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Prof. Peter Zellmann Institut für Freizeit- und Tourismusforschung (IFT) 2012 Prof. Peter Zellmann IFT Institut für Freizeit- und Tourismusforschung - Wien E-Mail: [email protected] http://www.freizeitforschung.at Work Life Balance Vom Schlagwort zur arbeitsmarktpolitischen Innovation Betriebliche Gesundheitsförderung 11. Oktober 2012 17. Informationstagung

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Prof. Peter Zellmann IFT Institut für Freizeit- und Tourismusforschung - Wien

E-Mail: [email protected] http://www.freizeitforschung.at

Work Life Balance

Vom Schlagwort zur arbeitsmarktpolitischen Innovation

Betriebliche Gesundheitsförderung

11. Oktober 2012 17. Informationstagung

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Der Paradigmenwechsel in Stichworten:

Die Zeitenwende

Das Neue: Die Ganzheitlichkeit der LebensstileDas Aufholen bisher zu wenig beachteter Werte:

weiblich und männlichÖkologie und ÖkonomieEmotio und RatioSpaß und LeistungFreizeit und ArbeitFamilie und Beruf

auch: jung und alt

Das „Sowohl als auch“, die Harmonisierung, die Sehnsucht nach Lebensbalance („Work-Life“ Balance) dominieren

Bevölkerung Verständnis

Das Ende des Industriezeitalters ist in den „Herzen“ der Macher (noch) nicht angekommen

Leben um zu arbeiten oder: Arbeiten um zu Leben?Vom Prinzip der Lebenserhaltung zum Prinzip der Lebensgestaltung

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„Das 20. Jahrhundert war geprägt vom Wachstum. Die Menschen haben danach getrachtet, einen Lebensstandard und Lebensstil zu erreichen, mit dem man in erster Linie nach außen, also seinem privaten und beruflichen Umfeld, zeigen konnte, was man sich geschaffen hat. In Zukunft wird es für die Menschen wichtiger werden, eine Lebensqualität zu erreichen, die in erster Linie für einen selbst erstrebenswert ist. Mehr denn je wird jeder für sich selbst definieren und bestimmen, welche Lebensqualität man anstrebt – ohne zu sehr auf die Wirkung nach außen zu achten.“

Repräsentativbefragung von 1.009 Personen ab 15 Jahren in Österreich 2010; Angaben in Prozent Lebensqualität Inhalt

6 1919 29 25 1

Kann ich nicht sagen

Österreich

Abweichungen vom Österreich-Schnitt:

Matura / Uniabschluss

Leit. Angestellte / Beamte

Stimme voll und ganz zu 3Stimme gar

nicht zu

Kärnten /Steiermark

Pflichtschul-abschluss

Arbeiter /Facharbeiter

2 4

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1

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Lebensqualität statt Lebensstandard

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56

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38

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Gesundheit

Intakte Familie und Partnerschaft

Zufriedenheit mit der persönlichenLebenssituation

Friedliches Zusammenleben mit anderenMenschen und soziales Engagement

Schutz der Umwelt

Sein Leben weitgehend selbstzu bestimmen

Sozialer Ausgleich in der Gesellschaft

Geld und Besitz mehren

Was den BürgerInnen für ihre Lebensqualität wichtig ist

Quelle: tns emnid, Umfrage mit jeweils 1.000 Befragten in Österreich und Deutschland, Juli 2010; Angaben in Prozent

Österreich

Deutschland

Gehaltsmodell

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8

18

14

23 22Zustimmung

Ablehnung

„Nehmen wir einmal an, es könnte in Zukunft ein neues Arbeitszeitmodell geben, bei dem Sie um 10 % weniger Gehalt bekommen, dafür aber um 20 % weniger arbeiten müssen.

Wie gut gefällt Ihnen die Idee dieses Modells, unabhängig von Ihrer persönlichen Situation?“Von je 100 Berufstätigen geben an:

Repräsentativbefragung von 1001 Personen ab 15 Jahren in Österreich 2009; Angaben in Prozent

Neues Arbeitszeit/GehaltsmodellWeniger Verdienst für mehr Freizeit?

Gefällt mir sehr Gefällt mir Teils/teils

Gefällt mir nicht

Gefällt mir gar nicht

Unentschlossene: 15 %

63

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Ganzheitlichkeit

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Ganzheitliche Lebensstile dominieren zunehmend den Alltag der Bürger/innen

Arbeit und Freizeit stehen gleich wichtig – damit aber auch gleichwertig – im Zentrum der Lebensplanung und Lebensgestaltung (Paradigmenwechsel).

„Work Life Balance“ ist ein irreführender (falscher) Begriff

Ganzheitlichkeit: „Work Leisure Balance“

Freizeitorientierung

Dieser Wertewandel hat zunächst außerhalb der Arbeitswelt stattgefunden.

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Der Freizeitbereich wird zum eigentlichen Motor des gesellschaftlichen Wandels auf dem Weg in ein neues Zeitalter.

Freizeitorientierung der Lebensstile

Chancen für die demografischen Entwicklung undfür Immigrationsfragen

Vom Lebensstandardhandeln zum Lebensqualitätsdenken

Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie (Freundeskreis) ist den Menschen das wichtigste Anliegen

„Schaffen und leisten“ jenseits der Erwerbsarbeit

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Arbeit / Freizeit

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100

15-19 20-24 25-29 30-34 35-39 40-44 45-49 50-54 55-59 60-64 65-69 70-74 75+

Von je 100 Befragten halten diese Bereiche für wichtig (sehr wichtig und eher wichtig):

Repräsentativbefragung von 3.235 Personen ab 15 Jahren in Österreich, 2002, 2007 und 2012; Angaben in ProzentLebenszeitbudget

Beruf / Arbeit

Freizeit

Österreich Ø:Beruf / Arbeit 85 %Freizeit 91 %

Freizeit ist den Jüngeren wichtiger als den Älteren

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Lebenszeit 700.000 Stunden 100% davon

“Freizeit” 369.000 Stunden 53%

“Freizeit”

Schlaf 233.000 Stunden 33%

Schlaf

Beruf/Ausbildung 98.000 Stunden 14%

Beruf/ Ausbildung

ObligationszeitDie „neue“ Leistungszeit

„freie“ Zeit?

Lebenszeitbudget 2012

60% der „Freizeit“ verbringen wir in der Wohnung20% im direkten Wohnumfeld.

Mittelwert aus Lebenserwartung bei der Geburt bzw. der 60jährigen: ca. 80 Jahre

Arbeitswelt Entwicklung Sektoren

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1951

Dienstleistungsgesellschaft Entwicklung der unselbstständig Beschäftigten nach Sektoren

in Prozent

71,8 %

25,9 %

0,9 %

Dienstleistungen

Sachgütererzeugung und Bau

Land- und Forstwirtschaft

Quelle: Statistik Austria 2011

1961

in P

roze

nt

Darstellung ohne die Wirtschaftsbereiche Energie- und Wasserversorgung

1971 20101981 201520011991

73 %

25 %

1 %

Prognose

Neue Arbeitsformel

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Die neue Arbeitsformel?

Wenn wir so weitermachen, wird in nicht allzu ferner Zukunft die Hälfte der Menschen das Doppelte verdienen und dafür das

Dreifache leisten müssen.

0,50,5 x x 22 x x 33

Neue Leistungsgesellschaft

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Repräsentativbefragungen ab 14 Jahren in Deutschland (3.000 Personen) und Österreich (1000)

Gesellschaftliche GrundstimmungBei der Jugend ist der Wandel längst angekommen

JA 66%

Von der Arbeitsgesellschaft heißt es Abschied nehmen:14- bis 29jährige

JA 72% NEIN 28%

Leben wir in einer Industriegesellschaft ?:14- bis 29jährige

JA 33% NEIN 67%

Wir sind und bleiben eine Leistungsgesellschaft:

JA 66% NEIN 34%

aber:

Wesen der Dienstleistung

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Das Wesen der personenbezogenen Dienstleistung

Für die Ausbildungen wird die Persönlichkeitsentwicklung wichtiger, getragen von Fähigkeiten und Kompetenzen wie:

• Umgang mit Emotionen• Empathie Verständnis für den Informationsbedarf (aus Sicht des Unkundigen…)• Selbstwert und Bereitschaft zu Extrovertiertheit• Respektvolle Umgangsformen, angemessenes Auftreten• Kommunikationskompetenz (Rhetorik, Körpersprache, Präsentation)• Konfliktmanagement• Selbstorganisation (Selbstkritik, Selbsterfahrung) ….

Die (neue) Dienstleistungsgesellschaft ist keine Dienstbotengesellschaft• in Zukunft ist mehr „high touch“ als „high tech“ gefragt

„Die Menschen kümmert nicht was wir wissen, solange sie wissen, dass wir uns um sie kümmern“

Arbeitsmotivation

• auch: persönliche „Informationskompetenz“

Herausforderungen für Unternehmen und MitarbeiterInnen

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/

Fortschreitender Wertewandel im Spannungsfeld zwischen Beruf und Freizeit

Von je 100 Befragten nennen als “persönlich größten Anreiz”

1988 1992 1996 2005Entwicklung

Quelle: Opaschowski: “Deutschland 2010”, eigene Berechnungen

Repräsentativbefragungen 1988, 1992, 1996 und 2005 in D bzw.Ö, *)Prognose 2020

2020* + -

Arbeit, die Spaß macht 64 70 75 83 +2657

Sinnvolle Arbeitsinhalte 47 51 54 60 +2337

Leistungsprämien 26 34 42 52 +2923

Aufstiegschancen 31 34 36 41 +1724

Kürzere Arbeitszeit 31 26 21 17 - 2034

“Arbeit muss Freude machen und Sinn haben”

Die Arbeitsmotivation in der Zukunft

Zusammenfassung allgemein

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Zusammenfassung aus allgemeiner Sicht

„Corporate Social Responsibility“ (CSR) weist als Leitlinie in die Zukunft

… wie in kleineren bzw. Familienbetrieben oft längst gelebt … in größeren Betrieben als Notwendigkeit ebenso erkannt

bedeutet:MitarbeiterInnen einbinden (Partizipation), sie bei ihren Bedürfnissen abholen (Emanzipation)und die „solidarischen Leistungskomponente“ einfordern

Die personenbezogene Dienstleistung wird zur eigentlichen Wertschöpfungskomponente in (fast) allen Wirtschaftssektoren

Vom Lebensstandard zur Lebensqualität:Die neue Qualitätsdefinition im Produkt- wie im Personalmanagement beachten

Schlussfolgerungen aus Mitarbeitersicht

Work Life Balance:

Zeit ist die eigentliche Ressource des neuen Zeitalters

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Schlussfolgerungen aus Sicht der MitarbeiterInnen

• Bedeutungswandel des Themas „Sicherheit des Arbeitsplatzes“

Schluss

• Gehaltsschemata und Arbeitsrecht müssen aktualisiert werden

• Die Belastungen bei personenbezogenen Dienstleistungen sind besonders hoch…

Was Dienstgeber beachten sollten:

• Bedürfniserfassung und Förderung der Autonomie (Subsidiarität)

Work Life Balance:

• Zeitautonomie ermöglichen

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Prof. Peter Zellmann IFT Institut für Freizeit- und Tourismusforschung

E-Mail: [email protected] http://www.freizeitforschung.at

Haben Sie noch Fragen, Widersprüche, Ergänzungen? Bleiben wir im Gespräch:

Danke für Ihre Aufmerksamkeit!

…wird dann zur arbeitsmarktpolitischen Innovation, wenn die grundlegenden Entwicklungen des gesellschaftlichen Wertewandels

beachtet werden

Work Life Balance …

Betriebliche Gesundheitsförderung

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