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Programmheft Sounds of Cinema 2016 - · PDF file»Batman Forever« Batterdämmerung Mouth to Mouth Nocturne Arr.: Dominic Nunns Film: 1995; Regie: Joel Schumacher DANNY ELFMAN (* 1953)

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Freitag, 24. Juni 2016 Circus-Krone-Bau 20.00 – ca. 22.20 Uhr

Sounds of Cinema »FANTASY«

ANTONIA WELKE Mezzosopran ANTONIA GOLDHAMMER MATTHIAS KELLER Moderation CHOR DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS MÜNCHNER RUNDFUNKORCHESTER ULF SCHIRMER Leitung HOWARD ARMAN Choreinstudierung MATTHIAS KELLER Programmgestaltung und Dramaturgie Direktübertragung im Hörfunk auf BR-KLASSIK in Surround (anschließend sieben Tage als Audio abrufbar unter br-klassik.de und rundfunkorchester.de). In der Pause: »PausenZeichen«. Sylvia Schreiber im Gespräch mit Ulf Schirmer und weitere Beiträge (als Podcast verfügbar unter br-klassik.de und als Audio abrufbar unter rundfunkorchester.de). Das Konzert ist außerdem ab Montag, 4. Juli 2016, als Video on demand abrufbar unter br-klassik.de und rundfunkorchester.de.

PROGRAMM ALFRED NEWMAN (1900 OD. 1901–1970)

»20th Century Fox Fanfare« Arr.: Matthias Keller ELLIOT GOLDENTHAL (* 1954) »Batman & Robin« Fanfare Arr.: Dominic Nunns Film: 1997; Regie: Joel Schumacher Chor des Bayerischen Rundfunks

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»Batman Forever« Batterdämmerung Mouth to Mouth Nocturne Arr.: Dominic Nunns Film: 1995; Regie: Joel Schumacher DANNY ELFMAN (* 1953) »Spider-Man« Titelmusik Arr.: Malte und Niklas Melcher Film: 2002; Regie: Sam Raimi Chor des Bayerischen Rundfunks PAUL DUKAS (1865–1935) »L’apprenti sorcier« (»Der Zauberlehrling«) Scherzo für Orchester nach einer Ballade von Johann Wolfgang von Goethe Film: »Fantasia«, 1940; Regie: J. Algar, S. Armstrong; Produktion: Walt Disney DANNY ELFMAN »Edward Scissorhands« Titelmusik Arr.: Steve Bartek Film: 1990; Regie: Tim Burton Chor des Bayerischen Rundfunks ROBERT LOPEZ (* 1975) KRISTEN ANDERSON-LOPEZ (* 1983) »Frozen« »Let it Go« Arr.: Dave Metzger, Ted Ricketts Film: 2013; Regie: Chris Buck, Jennifer Lee ANTONIA WELKE Gesang PAUSE JOHN WILLIAMS (* 1932) »Hook« The Flight to Neverland Film: 1991; Regie: Steven Spielberg JERRY GOLDSMITH »Star Trek« Schlussmusik Arr.: Gerrit Bogdahn Filme: 13 Kinofilme 1979–2016; Regie: verschiedene JOHN WILLIAMS »Star Wars: Episode III – Revenge of the Sith« Battle of the Heroes Film: 2005; Regie: George Lucas

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Chor des Bayerischen Rundfunks RANDY EDELMAN (* 1947) »Dragonheart« Titelmusik Arr.: Nic Raine Film: 1996; Regie: Rob Cohen Chor des Bayerischen Rundfunks STEFAN NILSSON (* 1955) »Wie im Himmel« Gabriella’s Song Arr.: Stefan Nilsson/Olov Helge Film: 2004; Regie: Kay Pollak ANTONIA WELKE Gesang Chor des Bayerischen Rundfunks JOHN WILLIAMS »Amistad« »Dry Your Tears, Afrika« Film: 1997; Regie: Steven Spielberg Chor des Bayerischen Rundfunks HANS ZIMMER (* 1957) »Gladiator« Suite Arr.: Nic Raine Film: 2000; Regie: Ridley Scott Chor des Bayerischen Rundfunks LISA GERRARD (* 1961) HANS ZIMMER »Gladiator« »Now We Are Free« Arr.: Matthias Keller ANTONIA WELKE Gesang Chor des Bayerischen Rundfunks

Illustrative Klänge und tiefe Gefühle

Ulf Schirmer, Künstlerischer Leiter des Münchner Rundfunkorchesters, über Filmmusik Herr Schirmer, von der ersten Ausgabe 2009 (damals noch unter dem Motto Cinema in Concert) bis zur heutigen, achten Folge haben Sie Sounds of Cinema immer persönlich dirigiert. Was ist das für ein Gefühl, in der Manege des Circus-Krone-Baus zu stehen? Ich finde, die Zirkusatmosphäre wird dem Charakter von Filmmusik auf spezielle Weise gerecht, denn diese Musik soll uns ja alle mit großen Effekten einfangen. Und Kino ist doch eine Art Circus Maximus.

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Was gefällt Ihnen dabei besonders? Das spielt sich auf mehreren Ebenen ab. Soziologisch gesehen bewegen wir uns mit dieser Musik in der Mitte unserer Gesellschaft: Filmmusik hat normalerweise einen weitaus höheren Bekanntheitsgrad als die sogenannte klassische oder Ernste Musik. Zudem erleben Menschen, die nicht in Symphoniekonzerte gehen, sich also auf diesem Gebiet nicht so gut auskennen, in einem Filmmusikkonzert trotzdem die Aura des Klassischen – einfach, weil ein großes Orchester spielt. Da entsteht also beim Publikum ein spezielles Gefühl der Teilhabe, das sich dann auch in den Reaktionen spiegelt. Ich merke sofort, wenn eine Melodie »einschlägt«, weil sie so bekannt ist; und das Publikum geht dann bereitwilligst mit. Also erreichen Sie in den Filmmusikkonzerten ein anderes Publikum als in den »normalen« klassischen Konzerten. Ja, das ist in den letzten Jahren mein Eindruck gewesen. Wir haben ohnehin beim Münchner Rundfunkorchester die Erfahrung gemacht, dass unsere verschiedenen Konzertformen unterschiedliche Gruppen von Menschen ansprechen. Es gibt keine großen Schnittmengen zwischen den Besuchern der Sonntagskonzerte sowie den Reihen Paradisi gloria und Mittwochs um halb acht. Dasselbe trifft offensichtlich auf die Konzerte im Circus-Krone-Bau zu. Sie haben im Mai an der Oper Leipzig, wo Sie Generalmusikdirektor und Intendant sind, Richard Wagners Ring des Nibelungen an vier aufeinanderfolgenden Tagen aufgeführt; ein weiterer Zyklus startet kurz nach Sounds of Cinema. Sinn-fälliger geht’s kaum, denn Wagner und die Filmmusik haben mehr miteinander zu tun, als man zunächst meinen könnte. Was verdankt die Filmmusik dem Schöpfer des Musikdramas? Wir können es ganz nüchtern so ausdrücken, dass Wagner sich eine musikalische Sprache erarbeitet hat, derer man sich in der Filmmusik heute noch bedient – in harmonischer und rhetorischer Hinsicht, im Gestus der Themen und Motive. All das ist bei Wagner vorgezeichnet. Auch die Verwendung von Leitmotiven? Das ist eine Ebene davon: Bestimmten Personen und Ideen werden Motive zugeordnet – die sogenannte Leitmotivtechnik. Noch bemerkenswerter ist aber die Tatsache, dass das harmonische Repertoire, also die Art und Weise, wie Akkorde und längere Abläufe gebildet werden, in der Filmmusik meistens über Wagner nicht hinausgeht. Er hat uns mit der spätromantischen Harmonik einen Horizont erschlossen, der dann auch so stehengeblieben ist. Wie sieht es mit der Instrumentation aus? Auch dies ist bei Wagner und in der Filmmusik oftmals beinahe deckungsgleich. Bei Wagner haben wir ein vergrößertes romantisches Orchester, bis hin zu den berühmten Wagner-Tuben. Wenn wir diese einmal beiseitelassen, dann kann man sagen, dass auch die Größe des Orchesters und die Art und Weise, wie es eingesetzt wird, sich in der Filmmusik wiederfinden: ganz extrem bei John Williams, der ja neben vielen weiteren auf dem Programm des heutigen Konzerts steht. Wen würden Sie stilistisch noch in diese Gruppe einordnen? Elliot Goldenthal mit seiner Musik zu Batman gehört natürlich dazu; der Satztitel Batterdämmerung ist ein deutlicher Bezug. Oder auch Danny Elfman mit seinem Filmscore zu Spider-Man, Jerry Goldsmith mit Star Trek und Randy Edelman mit Dragonheart. Und natürlich Hans Zimmer im großen Stil. Manche behaupten, das Kino sei der legitime Erbe der Oper: In früheren Jahrhunderten strömten die Menschen in die Oper, um berührende Geschichten zu sehen. Heute gehen viele lieber ins Kino. Ist das Kino die Oper von heute?

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Ja und nein. In der Fortsetzung der musikalischen Mittel sicherlich. Aber ich zögere, weil das Publikum sich differenziert hat und es Menschen gibt, die sowohl ins Kino wie in die Oper gehen. Weltweit gesehen wird natürlich das Kino am meisten besucht, dennoch sind auch die Opernhäuser gut frequentiert. Es ist also kein Erbe, kein lineares Ablösen, sondern zwei Formen bestehen nebeneinander. Im heutigen Konzert erklingt auch ein klassisches Stück, »Der Zauberlehrling« von Paul Dukas, das wahrscheinlich erst durch Walt Disneys Cartoon mit Mickey Mouse in der Rolle des Zauberlehrlings weithin bekannt wurde. Wenn Sie es nun inmitten von tatsächlicher Filmmusik dirigieren, empfinden Sie es dann als Programmmusik, zu der man sich seine eigenen Bilder macht, oder als illustrierende Filmmusik? Das schließt sich ja nicht aus, denn Programmmusik beinhaltet oft ein illustratives Element. Dukas’ Zauberlehrling ist sehr bildhaft gedacht und fügt sich daher – mit heutigen Ohren gehört – nahtlos in das aktuelle Programm ein. Konzentrieren Sie sich generell beim Dirigieren von Filmmusik ganz auf die Partitur – oder haben Sie auch Bilder aus den Filmen vor Augen? Der rein musikalische Vorgang ist derselbe wie im Symphoniekonzert oder in der Oper. Dabei gibt es verschiedene Schichten: das Musizieren, also das Hervorbringen der Töne, und die tiefen Gefühle, die sie hervorrufen sollen. Bei Sounds of Cinema haben wir eine Zeitlang mit Projektionen experimentiert: mit Bildern aus den Filmen oder Stimmungsbildern. Das habe ich natürlich beim Dirigieren in mich aufgenommen, so wie ich das auch in der Oper versuche. Zum dritten Mal ist heuer der Chor des Bayerischen Rundfunks bei Sounds of Cinema mit von der Partie. Vielen ist vermutlich gar nicht bewusst, dass es eine ganze Reihe von Filmmusik-Nummern mit Chor gibt. Welche Funktion hat er dabei? Der Chor sorgt für eine klangliche Ausdifferenzierung, tritt aber nicht als Subjekt in Erscheinung – anders als in der Oper, wo der Chor eine Gruppe mit eigener Kraft und eigener Identität darstellt. In der Filmmusik kann zwar auch einmal assoziativ ein Mönchschor aus der Ferne oder Ähnliches gemeint sein; aber im We-sentlichen geht es mehr um die Aura des Opernhaften, Chor-Ähnlichen als um ein musikalisches Subjekt, also einen Sopran oder Bariton mit einer echten Rolle. Welche Komponisten aus dem heutigen Programm schätzen Sie besonders? Da kann ich mich kaum festlegen. Die Machart der Partituren von John Williams begeistert mich besonders. Er ist ein großer Meister, der genau weiß, was er tut. Doch auch die anderen Komponisten können souverän mit großem Orchester umgehen. Bei der Zusammenstellung eines Konzerts muss man also sehr auf die Qualität der Filmscores achten, die nicht bei allen gleich ist. Ja, es gibt große Unterschiede, je nach zeitlichen und nationalen Gegebenheiten. Und wir landen immer wieder in Hollywood! Haben Sie einen Lieblingsfilm? Nicht unbedingt, aber die bekannten Blockbuster bereiten mir meistens großes Vergnügen: weniger der einzelne Film als vielmehr die Welt, die sie repräsentieren und die mich in ihrer Gesamtheit begeistert, weil sie so etwas Verführerisches hat und uns aus dem Alltag entführt. Gerade im amerikanischen Film hat der Mainstream die allergrößten Talente versammelt. Das ist dort eine notwendige Einheit. Bei den amerikanischen Produktionen wird offenbar nicht so sehr zwischen Mainstream und Hochkultur differenziert wie bei uns. Manche laufen hierzulande vielleicht noch den alten Kategorien hinterher, aber für den Großteil der Bevölkerung

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spielen sie keine Rolle mehr. In den USA ist man da mit Sicherheit weiter. Wann waren Sie zuletzt im Kino? Das ist, wie ich mit Verwunderung feststelle, lange her. Ich schaue mir die Filme inzwischen lieber auf der Home-Cinema-Anlage zusammen mit meiner Familie an: bei diesem Genre für mich das Schönste! Viel Spaß bereitet Ihnen offensichtlich auch der Auftritt bei Sounds of Cinema, vielleicht weil Sie einer der ganz wenigen sind, die Filmmusik ebenso dirigieren wie Oper oder Neue Musik. Das ist tatsächlich so. Und das Münchner Rundfunkorchester spielt die Filmmusik in brillanter Weise und ebenfalls mit großer Freude; das befeuert sich gegenseitig. Hier schließt sich der Kreis zu den Anfängen des Orchesters, das 1952 als Klangkörper für »Gehobene Unterhaltungsmusik« gegründet wurde. So habe ich es immer verstanden: Unser Rundfunkauftrag wird auch in dieser Weise glänzend erfüllt. Film und Fernsehen – als ein gewichtiger Teil des Baye-rischen Rundfunks – sind sich sehr nahe. Der Allgemeingültigkeit dieser Genres müssen wir in besonderer Weise nachkommen. Und dann ist Unterhaltung eben nicht gleichbedeutend mit seicht, sondern hoch-qualitativ. Darin besteht überhaupt das Geheimnis: Wenn man Filmmusik mit dem größten Anspruch spielt, als ob es sich um sogenannte Hochkultur handeln würde, dann geschieht etwas mit dieser Musik und sie spricht intensiv zu den Menschen. Das Gespräch führte Doris Sennefelder.

Matthias Keller

SOUNDS OF CINEMA – »FANTASY«

Zum Programm des heutigen Abends Was haben Mickey Mouse, Batman und Spider-Man gemeinsam? Sie alle begannen als sogenannte Cartoons, verdanken also ihre Existenz dem Papier und dem Einfallsreichtum einiger hochtalentierter Zeichner. Diese Feststellung ist deshalb wichtig für das Thema des heutigen Abends, weil sie den Grundstein für vieles legt, was sich mit dem Begriff »Fantasy-Film« verbindet. Als Subgenre des Fantastischen Films ist der Fantasy-Film – wie übrigens auch der »science fiction movie« – eine Filmgattung, bei der ganz bewusst die Gesetze von physischer Realität außer Kraft gesetzt werden. Insbesondere diejenigen von Raum und Zeit. Und es gehört zu den Grundgesetzen dieser Fantastereien, dass ihre Ausflüge in die Welt der Illusion – mit Helden, die in aller Regel übernatürliche Fähigkeiten besitzen – selbstverständlich ohne logische Erklärungsmuster stattfinden. Genau hier berühren sich Fantasy-Film und klassisches Märchen. Denn auch das gute alte Hausmärchen à la Grimm verdankt seine Existenz den Träumen und fantastischen Entwürfen menschlicher Vorstellungkraft. Zauberer und übernatürlich begabte Magier, Kobolde, Zwerge und elfenhafte Wesen sind daher, neben menschlichen Figuren, die märchenhaften Hauptakteure. Wortgezeugt also die einen, bildgezeugt die ande-ren, die Cartoon-Helden. Eskapismus made in Hollywood? J.R.R. Tolkien, der Schöpfer von Mittelerde, Hobbits, Orks und Elben, sah in dieser Art von Realitätsflucht nichts weniger als ein Menschenrecht. Denn erst durch die Begegnung mit mythisch-magischen Welten lerne der Mensch, die eigene Realität mit neuen Augen zu sehen. Oder ein wenig konkreter ausgedrückt: Das märchenhafte Durchspielen von Angst- und Wunschvorstellungen auf einer ima-ginären Probebühne als

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spielerisches »Was wäre wenn« kann durchaus wertvolle Erkenntnisse für das Zurechtfinden in der eigenen Lebenswirklichkeit mit sich bringen. Interessant aber ist, dass es ausgerechnet das Filmmedium war, das diese Fantastereien perfektioniert hat. Ein Medium wohlgemerkt, das stärker als jedes andere von konkreten Bildern und abfilmbarer Realität bestimmt ist. Umso akribischer und kostenintensiver der Aufwand, der dem Fantasy-Film von Anfang an zugrunde lag. Fritz Langs Nibelungen (1924) sind ein frühes Beispiel hierfür. Oder King Kong (1933), mit dem die Ära der Spezialeffekte offiziell und äußerst publikumswirksam eingeläutet wurde. Die Musik spielte bei alledem eine entscheidende Rolle, gemäß der Erkenntnis: je fremder oder befremdlicher die künstlich erschaffenen Bilderwelten, desto vertrauter der akustische Rahmen, in dem diese Handlungen spielen. Eine Erkenntnis, die selbst in George Lucas’ Star Wars-Imperium – und gerade dort! – Beherzigung fand. Denn als Filmkomponist John Williams 1977 die Musik zum Krieg der Sterne-Erstling schuf, lehnte er sich bewusst an die romantisch-symphonische Tradition eines Erich Wolfgang Korngold an. Das Resultat ist eine »space opera«, die wie schon Wagners Musikdramen über ein komplexes System von Identifikations-Motiven organisiert ist und bei der die Musik vor allem emotional die entspre-chenden Weichen stellt. So verklärt Williams’ Battle of the Heroes, das in Star Wars: Episode III – Revenge of the Sith zum schicksalhaften Duell zwischen Anakin Skywalker und Obi-Wan Kenobi erklingt, die Szene durch Hinzunahme eines Chores zum quasi-religiösen Ritual. »Walle, walle manche Strecke« Doch zurück zu unseren Comic-Helden, allen voran Mickey Mouse, deren gezeichnete Filmexistenz bereits 1928 in Steamboat Willie begann: Dass bei einem Thema wie »Fantasy« natürlich auch ein epochaler Streifen wie Disneys Fantasia (1940) seinen Platz im Programm erhält, liegt auf der Hand. Abweichend vom üblichen Verfahren, bei dem Bilder und Handlung zur Vorgabe für den Filmkomponisten werden, schuf Walt Disney sein Mickey-Mouse-Imperium genau umgekehrt: Als großer Klassik-Liebhaber ließ er die Musik den Ton angeben und neue Bilder dazu schaffen – mit Mickey Mouse als gezeichnetem Partner des (realen) Dirigenten Leopold Stokowski. Zu Paul Dukas’ Komposition L’apprenti sorcier (Der Zauberlehr-ling) nach dem gleichnamigen Goethe-Gedicht tritt Mickey sogar als Hauptdarsteller in Erscheinung: als Zauberlehrling, der in einem Akt grandioser Selbst-überschätzung in die Rolle des abwesenden Lehrmeisters schlüpft und sich an dessen magischem Repertoire versucht. Mit dem überaus lehrreichen Ergebnis, dass der anfängliche Machtrausch zuerst in Angst und Verzweiflung angesichts der immer weiter sich ausbreitenden Wassermassen umschlägt, gefolgt von hilf-loser Erstarrung und der Errettung durch den Zaubermeister selbst. Das Ganze frei nach der geläufigen Erkenntnis »Hochmut kommt vor dem Fall«. Ein wenig anders ist die Ausgangslage in der fantastischen Tragikomödie Edward Scissorhands (Edward mit den Scherenhänden): Hier ist es der »Hexenmeister« selbst, der kurz vor Vollendung seines künstlichen Menschen das Zeitliche segnet und einen Jüngling (Johnny Depp) zurücklässt, der anstelle von normalen Händen mit einer komplizierten Scherenkonstruktion ausgestattet ist. Letztere verleiht ihm zwar außergewöhnliche manuelle Fertigkeiten. Aber mit seinen Händen – als Metapher für Nahbarkeit und die Fähigkeit des Fühlens – zerschneidet Edward letzten Endes immer wieder das Band menschlicher Gemeinschaft und wird so zum tragischen Helden, freilich ohne eigenes Verschulden. Helden wie du und ich? Auch dies ein interessanter Aspekt bei unseren Fantasy-Helden: Sowohl Batman wie auch Spider-Man – und letztlich auch der junge König Einon in Dragonheart oder die magiebegabte Prinzessin Elsa in der Hans-Christian-Andersen-Verfilmung Frozen (Die Eiskönigin – Völlig unverfroren) – beginnen ihre Karriere als gesellschaftlich Ausgestoßene. So wächst Batman als Waisenkind heran, dessen Eltern von einem Straßenräuber vor seinen Augen erschossen wurden; sein Kollege Spider-Man wiederum, ebenfalls ein Waisenkind, wird von Onkel und Tante aufgenommen und mit den Worten ins Leben entlassen, aus großer Kraft folge große Verantwortung. Damit sind die Genannten allesamt Seelenverwandte eines ge-wissen Harry Potter, der ja ebenfalls als magiebegabtes Waisenkind bei Onkel und Tante heranwächst und dort auf menschliche Ablehnung stößt. Das Märchenhafte all dieser Stoffe besteht nun, psychologisch betrachtet, in der Kompensation – zuweilen auch Über-Kompensation – der sozialen Lage durch die verliehe-nen magischen Fähigkeiten: Mit ihnen fordert der Betreffende jene Achtung und Wertschätzung von der Welt zurück, die er im bürgerlichen Leben nicht erfährt. Batman, im realen Leben Bruce Wayne, tut dies, indem er einen Teil des geerbten Vermögens darauf verwendet,

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Körper und Geist zu trainieren und so – getarnt mit Fledermaus-Gewand und Maske – als Kriminologe und Kampfsport-Ass in einem die Unterwelt von Gotham City zu bekämpfen. Wobei sein Vorname bezeichnenderweise auf den schottischen Freiheitskämpfer Robert the Bruce verweist und der Familienname wiederum auf den amerikanischen Nationalhelden Anthony Wayne (genannt »Mad Anthony«). Zu erwähnen wäre außerdem, dass Batman alias Bruce Wayne, im Unterschied etwa zu Superman, über keinerlei übermenschliche Kräfte verfügt, sondern seine Überlegenheit ausschließlich aus Willenskraft, hartem Training und entsprechender Intelligenz bezieht. Spider-Man hingegen, mit bürgerlichem Namen Peter Parker, wird als jugendlicher Schüler von einer genmanipulierten (!) Spinne gebissen und besitzt seither Superkräfte wie die Fähigkeit, Wände zu erklimmen und Spinnennetze zu produzieren, in denen sich seine Widersacher verfangen. Disneys Eiskönigin (frei nach Andersens Die Schneekönigin) wiederum besitzt zauberische Kräfte, die sie in die Lage versetzen – auch dies eine Metapher – Eis, Frost und Schnee zu erzeugen. Da sie diese Kräfte jedoch nicht zu kontrollieren weiß, macht sie sich schon früh viele Feinde. Auch verunglücken ihre Eltern tödlich und setzen damit ein Erbschaftsdrama um das Königreich Arendelle in Gang. Letzteres wird versehentlich durch Elsas Magie in einen ewigen Winter versetzt, aus dem sie selbst in die Isolation flieht. Erst die Liebe und Selbstopfe-rung der jüngeren Schwester kann den Bann schließlich brechen und Elsa wieder in die menschliche Gemeinschaft zurückführen. Der Soundtrack zum Animationsstreifen Frozen, komponiert unter anderem von Christophe Beck, dominierte zwei Jahre lang auch die deutschen Albumcharts. Besonders erfolgreich war der Titelsong Let it Go, eine Art resignierte Selbstreflexion, die dem Autorenduo Kristen Anderson-Lopez und Robert Lopez 2015 den Oscar einbrachte. Umso lichter dagegen Momente wie das Now We Are Free aus der Gemeinschaftsproduktion der Australierin Lisa Gerrard und des Deutschen Hans Zimmer zum historischen Fantasy-Streifen Gladiator; und erst recht Gabriella’s Song aus der schwedisch-dänischen Produktion Wie im Himmel über einen gefeierten Star-Dirigenten, der all seine hochfliegenden Pläne an den Nagel hängt, um einem schwedischen Provinzchor die Faszination der Musik näher zu bringen. Auch das eine fantastische Projektion!

Disneys »Fantasia« als Urform des Musikvideos

Fantasia (1940) war bereits der dritte abendfüllende Zeichentrickfilm von Walt Disney. Ausgangsidee waren seine »silly symphonies« (engl. »silly« = töricht, albern): textlose Cartoons, die von klassischer Musik kommentiert wurden – beziehungsweise umgekehrt. Denn anders als im gängigen klassischen Konzert, wo die Musik bei den Zuhörern jeweils individuelle Bilder auslöst, übernahmen in Fantasia Disneys Zeichner die Bildregie und ließen sich durch Stücke wie Bachs berühmte d-Moll-Orgeltoccata, Strawinskys Le sacre du printemps, Beethovens Sechste Symphonie (Pastorale) oder Paul Dukas’ Zauberlehrling zu faszinierenden Geschichten anregen. Im Unterschied zum gängigen Filmmusik-Verfahren löst plötzlich die Musik die Bewegung der Bilder aus. Und weil Mickey Mouse bei alle-dem als Zeremonienmeister auftritt, fand sich auch rasch ein Name für diese Art der Bild-Ton-Verknüpfung: »mickey mousing«. Ausgangspunkt von Fantasia war Dukas’ Symphonische Dichtung Der Zauberlehr-ling. Walt Disney hatte den Zauberlehrling ursprünglich als eigenständigen Cartoon geplant, doch dann kam es zur Begegnung mit dem Dirigenten Leopold Stokowski. Er bot Disney an, die Musik dazu ohne Bezahlung zu dirigieren. Und er war es auch, der Disney den Rat gab, den Zauberlehrling als Teil eines abendfüllenden Musikfilms mit dem prosaischen Arbeitstitel The Concert Feature (Der Konzertfilm) herauszubringen. Der spätere Titel Fantasia soll ebenfalls auf Stokowski zurückgehen, genauso wie die Entscheidung, die Musik bereits im Mehrkanal-Verfahren aufzunehmen. Und weil der Musikliebhaber Disney Fantasia von Anfang an als besonderen Film zu vermarkten gedachte, legte er spezielles Augenmerk auf seine Darbietung in den Kinos, angefangen von eigens gedruckten Programmheften über Platzreservierungen und Kleiderordnung bis hin zur besonders aufwändigen Beschallung durch zusätzlich installierte Lautsprecher. Am 13. November 1940 fand die Premiere im New Yorker Broadway Theatre statt; diejenige in Deutschland folgte erst 1952. Eine Schlüsselrolle in Dukas’ Partitur spielt das Fagott mit dem marschartigen »Besenthema«. Zu Beginn sehen wir den alten Magier bei der Geisterbeschwö-rung, während sich über spannungsgeladenen Streicherklängen das Hauptthema bereits mit Harfe und Klarinette ankündigt. Unterdessen schleppt Zauberlehrling Mickey missmutig Wassereimer. Ein Harfenglissando, gefolgt vom »Besenthema« auf der gestopften Trompete, beendet das erste

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Bild: Der Meister ist müde und zieht sich zurück. Zum unheilschwangeren Streicherakkord vom Anfang setzt sich Mickey den blauen Zauberhut auf und nimmt einen Besen ins Visier, um ihn zu verhexen. Der Zauber wirkt. Der Besen setzt sich, zunächst widerspenstig, in Bewegung und beginnt zum voranschreitenden Marschthema Wassereimer zu schleppen. Derweil es sich Mickey in einem Sessel bequem macht und – einschläft. Es entspinnt sich eine hinreißende Traumsequenz mit Mickey als Gebieter über Himmel, Erde und Meere. Als der Zauberlehrling erwacht, steht bereits alles unter Wasser. Verzweiflung macht sich breit. Mit einer Axt spaltet Mickey den Besen – und multipliziert damit das Unheil zu einer ganzen Besen-Armada. Erst der zurückkehrende Meister kann der Flut, ausgedrückt durch flirrende, auf und ab wogende Streicherfiguren, Einhalt gebieten. Mit einigen markanten Beckenschlägen endet der Spuk. Trügerische Harmonie kehrt ein, und Mickey versucht sich zur einschmei-chelnden Solo-Bratsche wieder lieb Kind zu machen. Vergeblich. Mit dem Besen wird der Lehrling – musiksynchron – vom Meister aus dem Bild gefegt. M. K.

Johann Wolfgang von Goethe

Der Zauberlehrling

(Ausschnitt) Hat der alte Hexenmeister Sich doch einmal wegbegeben! Und nun sollen seine Geister Auch nach meinem Willen leben! Seine Wort’ und Werke Merkt’ ich und den Brauch, Und mit Geistesstärke Tu’ ich Wunder auch. Walle, walle Manche Strecke, Dass zum Zwecke Wasser fließe Und mit reichem, vollem Schwalle Zu dem Bade sich ergieße! Und nun komm, du alter Besen! Nimm die schlechten Lumpenhüllen! Bist schon lange Knecht gewesen; Nun erfülle meinen Willen! Auf zwei Beinen stehe, Oben sei ein Kopf, Eile nun und gehe Mit dem Wassertopf!

EIN EXPERTE FÜR FILMMUSIK

Aus der Chronik des Münchner Rundfunkorchesters 1952 Erstes Sonntagskonzert des neu gegründeten Münchner Rundfunkorchesters, u. a. mit Filmmelodien von Franz Grothe. Leitung: Chefdirigent Werner Schmidt-Boelcke.

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Seitdem immer wieder Aufführungen und Studioproduktionen von Filmmusik. 1953 Robert Stolz dirigiert in einem Sonntagskonzert u. a. seine Filmhits Ob blond, ob braun, ich liebe alle Frau’n und Zwei Herzen im Dreivierteltakt. 1954 Vico Torriani und Erika Köth singen in einem Sonntagskonzert u. a. Schlager aus Filmen. 1955 Zarah Leander präsentiert in einem Sonntagskonzert Lieder aus ihren Filmen Zu neuen Ufern und Es war eine rauschende Ballnacht. 1966 Veröffentlichung der LP Winnetou-Melodie. Martin Böttcher dirigiert seine großen Karl-May-Filmerfolge. Wiederveröffentlichung dieser Kultaufnahme 1981 als CD. 1984 Konzert »Von Hollywood zum Broadway« in Erinnerung an den amerikanischen Filmmusikkomponisten Carmen Dragon. 1986, 1987, 1988 Eröffnungskonzerte zum Filmfest München. 1988 Konzert zum 80. Geburtstag des Filmmusikkomponisten Franz Grothe. 1995 »Von Casablanca bis Star Wars«: Filmmusikkonzert unter der Leitung von Lalo Schifrin. 2001 Konzerte für junge Leute (»FILMharmonisches«): Filmvorführungen von The Immigrant mit Charlie Chaplin und One Week mit Buster Keaton zu den Musiken von Carl Davis. Der Stummfilm-Experte Helmut Imig dirigiert im Circus-Krone-Bau zum Schwarz-Weiß-Film Ben-Hur (1926) die Musik von Carl Davis. 2003 Jugendkonzerte unter dem Motto »Filmmusik – von der Idee bis zur Realisation«. Vorführung von Charlie Chaplins Filmen The Circus und The Immigrant mit der Musik von Charlie Chaplin bzw. Carl Davis. Vorführungen von Lotte Reinigers Silhouettenfilm Die Abenteuer des Prinzen Achmed mit der originalen Musik von Wolfgang Zeller (Kinderkonzerte). 2004 Gastspiel von Ennio Morricone, der eigene Werke dirigiert – darunter die Konzertsuite Once Upon a Time in the West, bei der auch der Chor des Bayerischen Rundfunks mitwirkt. Vorführung des Marlene-Dietrich-Streifens Ich küsse Ihre Hand, Madame mit Live-Orchestermusik, kompiliert von Helmut Imig. Ab 2004 Alljährliche Filmmusikkonzerte des Münchner Rundfunkorchesters im Prinzregententheater im Rahmen der Konzertreihe Mittwochs um halb acht. Moderation: Roger Willemsen (bis 2011).

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2006 Der Filmmusik-Spezialist Frank Strobel dirigiert live zu Metropolis von Fritz Lang. Einspielung von Konstantin Weckers Soundtrack zu dem Familienfilm Herr Bello unter der Leitung von Ulf Schirmer, dem neuen Künstlerischen Leiter des Münchner Rundfunkorchesters. 2008 Mitwirkung am Soundtrack zu Die Frau des Anarchisten. Seit 2009 Alljährlicher musikalischer Auftakt zum Filmfest München, zunächst unter dem Motto »Cinema in Concert«, seit 2012 als Sounds of Cinema ; jeweils mit Ulf Schirmer am Dirigentenpult. Übertragung im Hörfunk auf BR-KLASSIK sowie bis 2015 im Bayerischen Fernsehen; dreimal auch als Video-Livestream im Internet. Bisherige Solisten: u. a. der Tenor Paul Potts, der Jazzmusiker Klaus Doldinger, die bayerische Songwriterin Claudia Koreck sowie die Sopranistin Angela Denoke. Mitwirkung des Chores des Bayerischen Rundfunks 2010, 2014 und 2016. 2009, 2011, 2016 Mitwirkung des Münchner Rundfunkorchesters bei der Nacht der Filmmusik in der Hochschule für Musik und Theater München. 2010–2014 Verleihung des Look & Listen – Telepool BR Music Award im Rahmen von Sounds of Cinema; Preisträger waren die international renommierten Filmmusikkomponisten Howard Shore, Michel Legrand, Rachel Portman, Martin Böttcher und Patrick Doyle. 2011, 2012, 2014 Konzerte unter dem Motto »Kultur für euch – Kino für die Ohren« in Kooperation mit der Landeshauptstadt München und der Gasteig Kultur GmbH, die sich vor allem an Schüler der städtischen Berufsschulen wenden. 2012 Präsentation zur Filmmusikkompetenz des Münchner Rundfunkorchesters für Experten der Branche bei den Filmfestspielen in Cannes. Im Rahmen des Projekts Klasse Klassik, bei dem bayerische Schulorchester mit Profis aus dem Münchner Rundfunkorchester musizieren, erklingt Filmmusik. Aufnahme des Soundtracks zum Historien-Epos Ludwig II. live vor der Kamera und im Studio (Ausschnitte aus Werken Richard Wagners sowie die neu komponierte Musik von Bruno Coulais) unter der Leitung von Ulf Schirmer. 2013 Aufnahme des Soundtracks zu Der Teufelsgeiger unter der Leitung von Ulf Schirmer. Der Titelheld des Films, Niccolò Paganini, wird von Geiger David Garrett dargestellt. Saison 2013/2014 Filmmusik als Themenschwerpunkt der Kinder- und Jugendarbeit des Münchner Rundfunkorchesters im Rahmen der Reihe Klassik zum Staunen. 2015 »Das Kino der anderen. Deutsch-deutsche Filmmusik«, moderiert von Schau-spielerin Martina Gedeck, in der Reihe Mittwochs um halb acht. »Sounds of Bully’s Cinema« mit Michael Bully Herbig als Spezialausgabe der »Sounds of Cinema«-Konzerte. 2016 Konzert »Ich küsse Ihre Hand, Madame« mit frühen Tonfilmschlagern in der Reihe Mittwochs um halb acht. Sounds of Cinema unter dem Motto »Fantasy« mit Soundtracks u. a. aus Walt Disneys Fantasia. Zum dritten Mal ist der Chor des Bayerischen Rundfunks mit dabei.

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Geplant für 2017:

1. Februar: Unter dem Motto »Video Game Music in Concert« präsentiert das Münchner Rundfunkorchester in der Reihe Mittwochs um halb acht erstmals Musik, die für Videospiele geschrieben wurde – ein der Filmmusik verwandtes Genre.

BIOGRAFIEN

ANTONIA WELKE Die Musicaldarstellerin Antonia Welke stammt aus Berlin. Bereits vor dem Studium sammelte sie Erfahrung in diversen Produktionen; so spielte sie die Rolle der Liesl in der deutschen Erstaufführung von The Sound of Music und war Mitglied im Jugendensemble des Staatstheaters am Gärtnerplatz, wo sie als Ariel in Footlose zu sehen war. 2009 besuchte sie die Abraxas Musical Akademie in München, und von 2010 bis 2014 belegte sie den Diplomstudiengang Musical an der Theaterakademie August Everding, den sie dank ihrer Abschlussarbeit Das Tagebuch der Anne Frank mit Auszeichnung absolvierte. Während ihrer Ausbildung übernahm sie die Titelrolle in Offenbachs Die schöne Helena und wirkte im Schauspiel 4.48 Psychose von Sarah Kane sowie in Alice im Wunderland von Roland Schimmelpfennig mit. Sie gastierte als Karen in Hair bei einer Freilichtbühnenproduktion am Theater Augsburg und verkörperte die Mary Lane in Kifferwahn am Staatstheater am Gärtnerplatz. Zum 150. Geburtstag dieses Hauses stand sie 2015 bei einer musikalischen Lesung von Shakespeares/Mendelssohns Sommernachtstraum als Helena und Elfe auf der Bühne. Mit dem Musical Sunset Boulevard tourte sie durch Deutschland, Österreich, Italien und die Schweiz. Außerdem war sie am Deutschen Theater in München im Ein-Personen-Stück Tell Me on a Sunday von Andrew Lloyd Webber und in Into the Woods von Stephen Sondheim zu erleben. Auch vor der Kamera hat Antonia Welke bereits erfolgreich agiert, nämlich im Musikvideo Darmstadt Style (New Music Gangsta Rap) mit Musik von Moritz Eggert, im Kurzfilm Das Verhör sowie von 2011 bis 2013 als Pianistin Antonia in der ARD-Telenovela Sturm der Liebe. Seit 2015 ist Antonia Welke im Masterstudiengang Musical der Theaterakademie August Everding eingeschrieben. Das Staatstheater Nürnberg hat sie in der aktuellen Spielzeit für Cole Porters Kiss Me, Kate verpflichtet.

ANTONIA GOLDHAMMER Geboren 1984 in Bayreuth, studierte Antonia Goldhammer Theater- und Medienwissenschaften sowie Germanistik in Bayreuth, Erlangen und Utrecht. Bereits während des Studiums wirkte sie an verschiedenen Filmprojekten mit und absolvierte Praktika u. a. beim WDR (Programmgruppe Kinder und Familie) und in der Pressestelle der Bayreuther Festspiele. 2011 veröffentlichte sie das Buch Weißt du, was du sahst? – Stefan Herheims Bayreuther »Parsifal«. Von 2010 bis 2012 war sie redaktionelle Volontärin (Radio, Fernsehen, Online) beim Bayerischen Rundfunk in München und arbeitete in diesem Rahmen in der Redaktion Fiktion des Kinderkanals als Filmlektorin. Für die Reportage Mission Verantwortung: Jugendliche im Zeltlager im Bayerischen Fernsehen erhielt sie zusammen mit Wolfgang Kerler und Vanessa Lünenschloß den Journalistenpreis »Bürgerschaftliches Engagement« der Robert-Bosch-Stiftung. Seit 2012 ist Antonia Goldhammer freie Autorin beim Bayerischen Rundfunk und u. a. als redaktionelle Mitarbeiterin im Bereich Kinofilm und beim Bayerischen Filmpreis tätig. Seit 2015 gehört sie zum Moderatorenteam der Sendung Cinema – Kino für die Ohren auf BR-KLASSIK. Gemeinsam mit Matthias Keller führte sie in diesem Jahr bei der Nacht der Filmmusik an der Hochschule für Musik und Theater München durch ein Konzert mit dem Münchner Rundfunkorchester und dem Komponisten Klaus Doldinger am Saxofon.

MATTHIAS KELLER Matthias Keller studierte Klavier, Musikpädagogik und Kirchenmusik an der Hochschule für Musik und Theater München. Bei BR-KLASSIK ist er redaktionell sowohl für die Ressorts Musica sacra und Chormusik wie auch für den Bereich Filmmusik verantwortlich. 2003 rief er die Sendung Cinema – Kino für die Ohren (sonntags um 18.05 Uhr auf BR-KLASSIK) ins Leben; ferner ist er regelmäßig Dramaturg bei den Filmmusik-Konzerten des Münchner Rundfunkorchesters. Dank seiner persönlichen Kontakte zu vielen Filmkomponisten holte er bereits Stars wie Ennio Morricone, Howard Shore, Michel Legrand, Rachel Portman, Martin Böttcher und Patrick Doyle in die

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Isarmetropole. Er ist außerdem Autor des Buches Stars and Sounds und Jurymitglied beim Preis der deutschen Schallplattenkritik. Als Komponist und Arrangeur arbeitete er für verschiedene Orchester, Chöre und Solisten, darunter die Münchner Symphoniker, die NDR Radiophilharmonie in Hannover, das Münchner Rundfunkorchester und der Chor des Bayerischen Rundfunks, die EuropaChorAkademie, Sarah Connor, Tony Henry, Liz Howard und der Panflötist Ulrich Herkenhoff. 2006 schrieb Matthias Keller das Finale zum Konzert »3 Orchester und Stars«, das anlässlich der FIFA-Fußballweltmeisterschaft im Münchner Olympiastadion unter Mitwirkung u. a. von Zubin Mehta, Mariss Jansons, Lang Lang, Diana Damrau und Plácido Domingo stattfand. Gemeinsam mit Antonia Goldhammer führte er in diesem Jahr bei der Nacht der Filmmusik an der Hochschule für Musik und Theater München durch ein Konzert mit dem Münchner Rundfunkorchester.

ULF SCHIRMER Seit September 2006 ist Ulf Schirmer Künstlerischer Leiter des Münchner Rundfunkorchesters, mit dem er ein weites Repertoirefeld abgesteckt hat: von Operette, Oper, Melodram und Filmmusik bis hin zur geistlichen Musik des 20./21. Jahrhunderts in der Reihe Paradisi gloria, die auch ein Forum für die Uraufführung von Auftragswerken bietet. Auf CD legte Ulf Schirmer gemeinsam mit dem Münchner Rundfunkorchester eine stattliche Reihe von Opern- und Operetten-Gesamt-aufnahmen vor, darunter Repertoire-Raritäten wie Verkündigung von Walter Braunfels oder Feuersnot von Richard Strauss, außerdem etliche Sängerporträts. Darüber hinaus pflegt Ulf Schirmer seit Amtsbeginn die Zusammenarbeit des Münchner Rundfunkorchesters mit der Theaterakademie August Everding. Zuletzt dirigierte er dabei Salomé von Antoine Mariotte und stellte so auch in diesem Kontext sein großes Engagement für Unbekanntes und zu Unrecht Vergessenes unter Beweis. Beim alljährlichen musikalischen Auftakt zum Filmfest München – ab 2009 zunächst unter dem Motto »Cinema in Concert«, später mit dem Titel »Sounds of Cinema« – stand er von Beginn an stets persönlich am Pult des Münchner Rundfunkorchesters. Ulf Schirmer wurde in Eschenhausen bei Bremen geboren; er studierte am Konservatorium in Bremen und an der Musikhochschule in Hamburg bei György Ligeti, Christoph von Dohnányi und Horst Stein. Wichtige Erfahrungen sammelte er als Assistent von Lorin Maazel und Hausdirigent an der Wiener Staatsoper, wo er auch als Konsulent tätig war. Es folgten Positionen als Generalmusikdirektor in Wiesbaden und Chefdirigent des Dänischen Rundfunksymphonieorchesters. Regelmäßige Gastspiele führten ihn insbesondere an die Deutsche Oper Berlin, ans New National Theatre in Tokio und zu den Bregenzer Festspielen. Ulf Schirmer stand am Pult u. a. der Wiener und der Berliner Philharmoniker, der Sächsischen Staatskapelle Dresden, des Orchestre de la Suisse Romande und des NHK Symphony Orchestra Tokyo. An der Wiener Staatsoper war er regelmäßig zu erleben, zuletzt mit Strauss’ Arabella. 2000 wurde er Professor für musikalische Analyse und Musikdramaturgie an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. Seit 2009 ist er Generalmusikdirektor, seit 2011 auch Intendant an der Oper Leipzig. Dort dirigierte er u. a. Wagners kompletten Ring des Nibelungen, außerdem Mozarts Zauberflöte und Strauss’ Frau ohne Schatten.

IMPRESSUM

MÜNCHNER RUNDFUNKORCHESTER Ulf Schirmer Künstlerischer Leiter Veronika Weber Management Bayerischer Rundfunk, 80300 München Tel. 089/59 00 30 325 facebook.com/muenchner.rundfunkorchester rundfunkorchester.de PROGRAMMHEFT Herausgegeben vom Bayerischen Rundfunk Programmbereich BR-KLASSIK Redaktion: Dr. Doris Sennefelder Grafisches Konzept: ROSE PISTOLA – Büro für Konzeption und Gestaltung, München

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Grafische Umsetzung: Antonia Schwarz, München Druck: alpha-teamDRUCK GmbH, München Nachdruck nur mit Genehmigung Das Heft wurde auf chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt. TEXTNACHWEIS Matthias Keller: Originalbeiträge für dieses Heft; Der Zauberlehrling (Auszug): zitiert nach Goethes Werke, Bd. 1, hrsg. von Erich Trunz, München 1972; Interview und Biografien: Doris Sennefelder. www.br-klassik.de