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Psychologie des Internet Einführung für Erstsemester Joachim Funke Psychologisches Institut, Uni Heidelberg Version: 22.10.2003

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Psychologie des Internet

Einführung für Erstsemester

Joachim FunkePsychologisches Institut, Uni Heidelberg

Version: 22.10.2003

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Psychologie des Internet (Funke)

Überblick

Bereich 1: Beratung & Therapie im Netz

Bereich 2: Umfragen, Feldforschung und Experimente

Bereich 3: Online-Learning Web-based Training

Bereich 4: Unterhaltung und Emotionen im Netz

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Psychologie des Internet (Funke)

Janssen, L. (Ed.). (1998). Auf der virtuellen Couch. Selbsthilfe, Beratung und Therapie im Internet. Bonn: Psychiatrie-Verlag.

Bereich 1: Beratung & Therapie im Netz

Informationen zu Klinischer Psychologie im Netz für Therapeuten für Klienten Online-Selbsthilfe

Professionelle Hilfeangebote im Netz Seelsorge Psychotherapeuten online

sinnvolle Medienpräsenz von PsychotherapeutenVor- und Nachteile verschiedener Internet-Dienste und mögliche

Implikationen für die Therapie E-Mail, IRC/Chat, MUDs

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Informationen zu Klinischer Psychologie im Netz

Informationen für Therapeuten:WWW-Seiten: großes Themenspektrum im Bereich klinische

Psychologie/Psychotherapie! Beispiele: Infos zum PsychThG (bdp) Clinical Psychology Resources (Uni Bonn) Psychoanalytische Ressourcen im WWW (Parfen Laszig) Seiten von Wolfgang Dorrmann Psychologie.de

fachlicher Austausch auf kollegialer Ebene (Mailinglisten)Möglichkeiten für Online-Supervision bzw. Intervision (z.B.

moderierter Chat; noch Zukunftsmusik!)diagnostische Hilfestellungen (Bsp: Projekt ICD 10)

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Informationen 2

Informationen für Klienten:Wie finde ich einen guten Psychotherapeuten?

Bsp.: Österreichische Psychotherapie-Seite

Finanzierungsmöglichkeiten von Therapie Bsp.: Psychothek

Alkohol: Kann man „kontrolliert“ trinken? Info-Seite von Joachim Körkel

Was kann Psychotherapie leisten, was nicht? Insgesamt: es können unverbindlich Informationen eingeholt und

Erwartungen geklärt werden Hemmschwelle sinkt Kontaktaufnahme meist möglich!

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Informationen 3

Selbsthilfe:Selbsthilfematerialien (meist erstellt von professionellen

Therapeuten), z.B.: Crisis, Grief and Healing von Tom Golden Suicide-Helpline von John Grohol

WWW-Seiten „von Betroffenen für Betroffene“: Bsp.: Die schwarze Rose

Selbsthilfegruppen Newsgroups, Ratgeber Angst oder Chat-Channels große thematische Bandbreite Anonymität möglich

• oft Vorteil (niedrigere Hemmschwelle),

• manchmal Nachteil (unentdeckte Verletzungen/Enttäuschungen)

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Professionelle Hilfeangebote im Netz

Seelsorge-Einrichtungen über E-Mail oder Chat zu erreichen (Bsp. Leitseite der Telefonseelsorge)

• niedrigschwelliges Angebot

• Vorteil für sprachgestörte oder schwerhörige/taube Menschen

• neue Zielgruppe erreichbar

Angebote von professionellen Therapeuten

ethische Probleme (Döring, 2000, S. 531): Professionalität

• „Gütesiegel“ bzw. offizielle Prüfung wünschenswert

Vertraulichkeit• medial erhöhtes Risiko von Datenschutz-Verletzungen

Verbindlichkeit• E-Mail-Adresse allein nicht ausreichend!

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sinnvolle Medienpräsenz von Psychotherapeuten 1

Professionalität: wie grenze ich mich von unseriösen, „selbsternannten“ Therapeuten ab?Art der InformationVerantwortungsbewußtsein bezüglich der medienspezifischen Vor-

und Nachteile (keine illusorischen Versprechungen) Idee eines „National Register“

Intention klarmachen: Biete ich Online-Beratung an oder schaffe ich „nur“ Möglichkeit zur

Kontaktaufnahme für eine „reale“ Therapie?

Eigenwerbung ist berufsrechtlich verboten/ wirkt unseriös!Musterprozeß Zahnarzt Dr Vorbeck, Trierproblematisch: Online-Praxis Brigitte Schmitt, Praxis Volker Drewes

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Psychologie des Internet (Funke)

sinnvolle Medienpräsenz 2

Stattdessen: Selbstdarstellung nach fachlichen Gesichtspunkten:angewendete Verfahren und damit behandelbare Störungenpersönliche Qualifikationen, z.B bei TherapyOnline.caOrganisatorisches bezüglich Kontaktaufnahme und weiterem VerlaufFinanzierungsmöglichkeitenEvtl. weiteres Info-Material bereitstellen (s. Bsp. Sondermann;

Flugangst: www.freyflug.de)

Vorteile:Hypertext-Struktur im Vergleich zum herkömmlichen Faltblattzusätzliche Erreichbarkeit/Vergrößerung des Kreises potentieller

KlientenE-Mail-Möglichkeit zur Kontaktaufnahme

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Vor- und Nachteile verschiedener Internet-Dienste

Einige grundsätzlich erschwerende Umstände: Datenschutz (beidseitig!) Klient kann sich jederzeit „ausklinken“, Überreaktionen können evtl.

nicht aufgefangen werden erhöhte Gefahr von Mißverständnissen durch geringere

Kontrollierbarkeit der Situation (Fehlen der nonverbalen cues; außerdem können z.B. technische Probleme als Kontaktabbruch mißinterpretiert werden)

Storm A. King über Pro und Contra der Online-Therapienachfolgend einige (z.T. spekulative) Überlegungen bezüglich der

einzelnen Internet-Kanäle Email Chats MUDs

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Vor- und Nachteile 1: Email

Asynchrone Kommunikation: Klient ist ohne unmittelbare Begleitung den Interventionen des

Therapeuten ausgesetzt (setzt ein Mindestmaß an psychischer Stabilität voraus)

Intervention evtl. gar nicht mehr angemessen, wenn sie den Klienten erreicht (Gefühlslagen und Befindlichkeiten können sich schnell ändern)

krisenhafte Entwicklungen bleiben vielleicht zu lange unentdeckt

geringere Kontaktschwelleschriftliches Ausformulieren der Probleme (in aller Ruhe) setzt

andere Art der Reflexion in Gang es entstehen dokumentierbare „Werke“, Prozeß gut nachvollziehbar! aber auch: Nachweis von Therapiefehlern, Fälschbarkeit, etc.

John Grohol: Definition von ‘e-therapy‘

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Vor- und Nachteile 2: Chat

Eher small-talk-Ebene bietet sich eher zur Ablenkung von als zur Auseinandersetzung mit

Problemen an (nicht als einzige Ebene geeignet)nützlich z.B. bei chronischen (somatisch bedingten) Schmerzen

virtuelle Aktionen möglich, Experimentierfeld! Ausagieren von PhantasienAufbrechen von starren Verhaltensmustern

parallele Kommunikation privat und öffentlich möglich!Faszinierende Möglichkeit bei sozialen Störungen: „Agieren“ und

simultane Aufarbeitung „privat“ mit der TherapeutinMöglichkeit z.B.: abwechselnd Chat- und „reales“ Treffen (RL)

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Bsp. Chat mit Minister Frankenberg 27.11.02, 13:30 ff

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Vor- und Nachteile 3: MUDs

Charakteristika:Rollenspiele in PhantasieweltenErschaffen einer eigenen virtuellen Identität (Comic-Figur, Tier,

Phantasy-Held, prominente Persönlichkeit, ...)gleichzeitig viele TeilnehmerInnen, soziale Interaktion!Entstehung von Freundschaften, siehe Utz (2000)

Selbsterfahrungscharakternoch verstärktes Ausagieren von Phantasien („Selbstexploration“)des öfteren werden Vergleiche zum Psychodrama gezogen

Möglichkeit, auf verschiedene Patientengruppen zugeschnittene Realitäten zu programmierenvereinzelte Modellversuche, aber prinzipiell noch Zukunftsmusik

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Psychologie des Internet (Funke)

Avatare als „decision supporter“

Sundin, C., & Friman, H. (Eds.) (2000). ROLF 2010. The way ahead and the first step. Stockholm: Swedish National Defence College.

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Bereich 2: Umfragen, Feldforschung und Experimente

Datenerhebung im Internet (nach Batinic & Bosnjak, 2000, S. 288):

Reaktive Verfahren

Nicht-reaktive Verfahren

Fragebogenuntersuchungen

Online-Interviews

Experimente im WWW

Server-Log-Analyse

Beobachtungen

WWW: HTML-Formulare

E-Mail: ASCII-Fragebögen

IRC-Interviews

Interviews in virtuellen Welten

IRC

Virtuelle Welten

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Psychologie des Internet (Funke)

Nicht-reaktive Verfahren

Nicht-reaktive Datenerhebungen: Anfallende, öffentlich zugängliche Daten (z.B. Newsgroup-Postings,

Logfiles von Chats) werden ausgewertet (= Internet als Forschungsgegenstand)

Fragestellungen für nicht-reaktive Datenerhebung im Internet:KommunikationsstrukturenEmotionsvermittlung/ EmotionsausdruckFragestellungen der SprachpsychologieSuchverhalten (Bsp. SearchSpy-Optionen der Suchmaschinen) ...

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Psychologie des Internet (Funke)

Umfragen per Email/Newsgroups

Nur Fragebogen-Untersuchungen möglich:

Mail: Serienbrief-Funktion möglich Datenschutz bedenken!Hohe Rücklaufquotenwoher bekommt man Adressen?

Newsgroups:Nachteil: Untersuchung „spricht sich rum“Verweigererquote unklar, weil Stichprobe unklar (externe Validität!)übertriebenes „crossposting“ verstößt gegen Netiquettespeziell für Untersuchungen eingerichtete Newsgroups:

de.alt.umfragen; alt.usenet.survey

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Experimente

Auch Experimente möglich (interaktive Elemente etc.)

Server zeichnet jeden Mausklick der Vpn, Zeiten etc. auf

Voraussetzungen: HTML-Seite anlegenCGI-Skript (um Daten der Vpn empfangen und bearbeiten zu können)

wichtig zu beachten: besonders genaue Instruktionen, da Rückfragemöglichkeiten fehlenKontaktmöglichkeit zur Verfügung stellen, damit Vpn Kritik, Fragen

etc. äußern könnenevtl. der Vp Rückmeldung über Ergebnis/erreichte Leistung geben

(manchmal aus ethischen Gründen kritisch...)ethische Grundsätze! (siehe weiter unten)

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Besonderheiten 1: Repräsentativität

‚typischer‘ Internet-Nutzer Normalbevölkerung (z.B.: geringer Frauenanteil; viele Studenten und Akademiker; geringes Durchschnittsalter)

aber: mit dem ‚Internet-Boom‘ der letzten Jahre ist zunehmende Angleichung zu erwarten!

Außerdem: konventionelle psychologische Experimente rekrutieren fast ausschließlich Psychologie-Studierende als Vpn (noch geringere Repräsentativität!)

Kontrollmöglichkeit: Replikationen konventioneller Experimente im Netz bzw. Vergleich Internet - lokale Teilstichproben

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Besonderheiten 2: Stichprobe

Stichprobe kann sehr groß werden, dh. hohe statistische Power! Vorteil: hohe Durchführungsobjektivität; kaum Versuchsleiter-Effekte Probleme, die (teilweise) kontrolliert werden können:

Mehrfachteilnahme ( Vpn um persönliche Angaben bitten) Pausen ( können registriert werden) unerlaubte Kooperation mehrerer Vpn ( auf Wichtigkeit der seriösen

Teilnahme hinweisen) technische Störvariablen ( unkontrollierbar, können aber als

‚randomisiert‘ aufgefaßt werden) dynamische Grundgesamtheit (zugrundeliegende Population ändert sich

schnell) ‚mehrstufige Selbstselektion‘ der Vpn ( auch Vorteile: wer dabei bleibt,

ist wirklich motiviert; selektive ‚Drop-outs‘ decken Konfundierungen auf)

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Psychologie des Internet (Funke)

Besonderheiten 3: Ethik

Hinter dem Problem der Selbstselektion steckt ethisch hoher Standard:

Vp hat wirklich zu jedem Zeitpunkt die freie Entscheidung, ob sie Untersuchung fortsetzen oder abbrechen will

Vertraulichkeit der Daten! Ethische Leitlinie:

Der Vp darf kein Schaden entstehen, u.U. aufpassen bei Rückmeldung der Ergebnisse!

Vp darf nicht getäuscht werden; Aufklärung nötig! Ethische Regeln und Standards international uneinheitlich! DGPs und BDP: gemeinsame Richtlinien

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pragmatische Vorteile

Kosten/Aufwand der Erhebung stark reduziert!Automatisierbarkeit von Durchführung und Auswertung„Experiment kommt zur Vp“: zwar geringere Kontrollierbarkeit,

aber größere ökologische Validität, da sich Vp nicht in einer ‚künstlichen Situation‘ befindet

hohe Flexibilität: Vp ist nicht an bestimmte Zeiten gebunden; keine langwierigen Terminabsprachen!

Gelegenheitsstichprobe der „Internet-Nutzer“ ist immer noch heterogener als die der Psychologie-Studierenden!

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neue Möglichkeiten

Bessere Realisierbarkeit von Studien im interkulturellen BereichVpn aus sehr spezifischen Zielpopulationen werden erreichbarhohe Transparenz der aktuellen Forschungsprojekte durch

Öffentlichkeit der Experimentewissenschaftlicher Austausch schon vor/während der

Erhebungsphase möglich!Zukunftsvision von Online-Publikationen: Man kann per ‚link‘ das

Experiment ‚live‘ nacherlebenFlexibilität (dynamisches/adaptives Testen wird möglich)

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Psychologie des Internet (Funke)

Bewertung und Beispiele

Fazit: WWW-Experimente eignen sich für all die Forschungsbereiche, in

denen es nicht auf eine exakt kontrollierte Laborsituation ankommt Ansonsten bieten Online-Datenerhebungen der psychologischen

Forschung neue und interessante Möglichkeiten genauere Validierung dieser neuen Forschungsmethodik steht noch

aus!

Beispiele: Web-Labor von Ulf Reips Trierer kognitionspsychologisches Experimental-Labor

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Bereich 3: Online-Learning Web-based Training

Generelle Bedeutung von Lernen

Konzept der „Zielbezogenen Szenarien“ (Schank)

Beispiele

Evaluation

Döring, N. (2000). Lernen und Lehren im Internet. In B. Batinic (Ed.), Internet für Psychologen. Zweite, überarbeitete und erweiterte Auflage (pp. 443-478). Göttingen: Hogrefe.

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Psychologie des Internet (Funke)

Bedeutung von Lernprozessen für Unternehmen

Transfer von Lernresultaten Problem vieler PE-Maßnahmen: Fehlender Transfer in die Praxis Bsp. Simulationen: nette Auflockerung eines AC, aber kein Transfer

auf eigene Arbeitstätigkeit daher z.B. Einsatz von Modellbildung sinnvoll

Neue Medien zum Lernen verstärkt Übergang zu multimedialen Lernformen

• stärker individualisierbar• schneller modifizierbar

Probleme von hypermedialen Informationen • behauptete Überlegenheit von Hypermedien gegenüber traditionellem Text

fraglich, vermutlich vorwissensabhängig!• experimentelle Untersuchungen von Gerdes (1997) zum Vergleich der

Wissensstrukturen bei Hypermedien bzw. linearem Text zeigen Überlegenheit klassischer Darbietungsform für Novizen

Gerdes, H. (1997). Lernen mit Text und Hypertext. Lengerich: Pabst.

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Psychologie des Internet (Funke)

Aber...

Es gibt mehrere Vorbehalte in Unternehmen gegenüber neuen (learning-by-doing) Lern-Techniken

Dauert zu lange und kostet zuviel „alte“ Lernverfahren sind berechenbar (z.B. kostet ein Training von

100 Angestellten mit Manual X eine Woche und $10.000) - learning-by-doing ist weniger gut berechenbar

Ist nicht effektiv Trainingsabteilungen meist nicht sehr respektiert, Langzeit-

Wissenszuwächse weniger interessant als kurzfristige ProfiteKeine standardisierte Testverfahren

Manager wünschen standardisierte Tests, um Fortschritt und Erfolg zu messen - aber: wie kann man messen, ob eine Dienstleistung mit mehr Emphase erbracht wird oder ein Manager gelernt hat, richtige Prioritäten zu setzen?

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Zielbezogene Szenarien (Schank, 1994, 1997)

Ausgangspunkt natürliche Lernziele werden in der Schule durch künstliche ersetzt generelle Prinzipien (z.B. der Satz des Pythagoras) nicht für sich

wertvoll, sondern müssen in „Fällen“ verankert werden, um behalten zu werden

Lernen für eine Wirtschaftsunternehmen findet „on the job“ stattGlobal-based scenarios (GBS)

Lernender soll ein wohl definiertes Ziel erreichen und dabei sowohl Fertigkeiten üben als auch Erfahrungen sammeln

natürliche Szenarien• z.B. Lernen einen Gabelstapler zu fahren

künstliche Szenarien• frei erfundene Zielsetzungen werden mit einem Satz von Fertigkeiten

kombiniert• Bsp. BWL bzw. Physik

Schank, R. (1997). Virtual learning. A revolutionary approach to building a highly skilled workforce . New York: McGraw-Hill.

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Matrix von Lernorten nach Schank (1997, p. 56)

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Unterrichtsmodelle nach Döring (2000, p. 445)

Vermittlungs-Paradigma Problemlösungs-Paradigma

Selbstlernen •Explizites Selbstlernen als schrittweises Bearbeiten von Lehrmaterialien •Steuerung durch Lehrkraft

•Implizites Selbstlernen durch Operieren mit offenen, interaktiven Lernmaterialien•Steuerung durch Lernenden

Präsenz-Unterricht

•Dozentenzentrierter (frontaler) Unterricht mit Vorträgen, Referaten•Steuerung durch Lehrkraft

•Gruppenzentrierter Unterricht durch Diskurs und gemeinsame Arbeit an Aufgaben•Steuerung durch Gruppe

Fern-Unterricht

•Fernkurs als schrittweises Bearbeiten von Lehrmaterial unter Kontrolle eines Lehrers•Steuerung durch Medien/Lehrkraft

•Kooperatives Fernlernen durch Diskurs und gemeinsame Arbeit an realitätsnahen Aufgaben•Steuerung durch Gruppe

Döring, N. (2000). Lernen und Lehren im Internet. In B. Batinic (Ed.), Internet für Psychologen. Zweite, überarbeitete und erweiterte Auflage (pp. 443-478). Göttingen: Hogrefe.

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Psychologie des Internet (Funke)

Unterrichtsmodelle und Internet-Aktivitäten

Nach Döring (2000, p. 445) lassen sich die Unterrichtsmodelle durch vier zentrale Internet-Aktivitäten unterstützen: Informationen abrufen

Abruf von Skripten etc.

Informationen anbieten Realisierung eigener Publikationen, Initiierung einer Diskussion

Kommunizieren „Wissensbildungsgemeinschaft“, Kontakt zw. Novizen & Experten

Kooperieren Wechselseitiges Fragen und Erklären, diskursiver Austausch über

Unterrichtsthema

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Psychologie des Internet (Funke)

www.aavln.com: Arthur Andersen Virtual Learning Network

What is online learning? Online learning is the ability to provide training to groups of people based on

the use of the World Wide Web. As long as the student has Internet connectivity they can access any course, at any time

How much time does it take to complete a course? Course completion is dependent on the user. Online learning is self-paced

study; therefore, some students can quickly go through a course and the associated assessment while others might take longer.

Is WBT (Web-based training) going to replace ILT (Instructor-led training)?

Instructor-led training is predicted to comprise 70-80 % of teaching delivery. Many students prefer the human interaction and „real-time“ class participation that ILT offers. However, WBT provides a simpler way to transfer learning, especially to a global work force. WBT provides a quick and efficient way for training transference. Product and strategy information can be relayed to a sales force, including new hires while minimizing the amount of time a salesperson invests - no travel time and costs, flexibility in delivery training whenever someone wants it.

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Psychologie des Internet (Funke)

Online-Learning: Interessante Links

http://www.engines4ed.org/hyperbook/ Web version of „Engines for Education“ von Roger Schank

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Psychologie des Internet (Funke)

WebCT.com

Serversoftware zum Kurs-ManagementWesentlich leistungsstärker als der nicht-kommerzielle (kostenlose)

Server NiceNet www.nicenet.org Nicenet

Spezielle Anwendung eines WebCT E-Learning Servers: HEICUMED: Heidelberger Klinisches Curriculum

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Psychologie des Internet (Funke)

University of Phoenix: Bildung als Produkt

Artikel in ZEIT 4/2001“Bildung als Produkt: Die größte private Universität der USA lehrt traditionelle Hochschulen das Fürchten“

URL zur University of Phoenix

Mit 75.000 Studierenden inzwischen größte Uni Amerikas Rein kommerzielle Ausrichtung: Lehre, keine Forschung Phoenix online bietet ein 24-7-Studium Nur beschränktes Fächerangebot (Wirtschaft, Technik, Informatik;

Kurse für Lehrer, Krankenschwestern und Justizangestellte; nicht im Angebot: Philosophie, Kulturwissenschaften, Sprachen, Mathematik)

Wenig Theorie, viel Praxis: (nicht-promovierte) Instrukteure als Dozierende

Aufheben des Semester-Prinzips

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Psychologie des Internet (Funke)

Evaluation von E-Learning

Empirische Studien Meta-Analyses on Computer Learning

Politische Statements USA Kongressbericht: The Power of the Internet for Learning: Final...

Deutsche Angebote www.fernuni-hagen.de Home Page FernUniversität Hagen www.viror.de VIROR - Virtuelle Hochschule Oberrhein www.incops.de: Kognitive Psychologie

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Bereich 4: Unterhaltung und Emotionen im Netz

starkes Bedürfnis nach Unterhaltung im Netz (in Klammern: Anzahl der Hits bei google.com 10/2003):

Sex (90.000.000), Erotik (9.000.000) & Pornographie (porn: 12.400.000; Bsp. für Männer: www.sex.com, für Frauen: www.frauenerotik.de)

Videos (79.300.00; Bsp. www.heavy.com) Humor (33.600.000; Bsp. www.humor.de) Music (170.000.000; Bsp. Napster) Spiele (34.200.000; games: 178.000.00; Konsolen, PC-Software etc; http://

www.gamez.de/ ) Politik (44.700.000; Bsp. Parteien) Urlaub (22.400.000) & Reisen (50.400.000; Bsp. reisen.de) Fussball (5.200.000; fussball.ticker.de - Rund um den Fußball) Saufen (181.000; Bsp. Saufen.de - Die Funsite No.1 im Internet)

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Emotionen

Emotionen (in Klammern: Anzahl der Hits bei google.com 10/2002): Liebe (5.760.000) Leistung (1.789.000) Freude (1.110.000 Lachen (788.000; Bsp. lachen.de - der grüne Wahnsinn !!!) Zorn (379.000) Ärger (135.000; Bsp. S T R E I T P U N K T www.streitpunkt.de) Wut (322.000; Bsp. trend onlinezeitung für die alltägliche wut I...) Rache (326.000; Bsp. www.rache.de) Selbsthilfe: Emotions Anonymous

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Quelle: http://www.arthurandersen.com/website.nsf/content/EuropeGermanyResourcesDealSurvey40T?OpenDocument

Unterhaltungsindustrie (UI): Zahlen

Aus dem Deal Survey 2000 von Arthur Andersen:Westeuropäische UI 1999: 35 Mrd € Umsatz (+5%)

Davon Fernsehen 20 Mrd € Umsatz (+8%), Musik 10 Mrd € Umsatz (+/-0%), Radio 3.3 Mrd € Umsatz (+6%), Film 1.7 Mrd € Umsatz (+3%)

Nordamerikanische UI 1999: 109 Mrd € Umsatz (+5%)Zum Vergleich: Umsatz der Tabakindustrie ist in den letzten 15

Jahren von 60 auf 45 Milliarden Dollar gesunken

Wichtige Wachstumsfaktoren:Technologischer Fortschritt (Internet, Digitalisierung)Freizeit- und Mediennutzverhalten der KonsumentenRegulative Entscheidungen

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Psychologie des Internet (Funke)

Freizeit

Rückgang der Arbeitszeit (plus Urlaub) erhöht Freizeit

Jährliche Ausgaben für Freizeit (BRD): 320 Mrd DM, davon 55 Mrd für UrlaubMode, Sport, TechnikFernsehen, Kino, Internet

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Psychologie des Internet (Funke)

Bereich x: e-Commerce

Bsp. Aktive Kundenansprache via Spams

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Psychologie des Internet (Funke)

Spams: „Call now to receive your diploma“