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Projekt Wald verstehen Zuwendungsempfänger: Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, Landesverband Hamburg e. V. Am Inselpark 19 21109 Hamburg Laufzeit: 1. April 2015 bis 31. März 2017 Förderkennzeichen: 3515685006 Gefördert durch das Bundesamt für Naturschutz aus Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit

Projektbericht 'Wald verstehen' - BfN€¦ · 1.5 excursion to some natural surroundings, often the nearest forest, where we ran such programmes as “The Native American Way of Life

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  • Projekt

    Wald verstehen

    Zuwendungsempfänger: Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, Landesverband Hamburg e. V. Am Inselpark 19 21109 Hamburg Laufzeit: 1. April 2015 bis 31. März 2017 Förderkennzeichen: 3515685006

    Gefördert durch das Bundesamt für Naturschutz aus Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit

  • 1.2

    Zusammenfassung

    Mit dem Projekt ‚Wald Verstehen’ hatte sich der Landesverband Hamburg e. V. der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) das Ziel gesetzt, Kinder und Jugendliche, die aufgrund ihrer persönlichen Voraussetzungen bildungsbenachteiligt sind, an den Naturschutz heranzuführen. Das Projekt war angesiedelt im WÄLDERHAUS im Stadtteil Hamburg-Wilhelmsburg. Wilhelmsburg hat einen Anteil von über 75% an Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Der Anteil an Sozialwohnungen ist mit ca. 30% dreimal so hoch wie im Hamburger Durchschnitt, fast die Hälfte der unter 15Jährigen befindet sich in der Mindestsicherung, das durchschnittliche Einkommen liegt bei ca. 20.000 € und damit 15.000 € unter dem Hamburger Durchschnitt.

    Das Projekt hatte eine Laufzeit von 24 Monaten und startete im April 2015. Das Bewusstsein für Umwelt und Natur zu entwickeln, ist besonders wichtig, um zum einen die Integration von Migrantenkindern zu fördern und zum anderen die Chancengleichheit von jungen Menschen aus prekären Verhältnissen und/oder Bildungsbenachteiligung aus anderen Gründen zu erhöhen. Wachsen diese im städtischen Raum wie im Hamburger Süden auf, gibt es für viele von ihnen keinerlei Berührung mit dem Wald und der Natur. Das sollte sich ändern und dafür wurden Partner benötigt. Die Mitarbeiter des Projektes haben darum von vornherein den Kontakt zu den sozialen Einrichtungen und Schulen im Stadtteil gesucht und das Projekt auf dem Treffen des Initiativkreises Wilhelmsburg vorgestellt. Außerdem wurden typische Aktivitäten der SDW genutzt, um Teilnehmer für das Projekt zu interessieren wie Naturrallyes und Nutzung des Umweltmobils.

    Seit Ende 2012 betreibt die SDW das WÄLDERHAUS in Wilhelmsburg. Um Städtern den Wald näher zu bringen, wurde das Gebäude nicht in einem Forstgebiet angesiedelt, sondern mitten im urbanen Raum. Im Science Center Wald können Besucher spielerisch lernen wie der Wald funktioniert. Somit beginnt das Verstehen des Waldes hier. Dank der Förderung des BfN aus Projektmitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) waren wir in der Lage, den Einrichtungen, die sonst kein Geld dafür hätten, die Teilnahme am Projekt zu ermöglichen und das WÄLDERHAUS kennen zu lernen.

    Die Besuche wurden gründlich vorbereitet und dienten meist als Einstieg in das Thema. Dabei hatten wir folgende Zielgruppen: Kitas, Grundschulen, Sekundarstufe 1 und 2 und freie Einrichtungen. So konnten die unterschiedlichen Altersstufen von 3 bis 18 Jahren Berücksichtigung finden, ebenso die unterschiedliche Herkunft und auch Förderschüler mit und ohne Lernbehinderung. Ein Ergebnis ist dabei fast immer gleich: Mehr als die Hälfte der jungen Menschen war noch nie im Wald. Um diesen Gruppen den Wald und auch die Stadtnatur in der direkten Umgebung näher zu bringen wurden Programme (i.d.R. eine ein- oder mehrmalige Aktivität im WÄLDERHAUS bzw. der Natur) und naturverbundene Projekte, die über einen längeren Zeitraum liefen und am Schluss ein Ergebnis brachten, durchgeführt.

    Mit den pädagogischen Kräften aus den Einrichtungen wurden im Vorfeld die Aktionen vereinbart. Dafür gab es ausführliche Vorgespräche per Telefon bzw. persönlich.

    Die Aktivitäten wurden hier genau abgestimmt. Die Gruppen erhielten einen speziell für sie entwickelten Aufgabenbogen. Im Laufe des Projektes haben wir eine APP entwickelt, so dass mit iPads statt Bögen die Aufgaben gelöst werden konnten. Im nächsten Schritt wurde dann

  • 1.3

    i. d. R. eine Exkursion in die Natur, oft in den nächsten Wald, organisiert. Hier wurden dann Programme wie ‚Lebensweise der Indianer, GPS-Rallye oder Verhalten in Naturschutzgebieten’ durchgeführt. Anschließend gab es immer eine gemeinsame Auswertung und die Schulklassen behandelten das Thema noch mal im Unterricht. Mit diesen Programmen haben wir insgesamt 2.533 Teilnehmer erreicht und 145 unterschiedliche Aktivitäten mit insgesamt 42 Einrichtungen durchgeführt, davon 27 Schulen, 7 Kitas und 8 freie Einrichtungen. Zu den Schulen gehörte auch die Elbinselschule, die sich gezielt um die Integration von Flüchtlingen kümmert und die Naturerfahrung als Bestandteil der Integrationsarbeit aufgenommen hat.

    Zur Vertiefung wurden mit einigen Kinder- und Jugendeinrichtungen und Schulen aus dem Stadtteil kleine Naturschutzprojekte vereinbart. Diese wurden von dem Team betreut und gemeinsam mit der Einrichtung entwickelt. Beispiele dafür sind:

    Schüler haben die Baum- und Straucharten ihres Schulwaldes erkundet und eigenständig Beschriftungstafeln erstellt und an den Bäumen angebracht.

    Mit den Kindern vom Bauspielplatz wurde ein Teich angelegt. Eine Gruppe einer Grundschule hat aus recycelbaren Produkten und Naturmaterialen

    kleine Gegenstände gebastelt und zwei Tage im WÄLDERHAUS ausgestellt.

    Insgesamt gab es sechs Projekte. Wichtig war es, dass es bei den Projekten ein sichtbares Ergebnis gab und der Bezug zum Naturschutz klar wurde. Der Teich z. B., der am Bauspielplatz angelegt wurde, stand dadurch immer in enger Verbindung zum Projekt ‚Wald verstehen’, weil er mit Walderkundungen gekoppelt wurde und zum Anlegen des Teiches auch die Ansiedlung von Pflanzen und Tieren gehörte. Da die Teilnehmer diesen Teich selbst gestaltet haben, wurde er ein Stück von Ihnen.

    Zum Abschluss des Projektes wurde eine Ausstellung entwickelt, die im WÄLDERHAUS vier Wochen lang gezeigt wurde und die bildlich und mit Texten die Ergebnisse präsentierte. Die Ausstellung fand großes Interesse bei den Besuchern.

    Mit dem Projekt sollte vor allem erreicht werden, dass bildungsbenachteiligte Kinder und Jugendliche einen Zugang zum Wald und zur Natur bekommen. Dazu war es notwendig, vor allem neben den jungen Menschen auch die Pädagog/innen, egal ob aus der Kita, der Schule oder einer freien Einrichtung für das Thema zu gewinnen. Sie fungieren als Multiplikatoren und es liegt an Ihnen, Naturerlebnisse in die Arbeit einzubauen. Darum waren ein ständiger Austausch und eine intensive gemeinsame Vor- und Nachbereitung sehr wichtig. Dabei ergab sich im Rahmen der Arbeit die spannende Frage, inwieweit Naturerlebnisse dazu beitragen, das Bewusstsein für die Umwelt und die Natur von bildungsbenachteiligten Kindern und Jugendlichen zu erweitern bzw. überhaupt zu einem Einstellungswandel führen. Aus diesem Grund wurde gemeinsam mit der Universität Hamburg, Fachbereich Erziehungswissenschaft, ein Forschungsprojekt entwickelt, das auf die Arbeit von ‚Wald verstehen’ aufbaut und die Wirkung von Naturerlebnissen in Form einer anschließenden Intervention erfasst und auswertet.

  • 1.4

    Summary

    “Understanding the Forest“

    With its project “Understanding the Forest” the Hamburg branch of the German Association for the Protection of Forests and Woodlands (SDW), aimed to introduce children and young people, whose personal situation had resulted in educational disadvantage, to the subject of nature conservation. The project was based in the WÄLDERHAUS, in the Wilhelmsburg district of Hamburg. 75 % of children and young people living in Wilhelmsburg have a migrant background. The number of people living in social housing in Wilhelmsburg is three times the Hamburg average. Almost half of the under 15-year-olds exist on a minimum income, the average income here is around €20,000, and thus €15,000 below the average for Hamburg.

    The project ran for 24 months, beginning in April 2015. Developing an awareness of nature and the environment is particularly important, both for the integration of children with a migrant background, and in order to create more equal opportunities for young people living in precarious circumstances and/or educationally disadvantaged for other reasons. Many young people growing up in urban areas like the south of Hamburg have no contact to forests or nature at all. We wanted to change this situation and for this we needed partners. From the start the project team sought contact with local social facilities and schools, and presented the project at the Initiative Group Wilhelmsburg meeting. In addition to this we used typical SDW activities such as nature rallies and use of the “environment bus” to attract participants to the project.

    The SDW has been running the WÄLDERHAUS in Wilhelmsburg since late 2012. To bring the forest to town dwellers it was located in in the middle of an urban area instead of in a forestry area. In the Forest Science Center visitors can playfully learn how the forest works. Understanding the forest begins here. Thanks to funding from the German Federal Agency for Nature Conservation (BfN) using project resources from the Federal Ministry for the Environment, Nature Conservation, Building and Nuclear Safety (BMUB), we enabled organisations with no funds for such activities to take part and to get to know the WÄLDERHAUS.

    We prepared for these visits in detail as they mainly served as an introduction to the subject. Our target groups were as follows: nursery schools, primary schools, lower and middle secondary levels and independent organisations. We thus reached age groups ranging from 3 to 18 years, with a diversity of national backgrounds, plus special needs students with and without disabilities. The result was almost always the same. More than half of these young people had never been in a forest. To bring these groups closer to the forest and to the urban nature around them we organised programmes (usually an activity carried out once or several times, either inside the WÄLDERHAUS or outside in natural surroundings) and nature projects, which ran for longer and ended with a result.

    We arranged the activities in advance with the educators from the organisations by holding extensive preparatory telephone and face-to-face conversations. During this stage, the activities were agreed on in detail. Each group received a worksheet especially created for it. In the course of the project we developed an app to enable participants to work through the tasks using iPads instead of paper worksheets. The next step was usually to organise an

  • 1.5

    excursion to some natural surroundings, often the nearest forest, where we ran such programmes as “The Native American Way of Life”, “Geocaching” or “How to Behave in a Conservation Area”. At the end, the participants always evaluated their findings together, and the subject was continued in class. These programmes reached a total of approximately 2,533 participants, consisted of 145 different activities and involved a total of 42 organisations, of which 27 were schools, 7 were Kindergartens and 8 were independent children and youth organisations. One of these schools was the Elbinselschule, which has set the integration of refugee children as one of its targets and has named nature discovery as one of the features of this integration work.

    For consolidation we organised small nature conservation projects with some of these local children’s and youth organisations and schools. These were developed in cooperation with the organisation and supervised by our team. Some examples of these are:

    Schoolchildren determined the tree and shrub species in their school forest and created name plates to attach to the trees.

    We helped children to build a pond on their adventure playground. A group of primary school children constructed small objects using recyclable

    products and natural materials and exhibited them in the WÄLDERHAUS for two days.

    There were six projects in all. It was important that the projects returned visible results and were clearly related to nature conservation. For instance, building the pond at the adventure playground was closely connected to the project “Understanding the Forest” because it was accompanied by fact-finding trips to the forest and because building the pond also involved colonising it with plants and animals. The children designed the pond themselves and so it became a part of them.

    At the end of the project we created an exhibition to display the results in words and pictures and this was on show in the WÄLDERHAUS for four weeks. The exhibition was well received by our visitors.

    The main aim of the project was to make the forest and nature accessible for educationally disadvantaged children and young people. For this, as well as the children, it was necessary to gain the interest of the educators in their nursery schools, schools or independent organisations. These educators act as knowledge disseminators and it is important they incorporate nature in their work. This is why the constant exchange of information and intense preparation and follow-up was so important. One exciting question which presented itself in the course of the work was the extent to which interaction with nature can contribute to educationally disadvantaged children and young people extending their awareness of nature and the environment, or even changing their attitude towards it.

    This led to us develop a research project with the University of Hamburg Faculty of Education, to build upon the work of “Understanding the Forest” by gathering and evaluating the effects of this nature experience for a subsequent intervention.

  • 1.6

    Inhaltsverzeichnis

    1 Projektbeschreibung .............................................................................................. 1.7

    2 Projektziele .......................................................................................................... 2.10

    3 Verankerung im Stadtteil ...................................................................................... 3.11

    4 Projektumsetzung ................................................................................................ 4.13

    4.1 Teilnehmergewinnung .......................................................................................... 4.13

    4.2 Zusammenarbeit mit Schulen ............................................................................... 4.15

    4.3 Zusammenarbeit mit freien Einrichtungen .......................................................... 4.19

    4.4 Durchführung von Programmen ........................................................................... 4.21

    4.5 Durchführung von naturorientierten Projekten ................................................... 4.25

    5 Das Projekt in der öffentlichen Wahrnehmung ..................................................... 5.33

    6 Übertragbarkeit der Ergebnisse ............................................................................ 6.37

    7 Wirkung über das Ende hinaus ............................................................................. 7.38

    8 Bewertung und Fazit ............................................................................................ 8.39

    9 Anlagen ................................................................................................................ 9.40

    9.1 Wer hat am Projekt teilgenommen und welche Projekte haben

    stattgefunden?...................................................................................................... 9.40

    9.2 Durchgeführte Programme................................................................................... 9.43

    9.3 Bericht Multiplikatoren Schulung der Universität Hamburg ................................ 9.49

    9.4 Auswertung Teilnehmerbefragung WÄLDERHAUS .............................................. 9.52

    9.5 Auswertung Teilnehmerbefragung Naturbesuch „OUTDOOR“............................ 9.57

    9.6 Exemplarische Auswertung der Teilnehmerbefragung „Was lief gut?“ und „Was

    lief nicht so gut?“ .................................................................................................. 9.62

    9.7 Hamburger Abendblatt Artikel: „Pädagoge fordert mehr Wildnis für Kinder“ vom

    30.06.2016 (Regionalteil Harburg) ....................................................................... 9.64

    9.8 Flyer ‚Wald verstehen’ .......................................................................................... 9.69

    9.9 Die Plakate der ‚Wald verstehen’ Abschlussveranstaltung .................................. 9.70

  • 1.7

    1 Projektbeschreibung

    Mit dem Projekt ‚Wald verstehen’ haben wir uns der Aufgabe gestellt junge, i.d.R. bildungsbenachteiligte, Menschen aus städtischem Umfeld, die normalerweise keinen oder nur selten einen Zugang zum Naturschutz finden, für diesen zu interessieren. Unser Ansatz war dabei der, dass wir sowohl Schulen, Kitas als auch freie Träger der Kinder- und Jugendarbeit als Partner gewinnen wollten, um gemeinsam Wege zu erarbeiten, wie der Naturschutz in die Alltagsarbeit der Pädagogen/innen einfließen kann und gleichzeitig Strategien für eine Nutzung des städtischen Raums für Naturerlebnisse zu schaffen. Kernthema war jedoch nicht die Stadtnatur an sich, sondern vor allem das Kennen- und Verstehenlernen des Waldes.

    Seit November 2012 betreibt die SDW Hamburg das WÄLDERHAUS im Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg. Hier gibt es eine interaktive Ausstellung zum Thema Wald, das Science Center Wald. Dabei wird der Wald spielerisch erklärt. Die Besucher/innen sind überwiegend Schulklassen und Kindergärten. Allerdings waren es vor dem Beginn des Projektes nur sehr wenige aus dem Stadtteil und tendenziell mehr Stadtteil-, Grund-, Berufsschulen und Gymnasien aus eher bürgerlichen Stadtteilen, die ein Programm gebucht haben. Mit dem Projekt wollten wir das ändern und stärker in Stadtteile wirken, die eine andere Sozialstruktur aufweisen, als der Hamburger Durchschnitt, weil z. B. das Durchschnittseinkommen deutlich geringer ist als im Hamburger Durchschnitt.

    (Außenansicht des WÄLDERHAUSES)

    Um unser Vorhaben zu realisieren, bot sich der Stadtteil, in dem das WÄLDERHAUS steht, als Ausgangspunkt für die Projektumsetzung an. Das Statistische Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein erfasst jährlich die Profile der Hamburger Stadtteile. Für Wilhelmsburg ergaben sich in 2015 unter anderem folgende Merkmale, die signifikant sind:

    Die Zahl der sozialversicherten Beschäftigten lag mit 47,3 % um 7,2 % unter dem Hamburger Durchschnitt.

    Das durchschnittliche Einkommen eines Steuerpflichtigen liegt mit 20.098 € deutlich unter dem Hamburger Durchschnitt von 35.567 €.

    Die Zahl der Arbeitslosen lag mit 10,8 % um 5,1 % über dem Hamburger Durchschnitt.

    Die Zahl der Leistungsempfänger/innen nach SGB II liegt mit 23 % mehr als doppelt so hoch wie im Hamburger Durchschnitt (9,9 %).

    Die Zahl der Sozialwohnungen beträgt 26,2 % gegen hamburgweit 9,4 %.

  • 1.8

    Der Anteil an Gymnasiasten beträgt 22,9 % gegenüber 44,4 % insgesamt in Hamburg.

    Dabei wird viel getan, um die Struktur des Stadtteils zu verändern. So sind im Rahmen der Internationalen Bauausstellung und der Internationalen Gartenschau im Jahre 2013 zahlreiche neue, vor allem, Eigentumswohnungen entstanden. Der Zuzug wirkt sich insgesamt auf die Sozialdaten aus, auch unter der Berücksichtigung, dass gleichzeitig im Zeitraum Wilhelmsburg eine große Zahl an Flüchtlingen aufgenommen hat. So ist die Gesamtbevölkerung zwischen 2012 und 2015 von 50.700 auf 52.900 gestiegen. Ein deutlicher Anstieg ist bei der Zahl der sozialversicherten Beschäftigten zu verzeichnen von 43,1 % in 2012 auf 47,3 % in 2015. Die Immobilienpreise für Eigentumswohnungen sind um 65 % gestiegen (hamburgweit 25 %).

    Das bedeutet, der Stadtteil ist langsam im Wandel begriffen, dennoch ist die Zahl der jungen, bildungsbenachteiligten Menschen sehr hoch (44,5 % der unter 15-Jährigen ist in Mindestsicherung gegenüber 21 % für ganz Hamburg, der Anteil an unter 18-Jährigen beträgt 20,9 % (HH-weit 15,7), davon haben 77,6 % Migrationshintergrund.

    (Der Inselpark – Bauten der Internationalen Bauausstellung)

    Eine Zielsetzung unseres Projektes war, den Menschen im Stadtteil und in den umliegenden Stadtteilen wie der Veddel und Harburg, mit ähnlicher Sozialstruktur, insbesondere den jüngeren Menschen, das WÄLDERHAUS nahe zu bringen und für die Natur zu sensibilisieren. Dabei galt es, Hemmschwellen abzubauen und die Zugänge, auch zur Wissensvermittlung, so zu gestalten, dass alle davon profitieren und sich für den Wald interessieren. Die Aufgabe von Science Centern ist es, junge Menschen, insbesondere Kinder aller Altersstufen an naturwissenschaftliche Prozesse heranzuführen. Die Begeisterung, die dort erlebt wird, soll dazu beitragen, dass sich später viele für entsprechende Berufsbiografien entscheiden. Mit dem Projekt wollten wir nicht erreichen, dass die Zahl derjenigen, die anschließend ein forstwissenschaftliches Studium absolvieren, steigt, aber ein schöner Erfolg wäre eine erkennbar verbesserte Wahrnehmung von Wald und Natur generell.

    Da die benachbarten Stadtteile, vor allem Harburg und die Veddel eine ähnliche Sozialstruktur aufweisen, waren sie ebenso Schwerpunkt unserer Projektarbeit. Zum einen

  • 1.9

    wollten wir mit dem Projekt eine größere Gruppe von Teilnehmer/innen erreichen, zum anderen aber auch sehr gezielt und intensiv mit Teilnehmergruppen arbeiten. Die Aktivitäten sollten nicht nur im WÄLDERHAUS sein, sondern auch im Wald selbst.

    Wir haben für die Umsetzung zwei Schwerpunkte der Arbeit gesetzt:

    100 Programme für Schulen, Kitas und Kinder- und Jugendeinrichtungen im WÄLDERHAUS oder in der Natur durchzuführen. Diese sollten eng mit den Pädagogen/innen und Erzieher/innen aus den Einrichtungen abgestimmt und gemeinsam umgesetzt werden.

    In sechs Projekten sollte über einen längeren Zeitraum mit Schulklassen und Jugendeinrichtungen etwas Nachhaltiges entstehen.

    Um die Arbeit zu strukturieren, haben wir Arbeitsschritte (Work Packages -WP) gebildet:

    Teilnehmergewinnung (WP1) Programme (WP2) Projekte (WP3) Öffentlichkeitsarbeit (WP4) Projektsteuerung (WP5)

    Wir haben ein Projektteam gebildet, aus zwei Mitarbeiter/innen, die in Teilzeitbeschäftigung für die Umsetzung verantwortlich waren und einem Experten für Naturschutz und vor allem Wald, der anteilig die Projektleitung übernommen hat und sich vor allem für die inhaltliche Gestaltung verantwortlich zeichnete.

    Die Zielgruppe des Projektes waren vor allem die Pädagogen/innen, weil ohne deren Mitarbeit die eigentliche Zielgruppe der bildungsbenachteiligten Kinder und Jugendlichen nicht erreichbar gewesen wäre.

    (Skaterbahn im Park – Treffpunkt für Jugendliche aus dem Stadtteil)

  • 2.10

    2 Projektziele

    Wir haben uns mit dem Projekt verschiedene Ziele gesetzt:

    Den Inhalt unserer Ausstellung im Science Center besser auf die Bedürfnisse der Gruppe der bildungsbenachteiligten Kinder und Jugendlichen abzustimmen

    Sechs Einrichtungen zu gewinnen, die mit uns geeignete kleine Naturschutzprojekte durchführen

    Ca. 100 Einrichtungen zu finden, die mit uns Programme sowohl im WÄLDERHAUS als auch im Wald durchführen. Dabei arbeiten die Pädagogen/innen aus den Einrichtungen aktiv mit und bringen ihre eigenen Ideen ein, wie das Programm zu gestalten ist. Ebenfalls arbeiten sie letztlich an einer Auswertung mit und sorgen so für eine permanente qualitative Verbesserung der Angebote.

    Die breite Wahrnehmung des WÄLDERHAUSes in Hamburg wird durch das Projekt erheblich verbessert.

    Mindestens 25 Teilnehmer/innen beteiligen sich aktiv an Naturschutzaktionen In der Gesamtwertung bei Auswertung aller Bewertungsbögen wird (verglichen mit

    Schulnoten) mindestens eine 2 erreicht.

    Die Zielgruppen des Projektes waren Kinder und Jugendliche, die über Organisationen angesprochen wurden. Die Zusammenarbeit erfolgte somit mit den pädagogischen Leitungskräften wie:

    Erzieherinnen und Erziehern aus Kitas Grundschul-Lehrer/innen Lehrer/innen der Sekundarstufe I Sozialpädagogen/innen und Sozialarbeiter aus den Kinder- und Jugendeinrichtungen

    Um einen Vergleich zu haben, sollten vereinzelt Schüler/innen der Sekundarstufe II bzw. der Berufsschulen teilnehmen. Dies hatte aber vor allem den Zweck, Vergleiche anzustellen. Vorgesehen war auch der Kontakt zu kirchlichen Organisationen, um Kinder und Jugendliche unterschiedlicher Glaubensrichtungen für die Teilnahme zu gewinnen.

    Eine Evaluation des Projektes war nicht vorgesehen. Vereinbart wurde die Ausgabe von Feedbackbögen, in denen die Pädagogen/innen die Arbeit bewerten.

  • 3.11

    3 Verankerung im Stadtteil

    Da sich das WÄLDERHAUS direkt im Stadtteil Wilhelmsburg befindet, war allein durch die Lage des Hauses eine sehr gute Voraussetzung für die Arbeit im Projekt vorhanden. Hinzu kam, dass das Science Center Wald im WÄLDERHAUS für die Kinder und Jugendlichen im Projekt für eine kreative und sinnliche Auseinandersetzung mit dem Thema Wald anregen sollte. Mit dem Projekt war es möglich den entsprechenden Institutionen eine gemeinsame Aktivität zum Thema Wald und Natur anzubieten ohne das enge Budget gerade bei Schulen, Kitas und Kinder- und Jugendeinrichtungen zu belasten. Gerade in den betroffenen Stadtteilen liegt, wie aufgezeigt, das durchschnittliche Einkommen deutlich unter dem Hamburger Durchschnitt. Darunter leiden auch die pädagogischen Einrichtungen. Unter diesen Bedingungen hat sich das Projektteam an die Schulen im Stadtteil gewendet und ‚Wald verstehen’ vorgestellt. Die verbindliche und kontinuierliche persönliche Präsenz waren eine weitere Voraussetzung für die gemeinsame Gestaltung der Aktivitäten mit den Pädagogen/innen. Für diese war die Umweltbildung sowie das Verständnis für die Natur ihrer Kinder und Jugendlichen sehr wichtig, dadurch war die Bereitschaft und der Bedarf für eine gemeinsame Arbeit recht groß. Dies insbesondere, weil sie selbst oft keinen Zugang und keine Ressourcen für diese Arbeit übrig hatten. Voraussetzung für die praktische Umsetzung waren die aufgezeigten Rahmenbedingungen des Projektes.

    (Busbahnhof Wilhelmsburg)

    Um eine noch umfassendere soziale Vernetzung im Stadtteil zu schaffen, gehörte die Teilnahme an der regionalen monatlichen Bildungskonferenz, dem Inikreis Wilhelmsburg, zu den Projektaufgaben. Hier sind neben Vertretern der öffentlichen Kinder- und Jugendarbeit auch Mitarbeiter/innen der Jugendsozialarbeit der Stadt Hamburg, Pastoren, Mitarbeiter/innen der Beratungsstellen und Pädagogen der Schulen regelmäßig teilnehmende Mitglieder. Dieser Inikreis sorgt für eine intensive Vernetzung der sozialpädagogischen Aktivitäten im Stadtteil und ist eine Bereicherung für die herausfordernden Aufgaben vor Ort. Durch die kontinuierliche Präsenz konnte eine sehr

  • 3.12

    gute Anbindung an die sozialen Einrichtungen erzielt und gegenseitiges Vertrauen aufgebaut werden. Es ergaben sich mit Trägern der freien Kinder- und Jugendarbeit gemeinsame Aktivitäten, u.a. die Entwicklung eines gemeinsamen Projektes mit dem Bauspielplatz Rotenhäuser Feld. Durch die Zusammenarbeit ist ein vertrauensvolles Verhältnis entstanden und die Zusammenarbeit überdauert das Projektende.

    Aufgrund der sozialen Struktur im Stadtteil stellen radikal-islamistische Einflüsse ein ernst zu nehmendes Thema dar. Mit der Unterstützung einer vom Initiativkreis Wilhelmsburg geplanten Fachveranstaltung zum Thema "Islamismus, Salafismus – Erscheinungsformen und Handlungsansätze auf den Elbinseln" im WÄLDERHAUS konnte das Projekt "Wald verstehen" einen Beitrag zur inhaltlichen Auseinandersetzung darüber leisten. Da die Salafistenszene in Wilhelmsburg sehr stark präsent ist, war es auch für die eigene Arbeit notwendig, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Außerdem wirkte die Bereitschaft, so eine Veranstaltung in unseren Räumen durchzuführen äußerst positiv für die weitere Zusammenarbeit mit freien Trägern und Schulen im Stadtteil. Daneben hat sich herausgestellt, dass eine Zusammenarbeit explizit mit den Moscheen im Stadtteil nicht zu leisten ist und der Zugang zu Kindern und Jugendlichen besser über den vom Bezirksamt Hamburg-Mitte getragenen Inikreis bzw. den dort vertretenen Einrichtungen erfolgt.

    Wichtig war, dass das Projekt Widerhall im gesamten Stadtteil findet. Darum hat sich das Projektteam 2016 aktiv am ‚Langen Tag der Stadtnatur’ beteiligt. Dabei wurde eine Waldrallye mit Stationen vor und im WÄLDERHAUS veranstaltet. Die Teilnehmer/innen, die alle Aufgaben gelöst haben, nahmen anschließend an einer Verlosung teil. Auf diese Weise sind viele Wilhelmsburger Familien, die sich sonst den Eintritt nicht leisten konnten, ins SCIENCE CENTER WALD gekommen und als Konsequenz haben wir das Science Center für knapp ein Jahr ohne Eintritt geöffnet. So hat das Projekt bewirkt, dass Besucher/innen, die sonst nicht gekommen wären, inzwischen das WÄLDERHAUS für sich entdeckt haben und dieses noch stärker in den Stadtteil hineinwirkt.

    Als ein wichtiges Ergebnis der zweijährigen Tätigkeiten lässt sich feststellen, dass eine soziale Vernetzung im Stadtteil erreicht wurde und das Projekt dazu beigetragen hat, dass das WÄLDERHAUS im Stadtteil als eine Informations- und Begegnungsstätte gesehen wird.

  • 4.13

    4 Projektumsetzung

    4.1 Teilnehmergewinnung

    Schon vor Projektbeginn haben wir überlegt, auf welche Art und Weise die Teilnehmergewinnung erfolgen kann. Dabei sind wir zunächst davon ausgegangen, dass es Sinn macht, mit dem zu starten, wo wir bereits über Erfahrung und Ressourcen verfügen. Dies hat den Vorteil, dass, wie sonst bei Projekten üblich, nicht bei null gestartet werden musste, sondern das Wissen der Umweltpädagogik genutzt wurde. Zum anderen konnten schnell die ersten Aktivitäten des Projektes laufen und so wichtige Erfahrungen für die zukünftige Arbeit gesammelt werden. Die große Gefahr, die in solch einem Vorgehen steckt, ist, dass die Projektmitarbeiter/innen so weitermachen wie bisher. Dass dies nicht der Fall war, lag zum einen daran, dass die Mitarbeiter/innen das große Potential, das in dem Projekt steckt, erkannt haben und sich von Anfang an auf die Herausforderung eingelassen haben. Außerdem lag der Schwerpunkt der umweltpädagogischen Arbeit im Niendorfer Gehege. Das Projekt ‚Wald verstehen’ hatte aber seinen Schwerpunkt im Stadtteil Wilhelmsburg. Bislang gab es in der umweltpädagogischen Arbeit der SDW keine direkte Verknüpfung zu den Naturschutzaktivitäten. Mit diesem Projekt sollte dies verändert werden. Das Projekt wurde als Chance verstanden, neue umweltpädagogische Konzepte gemeinsam mit den Pädagogen und Pädagoginnen der Einrichtungen zu erarbeiten, dabei auf die Naturerfahrungen der SDW zurückzugreifen und vor allem diejenigen Kinder und Jugendlichen zu erreichen, die sonst nicht bzw. kaum mit Natur- und Umweltschutz in Berührung kommen.

    Um möglichst viele potentielle Teilnehmer zu erreichen und über das Projekt zu informieren sowie ihr Interesse zu wecken an dem Projekt teilzunehmen, wurde das Projekt ‚Wald verstehen’ mit einer größeren Veranstaltung gestartet. Dabei wurde auf ein bereits entwickeltes Format der SDW zurückgegriffen, der Naturrallye als Angebot für Schulklassen. So wurde der Kontakt zu Pädagogen/innen hergestellt und im Gespräch erste Termine vereinbart, Informationsmaterial verteilt und das Projekt vorgestellt. Die sogenannten Inselparkspiele waren für das Projekt ‚Wald verstehen’ eine gute Möglichkeit des Projekteinstiegs und der Kontaktanbahnung für die weitere Zusammenarbeit mit Schulen aus den lokalen Stadtteilen.

    Zusätzlich wurde das Umweltmobil der SDW genutzt, um mit den Lehrer/innen der Schulen vertiefend ins Gespräch zu kommen. Dieses bringt Informationen über den Wald auf den Schulhof. Während die Schüler/innen sich informierten, konnte den Pädagog/innen die Projektidee näher gebracht werden. Positiv war dabei, dass nicht wie bei der sonst üblichen umweltpädagogischen Arbeit eine gezielte Aktion durchgeführt wurde und dann nichts folgte, sondern dank des Projektes bot sich die Möglichkeit, intensiv mit den Schulklassen zu arbeiten und dabei zum Teil sogar langfristige Projekte zu entwickeln.

    Daneben gab es weitere Aktivitäten, um Teilnehmer/innen für das Projekt zu begeistern. Durch Internetrecherchen wurden alle Schulen der Elbinsel und des Stadtteils Harburg tabellarisch aufgelistet und die Lehrerinnen und Lehrer diverser Grundschulen aus dem Projektgebiet Harburg, Wilhelmsburg und Veddel während der WaldSpiele von uns angesprochen, um das Projekt ‚Wald verstehen’ vorzustellen und die Schulen für eine

  • 4.14

    gemeinsame Zusammenarbeit im Projekt zu gewinnen. Daraus resultierend haben wir z. B. die Grundschule am Kiefernberg für eine gemeinsame Projektarbeit gewonnen.

    Einmal jährlich bietet das Zentrum für Schulbiologie und Umwelterziehung (ZSU) auf der ZSU- Messe Schulen aus Hamburg die Gelegenheit, sich einen Überblick über das ZSU sowie über viele in Hamburg und Umgebung vorhandenen außerschulischen Lernorte und Institutionen zu verschaffen, die sich mit ‚Bildung für nachhaltige Entwicklung’ (BNE) beschäftigen. Die einzelnen Aussteller wenden sich mit zahlreichen Mitmachaktionen an die Besucherinnen und Besucher. Schulklassen konnten mit einem Rallyebogen verschiedene Stationen besuchen und dort anhand von handlungsorientierten Aufgaben aktuelle Fragestellungen zu Themen aus Natur, Umwelterziehung und Technik bearbeiten. Die ZSU-Messe wurde genutzt, um speziell weiterführenden Schulen das Projekt ‚Wald verstehen’ vorzustellen und für eine Teilnahme zu gewinnen. Durch die Kontaktgewinnung ist z. B. eine Zusammenarbeit mit der GSH Goethe Schule Harburg entstanden. Dieses war wichtig, da vorher hauptsächlich Grundschulen als Projektpartner gewonnen wurden.

    (Wohnsiedlung in Wilhelmsburg)

    Die Zusammenarbeit mit dem Wilhelmsburger Inikreis hat, wie schon beschrieben, ebenfalls eine positive Wirkung auf die Teilnahme im Projekt erreicht. So nahm z. B. der Leiter des Spielhauses und Bauspielplatzes Rotenhäuser Feld, welcher regelmäßig an dem Inikreis Wilhelmsburg teilnimmt, Kontakt zum Projektteam auf. Daraus ist eine sehr enge Zusammenarbeit entstanden. Dadurch konnte z. B. das Vorhaben „Unser Naturteich auf dem Bauspielplatzgelände“ gestartet werden.

  • 4.15

    4.2 Zusammenarbeit mit Schulen

    Aufgrund der Akquise, aber auch durch die Kontaktaufnahme seitens der Schulen mit der SDW, entstand ein intensiver Kontakt mit den Schulen in den umliegenden Stadtteilen. Die Pädagogen/innen haben mit großem Interesse auf das Projekt reagiert. Da die Schüler und Schülerinnen gerade aus bildungsbenachteiligten Haushalten so gut wie gar keinen Naturbezug haben, sahen die Pädagog/innen in dem Projekt die Chance, diesen Schülern Wissensvermittlung zum Thema Natur sowie eine real erlebte Naturerfahrung zu ermöglichen. Und dies fand in der Natur selbst, dem Inselpark direkt vor dem WÄLDERHAUS, dem Meyers Park im Stadtteil Harburg, dem Wald Harburger Berge, dem Wald Bergedorfer Gehölz und den Naturschutzgebieten Heuckenlock sowie Fischbeker Heide, statt. Ergänzend oder für sich allein stand das Science Center Wald im WÄLDERHAUS als außerschulischer Lernort zur Verfügung. Insgesamt haben sich die Pädagogen/innen konstruktiv mit dem Science Center Wald auseinandergesetzt. Hiervon haben die jeweiligen Schülergruppen sehr profitiert, da die Pädagogen/innen die soziale Situation der Gruppe genau beurteilen konnten und die aktuellen Lerngebiete der Schüler/innen selbst geplant haben. Dies wurde in Vorgesprächen mit den Pädagogen/innen für jedes Programm durchgesprochen und gemeinsam ein Ablauf entworfen. Eine Herausforderung war hierbei zum einen, dass auch die engagiertesten Lehrer in ein Schulsystem eingebunden sind. Dadurch war eine Teilnahme am Projekt eine besondere Herausforderung und es bestanden Bedenken ob des möglichen hohen bürokratischen und organisatorischen Aufwands. Diese Einschränkungen wurden besonders stark bei der Zusammenarbeit mit den weiterführenden Schulen erlebt. So war es oft zeitlich für die Pädagogen/innen nicht möglich sich in persönlichen Gesprächen und kleinen Workshops gemeinsam die Programme und Projekte zu erarbeiten. Stattdessen fanden häufig Absprachen am Telefon statt. Ob die Zusammenarbeit mit den Schulen erfolgreich war oder nicht, hing zum großen Teil von dem individuellen Engagement der Pädagogen/innen ab. Als positives Beispiel zählt die Brüder-Grimm-Schule. Deren Mitarbeiter/innen haben in mehreren gemeinsamen Treffen und mehreren Workshops das eigene Projekt „Der Natur auf der Spur“ entwickelt. Das Gelingen des Projekts ‚Wald verstehen’ mit einer weiterführenden Schule hing vor allem von der individuellen Organisation der Schule und der Bereitschaft der leitenden Mitarbeiter/innen der Schule ab. Die Schüler/innen der weiterführenden Schulen mussten besonders motiviert werden, um zusätzliche, über die Pflichtstunden hinausgehende, Zeit für ein naturverbundenes Projekt zu investieren.

    Durch die Pädagogen/innen gab es eine Anzahl interessanter Anregungen für die Umgestaltung des Science Center Wald, unter anderem wie die vorhandenen Postamente neuartig benutzt werden können, z.B. durch die Einbindung der Gefahrzeichen und Sonderzeichen der Verkehrsschilder der StVO (Straßenverkehrsordnung) in dem Ausstellungsbereich ‚Wildunfälle’. Auch die Hinweise auf Fehlendes in der Ausstellung, z.B. zum Thema „Stockwerke des Waldes“ haben geholfen, die Auseinandersetzung mit der Gestaltung des Science Center Wald anzuregen.

    Einer Gruppe von zehn Studentinnen im 2. Semester des Masterstudienganges „Lehramt an Beruflichen Schulen bzw. „Lehramt für Sonderpädagogik“ der Universität Hamburg hatten im Rahmen ihrer Lehrveranstaltung „Wissen wirksam weitergeben – Lernort Museum“ unter Leitung von Dr. Petra Schwarz, Leiterin des Loki Schmidt Hauses, des Museums für Nutzpflanzen am Biozentrum Klein Flottbek der Universität Hamburg, die Möglichkeit

  • 4.16

    gegeben, an einer Multiplikatorenschulung zur Umweltpädagogik innerhalb des Projekts ‚Wald verstehen’ teilzunehmen (Anlage 3). Dies war eine gute Gelegenheit, die Projektgedanken mit Pädagogen/innen auszutauschen und weiterzuentwickeln.

    Es wurde mit 7 Grundschulen, 10 weiterführenden Schulen, 4 Ganztagsbetreuungen und 3 Flüchtlingseinrichtungen zusammengearbeitet. Es waren insgesamt 2173 Schüler/innen, wovon 94 geflüchtete Kinder und Jugendliche sind. (Anlage 1)

    Die Resonanz der Schüler/innen war sehr altersabhängig. Allgemein entstand der Eindruck, dass die Kinder im Grundschulalter eher positiv auf die gemeinsamen Aktionen in der Natur und im WÄLDERHAUS reagieren, während die älteren Schüler/innen der weiterführenden Schulen deutlich schwerer zu erreichen waren. Erschwerend kam ganz klar die ausgeprägte Bildungsbenachteiligung zum Tragen.

    Die Kinder aus den Grundschulen wirkten, so der subjektive Eindruck des Projektteams, im Wald begeistert von der Natur und ganz neugierig, Tiere und Pflanzen zu entdecken. Außerdem waren sie körperlich in der Natur sehr aktiv, sie hatten sehr viel Spaß daran, sich im Wald zu bewegen. Sie entwickelten eigenständig Ideen um sich mit der Natur auseinanderzusetzen und setzen diese spielerisch um. So wurden z.B. Tipis aus Ästen gebaut, gemeinsame Spiele ausgedacht und eigenständige Erkundungsgänge unternommen. Die Spielanregungen der Pädagogen und des Projektteams wurden angenommen und umgesetzt. Freiwillig wollten sie z.B. Partnerübungen mehrmals wiederholen. Und sie wollten gar nicht aus dem Wald heraus. Oft wurde der Wunsch geäußert wieder in den Wald gehen zu wollen.

    (Schüler im Science Center Wald)

    Das Science Center Wald war für diese Altersgruppe auch ein Raum, den sie mit viel Interesse entdecken wollten. Für eine fruchtbare Wissensvermittlung waren individuell entworfene Rallyebögen hier eine wichtige Unterstützung. Die Rallyebögen wurden gemeinsam mit den Pädagogen/innen aus den Einrichtungen und Schulen entworfen. So konnte auf aktuelle Themen im Unterricht eingegangen werden und die Kinder konnten daran anknüpfend weiter lernen. Da die Lerngruppen sehr heterogen sind, stellten die

  • 4.17

    Rallyebögen eine sehr gute Methode dar, den Kindern ein individuelles Lernen zu ermöglichen. In Kleingruppen und mit uns Pädagogen als Ansprechpartner haben sie sich selbstständig Wissen aus der Ausstellung individuell aneignen können. Im Laufe des Projektes wurden aus den Rallyebögen eine APP entwickelt und den Schüler/innen iPads ausgehändigt.

    Die Schüler/innen der weiterführenden Schulen, gerade aus den sozialen Brennpunkten wie Wilhelmsburg, Veddel und Harburg, waren für uns zum Teil schwieriger zu erreichen. Einige Schüler/innen hatten sehr wenige Naturerfahrungen und einige von ihnen waren noch nie im Wald gewesen. So war der Wald ihnen verhältnismäßig fremd und sie mussten erst einmal einen Zugang zur Natur finden.

    Ihnen ist die Natur im Allgemeinen fremd. Sie haben sich wenig und zum Teil gar nicht auf Arbeitsaufträge, die wir mit den Lehrer/innen gemeinsam erarbeitet haben, eingelassen. Dies führte dazu, dass wir unser pädagogisches Konzept nach den ersten konkreten Erfahrungen in der Natur mit dieser Gruppe von Schüler/innen überarbeitet haben. Als Reaktion auf das ablehnende Verhalten der Schüler/innen haben wir ihnen sehr viel mehr Freiheit für Selbsterfahrung im Wald gegeben. Zusätzlich haben wir gezielt Übungen für die sinnliche Wahrnehmung wie z.B. Hörübungen eingesetzt. Dies hat das Verhalten der Schüler/innen im Allgemeinen positiv verändert. So waren sie viel mehr bereit, sich auf die Naturerfahrung einzulassen. Sie zeigten sogar Interesse z.B. an Vogelgeräuschen. Wichtig ist es zu betonen, dass es sich auch bei diesen Gruppen um eine heterogene Schülerschaft handelt. Manche hatten Angst in der Natur, besonders Mädchen mit Migrationshintergrund. Sie hatten z. B. Angst vor Spinnen und Käfern und bei Paarübungen mit verbundenen Augen, trauten sie sich nicht sich im Wald zu bewegen. Oft konnten wir in einer Partnerübung mit zusätzlicher pädagogischer Begleitung diese Ängste auflösen und beobachten, wie befreit diese Jugendlichen auf einmal Freude daran hatten sich in der Natur zu bewegen. Wenige waren so gut wie gar nicht zu begeistern, manche waren von sich aus sehr interessiert und hatten auch beachtliche Vorkenntnisse. Jugendliche in der Pubertät schienen schwerer erreichbar. Erstaunlich war, dass sie angaben, an den Naturerlebnissen Spaß gehabt zu haben. Spaß gemacht hat es, ein Reh entdeckt zu haben. Vielen hat es Spaß gemacht, einen selbst entdeckten Hügel zu erklimmen und wieder runter zu rennen. Dies war durch eine schriftliche Befragung in der Natur feststellbar. Die Jugendlichen hatten dafür die Möglichkeit, sich zurückzuziehen und Informationsmaterial durchzuarbeiten. Es gab zwei grundsätzliche Fragen: „Wie war es heute im Wald für dich?“ und „Gab es etwas, das du gut oder interessant fandest?“. Viele Schüler/innen hatten Informationen aufgenommen, in der Selbstreflexion Interesse an Naturabläufen gezeigt und authentische Naturerlebnisse dokumentiert. Auf die Frage ‚Wie war es heute im Wald für dich? ’ gab es zum Beispiel folgende Antworten: „Es war schön und sehr, sehr lustig.“, „Cool, es war ein schöner Tag.“, „Nicht so spannend“ und „Spannend“. Eine weitere Frage lautete: „Gab es etwas, das du gut oder interessant fandest?“. Die Rückmeldungen hierzu waren u.a. „Die Tiere“, „Ich mochte den Anfang wo wir die Vögel beobachtet hatten.“, „Nein“, „Eigentlich alles.“ und „Ich fand das Reh interessant und als wir den Berg runtergelaufen sind.“.

    Im Science Center Wald war die Anwendung von individuellen Rallyebögen und der App auch positiv. Sie konnten so z.B. an ihrer Konzentrationsfähigkeit individuell arbeiten. Außerdem war es für die jugendlichen Schüler/innen sozial förderlich in Kleingruppen selbstständig zu arbeiten und nicht andauernd der Präsenz der Erwachsenen ausgeliefert zu

  • 4.18

    sein. Als Beispiel gab es Kleingruppen von 2–3 Schüler/innen, die selbstständig die individuellen Rallyebögen bearbeitet haben. Als weiteres Beispiel gab es Kleingruppen von 4–5 Schüler/innen, die selbstständig eine iPad gestützte Bildungsroute durch das Science Center Wald durchgeführt haben. Für Fragen stand das ‚Wald verstehen’ Team zur Verfügung.

    Die Kontaktaufnahme mit den beschulten geflüchteten Kindern und Jugendlichen funktionierte zu Anfang nicht. Die Einrichtungen der ZEAs (Zentrale Erstaufnahmen) waren am Anfang mit dem Aufbau der Organisation des Alltagsbetriebes so sehr beschäftigt, dass ihnen ein Außenkontakt schwer möglich war. Auch die anderen Bildungsträger hatten hier große Schwierigkeiten. Erst als die ZEAs (Zentrale Erstaufnahme) sich selbst an uns gewandt hatten, war gemeinsames Erarbeiten von Programmen mit den Pädagogen/innen möglich. Die Programme mit den geflüchteten Kindern und Jugendlichen verliefen eher positiv, gerade mit den Kindern im Grundschulalter, diese waren sehr offen für Naturerlebnisse und begierig etwas zu lernen. So wurde zum Beispiel ein Ameisenhaufen im Wald entdeckt und die Tiere beobachtet. Einige Kinder trauten sich sogar eine Ameise auf die Hand zu nehmen.

    (Schüler/innen entdecken den Wald)

  • 4.19

    4.3 Zusammenarbeit mit freien Einrichtungen

    Im Stadtteil Hamburg-Wilhelmsburg gibt es zahlreiche Bildungseinrichtungen und Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche in den Gebieten des sozialen Wohnungsbaus als sozialraumorientierte Begegnungsstätte. Niederschwellige Bildungsangebote, Beratung und aktive Freizeitgestaltung zur Förderung des sozialen Friedens im Stadtteil, z.B. durch das Rauhe Haus Wilhelmsburg, sind die angestrebten Ziele der meisten Einrichtungen. Durch die Teilnahme und Einbindung im sogenannten Initiativkreis Wilhelmsburg war es nicht besonders schwierig, Kontakte mit den freien Kinder- und Jugendeinrichtungen im Stadtteil zu knüpfen. Von den sieben Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit, die am Projekt ‚Wald verstehen’ teilgenommen haben, kamen immerhin vier Kontakte durch die Teilnahme am Initiativkreis zustande. Begrüßt wurde von allen die Möglichkeit gemeinsam Programme und Natur-Projekte zu entwickeln, die dann gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen umgesetzt werden konnten. Da die meisten Einrichtungen über kein zusätzliches Budget verfügen, war es sinnvoll, dass die Teilnahme am Projekt ‚Wald verstehen’ für sie nur die Ausgabe der Materialkosten, welche direkt anfallen, bedeuteten. Mit allen freien Einrichtungen war es von Anfang an eine sehr gute Zusammenarbeit, vor allem spielte hier der Zeitfaktor, wie bei den Pädagogen/innen der Schulen keine große Rolle. So war viel mehr Zeit vorhanden, um mit den Pädagogen/innen in persönlichen Gesprächen und kleinen Workshops gemeinsam die richtigen Wege zu erarbeiten, um den Kindern und Jugendlichen interessante und den jeweiligen Bedürfnissen angepasste Programme anbieten zu können. Eine Herausforderung bei den freien Einrichtungen war die Eingliederung in die jeweiligen Strukturen der Einrichtungen, wie z.B. die Anpassung an Praktikumszeiträume von pädagogischen Kräften. Projekte mussten dann so gestaltet sein, dass sie in diesem Zeitraum abgeschlossen wurden.

    Aus den Kontakten im Inikreis entstand auch eine sozialpädagogische naturkundliche Zusammenarbeit mit Pädagogen/innen, die Jugendliche betreuen, die nicht schulfähig und deshalb in einer außerschulischen Lerngruppe sind. Für diese Jugendlichen wurden gemeinsam in Workshops mit den Pädagogen/innen auf das Klientel sensibel abgestimmte Programme entwickelt um auch diesen Jugendlichen Naturerfahrungen im WÄLDERHAUS und in der Natur zu ermöglichen. Die Praxis hat gezeigt, dass mit diesem Klientel gerade eine ganz konkrete Naturerfahrung im Wald und in der sonstigen Natur kaum oder nur sehr schwer realisierbar ist. Diese Jugendlichen sind in ihrer psychisch-sozialen Verfassung und ihrem Sozialverhalten so verhaltensauffällig, dass ein freies Naturerleben sehr schwer umsetzbar ist. Zum Teil waren diese Kinder so aggressiv und gewaltbereit, dass sie trotz intensiver Betreuung durch die Sonderpädagogen nicht zu beruhigen waren. Bewegungsaktive Naturerfahrungsspiele wie Weitspringen (Thema: Weitsprunglängen der Tiere) waren für sie oft eine gute Möglichkeit ihren Bewegungsdrang positiv auszuleben.

  • 4.20

    (Bau eines Vogelnistkastens)

    Allgemein gilt für die Arbeit in der offenen Kinder- und Jugendarbeit, dass das Prinzip der Freiwilligkeit in der Teilnahme an den Freizeitangeboten der Einrichtungen sehr positiv zu bewerten ist. Die Kinder können ihre Freizeit selbstbestimmt verleben und haben somit einen Freiraum zur Entfaltung. Dies ist förderlich für ihre Persönlichkeitsentwicklung. Sie können über ihre Interessen reflektieren und ihre Selbstwahrnehmung stärken. Sie entscheiden selbst ob sie ihre Freizeit in der Einrichtung der offenen Kinder- und Jugendarbeit verbringen wollen. Je nach Angebot nehmen sie Aktivitäten, die sie interessieren, auf. So handwerkern die Jugendlichen z.B. sehr gerne mit Holz und Säge auf dem Bauspielplatz. So können sie je nach Interesse ihre Fertigkeiten verbessern. Für die Projektarbeit allerdings haben sich dadurch doch einige kleinere Herausforderungen ergeben. Es gab daraus resultierend keine Verlässlichkeit bezüglich der Teilnahme der Jugendlichen. Was sich besonders bemerkbar gemacht hat in dem zeitlichen Umfang bis zu der Fertigstellung des Biotopteiches im Bauspielplatz Rotenhäuser Feld. Es war das Ziel mit den Kindern und Jugendlichen gemeinsam den Biotopteich einzurichten. Auf diese Weise sollten sie selbst dazu beitragen, dass ihr Wunsch nach einem Biotopteich auf dem Bauspielplatzgelände verwirklicht wird. Da die Kinder und Jugendlichen aber unregelmäßig den Bauspielplatz besuchten, kam es zwangsläufig zu zeitlichen Verzögerungen. So konnte der Biotopteich zum Ende der Projektzeit nicht komplett fertiggestellt werden. Die Arbeit wurde jedoch eigenständig vom Bauspielplatzteam weitergeführt. Die beteiligten Kinder und Jugendlichen identifizieren sich mit dem Vorhaben. Der Teich ist ihrer.

  • 4.21

    4.4 Durchführung von Programmen

    Die durchgeführten Programme wurden mit den Schulen bzw. Einrichtungen abgestimmt und gemeinsam mit den Pädagogen/innen in Workshops, Treffen im WÄLDERHAUS bzw. in den Bildungseinrichtungen oder notfalls auch mal telefonisch auf die jeweiligen Bedürfnisse zugeschnitten.

    Die Programme wurden von beteiligten Pädagogen/innen aus den Einrichtungen bewertet und Teilnehmerlisten geführt. Der Kontakt wurde durch unsere Akquise als auch durch vielfältige Anfragen der externen Pädagogen/innen für das WÄLDERHAUS mit seiner Waldausstellung Science Center Wald hergestellt. (Anlage 2)

    In der Programmvielfalt gab es unter anderem naturbezogene GPS-Rallyes im Inselpark direkt vor dem WÄLDERHAUS mit einer anschließenden Erkundung im SCIENCE CENTER WALD. Außerdem gab es eine Vielzahl von unterschiedlichen Programmen im Inselpark, in verschiedenen Waldgebieten Hamburgs und in den umliegenden Naturschutzgebieten. Des Weiteren gab es eine Vielzahl von Programmen im Science Center Wald mit angepassten spezifizierten Natur-Rallyes, iPad gestützte Bildungsrouten und zusätzlich wurden Lehrmaterialien, die der Veranschaulichung dienten, zur Verfügung gestellt. Diese konnten z.B. ein Poster zum Thema Stockwerke des Waldes, ein physikalischer Versuch zum Thema Klimaerwärmung, gesammelte Baumfrüchte, Blätter, Tierfelle oder Tierschädel, z.B. vom Wolf sein. So stellten die Programme eine Bereicherung für den Unterricht in der Schule, der Arbeit in den Kindertagesstätten und auch für die Kinder und Jugendlichen, die freiwillig an Programmen einer sozialen Einrichtung teilgenommen haben, dar.

    Mit einer Vorschulgruppe einer Kita, die viele Kinder mit besonderem Förderbedarf hat, haben wir eine Waldexkursion zum Thema Waldtiere und ihre Spuren in einem Hamburger Wald, den Harburger Bergen, gemacht. In einem darauf aufbauenden gemeinsam entwickelten Programm im Science Center Wald haben die Kinder sich vertiefendes Wissen zu den einzelnen Tiergruppen erarbeitet. An der Planung und Durchführung haben die Erzieherin der Kita und eine externe Sonderpädagogin, die stundenweise in der Kita tätig ist, teilgenommen. Durch die Verknüpfung von Eindrücken aus dem Leben im Wald mit Informationen aus dem Science Center Wald wurde das Verständnis für das Thema geweckt und das mit Spaß am Lernen.

    Mit geflüchteten Kindern haben wir die Programme im Wald und im Science Center Wald durchgeführt. Es ging grundsätzlich auf Wunsch der Pädagogen/innen hauptsächlich um das Kennenlernen des Ökosystems Wald und um Spracherwerb. Aus diesem Standpunkt heraus wurden die Programme entwickelt. Die Besuche im Wald haben den geflüchteten Kindern die Chance gegeben, die friedliche Natur ohne Zwänge und Regeln in Freiheit zu genießen. Jeder durfte sein, wie er oder sie sich fühlte.

    Die mit dem Sozialpädagogen der jeweiligen Einrichtung entwickelten Ferienprogramme für Schüler/innen im Wald hatten bewusst viele freie Phasen und Elemente zur Selbstreflexion. Dies hat den Kindern sehr gut getan. Sie konnten in sich hineinhorchen und sich selbst im Wald wahrnehmen und so die Natur mit allen Sinnen entdecken. Es war zu beobachten, dass die Ferienkinder das freie Angebot sehr positiv angenommen haben. Sie fingen an, auf eigenständige Erkundungstouren zu gehen, entdeckten Orte im Wald, wie z.B. einen besonderen Baum oder einen schönen Platz zum Niederlassen, entwickelten eigene

  • 4.22

    Tätigkeiten im Wald wie Tipis bauen oder mit Dingen aus der Natur Kunstobjekte zu gestalten. Manche saßen zuweilen auf dem Waldboden und schauten sich versunken den Wald an.

    Da die Kinder aus sozial schwachen Verhältnissen im Allgemeinen keinen Zugang zur Natur haben, war dies für sie oft eine neue Erfahrung. Die Kinder haben ihr Erlebnis im Wald sehr positiv bewertet: Beim Verlassen des Waldes kam oft die Frage gerade von den Kindern, die am Anfang deutlich sagten, dass sie gar keine Lust auf den Wald haben, wann wir denn mal wieder in den Wald gehen.

    Mit jugendlichen Schüler/innen einer Stadtteilschule haben wir gemeinsam einen Wildpark besucht und das selbst entworfene Programm zum Thema Wolf vor Ort im Wildpark durchgeführt. Vorbereitend hierfür waren diese jugendlichen Schüler/innen im Science Center Wald. Die jugendlichen Schüler/innen haben eine GPS-Rallye im Inselpark sowie eine Waldexkursion in den Harburger Bergen, einem großen Waldgebiet im Stadtteil Harburg, in dem die Jugendlichen wohnen und zur Schule gehen, durchgeführt. Diese Abfolge der Programme wurde von den jugendlichen Schüler/Innen mitbestimmt. Eine Selbstreflexion während der Waldexkursion zeigte, dass diese Naturerfahrung die jugendlichen Schüler/innen sehr unterschiedlich und zum Teil sehr intensiv berührt hat. Diese intensive Selbstreflexion war in dem allgemeinen Verhalten der jugendlichen Schüler/innen in der Gruppe als pubertierenden Jugendlichen bis auf einzelne Ausnahmen gar nicht wahrnehmbar. Für die Klassenlehrerin war dieses Ergebnis der Selbstreflexion sehr aufschlussreich und überraschend.

    Da der Prozess der Persönlichkeitsentwicklung während der Pubertät bei den Jugendlichen zum einen eine starke Fixierung auf ihre eigen Person und zum anderen in ihrem sozialen Verhalten eine Orientierungssuche für ihren persönlichen Stellenwert in der Gruppe von Gleichaltrigen aufweist, kommt es zu typischen Verhaltensweise wie Unkonzentriertheit, Abwesenheit und auffallendem und aktiven Kommunikationsverhalten innerhalb der Schülerschaft, auch während der Unterrichtszeiten und unseren gemeinsamen Programmen. In weiterführender Fachliteratur zum Thema Pubertät wird auf diese Umstände vertiefend eingegangen, z.B. in folgenden Quellen: Jan-Uwe Rogge, Pubertät: Loslassen und Halt geben, 1998 Rowohlt und www.dasgehirn.info; Romuald Brunner: Hirnreifung und Pubertät, www.marsilius-kolleg.uni-heidelberg.de. Es entstand der Eindruck, dass die Schüler/innen unkonzentriert und vielfach mit sich selbst beschäftigt waren. Umso überraschender waren die größtenteils positiven Aussagen der Schüler/innen. Anscheinend wurde doch wesentlich aufmerksamer zugehört und mitgearbeitet als es den Anschein hatte während des Programmes.

    Mit Jugendlichen einer beruflichen Schule für Schüler/Innen mit körperlichen und geistigen Einschränkungen haben wir im Science Center Wald sehr beeindruckende und bewegende Momente erlebt. Die Pädagogen/innen der Schule haben sehr sensibel und auch fordernd die Schüler/Innen zum Thema Wald und Naturkunde unterrichtet. Gemeinsam darauf aufbauend haben wir die Inhalte, die in der Ausstellung hervorgehoben werden sollten, z.B. Baumkunde und Tiere des Waldes, festgelegt und eine adäquate Umsetzung mit sehr vielen Naturmaterialien, die wir zur Verfügung gestellt haben, geplant. Die Schüler/Innen konnten so entsprechend ihrer Möglichkeiten sehr gut erreicht werden und waren sehr stolz auf ihr Wissen, dass sie zeigen und anwenden konnten.

    http://www.dasgehirn.info/http://www.marsilius-kolleg.uni-heidelberg.de/

  • 4.23

    (Schüler/innen bearbeiten gemeinsam im Wald einen Rallyebogen)

    In Absprache mit den Lehrer/innen haben wir Naturmaterialien, wie getrocknete Baumblätter und Baumfrüchte, sowie Tierfelle und Geweihe, als Anschauungsmaterial mit in das Science Center Wald genommen. Je nach körperlicher und/oder geistiger Einschränkung konnten die Schüler/innen so die Materialien anfassen und biologisch zuordnen. Da sie das Thema Waldbäume und Waldtiere vorher im Unterricht behandelt hatten, konnten sie beim Erkennen und Zuordnen ihr Wissen anwenden und durch neue für sie unbekannte Teile erweitern und in der Ausstellung ihr Wissen vertiefen. Das war für sie eine adäquate

  • 4.24

    Methode des Lernens und sie haben ihre Freude über ihr Wissen und Können sehr stark und berührend gezeigt.

    Speziell bei Ferienangeboten wurden mit den Pädagogen/innen der Einrichtungen entwickelte Programme für das Science Center Wald so konzipiert, dass sie in der Bearbeitung der Rallyes unterhaltsam Wissen aus der Ausstellung vermittelten. Schwierige Zusatzfragen in den Rallyebögen für die leistungsstarken und leistungswilligen Schüler/innen haben sie zu richtigen Wald- und Naturexperten werden lassen. Ansonsten haben wir gemeinsam mit den externen Pädagogen/innen den Aufbau der Rallyebögen mit den Lerninhalten für deren Unterricht abgestimmt.

  • 4.25

    4.5 Durchführung von naturorientierten Projekten

    Bei der Akquise und den Gesprächen mit den Pädagogen/innen ergab sich, dass ein großes Interesse an Natur- und Umweltthemen in den Grundschulen und weiterführenden Schulen, der Ganztagsbetreuung in den Schulen, sowie den Kinder- und Jugendeinrichtungen vorhanden ist. In dem allgemeinen Unterricht oder Freizeitangeboten gibt es zum großen Bedauern der Pädagogen/innen zu wenig Kontakt zur Natur, obwohl die Wichtigkeit von Naturerfahrungen für Kinder bekannt und empirisch belegt ist. Zum Beispiel haben die Stadtteilschulen in Hamburg Profilklassen und in einigen Hauptfächern Kurse nach Leistung differenziert. Dadurch ist es für die Pädagogen/innen schwierig, in die Natur mit den Schüler/innen zu gehen, da sie teilweise nur noch wenige Stunden zusammenhängend für Ausflüge haben. Dieses ist fast nur noch in Projektzeiträumen möglich.

    Ein weiterer Grund ist es, dass in den Schulen für Exkursionen etc. ein zu geringes Budget vorhanden ist und oft auch die personellen Ressourcen fehlen, um solche Aktionen durchzuführen. Im Projekt ‚Wald verstehen’ Naturprojekte zu entwickeln wurde aus diesen Gründen sehr positiv aufgenommen. Darauf aufbauend wurden die einzelnen Projekte gemeinsam mit den teilnehmenden Einrichtungen entwickelt und erarbeitet. Die Projekte berücksichtigen immer den Background der Teilnehmer/innen und ließen schnell den persönlichen und praktischen Nutzen erkennen.

    So konnten die Bäume eines Schulhofes von den Schüler/innen spielerisch erkundet und darauf aufbauend botanisch bestimmt werden. Die Natur auf ihrem Schulhof ist den Schüler/innen auf diese Weise viel vertrauter geworden. Mit einer anderen Schule haben wir Upcyclingprodukte aus im Stadtteil gesammelten Müll und Naturmaterialien, die wir in den Naturgebieten des Stadtteils ebenfalls gesammelt haben, hergestellt. Die Schüler/Innen konnten so einen Beitrag zum Umweltschutz leisten und sich künstlerisch betätigen.

    (Schüler/innen präsentieren Ihre Ergebnisse – Upcycling-Projekt – im Wälderhaus)

  • 4.26

    Folgende Naturprojekte entstanden im Rahmen von ‚Wald verstehen’:

    1. Bezirksamt Hamburg-Mitte/JA III Spielhaus & Bauspielplatz Rotenhäuser Feld: „Ein Teich entsteht“ An dem Teich Projekt haben aktiv schwankend, da es sich um ein freiwilliges Angebot handelte, zwischen 2 und 14 Kinder und Jugendliche teilgenommen. Die Zahl der aktiven Kinder und Jugendlichen war schwierig genau festzulegen, da es sich um ein offenes Angebot der Einrichtung handelte. Bis auf wenige Ausnahmen haben die Kinder und Jugendlichen einen Migrationshintergrund. Ein Teich als Biotop ist auf dem Bauspielplatzgelände entstanden, der jetzt von den Kindern und Jugendlichen des Bauspielplatzes selbständig unter Anleitung der Pädagogen bepflanzt, gehegt und gepflegt wird. Die Kinder und Jugendlichen waren sehr gerne in der Natur, das haben die gemeinsamen Ausflüge vor allem in dem Naturschutzgebiet Fischbeker Heide gezeigt. Für die Zukunft wäre es anstrebenswert, unter der Voraussetzung der Freiwilligkeit, dass die Kinder und Jugendlichen mit Hilfe der betreuenden Pädagogen eine noch stärkere Verantwortung bei der Gestaltung und Pflege des erstellten Teiches finden. Auch wenn die Verbindlichkeit bei den angesetzten Terminen bei einigen Teilnehmer/innen schwankend war, hat dieses Projekt gezeigt, dass bildungsbenachteiligte Kinder und Jugendliche Interesse an der Natur haben und ihre eigenen Räume selbst gestalten wollen.

    (Es kommt Leben in den Teich)

    2. Integrative Grundschule Grumbrechtstraße: „Wald und Klima“ Teilgenommen haben die sechszügigen Jahrgangsstufen 5 und 6 der integrativen Schule mit ca. 240 Kinder.

    3. Grundschule am Kiefernberg / GBS am Kiefernberg: „Kunst aus Müll und Natur- Materialien“ An diesem Projekt hat die Grundschule und die Ganztagsbetreuung der Schule am Kiefernberg teilgenommen mit ca. 300 Schüler/innen. Neben Ausflügen in die Natur und Besuchen im Science Center Wald haben die Schüler/innen Upcyclingprodukte

  • 4.27

    aus Müll und gesammelten Naturmaterialien hergestellt. Diese Kunstobjekte wurden in einer Ausstellung im WÄLDERHAUS gezeigt. Die Eltern der Schüler/innen und die Besucher des WÄLDERHAUSes hatten großes Interesse an den ausgestellten Kunstobjekten. So wurden zum Beispiel mit Naturmaterialien verzierte Magnete sehr gut verkauft. In der Schule finden weiterhin Upcyclingkurse statt und das Thema Wald und Natur hat durch das gemeinsame Projekt einen größeren Stellenwert als vor dem Projekt. So wurde z.B. der Schulhof u.a. mit Insektenhotels und Fühlpfaden lebendiger gestaltet. Und im Unterricht findet das Thema noch mehr Beachtung, so haben z.B. die Klassenverbände ihre Klassenräume in naturkundliche Ausstellungen und Präsentationsräume für Naturprojekte für einen Tag der offenen Tür verwandelt. Die zahlreich erschienene Elternschaft war begeistert.

    4. Schule In der Alten Forst: „Unser Schulhof und seine Bäume“ Die Jahrgangsstufen 1 bis 4 haben an 2 Nachmittagskursen jeweils ein halbes Schuljahr mit 27 Schüler/innen teilgenommen. Spielerisch haben die Schüler/innen die Bäume und Sträucher auf ihrem Schulhof kennengelernt. Nach einer Baumbestimmung von den Schüler/innen ausgewählter Bäume wurden von ihnen provisorische Baumschilder erstellt. Neben dem Besuch des Science Center Wald im WÄLDERHAUS fanden Waldausflüge in den fußläufig von der Schule entfernten Wald statt. Nach Beendigung der gemeinsamen Kurszeit werden im Schulunterricht wetterfeste Baumbeschilderungen von den Schüler/innen hergestellt und nach Fertigstellung an den Bäumen befestigt. So haben alle Schüler/innen auf dem Schulhof die Möglichkeit anhand der Bestimmungstafeln mehr über die Biologie der Bäume auf ihrem Schulhof zu erfahren.

    5. Kinderkultur Honigfabrik Wilhelmsburg e.V.: „Naturforscher“ An dem Naturforscher-Projekt haben 10 Kinder und Jugendliche teilgenommen. Die Zahl der teilnehmenden Kinder und Jugendliche an den einzelnen Projekttagen war schwankend da es sich um ein offenes Angebot der Einrichtung handelt.

    6. Brüder-Grimm-Schule Hamburg: „Der Natur auf der Spur“ Teilgenommen haben an diesem Projekt alle Schüler/innen aus den 5. und 6. Klassen, insgesamt neun Klassen mit ca. 200 Schüler/innen. Ziel des Projektes war es mit Hilfe von Waldausflügen die Natur und den Wald der gesamten Klassenstufe 5 und 6 der Schule näher zu bringen und ihnen Wissen über das Ökosystem Wald zu vermitteln. Zuerst besuchten die Schüler/innen das Science Center Wald im WÄLDERHAUS. Dort wurden speziell erarbeitete Rallyebögen von den Schüler/innen bearbeitet. Danach ging es in den Wald. Damit es für die Schule ein sichtbares und verwertbares Ergebnis gab, wurden die Waldausflüge in einem bestimmten Gebiet des Waldes ‚Bergedörfer Gehölz’ unternommen. Für dieses Gebiet wurde von den Schüler/innen auf den Ausflügen eine Kartierung der verschiedenen Baumarten dieses Waldes und ihrer Tierwelt dokumentiert. Die Ergebnisse wurden auf einer Schulausstellung präsentiert.

  • 4.28

    Das Projekt „Naturforscher“ mit der Kinderkultur der Honigfabrik Wilhelmsburg e.V. als erstes Projektbeispiel

    Die Honigfabrik ist ein Kommunikationszentrum für die Stadtteilkultur im Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg. Die Honigfabrik bietet Kurse für Kinder und Jugendliche an mit dem Leitprinzip des eigenverantwortlichen Handelns. Sie versteht sich als Zentrum für alle Generationen, verbindet soziokulturelle Aktivitäten und verschiedene Kultursparten. Sie macht Kultur im und für den Stadtteil.

    Die Projektidee für das Projekt Naturforscher war es, mit den Kindern ihren eigenen Sozialraum neu zu entdecken. Darüber hinaus sollten als Ziel des Projekts bestimmte Orte mit anderen Augen gesehen werden, Dinge entdeckt werden, die vorher vielleicht nie wahrgenommen wurden. Dabei sollte der Schwerpunkt auf die Natur im Stadtteil gelegt werden. Ausgangspunkt dieser Projektidee war der Stadtteil selbst. Die Bäume im Stadtteil sollten bewusster wahrgenommen werden und der Stadtteil sollte insgesamt bewusster gesehen werden. Als Zielgruppe wurde die reguläre Altersspanne der Besucher des Kinderbereichs festgelegt. Diese liegt zwischen 6 und 12 Jahren. Für die Kinder war die Teilnahme am Projekt freiwillig, da es im offenen Bereich stattgefunden hat.

    In der Planungsphase wurden bei einem Vorbereitungsgespräch mit der Honigfabrik Inhalte und Kooperationsmöglichkeiten geklärt. Zu den gemeinsamen konzeptionellen Entwicklungen gehörte die Aufstellung eines Zeitplans. Hier wurde festgelegt, was an welchem Termin stattfinden soll, welches Material benötigt wird und was für Vorbereitungen getroffen werden müssen. Zudem wurde entschieden, dass die Projekttermine regelmäßig alle zwei Wochen am Freitag von 15–18 Uhr in der Zeitspanne vom 11.09.2015 bis zum 19.02.2016 sein sollten. Die Kurstermine fanden entweder in der Honigfabrik oder im WÄLDERHAUS statt. Es wurde beschlossen und vereinbart mindestens eine Naturerfahrung im Wald durchzuführen. Folgende Kursinhalte wurden erarbeitet beziehungsweise haben sich im Projektzeitrahmen auf Wunsch der Kinder ergeben:

    a. Ausflug zu einer Kastanie im Stadtteil und Anfertigung einer DIN A4 Baummappe b. Ausflug zu einer Eiche im Stadtteil und Weiterführung der Baummappe c. Ausflug ins WÄLDERHAUS. Im Science Center Wald lernen die Kinder weitere

    Baumarten kennen. Eine kleine gemeinsam entwickelte Rallye mit dem Schwerpunkt Bäume im Stadtteil wurde durchgeführt

    d. Aufgrund ihrer bisherigen Kurserfahrungen entwickelten die Kinder die Idee gemeinsam einen Baum zu pflanzen. Auf dem Gelände der Honigfabrik haben die Kinder ein Obstbaum gepflanzt

    e. Gemeinsam mit einer Pädagogin der Honigfabrik wurde eine speziell auf diese Gruppe angepasste GPS-Rallye durch den Inselpark entwickelt und von den Kindern mit viel Spaß sowie Interesse durchgeführt

    f. Aus gesammelten PET-Flaschen wurden Gewächshäuser in der Gärtnerei der Honigfabrik von den Kindern selbstständig hergestellt und bepflanzt

    g. Nisthilfen für verschieden Vogelarten wurden in der Tischlerei der Honigfabrik unter fachmännischer Anleitung eines Tischlermeisters von den Kindern selbstständig gebaut

    h. Die selbsthergestellten Nisthilfen wurden auf dem Gelände an geeigneten Stellen der Honigfabrik angebracht

  • 4.29

    i. Ein Waldausflug, bei dem die Kinder spielerisch mit allen Sinnen die Natur entdecken sollten

    j. Ausflug zum selbst gepflanzten Baum

    Es gab einen Workshop im WÄLDERHAUS mit den verantwortlichen Pädagogen/innen der Honigfabrik, um die im Projekt gemachten Erfahrungen zu reflektieren. Dabei ging es hauptsächlich um die Frage, wie man nachhaltiges Denken und Bewusstsein bei den Kindern fördern kann und inwieweit dies das Ziel von naturpädagogischen Angeboten sein kann.

    Das Projekt konnte erfolgreich abgeschlossen werden. Die geplanten Aktivitäten konnten umgesetzt werden und an allen Terminen haben Kinder teilgenommen. Dazu beigetragen hat, dass in dem halben Jahr viele verschiedene Aktivitäten unternommen wurden und die Kinder sehr viel Spaß hatten. Genau durch diese positiven Erlebnisse können positive Erinnerungen und somit vielleicht, auch noch zu einem späteren Zeitpunkt, das Interesse an dem Thema Natur aufrecht erhalten. Nur wenn etwas, wie hier die Natur, dem Menschen bekannt und vertraut ist, kann er sich dazu in Beziehung setzen. Und eine positive Erfahrung erhöht sehr wahrscheinlich auch ein positives Verhältnis zu dem Erlebten. In diesem Fall könnte eine höhere Bereitschaft dafür, sich mit der Umwelt auseinanderzusetzen, möglich sein.

    Im Nachhinein ergab sich ein Manko: Eine intensive Reflexion mit den Kindern fand nicht statt. Dadurch fehlt es an belastbaren Ergebnissen, welche Wirkung die Naturerlebnisse auf die Kinder tatsächlich hat. Die Teilnehmeranzahl lag meist zwischen 5 und 8 Kindern. Diese eher kleine Anzahl an Kindern führte dazu, dass man sich auf die einzelnen Individuen mehr konzentrieren konnte und dass meist eine ruhige und entspannte Stimmung herrschte. Mit einer vorbereiteten Reflexionsrunde wäre sehr gut die Wirkung zu erforschen gewesen, gerade da hier aufgrund der Gruppengröße eine vertrauensvolle Teilnahme möglich wäre.

    Eine Herausforderung in der Arbeit entstand aufgrund der breiten Altersspanne (6–12 Jahre) der teilnehmenden Kinder. Durch die unterschiedlichen Voraussetzungen, und die damit einhergehenden unterschiedlichen Bedürfnisse, mussten die Aktivitäten entsprechend angepasst werden. Ungünstig, und für die Zukunft zu vermeiden, sind unregelmäßige Termine. Dadurch vergaßen die Kinder das Angebot gelegentlich und sie mussten oft erneut zum Mitmachen motiviert werden. Es war vereinbart, dass die teilnehmenden Organisationen sich an den Materialkosten beteiligen. Da die Kinderkultur Teil eines eigenständigen Vereins ist und es keine Spendengeber für das Projekt gab, konnten von dieser Seite keine großen Kosten übernommen werden.

    Das Projekt „Wald und Klima“ mit der Integrativen Grundschule Grumbrechtstraße als ein weiteres Projektbeispiel

    Die Grundschule Grumbrechtstraße liegt in einem sozialen Brennpunkt im Stadtteil Hamburg-Harburg. Insgesamt besuchen diese besondere sechsjährige Ganztagsschule mit den Schwerpunkten Inklusion und Projektarbeit rund 570 Schüler/innen. Die Schule ist seit 2013 kontinuierlich zertifizierte „Klimaschule“ und mit dem Gütesiegel der Hamburger Klimaschulen ausgezeichnet.

    Da ein Umweltbewusstsein bei den Pädagogen/innen an dieser Schule schon vorhanden ist, war es nicht besonders schwierig konkret ein gemeinsames größeres und längeres Projekt zum Thema Klima und seine Einflüsse auf das Ökosystem Wald zu entwickeln. Dabei sollte

  • 4.30

    der Schwerpunkt auf den Wald und das Science Center Wald des WÄLDERHAUSes gelegt werden. Als Zielgruppe wurden die leistungsschwächeren Schüler/innen der 5. und 6. Klasse, die einen erhöhten Förderbedarf haben, definiert. Gerade diese Schülergruppe hat so gut wie keinen Zugang zur Natur und zum Naturerleben.

    Für die Planungsphase wurde auf der Lehrerkonferenz eine Lenkungsgruppe gebildet. In mehreren Workshops und Vorbereitungstreffen der Lenkungsgruppe wurde ein Konzept für das Projekt „Klima und Wald“ ausgearbeitet. Die Projektinhalte wurden festgelegt und ein Zeitplan aufgestellt.

    Hieraus entwickelte sich eine Schulprojektwoche, in welcher die Zielgruppe in kleinen Lerngruppen aufgeteilt über mehrere Tage das WÄLDERHAUS mit dem Science Center Wald besuchte. Das gemeinsam entwickelte Programm beinhaltete auch einen praktischen Versuch zum Thema der Zusammensetzung der Luft in der Atmosphäre, den die Schüler/innen selbstständig durchführen konnten. Zum Abschluss der Projektwoche gab es ein gemeinsames großes Fest mit einer umfangreichen ‚Wald verstehen’ Rallye durch den Inselpark. Programme für gemeinsame Waldausflüge zu verschiedenen Jahreszeiten wurden entwickelt und mit den einzelnen Gruppen der Klassen durchgeführt. Auf diesen Ausflügen sollten die Schüler/innen den Wald spielerisch erfahren und mit allen Sinnen erleben. Ganz behutsam wurde damit die Wissensvermittlung gestaltet. Gemeinsam mit am Projekt teilnehmenden Schüler/innen und der Lenkungsgruppe wurde ein Apfelbaum auf dem Schulhof der Schule Grumbrechtstraße gepflanzt.

    Das Projektergebnis sollte auf einem von den Schüler/innen selbst entworfenen Plakat festgehalten werden. Die Schüler/innen haben auf dem Plakat ihre Erfahrungen des Naturerlebens im Projekt ‚Wald verstehen’ reflektiert. Das Plakat wurde auf der Abschlussveranstaltung des Projekts ‚Wald verstehen’ am 09. Februar 2017 im WÄLDERHAUS ausgestellt. Zuvor wurde das Plakat an einem Tag der offenen Tür in der Schule präsentiert.

    Das Projekt wurde erfolgreich abgeschlossen. Die Schüler/innen tauchten in die Welt des Waldes ein und erhielten Lerninhalte, die für ein Naturverständnis wichtig sein könnten. Das Projekt ‚Wald verstehen’ hat den Schüler/innen geholfen, ihre Umwelt deutlicher wahrzunehmen.

    Die Schüler/innen haben durch Naturerfahrungsspiele im Inselpark, Besuche mit Aufgabenstellungen in Form von selbstständig in Kleingruppen bearbeiteten Rallyebögen, sowie iPad gestützten Bildungsrouten im Science Center Wald und durch Waldbesuche mit Sinnlichkeitsübungen und Freiraum für eigenständiges Erkunden des Waldes ein tieferes Verständnis für die Natur erlangt.

    Durch die Erlebnisse sollen positive Erinnerungen an die Natur entstehen. So wurde zum Beispiel eine Blindschleiche auf dem Waldweg entdeckt und mit großem Interesse beobachtet. Bei einem anderen Waldausflug wurde in der Ferne der Gesang des Waldlaubsängers gehört. Da nicht alle Schüler/innen den Vogel wahrgenommen hatten, wurde der Gesang über eine App auf dem Smartphone abgespielt. Worauf der Vogel zur Gruppe geflogen kam und sich über uns auf einen Baum gesetzt hat und „live“ gesungen hat. Durch das Fernglas konnten die Schüler/innen den Waldlaubsänger sehr gut beobachten.

  • 4.31

    Das Erlebnis hat die Schüler/innen fasziniert und hoffentlich auch nachhaltig beeindruckt. Außerdem wurde ihre soziale Kompetenz gefördert. Dies zeigte sich zum Beispiel an einer Klasse, die einen Rollstuhlfahrer in ihrer Klasse hat. Dieser Schüler kam auch mit zum Waldausflug. Er wurde immer wieder, wenn der Untergrund im Wald für das Rollstuhlfahren zu beschwerlich war, von seinen Mitschülern unterstützt. Als das Gelände gar nicht mehr befahrbar war, haben 6 Mitschüler den Jungen im Rollstuhl getragen.

    Ausblicke:

    Bezirksamt Hamburg-Mitte/JA III Spielhaus & Bauspielplatz Rotenhäuser Feld: „Ein Teich entsteht“ Der Teich und das Teichufer werden im weiteren Verlauf eigenständig bepflanzt und der Teich wird von den Kindern und Jugendlichen unter Anleitung der Pädagogen/innen gepflegt. Die Leitung als auch die Kinder und Jugendlichen möchten gerne weiter mit uns zusammenarbeiten. Auch nach der Projektzeit ‚Wald verstehen’ sehen sie Bedarfe, um sich im Naturschutz, im Naturerleben und im Naturverständnis nachhaltig zu bilden.

    Integrative Grundschule Grumbrechtstraße: „Wald und Klima“ Die Pädagogen/innen haben mit dem Obstbaum ein lebendiges Symbol für das Projekt auf ihrem Schulhof. Einige Mitglieder der Lenkungsgruppe haben großes Interesse an einer zukünftigen Zusammenarbeit geäußert. Auch die nicht am Projekt teilnehmende Pädagogen/innen haben durch ‚Wald verstehen’ Interesse bekommen einen Waldausflug zu unternehmen und das WÄLDERHAUS zu besuchen.

    Grundschule am Kiefernberg / GBS am Kiefernberg: „Kunst aus Müll und Natur- Materialien“ Die Schule am Kiefernberg hat Insektenhotels gebaut und Kräutergärten angelegt, die weiterhin von den Schüler/innen gepflegt und betreut werden. Auch werden weiterhin Upcycling-Kurse in der Ganztagsbetreuung angeboten.

    Schule In der Alten Forst: „Unser Schulhof und seine Bäume“ Die vom Naturkurs angefertigten und nicht sonderlich wetterfesten Beschilderungen der Bäume werden selbstständig im einem fortlaufenden Kunstunterrichtskurs neu und wetterfest hergestellt und an den vom Naturkurs klassifizierten Bäumen angebracht. Auch werden zukünftig in der Nachmittagsbetreuung regelmäßig eigenständig Waldausflüge geplant.

    Kinderkultur Honigfabrik Wilhelmsburg e.V.: „Naturforscher“ Durch die positiven Erlebnisse können positive Erinnerungen und somit vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt ein Interesse an dem Thema Natur geschaffen werden. Durch das bewusste Wahrnehmen eines Baumes soll eine persönliche Beziehung der Kinder und Jugendlichen hergestellt werden. Dies gelang zum Beispiel dadurch, dass zu dem Baum eine Geschichte erzählt wurde. Verstärkt ins Bewusstsein der teilnehmenden Kinder kommt hinzu, dass die Nisthilfen beobachtet und gepflegt werden. Auch der Obstbaum wird gepflegt und versorgt und wird wahrgenommen als z. B. Lieferant leckerer Früchte. Das Interesse an weiteren naturschutzorientierten Projekten in der Honigfabrik ist geweckt worden.

    Brüder-Grimm-Schule Hamburg: „Der Natur auf der Spur“ Als Naturdetektive haben sie unter anderem eine Bestandsaufnahme der Bäume und der Waldtiere sowie eine Vogelkartierung durchgeführt. So konnten z. B. einige der Schüler/innen durch eine stille Übung, bei der sie in den Wald hineinhorchen sollten,

  • 4.32

    ganz konzentriert sich auf den Wald und seine Akustik einlassen. Bei der anschließenden Rückmeldung äußerten diese Schüler/innen, dass sie es sehr angenehm fanden, so ruhig im Wald zu sein und dass sie sehr genau die Geräusche des Waldes wahrgenommen haben. An späterer Stelle wurde dann ein Kuckuck entdeckt: eine interessierte Gruppe von Schüler/innen hat dann den Vogel sehr ausdauernd und interessiert beobachtet. Interesse an den Bäumen entstand als sie selbstständig Blätter für die Bestandsaufnahme der Bäume bei der Durchquerung des zu bestimmenden Gebietes sammelten und die Bäume anhand der Blätter mit Bestimmungsbüchern vor Ort identifizieren konnten. Dieses führte zu einer Wissenserweiterung über das Thema Wald bei den Schüler/innen. Einem großen Teil der Schüler/innen ist das Ökosystem Wald mit seiner Biodiversität verständlicher geworden. So kamen einige Kinder und Jugendliche u.a. mit folgendem Kommentar aus dem Wald: „Ich hätte gar nicht gedacht, dass es so viele Tiere und verschiedene Bäume im Wald gibt.“

  • 5.33

    5 Das Projekt in der öffentlichen Wahrnehmung

    Das Projekt öffentlich darzustellen, war ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit. Durch Informationen für die Öffentlichkeit wollten wir auf die Möglichkeiten hinweisen, wie Naturerlebnisse auch und gerade im städtischen Umfeld für die pädagogische Arbeit genutzt werden können. Die Darstellung nach außen hatte drei Zielgruppen:

    Pädagogen/innen aus Kitas, Schulen und freien Kinder- und Jugendlichen-Einrichtungen, um diese für die Teilnahme am Projekt zu gewinnen und über den Verlauf bzw. die Ergebnisse zu informieren.

    Die allgemeine Öffentlichkeit, um hier insbesondere das Interesse am Thema zu wecken und dazu zu animieren, z. B. das WÄLDERHAUS zu besuchen oder einen Waldausflug mit Führung zu unternehmen bzw. im Idealfall sich ehrenamtlich bei waldpädagogischen Aktivitäten oder im Naturschutz zu engagieren

    Die fachliche Öffentlichkeit wie Wissenschaftler, Politiker, Sozialverbände, um diesen wichtige Erkenntnisse für die eigene Arbeit zu vermitteln und ggf. als Multiplikatoren für das Thema zu fungieren, aber auch sie dazu zu bewegen, sich mit Anregungen bei der Umsetzung zu beteiligen.

    Entscheidend für den Erfolg des Projektes war die Mitarbeit im Initiativkreis Wilhelmsburg. Die Projektmitarbeiter haben frühzeitig den Kontakt gesucht und sich engagiert eingebracht. Um Projektinformationen zu verbreiten wurde darum frühzeitig eine Darstellung auf der Webseite der SDW Hamburg platziert:

    http://www.sdw-hamburg.de/wald-verstehen

    Außerdem wurde ein Projektflyer (Anlage 8) erarbeitet. Um von Beginn an den teilnehmenden Gruppen eine Verlaufsdokumentation zu bieten, wurde ein Facebook-Account eingerichtet. Dieser wird spätestens ein Jahr nach Projektende wieder gelöscht.

    https://www.facebook.com/Waldverstehen

    Webauftritt, Facebook und Flyer waren vor allem an die Pädagogen/innen gerichtet. Am wichtigsten war aber der persönliche Kontakt und der permanente Austausch mit den Pädagogen/innen der am Projekt beteiligten Einrichtungen. Dadurch waren diese ständig und fachgerecht informiert. Weitere Präsentation für pädagogische Kräfte und Einrichtungen fand statt durch die Beteiligung an der sogenannten ZSU-Messe (Zentrum für Schulbiologie und Umwelterziehung), die zum einen zum Kennenlernen des Projektes diente, zum anderen zum Erfahrungsaustausch mit den Schulexperten. Außerdem wurden Weiterbildungen genutzt, um auch das Projekt vorzustellen und den kritischen Austausch zu suchen. Einige Beispiele:

    Partnerbörse der bezirklichen Bildungskonferenz des Bezirks Hamburg-Harburg 2016 Fortbildung Klimakönner des SDW Bundesverbandes, Projekt ‚Wald verstehen’

    beworben Grundschule am Kiefernberg, Präsentation des Projekts ‚Wald verstehen' und SDW

    Infostand BNE Fortbildung WÄLDERHAUS im Februar 2016

    http://www.sdw-hamburg.de/wald-verstehen/#more-2661https://www.facebook.com/Waldverstehen/?ref=hl

  • 5.34

    Europäische Messe zum Thema Bildung für nachhaltige Entwicklung mit Fokus auf „nachhaltige Entwicklung in europäischen Städten und Regionen“, Infostand SDW und Projekt ‚Wald verstehen’

    Partnerbörse der bezirklichen Bildungskonferenz des Bezirks Hamburg-Harburg 2016 Integrationskongress der Grünen Bürgerschaftsfraktion der Stadt Hamburg im

    Hamburger Rathaus: „Fischkopp trifft Falafel — So gelingt Integration“ Austausch über Erfahrungen im Projekt ‚Wald verstehen’ in der Zusammenarbeit mit Flüchtlingen

    Beim Workshop im Februar 2016 wurden die beteiligten Pädagog/innen eingeladen und der Austausch mit Experten der Universität angeregt. Hier trafen zwei Zielgruppen der Öffentlichkeit zusammen, was besonders spannend war im Hinblick auf die unterschiedlichen Intensionen. So waren die Vertreter/innen der Wissenschaft sehr stark daran interessiert, die Ergebnisse messbar zu machen, während die Einrichtungen unter anderen auch an praktischen Fragestellungen der Projektumsetzung Interesse zeigten. In jedem Fall führte dieser Workshop zu der Idee, eine Podiumsdiskussion zu diesem Thema zu organisieren.

    (Ergebnis Workshop)

    Im Juni 2016 trafen dann Prof. Dr. Gebhard vom Fachbereich Erziehungswissenschaft, Kenan Alimici vom Bauspielplatz in Wilhelmsburg und der Bürgerschaftsabgeordnete Michael Weinreich zu einem anregenden Gespräch aufeinander. Das Thema war das Recht von Stadtkindern auf Naturerlebnisse. Die Leitung des Gesprächs hatte der Geschäftsführer der SDW Hamburg, Rüdiger Kruse. Das Hamburger Abendblatt berichtete über die Veranstaltung, die unter anderem die Erkenntnis brachte, dass immer mehr Flächen in der

  • 5.35

    Stadt angelegt werden und die wilden Flächen verschwinden. Das hilft gerade Kindern und Jugendlichen nicht bei der Entdeckerlust. (Anlage 7)

    (Anregende Podiumsdiskussion)

    Die allgemeine Öffentlichkeit wurde zum Teil durch Artikel in der Lokalpresse, einen positiven Beitrag im Regionalfernsehen von SAT 1, über die Teilnahme an Veranstaltungen wie der Freiwilligenbörse E-Aktivoli und über Aktivitäten im Stadtteil wie eine Beteiligung am langen Tag der Stadtnatur auf das Projekt aufmerksam. Hier wurden vor allem die Familien aus dem Stadtteil über das Projekt und den Nutzen von Naturerlebnissen informiert. Im Rahmen einer Rallye wurde das Wissen abgefragt u. a. auch im Science Center Wald. Wer alle Stationen erfolgreich durchlaufen hatte, nahm an einer Verlosung teil. Als Konsequenz der positiven Resonanz wird seit Sommer 2016 das Science Center Wald für ein Jahr unentgeltlich geöffnet. Dies haben viele Familien genutzt, die vorher aufgrund des Eintrittspreises nicht gekommen sind.

    Wir haben frühzeitig den Informationsaustausch mit für den Stadtteil verantwortlichen Politikern der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte und der Bürgerschaft gesucht. Bei den Gesprächen ging es zum einen um die Zusammenarbeit mit Organisationen aus dem Stadtteil, aber auch darum, dass die Politiker als Multiplikatoren für das Projekt dienen, zum Beispiel, als es ab Sommer 2015 darum ging, Flüchtlinge in die Projektarbeit aufzunehmen und den Kontakt zu den Einrichtungen aufzubauen. Durch einen Termin im Juli 2015 ist u. a. mit Bezirksabgeordneten Bürgerschaftsabgeordneten aus Wilhelmsburg eine längerfristige, sehr ergiebige, Zusammenarbeit entstanden.

    Die Einbindung der Politik wie auch von anderen Organisationen war uns wichtig. Dazu gehören auch die Durchführung von Multiplikatorenschulungen wie z. B. für die Loki-Schmidt-Stiftung, die im Rahmen von Lehrerfortbildung das Thema ‚Lernort Museum’ behandelt. Ein Artikel in der Zeitschrift ‚Natur und Landschaft’ des Bundesamtes für

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    Naturschutz richtet sich an Experten. Der Themenschwerpunkt der Ausgabe war ‚Naturschutz und soziale Fragen’.

    Zum Abschluss wurde eine Ausstellung entwickelt mit Plakaten, die das Projekt wiedergeben. Diese wurde mit einer offiziellen Eröffnung am 9. Februar 2017 gestartet. Bei der Eröffnung sprachen in Gastvorträgen Prof. Dr. Gebhard, der die zukünftige Zusammenarbeit im Bereich Forschung erklärte und Herr Forkel-Schubert, der bei der Behörde für Umwelt und Energie der Freien und Hansestadt Hamburg Experte für BNE ist. Die Ausstellung wurde auf der Empore des WÄLDERHAUSes gezeigt. Ansonsten werden hier vor