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PROGRAMM 2019 · Das vielseitige Programm der diesjährigen Deutschen SchülerAkademie verspricht ein anspruchsvolles und spannendes Akademiejahr. Allen Teilnehmenden und Mitwirkenden

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I M P R E S S U M

Redaktion: Volker Brandt, Dr. Dorothea Brandt

Bei den Abbildungen handelt es sich, sofern nicht anders angegeben, um Abbildungen, die während der Akademien des letzten Jahres an den verschiedenen Standorten von Kursleitenden und Teilnehmenden erstellt wurden.

© Deutsche SchülerAkademie, Februar 2019

Deutsche SchülerAkademieBildung & Begabung gGmbHKortrijker Str. 1, 53177 BonnTel.: 0228 - 95915-40Fax: 0228 - 95915-540

Web: www.deutsche-schuelerakademie.deE-Mail: [email protected]

Wir bitten um Verständnis, dass wir hier, wie im Folgenden, aufgrund der besseren Lesbarkeit bei Akademie- und Kursleitenden wie auch den Teilnehmenden etc. vielfach nur die männliche Form verwenden. Gemeint sind immer alle Geschlechter.

Waldenburg 2019-2 (18. Juli bis 3. August 2019)

Gaesdonck 2019-1 (25. Juli bis 10. August 2019)

Papenburg 2019-1 (6. bis 17. August 2019)

Papenburg 2019-3 (NAka) (20. Juli bis 3. August 2019)

Grovesmühle 2019-3 (11. bis 27. Juli 2019)

Roßleben 2019-5 (25. Juli bis 10. August 2019)

Urspring 2019-4 (1. bis 17. August 2019)

Torgelow 2019-6 (18. Juli bis 3. August 2019)

Torgelow 2019-7 (8. bis 24. August 2019)

Papenburg 2019-2 (19. bis 30. August 2019)

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4–5 GRUSSWORT

6–20 CHANCENGEBER DEUTSCHE SCHÜLERAKADEMIE

AKADEMIE GAESDONCK 2019-1

25. Juli bis 10. August 2019

23 – 1.1 Topologie der Daten

24 – 1.2 Beobachtende Kosmologie

25 – 1.3 Modelle internationaler Ordnung

26 – 1.4 »Es ist kompliziert.«

27 – 1.5 Bilder in der Wissenschaft

28 – 1.6 Sprache, Welt und Bedeutung

AKADEMIE WALDENBURG 2019-2

18. Juli bis 3. August 2019

31 – 2.1 Boolesche Algebra

32 – 2.2 Silicon Brains

33 – 2.3 Strahlentherapie bei Tumorerkrankungen

34 – 2.4 The Art of Politics

35 – 2.5 Journalismus in Zeiten von Fake News

36 – 2.6 Komponieren für Chöre

AKADEMIE GROVESMÜHLE 2019-3

11. bis 27. Juli 2019

39 – 3.1 Konstruktionen mit Zirkel und Lineal …

40 – 3.2 Seeing is Believing

41 – 3.3 »Den Dieb soll man hängen.«

42 – 3.4 Arbeitswelten des Kapitalismus

43 – 3.5 Zwischen Wahrheit und Wahnsinn

44 – 3.6 Make it Work.

AKADEMIE URSPRING 2019-4

1. bis 17. August 2019

47 – 4.1 Mit Mathe und Bio Krebs verstehen

48 – 4.2 Arzneimittel

49 – 4.3 Maschinelles Lernen - für das Gemeinwohl?

50 – 4.4 Sprache Identität

51 – 4.5 Germanen

52 – 4.6 Richard Wagner

AKADEMIE ROSSLEBEN 2019-5

25. Juli bis 10. August 2019

55 – 5.1 Pfeile bei Paul Klee

56 – 5.2 Puzzles für Fortgeschrittene

57 – 5.3 Energiewende gestalten

58 – 5.4 Culture Clash

59 – 5.5 Frühe Neuzeit – Zeit des Umbruchs?

60 – 5.6 Angriff und Verteidigung!

AKADEMIE TORGELOW 2019-6

18. Juli bis 3. August 2019

63 – 6.1 Magnetische Monopole

64 – 6.2 Fahrplan der Zukunft

65 – 6.3 Netflix – and ill?

66 – 6.4 Durch Schreiben die Welt verändern?

67 – 6.5 Kulinarische Hermeneutik

68 – 6.6 »Es liegt in der Luft«

AKADEMIE TORGELOW 2019-7

8. bis 24. August 2019

71 – 7.1 Geometrische Gruppentheorie

72 – 7.2 Polizist und Hausmeister

73 – 7.3 Chemie und Nachhaltigkeit

74 – 7.4 Who am I?

75 – 7.5 Blockchain, Bitcoin and the Smart Economy

76 – 7.6 Vom Hippie zum Hipster?

77-78 DIE JGW-SCHÜLERAKADEMIEN

JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG 2019-1

6. bis 17. August 2019

81 – JGW-1.1 Mathematische Phantome

82 – JGW-1.2 Vom Leben und Sterben der Sterne

83 – JGW-1.3 Ein Wirt, viele ungebetene Gäste

84 – JGW-1.4 Dem Menschenrecht auf der Spur

85 – JGW-1.5 Ein Raum – zwei Welten?

86 – JGW-1.6 (Kein) Clash of Cultures?

JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG 2019-2

19. bis 30. August 2019

89 – JGW-2.1 Von A wie Aktienanleihen bis Z wie

Zinszertifikate

90 – JGW-2.2 Quantenmechanik

91 – JGW-2.3 Wie Autos sich zurechtfinden

92 – JGW-2.4 #politik

93 – JGW-2.5 Die Digitale Revolution

94 – JGW-2.6 Das Unsagbare sagen.

95-96 JGW-NACHHALTIGKEITSAKADEMIE

JGW-NACHHALTIGKEITSAKADEMIE

PAPENBURG 2019-3

20. Juli bis 3. August 2019

99 – JGW-3.1 Landwirtschaft und Klima im Wandel

100 – JGW-3.2 Biodiversität im globalen Wandel

101 – JGW-3.3 Wie erreichen wir Klimagerechtigkeit?

102 – JGW-3.4 Eine Erfindung der Chinesen?

103 – JGW-3.5 Klimawandel und Menschenrechtsschutz

104 – JGW-3.6 Green Cities – Lebenswert im Klimawandel

PROGRAMME IM AUSLAND 2019

113 CLUB DER EHEMALIGEN

114 FÖRDERVEREIN DER DEUTSCHEN SCHÜLERAKADEMIE E.V.

115 DANK

116 BILDUNG & BEGABUNG

21

53

61

69

105

87

97

29

37

45

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STAATSMINISTER

PROF. DR. R. ALEXANDER LORZ

PRÄSIDENT DER

KULTUSMINISTERKONFERENZ 2019

»In den deutschlandweiten Akademien geht es für die Jugendlichen um den Blick über den eigenen Tellerrand, um die wissenschaftliche Erarbeitung komplexer Themen

und darum, sich auszuprobieren und in Eigeninitiative zu handeln.«

Die Förderung leistungsstarker Kinder und Jugendlicher ist

ein bildungspolitisch hochaktuelles Thema. Unser Ziel ist, dass

Begabungs- und Begabtenförderung in jeder Unterrichtsstunde

und von Anfang an mitgedacht und umgesetzt wird. Die für

schulische Bildung zuständigen Länder legen dabei einen

umfassenden Leistungsbegriff zugrunde, der mathematisches

oder naturwissenschaftliches Können genauso einschließt wie

künstlerische oder musische Begabungen.

Mit der Deutschen SchülerAkademie (DSA) besteht seit über

30 Jahren ein außerschulisches Bildungsprogramm, das

sich die individuelle Förderung besonders leistungsfähiger

Schülerinnen und Schüler zur Aufgabe gemacht hat. Die

Deutsche SchülerAkademie hat echte Pionierarbeit geleistet.

Mit dem Akademieformat wurde 1988 in Deutschland

erstmals ein mehrwöchiges Angebot zur Vertiefung und

© Bundesregierung / Steffen Kugler

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Bereicherung schulischer Bildungsinhalte auf den Weg gebracht, das sowohl die Exzellenz- als auch die

Persönlichkeitsförderung in den Blick nimmt.

In den deutschlandweiten Akademien geht es für die Jugendlichen um den Blick über den eigenen Tellerrand,

um die wissenschaftliche Erarbeitung komplexer Themen und darum, sich auszuprobieren und in Eigeninitiative

zu handeln.

Ich freue mich, dass mit der Deutschen SchülerAkademie inzwischen fast 18.000 leistungsstarke Jugendliche in

diesem Sinne gefördert werden konnten.

Das vielseitige Programm der diesjährigen Deutschen SchülerAkademie verspricht ein anspruchsvolles und

spannendes Akademiejahr. Allen Teilnehmenden und Mitwirkenden der Deutschen SchülerAkademie 2019

wünsche ich viel Freude und ein gutes Gelingen!

STAATSMINISTER

PROF. DR. R. ALEXANDER LORZ

PRÄSIDENT DER KULTUSMINISTERKONFERENZ 2019

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Chancengeber Deutsche SchülerAkademie

Guido Hunze, Münster,

… studierte Theologie, Physik und Pädagogik in Bonn. Seit 2006 ist er als Akademischer Rat an der Katholisch-Theologischen Fakultät in Münster vor allem mit der Ausbildung von Religionslehrerinnen und -lehrern befasst. Damit er weiß, wovon er redet, unterrichtet er nebenbei an einem Münsteraner Gymnasium. Mit der SchülerAkademie ist er seit 2001 als Kurs- und Akademieleiter verbunden – trotz dieser langen Zeit ist jede neue Akademie in einem neuen Team und mit neuen Teilnehmenden eine eigene Herausforderung, die inspirierend und in jeder Hinsicht bereichernd ist.

Guido Hunze:

»Wer kommt denn da hin?« Ich lese eine leichte Unsicherheit aus der Frage heraus. »Ach, einfach Schülerinnen und Schüler aus ganz Deutschland und teilweise aus dem Ausland.«

»Aber die sind doch sicher sehr schlau? Kann ich denn da mithalten?« Was soll ich darauf sagen? »Mag sein, das spielt aber eigentlich keine Rolle. Vor allem sind sie einfach offen und interessiert – und haben Spaß daran, sich mit einer Sache intensiv zu beschäftigen.«

»In den Ferien? So ganz normal ist das aber nicht, oder?« Be-stimmte Bilder im Kopf sind anscheinend immer wirksam, wie auch immer sie dort hinein gelangt sind. »Vielleicht wäre es aber normal, wenn Schule an manchen Stellen anders funkti-

onieren würde. Eigentlich kenne ich wenige Kinder, die nicht prinzipiell offen für Neues sind.«

Konnte ich die Sorgen zerstreuen? Die Bilder verändern, die vor dem inneren Auge aufscheinen? Ich fürchte: Nein. Der Kollege, ein Nachwuchswissenschaft-ler an der Uni, verspricht, sich die Sache zu überlegen und dann Bescheid zu geben, ob er eine Kursleitung übernehmen möchte oder nicht (am Ende hat er es getan – und ist seitdem immer dabei).

Außerhalb der SchülerAkademie bilde ich an der Universität Münster ange-hende Lehrerinnen und Lehrer aus. Damit ich weiß, wovon ich spreche, un-terrichte ich auch selbst an einer Schule in Münster. Ganz genau dasselbe Ge-spräch hätte auch dort stattfinden können: mit einer Schülerin, die die Schule vorschlagen will – und die sich fragt: »Bin ich da richtig?!«

Ich denke schon. Ihr seid hier richtig!

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Jedenfalls habe ich in all den Jahren SchülerAkademie noch nicht erlebt, dass jemand auf der Akademie nicht am richtigen Ort war. Eine SchülerAkademie ist kein Wettbe-werb, kein Hochleistungscamp, kein Talentcasting.

Eine SchülerAkademie ist zunächst einmal vor allen Dingen eines: Eine Chancenge-berin. Unsere Hauptaufgabe als Akademieleitung sehe ich darin, den vielen und viel-fältigen Chancen einer SchülerAkademie den Boden zu bereiten. Was daraus entsteht, das haben wir alle gemeinsam in der Hand. Eines hat sich dabei über alle Akademien gezeigt: Sicher ist, dass etwas entsteht: etwas Unvergleichliches und Unvergessliches. Alle, die dabei waren, können ein Lied davon singen, wie schwer es ist, anderen davon zu berichten.

»Und? Wie war’s?«, fragen Eltern, Freunde, Lehrerinnen nach der Rückkehr. Ein Sturm an Bildern zieht auf, Worte sprudeln, Erlebnisse, Erkenntnisse, Erfahrungen – was könnte alles gesagt werden? Aber wie? Und wie verständlich machen für Au-ßenstehende? »Gut.« Drei Buchstaben, drei Tropfen auf den heißen Stein der Erwar-tungen, wortkarge Kapitulation vor der unmöglichen Aufgabe …

Glücklicherweise geht es dann doch – aber weniger als Bericht, denn als Folge von Erzählungen, die in den kommenden Tagen und Wochen langsam herauskommen, Ge-spräche, Fotos, Besuche von und bei anderen Teilnehmenden … am Ende können die Daheimgebliebenen wenigstens erahnen, was die Akademie bedeutet.

Uns Kurs- und Akademieleitenden geht es nicht anders: Am Anfang die Unsicherheit, der Schritt, Neues zu wagen, dann all die Erfahrungen auf der Akademie, die uns in-spirieren, Spaß machen, aber auch herausfordern. In diesen wenigen Zeilen kann ich nicht mehr – aber auch nicht weniger – als versuchen, ein Bild von den Chancen zu zeichnen, die eine SchülerAkademie gibt, nämlich die Chance,

• gemeinsam mit anderen spannenden und anspruchsvollen Themen auf den Grund zu gehen,

• in einer Gemeinschaft zu lernen, die eines teilt: die Motivation, Neues zu entdecken,

• Lernen als forschendes Lernen neu zu definieren,• Lehrende und Lernende im Team auf Augenhöhe zu erleben,

• Kurs- und Akademieleitenden zu begegnen, die für ihr Fach, ihren Beruf, ihre Ideen »brennen«,

• sich selbst fachliche, künstlerische, musikalische, spielerische und / oder sportliche Herausforde-rungen zu setzen,

• zu erleben, wie aus vielen Ideen, Talenten und Motivation etwas wunderbares, gemeinsames Neues entsteht – auf der Basis von Vertrauen und Verantwortung,

• die eigenen Grenzen auszuloten und neu zu bestimmen – unterstützt durch eine Kultur des Feedbacks und der Stärkenorientierung,

• die Erfahrung zu machen, etwas auszuprobieren und dabei an die eigenen Grenzen zu stoßen – und gerade dann von der Gemeinschaft getragen zu werden.

Das Besondere jeder SchülerAkademie ist die eigene Atmosphäre, das »Akademie-Feeling«, das man wohl erleben muss, um es zu verstehen. Es entsteht, wenn diese Chancen genutzt werden – und es lässt sich kaum vermeiden, sie unter den besonderen Bedingungen der Akademie auch tatsächlich zu ergreifen. Es gibt einfach zu viel, was ausprobiert werden will, zu viele Ideen, die nach Verwirklichung rufen, zu viel, was jemand kann und es an andere weitergibt – ganz egal, ob es um die tägliche Kursarbeit, um musikalische und künstlerische Aktivitäten oder um Spiel und Freizeit geht.

Bist Du hier richtig?

Auf jeden Fall – wenn Du Chancen-Nehmer bist oder geradezu eine Chancen-Jägerin – offen für Neues, für neue Menschen, neue Ideen und für neue Seiten an Dir selbst.

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Thomas Wotschke, Münster,

… nahm an der Deutschen SchülerAkademie Gaesdonck 2001 teil. Anschließend studierte er Physik in Bonn und Amsterdam und promovierte zu einem Thema der mathematischen Physik. Zunächst war er als Unternehmensberater tätig, ist jedoch mittlerweile im Referat für Hochschulplanung des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen tätig. Der SchülerAkade-mie ist er während seiner Schul- und Studienzeit über den Club der Ehemaligen verbunden geblie-ben. Seit 2009 hat er verschiedene Kurse und Akademien geleitet und dabei unterschiedliche Stand-orte kennenlernen dürfen. Ein Sommer mit SchülerAkademie ist jedes Mal wieder etwas Besonderes und dementsprechend zählt er jetzt schon sehnsüchtig die Tage bis zur nächsten Akademie.

Thomas Wotschke:

Meine eigene Teilnahme an der Deutschen SchülerAkademie (DSA) im Jahr 2001 könnte durch zahlreiche andere Ereignisse schon längst in Vergessenheit geraten sein. Das ist sie aber nicht – die Deutsche SchülerAkademie hatte einen besonders nachhal-tigen Einfluss und wirkt bis heute nach.

Voller Unsicherheiten und mit einer gehörigen Portion Magengrummeln, wie man es seit dem ersten Schultag nicht mehr kannte, machte ich mich damals auf den Weg mit vielen Fragen und Ängsten im Kopf: »Was sind das wohl für Menschen, auf die ich da treffen werde?« oder »Hoffentlich findet niemand heraus, dass ich hier überhaupt nicht sein sollte.«, aber auch »Wie werde ich die 16 Tage nur überstehen?«. Und es stellte sich binnen weniger Tage heraus: Alle Sorgen waren unbegründet und die DSA wurde der tollste Sommer, den ich bis dahin je erlebt hatte. Ich kam als unsicherer, verängstigter Schüler mit einer Begeisterung für vieles (insbesondere aber für Mathe-matik und Physik) und ging als jemand, der wusste, dass er nicht alleine mit diesen Interessen ist, es sich lohnt neue Dinge auszuprobieren und der zu seinen vermeint-lichen Eigenheiten problemlos stehen kann. Im Nachgang hat insbesondere dieser Ent-wicklungsprozess dazu beigetragen, bewusst als erstes Mitglied der Familie ein Studi-um aufzunehmen, die Wahl meines Studienfachs zu treffen und ein Auslandsstudium einzuplanen. Viele weitere Entscheidungen sind durch die Erfahrungen der Schüler-Akademie geprägt. Was ohne die SchülerAkademie passiert wäre, lässt sich natürlich

nicht feststellen, aber es wäre sicherlich anders.

Wie konnte so etwas Prägendes in nur 16 Tagen pas-sieren? Die DSA ist ein utopischer Ort voller Engage-ment, Anregungen, Begeisterungsfähigkeit und Energie. Auch wenn die Struktur der Akademie auf dem Papier zunächst sehr monoton wirkt – es ist kein Tag, wie der andere. Warum ist das so? Jeden Tag gibt es im Kurs die Gelegenheit, sich wissenschaftlich neuen Fragestel-lungen zu stellen und diese gemeinsam zu entdecken. Die Kursleitenden gestalten einen abwechslungsreichen, an den Bedürfnissen der Teilnehmenden ausgerichteten Kurs, so dass gar keine Eintönigkeit aufkommen kann. Insbesondere das Agieren auf Augenhöhe zwischen Kursleitenden und Teilnehmenden unterscheidet sich radikal vom gewohnten Lehrer-Schüler-Verhältnis der Schule. Geprägt von gegenseitigem Respekt entsteht eine Gemeinschaft der Lernenden, bei dem auch die Kursleitenden noch dazu lernen. Spätere Berichte ge-genüber meinen Mitschülerinnen und Mitschülern zu

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den Erlebnissen im Kurs sorgten für Verwunderung und Unverständnis – man muss dabei gewesen sein, um es zu verstehen. Darüber hinaus startet jeder Tag mit dem Ple-num – ein gemeinsamer, kreativer, lockernder, bunter Impuls in den Tag. Und darü-ber hinaus? Im Rahmen der kursübergreifenden Angebote bringt jede und jeder etwas ein, es werden Dinge ausprobiert, manches findet nur einmalig statt, manches entwi-ckelt sich während der Akademie und aus diesen Einzelteilen entsteht etwas Einzigar-tiges. Allen diesen Aktivitäten gemein ist: Man ist nie allein und findet immer Gleich-gesinnte und Interessierte. Besonders begeisternd ist das musikalische Angebot – für musikalisch Unerfahrene und für Musikprofis. Wer die besondere Magie der Musik in Gemeinschaft einmal selbst erleben will – die SchülerAkademie bietet die Chance. Da-mit verbunden ist auch mein größter Fehler während der Teilnahme: Als musikalisch Unerfahrener habe mich nicht getraut, an der Musik teilzunehmen. Spätestens beim Abschiedskonzert wurde mir bewusst, was ich alles verpasst habe, weil ich der Musik keine Chance gegeben habe.

Die Offenheit und Bereitschaft in der Gemeinschaft mehr zu erreichen, aber gleichzei-tig doch jeden individuell dabei zu fördern und zu fordern ist eine der Besonderheiten der DSA. Feedback auf der Akademie bildet ein wunderbares Geschenk, das täglich und von allen an alle übergeben und angenommen wird, um sich gemeinsam auf die Entdeckungsreise während der SchülerAkademie zu machen. Diese Eindrücke und Spiegelungen durch Andere haben wesentlich dazu beigetragen, der Klärung der Frage nach dem »wer bin ich, und wer nicht?« etwas näher gekommen zu sein.

Aufgrund der Begeisterung war natürlich klar, dass ich helfen möchte dieses Erlebnis weiteren Teilnehmenden zu ermöglichen – ermöglichen deswegen, weil jeder (d.h.

alle Teilnehmende, aber auch Kurs- und Akademielei-tende) selbst für das Akademieerlebnis verantwortlich ist – Kurse und kursübergreifende Angebote bieten nur den Rahmen, den es jeden Tag aufs Neue auszufüllen gilt. Als Akademie- und Kursleiter einer Deutschen SchülerAkademie hatte ich hierzu die Möglichkeit und habe stets versucht, den Teilnehmenden den Weg für ein möglichst individuelles Akademieerlebnis zu ebnen. Denn eines ist aus der Erfahrung zahlreicher Akade-mien klar: Jede Akademie ist ganz eigen und geprägt durch alle Teilnehmenden und Akademie- und Kurslei-tenden als fördernde und fordernde Gemeinschaft, aber immer motivierend und geprägt von Vertrauen und si-cherlich ein prägendes Erlebnis, das gerade wegen der einzigartigen Menschen in Erinnerung bleibt.

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Eine Akademie besteht aus sechs Kursen mit jeweils bis zu 16 Teilnehmenden. Jeder Kurs wird von zwei Kursleitenden betreut. Während der Akademie arbeiten die Teil-nehmenden in einem Kurs, den sie vorher gewählt haben. Die Kurszeit beträgt insge-samt etwa 50 Stunden. Darüber hinaus besteht eine Akademie auch aus zahlreichen kursübergreifenden Angeboten, die für alle Teilnehmenden und Kursleitenden offen stehen. Hier sind Aktivitäten zu nennen aus dem Bereich Musik, Sport, Theater, Wis-senschaft, Kunst, Literatur, Spiel u.v.m.

Standorte der DSA sind Goch (Nordrhein-Westfalen), Waldenburg (Sachsen), Ve-ckenstedt (Sachsen-Anhalt), Schelklingen (Baden-Württemberg), Roßleben (Thürin-gen) sowie Torgelow bei Waren an der Müritz (Mecklenburg-Vorpommern).

Die Kosten für die DSA-Akademien werden zum größten Teil vom Bundesministeri-um für Bildung und Forschung, vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, von Stiftungen und von privaten Spendern getragen. Daher liegt der Teilnahmebeitrag (siehe Seite 18) für diese Akademien weit unterhalb der tatsächlich entstehenden Ko-sten.

Der Verein Jugendbildung in Gesellschaft und Wissenschaft e.V. (JGW), ein Zusam-menschluss ehemaliger Teilnehmender der SchülerAkademie, richtet in Papenburg (Niedersachsen) weitere Akademien aus (siehe Seite 77 ff.). Diese werden ebenfalls von Sponsoren und mit privaten Spenden unterstützt.

Schließlich gibt es noch Teilnahmemöglichkeiten an ähnlichen Akademieprogram-men im Ausland (siehe Seite 105 ff.).

Auf Antrag kann bei allen Akademien zudem eine Ermäßigung oder eine Befreiung von der Eigenbeteiligung gewährt werden (siehe Seite 18).

Warum Akademien?

Viele besonders begabte, interessierte und leistungsbereite Schülerinnen und Schüler machen die Erfahrung, dass sie zwar viele Freunde und Bekannte haben, aber we-niger auf Gleichaltrige treffen, die ihre Interessen teilen und mit denen sie sich auf gleichem Niveau austauschen können. Auch erleben sie, dass Inhalte und Gestaltung des Schulunterrichts ihrer Motivation sowie ihren Neigungen und Fähigkeiten nicht hinreichend gerecht werden.

Das Angebot 2019

Die Deutsche SchülerAkademie (DSA) steht seit Jahrzehnten für höchste Qualität in der Begabtenförderung. Jahr für Jahr nehmen rund 650 Schülerinnen und Schüler an sieben Akademien teil. Ergänzt wird die DSA durch Angebote von Jugendbildung in Gesellschaft und Wissenschaft e.V. (JGW) und ausländischen Programmen.

Die DSA dient der Förderung besonders begabter, interessierter, neugieriger und leis-tungsfähiger Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe II. Diese jungen Menschen erleben die Teilnahme an einer Akademie als eine ganzheitliche Herausforderung – und wachsen daran. Ihnen wird die Möglichkeit zum intensiven Zusammensein mit ähnlich interessierten Gleichaltrigen sowie zum Kennenlernen noch nicht erfahrener oder erlebter Chancen der Selbstentfaltung gegeben. Eine Akademie stellt zum einen ein Angebot von Kursen verschiedener Inhalte auf universitärem Niveau bereit, hier liegt der Schwerpunkt auf der Förderung der intellektuellen Fähigkeiten. Zum ande-ren begegnen sich hier Gleichgesinnte und Gleichbefähigte, somit bietet die Akademie vielfältige Möglichkeiten, sich selbst besser einzuschätzen, Gemeinschaft zu leben, ge-meinschaftlich zu lernen und viel Neues zu entdecken. Die Teilnehmenden erfahren Toleranz, Akzeptanz und Offenheit sowie Empathie. Die Akademie dient den Jugend-lichen bei der Identitätsfindung.

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Organisation der Akademie

Beirat der Akademien von Bildung & Begabung gemeinnützige GmbH» N.N., Bundesministerium für Bildung und Forschung, Berlin» Jan Wohlgemuth, OStR , Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württ-

emberg, Stuttgart (als Repräsentant der Kultusministerkonferenz)» Bettina Jorzik, Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, Essen» PD Dr. Elke Völmicke, Bildung & Begabung gemeinnützige GmbH, Bonn» Dr. Susanne Happ, Studienstiftung des deutschen Volkes, Bonn» Prof. Dr. Carsten Rohlfs, Pädagogische Hochschule Heidelberg, Heidelberg» Prof. Dr. Günter Trost, ITB Consulting GmbH, Bonn (Vorsitzender)» Dr. Markus Herrmann, Privatgymnasium St. Leon-Rot, St. Leon-Rot» PD Dr. Georg Eckert, Berg. Universität Wuppertal, Wuppertal» N.N.» Viktor Böhler, München» Ulrike Nickenig, Münster

als Gast:» Christoph Blotenberg, Club der Ehemaligen der Deutschen SchülerAkademien e.V.,

Hannover

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Geschäftsstelle der Deutschen SchülerAkademie: Dr. Dorothea Brandt, Volker Brandt (Leiter der Geschäftsstelle), Annemarie Baumann, Martina Helfenbein, Iris Prochazka, Martin Rosenkranz, Grazyna Rynca, Hannah Schneider.

Seit Gründung der Deutschen SchülerAkademie 1988 hat sich in der Begabungs- und Begabtenförderung viel getan. Der Blick auf Schülerinnen und Schüler, die in der Schule nicht ausgelastet sind, hat sich erweitert. Die Begabungsförderung hat zuge-nommen. Für Leistungssportler oder musikalische Talente gibt es zahlreiche Förder-angebote, in denen die Schülerinen und Schüler ihren Neigungen nachgehen können. Für intellektuell begabte und interessierte Jugendliche gibt es im außerschulischen Bereich vergleichbare Offerten, die allerdings meist nur eher fachbezogen sind.

Leistungsstarke Jugendliche mit breiten Interessen und hoher Motivation finden dagegen kaum Maßnahmen, die sie sowohl fachlich als auch in ihrer Persönlichkeits-entwicklung fördern und sie darüber hinaus mit anderen Schülerinnen und Schülern gleicher Befähigung in Kontakt bringen. Hier setzt die Deutsche SchülerAkademie an.

Geschichte

Für diese Jugendlichen hat Bildung & Begabung (siehe Seite 116) seit 1988 Pro-gramme in der Ferienzeit entwickelt. In Zusammenarbeit mit dem Bund entstand daraus die »Deutsche SchülerAkademie«. 1994 stimmte die Kultusministerkonferenz diesem Konzept der Begabtenförderung zu. Im Sommer 2001 übernahm der damalige Bundespräsident Johannes Rau die Schirmherrschaft über die Deutsche SchülerAka-demie. Seit 2009 ist der Bundespräsident Schirmherr über alle Projekte von Bildung & Begabung.

Die Deutsche SchülerAkademie wird bei ihrer Aufgabe durch einen Beirat unterstützt.

Während die (formale) Struktur des Akademieaufbaus und -verlaufs in den Jahren eine optimale Form gefunden hat, unterliegen die Kursinhalte fachspezifischen Varia-tionen. In jedem Kurs führen die Teilnehmenden und Kursleitenden ein gemeinsames Forschungsprojekt durch. Ziel der Kurse ist, die Projekte auf universitärem Niveau mit wissenschaftlichen Methoden zu bearbeiten und dazu einen Projektbericht (Do-kumentation) anzufertigen.

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Was erwartet mich und was wird von mir erwartet?

In allen Kursen beginnt die Akademie bereits Wochen vor dem eigentlichen Start, in denen Reader gelesen, Referate vorbereitet, Scripte bearbeitet oder Fragebögen be-antwortet werden. Vielfach wird hier die Freude an der gedanklichen Durchdringung komplexer Fragestellungen aus unterschiedlichen Bereichen erwartet sowie die Be-reitschaft, sich in neue und schwierige Themen einzuarbeiten, kreativ nach Lösungen zu suchen und über wissenschaftliche Standpunkte sowie die erzielten Ergebnisse Referate zu halten.

Wer dann an einer Akademie teilnehmen will, muss sich darauf einstellen, 16 Tage voll eingespannt zu sein. Die Tage sind stark strukturiert, wobei die festen Kurszeiten ergänzt werden durch freiwillige Aufgaben und Aktivitäten. Es wird erwartet, dass je-de und jeder mit ganzer Kraft zur gemeinsamen Arbeit beiträgt. Natürlich gibt es auch viele Gelegenheiten zu Gesprächen, zu gemeinsamer Musik und Sport, zu Spaziergän-gen etc.

Vom Schwierigkeitsgrad her bewegen sich die vorbereitenden Arbeiten sowie die eigentlichen Kurse auf Universitätsniveau, d.h. deutlich über dem Schulniveau. Manchmal führt das dazu, dass der Gegenstand nicht sofort verstanden wird, son-dern mehrfach gelesen, d.h. hart erarbeitet werden muss. Erwartet wird deshalb auch die Bereitschaft, gelegentlichen Frust ertragen zu können und sich durch zeitweilige Rückschläge nicht entmutigen zu lassen.

Für einige Kurse (siehe ausführliche Programmbeschreibungen ab Seite 23) sind spezifische Vorkenntnisse erforderlich. Allgemeine Erwartungen (siehe links) werden dort nicht erwähnt.

Der Zeitrahmen der SchülerAkademie bildet eine inhaltliche und organisatorische Einheit. Eine verspätete Anreise bzw. eine vorzeitige Abreise oder eine zwischenzeit-liche Abwesenheit von der Akademie ist nicht möglich.

Allgemeine Erwartungen an die Teilnahme

Für alle Kurse gelten folgende Voraussetzungen, die in den einzelnen Kursbe-schreibungen nicht noch einmal erwähnt werden: – Interesse: Von den Teilnehmenden wird erwartet, dass sie nicht nur für das

jeweilige Thema, Fachgebiet oder Sachgegenstand hohes Interesse oder gar Begeisterung aufbringen – dies gilt sowohl für den Hauptwunsch als auch für alle alternativ angegebenen Kurswünsche –, sondern auch Interesse an fach-gebundenem Denken und an kritischen Diskussionen, z.B. von wissenschaft-lichen und abstrakten Konzepten, u.a. haben.

– Vorbereitende Literatur: Die Teilnehmenden erhalten zur Vorbereitung bereits einige Wochen vorab Literaturhinweise oder eine Textsammlung (Reader). Erwartet wird die Bereitschaft, sich intensiv mit der Fachliteratur auseinanderzusetzen und sich in neue Gebiete einzuarbeiten. Fachtexte sind häufig umfangreich und auf einem so hohen Niveau, dass auch Experten sie mehrfach durcharbeiten müssen, um sie zu verstehen. Hier ist Durchhalte-vermögen erforderlich – nicht den Mut verlieren –, wobei die Kursleitenden gerne helfend beistehen – keiner wird allein gelassen.

– Referate: Von jeder/jedem Teilnehmenden wird erwartet, dass sie/er im Laufe der Akademie mindestens einmal ein vorbereitetes Referat von et wa 20 Minuten Länge hält.

– Dokumentation: In jedem Kurs werden Methoden, Sachverhalte, Gedan-kengänge, Beweisführungen etc. verschriftlicht. Von jeder/jedem Teilneh-menden wird erwartet, dass sie/er mit Texten zu dieser Dokumentation bei-trägt.

– Neben der Kursarbeit: Während der Kurse tauchen vielfach noch fehlende Grundlagen auf, die dann in Eigenregie (d.h. teils in- teils außerhalb der Kursarbeit) nachgearbeitet werden müssen.

– Fremdsprache (Englisch): Gute Englischkenntnisse sind für das Lesen wissenschaftlicher Texte unerlässlich. Viele Fachartikel, Bücher oder Reader liegen nur in der Originalsprache (zumeist Englisch) vor. Hier wird erwartet, dass die Teilnehmenden Durchhaltevermögen zeigen und sich auch in die (fremde) Fachsprache einarbeiten. Sollten weitere Fremdsprachenkenntnisse erwartet werden, ist dies in den Kursbeschreibungen erwähnt.

– Arbeits- und Sozialform: In den Kursen werden unterschiedliche Arbeits- und Sozialformen praktiziert: Frontal-, Gruppen-, Partner- oder Einzelarbeit, Textarbeit, Präsentationen, Diskussionen, Experiment, Exkursion, Rollen-spiel u.a. In jeder Form wird von jedem eine aktive Teilnahme erwartet.

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Rotation

Damit die Teilnehmenden einen Einblick in die Inhalte anderer Kurse erhalten, in-formieren sich die Kurse gegenseitig in der Rotation. Dabei übernehmen die Teilneh-menden für einen Vormittag die Aufgabe, Teilnehmenden sowie Kursleiterinnen und Kursleitern anderer Kurse Ausschnitte ihrer fachlichen Arbeit nahezubringen. In den Präsentationen der Arbeit liegt der Fokus nicht auf den Ergebnissen, sondern auch auf Methoden und Prozessen etc. Dafür müssen sie die gewonnenen Methoden und Erkenntnisse gedanklich neu strukturieren und Formen der sach- und zielgerechten Vermittlung von Inhalten und Methoden entwickeln, d.h. eine Präsentation aufberei-ten.

Jede/Jeder Teilnehmende übernimmt dafür eine 10-minütige Präsentation.

Dokumentation

Ein wichtiges Prinzip der SchülerAkademie ist das Verschriftlichen der Kursarbeit, d.h. die Dokumentation von Methoden, Prozessen und Inhalten. Alle sind aufgefor-dert, Sach- sowie Methoden- und Prozessberichte, Zusammenfassungen von Referaten und Texte unter Berücksichtigung angemessener wissenschaftlicher Standards zu erstellen. Dies ist zwar nicht einfach, es macht aber Spaß zu bemerken, wenn man einen Gedanken wirklich durchdrungen hat und in der Lage ist, diesen schriftlich darzustellen.

Viele Texte müssen mehrfach bearbeitet und redigiert werden, bis sie eine bestimmte Form und korrekten Inhalt haben. Die Teilnehmenden lernen, zusammenhängend und prägnant zu formulieren und erarbeitete Standards anzuwenden. Die Texte wer-den zu einer Dokumentation zusammengefasst und später der Öffentlichkeit zur Ver-fügung gestellt.

Die Erstellung der Dokumentation ist für die Teilnehmenden zwar sehr arbeitsinten-siv und -aufwendig, kostet viel Zeit, ist aber als Erfahrung für spätere Ausarbeitungen sehr wertvoll.

Musik! Musik! Musik!

Neben der Arbeit in den Kursen wird in allen Akademien viel Musik gemacht. Jede(r) kann sich je nach Neigung und Fähigkeiten einbringen. Die Koordination darüber übernimmt eine Musikerin bzw. ein Musiker.

Traditionell wird in jeder Akademie ein Chor gebildet. Bei der Wanderung durch die Epochen und Stile von Barock bis Gospel, von Romantik bis Jazz und Rock/Popp werden alle ihren Spaß haben, ob mit oder ohne Vorerfahrung.

Alle Arten von Instrumenten sind herzlich willkommen. Eigene Noten oder Vorschlä-ge können gern mitgebracht werden. Die Ergebnisse werden am Ende in einem Kon-zert der Öffentlichkeit präsentiert. Vor Akademiebeginn erhalten die Teilnehmenden einen Fragebogen über Stimmlage, Instrumente und musikalische Vorerfahrungen und Interessen.

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Zeitliche Struktur des Akademieverlaufes

Ein typischer Akademietag

7:30 – 8:20 Frühstück

8:30

anschließend bis 12:00

Plenum: Hier treffen sich alle Teilnehmenden und Kurs-leitenden zum gemeinsamen Tagesbeginn mit Informati-onsaustausch. Dann wird etwa drei Stunden bis zum Mittag in den Kursen gearbeitet – mit Pausen je nach Bedarf.

12:15 – 13:30 Mittagessen

14:00 – 16:00

Nach dem Essen finden bis 16.00 Uhr verschiedene kurs-übergreifende Angebote statt, die allen Teilnehmenden offen stehen und auch von allen (mit)gestaltet werden können. Wählen kann man zwischen Chor, Kammermusik, Theater, Sport, Kunst oder speziellen Arbeitsgemeinschaf-ten (z.B. Sprachen) etc.

16:00 Pause (Kaffee, Tee, Milch etc. mit ggf. Plätzchen, Kuchen)

16:30 – 18:30 Fortsetzung der Kursarbeit

18:45 – 19:30 Abendessen

ab 20:00

Nach dem Abendessen gibt es wieder für alle offene Ange-bote. Je nach Interesse und Engagement gestalten Teil-nehmende und Kursleitende gemeinsam Kammermusik, Theater, Sport, Vorträge, Arbeitsgemeinschaften, Nachrich-ten, einen Vorlese abend und vieles mehr.

Der Tag ist mit vielen attraktiven, z.T. parallel laufenden Angeboten ausgefüllt.

Es gilt, eine sinnvolle Auswahl zu treffen und nicht die gesamte Zeit zu verpla-nen, damit Raum für Entspannung und Erholung bleibt. Tradition ist es, dass sich zu Beginn der Akademie ein Chor und musikalische Ensembles bilden, die zum Abschluss ein öffentliches Konzert geben. Weiterhin gehören Exkursionen zu interessanten Zielen der Region zum Akademieprogramm.

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Ablauf der Akademie

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KüA – Kursübergreifende Angebote

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Teilnahmevoraussetzungen

Die Deutsche SchülerAkademie richtet sich an besonders leistungsfähige und moti-vierte Jugendliche, die über eine hohe Lern- und Leistungsbereitschaft sowie über eine breite Interessenausrichtung verfügen.

Wer an einer Akademie teilnehmen möchte, muss neben den allgemeinen Erwar-tungen (siehe Seite 12) folgende Teilnahmevoraussetzungen erfüllen:

1 Allgemeine VoraussetzungenDas Programm der Deutschen SchülerAkademie richtet sich an Schülerinnen und Schüler mit einer hohen intellektuellen, allgemeinen und breiten Leistungsfähigkeit sowie einer hohen Motivation. Voraussetzung ist weiterhin Offenheit für Neues sowie ein breit gefächertes Interesse; isoliertes Spezialinteresse an nur einem Fachgebiet reicht nicht aus.

Jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer muss die Bereitschaft mitbringen, sich die komplette Akademie über mit allen Kräften einzubringen und aktiv und gemein-schaftlich das Akademie- und Kursgeschehen sowie den kursübergreifenden Bereich mitzugestalten.

Es ist nicht möglich, später anzureisen, früher abzureisen oder Fehltage zu planen, d.h. die bzw. der Teilnehmende muss während der gesamten Dauer der Akademie anwesend sein.

Jede Schülerin und jeder Schüler kann grundsätzlich nur einmal am Programm der Deutschen SchülerAkademie teilnehmen.

2 Wohnsitzkriterium Zugang zu den Akademien haben grundsätzlich Schülerinnen und Schüler, die ihren Wohnsitz in Deutschland haben oder eine Schule im Ausland, die zum deutschen Abitur oder zum GIB oder einem vergleichbar anerkannten Abschluss führt, besu-chen.

3 Jahrgangskriterium Die Jugendlichen müssen zum Zeitpunkt der Bewerbung – einen Schulzweig besuchen, der zur allgemeinen Hochschulreife, zum GIB, DIAP

oder vergleichbarem Abschluss führt, und– eine der beiden Jahrgangsstufen vor dem Abschlussjahrgang besuchen, d.h.

* die 11. oder 12. Jahrgangsstufe von Schulen, die mit der 13. (G9) enden, bzw. * die 10. oder 11. Jahrgangsstufe von Schulen, die mit der 12. (G8) enden.

Außerdem dürfen sie am 1. Juli des Jahres noch nicht älter als 20 Jahre alt sein und zum Zeitpunkt der Akademieteilnahme die Abschlussprüfung (Abitur) noch nicht abgelegt haben.

Für Schülerinnen und Schüler, die im zweiten Bildungsweg das Abitur ablegen, gelten Sonderregeln: Sie dürfen am 1. Juli nicht älter als 24 Jahre sein und müssen nach der Akademie noch mindestens ein Jahr zur Schule gehen.

4 Leistungskriterium Das Programm der Deutschen SchülerAkademie richtet sich an Jugendliche mit einer weit überdurchschnittlichen und breiten intellektuellen Befähigung sowie weitrei-chenden Interessen verbunden mit einer schnellen Auffassungsgabe. Erforderlich sind auch eine hohe Anstrengungs- und Leistungsbereitschaft sowie Motivation.

Als Nachweis der Teilnahmevoraussetzungen können gelten: – ein Schulvorschlag: Im Januar jeden Jahres werden dazu alle Schulen in Deutsch-

land, die zur Allgemeinen Hochschulreife führen, sowie alle Schulen im Ausland, die zum Abitur, GIB, DIAP oder Vergleichbarem führen, angeschrieben und ge-beten, besonders leistungsfähige und motivierte Schülerinnen bzw. Schüler zur Teilnahme vorzuschlagen.

– ein Selbstvorschlag: Schülerinnen und Schüler können sich für eine Teilnahme selbst vorschlagen, indem sie sich zunächst online registrieren und anschließend ihre Teilnahmeberechtigung nachweisen. Hierzu senden sie neben ihren Kontakt-daten das letzte Zeugnis sowie ein Motivationsschreiben ein und lassen von einer Person, die sie/ihn näher kennt, das Empfehlungsformular ausfüllen; die Person sollte vorzugsweise in einer Bildungseinrichtung tätig sein.

– die erfolgreiche Teilnahme an einem bundes- oder landesweiten Schülerwettbe-werb; die Auswahl erfolgt in Abstimmung mit den Wettbewerbsleitungen.

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Bewerbung und Kurswahl

Wer an einem Kurs der Deutschen SchülerAkademie teilnehmen möchte, durchläuft – unabhängig vom Zugangsweg zur DSA – ein zweistufiges Bewerbungsverfahren:

In einem ersten Schritt kann eine Schülerin/ein Schüler sich zur Teilnahme selbst vorschlagen oder sie/er wird von der Schule vorgeschlagen. Hierzu werden Nachweise zur Teilnahmeberechtigung bei der DSA eingereicht. (Ausschlusstermin 22. März)

In einem zweiten Schritt erhält die Bewerberin oder der Bewerber die Möglichkeit, Kurse auszuwählen, an denen sie/er teilnehmen möchte. Hierzu werden die Schü-lerinnen und Schüler ab Anfang März aufgefordert, online einen Kurs auszuwählen. Sofern hohes Interesse auch für andere Kursthemen besteht, können zusätzlich bis zu vier Alternativkurse angegeben werden – dadurch erhöht sich die Teilnahmechance. Die Abgabe der online-Kurswahl sollte möglichst bis Mitte März erfolgen. Der letzte Tag zur Abgabe der Kurswahl ist der 31. März (Ausschlusstermin) . Die Einhaltung der Datenschutzbestimmungen wird zugesichert.

Schülerinnen und Schüler aus dem Ausland können sich ebenfalls für Kurse der sie-ben SchülerAkademien (siehe Seite 23 ff.) sowie der Akademien des Vereins Jugend-bildung in Gesellschaft und Wissenschaft e.V. (JGW e.V., siehe Seite 81 ff.) bewerben.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Geschäftsstelle der Deutschen SchülerAka-demie beantworten gern weitere Fragen zum Zulassungsverfahren und zum Ablauf der Akademien. Sie können auch Kontakte zu ehemaligen Teilnehmenden oder Kurs-leitenden vermitteln. Darüber hinaus bieten die Internetseiten der Deutschen Schüler-Akademie (www. deutsche-schuelerakademie.de) sowie des Clubs der Ehemaligen e.V. (www.cde-ev.de) bzw. des Vereins Jugendbildung in Gesellschaft und Wissenschaft e.V. (www.jgw-ev.de) einen guten Einblick.

Vergabe der Plätze

Auf Grundlage der Kurswünsche und der Bewerbungsunterlagen entscheidet die Deutsche SchülerAkademie über die Vergabe der Plätze. Dabei wird ein ausgewogenes Verhältnis von Teilnehmerinnen und Teilnehmern angestrebt. Ferner wird auf eine angemessene zahlenmäßige Berücksichtigung aller Bundesländer geachtet. Ein Rechts-anspruch auf Teilnahme besteht nicht. Aufgrund der erheblichen Bewerberüberhänge für einzelne Kurse erfolgt die Zuteilung mithilfe eines halbautomatisierten, EDV-gestützten Verfahrens.

Wer die Teilnahmevoraussetzungen erfüllt und eine Absage erhält, für den bedeutet dies keineswegs einen Zweifel an der Qualifikation. In den vergangenen Jahren lag die Aufnahmequote bei jeweils etwa 50 Prozent.

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Kosten / Eigenleistung / Rücktritt

Die Kosten für die Deutsche SchülerAkademie werden hauptsächlich vom Bundesmi-nisterium für Bildung und Forschung, vom Stifterverband für die Deutsche Wissen-schaft und weiteren Förderern aufgebracht.

Von den Teilnehmenden der Deutschen SchülerAkademie wird eine Eigenbeteiligung von 595 Euro erwartet.

Die Organisation der JGW-SchülerAkademien erfolgt ehrenamtlich. Die Kosten der Teilnahme werden über die Eigenbeteiligung gedeckt. Diese beträgt für die JGW-SchülerAkademie aufgrund der kürzeren Dauer 410 Euro, für die JGW-Nachhaltig-keitsAkademie 550 Euro.

Die Kosten für die Programme im Ausland sind den jeweiligen Programmbeschrei-bungen (Seite 105 ff.) zu entnehmen.

Bei allen Akademien kann die Eigenbeteiligung auf Antrag ermäßigt oder erlassen werden (s.u.).

Mit der Eigenbeteiligung sind auch die Kosten für Kursprogramm, Betreuung und die von Veranstaltern geplanten kursübergreifenden Aktivitäten und Exkursionen abgedeckt. Die Fahrtkosten zwischen Wohnort und Akademie sind von den Teilneh-menden selbst zu tragen ebenso wie Ausgaben für persönliche Arbeitsmaterialien, Telefon, Porto, private Ausflüge, Fahrradmiete oder zusätzliche Getränke.

Ein Rücktritt von der Teilnahme ist bis zum 15. Mai (Eingang bei der Geschäftsstelle der DSA) bzw. bis sieben Tage nach Versand der Entscheidung über einen Ermäßi-gungsantrag oder im Falle einer Platzzusage im Nachrückverfahren kostenlos mög-lich. Bei einem Rücktritt nach diesem Termin ohne wichtigen Grund (z.B. Krankheit) bis 14 Tage vor der Akademie wird eine Bearbeitungsgebühr von 50 Euro erhoben. Danach ist bei einer Absage ohne wichtigen Grund eine Erstattung der geleisteten Ei-genbeteiligung nicht mehr möglich. Ein Rücktritt muss schriftlich (per E-Mail an die Geschäftsstelle der Deutschen Schüler Akademie) erfolgen.

Ermäßigung oder Erlass der Eigenbeteiligung

Die Eigenbeteiligung kann ermäßigt oder erlassen werden, wenn die Einkommens-verhältnisse der Familie die Zahlung der Eigenbeteiligung nur zum Teil oder gar nicht zulassen. Kein Schüler/keine Schülerin sollte daher allein aus finanziellen Gründen von einer Kurswahl Abstand nehmen. Die Platzvergabe erfolgt ohne Be-rücksichtigung der Einkommensverhältnisse. Ein Antrag auf Ermäßigung oder Erlass ist erst nach Erhalt der Teilnahmezusage zu stellen. Die Beurteilung folgt im Wesent-lichen den Regeln des BAföG.

Kosten / Eigenleistung / Rücktritt im Überblick

Eigenbeteiligung

Deutsche SchülerAkademie – 595 Euro

JGW-SchülerAkademie – 410 Euro

JGW-NachhaltigkeitsAkademie – 550 Euro

Kosten bei Rücktritt

bis 15. Mai 2019 – kostenlos

bis 14 Tage vor der Akademie – 50 Euro

danach – volle Eigenbeteiligung (s.o.)

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Zeitplan

Das Bewerbungs- und Verteilungsverfahren läuft mit folgenden Terminen:

– Ab 1. März ist dieses Programmheft online verfügbar, so dass nun eine Kurswahl abgegeben werden kann.

– Bis Mitte März sollte die online-Kurswahl bei der Deutschen SchülerAkademie ein-gegangen sein (Ausschlusstermin 31. März).

– Die Zusagen und Absagen werden bis zum 30. April an die Bewerber versandt.

– Bei einer Zusage muss die Eigenbeteiligung bis zum 15. Mai auf dem Konto von Bildung & Begabung bzw. von JGW e.V. eingegangen sein. Spätestens zu diesem Termin muss alternativ der Antrag auf Ermäßigung oder Erlass der Eigenbeteili-gung bei der Deutschen SchülerAkademie vorliegen. Er wird innerhalb weniger Tage bearbeitet.

– Sollte eine Bewerberin/ein Bewerber nach Kurszuteilung vom Platz wieder zurück-treten und somit ein Platz frei werden, wird ein Nachrückverfahren durchgeführt. Alle Schülerinnen und Schüler, die eine Absage erhalten haben, werden in das Nachrückverfahren einbezogen. Sie werden benachrichtigt, sofern in einem Kurs ihrer Wahl ein Platz frei geworden ist und sie aufgrund der erwähnten Auswahl-prinzipien zugeteilt werden können.

Anreise

Rechtzeitig vor Beginn der Akademie stehen den Teilnehmenden die Adressen der anderen Teilnehmenden zur Verfügung, damit sie sich für die Fahrt absprechen und Fahrgemeinschaften bilden können. Auch der Erwerb einer kostengünstigen Fahrkar-te (Sparpreis, Länder-Ticket, BahnCard, Gruppenkarte u.a.) ist damit möglich.

Mit Abgabe der Kurswahl erklärt sich die Bewerberin bzw. der Bewerber einverstan-den, dass die Adresse zu diesem Zwecke weitergegeben werden darf.

Die wichtigsten Termine im Überblick

Veröffentlichung des Programms: 1. März 2019

Vorschlag von Bewerbern: Eingang bis 22. März 2019 (Ausschlusstermin)

Abgabe der Kurswahl: Eingang erbeten bis Mitte März, spätestens bis 31. März 2019 (Ausschlusstermin)

Versand der Zu- und Absagen: Ende April 2019

Überweisung Eigenbeteiligung: bis 15. Mai 2019 (Eingang)

Antrag auf Erlass/Ermäßigung der Eigenbeteiligung: bis 15. Mai 2019 (Eingang)

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Die Studienstiftung des deutschen Volkes wurde 1925 in Dresden gegründet und ist damit das älteste deutsche Begabtenförderungswerk. Sie ist politisch, konfessionell und weltanschaulich unabhängig. Zurzeit werden rund 14.000 Studierende und Doktoranden gefördert.

Jeder Stipendiat erhält eine monatliche Bildungskostenpauschale in Höhe von 300 Euro sowie ein Lebenshaltungsstipendium, dessen Höhe vom Elterneinkommen abhängig ist. Des Weiteren gibt es ein umfangreiches Förderprogramm, das u.a. Auslandsstipendien, wissenschaftliche Kollegs, Sprachkurse und Sommerakademien beinhaltet.

Die Deutsche SchülerAkademie hat jedes Jahr die Möglichkeit, herausragende Teilnehmerinnen und Teilnehmer der SchülerAkademien von Bildung & Begabung und der JGW-Akademien für das Auswahlverfahren vorzuschlagen; das Team der Akademie- und Kursleitenden einer Akademie kann solche Vorschläge unterbreiten. Die Studienstiftung ist darüber hinaus Partner bei der Gewinnung von Kursleitenden für die Deutsche Schüler Akademie aus dem Kreis ihrer ehemaligen Stipendiaten.

Für die seit Beginn der Deutschen SchülerAkademie gewährte Förderung sagen wir herzlichen Dank.

Ausländische Teilnehmerinnen und Teilnehmer und ihre Gastfamilien

Auch Schülerinnen und Schüler von deutschen Auslandsschulen nehmen an den Aka-demien der Deutschen SchülerAkademie teil. Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit nicht-deutscher Muttersprache kommen zur Eingewöhnung eine Woche vor Beginn der Akademie nach Deutschland.

Wer bereit ist, eine(n) ausländische(n) Teilnehmer(in) in der Woche vor dem jewei-ligen Akademiebeginn bei sich aufzunehmen, wird gebeten, dies online oder auf dem Formular zur Kurswahl mit anzugeben.

Nach der Akademie

Jeder Teilnehmer und jede Teilnehmerin erhält eine Bescheinigung über die Kursteil-nahme der besuchten Akademie. Weiterhin können die Teilnehmenden und Kurslei-tenden nach der Akademie dem Club der Ehemaligen e.V. (siehe Seite 113) beitreten.

Darüber hinaus hat die Deutsche SchülerAkademie jedes Jahr die Möglichkeit, einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer der SchülerAkademien von Bildung & Begabung sowie der JGW-Akademien für das Auswahlverfahren der Studienstiftung des deut-schen Volkes vorzuschlagen (siehe Kasten). Die Entscheidung hierüber treffen die Akademie- und Kursleitenden.

Ferientermine / Urlaub / Praktika

Die Sommerferien liegen in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich, so dass die Akademie möglicherweise nur teilweise in die Ferienzeit fällt. In diesem Fall ist es erforderlich, dass die/der Teilnehmende bei der Schule und/oder Schulaufsichtsbe-hörde einen Antrag auf Freistellung vom Unterricht stellt. Einige Bundesländer haben bereits von sich aus die Schulen ihres Landes gebeten, Schülerinnen und Schüler ggf. vom Unterricht freizustellen. Die Deutsche SchülerAkademie wird nötigenfalls solche Anträge unterstützen.

Da eine verspätete Anreise bzw. eine vorzeitige Abreise von der Akademie nicht mög-lich ist, ist dies auch bei den eigenen Urlaubsplänen oder Praktikumsverpflichtungen u.a. zu berücksichtigen.

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AKADEMIE BRAUNSCHWEIG I

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Bundesweit besonders sind die renommierten Gaesdoncker Campus-Schulen. Diese bieten für Oberstufenschülerinnen und -schüler zusätzlich zum Abitur eine frühzei-tige intensive akademische Vorbereitung auf ein erfolgreiches Studium in den Be-reichen Kunst/Design, Musik, Ökonomie und – neu ab 2019 – Medizin.

Kopf. Herz. Charakter.

Die Gaesdonck bietet ihren Schülerinnen und Schülern eine wertvolle Ergänzung zur elterlichen Erziehung. Der Dreiklang aus Kopf. Herz. Charakter. beschreibt den ganz-heitlichen Anspruch der Einrichtung: Die Schülerinnen und Schüler sollen später be-reit und fähig sein, in Beruf, Familie und Gesellschaft Verantwortung zu übernehmen.Die Gaesdonck ist jedoch mehr als nur eine außergewöhnlich gute Schule, sie ist Le-benswelt.

In der werteorientierten Internats- und Schulgemeinschaft auf der Gaesdonck werden Geborgenheit, Ansprache, klare Strukturen und ein fürsorgliches Miteinander für junge Menschen in einem besonderen Maß erlebbar. Engagierte Erzieher und Lehrer kümmern sich um einen guten Wechsel zwischen Halt und Freiraum, Orientierung und Freiheit.

Der Campus bietet dabei zahlreiche sinnstiftende Möglichkeiten, Freizeit positiv zu gestalten, sei es musikalisch, künstlerisch, sozial oder sportlich. So stehen für den sportlichen Ausgleich unter anderem zwei Sporthallen, eine Schwimmhalle, Fußball-, Beachvolleyball- und Tennisplätze und eine Skaterbahn zur Verfügung – die selbst-verständlich auch von den Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Deutschen Schüler-Akademie genutzt werden können.

Die Teilnehmenden sind direkt auf dem Campus in den Zimmern der Schülerinnen und Schüler untergebracht.

Akademie Gaesdonck 2019-125. Juli bis 10. August 2019

Collegium Augustinianum Gaesdonck, Goch

Die Gaesdonck

Das Collegium Augustinianum Gaesdonck – kurz »die Gaesdonck« genannt – ist ein bischöfliches Internatsgymnasium am Niederrhein. Getragen von einer kirchlichen Stiftung blickt die Gaesdonck auf eine bald 170-jährige Tradition zurück und gilt heute als eine der besten gymnasialen Bildungseinrichtungen in Deutschland mit ca. 800 Schülerinnen und Schülern, welche die Gaesdonck intern, tagesintern oder ex-tern besuchen.

Insbesondere gut motivierte Schülerinnen und Schüler mit einer Freude am Lernen und einer gewissen Anstrengungsbereitschaft finden auf der Gaesdonck eine positive, lebendige Lernatmosphäre, die sie ermutigt und ihnen hilft, das Beste aus sich he-rauszuholen. Individuelle Förderkonzepte sowohl für Stärkere aber auch für Schwä-chere holen jedes Kind da ab, wo es steht, und rücken in den Mittelpunkt, was Mittel-punkt sein sollte: die Schüler.

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(5. BIS 21. JULI 2018) AKADEMIE BRAUNSCHWEIG 2018 1

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PROGRAMM

1.1 Topologie der Daten1.2 Beobachtende Kosmologie1.3 Modelle internationaler Ordnung1.4 »Es ist kompliziert.«1.5 Bilder in der Wissenschaft1.6 Sprache, Welt und Bedeutung

Akademieleitung

Eva Beck (Jg. 2000) kommt aus einem kleinen Dorf in Mittelfranken und war letztes Jahr bereits bei einer Akademie Teilnehmerin. Sie ist gespannt, wie es auf der anderen Seite einer Akademie aussieht und freut sich sehr, wieder Teil einer solch phänomenalen Gemeinschaft sein zu dürfen. Nach dem Abitur wird Eva ein duales Studium am Forschungszentrum Jülich mit Ausbildung zur Mathematisch-Technischen Softwareentwicklerin beginnen. Bis dahin sieht man sie in ihrer Freizeit auf Konzerten mitsingen, leidenschaftlich am Klavier klimpern oder verzweifelt versuchen, Gitarre zu lernen.

Spätestens seit der Teilnahme am Theaterprojekt »TheaterTotal« ließ Nele Eilbrecht (Jg. 1996) die Faszination für die Darstellenden Künste nicht mehr los. So begann sie 2015 ihr Studium der Theaterpädagogik. Momentan lebt sie in Bielefeld und macht dort ihre Abschlussinszenierung. Beschäftigt sie sich ausnahmsweise mal nicht mit Theater, setzt sie sich gerne mit feministischen Themen auseinander, macht Musik, strickt Socken oder genießt die Natur. In-zwischen hat sie die Erinnerungen von drei wundervollen Akademien im Harz im Gepäck und kann es kaum erwarten, diesen Koffer weiter zu füllen.

Stefan Neubert (Jg. 1992) ist Doktorand der theoretischen Informatik am Has-so-Plattner-Institut in Potsdam. Neben der Universität versucht er, Schülerin-nen und Schüler für sein Fach zu begeistern, ist als Ausbilder und Einsatzkraft in der DLRG aktiv und leitet einen A-cappella-Chor. Sollte dann immer noch Zeit übrig bleiben, macht er Musik auf diversen Instrumenten. Seinen »Som-merurlaub« verbringt er am liebsten inmitten von Kursen, Musik und KüA, mit vollgestopftem Tagesprogramm und nächtlichen Diskussionsrunden und natür-lich mit haufenweise kreativen Menschen auf einer SchülerAkademie.

Leitung kursübergreifende Musik

Jonas Wolf ( Jg. 1993) studierte Schulmusik in den Hauptfächern Blockflöte bei Prof. Karel van Steenhoven sowie Dirigieren bei Virginie Auvray und Stefan Ottersbach. Seit 2016 studiert er zudem Bachelor of Arts (B.A.) Musiktheorie bei Prof. Edith Metzner und Ralph Bernardy. Jonas gründete und/oder leitete diver-se Ensembles, darunter mehrere Chöre, das John-Dowland-Blockflöten-Quintett und das Vokalensemble Le Chant des Oyseaux. Im November 2017 gewann er den 1. Preis beim Wettbewerb für Schulmusikerinnen und Schulmusiker. Seit 2018 publiziert er Blockflötenmusik bei Edition Tre Fontane und Doblinger. In seiner

Freizeit organisiert Jonas Konzerte, liest oder baut an einer virtuellen Modelleisenbahn.

Collegium Augustinianum Gaesdonck

Gaesdoncker Str. 220

47574 Goch

www.gaesdonck.de

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(25. JULI BIS 10. AUGUST 2019) AKADEMIE GAESDONCK 2019-1Kurs 1.1

Topologie der DatenAn ihren Löchern sollt ihr sie erkennen.

Lukas Kühne (Jg. 1992) begeisterte sich schon früh für die Mathematik und wurde darin äußerst positiv in einem Kurs der Deutschen SchülerAkademie 2009 bestärkt. Im Anschluss studierte er Mathematik in Kaiserslautern und Bonn, wo er Fabian kennen lernte. Aus Interesse an den Anwendungen der Mathematik arbeitete er während des Studiums in der Optimierungsabteilung der Deutschen Bahn. Seit 2017 promoviert an der Hebräischen Universität Jerusalem (Israel) im Bereich der algebraischen Kombi-natorik. Seine freie Zeit verbringt er am liebsten wandernd, singend, kochend oder in Theatern und Opern.

Fabian Lenzen ( Jg. 1991) lernte über die Mathematikolympiade und den Bundes-wettbewerb Informatik schon früh die Schönheit abstrakter Mathematik kennen. Er studierte Physik und Mathematik in Wuppertal und Bonn und beschäftigte sich dabei mit Teilchenphysik bzw. Darstellungstheorie. Im Rahmen der Förderung durch die Studienstiftung des deutschen Volkes setzte er sich mit weiteren mathe-matischen und gesellschaftlichen Themen auseinander. Seit 2018 promoviert er in München im Bereich computergestützte Topologie. Abseits der Mathematik gilt seine Leidenschaft der Kirchenmusik, in der er seit 2010 nebenberuflich tätig ist.

Kursleitung

Kann man anhand aller Kartenausschnitte in einem Atlas erkennen, dass die Erde keine Scheibe sein kann? Wie kann man anhand aller möglichen räumlichen Gestalten eines chemischen Moleküls magnetische Ei-genschaften abschätzen? Woran erkennen wir, ob eine Bilderserie ein sich um die eigene Achse drehendes Ob-jekt darstellt? Was haben Landschaftsfotos in Holland mit der Klein’schen Flasche gemein?

Diese und viele andere Fragen, die auf den ersten Blick keinen Bezug zueinander haben, lassen sich mittels Methoden aus dem mathe-matischen Teilgebiet der Topologie untersuchen. Darin versucht man geo-metrische Objekte in Klas-sen zusammenzufassen, deren Elemente jeweils ineinander verformbar sind. Eine hohle Kugel aus Knetmasse lässt sich

bspw. nicht ohne Zerreißen oder Zusammenkleben in eine Scheibe verformen, sodass beide zu verschiedenen Klassen gehören. Um Verformbarkeit zu entscheiden, ordnet die Topologie geometrischen Formen Zahlen zu, genannt Invarianten, deren Werte sich unter solchen Verformungen nicht ändern; hat eine Invariante für zwei Objekte einen unterschiedlichen Wert, können sie also nicht ineinander verformbar sein. Die Anzahl der Lö-cher ist bspw. eine solche Invariante, die eine Brezel von einem Donut unterscheidet.

Um die theoretischen Hintergründe zu verstehen, erarbeitet der Kurs zunächst die relevanten mathema-tischen Konzepte, nämlich Vektorr-räume, Matrizen und Simplizialkom-plexe, und studiert anschließend Simpliziale Homologie, eine topolo-gische Invariante, die die naive Idee der Anzahl der Löcher formalisiert. Diese lässt sich gut berechnen und eignet sich daher für vielfältige An-

wendungen, bspw. in der topologischen Datenanalyse.

Im ersten Teil legt der Kurs wie in einer Vorlesung im Mathematikstudium sein Augenmerk auf exakte Defi-nitionen und Beweise. Die anfänglichen Inhalte werden anhand von Vorträgen der Teilnehmenden erarbeitet. Im zweiten Teil des Kurses implementieren die Teilneh-menden im Computer in projektbezogenen Teams je nach Vorliebe entweder einen Algorithmus zur Berech-nung der Homologie oder modellieren mit den erlernten Methoden reale Fragestellungen wie die im ersten Ab-satz angesprochenen. Es ist auch möglich, noch tiefer in die Theorie einzutauchen.

Für den Kurs sind keine mathematischen Vor-kenntnisse erforderlich. Programmierkenntnisse sind vorteilhaft aber nicht notwendig. Im Vorfeld und zu Beginn der Akademie machen sich die Teilnehmende anhand zur Verfügung gestellten Materials mit der Programmiersprache Python vertraut, in der die Projekte im zweiten Teil des Kurses implementiert werden.

Dieser aus einer Punktwolke erzeugte Simplizial-komplex hat die Homologie eines Kreises.

Quelle: http://ulrich-bauer.org

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AKADEMIE GAESDONCK 2019-1 (25. JULI BIS 10. AUGUST 2019)

Kurs 1.2

Beobachtende Kosmologie1929 beobachtete Edwin Hubble die Expansion des Kos-mos. Zuvor legten bereits die Physiker Albert Einstein, Ale-xander Friedmann, Georges Lemaître und Willem de Sitter die theoretischen Grundlagen für die Beschreibung des Kosmos mit Hilfe der Allgemeinen Relativitätstheorie.

So fand Hubble die zuvor durch Lemaître beschriebene Beziehung zwischen der Geschwindigkeit, mit der Galaxien sich von uns entfernen, und der Entfernung, bei der sie be-reits sind, welche als Hubble-Gesetz bekannt ist.

Davon ausgehend entwickelten Physiker viele Methoden zur präzisen Messung der Entfernung zu anderen Galaxien und Galaxienhaufen. Es entwickelte sich ein vollstän-digeres Bild des Kosmos, welches großskalige Strukturen betrachtete. Zusammen mit weiteren Entdeckungen, wie der Hintergrundstrahlung und der präzisen Vermessung dieser, hat sich damit heute das Standardmodell der Kos-mologie entwickelt. Darin wird das Universum als ein seit dem Urknall expandierender Raum beschrieben. Erstaun-licherweise ist dieses nur zu ca. 5 % mit herkömmlicher Materie gefüllt. Den Rest machen 25 % dunkle Materie aus,

die sich grundsätzlich ähnlich verhält, aber deren genaue Natur auf Grund ihrer schwachen Wech-selwirkungen noch nicht bekannt ist, sowie 70 % dunkle Energie, die für eine Beschleunigung der Expansion sorgt.

Ausgehend von diesem kosmologischen Modell werden im Kurs Messmethoden nachvollzogen, die unser Verständnis vom Kosmos geformt haben. Insbesondere die Vermessung von Spek-trallinien von Sternen und Galaxien und der Ver-gleich mit Spektren aus dem Labor offenbart eine Rotverschiebung, was eine Bewegung der Quellen nahelegt. Diese Messung der (vermeintlichen) Geschwindigkeit der Objekte wird ergänzt durch verschiedene Verfahren zur Messung der Entfernung der Objekte. Da Beobachtungen in der Kosmologie allerdings systembedingt immer nur von einem Ort aus erfolgen kön-nen, erfordert dies verschiedene trickreiche Verfahren, die schließlich eine kosmologische Entfernungsleiter bilden, um die Entfernungsmessung immer weiter in das beo-bachtbare Universum hinauszutragen.

Philipp Höffer v. Loewenfeld ( Jg. 1978) studierte an der Technischen Universität in München (TUM) Allgemeine Physik. Nach einer Diplomarbeit am Albert-Einstein-Ins-titut in Potsdam im Bereich der Allgemeinen Relativitätstheorie beschäftigte er sich an der Ludwig-Maximilians-Universität in München mit Stringtheorie-inspirierter Kos-mologie. Jetzt ist er als Referent des Studiendekans wieder an der TUM und bemüht sich, die Studienbedingungen für Physikstudierende zu verbessern. In seiner Freizeit fährt er gern Fahrrad oder betätigt sich als Zuckerbäcker.

Szymon Styrnik (Jg. 1986) studierte Physik an der Ludwig-Maximilians Universi-tät München. Im Masterstudium sowie seiner Masterarbeit beschäftigte er sich mit Kosmologie und Kosmologischen Simulationen. Derzeit ist er Business Analyst bei der Allianz Deutschland AG und beschäftigt sich mit der Datenbankarchitektur und der Automatisierung der internen Geschäftsprozesse. In seiner Freizeit be-schäftigt er sich mit Astronomie, Programmierung und Philosophie.

Unsere Beobachtungsposi-tion ist doch ein wenig ver-änderlich, da die Erde sich um die Sonne bewegt. Dies wirkt sich als Paralaxe um-so stärker auf die Position der Sterne am Nachthim-mel im Verlauf eines Jahres aus je näher die Sterne uns sind, was die Entfer-nungsbestimmung durch einfache Winkelmessung erlaubt. Von sogenann-ten Standardkerzen, wie Cepheiden oder Typ-Ia-Su-

pernovae, sind die physikalischen Prozesse, die die Objekte zum Leuchten bringen, so gut bekannt, dass man auf die absolute Helligkeit schließen und damit aus der beobach-teten Helligkeit wieder die Entfernung bestimmen kann. Um trotz der erschwerten Beobachtungsbedingungen dem Kosmos so viele Informationen wie möglich abzuringen, können weitere Effekte betrachtet werden, etwa die Wech-selwirkung der Hintergrundstrahlung mit sonst nicht beo-bachtbaren Objekten.

Kursleitung

Das nach Edin Hubble benannte Weltraumteleskop erlaubt Aufnahmen weit entfernter Galaxien und damit kosmologische Beobachtungen. Quelle: http://hubblesite.

org/image/390/news_release/1996-01

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(25. JULI BIS 10. AUGUST 2019) AKADEMIE GAESDONCK 2019-1Kurs 1.3

Modelle internationaler OrdnungVölkerrecht, Politik und humanitäre Interventionen

Sué González Hauck ( Jg. 1988) studierte Rechtswissenschaften in Heidelberg und Strasbourg (Frankreich). Ihre völkerrechtstheoretische Doktorarbeit hat sie kürzlich an der Universität St. Gallen (Schweiz) eingereicht. In St. Gallen war sie auch als Wissenschaftliche Assistentin am Lehrstuhl von Prof. Dr. Bardo Fassbender ange-stellt. Derzeit ist sie Rechtsreferendarin am Oberlandesgericht Frankfurt am Main. 2005 nahm sie selbst an einer DSA teil und leitete 2013 bereits einen Kurs. Sué hat eine Leidenschaft für Fremdsprachen, Literatur, für Sprache im Allgemeinen und für das Computerspiel Civilization.

Sebastian Plappert ( Jg. 1980) studierte Politik, Geschichte und Philosophie in Mün-chen, erwarb einen Master of Arts in International Communication sowie einen Mas-ter of International Relations in Sydney (Australien). Bevor er in St. Gallen (Schweiz) über die Idee moralischen Fortschritts der Internationalen Ordnung promovierte, war er mehrere Jahre in der Finanzkommunikation tätig. Derzeit ist er Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Politikwissenschaft der Universität St. Gallen. Er interes-siert sich insbesondere für die Normativität politischer Ordnung sowie für kitschige Detektivromane.

Kursleitung

Nicht erst seit Donald Trump zum Präsidenten der USA gewählt wurde, ist wiederholt die Frage zu vernehmen, ob wir auf das Ende der liberalen Weltordnung zusteu-ern. Wodurch zeichnet sich diese liberale Weltordnung aus? Welche Modelle internationaler Ordnung sind daneben oder stattdessen denkbar? Sind wir für immer in einem System gefangen, das von nationalem Eigenin-teresse dominiert wird, oder befinden wir uns doch auf dem Weg zu einer kosmopolitischen Gesellschaft?

Der Kurs widmet sich diesen und ähnlichen Fragen aus völkerrechtlicher Perspektive und aus Sicht der Diszi-plin der Internationalen Beziehungen. Die Diskussion möglicher Antworten erfolgt anhand des Beispiels des Phänomens »humanitärer Interventionen«. Die Debatte rund um die Zulässigkeit oder gar Gebotenheit huma-nitärer Interventionen stellt einen Kristallisationspunkt für grundsätzliche Debatten über den Charakter der in-ternationalen Ordnung dar, beispielsweise darüber, wie sich staatliche Souveränität zu den Menschenrechten

verhält, und auch darüber, welche Lehren aus der Kolo-nialzeit im Verhältnis des Globalen Nordens zu Staaten des Globalen Südens zu ziehen sind.

Ziel des Kurses ist es, nicht nur mit den Grundlagen der Theorien der Internationalen Beziehungen und den Grundzügen der Völkerrechtsordnung vertraut zu sein, sondern auch verschiedene Konzeptionen internationa-ler Ordnung bezüglich ihrer Annahmen und Implikati-onen kritisch hinterfragen zu können. Daneben schult die Auseinandersetzung mit theoretischen Fragen an-hand eines Beispielphänomens das Verständnis für Sinn, Möglichkeiten und Grenzen empirischer sozialwissen-schaftlicher Forschung.

Die Teilnehmenden erarbeiten verschiedene Konzep-tionen der internationalen Ordnung, indem sie sich interaktiv mit Fachtexten auseinandersetzen. Die we-sentlichen Texte werden in einem Reader bereitgestellt. Neben den allgemeinen Einführungstexten übernehmen die Teilnehmenden für jeweils einen Text die Diskussi-onsleitung in der Gruppe.

Das Niveau ist vergleichbar mit Kursen, die in einem juristischen oder politikwissenschaftlichen Studium im vierten oder fünften Semester belegt werden können. Aus diesem Grund werden die interaktiven Kursein-heiten eingeleitet und ergänzt durch im Vorlesungsstil gehaltene Einführungen in die Theorien der Internatio-nalen Beziehungen und in die wesentlichen Grundzüge des Völkerrechts.

Logo der Vereinten NationenQuelle: https://www.un.org/

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AKADEMIE GAESDONCK 2019-1 (25. JULI BIS 10. AUGUST 2019)

Kurs 1.4

»Es ist kompliziert.«Juden, Christen und Muslime im historisch-politischen Beziehungsdreieck

Christoph Gollasch (Jg. 1985) studierte Sozialwissenschaften und Philosophie mit Schwerpunkt Politikwissenschaft in Leipzig, Edinburgh (Schottland), Beer Sheva (Israel) und Berlin. Einen Schwerpunkt legte er auf die Geschichte des Na-tionalsozialismus. Seit mehreren Jahren ist er in der außerschulischen historisch-politischen Bildungsarbeit tätig. Aktuell promoviert er mit einem Stipendium der Hans-Böckler-Stiftung am Zentrum für Antisemitismusforschung (Technische Universität Berlin) über Geld- und Zinskritik im 19. und 20. Jahrhundert. In sei-ner Freizeit kämpft er mit einer Vielzahl an Möglichkeiten zu prokrastinieren.

Tim Sontheimer ( Jg. 1988) absolvierte seinen Zivildienst in Afula (Israel) und studierte in Berlin, London (Großbritannien) und Amman (Jordanien) Politikwissenschaft mit Schwerpunkt auf die Politik des Nahen Ostens. Seine Promotion an der Bournemouth University (Poole, Großbritannien) zu Polizei und Protest im Nahen Osten legte er auf Eis zugunsten eines Quereinstiegs in den Lehrerberuf. Tim lebt und arbeitet in Berlin, spielt Schlagzeug in einer Indie-Pop Band und hat im letzten Jahr ein Faible für Garten-arbeit und Kompostierung entwickelt.

Kursleitung

»Kampf der Kulturen« oder »Koexistenz«; »Leitkultur« oder »Multikulti«; »Der Islam gehört zu Deutschland« oder »Verteidigung des (jüdisch-christlichen) Abend-lands« gegen dessen »Islamisierung«. Oft bestimmen politisch aufgeladene Schlagwörter die öffentliche Debatte. Die Frage, wie (und ob) Juden, Christen und Muslime zusammenleben sollen, treibt viele Menschen um. Dabei werden unter Juden, Christen und Muslimen nicht in erster Linie religiöse Individuen, sondern sozi-ale und politische Gruppen verstanden.

Ein Anspruch des Kurses ist es, über den europäischen Tellerrand hinauszuschauen. Warum leben Juden, Christen und Muslime mal friedlich zusammen, warum geraten sie mal in Konflikt? Unter dieser Leitfrage ver-gleicht und analysiert der Kurs vergangene und aktuelle Beispiele aus Deutschland und Israel/Palästina. Wie lebten Juden, Christen und Muslime in verschiedenen historischen und geographischen Kontexten zusammen?

Welche Gemeinsamkeiten, Unterschiede und Verbin-dungen lassen sich feststellen?

Der Kurs ist chronologisch gegliedert. Ausgehend von der verflechtungs- und globalgeschichtlichen Annahme, dass genannte Fragen nicht isoliert betrachtet werden können, da sie im Kontext von Transnationalisierung und Globalisierung stehen, widmet sich der Kurs dem deutschen Antisemitismus im Kontext der europäischen Aufklärung, dem Zionismus im Kontext des europä-ischen Antisemitismus, dem Antikolonialismus im Kon-text von Aufklärung und Zionismus.

Im ersten Kursabschnitt geht es um den modernen Anti-semitismus ab Ende des 19. Jahrhunderts und das Auf-kommen von arabischem Nationalismus und jüdischem Zionismus zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Der zweite Kursabschnitt untersucht die Staatsgründung Israels, die Palästinensische Katastrophe sowie den Umgang mit dem »Nahostkonflikt« in beiden deutschen Staaten. Im letzten Abschnitt stellt sich der Kurs die Frage nach der

Bedeutung der Geschichte für die heutige Zeit. Welche sind die historischen Grundlagen und Wendepunkte unserer interkulturellen Gesellschaften der Gegenwart? Und wie werden Kontroversen des Zusammenlebens von Muslimen, Juden und Christen thematisiert?

Ziel des Kurses ist es, einerseits die Grundlagen sozi-alwissenschaftlichen und soziohistorischen Arbeitens kennenzulernen und andererseits differenziertes Wissen über die Historie des angeblichen »Clash of Civilisa-tions« von Christen, Juden und Muslimen zu erlangen.

Die Teilnehmenden erhalten zur Vorbereitung einen Reader, mit dessen Hilfe sie kurze Referate ausarbeiten. Zusammen mit Quellen unterschiedlicher Art (Text, Bild etc.) dienen diese als Grundlage für kontroverse, aber respektvolle Diskussionen.

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(25. JULI BIS 10. AUGUST 2019) AKADEMIE GAESDONCK 2019-1Kurs 1.5

Bilder in der WissenschaftZwischen Realität und Fiktion

Detailgetreue Zeichnungen von Quallen, MRT-Aufnahmen eines menschlichen Gehirns, Netzwerk-Visualisierungen der Kommunikation auf Twitter, Teleskopaufnahmen von Galaxien und Sternexplosionen: Ohne Bilder kommt kaum eine Wissenschaft aus. So verschieden wie ihr Gegenstand ist dabei auch die Funktion dieser Bilder. Sie zeigen winzig kleine und weit entfernte Dinge; sie dienen als Ausgangs-punkt, Beweis, Illustration oder Auswertungshilfe.

Der Kurs nähert sich Bildern vor allem aus wissenschafts-philosophischer Perspektive. Dort werden sie oft unter dem Stichwort »Theoriebeladenheit« diskutiert. Damit ist gemeint, dass schon unsere Beobachtungen dadurch be-einflusst werden, aus welchem theoretischen Blickwinkel wir auf die Welt schauen. Zum Beispiel haben Astronomen Jahrtausende lang Sterne beobachtet, ohne daraus schlie-ßen zu können, dass sich die Erde um die Sonne dreht. Diese Theoriebeladenheit wird umso stärker, je weiter man sich von der bloßen Beobachtung entfernt: In einer Zeichnung stecken theoretische Annahmen der Zeichnerin, in einer Fotografie Annahmen darüber, wie eine Kamera

funktioniert, und in einer elektronenmikrosko-pischen Aufnahme ganze quantenphysikalische Theorien.

Mit der steigenden Kom-plexität solcher Geräte löst sich das Bild immer mehr von dem Gegenstand, den es abbildet. Das wird auch dadurch verstärkt, dass der Output der Geräte in

der Regel nicht direkt verwendet werden kann, sondern zunächst transformiert werden muss: Aus Nullen und Einsen wird ein digitales Bild, Störungen werden nachträglich herausgefil-tert und Legenden sowie Skalierungen machen das Bild erst für andere Forscher lesbar. Wenn aber bis zum fertigen Bild so viele Bearbeitungsschritte nötig sind, zeigt es dann überhaupt noch die Realität? Wo hören angemes-

Hanna Metzen (Jg. 1990) interessiert, was Wissenschaftler machen: wie sie experi-mentieren, wie sie Theorien aufstellen und warum sie ihre Arbeit wichtig finden. Sie studierte in Dortmund Wissenschaftsjournalismus und arbeitete für verschiedene Fernseh-, Radio- und Onlineredaktionen. Dabei lernte sie, wie man komplizierte Dinge möglichst einfach erklären kann. Seit 2015 studiert sie in Münster Wissen-schaftsphilosophie und Physik und macht sich mit Begeisterung komplizierte Ge-danken über scheinbar einfache Dinge. Als Schülerin war sie selbst auf einer DSA, jetzt freut sie sich schon auf ihre dritte Teilnahme als Kursleiterin.

Clarissa Wacher ( Jg. 1992) studierte in Münster Betriebswirtschaftslehre und in-teressiert sich für Verknüpfungen zwischen Wirtschaft, Geisteswissenschaften und Kultur. Mit deren unterschiedlichen Facetten beschäftigt sie sich gerne auch außerhalb von Büros und Bibliotheken in ihrer Freizeit, indem sie Konzerte besucht, ins Theater geht oder selbst Musik macht. Seit Oktober 2015 studiert sie Wissenschaftsphilosophie und Philosophie und entdeckt noch mehr Zusammenhänge, Gegensätze und offene Fragen in unterschiedlichen Disziplinen und Theorien. Auf ihre dritte DSA freut sie sich sehr und ist gespannt auf neue Erfahrungen.

sene Manipulationen auf und wo fangen Bildfäl-schungen an? Und wie verändert sich die Rolle eines Bildes, wenn es nicht mehr wissenschaftlich, sondern zum Beispiel jour-nalistisch, didaktisch oder sogar künstlerisch verwen-det wird?

Um solche und ähnliche Fragen zu beantworten, werden verschiedene wissenschaftsphilosophische und -soziologische Abhandlungen gelesen und die Positionen

anhand von Fallbeispielen aus un-terschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen verdeutlicht. Der Kurs richtet sich an Teilnehmende, die Spaß am philosophischen Diskutie-

ren haben, gerne im Detail Argumente nachvollziehen und dazu eigene Texte schreiben möchten.

Kursleitung

Faltenquallen, Zeichnung von Ernst Haeckel (1904).

Quelle: Kunstformen der Natur

Antennae-Galaxie, Aufnahme des Hubble-Teleskops (2006).

Quelle: ESA/Hubble & NASA

Zur Kursvorbereitung und für die Erstellung kurzer Referate wird im Vorfeld ein Reader versandt.

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AKADEMIE GAESDONCK 2019-1 (25. JULI BIS 10. AUGUST 2019)

Kurs 1.6

Sprache, Welt und Bedeutung

»DIE GRENZEN MEINER SPRACHE BEDEUTEN DIE GRENZEN MEINER WELT.«

– so meinte einst WITTGENSTEIN in seinem Tractatus. Das Leben ist ohne Sprache undenkbar – sie scheint überall zu sein und ohne sie könnte man nicht überleben. Doch Spra-che ist nicht selbstverständlich, sondern birgt eine Vielfalt an möglichen Anwendungen in sich. Mit Worten und de-ren Bedeutungen können Menschen große Veränderungen in der Welt bewirken. Der Austausch eines Wortes kann den Unterschied machen zwischen einem »Ja« oder »Nein« beim Gegenüber. Dennoch wissen die meisten nicht, was Sprache nun eigent-lich wirklich ist.

Der Kurs ermöglicht einen Einstieg in die faszinierende Welt der Theorien und Konzepte, die sich hinter dem alltäglichen Gebrauch der Sprache befindet. Die Teilnehmenden treten eine konzeptuelle Forschungsreise an, um mehr über diese verborgene Vielfalt zu erfahren

Juliane Böttger ( Jg. 1983) war schon als Kind fasziniert von Sprache und Kultur. Folge-richtig studierte sie zunächst allgemeine Sprachwissenschaft, Anglistik und Deutsch als Fremdsprache in Leipzig, um dann von 2011 bis 2016 in Australien zu promovieren und zu lehren. In ihrer Doktorarbeit beschrieb Juliane eine kleine, in der Manusprovinz von Papua Neuguinea gesprochene ozeanische Sprache namens Lele. Dieses Erlebnis beein-druckte sie tief und trug maßgeblich dazu bei, dass sie noch heute in jungen Menschen die Leidenschaft für Sprache, ihre Strukturen und auch kulturellen Aspekte wecken möchte. In ihrer Freizeit umgibt sich Juliane gern mit schönen Dingen, wie Musik, gu-

tem Essen und natürlich Kultur und Sprache, und freut sich nun sehr darauf, 2019 ihren ersten DSA-Kurs zu leiten.

Mikko Salminen ( Jg. 1981) studierte finno-ugrische Sprachwissenschaft in Groningen (Niederlande) und absolvierte seine Masterstudien in Amerindische Sprachen und Kulturen in Leiden (Niederlande, 2005). 2014 schrieb er seine Doktorarbeit in anthropologische Sprachwissenschaft in Cairns (Australien). Er studierte auch Psychologie und Psychotherapie und arbeitet zur Zeit als auszubil-dender Psychologe und Psychotherapeut in Barcelona (Spanien). Seit 2004 macht er Feldforschung in Mesoamerika und hat bisher zwei Grammatiken zuvor nicht beschriebener indigener Sprachen geschrieben. Er hofft, Jugendliche zu inspirie-

ren, sich für Kulturvielfalt und Sprachen zu interessieren in einer Welt, in der die Geisteswissen-schaften immer mehr von reduktionistischen Paradigmen verdrängt werden.

und darüber, wie die Entdeckung derselben unser Men-schenbild und alltägliche Lebenswelt grundlegend verän-dern kann.

So ergründet der Kurs hauptsächlich das Spannungsfeld zwischen Sprache, Bedeutung und der »realen« Welt. Die anthropologische Sprachwissenschaft, Sprachphilosophie und Neurolinguistik bilden hierfür die Basis. Aus welchen Bausteinen besteht Sprache? Was ist Bedeutung und wel-chen Platz nimmt sie ein in unserer Welt? Kann man sie irgendwo verorten – in der Welt, im Hirn oder in der Spra-

che selbst? Die Teilneh-menden vollziehen anhand von realen Beispielen nach, wie Menschen mit Sprache und Bedeutung die Welt

reflektieren und zugleich erschaffen.

In einem weiteren Segment zur Anthropologie und Feld-forschung erfahren die Teilnehmenden, was man über den

Menschen wissen kann via Sprache und was dieses »Feld«, auf dem wir forschen, überhaupt ist. Wie gestaltet sich der Einfluss zwischen linguistischer Feldforschung als Funda-ment der Sprachwissenschaft und linguistischer Theorie als Teil der Humanwissenschaften?

Das zuvor angeeignete kann sogleich verglichen werden mit neueren neurowissenschaftlichen Forschungsergeb-nissen der Sprachpragmatik. Hierbei vertiefen sich die Lernenden in den Neurowissenschaften und prüfen, inwie-weit neuronale Strukturen Aufschluss über die mensch-liche Verarbeitung von Sprache und Welt geben und wo die Grenzen einer solchen Betrachtungsweise liegen. Auf Grundlage der im Vorfeld zugesandten Texte bereiten die Teilnehmenden in Gruppen Minifeldforschungsprojekte vor.

Im Vorfeld wird zur Vorbereitung ein Reader versandt. Es werden keine linguistischen oder sprachphilosophischen Vorkenntnisse gefordert.

Kursleitung

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AKADEMIE BRAUNSCHWEIG I

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Akademie Waldenburg 2019-218. JULI BIS 3. AUGUST 2019

Europäisches Gymnasium Waldenburg

Das Europäische Gymnasium Waldenburg liegt zentral im Wirtschaftsdreieck Leip-zig-Chemnitz-Zwickau im Tal der Zwickauer Mulde an der Grenze zu Thüringen und ist umgeben von Waldgebieten, Flussauen und der Hügellandschaft des Erzgebirgs-vorlandes. Zahlreiche Burgen, Schlösser und Museen laden in der Umgebung der Töpferstadt zu Kulturgenuss und Entspannung ein.

Der große 3-flüglige Bau wurde 1844 von Fürst Otto Viktor I. von Schönburg-Wal-denburg als Fürstlich Schönburgisches Lehrerseminar gestiftet und beherbergt heute das 1994 in freier Trägerschaft gegründete Europäische Gymnasium, die Europäische Oberschule und die Freie Jugendkunstschule. Nach seiner Rekonstruktion zählt es zu den schönsten historischen Gebäuden der Stadt.

Das Europäische Gymnasium Waldenburg ist Träger der Titel »Schule mit internati-onalem Charakter« (verliehen vom Sächsischen Staatsministerium für Kultus, SMK), »Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage« (verliehen von der Stiftung Courage) und zählt lt. Schulranking der Zeitschrift »Capital« 13/05 zu den 100 besten Gymna-sien Deutschlands.

An der Schule werden auf Grundlage einer Vereinbarung mit dem Sächsischen Staats-ministerium für Kultus und den Regierungen Chinas und Vietnams Jugendliche die-ser Länder zum deutschen Abitur geführt, ebenso wie zahlreiche Schülerinnen und Schüler aus Russland, Frankreich, Südkorea, Japan, Bulgarien und Albanien. Gemein-sam leben sie für diese Zeit in dem sich auf dem Campus befindenden Internat. Ne-

ben dem internationalen Charakter sind vor allem die kleinen Klassenstärken sowie die angegliederte Jugendkunstschule – eine vollwertige Musikschule mit zahlreichen Angeboten – prägend für das Konzept der Schule, das auf eine ganzheitliche, huma-nistische Bildung ausgerichtet ist.

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PROGRAMM

2.1 Boolsche Algebra2.2 Silicon Brains2.3 Strahlentherapie bei Tumorerkrankungen2.4 The Art of Politics 2.5 Journalismus in Zeiten von Fake News2.6 Komponieren für Chöre

Akademieleitung

Tim-Lucas Rabbel (Jg. 2000) wohnt in der Nähe von Bad Segeberg und legte dort 2018 sein Abitur ab. 2017 war er selber DSA-Teilnehmer. Davor nahm er an zwei JuniorAkademien teil. Zurzeit studiert er Robotik an der Universität Lü-beck. In seiner Freizeit vergräbt er sich gerne in Büchern, spielt Klavier, macht Taekwondo und begeistert sich für kleine Klemmbausteine, gemeinhin als Lego bekannt. Mit DSAlern spielt er gerne ein paar Partien Munchkin und er ist ein großer Fan eines kommunistischen Kängurus. Wenn er dieses Jahr nicht bei der DSA wäre, würde man ihn wohl als Betreuer im Zeltlager Wibo antreffen.

Hartmut Rosa (Jg. 1965) wurde 2005 auf den Lehrstuhl für Allgemeine und Theoretische Soziologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena berufen – nachdem er zuvor in Augsburg und Essen Politische Theorie lehrte und in Freiburg, London (Großbritannien), Berlin und Harvard (Cambridge, Massa-chusetts, USA) Politikwissenschaft, Germanistik und Philosophie studierte. Da-rüber hinaus ist er seit 2013 Direktor des Max-Weber-Kollegs an der Universität Erfurt. In seiner Arbeit geht er u.a. den Fragen nach, warum wir nie Zeit haben, obwohl wir dauernd welche sparen, was ein gutes Leben ausmacht und wieso die Wirtschaft eigentlich ständig wachsen muss. Zum Ausgleich blickt er als

Hobby-Astronom in die Sterne, spielt und hört coole Musik von Mozart bis Rock Hard oder er orgelt in kleinen Kirchen, wenn er nicht am Tischkicker steht oder richtig Fußball spielt.

Mara Terliesner (Jg. 2001) erlebte ihre erste SchülerAkademie 2017 in Braun-schweig. Letztes Jahr absolvierte sie das Abitur und entschloss sich, ein Frei-willigenjahr zu machen. Dieses verbringt sie momentan in Belgien, wo sie mit geistig und körperlich eingeschränkten Menschen arbeitet. In ihrer Freizeit taucht Mara gerne in die Welt der Bücher ein, macht Sport und genießt die Gemeinschaft mit anderen Menschen. Dazu liebt sie Musik, spielt Cello und Querflöte und ist immer für eine Runde Munchkin zu haben. Sie freut sich sehr auf die Akademie diesen Sommer.

Leitung kursübergreifende Musik

Dörte Wehner ( Jg. 1977) studierte Chorleitung und Erwachsenenbildung in Hannover und Malmö (Schweden). Nach mehreren Jahren als freiberufliche Musikpädagogin machte sie ihren Beruf zum Hobby und arbeitet seitdem bei UNICEF mit ehrenamtlichen Gruppen. Daneben – und inzwischen seit 20 Jah-ren – leitet sie ihre Eliza-Singers und macht in verschiedenen Konstellationen Musik. Außerdem fährt sie gern Fahrrad, blickt nach vielen Akademien mit Hartmut häufiger in die Sterne und liebt es, den letzten Refrain einen Ton höher zu spielen.

Europäisches Gymnasium Waldenburg

Altenburger Str. 44 a

08396 Waldenburg

www.eurogymnasium-waldenburg.de

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(18. JULI BIS 3. AUGUST 2019) AKADEMIE WALDENBURG 2019-2Kurs 2.1

Boolesche Algebra

Jenny Süfke ( Jg. 1997) wurde in Kiel geboren. In ihrer Schulzeit nahm sie bereits an den Saturday-Morning-Physics und an den Physik-Projekt-Tagen der Christian-Albrechts- Universität zu Kiel teil. 2016 machte sie ihr Abitur am Gymnasium Wellingdorf in Kiel. Seit dem Wintersemester 2016/2017 studiert sie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Mathematik und Physik auf Lehramt. Jenny spielt seit ihrem sechsten Lebensjahr Handball und trainiert seit zwei Jahren eine weibliche Jugend E. Ihren Urlaub verbringt sie am liebsten auf der Nordseeinsel Sylt.

Joachim Gomoletz Jg. 1955) ist in der Schulleitung der Max-Planck-Schule in Kiel tätig, unter-richtet an diesem Gymnasium die Fächer Mathematik, Physik und Informatik und leitet das Projekt »Kompetenzzentrum Begabtenförderung«. Neben der Koordination von Projekten zur Förderung besonders interessierter Schülerinnen und Schüler in Schleswig-Holstein, wie MATHEMA und PHYSIK PLUS, hatte er Lehraufträge für Mathematik an der Fachhochschule und der Universität Kiel inne. Viele Jahre bildete er Lehrerinnen und Lehrer zu Informatiklehrkräften aus. Neben seiner Tätigkeit als Schulbuchautor beteiligt er sich an wissenschaftlichen und fachdidaktischen Forschun-gen und leitete schon mehrfach Kurse der Deutschen SchülerAkademie. 1998 wurde er mit dem Karl-Heinz-Beckurts-Lehrerpreis für seine Verdienste um die Begabtenförderung ausgezeichnet. Zu seinen Hobbys zählen die Fotografie, das Schwimmen und ausgedehnte Radtouren.

Kaum ein Teilgebiet der Algebra hat einen so umfang-reichen (auch außermathematischen) Anwendungs-kreis gefunden wie die Boolesche Algebra. Ihr Erfinder George Boole (1815–1864) entwickelte 1854 in seinem Buch »An Investigation of the Laws of Thought« eine »Algebra der Logik«, in der er durch abstrakte Rechen-gesetze die philosophische Logik zu einer mathema-tischen Logik formalisierte. Anwendungen dieser The-orie finden sich nicht nur in der Technik bei der Kon-struktion elektronischer Schaltkreise und künstlicher Intelligenzen, sondern z.B. auch in der Maßtheorie und Wahrscheinlichkeitsrechnung. Die Boolesche Algebra umfasst die Mengen- und Schaltalgebra und ist damit eine wichtige Grundlage in der Mathematik und Tech-nik. Durch die Konstruktion von logischen Schaltungen bis hin zu ganzen Computern ist sie die entscheidende Basis der Informatik.

Im Kurs werden neben abstrakten Fragestellungen, wie z.B. den verschiedenen Möglichkeiten, logische Terme zu vereinfachen und zu kürzen, auch praktische Bei-spiele, etwa die ALU eines Computers, aus dem Bereich der Digitaltechnik (häufig in Form von Simulationen mit geeigneten Simulationsprogrammen) behandelt.

Ein erster Kursteil führt in die notwendigen mathe-matischen Grundlagen ein und wird in Seminarform gestaltet; die Teilnehmerinnen und Teilnehmer tragen hier anhand einer vorgege-benen Literatur vorbereitete Referate vor. In einem zweiten Kursteil wer-den kleine Projekte in Zweierteams bearbeitet, um so die verschiedenen mathematischen Methoden an spe-ziellen Fragestellungen eigenständig zu erproben. Ma-thematisches Beweisen und die Konstruktion digitaler

Schaltungen, die gestellte Aufgaben erfüllen, gehören zur Palette dieser Projekte. Im Kurs muss aus der um-fangreichen Stoffmenge natürlich ausgewählt werden. In einem dritten Kursteil werden die Ergebnisse der Pro-jektarbeit in Form von Vorträgen dem Kurs präsentiert und in schriftlicher Form dokumentiert.

Da dieser Kurs inhaltlich anspruchsvoll ist, wird von den Teilnehmenden erwartet, dass sie bereit sind, sich in neue und schwierige Themen aus der Mathematik

und ihren Anwendungen einzuarbeiten, kreativ nach Lösungen zu suchen und über die erzielten Ergebnisse Referate zu halten.

Anhand vorhandener Literatur (auch fremdsprachlicher) werden in den Pro-

jekten selbst weitere Grundlagen erarbeitet.

Speziellere Vorkenntnisse aus der Mathematik sind nicht erforderlich. Der Computer wird als nützliches Hilfsmittel eingesetzt; Kenntnisse in speziellen Program-miersprachen werden nicht vorausgesetzt.

Kursleitung

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AKADEMIE WALDENBURG 2019-2 (18. JULI BIS 3. AUGUST 2019)

Kurs 2.2

Silicon BrainsWie Neuronen die Computer von morgen gestalten

Kleiner, schneller, billiger – die Anforderungen an Computer werden immer höher und die zu lösenden Probleme immer komplexer. Herkömmliche Hard- und Software wird dem nicht mehr gerecht. Allerdings gibt es seit Millionen von Jahren einen sehr kleinen und effi-zienten Computer, der alle heutige Technik bei weitem übersteigt: das Gehirn.

In den letzten Jahren wurde viel daran geforscht, die Re-chenleistung des Gehirns nachzubauen, sowohl in der Software mit neuronalen Netzen als auch in der Hard-ware mit neuromorphen Chips. Während neuronale Netze bereits einen breiten Anwendungshorizont haben und auf herkömmlichen Compu-tern (aus Transistoren) laufen, sind neuro morphe Chips bisher vor allem im akademischen Forschungsbereich zu finden. Das liegt daran, dass für die Chips komplett

neue Elektronik entwickelt wird, für die noch keine breite Anwendung ge-funden wurde.

Ziel des Kurses ist es, beide Ansätze zu betrachten und die Unterschiede und Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten. Der Kurs beginnt mit einer sehr kurzen biologischen Einführung in Aufbau und Funktionsweise des Gehirns mit einem Fokus auf Neu-ronen. Anschließend wird in der ersten Kurshälfte vor allem durch Vorträge der Teilnehmenden und der Kurs-leiterinnen die technische Umsetzung in Software (also

Computerprogramme) und in Hardware (also Elektronik) untersucht. Im zweiten Teil werden in praktischen Übungen die Grundlagen der Programmiersprache Py-

thon erarbeitet, um anschließend neuronale Netze auf vorgegebene oder eigens gewählte Datensätze anzuwen-den. Außerdem werden selbst geschriebene Programme

Kathinka Gerlinger ( Jg. 1993) studierte in verschiedenen Städten in Frankreich, Luxemburg und Deutschland Physik und promoviert am Max-Born-Institut in Berlin. Dort macht sie tolle Experimente mit Lasern. Schuld an ihrer Begeisterung an der Physik ist nicht zuletzt ein DSA-Kurs, den sie 2011 belegte. Die DSA 2019 wird ihre zweite als Kursleiterin und sie freut sich schon sehr, ihre Leidenschaft für Physik und Technologieentwicklung weiterzugeben. Neben der Physik begeis-tert sie sich vor allem für französische und deutsche Literatur, Kunst, Kartenspie-le, Handarbeit und freizeitliche Aktivitäten in der Natur.

Louisa Krützfeldt ( Jg. 1993) studierte in Berlin und Potsdam Biochemie und Bio-informatik. Aktuell beschäftigt sie sich in ihrer Masterarbeit am Berliner Institut für Gesundheitsforschung mit Methoden des maschinellen Lernens auf DNA Sequenzen. Abgesehen davon probiert sie gerne verschiedene Sportarten aus, näht Kleidung und ist Feministin. Durch ihre Freundin Kathinka erfuhr sie von der DSA und freut sich nun auf ihre erste Erfahrung als Kursleiterin. Beide kennen sich schon seit der Grundschule, wo sie gern nachmittags gemeinsam chemisch experimentierten.

auf einem der beiden neuromorphen For-

schungscomputer, dem SpiNNaker in Manchester oder dem BrainScaleS in Heidelberg, ausgeführt und die Er-gebnisse mit den Anwendungen von neuronalen Netzen verglichen.

Neben den wissenschaftlichen Aspekten des Themas setzt sich der Kurs auch kritisch mit den gesellschaft-lichen Konsequenzen, die von den besprochenen Com-puterentwicklungen ausgehen, auseinander.

Kursleitung

Ein kleiner und effizienter Computer – das Gehirn; Quelle: https://bit.ly/2Hb0diD

Programmierkenntnisse werden nicht vorausgesetzt.

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(18. JULI BIS 3. AUGUST 2019) AKADEMIE WALDENBURG 2019-2Kurs 2.3

Strahlentherapie bei Tumorerkrankungen

Ende 2022 wird es in Deutschland keine Kernkraftwerke mehr geben. In einem Schmelztiegel aus berechtigter Sorge und Unwissenheit gegenüber Radioaktivität bildete sich ein selten starker öffentlicher Konsens. Gleichzeitig ist aber der direkte Einsatz von Strahlung am Menschen zur Behand-lung von Tumoren auf einem Rekordhoch. 50 %–60 % der Patienten erhalten eine Strahlentherapie – allein oder in Kombination mit medikamentösen oder operativen Verfah-ren.

In einem interdisziplinären Ansatz geht der Kurs dem scheinbaren Widerspruch der heilbringenden Strahlung aus physikalischer und medizinischer Perspektive nach.

Der physikalische Teil des Kurses bündelt zunächst die physikalischen Grundlagen der Teilnehmenden und ver-tieft sie in den Bereichen Radioaktivität sowie Kern- und Strahlenphysik. Im Anschluss erarbeitet der Kurs die Ge-nerierung und Aufbereitung von Röntgenstrahlung sowie die Erzeugung von Ionenstrahlen mit Hilfe von Beschleu-nigereinrichtungen für medizinische Diagnostik- und Therapiezwecke. Neben der Nutzung von Röntgen- und

Ionenstrahlung in der Teletherapie stellt die Verwendung von Radionukliden, sowohl in der Brachytherapie als auch in der Nuklear-medizin, den dritten Schwerpunkt der Strah-lenbehandlung dar. Dafür werden die Erzeu-gung radioaktiver Isotope in kerntechnischen Anlagen, deren Applikation am Menschen und die Sonderstellung der Gammastrahlung im elektromagnetischen Spektrum erörtert.

Zu Beginn des medizinischen Teils des Kurses festigen die Teilnehmenden ihr Wissen über Molekular- und Zellbiologie und erweitern es um Aspekte der Tumorentstehung. Daneben lernen sie das klinische Erscheinungsbild ausgewählter Krebserkrankungen und deren Behandlung kennen.

Darauf aufbauend untersucht der Kurs die Wirkungsweise der Strahlentherapie sowie das klinische Nutzen-Risiko-profil im Vergleich zu medikamentösen und chirurgischen Therapieansätzen, deren kritische Bewertung Hauptziele des Kurses sind.

Felix Carl Saalfeld ( Jg. 1993) studierte Humanmedizin in seiner Heimatstadt Magdeburg. In seiner medizinischen Doktorarbeit beschäftigte er sich mit dem Einfluss von Blutkrebs auf die Blutgerinnung. Derzeit arbeitet er als Assistenz-arzt mit den Schwerpunkten medikamentöse Krebstherapie und Lungenkrebs am Uniklinikum Dresden. Felix hat viel Freude am gemeinsamen Musizieren an Klavier oder Orgel sowie an Yoga. Mit Steffen Turkat leitete er bereits 2017 einen Kurs bei der DSA. Themen aus dem Blickwinkel verschiedener Wissen-schaften zu untersuchen findet er dabei besonders reizvoll.

Steffen Turkat ( Jg. 1992) studierte Physik mit dem Schwerpunkt Kern- und Teilchenphy-sik an der Technischen Universität Dresden. Seit Mitte 2017 beschäftigt er sich im Rahmen seiner Dissertation mit der Urknallnukleosynthese und der Kernfusion in Sternen. Er ist am Untertagelabor im Felsenkeller Dresden tätig, wo derzeit in ehemaligen Stollen ein Be-schleuniger für die nukleare Astrophysik errichtet wird. Nebenbei engagiert er sich im Netzwerk Teilchenwelt für Weiterbildungen von Lehrern und Schülern zu den Themen Kosmologie und Teilchenphysik. Angetrieben von der Begeisterung am Lernen und Lehren ist dies bereits die zweite Akademie für ihn.

Ein wesentlicher Aspekt des Kurses ist darüber hinaus, das Leben mit Krebs und das Erfahren einer strahlen-therapeutischen Behandlung aus der Perspektive von Patientinnen und Patienten zu betrachten.

Kursleitung

Mit Kanonen auf Spatzen; Quelle: eigene Abbildung

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AKADEMIE WALDENBURG 2019-2 (18. JULI BIS 3. AUGUST 2019)

Kurs 2.4

The Art of Politics Ein Streitgespräch zwischen Philosophie und Volkswirtschaftslehre

Mit erstaunlicher Regelmäßigkeit wird dem Beruf des Po-litikers in Umfragen das geringste Ansehen zugeschrieben. Das Volk kennt seine Politiker, denn sie stehen ständig im Scheinwerferlicht. In den Medien werden ihre Ver-fehlungen, Schwächen und Streitigkeiten analysiert. Und trotzdem gelingt es Einzelnen, sich als Hoffnungsträger zu etablieren. In Wahlen sprechen ihnen Millionen Bürger das Vertrauen aus. Anschließend tragen die Gewählten Verant-wortung. Erfolg und Misserfolg sind mit ihrem Namen ver-bunden. Und das obwohl sie in einem unübersichtlichen System mit unzähligen Akteuren interagieren. Ihr Beruf verlangt es, die Bevölkerung zu überzeugen, parteipoli-tisch und international Partner einzubinden und der Sache selbst treu zu bleiben. Kurz: Die Gestaltung von Politik ist komplex.

Der Anspruch des Kurses ist es, vor der Komplexität nicht zu resignieren. Die Teilnehmenden zerlegen demokratische Prozesse und politische Themen in ihre Komponenten. Anschließend werden diese durch philosophische Kon-

zepte und volkswirtschaftliche Modelle wissenschaftlich analysiert. Dabei wird deutlich, dass Philosophie und VWL ähnliche Fragestellungen methodisch sehr unterschiedlich behandeln. Genau deswegen ermöglichen sie gemeinsam einen klaren Blick auf politische Themen. Das ist die Überzeugung, auf der dieser Kurs aufbaut. Insgesamt steht dabei die Methodik selbst im Fokus. Die Teilnehmenden lernen, wie Philosophen und Volkswirte zu denken und deren Instrumente auf diverse politische Fragestellungen anzuwenden.

Das Erarbeiten der Denkschulen findet im Rahmen des aktuellen politischen Kontextes statt. Für die Analyse von Politik eignet sich der Brexit mit seiner einmaligen Mi-schung aus Brisanz und Unübersichtlichkeit besonders. Im ersten Teil des Kurses modellieren die Teilnehmenden politische Prozesse. Denn Spieltheorie bietet intuitive und übertragbare Antworten auf institutionelle Fragen: Welche wahltaktischen Gründe gibt es für Referenden? Inwieweit hängt das Resultat einer Wahl von der Art der Befra-gung ab? Warum ist das Ergebnis von Verhandlungen so

Victoria von der Leyen ( Jg. 1994) studierte Politik, Wirtschaft und Philo-sophie in Münster, Zürich (Schweiz) und London (Großbritannien) und nun Theologie in Oxford (Großbritannien). Ihr besonderer Fokus dabei: Ethik und das Verhältnis von Ethik, Religion und Glaube. Für ihre Bachelorarbeit ge-wann sie den Max-Weber-Preis für Wirtschaftsethik (Bachelor) 2018. Ethik ist auch abseits des Studiums ihr zentrales Interesse, was sich in ehrenamtlichen Workshops über ethische Themen (z.B. für die Konrad-Adenauer-Stiftung) zeigt. Darüber hinaus ist das Springreiten ihre Leidenschaft.

Marcel Schlepper ( Jg. 1995) studierte Economics in Warwick und Oxford (Großbritanni-en). Politische Prozesse sind jedoch seine wahre Leidenschaft. Seine Abschlussarbeiten un-tersuchen das Abstimmungsverhalten im Europäischen Parlament sowie den Wert von po-litischen Verbindungen für Unternehmen. Die Sommerferien führten ihn zu verschiedenen politischen Akteuren: Ministerien (Bundesministerium für Finanzen, Bundesministerium der Verteidigung), Zeitungen (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung) und Wahlkampf-teams (CDU Lippe). Nach der DSA wird er für McKinsey den öffentlichen Sektor beraten. Gemeinsam mit Victorias Freund spielt er um den Aufstieg in die zweite Oxford-Fußballliga.

Kursleitung

schwer vorhersehbar? Im zweiten Teil des Kurses entwi-ckeln die Teilnehmenden inhaltliche Argumentationen zu zentralen Themen des Referendums, wie zum Beispiel der Gesundheitspolitik. Hier wird gefragt, wie ein faires Gesundheitssystem bei begrenztem Budget gestaltet wer-den kann. Aber auch: Kann man oder darf man überhaupt bestimmen, wie viel ein Leben wert ist? Das Ziel des Kurses ist nicht, Antworten auf diese ethischen Fragen zu finden, sondern plausibel und kohärent für die eigene Meinung zu argumentieren.

Brexit-Werk des Street-Art-Künstlers Banksy in Dover;Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Douvres,_

Brexit,_par_Banksy_(2017)._Détail.jpg

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(18. JULI BIS 3. AUGUST 2019) AKADEMIE WALDENBURG 2019-2Kurs 2.5

Journalismus in Zeiten von Fake NewsWie sieht die Medienwelt von morgen aus?

Der digitale Wandel verändert die Medienlandschaft von Grund auf: Mit dem Smartphone kann jede Leserin und jeder Zuschauer auch selbst berichten. Gerüchte und Des-information verbreiten sich über WhatsApp und Facebook rasant und sind von professionellen Medieninhalten kaum zu unterscheiden. Die Finanzierung von Qualitätsmedien macht zunehmend Probleme: Redaktionen werden zusam-mengelegt und abgebaut, Werbekunden wandern ab und es ist noch unklar, wie mit Journalismus im Internet lang-fristig Geld verdient werden kann. Der Raum für investiga-tive Recherche und kritische Nachfragen wird knapp.

Kommunikationsagenturen nutzen solche Nöte, um ihre Botschaften zu platzieren und Berichterstattung im Sinne von Unternehmen zu beeinflussen. Populisten wiede-rum versuchen, Journalismus als »Lügen-« und »Lückenpresse« zu diskreditieren und bringen eigene Veröffentlichungen als vermeintliche Alternative ins Spiel.

Doch die Digitalisierung hat für Journalistinnen und Journalisten auch positive Seiten: Nie zuvor war es so umfassend möglich, mit Lesern, Hörerinnen und Zuschauern in den Dialog zu treten. Im Netz tun sich unge-kannte Recherchemöglichkeiten auf. Darüber hinaus entstehen neue Formate: Die journali-stische Insta-Story, Podcasts und Multimedia-Reportagen sind nur einige Beispiele dafür.

Der Kurs untersucht anhand von kommunikationswis-senschaftlichen Studien und entlang eigener medien-praktischer Erfahrungen diese aktuellen Herausforde-rungen der Branche. Durch die Lektüre ausgewählter Veröffentlichungen und das Erarbeiten von Referaten

erschließen sich die Teilnehmenden aktuelle Erkenntnisse aus Framing- und Medienwirkungsforschung, Medien-politik und -ökonomie. Dabei wagt der Kurs auch einen

Henrik Oerding ( Jg. 1992) schrieb seinen ersten Artikel über strippende Stahlar-beiter, seitdem hat ihn der Kulturjournalismus nicht mehr losgelassen. Er studierte Musikwissenschaft und Kommunikationswissenschaft in Münster und Cardiff (Groß-britannien), danach lernte er an der Deutschen Journalistenschule in München, was guten Journalismus ausmacht. Seitdem arbeitet er etwa für die Süddeutsche Zeitung, den Bayerischen Rundfunk oder Zeit Online. Seine Lieblingsthemen: Klassische Mu-sik, Digitales und Games. Er moderiert gerne (meistens vorbereitet) und spielt Theater (meistens improvisiert).

Christoph Rosenthal ( Jg. 1987) entdeckte als Schüler seine Leidenschaft für den Journalismus, die ihn zunächst zur Westfälischen Rundschau und dann an die Freie Universität Berlin führte. Hier studierte er Publizistik- und Kommunikations-wissenschaft und promovierte über das Genre Filmessay. Fünf Jahre lang arbeitete er als Autor für das investigative ARD-Magazin Kontraste und berichtete u.a. aus griechischen Flüchtlingsunterkünften und über dubiose Alternativmedizin. Nun beschäftigt er sich als Referent im ARD-Generalsekretariat mit der Struktur des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.

Ausblick auf die Zukunft der Medienwelt: Welche Rolle werden Smart Speaker einneh-men? Ist Berichterstattung bald eine Aufgabe für künstliche Intelligenz? Wie sollen Nach-richt und Meinung künftig gekennzeichnet werden? Dür-fen Reporter »Geschichten« erzählen?

Parallel zur Einführung in die Publizistik- und Kommunika-

tionswissenschaft lernen die Teilnehmenden, wie sie selbst verschiedene journalistische Formate umsetzen können. »Sagen, was ist«, lautete der Leitspruch Rudolf Aug-steins. Aber so einfach ist das nicht.

Kursleitung

Journalistische Vorkenntnisse sind hilfreich, werden aber nicht vorausgesetzt.

Smartphones, Foto- und Fernsehkameras direkt nebeneinander: mittler-weile ein gewohntes Bild bei Pressekonferenzen. Foto: Christoph Rosenthal

Foto: Christoph Rosenthal

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AKADEMIE WALDENBURG 2019-2 (18. JULI BIS 3. AUGUST 2019)

Kurs 2.6

Komponieren für ChöreRenaissance-Kontrapunkt anwenden und weiterdenken

»Der romantische Geschmack ist selten,

noch seltener das romantische Talent,

daher gibt es wohl so wenige, die jene

Lyra, deren Ton das wundervolle Reich des

Romantischen aufschließt, anzuschlagen

vermögen.«

E.T.A. HOFFMANN IN BEETHOVENS INSTRUMENTALMUSIK

Schenkt man diesen Worten E.T.A. Hoffmanns Glau-ben, so handelt es sich bei der Fähigkeit, Musik zu erfinden, um eine höchst seltene Gabe, die nur we-nigen Genies vorbehalten ist. Wer jedoch in der Mu-sikgeschichte etwas weiter zurückblickt, wird schnell feststellen, dass es sich hierbei um eine recht junge Ansicht handelt. Lange Zeit galt das Komponieren als erlernbares Handwerk, das auf konkreten Modellen und Satztechniken beruht.

Sören Sönksen ( Jg. 1987) studierte Musik und Geschichte an der Hochschule für Musik, Theater und Medien (HMTM) Hannover sowie an der Leibniz Universität Hannover mit den Hauptfächern Klavier, Musiktheorie und Musikwissenschaft. Seit 2013 unterrichtet er Musiktheorie und Gehörbildung unter anderem an den Musikhochschulen Hannover und Dresden. 2014 trat er darüber hinaus eine Stelle als Kirchenmusiker in Hannover an. Zu seinen regelmäßigen Beschäftigungen, die mal mehr Beruf und mal mehr Hobby sind, gehören das Komponieren, Arrangieren und Erforschen von Musik sowie deren praktische Umsetzung als Organist, Sänger und Dirigent.

Jasmin Wander (Jg. 1990) studierte Musik und Geschichte an der Hochschule für Musik, Theater und Medien (HMTM) Hannover sowie an der Leibniz Universität Han-nover mit den Schwerpunkten Gesang und Mentalitätsgeschichte. Seit dem Schuljahr 2018/19 ist sie an einem Gymnasium als Lehrerin tätig und unterrichtet u.a. eine Chorklasse. Seit 2014 singt sie im Jungen Vokalensemble Hannover und arbeitet neben-beruflich als Chorleiterin. Jasmin hat Spaß daran, mit Freunden zu musizieren und eigene Arrangements für ihre Chöre zu schreiben. Als Ausgleich zur musikalischen Tätigkeit verwöhnt sie ihre Mitmenschen ab und an gerne mit selbstgebackenem Ku-chen.

Kursleitung

Ausgehend von der Musik der Renaissance, der so ge-nannten klassischen Vokalpolyphonie, führt der Kurs in einige dieser Techniken ein. Die Grundlage dafür bildet eine gemeinsame Annäherung an Musik und Notentexte aus dieser Zeit sowie an die damit verbundene Ästhetik. Anhand konkreter Satzaufgaben zur Intervallverwen-dung und zu rhythmischer Kombination erarbeiten sich die Teilnehmenden einen Werkzeugkasten zum Kom-ponieren von Vokalmusik.

Als weitere Werkzeuge lernen sie Modelle, wie Fauxbourdon, Gymel und Cantus super librum, kennen und praktisch an-zuwenden. Der Kurs bietet daran anschließend die Möglichkeit, die stilistischen Grenzen der Renaissance zu sprengen und eigene Kompositionsideen auf Basis des Erlernten zu verwirklichen. Im weiteren Verlauf

entscheiden zunehmend die Teilnehmenden, welche sti-listische Bandbreite der Kurs entfaltet. Die so entstehen-den Stücke werden gemeinsam reflektiert und können sowohl auf der Akademie, als auch mit eigenen Chören oder Ensembles zum Klingen gebracht werden.

Die Vorbereitung auf den Kurs besteht in der Instal-lation der Notations-Freeware MuseScore sowie dem

Bearbeiten einiger einführen-der Tutorials, um sich mit der Software vertraut zu machen. Darüber hinaus ist es er-wünscht, zu vertonende Texte jedweder Gattung als Grundla-ge für Eigenkompositionen zu sammeln und mitzubringen.

Kenntnisse über die Grundlagen der Musiknotation so-wie Interesse am Erfinden von Musik werden voraus-gesetzt; bereits bestehende Eigenkompositionen müssen aber nicht vorliegen. Instrumentale und/oder vokale Vorerfahrungen sind hilfreich, aber nicht erforderlich.

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AKADEMIE BRAUNSCHWEIG I

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Akademie Grovesmühle 2019-311. BIS 27. JULI 2019

Landschulheim Grovesmühle

Das Landschulheim Grovesmühle liegt – eingebettet zwischen Feldern, Wiesen und Bachläufen – in direkter Nähe des Nationalparks Harz in Sachsen-Anhalt zwischen den Städten Ilsenburg und Wernigerode, sozusagen am Fuße des 1.141m hohen Brockens.

Die restaurierten Fachwerkgebäude der Grovesmühle stammen zum Teil noch aus dem 18. Jahrhundert und wurden als Papiermühle genutzt. 1914 gründete der Reformpädagoge Hermann Lietz hier ein Landwaisenheim, später wurden an der »Groves« die Unterstufenschüler der Hermann-Lietz-Schulen beherbergt. Bis kurz vor der politischen Wende 1989 war die polytechnische Oberschule in den Gebäuden untergebracht. Im Jahr 1995 wurde die Grovesmühle als Internat und Schule in freier Trägerschaft neu eröffnet.

Die parkähnliche, 10 ha große Anlage mit ihrem alten Baumbestand, einem Teich und dem modernen Schülercafé im »Heizhaus« bietet nicht nur Raum für Entspannung: Ein Beachvolleyball-Platz, eine professionelle 100-Meter-Laufbahn, ein Fußballplatz und eine als Sporthalle eingerichtete Traglufthalle fordern zum sportlichen Ausgleich auf. Ein Yamaha-Flügel und weitere Instrumente im »Heizhaus« sowie eine Bühne in der Aula lassen auch musisch-künstlerische Entfaltung zu.

Die Unterbringung erfolgt in gemütlichen Zwei- bis Vierbettzimmern des Internats.

Neben dem regulären Essen wird auch eine vegetarische Mahlzeit angeboten und ggf. werden Diäterfordernisse berücksichtigt. Die modernen Schul- und Fachräume sowie vielfältige Rückzugsräume ermöglichen eine intensive Kursarbeit sowie zahlreiche kursübergreifende Aktivitäten.

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PROGRAMM

3.1 Konstruktionen mit Zirkel und Lineal …3.2 Seeing is Believing3.3 »Den Dieb soll man hängen.« 3.4 Arbeitswelten des Kapitalismus3.5 Zwischen Wahrheit und Wahnsinn3.6 Make it Work.

Akademieleitung

Arne Boockmeyer ( Jg. 1993) studiert im Master am Hasso-Plattner-Institut (HPI) in Potsdam IT-Systems Engineering. Seit Beginn seines Studiums ist er sehr aktiv in der Schülerförderung am HPI. Er organisiert im Rahmen der HPI Schülerakademie mehrfach im Jahr mehrtägige Camps. Neben der Universität engagiert er sich bei der DLRG in Potsdam als Rettungsschwimmer, Sanitäter und Luftretter und bildet als Ausbilder angehende Rettungsschwimmer sowie Kinder im Schwimmen und Rettungsschwimmen aus. Nach zwei Kursleitungen in den letzten Jahren freut er sich auf seine erste Beteiligung an einer Akade-mieleitung.

Marie Hagenbourger ( Jg. 2001) kommt aus dem Nordsaarland. Im letzten Jahr wurde sie in Waldenburg vom DSA-Fieber erfasst, als sie am Kurs von Arne teilnahm und auf informatische Fehlersuche ging. Im Anschluss an ihr Abitur wird Marie einen Freiwilligendienst in Bolivien absolvieren und sich wahrscheinlich danach im Bereich der Physik vergnügen. Marie interessiert sich für sportliche und musikalische Aktivitäten aller Art. Sie freut sich auf spannende Aufgaben, tolle KüA, nette Gespräche, kurze Nächte und darauf, die DSA aus einer anderen Perspektive erleben zu dürfen.

Marén Heinzelmann (Jg. 1983) ist seit 2014 Lehrerin an einer reformpädago-gischen Gemeinschaftsschule in Berlin. Sie studierte Biologie und Philosophie in Leipzig und Houston (Texas, USA). In ihrer Diplomarbeit ging sie der Frage nach, wie man die Photosynthese einzelliger Algen zur Energiegewinnung nut-zen kann. Philosophisch beschäftigen sie besonders die ethischen Fragen, z.B. nach der Bildungsgerechtigkeit sowie einer nachhaltigen Gestaltung von Gesell-schaft. Ihre freie Zeit verbringt sie gern reisend oder lesend. Außerdem lacht, schwimmt und tanzt sie gern. SchülerAkademie gehört für sie immer wieder zu einem gelungenen Sommer.

Leitung kursübergreifende Musik

Martha Basten ( Jg. 1991) studierte Französisch sowie Schulmusik mit Haupt-fach Querflöte und Schwerpunkt Chor- und Orchesterdirigieren an der Musik-hochschule Mannheim. Sie arbeitet seit Jahren als Musikpädagogin im Bereich Einzelunterricht und Ensembleleitung und vertiefte ihre Erfahrungen in einem einjährigen Aufenthalt in Peru als Musikpädagogin in einem Musikprojekt mit Kindern und Jugendlichen. Seit 2017 studiert sie Chorleitung am Königlichen Dänischen Musikkonservatorium in Kopenhagen (Dänemark) und arbeitet dort mit verschiedenen Chören aller Altersstufen. Das gemeinsame Singen im Chor

hält sie für eines der wichtigsten und unmittelbarsten musikalischen Erlebnisse und gibt dies begeistert an die Teilnehmenden weiter. In ihrer Freizeit liebt sie es zu reisen, sich mit Fremd-sprachen zu beschäftigen und Salsa und Tango zu tanzen.

Landschulheim Grovesmühle

Grovesmühle 1

38871 Veckenstedt

www.grovesmuehle.de

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(11. BIS 27. JULI 2019) AKADEMIE GROVESMÜHLE 2019-3Kurs 3.1

Konstruktionen mit Zirkel und Lineal …und die Mathematik der Körpererweiterungen

Rahel Brugger ( Jg. 1991) studierte in Göttingen Mathematik und promovierte dort auch. Seit einem Jahr arbeitet sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Technischen Universität Dresden. Sie macht gerne Musik, zurzeit vor allem Ge-sang, früher mehr Geige und Gitarre. Außerdem liest sie gerne, hört schwedische Hörbücher und treibt sich auf Akademien vom Club der Ehemaligen der DSA he-rum. Sie hat schon einige Mathekurse auf Schüler- und JuniorAkademien geleitet.

Martin Nitsche ( Jg. 1990) studierte in Göttingen Mathematik mit Nebenfach Infor-matik. Er promovierte im Bereich der algebraischen Topologie und ist jetzt wissen-schaftlicher Mitarbeiter in der Arbeitsgruppe Geometrie an der Technischen Universi-tät Dresden. In seiner Freizeit bastelt er gerne und tanzt seit mehreren Jahren Swing. Zurzeit interessiert er sich auch für Computerschach. Zusammen mit Rahel hat er schon an mehreren Akademien Kurse geleitet.

Kursleitung

Schon im antiken Griechenland beschäftigten sich Ma-thematiker mit der Frage, welche geometrische Figuren sich alleine mit Zirkel und Lineal konstruieren lassen. Hierbei dürfen keine Längen oder Winkel abgemessen werden, sondern nur Geraden oder Kreise durch bereits konstruierte Punkte gezeichnet werden (Beispiel siehe Abbildung).

Die folgenden drei »klassischen Konstruktionspro-bleme« blieben über 2000 Jahre lang ungelöst:– einen beliebigen vorgegebenen Win-

kel in drei gleiche Teile zu teilen;– aus der vorgegebenen Seitenlänge

eines Würfels die Seitenlänge eines Würfels mit doppeltem Volumen zu konstruieren;

– aus einem vorgegebenen Quadrat einen Kreis mit gleichem Flächeninhalt zu konstruieren.

Erst im 19. Jahrhundert konnte bewiesen werden, dass diese Probleme unlös-bar sind. Der Grundgedan-ke des Beweises ist, dass jeder Punkt auf der Ebene einer sogenannten »komplexen Zahl« entspricht. Mit solchen Zahlen kann man ähnlich rechnen wie mit den bekannten rationalen oder reellen Zahlen. Die ursprüng-

lich geometrische Frage, welche Punkte der Ebene man mit Zirkel und Lineal aus zwei gegebenen Punkten konstruieren kann, übersetzt sich so in

ein algebraisches Problem. Um dieses Problem zu lösen, braucht man die mathematische Theorie der Körperer-weiterungen.

Ein Körper ist in der Mathematik eine Menge von Zah-len, zum Beispiel die reellen oder die rationalen Zahlen,

oder auch die Menge der Zah-len der Form 2a b , wobei a und b rationale Zahlen sind. Wichtig dabei ist, dass die Summe, die Differenz, das Produkt und der Quotient

zweier Zahlen jeweils wieder eine Zahl aus derselben Menge ist. Die Menge der konstruierbaren Punkte in der Ebene ist ein Körper.

Ziel des Kurses ist, die Grundlagen der Körpererweite-rungen einzuführen und mit ihrer Hilfe zu beweisen, dass die klassischen Konstruktionsprobleme nicht lös-bar sind. Hierfür erarbeiten sich die Teilnehmenden auch einige Grundlagen aus dem Beginn des Mathema-tikstudiums, beispielsweise den Dimensionsbegriff, die komplexen Zahlen und einige Aussagen über Polynome.

Der Kurs orientiert sich methodisch am Bachelorstudi-um in Mathematik. Die meiste Zeit verbringen die Teil-nehmenden damit, selbstständig in Gruppen Aufgaben zu lösen, sich Beweise zu erarbeiten, selbst Beweise zu finden und Lösungen in mathematischer Sprache aufzu-schreiben und zu präsentieren.

Für den Kurs sind keine besonderen Vorkenntnisse erforderlich. Jede(r) Teilnehmende bereitet im Vor-feld der Akademie in Zweiergruppen ein etwa 20-mi-nütiges Referat vor und erarbeitet sich einen kurzen Text, der in die mathematische Sprache einführt.

Konstruktion eines regelmäßigen SechsecksW

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AKADEMIE GROVESMÜHLE 2019-3 (11. BIS 27. JULI 2019)

Kurs 3.2

Seeing is BelievingMikroskopie in der Biologie

Die Mikroskopie hat zwar seit ihrer Erfindung schon einige Jahrhunderte auf dem Buckel, ist aber trotzdem aus der modernen Biologie nicht wegzudenken. Die Natur unter die Lupe zu nehmen und Dinge zu sehen, die mit bloßem Auge nicht sichtbar sind, ist zugleich faszinierend und ein wichtiges Werkzeug in der Forschung. So gelang Robert Koch mit Hilfe des Lichtmikroskops der Nachweis, dass Bakterien Krankheiten auslösen. Heute ist es möglich, auf diesem Weg molekulare Prozesse in lebenden Zellen zu beobachten und die Funktion von einzelnen Proteinen zu untersuchen.

Inhalte des Kurses sind sowohl das Messinstrument als auch die biologischen Untersuchungsobjekte. Sie stehen zueinander oft in einem umgekehrten Verhältnis: Je kleiner die zu untersuchende Struktur ist, desto größer und kom-plexer ist das Mikroskop.

Der Kurs vermittelt die physikalischen Grundlagen verschiedener Mikroskopie-Techniken, darunter auch Fluoreszenz-, Konfokal- und Elektronenmikroskopie. Die Methoden zur Probenvorbereitung werden ebenfalls theoretisch erarbeitet. Präparate werden oft gefärbt, um transparente Strukturen besser untersuchen zu können. Eine Sonderrolle nehmen fluoreszierende Proteine ein, die durch genetische Veränderung an das Zielprotein angefügt werden.

In einem weiteren, praktischen Teil des Kurses fertigen die Teilnehmenden selbst Präparate an, betrachten sie mit dem Lichtmikroskop und erstellen Zeichnungen. Das Erstellen wissenschaftlicher Zeichnungen ist ein wesentlicher Inhalt des Kurses, wobei es nicht auf die künstlerische Qualität, sondern auf die technische Korrektheit ankommt. Zeich-nen hat in der Biologie heutzutage seine Bedeutung in der Wissensvermittlung. Lehrbücher brauchen gute, verein-fachte und idealisierte Bilder von Zellen. Im Alltag der Mi-kroskopie findet sich selten eine Probe, die keine Artefakte und wirklich alle gesuchten Details enthält.

Rebekka Fendt ( Jg. 1992) begeistert sich für naturwissenschaftliche Forschung und vor allem dafür, wie Leben funktioniert. Sie studierte Molekulare Medizin in Göttingen und Systembiologie in Heidelberg. Rebekka tauschte schon vor län-gerer Zeit die Pipette gegen den Computer und entwickelt nun in ihrer Promoti-on pharmakokinetische Computermodelle. In ihrer Freizeit ist Rebekka sportlich unterwegs und dabei oft im Leichtathletik-Stadion zu finden. Außerdem spielt sie gerne Klavier.

Pau Mantel (Jg. 1992) studierte in Berlin Biologie und arbeitet derzeit in einem Pro-jektlabor für Chemie-Studierende an der Technischen Universität in Berlin. Pau reist gerne und lebte schon in vielen Ländern, unter anderem in Mexiko und Schweden. Außerdem malt und zeichnet Pau, lernt neue Sprachen und klettert. Und vegane Tor-ten backen ist natürlich auch ein Muss.

Wichtig ist, sich intensiv mit dem Präparat auseinanderzu-setzen, die wesentlichen Strukturen zu erkennen und im richtigen Verhältnis zu Papier zu bringen. Der Kurs lädt ein, alltägliche Dinge, wie z.B. eine Möhre, aus dem Blick-winkel der biologischen Forschung zu betrachten. Biologie ist überall um uns herum und es lohnt sich, neue Perspek-tiven zu wagen und mal ganz nah heranzugehen.

Kursleitung

Blütenstempel, aufgenommen in 113facher Vergrößerung mit einem Rasterelektronenmikroskop

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(11. BIS 27. JULI 2019) AKADEMIE GROVESMÜHLE 2019-3Kurs 3.3

»Den Dieb soll man hängen.« (Sachsenspiegel, 13. Jahrhundert) Delinquenz – ein Phänomen multidisziplinär untersucht

Christoph Max ( Jg. 1983) unterrichtete nach seinem 2. Juristischen Staatsexamen 2011 vier Jahre als Fellow von Teach First an zwei Sekundarschulen in Heidelberg Mathematik und Englisch. Und fand seine Berufung. Nach der Vorprüfung für das Sek-I-Lehramt an der Pädagogischen Hochschule und einem Jahr in einer Anwaltskanzlei arbeitet er seit 2017 als Mathematik-Lehrer an einer Sekundarschule in Berlin. Abends macht er Jugendarbeit beim Technischen Hilfswerk (THW) und findet »ernsthafte Freude« beim Singen in zwei Chören. Im Sommer leitet er gemeinsam mit Fabian DSA-Kurse. Und freut sich schon jetzt wieder aufs »akademische« Arbeiten, Skat spielen und Singen bis 2.00 Uhr morgens.

Fabian Schellhaas ( Jg. 1983) kennt Christoph aus dem gemeinsamen Ju-rastudium und leitet seit 2014 zusammen mit ihm mit großer Begeisterung Kurse bei der SchülerAkademie. In seiner Freizeit macht er viel Musik, be-sucht Museen, beschäftigt sich mit Theologie oder liest schöne Bücher. Er arbeitet in Berlin als Staatsanwalt, derzeit in einer Abteilung für Wirtschafts-kriminalität. Er freut sich darauf, wieder ausgewählte Fragen des Rechts aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten, und vor allem freut er sich auf spannende Menschen und Gespräche.

Kursleitung

Delinquenz bezeichnet den Verstoß gegen eine Rechts-norm. Was macht aber eine Rechtsnorm zu einer Rechtsnorm, und wie grenzt man sie gegen – beispiels-weise – eine Norm der Moral ab? Eine solche Unter-scheidung von Moral und Recht wird in der Rechts-geschichte seit dem Aufkommen einer Strafverfolgung »von Amts wegen« in der spätmittelalterlichen Stadt als sinnvoll angenommen und in der Rechtsphilosophie vor allem von Immanuel Kant und Hans Kelsen untersucht. Damit ist der rechtshistorische und rechtsphilosophische Rah-men des Kurses abgesteckt.

Durch eine Exegese von religi-ösen (z.B. Bibel), chronistisch-deskriptiven (z.B. Kieler Varbuch, Kriminalstatistiken) und normativen (Strafgesetze seit dem 16. Jahrhundert) Texten sowie von Bildquellen untersucht der Kurs anhand von Leitfragen die gesellschaftliche Konstruk-tion von und Reaktion auf Delinquenz seit dem späten Mittelalter. Welches Verhalten wurde unter welchen

Voraussetzungen mit welcher Strafe be-legt und was sagt dies über die kollektive Wahrnehmung dieses Verhaltens aus? Welche tatsächlichen Erscheinungsformen von Delinquenz werden durch die Quellen sichtbar? Wie wird Delinquenz im Hin-blick auf ihre Ursachen gedeutet? Wie wird hoheitliches Strafen gerechtfertigt und letztlich praktiziert?

Mögliche Ant-worten auf solche Fragen werden aus Texten von

Beccaria, Feuerbach, Franz von Liszt, NS-Strafrechtsprogrammatikern, marxistischen Delinquenztheoretikern und liberalen Strafrechtsdenkern erschlossen. Daneben wird der Blick exemplarisch auch auf die bildnerische und literarische Verarbeitung von Delin-quenz gelenkt und untersucht, welche Konnotationen sich hier mit »dem Verbrechen« bzw. »dem Verbre-cher« verbinden.

Parallel dazu arbeitet sich der Kurs in die Grundlagen des in der Bundesrepublik gel-tenden Strafrechts ein. Hier geht es einerseits darum, Kontinuitäten und Diskontinuitäten der modernen Straf-rechtsgeschichte und -philosophie im gel-tenden Strafrecht auf-zufinden, andererseits darum, konkrete Fälle zu lösen, d.h. Voraus-setzungen und Grenzen von Strafbarkeit rechts-dogmatisch zu begrün-den. Im Kurs halten sich daher die Arbeit

»am Text« und die Arbeit »am Fall« die Waage.

Abbildung aus der Bambergischen Peinlichen Halsgerichts-ordnung (1507). Quelle: https://commons.wikimedia.org/

wiki/File:De_Bambergische_Peinliche_Halsgerichtsord-nung_022.jpg

Erwartet werden keine juristischen Vorkenntnisse, sondern die Bereitschaft, sich offen auf längere Texte sowie auf das Denken und Schreiben in schematischen Strukturen einzulassen.

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AKADEMIE GROVESMÜHLE 2019-3 (11. BIS 27. JULI 2019)

Kurs 3.4

Arbeitswelten des Kapitalismus

Márton Czirfusz ( Jg. 1984) studierte Geographie und promovierte an der Eötvös Loránd Universität Budapest (Ungarn). Seine Forschungsschwerpunkte liegen auf Geo-graphie der Arbeit und kritischer Stadtforschung. Er arbeitet am Centre for Economic and Regional Studies der Ungarischen Akademie der Wissenschaften (Budapest, Un-garn) sowie am mit drei Freunden gegründeten Periféria Policy and Research Center. In seiner Freizeit diskutiert er mit Noémi und anderen Leuten der Working Group for Public Sociology »Helyzet« über Ungarn im heutigen Kapitalismus, sitzt an klassischen Konzerten, wandert oder reist.

Noémi Katona ( Jg. 1985) studierte Soziologie und Sozialanthropologie an der Central European University (Budapest, Ungarn) und promoviert in Soziologie an der Humboldt Universität zu Berlin. Ihre Dissertationsthemen sind Prostitution und Menschenhandel. Sie arbeitet gerade im Gender-Program der Friedrich-Ebert-Stiftung in Budapest. Sie ist Mitglied der Working Group for Public Sociology »He-lyzet«, wo sie sich auch für politisch relevante Themen engagiert. In ihrer Freizeit reist sie gerne und verbringt Zeit in der Natur und mit Freunden.

Kursleitung

Vier von fünf Menschen in Deutschland im Alter von 20 bis 64 Jahren haben eine bezahlte Arbeit, zusätzlich ver-bringt eine Durchschnittsperson drei Stunden pro Tag mit unbezahlter Arbeit im eigenen Haushalt. Manche arbeiten schwarz, andere absolvieren unbezahlte Prak-tika. Viele wünschen sich eine bessere Arbeitsteilung innerhalb der Familie oder diejenigen, die es sich leisten können, versuchen Haushaltsarbeit mit Dienstleistung (wie Haushaltshilfe) zu ersetzen. Darüber hinaus hängen die Lebensverhältnisse in Deutschland eng mit Arbeits-welten anderswo zusammen. Handys, Klamotten und Lebensmittel sind in Deutschland für niedrigeren Preis erreichbar, weil Firmen die Produktion in Billiglohnlän-der verlagern. Oder es wird an dem Lohn durch die An-stellung von billigen Arbeitskräften, wie Einwanderern, gespart.

Der Kurs konzipiert diese Arbeitswelten als Produkt des Kapitalismus. Der erste Teil gibt einen Überblick über heutige Arbeitswelten. Hierzu erarbeitet sich der Kurs die Grundlagen der Politischen Ökonomie (wie Lohnarbeit als produktive Arbeit im Kapitalismus ent-steht) und wie die feministische Gesellschaftskritik den

Begriff der Arbeit erweiterte (damit Haushaltsarbeit, Erziehung oder Pflege als Arbeit anerkannt wur-den), wie heutzu-tage eine globale Arbeitsteilung al-ler Arbeitsformen entsteht und wie der Staat aktiv versucht, diese Arbeitswelten zu regulieren. Ferner wer-den Arbeiterrechte und Formen der Interessenvertre-tung von Arbeitenden in diesen komplexen Machtver-hältnissen untersucht. Kapitalistische Logik beeinflusst alle Facetten vom Leben, intime Verhältnisse werden zunehmend durch kommerzialisierte Arbeitsverhältnisse ersetzt. Die dadurch entstehenden moralischen Fragen werden ebenso angesprochen. Was für intime oder kör-perliche Aktivitäten dürfen gekauft werden? Also was darf noch Arbeit sein?

Im zweiten Teil des Kurses werden anhand von wissen-schaftlicher Literatur und anderen Materialien einige

Themen erarbeitet, die vom ersten Kursteil abgeleitet sind. Die Ergebnisse werden im Kurs präsentiert, sowie mit anderen Teilnehmenden weiterbearbeitet. Solche Themen sind z.B. wie Digitalisierung den Arbeitsmarkt beeinflusst; Alterssorge bzw. Pflege in der alternden Gesellschaft; Leihmutterschaft; Prostitution/Sexarbeit; Gewerkschaften und Kooperativen von Arbeitern; Ar-beitsteilung innerhalb der EU; moderne Sklaverei und ausbeuterische Arbeitsverhältnisse im globalen Kapita-lismus; informelle und prekäre Arbeitsverhältnisse.

Arbeiterinnen der Tisza Schuhfabrik (Martf , Ungarn, 1980). Quelle: FORTEPAN / MHSZ. http://download.fortepan.hu/_photo/down-

load/fortepan_84587.jpgHaushaltsarbeit im Jahre 1922. Quelle: FORTEPAN / Varga

László. http://download.fortepan.hu/_photo/download/fortepan_30497.jpg

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(11. BIS 27. JULI 2019) AKADEMIE GROVESMÜHLE 2019-3Kurs 3.5

Zwischen Wahrheit und Wahnsinn Die fruchtbare Verbindung von Literatur, Philosophie und Wissenschaft

Volker Karle ( Jg. 1991) studierte in Freiburg, Como (Italien), Potsdam und Heidelberg, wo er gerade seine Masterarbeit am Institut für Theoretische Physik abschloss. Seit seinen ersten Projekten für Jugend forscht lässt ihn die Faszina-tion für interdisziplinäres Forschen und Wissenschaftstheorie nicht mehr los. Themenfelder waren unter anderem die Chaostheorie, Klimaforschung, Biophy-sik und zuletzt statistische Quantenfeldtheorie. Neben dem Studium spielt er gerne Schach und das japanische Brettspiel Go, musiziert oder geht auf Reisen.

Elisabeth Landenberger ( Jg. 1994) ist Master-Studentin der Philosophie an der Freien Universität Berlin. Parallel dazu studiert sie im Bachelor Russisch und Informatik an der Humboldt-Universität Berlin und arbeitet dort als studentische Hilfskraft am Lehrstuhl für ostslawische Literaturen und Kulturen. Davor studierte sie im Bachelor Molekulare Bio-technologie, Philosophie und Jüdische Studien in Heidelberg. In ihrer Freizeit organisiert sie den Berliner Jiddisch-Lesekreis mit, geht gerne tanzen und auf Reisen. Volker lernte sie bei Jugend forscht kennen – seitdem teilt sie seine Leidenschaft für unbequeme Fragen.

»An die Realisten. – Ihr nüchternen

Menschen, die ihr euch gegen

Leidenschaft und Phantasterei gewappnet

fühlt und gerne einen Stolz und einen

Zierat aus eurer Leere machen möchtet,

ihr nennt euch Realisten und deutet an,

so wie euch die Welt erscheine, so sei sie

wirklich beschaffen [...] Aber seid ihr nicht

auch in eurem entschleiertsten Zustande

noch höchst leidenschaftliche und dunkle

Wesen, verglichen mit den Fischen, und

immer noch einem verliebten Künstler

allzu ähnlich? [...]«

F. NIETZSCHE, DIE FRÖHLICHE WISSENSCHAFT,

ZWEITES BUCH, § 57

Nicht erst seit Nietzsches »Fröhlicher Wissenschaft« gehen Literatur, Philosophie und Wissenschaft interes-sante und vielschichtige Verbindungen ein. Wie erken-nen wir, existieren unterschiedliche Erkenntnisformen

und gibt es einen Unterschied zwischen Glauben und Wissen? Welche Rolle spielt Kunst für die Erkenntnis? Gibt es einen wissenschaftlichen Fortschritt? In diesem Kurs geht es darum, wie sich Menschen diesem Kom-plex mit wissenschaftlichen und künstlerischen Mitteln genähert haben.

Verschiedene Werke, die von der Antike bis in die Gegenwart reichen, werden in Verbindung mit den enthaltenen Verschränkungen der verschiedenen Wis-sensfelder erörtert. Neben dezidiert (natur- und gesell-schafts-)wissenschaftlichen Texten geht es insbesondere um die Betrachtung von Ro-manen von Autoren wie Ni-kolai Tschernyschewskij und Robert Musil sowie von Sci-ence Fiction (Stanislaw Lems Solaris und die filmische Umsetzung von Andrej Tar-kowskij). Um eine Analyse und damit einhergehend ein tieferes Verständnis dieser hybriden Gebilde zu erzielen, sind Exkurse in die Wissenschafts- und Literaturtheorie unabdingbar. Zu diesem Zweck setzt der Kurs sich un-

ter anderem mit den Schriften von Paul Feyerabend und Michel Foucault auseinander.

Die beiden Begriffe Utopie und Transgression werden es ermöglichen, einen roten Faden von Tscherny-schewskijs gesellschaftspolitischem Roman »Was tun?« und dem Zusammenspiel von biokosmistischem Gedan-kengut, Science Fiction und Raketenwissenschaft bis in die Gegenwart zu ziehen. Das Hauptziel ist es, das Den-ken in strikt voneinander isolierten Wissensbereichen, wie dies in der Schule in Form voneinander getrennter

Schulfächer vermittelt wird, zu hinterfragen und eine Faszination für eigenständige Reflexion in ei-ner interdisziplinären und philoso-phischen Perspektive zu vermitteln – denn erst dadurch können viele Phänomene der Wissens- und

Kulturgeschichte überhaupt verstanden werden. Da die vorgesehene Literatur sehr umfangreich ist, wird zudem selbstständiges Arbeiten in kleinen Projektgruppen zu einem bestimmten Unterthema und anschließende Prä-sentation und Diskussion im Plenum Bestandteil des Kurses sein.

Kursleitung

Spezielle Voraussetzungen gibt es nicht, aller-dings wird schon im Vorhinein ein kleines Lese-pensum unabdinglich sein, um für die Diskussi-onen im Kurs eine gute Grundlage zu haben.

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AKADEMIE GROVESMÜHLE 2019-3 (11. BIS 27. JULI 2019)

Kurs 3.6

Make it Work. Interviews mit Dingen aus der Pop*Musik.

Chris Kattenbeck (Jg. 1989) studierte Musikpädagogik und Geschichte (Master of Education, Westfälische Wilhelms-Universität Münster) sowie Musikwissenschaft (Master of Arts, Hochschule für Musik und Tanz Köln). Während seines Studiums war er u.a. als Badmintontrainer und Klavierlehrer tätig. Zwischendurch verbrachte er einige Monate auf Jamaika und in Mainz. Aktuell organisiert er gemeinsam mit Svenja Summer Schools sowie eine Forschungsgruppe und schreibt, nach zwei Jah-ren als Wissenschaftlicher Mitarbeiter, an einer Dissertation zum Lernen beim Hip-Hop-Beatmaking. Er spielt gerne Klavier und Saxophon in verschiedenen Bands, liest Bücher, baut Beats und braut Bier.

Svenja Reiner ( Jg. 1989) studierte Anglistik, Amerikanistik und Wirtschaftswis-senschaften (Bachelor of Arts, Universität Duisburg-Essen), Internationales Kunst-management und Musikwissenschaft (beides Master of Arts, Hochschule für Musik und Tanz Köln) mit einem Schwerpunkt in populärer und zeitgenössischer Musik. Sie arbeitete als Kulturmanagerin, Magazinredakeurin, freie Autorin für Zeitschrif-ten u.Ä. Zur Zeit promoviert sie an der Hochschule Osnabrück im Fach Musikwis-senschaft im Bereich Fanforschung, organisiert ein Literaturfestival und gemeinsam mit Chris eine Summer School sowie eine Forschungsgruppe. Manchmal schreibt sie Theaterstücke und ins Internet.

Kursleitung

Rockmusik spielen ohne E-Gitarre, Plektrum, Verstär-ker? Platten auflegen ohne Schallplatten, Plattenspieler, Mischpult? Unterwegs Musikhören ohne Kopfhörer, Smartphone, digitale Musiksammlung?

Dinge sind im Zusammenhang mit Pop*Musik (und nicht nur dort) so allgegenwärtig, dass wir sie manch-mal vergessen: Wir merken nicht mehr, welche zentrale Rolle sie in unserem Leben spielen, etwa indem sie be-stimmte Handlungen überhaupt erst möglich machen. Vor allem aber übersehen wir, dass die meisten Dinge nicht nur »neutrale« Werkzeuge oder Gebrauchsgegen-stände sind, die wir ein-fach benutzen. Die mei-sten Dinge machen auch etwas mit uns, bringen uns durch ihre materielle Beschaffenheit dazu, auf eine bestimmte Art und Weise zu denken, zu handeln und umzugehen.

Ausgehend vom Posthu-manismus, einer theore-tischen Perspektive, die die ko-konstituierende Verschränkung von Men-schen und Dingen betont, beschäftigt sich der Kurs mit dem, was immer da ist und doch selten expli-zit be(tr)achtet wird: den Dingen. Im Fokus stehen dabei Dinge, die irgendetwas mit Pop*Musik zu tun haben, z.B. Musikinstrumente,

Abspielgeräte, Streaming-Plattformen, No-ten, Eintrittskarten, Speichermedien …

Der Kurs beginnt mit einer grundlegenden Einführung in den Posthumanismus, dessen

Denkweise und zentralen Annahmen. Anschließend ler-nen die Teilnehmenden unterschiedliche Methoden aus (Post-)Phänomenologie und Akteur-Netzwerk-Theorie kennen, mit deren Hilfe sie Dinge »zum Sprechen« bringen können. Diese Methoden bzw. »Gesprächsstra-

tegien« werden schließlich im Kurs erprobt, indem Interviews mit verschiedenen Dingen geführt werden. Ziel ist es, die Verstrickung von Dingen aus der Pop*Musik in unserem

Leben zu suchen, sichtbar zu machen und ihre Bedeu-tung für unser Denken und Handeln und unseren Um-gang mit ihnen zu reflektieren.

Von den Teilnehmenden wird die Bereitschaft erwartet, gewohnte Denkweisen abzulegen und sich auf mögli-cherweise ungewohnte Betrachtungsweisen einzulassen. Dazu gehört auch, die eigene, vermeintlich sicher ge-glaubte, Autonomie kritisch zu hinterfragen. Zur Vorbe-reitung wird ein Reader versandt.

Musikalische Fertigkeiten und Vorkennt-nisse sind nicht erforderlich!

Megaphone als Instrument von Musik und Widerstand; (c) Tony Webster

Greg Haines mit hybridem Konzertinstrument aus Kla-vier, Synthesizer und Glühbirne; (c) Svenja Reiner

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AKADEMIE BRAUNSCHWEIG I

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Akademie Urspring 2019-41. BIS 17. AUGUST 2019

Urspringschule

Die Urspringschule liegt am Südrand der Schwäbischen Alb, 20 km westlich von Ulm.

Im Areal des fast 900 Jahre alten Klosterbezirks Urspring leben und arbeiten rund 210 Kinder und Jugendliche und 80 Erwachsene zusammen. Das historische En-semble wurde in den letzten Jahren aufwändig restauriert und um neue Gebäude be-hutsam ergänzt. Schon bei der ersten Ankunft in Urspring stellt sich das einzigartige Campus-Gefühl ein.

Urspring, eine reformpädagogisch und evangelisch geprägte Einrichtung, setzt 89 Jahre nach der Gründung im Gymnasium und in der Montessori-Grundschule heute folgende inhaltliche Schwerpunkte:

Abitur und Lehre: Alle Mädchen und Jungen können zusätzlich zum Abitur in drei Meisterwerkstätten eine Lehre mit Gesellenprüfung kurz nach dem Abitur machen.

Basketball-Leistungszentrum: Urspring ist ein vom Deutschen Basketball Bund an-erkanntes Basketball-Internat. In den Teams der Urspringschule haben talen-tierte Jugendliche, Jungen und Mädchen, die Chance, sich mit professionellem Coaching hochzuarbeiten. Die Meistertitel und Finalteilnahmen auf Bundes- und Landesebene der letzten Jahre sprechen für sich.

Urspring ist bunt: Typisch für das Leben in Urspring ist die bunte Variationsbreite der Herkunft der Jugendlichen unterschiedlicher Nationalitäten und Gesell-

schaftszusammenhänge. Tägliche Begegnungen in Schule, Arbeitsgemeinschaf-ten, Werkstätten, Wohngruppen fordern und fördern den ganzen Menschen.

Diese Schwerpunktsetzung prägt die Angebotspalette in Urspring: Ein- und Zweibett-zimmer im historischen Baubestand, fachmännisch ausgestattete Schülerwerkstätten, EDV-Schulungsraum, Cafeterien, Foren für Theater, Kunstausstellungen und Musik, Mehrzweckhalle, Sporthalle und Sportplatz – und mittendrin die eigene Kirche für Gottesdienste und Konzerte.

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PROGRAMM

4.1 Mit Mathe und Bio Krebs verstehen4.2 Arzneimittel4.3 Maschinelles Lernen – für das Gemeinwohl?4.4 Sprache Identität4.5 Germanen 4.6 Richard Wagner

Akademieleitung

Ruszlan Biwoino ( Jg. 1999) erlangt im Sommer 2019 die allgemeine Hochschulreife. Vor seinem Studium der Mathematik und Philosophie im US-amerikanischen Boston (Massachusetts) wird er unter dem Dach der Vereinten Nationen in Berlin, Brüssel und New York gesellschaftspolitisch wirken. Seine Freizeit verbringt er am Klavier, in der Natur oder beim Kinderhilfswerk UNICEF. Im letzten Jahr hatte Ruszlan das Glück, als Teilnehmender in Urspring sein akademisches Sommermärchen zu erle-ben. Seitdem unterstützt er das Konzept der SchülerAkademie und freut sich auf seinen ersten Einsatz hinter den Kulissen.

Maike Carstensen (Jg. 1989) freut sich nach vier Jahren »Akademie-Abs-tinenz« sehr darauf, im Sommer die Akademie in Urspring zu leiten! Ihr akademischer Werdegang begann am University College London (Großbri-tannien), bevor sie ihren Master in International Affairs am Graduate Insti-tute in Genf (Schweiz) absolvierte. Im Anschluss war sie bei den Vereinten Nationen in Genf tätig. In ihrer Freizeit engagiert sie sich im Bereich der politischen Bildung, fährt gerne Fahrrad und verbringt viel Zeit auf ihrer Yoga-Matte. Sie ist eine passionierte Köchin und Kennerin der musikali-schen Hochgenüsse der 80er.

Marie Yatou Diop ( Jg.1999) machte 2017 ihr Abitur und absolvierte da-nach ein Freiwilliges Soziales Jahr im Krankenhaus. Sie nahm 2016 selbst an einer Akademie auf Schloss Torgelow teil und wird dieses Jahr zum zweiten Mal eine Assistenz in Urspring übernehmen. In ihrer Freizeit verliert sie sich gerne in der Musik oder in einem guten Buch. Im Ok-tober 2018 nahm sie das Medizinstudium an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms Universität Bonn auf. Außerdem ist sie begeisterte Backpackerin und immer zu einem Abenteuer bereit.

Leitung kursübergreifende Musik

Johannes Söllner ( Jg. 1983) fand Musik schon immer so cool, dass er in Freiburg außer Mathematik nicht nur Schulmusik studierte, sondern auch Rhythmik, Musiktheorie und in Leipzig auch ein bisschen Improvisation. Danach unterrichtete er an den Musikhochschulen in Freiburg und Karls-ruhe alles mögliche, was mit Musik machen, leiten, hören, erfinden, schrei-ben oder analysieren zu tun hat. Heute ist er glücklich als freiberuflicher Musiker und leitet Chöre, spielt und improvisiert am Klavier, unterrichtet und komponiert quer durch‘s Gemüsebeet, so dass immer mal wieder eins

von seinen Stücken einen Kompositionspreis erhält. Und auch wenn er immer ein bisschen Angst um seine zarten Musikerfingerchen hat, klettert er liebend gerne steile Felswände hoch und kocht sich danach eine Pasta-Portion in Pavarotti-Größe.

Urspringschule

An der Schwäbischen Alb

89601 Schelklingen

www.urspringschule.de

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(1. BIS 17. AUGUST 2019) AKADEMIE URSPRING 2019-4

Maribel Schönewolff ( Jg. 1996) studiert derzeit molekulare Genetik und Zellbiologie an der Universität zu Köln. Ihre Masterarbeit führt Maribel am Max-Planck-Institut für Biologie des Alterns in Köln durch. Hier untersucht sie die molekularen Prozesse, die der Alterung und altersbedingten Krankheiten zugrunde liegen. Maribel sammelte um-fangreiche Erfahrung in der klinischen und vorklinischen Forschung an den Universitätskliniken in Seattle (Washington, USA) und Mon-tréal (Kanada). Früher selbst Teilnehmerin an einer SchülerAkademie freut sie sich auf einen spannenden Sommer mit vielfältigen neuen Ein-drücken.

Kurs 4.1

Mit Mathe und Bio Krebs verstehen

David Augustin ( Jg. 1992) studiert derzeit biologische und statistische Physik an der Universität zu Köln. Sein Abschlussprojekt zum Thema »Predictability of Evolution« wird er im Sommer einreichen, um danach in Anwendungen der Mathematik in Bio-logie und Medizin zu promovieren. Als Stipendiat des Deutschen Akademischen Aus-tauschdienstes (DAAD) absolvierte David zuvor ein Masterstudium in angewandter Mathematik und theoretischer Physik an der University of Cambridge (Großbritannien) und ein Bachelorstudium in Physik an der Humboldt-Universität zu Berlin. Die Ein-drücke von vergangenen SchülerAkademien (als Teilnehmer und Kursleiter) sind für ihn noch heute prägend, weshalb er sich ganz besonders auf die gemeinsame Zeit im Sommer freut.

Kursleitung

Krebs bezeichnet in der Medizin die uneingeschränkte Vermehrung von Zellen, die nicht nur lokal zur Bildung von Tumoren führt, sondern sich auch auf gesunde Gewebe im Körper ausbreitet (Metastasierung). Ein unkontrolliert anwachsender Zellverbund beansprucht große Teile der Ressourcen im Gewebe und stört das lebenswichtige Gleichgewicht der molekularen Prozesse im Organismus.

Laut dem Zentrum für Krebsregisterdaten des Robert Koch Instituts erkranken rund 50 % der Deutschen im Verlauf ihres Lebens an Krebs (Stand 2014). Es sterben jede fünfte Erkrankte und jeder vierte an den Folgen der Erkrankung. Einige entscheidende Fortschritte der medizinischen Forschung im Kampf gegen den Krebs sind den Erkenntnissen der Grundlagenforschung zu verdanken. Um effizientere und nachhaltigere Lösungs-ansätze zu bieten, steht schon länger im Fokus der biomedizinischen Forschung, die Mechanismen, die zur Krebserkrankung führen, besser zu verstehen. Es wird

zunehmend deutlich, dass ein Krankheitsbild derartiger Komplexität nur mittels interdisziplinärer Ansätze – wie zum Beispiel aus der mathematischen Biologie – ver-standen werden kann.

Im ersten Teil untersucht der Kurs die molekularen Er-eignisse, die von einem gesunden Zellverband zum bös-artigen Tumor führen. Die Teilnehmenden erarbeiten sich so ein konzeptionelles Verständnis des Krankheits-bildes und verstehen Ähnlichkeiten und Unterschiede verschiedener Krebstypen. Parallel dazu erwerben sie das mathematische Rüstzeug zur Modellierung von Zell-populationen. Dazu zählen das vertraut Machen mit der Programmiersprache Python sowie das konzeptionelle Verständnis als auch das nummerische Lösen von dis-kreten und kontinuierlichen stochastischen Prozessen.

Der Kurs strebt an, bestimmte biologische Phänomene der Krebserkrankung durch mathematische Model-lierung zu konzeptualisieren. Die Entwicklung eines mathematisch rigorosen Formalismus wird dabei durch intuitive und schnell erlernbare Computersimulationen

ersetzt. Das biologische Grundwissen erarbeiten sich die Teilnehmenden durch Referate und Gruppenarbeiten. Des Weiteren dringen sie bei der Lektüre von aktuellen Veröffentlichungen aus der biomedizinischen Fachpres-se in das Forschungsfeld ein. Der Kurs vervollständigt und verinnerlicht jeden Biologie-Abschnitt mit einem Computer-orientierten Kurzprojekt.

Immunofluoreszenz-Färbung in hoch invasiven MDA-MB-231 Brustkrebszellen und Illustration des genomischen DNA

Codes mit Krebs-assoziierten Verursacher-Mutationen (in blau). Quelle: eigene Aufnahme

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AKADEMIE URSPRING 2019-4 (1. BIS 17. AUGUST 2019)

Kurs 4.2

ArzneimittelVon der chemischen Synthese bis zur Wirkung im Menschen

Innovationen in der Arzneimittelentwicklung lösten im-mer wieder Revolutionen in der Therapie unheilbarer und schwer verlaufender Krankheiten aus. Verliefen einfache Infektionen wie Lungenentzündungen oder infizierte Wun-den bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts häufig tödlich, wurden diese durch Flemings Zufallsfund des Penicillins 1928 und darauf folgend entwickelten Antibiotika zu be-herrschbaren Erkrankungen. Beeindruckend sind ebenfalls die in den 1990er Jahren erstmalig eingeführten antiretro-viralen Medikamente, durch die sich die Lebenserwartung HIV-Infizierter heute normalisiert hat.

Die Entwicklung neuer Wirkstoffe ist komplex und setzt das Zusammenwir-ken diverser Fachdisziplinen voraus. Die Biochemie bzw. Pharmakologie identifiziert mögliche Angriffspunkte eines Arzneimittels und dessen Wirkmechanismus. Pas-sende Moleküle werden von der organischen Chemie synthetisiert und optimiert und die Galenik sorgt für eine

Formulierung, durch die der Wirkstoff in therapeutischer Konzentration an den Zielort gebracht wird. Die Medizin prüft letztlich die Sicherheit und Wirksamkeit des potenti-ellen Medikamentes am Menschen.

Innerhalb des Kurses beschäftigen sich die Teilnehmenden mit ausgewählten Aspekten dieser Gebiete. Im ersten Block lernen sie mögliche Zielstrukturen von Arzneimitteln ken-nen. Der Fokus liegt dabei auf Enzymen als klassisches Target, deren Funktionsmechanismus, Kinetik und In-

hibition die Teilneh-menden an Beispielen studieren, um ein Ver-ständnis für das ratio-nale Arzneimitteldesign zu erhalten.

Einen bedeutenden Teil nimmt im Kurs die experimentelle Arbeit ein. Die Teilnehmenden synthetisieren Wirkstoffe und analysieren den Gehalt und die Reinheit der Präparate sowie weiterer Proben. Ebenfalls führen sie Experimente und Übungen zur Enzyminhibition durch.

Janina Ehses (Jg. 1990) studierte zusammen mit Hannes an der Ludwig-Maxi-milians-Universität München Chemie und Biochemie und beschäftigte sich wäh-rend ihrer Masterarbeit an der Harvard Medical School (Boston, Massachusetts, USA) mit der chemischen Synthese und Validierung neuer Radiotracer für die Positronen-Emissions-Tomographie. Aktuell lebt sie in München und befindet sich im Endstadium ihrer Promotion im Bereich der Neurobiologie. Dabei un-tersucht sie die molekularen Prozesse in Neuronen während des Lernens. Wenn Janina nicht im Labor ist, findet man sie in der Natur, in der Küche oder mit leidenschaftlichem Ehrgeiz beim Brettspiel.

Hannes Erdmann ( Jg. 1990) studierte zunächst Chemie und Biochemie an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München. Währenddessen führten ihn Forschungsaufenthalte innerhalb der organischen Chemie an die Monash University in Melbourne (Australien) und die Harvard University in Boston (Massachusetts, USA). Bevor Hannes 2016 sein Zweitstudium der Me-dizin an der Technischen Universität (TU) München begann, arbeitete er als Medizinalchemiker bei Novartis in Basel (Schweiz). Wenn Hannes nicht ge-rade im Labor oder der Bibliothek ist, findet man ihn in den Bergen oder auf dem Rennrad. Außerdem singt er seit 2009 in München im Universitätschor.

Neben der Identifikation und Synthese entsprechender Zielstrukturen ist die Pharmakokinetik und -dynamik zen-tral bei der Entwicklung neuer Pharmaka. Der Kurs thema-tisiert diese Aspekte in Gruppenarbeit und durch Vorträge in einem weiteren Abschnitt.

Zur Vertiefung der Thematik wenden die Teilnehmenden die erworbenen Kenntnisse auf konkrete Krankheiten an und thematisieren in diesem Kontext aktuelle Probleme der Arzneistoffentwicklung, wie beispielsweise der Resistenz-bildung bei der Behandlung von Tumor- oder Infektions-krankheiten.

Kursleitung

Selektive Inhibition des Enzyms COX-2 (hellgrau) durch SC-588 (farbig). Der sterische Anspruch des Sulfonamids verhindert die Bindung an COX-1

(dunkelgrau) und sorgt so für die Selektivität der Hemmung.Frei gestaltet aus: Picot et al., Nature 1994, 367, 243–249. Kurumbail et

al., Nature 1996, 384, 644–648.

Oberstufenkenntnisse der Chemie und Biochemie sind hilfreich für den Kurs. Diese können mit vorab herausgegebener Literatur erarbeitet werden.

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(1. BIS 17. AUGUST 2019) AKADEMIE URSPRING 2019-4Kurs 4.3

Maschinelles Lernen – für das Gemeinwohl?

»By far, the greatest danger of Artificial

Intelligence is that people conclude too

early that they understand it.«

ELIEZER YUDKOWSKY

Maschinelles Lernen ist in aller Munde. Auf der einen Seite der Traum vom Supercomputer, der die Menschheit von aller Arbeit befreit, auf der anderen die Furcht vor absolu-ter Kontrolle eines Big Brother. Die Realität ist davon noch weit entfernt, aber der Einfluss des Maschinellen Lernens ist bereits heute spürbar und der Einsatz hoch umstritten. Das Potenzial ist enorm. Welche Risiken birgt Künstliche Intelligenz schon jetzt? Wie kann die neue Technologie für das Gemeinwohl genutzt werden?

Maschinelles Lernen hat sich zur praxisrelevanten Methode der Künstlichen Intelligenz entwickelt. Fortschritte in der Bilderkennung lassen autonomes Fahren oder persona-lisierte Medizin zum Greifen nah erscheinen, akustische

Analysen sagen die Zeit bis zum nächsten Erdbeben vo-raus, und Zustandsüberwachungssysteme stoppen fehler-behaftete Maschinen, bevor sie Menschen schaden können.

Wie bei allen wissenschaftlichen Fortschritten steigt auch das Potenzial unerwünschter Anwendungen. Autonome Waffensysteme erfassen und eliminieren eigenständig menschliche Ziele, Bilder-kennung und Social-Sco-ring-Systeme wie in China erlauben einen Überwa-chungsstaat ungekannten Ausmaßes, in den USA ist schon von diskriminierenden Al-gorithmen in der Kreditvergabe die Rede. Im Kurs werden die Methoden, die bereits heute unseren Alltag prägen und folgenreiche Entscheidungen treffen, unter dem Aspekt des Gemeinwohls genauer unter die Lupe genommen.

Juri Maibaum ( Jg. 1992) wuchs in einem Dorf des Münsterlandes auf. Dort war er als Gruppenleiter für Jugendaktivitäten und besonders gern für das jährliche Zeltlager tätig. Vor Kurzem schloss er seine Masterstudien in der Elektrotechnik (Stockholm, Schweden) und im Wirtschaftsingenieurwesen (Aachen) ab. Zuletzt entwickelte er in seiner Masterarbeit ein neuronales Netz, das Lagerfehler in elektrischen Maschinen erkennt, während sie ent-stehen. Juri freut sich darauf, seine technischen Interessen ein mittlerweile zweites Mal als Kursleiter der DSA teilen zu können. In seiner Freizeit treibt er gerne Sport – besonders Rudern genießt er.

Michael Lohaus (Jg. 1991) wurde im Münsterland geboren und wuchs in ländli-cher Gegend auf. Die ehrenamtliche Arbeit im Schüleraustausch und das Interesse an Mathematik brachten ihn nach Köln, wo er sich der Wirtschaftsmathematik widmete. Nach dem Masterstudium mit Schwerpunkt Konvexe Optimierung be-gab er sich für seine Doktorarbeit nach Tübingen, um das für ihn neue Gebiet der Theorie des Maschinellen Lernens zu entdecken. Zwei SchülerAkademien liegen schon hinter ihm und die Begeisterung ist ungebrochen. Er freut sich sehr darauf, im Chor oder in einer Band gemeinsam Musik zu machen.

Um eine fundierte Diskussion führen zu können, lernen die Teilnehmenden die Funktionsweise der Algorithmen kennen. Dazu werden im ersten Teil des Kurses die Grund-lagen des Maschinellen Lernens erarbeitet. Das dafür be-nötigte mathematische Handwerkszeug wird gemeinsam erschlossen und klassische Algorithmen des Maschinellen Lernens werden im Detail verstanden. In einem zweiten

Teil programmieren die Teilnehmenden die Algo-rithmen in Projektgruppen selbst und wenden sie in verschiedenen Bereichen

des Alltags an. Außerdem wird ein physisches Modell entstehen, das den Lernprozess der Algorithmen veran-schaulicht. Die Projekte münden in einer Diskussion über Chancen und Risiken der Technologien, die heute schon existieren.

Kursleitung

Zur Vorbereitung auf den Kurs werden die nötigen Grundlagen anhand des zur Verfügung gestellten Materials erarbeitet. Erste Programmiererfahrungen sind hilfreich, aber nicht notwendig.

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AKADEMIE URSPRING 2019-4 (1. BIS 17. AUGUST 2019)

Kurs 4.4

Sprache IdentitätKünstlerische und wissenschaftliche Erforschung eines Spannungsfeldes

Sprache ist ein Werkzeug, das bei der Navigation im intersubjektiven Dialog hilft. Sie ist ein Mittel – schöp-ferisch und zerstörerisch zugleich. Wie jemand benannt wird und wie diese Bezeichnung gewertet wird hat Fol-gen. Im Sinne einer Auseinandersetzung mit der Macht von Sprache untersuchen die Teilnehmenden die Logik rassistischer Sprache und stellen die Frage, wie man als globale Gesellschaft mit den jüngsten fremdenfeind-lichen Tendenzen umgehen kann: Welche Anliegen werden in den Medien thematisiert? Welche kulturell bedingten Konstrukte sind bestimmend für das Auf-kommen solcher Debatten?

Sprache ist aber auch Material, das sich formen und gezielt einsetzen lässt. Wie man die Erzählung der eigenen Biographie gestaltet, hat einen Einfluss darauf, wie man wahrgenommen wird, aber letztendlich auch darauf, wie man sich selbst sieht und definiert. Die Teilneh-menden tauschen sich in ihren persönlichen Erfah-

rungen mit und rundum Sprache aus: Was bedeutet es, eine »fremde« Sprache zu lernen? Was heißt überhaupt Muttersprache? Gehört Sprache jedem einzelnen? Wie kann Sinn geformt und verändert werden? Haben ver-schiedene Kulturen unterschiedliche Auffassungen von Identität? Was geschieht im Hirn beim Erlernen einer neuen Sprache? Hört man einem Freund anders zu, als einem Fremden?

Aus der Warte der Wissenschaft heraus sind solche Fragestellungen und Prozesse durchaus beobachtbar,

beschreibbar und vergleichbar, denn sie entsprechen oft Verhalten, die zu einem guten Grad biologisch bestimmt sind. Um Konzepten, wie Bewusstsein, Gedächtnis oder räumlich-zeitliche

Wahrnehmung, näherzukommen, beschäftigen sich die Teilnehmenden deshalb mit zeitgenössischen For-schungsergebnissen und Modellen aus Disziplinen, wie den Kognitiven Neurowissenschaften und der Evolu-tionären Anthropologie, und lernen deren Prinzipien, Denkweisen und Vokabular kennen.

Nicolás Araneda Hinrichs ( Jg. 1989) wuchs in Deutschland und in Chi-le auf. Er studierte biologische Anthropologie und promovierte später in Neurolingustik mit einer Dissertation zu den Grundlagen der Sprachen. Parallel zu seiner akademischen Ausbildung absolvierte Nicolás eine Schu-lung als Pianist in der Jazzakademie und ist als Interpret Teil in mehreren Pop- und Rockformationen tätig. Zurzeit lebt er in Leipzig, wo er auf dem Klavier komponiert und Texte zur Frage nach der »Vorstellbarkeit« (Ima-ginability) schreibt. 2006 war er selbst Teilnehmer einer DSA.

Aldir Polymeris ( Jg. 1989) ist Videokünstler und Performer. Er wuchs in Chile und der Schweiz auf. Zurzeit absolviert er ein Masterstudium in Vermittlung in Kunst und Design. 2012 trat er der Cie trop cher to share bei und war Mitbegründer der Ateliergemeinschaft Schwob-Haus (Bern, Schweiz), in der er regelmäßig Events rund um das Machen von und Sprechen über Kunst organisiert. Zu seinen Werken zählen z.B. ARCADIA und CTRL+V. Momentan arbeitet er am Stück »Teach me to dance«, welches anhand seiner eigenen Biographie nach der Bedeutung von Herkunft in einer globalisierten Welt fragt. 2006 besuchte er auch eine DSA.

Kursleitung

Für diesen Kurs sind spezielle Vorkenntnisse nicht erforderlich.

Der Kurs ist ausdrücklich interdisziplinär sowohl in seinem thematischen Aufbau als auch in seiner Form: Fachliteratur wird gelesen und besprochen, über Welt- und Zeitgeschehen debattiert und persönliche Erlebnisse ausgetauscht. Er fördert eine differenzierte Verständigung und stellt zudem den Anspruch, unter-schiedliche Wissensgebiete und Disziplinen zu verbin-den und in einen Dialog treten zu lassen. Um dies zu erreichen, wird zuweilen auch künstlerisch gearbeitet, mit Mitteln der Performance, des kreativen Schreibens, der Malerei, Installation und Zeichnung.

Hannes Zulauf, Zusammenhangsweber bei der Arbeit (2016), mit freundlicher Geneh-

migung des Künstlers

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(1. BIS 17. AUGUST 2019) AKADEMIE URSPRING 2019-4Kurs 4.5

GermanenEntzauberung eines Mythos der europäischen Kulturgeschichte

Die Germanen – kaum ein anderes antikes Volk hat solch eine vielgestaltige Entwicklung in den historischen Medi-en Europas durchlaufen, wie diese Menschen, die immer wieder als angebliche Vorfahren der heutigen Deutschen angeführt werden. In der Antike waren sie als kriegslüs-terne Barbaren verschrien, wurden für ihre Freiheitsideale bewundert, brachten römische Kaiser zur Verzweiflung und versetzten deren Untertanen in Existenzängste, wäh-rend andere in Liebeslyrik nach germanischen Schönheiten schmachteten. Später fanden die Germanen auch bald ih-ren Weg in die Texte sozialer und politischer Strömungen ganz verschiedener Couleur bis hin schließlich zum Na-tionalsozialismus. Auch heute prägen die alten Bewohner Germaniens noch moderne Medien und können in Filmen oder als virtuelle Krieger in Videospielen gefunden werden.

Woher kommen diese Bilder? Warum waren so viele eu-ropäische Gesellschaften von einem Volk fasziniert, dass uns nicht einmal Schriftquellen hinterlassen hat? Diesen und vielen weiteren Fragen gibt der Kurs Raum. So wird genealogisch die Entwicklung der Germanenbilder in den

europäischen Diskursen nachvollzogen und dabei eruiert, warum welche Akteure bestimmte Narrative zu diesem Volk entwickelt, diskutiert und geprägt haben.

Der erste Kursteil beschäftigt sich ausführlich mit den Ger-manen in der Antike und erforscht hier historisch verschie-dene Episoden von ihren ersten Erwähnungen bis zum Fall Roms in der Spätantike. Anschließend wird in einem zweiten Teil an ausgewählten Beispielen die Rezeption der Germanen vom Mittelalter über den Humanismus und das deutsche Kaiserreich bis in die Zeit des Nationalsozialismus nachverfolgt. Wie nutzte sie Ulrich von Hutten, um der Kirche entgegenzutreten, und welche Rolle spielte die He-xenverfolgung in der nationalsozialistischen Germanenre-zeption? Und wie hängen die Texte aus unterschiedlichen Epochen miteinander zusammen? Wie prägte die antike Rezeption die der Jahrhunderte nach dem Fall Roms?

Zuletzt wird die Rezeption in den modernen Medien und der heutigen deutschen Kultur behandelt und hinterfragt, warum z.B. Videospielentwickler ihre Games mit der Schlacht im Teutoburger Wald bewerben oder was Germa-nen auf Memes in social media zu suchen haben.

Jean Coert (Jg. 1994) studierte seine beiden großen Passionen, Geschich-te und Philosophie, an der Freien Universität Berlin. Inzwischen lehrt er selbst als wissenschaftlicher Mitarbeiter Alte Geschichte an der Universität Bremen und promoviert dort zu den Klientelkönigen des römischen Impe-riums. Neben diesem breiten Themenfeld interessiert er sich auch für die Rezeption der Antike in modernen Medien, wie z.B. im Videospiel. Abseits der historischen Forschung beschäftigt er sich gerne mit Fremdsprachen und kann sich für Badminton, Yoga und das Fechten begeistern.

Jakob Debelka ( Jg. 1994) wollte laut mündlichen Überlieferungen als Kleinkind noch Baggerfahrer werden, doch relativ früh wurde ihm klar, dass er für die Ge-schichtswissenschaft besser geeignet ist. Seinen Bachelor begann er an der Freien Universität Berlin in Geschichte und Philosophie, von da ging es auf gewundenen Pfaden bis zum Master Geschichte in Halle, wo er gerade an seiner Abschlussarbeit schreibt. Am meisten interessiert ihn die Frühe Neuzeit, aber auch die beiden deut-schen Diktaturen. Privat treiben ihn vor allem Literatur und Glauben um, aber auch Pen&Paper, Fußball, Philosophie und einiges mehr.

Ein zentraler Teil der Kursarbeit ist die gemeinsame Aus-einandersetzung mit überlieferten historischen Texten. Es wird jedoch auch eine Vielzahl weiterer Quellenarten ge-nutzt. Da alle Medien in deutscher Übersetzung vorliegen, sind keine weiteren Sprachkenntnisse notwendig. Die Teil-nehmenden erwerben im Verlauf des Kurses Kompetenzen im wissenschaftlichen Erarbeiten, kritischen Analysieren und Diskutieren von Quellen und Forschungsliteratur. Damit arbeiten sie sich auf universitärem Niveau tief in ein epochenübergreifendes Thema ein.

Kursleitung

Carl Theodor von Piloty Thusnelda im Triumphzug des Germanicus; Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Carl_Theodor_von_Pi-

loty_Thusnelda_im_Triumphzug_des_Germanicus.jpg

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AKADEMIE URSPRING 2019-4 (1. BIS 17. AUGUST 2019)

Kurs 4.6

Richard Wagner»Der Ring des Nibelungen«

Richard Wagners vierteiliger Opernzyklus »Der Ring des Nibelungen« ist allein schon aufgrund seiner Ge-samtspieldauer von etwa 14 Stunden und einer sich über 25 Jahre erstreckenden Entstehungszeit ein Werk der Superlative. Wohl kein anderer Komponist wird so kontrovers diskutiert.

Ohne Beispiel ist die Wirkungsgeschichte Wagners auf seine schriftstellerische Mit- und Nachwelt, in der sich so prominente Autoren wie Charles Bau-delaire, Friedrich Nietzsche oder Theodor W. Adorno hervortun, oft hin- und her ge-rissen zwischen Abscheu, Faszination und nahezu religiöser Verehrung. Eine beson-dere Stellung nimmt hier nicht zuletzt das literarische und essayistische Gesamtwerk Thomas Manns ein, durch das sich Wagner leitmotivisch hindurchzieht und das die Wagner-Rezep-tion der folgenden Generationen stark geprägt hat.

Mirjam Kehrberger ( Jg. 1994), geb. in Hamburg, betreute 2014 erstmals einen Musikwissenschaftskurs auf der Hessischen Schülerakademie. Sie studierte Schulmusik und Englisch in Berlin, wo sie 2018 zusätzlich ein Masterstudium Musikwissenschaft begann. Mirjams Interesse gilt vor allem den Wechselbeziehungen zwischen Musik, Sprache und Literatur. Einen wichtigen Schwerpunkt bildet dabei das Werk Thomas Manns und seine Wagner-Rezeption. In ihrer Freizeit macht sie es sich am liebsten mit einer Tasse Tee und einem guten Buch gemütlich, ist aber auch viel als Musikerin in diversen Ensembles unterwegs.

Burkhard Meischein ( Jg. 1966) wurde in Bochum geboren. Er studierte Schul-musik (Hauptfach Orgel), Musikwissenschaft, Philosophie und Germanistik in Detmold, Paderborn, Bochum und Berlin. Das erste Staatsexamen legte er 1995 ab und wurde 1998 mit einer Arbeit über die Weidener Orgelwerke Max Regers pro-moviert. Es folgte die Habilitation 2010. Lehraufträge in Berlin an der Humboldt-Universität, der Technischen Universität und der Hochschule für Musik »Hanns Eisler«. Zur Zeit ist er Gastprofessor an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin. Darüber hinaus ist er als Kirchenmusiker und Liedbegleiter aktiv.

Kursleitung

Aber auch von der fatalen Hochkonjunktur Wagners im Nationalsozialismus und seinem Antisemitismus wird die Rede sein. Nicht zu kurz kommen darf auch die Musik des Komponisten Wagner, sein spezifischer, aus geradezu unglaublicher Perfektion im Einsatz der In-strumente des symphonischen Orchesters erwachsender »Sound« und seine Fähigkeit, Gefühle und Leidenschaf-ten ebenso wie Bestandteile der Handlung opernsym-phonisch umzusetzen.

Darüber hinaus fordert der »Ring« die Aneignung von Wagners eigenwil-liger Dramentheorie, die sich vor allem in seinen so genannten

»Zürcher Kunstschriften« niedergelegt findet. Aber auch die Figuren und Figurenkonstellationen bedürfen der

Aufmerksamkeit, äußert sich in ihnen doch eine bemer-kenswert moderne Psychologie. Eine Vielzahl mytholo-gischer und menschlicher Gestalten bildet das Personal der dramatischen Handlung, die in sehr vielfältiger Wei-se gedeutet worden ist und in sehr unterschiedlichen Inszenierungen einen prominenten Platz in den Spiel-plänen der Opernbühnen der Welt einnimmt.

Schließlich werden die antiken und mittelalterlichen Quellen von Wagners Dichtungen und sein Begriff des »Mythos« untersucht sowie die Sprachformen, in denen Wagner seine Neubelebung des Mythos unternahm.

Im Vorfeld machen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit dem Werk grundlegend ver-traut; dazu treten Einzelaufgaben zu speziellen Aspekten, Textausschnitten oder Werkteilen.

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AKADEMIE BRAUNSCHWEIG I

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Akademie Roßleben 2019-525. JULI BIS 10. AUGUST 2019

Klosterschule Roßleben

Die Klosterschule Roßleben liegt im Norden Thüringens in der Nähe der Städte Er-furt, Weimar und Leipzig. Sie wurde 1554 durch Heinrich von Witzleben gegründet und gehört somit zu den ältesten Traditionsschulen Deutschlands. Der historische, 1740 fertig gestellte und 1992 grundsanierte Gebäudekomplex sowie eine Parkanlage mit altem Baumbestand und vielen Grünflächen liegen auf einem Areal von acht Hek-tar in landschaftlich reizvoller Umgebung unmittelbar an der Unstrut.

Die Klosterschule Roßleben ist ein allgemein bildendes Gymnasium mit mathema-tisch-naturwissenschaftlichem und neusprachlichem Zweig in Trägerschaft der Stif-tung Klosterschule Roßleben. In der Schule werden 380 Schülerinnen und Schüler von 40 Lehrkräften unterrichtet.

Das ebenfalls in Trägerschaft der Stiftung Klosterschule Roßleben befindliche und modern eingerichtete Internat für Jungen und Mädchen umfasst ca. 100 Plätze in Ein-, Zwei- und Vierbettzimmern. Zum Internat gehören das Gildenhaus mit Cafete-ria, eine Mensa, welche auch für die verschiedensten Veranstaltungen genutzt werden kann, sowie Räumlichkeiten für zahlreiche Arbeitsgemeinschaften.

Für sportlich interessierte Schüler bestehen viele Möglichkeiten aktiver Erholung (Fußball, Basketball, Beach-Volleyball, Rugby). Die integrierte Musik- und Kunst-akademie der Klosterschule bietet viel Raum zur kreativen Entfaltung.

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PROGRAMM

5.1 Pfeile bei Paul Klee5.2 Puzzles für Fortgeschrittene5.3 Energiewende gestalten5.4 Culture Clash5.5 Frühe Neuzeit – Zeit des Umbruchs?5.6 Angriff und Verteidigung!

Akademieleitung

Sebastian Goldt ( Jg. 1990) freut sich nach mehreren JuniorAkademien als Teilnehmer, Kurs- und Akademieleiter nun auf seinen ersten Sommer in Roßle-ben. Nach dem Abitur studierte er Physik in Cambridge (Großbritannien) und promovierte anschließend in Stuttgart über die Thermodynamik neuronaler In-formationsverarbeitung. Mittlerweile erforscht er in Paris (Frankreich) neuro-nale Netzwerke mit den Methoden der Physik. In seiner Freizeit treibt er gerne Sport, genießt das kulturelle Leben in Paris und kauft leider immer noch mehr Bücher, als er lesen kann.

Jan Knizia (Jg. 1997) absolvierte 2016 sein Abitur mit den Leistungsfächern Französisch, Physik und Geschichte am Kant-Gymnasium in Boppard am Rhein. Er studiert seit dem Wintersemester 2016/17 Wirtschaftsingenieurwesen International an der Hochschule Pforzheim. Derzeit ergänzt er sein Studium um einen einjährigen Auslandsaufenthalt am Instituto Tecnológico y de Estu-dios Superiores de Monterrey in Mexiko mit dem Schwerpunkt Ingenieursyste-me. 2015 absolvierte er ein Praktikum bei den Kampfschwimmern der Marine. 2011 und 2012 war er selbst Teilnehmer an Akademien und übernahm 2016 und 2017 schon einmal die Assistenz der Akademieleitung für die JuniorAka-

demie. Er freut sich nun, ein neues Amt auf einer SchülerAkademie antreten zu dürfen. In seiner Freizeit ist er unterwegs mit Freunden, im Fitnessstudio, auf Festivals oder genießt die frische Bergluft beim Skifahren.

Lea Krarup (Jg. 1999) hatte 2017 das große Glück, Teilnehmerin bei der DSA in Roßleben zu sein. 2018 machte sie Abitur und war im Sommer das erste Mal Assistenz der Akademieleitung auf einer DSA. Wenn Sie nicht ihre Ferien, wie die letzten Jahre, in Roßleben verbringt, fährt sie gern als Teamerin auf Freizeiten oder mit ihrer Familie nach Dänemark, ins Heimatland ihrer Mutter. Zuhause lässt sie sich von Podcasts, Hörspielen und -büchern auditiv in ferne Welten tragen. Ihre Leidenschaft zur Chormusik hat sie auf der DSA entdeckt.

Leitung kursübergreifende Musik

Vanessa Zuber (1990) studierte Musikwissenschaft und Musikpraxis an der Hochschule für Musik Franz Liszt in Weimar und an der Sorbonne IV in Pa-ris (Frankreich). Anschließend absolvierte sie einen Master of Music in Perfor-mance: Piano an der Royal Holloway University of London (Großbritannien). Während ihrer Studienzeit nahm sie an mehreren Chorleiterseminaren teil. 2016 gründete sie die Chanson-Band Ironipation, deren Bandleaderin sie seit-her ist. Sie arbeitet als kreative Freelancerin, als Musikdramaturgin der Jenaer Philharmonie, eröffnete nach einer Yogalehrer-Ausbildung in Rishikesh (Indien) 2017 ihr eigenes Yoga-Studio in Weimar und macht sich nun auch als Musikthe-

ater-Regisseurin (»Wir sind daheim« von Moritz Eggert) einen Namen. Neben ihrer Leidenschaft für das Musikalische im Menschen und das Menschliche in der Musik liebt sie es, die Welt aus dem Kopfstand heraus zu betrachten.

Klosterschule Roßleben

Klosterschule 5

06571 Roßleben

www.klosterschule.de

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(25. JULI BIS 10. AUGUST 2019) AKADEMIE ROSSLEBEN 2019-5Kurs 5.1

Pfeile bei Paul KleeGlatte und diskrete Vektorfelder in der Kunst

Henriette Lipschütz (Jg. 1986) machte Abitur in Berlin und studierte anschlie-ßend Mathematik und Physik an der Technischen Universität Berlin. Schon zu Studienzeiten widmete sie sich als Tutorin der Vermittlung von Mathematik. Der-zeit ist sie Doktorandin an der Freien Universität Berlin in der Geometrieverarbei-tung und betreut weiterhin Studenten in Übungen und während des Verfassens von Abschlussarbeiten. In ihrer Freizeit beschäftigt sich Henriette mit Literatur, Sprachen und bildender Kunst bzw. Musik – sie zeichnet, gestaltet mit verschie-denen Materialien wie Holz und Stoffen, spielt Querflöte und macht Ballett.

Martin Skrodzki (Jg. 1987) nahm 2005 im Rahmen der Deutschen SchülerAkademie an einem Kurs zu Primzahlen teil. Nach seinem Abitur in Gelsenkirchen erwarb er an der Technischen Universität Dortmund jeweils einen Bachelor in Mathematik und in Informatik. Im Anschluss verbrachte er neun Monate an der Texas A&M International University (Laredo, Texas, USA) und schloss dann seinen Master in Mathematik an der Freien Universität Berlin ab. Hier promoviert er seit 2015 in der Arbeitsgruppe für Geo-metrieverarbeitung. In seiner Freizeit läuft Martin gerne einen Halbmarathon, trainiert für den 1. Schwarzgurt im Aikido und engagiert sich in seiner Kirchengemeinde.

Kursleitung

Pfeile spielen in der Mathematik eine große Rolle. In der Schule dienen sie als Symbol für Abbildungen und kön-nen Vektoren repräsentieren; in der höheren Mathema-tik werden sie als gerichtete Kanten in Graphen verwen-det oder markieren die Leserichtung eines kommuta-tiven Diagramms. Auch im Alltag sind sie präsent: Pfeile bilden Vektorfelder, die zum Beispiel auf Wetterkarten angeben, in welche Richtung ein Tiefdruckgebiet zieht.

Der Künstler Paul Klee verwendete in mehreren Werken Pfeile. Das Bild »Herabstoßende Vögel und Luftpfeile« enthält Felder aus Pfei-len, »Pfeil im Garten« hingegen nur einen einzigen Pfeil. In diesen Bildern sind die Pfeile gerade, während sich in »Schwankendes Gleichgewicht« auch gebogene Pfeile finden, die dem Werk eine gestei-gerte Dynamik verleihen.

Der Kurs beschäftigt sich mit Mathematik, Kunst und deren Verbindung. Grundlage für die Betrachtungen ist die Theorie glatter Vektorfelder aus der Analysis. Hier-bei werden Strukturen soweit möglich an konkreten Beispielen illustriert. So werden verschiedene Konzepte wie etwa Rotation und Divergenz von Vektorfeldern anhand von Wetterkarten beleuchtet. Abbildungen von

Hitzeflüssen führen zur Frage nach Quellen und Senken der zugrundliegenden Felder. Ne-ben Eigenschaften wie Stetigkeit werden Operationen auf Vektor-feldern und ihre Struktur disku-tiert. Die Diskussion der glatten Theorie endet mit der Betrach-

tung stetiger Vektorfelder als unendlich dimensionaler Vektorraum.

Im Rahmen der Anwendung von Computern werden Vektorfelder entsprechend angepasst: Die unendlich vielen Dimensionen werden auf endlich viele reduziert, mit denen dann im Kurs gearbeitet wird.

Neben der Mathematik werden Paul Klee und seine be-wegte Biographie nicht zu kurz kommen. Als Maler der klassischen Moderne und Lehrer am Weimarer Bauhaus war auch Klee von der Machtergreifung der Nationalso-zialisten betroffen. Trotz der schwierigen Zeiten ist sein Oeuvre extrem umfangreich und umfasst eine Vielzahl Darstellungen und Schriften. Besonders letztere erklären seine Motivation, Pfeile in seine Bilder zu integrieren.

Der Kurs untersucht die Mathematik hinter Vektor-feldern, wendet das erworbene Wissen auf die Bilder Paul Klees und die dort abgebildeten Pfeile an und ver-wendet schließlich selbst kreativ Pfeile im Zusammen-spiel von Mathematik und Kunst. Im Kurs halten die Teilnehmenden vorbereitete vertiefende Vorträge.

Grundkenntnisse der Vektor- und Diffe-renzialrechnung werden vorausgesetzt, weshalb die Teilnehmenden im Vorfeld einen Reader zur Vorbereitung erhalten.

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AKADEMIE ROSSLEBEN 2019-5 (25. JULI BIS 10. AUGUST 2019)

Kurs 5.2

Puzzles für FortgeschritteneStruktur der Kerne und der Elementarteilchen

Kernstrukturphysik und Elementarteilchenphysik sind zwei zentrale Themen der Grundlagenforschung, welche aktuell an Beschleunigern, wie denen an der GSI, Darm-stadt, oder am CERN (Meyrin, Schweiz) untersucht wer-den. Kerne und Elementarteilchen sind dabei so klein, dass viele Regeln nicht mehr den Erwartungen des Alltags ent-sprechen, da Quantenmechanik auf dieser Skala das Ver-halten dominiert. Diese bildet die Grundlage des Kurses, sodass zunächst funda-mentale Konzepte u.a. anhand von (Gedanken-)Experimenten erarbeitet werden.

Im Kurs werden unter-schiedliche Typen von Struktur analysiert. Ausgehend vom Atomkern wird die Auflösung immer weiter erhöht. So besteht ein Atom aus einem Kern und Elektronen. Dies ist der Startpunkt des eigentlichen Kursthemas. Auf der einen

Seite haben Atomkerne einen inneren Aufbau, dies ist die typische Kernstrukturphysik. Diese Substruktur wird im Kurs systematisch in Kleingruppen erarbeitet, diskutiert und präsentiert. Andererseits ergeben sich auch Ordnungs-schemata ähnlich dem Periodensystem der Elemente. Daher schließt sich hier die Forschungsfrage an: Welche Kerne können existieren und welche Eigenschaften haben diese? Die Teilnehmenden entwickeln an dieser Stelle an-

hand von Modellen ein vollständigeres Bild vom Aufbau der Materie.

Noch kleiner als Kerne sind Elementar-teilchen. Auf diese treffen die Teilneh-menden, sobald versucht wird, die Sub-struktur von Kernen noch weiter aufzu-

lösen. Man nennt sie Elementarteilchen, weil sie über keine weitere Substruktur verfügen. Was bedeutet in diesem Zusammenhang dann Struktur und wie kann diese ausse-hen? Die Frage führt auf das so genannte Standardmodell

Fabian Hildenbrand ( Jg. 1990) studierte Physik an der Technischen Univer-sität Darmstadt, an der er sich im Moment im Rahmen seiner Promotion mit effektiven Quantenfeldtheorien für Hyperkerne beschäftigt. Seit seiner Akade-mie vor 10 Jahren in Braunschweig freut er sich darauf, nun erneut als Kursleiter zurückkehren zu können und das Akademiefeeling zum dritten Mal erleben zu dürfen. In seiner Freizeit spielt Fabian gerne Gesellschaftsspiele, treibt Sport, liest oder diskutiert über Gott und die Welt.

Laura Mertes ( Jg. 1990) studierte Physik an der Technischen Universität Darmstadt und beschäftigt sich momentan im Rahmen ihrer Promotion mit elektromagnetischen Eigen-schaften leichter Kerne. Dort entdeckte sie auch ihre Begeisterung zu den kleinsten Bau-steinen des Universums und freut sich darauf, diese im Rahmen einer SchülerAkademie weitergeben zu können. Wenn sie nicht gerade mit Wanderschuhen an den Füßen durch Europa stapft oder die Ostsee mit einem Traditionssegler unsicher macht, verbringt sie ihre Zeit gerne lesend, singend, im Garten oder draußen in der Natur.

der Teilchenphysik. Dieses Modell ermöglicht die Klas-sifizierung von Teilchen anhand von Eigenschaften und Wechselwirkung untereinander. Aus den Elementarteil-chen lassen sich viele weitere Teilchen zusammensetzen, die dann den so genannten Teilchenzoo bilden. In unserem Alltag spielen diese Teilchen keine direkte Rolle, aber sie sind zum Verständnis grundlegender physikalischer Pro-zesse notwendig. Auch in diesem Bereich stellt sich erneut die Frage nach der Struktur.

Da die Untersuchung der Teilchen oft auch in den Medien diskutiert wird, bietet es sich an, diese Forschungsergeb-nisse zu verstehen und zur Vervollständigung des im Kurs entwickelten Bildes zu nutzen.

Kursleitung

Spezielle Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Um schnell in die Physik eintauchen zu können, werden die mathematischen Grundlagen in einem Vorbereitungsskript zur Verfügung gestellt.

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(25. JULI BIS 10. AUGUST 2019) AKADEMIE ROSSLEBEN 2019-5Kurs 5.3

Energiewende gestalten Chancen und Hindernisse einer Transformation der Energiesysteme

Wie gelingt die Energiewende von fossilen Ressourcen zu CO

2-armen Technolgien? Um die Klimaerwärmung

bis 2100 auf deutlich unter 2 °C zu begrenzen, wird die Art, Energie bereitzustellen, innerhalb der nächsten Jahre grundlegend umgestaltet werden: so muss z.B. der Anteil von erneuerbaren Energien an der Stromversorgung in Deutschland von derzeit 40 % auf nahezu 100 % steigen. Der Kurs geht der Frage nach, wie eine solche Wende im Elektrizitätssektor gelingen kann.

Allerdings wird solch ein Wandel nicht allein von tech-nischen Herausforderungen bestimmt – es gilt, das Span-nungsfeld von Nachhaltigkeit, Wirtschaftlichkeit, Versorgungssicherheit und globaler Gerechtigkeit zu berücksichtigen. Dies setzt tiefgreifende Veränderungen unserer Gesellschaft und Wirtschaftsweise voraus. Daher geht der Kurs am Beispiel der Energiewende ganz fundamentalen Fragen nach: Wie entsteht eigentlich

gesellschaftlicher Wandel? Welchen Dynamiken unterlie-gen Veränderungsprozesse?

Ziel des Kurses ist, dass die Teilnehmenden am Ende ein umfangreiches Verständnis für den aktuellen Stand der deutschen Energiewende haben und ihnen relevante Akteure, ihre Strategien, Handlungspotentiale und Re-striktionen bekannt sind. Darüber hinaus können sie

strukturelle Hindernisse und Fördermöglichkeiten sowie darauf aufbauend Ansatzpunkte für eigenes Handeln beurteilen.

Zunächst erarbeiten die Teilnehmenden wichtige

Grundlagen über die Energieversorgung. Dazu wird ein Überblick über kohlenstoffarme Technologien und deren Integration in das Stromsystem vermittelt. Mit diesem Hintergrundwissen wird der aktuelle Stand der Energiever-sorgung in Deutschland untersucht und mit Erfahrungen anderer Staaten verglichen. Ausgehend vom Ist-Zustand

Anselm Eicke ( Jg. 1991) wuchs in Berlin auf. Bereits zu Schulzeiten engagierte er sich gegen den Klimawandel. Er studierte zunächst Energie- und Prozesstechnik im Bachelor und spezialisierte sich anschließend auf Energiewirtschaft und -po-litik im interdisziplinären Masterstudium in Paris (Frankreich). Seit 2018 promo-viert Anselm an der Hertie School of Governance in Berlin zur Ausgestaltung von Strommärkten. Seine Freizeit verbringt Anselm gerne draußen – so liebt er sowohl Berg- als auch Wassersportarten und reist gerne in weniger touristische Gebiete. Außerdem singt er im Chor.

Laima Eicke ( Jg. 1992) engagiert sich seit ihrer Schulzeit für Klimaschutz. Seit 2014 begleitet sie mit einer Jugenddelegation die UN-Klimaverhandlungen. Von diesem Interesse geleitet studierte sie Internationale Beziehungen in Dresden sowie sozial-ökologische Wirtschaft und Politik in Wien (Österreich). Momentan arbeitet und promoviert sie am Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) zu systemischen Auswirkungen einer globalen Energiewende. Laima liebt Kunst und Theater und ist gerne draußen – zum Lesen im Park, Schwimmen im See, Wandern in den Bergen oder auf dem Rad.

analysieren die Teilnehmenden Fortschritte und Hürden von Energiewenden weltweit. Am Beispiel ausgewählter Akteure werden deren Strategien, Grenzen und Möglich-keiten analysiert, um zu einem Wandel beizutragen. Dies beinhaltet Regierungen, internationale Organisationen, zi-vilgesellschaftliche Bewegungen, Investoren, Unternehmen und Individuen.

Gegen Ende versucht des Kurses aus den erworbenen Kenntnissen Schlussfogerungen für mögliche eigene Pro-jekte zur Energiewende zu entwickeln. Diese Projekte werden dabei insbesondere hinsichtlich ihrer Wirksamkeit und Nachhaltigkeit reflektiert.

Kursleitung

Wie erreichen wir die Energiewende?; Quelle: creative commons, https://pixabay.com/de/energiewende-gr %C3 %BCne-energie-49557/

Jede(r) Teilnehmende erarbeitet ein Kurzreferat zu einem vorgegebenen Thema und präsentiert dies während der Akademie im Kurs. Außerdem wird den Teilnehmenden im Vorfeld ein wissenschaftlicher Artikel und darauf bezug-nehmende Fragen zur Kursvorbereitung geschickt.

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AKADEMIE ROSSLEBEN 2019-5 (25. JULI BIS 10. AUGUST 2019)

Kurs 5.4

Culture Clash Ein historisch-linguistischer Blick auf Sprach- und Kulturkontakte

Lebendige Sprachen sind ständig im Wandel und verän-dern sich von ganz alleine im Laufe der Zeit. Was passiert nun allerdings auf sprachlicher und kultureller Ebene, wenn Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammen-treffen und zusammenleben? Solche Kontaktsituationen sind aus geschichtswissenschaftlicher und linguistischer Perspektive besonders interessant: Kulturkontakte dieser Art führen zu Sprachkontakten, aus denen wiederum so genannte Kontaktsprachen entstehen können. Im Kurs erarbeiten die Teilnehmenden methodische und fachliche Grundlagen aus Linguistik und Geschichtswissenschaft, um historische und aktuelle Kontaktsituationen zu analy-sieren.

Im Zentrum des Kurses stehen zwei dieser Kontaktsituati-onen: die Sklavengesellschaften Nord- und Mittelamerikas und die multiethnischen Gesellschaften im Europa des 21. Jahrhunderts.

Sklavengesellschaften sind eine Form von Klassengesell-schaft, die von der traditionellen Aufteilung in Ober-, Mit-

tel- und Unterschichten erstaunlich weit abweichen kann. Die klassischen Beispiele zeichnen sich oft durch eine ethnisch heterogene Sklavenschicht aus, deren kultureller Einfluss sowohl direkt als auch indirekt signifikant sein kann. Die von den Sklavinnen und Sklaven entwickelten Pidgin-Sprachen wurden als gebrochene, unvollständige Versionen der zugrunde liegenden europäischen Sprachen angesehen. Einige dieser Sprachen entwickelten sich zu Kreol-Sprachen, die heute z.B. in Jamaika oder Haiti von Teilen der Bevölkerung als Muttersprache gesprochen wer-den. Noch immer genießen diese Sprachen allerdings ein geringeres Prestige als das Englische oder Französische.

Auch heute finden Sprach- und Kulturkontakte statt. In vielen europäischen Großstädten entwickeln Jugendliche unterschiedlicher Herkunftssprachen gemeinsame Ethno-lekte (z.B. Kiezdeutsch in Deutschland oder Français Con-temporain des Cités in Frankreich), die sich mitunter stark von der Standardsprache unterscheiden. Diesen multieth-nischen Jugendsprachen wird mit ähnlichen Vorbehalten begegnet wie Pidgin- und Kreolsprachen: Ihre Spreche-rinnen und Sprecher gelten als ungebildet; die Sprechweise hält in Debatten oft als Symptom einer fehlgeschlagenen Integration her.

Lena Ackermann ( Jg. 1992) war 2008 selbst Teilnehmerin einer SchülerAkademie. Nach dem Abitur studierte sie in Bonn, Paris (Frankreich) und Marburg Französisch und germanistische Sprachwissenschaft. Ein Praktikum an einem Forschungszentrum für Spracherwerb weckte ihr Interesse für dieses Teilgebiet der Linguistik, in dem sie seit 2016 an der Universität Göttingen mit einer Arbeit zum kindlichen Wortlernen promoviert. Ausgleich zur Schreibtischarbeit findet sie auf dem Lacrossefeld, wo sie für ihr Team Tore schießt, und in der Küche, wo sie mit wechselndem Erfolg neue Rezepte ausprobiert.

Julian Windhövel (Jg. 1986) studierte an der Universität zu Köln Mittlere und Neuere Geschichte, Ur- und Frühgeschichte und Archäologie der römischen Pro-vinzen als einer der letzten Jahrgänge im klassischen Magister Studiengang. Nach Erreichen des Magister Artium entschied er sich, bei seinem Magisterbetreuer in Köln zu bleiben, um seit 2015 über Prestigesklaventum im frühneuzeitlichen Ja-maika zu promovieren. Die Lust am Unterrichten entdeckte er als Tutor für Ein-führungsseminare der Archäologie. Außerhalb von Akademia spielt er Schlagzeug, liest so viel es irgend möglich ist und praktiziert Judo.

Kursleitung

Die Teilnehmenden untersuchen anhand historischer Quellen und linguistischer Fachtexte die Hintergründe die-ser beiden Kontaktsituationen. Sie arbeiten dabei Gemein-samkeiten und Unterschiede zwischen den Situationen heraus, wobei ein Fokus auf dem Verhältnis von Sprache, Stereotypen und Identität liegt.

Dieses Schild auf einem Universitäts-Campus in Kamerun zeigt, dass Pidgin ein niedrigeres Prestige genießt als Englisch. Quelle: http://ayiba-

magazine.com/pidgin-english-language-of-unity/

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(25. JULI BIS 10. AUGUST 2019) AKADEMIE ROSSLEBEN 2019-5Kurs 5.5

Frühe Neuzeit – Zeit des Umbruchs? »Höhepunkt des Glücks ist es, wenn der

Mensch bereit ist, das zu sein, was er ist.«

ERASMUS VON ROTTERDAM

Das mittelalterliche Europa verändert sich und sucht neue Welten (Amerika), neue Wege in Kunst und Literatur, Reformationen der althergebrachten Religion und nicht zuletzt ein neues Menschenbild – bei gleichzeitiger Rück-besinnung auf antike Ideale. Soweit das Selbstbild derje-nigen, die sich selbst als Humanisten bezeichnen und ihre Zeit als »Wiedergeburt« der Antike verstehen. Wie sehr hat die Renaissance unser Bild der Frühen Neuzeit geprägt? Inwieweit markiert das Ende des 15. und das darauf fol-gende 16. Jahrhundert eine Zeitenwende und inwieweit herrschen kulturelle Kontinuitäten vor?

Diesen und weiteren Fragen stellt sich der Kurs, wenn er sich mit der Literatur, der Sprache, Kunst, Weltkarten und anderen Quellen im Umbruch vom Mittelalter zur Frühen Neuzeit auseinandersetzt.

Ein größeres Thema stellt dabei der Sprachwandel von der mittelhochdeutschen zur frühneuhochdeutschen und neu-

hochdeutschen Sprache dar. Der Gang durch die Sprach-stadien des Deutschen zeigt, dass Sprachentwicklung ein kontinuierlicher Prozess ist.

Auch Literatur kann Ausdruck von kulturellem Wandel sein und bietet neuen Ideen Spielraum, sie dient aber

ebenso dem Bewahren alter Formen und Stoffe. Dieses Verhältnis untersucht der Kurs unter anderem anhand von Liedern und Romanen, auch länderübergreifend.

Des Weiteren steht das Weltbild der Frühen Neuzeit im Zentrum der gemeinsamen Arbeit. Der Blick auf Weltkarten aus dem Mittelalter im Ver-gleich zu solchen des 16. Jahrhunderts stellt dabei eine Möglichkeit dar nach-zuvollziehen, was sich an

Isabella Managò ( Jg. 1989) kommt aus Freiburg und studierte nach einem be-reichernden Jahr am Leibniz Kolleg in Tübingen Germanistik und Geschichte in Heidelberg. Momentan promoviert sie dort am Germanistischen Seminar über Troja-Rezeptionen im Mittelalter. In ihrer Freizeit trifft sie sich am liebsten mit Freunden zum Kaffee und/oder abends zum Bier Trinken, geht gerne ins Kino, liest Terry Pratchett und besucht bei jeder Gelegenheit Familie und Freunde in der ganzen Welt.

Kerstin Roth (Jg. 1989) studierte nach der Schule Germanistik, Französisch und La-tein an der Universität Heidelberg. Nach Auslandsaufenthalten als Erasmusstudentin in Bologna (Italien) und als Fremdsprachenassistentin in Montpellier (Frankreich) geht sie nun ihrem Lieblingsthema der »deutschen Sprachgeschichte« in ihrer Doktorarbeit an der Universität Heidelberg nach. Aktuell befindet sie sich entweder in Berlin, in Heidel-berg oder im ICE. Neben dem Zugfahren verbringt sie ihre Freizeit mit Lesen, Freunden und Wein.

der Perspektive auf die Welt verändert. Wie sich Diskurse wandeln und welche Macht sie auf die Gesellschaft ausüben können, wird beispiels-weise anhand von Texten zum Thema »Magie« erarbeitet.

Die Kursarbeit wird sich aus Diskussionen, gemeinsamer Lektüre, dem Schreiben wis-senschaftlicher Texte und aus kleineren Impulsvorträgen zusammensetzen. Im Zentrum steht die Beschäftigung mit Texten, weshalb sich leidenschaftliche Leser und sprach-lich-kulturell Interessierte in diesem Kurs wohlfühlen. Weiterhin wird Grundlagenwissen im Umgang mit Editi-onen, Handschriften und Drucken erworben.

Kursleitung

Codex Manesse, fol. 383r, Konrad von Würzburg; Quelle: http://digi.ub.uni-

heidelberg.de/diglit/cpg848/0761

Leonardo da Vinci, der vitruvianische Mensch 1492; Quelle: https://commons.

wikimedia.org/wiki/File:Vitruvian.jpg

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AKADEMIE ROSSLEBEN 2019-5 (25. JULI BIS 10. AUGUST 2019)

Kurs 5.6

Angriff und Verteidigung! Oder: Wann ist Kunst politisch? – Über das Künstlerische und das Politische

»Nein, die Malerei ist nicht dazu da, die

Appartements zu schmücken. Sie ist eine

Waffe zum Angriff und Verteidigung gegen

den Feind.«

Kunst kann manipulieren, sie kann wachrütteln, sie kann reflektieren und anklagen. Pablo Picasso war sich ihres Potenzials als Waffe – etwa gegen das faschistoide Franco-Regime in Spanien – sicher: Aber welche Mög-lichkeiten und Strategien haben Künstler konkret, auf die Systeme Einfluss zu nehmen, in denen sie leben und schaffen? Wie setzen sie sich mit ihrer künstlerischen Arbeit an die Spitze von politischen und gesellschaft-lichen Bewegungen und Tendenzen oder stemmen sich diesen entgegen? Was macht ein Kunstwerk politisch und ein politisches Manifest zu Kunst? Wo ist die Schwelle zwischen sich politisch positionieren und sich politisch instrumentalisieren lassen? Und steht Kunst nicht eigentlich über der Tagespolitik? Ist Aktualität

Patrick Schäfer (Jg. 1993) studierte Komposition bei Hans-Jürgen von Bose und Isabel Mundry im Bachelor an der Hochschule für Musik und Theater München. Ein Erasmus-semester führte ihn an die Kunstuniversität nach Graz (Österreich) zu Beat Furrer. Pa-trick ist Stipendiat der Friedrich-Ebert-Stiftung, der Akademie Musiktheater heute und des SWR-Vokalensembles. Seine erste Oper wurde 2017 in den Spielplan des Stadttheaters Augsburg aufgenommen. Seinen Master in Komposition absolviert er an der Hochschule für Darstellende Kunst Stuttgart.

Dirk Schattner ( Jg. 1976) ist Autor und Regisseur. Sein Musical »Nimmerwie-dermehr« wurde 2018 in Hamburg uraufgeführt, das Stück »Gespensterlicht« 2016 in der Wagnerstadt Bayreuth. Als Regisseur war er in Deutschland, ver-schiedenen europäischen Ländern und den USA unterwegs. Seit 2016 lebt er in Hamburg-Rothenburgsort mit seiner Frau und der gemeinsamen Katze. Bei der Deutschen SchülerAkademie ist er seit 2007 dabei.

Kursleitung

überhaupt ein Qualitätsmerkmal?

Der Kurs nimmt das Mauerfalljubiläum 2019 zum An-lass und untersucht an ausgewählten Beispielen aus der Musik- und Literaturgeschichte zwischen 1949 und 1989 die Rolle von Künstlern in den sich gegenüberste-henden Systemen Ost und West. Der kalte Krieg teilte den Globus in beispielloser Weise in zwei Hälften, zwei Systeme auf, die durch ihren extremen Anspruch auf Allgemeingültigkeit nicht nur die jeweiligen Gesellschaf-ten polarisierten, sondern auch in besonderer Weise Künstler dazu anregten sich in ihrer Kunst zu positio-nieren.

Wie klingt westlicher Kapitalismus? Was macht ein Arbeiterlied aus? Wie diffamiert man mit einer kleinen Terz das Stalinsystem? Wie kann ein antiker Mythos für kritische Aussagen über die DDR genutzt werden? Wie wird ein Song, ein Gedicht zur Friedenshymne? Wie weit klaffen mitunter Künstler-Ideale und (politische) Wirklichkeit auseinander? Wie formuliert man mit

einem Text eine andere als die herrschende Meinung und hält diese durch? Wie überlebt man, wenn die Mächtigen das, was man schreibt, als Gift bekämpfen?

In einem praktischen Teil wird eine Performance erar-beitet, welche die im Theorieteil analysierten Heran-gehensweisen in die Kreation einer musikalisch-litera-rischen Performance über eines oder mehrere aktuellen Themen übersetzt. Diese wird am Ende der Akademie aufgeführt.

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AKADEMIE BRAUNSCHWEIG I

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Akademie Torgelow 2019-618. Juli bis 3. August 2019

Internatsgymnasium Torgelow

Schule

Das Internatsgymnasium Schloss Torgelow wurde im Jahr 1994 nahe der Urlaubsme-tropole Waren an der Müritz eröffnet.

In direkter Lage zum Torgelower See lernen und leben heute 260 begabte und hoch-begabte Internatsschülerinnen und -schüler aus ganz Deutschland. Über 30 Leh-rerinnen und Lehrer unterrichten in kleinen Klassen mit maximal 12 Schülern die Klassen 5 bis 12.

In den meisten Klassenräumen kommen Interactive Smartboards zur Verwendung. Der vorhandene Internetzugang in diesen Klassenräumen ermöglicht unterrichtsbe-gleitende Recherchen. Die Unterrichtsaufzeichnungen können über ein internes Netz-werk zwischen allen Raumen ausgetauscht werden.

Fortsetzung siehe Seite 67

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PROGRAMM

6.1 Magnetische Monopole6.2 Fahrplan der Zukunft 6.3 Netflix – and ill?6.4 Durch Schreiben die Welt verändern?6.5 Kulinarische Hermeneutik 6.6 »Es liegt in der Luft«

Akademieleitung

Nico Fabian (Jg. 2000) kommt aus Großenkneten und ist sehr gespannt auf seine Wiederkehr auf die DSA. Im letzten Jahr war er bereits auf einer Schü-lerAkademie in Torgelow, dort beschäftigte er sich mit der Evolutionsbiologie. Er besuchte das Dietrich Bonhoeffer Gymnasium in Ahlhorn und bewirbt sich jetzt auf einen Studienplatz. In seiner Freizeit treibt er gerne Sport, versucht sich am Klavier, fliegt gerne im Segelflugsport und verbringt viel Zeit mit seiner Familie und Freunden.

Larissa Korte ( Jg. 1991) ist seit diesem Sommer begeisterte Lehrerin am Gym-nasium in Walsrode und unterrichtet die Fächer Mathematik und Sport. Hier ging sie selbst zur Schule und genießt es jetzt, als Lehrerin zurückgekehrt zu sein. Vorher studierte sie in Hannover und war in der Zeit ihres Studiums Sti-pendiatin bei der Stiftung der deutschen Wirtschaft. In ihrer Freizeit geht sie gerne ins Kino, unternimmt etwas mit ihren Freunden oder treibt Sport. So hofft sie auch, dass sie, wie im vergangenen Jahr, mit einigen Teilnehmerinnen und Teilnehmern täglich vor dem Frühstück laufen gehen kann.

Matti Wiemers (Jg. 1987) unterrichtet am Alten Gymnasium in Bremen die Fächer Musik, Geographie und Astronomie. Als Stipendiat der Stiftung der deutschen Wirtschaft studierte er zunächst einen Bachelor an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover mit Hauptfach Trompete und absol-vierte anschließend Masterstudiengänge (Lehramt & Musikwissenschaften & Schulmanagement) in Oldenburg, Bremen und Kiel. Neben der Arbeit an der Schule ist er als didaktischer Leiter im Olbers-Planetarium Bremen tätig. In seiner Freizeit kocht er viel, spielt gerne Doppelkopf und reist mit Freunden zu Konzerten im In- und Ausland.

Leitung kursübergreifende Musik

Karin Brehm ( Jg. 1977) studierte Musik, Englisch und Musiktheorie in Hanno-ver und unterrichtet zurzeit am Gymnasium in Neustadt am Rübenberge, wo sie verschiedene Musik-AGs leitet. Sie ist bekennender Musikjunkie und versucht, in der Schule und auf SchülerAkademien auch andere abhängig zu machen. Neben Geige, Bratsche und Klavier spielt sie manchmal heimlich auch E-Bass, Schlagzeug, Ukulele und alles, was in der schuleigenen Musiksammlung noch nicht verrostet ist. Die Zeit, die bleibt, verbringt sie gerne mit selber Chorsingen, Orchesterspielen und -organisieren, Fußball, Basketball, Kickern, Skat, Schoko-hexe und Wandern in mückenreichen Ländern.

Schloss Torgelow

Schlossstr. 1

17192 Torgelow am See (Waren)

www.schlosstorgelow.de

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(18. JULI BIS 3. AUGUST 2019) AKADEMIE TORGELOW 2019-6

Kurs 6.1

Magnetische Monopole

Heike Eisenlohr ( Jg. 1994) studierte Physik in Göttingen und Madrid (Spanien). Mittlerweile ist sie Doktorandin an der Technischen Universität Dresden. In der theoretischen Physik ist sie gelandet, weil sie gerne mit-hilfe von abstrakten mathematischen Konzepten reale Systeme beschreibt. Es macht ihr Spaß, anderen etwas zu erklären und beizubringen, z.B. in Übungsgruppen oder auch bei der Nachhilfe. In ihrer Freizeit spielt sie Trompete, aktuell in einem Blasorchester und in einer Bigband, treibt Sport (joggen, Aikido) und kocht gerne. Sie freut sich auf ihre erste SchülerAka-demie und ist gespannt, ob es so toll ist, wie alle sagen …

Urban Seifert (Jg. 1995) promoviert am Institut für Theoretische Physik an der Technischen Universität Dresden über stark korrelierte Systeme in der Festkörperphysik. Als Stipendiat des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) absolvierte er seinen Master in an-gewandter Mathematik und theoretischer Physik an der University of Cambridge (Großbritan-nien) und ein Bachelorstudium in Physik an der Technischen Universität Dortmund. Während seines Studiums leitet Urban Übungsgruppen in Mathematik. Die Eindrücke von der Schüler-Akademie (als Teilnehmer und Kursleiter) und Sommerakademien u.a. am Perimeter Institute in Waterloo (Kanada) sind für ihn noch heute prägend – daher freut er sich umso mehr auf die intensive gemeinsame Zeit im Sommer.

Kursleitung

Jeder ist durch Alltagserfahrungen mit Phänomenen des Elektromagnetismus vertraut, elektrischer Strom etwa ist die gerichtete Bewegung von elektrisch geladenen Teilchen. Ein anderes Beispiel sind Magnete, die immer jeweils einen Nord- und Südpol haben, also als Dipol vorkommen. Doch warum gibt es eigentlich keine ein-zelnen magnetischen Pole? Und wieso tragen Elektronen immer dieselbe elementare Ladung? Diese beiden eng miteinander verknüpften fundamentalen Fragen führten Paul Dirac 1931 zum Postulat der magnetischen Mono-pole, in dem die klassische Theorie der elektromagne-tischen Wechselwirkung mit Eigenschaften quantenme-chanischer Teilchen verbun-den wird.

Dazu wird im ersten Kursabschnitt die klassische The-orie des Elektromagnetismus in der Form der Maxwell-Gleichungen formuliert und anhand von Anwendungen diskutiert. Die Gleichungen besitzen ein erhebliches Maß an Symmetrie, die »perfekt« wird, wenn neben

elektrischen Ladungen auch die Existenz von magnetischen Mo-nopolen angenommen wird.

Im zweiten Kursabschnitt erar-beitet der Kurs Grundlagen der Quantenmechanik mittels eines axiomatischen Zugangs. In die-sem Rahmen werden bekannte Quantenphänomene auf Hochschulniveau diskutiert.

Schließlich wird klar, dass sich das Feld eines (hypothetischen) magne-tischen Monopols nur dann widerspruchsfrei mit der Quantenme-

chanik vereinbaren lässt, wenn eine Elementarladung als kleinstes mögliches Ladungsquantum existiert. Die Konstruktion dieses Feldes ist eng verbunden mit Dif-ferenzialgeometrie und Topologie, also der Mathematik gekrümmter Räume und deren Eigenschaften bei klei-nen Verformungen. Für topologische Phänomene in der Physik wurde 2016 der Nobelpreis verliehen.

Obwohl kein Gesetz gegen die Existenz eines magne-tischen Monopols spricht, konnten diese trotz inten-siver experimenteller Suche bislang nicht nachgewiesen werden. Jedoch wurden in den vergangenen zehn

Jahren Materialien in der Festkörperphysik entdeckt, namentlich Spin-Eis, deren Anregungen durch magne-tische Monopole modelliert werden können. Im letzten Kursabschnitt werden so die Suche nach Monopolen und die Physik von Spin-Eis diskutiert.

Die im Kurs erarbeiteten Konzepte und Prinzipien werden in Arbeitsphasen auf konkrete Probleme ange-wandt. In Projektarbeitsphasen erarbeiten sich die Teil-nehmenden selbstständig mit Originalliteratur aktuelle Forschungsthemen. Der Kurs schlägt so einen Bogen von einer mathematischen formalen Behandlung hin zu experimentellen Anwendungen, und stößt auf Basis grundlegender Physik punktuell bis zur gegenwärtigen Forschung vor.

Kenntnisse der Differenzial- und Integralrechnung sowie eine erste Vertrautheit mit Begriffen der linearen Algebra sind wünschenswert. Diese können vor Kursbeginn mit einem Vorbereitungsskript vertieft oder auch erarbeitet werden.

Links: In Spin-Eis erfüllen die Spins (Pfeile) im Grundzustand die 2-In-2-Out-Regel an jedem Gitterpunkt. Einzelne Monopole entstehen, wenn ein Defekt-Paar (ein Dipol) bei konstanter Energie weit voneinander entfernt wird. Rechts: Die abschnittsweise Konstruktion des Feldes auf einer Kugel

um den Monopol führt zu einer Quantisierungsbedingung. Quelle eigene Graphik

AN

AS

ψS!= g ψN

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AKADEMIE TORGELOW 2019-6 (18. JULI BIS 3. AUGUST 2019)

Kurs 6.2

Fahrplan der Zukunft Agil von manueller Bearbeitung zur algorithmischen Optimierung

Über 33.000 km Strecke in Deutschland – fast dreimal so viel wie Autobahnen1. Darauf fahren täglich 40.000 Züge eine Gesamtleistung von über einer Milliarde Ki-lometer2. Jeder einzelne davon ist genauestens geplant – von Hand.

Kann ein Mensch da überhaupt den Überblick behalten und auch am Ende noch so gut planen, dass die verfüg-bare Streckeninfrastruktur möglichst optimal genutzt wird? Dabei haben wir noch gar nicht über den Zeit-Aspekt gesprochen: Heute werden Güter »On Demand« produziert und verschickt. Sollen die mit der Eisenbahn fahren, braucht man auch einen Fahrplan »On De-mand«.

Ohne die hervorragende Arbeit der Fachexperten im Fahrplan zu schmälern: Nein, das kann kein Mensch

1 https://de.statista.com/statistik/daten/studie/2972/umfrage/entwicklung-der-gesamtlaenge-des-autobahnnetzes/ (22.12.2018)

2 https://www1.deutschebahn.com/resource/blob/1642022/48f3484219b b6e3bece49bbf16210dff/2017_gb_dbnetz_de-data.pdf (22.12.2018)

mehr leisten. Es muss also ein Automat her, ein Algo-rithmus, ein Programm, das selbstständig Fahrpläne er-mittelt, so dass möglichst viele Züge so schnell wie mög-lich sicher und unfallfrei von A nach B fahren können.

Solch ein Programm steht nun kurz vor seiner Einfüh-rung. Klingt nach keiner großen Sache heutzutage. Ist es aber. Die Gründe dafür bilden den Inhalt dieses Kurses.

Entlang von drei Leitfragen entführt der Kurs in die Wissenschaft des Fahrplanens und die Organisation ent-sprechender IT-Projekte.

Wie funktionieren Eisenbahn und Fahrplan? Diese Frage reicht fast 200 Jahre zurück zu den Anfängen der Eisenbahn. Vieles ist nach und nach gewachsen und muss individuell berücksichtigt werden, stets unter Ein-haltung größtmöglicher Sicherheit.

Wie wird der Fahrplan digital, automatisch und opti-mal erstellt? Im Kontext dieser Frage untersuchen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die algorithmischen

Ingo Tragelehn ( Jg. 1992) studierte in Kaiserslautern Mathematik und Wirtschaft. Seit Anfang 2018 arbeitet er in einem Digitalisierungsprojekt der DB Netz AG in Frank-furt am Main, zuerst als Werkstudent und seit Dezember 2018 als festangestellter Mit-arbeiter. Bereits in der Schulzeit trainierte Ingo regelmäßig Schüler in der Kampfsport-art Judo und auch während des Studiums betreute er über mehrere Semester hinweg Tutorien für fachfremde Studenten. In seiner freien Zeit geht er weiterhin seinem Hob-by Judo nach und erkundet gerne Natur und Umgebung..

Sebastian Vandervelt ( Jg. 1982) ist Diplom-Mathematiker, Ingenieur und ausge-bildeter Lehrer für Mathematik und Informatik. Seit 2009 arbeitet er in Frankfurt am Main im Bereich Fahrplan der Bahn. Das erste Jahr als Trainee umfasste neben intensiven bahnbetrieblichen Schulungen auch die Ausbildung zum Lokführer. Er verfügt über reichhaltige Erfahrungen in der Begabtenförderung und hat bereits zahlreiche Kurse bei JuniorAkademien geleitet. In der verbleibenden Zeit geht er gerne Inlineskaten, musiziert am Fagott oder bastelt an seinem Haus.

Modelle des Fahrplans der Zukunft. Sie analysieren, testen und verbessern an aktuellen Fragestellungen den schon bestehenden Algorithmus. Die Entwickler der Bahn können konkrete Vorschläge und Versuche der Teilnehmerinnen und Teilnehmer direkt umsetzen und Analysen der Auswirkungen ermöglichen.

Wie organisiert man ein IT-Projekt mit über 100 Mit-arbeiterinnen und Mitarbeitern effizient? Und wie geht man dabei mit immer wieder neuen Herausforderungen um, die man anfangs noch nicht gesehen hat oder sehen konnte? Die moderne Antwort heißt »agil«. Die Teilneh-merinnen und Teilnehmer organisieren den Kurs wie ein agiles Projekt. So erfahren sie hautnah die Vor- und Nachteile einer solch modernen Projektorganisation.

Mit Begeisterung für das komplexe System Bahn und etwas Logik arbeitet der Kurs an und mit Software zur Fahrplanerstellung.

Kursleitung

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(18. JULI BIS 3. AUGUST 2019) AKADEMIE TORGELOW 2019-6

Kurs 6.3

Netflix – and ill?Nutzung und Wirkung neuer Medien

»Über die angeblichen Gefahren des Fernsehens kann ich nur lachen. Ein Knopfdruck genügt, und jede Gefahr ist vorüber.«

Ganz so einfach, wie es Liza Minelli Mitte des 20. Jahr-hunderts beschrieb, ist der Umgang mit Medien heute nicht mehr: Video-Streaming ersetzt zunehmend das lineare Fernsehen, Video-Piraterie ist das neue Kino und Smartphones sind aus dem täglichen Gebrauch nicht mehr wegzudenken. In welchem Umfang werden diese »Neuen Medien« wirklich genutzt und welche Wirkung können sie auf den Nutzer haben?

So kursieren bereits seit Jahren po-puläre Mythen um die Gefahren von Internet und Computerspielen – sie machten dumm, gewalttätig oder gar abhängig. Lassen sich diese alten Annahmen auf die moderne Smartphonenut-zung übertragen, gibt es mittlerweile eine »Handysucht«? Welche Gefahren bergen Selbstdarstellungsplattformen wie

Instagram? Werden Wirkungseffekte auf sich selbst unterschätzt und gemäß des Third-Person-Effekts nur bei den Mitmenschen vermutet? Unterstützt der unendliche, perso-nalisierte Nachschub auf Streamingplattformen die »Prokrastination«, also den Aufschub wichtiger Tätigkeiten? Was hat es mit den viel diskutierten Echokammern und Filterblasen der sozialen

Netzwerke auf sich? Schafft Facebook tatsächlich unterschiedliche Wahrneh-mungen der Realität oder gab es selektive Mediennutzung schon immer?

Der Kurs widmet sich diesen und anderen aktuellen He-rausforderungen der Mediennutzungs- und Medienwir-kungsforschung von einer theoretischen und praktischen Seite. Die Teilnehmenden erarbeiten und diskutieren anhand kurzer vorbereiteter Referate zunächst die kom-munikationswissenschaftlichen Theorien, die bislang zur Erklärung dieser neuen Phänomene herangezogen

Katharina Frehmann ( Jg. 1993) interessierte sich schon immer für Medien. Ob in der Schülerzeitung, dem Unifernsehen oder mittlerweile dem Offenen Kanal Nahe, sie arbeitete gerne mitten im Geschehen. Durch ihr Bachelorstudium in Publizistik und dem anschließenden Master in Kommunikations-/Medienforschung in Mainz nahm sie aber auch immer die Perspektive des Beobachters der Medien ein. Aktuell schreibt sie ihre Masterarbeit über die Schnittstelle zwischen Journalisten und For-schung. In ihrer Freizeit organisiert sie Pfadfinderlager oder probt für den nächsten Auftritt ihres Chors.

Andrea Reckenthäler (Jg. 1994) schaut nicht nur gerne historische Serien auf Net-flix, sondern konnte diese Interessensgebiete auch durch ein Bachelorstudium der Publizistik und Geschichte in Mainz verbinden. Nach einem Auslandssemester in Bristol (Großbritannien) schreibt sie aktuell an ihren zwei Masterarbeiten in Kom-munikations-/Medienforschung und Geschichte. Neben dieser wissenschaftlichen Auseinandersetzung arbeitet sie auch gerne medienpraktisch, zuletzt für ZDF, 3Sat und Vox. In ihrer Freizeit unterrichtet sie historische Tänze der frühen Neuzeit und kämpft leidenschaftlich gerne mit dem Schwert.

werden. Anschließend stellen sie in Kleingruppen eigene For-schungsfragen auf.

Ziel des Kurses ist die Umset-zung eines eigenen Forschungs-projektes. Dazu erwerben sich die Teilnehmenden Kenntnisse über die Methodik der empi-

rischen Sozialforschung – angefangen bei der Hypothesen-findung über die verschiedenen Bestandteile eines experi-mentellen Designs bis hin zum Fragebogenaufbau und der Interpretation der gewonnenen Daten. Hierfür erarbeiten die Teilnehmenden Grundlagen der statistische Datenaus-wertung per Hand und mittels eines Statistikprogrammes. Anschließend erörtern sie gemeinsam ihre Befunde und ordnen sie in den aktuellen Forschungsstand ein.

Der Kurs bietet einen Einblick in vergleichsweise unbe-kannte Studiengänge im Bereich »irgendwas mit Medien«. Er bewegt sich auf dem Niveau eines Methodenseminars der Bachelorstudiengänge Publizistik, empirische Sozialfor-schung oder Kommunikationsforschung.

Kursleitung

Einmal angeschaltet nimmt das »Binge Watching« seinen Lauf – aber mit welchen Folgen? (CC0 1.0)

Es werden keine fachlichen oder sta-tistischen Kenntnisse vorausgesetzt

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AKADEMIE TORGELOW 2019-6 (18. JULI BIS 3. AUGUST 2019)

Kurs 6.4

Durch Schreiben die Welt verändern?

Schon die alten Römer kannten das Konzept, dem Volk Brot und Spiele zu geben. Die dystopische Trilogie »Die Tribute von Panem« von Suzanne Collins greift diesen Grundgedanken auf und stellt Katniss Everdeen als unge-wollte Heldin ins Zentrum des Kampfes um eine bessere, gerechtere Welt.

Die Teilnehmenden des Kurses widmen sich aus-gehend von der Trilogie unterschiedlichen Aspekten von Machtgefügen, wobei ein besonderer Fokus auf der Macht von Worten und ihrer Wirkung liegt.

Darüber hinaus wird im Kurs diskutiert, inwieweit ge-sellschaftliche Konflikte durch Bücher lediglich abstrakt abgebildet werden oder Schriftstücke diese auslösen kön-nen. Kann mit Sprache manipuliert werden und welche Argumentationslinien und -strategien von Schriftsprache begegnet uns im Alltag?

Der Kurs hinterfragt kritisch den Erfolg von dystopischen Jugendbüchern, die Flucht aus der Realität in die fantas-tische Welt, selbst wenn diese aktuelle Konflikte aufgreift. Die Teilnehmenden erarbeiten, welche Möglichkeiten der Manipulation mit Sprache zusammenhängen und wo sie

im Alltag greifbar sind. Hierzu arbeiten die Teil-nehmenden an und mit wissenschaftlichen Texten wie auch den Büchern der Trilogie selbst, pro-bieren verschiedene Me-thoden wie Rollenspiele, Diskussionsrunden und das Schreiben und Hal-ten von selbstverfassten

Reden aus und reflektieren im Anschluss die Wirkung von Schriftsprache.

Carolin A. Böckers ( Jg. 1993) studiert im Master of Education die Fächer Mathematik und Anglistik an der Universität Münster und schloss neben dem Lehramtsstudium einen weiteren Bachelor in Mathematik ab. Da sie bereits während der Schulzeit an vielen Projekten zur Begabtenförderung teilnahm, freut sie sich, dass sie die Möglich-keit erhält, diese Projekte auch einmal aus der Rolle eines Mentors kennenzulernen. In ihrer Freizeit geht sie gerne klettern, unternimmt etwas mit ihren drei Brüdern oder gibt ehrenamtlich Nachhilfe für Flüchtlinge.

Vivian M. van Gerven ( Jg. 1990) studierte Erziehungswissenschaften mit Schwer-punkt Sozialpädagogik im forschungsbasierten Bachelor und Master an der Uni-versität Münster. Schon während ihres Bachelorstudiums begann sie an einem Be-gabungsinstitut zu arbeiten, wo sie nach ihrem Abschluss als Wissenschaftliche Mitarbeiterin ihre Promotion verfolgt und begabte Kinder mit Lese- und Recht-schreibschwierigkeiten im Lernen unterstützt. Privat interessiert sie sich für Litera-tur, Zeichnen und ihren Garten.

Kursleitung

Der Kurs ist in den Bereichen Literatur- und Kommunikati-onswissenschaft angesiedelt. Nach Teilnahme am Kurs ver-fügen die Teilnehmenden über ein umfangreiches Wissen zu sprachmanipulierenden Werkzeugen und die Fähigkeit, Sprache variabel zu nutzen und Argumentationslinien schriftlich darzustellen.

Zur Vorbereitung lesen Teilnehmende Auszüge aus der Trilogie und analysieren vergleichend kommunikations- und literatur-wissenschaftliche Texte, die in der Kursarbeit dann als Basis für die gemeinsame wissenschaftliche Definition grundlegender Begriffe wie Dystopie, Propaganda, und Begriffen der Semantik dienen. Darüber hinaus verfassen die Teilnehmenden einen Es-say zum Thema »Ist Sprache ein Mittel der Macht?«, indem sie ihren Standpunkt (pro – kontra) begründen.

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(18. JULI BIS 3. AUGUST 2019) AKADEMIE TORGELOW 2019-6

Kurs 6.5

Kulinarische Hermeneutik Wissenstransfer auf Rezept

Rezepte antworten deutlich auf einfache Fragen: Wie-viel? Wie lange? Wie heiß? Tritt man nachdenklich vom Herd zurück, erkennt man: Sie setzen aber auch viel voraus. Man muss wissen, was »gut einfetten« bedeu-tet, Geräte besitzen und bedienen und sich die Zutaten leisten können. Kochbücher sind eng verwoben mit Bildung, Milieus und Identitäten, Machtstrukturen und Trends, Welthandel, Tagesabläufen und Gastfreund-schaft.

Der Kurs dreht den Spieß um: Statt Anweisungen rüh-rend naiv zu befolgen, lotet er ihre Hintergründe aus. Zwischen Interpretationsforschung, Ernährungswissen-schaft, Kulturgeschichte, Wissenssoziologie und histo-rischer Soziolinguistik soll die Analyse kulinarischer Texte wissenschaftliche Früchte tragen.

Zunächst werden dazu mittels wissens- und sprach-theoretischer Ansätze (Waldenfels, Sennett u.a.) Bedin-gungen und Strategien des Explizierens untersucht. Ein Schwerpunkt liegt auf dem Zusammenhang zwischen

Wissen und Tun. Auch die zentralen Themen (Identität, Macht etc.) werden theoretisch er-schlossen.

Zweitens inspiziert der Kurs kulinarische Texte aus verschiedenen Kulturen, von antiken Auto-ren wie Apicius über mittelalterliche Kräuter-bücher und frühe »Gastrosophen« (Rumohr, Brillat-Savarin etc.) bis zu Kochbibeln der Mo-derne und Promikoch-Blogs, geschrieben für so unterschiedliche Leser wie die Kaltmamsell am Fürstenhof über die Hausfrau am Nachkriegsherd bis zum WG-Bewohner beim Katerfrühstück. Europäische Texte – auch über »exotische« Speisen und Nationalkü-chen – stehen im Mittelpunkt; Exkurse in andere Tra-ditionen sind je nach Teilnehmerinteresse und -erfah-rungen erwünscht. Die Textanalyse fragt: Was zeichnet Kochbücher aus, die die Industrie schrieb? Welche Rolle spielen Illustrationen? Was unterscheidet Texte zum regulären Schweinebraten in Frankreich um 1770, im Wien um 1900 und als Blogeintrag 2017?

Praktische Übungen überprüfen drittens die Tauglich-keit theoretischer Ansätze und konkreter Anweisungen.

Jens Berger ( Jg. 1974) studierte – vor allem in Freiburg – Germanistik und Phi-losophie sowie Musikwissenschaft und Physik. Er arbeitete als Musikdramaturg für Festivals, Orchester und Chöre und lebt nun als freier Autor und Übersetzer in München. Hier schreibt er u.a. für den Bayerischen Rundfunk über Musik und Wissenschaftsthemen. Wenn er nicht gerade seine Kaffeemaschine oder eines seiner fünfzehn Fahrräder repariert, singt er Chortenor oder wälzt alte Koch-bücher. Am 1. Mai 2019 erscheint übrigens sein Buch »111 Gründe, klassische Musik zu lieben«.

Christophe Fricker ( Jg. 1978, geb. in Wiesbaden) studierte Germanistik und Politik in Freiburg, Singapur und Halifax (Kanada), promovierte in Oxford (Großbritannien), war Post-doc an der Duke University (Durham, North Carolina, USA), Sprecher einer For-schungsgruppe am Hanse-Wissenschaftskolleg und Marie Curie Fellow an der Universität Bristol (Großbritannien), wo er heute Übersetzung unterrichtet. Von 2010 bis 2018 leitete er den Thinktank Nimirum. Christophe ist der Autor, Herausgeber und Übersetzer von über 20 Büchern, er ist Fellow der Royal Society of Arts (London, Großbritannien) und zum fünften Mal Kursleiter bei der DSA.

Was konnte früher ungesagt bleiben, müsste aber heute ausformuliert werden? Der Kurs formuliert auch selbst Rezepte, zum Beispiel für einen »Super easy vegan Su-shi Burger« für Leser im Alten Rom und für getrüffelte Gänsestopfleberpastete im Buch »Kochen für blutige Anfänger«.

Mehrgleisig erkundet der Kurs so, was kulinarische Texte wollen und welche Welt ihnen zugrunde liegt. Denn man könnte die ganze Weltgeschichte nur in Re-zepten erzählen. Brühwarm!

Kursleitung

Instruieren, Interpretieren, Deglacieren – alles eine Frage der Vermittlung. Quelle: Jens Berger

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AKADEMIE TORGELOW 2019-6 (18. JULI BIS 3. AUGUST 2019)

Kurs 6.6

»Es liegt in der Luft« Kabarett und Musik

Das Kabarett bezeichnet sich gelegentlich als »zehnte Muse«, weil es keiner der übrigen Kunstrichtungen zuordenbar ist. Es tritt in vielfältigen Formen in Erschei-nung und kann auf eine lange und bewegte Geschichte zurückblicken.

Der Kurs gliedert sich in drei Teile: Zunächst gilt es, die Geschichte des Kabaretts und ihre Funktion als Spiegel der Gesellschaft in den letzten 120 Jahren zu untersu-chen und anhand von Textbeispielen in die Politik-, Gesellschafts- und Kulturgeschichte einzuordnen. Die Interaktion und Reaktion auf jeweils aktuelle Entwick-lungen verdeutlicht auch der Kurstitel: »Es liegt in der Luft« nannten Marcellus Schiffer und Mischa Spoliansky 1928 ihre Kabarettrevue, die den Zeitgeist jenes Jahr-zehnts im trubeligen Berlin aufs Korn nahm.

Der theoretische Teil des Kurses handelt von der Wir-kung der Bühnensatire: Zunächst macht sich der Kurs mit den Mitteln der Satire vertraut. Reime spielen eine

Bastian Mayerhofer (Jg. 1983) kommt aus Salzburg und studierte dort Germanistik und Psychologie. In Göttingen promovierte er zur mentalen Verarbeitung von verbalem Humor. Seit 16 Jahren steht er mit eigenen Texten auf Bühnen. Ursprünglich als Rapper, dann als Songwriter. Seit 2011 hat er mit einer Mischung aus Poetry, Comedy, Schauspiel und Musik seine künstlerische Nische gefunden. Er lebt und arbeitet in Berlin als Klein-künstler, Liedermacher, Musik-Kabarettist und Poetry Slammer. Mit seinem Kollektiv Berliner Feinkost – große KLEINkunst produziert er monatliche Bühnenshows, in denen sämtliche Teildisziplinen des Varieté Theaters miteinander kombiniert werden.

Tilman Lucke ( Jg. 1984) aus Berlin ist Kabarettist und spielt zurzeit sein achtes Soloprogramm Verdummungsverbot. Die SchülerAkademie kennt er seit 2002 als Teilnehmer und leitete später viele DSA-Kurse. 2008 wurde er in die Celler Schu-le für Textdichter aufgenommen, 2011 erhielt er den Melsunger Kabarettpreis, 2013 den Stuttgarter Troubadour und 2018 den Liedermacherpreis Hoyschrecke. In der Berliner Distel moderiert Tilman jeden Monat die Late-Night-Show Frisch gepresst. Im Alt-Berliner Kabarett Das Fliegende Brettl befasst er sich mit histo-rischen Kabarettchansons.

Kursleitung

große Rolle, da das Musikkabarett einen Schwerpunkt des Kurses bildet. Diskussionen im Kurs drehen sich um die Fragen: Wie kann Kabarett das kritische Denken der Zuschauer beeinflussen? Was darf Satire? Und gibt es etwas, was sie nicht darf? Wer würde in diesem Fall die Grenzen setzen? Kann das Kabarett mit immer präsenter werdenden Formaten konkurrieren, die sich unter dem Oberbegriff Comedy tummeln, oder sie zum Anlass für Erneuerung nehmen?

Mit diesen Erkenntnissen im Gepäck erarbeitet der Kurs ein kleines Kabarettprogramm selbst, das entsprechend dem Kurstitel auch einen Musikanteil umfassen kann. Die Teilnehmenden verfassen eigene Kabaretttexte. Bis diese auch wirklich stimmig, kritisch, komisch und pointiert sind, ist mehrmaliges Feilen und Verbessern nötig. Nachdem die Texte einstudiert sind, erfolgt eine kleine akademieinterne Aufführung. Das Auftreten vor Publikum und der souveräne Umgang mit Lampenfieber übt sich dadurch gleich mit. So erlangen die Teilneh-menden am Ende des Kurses auch noch einen realis-tischen Einblick in die Arbeit von Kabarettisten.

Für den Kurs erforderlich sind Humor, Teamfähigkeit, Spaß an der Satire und am Spielen mit der Sprache, Lust auf kritisches und freches Denken, Freude am Auf-treten, Interesse an der jüngeren deutschen Geschichte sowie Kenntnisse der deutschen Sprache auf Mutter-sprachniveau. Bühnenerfahrung und musikalische Fä-higkeiten sind keine zwingende Voraussetzung.

Und ja – Kabarett spricht man in der Tat so aus, wie man es schreibt.

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AKADEMIE BRAUNSCHWEIG I

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Fortsetzung siehe Seite 59

Internat

Auf dem Internatsgelände wohnen die Schülerinnen und Schuler sowohl im Schlossals auch in anderen modern eingerichteten Gebäuden. Die Unterbringung erfolgt inder Regel in Zweibettzimmern. In der internatseigenen, neu sanierten Mensa wird eine Vollverpflegung angeboten, bei der die Speisen durch ein eigenes Küchenteam frisch zubereitet werden.

Im Nachmittagsbereich können eine Vielzahl von Freizeitprojekten durchgeführt wer-den. Hierzu stehen die Sporthalle und der Sportplatz, der Tennisplatz, ein Beachvol-leyballfeld, ein Billardzimmer u.v.m. zur Verfügung.

Vor einigen Jahren wurde ein weiterer Neubau eröffnet, der u.a. mit einer Bibliothek,einem großen naturwissenschaftlichen Labor, neuen Projekträumen sowie einemkomfortabel eingerichteten Vortragssaal weitere Möglichkeiten bietet.

Akademie Torgelow 2019-78. bis 24. August 2019

Internatsgymnasium Torgelow

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PROGRAMM

7.1 Geometrische Gruppentheorie7.2 Polizist und Hausmeister7.3 Chemie und Nachhaltigkeit7.4 Who am I?7.5 Blockchain, Bitcoin and the Smart Economy7.6 Vom Hippie zum Hipster?

AkademieleitungBarbara Hornberger ( Jg. 1970) ist Professorin für die Didaktik der populä-ren Musik am Institut für Musik der Hochschule Osnabrück. Dort forscht und lehrt sie zu Theorie, Geschichte und Praxis populärer Musik und ih-ren Inszenierungen sowie zur Didaktik populärer Kultur. An SchülerAka-demien liebt sie die besonders dichte, kreative und motivierende Atmo-sphäre, die jedes Jahr etwas Neues möglich macht. Darum freut sie sich auf einen weiteren Abenteuer-Sommer.

Tobias Mainz (Jg. 2000) absolvierte sein Abitur 2018 in Frechen und be-gann im Oktober desselben Jahres sein Studium der Biologie. Sein augen-blickliches Fachsteckenpferd ist hierbei die Meeresbiologie, er lässt sich aber noch überraschen, was auf ihn zukommt. 2017 nahm er auch an ei-ner SchülerAkademie in Torgelow teil und empfand dieses Erlebnis als so wertvoll und prägend, dass er sich wie verrückt darauf freut, selber orga-nisatorisch dieses Jahr mitmischen zu dürfen. Seine Freizeit verbringt er größtenteils mit Musik, am liebsten aktiv mit Klarinette, Klavier oder eben allem, was er in die Hände bekommt.

Eric Rentmeister ( Jg. 1979) war, nach seinem Diplom in Schauspiel, Ge-sang und Tanz 2004 an der Folkwang-Hochschule Essen, in über 500 Vor-stellungen im Musical Cabaret in Berlin als Conférencier zu sehen. Danach führten ihn zahlreiche Schauspiel- und Musiktheater-Produktionen durch ganz Europa. Daneben arbeitet er regelmäßig als Regisseur und Choreograf. Er ist Mitbegründer des Brachland-Ensembles und entwickelt mit ihm neue Projekte. In Osnabrück unterrichtet er Musicalstudenten, außerdem ist er zertifizierter Lehrer für Alexander-Technik bei der Alexander Technique In-ternational. Bei der DSA ist er seit 2009 mit an Bord.

Leitung kursübergreifende Musik

Elisabeth Rieß (Jg. 1988) wurde in Bayreuth geboren und entdeckte schon früh ihre Leidenschaft, auf der Bühne zu stehen. Nach dem Abitur am Mu-sischen Gymnasium begann sie ihre zweijährige Ausbildung zur staatlich geprüften Chor- und Ensembleleiterin im Profil »Musical« an der Berufs-fachschule für Musik Sulzbach-Rosenberg. 2015 schloss sie ihr Bachelor-studium zur Musicaldarstellerin und Vokalpädagogin an der Hochschule Osnabrück (Institut für Musik) ab. Nach dem Studium arbeitete sie als Live Entertainerin im Premium-Club-Unternehmen Aldiana in der Türkei und in Österreich, wo sie die Theaterleitung übernahm und selbst täglich auf der

Bühne stand. Seit Mai 2018 unterrichtet sie an verschiedenen Musikschulen Chor, Tanz und Gesang und arbeitet als frei schaffende Musicaldarstellerin, Sängerin und Schauspielerin.

Schloss Torgelow

Schlossstr. 1

17192 Torgelow am See (Waren)

www.schlosstorgelow.de

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(8. BIS 24. AUGUST 2019) AKADEMIE TORGELOW 2019-7Kurs 7.1

Geometrische Gruppentheorie

Jens Reinhold ( Jg. 1992) begeistert sich schon lange für abstrakte Ideen. Nach dem Abitur studierte er Mathematik in Bonn und begann danach ein Promoti-onsstudium an der Stanford University (Kalifornien, USA). Zurzeit schreibt er an seiner Doktorarbeit, die sich mit Mannigfaltigkeitsbündeln befasst. Diese sind Objekte der Topologie, einem modernen Teilgebiet der reinen Mathematik, das geometrische Objekte in beliebig vielen Dimensionen untersucht. Falls er dafür Zeit hat, liebt er es zu reisen, zu lesen und Zeit mit außergewöhnlichen Menschen zu verbringen. Die diesjährige Akademie ist seine vierte DSA.

Anna Schmitz (Jg. 1996) absolvierte ein Bachelor- und Masterstudium der Ma-thematik in Köln. Dies setzt sie derzeit mit dem Master of Advanced Study in Pure Mathematics an der Universität Cambridge (Großbritannien) fort. Sie ist fasziniert von abstrakten Strukturen und beschäftigt sich am liebsten mit Algebra und algebraischer Geometrie. Auf den Geschmack gekommen ist sie durch diverse Sommerakademien, unter anderem war sie 2012 selbst als Teil-nehmerin bei der DSA. In ihrer Freizeit spielt sie Querflöte, geht joggen und verbringt gerne Zeit mit ihrer Tennismannschaft.

Kursleitung

»AS FOR EVERYTHING ELSE – SO FOR A MATHEMATICAL THEORY: BEAUTY CAN BE PERCEIVED BUT NOT EXPLAINED.«

ARTHUR CAYLEY, 1821–1895

Gruppen formalisieren das Konzept der Symmetrie und sind von großer Bedeutung für die Mathematik und Physik. We-sentlich an der Entwicklung des Gruppenbegriffs beteiligt war der britische Mathematiker Arthur Cayley. Er legte außerdem den Grundstein für die geometrische Gruppentheorie, indem er eine Zuordnung von den zunächst sehr abstrakten Gruppen zu den viel anschaulicheren Graphen schuf. Anhand des heute als Cayley-Graph bezeichneten Objektes kann eine Gruppe als geometrisches Ob-jekt aufgefasst werden. Diese Sichtweise ermöglicht es, algebraische Fragestel-lungen auf geometrische Weise zu beant-worten. Die geometrische Gruppentheorie ist ein modernes und aktives Forschungsgebiet der reinen Mathematik.

Ziel des Kurses ist es, einen Einblick in diese Theorie zu geben, die eine Schnittstelle der mathematischen Gebiete Algebra, Geometrie, und Graphentheorie bildet. Um das zu erreichen, erhalten die Teilnehmenden zu Beginn des Kurses einen Überblick über bestimmte mathematische Konzepte, die im Mathematikstudium während der ersten Semester behan-delt werden.

Die notwendigen Definitionen der Graphen- und Gruppenthe-orie, sowie Grundlagen über metrische Räume erarbeiten sich die Teilnehmenden zu Beginn des Kurses anhand von Refera-ten. Darauf aufbauend werden Beispiele von Gruppen, Grup-penwirkungen und Elemente der Graphentheorie besprochen.

Schließlich wird der Cayley-Graph eingeführt, sowie einige Werkzeuge zur Analyse dessen Struktur, beispielsweise Wachstumsfunkti-onen auf Graphen. Mit dieser Vorarbeit ist es möglich, die verblüffenden Ergebnisse über

abstrakte Gruppen, die sich aus der genaueren Untersuchung ihrer assoziierten Cayley-Graphen ergeben, zu verstehen. Trotz ihrer fortgeschrittenen Natur werden die zentralen Kurs-inhalte anhand geometrischer Anschauung auch ohne über

den Schulstoff hinausgehende mathematische Vorkenntnisse gut zugänglich sein.

Neben dem Erlernen konkreter Inhalte geht es auch darum, einen Eindruck von Mathematik auf universitärem Niveau zu gewinnen. Das rigorose mathematische Beweisen hat eine ganz eigene Ästhetik und erfordert einen hohen Grad von Abstrak-tion. Dem begegnen die Teilnehmenden insbesondere gegen Ende des Kurses, wenn sie tief in die Beweise der Sätze von Švarc-Milnor und Gromov eintauchen.

Der Cayley-Graph einer freien Gruppe von Rang zwei; Quelle: Wikipedia Commons

Für den Kurs sind keine besonderen Vorkenntnisse erforderlich.

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AKADEMIE TORGELOW 2019-7 (8. BIS 24. AUGUST 2019)

Kurs 7.2

Polizist und Hausmeister Die Zellen unseres Immunsystems

Wie bekämpft der Körper Bakterien und Viren? Wie wir-ken Impfstoffe? Wie kommunizieren Immunzellen? Kurz: Wie funktioniert das menschliche Immunsystem?

Das Immunsystem basiert auf dem Zusammenspiel ver-schiedenster Zellen und Botenstoffen und kann in zwei große Blöcke aufgeteilt werden: das angeborene Immun-system, das schnell und unspezifisch auf Erreger reagiert, sowie das adaptive Immunsystem, das langsamer ist, aber maßgeschneiderte Lösungen bereitstellt. Beide Teile müssen perfekt aufeinander abgestimmt sein und nahtlos ineinandergreifen, um eine funktionale Immunantwort zu gewährleisten. Neben der Abwehr von Erregern sind Im-munzellen essentiell für den Gewebehaushalt. Sie bekämp-fen Krebszellen, entsorgen beschädigte oder tote Zellen und sind an der Geweberegeneration nach Verletzungen beteiligt.

Der Kurs befasst sich mit den Grundlagen dieses kom-plexen Systems, sowie den Folgen von Fehlfunktionen innerhalb des Systems. Zudem gibt er einen Einblick in praktische wissenschaftliche Fragestellungen und Daten-auswertung.

Zu Beginn des Kurses setzen die Teilnehmenden das Im-munsystem mit Hilfe von vorbereiteten Kurzreferaten zu den unterschiedlichen Immunzellen zusammen. Darauf aufbauend erarbeiten die Teilnehmenden verschiedene Szenarien, in denen das Immunsystem aktiv werden muss, um ein tieferes Verständnis für das Zusammenspiel der un-terschiedlichen Akteure zu bekommen.

Die Teilnehmenden erar-beiten sich in Kleingrup-pen und anhand aktueller Fachliteratur was passiert, wenn sich das Immunsystem gegen den eigenen Körper richtet (Autoimmunerkrankung) oder versagt (Immundefizienz).

Katharina Glaser ( Jg. 1991) studierte im Bachelor Molekulare Medizin und im Master Molekularbiologie in Göttingen. Während eines Auslandssemesters in Cambridge (England) sammelte sie erste Erfahrungen in der immunologischen Forschung und ist seitdem nicht mehr davon losgekommen. Seit 2017 promoviert sie am Max-Planck-Institut in Freiburg zur Frage, wie Immunzellen im Körper wandern und sich im Gewebe positionieren. Neben ihrem Engagement in der Sprachförderung von Geflüchteten verbringt sie ihre Freizeit am liebsten mit Geige Spielen, Singen und Kuchenbacken.

Ev-Marie Schuster (Jg. 1992) studierte Molekulare Medizin an der Universität Ulm. Während ihrer Masterarbeit an der Universität Padua (Italien) entdeckte sie ihre Faszination für Zellbiologie und Zellorganellen. Seit 2016 arbeitet sie am Max-Planck-Institut in Freiburg an ihrer Doktorarbeit. Dabei erforscht sie, wie Zellorganellen an der Aktivierung von Immunzellen beteiligt sind. Ihre Lieblingsmethode ist die Fluoreszenzmikroskopie. Auch außerhalb des Labors erstellt sie gerne Bilder mit Acrylfarben oder Stiften. Sie ist außerdem eine lei-denschaftliche Köchin und spielt gerne Gemeinschaftsspiele.

Im letzten Teil des Kurses bekommen die Teilnehmenden einen praktischen Einblick in die immunologische For-schung und lernen zwei Standardmethoden der Immuno-logie kennen: Durchflusszytometrie und hochauflösende Lebendzell-Mikroskopie. Nach der Erarbeitung des Prin-zips der Methoden analysieren die Teilnehmenden echte Datensätze mit verschiedenen Programmen und werten die Ergebnisse aus.

Kursleitung

Fluoreszenzfärbung von Hautgewebe: Blut- und Lymph-gefäße (blau) mit Immunzellen: Mastzellen (pink) und

Makrophagen (grün); Quelle eigene Aufnahme

Für den Kurs sind keine speziellen Vorkenntnisse erforderlich.

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(8. BIS 24. AUGUST 2019) AKADEMIE TORGELOW 2019-7Kurs 7.3

Chemie und Nachhaltigkeit

Nahezu täglich sind in den Medien Schlagzeilen wie z.B. »Fahrverbote aufgrund der Stickoxid-Belastung sind nicht mehr ausgeschlossen.« oder »Mikroplastik-Eintrag in den Meeren nimmt immer weiter zu.« zu lesen. Dennoch zei-gen viele Studien, dass das Nachhaltigkeits- und Umwelt-bewusstsein in der Bevölkerung stetig zunimmt. In diesem Spannungsfeld zwischen Chemie und Nachhaltigkeit ist dieses Kursangebot angelegt. Die Teilnehmenden erarbei-ten zunächst auf chemisch-experimenteller Ebene die na-turwissenschaftlichen Hintergründe zu den Themenfeldern Stickstoff-Eintrag, Mikroplastik und Ernährung, bevor in einem nächsten Schritt Möglichkeiten und Grenzen einer nachhaltigen Chemie diskutiert werden.

Während der Erarbeitungsphase werden aktuelle For-schungsergebnisse aus der Wissenschaft herangezogen; dort publizierte experimentelle Ansätze dienen als Basis für

die Versuche, die die Teilnehmenden mit möglichst ein-fachen Aufbauten und Chemikalien selbständig nachkon-struieren und ggf. optimieren. So wird beim Themenkom-plex Mikroplastik beispielsweise primäres Mikroplastik in verschiedenen Kosmetikartikeln mit Hilfe einer Kaffeepad- oder Siebdruckkaffeemaschine separiert. Ebenfalls wird an dieser Stelle in einem experimentellen Forschungsansatz der Frage nachgegangen, wie sich bereits in die Umwelt eingetragenes Mikroplastik, sowohl primär als auch sekun-där, aus dem Sediment mithilfe einer Dichtetrennmethode entfernen lässt.

Bei jedem Thema wird der Bogen zwischen der fachlich-naturwissenschaftlichen Betrachtung und der nachhaltigen Sichtweise gespannt. So werden beispielsweise großtech-nische Möglichkeiten und Grenzen einer Mikroplastik-entfernung aus dem Sediment und verschiedenen Gewäs-sertypen diskutiert und Ansätze einer nachhaltigen Ver-meidung bzw. Verringerung des (Mikro-)Plastikeintrages vergleichend betrachtet.

Marco Beeken ( Jg. 1981) begeisterte sich schon während seiner Schulzeit für die naturwissenschaftlichen Fächer. Nach seinem Zivildienst in einem Kranken-haus studierte er die Fächer Chemie und Biologie für das Lehramt an Gymnasi-en an der Universität Oldenburg. Nach dem Studium promovierte er – ebenfalls in Oldenburg – über die Identifikation, Forderung und Förderung von natur-wissenschaftlich besonders begabten Schülerinnen und Schülern. Dieses führte auch dazu, dass er im Jahr 2007 in Marburg seine erste SchülerAkademie als Kursleiter betreut hat. Nach der Promotion arbeitete er als Lehrer an verschie-denen Schulen in Niedersachsen, bevor er im Jahr 2015 einen Ruf auf eine Pro-

fessur für Chemiedidaktik an die Universität Osnabrück annahm. Seine Freizeit widmet er zu großen Teilen der Kommunalpolitik.

Lars Otte (Jg. 1996) ist derzeit Masterstudent für die Fächer Biologie und Chemie auf Gymnasiallehramt und beginnt ab Februar 2019 seine Promotion in der Ar-beitsgruppe Chemiedidaktik der Universität Osnabrück. Schon während seiner Schulzeit interessierte er sich in besonderem Maße für die Naturwissenschaften und für das Fach Musik. Das Abitur legte er im Jahr 2014 ab, Bachelor- und Mas-terstudium erfolgten zwischen Oktober 2014 und Februar 2019. Seine Masterar-beit setzte sich mit der Konzeption eines Schülerlaborsettings zum Thema »Gin und Tonic Water« für besonders begabte Schülerinnen und Schüler der gymnasi-alen Oberstufe auseinander. In seiner Freizeit beschäftigt er sich im besonderen

Maße mit der Musik und macht dort eine Ausbildung zum Kirchenmusiker mit Orgel und Gesang und spielt Schlagzeug in einer Big Band.

Die übrigen Themen erarbeiten die Teilnehmenden in ähnlichen Vorgehensweisen. So werden z.B. hinsichtlich des Themenkomplexes Nitrat diverse Gewässerproben, die an verschiedenen Stellen zu verschiedenen Jahreszeiten entnommen worden sind, zur Verfügung gestellt. Hier er-arbeiten die Teilnehmenden verschiedene nasschemische Methoden zur Bestimmung des Nitratgehaltes und disku-tieren die erhobenen Werte im Kontext der Nachhaltigkeit. Ebenfalls wird ein maker-basierter »low-cost«-Nitratsensor konstruiert, der eine rasche und unkomplizierte Bestim-mung der Nitratwerte erlaubt.

Es ist ausdrücklich erwünscht, neben den hier vorgeschla-genen Themenkomplexen einige Ideen in den Kurs einzu-bringen und selbständig zu erarbeiten.

Kursleitung

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AKADEMIE TORGELOW 2019-7 (8. BIS 24. AUGUST 2019)

Kurs 7.4

Who am I?Persönlichkeitspsychologie – Vom Konstrukt zur Studie

Sind intelligente Menschen immer schüchtern? Was ist über-haupt Extraversion? Bestimmt meine Persönlichkeit wie ich mich verhalte? Kann ein Mensch sich wirklich ändern? Wie messe ich eigentlich Persönlichkeit auf wissenschaftliche Wei-se?

Dieser Kurs beschäftigt sich mit der Persönlichkeitspsycho-logie in Theorie und Forschung. Dafür erarbeiten sich die Teilnehmenden im ersten Teil des Kurses verschiedene Per-sönlichkeitsmodelle und untersuchen im Anschluss daran den Zusammenhang der Persönlichkeit mit anderen psycholo-gischen Konstrukten. In Kleingruppen setzen sie sich mit den verschiedenen Bereichen – Kogniti-on, Intelligenz, Emotion, Genetik und Umwelt – auseinander und stellen diese anschließend den anderen vor. Durch einen kurzen Exkurs in das Feld der klinischen Psychologie erfahren die Teilnehmenden, was unter einer Persönlichkeitsstörung verstanden wird, wie

man diese diagnostizieren kann und welche Schwierigkeiten dabei entstehen können.

Im zweiten Teil lernen die Teilnehmenden die Methoden der Psychologie kennen und führen eine Studie durch, die auf dem Wissen der Persönlichkeitspsychologie basiert. Hierfür untersuchen sie zunächst, was einen guten Fragebogen aus-macht und designen anschließend eine eigene kleine Studie mit allem was dazugehört. Die Teilnehmenden führen selbst eine Literatursuche durch, befragen Versuchspersonen und werten die Daten aus. Dazu gibt es eine kleine Einführung in

die Statistik, sowie in das compu-tergestützte Datenauswertungspro-gramm »R«. Anschließend schrei-ben sie die gelernten Inhalte und eigenen Befunde in der Art einer

psychologischen Publikation zusammen.

Am Ende des Kurses haben die Teilnehmenden einen Einblick in die Grundlagen der Psychologie sowie ihre verschiedenen Methoden und die Thematik der Persönlichkeitspsychologie.

Laura Berkemeyer ( Jg. 1994) studiert im Master Psychologie mit Schwer-punkt Personal & Wirtschaft und konnte bereits in Neuseeland und Pe-ru eine neue Perspektive auf die Psychologie gewinnen. Ihre Masterarbeit schrieb sie in der Statistik und entwickelte einen eigenen kleinen Test zum figuralen Gedächtnis. Neben dem Studium spielt Laura auf der ganzen Welt, aber vor allem in Münster, Improtheater mit »Peng! Improtheater«. Sie lässt sich keine Gelegenheit entgehen, eine gute Runde Karten zu spielen oder auf der Tanzfläche sowohl Westcoastswing als auch Standard zu tanzen.

Anika Spiesberger ( Jg. 1994) schließt gerade ihren Bachelor in Psychologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München ab. An der Psychologie hat sie schon immer die Vielseitigkeit fasziniert, sodass sie auch außerhalb der Universität und während eines Auslandssemesters in Brasilien versuchte, verschiedene Facetten des Faches kennenzulernen. Trotzdem kann sie ihre Liebe zur Mathematik nicht ganz verleugnen. Aus diesem Grund hat sie vor, ab dem Wintersemester den Master in Human Factors in Engineering an der Technischen Universität München zu studie-ren. In ihrer Freizeit reist, tanzt und liest Anika, wann immer die Zeit es ihr erlaubt.

Kursleitung

Sie verstehen Persönlichkeit aus psychologischer Sicht und probieren selbst aus, wie Forschung und wissenschaftliches Arbeiten in der Psychologie funktioniert.

Im Kurs werden die Teilnehmenden zum selbstständigen Ar-beiten angeleitet. Wie im Psychologiestudium werden sie Refe-rate halten, an Diskussionen teilnehmen, sich Themen erarbei-ten und gegenseitig vermitteln, sowie eine Studie durchführen und auswerten. Hinzu kommt das Recherchieren und Lesen von psychologischen Papern und zum Schluss das Verfassen eines eigenen wissenschaftlichen Textes.

Die Teilnehmenden erarbeiten vor dem Kurs ein Referat zu einem speziellen Thema mit entsprechender Literatur.

Die Big Five: ein Persönlichkeitsmodell, Quelle: eigene Abbildung

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(8. BIS 24. AUGUST 2019) AKADEMIE TORGELOW 2019-7Kurs 7.5

Blockchain, Bitcoin and the Smart Economy Spätestens seit der Spekulationsblase 2017, bei der sich der Preis von Bitcoin verzwanzigfachte, hat jeder von Bitcoin ge-hört. Doch kaum einer versteht, was sich wirklich hinter den kryptischen Begriffen wie »Cryptocurrencies« und »Block-chains« verbirgt. Im Kurs lernen die Teilnehmenden, wie Bitcoin versucht, das Bankenwesen zu revolutionieren, wie die Technologie der Blockchain dahinter funktioniert und welche Möglichkeiten sich daraus für die so genannte »Smart Econo-my« ergeben.

Blockchains sind kryptographische Algorithmen die es möglich machen, Computerprogramme dezentral auf vielen Rechnern weltweit verteilt auszuführen. Im Falle von Bitcoin werden Konten dezentral geführt, ohne, dass dafür eine Bank notwendig wäre. Das erlaubt einem, weltweit schnell, sicher und (fast) gebührenfrei Geld zu verschicken – im Gegensatz zu teuren Kreditkartenzahlungen (Gebühren!), langsamen Überweisungen (nächster Werktag!) und unsicheren Bargeld-transaktionen (Diebstahl, Fälschungen!). Dies wird ermöglicht durch ein komplexes System kryptographischer Algorithmen und wirtschaftlicher Anreize, welches sicherstellt, dass Konten auf Tausenden von Computern gleichzeitig verwaltet werden,

sich dabei aber alle »ehrlich« an die Regeln halten – d.h. dass kein böswilliger Teilnehmer Zugriff auf das Geld eines fremden Kontos kriegen kann.

Der Kurs beschäftigt sich damit, wie Blockchains funktio-nieren, angefangen bei der kryptographischen Architektur, auf der die Technologie aufbaut, bis hin zu den finanzma-thematischen Prinzipien, die sicherstellen, dass alle Compu-ter im dezentralen Netzwerk korrekt arbeiten. Die Teilneh-menden erarbeiten sich zunächst, welche unterschiedlichen technischen Komponenten es im Bitcoin-Netzwerk gibt und wie sie funktionieren. Was z.B. sind Wallets, Nodes, Miner, Public und Private Keys? Und wie verteidigen sich Blockchains gegen Hacker? Und warum hat es in der Vergangenheit doch immer wieder milliardenschwere Hackerangriffe gegeben?

In Rollenspielen und Gruppen-Diskussionen nehmen die Teil-nehmenden die Positionen unterschiedlicher wirtschaftlicher und politischer Interessensgruppen ein, wie die von Inve-storen, Benutzern (z.B. Online-Shops), Blockchain-Entwick-lern, Regierungen, Unternehmern (»Fintech«) und Tradern. Wie kam es 2017 zu der außergewöhnlichen Spekulations-blase und wer hat davon profitiert? Sind traditionelle Banken eigentlich für oder gegen Bitcoin?

Thomas Berndt ( Jg. 1987) studierte Physik und Geophysik in Groß-britannien, Spanien und Belgien und promovierte in London (Groß-britannien) in Geophysik. Er war daraufhin ein Jahr lang als Unter-nehmensberater in einer Finanz- und IT-Beratung tätig und begann dort, sich für Blockchains zu interessieren. Derzeit ist er wieder Wis-senschaftler; an der Universität Peking (China). 2006 war er Teilneh-mer bei der DSA in Hilden im Kryptographie-Kurs »Geheime Mathe-matik«. In seiner Freizeit lernt er Chinesisch, schwimmt und läuft.

Marco Grabowski ( Jg. 1991) studierte an der Universität Bielefeld Physik, wobei er 2012/13 zwei Semester an der Universidad Complutense in Madrid (Spanien) verbrachte. 2017 schloss er sein Masterstudium der Physik an der Universität Bielefeld ab. Mittlerweile arbeitet er in der Entwicklungsabteilung eines mittelständischen Unternehmens und ent-wickelt dort in einem interdisziplinären Team Treibersoftware für eine Maschine. Marco interessiert sich sehr für Sprachen. Außerdem tanzt er seit Jahren gerne argentinischen Tango, worin er nach seiner dreijährigen Tangolehrer-Ausbildung auch Unterricht gibt. Am meisten Spaß macht es ihm, den Studierenden der Universität Bielefeld den Spaß am Tangotanzen näherzubringen.

Die Teilnehmenden lernen in Einzel- und Gruppenar-beit zahlreiche Blockchain-Anwendungen kennen, die weit über einfache Bezah-lungen mit Bitcoin hinaus-gehen: »Smart Contracts« erlauben es, nicht nur Online-Bezahlungen ohne Bank-/Kreditkartenunter-nehmen auszuführen, son-

dern ganze Finanzprodukte wie Versicherungspolicen ohne Versicherungsunternehmen oder Finanz-Derivate ohne Börse zu digitalisieren. Auch die politische Diskussion wird thema-tisiert: Wieso z.B. werden Blockchains in manchen Ländern gefördert, in anderen hingegen verboten? Und wie könnte eine »Smart Economy« aussehen, bei der fast alle Verträge nicht von Menschen, sondern von Computern durchgesetzt werden?

Der Kurs befindet sich an der Schnittstelle zwischen Techno-logie und Finanzwelt (»Fintech«) und beschäftigt sich sowohl mit der Technologie als auch mit Finanzwesen, Wirtschaft und Startup/Unternehmertum.

Kursleitung

Bitcoin als dezentrale Alternative zu traditio-nellen Währungen und Banken.

Quelle: https://tinyurl.com/ycf24c2z (CC0 1.0)

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AKADEMIE TORGELOW 2019-7 (8. BIS 24. AUGUST 2019)

Kurs 7.6

Vom Hippie zum Hipster?Die Deutsche Musikszene nach 1968 auf Identitätssuche

Von »Sag mir, wo die Blumen sind« über »Da Da Da«, »Fremd im eigenen Land« und »Dickes B« bis hin zu »Barfuß am Klavier« – die deutsche Musikszene nach 1968 bringt vielfältige Strömungen und schließlich auch Sub-kulturen hervor. Nicht zuletzt sind es die »Hippies« und »Hipster«, von denen die Rede ist.

Wer ist damit gemeint und welche Auffassungen von Iden-tität verbergen sich hinter diesen Labels? Welche Kultur-geschichte wird hier erzählt und wie kommt es, dass die neue deutsche Welle, Indierock, HipHop und Dub beinahe gleichzeitig populär werden? Gibt es ein gemeinsames identitätsstiftendes musikalisches Bewusstsein auf nationa-ler Ebene?

Mit Blick auf die soziohistorischen Hintergründe steht im Kurs die Suche nach Identitäten im Kontext von Musik im Mittelpunkt. Die deutsche Wiedervereinigung ‘89/’90 stellt ein Schlüsselereignis der zeitgeschichtlichen Ent-wicklungen dar, doch auch Themen wie Zuwanderung,

Franka Luise Deister ( Jg. 1993) zog es nach dem Abitur in den Norden Deutsch-lands (Kiel), wo sie ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) im Bereich Kultur absol-vierte. Anschließend erwarb sie einen kulturwissenschaftlichen Bachelor mit Schwerpunkt Musik und auditive Kultur, postkoloniale Theorie sowie Bildungs-wissenschaften in Lüneburg. Für einen Master in Musikvermittlung verschob sich der Lebensmittelpunkt dann wieder gen Süden, diesmal nach Bozen (Italien). Dort bewegt sich die passionierte Konzert- und Theatergängerin zwischen Bergluft, Uni und Orchestersaal und geht ihrer Vorliebe für Kulinarik und Sprachenvielfalt im südtirolerisch-italienischen Flair nach.

Den gebürtigen Rheinländer Moritz Land (Jg. 1993) zog es während seines Mu-sikwissenschaftsstudiums im Rahmen eines Praktikums von Bonn nach Berlin. Dort arbeitete er drei Jahre in einem Tonstudio bevor er 2016 sein künstlerisches Bachelorstudium der Jazzgitarre an der Hochschule für Musik und Theater »Felix Mendelssohn-Bartholdy« in Leipzig begann. Er war selbst Teilnehmer der Deut-schen SchülerAkademie 2010 in der Grovesmühle. Zurzeit ist er neben seinem Studium als Gitarrenlehrer und freischaffender Musiker in diversen Bands und Projekten tätig. Außerdem ist er leidenschaftlicher Kaffeetrinker und Koch.

Kursleitung

Rassismus, ein neues Umweltbewusstsein und Fragen zur Geschlechter(un-)gleichheit nehmen Einfluss auf die musikalischen Publikationen. Wie geht die deutsche Mu-sikszene mit diesen Themen um und welche gesellschafts-politischen Fragen werden aufgeworfen, diskutiert und vielleicht auch beantwortet?

Diese Fragen werden anhand ausgewählter Stationen der deutschen Musikgeschichte von den 70ern bis in die Ge-genwart untersucht und mit anderen historischen Ereignis-sen ihrer Zeit kontextualisiert. Ein Fokus liegt schließlich auf dem Hier und Jetzt und der Frage, was die Identität in der Musik der Gegenwart ausmacht und wie ihr Bedeu-tung verliehen wird. Damit diese Frage nicht offen bleiben muss, erlaubt eine Einführung in die praktische Improvi-sation den Teilnehmenden die aktive Entwicklung eigener musikalischer Narrative. Durch die Analyse von Songtexten und musikalischen Strukturen wird nachvollzogen, wie man mit Musik Stimmungen, Meinungen und Weltbilder kreieren kann.

Referate bilden den Ausgangspunkt für die theoretisch-analytische Diskussion, woraufhin durch die praktische Arbeit mit Lyrics bis hin zur Gestaltung eines Albumcovers auch eigene Songs entstehen können. Ziel ist die theore-tische wie praktische Erarbeitung zentraler musikalischer Strömungen nach 1968 und die persönliche Einordnung ihrer Relevanz.

Im Kurs sind alle Musikbegeisterten herzlich Willkommen!

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AKADEMIE BRAUNSCHWEIG I

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Die JGW- SchülerAkademien

JGW-SchülerAkademien

Wer selbst das große Glück hatte, an einer SchülerAkademie teilzunehmen, weiß, wie besonders, bereichernd und prägend dieses Erlebnis ist. Rückblickend möchte man es unter keinen Umständen missen und ist dankbar für diese erhaltene Chance.

Jedes Jahr können zahlreiche hochmotivierte Schülerinnen und Schüler nur deshalb nicht in den Genuss einer SchülerAkademie kommen, weil nicht in gleicher Zahl Plät-ze zur Verfügung stehen wie geeignete Teilnehmende. Deshalb haben es sich ehema-lige Teilnehmende der Deutschen SchülerAkademie zur Aufgabe gemacht, zusätzlich zum bestehenden Programm weitere SchülerAkademien nach demselben Konzept anzubieten. So soll noch mehr Schülerinnen und Schülern das Erlebnis einer Schüler-Akademie ermöglicht werden.

Aus diesen Überlegungen entstand der Verein Jugendbildung in Gesellschaft und Wissenschaft e.V. (JGW), der seit 2004 die JGW-SchülerAkademien unter dem Dach der Deutschen SchülerAkademie ausrichtet. Organisiert werden die Akademien von einem ehrenamtlich arbeitenden Team aus Schülerinnen und Schülern, Studierenden und jungen Berufstätigen in enger Kooperation mit den von Bildung & Begabung gG-mbh ausgerichteten SchülerAkademien. Auch die Kurs- und Akademieleitenden der JGW-Akademien arbeiten ausschließlich ehrenamtlich und sind meist Ehemalige der Deutschen SchülerAkademie oder der JGW-Akademien.

Dauer

Mit 11 Tagen Dauer sind die beiden JGW-Akademien etwas kompakter als die üb-rigen SchülerAkademien. Der Ablauf entspricht dennoch im Kern dem Ablauf der 16-tägigen SchülerAkademien (siehe Seite 15) mit Exkursionstag, Rotation, Konzert, Abschlussabend etc.

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Teilnahmebedingungen

Die Teilnahmebedingungen sowie das Bewerbungsverfahren sind mit den von der Deutschen SchülerAkademie angebotenen Kursen identisch. Das heißt, es können bei der Bewerbung sowohl Kurswünsche für die Deutsche SchülerAkademie als auch für die JGW-SchülerAkademien angegeben werden. Die Zuteilung der Kurse geschieht durch die Geschäftsstelle der Deutschen SchülerAkademie. Erst nach der Zuteilung wird die weitere Organisation und Betreuung vom JGW-Team übernommen.

Kosten/Ermäßigung oder Erlass

Aufgrund der mit 11 Tagen kürzeren Dauer wird von den Teilnehmenden der JGW-SchülerAkademien eine Eigenbeteiligung von 410 Euro erwartet. Hinsichtlich einer Ermäßigung oder eines Erlasses der Eigenbeteiligung gelten die gleichen Bedingungen wie bei der Deutschen SchülerAkademie (siehe Seite 18), d.h. die Eigenbeteiligung kann ermäßigt oder ganz erlassen werden, wenn die Einkommensverhältnisse der Familie die Zahlung der Eigenbeteiligung nur zum Teil oder gar nicht zulassen. Die Platzvergabe erfolgt ohne Berücksichtigung der Einkommensverhältnisse. Ein Antrag auf Ermäßigung oder Erlass ist erst nach Erhalt der Teilnahmezusage bei der Ge-schäftsstelle der Deutschen SchülerAkademie zu stellen.

Weitere Projekte

Neben den zwei JGW-SchülerAkademien wird vom Verein JGW die Nachhaltigkeits-Akademie, d.h. eine SchülerAkademie unter dem Oberthema Nachhaltigkeit, organi-siert (siehe Details ab Seite 95). Weiterführende Informationen zur Arbeit des Vereins, zu den Organisationsteams und den Projekten sind auf www.jgw-ev.de zu finden.

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AKADEMIE BRAUNSCHWEIG I

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Die Historisch-Ökologische Bildungsstätte Emsland in Papenburg liegt im nordwest-lichen Niedersachsen inmitten eines vor mehreren hundert Jahren trockengelegten Moorgebietes. Am westlichen Rand von Papenburg gelegen, ist das über fünf Hektar große Außengelände von kleinen Kanälen durchzogen, die in einen großen See mün-den. Mit den hauseigenen Ruderbooten können der See und die Kanäle erkundet werden.

Unmittelbar an den See grenzt das langgezogene Haupthaus, an dessen Seeseite sich ein durchgehender Wintergarten mit zahlreichen exotischen Pflanzen befindet. Die Zimmer im Haupthaus öffnen direkt zum Wintergarten mit Blick auf den See. Die Unterbringung erfolgt in Zwei- oder Dreibettzimmern.

Mit den Fahrrädern des Standorts kann die nähere Umgebung erkundet werden. Weiter entfernte Ziele wie die Meyer Werft, in der u.a. große Kreuzfahrtschiffe gebaut werden, stehen im Rahmen der Exkursionen auf dem Programm; weitere Ausflugs-ziele beinhalten beispielsweise Führungen durch das Barockschloss Clemenswerth oder Fahrradtouren zusammen mit dem Naturschutzbund in das nahegelegene Moor.

Fortsetzung siehe Seite 87

JGW-SchülerAkademie Papenburg 2019-16. bis 17. August 2019 Historisch-Ökologische Bildungsstätte Emsland in Papenburg

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PROGRAMM

JGW-1.1 Mathematische PhantomeJGW-1.2 Vom Leben und Sterben der SterneJGW-1.3 Ein Wirt, viele ungebetene GästeJGW-1.4 Dem Menschenrecht auf der SpurJGW-1.5 Ein Raum – zwei Welten?JGW-1.6 (Kein) Clash of Cultures?

Akademieleitung

Katja Budde ( Jg. 1997) kommt ursprünglich aus Ostwestfalen-Lippe. Aufge-wachsen ist sie aber in Andernach am Rhein, wo sie 2016 ihr Abitur machte. Seit 2017 studiert sie Ernährungswissenschaften an der Justus-Liebig-Univer-sität in Gießen. 2015 nahm sie selbst am Kurs »Von Dunkelstrom und Lichtbre-chung« der JGW-SchülerAkademie in Papenburg teil und freut sich nun darauf, als Akademieleitung nach Papenburg zurückzukehren. Wenn sie nicht gerade auf Reisen ist, liest sie gerne ein gutes Buch, geht zum Bogenschießen oder Tanzen.

Juri Jegelka (Jg. 1997) studiert Molekulare Biotechnologie in Heidelberg. Die-sen Sommer schließt er das Bachelor Studium ab. Er interessiert sich besonders für die Biomedizin, Neurowissenschaften und Biopsychologie. Außerhalb der Universität trifft man ihn beim Lesen, Yoga oder Tanzen. Mit seinen Freunden kocht er gerne und verbringt gesellige Abende in der WG-Küche. Im Sommer 2015 nahm Juri selbst an einer JGW-SchülerAkademie in Papenburg teil. Seit-dem übernahm er verschiedene Aufgaben im SchülerAkademie-Team und freut sich dieses Jahr auf die Akademieleitung.

Vinzenz Jüttner ( Jg. 1998) absolvierte 2016 sein Abitur und studiert momen-tan Physik an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf. Seit er 2015 selbst am Kurs »Von Dunkelstrom und Lichtbrechung« teilnahm, unterstützt er den JGW bei der Ausrichtung weiterer SchülerAkademien und ist in diesem Jahr wieder als Akademieleiter direkt vor Ort mit dabei. In seiner Freizeit beschäf-tigt er sich gerne mit Dingen, die er nicht versteht, oder tut Dinge, die er nicht kann – probiert sich also am Musizieren, Kochen, Programmieren und vielen weiteren Dingen aus.

Leitung kursübergreifende Musik

Charlotte Mertz (Jg. 1995) zog es nach ihrem Abitur am Landesmusikgym-nasium Montabaur ins Ausland. Nach einem Jahr Selbstfindung und Hobbit-suche in Neuseeland begann sie mit ihrem Studium. Aktuell studiert sie an der Hochschule für Musik und Tanz Köln Lehramt mit den Fächern Musik und Englisch. Dabei hegt sie eine besondere Liebe zu den britischen Inseln. Sie singt in diversen Chören und in einer Band, leitet oft auf Akademien des CdE e.V. den »Großen Chor« und ist für viele musikalische Projekte zu begeistern. Seit letz-tem Jahr leitet sie zudem mit Begeisterung den »Kölner Küchenchor«.

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26871 Papenburg

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(6. BIS 17. AUGUST 2019) JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG 2019-1

Kurs JGW-1.1

Mathematische Phantome Weil sie versprechen, Wunder für uns zu wirken, lassen wir sie existieren

Ingo Blechschmidt (Jg. 1988) studierte Mathematik an der Universität Augs-burg und promovierte im Grenzgebiet der algebraischen Geometrie und ka-tegoriellen Logik. Neben seiner Forschung begeistert er sich damit, auf Ma-thecamps gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern Mathematik abseits des Schulunterrichts zu betreiben. In seiner Freizeit engagiert er sich in der Open-Source-Bewegung, hält Vorträge zum Geheimnis der Zahl 5 auf Hacker-Kongressen, geht bergsteigen und freut sich schon sehr auf das nächste vierdi-mensionale Experiment mit Matthias.

Matthias Hutzler (Jg. 1993) stammt aus Oberfranken, studierte Mathematik an der Uni-versität Augsburg und promoviert nun im Bereich der Topostheorie. Daneben beschäftigt er sich etwa mit Geocaching und Wandern oder dem Vermitteln von spannender Mathe-matik im Augsburger Matheschülerzirkel. Außerdem zählen zu seinen Interessen Musik (Gitarre), Brettspiele (Go), mathematische Rätsel und vor allem das Programmieren. Am liebsten schreibt er Programme, die möglichst bunte Bilder produzieren. Er fürchtet den Tag, an dem er wieder ein gefährliches vierdimensionales Experiment mit Ingo durchfüh-ren muss.

Kursleitung

Wie ein Flaschengeist, der uns dazu überredet, ihn frei-zulassen, kann ein mächtiges mathematisches Konzept uns davon überzeugen, es existieren zu lassen, indem es verspricht, Wunder für uns zu wirken. Das kam in der Geschichte der Mathematik schon oft vor: Manche mathematischen Objekte galten als dubios, nicht exis-tent oder gar unvorstellbar, bis Mathematikerinnen und Mathematiker sich durch ihre enorme Nützlichkeit davon überzeugen ließen, ihren Denkhorizont zu erwei-tern und die Existenz dieser Objekte in einem weiteren Sinne anzuerkennen. So verändert sich, auch in der ak-tuellen Forschung, Mathematik immer wieder auf dras-tische Art und Weise. Im Kurs werden mehrere solcher Phantome vorgestellt, die bisher noch nicht ihren Weg in die Schulmathematik gefunden haben.

Keine Zahl ergibt quadriert etwas Negatives, denn auch Minus mal Minus ergibt Plus. Im 16. Jahr-hundert drängten sich aber Objekte auf, die quadriert

negativ werden. Sonderbarerweise wurde es mit ihrer Hilfe möglich, Gleichungen zu lösen, die zuvor ver-schlossen blieben. Diese neuen Objekte wurden »ima-ginäre Zahlen« getauft und fanden seitdem viele weitere Einsatzzwecke: Es gibt Phänomene der gewöhnlichen Zahlen, die nur mit den imaginären Zahlen erklärt wer-den können, Wechselstrom lässt sich mit ihnen sehr einfach beschreiben und sie sind unabdingbar für die Quantenphysik.

Ein weiteres Phantom mit erstaunlichen Konsequenzen waren Mengen, die größer als unendlich sind. Mathe-matik war immer schon mit Unendlichkeit verknüpft, schließlich kommt nach jeder Zahl eine weitere. Lange

Zeit wurden aber unendliche Mengen nicht als eigenständige Objekte angesehen, mit denen man weiter Mathematik betreiben und zu noch größeren Mengen ge-langen könnte. Die Frage, ob man

dies zulassen sollte, löste eine handfeste Grundlagen-krise aus. Heutzutage setzen Mathematikerinnen und Mathematiker dieses Phantom routinemäßig ein, auch

um solche Probleme zu lösen, die nur das Endliche be-treffen, und es vereinheitlichte die mathematische Spra-che, wodurch vielfältige weitere Entwicklungen möglich wurden.

Auch Zahlen, die unendlich nahe aneinander liegen ohne gleich zu sein, scheinen zunächst keinen Sinn zu ergeben, werden aber im Kurs als weiteres Phantom be-handelt. Zusätzlich erkunden und vertiefen die Teilneh-menden all diese Themen durch die Anfertigung eigener Computerprogramme. Zugleich wird eine ganz junge Entwicklung präsentiert: das automatisierte Überprüfen mathematischer Beweise durch Computer. Es kommt das von Catarina Coquand auf den Weg gebrachte Sys-tem Agda zum Einsatz, welches das Programmieren mit der Überprüfung von Beweisen vereint.

Mathematikerinnen und Mathematiker vermuten in der Zeta-Funktion, die imaginäre Zahlen verwendet, den Schlüssel zur noch unverstandenden Verteilung der Primzahlen (Quelle: Empetrisor,

CC BY-SA).

Der Kurs setzt nur Interesse an mathema-tischen Fragestellungen voraus und benötigt keinerlei Programmiervorkenntnisse.

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JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG 2019-1 (6. BIS 17. AUGUST 2019)

Kurs JGW-1.2

Vom Leben und Sterben der SterneWie die Astrophysik dem Weltall seine Geheimnisse entlockt

Lisa Löbling ( Jg. 1993) studierte Physik an der Eberhard Karls Universität Tü-bingen. Dort begann sie 2017 mit ihrer Promotion im Bereich der Astrophysik. Ihr Schwerpunkt ist die Spektralanalyse von heißen ausgebrannten Sternen. Dazu ver-brachte sie ein Jahr bei der Europäischen Südsternwarte in Garching und beob-achtete mit den größten Teleskopen in der Chilenischen Atacama-Wüste. 2011 war sie selbst als Teilnehmerin bei der DSA in Papenburg und freut sich, jetzt wieder dabei zu sein. Ihre Freizeit verbringt sie gerne mit einem guten Buch oder auf dem Tennisplatz.

Thomas Rometsch ( Jg. 1993) studierte Physik an der Eberhard Karls Universität Tü-bingen. Erste Forschungserfahrung sammelte er während eines Auslandsaufenthalts in den USA an der University of Michigan. Seit 2018 promoviert er in Tübingen im Bereich der Astrophysik. Sein Fokus liegt dabei auf der Wechselwirkung von jungen Planeten mit deren Entstehungsumgebung. Neben der Physik ist seine Leidenschaft die Musik und das Tanzen. Während seines Studiums war er selbst als Teilnehmer auf verschiedenen Akademien und freut sich nun auf die Zusammenarbeit mit motivier-ten Schülerinnen und Schülern.

Kursleitung

Wie sind die Sonne und die Erde entstanden oder wa-ren sie immer schon da? Sind das alles Sterne, was man am Nachthimmel sieht? Was sind Schwarze Löcher und Gravitationswellen? Sind wir allein im Weltraum oder gibt es Leben auf anderen Planeten? Warum sehen wir nichts von Aliens? Warum sind seltene Erden selten? Was ist zwischen den Sternen?

Das Universum fasziniert die Menschen seit Tausenden von Jahren. Die ersten Erkenntnisse der Astronomie halfen bei der Entste-hung früher Zivilisa-tionen. Doch je mehr man versteht, desto mehr Fragen tun sich auf. Auf einige hat die Wissenschaft inzwischen Antworten gefunden, andere werden zur Zeit heiß diskutiert und über manches lässt sich auch heute nur spekulieren.

Der Kurs gibt einen umfangreichen Überblick über die facettenreichen Themen der Astronomie und Astro-physik. Dabei bildet der Lebenszyklus eines Sterns den roten Faden, von dem aus die Erkundung von verwand-ten Bereichen der Physik startet. Die Teilnehmenden tauchen in die Kernphysik und Quantenmechanik ein, um die Energieerzeugung der Sterne mittels Fusion zu beleuchten, schauen durch die Linse der Optik, um die Grundlagen der Beobachtungsinstrumente zu verstehen, und lernen Grundzüge der Allgemeinen Relativitätsthe-

orie, um die Entwicklung des Univer-sums zu erforschen.

Die Kursarbeit gestaltet sich vielfältig. Präsentationen und Referate geben einen Einblick und führen in die Ein-

zelthemen ein. Von der Neugier geleitet, vertiefen und erforschen die Teilnehmenden in Experimenten und Computersimulationen die Themen. Dazu lesen sie in Kleingruppen wissenschaftliche Artikel, werten Daten von weltklasse Instrumenten aus, schreiben Programme und bauen Instrumente selbst. Auf diese Weise lernen die Gruppen die Grundlagen des wissenschaftlichen

Grundkenntnisse in Astronomie und Astrophysik wer-den zu Beginn oder im Vorfeld der Akademie aufge-frischt. Die wichtigste Voraussetzung ist Neugier!

Helix Nebula. Der zentrale weiße Zwerg strahlt seine abgestoßene Hüllevon innen an und leuchtet als planetarischer Nebel. Quelle: ESO

Arbeitens kennen und erhalten auf der Akademie Ein-blicke in den Alltag eines Forschers.

Am Ende kann der Kurs viele der eingangs gestellten Fragen beantworten oder zumindest verstehen, warum wir noch keine Antwort auf andere kennen und die unendlichen Weiten des Weltraums noch viele Geheim-nisse in sich bergen.

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(6. BIS 17. AUGUST 2019) JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG 2019-1

Kurs JGW-1.3

Ein Wirt, viele ungebetene Gäste Wie infektiöse Erreger den Menschen krank machen und wie wir uns wehren können

Julia Rühle ( Jg. 1994) wuchs im Nordschwarzwald auf. Sie studierte zusammen mit Tobias Molekulare Biotechnologie an der Universität Heidelberg und strebt eine Promotion im Bereich der Wirkstoffforschung an. Aktuell beschäftigt sie sich mit der chemischen Modifikation eines Antibiotikums zur Wiederherstellung der Wirksamkeit gegenüber resistenten Bakterien. Als wissenschaftliche Hilfskraft leitet sie mit großer Freude ein Tutorium für Mathematik und betreut Praktika jüngerer Semester. In ihrer Freizeit reist Julia, wandert, kocht, backt oder sie trifft sich gern mit Freunden.

Tobias Walther (Jg. 1996) kommt ursprünglich aus dem Vogelsberg, einem Landkreis in Oberhessen und nahm im Jahr 2014 selbst als Schüler an einer SchülerAkademie teil. Seit 2015 studiert er Molekulare Biotechnologie an der Universität Heidelberg. In ver-schiedenen Forschungsprojekten arbeitete er bereits an Stoffwechselerkrankungen und Malaria. Derzeit forscht er als wissenschaftliche Hilfskraft am Hepatitis D Virus. Neben dem Studium engagiert sich Tobias stark im Bereich globale Gesundheit als Mitglied einer internationalen Studierendenorganisation und geht regelmäßig bouldern.

Kursleitung

Sie beschäftigen die Menschheit wie kaum ein Umwelt-faktor und ein jeder von uns ist zu jedem Zeitpunkt in seinem Leben mit ihnen konfrontiert. Die Rede ist von infektiösen Erregern, genauer gesagt Bakterien, Viren, Parasiten, Pilzen und Prionen.

Als Fleming 1928 das Penicillin entdeckte, sah man sich im Kampf gegen Infektionskrankheiten weit über-legen. Entgegen dieser Erwartung allerdings gehören Infektionen auch noch im 21. Jahrhundert zu den zehn häufigsten Todesursachen. Jedoch stellt nicht jede der genannten Lebensformen eine Bedrohung für die Menschheit dar. Ganz im Gegenteil, viele von ihnen sind bis zu einem gewissen Maß ungefährlich, während andere gar lebensnotwendig für uns sind. Die Übrigen jedoch, können uns krank machen oder sogar töten. Mit zunehmendem Fortschritt in der Medizin und der Erkenntnis, dass natürliche und synthetische Wirkstoffe

zur Behandlung verwendet werden können, sind viele früher tödliche Krankheiten mittlerweile heilbar gewor-den. Diese Entwicklung ging sogar so weit, dass es dem Menschen gelang, mit den Pocken und der Rinderpest zwei Krankheiten gänzlich auszulöschen.

Doch wie genau funktionieren die Erreger und wie müs-sen Wirkstoffe konzipiert sein, damit wir sie effizient bekämpfen können?

In diesem Kontext erörtert der Kurs zunächst die den verschiedenen Organismen und Erregern zugrunde liegenden molekularen Mechanismen, wie Stoffwechsel und Überlebensstrategien, und geht zudem auf ihre unterschiedlichen Phänotypen ein. Dazu setzen sich die Teilnehmenden bereits vor Akademiebeginn eingehend mit einer vorgegebenen Thematik auseinander. Durch die Präsentation des daraus resultierenden Vorwissens wird auf der Akademie ein gemeinsames Grundver-ständnis generiert. Basierend darauf untersuchen die Teilnehmenden eine bestimmte Erregergruppe in grö-ßerem Detail. Mit diesem Wissen stellen sie Hypothesen

über mögliche essentielle Abläufe oder Strukturen der Erreger auf, um deren »Achillesverse« zu finden. Aus-gehend davon entwickeln die Teilnehmenden mit Hilfe dieser Erkenntnisse selbstständig Wirkstoffe und mög-liche Wirkmechanismen.

Abschließend dokumentieren die Kursteilnehmer die erarbeiteten Ergebnisse in wissenschaftlicher Art und Weise und stellen diese vor.

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JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG 2019-1 (6. BIS 17. AUGUST 2019)

Kurs JGW-1.4

Dem Menschenrecht auf der Spur Entstehung und Weiterentwicklung fundamentaler menschlicher Rechte

Frauke Renz ( Jg. 1989) promovierte im Völkerrecht über private Sicherheits- und Militärfirmen und arbeitet nun für eine internationale Unternehmens- und Strategieberatungsfirma. Sie hat einen Master in Rechtswissenschaften aus Bern (Schweiz) und einen Master in Internationalen Beziehungen aus China. Zudem ar-beitete sie in Europa, China und den USA. Überlebenswichtig waren dabei Kaffee, Schokolade und gute Bücher. Ihre eigene Teilnahme an der JGW-SchülerAkademie hat Frauke noch in sehr positiver Erinnerung und freut sich, erneut einen Kurs leiten und die vielen motivierten Teilnehmenden kennenlernen zu können.

David Schenk (Jg. 1990) ist Jurastudent mit Fokus auf Völker- und Europarecht. Er strebt im Anschluss einen Abschluss in Friedenssicherungsrecht an. David arbeitet u.a. als studentische Hilfskraft am Walther-Schücking-Institut für Internationales Recht an der Universität Kiel. Zuvor schloss er erfolgreich ein bilinguales duales Studium in International Management ab. David berät ehrenamtlich im Asyl- und Aufenthaltsrecht und ist für die Aus- und Weiterbildung neuer Rechtsberaterinnen und Rechtsberater zuständig. In seiner Freizeit ist er im Ruderverein aktiv und regelt als Fußballschieds-richter Spiele auf dem Grün.

Kursleitung

Jedem Menschen wohnen inhärente Rechte inne. Es ist die oberste Aufgabe des Staates, diese Rechte zu schüt-zen. Ein solches Recht ist bspw. die Unantastbarkeit der Würde des Menschen, wie in Artikel 1 des Grundge-setzes festgehalten. Doch warum gehen wir von dieser Prämisse aus? Und was sind dies für Rechte?

Der Kurs erarbeitet, wie sich Menschenrechte historisch entwickelt haben und welche philosophischen Hinter-gründe dahinterstecken. Der Kurs gibt zudem einen Über-blick über die regionalen sowie internationalen Menschen-rechtsübereinkommen, die diese Rechte garantieren. Dabei legt er auch einen Fokus auf die explizite Durchsetzung von Menschenrechten (wie wird das Menschenrecht wahrgenom-men und was kann bei Rechtsverletzung getan werden?) und thematisiert darüber hinausgehende Fragen wie

z.B. den Zusammenhang zwischen Wirtschaft & Men-schenrechten. Außerdem erarbeiten die Teilnehmenden, welche Möglichkeiten der Weiterentwicklung von Menschenrechten und Schutzsystemen existieren. Sie erhalten in diesem Zusammenhang die Möglichkeit, das erarbeitete Wissen im Rahmen von Simulationen der Vereinten Nationen (UN) sowie des Europäischen Ge-richtshofs für Menschenrechte praktisch anzuwenden. Sie nehmen dafür die Rollen der verschiedenen teilneh-

menden Staaten und Institutionen ein.

Die Teilnehmenden erhalten im Verlau-fe des Kurses einen vertieften Einblick in die Entwicklung und Durchsetzung von Menschenrechten.

Dabei führt sie der Kurs auch ganz allgemein an das

Völkerrecht heran und vermittelt Wissen über die ver-schiedenen Akteure und Institutionen, die maßgeblich für die Durchsetzung und Einhaltung von Menschen-rechten verantwortlich sind.

Der Kurs fordert die Teilnehmenden in der Erarbeitung neuen, komplexen Wissens sowie in der Interaktion mit den anderen Teilnehmenden. Sie erarbeiten die Inhalte unter anderem in intensiven Gruppenarbeiten, die auch unorthodoxe Lösungswege erfordern. Präsentationen und das Vertreten fremder Meinungen sind fester Be-standteil des Kurses.

Die Teilnehmenden arbeiten zur Vorbereitung grundlegende Literatur zur Thematik durch und stellen anhand von Län-derberichten jeweils ein bestimmtes Land in Bezug auf die menschenrechtliche Situation vor, welches ihnen vor der SchülerAkademie zugeteilt wird. Vorkenntnisse im Bereich Menschenrechte sind wünschenswert und erleichtern den Einstieg in den Kurs, allerdings sind sie keine Voraussetzung.

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(6. BIS 17. AUGUST 2019) JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG 2019-1

Kurs JGW-1.5

Ein Raum – zwei Welten? Auf und vor Shakespeares Bühne

Kursleitung

Jenny Elisabeth Bär Keita (Jg. 1995) wuchs in Steinbuch im Odenwald auf und hat bra-silianische Wurzeln in der Familie. Nach ihrem Abitur (2013) war sie fast zwei Jahre lang Au Pair in London (Großbritannien) und studierte im Anschluss daran drei Jahre lang Eng-lische Literatur am King’s College London. 2009 nahm sie an einem Kurs der JGW-Schü-lerAkademie teil – es ging um philosophische Perspektiven auf die Liebe – und freut sich grenzenlos auf Diskussionen und unerwartetes Food for Thought im kommenden Sommer. Sie ist leidenschaftliche Yogini, liest, als ob Wörter Nahrung wären, und malt gerne.

N.N.

Weder die Römer noch die Frühneuzeitlichen hatten sie: die batteriebetriebene Uhr. Als neun solche Uhren in einer Shakespeare Aufführung auftauchen – nämlich genau bevor Koriolanus in Julius Cäsar überleitete – , erinnere ich mich an den berühmten Anachronismus, den Shakespeare selbst in eine seiner römischen Tra-gödien einbaute. Ich spreche von dem Moment, wenn die mechanische Uhr – eine Erfindung aus dem 13. Jahrhundert, die in der Neuzeit weit erhältlich war – im antiken Schauplatz von Shakespeares Julius Cäsar er-scheint (2.1).

Heute ist der 19. März 2017; ich sitze im Barbican The-atre und schaue mir Ivo van Hoves Roman Tragedies an, eine stark gekürzte Version von drei römischen Stücken Shakespeares (Koriolanus, Julius Cäsar und Antonius und Kleopatra). Anders als Shakespeares Uhr im Text mar-kieren diese Uhren nicht den spannungsvollen Moment, in dem Cäsars Verschwörer gegen ihn plotten. Die neun

Uhren stehen eher für die Aufführung von Julius Cäsar ein: Acht tauchen bei Beginn der Aufführung auf; sieben verschwinden am Ende, bevor Antonius und Kleopatra anfängt. Sie haben zwei Funktionen: Erstens, eine dra-maturgische, nämlich indem sie ein Stück vom anderen unterscheiden; und zweitens, eine meta-theatralische, indem sie auf Shakespeares berühmten Anachronismus anspielen.

Es ist letztere Funktion, die in diesem Kurs eine zen-trale Rolle spielt und als Sprungbrett für Fragen dient: Was bewirken solche anachronistischen Momente im einzelnen Zuschauer, Leser, in mir? Was sagen sie über das Verhältnis zwischen Zuschauer und Schauspieler, zwischen Auditorium und Bühne, aus? Was bedeu-tet es, wenn Kleopatra – zu Shakespeares Zeit von Teenager-Jungen gespielt – sich vor dem Finale selbst herausfordert, einem Jungen zu gleichen? Was sagt das über die Theaterwelt auf der Bühne (oder im Buch) aus? Sollten wir den Anachronismus (eine von einem Jungen gespielte Kleopatra) heute noch beibehalten, oder nicht? Was sagen bestimmte Casting-Wahlen über unser Ver-

ständnis vom Theater und seiner Funktion aus? Was ist Theater heute? Was macht es?

Anhand der drei Dramen und Szenendarstellungen – so-wohl im Kurs aufgeführten als auch filmischen – erden die Stücke im Hinblick auf ihren Aufführungskontext unter die Lupe genommen. Goldrichtige Interpretation gibt es nicht; es geht eher um Interpretationen, die vom eigenen Standpunkt – vielleicht sogar vom (eigentlichen oder spekulativen) Sitzplatz im Auditorium – informiert werden.

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JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG 2019-1 (6. BIS 17. AUGUST 2019)

Kurs JGW-1.6

(Kein) Clash of Cultures? Fremdheit, Integration und Identität in der griechischen Antike

Clara Hillebrecht ( Jg. 1992) nahm 2010 an einem politikwissenschaftlich-historischen Kurs einer JGW-SchülerAkademie in Papenburg teil. Seit dem Winter 2011/12 war sie zunächst im JGW-Sponsoring-Team tätig und gestaltet seit 2015 JGW-SchülerAkademien als Akademie- und Kursleitung mit. Sie stu-dierte Geschichte und Anglistik in Freiburg und Dundee (Schottland, Groß-britannien). In ihrer Freizeit spielt sie Cello in einem studentischen Orchester.

Mark Marsh-Hunn ( Jg. 1987) aus Südtirol (Italien) mit englischen Wurzeln wuchs in Itali-en dreisprachig auf. Er studierte 2011–2018 Geschichte mit Fokus auf die griechische Anti-ke an der Universität Freiburg im Breisgau. Zusätzlich zum Studium arbeitete er als Tutor. Er wird zum Thema Identität in der griechischen Antike promovieren und arbeitet derzeit als Übersetzer historischer Texte Deutsch / Englisch. In seiner Freizeit erfreut er sich an Lesen und Schreiben, Wargaming und Modellbau, Linguistik und an Experimentalarchäologie.

Kursleitung

»I’M A LONDONER, I’M EUROPEAN, I’M BRITISH, I’M ENGLISH, I’M OF ISLAMIC FAITH, OF ASIAN ORIGIN, OF PAKISTANI HERITAGE, A DAD, A HUSBAND.«

So beschrieb der amtierende Bürgermeister Londons, Sadiq Khan, 2016 in einem Interview die verschiedenen Facetten seiner Identität. In den letzten Jahrzehnten er-freuen sich die Themenbereiche Migration und Identität im gesellschaftlichen Diskurs besonderer Prominenz. Im Zuge von Globalisierung und erhöhter Mobilität und zuletzt aufgrund der Flüchtlingsthematik in Deutsch-land stellen sich zunehmend Fragen nach Entstehung und Aufrechterhaltung von Gruppenidentitäten, Inte-gration, politischer Repräsentation von Minderheiten und dem Umgang mit sozialen und ethno-kulturellen Konflikten.

Lassen sich diese Phänomene nun auch in früheren Zeiten fassen? Liefen interkulturelle Begegnungen zu allen Zeiten nach denselben Prämissen ab? Welche Handlungsmöglich-keiten hatten die Akteure jeweils, um sich zwischen verschiedenen Identitätsangeboten zu positionieren?

In der Auseinandersetzung mit zwei Beispielen aus der griechischen Antike wird der Frage nachgegangen, wie Interaktionen zwischen Menschen, die sich über un-terschiedliche Gruppenidentitäten definieren, ablaufen können.

In den Jahren 430–427 v. Chr. wurde die mit Athen verbündete Polis Plataiai erobert und deren Bevölkerung floh beinahe vollständig zu ihrem mächtigen Bündnis-partner. Wie sollte nun mit den Neuankömmlingen um-gegangen werden? Sollten sie ausgeschlossen oder in-tegriert werden? Welchen rechtlich-sozialen Status und welche Rechte würden sie innerhalb der Gesellschaft

genießen? Würden sie sich bald schon als Athener und Athenerinnen verstehen oder ihre eigene plata-iische Identität bewahren? Anhand des plataiischen Exils in Athen lässt sich außerdem exemplarisch darstellen, welche Faktoren auf Gruppenidentitäten

in einer multiethnischen Gesellschaft wirken und mit welchen Mitteln sowie aus welchen Motiven die Akteure sich zu den ihnen zur Verfügung stehenden Identitäts-angeboten positionieren können.

Alexander der Große eroberte mit dem Perserreich auch Ägypten. Griechen und Makedonen kamen nun

als Besatzer in ein bereits multiethnisches Land und integrierten ihre Herrschaft in die bestehende Verwal-tungsstruktur Ägyptens. So ließen sich etwa die grie-chisch-makedonischen Könige als Pharaonen krönen, bezogen ägyptische Beamte und Priesterschaften in ihre Verwaltung ein und identifizierten sogar ihre eigenen Götter mit ägyptischen Göttern. Gleichzeitig besaßen griechische Bildung und die griechische Sprache hohes Prestige. Aus der konkreten Gestaltung der ägyptisch-griechischen Gesellschaft lassen sich daher hilfreiche Rückschlüsse auf das Verständnis von ethnischer Identi-tät in der Antike ziehen, an denen dann moderne Theo-riebildung überprüft werden kann.

Zur Vorbereitung des Kurses wird Forschungsliteratur zur Verfügung gestellt. Im Kurs werden zunächst ver-schiedene moderne Theorien zu Identität (u.a. Ethnizi-tät, Akkulturationsphänomene, Hybridität) untersucht und dann in verschiedenen Arbeitsformen von Einzel- und Partnerarbeit bis hin zu Rollenspielen, Debatten und Diskussionen im Plenum auf ihre Anwendbarkeit auf die Antike überprüft. Zu diesem Zweck werden verschiedene antike Quellen wie z.B. Inschriften, Papyri und literarische Texte kritisch analysiert.

Griechischkenntnisse sind nicht erforderlich.

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AKADEMIE BRAUNSCHWEIG I

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Fortsetzung von Seite 79

Jedes Mal, wenn ich in der HÖB, wie der Akademiestandort gerne abgekürzt wird, eine SchülerAkademie geleitet habe, habe ich mich dort von Beginn an zu Hause ge-fühlt. Das liegt einerseits an dem Haus mit seiner es umgebenden Natur, die sich gut zum morgendlichen Joggen eignet, andererseits an der großartigen Atmosphäre, die das Team der HÖB-Mitarbeiter ausstrahlt: Offenheit, Hilfsbereitschaft und Warm-herzigkeit des Personals hatten auch immer einen Anteil am Gelingen der jeweiligen Akademie – gefühlt war kein Sonderwunsch zu abwegig, um nicht geprüft und nach Möglichkeit auch erfüllt zu werden.

Das intensive Erleben einer SchülerAkademie – egal ob als Teilnehmer oder im Lei-tungsteam – bringt es mit sich, sich sehr schnell in der HÖB zu Hause zu fühlen und neben der inhaltlichen Arbeit auch die richtigen Rahmenbedingungen für Freizeitak-

JGW-SchülerAkademie Papenburg 2019-219. bis 30. August 2019 Historisch-Ökologische Bildungsstätte Emsland in Papenburg

tivitäten zu haben; und wenn es nur darum geht, vor dem Morgenplenum noch mit der halben Akademie herauszufinden, wie viele Personen in ein Ruderboot passen, ohne dass es kentert …

Livius Ziethe, ehemaliger Akademieleiter und Mitglied des Beirats der HÖB

Fortsetzung siehe Seite 97

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PROGRAMM

JGW-2.1 Von A wie Aktienanleihen bis Z wie Zinszertifikate JGW-2.2 QuantenmechanikJGW-2.3 Wie Autos sich zurechtfindenJGW-2.4 #politik JGW-2.5 Die Digitale Revolution JGW-2.6 Das Unsagbare sagen.

Akademieleitung

Nina Dengg (Jg. 1992) studierte Ur- und Frühgeschichte, mittelalterliche Geschichte und Ethnologie in Heidelberg. Wenn sie sich nicht gerade mit vergangenen Kulturen beschäftigt, tummelt Nina sich in multimedi-alen, kulinarischen oder fantastischen Welten und ist immer wieder sin-gend oder in verschiedenen Weltteilen anzutreffen. Im Jahr 2010 nahm sie selbst an der JGW-SchülerAkademie in Papenburg teil und arbeitet seitdem mit Freude in verschiedenen Funktionen im SchülerAkademie-Team mit. Sie freut sich darauf, zusammen mit Anna und Lorenz ihre vierte Akademieleitung zu übernehmen.

Anna Kost (Jg. 1997) nahm 2014 selbst an einer SchülerAkademie teil und unterstützt seitdem JGW bei der Organisation von weiteren Akade-mien. In diesem Jahr übernimmt sie erstmalig auch eine Akademielei-tung. Nach ihrem Abitur absolvierte Anna zunächst ein freiwilliges öko-logisches Jahr im Bereich der Umweltbildung in Hamburg. Nun studiert sie Medizin an der Universität Bonn. In ihrer Freizeit engagiert sie sich zum Thema Organspende, musiziert oder treibt Sport. Aber auch beim Stricken oder in der Küche findet sie einen guten Ausgleich.

Lorenz Wüsthof (Jg. 1992) absolvierte in Heidelberg das Bachelorstudi-um in Physik. Zurzeit studiert er im letzten klinischen Semester Human-medizin und promoviert am Deutschen Krebsforschungsinstitut über radiologische Brustkrebsfrüherkennung. Außerhalb des universitären Alltags spielt er Klavier und übt sich in klassischem Gesang. Der ein oder andere Popsong darf dabei aber auch nicht fehlen.

Leitung kursübergreifende Musik

Georg Hoever ( Jg. 1970) studierte Mathematik an der Universität Karlsru-he (TH). Schon bei seiner Promotion an der Universität München und seiner anschließenden Postdoc-Tätigkeit in Regensburg machte ihm der Umgang mit den Studierenden neben seiner wissenschaftlichen Arbeit besonderen Spaß. So wechselte er nach fünf Jahren Industrietätigkeit bei der Siemens AG in München an die FH Aachen, wo er nun für die Mathematikausbildung der Elektroingeni-eure und Informatiker verantwortlich ist. Ausgleich sucht er in der Musik und bei Reisen in die nahe und ferne Welt.

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(19. BIS 30. AUGUST 2019) JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG 2019-2Kurs JGW-2.1

Von A wie Aktienanleihen bis Z wie ZinszertifikateEine mathematische Reise durch die Welt derivativer Finanzprodukte

Robert Lang (Jg. 1986) lebt seit 2005 im Raum München und studierte dort an der Technischen Universität Mathematik und Physik. Nach seiner Promoti-on in Theoretischer Physik arbeitet er nun als Unternehmensberater für Banken und Versicherungen. Viele auch private Reisen, vor allem innerhalb Europas, erfordern neue Kräfte, die er hauptsächlich aus Büchern und Comics, Musik jenseits der Charts sowie Wanderungen mit Freunden schöpft. Bereits heute freut er sich auf seine zweite Kursleitung bei einer JGW-SchülerAkademie.

Philipp Möller (Jg. 1992) kommt aus Burgdorf bei Hannover und arbeitet nach einem Studium der Mathematik als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand am Lehrstuhl für Finance der Georg-August-Universität Göttingen. In seiner Freizeit kann man ihn zwi-schen Ski, Schach, Fußball und Tanzen bei verschiedenen sportlichen Aktivitäten oder beim gemütlichen Kochen anfinden. Seit seiner Teilnahme im Sommer 2010 war er in verschiedenen Funktionen an der Vorbereitung der JGW-SchülerAkademien beteiligt und freut sich nun darauf, mit Robert einen spannenden Kurs anbieten zu können.

Kursleitung

Eine Zeitreise in die Finanzwelt der Vergangenheit wäre mit großer Wahrscheinlichkeit ziemlich langweilig. Bis ins 19. Jahrhundert hinein gab es nur wenige Aktien, Kredite und Sparbücher – wenn es hochkam Terminkontrakte auf Reis, Weizen oder Tulpenzwiebeln. Im Gegensatz dazu ist das Ausmaß an Komplexität der modernen Finanzwelt atemberaubend. Alleine auf dem deutschen Markt werden heute mehr als 1.000.000 Zertifikate, also für den Privatan-leger häufig undurchschaubare Finanz-produkte, zum Kauf angeboten.

Der Grund für diesen rasanten Zuwachs an Auswahl und Komplexität an Finanz-produkten sind Derivate, d.h. Instrumente, die ihren Wert von denen anderer (Finanz-)Produkte ableiten. Von An-leihen, die sich bei Laufzeitende in Aktien verwandeln, bis zu Zertifikaten, deren Auszahlung an die mittlere Differenz zweier Zinssätze gekoppelt ist – der Kreativität sind nahezu keine Grenzen gesetzt.

Um in diesem Finanzuniversum Ordnung zu schaffen, er-arbeitet der Kurs die mathematischen und ökonomischen

Funktionsweisen der wichtigsten Derivate. Einen beson-deren Stellenwert wird dabei die Frage einnehmen, wie diese komplexen Produkte mithilfe finanzmathematischer Modelle bewertet werden können. Dazu werden zwei be-deutsame Verfahren, das Binomialmodell sowie das Black-Scholes-Modell, im Detail erarbeitet und angewandt. Um diese Modelle besser verstehen zu können, werden die Teilnehmenden ihren mathematischen Werkzeugkasten

um Begriffe wie Taylor-Approxi-mation, stochastischer Prozess und Differenzialgleichung erweitern.

Neben den theoretischen Grundla-gen wird an vielen Stellen der Bezug zu real existierenden Praxisfällen und Fragestellungen hergestellt. Warum kann Argentinien Staatsanleihen mit 100 Jahren Laufzeit aus-geben? Welches Derivat sichert mich effektiv gegen einen fallenden Wechselkurs ab, wenn ich demnächst in den Ur-laub fahren möchte?

Um den ambivalenten Charakter von Derivaten zu verdeut-lichen, wird häufig die Analogie »Derivate sind wie Feuer« bemüht. Daher wird der Einfluss von derivativen Finanz-

produkten auf die Finanz- und Weltwirtschaftskrise ab 2007/08 im Kurs kritisch beleuchtet und analysiert.

Der Kurs wird niemanden reich machen. Allerdings wer-den ökonomische und mathematische Konzepte vermittelt, die es erlauben, aktuelle und historische Zusammenhänge an den Finanzmärkten besser zu verstehen.

Auszahlungsprofil eines Reverse-Bonus-Zertifikats (grau), mit dem auf einen tendenziell fallenden Aktienkurs spekuliert werden kann. Das Zertifikat kann

durch Kauf einer Call-Option (blau) und Verkauf einer Call-Option (rot), einer Digitaloption (grün) und einer Aktie (schwarz) dupliziert werden, d.h. für jeden

Aktienkurs bei Laufzeitende (x-Achse) stimmt die Auszahlung (y-Achse) des Zertifikats (grau) mit der Summe der vier übrigen Instrumente exakt überein.

Quelle: eigene Abbildung

Vorausgesetzt werden lediglich Grund-kenntnisse im Ableiten und Integrieren.

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JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG 2019-2 (19. BIS 30. AUGUST 2019)

Kurs JGW-2.2

Quantenmechanik Einführung in die Physik der kleinsten Skalen

»WENN MIR EINSTEIN EIN RADIOTELEGRAMM SCHICKT, ER HABE NUN DIE TEILCHENNATUR DES LICHTES ENDGÜLTIG BEWIESEN, SO KOMMT DAS TELEGRAMM NUR AN, WEIL DAS LICHT EINE WELLE IST.«

NIELS BOHR, NOBELPREIS 1922

Die Entwicklung der Physik ist von verschiedenen Ideen und Errungenschaften gekennzeichnet. Dabei bilden die klassische Mechanik und der Elektromagnetismus die Grundlage der Physik, beschrieben durch die Newton-schen und Maxwellschen Gesetze. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts eröffnete sich mit Plancks Abhandlung über Strahlungsphänomene jedoch ein neues Feld: die Quantenmechanik.

Seitdem vollzog die Quantenmechanik eine rasante Entwicklung und viele theoretisch vorherge-

sagte Quantenphänomene konnten schließlich in Expe-rimenten immer wieder eindrucksvoll bestätigt werden. Somit entwickelte sich die Quantenmechanik zu einer der Hauptsäulen der modernen Physik.

Der Kurs gibt einen Einblick in verschiedene Quantenphä-nomene, deren mathematische Beschreibung sowie deren Interpretation. Zur Vertiefung des Verständnisses analysiert der Kurs diverse Experimente und so genannte Gedanken-experimente, wie zum Beispiel »Schrödingers Katze«.

Dabei folgt der Kurs der historischen Entwicklung der Quantenmechanik, beginnend bei der Schwarzkörperstrahlung und dem photoelekt-rischen Effekt. Dieser führt über den Welle-Teilchen Dualismus zur

de-Broglie Wellenlänge. Mit dieser wird dann die Heisen-bergsche Unschärferelation untersucht. All diese Ideen führen schließlich zum Herz der Quantenmechanik: der

Robin Strohmaier ( Jg. 1995) war 2014 Teilnehmer der DSA Braunschweig und leitet dieses Jahr erstmals einen Kurs an einer Akademie. Seine Be-geisterung für das Fach Physik führte ihn nach dem Abitur und einer Aus-landsreise nach Heidelberg, wo er seit 2015 Physik studiert. Im vergange-nen Herbst hat Robin seine Bachelorarbeit erfolgreich abgeschlossen und widmet sich nun dem Masterstudium. Daneben verbringt er gerne Zeit mit seinen Freunden, macht Sport oder Musik mit seinem Keyboard.

Sebastian Bieringer (Jg. 1997) nahm 2014 an der DSA Rostock teil, wo er seine Liebe für Physik entdeckte. Er studiert zusammen mit Robin in Heidelberg Physik, verbrachte aber im letzten Jahr nach dem Abschluss seines Bachelorstudiums ein Semester in Helsinki (Finnland). Sebastian sieht sich selbst als Theoretiker, aber ob er sich mehr für Kosmologie, die Physik der ganz großen Skalen, oder für Quantenmechanik, also die ganz kleinen Skalen, interessiert, hat er noch nicht entschieden. Wenn Sebastian nicht mit seinem Studium beschäftigt ist, spielt er wahrscheinlich gerade Handball, fährt sein Mountainbike oder singt im Chor.

Schrödingergleichung. Ausgestattet mit dieser Methode erarbeitet der Kurs verschiedene, analytische Beispiele, wie den Tunneleffekt und die Energieniveaus des Wasserstoffa-toms. Im weiteren Verlauf untersucht der Kurs die theore-tischen Grundlagen der Quantenmechanik. Anschließend führt der Kurs das mathematische Konstrukt eines Hilber-traumes ein. Basierend darauf lernen die Teilnehmenden, die Quantenmechanik in der Kopenhagener Deutung zu interpretieren.

Ziel des Kurses ist es, dass die Teilnehmenden den quan-tenmechanischen Messprozess, der die gesamte Idee der Quantenmechanik verkörpert, verstehen.

Im Vorfeld der Akademie bereiten die Teilnehmenden zu verschiedenen Themen selbständig Referate vor, die sie dann dem Kurs in kurzen Präsentationen vorstellen. Der Kursinhalt entspricht in großen Teilen der »Experimental-physik 3-« und der »Theoretischen Physik 4-«Vorlesungen des Bachelorstudiengangs Physik.

Kursleitung

Grundkenntnisse zum Differenzieren und Inte-grieren sowie zum Umgang mit komplexen Zahlen erarbeiten sich die Teilnehmenden im Vorfeld. Eine kurze Wiederholung erfolgt am Anfang des Kurses.

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(19. BIS 30. AUGUST 2019) JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG 2019-2Kurs JGW-2.3

Wie Autos sich zurechtfinden Elektronische Sensorik & Digitale Signalverarbeitung

Wir nehmen unsere Umwelt über Sensoren wahr. Für Menschen sind die Sinne essentiell, um Situationen ein-zuschätzen, sich in bekannten und unbekannten Umge-bungen zu orientieren und mit anderen zu kommunizie-ren. Sie erlauben, mehrere Dinge parallel wahrzunehmen, und bestimmen das Bild, das wir von der Welt haben.

Computer unterstützen uns in zahlreichen Aufgaben oder übernehmen diese sogar. Viele dieser Aufgaben sind von Wahrnehmung abhängig, etwa von taktilen, akustischen oder optischen Signalen, wie beim Menschen. Es ist aber für Menschen auch möglich, nicht direkt wahrnehmbare Phänomene zu messen, wie Magnetfelder oder Infrarot-licht. Ein wichtiger Anwendungsfall dafür ist das Auto. In modernen Fahrzeugen sind weit über 100 Sensoren verbaut, die der Steuerung und dem Fahrer wichtige Informati-onen liefern.

Physikalische Effekte elektronisch messbar zu machen und mit dem Computer auszuwerten wird das zentrale Thema

des Kurses sein. Es werden die Grundlagen, aber auch fortgeschrittene Schaltungen und Algorithmen der Sensor-elektronik und -auswertung theoretisch und praktisch nachvollzogen. Konkrete Themen, die die Wahrnehmung der Umgebung ermöglichen, sind etwa der Aufbau einer Photodiode als Sensor, ein Schmitt-Trigger zur Digitali-sierung, Hoch- & Tiefpassfilter zur Signalverarbeitung sowie deren Implementierung. Dabei entwickeln die Teil-nehmenden im Rahmen von Gruppenarbeiten mehrere Modellszenarien, die im Kern dem gleichen Prinzip folgen: Aus elektrischen Signalen werden anwendungsbezogene Informationen extrahiert und in Beispielprojekten an einem Modellauto angewandt. Dabei werden die entsprechenden

Hard- und Software-Kom-ponenten zur Sensorik, Signalverarbeitung und Steuerung der Beispiels-zenarien untersucht und selbst implementiert.

In Vorträgen erarbeiten die Teilnehmenden die nötigen Grundlagen, um die Projekte umzusetzen. Der Schwer-punkt im Kurs liegt auf der praxisnahen Arbeit an Hard-

Patricia Quellmalz ( Jg. 1991) studierte an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg Mik-rosystemtechnik mit Spezialisierung auf Sensorik und Produktionstechniken. Als Hiwi hat sie bereits parallel zum Studium praktische Erfahrungen in der Reinraumarbeit gesammelt, die sie nun als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fraunhofer-Institut für Angewandte Festkörper-physik IAF anwenden kann. Ihren Feierabend verbringt sie gerne mit Freunden in der Natur oder bei einem gemütlichen Spieleabend. Sie liebt es außerdem, ferne Länder zu erkunden, und freut sich schon jetzt auf ihre erste Akademie als Kursleiterin zusammen mit Jonathan.

Jonathan Striebel (Jg. 1991) studierte IT-Systems Engineering am Hasso-Plattner-Institut in Potsdam und schloss sein Studium 2017 mit einer Mas-terarbeit im Bereich Knowledge Discovery und Data Mining erfolgreich ab. Er sammelte praktische Erfahrungen in verschiedenen Startups in Berlin und Singapur und arbeitet nun als Software Ingenieur bei scalable minds in Potsdam. In seiner Freizeit musiziert Jonathan gerne und viel und sucht die nächste Welle zum Surfen.

und Software-projekten. Die besprochenen Techniken und Theorien wer-den dabei Schritt für Schritt nachvollzogen und greifbar gemacht. Im Verlauf des Kurses werden die verschiedenen Bausteine zu einem funktionsfähigen Prototypen zusam-mengesetzt, der im Testszenario praktisch evaluiert wird.

Weil umfangreiche Projekte nicht mehr von einer Person zu bewältigen sind, sondern auch von Teamkollegen ver-standen werden müssen, vermittelt der Kurs wichtige Me-thoden zur Zusammenarbeit. Fortlaufend werden wichtige Abwägungen diskutiert, sodass die Teilnehmenden eine erste Intuition für Entscheidungen im Entwurf und der Umsetzung eines Messaufbaus entwickeln können.

Neben den Vorteilen und spannenden technischen Heraus-forderungen birgt Automatisierung auch komplexe Frage-stellungen für Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft, welche im Kurs ebenfalls diskutiert werden.

Kursleitung

In Vorbereitung auf den Kurs erarbeiten sich die Teil-nehmenden einzelne Themen sowie Grundlagen der Elektrotechnik und Informatik, sofern noch nicht vor-handen, anhand des zur Verfügung gestellten Materials.

Dank verschiedener Sensoren sollen diese Spielzeugautos selb-

ständig fahren. Quelle: eigenes Foto

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JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG 2019-2 (19. BIS 30. AUGUST 2019)

Wie verändert sich das politische Engagement junger Men-schen seit Social Media?

Die Demokratie scheint in den letzten Jahren wenig beliebt in Europa. Die Grenzen das Sag- und Handelbaren werden über gesellschaftliche Grundwerte hinaus gedehnt. Und wieder einmal wird von den jungen Menschen erwartet, dass sie sich einbringen, mitgestalten. Doch wie? Sind die Sozialen Medien die Waffe zur Bewahrung demokratischer Freiheit, von unabhängigem Journalismus und globaler Mobilisierung für eine freie, nachhaltige Welt?

Der Kurs führt die Teilnehmenden durch die ersten Semes-ter eines gesellschaftswissenschaftlichen Bachelorstudiums (Politikwissenschaften, Soziologie) mit einprägsamen Exkursen in die Online Kommunikation. Ähnlich dem ersten Hochschulsemester erarbeiten die Teilnehmenden Grundbegriffe politischer Systemtheorie, um anschließend

Sachverhalte um die Themenblöcke Engagement und Zivil-gesellschaft für sich und allgemeingültig zu definieren.

Mit dieser Basis und auch kritischen Blickwinkeln aus Theorie und Praxis auf das (deutsche) demokratische Re-gierungs- und Informationssystem reflektieren die Teilneh-menden ihren eigenen Social Media-Gebrauch. Wie sehen sie die Welt durch die Augen von Influencenden oder lesen sie durch die Worte von Bloggenden? Wie beeinflussen die Sozialen Medien die politische Meinungsbildung junger Menschen? Und entsteht dabei schon politischer Online-Aktivismus? Der Kurs bindet auch die Frage nach der Rele-vanz etablierter Medien wie Tagesschau und Zeitungen ein. Die Teilnehmenden reflektieren, wie sie selbst politische Informationen beziehen. Dabei wird neben Instagram, Fa-cebook, Snapchat und Co. auch das Format des Podcasts in die Überlegungen des Kurses einbezogen.

Magnus Bolten ( Jg. 1995) studierte Politikwissenschaften und Soziologie in Bonn und engagiert sich begeistert für andere Studierende und Studien-interessierte der ersten Generation. Politische Bildung und der Einsatz für eine diskriminierungsfreie Gesellschaft sind seine Herzensthemen. Magnus hat Spaß am Kochen und Essen und nimmt sich stets ausgiebig Zeit für sei-ne nachmittäglichen Kaffeepausen. So lehnt er sich mit einem Buch zurück, schwärmt von der nächsten Reise und gibt sich dem kreativen Schreiben hin.

Katharina Stiller (Jg. 1991) studierte Sprachwissenschaften mit dem Schwerpunkt interkul-turelle Kommunikation und Deutsch als Zweitsprache in Marburg, Amsterdam (Niederlande) und Bayreuth. Diskriminierungsfreie Sprache ist ihr ein großes Anliegen. Ihr letztes For-schungsprojekt befasste sich mit politischer Sprache auf Twitter. Zurzeit arbeitet sie für den DAAD (Deutscher Akademischer Austauschdienst) an der Universität Oslo (Norwegen), dies schließt auch die Leitung des Projekts »Mit Deutsch unterwegs in Norwegen« ein. Katharina kann bei Musik nicht stillhalten und hat die Kraft der Meditation für sich entdeckt.

Kursleitung

In Anlehnung an die Methodiken eines sprach- und poli-tikwissenschaftlichen Studiums sind die Teilnehmenden in diesem Kurs gefragt, viel zu diskutieren, ihre eigene Meinung und Fragen mit der Gruppe zu teilen sowie sich einzeln und in Kleingruppen Literatur zu erarbeiten.

Der Kurs verbindet die schnelllebige Online-Welt mit der langfristigen Forschungswelt. Via Videotelefonie sind junge Forschende eingeladen, ihre wissenschaftliche Arbeit vor-zustellen und den Teilnehmenden Einblicke in den Hoch-schulkosmos zu geben.

Kurs JGW-2.4

#politik Von der Tagesschau zum Online-Aktivismus

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(19. BIS 30. AUGUST 2019) JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG 2019-2

Kursleitung

Kurs JGW-2.5

Die Digitale Revolution Zukunftsvisionen für Wirtschaft und Gesellschaft

Wie arbeiten Juristen, Ärzte, Ingenieure, Wissenschaftler und andere in einer digitalisierten Zukunft? Welche Tech-nologien und Unternehmensmodelle setzen sich durch? Und wie geht die Gesellschaft mit den anstehenden Ent-wicklungen am besten um?

Die voranschreitende Digitalisierung ist in vielen Sektoren der treibende Motor für Veränderung. Selbstfahrende Au-tos, Roboter, Künstliche Intelligenz und Telemedizin sind nicht mehr nur Schlagworte, sondern werden Realität. Die damit einhergehenden Veränderungen bergen sowohl Chancen als auch Risiken für Individuen, Unterneh-men und Gesellschaft. Der Kurs setzt sich kritisch mit dieser digitalen Revolution auseinander und befähigt

die Teilnehmenden, die anstehenden gesellschaftlichen Prozesse aktiv mitzugestalten.

Zunächst definiert der Kurs den Begriff der Digitalisie-rung. Er führt in die technischen Neuerungen der letzten Jahrzehnte ein und beleuchtet die Möglichkeiten, die sich durch immer größere Datenmengen, schnellere Rechen-zeiten und leistungsstärkere Algorithmen ergeben. Darauf aufbauend untersuchen die Teilnehmenden in wechseln-den Kleingruppen aktuelle Digitalisierungs-Entwicklungen verschiedener Branchen, etwa der Automobil- oder Finan-

zindustrie, der Gesundheitsbran-che und dem öffentlichen Sektor. Fachliche Unterstützung erhalten sie dabei durch digital geführte In-terviews mit externen Branchenex-perten. Dabei diskutieren sie sowohl Chancen der Digitalisierung als auch

gesellschaftliche Risiken wie zunehmende Arbeitslosigkeit, Überwachung und Diskriminierung.

Zum Abschluss des Kurses entwickeln die Teilnehmenden Zukunftsszenarien zu Fragestellungen aus ihren jeweiligen Interessensfeldern, wie etwa: Welche Rolle spielen perso-nalisierte Medizin und Supercomputer in der Medizin der Zukunft? Wie revolutionieren Roboter und das »Internet der Dinge« die industrielle Fertigung? Wie verändern Künstliche Intelligenz und Automatisierung die Arbeits-weise von Juristen? Wie transformieren exponentiell wachsende Datenmengen und Blockchain-Technologie die Finanzwelt?

Teilnehmende aller Fachrichtungen sind explizit will-kommen. Der Kurs bringt Teilnehmende verschiedener Studieninteressen zusammen, um die verschiedenen Auswirkungen der Digitalisierung zu beleuchten.

Digitalisierung revolutioniert alle Branchen. Quelle: https://pixabay.com/en/technology-networking-communication-3866736/

Katharina Becker (Jg. 1991) studierte Molekulare Biotechnologie mit Schwerpunkt Bioinformatik in Heidelberg, Stockholm (Schweden) und Tel Aviv (Israel). Sie kann sich für Biomathematik genauso begeistern wie für Grundsatzdiskussionen über Staat und Gesellschaft. Neben dem Studium arbeitete sie im Produktmanagement für in-vitro Diagnostika und beschäftigte sich eingehend mit verschiedenen Themen rund um Demokratie und Digitalisierung. Seit Ende ihres Studiums arbeitet sie in einer Unternehmensberatung. In ihrer Freizeit kocht und isst sie mit Leidenschaft – auch gerne in Gesellschaft – und verbringt möglichst viel Zeit im Freien.

Florian Dahlhausen ( Jg. 1993) studierte Management in London (Großbritannien) bevor ihn seine Begeisterung für die Onlinewelt für ein Studium der Internetwis-senschaften und Data Science nach Oxford (Großbritannien) führte. Neben seinem Studium arbeitete er in verschiedenen Tech-Start-ups und seit seinem Studienab-schluss für eine Unternehmensberatung. Hier unterstützt er Regierungen und Groß-konzerne verschiedenster Branchen bei allen Fragestellungen rund um das Thema Digitalisierung. In seiner Freizeit tanzt, musiziert oder segelt er und spielt Ultimate Frisbee, falls er nicht bereits ein neues Lieblingshobby für sich entdeckt hat.

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JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG 2019-2 (19. BIS 30. AUGUST 2019)

Kurs JGW-2.6

Das Unsagbare sagen. Wie lässt sich über Gott sprechen?

Die Frage nach Gott ist heikel. Warum? Weil die Gottesfrage auch die Frage nach der Grenze des menschlich Fassbaren stellt. Gott ist das, was jenseits dieser Grenze liegt. Wir kön-nen nicht wissen, ob Gott und wie Gott existiert. Wenn Gott und Gottes Dasein aber niemals Gegenstand unseres Wissens sein können – lässt sich dann überhaupt etwas von Gott sagen? Lässt sich sinnvoll über Gott sprechen? Wenn ja, wie? Diesen Fragen geht der Kurs mit Methoden und unter Rückgriff auf Texte der Philosophie, Theologie und den Religionswissenschaften nach. Die Frage nach Gott berührt die nach dem Sinn des Ganzen – oder ist gar mit ihr eins.

Philosophie beginnt bei ihren Fragen nach Gott mit der nach der Existenz Gottes. Die erste Frage der Philosophie bezüglich Gottes ist: Gibt es Gott? Philosophie benötigt, wenn sie ihre erste Frage nach der Existenz Gottes stellen können soll, einen Begriff von Gott. In der Bestimmung eines ersten, philosophischen Gottesbegriffs nimmt der Kurs seinen Ausgang.

Theologie dagegen beginnt nicht mit der Überlegung, ob Gott existiere. Theologie beginnt im Glauben an Gott. In diesem ist der Glaube an seine Existenz inbegriffen. Sei es im Gebet oder im konkreten Handeln – von Gott kann in verschiedenen religiös motivierten Formen gesprochen werden.

Im Judentum entwickelte sich in nachexilischer Zeit das Verbot, den Namen Gottes auszusprechen. Das Tetra-gramm – die vier Buchstaben des Gottesnamen – gilt als heiliges Emblem. Aus Ehrfurcht werden andere Namen für »Gott« verwendet, beispielsweise adonai (»mein Herr«) oder ha-shem (»der Name«). Der Kurs untersucht, wie das Judentum mit dem Verbot, den Namen Gottes auszu-sprechen, versucht, dem Göttlichen näher zu kommen. Er diskutiert weiterhin, warum das Christentum dieses Verbot nicht übernommen hat und welche anderen Wege es nutzt, um von Gott zu sprechen.

Mit dem Aufkommen der feministischen Theologie in den 1960er Jahren wurde die männliche Konnotation des

Gottesbegriffes hinterfragt: Kann Gott auch weiblich sein? Später wurde dieser Gedanke weitergeführt und gefragt, ob Gott überhaupt ein Geschlecht besitzen muss. Mithilfe queer-feministischer Texte zeigt der Kurs Möglichkeiten auf, einen genderbewussten Gottesbegriff zu entwickeln.

Schließlich werden aktuelle Diskurse zur Gottesrede analy-siert und diskutiert. Wie können wir heute, nach den Schre-cken des 20. Jahrhunderts, in einer säkularen und multikultu-rellen Gesellschaft, verantwortungsvoll von Gott reden?

Das Tetragramm Gottes im Text einer Torahrolle (Quelle: Wikime-dia Commons, Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/JHWH#/media/

File:2008-09-26_torarolle-jhwh.jpg

Marie-Charlotte Merscher ( Jg. 1992) studierte Philosophie und Katholische Theo-logie in Freiburg im Breisgau und Berlin. Schwerpunkte ihres Studiums waren Pla-ton, Wittgenstein und die Transzendentalphilosophie Kants. In ihrer Masterarbeit beschäftigte sie sich mit Kants Gottesbegriff. Sie wirkte bereits auf drei JGW-Schü-lerAkademien mit und freut sich sehr, erneut einen Kurs mit Jan zu leiten. In ihrer Freizeit liest sie gute Bücher, treibt Sport und musiziert. Außerdem unternimmt sie gern mit Freunden Ausflüge in das rege Kunst- und Kulturleben von Paris (Frank-reich), Berlin und Hannover.

Jan Thorben Wilkens (Jg. 1992) studierte Jüdische Studien in Potsdam, Berlin und Haifa (Israel). Derzeit forscht er über die jüdische LGBT-Community in den Verei-nigten Staaten. Im Jahr 2010 nahm er selbst an einer JGW-SchülerAkademie teil und hilft seitdem in unterschiedlichen Funktionen bei der Umsetzung weiterer Akade-mien mit. Dabei lernte er auch Marie kennen, mit der er nun in größter Vorfreude zum zweiten Mal einen Kurs leitet. In seiner Freizeit umkreist er gerne die Seen in Berlin und Brandenburg, diskutiert über seine Lieblingsserien oder bereitet duftende Köstlichkeiten zu.

Kursleitung

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AKADEMIE BRAUNSCHWEIG I

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JGW-NachhaltigkeitsAkademieDie JGW-NachhaltigkeitsAkademie

Die Gletscher schmelzen, der Meeresspiegel steigt, Naturkatastrophen mehren sich. Die große Mehrheit der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler geht davon aus, dass die Erwärmung der erdnahen Atmosphäre und der Meere überwiegend vom Menschen verursacht wird und schon in wenigen Jahrzehnten signifikante Auswir-kungen auf unser Leben hat. Dennoch gelang es erst mit der Klimakonferenz COP21 im Jahr 2015 ein völkerrechtlich bindendes Abkommen zur Reduzierung der Treib-hausgasemissionen zu schließen. Auch wenn bei der COP22 2017 in Bonn erste Schritte zur Umsetzung beschlossen wurden, sorgt beispielsweise die Präsidentschaft des Klimaskeptikers Donald Trump für Rückschläge und neue Herausforderungen in der Klimapolitik. Der Klimawandel und seine Auswirkungen sind ein gesellschaftlich hochaktuelles Thema und gleichzeitig ein komplexes wissenschaftliches Forschungs-gebiet.

Oberthema Klimawandel

Die JGW-NachhaltigkeitsAkademie findet 2019 zum zehnten Mal statt und ist eine SchülerAkademie mit einer besonderen Ausrichtung: Alle sechs Kurse beschäftigen

sich auf unterschiedliche, wissenschaftliche Art und Weise mit dem Klimawandel. Da die Klimaforschung Aspekte zahlreicher Fachrichtungen umfasst, verwenden auch die sechs Kurse jeweils unterschiedliche Herangehensweisen und Methoden. Häufig verbinden die Kurse auch Ansätze verschiedener Fachrichtungen und betrachten einen Teilaspekt des Oberthemas aus einem multidisziplinären Blickwinkel, um die Auswirkungen des Klimawandels auf unterschiedliche Bereiche unserer Gesellschaft abzubilden.

Zwei Kurse nähern sich dem Klimawandel dieses Jahr aus einer rechtlichen Perspek-tive. Der erste stellt die sozialwissenschaftliche Frage, wie es im globalen Wandel um die Menschenrechte steht. Der andere versucht die rechtstheoretische Frage, wie wir Klimagerechtigkeit politisch werden erreichen können, zu beantworten. Motive und Strategien von Verbreitern von sogenannten »Fake News« werden in einem weiteren Kurs am Beispiel der Klimadebatte beleuchtet. Aus naturwissenschaftlicher Sichtweise werden zwei Kurse die komplexen Wechselwirkungen der industriellen Landwirt-schaft mit dem Klimasystem sowie die Bedeutung der Biodiversität von Ökosystemen unter die Lupe nehmen. An der Grenze zwischen Naturwissenschaft und nachhaltiger Stadtentwicklung bewegt sich schließlich ein Kurs, der die Klimafolgenanpassung in Großstädten thematisiert.

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Wer Spaß an naturwissenschaftlichen, technischen und/oder gesellschaftswissen-schaftlichen Themen hat und sich gleichzeitig auch für Umweltthemen interessiert, ist bei der JGW-NachhaltigkeitsAkademie genau richtig. Die Akademie vermittelt im Rahmen des gewählten Kurses detaillierte Einblicke in ein klimarelevantes wissen-schaftliches Forschungsgebiet und stellt zugleich zahlreiche Bezüge zu aktuellen ge-sellschaftspolitischen Fragestellungen her. Zugleich bietet sich die Gelegenheit, »über den Tellerrand zu blicken« und mehr über das Zusammenspiel unterschiedlicher Fachrichtungen, die am Themenkomplex Klimawandel beteiligt sind, zu erfahren. Vorkenntnisse über den Klimawandel sind dabei in keinem der Kurse erforderlich.

Akademieablauf

Die JGW-NachhaltigkeitsAkademie dauert 15 Tage und läuft fast genauso ab wie die anderen SchülerAkademien. Ein normaler Tagesablauf (siehe Tagesablaufplan, Seite 14) besteht aus dem Morgenplenum, den Mahlzeiten, zwei Kurssitzungen und kurs-übergreifenden Aktivitäten (Sport, Musik, Kunst, Kultur …). Die Historisch-Ökolo-gische Bildungsstätte in Papenburg, in der die JGW-NachhaltigkeitsAkademie stattfin-det, bietet hierfür vielfältige Möglichkeiten (siehe Seite 79). Das inhaltliche Angebot der Akademie wird abgerundet durch ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm mit weiteren Aktivitäten zum Oberthema Klimawandel: Neben einem Exkursionstag gibt es zum Beispiel Abendvorträge von Klimawissenschaftlerinnen und Klimawissen-schaftlern.

Ein weiteres, besonderes Angebot der JGW-NachhaltigkeitsAkademie sind die so genannten Projektarbeiten, die die Teilnehmenden vor Ort zusätzlich zu den Kursen ihren Interessen und Neigungen entsprechend wählen können. Um das Fachwissen der verschiedenen Kurse zusammenzuführen und auf konkrete praktische Situationen anzuwenden, treffen sich die Teilnehmenden an zwei Tagen anstelle der Kursarbeit in Kleingruppen und entwickeln gemeinsam eigene Lösungsansätze für reale Problem-

stellungen rund um den Klimawandel. In den letzten Jahren wurde so z.B. eine poli-tische Kampagne zur Vermeidung von Plastikmüll durchgeführt, Lebensmittel gerettet oder zwei aus Schrott- und Holzteilen selbst zusammengezimmerte Windkraftanlagen auf dem Gelände der Historisch-Ökologischen Bildungsstätte errichtet. Die Teilneh-menden setzen sich dabei in kreativer Weise eigenständig und fachübergreifend mit den Problemstellungen auseinander und erarbeiten ein Konzept sowie eine Ergebnis-präsentation, die sie an einem gemeinsamen Präsentationsabend der Öffentlichkeit vorstellen. Die Projektarbeiten bieten so einen besonderen Raum, um eigene Ideen und Vorstellungen in die Gruppenarbeit einzubringen und durch gemeinsame Re-cherche und Diskussionen persönliche Verhaltensweisen und Überzeugungen zu reflektieren. Ziel ist es, durch die Projektarbeiten zu einem möglichst umfassenden Bild des Komplexes Klimawandel zu gelangen und das Zusammenwirken zahlreicher Fachrichtungen praktisch zu erfahren.

Bewerbung und Teilnahme

Teilnahmebedingungen und Bewerbungsverfahren entsprechen denen der Deutschen SchülerAkademie. Der Teilnehmerbeitrag beträgt 550 Euro. Hinsichtlich einer Ermä-ßigung oder eines Erlasses der Eigenbeteiligung gelten die Bedingungen der Deut-schen SchülerAkademie (siehe Seite 18), d.h. die Eigenbeteiligung kann auf Antrag anteilig oder vollständig erlassen werden.

Die JGW-NachhaltigkeitsAkademie 2019 wird von der Umweltstiftung Weser-Ems gefördert.

Weitere Informationen über die JGW-NachhaltigkeitsAkademie sind auch im Internet erhältlich unter

www.jgw-ev.de/nachhaltigkeitsakademie.

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AKADEMIE BRAUNSCHWEIG I

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Fortsetzung von Seite 87

Für die Kursarbeit stehen verschiedene Seminarräume sowie das ebenfalls auf dem Gelände befindliche Regionale Umweltbildungszentrum zur Verfügung. Jeder Kurs findet in einem Seminarraum statt, der mit Beamer, Tafel, Stellwänden und Flipchart ausgestattet ist. Sitzgelegenheiten unter freiem Himmel können ebenfalls für die Kurs-arbeit genutzt werden.

Als anerkannte Heimvolkshochschule legt die Historisch-Ökologische Bildungsstätte in Papenburg in ihrem eigenen Programm den Schwerpunkt auf Umweltbildung, Integration und gesellschaftliche Mitgestaltung. Besonderer Wert wurde beim Bau auf eine Energie und Ressourcen schonende Gestaltung gelegt. Die Bildungsstätte ist barrierefrei.

Für das kulinarische Wohlbefinden sorgt eine vollwertige und nachhaltige Küche basierend auf Lebensmitteln, die umweltfreundlich, artgerecht und in der Region erzeugt wurden. Auf Allergien, Unverträglichkeiten sowie vegetarische und vegane Ernährung wird Rücksicht genommen.

JGW-NachhaltigkeitsAkademie 2019-320. JULI BIS 3. AUGUST 2019

Historisch-Ökologische Bildungsstätte Emsland in Papenburg

Auch für Freizeit und kursübergreifende Aktivitäten bietet die Anlage ausreichend Raum: Wintergärten, Kaminzimmer, Lagerfeuerstelle und großzügige Freiflächen laden zur abwechslungsreichen Beschäftigung ein. Turnhalle und Sportplatz einer na-hegelegenen Schule können meistens ebenfalls genutzt werden.

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PROGRAMM

JGW-3.1 Landwirtschaft und Klima im WandelJGW-3.2 Biodiversität im globalen WandelJGW-3.3 Wie erreichen wir Klimagerechtigkeit?JGW-3.4 Eine Erfindung der Chinesen? JGW-3.5 Klimawandel und MenschenrechtsschutzJGW-3.6 Green Cities – Lebenswert im Klimawandel

Akademieleitung

Rebecca Fisch (Jg. 1999) arbeitete nach dem Abitur ein Jahr bei einer NGO in Bosnien und Herzegowina. Nun studiert sie in Hildesheim Kul-turwissenschaften und ästhetische Praxis mit Literatur und Theater. Wenn sie nicht in der Uni oder im Theater sitzt, reist sie gerne durch Stadt und Land, die Kamera immer im Gepäck. Während sie manchmal noch in Erinnerungen an ihre Teilnahme bei der NAka 2016 schwelgt, freut sie sich sehr, 2019 als Akademieleitung wieder dabei zu sein.

Ulrike Proske ( Jg. 1996) studiert nach ihrem Bachelor in Mete-orologie jetzt Atmosphären- und Klimawissenschaften in Zü-rich (Schweiz). 2013 nahm sie selbst an der JGW-Nachhaltig-keitsAkademie im Kurs »Komplexität des Klimasystems« teil und war begeistert. Sie freut sich, dieses Jahr zum zweiten Mal Teil der Akademieleitung zu sein. In ihrer Freizeit rettet Ulrike Le-bensmittel, schwimmt am liebsten im Freien oder geht Wandern.

Jannik Wilhelm (Jg. 1993) studierte Meteorologie an der Goethe-Uni-versität Frankfurt und promoviert seit 2017 am Karlsruher Institut für Technologie. In Kooperation mit dem Deutschen Wetterdienst unter-sucht er Methoden zur Optimierung kurzfristiger Gewittervorhersagen. 2018 wirkte er bereits als Leiter des Kurses »Die Mathematik hinter der Klimaforschung« auf der NAka mit. Jannik fährt gerne Ski und Rad, musiziert und hat Freude an Gesellschaftsspielen.

Historisch-Ökologische Bildungsstätte Emsland

Spillmannsweg 30

26871 Papenburg

www.hoeb.de

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(20. JULI BIS 3. AUGUST 2019) JGW-NACHHALTIGKEITSAKADEMIE PAPENBURG 2019-3Kurs JGW-3.1

Landwirtschaft und Klima im WandelVon Humusverlusten und pupsenden Kühen

Marie Arndt ( Jg. 1991) ist gerade dabei, ihre Masterarbeit für den Studiengang »Sus-tainable International Agriculture« an den Universitäten Göttingen und Kassel zu schreiben. Vorher hat sie ein Freiwilliges Jahr gemacht und Umweltnaturwissen-schaften (B.Sc.) in Freiburg studiert. Besonders interessiert sie sich für die Boden-kunde, aber auch für die Frage, wie eine nachhaltige Landwirtschaft möglich ist. Zudem hat sie im Laufe der Zeit ein Faible für Russland entwickelt und dort auch einen Teil ihres Bachelors studiert. Sie jongliert sehr gerne, geht gerne wandern (im Sommer gerne auch etwas weiter und länger) und kocht zusammen mit anderen einmal in der Woche regional, saisonal und vegan für viele Menschen.

Janine Zibi ( Jg. 1993) studierte Ökosystemmanagement (BA) an der Georg-August-Universität in Göttingen und schließt bald den Mas-ter »ökologische Landwirtschaft« an der Universität Kassel ab. Ihre Schwerpunkte liegen in der ökologischen Pflanzenzüchtung, sowie in alternativen und umweltverträglichen Landwirtschaftssystemen. Wenn sie mal nicht im Garten Gemüsesorten vermehrt, jongliert, wandert oder Musik macht, dann reist sie sehr gerne – am liebsten ganz ökologisch mit dem Fahrrad und ist so schon bis nach Portugal gekommen.

Kursleitung

Sommer 2018 in Deutschland: Es ist unglaublich heiß und es hat seit Wochen nicht geregnet. Während die einen die Tage jubelnd im Freibad verbringen, haben Landwirtinnen und Landwirte mit der Trockenheit zu kämpfen. Der Klimawandel ist auch in Deutschland an-gekommen. Spätestens im Sommer wird allen bewusst, wie sensibel landwirtschaftliche Systeme auf Ände-rungen der Umweltbedingungen reagieren. Die Medaille hat jedoch eine zweite Seite: Landwirtschaft ist nicht nur als Opfer des Klimawandels zu sehen, sondern auch als Mitverursacher.

Im Kurs wird die Rolle der Landwirtschaft am Klima-wandel analysiert, wie sie nun mit den Folgen des Kli-mawandels zurechtkommen kann.

Um die komplexen Wechselwirkungen zwischen Land-wirtschaft und Klima zu verstehen, werden zunächst die Grundlagen der Agrarwissenschaften erarbeitet. Was ist

Boden eigentlich? Von welchen Faktoren wird er beein-flusst? Wie hängt seine Bewirtschaftungsform mit der Kohlenstoffspeicherung zusammen? Die Teilnehmenden erarbeiten, woher Pflanzen ihre Nährstoffe beziehen, wie sie mit dem Klimawandel zurechtkommen und welche Rolle dabei die Pflanzenzüchtung einnimmt. Ebenso analysieren sie globale Zusammenhänge, z.B. wo das Futter für die Nutztiere herkommt und welche Folgen dies hat. Agiert die industrielle Landwirtschaft nachhaltig?

Immer wieder ist zu hören, dass die Weltbevölkerung wächst und dass es schwierig bis unmöglich ist, die derzeitigen 7,6 Milliarden Menschen auf unserem Pla-neten zu ernähren. Als Lösung wird oft eine Steigerung der Produktivität in der Landwirtschaft gefordert. Dabei wird die Nachhaltigkeit als nachrangig angesehen. Aber ist es richtig, dass eine umweltschonende Landwirt-schaft keine weltweite Nahrungssouveränität erlaubt? Oder ist gerade eine nachhaltige Landwirtschaft die einzige Lösung, um die Ernährung der Weltbevölkerung langfristig zu sichern?

Der Kurs geht bei diesen Fragestellungen schwer-punktmäßig auf die Zunahme des landwirtschaftlichen Flächenverbrauchs durch Nutztierhaltung und Boden-erosion ein. Dazu werden die Ursachen von Erosion analysiert und Vermeidungsstrategien erarbeitet. Auch klärt der Kurs die Frage, woher die Treibhausgasemis-sionen in der Landwirtschaft kommen und wie diese verringert werden können.

Mohnblumen wachsen neben einem Getreidefeld und fördern so die Biodiversität, indem sie Nahrung und Lebensräume für Insekten liefern. Sie stehen für die

»Vielfalt auf dem Acker«. Foto: Arnulf Becker, 2016

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JGW-NACHHALTIGKEITSAKADEMIE PAPENBURG 2019-3 (20. JULI BIS 3. AUGUST 2019)

Kurs JGW-3.2

Biodiversität im globalen WandelWarum unsere Tiere und Pflanzen verschwinden

In einer Hand voll Erde befinden sich mehr Lebewesen, als es Menschen auf dieser Erde gibt. Biodiversität findet sich überall auf dieser Welt, jedoch ist sie in Gefahr. Weltweit beobachten Wissenschaftler und Wissen-schaftlerinnen einen dramatischen Rückgang von Arten und zählen ihn zu den größten Problemen unserer Zeit (Abbildung 1). Es betrifft unterschiedlichste Artengrup-pen, vom afrikanischen Nashorn bis hin zum Schmet-terling vor unserer Haustür.

Wofür brauchen wir Biodiversität?

Der Verlust von Lebewesen ist irreversibel und der Mensch ist auf funktionstüchtige Ökosysteme ange-wiesen, die unsere Lebensgrundlage darstellen. Bienen bestäuben Feldfrüchte, Bäume liefern Sauerstoff und Bo-denorganismen erhalten die Fruchtbarkeit des Bodens.

Gleichzeitig ist der Arten-schwund ein Indikator über den Zustand der Umwelt. Er zeigt,

dass unsere Umwelt zurzeit von weitreichender Verän-derung betroffen ist. Nicht nur das Klima, auch die Nut-zung der Landschaft wandelt sich. Voranschreitender Städtebau und intensive Feldbewirtschaftung nehmen den Tieren und Pflanzen ihren natürlichen Lebensraum.

Das weltweite Artsterben und die Vielfalt vor der Haustür

Der Kurs behandelt den Umgang der Menschen mit der Umwelt aus naturwissenschaftlich-ökologischer Per-spektive.

Zunächst wird gemeinsam der Forschungsstand rund um das Thema Artverlust, seine Ursachen und Auswir-kungen auf Ökosysteme und Menschen erarbeitet.

Ein Schwerpunkt ist die praktische Anwendung wis-senschaftlicher Methoden zur Biodiversitätsforschung im Freiland. Dazu werden

Friederike Kunz ( Jg. 1993) studiert Landschaftsökologie in Münster. Ihre Stu-dienwahl wurde auch vom NAka-Kurs »Klima wandel(t) Biodiversität« im Jahr 2011 beeinflusst. Seitdem spezialisiert sie sich auf Ökosystemforschung und Tierökologie im Kontext des globalen Wandels. Während mehrerer Stu-dienaufenthalte in Russland, Brasilien und zuletzt im Südschwarzwald stu-dierte sie die Auswirkungen von Landnutzungen auf die Artenvielfalt. Auch in ihrer Freizeit ist Friederike am liebsten draußen und schaut Vögeln und Schmetterlingen hinterher oder erntet Gemüse aus dem eigenen Garten.

Hanna Mertens ( Jg. 1994) studiert Naturschutz und Landschaftsökologie an der Universität Bonn. Sie schreibt zurzeit ihre Masterarbeit in Zusammen-arbeit mit der Biologischen Station Bonn/Rhein-Erft über die Unterschie-de der Regenerationsfähigkeit von Ackerwildkräutern bei verschiedener Bewirtschaftung. Neben dem Studium begleitet Hanna interessierte Men-schen auf botanischen Exkursionen und erklärt Jung und Alt heitere und spannende Infos zu heimischen Pflanzen. Wenn sie nicht gerade Bäume umarmt, tanzt sie Standard und Latein, reitet und singt begeistert im Chor.

Exkursionen zu besonderen Ökosystemen in die Um-gebung unternommen. Die Teilnehmenden bewerten dabei Lebensräume rund um Papenburg hinsichtlich ihres ökologischen Zustands und bestimmen im Gelän-de verschiedene Artgruppen.

Mit diesen Hintergründen wird der Blick auf die aktu-elle Forschung gerichtet und Möglichkeiten diskutiert, mit denen Arten und Lebensräume geschützt werden können.

Kursleitung

Abb. 1: Berechnungen der ökologischen Grenzen der Erde zeigen: Im Bereich der Biodiversität haben die Menschen den sicheren Handlungsraum (grüner Bereich) weit überschritten. Das gefährdet die Stabilität des Erdsystems und die Lebens-grundlage der Menschen. Quelle: Felix Müller; https://commons.wikimedia.org/

wiki/File:Oekologise_Belastungsgrenzen_planetary_boundaries.png

Abb. 2: Der Scheckenfalter und seine Futterpflanze

Arnika verlieren durch die Intensivierung der Land-

wirtschaft ihren natürlichen Lebensraum: nährstoffarme

Weiden. Foto: F. Kunz

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(20. JULI BIS 3. AUGUST 2019) JGW-NACHHALTIGKEITSAKADEMIE PAPENBURG 2019-3Kurs JGW-3.3

Wie erreichen wir Klimagerechtigkeit?Klimaabkommen, Klimaklagen und Postwachstum

Weltweit haben Regierungen dem Klimawandel bislang wenig entgegengesetzt. Die deutsche Regierung ist keine Ausnahme: Ihr Klimaschutzziel für 2020 wird sie ver-fehlen. Kann man die Bundesregierung deshalb verkla-gen, ihre Klimapolitik nachzubessern? Drei deutsche Fa-milien haben den Versuch gewagt. Weltweit gibt es viele Beispiele solcher Klimaklagen. Der Kurs untersucht, was Klimagerechtigkeit bedeutet, wie Klimaklagen damit zu-sammenhängen und welche politischen Konsequenzen sich aus erfolgreichen Klimaklagen ergeben.

Was ist Klimagerechtigkeit?

Wenn sich eine Person zu etwas verpflichtet und diese Verpflichtung nicht einhält, kann sie in Rechtsstaaten verklagt und gerichtlich zur Erfüllung verpflichtet wer-den. Doch wie gestaltet sich dies, wenn es sich um die Klimapolitik von Staaten handelt? Im ersten Kursab-schnitt werden die Grundlagen der Rechtsdurchsetzung und des Völkerrechts erarbeitet: Wie unterscheiden sich

nationales Recht und seine Durchsetzung vom inter-nationalen Recht? Das Konzept der Klimagerechtigkeit wird untersucht und aufs Völkerrecht bezogen: Welche Staaten tragen die Verantwortung für den menschen-gemachten Klimawandel und wie wird dies im Pariser Abkommen berücksichtigt? Darauf aufbauend werden Klimaklagen untersucht: Was wird geltend gemacht und welche Erfolgsaussichten haben sie?

Wie werden wir klimagerecht?

Würde die deutsche Bundesregierung gerichtlich dazu verurteilt, ihre Klimapolitik nachzubessern – welche politischen Rahmenbedingungen müsste sie herstellen, um Klimagerechtigkeit zu schaffen, und welche Kon-flikte sind dabei zu erwarten? Dieser Frage widmet sich der zweite Kursabschnitt. Hierfür arbeitet sich der Kurs zunächst in die Nachhaltigkeitswissenschaft ein, um die aktuelle Klimapolitik zu verstehen. Die relevanten Konzepte und Politikinstrumente werden diskutiert. Der Fokus liegt dabei auf Argumentationslinien der Wachstumskritik: In welchem Spannungsfeld stehen die

Maja Hoffmann ( Jg. 1987) studierte Politikwissenschaft, Nordische Philologie und Nachhaltigkeitswissenschaft in Erlangen, Västerås, Stockholm und Lund (Schweden). Für ihr Doktorat, in dem sie sich mit der Zukunftsfähigkeit von Arbeit aus historischer, ökologischer und postkolonialer Perspektive beschäf-tigt, zog es sie dann nach Wien (Österreich). Neben ihrer Promotion engagiert sich Maja unter anderem in der sozial-ökologischen Bildungsarbeit – auf die NAka darf sie sich so bereits zum dritten Mal freuen. Ihre freie Zeit verbringt sie bevorzugt unter freiem Himmel, mit Freundinnen und Freunden, Musik und Bergsteigen.

Lisa Meinecke ( Jg. 1988) studierte Jura in Münster und Genf (Schweiz). Eine Pause hiervon gönnte sie sich während ihres Masters in Sustainable Development in Uppsala (Schweden), bevor sie für das Referendariat nach Berlin zog. Nach ihrem Examen arbeitete sie zunächst in einer Wirtschafts-kanzlei im Umweltrecht, um anschließend ihre derzeitige Arbeit als Wis-senschaftlerin in einem Umweltforschungszentrum aufzunehmen. Hier arbeitet sie im Legal Team in umweltpolitischen Forschungsvorhaben. Ihre Freizeit verbringt sie gerne mit Singen und Foodsharing.

Reduktionsvorgaben internationaler Klimapolitik mit unserem wachstumsorientierten Wirtschaftssystem? Wie kann ein gerechtes, nachhaltiges Wirtschaftssystem or-ganisiert sein? Was ist gerechte Klimapolitik?

Kritischer und interdisziplinärer Ansatz

Um der Problematik gerecht zu werden, werden ver-schiedene wissenschaftliche Fachrichtungen im Kurs integriert mit Schwerpunkt auf Rechts- und Sozialwis-senschaften.

Kursleitung

Klimagerechtigkeit durch das Verklagen von Staaten? Was ist klimagerechte Politik? Quelle: https://pxhere.com/no/

photo/1186582

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JGW-NACHHALTIGKEITSAKADEMIE PAPENBURG 2019-3 (20. JULI BIS 3. AUGUST 2019)

Kurs JGW-3.4

Eine Erfindung der Chinesen? Geschichte, Motive und Strategien der Leugnung des Klimawandels, 1970–2019

Donald Trump tat bereits vor seiner Wahl zum US-Präsidenten sein Verständnis des Klimawandels auf Twitter kund: Das Konzept der globalen Erwärmung sei von und für die Chinesen geschaffen worden, um der US-Wirtschaft zu schaden. Auch seit seinem Amtsantritt als Staatsoberhaupt stellt er die Existenz des Klimawan-dels regelmäßig in Frage. Doch die Geschichte der Leugnung einer menschen-gemachten globalen Erwär-mung ist älter. Die ersten organisierten Versuche lassen sich in den USA der 1970er als Reaktion auf die Klimaforschung feststellen. Anschließend entwickelte sich die Klimawandelleug-nung schnell zu einem transnationalen Phänomen, das auch in Deutschland auftrat.

Mit dem Einzug der AfD in den Bundestag hat der syste-matische Versuch einer Delegitimierung wissenschaft-licher Forschungsergebnisse auch hierzulande wieder an Aktualität gewonnen. Wissenschaftliche Fakten von so-genannten »Fake News« oder gezielter Desinformation zu unterscheiden, scheint immer schwieriger zu werden.

Der Kurs geht dieser Entwicklung am Beispiel der Klimadebatte und der mit ihr einhergehenden Leugnung des Kli-mawandels auf den Grund.

Die Teilnehmenden erarbeiten sich aus historischer, wissenssoziolo-gischer und politikwissenschaftlicher Perspektive die Grundlagen der Klimadebatte sowie die Motive und Strategien der sogenannten »Klima-leugner«. Der Kurs vermittelt auf diese Weise einerseits Wissen über die Klimaerwärmung und die Geschich-

te der Klimadebatte sowie der Funktionsweise von Globalisierungsprozessen. Andererseits werden darauf aufbauend bewusst aktuelle populistische Tendenzen in Europa und den USA, die Konstruktion von Wissen

Alexandre Bischofberger ( Jg. 1990) studierte Geschichte und Politikwis-senschaften an der Universität Konstanz und ist dort aktuell Doktorand. In seiner Promotion untersucht er, welche Rolle US-amerikanische und ku-banische Musikerinnen und Musiker bei der weltweiten Verbreitung euro-päischer Kunstmusik im 19. Jahrhundert gespielt haben. Zu seinen Hobbys zählen Fußballspielen, Musikmachen sowie Theater- und Opernbesuche.

Daniel Eggstein ( Jg. 1987) studiert Geschichte und Politikwissenschaft in Tübingen, Amherst und Konstanz. Derzeit promoviert er an der Univer-sität Konstanz in Geschichtswissenschaft. Dabei untersucht er die Rolle von Wissen in der deutschen und amerikanischen Umweltbewegung in den 1970er und 1980er Jahren. In seiner Freizeit engagiert er sich politisch, trainiert eine Jugendfußballmannschaft und tourt mit seinem Rad durch Europa.

Kursleitung

und »Gegenwissen«, die allgemeine Rolle von Desinformation aus historischer Perspektive sowie das Vorgehen von Lobbygruppen und die Funktionsweise von Verschwörungstheorien vor dem Hintergrund der Klimadebatte thematisiert. Des Weiteren erarbeiten sich die Teilnehmenden Strategien zur Erkennung von und zum Umgang mit so genannten »Fake News«.

Die inhaltlichen und theoretischen Fragestellungen wer-den von den Teilnehmenden in Referaten, Gruppenar-beiten, Diskussionen, einer täglichen Presseschau sowie Rollenspielen erarbeitet und angewendet. Ein zentraler Bestandteil des Kurses ist das Erlernen wissenschaft-licher Arbeitsmethoden aus der Geschichtswissenschaft, Soziologie und Politikwissenschaft. Dies umfasst bei-spielsweise den kritischen Umgang mit Primärquellen sowie die Anwendung von Theoriemodellen. Spezifische Vorkenntnisse sind nicht nötig.

Donald Trump (damals noch nicht Präsident der Vereinigten Staaten) veröffentlichte im November 2012 bei Twitter seine Auffassung zum

Klimawandel. Quelle: https://twitter.com/realdonaldtrump/status/265895292191248385?lang=de

Protestplakat beim People’s Climate March 2017 in Washington, D.C.;

Quelle: Edward Kimmel from Takoma Park, MD (https://commons.wikimedia.

org/wiki/File:Climate_March_0281_(34210341852).jpg), »Climate March 0281 (34210341852)«, https://crea-tivecommons.org/licenses/by-sa/2.0/

legalcode

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(20. JULI BIS 3. AUGUST 2019) JGW-NACHHALTIGKEITSAKADEMIE PAPENBURG 2019-3Kurs JGW-3.5

Klimawandel und MenschenrechtsschutzEine postkoloniale Perspektive

Herausforderungen von heute in den Strukturen von gestern

Sowohl Klimawandel als auch Postkolonialismus sind zentrale Themen, die das 21. Jahrhundert bisher ent-scheidend mitgeprägt haben. Während der Klimawandel wie eine dunkle Wolke über unserer Zukunft schwebt, beschäftigt sich die Theorie des Postkolonialismus mit den Gewittern unserer Vergangenheit und mit den Schäden, die wir davon in der Gegenwart noch immer zu reparieren haben. Das »Post« in Postkolonialismus bezieht sich dabei nicht nur auf die zeitliche, sondern auch auf die gedankliche Überwindung des Kolonialis-mus.

Die Privilegierung und Hierarchisierung von kulturellen Differenzen in fort- und rückschrittlich war die Grund-lage kolonialen Denkens und lässt sich nicht einfach mit formalen Unabhängigkeitserklärungen beenden. Wenn wir die Augen öffnen und vorhandene Strukturen hinterfragen, fällt uns auf, dass diese Denkmuster alles

andere als verschwunden sind. Der Kurs nä-hert sich der Thematik »Klimawandel« deshalb von einer sozial- und gesellschaftswissenschaft-lichen Seite und versucht, diesen globalen Machtstrukturen auf den Grund zu gehen.

Dem Klimawandel postkolonial begegnen

Im Kurs erarbeiten die Teilnehmenden zu-nächst den Zusammenhang zwischen Klima-wandel und Menschenrechtsschutz anhand von Fallbeispielen. Nach einer Einführung in postkoloniale Theorie werden die Strukturen internationaler Klimapolitik und die relevanten Me-chanismen des Menschenrechtsschutzes aus machtkri-tischer Perspektive analysiert. Schließlich verknüpft der Kurs diese internationale Dimension von Klimapolitik und deren postkoloniale Kritik mit der persönlichen Dimension: Die Teilnehmenden reflektieren, wie Kli-mawandel, Menschenrechte und (Post-)Kolonialismus im eigenen Alltag auftauchen und entwerfen Hand-lungsstrategien, wie sie am besten damit umgehen

Verena Fisch (Jg. 1994) verbrachte nach dem Abitur ein Jahr in Tansania, bevor sie Internationale Soziale Arbeit in Coburg, Winnipeg (Kanada) und Mexico City studierte. Ihr Bachelorstudium beendete sie im Sommer 2018 mit einer Arbeit über die Rolle der Sozialen Arbeit bei der Anpas-sung an den Klimawandel. Bis Februar 2019 war Verena als Praktikantin bei UNICEF in Namibia und genießt nun ein paar freie Monate mit vielen Büchern, interessanten Reisen und ihrer Briefmarkensammlung, bevor sie im Herbst ins Masterstudium startet.

Franka Rauch ( Jg. 1996) studiert im Master Peace and Conflict Studies in Magdeburg. Begleitend macht sie eine Ausbildung zur Beraterin für gewalt-freie Konflikttransformation. Während ihres Bachelorstudiums in Interna-tionaler Sozialer Arbeit absolvierte sie ein Praktikum in Myanmar und ein Theoriesemester in Mexiko. Weit über ihren beruflichen Werdegang hinaus spielt das Thema Frieden eine zentrale Rolle in Frankas Leben. Kundalini Yoga, Kreativität und die Kunst, in Beziehung zu Anderen zu leben, begleiten Franka als persönliche Friedenspraxis jeden Tag.

können. Der Kurs sensibilisiert für den postkolonialen Dis-kurs und ermutigt dazu, das eigene Weltbild kritisch zu hinterfragen, zu ver-ändern und so der globalen Herausfor-derung Klimawan-del konstruktiv zu begegnen.

Kleingruppenarbeit, Szenariotechnik, Arbeit mit ver-schiedenen Medien (Video, wissenschaftlicher Text, Poesie, Social Media etc.) laden zu einer multiperspek-tivischen Auseinandersetzung mit den Kursthemen ein. Vor allem zu postkolonialer Theorie bereiten die Teil-nehmenden anhand zur Verfügung gestellter Materialien kleine Kurselemente selbst vor.

Kursleitung

Klimawandel und Menschenrechte hängen eng zusammen; Quelle: Reuters, in: medico international: Umweltzerstörung

und Klimawandel (https://www.medico.de/umweltzerstoerung-und-klimawandel-16500/)

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JGW-NACHHALTIGKEITSAKADEMIE PAPENBURG 2019-3 (20. JULI BIS 3. AUGUST 2019)

Kurs JGW-3.6

Green Cities – Lebenswert im KlimawandelWie wassersensible Stadtentwicklung zur Klimafolgenanpassung beiträgt

Oberste Prämisse einer nachhaltigen Stadtplanung ist das Erreichen und Erhalten einer lebenswerten Stadt. Das ist nicht so einfach, denn urbane Ballungsräume stellen ein Spannungsfeld ökonomischer, ökologischer und sozialer Interessen dar, die sich auf dem begrenzten städtischen Raum häufig diametral entgegenstehen. Ne-ben den grundsätzlichen Interessen spielt zunehmend auch das wachsende Bewusstsein für klimawandelbe-dingte Risiken für Gesundheit und Eigentum, beispiels-weise durch Extremwetterereignissen wie Hitze oder Sturzfluten, für die Gestaltung urbaner Räume eine Rolle.

Ein Lösungsansatz der modernen Pla-nung für diese komplexe Situation ist die wassersensible, also eine den kli-matischen Veränderungen angepasste, Stadtentwicklung mit dem Ziel der Gestaltung so genannter Green Cities zum Erhalt der lebenswerten Stadt. Im

Vincent Herbst ( Jg. 1994) studiert Umweltingenieurwissenschaften mit der Fachrichtung Water Management in Aachen. Nach seinem Abitur absolvierte er ein Feiwllliges Soziales Jahr in Tansania als Computer- und Sportlehrer. Während seines Studiums organisierte er eine Studierendengruppe und baute mit ihnen eine Kleinwindkraftanlage. Zur Zeit arbeitet er neben dem Studium als HiWi bei einem Forschungsinstitut für Wasser- und Abfallwirtschaft. Ne-ben sportlichen Aktivitäten wie Volleyball und Zirkussportarten, liest, wan-dert und spielt er gerne Gesellschaftsspiele.

Julius Schlumberger ( Jg. 1994) studierte in Aachen Umweltingenieurwis-senschaften. Derzeit arbeitet er am Forschungsinstitut für Wasser- und Abfallwirtschaft in Aachen in einem Projekt zur Entwicklung eines praxis-tauglichen mikroskaligen Stadtklima-Modells. In seiner Freizeit engagiert er sich im Bereich der politischen Bildung und Teilhabe. Als Mitglied der Klimadelegation nimmt er an den internationalen UN-Klimakonferenzen teil. In seiner Freizeit diskutiert und liest er gern, spielt Handball und Ge-sellschaftsspiele oder handwerkelt mit Holz und Stoff.

Kursleitung

Fokus steht dabei das Wasser, welche als so genannte »blaue Komponente« von Risikovorsorge bis Wohl-fühltemperatur im städtischen Raum viele Aspekte der lebenswerten Stadt beeinflusst.

Der Kurs erarbeitet sich zunächst den wissenschaftli-chen Hintergrund der Themen Klimawandel, Wasser-wirtschaft sowie aktuelle Wandelprozesse in der Stadt. Darauf aufbauend werden Möglichkeiten der Klima-folgenanpassungen im Rahmen von Green Cities im urbanen Raum untersucht. Die Erarbeitung der Themen findet primär im Rahmen interaktiver Gruppenarbeits-

formen statt. Außer-dem erfolgt eine the-oretische und prak-tische Einführung in das Arbeiten mit und Programmieren von Modellen zur Betrachtung hydrologischer Fragestellungen.

In dem abschlie-ßenden Planspiel wenden die Teil-nehmenden das Gelernte direkt an. Dabei führt der Kurs stellvertretend für verschiedene Interessengruppen einen interdiszipli-nären Planungspro-zess durch. Ziel ist

die Erarbeitung und iterative Optimierung von Vorschlä-gen zur Neugestaltung einer innerstädtischen Fläche in einem hochwassergefähr-deten Gebiet.

Der Kurs geht von einem ingenieurtechnisch-wissen-schaftlichen Blick auf das Thema aus. Gleichzeitig werden aufgrund der Interdisziplinarität auch sozialwis-senschaftliche oder ökonomische Fragestellungen unter-sucht und diskutiert.

Green City – ein Raum zum Leben, Woh-nen, Arbeiten und Pendeln; Quelle: https://unsplash.com/photos/uqxe2L1Aq0g?utm_

source=unsplash&utm_medium=referral&utm_content=creditCopyText

Die unangepasste Stadt – durch Klimawandel in Gefahr; Quelle: https://openclipart.org/

pdf/297013/flooded_city.pdf

Neben der üblichen Einarbeitungslektüre ma-chen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit der Computersprache Python vertraut.

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Seit einigen Jahren unterhält die Deutsche SchülerAkademie Austauschabkommen mit ausländischen Partnern, die vergleichbare Maßnahmen wie die Deutsche Schüler-Akademie anbieten. Auch im Jahr 2019 werden diese Austauschprogramme fortge-setzt.

Die Teilnahmekosten sind in den jeweiligen Programmbeschreibungen enthalten. Die An- und Abreisen sind selbst zu organisieren.

Akademien in Litauen, Polen und Österreich

Programme im Ausland 2019

Summer Academy in Nida, Litauen

16. bis 26. August 2019

In diesem Jahr organisiert die Deutsche SchülerAkademie zum zwölften Mal ein Aus-tauschabkommen mit der National Student Academy of Lithuania, die jedes Jahr eine Akademie für hochbegabte Schülerinnen und Schüler in Litauen ausrichtet.

You are invited to join the Economics section and together with a dozen 16-18-year-old peers from Lithuania deepen your knowledge of Marketing and PR, Finance, Sales, Per-sonnel Management, International Investment, Entrepreneurship, Leadership and other topics guided by top managers and professionals from leading Lithuanian and interna-tional companies. Seminars are structured in an entertaining way – there are plenty of discussions, case studies and interactive games.

Your action-packed day at the Academy will start at 8.00 a.m. with breakfast followed by three 1.5-hour subject interactive classes.

Topics covered during previous Summer Academies: • Introduction to the Program, • Presentations by NMA graduates, • Commerce and Law, • Simulation games, • Leadership and Career,

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PROGRAMME IM AUSLAND 2019

• Self-development, • International Business Perspectives, • Visits to »Klasmann-Deilmann«, »Kegesa«, »V jo Projektai«, »Klaip dos nafta«,

»Augma«, »Pasažas & Meridian« etc.

After lunch you will be welcome to join a 1.5 hour self-development lecture. In the af-ternoon you will have some spare time for sightseeing, going to the beach and sporting activities. Each day you’ll have a chance to mingle with all Summer Academy’s students at a daily evening event – a concert, a cinema or guest evening, a mind storm or a thea-tre project.

The Summer Academy is organised by the National Student Academy of Lithuania. Every year the best Academy’s students as well as the most talented young musicians are invited to participate and create a versatile and dynamic community of young intel-lectuals studying Economics, Maths, Philology, Physics and Nanotechnology, Biochemi-stry, Chemistry, Computer Science and Music.

Lithuania is a small Baltic country with a population of 3 million people. Nida is a neat and cosy village in westernmost Lithuania, in the Curonian Spit that is inscribed on UNESCO’s List of World Heritage.

Die Teilnahmegebühr für die diesjährige Akademie (16. bis 26. August 2019) beträgt 850 Euro (430 Euro Teilnahmegebühr plus 420 Euro für Unterbringung und Vollver-pflegung) zuzüglich Reisekosten.

Multidisciplinary Scientific Camp, Serock (nahe Warschau), Polen

25. April bis 5. Mai 2019

Der Polish Children´s Fund, eine polnische Organisation zur Förderung von hochbe-gabten Schülerinnen und Schülern, organisiert seit dem Jahr 1986 multidisziplinäre wissenschaftliche Camps (Schülerakademien) für hochbegabte polnische Schüler. Jedes Jahr treffen sich 90 Schüler der Mittelschulen in der Umgebung von Warschau. Das Camp findet in einem gut ausgestatteten Konferenzzentrum (Zweibettzimmer mit Bad) mit Computerräumen, Schwimmbad und Sportanlagen am Waldesrand in der Nähe von Warschau statt.

Das Programm des Camps ist vielseitig: Jeden Tag stehen den Teilnehmenden drei Vorlesungen der besten polnischen Wissenschaftler zur Wahl. Außerdem entscheiden

sie sich für einen der acht bis zehn Workshops, in dem sie dann mit anderen zusam-men verschiedene wissenschaftliche Themen bearbeiten. Zwei allgemeine Diskussi-onstreffen mit hervorragenden Persönlichkeiten der Wissenschaft bieten die Möglich-keit zu interessanten Begegnungen.

Obóz w Serocku go ci co roku niemal setk najzdolniejszych uczennic i uczniów z całej Polski. Do tego prawie tyle samo osób z kadry: wybitni naukowcy i twórcy, doktoranci i studenci prowadz zaj cia z ró nych dziedzin. Obie grupy bardzo ceni nie tylko same zaj cia, ale równie rozmowy na najró niejsze tematy prowadzone na przerwach, przy posiłkach, albo na spacerze.

Celem obozu jest stworzenie wyj tkowych mo liwo ci dla pogł biania zainteresowa i zdobycia nowej wiedzy, ale przede wszystkim zainspirowanie uczestników do samodzielnej, wytrwałej pracy. W programie przewidziane s bardzo ró ne formy zaj , w ród których mo na wybiera : warsztaty, seminaria, wykłady z ró nych dziedzin i spotkania z wybitnymi przed-stawicielami wiata nauki i kultury. S te odczyty uczestników, koncert, wieczór poetycki i gazeta obozowa, a tak e codzienne zaj cia rekreacyjne (na boisku, na basenie i w siłowni).

Zaj cia odbywaj si w j zyku polskim.

Obozy w Serocku to cz długiej tradycji wiosennych obozów naukowych Krajowego Fundus-zu na rzecz Dzieci. To polskie stowarzyszenie organizuje zaj cia dla uzdolnionej młodzie y nieprzerwanie od ponad 30 lat.

Wi cej informacji i programy obozu z lat ubiegłych na stronie organizatora: http://fundusz.org/wielodyscyplinarny-oboz-naukowy-serocku-kwiecienmaj/

Die Teilnahmevoraussetzungen sind die gleichen wie bei der Deutschen Schüler-Akademie, außerdem wird eine sehr gute polnische Sprachkompetenz erwartet. Die Eigenbeteiligung beträgt 180 Euro.

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PROGRAMME IM AUSLAND 2019

Internationale Sommerakademie Holzöster, Österreich

23. bis 26. Juni 2019

Ein Austauschabkommen für einige Schülerinnen und Schüler unterhält die Deutsche SchülerAkademie mit dem Landesschulrat für Salzburg, Österreich, der vom 23. bis 26. Juni 2019 die Sommerakademie, 30 km nördlich von Salzburg, ausrichtet. Die Unterbringung erfolgt im Seminarhaus Holzöstersee, das jede Art von Freizeitaktivi-täten erlaubt.

Angeboten werden insgesamt vier Workshops zu den Themen Medizin, Physik/Ma-thematik, Informatik & Wirtschaft. Die Teilnehmenden melden sich im Vorfeld für einen der angebotenen Workshops und arbeiten insgesamt fünf Halbtage in Gruppen zu etwa fünfzehn Personen.

Die an der Sommerakademie interessierten Schülerinnen und Schüler können ab dem 1. April 2019 genauere Programminformationen abrufen unter:

www.sommerakademie-salzburg.at

Die Eigenbeteiligung beträgt 85 Euro.

Workshopbeschreibungen Sommerakademie Holzöster

Workshop 1 – Regenerationsforschung: Vom Labor in die Klinik

Manche Gewebe des menschlichen Körpers können sich nach Verletzungen selbst gut regenerieren (wie z.B. Knochen und Haut), andere nicht (wie z.B. Nervengewebe oder Sehnen). Der Grund dafür ist unter anderem in der Entstehungsgeschichte dieser Ge-webe zu finden und liegt auch an ihrer Funktion.

In diesem Workshop werden die Mechanismen, die hinter Regenerationsprozessen stehen, erforscht und es wird ein Einblick in den Aufbau unseres Bewegungsapparates gegeben sowie in die geheimnisvollen Methoden, mit denen Wissenschaftler an die neuesten Forschungsergebnisse gelangen.

Workshop 2 – Quantenmechanik

Schrödingers Katze — halb lebendig, halb tot — illustriert, glücklicherweise nur als Gedankenexperiment, wie merkwürdig die Gesetze der Quantenmechanik sind. Und sie ist erst der Anfang. Die Quantenmechanik hat unser Verständnis für die Natur re-volutioniert, wodurch viele der heutigen Technologien erst möglich wurden: Compu-ter, Laser, LEDs, Supraleitung u.v.m. Man muss sich schon fast anstrengen, Dinge zu finden, für die die Quantenmechanik keine Rolle spielt.

Wir werden mit Gedanken- und einfachen realen Experimenten versuchen, die zen-tralen Konzepte der Quantenmechanik zu verstehen: Superposition (nicht nur von lebendig und tot), Messung, Kohärenz und Verschränkung; von den Pionierversuchen bis zur Teleportation von Materie. Sollten wir scheitern, können wir uns mit Feyn-mans Worten trösten:

If you think you understand quantum mechanics, you don’t understand quantum mechanics.

Workshop 3 – Aus Schülerideen werden Startups

Silicon Castles, der strategische Business Akzelerator in Salzburg, ermöglicht den teil-nehmenden Schülern in einem neuartigen Konzept mit Design Thinking das Lösen von wirtschaftlichen oder gesellschaftlichen Herausforderungen sowie realen Proble-men des Lebens. Dabei bilden eigene Bedürfnisse und Ideen der Schüler die Grundla-gen für mögliche Startups. In nur zwei Tagen wird zu bestimmten Themenbereichen in Design Thinking Workshops an innovativen Lösungen, Produkten oder Services miteinander gearbeitet und umgesetzt. Entscheidend ist, dass die Ergebnisse aus An-wendersicht nachhaltig sind. Dabei werden Probleme und Herausforderungen aus un-terschiedlichsten Blickwinkeln betrachtet. Über ganzheitliches Verstehen, die Ideen-findung, das schnelle Prototyping und die Produktverfeinerung entstehen schließlich umsetzbare Ergebnisse in verschiedensten Formen, z.B. als Produktbeschreibung oder als realer Prototyp, als Geschäftsmodell oder sogar als ein High-Level Business Case.

Für diesen Design Thinking Workshop ist Silicon Castles eine Kooperation mit der FH Salzburg eingegangen. FH-Prof. DI. Thomas Grundnigg und FH-Prof. Dr. Petra

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PROGRAMME IM AUSLAND 2019

Internationale Sommerakademie Semmering, Österreich,

21. bis 28. Juni 2019

Bereits zum 21. Mal wird dieses Jahr die Internationale Sommerakademie Semmering in Niederösterreich für leistungsbereite Schülerinnen und Schüler abgehalten. Diese Akademie wird vom Verein zur Förderung begabter und hochbegabter Schülerinnen und Schüler in Niederösterreich, vom Landesschulrat für Niederösterreich, Referat für Begabtenförderung, und von der Begabtenakademie Niederösterreich ausgerichtet. Sie findet vom 21. bis zum 28. Juni 2019 statt.

Die Teilnehmenden können einen Kurs aus zahlreichen Angeboten wählen. Das Kurs-angebot umfasst auch dieses Jahr wieder eine Palette an interessanten Inhalten.

Unter der Anleitung von äußerst motivierten und engagierten Kursleiterinnen und Kursleitern können sich die Jugendlichen mit neuartigen Kursthemen auseinanderset-zen – beispielsweise anspruchsvolle mathematische Aufgabenstellungen lösen, natur-wissenschaftliche Phänomene erforschen oder kreative Erfahrungen machen – und in neue Wissensgebiete eintauchen.

Alle Kurse garantieren neben intellektuellen Herausforderungen im Unterricht auch ein anspruchsvolles Rahmenprogramm während der Pausen bzw. in der unterrichts-freien Zeit. Kooperatives Arbeiten und Kopfzerbrechen haben genauso Platz wie ge-meinsames Erleben und eine ordentliche Portion Spaß beim sportlichen Ausgleich. Neben der Förderung der Begabungen geht es auch um den Austausch untereinander oder mit den Referentinnen und Referenten. Zum diesjährigen Jubiläum werden zu-sätzliche Vorträge und Diskussionsrunden angeboten.

Die Teilnahmevoraussetzungen entsprechen denen der Deutschen SchülerAkademie. Die Eigenbeteiligung beträgt 340 Euro für Kurs und Vollpension. Die Unterbringung erfolgt in 3- bis 5-Bett-Zimmern in Semmering.

Detailinformationen sowie eine ausführliche Prospektversion sind auch auf der Inter-netseite des Landesschulrates

http://begabtenfoerderung.bildung-noe.gv.at/index.php/sommerakademie.html erhältlich.

Die Bewerbung erfolgt über die Deutsche SchülerAkademie.

Meyer unterstützen bei der Konzeption und Umsetzung des Ideen Workshops. Die FH-Salzburg hat für Design Thinking unter der Leitung von FH-Prof. DI Grund-nigg eine bestehende internationale Kooperation mit der Stanford University Design Thinking School, USA. Die University of Standford ist mit ihrer D-School weltweit führender Spezialist in Design Thinking. https://dschool.stanford.edu/resources/getting-started-with-design-thinking, und dieses Know-How wird nun in Salzburg umgesetzt und erstmalig mit Schülern durchgeführt.

Mehr Information zu Silicon Castles erhalten Sie gerne unter www.siliconcastles.com

Workshop 4 – Künstliche Intelligenz

Das Thema Maschinelles Lernen/Künstliche Intelligenz/Artificial Intelligence (ML/AI) ist durch aufsehenerregende Durchbrüche bei ML/AI-Anwendungen in den letz-ten Jahren sehr aktuell geworden. Die Diskussion in den Medien geht weit über die eigentliche Technologie hinaus, wie zum Beispiel, ob und welche Tätigkeiten durch ML/AI ersetzt werden könnten.

Der Workshop wird von der Universität Salzburg abgehalten und hat das Ziel, eine anwendungsorientierte Einführung in Maschinelles Lernen/Künstliche Intelligenz zu geben. Dazu werden Grundkenntnisse der Programmiersprache Python vermittelt, da damit die gängigen ML/AI-Bibliotheken verwendbar sind. Man lernt, für welche Aufgaben welche ML/AI-Methoden angewendet werden, wie zum Beispiel: Decision Trees, Linear/Logistic Regression, Support Vector Machines und insbesondere Künst-liche Neuronale Netzwerke. Die Anwendungsbereiche, für die ein Projekt ausgearbei-tet wird, reichen von der Einschätzung von Immobilienpreisen über Gesichtserken-nung bis hin zur Bilderkennung.

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PROGRAMME IM AUSLAND 2019

Kursbeschreibungen Sommerakademie Semmering

Kurs 1: Mensch im Wandel – Architekturgeschichte als Spiegelbild gesellschaftlicher, politischer und sozialer Veränderungen (Bildnerische Erziehung/Geschichte/Philosophie)

Leon Battista Alberti, ein italienischer Kunst- und Architekturkritiker der Frührenais-sance, war der erste, der die die Rolle der Architektur nicht nur darauf beschränkte, die Menschen »vor dem schlechten Wetter zu schützen«, sondern den Anteil mensch-licher Sozialisierungsprozesse an dem Erschaffen von Architektur ins Blickfeld rückte.Ausgehend von einem Streifzug durch die Architekturgeschichte werden die Hinter-gründe für das Entstehen unterschiedlicher Architekturstile aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet:

• Welche Wechselwirkungen von Gesellschaft und Architektur finden sich bei Ideo-logie, Machtansprüchen und Prestigebewusstsein der jeweiligen Epochen?

• Welche Gedanken haben große Philosophen, wie Arthur Schopenhauer oder Im-manuel Kant, zur Rolle von Architektur, und finden sich diese auch in der Musik der betreffenden Zeit wieder?

• Wie kommt es zu Kunstströmungen, wie Historismus, Neugotik oder Neoklassizis-mus, wie drückt sich das Konstrukt von »Heimat« in der Architektur aus?

• Inwieweit bedarf auch die Utopie als »Nichtort« einer Verortung und architekto-nischer Definition?

• Wo finden sich Baustile in der Gartenarchitektur wieder?• Welche Stellung hat der Architekt im Entstehungsprozess und wie ändert sich das

im Laufe der Geschichte?

Bei einem Tagesausflug nach Wien werden die Recherchen hautnah erlebt und über-prüft!

Kurs 2: Der menschliche Körper – Gesundheit und Krankheit unter biomedizinischen und immunbiologischen Aspekten (Biologie)

Der Mensch ist eine äußerst komplexe biochemische »Fabrik«. Das reibungslose Zu-sammenspiel der Organe ist für die Gesundheit unverzichtbar.

• Wie funktioniert er, wenn er gesund ist? • Was funktioniert nicht, wenn er krank ist?

An ausgewählten Beispielen soll der Bau der Organe und ihre Arbeitsweise mit Hilfe von Mikroskop und Skalpell kennengelernt und so Verständnis für Funktionsstö-rungen erreicht werden. Des Weiteren erfolgt die Beschäftigung mit Infektionskrank-heiten und die mikroskopische Untersuchung und Bestimmung möglicher Erreger.

Das Blut spielt eine wesentliche Rolle im Organismus. Die Zusammensetzung, die Funktion und Störungen werden ausführlich behandelt sowie immunbiologische As-pekte betrachtet:

Allergien treten mit zunehmender Häufigkeit in unserer Gesellschaft auf, doch was verursacht deren Entstehung? Warum sind Birkenallergiker auf Äpfel allergisch? Sind wir bald auf alles allergisch? Allergene aktivieren spezialisierte Zellen des Immun-systems und führen zu einer Überreaktion. Wie kann diese Reaktion gestoppt oder das Immunsystem neu kalibriert werden? Und warum können Erkenntnisse aus der Röntgenstrukturkristallographie helfen, Allergene zu erforschen und Therapieansätze zu entwickeln?

Die Kursteilnehmenden werden durch eine Einführung in die Proteinbiochemie er-kennen, welche molekularen Prinzipien bei Allergien wirksam sind. Die Rolle und molekulare Eigenschaften von Immunzellen im Kontext einer Allergie werden erör-tert, ebenso werden diagnostische und therapeutische Ansätze wissenschaftlich be-leuchtet. In Literaturarbeiten seitens der Schüler werden Themen erarbeitet, die sich mit aktuellen Fortschritten der allergologischen Forschung auseinandersetzen, aber auch »Fake News« aus dem Themenkreis sollen kritisch bearbeitet und der (Un-)Wahrheitsgehalt quantifiziert werden. Neben Literaturarbeiten werden die Kursteil-nehmenden praktische Erfahrung beim Kristallisieren von Proteinen und der digitalen 3D-Visualisierung von Röntgenstrukturdaten sammeln.

Der Kursinhalt richtet sich an Schülerinnen und Schüler, Interesse im Bereich der bio-medizinischen und molekularbiologischen Forschung haben und Einblicke in den ak-tuellen Stand der Forschung gewinnen wollen. Für die praktischen Arbeiten müssen sie aber auch bereit sein, sich »die Hände schmutzig zu machen«.

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PROGRAMME IM AUSLAND 2019

Kurs 3: Tiefgründig hochfliegend – philosophische Diskussionsrunden über Maschinen (Philosophie)

Diskutierst du gerne? Denkst du gerne über tiefgründige Fragen und Texte nach? Ver-lässt du dabei gerne die ausgetretenen Pfade des Denkens und den scheinbar festen Boden der herrschenden Meinungen? Unternimmst du gerne mutige Höhenflüge des Geistes?

Dann ist dieser Kurs genau richtig für dich.

In diesem Kurs hast du die Gelegenheit, jene philosophischen Probleme, die dir be-sonders wichtig sind, in philosophischen Diskussionsrunden zu untersuchen. Zur Vertiefung werden klassische und zeitgenössische Texte berühmter Philosophen gelesen und interpretiert. Das diesjährige Leitthema sind Maschinen, die entwickelt werden, um unser Leben, Denken und Handeln zu verbessern, zu ersetzen oder zu beherrschen, also Technik-Philosophie, Technik-Ethik und Künstliche Intelligenz.

In diesem Kurs übst du, selbständig Diskussionsrunden – vielleicht auch interdiszipli-när mit anderen Kursen – vorzubereiten und zu leiten. Du hast auch die Gelegenheit, die gemeinsamen hochfliegenden Gedanken eigenständig – z.B. in Form philosophi-scher Essays oder literarischer Texte – zu reflektieren und zu verarbeiten.

Die Ergebnisse der philosophischen Diskussionsrunden und eigenständigen Aus-einandersetzungen mit ewigen oder/und aktuellen philosophischen Fragen sollen schließlich auch präsentiert werden.

Der Kurs richtet sich an diskussionsfreudige Schülerinnen und Schüler, die philoso-phische Probleme tiefgründig untersuchen und die Flügel des Geistes heben wollen.

Kurs 4: Mein Körper, mein Leib – der menschliche Körper in Philosophie, Psychologie, Kunst, Naturwissenschaft, Religion, Medien und Internet (Psychologie/Philosophie)

Der menschliche Körper ist Gegenstand jeder Wissenschaft, jeder Kunst, des Sports und aller Medien. Das allein ist Grund genug, ihn zum Thema eines Kurses bei der Begabtenförderung zu machen.

In fächerübergreifender Auseinandersetzung werden aktuelle Formen von Körper und Körperlichkeit erforscht, indem der Körper aus dem Blickwinkel der Philosophie und Psychologie (z.B. Hirnprozesse, Bewusstseinsprobleme, Gefühle …) ebenso betrachtet

wird wie aus dem Blickwinkel der Naturwissenschaften (Biologie, Chemie, Ernäh-rungswissenschaften …), der Kunst (bildnerische Kunst, Dichtung, Musik), der Reli-gionen und moderner Medien (Werbung, Social Media, Filme, Videospiele …).

Aber das Konzept »Körper« soll nicht nur analysierend und interpretierend erforscht werden, sondern auch durch die Erstellung eigener Produktionen zum Thema »Kör-perlichkeit«, »Mein Körper« und »Körperformen«. Diese Produkte reichen von wis-senschaftlichen Texten (Essays, Experimente), über Produkte der Kunst (bildnerisch, musikalisch …) und der neuen Medien (Filmclips, Fotos …) bis hin zu Formen der Bewegung (Tanz …) und des Sports.

Ziel ist es, das Phänomen »Körper« besser zu verstehen und fächerübergreifend zu erforschen, andererseits auch eigene Beiträge dazu zu erstellen, die gemeinsam prä-sentiert werden.

Es wird empfohlen, Laptop (wenn man in der Produktionsphase künstlerisch arbeiten will, dann bestenfalls mit Grafik- oder Videoprogramm), Kamera (Handykamera und/oder andere digitale Kamera), den eigenen Körper, künstlerisches Material, falls man in diese Richtung arbeiten möchte (z.B. Stifte, Kreiden etc.) oder ein Musikinstrument mitzubringen, des Weiteren Filme, Bücher, grafisches oder Audio-Material, in dem der Körper sehr interessant dargestellt wird … (auch der Kursleiter kennt nicht alles, was gut zum Thema passt).

Kurs 5: Power of Now – Junge Kunst (Medienkompetenz/Kunsterziehung/Politische Bildung)

Welche sind die brisanten, aktuellen Thematiken, die dich, deine Generation und die jungen Kunstschaffenden beschäftigen?

In diesem Kurs wird der Fokus auf die Wirkung und Auswirkung von künstlerischem Schaffen in der heutigen Zeit gelegt und beleuchtet, wie junge Denker- und Künstler-generationen ihre Meinung auf kreative Art zum Ausdruck bringen.

Diskutiert werden die Sichtweisen der Kursteilnehmenden sowie die bekannter Kunstschaffender, Bloggerinnen und Blogger, Schreibender und Aktivistinnen und Aktivisten zu Themen wie Digitalisierung, soziale Netzwerke und den damit verbun-denen Wandel der Gesellschaft, Umwelt und Klima, Politik und Wissenschaft, Pres-sefreiheit, körperliche Ausdrucksformen, persönliche Freiheiten und Ziele, zwischen-menschliche Beziehungen, Sexualität etc.

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PROGRAMME IM AUSLAND 2019

Untersucht werden die Wechselbeziehungen zwischen Kunst – sei es bildende oder darstellende Kunst, Musik, schriftstellerische und philosophische Arbeit – und gesell-schaftlichen Entwicklungen, Kunst im gesellschaftskritischen Kontext, philosophische Aspekte der Kunst, den Zusammenhang von Kunst und Politik, Kunst und Wahrneh-mungswelten sowie Kunst und kultureller Identität.

Eigene Thematiken können gerne eingebracht werden.

Im Mittelpunkt steht die Methode der Recherche als künstlerische Praxis.

Die klassische Einteilung der Kunst in Epochen ist heutzutage nicht möglich. Die Kunst der Gegenwart ist sehr heterogen, viele Kunstströmungen und Techniken exi-stieren gleichzeitig und parallel zueinander. Der technologische Fortschritt ermöglicht eine Flut von Bildern, Videos, Filmen und die Veröffentlichung dieser ist einfach. Eigentlich kann jeder Kunst machen. Wer legt nun fest, was nun gültige Kunst ist? Wer bestimmt den Markt? Deswegen ist festzuhalten, dass nur profundes Wissen und die Reflektion von Sachverhalten, gesellschaftlichen Zusammenhängen, politischen Entwicklungen, heutigen Medien etc. gesellschaftlich wertvolle künstlerische Projekte entstehen lassen können.

Der Kurs wird an diese Methode der Recherche als künstlerische Praxis heranführen, indem Ideen zu Kunstprojekten verschiedener Themen zusammengetragen und dis-kutiert werden. Ziel ist es, zu einem Thema zu recherchieren und ein eigenes Projekt zu gestalten, welches, je nach Vorlieben und Fähigkeiten, eher als wissenschaftliches Rechercheprojekt oder als Kunstprojekt umgesetzt werden kann. Die Wahl der Medi-en steht hierbei frei, sei es Film, Fotografie, Zeichnung, Malerei, Tanz, Musik, Thea-ter, Textil, Kombination verschiedener Medien u.a.

Angesprochen werden sollen am heutigen Kunst- und Gesellschaftsgeschehen inte-ressierte Schülerinnen und Schüler, die gerne ihre eigenen Ideen und Meinungen ein-bringen und darüber diskutieren und auch selbst ein künstlerisch gesellschaftliches Projekt oder ein Rechercheprojekt umsetzen wollen.

Kurs 6: Bildbearbeitung, 3D-Grafik, Film und Animation – reale und virtuelle Welten (Bildnerische Erziehung/Mediendesign)

In diesem Kurs sollen die vielfältigen Möglichkeiten der Computergrafik und des Mediendesigns erkundet werden. Die kritische Analyse von Beispielen aus Werbung, Fotografie, Film und Animation dient als Anregung zur Reflexion und für das eigene Schaffen in verschiedensten Techniken.

Beauty-Retusche ist ebenso ein Thema wie »Bilder, die lügen« – in Zeiten der »Fake News« aktuelle Themen.

Die Mittel der Fotografie und Bildbearbeitung, der 3D-Grafik und -Animation, des Digital Painting sowie des Mediums Film werden behandelt und in der Folge in indi-viduellen Projekten angewendet.

Erfahrungsgemäß finden sich sehr schnell Teams oder einzelne Teilnehmende, die sich verschiedener Themen annehmen und eigene Ideen umsetzen.

Ein kleines Fotostudio steht ebenso zur Verfügung wie eine umfangreiche Ausrüstung für Video. Auch einige Computer mit Software für Videoschnitt, Bildbearbeitung und Animation, Fachliteratur und vieles mehr bringt der Kursleiter mit. Für 3D-Grafik und 3D-Animation wird kostenlose Software verwendet.

Eigene Computer sind von Vorteil, aber nicht Bedingung. Computergrundkenntnisse sind allerdings erwünscht. Kenntnisse der verwendeten Software sind nicht erforder-lich; alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer »werden dort abgeholt, wo sie kenntnis-mäßig stehen« und durch zwei Kursleiter ist eine individuelle Betreuung möglich.

Die wichtigste Voraussetzung ist aber viel Spaß am Thema und am Arbeiten in un-terschiedlichen Techniken, mit verschiedenen Geräten und mit leistungsfähiger Soft-ware. Im Vordergrund steht natürlich der gestalterische Aspekt: Bleistift, Hard- und Software sind nur faszinierende Hilfsmittel, um die eigenen Vorstellungen zu verwirk-lichen.

Eine filmische Präsentation der Kurs-Ergebnisse findet zum Abschluss statt.

Kurs 7: Abenteuer Algorithmen und Datenstrukturen – Programmieren mit Python (Mathematik/Informatik)

Ausgehend von Grundlagen der Informatik, Daten- und Programmstrukturen, werden typische Objekte von Python, die Programmiersprache selbst und passende Module kennengelernt. Im Vordergrund stehen dabei die Besonderheiten von Python: Große Einfachheit und Übersichtlichkeit, relativ wenig Schlüsselworte, und übersichtlicher Programmierstil zeichnen das Arbeiten dabei aus. Dabei erfolgt eine schrittweise An-näherung an herausfordernde Aufgabenstellungen: • Rekursionen und Fraktale• Listen und Verarbeitung von Zeichenketten

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PROGRAMME IM AUSLAND 2019

• GUI-Anwendungen• Modelle und Simulationen

Bei der Entwicklung der einzelnen kleineren und größeren Projekte (»Abenteuer«) entstehen individuelle Lösungswege und Ergebnisse. Dabei ergeben sich neue Ein-blicke in mathematische Zusammenhänge, in effiziente Algorithmen und überzeu-gende Visualisierungen. Die Beobachtungen können individuell oder in der Gruppe besprochen und interpretiert werden.

Die Kenntnis einer Programmiersprache ist für diesen Kurs nicht vorausgesetzt – im-merhin gilt die verwendete Programmiersprache »Python« wegen seiner übersicht-lichen Syntax als besonders einfach zu erlernen. Dennoch stellt Python mächtige Werkzeuge für wissenschaftliche Anwendungen zur Verfügung, etwa für numerische Verfahren, für Simulationen oder Visualisierungen.

Es wird empfohlen zur Kurswoche ein eigenes Notebook mitzubringen, es stehen nur wenige Leihgeräte zur Verfügung. Für die praktische Arbeit werden ausschließlich frei verfügbare Programme (Freeware und Open Source Software) verwendet, die zu Beginn der Kurswoche von den Teilnehmenden installiert werden können. Für Kurs-materialien und – mögliche – Ergebnisse steht ein eLearning-Kurs zur Verfügung. Die Zugangsdaten werden nach der Anmeldung zur Sommerakademie zugesendet.

Der Kurs richtet sich an Schülerinnen und Schüler, die ein besonderes Interesse an Mathematik haben und ihr informatisches Grundwissen vertiefen wollen.

Kurs 8: Sterne, Planeten, Raketen und Satelliten! Eine Einführung in Astronomie und Weltraumfahrt (Astronomie)

Die Chinesen haben schon vor langer Zeit die ersten Raketen verwendet. Die moder-nen Raketen sind natürlich viel leistungsfähiger. Wie funktionieren sie eigentlich? Das wird eines der Themen sein, die wir untersuchen wollen.

Begonnen wird aber mit der Astronomie – Sterne und Sternentwicklung, Planeten, ihre Monde und deren Eigenschaften. Dann erfolgt die Beschäftigung mit Teleskopen, vom einfachen »Kinderteleskop« bis zu Hubble und JWST. Auch Teleskope für ande-re Wellenbereiche (von Mikrowellen bis zur Gamma-Strahlung) werden thematisiert.

Da etliche dieser Teleskope nicht auf der Erde funktionieren, wird der Kurs sich mit Satelliten und der Berechnung der Bahnen beschäftigen. Auch Berechnungen aus dem Bereich der Astronomie – z.B. Entfernung von Sternen, Masse eines Schwarzen Loches – sind geplant. Satelliten dienen aber nicht nur der Forschung – sie sind aus dem Alltag heute nicht mehr weg zu denken. Welche Aufgaben hat jeder Satellit?

Besonders interessant ist die bemannte Weltraumfahrt – von den Anfängen, der Mondlandung bis zur Zukunft, dem Flug zum Mars. Welche Probleme treten dabei auf und wie kann man sie lösen?

Ja nach Wetter werden auch Sterne und Planeten mit Teleskopen beobachtet. Dabei wird sogar versucht, Fotos zu machen und diese zu bearbeiten.

Da das Thema sehr umfangreich ist, kann nicht alles ausführlich behandelt werden. Es ist daher vorgesehen, dass schon vor Beginn des Kurses über die Moodle-Plattform ermittelt wird, was die Teilnehmenden besonders interessiert.

Geplant ist auch eine Exkursion im Zusammenhang mit dem Thema des Kurses. Hier-zu werden konkrete Vorschläge folgen.

Kurs 9: Puschkin, Banja, Sibirien. Intensivkurs Russisch A2–B1

Ilja Baskakov (Moskau, Krasnojarsk) ist Spezialist für internationale Politik und Rus-sisch als Fremdsprache. Der Kurs soll die Teilnehmerinnen und Teilnehmer vielfältig weiterentwickeln, in Sprachbeherrschung und politisch-gesellschaftlichem Wissen. Die Themen hängen weitgehend von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern ab – Po-litik, Gesellschaft, Literatur, Sport … Im Zentrum steht praktisches Sprachhandeln.

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Club der Ehemaligender Deutschen SchülerAkademien e.V. (CdE e.V.)

Auch in diesem Jahr haben Teilnehmende einer Schü-lerAkademie Gelegenheit, zwei Wochen lang eine Aka-demie mitzuerleben und mitzugestalten. Dabei wird man Projekte bearbeiten, interessante Menschen kennen lernen und sich über die Kursarbeit hinaus gemeinsam Theater, Sport, Chor, Orchester und vielen anderen kursübergreifenden Aktivitäten widmen.

Dieser inhaltliche und persönliche Austausch muss nicht auf die Zeit der Akademie beschränkt bleiben. Um die Möglichkeit zu geben, auch über das Erlebte hinaus in regen Kontakt mit interessierten Schülerinnen, Schü-lern, Studierenden und Berufstätigen aus ganz Deutsch-land und vielen anderen Ländern zu treten, wurde der Club der Ehemaligen der Deutschen SchülerAkademien (CdE e. V.) ins Leben gerufen.

Der Verein ist ein lebendiges Forum für Aktivitäten, Diskussionen und Bekanntschaften – in Deutschland und der Welt! Den Mitgliedern werden vielfältige Mög-lichkeiten, eigene Ideen einzubringen und zusammen mit anderen jungen Menschen umzusetzen, geboten.

Zentrales Element des CdE sind Akademien, auf denen ihr euch wie auf einer SchülerAkademie fühlen könnt. Es gibt eine Vielzahl interessanter Kurse, die von ande-ren Ehemaligen angeboten werden, Raum für inhalt-lichen Austausch, kursübergreifende Aktivitäten und viel Zeit für persönliche Kontakte.

So werden jedes Jahr eine PfingstAkademie und eine SommerAkademie im Feriendorf Eisenberg nahe Bad Hersfeld (Hessen), eine Multinationale Akademie, die meist in einem osteuropäischen Land stattfindet, sowie über Neujahr eine WinterAkademie in der Jugendherberge Oberwesel im Mittelrheintal veranstaltet. Reichliche Gelegenheiten also, die Akademie-Atmosphäre wieder aufleben zu lassen!

Nächste Gelegenheit zur Teilnahme an einer CdE-Akademie wäre die diesjährige WinterAkademie, die vom 27.12.2019 bis 06.01.2020 in Oberwesel stattfin-det. Wer nur an einer Hälfte der Akademie teilnehmen möchte, kann auch am 01.01.2020 an- oder abreisen.

Noch vorher findet voraussichtlich im November in Rüdesheim das StudieninfoWochenende statt. Hier stellen Ehemalige der Schülerakademie sowohl aus Studenten- als auch aus Dozentensicht verschiedene Studiengänge vor.

Zudem treffen sich »Ehemalige« im CdElokal in zahl-reichen Städten regelmäßig zu unterschiedlichsten Akti-vitäten in der Nähe ihres Wohnorts. Gerade für Studien-anfänger sind diese Lokalgruppen interessant: So lassen sich leicht Kontakte am neuen Hochschulort knüpfen!

Unter der Adresse www.cde-ev.de wird ein umfang-reiches Internet-Angebot geboten – unter anderem mit

aktuellen Informationen zum CdE und seinen Veran-staltungen sowie verschiedenen Mailinglisten, über die man mit anderen Vereinsmitgliedern in Kontakt treten kann, um beispielsweise gemeinsame Aktivitäten zu pla-nen oder Tipps für Studium und Beruf zu erhalten.

Auf Wunsch kann jede Teilnehmerin und jeder Teilneh-mer nach der SchülerAkademie kostenlos für ein halbes Jahr Mitglied im CdE werden. Anschließend beträgt der Mitgliedsbeitrag 2,50 Euro je Halbjahr.

Die Akademie ist der Anfang, im CdE geht es weiter!

NACH DEN AKADEMIEN GEHT ES WEITER! CLUB DER EHEMALIGEN E.V.

Ansprechpartner im CdE

Allgemeine Fragen zum CdE? [email protected]

Fragen zur Mitgliedschaft? [email protected]

Fragen zu den Lokalgruppen? [email protected]

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Als ehemalige Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben wir den Förderverein der Deutschen SchülerAkademie e.V. (FVDSA) gegründet, damit die DSA in den kom-menden Jahrzehnten kontinuierlich weiterentwickelt werden kann. Wir wollen ergänzende Angebote schaffen und neue Projekte anstoßen.

Nähere Informationen zum Verein finden Sie unter http://www.fvdsa.de

Vorstand und Mitglieder des Fördervereins der Deutschen SchülerAkademie e.V.

Dirk Nolte Akademie Braunschweig 2001-2

Thomas Wotschke Akademie Gaesdonck 2001

Christian Burgdorf Akademie Braunschweig 1998-2

Heinrich HartmannAkademie Torgelow 2015

Die Deutsche SchülerAkademie ist für die Teilnehmerin-nen und Teilnehmer ein ganz besonderes Ereignis. 16 Tage lang leben und arbeiten sie gemeinsam, loten ihre Fähigkeiten aus, stoßen an Grenzen und überschreiten sie, übernehmen Verantwortung, lernen andere interes-sante Menschen kennen und entwickeln ihre Persönlich-keit weiter.

Viele Jugendliche sind erstmals in ihrem Leben sowohl intellektuell als auch sozial gefordert. Sie entdecken, welche Leistungen sie in einem — im positiven Sinne — kompetitiven Umfeld erbringen können. Die DSA bietet einen geschützten Raum für hochmotivierte, be-gabte junge Menschen. Sie hilft dabei, Potenziale zu ent-decken und zu entfalten – und stiftet damit einen hohen gesellschaftlichen Nutzen.

Christina Cappenberg Akademie Metten 2004

Hanno Kamp Akademie Annweiler 2000

Sebastian Goldt JuniorAkademie Neuerburg 2004

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DankWir freuen uns über das rege Interesse von Institutionen und Unternehmen, motivierten Jugendlichen ein Forum der Wissenserweiterung, der fachlichen Orientierung, dazu des geistigen und sozialen Miteinanders zu ermög-lichen. Es drückt sich in vielfältiger Weise aus: Wir er-halten finanzielle Förderung, personelle Unterstützung sowie Sachspenden und Leihgaben, ohne die die Durch-führung der Akademien nicht möglich wäre.

Im Namen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer dan-ken wir für dieses Engagement sehr herzlich!

– Bundesministerium für Bildung und Forschung, Berlin

– Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, Essen

– Reutersche Stiftung, Essen– Johs. Kölln-Stiftung, Essen– BASF SE, Ludwigshafen– Fonds der Chemischen Industrie, Frankfurt a.M.- Linamar Forging Holding GmbH– Edith und Carl Otto Weise-Stiftung, Frankfurt a.M.– Christine Diek-Stiftung, Frankfurt a.M.– Sondervermögen Bein, Essen

– Bresser GmbH, Rhede- Philipp Reclam jun. Verlag GmbH– Maplesoft Europe GmbH, Aachen– MathWorks GmbH, Aachen– Schach Niggemann, Heiden– Süddeutsche Zeitung GmbH, München– Zeitverlag Gerd Bucerius GmbH Co. KG, Hamburg– LD DIDACTIC GmbH, Hürth– Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH,

Heidelberg– WeltN24 GmbH, Berlin

– Collegium Augustinianum Gaesdonck, Goch– Europäisches Gymnasium Waldenburg, Waldenburg– Gymnasium und Internat des Landschulheims

Grovesmühle, Veckenstedt– Urspringschule, Schelklingen– Privates Internatsgymnasium Schloss Torgelow, Tor-

gelow– Stiftung Klosterschule Roßleben, Roßleben– Historisch-Ökologische Bildungsstätte Emsland, Pa-

penburg

Darüber hinaus wurde die Deutsche SchülerAkademie mit Spenden von zahlreichen Eltern und Einzelpersonen in ihrer Arbeit unterstützt.

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Bildung & BegabungTalentförderzentrum des Bundes und der Länder

Bildung & Begabung ist das Talentförderzentrum des Bundes und der Länder. Seine Wettbewerbe und Akade-mien helfen Jugendlichen, ihre Stärken zu entfalten - un-abhängig davon, auf welche Schule sie gehen oder aus wel-cher Kultur sie stammen. Außerdem unterstützt Bildung & Begabung Lehrer, Eltern und Schüler mit umfangreichen Informations- und Vernetzungsangeboten.

Bildung & Begabung bietet individuelle Förderprogramme: Besonders leistungsfähige Schüler der Oberstufe finden während der Sommerferien intellektuelle und soziale He-rausforderungen in der Deutschen SchülerAkademie. Seit 2003 gibt es in zahlreichen Bundesländern JuniorAkade-mien für die Sekundarstufe I.

Die TalentAkademie unterstützt Haupt-, Realschüler und Gymnasiasten aus der Mittelstufe darin, ihre Persönlich-keit zu entwickeln, den Teamgeist zu schärfen und eigene Talente zu entdecken. Mit der VorbilderAkademie gibt Bildung & Begabung jungen Migranten und Flüchtlingen

Orientierungswissen über ihre Chancen im deutschen Bil-dungssystem.

Der Bundeswettbewerb Fremdsprachen und die Bundes-weiten Mathematikwettbewerbe haben die längste Tra-dition im Förderangebot des Talentförderzentrums, das außerdem den Auswahlwettbewerb zur Internationalen Mathematik-Olympiade organisiert.

Im Online-Portal www.begabungslotse.de finden Eltern, Lehrer und Schüler Informationen zur Talentförderung in Deutschland. Die Fachtagung „Perspektive Begabung“ ver-netzt Wissenschaftler und Bildungspraktiker.

Bildung & Begabung ist eine Tochter des Stifterverbandes. Förderer sind das Bundesministerium für Bildung und For-schung und die Kultusministerkonferenz. Schirmherr ist der Bundespräsident.

www.bildung-und-begabung.de

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Bildung & Begabung gemeinnützige GmbHKortrijker Str. 153177 Bonn

Tel. 02 28 / 9 59 15 - 0Fax 02 28 / 9 59 15 - 19

E-Mail: [email protected]

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Johs. Kölln Stiftung im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft

Reuter’sche Stiftung im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft