

An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern

ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und

operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das

Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen

der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-

der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine

Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR

Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-

nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg

koordinieren koumlnnte

Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen

die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-

steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das

Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-

tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die

Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-

schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich

die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-

ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der

Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden

342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen

Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-

standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und

ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018

werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen

Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE

der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der

deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-

ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist

aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich

39

Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-

gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-

sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes

de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale

de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in

der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den

Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-

sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen

Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene

Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf

die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist

eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten

Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen

Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-

enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-

nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen

Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten

343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung

Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es

braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-

nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die

Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-

stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen

Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen

sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards

ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-

litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte

Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-

den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-

derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die

HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative

Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet

werden muumlssen

Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen

Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-

maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-

rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-

hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht

Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-

sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen

40

Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie

sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber

eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt

ist diese Auflage weniger problematisch

344 Infrastruktur

Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen

bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-

lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-

lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-

schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade

auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den

heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau

nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden

Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-

gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun

verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten

Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit

einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung

stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-

schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden

Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-

kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie

eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des

ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-

PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-

ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst

Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals

thematisiert aber nie weiterverfolgt

35 Rechtliche Elemente

351 Nationale Ebene

Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-

schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-

taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-

zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-

hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-

traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten

Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten

die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings

41

auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das

Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der

Kantone

352 Kantonale Ebene

Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-

sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig

sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-

cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer

Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-

ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das

Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen

Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR

allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-

trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-

liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-

gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-

lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von

2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der

fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen

Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten

waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das

neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR

eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb

keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz

grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen

der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-

schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-

matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung

mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden

soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung

Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen

Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-

ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren

Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft

getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem

Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-

schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-

tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen

Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-

42

le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des

Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-

systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert

werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-

lungsdruck verhindern koumlnnen

36 Finanzielle Elemente

Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle

Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die

Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen

Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-

hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses

Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im

interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln

Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-

rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits

und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die

Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-

zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-

schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den

Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH

15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und

nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-

gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen

werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach

Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine

Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-

traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite

lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-

nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt

37 Kontextualisierung der Erkenntnisse

Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen

der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-

beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast

ausschliesslich informell

In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse

durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt

dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-

tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit

43

einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als

auch aus anderen Kantonen

FR HEP Vaud PH Bern

Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)

Sekundarstufe I 435 443 877

Sekundarstufe II 228 215 357

Total Sekundarstufe 663 658 1234

Sonderpaumldagogik 953 368 207

Total 2025 1945 2429

Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen

201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der

Fachausbildung mitgezaumlhlt

Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH

abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell

entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der

HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die

Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr

den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-

sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-

den

Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-

fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-

ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es

die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-

renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf

Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-

ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe

II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben

Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-

traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die

Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss

zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-

ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen

Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur

Verfuumlgung

44

4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle

41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick

In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-

nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig

ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische

Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf

lokale Besonderheiten zugeschnitten sind

Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik

1 PHBern

2 PH FHNW

3 PHGR

4 PH Luzern

5 PHSG

6 PHSH

7 PHSZ

8 PHTG

9 PH-VS

10 PH Zug

11 PHZH

12 HEP-BEJUNE

13 HEP Vaud

14 S SUPSI-DFA

Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz

Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-

enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-

tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch

an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-

gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden

Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-

terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-

tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt

Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-

lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der

Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-

konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats

gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-

sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann

45

42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle

Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-

gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll

ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber

im Folgenden kurz aufgefuumlhrt

Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-

schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt

des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-

spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-

ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit

einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies

etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH

FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-

ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-

tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium

besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-

PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so

besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt

und HEP-PH FR gewertet

Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der

Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen

immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-

lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich

Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-

turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre

aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-

chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell

von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-

saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen

besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen

Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann

die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-

nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur

Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder

andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE

Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der

Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-

bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-

nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-

sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie

46

gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-

tonsverfassung mit einbezogen

Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische

Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-

ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-

schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-

zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-

rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-

nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur

Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-

und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-

ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-

takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen

Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles

fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR

stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-

schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO

dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im

Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-

geordneten Strukturen problematisch

43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-

versitaumlt

In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach

einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen

Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur

Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung

Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr

Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten

Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD

vom 1 Januar 2002 geregelt

431 Staumlrken und Chancen

Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-

ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-

stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die

ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil

Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-

gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und

paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen

47

allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt

der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-

meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch

im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher

Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone

geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg

waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen

Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr

Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im

Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-

Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als

auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies

ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung

mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-

lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-

studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls

als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-

renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen

Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet

werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-

didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-

nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in

Bern oder Lausanne stattfindet

432 Schwaumlchen und Gefahren

Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II

den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit

Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung

Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein

interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in

Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und

praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-

tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische

Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt

und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren

44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt

Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-

sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-

taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein

48

441 Staumlrken und Chancen

Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen

Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-

der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen

aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland

mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten

laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-

tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig

442 Schwaumlchen und Gefahren

In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen

Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-

dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt

Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu

geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-

personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-

nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche

Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-

setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung

fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-

nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem

Unwort geworden

Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-

lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In

einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches

Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-

toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder

einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-

sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-

te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer

rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-

rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr

eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-

dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem

Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb

des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-

chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere

nutzen moumlchten

49

45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne

In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-

ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-

de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke

Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation

eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische

Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung

Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um

Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert

451 Staumlrken und Chancen

Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-

dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der

HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden

Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot

452 Schwaumlchen und Gefahren

Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar

und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche

Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton

Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der

Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem

im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark

in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen

Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-

le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-

stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation

insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-

operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-

rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders

die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses

Modell wohl besonders schwierig umzusetzen

50

5 Empfehlungen

51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit

Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-

nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status

Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre

Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-

nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde

sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand

bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons

Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-

tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher

Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst

eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein

Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium

vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-

che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige

Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt

der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-

dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu

nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-

nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen

52 Strategische Stossrichtung

Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes

festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung

der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-

meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie

sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-

stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-

ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-

nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status

Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen

Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden

kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts

muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen

Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet

51

Perspektive Strategische Ziele

Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen

Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit

seinen Besonderheiten

Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-

burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten

und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen

Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant

hervorgehoben

Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen

Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)

Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-

kraumlften garantieren

Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen

Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren

Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung

ermoumlglichen

Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-

schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann

Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen

Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-

fuumlgung stellen

Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-

chende Informatikinfrastruktur einrichten

Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen

Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen

Der Hochschule Autonomie gewaumlhren

Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung

53 Modellvorschlag

531 Interinstitutionelles Gremium

Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-

nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist

gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-

schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben

den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)

eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums

(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird

das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist

dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-

pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-

bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung

52

In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-

fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun

Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-

liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten

Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-

den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-

sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-

tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-

rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-

bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-

sammlung) ersetzt werden

Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan

53

Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)

532 Abwaumlgungen

Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-

stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das

Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-

schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure

des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem

Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-

typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-

dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt

aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-

oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-

treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-

ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat

damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-

ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten

Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-

tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden

und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-

gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang

gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen

kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-

ben

Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-

folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die

54

Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig

der finanzielle Druck auf die kleinen PHs

533 Weiteres Vorgehen und Ausblick

Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von

aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich

hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-

schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der

Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-

len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich

lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei

Hauptphasen

Abbildung 26 Prozessgestaltung

Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste

fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit

sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende

laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-

kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer

Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf

dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume

verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-

sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-

den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt

werden

Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen

Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-

naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge

der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue

55

Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf

angepasst der Aussenauftritt konsolidiert

Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen

Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion

um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum

die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-

statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-

faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht

534 Schlussgedanken

Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die

Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen

Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch

konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-

gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt

werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen

Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-

saumltzlich erschwerend

Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-

gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-

finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung

verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so

koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden

Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution

fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht

Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-

promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-

lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-

gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt

Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-

forderlich

56

6 Quellen

61 Literatur

Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter

httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb

Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt

Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle

Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading

House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No

12

Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)

Muumlnchen Vahlen

Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice

(9th ed) Boston McGraw-Hill

Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-

Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson

Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A

Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University

108 (6) 1017-1054

Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational

Researcher 15(2) 4-14

Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion

62 Rechtsgrundlagen

Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-

taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und

Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001

Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-

sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)

Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-

schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom

30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)

Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et

lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001

EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit

Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK

EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der

Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK

57

Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)

Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)

Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg

(SR 101000)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)

Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom

16062016 (LB SR 447710)

Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)

63 Berichte und Stellungnahmen

SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr

Bildungsforschung

Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017

Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave

lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat

de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut

Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg

Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg

13122018

Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute

Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK

httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf

httpwwwcdipchdyn12277php

2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron

PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion

httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf

httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv

onMedienundIKTindenUnterrichtpdf

httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes

Page 28: Prof. Dr. Roman Capaul St. Gallen, 2. April 2019 · guisme est un atout unique qui est mis en avant comme une unique selling proposition (USP - proposition de vente unique). Le bilinguisme

28

EKSD die Aufgabe hat dieses Globalkonzept fuumlr den Zeitraum 2017 bis 2021 zu erarbeiten

umzusetzen und zu evaluieren

Im Schuljahr 201920 werden durch den Lehrplan 21 die Lernziele im Bereich von Medien

und Informatik fuumlr die deutschsprachige obligatorische Schule festgelegt und in den Frei-

burger Gymnasien wird Informatik als obligatorisches Fach eingefuumlhrt Eine diesbezuumlgliche

Uumlberarbeitung des PER fuumlr den franzoumlsischen obligatorischen Unterricht ist ebenfalls be-

schlossen Diese flaumlchendeckende Einfuumlhrung eines neuen Faches einerseits und neuer fauml-

cheruumlbergreifender technologischer Unterrichtsmaterialen andererseits erfordert eine ent-

sprechende Anpassung der Studienprogramme in der Lehrpersonenausbildung Die HEP-

PH FR und die Universitaumlt haben diese getrennt und unabhaumlngig voneinander in Angriff

genommen ua mit der Unterstuumltzung ihres jeweiligen Fachzentrums Sowohl die Universi-

taumlt (Laboratoire drsquoinnovation peacutedagogique LIP Centre Nouvelles technologies et enseignement NTE)

wie auch die HEP-PH FR (Centre de recherche sur lrsquoenseignementapprentissage par les technolo-

gies numeacuteriques CREATE) verfuumlgen uumlber Einheiten fuumlr Lehre und Lernen mit digitalen Tech-

nologien Auch hier gibt es zahlreiche Moumlglichkeiten fuumlr Synergien Der Einsatz der vorhan-

denen Ressourcen hat grosses Optimierungspotential

33 Oumlkonomische Elemente

331 Zulassungspolitik

Folgende Darstellung zeigt mit welcher Vorbildung schweizweit die Studierenden an die

PH gelangen Die Zugaumlnge sind vielfaumlltig und durchlaumlssig So kann der Arbeitsmarkt mit

ausreichend qualifizierten Lehrpersonen versorgt werden

Abbildung 8 PH-Eintritte auf Stufe Bachelor nach Studiengang und Zulassungsausweis 20172018 (Quelle Bundesamt fuumlr

Statistik BFS)

Heute verfuumlgen 43 der Studierenden die die Ausbildung VorschulstufePrimarstufe auf-

nehmen uumlber eine gymnasiale Maturitaumlt Knapp 2 davon haben eine Passerelle BM-UH

29

absolviert Auch die Fachmaturitaumlt (FM) mit Vertiefungsrichtung Paumldagogik ist seit ihrer

Einfuumlhrung im Studienjahr 201011 mit 29 zu einem bedeutenden Zubringer in die Vor-

schul- und Primarschullehrerausbildung geworden Diese Population von Studierenden ist

fuumlr den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen eminent wichtig da ohne sie nur eine ungenuumlgende

Anzahl an Lehrpersonen ausgebildet werden koumlnnte Die Berufsmaturanden machen 8 aus

7 der Studierenden wurden mit oder ohne Pruumlfung durch eine Hochschule zugelassen und

6 haben einen auslaumlndischen Zulassungsausweis Zwar fehlen fuumlr eine laumlngerfristige Beur-

teilung auch hier die mittels eines permanenten Monitorings zu erhebenden Daten die Zah-

len fuumlr das Studienjahr 201819 zeigen jedoch dass an der HEP-PH FR gleichviele Inhaber

einer Fach- wie einer gymnasialen Maturitaumlt studieren Fuumlr den Zugang zu den von der Uni-

versitaumlten angebotenen Studiengaumlngen so auch des ILLB und des DSP wird die gymnasiale

Maturitaumlt vorausgesetzt

Kandidatinnen und Kandidaten fuumlr eine Ausbildung zur Lehrperson insbesondere fuumlr die

Primarstufe gibt es genug Allerdings besteht an der HEP-PH FR seit dem Studienjahr

200405 eine Zulassungsbeschraumlnkung Sie wurde aufgrund einer laquounerwartet grossen An-

zahl Anmeldungenraquo eingefuumlhrt Nach 104 registrierten Anmeldungen im Jahr 2002 und 105

im Jahr 2003 sind 2004 165 Bewerbungen eingegangen Damit war die Aufnahmekapazitaumlt

der HEP-PH FR in Bezug auf die vorhandenen Praktikumsplaumltze die Betreuung der Studie-

renden und die Infrastruktur uumlberschritten Die maximale Aufnahmekapazitaumlt wurde auf 90

Studienplaumltze fuumlr die franzoumlsischsprachigen und 30 fuumlr die deutschsprachigen Studierenden

festgelegt Die Verordnung des Staatsrats uumlber diese erste Zulassungsbeschraumlnkung erlaumlsst

zudem Selektionskriterien die zur Ablehnung der uumlberzaumlhligen Kandidaten angewandt

werden konnten Laut Art 4 Abs 2 konnte die Aufnahme abgelehnt werden wenn die Beur-

teilung der paumldagogischen Faumlhigkeiten Vorbehalte enthielt und die schulischen Ergebnisse in

der Muttersprache und in der ersten Fremdsprache als ungenuumlgend beurteilt wurden

200506-200708 wurde die Anzahl der Studienplaumltze weiter reduziert da mit der laquoPasserel-

leraquo ndash einer Weiterbildung die Kindergaumlrtnerinnen Handarbeits- und Werklehrerinnen das

Unterrichten auf der 1 und 2 Primarstufe ermoumlglichte ndash eine zusaumltzliche Ausbildung ange-

boten wurde die Personal und Infrastruktur der HEP-PH FR ebenfalls beanspruchte Ab

200809 wurde die Anzahl erstmals auf 100 bzw 50 Plaumltze erhoumlht mit der Begruumlndung

laquodass eine groumlssere Anzahl Studierender aus verschiedenen Gruumlnden zum Beispiel wegen

der Mobilitaumlt zwischen den PH das Studium nach dem ersten Jahr wieder aufgibtraquo und

dadurch wieder mehr Aufnahmekapazitaumlt entstuumlnde zudem koumlnnten im ersten Jahr die

Praktika zu zweit absolviert werden Auch die Selektionskriterien wurden angepasst Ab

200809 wird neben den Noten in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematik eine

schriftliche Stellungnahme zu einem Thema das mit der Schule oder dem Lehrerberuf ver-

bunden ist beurteilt

Als sich ein Ruumlckgang der Anzahl Lehrpersonen abzuzeichnen begannt wurde in den Jahren

201011 bis 201314 auf eine Zulassungsbeschraumlnkung verzichtet Da die Gesamtzahl der

Studierenden an der HEP-PH FR von 313 im Jahr 2009 auf 470 im Jahr 2013 anstieg fuumlhrte

30

der Staatsrat im Rahmen seiner Struktur- und Sparmassnahmen die Beschraumlnkung auf das

Studienjahr 201415 wieder ein Als Selektionskriterien galten ab sofort nur noch laquodie schuli-

schen Ergebnisse in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematikraquo

Studienjahr franzoumlsischsprachig deutschsprachig insgesamt

200405 90 40 130

200506 75 35 110

200607 75 35 110

200708 75 35 110

200809 100 50 150

200910 100 50 150

201011-201314 keine Zulassungsbeschraumlnkung

201415 100 50 150

201516 100 50 150

201617 100 50 150

201718 100 50 150

201819 110 50 160

Abbildung 9 Zulassungsbeschraumlnkung an der HEP-PH FR Uumlbersicht von 200405-201819

Wegen der Beibehaltung der Zulassungsbeschraumlnkung uumlber mehrere Jahre hinweg ist man

sich heute gar nicht mehr im Klaren in welcher Zahl sich die Nachfrage nach Studienplaumltzen

an der HEP-PH FR niederschlagen wuumlrde Frist fuumlr die Einreichung der Kandidaturen ist

jeweils Ende Maumlrz und Ende Juli werden die Zulassungen fuumlr den Beginn des Studienjahres

im September bekanntgegeben Nun kennt die HEP-PH FR zwar die Anzahl Kandidaturen

sie entspricht aber nicht derjenigen die sich letztendlich definitiv fuumlr den Studieneintritt ent-

scheiden Viele angehende Studierende sind sich der Platzbeschraumlnkung sowohl an der HEP-

PH FR als auch an anderen Bildungsinstitutionen (etwa an der Hochschule fuumlr Soziale Arbeit

Freiburg) bewusst und bewerben sich absichtlich an mehreren Orten um einen Studienplatz

auf sicher zu haben Dies fuumlhrt dazu dass ein Teil der Bewerber die von der HEP-PH FR

abgewiesen werden das Studium auch bei positivem Zulassungsentscheid nicht aufnehmen

wuumlrde Wie hoch dieser Anteil ist kann nicht ermittelt werden

Diese Zulassungsbeschraumlnkung ist houmlchst problematisch Einerseits will der Kanton Lehr-

personen ausbilden andererseits fuumlhrt der Numerus Clausus zu Abwanderungen von Stu-

dierenden va nach Bern und Lausanne Tatsaumlchlich legen die Zahlen nahe dass die Zulas-

sungsbeschraumlnkung die Nachfrage nach Studienplaumltzen an der HEP-PH FR negativ beein-

flusst Waumlhrend das Angebot stagniert nimmt die Nachfrage ab Es ist houmlchst problematisch

den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen auf solche Weise zu steuern die Nachfrage folgt allem

voran der demographischen Entwicklung

31

Abbildung 10 Kandidaturen vs Eintritte HEP-PH FR 201314-201819

Auch die Ausbildungsplaumltze fuumlr das Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute (DEEM)

sind limitiert Die franzoumlsischsprachige Ausbildung wurde urspruumlnglich fuumlr 48 Personen pro

Studienjahr konzipiert Da das Interesse fuumlr die Ausbildung mit jedem Jahr zunimmt aber

nicht genuumlgend Praktikumsplaumltze zur Verfuumlgung stehen besteht seit dem Studienjahr

200809 eine Aufnahmebeschraumlnkung fuumlr 60 Personen pro Jahr Diese Beschraumlnkung erweist

sich fuumlr die Situation auf dem Arbeitsmarkt als unproblematisch die Maturitaumltsschulen ha-

ben keine Rekrutierungsschwierigkeiten Da sogar ein leichtes Uumlberangebot an Lehrpersonen

fuumlr die Sekundarstufe II besteht haben DEEM-Inhaber uumlber mehrere Jahre hinweg auch Pen-

sen auf Sekundarstufe I uumlbernommen wo bis vor kurzem ebenfalls Lehrpersonal fehlte In-

folge des Anstiegs der Studierenden fuumlr das Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I

(DAES I) in den letzten Jahren hat sich die Arbeitsmarktsituation in den Orientierungsschu-

len wieder beruhigt dafuumlr beginnen sich Engpaumlsse bei der Organisation von Praktikums-

plaumltzen abzuzeichnen

Eine abschliessende Anmerkung zu den Praktikumsplaumltzen sei hier festgehalten Persoumlnlich

bin ich der Meinung dass die Zahl der Praktikumsplaumltze als limitierender Faktor von den

Gespraumlchspartnern zu stark und nicht einleuchtend verwendet wird Die Begruumlndung und

die genaue Benennung der Engpassfaktoren wurden aus den Gespraumlchen nicht klar Wenn

der Arbeitsmarkt mehr Lehrpersonen benoumltigt lassen sich mindestens mittelfristig durch

organisatorische Massnahmen auch ausreichend Praktikumsplaumltze organisieren Gerade

auch die Berufsverbaumlnde sind bei der Erarbeitung solcher Massnahmen mit einzubeziehen

332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage

Der Kanton Freiburg ist wie die umliegenden Regionen seit einigen Jahren mit einer ange-

spannten Situation auf dem Stellenmarkt fuumlr Lehrpersonen auf Primarstufe konfrontiert

Was heute eine grosse Schwierigkeit fuumlr die Anstellung von Stellvertretungen bedeutet wird

in wenigen Jahren in einen tatsaumlchlichen Mangel an qualifizierten Lehrpersonen muumlnden

Die Anzahl Zulassungen zum Studium wird in Freiburg aber nicht etwa von der Situation

auf dem Arbeitsmarkt sondern von der Aufnahmekapazitaumlt der aktuellen Raumlumlichkeiten

260

225 242

256

211 196

154 145

155 140

152 154

0

50

100

150

200

250

300

201314 201415 201516 201617 201718 201819

Kandidaturen im Maumlrz

Eintritte im September

32

definiert Weder der demographischen Entwicklung noch anderen Schwankungen auf dem

Bildungsmarkt kann so Rechnung getragen werden Es sind noch weitere Phaumlnomene zu

beruumlcksichtigen etwa die grosse Nachfrage nach Teilzeitstellen oder die Tatsache dass ein

bedeutender Anteil der Diplomierten gar nie im Lehrberuf arbeitet Diese Gesamtsituation

fuumlhrt dazu dass zwischen 2013 und 2016 die Abgaumlnger der HEP-PH FR nur 565 des Be-

darfs auf dem franzoumlsischsprachigen Freiburger Arbeitsmarkt gedeckt haben 201819 wurde

deshalb die Zulassungsbeschraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Abteilung von 100 Plaumlt-

zen pro Studienjahr auf 110 erhoumlht Diese Erhoumlhung wurde durch den Umzug der Fachstelle

fri-tic ermoumlglicht die bis anhin in den Raumlumlichkeiten der HEP-PH FR untergebracht war

Daruumlber hinaus wird allerdings nur eine substantielle Erweiterung der Gebaumlude oder ein

Neubau an einem anderen Standort der stetig steigenden Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt

nachkommen koumlnnen

Wie erwaumlhnt ist der Zugang zu bestimmten Daten und dadurch deren Auswertung durch

die zersplitterte Organisation wesentlich erschwert Die Entwicklung der Studierendenzah-

len uumlber die letzten fuumlnf Jahre zeigt jedoch dass das Ausbildungsangebot teilweise zur Ab-

wanderung der Freiburger Studierenden insbesondere in die Nachbarkantone fuumlhrt Das ist

insofern problematisch als der Heimatkanton der die Ausbildung im Rahmen der Interkan-

tonalen Fachhochschulvereinbarung (FHV) finanziert nicht davon ausgehen kann dass die

Studierenden nach Abschluss ihres Studiums wieder zuruumlckkehren In der Folge werden

einige grundlegende Statistiken zu den verfuumlgbaren Daten praumlsentiert und im vorliegenden

Kontext interpretiert

A) Herkunft der Studierenden in Freiburg

1 Primarstufe

Abbildung 11 Herkunft der Studierenden Primarstufe 201314-201718 Die Anzahl an Freiburger Studierenden hat uumlber

die letzten fuumlnf Jahre zugenommen waumlhrend die Anzahl an Studierenden aus anderen Kantonen und aus dem Ausland uumlber

den gleichen Zeitraum zuruumlckgeht

284

114

47

302

107

35

311

120

39

287

114

17

302

82

25

0

50

100

150

200

250

300

350

FR Andere Kantone Ausland

201314 201415 201516 201617 201718

33

2 Sekundarstufe I

Abbildung 12 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe I 201314-201718 Die Anzahl der Freiburger hat in den vergan-

genen fuumlnf Jahren besonders stark zugenommen Diese Population ist die Hauptquelle der Zunahme der Anzahl Studieren-

den am ILLB

3 Sekundarstufe II

Abbildung 13 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe II 201314-201718 Aufgrund der Beschraumlnkung der Anzahl

Studienplaumltze fuumlr das DEEM sind die Studierendenzahlen stabil Insbesondere das LDM zieht zahlreiche Studierende aus

anderen Kantonen an Von den insgesamt 228 Studierenden im Jahr 201718 stammen nur 94 aus dem Kanton Freiburg

Diese grosse Attraktivitaumlt kann sich damit erklaumlren dass der Studiengang konsekutiv nach einem Masterabschluss eines

170 169

17

189

162

24

201

163

25

208

183

22

221

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0

50

100

150

200

250

FR CH Ausland

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

34

24

9

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93

23

42

24

5

29

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23

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24

7

36

91

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39

23

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46

93

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40

15

7

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94

18

0

10

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30

40

50

60

70

80

90

100

FR CH Ausland FR CH Ausland

Diplocircme denseignement pour eacutecoles de maturiteacute DEEM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltschulen LDM

201314 201415 201516 201617 201718

34

Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der

Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde

4 Sonderpaumldagogik

Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg

bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an

Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718

161

686

34

166

675

39

174

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37

177

705

48

171

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51 100

200

300

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500

600

700

800

FR CH Ausland

2013 2014 2015 2016 2017

10

20

30

40

50

60

70

80

90

FR

DE

35

A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg

1 Alle Stufen

Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und

Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg

2 Primarstufe

Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone

Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger

an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)

73

55

14 10

29

14

9

22

5 7

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2 1 3

1 3 3 2 1 2

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Seku

nd

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Seku

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gik

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ago

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arst

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ago

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BE VD JU LU VS AG NE

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11

1 2 2 1

55

16

1 2 2

63

22

1 4 3

66

31

5

1 4 3

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29

3 5

1 2 1

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40

50

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70

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Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

36

3 Sekundarstufe I

Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr

201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger

die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)

4 Sekundarstufe II

Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-

beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen

29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg

40

14

1

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1 2 1 1

48

15

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1 2 1 1

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50

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Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

16

3

1 1 1

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5

1 2

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1

0

2

4

6

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10

12

14

16

18

20

Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

37

5 Sonderpaumldagogik

Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-

dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-

burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur

auf Deutsch angeboten wird

34 Organisatorische Elemente

Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-

ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben

die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-

turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen

Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-

kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement

oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-

formen beeinflusst

341 Interne Fuumlhrungsstrukturen

Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer

Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die

Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist

mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum

arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-

sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt

sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische

Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit

6

18

6 6

16

11

1 1

7

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1 1

9

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1 1

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0

5

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20

25

Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall

201314 201415 201516 201617 201718

38

mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene

nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und

Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich

Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf

einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-

ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-

struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-

richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte

An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern

ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und

operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das

Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen

der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-

der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine

Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR

Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-

nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg

koordinieren koumlnnte

Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen

die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-

steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das

Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-

tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die

Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-

schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich

die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-

ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der

Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden

342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen

Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-

standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und

ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018

werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen

Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE

der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der

deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-

ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist

aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich

39

Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-

gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-

sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes

de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale

de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in

der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den

Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-

sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen

Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene

Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf

die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist

eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten

Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen

Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-

enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-

nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen

Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten

343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung

Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es

braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-

nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die

Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-

stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen

Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen

sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards

ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-

litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte

Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-

den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-

derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die

HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative

Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet

werden muumlssen

Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen

Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-

maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-

rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-

hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht

Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-

sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen

40

Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie

sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber

eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt

ist diese Auflage weniger problematisch

344 Infrastruktur

Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen

bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-

lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-

lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-

schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade

auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den

heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau

nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden

Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-

gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun

verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten

Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit

einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung

stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-

schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden

Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-

kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie

eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des

ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-

PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-

ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst

Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals

thematisiert aber nie weiterverfolgt

35 Rechtliche Elemente

351 Nationale Ebene

Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-

schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-

taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-

zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-

hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-

traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten

Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten

die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings

41

auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das

Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der

Kantone

352 Kantonale Ebene

Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-

sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig

sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-

cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer

Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-

ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das

Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen

Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR

allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-

trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-

liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-

gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-

lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von

2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der

fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen

Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten

waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das

neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR

eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb

keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz

grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen

der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-

schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-

matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung

mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden

soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung

Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen

Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-

ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren

Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft

getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem

Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-

schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-

tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen

Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-

42

le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des

Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-

systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert

werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-

lungsdruck verhindern koumlnnen

36 Finanzielle Elemente

Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle

Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die

Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen

Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-

hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses

Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im

interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln

Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-

rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits

und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die

Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-

zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-

schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den

Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH

15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und

nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-

gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen

werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach

Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine

Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-

traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite

lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-

nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt

37 Kontextualisierung der Erkenntnisse

Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen

der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-

beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast

ausschliesslich informell

In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse

durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt

dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-

tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit

43

einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als

auch aus anderen Kantonen

FR HEP Vaud PH Bern

Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)

Sekundarstufe I 435 443 877

Sekundarstufe II 228 215 357

Total Sekundarstufe 663 658 1234

Sonderpaumldagogik 953 368 207

Total 2025 1945 2429

Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen

201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der

Fachausbildung mitgezaumlhlt

Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH

abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell

entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der

HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die

Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr

den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-

sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-

den

Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-

fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-

ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es

die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-

renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf

Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-

ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe

II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben

Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-

traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die

Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss

zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-

ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen

Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur

Verfuumlgung

44

4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle

41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick

In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-

nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig

ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische

Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf

lokale Besonderheiten zugeschnitten sind

Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik

1 PHBern

2 PH FHNW

3 PHGR

4 PH Luzern

5 PHSG

6 PHSH

7 PHSZ

8 PHTG

9 PH-VS

10 PH Zug

11 PHZH

12 HEP-BEJUNE

13 HEP Vaud

14 S SUPSI-DFA

Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz

Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-

enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-

tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch

an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-

gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden

Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-

terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-

tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt

Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-

lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der

Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-

konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats

gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-

sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann

45

42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle

Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-

gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll

ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber

im Folgenden kurz aufgefuumlhrt

Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-

schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt

des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-

spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-

ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit

einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies

etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH

FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-

ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-

tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium

besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-

PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so

besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt

und HEP-PH FR gewertet

Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der

Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen

immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-

lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich

Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-

turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre

aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-

chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell

von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-

saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen

besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen

Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann

die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-

nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur

Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder

andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE

Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der

Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-

bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-

nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-

sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie

46

gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-

tonsverfassung mit einbezogen

Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische

Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-

ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-

schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-

zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-

rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-

nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur

Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-

und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-

ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-

takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen

Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles

fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR

stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-

schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO

dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im

Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-

geordneten Strukturen problematisch

43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-

versitaumlt

In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach

einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen

Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur

Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung

Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr

Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten

Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD

vom 1 Januar 2002 geregelt

431 Staumlrken und Chancen

Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-

ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-

stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die

ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil

Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-

gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und

paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen

47

allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt

der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-

meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch

im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher

Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone

geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg

waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen

Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr

Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im

Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-

Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als

auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies

ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung

mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-

lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-

studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls

als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-

renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen

Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet

werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-

didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-

nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in

Bern oder Lausanne stattfindet

432 Schwaumlchen und Gefahren

Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II

den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit

Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung

Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein

interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in

Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und

praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-

tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische

Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt

und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren

44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt

Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-

sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-

taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein

48

441 Staumlrken und Chancen

Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen

Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-

der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen

aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland

mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten

laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-

tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig

442 Schwaumlchen und Gefahren

In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen

Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-

dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt

Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu

geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-

personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-

nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche

Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-

setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung

fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-

nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem

Unwort geworden

Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-

lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In

einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches

Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-

toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder

einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-

sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-

te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer

rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-

rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr

eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-

dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem

Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb

des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-

chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere

nutzen moumlchten

49

45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne

In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-

ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-

de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke

Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation

eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische

Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung

Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um

Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert

451 Staumlrken und Chancen

Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-

dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der

HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden

Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot

452 Schwaumlchen und Gefahren

Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar

und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche

Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton

Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der

Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem

im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark

in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen

Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-

le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-

stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation

insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-

operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-

rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders

die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses

Modell wohl besonders schwierig umzusetzen

50

5 Empfehlungen

51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit

Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-

nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status

Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre

Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-

nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde

sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand

bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons

Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-

tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher

Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst

eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein

Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium

vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-

che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige

Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt

der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-

dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu

nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-

nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen

52 Strategische Stossrichtung

Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes

festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung

der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-

meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie

sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-

stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-

ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-

nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status

Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen

Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden

kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts

muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen

Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet

51

Perspektive Strategische Ziele

Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen

Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit

seinen Besonderheiten

Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-

burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten

und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen

Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant

hervorgehoben

Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen

Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)

Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-

kraumlften garantieren

Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen

Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren

Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung

ermoumlglichen

Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-

schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann

Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen

Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-

fuumlgung stellen

Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-

chende Informatikinfrastruktur einrichten

Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen

Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen

Der Hochschule Autonomie gewaumlhren

Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung

53 Modellvorschlag

531 Interinstitutionelles Gremium

Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-

nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist

gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-

schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben

den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)

eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums

(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird

das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist

dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-

pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-

bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung

52

In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-

fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun

Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-

liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten

Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-

den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-

sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-

tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-

rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-

bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-

sammlung) ersetzt werden

Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan

53

Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)

532 Abwaumlgungen

Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-

stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das

Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-

schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure

des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem

Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-

typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-

dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt

aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-

oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-

treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-

ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat

damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-

ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten

Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-

tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden

und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-

gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang

gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen

kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-

ben

Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-

folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die

54

Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig

der finanzielle Druck auf die kleinen PHs

533 Weiteres Vorgehen und Ausblick

Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von

aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich

hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-

schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der

Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-

len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich

lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei

Hauptphasen

Abbildung 26 Prozessgestaltung

Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste

fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit

sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende

laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-

kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer

Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf

dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume

verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-

sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-

den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt

werden

Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen

Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-

naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge

der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue

55

Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf

angepasst der Aussenauftritt konsolidiert

Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen

Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion

um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum

die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-

statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-

faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht

534 Schlussgedanken

Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die

Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen

Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch

konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-

gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt

werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen

Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-

saumltzlich erschwerend

Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-

gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-

finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung

verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so

koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden

Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution

fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht

Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-

promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-

lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-

gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt

Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-

forderlich

56

6 Quellen

61 Literatur

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Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational

Researcher 15(2) 4-14

Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion

62 Rechtsgrundlagen

Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-

taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und

Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001

Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-

sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)

Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-

schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom

30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)

Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et

lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001

EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit

Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK

EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der

Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK

57

Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)

Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)

Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg

(SR 101000)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)

Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom

16062016 (LB SR 447710)

Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)

63 Berichte und Stellungnahmen

SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr

Bildungsforschung

Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017

Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave

lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat

de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut

Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg

Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg

13122018

Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute

Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK

httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf

httpwwwcdipchdyn12277php

2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron

PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion

httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf

httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv

onMedienundIKTindenUnterrichtpdf

httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes

Page 29: Prof. Dr. Roman Capaul St. Gallen, 2. April 2019 · guisme est un atout unique qui est mis en avant comme une unique selling proposition (USP - proposition de vente unique). Le bilinguisme

29

absolviert Auch die Fachmaturitaumlt (FM) mit Vertiefungsrichtung Paumldagogik ist seit ihrer

Einfuumlhrung im Studienjahr 201011 mit 29 zu einem bedeutenden Zubringer in die Vor-

schul- und Primarschullehrerausbildung geworden Diese Population von Studierenden ist

fuumlr den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen eminent wichtig da ohne sie nur eine ungenuumlgende

Anzahl an Lehrpersonen ausgebildet werden koumlnnte Die Berufsmaturanden machen 8 aus

7 der Studierenden wurden mit oder ohne Pruumlfung durch eine Hochschule zugelassen und

6 haben einen auslaumlndischen Zulassungsausweis Zwar fehlen fuumlr eine laumlngerfristige Beur-

teilung auch hier die mittels eines permanenten Monitorings zu erhebenden Daten die Zah-

len fuumlr das Studienjahr 201819 zeigen jedoch dass an der HEP-PH FR gleichviele Inhaber

einer Fach- wie einer gymnasialen Maturitaumlt studieren Fuumlr den Zugang zu den von der Uni-

versitaumlten angebotenen Studiengaumlngen so auch des ILLB und des DSP wird die gymnasiale

Maturitaumlt vorausgesetzt

Kandidatinnen und Kandidaten fuumlr eine Ausbildung zur Lehrperson insbesondere fuumlr die

Primarstufe gibt es genug Allerdings besteht an der HEP-PH FR seit dem Studienjahr

200405 eine Zulassungsbeschraumlnkung Sie wurde aufgrund einer laquounerwartet grossen An-

zahl Anmeldungenraquo eingefuumlhrt Nach 104 registrierten Anmeldungen im Jahr 2002 und 105

im Jahr 2003 sind 2004 165 Bewerbungen eingegangen Damit war die Aufnahmekapazitaumlt

der HEP-PH FR in Bezug auf die vorhandenen Praktikumsplaumltze die Betreuung der Studie-

renden und die Infrastruktur uumlberschritten Die maximale Aufnahmekapazitaumlt wurde auf 90

Studienplaumltze fuumlr die franzoumlsischsprachigen und 30 fuumlr die deutschsprachigen Studierenden

festgelegt Die Verordnung des Staatsrats uumlber diese erste Zulassungsbeschraumlnkung erlaumlsst

zudem Selektionskriterien die zur Ablehnung der uumlberzaumlhligen Kandidaten angewandt

werden konnten Laut Art 4 Abs 2 konnte die Aufnahme abgelehnt werden wenn die Beur-

teilung der paumldagogischen Faumlhigkeiten Vorbehalte enthielt und die schulischen Ergebnisse in

der Muttersprache und in der ersten Fremdsprache als ungenuumlgend beurteilt wurden

200506-200708 wurde die Anzahl der Studienplaumltze weiter reduziert da mit der laquoPasserel-

leraquo ndash einer Weiterbildung die Kindergaumlrtnerinnen Handarbeits- und Werklehrerinnen das

Unterrichten auf der 1 und 2 Primarstufe ermoumlglichte ndash eine zusaumltzliche Ausbildung ange-

boten wurde die Personal und Infrastruktur der HEP-PH FR ebenfalls beanspruchte Ab

200809 wurde die Anzahl erstmals auf 100 bzw 50 Plaumltze erhoumlht mit der Begruumlndung

laquodass eine groumlssere Anzahl Studierender aus verschiedenen Gruumlnden zum Beispiel wegen

der Mobilitaumlt zwischen den PH das Studium nach dem ersten Jahr wieder aufgibtraquo und

dadurch wieder mehr Aufnahmekapazitaumlt entstuumlnde zudem koumlnnten im ersten Jahr die

Praktika zu zweit absolviert werden Auch die Selektionskriterien wurden angepasst Ab

200809 wird neben den Noten in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematik eine

schriftliche Stellungnahme zu einem Thema das mit der Schule oder dem Lehrerberuf ver-

bunden ist beurteilt

Als sich ein Ruumlckgang der Anzahl Lehrpersonen abzuzeichnen begannt wurde in den Jahren

201011 bis 201314 auf eine Zulassungsbeschraumlnkung verzichtet Da die Gesamtzahl der

Studierenden an der HEP-PH FR von 313 im Jahr 2009 auf 470 im Jahr 2013 anstieg fuumlhrte

30

der Staatsrat im Rahmen seiner Struktur- und Sparmassnahmen die Beschraumlnkung auf das

Studienjahr 201415 wieder ein Als Selektionskriterien galten ab sofort nur noch laquodie schuli-

schen Ergebnisse in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematikraquo

Studienjahr franzoumlsischsprachig deutschsprachig insgesamt

200405 90 40 130

200506 75 35 110

200607 75 35 110

200708 75 35 110

200809 100 50 150

200910 100 50 150

201011-201314 keine Zulassungsbeschraumlnkung

201415 100 50 150

201516 100 50 150

201617 100 50 150

201718 100 50 150

201819 110 50 160

Abbildung 9 Zulassungsbeschraumlnkung an der HEP-PH FR Uumlbersicht von 200405-201819

Wegen der Beibehaltung der Zulassungsbeschraumlnkung uumlber mehrere Jahre hinweg ist man

sich heute gar nicht mehr im Klaren in welcher Zahl sich die Nachfrage nach Studienplaumltzen

an der HEP-PH FR niederschlagen wuumlrde Frist fuumlr die Einreichung der Kandidaturen ist

jeweils Ende Maumlrz und Ende Juli werden die Zulassungen fuumlr den Beginn des Studienjahres

im September bekanntgegeben Nun kennt die HEP-PH FR zwar die Anzahl Kandidaturen

sie entspricht aber nicht derjenigen die sich letztendlich definitiv fuumlr den Studieneintritt ent-

scheiden Viele angehende Studierende sind sich der Platzbeschraumlnkung sowohl an der HEP-

PH FR als auch an anderen Bildungsinstitutionen (etwa an der Hochschule fuumlr Soziale Arbeit

Freiburg) bewusst und bewerben sich absichtlich an mehreren Orten um einen Studienplatz

auf sicher zu haben Dies fuumlhrt dazu dass ein Teil der Bewerber die von der HEP-PH FR

abgewiesen werden das Studium auch bei positivem Zulassungsentscheid nicht aufnehmen

wuumlrde Wie hoch dieser Anteil ist kann nicht ermittelt werden

Diese Zulassungsbeschraumlnkung ist houmlchst problematisch Einerseits will der Kanton Lehr-

personen ausbilden andererseits fuumlhrt der Numerus Clausus zu Abwanderungen von Stu-

dierenden va nach Bern und Lausanne Tatsaumlchlich legen die Zahlen nahe dass die Zulas-

sungsbeschraumlnkung die Nachfrage nach Studienplaumltzen an der HEP-PH FR negativ beein-

flusst Waumlhrend das Angebot stagniert nimmt die Nachfrage ab Es ist houmlchst problematisch

den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen auf solche Weise zu steuern die Nachfrage folgt allem

voran der demographischen Entwicklung

31

Abbildung 10 Kandidaturen vs Eintritte HEP-PH FR 201314-201819

Auch die Ausbildungsplaumltze fuumlr das Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute (DEEM)

sind limitiert Die franzoumlsischsprachige Ausbildung wurde urspruumlnglich fuumlr 48 Personen pro

Studienjahr konzipiert Da das Interesse fuumlr die Ausbildung mit jedem Jahr zunimmt aber

nicht genuumlgend Praktikumsplaumltze zur Verfuumlgung stehen besteht seit dem Studienjahr

200809 eine Aufnahmebeschraumlnkung fuumlr 60 Personen pro Jahr Diese Beschraumlnkung erweist

sich fuumlr die Situation auf dem Arbeitsmarkt als unproblematisch die Maturitaumltsschulen ha-

ben keine Rekrutierungsschwierigkeiten Da sogar ein leichtes Uumlberangebot an Lehrpersonen

fuumlr die Sekundarstufe II besteht haben DEEM-Inhaber uumlber mehrere Jahre hinweg auch Pen-

sen auf Sekundarstufe I uumlbernommen wo bis vor kurzem ebenfalls Lehrpersonal fehlte In-

folge des Anstiegs der Studierenden fuumlr das Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I

(DAES I) in den letzten Jahren hat sich die Arbeitsmarktsituation in den Orientierungsschu-

len wieder beruhigt dafuumlr beginnen sich Engpaumlsse bei der Organisation von Praktikums-

plaumltzen abzuzeichnen

Eine abschliessende Anmerkung zu den Praktikumsplaumltzen sei hier festgehalten Persoumlnlich

bin ich der Meinung dass die Zahl der Praktikumsplaumltze als limitierender Faktor von den

Gespraumlchspartnern zu stark und nicht einleuchtend verwendet wird Die Begruumlndung und

die genaue Benennung der Engpassfaktoren wurden aus den Gespraumlchen nicht klar Wenn

der Arbeitsmarkt mehr Lehrpersonen benoumltigt lassen sich mindestens mittelfristig durch

organisatorische Massnahmen auch ausreichend Praktikumsplaumltze organisieren Gerade

auch die Berufsverbaumlnde sind bei der Erarbeitung solcher Massnahmen mit einzubeziehen

332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage

Der Kanton Freiburg ist wie die umliegenden Regionen seit einigen Jahren mit einer ange-

spannten Situation auf dem Stellenmarkt fuumlr Lehrpersonen auf Primarstufe konfrontiert

Was heute eine grosse Schwierigkeit fuumlr die Anstellung von Stellvertretungen bedeutet wird

in wenigen Jahren in einen tatsaumlchlichen Mangel an qualifizierten Lehrpersonen muumlnden

Die Anzahl Zulassungen zum Studium wird in Freiburg aber nicht etwa von der Situation

auf dem Arbeitsmarkt sondern von der Aufnahmekapazitaumlt der aktuellen Raumlumlichkeiten

260

225 242

256

211 196

154 145

155 140

152 154

0

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100

150

200

250

300

201314 201415 201516 201617 201718 201819

Kandidaturen im Maumlrz

Eintritte im September

32

definiert Weder der demographischen Entwicklung noch anderen Schwankungen auf dem

Bildungsmarkt kann so Rechnung getragen werden Es sind noch weitere Phaumlnomene zu

beruumlcksichtigen etwa die grosse Nachfrage nach Teilzeitstellen oder die Tatsache dass ein

bedeutender Anteil der Diplomierten gar nie im Lehrberuf arbeitet Diese Gesamtsituation

fuumlhrt dazu dass zwischen 2013 und 2016 die Abgaumlnger der HEP-PH FR nur 565 des Be-

darfs auf dem franzoumlsischsprachigen Freiburger Arbeitsmarkt gedeckt haben 201819 wurde

deshalb die Zulassungsbeschraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Abteilung von 100 Plaumlt-

zen pro Studienjahr auf 110 erhoumlht Diese Erhoumlhung wurde durch den Umzug der Fachstelle

fri-tic ermoumlglicht die bis anhin in den Raumlumlichkeiten der HEP-PH FR untergebracht war

Daruumlber hinaus wird allerdings nur eine substantielle Erweiterung der Gebaumlude oder ein

Neubau an einem anderen Standort der stetig steigenden Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt

nachkommen koumlnnen

Wie erwaumlhnt ist der Zugang zu bestimmten Daten und dadurch deren Auswertung durch

die zersplitterte Organisation wesentlich erschwert Die Entwicklung der Studierendenzah-

len uumlber die letzten fuumlnf Jahre zeigt jedoch dass das Ausbildungsangebot teilweise zur Ab-

wanderung der Freiburger Studierenden insbesondere in die Nachbarkantone fuumlhrt Das ist

insofern problematisch als der Heimatkanton der die Ausbildung im Rahmen der Interkan-

tonalen Fachhochschulvereinbarung (FHV) finanziert nicht davon ausgehen kann dass die

Studierenden nach Abschluss ihres Studiums wieder zuruumlckkehren In der Folge werden

einige grundlegende Statistiken zu den verfuumlgbaren Daten praumlsentiert und im vorliegenden

Kontext interpretiert

A) Herkunft der Studierenden in Freiburg

1 Primarstufe

Abbildung 11 Herkunft der Studierenden Primarstufe 201314-201718 Die Anzahl an Freiburger Studierenden hat uumlber

die letzten fuumlnf Jahre zugenommen waumlhrend die Anzahl an Studierenden aus anderen Kantonen und aus dem Ausland uumlber

den gleichen Zeitraum zuruumlckgeht

284

114

47

302

107

35

311

120

39

287

114

17

302

82

25

0

50

100

150

200

250

300

350

FR Andere Kantone Ausland

201314 201415 201516 201617 201718

33

2 Sekundarstufe I

Abbildung 12 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe I 201314-201718 Die Anzahl der Freiburger hat in den vergan-

genen fuumlnf Jahren besonders stark zugenommen Diese Population ist die Hauptquelle der Zunahme der Anzahl Studieren-

den am ILLB

3 Sekundarstufe II

Abbildung 13 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe II 201314-201718 Aufgrund der Beschraumlnkung der Anzahl

Studienplaumltze fuumlr das DEEM sind die Studierendenzahlen stabil Insbesondere das LDM zieht zahlreiche Studierende aus

anderen Kantonen an Von den insgesamt 228 Studierenden im Jahr 201718 stammen nur 94 aus dem Kanton Freiburg

Diese grosse Attraktivitaumlt kann sich damit erklaumlren dass der Studiengang konsekutiv nach einem Masterabschluss eines

170 169

17

189

162

24

201

163

25

208

183

22

221

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150

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250

FR CH Ausland

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

34

24

9

31

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5

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88

23

32

24

7

36

91

20

39

23

6

46

93

15

40

15

7

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94

18

0

10

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30

40

50

60

70

80

90

100

FR CH Ausland FR CH Ausland

Diplocircme denseignement pour eacutecoles de maturiteacute DEEM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltschulen LDM

201314 201415 201516 201617 201718

34

Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der

Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde

4 Sonderpaumldagogik

Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg

bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an

Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718

161

686

34

166

675

39

174

680

37

177

705

48

171

716

51 100

200

300

400

500

600

700

800

FR CH Ausland

2013 2014 2015 2016 2017

10

20

30

40

50

60

70

80

90

FR

DE

35

A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg

1 Alle Stufen

Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und

Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg

2 Primarstufe

Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone

Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger

an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)

73

55

14 10

29

14

9

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5 7

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2 1 3

1 3 3 2 1 2

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Seku

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BE VD JU LU VS AG NE

53

11

1 2 2 1

55

16

1 2 2

63

22

1 4 3

66

31

5

1 4 3

73

29

3 5

1 2 1

0

10

20

30

40

50

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70

80

Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

36

3 Sekundarstufe I

Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr

201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger

die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)

4 Sekundarstufe II

Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-

beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen

29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg

40

14

1

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1 2 1 1

48

15

3 4

1 2 1 1

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Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

16

3

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5

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3

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2

4

6

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10

12

14

16

18

20

Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

37

5 Sonderpaumldagogik

Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-

dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-

burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur

auf Deutsch angeboten wird

34 Organisatorische Elemente

Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-

ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben

die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-

turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen

Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-

kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement

oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-

formen beeinflusst

341 Interne Fuumlhrungsstrukturen

Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer

Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die

Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist

mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum

arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-

sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt

sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische

Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit

6

18

6 6

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11

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Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall

201314 201415 201516 201617 201718

38

mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene

nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und

Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich

Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf

einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-

ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-

struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-

richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte

An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern

ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und

operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das

Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen

der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-

der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine

Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR

Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-

nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg

koordinieren koumlnnte

Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen

die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-

steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das

Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-

tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die

Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-

schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich

die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-

ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der

Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden

342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen

Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-

standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und

ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018

werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen

Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE

der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der

deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-

ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist

aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich

39

Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-

gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-

sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes

de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale

de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in

der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den

Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-

sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen

Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene

Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf

die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist

eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten

Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen

Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-

enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-

nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen

Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten

343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung

Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es

braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-

nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die

Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-

stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen

Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen

sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards

ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-

litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte

Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-

den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-

derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die

HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative

Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet

werden muumlssen

Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen

Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-

maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-

rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-

hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht

Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-

sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen

40

Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie

sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber

eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt

ist diese Auflage weniger problematisch

344 Infrastruktur

Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen

bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-

lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-

lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-

schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade

auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den

heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau

nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden

Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-

gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun

verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten

Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit

einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung

stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-

schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden

Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-

kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie

eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des

ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-

PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-

ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst

Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals

thematisiert aber nie weiterverfolgt

35 Rechtliche Elemente

351 Nationale Ebene

Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-

schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-

taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-

zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-

hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-

traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten

Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten

die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings

41

auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das

Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der

Kantone

352 Kantonale Ebene

Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-

sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig

sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-

cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer

Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-

ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das

Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen

Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR

allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-

trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-

liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-

gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-

lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von

2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der

fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen

Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten

waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das

neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR

eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb

keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz

grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen

der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-

schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-

matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung

mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden

soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung

Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen

Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-

ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren

Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft

getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem

Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-

schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-

tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen

Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-

42

le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des

Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-

systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert

werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-

lungsdruck verhindern koumlnnen

36 Finanzielle Elemente

Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle

Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die

Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen

Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-

hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses

Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im

interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln

Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-

rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits

und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die

Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-

zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-

schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den

Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH

15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und

nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-

gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen

werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach

Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine

Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-

traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite

lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-

nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt

37 Kontextualisierung der Erkenntnisse

Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen

der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-

beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast

ausschliesslich informell

In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse

durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt

dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-

tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit

43

einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als

auch aus anderen Kantonen

FR HEP Vaud PH Bern

Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)

Sekundarstufe I 435 443 877

Sekundarstufe II 228 215 357

Total Sekundarstufe 663 658 1234

Sonderpaumldagogik 953 368 207

Total 2025 1945 2429

Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen

201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der

Fachausbildung mitgezaumlhlt

Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH

abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell

entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der

HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die

Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr

den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-

sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-

den

Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-

fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-

ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es

die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-

renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf

Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-

ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe

II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben

Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-

traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die

Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss

zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-

ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen

Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur

Verfuumlgung

44

4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle

41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick

In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-

nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig

ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische

Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf

lokale Besonderheiten zugeschnitten sind

Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik

1 PHBern

2 PH FHNW

3 PHGR

4 PH Luzern

5 PHSG

6 PHSH

7 PHSZ

8 PHTG

9 PH-VS

10 PH Zug

11 PHZH

12 HEP-BEJUNE

13 HEP Vaud

14 S SUPSI-DFA

Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz

Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-

enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-

tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch

an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-

gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden

Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-

terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-

tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt

Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-

lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der

Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-

konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats

gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-

sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann

45

42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle

Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-

gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll

ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber

im Folgenden kurz aufgefuumlhrt

Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-

schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt

des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-

spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-

ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit

einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies

etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH

FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-

ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-

tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium

besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-

PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so

besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt

und HEP-PH FR gewertet

Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der

Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen

immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-

lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich

Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-

turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre

aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-

chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell

von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-

saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen

besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen

Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann

die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-

nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur

Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder

andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE

Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der

Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-

bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-

nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-

sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie

46

gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-

tonsverfassung mit einbezogen

Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische

Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-

ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-

schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-

zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-

rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-

nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur

Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-

und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-

ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-

takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen

Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles

fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR

stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-

schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO

dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im

Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-

geordneten Strukturen problematisch

43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-

versitaumlt

In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach

einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen

Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur

Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung

Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr

Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten

Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD

vom 1 Januar 2002 geregelt

431 Staumlrken und Chancen

Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-

ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-

stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die

ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil

Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-

gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und

paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen

47

allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt

der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-

meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch

im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher

Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone

geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg

waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen

Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr

Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im

Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-

Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als

auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies

ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung

mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-

lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-

studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls

als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-

renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen

Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet

werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-

didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-

nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in

Bern oder Lausanne stattfindet

432 Schwaumlchen und Gefahren

Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II

den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit

Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung

Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein

interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in

Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und

praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-

tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische

Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt

und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren

44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt

Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-

sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-

taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein

48

441 Staumlrken und Chancen

Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen

Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-

der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen

aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland

mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten

laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-

tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig

442 Schwaumlchen und Gefahren

In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen

Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-

dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt

Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu

geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-

personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-

nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche

Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-

setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung

fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-

nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem

Unwort geworden

Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-

lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In

einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches

Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-

toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder

einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-

sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-

te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer

rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-

rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr

eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-

dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem

Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb

des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-

chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere

nutzen moumlchten

49

45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne

In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-

ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-

de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke

Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation

eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische

Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung

Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um

Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert

451 Staumlrken und Chancen

Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-

dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der

HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden

Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot

452 Schwaumlchen und Gefahren

Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar

und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche

Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton

Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der

Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem

im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark

in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen

Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-

le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-

stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation

insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-

operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-

rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders

die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses

Modell wohl besonders schwierig umzusetzen

50

5 Empfehlungen

51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit

Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-

nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status

Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre

Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-

nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde

sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand

bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons

Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-

tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher

Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst

eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein

Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium

vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-

che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige

Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt

der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-

dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu

nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-

nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen

52 Strategische Stossrichtung

Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes

festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung

der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-

meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie

sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-

stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-

ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-

nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status

Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen

Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden

kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts

muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen

Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet

51

Perspektive Strategische Ziele

Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen

Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit

seinen Besonderheiten

Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-

burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten

und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen

Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant

hervorgehoben

Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen

Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)

Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-

kraumlften garantieren

Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen

Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren

Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung

ermoumlglichen

Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-

schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann

Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen

Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-

fuumlgung stellen

Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-

chende Informatikinfrastruktur einrichten

Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen

Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen

Der Hochschule Autonomie gewaumlhren

Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung

53 Modellvorschlag

531 Interinstitutionelles Gremium

Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-

nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist

gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-

schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben

den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)

eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums

(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird

das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist

dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-

pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-

bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung

52

In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-

fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun

Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-

liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten

Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-

den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-

sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-

tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-

rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-

bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-

sammlung) ersetzt werden

Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan

53

Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)

532 Abwaumlgungen

Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-

stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das

Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-

schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure

des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem

Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-

typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-

dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt

aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-

oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-

treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-

ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat

damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-

ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten

Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-

tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden

und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-

gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang

gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen

kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-

ben

Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-

folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die

54

Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig

der finanzielle Druck auf die kleinen PHs

533 Weiteres Vorgehen und Ausblick

Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von

aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich

hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-

schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der

Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-

len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich

lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei

Hauptphasen

Abbildung 26 Prozessgestaltung

Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste

fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit

sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende

laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-

kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer

Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf

dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume

verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-

sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-

den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt

werden

Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen

Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-

naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge

der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue

55

Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf

angepasst der Aussenauftritt konsolidiert

Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen

Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion

um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum

die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-

statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-

faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht

534 Schlussgedanken

Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die

Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen

Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch

konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-

gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt

werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen

Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-

saumltzlich erschwerend

Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-

gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-

finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung

verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so

koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden

Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution

fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht

Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-

promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-

lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-

gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt

Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-

forderlich

56

6 Quellen

61 Literatur

Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter

httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb

Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt

Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle

Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading

House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No

12

Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)

Muumlnchen Vahlen

Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice

(9th ed) Boston McGraw-Hill

Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-

Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson

Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A

Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University

108 (6) 1017-1054

Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational

Researcher 15(2) 4-14

Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion

62 Rechtsgrundlagen

Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-

taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und

Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001

Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-

sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)

Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-

schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom

30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)

Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et

lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001

EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit

Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK

EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der

Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK

57

Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)

Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)

Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg

(SR 101000)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)

Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom

16062016 (LB SR 447710)

Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)

63 Berichte und Stellungnahmen

SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr

Bildungsforschung

Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017

Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave

lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat

de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut

Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg

Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg

13122018

Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute

Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK

httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf

httpwwwcdipchdyn12277php

2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron

PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion

httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf

httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv

onMedienundIKTindenUnterrichtpdf

httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes

Page 30: Prof. Dr. Roman Capaul St. Gallen, 2. April 2019 · guisme est un atout unique qui est mis en avant comme une unique selling proposition (USP - proposition de vente unique). Le bilinguisme

30

der Staatsrat im Rahmen seiner Struktur- und Sparmassnahmen die Beschraumlnkung auf das

Studienjahr 201415 wieder ein Als Selektionskriterien galten ab sofort nur noch laquodie schuli-

schen Ergebnisse in der Erst- und Zweitsprache sowie in Mathematikraquo

Studienjahr franzoumlsischsprachig deutschsprachig insgesamt

200405 90 40 130

200506 75 35 110

200607 75 35 110

200708 75 35 110

200809 100 50 150

200910 100 50 150

201011-201314 keine Zulassungsbeschraumlnkung

201415 100 50 150

201516 100 50 150

201617 100 50 150

201718 100 50 150

201819 110 50 160

Abbildung 9 Zulassungsbeschraumlnkung an der HEP-PH FR Uumlbersicht von 200405-201819

Wegen der Beibehaltung der Zulassungsbeschraumlnkung uumlber mehrere Jahre hinweg ist man

sich heute gar nicht mehr im Klaren in welcher Zahl sich die Nachfrage nach Studienplaumltzen

an der HEP-PH FR niederschlagen wuumlrde Frist fuumlr die Einreichung der Kandidaturen ist

jeweils Ende Maumlrz und Ende Juli werden die Zulassungen fuumlr den Beginn des Studienjahres

im September bekanntgegeben Nun kennt die HEP-PH FR zwar die Anzahl Kandidaturen

sie entspricht aber nicht derjenigen die sich letztendlich definitiv fuumlr den Studieneintritt ent-

scheiden Viele angehende Studierende sind sich der Platzbeschraumlnkung sowohl an der HEP-

PH FR als auch an anderen Bildungsinstitutionen (etwa an der Hochschule fuumlr Soziale Arbeit

Freiburg) bewusst und bewerben sich absichtlich an mehreren Orten um einen Studienplatz

auf sicher zu haben Dies fuumlhrt dazu dass ein Teil der Bewerber die von der HEP-PH FR

abgewiesen werden das Studium auch bei positivem Zulassungsentscheid nicht aufnehmen

wuumlrde Wie hoch dieser Anteil ist kann nicht ermittelt werden

Diese Zulassungsbeschraumlnkung ist houmlchst problematisch Einerseits will der Kanton Lehr-

personen ausbilden andererseits fuumlhrt der Numerus Clausus zu Abwanderungen von Stu-

dierenden va nach Bern und Lausanne Tatsaumlchlich legen die Zahlen nahe dass die Zulas-

sungsbeschraumlnkung die Nachfrage nach Studienplaumltzen an der HEP-PH FR negativ beein-

flusst Waumlhrend das Angebot stagniert nimmt die Nachfrage ab Es ist houmlchst problematisch

den Arbeitsmarkt der Lehrpersonen auf solche Weise zu steuern die Nachfrage folgt allem

voran der demographischen Entwicklung

31

Abbildung 10 Kandidaturen vs Eintritte HEP-PH FR 201314-201819

Auch die Ausbildungsplaumltze fuumlr das Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute (DEEM)

sind limitiert Die franzoumlsischsprachige Ausbildung wurde urspruumlnglich fuumlr 48 Personen pro

Studienjahr konzipiert Da das Interesse fuumlr die Ausbildung mit jedem Jahr zunimmt aber

nicht genuumlgend Praktikumsplaumltze zur Verfuumlgung stehen besteht seit dem Studienjahr

200809 eine Aufnahmebeschraumlnkung fuumlr 60 Personen pro Jahr Diese Beschraumlnkung erweist

sich fuumlr die Situation auf dem Arbeitsmarkt als unproblematisch die Maturitaumltsschulen ha-

ben keine Rekrutierungsschwierigkeiten Da sogar ein leichtes Uumlberangebot an Lehrpersonen

fuumlr die Sekundarstufe II besteht haben DEEM-Inhaber uumlber mehrere Jahre hinweg auch Pen-

sen auf Sekundarstufe I uumlbernommen wo bis vor kurzem ebenfalls Lehrpersonal fehlte In-

folge des Anstiegs der Studierenden fuumlr das Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I

(DAES I) in den letzten Jahren hat sich die Arbeitsmarktsituation in den Orientierungsschu-

len wieder beruhigt dafuumlr beginnen sich Engpaumlsse bei der Organisation von Praktikums-

plaumltzen abzuzeichnen

Eine abschliessende Anmerkung zu den Praktikumsplaumltzen sei hier festgehalten Persoumlnlich

bin ich der Meinung dass die Zahl der Praktikumsplaumltze als limitierender Faktor von den

Gespraumlchspartnern zu stark und nicht einleuchtend verwendet wird Die Begruumlndung und

die genaue Benennung der Engpassfaktoren wurden aus den Gespraumlchen nicht klar Wenn

der Arbeitsmarkt mehr Lehrpersonen benoumltigt lassen sich mindestens mittelfristig durch

organisatorische Massnahmen auch ausreichend Praktikumsplaumltze organisieren Gerade

auch die Berufsverbaumlnde sind bei der Erarbeitung solcher Massnahmen mit einzubeziehen

332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage

Der Kanton Freiburg ist wie die umliegenden Regionen seit einigen Jahren mit einer ange-

spannten Situation auf dem Stellenmarkt fuumlr Lehrpersonen auf Primarstufe konfrontiert

Was heute eine grosse Schwierigkeit fuumlr die Anstellung von Stellvertretungen bedeutet wird

in wenigen Jahren in einen tatsaumlchlichen Mangel an qualifizierten Lehrpersonen muumlnden

Die Anzahl Zulassungen zum Studium wird in Freiburg aber nicht etwa von der Situation

auf dem Arbeitsmarkt sondern von der Aufnahmekapazitaumlt der aktuellen Raumlumlichkeiten

260

225 242

256

211 196

154 145

155 140

152 154

0

50

100

150

200

250

300

201314 201415 201516 201617 201718 201819

Kandidaturen im Maumlrz

Eintritte im September

32

definiert Weder der demographischen Entwicklung noch anderen Schwankungen auf dem

Bildungsmarkt kann so Rechnung getragen werden Es sind noch weitere Phaumlnomene zu

beruumlcksichtigen etwa die grosse Nachfrage nach Teilzeitstellen oder die Tatsache dass ein

bedeutender Anteil der Diplomierten gar nie im Lehrberuf arbeitet Diese Gesamtsituation

fuumlhrt dazu dass zwischen 2013 und 2016 die Abgaumlnger der HEP-PH FR nur 565 des Be-

darfs auf dem franzoumlsischsprachigen Freiburger Arbeitsmarkt gedeckt haben 201819 wurde

deshalb die Zulassungsbeschraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Abteilung von 100 Plaumlt-

zen pro Studienjahr auf 110 erhoumlht Diese Erhoumlhung wurde durch den Umzug der Fachstelle

fri-tic ermoumlglicht die bis anhin in den Raumlumlichkeiten der HEP-PH FR untergebracht war

Daruumlber hinaus wird allerdings nur eine substantielle Erweiterung der Gebaumlude oder ein

Neubau an einem anderen Standort der stetig steigenden Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt

nachkommen koumlnnen

Wie erwaumlhnt ist der Zugang zu bestimmten Daten und dadurch deren Auswertung durch

die zersplitterte Organisation wesentlich erschwert Die Entwicklung der Studierendenzah-

len uumlber die letzten fuumlnf Jahre zeigt jedoch dass das Ausbildungsangebot teilweise zur Ab-

wanderung der Freiburger Studierenden insbesondere in die Nachbarkantone fuumlhrt Das ist

insofern problematisch als der Heimatkanton der die Ausbildung im Rahmen der Interkan-

tonalen Fachhochschulvereinbarung (FHV) finanziert nicht davon ausgehen kann dass die

Studierenden nach Abschluss ihres Studiums wieder zuruumlckkehren In der Folge werden

einige grundlegende Statistiken zu den verfuumlgbaren Daten praumlsentiert und im vorliegenden

Kontext interpretiert

A) Herkunft der Studierenden in Freiburg

1 Primarstufe

Abbildung 11 Herkunft der Studierenden Primarstufe 201314-201718 Die Anzahl an Freiburger Studierenden hat uumlber

die letzten fuumlnf Jahre zugenommen waumlhrend die Anzahl an Studierenden aus anderen Kantonen und aus dem Ausland uumlber

den gleichen Zeitraum zuruumlckgeht

284

114

47

302

107

35

311

120

39

287

114

17

302

82

25

0

50

100

150

200

250

300

350

FR Andere Kantone Ausland

201314 201415 201516 201617 201718

33

2 Sekundarstufe I

Abbildung 12 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe I 201314-201718 Die Anzahl der Freiburger hat in den vergan-

genen fuumlnf Jahren besonders stark zugenommen Diese Population ist die Hauptquelle der Zunahme der Anzahl Studieren-

den am ILLB

3 Sekundarstufe II

Abbildung 13 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe II 201314-201718 Aufgrund der Beschraumlnkung der Anzahl

Studienplaumltze fuumlr das DEEM sind die Studierendenzahlen stabil Insbesondere das LDM zieht zahlreiche Studierende aus

anderen Kantonen an Von den insgesamt 228 Studierenden im Jahr 201718 stammen nur 94 aus dem Kanton Freiburg

Diese grosse Attraktivitaumlt kann sich damit erklaumlren dass der Studiengang konsekutiv nach einem Masterabschluss eines

170 169

17

189

162

24

201

163

25

208

183

22

221

195

19

0

50

100

150

200

250

FR CH Ausland

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

34

24

9

31

93

23

42

24

5

29

88

23

32

24

7

36

91

20

39

23

6

46

93

15

40

15

7

54

94

18

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

FR CH Ausland FR CH Ausland

Diplocircme denseignement pour eacutecoles de maturiteacute DEEM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltschulen LDM

201314 201415 201516 201617 201718

34

Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der

Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde

4 Sonderpaumldagogik

Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg

bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an

Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718

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FR

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A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg

1 Alle Stufen

Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und

Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg

2 Primarstufe

Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone

Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger

an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)

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Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

36

3 Sekundarstufe I

Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr

201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger

die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)

4 Sekundarstufe II

Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-

beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen

29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg

40

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Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

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Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

37

5 Sonderpaumldagogik

Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-

dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-

burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur

auf Deutsch angeboten wird

34 Organisatorische Elemente

Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-

ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben

die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-

turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen

Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-

kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement

oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-

formen beeinflusst

341 Interne Fuumlhrungsstrukturen

Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer

Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die

Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist

mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum

arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-

sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt

sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische

Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit

6

18

6 6

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Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall

201314 201415 201516 201617 201718

38

mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene

nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und

Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich

Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf

einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-

ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-

struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-

richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte

An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern

ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und

operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das

Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen

der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-

der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine

Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR

Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-

nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg

koordinieren koumlnnte

Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen

die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-

steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das

Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-

tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die

Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-

schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich

die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-

ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der

Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden

342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen

Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-

standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und

ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018

werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen

Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE

der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der

deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-

ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist

aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich

39

Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-

gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-

sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes

de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale

de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in

der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den

Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-

sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen

Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene

Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf

die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist

eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten

Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen

Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-

enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-

nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen

Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten

343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung

Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es

braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-

nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die

Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-

stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen

Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen

sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards

ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-

litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte

Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-

den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-

derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die

HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative

Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet

werden muumlssen

Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen

Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-

maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-

rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-

hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht

Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-

sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen

40

Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie

sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber

eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt

ist diese Auflage weniger problematisch

344 Infrastruktur

Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen

bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-

lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-

lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-

schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade

auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den

heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau

nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden

Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-

gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun

verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten

Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit

einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung

stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-

schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden

Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-

kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie

eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des

ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-

PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-

ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst

Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals

thematisiert aber nie weiterverfolgt

35 Rechtliche Elemente

351 Nationale Ebene

Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-

schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-

taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-

zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-

hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-

traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten

Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten

die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings

41

auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das

Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der

Kantone

352 Kantonale Ebene

Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-

sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig

sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-

cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer

Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-

ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das

Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen

Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR

allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-

trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-

liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-

gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-

lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von

2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der

fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen

Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten

waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das

neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR

eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb

keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz

grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen

der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-

schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-

matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung

mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden

soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung

Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen

Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-

ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren

Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft

getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem

Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-

schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-

tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen

Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-

42

le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des

Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-

systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert

werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-

lungsdruck verhindern koumlnnen

36 Finanzielle Elemente

Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle

Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die

Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen

Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-

hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses

Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im

interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln

Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-

rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits

und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die

Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-

zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-

schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den

Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH

15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und

nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-

gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen

werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach

Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine

Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-

traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite

lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-

nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt

37 Kontextualisierung der Erkenntnisse

Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen

der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-

beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast

ausschliesslich informell

In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse

durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt

dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-

tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit

43

einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als

auch aus anderen Kantonen

FR HEP Vaud PH Bern

Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)

Sekundarstufe I 435 443 877

Sekundarstufe II 228 215 357

Total Sekundarstufe 663 658 1234

Sonderpaumldagogik 953 368 207

Total 2025 1945 2429

Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen

201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der

Fachausbildung mitgezaumlhlt

Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH

abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell

entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der

HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die

Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr

den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-

sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-

den

Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-

fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-

ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es

die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-

renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf

Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-

ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe

II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben

Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-

traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die

Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss

zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-

ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen

Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur

Verfuumlgung

44

4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle

41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick

In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-

nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig

ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische

Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf

lokale Besonderheiten zugeschnitten sind

Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik

1 PHBern

2 PH FHNW

3 PHGR

4 PH Luzern

5 PHSG

6 PHSH

7 PHSZ

8 PHTG

9 PH-VS

10 PH Zug

11 PHZH

12 HEP-BEJUNE

13 HEP Vaud

14 S SUPSI-DFA

Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz

Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-

enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-

tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch

an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-

gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden

Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-

terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-

tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt

Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-

lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der

Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-

konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats

gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-

sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann

45

42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle

Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-

gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll

ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber

im Folgenden kurz aufgefuumlhrt

Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-

schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt

des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-

spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-

ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit

einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies

etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH

FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-

ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-

tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium

besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-

PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so

besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt

und HEP-PH FR gewertet

Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der

Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen

immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-

lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich

Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-

turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre

aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-

chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell

von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-

saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen

besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen

Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann

die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-

nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur

Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder

andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE

Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der

Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-

bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-

nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-

sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie

46

gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-

tonsverfassung mit einbezogen

Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische

Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-

ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-

schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-

zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-

rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-

nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur

Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-

und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-

ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-

takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen

Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles

fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR

stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-

schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO

dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im

Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-

geordneten Strukturen problematisch

43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-

versitaumlt

In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach

einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen

Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur

Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung

Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr

Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten

Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD

vom 1 Januar 2002 geregelt

431 Staumlrken und Chancen

Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-

ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-

stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die

ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil

Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-

gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und

paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen

47

allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt

der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-

meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch

im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher

Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone

geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg

waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen

Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr

Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im

Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-

Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als

auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies

ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung

mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-

lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-

studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls

als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-

renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen

Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet

werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-

didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-

nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in

Bern oder Lausanne stattfindet

432 Schwaumlchen und Gefahren

Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II

den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit

Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung

Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein

interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in

Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und

praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-

tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische

Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt

und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren

44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt

Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-

sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-

taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein

48

441 Staumlrken und Chancen

Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen

Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-

der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen

aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland

mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten

laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-

tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig

442 Schwaumlchen und Gefahren

In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen

Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-

dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt

Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu

geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-

personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-

nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche

Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-

setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung

fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-

nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem

Unwort geworden

Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-

lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In

einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches

Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-

toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder

einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-

sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-

te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer

rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-

rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr

eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-

dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem

Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb

des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-

chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere

nutzen moumlchten

49

45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne

In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-

ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-

de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke

Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation

eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische

Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung

Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um

Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert

451 Staumlrken und Chancen

Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-

dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der

HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden

Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot

452 Schwaumlchen und Gefahren

Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar

und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche

Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton

Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der

Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem

im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark

in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen

Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-

le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-

stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation

insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-

operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-

rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders

die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses

Modell wohl besonders schwierig umzusetzen

50

5 Empfehlungen

51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit

Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-

nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status

Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre

Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-

nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde

sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand

bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons

Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-

tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher

Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst

eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein

Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium

vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-

che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige

Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt

der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-

dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu

nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-

nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen

52 Strategische Stossrichtung

Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes

festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung

der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-

meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie

sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-

stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-

ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-

nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status

Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen

Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden

kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts

muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen

Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet

51

Perspektive Strategische Ziele

Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen

Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit

seinen Besonderheiten

Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-

burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten

und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen

Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant

hervorgehoben

Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen

Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)

Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-

kraumlften garantieren

Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen

Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren

Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung

ermoumlglichen

Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-

schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann

Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen

Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-

fuumlgung stellen

Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-

chende Informatikinfrastruktur einrichten

Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen

Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen

Der Hochschule Autonomie gewaumlhren

Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung

53 Modellvorschlag

531 Interinstitutionelles Gremium

Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-

nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist

gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-

schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben

den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)

eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums

(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird

das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist

dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-

pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-

bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung

52

In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-

fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun

Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-

liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten

Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-

den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-

sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-

tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-

rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-

bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-

sammlung) ersetzt werden

Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan

53

Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)

532 Abwaumlgungen

Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-

stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das

Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-

schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure

des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem

Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-

typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-

dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt

aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-

oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-

treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-

ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat

damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-

ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten

Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-

tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden

und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-

gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang

gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen

kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-

ben

Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-

folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die

54

Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig

der finanzielle Druck auf die kleinen PHs

533 Weiteres Vorgehen und Ausblick

Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von

aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich

hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-

schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der

Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-

len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich

lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei

Hauptphasen

Abbildung 26 Prozessgestaltung

Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste

fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit

sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende

laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-

kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer

Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf

dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume

verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-

sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-

den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt

werden

Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen

Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-

naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge

der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue

55

Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf

angepasst der Aussenauftritt konsolidiert

Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen

Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion

um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum

die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-

statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-

faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht

534 Schlussgedanken

Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die

Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen

Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch

konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-

gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt

werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen

Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-

saumltzlich erschwerend

Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-

gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-

finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung

verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so

koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden

Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution

fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht

Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-

promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-

lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-

gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt

Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-

forderlich

56

6 Quellen

61 Literatur

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httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb

Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt

Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle

Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading

House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No

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Muumlnchen Vahlen

Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice

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Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A

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Researcher 15(2) 4-14

Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion

62 Rechtsgrundlagen

Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-

taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und

Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001

Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-

sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)

Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-

schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom

30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)

Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et

lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001

EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit

Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK

EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der

Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK

57

Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)

Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)

Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg

(SR 101000)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)

Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom

16062016 (LB SR 447710)

Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)

63 Berichte und Stellungnahmen

SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr

Bildungsforschung

Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017

Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave

lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat

de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut

Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg

Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg

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Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute

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httpwwwcdipchdyn12277php

2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron

PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion

httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf

httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv

onMedienundIKTindenUnterrichtpdf

httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes

Page 31: Prof. Dr. Roman Capaul St. Gallen, 2. April 2019 · guisme est un atout unique qui est mis en avant comme une unique selling proposition (USP - proposition de vente unique). Le bilinguisme

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Abbildung 10 Kandidaturen vs Eintritte HEP-PH FR 201314-201819

Auch die Ausbildungsplaumltze fuumlr das Diplocircme drsquoenseignement pour les eacutecoles de maturiteacute (DEEM)

sind limitiert Die franzoumlsischsprachige Ausbildung wurde urspruumlnglich fuumlr 48 Personen pro

Studienjahr konzipiert Da das Interesse fuumlr die Ausbildung mit jedem Jahr zunimmt aber

nicht genuumlgend Praktikumsplaumltze zur Verfuumlgung stehen besteht seit dem Studienjahr

200809 eine Aufnahmebeschraumlnkung fuumlr 60 Personen pro Jahr Diese Beschraumlnkung erweist

sich fuumlr die Situation auf dem Arbeitsmarkt als unproblematisch die Maturitaumltsschulen ha-

ben keine Rekrutierungsschwierigkeiten Da sogar ein leichtes Uumlberangebot an Lehrpersonen

fuumlr die Sekundarstufe II besteht haben DEEM-Inhaber uumlber mehrere Jahre hinweg auch Pen-

sen auf Sekundarstufe I uumlbernommen wo bis vor kurzem ebenfalls Lehrpersonal fehlte In-

folge des Anstiegs der Studierenden fuumlr das Diplocircme drsquoaptitude agrave lrsquoenseignement au secondaire I

(DAES I) in den letzten Jahren hat sich die Arbeitsmarktsituation in den Orientierungsschu-

len wieder beruhigt dafuumlr beginnen sich Engpaumlsse bei der Organisation von Praktikums-

plaumltzen abzuzeichnen

Eine abschliessende Anmerkung zu den Praktikumsplaumltzen sei hier festgehalten Persoumlnlich

bin ich der Meinung dass die Zahl der Praktikumsplaumltze als limitierender Faktor von den

Gespraumlchspartnern zu stark und nicht einleuchtend verwendet wird Die Begruumlndung und

die genaue Benennung der Engpassfaktoren wurden aus den Gespraumlchen nicht klar Wenn

der Arbeitsmarkt mehr Lehrpersonen benoumltigt lassen sich mindestens mittelfristig durch

organisatorische Massnahmen auch ausreichend Praktikumsplaumltze organisieren Gerade

auch die Berufsverbaumlnde sind bei der Erarbeitung solcher Massnahmen mit einzubeziehen

332 Arbeitsmarktsituation Angebot und Nachfrage

Der Kanton Freiburg ist wie die umliegenden Regionen seit einigen Jahren mit einer ange-

spannten Situation auf dem Stellenmarkt fuumlr Lehrpersonen auf Primarstufe konfrontiert

Was heute eine grosse Schwierigkeit fuumlr die Anstellung von Stellvertretungen bedeutet wird

in wenigen Jahren in einen tatsaumlchlichen Mangel an qualifizierten Lehrpersonen muumlnden

Die Anzahl Zulassungen zum Studium wird in Freiburg aber nicht etwa von der Situation

auf dem Arbeitsmarkt sondern von der Aufnahmekapazitaumlt der aktuellen Raumlumlichkeiten

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Kandidaturen im Maumlrz

Eintritte im September

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definiert Weder der demographischen Entwicklung noch anderen Schwankungen auf dem

Bildungsmarkt kann so Rechnung getragen werden Es sind noch weitere Phaumlnomene zu

beruumlcksichtigen etwa die grosse Nachfrage nach Teilzeitstellen oder die Tatsache dass ein

bedeutender Anteil der Diplomierten gar nie im Lehrberuf arbeitet Diese Gesamtsituation

fuumlhrt dazu dass zwischen 2013 und 2016 die Abgaumlnger der HEP-PH FR nur 565 des Be-

darfs auf dem franzoumlsischsprachigen Freiburger Arbeitsmarkt gedeckt haben 201819 wurde

deshalb die Zulassungsbeschraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Abteilung von 100 Plaumlt-

zen pro Studienjahr auf 110 erhoumlht Diese Erhoumlhung wurde durch den Umzug der Fachstelle

fri-tic ermoumlglicht die bis anhin in den Raumlumlichkeiten der HEP-PH FR untergebracht war

Daruumlber hinaus wird allerdings nur eine substantielle Erweiterung der Gebaumlude oder ein

Neubau an einem anderen Standort der stetig steigenden Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt

nachkommen koumlnnen

Wie erwaumlhnt ist der Zugang zu bestimmten Daten und dadurch deren Auswertung durch

die zersplitterte Organisation wesentlich erschwert Die Entwicklung der Studierendenzah-

len uumlber die letzten fuumlnf Jahre zeigt jedoch dass das Ausbildungsangebot teilweise zur Ab-

wanderung der Freiburger Studierenden insbesondere in die Nachbarkantone fuumlhrt Das ist

insofern problematisch als der Heimatkanton der die Ausbildung im Rahmen der Interkan-

tonalen Fachhochschulvereinbarung (FHV) finanziert nicht davon ausgehen kann dass die

Studierenden nach Abschluss ihres Studiums wieder zuruumlckkehren In der Folge werden

einige grundlegende Statistiken zu den verfuumlgbaren Daten praumlsentiert und im vorliegenden

Kontext interpretiert

A) Herkunft der Studierenden in Freiburg

1 Primarstufe

Abbildung 11 Herkunft der Studierenden Primarstufe 201314-201718 Die Anzahl an Freiburger Studierenden hat uumlber

die letzten fuumlnf Jahre zugenommen waumlhrend die Anzahl an Studierenden aus anderen Kantonen und aus dem Ausland uumlber

den gleichen Zeitraum zuruumlckgeht

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FR Andere Kantone Ausland

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2 Sekundarstufe I

Abbildung 12 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe I 201314-201718 Die Anzahl der Freiburger hat in den vergan-

genen fuumlnf Jahren besonders stark zugenommen Diese Population ist die Hauptquelle der Zunahme der Anzahl Studieren-

den am ILLB

3 Sekundarstufe II

Abbildung 13 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe II 201314-201718 Aufgrund der Beschraumlnkung der Anzahl

Studienplaumltze fuumlr das DEEM sind die Studierendenzahlen stabil Insbesondere das LDM zieht zahlreiche Studierende aus

anderen Kantonen an Von den insgesamt 228 Studierenden im Jahr 201718 stammen nur 94 aus dem Kanton Freiburg

Diese grosse Attraktivitaumlt kann sich damit erklaumlren dass der Studiengang konsekutiv nach einem Masterabschluss eines

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FR CH Ausland FR CH Ausland

Diplocircme denseignement pour eacutecoles de maturiteacute DEEM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltschulen LDM

201314 201415 201516 201617 201718

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Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der

Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde

4 Sonderpaumldagogik

Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg

bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an

Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718

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A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg

1 Alle Stufen

Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und

Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg

2 Primarstufe

Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone

Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger

an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)

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Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

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3 Sekundarstufe I

Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr

201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger

die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)

4 Sekundarstufe II

Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-

beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen

29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg

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Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich

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Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

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5 Sonderpaumldagogik

Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-

dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-

burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur

auf Deutsch angeboten wird

34 Organisatorische Elemente

Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-

ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben

die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-

turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen

Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-

kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement

oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-

formen beeinflusst

341 Interne Fuumlhrungsstrukturen

Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer

Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die

Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist

mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum

arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-

sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt

sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische

Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit

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Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall

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mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene

nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und

Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich

Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf

einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-

ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-

struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-

richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte

An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern

ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und

operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das

Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen

der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-

der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine

Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR

Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-

nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg

koordinieren koumlnnte

Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen

die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-

steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das

Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-

tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die

Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-

schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich

die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-

ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der

Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden

342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen

Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-

standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und

ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018

werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen

Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE

der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der

deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-

ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist

aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich

39

Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-

gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-

sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes

de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale

de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in

der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den

Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-

sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen

Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene

Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf

die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist

eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten

Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen

Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-

enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-

nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen

Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten

343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung

Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es

braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-

nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die

Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-

stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen

Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen

sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards

ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-

litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte

Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-

den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-

derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die

HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative

Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet

werden muumlssen

Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen

Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-

maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-

rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-

hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht

Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-

sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen

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Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie

sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber

eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt

ist diese Auflage weniger problematisch

344 Infrastruktur

Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen

bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-

lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-

lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-

schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade

auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den

heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau

nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden

Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-

gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun

verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten

Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit

einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung

stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-

schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden

Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-

kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie

eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des

ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-

PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-

ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst

Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals

thematisiert aber nie weiterverfolgt

35 Rechtliche Elemente

351 Nationale Ebene

Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-

schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-

taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-

zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-

hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-

traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten

Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten

die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings

41

auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das

Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der

Kantone

352 Kantonale Ebene

Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-

sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig

sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-

cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer

Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-

ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das

Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen

Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR

allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-

trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-

liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-

gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-

lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von

2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der

fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen

Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten

waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das

neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR

eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb

keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz

grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen

der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-

schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-

matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung

mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden

soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung

Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen

Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-

ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren

Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft

getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem

Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-

schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-

tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen

Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-

42

le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des

Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-

systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert

werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-

lungsdruck verhindern koumlnnen

36 Finanzielle Elemente

Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle

Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die

Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen

Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-

hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses

Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im

interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln

Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-

rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits

und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die

Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-

zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-

schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den

Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH

15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und

nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-

gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen

werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach

Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine

Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-

traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite

lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-

nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt

37 Kontextualisierung der Erkenntnisse

Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen

der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-

beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast

ausschliesslich informell

In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse

durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt

dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-

tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit

43

einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als

auch aus anderen Kantonen

FR HEP Vaud PH Bern

Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)

Sekundarstufe I 435 443 877

Sekundarstufe II 228 215 357

Total Sekundarstufe 663 658 1234

Sonderpaumldagogik 953 368 207

Total 2025 1945 2429

Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen

201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der

Fachausbildung mitgezaumlhlt

Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH

abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell

entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der

HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die

Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr

den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-

sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-

den

Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-

fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-

ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es

die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-

renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf

Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-

ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe

II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben

Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-

traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die

Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss

zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-

ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen

Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur

Verfuumlgung

44

4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle

41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick

In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-

nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig

ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische

Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf

lokale Besonderheiten zugeschnitten sind

Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik

1 PHBern

2 PH FHNW

3 PHGR

4 PH Luzern

5 PHSG

6 PHSH

7 PHSZ

8 PHTG

9 PH-VS

10 PH Zug

11 PHZH

12 HEP-BEJUNE

13 HEP Vaud

14 S SUPSI-DFA

Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz

Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-

enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-

tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch

an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-

gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden

Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-

terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-

tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt

Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-

lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der

Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-

konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats

gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-

sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann

45

42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle

Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-

gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll

ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber

im Folgenden kurz aufgefuumlhrt

Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-

schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt

des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-

spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-

ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit

einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies

etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH

FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-

ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-

tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium

besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-

PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so

besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt

und HEP-PH FR gewertet

Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der

Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen

immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-

lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich

Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-

turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre

aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-

chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell

von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-

saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen

besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen

Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann

die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-

nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur

Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder

andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE

Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der

Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-

bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-

nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-

sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie

46

gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-

tonsverfassung mit einbezogen

Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische

Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-

ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-

schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-

zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-

rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-

nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur

Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-

und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-

ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-

takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen

Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles

fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR

stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-

schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO

dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im

Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-

geordneten Strukturen problematisch

43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-

versitaumlt

In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach

einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen

Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur

Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung

Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr

Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten

Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD

vom 1 Januar 2002 geregelt

431 Staumlrken und Chancen

Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-

ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-

stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die

ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil

Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-

gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und

paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen

47

allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt

der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-

meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch

im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher

Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone

geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg

waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen

Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr

Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im

Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-

Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als

auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies

ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung

mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-

lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-

studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls

als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-

renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen

Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet

werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-

didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-

nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in

Bern oder Lausanne stattfindet

432 Schwaumlchen und Gefahren

Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II

den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit

Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung

Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein

interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in

Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und

praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-

tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische

Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt

und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren

44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt

Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-

sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-

taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein

48

441 Staumlrken und Chancen

Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen

Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-

der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen

aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland

mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten

laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-

tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig

442 Schwaumlchen und Gefahren

In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen

Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-

dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt

Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu

geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-

personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-

nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche

Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-

setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung

fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-

nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem

Unwort geworden

Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-

lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In

einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches

Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-

toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder

einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-

sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-

te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer

rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-

rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr

eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-

dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem

Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb

des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-

chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere

nutzen moumlchten

49

45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne

In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-

ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-

de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke

Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation

eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische

Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung

Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um

Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert

451 Staumlrken und Chancen

Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-

dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der

HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden

Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot

452 Schwaumlchen und Gefahren

Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar

und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche

Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton

Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der

Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem

im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark

in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen

Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-

le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-

stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation

insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-

operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-

rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders

die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses

Modell wohl besonders schwierig umzusetzen

50

5 Empfehlungen

51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit

Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-

nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status

Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre

Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-

nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde

sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand

bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons

Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-

tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher

Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst

eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein

Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium

vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-

che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige

Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt

der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-

dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu

nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-

nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen

52 Strategische Stossrichtung

Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes

festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung

der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-

meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie

sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-

stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-

ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-

nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status

Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen

Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden

kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts

muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen

Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet

51

Perspektive Strategische Ziele

Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen

Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit

seinen Besonderheiten

Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-

burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten

und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen

Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant

hervorgehoben

Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen

Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)

Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-

kraumlften garantieren

Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen

Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren

Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung

ermoumlglichen

Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-

schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann

Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen

Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-

fuumlgung stellen

Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-

chende Informatikinfrastruktur einrichten

Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen

Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen

Der Hochschule Autonomie gewaumlhren

Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung

53 Modellvorschlag

531 Interinstitutionelles Gremium

Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-

nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist

gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-

schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben

den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)

eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums

(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird

das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist

dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-

pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-

bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung

52

In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-

fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun

Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-

liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten

Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-

den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-

sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-

tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-

rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-

bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-

sammlung) ersetzt werden

Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan

53

Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)

532 Abwaumlgungen

Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-

stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das

Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-

schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure

des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem

Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-

typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-

dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt

aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-

oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-

treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-

ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat

damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-

ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten

Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-

tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden

und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-

gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang

gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen

kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-

ben

Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-

folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die

54

Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig

der finanzielle Druck auf die kleinen PHs

533 Weiteres Vorgehen und Ausblick

Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von

aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich

hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-

schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der

Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-

len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich

lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei

Hauptphasen

Abbildung 26 Prozessgestaltung

Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste

fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit

sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende

laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-

kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer

Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf

dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume

verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-

sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-

den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt

werden

Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen

Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-

naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge

der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue

55

Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf

angepasst der Aussenauftritt konsolidiert

Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen

Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion

um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum

die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-

statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-

faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht

534 Schlussgedanken

Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die

Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen

Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch

konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-

gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt

werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen

Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-

saumltzlich erschwerend

Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-

gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-

finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung

verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so

koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden

Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution

fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht

Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-

promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-

lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-

gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt

Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-

forderlich

56

6 Quellen

61 Literatur

Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter

httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb

Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt

Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle

Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading

House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No

12

Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)

Muumlnchen Vahlen

Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice

(9th ed) Boston McGraw-Hill

Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-

Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson

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Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University

108 (6) 1017-1054

Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational

Researcher 15(2) 4-14

Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion

62 Rechtsgrundlagen

Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-

taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und

Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001

Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-

sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)

Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-

schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom

30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)

Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et

lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001

EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit

Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK

EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der

Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK

57

Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)

Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)

Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg

(SR 101000)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)

Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom

16062016 (LB SR 447710)

Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)

63 Berichte und Stellungnahmen

SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr

Bildungsforschung

Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017

Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave

lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat

de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut

Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg

Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg

13122018

Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute

Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK

httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf

httpwwwcdipchdyn12277php

2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron

PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion

httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf

httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv

onMedienundIKTindenUnterrichtpdf

httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes

Page 32: Prof. Dr. Roman Capaul St. Gallen, 2. April 2019 · guisme est un atout unique qui est mis en avant comme une unique selling proposition (USP - proposition de vente unique). Le bilinguisme

32

definiert Weder der demographischen Entwicklung noch anderen Schwankungen auf dem

Bildungsmarkt kann so Rechnung getragen werden Es sind noch weitere Phaumlnomene zu

beruumlcksichtigen etwa die grosse Nachfrage nach Teilzeitstellen oder die Tatsache dass ein

bedeutender Anteil der Diplomierten gar nie im Lehrberuf arbeitet Diese Gesamtsituation

fuumlhrt dazu dass zwischen 2013 und 2016 die Abgaumlnger der HEP-PH FR nur 565 des Be-

darfs auf dem franzoumlsischsprachigen Freiburger Arbeitsmarkt gedeckt haben 201819 wurde

deshalb die Zulassungsbeschraumlnkung fuumlr die franzoumlsischsprachige Abteilung von 100 Plaumlt-

zen pro Studienjahr auf 110 erhoumlht Diese Erhoumlhung wurde durch den Umzug der Fachstelle

fri-tic ermoumlglicht die bis anhin in den Raumlumlichkeiten der HEP-PH FR untergebracht war

Daruumlber hinaus wird allerdings nur eine substantielle Erweiterung der Gebaumlude oder ein

Neubau an einem anderen Standort der stetig steigenden Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt

nachkommen koumlnnen

Wie erwaumlhnt ist der Zugang zu bestimmten Daten und dadurch deren Auswertung durch

die zersplitterte Organisation wesentlich erschwert Die Entwicklung der Studierendenzah-

len uumlber die letzten fuumlnf Jahre zeigt jedoch dass das Ausbildungsangebot teilweise zur Ab-

wanderung der Freiburger Studierenden insbesondere in die Nachbarkantone fuumlhrt Das ist

insofern problematisch als der Heimatkanton der die Ausbildung im Rahmen der Interkan-

tonalen Fachhochschulvereinbarung (FHV) finanziert nicht davon ausgehen kann dass die

Studierenden nach Abschluss ihres Studiums wieder zuruumlckkehren In der Folge werden

einige grundlegende Statistiken zu den verfuumlgbaren Daten praumlsentiert und im vorliegenden

Kontext interpretiert

A) Herkunft der Studierenden in Freiburg

1 Primarstufe

Abbildung 11 Herkunft der Studierenden Primarstufe 201314-201718 Die Anzahl an Freiburger Studierenden hat uumlber

die letzten fuumlnf Jahre zugenommen waumlhrend die Anzahl an Studierenden aus anderen Kantonen und aus dem Ausland uumlber

den gleichen Zeitraum zuruumlckgeht

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107

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39

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250

300

350

FR Andere Kantone Ausland

201314 201415 201516 201617 201718

33

2 Sekundarstufe I

Abbildung 12 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe I 201314-201718 Die Anzahl der Freiburger hat in den vergan-

genen fuumlnf Jahren besonders stark zugenommen Diese Population ist die Hauptquelle der Zunahme der Anzahl Studieren-

den am ILLB

3 Sekundarstufe II

Abbildung 13 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe II 201314-201718 Aufgrund der Beschraumlnkung der Anzahl

Studienplaumltze fuumlr das DEEM sind die Studierendenzahlen stabil Insbesondere das LDM zieht zahlreiche Studierende aus

anderen Kantonen an Von den insgesamt 228 Studierenden im Jahr 201718 stammen nur 94 aus dem Kanton Freiburg

Diese grosse Attraktivitaumlt kann sich damit erklaumlren dass der Studiengang konsekutiv nach einem Masterabschluss eines

170 169

17

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201

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FR CH Ausland

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90

100

FR CH Ausland FR CH Ausland

Diplocircme denseignement pour eacutecoles de maturiteacute DEEM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltschulen LDM

201314 201415 201516 201617 201718

34

Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der

Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde

4 Sonderpaumldagogik

Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg

bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an

Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718

161

686

34

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FR CH Ausland

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10

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90

FR

DE

35

A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg

1 Alle Stufen

Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und

Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg

2 Primarstufe

Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone

Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger

an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)

73

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14 10

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BE VD JU LU VS AG NE

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Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

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3 Sekundarstufe I

Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr

201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger

die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)

4 Sekundarstufe II

Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-

beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen

29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg

40

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Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

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16

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20

Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

37

5 Sonderpaumldagogik

Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-

dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-

burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur

auf Deutsch angeboten wird

34 Organisatorische Elemente

Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-

ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben

die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-

turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen

Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-

kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement

oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-

formen beeinflusst

341 Interne Fuumlhrungsstrukturen

Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer

Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die

Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist

mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum

arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-

sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt

sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische

Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit

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Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall

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38

mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene

nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und

Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich

Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf

einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-

ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-

struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-

richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte

An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern

ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und

operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das

Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen

der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-

der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine

Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR

Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-

nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg

koordinieren koumlnnte

Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen

die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-

steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das

Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-

tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die

Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-

schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich

die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-

ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der

Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden

342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen

Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-

standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und

ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018

werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen

Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE

der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der

deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-

ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist

aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich

39

Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-

gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-

sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes

de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale

de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in

der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den

Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-

sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen

Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene

Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf

die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist

eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten

Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen

Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-

enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-

nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen

Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten

343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung

Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es

braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-

nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die

Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-

stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen

Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen

sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards

ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-

litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte

Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-

den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-

derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die

HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative

Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet

werden muumlssen

Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen

Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-

maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-

rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-

hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht

Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-

sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen

40

Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie

sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber

eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt

ist diese Auflage weniger problematisch

344 Infrastruktur

Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen

bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-

lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-

lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-

schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade

auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den

heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau

nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden

Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-

gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun

verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten

Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit

einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung

stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-

schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden

Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-

kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie

eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des

ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-

PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-

ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst

Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals

thematisiert aber nie weiterverfolgt

35 Rechtliche Elemente

351 Nationale Ebene

Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-

schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-

taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-

zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-

hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-

traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten

Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten

die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings

41

auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das

Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der

Kantone

352 Kantonale Ebene

Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-

sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig

sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-

cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer

Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-

ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das

Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen

Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR

allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-

trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-

liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-

gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-

lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von

2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der

fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen

Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten

waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das

neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR

eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb

keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz

grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen

der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-

schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-

matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung

mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden

soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung

Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen

Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-

ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren

Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft

getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem

Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-

schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-

tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen

Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-

42

le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des

Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-

systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert

werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-

lungsdruck verhindern koumlnnen

36 Finanzielle Elemente

Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle

Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die

Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen

Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-

hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses

Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im

interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln

Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-

rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits

und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die

Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-

zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-

schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den

Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH

15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und

nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-

gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen

werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach

Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine

Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-

traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite

lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-

nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt

37 Kontextualisierung der Erkenntnisse

Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen

der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-

beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast

ausschliesslich informell

In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse

durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt

dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-

tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit

43

einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als

auch aus anderen Kantonen

FR HEP Vaud PH Bern

Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)

Sekundarstufe I 435 443 877

Sekundarstufe II 228 215 357

Total Sekundarstufe 663 658 1234

Sonderpaumldagogik 953 368 207

Total 2025 1945 2429

Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen

201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der

Fachausbildung mitgezaumlhlt

Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH

abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell

entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der

HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die

Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr

den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-

sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-

den

Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-

fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-

ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es

die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-

renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf

Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-

ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe

II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben

Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-

traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die

Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss

zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-

ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen

Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur

Verfuumlgung

44

4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle

41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick

In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-

nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig

ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische

Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf

lokale Besonderheiten zugeschnitten sind

Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik

1 PHBern

2 PH FHNW

3 PHGR

4 PH Luzern

5 PHSG

6 PHSH

7 PHSZ

8 PHTG

9 PH-VS

10 PH Zug

11 PHZH

12 HEP-BEJUNE

13 HEP Vaud

14 S SUPSI-DFA

Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz

Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-

enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-

tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch

an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-

gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden

Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-

terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-

tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt

Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-

lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der

Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-

konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats

gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-

sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann

45

42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle

Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-

gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll

ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber

im Folgenden kurz aufgefuumlhrt

Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-

schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt

des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-

spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-

ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit

einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies

etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH

FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-

ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-

tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium

besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-

PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so

besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt

und HEP-PH FR gewertet

Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der

Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen

immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-

lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich

Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-

turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre

aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-

chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell

von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-

saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen

besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen

Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann

die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-

nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur

Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder

andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE

Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der

Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-

bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-

nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-

sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie

46

gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-

tonsverfassung mit einbezogen

Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische

Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-

ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-

schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-

zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-

rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-

nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur

Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-

und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-

ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-

takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen

Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles

fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR

stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-

schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO

dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im

Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-

geordneten Strukturen problematisch

43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-

versitaumlt

In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach

einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen

Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur

Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung

Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr

Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten

Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD

vom 1 Januar 2002 geregelt

431 Staumlrken und Chancen

Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-

ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-

stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die

ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil

Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-

gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und

paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen

47

allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt

der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-

meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch

im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher

Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone

geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg

waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen

Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr

Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im

Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-

Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als

auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies

ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung

mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-

lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-

studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls

als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-

renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen

Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet

werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-

didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-

nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in

Bern oder Lausanne stattfindet

432 Schwaumlchen und Gefahren

Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II

den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit

Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung

Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein

interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in

Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und

praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-

tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische

Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt

und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren

44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt

Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-

sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-

taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein

48

441 Staumlrken und Chancen

Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen

Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-

der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen

aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland

mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten

laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-

tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig

442 Schwaumlchen und Gefahren

In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen

Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-

dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt

Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu

geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-

personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-

nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche

Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-

setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung

fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-

nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem

Unwort geworden

Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-

lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In

einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches

Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-

toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder

einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-

sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-

te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer

rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-

rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr

eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-

dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem

Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb

des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-

chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere

nutzen moumlchten

49

45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne

In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-

ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-

de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke

Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation

eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische

Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung

Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um

Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert

451 Staumlrken und Chancen

Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-

dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der

HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden

Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot

452 Schwaumlchen und Gefahren

Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar

und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche

Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton

Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der

Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem

im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark

in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen

Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-

le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-

stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation

insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-

operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-

rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders

die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses

Modell wohl besonders schwierig umzusetzen

50

5 Empfehlungen

51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit

Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-

nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status

Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre

Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-

nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde

sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand

bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons

Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-

tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher

Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst

eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein

Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium

vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-

che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige

Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt

der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-

dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu

nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-

nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen

52 Strategische Stossrichtung

Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes

festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung

der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-

meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie

sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-

stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-

ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-

nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status

Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen

Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden

kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts

muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen

Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet

51

Perspektive Strategische Ziele

Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen

Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit

seinen Besonderheiten

Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-

burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten

und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen

Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant

hervorgehoben

Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen

Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)

Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-

kraumlften garantieren

Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen

Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren

Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung

ermoumlglichen

Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-

schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann

Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen

Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-

fuumlgung stellen

Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-

chende Informatikinfrastruktur einrichten

Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen

Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen

Der Hochschule Autonomie gewaumlhren

Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung

53 Modellvorschlag

531 Interinstitutionelles Gremium

Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-

nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist

gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-

schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben

den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)

eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums

(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird

das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist

dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-

pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-

bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung

52

In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-

fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun

Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-

liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten

Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-

den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-

sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-

tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-

rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-

bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-

sammlung) ersetzt werden

Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan

53

Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)

532 Abwaumlgungen

Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-

stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das

Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-

schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure

des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem

Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-

typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-

dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt

aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-

oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-

treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-

ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat

damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-

ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten

Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-

tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden

und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-

gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang

gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen

kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-

ben

Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-

folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die

54

Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig

der finanzielle Druck auf die kleinen PHs

533 Weiteres Vorgehen und Ausblick

Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von

aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich

hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-

schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der

Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-

len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich

lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei

Hauptphasen

Abbildung 26 Prozessgestaltung

Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste

fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit

sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende

laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-

kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer

Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf

dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume

verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-

sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-

den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt

werden

Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen

Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-

naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge

der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue

55

Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf

angepasst der Aussenauftritt konsolidiert

Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen

Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion

um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum

die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-

statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-

faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht

534 Schlussgedanken

Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die

Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen

Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch

konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-

gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt

werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen

Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-

saumltzlich erschwerend

Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-

gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-

finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung

verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so

koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden

Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution

fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht

Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-

promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-

lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-

gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt

Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-

forderlich

56

6 Quellen

61 Literatur

Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter

httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb

Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt

Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle

Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading

House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No

12

Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)

Muumlnchen Vahlen

Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice

(9th ed) Boston McGraw-Hill

Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-

Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson

Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A

Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University

108 (6) 1017-1054

Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational

Researcher 15(2) 4-14

Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion

62 Rechtsgrundlagen

Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-

taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und

Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001

Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-

sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)

Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-

schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom

30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)

Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et

lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001

EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit

Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK

EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der

Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK

57

Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)

Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)

Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg

(SR 101000)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)

Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom

16062016 (LB SR 447710)

Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)

63 Berichte und Stellungnahmen

SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr

Bildungsforschung

Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017

Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave

lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat

de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut

Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg

Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg

13122018

Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute

Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK

httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf

httpwwwcdipchdyn12277php

2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron

PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion

httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf

httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv

onMedienundIKTindenUnterrichtpdf

httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes

Page 33: Prof. Dr. Roman Capaul St. Gallen, 2. April 2019 · guisme est un atout unique qui est mis en avant comme une unique selling proposition (USP - proposition de vente unique). Le bilinguisme

33

2 Sekundarstufe I

Abbildung 12 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe I 201314-201718 Die Anzahl der Freiburger hat in den vergan-

genen fuumlnf Jahren besonders stark zugenommen Diese Population ist die Hauptquelle der Zunahme der Anzahl Studieren-

den am ILLB

3 Sekundarstufe II

Abbildung 13 Herkunft der Studierenden Sekundarstufe II 201314-201718 Aufgrund der Beschraumlnkung der Anzahl

Studienplaumltze fuumlr das DEEM sind die Studierendenzahlen stabil Insbesondere das LDM zieht zahlreiche Studierende aus

anderen Kantonen an Von den insgesamt 228 Studierenden im Jahr 201718 stammen nur 94 aus dem Kanton Freiburg

Diese grosse Attraktivitaumlt kann sich damit erklaumlren dass der Studiengang konsekutiv nach einem Masterabschluss eines

170 169

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FR CH Ausland FR CH Ausland

Diplocircme denseignement pour eacutecoles de maturiteacute DEEM Lehrdiplom fuumlr Maturitaumltschulen LDM

201314 201415 201516 201617 201718

34

Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der

Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde

4 Sonderpaumldagogik

Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg

bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an

Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718

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FR

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35

A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg

1 Alle Stufen

Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und

Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg

2 Primarstufe

Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone

Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger

an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)

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BE VD JU LU VS AG NE

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Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

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3 Sekundarstufe I

Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr

201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger

die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)

4 Sekundarstufe II

Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-

beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen

29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg

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Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich

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Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

37

5 Sonderpaumldagogik

Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-

dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-

burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur

auf Deutsch angeboten wird

34 Organisatorische Elemente

Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-

ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben

die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-

turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen

Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-

kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement

oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-

formen beeinflusst

341 Interne Fuumlhrungsstrukturen

Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer

Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die

Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist

mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum

arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-

sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt

sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische

Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit

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Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall

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38

mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene

nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und

Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich

Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf

einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-

ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-

struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-

richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte

An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern

ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und

operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das

Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen

der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-

der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine

Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR

Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-

nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg

koordinieren koumlnnte

Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen

die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-

steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das

Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-

tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die

Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-

schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich

die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-

ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der

Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden

342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen

Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-

standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und

ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018

werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen

Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE

der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der

deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-

ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist

aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich

39

Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-

gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-

sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes

de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale

de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in

der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den

Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-

sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen

Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene

Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf

die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist

eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten

Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen

Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-

enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-

nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen

Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten

343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung

Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es

braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-

nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die

Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-

stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen

Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen

sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards

ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-

litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte

Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-

den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-

derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die

HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative

Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet

werden muumlssen

Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen

Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-

maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-

rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-

hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht

Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-

sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen

40

Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie

sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber

eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt

ist diese Auflage weniger problematisch

344 Infrastruktur

Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen

bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-

lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-

lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-

schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade

auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den

heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau

nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden

Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-

gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun

verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten

Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit

einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung

stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-

schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden

Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-

kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie

eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des

ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-

PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-

ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst

Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals

thematisiert aber nie weiterverfolgt

35 Rechtliche Elemente

351 Nationale Ebene

Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-

schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-

taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-

zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-

hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-

traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten

Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten

die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings

41

auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das

Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der

Kantone

352 Kantonale Ebene

Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-

sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig

sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-

cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer

Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-

ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das

Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen

Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR

allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-

trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-

liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-

gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-

lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von

2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der

fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen

Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten

waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das

neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR

eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb

keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz

grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen

der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-

schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-

matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung

mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden

soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung

Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen

Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-

ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren

Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft

getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem

Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-

schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-

tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen

Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-

42

le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des

Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-

systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert

werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-

lungsdruck verhindern koumlnnen

36 Finanzielle Elemente

Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle

Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die

Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen

Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-

hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses

Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im

interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln

Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-

rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits

und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die

Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-

zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-

schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den

Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH

15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und

nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-

gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen

werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach

Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine

Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-

traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite

lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-

nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt

37 Kontextualisierung der Erkenntnisse

Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen

der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-

beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast

ausschliesslich informell

In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse

durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt

dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-

tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit

43

einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als

auch aus anderen Kantonen

FR HEP Vaud PH Bern

Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)

Sekundarstufe I 435 443 877

Sekundarstufe II 228 215 357

Total Sekundarstufe 663 658 1234

Sonderpaumldagogik 953 368 207

Total 2025 1945 2429

Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen

201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der

Fachausbildung mitgezaumlhlt

Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH

abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell

entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der

HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die

Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr

den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-

sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-

den

Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-

fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-

ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es

die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-

renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf

Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-

ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe

II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben

Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-

traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die

Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss

zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-

ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen

Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur

Verfuumlgung

44

4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle

41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick

In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-

nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig

ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische

Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf

lokale Besonderheiten zugeschnitten sind

Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik

1 PHBern

2 PH FHNW

3 PHGR

4 PH Luzern

5 PHSG

6 PHSH

7 PHSZ

8 PHTG

9 PH-VS

10 PH Zug

11 PHZH

12 HEP-BEJUNE

13 HEP Vaud

14 S SUPSI-DFA

Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz

Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-

enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-

tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch

an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-

gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden

Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-

terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-

tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt

Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-

lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der

Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-

konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats

gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-

sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann

45

42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle

Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-

gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll

ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber

im Folgenden kurz aufgefuumlhrt

Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-

schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt

des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-

spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-

ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit

einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies

etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH

FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-

ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-

tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium

besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-

PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so

besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt

und HEP-PH FR gewertet

Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der

Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen

immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-

lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich

Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-

turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre

aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-

chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell

von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-

saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen

besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen

Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann

die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-

nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur

Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder

andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE

Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der

Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-

bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-

nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-

sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie

46

gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-

tonsverfassung mit einbezogen

Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische

Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-

ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-

schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-

zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-

rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-

nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur

Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-

und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-

ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-

takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen

Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles

fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR

stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-

schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO

dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im

Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-

geordneten Strukturen problematisch

43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-

versitaumlt

In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach

einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen

Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur

Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung

Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr

Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten

Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD

vom 1 Januar 2002 geregelt

431 Staumlrken und Chancen

Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-

ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-

stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die

ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil

Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-

gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und

paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen

47

allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt

der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-

meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch

im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher

Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone

geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg

waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen

Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr

Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im

Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-

Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als

auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies

ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung

mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-

lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-

studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls

als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-

renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen

Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet

werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-

didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-

nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in

Bern oder Lausanne stattfindet

432 Schwaumlchen und Gefahren

Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II

den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit

Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung

Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein

interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in

Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und

praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-

tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische

Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt

und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren

44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt

Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-

sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-

taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein

48

441 Staumlrken und Chancen

Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen

Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-

der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen

aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland

mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten

laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-

tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig

442 Schwaumlchen und Gefahren

In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen

Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-

dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt

Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu

geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-

personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-

nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche

Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-

setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung

fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-

nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem

Unwort geworden

Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-

lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In

einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches

Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-

toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder

einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-

sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-

te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer

rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-

rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr

eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-

dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem

Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb

des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-

chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere

nutzen moumlchten

49

45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne

In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-

ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-

de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke

Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation

eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische

Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung

Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um

Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert

451 Staumlrken und Chancen

Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-

dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der

HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden

Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot

452 Schwaumlchen und Gefahren

Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar

und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche

Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton

Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der

Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem

im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark

in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen

Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-

le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-

stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation

insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-

operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-

rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders

die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses

Modell wohl besonders schwierig umzusetzen

50

5 Empfehlungen

51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit

Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-

nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status

Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre

Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-

nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde

sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand

bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons

Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-

tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher

Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst

eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein

Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium

vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-

che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige

Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt

der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-

dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu

nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-

nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen

52 Strategische Stossrichtung

Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes

festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung

der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-

meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie

sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-

stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-

ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-

nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status

Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen

Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden

kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts

muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen

Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet

51

Perspektive Strategische Ziele

Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen

Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit

seinen Besonderheiten

Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-

burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten

und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen

Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant

hervorgehoben

Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen

Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)

Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-

kraumlften garantieren

Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen

Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren

Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung

ermoumlglichen

Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-

schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann

Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen

Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-

fuumlgung stellen

Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-

chende Informatikinfrastruktur einrichten

Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen

Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen

Der Hochschule Autonomie gewaumlhren

Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung

53 Modellvorschlag

531 Interinstitutionelles Gremium

Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-

nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist

gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-

schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben

den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)

eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums

(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird

das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist

dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-

pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-

bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung

52

In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-

fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun

Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-

liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten

Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-

den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-

sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-

tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-

rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-

bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-

sammlung) ersetzt werden

Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan

53

Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)

532 Abwaumlgungen

Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-

stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das

Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-

schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure

des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem

Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-

typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-

dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt

aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-

oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-

treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-

ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat

damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-

ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten

Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-

tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden

und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-

gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang

gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen

kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-

ben

Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-

folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die

54

Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig

der finanzielle Druck auf die kleinen PHs

533 Weiteres Vorgehen und Ausblick

Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von

aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich

hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-

schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der

Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-

len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich

lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei

Hauptphasen

Abbildung 26 Prozessgestaltung

Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste

fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit

sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende

laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-

kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer

Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf

dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume

verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-

sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-

den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt

werden

Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen

Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-

naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge

der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue

55

Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf

angepasst der Aussenauftritt konsolidiert

Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen

Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion

um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum

die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-

statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-

faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht

534 Schlussgedanken

Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die

Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen

Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch

konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-

gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt

werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen

Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-

saumltzlich erschwerend

Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-

gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-

finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung

verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so

koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden

Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution

fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht

Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-

promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-

lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-

gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt

Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-

forderlich

56

6 Quellen

61 Literatur

Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter

httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb

Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt

Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle

Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading

House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No

12

Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)

Muumlnchen Vahlen

Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice

(9th ed) Boston McGraw-Hill

Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-

Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson

Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A

Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University

108 (6) 1017-1054

Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational

Researcher 15(2) 4-14

Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion

62 Rechtsgrundlagen

Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-

taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und

Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001

Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-

sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)

Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-

schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom

30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)

Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et

lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001

EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit

Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK

EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der

Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK

57

Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)

Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)

Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg

(SR 101000)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)

Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom

16062016 (LB SR 447710)

Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)

63 Berichte und Stellungnahmen

SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr

Bildungsforschung

Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017

Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave

lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat

de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut

Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg

Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg

13122018

Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute

Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK

httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf

httpwwwcdipchdyn12277php

2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron

PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion

httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf

httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv

onMedienundIKTindenUnterrichtpdf

httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes

Page 34: Prof. Dr. Roman Capaul St. Gallen, 2. April 2019 · guisme est un atout unique qui est mis en avant comme une unique selling proposition (USP - proposition de vente unique). Le bilinguisme

34

Fachstudiums angeboten wird und damit die Chancen einer Erstanstellung auf dem Arbeitsmarkt erhoumlht auch wenn der

Lehrberuf nicht seit Beginn des Studiums anvisiert wurde

4 Sonderpaumldagogik

Abbildung 14 Herkunft der Studierenden Sonderpaumldagogik 201314-201718 Der Anteil an Studierenden aus Freiburg

bleibt stabil der Anteil an ausserkantonalen Studierenden steigt leicht an

Abbildung 15 Herkunft der Studierenden MA Sonderpaumldagogik Vertiefungsrichtung Schulische Heilpaumldagogik 201718

161

686

34

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FR

DE

35

A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg

1 Alle Stufen

Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und

Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg

2 Primarstufe

Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone

Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger

an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)

73

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14 10

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BE VD JU LU VS AG NE

53

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Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

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3 Sekundarstufe I

Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr

201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger

die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)

4 Sekundarstufe II

Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-

beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen

29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg

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Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

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Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

37

5 Sonderpaumldagogik

Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-

dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-

burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur

auf Deutsch angeboten wird

34 Organisatorische Elemente

Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-

ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben

die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-

turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen

Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-

kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement

oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-

formen beeinflusst

341 Interne Fuumlhrungsstrukturen

Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer

Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die

Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist

mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum

arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-

sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt

sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische

Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit

6

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Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall

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38

mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene

nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und

Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich

Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf

einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-

ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-

struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-

richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte

An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern

ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und

operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das

Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen

der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-

der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine

Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR

Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-

nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg

koordinieren koumlnnte

Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen

die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-

steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das

Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-

tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die

Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-

schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich

die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-

ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der

Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden

342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen

Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-

standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und

ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018

werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen

Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE

der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der

deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-

ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist

aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich

39

Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-

gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-

sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes

de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale

de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in

der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den

Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-

sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen

Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene

Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf

die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist

eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten

Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen

Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-

enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-

nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen

Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten

343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung

Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es

braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-

nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die

Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-

stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen

Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen

sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards

ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-

litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte

Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-

den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-

derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die

HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative

Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet

werden muumlssen

Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen

Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-

maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-

rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-

hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht

Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-

sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen

40

Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie

sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber

eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt

ist diese Auflage weniger problematisch

344 Infrastruktur

Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen

bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-

lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-

lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-

schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade

auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den

heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau

nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden

Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-

gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun

verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten

Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit

einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung

stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-

schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden

Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-

kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie

eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des

ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-

PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-

ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst

Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals

thematisiert aber nie weiterverfolgt

35 Rechtliche Elemente

351 Nationale Ebene

Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-

schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-

taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-

zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-

hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-

traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten

Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten

die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings

41

auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das

Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der

Kantone

352 Kantonale Ebene

Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-

sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig

sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-

cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer

Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-

ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das

Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen

Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR

allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-

trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-

liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-

gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-

lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von

2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der

fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen

Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten

waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das

neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR

eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb

keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz

grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen

der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-

schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-

matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung

mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden

soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung

Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen

Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-

ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren

Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft

getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem

Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-

schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-

tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen

Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-

42

le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des

Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-

systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert

werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-

lungsdruck verhindern koumlnnen

36 Finanzielle Elemente

Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle

Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die

Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen

Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-

hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses

Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im

interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln

Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-

rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits

und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die

Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-

zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-

schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den

Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH

15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und

nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-

gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen

werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach

Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine

Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-

traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite

lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-

nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt

37 Kontextualisierung der Erkenntnisse

Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen

der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-

beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast

ausschliesslich informell

In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse

durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt

dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-

tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit

43

einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als

auch aus anderen Kantonen

FR HEP Vaud PH Bern

Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)

Sekundarstufe I 435 443 877

Sekundarstufe II 228 215 357

Total Sekundarstufe 663 658 1234

Sonderpaumldagogik 953 368 207

Total 2025 1945 2429

Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen

201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der

Fachausbildung mitgezaumlhlt

Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH

abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell

entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der

HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die

Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr

den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-

sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-

den

Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-

fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-

ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es

die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-

renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf

Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-

ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe

II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben

Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-

traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die

Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss

zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-

ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen

Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur

Verfuumlgung

44

4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle

41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick

In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-

nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig

ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische

Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf

lokale Besonderheiten zugeschnitten sind

Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik

1 PHBern

2 PH FHNW

3 PHGR

4 PH Luzern

5 PHSG

6 PHSH

7 PHSZ

8 PHTG

9 PH-VS

10 PH Zug

11 PHZH

12 HEP-BEJUNE

13 HEP Vaud

14 S SUPSI-DFA

Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz

Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-

enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-

tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch

an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-

gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden

Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-

terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-

tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt

Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-

lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der

Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-

konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats

gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-

sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann

45

42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle

Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-

gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll

ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber

im Folgenden kurz aufgefuumlhrt

Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-

schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt

des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-

spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-

ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit

einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies

etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH

FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-

ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-

tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium

besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-

PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so

besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt

und HEP-PH FR gewertet

Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der

Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen

immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-

lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich

Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-

turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre

aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-

chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell

von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-

saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen

besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen

Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann

die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-

nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur

Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder

andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE

Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der

Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-

bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-

nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-

sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie

46

gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-

tonsverfassung mit einbezogen

Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische

Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-

ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-

schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-

zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-

rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-

nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur

Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-

und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-

ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-

takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen

Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles

fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR

stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-

schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO

dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im

Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-

geordneten Strukturen problematisch

43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-

versitaumlt

In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach

einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen

Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur

Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung

Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr

Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten

Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD

vom 1 Januar 2002 geregelt

431 Staumlrken und Chancen

Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-

ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-

stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die

ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil

Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-

gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und

paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen

47

allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt

der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-

meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch

im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher

Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone

geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg

waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen

Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr

Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im

Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-

Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als

auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies

ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung

mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-

lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-

studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls

als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-

renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen

Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet

werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-

didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-

nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in

Bern oder Lausanne stattfindet

432 Schwaumlchen und Gefahren

Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II

den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit

Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung

Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein

interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in

Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und

praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-

tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische

Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt

und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren

44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt

Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-

sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-

taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein

48

441 Staumlrken und Chancen

Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen

Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-

der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen

aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland

mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten

laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-

tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig

442 Schwaumlchen und Gefahren

In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen

Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-

dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt

Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu

geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-

personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-

nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche

Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-

setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung

fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-

nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem

Unwort geworden

Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-

lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In

einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches

Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-

toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder

einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-

sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-

te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer

rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-

rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr

eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-

dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem

Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb

des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-

chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere

nutzen moumlchten

49

45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne

In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-

ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-

de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke

Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation

eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische

Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung

Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um

Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert

451 Staumlrken und Chancen

Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-

dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der

HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden

Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot

452 Schwaumlchen und Gefahren

Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar

und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche

Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton

Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der

Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem

im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark

in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen

Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-

le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-

stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation

insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-

operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-

rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders

die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses

Modell wohl besonders schwierig umzusetzen

50

5 Empfehlungen

51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit

Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-

nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status

Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre

Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-

nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde

sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand

bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons

Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-

tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher

Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst

eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein

Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium

vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-

che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige

Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt

der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-

dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu

nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-

nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen

52 Strategische Stossrichtung

Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes

festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung

der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-

meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie

sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-

stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-

ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-

nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status

Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen

Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden

kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts

muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen

Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet

51

Perspektive Strategische Ziele

Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen

Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit

seinen Besonderheiten

Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-

burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten

und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen

Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant

hervorgehoben

Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen

Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)

Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-

kraumlften garantieren

Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen

Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren

Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung

ermoumlglichen

Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-

schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann

Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen

Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-

fuumlgung stellen

Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-

chende Informatikinfrastruktur einrichten

Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen

Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen

Der Hochschule Autonomie gewaumlhren

Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung

53 Modellvorschlag

531 Interinstitutionelles Gremium

Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-

nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist

gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-

schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben

den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)

eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums

(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird

das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist

dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-

pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-

bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung

52

In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-

fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun

Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-

liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten

Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-

den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-

sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-

tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-

rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-

bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-

sammlung) ersetzt werden

Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan

53

Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)

532 Abwaumlgungen

Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-

stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das

Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-

schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure

des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem

Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-

typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-

dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt

aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-

oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-

treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-

ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat

damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-

ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten

Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-

tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden

und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-

gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang

gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen

kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-

ben

Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-

folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die

54

Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig

der finanzielle Druck auf die kleinen PHs

533 Weiteres Vorgehen und Ausblick

Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von

aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich

hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-

schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der

Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-

len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich

lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei

Hauptphasen

Abbildung 26 Prozessgestaltung

Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste

fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit

sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende

laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-

kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer

Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf

dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume

verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-

sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-

den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt

werden

Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen

Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-

naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge

der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue

55

Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf

angepasst der Aussenauftritt konsolidiert

Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen

Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion

um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum

die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-

statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-

faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht

534 Schlussgedanken

Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die

Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen

Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch

konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-

gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt

werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen

Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-

saumltzlich erschwerend

Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-

gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-

finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung

verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so

koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden

Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution

fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht

Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-

promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-

lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-

gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt

Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-

forderlich

56

6 Quellen

61 Literatur

Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter

httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb

Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt

Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle

Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading

House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No

12

Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)

Muumlnchen Vahlen

Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice

(9th ed) Boston McGraw-Hill

Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-

Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson

Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A

Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University

108 (6) 1017-1054

Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational

Researcher 15(2) 4-14

Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion

62 Rechtsgrundlagen

Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-

taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und

Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001

Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-

sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)

Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-

schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom

30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)

Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et

lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001

EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit

Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK

EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der

Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK

57

Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)

Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)

Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg

(SR 101000)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)

Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom

16062016 (LB SR 447710)

Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)

63 Berichte und Stellungnahmen

SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr

Bildungsforschung

Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017

Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave

lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat

de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut

Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg

Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg

13122018

Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute

Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK

httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf

httpwwwcdipchdyn12277php

2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron

PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion

httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf

httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv

onMedienundIKTindenUnterrichtpdf

httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes

Page 35: Prof. Dr. Roman Capaul St. Gallen, 2. April 2019 · guisme est un atout unique qui est mis en avant comme une unique selling proposition (USP - proposition de vente unique). Le bilinguisme

35

A) Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg

1 Alle Stufen

Abbildung 16 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg alle Stufen 201718 Die Nachbarkantone Bern und

Waadt sind die Hauptziele von Studierenden mit Herkunft Freiburg

2 Primarstufe

Abbildung 17 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Primarstufe 201314-201718 Die Nachbarkantone

Bern und Waadt sind bei Studierenden mit Herkunft Freiburg beliebt Im Jahr 201718 sind 73 deutschsprachige Freiburger

an der PH Bern eingeschrieben 22 mehr als im selben Jahr an der HEP-PH FR (51)

73

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14 10

29

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Bern Waadt Wallis Jura Aargau Luzern Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

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3 Sekundarstufe I

Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr

201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger

die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)

4 Sekundarstufe II

Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-

beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen

29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg

40

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Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

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Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

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5 Sonderpaumldagogik

Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-

dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-

burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur

auf Deutsch angeboten wird

34 Organisatorische Elemente

Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-

ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben

die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-

turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen

Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-

kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement

oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-

formen beeinflusst

341 Interne Fuumlhrungsstrukturen

Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer

Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die

Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist

mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum

arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-

sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt

sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische

Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit

6

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Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall

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38

mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene

nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und

Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich

Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf

einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-

ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-

struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-

richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte

An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern

ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und

operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das

Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen

der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-

der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine

Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR

Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-

nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg

koordinieren koumlnnte

Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen

die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-

steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das

Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-

tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die

Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-

schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich

die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-

ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der

Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden

342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen

Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-

standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und

ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018

werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen

Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE

der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der

deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-

ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist

aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich

39

Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-

gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-

sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes

de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale

de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in

der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den

Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-

sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen

Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene

Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf

die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist

eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten

Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen

Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-

enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-

nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen

Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten

343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung

Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es

braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-

nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die

Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-

stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen

Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen

sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards

ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-

litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte

Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-

den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-

derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die

HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative

Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet

werden muumlssen

Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen

Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-

maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-

rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-

hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht

Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-

sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen

40

Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie

sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber

eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt

ist diese Auflage weniger problematisch

344 Infrastruktur

Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen

bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-

lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-

lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-

schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade

auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den

heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau

nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden

Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-

gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun

verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten

Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit

einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung

stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-

schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden

Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-

kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie

eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des

ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-

PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-

ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst

Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals

thematisiert aber nie weiterverfolgt

35 Rechtliche Elemente

351 Nationale Ebene

Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-

schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-

taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-

zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-

hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-

traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten

Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten

die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings

41

auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das

Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der

Kantone

352 Kantonale Ebene

Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-

sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig

sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-

cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer

Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-

ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das

Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen

Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR

allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-

trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-

liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-

gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-

lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von

2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der

fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen

Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten

waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das

neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR

eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb

keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz

grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen

der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-

schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-

matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung

mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden

soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung

Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen

Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-

ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren

Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft

getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem

Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-

schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-

tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen

Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-

42

le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des

Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-

systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert

werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-

lungsdruck verhindern koumlnnen

36 Finanzielle Elemente

Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle

Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die

Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen

Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-

hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses

Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im

interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln

Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-

rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits

und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die

Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-

zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-

schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den

Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH

15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und

nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-

gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen

werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach

Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine

Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-

traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite

lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-

nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt

37 Kontextualisierung der Erkenntnisse

Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen

der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-

beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast

ausschliesslich informell

In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse

durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt

dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-

tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit

43

einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als

auch aus anderen Kantonen

FR HEP Vaud PH Bern

Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)

Sekundarstufe I 435 443 877

Sekundarstufe II 228 215 357

Total Sekundarstufe 663 658 1234

Sonderpaumldagogik 953 368 207

Total 2025 1945 2429

Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen

201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der

Fachausbildung mitgezaumlhlt

Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH

abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell

entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der

HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die

Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr

den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-

sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-

den

Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-

fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-

ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es

die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-

renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf

Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-

ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe

II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben

Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-

traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die

Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss

zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-

ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen

Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur

Verfuumlgung

44

4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle

41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick

In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-

nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig

ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische

Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf

lokale Besonderheiten zugeschnitten sind

Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik

1 PHBern

2 PH FHNW

3 PHGR

4 PH Luzern

5 PHSG

6 PHSH

7 PHSZ

8 PHTG

9 PH-VS

10 PH Zug

11 PHZH

12 HEP-BEJUNE

13 HEP Vaud

14 S SUPSI-DFA

Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz

Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-

enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-

tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch

an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-

gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden

Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-

terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-

tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt

Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-

lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der

Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-

konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats

gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-

sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann

45

42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle

Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-

gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll

ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber

im Folgenden kurz aufgefuumlhrt

Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-

schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt

des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-

spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-

ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit

einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies

etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH

FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-

ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-

tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium

besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-

PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so

besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt

und HEP-PH FR gewertet

Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der

Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen

immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-

lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich

Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-

turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre

aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-

chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell

von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-

saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen

besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen

Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann

die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-

nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur

Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder

andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE

Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der

Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-

bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-

nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-

sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie

46

gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-

tonsverfassung mit einbezogen

Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische

Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-

ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-

schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-

zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-

rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-

nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur

Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-

und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-

ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-

takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen

Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles

fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR

stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-

schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO

dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im

Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-

geordneten Strukturen problematisch

43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-

versitaumlt

In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach

einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen

Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur

Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung

Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr

Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten

Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD

vom 1 Januar 2002 geregelt

431 Staumlrken und Chancen

Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-

ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-

stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die

ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil

Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-

gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und

paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen

47

allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt

der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-

meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch

im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher

Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone

geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg

waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen

Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr

Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im

Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-

Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als

auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies

ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung

mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-

lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-

studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls

als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-

renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen

Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet

werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-

didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-

nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in

Bern oder Lausanne stattfindet

432 Schwaumlchen und Gefahren

Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II

den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit

Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung

Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein

interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in

Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und

praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-

tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische

Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt

und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren

44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt

Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-

sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-

taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein

48

441 Staumlrken und Chancen

Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen

Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-

der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen

aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland

mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten

laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-

tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig

442 Schwaumlchen und Gefahren

In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen

Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-

dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt

Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu

geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-

personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-

nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche

Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-

setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung

fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-

nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem

Unwort geworden

Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-

lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In

einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches

Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-

toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder

einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-

sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-

te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer

rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-

rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr

eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-

dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem

Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb

des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-

chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere

nutzen moumlchten

49

45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne

In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-

ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-

de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke

Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation

eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische

Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung

Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um

Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert

451 Staumlrken und Chancen

Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-

dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der

HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden

Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot

452 Schwaumlchen und Gefahren

Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar

und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche

Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton

Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der

Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem

im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark

in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen

Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-

le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-

stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation

insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-

operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-

rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders

die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses

Modell wohl besonders schwierig umzusetzen

50

5 Empfehlungen

51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit

Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-

nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status

Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre

Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-

nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde

sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand

bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons

Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-

tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher

Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst

eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein

Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium

vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-

che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige

Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt

der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-

dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu

nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-

nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen

52 Strategische Stossrichtung

Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes

festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung

der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-

meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie

sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-

stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-

ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-

nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status

Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen

Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden

kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts

muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen

Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet

51

Perspektive Strategische Ziele

Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen

Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit

seinen Besonderheiten

Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-

burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten

und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen

Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant

hervorgehoben

Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen

Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)

Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-

kraumlften garantieren

Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen

Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren

Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung

ermoumlglichen

Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-

schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann

Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen

Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-

fuumlgung stellen

Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-

chende Informatikinfrastruktur einrichten

Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen

Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen

Der Hochschule Autonomie gewaumlhren

Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung

53 Modellvorschlag

531 Interinstitutionelles Gremium

Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-

nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist

gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-

schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben

den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)

eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums

(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird

das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist

dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-

pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-

bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung

52

In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-

fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun

Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-

liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten

Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-

den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-

sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-

tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-

rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-

bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-

sammlung) ersetzt werden

Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan

53

Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)

532 Abwaumlgungen

Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-

stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das

Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-

schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure

des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem

Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-

typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-

dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt

aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-

oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-

treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-

ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat

damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-

ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten

Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-

tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden

und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-

gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang

gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen

kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-

ben

Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-

folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die

54

Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig

der finanzielle Druck auf die kleinen PHs

533 Weiteres Vorgehen und Ausblick

Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von

aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich

hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-

schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der

Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-

len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich

lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei

Hauptphasen

Abbildung 26 Prozessgestaltung

Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste

fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit

sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende

laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-

kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer

Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf

dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume

verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-

sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-

den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt

werden

Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen

Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-

naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge

der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue

55

Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf

angepasst der Aussenauftritt konsolidiert

Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen

Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion

um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum

die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-

statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-

faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht

534 Schlussgedanken

Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die

Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen

Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch

konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-

gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt

werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen

Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-

saumltzlich erschwerend

Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-

gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-

finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung

verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so

koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden

Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution

fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht

Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-

promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-

lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-

gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt

Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-

forderlich

56

6 Quellen

61 Literatur

Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter

httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb

Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt

Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle

Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading

House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No

12

Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)

Muumlnchen Vahlen

Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice

(9th ed) Boston McGraw-Hill

Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-

Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson

Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A

Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University

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Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational

Researcher 15(2) 4-14

Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion

62 Rechtsgrundlagen

Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-

taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und

Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001

Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-

sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)

Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-

schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom

30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)

Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et

lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001

EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit

Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK

EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der

Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK

57

Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)

Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)

Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg

(SR 101000)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)

Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom

16062016 (LB SR 447710)

Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)

63 Berichte und Stellungnahmen

SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr

Bildungsforschung

Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017

Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave

lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat

de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut

Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg

Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg

13122018

Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute

Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK

httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf

httpwwwcdipchdyn12277php

2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron

PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion

httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf

httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv

onMedienundIKTindenUnterrichtpdf

httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes

Page 36: Prof. Dr. Roman Capaul St. Gallen, 2. April 2019 · guisme est un atout unique qui est mis en avant comme une unique selling proposition (USP - proposition de vente unique). Le bilinguisme

36

3 Sekundarstufe I

Abbildung 18 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe I 201314-201718 Im Studienjahr

201718 besuchen 182 Studierende die Ausbildung in Freiburg davon 106 mit Herkunft Freiburg waumlhrend 81 Freiburger

die Ausbildung in anderen Kantonen besuchen (davon 57 in deutschsprachigen und 24 in franzoumlsischsprachigen Kantonen)

4 Sekundarstufe II

Abbildung 19 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sekundarstufe II 201314-201718 Trotz Zulassungs-

beschraumlnkung in der franzoumlsischsprachigen Abteilung wenden sich wenige Studierende an die HEP Vaud 201718 besuchen

29 Freiburger die Ausbildung ausserhalb des Kantons 94 in Freiburg

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Bern Waadt Wallis Jura Tessin Aargau Luzern Zuumlrich

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Bern Vaud Aargau Luzern Thurgovie Zuumlrich

20132014 20142015 20152016 20162017 20172018

37

5 Sonderpaumldagogik

Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-

dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-

burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur

auf Deutsch angeboten wird

34 Organisatorische Elemente

Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-

ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben

die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-

turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen

Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-

kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement

oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-

formen beeinflusst

341 Interne Fuumlhrungsstrukturen

Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer

Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die

Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist

mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum

arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-

sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt

sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische

Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit

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Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall

201314 201415 201516 201617 201718

38

mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene

nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und

Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich

Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf

einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-

ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-

struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-

richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte

An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern

ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und

operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das

Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen

der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-

der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine

Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR

Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-

nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg

koordinieren koumlnnte

Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen

die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-

steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das

Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-

tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die

Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-

schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich

die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-

ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der

Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden

342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen

Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-

standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und

ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018

werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen

Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE

der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der

deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-

ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist

aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich

39

Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-

gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-

sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes

de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale

de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in

der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den

Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-

sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen

Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene

Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf

die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist

eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten

Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen

Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-

enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-

nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen

Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten

343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung

Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es

braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-

nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die

Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-

stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen

Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen

sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards

ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-

litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte

Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-

den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-

derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die

HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative

Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet

werden muumlssen

Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen

Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-

maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-

rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-

hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht

Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-

sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen

40

Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie

sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber

eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt

ist diese Auflage weniger problematisch

344 Infrastruktur

Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen

bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-

lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-

lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-

schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade

auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den

heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau

nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden

Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-

gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun

verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten

Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit

einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung

stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-

schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden

Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-

kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie

eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des

ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-

PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-

ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst

Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals

thematisiert aber nie weiterverfolgt

35 Rechtliche Elemente

351 Nationale Ebene

Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-

schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-

taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-

zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-

hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-

traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten

Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten

die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings

41

auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das

Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der

Kantone

352 Kantonale Ebene

Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-

sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig

sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-

cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer

Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-

ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das

Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen

Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR

allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-

trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-

liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-

gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-

lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von

2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der

fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen

Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten

waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das

neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR

eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb

keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz

grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen

der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-

schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-

matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung

mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden

soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung

Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen

Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-

ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren

Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft

getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem

Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-

schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-

tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen

Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-

42

le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des

Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-

systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert

werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-

lungsdruck verhindern koumlnnen

36 Finanzielle Elemente

Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle

Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die

Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen

Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-

hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses

Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im

interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln

Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-

rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits

und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die

Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-

zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-

schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den

Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH

15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und

nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-

gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen

werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach

Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine

Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-

traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite

lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-

nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt

37 Kontextualisierung der Erkenntnisse

Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen

der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-

beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast

ausschliesslich informell

In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse

durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt

dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-

tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit

43

einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als

auch aus anderen Kantonen

FR HEP Vaud PH Bern

Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)

Sekundarstufe I 435 443 877

Sekundarstufe II 228 215 357

Total Sekundarstufe 663 658 1234

Sonderpaumldagogik 953 368 207

Total 2025 1945 2429

Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen

201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der

Fachausbildung mitgezaumlhlt

Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH

abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell

entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der

HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die

Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr

den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-

sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-

den

Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-

fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-

ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es

die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-

renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf

Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-

ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe

II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben

Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-

traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die

Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss

zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-

ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen

Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur

Verfuumlgung

44

4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle

41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick

In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-

nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig

ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische

Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf

lokale Besonderheiten zugeschnitten sind

Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik

1 PHBern

2 PH FHNW

3 PHGR

4 PH Luzern

5 PHSG

6 PHSH

7 PHSZ

8 PHTG

9 PH-VS

10 PH Zug

11 PHZH

12 HEP-BEJUNE

13 HEP Vaud

14 S SUPSI-DFA

Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz

Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-

enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-

tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch

an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-

gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden

Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-

terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-

tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt

Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-

lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der

Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-

konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats

gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-

sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann

45

42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle

Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-

gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll

ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber

im Folgenden kurz aufgefuumlhrt

Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-

schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt

des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-

spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-

ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit

einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies

etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH

FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-

ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-

tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium

besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-

PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so

besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt

und HEP-PH FR gewertet

Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der

Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen

immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-

lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich

Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-

turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre

aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-

chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell

von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-

saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen

besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen

Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann

die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-

nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur

Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder

andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE

Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der

Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-

bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-

nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-

sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie

46

gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-

tonsverfassung mit einbezogen

Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische

Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-

ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-

schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-

zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-

rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-

nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur

Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-

und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-

ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-

takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen

Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles

fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR

stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-

schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO

dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im

Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-

geordneten Strukturen problematisch

43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-

versitaumlt

In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach

einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen

Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur

Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung

Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr

Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten

Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD

vom 1 Januar 2002 geregelt

431 Staumlrken und Chancen

Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-

ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-

stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die

ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil

Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-

gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und

paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen

47

allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt

der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-

meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch

im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher

Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone

geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg

waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen

Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr

Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im

Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-

Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als

auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies

ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung

mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-

lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-

studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls

als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-

renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen

Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet

werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-

didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-

nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in

Bern oder Lausanne stattfindet

432 Schwaumlchen und Gefahren

Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II

den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit

Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung

Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein

interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in

Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und

praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-

tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische

Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt

und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren

44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt

Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-

sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-

taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein

48

441 Staumlrken und Chancen

Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen

Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-

der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen

aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland

mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten

laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-

tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig

442 Schwaumlchen und Gefahren

In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen

Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-

dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt

Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu

geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-

personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-

nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche

Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-

setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung

fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-

nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem

Unwort geworden

Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-

lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In

einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches

Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-

toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder

einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-

sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-

te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer

rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-

rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr

eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-

dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem

Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb

des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-

chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere

nutzen moumlchten

49

45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne

In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-

ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-

de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke

Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation

eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische

Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung

Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um

Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert

451 Staumlrken und Chancen

Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-

dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der

HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden

Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot

452 Schwaumlchen und Gefahren

Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar

und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche

Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton

Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der

Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem

im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark

in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen

Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-

le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-

stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation

insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-

operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-

rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders

die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses

Modell wohl besonders schwierig umzusetzen

50

5 Empfehlungen

51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit

Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-

nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status

Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre

Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-

nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde

sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand

bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons

Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-

tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher

Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst

eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein

Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium

vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-

che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige

Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt

der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-

dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu

nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-

nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen

52 Strategische Stossrichtung

Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes

festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung

der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-

meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie

sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-

stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-

ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-

nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status

Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen

Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden

kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts

muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen

Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet

51

Perspektive Strategische Ziele

Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen

Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit

seinen Besonderheiten

Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-

burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten

und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen

Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant

hervorgehoben

Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen

Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)

Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-

kraumlften garantieren

Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen

Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren

Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung

ermoumlglichen

Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-

schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann

Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen

Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-

fuumlgung stellen

Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-

chende Informatikinfrastruktur einrichten

Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen

Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen

Der Hochschule Autonomie gewaumlhren

Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung

53 Modellvorschlag

531 Interinstitutionelles Gremium

Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-

nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist

gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-

schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben

den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)

eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums

(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird

das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist

dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-

pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-

bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung

52

In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-

fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun

Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-

liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten

Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-

den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-

sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-

tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-

rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-

bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-

sammlung) ersetzt werden

Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan

53

Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)

532 Abwaumlgungen

Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-

stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das

Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-

schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure

des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem

Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-

typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-

dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt

aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-

oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-

treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-

ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat

damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-

ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten

Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-

tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden

und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-

gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang

gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen

kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-

ben

Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-

folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die

54

Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig

der finanzielle Druck auf die kleinen PHs

533 Weiteres Vorgehen und Ausblick

Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von

aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich

hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-

schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der

Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-

len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich

lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei

Hauptphasen

Abbildung 26 Prozessgestaltung

Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste

fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit

sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende

laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-

kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer

Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf

dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume

verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-

sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-

den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt

werden

Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen

Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-

naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge

der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue

55

Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf

angepasst der Aussenauftritt konsolidiert

Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen

Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion

um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum

die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-

statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-

faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht

534 Schlussgedanken

Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die

Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen

Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch

konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-

gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt

werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen

Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-

saumltzlich erschwerend

Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-

gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-

finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung

verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so

koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden

Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution

fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht

Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-

promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-

lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-

gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt

Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-

forderlich

56

6 Quellen

61 Literatur

Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter

httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb

Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt

Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle

Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading

House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No

12

Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)

Muumlnchen Vahlen

Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice

(9th ed) Boston McGraw-Hill

Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-

Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson

Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A

Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University

108 (6) 1017-1054

Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational

Researcher 15(2) 4-14

Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion

62 Rechtsgrundlagen

Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-

taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und

Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001

Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-

sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)

Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-

schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom

30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)

Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et

lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001

EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit

Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK

EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der

Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK

57

Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)

Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)

Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg

(SR 101000)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)

Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom

16062016 (LB SR 447710)

Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)

63 Berichte und Stellungnahmen

SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr

Bildungsforschung

Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017

Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave

lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat

de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut

Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg

Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg

13122018

Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute

Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK

httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf

httpwwwcdipchdyn12277php

2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron

PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion

httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf

httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv

onMedienundIKTindenUnterrichtpdf

httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes

Page 37: Prof. Dr. Roman Capaul St. Gallen, 2. April 2019 · guisme est un atout unique qui est mis en avant comme une unique selling proposition (USP - proposition de vente unique). Le bilinguisme

37

5 Sonderpaumldagogik

Abbildung 20 Wahlkanton der Studierenden mit Herkunft Freiburg Sonderpaumldagogik 201314-201718 Fuumlr eine Ausbil-

dung in Sonderpaumldagogik wenden sich Freiburger Studierende eher nach Lausanne als nach Bern Die Zahlen fuumlr Neuen-

burg stehen erst ab 201718 zur Verfuumlgung es handelt sich vermutlich um den Studiengang Logopaumldie der in Freiburg nur

auf Deutsch angeboten wird

34 Organisatorische Elemente

Die Lehrerbildungsstaumltten im Kanton Freiburg sind durch verschiedene Organisationslogi-

ken gepraumlgt Erstens sind durch die Bolognastruktur Vorgaben einzuhalten zweitens haben

die HEP-PH FR und die Universitaumlt unterschiedliche Entscheidungs- und Kompetenzstruk-

turen Diese wirken sich wiederum auf die Zusammenarbeit der Institutionen mit externen

Partnern aus insbesondere innerhalb der verschiedenen Fachgremien auf kantonaler inter-

kantonaler und nationaler Ebene Auch transversale Bereiche wie das Qualitaumltsmanagement

oder die technische und raumlumliche Infrastruktur sind durch die jeweiligen Organisations-

formen beeinflusst

341 Interne Fuumlhrungsstrukturen

Mit dem PHFG vom 21 Mai 2015 hat die HEP-PH FR ein junges Gesetz das aus Sicht einer

Good Governance auf verschiedenen Ebenen problematisch ist Gemaumlss Art 5 PHFG hat die

Kommission der HEP-PH FR Aufsichts- und Gestaltungsfunktionen Diese Kommission ist

mit 12 Mitgliedern zwar ausgewogen zusammengesetzt aber sehr gross und damit kaum

arbeitsfaumlhig Als bedenklich erachte ich auch dass aufgrund der Zusammensetzung strategi-

sche und operative Perspektiven vermischt werden Die Haumllfte der Mitglieder beaufsichtigt

sich selbst Daraus erklaumlrt sich weitgehend dass die HEP-PH FR uumlber keine strategische

Mehrjahresplanung verfuumlgt und diverse Probleme (Infrastruktur Profil Zusammenarbeit

6

18

6 6

16

11

1 1

7

16

9

1 1

9

19

10

1 1

10

22

14

1 1

5

0

5

10

15

20

25

Bern Vaud Jura Genegraveve Luzern Neuchacirctel St-Gall

201314 201415 201516 201617 201718

38

mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene

nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und

Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich

Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf

einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-

ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-

struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-

richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte

An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern

ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und

operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das

Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen

der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-

der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine

Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR

Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-

nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg

koordinieren koumlnnte

Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen

die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-

steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das

Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-

tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die

Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-

schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich

die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-

ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der

Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden

342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen

Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-

standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und

ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018

werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen

Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE

der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der

deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-

ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist

aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich

39

Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-

gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-

sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes

de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale

de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in

der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den

Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-

sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen

Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene

Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf

die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist

eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten

Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen

Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-

enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-

nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen

Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten

343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung

Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es

braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-

nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die

Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-

stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen

Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen

sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards

ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-

litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte

Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-

den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-

derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die

HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative

Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet

werden muumlssen

Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen

Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-

maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-

rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-

hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht

Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-

sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen

40

Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie

sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber

eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt

ist diese Auflage weniger problematisch

344 Infrastruktur

Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen

bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-

lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-

lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-

schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade

auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den

heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau

nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden

Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-

gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun

verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten

Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit

einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung

stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-

schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden

Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-

kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie

eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des

ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-

PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-

ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst

Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals

thematisiert aber nie weiterverfolgt

35 Rechtliche Elemente

351 Nationale Ebene

Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-

schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-

taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-

zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-

hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-

traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten

Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten

die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings

41

auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das

Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der

Kantone

352 Kantonale Ebene

Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-

sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig

sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-

cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer

Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-

ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das

Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen

Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR

allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-

trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-

liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-

gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-

lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von

2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der

fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen

Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten

waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das

neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR

eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb

keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz

grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen

der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-

schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-

matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung

mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden

soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung

Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen

Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-

ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren

Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft

getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem

Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-

schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-

tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen

Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-

42

le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des

Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-

systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert

werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-

lungsdruck verhindern koumlnnen

36 Finanzielle Elemente

Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle

Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die

Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen

Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-

hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses

Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im

interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln

Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-

rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits

und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die

Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-

zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-

schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den

Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH

15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und

nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-

gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen

werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach

Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine

Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-

traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite

lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-

nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt

37 Kontextualisierung der Erkenntnisse

Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen

der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-

beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast

ausschliesslich informell

In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse

durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt

dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-

tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit

43

einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als

auch aus anderen Kantonen

FR HEP Vaud PH Bern

Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)

Sekundarstufe I 435 443 877

Sekundarstufe II 228 215 357

Total Sekundarstufe 663 658 1234

Sonderpaumldagogik 953 368 207

Total 2025 1945 2429

Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen

201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der

Fachausbildung mitgezaumlhlt

Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH

abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell

entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der

HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die

Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr

den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-

sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-

den

Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-

fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-

ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es

die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-

renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf

Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-

ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe

II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben

Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-

traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die

Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss

zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-

ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen

Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur

Verfuumlgung

44

4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle

41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick

In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-

nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig

ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische

Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf

lokale Besonderheiten zugeschnitten sind

Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik

1 PHBern

2 PH FHNW

3 PHGR

4 PH Luzern

5 PHSG

6 PHSH

7 PHSZ

8 PHTG

9 PH-VS

10 PH Zug

11 PHZH

12 HEP-BEJUNE

13 HEP Vaud

14 S SUPSI-DFA

Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz

Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-

enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-

tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch

an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-

gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden

Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-

terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-

tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt

Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-

lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der

Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-

konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats

gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-

sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann

45

42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle

Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-

gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll

ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber

im Folgenden kurz aufgefuumlhrt

Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-

schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt

des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-

spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-

ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit

einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies

etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH

FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-

ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-

tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium

besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-

PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so

besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt

und HEP-PH FR gewertet

Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der

Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen

immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-

lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich

Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-

turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre

aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-

chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell

von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-

saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen

besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen

Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann

die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-

nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur

Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder

andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE

Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der

Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-

bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-

nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-

sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie

46

gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-

tonsverfassung mit einbezogen

Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische

Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-

ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-

schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-

zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-

rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-

nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur

Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-

und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-

ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-

takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen

Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles

fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR

stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-

schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO

dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im

Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-

geordneten Strukturen problematisch

43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-

versitaumlt

In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach

einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen

Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur

Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung

Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr

Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten

Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD

vom 1 Januar 2002 geregelt

431 Staumlrken und Chancen

Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-

ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-

stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die

ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil

Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-

gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und

paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen

47

allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt

der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-

meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch

im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher

Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone

geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg

waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen

Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr

Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im

Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-

Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als

auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies

ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung

mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-

lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-

studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls

als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-

renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen

Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet

werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-

didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-

nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in

Bern oder Lausanne stattfindet

432 Schwaumlchen und Gefahren

Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II

den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit

Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung

Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein

interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in

Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und

praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-

tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische

Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt

und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren

44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt

Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-

sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-

taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein

48

441 Staumlrken und Chancen

Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen

Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-

der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen

aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland

mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten

laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-

tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig

442 Schwaumlchen und Gefahren

In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen

Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-

dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt

Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu

geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-

personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-

nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche

Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-

setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung

fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-

nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem

Unwort geworden

Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-

lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In

einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches

Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-

toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder

einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-

sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-

te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer

rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-

rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr

eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-

dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem

Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb

des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-

chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere

nutzen moumlchten

49

45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne

In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-

ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-

de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke

Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation

eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische

Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung

Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um

Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert

451 Staumlrken und Chancen

Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-

dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der

HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden

Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot

452 Schwaumlchen und Gefahren

Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar

und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche

Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton

Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der

Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem

im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark

in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen

Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-

le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-

stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation

insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-

operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-

rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders

die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses

Modell wohl besonders schwierig umzusetzen

50

5 Empfehlungen

51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit

Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-

nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status

Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre

Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-

nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde

sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand

bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons

Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-

tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher

Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst

eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein

Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium

vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-

che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige

Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt

der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-

dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu

nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-

nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen

52 Strategische Stossrichtung

Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes

festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung

der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-

meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie

sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-

stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-

ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-

nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status

Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen

Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden

kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts

muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen

Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet

51

Perspektive Strategische Ziele

Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen

Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit

seinen Besonderheiten

Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-

burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten

und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen

Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant

hervorgehoben

Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen

Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)

Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-

kraumlften garantieren

Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen

Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren

Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung

ermoumlglichen

Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-

schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann

Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen

Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-

fuumlgung stellen

Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-

chende Informatikinfrastruktur einrichten

Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen

Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen

Der Hochschule Autonomie gewaumlhren

Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung

53 Modellvorschlag

531 Interinstitutionelles Gremium

Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-

nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist

gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-

schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben

den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)

eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums

(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird

das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist

dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-

pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-

bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung

52

In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-

fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun

Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-

liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten

Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-

den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-

sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-

tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-

rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-

bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-

sammlung) ersetzt werden

Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan

53

Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)

532 Abwaumlgungen

Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-

stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das

Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-

schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure

des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem

Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-

typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-

dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt

aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-

oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-

treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-

ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat

damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-

ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten

Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-

tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden

und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-

gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang

gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen

kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-

ben

Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-

folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die

54

Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig

der finanzielle Druck auf die kleinen PHs

533 Weiteres Vorgehen und Ausblick

Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von

aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich

hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-

schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der

Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-

len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich

lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei

Hauptphasen

Abbildung 26 Prozessgestaltung

Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste

fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit

sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende

laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-

kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer

Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf

dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume

verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-

sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-

den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt

werden

Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen

Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-

naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge

der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue

55

Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf

angepasst der Aussenauftritt konsolidiert

Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen

Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion

um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum

die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-

statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-

faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht

534 Schlussgedanken

Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die

Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen

Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch

konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-

gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt

werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen

Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-

saumltzlich erschwerend

Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-

gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-

finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung

verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so

koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden

Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution

fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht

Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-

promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-

lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-

gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt

Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-

forderlich

56

6 Quellen

61 Literatur

Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter

httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb

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Muumlnchen Vahlen

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Researcher 15(2) 4-14

Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion

62 Rechtsgrundlagen

Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-

taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und

Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001

Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-

sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)

Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-

schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom

30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)

Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et

lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001

EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit

Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK

EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der

Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK

57

Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)

Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)

Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg

(SR 101000)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)

Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom

16062016 (LB SR 447710)

Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)

63 Berichte und Stellungnahmen

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Bildungsforschung

Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017

Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave

lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat

de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut

Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg

Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg

13122018

Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute

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2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron

PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion

httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf

httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv

onMedienundIKTindenUnterrichtpdf

httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes

Page 38: Prof. Dr. Roman Capaul St. Gallen, 2. April 2019 · guisme est un atout unique qui est mis en avant comme une unique selling proposition (USP - proposition de vente unique). Le bilinguisme

38

mit der Universitaumlt fragwuumlrdiger Numerus Clausus etc) auf strategischer Lenkungsebene

nicht aktiv angegangen werden Ein vollstaumlndiges Organigramm das Verantwortungen und

Fuumlhrungslinien aufzeigt ist nicht oumlffentlich zugaumlnglich

Ansonsten sind die Entscheidungswege aufgrund der uumlberschaubaren Groumlsse und des auf

einen einzigen Studiengang beschraumlnkten Ausbildungsangebots der HEP-PH FR unkompli-

ziert Bei einer substantiellen Vergroumlsserung der Institution muumlsste aber die Organisations-

struktur uumlberdacht werden Diese scheint sich eher auf die vorhandenen Ressourcen auszu-

richten als auf die tatsaumlchlichen Anforderungen an eine Lehrerbildungsstaumltte

An der Universitaumlt ist der Senat das oberste beschlussfassende Organ mit 12 Mitgliedern

ebenfalls ausgewogen zusammengesetzt und sehr gross Auch hier werden strategische und

operative Perspektiven vermischt Der Beirat fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung ist das

Organ fuumlr die Beratung und Koordination der universitaumlren Ausbildung von Lehrpersonen

der Sekundarstufe I und II Der Beirat untersteht dem Universitaumltsrektorat das die Mitglie-

der ernennt Er ist mit sagenhaften 29 Mitgliedern uumlbergross und kann in dieser Form keine

Foumlrderungs- und Koordinationsfunktion ausuumlben Obwohl die Rektorin der HEP-PH FR

Mitglied ist ist der Beirat ausschliesslich mit der universitaumlren Ausbildung der Lehrperso-

nen befasst und somit kein Gremium das die Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg

koordinieren koumlnnte

Die Gruumlndung des ILLB hat in der universitaumlren Lehrpersonenbildung Klarheit geschaffen

die Ausbildungen fuumlr die Sekundarstufe I und II sind zu einer Einheit geworden Intern ver-

steht sich das ILLB als Zentrum und gewinnt an Identitaumlt Fuumlr Aussenstehende bleibt das

Gesamtangebot der universitaumlren Lehrpersonenbildung unuumlbersichtlich und wirkt fragmen-

tiert Die Webseite der Universitaumlt ist insgesamt unuumlberschaubar Ein Organigramm das die

Akteure der Lehrpersonenbildung im Uumlberblick zeigen wuumlrde fehlt Die Erziehungswissen-

schaften das ILLB und die Sonderpaumldagogik sind nicht als Verbund sichtbar es stellt sich

die Frage weshalb die Sonderpaumldagogik nicht in das Departement Erziehungswissenschaf-

ten integriert ist Eine solche Struktur gaumlbe den Erziehungswissenschaften innerhalb der

Universitaumlt eine groumlssere Ausstrahlung und die Zusammenarbeit koumlnnte verstaumlrkt werden

342 Zusammenarbeit mit oumlffentlichen Einrichtungen

Die Freiburger Organisation der Lehrpersonenbildung wird von aussen nur bedingt ver-

standen und beruumlcksichtigt Aus Sicht der EDK ist unverstaumlndlich dass fuumlr das CERF und

ZELF zwei separate Anerkennungsverfahren erforderlich sind Im Bildungsbericht 2018

werden in der Auswertung der durch das BFS erhobenen Daten jeweils die paumldagogischen

Hochschulen angefuumlhrt darunter die HEP-PH FR und als ergaumlnzende Sonderfaumllle das IUFE

der Universitaumlt Genf sowie in der franzoumlsischsprachigen Fassung das CERF und in der

deutschsprachigen das ZELF allerdings mit identischen Daten Eine sorgfaumlltige Accountabili-

ty (Berichterstattung gegenuumlber den Anspruchsgruppen uumlber die Leistungserbringung) ist

aufgrund der diffusen Strukturen nicht moumlglich

39

Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-

gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-

sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes

de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale

de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in

der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den

Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-

sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen

Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene

Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf

die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist

eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten

Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen

Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-

enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-

nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen

Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten

343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung

Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es

braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-

nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die

Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-

stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen

Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen

sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards

ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-

litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte

Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-

den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-

derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die

HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative

Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet

werden muumlssen

Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen

Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-

maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-

rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-

hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht

Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-

sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen

40

Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie

sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber

eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt

ist diese Auflage weniger problematisch

344 Infrastruktur

Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen

bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-

lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-

lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-

schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade

auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den

heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau

nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden

Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-

gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun

verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten

Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit

einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung

stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-

schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden

Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-

kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie

eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des

ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-

PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-

ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst

Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals

thematisiert aber nie weiterverfolgt

35 Rechtliche Elemente

351 Nationale Ebene

Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-

schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-

taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-

zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-

hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-

traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten

Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten

die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings

41

auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das

Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der

Kantone

352 Kantonale Ebene

Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-

sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig

sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-

cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer

Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-

ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das

Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen

Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR

allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-

trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-

liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-

gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-

lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von

2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der

fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen

Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten

waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das

neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR

eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb

keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz

grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen

der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-

schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-

matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung

mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden

soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung

Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen

Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-

ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren

Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft

getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem

Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-

schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-

tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen

Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-

42

le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des

Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-

systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert

werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-

lungsdruck verhindern koumlnnen

36 Finanzielle Elemente

Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle

Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die

Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen

Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-

hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses

Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im

interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln

Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-

rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits

und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die

Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-

zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-

schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den

Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH

15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und

nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-

gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen

werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach

Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine

Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-

traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite

lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-

nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt

37 Kontextualisierung der Erkenntnisse

Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen

der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-

beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast

ausschliesslich informell

In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse

durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt

dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-

tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit

43

einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als

auch aus anderen Kantonen

FR HEP Vaud PH Bern

Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)

Sekundarstufe I 435 443 877

Sekundarstufe II 228 215 357

Total Sekundarstufe 663 658 1234

Sonderpaumldagogik 953 368 207

Total 2025 1945 2429

Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen

201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der

Fachausbildung mitgezaumlhlt

Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH

abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell

entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der

HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die

Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr

den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-

sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-

den

Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-

fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-

ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es

die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-

renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf

Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-

ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe

II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben

Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-

traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die

Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss

zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-

ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen

Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur

Verfuumlgung

44

4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle

41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick

In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-

nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig

ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische

Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf

lokale Besonderheiten zugeschnitten sind

Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik

1 PHBern

2 PH FHNW

3 PHGR

4 PH Luzern

5 PHSG

6 PHSH

7 PHSZ

8 PHTG

9 PH-VS

10 PH Zug

11 PHZH

12 HEP-BEJUNE

13 HEP Vaud

14 S SUPSI-DFA

Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz

Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-

enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-

tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch

an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-

gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden

Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-

terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-

tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt

Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-

lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der

Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-

konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats

gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-

sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann

45

42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle

Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-

gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll

ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber

im Folgenden kurz aufgefuumlhrt

Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-

schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt

des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-

spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-

ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit

einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies

etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH

FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-

ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-

tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium

besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-

PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so

besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt

und HEP-PH FR gewertet

Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der

Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen

immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-

lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich

Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-

turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre

aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-

chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell

von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-

saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen

besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen

Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann

die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-

nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur

Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder

andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE

Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der

Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-

bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-

nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-

sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie

46

gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-

tonsverfassung mit einbezogen

Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische

Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-

ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-

schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-

zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-

rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-

nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur

Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-

und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-

ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-

takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen

Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles

fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR

stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-

schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO

dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im

Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-

geordneten Strukturen problematisch

43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-

versitaumlt

In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach

einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen

Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur

Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung

Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr

Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten

Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD

vom 1 Januar 2002 geregelt

431 Staumlrken und Chancen

Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-

ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-

stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die

ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil

Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-

gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und

paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen

47

allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt

der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-

meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch

im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher

Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone

geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg

waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen

Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr

Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im

Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-

Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als

auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies

ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung

mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-

lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-

studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls

als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-

renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen

Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet

werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-

didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-

nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in

Bern oder Lausanne stattfindet

432 Schwaumlchen und Gefahren

Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II

den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit

Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung

Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein

interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in

Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und

praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-

tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische

Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt

und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren

44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt

Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-

sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-

taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein

48

441 Staumlrken und Chancen

Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen

Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-

der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen

aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland

mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten

laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-

tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig

442 Schwaumlchen und Gefahren

In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen

Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-

dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt

Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu

geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-

personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-

nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche

Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-

setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung

fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-

nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem

Unwort geworden

Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-

lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In

einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches

Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-

toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder

einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-

sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-

te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer

rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-

rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr

eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-

dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem

Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb

des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-

chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere

nutzen moumlchten

49

45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne

In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-

ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-

de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke

Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation

eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische

Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung

Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um

Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert

451 Staumlrken und Chancen

Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-

dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der

HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden

Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot

452 Schwaumlchen und Gefahren

Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar

und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche

Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton

Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der

Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem

im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark

in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen

Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-

le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-

stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation

insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-

operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-

rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders

die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses

Modell wohl besonders schwierig umzusetzen

50

5 Empfehlungen

51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit

Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-

nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status

Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre

Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-

nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde

sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand

bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons

Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-

tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher

Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst

eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein

Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium

vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-

che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige

Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt

der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-

dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu

nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-

nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen

52 Strategische Stossrichtung

Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes

festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung

der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-

meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie

sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-

stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-

ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-

nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status

Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen

Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden

kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts

muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen

Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet

51

Perspektive Strategische Ziele

Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen

Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit

seinen Besonderheiten

Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-

burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten

und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen

Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant

hervorgehoben

Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen

Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)

Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-

kraumlften garantieren

Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen

Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren

Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung

ermoumlglichen

Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-

schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann

Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen

Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-

fuumlgung stellen

Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-

chende Informatikinfrastruktur einrichten

Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen

Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen

Der Hochschule Autonomie gewaumlhren

Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung

53 Modellvorschlag

531 Interinstitutionelles Gremium

Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-

nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist

gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-

schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben

den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)

eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums

(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird

das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist

dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-

pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-

bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung

52

In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-

fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun

Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-

liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten

Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-

den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-

sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-

tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-

rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-

bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-

sammlung) ersetzt werden

Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan

53

Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)

532 Abwaumlgungen

Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-

stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das

Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-

schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure

des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem

Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-

typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-

dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt

aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-

oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-

treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-

ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat

damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-

ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten

Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-

tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden

und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-

gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang

gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen

kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-

ben

Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-

folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die

54

Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig

der finanzielle Druck auf die kleinen PHs

533 Weiteres Vorgehen und Ausblick

Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von

aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich

hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-

schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der

Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-

len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich

lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei

Hauptphasen

Abbildung 26 Prozessgestaltung

Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste

fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit

sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende

laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-

kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer

Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf

dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume

verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-

sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-

den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt

werden

Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen

Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-

naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge

der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue

55

Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf

angepasst der Aussenauftritt konsolidiert

Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen

Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion

um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum

die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-

statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-

faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht

534 Schlussgedanken

Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die

Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen

Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch

konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-

gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt

werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen

Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-

saumltzlich erschwerend

Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-

gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-

finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung

verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so

koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden

Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution

fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht

Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-

promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-

lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-

gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt

Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-

forderlich

56

6 Quellen

61 Literatur

Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter

httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb

Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt

Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle

Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading

House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No

12

Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)

Muumlnchen Vahlen

Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice

(9th ed) Boston McGraw-Hill

Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-

Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson

Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A

Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University

108 (6) 1017-1054

Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational

Researcher 15(2) 4-14

Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion

62 Rechtsgrundlagen

Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-

taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und

Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001

Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-

sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)

Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-

schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom

30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)

Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et

lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001

EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit

Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK

EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der

Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK

57

Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)

Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)

Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg

(SR 101000)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)

Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom

16062016 (LB SR 447710)

Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)

63 Berichte und Stellungnahmen

SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr

Bildungsforschung

Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017

Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave

lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat

de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut

Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg

Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg

13122018

Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute

Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK

httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf

httpwwwcdipchdyn12277php

2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron

PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion

httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf

httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv

onMedienundIKTindenUnterrichtpdf

httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes

Page 39: Prof. Dr. Roman Capaul St. Gallen, 2. April 2019 · guisme est un atout unique qui est mis en avant comme une unique selling proposition (USP - proposition de vente unique). Le bilinguisme

39

Die Direktion der HEP-PH FR ist sowohl in den franzoumlsisch- als auch in den deutschsprachi-

gen Fachgremien aktiv Am ILLB wird diese Aufgabe geteilt Das CERF ist in den franzouml-

sischsprachigen Netzwerken aktiv (zB Conseil Acadeacutemique des Hautes Ecoles Romandes

de la formation CAHR Kommissionen und Arbeitsgruppen der Confeacuterence intercantonale

de linstruction publique CIIP) das ZELF repraumlsentiert das ILLB und die Sonderpaumldagogik in

der Kammer PH von swissuniversities Die uneinheitlichen Entscheidungsbefugnisse in den

Freiburger Ausbildungsinstitutionen erschweren die Zusammenarbeit da sie fuumlr die Univer-

sitaumlt teilweise auf Fakultaumlts- oder Rektoratsebene liegen

Fuumlr die EKSD ist es weitgehend unmoumlglich die Lehrpersonenbildung uumlber drei verschiedene

Einheiten hinweg zu steuern und zusammenzubringen Dies waumlre aber wichtig fuumlr eine auf

die Realitaumlt Freiburg ausgerichtete Versorgung der Schulen mit Lehrpersonen Dem Amt ist

eine flaumlchendeckende Versorgung auch in den laumlndlichen Gebieten mit gut ausgebildeten

Lehrpersonen ein Anliegen Themen wie Schuumllerbeurteilung Differenzierungsmassnahmen

Umgang mit Schuumllern mit besonderen Beduumlrfnissen Zweisprachigkeit oder Medi-

enInformatik muumlssen koordiniert angegangen werden Fuumlr die Aumlmter ist es bei den gegebe-

nen Organisationsstrukturen schwierig mit der HEP-PH FR und der Universitaumlt in diesen

Themen ausreichend gut zusammenzuarbeiten

343 Qualitaumltssicherung und Akkreditierung

Die Anforderungen an den Lehrberuf sind in den letzten Jahren laufend gewachsen Es

braucht eine fundierte und wissenschaftsbasierte Aus- und Weiterbildung von Lehrperso-

nen damit die erforderliche Professionalitaumlt entstehen kann Unter anderem deshalb hat die

Schweiz vor rund 20 Jahren die Ausbildung der Volksschullehrpersonen von der Sekundar-

stufe II (die ehemaligen Lehrerseminare) auf die Tertiaumlrstufe (die heutigen Paumldagogischen

Hochschulen) angehoben Die qualitativen Erwartungen an die Paumldagogischen Hochschulen

sind houmlher als an die fruumlheren Seminare Um diese an wissenschaftlichen Qualitaumltsstandards

ausgerichtete Professionalitaumlt zu gewaumlhrleisten ist eine Mindestgroumlsse erforderlich Aus qua-

litativer Perspektive besteht ein gewisser Zwang zur Groumlsse Um ausreichend qualifizierte

Dozierende zu rekrutieren und zu beschaumlftigen braucht es eine Mindestzahl an Studieren-

den Die EDK hat diese Zahl urspruumlnglich auf 300 festgesetzt um auch den lokalen Beson-

derheiten von abgelegenen Regionen Rechnung zu tragen Tatsaumlchlich gilt aber heute die

HEP-PH FR mit rund 400 Studierenden als eine der kleinen Schweizer PH Diese relative

Kleinheit akzentuiert sich noch weil die Beduumlrfnisse der beiden Sprachgruppen beachtet

werden muumlssen

Die HEP-PH FR verfuumlgt uumlber ungenuumlgende Ressourcen Gleichzeitig muss sie den gleichen

Anforderungen genuumlgen wie grosse Institutionen zB dem Akkreditierungsverfahren Ge-

maumlss den Bestimmungen des HFKG (Art 28 Abs 2 Art 29) ist die institutionelle Akkreditie-

rung Voraussetzung fuumlr das Recht einer Hochschule die Bezeichnung laquoUniversitaumltraquo laquoFach-

hochschuleraquo oder laquoPaumldagogische Hochschuleraquo in ihrem Namen zu tragen Spaumltestens acht

Jahre nach Inkrafttreten des HFKG dh bis Ende 2022 muss die Akkreditierung abgeschlos-

sen sein Dieser Prozess bedeutet fuumlr die Hochschulen einen betraumlchtlichen administrativen

40

Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie

sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber

eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt

ist diese Auflage weniger problematisch

344 Infrastruktur

Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen

bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-

lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-

lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-

schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade

auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den

heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau

nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden

Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-

gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun

verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten

Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit

einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung

stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-

schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden

Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-

kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie

eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des

ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-

PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-

ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst

Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals

thematisiert aber nie weiterverfolgt

35 Rechtliche Elemente

351 Nationale Ebene

Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-

schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-

taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-

zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-

hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-

traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten

Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten

die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings

41

auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das

Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der

Kantone

352 Kantonale Ebene

Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-

sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig

sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-

cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer

Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-

ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das

Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen

Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR

allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-

trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-

liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-

gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-

lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von

2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der

fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen

Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten

waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das

neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR

eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb

keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz

grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen

der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-

schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-

matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung

mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden

soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung

Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen

Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-

ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren

Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft

getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem

Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-

schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-

tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen

Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-

42

le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des

Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-

systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert

werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-

lungsdruck verhindern koumlnnen

36 Finanzielle Elemente

Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle

Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die

Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen

Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-

hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses

Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im

interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln

Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-

rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits

und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die

Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-

zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-

schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den

Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH

15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und

nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-

gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen

werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach

Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine

Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-

traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite

lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-

nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt

37 Kontextualisierung der Erkenntnisse

Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen

der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-

beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast

ausschliesslich informell

In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse

durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt

dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-

tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit

43

einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als

auch aus anderen Kantonen

FR HEP Vaud PH Bern

Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)

Sekundarstufe I 435 443 877

Sekundarstufe II 228 215 357

Total Sekundarstufe 663 658 1234

Sonderpaumldagogik 953 368 207

Total 2025 1945 2429

Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen

201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der

Fachausbildung mitgezaumlhlt

Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH

abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell

entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der

HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die

Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr

den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-

sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-

den

Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-

fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-

ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es

die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-

renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf

Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-

ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe

II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben

Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-

traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die

Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss

zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-

ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen

Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur

Verfuumlgung

44

4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle

41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick

In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-

nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig

ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische

Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf

lokale Besonderheiten zugeschnitten sind

Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik

1 PHBern

2 PH FHNW

3 PHGR

4 PH Luzern

5 PHSG

6 PHSH

7 PHSZ

8 PHTG

9 PH-VS

10 PH Zug

11 PHZH

12 HEP-BEJUNE

13 HEP Vaud

14 S SUPSI-DFA

Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz

Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-

enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-

tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch

an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-

gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden

Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-

terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-

tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt

Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-

lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der

Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-

konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats

gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-

sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann

45

42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle

Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-

gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll

ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber

im Folgenden kurz aufgefuumlhrt

Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-

schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt

des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-

spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-

ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit

einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies

etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH

FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-

ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-

tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium

besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-

PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so

besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt

und HEP-PH FR gewertet

Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der

Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen

immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-

lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich

Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-

turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre

aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-

chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell

von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-

saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen

besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen

Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann

die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-

nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur

Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder

andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE

Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der

Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-

bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-

nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-

sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie

46

gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-

tonsverfassung mit einbezogen

Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische

Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-

ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-

schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-

zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-

rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-

nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur

Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-

und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-

ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-

takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen

Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles

fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR

stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-

schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO

dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im

Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-

geordneten Strukturen problematisch

43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-

versitaumlt

In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach

einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen

Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur

Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung

Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr

Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten

Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD

vom 1 Januar 2002 geregelt

431 Staumlrken und Chancen

Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-

ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-

stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die

ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil

Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-

gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und

paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen

47

allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt

der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-

meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch

im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher

Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone

geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg

waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen

Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr

Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im

Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-

Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als

auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies

ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung

mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-

lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-

studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls

als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-

renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen

Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet

werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-

didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-

nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in

Bern oder Lausanne stattfindet

432 Schwaumlchen und Gefahren

Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II

den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit

Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung

Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein

interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in

Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und

praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-

tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische

Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt

und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren

44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt

Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-

sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-

taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein

48

441 Staumlrken und Chancen

Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen

Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-

der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen

aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland

mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten

laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-

tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig

442 Schwaumlchen und Gefahren

In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen

Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-

dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt

Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu

geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-

personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-

nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche

Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-

setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung

fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-

nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem

Unwort geworden

Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-

lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In

einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches

Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-

toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder

einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-

sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-

te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer

rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-

rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr

eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-

dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem

Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb

des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-

chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere

nutzen moumlchten

49

45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne

In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-

ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-

de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke

Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation

eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische

Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung

Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um

Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert

451 Staumlrken und Chancen

Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-

dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der

HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden

Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot

452 Schwaumlchen und Gefahren

Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar

und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche

Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton

Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der

Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem

im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark

in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen

Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-

le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-

stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation

insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-

operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-

rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders

die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses

Modell wohl besonders schwierig umzusetzen

50

5 Empfehlungen

51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit

Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-

nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status

Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre

Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-

nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde

sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand

bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons

Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-

tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher

Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst

eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein

Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium

vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-

che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige

Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt

der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-

dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu

nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-

nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen

52 Strategische Stossrichtung

Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes

festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung

der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-

meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie

sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-

stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-

ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-

nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status

Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen

Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden

kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts

muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen

Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet

51

Perspektive Strategische Ziele

Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen

Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit

seinen Besonderheiten

Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-

burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten

und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen

Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant

hervorgehoben

Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen

Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)

Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-

kraumlften garantieren

Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen

Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren

Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung

ermoumlglichen

Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-

schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann

Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen

Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-

fuumlgung stellen

Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-

chende Informatikinfrastruktur einrichten

Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen

Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen

Der Hochschule Autonomie gewaumlhren

Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung

53 Modellvorschlag

531 Interinstitutionelles Gremium

Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-

nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist

gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-

schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben

den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)

eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums

(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird

das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist

dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-

pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-

bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung

52

In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-

fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun

Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-

liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten

Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-

den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-

sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-

tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-

rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-

bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-

sammlung) ersetzt werden

Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan

53

Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)

532 Abwaumlgungen

Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-

stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das

Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-

schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure

des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem

Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-

typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-

dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt

aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-

oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-

treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-

ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat

damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-

ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten

Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-

tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden

und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-

gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang

gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen

kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-

ben

Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-

folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die

54

Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig

der finanzielle Druck auf die kleinen PHs

533 Weiteres Vorgehen und Ausblick

Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von

aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich

hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-

schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der

Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-

len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich

lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei

Hauptphasen

Abbildung 26 Prozessgestaltung

Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste

fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit

sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende

laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-

kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer

Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf

dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume

verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-

sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-

den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt

werden

Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen

Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-

naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge

der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue

55

Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf

angepasst der Aussenauftritt konsolidiert

Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen

Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion

um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum

die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-

statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-

faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht

534 Schlussgedanken

Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die

Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen

Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch

konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-

gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt

werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen

Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-

saumltzlich erschwerend

Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-

gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-

finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung

verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so

koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden

Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution

fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht

Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-

promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-

lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-

gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt

Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-

forderlich

56

6 Quellen

61 Literatur

Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter

httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb

Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt

Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle

Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading

House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No

12

Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)

Muumlnchen Vahlen

Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice

(9th ed) Boston McGraw-Hill

Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-

Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson

Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A

Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University

108 (6) 1017-1054

Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational

Researcher 15(2) 4-14

Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion

62 Rechtsgrundlagen

Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-

taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und

Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001

Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-

sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)

Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-

schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom

30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)

Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et

lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001

EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit

Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK

EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der

Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK

57

Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)

Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)

Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg

(SR 101000)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)

Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom

16062016 (LB SR 447710)

Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)

63 Berichte und Stellungnahmen

SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr

Bildungsforschung

Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017

Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave

lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat

de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut

Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg

Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg

13122018

Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute

Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK

httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf

httpwwwcdipchdyn12277php

2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron

PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion

httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf

httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv

onMedienundIKTindenUnterrichtpdf

httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes

Page 40: Prof. Dr. Roman Capaul St. Gallen, 2. April 2019 · guisme est un atout unique qui est mis en avant comme une unique selling proposition (USP - proposition de vente unique). Le bilinguisme

40

Mehraufwand Obwohl die HEP-PH FR kaum uumlber die noumltigen Ressourcen verfuumlgt muss sie

sich innerhalb der naumlchsten drei Jahre diesem Prozess stellen Fuumlr die Universitaumlt die uumlber

eine Dienststelle laquoQualitaumltssicherungraquo (Service assurance Assurance Qualiteacute ServAQ) verfuumlgt

ist diese Auflage weniger problematisch

344 Infrastruktur

Die Raumlumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars die den Unterricht in kleinen Gruppen

bedingen sind fuumlr die Lehre auf Hochschulstufe der HEP-PH FR ungeeignet Diese Feststel-

lung gilt auch fuumlr die Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt die seit 2004 in den Raumlum-

lichkeiten des Gebaumludes laquoRegina Mundiraquo untergebracht ist einem ehemaligen marianisti-

schen Priesterseminar samt Kapelle An beiden Standorten fehlen grosse Houmlrsaumlle Gerade

auch im Vergleich mit anderen Hochschulen entsprechen beide Gebaumlude nicht mehr den

heutigen Infrastrukturstandards Um das Infrastrukturproblem zB mit einem Neubau

nachhaltig zu loumlsen muumlssen Entscheide mit grosser finanzieller Tragweite getroffen werden

Mangels einer langfristigen Strategie fuumlr die Lehrpersonenbildung die solchen Entscheidun-

gen zugrunde gelegt werden koumlnnte wurden die Liegenschaftskonzepte zuruumlckgestellt Nun

verschaumlrft sich der Handlungsdruck aber zunehmend da an der HEP-PH FR in den naumlchsten

Jahren mehr Studierende ausgebildet werden muumlssen Kurzfristig wird der Raumbedarf mit

einem Provisorium gedeckt das ab 2020 auf dem Gelaumlnde der HEP-PH FR zur Verfuumlgung

stehen und weiteren 50 Studierenden Platz bieten wird Es ist geplant dass diese provisori-

schen Raumlume 10 Jahre im Einsatz sein werden

Die technische Infrastruktur der HEP-PH FR wird durch das Amt fuumlr Informatik und Tele-

kommunikation (ITA) des Kantons Freiburg sichergestellt Insofern wird die HEP-PH FR wie

eine Schule auf Sekundarstufe II bedient Der hohe Standardisierungsgrad der Loumlsungen des

ITA (Sicherheitsvorkehrungen etc) steht oft im Widerspruch zu den Beduumlrfnissen der HEP-

PH FR die als Hochschule auf eine gewisse Flexibilitaumlt und Diversitaumlt an Hard- und Soft-

ware angewiesen ist Die Universitaumlt Freiburg verfuumlgt uumlber einen eigenen Informatikdienst

Ein Anschluss der HEP-PH FR an den Informatikdienst der Universitaumlt wurde mehrmals

thematisiert aber nie weiterverfolgt

35 Rechtliche Elemente

351 Nationale Ebene

Die Anerkennung der Studiengaumlnge fuumlr Lehrberufe erfolgt durch die EDK Die gesamt-

schweizerische Anerkennung bedeutet dass erstens die Ausbildung schweizweiten Quali-

taumltsstandards entspricht zweitens die Diplomierten innerhalb der Schweiz berufliche Frei-

zuumlgigkeit geniessen und drittens die Hochschulen im Rahmen der interkantonalen Fach-

hochschulvereinbarung (FHV) und der interkantonalen Universitaumltsvereinbarung (IUV) Bei-

traumlge fuumlr ausserkantonale Studierende erhalten

Mit dem Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz (HFKG) in Kraft seit 2015 halten

die PH erstmals Einzug in ein Bundesgesetz Die Bestimmungen beschraumlnken sich allerdings

41

auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das

Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der

Kantone

352 Kantonale Ebene

Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-

sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig

sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-

cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer

Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-

ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das

Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen

Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR

allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-

trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-

liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-

gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-

lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von

2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der

fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen

Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten

waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das

neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR

eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb

keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz

grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen

der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-

schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-

matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung

mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden

soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung

Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen

Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-

ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren

Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft

getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem

Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-

schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-

tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen

Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-

42

le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des

Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-

systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert

werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-

lungsdruck verhindern koumlnnen

36 Finanzielle Elemente

Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle

Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die

Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen

Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-

hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses

Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im

interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln

Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-

rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits

und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die

Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-

zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-

schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den

Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH

15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und

nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-

gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen

werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach

Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine

Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-

traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite

lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-

nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt

37 Kontextualisierung der Erkenntnisse

Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen

der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-

beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast

ausschliesslich informell

In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse

durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt

dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-

tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit

43

einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als

auch aus anderen Kantonen

FR HEP Vaud PH Bern

Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)

Sekundarstufe I 435 443 877

Sekundarstufe II 228 215 357

Total Sekundarstufe 663 658 1234

Sonderpaumldagogik 953 368 207

Total 2025 1945 2429

Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen

201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der

Fachausbildung mitgezaumlhlt

Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH

abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell

entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der

HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die

Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr

den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-

sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-

den

Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-

fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-

ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es

die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-

renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf

Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-

ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe

II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben

Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-

traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die

Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss

zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-

ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen

Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur

Verfuumlgung

44

4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle

41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick

In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-

nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig

ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische

Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf

lokale Besonderheiten zugeschnitten sind

Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik

1 PHBern

2 PH FHNW

3 PHGR

4 PH Luzern

5 PHSG

6 PHSH

7 PHSZ

8 PHTG

9 PH-VS

10 PH Zug

11 PHZH

12 HEP-BEJUNE

13 HEP Vaud

14 S SUPSI-DFA

Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz

Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-

enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-

tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch

an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-

gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden

Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-

terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-

tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt

Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-

lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der

Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-

konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats

gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-

sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann

45

42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle

Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-

gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll

ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber

im Folgenden kurz aufgefuumlhrt

Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-

schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt

des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-

spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-

ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit

einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies

etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH

FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-

ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-

tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium

besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-

PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so

besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt

und HEP-PH FR gewertet

Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der

Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen

immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-

lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich

Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-

turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre

aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-

chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell

von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-

saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen

besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen

Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann

die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-

nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur

Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder

andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE

Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der

Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-

bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-

nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-

sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie

46

gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-

tonsverfassung mit einbezogen

Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische

Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-

ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-

schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-

zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-

rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-

nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur

Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-

und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-

ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-

takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen

Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles

fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR

stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-

schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO

dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im

Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-

geordneten Strukturen problematisch

43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-

versitaumlt

In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach

einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen

Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur

Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung

Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr

Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten

Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD

vom 1 Januar 2002 geregelt

431 Staumlrken und Chancen

Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-

ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-

stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die

ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil

Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-

gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und

paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen

47

allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt

der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-

meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch

im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher

Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone

geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg

waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen

Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr

Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im

Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-

Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als

auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies

ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung

mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-

lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-

studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls

als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-

renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen

Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet

werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-

didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-

nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in

Bern oder Lausanne stattfindet

432 Schwaumlchen und Gefahren

Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II

den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit

Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung

Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein

interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in

Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und

praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-

tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische

Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt

und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren

44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt

Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-

sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-

taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein

48

441 Staumlrken und Chancen

Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen

Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-

der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen

aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland

mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten

laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-

tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig

442 Schwaumlchen und Gefahren

In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen

Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-

dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt

Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu

geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-

personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-

nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche

Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-

setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung

fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-

nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem

Unwort geworden

Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-

lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In

einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches

Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-

toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder

einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-

sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-

te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer

rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-

rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr

eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-

dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem

Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb

des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-

chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere

nutzen moumlchten

49

45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne

In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-

ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-

de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke

Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation

eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische

Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung

Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um

Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert

451 Staumlrken und Chancen

Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-

dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der

HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden

Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot

452 Schwaumlchen und Gefahren

Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar

und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche

Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton

Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der

Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem

im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark

in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen

Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-

le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-

stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation

insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-

operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-

rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders

die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses

Modell wohl besonders schwierig umzusetzen

50

5 Empfehlungen

51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit

Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-

nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status

Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre

Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-

nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde

sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand

bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons

Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-

tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher

Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst

eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein

Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium

vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-

che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige

Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt

der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-

dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu

nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-

nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen

52 Strategische Stossrichtung

Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes

festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung

der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-

meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie

sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-

stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-

ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-

nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status

Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen

Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden

kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts

muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen

Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet

51

Perspektive Strategische Ziele

Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen

Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit

seinen Besonderheiten

Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-

burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten

und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen

Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant

hervorgehoben

Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen

Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)

Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-

kraumlften garantieren

Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen

Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren

Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung

ermoumlglichen

Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-

schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann

Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen

Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-

fuumlgung stellen

Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-

chende Informatikinfrastruktur einrichten

Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen

Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen

Der Hochschule Autonomie gewaumlhren

Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung

53 Modellvorschlag

531 Interinstitutionelles Gremium

Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-

nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist

gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-

schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben

den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)

eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums

(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird

das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist

dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-

pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-

bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung

52

In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-

fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun

Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-

liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten

Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-

den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-

sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-

tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-

rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-

bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-

sammlung) ersetzt werden

Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan

53

Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)

532 Abwaumlgungen

Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-

stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das

Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-

schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure

des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem

Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-

typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-

dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt

aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-

oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-

treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-

ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat

damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-

ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten

Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-

tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden

und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-

gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang

gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen

kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-

ben

Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-

folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die

54

Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig

der finanzielle Druck auf die kleinen PHs

533 Weiteres Vorgehen und Ausblick

Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von

aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich

hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-

schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der

Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-

len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich

lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei

Hauptphasen

Abbildung 26 Prozessgestaltung

Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste

fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit

sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende

laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-

kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer

Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf

dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume

verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-

sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-

den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt

werden

Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen

Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-

naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge

der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue

55

Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf

angepasst der Aussenauftritt konsolidiert

Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen

Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion

um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum

die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-

statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-

faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht

534 Schlussgedanken

Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die

Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen

Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch

konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-

gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt

werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen

Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-

saumltzlich erschwerend

Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-

gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-

finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung

verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so

koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden

Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution

fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht

Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-

promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-

lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-

gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt

Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-

forderlich

56

6 Quellen

61 Literatur

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httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb

Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt

Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle

Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading

House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No

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Muumlnchen Vahlen

Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice

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Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson

Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A

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Researcher 15(2) 4-14

Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion

62 Rechtsgrundlagen

Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-

taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und

Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001

Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-

sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)

Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-

schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom

30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)

Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et

lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001

EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit

Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK

EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der

Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK

57

Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)

Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)

Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg

(SR 101000)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)

Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom

16062016 (LB SR 447710)

Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)

63 Berichte und Stellungnahmen

SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr

Bildungsforschung

Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017

Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave

lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat

de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut

Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg

Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg

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Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute

Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK

httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf

httpwwwcdipchdyn12277php

2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron

PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion

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Page 41: Prof. Dr. Roman Capaul St. Gallen, 2. April 2019 · guisme est un atout unique qui est mis en avant comme une unique selling proposition (USP - proposition de vente unique). Le bilinguisme

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auf wenige Artikel die die Akkreditierung und die Zulassungsbestimmungen regeln Das

Volksschulwesen und die Lehrpersonenbildung bleiben im Wesentlichen in der Hand der

Kantone

352 Kantonale Ebene

Dass im Gegensatz zu den Universitaumlten und Fachhochschulen fuumlr die PH als verhaumlltnismaumls-

sig kleine und hochspezialisierte Spartenhochschulen ausschliesslich die Kantone zustaumlndig

sind zeigt die Bedeutung die die Kantone der Lehrpersonenbildung beimessen Aus rechtli-

cher Perspektive ist aber das Gleichgewicht das zwischen institutioneller Autonomie einer

Hochschule und Regulierung durch den Staat (der gleichzeitig als Ausbildner und Arbeitge-

ber der kuumlnftigen Lehrpersonen agiert) bestehen sollte noch nicht vollstaumlndig etabliert Das

Gesetz von 2015 verleiht der HEP-PH FR die Stellung einer autonomen oumlffentlich-rechtlichen

Institution mit eigener Rechtspersoumlnlichkeit in administrativer Hinsicht ist die HEP-PH FR

allerdings noch stark an die Kantonsverwaltung gebunden Obwohl sich der Leistungsauf-

trag gegenuumlber dem KLS grundlegend veraumlndert hat wurden der HEP-PH FR kaum zusaumltz-

liche Mittel gesprochen Nicht nur in Informatik- sondern auch in Personal- oder Finanzfra-

gen hat die HEP-PH FR keinerlei Handlungsspielraum Die insgesamt vier Ausfuumlhrungsreg-

lemente (Studien- Ausfuumlhrungs- Finanz-und Personalreglement) zum neuen Gesetz von

2015 sind teilweise noch in Ausarbeitung werden aber die grundlegenden Probleme der

fehlenden Autonomie auch nicht loumlsen

Die Bestimmung aus dem Gesetz von 1999 nach der Universitaumlt und HEP-PH FR gehalten

waren laquoauf ihre schrittweise Annaumlherung hinzuwirkenraquo (Art 5 Abs 2) wurde nicht in das

neue Gesetz von 2015 aufgenommen Letzteres ist geschaffen worden um der HEP-PH FR

eine ihrer heutigen Situation entsprechende Rechtsgrundlage zu verleihen und hat deshalb

keinerlei visionaumlren Charakter Bei einer Erweiterung der HEP-PH FR muumlsste das Gesetz

grundlegend revidiert werden Die heute geltende Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen

der HEP-PH FR und der Universitaumlt gibt an in welche Richtung die Zusammenarbeit zwi-

schen den beiden Institutionen erfolgen sollte Die Vereinbarung ist aber nicht in der syste-

matischen Gesetzessammlung erfasst In der Vereinbarung fehlt zudem eine Beschreibung

mit welchen Strukturen und Organisationsformen die Zusammenarbeit gestaltet werden

soll dadurch entwickelt sie wenig Wirkung

Die Funktionsweise des ILLB ist gaumlnzlich der Gesetzgebung der Universitaumlt unterworfen

Diese garantiert die akademische Freiheit Sie kann sich aufgrund ihrer nationalen und in-

ternationalen Ausrichtung weniger am lokalen Arbeitsmarkt Freiburg orientieren

Auf kantonaler Ebene ist fuumlr die Lehrpersonenbildung auch das am 1 August 2015 in Kraft

getretene Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG) relevant Es verleiht dem

Schulwesen fuumlr die gesamte obligatorische Schulzeit (1Hndash11H) und fuumlr beide Sprachgemein-

schaften des Kantons einen gemeinsamen Rahmen und verankert die Integration in den All-

tag der Regelklassen Diese Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz uumlber alle Stufen und paumldagogischen

Aspekte der obligatorischen Schule ist aber in der Realitaumlt nicht vorhanden Die institutionel-

42

le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des

Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-

systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert

werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-

lungsdruck verhindern koumlnnen

36 Finanzielle Elemente

Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle

Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die

Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen

Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-

hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses

Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im

interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln

Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-

rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits

und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die

Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-

zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-

schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den

Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH

15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und

nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-

gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen

werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach

Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine

Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-

traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite

lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-

nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt

37 Kontextualisierung der Erkenntnisse

Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen

der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-

beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast

ausschliesslich informell

In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse

durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt

dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-

tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit

43

einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als

auch aus anderen Kantonen

FR HEP Vaud PH Bern

Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)

Sekundarstufe I 435 443 877

Sekundarstufe II 228 215 357

Total Sekundarstufe 663 658 1234

Sonderpaumldagogik 953 368 207

Total 2025 1945 2429

Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen

201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der

Fachausbildung mitgezaumlhlt

Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH

abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell

entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der

HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die

Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr

den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-

sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-

den

Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-

fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-

ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es

die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-

renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf

Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-

ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe

II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben

Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-

traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die

Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss

zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-

ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen

Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur

Verfuumlgung

44

4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle

41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick

In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-

nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig

ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische

Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf

lokale Besonderheiten zugeschnitten sind

Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik

1 PHBern

2 PH FHNW

3 PHGR

4 PH Luzern

5 PHSG

6 PHSH

7 PHSZ

8 PHTG

9 PH-VS

10 PH Zug

11 PHZH

12 HEP-BEJUNE

13 HEP Vaud

14 S SUPSI-DFA

Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz

Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-

enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-

tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch

an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-

gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden

Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-

terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-

tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt

Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-

lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der

Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-

konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats

gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-

sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann

45

42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle

Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-

gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll

ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber

im Folgenden kurz aufgefuumlhrt

Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-

schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt

des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-

spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-

ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit

einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies

etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH

FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-

ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-

tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium

besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-

PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so

besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt

und HEP-PH FR gewertet

Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der

Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen

immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-

lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich

Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-

turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre

aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-

chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell

von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-

saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen

besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen

Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann

die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-

nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur

Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder

andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE

Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der

Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-

bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-

nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-

sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie

46

gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-

tonsverfassung mit einbezogen

Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische

Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-

ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-

schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-

zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-

rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-

nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur

Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-

und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-

ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-

takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen

Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles

fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR

stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-

schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO

dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im

Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-

geordneten Strukturen problematisch

43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-

versitaumlt

In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach

einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen

Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur

Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung

Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr

Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten

Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD

vom 1 Januar 2002 geregelt

431 Staumlrken und Chancen

Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-

ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-

stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die

ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil

Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-

gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und

paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen

47

allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt

der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-

meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch

im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher

Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone

geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg

waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen

Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr

Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im

Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-

Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als

auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies

ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung

mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-

lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-

studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls

als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-

renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen

Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet

werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-

didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-

nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in

Bern oder Lausanne stattfindet

432 Schwaumlchen und Gefahren

Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II

den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit

Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung

Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein

interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in

Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und

praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-

tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische

Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt

und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren

44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt

Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-

sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-

taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein

48

441 Staumlrken und Chancen

Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen

Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-

der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen

aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland

mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten

laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-

tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig

442 Schwaumlchen und Gefahren

In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen

Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-

dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt

Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu

geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-

personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-

nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche

Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-

setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung

fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-

nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem

Unwort geworden

Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-

lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In

einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches

Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-

toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder

einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-

sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-

te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer

rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-

rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr

eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-

dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem

Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb

des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-

chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere

nutzen moumlchten

49

45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne

In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-

ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-

de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke

Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation

eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische

Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung

Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um

Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert

451 Staumlrken und Chancen

Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-

dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der

HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden

Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot

452 Schwaumlchen und Gefahren

Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar

und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche

Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton

Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der

Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem

im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark

in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen

Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-

le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-

stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation

insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-

operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-

rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders

die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses

Modell wohl besonders schwierig umzusetzen

50

5 Empfehlungen

51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit

Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-

nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status

Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre

Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-

nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde

sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand

bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons

Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-

tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher

Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst

eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein

Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium

vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-

che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige

Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt

der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-

dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu

nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-

nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen

52 Strategische Stossrichtung

Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes

festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung

der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-

meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie

sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-

stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-

ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-

nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status

Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen

Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden

kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts

muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen

Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet

51

Perspektive Strategische Ziele

Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen

Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit

seinen Besonderheiten

Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-

burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten

und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen

Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant

hervorgehoben

Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen

Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)

Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-

kraumlften garantieren

Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen

Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren

Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung

ermoumlglichen

Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-

schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann

Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen

Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-

fuumlgung stellen

Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-

chende Informatikinfrastruktur einrichten

Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen

Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen

Der Hochschule Autonomie gewaumlhren

Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung

53 Modellvorschlag

531 Interinstitutionelles Gremium

Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-

nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist

gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-

schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben

den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)

eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums

(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird

das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist

dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-

pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-

bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung

52

In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-

fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun

Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-

liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten

Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-

den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-

sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-

tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-

rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-

bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-

sammlung) ersetzt werden

Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan

53

Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)

532 Abwaumlgungen

Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-

stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das

Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-

schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure

des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem

Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-

typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-

dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt

aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-

oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-

treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-

ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat

damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-

ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten

Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-

tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden

und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-

gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang

gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen

kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-

ben

Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-

folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die

54

Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig

der finanzielle Druck auf die kleinen PHs

533 Weiteres Vorgehen und Ausblick

Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von

aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich

hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-

schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der

Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-

len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich

lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei

Hauptphasen

Abbildung 26 Prozessgestaltung

Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste

fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit

sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende

laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-

kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer

Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf

dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume

verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-

sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-

den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt

werden

Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen

Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-

naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge

der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue

55

Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf

angepasst der Aussenauftritt konsolidiert

Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen

Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion

um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum

die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-

statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-

faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht

534 Schlussgedanken

Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die

Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen

Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch

konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-

gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt

werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen

Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-

saumltzlich erschwerend

Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-

gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-

finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung

verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so

koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden

Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution

fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht

Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-

promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-

lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-

gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt

Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-

forderlich

56

6 Quellen

61 Literatur

Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter

httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb

Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt

Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle

Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading

House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No

12

Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)

Muumlnchen Vahlen

Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice

(9th ed) Boston McGraw-Hill

Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-

Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson

Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A

Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University

108 (6) 1017-1054

Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational

Researcher 15(2) 4-14

Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion

62 Rechtsgrundlagen

Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-

taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und

Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001

Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-

sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)

Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-

schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom

30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)

Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et

lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001

EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit

Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK

EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der

Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK

57

Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)

Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)

Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg

(SR 101000)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)

Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom

16062016 (LB SR 447710)

Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)

63 Berichte und Stellungnahmen

SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr

Bildungsforschung

Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017

Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave

lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat

de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut

Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg

Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg

13122018

Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute

Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK

httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf

httpwwwcdipchdyn12277php

2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron

PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion

httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf

httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv

onMedienundIKTindenUnterrichtpdf

httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes

Page 42: Prof. Dr. Roman Capaul St. Gallen, 2. April 2019 · guisme est un atout unique qui est mis en avant comme une unique selling proposition (USP - proposition de vente unique). Le bilinguisme

42

le Zerstuumlckelung der paumldagogischen Ausbildung im Kanton widerspricht der Vision des

Gesetzes Auch ein systematisches und wissenschaftliches Monitoring des gesamten Schul-

systems insbesondere auch unter Beruumlcksichtigung der Personalsituation koumlnnte verbessert

werden Ein solches haumltte die aktuelle festgefahrene Situation mit derart dringlichem Hand-

lungsdruck verhindern koumlnnen

36 Finanzielle Elemente

Der Aufgabenbereich der oumlffentlichen Hand und die Anforderungen an eine professionelle

Leistungserstellung wachsen stetig Fuumlr die Kantone haben das Gesundheitswesen und die

Bildung besonderes Gewicht Beide Bereiche kaumlmpfen um die erforderlichen finanziellen

Mittel Es sind Loumlsungen anzustreben die die Leistungserbringung einerseits auf einem ho-

hen Qualitaumltsniveau halten und die andererseits die Kosten unter Kontrolle behalten Dieses

Spannungsfeld wird auch kuumlnftig bestehen Der Kanton Freiburg als Nettoempfaumlnger im

interkantonalen Finanzausgleich muss in allen Bereichen kostenbewusst handeln

Die Universitaumlten und die Paumldagogischen Hochschulen haben unterschiedliche Finanzie-

rungsmechanismen Waumlhrend die PH ausschliesslich durch ihren Traumlgerkanton einerseits

und die interkantonalen Fachhochschulbeitraumlge andererseits finanziert werden erhalten die

Universitaumlten ndash wie die Fachhochschulen ndash zusaumltzlich Grundbeitraumlge des Bundes Diese set-

zen sich aus einem Anteil laquoLehreraquo und einem Anteil laquoForschungraquo zusammen deren unter-

schiedliche Gewichtung das Profil des jeweiligen Hochschultyps unterstreichen soll Bei den

Universitaumlten betraumlgt der Anteil laquoLehreraquo 70 (FH 85) und der Anteil laquoForschungraquo 30 (FH

15) Die Beitraumlge fuumlr den Anteil laquoLehreraquo werden nach der Anzahl der Studierenden und

nach der Anzahl der Abschluumlsse zugeteilt Da zur Verteilung der Grundbeitraumlge die Leistun-

gen einer Hochschule mit den Leistungen aller Hochschulen des gleichen Typs verglichen

werden resultiert eine harsche Konkurrenz unter den Hochschulen und ein Drang nach

Quantitaumlt je mehr Studierende desto mehr Bundesgelder Die Perspektive dass durch eine

Reorganisation der Lehrpersonenbildung der Universitaumlt Studierende und damit Bundesbei-

traumlge entzogen werden koumlnnten schuumlrt deshalb Aumlngste Die PH koumlnnen von Bundesseite

lediglich gemaumlss Art 59 HFKG sog projektgebundene Beitraumlge (PGB zB fuumlr das oben ge-

nannte P-09) erhalten und werden dadurch weniger zur Jagd nach Studierenden gedraumlngt

37 Kontextualisierung der Erkenntnisse

Aus den aktuellen Strukturen und Vereinbarungen entstehen zu wenig verbindliche Formen

der Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR dem ILLB und dem DSP Die Zusammenar-

beit zwischen den Ausbildungsstaumltten ist zu personenabhaumlngig und die Kommunikation fast

ausschliesslich informell

In Bezug auf die Anzahl der Studierenden sind die HEP-PH FR und das ILLB in ihrer Groumlsse

durchaus vergleichbar Ein Vergleich mit den Zahlen der HEP Vaud und der PH Bern zeigt

dass eine Zusammenlegung des paumldagogischen Ausbildungsangebots in Freiburg eine Insti-

tution schaffen koumlnnte die eine konkurrenzfaumlhige Groumlsse aufweist Sie koumlnnte zudem mit

43

einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als

auch aus anderen Kantonen

FR HEP Vaud PH Bern

Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)

Sekundarstufe I 435 443 877

Sekundarstufe II 228 215 357

Total Sekundarstufe 663 658 1234

Sonderpaumldagogik 953 368 207

Total 2025 1945 2429

Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen

201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der

Fachausbildung mitgezaumlhlt

Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH

abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell

entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der

HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die

Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr

den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-

sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-

den

Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-

fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-

ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es

die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-

renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf

Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-

ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe

II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben

Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-

traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die

Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss

zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-

ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen

Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur

Verfuumlgung

44

4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle

41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick

In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-

nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig

ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische

Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf

lokale Besonderheiten zugeschnitten sind

Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik

1 PHBern

2 PH FHNW

3 PHGR

4 PH Luzern

5 PHSG

6 PHSH

7 PHSZ

8 PHTG

9 PH-VS

10 PH Zug

11 PHZH

12 HEP-BEJUNE

13 HEP Vaud

14 S SUPSI-DFA

Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz

Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-

enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-

tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch

an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-

gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden

Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-

terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-

tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt

Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-

lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der

Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-

konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats

gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-

sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann

45

42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle

Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-

gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll

ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber

im Folgenden kurz aufgefuumlhrt

Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-

schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt

des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-

spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-

ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit

einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies

etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH

FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-

ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-

tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium

besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-

PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so

besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt

und HEP-PH FR gewertet

Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der

Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen

immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-

lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich

Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-

turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre

aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-

chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell

von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-

saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen

besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen

Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann

die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-

nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur

Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder

andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE

Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der

Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-

bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-

nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-

sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie

46

gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-

tonsverfassung mit einbezogen

Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische

Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-

ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-

schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-

zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-

rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-

nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur

Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-

und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-

ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-

takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen

Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles

fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR

stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-

schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO

dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im

Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-

geordneten Strukturen problematisch

43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-

versitaumlt

In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach

einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen

Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur

Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung

Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr

Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten

Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD

vom 1 Januar 2002 geregelt

431 Staumlrken und Chancen

Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-

ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-

stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die

ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil

Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-

gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und

paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen

47

allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt

der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-

meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch

im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher

Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone

geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg

waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen

Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr

Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im

Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-

Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als

auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies

ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung

mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-

lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-

studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls

als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-

renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen

Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet

werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-

didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-

nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in

Bern oder Lausanne stattfindet

432 Schwaumlchen und Gefahren

Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II

den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit

Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung

Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein

interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in

Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und

praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-

tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische

Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt

und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren

44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt

Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-

sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-

taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein

48

441 Staumlrken und Chancen

Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen

Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-

der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen

aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland

mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten

laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-

tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig

442 Schwaumlchen und Gefahren

In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen

Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-

dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt

Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu

geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-

personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-

nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche

Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-

setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung

fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-

nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem

Unwort geworden

Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-

lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In

einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches

Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-

toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder

einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-

sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-

te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer

rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-

rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr

eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-

dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem

Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb

des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-

chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere

nutzen moumlchten

49

45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne

In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-

ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-

de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke

Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation

eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische

Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung

Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um

Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert

451 Staumlrken und Chancen

Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-

dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der

HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden

Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot

452 Schwaumlchen und Gefahren

Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar

und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche

Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton

Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der

Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem

im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark

in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen

Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-

le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-

stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation

insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-

operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-

rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders

die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses

Modell wohl besonders schwierig umzusetzen

50

5 Empfehlungen

51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit

Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-

nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status

Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre

Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-

nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde

sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand

bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons

Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-

tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher

Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst

eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein

Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium

vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-

che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige

Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt

der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-

dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu

nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-

nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen

52 Strategische Stossrichtung

Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes

festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung

der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-

meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie

sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-

stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-

ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-

nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status

Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen

Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden

kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts

muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen

Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet

51

Perspektive Strategische Ziele

Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen

Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit

seinen Besonderheiten

Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-

burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten

und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen

Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant

hervorgehoben

Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen

Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)

Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-

kraumlften garantieren

Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen

Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren

Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung

ermoumlglichen

Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-

schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann

Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen

Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-

fuumlgung stellen

Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-

chende Informatikinfrastruktur einrichten

Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen

Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen

Der Hochschule Autonomie gewaumlhren

Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung

53 Modellvorschlag

531 Interinstitutionelles Gremium

Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-

nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist

gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-

schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben

den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)

eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums

(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird

das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist

dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-

pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-

bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung

52

In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-

fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun

Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-

liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten

Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-

den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-

sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-

tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-

rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-

bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-

sammlung) ersetzt werden

Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan

53

Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)

532 Abwaumlgungen

Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-

stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das

Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-

schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure

des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem

Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-

typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-

dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt

aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-

oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-

treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-

ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat

damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-

ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten

Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-

tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden

und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-

gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang

gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen

kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-

ben

Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-

folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die

54

Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig

der finanzielle Druck auf die kleinen PHs

533 Weiteres Vorgehen und Ausblick

Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von

aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich

hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-

schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der

Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-

len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich

lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei

Hauptphasen

Abbildung 26 Prozessgestaltung

Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste

fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit

sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende

laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-

kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer

Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf

dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume

verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-

sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-

den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt

werden

Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen

Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-

naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge

der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue

55

Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf

angepasst der Aussenauftritt konsolidiert

Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen

Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion

um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum

die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-

statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-

faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht

534 Schlussgedanken

Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die

Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen

Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch

konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-

gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt

werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen

Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-

saumltzlich erschwerend

Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-

gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-

finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung

verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so

koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden

Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution

fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht

Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-

promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-

lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-

gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt

Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-

forderlich

56

6 Quellen

61 Literatur

Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter

httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb

Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt

Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle

Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading

House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No

12

Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)

Muumlnchen Vahlen

Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice

(9th ed) Boston McGraw-Hill

Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-

Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson

Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A

Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University

108 (6) 1017-1054

Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational

Researcher 15(2) 4-14

Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion

62 Rechtsgrundlagen

Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-

taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und

Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001

Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-

sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)

Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-

schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom

30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)

Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et

lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001

EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit

Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK

EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der

Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK

57

Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)

Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)

Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg

(SR 101000)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)

Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom

16062016 (LB SR 447710)

Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)

63 Berichte und Stellungnahmen

SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr

Bildungsforschung

Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017

Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave

lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat

de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut

Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg

Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg

13122018

Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute

Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK

httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf

httpwwwcdipchdyn12277php

2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron

PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion

httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf

httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv

onMedienundIKTindenUnterrichtpdf

httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes

Page 43: Prof. Dr. Roman Capaul St. Gallen, 2. April 2019 · guisme est un atout unique qui est mis en avant comme une unique selling proposition (USP - proposition de vente unique). Le bilinguisme

43

einer Neupositionierung zweifellos mehr Studierende anziehen sowohl aus Freiburg als

auch aus anderen Kantonen

FR HEP Vaud PH Bern

Primarstufe 409 919 744 (+244 NMS)

Sekundarstufe I 435 443 877

Sekundarstufe II 228 215 357

Total Sekundarstufe 663 658 1234

Sonderpaumldagogik 953 368 207

Total 2025 1945 2429

Abbildung 21 Anzahl der Studierenden eines Lehrberufs in Freiburg an der HEP Vaud und an der PH Bern alle Stufen

201718 In FR und an der PH Bern sind im Unterschied zur HEP VD auf der Sekundarstufe I auch die Studierenden in der

Fachausbildung mitgezaumlhlt

Wenn sich die Freiburger Lehrerbildung schweizweit positionieren und von den anderen PH

abheben will bietet sich zweifellos die Zwei- bzw Mehrsprachigkeit als USP an Aktuell

entspricht das Verhaumlltnis der sprachlichen Aufteilung der verfuumlgbaren Studienplaumltze an der

HEP-PH FR (23 fr 13 de) nicht der entsprechenden Bevoumllkerungszahl (34 fr 14 de) Die

Erhaltung die Pflege und der Ausbau des deutschsprachigen Angebots sind aber wichtig fuumlr

den Erhalt der zweisprachigen Identitaumlt der HEP-PH FR Es sind mehrheitlich die deutsch-

sprachigen Studierenden die sich fuumlr ein Studium ausserhalb der Kantonsgrenzen entschei-

den

Uumlber alle Stufen hinweg ist es rund ein Viertel der Freiburger Studierenden (24 Primarstu-

fe 27 Sekundarstufe I 23 Sekundarstufe II) das die Ausbildung in einem anderen Kan-

ton besucht Wenn die Anzahl der Freiburger Studierenden pro Stufe betrachtet wird ist es

die Ausbildung auf Sekundarstufe I die am wenigsten Freiburger anzieht 27 der Studie-

renden mit Herkunft Freiburg besuchen sie in einem anderen Kanton gegenuumlber 24 auf

Primarstufe und 23 auf Sekundarstufe II Notabene finden alle Ausbildungen in den ande-

ren Kantonen an PH statt und nicht an einer Universitaumlt (mit Ausnahme der Sekundarstufe

II) uumlber den beobachteten Zeitraum ist nur eine Person seit 201718 in Genf eingeschrieben

Das Argument dass die Lehrpersonenbildung an einer Universitaumlt fuumlr die Studierenden at-

traktiver ist als an einer PH kann mit den vorliegenden Daten nicht bestaumltigt werden Die

Freiburger Sonderpaumldagogik bildet dabei eine Ausnahme Das Ausbildungsangebot muss

zudem nicht nur fuumlr ausserkantonale Studierende sondern besonders auch fuumlr die Freibur-

ger attraktiv sein Aktuell lassen sich diese insbesondere auf Volksschulstufe gern in anderen

Kantonen ausbilden und stehen anschliessend dem Freiburger Arbeitsmarkt nicht mehr zur

Verfuumlgung

44

4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle

41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick

In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-

nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig

ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische

Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf

lokale Besonderheiten zugeschnitten sind

Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik

1 PHBern

2 PH FHNW

3 PHGR

4 PH Luzern

5 PHSG

6 PHSH

7 PHSZ

8 PHTG

9 PH-VS

10 PH Zug

11 PHZH

12 HEP-BEJUNE

13 HEP Vaud

14 S SUPSI-DFA

Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz

Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-

enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-

tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch

an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-

gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden

Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-

terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-

tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt

Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-

lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der

Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-

konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats

gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-

sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann

45

42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle

Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-

gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll

ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber

im Folgenden kurz aufgefuumlhrt

Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-

schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt

des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-

spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-

ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit

einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies

etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH

FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-

ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-

tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium

besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-

PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so

besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt

und HEP-PH FR gewertet

Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der

Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen

immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-

lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich

Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-

turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre

aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-

chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell

von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-

saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen

besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen

Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann

die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-

nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur

Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder

andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE

Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der

Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-

bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-

nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-

sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie

46

gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-

tonsverfassung mit einbezogen

Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische

Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-

ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-

schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-

zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-

rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-

nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur

Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-

und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-

ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-

takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen

Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles

fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR

stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-

schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO

dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im

Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-

geordneten Strukturen problematisch

43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-

versitaumlt

In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach

einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen

Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur

Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung

Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr

Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten

Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD

vom 1 Januar 2002 geregelt

431 Staumlrken und Chancen

Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-

ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-

stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die

ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil

Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-

gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und

paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen

47

allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt

der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-

meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch

im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher

Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone

geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg

waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen

Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr

Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im

Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-

Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als

auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies

ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung

mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-

lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-

studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls

als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-

renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen

Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet

werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-

didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-

nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in

Bern oder Lausanne stattfindet

432 Schwaumlchen und Gefahren

Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II

den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit

Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung

Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein

interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in

Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und

praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-

tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische

Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt

und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren

44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt

Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-

sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-

taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein

48

441 Staumlrken und Chancen

Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen

Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-

der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen

aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland

mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten

laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-

tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig

442 Schwaumlchen und Gefahren

In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen

Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-

dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt

Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu

geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-

personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-

nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche

Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-

setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung

fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-

nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem

Unwort geworden

Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-

lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In

einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches

Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-

toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder

einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-

sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-

te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer

rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-

rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr

eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-

dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem

Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb

des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-

chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere

nutzen moumlchten

49

45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne

In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-

ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-

de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke

Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation

eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische

Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung

Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um

Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert

451 Staumlrken und Chancen

Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-

dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der

HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden

Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot

452 Schwaumlchen und Gefahren

Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar

und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche

Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton

Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der

Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem

im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark

in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen

Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-

le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-

stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation

insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-

operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-

rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders

die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses

Modell wohl besonders schwierig umzusetzen

50

5 Empfehlungen

51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit

Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-

nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status

Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre

Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-

nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde

sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand

bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons

Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-

tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher

Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst

eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein

Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium

vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-

che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige

Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt

der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-

dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu

nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-

nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen

52 Strategische Stossrichtung

Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes

festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung

der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-

meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie

sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-

stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-

ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-

nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status

Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen

Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden

kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts

muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen

Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet

51

Perspektive Strategische Ziele

Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen

Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit

seinen Besonderheiten

Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-

burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten

und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen

Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant

hervorgehoben

Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen

Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)

Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-

kraumlften garantieren

Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen

Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren

Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung

ermoumlglichen

Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-

schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann

Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen

Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-

fuumlgung stellen

Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-

chende Informatikinfrastruktur einrichten

Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen

Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen

Der Hochschule Autonomie gewaumlhren

Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung

53 Modellvorschlag

531 Interinstitutionelles Gremium

Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-

nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist

gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-

schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben

den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)

eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums

(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird

das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist

dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-

pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-

bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung

52

In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-

fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun

Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-

liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten

Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-

den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-

sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-

tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-

rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-

bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-

sammlung) ersetzt werden

Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan

53

Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)

532 Abwaumlgungen

Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-

stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das

Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-

schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure

des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem

Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-

typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-

dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt

aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-

oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-

treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-

ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat

damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-

ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten

Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-

tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden

und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-

gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang

gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen

kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-

ben

Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-

folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die

54

Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig

der finanzielle Druck auf die kleinen PHs

533 Weiteres Vorgehen und Ausblick

Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von

aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich

hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-

schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der

Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-

len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich

lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei

Hauptphasen

Abbildung 26 Prozessgestaltung

Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste

fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit

sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende

laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-

kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer

Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf

dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume

verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-

sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-

den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt

werden

Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen

Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-

naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge

der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue

55

Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf

angepasst der Aussenauftritt konsolidiert

Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen

Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion

um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum

die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-

statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-

faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht

534 Schlussgedanken

Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die

Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen

Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch

konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-

gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt

werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen

Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-

saumltzlich erschwerend

Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-

gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-

finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung

verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so

koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden

Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution

fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht

Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-

promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-

lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-

gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt

Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-

forderlich

56

6 Quellen

61 Literatur

Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter

httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb

Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt

Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle

Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading

House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No

12

Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)

Muumlnchen Vahlen

Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice

(9th ed) Boston McGraw-Hill

Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-

Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson

Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A

Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University

108 (6) 1017-1054

Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational

Researcher 15(2) 4-14

Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion

62 Rechtsgrundlagen

Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-

taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und

Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001

Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-

sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)

Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-

schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom

30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)

Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et

lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001

EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit

Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK

EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der

Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK

57

Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)

Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)

Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg

(SR 101000)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)

Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom

16062016 (LB SR 447710)

Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)

63 Berichte und Stellungnahmen

SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr

Bildungsforschung

Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017

Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave

lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat

de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut

Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg

Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg

13122018

Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute

Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK

httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf

httpwwwcdipchdyn12277php

2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron

PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion

httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf

httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv

onMedienundIKTindenUnterrichtpdf

httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes

Page 44: Prof. Dr. Roman Capaul St. Gallen, 2. April 2019 · guisme est un atout unique qui est mis en avant comme une unique selling proposition (USP - proposition de vente unique). Le bilinguisme

44

4 Moumlgliche Fuumlhrungs- und Organisationsmodelle

41 Schweizerische Lehrpersonenbildungslandschaft im Uumlberblick

In den Reglementen der EDK ist nicht vorgegeben welcher Hochschultyp die Lehrperso-

nenbildung anbieten soll und auf welche bzw wie viele Stufen diese ausgerichtet ist Wichtig

ist dass die Praxisnaumlhe der Ausbildung gewaumlhrleistet ist Ein Blick auf die schweizerische

Lehrpersonenbildungslandschaft zeigt dass es verschiedene Modelle gibt die jeweils auf

lokale Besonderheiten zugeschnitten sind

Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II Sonderpaumldagogik

1 PHBern

2 PH FHNW

3 PHGR

4 PH Luzern

5 PHSG

6 PHSH

7 PHSZ

8 PHTG

9 PH-VS

10 PH Zug

11 PHZH

12 HEP-BEJUNE

13 HEP Vaud

14 S SUPSI-DFA

Abbildung 22 Uumlbersicht uumlber das Studienangebot der Paumldagogischen Hochschulen der Schweiz

Diese Uumlbersicht zeigt nur die groben Zuumlge des allgemeinen Ausbildungsangebots Die Studi-

enprogramme sind nicht immer identisch So findet etwa in einzelnen Faumlllen die Fachdidak-

tik an einer Universitaumlt statt ZB wird die Fachdidaktik an der Universitaumlt Zuumlrich von durch

an der Universitaumlt angestellten Gymnasiallehrpersonen unterrichtet Und die Sonderpaumlda-

gogik enthaumllt verschiedene Studienrichtungen die nur vereinzelt angeboten werden

Ergaumlnzend zu den Paumldagogischen Hochschulen ist neben Freiburg der Kanton Genf ein wei-

terer Sonderfall Dort ist die gesamte Lehrpersonenbildung uumlber alle Stufen hinweg am Insti-

tut universitaire de la formation des enseignants (IUFE) innerhalb der Universitaumlt angesiedelt

Diese Organisationsform hat sich bisher nicht bewaumlhrt Die hybride Struktur mit zwei paral-

lelen Fuumlhrungsinstanzen der Universitaumlt mit akademischen Kompetenzen einerseits und der

Erziehungsdirektion mit berufsbildenden Anspruumlchen andererseits generiert Interessens-

konflikte die zu einer im November 2015 eingereichten Motion des Genfer Grossen Rats

gefuumlhrt haben Diese fordert einen externen Bericht der untersuchen soll wie dieses univer-

sitaumlre Institut in eine alternative Struktur (laquoHEP ou autreraquo) umgewandelt werden kann

45

42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle

Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-

gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll

ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber

im Folgenden kurz aufgefuumlhrt

Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-

schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt

des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-

spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-

ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit

einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies

etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH

FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-

ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-

tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium

besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-

PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so

besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt

und HEP-PH FR gewertet

Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der

Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen

immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-

lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich

Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-

turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre

aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-

chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell

von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-

saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen

besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen

Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann

die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-

nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur

Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder

andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE

Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der

Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-

bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-

nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-

sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie

46

gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-

tonsverfassung mit einbezogen

Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische

Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-

ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-

schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-

zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-

rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-

nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur

Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-

und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-

ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-

takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen

Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles

fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR

stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-

schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO

dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im

Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-

geordneten Strukturen problematisch

43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-

versitaumlt

In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach

einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen

Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur

Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung

Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr

Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten

Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD

vom 1 Januar 2002 geregelt

431 Staumlrken und Chancen

Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-

ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-

stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die

ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil

Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-

gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und

paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen

47

allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt

der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-

meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch

im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher

Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone

geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg

waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen

Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr

Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im

Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-

Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als

auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies

ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung

mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-

lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-

studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls

als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-

renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen

Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet

werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-

didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-

nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in

Bern oder Lausanne stattfindet

432 Schwaumlchen und Gefahren

Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II

den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit

Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung

Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein

interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in

Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und

praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-

tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische

Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt

und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren

44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt

Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-

sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-

taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein

48

441 Staumlrken und Chancen

Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen

Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-

der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen

aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland

mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten

laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-

tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig

442 Schwaumlchen und Gefahren

In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen

Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-

dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt

Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu

geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-

personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-

nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche

Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-

setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung

fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-

nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem

Unwort geworden

Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-

lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In

einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches

Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-

toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder

einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-

sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-

te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer

rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-

rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr

eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-

dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem

Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb

des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-

chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere

nutzen moumlchten

49

45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne

In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-

ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-

de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke

Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation

eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische

Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung

Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um

Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert

451 Staumlrken und Chancen

Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-

dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der

HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden

Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot

452 Schwaumlchen und Gefahren

Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar

und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche

Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton

Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der

Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem

im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark

in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen

Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-

le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-

stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation

insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-

operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-

rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders

die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses

Modell wohl besonders schwierig umzusetzen

50

5 Empfehlungen

51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit

Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-

nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status

Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre

Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-

nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde

sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand

bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons

Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-

tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher

Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst

eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein

Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium

vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-

che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige

Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt

der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-

dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu

nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-

nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen

52 Strategische Stossrichtung

Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes

festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung

der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-

meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie

sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-

stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-

ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-

nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status

Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen

Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden

kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts

muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen

Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet

51

Perspektive Strategische Ziele

Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen

Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit

seinen Besonderheiten

Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-

burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten

und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen

Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant

hervorgehoben

Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen

Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)

Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-

kraumlften garantieren

Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen

Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren

Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung

ermoumlglichen

Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-

schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann

Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen

Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-

fuumlgung stellen

Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-

chende Informatikinfrastruktur einrichten

Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen

Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen

Der Hochschule Autonomie gewaumlhren

Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung

53 Modellvorschlag

531 Interinstitutionelles Gremium

Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-

nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist

gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-

schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben

den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)

eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums

(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird

das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist

dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-

pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-

bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung

52

In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-

fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun

Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-

liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten

Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-

den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-

sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-

tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-

rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-

bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-

sammlung) ersetzt werden

Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan

53

Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)

532 Abwaumlgungen

Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-

stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das

Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-

schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure

des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem

Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-

typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-

dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt

aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-

oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-

treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-

ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat

damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-

ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten

Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-

tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden

und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-

gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang

gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen

kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-

ben

Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-

folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die

54

Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig

der finanzielle Druck auf die kleinen PHs

533 Weiteres Vorgehen und Ausblick

Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von

aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich

hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-

schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der

Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-

len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich

lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei

Hauptphasen

Abbildung 26 Prozessgestaltung

Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste

fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit

sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende

laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-

kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer

Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf

dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume

verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-

sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-

den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt

werden

Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen

Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-

naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge

der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue

55

Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf

angepasst der Aussenauftritt konsolidiert

Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen

Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion

um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum

die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-

statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-

faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht

534 Schlussgedanken

Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die

Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen

Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch

konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-

gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt

werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen

Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-

saumltzlich erschwerend

Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-

gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-

finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung

verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so

koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden

Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution

fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht

Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-

promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-

lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-

gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt

Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-

forderlich

56

6 Quellen

61 Literatur

Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter

httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb

Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt

Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle

Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading

House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No

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Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)

Muumlnchen Vahlen

Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice

(9th ed) Boston McGraw-Hill

Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-

Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson

Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A

Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University

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Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational

Researcher 15(2) 4-14

Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion

62 Rechtsgrundlagen

Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-

taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und

Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001

Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-

sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)

Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-

schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom

30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)

Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et

lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001

EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit

Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK

EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der

Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK

57

Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)

Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)

Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg

(SR 101000)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)

Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom

16062016 (LB SR 447710)

Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)

63 Berichte und Stellungnahmen

SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr

Bildungsforschung

Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017

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PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion

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httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv

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httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes

Page 45: Prof. Dr. Roman Capaul St. Gallen, 2. April 2019 · guisme est un atout unique qui est mis en avant comme une unique selling proposition (USP - proposition de vente unique). Le bilinguisme

45

42 In der Analyse nicht beruumlcksichtigte Modelle

Auf theoretischer Ebene gibt es weitere Modelle die aus verschiedenen Gruumlnden nicht um-

gesetzt werden koumlnnen bzw deren Umsetzung politisch oder wirtschaftlich nicht sinnvoll

ist Sie werden deshalb in der Analyse nicht beruumlcksichtigt der Vollstaumlndigkeit halber aber

im Folgenden kurz aufgefuumlhrt

Status Quo Dass die aktuelle Situation mit drei getrennten Ausbildungsstaumltten an zwei ver-

schiedenen Institutionen nicht beibehalten werden kann scheint unbestritten Die Gestalt

des Schulwesens hat sich gewandelt (im Rahmen des neuen Freiburger Schulgesetzes bei-

spielsweise durch die Schaffung der Funktion der Schulleiter oder durch die Inklusion) oh-

ne dass jedoch die Ausbildung der Akteure eben dieses Schulwesens in diesen Wandel mit

einbezogen worden waumlren In Bezug auf die institutionelle Realitaumlt in Freiburg bedeutet dies

etwa dass zwar eine Zusammenarbeitsvereinbarung zwischen der Universitaumlt und HEP-PH

FR besteht diese aber in der Realitaumlt nicht umgesetzt wird Handlungsbedarf zu einer besse-

ren Koordination der Ausbildungsstaumltten wird von allen Gespraumlchspartnern bestaumltigt Posi-

tiv wurde hervorgehoben dass wenigstens noch ein gemeinsames Forschungskolloqium

besteht Auch die Aumlnderung des Promotionsreglements an der Universitaumlt hat fuumlr die HEP-

PH FR vieles zum Positiven geaumlndert Die Nachwuchsfoumlrderung fuumlr die HEP-PH FR ist so

besser moumlglich Dies wird als Zeichen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Universitaumlt

und HEP-PH FR gewertet

Das aktuelle Modell ist nicht zuletzt auch finanziell nicht laumlnger tragbar Da die Budgets der

Hochschulen nicht linear zum Anstieg der Studierendenzahlen mitwachsen koumlnnen muumlssen

immer mehr Studierende mit exponentiell weniger Mitteln ausgebildet werden Die Buumlnde-

lung der vorhandenen Mittel und Schaffung von Synergien ist unumgaumlnglich

Aufloumlsung der deutschsprachigen Abteilung der HEP-PH FR Zwar waumlre damit das Infrastruk-

turproblem der HEP-PH FR bis auf weiteres geloumlst eine rein franzoumlsischsprachige PH waumlre

aber im zweisprachigen Kanton Freiburg undenkbar Die politische Tragweite der Zweispra-

chigkeit sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Kantonsgrenzen schliesst dieses Modell

von vornherein aus Im Uumlbrigen hat sich die HEP-PH FR durch ihre Handhabung einer tat-

saumlchlichen Zweisprachigkeit die nicht in der einfachen Juxtaposition zweier Abteilungen

besteht durchaus auf nationaler und sogar internationaler Ebene bereits profilieren koumlnnen

Aufloumlsung der HEP-PH FR Damit einher geht die Frage ob es sich ein Kanton leisten kann

die Ausbildung seiner Lehrpersonen einem anderen Kanton zu uumlberlassen ndash und so gegebe-

nenfalls in Zeiten uumlberregionalen Lehrpersonenmangels keine ausgebildeten Lehrkraumlfte zur

Verfuumlgung zu haben Um dieses Risiko zu minimieren sind alle Kantone auf die eine oder

andere Weise in die Traumlgerschaft einer der 15 Paumldagogischen Hochschulen (16 mit dem IUFE

Genf) der Schweiz eingebunden Der Kanton gleichzeitig Ausbildner und Arbeitgeber der

Lehrpersonen muss der Nachfrage des Stellenmarktes Folge leisten und die Lehrpersonen-

bildung quantitativ ansatzweise steuern koumlnnen Zumindest die Ausbildung der Lehrperso-

nen fuumlr die obligatorische Schule sollte der Kanton in eigenen Haumlnden haben Die Verfas-

sung des Kantons Freiburg erwaumlhnt zwar eine Paumldagogische Hochschule nicht explizit sie

46

gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-

tonsverfassung mit einbezogen

Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische

Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-

ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-

schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-

zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-

rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-

nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur

Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-

und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-

ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-

takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen

Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles

fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR

stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-

schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO

dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im

Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-

geordneten Strukturen problematisch

43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-

versitaumlt

In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach

einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen

Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur

Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung

Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr

Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten

Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD

vom 1 Januar 2002 geregelt

431 Staumlrken und Chancen

Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-

ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-

stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die

ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil

Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-

gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und

paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen

47

allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt

der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-

meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch

im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher

Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone

geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg

waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen

Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr

Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im

Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-

Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als

auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies

ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung

mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-

lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-

studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls

als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-

renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen

Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet

werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-

didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-

nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in

Bern oder Lausanne stattfindet

432 Schwaumlchen und Gefahren

Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II

den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit

Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung

Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein

interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in

Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und

praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-

tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische

Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt

und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren

44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt

Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-

sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-

taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein

48

441 Staumlrken und Chancen

Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen

Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-

der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen

aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland

mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten

laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-

tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig

442 Schwaumlchen und Gefahren

In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen

Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-

dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt

Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu

geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-

personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-

nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche

Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-

setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung

fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-

nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem

Unwort geworden

Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-

lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In

einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches

Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-

toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder

einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-

sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-

te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer

rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-

rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr

eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-

dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem

Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb

des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-

chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere

nutzen moumlchten

49

45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne

In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-

ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-

de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke

Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation

eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische

Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung

Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um

Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert

451 Staumlrken und Chancen

Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-

dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der

HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden

Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot

452 Schwaumlchen und Gefahren

Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar

und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche

Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton

Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der

Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem

im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark

in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen

Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-

le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-

stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation

insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-

operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-

rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders

die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses

Modell wohl besonders schwierig umzusetzen

50

5 Empfehlungen

51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit

Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-

nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status

Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre

Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-

nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde

sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand

bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons

Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-

tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher

Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst

eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein

Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium

vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-

che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige

Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt

der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-

dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu

nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-

nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen

52 Strategische Stossrichtung

Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes

festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung

der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-

meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie

sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-

stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-

ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-

nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status

Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen

Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden

kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts

muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen

Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet

51

Perspektive Strategische Ziele

Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen

Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit

seinen Besonderheiten

Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-

burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten

und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen

Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant

hervorgehoben

Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen

Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)

Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-

kraumlften garantieren

Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen

Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren

Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung

ermoumlglichen

Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-

schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann

Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen

Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-

fuumlgung stellen

Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-

chende Informatikinfrastruktur einrichten

Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen

Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen

Der Hochschule Autonomie gewaumlhren

Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung

53 Modellvorschlag

531 Interinstitutionelles Gremium

Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-

nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist

gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-

schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben

den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)

eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums

(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird

das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist

dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-

pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-

bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung

52

In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-

fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun

Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-

liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten

Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-

den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-

sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-

tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-

rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-

bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-

sammlung) ersetzt werden

Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan

53

Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)

532 Abwaumlgungen

Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-

stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das

Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-

schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure

des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem

Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-

typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-

dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt

aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-

oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-

treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-

ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat

damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-

ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten

Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-

tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden

und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-

gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang

gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen

kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-

ben

Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-

folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die

54

Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig

der finanzielle Druck auf die kleinen PHs

533 Weiteres Vorgehen und Ausblick

Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von

aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich

hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-

schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der

Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-

len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich

lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei

Hauptphasen

Abbildung 26 Prozessgestaltung

Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste

fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit

sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende

laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-

kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer

Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf

dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume

verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-

sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-

den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt

werden

Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen

Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-

naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge

der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue

55

Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf

angepasst der Aussenauftritt konsolidiert

Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen

Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion

um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum

die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-

statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-

faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht

534 Schlussgedanken

Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die

Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen

Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch

konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-

gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt

werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen

Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-

saumltzlich erschwerend

Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-

gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-

finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung

verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so

koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden

Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution

fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht

Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-

promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-

lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-

gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt

Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-

forderlich

56

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sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)

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57

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(SR 101000)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)

Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom

16062016 (LB SR 447710)

Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)

63 Berichte und Stellungnahmen

SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr

Bildungsforschung

Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017

Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave

lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat

de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut

Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg

Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg

13122018

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httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf

httpwwwcdipchdyn12277php

2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron

PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion

httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf

httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv

onMedienundIKTindenUnterrichtpdf

httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes

Page 46: Prof. Dr. Roman Capaul St. Gallen, 2. April 2019 · guisme est un atout unique qui est mis en avant comme une unique selling proposition (USP - proposition de vente unique). Le bilinguisme

46

gehoumlrt aber typologisch zu den Fachhochschulen und ist dadurch in Art 65b Abs 2 der Kan-

tonsverfassung mit einbezogen

Angliederung der HEP-PH FR an die Fachhochschulen Da Fachhochschulen und Paumldagogische

Hochschulen hochschulpolitisch gesehen dem gleichen Hochschultyp angehoumlren waumlre die-

ses Modell durchaus denkbar Es existiert auch in anderen Kantonen Sowohl der Fachhoch-

schule Nordwestschweiz FHNW als auch der Scuola universitaria professionale della Sviz-

zera italiana SUPSI ist eine Paumldagogische Hochschule angegliedert Auf Fuumlhrungs- und Inf-

rastrukturebene kann von Synergien profitiert werden auch die inhaltlich grundverschiede-

nen Fachbereiche der Fachhochschule Freiburg (HES-SOFR Technik und Architektur

Wirtschaft Gesundheit Soziale Arbeit) nutzen zentrale Dienststellen (Informatik- Personal-

und Finanzdienst) sowie weitere transversale Organisationseinheiten (Qualitaumltsmanage-

ment Rechtsberatung Gesundheit und Sicherheit) In Freiburg existieren traditionell Kon-

takte zwischen der HES-SOFR und der HEP-PH FR sie sind etwa in einer gemeinsamen

Personalvereinigung organisiert (Feacutedeacuteration des associations du personnel des hautes eacutecoles

fribourgeoises FAPHEF) Die Frage einer Integration der HEP-PH FR in die HES-SOFR

stellt sich aber insofern nicht als letztere nicht der Erziehungs- sondern der Volkswirt-

schaftsdirektion angegliedert ist Zudem ist sie Teil des interkantonalen Konstrukts HES-SO

dessen komplexe Fuumlhrungsstruktur eine kantonale Steuerung nur bedingt ermoumlglicht Im

Bereich der stark von lokalen Anliegen gepraumlgten Lehrpersonenbildung waumlren solche uumlber-

geordneten Strukturen problematisch

43 Lehrpersonenbildung an der HEP-PH FR Fachwissenschaft an der Uni-

versitaumlt

In diesem Modell wuumlrde die ganze Lehrpersonenbildung unter dem organisatorischen Dach

einer Paumldagogischen Hochschule angeboten Diese Organisation entspricht der grossen

Mehrheit der Schweizer Ausbildungsstaumltten Bis neue und genuumlgend Raumlumlichkeiten zur

Verfuumlgung gestellt werden koumlnnen waumlre es eine rein organisatorische Zusammenfuumlhrung

Aktuell werden fuumlr die Faumlcher Wirtschaft Haushalt Arbeit sowie Technisches Gestalten (fuumlr

Sek I) die fachliche und fachdidaktische Ausbildung bereits an der HEP-PH FR angeboten

Dies ist in der Besonderen Konvention zwischen der Universitaumlt HEP-PH FR und EKSD

vom 1 Januar 2002 geregelt

431 Staumlrken und Chancen

Dieses Modell waumlre eine Schaumlrfung des berufsbezogenen Profils der Ausbildung Befuumlrwor-

ter erwarten Praxisnaumlhe und Kohaumlrenz in der Ausbildung der Volksschullehrpersonen ge-

stuumltzt auf den Lehrplan 21 und den PER Integrierte Ausbildung an einer Institution fuumlr die

ganze obligatorische Volksschule waumlre ein Vorteil

Was das Profil der Paumldagogischen Hochschulen betrifft macht der Bildungsbericht 2018 fol-

gendes geltend laquoDie Diversitaumlt des Tertiaumlrsektors mit universitaumlren Hochschulen Fach- und

paumldagogischen Hochschulen (hellip) setzt die Differenzierung auf der Sekundarstufe II in einen

47

allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt

der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-

meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch

im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher

Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone

geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg

waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen

Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr

Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im

Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-

Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als

auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies

ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung

mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-

lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-

studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls

als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-

renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen

Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet

werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-

didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-

nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in

Bern oder Lausanne stattfindet

432 Schwaumlchen und Gefahren

Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II

den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit

Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung

Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein

interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in

Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und

praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-

tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische

Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt

und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren

44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt

Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-

sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-

taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein

48

441 Staumlrken und Chancen

Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen

Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-

der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen

aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland

mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten

laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-

tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig

442 Schwaumlchen und Gefahren

In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen

Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-

dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt

Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu

geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-

personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-

nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche

Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-

setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung

fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-

nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem

Unwort geworden

Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-

lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In

einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches

Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-

toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder

einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-

sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-

te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer

rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-

rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr

eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-

dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem

Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb

des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-

chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere

nutzen moumlchten

49

45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne

In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-

ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-

de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke

Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation

eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische

Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung

Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um

Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert

451 Staumlrken und Chancen

Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-

dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der

HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden

Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot

452 Schwaumlchen und Gefahren

Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar

und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche

Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton

Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der

Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem

im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark

in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen

Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-

le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-

stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation

insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-

operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-

rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders

die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses

Modell wohl besonders schwierig umzusetzen

50

5 Empfehlungen

51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit

Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-

nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status

Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre

Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-

nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde

sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand

bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons

Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-

tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher

Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst

eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein

Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium

vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-

che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige

Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt

der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-

dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu

nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-

nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen

52 Strategische Stossrichtung

Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes

festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung

der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-

meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie

sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-

stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-

ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-

nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status

Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen

Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden

kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts

muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen

Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet

51

Perspektive Strategische Ziele

Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen

Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit

seinen Besonderheiten

Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-

burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten

und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen

Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant

hervorgehoben

Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen

Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)

Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-

kraumlften garantieren

Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen

Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren

Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung

ermoumlglichen

Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-

schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann

Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen

Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-

fuumlgung stellen

Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-

chende Informatikinfrastruktur einrichten

Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen

Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen

Der Hochschule Autonomie gewaumlhren

Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung

53 Modellvorschlag

531 Interinstitutionelles Gremium

Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-

nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist

gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-

schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben

den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)

eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums

(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird

das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist

dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-

pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-

bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung

52

In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-

fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun

Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-

liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten

Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-

den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-

sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-

tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-

rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-

bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-

sammlung) ersetzt werden

Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan

53

Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)

532 Abwaumlgungen

Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-

stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das

Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-

schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure

des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem

Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-

typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-

dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt

aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-

oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-

treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-

ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat

damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-

ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten

Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-

tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden

und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-

gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang

gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen

kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-

ben

Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-

folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die

54

Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig

der finanzielle Druck auf die kleinen PHs

533 Weiteres Vorgehen und Ausblick

Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von

aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich

hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-

schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der

Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-

len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich

lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei

Hauptphasen

Abbildung 26 Prozessgestaltung

Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste

fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit

sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende

laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-

kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer

Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf

dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume

verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-

sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-

den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt

werden

Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen

Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-

naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge

der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue

55

Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf

angepasst der Aussenauftritt konsolidiert

Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen

Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion

um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum

die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-

statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-

faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht

534 Schlussgedanken

Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die

Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen

Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch

konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-

gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt

werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen

Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-

saumltzlich erschwerend

Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-

gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-

finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung

verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so

koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden

Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution

fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht

Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-

promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-

lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-

gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt

Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-

forderlich

56

6 Quellen

61 Literatur

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Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion

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Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-

taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und

Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001

Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-

sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)

Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-

schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom

30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)

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lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001

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Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK

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Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK

57

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Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)

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(SR 101000)

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16062016 (LB SR 447710)

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lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat

de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut

Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg

Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg

13122018

Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute

Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK

httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf

httpwwwcdipchdyn12277php

2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron

PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion

httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf

httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv

onMedienundIKTindenUnterrichtpdf

httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes

Page 47: Prof. Dr. Roman Capaul St. Gallen, 2. April 2019 · guisme est un atout unique qui est mis en avant comme une unique selling proposition (USP - proposition de vente unique). Le bilinguisme

47

allgemeinbildenden und einen berufsbildenden Sektor fort Die Bewahrung dieser Diversitaumlt

der unterschiedlichen Tertiaumlrausbildungen mit ihren je eigenen Profilen ist zu einem ge-

meinsamen bildungspolitischen Ziel von Bund und Kantonen erklaumlrt worden und wird auch

im HFKG explizit genannt (Art 3 lit C)raquo Der Ausbau und die Pflege unterschiedlicher

Hochschultypen entsprechen also der gemeinsamen Linie auf die sich Bund und Kantone

geeinigt haben Die Staumlrkung und Erweiterung einer Paumldagogischen Hochschule in Freiburg

waumlre im Rahmen einer schweizweit kohaumlrenten Hochschulpolitik zu sehen

Das Studium am ILLB ist insbesondere fuumlr Studierende aus anderen Kantonen attraktiv Fuumlr

Studierende aus der Deutschschweiz ist vermutlich das fachwissenschaftliche Studium im

Bachelor mit ein Grund die Universitaumlt einer PH vorzuziehen So umfasst das BA- bzw BSc-

Studium sowohl Kurse die gemeinsam mit den Fachstudierenden absolviert werden als

auch solche die speziell auf die Beduumlrfnisse kuumlnftiger Lehrpersonen ausgerichtet sind Dies

ermoumlglicht und foumlrdert den Austausch zwischen den Studierenden der Lehrpersonenbildung

mit den Hauptfachstudierenden An den meisten PH der Deutschschweiz ist dies nicht moumlg-

lich da das Fachstudium von Beginn weg an der PH selber absolviert wird Wenn das Fach-

studium an der Universitaumlt belassen wird kann dieser Austausch beibehalten und ebenfalls

als USP der Lehrpersonenbildung in Freiburg profiliert werden Zudem helfen die Studie-

renden aus der Lehrerbildung der Universitaumlt die Fachmaster aufzufuumlllen

Es bieten sich weitere Themenfelder an die in diesem Modell vorteilhafter bewirtschaftet

werden koumlnnen als bisher Zu nennen waumlren etwa ein Ausbau des Zentrums fuumlr Hochschul-

didaktik das heute ausschliesslich von der Universitaumlt gefuumlhrt wird oder die Schaffung ei-

nes neuen Angebots fuumlr die Schulleiterausbildung die fuumlr die Freiburger Schulleiter heute in

Bern oder Lausanne stattfindet

432 Schwaumlchen und Gefahren

Als universitaumlres Masterdiplom ermoumlglichen die Lehrdiplome fuumlr die Sekundarstufe I und II

den direkten Zugang zu einem Doktoratsstudium in Erziehungswissenschaft Dies stellt (mit

Ausnahme von Genf) ein Alleinstellungsmerkmal der universitaumlren Lehrpersonenbildung

Freiburg dar und traumlgt zur Attraktivitaumlt dieses Studiums bei Die Doktorierenden weisen ein

interessantes und gefragtes Qualifikationsprofil im Hinblick auf eine kuumlnftige Taumltigkeit in

Forschung und Lehre auf da sie sowohl uumlber professionelle Handlungskompetenzen und

praktische Erfahrungen als Lehrpersonen als auch uumlber wissenschaftliche Forschungskompe-

tenzen verfuumlgen Bei einer Uumlberfuumlhrung der Studiengaumlnge vom ILLB an die Paumldagogische

Hochschule muumlsste darauf geachtet werden mittels einer Konvention zwischen Universitaumlt

und PH dieses Angebot weiterzufuumlhren

44 Lehrpersonenbildung an der Universitaumlt

Dieses Modell wuumlrde die gesamte Lehrpersonenbildung in die Universitaumlt integrieren ent-

sprechend der Situation in Genf Es waumlre eine Art School of education innerhalb der Universi-

taumlt Aus rechtlicher Perspektive muumlsste es ein Institut mit hoher Selbststaumlndigkeit sein

48

441 Staumlrken und Chancen

Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen

Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-

der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen

aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland

mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten

laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-

tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig

442 Schwaumlchen und Gefahren

In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen

Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-

dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt

Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu

geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-

personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-

nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche

Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-

setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung

fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-

nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem

Unwort geworden

Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-

lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In

einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches

Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-

toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder

einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-

sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-

te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer

rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-

rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr

eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-

dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem

Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb

des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-

chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere

nutzen moumlchten

49

45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne

In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-

ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-

de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke

Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation

eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische

Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung

Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um

Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert

451 Staumlrken und Chancen

Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-

dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der

HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden

Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot

452 Schwaumlchen und Gefahren

Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar

und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche

Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton

Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der

Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem

im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark

in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen

Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-

le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-

stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation

insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-

operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-

rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders

die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses

Modell wohl besonders schwierig umzusetzen

50

5 Empfehlungen

51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit

Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-

nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status

Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre

Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-

nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde

sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand

bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons

Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-

tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher

Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst

eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein

Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium

vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-

che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige

Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt

der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-

dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu

nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-

nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen

52 Strategische Stossrichtung

Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes

festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung

der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-

meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie

sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-

stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-

ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-

nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status

Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen

Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden

kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts

muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen

Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet

51

Perspektive Strategische Ziele

Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen

Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit

seinen Besonderheiten

Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-

burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten

und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen

Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant

hervorgehoben

Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen

Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)

Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-

kraumlften garantieren

Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen

Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren

Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung

ermoumlglichen

Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-

schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann

Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen

Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-

fuumlgung stellen

Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-

chende Informatikinfrastruktur einrichten

Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen

Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen

Der Hochschule Autonomie gewaumlhren

Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung

53 Modellvorschlag

531 Interinstitutionelles Gremium

Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-

nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist

gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-

schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben

den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)

eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums

(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird

das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist

dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-

pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-

bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung

52

In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-

fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun

Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-

liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten

Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-

den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-

sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-

tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-

rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-

bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-

sammlung) ersetzt werden

Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan

53

Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)

532 Abwaumlgungen

Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-

stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das

Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-

schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure

des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem

Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-

typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-

dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt

aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-

oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-

treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-

ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat

damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-

ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten

Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-

tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden

und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-

gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang

gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen

kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-

ben

Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-

folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die

54

Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig

der finanzielle Druck auf die kleinen PHs

533 Weiteres Vorgehen und Ausblick

Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von

aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich

hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-

schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der

Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-

len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich

lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei

Hauptphasen

Abbildung 26 Prozessgestaltung

Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste

fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit

sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende

laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-

kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer

Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf

dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume

verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-

sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-

den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt

werden

Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen

Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-

naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge

der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue

55

Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf

angepasst der Aussenauftritt konsolidiert

Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen

Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion

um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum

die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-

statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-

faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht

534 Schlussgedanken

Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die

Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen

Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch

konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-

gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt

werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen

Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-

saumltzlich erschwerend

Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-

gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-

finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung

verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so

koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden

Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution

fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht

Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-

promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-

lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-

gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt

Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-

forderlich

56

6 Quellen

61 Literatur

Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter

httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb

Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt

Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle

Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading

House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No

12

Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)

Muumlnchen Vahlen

Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice

(9th ed) Boston McGraw-Hill

Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-

Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson

Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A

Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University

108 (6) 1017-1054

Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational

Researcher 15(2) 4-14

Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion

62 Rechtsgrundlagen

Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-

taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und

Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001

Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-

sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)

Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-

schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom

30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)

Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et

lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001

EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit

Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK

EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der

Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK

57

Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)

Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)

Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg

(SR 101000)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)

Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom

16062016 (LB SR 447710)

Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)

63 Berichte und Stellungnahmen

SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr

Bildungsforschung

Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017

Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave

lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat

de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut

Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg

Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg

13122018

Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute

Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK

httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf

httpwwwcdipchdyn12277php

2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron

PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion

httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf

httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv

onMedienundIKTindenUnterrichtpdf

httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes

Page 48: Prof. Dr. Roman Capaul St. Gallen, 2. April 2019 · guisme est un atout unique qui est mis en avant comme une unique selling proposition (USP - proposition de vente unique). Le bilinguisme

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441 Staumlrken und Chancen

Bei diesem Modell waumlre die gesamte Lehrpersonenbildung unter einem organisatorischen

Dach inklusive des Fachstudiums Synergien koumlnnten optimal genutzt werden Es gibt Laumln-

der (zB die USA Kanada Deutschland Finnland) die die Ausbildung der Lehrpersonen

aller Stufen mehrheitlich an Universitaumlten eingerichtet haben So wurden zB in Deutschland

mit Ausnahme von Baden-Wuumlrttemberg in den letzten Jahren an den meisten Universitaumlten

laquoZentren fuumlr Lehrerinnen- und Lehrerbildungraquo bzw Schools of Education geschaffen Interna-

tional waumlre dieses Modell zumindest teilweise anschlussfaumlhig

442 Schwaumlchen und Gefahren

In der Schweiz wo die Lehrpersonenbildung mit Ausnahme von Genf an Paumldagogischen

Hochschulen stattfindet passt diese Loumlsung nur bedingt in eine Universitaumltslogik Verschie-

dene Fragen stellen sich Welches Diplom erlangen FMS-Absolventen an einer Universitaumlt

Welche Rechtstexte muumlssten geaumlndert werden um diesem Konstrukt eine Legitimation zu

geben Inwiefern koumlnnte der Kanton in dieser Organisationsstruktur Einfluss auf die Lehr-

personenbildung ausuumlben Wie wuumlrde ein solcher Vorschlag in der Oumlffentlichkeit aufge-

nommen Bildung und Lehrerbildung ist von grossem oumlffentlichem Interesse Wesentliche

Aumlnderungen in den Strategien und Organisationsstrukturen haben Anpassungen in den Ge-

setzgebungen zur Folge die oumlffentlich diskutiert werden Die Verschiebung der Ausbildung

fuumlr Lehrpersonen auf Vorschul- und Primarstufe an die Universitaumlt wuumlrde auf Unverstaumlnd-

nis stossen In weiten Kreisen ist die sog laquoVerakademisierungraquo der Lehrerbildung zu einem

Unwort geworden

Bei diesem Modell wird vor allem ein zu geringer Bezug zur Schulpraxis befuumlrchtet Tatsaumlch-

lich faumlllt das spezifische Hochschulprofil auch bei der Studienwahl durchaus ins Gewicht In

einer Untersuchung (Denzler und Wolter 2008) gingen die Forscher der Frage nach welches

Profil von Maturanden sich aus welchen Gruumlnden fuumlr den Lehrberuf interessiert Neben Fak-

toren wie einem musischen oder sozialwissenschaftlichen Faumlcherprofil am Gymnasium oder

einer Praumlferenz fuumlr eine eher kurze und praxisnahe Ausbildung spielt auch die geographi-

sche Naumlhe zu einer PH eine entscheidende Rolle in der Studienwahl Wenn auch die Resulta-

te solcher Studien mit Vorsicht zu geniessen sind kann es wohl dennoch sein dass bei einer

rein universitaumlren Lehrerausbildung potenzielle Anwaumlrter fuumlr den Lehrberuf von ihrem Be-

rufswunsch absehen und sich eher fuumlr eine andere Ausbildung im eigenen Kanton als fuumlr

eine Lehrerbildung in einem anderen Kanton entscheiden Tatsaumlchlich sind es aber die Stu-

dierenden die von Beginn an den Lehrberuf anstreben um die sich der Kanton in diesem

Kontext bemuumlhen sollte ndash im Gegensatz zu denen die sich durch den konsekutiven Erwerb

des Lehramts lediglich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhoffen oder die den Ba-

chelor fuumlr das Lehramt auf Primarstufe als Sprungbrett fuumlr eine anders gerichtete Karriere

nutzen moumlchten

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45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne

In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-

ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-

de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke

Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation

eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische

Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung

Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um

Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert

451 Staumlrken und Chancen

Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-

dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der

HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden

Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot

452 Schwaumlchen und Gefahren

Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar

und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche

Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton

Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der

Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem

im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark

in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen

Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-

le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-

stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation

insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-

operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-

rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders

die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses

Modell wohl besonders schwierig umzusetzen

50

5 Empfehlungen

51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit

Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-

nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status

Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre

Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-

nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde

sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand

bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons

Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-

tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher

Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst

eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein

Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium

vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-

che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige

Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt

der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-

dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu

nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-

nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen

52 Strategische Stossrichtung

Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes

festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung

der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-

meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie

sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-

stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-

ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-

nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status

Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen

Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden

kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts

muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen

Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet

51

Perspektive Strategische Ziele

Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen

Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit

seinen Besonderheiten

Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-

burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten

und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen

Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant

hervorgehoben

Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen

Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)

Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-

kraumlften garantieren

Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen

Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren

Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung

ermoumlglichen

Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-

schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann

Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen

Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-

fuumlgung stellen

Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-

chende Informatikinfrastruktur einrichten

Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen

Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen

Der Hochschule Autonomie gewaumlhren

Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung

53 Modellvorschlag

531 Interinstitutionelles Gremium

Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-

nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist

gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-

schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben

den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)

eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums

(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird

das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist

dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-

pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-

bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung

52

In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-

fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun

Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-

liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten

Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-

den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-

sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-

tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-

rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-

bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-

sammlung) ersetzt werden

Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan

53

Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)

532 Abwaumlgungen

Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-

stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das

Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-

schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure

des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem

Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-

typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-

dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt

aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-

oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-

treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-

ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat

damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-

ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten

Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-

tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden

und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-

gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang

gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen

kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-

ben

Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-

folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die

54

Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig

der finanzielle Druck auf die kleinen PHs

533 Weiteres Vorgehen und Ausblick

Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von

aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich

hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-

schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der

Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-

len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich

lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei

Hauptphasen

Abbildung 26 Prozessgestaltung

Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste

fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit

sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende

laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-

kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer

Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf

dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume

verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-

sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-

den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt

werden

Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen

Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-

naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge

der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue

55

Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf

angepasst der Aussenauftritt konsolidiert

Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen

Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion

um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum

die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-

statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-

faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht

534 Schlussgedanken

Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die

Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen

Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch

konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-

gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt

werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen

Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-

saumltzlich erschwerend

Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-

gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-

finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung

verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so

koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden

Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution

fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht

Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-

promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-

lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-

gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt

Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-

forderlich

56

6 Quellen

61 Literatur

Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter

httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb

Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt

Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle

Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading

House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No

12

Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)

Muumlnchen Vahlen

Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice

(9th ed) Boston McGraw-Hill

Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-

Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson

Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A

Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University

108 (6) 1017-1054

Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational

Researcher 15(2) 4-14

Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion

62 Rechtsgrundlagen

Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-

taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und

Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001

Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-

sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)

Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-

schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom

30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)

Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et

lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001

EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit

Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK

EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der

Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK

57

Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)

Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)

Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg

(SR 101000)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)

Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom

16062016 (LB SR 447710)

Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)

63 Berichte und Stellungnahmen

SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr

Bildungsforschung

Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017

Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave

lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat

de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut

Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg

Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg

13122018

Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute

Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK

httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf

httpwwwcdipchdyn12277php

2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron

PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion

httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf

httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv

onMedienundIKTindenUnterrichtpdf

httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes

Page 49: Prof. Dr. Roman Capaul St. Gallen, 2. April 2019 · guisme est un atout unique qui est mis en avant comme une unique selling proposition (USP - proposition de vente unique). Le bilinguisme

49

45 Kooperation Freiburg-Bern-Lausanne

In diesem Modell sucht die HEP-PH FR mittels einer vertraglichen Vereinbarung die Koope-

ration mit anderen PHs Fuumlr die zweisprachige HEP-PH FR muumlsste eine Kooperation in bei-

de Sprachregionen gesucht werden Hierfuumlr kaumlmen die PH Bern und HEP Vaud als starke

Kooperationspartner in Frage Idealerweise wuumlrde das ILLB ebenfalls in die Kooperation

eingebunden Denn nur so waumlre die Freiburger Lehrbildung fuumlr die gesamte obligatorische

Volksschulzeit in einer koordinierten Loumlsung

Ein solches Konzept der Kooperation setzt zB die sehr kleine PH SH mit der PH ZH um

Die franzoumlsischsprachige HEP BEJUNE ist explizit als interkantonale Hochschule konzipiert

451 Staumlrken und Chancen

Aus rechtlicher Perspektive waumlre ein solches dreigeteiltes zweisprachiges Kooperationsmo-

dell prinzipiell moumlglich Mittels gezielter Kooperationen koumlnnten die durch die Kleinheit der

HEP-PH FR und des ILLB bedingten Nachteile uumlberwunden und Synergien genutzt werden

Studierende haumltten Zugang zu einem umfassenderen Bildungsangebot

452 Schwaumlchen und Gefahren

Bei der Anerkennung von Kooperationen ist die EDK besonders aufmerksam Es muss klar

und transparent geregelt sein welche Institution welche Aufgaben uumlbernimmt und welche

Verantwortungen tragen Bei einer Aufteilung der Verantwortungen wuumlrde der Kanton

Freiburg bis zu einem bestimmten Grad auch seine Entscheidungskompetenzen aus der

Hand geben muumlssen Aus politischer Perspektive ist aber wichtig dass der Kanton an einem

im eigenen Terrain verankerten Schulwesen festhalten kann Die Kantone sind deshalb stark

in die Lehrpersonenbildung involviert und wollen diese insbesondere fuumlr die obligatorischen

Schulstufen praumlgen Ein Kooperationsmodell mit den Kantonen Bern und Waadt deren loka-

le Realitaumlt sich von derjenigen in Freiburg unterscheidet wuumlrde sich als umstaumlndlich heraus-

stellen Bei der Gruumlndung der HEP-PH FR wurde von einer interkantonalen Kooperation

insbesondere vom Beitritt zum Konglomerat BEJUNE willentlich abgesehen Auch das Ko-

operationsmodell der PH Zug Schwyz und Luzern ist gescheitert Hinsichtlich der Schwie-

rigkeiten mit denen sich auch manche interkantonalen Fachhochschulverbaumlnde (besonders

die HES-SO und die FHO) in Bezug auf ihre Governance konfrontiert sehen waumlre dieses

Modell wohl besonders schwierig umzusetzen

50

5 Empfehlungen

51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit

Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-

nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status

Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre

Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-

nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde

sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand

bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons

Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-

tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher

Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst

eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein

Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium

vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-

che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige

Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt

der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-

dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu

nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-

nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen

52 Strategische Stossrichtung

Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes

festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung

der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-

meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie

sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-

stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-

ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-

nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status

Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen

Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden

kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts

muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen

Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet

51

Perspektive Strategische Ziele

Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen

Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit

seinen Besonderheiten

Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-

burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten

und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen

Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant

hervorgehoben

Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen

Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)

Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-

kraumlften garantieren

Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen

Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren

Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung

ermoumlglichen

Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-

schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann

Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen

Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-

fuumlgung stellen

Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-

chende Informatikinfrastruktur einrichten

Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen

Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen

Der Hochschule Autonomie gewaumlhren

Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung

53 Modellvorschlag

531 Interinstitutionelles Gremium

Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-

nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist

gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-

schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben

den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)

eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums

(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird

das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist

dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-

pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-

bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung

52

In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-

fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun

Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-

liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten

Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-

den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-

sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-

tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-

rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-

bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-

sammlung) ersetzt werden

Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan

53

Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)

532 Abwaumlgungen

Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-

stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das

Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-

schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure

des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem

Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-

typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-

dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt

aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-

oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-

treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-

ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat

damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-

ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten

Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-

tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden

und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-

gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang

gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen

kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-

ben

Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-

folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die

54

Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig

der finanzielle Druck auf die kleinen PHs

533 Weiteres Vorgehen und Ausblick

Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von

aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich

hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-

schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der

Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-

len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich

lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei

Hauptphasen

Abbildung 26 Prozessgestaltung

Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste

fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit

sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende

laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-

kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer

Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf

dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume

verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-

sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-

den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt

werden

Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen

Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-

naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge

der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue

55

Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf

angepasst der Aussenauftritt konsolidiert

Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen

Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion

um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum

die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-

statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-

faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht

534 Schlussgedanken

Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die

Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen

Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch

konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-

gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt

werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen

Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-

saumltzlich erschwerend

Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-

gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-

finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung

verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so

koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden

Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution

fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht

Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-

promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-

lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-

gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt

Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-

forderlich

56

6 Quellen

61 Literatur

Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter

httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb

Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt

Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle

Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading

House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No

12

Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)

Muumlnchen Vahlen

Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice

(9th ed) Boston McGraw-Hill

Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-

Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson

Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A

Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University

108 (6) 1017-1054

Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational

Researcher 15(2) 4-14

Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion

62 Rechtsgrundlagen

Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-

taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und

Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001

Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-

sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)

Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-

schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom

30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)

Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et

lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001

EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit

Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK

EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der

Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK

57

Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)

Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)

Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg

(SR 101000)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)

Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom

16062016 (LB SR 447710)

Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)

63 Berichte und Stellungnahmen

SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr

Bildungsforschung

Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017

Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave

lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat

de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut

Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg

Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg

13122018

Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute

Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK

httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf

httpwwwcdipchdyn12277php

2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron

PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion

httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf

httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv

onMedienundIKTindenUnterrichtpdf

httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes

Page 50: Prof. Dr. Roman Capaul St. Gallen, 2. April 2019 · guisme est un atout unique qui est mis en avant comme une unique selling proposition (USP - proposition de vente unique). Le bilinguisme

50

5 Empfehlungen

51 Ausgewiesene Handlungsnotwendigkeit

Von aussen hat man den Eindruck dass der Kanton Freiburg die Frage der kuumlnftigen Orga-

nisation der Lehrerbildung seit Jahren vor sich herschiebt Ein weiteres Verharren im Status

Quo wird von niemandem gewuumlnscht und haumltte fuumlr das Schulwesen des Kantons prekaumlre

Folgen Es herrscht dringender Handlungsbedarf Weil aber durch die bereits unternomme-

nen Versuche einer Annaumlherung der Ausbildungsstaumltten die Fronten verhaumlrtet sind wuumlrde

sich bei der sofortigen Umsetzung des einen oder anderen Modells vermutlich Widerstand

bilden der sich negativ auf die Lehrpersonenbildung und den Ruf des Bildungskantons

Freiburg auswirken koumlnnte Die folgende Empfehlung soll deshalb aufzeigen wie ein poli-

tisch realistischer und sichtbarer Entwicklungsschritt gemacht werden kann ohne das bisher

Erreichte in Frage zu stellen und eine Institution existenziell zu bedrohen Dazu muss zuerst

eine Richtung fuumlr die Freiburger Lehrpersonenbildung fixiert dh eine Entscheidung fuumlr ein

Modell getroffen werden Dieser Bericht schlaumlgt ein starkes Interinstitutionelles Gremium

vor Die Entscheidung liegt bei der Freiburger Regierung Die politische und gesellschaftli-

che Akzeptanz des gewaumlhlten Modells ist dabei die Grundvoraussetzung fuumlr eine zukuumlnftige

Realisierung Anschliessend folgt gemaumlss der betriebswirtschaftlichen Logik laquoStruktur folgt

der Strategieraquo ein Vorschlag wie eine neue Art der Zusammenarbeit im Rahmen dieses Mo-

dells initiiert werden kann um die Umsetzung der Entscheidung phasenweise in Angriff zu

nehmen Ziel ist es die Akteure im uumlbergeordneten Interesse einer kohaumlrenten und koordi-

nierten kantonalen Lehrpersonenbildung zu vereinen und handlungsfaumlhig zu machen

52 Strategische Stossrichtung

Der Kanton Freiburg hat die Ausrichtung seiner Schulpolitik im Rahmen des Schulgesetzes

festgelegt Die Erziehungsdirektion ist dabei unmittelbar an der Erarbeitung und Umsetzung

der Schulstrukturen und Lehrplaumlne beteiligt laquoSie [die Direktion] ist zustaumlndig fuumlr die allge-

meine Fuumlhrung der Schule und legt die paumldagogische Ausrichtung festraquo (Art 96 al 2) laquoSie

sorgt fuumlr die Kontinuitaumlt und Kohaumlrenz der Unterrichtsprogramme und einen gut abge-

stimmten Uumlbergang zwischen Primarschule und Orientierungsschule sowie zu den nachob-

ligatorischen Bildungsgaumlngenraquo (Art 96 al 3) Da es neben den Akteuren der beiden betroffe-

nen Institutionen selbst insbesondere die Aumlmter der Erziehungsdirektion sind die den Status

Quo als laquonicht laumlnger zumutbarraquo charakterisieren gilt es bei der Wahl eines alternativen

Modells zu beruumlcksichtigen inwiefern dieses der kantonalen Schulpolitik gerecht werden

kann Demzufolge und unter Beruumlcksichtigung der Erkenntnisse des vorliegenden Berichts

muss ein kuumlnftiges Modell folgende strategischen Ziele erfuumlllen koumlnnen Diese strategischen

Ziele sind aus der im Bericht verwendeten interdisziplinaumlren Betrachtung abgeleitet

51

Perspektive Strategische Ziele

Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen

Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit

seinen Besonderheiten

Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-

burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten

und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen

Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant

hervorgehoben

Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen

Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)

Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-

kraumlften garantieren

Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen

Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren

Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung

ermoumlglichen

Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-

schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann

Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen

Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-

fuumlgung stellen

Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-

chende Informatikinfrastruktur einrichten

Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen

Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen

Der Hochschule Autonomie gewaumlhren

Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung

53 Modellvorschlag

531 Interinstitutionelles Gremium

Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-

nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist

gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-

schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben

den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)

eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums

(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird

das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist

dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-

pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-

bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung

52

In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-

fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun

Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-

liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten

Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-

den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-

sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-

tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-

rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-

bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-

sammlung) ersetzt werden

Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan

53

Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)

532 Abwaumlgungen

Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-

stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das

Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-

schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure

des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem

Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-

typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-

dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt

aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-

oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-

treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-

ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat

damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-

ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten

Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-

tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden

und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-

gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang

gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen

kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-

ben

Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-

folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die

54

Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig

der finanzielle Druck auf die kleinen PHs

533 Weiteres Vorgehen und Ausblick

Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von

aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich

hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-

schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der

Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-

len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich

lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei

Hauptphasen

Abbildung 26 Prozessgestaltung

Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste

fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit

sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende

laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-

kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer

Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf

dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume

verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-

sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-

den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt

werden

Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen

Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-

naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge

der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue

55

Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf

angepasst der Aussenauftritt konsolidiert

Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen

Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion

um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum

die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-

statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-

faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht

534 Schlussgedanken

Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die

Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen

Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch

konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-

gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt

werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen

Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-

saumltzlich erschwerend

Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-

gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-

finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung

verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so

koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden

Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution

fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht

Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-

promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-

lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-

gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt

Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-

forderlich

56

6 Quellen

61 Literatur

Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter

httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb

Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt

Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle

Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading

House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No

12

Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)

Muumlnchen Vahlen

Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice

(9th ed) Boston McGraw-Hill

Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-

Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson

Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A

Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University

108 (6) 1017-1054

Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational

Researcher 15(2) 4-14

Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion

62 Rechtsgrundlagen

Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-

taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und

Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001

Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-

sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)

Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-

schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom

30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)

Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et

lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001

EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit

Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK

EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der

Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK

57

Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)

Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)

Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg

(SR 101000)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)

Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom

16062016 (LB SR 447710)

Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)

63 Berichte und Stellungnahmen

SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr

Bildungsforschung

Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017

Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave

lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat

de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut

Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg

Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg

13122018

Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute

Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK

httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf

httpwwwcdipchdyn12277php

2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron

PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion

httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf

httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv

onMedienundIKTindenUnterrichtpdf

httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes

Page 51: Prof. Dr. Roman Capaul St. Gallen, 2. April 2019 · guisme est un atout unique qui est mis en avant comme une unique selling proposition (USP - proposition de vente unique). Le bilinguisme

51

Perspektive Strategische Ziele

Paumldagogisch Die Qualitaumlt der Lehrpersonenbildung sicherstellen

Praxisnah ausbilden insbesondere auch zum regionalen Schulwesen mit

seinen Besonderheiten

Es bilden sich immer mehr PHs mit besonderem Profil heraus Fuumlr Frei-

burg ist es die Zweisprachigkeit Diese sollte der Kanton gewaumlhrleisten

und sichtbar machen Eine mehrsprachige Ausbildung wird in fast allen

Gespraumlchen als Distinktionsmerkmal bzw USP als besonders relevant

hervorgehoben

Immersionsdidaktik foumlrdern und ausbauen

Ein moumlglichst breites Ausbildungsangebot beibehalten (KLD DiBi etc)

Oumlkonomisch Marktorientiert ausbilden dh die kantonale Selbstversorgung mit Lehr-

kraumlften garantieren

Die Ressourcen optimal einsetzen und Synergien schaffen

Die Attraktivitaumlt fuumlr ausserkantonale Studierende wahren

Organisatorisch Organisationsstrukturen schaffen die die strategische Zielerreichung

ermoumlglichen

Die Organisation so ausgestalten dass der Leistungsauftrag Lehre For-

schung Dienstleistung und Weiterbildung erfuumlllt werden kann

Die Anforderungen einer Good Governance erfuumlllen

Ausreichend und fuumlr die Tertiaumlrstufe geeignete Raumlumlichkeiten zur Ver-

fuumlgung stellen

Eine den Sicherheitsanforderungen und paumldagogischen Anliegen entspre-

chende Informatikinfrastruktur einrichten

Rechtlich Den Anforderungen der Akkreditierung genuumlgen

Den Anerkennungskriterien der EDK genuumlgen

Der Hochschule Autonomie gewaumlhren

Abbildung 23 Strategische Ziele der Freiburger Lehrerbildung

53 Modellvorschlag

531 Interinstitutionelles Gremium

Um diese Arbeiten in Angriff zu nehmen soll moumlglichst schnell ein strategisches institutio-

nenuumlbergreifendes Lenkungsorgan eingesetzt werden Damit das Gremium arbeitsfaumlhig ist

gehoumlren ihm fuumlnf bis maximal sieben Personen an Beide Institutionen und Sprachgemein-

schaften sind so ausgewogen vertreten Bei der Variante mit sieben Personen koumlnnen neben

den Ausbildungsinstitutionen (der Angebotsseite) auch das Praxisfeld (die Nachfrageseite)

eingebunden werden Das Amt fuumlr Universitaumltsfragen fuumlhrt das Sekretariat des Gremiums

(ohne Stimmrecht) Dadurch ist eine administrative Kontinuitaumlt gewaumlhrleistet Gefuumlhrt wird

das Lenkungsorgan vom zustaumlndigen Staatsrat Die Gestaltung der Lehrerbildung ist

dadurch direkt an die Regierung gebunden Damit verbunden ist auch eine Rechenschafts-

pflicht (Accountability) gegenuumlber der Oumlffentlichkeit und der Kanton bekennt sich unmittel-

bar zu einem koordinierten Aussenauftritt der Lehrpersonenbildung

52

In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-

fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun

Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-

liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten

Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-

den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-

sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-

tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-

rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-

bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-

sammlung) ersetzt werden

Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan

53

Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)

532 Abwaumlgungen

Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-

stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das

Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-

schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure

des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem

Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-

typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-

dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt

aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-

oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-

treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-

ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat

damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-

ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten

Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-

tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden

und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-

gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang

gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen

kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-

ben

Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-

folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die

54

Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig

der finanzielle Druck auf die kleinen PHs

533 Weiteres Vorgehen und Ausblick

Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von

aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich

hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-

schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der

Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-

len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich

lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei

Hauptphasen

Abbildung 26 Prozessgestaltung

Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste

fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit

sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende

laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-

kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer

Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf

dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume

verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-

sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-

den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt

werden

Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen

Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-

naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge

der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue

55

Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf

angepasst der Aussenauftritt konsolidiert

Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen

Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion

um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum

die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-

statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-

faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht

534 Schlussgedanken

Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die

Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen

Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch

konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-

gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt

werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen

Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-

saumltzlich erschwerend

Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-

gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-

finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung

verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so

koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden

Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution

fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht

Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-

promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-

lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-

gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt

Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-

forderlich

56

6 Quellen

61 Literatur

Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter

httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb

Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt

Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle

Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading

House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No

12

Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)

Muumlnchen Vahlen

Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice

(9th ed) Boston McGraw-Hill

Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-

Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson

Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A

Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University

108 (6) 1017-1054

Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational

Researcher 15(2) 4-14

Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion

62 Rechtsgrundlagen

Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-

taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und

Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001

Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-

sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)

Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-

schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom

30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)

Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et

lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001

EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit

Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK

EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der

Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK

57

Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)

Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)

Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg

(SR 101000)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)

Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom

16062016 (LB SR 447710)

Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)

63 Berichte und Stellungnahmen

SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr

Bildungsforschung

Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017

Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave

lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat

de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut

Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg

Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg

13122018

Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute

Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK

httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf

httpwwwcdipchdyn12277php

2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron

PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion

httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf

httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv

onMedienundIKTindenUnterrichtpdf

httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes

Page 52: Prof. Dr. Roman Capaul St. Gallen, 2. April 2019 · guisme est un atout unique qui est mis en avant comme une unique selling proposition (USP - proposition de vente unique). Le bilinguisme

52

In verschiedenen Kantonen werden Hochschulen von den Erziehungschefs-chefinnen ge-

fuumlhrt Dies hat in hohem Masse mit deren Finanzierung zu tun

Dieses strategische Lenkungsorgan denkt in Legislaturperioden und bringt Investitionsan-

liegen rechtzeitig in die mittel- und langfristige Finanzplanung Mit dem uumlbergeordneten

Gremium kann eine staumlrkere gemeinsame Kommunikationsarchitektur implementiert wer-

den Aus dieser kann eine thematische Kooperation zwischen den Institutionen heranwach-

sen Transversale Themen wie gemeinsame Vorlesungen Liegenschaftsnutzung Informa-

tikinfrastruktur etc koumlnnen mit Verbindlichkeit angegangen werden Die laquoConvention geacuteneacute-

rale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et lrsquoUniversiteacute de Fri-

bourg du 26 Novembre 2001raquo muss durch einen neuen Erlass (in der Systematischen Rechts-

sammlung) ersetzt werden

Abbildung 24 Strategisches Lenkungsorgan

53

Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)

532 Abwaumlgungen

Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-

stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das

Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-

schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure

des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem

Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-

typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-

dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt

aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-

oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-

treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-

ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat

damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-

ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten

Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-

tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden

und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-

gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang

gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen

kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-

ben

Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-

folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die

54

Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig

der finanzielle Druck auf die kleinen PHs

533 Weiteres Vorgehen und Ausblick

Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von

aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich

hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-

schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der

Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-

len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich

lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei

Hauptphasen

Abbildung 26 Prozessgestaltung

Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste

fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit

sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende

laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-

kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer

Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf

dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume

verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-

sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-

den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt

werden

Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen

Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-

naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge

der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue

55

Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf

angepasst der Aussenauftritt konsolidiert

Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen

Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion

um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum

die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-

statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-

faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht

534 Schlussgedanken

Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die

Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen

Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch

konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-

gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt

werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen

Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-

saumltzlich erschwerend

Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-

gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-

finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung

verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so

koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden

Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution

fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht

Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-

promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-

lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-

gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt

Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-

forderlich

56

6 Quellen

61 Literatur

Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter

httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb

Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt

Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle

Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading

House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No

12

Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)

Muumlnchen Vahlen

Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice

(9th ed) Boston McGraw-Hill

Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-

Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson

Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A

Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University

108 (6) 1017-1054

Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational

Researcher 15(2) 4-14

Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion

62 Rechtsgrundlagen

Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-

taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und

Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001

Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-

sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)

Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-

schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom

30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)

Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et

lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001

EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit

Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK

EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der

Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK

57

Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)

Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)

Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg

(SR 101000)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)

Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom

16062016 (LB SR 447710)

Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)

63 Berichte und Stellungnahmen

SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr

Bildungsforschung

Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017

Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave

lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat

de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut

Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg

Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg

13122018

Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute

Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK

httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf

httpwwwcdipchdyn12277php

2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron

PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion

httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf

httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv

onMedienundIKTindenUnterrichtpdf

httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes

Page 53: Prof. Dr. Roman Capaul St. Gallen, 2. April 2019 · guisme est un atout unique qui est mis en avant comme une unique selling proposition (USP - proposition de vente unique). Le bilinguisme

53

Abbildung 25 Strategisches Lenkungsorgan mit fuumlnf bis sieben Personen (mit bzw ohne Praxisvertreter)

532 Abwaumlgungen

Das hier vorgeschlagene Modell stuumltzt sich auf das in Wissenschaft und Praxis breit abge-

stuumltzte Promotoren-Modell von Hauschildt et al (2016) Seine hohe Akzeptanz verdankt das

Modell umfangreichen empirischen Belegen zur Existenz dieser Promotorentypen (Hau-

schildt et al 2016 S 195) In diesem Modell werden drei Promotoren als zentrale Akteure

des Wandels unterschieden Macht- Prozess- und Fachpromotor Alle drei sind in einem

Entwicklungsprozess erforderlich jeder leistet einen eigenen Beitrag Fehlt ein Promotoren-

typ wird die Entwicklung mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern Im vorgeschlagenen Mo-

dell ist das strategische Lenkungsorgan der Machtpromotor wiederum zusammengesetzt

aus den Machtpromotoren der fuumlr die Lehrerbildung zustaumlndigen Institutionen Der Prozess-

oder Beziehungspromotor ist das Amt fuumlr Universitaumltsfragen Die Fachpromotoren (zB Ver-

treter der HEP-PH FR des ILLB der Sonderpaumldagogik des Praxisfeldes der Unterrichtsaumlm-

ter etc) werden projektbezogen beizogen und in die Sitzungen eingeladen Das Gremium hat

damit die Kraft langfristige Veraumlnderungsprozesse in Gang zu setzen und positive Dynami-

ken in Richtung tatsaumlchlicher Zusammenarbeit zu starten

Dieses Modell des strategischen Lenkungsorgans ist schnell realisierbar Die bisherigen Insti-

tutionen behalten ihre Autonomie Es muumlssen keine bestehenden Gesetze geaumlndert werden

und keine der beiden Institutionen wird geschwaumlcht Schwierig wird es einzig wenn diver-

gierende Interessen der Universitaumlt und der HEP-PH FR bei einem Thema nicht in Einklang

gebracht werden koumlnnen Aufgrund der bestehenden Autonomie der beiden Institutionen

kann das uumlbergeordnete Lenkungsgremium nur uumlber Verhandlungsprozesse Einfluss ausuuml-

ben

Auch dieses Modell erfordert Ressourcen Die mit dem Modell angestrebte strategische Er-

folgsposition muss mittels eines guten Marketings nach aussen getragen werden um die

54

Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig

der finanzielle Druck auf die kleinen PHs

533 Weiteres Vorgehen und Ausblick

Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von

aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich

hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-

schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der

Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-

len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich

lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei

Hauptphasen

Abbildung 26 Prozessgestaltung

Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste

fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit

sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende

laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-

kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer

Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf

dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume

verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-

sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-

den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt

werden

Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen

Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-

naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge

der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue

55

Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf

angepasst der Aussenauftritt konsolidiert

Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen

Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion

um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum

die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-

statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-

faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht

534 Schlussgedanken

Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die

Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen

Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch

konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-

gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt

werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen

Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-

saumltzlich erschwerend

Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-

gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-

finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung

verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so

koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden

Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution

fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht

Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-

promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-

lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-

gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt

Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-

forderlich

56

6 Quellen

61 Literatur

Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter

httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb

Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt

Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle

Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading

House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No

12

Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)

Muumlnchen Vahlen

Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice

(9th ed) Boston McGraw-Hill

Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-

Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson

Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A

Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University

108 (6) 1017-1054

Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational

Researcher 15(2) 4-14

Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion

62 Rechtsgrundlagen

Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-

taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und

Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001

Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-

sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)

Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-

schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom

30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)

Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et

lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001

EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit

Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK

EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der

Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK

57

Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)

Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)

Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg

(SR 101000)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)

Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom

16062016 (LB SR 447710)

Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)

63 Berichte und Stellungnahmen

SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr

Bildungsforschung

Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017

Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave

lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat

de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut

Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg

Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg

13122018

Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute

Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK

httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf

httpwwwcdipchdyn12277php

2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron

PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion

httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf

httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv

onMedienundIKTindenUnterrichtpdf

httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes

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54

Studierendenzahl moumlglichst zu erhoumlhen Aus Sicht von Swissuniversities waumlchst langfristig

der finanzielle Druck auf die kleinen PHs

533 Weiteres Vorgehen und Ausblick

Dieser Bericht moumlchte einen ersten realistischen Entwicklungsschritt in Gang setzen Von

aussen betrachtet schiebt der Kanton Freiburg seit laumlngerer Zeit Grundsatzfragen vor sich

hin und hat dadurch einen Problemstau geschaffen streng genommen ist sogar ein Ruumlck-

schritt in Bezug auf das in Gesetz und Zusammenarbeitsvereinbarung formulierte Ziel der

Annaumlherung und Zusammenarbeit zwischen der HEP-PH FR und der Universitaumlt festzustel-

len Der Aufbau des strategischen Lenkungsorgans sollte deshalb so schnell wie moumlglich

lanciert werden Folgende Abbildung zeigt grob die anstehenden Arbeiten verteilt auf zwei

Hauptphasen

Abbildung 26 Prozessgestaltung

Waumlhrend einer ersten Phase (bis zum Ende der naumlchsten zwei Legislaturperioden) muumlsste

fuumlr das Gremium eine Kompetenzordnung erarbeitet werden um dessen Arbeitsfaumlhigkeit

sicherzustellen Anschliessend kann eine einheitliche stufen- und sprachenuumlbergreifende

laquoVision Lehrerbildung Kanton Freiburgraquo entwickelt werden Basierend darauf ist eine kon-

kretisierte Mehrjahresplanung zu erstellen Hohe Dringlichkeit hat dabei die Erstellung einer

Schulraumstrategie Fuumlr die naumlchsten ca 10 Jahre koumlnnen Engpaumlsse mit dem Provisorium auf

dem Gelaumlnde der HEP-PH FR uumlberbruumlckt werden damit aber ab ca 2029 neue Schulraumlume

verfuumlgbar sind muumlssen unmittelbar die politischen Prozesse in Gang gesetzt und die ent-

sprechenden finanziellen Antraumlge ins Investitionsprogramm des Kantons eingebracht wer-

den Durch die Zusammenarbeit entlang dieser Themen soll die Vertrauensbasis gestaumlrkt

werden

Am Ende der ersten Phase sind die konzeptuellen und materiellen Arbeiten abgeschlossen

Die Institutionen haben sich einander uumlber verschiedene transversale Themenbereiche ange-

naumlhert Die zweite Phase steht somit im Zeichen der physischen Annaumlherung Die im Zuge

der ersten Phase bereitgestellten gemeinsamen Raumlumlichkeiten werden bezogen die neue

55

Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf

angepasst der Aussenauftritt konsolidiert

Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen

Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion

um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum

die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-

statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-

faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht

534 Schlussgedanken

Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die

Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen

Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch

konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-

gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt

werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen

Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-

saumltzlich erschwerend

Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-

gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-

finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung

verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so

koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden

Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution

fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht

Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-

promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-

lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-

gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt

Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-

forderlich

56

6 Quellen

61 Literatur

Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter

httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb

Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt

Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle

Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading

House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No

12

Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)

Muumlnchen Vahlen

Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice

(9th ed) Boston McGraw-Hill

Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-

Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson

Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A

Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University

108 (6) 1017-1054

Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational

Researcher 15(2) 4-14

Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion

62 Rechtsgrundlagen

Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-

taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und

Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001

Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-

sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)

Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-

schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom

30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)

Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et

lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001

EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit

Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK

EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der

Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK

57

Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)

Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)

Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg

(SR 101000)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)

Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom

16062016 (LB SR 447710)

Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)

63 Berichte und Stellungnahmen

SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr

Bildungsforschung

Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017

Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave

lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat

de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut

Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg

Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg

13122018

Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute

Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK

httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf

httpwwwcdipchdyn12277php

2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron

PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion

httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf

httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv

onMedienundIKTindenUnterrichtpdf

httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes

Page 55: Prof. Dr. Roman Capaul St. Gallen, 2. April 2019 · guisme est un atout unique qui est mis en avant comme une unique selling proposition (USP - proposition de vente unique). Le bilinguisme

55

Rechtsgrundlage tritt in Kraft Die erarbeitete Strategie wird ein erstes Mal evaluiert und ggf

angepasst der Aussenauftritt konsolidiert

Die Ausbildung der Lehrpersonen wird in gewissem Masse immer dem gesellschaftlichen

Wandel unterliegen immer wieder werden bildungspolitische Tendenzen die Diskussion

um eine sachdienliche Lehrpersonenbildung neu lancieren Heute geht es deshalb darum

die Freiburger Lehrpersonenbildung mit einer robusten institutionellen Ausruumlstung auszu-

statten die ihr bei der zukuumlnftigen Erfuumlllung ihrer wichtigen Aufgabe sowohl Anpassungs-

faumlhigkeit als auch Bestaumlndigkeit verleiht

534 Schlussgedanken

Die Arbeiten fuumlr diesen Bericht erwiesen sich als aumlusserst komplex und herausfordernd Die

Lehrerbildung im Kanton Freiburg ist sehr dezentral organisiert und historisch gewachsen

Ein explizites Monitoring uumlber die gesamte Lehrebildung hinweg findet nicht statt Dadurch

konnte nicht auf Studierendenstatistiken oder quantitative Zahlen aus den Kostenrechnun-

gen zuruumlckgegriffen werden Relevante Zahlen mussten eigens fuumlr diesen Bericht erstellt

werden Es fehlt allen hier untersuchten Institutionen an systematischem Steuerungswissen

Der enorme Zeitdruck und die angemessene Beruumlcksichtigung beider Sprachen waren zu-

saumltzlich erschwerend

Aus einer nationalen Sicht betrachtet findet die Lehrerbildung in der Schweiz eher an Paumlda-

gogischen Hochschulen statt International betrachtet ist eher ein universitaumlres Dach aufzu-

finden Und selbst in der Schweiz sind sehr unterschiedliche Modelle der Lehrerbildung

verbreitet und erfolgreich Aus Sicht der EDK ist diese Vielfalt durchaus gewollt Denn so

koumlnnen die regionalen Besonderheiten am ehesten beruumlcksichtigt werden

Es mag die Leserinnen und Leser des Berichts vielleicht enttaumluschen dass keine Institution

fuumlr eine Lehrerbildung uumlber saumlmtliche Stufen hinweg als besonders geeignet hervorsticht

Der Verfasser ist vom vorgeschlagenen Modell im Sinne eines politisch machbaren Kom-

promisses uumlberzeugt Fuumlr dessen Umsetzung sind nun aber vertiefende Arbeiten erforder-

lich Weiterfuumlhrende Analysen zu den Kosten der Lehrerbildung sind noumltig ebenso die Aus-

gestaltung eines Rechtserlasses fuumlr das vorgeschlagene Konstrukt

Fuumlr die Umsetzung der transversalen Themen ist ein verbindliches Projektmanagement er-

forderlich

56

6 Quellen

61 Literatur

Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter

httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb

Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt

Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle

Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading

House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No

12

Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)

Muumlnchen Vahlen

Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice

(9th ed) Boston McGraw-Hill

Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-

Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson

Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A

Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University

108 (6) 1017-1054

Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational

Researcher 15(2) 4-14

Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion

62 Rechtsgrundlagen

Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-

taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und

Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001

Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-

sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)

Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-

schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom

30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)

Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et

lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001

EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit

Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK

EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der

Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK

57

Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)

Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)

Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg

(SR 101000)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)

Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom

16062016 (LB SR 447710)

Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)

63 Berichte und Stellungnahmen

SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr

Bildungsforschung

Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017

Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave

lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat

de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut

Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg

Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg

13122018

Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute

Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK

httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf

httpwwwcdipchdyn12277php

2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron

PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion

httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf

httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv

onMedienundIKTindenUnterrichtpdf

httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes

Page 56: Prof. Dr. Roman Capaul St. Gallen, 2. April 2019 · guisme est un atout unique qui est mis en avant comme une unique selling proposition (USP - proposition de vente unique). Le bilinguisme

56

6 Quellen

61 Literatur

Bertelsmann_Stiftung (2018) Monitor Lehrerbildung Verfuumlgbar unter

httpswwwmonitor-lehrerbildungdeweb

Capaul R amp Seitz H (2011) Schulfuumlhrung und Schulentwicklung (3 Aufl) Bern Haupt

Denzler S amp Wolter S C (2008) Unsere zukuumlnftigen Lehrerinnen und Lehrer ndash Institutionelle

Faktoren bei der Wahl eines Studiums an einer Paumldagogischen Hochschule Swiss Leading

House Economics of Education-Firm Behaviour-Training Policies Working Paper No

12

Hauschildt J Salomo S Schultz C amp Kock A (2016) Innovationsmanagement (6 Aufl)

Muumlnchen Vahlen

Hoy W K amp Miskel C G (2013) Educational Administration Theory Research and Practice

(9th ed) Boston McGraw-Hill

Hoy W K amp Tarter C J (2004) Administrators Solving the Problems of Practice Decision-

Making Concepts Cases and Consequences (2nd ed) Boston Pearson

Mishra P amp Koehler M J (2006) Technological Pedagogical Content Knowledge A

Framework for Teacher Knowledge Teachers College Record Columbia University

108 (6) 1017-1054

Shulman LS (1986) Those Who Understand Knowledge Growth in Teaching Educational

Researcher 15(2) 4-14

Statistisches Jahrbuch des Kantons Freiburg Amt fuumlr Statistik Volkswirtschaftsdirektion

62 Rechtsgrundlagen

Besondere Konvention zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Universi-

taumlt Freiburg betreffend der Ausbildung der Lehrpersonen fuumlr laquoHauswirtschaftraquo und

Technisches Gestaltenraquo an der Orientierungsschule vom 26112001

Besondere Vereinbarung zwischen der Paumldagogischen Hochschule Freiburg und der Univer-

sitaumlt Freiburg vom 24062008 (SR 510710)

Bundesgesetz uumlber die Foumlrderung der Hochschulen und die Koordination im schweizeri-

schen Hochschulbereich (Hochschulfoumlrderungs- und Koordinationsgesetz HFKG) vom

30 September 2011 (Stand 1 Januar 2018) (SR 41420)

Convention geacuteneacuterale de coopeacuteration entre la Haute Ecole Peacutedagogique Fribourgeoise et

lrsquoUniversiteacute de Fribourg de 26 Novembre 2001

EDK (1998) Reglement uumlber die Anerkennung der Lehrdiplome fuumlr Maturitaumltsschulen (mit

Aktualisierungen bis 2012) Bern EDK

EDK (1999) Reglement uumlber die Anerkennung von Hochschuldiplomen fuumlr Lehrkraumlfte der

Sekundarstufe I (mit Aktualisierungen bis 2016) Bern EDK

57

Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)

Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)

Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg

(SR 101000)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)

Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom

16062016 (LB SR 447710)

Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)

63 Berichte und Stellungnahmen

SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr

Bildungsforschung

Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017

Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave

lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat

de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut

Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg

Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg

13122018

Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute

Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK

httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf

httpwwwcdipchdyn12277php

2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron

PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion

httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf

httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv

onMedienundIKTindenUnterrichtpdf

httpsv-felehrplanchindexphpcode=b|10|0ampla=yes

Page 57: Prof. Dr. Roman Capaul St. Gallen, 2. April 2019 · guisme est un atout unique qui est mis en avant comme une unique selling proposition (USP - proposition de vente unique). Le bilinguisme

57

Gesetz uumlber die obligatorische Schule (Schulgesetz SchG SR 42201)

Reglement zum Gesetz uumlber die obligatorische Schule (SchR vom 19042016)

Gesetz vom 19 November 1997 (Stand am 10 September 2015) uumlber die Universitaumlt Freiburg

(SR 101000)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 04101999 (PHG SR 41221)

Gesetz uumlber die Paumldagogische Hochschule Freiburg vom 21052015 (PHFG SR 4331)

Reglement des Beirats fuumlr die Lehrerinnen- und Lehrerbildung fuumlr die Sekundarstufen vom

16062016 (LB SR 447710)

Verfassung des Kantons Freiburg (SR 131219)

63 Berichte und Stellungnahmen

SKBF (2018) Bildungsbericht Schweiz 2018 Aarau Schweizerische Koordinationsstelle fuumlr

Bildungsforschung

Forclaz B amp Mauron-Hemmer E (2017) Forschung an der PH FR Taumltigkeiten 2016 ndash 2017

Gurtner JL Marro P amp Kaufmann F (2010) Rapport intermeacutediaire de la direction de projet agrave

lrsquoattention de la Direction de lrsquoinstruction publique de la culture et du sport (DICS) du Rectorat

de lrsquoUniversiteacute de Freiburg et de la Direction de la HEP concernant la creacuteation drsquoun Institut

Freiburgeois de la Formation des Enseignant-e-s Freiburg

Schmidt T (2018) Stellungnahme zum Mandat EKSD ndash Lehrerbildung im Kanton Fribourg

13122018

Ambuumlhl H amp Stadelmann W (Hrsg) (2011) Wirksame Lehrerinnen- und Lehrerbildung ndash Gute

Schulpraxis gute Steuerung Studien und Berichte 33A Bern EDK

httpwwwfrchpublfilespdf232007-11_206_rapportpdf

httpwwwcdipchdyn12277php

2018-GC-18 Antwort des Staatsrats auf einen parlamentarischen Vorstoss Motion Mauron

PierreWuumlthrich Peter Erlernen der Partnersprache durch Immersion

httpwwwciipchfiles2CIIP_Communique_Plan-action-numerique_2018-12-6pdf

httpswwwfrchsitesdefaultfilesreprisedocumentspdfKantonalesKonceptIntegrationv

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