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Park’n’Science Der Newsletter für den WISSENSCHAFTSPARK POTSDAM-GOLM · Ausgabe 17 · Dezember 2016 PS Filigran – Wie Kalkschuppen entstehen Neue Biomaterialien aus Proteinen Holzschutzmittel der Zukunft Schwefelversorgung – Pflanzen setzen Prioritäten Neues zur Evolutions- geschichte Ehrungen Per- spektiven für den Stand- ort Golm Erfolgreicher Hightech-Transfertag Forschung kooperiert mit Wirtschaft Algen zurück aus dem Weltraum Start- hilfe von Potsdam Transfer Meldungen Termine

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Park’n’ScienceDer Newsletter für den WISSENSCHAFTSPARK POTSDAM-GOLM · Ausgabe 17 · Dezember 2016PS

Kalkalgen: Ein Adressschild für CalciumEin biochemischer Prozess steuert, welche Nanostrukturen inkalkbildenden Mikroorganismen entstehen

Wie lebende Zellen gezielt feste mineralische Strukturen aufbauen,haben Wissenschaftler der Max-Planck-Institute für Molekulare Pflanzen-physiologie und für Kolloid- und Grenzflächenforschung sowie des Geo-ForschungsZentrums Potsdam gemeinsam untersucht. Sie entdecktenbei ihren Forschungen an den Kalkschuppen der einzelligen Kalkalge Pleu-rochrysis carterae einen entscheidenden Mechanismus, wie diese filigra-nen Nano-Konstruktionen genau dort gebildet werden, wo sie gebrauchtwerden.

Die winzigen Kalkschuppen auf der Oberfläche der P. carterae besit-zen eine Bodenplatte, die aus organischem Material, vor allem Cellulose-fasern, besteht und wie ein Tortenboden von einem Rand eingefasst wird.An diesem Rand, und nur dort, sind abwechselnd Calcitkristalle, eine kri-stalline Form des Calciumcarbonats, mit zwei unterschiedlichen Formenangeordnet. Die Coccolithen werden im Inneren der Zelle in einem spe-ziellen Vesikel, einem von einer Membran umschlossenen Raum, gebildet.Die fertigen Coccolithen werden dann aus der Zelle ausgeschleust undim Coccolithenpanzer integriert, der jede Algenzelle umgibt.

„Wie sich die regelmäßige Struktur in dem speziellen Membranraumbildet, war bislang unklar“, sagt André Scheffel, Wissenschaftler am MPIfür Molekulare Pflanzenphysiologie und Leiter der aktuellen Studie. „Bis-her hielt man die chemische Struktur der Bodenplatte für ausschlagge-bend, damit sich die Kalkkristalle nur am Rand der Coccolithen bilden“.Die Forscher haben diese Vermutung nun mit Versuchen im Reagenzglaswiderlegt.

Wie die Experimente zeigten, bilden sich an der Bodenplatte alleine kei-ne Kristalle. „Damit die Kalkkristalle an der richtigen Stelle entstehen,kommt es interessanter Weise auf die löslichen negativ geladenen Viel-fachzucker an“, so Scheffel. Diese transportieren aber nur das positivge-ladene Calcium und kein Calciumcarbonat zum Rand der Bodenplatte undlagern sich mit ihm dort in Form kleiner Klümpchen ab. Die Proteine sindan der Navigation demnach unbeteiligt.

Wie die Forscher festgestellt haben, funktioniert die zielsichereZustellung nur mit Calcium, andere Metallionen wie Magnesiumoder Natrium verteilen die Polysaccharide wahllos auf der Boden-platte oder liefern sie dort gar nicht ab.

„Unsere Erkenntnisse sind wahrscheinlich nicht nur fürP. carterae relevant, sondern für alle Organismen, die Kalkverarbeiten: andere Kalkalgen, Muscheln und Seeigel“,sagt Scheffel.

„Möglicherweise handelt es sich sogar um einenMechanismus, der bei der Biomineralisation generelleine Rolle spielt, also auch bei der Bildung von Zähnen und Knochen.“ Denn auch hier ist bislangunklar, warum die mineralischen Kristalle dort ent-stehen, wo sie hingehören.

Das soll jetzt in der weiteren Forschung geklärtwerden. Interessant ist das nicht nur, weil Kalkalgenmit dem Kalk auch große Mengen Kohlendioxid bin-den und daher eine enorme ökologische Bedeutunghaben. Dahinter zu kommen, wie Meerestiere Kalk-Konstruktionen bauen, könnte auch für technischeAnwendungen nützlich sein. Die Kniffe der Natur dürf-ten nämlich auch Materialwissenschaftlern Anregungengeben, wie sich auf präzise Weise winzige Strukturen fürdie Nanotechnologie erzeugen lassen. ¢ MPI¢ Details: http://www.mpimp-golm.mpg.de/4084/pm

Filigran – Wie Kalkschuppen entstehen NeueBiomaterialien aus Proteinen Holzschutzmittelder Zukunft Schwefelversorgung – Pflanzensetzen Prioritäten Neues zur Evolutions -

geschichte Ehrungen Per-spektiven für den Stand-ort Golm ErfolgreicherHightech-Transfertag

Forschung kooperiert mitWirtschaft Algen zurückaus dem Weltraum Start-

hilfe von PotsdamTransfer Meldungen

Termine

Wachstum oder Schadensabwehr Wie Pflanzen bei Schwefelunterversorgung Prioritäten setzen

Schwefel ist essentiell für Pflanzen – er gehört zu den Makronährstof-fen. Davon benötigen Pflanzen relativ viel, um sich zu entwickeln. Sie nut-zen ihn aber auch für die Produktion von Verbindungen, die der Abwehrvon Krankheiten und Schädlingen dienen.

Und sie setzen dabei Prioritäten – bei Schwefelunterversorgung wirdder vorhandene Schwefel vorrangig für Wachstumsprozesse und nicht fürdie Krankheits- und Schädlingsabwehr genutzt.

Das hat eine Forschergruppe am Max-Planck-Institut für Molekula-re Pflanzenphysiologie um Dr. Rainer Hoefgen in Kooperation mit Wissen-schaftlern in Japan, den USA und Deutschland herausgefunden und inScience Advances (2016;2: e1601087) veröffentlicht.

Schwefel ist im Sekundärstoffwechsel am Aufbau von Vitaminen oderaber auch von Geschmacksstoffen beteiligt. Eine besondere Gruppe vonGeschmacksstoffen kommt bei Kreuzblütlern wie Raps oder Kohl vor,denen sie den charakteristischen bitteren Geschmack verleihen und bei-spielsweise beim Senf oder Meerrettich für die Schärfe sorgen. Diese Ver-bindungen werden als Glucosinolate oder Senfölglykoside bezeichnet.Eigentlich zur Abwehr produziert, haben sie aber – in Abhängigkeit derKonzentration – medizinisch nutzbare positive Effekte für den Menschen.Fayzeh Aarabi, Doktorandin in der Arbeitsgruppe um Dr. Hoefgen undErstautorin der Arbeit erläutert: „Senföle haben eine antibakterielle Wir-kung, krebshemmende Eigenschaften und nach neuesten Forschungenkönnten sie auch antidiabetisch wirken und Enzyme des Entgiftungsstoff-wechsels aktivieren“. Die Gruppe klärte den Wirkmechanismus auf, wiedie Biosynthese der Senfölglykoside gesteuert wird. Bei Schwefelmangelwerden zwei Regulatoren, genannt SDI 1und SDI 2 (nach sulfur deficien-cy induced) vermehrt erzeugt. Diese Regulatoren binden an sogenannteTranskriptionsfaktoren und verhindern so, dass die Proteine weiter her-gestellt werden, die die Synthese der Senfölglykoside in der Pflanze bewir-ken. Also werden unter Schwefelmangel so weniger Senföle hergestellt.Schafft die Pflanze es wieder Schwefel aufzunehmen, wird der Hem-mungsprozess schnell beendet. Implizit bedeutet dies, dass Arzneipflan-zen mit ausreichend Schwefel versorgt werden müssen, um ihre volleWirksamkeit zu entfalten. ¢ URS¢ Details: http://www.mpimp-golm.mpg.de/2089181/wachstum-oder-schadensabwehr

Neues zur Evolutionsgeschichte Weitgereiste Weidetiere und heimattreue Höhlenbären

Der Biologe Prof. Dr. Michael Hofreiter von der Universität Potsdamgehört zu einem Team von Wissenschaftlern, die Untersuchungen anarchäologischen Pferdeknochen und ausgestorbenen Höhlenbären durch-führen. Die Ergebnisse wurden im Wissenschaftsmagazin Current Biolo-gy und im Journal Molecular Ecology veröffentlicht.

Prof. Dr. Michael Hofreiter und Dr. Arne Ludwig vom Leibniz-Institutfür Zoo- und Wildtierforschung Berlin haben den Ursprung der so genann-ten Gaitkeeper-Mutation aufgeklärt. Diese Veränderung in der Sequenzeines Gens ermöglicht Pferden, neben Schritt, Trab und Galopp auchalternative Gangarten, wie Tölt oder Passgang, einzuschlagen. Dazu wur-den 350 archäologische Pferdeknochen untersucht, wobei in 90 der Kno-chen die Sequenz der relevanten Position bestimmt wurde.

Keines der Pferde vom europäischen Festland wies die Mutation auf,lediglich zwei Pferde aus dem 9. Jahrhundert aus dem nordenglischenYork und die Mehrheit der isländischen Pferde aus dieser Zeit trugen dieMutation. Die wahrscheinlichste Erklärung dafür ist, dass die Wikinger aufihrem Weg nach Island die Pferde nicht aus Skandinavien mitgebracht,sondern erst in England eingeladen haben. Den untersuchten skandina-vischen Pferden fehlte die Gaitkeeper-Mutation.

Der Befund ist deshalb so interessant, weil genetische Studien ander isländischen Bevölkerung zeigten, dass die Männer der ersten Sied-ler zwar aus Skandinavien kamen, die Frauen aber aus England. Es siehtalso so aus, als hätten die Wikinger auf ihrer Reise nach Island sowohlFrauen als auch Pferde aus England mitgenommen.

Wesentlich heimattreuer erwiesen sich die ausgestorbenen Höhlen-bären in Spanien. Eine Studie unter der Leitung von Dr. Gloria Gonzalez-Fortes und Dr. Axel Barlow ergab, dass Höhlenbären im Norden Spanienszum Winterschlaf immer wieder in ihre Geburtshöhle zurückkehrten. Beiden Untersuchungen des mitochondrialen Genoms zeigte sich, dass Tie-re aus der gleichen Höhle meistens extrem ähnliche, wenn auch nichtidentische Sequenzen aufwiesen. Bei 15 Braunbären aus anderen Höh-len fand sich kein solches Muster. Braunbären waren also wesentlich fle-xibler in der Wahl ihrer Winterquartiere. Diese größere Flexibilität dürfteeiner der Gründe sein, warum sie im Gegensatz zu Höhlenbären nicht aus-gestorben sind. Die Ergebnisse zeigen auch, dass mit Hilfe fossiler DNAnicht nur Verwandtschaftsverhältnisse, sondern auch Verhaltensweisenausgestorbener Arten entschlüsselt werden können. ¢ UP¢ Details: www.wisspark.de/news

Neue Biomaterialien ausProteinen Zwei neue Abteilungen am Fraunhofer IAP

Biomaterialien aus nachwachsenden Rohstoffen bilden seit fast 25 Jah-ren einen Schwerpunkt am Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymer-forschung IAP. Bisher lag der Fokus auf pflanzlichen Rohstoffen. Jetzt ent-wickeln die Forscher auch Biomaterialien aus Proteinen. Zwei neue Abtei-lungen befassen sich mit dem Thema.

„Funktionsintegrierte Polymerfilme“ sind der Schwerpunkt dergleichnamigen neu gebildeten Abteilung. Unter der Abteilungsleitung vonDr. Murat Tutuş erweiterte das Institut damit sein Forschungsspektrum.Konservierende Frischhaltefolien für die Verpackung frischer Nahrungs-mittel sind beispielsweise ein Thema: „Wir beschichten Folien mit natür-lichen Proteinen, die auf der Oberfläche des Lebensmittels konservierendwirken. Der Clou ist, dass das natürliche Konservierungsmittel selbst nichtin die Nahrung eindringt. Ein wichtiger Aspekt in Zeiten sinkender Kun-denakzeptanz für Konservierungsmittel“, erklärt Tutuş.

Die Nutzung von Keratinen aus Schlachtabfällen steht u. a. im Fokusder Abteilung „Funktionale Proteinsysteme/Biotechnologie“ unter derLeitung von IAP-Chef Prof. Alexander Böker. Keratine sind Strukturpro-teine, die nicht nur unseren Haaren die Form verleihen. Sie kommen zumBeispiel auch in Schnäbeln, Hufen, Fell oder Federn vor. „Normalerwei-se werden solche tierischen Reststoffe verbrannt oder zu Tierfutter ver-arbeitet. Wir möchten das Keratin aus den Schlachtabfällen nutzbarmachen, indem wir daraus Materialien entwickeln. Federn eignen sichdafür besonders, da sie zu etwa 90 Prozent aus Keratinen bestehen undeine sehr definierte Zusammensetzung haben“, erklärt der Biologe undChemiker Dr. Ruben R. Rosencrantz aus Bökers Team. Keratine könnenbeispielsweise Formaldehyd aus der Raumluft entfernen und somit alsFiltermaterial bei der Sanierung formaldehydbelasteter Gebäude einge-setzt werden. Zudem haben sie auch die Eigenschaft, Schwermetalle bin-den zu können.

Als Basis für einen Werkstoff bzw. ein Material werden Keratine bis-her noch nicht genutzt. Industriell wird das Strukturprotein beispielswei-se in Form eines Hydrolysats als Zusatzstoff in Shampoos eingesetzt. Seitetwa einem Jahr entwickelt das Forscherteam um Prof. Böker unter ande-rem Regeneratfasern aus Keratin. „Gerade erforschen wir geeignete Ver-fahren, um Keratin verspinnbar zu machen“, so Rosencrantz. Im instituts-eigenen Spinntechnikum greifen die Wissenschaftler dabei auf die Erfah-rungen des IAP im Bereich biobasierter Fasern aus Cellulose zurück. ¢ IAP¢ Details: http://www.iap.fraunhofer.de/Protein-Biomaterialien

Holz unter WasserkraftEin Modell, das beschreibt, wie viel Wasser Holz aufnimmt, könnte bei der Entwicklung neuer Holzschutzmittel helfen

Schon die römischen Bootsbauer der Antike bestrichen die Schiffsrümp-fe mit Pech, damit das Holz kein Wasser aufnimmt. Der natürliche Werk-stoff Holz muss noch immer für den Außeneinsatz imprägniert werden -inzwischen mit Creosoten, die aus dem mit Pech verwandtem Teergewonnen werden. Da diese Substanzen aber krebserregend sind, habendie Gesundheitsbehörden vieler Länder sie inzwischen weitgehend ver-boten.

Forscher suchen nun alternative Chemikalien, die Holz ebensoeffektiv schützen. „Diese Suche dürfte mit unserem Modell einfacherwerden“, sagt Luca Bertinetti, Wissenschaftler am Max-Planck-Institut fürKolloid- und Grenzflächenforschung. Wissenschaftler des MPI, des Insti-tutes de Chimie Séparative de Marcoule und der Universität Montpellierhaben mit einem mathematischen Modell beschrieben, wie der Wasser-gehalt die Eigenschaften des Holzes bestimmt.

Die Formel zeigt auf, wie viel Wasser Holzzellen, genauer gesagtderen Wände, abhängig von der relativen Luftfeuchtigkeit speichern. Siekann dabei auch wiedergeben, wie eine Substanz, mit der der natürlicheWerkstoff behandelt wird, die Wasseraufnahme beeinflusst. Die Formelerweitert nicht nur das Verständnis, wie Holz zu seinen mechanischenEigenschaften kommt, sondern könnte auch helfen, ungiftige Holz-schutzmittel zu entwickeln.

Die Formel ist aber nicht nur hilfreich für Forscher, die Holz vor derWasseraufnahme schützen wollen, sondern auch für jene, denen esgenau darum geht. Das Material speichert nämlich Energie, wenn es derWasserkraft ausgesetzt ist, und kann sie in mechanische Arbeit umset-zen. „Es ist denkbar, biologische Antriebe zu konstruieren, die nach die-sem Prinzip funktionieren“, sagt Luca Bertinetti.

Der Chemiker Luca Bertinetti arbeitet mit seinem Modell nun in eineandere Richtung weiter. Er möchte es nämlich an andere Pflanzengewe-be anpassen, deren Quellfähigkeit für biologische und technische Pro-zesse von Bedeutung ist. Einen Großteil dieser Arbeit hat er mit der For-mel für das Holz schon erledigt, denn schließlich enthält es schon allewichtigen Faktoren, die auch in anderen Geweben eine Rolle spielen.¢ KE/PH ¢ Details: www.wisspark.de/news

Strategien fürdie Zukunft –Platz für neueUnternehmenEs geht sichtbar voran im WissenschaftsparkPotsdam-Golm. Nachdem das Max-Planck-Insti-tut für Kolloid- und Grenzflächenforschung imvergangenen Jahr seinen Erweiterungsbau inBetrieb nahm, wird sich jetzt auch das MPI fürMolekulare Pflanzenphysiologie mit einembeachtlichen Anbau vergrößern. Die Bauarbei-ten haben im Sommer begonnen, die Überga-be ist im November 2018 geplant. Zuvor wurde

in diesem Jahr das neue Konferenzzentrum desFraunhofer-Instituts seiner Bestimmung überge-ben. Investitionen, die es den Instituten ermög-lichen, die Voraussetzungen für ihre Arbeit zuverbessern und weitere Möglichkeiten der wirt-schaftsnahen Forschung auszuloten. Einigeinteressante und vielfach beachtete For-schungsergebnisse der Golmer Institute stellenwir auch in diesem Newsletter vor.

Golm, der wichtigste Wissenschaftsstand-ort in Brandenburg, wird sich in den nächstenzehn Jahren weiter zu einem prosperierendenund konkurrenzfähigen Innovationspark entwik-keln. Dank der unermüdlichen Arbeit des Stand-ortmanagements unter Friedrich W. Winskowskiund der Resultate aus der vergleichenden Stu-die mit skandinavischen Standorten werdenderzeit beispielsweise die infrastrukturellen Vor-

aussetzungen für den Neubau eines zweitenTechnologie- und Gründerzentrums GO:IN 2geschaffen. Außerdem soll mit einer neuenStandortmanagement GmbH der so wichtigeBrückenschlag zwischen Wirtschaft und Wissen-schaft weiter vorangebracht werden. Zu ver-markten sind am Standort außerdem rund zehnHektar gewerbliche Erweiterungsflächen undvier Hektar baureife Ansiedlungsflächen. Langehat es gedauert, bis Stadt und Land die natio-nale und internationale Bedeutung des Wissen-schaftsstandortes als perspektivreich und för-derungswürdig erkannt haben. Doch nun gehtes voran. ¢

Ein geruhsames Weihnachtsfest und einenguten Start ins neue Jahr!Ellen Fehlow

Federn dienen Dr. Rosencrantz als Rohstoff für neue Materialien auf Keratinbasis.

Foto: Fraunhofer IAP

Ein Design wie vom Reißbrett: Kalkalgen wie Pleurochrysis carterae bilden

Kalkschuppen mit einer filigranen Nanostruktur. Wesentliche Details, wie diese

entsteht, hat nun ein Team um Forscher des Max-Planck-Instituts für Molekulare

Pflanzenphysiologie aufgeklärt.

Eine Kalkschuppe, Coccolith genannt, besteht aus einer Bodenplatte, die vor allem

aus Cellulose besteht und wie ein Tortenboden von einem Rand eingefasst wird. Am

Rand sind abwechseln Kalk-Kristalle mit zwei unterschiedlichen Formen angeordnet.

Fotos: © MPI-MP; MPI-KG

Wie viel Wasser Holz aufnimmt, hängt von verschiedenen Kräften ab, die den Quellpro-

zess fördern oder hemmen. Die Bilanz dieser Kräfte lässt sich mit dem Modell eines For-

scherteams aus Deutschland und Frankreich berechnen. Damit lässt sich auch vorhersa-

gen, wie Holzschutzmittel das Kräftegleichgewicht beeinflussen. © vovan/fotolia

Raps: Unter Schwefelmangel werden weniger Senföle hergestellt.

Foto: MPI-MP

Island-Pony im Tölt, einer Gangart, die nur Pferde beherrschen, die die Gaitkeeper-

Mutation tragen. Foto: Monika Reissmann

Page 2: PS - Max Planck Society

Park’n’ScienceDer Newsletter für den WISSENSCHAFTSPARK POTSDAM-GOLM · Ausgabe 17 · Dezember 2016PS

Kalkalgen: Ein Adressschild für CalciumEin biochemischer Prozess steuert, welche Nanostrukturen inkalkbildenden Mikroorganismen entstehen

Wie lebende Zellen gezielt feste mineralische Strukturen aufbauen,haben Wissenschaftler der Max-Planck-Institute für Molekulare Pflanzen-physiologie und für Kolloid- und Grenzflächenforschung sowie des Geo-ForschungsZentrums Potsdam gemeinsam untersucht. Sie entdecktenbei ihren Forschungen an den Kalkschuppen der einzelligen Kalkalge Pleu-rochrysis carterae einen entscheidenden Mechanismus, wie diese filigra-nen Nano-Konstruktionen genau dort gebildet werden, wo sie gebrauchtwerden.

Die winzigen Kalkschuppen auf der Oberfläche der P. carterae besit-zen eine Bodenplatte, die aus organischem Material, vor allem Cellulose-fasern, besteht und wie ein Tortenboden von einem Rand eingefasst wird.An diesem Rand, und nur dort, sind abwechselnd Calcitkristalle, eine kri-stalline Form des Calciumcarbonats, mit zwei unterschiedlichen Formenangeordnet. Die Coccolithen werden im Inneren der Zelle in einem spe-ziellen Vesikel, einem von einer Membran umschlossenen Raum, gebildet.Die fertigen Coccolithen werden dann aus der Zelle ausgeschleust undim Coccolithenpanzer integriert, der jede Algenzelle umgibt.

„Wie sich die regelmäßige Struktur in dem speziellen Membranraumbildet, war bislang unklar“, sagt André Scheffel, Wissenschaftler am MPIfür Molekulare Pflanzenphysiologie und Leiter der aktuellen Studie. „Bis-her hielt man die chemische Struktur der Bodenplatte für ausschlagge-bend, damit sich die Kalkkristalle nur am Rand der Coccolithen bilden“.Die Forscher haben diese Vermutung nun mit Versuchen im Reagenzglaswiderlegt.

Wie die Experimente zeigten, bilden sich an der Bodenplatte alleine kei-ne Kristalle. „Damit die Kalkkristalle an der richtigen Stelle entstehen,kommt es interessanter Weise auf die löslichen negativ geladenen Viel-fachzucker an“, so Scheffel. Diese transportieren aber nur das positivge-ladene Calcium und kein Calciumcarbonat zum Rand der Bodenplatte undlagern sich mit ihm dort in Form kleiner Klümpchen ab. Die Proteine sindan der Navigation demnach unbeteiligt.

Wie die Forscher festgestellt haben, funktioniert die zielsichereZustellung nur mit Calcium, andere Metallionen wie Magnesiumoder Natrium verteilen die Polysaccharide wahllos auf der Boden-platte oder liefern sie dort gar nicht ab.

„Unsere Erkenntnisse sind wahrscheinlich nicht nur fürP. carterae relevant, sondern für alle Organismen, die Kalkverarbeiten: andere Kalkalgen, Muscheln und Seeigel“,sagt Scheffel.

„Möglicherweise handelt es sich sogar um einenMechanismus, der bei der Biomineralisation generelleine Rolle spielt, also auch bei der Bildung von Zähnen und Knochen.“ Denn auch hier ist bislangunklar, warum die mineralischen Kristalle dort ent-stehen, wo sie hingehören.

Das soll jetzt in der weiteren Forschung geklärtwerden. Interessant ist das nicht nur, weil Kalkalgenmit dem Kalk auch große Mengen Kohlendioxid bin-den und daher eine enorme ökologische Bedeutunghaben. Dahinter zu kommen, wie Meerestiere Kalk-Konstruktionen bauen, könnte auch für technischeAnwendungen nützlich sein. Die Kniffe der Natur dürf-ten nämlich auch Materialwissenschaftlern Anregungengeben, wie sich auf präzise Weise winzige Strukturen fürdie Nanotechnologie erzeugen lassen. ¢ MPI¢ Details: http://www.mpimp-golm.mpg.de/4084/pm

Filigran – Wie Kalkschuppen entstehen NeueBiomaterialien aus Proteinen Holzschutzmittelder Zukunft Schwefelversorgung – Pflanzensetzen Prioritäten Neues zur Evolutions -

geschichte Ehrungen Per-spektiven für den Stand-ort Golm ErfolgreicherHightech-Transfertag

Forschung kooperiert mitWirtschaft Algen zurückaus dem Weltraum Start-

hilfe von PotsdamTransfer Meldungen

Termine

Wachstum oder Schadensabwehr Wie Pflanzen bei Schwefelunterversorgung Prioritäten setzen

Schwefel ist essentiell für Pflanzen – er gehört zu den Makronährstof-fen. Davon benötigen Pflanzen relativ viel, um sich zu entwickeln. Sie nut-zen ihn aber auch für die Produktion von Verbindungen, die der Abwehrvon Krankheiten und Schädlingen dienen.

Und sie setzen dabei Prioritäten – bei Schwefelunterversorgung wirdder vorhandene Schwefel vorrangig für Wachstumsprozesse und nicht fürdie Krankheits- und Schädlingsabwehr genutzt.

Das hat eine Forschergruppe am Max-Planck-Institut für Molekula-re Pflanzenphysiologie um Dr. Rainer Hoefgen in Kooperation mit Wissen-schaftlern in Japan, den USA und Deutschland herausgefunden und inScience Advances (2016;2: e1601087) veröffentlicht.

Schwefel ist im Sekundärstoffwechsel am Aufbau von Vitaminen oderaber auch von Geschmacksstoffen beteiligt. Eine besondere Gruppe vonGeschmacksstoffen kommt bei Kreuzblütlern wie Raps oder Kohl vor,denen sie den charakteristischen bitteren Geschmack verleihen und bei-spielsweise beim Senf oder Meerrettich für die Schärfe sorgen. Diese Ver-bindungen werden als Glucosinolate oder Senfölglykoside bezeichnet.Eigentlich zur Abwehr produziert, haben sie aber – in Abhängigkeit derKonzentration – medizinisch nutzbare positive Effekte für den Menschen.Fayzeh Aarabi, Doktorandin in der Arbeitsgruppe um Dr. Hoefgen undErstautorin der Arbeit erläutert: „Senföle haben eine antibakterielle Wir-kung, krebshemmende Eigenschaften und nach neuesten Forschungenkönnten sie auch antidiabetisch wirken und Enzyme des Entgiftungsstoff-wechsels aktivieren“. Die Gruppe klärte den Wirkmechanismus auf, wiedie Biosynthese der Senfölglykoside gesteuert wird. Bei Schwefelmangelwerden zwei Regulatoren, genannt SDI 1und SDI 2 (nach sulfur deficien-cy induced) vermehrt erzeugt. Diese Regulatoren binden an sogenannteTranskriptionsfaktoren und verhindern so, dass die Proteine weiter her-gestellt werden, die die Synthese der Senfölglykoside in der Pflanze bewir-ken. Also werden unter Schwefelmangel so weniger Senföle hergestellt.Schafft die Pflanze es wieder Schwefel aufzunehmen, wird der Hem-mungsprozess schnell beendet. Implizit bedeutet dies, dass Arzneipflan-zen mit ausreichend Schwefel versorgt werden müssen, um ihre volleWirksamkeit zu entfalten. ¢ URS¢ Details: http://www.mpimp-golm.mpg.de/2089181/wachstum-oder-schadensabwehr

Neues zur Evolutionsgeschichte Weitgereiste Weidetiere und heimattreue Höhlenbären

Der Biologe Prof. Dr. Michael Hofreiter von der Universität Potsdamgehört zu einem Team von Wissenschaftlern, die Untersuchungen anarchäologischen Pferdeknochen und ausgestorbenen Höhlenbären durch-führen. Die Ergebnisse wurden im Wissenschaftsmagazin Current Biolo-gy und im Journal Molecular Ecology veröffentlicht.

Prof. Dr. Michael Hofreiter und Dr. Arne Ludwig vom Leibniz-Institutfür Zoo- und Wildtierforschung Berlin haben den Ursprung der so genann-ten Gaitkeeper-Mutation aufgeklärt. Diese Veränderung in der Sequenzeines Gens ermöglicht Pferden, neben Schritt, Trab und Galopp auchalternative Gangarten, wie Tölt oder Passgang, einzuschlagen. Dazu wur-den 350 archäologische Pferdeknochen untersucht, wobei in 90 der Kno-chen die Sequenz der relevanten Position bestimmt wurde.

Keines der Pferde vom europäischen Festland wies die Mutation auf,lediglich zwei Pferde aus dem 9. Jahrhundert aus dem nordenglischenYork und die Mehrheit der isländischen Pferde aus dieser Zeit trugen dieMutation. Die wahrscheinlichste Erklärung dafür ist, dass die Wikinger aufihrem Weg nach Island die Pferde nicht aus Skandinavien mitgebracht,sondern erst in England eingeladen haben. Den untersuchten skandina-vischen Pferden fehlte die Gaitkeeper-Mutation.

Der Befund ist deshalb so interessant, weil genetische Studien ander isländischen Bevölkerung zeigten, dass die Männer der ersten Sied-ler zwar aus Skandinavien kamen, die Frauen aber aus England. Es siehtalso so aus, als hätten die Wikinger auf ihrer Reise nach Island sowohlFrauen als auch Pferde aus England mitgenommen.

Wesentlich heimattreuer erwiesen sich die ausgestorbenen Höhlen-bären in Spanien. Eine Studie unter der Leitung von Dr. Gloria Gonzalez-Fortes und Dr. Axel Barlow ergab, dass Höhlenbären im Norden Spanienszum Winterschlaf immer wieder in ihre Geburtshöhle zurückkehrten. Beiden Untersuchungen des mitochondrialen Genoms zeigte sich, dass Tie-re aus der gleichen Höhle meistens extrem ähnliche, wenn auch nichtidentische Sequenzen aufwiesen. Bei 15 Braunbären aus anderen Höh-len fand sich kein solches Muster. Braunbären waren also wesentlich fle-xibler in der Wahl ihrer Winterquartiere. Diese größere Flexibilität dürfteeiner der Gründe sein, warum sie im Gegensatz zu Höhlenbären nicht aus-gestorben sind. Die Ergebnisse zeigen auch, dass mit Hilfe fossiler DNAnicht nur Verwandtschaftsverhältnisse, sondern auch Verhaltensweisenausgestorbener Arten entschlüsselt werden können. ¢ UP¢ Details: www.wisspark.de/news

Neue Biomaterialien ausProteinen Zwei neue Abteilungen am Fraunhofer IAP

Biomaterialien aus nachwachsenden Rohstoffen bilden seit fast 25 Jah-ren einen Schwerpunkt am Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymer-forschung IAP. Bisher lag der Fokus auf pflanzlichen Rohstoffen. Jetzt ent-wickeln die Forscher auch Biomaterialien aus Proteinen. Zwei neue Abtei-lungen befassen sich mit dem Thema.

„Funktionsintegrierte Polymerfilme“ sind der Schwerpunkt dergleichnamigen neu gebildeten Abteilung. Unter der Abteilungsleitung vonDr. Murat Tutuş erweiterte das Institut damit sein Forschungsspektrum.Konservierende Frischhaltefolien für die Verpackung frischer Nahrungs-mittel sind beispielsweise ein Thema: „Wir beschichten Folien mit natür-lichen Proteinen, die auf der Oberfläche des Lebensmittels konservierendwirken. Der Clou ist, dass das natürliche Konservierungsmittel selbst nichtin die Nahrung eindringt. Ein wichtiger Aspekt in Zeiten sinkender Kun-denakzeptanz für Konservierungsmittel“, erklärt Tutuş.

Die Nutzung von Keratinen aus Schlachtabfällen steht u. a. im Fokusder Abteilung „Funktionale Proteinsysteme/Biotechnologie“ unter derLeitung von IAP-Chef Prof. Alexander Böker. Keratine sind Strukturpro-teine, die nicht nur unseren Haaren die Form verleihen. Sie kommen zumBeispiel auch in Schnäbeln, Hufen, Fell oder Federn vor. „Normalerwei-se werden solche tierischen Reststoffe verbrannt oder zu Tierfutter ver-arbeitet. Wir möchten das Keratin aus den Schlachtabfällen nutzbarmachen, indem wir daraus Materialien entwickeln. Federn eignen sichdafür besonders, da sie zu etwa 90 Prozent aus Keratinen bestehen undeine sehr definierte Zusammensetzung haben“, erklärt der Biologe undChemiker Dr. Ruben R. Rosencrantz aus Bökers Team. Keratine könnenbeispielsweise Formaldehyd aus der Raumluft entfernen und somit alsFiltermaterial bei der Sanierung formaldehydbelasteter Gebäude einge-setzt werden. Zudem haben sie auch die Eigenschaft, Schwermetalle bin-den zu können.

Als Basis für einen Werkstoff bzw. ein Material werden Keratine bis-her noch nicht genutzt. Industriell wird das Strukturprotein beispielswei-se in Form eines Hydrolysats als Zusatzstoff in Shampoos eingesetzt. Seitetwa einem Jahr entwickelt das Forscherteam um Prof. Böker unter ande-rem Regeneratfasern aus Keratin. „Gerade erforschen wir geeignete Ver-fahren, um Keratin verspinnbar zu machen“, so Rosencrantz. Im instituts-eigenen Spinntechnikum greifen die Wissenschaftler dabei auf die Erfah-rungen des IAP im Bereich biobasierter Fasern aus Cellulose zurück. ¢ IAP¢ Details: http://www.iap.fraunhofer.de/Protein-Biomaterialien

Holz unter WasserkraftEin Modell, das beschreibt, wie viel Wasser Holz aufnimmt, könnte bei der Entwicklung neuer Holzschutzmittel helfen

Schon die römischen Bootsbauer der Antike bestrichen die Schiffsrümp-fe mit Pech, damit das Holz kein Wasser aufnimmt. Der natürliche Werk-stoff Holz muss noch immer für den Außeneinsatz imprägniert werden -inzwischen mit Creosoten, die aus dem mit Pech verwandtem Teergewonnen werden. Da diese Substanzen aber krebserregend sind, habendie Gesundheitsbehörden vieler Länder sie inzwischen weitgehend ver-boten.

Forscher suchen nun alternative Chemikalien, die Holz ebensoeffektiv schützen. „Diese Suche dürfte mit unserem Modell einfacherwerden“, sagt Luca Bertinetti, Wissenschaftler am Max-Planck-Institut fürKolloid- und Grenzflächenforschung. Wissenschaftler des MPI, des Insti-tutes de Chimie Séparative de Marcoule und der Universität Montpellierhaben mit einem mathematischen Modell beschrieben, wie der Wasser-gehalt die Eigenschaften des Holzes bestimmt.

Die Formel zeigt auf, wie viel Wasser Holzzellen, genauer gesagtderen Wände, abhängig von der relativen Luftfeuchtigkeit speichern. Siekann dabei auch wiedergeben, wie eine Substanz, mit der der natürlicheWerkstoff behandelt wird, die Wasseraufnahme beeinflusst. Die Formelerweitert nicht nur das Verständnis, wie Holz zu seinen mechanischenEigenschaften kommt, sondern könnte auch helfen, ungiftige Holz-schutzmittel zu entwickeln.

Die Formel ist aber nicht nur hilfreich für Forscher, die Holz vor derWasseraufnahme schützen wollen, sondern auch für jene, denen esgenau darum geht. Das Material speichert nämlich Energie, wenn es derWasserkraft ausgesetzt ist, und kann sie in mechanische Arbeit umset-zen. „Es ist denkbar, biologische Antriebe zu konstruieren, die nach die-sem Prinzip funktionieren“, sagt Luca Bertinetti.

Der Chemiker Luca Bertinetti arbeitet mit seinem Modell nun in eineandere Richtung weiter. Er möchte es nämlich an andere Pflanzengewe-be anpassen, deren Quellfähigkeit für biologische und technische Pro-zesse von Bedeutung ist. Einen Großteil dieser Arbeit hat er mit der For-mel für das Holz schon erledigt, denn schließlich enthält es schon allewichtigen Faktoren, die auch in anderen Geweben eine Rolle spielen.¢ KE/PH ¢ Details: www.wisspark.de/news

Strategien fürdie Zukunft –Platz für neueUnternehmenEs geht sichtbar voran im WissenschaftsparkPotsdam-Golm. Nachdem das Max-Planck-Insti-tut für Kolloid- und Grenzflächenforschung imvergangenen Jahr seinen Erweiterungsbau inBetrieb nahm, wird sich jetzt auch das MPI fürMolekulare Pflanzenphysiologie mit einembeachtlichen Anbau vergrößern. Die Bauarbei-ten haben im Sommer begonnen, die Überga-be ist im November 2018 geplant. Zuvor wurde

in diesem Jahr das neue Konferenzzentrum desFraunhofer-Instituts seiner Bestimmung überge-ben. Investitionen, die es den Instituten ermög-lichen, die Voraussetzungen für ihre Arbeit zuverbessern und weitere Möglichkeiten der wirt-schaftsnahen Forschung auszuloten. Einigeinteressante und vielfach beachtete For-schungsergebnisse der Golmer Institute stellenwir auch in diesem Newsletter vor.

Golm, der wichtigste Wissenschaftsstand-ort in Brandenburg, wird sich in den nächstenzehn Jahren weiter zu einem prosperierendenund konkurrenzfähigen Innovationspark entwik-keln. Dank der unermüdlichen Arbeit des Stand-ortmanagements unter Friedrich W. Winskowskiund der Resultate aus der vergleichenden Stu-die mit skandinavischen Standorten werdenderzeit beispielsweise die infrastrukturellen Vor-

aussetzungen für den Neubau eines zweitenTechnologie- und Gründerzentrums GO:IN 2geschaffen. Außerdem soll mit einer neuenStandortmanagement GmbH der so wichtigeBrückenschlag zwischen Wirtschaft und Wissen-schaft weiter vorangebracht werden. Zu ver-markten sind am Standort außerdem rund zehnHektar gewerbliche Erweiterungsflächen undvier Hektar baureife Ansiedlungsflächen. Langehat es gedauert, bis Stadt und Land die natio-nale und internationale Bedeutung des Wissen-schaftsstandortes als perspektivreich und för-derungswürdig erkannt haben. Doch nun gehtes voran. ¢

Ein geruhsames Weihnachtsfest und einenguten Start ins neue Jahr!Ellen Fehlow

Federn dienen Dr. Rosencrantz als Rohstoff für neue Materialien auf Keratinbasis.

Foto: Fraunhofer IAP

Ein Design wie vom Reißbrett: Kalkalgen wie Pleurochrysis carterae bilden

Kalkschuppen mit einer filigranen Nanostruktur. Wesentliche Details, wie diese

entsteht, hat nun ein Team um Forscher des Max-Planck-Instituts für Molekulare

Pflanzenphysiologie aufgeklärt.

Eine Kalkschuppe, Coccolith genannt, besteht aus einer Bodenplatte, die vor allem

aus Cellulose besteht und wie ein Tortenboden von einem Rand eingefasst wird. Am

Rand sind abwechseln Kalk-Kristalle mit zwei unterschiedlichen Formen angeordnet.

Fotos: © MPI-MP; MPI-KG

Wie viel Wasser Holz aufnimmt, hängt von verschiedenen Kräften ab, die den Quellpro-

zess fördern oder hemmen. Die Bilanz dieser Kräfte lässt sich mit dem Modell eines For-

scherteams aus Deutschland und Frankreich berechnen. Damit lässt sich auch vorhersa-

gen, wie Holzschutzmittel das Kräftegleichgewicht beeinflussen. © vovan/fotolia

Raps: Unter Schwefelmangel werden weniger Senföle hergestellt.

Foto: MPI-MP

Island-Pony im Tölt, einer Gangart, die nur Pferde beherrschen, die die Gaitkeeper-

Mutation tragen. Foto: Monika Reissmann

Page 3: PS - Max Planck Society

Park’n’ScienceDer Newsletter für den WISSENSCHAFTSPARK POTSDAM-GOLM · Ausgabe 17 · Dezember 2016PS

Kalkalgen: Ein Adressschild für CalciumEin biochemischer Prozess steuert, welche Nanostrukturen inkalkbildenden Mikroorganismen entstehen

Wie lebende Zellen gezielt feste mineralische Strukturen aufbauen,haben Wissenschaftler der Max-Planck-Institute für Molekulare Pflanzen-physiologie und für Kolloid- und Grenzflächenforschung sowie des Geo-ForschungsZentrums Potsdam gemeinsam untersucht. Sie entdecktenbei ihren Forschungen an den Kalkschuppen der einzelligen Kalkalge Pleu-rochrysis carterae einen entscheidenden Mechanismus, wie diese filigra-nen Nano-Konstruktionen genau dort gebildet werden, wo sie gebrauchtwerden.

Die winzigen Kalkschuppen auf der Oberfläche der P. carterae besit-zen eine Bodenplatte, die aus organischem Material, vor allem Cellulose-fasern, besteht und wie ein Tortenboden von einem Rand eingefasst wird.An diesem Rand, und nur dort, sind abwechselnd Calcitkristalle, eine kri-stalline Form des Calciumcarbonats, mit zwei unterschiedlichen Formenangeordnet. Die Coccolithen werden im Inneren der Zelle in einem spe-ziellen Vesikel, einem von einer Membran umschlossenen Raum, gebildet.Die fertigen Coccolithen werden dann aus der Zelle ausgeschleust undim Coccolithenpanzer integriert, der jede Algenzelle umgibt.

„Wie sich die regelmäßige Struktur in dem speziellen Membranraumbildet, war bislang unklar“, sagt André Scheffel, Wissenschaftler am MPIfür Molekulare Pflanzenphysiologie und Leiter der aktuellen Studie. „Bis-her hielt man die chemische Struktur der Bodenplatte für ausschlagge-bend, damit sich die Kalkkristalle nur am Rand der Coccolithen bilden“.Die Forscher haben diese Vermutung nun mit Versuchen im Reagenzglaswiderlegt.

Wie die Experimente zeigten, bilden sich an der Bodenplatte alleine kei-ne Kristalle. „Damit die Kalkkristalle an der richtigen Stelle entstehen,kommt es interessanter Weise auf die löslichen negativ geladenen Viel-fachzucker an“, so Scheffel. Diese transportieren aber nur das positivge-ladene Calcium und kein Calciumcarbonat zum Rand der Bodenplatte undlagern sich mit ihm dort in Form kleiner Klümpchen ab. Die Proteine sindan der Navigation demnach unbeteiligt.

Wie die Forscher festgestellt haben, funktioniert die zielsichereZustellung nur mit Calcium, andere Metallionen wie Magnesiumoder Natrium verteilen die Polysaccharide wahllos auf der Boden-platte oder liefern sie dort gar nicht ab.

„Unsere Erkenntnisse sind wahrscheinlich nicht nur fürP. carterae relevant, sondern für alle Organismen, die Kalkverarbeiten: andere Kalkalgen, Muscheln und Seeigel“,sagt Scheffel.

„Möglicherweise handelt es sich sogar um einenMechanismus, der bei der Biomineralisation generelleine Rolle spielt, also auch bei der Bildung von Zähnen und Knochen.“ Denn auch hier ist bislangunklar, warum die mineralischen Kristalle dort ent-stehen, wo sie hingehören.

Das soll jetzt in der weiteren Forschung geklärtwerden. Interessant ist das nicht nur, weil Kalkalgenmit dem Kalk auch große Mengen Kohlendioxid bin-den und daher eine enorme ökologische Bedeutunghaben. Dahinter zu kommen, wie Meerestiere Kalk-Konstruktionen bauen, könnte auch für technischeAnwendungen nützlich sein. Die Kniffe der Natur dürf-ten nämlich auch Materialwissenschaftlern Anregungengeben, wie sich auf präzise Weise winzige Strukturen fürdie Nanotechnologie erzeugen lassen. ¢ MPI¢ Details: http://www.mpimp-golm.mpg.de/4084/pm

Filigran – Wie Kalkschuppen entstehen NeueBiomaterialien aus Proteinen Holzschutzmittelder Zukunft Schwefelversorgung – Pflanzensetzen Prioritäten Neues zur Evolutions -

geschichte Ehrungen Per-spektiven für den Stand-ort Golm ErfolgreicherHightech-Transfertag

Forschung kooperiert mitWirtschaft Algen zurückaus dem Weltraum Start-

hilfe von PotsdamTransfer Meldungen

Termine

Wachstum oder Schadensabwehr Wie Pflanzen bei Schwefelunterversorgung Prioritäten setzen

Schwefel ist essentiell für Pflanzen – er gehört zu den Makronährstof-fen. Davon benötigen Pflanzen relativ viel, um sich zu entwickeln. Sie nut-zen ihn aber auch für die Produktion von Verbindungen, die der Abwehrvon Krankheiten und Schädlingen dienen.

Und sie setzen dabei Prioritäten – bei Schwefelunterversorgung wirdder vorhandene Schwefel vorrangig für Wachstumsprozesse und nicht fürdie Krankheits- und Schädlingsabwehr genutzt.

Das hat eine Forschergruppe am Max-Planck-Institut für Molekula-re Pflanzenphysiologie um Dr. Rainer Hoefgen in Kooperation mit Wissen-schaftlern in Japan, den USA und Deutschland herausgefunden und inScience Advances (2016;2: e1601087) veröffentlicht.

Schwefel ist im Sekundärstoffwechsel am Aufbau von Vitaminen oderaber auch von Geschmacksstoffen beteiligt. Eine besondere Gruppe vonGeschmacksstoffen kommt bei Kreuzblütlern wie Raps oder Kohl vor,denen sie den charakteristischen bitteren Geschmack verleihen und bei-spielsweise beim Senf oder Meerrettich für die Schärfe sorgen. Diese Ver-bindungen werden als Glucosinolate oder Senfölglykoside bezeichnet.Eigentlich zur Abwehr produziert, haben sie aber – in Abhängigkeit derKonzentration – medizinisch nutzbare positive Effekte für den Menschen.Fayzeh Aarabi, Doktorandin in der Arbeitsgruppe um Dr. Hoefgen undErstautorin der Arbeit erläutert: „Senföle haben eine antibakterielle Wir-kung, krebshemmende Eigenschaften und nach neuesten Forschungenkönnten sie auch antidiabetisch wirken und Enzyme des Entgiftungsstoff-wechsels aktivieren“. Die Gruppe klärte den Wirkmechanismus auf, wiedie Biosynthese der Senfölglykoside gesteuert wird. Bei Schwefelmangelwerden zwei Regulatoren, genannt SDI 1und SDI 2 (nach sulfur deficien-cy induced) vermehrt erzeugt. Diese Regulatoren binden an sogenannteTranskriptionsfaktoren und verhindern so, dass die Proteine weiter her-gestellt werden, die die Synthese der Senfölglykoside in der Pflanze bewir-ken. Also werden unter Schwefelmangel so weniger Senföle hergestellt.Schafft die Pflanze es wieder Schwefel aufzunehmen, wird der Hem-mungsprozess schnell beendet. Implizit bedeutet dies, dass Arzneipflan-zen mit ausreichend Schwefel versorgt werden müssen, um ihre volleWirksamkeit zu entfalten. ¢ URS¢ Details: http://www.mpimp-golm.mpg.de/2089181/wachstum-oder-schadensabwehr

Neues zur Evolutionsgeschichte Weitgereiste Weidetiere und heimattreue Höhlenbären

Der Biologe Prof. Dr. Michael Hofreiter von der Universität Potsdamgehört zu einem Team von Wissenschaftlern, die Untersuchungen anarchäologischen Pferdeknochen und ausgestorbenen Höhlenbären durch-führen. Die Ergebnisse wurden im Wissenschaftsmagazin Current Biolo-gy und im Journal Molecular Ecology veröffentlicht.

Prof. Dr. Michael Hofreiter und Dr. Arne Ludwig vom Leibniz-Institutfür Zoo- und Wildtierforschung Berlin haben den Ursprung der so genann-ten Gaitkeeper-Mutation aufgeklärt. Diese Veränderung in der Sequenzeines Gens ermöglicht Pferden, neben Schritt, Trab und Galopp auchalternative Gangarten, wie Tölt oder Passgang, einzuschlagen. Dazu wur-den 350 archäologische Pferdeknochen untersucht, wobei in 90 der Kno-chen die Sequenz der relevanten Position bestimmt wurde.

Keines der Pferde vom europäischen Festland wies die Mutation auf,lediglich zwei Pferde aus dem 9. Jahrhundert aus dem nordenglischenYork und die Mehrheit der isländischen Pferde aus dieser Zeit trugen dieMutation. Die wahrscheinlichste Erklärung dafür ist, dass die Wikinger aufihrem Weg nach Island die Pferde nicht aus Skandinavien mitgebracht,sondern erst in England eingeladen haben. Den untersuchten skandina-vischen Pferden fehlte die Gaitkeeper-Mutation.

Der Befund ist deshalb so interessant, weil genetische Studien ander isländischen Bevölkerung zeigten, dass die Männer der ersten Sied-ler zwar aus Skandinavien kamen, die Frauen aber aus England. Es siehtalso so aus, als hätten die Wikinger auf ihrer Reise nach Island sowohlFrauen als auch Pferde aus England mitgenommen.

Wesentlich heimattreuer erwiesen sich die ausgestorbenen Höhlen-bären in Spanien. Eine Studie unter der Leitung von Dr. Gloria Gonzalez-Fortes und Dr. Axel Barlow ergab, dass Höhlenbären im Norden Spanienszum Winterschlaf immer wieder in ihre Geburtshöhle zurückkehrten. Beiden Untersuchungen des mitochondrialen Genoms zeigte sich, dass Tie-re aus der gleichen Höhle meistens extrem ähnliche, wenn auch nichtidentische Sequenzen aufwiesen. Bei 15 Braunbären aus anderen Höh-len fand sich kein solches Muster. Braunbären waren also wesentlich fle-xibler in der Wahl ihrer Winterquartiere. Diese größere Flexibilität dürfteeiner der Gründe sein, warum sie im Gegensatz zu Höhlenbären nicht aus-gestorben sind. Die Ergebnisse zeigen auch, dass mit Hilfe fossiler DNAnicht nur Verwandtschaftsverhältnisse, sondern auch Verhaltensweisenausgestorbener Arten entschlüsselt werden können. ¢ UP¢ Details: www.wisspark.de/news

Neue Biomaterialien ausProteinen Zwei neue Abteilungen am Fraunhofer IAP

Biomaterialien aus nachwachsenden Rohstoffen bilden seit fast 25 Jah-ren einen Schwerpunkt am Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymer-forschung IAP. Bisher lag der Fokus auf pflanzlichen Rohstoffen. Jetzt ent-wickeln die Forscher auch Biomaterialien aus Proteinen. Zwei neue Abtei-lungen befassen sich mit dem Thema.

„Funktionsintegrierte Polymerfilme“ sind der Schwerpunkt dergleichnamigen neu gebildeten Abteilung. Unter der Abteilungsleitung vonDr. Murat Tutuş erweiterte das Institut damit sein Forschungsspektrum.Konservierende Frischhaltefolien für die Verpackung frischer Nahrungs-mittel sind beispielsweise ein Thema: „Wir beschichten Folien mit natür-lichen Proteinen, die auf der Oberfläche des Lebensmittels konservierendwirken. Der Clou ist, dass das natürliche Konservierungsmittel selbst nichtin die Nahrung eindringt. Ein wichtiger Aspekt in Zeiten sinkender Kun-denakzeptanz für Konservierungsmittel“, erklärt Tutuş.

Die Nutzung von Keratinen aus Schlachtabfällen steht u. a. im Fokusder Abteilung „Funktionale Proteinsysteme/Biotechnologie“ unter derLeitung von IAP-Chef Prof. Alexander Böker. Keratine sind Strukturpro-teine, die nicht nur unseren Haaren die Form verleihen. Sie kommen zumBeispiel auch in Schnäbeln, Hufen, Fell oder Federn vor. „Normalerwei-se werden solche tierischen Reststoffe verbrannt oder zu Tierfutter ver-arbeitet. Wir möchten das Keratin aus den Schlachtabfällen nutzbarmachen, indem wir daraus Materialien entwickeln. Federn eignen sichdafür besonders, da sie zu etwa 90 Prozent aus Keratinen bestehen undeine sehr definierte Zusammensetzung haben“, erklärt der Biologe undChemiker Dr. Ruben R. Rosencrantz aus Bökers Team. Keratine könnenbeispielsweise Formaldehyd aus der Raumluft entfernen und somit alsFiltermaterial bei der Sanierung formaldehydbelasteter Gebäude einge-setzt werden. Zudem haben sie auch die Eigenschaft, Schwermetalle bin-den zu können.

Als Basis für einen Werkstoff bzw. ein Material werden Keratine bis-her noch nicht genutzt. Industriell wird das Strukturprotein beispielswei-se in Form eines Hydrolysats als Zusatzstoff in Shampoos eingesetzt. Seitetwa einem Jahr entwickelt das Forscherteam um Prof. Böker unter ande-rem Regeneratfasern aus Keratin. „Gerade erforschen wir geeignete Ver-fahren, um Keratin verspinnbar zu machen“, so Rosencrantz. Im instituts-eigenen Spinntechnikum greifen die Wissenschaftler dabei auf die Erfah-rungen des IAP im Bereich biobasierter Fasern aus Cellulose zurück. ¢ IAP¢ Details: http://www.iap.fraunhofer.de/Protein-Biomaterialien

Holz unter WasserkraftEin Modell, das beschreibt, wie viel Wasser Holz aufnimmt, könnte bei der Entwicklung neuer Holzschutzmittel helfen

Schon die römischen Bootsbauer der Antike bestrichen die Schiffsrümp-fe mit Pech, damit das Holz kein Wasser aufnimmt. Der natürliche Werk-stoff Holz muss noch immer für den Außeneinsatz imprägniert werden -inzwischen mit Creosoten, die aus dem mit Pech verwandtem Teergewonnen werden. Da diese Substanzen aber krebserregend sind, habendie Gesundheitsbehörden vieler Länder sie inzwischen weitgehend ver-boten.

Forscher suchen nun alternative Chemikalien, die Holz ebensoeffektiv schützen. „Diese Suche dürfte mit unserem Modell einfacherwerden“, sagt Luca Bertinetti, Wissenschaftler am Max-Planck-Institut fürKolloid- und Grenzflächenforschung. Wissenschaftler des MPI, des Insti-tutes de Chimie Séparative de Marcoule und der Universität Montpellierhaben mit einem mathematischen Modell beschrieben, wie der Wasser-gehalt die Eigenschaften des Holzes bestimmt.

Die Formel zeigt auf, wie viel Wasser Holzzellen, genauer gesagtderen Wände, abhängig von der relativen Luftfeuchtigkeit speichern. Siekann dabei auch wiedergeben, wie eine Substanz, mit der der natürlicheWerkstoff behandelt wird, die Wasseraufnahme beeinflusst. Die Formelerweitert nicht nur das Verständnis, wie Holz zu seinen mechanischenEigenschaften kommt, sondern könnte auch helfen, ungiftige Holz-schutzmittel zu entwickeln.

Die Formel ist aber nicht nur hilfreich für Forscher, die Holz vor derWasseraufnahme schützen wollen, sondern auch für jene, denen esgenau darum geht. Das Material speichert nämlich Energie, wenn es derWasserkraft ausgesetzt ist, und kann sie in mechanische Arbeit umset-zen. „Es ist denkbar, biologische Antriebe zu konstruieren, die nach die-sem Prinzip funktionieren“, sagt Luca Bertinetti.

Der Chemiker Luca Bertinetti arbeitet mit seinem Modell nun in eineandere Richtung weiter. Er möchte es nämlich an andere Pflanzengewe-be anpassen, deren Quellfähigkeit für biologische und technische Pro-zesse von Bedeutung ist. Einen Großteil dieser Arbeit hat er mit der For-mel für das Holz schon erledigt, denn schließlich enthält es schon allewichtigen Faktoren, die auch in anderen Geweben eine Rolle spielen.¢ KE/PH ¢ Details: www.wisspark.de/news

Strategien fürdie Zukunft –Platz für neueUnternehmenEs geht sichtbar voran im WissenschaftsparkPotsdam-Golm. Nachdem das Max-Planck-Insti-tut für Kolloid- und Grenzflächenforschung imvergangenen Jahr seinen Erweiterungsbau inBetrieb nahm, wird sich jetzt auch das MPI fürMolekulare Pflanzenphysiologie mit einembeachtlichen Anbau vergrößern. Die Bauarbei-ten haben im Sommer begonnen, die Überga-be ist im November 2018 geplant. Zuvor wurde

in diesem Jahr das neue Konferenzzentrum desFraunhofer-Instituts seiner Bestimmung überge-ben. Investitionen, die es den Instituten ermög-lichen, die Voraussetzungen für ihre Arbeit zuverbessern und weitere Möglichkeiten der wirt-schaftsnahen Forschung auszuloten. Einigeinteressante und vielfach beachtete For-schungsergebnisse der Golmer Institute stellenwir auch in diesem Newsletter vor.

Golm, der wichtigste Wissenschaftsstand-ort in Brandenburg, wird sich in den nächstenzehn Jahren weiter zu einem prosperierendenund konkurrenzfähigen Innovationspark entwik-keln. Dank der unermüdlichen Arbeit des Stand-ortmanagements unter Friedrich W. Winskowskiund der Resultate aus der vergleichenden Stu-die mit skandinavischen Standorten werdenderzeit beispielsweise die infrastrukturellen Vor-

aussetzungen für den Neubau eines zweitenTechnologie- und Gründerzentrums GO:IN 2geschaffen. Außerdem soll mit einer neuenStandortmanagement GmbH der so wichtigeBrückenschlag zwischen Wirtschaft und Wissen-schaft weiter vorangebracht werden. Zu ver-markten sind am Standort außerdem rund zehnHektar gewerbliche Erweiterungsflächen undvier Hektar baureife Ansiedlungsflächen. Langehat es gedauert, bis Stadt und Land die natio-nale und internationale Bedeutung des Wissen-schaftsstandortes als perspektivreich und för-derungswürdig erkannt haben. Doch nun gehtes voran. ¢

Ein geruhsames Weihnachtsfest und einenguten Start ins neue Jahr!Ellen Fehlow

Federn dienen Dr. Rosencrantz als Rohstoff für neue Materialien auf Keratinbasis.

Foto: Fraunhofer IAP

Ein Design wie vom Reißbrett: Kalkalgen wie Pleurochrysis carterae bilden

Kalkschuppen mit einer filigranen Nanostruktur. Wesentliche Details, wie diese

entsteht, hat nun ein Team um Forscher des Max-Planck-Instituts für Molekulare

Pflanzenphysiologie aufgeklärt.

Eine Kalkschuppe, Coccolith genannt, besteht aus einer Bodenplatte, die vor allem

aus Cellulose besteht und wie ein Tortenboden von einem Rand eingefasst wird. Am

Rand sind abwechseln Kalk-Kristalle mit zwei unterschiedlichen Formen angeordnet.

Fotos: © MPI-MP; MPI-KG

Wie viel Wasser Holz aufnimmt, hängt von verschiedenen Kräften ab, die den Quellpro-

zess fördern oder hemmen. Die Bilanz dieser Kräfte lässt sich mit dem Modell eines For-

scherteams aus Deutschland und Frankreich berechnen. Damit lässt sich auch vorhersa-

gen, wie Holzschutzmittel das Kräftegleichgewicht beeinflussen. © vovan/fotolia

Raps: Unter Schwefelmangel werden weniger Senföle hergestellt.

Foto: MPI-MP

Island-Pony im Tölt, einer Gangart, die nur Pferde beherrschen, die die Gaitkeeper-

Mutation tragen. Foto: Monika Reissmann

Page 4: PS - Max Planck Society

Park’n’ScienceDer Newsletter für den WISSENSCHAFTSPARK POTSDAM-GOLM · Ausgabe 17 · Dezember 2016PS

Kalkalgen: Ein Adressschild für CalciumEin biochemischer Prozess steuert, welche Nanostrukturen inkalkbildenden Mikroorganismen entstehen

Wie lebende Zellen gezielt feste mineralische Strukturen aufbauen,haben Wissenschaftler der Max-Planck-Institute für Molekulare Pflanzen-physiologie und für Kolloid- und Grenzflächenforschung sowie des Geo-ForschungsZentrums Potsdam gemeinsam untersucht. Sie entdecktenbei ihren Forschungen an den Kalkschuppen der einzelligen Kalkalge Pleu-rochrysis carterae einen entscheidenden Mechanismus, wie diese filigra-nen Nano-Konstruktionen genau dort gebildet werden, wo sie gebrauchtwerden.

Die winzigen Kalkschuppen auf der Oberfläche der P. carterae besit-zen eine Bodenplatte, die aus organischem Material, vor allem Cellulose-fasern, besteht und wie ein Tortenboden von einem Rand eingefasst wird.An diesem Rand, und nur dort, sind abwechselnd Calcitkristalle, eine kri-stalline Form des Calciumcarbonats, mit zwei unterschiedlichen Formenangeordnet. Die Coccolithen werden im Inneren der Zelle in einem spe-ziellen Vesikel, einem von einer Membran umschlossenen Raum, gebildet.Die fertigen Coccolithen werden dann aus der Zelle ausgeschleust undim Coccolithenpanzer integriert, der jede Algenzelle umgibt.

„Wie sich die regelmäßige Struktur in dem speziellen Membranraumbildet, war bislang unklar“, sagt André Scheffel, Wissenschaftler am MPIfür Molekulare Pflanzenphysiologie und Leiter der aktuellen Studie. „Bis-her hielt man die chemische Struktur der Bodenplatte für ausschlagge-bend, damit sich die Kalkkristalle nur am Rand der Coccolithen bilden“.Die Forscher haben diese Vermutung nun mit Versuchen im Reagenzglaswiderlegt.

Wie die Experimente zeigten, bilden sich an der Bodenplatte alleine kei-ne Kristalle. „Damit die Kalkkristalle an der richtigen Stelle entstehen,kommt es interessanter Weise auf die löslichen negativ geladenen Viel-fachzucker an“, so Scheffel. Diese transportieren aber nur das positivge-ladene Calcium und kein Calciumcarbonat zum Rand der Bodenplatte undlagern sich mit ihm dort in Form kleiner Klümpchen ab. Die Proteine sindan der Navigation demnach unbeteiligt.

Wie die Forscher festgestellt haben, funktioniert die zielsichereZustellung nur mit Calcium, andere Metallionen wie Magnesiumoder Natrium verteilen die Polysaccharide wahllos auf der Boden-platte oder liefern sie dort gar nicht ab.

„Unsere Erkenntnisse sind wahrscheinlich nicht nur fürP. carterae relevant, sondern für alle Organismen, die Kalkverarbeiten: andere Kalkalgen, Muscheln und Seeigel“,sagt Scheffel.

„Möglicherweise handelt es sich sogar um einenMechanismus, der bei der Biomineralisation generelleine Rolle spielt, also auch bei der Bildung von Zähnen und Knochen.“ Denn auch hier ist bislangunklar, warum die mineralischen Kristalle dort ent-stehen, wo sie hingehören.

Das soll jetzt in der weiteren Forschung geklärtwerden. Interessant ist das nicht nur, weil Kalkalgenmit dem Kalk auch große Mengen Kohlendioxid bin-den und daher eine enorme ökologische Bedeutunghaben. Dahinter zu kommen, wie Meerestiere Kalk-Konstruktionen bauen, könnte auch für technischeAnwendungen nützlich sein. Die Kniffe der Natur dürf-ten nämlich auch Materialwissenschaftlern Anregungengeben, wie sich auf präzise Weise winzige Strukturen fürdie Nanotechnologie erzeugen lassen. ¢ MPI¢ Details: http://www.mpimp-golm.mpg.de/4084/pm

Filigran – Wie Kalkschuppen entstehen NeueBiomaterialien aus Proteinen Holzschutzmittelder Zukunft Schwefelversorgung – Pflanzensetzen Prioritäten Neues zur Evolutions -

geschichte Ehrungen Per-spektiven für den Stand-ort Golm ErfolgreicherHightech-Transfertag

Forschung kooperiert mitWirtschaft Algen zurückaus dem Weltraum Start-

hilfe von PotsdamTransfer Meldungen

Termine

Wachstum oder Schadensabwehr Wie Pflanzen bei Schwefelunterversorgung Prioritäten setzen

Schwefel ist essentiell für Pflanzen – er gehört zu den Makronährstof-fen. Davon benötigen Pflanzen relativ viel, um sich zu entwickeln. Sie nut-zen ihn aber auch für die Produktion von Verbindungen, die der Abwehrvon Krankheiten und Schädlingen dienen.

Und sie setzen dabei Prioritäten – bei Schwefelunterversorgung wirdder vorhandene Schwefel vorrangig für Wachstumsprozesse und nicht fürdie Krankheits- und Schädlingsabwehr genutzt.

Das hat eine Forschergruppe am Max-Planck-Institut für Molekula-re Pflanzenphysiologie um Dr. Rainer Hoefgen in Kooperation mit Wissen-schaftlern in Japan, den USA und Deutschland herausgefunden und inScience Advances (2016;2: e1601087) veröffentlicht.

Schwefel ist im Sekundärstoffwechsel am Aufbau von Vitaminen oderaber auch von Geschmacksstoffen beteiligt. Eine besondere Gruppe vonGeschmacksstoffen kommt bei Kreuzblütlern wie Raps oder Kohl vor,denen sie den charakteristischen bitteren Geschmack verleihen und bei-spielsweise beim Senf oder Meerrettich für die Schärfe sorgen. Diese Ver-bindungen werden als Glucosinolate oder Senfölglykoside bezeichnet.Eigentlich zur Abwehr produziert, haben sie aber – in Abhängigkeit derKonzentration – medizinisch nutzbare positive Effekte für den Menschen.Fayzeh Aarabi, Doktorandin in der Arbeitsgruppe um Dr. Hoefgen undErstautorin der Arbeit erläutert: „Senföle haben eine antibakterielle Wir-kung, krebshemmende Eigenschaften und nach neuesten Forschungenkönnten sie auch antidiabetisch wirken und Enzyme des Entgiftungsstoff-wechsels aktivieren“. Die Gruppe klärte den Wirkmechanismus auf, wiedie Biosynthese der Senfölglykoside gesteuert wird. Bei Schwefelmangelwerden zwei Regulatoren, genannt SDI 1und SDI 2 (nach sulfur deficien-cy induced) vermehrt erzeugt. Diese Regulatoren binden an sogenannteTranskriptionsfaktoren und verhindern so, dass die Proteine weiter her-gestellt werden, die die Synthese der Senfölglykoside in der Pflanze bewir-ken. Also werden unter Schwefelmangel so weniger Senföle hergestellt.Schafft die Pflanze es wieder Schwefel aufzunehmen, wird der Hem-mungsprozess schnell beendet. Implizit bedeutet dies, dass Arzneipflan-zen mit ausreichend Schwefel versorgt werden müssen, um ihre volleWirksamkeit zu entfalten. ¢ URS¢ Details: http://www.mpimp-golm.mpg.de/2089181/wachstum-oder-schadensabwehr

Neues zur Evolutionsgeschichte Weitgereiste Weidetiere und heimattreue Höhlenbären

Der Biologe Prof. Dr. Michael Hofreiter von der Universität Potsdamgehört zu einem Team von Wissenschaftlern, die Untersuchungen anarchäologischen Pferdeknochen und ausgestorbenen Höhlenbären durch-führen. Die Ergebnisse wurden im Wissenschaftsmagazin Current Biolo-gy und im Journal Molecular Ecology veröffentlicht.

Prof. Dr. Michael Hofreiter und Dr. Arne Ludwig vom Leibniz-Institutfür Zoo- und Wildtierforschung Berlin haben den Ursprung der so genann-ten Gaitkeeper-Mutation aufgeklärt. Diese Veränderung in der Sequenzeines Gens ermöglicht Pferden, neben Schritt, Trab und Galopp auchalternative Gangarten, wie Tölt oder Passgang, einzuschlagen. Dazu wur-den 350 archäologische Pferdeknochen untersucht, wobei in 90 der Kno-chen die Sequenz der relevanten Position bestimmt wurde.

Keines der Pferde vom europäischen Festland wies die Mutation auf,lediglich zwei Pferde aus dem 9. Jahrhundert aus dem nordenglischenYork und die Mehrheit der isländischen Pferde aus dieser Zeit trugen dieMutation. Die wahrscheinlichste Erklärung dafür ist, dass die Wikinger aufihrem Weg nach Island die Pferde nicht aus Skandinavien mitgebracht,sondern erst in England eingeladen haben. Den untersuchten skandina-vischen Pferden fehlte die Gaitkeeper-Mutation.

Der Befund ist deshalb so interessant, weil genetische Studien ander isländischen Bevölkerung zeigten, dass die Männer der ersten Sied-ler zwar aus Skandinavien kamen, die Frauen aber aus England. Es siehtalso so aus, als hätten die Wikinger auf ihrer Reise nach Island sowohlFrauen als auch Pferde aus England mitgenommen.

Wesentlich heimattreuer erwiesen sich die ausgestorbenen Höhlen-bären in Spanien. Eine Studie unter der Leitung von Dr. Gloria Gonzalez-Fortes und Dr. Axel Barlow ergab, dass Höhlenbären im Norden Spanienszum Winterschlaf immer wieder in ihre Geburtshöhle zurückkehrten. Beiden Untersuchungen des mitochondrialen Genoms zeigte sich, dass Tie-re aus der gleichen Höhle meistens extrem ähnliche, wenn auch nichtidentische Sequenzen aufwiesen. Bei 15 Braunbären aus anderen Höh-len fand sich kein solches Muster. Braunbären waren also wesentlich fle-xibler in der Wahl ihrer Winterquartiere. Diese größere Flexibilität dürfteeiner der Gründe sein, warum sie im Gegensatz zu Höhlenbären nicht aus-gestorben sind. Die Ergebnisse zeigen auch, dass mit Hilfe fossiler DNAnicht nur Verwandtschaftsverhältnisse, sondern auch Verhaltensweisenausgestorbener Arten entschlüsselt werden können. ¢ UP¢ Details: www.wisspark.de/news

Neue Biomaterialien ausProteinen Zwei neue Abteilungen am Fraunhofer IAP

Biomaterialien aus nachwachsenden Rohstoffen bilden seit fast 25 Jah-ren einen Schwerpunkt am Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymer-forschung IAP. Bisher lag der Fokus auf pflanzlichen Rohstoffen. Jetzt ent-wickeln die Forscher auch Biomaterialien aus Proteinen. Zwei neue Abtei-lungen befassen sich mit dem Thema.

„Funktionsintegrierte Polymerfilme“ sind der Schwerpunkt dergleichnamigen neu gebildeten Abteilung. Unter der Abteilungsleitung vonDr. Murat Tutuş erweiterte das Institut damit sein Forschungsspektrum.Konservierende Frischhaltefolien für die Verpackung frischer Nahrungs-mittel sind beispielsweise ein Thema: „Wir beschichten Folien mit natür-lichen Proteinen, die auf der Oberfläche des Lebensmittels konservierendwirken. Der Clou ist, dass das natürliche Konservierungsmittel selbst nichtin die Nahrung eindringt. Ein wichtiger Aspekt in Zeiten sinkender Kun-denakzeptanz für Konservierungsmittel“, erklärt Tutuş.

Die Nutzung von Keratinen aus Schlachtabfällen steht u. a. im Fokusder Abteilung „Funktionale Proteinsysteme/Biotechnologie“ unter derLeitung von IAP-Chef Prof. Alexander Böker. Keratine sind Strukturpro-teine, die nicht nur unseren Haaren die Form verleihen. Sie kommen zumBeispiel auch in Schnäbeln, Hufen, Fell oder Federn vor. „Normalerwei-se werden solche tierischen Reststoffe verbrannt oder zu Tierfutter ver-arbeitet. Wir möchten das Keratin aus den Schlachtabfällen nutzbarmachen, indem wir daraus Materialien entwickeln. Federn eignen sichdafür besonders, da sie zu etwa 90 Prozent aus Keratinen bestehen undeine sehr definierte Zusammensetzung haben“, erklärt der Biologe undChemiker Dr. Ruben R. Rosencrantz aus Bökers Team. Keratine könnenbeispielsweise Formaldehyd aus der Raumluft entfernen und somit alsFiltermaterial bei der Sanierung formaldehydbelasteter Gebäude einge-setzt werden. Zudem haben sie auch die Eigenschaft, Schwermetalle bin-den zu können.

Als Basis für einen Werkstoff bzw. ein Material werden Keratine bis-her noch nicht genutzt. Industriell wird das Strukturprotein beispielswei-se in Form eines Hydrolysats als Zusatzstoff in Shampoos eingesetzt. Seitetwa einem Jahr entwickelt das Forscherteam um Prof. Böker unter ande-rem Regeneratfasern aus Keratin. „Gerade erforschen wir geeignete Ver-fahren, um Keratin verspinnbar zu machen“, so Rosencrantz. Im instituts-eigenen Spinntechnikum greifen die Wissenschaftler dabei auf die Erfah-rungen des IAP im Bereich biobasierter Fasern aus Cellulose zurück. ¢ IAP¢ Details: http://www.iap.fraunhofer.de/Protein-Biomaterialien

Holz unter WasserkraftEin Modell, das beschreibt, wie viel Wasser Holz aufnimmt, könnte bei der Entwicklung neuer Holzschutzmittel helfen

Schon die römischen Bootsbauer der Antike bestrichen die Schiffsrümp-fe mit Pech, damit das Holz kein Wasser aufnimmt. Der natürliche Werk-stoff Holz muss noch immer für den Außeneinsatz imprägniert werden -inzwischen mit Creosoten, die aus dem mit Pech verwandtem Teergewonnen werden. Da diese Substanzen aber krebserregend sind, habendie Gesundheitsbehörden vieler Länder sie inzwischen weitgehend ver-boten.

Forscher suchen nun alternative Chemikalien, die Holz ebensoeffektiv schützen. „Diese Suche dürfte mit unserem Modell einfacherwerden“, sagt Luca Bertinetti, Wissenschaftler am Max-Planck-Institut fürKolloid- und Grenzflächenforschung. Wissenschaftler des MPI, des Insti-tutes de Chimie Séparative de Marcoule und der Universität Montpellierhaben mit einem mathematischen Modell beschrieben, wie der Wasser-gehalt die Eigenschaften des Holzes bestimmt.

Die Formel zeigt auf, wie viel Wasser Holzzellen, genauer gesagtderen Wände, abhängig von der relativen Luftfeuchtigkeit speichern. Siekann dabei auch wiedergeben, wie eine Substanz, mit der der natürlicheWerkstoff behandelt wird, die Wasseraufnahme beeinflusst. Die Formelerweitert nicht nur das Verständnis, wie Holz zu seinen mechanischenEigenschaften kommt, sondern könnte auch helfen, ungiftige Holz-schutzmittel zu entwickeln.

Die Formel ist aber nicht nur hilfreich für Forscher, die Holz vor derWasseraufnahme schützen wollen, sondern auch für jene, denen esgenau darum geht. Das Material speichert nämlich Energie, wenn es derWasserkraft ausgesetzt ist, und kann sie in mechanische Arbeit umset-zen. „Es ist denkbar, biologische Antriebe zu konstruieren, die nach die-sem Prinzip funktionieren“, sagt Luca Bertinetti.

Der Chemiker Luca Bertinetti arbeitet mit seinem Modell nun in eineandere Richtung weiter. Er möchte es nämlich an andere Pflanzengewe-be anpassen, deren Quellfähigkeit für biologische und technische Pro-zesse von Bedeutung ist. Einen Großteil dieser Arbeit hat er mit der For-mel für das Holz schon erledigt, denn schließlich enthält es schon allewichtigen Faktoren, die auch in anderen Geweben eine Rolle spielen.¢ KE/PH ¢ Details: www.wisspark.de/news

Strategien fürdie Zukunft –Platz für neueUnternehmenEs geht sichtbar voran im WissenschaftsparkPotsdam-Golm. Nachdem das Max-Planck-Insti-tut für Kolloid- und Grenzflächenforschung imvergangenen Jahr seinen Erweiterungsbau inBetrieb nahm, wird sich jetzt auch das MPI fürMolekulare Pflanzenphysiologie mit einembeachtlichen Anbau vergrößern. Die Bauarbei-ten haben im Sommer begonnen, die Überga-be ist im November 2018 geplant. Zuvor wurde

in diesem Jahr das neue Konferenzzentrum desFraunhofer-Instituts seiner Bestimmung überge-ben. Investitionen, die es den Instituten ermög-lichen, die Voraussetzungen für ihre Arbeit zuverbessern und weitere Möglichkeiten der wirt-schaftsnahen Forschung auszuloten. Einigeinteressante und vielfach beachtete For-schungsergebnisse der Golmer Institute stellenwir auch in diesem Newsletter vor.

Golm, der wichtigste Wissenschaftsstand-ort in Brandenburg, wird sich in den nächstenzehn Jahren weiter zu einem prosperierendenund konkurrenzfähigen Innovationspark entwik-keln. Dank der unermüdlichen Arbeit des Stand-ortmanagements unter Friedrich W. Winskowskiund der Resultate aus der vergleichenden Stu-die mit skandinavischen Standorten werdenderzeit beispielsweise die infrastrukturellen Vor-

aussetzungen für den Neubau eines zweitenTechnologie- und Gründerzentrums GO:IN 2geschaffen. Außerdem soll mit einer neuenStandortmanagement GmbH der so wichtigeBrückenschlag zwischen Wirtschaft und Wissen-schaft weiter vorangebracht werden. Zu ver-markten sind am Standort außerdem rund zehnHektar gewerbliche Erweiterungsflächen undvier Hektar baureife Ansiedlungsflächen. Langehat es gedauert, bis Stadt und Land die natio-nale und internationale Bedeutung des Wissen-schaftsstandortes als perspektivreich und för-derungswürdig erkannt haben. Doch nun gehtes voran. ¢

Ein geruhsames Weihnachtsfest und einenguten Start ins neue Jahr!Ellen Fehlow

Federn dienen Dr. Rosencrantz als Rohstoff für neue Materialien auf Keratinbasis.

Foto: Fraunhofer IAP

Ein Design wie vom Reißbrett: Kalkalgen wie Pleurochrysis carterae bilden

Kalkschuppen mit einer filigranen Nanostruktur. Wesentliche Details, wie diese

entsteht, hat nun ein Team um Forscher des Max-Planck-Instituts für Molekulare

Pflanzenphysiologie aufgeklärt.

Eine Kalkschuppe, Coccolith genannt, besteht aus einer Bodenplatte, die vor allem

aus Cellulose besteht und wie ein Tortenboden von einem Rand eingefasst wird. Am

Rand sind abwechseln Kalk-Kristalle mit zwei unterschiedlichen Formen angeordnet.

Fotos: © MPI-MP; MPI-KG

Wie viel Wasser Holz aufnimmt, hängt von verschiedenen Kräften ab, die den Quellpro-

zess fördern oder hemmen. Die Bilanz dieser Kräfte lässt sich mit dem Modell eines For-

scherteams aus Deutschland und Frankreich berechnen. Damit lässt sich auch vorhersa-

gen, wie Holzschutzmittel das Kräftegleichgewicht beeinflussen. © vovan/fotolia

Raps: Unter Schwefelmangel werden weniger Senföle hergestellt.

Foto: MPI-MP

Island-Pony im Tölt, einer Gangart, die nur Pferde beherrschen, die die Gaitkeeper-

Mutation tragen. Foto: Monika Reissmann

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Auf dem Weg in die Zukunft!

Forschungsexpertisen und fachliche Kompe-tenzen an den universitären und außeruniversi-tären Einrichtungen bieten große Chancen füreinen Zukunftsvorsprung. Ausgangspunkt vielereinfallsreicher Visionen sind die facettenrei-chen Projekte der Universität. Ein Beispiel dafürist das Start-up TeneTRIO. TeneTRIO hat dieErnährungszukunft zu ihrer Passion gemacht.Die erfolgreichen Gründerinnen beschäftigtensich im Rahmen ihrer Arbeit schon länger mitdem Thema „International Nutrition“. Bei derVorbereitung einer Summer School entwickel-ten Dr. Ina M. Henkel, Katrin Kühn und SabrinaJaap, die Idee ein eigenes Projekt zum Thema„Future Food“ zu starten. TeneTRIO entwickelt

Hundesnacks aus essbaren Insekten. Die ent-haltenen Mehlwürmer weisen einen hohenNährstoffgehalt auf, verbrauchen in der Zuchtjedoch nur ein Minimum an Ressourcen im Ver-gleich zu konventionellen Fleischlieferanten.

Unterstützt wurde TeneTRIO von PotsdamTransfer dem Gründungs- und Transferzentrumder Universität Potsdam. Das Zentrum veran-staltet regelmäßig verschiedene Workshops fürangehende Start-ups und Transferprojekte.„Das Wichtigste ist unserer Meinung nach dasTeam“, sagt Ina Henkel von TeneTRIO. PotsdamTransfer hat für solche Bedürfnisse das Grün-derspeedmatching konzipiert. Beim Gründer-speedmatching treffen Start-up-Ideen auf Grün-dungsinteressierte mit individuellem Know-how.

„Wenn die Zeit es erlaubt, sollte mannichts überstürzen, sondern die Idee ausrei-chend durchdenken und fokussieren. Hierbeiwar die Hilfe des Gründungsservice Gold wert“,

so Ina Henkel weiter. Die Impulse für das eige-ne Start-up können sehr unterschiedlich sein,wie das Beispiel von TeneTRIO zeigt. Auf demWeg zur erfolgreichen Geschäftsidee bietetPotsdam Transfer daher umfassende Bera-tungs-, Coaching- und Finanzierungsangebote.Eine Terminvereinbarung ist jederzeit möglichunter [email protected] ¢

Vaxxilon „Science Start-up des Jahres 2016“

Unter dem Motto „Brücken bauen, Grenzenüberwinden“ stellten auf dem Wissenschafts-wettbewerb Falling Walls Venture in Berlin 23Start-Up-Unternehmen ihre Forschungsprojek-te vor. Das von Max-Planck-Innovation nomi-nierte Unternehmen Vaxxilon ging daraus alsGewinner hervor und wurde für die Entwicklungeines Kohlenhydrat-basierten Wirkstoffs als„Science Start-up of the year 2016“ ausge-zeichnet. Der neue Wirkstoff soll Impfungengegen bakterielle Infektionen in Zukunft billigermachen und so auch in ärmeren Ländern denZugang zu Impfstoffen verbessern. ¢

Dr. Hans Riegel-Fachpreise fürherausragende Abiturienten

17 Schülerinnen und Schüler des Landes Bran-denburg wurden mit dem Dr. Hans Riegel-Fach-preis 2016 für ihre herausragenden Seminarar-beiten in einem der Fächer Biologie, Chemie,Geografie, Informatik, Mathematik oder Physikausgezeichnet.

Die Preisträger wurden von der Mathema-tisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Uni-versität Potsdam in Kooperation mit der Dr.Hans Riegel-Stiftung aus 115 Bewerbern ausge-sucht. Die Ausschreibung der Fachpreise solldazu beitragen, potenzielle Studierende für diesogenannten MINT-Fächer Mathematik, Infor-

matik, Naturwissenschaften und Technik zubegeistern. Bewerbungsschluss für die nächsteRunde ist der 5. Februar 2017. ¢

Ehrungen und Preise der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät

Dr. Sophia Rudorf, Gruppenleiterin am Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenfor-schung, erhielt den mit insgesamt 1500 Eurodotierten Michelson-Preis für die beste Promo-tion auf dem Gebiet der Theoretischen Biologi-schen Physik im akademischen Jahr 2015/2016.Sie teilt sich den Preis mit Dr. Giovanni Confor-ti, der den Preis für seine hervorragenden Lei-stungen auf dem Gebiet der Stochastik erhält.Den Jacob-Jacobi-Preis erhielt der Doktorand im

Graduiertenkolleg NatRiskChange Berry Boes-senkool. Er hat sein Geoökologie-Studium mitder Masternote 1,1 abgeschlossen. Mit demLeopold-von-Buch-Bachelorpreis wurde JohannaKrüger ausgezeichnet. Sie hat ihr Bachelorstu-dium der Biowissenschaften mit der Note 1,2absolviert. Die Fakultätspreise für herausragen-de Lehre erhalten Prof. Dr. Ralph Gräf, Institutfür Biochemie und Biologie, Prof. Dr. ManfredRolfes, Institut für Geographie, und Dr. Maik Hei-stermann, Institut für Erd- und Umweltwissen-schaften. Als Science Teacher of the Year wur-de die Biologie- und Chemielehrerin am Gymna-sium „Am Burgwall“ in Treuenbrietzen, KatrinFritsch, ausgezeichnet. ¢

Niedersächsischer Staatspreis

Prof. Dr. Alessandra Buonanno, Prof. Dr. BruceAllen und Prof. Dr. Karsten Danzmann erhieltenden mit 35 000 Euro dotierten Niedersächsi-schen Staatspreis. Alessandra Buonanno istDirektorin am Max-Planck-Institut für Gravitati-onsphysik in Potsdam. Ihre beiden KollegenBruce Allen und Karsten Danzmann sind Direk-toren am selben Institut am Standort Hannoverund Professoren an der Leibniz Universität Han-nover. Die drei Wissenschaftler wurden für ihrefundamentalen Beiträge zur Entdeckung vonGravitationswellen geehrt. ¢

Sofja Kovalevskaja-Preise

Sieben internationale Forschertalente erhieltenim November die mit jeweils bis zu 1,65 Millio-nen Euro dotierten renommierten Preise derAlexander von Humboldt-Stiftung - zwei davonforschen künftig in Potsdam. Die Physikerin Dr.Safa Shoai von der University of Queensland,Australien, gebürtige Iranerin, wird fünf Jahrelang am Institut für Physik und Astronomie derUniversität Potsdam als Gast von Prof. Dr. Die-ter Neher forschen.

Dr. Michal Heller wird mit dem Preisgeld amMax-Planck-Institut für Gravitationsphysik(Albert-Einstein-Institut, AEI) ab Dezember 2016eine Forschungsgruppe aufbauen und an derFrage forschen, ob unsere dreidimensionaleWelt in Wirklichkeit ein Hologramm ist. ¢

ERC Starting Grant für ChristophRademacher

Dr. Christoph Rade-macher, Arbeitsgrup-penleiter in der Abtei-lung BiomolekulareSysteme am Max-Planck-Institut für Kol-loid- und Grenzflä-chenforschung, willmit dem renommier-ten Preis des Europäi-

schen Forschungsrates - rund 1,5 MillionenEuro über eine Laufzeit von fünf Jahren - seineForschungsaktivitäten auf die Grundlagenfor-schung im Bereich der Glykobiologie erweitern.Seit 2011 leitet Rademacher die Arbeitsgruppe„Strukturelle Glykobiologie”. Das Team ausinternationalen Wissenschaftlern entwickelt ziel-gerichtete Transportsysteme, die bei der Krebs-immuntherapie eingesetzt werden könnten. MitHilfe von spezifischen kleinen Molekülen, wel-che an die Rezeptoren der Immunzellen binden,wird eine Aufnahme der definierten Nanoparti-kel ermöglicht. Ziel ist es, dass diese Nanopar-tikel die körpereigenen Immunzellen so aktivie-ren, dass Krebszellen zerstört werden. ¢

Algen im Weltraum

Illustre „Reisegruppe“ von zweijährigemAufenthalt an der ISS zurück

Zwei Organismen aus der CCCryo Biobank desFraunhofer-Instituts für Zelltherapie und Immu-nologie am Standort Potsdam-Golm sind vonihrem beinahe zwei Jahre andauerndem Aufent-halt auf der internationalen Raumstation ISSzurückgekehrt. Sie waren Teil einer illustren„Reisegruppe“ von Urbakterien, Algen, Flech-ten, Moosen und Pilzen, die einen Großteil der

Zeit an der Außenseite der ISS verbrachthaben. Im Rahmen des vom Deutschen Luft-und Raumfahrtzentrums DLR unter der Leitungvon Dr. Jean-Pierre de Vera koordinierten Pro-jekts BIOMEX (Biology and Mars-Experiment)wurden die Proben extremen Bedingungen aus-gesetzt : Vakuum, ultravioletter und kosmischerStrahlung, starken Temperaturschwankungen,niedriger Druck.

Die gute Nachricht: beide Organismen, dievon Dr. Thomas Leya vom Institutsteil Bioana-lytik und Bioprozesse des Fraunhofer IZI-BBwährend Expeditionen in die Antarktis und nachSpitzbergen gesammelt wurden, haben dieTestbedingungen auf der Flugmission sehr gutüberstanden.

Die Stämme des Cyanobakteriums Nostoc sp.und der Grünalge Sphaerocystis sp. wurden inspeziellen Halterungen auf der Außenseite derWeltraumstation ISS über eineinhalb Jahre spe-zifizierten Raumbedingungen ausgesetzt. DieAnpassungsstrategien der Algen gilt es nunaufzuklären und in eine industrielle Anwendungzu überführen. Im Fokus stehen dabei zur Zeitbesonders die Kosmetik- und Lebensmittel-branche.

Die Arbeitsgruppe Extremophilenforschung& Biobank CCCryo unter der Leitung von Dr.Thomas Leya ist seit vielen Jahren mit derErforschung der Anpassungsstrategien kryophi-ler (kälteliebender) Algen beschäftigt. „DieseOrganismen haben sich auf der Erde in ihremnatürlichen Lebensraum den extremenUmweltbedingungen der polaren Gebiete (Käl-te, Trockenheit, zeitweise totale Dunkelheit imWinter oder auch 24 h Dauerlicht im Sommer)sehr gut angepasst. Dass sie Austrocknung,Hitze bis +60 °C, Kälte bis -25 °C und auchharte UV-Strahlung in bestimmtem Maße gutüberstehen, das wussten wir schon aus Versu-chen, die vor der Raummission am DLR in Ber-lin und Köln in Simulationsversuchen durchge-führt wurden“, so Dr. Leya. Auf Basis dieserersten Untersuchungen wurde vermutet, dasssie auch noch extremere Bedingungen überle-ben können, eben solche, wie sie im erdnahenOrbit oder noch verstärkt im All herrschen. ¢IZI-BB

Mission

Die Proben von der ISS bildeten nach knapp 2 Wochen

Kultur neue Populationen. Die Grünalge (obere 2 Rei-

hen) bildete nach einiger Zeit auch wieder orange-far-

bene Dauerstadien, während das Cyanobakterium

(untere 2 Reihen) die typische petrol-farbenen Kolonien

heranwachsen ließ.

Beste Perspektiven für denWissenschaftsstandortPotsdam-Golm

„Golm wird in den nächsten zehn Jahren eininternational führender Innovations- und Inve-stitionsstandort“. Der Geschäftsführer desStandortmanagements, Friedrich W. Wins-kowski, seit Jahren unermüdlich, wenn es dar-um geht, Kräfte und Interessen zu bündeln unddie Entwicklung des Wissenschaftsparks durchgezielten Ausbau der Infrastruktur zu befördern,bestätigt die Perspektive: „ Alle, die an diesemProzess beteiligt sind, haben Einfluss und set-zen die Pläne um.“

Die „Task Force“ unter Mitwirkung desStandortmanagements, der Stadt Potsdam, derUniversität Potsdam, aller außeruniversitärenAnrainerinstitute, verschiedener brandenburgi-scher Ministerien, der ZAB ZukunftsAgenturBrandenburg und der Investitionsbank des Lan-des Brandenburg treiben die Weiterentwicklungdes Standorts voran. Nicht unerheblich für diejetzige Entwicklung war eine vergleichende Stu-die, die die internationale Konkurrenzfähigkeitdes Wissenschaftsstandortes bestätigte undEmpfehlungen für zukünftige Aktivitäten gab.Um die jetzt zügig und koordiniert umzusetzen,

wollen die Landeshauptstadt Potsdam und dieUniversität Potsdam gemeinsam das Standort-management neu aufstellen und die Ansiedlungforschungsnaher Produktion vorantreiben.

In der neuen Struktur sollen neben demGeschäftsführer mehrere qualifizierte Mitarbei-ter ein umfangreiches Beratungs- und Service-angebot bereitstellen, Gründungen und Techno-logietransfer unterstützen aber vor allem dieWeichen für Innovationen am Standort stellen.

Eine bestehende Gesellschaft der StadtPotsdam soll zudem die Flächenentwicklungund das Flächenmanagement professionell aus-richten. Ein wichtiges Neubauvorhaben ist dasGO:IN 2 mit Büro- und Laborflächen, welchesbereits Ende 2018 bezugsfertig sein wird. ZehnHektar Gewerbegrundstücke und weitere Rest-flächen werden erschlossen, die Infrastruktur

muss weiter verbessert werden. Das betrifftbedarfsgerechte Räume für Gründer und jungeUnternehmen ebenso wie studentisches Woh-nen mit entsprechenden Wohneinheiten aberauch die Taktverdichtung über Wannsee unddie angestrebte Direktanbindung über Spandaunach Berlin durch die Deutsche Bahn. Auch pri-vate Investoren zeigen mit konkreten Bauvorha-ben für Büro- u. Laborflächen sowie für einBoardinghouse Interesse am Standort.

Bereits jetzt wächst der Wissenschafts-campus: Das Max-Planck-Institut für Molekula-re Pflanzenphysiologie erhält derzeit ein weite-res Gebäude, das im November 2018 seinerBestimmung übergeben werden soll. Der Neu-bau mit einer Gesamtfläche von knapp 5200Quadratmeter bietet dann u.a. Platz für Pflan-zenanzuchtkammern sowie Platz für denBetrieb moderner Großgeräte unter kontrollier-ten Raumklimabedingungen.

Friedrich W. Winskowski ist froh, dass sichdie außeruniversitären Institute und die Univer-sität Potsdam in den letzten Jahren so engagiertam Ausbau des Standortes beteiligt haben unddass mit den bevorstehenden Entwicklungendie Rolle des Wissenschaftsparks als Innovati-onsmotor in der Hauptstadtregion Berlin und inBrandenburg entscheidend gestärkt wird. ¢EF

Ausblick

Ehrungen

Termine

ImpressumHerausgeber: Standortmanagement Golm GmbH, Am Mühlenberg 11, 14476 Potsdam-Golm;Redaktion (verantwortlich): Ellen Fehlow, P3 Projekt GmbH Potsdam, [email protected];Beirat: Dr. Barbara Eckardt, Dr. Sandra Mehlhase, Dr. Elke Müller, Martina Steude, Ursula Roß-Stitt, Katja Schulze;Gestaltung: pigurdesign, Potsdam; Druck: G&S Druck GmbH, Potsdam

Know-how verbindetUnternehmen & Wissenschaft

5. Hightech Transfertag imWissenschaftspark Potsdam-Golm

Wie kann man Aids-Impfstoffe mithilfe vonAlgen produzieren? Wird das Altern durch unse-re Ernährung beeinflusst? Gibt es Möglichkei-ten, Tumorzellen direkt und schnell währendeiner Operation nachzuweisen? Diese undandere Themen, Ergebnisse und Produkte prä-sentierten Forschungsgruppen, Gründungspro-jekte und Unternehmen Anfang Oktober zumfünften Hightech-Transfertag im neu eröffne-ten Fraunhofer-Konferenzzentrum im Wissen-schaftspark Potsdam-Golm.

Die Veranstaltung war Teil der Gesund-heitswoche „Health Week Berlin Brandenburg“und stand ganz im Zeichen herausragenderInnovationen der Gesundheitswirtschaft madein Brandenburg.

Mehr als 130 Teilnehmer folgten einerspannenden Diskussion, wie man Wissen-schaft, Forschung in Medizintechnik und Dia-gnostik stärker mit der Praxis z.B. in Klinikenverknüpfen kann. Im Speed Networking sowie

in Matchmaking-Gesprächen wurden schnellund unkompliziert neue Kontakte geknüpft undin einer vielseitigen Ausstellung informiertensich die Besucher über Themen rund um Wirt-schaft, Forschung, Entwicklung und Förder-möglichkeiten im Cluster Gesundheitswirt-schaft.

Der größte Wissenschaftspark Branden-burgs präsentierte sich von einer zukunftswei-

senden Seite mit spannenden Forschungser-gebnissen, anwendungsnahen Produkten undsowohl mit Unternehmern als auch Wissen-schaftlern, die mit innovativen Hightech-Ent-wicklungen den Gesundheitsstandort Branden-burg-Berlin unterstützen. ¢ AL

Starthilfe

Austausch

Im Gespräch über innovative Gesundheitswirtschaft: R. Lisowski, M. Scherf, F. J. Schweigert, M. Voth, K.Bindseil (v. l. ).

Bessere Farben und Lackeschnel ler entwickeln

Zusammenarbeit von Fraunhofer IAPmit PDW Analytics GmbH

Wandfarbe ist nicht gleich Wandfarbe – dasweiß jeder, der schon mal mit Schnäppchen-Farbe eine bunte Wand weißen wollte. Währendqualitativ hochwertige, teure Farben bestensdecken, schimmert bei Billigprodukten der alteAnstrich hindurch. Beim Auftragen, beim Trock-nen und beim Glanz sind die Unterschiedegroß. Die Eigenschaften einer Wandfarbe hän-gen stark davon ab, wie groß die darin enthal-tenen Partikel sind – beispielsweise Füllstoffe,Bindemittel, Pigmente oder Zusatzstoffe.

Bei der Entwicklung neuer Farben wollenHersteller daher genau wissen, was in denReaktionsbehältern vor sich geht und wie sichdie Partikelgrößen im Laufe des Prozesses ver-ändern. Die Hersteller nehmen eine Probe derFarbe, verdünnen und prüfen diese. Das ist zeit-intensiv. Währenddessen kann sich die herge-stellte Dispersion verändern.

Zudem beeinflusst das Verdünnen die Probe.So können die Teilchen beispielsweise zu grö-ßeren Partikeln verklumpen.

Durch eine Kooperation von Fraunhofer-Forschern mit dem Potsdamer UnternehmenPDW Analytics GmbH geht das künftig einfa-cher, schneller und präziser. Die PDW AnalyticsGmbH ist ein noch junges, innovatives Unter-nehmen, welches durch eine akademische Aus-gründung aus der Universität Potsdam entstan-den ist.

Die Produktion kann nun kontinuierlichund in Echtzeit überwacht werden, ohne Pro-ben ziehen zu müssen. Möglich macht dies einneuer Sensor, den die Mitarbeiter der PDWAnalytics entwickelten, und den Forscher vomFraunhofer-Institut für Angewandte Polymerfor-schung IAP in ihr bestehendes Prozessentwick-lungssystem integriert haben.

„Dies ist eine weltweit einzigartige pro-zessanalytische Detektionsmethode, mit derwesentliche Parameter bei der Herstellung vonFarben, Lacken und Klebstoffen direkt inlineund kontinuierlich erfasst werden können“,sagt Dr. Antje Lieske, Abteilungsleiterin am IAP.Zudem könnten Fehlproduktionen vermiedenwerden, so Lieske. Kunden können ihre Prozes-se entweder im IAP untersuchen lassen oder

aber – da das ganze System transportabel ist –auch vor Ort im Unternehmen nutzen. ¢ IAP

Ausführlich:http://www.iap.fraunhofer.de/Farben-Lacke

Bruce Allen, Alessandra Buonanno, Karsten Danzmann,

Ministerpräsident Stephan Weil (v.l.n.r.)

Foto: K. Wendt

Dr. Safa Shoai

Foto: Martin Stolterfoth

Dr. Christoph Rademacher

Foto: Dana Kikic

Dank eines neuen Sensors ist es künftig möglich, den

Herstellungsprozess von Wandfarben und Lacken

direkt und in Echtzeit im Reaktionsbehälter zu untersu-

chen. © Foto Fraunhofer IAP

Kooperation

Die verschiedenen Proben des Grünalgenstammes

CCCryo 101-99 bildete wieder neue Populationen.

Lediglich eine Probe überlebte die Raumfahrt nicht.

Fotos: Dr. Thomas Leya/Fraunhofer IZI-BB

Dr. Michal P. Heller

Foto: G. Secara

Gewinner 2016

Neuer Direktor des Zentrumsfür Lehrerbildung undBildungsforschung

Der Physikdidaktiker Prof. Dr. Andreas Borowskiist neuer Direktor des Zentrums für Lehrerbildungund Bildungsforschung (ZeLB) an der UniversitätPotsdam. Das ZeLB ist eine dezentrale Organisa-tionseinheit der lehrerbildenden Fakultäten. Esverfolgt das Ziel, die universitäre Gesamtaufga-be der Lehrerbildung verstärkt als Querschnitts-aufgabe wahrzunehmen. Die wichtigste Aufgabeseines neuen Amtes sieht Borowski darin, demZeLB mehr Gewicht zu verleihen und es weiter indie Mitte der Universität zu führen. ¢

Für den Aufbau eines Kompetenzzentrumsfür energie- und ressourceneffizienten Leichtbauam Fraunhofer IAP wurde am 21. November2016 der Zuwendungsbescheid durch Branden-burgs Wirtschaftsminister Albrecht Gerber über-geben. Institutsleiter Prof. Alexander Bökernahm den Bescheid im Rahmen der Clusterkon-ferenz des Clusters Kunststoffe und Chemie imFraunhofer-Konferenzzentrum in Potsdam-Golmentgegen.

Forscher der Uni Potsdam haben die Folgender Sturzflut in Braunsbach im Juni dieses Jah-res untersucht. Auf einen einzelnen ursächlichenGrund kann dieses Naturereignis nicht reduziertwerden, wie dem Abschlussbericht zu entneh-men ist. An der Universität Potsdam forschenmehrere Teams zu Naturgefahren. Eines davonist das 2015 gegründete Graduiertenkolleg„NatRiskChange“. Info:www.geo.uni-potsdam.de/tl_files/news/Task ForceBraunsbach.pdf

Die physikalischen Prozesse, die zu Eruptio-nen auf der Sonne führen, haben Forscher derUni Potsdam untersucht. Auswirkungen kanndas auf die äußere Erdatmosphäre und damit diesatellitengestützte Kommunikation und Naviga-tion und sogar die Arbeit von Astronautenhaben. Ein internationales Team, unter ihnen derAstrophysiker Dr. Bernhard Kliem von der Uni-

versität Potsdam, veröffentlichte die neuenErkenntnisse in der Fachzeitschrift Nature Com-munications.

Mit einem Kick-off ist am 23. November derB!INNOVATION Hub an den Start gegangen.Der B!INNOVATION Hub ist eine Plattform desBerliner B!GRÜNDET-Netzwerkes und der Uni-versität Potsdam, um technologie- und wissens-basierte Unternehmensgründungen mit derIndustrie zu vernetzen. Mit dabei war das Pots-damer Start-up Synfioo, das als eins von sechsTeams die Möglichkeit bekam, die Teilnehmerdes Events von ihrer Idee zu überzeugen. Info:www.begruendet-berlin.de/innovationhub/

Um krebsverdächtige Hautzellen schnelleridentifizieren zu können, könnte schon bald einbildgebender Ramanspektrograph zum Einsatzkommen, der ursprünglich für die Astronomieentwickelt wurde. Wissenschaftler der Universi-tät Potsdam und des Leibniz-Institutes für Astro-physik Potsdam stellten ihn auf der diesjährigenmicro photonics im Oktober 2016 in Berlin vor.Zudem präsentierten Chemiker und Physikerder Universität Laser-basierte Messmethoden,die bei biophysikalischen, biochemischen undphysiologischen Fragestellungen angewendetwerden. Die internationale Kongressmesse giltals weltweit einzigartige Plattform für die Ent-wicklung, Fertigung und Anwendung von minia-turisierten optischen Komponenten.Info: www.micro-photonics.de

Meldungen

Die Gründerinnen von TeneTRIO (v.l.n.r..): Sabrina Jaap,

Dr. Ina M. Henkel und Katrin Kühn.

Foto: Leo Seidel Fotodesign

Foto: ZAB / David Marschalsky

Friedrich W. Winskowski

Foto: T. Hölzel

Eine Weihnachtsvorlesung hält Prof. Dr.Hans-Jürgen Holdt (Sachgebiet Chemie) am14. Dezember ab 16 Uhr im Uni-KomplexGolm, Haus 27, Raum 1.01

Der 5. Uniball findet am 11. Februar 2017 inGriebnitzsee unter dem Motto „Vamos a bailar –Lasst uns tanzen“ statt. Info: www.uni-potsdam.de/up-entdecken/up-erle-ben/uniball.html

Der nächste und 5. Potsdamer Tag der Wis-senschaften findet am 13. Mai 2017 im Wis-senschaftspark Golm statt. Info: www.uni-potsdam.de

Der 20. Brandenburgische Archivtag findetam 8. und 9. Mai 2017 im Brandenburgi-schen Landeshauptarchiv in Golm statt. Info: www.landeshauptarchiv-brandenburg.de

Die drei Max-Planck-Institute in Golm beteiligensich auch im kommenden Jahr am Girl’s Day.Termin ist der 27. April 2017. Info & Anmel-dung: www.girls-day.de

Im Mai 2017 wird das Max-Planck-Institut fürMolekulare Pflanzenphysiologie seine Feldfüh-rungen „KOMM INS BEET“ wieder aufnehmen.Info: www.komm-ins-beet.mpg.de

Foto: Ellen Fehlow

Page 6: PS - Max Planck Society

www.wissenschaftspark-potsdam.de

Auf dem Weg in die Zukunft!

Forschungsexpertisen und fachliche Kompe-tenzen an den universitären und außeruniversi-tären Einrichtungen bieten große Chancen füreinen Zukunftsvorsprung. Ausgangspunkt vielereinfallsreicher Visionen sind die facettenrei-chen Projekte der Universität. Ein Beispiel dafürist das Start-up TeneTRIO. TeneTRIO hat dieErnährungszukunft zu ihrer Passion gemacht.Die erfolgreichen Gründerinnen beschäftigtensich im Rahmen ihrer Arbeit schon länger mitdem Thema „International Nutrition“. Bei derVorbereitung einer Summer School entwickel-ten Dr. Ina M. Henkel, Katrin Kühn und SabrinaJaap, die Idee ein eigenes Projekt zum Thema„Future Food“ zu starten. TeneTRIO entwickelt

Hundesnacks aus essbaren Insekten. Die ent-haltenen Mehlwürmer weisen einen hohenNährstoffgehalt auf, verbrauchen in der Zuchtjedoch nur ein Minimum an Ressourcen im Ver-gleich zu konventionellen Fleischlieferanten.

Unterstützt wurde TeneTRIO von PotsdamTransfer dem Gründungs- und Transferzentrumder Universität Potsdam. Das Zentrum veran-staltet regelmäßig verschiedene Workshops fürangehende Start-ups und Transferprojekte.„Das Wichtigste ist unserer Meinung nach dasTeam“, sagt Ina Henkel von TeneTRIO. PotsdamTransfer hat für solche Bedürfnisse das Grün-derspeedmatching konzipiert. Beim Gründer-speedmatching treffen Start-up-Ideen auf Grün-dungsinteressierte mit individuellem Know-how.

„Wenn die Zeit es erlaubt, sollte mannichts überstürzen, sondern die Idee ausrei-chend durchdenken und fokussieren. Hierbeiwar die Hilfe des Gründungsservice Gold wert“,

so Ina Henkel weiter. Die Impulse für das eige-ne Start-up können sehr unterschiedlich sein,wie das Beispiel von TeneTRIO zeigt. Auf demWeg zur erfolgreichen Geschäftsidee bietetPotsdam Transfer daher umfassende Bera-tungs-, Coaching- und Finanzierungsangebote.Eine Terminvereinbarung ist jederzeit möglichunter [email protected] ¢

Vaxxilon „Science Start-up des Jahres 2016“

Unter dem Motto „Brücken bauen, Grenzenüberwinden“ stellten auf dem Wissenschafts-wettbewerb Falling Walls Venture in Berlin 23Start-Up-Unternehmen ihre Forschungsprojek-te vor. Das von Max-Planck-Innovation nomi-nierte Unternehmen Vaxxilon ging daraus alsGewinner hervor und wurde für die Entwicklungeines Kohlenhydrat-basierten Wirkstoffs als„Science Start-up of the year 2016“ ausge-zeichnet. Der neue Wirkstoff soll Impfungengegen bakterielle Infektionen in Zukunft billigermachen und so auch in ärmeren Ländern denZugang zu Impfstoffen verbessern. ¢

Dr. Hans Riegel-Fachpreise fürherausragende Abiturienten

17 Schülerinnen und Schüler des Landes Bran-denburg wurden mit dem Dr. Hans Riegel-Fach-preis 2016 für ihre herausragenden Seminarar-beiten in einem der Fächer Biologie, Chemie,Geografie, Informatik, Mathematik oder Physikausgezeichnet.

Die Preisträger wurden von der Mathema-tisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Uni-versität Potsdam in Kooperation mit der Dr.Hans Riegel-Stiftung aus 115 Bewerbern ausge-sucht. Die Ausschreibung der Fachpreise solldazu beitragen, potenzielle Studierende für diesogenannten MINT-Fächer Mathematik, Infor-

matik, Naturwissenschaften und Technik zubegeistern. Bewerbungsschluss für die nächsteRunde ist der 5. Februar 2017. ¢

Ehrungen und Preise der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät

Dr. Sophia Rudorf, Gruppenleiterin am Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenfor-schung, erhielt den mit insgesamt 1500 Eurodotierten Michelson-Preis für die beste Promo-tion auf dem Gebiet der Theoretischen Biologi-schen Physik im akademischen Jahr 2015/2016.Sie teilt sich den Preis mit Dr. Giovanni Confor-ti, der den Preis für seine hervorragenden Lei-stungen auf dem Gebiet der Stochastik erhält.Den Jacob-Jacobi-Preis erhielt der Doktorand im

Graduiertenkolleg NatRiskChange Berry Boes-senkool. Er hat sein Geoökologie-Studium mitder Masternote 1,1 abgeschlossen. Mit demLeopold-von-Buch-Bachelorpreis wurde JohannaKrüger ausgezeichnet. Sie hat ihr Bachelorstu-dium der Biowissenschaften mit der Note 1,2absolviert. Die Fakultätspreise für herausragen-de Lehre erhalten Prof. Dr. Ralph Gräf, Institutfür Biochemie und Biologie, Prof. Dr. ManfredRolfes, Institut für Geographie, und Dr. Maik Hei-stermann, Institut für Erd- und Umweltwissen-schaften. Als Science Teacher of the Year wur-de die Biologie- und Chemielehrerin am Gymna-sium „Am Burgwall“ in Treuenbrietzen, KatrinFritsch, ausgezeichnet. ¢

Niedersächsischer Staatspreis

Prof. Dr. Alessandra Buonanno, Prof. Dr. BruceAllen und Prof. Dr. Karsten Danzmann erhieltenden mit 35 000 Euro dotierten Niedersächsi-schen Staatspreis. Alessandra Buonanno istDirektorin am Max-Planck-Institut für Gravitati-onsphysik in Potsdam. Ihre beiden KollegenBruce Allen und Karsten Danzmann sind Direk-toren am selben Institut am Standort Hannoverund Professoren an der Leibniz Universität Han-nover. Die drei Wissenschaftler wurden für ihrefundamentalen Beiträge zur Entdeckung vonGravitationswellen geehrt. ¢

Sofja Kovalevskaja-Preise

Sieben internationale Forschertalente erhieltenim November die mit jeweils bis zu 1,65 Millio-nen Euro dotierten renommierten Preise derAlexander von Humboldt-Stiftung - zwei davonforschen künftig in Potsdam. Die Physikerin Dr.Safa Shoai von der University of Queensland,Australien, gebürtige Iranerin, wird fünf Jahrelang am Institut für Physik und Astronomie derUniversität Potsdam als Gast von Prof. Dr. Die-ter Neher forschen.

Dr. Michal Heller wird mit dem Preisgeld amMax-Planck-Institut für Gravitationsphysik(Albert-Einstein-Institut, AEI) ab Dezember 2016eine Forschungsgruppe aufbauen und an derFrage forschen, ob unsere dreidimensionaleWelt in Wirklichkeit ein Hologramm ist. ¢

ERC Starting Grant für ChristophRademacher

Dr. Christoph Rade-macher, Arbeitsgrup-penleiter in der Abtei-lung BiomolekulareSysteme am Max-Planck-Institut für Kol-loid- und Grenzflä-chenforschung, willmit dem renommier-ten Preis des Europäi-

schen Forschungsrates - rund 1,5 MillionenEuro über eine Laufzeit von fünf Jahren - seineForschungsaktivitäten auf die Grundlagenfor-schung im Bereich der Glykobiologie erweitern.Seit 2011 leitet Rademacher die Arbeitsgruppe„Strukturelle Glykobiologie”. Das Team ausinternationalen Wissenschaftlern entwickelt ziel-gerichtete Transportsysteme, die bei der Krebs-immuntherapie eingesetzt werden könnten. MitHilfe von spezifischen kleinen Molekülen, wel-che an die Rezeptoren der Immunzellen binden,wird eine Aufnahme der definierten Nanoparti-kel ermöglicht. Ziel ist es, dass diese Nanopar-tikel die körpereigenen Immunzellen so aktivie-ren, dass Krebszellen zerstört werden. ¢

Algen im Weltraum

Illustre „Reisegruppe“ von zweijährigemAufenthalt an der ISS zurück

Zwei Organismen aus der CCCryo Biobank desFraunhofer-Instituts für Zelltherapie und Immu-nologie am Standort Potsdam-Golm sind vonihrem beinahe zwei Jahre andauerndem Aufent-halt auf der internationalen Raumstation ISSzurückgekehrt. Sie waren Teil einer illustren„Reisegruppe“ von Urbakterien, Algen, Flech-ten, Moosen und Pilzen, die einen Großteil der

Zeit an der Außenseite der ISS verbrachthaben. Im Rahmen des vom Deutschen Luft-und Raumfahrtzentrums DLR unter der Leitungvon Dr. Jean-Pierre de Vera koordinierten Pro-jekts BIOMEX (Biology and Mars-Experiment)wurden die Proben extremen Bedingungen aus-gesetzt : Vakuum, ultravioletter und kosmischerStrahlung, starken Temperaturschwankungen,niedriger Druck.

Die gute Nachricht: beide Organismen, dievon Dr. Thomas Leya vom Institutsteil Bioana-lytik und Bioprozesse des Fraunhofer IZI-BBwährend Expeditionen in die Antarktis und nachSpitzbergen gesammelt wurden, haben dieTestbedingungen auf der Flugmission sehr gutüberstanden.

Die Stämme des Cyanobakteriums Nostoc sp.und der Grünalge Sphaerocystis sp. wurden inspeziellen Halterungen auf der Außenseite derWeltraumstation ISS über eineinhalb Jahre spe-zifizierten Raumbedingungen ausgesetzt. DieAnpassungsstrategien der Algen gilt es nunaufzuklären und in eine industrielle Anwendungzu überführen. Im Fokus stehen dabei zur Zeitbesonders die Kosmetik- und Lebensmittel-branche.

Die Arbeitsgruppe Extremophilenforschung& Biobank CCCryo unter der Leitung von Dr.Thomas Leya ist seit vielen Jahren mit derErforschung der Anpassungsstrategien kryophi-ler (kälteliebender) Algen beschäftigt. „DieseOrganismen haben sich auf der Erde in ihremnatürlichen Lebensraum den extremenUmweltbedingungen der polaren Gebiete (Käl-te, Trockenheit, zeitweise totale Dunkelheit imWinter oder auch 24 h Dauerlicht im Sommer)sehr gut angepasst. Dass sie Austrocknung,Hitze bis +60 °C, Kälte bis -25 °C und auchharte UV-Strahlung in bestimmtem Maße gutüberstehen, das wussten wir schon aus Versu-chen, die vor der Raummission am DLR in Ber-lin und Köln in Simulationsversuchen durchge-führt wurden“, so Dr. Leya. Auf Basis dieserersten Untersuchungen wurde vermutet, dasssie auch noch extremere Bedingungen überle-ben können, eben solche, wie sie im erdnahenOrbit oder noch verstärkt im All herrschen. ¢IZI-BB

Mission

Die Proben von der ISS bildeten nach knapp 2 Wochen

Kultur neue Populationen. Die Grünalge (obere 2 Rei-

hen) bildete nach einiger Zeit auch wieder orange-far-

bene Dauerstadien, während das Cyanobakterium

(untere 2 Reihen) die typische petrol-farbenen Kolonien

heranwachsen ließ.

Beste Perspektiven für denWissenschaftsstandortPotsdam-Golm

„Golm wird in den nächsten zehn Jahren eininternational führender Innovations- und Inve-stitionsstandort“. Der Geschäftsführer desStandortmanagements, Friedrich W. Wins-kowski, seit Jahren unermüdlich, wenn es dar-um geht, Kräfte und Interessen zu bündeln unddie Entwicklung des Wissenschaftsparks durchgezielten Ausbau der Infrastruktur zu befördern,bestätigt die Perspektive: „ Alle, die an diesemProzess beteiligt sind, haben Einfluss und set-zen die Pläne um.“

Die „Task Force“ unter Mitwirkung desStandortmanagements, der Stadt Potsdam, derUniversität Potsdam, aller außeruniversitärenAnrainerinstitute, verschiedener brandenburgi-scher Ministerien, der ZAB ZukunftsAgenturBrandenburg und der Investitionsbank des Lan-des Brandenburg treiben die Weiterentwicklungdes Standorts voran. Nicht unerheblich für diejetzige Entwicklung war eine vergleichende Stu-die, die die internationale Konkurrenzfähigkeitdes Wissenschaftsstandortes bestätigte undEmpfehlungen für zukünftige Aktivitäten gab.Um die jetzt zügig und koordiniert umzusetzen,

wollen die Landeshauptstadt Potsdam und dieUniversität Potsdam gemeinsam das Standort-management neu aufstellen und die Ansiedlungforschungsnaher Produktion vorantreiben.

In der neuen Struktur sollen neben demGeschäftsführer mehrere qualifizierte Mitarbei-ter ein umfangreiches Beratungs- und Service-angebot bereitstellen, Gründungen und Techno-logietransfer unterstützen aber vor allem dieWeichen für Innovationen am Standort stellen.

Eine bestehende Gesellschaft der StadtPotsdam soll zudem die Flächenentwicklungund das Flächenmanagement professionell aus-richten. Ein wichtiges Neubauvorhaben ist dasGO:IN 2 mit Büro- und Laborflächen, welchesbereits Ende 2018 bezugsfertig sein wird. ZehnHektar Gewerbegrundstücke und weitere Rest-flächen werden erschlossen, die Infrastruktur

muss weiter verbessert werden. Das betrifftbedarfsgerechte Räume für Gründer und jungeUnternehmen ebenso wie studentisches Woh-nen mit entsprechenden Wohneinheiten aberauch die Taktverdichtung über Wannsee unddie angestrebte Direktanbindung über Spandaunach Berlin durch die Deutsche Bahn. Auch pri-vate Investoren zeigen mit konkreten Bauvorha-ben für Büro- u. Laborflächen sowie für einBoardinghouse Interesse am Standort.

Bereits jetzt wächst der Wissenschafts-campus: Das Max-Planck-Institut für Molekula-re Pflanzenphysiologie erhält derzeit ein weite-res Gebäude, das im November 2018 seinerBestimmung übergeben werden soll. Der Neu-bau mit einer Gesamtfläche von knapp 5200Quadratmeter bietet dann u.a. Platz für Pflan-zenanzuchtkammern sowie Platz für denBetrieb moderner Großgeräte unter kontrollier-ten Raumklimabedingungen.

Friedrich W. Winskowski ist froh, dass sichdie außeruniversitären Institute und die Univer-sität Potsdam in den letzten Jahren so engagiertam Ausbau des Standortes beteiligt haben unddass mit den bevorstehenden Entwicklungendie Rolle des Wissenschaftsparks als Innovati-onsmotor in der Hauptstadtregion Berlin und inBrandenburg entscheidend gestärkt wird. ¢EF

Ausblick

Ehrungen

Termine

ImpressumHerausgeber: Standortmanagement Golm GmbH, Am Mühlenberg 11, 14476 Potsdam-Golm;Redaktion (verantwortlich): Ellen Fehlow, P3 Projekt GmbH Potsdam, [email protected];Beirat: Dr. Barbara Eckardt, Dr. Sandra Mehlhase, Dr. Elke Müller, Martina Steude, Ursula Roß-Stitt, Katja Schulze;Gestaltung: pigurdesign, Potsdam; Druck: G&S Druck GmbH, Potsdam

Know-how verbindetUnternehmen & Wissenschaft

5. Hightech Transfertag imWissenschaftspark Potsdam-Golm

Wie kann man Aids-Impfstoffe mithilfe vonAlgen produzieren? Wird das Altern durch unse-re Ernährung beeinflusst? Gibt es Möglichkei-ten, Tumorzellen direkt und schnell währendeiner Operation nachzuweisen? Diese undandere Themen, Ergebnisse und Produkte prä-sentierten Forschungsgruppen, Gründungspro-jekte und Unternehmen Anfang Oktober zumfünften Hightech-Transfertag im neu eröffne-ten Fraunhofer-Konferenzzentrum im Wissen-schaftspark Potsdam-Golm.

Die Veranstaltung war Teil der Gesund-heitswoche „Health Week Berlin Brandenburg“und stand ganz im Zeichen herausragenderInnovationen der Gesundheitswirtschaft madein Brandenburg.

Mehr als 130 Teilnehmer folgten einerspannenden Diskussion, wie man Wissen-schaft, Forschung in Medizintechnik und Dia-gnostik stärker mit der Praxis z.B. in Klinikenverknüpfen kann. Im Speed Networking sowie

in Matchmaking-Gesprächen wurden schnellund unkompliziert neue Kontakte geknüpft undin einer vielseitigen Ausstellung informiertensich die Besucher über Themen rund um Wirt-schaft, Forschung, Entwicklung und Förder-möglichkeiten im Cluster Gesundheitswirt-schaft.

Der größte Wissenschaftspark Branden-burgs präsentierte sich von einer zukunftswei-

senden Seite mit spannenden Forschungser-gebnissen, anwendungsnahen Produkten undsowohl mit Unternehmern als auch Wissen-schaftlern, die mit innovativen Hightech-Ent-wicklungen den Gesundheitsstandort Branden-burg-Berlin unterstützen. ¢ AL

Starthilfe

Austausch

Im Gespräch über innovative Gesundheitswirtschaft: R. Lisowski, M. Scherf, F. J. Schweigert, M. Voth, K.Bindseil (v. l. ).

Bessere Farben und Lackeschnel ler entwickeln

Zusammenarbeit von Fraunhofer IAPmit PDW Analytics GmbH

Wandfarbe ist nicht gleich Wandfarbe – dasweiß jeder, der schon mal mit Schnäppchen-Farbe eine bunte Wand weißen wollte. Währendqualitativ hochwertige, teure Farben bestensdecken, schimmert bei Billigprodukten der alteAnstrich hindurch. Beim Auftragen, beim Trock-nen und beim Glanz sind die Unterschiedegroß. Die Eigenschaften einer Wandfarbe hän-gen stark davon ab, wie groß die darin enthal-tenen Partikel sind – beispielsweise Füllstoffe,Bindemittel, Pigmente oder Zusatzstoffe.

Bei der Entwicklung neuer Farben wollenHersteller daher genau wissen, was in denReaktionsbehältern vor sich geht und wie sichdie Partikelgrößen im Laufe des Prozesses ver-ändern. Die Hersteller nehmen eine Probe derFarbe, verdünnen und prüfen diese. Das ist zeit-intensiv. Währenddessen kann sich die herge-stellte Dispersion verändern.

Zudem beeinflusst das Verdünnen die Probe.So können die Teilchen beispielsweise zu grö-ßeren Partikeln verklumpen.

Durch eine Kooperation von Fraunhofer-Forschern mit dem Potsdamer UnternehmenPDW Analytics GmbH geht das künftig einfa-cher, schneller und präziser. Die PDW AnalyticsGmbH ist ein noch junges, innovatives Unter-nehmen, welches durch eine akademische Aus-gründung aus der Universität Potsdam entstan-den ist.

Die Produktion kann nun kontinuierlichund in Echtzeit überwacht werden, ohne Pro-ben ziehen zu müssen. Möglich macht dies einneuer Sensor, den die Mitarbeiter der PDWAnalytics entwickelten, und den Forscher vomFraunhofer-Institut für Angewandte Polymerfor-schung IAP in ihr bestehendes Prozessentwick-lungssystem integriert haben.

„Dies ist eine weltweit einzigartige pro-zessanalytische Detektionsmethode, mit derwesentliche Parameter bei der Herstellung vonFarben, Lacken und Klebstoffen direkt inlineund kontinuierlich erfasst werden können“,sagt Dr. Antje Lieske, Abteilungsleiterin am IAP.Zudem könnten Fehlproduktionen vermiedenwerden, so Lieske. Kunden können ihre Prozes-se entweder im IAP untersuchen lassen oder

aber – da das ganze System transportabel ist –auch vor Ort im Unternehmen nutzen. ¢ IAP

Ausführlich:http://www.iap.fraunhofer.de/Farben-Lacke

Bruce Allen, Alessandra Buonanno, Karsten Danzmann,

Ministerpräsident Stephan Weil (v.l.n.r.)

Foto: K. Wendt

Dr. Safa Shoai

Foto: Martin Stolterfoth

Dr. Christoph Rademacher

Foto: Dana Kikic

Dank eines neuen Sensors ist es künftig möglich, den

Herstellungsprozess von Wandfarben und Lacken

direkt und in Echtzeit im Reaktionsbehälter zu untersu-

chen. © Foto Fraunhofer IAP

Kooperation

Die verschiedenen Proben des Grünalgenstammes

CCCryo 101-99 bildete wieder neue Populationen.

Lediglich eine Probe überlebte die Raumfahrt nicht.

Fotos: Dr. Thomas Leya/Fraunhofer IZI-BB

Dr. Michal P. Heller

Foto: G. Secara

Gewinner 2016

Neuer Direktor des Zentrumsfür Lehrerbildung undBildungsforschung

Der Physikdidaktiker Prof. Dr. Andreas Borowskiist neuer Direktor des Zentrums für Lehrerbildungund Bildungsforschung (ZeLB) an der UniversitätPotsdam. Das ZeLB ist eine dezentrale Organisa-tionseinheit der lehrerbildenden Fakultäten. Esverfolgt das Ziel, die universitäre Gesamtaufga-be der Lehrerbildung verstärkt als Querschnitts-aufgabe wahrzunehmen. Die wichtigste Aufgabeseines neuen Amtes sieht Borowski darin, demZeLB mehr Gewicht zu verleihen und es weiter indie Mitte der Universität zu führen. ¢

Für den Aufbau eines Kompetenzzentrumsfür energie- und ressourceneffizienten Leichtbauam Fraunhofer IAP wurde am 21. November2016 der Zuwendungsbescheid durch Branden-burgs Wirtschaftsminister Albrecht Gerber über-geben. Institutsleiter Prof. Alexander Bökernahm den Bescheid im Rahmen der Clusterkon-ferenz des Clusters Kunststoffe und Chemie imFraunhofer-Konferenzzentrum in Potsdam-Golmentgegen.

Forscher der Uni Potsdam haben die Folgender Sturzflut in Braunsbach im Juni dieses Jah-res untersucht. Auf einen einzelnen ursächlichenGrund kann dieses Naturereignis nicht reduziertwerden, wie dem Abschlussbericht zu entneh-men ist. An der Universität Potsdam forschenmehrere Teams zu Naturgefahren. Eines davonist das 2015 gegründete Graduiertenkolleg„NatRiskChange“. Info:www.geo.uni-potsdam.de/tl_files/news/Task ForceBraunsbach.pdf

Die physikalischen Prozesse, die zu Eruptio-nen auf der Sonne führen, haben Forscher derUni Potsdam untersucht. Auswirkungen kanndas auf die äußere Erdatmosphäre und damit diesatellitengestützte Kommunikation und Naviga-tion und sogar die Arbeit von Astronautenhaben. Ein internationales Team, unter ihnen derAstrophysiker Dr. Bernhard Kliem von der Uni-

versität Potsdam, veröffentlichte die neuenErkenntnisse in der Fachzeitschrift Nature Com-munications.

Mit einem Kick-off ist am 23. November derB!INNOVATION Hub an den Start gegangen.Der B!INNOVATION Hub ist eine Plattform desBerliner B!GRÜNDET-Netzwerkes und der Uni-versität Potsdam, um technologie- und wissens-basierte Unternehmensgründungen mit derIndustrie zu vernetzen. Mit dabei war das Pots-damer Start-up Synfioo, das als eins von sechsTeams die Möglichkeit bekam, die Teilnehmerdes Events von ihrer Idee zu überzeugen. Info:www.begruendet-berlin.de/innovationhub/

Um krebsverdächtige Hautzellen schnelleridentifizieren zu können, könnte schon bald einbildgebender Ramanspektrograph zum Einsatzkommen, der ursprünglich für die Astronomieentwickelt wurde. Wissenschaftler der Universi-tät Potsdam und des Leibniz-Institutes für Astro-physik Potsdam stellten ihn auf der diesjährigenmicro photonics im Oktober 2016 in Berlin vor.Zudem präsentierten Chemiker und Physikerder Universität Laser-basierte Messmethoden,die bei biophysikalischen, biochemischen undphysiologischen Fragestellungen angewendetwerden. Die internationale Kongressmesse giltals weltweit einzigartige Plattform für die Ent-wicklung, Fertigung und Anwendung von minia-turisierten optischen Komponenten.Info: www.micro-photonics.de

Meldungen

Die Gründerinnen von TeneTRIO (v.l.n.r..): Sabrina Jaap,

Dr. Ina M. Henkel und Katrin Kühn.

Foto: Leo Seidel Fotodesign

Foto: ZAB / David Marschalsky

Friedrich W. Winskowski

Foto: T. Hölzel

Eine Weihnachtsvorlesung hält Prof. Dr.Hans-Jürgen Holdt (Sachgebiet Chemie) am14. Dezember ab 16 Uhr im Uni-KomplexGolm, Haus 27, Raum 1.01

Der 5. Uniball findet am 11. Februar 2017 inGriebnitzsee unter dem Motto „Vamos a bailar –Lasst uns tanzen“ statt. Info: www.uni-potsdam.de/up-entdecken/up-erle-ben/uniball.html

Der nächste und 5. Potsdamer Tag der Wis-senschaften findet am 13. Mai 2017 im Wis-senschaftspark Golm statt. Info: www.uni-potsdam.de

Der 20. Brandenburgische Archivtag findetam 8. und 9. Mai 2017 im Brandenburgi-schen Landeshauptarchiv in Golm statt. Info: www.landeshauptarchiv-brandenburg.de

Die drei Max-Planck-Institute in Golm beteiligensich auch im kommenden Jahr am Girl’s Day.Termin ist der 27. April 2017. Info & Anmel-dung: www.girls-day.de

Im Mai 2017 wird das Max-Planck-Institut fürMolekulare Pflanzenphysiologie seine Feldfüh-rungen „KOMM INS BEET“ wieder aufnehmen.Info: www.komm-ins-beet.mpg.de

Foto: Ellen Fehlow

Page 7: PS - Max Planck Society

www.wissenschaftspark-potsdam.de

Auf dem Weg in die Zukunft!

Forschungsexpertisen und fachliche Kompe-tenzen an den universitären und außeruniversi-tären Einrichtungen bieten große Chancen füreinen Zukunftsvorsprung. Ausgangspunkt vielereinfallsreicher Visionen sind die facettenrei-chen Projekte der Universität. Ein Beispiel dafürist das Start-up TeneTRIO. TeneTRIO hat dieErnährungszukunft zu ihrer Passion gemacht.Die erfolgreichen Gründerinnen beschäftigtensich im Rahmen ihrer Arbeit schon länger mitdem Thema „International Nutrition“. Bei derVorbereitung einer Summer School entwickel-ten Dr. Ina M. Henkel, Katrin Kühn und SabrinaJaap, die Idee ein eigenes Projekt zum Thema„Future Food“ zu starten. TeneTRIO entwickelt

Hundesnacks aus essbaren Insekten. Die ent-haltenen Mehlwürmer weisen einen hohenNährstoffgehalt auf, verbrauchen in der Zuchtjedoch nur ein Minimum an Ressourcen im Ver-gleich zu konventionellen Fleischlieferanten.

Unterstützt wurde TeneTRIO von PotsdamTransfer dem Gründungs- und Transferzentrumder Universität Potsdam. Das Zentrum veran-staltet regelmäßig verschiedene Workshops fürangehende Start-ups und Transferprojekte.„Das Wichtigste ist unserer Meinung nach dasTeam“, sagt Ina Henkel von TeneTRIO. PotsdamTransfer hat für solche Bedürfnisse das Grün-derspeedmatching konzipiert. Beim Gründer-speedmatching treffen Start-up-Ideen auf Grün-dungsinteressierte mit individuellem Know-how.

„Wenn die Zeit es erlaubt, sollte mannichts überstürzen, sondern die Idee ausrei-chend durchdenken und fokussieren. Hierbeiwar die Hilfe des Gründungsservice Gold wert“,

so Ina Henkel weiter. Die Impulse für das eige-ne Start-up können sehr unterschiedlich sein,wie das Beispiel von TeneTRIO zeigt. Auf demWeg zur erfolgreichen Geschäftsidee bietetPotsdam Transfer daher umfassende Bera-tungs-, Coaching- und Finanzierungsangebote.Eine Terminvereinbarung ist jederzeit möglichunter [email protected] ¢

Vaxxilon „Science Start-up des Jahres 2016“

Unter dem Motto „Brücken bauen, Grenzenüberwinden“ stellten auf dem Wissenschafts-wettbewerb Falling Walls Venture in Berlin 23Start-Up-Unternehmen ihre Forschungsprojek-te vor. Das von Max-Planck-Innovation nomi-nierte Unternehmen Vaxxilon ging daraus alsGewinner hervor und wurde für die Entwicklungeines Kohlenhydrat-basierten Wirkstoffs als„Science Start-up of the year 2016“ ausge-zeichnet. Der neue Wirkstoff soll Impfungengegen bakterielle Infektionen in Zukunft billigermachen und so auch in ärmeren Ländern denZugang zu Impfstoffen verbessern. ¢

Dr. Hans Riegel-Fachpreise fürherausragende Abiturienten

17 Schülerinnen und Schüler des Landes Bran-denburg wurden mit dem Dr. Hans Riegel-Fach-preis 2016 für ihre herausragenden Seminarar-beiten in einem der Fächer Biologie, Chemie,Geografie, Informatik, Mathematik oder Physikausgezeichnet.

Die Preisträger wurden von der Mathema-tisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Uni-versität Potsdam in Kooperation mit der Dr.Hans Riegel-Stiftung aus 115 Bewerbern ausge-sucht. Die Ausschreibung der Fachpreise solldazu beitragen, potenzielle Studierende für diesogenannten MINT-Fächer Mathematik, Infor-

matik, Naturwissenschaften und Technik zubegeistern. Bewerbungsschluss für die nächsteRunde ist der 5. Februar 2017. ¢

Ehrungen und Preise der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät

Dr. Sophia Rudorf, Gruppenleiterin am Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenfor-schung, erhielt den mit insgesamt 1500 Eurodotierten Michelson-Preis für die beste Promo-tion auf dem Gebiet der Theoretischen Biologi-schen Physik im akademischen Jahr 2015/2016.Sie teilt sich den Preis mit Dr. Giovanni Confor-ti, der den Preis für seine hervorragenden Lei-stungen auf dem Gebiet der Stochastik erhält.Den Jacob-Jacobi-Preis erhielt der Doktorand im

Graduiertenkolleg NatRiskChange Berry Boes-senkool. Er hat sein Geoökologie-Studium mitder Masternote 1,1 abgeschlossen. Mit demLeopold-von-Buch-Bachelorpreis wurde JohannaKrüger ausgezeichnet. Sie hat ihr Bachelorstu-dium der Biowissenschaften mit der Note 1,2absolviert. Die Fakultätspreise für herausragen-de Lehre erhalten Prof. Dr. Ralph Gräf, Institutfür Biochemie und Biologie, Prof. Dr. ManfredRolfes, Institut für Geographie, und Dr. Maik Hei-stermann, Institut für Erd- und Umweltwissen-schaften. Als Science Teacher of the Year wur-de die Biologie- und Chemielehrerin am Gymna-sium „Am Burgwall“ in Treuenbrietzen, KatrinFritsch, ausgezeichnet. ¢

Niedersächsischer Staatspreis

Prof. Dr. Alessandra Buonanno, Prof. Dr. BruceAllen und Prof. Dr. Karsten Danzmann erhieltenden mit 35 000 Euro dotierten Niedersächsi-schen Staatspreis. Alessandra Buonanno istDirektorin am Max-Planck-Institut für Gravitati-onsphysik in Potsdam. Ihre beiden KollegenBruce Allen und Karsten Danzmann sind Direk-toren am selben Institut am Standort Hannoverund Professoren an der Leibniz Universität Han-nover. Die drei Wissenschaftler wurden für ihrefundamentalen Beiträge zur Entdeckung vonGravitationswellen geehrt. ¢

Sofja Kovalevskaja-Preise

Sieben internationale Forschertalente erhieltenim November die mit jeweils bis zu 1,65 Millio-nen Euro dotierten renommierten Preise derAlexander von Humboldt-Stiftung - zwei davonforschen künftig in Potsdam. Die Physikerin Dr.Safa Shoai von der University of Queensland,Australien, gebürtige Iranerin, wird fünf Jahrelang am Institut für Physik und Astronomie derUniversität Potsdam als Gast von Prof. Dr. Die-ter Neher forschen.

Dr. Michal Heller wird mit dem Preisgeld amMax-Planck-Institut für Gravitationsphysik(Albert-Einstein-Institut, AEI) ab Dezember 2016eine Forschungsgruppe aufbauen und an derFrage forschen, ob unsere dreidimensionaleWelt in Wirklichkeit ein Hologramm ist. ¢

ERC Starting Grant für ChristophRademacher

Dr. Christoph Rade-macher, Arbeitsgrup-penleiter in der Abtei-lung BiomolekulareSysteme am Max-Planck-Institut für Kol-loid- und Grenzflä-chenforschung, willmit dem renommier-ten Preis des Europäi-

schen Forschungsrates - rund 1,5 MillionenEuro über eine Laufzeit von fünf Jahren - seineForschungsaktivitäten auf die Grundlagenfor-schung im Bereich der Glykobiologie erweitern.Seit 2011 leitet Rademacher die Arbeitsgruppe„Strukturelle Glykobiologie”. Das Team ausinternationalen Wissenschaftlern entwickelt ziel-gerichtete Transportsysteme, die bei der Krebs-immuntherapie eingesetzt werden könnten. MitHilfe von spezifischen kleinen Molekülen, wel-che an die Rezeptoren der Immunzellen binden,wird eine Aufnahme der definierten Nanoparti-kel ermöglicht. Ziel ist es, dass diese Nanopar-tikel die körpereigenen Immunzellen so aktivie-ren, dass Krebszellen zerstört werden. ¢

Algen im Weltraum

Illustre „Reisegruppe“ von zweijährigemAufenthalt an der ISS zurück

Zwei Organismen aus der CCCryo Biobank desFraunhofer-Instituts für Zelltherapie und Immu-nologie am Standort Potsdam-Golm sind vonihrem beinahe zwei Jahre andauerndem Aufent-halt auf der internationalen Raumstation ISSzurückgekehrt. Sie waren Teil einer illustren„Reisegruppe“ von Urbakterien, Algen, Flech-ten, Moosen und Pilzen, die einen Großteil der

Zeit an der Außenseite der ISS verbrachthaben. Im Rahmen des vom Deutschen Luft-und Raumfahrtzentrums DLR unter der Leitungvon Dr. Jean-Pierre de Vera koordinierten Pro-jekts BIOMEX (Biology and Mars-Experiment)wurden die Proben extremen Bedingungen aus-gesetzt : Vakuum, ultravioletter und kosmischerStrahlung, starken Temperaturschwankungen,niedriger Druck.

Die gute Nachricht: beide Organismen, dievon Dr. Thomas Leya vom Institutsteil Bioana-lytik und Bioprozesse des Fraunhofer IZI-BBwährend Expeditionen in die Antarktis und nachSpitzbergen gesammelt wurden, haben dieTestbedingungen auf der Flugmission sehr gutüberstanden.

Die Stämme des Cyanobakteriums Nostoc sp.und der Grünalge Sphaerocystis sp. wurden inspeziellen Halterungen auf der Außenseite derWeltraumstation ISS über eineinhalb Jahre spe-zifizierten Raumbedingungen ausgesetzt. DieAnpassungsstrategien der Algen gilt es nunaufzuklären und in eine industrielle Anwendungzu überführen. Im Fokus stehen dabei zur Zeitbesonders die Kosmetik- und Lebensmittel-branche.

Die Arbeitsgruppe Extremophilenforschung& Biobank CCCryo unter der Leitung von Dr.Thomas Leya ist seit vielen Jahren mit derErforschung der Anpassungsstrategien kryophi-ler (kälteliebender) Algen beschäftigt. „DieseOrganismen haben sich auf der Erde in ihremnatürlichen Lebensraum den extremenUmweltbedingungen der polaren Gebiete (Käl-te, Trockenheit, zeitweise totale Dunkelheit imWinter oder auch 24 h Dauerlicht im Sommer)sehr gut angepasst. Dass sie Austrocknung,Hitze bis +60 °C, Kälte bis -25 °C und auchharte UV-Strahlung in bestimmtem Maße gutüberstehen, das wussten wir schon aus Versu-chen, die vor der Raummission am DLR in Ber-lin und Köln in Simulationsversuchen durchge-führt wurden“, so Dr. Leya. Auf Basis dieserersten Untersuchungen wurde vermutet, dasssie auch noch extremere Bedingungen überle-ben können, eben solche, wie sie im erdnahenOrbit oder noch verstärkt im All herrschen. ¢IZI-BB

Mission

Die Proben von der ISS bildeten nach knapp 2 Wochen

Kultur neue Populationen. Die Grünalge (obere 2 Rei-

hen) bildete nach einiger Zeit auch wieder orange-far-

bene Dauerstadien, während das Cyanobakterium

(untere 2 Reihen) die typische petrol-farbenen Kolonien

heranwachsen ließ.

Beste Perspektiven für denWissenschaftsstandortPotsdam-Golm

„Golm wird in den nächsten zehn Jahren eininternational führender Innovations- und Inve-stitionsstandort“. Der Geschäftsführer desStandortmanagements, Friedrich W. Wins-kowski, seit Jahren unermüdlich, wenn es dar-um geht, Kräfte und Interessen zu bündeln unddie Entwicklung des Wissenschaftsparks durchgezielten Ausbau der Infrastruktur zu befördern,bestätigt die Perspektive: „ Alle, die an diesemProzess beteiligt sind, haben Einfluss und set-zen die Pläne um.“

Die „Task Force“ unter Mitwirkung desStandortmanagements, der Stadt Potsdam, derUniversität Potsdam, aller außeruniversitärenAnrainerinstitute, verschiedener brandenburgi-scher Ministerien, der ZAB ZukunftsAgenturBrandenburg und der Investitionsbank des Lan-des Brandenburg treiben die Weiterentwicklungdes Standorts voran. Nicht unerheblich für diejetzige Entwicklung war eine vergleichende Stu-die, die die internationale Konkurrenzfähigkeitdes Wissenschaftsstandortes bestätigte undEmpfehlungen für zukünftige Aktivitäten gab.Um die jetzt zügig und koordiniert umzusetzen,

wollen die Landeshauptstadt Potsdam und dieUniversität Potsdam gemeinsam das Standort-management neu aufstellen und die Ansiedlungforschungsnaher Produktion vorantreiben.

In der neuen Struktur sollen neben demGeschäftsführer mehrere qualifizierte Mitarbei-ter ein umfangreiches Beratungs- und Service-angebot bereitstellen, Gründungen und Techno-logietransfer unterstützen aber vor allem dieWeichen für Innovationen am Standort stellen.

Eine bestehende Gesellschaft der StadtPotsdam soll zudem die Flächenentwicklungund das Flächenmanagement professionell aus-richten. Ein wichtiges Neubauvorhaben ist dasGO:IN 2 mit Büro- und Laborflächen, welchesbereits Ende 2018 bezugsfertig sein wird. ZehnHektar Gewerbegrundstücke und weitere Rest-flächen werden erschlossen, die Infrastruktur

muss weiter verbessert werden. Das betrifftbedarfsgerechte Räume für Gründer und jungeUnternehmen ebenso wie studentisches Woh-nen mit entsprechenden Wohneinheiten aberauch die Taktverdichtung über Wannsee unddie angestrebte Direktanbindung über Spandaunach Berlin durch die Deutsche Bahn. Auch pri-vate Investoren zeigen mit konkreten Bauvorha-ben für Büro- u. Laborflächen sowie für einBoardinghouse Interesse am Standort.

Bereits jetzt wächst der Wissenschafts-campus: Das Max-Planck-Institut für Molekula-re Pflanzenphysiologie erhält derzeit ein weite-res Gebäude, das im November 2018 seinerBestimmung übergeben werden soll. Der Neu-bau mit einer Gesamtfläche von knapp 5200Quadratmeter bietet dann u.a. Platz für Pflan-zenanzuchtkammern sowie Platz für denBetrieb moderner Großgeräte unter kontrollier-ten Raumklimabedingungen.

Friedrich W. Winskowski ist froh, dass sichdie außeruniversitären Institute und die Univer-sität Potsdam in den letzten Jahren so engagiertam Ausbau des Standortes beteiligt haben unddass mit den bevorstehenden Entwicklungendie Rolle des Wissenschaftsparks als Innovati-onsmotor in der Hauptstadtregion Berlin und inBrandenburg entscheidend gestärkt wird. ¢EF

Ausblick

Ehrungen

Termine

ImpressumHerausgeber: Standortmanagement Golm GmbH, Am Mühlenberg 11, 14476 Potsdam-Golm;Redaktion (verantwortlich): Ellen Fehlow, P3 Projekt GmbH Potsdam, [email protected];Beirat: Dr. Barbara Eckardt, Dr. Sandra Mehlhase, Dr. Elke Müller, Martina Steude, Ursula Roß-Stitt, Katja Schulze;Gestaltung: pigurdesign, Potsdam; Druck: G&S Druck GmbH, Potsdam

Know-how verbindetUnternehmen & Wissenschaft

5. Hightech Transfertag imWissenschaftspark Potsdam-Golm

Wie kann man Aids-Impfstoffe mithilfe vonAlgen produzieren? Wird das Altern durch unse-re Ernährung beeinflusst? Gibt es Möglichkei-ten, Tumorzellen direkt und schnell währendeiner Operation nachzuweisen? Diese undandere Themen, Ergebnisse und Produkte prä-sentierten Forschungsgruppen, Gründungspro-jekte und Unternehmen Anfang Oktober zumfünften Hightech-Transfertag im neu eröffne-ten Fraunhofer-Konferenzzentrum im Wissen-schaftspark Potsdam-Golm.

Die Veranstaltung war Teil der Gesund-heitswoche „Health Week Berlin Brandenburg“und stand ganz im Zeichen herausragenderInnovationen der Gesundheitswirtschaft madein Brandenburg.

Mehr als 130 Teilnehmer folgten einerspannenden Diskussion, wie man Wissen-schaft, Forschung in Medizintechnik und Dia-gnostik stärker mit der Praxis z.B. in Klinikenverknüpfen kann. Im Speed Networking sowie

in Matchmaking-Gesprächen wurden schnellund unkompliziert neue Kontakte geknüpft undin einer vielseitigen Ausstellung informiertensich die Besucher über Themen rund um Wirt-schaft, Forschung, Entwicklung und Förder-möglichkeiten im Cluster Gesundheitswirt-schaft.

Der größte Wissenschaftspark Branden-burgs präsentierte sich von einer zukunftswei-

senden Seite mit spannenden Forschungser-gebnissen, anwendungsnahen Produkten undsowohl mit Unternehmern als auch Wissen-schaftlern, die mit innovativen Hightech-Ent-wicklungen den Gesundheitsstandort Branden-burg-Berlin unterstützen. ¢ AL

Starthilfe

Austausch

Im Gespräch über innovative Gesundheitswirtschaft: R. Lisowski, M. Scherf, F. J. Schweigert, M. Voth, K.Bindseil (v. l. ).

Bessere Farben und Lackeschnel ler entwickeln

Zusammenarbeit von Fraunhofer IAPmit PDW Analytics GmbH

Wandfarbe ist nicht gleich Wandfarbe – dasweiß jeder, der schon mal mit Schnäppchen-Farbe eine bunte Wand weißen wollte. Währendqualitativ hochwertige, teure Farben bestensdecken, schimmert bei Billigprodukten der alteAnstrich hindurch. Beim Auftragen, beim Trock-nen und beim Glanz sind die Unterschiedegroß. Die Eigenschaften einer Wandfarbe hän-gen stark davon ab, wie groß die darin enthal-tenen Partikel sind – beispielsweise Füllstoffe,Bindemittel, Pigmente oder Zusatzstoffe.

Bei der Entwicklung neuer Farben wollenHersteller daher genau wissen, was in denReaktionsbehältern vor sich geht und wie sichdie Partikelgrößen im Laufe des Prozesses ver-ändern. Die Hersteller nehmen eine Probe derFarbe, verdünnen und prüfen diese. Das ist zeit-intensiv. Währenddessen kann sich die herge-stellte Dispersion verändern.

Zudem beeinflusst das Verdünnen die Probe.So können die Teilchen beispielsweise zu grö-ßeren Partikeln verklumpen.

Durch eine Kooperation von Fraunhofer-Forschern mit dem Potsdamer UnternehmenPDW Analytics GmbH geht das künftig einfa-cher, schneller und präziser. Die PDW AnalyticsGmbH ist ein noch junges, innovatives Unter-nehmen, welches durch eine akademische Aus-gründung aus der Universität Potsdam entstan-den ist.

Die Produktion kann nun kontinuierlichund in Echtzeit überwacht werden, ohne Pro-ben ziehen zu müssen. Möglich macht dies einneuer Sensor, den die Mitarbeiter der PDWAnalytics entwickelten, und den Forscher vomFraunhofer-Institut für Angewandte Polymerfor-schung IAP in ihr bestehendes Prozessentwick-lungssystem integriert haben.

„Dies ist eine weltweit einzigartige pro-zessanalytische Detektionsmethode, mit derwesentliche Parameter bei der Herstellung vonFarben, Lacken und Klebstoffen direkt inlineund kontinuierlich erfasst werden können“,sagt Dr. Antje Lieske, Abteilungsleiterin am IAP.Zudem könnten Fehlproduktionen vermiedenwerden, so Lieske. Kunden können ihre Prozes-se entweder im IAP untersuchen lassen oder

aber – da das ganze System transportabel ist –auch vor Ort im Unternehmen nutzen. ¢ IAP

Ausführlich:http://www.iap.fraunhofer.de/Farben-Lacke

Bruce Allen, Alessandra Buonanno, Karsten Danzmann,

Ministerpräsident Stephan Weil (v.l.n.r.)

Foto: K. Wendt

Dr. Safa Shoai

Foto: Martin Stolterfoth

Dr. Christoph Rademacher

Foto: Dana Kikic

Dank eines neuen Sensors ist es künftig möglich, den

Herstellungsprozess von Wandfarben und Lacken

direkt und in Echtzeit im Reaktionsbehälter zu untersu-

chen. © Foto Fraunhofer IAP

Kooperation

Die verschiedenen Proben des Grünalgenstammes

CCCryo 101-99 bildete wieder neue Populationen.

Lediglich eine Probe überlebte die Raumfahrt nicht.

Fotos: Dr. Thomas Leya/Fraunhofer IZI-BB

Dr. Michal P. Heller

Foto: G. Secara

Gewinner 2016

Neuer Direktor des Zentrumsfür Lehrerbildung undBildungsforschung

Der Physikdidaktiker Prof. Dr. Andreas Borowskiist neuer Direktor des Zentrums für Lehrerbildungund Bildungsforschung (ZeLB) an der UniversitätPotsdam. Das ZeLB ist eine dezentrale Organisa-tionseinheit der lehrerbildenden Fakultäten. Esverfolgt das Ziel, die universitäre Gesamtaufga-be der Lehrerbildung verstärkt als Querschnitts-aufgabe wahrzunehmen. Die wichtigste Aufgabeseines neuen Amtes sieht Borowski darin, demZeLB mehr Gewicht zu verleihen und es weiter indie Mitte der Universität zu führen. ¢

Für den Aufbau eines Kompetenzzentrumsfür energie- und ressourceneffizienten Leichtbauam Fraunhofer IAP wurde am 21. November2016 der Zuwendungsbescheid durch Branden-burgs Wirtschaftsminister Albrecht Gerber über-geben. Institutsleiter Prof. Alexander Bökernahm den Bescheid im Rahmen der Clusterkon-ferenz des Clusters Kunststoffe und Chemie imFraunhofer-Konferenzzentrum in Potsdam-Golmentgegen.

Forscher der Uni Potsdam haben die Folgender Sturzflut in Braunsbach im Juni dieses Jah-res untersucht. Auf einen einzelnen ursächlichenGrund kann dieses Naturereignis nicht reduziertwerden, wie dem Abschlussbericht zu entneh-men ist. An der Universität Potsdam forschenmehrere Teams zu Naturgefahren. Eines davonist das 2015 gegründete Graduiertenkolleg„NatRiskChange“. Info:www.geo.uni-potsdam.de/tl_files/news/Task ForceBraunsbach.pdf

Die physikalischen Prozesse, die zu Eruptio-nen auf der Sonne führen, haben Forscher derUni Potsdam untersucht. Auswirkungen kanndas auf die äußere Erdatmosphäre und damit diesatellitengestützte Kommunikation und Naviga-tion und sogar die Arbeit von Astronautenhaben. Ein internationales Team, unter ihnen derAstrophysiker Dr. Bernhard Kliem von der Uni-

versität Potsdam, veröffentlichte die neuenErkenntnisse in der Fachzeitschrift Nature Com-munications.

Mit einem Kick-off ist am 23. November derB!INNOVATION Hub an den Start gegangen.Der B!INNOVATION Hub ist eine Plattform desBerliner B!GRÜNDET-Netzwerkes und der Uni-versität Potsdam, um technologie- und wissens-basierte Unternehmensgründungen mit derIndustrie zu vernetzen. Mit dabei war das Pots-damer Start-up Synfioo, das als eins von sechsTeams die Möglichkeit bekam, die Teilnehmerdes Events von ihrer Idee zu überzeugen. Info:www.begruendet-berlin.de/innovationhub/

Um krebsverdächtige Hautzellen schnelleridentifizieren zu können, könnte schon bald einbildgebender Ramanspektrograph zum Einsatzkommen, der ursprünglich für die Astronomieentwickelt wurde. Wissenschaftler der Universi-tät Potsdam und des Leibniz-Institutes für Astro-physik Potsdam stellten ihn auf der diesjährigenmicro photonics im Oktober 2016 in Berlin vor.Zudem präsentierten Chemiker und Physikerder Universität Laser-basierte Messmethoden,die bei biophysikalischen, biochemischen undphysiologischen Fragestellungen angewendetwerden. Die internationale Kongressmesse giltals weltweit einzigartige Plattform für die Ent-wicklung, Fertigung und Anwendung von minia-turisierten optischen Komponenten.Info: www.micro-photonics.de

Meldungen

Die Gründerinnen von TeneTRIO (v.l.n.r..): Sabrina Jaap,

Dr. Ina M. Henkel und Katrin Kühn.

Foto: Leo Seidel Fotodesign

Foto: ZAB / David Marschalsky

Friedrich W. Winskowski

Foto: T. Hölzel

Eine Weihnachtsvorlesung hält Prof. Dr.Hans-Jürgen Holdt (Sachgebiet Chemie) am14. Dezember ab 16 Uhr im Uni-KomplexGolm, Haus 27, Raum 1.01

Der 5. Uniball findet am 11. Februar 2017 inGriebnitzsee unter dem Motto „Vamos a bailar –Lasst uns tanzen“ statt. Info: www.uni-potsdam.de/up-entdecken/up-erle-ben/uniball.html

Der nächste und 5. Potsdamer Tag der Wis-senschaften findet am 13. Mai 2017 im Wis-senschaftspark Golm statt. Info: www.uni-potsdam.de

Der 20. Brandenburgische Archivtag findetam 8. und 9. Mai 2017 im Brandenburgi-schen Landeshauptarchiv in Golm statt. Info: www.landeshauptarchiv-brandenburg.de

Die drei Max-Planck-Institute in Golm beteiligensich auch im kommenden Jahr am Girl’s Day.Termin ist der 27. April 2017. Info & Anmel-dung: www.girls-day.de

Im Mai 2017 wird das Max-Planck-Institut fürMolekulare Pflanzenphysiologie seine Feldfüh-rungen „KOMM INS BEET“ wieder aufnehmen.Info: www.komm-ins-beet.mpg.de

Foto: Ellen Fehlow

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www.wissenschaftspark-potsdam.de

Auf dem Weg in die Zukunft!

Forschungsexpertisen und fachliche Kompe-tenzen an den universitären und außeruniversi-tären Einrichtungen bieten große Chancen füreinen Zukunftsvorsprung. Ausgangspunkt vielereinfallsreicher Visionen sind die facettenrei-chen Projekte der Universität. Ein Beispiel dafürist das Start-up TeneTRIO. TeneTRIO hat dieErnährungszukunft zu ihrer Passion gemacht.Die erfolgreichen Gründerinnen beschäftigtensich im Rahmen ihrer Arbeit schon länger mitdem Thema „International Nutrition“. Bei derVorbereitung einer Summer School entwickel-ten Dr. Ina M. Henkel, Katrin Kühn und SabrinaJaap, die Idee ein eigenes Projekt zum Thema„Future Food“ zu starten. TeneTRIO entwickelt

Hundesnacks aus essbaren Insekten. Die ent-haltenen Mehlwürmer weisen einen hohenNährstoffgehalt auf, verbrauchen in der Zuchtjedoch nur ein Minimum an Ressourcen im Ver-gleich zu konventionellen Fleischlieferanten.

Unterstützt wurde TeneTRIO von PotsdamTransfer dem Gründungs- und Transferzentrumder Universität Potsdam. Das Zentrum veran-staltet regelmäßig verschiedene Workshops fürangehende Start-ups und Transferprojekte.„Das Wichtigste ist unserer Meinung nach dasTeam“, sagt Ina Henkel von TeneTRIO. PotsdamTransfer hat für solche Bedürfnisse das Grün-derspeedmatching konzipiert. Beim Gründer-speedmatching treffen Start-up-Ideen auf Grün-dungsinteressierte mit individuellem Know-how.

„Wenn die Zeit es erlaubt, sollte mannichts überstürzen, sondern die Idee ausrei-chend durchdenken und fokussieren. Hierbeiwar die Hilfe des Gründungsservice Gold wert“,

so Ina Henkel weiter. Die Impulse für das eige-ne Start-up können sehr unterschiedlich sein,wie das Beispiel von TeneTRIO zeigt. Auf demWeg zur erfolgreichen Geschäftsidee bietetPotsdam Transfer daher umfassende Bera-tungs-, Coaching- und Finanzierungsangebote.Eine Terminvereinbarung ist jederzeit möglichunter [email protected] ¢

Vaxxilon „Science Start-up des Jahres 2016“

Unter dem Motto „Brücken bauen, Grenzenüberwinden“ stellten auf dem Wissenschafts-wettbewerb Falling Walls Venture in Berlin 23Start-Up-Unternehmen ihre Forschungsprojek-te vor. Das von Max-Planck-Innovation nomi-nierte Unternehmen Vaxxilon ging daraus alsGewinner hervor und wurde für die Entwicklungeines Kohlenhydrat-basierten Wirkstoffs als„Science Start-up of the year 2016“ ausge-zeichnet. Der neue Wirkstoff soll Impfungengegen bakterielle Infektionen in Zukunft billigermachen und so auch in ärmeren Ländern denZugang zu Impfstoffen verbessern. ¢

Dr. Hans Riegel-Fachpreise fürherausragende Abiturienten

17 Schülerinnen und Schüler des Landes Bran-denburg wurden mit dem Dr. Hans Riegel-Fach-preis 2016 für ihre herausragenden Seminarar-beiten in einem der Fächer Biologie, Chemie,Geografie, Informatik, Mathematik oder Physikausgezeichnet.

Die Preisträger wurden von der Mathema-tisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Uni-versität Potsdam in Kooperation mit der Dr.Hans Riegel-Stiftung aus 115 Bewerbern ausge-sucht. Die Ausschreibung der Fachpreise solldazu beitragen, potenzielle Studierende für diesogenannten MINT-Fächer Mathematik, Infor-

matik, Naturwissenschaften und Technik zubegeistern. Bewerbungsschluss für die nächsteRunde ist der 5. Februar 2017. ¢

Ehrungen und Preise der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät

Dr. Sophia Rudorf, Gruppenleiterin am Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenfor-schung, erhielt den mit insgesamt 1500 Eurodotierten Michelson-Preis für die beste Promo-tion auf dem Gebiet der Theoretischen Biologi-schen Physik im akademischen Jahr 2015/2016.Sie teilt sich den Preis mit Dr. Giovanni Confor-ti, der den Preis für seine hervorragenden Lei-stungen auf dem Gebiet der Stochastik erhält.Den Jacob-Jacobi-Preis erhielt der Doktorand im

Graduiertenkolleg NatRiskChange Berry Boes-senkool. Er hat sein Geoökologie-Studium mitder Masternote 1,1 abgeschlossen. Mit demLeopold-von-Buch-Bachelorpreis wurde JohannaKrüger ausgezeichnet. Sie hat ihr Bachelorstu-dium der Biowissenschaften mit der Note 1,2absolviert. Die Fakultätspreise für herausragen-de Lehre erhalten Prof. Dr. Ralph Gräf, Institutfür Biochemie und Biologie, Prof. Dr. ManfredRolfes, Institut für Geographie, und Dr. Maik Hei-stermann, Institut für Erd- und Umweltwissen-schaften. Als Science Teacher of the Year wur-de die Biologie- und Chemielehrerin am Gymna-sium „Am Burgwall“ in Treuenbrietzen, KatrinFritsch, ausgezeichnet. ¢

Niedersächsischer Staatspreis

Prof. Dr. Alessandra Buonanno, Prof. Dr. BruceAllen und Prof. Dr. Karsten Danzmann erhieltenden mit 35 000 Euro dotierten Niedersächsi-schen Staatspreis. Alessandra Buonanno istDirektorin am Max-Planck-Institut für Gravitati-onsphysik in Potsdam. Ihre beiden KollegenBruce Allen und Karsten Danzmann sind Direk-toren am selben Institut am Standort Hannoverund Professoren an der Leibniz Universität Han-nover. Die drei Wissenschaftler wurden für ihrefundamentalen Beiträge zur Entdeckung vonGravitationswellen geehrt. ¢

Sofja Kovalevskaja-Preise

Sieben internationale Forschertalente erhieltenim November die mit jeweils bis zu 1,65 Millio-nen Euro dotierten renommierten Preise derAlexander von Humboldt-Stiftung - zwei davonforschen künftig in Potsdam. Die Physikerin Dr.Safa Shoai von der University of Queensland,Australien, gebürtige Iranerin, wird fünf Jahrelang am Institut für Physik und Astronomie derUniversität Potsdam als Gast von Prof. Dr. Die-ter Neher forschen.

Dr. Michal Heller wird mit dem Preisgeld amMax-Planck-Institut für Gravitationsphysik(Albert-Einstein-Institut, AEI) ab Dezember 2016eine Forschungsgruppe aufbauen und an derFrage forschen, ob unsere dreidimensionaleWelt in Wirklichkeit ein Hologramm ist. ¢

ERC Starting Grant für ChristophRademacher

Dr. Christoph Rade-macher, Arbeitsgrup-penleiter in der Abtei-lung BiomolekulareSysteme am Max-Planck-Institut für Kol-loid- und Grenzflä-chenforschung, willmit dem renommier-ten Preis des Europäi-

schen Forschungsrates - rund 1,5 MillionenEuro über eine Laufzeit von fünf Jahren - seineForschungsaktivitäten auf die Grundlagenfor-schung im Bereich der Glykobiologie erweitern.Seit 2011 leitet Rademacher die Arbeitsgruppe„Strukturelle Glykobiologie”. Das Team ausinternationalen Wissenschaftlern entwickelt ziel-gerichtete Transportsysteme, die bei der Krebs-immuntherapie eingesetzt werden könnten. MitHilfe von spezifischen kleinen Molekülen, wel-che an die Rezeptoren der Immunzellen binden,wird eine Aufnahme der definierten Nanoparti-kel ermöglicht. Ziel ist es, dass diese Nanopar-tikel die körpereigenen Immunzellen so aktivie-ren, dass Krebszellen zerstört werden. ¢

Algen im Weltraum

Illustre „Reisegruppe“ von zweijährigemAufenthalt an der ISS zurück

Zwei Organismen aus der CCCryo Biobank desFraunhofer-Instituts für Zelltherapie und Immu-nologie am Standort Potsdam-Golm sind vonihrem beinahe zwei Jahre andauerndem Aufent-halt auf der internationalen Raumstation ISSzurückgekehrt. Sie waren Teil einer illustren„Reisegruppe“ von Urbakterien, Algen, Flech-ten, Moosen und Pilzen, die einen Großteil der

Zeit an der Außenseite der ISS verbrachthaben. Im Rahmen des vom Deutschen Luft-und Raumfahrtzentrums DLR unter der Leitungvon Dr. Jean-Pierre de Vera koordinierten Pro-jekts BIOMEX (Biology and Mars-Experiment)wurden die Proben extremen Bedingungen aus-gesetzt : Vakuum, ultravioletter und kosmischerStrahlung, starken Temperaturschwankungen,niedriger Druck.

Die gute Nachricht: beide Organismen, dievon Dr. Thomas Leya vom Institutsteil Bioana-lytik und Bioprozesse des Fraunhofer IZI-BBwährend Expeditionen in die Antarktis und nachSpitzbergen gesammelt wurden, haben dieTestbedingungen auf der Flugmission sehr gutüberstanden.

Die Stämme des Cyanobakteriums Nostoc sp.und der Grünalge Sphaerocystis sp. wurden inspeziellen Halterungen auf der Außenseite derWeltraumstation ISS über eineinhalb Jahre spe-zifizierten Raumbedingungen ausgesetzt. DieAnpassungsstrategien der Algen gilt es nunaufzuklären und in eine industrielle Anwendungzu überführen. Im Fokus stehen dabei zur Zeitbesonders die Kosmetik- und Lebensmittel-branche.

Die Arbeitsgruppe Extremophilenforschung& Biobank CCCryo unter der Leitung von Dr.Thomas Leya ist seit vielen Jahren mit derErforschung der Anpassungsstrategien kryophi-ler (kälteliebender) Algen beschäftigt. „DieseOrganismen haben sich auf der Erde in ihremnatürlichen Lebensraum den extremenUmweltbedingungen der polaren Gebiete (Käl-te, Trockenheit, zeitweise totale Dunkelheit imWinter oder auch 24 h Dauerlicht im Sommer)sehr gut angepasst. Dass sie Austrocknung,Hitze bis +60 °C, Kälte bis -25 °C und auchharte UV-Strahlung in bestimmtem Maße gutüberstehen, das wussten wir schon aus Versu-chen, die vor der Raummission am DLR in Ber-lin und Köln in Simulationsversuchen durchge-führt wurden“, so Dr. Leya. Auf Basis dieserersten Untersuchungen wurde vermutet, dasssie auch noch extremere Bedingungen überle-ben können, eben solche, wie sie im erdnahenOrbit oder noch verstärkt im All herrschen. ¢IZI-BB

Mission

Die Proben von der ISS bildeten nach knapp 2 Wochen

Kultur neue Populationen. Die Grünalge (obere 2 Rei-

hen) bildete nach einiger Zeit auch wieder orange-far-

bene Dauerstadien, während das Cyanobakterium

(untere 2 Reihen) die typische petrol-farbenen Kolonien

heranwachsen ließ.

Beste Perspektiven für denWissenschaftsstandortPotsdam-Golm

„Golm wird in den nächsten zehn Jahren eininternational führender Innovations- und Inve-stitionsstandort“. Der Geschäftsführer desStandortmanagements, Friedrich W. Wins-kowski, seit Jahren unermüdlich, wenn es dar-um geht, Kräfte und Interessen zu bündeln unddie Entwicklung des Wissenschaftsparks durchgezielten Ausbau der Infrastruktur zu befördern,bestätigt die Perspektive: „ Alle, die an diesemProzess beteiligt sind, haben Einfluss und set-zen die Pläne um.“

Die „Task Force“ unter Mitwirkung desStandortmanagements, der Stadt Potsdam, derUniversität Potsdam, aller außeruniversitärenAnrainerinstitute, verschiedener brandenburgi-scher Ministerien, der ZAB ZukunftsAgenturBrandenburg und der Investitionsbank des Lan-des Brandenburg treiben die Weiterentwicklungdes Standorts voran. Nicht unerheblich für diejetzige Entwicklung war eine vergleichende Stu-die, die die internationale Konkurrenzfähigkeitdes Wissenschaftsstandortes bestätigte undEmpfehlungen für zukünftige Aktivitäten gab.Um die jetzt zügig und koordiniert umzusetzen,

wollen die Landeshauptstadt Potsdam und dieUniversität Potsdam gemeinsam das Standort-management neu aufstellen und die Ansiedlungforschungsnaher Produktion vorantreiben.

In der neuen Struktur sollen neben demGeschäftsführer mehrere qualifizierte Mitarbei-ter ein umfangreiches Beratungs- und Service-angebot bereitstellen, Gründungen und Techno-logietransfer unterstützen aber vor allem dieWeichen für Innovationen am Standort stellen.

Eine bestehende Gesellschaft der StadtPotsdam soll zudem die Flächenentwicklungund das Flächenmanagement professionell aus-richten. Ein wichtiges Neubauvorhaben ist dasGO:IN 2 mit Büro- und Laborflächen, welchesbereits Ende 2018 bezugsfertig sein wird. ZehnHektar Gewerbegrundstücke und weitere Rest-flächen werden erschlossen, die Infrastruktur

muss weiter verbessert werden. Das betrifftbedarfsgerechte Räume für Gründer und jungeUnternehmen ebenso wie studentisches Woh-nen mit entsprechenden Wohneinheiten aberauch die Taktverdichtung über Wannsee unddie angestrebte Direktanbindung über Spandaunach Berlin durch die Deutsche Bahn. Auch pri-vate Investoren zeigen mit konkreten Bauvorha-ben für Büro- u. Laborflächen sowie für einBoardinghouse Interesse am Standort.

Bereits jetzt wächst der Wissenschafts-campus: Das Max-Planck-Institut für Molekula-re Pflanzenphysiologie erhält derzeit ein weite-res Gebäude, das im November 2018 seinerBestimmung übergeben werden soll. Der Neu-bau mit einer Gesamtfläche von knapp 5200Quadratmeter bietet dann u.a. Platz für Pflan-zenanzuchtkammern sowie Platz für denBetrieb moderner Großgeräte unter kontrollier-ten Raumklimabedingungen.

Friedrich W. Winskowski ist froh, dass sichdie außeruniversitären Institute und die Univer-sität Potsdam in den letzten Jahren so engagiertam Ausbau des Standortes beteiligt haben unddass mit den bevorstehenden Entwicklungendie Rolle des Wissenschaftsparks als Innovati-onsmotor in der Hauptstadtregion Berlin und inBrandenburg entscheidend gestärkt wird. ¢EF

Ausblick

Ehrungen

Termine

ImpressumHerausgeber: Standortmanagement Golm GmbH, Am Mühlenberg 11, 14476 Potsdam-Golm;Redaktion (verantwortlich): Ellen Fehlow, P3 Projekt GmbH Potsdam, [email protected];Beirat: Dr. Barbara Eckardt, Dr. Sandra Mehlhase, Dr. Elke Müller, Martina Steude, Ursula Roß-Stitt, Katja Schulze;Gestaltung: pigurdesign, Potsdam; Druck: G&S Druck GmbH, Potsdam

Know-how verbindetUnternehmen & Wissenschaft

5. Hightech Transfertag imWissenschaftspark Potsdam-Golm

Wie kann man Aids-Impfstoffe mithilfe vonAlgen produzieren? Wird das Altern durch unse-re Ernährung beeinflusst? Gibt es Möglichkei-ten, Tumorzellen direkt und schnell währendeiner Operation nachzuweisen? Diese undandere Themen, Ergebnisse und Produkte prä-sentierten Forschungsgruppen, Gründungspro-jekte und Unternehmen Anfang Oktober zumfünften Hightech-Transfertag im neu eröffne-ten Fraunhofer-Konferenzzentrum im Wissen-schaftspark Potsdam-Golm.

Die Veranstaltung war Teil der Gesund-heitswoche „Health Week Berlin Brandenburg“und stand ganz im Zeichen herausragenderInnovationen der Gesundheitswirtschaft madein Brandenburg.

Mehr als 130 Teilnehmer folgten einerspannenden Diskussion, wie man Wissen-schaft, Forschung in Medizintechnik und Dia-gnostik stärker mit der Praxis z.B. in Klinikenverknüpfen kann. Im Speed Networking sowie

in Matchmaking-Gesprächen wurden schnellund unkompliziert neue Kontakte geknüpft undin einer vielseitigen Ausstellung informiertensich die Besucher über Themen rund um Wirt-schaft, Forschung, Entwicklung und Förder-möglichkeiten im Cluster Gesundheitswirt-schaft.

Der größte Wissenschaftspark Branden-burgs präsentierte sich von einer zukunftswei-

senden Seite mit spannenden Forschungser-gebnissen, anwendungsnahen Produkten undsowohl mit Unternehmern als auch Wissen-schaftlern, die mit innovativen Hightech-Ent-wicklungen den Gesundheitsstandort Branden-burg-Berlin unterstützen. ¢ AL

Starthilfe

Austausch

Im Gespräch über innovative Gesundheitswirtschaft: R. Lisowski, M. Scherf, F. J. Schweigert, M. Voth, K.Bindseil (v. l. ).

Bessere Farben und Lackeschnel ler entwickeln

Zusammenarbeit von Fraunhofer IAPmit PDW Analytics GmbH

Wandfarbe ist nicht gleich Wandfarbe – dasweiß jeder, der schon mal mit Schnäppchen-Farbe eine bunte Wand weißen wollte. Währendqualitativ hochwertige, teure Farben bestensdecken, schimmert bei Billigprodukten der alteAnstrich hindurch. Beim Auftragen, beim Trock-nen und beim Glanz sind die Unterschiedegroß. Die Eigenschaften einer Wandfarbe hän-gen stark davon ab, wie groß die darin enthal-tenen Partikel sind – beispielsweise Füllstoffe,Bindemittel, Pigmente oder Zusatzstoffe.

Bei der Entwicklung neuer Farben wollenHersteller daher genau wissen, was in denReaktionsbehältern vor sich geht und wie sichdie Partikelgrößen im Laufe des Prozesses ver-ändern. Die Hersteller nehmen eine Probe derFarbe, verdünnen und prüfen diese. Das ist zeit-intensiv. Währenddessen kann sich die herge-stellte Dispersion verändern.

Zudem beeinflusst das Verdünnen die Probe.So können die Teilchen beispielsweise zu grö-ßeren Partikeln verklumpen.

Durch eine Kooperation von Fraunhofer-Forschern mit dem Potsdamer UnternehmenPDW Analytics GmbH geht das künftig einfa-cher, schneller und präziser. Die PDW AnalyticsGmbH ist ein noch junges, innovatives Unter-nehmen, welches durch eine akademische Aus-gründung aus der Universität Potsdam entstan-den ist.

Die Produktion kann nun kontinuierlichund in Echtzeit überwacht werden, ohne Pro-ben ziehen zu müssen. Möglich macht dies einneuer Sensor, den die Mitarbeiter der PDWAnalytics entwickelten, und den Forscher vomFraunhofer-Institut für Angewandte Polymerfor-schung IAP in ihr bestehendes Prozessentwick-lungssystem integriert haben.

„Dies ist eine weltweit einzigartige pro-zessanalytische Detektionsmethode, mit derwesentliche Parameter bei der Herstellung vonFarben, Lacken und Klebstoffen direkt inlineund kontinuierlich erfasst werden können“,sagt Dr. Antje Lieske, Abteilungsleiterin am IAP.Zudem könnten Fehlproduktionen vermiedenwerden, so Lieske. Kunden können ihre Prozes-se entweder im IAP untersuchen lassen oder

aber – da das ganze System transportabel ist –auch vor Ort im Unternehmen nutzen. ¢ IAP

Ausführlich:http://www.iap.fraunhofer.de/Farben-Lacke

Bruce Allen, Alessandra Buonanno, Karsten Danzmann,

Ministerpräsident Stephan Weil (v.l.n.r.)

Foto: K. Wendt

Dr. Safa Shoai

Foto: Martin Stolterfoth

Dr. Christoph Rademacher

Foto: Dana Kikic

Dank eines neuen Sensors ist es künftig möglich, den

Herstellungsprozess von Wandfarben und Lacken

direkt und in Echtzeit im Reaktionsbehälter zu untersu-

chen. © Foto Fraunhofer IAP

Kooperation

Die verschiedenen Proben des Grünalgenstammes

CCCryo 101-99 bildete wieder neue Populationen.

Lediglich eine Probe überlebte die Raumfahrt nicht.

Fotos: Dr. Thomas Leya/Fraunhofer IZI-BB

Dr. Michal P. Heller

Foto: G. Secara

Gewinner 2016

Neuer Direktor des Zentrumsfür Lehrerbildung undBildungsforschung

Der Physikdidaktiker Prof. Dr. Andreas Borowskiist neuer Direktor des Zentrums für Lehrerbildungund Bildungsforschung (ZeLB) an der UniversitätPotsdam. Das ZeLB ist eine dezentrale Organisa-tionseinheit der lehrerbildenden Fakultäten. Esverfolgt das Ziel, die universitäre Gesamtaufga-be der Lehrerbildung verstärkt als Querschnitts-aufgabe wahrzunehmen. Die wichtigste Aufgabeseines neuen Amtes sieht Borowski darin, demZeLB mehr Gewicht zu verleihen und es weiter indie Mitte der Universität zu führen. ¢

Für den Aufbau eines Kompetenzzentrumsfür energie- und ressourceneffizienten Leichtbauam Fraunhofer IAP wurde am 21. November2016 der Zuwendungsbescheid durch Branden-burgs Wirtschaftsminister Albrecht Gerber über-geben. Institutsleiter Prof. Alexander Bökernahm den Bescheid im Rahmen der Clusterkon-ferenz des Clusters Kunststoffe und Chemie imFraunhofer-Konferenzzentrum in Potsdam-Golmentgegen.

Forscher der Uni Potsdam haben die Folgender Sturzflut in Braunsbach im Juni dieses Jah-res untersucht. Auf einen einzelnen ursächlichenGrund kann dieses Naturereignis nicht reduziertwerden, wie dem Abschlussbericht zu entneh-men ist. An der Universität Potsdam forschenmehrere Teams zu Naturgefahren. Eines davonist das 2015 gegründete Graduiertenkolleg„NatRiskChange“. Info:www.geo.uni-potsdam.de/tl_files/news/Task ForceBraunsbach.pdf

Die physikalischen Prozesse, die zu Eruptio-nen auf der Sonne führen, haben Forscher derUni Potsdam untersucht. Auswirkungen kanndas auf die äußere Erdatmosphäre und damit diesatellitengestützte Kommunikation und Naviga-tion und sogar die Arbeit von Astronautenhaben. Ein internationales Team, unter ihnen derAstrophysiker Dr. Bernhard Kliem von der Uni-

versität Potsdam, veröffentlichte die neuenErkenntnisse in der Fachzeitschrift Nature Com-munications.

Mit einem Kick-off ist am 23. November derB!INNOVATION Hub an den Start gegangen.Der B!INNOVATION Hub ist eine Plattform desBerliner B!GRÜNDET-Netzwerkes und der Uni-versität Potsdam, um technologie- und wissens-basierte Unternehmensgründungen mit derIndustrie zu vernetzen. Mit dabei war das Pots-damer Start-up Synfioo, das als eins von sechsTeams die Möglichkeit bekam, die Teilnehmerdes Events von ihrer Idee zu überzeugen. Info:www.begruendet-berlin.de/innovationhub/

Um krebsverdächtige Hautzellen schnelleridentifizieren zu können, könnte schon bald einbildgebender Ramanspektrograph zum Einsatzkommen, der ursprünglich für die Astronomieentwickelt wurde. Wissenschaftler der Universi-tät Potsdam und des Leibniz-Institutes für Astro-physik Potsdam stellten ihn auf der diesjährigenmicro photonics im Oktober 2016 in Berlin vor.Zudem präsentierten Chemiker und Physikerder Universität Laser-basierte Messmethoden,die bei biophysikalischen, biochemischen undphysiologischen Fragestellungen angewendetwerden. Die internationale Kongressmesse giltals weltweit einzigartige Plattform für die Ent-wicklung, Fertigung und Anwendung von minia-turisierten optischen Komponenten.Info: www.micro-photonics.de

Meldungen

Die Gründerinnen von TeneTRIO (v.l.n.r..): Sabrina Jaap,

Dr. Ina M. Henkel und Katrin Kühn.

Foto: Leo Seidel Fotodesign

Foto: ZAB / David Marschalsky

Friedrich W. Winskowski

Foto: T. Hölzel

Eine Weihnachtsvorlesung hält Prof. Dr.Hans-Jürgen Holdt (Sachgebiet Chemie) am14. Dezember ab 16 Uhr im Uni-KomplexGolm, Haus 27, Raum 1.01

Der 5. Uniball findet am 11. Februar 2017 inGriebnitzsee unter dem Motto „Vamos a bailar –Lasst uns tanzen“ statt. Info: www.uni-potsdam.de/up-entdecken/up-erle-ben/uniball.html

Der nächste und 5. Potsdamer Tag der Wis-senschaften findet am 13. Mai 2017 im Wis-senschaftspark Golm statt. Info: www.uni-potsdam.de

Der 20. Brandenburgische Archivtag findetam 8. und 9. Mai 2017 im Brandenburgi-schen Landeshauptarchiv in Golm statt. Info: www.landeshauptarchiv-brandenburg.de

Die drei Max-Planck-Institute in Golm beteiligensich auch im kommenden Jahr am Girl’s Day.Termin ist der 27. April 2017. Info & Anmel-dung: www.girls-day.de

Im Mai 2017 wird das Max-Planck-Institut fürMolekulare Pflanzenphysiologie seine Feldfüh-rungen „KOMM INS BEET“ wieder aufnehmen.Info: www.komm-ins-beet.mpg.de

Foto: Ellen Fehlow