7
2. Auf Handel, Industrie und Landwirtschaft beziigliche. 303 die Wägungen schnell auszuführen sind, da der Extrakt sehr hygro- skopisch ist, Zur Trocknung kann ein Vakuumexsiccator benutzt werden. Bestimmung der reduzierenden Substanzen, berechnet als D e x t r o s e. Der trockne Wasserextrakt wird in drei etwa gleichen Anteilen, im ganzen 10 ccm heissem Wasser gelöst• die Lösung wird in eine konische Flasche von 15 ccm übergeführt. In dieser Lösung werden die reduzierenden Substanzen jodometrisch nach C. L. Hinton und T. Macara j) bestimmt. Zerreissfestigkeit. Dieselbe wurde in lbs. 2) je Quadratzoll bestimmt, wobei sie sowohl nach dern Eintauchen in Wasser von 80 ° auf die Dauer von 15 Minuten, als auch vor dern Befeuchten festgestellt wurde. Die berechneten Prozente beziehen sich in der der Arbeit bei- gegebenen Tabelle auf die mit dem trocknen Papier erhaltenen Werte. Gewicht. Dasselbe wurde auf den Quadratmeter in Grammen berechnet. Probe auf Widerstandsfähigkeit gegen Schimmelpilze. Die Probe wurde in der Weise ausgeführt, dass eine Scheibe des Papiers von etwa 10 cm Durchmesser in einer Petrisehale mit Wasser, welches Sporen von Penicillium- und Cladosporiumarten enthielt, über- gossen wurde. Die Schalen wurden bei 25 ° C bebrütet und von Zeit zu Zeit untersucht, indem so viel Wasser zugegeben wurde, dass das Papier stets nur gerade feucht blieb. Die Schalen wurden insgesamt bis zu 14 Tagen auf beginnendes Wachstunl beobachtet. Was den wasserlöslichen Extrakt anbelangt, so bestand derselbe bei echtem Pergamentpapier aus Zersetzungsprodukten der Lignocellulose, doch macht ein hoher Extraktgehalt das Papier empfänglich für Schimmel- befall. Aus dem Prozcntgehalt an reduzierender Snbstanz im wasser- löslichen Teil, kann ein Zuckerzusatz erkannt werden. Die von Arup aufgestellten Grenzzahlen sind: Wasser =10 %, Asche~-0,45~o, wasserlöslicher Extrakt--~ 1,30~o, Zcrreissfestigkeit = 25 lbs./Quadratzoll für Pergament im Gewicht von 25 lbs. je Ries und •8 lbs. für solches von 18 lbs. je Ries. Die Festigkeit soll sofort nach dem Be- netzen 33 °/o der Festigkeit des trocknen Papiers betragen. W. Dehio. 2. Auf Handel, ]ndustrie und Landwirtschaft bezügliche Methoden. Prüfung und Analyse von Gläsern. E. Rexer a) führte im glas- technischen Laboratorium der Osram G.m.b.H. eine umfangreiche kritische Untersuchung der Methoden zur Bestimmung der Angreifbarkeit von Gläsern aus. Es wurden die Verfahren geprüft, die destilliertes Wasser als Angriffsmittel verwenden. I. Die Griessprobe. Für sämtliche Untersuchungen wurde gekiihltes (entspanntes) Glas gebraucht, das zur Vermeidung eilms Einflusses der Formung aus kompakten Stücken gewonnen wurde. Die Griesse wurden mit Drahtsieben (Din F 71) so bereitet, dass schliess- 1) Vergl. diese Ztschrft. 70, 31l (1928). -- 2) l lb ~ I engl. Pfund. -- a) DissertalAon, Berlin 1930.

Prüfung und Analyse von Gläsern

  • Upload
    e-rexer

  • View
    216

  • Download
    2

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Prüfung und Analyse von Gläsern

2. Auf Handel, Industrie und Landwirtschaft beziigliche. 303

die Wägungen schnell auszuführen sind, da der Ex t rak t sehr hygro- skopisch ist, Zur Trocknung kann ein Vakuumexsiccator benutzt werden.

B e s t i m m u n g d e r r e d u z i e r e n d e n S u b s t a n z e n , b e r e c h n e t a l s D e x t r o s e. Der trockne Wasserextrakt wird in drei etwa gleichen Anteilen, im ganzen 10 c c m heissem Wasser gelöst• die Lösung wird in eine konische Flasche von 15 c c m übergeführt. In dieser Lösung werden die reduzierenden Substanzen jodometrisch nach C. L. H i n t o n und T. M a c a r a j) bestimmt.

Z e r r e i s s f e s t i g k e i t . Dieselbe wurde in lbs. 2) je Quadratzoll bestimmt, wobei sie sowohl nach dern Eintauchen in Wasser von 80 ° auf die Dauer von 15 Minuten, als auch vor dern Befeuchten festgestellt wurde. Die berechneten Prozente beziehen sich in der der Arbeit bei- gegebenen Tabelle auf die mit dem trocknen Papier erhaltenen Werte.

G e w i c h t . Dasselbe wurde auf den Quadratmeter in Grammen berechnet.

P r o b e a u f W i d e r s t a n d s f ä h i g k e i t g e g e n S c h i m m e l p i l z e . Die Probe wurde in der Weise ausgeführt, dass eine Scheibe des Papiers von etwa 10 c m Durchmesser in einer P e t r i s e h a l e mit Wasser, welches Sporen von P e n i c i l l i u m - und C l a d o s p o r i u m a r t e n enthielt, über- gossen wurde. Die Schalen wurden bei 25 ° C bebrütet und von Zeit zu Zeit untersucht, indem so viel Wasser zugegeben wurde, dass das Papier stets nur gerade feucht blieb. Die Schalen wurden insgesamt bis zu 14 Tagen auf beginnendes Wachstunl beobachtet.

Was den wasserlöslichen Ex t rak t anbelangt, so bestand derselbe bei echtem Pergamentpapier aus Zersetzungsprodukten der Lignocellulose, doch macht ein hoher Extraktgehal t das Papier empfänglich für Schimmel- befall. Aus dem Prozcntgehalt an reduzierender Snbstanz im wasser- löslichen Teil, kann ein Zuckerzusatz erkannt werden.

Die von A r u p aufgestellten Grenzzahlen sind: Wasser = 1 0 %, Asche~-0,45~o, wasserlöslicher Extrakt - -~ 1,30~o, Zcrreissfestigkeit = 25 lbs./Quadratzoll für Pergament im Gewicht von 25 lbs. je Ries und •8 lbs. für solches von 18 lbs. je Ries. Die Festigkeit soll sofort nach dem Be- netzen 33 °/o der Festigkeit des trocknen Papiers betragen. W. D e h i o .

2. A u f H a n d e l , ] n d u s t r i e u n d L a n d w i r t s c h a f t b e z ü g l i c h e M e t h o d e n .

Prüfung und Analyse von Gläsern. E. R e x e r a) führte im glas- technischen Laborator ium der O s r a m G . m . b . H . eine umfangreiche k r i t i s c h e U n t e r s u c h u n g de r M e t h o d e n z u r B e s t i m m u n g d e r A n g r e i f b a r k e i t v o n G l ä s e r n aus. Es wurden die Verfahren geprüft , die destilliertes Wasser als Angriffsmittel verwenden.

I. D ie G r i e s s p r o b e . Für sämtliche Untersuchungen wurde gekiihltes (entspanntes) Glas gebraucht, das zur Vermeidung eilms Einflusses der Formung aus kompakten Stücken gewonnen wurde. Die Griesse wurden mit Drahtsieben (Din F 71) so bereitet, dass schliess-

1) Vergl. diese Ztschrft. 70, 31l (1928). - - 2) l lb ~ I engl. Pfund. - - a) DissertalAon, Berlin 1930.

Page 2: Prüfung und Analyse von Gläsern

304 Bericht: Spezielle analytische Methoden.

lich ein Glaspulver übrig blieb, das durch eines der Siebe eben noch durchfiel, w~hrend das n~chste engmaschigere es zurüekhielt. Genaues Einhalten der Sehüttelzeiten garantierte gleichm£Bige Korngrössen. Die Schüttelzeit war so gew£hlt, dass die einzelnen Fraktionen möglichst vollständig getrennt wurden. Bei grösseren Pulvermengen betrug sie 30 Minuten, bei kleineren (10-- 15 g) 10 Minuten. Der bei der Zerkleinerung entstehende sehr feine Glasstaub wurde durch Waschen des Griesses mit absolutem Alkohol weggespültl). Feines Pnlver ist von Staub schwieriger zu befreien als grobes, so dass man besser mit solchem arbeitet. Um eine im Vergleich zur Schichtdicke möglichst grosse Oberfläche des Griesses zu erhalten, wurde das Auslaugen in 500 ccm-Erlenmeyer. kolben ausgeführt. Nach beendetem Auslaugen und Abkühlen, wurde durch ein Schwarzbandfilter filtriert; ein aliquoter Teil des Filtrates wurde nach dem Ans~uern zur Trockne eingedampft; der Rückstand wurde geglüht und gewogen. Will man nur die basischen Bestandteile w~gen, so muss man zuvor die Kieselsäure mit Salzsäure oder Schwefel- s£ure ausf~llen und nach dem bekannten Verfahren abscheiden oder mit Flußs~ure und Schwefelsäure abrauchen. Es ist auf alle F~lle zu raten, die Alkalien als Sulfate oder Chloride zu w~gen und nicht als Carbonate. da diese beim Glühen an der Luft nicht eindeutig vorliegen. Eine Alkalibestimmung allein führt man zweckmäßig durch Titration mit 0,01 n-Salzsgure aus.

Bei niederer Auslaugungstemperatur, also bei weniger intensivem Angriff wird prozentual mehr Alkali und weniger Kiesels~ure gelöst als bei höherer Temperatur. Das Auslaugen wurde im und auf dem siedendeu Wasserbad, sowie in einem Salzbad von i07 ° C vorgenommen, wobei die zugehörigen Temperaturen des Auslaugewassers 98,5, 94 und 100 ° C betrugen.

Bei einer 12stündigen Versuchsdauer wurde stets zun/~chst ein s tärkerer Angriff beobachtet, der langsam abnahm, um nach einigen Stunden konstant zu werden oder eine best immte Neigung zur Zeit- ordinate anzunehmen. Letzteres bedeutet einen stetig steigenden Angriff. Gut vergleichbare Verhgltnisse werden dama vorliegen, wenn die Aus- laugezeit in den geraden Teil der Kurve f~llt. Nach den Diagrammen des Verfassers wgre 5 und mehr Stunden zu erhitzen. Auch hier wurde, ähnlich wie bei steigender Temperatur, mit zunehmender Auslaugezeit prozentual weniger Alkali und mehr Kiesels~ure gelöst.

Das Studium des Einflusses der Zeit auf die Angreifbarkeit des Glases zeitigte noch folgendes interessante Ergebnis. Der Glasangriff durch Wasser besteht offenbar in einer Hydrolyse der Silicatmoleküle der Ober- fläche, die dann in Lösung gehen. Die entstehende Alkalilösung wird ers t sekundgr und wegen ihrer grossen Verdünnung nur sehr wenig angreifen. Tr~gt man die für sehr kleine Zeiten nach dem Auslauge- beginn gewonnenen Alkali- und Si02-Werte graphisch auf, so wird eine Extrapolat ion auf die Zeit 0 das Verhö~ltnis Alkali: SiO e der Silicat- moleküle in der Glasoberfl~che, d. h. deren molekulare Zusammensetzung

1) Vergl. J. En[~, Glastechn. Ber. 5, 449 (1928).

Page 3: Prüfung und Analyse von Gläsern

2. Auf Handel, Industrie und Landwirtschaft bezügliche. 305

ergeben. Eine derartige Feinauslaugung führte bei einem best immten Glas zu dem Verhältnis 2 Na20 : l SiO2, entsprechend Na~SiO4-~olekülen oder (Na4SiO~)n-lV[olekülen. Ein näheres Studium dieser Verhältnisse wäre zu begrüssen.

R e x e r führte die Auslaugung des Glasgriesses ohne Rühren durch, weil er einen möglichst einfachen, leicht anwendbaren Arbeitsgang wünschte. Es ist aber zu erwarten, dass mit einem Rührer best immter Umdrehungszahl eine bessere Reproduzierbarkeit der Werte zu erhalten ist als ohne einen solchen. Es würde dabei auch die störende Erscheinung der ,Abdeckung" durch erst gelöste und dann ausgeflockte Si02-Hydrate vermieden, die zu einem Verbacken (ter Teilchen führen, wodurch das Eindringen des Wassers und die Diffusion der gelösten Alkalien und Säuren gehemmt wird. (E. E.)

Findet das Auslaugen bei I00 ° stat t , so ist ein geringes l~ühren der Substanz durch die Siedebewegung zwar gewährleistet, diese ist aber schwach und unregelmäßig. Der Fehler wird kleiner, wenn man mit gröberem Korn u~d viel Wasser auslaugt. Am besten würden l0 g Glasgriess nfit 100 ccm Wasser behandelt.

Der Einfluss des Verhältnisses der Grenzsiebdurchmesser ist aus folgender Tabelle zu ersehen.

Korngrösse Mittlerer Fehler Unregehnäßige Durchmesser aus 6 Unter- suchungen Körner

O/ O/ 111111 / 0 I 0

0,5 --1,0 0,5 ---0,75 0,75-- 1.0

Verhältnis der Grenzsieb- Gelöstes

durchmesser mg

1 : 2 34,4 1 : 1,5 37,8 1 : 1.33 32,2

6,4 4,9 3,6

21,7 18,7 1 7 , 0

Die Reproduzierbarkeit wächst mit kleiner werdendem Verhältnis der Durchmesser der Grenzsiebe. Engere Grenzsiebe bieten ausserdem den Vorteil einer grösseren Regelmäßigkeit der Körper.

Man erhält unterschiedliche Werte für die Angreifbarkeit eines Glases, je nachdem man ,F lächen" oder Stücke untersucht. Diese geben beim Zerkleinern Körner muschligen Bruchs, jene vorwiegend vieleckige Seheibchen. Die Oberflächen sind daher verschieden gross, wie durch photometrische Lichtdurchl£ssigkeitsmessungen festgestellt wurde. Lasst man auf eine grössere Anzahl Glaskörner Licht fallen, so wird dieses teilweise reflektiert, gebrochen und zerstreut. Die gemessene Lichtabsorption ist proportional der Rauhigkeit der Glaskörner. Es wurde gefunden, dass ,Substanzgriess" 1,2% weniger Licht durchli~sst, als ,Formflächengriess", dessen Oberfläche also kleiner ist als die des musehligen Griesses. Dieser wird daher einen höheren Wert der Angreif- barkeit geben, wie folgende Tabelle zeigt.

Ztschrft. f. anal. Chem. 88, 7. u. 8. Heft. 20

Page 4: Prüfung und Analyse von Gläsern

306 Bericht: Spezielle analytische Methoden.

Gelöstes Korn-

Art der Griessherstellung durchmesser (Vergleichs- zahlen)

m m , mg ö

1. Aus kompakter Masse . . . . . . 2. Aus dünnwandigen Kolben

a) Wandstärke etwa 0,3 mm b) , 0,4--0,6 , . c) , 0,6--3,0 , .

0,3--0,49 54,7

o,3--0,49 44,9 I~,3--0,49 35,8 0,3--0,49 40,2

100

82 89

100

Die Abweichung vom Substanzwert scheint um so grösser zu sein, je näher verwendete Korngrösse und Wandstärke beieinanderliegen.

Ausser diesem Einfluss der Oberfläche vermutet R e x e r noch eine spezifische Angreifbarkeit für jede Kornart, ohne darüber ~Ngheres aus- sagen zu können. Aus einer ausführlichen Studie von L. 1~. L n c e 1) wissen wir aber, dass die Krümmung eines festen Stoffes sein Reaktions- vermögen beträchtlich erhöht, was L u c e an chemischen und elektro- lytischen Beispielen beweisen konnte. Auf den musehligen Körnern ist die Anzahl der Kanten grösser als auf den flgchenhaften Körnern, was die Angreifbarkeit auch aus diesem Grunde erhöhen muss. (E. E.)

Bei gleicher Kornmenge findet mit feiner werdendem Korn ein weniger intensiver Angriff statt, wobei der Alkaligehalt des Wassers steigt, während der Kieselsäuregehalt sinkt. Der mittlere Fehler wird sowohl mit feiner werdendem Korn als auch mit wachsender Kornzahl geringer. Für einen Angriff auf Glas, der in die Tiefe gehen soll, wgMt man daher zweekmgBig geringe Mengen grobes Korn, für einen mehr oberflächlichen Angriff grössere Mengen feinen Korns.

Die Wärmevergangenheit des Glases fibt scheinbar keinen Einfluss auf die Angreifbarkeit aus. Es wurde die bemerkenswerte Beobachtung gemacht, dass Griess aus gespanntem Glas unter dem Polarisations- apparat ebenso wenig Spannung zeigt wie Griess aus entspanntem Glas. Die mechanische Beanspruchung bei der Zerkleinerung führt offenbar zu einer Entspannung. Unter dem Mikroskop macht der Griess aus dem ursprünglich gespannten Glas allerdings einen rauheren Eindruck. Diese andersartige Oberfläehenbesehaffenheit ist aber wohl zu geringfügig, um sieh auszuwirken.

Die von der D e u t s c h e n G l a s t e c h n i s c h e n G e s e l l s c h a f t genormte G r i e s s m e t h o d e ~) entspricht den Forderungen des Verfassers nur teilweise, ist aber als brauchbar anzusehen.

II . P r ü f u n g der G l a s f o r m f l ä c h e . Nach der Methode von F. M y l i u s a) wurde die Lösungsalkalität des Glases bei 800 C bestimmt.

1) Arm. der Phys. [10] 11, 167 (1929). - - 2) Bericht der Fachaus- schlisse der D e u t s c h e n G la s t eehn i s ehen Gese l l sehaf t , Faehaussehuss I, Nr. 3 (1926). - - a) Silicat-Ztsehrft. 1, 25 (1913); Ber. Deutsch. Chom. Ges. 22, 310 (t889); vergl, diese Ztsehrft. 65, 598 (1916); vergl, auch diese Ztsehrft. 82, 238 (1930).

Page 5: Prüfung und Analyse von Gläsern

2. Auf Handel, Industrie mld Landwirt.schaft bezügliehe. 307

~-euerdings werden einseitig zugesehmolzene Glasrohre von 1--2 cm

Durchmesser und 00--26 am Länge oder kleinere Hohlgef/isse mit kaltem, destillierten Wasser gefüllt, mit einem Porzellandeckel bedeckt und 3 Stunden in ein Bad von 100 ° C gehängt. Nach der Abkiihlung wird mit 0,01 n-Salzsäure und 5[ethylrot als lndikator titriert (1 ccm 0,01 n- Salzs/iurez0,31 «~~g Na20), wobei alle basischen Bestandteile wie Na20, K oO, CaO als NaeO berechnet werden. Die Alkalit/ttsangabe wird auf 100 qcm Oberfläche bezogen; danach ergibt sieh die Myl iussche Klassen- ordnung. Ein grosser Nachteil dieses Verfahrens ist, dass nur das ge- löste Alkali und dieses nicht eirmml in reiner ~Form erfasst wird, ein weiterer die Beschränkung auf eine bestimmte Gefässform. Will man dagegen nur die Alkalilöslichkeit wissen, so ist danach zu arbeiten. Es ist ja oft wichtig, geeignete Gläser zur Aufbewahrung von Chemi- kalien, die durch geringe Mengen Alkalien zerstört würden, zu erkennen. Wegen der C02-Empfindlichkeit des Methylrots ist. eine Korrektur der Werte durch Titration des verwendeten Wassers erforderlich. Die In- dikatorkonzentration soll 0,1 g ~{ethylrot auf 100 ccm Alkohol betragen. t~ e x e r arbeitete mit Glaskolben, die mit auf 80 o vorgewärmtem Wasser gefüllt und 3 Stunden in einem Bad von 81 ~z i ° belassen wurden. Der mittlere l~ehler betrug bei ungekütflten Gläsern 5--8~ó, bei gasgekfihlten hingegen 50~ó, wobei im letzteren Fall die Einzelfehler bis zu 200% aus- machten. Diese ausserordentliehen Abweichungen sind auf Reaktionen der l~lammengase mit dem Glas zurückzuführen. Man untersucht daher in der Technik, weml angängig, am besten nngekühlte Gläser, sowie elektrisch oder unter Aussehluss von Gasen gekfihlte G1/tser.

Die Auslaugewerte hängen ferner vom Sloannungszustand des Glases ab. Sie werden bei zunehmender Kühldauer und steigender Kükl temperatur für gewöhnlich im Gasraum gekühlte Gläser geringer, während sie für unter Gasaussohluss gekiihlte Gläser im allgemeinen steigen. Die erstere Erscheinung wird ebenfalls als Folge der angreifenden Kiihlgase gedeutet, deren Wirkung durch die zweite ermöglicht wird; diese ist auf eine Anreicherung von Alkali in der Oberfläohenschieht zurückzuführen, die noch zu deuten ist.

Die gesamte Auslaugbarkeit wird auch durch das Verh/iltnis Inhal t : Oberfläche (I: O) der Gefässe beeinflusst. Bei guten Gläsern geht" mit steigendem Verhältnis I : O weniger, bei G1/~sern mittlerer Qualität gleich viel und bei schlechten Gläsern mehr in Lösung. I m allgemeinen wird ein besseres Glas nicht mehr als 2 ecm 0,01 n-Salzs/iure zur Neutralisation des von t00 aem Wasser in 3 Stunden Ausgelaugten verbrauchen. Aus- laugewerte an Röhren oder kleinen Kolben stellen also Maximalwerte dar und sind daher ffir mittlere oder bessere Gläser brm~ehbar.

Die erwähnte Alkalianreieherung auf der Oberfläche von Glas, die sieh bei der Myl ius sehen Probe zu erkennen gibt, wurde "besonders untersucht. A. L e c r e n i e r 1) sowie E. W. W a s h b u r n 2) hat ten die Oberfläehenspannung von Gläsern gemes~n und dabei deren Erhöhung

1) Bull. see. chim. Belg. 84, 27 (1920). - - ~) Rec. Trav. ehim. Pays- ]3as 4. o, 686 (t923).

20*

Page 6: Prüfung und Analyse von Gläsern

308 Bericht: Spezielle analytische Methoden.

durch Si02-, CaO-, A12Oa-, MgO- und BaO-Zusätze und Erniedrigung durch Alkali und Borsäure festgestellt. Es ist daher nicht verwunderlich, dass das Glas in seinem Bestreben, die Oberfläche mit möglichst kleinem Energieinhalt zu bilden, Alkali in der Grenzfläche anreichert. Es gelang den Verfassern auch der gewichtsanalytische Nachweis dieser ,Alkali- seigerung", die bei grossen Kühlzeiten besonders auffällig ist. Die Alkali- anreicherung an der Oberfläche war ferner an einer erhöhten Wasser- hautleitfähigkeit zu erkennen und die entsprechende Verarmung an Alkali im Innern des Glases an einer Leitfähigkeitsverringerung. Zu den Messungen diente eine Apparatur nach M. F u l d a l ) . Die Leitfähig- keit ohne Wasserhaut wurde im Vakuum von 10 -3 bis 10 - 3 m m Hg gemessen.

Versuche über die Abhängigkeit der Auslaugbarkeit von der spe- zifischen Form der Glasgefässe zeigten im allgemeinen bei Kolben eine grössere Innenauslaugbarkeit gegenüber einer geringeren Aussenaus- laugbarkeit, dagegen gleiche Aussen- und Innenauslaugbarkeit bei Röhren.

Als besonders wichtiges Ergebnis ist den Untersuchungen zu ent- nehmen, dass die M y l i u s sche Probe je nach den Zwecken der zu prüfenden Gläser modifiziert werden muss, wenn es sich um genaue Beurteilung von deren Qualität handelt.

I I I . D ie A u t o k l a v e n p r o b e . Die zu untersuchenden gekühlten Gläser werden nach mechanischer Reinigung mit destilliertem Wasser abgespült, I Stunde bei 140 ° C getrocknet und gewogen. Es wurden dann in der Kuppe durchbohrte Kolben mit dem Hals nach unten in den auf 800 vorgewärmten Autoklaven hineingehängt, worauf die Temperatur möglichst rasch auf 120, bezw. t800 gesteigert ~~urde. Nach 3 Stunden wird durch Ventilöffnung schnell abgekühlt; die Gläser werden ~~deder bei 800 entnommen, mit heissem destillierten Wasser leicht abgespült, im Trockenschrank i Stunde bei i40 ° getroeknet und gewogen. Auf gleiche Anheiz- und Abkühlungsgeschwindigkeiten ist zu achten. Der mittlere Versuchsfehler beträgt 8--10°fo. Es wurde der Angriff schlechter, mittlerer und guter Gläser durch flüssiges und dampf- förmiges Wasser bei 120 und 180 ° C studiert.

B e x e r fand noch eine interessante a n a l y t i s c h e A n w e n d u n g des A u t o k l a v e n . Gläser mittlerer Qualität liessen sich unter 30--40 Atmo- sphären Druck bequem aufschliessen. Dazu war kein Platintiegel erforderlich, es genügte eine wesentlich billigere Schale aus Tantal. Das Glaspulver wurde mit wenig n-Natronlauge bedeckt. Dieser Auf- schluss war besonders vorteilhaft für s c h n e 11 e S 0 a- B e s t im m u n g e n i m Glase .

J. D. C a u w o o d , J. H. D a v i d s o n und V. D i m b l e b y 2) machen eine z u s ä t z l i c h e M i t t e i l u n g ü b e r die A n a l y s e v o n G l ä s e r n , w e l c h e P h o s p h a t e n t h a l t e n . Es ist nicht immer möglich, die Phosphorsäure durch AgNO 8 und Carbonat oder Bleiacetat und Carbonat

1) Sprechsaal 60, 769 (1927). - - 2) Journ. Soc. Glass Technol. 18, 270 (1929); durch Chem. Zentrbl. 101, I, 2468 (1930).

Page 7: Prüfung und Analyse von Gläsern

2. Auf Handel, Industrie und Landwirtschaft bezügliehe. 309

zu entfernen. Meistens gelingt aber die Fällung mit (NHd)2MoO«, dessen Überschuss durch Pb(N03) ~ gefällt wird• Der Übersehuss an Bleisalz wird mit H2S gefällt. In Gläsern ohne Blei und Barium kann PbMoO 4 in Gegenwart von Essigsäure gefällt werden unter der Voraussetzung, dass der Gehalt an R~O 3 6 - - 7 ~ nicht überschreitet. I s t dieses aber der Fall, so muss s ta t t Essigsänre Salzsäure genommen werden. Bei Pb- und Ba-haltigen Gläsern genügt dieses Verfahren nieht, man fällt Molybdän unter dieser Bedingung besser als Sulfid. E. E i n e c k e .

Allgemeines über Brennstotfuntersuehungen. V o r s c h l ä g e z u r N o r m u n g de r K o h l e - u n d T e e r u n t e r s u c h u n g e n hat vor längerer

• Zeit F. L a n d s b e r g 1) veröffentlicht. Er legt dabei besonderen Wert auf eine Bestimmung des Optimums an Bitumen-Ausbeute und -Be- schaffenheit und schlägt hierfür die Schwelung in der Drehtrommel nach F. F i s c h e r vor. Bauar t und Abmessungen müssen dabei auf Grund der bisherigen Erfahrungen in sämtlichen Einzelheiten vereinbart sein, um vergleichbare Werte zu erhalten. Infolge der verringerten Bedeutung dieses Problems und anderer neuerer Erkenntnisse kann auf das Original verwiesen werden.

Auf d e n E i n f l u s s de r K o r n g r ö s s e v o n K o h l e p r o b e n a u f die U n t e r s u e h u n g s e r g e b n i s s e hat D. J. W. K r e u l e n 2) hingewiesen. Zu diesen Untersuchungen wurden 13 Brennstoffe durch Mahlen soweit zerkleinert, dass sämtliche Teile durch ein Sieb mit 400 Masehen/qcm hin- durchgingen. Die so erhaltenen gepulverten Proben wurden mittels der Siebe B 20, B 30 und B 40 in drei Fraktionen zerlegt (400, 900, 1600 Masehen/qcm). Es wurde jeweils der Gehalt an Asche festgestellt und die Verkokungsprobe durchgeführt. Dabei zeigte es sieh, dass die Feinheit (ter gei)ulverten Kohleprobe eine Funktion der Härte darstellt. Bei reinen Kohlen besitzt die feinste Fraktion den höchsten Asehegehalt (Unter- schiede von 100~'o), bei unreinen Kohlen ist dagegen der Aschegehalt zumeist am höchsten bei der gröbsten Fraktion, wenn nicht besonders harte Kohlen vorliegen. Unreine Kohlen besitzen meist die gleiehe Feinheit wie reine Kohlen; auch hier bilden nur die harten Kohlesorten eine Ausnahme, die im unreinen Zustand feine Proben ergeben.

Aus feuchten Kohlen hergestellte pulverisierte Proben sind erheblich feiner als Proben der gleichen Kohlesorte, die im troeknen Zustand zer- kleinert wurde. Die Verteilung nach der Zerkleinerung im Mörser beträgt dabei im allgemeinen etwa gleiche Teile der verschiedenen Korngrössen. Ein ungesiebter Brennstoff enthält meist mehr Asche als der gesiebte.

Der aus verschiedenen Siebfraktionen einer Kohle hergestellte Koks ist in der Regel für die feinsten Fraktionen am stärksten gebläht, bei hohem Asehegehalt der Ausgangskohle dagegen sind es die gröbsten Fraktionen. Zahlreiche zusammengefasste Analysenergebnisse sind im Original in Tabellenform zusammengestellt.

Unter Heranziehung einer grossen Zahl fester BrennstoIfe konnte K. M a y e r a) zeigen, dass die Z a h l e n f ü r 1Reinkohle u n d H e i z w e r t

1) Stahl u. Eisen 40, 382 (1920). - - ~) Brermstoffehemie 5, 281 (1924). 3) Bremmtoffehemie 10, 377 (1929); durch Chem. Zentrbl. 101, I, 3130 (1930).