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Spektzum e A^ de eil- © Springer-Verlag 1991 Printed in Austria Spektrum Augenheilkd (1991) 5/3: 96-98 Pseudomelanom nach eindellenden Ablatio-Operationen N. Hausmann', W. Diem' and J.-H. Greite 2 `Augenabteilung (Vorstand: Prim. Dr. H. Avedikian) des Landeskrankenhauses Feldkirch ZAugenabteilung (Vorstand: Prof. Dr. J.-H. Greite) des Akademischen Lehrkrankenhauses Munchen-Harlaching Zusammenfassung. Mit der Kugelsegment-Plombe nach Greite and ihrer kugelformigen Eindellung konnen Quetsch- falten mit Fischmaul-Phanomen vermieden werden. Bei weft vorne gelegenen Netzhautlochern sowie bei Lochern unter oder neben Muskeln kann diese Plombe auf Grund ihrer skleraplanen Oberfldche subjektive Unvertrdglichkeitser- scheinungen and postoperative Strabismen verhindern hel- fen. Ophthalmoskopisch sieht diese Eindellung in Verbin- dung mit Pigmentverschiebungen nach Kryopexie einem Aderhaut-Melanom tduschend ahnlich. Auch echographisch besteht eine Verwechslungsgefahr, da die Schallkriterien ebenfalls sehr ahnlich sind. Eine exakte Aufklarung der Pa- tienten uber die verwendete Plombenform wird empfohlen, urn eine Verwechslung bei Orts- and/oder Arztwechsel zu vermeiden. Schlusselworter: Greite-Kugelsegment-Plombe, Verwechs- lung mit Aderhaut-Melanom, Patienten-Aufklarung. Pseudomelanoma after retinal buckling surgery Summary. The spherical explant from Greite offers a ball- shaped buckle, thus preventing retinal folds and fishmouth phenomenon. Anterior retinal holes as well as holes under or near by extraocular muscles are a further indication for it as its plane surface prevents subjective incompatibility and postoperative strabism. In connection with pigmental alter- ation after cryopexy the buckle looks like a choroidal mel- anoma. Ultrasonographically it also looks like a real one. We propose an exact information of these patients to prevent confusion due to change of residence and/or ophthalmologist. Key words: Buckling procedure, spherical explant, confusion with choroidal melanoma, patient's information. Die Kugelsegmentplombe Die Kugelsegmentplombe nach Greite ist eine harte, also nicht expandierende Silikonplombe zur permanenten Tam- ponade einzelner Netzhautlocher in der Ablatio-Chirurgie Abb. 1. Kugelsegmentplombe (Durchmesser 6 mm, Hohe 2,2 mm), seitliche Ansicht. Hier an einer 2,5-mm-Diathermie-Elektrode zur Lochlokalisation [3] Einleitung Die kugelsegmentformige Silikonplombe nach Greite [1] bie- tet gegenuber zylinderformigen Plomben den Vorteil, dal3 die von jedem Netzhaut-Chirurgen gefurchteten Quetschfalten, die sehr haufig Richtung Netzhautloch verlaufen and durch das sogenannte ,Fischmaul-Phdnomen" eine Anlegung des Loches verhindern, vermieden werden konnen. Der mit dieser Plombenform erzeugte Buckel kann bei postoperativen Kon- trollen einem Aderhaut-Melanom tduschend ahnlich sehen. Abb.2. Skleraplane Oberfldche der Kugelsegmentplombe (Pfeile) nach Versenken der Plombe mit Kreuznahten

Pseudomelanom nach eindellenden Ablatio-Operationen

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Page 1: Pseudomelanom nach eindellenden Ablatio-Operationen

Spektzume

A d̂e eil-© Springer-Verlag 1991Printed in Austria

Spektrum Augenheilkd (1991) 5/3: 96-98

Pseudomelanom nach eindellenden Ablatio-Operationen

N. Hausmann', W. Diem' and J.-H. Greite2

`Augenabteilung (Vorstand: Prim. Dr. H. Avedikian) des Landeskrankenhauses FeldkirchZAugenabteilung (Vorstand: Prof. Dr. J.-H. Greite) des Akademischen Lehrkrankenhauses Munchen-Harlaching

Zusammenfassung. Mit der Kugelsegment-Plombe nachGreite and ihrer kugelformigen Eindellung konnen Quetsch-falten mit Fischmaul-Phanomen vermieden werden. Bei weftvorne gelegenen Netzhautlochern sowie bei Lochern unteroder neben Muskeln kann diese Plombe auf Grund ihrerskleraplanen Oberfldche subjektive Unvertrdglichkeitser-scheinungen and postoperative Strabismen verhindern hel-fen. Ophthalmoskopisch sieht diese Eindellung in Verbin-dung mit Pigmentverschiebungen nach Kryopexie einemAderhaut-Melanom tduschend ahnlich. Auch echographischbesteht eine Verwechslungsgefahr, da die Schallkriterienebenfalls sehr ahnlich sind. Eine exakte Aufklarung der Pa-tienten uber die verwendete Plombenform wird empfohlen,urn eine Verwechslung bei Orts- and/oder Arztwechsel zuvermeiden.

Schlusselworter: Greite-Kugelsegment-Plombe, Verwechs-lung mit Aderhaut-Melanom, Patienten-Aufklarung.

Pseudomelanoma after retinal buckling surgery

Summary. The spherical explant from Greite offers a ball-shaped buckle, thus preventing retinal folds and fishmouthphenomenon. Anterior retinal holes as well as holes underor near by extraocular muscles are a further indication forit as its plane surface prevents subjective incompatibility andpostoperative strabism. In connection with pigmental alter-ation after cryopexy the buckle looks like a choroidal mel-anoma. Ultrasonographically it also looks like a real one.We propose an exact information of these patients to preventconfusion due to change of residence and/or ophthalmologist.

Key words: Buckling procedure, spherical explant, confusionwith choroidal melanoma, patient's information.

Die Kugelsegmentplombe

Die Kugelsegmentplombe nach Greite ist eine harte, alsonicht expandierende Silikonplombe zur permanenten Tam-ponade einzelner Netzhautlocher in der Ablatio-Chirurgie

Abb. 1. Kugelsegmentplombe (Durchmesser 6 mm, Hohe 2,2 mm),seitliche Ansicht. Hier an einer 2,5-mm-Diathermie-Elektrode zurLochlokalisation [3]

Einleitung

Die kugelsegmentformige Silikonplombe nach Greite [1] bie-tet gegenuber zylinderformigen Plomben den Vorteil, dal3 dievon jedem Netzhaut-Chirurgen gefurchteten Quetschfalten,die sehr haufig Richtung Netzhautloch verlaufen and durchdas sogenannte ,Fischmaul-Phdnomen" eine Anlegung desLoches verhindern, vermieden werden konnen. Der mit dieserPlombenform erzeugte Buckel kann bei postoperativen Kon-trollen einem Aderhaut-Melanom tduschend ahnlich sehen.

Abb.2. Skleraplane Oberfldche der Kugelsegmentplombe (Pfeile)nach Versenken der Plombe mit Kreuznahten

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(Abb. 1). Sie wird in verschiedenen Durchmessern (6, 7, 8and 10 mm) and Hohen (2,2, 2,4, 2,5 and 2,9 mm) angeboten.Eine besondere Indikation stellen Foramina unter odor nebenAugenmuskeln dar, da die Plombe durch die skleraplane Lageihrer Oberflache die Hebelverhaltnisse des Muskels nicht ver-andert and so eincn postoperativen Strabismus (Abb. 2) ver-hindern hilft [2]. Sie eignet sich aber'auch speziell zur Tam-ponade anteriorer, also oranaher Foramina, da sic dort dasepisklerale Compartment nicht vorbuckelt, was zur starkenIrritation beim Lidschlag fuhren wurde. Zusatzlich haben wirsic als Hilfsmittel zur Lochlokalisation and zum Abschatzender benotigten Plombenstarke and Ausrichtung schatzen ge-lernt [3].

Qualitaten der Eindellung

Bei externen Plombagen wird bei der Ablatio-Operation diekugelformige Oberflache der Sklera deformierend cingedellt.Nur wenn sich eine isometrische Eindellung der Sklera durch-

Abb. 3. LappenriB bei 5 Uhr, mit Kugelsegmentplombe ideal falten-frei tamponiert (1. postoperativer Tag)

fiihren laBt, ist eine Faltenbildung der Netzhaut zu vermeiden[4]. Isometrische Eindellungen zeichnen sich dadurch aus,daB'die Lange einer auf der einzudellenden Flache liegendenStrecke unverandert bleibt. Zylinderformige Plomben kon-nen also nur zweidimensionale Flachen isometrisch eindellen(senkrecht zu ihrer Langsachse). Da das Auge geometrischals dreidimensionale Kugel anzusprechen ist, ist in der Langs-achse einer zylinderformigen Plombe keine Isometric gege-ben. Es kommt dort daher zwangslaufig zu Quetschfalten,die dann stets senkrecht zur Langsachse des Plombenzylin-ders laufen. Diese Quetschfalten enden zurneist auf Grundder Netzhaut-Diskontinuitat im Lochbereich beim auslosen-den Foramen, welches dadurch fischmaulartig offen gehaltenwird, womit eine Tamponade durch die Plombe verhindertwird. Die kugelformige Sklera-Oberflache kann nur durchcine ebenfalls kugelformige Plomben-Oberflache isometrischeingedellt werden [5] — d. h. ohne Faltenbildung der innenanliegenden Netzhaut (Abb. 3). Diesen geometrischen An-forderungen entspricht die Kugelsegment-Plombe nachGreite in idealem MaBe. Die Ballonplombe nach Lincdff/Kreissig erfullt ebenfalls annahernd diese Bedingungen [6, 7].Postoperativ stellt sich eine spharische Eindellung dar, diean der Kuppe Pigmentverschiebungen nach Kryokoagulationder Lochrander zeigt. Das Loch selbst — vor allem wenn essich um emn Rundloch gehandelt hat — ist nicht mchr zuerkennen. Ophthalmoskopisch sieht der erzeugte Buckel ei-nem Aderhaut-Melanom tauschend ahnlich (Abb. 4).

Diskussion

Das Aderhaut-Melanom des hinteren Segmentes zeigt einzumeist halbkugeliges bis pilzformiges Wachstum. Durch-bricht es die Bruchsche Membran, kommt es zu unregel-maBigen Pigmentverschiebungen im Bereich des retinalenPigmentblattes [8]. Ophthalmoskopisch kann dann schonmit hoher Sicherheit die richtige Diagnose gestellt werden.Ein wertvolles diagnostisches Hilfsmittel stellt die A-Bild-Echographie dar, die eine sichere Gewebe-Diagnose geradeim Falle eines Aderhaut-Melanoms zulaBt [9]. AkustischeKriterien sind: Hohes Anfangs-Echo, niederer bis mittlerer

Abb. 4. Durch Kugelsegmentplombe bei 2 Uhr erzeugter kugelfor-miger Buckel (14. postoperativer Tag). Das tamponierte Rundlochan der Kuppe des Buckels ist im Feld der Pigmentverschiebung nachKryokoagulation nicht mehr erkennbar

Abb. 5. A-Bild-Echo eines Aderhaut-Melanoms (Tumorhohe durchdunne waagrechte Pfeile gekennzeichnet). Bei diesem Tumor gelangtkein ,Schwirren" (Vaskularitat) zur Darstellung. Die Sklerazacke(dicker senkrechter Pfeil) findet sich unterhalb des Tumors

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and nicht wie beim echten Melanom unterhalb der eigent-lichen Tumors.

Wir konnten die Greite-Kugelsegmentplombe auf Grundunserer positiven Erfahrungen in mehr als 100 Fallen nach-drucklich fur die genannten Indikationen empfehlen, moch-ten aber darauf hinweisen, daB eine exakte Aufklarung desPatienten (eventuell in schriftlicher Form) angezeigt ist, damitbei Orts- and damit verbundenem Arztwechsel die hier dar-gestellte Verwechslungsmoglichkeit vermieden werden kann.

Literatur

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Abb.6. A-Bild-Echo eines ,Pseudomelanoms" (Buckel durch Ku-gelsegmentplombe, Hohe durch donne waagrechte Pfeile gekenn-zeichnet). Es zeigen sich alle akustischen Kriterien eines echten Ader-haut-Melanoms (vgl. Abb. 5). Die Sklerazacke (dicker senkrechterPfeil) findet sich aber unmittelbar unter der „Tumor"-Oberfldche

Reflexionsgrad, solide Konsistenz and regulare Struktur(Abb. 5). Das sogenannte ,Schwirren" der Echozacken (einZeichen von deutlicher Vaskularitat des Tumors) ist haufigvorhanden, kann aber auch fallweise fehlen. Das Pseudo-melanom nach eindellenden Ablatio-Operationen sieht oph-thalmoskopisch einem echten Melanom tauschend ahnlich.Unsere erganzend durchgefiihrten A-Bild-Echographien zei-gen ebenfalls die zuvor genannten Kriterien (Abb. 6). Ledig-lich bei ganz exakter Darstellung fallt auf, daB sich die Sklera-Zacke unmittelbar unter der „Tumor"-Oberfldche zeigt —

1. Greite J-H (1983) Uberlegungen and Erfahrungen mit kalotten-formigem Plombenmaterial in der Ablatiochirurgie. FortschrOphthalmol 79: 445-446

2. Hausmann N (1990) Faltung des Obliquus superior: Ein Erfah-rungsbericht aber 175 Operationen. Spektrum Augenheilkd 5/2:61-65

3. Hausmann N (1989) Techniken der Lochlokalisation in der Ab-latio-Chirurgie: Vergleich mit einem eigenen Losungsvorschlag.Spektrum Augenheilkd 3/4: 151-156

4. Stark M (1983) Theoretische Uberlegungen zur Plombenform beieinbuckelnden Netzhautoperationen. Fortschr Ophthalmol 80:324-325

5. Herglotz G (1943) Uber die Starrheit der Eiflachen. Abh MathSem Hamburg 15: 127-129

6. Lincoff H, Kreissig I (1980) Die Behandlung der Netzhaut-Ab-losung mit einer nichtfixierten Ballonplombe ohne Punktion dersubretinalen Flussigkeit. Ber Dtsch Ophthalmol Ges 77: 627-632

7. Hausmann N (1988) Die Lincoff/Kreissig-Ballonplombe: Indi-kationen and Stellenwert in unserem Stufenplan der minimalenAblatiobehandlung. Spektrum Augenheilkd 2/6: 264-267

8. Stefani FH, Hasenfratz G (1987) Macroscopic ocular pathology.Springer, Berlin Heidelberg New York Tokyo

9. Ossoinig KC (1979) Standardized echography: Basic principles,clinical applications, and results. Int Ophthalmol Clin 19: 127-210

Korrespondenz: Dr. N. Hausmann, Augenabteilung des Landes-krankenhauses, A-6807 Feldkirch.