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Jacobs University Bremen Qualitative Inhaltsanalyse: Entwicklung eines Kategoriensystems zur Analyse von Stakeholderinterviews zu Prioritäten in der medizinischen Versorgung Jeannette Winkelhage, Susanne Winkel, Margrit Schreier, Simone Heil, Petra Lietz, Adele Diederich Priorisierung in der Medizin FOR 655 Nr. 15 / 2008 Campus Ring 1 28759 Bremen Germany www.jacobs-university.de FOR 655 Working Paper serves to disseminate the research results of work in progress prior to publication to encourage academic debate. Copyright remains with the authors.

Qualitative Inhaltsanalyse: Entwicklung eines ... · Jeannette Winkelhage et al. Interessengruppen (Im Folgenden auch: Stakeholdergruppen) bezüglich der Verteilung medizinischer

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Qualitative Inhaltsanalyse: Entwicklung eines Kategoriensystems zur Analyse von Stakeholderinterviews zu Prioritäten in der medizinischen Versorgung Jeannette Winkelhage, Susanne Winkel, Margrit Schreier, Simone Heil, Petra Lietz, Adele Diederich

Priorisierung in der Medizin FOR 655 Nr. 15 / 2008

Campus Ring 1 28759 Bremen Germany www.jacobs-university.de

FOR 655 Working Paper serves to disseminate the research results of work in progress prior to publication to encourage academic debate.

Copyright remains with the authors.

Die Reihe „Priorisierung in der Medizin“ umfasst Arbeits- und Forschungsberichte der DFG Forschergruppe FOR655 „Priorisierung in der Medizin: eine theoretische und empirische Analyse unter besonderer Berücksichtigung der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Die Berichte und weitere Informationen zu der Forschergruppe können abgerufen, werden unter: http://www.for655.de oder http://www.priorisierung-in-der-medizin.de The series „Priorisierung in der Medizin“ consists of working papers and research reports of the DFG (Deutsche Forschungsgemeinschaft, i.e., German Research Foundation) Research Group FOR655 „Priorisierung in der Medizin: eine theoretische und empirische Analyse unter besonderer Berücksichtigung der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV).(Prioritizing in Medicine: A Theoretical and Empirical Analysis in Consideration of the Public Health Insurance System) Reports and further information can be found at http://www.for655.de or http://www.priorisierung-in-der-medizin.de

www.for655.de │www.priorisierung-in-der-medizin.de

Impressum:

Campus Ring 1 28759 Bremen Germany www.jacobs-university.de ISSN 1866-0290

Qualitative Inhaltsanalyse: Entwicklung eines Kategoriensystems zur Analyse

von Stakeholderinterviews zu Prioritäten in der medizinischen Versorgung

Jeannette Winkelhage, Susanne Winkel, Margrit Schreier,

Simone Heil, Petra Lietz, Adele Diederich Jacobs University Bremen

Der folgende Beitrag beschreibt die Entwicklung des Kategoriensystems im Rahmen der Inhaltsanalyse der Stakeholderinterviews für das Teilprojekt A „Kriterien und Präferenzen in der Priorisierung medizinischer Leistungen: Eine empirische Untersuchung“ der Forschergruppe „Priorisierung in der Medizin: Eine theoretische und empirische Analyse unter besonderer Berücksichtigung der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV)“, FOR 655. Das im Folgenden beschriebene Kategoriensystem ist von seiner Struktur her exemplarisch für die empirischen Teilprojekte B2 (Hämophilie A), B3 (Organallokation) und B5 (Evidenzbasierte Medizin). Der Text gibt zunächst einen kurzen Überblick über die methodologischen Grundprinzipien der Inhaltsanalyse. Anschließend werden Argumente für die Anwendung dieses Auswertungsverfahrens in dem vorliegenden Forschungsvorhaben geliefert. Weiterhin folgen die Beschreibung der Erstellung des Kategoriensystems und der inhaltsanalytischen Kodierung des Textmaterials sowie die forschungspraktische Umsetzung. Abschließend wird die Qualität der vorliegenden Inhaltsanalyse anhand der klassischen Gütekriterien Reliabilität, Objektivität und Validität sowie der spezifisch-methodologischen Zielvorstellungen für den Aufbau eines inhaltsanalytischen Kategoriensystems Erschöpfung, Saturiertheit und Exklusion diskutiert. Stichworte: Inhaltsanalyse, Kategoriensystem, Gütekriterien, Stakeholder-Interviews, Priorisierung, Werte, Präferenzen, medizinische Versorgung, Entscheidung

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nette Winkelhage ol of Humanities and Social Sciences

University Bremen gGmbH ampus Ring 1 -28759 Bremen

phone: 0421/200 3351 e-mail: [email protected]

___________________________ Jean Scho Jacobs

CD

Qualitative Inhaltsanalyse: Entwicklung eines Kategoriensystems zur Analyse von Stakeholderinterviews zu Prioritäten in der medizinischen Versorgung

This article describes the coding frame used for the content analysis of stakeholder interviews that were conducted as part of the research project A “Criteria and preferences in prioritization of medical supply: an empirical investigation” (which is part of the research group ”Prioritization of medical supply: a theoretical and empirical investigation with special regard to public health insurance”, FOR655). The structure of this coding frame will also inform the content analysis of interviews conducted in other projects within the research group (B2 (hemophilia), B3 (organ allocation) and B5 (evidence based medicine)). First, an overview of the methodological principles underlying content analysis and reasons for using this method for data analysis are presented. Next, the development of the coding frame and the coding process are described. In a final section, the quality of the presented content analysis is discussed, referring to both general criteria such as reliability, objectivity, and validity and to criteria specific to content analysis, especially exhaustion, saturation, and mutual exclusiveness of the categories. Keywords: Content analysis, category system, quality criteria, stakeholder interviews, prioritization, values, preferences, medical supply, decision-making

1. Einleitung

Der wachsende Bedarf an Gesundheitsleistungen in Deutschland stellt die medizinische Versorgung vor erhebliche Probleme. Eine Priorisierung in der Medizin, wie sie andernorts bereits umgesetzt wird (z.B. England, Israel, Niederlande, Norwegen, Oregon, Schweden), scheint daher unumgänglich. Priorisierung bedeutet die Feststellung einer Rangordnung bestimmter Indikationen, Verfahren oder Patientengruppen, welche einer Rationierung medizinischer Leistungen vorausgehen sollte (Zentrale Ethikkommission 2000). Doch in welchen Bereichen der Medizin sollten Schwerpunkte gesetzt werden? Wo können Abstriche gemacht werden? Welche Patientengruppen sollten bei der Behandlung bevorzugt werden? Welche Kriterien sollten solchen Entscheidungen zugrunde liegen? Was meint die Bevölkerung dazu? In dem Teilprojekt A „Kriterien und Präferenzen in der Priorisierung medizinischer Leistungen: Eine empirische Untersuchung“ der Forschergruppe FOR 655 „Priorisierung in der Medizin: Eine theoretische und empirische Analyse unter besonderer Berücksichtigung der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV)“ sollen die Präferenzen und die ihnen zugrunde liegenden Kriterien verschiedener

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Jeannette Winkelhage et al.

Interessengruppen (Im Folgenden auch: Stakeholdergruppen) bezüglich der Verteilung medizinischer Leistungen in Deutschland erfasst werden.1 Im Vordergrund stehen dabei Fragen der horizontalen Priorisierung, das heißt der Priorisierung über verschiedene Krankheitsbilder hinweg. Das Forschungsvorhaben gliedert sich in eine qualitative und eine quantitative Phase. In der ersten qualitativen Phase werden mittels teilstrukturierter Leitfadeninterviews die Priorisierungspräferenzen verschiedener Stakeholdergruppen (PatientInnen, Gesunde, verschiedene Ärztegruppen, Pflegepersonal, VertreterInnen der Krankenkassen, PolitikerInnen) erhoben. Diese Präferenzen sind die Basis für die nachfolgende quantitative Phase, im Rahmen derer Conjoint Analysen und eine repräsentative Bevölkerungsbefragung durchgeführt werden sollen. Der vorliegende Text bezieht sich ausschließlich auf den qualitativen Teil des eben beschriebenen Forschungsvorhabens, nämlich auf die Erstellung des Kategoriensystems im Rahmen der qualitativen Inhaltsanalyse der Stakeholderinterviews. Entsprechend der eben skizzierten Forschungsplanung wurden in dem Teilprojekt A 45 Interviews mit verschiedenen Stakeholdern durchgeführt (einen Überblick über die Stichprobe gibt Schreier et al. 2008). Die Interviews erfolgten auf der Basis eines teilstrukturierten Leitfadens (siehe hierzu Winkelhage et al. 2007). Alle Interviews wurden vollständig wörtlich transkribiert. Danach erfolgte die Auswertung der Stakeholderinterviews mittels einer qualitativen Inhaltsanalyse. Dieser letztere Schritt soll im Folgenden genauer beschrieben werden. Nach einem kurzen Überblick über die Grundprinzipien der Inhaltsanalyse erfolgt eine detaillierte Beschreibung der forschungspraktischen Umsetzung.

2. Methodologie der Inhaltsanalyse

Die Inhaltsanalyse ist ein systematisch-intersubjektives Verfahren zur Analyse und Klassifikation der Bedeutung bzw. Aussage von Texten 2 im Hinblick auf eine ausgewählte Fragestellung. Relevante Textausschnitte werden dabei in Bedeutungskategorien zusammengefasst, die ihrerseits systematisch angeordnet in Form eines Kategoriensystems schriftlich fixiert sind. Mit Hilfe des Kategoriensystems ist es also möglich, das Textmaterial zu klassifizieren und zusammenzufassen, so dass dessen

1 vgl. Diederich, A./Lietz, P./Schreier, M. (2006): Kriterien und Präferenzen in der Priorisierung medizinischer

Leistungen: Eine Empirische Untersuchung, in: Diederich, A./Kliemt, H./Nagel, E. et al. (2006): Antrag auf Einrichtung

und Förderung der Forschergruppe FOR 655. Priorisierung in der Medizin: Eine theoretische und empirische Analyse

unter besonderer Berücksichtigung der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), S.26-50.

2 Texte sind der klassische Gegenstand von Inhaltsanalyse. Natürlich lässt sich das Verfahren aber auch auf nonverbale

Inhalte, wie Musikstücke, Bilder etc. und auf paraverbale Interaktionsaspekte, wie Stimmlage, Lautstärke etc. anwenden

(vgl. Schreier & Groeben 1999).

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Bedeutung analysiert und zum Beispiel Aussagen über den Verfasser des Textes getroffen werden können (zur sog. quantitativen Inhaltsanalyse s. u.a. Früh 2007; Lisch & Kriz 1978; Merten 1995; zur qualitativen Inhaltsanalyse vgl. Kühn & Witzel 2000; Mayring 2003; Rustemeyer 1992; Schreier & Groeben 1999; zum Stellenwert der Inhaltsanalyse zwischen quantitativer und qualitativer Forschung s. Groeben & Rustemeyer, 1994). In dem vorliegenden Forschungsprojekt besteht das Textmaterial aus den verschriftlichten Stakeholderinterviews. Bei Interviews handelt es sich um Daten, deren Bedeutung nicht eindeutig ist und deren Verstehen ein gewisses Maß an Interpretation erfordert. Verstehen und Interpretation sind jedoch subjektiv und demzufolge immer auch abhängig von individuellen Erwartungen, Wissensbeständen, Erfahrungen etc. Es besteht die Gefahr, dass RezipientInnen beim Verstehen der Bedeutung des Textmaterials entsprechend dieser subjektiven Voreinstellung selektiv vorgehen, indem sie bestimmte Textteile besonders hoch gewichten, andere dagegen vernachlässigen (vgl. Rustemeyer 1992). Um diesen Verzerrungstendenzen bei der Analyse der im vorliegenden Teilprojekt durchgeführten Stakeholderinterviews entgegenzuwirken, ist es daher notwendig, auf das systematisch-intersubjektive Verfahren der Inhaltsanalyse zurückzugreifen. Die Inhaltsanalyse wirkt solchen Verzerrungstendenzen beim Verstehen uneindeutigen Textmaterials durch ihre zentralen methodologischen Zielkriterien entgegen: Intersubjektivität und Systematik (Rustemeyer 1992; Mayring 2003). Intersubjektivität bedeutet, dass die Zuordnung von Textteilen zu den Bedeutungskategorien des Kategoriensystems von mehreren Personen unabhängig voneinander vorgenommen wird. In dem Maß, in dem diese KodiererInnen in ihren Zuordnungen übereinstimmen, ist davon auszugehen, dass den Textteilen die zugeordnete Bedeutung auch tatsächlich zukommt. Die Systematik des inhaltsanalytischen Vorgehens zeigt sich erstens darin, dass die Analyse expliziten Regeln folgt. Dies bedeutet, dass prinzipiell und in einer bestimmten Reihenfolge eine Reihe von Schritten durchlaufen wird. Dadurch können auch andere die Analyse nachvollziehen, verstehen und überprüfen. Beispielsweise muss prinzipiell erst das Textmaterial in für die Fragestellung relevante und weniger relevante Abschnitte unterteilt werden, bevor die Bedeutungskategorien des Kategoriensystems erstellt werden können (nähere Ausführungen zum Ablauf der Inhaltsanalyse folgen nach diesem Abschnitt). Systematisch ist die Inhaltsanalyse weiterhin darin, dass die Bedeutungen, die den zu analysierenden Textteilen zukommen können, klassifiziert und im Rahmen des Kategoriensystems schriftlich festgehalten werden müssen. Eine solche Bedeutungsexplikation ist die Voraussetzung für die bereits benannte Intersubjektivität, die im Rahmen einer Qualitätskontrolle zu überprüfen ist (siehe unten). Die Systematik der Inhaltsanalyse zeigt sich außerdem in ihrer Theoriegeleitetheit, das heißt sie erfolgt im Hinblick auf eine theoretisch ausgewiesene Fragestellung. Dabei ist es möglich, induktive und deduktive Zugangsweisen miteinander zu kombinieren (Boyatzis, 1998; Rustemeyer 1992; Schreier & Groeben 1999). Bezogen auf die hier dargestellte

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Forschung bedeutet das, dass die für die verschiedenen Stakeholdergruppen relevanten Aspekte hinsichtlich der Verteilung medizinischer Leistungen exploriert und miteinander verglichen werden können (induktiver Zugang). Andererseits kann untersucht werden, welchen Stellenwert die Befragten solchen Priorisierungsaspekten beimessen, wie sie z.B. in der Öffentlichkeit diskutiert oder in einigen Ländern bereits implementiert wurden (deduktiver Zugang). Diese induktiv-deduktive Vorgehensweise lag bereits der Konstruktion des Leitfadens für die teilstandardisierten Interviews zugrunde (vgl. Winkelhage et al. 2007). Schließlich erlaubt es die Inhaltsanalyse aufgrund ihrer systematisch-intersubjektiven Vorgehensweise, verschiedene Texte miteinander zu vergleichen. Dies entspricht der Zielsetzung des vorliegenden Projektes, einen Vergleich der Priorisierungspräferenzen verschiedener Stakeholdergruppen durchzuführen und somit die Interviews sowohl innerhalb als auch zwischen den Stakeholdergruppen und auch zwischen den Teilprojekten untereinander in Beziehung zu setzen. Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die Inhaltsanalyse im Rahmen des vorliegenden Teilprojektes eine sehr gute Methode darstellt, weil durch ihre Anwendung intersubjektiv nachvollziehbare Forschungsergebnisse erzielt, induktive und deduktive Elemente miteinander kombiniert sowie Vergleiche zwischen den Stakeholdergruppen sowie letztlich auch zwischen den Teilprojekten überlappender Inhalte angestellt werden können. Im Folgenden wird nun die forschungspraktische Umsetzung der Inhaltsanalyse genauer beschrieben. Dabei werden die einzelnen praktisch-methodischen Schritte erläutert und jeweils auf unsere Forschung angewendet. Zur Unterstützung der Auswertung wurde in dem vorliegenden Projekt die Software MAXQDA (VERBI GmbH, Berlin/Marburg)verwendet.

3. Einheitenfestlegung

Für die inhaltsanalytische Auswertung wird zunächst das Material ausgewählt und in Kodiereinheiten unterteilt. Schreier & Groeben (1999; s. auch Rustemeyer, 1992) unterscheiden drei Arten von Einheiten: Auswahl-, Analyse- und Kontexteinheit. Die Auswahleinheit bezieht sich auf diejenigen Texte, die analysiert werden sollen. In dem hier dargestellten Teilprojekt sind die Stakeholderinterviews die Auswahleinheiten. Analyseeinheiten (bzw. „Fundstellen“: vgl. Mayring 2003) sind die im Hinblick auf die Fragestellung relevanten Textstellen, die den Bedeutungskategorien des Kategoriensystems zugeordnet werden. Diesem Arbeitsschritt der Festlegung von Analyseeinheiten kommt gerade bei der Analyse von teilstrukturierten Interviews eine hohe Bedeutung zu, da dieses Material oft Passagen enthält, die zwar für den

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Interviewten bedeutsam, jedoch für die Beantwortung der Fragestellung des Projekts nicht relevant sind. Die Auswahl der Fundstellen erfolgte in dem hier dargestellten Forschungsprojekt primär nach inhaltlichen Gesichtspunkten, wobei Fundstellen als thematisch zusammengehörige Einheiten definiert wurden. Im Folgenden sind exemplarisch zwei solche Fundstellen aufgeführt. Sie sind der Antwort eines Interviewten auf die Frage entnommen, bei welchen Personengruppen in der medizinischen Versorgung Schwerpunkte gesetzt werden sollen: „Also ich denke schon, gerade unsere -, die älteren Bürger ...brauchen -. Häufig ist es ja so, dass, dass man im Alter doch an Krankheiten leidet, die eben entweder altersbedingt oder auch, weil's Verschleißerscheinungen sind, dann eben entsprechend später auftreten. Und das würde ich schon als einen wichtigen Schwerpunkt sehen in unserer Gesellschaft. Dass man, dass man die älteren Bürger nicht irgendwo zur Seite schiebt, als Randgruppe betrachtet, sondern ich denke mal, sie haben eine Generation vorher unsere Gesellschaft mitbestimmt, aufgebaut und auch das muss bis an ihr Ende, an ihr Lebensende gewürdigt werden…(1. Fundstelle) Kinder und Jugend ist für mich genauso wichtig. (2. Fundstelle)“(ID-207: 26) Es wurde immer dann eine neue Einheit angesetzt, wenn ein neuer Aspekt angesprochen wurde. In dem hier aufgeführten Beispiel wurde zunächst der Gesichtspunkt „Alte Menschen“ und anschließend der Aspekt „Junge Menschen/Kinder“ angesprochen, so dass in diesem Textabschnitt zwei Fundstellen markiert wurden. Formale Regeln, bspw. wie viele Worte in einer Fundstelle enthalten sein durften, wurden nicht aufgestellt. Dennoch wurde darauf geachtet, die Fundstellen einerseits nicht zu groß zu wählen, so dass die anschließende Zuordnung zu den Bedeutungskategorien des Kategoriensystems widerspruchsfrei erfolgen konnte. Andererseits waren die Einheiten auch nicht zu klein zu wählen, damit es zu keiner künstlichen Aufschwemmung von Daten kam (siehe hierzu auch Rustemeyer 1992). Ferner erfolgte die Fundstellenmarkierung prozessorientiert, das heißt es wurden alle relevanten Textstellen ausgewählt, auch wenn die darin enthaltenen Argumente an anderer Stelle bereits angeführt wurden. Damit sollte verhindert werden, dass wichtige Informationen aufgrund subjektiver Fehleinschätzungen verloren gingen bzw. dass es zu einer kognitiven Überlastung der Markierenden kam. Bei Unsicherheiten hinsichtlich der Relevanz einer bestimmten Textstelle wurde diese im Zweifelsfall in die Analyse einbezogen. Alle Fundstellen bzw. Analyseeinheiten wurden am Bildschirm farbig markiert. Erzählungen und Erlebnisberichte der Befragten, die der Verdeutlichung von Positionen oder Argumenten dienten, wurden in die vorliegende Inhaltsanalyse nicht einbezogen. Sie wurden jedoch gesondert farblich gekennzeichnet, um sie in der folgenden quantitativen Phase für die Konstruktion von Fallbeispielen im Rahmen der geplanten Conjoint Analysen nutzbar zu machen.

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Als Kontexteinheit werden diejenigen Passagen bezeichnet, die notwendig sind, um die Fundstellen zu verstehen. Kontexteinheiten wurden in unserer Analyse nicht markiert, aber als Information bei der Bedeutungsfestlegung herangezogen. Die Kontexteinheit, die der eben exemplarisch angeführten Fundstelle vorausgeht, entspricht der Frage des Interviewers: Interviewer [207]: Und bei wem könnte man Schwerpunkte setzen? Also bei welchen Personengruppen? Person [B10]: Sie meinen jetzt bei den Patientengruppen? ... Wichtig sind alle Menschen in unserer Gesellschaft, angefangen vom Säugling bis hin zu, ich sage mal, den Alten…“(ID-207: 25-26) Im Verhältnis zu den Fundstellen machten die Kontexteinheit in dem hier dargestellten Projekt den kleineren Anteil aus: In der Regel entsprach die Kontexteinheit dem gesamten Interview einschließlich aller Fragen und Antworten, die einer Analyseeinheit vorausgingen und auf sie folgten.

4. Kategoriensystem - Erstellung

Im nächsten Schritt wird das Kategoriensystem erstellt, d.h. es werden die Bedeutungskategorien formuliert, denen die zuvor ausgewählten Fundstellen zugeordnet werden sollen. Die systematische und schriftliche Fixierung dieser Bedeutungskategorien ist das Kategoriensystem. Es ist als ein „Index System“ (vgl. Kühn & Witzel 2000) zu verstehen, in dem die einzelnen Bedeutungskategorien auf bestimmte Bedeutungsdimensionen verweisen, denen jeweils eine Reihe von Fundstellen zugeordnet werden können, die dieser Bedeutung entsprechen. Mit Hilfe des Kategoriensystems werden die Fundstellen also thematisch geordnet und zusammengefasst, so dass weitere Auswertungsschritte vorgenommen werden können (siehe Abschnitt 8). Für die Erstellung des Kategoriensystems wird der folgende Dreischritt empfohlen: Benennung, Explikation und Beispielgebung (siehe hierzu Boyatzis 1998; Rustemeyer 1992; Schreier & Groeben 1999). Die Kategorienbenennung bezieht sich auf die Auswahl derjenigen Bedeutungsdimensionen, die in dem Kategoriensystem als Bedeutungskategorien expliziert werden sollen. Sie kann induktiv oder deduktiv oder auch gemischt erfolgen. Dabei sollten bevorzugt theoriearme und deskriptive Kategorienbenennungen verwendet werden, um die Ergebnisse nicht vorzeitig auf einige wenige theoretisch-abstrakte Begriffe zu reduzieren (Kühn & Witzel 2000). In der vorliegenden Untersuchung wurde für die Kategorienbenennung ein gemischt deduktiv-induktives Vorgehen gewählt. Somit konnten einerseits theoretische Vorüberlegungen (wie sie bereits in die Erstellung des Interviewleitfadens eingegangen

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waren) bei der Auswahl der Bedeutungsaspekte berücksichtigt werden (deduktiver Anteil). Andererseits war es zugleich möglich, die subjektiven Sichtweisen der Befragten hinsichtlich der Verteilung medizinischer Leistungen weitestgehend naturalistisch und gegenstandsnah, d.h. ohne Beeinflussung durch die Forscherin zu erfassen (induktiver Anteil; siehe hierzu Mayring 2003). Wie eingangs bereits erwähnt, entspricht diese gemischte Vorgehensweise der zentralen Fragestellung des Forschungsprojektes. Für die Kategorienerstellung wurde zunächst etwa die Hälfte der Interviews der Stakeholdergruppe der gesunden Personen herangezogen. Die Vorgehensweise orientierte sich in ihren deduktiven Anteilen am Interviewleitfaden, der sich in sechs Untersuchungsdimensionen gliederte (vgl. Winkelhage et al. 2007): - Status Quo – Persönliche Erfahrungen mit Priorisierung jetzt verglichen mit der

Vergangenheit - Zukünftige Entwicklung – Allgemeine Fragen zu Wunschvorstellungen - Zukünftige Entwicklung – Favorisierte Priorisierung von Patientengruppen - Zukünftige Entwicklung – Favorisierte Priorisierung von Zielen der Medizin,

Versorgungsformen und therapeutischen Verbesserungen - Perspektive und Betrachtungsweise auf das Thema Priorisierung - Abschlussfragen zu Wunschvorstellungen Im ersten Schritt wurden für jede Untersuchungsdimension deduktiv anhand der jeweiligen Interviewfragen und ggf. auch induktiv anhand der entsprechenden Antworten Oberkategorien benannt; die Mehrzahl der Oberkategorien wurde deduktiv erstellt. Für die zweite Untersuchungsdimension (Zukünftige Entwicklung – Allgemeine Fragen zu Wunschvorstellungen) wurden beispielsweise folgende Oberkategorien entwickelt (das umfangreiche Kategoriensystem ist im Working Paper Nr. 16 zu finden): - Bereiche, die gestärkt werden sollten - Bereiche, die beschränkt werden sollten - Bereiche, in denen die Leistungen gleich bleiben sollten - Personengruppen, die gestärkt werden sollten - Personengruppen, die beschränkt werden sollten - Personengruppen, bei denen die Leistungen gleich bleiben sollen - Maßnahmen innerhalb des Gesundheitssystems - Maßnahmen außerhalb des Gesundheitssystems Die ersten sechs Oberkategorien entsprachen den Interviewfragen der Untersuchungsdimension, sie wurden also deduktiv erstellt. Die anderen Oberkategorien wurden induktiv, unter Einbezug der Antworten der Befragten, aus den Interviews ergänzt. Es handelte sich hierbei um Aspekte, die von den Untersuchungspersonen eigenständig ohne explizite Nachfrage des Interviewers in das Gespräch eingebracht wurden. So wurden bspw. zahlreiche Vorschläge dahingehend gemacht, welche Maßnahmen im Gesundheitssystem zukünftig eingeführt oder gestärkt werden sollten,

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um Geld in der Gesundheitsversorgung zu sparen („Maßnahmen innerhalb des Gesundheitssystems“). Als nächstes wurden alle Oberkategorien in Unterkategorien ausdifferenziert, d.h. es wurde festgelegt, welche Ausprägungen einer Oberkategorie jeweils zukommen können. Dies ist insbesondere bei umfangreichen Oberkategorien wie in dem vorliegenden Fall sinnvoll, um diese zu präzisieren und zu verdeutlichen. In dem hier dargestellten Projekt wurden die Unterkategorien, analog zur Erstellung der Oberkategorien, gemischt deduktiv-induktiv verfasst. Im Gegensatz zur meist deduktiven Vorgehensweise bei der Erstellung der Oberkategorien dominierte hier die induktive Vorgehensweise, bei der die Kategorien direkt aus den Antworten der Befragten abgeleitet wurden. Für die Oberkategorie „Personengruppen, die gestärkt werden sollten“ wurden folgende Unterkategorien herausgearbeitet: - Behandlungsbedürftige - Patienten/Patientinnen mit bestimmten Erkrankungen - Schwer Erkrankte - Alte Menschen - Junge Menschen/Kinder - Gesetzlich Versicherte - Sozial Benachteiligte - Unfallopfer - Personen mit Kindern - Chronisch Kranke - Ärzte/Ärztinnen und Pflegepersonal - Heilberufe - Keine klare Aussage - Sonstiges An dieser Stelle sei noch darauf verwiesen, dass ein Kategoriensystem nur so stark ausdifferenziert werden sollte wie unbedingt notwendig und nicht mehr. Kühn & Witzel (2000) sehen diesbezüglich die Gefahr, dass zu viele Kategorien zu einer mangelnden Trennschärfe führen könnten oder einzelne Kategorien beim darauffolgenden Kodieren schlichtweg vergessen werden. Eine Faustregel, wie viele Kategorien ein Kategoriensystem enthalten sollte, gibt es jedoch nicht, da dies immer von der Fragestellung und dem Umfang des Textmaterials abhängt. Für das vorliegende Projekt galt, dass immer dann eine neue Kategorie erstellt wurde, wenn derselbe Aspekt in mindestens zwei verschiedenen Interviews benannt wurde. Bei der Erstellung eines Kategoriensystems erfolgt im zweiten Schritt die Explikation der Kategorien; das heißt, es werden Regeln dafür erstellt, unter welchen Bedingungen eine Fundstelle einer bestimmten Kategorie zugeordnet wird. Dabei ist zu beachten, dass eine Fundstelle in der Regel nur einer Kategorie zugeordnet werden darf (hierzu siehe

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Abschnitt 7). Es ist notwendig, eine sehr differenzierte und intersubjektiv nachvollziehbare Explikation durchzuführen, so dass die Zuordnung der Fundstellen durch verschiedene Personen übereinstimmend erfolgen kann und damit die Reliabilität der Kodierungen erhöht wird (zur Reliabilität siehe Abschnitt 7). Zunächst wird expliziert, welche Bedeutung einer bestimmten Kategorie zukommt, d.h. die Kategorien werden definiert. Anschließend werden den Explikationen zur Veranschaulichung sogenannte Ankerbeispiele (Mayring 2003) zugewiesen. Hierbei handelt es sich um konkrete Textbeispiele, im vorliegenden Fall also Beispiele aus den Interviews. Die eingangs geforderte Präzisierung der Explikationen wird außerdem dadurch gesteigert, dass Abgrenzungen zwischen den Kategorien angegeben werden. Hier wird aufgeführt, unter welchen Bedingungen eine bestimmte Fundstelle nicht der beschriebenen, sondern einer anderen Kategorie zugeordnet wird. Abgrenzungen werden immer nur dann angegeben, wenn die Gefahr besteht, dass sich Kategorien überlappen und somit die Fundstellen nicht eindeutig zugeordnet werden können. Im Folgenden wird dieses Vorgehen bei der Kategorienexplikation und Beispielgebung in dem vorliegenden Teilprojekt an der Unterkategorie „Schwer Er-krankte“ veranschaulicht: Schwer Erkrankte EXPLIKATION: Wenn sich der/die Interviewte allgemein dafür ausspricht, dass Patientinnen und Patienten mit ernsthaften Erkrankungen in der gesundheitlichen Versorgung stärker berücksichtigt werden sollten, ohne dabei eine bestimmte Krankheit zu nennen, dann ist diese Kategorie zu kodieren. Der/die Befragte könnte auch sagen, dass sterbenskranke Menschen in der medizinischen Versorgung stärker unterstützt werden sollten. BEISPIEL: „(…) bin dafür, vor allen Dingen Menschen, mit schlimmen Krankheitsbildern einer ordentlichen Pflege zu übergeben.“ (ID-206: 11) ABGRENZUNG: Spricht die Person von schwer verletzten Personen, also Unfallopfern, dann ist nicht diese Kategorie, sondern die Kategorie „Unfallopfer“ zu kodieren. Außerdem ist die Kategorie nicht zu kodieren, wenn die Person sagt, dass Patienten mit einer bestimmten schweren Krankheit (z.B. Krebs) stärker berücksichtigt werden sollen, dann ist die Kategorie „Patienten/Patientinnen mit bestimmten Erkrankungen“ zu kodieren. Die Oberkategorien wurden im Gegensatz zu den Unterkategorien nur definiert, auf Beispiele und Abgrenzungen wurde dagegen verzichtet. Da die Oberkategorien in Unterkategorien ausdifferenziert wurden und nur diesen Unterkategorien die Fundstellen zugeordnet werden, hätte eine ausführlichere Explikation der Oberkategorien das Kategoriensystem nur unnötig vergrößert.

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In dem vorliegenden Forschungsprojekt wurde das Kategoriensystem, das zunächst für die Gruppe der Gesunden erstellt worden war, schrittweise um die anderen Stakeholdergruppen erweitert. Gemäß der obigen Beschreibung wurden jeweils für etwa die Hälfte der Interviews der fünf anderen Stakeholdergruppen neue Unterkategorien erstellt. Während bei der Hauptkodierung und –analyse das gesamte Interviewmaterial einbezogen wurde (siehe unten Abschnitt 6), wurde für die Erstellung des Kategoriensystems also jeweils nur die Hälfte des Materials herangezogen (vgl. Mayring 2003; Rustemeyer 1992).

5. Kategoriensystem – Erprobung und Modifizierung

Auf die Erstellung des Kategoriensystems folgen die Probekodierung und die quantitative Überprüfung der Interkodierübereinstimmung (vgl. Rustemeyer, 1992; Schreier & Groeben 1999). Diese Vorgänge sind wichtige Formen der Qualitätskontrolle. Sie dienen der Sicherung der Reliabilität des Kategoriensystems. Je höher die Interkodierübereinstimmung ist, desto höher ist die Reliabilität des Kategoriensystems. Bei der Inhaltsanalyse bedeutet eine ausreichende Interkodierübereinstimmung gleichzeitig auch eine ausreichende Objektivität des Kategoriensystems (zur Qualitätskontrolle und weiteren Qualitätskriterien siehe Abschnitt 7). Bei der Probekodierung werden die Fundstellen von verschiedenen KodiererInnen den Kategorien des Kategoriensystems zugeordnet. Anschließend wird die Intersubjektivität der Zuordnung überprüft, d.h. es wird kontrolliert, inwieweit die unabhängig voneinander vorgenommenen Kodierungen übereinstimmen. Dies geschieht üblicherweise durch die Berechnung des zufallskorrigierten Übereinstimmungs-koeffizienten Kappa (siehe hierzu: Rustemeyer 1992) oder, falls die Voraussetzungen für die Anwendung von Kappa nicht erfüllt sind, einer anderen Maßzahl, wie etwa der prozentualen Übereinstimmung der KodiererInnen (zu den Voraussetzungen von und Alternativen zu Kappa vgl. Wirtz & Caspar, 2002). Das Übereinstimmungsmaß ist die quantitative Maßzahl für die Präzision und die Explizitheit des Kategoriensystems. Mit ihr lassen sich Rückschlüsse auf seine Anwendbarkeit ziehen. Fällt die Übereinstimmung nicht zufriedenstellend aus (für Kappa: ≤ 40), muss das Kategoriensystem modifiziert werden. Dies ist nach der ersten Probekodierung für gewöhnlich der Fall. Schreier und Groeben (1999) führen als mögliche Gründe für eine unzureichende Interkodierübereinstimmung zum einen die noch nicht ausreichend explizite und trennscharfe Explikation der Kategorien an. Zum anderen können die einzelnen Kategorien von den KodiererInnen unterschiedlich interpretiert worden sein. Nach ausführlicher Diskussion und Überarbeitung der Kategorienexplikationen folgt eine zweite Probekodierung. Daran schließt wiederum die Berechnung der Übereinstimmung und, wenn nötig, eine ausführliche Diskussion sowie die Modifizierung des Kategoriensystems an. Schreier und Groeben (1999) raten davon ab, diese Schritte ein drittes Mal zu wiederholen, „da dies die Gefahr einer ,künstlichen’

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Reliabilitätssteigerung durch ,Indoktrination’ der KodiererInnen beinhalten würde“ (Schreier & Groeben 1999: 50). Wenn die Interkodierübereinstimmung zufriedenstellend oder besser ausfällt (für Kappa > 40), gilt das Kategoriensystem als hinreichend reliabel (zu Anhaltspunkten für die Interpretation von Kappa-Werten vgl. Landis & Koch 1978). In dem vorliegenden Projekt wurden vier Interviews aus verschiedenen Stakeholdergruppen ausgewählt und einer Probekodierung unterzogen. Zwei Kodiererinnen ordneten unabhängig voneinander die Fundstellen den Kategorien des Kategoriensystems zu. Angesichts der hohen Anzahl an Kategorien war zu erwarten, dass Kategorien insgesamt selten und partiell auch nur von einer Kodiererin verwendet wurden, so dass die Voraussetzungen für die Anwendung des Kappa-Koeffzienten nicht erfüllt waren. Die Interkodierübereinstimung wurde daher mittels Berechnung der prozentualen Übereinstimmung der Kodiererinnen ermittelt. Diese betrug über alle Oberkategorien hinweg 87,1% und über alle Unterkategorien hinweg 73,9%. Anschließend wurden die Unstimmigkeiten bei der Kodierung ausführlich diskutiert und das Kategoriensystem modifiziert. Im Speziellen wurden einige Kategorienexplikationen konkretisiert, Abgrenzungen ergänzt, ähnliche Unterkategorien zusammengefasst bzw. vereinzelt auch neue Unterkategorien eingefügt, wenn festgestellt wurde, dass sehr viele Fundstellen den Restkategorien zugeordnet werden mussten. Analog zur bereits erläuterten Kategorienerstellung galt auch diesmal, dass eine neue Kategorie immer dann erstellt wurde, wenn in mindestens zwei unterschiedlichen Interviews derselbe Aspekt angesprochen wurde. Nach der Modifizierung folgte eine zweite Probekodierung anhand von weiteren drei Interviews. Die Interkodierübereinstimmung über alle Oberkategorien hinweg betrug diesmal 96,6%. Über alle Unterkategorien hinweg lag die Übereinstimmung bei 83,7%. Daraus ließ sich eine deutliche Steigerung bei der Interkodierübereinstimmung erkennen. Für die Beurteilung prozentualer Übereinstimmungen existieren keine verbindlichen Kennwerte; die ermittelte Übereinstimmung ist vielmehr jeweils in Relation zu der Anzahl der Kategorien zu setzen, wobei mit zunehmender Anzahl an Kategorien auch jeweils geringere Übereinstimmungen von ca. 70% noch akzeptabel sind (Wirtz & Caspar, 2002). Nach Abschluss der Probekodierung beinhaltete das Kategoriensystem im vorliegenden Projekt 89 Ober- und 435 Unterkategorien. Angesichts dieser Kategorienanzahl, der erzielten Steigerung der Kodierübereinstimmung und abschließenden Übereinstimmungswerten von 96,6% bzw. 83,7% kann das für dieses Teilprojekt entwickelte Kategoriensystem als hinreichend reliabel gelten.

6. Inhaltsanalytische Kodierung

Wenn eine hinreichende Reliabilität des Kategoriensystems erzielt ist, folgt die Hauptkodierung, also die inhaltsanalytische Kodierung des gesamten zuvor

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ausgewählten Textmaterials. Die Kodierung steht im Zentrum der praktischen Durchführung der Inhaltsanalyse. Analog zur Probekodierung werden die Fundstellen von verschiedenen KodiererInnen den Kategorien des Kategoriensystems zugeordnet. In dem vorliegenden Projekt wurden alle 45 Interviews in die Hauptkodierung einbezogen. Da das Kategoriensystem in Folge der Probekodierung modifiziert wurde, wurde auch der Teil des Materials erneut einer Kodierung unterzogen, der bereits in die Probekodierung eingegangen war. Etwa ein Drittel des Materials wurde von beiden Kodiererinnen, die zuvor die Probekodierung durchgeführt hatten, unabhängig voneinander kodiert. Für diesen Teil des Interviewmaterials, der alle Stakeholdergruppen umfasste, wurde analog zur Probekodierung die prozentuale Interkodierübereinstimmung berechnet (hier wurden keine Interviews berücksichtigt, für die zuvor im Rahmen der Probekodierung bereits eine Berechnung der Interkodierübereinstimmung durchgeführt worden war). Dies geschah aus Gründen der Sicherung der Kodierqualität. Die Interkodierübereinstimmung betrug über alle Oberkategorien hinweg 88,4% und über alle Unterkategorien hinweg 73,3%. Bei Unstimmigkeiten zwischen den Kodiererinnen erfolgte jeweils eine ausführliche Diskussion, so dass sich eventuelle Missverständnisse und Interpre-tationsunterschiede seitens der Kodiererinnen nicht verfestigen konnten. Je ein weiteres Drittel des Interviewmaterials wurde jeweils nur von einer Kodiererin bearbeitet. Auch diese beiden Teile des Interviewmaterials umfassten jeweils alle Stakeholdergruppen. Hierin waren auch jene sieben Interviews enthalten, die bereits in die Probekodierung eingegangen waren. Diese wurden noch einmal neu kodiert. Die im Laufe der Probekodierung getätigten Zuordnungen der Fundstellen zu den Kategorien des Kategoriensystems wurden vorher gelöscht.

7. Gütekriterien

Im nächsten Schritt ist das Kategoriensystem daraufhin zu überprüfen, inwieweit es den methodologischen Anforderungen genügt. Dies sind zunächst die generellen Anforderungen der Objektivität, Reliabilität und Validität, wie sie an alle (Mess)Instrumente angelegt werden (siehe hierzu z.B. Schreier & Groeben 1999); auf diese Aspekte gehen wir im folgenden Abschnitt ausführlich ein. An inhaltsanalytische Kategoriensysteme im Besonderen werden außerdem die Kriterien Erschöpfung, Saturiertheit und Exklusion angelegt (siehe hierzu Rustemeyer 1992; Schreier & Groeben 1999). Diese sollen vorab genauer beschrieben werden. Ein Kategoriensystem ist erschöpfend, wenn alle Fundstellen einer Kategorie zugeordnet werden können. Dieses Kriterium kann formal relativ leicht erfüllt werden, wenn für schwer zuordenbare Fundstellen eine Restkategorie vorgesehen wird. Rustemeyer (1992) schlägt jedoch vor, die Fälle, die der Restkategorie zugeordnet werden, möglichst gering zu halten, damit das Kriterium der

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Erschöpfung auch inhaltlich zureichend erfüllt werden kann. Das Kategoriensystem in dem vorliegenden Forschungsprojekt ist sowohl formal als auch inhaltlich erschöpfend. Alle Fundstellen konnten einer der Kategorien zugeordnet werden. Für schwer kategorisierbare Fundstellen wurde in jeder Oberkategorie eine Restkategorie eingeführt (siehe im vorhergehenden Absatz die Unterkategorie „Sonstiges“). Diese wurden jeweils nur mit sehr wenigen Fällen oder zum Teil auch gar nicht besetzt. Ein Kategoriensystem ist saturiert, wenn jeder Kategorie mindestens eine Fundstelle zugeordnet werden kann, wenn also im Zuge der inhaltsanalytischen Kodierung keine Kategorien ‚leer’ bleiben. Wenn jedoch theoriegeleitet-deduktiv erstellte Kategorien etwa zu einer Hypothesenprüfung herangezogen werden, ist es durchaus möglich, dass solche Kategorien nicht mit Fundstellen ‚besetzt’ werden können (was einer Hypothesenfalsifikation entsprechen würde). Folglich wird dieses Kriterium in der inhaltsanalytischen Forschung durchaus kritisch diskutiert. Da das Kategoriensystem in dem vorliegenden Forschungsprojekt jedoch zum größten Teil induktiv erstellt wurde, ist hier durchaus Saturiertheit zu fordern, und in der Tat kann das Kategoriensystem auch als saturiert gelten. Lediglich den Restkategorien konnten zum Teil keine Fundstellen zugeordnet werden, was aber das Satuiertheitskriterium nicht verletzt, sondern im Gegenteil einen Indikator für die Validität des Kategoriensystems darstellt (siehe unten). Das Kriterium der Exklusion verlangt, dass sich die Kategorien des Kategoriensystems gegenseitig ausschließen, das heißt, jede Fundstelle darf nur einer Kategorie zugeordnet werden. Wie das vorhergehende erweist sich auch dieses Kriterium als problematisch, weswegen auch hier eine Relativierung vorgenommen wurde. Denn gerade umfangreichere Inhaltsanalysen zielen oft darauf ab, verschiedene Bedeutungsdimensionen zu erfassen, so dass die Ausschließlichkeit der Kategorien nicht mehr gewährleistet werden kann. So kommt es bspw. vor, dass eine Fundstelle mehrere Bedeutungen hat und dementsprechend auch unterschiedlichen Bedeutungskategorien zugeordnet werden muss. Rustemeyer (1992) schlägt daher vor, das Kriterium der Exklusion nur so eng zu fassen, wie es hinsichtlich der jeweiligen theoretischen Fragestellung bzw. Hypothese angemessen ist. Daran orientiert sich auch das hier dargestellte Forschungsprojekt. Generell gilt hier die Ausschließlichkeit der Unterkategorien innerhalb einer Oberkategorie. Eine mehrdimensionale Fundstelle kann aber mehreren Unterkategorien zugeordnet werden, wenn diese verschiedenen Oberkategorien angehören. In erster Linie erfolgten solche Doppelkodierungen bei den Fallbeispielen. So wurde z. B. die folgende Fundstelle sowohl der Unterkategorie „Therapeutischer Nutzen“ der Oberkategorie „Kriterien zu Gunsten von Robert B.“ als auch der Unterkategorie „Robert B.“ der Oberkategorie „Schlussendliche Entscheidung“ zugeordnet: „Aber ich tendiere eigentlich dahin hier Robert B. zu helfen, weil er durch eine Operation vollständig geheilt werden könnte.“(ID-212: 29)

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Generell wurden mehrdimensionale Fundstellen maximal zwei verschiedenen Unterkategorien zugeordnet. Solche Doppelkodierungen wurden außerdem nicht sehr häufig vorgenommen, so dass das Kriterium der Exklusion in dem vorliegenden Projekt relativ eng gefasst und in diesem Sinne auch erfüllt werden konnte. Die Reliabilität der Inhaltsanalyse wird schon während der Phase der Erprobung und Modifizierung des Kategoriensystems sichergestellt (s. oben). Das Kategoriensystem gilt in dem Maß als reliabel, in dem mehrere unabhängige KodiererInnen in ihrer Zuordnung der Kodiereinheiten zu den Kategorien des Kategoriensystems übereinstimmen. Wie oben bereits beschrieben, ergibt sich für das hier dargestellte Kategoriensystem nach Abschluss der Probekodierung eine gute bis sehr gute Interkodierübereinstimmung, weswegen es als hinreichend reliabel gelten kann. Die Objektivität fällt bei der Inhaltsanalyse mit der Reliabilität zusammen. So bedeutet eine hinreichende Reliabilität zugleich eine hinreichende Objektivität der Analyse (Schreier & Groeben 1999). Da das vorliegende Kategoriensystem als genügend reliabel gilt, ist es auch hinreichend objektiv. Die Inhaltsanalyse ist in dem Maß valide, in dem das Kategoriensystem auch das erfasst, was es erfassen soll, bzw. in dem die relevanten Textbedeutungen durch das Kategoriensystem auch tatsächlich abgebildet werden. Die Inhaltsvalidität wird methodisch in der Regel durch die systematisch-intersubjektive Vorgehensweise impliziert (Rustemeyer 1992). Dementsprechend ist die Reliabilität Voraussetzung für die Validität. Darüber hinaus lassen sich einige weitere Indikatoren für die Validität eines Kategoriensystems identifizieren. So ist ein induktiv, aus dem Textmaterial heraus erstelltes Kategoriensystem per definitionem inhaltlich valide. Anhaltspunkte für die Validität ergeben sich auch aus den Besetzungshäufigkeiten für die Restkategorien: Je höher diese besetzt sind, desto zahlreicher sind die inhaltlichen Aspekte des Materials, die durch die eigentlichen inhaltlichen Kategorien nicht abgedeckt werden. Für das vorliegende Kategoriensystem, das eine gute Reliabilität aufweist, induktiv erstellt wurde, und bei dem die Restkategorien eher gering besetzt sind, ist folglich eine hohe Validität angezeigt. Zusammenfassend kann man sagen, dass das Kategoriensystem aus dem vorliegenden Forschungsprojekt die Kriterien der Erschöpfung und der Saturiertheit vollständig und das Kriterium der Exklusion der Fragestellung angemessen erfüllt. Damit wird es den spezifisch-methodologischen Zielvorstellungen für den Aufbau eines inhaltsanalytischen Kategoriensystems gerecht. Ebenso entspricht es den generellen Anforderungen, wie sie an alle (Mess)Instrumente gestellt werden, da es als reliabel und folglich auch als ausreichend objektiv und inhaltsvalide gelten kann.

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8. Ausblick

Nach der inhaltsanalytischen Kodierung folgt in einem nächsten Schritt die Auswertung des kodierten Materials. Dazu werden die Kodehäufigkeiten aus der Analysesoftware MAXQDA in das Statistikprogramm SPSS importiert. Dort werden deskriptiv die Besetzungshäufigkeiten für die einzelnen Unterkategorien ermittelt. Auf dieser Basis soll dann entschieden werden, welche Priorisierungsaspekte in die nachfolgende Conjoint Analyse und die Bevölkerungsbefragung einbezogen werden sollen. Dabei gilt, dass zumindest all jene Kriterien, die von mindestens der Hälfte aller Befragten innerhalb einer Stakeholdergruppe bzw. von mindestens der Hälfte der Befragten aller Stakeholdergruppen genannt werden, in den weiteren Forschungsprozess einfließen sollen. Im Zuge der Auswertung des kodierten Materials sollen unter anderem auch Unterschiede zwischen den verschiedenen Stakeholdergruppen ermittelt werden. Das heißt, es wird untersucht, inwieweit sich die Präferenzen hinsichtlich der Verteilung medizinischer Leistungen zwischen den einzelnen Gruppen unterscheiden. Zudem sollen auch Vergleiche bezüglich der impliziten Samplingkriterien (z.B. Geschlecht, Herkunft, Bildungsgrad) angestellt werden. Aufgrund der kleinen Stichprobe können diesbezüglich selbstverständlich keine Verallgemeinerungen vorgenommen werden, was aber auch nicht das Ziel dieser qualitativen Forschungsphase, sondern erst das Ziel der repräsentativen Bevölkerungsbefragung ist, anhand derer die hier aufgeworfenen Tendenzen statistisch überprüft werden sollen.

9. Schlussbemerkungen

Im Gegensatz zum Interviewleitfaden, bei dem die Fragen für jede Stakeholdergruppe modifiziert wurden (vgl. Winkelhage et al. 2007), ist das Kategoriensystem für alle Stakeholdergruppen identisch. Gemäß dem Gütekriterium der Validität soll ein Kategoriensystem schließlich alle relevanten Textbedeutungen der gesamten Analyseeinheit abbilden. Außerdem gilt das Kriterium der inhaltlichen Erschöpfung, das nur erfüllt werden kann, wenn alle Fundstellen der Analyseeinheit einer Kategorie zugeordnet werden können, wobei die Restkategorien möglichst wenig Fälle beinhalten sollten (vgl. Abschnitt 7). Ferner ist ein für alle Stakeholdergruppen identisches Kategoriensystem notwendig um, wie im vorhergehenden Abschnitt bereits angesprochen, Unterschiede in den Besetzungshäufigkeiten der Unterkategorien zwischen den einzelnen Gruppen zu identifizieren. Um die Vergleichbarkeit des Teilprojekts A im Rahmen des Gesamtprojekts mit den anderen empirischen Teilprojekten (B2, B3 und B5) zu gewährleisten, verfügt jedes von ihnen über ein strukturell identisches Kategoriensystem. Das bedeutet, dass die Oberkategorien mit denen des Teilprojekts A weitestgehend identisch sind. Da

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jedoch die Interviewfragen sowie die Auswahl der Stakeholdergruppen projektspezifisch modifiziert wurden, konnten die Unterkategorien von den anderen Teilprojekten nur zum Teil übernommen werden, das heißt nur wenn diese inhaltlich passten und ihnen folglich auch Textmaterial zugeordnet werden konnte. Denn wie in Abschnitt 7 bereits beschrieben, ist für ein induktiv erstelltes Kategoriensystem Saturiertheit zu fordern, das heißt, dass keine Kategorie „leer“ bleiben darf. Aufgrund der projektspezifischen Modifizierung mussten im Zuge der Erstellung der Kategoriensysteme in den anderen Teilprojekten auch neue Unterkategorien ergänzt werden. Dies war Vorraussetzung dafür, die Besetzungshäufigkeiten in den Restkategorien gering zu halten, um die Kriterien der inhaltlichen Erschöpfung und der Validität zu erfüllen.

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Working Paper Series FOR 655

1. Hartmut Kliemt: Priority setting in the age of genomics, December 2007 (1)

2. Marlies Ahlert: If not only numbers count – allocation of equal chances, December 2007 (2)

3. Stefan Felder: The variance of length of stay and the optimal DRG outlier payments, December 2007 (3)

4. Jeannette Winkelhage, Adele Diederich, Simone Heil, Petra Lietz, Felix Schmitz-Justen, Margrit Schreier: Qualitative Stakeholder-Interviews: Entwicklung eines Interviewleitfadens zur Erfassung von Prioritäten in der medizinischen Versorgung, December 2007 (4)

5. Antje Köckeritz: A cooperative bargaining model for two groups of patients, January 2008 (1)

6. Marlies Ahlert and Hartmut Kliemt: Necessary and sufficient conditions to make the numbers count, January 2008 (2)

7. Stefan Felder and Andreas Werblow: Do the age profiles of health care expenditure really steepen over time? New evidence from Swiss Cantons, February 2008 (3)

8. Marlies Ahlert, Wolfgang Granigg, Gertrud Greif-Higer, Hartmut Kliemt, Gerd Otto: Prioritätsänderungen in der Allokation postmortaler Spender-Lebern – Grundsätzliche und aktuelle Fragen, February 2008 (4)

9. Marlies Ahlert, Stefan Felder, Bodo Vogt: How economists and physicians trade off efficiency and equity in medically and neutrally framed allocation problems, February 2008 (5)

10. Adele Diederich, Hartmut Kliemt, Public health care priorities at the polls – a note, March 2008 (6)

11. Stefan Felder: To wait or to pay for medical treatment? Restraining ex-post moral hazard in health insurance, April 2008 (7)

12. Margrit Schreier, Felix Schmitz-Justen, Adele Diederich, Petra Lietz, Jeannette Winkelhage und Simone Heil: Sampling in qualitativen Untersuchungen, Juli 2008 (8)

13. Petra Lietz: Questionnaire design in attitude and opinion research: Current state of an art, September 2008 (9)

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Jeannette Winkelhage et al.

14. Margrit Schreier, Adele Diederich: Kriterien der Priorisierung: Praxis anderer Länder und erste Ergebnisse einer qualitativen Befragung in Deutschland, Oktober 2008 (10)

15. Jeannette Winkelhage, Susanne Winkel, Margrit Schreier, Simone Heil, Petra Lietz, Adele Diederich: Qualitative Inhaltsanalyse: Entwicklung eines Kategoriensystems zur Analyse von Stakeholderinterviews zu Prioritäten in der medizinischen Versorgung, Oktober 2008 (11)

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