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Qualität der
Psychotherapie
ausbildung in
ÖsterreichAssoc. Prof.in Priv.Doz.in Dr.in
Henriette Löffler-Stastka
Überblick
Was ist Qualität?
Wodurch ist diese definiert?
Wer entscheidet?
Forschungsgeleitete Lehre
Qualitätssicherung, Qualitätskriterien
Evidenzbasierung PatientInnen-orientierte Forschung
Ausbildungsverantwortliche untermauern ihr praktisches Handeln mit empirisch bzw. wissenschaftlich belegten
Begründungen, Vorschlägen und Entscheidungen (e.g. Evidenz Basierung, Effektivitätsnachweis).
Qualität der
Psychotherapieausbildung
Evidenzbasierung:
ist der gewissenhafte, ausdrückliche und vernünftige Gebrauch der
gegenwärtig besten externen Evidenz für Entscheidungen in der psychotherapeutischen
Versorgung individueller Patienten.
Die Praxis bedeutet die Integration individueller klinischer Expertise mit der besten verfügbaren
externen Evidenz aus systematischer Forschung.
(in Analogie zu David L. Sackett u.a.: Was ist evidenz-basierte Medizin und was nicht)
Evidenzniveaus für
Interventionsstudien
MA
RCT
Fall-Kontroll-Studie
Fallserie, Einzelfallbericht
Expertenmeinung, Grundlagenforschung
EvidenzniveausLevel 1: Es gibt ausreichende Nachweise für die Wirksamkeit
aus systematischen Überblicksarbeiten (Meta-Analysen) über zahlreiche randomisiert-kontrollierte Studien.
Level 2: Es gibt Nachweise für die Wirksamkeit aus zumindest einer randomisierten, kontrollierten Studie.
Level 3: Es gibt Nachweise für die Wirksamkeit aus methodisch gut konzipierten Studien, ohne randomisierte Gruppenzuweisung.
Level 4a: Es gibt Nachweis für die Wirksamkeit aus klinischen Berichten.
Level 4b: Stellt die Meinung respektierter Experten dar, basierend auf klinischen Erfahrungswerten bzw.
Berichten von Experten-Komitees
Evidenzgüte nach Chambless
Kriterien (1)Evidenzgüte nach Chambless Kriterien I-V Chambless, D.L.,
Hollon, S.D. (1998): Defining Empirically Supported Therapies. Journal of Consulting and Clinical Psychology, 66, 7-18.
AHRQ (Agency for Healthcare Research and Quality)
Klasse Ia: Evidenz durch wenigstens eine Meta-Analyse auf der
Basis methodisch hochwertiger, randomisierter, kontrollierter
Studien.
Klasse Ib: Evidenz aufgrund von mindestens einer ausreichend
großen, methodisch hochwertigen randomisierten, kontrollierten
Studie.
Klasse IIa: Evidenz aufgrund von mindestens einer gut
angelegten hochwertigen, jedoch nicht randomisierten und
kontrollierten Studie.
Evidenzgüte nach Chambless
Kriterien (2) Klasse III: Evidenz aufgrund gut angelegter
(methodisch hochwertiger), nicht-experimenteller
deskriptiver Studien wie etwa Vergleichsstudien,
Korrelationsstudien oder Fall-Kontroll-Studien.
Klasse IV: Evidenz aufgrund von Berichten der
Experten-Ausschüsse oder Expertenmeinungen bzw.
klinischer Erfahrung (Meinungen und
Überzeugungen) anerkannter Autoritäten;
beschreibende Studien.
Klasse V: Fallserie oder eine oder mehrere
Expertenmeinungen.
Leitlinien evidenzbasierten
Handelns Vermehrt werden zu Störungsbildern Leitlinien publiziert
die den aktuellen Stand der angewandten Forschung darstellen,
Einen prägnanten Überblick zu Behandlungsformen auf Basis randomisierter und kontrollierter Studien liefern, die als effektiv einzustufen sind,
und somit primär in der Praxis eingesetzt werden sollten.
z.B. Heinrichs, N., G.W. & Gerlach, A.L. (2009). Evidenzbasierte Leitlinie zur Psychotherapie der Panikstörung und
Agoraphobie. Göttingen, Hogrefe
Erworbene Kompetenzen (Auswahl)
Die TeilnehmerInnen (z.B. Propädeutikum)
haben grundlegende Kompetenzen zur Beurteilung angewandter Forschungsberichte hinsichtlich deren Grad an Evidenz im Handlungsfeld der Psychotherapie erworben und erkennen die Relevanz für evidenz-basierte Entscheidungsfindungen;
sind befähigt aus empirisch, wissenschaftlichen Befunden Entscheidungen im Zusammenhang mit praktischen Handlungen in der Psychotherapie zu setzen;
haben praktische Kompetenzen in Zusammenhang mit systematischen Fallbesprechungen erworben.
Qualität der
psychotherapeutischen
BehandlungZwei Positionen:
1. Empirisch validierte Behandlung
APA Division 12 (Clinical Psychology, 1995): Task forceon promotion an dissemination of psychologicalprocedures („fixe“ Manuale“)
APA Division 29 (Psychoanalytic Section) –differenzierte - empirically supported treatment, EST
2. Behandlung nach individuellem Zuschnitt
Behandlungen sind empirisch begründet und nach einer Vielzahl von Aspekten individuell auf den jeweiligen Patienten anzupassen, erst dies sichert ein für den Klienten optimales Ergebnis („offene“ Manuale)
Neue Entwicklungen
APA Evidence Based Practice Task Force
Multiple Types of Research Evidence
Mehr Gewicht auf klinische u. qualitativ
bzw. partizipativ angelegte
Forschungsanliegen
Aubildungsforschung
Stärken und Schwächen der
Forschungsansätze
Informationüber
individuellen Fall
(idiographisch)
Generalisier-bare
Information (nomothetisc
h)
Informationüber kausale Zusammen-
hänge
Möglichkeitder
statistischen Analyse
wiederholbar
Fallstudie Ja Nein Nein Nein Nein
Korrelations-methode
Nein Ja Nein Ja Ja
Experiment Nein Ja Ja Ja Ja
Die
Psychothera-
peutische
HaltungAssoc. Prof.in Priv.Doz.in Dr.in
Henriette Löffler-Stastka,
Mag. Barbara Pastner
Die Psychotherapeutische
Haltung
Die Rolle der Werte von
Therapeuten: Lehr- und Lernbarkeit von
Psychotherapie innerhalb
der Behandlung
Die Psychotherapeutische
Haltung
„Die Therapeuten – Variable“
• Subjektive,
situationsübergrei-
fende Traits: Werte
und Haltung
• „psychotherapy as a
value-laden process“
• Therapie-spezifische
Werte (inhärent der
Form von Therapie)
VS. Therapeuten-
spezifische Werte
(persönliche Werte)
(Beutler et al., 2004)
Die Rolle der Werte/Haltung
von Therapeuten
Signifikante Unterschiede im Behandlungsergebnis verschiedener Therapeuten der selben Schule (z.B. Luborsky, McLellan, Diguer, Woody & Seligmann, 1997)
Ziel – Haltung – Technik (Hansell, 2008)
Psychotherapeutische Technik erklärt 15 % der Varianz im therapeutischen Outcome, “common factors” 30 %, Erwartung15 %, “outside therapy factors” 40 % (Lambert & Barley, 2002; Beutler, 2004)
“Individueller Therapeut” erklärt min. 10% der Varianz(Wampold, 2001)
„Die Psychotherapeutische
Haltung“ (ThAt)
ThAt-Fragebogen (TASC – 2 Skalen; Sandell, Broberg, Schubert, Blomberg & Lazar, 2004; Deutsche Übersetzung: Klug, Huber & Kächele, 2007):
Kurative Faktoren: „Was trägt ihrer Meinung nach zu langanhaltender und stabiler therapeutischer Veränderung bei?“
Anpassung, Einsicht, Freundlichkeit
Therapeutischer Stil: „Wie sind Sie als Therapeut?“Neutralität, Unterstützung, Selbstzweifel
Grundannahmen bezogen auf den Menschen und Psychotherapie
Irrationalität, Kunstform, Pessimismus
Allgemeine Forschungsfragen
Studie1: Identifikation der ThAt - potentieller Kandidaten?
- Kandidaten?
- Psychotherapeuten?
Unterscheidet sich ThAt innerhalb verschiedener Ausbildungslevel?
Studie 2: Veränderbarkeit ThAt in den verschiedenen Gruppen? (Unterschied in ThAt vor/nach Training)
Verändert Training die ThAt?
Studie 3: Zusammenhang zwischen ThAt und IIP – PRQ, CTQ, AREQ-K?
Gibt es einen Zusammenhang zwischen ThAt und interpersonellem Problemverhalten der Therapeuten?
Gibt es einen Zusammenhang zwischen ThAt und Gegenübertragung?
Methode - Instrumente
Studie 1:
Therapeutic Attitude Questionnaire (ThAt) – TASC 2 (Sandell et al., 2004)
Konnotationen: „Psychotherapie“ (semantic differential technique, Schäfer 1983)
Assoziationen betreffend „Art-Patienten-Kommunikation“ im Falle der Studenten/ „Psychotherapie“ und „individueller psychotherapeutischer Ansatz“ im Fall der Psychotherapeuten
Studie 2: ThAt
Studie 3:
- ThAt-Fragebogen (Sandell et al., 2004)
- IIP – C (Horowitz, Strauß & Kordy, 2000)
- CTQ (Zittel & Westen, 2005)
- PRQ (Westen, 2005)
- AREQ-K (Westen & Shedler, 2003)
Methode - Stichprobe
Potentielle
KandidatInnen
KandidatInnen Psychotherapeut-
Innen
n 149 58 49
Alter 23 3 Jahre 31 8 Jahre 46 9 Jahre
Geschlecht ♀: 56 % ♂: 44% ♀: 88 % ♂: 12% ♀: 80 % ♂: 20%
Ausbildungsstatus Medizinisches Curriculum
Psycho-therapeutischesPropädeutikum(HoPP)
psychodynamisch
(35.3%),
systemisch
(14.7%),
humanistisch
(20.6%),
CBT (8.8%);
Klinische
Psychologen
(20.6%);
Resultate – Studie 1: Potentielle
KandidatInnen
Von hohem Wert:
Freundlichkeit
Unterstützung
• Von niedrigerem Wert: Einsicht
Neutralität
Bewältigungsperspektive!
MeanStandard
deviation
I. Adjustment2.44 .52
II. Insight2.68 .61
III. Kindness2.97 .65
IV. Neutrality2.42 .62
V.
Supportiveness
2.80 .42
VI. Self-doubt1.41 .63
VII. Irrationality2.16 .74
VIII. Art1.97 .71
IX. Pessimism2.75 .51
Resultate – Studie 1:
KandidatInnen
Von hohem Wert:
Freundlichkeit
Einsicht
• Von niedrigerem Wert:
• Unterstützung
Neutralität
Gemischte Perspektive!
MeanStandard
deviation
I. Adjustment 2.21 .49
II. Insight 2.76 .57
III. Kindness 2.97 .68
IV. Neutrality 2.60 .54
V.
Supportiveness2.67 .48
VI. Self-doubt 1.12 .63
VII. Irrationality 2.10 .63
VIII. Art 1.85 .59
IX. Pessimism 2.75 .47
Resultate – Studie 1:
PsychotherapeutInnen
Von hohem Wert:
Einsicht
Neutralität
• Von niedrigerem Wert:
Freundlichkeit
Unterstützung
Einsichtsperspektive!
MeanStandard
deviation
I. Adjustment2.04 .69
II. Insight3.09 .87
III. Kindness2.77 .58
IV. Neutrality3.08 .90
V.
Supportiveness
2.56 .56
VI. Self-doubt1.55 .78
VII. Irrationality2.70 .81
VIII. Art1.67 .69
IX. Pessimism2.87 .56
Studie 1: Vergleich – Potentielle
KandidatInnen/ KandidatInnen/Therapeuten
n MeanStandard
deviationStandard error
Significance
(p)
I. Adjustment***student 147 2.44 .52 .04
.000therapist 61 1.57 .62 .14
II. Insight*student 146 2.68 .61 .05
.043therapist 61 2.87 .61 .13
III. Kindness***student 149 2.97 .65 .05
.000therapist 61 2.40 .58 .11
IV. Neutrality***student 138 2.44 .59 .05
.000therapist 61 2.82 .64 .13
V.
Supportiveness*
**
student 137 2.81 .42 .04
.000therapist
61 2.02 .53 .10
VI. Self-doubt**student 138 1.41 .63 .05
.009therapist 61 1.18 .60 .09
VII.
Irrationality***
student 149 2.16 .74 .06.000
therapist 61 2.64 .64 .15
VIII. Artstudent 149 1.97 .71 .06
.130therapist 61 1.81 .73 .16
IX. Pessimismstudent 149 2.19 .43 .04
.000therapist 61 2.70 .52 .07
Note: *…p<.05; **…p<.01; ***…p<.001; non-marked significances [concerning the scale (IX)] can’t be
accepted because their co-variances are inhomogeneous.
Ergebnisse -
Konnotationen
Note: *…p<.05;
**…p<.01; ***…p<.001;
• Studierende: n = 149
(75.3%); aktiv, offen,
sanft, friedlich,
geordnet, nüchtern;
Positive Haltung
gegenüber PT!
• Therapeuten: n = 49
(24.7%); passiv,
zurückhaltend,
aggresiv, gesund,
nachgiebig, hilfreich;
Ergebnisse - AssoziationStudents´
association
s
Leading
association
s
Clusters
In total: 400 “Empathy”
(22%)
“Positive
therapeutic
attitude”
(57%)
“Confidence
” (5%)
“Setting”
(34%)
“Openness”
(3%)
“Negative
associations
”
(10%)
Therapists´
association
s
Leading
association
s
Clusters
In total: 405 “Transferenc
e”
(5%)
“Psychother
apeutic
techniques”
(48%)
“Unconsciou
s”
(3%)
“Unspecific
efficacy
factors”
(36%)
“Interpretatio
n”
(3%)
“Negative
associations
”
(10%)
“Setting”
(6%)- Qualitative Inhaltsanalyse (nach Mayring, 2003)
- 2 unabhängige Rater mit psychotherapeutischem Hintergrund (Interrater Reliabilität r =
.99 für Studierende und r = .89 für Therapeuten)
Resultate 2 – Studie 2:
PsychotherapeutInnen
ThAt unterscheidet sich
vor/nach Training: Anpassung
vor Training: M = 2,56
nach Training: M = 1,71
Einsicht
vor Training: M = 4,05
nach Training: M = 3,16
Freundlichkeit
vor Training: M =3,75
nach Training: M = 3,07
Unterstützung
vor Training: M = 2,98
nach Training: M = 2,18
Selbstzweifel
vor Training: M = 2,26
nach Training: M = 1,48
Abhängige
Variable
Quadratsumm
e vom Typ III df
Mittel der
Quadrate F Sig.
Anpassung*4,654
14,654 6,668 ,016
Einsicht*5,087
15,087 14,425 ,001
Freundlichkeit*5,538
15,538 15,805 ,001
Neutralität*3,017
13,017 8,580 ,007
Unterstützung*4,240
14,240 10,690 ,003
Selbstzweifel*4,041
14,041 12,479 ,002
Irrationalität1,543
11,543 3,068 ,093
Kunstfertigkeit,406
1,406 ,668 ,422
Pessimismus,695
1,695 2,072 ,163
Studie 3: Einflussvariablen auf die
ThAt ? - IIP
KandidatInnen (28 6 Jahre
♀: 92 % ♂: 8%
Problem: Geschlechterverteilung und
Berufsverteilung – nicht nach getrennten
Gruppen auswertbar
N = 38 Autokr
atisch/
domina
nt
Streits
üchtig
/konk
urriere
nd
Abwei
send/
kalt
Introv
ertiert
/sozial
verme
idend
Selbst
unsich
er/unt
erwürf
ig
Ausnu
tzbar/
nachg
iebig
Fürsor
-
glich/
freun
dlich
Ex-
pressiv/
aufdring-
lich
Mean -2.76 -2.95 -3.17 -1.20 2.97 4.05 3.46 -0.39
Std -2.82 2.16 2.85 3.62 3.75 2.94 2.41 3.74
Sample- KandidatInnen
Häufigkeit Prozent
Medizin 3 7.9
Psychologie 15 39.5
Sozialarbeiter 1 2.6
Quereinsteiger 19 50
Studie 3: Resultate –
ThAt/IIP Keine Korrelation zwischen Style Factors (Neutralität,
Unterstützung, Selbstzweifel) und IIP
Korrelation zwischen kurativem Faktor Anpassung und Selbstunsicher/Unterwürfig: r = -.407; p = .011
Korrelation ziwschen Grundannahmen über den Menschen (Basic Assumptions)- Zusammenhang zwischen Irrationalität und Fürsorglich/Freundlich: r = .476; p = .003
Zusammenhang zwischen Art und autokratisch/dominant : r = -.398; p = .013
Zusammenhang zwischen Art und introvertiert/sozial vermeidend:r = .481; p = .002
Allgemeine Diskussion
ThAt unterscheidet sich in den verschiedenen
Ausbildungsstufen
Hinweise auf systematische Entwicklung der ThAt: von einer Bewältigungsperspektive zu einer
Einsichtsperspektive
ThAt durch Training veränderbar – Systematische
Veränderbarkeit
Zusammenhang zwischen Menschenbild und ThAt
Prediction of EPPP (Examination
for Professional Practice in Psychology)
Pass Rates -Program Performance (USA, Kanada)
Internship,
practice-research emphasis,
Graduate Record Examination (GRE)
total,
% of CBT orientation,
% of ethnic minority students in the
program. Sharpless, Barber, 2013
What do we know –
what do we need
Theoretical underpinnings for
Learning
Competencies
Attitudes
Social reality
Metadiscourse
Basic Sciences –Level I: A,B,C
Clinical reasoning –Level II + III
Clinical decision making –Level IV + V