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DEUTSCHES HYGIENE-MUSEUM PHIL 2016/17 21./ 22. JAN 2017 Mendelssohn Violinkonzert

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D E U T S C H E S H YG I E N E - M U S E U M

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21./ 22. JAN 2017

Mendelssohn Violinkonzert

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P R O G R A M M

Wolfgang Amadeus Mozart (1756 –1791)Ouvertüre zur Oper „Le nozze di Figaro“ KV 492

Presto

Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 –1847)Konzert für Violine und Orchester e-Moll op. 64

Allegro molto appassionato

Andante

Allegro non troppo – Allegro molto vivace

Wolfgang Amadeus MozartSinfonie D-Dur KV 504 „Prager“

Adagio – Allegro

Andante

Presto

Kolja Blacher | Violine und Leitung

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21. JAN 2017, Sa, 18.00 Uhr und 22. JAN 2017, So, 11.00 & 18.00 Uhr | DEUTSCHES HYGIENE-MUSEUM 2

„bey einer opera muß schlechterdings die Poesie der Musick gehorsame Tochter seyn. – warum gefallen denn die Welschen kommi-schen opern überall? mit allem dem Elend, was das buch anbelangt! [...] weil da ganz die Musick herrscht – und man darüber alles vergisst. – um so mehr muß Ja eine opera ge-fallen wo der Plan des Stücks gut ausgearbei-tet; die Wörter aber nur blos für die Musick geschrieben sind.“Diese berühmte Stelle aus einem Brief Mo-zarts bezieht sich zwar auf die Vorarbeiten zur 1782 uraufgeführten „Entführung aus dem Serail“, doch die Haltung, die daraus spricht, gilt genauso für die Jahre 1785/86, die Entstehungszeit der „Hochzeit des Figa-ro“. Mozart war als genialer Dramatiker sehr

kritisch bei der Wahl seiner Stoffe. Er hatte, wie er selbst schreibt, „hundert Büchel“ gele-sen, bevor er sich schließlich mit Lorenzo da Ponte einigte. Ein Glücksfall, denn da Ponte, der die erfolgreichsten italienischen Kom-ponisten mit seinen Libretti belieferte, fand sich bereit, auf Mozarts Vorschlag und nach dessen dramaturgischen Vorgaben eine fran-zösische Komödie zu bearbeiten: Aus „La folle journée ou le marriage de Figaro“ von Pierre-Augustin de Beaumarchais wurden „Le nozze di Figaro“. Die Zusammenarbeit zwischen Mozart und da Ponte ermöglichte eine Oper, in der der Textaufbau von Anfang an auf die Vertonung hin angelegt ist. Um-gekehrt ist die Musik völlig vom Drama, dem Gegeneinander der Charaktere durchdrun-

VOM DRAMA DURCHDRUNGEND I E O U V E R T Ü R E Z U M O Z A R T S » H O C H Z E I T D E S F I G A R O «

„bey einer opera muß schlechterdings die Poesie der Musick gehorsame Tochter seyn.“ Mozart in einem Brief 1782

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gen, auch in rein instrumentalen Passagen wie der Ouvertüre – oder „Sinfonia“, wie man damals sagte.

Beaumarchais’ turbulente Komödie handelt von einem Grafen Almavia, der sich in Su-sanna, die Braut des kleinen Figaro, vergafft und auf dem altertümlichen Adelsrecht der ersten Nacht besteht. Figaro ersinnt Listen, die Gräfin hilft, alles gerät durcheinander – und nach manchen Intrigen und Verwechs-lungen wieder ins Lot. Mozart schrieb sein instrumentales Eröffnungsstück wie gewohnt erst ganz zum Schluss; es wurde offenbar zwei Tage vor der Uraufführung (am 1. Mai 1786 in Wien) fertig. Allerdings zeigt die Art, wie er die Stimmen in einem Zug aufs Papier brachte, dass er die Ouvertüre im Kopf längst fertig komponiert hatte. Nur an einer Stelle änderte er noch während des Schreibens seine Meinung: Ursprünglich wollte er zwischen zwei Rahmenteile im Presto-Tempo ein langsameres Andante con moto einschieben; anstelle von D-Dur war dafür d-Moll vorgesehen, statt des Viervier-teltakts ein wiegender 6/8-Rhythmus. Doch Mozart riss das Notenblatt mit dem Großteil dieses Andantes heraus; nur der erste Takt ist auf der vorangehenden Seite des Manu-skripts erhalten – und samt einigen Über-leitungstakten vom Autor durchgestrichen. Offenbar kam Mozart zu der Erkenntnis, dass ein ohne Unterbrechung dahinjagendes Presto besser zum Charakter des folgenden Stückes passen würde. So herrscht nun vom neugierigen Murmeln der Geigen am Beginn

bis zur jubelnden Schlussfanfare ständige Bewegung. Ganz offenbar orientierte sich Mozart an dem von Beaumarchais gewählten Alternativtitel „La folle journée“ (Der tolle Tag). Die Form der Ouvertüre entspricht der eines vereinfachten Sonatensatzes: Zwei �emengruppen in D-Dur und A-Dur sind in der Exposition zu erkennen; die Reprise nimmt sie wieder auf, nun jedoch beide in der Grundtonart D-Dur. Was fehlt, ist der übliche Mittelteil eines Sonatensatzes, die �emen und Motive verarbeitende Durch-führung. Für ihre Komplikationen lässt der atemlose Trubel keinen Raum.

WOLFGANG AMADEUS MOZART* 27. Januar 1756, Salzburg† 5. Dezember 1792, Wien

O U V E R T Ü R E Z U R O P E R » L E N O Z Z E D I F I G A R O « K V 4 9 2

Entstehung1786Zuletzt von der Dresdner Philharmonie gespielt11. Mai 2008, Dirigent: Peter SchreierSpieldauerca. 5 MinutenBesetzung2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 2 Hörner, 2 Trompeten, Pauken, Streicher

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Die Entstehung von Felix Mendelssohn Bartholdys berühmtem Violinkonzert e-Moll ist eng verbunden mit Ferdinand David, einem Jugendfreund des Komponisten. Die beiden Musiker lernten sich 1825 in Berlin kennen; Felix war gerade 16 Jahre alt, Fer-dinand ein Jahr jünger und als geigerisches Wunderkind auf Konzertreise. Als Men-delssohn zehn Jahre später Musikdirektor in Leipzig wurde, machte er den Freund zum Konzertmeister des Gewandhausorchesters, und natürlich unterrichtete der Geiger auch am Leipziger Konservatorium, das Men-delssohn leitete. In einem Brief aus dem Jahr 1838 schrieb Mendelssohn an David, „dass es doch nicht viel solche Musiker gibt, wie Du bist, und dass ich mir am Ende doch keinen zweiten ausdenken könnte, mit dem ich so einig wäre in der Kunst.“ Bei der gleichen Gelegenheit kündigte er auch schon das e-Moll-Violinkonzert an.

Auf dessen Fertigstellung musste David zwar noch bis 1844 warten, doch dafür erhielt er ein sehr originelles Werk, das mit neuen formalen Lösungen überraschte. Üblicher-weise begann ja der Kopfsatz eines Konzerts mit einer „doppelten Exposition“: Vor der ersten Solopassage steht eine längere Orches-tereinleitung, die zumindest einen Teil des thematischen Materials vorstellt. Mendels-sohn verzichtete aber hier (wie auch in seinen weiteren Konzerten) auf das „erste Tutti“; der Solist setzt gleich im zweiten Takt mit dem Hauptthema ein. Aus Mendelssohns frühen Skizzen erkennt man, dass er diesen Anfang mehrfach überarbeitete. Er feilte lange an den melodischen und rhythmischen Kontu-ren, bis aus der ursprünglichen Eingebung das markante Hauptthema entstand, das doch nach unserem Höreindruck nur so und nicht anders lauten kann.

GABE AN EINEN FREUND UND ALLE GEIGER

M E N D E L S S O H N S V I O L I N KO N Z E R T E - M O L L

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Mendelssohn Violinkonzert 5

Einen ungewöhnlichen Einstieg fand Men-delssohn auch für das ruhige zweite �ema: Es wird zuerst von Flöten und Klarinetten vorgetragen, während die Solovioline auf der leeren G-Saite einen Orgelpunkt, also einen lang ausgehaltenen Ton zu wechselnden Harmonien der übrigen Stimmen, spielt. Auffallend ist weiterhin, dass Mendelssohn die (sonst oft improvisierte) Solokadenz aus-komponierte und von ihrem gewohnten Platz am Ende in die Mitte des Satzes versetzte. Diese Kadenz mündet in drei- und vierstim-mige Akkordbrechungen, die zunächst nur wie virtuose Spielfiguren anmuten – so wie sie in einer Solokadenz eben üblich sind. Sie

erhalten allerdings bald eine andere Funkti-on: Übergangslos werden sie zur Begleitung des Anfangsthemas, das nun vom Orchester gespielt wird. Die gesamte Kadenz ist somit nicht mehr bloßes Anhängsel des Satzes, sondern Höhepunkt der Durchführung und Überleitung zur Reprise. Eine letzte Überra-schung hält Mendelssohn am Satzende be-reit: Nach dem Schlussakkord lässt das erste Fagott seinen Ton in die eigentlich erwartete Pause hineinklingen. Die Sätze gehen also ineinander über – eine ungewöhnliche Maß-nahme in einer Zeit, in der es durchaus noch an der Tagesordnung war, einzelne Sätze auf Verlangen des Publikums zu wiederholen.

„… eins der schönsten Stücke in diesem Genre“ Ferdinand David in einem Brief

an Mendelssohn 1845

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FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY* 3. Februar 1809, Hamburg† 4. November 1847, Leipzig

K O N Z E R T F Ü R V I O L I N E U N D O R C H E S T E R E - M O L L O P. 6 4

Entstehung1838 –1844Uraufführung13. März 1845 in LeipzigZuletzt von der Dresdner Philharmonie gespielt8. Mai 2015, Solist: Marc Bouchkov, Dirigent: Michael SanderlingSpieldauerca. 30 MinutenBesetzung2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinette, 2 Fagotte, 2 Hörner, 2 Trompeten, Pauken, Streicher

Doch gerade das damals übliche „stimmungs-mordende“ Klatschen in den Satzpausen wollte Mendelssohn unterbinden.

Deshalb ließ er auch den zweiten Satz, ein C-Dur-Andante in dreiteiliger Liedform, ohne Pause ins Finale übergehen: Hier widmete er der Überleitung sogar eine eigene Passage von vierzehn Takten mit selbstän-digem thematischem Material. Es folgt ein rasches Rondo voller Spielwitz und raffinier-ter Klangwirkungen. Durch seine federnde Leichtigkeit lässt dieser Schlusssatz an einen Elfenspuk denken, eine Zauberwelt, wie sie auch die berühmte „Sommernachtstraum“-Ouvertüre beschwört. Ferdinand David führ-te das Werk am 13. März 1845 in Leipzig zum ersten Mal auf. Der Komponist konnte nicht dabei sein, erfuhr aber aus einem Brief des Geigers: „[Das Violinkonzert] hat ganz außerordentlich gefallen, einstimmig wird es für eins der schönsten Stücke in diesem Gen-re erklärt; es erfüllt aber auch alle Ansprüche, die an ein Konzertstück zu machen sind, im höchsten Grade auch die Violinspieler kön-nen Dir nicht dankbar genug sein für diese Gabe.“ An dieser Einschätzung hat sich bis heute nichts geändert.

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„Ich sah aber mit ganzem Vergnügen zu, wie alle diese leute auf die Musick meines figaro, in lauter Contretänze und teutsche verwandelt, so innig vergnügt herumspran-gen; – denn hier wird von nichts gesprochen als vom – figaro; nichts gespielt, geblasen, gesungen und gepfiffen als – figaro: keine Opera besucht als – figaro und Ewig figaro; gewis grosse Ehre für mich.“Als Mozart am 12. Janu-ar 1787 nach viertägiger Reise in Prag ankam, war er zu müde, um selbst am Karnevalstreiben teilzu-nehmen, doch aus seinem Brief an Gottfried von Jacquin hört man deutlich heraus, wie gut ihm die enthusiastische Aufnahme in der böhmischen Königsstadt dennoch tat. Im Vorjahr war „Le nozze di Figaro“ in Wien uraufgeführt worden – doch das geriet durch den sensationellen Erfolg der Prager Produktion bald in Vergessenheit. Viele Zeitgenossen waren der irrigen Meinung, „Figaro“ sei in Prag erstmals auf die Bühne gekommen, und ähnlich könnte es sich auch mit der Sinfonie KV 504 verhalten. Einiges

spricht dafür, dass diese sogenannte „Prager“ Sinfonie ihren Namen nicht ganz zu Recht trägt, dass Mozart sie also weder für Prag schrieb, noch dort uraufführen ließ.

Aufgeführt wurde sie immerhin – eine Wo-che nach Mozarts Ankunft in der Stadt, am 19. Januar 1787. Doch in sein Werkverzeich-

nis trug er die Sinfonie bereits am 6. Dezember 1786 ein – zu diesem

Zeitpunkt hatte er die Prager Einladung noch gar nicht erhalten.

Wahrscheinlich stellte Mozart die Sinfonie in großer Eile, nämlich innerhalb von nur zwei Tagen, für seine Wie-ner Adventskonzerte fertig. Das erscheint bei seinem bekannt hohem Arbeitstempo durchaus möglich; schließlich hatte er auch seine vorangegangene Sinfonie, die „Linzer“ KV 425, im November 1783 unter höchstem Zeitdruck geschaffen. Für die „Prager“ waren im Übrigen nur zwei Sätze statt der übli-chen vier neu zu schreiben. Zum einen ist sie als einzige Sinfonie aus Mozarts Wiener Jahren dreisätzig. Sie erhielt deshalb auch

ZWISCHEN FIGARO UND DON GIOVANNIM O Z A R T S P R A G E R S I N F O N I E

„… noch immer ein Lieblingsstück des Prager Publikums“

Franz Xaver Niemetschek über die

Sinfonie KV 504 im Jahr 1798

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den Beinamen „Sinfonie ohne Menuett“ – warum Mozart auf das Menuett verzichtete, ist nicht bekannt. Zum andern hatte er das Finale schon vorher geschrieben: Es entstand im Frühjahr 1786, vermutlich als „Ersatz“ für den Schlusssatz einer anderen Sinfonie.

Gerade diesem Finale merkt man deutlich an, dass Mozart zeitgleich an seinem „Figaro“ arbeitete: Die Nähe zur dramatischen Kom-position zeigt sich am Gestus des gesamten Satzes, aber auch an Details wie etwa dem eröffnenden Dreiklangsmotiv des Hauptthe-mas – wir finden es wieder am Beginn des Duetts „Aprite presto, aprite“ von Susanna und Cherubino im „Figaro“. Kaum weniger theatralisch klingen die beiden ersten Sätze. So könnte man etwa im Allegro-Hauptteil des Kopfsatzes die Horn-Fagott-Fanfare für ein Zitat der Figaro-Arie „Non più andrai“ halten. Und die spannungsgeladene langsame Einleitung – die längste, die Mozart je für eine Sinfonie geschrieben hat – ist geprägt von starken Laut-leise-Kontrasten und effektvollen Wechseln zwischen Dur und Moll, die bereits an „Don Giovanni“ den-ken lassen. Das Duett „Andiam mio bene“ aus der gleichen Oper scheint wiederum im Seitenthema des zweiten Satzes der Sinfonie vorweggenommen. Mozarts „Don Giovanni“ sollte übrigens am 29. Oktober 1787 seine

Uraufführung erleben – dieses Mal wirklich in Prag. Und von der Sinfonie berichtete Mozarts früher Biograph Franz Xaver Nie-metschek im Jahr 1798, sie sei „noch immer ein Lieblingsstück des Prager Publikums [...], obschon sie wohl hundertmal gehört ward.“ Insofern hat der Beiname „Prager Sinfonie“ doch eine gewisse Berechtigung.

WOLFGANG AMADEUS MOZART* 27. Januar 1756, Salzburg† 5. Dezember 1792, Wien

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Entstehung1786Zuletzt von der Dresdner Philharmonie gespielt18. Januar 2009, Dirigent: Hans ZenderSpieldauerca. 30 MinutenBesetzung2 Flöten, 2 Oboen, 2 Fagotte, 2 Hörner, 2 Trompeten, Pauken, Streicher

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21. JAN 2017, Sa, 18.00 Uhr und 22. JAN 2017, So, 11.00 & 18.00 Uhr | DEUTSCHES HYGIENE-MUSEUM 10

Kolja Blacher studierte an der Juilliard School, New York bei Dorothy DeLay und später bei Sándor Végh in Salzburg. Welt-weit konzertiert er u.a. mit den Berliner Philharmonikern, den Münchner Philhar-monikern, dem NDR Sinfonieorchester, Deutschen Symphonie-Orchester Berlin, Gewandhausorchester Leipzig, Orchestra di Santa Cecilia und dem Baltimore Symphony Orchestra. Er arbeitete dabei mit Kirill Pet-renko, Vladimir Jurowski, Dmitry Kitajenko, Mariss Jansons, Matthias Pintscher, Markus Stenz, um nur eine Auswahl zu nennen.

Sein programmatisches Spektrum umfasst sowohl Werke für Violine solo von Bach bis Berio als auch die großen Violinkonzerte des romantischen und klassischen Reper-toires, bis hin zu zeitgenössischen Stücken für Violine und Orchester (z.B. von Magnus Lindberg, Kurt Weill, Hans Werner Henze, Bernd Alois Zimmermann). Offen für Neues, spielte er mit dem Münchener Kammer-orchester die deutsche Erstaufführung von Brett Deans „Electric Preludes“ für sechs-saitige elektrische Geige.

KOLJA BLACHER

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Als ein neuer Schwerpunkt seiner künstleri-schen Arbeit haben sich in den letzten fünf Jahren die sogenannten „Play-Lead“-Konzerte intensiv entwickelt, z.B. mit dem Melbourne Symphony Orchestra, dem Orchestra Sinfonica di Milano, dem Taiwan Philhar-monic Orchestra, dem Stuttgarter Kammer-orchester, den Festival Strings Lucerne, dem Jerusalem Symphony Orchestra, der Camera-ta Bern, den Dresdner Philharmonikern und dem Orchester der Komischen Oper Berlin. Es ist eine Aufführungspraxis, die immer stärker nachgefragt wird, von St. Antonio über Kuala Lumpur bis Paris. Darüber hinaus freut er sich nun auf weitere kommende Projekte in 2016/17, z.B. mit Daniel Raiskin und dem Belgrad Philharmonic Orchestra, mit Karl-Heinz Steffens und der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, den Düsseldorfer Symphonikern und Alexandre Bloch, Tourneen mit dem Würt-tembergischen Kammerorchester Heilbronn rund um die gemeinsame CD-Veröffent-lichung im Frühjahr 2017 (u.a. Bernstein Serenade). Im Eröffnungsmonat der Elb-philharmonie wird er mit einem Kammer-musikkonzert präsent sein. Und dann stehen die Vorzeichen auf Jubiläum: Ab 2018 spielt Kolja Blacher im Trio mit Amihai Grosz und Julian Steckel alle Beethoven-Streichtrios.

Kolja Blacher hat eine Fülle an prämierten CD-Aufnahmen (u.a. ausgezeichnet mit Diapason d’Or) vorgelegt, u.a. mit Claudio Abbado, mit dem ihn eine lange künstleri-sche Beziehung aus der Zeit bei den Berliner Philharmonikern und dem Lucerne Festival Orchestra verband. Im Herbst 2013 erschien die CD mit Schönbergs Violinkonzert, zusammen mit dem Gürzenich-Orchester unter Markus Stenz, die gleich die Führung der Bestenliste 3-2015 des Deutschen Schallplattenpreises in der Rubrik „Orchester-musik“ übernahm.Auf die Professur in Hamburg folgte vor einigen Jahren der Ruf nach Berlin an die Hochschule für Musik „Hanns Eisler“. Als Sohn des deutsch-baltischen Komponisten Boris Blacher in Berlin aufgewachsen, lebt Kolja Blacher auch heute noch mit der Familie in seiner Heimatstadt, in der er auch sechs Jahre als Konzertmeister der Berliner Philharmoniker tätig war, bis er sich endgül-tig für die solistische Laufbahn entschied.Kolja Blacher spielt die sogenannte „Tritton“-Stradivari aus dem Jahr 1730, die ihm von Frau Kimiko Powers zur Verfügung gestellt wird.

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1 . V I O L I N E NProf. Ralf-Carsten Brömsel KV

Dalia Richter KV Marcus Gottwald KV

Antje Becker KV

Johannes Groth KV

Annegret Teichmann KM

�omas OttoDeborah Jungnickel

Xianbo WenJohanna Buckard

2 . V I O L I N E NPeter Gerlach*

Adela BratuReinhard Lohmann KV

Dr. phil. Matthias Bettin KV

Jörn HettfleischSusanne Herberg KM

Christiane Liskowsky KM

Lilly Koppatsch**

Die Dresdner Philharmonie im heutigen Konzert

B R A T S C H E NMatan Gilitchensky

Steffen Seifert KV

Andreas Kuhlmann KV

Joanna Szumiel KM

Irena DietzeSonsoles Jouve del Castillo

V I O L O N C E L L IProf. Matthias Bräutigam KV

Petra Willmann KV

Clemens Krieger KV

Dorothea Plans Casal

K O N T R A B Ä S S E Razvan Popescu

Tobias Glöckler KV Ilie Cozmaţchi

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Mendelssohn Violinkonzert 13

F L Ö T E NMareike Thrun KV Lea Villeneuve**

O B O E NJohannes Pfeiffer KV

Prof. Guido Titze KV

K L A R I N E T T E NProf. Hans-Detlef Löchner KV

Prof. Henry Philipp KV

F A G O T T E

Philipp Zeller KM * Michael Lang KV

H Ö R N E RProf. Friedrich Kettschau KV

Johannes Max KV

T R O M P E T E NAndreas Jainz KV Björn Kadenbach

P A U K E Oliver Mills KM

KM Kammermusiker · KV Kammervirtuos * Gast · ** Substitut

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GROSSE KUNST BRAUCHT GUTE FREUNDE WIR DANKEN DEN FÖRDERERN DER DRESDNER PHILHARMONIE

Heide Süß & Julia Distler

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Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass Bild- und Tonaufnahmen

jeglicher Art während des Konzertes durch Besucher grundsätzlich

untersagt sind.

IMPRESSUM

DRESDNER PHILHARMONIE

Postfach 120 424

01005 Dresden

BESUCHERSERVICE

Telefon 0351 4 866 866

[email protected]

CHEFDIRIGENT: Michael Sanderling

EHRENDIRIGENT: Kurt Masur †

ERSTER GASTDIRIGENT: Bertrand de Billy

INTENDANTIN: Frauke Roth

TEXT: Jürgen Ostmann

Der Text ist ein Originalbeitrag für dieses Heft; Abdruck nur mit

ausdrücklicher Genehmigung des Autors.

REDAKTION: Adelheid Schloemann

GRAFISCHE GESTALTUNG: büro quer

DRUCK: Elbtal Druck & Kartonagen GmbH

BILDNACHWEIS

Wikimedia Commons: S. 2, 5

Bernd Buehmann: S. 10

Preis: 2,50 €

Orchester der Landeshauptstadt

Dresden