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Bachelorarbeit Kommunikationsgestaltung WS 2010/11 an der Hochschule für Gestaltung, Schwäbisch Gmünd
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42 43
«http://www.papieratlas.de/»
«http://www.wwf.de/»
Österreich 530 km
Schweiz 750 km
Deutschland kann seinen Papierbedarf nur mit Importenvon Zellstoff und Papier stillen. Für die Produktion der inDeutschland verbrauchten grafischen Papiere müsstejährlich ein Fläche, die so groß wie die Waldfläche Baden-Württembergs ist, gerodet werden. Über 80 Prozent desbenötigten Zellstoffs stammt aus Ländern wie Finnland,Brasilien Schweden oder Kanada. Ein Teil dieses Holzeshat seinen Ursprung in gut bewirtschafteten Wäldern, doch zu durchschnittlich 7 Prozent kommt das Holz für die Papiergewinnung aus illegal geschlagenen Beständen. Hierbei spielen die Rechte anderer Menschen und die Bewahrung von Ökosystemen keine Rolle. Kritisch zu be-trachten ist zudem Papier, dessen Zellstoff aus Mono-kulturen stammt. Für den Anbau werden, zum Beispiel auf Sumatra in Indonesien, wertvolle Regenwälder kahlge-schlagen. Bereits 29 Prozent des Papierzellstoffs stammt aus Eukalyptus- und Akazienplantagen. Die Garantie für Papier aus nachhaltiger Forstwirtschaft bietet das FSC und das PEFC Siegel. Papiere aus südlicher Hemisphäre ver-brauchen aufgrund der Transportstrecken mehr Energie und verusachen höhere CO² Emissionen.
Rohstoffimporte
1%Gesamtimport vonPapier und Zellstoff
Chile 12.370 km
Norwegen 830 km
Menge Rohöl in kg pro Papiertonne
Nor
d
Nor
d
Süd
Süd
CO² Emission in kgpro Papiertonne
25
50
100
200
Rohstoffimporte
Äquator
USA 6700 km
Kanada 6040 km
Finnland 1559 km
Russland 1610 km
Japan 8920 km
China 7350 km
Indonesien 10.760 km
Schweden 1081 km
Portugal 2300 km
Frankreich 880 km
Spanien 1800 km
Brasilien 9340 km
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«http://www.papieratlas.de/»
«http://www.wwf.de/»
Österreich 530 km
Schweiz 750 km
Deutschland kann seinen Papierbedarf nur mit Importenvon Zellstoff und Papier stillen. Für die Produktion der inDeutschland verbrauchten grafischen Papiere müsstejährlich ein Fläche, die so groß wie die Waldfläche Baden-Württembergs ist, gerodet werden. Über 80 Prozent desbenötigten Zellstoffs stammt aus Ländern wie Finnland,Brasilien Schweden oder Kanada. Ein Teil dieses Holzeshat seinen Ursprung in gut bewirtschafteten Wäldern, doch zu durchschnittlich 7 Prozent kommt das Holz für die Papiergewinnung aus illegal geschlagenen Beständen. Hierbei spielen die Rechte anderer Menschen und die Bewahrung von Ökosystemen keine Rolle. Kritisch zu be-trachten ist zudem Papier, dessen Zellstoff aus Mono-kulturen stammt. Für den Anbau werden, zum Beispiel auf Sumatra in Indonesien, wertvolle Regenwälder kahlge-schlagen. Bereits 29 Prozent des Papierzellstoffs stammt aus Eukalyptus- und Akazienplantagen. Die Garantie für Papier aus nachhaltiger Forstwirtschaft bietet das FSC und das PEFC Siegel. Papiere aus südlicher Hemisphäre ver-brauchen aufgrund der Transportstrecken mehr Energie und verusachen höhere CO² Emissionen.
Rohstoffimporte
1%Gesamtimport vonPapier und Zellstoff
Chile 12.370 km
Norwegen 830 km
Menge Rohöl in kg pro Papiertonne
Nor
d
Nor
d
Süd
Süd
CO² Emission in kgpro Papiertonne
25
50
100
200
Rohstoffimporte
Äquator
USA 6700 km
Kanada 6040 km
Finnland 1559 km
Russland 1610 km
Japan 8920 km
China 7350 km
Indonesien 10.760 km
Schweden 1081 km
Portugal 2300 km
Frankreich 880 km
Spanien 1800 km
Brasilien 9340 km
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« Wird derhalben die größte Kunst/ Wissenschaft/ Fleiß und Einrichtung hiesiger Lande darinnen beruhen / wie eine sothane Conservation und Anbau des Holtzes anzustellen / daß es eine continuierliche beständige und nachhaltende Nutzung gebe / weiln es eine unent- berliche Sache ist / ohne welche das Land in seinem Esse (im Sinne von Dasein) nicht bleiben mag.» Carl von Carlowitz
Die Wurzeln des BegriffsDie Wurzeln des Begriffs
1800
Carl von Carlowitz istErfinder und Wortgeber der Nachhaltigkeit.
1645 bis 17141700
Nachhaltigkeit wurde vor langer Zeit in Sachsen entdeckt:Als der Oberberghauptmann von Freiberg, Hans Carl vonCarlowitz zu Beginn des 18. Jahrhunderts durch die Wälderdes Erzgebirges spazierte, überkamen ihn große Sorgen:Wo früher Fichten und Kiefern, Birken und Eichen den Waldbegrünten, waren Kahlstellen entstanden. Diese Lückenhatten ihren Grund: Seit Jahrhunderten war das Silber ausdem Erzgebirge das Gold Sachsens. Für den Grubenbauund die mit Holzkohle betriebenen Öfen der Schmelzhüttenmussten viele Bäume geschlagen werden. Die Umgebungder Bergstätten war durch die starke Übernutzung und dieverheerenden Folgen des Dreißigjährigen Krieges weites-gehend kahl geschlagen und ausgebrannt. Die Holzpreisestiegen unaufhörlich, einige Handwerksbetriebe «crepirten»und ein jähes Ende der Silberproduktion drohte. Um 1700sah man den Silberbergbau in seiner Existenz bedroht.Man fürchtete nicht etwa die Erschöpfung der Lagerstätten,sondern Holzmangel. Carlowitz kannte das Problem ausden Tagesgeschäften seines Vaters, der Förster in denForsten des Erzgebirges war. Auf einer langen Reise durchEuropa entdeckte er, dass die Knappheit an Holz überallein akutes Problem war. Um diese «große(n) Noth» künftigzu vermeiden, schrieb er ein Buch über Forstwirtschaft,die «Sylvicultura oeconomica».
Carlowitz fordert, man müsse Holz «mit Behutsamkeit»nutzen, damit «eine Gleichheit zwischen An- und Zuwachsund dem Abtrieb des Holtzes erfolget». Die Nutzung soll«immerwährend», «continuirlich» und «perpetuirlich» statt- finden. Der gemeine Mann schone die jungen Bäumenicht, weil er spüre, dass er deren Holz nicht mehr selbstgenießen könne. Er gehe verschwenderisch damit um, weiler meine, es werde nicht alle. Zwar könne man aus demVerkauf von Holz in kurzer Zeit «ziemlich viel Geld heben».Aber wenn die Wälder erst einmal ruiniert seien, «sobleiben auch die Einkünfte daraus auff unendliche Jahrezurücke ... sodaß unter dem scheinbaren Profit ein un- ersetzlicher Schade liegt». Gegen den Raubbau am Waldsetzt er die Regel: «Daß man mit dem Holtz pfleglichumgehe.» Carlowitz starb ein Jahr nach der Veröffentlichungseines Werkes. Seine Idee trägt bis in die Gegenwart: ausder nachhaltenden Nutzung von Holz wurde im Laufeder vergangenen 300 Jahre das Prinzip der Nachhaltigkeit.
Exkursion Nachhaltigkeit und Design
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« Wird derhalben die größte Kunst/ Wissenschaft/ Fleiß und Einrichtung hiesiger Lande darinnen beruhen / wie eine sothane Conservation und Anbau des Holtzes anzustellen / daß es eine continuierliche beständige und nachhaltende Nutzung gebe / weiln es eine unent- berliche Sache ist / ohne welche das Land in seinem Esse (im Sinne von Dasein) nicht bleiben mag.» Carl von Carlowitz
Die Wurzeln des BegriffsDie Wurzeln des Begriffs
1800
Carl von Carlowitz istErfinder und Wortgeber der Nachhaltigkeit.
1645 bis 17141700
Nachhaltigkeit wurde vor langer Zeit in Sachsen entdeckt:Als der Oberberghauptmann von Freiberg, Hans Carl vonCarlowitz zu Beginn des 18. Jahrhunderts durch die Wälderdes Erzgebirges spazierte, überkamen ihn große Sorgen:Wo früher Fichten und Kiefern, Birken und Eichen den Waldbegrünten, waren Kahlstellen entstanden. Diese Lückenhatten ihren Grund: Seit Jahrhunderten war das Silber ausdem Erzgebirge das Gold Sachsens. Für den Grubenbauund die mit Holzkohle betriebenen Öfen der Schmelzhüttenmussten viele Bäume geschlagen werden. Die Umgebungder Bergstätten war durch die starke Übernutzung und dieverheerenden Folgen des Dreißigjährigen Krieges weites-gehend kahl geschlagen und ausgebrannt. Die Holzpreisestiegen unaufhörlich, einige Handwerksbetriebe «crepirten»und ein jähes Ende der Silberproduktion drohte. Um 1700sah man den Silberbergbau in seiner Existenz bedroht.Man fürchtete nicht etwa die Erschöpfung der Lagerstätten,sondern Holzmangel. Carlowitz kannte das Problem ausden Tagesgeschäften seines Vaters, der Förster in denForsten des Erzgebirges war. Auf einer langen Reise durchEuropa entdeckte er, dass die Knappheit an Holz überallein akutes Problem war. Um diese «große(n) Noth» künftigzu vermeiden, schrieb er ein Buch über Forstwirtschaft,die «Sylvicultura oeconomica».
Carlowitz fordert, man müsse Holz «mit Behutsamkeit»nutzen, damit «eine Gleichheit zwischen An- und Zuwachsund dem Abtrieb des Holtzes erfolget». Die Nutzung soll«immerwährend», «continuirlich» und «perpetuirlich» statt- finden. Der gemeine Mann schone die jungen Bäumenicht, weil er spüre, dass er deren Holz nicht mehr selbstgenießen könne. Er gehe verschwenderisch damit um, weiler meine, es werde nicht alle. Zwar könne man aus demVerkauf von Holz in kurzer Zeit «ziemlich viel Geld heben».Aber wenn die Wälder erst einmal ruiniert seien, «sobleiben auch die Einkünfte daraus auff unendliche Jahrezurücke ... sodaß unter dem scheinbaren Profit ein un- ersetzlicher Schade liegt». Gegen den Raubbau am Waldsetzt er die Regel: «Daß man mit dem Holtz pfleglichumgehe.» Carlowitz starb ein Jahr nach der Veröffentlichungseines Werkes. Seine Idee trägt bis in die Gegenwart: ausder nachhaltenden Nutzung von Holz wurde im Laufeder vergangenen 300 Jahre das Prinzip der Nachhaltigkeit.
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Holz wird in der Zell-stofffabrik zu Zellstoffumgewandelt undunter Einsatz teilsgiftiger Chemikaliengebleicht.
Designer
Papiersammlung
Konsument
Buchbinder
Drucker
Deinking Druckfarbe und Faser haften an einander. Die Druck-farbe ist wasserab-stoßend, die Faser ist wasseranziehend. Mit-hilfe der Schaumlage, einer Natriumseife, wird die Farbe vonder Faser gelöst und tritt mit den Luftpar-tikeln in Verbindung. Diese nehmen die Farbe mit und trennt sie von der wasseran-ziehenden Faser.
6 Umdrehungen Aus Altpapier gewonnene Holzfasern können bis zu sechs Mal wie-derverwertet werden, bevor sie zu kurz und damit unbrauchbar werden. Um dies zu verhindern, wird beimRecycling 10 Prozent Frischfaser bei ge-mischt.
Farbe
Schaumlage Luftpartikel
Papierfabrik Zellstoffwird zu Papierbögengepresst und gerollt.
Papierkreislauf
w qq
Mülldeponien Weltweit landet ein großer Teil des Altpapiers in Ver- brennungsanlagen oder auf Mülldeponien. Nur 20 Prozent des Abfalls wird recyclet.
♻
Die Erzeugung von Papier aus Altpapier im Papierkreislaufist beispielgebend für eine nachhaltige Entwicklung. Alt- papier ist mit der Einsatzquote von 61 Prozent der wichtigste Rohstoff für die Papierindustrie in Deutschland. Für dieHerstellung von Neupapier können bis zu 100 Prozent desrecycelten Produktionsmittels eingesetzt werden. Ob undin welchem Umfang Altpapier eingesetzt werden kann, hängtvon den gewünschten Eigenschaften des Neupapiers ab.Wurde das Altpapier richtig getrennt, sortiert und gereinigtist es ein guter Rohstoff für die Weiterverarbeitung. UmAltpapier wieder verwenden zu können, wird beim Deinking-prozess die Druckfarbe entfernt. Die effizienteste undhäufigste Methode ist die Flotationstechnik. Leider kannnicht jedes Altpapier in der Flotation deinkt werden:Zeitungen, die im Flexodruck gedruckt wurden besitzen zukleine, nicht waserabstoßende Druckpartikel, um entferntzu werden. Bereits geringe Mengen Flexozeitungen könnenzu einem schlechten Weißgrad führen. Ähnliche Probleme beim Deinking bereiten pigmentierte Inkjet-Tinten, UV-Lacke und digitale Druckverfahren mit Flüssigtoner. Ein kritischer Faktor bleibt auch die Verwer-tung des Deinking-Abfalls. Häufig wird der Papierschlamm zur Aufwertung des Bodens auf Äcker aufgebracht, laut Michael Braungart von EPEA Internationale Umweltforschung in Hamburg, führen diese Rückstände zur Kontamination des Bodens. Es ist notwendig die Deinkbarkeit der Druck- farben zu prüfen, damit das Papier nach dem Gebrauch wieder in den Stoffkreislauf geführt werden kann.
Papierkreislauf
Holzwirtschaft Deutschland ist zu 11.075.798 Hektar, also 31 % mit Wald bedeckt. Dieser hohe Anteil ist der nachhal-tigen Forstwirtschaft des 19. Jahrhunderts zu verdanken.
20 21Nachhaltigkeit und Gestaltung
Umwelt
+ Ästhetik
Gesellschaft
Wirtschaft
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Im Laufe der Designgeschichte haben sich Gestalter mitNachhaltigkeit auseinander gesetzt. Der amerikanischeArchitekt und Designer Richard Buckminster Fuller gilt aufdiesem Gebiet als Visionär und Vordenker. Bereits 1940machte er auf die Ressourcenverschwendung aufmerksamund entwickelte technische Konstruktionen, die derMenschheit eine nachhaltige Fortentwicklung ermöglichensollten. Nachhaltiges Design folgt also nicht nur denKriterien Form, Funktion und Ästhetik, sondern setzt sichmit den Interessen der Menschen auseinander. Nur wennein Produkt in der Gesellschaft gebraucht wird, kann esnützlich und langlebig sein. Auf der anderen Seite ist derDesigner ein Dienstleister für Wirtschaftsunternehmen,den Staat, die Kirche oder kulturelle Einrichtigungen.Genau an dieser Position kann jeder Gestalter sein Wissenüber Nachhaltigkeit vermitteln und wichtige Impulsegeben. Design ist immer eine Vernetzung von Menschen.Bei der Umsetzung von Projekten helfen Druckereien,Techniker, Ingenieure, Handwerker, oder auch mal derHausmeister. Jeder in diesem Kreislauf ist ein Ansprech-partner und kann über fachliche Fragen aufklären. Einenachhaltige Wirtschaft legt nicht nur Wert auf eineumweltfreundliche Produktion und den finanziellen Gewinn, sondern hat auch die Dauerhaftigkeit menschlicherBeziehungen und die soziale Gerechtigkeit der am ProzessBeteiligten im Auge.
Nachhaltigkeit und Gestaltung
Buckminster Fuller in-tegriert Prinzipien derNachhaltigkeit in seineKonstruktionen.
1895 bis 1983
« Unser Planet Erde ist die Heimat der Menschheit, aber rein wissenschaftlich betrachtet, ist er nur ein Teil des Universums. Er gehört allen Menschen zu gleichen Teilen. Dies ist ein Naturgesetz auf der Grundlage der Geometrie…» Buckminster Fuller
8 9
Auf den Pfaden der Nachhaltigkeit begegnet man allerleiInteressantem am Wegesrand: blumigen Definitionen,verfarnten Theorien und einem bunten Gestrüpp von Güte-siegeln. Manchmal scheint diese Artenvielfalt so schöneBlüten zu treiben, dass man das Ziel ganz aus den Augenverliert und im Moment verweilen möchte. Dieser kleineBegleiter hilft bei der Orientierung auf den Wegen zu mehrNachhaltigkeit, macht dabei kurze Exkurse in andereGefilde und lässt jeden Wanderer selbst bestimmen, anwelcher Stelle er eine Rast einlegen möchte. GrüneInformationen bewerten die Stationen aus nachhaltigerSicht und geben Anregungen für klimaschonendeHandlungsweisen. Auch das Lesen zwischen den Zeilen lohnt sich: Links vereinfachen das Suchen und Finden weiterführender Daten im Internet. Sicher ist: Weiter geht es von ganz allein. Wie – kann jeder selbst entscheiden.
AufbruchAufbruch
Exkursion Nachhaltigkeit und Design
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Grundlagen – Nachhaltigkeit und Design 8 Aufbruch10 Die Wurzeln des Begriffs14 Klimawandel16 Klimapolitik18 Definition von Nachhaltigkeit20 Nachhaltigkeit und Gestaltung26 Nachhaltigkeit als Trend28 Kriterien für nachhaltige Gestaltung
Trash to Treasure – Ressource Papier32 Papierbedarf34 Exkurs: Klimaneutralität36 Exkurs: Natürliche Kosten38 Papierbilanz42 Rohstoffimporte44 Papierkreislauf46 Papierwahl48 Gütesiegel Print Matters – Druck52 Druck und Umwelt54 Druckprozess56 Druckfarbe
Begleitmaterial64 Glossar68 Ressourcen70 Checkliste71 Ausblick76 Impressum
10 Aufbruch
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Auf den Pfaden der Nachhaltigkeit begegnet man allerleiInteressantem am Wegesrand: blumigen Definitionen,verfarnten Theorien und einem bunten Gestrüpp von Güte-siegeln. Manchmal scheint diese Artenvielfalt so schöneBlüten zu treiben, dass man das Ziel ganz aus den Augenverliert und im Moment verweilen möchte. Dieser kleineBegleiter hilft bei der Orientierung auf den Wegen zu mehrNachhaltigkeit, macht dabei kurze Exkurse in andereGefilde und lässt jeden Wanderer selbst bestimmen, anwelcher Stelle er eine Rast einlegen möchte. GrüneInformationen bewerten die Stationen aus nachhaltigerSicht und geben Anregungen für klimaschonendeHandlungsweisen. Auch das Lesen zwischen den Zeilen lohnt sich: Links vereinfachen das Suchen und Finden weiterführender Daten im Internet. Sicher ist: Weiter geht es von ganz allein. Wie – kann jeder selbst entscheiden.
Aufbruch
12 Die Wurzeln des Begriffs
1700
Nachhaltigkeit wurde vor langer Zeit in Sachsen entdeckt:Als der Oberberghauptmann von Freiberg, Hans Carl vonCarlowitz zu Beginn des 18. Jahrhunderts durch die Wälderdes Erzgebirges spazierte, überkamen ihn große Sorgen:Wo früher Fichten und Kiefern, Birken und Eichen den Waldbegrünten, waren Kahlstellen entstanden. Diese Lückenhatten ihren Grund: Seit Jahrhunderten war das Silber ausdem Erzgebirge das Gold Sachsens. Für den Grubenbauund die mit Holzkohle betriebenen Öfen der Schmelzhüttenmussten viele Bäume geschlagen werden. Die Umgebungder Bergstätten war durch die starke Übernutzung und dieverheerenden Folgen des Dreißigjährigen Krieges weites-gehend kahl geschlagen und ausgebrannt. Die Holzpreisestiegen unaufhörlich, einige Handwerksbetriebe «crepirten»und ein jähes Ende der Silberproduktion drohte. Um 1700sah man den Silberbergbau in seiner Existenz bedroht.Man fürchtete nicht etwa die Erschöpfung der Lagerstätten,sondern Holzmangel. Carlowitz kannte das Problem ausden Tagesgeschäften seines Vaters, der Förster in denForsten des Erzgebirges war. Auf einer langen Reise durchEuropa entdeckte er, dass die Knappheit an Holz überallein akutes Problem war. Um diese «große(n) Noth» künftigzu vermeiden, schrieb er ein Buch über Forstwirtschaft,die «Sylvicultura oeconomica».
Carlowitz fordert, man müsse Holz «mit Behutsamkeit»nutzen, damit «eine Gleichheit zwischen An- und Zuwachsund dem Abtrieb des Holtzes erfolget». Die Nutzung soll«immerwährend», «continuirlich» und «perpetuirlich» statt- finden. Der gemeine Mann schone die jungen Bäumenicht, weil er spüre, dass er deren Holz nicht mehr selbstgenießen könne. Er gehe verschwenderisch damit um, weiler meine, es werde nicht alle. Zwar könne man aus demVerkauf von Holz in kurzer Zeit «ziemlich viel Geld heben».Aber wenn die Wälder erst einmal ruiniert seien, «sobleiben auch die Einkünfte daraus auff unendliche Jahrezurücke ... sodaß unter dem scheinbaren Profit ein un- ersetzlicher Schade liegt». Gegen den Raubbau am Waldsetzt er die Regel: «Daß man mit dem Holtz pfleglichumgehe.» Carlowitz starb ein Jahr nach der Veröffentlichungseines Werkes. Seine Idee trägt bis in die Gegenwart: ausder nachhaltenden Nutzung von Holz wurde im Laufeder vergangenen 300 Jahre das Prinzip der Nachhaltigkeit.
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« Wird derhalben die größte Kunst/ Wissenschaft/ Fleiß und Einrichtung hiesiger Lande darinnen beruhen / wie eine sothane Conservation und Anbau des Holtzes anzustellen / daß es eine continuierliche beständige und nachhaltende Nutzung gebe / weiln es eine unent- berliche Sache ist / ohne welche das Land in seinem Esse (im Sinne von Dasein) nicht bleiben mag.» Carl von Carlowitz
Die Wurzeln des Begriffs
1800
Carl von Carlowitz istErfinder und Wortgeber der Nachhaltigkeit.
1645 bis 1714
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10 km
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Der Club of Rome veröffentlicht eine Studie zurZukunft der Weltwirtschaft, der forstwirtschaft-lich geprägte Begriff der Nachhaltigkeit findetEingang in den wissenschaftlichen Diskurs. DieStudie zu den «Grenzen des Wachstums» (Zitatzu Beginn) fordert angesichts der Ressourcenver-knappung eine neue «Weltkonjunkturpolitik».
1972
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Das Matterhorn 1960 und der Berg
im Jahr 2005. Ein klarer Ausblick.
1987
Mit dem Brundtland-Report, veröffentlicht vonder Weltkommission für Umwelt und Entwick-lung, entsteht das Konzept der «NachhaltigenEntwicklung» (sustainable development).Erstmalig ist die Rede von einem «dauerhaftenGleichgewichtszustand», der «den Bedürfnissender heutigen Generation» entsprechen soll,«ohne die Möglichkeiten künftiger Generationenzu gefährden».
1992
Auf dem Weltklimagipfel in Rio de Janeiro wird die Agenda 21 verabschiedet: «Durch eine Ver-einigung von Umwelt- und Entwicklungsinteressen […] kann es uns jedoch gelingen, die Deckung der Grundbedürfnisse, die Verbesserung des Lebens-standards aller Menschen, einen größeren Schutz und eine bessere Bewirtschaftung der Ökosysteme und eine gesicherte, gedeihlichere Zukunft zu gewährleisten.» Die Agenda legte den Grundstein für den internationalen Klimaschutz.
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Entwicklung derglobalen Durch-schnittstemperatur
14.0 °C1920
14.2 °C1960
13.5 °C1860
14.4 °C2000
18.4 °C2100
16.4 °C2040
Seit der Entstehung der Erde verändert sich unser Klimaständig. Eiszeiten oder Hitzewellen, die Erde hat bereitsviele Temperaturperioden überlebt. Die Klimaänderungenentwickelten sich so langsam, dass Tiere und Pflanzengenug Zeit hatten, sich an die neuen Bedingungen anzu-passen. Heute sind wir mit einer sehr schnellen Erwärmungder Erde konfrontiert. Weltweit ist die Durchschnitts- temperatur in den letzten 100 Jahren um etwa 0,74 GradCelsius gestiegen. Das Jahrzehnt 2000 bis 2010 war mit Abstand das Wärmste, sowie die 1990er Jahre wärmerwaren, als die 1980er Jahre. Dieser Effekt wird als globaleErwärmung bezeichnet. Ursache für diese unnatürlicheKlimaveränderung ist, nach der Meinung vieler Experten,der Mensch und seine moderne Lebensweise in derIndustriegesellschaft. Durch die Verbrennung von Kohle,Gas und Öl, die Abholzung von Wäldern und die Massen-tierhaltung entstehen Treibhausgase. Diese Gase reichernsich in der Erdatmosphäre an und verhindern die Ab- strahlung der Sonnenstrahlen von der Erdoberfläche in das Weltall. Die derzeitige Konzentration von Treibhausgasenin der Atmosphäre ist höher, als in den letzten 650.000Jahren. UN-Klimaforscher vom Intergovernmental Panel onClimate Change (IPCC) halten einen weltweiten Temperatur-anstieg von um 1,1 bis zu 6,4 Grad Celsius bis 2100 für möglich. Dieser «anthropogene» Treibhauseffekt überlagert die natürlichen Einflüsse und bringt das Klimasystem in Gefahr. Bei einer Erwärmung über zwei Grad droht das Aussterben zahlreicher Tier- und Pflanzenarten, da die Lebensräume nicht mehr ihren Bedingungen entsprechen. Bei über drei Grad Erwärmung könnten die Ökosysteme völlig kollabieren. Verstärkte Gletscherschmelze, steigende Meeresspiegel, veränderte Niederschlagsmuster und zu-nehmende Wetterextreme gefährden nicht zuletzt dieSicherheit und Gesundheit des Menschen. Es ist unmöglich, alle Konsequenzen der globalen Erwärmung abzuschätzen,da die unterschiedlichen Reaktionen der Menschheit nicht abschätzbar sind. Die Natur braucht den Menschen nicht, jedoch der Mensch die Natur zum Überleben.
«http://www.ipcc.ch/»
Klimawandel
17Klimawandel
ErdatmosphäreExosphäreThermosphäreMesosphäreStratosphäre Troposphäre
CH4 Methan CO² KohlenstoffdioxidC KohlenwasserstoffN²O Lachgas
10.000 km
0 km
60% CO²
20% CH4
6% N²O
10% C
Erdoberfläche
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Bereits in den 1970er Jahren identifizierten Wissenschaftlerden Klimawandel als die größte Herausforderung unsererZeit. Gegen Ende der 1980er Jahre griff die internationalePolitik das Thema auf. Seitdem ist Klimaschutz ein rasantwachsendes Politikfeld. Fortschritte erfolgen jedoch nur sehrlangsam, da die internationale Klimapolitik durch einenstetigen Verhandlungsprozess gekennzeichnet ist. Unklarist beispielsweise, ob die USA und Schwellenländer wieChina und Indien für den Klimaschutz das wirtschaftlicheWachstum bremsen werden, oder ob sie ihren Fortschrittwenigstens klimafreundlicher gestalten. Die Konventionenund Vereinbarungen von 1995 bis 2010 haben bishernicht zu einer nennenswerten Reduktion des weltweitenAusstoßes von Treibhausgasen geführt. Angesichts derakuten Gefährdung unserer natürlichen Lebensgrundlagenkönnten im schlechtesten Falle «Klimakriege» die geo- politische Landkarte neu ordnen. Die Carlowitzsche Nach-haltigkeit ist eine Chance dies zu verhindern. Bis die Politik den Worten Taten folgen lassen wird, laufen wir schon einmal weiter.
Klimapolitik
Nach zähen Verhandlungen wird auf dem Klima-gipfel in Japan das Kyoto-Protokoll verabschiedet.Es schreibt den beteiligten Staaten vor, den Aus-stoss der Treibhausgase von 2008 bis 2012 umfünf Prozent zu verringern. Die EU will Emissionenum acht Prozent reduzieren und Deutschlandverpflichtet sich den CO² Ausstoß um 21 Prozentzu mindern. Seit 2005 dürfen Emissionsrechtegehandelt werden. Die USA haben das Protokollbis heute nicht unterzeichnet.
1997 2001 2007Weltweiter CO² Ausstoß in Millionen Tonnen
40.000
30.000
20.000
10.000
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Weißt du ob´s noch Schnittchen gibt?
Sitzen Sie da auf meinem Platz? Wer sind Sie überhaupt?
Das wichtigste ist, dass wir der Diskussion die Emotionen rausnehmen. Wir reden hier von zwei Grad mehr oder weniger.
… mein Außenminister hat mir erst gestern mitgeteilt, es gäbe noch recht lukrative Öl-quellen in Somalia.
Klimapolitik
1 m
■
Auf dem G8-Gipfel in L’Aquila in Italien (sieheBild) einigen sich Staats- und Regierungschefswichtiger Volkswirtschaften auf das Ziel, dieErderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen. Dasbedeutet, dass der weltweite CO² Ausstoß bis2050 um 50 Prozent gesenkt werden muss. Aufdem Klimagipfel in Kopenhagen (2009) gelingtes den Teilnehmern nicht, konkrete Klimaschutz-ziele zu formulieren.
2009 2010
Im mexikanischen Cancún entschließen sich dieVertreter aus 194 Staaten auf die Fortführungdes Kyoto-Protokolls nach 2012, denn für dieZeit danach gibt es keine Regelung zum Klima- schutz. Außerdem sollen die Industriestaatenihren Treibhausgasausstoß bis 2020 um 25 bis40 Prozent mindern. Die alternativen Klimazieleder USA und der Entwicklungsländer sind darinmit berücksichtigt.
20 Definition von Nachhaltigkeit
21Definition von Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit erhielt bereits vielfältige Definitionen undErgänzungen. Der inflationäre Gebrauch in Politik undGesellschaft, aber auch die Mehrdeutigkeit des Adjektivs«nachhaltig» führte zu einer Verunschärfung des Begriffs.Ein Überblick verschafft wieder klare Sichtverhältnisse:«nachhaltig» wird sinngemäß laut dem Duden Synonym-wörterbuch häufig als Ausdruck für «auf längere Sicht», «anhaltend», «dauerhaft», «fortwährend», «einschneidend» oder «entscheidend»* verwendet. Ein nachhaltiger Ein- druck ist von längerer Wirkung, er bleibt in Erinnerung. Das Substantiv Nachhaltigkeit wird unter anderem auch mit «Dauerhaftigkeit» übersetzt. Allerdings reicht die zeitliche Dimension zu kurz, um Nachhaltigkeit zu beschreiben, da Nachhaltigkeit auch qualitative Ziele verfolgt: den sorg- samen Umgang mit Ressourcen; den Erhalt des Planeten und vor allem: das Wohlergehen des Menschen, für die Gegenwart, als auch in der Zukunft.
Nachhaltiges Handeln bedeutet, eigene Bedürfnisse zu befriedigen, ohne das Leben anderer Menschen undzukünftiger Generationen zu gefährden. Dies ist leichtergesagt, als getan. In manchen Situationen kann niemandim Vorfeld beurteilen, welche Auswirkungen eine Ent-scheidung für die Menschen und die Umwelt haben wird.Diese Ungewissheit kann auch die Nachhaltigkeit nurteilweise entkräften, da die Zukunft unvorhersehbar bleibt.Dennoch kann jede Person aus Erfahrung und mithilfedes gesunden Menschenverstandes die Folgen des eigenenHandelns abschätzen. Um nachhaltig zu handeln, ist eswichtig, alle ökologischen, ökonomischen und sozialenFolgen einer Entscheidung zu betrachten. Im besten Fallestehen diese drei Faktoren in einem gleichberechtigtenEinklang zueinander.
2222
Im Laufe der Designgeschichte haben sich Gestalter mitNachhaltigkeit auseinander gesetzt. Der amerikanischeArchitekt und Designer Richard Buckminster Fuller gilt aufdiesem Gebiet als Visionär und Vordenker. Bereits 1940machte er auf die Ressourcenverschwendung aufmerksamund entwickelte technische Konstruktionen, die derMenschheit eine nachhaltige Fortentwicklung ermöglichensollten. Nachhaltiges Design folgt also nicht nur denKriterien Form, Funktion und Ästhetik, sondern setzt sichmit den Interessen der Menschen auseinander. Nur wennein Produkt in der Gesellschaft gebraucht wird, kann esnützlich und langlebig sein. Auf der anderen Seite ist derDesigner ein Dienstleister für Wirtschaftsunternehmen,den Staat, die Kirche oder kulturelle Einrichtigungen.Genau an dieser Position kann jeder Gestalter sein Wissenüber Nachhaltigkeit vermitteln und wichtige Impulsegeben. Design ist immer eine Vernetzung von Menschen.Bei der Umsetzung von Projekten helfen Druckereien,Techniker, Ingenieure, Handwerker, oder auch mal derHausmeister. Jeder in diesem Kreislauf ist ein Ansprech-partner und kann über fachliche Fragen aufklären. Einenachhaltige Wirtschaft legt nicht nur Wert auf eineumweltfreundliche Produktion und den finanziellen Gewinn, sondern hat auch die Dauerhaftigkeit menschlicherBeziehungen und die soziale Gerechtigkeit der am ProzessBeteiligten im Auge.
Nachhaltigkeit und Gestaltung
Buckminster Fuller in-tegriert Prinzipien derNachhaltigkeit in seineKonstruktionen.
1895 bis 1983
« Unser Planet Erde ist die Heimat der Menschheit, aber rein wissenschaftlich betrachtet, ist er nur ein Teil des Universums. Er gehört allen Menschen zu gleichen Teilen. Dies ist ein Naturgesetz auf der Grundlage der Geometrie…» Buckminster Fuller
25Nachhaltigkeit und Gestaltung
Umwelt
+ Ästhetik
Gesellschaft
Wirtschaft
26 Nachhaltigkeit und Gestaltung
40 km ■ Brandrodung und Abholzung des Regenwaldesan der Amazonasgrenze in Brasilien.
27Nachhaltigkeit und Gestaltung
?
28
– nichts verschwenden! – Nachhaltigkeit schon in Ihren täglichen Arbeitsprozess integrieren – Frage zu offen – Kommunikation zu gestalten, die zu neuen Gedanken führt und nicht gleich im Müll landet. – bereits im Entwurfsprozess auf nachhaltige Materialien, Produktion und kurze Transportwege achten – ein Großteil der geleisteten Arbeit im Büro ist die Entwicklung von Projekten für neue Medien; durch E-Mail als Hauptkommunikationsweg sparen wir sogar fast jeglichen Papierverbrauch auf. – Innovative Ideen entwickeln um zu kommunizieren ohne die herkömmlichen Mittel zu verwenden. – bewusste Auswahl von Dienstleistern und Materialien, ressourcenschonendes Design – Kunden-fokus auf nachhaltige Themen definieren, eigenen Ressourcenverbrauch optimieren (Papier, Strom, Tonerarten, Fuhrpark), soziales wie ökologisches Engagement sowohl durch Arbeit als auch durchdie Erlöse aus der Arbeit, Integration eines Nachhaltigkeitsmanagements – nichts produzieren was sofort in den Mülleimer wandert – umweltbewusst denken und produzieren – Ökonomisch-Ökolo-gisch verträgliche Innovationen und Trends fokussieren bzw. hervorheben – sich mit dem Thema auseinandersetzen, drucken auf zertifizierten Papieren, Umweltschutz beachten; ist eher schwer in der Werbung, weil eine Kampagne nicht lange halten soll/ muss. – Inhalt, Struktur und Kommu-nikation zusammenbringen. Ganzheitliche Konzepte anbieten. Ökologische Produkte anbieten. – sich selbst bewusst sein, sich selbst sein, dann kennt man die eigenen Ressourcen und kann mit denen der anderen oder der Umwelt/ Mitmenschen, etc. verantwortungsvoll umgehen – Victor Papanek: «Design für die reale Welt» lesen – auf diese Weise im Kleinen und Großen denken und handeln – Wenn jeder ein wenig tut, muss niemand viel tun! – Gute Arbeit leisten, aufmerksam bleiben, Kunden von effektiven Lösungen überzeugen – Zeitlos gestalten, nicht jedem Trend hinterherjagen; bewusst mit dem Medium Papier umgehen – Den Verstand einsetzen – Kommunikationsgestalter können wahrscheinlich nur aufmerksam machen. Service Designer können sehr viel mehr erreichen, indem sie Produkte/ Services entwickeln, die eine nachhaltige Strategie verfolgen und Benutzerverhalten ändern – Für die richtigen Kunden arbeiten. Unterstützung und Empfehlung beim Beratungsprozess für umweltfreundliche Realisierung von Projekten. – Bewusster Umgang und Einsatz von Materiali-en, ökologische Materialien – umweltschonende Materialien intern und bei der Umsetzung – über-legt handeln – Kunden von unsinnigen, kurzfristigen Kommunikationsmaßnahmen abhalten.
qjwktqWie und wann kann man als Kommunikations-gestalter nachhaltiger handeln? In unserer Umfrage «Nachhaltigkeit im Designprozess» gaben Designbüros und -agenturen aus den deutschen Städten Berlin (40), Stuttgart (12), München (4) und Frankfurt (1) eine Antwort.
2010
Nachhaltigkeit und Gestaltung
29
Design mit Ethik zu verbinden
Langlebigkeit berücksichtigen
bewusst und transparent beraten
nachdenkenStrom sparen
w
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Standort
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aufmerksam machen
:-)
argumentieren, überzeugen
Nachhaltigkeit und Gestaltung
Sich von der Masse abheben und ein schlüssiges Corporate Design mit hohem
Wiedererkennungswert entwickeln
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q Ansatz: Weniger ist mehr!
gutes design
q
30
Die Zielgruppe für ökologische Produkte, Prozesse undDienstleistungen wächst stetig. Die «Otto Group Trend- studie 2009 zur Zukunft des ethischen Konsums» ergab, dass sich trotz Wirtschaftskrise und sinkenden Löhnen Bio-, FairTrade- und Regio-Produkte wachsender Beliebt-heit in der deutschen Bevölkerung erfreuen. Auch für die Kreativbranche ergeben sich dadurch neue Aufgaben und Herausforderungen. In der Umfrage «Nachhaltigkeit im Designprozess» zählte der Großteil der befragten Designbüros und -agenturen Nachhaltigkeit zu einem ihrer Unternehmensziele. Dies äußert sich bürointern durch die Einrichtung von klimafreundlichen Arbeitsplätzen, aber auch extern in der Transparenz gegenüber Kunden und sozialem Verhalten gegenüber Mitarbeitern.
Noch vor wenigen Jahren galt das Umweltthema in derÖffentlichkeit als altmodisch und weltfremd, mittlerweilekann es ein Wettbewerbsvorteil sein. Die Aufgabe desDesigners ist zum einen, diese Zukunftsgewandtheit zuvermitteln und zum anderen, die Medienproduktionökologischer auszurichten. Bisher war die Kommunikationnachhaltiger Themen stark geprägt vom Image der Öko-Bewegung der 1970er Jahre. Verpackungen sollten wie«selbstgemacht» und aus der «guten alten Zeit» aussehen.Mit diesem Design verbanden die Ökos Ehrlichkeit undAuthentizität. Die neuen Zielgruppen fordern allerdingseine hohe ästhetische und technische Qualität derProdukte, da dass Erscheinungsbild der Marke und dieVerpackung für sie den Spaß am verantwortungsvollenKonsum erhöhen. Die Produkte müssen einen Dreiklangverbinden: 1. ökologisch korrekt produziert, 2. äußerlichinteressant und 3. ein Kommunikationsdesign, welchesentsprechendes vermittelt. Nicht zu vergessen ist dabeider Kostenfaktor: Auf breiter Basis entscheidet dasPortemonnaie über Nachhaltigkeit. Sie muss sich finanzi-ell lohnen, damit eine nachhaltige Veränderung des Wirt-schaftslebens keine Illusion bleibt. Und wie das Produkt selbst, sollte auch der materielle Preis: gerecht sein.
«http://www.trendbuero.de/»
«http://www.lohas.de/»
Nachhaltigkeit als Trend
31
81%
Es werden umweltschonende Materialien und Handlungsweisen verwendet.
Die sozialen und ökologischen Überzeugungender Auftraggeber sind sehr wichtig»
62%
Es ist wichtig häufig auf nachhaltigereProduktionsweisen aufmerksam zu machen.
Nachhaltigkeit ist ein Teil der Unternehmensphilosophie.
Die sozialen und ökologischen Grundüber- zeugungen der Lieferanten sind wichtig.
57%
54% 8 %
In unserer Umfrage «Nachhaltigkeit im Designprozess» bezogen Designbüros und -agenturen aus Deutschland Stellung zur Nachhaltigkeit im Unternehmen.
Nachhaltigkeit als Trend
2010
32
80 Prozent der Umweltauswirkungen eines Designobjekteskönnen bereits während der Planungsphase kalkuliertwerden. Die Entscheidungen des Designers lösen Prozesseaus und in jedes Projekt fließen Ressourcen: Budget, Material, Energie, Nerven und natürlich Menschen und Zeit. Für nachhaltiges Handeln ist es notwendig, die einzelnen Schritte mit den Methoden der Nachhaltigkeit umzusetzen. Im Fokus steht dabei der gesamte Lebens-zyklus eines Produktes – von der Wiege bis zur Bahre. Auf diesem Weg hat jedes Produkt Umweltauswirkungen, dazu zählen Naturentnahmen (Rohöl), sowie die Emissionen (CO²) in die Umwelt. Eine Analyse der Stoffströme und die Berechnung des Energie- und Materialverbrauchs erfolgt in der Ökobilanz eines Produktes.
Um sozial und ökologisch nachhaltig zu gestalten, sind einige Überlegungen wichtig: Welche Funktion erfüllt der Entwurf in der realen Welt? Wie hoch wird der Material-verbrauch während der gesamten Herstellung sein? Wie langlebig und benutzerfreundlich ist das gestaltete Produkt? Wird es nach dem Gebrauch nutzlos oder wiederverwert-bar und biologisch abbaubar sein? Die Allianz deutscher Designer formulierte mit der «AGD Charta für nachhaltiges Design» eine «Grundlage» für Kriterien von nachhaltigen Design. Die Planung beginnt am Ende der Lebenskette. Als Gestalter von Printmedien spielt dabei besonders die Aus- wahl der Materialien (Papier und Farbe); die Auflagengröße der Publikation und die Transportwege von A nach B eine wichtige Rolle.
«http://www.re-nourish.com/»
«http://www.agd.de/655.html»
Kriterien für nachhaltige Gestaltung
« An jedem Fall von Umweltverschmutzung trägt der Designer zumindest eine Mitverantwortung» Victor Papanek
Der IndustriedesignerViktor Papanek istVordenker des «sozia- len» Designs.
1927 bis 1999
33
Entsorgung
Gebrauch Qualität … heißt Haltbarkeit. Qualitätsprodukte setzen neue Standards, haben eine längere Lebensdauer und sind wirtschaftlich erfolg-reich.
Reinkarnation Produkte halten nicht für immer. Mehrere Gebrauchsfunktionenerhöhen den Produkt-wert und verlängerndie Nutzungsdauer.
Upgradebility In der Medienbranche ist das Heute schnell gestern. Lang haltbare Gestaltung ist vernetzbar mit neuen Technologien.
Achtung Toxisch!Giftige Chemikaliengelangen in die Naturund gefährden dieGesundheit des Men-schen. Schadstoff- arme Chemikalien sind eine Alternative.
Aus einem GussFast jedes Produktkann mit wenigerMaterialaufwand oderaus einem Materialproduziert werden.Effizienz entscheidet.
Effizienz Herstellungsprozesse sollten abfallarm und -vermindernd sein. Die aufgewendete Energie kann in jedem Produk-tionsschritt effizientgenutzt werden.
Planung
3.0
Kriterien für nachhaltige Gestaltung
Mehr Wert Mehrfachfunktionen und Alleinstellungs-merkmale erhöhen den Wert einer Markeoder eines Produktes.
Weniger ist mehr Eine Stilrichtung wirdzum allgemeinen Kriterium: Ressourcenschonen heißt, sie sorgsam einzusetzen.
Schein = Sein Die Verpackung einesProdukts sollte form-effizient und logistik-gerecht sein.
Herstellung
Wiederwertung Jedes Material sollte nach Nutzungsende wieder in den Stoff- kreislauf rückgeführt werden können oder kompostierbar sein. Die Entsorgung sollte recyclinggerecht sein.
DematerialisierungModulare Systemesind bei Defekt ein-facher reparabel und nach Gebrauch in der Entsorgung leichterrecyclebar.
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Trash to treasure
36
Trotz der digitalen Revolution, Computertechnologie undder Kommunikation via Email ist Papier als Informations-träger immer noch das verlässlichste Medium für dieArchivierung von Daten. Im Büroalltag fördern Faxgeräte,Drucker und Kopierer tagtäglich die Papierflut: seit den50er Jahren ist der Papierverbrauch in Deutschland um700 Prozent gestiegen. Jeder Bundesbürger verwendetdurchschnittlich 250 Kilogramm Papier pro Jahr. DieserVerbrauch entspricht der Papiermenge eines Harry Potter-Bandes pro Tag. In den Industrieländern ist Papier zueinem Billig- und Wegwerfprodukt geworden. In anderenTeilen der Erde bleibt es eine seltene Ware, die nichteinmal ausreicht, um die Grundbedürfnisse an Bildungund Kommunikation zu befriedigen. Die Vereinten Nationen errechneten, weltweit wäre eine Papiermenge von 30 bis 40 kg pro Person und Jahr dafür eine gerechte Größe.Mit der Entwicklung von Schwellenländern zu Industrie-nationen wächst auch der Appetit nach Papierprodukten.Länder mit niedrigem oder mittleren Lohnniveau werdenzukünftig einen ähnlichen oder höheren Bedarf an Papierhaben. Bis 2015 wird mit einem Anstieg des weltweitenPapierverbrauchs von momentan 367 Millionen Tonnenauf 440 Millionen Tonnen gerechnet.
Zur Verringerung des Verbrauches trägt ganz wesentlichdas Papiermanagement im Arbeitsumfeld bei. Vor jedemDruckprozess ist es notwendig, zu hinterfragen, ob derAusdruck erforderlich ist. Die aufmerksame Fehlerkorrektur macht Mehrfachausdrucke überflüssig. Drucker könnenPapier automatisch auf beiden Seiten bedrucken, oder aufeinem Blatt mehrere Seiten positionieren. Auch bürointernkann Recyclingpapier verwendet werden. Papiere solltengesammelt und zur Wiederverwendung bereitgestelltwerden. Für Printprodukte gelten ähnliche Maßnahmen:Der Wechsel zu niedrigeren Grammaturen erzielt eineEinsparung: 80 Gramm statt 100 Gramm pro m² bedeuteteine 20 prozentige Verringerung des Papierverbrauchs.Die Verwendung von Standardformaten (DIN Formate) ver-braucht weniger Papier und spart Ausgaben. Die Bildersollten nicht vollformatig gedruckt werden, da sie für denAnschnitt auf einem größeren Bogen gedruckt werdenmüssen.
Papierbedarf
384.000 km
«http://www.initiative-papier.de/»
«http://www.papercalculator.org»
Der PapierverbrauchDeutschlands reicht,gemessen in DIN A4Stapeln, von der Erdebis zum Mond.
37Papierbedarf
Indi
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Papierverbrauch weltweit pro Person und Jahr in kg (Verband Deutscher Papierfabriken e.V.)
266
252251242
211209
191
182
109
5948
4
2 m
3 m
1 m
4 m
5 m
6 m
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Nicht nur Designer reagieren auf die Bedürfnisse ihrerZeit. In den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhundertsrückten Umweltthemen in den Fokus der Öffentlichkeit.Umweltbewegungen machten durch Protestaktionen undDemonstrationen auf das Ozonloch, die Gefahr durch Kern- energie, das Waldsterben und die Tropenwaldvernichtungaufmerksam. Auch Künstler schlossen sich der Gruppe anund bezogen in ihren Werken Stellung. Ein Beispiel ist dasLandschaftskunstwerk «Stadtverwaldung statt Stadtver-waltung (7000 Eichen)» des politischen Künstlers JosephBeuys. Beuys pflanzte im Verlauf mehrerer Jahre 7000Bäume an unterschiedlichen Standorten in Kassel. DasProjekt sollte auf die allgemeine Verstädterung und dieNotwendigkeit der Umwelterhaltung aufmerksam machen.Der nachhaltige Gedanke wird durch die Zeitdimensiondes Baumwachstums verdeutlicht: eine Eiche kann bis zu700 Jahre alt werden. Das anfangs umstrittene Projekthat sich zu einem prägenden Bestandteil des öffentlichenRaums der Stadt Kassel entwickelt.
Mittlerweile trägt das Pflanzen von Bäumen sonderlicheBlüten: Firmen und Unternehmen nutzen Aufforstungs-projekte als Marketinginstrument, um die verursachten CO² Emissionen wieder auszugleichen. Grundsätzlich spricht nichts gegen Klimaneutraliät, da Treibhausgase eineglobale Schädigungswirkung haben und es für das Klimairrelevant ist, an welchem Ort Emissionen entstehen undan welchem Ort sie vermieden bzw. neutralisiert werden.Allerdings ist die Methode Aufforstung fraglich: Ein HektarFichtenwald absorbiert in einem Zeitraum von 80 Jahren786 Tonnen CO². Das entspricht der Menge, die einDeutscher in diesem Zeitraum produziert. Um nun alleDeutschen durch Aufforstung klimatisch lebenslangzu neutralisieren, müsste man 820.000 QuadratkilometerFichtenwald anpflanzen - das ist mehr als die doppelteFläche Deutschlands oder genau die Brasiliens. Fichtenwerden nur 80 bis 120 Jahre alt. Das bedeutet, nacheinem Menschenleben würden die aufgeforsteten Bäumeihr ganzes gebundenes CO² wieder freisetzen. Die Zeit-spanne ist zu groß, um den mittelfristigen Klimawandel zubremsen. Der Erhalt schon bestehender Waldflächen –zum Beispiel der Urwälder Europas oder Südamerikas wäresinnvoller.
Von Beuys gestaltetesTitelblatt für die documenta 7 in Kassel
Exkurs: Klimaneutralität
«http://co2frei.net»
«http://www.co2-berechnen.de»
1982
39
1921 bis 1986
Exkurs: Klimaneutralität
«Ich wollte ganz nach draußen gehen und einen symbol- ischen Beginn machen für ein Unternehmen, das Leben der Menschheit zu regenerieren innerhalb des Körpers der menschlichen Gesellschaft, und um eine positive Zukunft in diesem Zusammenhang vorzubereiten.» Joseph Beuys
Joseph Beuys rief zueinem gemeinsamen,kreativen Gestaltender Gesellschaft auf.
Klimaneutralität
40
Die Natur steht uns kostenlos zur Verfügung, doch ist siedeswegen umsonst? In der Wirtschaft ist alles was nichtskostet – wertlos. In jedes Produkt sind Rohstoffe geflossen, die der Natur entnommen sind. Für Papier müssen Bäume gefällt werden. Ein Nadelholzbaum benötigt circa 70 Jahrebis er erntereif ist und zu Holz weiterverarbeitet werdenkann. In dieser Zeit war er ein wichtiger Pfeiler im Öko-system: als Lebensraum für Tiere, als Wasserspeicher beihohen Niederschlagsmengen und als Wandler von CO²zu Sauerstoff. Welchen marktwirtschaftlichen Wert die Um- welt für den Menschen hat, untersuchte der Biochemiker Frederic Vester in dem Buch «Ein Baum ist mehr als ein Baum». Im Laufe seines hundertjährigen Lebens steht er für eine Summe von 271.000 Euro, fast das 2000 fache seines bloßen Holzwertes
Exkurs: Natürliche Kosten
1925 bis 2003Frederic Vester istVordenker der öko-logischen Bewegung in Deutschland.
«http://www.frederic-vester.de»
41Exkurs: Natürliche Kosten
42
In der Verhältnisrechung des Ressourcenverbauchs vonRecycling- und Frischfaserpapier ist die klimafreundlichereVariante eindeutig. Obwohl auch bei der Produktion vonRecyclingpapier Chemikalien zum Einsatz kommen undWasser oder Energie verbraucht wird, erzeugt der Prozessweniger Schadstoffe als die Erzeugung von Frischfasern.Es gibt zwei Arten von Recyclingpapieren: Pre-ConsumerPapier wird aus Altpapier hergestellt, das nie den End-konsumenten erreicht hat, es stammt aus den Abfällen vonPapiermühlen, -fabriken und Druckereien. Es umfasstden simplen Ausschuss, Makulaturbögen und unverkaufteDruckerzeugnisse. Hochweiße Recyclingpapiere werden aus Pre-Consumer Abfall hergestellt. Eine Herausforderungist die Wiederverwertung der Massen von Post-ConsumerPapier, dass seinen Zweck erfüllt hat und entsorgt wurde(gelesene Zeitschriften, Verpackungsmüll). Die Post-Consumer Fasern müssen für eine Wiederaufbereitung vonder Farbe befreit und dafür gebleicht werden. Das PCF (Processed Chlorine Free) ist ein Verfahren, bei dem ohne Chlorverbindungen gebleicht wird. Die KennzeichnungElemental Chlorine Free (ECF) bezieht sich auf Frischfaser und Recyclingpapier. Anstelle von Chlor werden alternativeChlorverbindungen eingesetzt– meist Chloroxid. Nur fürFrischfaser kann das Totally Chlorine Free (TCF) angewendetwerden: die Aufhellung erfolgt ohne Chlorverbindungen.Ein Recyclingpapier sollte neben der PCF Kennzeichnungmit dem blauen Umweltengel zertifiziert sein, er garantiertden Altpapiereinsatz.
«http://www.papiernetz.de/»
«http://www.chlorinefreeproducts.org/»
Papierbilanz
1 1 1 1 1
RecyclingpapierAltpapier Prozesswasser Energieeinsatz Chemikalien CO² Ausstoß =+ + + +
43
Ab einem Anteil von 80 Prozent Altpapier darf ein Papier laut Gesetz die Aufschrift «aus 100 Prozent Altpapier» tragen.
Papierbilanz
FrischfaserpapierAltpapier Prozesswasser Energieeinsatz Chemikalien CO² Ausstoß =+ + + +
2,5 3,5 2 10 2,5
In der Europäischen Union ist Holz das zweitwichtigste Importgut nach Rohöl.
Ein Hauptgrund für die Entwaldung ist die Umwandlung der Wälder zu Plantagen für die Züchtung von Soja, Weizen, Palmöl.
In Europa existieren in Russland und Schweden noch einige Flecken Urwald.
Heute stehen nur noch 20 Prozent des ursprünglichen Urwaldes.
Wälder sind Vorratskammern für Holz und Energiegewinnung.
Nur 19 Prozent unseres Holzes stammt aus nachhaltiger Forstwirtschaft.
Intakte Primärwälder binden zwischen 62 und 78 Prozent des Kohlenstoffs in der Biosphäre.
Die Wälder beherbergen 80 Prozent aller Tier- und Pflanzenarten.
Wälder verhindern Bodenerosion, Erdrutsche und Überschwemmungen.
Jeder Deutsche verbraucht durch seinen Papierkonsum jeden Tag mehr als 500 g Holz.
In Waldaufforstungen leben 90 Prozent weniger Tierarten als in den ihnen vorausgegangen Urwälder.
Jede zweite Sekunde wird ein Urwaldgebiet von der Größe eines Fußballfeldes vernichtet.
In einem Baum stecken ungefähr 100 A4 Blätter Papier.
Jährlich werden 15 Millionen Hektar Regenwald vernichtet – eine Fläche dreimal so groß wie die Schweiz.
Bäume speichern und reinigen den Großteil unserer Süßwasserreserven.
Jedes Jahr werden tropische Regenwälder von der Fläche Griechenlands abgeholzt und brandgerodet.
Brandrodung und Abholzung von Wald machen 20 Prozent des jährlichen Gesamtausstoßes CO² aus.
Wälder sind Lebensraum und Speisekammer für mehrere hundert Millionen Menschen.
Für die Papierherstellung werden Monokulturen wie Akazien oder Eukalyptus angebaut.
Jeder fünfte Baum wird zu Papier weiterverarbeitet.
Weltweit wird Papier zu 71 Prozent aus Holz von Urwäldern und nicht aus Bäumen eigens angelegter Nutzpflanzen hergestellt.
46
Chile 12.370 km
Norwegen 830 km
Menge Rohöl in kg pro Papiertonne
Nor
d
Nor
d
Süd
Süd
CO² Emission in kgpro Papiertonne
25
50
100
200
Rohstoffimporte
Äquator
USA 6700 km
Kanada 6040 km
Portugal 2300 km
Frankreich 880 km
Spanien 1800 km
Brasilien 9340 km
47
«http://www.papieratlas.de/»
«http://www.wwf.de/»
Österreich 530 km
Schweiz 750 km
Deutschland kann seinen Papierbedarf nur mit Importenvon Zellstoff und Papier stillen. Für die Produktion der inDeutschland verbrauchten grafischen Papiere müsstejährlich ein Fläche, die so groß wie die Waldfläche Baden-Württembergs ist, gerodet werden. Über 80 Prozent desbenötigten Zellstoffs stammt aus Ländern wie Finnland,Brasilien Schweden oder Kanada. Ein Teil dieses Holzeshat seinen Ursprung in gut bewirtschafteten Wäldern, doch zu durchschnittlich 7 Prozent kommt das Holz für die Papiergewinnung aus illegal geschlagenen Beständen. Hierbei spielen die Rechte anderer Menschen und die Bewahrung von Ökosystemen keine Rolle. Kritisch zu be-trachten ist zudem Papier, dessen Zellstoff aus Mono-kulturen stammt. Für den Anbau werden, zum Beispiel auf Sumatra in Indonesien, wertvolle Regenwälder kahlge-schlagen. Bereits 29 Prozent des Papierzellstoffs stammt aus Eukalyptus- und Akazienplantagen. Die Garantie für Papier aus nachhaltiger Forstwirtschaft bietet das FSC und das PEFC Siegel. Papiere aus südlicher Hemisphäre ver-brauchen aufgrund der Transportstrecken mehr Energie und verusachen höhere CO² Emissionen.
Rohstoffimporte
1%Gesamtimport vonPapier und Zellstoff
Finnland 1559 km
Russland 1610 km
Japan 8920 km
China 7350 km
Indonesien 10.760 km
Schweden 1081 km
48
Die Erzeugung von Papier aus Altpapier im Papierkreislaufist beispielgebend für eine nachhaltige Entwicklung. Alt- papier ist mit der Einsatzquote von 61 Prozent der wichtigste Rohstoff für die Papierindustrie in Deutschland. Für dieHerstellung von Neupapier können bis zu 100 Prozent desrecycelten Produktionsmittels eingesetzt werden. Ob undin welchem Umfang Altpapier eingesetzt werden kann, hängtvon den gewünschten Eigenschaften des Neupapiers ab.Wurde das Altpapier richtig getrennt, sortiert und gereinigtist es ein guter Rohstoff für die Weiterverarbeitung. UmAltpapier wieder verwenden zu können, wird beim Deinking-prozess die Druckfarbe entfernt. Die effizienteste undhäufigste Methode ist die Flotationstechnik. Leider kannnicht jedes Altpapier in der Flotation deinkt werden:Zeitungen, die im Flexodruck gedruckt wurden besitzen zukleine, nicht waserabstoßende Druckpartikel, um entferntzu werden. Bereits geringe Mengen Flexozeitungen könnenzu einem schlechten Weißgrad führen. Ähnliche Probleme beim Deinking bereiten pigmentierte Inkjet-Tinten, UV-Lacke und digitale Druckverfahren mit Flüssigtoner. Ein kritischer Faktor bleibt auch die Verwer-tung des Deinking-Abfalls. Häufig wird der Papierschlamm zur Aufwertung des Bodens auf Äcker aufgebracht, laut Michael Braungart von EPEA Internationale Umweltforschung in Hamburg, führen diese Rückstände zur Kontamination des Bodens. Es ist notwendig die Deinkbarkeit der Druck- farben zu prüfen, damit das Papier nach dem Gebrauch wieder in den Stoffkreislauf geführt werden kann.
Papierkreislauf
Holzwirtschaft Deutschland ist zu 11.075.798 Hektar, also 31 % mit Wald bedeckt. Dieser hohe Anteil ist der nachhal-tigen Forstwirtschaft des 19. Jahrhunderts zu verdanken.
49
Holz wird in der Zell-stofffabrik zu Zellstoffumgewandelt undunter Einsatz teilsgiftiger Chemikaliengebleicht.
Designer
Papiersammlung
Konsument
Buchbinder
Drucker
Deinking Druckfarbe und Faser haften an einander. Die Druck-farbe ist wasserab-stoßend, die Faser ist wasseranziehend. Mit-hilfe der Schaumlage, einer Natriumseife, wird die Farbe vonder Faser gelöst und tritt mit den Luftpar-tikeln in Verbindung. Diese nehmen die Farbe mit und trennt sie von der wasseran-ziehenden Faser.
6 Umdrehungen Aus Altpapier gewonnene Holzfasern können bis zu sechs Mal wie-derverwertet werden, bevor sie zu kurz und damit unbrauchbar werden. Um dies zu verhindern, wird beimRecycling 10 Prozent Frischfaser bei ge-mischt.
Farbe
Schaumlage Luftpartikel
Papierfabrik Zellstoffwird zu Papierbögengepresst und gerollt.
Papierkreislauf
w qq
Mülldeponien Weltweit landet ein großer Teil des Altpapiers in Ver- brennungsanlagen oder auf Mülldeponien. Nur 20 Prozent des Abfalls wird recyclet.
♻
50
Primärpapier, Frischfaser Sekundärpapier Alternativen
Holzfreies Papier Holzhaltiges Papier Recyclingpapier
Ressource
Anwendung
Bewertung Herstellung benötigtmehr Energie und ver-braucht deutlich mehr Wasser; Papier sollte mit FSC oder PEFCSiegel zertifiziert sein,sie garantieren dieHerkunft des Holzesaus nachhaltigerForstwirtschaft; TCFKennzeichnung fürden Verzicht von Chlor; umweltfreundliche Produktion durchFSC, ISO Norm oderEMAS Label garantiert
siehe Holzfreies Papier
aus Sekundärfasern(Altpapier), die ausPapier oder Pappehergestellt werdenund Frischfaseranteilvon ca. 10 %
Recycling aus Pre-Consumer Abfall er- füllt gleiche Qualitäts- anforderungen wie Frischfaserpapier; Alt- papiereinsatz für Ver-packungspapier und Karton von Altpapier zu 90%, bei Zeitungs-papier maximal 75 %
aus 100 % Hadern(Stofffasern) oder mitmindestens 10 %Zellstoff aus Hadernund Fasern aus reinenStoffen (Baumwolle)oder synthetischenFasern
gute Qualität; guteStabilität und Reiss-festigkeit, begrenzte Opazität bei niedrigenGrammaturen sehr gutes Preis-Leistungs-verhältnis; verwendet für Prospekte, Brief- bögen, Kataloge, Bil-derdruck, Geschäfts-berichte, Visitenkarten
gute Bedruckbarkeit;gute Opazität beileichter Grammatur,preisgünstig; hoherLigninanteil, deswe-gen vergilben sie sehrschnell; verwendet fürWerbedrucksachenund Magazine, kurz-lebige Drucksachen
Zellstoff, maximal 5 %verholzte Fasern, ohneVerwendung von Holz- schliff. Bezeichnung«Holzfrei» ist falsch,da der Faserrohstofffür Zellstoff immerHolz ist, richtiger ist«holzstofffrei»
entweder leicht holz-haltig mit mindestens 25 % Holzstoff (Holz- schliff) oder holzhaltig mit mindestens 55 % Holzschliff
Hadernhaltiges Papier
♻
umweltfreundlicherals Frischfaserpapier,Holzreserven werdengeschont, Herstellungerfordert ein Drittelder Wassermenge undHälfte an Energie ge-genüber Frischfaser;weniger Transporte,CO² Ausstoß undgeringeres Abfallauf-kommen; PCF Labelgarantiert eine chlor-freie Bleichung
Jahrhundertelangwichtigster Faser-rohstoff für Papier; Einsatz heute starkreduziert; strapazier-fähig, reissfest undalterungsbeständig;verwendet für Bank-noten, Landkarten, Wertschriften, Bibel-druckpapier
Hadern sind textileAbfallprodukte, daherist Hadernpapier einRecyclingprodukt;hohe Alterungsbe-ständigkeit,da langeund kurze Faserneingesetzt werden
Papierwahl
51
Oberflächenbehandlung
Organische Fasern Synthetische Fasern
organische Fasern wieHanf, Bambus, Kenaf,Zuckerrohr, Baumwolle oder Rückständeländlicher Produktion(bei Ernte von Kaffee,Bananen, Reis, Wei-zen, Hafer, Roggen)
Verarbeitung benötigtweniger Chemie, Energie und Wasser als Holzfaser; Kenaf und Hanf sind dauer-haft, da sie kurze und lange Fasern besitzen; Kenaf ist säurefreiund enthält wenigerLignin; Fasern wach-sen zügig, allerdingsbenötigen sie mehrPestizide als Bäumebei derselben MengeFaser; filtern wenigerCO² und Wasser alsBäume
gestrichen
anorganisches Papier,keine oder nur wenigeorganische Fasern.Synthetisch erzeugtauf mineralischer Ba-sis (Steinstaub) oderKunststoffpolymeren
ein- bzw. beidseitigeBestreichung mit Bin-demittel; Strich kannpigmentiert (Kreide,Kaolin, Kasein) oderkunststoffhaltig sein;Auftrag der Streich-masse mit mindestens5 g | m²
für Recycling mussBindemittelauftragaus Faser gelöstwerden; dafür kommtes zum Einsatz vonChemikalien
einfacher recyclebar,da sich Farbe leichtaus Faser lösen lässt;bei ungestrichenemPapier können imGegensatz zu bestri-chenem Papier 40 %mehr Fasern wieder-verwertet werden
Menge des Streich-auftrags variiert je nach Rohpapier, der Papierdicke und demQualitätsanspruch:matt, halbmatt oderglänzend; wegen dergeschlossenen, glat-ten Oberfläche sehrgute Bildwiedergabe
technisch ist Wie-derverwertung kein Problem, doch bisherexistieren nur wenigeBetriebe, die Papierwiederaufbereitenkönnen; Recycling biszu 90 Mal möglich;Einsatz ist abhängigvom technischen Fortschritt und der Einführung neuer Standards
besonders für den Außeneinsatz als Plakat oder Planen-material geeignet, wasserfest und wet-terbeständig; Ober-fläche glatt, können vierfarbig bedruckt werden
für grafischen Einsatzgeeignet; Fasern nichtin bedarfsdeckenderMenge erhältlich unddaher etwas teurer;erfordern technischeVeränderungen anFertigungsanlagen,hat sich nie als Stan-dard durchgesetzt
ungestrichen
hohes Volumen, guteStabilität und guteHaptik, gutes Preis-Leistungs-Verhältnis,eingeschränkte Bild-wiedergabe
Naturpapiere habenkeine Bestreichungoder Streichauftrag(Pigmentierung) vonmaximal 5 g | m²
Papierwahl
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Gütesiegel stellen eine wesentliche Hilfe bei der Auswahlvon nachhaltigen Papierprodukten dar. Papiere ohne Kenn-zeichnung können unter allen denkbaren Bedingungenhergestellt worden sein. Zwei Initiativen haben sich für dieZertifizierung der Holz verarbeitenden Industrie etabliert:Sehr bedeutend ist das internationale Waldzertifizierungs-system PEFC (Programme for Endorsement of ForestCertification Schemes) und das FSC-Zertifizierungssystemdes Forest Stewardship Council. Kern beider Initiativen istdie Mischwald-Wiederaufforstung, die Schonung desWaldbodens, wertvoller Waldbestände und der Schutzindigener Völker. Für die Zertifizierung eines holzverarbei-tenden Betriebes oder einer Druckerei fordern die Siegeleine lückenlose Dokumentation der Schutzmaßnahmenund der Chain of Custody (Stoffkette vom Holzeinschlagüber den Verarbeiter und die Händler bis hin zu denAnwendern). Deshalb werden beide Umweltsiegel, sowohlan Papierfabriken, als auch an Druckbetriebe vergeben.Über diese Zertifizierungen hinaus verpflichten sich vielePapierhersteller zu Transparenz und Verantwortlichkeitmit der Umweltnorm ISO 14000. Hierfür müssen sieRecyclingsanteile, Ökobilanzen, Stoffkreisläufe, Reduktionvon Grammaturen, sowie Umwelt- und Sozialstandardsbei der Papierproduktion dokumentieren. Generell ist beiZertifizierungen wichtig, dass unabhängige Gutachternach allgemein definierten Standards urteilen und eineVergleichbarkeit zwischen den Herstellern möglichmachen. Für jeden Druckauftrag können andere Kriterienim Vordergrund stehen.
Gütesiegel
«http://www.iso.org»
«http://www.pefc.de»
«http://www.fsc-deutschland.de/»
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Blauer Umweltengel Nordischer Schwan EU-Umweltzeichen «Euroblume»
Name
Zuständigkeit
Geltungsbereich
Altpapieranteil
Nachhaltige Forst- wirtschaft
Einsatz von Bleichmitteln
Begrenzung Chemie
Chemikalienausschluss
Emissionsbegrenzung
Begrenzung des Energieverbrauchs
Begrenzung des Wasserverbrauchs
Alterungsbeständigkeit
Verifikation durch
Bewertung
nein, aber gewähr-leistet, da Recycling-papier
nein, aber gewähr-leistet, da Recycling-papier
1 nein, aber gewähr-leistet, da Recycling-papier, 2 und 3
1 nein, aber gewähr-leistet, da Recycling-papier, 2 und 3
DIN 6738, LDK 24-85
Selbstauskunft, Prüfunginstitute, Herstellererklärung
Selbstauskunft und Herstellererklärung
Selbstauskunft und Herstellererklärung
100 % Altpapier, da-von 65 % untere und mittlere Sorten
Jury Umweltzeichen, BMU, UBA, RAL
Institut für Normung SIS
Deutschland
Europäische Kommission
EU MitgliedsstaatenNord-, Westeuropa weltweit
Forest Stewardship Council
kein Chlor oder halo-genierte Bleichmittelerlaubt
kein Chlor, jedoch halogenierte Bleich-mittel erlaubt
kein Chlor
externe Zertifizierung
mindestens 20 %, oder 75 % aus Altpapier, Durchforstungsholz oder Sägeresteholz
mindestens 15 %
1 100 % Altpapier (keine Sortenbeschrän-kung) 2 Post-Consumer Recyclingmaterial und Frischfaser 3 100 % Frischfaser
1 nicht relevant 2 und 3 ja (kontrollierte Herkünfte dürfen bei-gemischt werden)
1 FSC Recycling 2 FSC Mix3 FSC 100 %
prüft umfangreicheKriterien, hat jedochmilde Anforderungenfür den umweltfreund-lichen Herstellungs-prozess eines Papiers;bewertet den gesamten Produktionsprozess
FSC Standards sorgen für den Erhalt der bio- logischen Vielfalt und eine schonende Be- wirtschaftung von Wäldern, setzen den Fokus auf nachhaltige Forstwirtschaft; keine Garantie für umwelt-freundliche Weiterver-arbeitung des Papiers
ausschließlicher Einsatz von Altpapier,strenge Anforderungenan das Ausgangsmate-rial; anspruchsvollstesUmweltzeichen für Papierprodukte;Aspekte des Gesund-heitsschutzes werden mit berücksichtigt
verlangt nicht denEinsatz von Sekundär-fasern; jedoch wird der lückenlose Her-stellungsprozess von Quelle bis Produktion nach Umweltkriterien bewertet; das Labelfördert Holz aus zerti-fizierten Forsten
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Gütesiegel
Unabhängige Frischfaser- und Recyclingpapierlabels
janein
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Print matters
58 Druck und Umwelt
Die Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenbergrevolutionierte die herkömmlichen Methoden der Buchpro-duktion und löste im Europa des 15. Jahrhunderts eineMedienrevolution aus. Erstmalig war es möglich, Bücheridentisch zu reproduzieren und maschinell in großer Massezu produzieren. Diese Innovation machte die Aufklärung,den Fortschritt und grundlegende kulturelle Veränderun-gen erst möglich. Seit Gutenbergs Erfindung wurde das Druckgewerbe lange Zeit als «schwarze Kunst» bezeichnet, was sich auf die schwarze Druckfarbe bei Büchern bezieht.Neben Farbe nimmt der Druckprozess eine ganze Reiheunterschiedlicher Ressourcen in Anspruch: Papier, Ener-gie, Alkohol, Reinigungsmittel, Wasser und Puder. Die Stoffe werden während des Druckvorgangs wieder in die Umwelt abgegeben und sind teilweise bedenklich.
Es gibt verschiedene Stellschrauben den Output zu ver- ringern oder umweltfreundlicher zu gestalten. Ausschlag- gebend ist die Optimierung der einzelnen Prozesse, Energieeffizienz der Duckmaschine, Makulatur- und Abfall-vermeidung, die Reduzierung von giftigen Materialien und Hilfsstoffen (Abwässer und Abgase). Nicht zuletzt sollten Doppelarbeiten oder unnützer Materialeinsatz vermieden werden. Zweimal produzieren bedeutet immer die doppelte Menge – ganz egal wie umweltfreundlich hergestellt wurde. Druckereien können ihre «weiße Weste» mit der Norm ISO 14001 sichtbar machen. Das weltweit anerkannte UMS (Umweltmanagementsystem) stellt für beteiligte Betriebezahlreiche internationale Standards zur Bewertung vonumweltrelevanten Problemstellungen zur Verfügung. Auchdie EMAS-Verordnung der EU baut auf die ISO 14001auf, jedoch fordert das Siegel weiterhin, dass die Betriebein Berichten Auskunft über ihre Umweltbilanzen geben.Das EMAS Siegel soll Unternehmen auszeichnen, derenUmweltleistungen deutlich über den gesetzlichenMindeststandards liegen.
Johannes Gutenbergist für die Erfindungdes Buchdrucks zum«Man of the Millenni-um« gewählt worden.
1400 bis 1468
«http://www.emas.de»
59Druck und Umwelt
Umweltauswirkungen von Offsetdruck
Energie zum Drucken Fertigstellung 0,4 %
Plattenherstellung 2%
Repro 2 %
Druckvorgang 52 %
Papier 31 %
Farbe 17 %
Druck 24 %
Reinigung 18 %
6 %
60
Offsetdruck Die beim Nass-Offsetdruck verwen-deten Feuchtmittel stellen ein ökologischesProblem dar, da verschiedene bedenklicheChemikalien eingesetzt werden. Die schnell-flüchtigen Lösungsmittel (VOC) wirken sich negativ auf die Gesundheit der Arbeiter und die Umwelt aus. Eine schonendere Alternative ist der wasserlose Offsetdruck. Dieses Verfahren reduziert den Austoß an flüchtigen organischen Verbindungen und verzichtet komplett auf Was-sereinsatz. Darüber hinaus ist es schneller und spart Energie.
Verpackung Am Ende des Druckprozesses steht die Verpackung, welche das Produkt ausreichend schützen soll. Der zu bewahrende Inhalt besteht fast immer aus einem ungleich höheren Res-sourcen- und Energiewert, als es die Verpackung ist. Zudem ist jeder Verpackungsentscheid auch ein Logistikentscheid, denn erst die Verpackung ermöglicht eine sichere Güterverteilung.
Lieferung Der Transport von Druckerzeugnissenerfolgt in hohem Anteil über die Straße, wasnatürlich große Umweltbelastungen in Formvon Schadstoffemissionen und Ressourcenver-brauch darstellt. Es empfiehlt sich der Ansatz«Vermindern» und der Umstieg auf Alternativen (Erdgasautos). Bei kleinen Auflagen ist bspw. die Lieferung durch Fahrradkuriere eine klimascho-nende Alternative.
Druckvorstufe: Eine gute Vernetzung von Vorstu-fe und Druckmaschine spielt eine wichtigeRolle, denn so kann Druckabfall während demDruckprozess gespart und Fehler im späterenProjekt vermieden werden.
Druckvorlage: Vor Einreichung der Druckvorlagesteht der Designer vor der Entscheidung dieentsprechende Drucktechnik und eine Druckereifür sein Projekt auszuwählen. Auf der Webseite von FSC sind umweltfreundliche Druckbetriebe, die nach Norm ISO 14001 zertifiziert sind, auf- gelistet. Wichtig ist ebenfalls die Entfernung zur Druckerei: eine Chance lokale Betriebe zu fördern.
Druckplattenherstellung Nach der Druckvorstufewerden für den Offsetdruck Druckplatten her- gestellt. Bei der Computer-to-Plate-Produktion können im Vergleich zur konventionellen Druck- plattenherstellung auf die Chemikalien bei der Filmbelichtung verzichtet werden. In modernen Druckereien werden Alu-Druckplatten nach dem Gebrauch recycelt und als neue Druckplatten wiederverwendet.
Druckprozess
61
Für die Ökotauglichkeit des Druckens spielen alle vor- undnachgeschalteten Prozesse, eine wichtige Rolle. Um dieWalzen einer Druckmaschine von Farbrückständen zu be-freien, werden spezielle Reinigungsmittel benötigt. Die aus der Druckmaschine abfließenden Abfälle sind sehr starkmit Farbe und Papierstaub beladen. Sie müssen entwederals Sondermüll entsorgt werden oder in einer Filterung von Wasser getrennt werden. Statt lösungsmittelhaltigen Reinigern können Mittel auf Citrusbasis eingesetzt werden.Für die Weiterverarbeitung des Druckwerks sollten diebedenklichen UV-Versiegelungen durch Versiegelungen, die zu 100 Prozent wasserlöslich und ungiftig sind, ersetztwerden. Leider wird diese alternative UV-Versiegelung noch nicht flächendeckend angeboten. Bei der Bindung sind natürlich Heftklammern am leichtesten recyclebar. Bei den Leimbindungen sind die Inhaltsstoffe des Leims relevant.
Digitaldruck Der Digitaldruck ist besonders ge-eignet für kleine Auflagen und Print-on demand Projekte. Unter Umweltaspekten hat er klare Vorteile gegenüber dem Offsetdruck, da die Übertragung der digitalen Daten auf Filme und Druckplatten und der damit verbundene Einsatz von giftigen Chemikalien entfallen. Allerdings er- reicht der Digitaldruck nicht die gleichen Quali-täten in der Bildwiedergabe.
Druckprozess
62
Druckfarben bestehen aus Pigmenten, Bindemitteln undLösungsmitteln. Lösungsmittel können auf pflanzlicherBasis, wie zum Beispiel aus Soja, Leinsamen, Baumwoll-samen oder Chinaholz hergestellt werden. Ihr Umwelt-vorteil ist, dass sie deutlich weniger flüchtige organischeVerbindungen (VOCs) enthalten. Ein großer Nachteil liegt allerdings in der Anbauweise von Soja: Teilweise kommen für die Farbherstellung genmanipulierte Sorten zum Einsatz. Hierfür werden Regenwälder vernichtet und Mono-kulturen angebaut, die ihr Erbgut auch an benachbarte Felder abgeben. Daher empfehlen Umweltschutzorga-nisationen wie der WWF die Verwendung von Farben, die zwar auf Pflanzenbasis, jedoch nicht auf Sojabasis her- gestellt wurden. Für die Lacke gibt es matte und glänzen-de mineralölfreie Alternativen. Sie bestehen aus einer Mischung von Polymeren und Wasser, sind recyclebar und geben weniger VOCs, flüchtige organische Verbindungen, an die Umwelt ab. Diese Maßnahmen vereinfachen die Deinkbarkeit des bedruckten Altpapiers.
Druckfarbe
63
Negativ für die Umwelt sind die Pigmente in den Farben.Sie enthalten Schwermetalle wie Zink, Kupfer oderBarium. Je nach Farbe liegt die Konzentration der Schwer-metalle über den gesetzlich definierten Schwellenwertefür toxische Mittel. Besonders metallische, oder fluores-zierende Druckfarben, zum Beispiel opak-gelbe, orangefar-bene und grüne Farben haben einen hohen Anteil anKarzinogenen. Pigmente sind nicht biologisch abbaubar. Sie reichern sich in den flüssigen Abfällen an und vergiften die Gewässer und Böden. Es gibt noch keine natürlichenoder technischen Alternativen zu Pigmenten, die ähnlicheEigenschaften wie Brillanz, Farbstärke und Lichtechtheitin gleicher Qualität wiedergeben. Daher enthalten auchdie auf Pflanzenöl basierenden Farben, Pigmente. Einige positive Entwicklungen, wie zum Beispiel die «konsequent ökologischen» Offsetfarben earthColors®, entwickelt von der Designerin Dorothea Hess beweisen, dass auch auf giftige Chemikalien bei der Farbherstellung verzichtet werden kann, allerdings sind die Farben nicht auf dem Markt erhältlich, da sie keinen Produzenten fanden.
Druckfarbe
«http://www.hessdesign.de»
64
3600
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165
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Rot
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Druckfarbe
65Druckfarbe
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Barium ppm
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5115
518
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54
63
55
35
56
2
Metallische und fluoroszente Druckfarbenhaben den höchsten Anteil von Metallen. Siebeinhalten einen hohen Anteil von Kupfer undZink. PMS# steht für das Pantone® MatchingSystem Color Chart (Farbauswahl der Grafik sind Annäherungen); die Angabe ppm für partsper million oder 10-6.
66
Unbenannt-2 1 26/01/2011 08:38Lena Fluss Delta, Russland: Das Delta ist die meiste Zeit im Jahr gefroren. Im Sommer ver-wandelt es sich in ein Feuchtgebiet von enormer ökologischer Bedeutung. Für Klimawissen-schaftler ist es ein Indikator des Klimawandels, da sich die Wassermengen jährlich verringern.
Druckfarbe
100 km
■
67Druckfarbe
Unbenannt-2 1 26/01/2011 08:38Schwermetalle in Sonderdruckfarben belastendie Gewässer. Die Umrechnung in CMYK-Werte schont die Umwelt und das Portemonnaie.«http://www.colormatch.de/»
Begleitmaterial
70
A
Aufforstung Die vom Menschen geleiteteBaumbepflanzung von seit mindestens 50Jahren unbewaldeten Flächen. Abwasser ist durch Herstellungs- und Wieder-aufbereitungsprozesse in Papierfabriken meistschadstoffbelastet und kann das Grundwasser und die Erdböden kontaminieren.
Abfall Wertlos gewordene Gegenstände oderDinge, deren sich der Besitzer entledigen willoder deren Beseitigung zur Wahrung desgesellschaftlichen Wohls und zum Schutz derUmwelt staatlich gefordert wird. Reststoffe, dieeiner Wiederverwertung zugeführt werden(Schrott, Altpapier, Altglas) fallen nicht unterdie Abfalldefinition.
Agrarfasern Nicht von Bäumen stammendeorganische Fasern, die speziell für die holzfreiePapierproduktion angebaut werden.
Ausschuss Während der Papierherstellung undbeim Druck angefallener Papierabfall, der alsPre-Consumer Abfall in den Herstellungsprozesszurückgeführt werden kann.
B
Biomasse Die gesamte organische Trockenmassebzw. die gesamte gespeicherte Energielebender Organismen. Biomasse kann durchVerbrennen (z.B. Holz) oder indirekt durch dieUmwandlung zu Alkohol (z.B. Zucker) oder inbrennbare Öle (z.B. Sojabohnen) als Brennstoffgenutzt werden.
C
Carbon Footprint Der Kohlendioxid-Fußabdruckist eine ökologische Bilanzierung und erfasstdie CO² Emissionen, die bei der Herstellungeines Produktes, eines Prozesses oder derTätigkeit eines Unternehmens entstehen.
Chlor Bei der Papierherstellung zum Bleichenund zum Entfernen von Lignin verwendeteChemikalie. Sie verhindert das Vergilben vonPapier, ist jedoch sehr umweltbedenklich.
CO² Kohlenstoffdioxid ist mit einem Anteil vonetwa 0,038 Prozent (ca. 380 ppm) in derAtmosphäre enthalten und hat einen Anteil vonca. 20 Prozent am natürlichen Treibhauseffekt.Es entsteht u.a. durch die Verbrennung fossilerEnergieträger und wird im Schnitt erst nach120 Jahren in der Atmosphäre abgebaut.
Kohlenstoffdioxid macht etwa 60 Prozent desvom Menschen verursachten zusätzlichenTreibhauseffektes aus. Der weltweite anthropo-gene CO² Ausstoß betrug im Jahr 2006 ca. 32 Gigatonnen.
Cradle to Cradle Der deutsche ChemikerMichael Braungart und der amerikanischeArchitekt William McDonough prägten in ihremBuch «Cradle to Cradle» («Von der Wiege biszur Wiege») das Konzept der Ökoeffektivität.
Cradle to Grave oder «Von der Wiege bis zurBahre» bezieht sich auf die Betrachtung desgesamten Lebensweges eines Produktes (vonder Produktion bis zur Entsorgung) zur Messungder Ökobilanz.
D
De-Inking bezeichnet den Bleichungsprozess fürdas Entfärben von bedrucktem Altpapier.
Dioxine Toxische chemische Verbindungen,die während der Papierherstellung beim Einsatzvon elementaren Chlor entstehen. Die Aus- wirkungen auf die Umwelt und den Menschensind noch nicht völlig erforscht, werden abermit Krebserkrankungen und Fehlgeburten inVerbindung gebracht.
Downcycling Recyclingprozess, bei dem dasrecyclete Material nicht mehr die ursprünglicheQualität bzw. Verarbeitbarkeit des Primärpro-duktes erreicht.
Drei Säulen Modell Konzept für Unternehmen,dass davon ausgeht, dass Nachhaltigkeit durchein ausgewogenes Verhältnis von ökologisch,ökonomisch und sozial orientierten Entscheidun-gen erzielt werden kann.
Dymaxion Abkürzung von «dynamic maximumtension» (dynamische maximale Spannung).Begriff, den der Architekt Richard BuckminsterFuller für einige seiner Erfindungen verwendete.Die Dymaxion-Weltkarte ist die Projektion einerWeltkarte auf ein Polyeder, das auf unterschied-liche Weise zu einer zweidimensionalen Karte aufgefaltet werden kann. Fuller nannte das Projekt zuerst The One-Town World.
Dow Jones Sustainability Indexes (kurz DJSI,deutsch: Dow Jones Nachhaltigkeits-Indizes)sind eine Familie von Aktienindizes, welcheneben ökonomischen auch ökologische und sozi-ale Kriterien berücksichtigen. Damit hebensich die DJSI von klassischen Aktienindizes undvon rein ökologisch-orientierten Indizes ab.
Glossar
71
E
ECF (Elementally Chlorene Free) Klassifikationfür Fasern, die bei der Herstellung mit Chlorver-bindungen wie Chlordioxid (CIO²) gebleichtwurden, nicht aber mit elementaren Chlor.
EMAS Gemeinschaftssystem für das freiwilligeUmweltmanagement und die Umweltbetriebsprü-fung ist ein von der EU 1993 entwickeltesInstrument für Unternehmen, die ihre Umwelt-leistung verbessern wollen.
Emissionsbilanz Berechnung der CO² Emissio-nen. Im Umfeld «klimaneutral Drucken» dasErstellen einer Emissionsübersicht und -berech-nung von einzelnen Druckerezeugnissen unterBerücksichtigung der relevanten Klimafaktoren.
Emissionshandel Berechtigung zur Emissionvon Treibhausgasen (Kohlendioxid, Schwefel-dioxid oder Stickoxid) innerhalb eines konkretenGebiets und eines konkreten Zeitraums. DerHandel mit Verschmutzungsrechten gilt für dieIndustriestaaten. Wurde z.B. für eine Regioneine Obergrenze von 100 Millionen Tonnen CO²innerhalb eines Jahres festgelegt, so werdenZertifikate, die zur Emission von 100 MillionenTonnen CO² berechtigen, ausgegeben.
Energieeffizienz Die effiziente (viel Leistung inRelation zum Aufwand) Nutzung von Energienist immer noch nicht an der Tagesordnung,obwohl zahlreiche Möglichkeiten bestehen,Förderungen angeboten werden und durchEnergieeffizienz neben CO² Emissionen auchEnergiekosten in erheblichen Umfang eingespartwerden können.
Erneuerbare Energien Energiequellen, die sichdurch einen natürlichen Prozess ständig er-neuern. Zu den erneuerbaren Energien zählenTechnologien, die nicht auf Kohlenstoffbasieren, z.B. Wasser- und Gezeiten-, Wind-,Solar-, Geothermie-, Biomasse, Faul- undteilweise Deponiegasenergie.
F
FSC (Forest Stewardship Council) UnabhängigeOrganisation, die nachhaltige Verfahren bei derGewinnung von organischen Fasern zertifiziert.Um das FSC Siegel zu erhalten, muss eine Papiersorte auf dem kompletten Weg von der Rohstoffbeschaffung über den Hersteller biszur Druckerei nachhaltig produziert und wei-terverarbeitet worden sein (Zertifizierung der gesamten Produktkette).
Fehler In der Produktion und Herstellung keine Fehler zu verursachen, ist wahrscheinlich die wichtigste Umweltschutzleistung überhaupt. Zweimal produzieren bedeutet immer die dop-pelte Menge – ganz egal wie umweltfreundlich hergestellt wurde.
I
IPCC Internationale Organisation, die 1988vom United Nations Environmental Programmeund der World Metereological Organisation ge-gründet wurde; besteht aus weltweit führendenWissenschaftlern und soll die Regierungen derVertragsstaaten des UNFCCC bei der Klimapoli-tik beraten. Das IPCC veröffentlicht periodischSachstandsberichte zum Klimawandel.
ISO 14001 Weltweit anerkannte Umweltmanage-mentsystem – Norm der International Standard- ization (ISO), mit dem die Umweltleistung von Unternehmen bewertet werden kann.
K
Klimaneutralität bedeutet den Ausgleich vonTreibhausgasen, also die Neutralisierung durchdie Einsparung einer bestimmten Menge ananderer Stelle. Dies ist möglich, da Treibhaus-gase eine globale Schädigungswirkung habenund es für das Klima irrelevant ist, an welchenOrt Emissionen entstehen und an welchen Ortsie vermieden werden. Emissionen an Ort Akönnen an Ort B neutralisiert werden.
Klimawandel Die Konzentration der Treibhausga-se in der Atmosphäre hat sich seit Beginn derIndustrialisierung im 19. Jahrhundert extremerhöht: Die CO² Konzentration stieg um 30Prozent, die Konzentration von CH4 nahm um50 Prozent zu und der Anteil von N²O erhöhtesich um rund 17 Prozent. Die Folge: der Wandelder klimatischen Bedingungen auf der Erde mitteilweise verheerenden Wirkungen.
Kompensieren Ausgleichen der Treibhausgasenach dem Prinzip der Klimaneutralität.
L
Lösemittel In deutschen Offset-Druckereienwerden in der Produktion jährlich rund 40.000 Tonnen Lösemittel eingesetzt. Davon verdunsten drei Viertel und verschmutzen die Luft.
Glossar
72
M
Makulatur Abfall eines Druckbogens. WenigerAbfall (also Makulatur) bedeutet wenigerUmweltbelastung. Technologien wie wasserloserOffsetdruck, aber auch sichere Prozesse undengagierte und gut geschulte Mitarbeiter in derDruckerei sind Wege, die Makulatur gering zuhalten.
N
Nachhaltigkeit Es gibt unzählige Definitionenfür das viel genutzte Wort. Das Konzept be-schreibt die Nutzung eines regenerierbarennatürlichen Systems in einer Weise, dass diesesSystem in seinen wesentlichen Eigenschaftenerhalten bleibt und sein Bestand auf natürlicheWeise wachsen bzw. fortgeführt werden kann.
Neutralisieren Ausgleichen der Treibhausgasenach dem Prinzip der Klimaneutralität. Treib-hausgase haben eine globale Schädigungswir-kung, daher spielt es keine Rolle, an welchemOrt die Emissionen entstehen und an welchemsie vermieden werden.
NGO Non-Govermental-Organisation: Nicht-Regierungs-Organisation (z.B. FSC).
NPO Non-Profit Organisation verfolgen keinekommerziellen Interessen, sondern dienen dengemeinnützigen, sozialen, kulturellen oderwissenschaftlichen Zielsetzungen ihrer Mitglie-der oder einer adressierten Gruppe.
O
Ökobilanz systematische Analyse der Umwelt-wirkungen von Produkten während des gesamten Lebensweges (LCA – Life Cycle Assessment) von der «Wiege bis zur Bahre». Dazu gehören sämt-liche Umweltwirkungen während der Produktion, der Nutzungsphase und der Entsorgung des Pro-duktes, sowie die damit verbundenen vor- und nachgeschalteten Prozesse (z.B. Herstellung der Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe). Summiert wer-den alle umweltrelevanten Entnahmen aus der Umwelt (z.B. Erze, Rohöl) sowie die Emissionen in die Umwelt (z.B. Abfälle, Kohlendioxidemissi-onen, Verdunstungen).
Ökoeffektivität Methode zur Umsetzung vonNachhaltigkeit. Entwickelt wurde das Konzeptvon dem deutschen Chemiker Michael Braungartund dem amerikanischen Architekten WilliamMcDonough. Die Annahme ist, dass nicht dieÖkoeffizienz (Sparen, Verzichten, Vermeiden)
die Lösung für umweltfreundliche Produktions-und Lebensweisen ist, sondern eine radikaleNeuerfindung der Prozesse durch eine «neue»industrielle Revolution. Das Prinzip dazu lautet:Abfall ist Nahrung («waste equals food»). Alleswas hergestellt, konsumiert oder benutzt wird,soll entweder schadstofffrei kompostierbar oderendlos wiederverwertbar sein.
Ökoeffizienz Methode zur Messung der Nach-haltigkeit von Produkten. Die Modellrechnung wurde von dem deutschen Chemiker und Umwelt-forscher Friedrich Schmidt-Bleek (Spitzname «Bio») am Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie, entwickelt. Ökoeffizienz verfolgt das Ziel, die Naturressourcen bei der Produktion ef-fektiver (mit größeren Nutzen) zu nutzen. Dieser Mehrnutzen soll durch die Maximierung des Wertes pro Einheit «Umweltbelastung», der Ver-minderung des Material- und Energieeinsatzes, der Reduzierung des Schadstoffausstoßes, der Erhöhung der Recyclingfähigkeit von Produkten und dem maximalen Einsatz wiederverwendeter Materialien erreicht werden.
Ökologischer Rucksack Kenngröße zur Be-wertung von Umweltbelastungen eines Prozesses, Produktes oder einer Dienstleistung. 1994 durch Friedrich Schmidt-Bleek eingeführt. Die Größe ist die Grundlage für die Berechnung der Einheit «Material-Input pro Serviceeinheit» (Schmidt- Bleek, 1998). Der ökologische Rucksack soll ver- deutlichen, welche ökologischen Folgen die Bereitstellung bestimmter Güter verursacht. Der Rucksack eines Computers von 15 kg ist bspw. 1500 kg. In dieses Gewicht fließen sämtliche na-türliche Ressourcen und die Energie ein, die für die Herstellung investiert wurden. Hinzukommen die Werte aus Transport, Verarbeitung, Gebrauch und Entsorgung.
Ökostrom Elektrische Energie, die ausregenerativen Quellen (Wasserkraft, Windener-gie, Biogas- und Biomasse, Photovoltaik undSolarenergie, Geothermie) gewonnen wird.
P
Papier Papiere haben unterschiedlichsteEmissionsbilanzen, abhängig von dem Produk-tionsverfahren, der Rohstofflogistik und dem Standort bzw. der Energieeffizienz und -gewin-nung der Papiermühle.
PCF (Process Chlorene Free) Klassifikation fürRecyclingfasern, die bei der Wiederaufbereitungnicht mit Chlor gebleicht wurden.
Glossar
73
Post-Consumer Abfall (Altpapier) Nach Nutzungdurch den Konsumenten anfallender Papierab-fall, z.B. gelesene Zeitschriften oder Verpa-ckungsmüll, auch Papierabfall aus Einfuhren.
Pre-Consumer Abfall (Altpapier) Hierzu zählenAusschuss aus der Papierproduktion und ausden Druckereien, aber auch fertiggestellte,unverkaufte Druckerzeugnisse.
PEFC Programme for Endorsement of ForestCertification Schemes ist ein Waldzertifizierungs- system, welches für die Erhaltung und dem öko-logischen Gleichgewicht der Wälder eintritt. Die zertifizierten Betriebe bezeugen mit den PEFC Label ihr Engagement für die Umwelt und ihre Verantwortung mit dem Rohstoff Holz.
R
Recycling «Wiederverwertung», «Wiederaufbe-reitung» oder Rezyklierung von Produkten, deren Nutzungsdauer erloschen ist. Aus gebrauchten,defekten, unmodernen oder nicht mehr benötig-ten Produkten (Abfall) wird durch Recycling ein Sekundärrohstoff. Der Stoff bzw. das Material kann entweder für den ursprünglichen Zweck oder für andere Zwecke aufbereitet werden.
S
Stakeholder eine natürliche oder juristischePerson, die ein Interesse an der wirtschaftlichenEntwicklung eines Unternehmens hat. Diesekönnen Mitarbeiter, Manager, Eigentümer, aberauch Lieferanten, Kunden, die Gesellschaft undder Staat sein.
T
TCF (Totally Chlorene Free) Klassifikation fürFasern, die bei der Herstellung entweder garnicht oder nicht mit Chlor bzw. Chlorverbindun-gen gebleicht wurde.
Urwald Auch Primärwald genannte Waldgebiete(einschließlich Regenwald und borealer Wald),die sich über mehr als 100 Jahre natürlich zukompletten Ökosystemen mit Bäumen jedenAlters und einer großen Artenvielfalt an Tierenund Pflanzen entwickeln konnten.
U Upcycling Aus dem Stoff bzw. Material wirdnach dem Recyclingprozess ein hochwertigeresProdukt als das Primärprodukt hergestellt.
UNFCCC steht für das United Nations Frame-work Convention on Climate Change, sprich das Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen.
V
VOC Volatile Organic Compounds sind flüchtigeorganische Verbindungen (Gase), die vonLösungsmitteln, Farben und Benzin emittiertwurden. Wegen ihrer umwelt- und gesundheits-schädlichen Wirkung wurde in der Verordnungdes Bundesemissionsschutzgesetzes Obergren-zen definiert, die für Druckereien gelten.
Z
Zertifikatehandel Ein marktbasierte Ansatz zum Erreichen von Zielen im Bereich des Umwelt-schutzes. Dieser Ansatz ermöglicht es den Vertragsparteien ihre Treibhausgasemissionen stärker als erforderlich zu senken.
Glossar
74 Ressourcen
Otl AicherAnalog und Digital. Verlag ernst & sohn, Berlin 1991
Die Welt als Entwurf. Verlag ernst & sohn, Berlin 1991
Victor PapanekDesign für die reale Welt: Anleitungen für eine humane Ökologie und sozialen Wandel.Springer, Wien 2008
Manfred Kröplin Es könnte so oder auch anders sein – Nachdenken über Grafikdesign. Hatje Cantz Verlag, Ostfildern 2003
Kalle Lasn Culture Jamming – das Manifest der Anti Werbung. orange press, Freiburg 2006
Stefan SagmeisterThings I have learned in my life so far. Verlag Hermann Schmidt, Mainz 2008
Volker HarlanWas ist Kunst? Werkstattgespräch mit Beuys. Urachhaus, Stuttgart 2001
Manuela Pfrunder Neotopia. Atlas zur gerechten Verteilung der Welt.Limmat Verlag, Zürich 2002
Wolfgang WelschDie Aktualität des ÄsthetischenWilhelm Fink Verlag, München 1993
Heide HackenbergWas kostet Grafik-Design? Vergütung für Visuelle KommunikationBirkhäuser, Basel 2002
Frank BerzbachKreativität aushalten: Psychologie für DesignerVerlag Hermann Schmidt Verlag, Mainz 2010
Aaris SherinGrafikdesign nachhaltig: Ein Handbuch über Materialien und Herstellungsverfahren für Grafikdesigner und deren Kunden Stiebner, München 2009
Brian Dougherty, Celery Design CollaborativeGreen Graphic Design Allworth Press, New York 2008
Jutta Nachtwey, Judith MairDesign ecology! Neo-grüne MarkenstrategienVerlag Hermann Schmidt, Mainz 2008
Ursula TischnerWas ist EcoDesign? Verlag form, Frankfurt am Main 2000
Fuad-Luke AlastairHandbuch ökologisches Design. Möbel, Objekte, Geräte, Materialien, AdressenDumont Verlag, Köln 2004
Suzanna Mc Stephens, Anthony B. StephensThe Big Book of Green DesignCollins Design, USA 2009
Henning Otto, Elisabeth PlassThink Green! Design To Save The WorldEIGA Design, Hamburg 2009
Patrick Gan, Mary LohUselessNasheer Graphic Books, Singapur 2007
IdN Magazine Fucking Recycle - designer's responsibility for eco-friendly design.IdN Magazine, Deutschland 2010
Alex Steffen, Al Gore Worldchanging: A User's Guide for the 21st Century Harry N. Abrams, New York 2008
Benoît B. Mandelbrot Die fraktale Geometrie der Natur.Birkhäuser, Basel 1991
Ästhetik und Ethik Nachhaltigkeit und Design
75Ressourcen
Nachhaltigkeit und Ökologie Nachhaltigkeit und Wirtschaft
Felix EkardtDas Prinzip Nachhaltigkeit: Generationen- gerechtigkeit und globale Gerechtigkeit C. H. Beck, München 2005
Ulrich GroberDie Entdeckung der Nachhaltigkeit. Kulturgeschichte eines BegriffsAntje Kunstmann, München 2010
Serge Halimi, Barbara Bauer, Joseph Stieglitz Atlas der Globalisierung: Sehen und verstehen, was die Welt bewegt Taz, Berlin 2009
Michael Braungart, William McDonoughDie nächste industrielle Revolution: Die Cradle to Cradle-CommunityEuropäische Verlagsanstalt; Hamburg 2008
Friedrich Schmidt-Bleek Nutzen wir die Erde richtig? Von der Notwendigkeit einer neuen industriellen Revolution. Forum für VerantwortungFischer, Frankfurt 2006
Der ökologische Rucksack: Wirtschaft für eine Zukunft mit ZukunftHirzel, Stuttgart 2004
Niklas LuhmannÖkologische Kommunikation. Kann die moderne Gesellschaft sich auf ökologische Gefährdungen einstellen?Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Frederic Vester Ein Baum ist mehr als ein BaumKösel, München 1986
Peter UnfriedÖko: Al Gore, der neue Kühlschrank und ichDumont Verlag, 2008
Dieter BirnbacherÖkologie und Ethik: 7 BeiträgeReclam, Ditzingen 2001
Eike Wenzel, Anja Kirig, Christian RauchGreenomics. Wie der grüne Lifestyle Märkte und Konsumenten verändertRedline Verlag, München 2008
Gunter DueckAbschied vom Homo Oeconomicus: Warum wir eine neue ökonomische Vernunft brauchenEichborn Verlag, Frankfurt/Main 2008
Beatrix KuhlenCorporate Social Responsibility (CSR). Die ethische Verantwortung von Unternehmen für Ökologie, Ökonomie und Soziales: Entwick-lung, Initiativen, Berichterstattung, BewertungDeutscher Wissenschafts-Verlag, Baden-Baden 2005
76
konventionelleerneuerbare Energien
nicht regenerierbareRohstoffe, giftigeStoffe
Post-Consumer Faser
Bevorzugen
Beachten
Vermeiden
Papierarten
Bindung
Druckfarben
Mechanische Bindung
auf Mineralölbasis
Pre-Consumer Faser
Perfekte Bindung Heißklebung
auf Pflanzenbasis
FSC Frischfaser
Perfekte Bindung (EVA geklebt)
CMYK Pigmente
Frischfaser
Starkkleber
Großteil Sonderfarben
Metallige Sonderfarben
Metallpigmente
Lack
H²O Streichung
UV-Tinten
Folienprägung
Alternative Faser
TCF/PCF gebleicht
ECF gebleicht
erneuerbare Energien,keine Gifte, nachhalti-ge Wirtschaft
Ressource Energie
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erneuerbare Energien,moderater Einsatz
nicht regenerierbare Energien
nicht regenerierbareEnergien, Energiever-schwendung
Kompatibel mit Müllverbrennung
Voll recyclebar, kompostierbar, wiederverwertbar
Mülldeponie
Verwertbarkeit
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Checkliste
Finde die richtigen Text-Bild Kombination
Der Deutsche trinkt im 20 Liter Kaffee pro Jahr aus «Coffee-to-Go» Bechern. Das sind 80 Pappbecher pro Person. Diese Zahl auf alle Einwohner gerechnet, macht 6.560.000.000 Becher. Übereinander gestapelt ist der Müllberg 590.400 km hoch. Die Zugspitze misst nur 2.962 m.
Eine Suchanfrage bei der Suchmaschine Googlekostet zwei Gramm CO² Ausstoß. Weltweit sind 14 Kraftwerke nötig, um die Server dieser Welt mit Energie zu versorgen. Öko-logische Suchmaschinen wie Forestle, Greenseng oder Hornvogel reduzieren die Klimabelastung.
Der Autoverkehr verursacht mit 59 % die höchsten CO² Emissionen im Gesamtver-kehr in Deutschland. Ein CO² Ausstoß unter 140 g pro Kilometer ist laut Automobil-industrie der Grenzwert für ein klimafreundliches Modell. Ein Wechsel auf das Fahrrad ist immer noch klima- und gesundheitsfreundlicher.
Im Stand-by Modus verbrau-chen Elektrogeräte heimlich Strom, das Abschalten spart im Jahresdurchschnitt 70 Euro. Tintenstrahler benötigen weniger Strom als Laserdrucker und Geräte, die ständig mit Strom versorgt werden müssen, sollten vom Netz getrennt werden.
Das Licht macht 44 % des Gesamtenergieverbrauchs in einem Büros aus. LED-Lam-pen verbrauchen bis zu 90 % weniger Strom als Glühlam-pen, etwa 50 % weniger als Halogenlampen und 1 % weniger als Energiesparlam-pen. Sie enthalten keinerlei Schadstoffe und leben 60 Mal länger.
Pflanzen bauen 70 % aller flüchtigen organischen Ver-bindungen in der Luft ab. Um saubere Luft zu haben, sollten mehr Pflanzen am Arbeitsplatz sein. Laut der in-ternationalen Initiative «Plants for People« sind besonders die Madagaskarpalme, die Sanseverie und die Efeutute gute Filterer.
Bei täglicher Lektüre der Tagesnachrichten verbraucht das E-Paper im Jahresdurch-schnitt 6.500 MJ Energie und 690 kg CO² weniger als die konventionelle Tages-zeitung. Erst bei regelmä-ßigem Lesen lohnt sich das E-Paper, da der Ressour-cenbedarf zur Herstellung wesentlich höher ist.
Im Durchschnitt verbraucht ein Büroarbeiter 10,000 A4 Papierblätter pro Jahr. Deswegen ist es wichtig Kopierpapier zu kaufen, dass aus 100 % Post- Consumer Abfall besteht und chlorfrei gebleicht ist.
79Ausblick
Jedes Ende ist ein Anfang und jede zurückgelegte Etappeist ein großer Schritt näher zum Ziel. Es gibt viele Straßenzur Nachhaltigkeit und welche Route die beste ist, mussjeder Wanderer selbst herausfinden. Hat man sich verirrt,und wandelt auf Holzpfaden können auch Wegbegleiteroder ein guter Kompass neue Orientierung geben.
Nachhaltigkeit ist ein komplexes Zusammenspiel vonProzessen und Menschen. Kommunikation kann Brückenschlagen und diese Zusammenhänge verständlichermachen. Dieses Buch soll eine Anregung für nachhaltigesHandeln in Designprozessen geben und grundsätzliches Wissen über die geschichtliche, kulturelle und technische Definition von Nachhaltigkeit vermitteln.
«Ästhetik ohne Ethik tendiert zur Täuschung» Otl Aicher
80 Ausblick
Der tropische Sturm Aila über Bangladesch undIndien verursachte 2009 schwerwiegende Fol- gen. Die New York Times dokumentierte, dassdie Wasserfluten 191 Menschen töteten und dielandwirtschaftlichen Flächen in Bangladesch mitSalzwasser überschwemmt wurden.
100 km ■
81Ausblick
Brainstorming
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1,1
erster Tag.
84
Wir danken herzlichJutta, Teresa, Barbara, Martin und Paul, Atar, Reut
Hanna Heer für die fleißige Bestellung der grünen Literaturliste
Prof. Angelika Karger und Prof. Jürgen Hoffmann und für die Projektbetreuung
Cornelia Dollacker, Christine Fehrenbach, Astrid Rabin, Ulrike Schneider von der Initiative come closer und Dorothea Hess für die aufklärenden Gespräche
Holger Frieß und Patricia Peckels von der Druckerei Gaiser für interessante Einblicke in die Druckindustrie
69 anonymen Designstudenten, 62 anonymenDesignagenturen und 40 anonymen Designhoch-schulen für die Teilnahme an unseren Umfragen
Exkursion Nachhaltigkeit und DesignBachelorthesis Wintersemester 2010 | 2011
Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd
Konzept und GestaltungDaniela AschenbachNikolaus-Anton Kruch
ProjektbetreuungProf. Dr. habil. Angelika KargerProf. Jürgen Hoffmann
SchriftTrade Gothic | Jackson Burke
PapierFSC zertifiziertIgepa Design Offset naturweiss 120 g | m²Igepa Design Offset naturweiss 250 g | m²
ProduktionBahnmayer Druck und Repro GmbH,Schwäbisch Gmünd
Buchbinderei Sihler, Renate Hauke-Sommer,Geislingen an der Steige
© 2011 Daniela Aschenbach, Nikolaus-Anton Kruch
Impressum
1 kgBuch
1,5 kg Holz
26 l Wasser
5,4 kWh Energie
0,5 kg CO² Emission
85
42 43
«http://www.papieratlas.de/»
«http://www.wwf.de/»
Österreich 530 km
Schweiz 750 km
Deutschland kann seinen Papierbedarf nur mit Importenvon Zellstoff und Papier stillen. Für die Produktion der inDeutschland verbrauchten grafischen Papiere müsstejährlich ein Fläche, die so groß wie die Waldfläche Baden-Württembergs ist, gerodet werden. Über 80 Prozent desbenötigten Zellstoffs stammt aus Ländern wie Finnland,Brasilien Schweden oder Kanada. Ein Teil dieses Holzeshat seinen Ursprung in gut bewirtschafteten Wäldern, doch zu durchschnittlich 7 Prozent kommt das Holz für die Papiergewinnung aus illegal geschlagenen Beständen. Hierbei spielen die Rechte anderer Menschen und die Bewahrung von Ökosystemen keine Rolle. Kritisch zu be-trachten ist zudem Papier, dessen Zellstoff aus Mono-kulturen stammt. Für den Anbau werden, zum Beispiel auf Sumatra in Indonesien, wertvolle Regenwälder kahlge-schlagen. Bereits 29 Prozent des Papierzellstoffs stammt aus Eukalyptus- und Akazienplantagen. Die Garantie für Papier aus nachhaltiger Forstwirtschaft bietet das FSC und das PEFC Siegel. Papiere aus südlicher Hemisphäre ver-brauchen aufgrund der Transportstrecken mehr Energie und verusachen höhere CO² Emissionen.
Rohstoffimporte
1%Gesamtimport vonPapier und Zellstoff
Chile 12.370 km
Norwegen 830 km
Menge Rohöl in kg pro Papiertonne
Nor
d
Nor
d
Süd
Süd
CO² Emission in kgpro Papiertonne
25
50
100
200
Rohstoffimporte
Äquator
USA 6700 km
Kanada 6040 km
Finnland 1559 km
Russland 1610 km
Japan 8920 km
China 7350 km
Indonesien 10.760 km
Schweden 1081 km
Portugal 2300 km
Frankreich 880 km
Spanien 1800 km
Brasilien 9340 km
26 27
81%
Es werden umweltschonende Materialien und Handlungsweisen verwendet.
Die sozialen und ökologischen Überzeugungender Auftraggeber sind sehr wichtig»
62%
Es ist wichtig häufig auf nachhaltigereProduktionsweisen aufmerksam zu machen.
Nachhaltigkeit ist ein Teil der Unternehmensphilosophie.
Die sozialen und ökologischen Grundüber- zeugungen der Lieferanten sind wichtig.
57%
54% 8 %
In unserer Umfrage «Nachhaltigkeit im Designprozess» bezogen Designbüros und -agenturen aus Deutschland Stellung zur Nachhaltigkeit im Unternehmen.
Nachhaltigkeit als Trend
2010
Die Zielgruppe für ökologische Produkte, Prozesse undDienstleistungen wächst stetig. Die «Otto Group Trend- studie 2009 zur Zukunft des ethischen Konsums» ergab, dass sich trotz Wirtschaftskrise und sinkenden Löhnen Bio-, FairTrade- und Regio-Produkte wachsender Beliebt-heit in der deutschen Bevölkerung erfreuen. Auch für die Kreativbranche ergeben sich dadurch neue Aufgaben und Herausforderungen. In der Umfrage «Nachhaltigkeit im Designprozess» zählte der Großteil der befragten Designbüros und -agenturen Nachhaltigkeit zu einem ihrer Unternehmensziele. Dies äußert sich bürointern durch die Einrichtung von klimafreundlichen Arbeitsplätzen, aber auch extern in der Transparenz gegenüber Kunden und sozialem Verhalten gegenüber Mitarbeitern.
Noch vor wenigen Jahren galt das Umweltthema in derÖffentlichkeit als altmodisch und weltfremd, mittlerweilekann es ein Wettbewerbsvorteil sein. Die Aufgabe desDesigners ist zum einen, diese Zukunftsgewandtheit zuvermitteln und zum anderen, die Medienproduktionökologischer auszurichten. Bisher war die Kommunikationnachhaltiger Themen stark geprägt vom Image der Öko-Bewegung der 1970er Jahre. Verpackungen sollten wie«selbstgemacht» und aus der «guten alten Zeit» aussehen.Mit diesem Design verbanden die Ökos Ehrlichkeit undAuthentizität. Die neuen Zielgruppen fordern allerdingseine hohe ästhetische und technische Qualität derProdukte, da dass Erscheinungsbild der Marke und dieVerpackung für sie den Spaß am verantwortungsvollenKonsum erhöhen. Die Produkte müssen einen Dreiklangverbinden: 1. ökologisch korrekt produziert, 2. äußerlichinteressant und 3. ein Kommunikationsdesign, welchesentsprechendes vermittelt. Nicht zu vergessen ist dabeider Kostenfaktor: Auf breiter Basis entscheidet dasPortemonnaie über Nachhaltigkeit. Sie muss sich finanzi-ell lohnen, damit eine nachhaltige Veränderung des Wirt-schaftslebens keine Illusion bleibt. Und wie das Produkt selbst, sollte auch der materielle Preis: gerecht sein.
«http://www.trendbuero.de/»
«http://www.lohas.de/»
Nachhaltigkeit als Trend
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Es werden umweltschonende Materialien und Handlungsweisen verwendet.
Die sozialen und ökologischen Überzeugungender Auftraggeber sind sehr wichtig»
62%
Es ist wichtig häufig auf nachhaltigereProduktionsweisen aufmerksam zu machen.
Nachhaltigkeit ist ein Teil der Unternehmensphilosophie.
Die sozialen und ökologischen Grundüber- zeugungen der Lieferanten sind wichtig.
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54% 8 %
In unserer Umfrage «Nachhaltigkeit im Designprozess» bezogen Designbüros und -agenturen aus Deutschland Stellung zur Nachhaltigkeit im Unternehmen.
Nachhaltigkeit als Trend
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Die Zielgruppe für ökologische Produkte, Prozesse undDienstleistungen wächst stetig. Die «Otto Group Trend- studie 2009 zur Zukunft des ethischen Konsums» ergab, dass sich trotz Wirtschaftskrise und sinkenden Löhnen Bio-, FairTrade- und Regio-Produkte wachsender Beliebt-heit in der deutschen Bevölkerung erfreuen. Auch für die Kreativbranche ergeben sich dadurch neue Aufgaben und Herausforderungen. In der Umfrage «Nachhaltigkeit im Designprozess» zählte der Großteil der befragten Designbüros und -agenturen Nachhaltigkeit zu einem ihrer Unternehmensziele. Dies äußert sich bürointern durch die Einrichtung von klimafreundlichen Arbeitsplätzen, aber auch extern in der Transparenz gegenüber Kunden und sozialem Verhalten gegenüber Mitarbeitern.
Noch vor wenigen Jahren galt das Umweltthema in derÖffentlichkeit als altmodisch und weltfremd, mittlerweilekann es ein Wettbewerbsvorteil sein. Die Aufgabe desDesigners ist zum einen, diese Zukunftsgewandtheit zuvermitteln und zum anderen, die Medienproduktionökologischer auszurichten. Bisher war die Kommunikationnachhaltiger Themen stark geprägt vom Image der Öko-Bewegung der 1970er Jahre. Verpackungen sollten wie«selbstgemacht» und aus der «guten alten Zeit» aussehen.Mit diesem Design verbanden die Ökos Ehrlichkeit undAuthentizität. Die neuen Zielgruppen fordern allerdingseine hohe ästhetische und technische Qualität derProdukte, da dass Erscheinungsbild der Marke und dieVerpackung für sie den Spaß am verantwortungsvollenKonsum erhöhen. Die Produkte müssen einen Dreiklangverbinden: 1. ökologisch korrekt produziert, 2. äußerlichinteressant und 3. ein Kommunikationsdesign, welchesentsprechendes vermittelt. Nicht zu vergessen ist dabeider Kostenfaktor: Auf breiter Basis entscheidet dasPortemonnaie über Nachhaltigkeit. Sie muss sich finanzi-ell lohnen, damit eine nachhaltige Veränderung des Wirt-schaftslebens keine Illusion bleibt. Und wie das Produkt selbst, sollte auch der materielle Preis: gerecht sein.
«http://www.trendbuero.de/»
«http://www.lohas.de/»
Nachhaltigkeit als Trend
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Holz wird in der Zell-stofffabrik zu Zellstoffumgewandelt undunter Einsatz teilsgiftiger Chemikaliengebleicht.
Designer
Papiersammlung
Konsument
Buchbinder
Drucker
Deinking Druckfarbe und Faser haften an einander. Die Druck-farbe ist wasserab-stoßend, die Faser ist wasseranziehend. Mit-hilfe der Schaumlage, einer Natriumseife, wird die Farbe vonder Faser gelöst und tritt mit den Luftpar-tikeln in Verbindung. Diese nehmen die Farbe mit und trennt sie von der wasseran-ziehenden Faser.
6 Umdrehungen Aus Altpapier gewonnene Holzfasern können bis zu sechs Mal wie-derverwertet werden, bevor sie zu kurz und damit unbrauchbar werden. Um dies zu verhindern, wird beimRecycling 10 Prozent Frischfaser bei ge-mischt.
Farbe
Schaumlage Luftpartikel
Papierfabrik Zellstoffwird zu Papierbögengepresst und gerollt.
Papierkreislauf
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Mülldeponien Weltweit landet ein großer Teil des Altpapiers in Ver- brennungsanlagen oder auf Mülldeponien. Nur 20 Prozent des Abfalls wird recyclet.
♻
Die Erzeugung von Papier aus Altpapier im Papierkreislaufist beispielgebend für eine nachhaltige Entwicklung. Alt- papier ist mit der Einsatzquote von 61 Prozent der wichtigste Rohstoff für die Papierindustrie in Deutschland. Für dieHerstellung von Neupapier können bis zu 100 Prozent desrecycelten Produktionsmittels eingesetzt werden. Ob undin welchem Umfang Altpapier eingesetzt werden kann, hängtvon den gewünschten Eigenschaften des Neupapiers ab.Wurde das Altpapier richtig getrennt, sortiert und gereinigtist es ein guter Rohstoff für die Weiterverarbeitung. UmAltpapier wieder verwenden zu können, wird beim Deinking-prozess die Druckfarbe entfernt. Die effizienteste undhäufigste Methode ist die Flotationstechnik. Leider kannnicht jedes Altpapier in der Flotation deinkt werden:Zeitungen, die im Flexodruck gedruckt wurden besitzen zukleine, nicht waserabstoßende Druckpartikel, um entferntzu werden. Bereits geringe Mengen Flexozeitungen könnenzu einem schlechten Weißgrad führen. Ähnliche Probleme beim Deinking bereiten pigmentierte Inkjet-Tinten, UV-Lacke und digitale Druckverfahren mit Flüssigtoner. Ein kritischer Faktor bleibt auch die Verwer-tung des Deinking-Abfalls. Häufig wird der Papierschlamm zur Aufwertung des Bodens auf Äcker aufgebracht, laut Michael Braungart von EPEA Internationale Umweltforschung in Hamburg, führen diese Rückstände zur Kontamination des Bodens. Es ist notwendig die Deinkbarkeit der Druck- farben zu prüfen, damit das Papier nach dem Gebrauch wieder in den Stoffkreislauf geführt werden kann.
Papierkreislauf
Holzwirtschaft Deutschland ist zu 11.075.798 Hektar, also 31 % mit Wald bedeckt. Dieser hohe Anteil ist der nachhal-tigen Forstwirtschaft des 19. Jahrhunderts zu verdanken.
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1921 bis 1986
Exkurs: Klimaneutralität
«Ich wollte ganz nach draußen gehen und einen symbol- ischen Beginn machen für ein Unternehmen, das Leben der Menschheit zu regenerieren innerhalb des Körpers der menschlichen Gesellschaft, und um eine positive Zukunft in diesem Zusammenhang vorzubereiten.» Joseph Beuys
Joseph Beuys rief zueinem gemeinsamen,kreativen Gestaltender Gesellschaft auf.
Klimaneutralität
Nicht nur Designer reagieren auf die Bedürfnisse ihrerZeit. In den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhundertsrückten Umweltthemen in den Fokus der Öffentlichkeit.Umweltbewegungen machten durch Protestaktionen undDemonstrationen auf das Ozonloch, die Gefahr durch Kern- energie, das Waldsterben und die Tropenwaldvernichtungaufmerksam. Auch Künstler schlossen sich der Gruppe anund bezogen in ihren Werken Stellung. Ein Beispiel ist dasLandschaftskunstwerk «Stadtverwaldung statt Stadtver-waltung (7000 Eichen)» des politischen Künstlers JosephBeuys. Beuys pflanzte im Verlauf mehrerer Jahre 7000Bäume an unterschiedlichen Standorten in Kassel. DasProjekt sollte auf die allgemeine Verstädterung und dieNotwendigkeit der Umwelterhaltung aufmerksam machen.Der nachhaltige Gedanke wird durch die Zeitdimensiondes Baumwachstums verdeutlicht: eine Eiche kann bis zu700 Jahre alt werden. Das anfangs umstrittene Projekthat sich zu einem prägenden Bestandteil des öffentlichenRaums der Stadt Kassel entwickelt.
Mittlerweile trägt das Pflanzen von Bäumen sonderlicheBlüten: Firmen und Unternehmen nutzen Aufforstungs-projekte als Marketinginstrument, um die verursachten CO² Emissionen wieder auszugleichen. Grundsätzlich spricht nichts gegen Klimaneutraliät, da Treibhausgase eineglobale Schädigungswirkung haben und es für das Klimairrelevant ist, an welchem Ort Emissionen entstehen undan welchem Ort sie vermieden bzw. neutralisiert werden.Allerdings ist die Methode Aufforstung fraglich: Ein HektarFichtenwald absorbiert in einem Zeitraum von 80 Jahren786 Tonnen CO². Das entspricht der Menge, die einDeutscher in diesem Zeitraum produziert. Um nun alleDeutschen durch Aufforstung klimatisch lebenslangzu neutralisieren, müsste man 820.000 QuadratkilometerFichtenwald anpflanzen - das ist mehr als die doppelteFläche Deutschlands oder genau die Brasiliens. Fichtenwerden nur 80 bis 120 Jahre alt. Das bedeutet, nacheinem Menschenleben würden die aufgeforsteten Bäumeihr ganzes gebundenes CO² wieder freisetzen. Die Zeit-spanne ist zu groß, um den mittelfristigen Klimawandel zubremsen. Der Erhalt schon bestehender Waldflächen –zum Beispiel der Urwälder Europas oder Südamerikas wäresinnvoller.
Von Beuys gestaltetesTitelblatt für die documenta 7 in Kassel
Exkurs: Klimaneutralität
«http://co2frei.net»
«http://www.co2-berechnen.de»
1982
Nachhaltigkeit entwickelt sich angesichts der Bevölke-rungszunahme, dem Klimawandel und der Ressourcenver-knappung zu einem immer wichtiger werdenden Konzept, um die Herausforderungen der Zukunft zu bewältigen. Es ist ein komplexes Zusammenspiel von Prozessen und Men-schen. Kommunikation kann Brücken schlagen und diese Zusammenhänge verständlicher machen.Die Publikation „Exkursion Nachhaltigkeit und Design“ soll DesignstudentenInnen (Schwerpunkt Grafikdesign) und DesignerInnen aus der Praxis bei der Orientierung auf den Wegen zu mehr Nachhaltigkeit im privaten und beruf-lichen Umfeld verhelfen. Nachhaltigkeit ist überfrachtet von Vorstellungen und Definitionen, deswegen beginnt das Buch inhaltlich bei den Ursprüngen: der Forstwirtschaft des 18. Jahrhunderts. Eine kurze Entwicklung gibt Auf-schluss über die Integration von Nachhaltigkeit in Politik und Gesellschaft und schließt den Bogen zu heutigen Nachhaltigkeitstrends in der Wirtschaft. An dieser Stelle arbeiten KommunikationsdesignerInnen als Bindeglied und können die Weichenfür eine nachhaltige Entwicklung stellen: in Beratung, Konzeption und Produktion. Die Kapi-tel Papier und Druck geben Anregungen und Tipps für die Umsetzung praktischer Nachhaltigkeit. Erstmalig für das Thema, wird Nachhaltigkeit auf eine prägnante, informa-tive und unterhaltsame Art und Weise vorgestellt. Visuali-sierte Prozesse und anschauliche Fakten rund um unseren Lebensstil machen das theoretische Konzept plastisch.