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mein bekannte Schmerzformen wie der Kopf-, der Rucken- oder der Rheuma- Schmerz, aber auch spezielle Formen wie etwa die Zoster- und postzosterische Neural- gie oder die sympathische Reflexdystrophie. Stets folgt auf die Definition eine Beschrei- bung der charakteristischen Symptome, der Haufigkeit und der auslosenden Mechanis- men. Nach der Pathophysiologie und der Diagnostik findet der Leser abschliei3end Therapievorschlage und Hinweise auf die Prognose. Die Darstellung der verschiedenen Therapie- methoden umfai3t neben den anerkannten Ansatzen wie der medikamentosen Schmerz- therapie, der Neurochirurgie und der chemi- schen Neurolyse auch weniger etablierte Vorgehensweisenwie die Akupunktur, die Neuraltherapie oder die transcutane elektri- sche Nervenstimulation (TENS). Auch den Naturheilverfahren ist ein kurzes Kapitel gewidmet, in dem die uberlieferten ,,einfa- chen ausleitenden Therapiemethoden" der historischen Medizin wie die blutentziehen- de, die diaphoretische und die diuretische Methode besprochen werden. Die Autoren geben in Zusammenfassungen unvoreinge- nommen Stellungnahmen zum Nutzen jeder Therapiemethode ab. Neben dem Mii3brauch und der Abhangig- keit befaflt sich der Teil des Buches mit klini- schen Aspekten der Schmerztherapie nach Operationen und in der Intensivmedizin. Zusammengefaflt bietet sich dem Leser ein an Bild- und Tabellen-Information reiches und inhaltlich breit gefachertes Lehrbuch, das umfassend zum Thema Schmerz infor- miert und dem Anspruch, ein Leitfaden der Schmerz-Diagnostik und -Therapie zu sein, voll gerecht wird. Das Buch wendet sich in erster Stelle an Studenten der Medizin und Psychologie. Seine Lekture durfte jedoch auch fur in der Offizin oder im Krankenhaus tatige Apotheker gleichermaflen gewinnbrin- gend sein, weil es eine differenzierte Betrach- tung der Behandlung von ambulant und stationar versorgten Schmerzpatienten er- moglicht. Christian Trankle, Bonn Progress in Drug Research, Fortschritte der Arzneimittelforschung. Ed. E. Jucker, Band 42, Birkhauser Verlag Basel 1994,398,- DM, ISBN 3-7632-2995-5. Im 34. Jahr legt Ernst Jucker nun den 42. Band der inzwischen ais Standardwerk zu betrachtenden Reihe der Progresses in Drug Research vor. Auch diesmal wird die ganze Bandbreite der Arzneistoffentwicklung abge- Pharmazie in unserer Zeit / 24. Jahrg. 1995 / N,: 1 deckt. Michael Parnham aus Bonn eroffnet den Reigen mit einem ungewohnlichen Uberblick iiber das Management der Arznei- stoffsuche. Der Artikel beschreibt als eine Art Unternehmensberatung Managerqualita- ten, Verteilung von Verantwortung und Kommunikation zwischen Forschern und Managern, um nur einige Stichworte zu nennen. D a m wird es wieder streng wissen- schaftlich. Vera Kolb aus USA berichtet uber die Beeinflussung der LH-Sekretion durch LHRH-Analoga, Opioide, Estrogene und Hybriden aus den letzteren. Die Forschung auf diesem Gebiet steckt noch in den Kin- derschuhen, insbesondere da die pharmako- logischen Ergebnisse aus den unterschiedli- chen Laboratorien schlecht vergleichbar sind; es gibt aber schon die ersten interessan- ten Ergebnisse. S. Sinha und S. Jain aus Lucknow, Indien, haben einen bunten Straui3 cancerostatisch wirksamer Naturstoffe zu- sammengestellt.Ausfuhrlich werden Vinca- Alkaloide, Taxole, Podophyllin-Inhaltsstoffe und Ellipticine behandelt. GroBe Tabellen mit weiteren Naturstoffen vervollstandigen diesen Ubersichtsartikel, in dem 536 (!) Literaturstellen verarbeitet sind. A. Das, J. H. Wang und E. J. Lien aus Californien und China diskutierten Cancerogenitat, Muta- genitat und Krebsvorbeugende Eigenschaften von Flavonoiden. Neben SAR-Analysen werden viele Daten tabellarisch prasentiert. Serenics heiflt die Ubersicht von B. Olivier et al. aus den Niederlanden, die sich mit der Entwicklung von antiaggressiv wirkenden Substanzen beschaftigt. Im Vordergrund steht Eltoprazin, dessen Wirkmechanismus (Modulation der 5HTIb-Rezeptoren),Phar- makokinetik, klinische Anwendung wie die Behandlung aggressiver, psychiatrischer Patienten etc. dargestellt wird. Die letzten beiden Kapitel, geschrieben von H. H. Fu- denberg, G. Pizza et al. aus USA und Italien, handelt von TF, einem Faktor, der aus Leu- kozyten per Dialyse extrahiert wird und dessen Struktur und Wirkmechanismus unbekannt ist. Er wird bei allen Krankheiten eingesetzt werden, die durch das Fehlen der zellvermittelten Immunantwort verursacht werden. D a m gehoren Mykosen, Infektio- nen durch Mycobakterien (M. Leprae), Leishmanien sowie Varicellen und Krebser- krankungen wie Hodgkin- Nieren-, Blut- und Prostatakrebs. Wie immer sind alle Artikel von ausfuhrli- chen Literaturverzeichnissen begleitet, die den Einstieg in die Originalliteratur erleich- tern. Ebenso - wie immer - gibt es ein Schlagwormerzeichnis am Ende des Bandes, das schnelles Suchen ermoglicht. Auch dieser Band ist voll wertvoller Informationen und sollte in der langen Reihe der ,,Juckers" in Bibliotheken nicht fehlen. Ulrike Holzgrabe, Bonn Biogene Gifte Biologie, Chemie, Pharmakologie E. Teuscher und U. Lindequist Gustav Fischer Verlag, Stuttgart, Jena, New York, 2. bearbeitete und erweiterte Auflage 1994,681 Seiten, 379 Farbabbildungen, 244 Formelabbildungen, 60 Tabellen. Preis: DM 298,-. ISBN 3-437-30747-9 Das Buch bildet eine vollige Neufassung der vor 6 Jahren erschienenen 1. Auflage. Um es gleich vorweg zu sagen: das Buch gefallt mir besser als sein Titel. Fur den Pharmazeuten stellt sich immer wieder die Frage, was sind eigentlich ,,Gifte". Deutlich wird die Proble- matik z. B. bei den Herzwirksamen Glycosi- den, den Opiumalkaloiden usw. Es ist ein Gemeinplatz daran zu erinnern, dafl es hauptsachlich auf die Dosis ankommt, wor- auf die Autoren im ersten Kapitel auch hin- weisen. Eingeteilt ist das Buch nach chemischen Gesichtspunkten in 41 Kapitel, beginnend mit den Aliphatischen (nicht Aliphathischen!, wie es im Inhaltsverzeichnis heii3t) Sauren als Giftstoffe von Tieren. Jedes Kapitel beginnt mit einer Ubersicht uber die Strukturtypen und das Vorkommen der Substanzen. Meist werden dann einzelne Untergruppen getrennt behandelt, mit che- mischen Strukturen und teilweise farbigen Fotos der Pflanzen (bzw. Tiere) auf die ich besonders hinweisen mochte. Die farbigen Abbildungen sind nicht nur fur das astheti- sche Empfinden des Lesers oder fur die Vervollstandigung seiner Pflanzenkenntnisse angenehm, sondern sie konnen auch von groi3er Wichtigkeit fur die Identifizierung der Vergiftungsquelle sein (z. B. bei Kin- dern). Dann werden Informationen uber die Toxizitat, den Mechanismus der Wirkung und, was von besonderer Bedeutung ist, uber Behandlungsmoglichkeiten gegeben. Ein Literaturverzeichnis beschliei3t jedes Kapitel. Dieses kann naturlich bei der Fulle des Stof- fes nicht vollstandig sein. Hier ist Verstand- nis fur die Auswahlschwierigkeiten der Au- toren angezeigt, wenn man feststellt, dai3 die eine oder andere wichtige Literaturstelle fehlt. Die Formelzeichnungen sind ubersichtlich, bis auf die gelegentliche unrichtige Darstel- lung der Bindungswinkel an der Doppelbin- dung (z. B. Seite 34, 182). Insgesamt gesehen handelt es sich um eine wertvolle Ubersicht, die in einer kurzen Besprechung nicht vollstandig gewiirdigt werden kann. Das Buch ist sowohl Mono- graphie iiber das Gebiet der biologisch wirk- samen Naturstoffe, als auch ein Nachschla- gewerk das in keiner pharmazeutischen Bi- bliothek fehlen sollte. Besonders zu empfeh- len ist es den Giftzentralen und auch den 51

Progress in Drug Research, Fortschritte der Arzneimittelforschung. Ed. E. Jucker, Band 42, Birkhäuser Verlag Basel 1994, 398,- DM, ISBN 3–7632–2995–5

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Page 1: Progress in Drug Research, Fortschritte der Arzneimittelforschung. Ed. E. Jucker, Band 42, Birkhäuser Verlag Basel 1994, 398,- DM, ISBN 3–7632–2995–5

mein bekannte Schmerzformen wie der Kopf-, der Rucken- oder der Rheuma- Schmerz, aber auch spezielle Formen wie etwa die Zoster- und postzosterische Neural- gie oder die sympathische Reflexdystrophie. Stets folgt auf die Definition eine Beschrei- bung der charakteristischen Symptome, der Haufigkeit und der auslosenden Mechanis- men. Nach der Pathophysiologie und der Diagnostik findet der Leser abschliei3end Therapievorschlage und Hinweise auf die Prognose.

Die Darstellung der verschiedenen Therapie- methoden umfai3t neben den anerkannten Ansatzen wie der medikamentosen Schmerz- therapie, der Neurochirurgie und der chemi- schen Neurolyse auch weniger etablierte Vorgehensweisen wie die Akupunktur, die Neuraltherapie oder die transcutane elektri- sche Nervenstimulation (TENS). Auch den Naturheilverfahren ist ein kurzes Kapitel gewidmet, in dem die uberlieferten ,,einfa- chen ausleitenden Therapiemethoden" der historischen Medizin wie die blutentziehen- de, die diaphoretische und die diuretische Methode besprochen werden. Die Autoren geben in Zusammenfassungen unvoreinge- nommen Stellungnahmen zum Nutzen jeder Therapiemethode ab.

Neben dem Mii3brauch und der Abhangig- keit befaflt sich der Teil des Buches mit klini- schen Aspekten der Schmerztherapie nach Operationen und in der Intensivmedizin.

Zusammengefaflt bietet sich dem Leser ein an Bild- und Tabellen-Information reiches und inhaltlich breit gefachertes Lehrbuch, das umfassend zum Thema Schmerz infor- miert und dem Anspruch, ein Leitfaden der Schmerz-Diagnostik und -Therapie zu sein, voll gerecht wird. Das Buch wendet sich in erster Stelle an Studenten der Medizin und Psychologie. Seine Lekture durfte jedoch auch fur in der Offizin oder im Krankenhaus tatige Apotheker gleichermaflen gewinnbrin- gend sein, weil es eine differenzierte Betrach- tung der Behandlung von ambulant und stationar versorgten Schmerzpatienten er- moglicht.

Christian Trankle, Bonn

Progress in Drug Research, Fortschritte der Arzneimittelforschung. Ed. E. Jucker, Band 42, Birkhauser Verlag Basel 1994,398,- DM, ISBN 3-7632-2995-5.

Im 34. Jahr legt Ernst Jucker nun den 42. Band der inzwischen ais Standardwerk zu betrachtenden Reihe der Progresses in Drug Research vor. Auch diesmal wird die ganze Bandbreite der Arzneistoffentwicklung abge-

Pharmazie in unserer Zeit / 24. Jahrg. 1995 / N,: 1

deckt. Michael Parnham aus Bonn eroffnet den Reigen mit einem ungewohnlichen Uberblick iiber das Management der Arznei- stoffsuche. Der Artikel beschreibt als eine Art Unternehmensberatung Managerqualita- ten, Verteilung von Verantwortung und Kommunikation zwischen Forschern und Managern, um nur einige Stichworte zu nennen. D a m wird es wieder streng wissen- schaftlich. Vera Kolb aus USA berichtet uber die Beeinflussung der LH-Sekretion durch LHRH-Analoga, Opioide, Estrogene und Hybriden aus den letzteren. Die Forschung auf diesem Gebiet steckt noch in den Kin- derschuhen, insbesondere da die pharmako- logischen Ergebnisse aus den unterschiedli- chen Laboratorien schlecht vergleichbar sind; es gibt aber schon die ersten interessan- ten Ergebnisse. S. Sinha und S. Jain aus Lucknow, Indien, haben einen bunten Straui3 cancerostatisch wirksamer Naturstoffe zu- sammengestellt. Ausfuhrlich werden Vinca- Alkaloide, Taxole, Podophyllin-Inhaltsstoffe und Ellipticine behandelt. GroBe Tabellen mit weiteren Naturstoffen vervollstandigen diesen Ubersichtsartikel, in dem 536 (!) Literaturstellen verarbeitet sind. A. Das, J. H. Wang und E. J. Lien aus Californien und China diskutierten Cancerogenitat, Muta- genitat und Krebsvorbeugende Eigenschaften von Flavonoiden. Neben SAR-Analysen werden viele Daten tabellarisch prasentiert. Serenics heiflt die Ubersicht von B. Olivier et al. aus den Niederlanden, die sich mit der Entwicklung von antiaggressiv wirkenden Substanzen beschaftigt. Im Vordergrund steht Eltoprazin, dessen Wirkmechanismus (Modulation der 5HTIb-Rezeptoren), Phar- makokinetik, klinische Anwendung wie die Behandlung aggressiver, psychiatrischer Patienten etc. dargestellt wird. Die letzten beiden Kapitel, geschrieben von H. H. Fu- denberg, G. Pizza et al. aus USA und Italien, handelt von TF, einem Faktor, der aus Leu- kozyten per Dialyse extrahiert wird und dessen Struktur und Wirkmechanismus unbekannt ist. Er wird bei allen Krankheiten eingesetzt werden, die durch das Fehlen der zellvermittelten Immunantwort verursacht werden. Dam gehoren Mykosen, Infektio- nen durch Mycobakterien (M. Leprae), Leishmanien sowie Varicellen und Krebser- krankungen wie Hodgkin- Nieren-, Blut- und Prostatakrebs.

Wie immer sind alle Artikel von ausfuhrli- chen Literaturverzeichnissen begleitet, die den Einstieg in die Originalliteratur erleich- tern. Ebenso - wie immer - gibt es ein Schlagwormerzeichnis am Ende des Bandes, das schnelles Suchen ermoglicht. Auch dieser Band ist voll wertvoller Informationen und sollte in der langen Reihe der ,,Juckers" in Bibliotheken nicht fehlen.

Ulrike Holzgrabe, Bonn

Biogene Gifte Biologie, Chemie, Pharmakologie E. Teuscher und U. Lindequist Gustav Fischer Verlag, Stuttgart, Jena, New York, 2. bearbeitete und erweiterte Auflage 1994,681 Seiten, 379 Farbabbildungen, 244 Formelabbildungen, 60 Tabellen. Preis: DM 298,-. ISBN 3-437-30747-9

Das Buch bildet eine vollige Neufassung der vor 6 Jahren erschienenen 1. Auflage. Um es gleich vorweg zu sagen: das Buch gefallt mir besser als sein Titel. Fur den Pharmazeuten stellt sich immer wieder die Frage, was sind eigentlich ,,Gifte". Deutlich wird die Proble- matik z. B. bei den Herzwirksamen Glycosi- den, den Opiumalkaloiden usw. Es ist ein Gemeinplatz daran zu erinnern, dafl es hauptsachlich auf die Dosis ankommt, wor- auf die Autoren im ersten Kapitel auch hin- weisen.

Eingeteilt ist das Buch nach chemischen Gesichtspunkten in 41 Kapitel, beginnend mit den Aliphatischen (nicht Aliphathischen!, wie es im Inhaltsverzeichnis heii3t) Sauren als Giftstoffe von Tieren. Jedes Kapitel beginnt mit einer Ubersicht uber die Strukturtypen und das Vorkommen der Substanzen. Meist werden dann einzelne Untergruppen getrennt behandelt, mit che- mischen Strukturen und teilweise farbigen Fotos der Pflanzen (bzw. Tiere) auf die ich besonders hinweisen mochte. Die farbigen Abbildungen sind nicht nur fur das astheti- sche Empfinden des Lesers oder fur die Vervollstandigung seiner Pflanzenkenntnisse angenehm, sondern sie konnen auch von groi3er Wichtigkeit fur die Identifizierung der Vergiftungsquelle sein (z. B. bei Kin- dern). Dann werden Informationen uber die Toxizitat, den Mechanismus der Wirkung und, was von besonderer Bedeutung ist, uber Behandlungsmoglichkeiten gegeben. Ein Literaturverzeichnis beschliei3t jedes Kapitel. Dieses kann naturlich bei der Fulle des Stof- fes nicht vollstandig sein. Hier ist Verstand- nis fur die Auswahlschwierigkeiten der Au- toren angezeigt, wenn man feststellt, dai3 die eine oder andere wichtige Literaturstelle fehlt.

Die Formelzeichnungen sind ubersichtlich, bis auf die gelegentliche unrichtige Darstel- lung der Bindungswinkel an der Doppelbin- dung (z. B. Seite 34, 182).

Insgesamt gesehen handelt es sich um eine wertvolle Ubersicht, die in einer kurzen Besprechung nicht vollstandig gewiirdigt werden kann. Das Buch ist sowohl Mono- graphie iiber das Gebiet der biologisch wirk- samen Naturstoffe, als auch ein Nachschla- gewerk das in keiner pharmazeutischen Bi- bliothek fehlen sollte. Besonders zu empfeh- len ist es den Giftzentralen und auch den

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