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P R O G R A M M Schrankwunder – eine Art Musical mit Geschichte und Geschichten aus Thun Zum Anlass der 175-Jahr-Feier des Progymnasiums Thun

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P R O G R A M M

Schrankwunder – eine Art Musical mit Geschichte und Geschichten aus ThunZum Anlass der 175-Jahr-Feier des Progymnasiums Thun

Vor einem Jahr hat mir Ueli Christen ein Büchlein in die Hand gedrückt mit dem Titel ‹Unter dem Thunerstern›. «So etwas sollten wir zum 175-ten auch wieder machen», hat er gemeint und von der Aufführung erzählt, die er vor 25 Jahren in der Aula miterlebt hat. «Überleg‘s dir mal, es muss ja nicht genau das Gleiche sein!»Bald war mir klar: Das Stück, welches Dr. Adolf Schaer-Ris 1938 dem Progy Thun gewidmet hatte – es bestand aus 43 kleinge-druckten Seiten mit langen Dialogen – setzte hohes Sachwissen beim Publikum und stundenlanges Auswendiglernen durch die Spielerinnen und Spieler voraus. Es würde auch ohne die ergän-zende Rahmenerzählung (Frauenchränzli in der Metzgeren) über 2 Stunden die Zuschauer an die Stühle binden und – Hauptprob-lem – es verlangte fast ausschliesslich männliche Darsteller. Zum Theaterspielen melden sich heute fast nur mehr Schülerinnen.

Eine ungeeignete Vorlage also für ein Publikum, das unterdessen im Fernsehzeitalter angekommen ist.

So entstand das vorliegende Stück «Schrankwunder». Die Schau-plätze bleiben die gleichen wie 1938 bzw. 1988: Die Beatushöh-len – das Thun der Kyburger – das Stift zu Amsoldingen – die Burgunderkriege – die Franzosenzeit und schliesslich auch das Jahr 1838. Aus dem bedeutungsvollen Titel «Unter dem Thun-erstern» wird nun das «Schrankwunder» und statt den ernsthaften Spielern von 1938 singen, tanzen und rappen sich heute 20 mo-derne Jugendliche ins 175-ste Jubiläumsjahr hinein. Vergessen wir nicht: Das Progy-Thun, die einstige Eliteschule, ist heute eine

Oberstufenschule wie so viele andere, mit Real- und Sekundar-klassen. Vielleicht farbiger ist sie geworden, unruhiger und unge-duldiger sicher, gewohnt, vieles gleichzeitig anzugehen und manches auszuprobieren. Und nun lassen wir sie ankommen in der Gegenwart, hervortreten aus dem Wun-derschrank mit ihren selbstgemachten Songs, kurzen Texten und impro-visierten Tänzen.

Viel Vergnügen!

Brecht Burkhalter Lehrer für Geschichte und Sprachen, Theaterpädagoge

OS Thun-Progymatte, den 8. April 2013

Theaterfassung von 1938Das gleiche Stück wurde

1988 zum Anlass der 150-Jahr-Feier nochmals

aufgeführt.

Der Progy-Anbau 1930

Die 125 -Jahr-Feier 1963

Theaterfassung von 1938 Entstehung des Stücks «Schrankwunder»

31. März 1838 Heute, Samstag, den 31. März 1838, erscheint die allererste Nummer des «Thuner Wochenblattes». Preis für den Jahrgang 1938 für Thun 20 Batzen, für den ganzen Kanton portofrei 25 Batzen gegen Vorauszahlung. Einrückungsgebühr pro Zeile 1 Batzen, Nachfrage 1 Batzen. Briefe und Gelder franko. Die Ein-rückungen sind im Buchladen gegenüber Oberherren abzugeben oder an den Verleger, J.J. Christen, Buchhändler in Thun, zu ad-ressieren.

5. Juni 1838 Für die neuerrichtete Kleinkinderschule in Thun wird eine Lehre-rin gesucht. Das Einkommen beträgt jährlich 200 Franken. Be-werberinnen für diese Stelle haben sich bis den 15. Juni 1838 auf dem dasigen Gemeindesekretariat anschreiben zu lassen. Der Schulinspektor: G. Trog.

Thun im Jahr 1838

2. Oktober 1838 Vor einigen Tagen traf die Königin von Griechenland nebst ihrem Vater, dem Grossherzog von Oldenburg, hier ein und reiste mit dem Dampfschiff nach dem Oberland, wo sie beabsichtigen, die interessantesten Partien zu durchreisen.

4. Dezember 1838 Künftigen Sommer wird neben dem Thuner- auch der Brienzer-see sein Dampfschiff haben. Letzten Samstag, als das für den Brienzersee bestimmte, eiserne Dampfschiff auf einem mit 26 Pferden bespannten Wagen durch Thun kam, ereignete sich ein trauriges Unglück. Dem für das Schiff bestimmten Mechaniker, einem betagten Engländer, wurde in einer schmalen Krümmung der Strasse, als er sich zu helfen bemühte, vom vorderen Rad die Fussspitze so zerquetscht, dass die Knochen zum Stiefel hinaus-kamen. Etwa eine Stunde später musste demselben der Vorder-fuss ganz abgenommen werden.

1. Oktober 1938: 100 Jahre Progymnasium Thun

Am 12. November 1838 wurde das Progymnasi-um Thun mit einer kirch-lichen Feier eröffnet. Zu diesem Jubiläum hat Dr. Martin Trepp die umfangrei-che Geschichte der Schule in einem Buch herausgege-ben. Ausführlich wird darin der Werdegang und die Lehr-methoden der Schule behan-delt. Gedruckt wurde das Buch von der Buchdruckerei Schär in Thun.

Bild unten: Ausschnitt aus dem Wocher-Panorama ThunBild links: das erste Dampfschiff auf dem Thunersee, die «Bellevue» (1835)

Das Theaterstück Schrankwunder führt uns an einem warmen Sommerabend in die Aula der OS Progymatte, wo ein gestresster Schulleiter seine ausschweifende Festrede zum 175-sten Jubilä-um seiner Schule halten will. Bald schon werden seine Ausfüh-rungen aber gestört durch Schüler, die einen im Keller des Schul-hauses aufgefundenen alten Schrank wegstellen sollen. Kaum wendet sich der Schulleiter seinem Publikum zu, brechen aus dem Schrank Geschichten aus der Vergangenheit der Stadt Thun und aus der Gründungszeit des Progymnasiums Thun heraus: Beatus, Propst Eberhard von Amsoldingen, Heinrich von Strätt-ligen und Itha von Oberhofen, der Fulehung selber und Lehrer und Schüler aus der Gründungszeit um 1838 wechseln in bunter Folge. Es zeigt sich schon bald, dass der Schulleiter viel mehr an den Menschen und deren Geschichten interessiert ist, als an seinem wartenden Publikum in der Aula. Er verliert seine eingeübt förmliche Haltung und wird selber zu einem Mitspieler auf der Bühne der Geschichte.

Das Spiel Schrankwunder ist historisch und fantastisch zugleich. Es fordert den ganzen Spielwitz und die Spielfreude von Jugend-lichen, alles Schüler und Schülerinnen der 9. Klasse. Es verbindet Musik, Gesang, Tanz und Schauspiel zu einer Einheit, zu einer Art Musical.

ZielsetzungDie Schule präsentiert sich in ihrer bunten und vielfältigen Art und öffnet gleichzeitig für einen Augenblick die Türen zur Vergangen-heit, aus der heraus die Schule gewachsen ist.

Manuskript, Regie und Gesamtleitung: Brecht Burkhalter

Inhalt

Szenenbilder von HR.Käppeli

Der Pilgerweg und der MichaelsbrunnenDer St.Beatus-Pilgerweg ist ein Teil des vom Brünig herkom-menden Jakobswegs. Ein beliebter Rastplatz war für die Pilger der Michaels-Brunnen im Balmholz. Sein Wasser galt als heil-kräftig.

Fulehung und der goldene SternDer Fulehung geht der Legende nach auf die Beteiligung der Thuner an der Schlacht bei Murten zurück; den Thunern ge-lang damals der Fang des Hofnarren Karls des Kühnen. In Thun sollen sie ihn dann durch die Gassen gejagt haben, bis er zu-sammenbrach. Für ihren tapferen Einsatz vor Murten erhielt die Stadt Thun fortan das Recht, den Stern im Wappen golden zu färben.

Einführung der allgemeinen Schulpflicht im Bernbiet – Ausbau ab 1830

Während der Regeneration (1830–48) erhielt das Schwei-zer Schulwesen neue Reformanstösse. Das Diktum Heinrich Zschokkes, wonach die Volksbildung Volksbefreiung sei, wurde zum Losungswort der Schulpolitik der regenerierten Kantone. Neben weiteren Primarschulen wurden auch wei-terführende Schulen eingerichtet – so zum Beispiel als eine der ersten im Kanton Bern das Progymnasium in Thun (1833). Ferner errichtete man Taubstummen- und Blindenanstalten, aber auch Armenschulen sowie Volks- und Jugendbibliothe-ken zur Hebung der Volksbildung. Der Druck auf die Eltern, ihre Kinder zur Schule zu schicken und diese nicht für Arbei-ten zu Hause einzusetzen, wurde verstärkt. Allerdings standen die weiterführenden Schulen noch während Jahrzehnten nur den Jungen offen; Mädchen bekamen Unterricht in Religion, Lesen, Schreiben Singen und Handarbeiten. Sie wurden von den Jungen getrennt unterrichtet.

Beatus Wie immer, wenn es um das frühe Christentum am Thunersee geht, bleibt die Anwesenheit von Beatus und Justus eine Frage des Glaubens. Unbestritten ist, dass bei der Höhle ob Sundlau-enen eine wichtige Persönlichkeit bestattet wurde, stiess man doch 1904 auf ein Felsengrab, das aus der Zeit von Beatus stammt. Diese wird, je nach Quelle, zwischen dem 1. und 6. Jahrhundert vermutet.

Heinrich von SträttligenDie Familie von Strättligen, ein Freiherrengeschlecht aus dem Berner Oberland, tritt urkundlich zwischen 1175 und 1338 in Erscheinung. Ihr Name leitet sich wahrscheinlich von der Burg auf dem Strättligenhügel ob Gwatt her. Heinrich von Strättligen hat sich als Adeliger nebst dem Waffenhandwerk und der Jagd auch der Dichtung, dem Gesang und Tanz zugewandt. Überlie-fert ist sein Lied «Nachtegal, guot vogellîn».

Itha von Oberhofen1133 wird Oberhofen erstmals erwähnt. Kaiser Lothar III nahm das Augustinerkloster zwischen den Seen, genannt Matten, un-ter seine Hoheit. Das Geschlecht der Freiherren von Oberhofen starb um 1200 aus.Die letzte Erbtochter Itha von Oberhofen wurde unter Druck Bertholds V von Zähringen mit dem zürcherischen Freiherr von Eschenbach verheiratet. Möglicherweise stammt das Schloss aus dieser Zeit. Bern wurde mächtig und riss die Herrschaft Oberhofen nach dem Sempacherkrieg 1389 an sich.

Die Brüder Propst Eberhard und Graf Hartmann von KyburgEberhart von Neu-Kyburg war Propst des Klosters Amsoldingen und Bruder des Grafen Hartmann von Kyburg auf dem Schloss Thun. Verschiedene Erbschaftsstreitigkeiten gipfelten schliess-lich im Brudermord des Jahres 1322. Die Geldsorgen zwan-gen die Thuner, in Bern Hilfe anzufordern. 1384 erfolgte der endgültige Verkauf Thuns an Bern. Thun wurde eine bernische Landstadt und von einem Schultheiss aus Bern, der meistens sechs Jahre amtierte, regiert.

Der historische Hintergrund

Der Lehrkörper 1891

I Nahtegal, guot vogellîn, mîner frouwen solt du singen in ir ôre dar,

Sît si hât daz herze mîn und ich âne fröide und âne hôhgemüete var.

Sî daz niht wunder, son weiz ich frömder dinge niht, daz man darunder hie bisunder dike frô mich siht.

Deilidurei faledirannurei lîdundei faladaritturei!

II Frowe, bluomen unde klê unde heide, diu so wunneklîche grüene lît,

Die wen muoten unde mê, daz diu vogellîn wol singen suozze widerstrît.

Des fröit sich sêre mîn gemüete, daz si sint fröiderîch. al dur ir êre singe ich mêre, sît si ist minneklich.

Deilidurei faledirannurei lîdundei faladaritturei!

III Süezze Minne, hilf enzît, daz diu sælderîche erkenne mîne nôt! Sît daz mîn trôst an dir lît, so füege, daz ir süezzer munt durliuhtig rôt.

Der senden quâle in kurzen zîten werde gewar. schiuz dîn strâle zeinem mâle, du weist wol selbe war. Deilidurei faledirannurei lîdundei faladaritturei!

Die Tanzgruppe Heinrich von Strättligen

Die Tänzerinnen und Tänzer: Pascal Miescher I Lorena Canosa

Simon Willener I Fabrice Zellweger

Esmeralda Haliloviç I Lucy Vaucher

Selina Adam I Lara Perren I Stefanie Morf

Michèle Frei I Timo Junger

Die Instruktorinnen, der Instruktor des Tanzzentrums dap:Peggy Kübler Isabella Quadri Daniel Zbinden

Die Songwriters, Liedermacher von 2013 Astrick Reist (9d), Alexandra Inniger (7a), Mey Geiger (7c), Dominic Iseli (7c), Sercan Dapar (8d), Janick Theiler (8c) und Joël Wenger (9d)

I wott nach Amerika – dert wär i freiÄ Hand voll Gold, das bringt üs GlückI gah mit dir dä Wäg, muess nie meh zrügg

Nüm meh arm sy, das isch mi TroumRych si, vo däm tröime mirÄ blaui Oase im Abentür deheiÄ Käpten möchte i sy, uf nem grosse SchiffFahr i verbi a gheimnisvolle Riff

Refrain

Als änglischi Chönigin, da wär i freiJede Tag es feschtlächs Ässe, nie meh HaferbreiWürd mi lah verwöhne, dert i mim PalaschtDs Läbe plötzlech liecht u frei, u nümm e grossi Lascht.

Refrain

Als Forscher ir Natur, da wär i freiIm Urwald füecht und wild, wär ig alleiTier und Pflanze, si mir vertroutRuhm und Ehr – wichtiger als alles Gold!

Danke, Sandro Santschi, für die zwei Songs, die eigens für unser Stück geschrieben wurden: Das Lied der armen Kinder und «Ohni Code chunsch niene dri».Danke, Peggy Kübler, Isabella Quadri und Daniel Zbinden für das Einstudieren der fünf Tanzeinlagen, welche das Schrankwunder gehörig auffrischen.Danke, Esther Christen, für deine Beratung bei der Kostümwahl, aber auch für Nadel und Faden, wenn’s denn drauf ankam.Danke, Maria Steiner, für deine Betreuung beim Schminken und dein fachkundiges Auge bei der Inszenierung.Danke, Luc König und Pascal Baumann, für euren technischen Support. Danke, Bernhard Stucki, für die vielen kleinen und grossen Hilfeleistungen beim Masken-(Drachen) und Bühnenbau.Danke, Sarah Schwabe, für deinen Einsatz hinter der Bühne.Danke, Kurt Leiser und Ueli Christen, für die finanzielle Absicherung und die Unterstützung in vielen organisatorischen Fragen.Danke, Hansruedi Käppeli, für die foto-grafische Begleitung.Danke allen, die in irgendeiner Weise dazu beige-tragen haben, das Schrankwunder zu realisieren.Verantwortlich für Manuskript, Regie und Gesamtleitung: Brecht Burkhalter

Danke!

...und ein ganz besonderer Dank gilt meinem Freund und Co-Regisseur August Wick. Unermüdlich und mit grossem Engagement hat er mitgeholfen, mit neuen Ideen, mit Hinterfragen, mit Taschenmesser oder Hammer in der Hand.

Astrick Reist Heinrich von Strättligen, Pilgerin, Frau des Progy-Lehrers

Christian Schmocker Berner Troubadour und Prögeler

Elber Demirel Propst des Stifts von Amsoldingen

Esmeralda Haliloviç Itha von Oberhofen, Äbtissin, Pilgerin, Waisenkind

Fabrice Zellweger Schrankträger, Stiftschüler, Pilger, Verdingbueb

Joël Müller Pilger

Joël Stähli Schulleiter

Ladina Lanz Waisenkind

Lorena Canosa Fulehung

Lukas Amlang Herold und Progy-Lehrer

Marvin Müller Pilger

Pascal Miescher Schrankträger, Beatus, Stiftschüler, Pilger

Simon Willener Schrankträger, Skolasticus, Pilger

Timo Junger Schrankträger, Stiftschüler, Pilger

Technik Joël Wenger und Luca Käser

Bühne Mario Hüttinger und Sinan Ükilinc

Die Darstellerinnen und Darsteller und ihre Rollen

(Von oben nach unrten und von links nach rechts)

P R O G R A M M

Schrankwunder – eine Art Musical mit Geschichte und Geschichten aus ThunZum Anlass der 175-Jahr-Feier des Progymnasiums Thun