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1 Der Kiebitz Nr. 52 - 3/98 3 / 98 Kiebitz Der Ökologische Steuer- reform

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1Der Kiebitz Nr. 52 - 3/98

3 / 98 KiebitzDer

ÖkologischeSteuer-reform

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2 Der Kiebitz Nr. 52 - 3/98

Inhalt

ImpressumDer Kiebitz ist die Zeitschrift der Arbeitsgemein-schaften Natur + Umwelt Bad Lauchstädt und Haanund erscheint vierteljährlich im Januar, April, Juli undOktober. Für Mitglieder der AGNU Haan e.V. sowieder Haaner Ortsgruppen von BUND, NABU und RBNist der Bezug im Jahresbeitrag enthalten.Herausgeber: AG Natur + Umwelt Haan e.V.Postfach 15 05, 42759 Haanemail: [email protected]: http://ourworld.compuserve.com/homepages/AGNU_HaanAG Natur + Umwelt Bad Lauchstädt im AHAAK Hallesche Auenwälder zu Halle/Saale e.V.Große Klausstraße 11, 06108 Halle/Saaleemail: [email protected]: http://members.aol.com/ahahalle/ahaact.htmRedaktion: Frank Wolfermann, Sven M. Kübler,Walter ZehlerAutoren dieser Ausgabe: Frieder Angern, WolfgangApel (Deutscher Tierschutzbund), Jochen Flasbarth(NABU), Volker Hasenfuß, Dr. Karin Hoppe, CarlMichaelis, Walter Schmidt (BUND), Harald Selmke,Beate Wolfermann sowie Artikel aus ‹Der Tages-spiegel“, ‹Die Zeit“Auflage: 700Einzelpreis: DM 2,50Abonnement: DM 10,00/Jahr frei HausHinweis: Mit obigen Zeichen gekennzeichnete Artikel(‹Vorsicht! Ironie“) sollten nur entsprechend vorge-bildete LeserInnen konsumieren. LeserInnen, denenIronie und Satire fremd oder sogar zuwider sind, ratenwir dringend vom Lesen ab!Alle Artikel sind mit vollen Namen gekennzeichnetund können durchaus die Meinung der Redaktionwiedergeben, müssen es aber nicht. Nachdruck ist, mitAngabe der Herkunft, ausdrücklich erwünscht (Bele-gexemplar erbeten)!Redaktionsschluß: 3/98: 15.8.1998 - 4/98: 17.10.1998.

Rubriken2 Impressum18 Wann, was, wo, wer?21 In Kürze29 Einkaufen auf dem Bauernhof33 Pikantes aus der Vollwertküche34 Uns sonst?35 Aufnahme-Antrag35 Der AHA und seine Ziele36 AG Natur + Umwelt Haan e. V.

Ökologische SteuerreformWas bringt uns die Ökologische Steuer-reform? Werden die aus der Energie-steuer (Benzin usw.) gewonnenen Be-träge auf die Bevölkerung niederregnen?Lesen Sie, was mit einer ökologischenSteuerreform überhaupt gemeint ist, undwas die Parteien und andere dazu sa-gen.

3 Ökologische Steuerreform6 Wahlprogramme10 Großes Bündnis für eine ökologische

Steuerreform11 Wahlempfehlung von BUND und NABU12 Politik ohne Rückgrat

Verkehr13 Fakten kontra Stammtisch15 Eine Lanze für den öffentlichen Nahver-

kehr

Umwelt16 BUND rettet Naturschutzflächen im ehe-

maligen Todesstreifen

Natur22 Tierliebe falsch verstanden24 Gimpel26 Die Nachtkerze

Haan20 Dr. Woikes 40-jähr. Jubiläumsexkursion27 Kreisverkehr28 Lokale Agenda 21

Energie30 Energiebewußt im Haushalt32 Stromverschwendung bekämpfen

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Dann sollten Sie sich für eine Ökologische Steu-erreform interessieren! Viele wissenschaftlicheGutachten und Studien haben gezeigt, wieDeutschland davon profitieren könnte. Däne-mark, Schweden, die Niederlande, Österreichund andere Staaten haben es ausprobiert undzählen inzwischen zu den Gewinnern mit weni-ger Arbeitslosen, weniger Staatsschulden undeiner sauberen Umwelt. Öko-Steuern werfeneine doppelte Dividende ab: Arbeitsplätze undUmweltschutz.

Warum eine Ök ologisc heSteuerreform?

In Deutschland sind trotz Wirtschaftswachstummehr als fünf Millionen Menschen auf der Suchenach einem Arbeitsplatz, in der EuropäischenUnion mehr als 20 Millionen. Neben der seeli-schen Belastung für den Einzelnen gehen damitdie Kreativität und Arbeitskraft dieser Menschenverloren. Gleichzeitig werden Rohstoffe, Was-ser und Luft verschwendet und Umweltdesasterherausgefordert. Die Ökologische Steuerreformist der Hebel, der bei den Ursachen ansetzt undzur Lösung beider Probleme beiträgt.

Das PrinzipDie Idee ist einfach: Es sollen die Kosten gesenktwerden, die die wirtschaftliche Entwicklung inunserem Land bremsen: die Lohnnebenkosten.Das macht Arbeit billiger und fördert neue Ar-beitsplätze, vor allem in Handwerk und Dienst-leistungssektor. Gleichzeitig sollen Energie-steuern teurer machen, was die Umwelt belastet:den Verbrauch von Rohstoffen. Der Energie-verbrauch sinkt, Rohstoffe wie Öl, Gas undKohle werden eingespart, die Luft verbessert.

Die steuerlichen Lasten werden umge-schichtet: weg vom Arbeitseinkommen, hin zumUmweltverbrauch. Die Lohnabzüge sinken,Arbeitnehmer und Unternehmen werden entla-stet. Damit es gerecht wird, werden die Zahlungenfür sozial Schwache, angepaßt.

Was bring en Öko-Steuern?Eine lebenswerte UmweltBegrenzte Ressourcen müssen geschont wer-den, damit unsere Welt auch für unsere Kinderlebenswert bleibt und nicht zum Treibhaus wird.Höhere Preise für Energie sorgen für einen ver-antwortungsvollen Umgang mit Ressourcen undmachen die Wirtschaft und den Einzelnen erfin-derisch.

Titelthema

Ökologische SteuerreformDas Konzept

Ärgern Sie sich auch,* daß Reparaturen von Haushaltsgeräten teurer sind als der Kauf neuer Geräte?* daß Sie für Fahrten zur Arbeit mit dem Fahrrad weniger Steuerbefreiung erhalten

als mit dem Auto?* daß Ihnen bei hohen Ozonwerten im Sommer die Luft wegbleibt?* daß immer noch auf Kohle gesetzt wird statt auf Solarenergie?* über die hohen Abzüge für die Renten- und Arbeitslosenversicherung auf Ihrer

Gehaltsabrechnung?* über zu viele ‹Brummis“ auf den Straßen?

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Eine ökosoziale Marktwirt-schaft

Höhere Energiepreise beflügeln die Inge-nieurskunst, geringere Lohnnebenkosten sindeine Voraussetzung für mehr und neue Ar-beitsplätze. Neue Produkte und neue Märktesichern ein zukunftsfähiges Deutschland.

Ein besseres VerkehrssystemDer Straßenverkehr belastet unsere Luft, führt zuSmog und Ozonalarm, Landschaften werdenzubetoniert. Die Kreativität der Wirtschaft mußauf die Entwicklung energiesparender und kom-fortabler Fahrzeuge, z.B. Straßenbahnen, aufweniger Transporte, insbesondere auf der Stras-se, gelenkt werden. Eine höhere Mineralölsteuersetzt diesen Prozeß in Gang.

Eine natürliche Landwirt-schaft

Der Einsatz von Kunstdüngern, Pestiziden undanderen Giften belastet unser Grundwasser undunsere Lebensmittel. Höhere Energiepreiseführen zu geringerem Kunstdünger- und Che-mieeinsatz in der Landwirtschaft und unterstüt-zen den Trend zur Herstellung von wohlschmek-kenden und gesunden Nahrungsmitteln.

Wir setzen auf den sanften Druck des Geld-beutels und nicht allein auf staatliche Verboteund Einschränkungen. Wenn ökologischesVerhalten sich auszahlt, setzt es sich durch. ZumBeispiel durch die Kombination einer höherenMineralölsteuer mit einer einheitlichen Pauschalefür Fahrten zur Arbeitsstätte, gleichgültig fürwelches Verkehrsmittel.

Wird das Leben teurer?Nein! Vom Autofahren bis zum Hormonfleisch:Das Potential für ökologische Innovationen istgroß: Fast alle Waren und Dienstleistungenkönnten mit geringerem Energieverbrauch - oft

bis zu zehn mal weniger - als heute bereitgestelltwerden und die hergestellten Produkte selbstweniger verbrauchen, wie z.B. das 3-Liter-Auto.

Wir haben die Wahl: entweder die Umweltschonen und damit Steuern sparen oder dieUmwelt belasten und mehr Steuern zahlen.

Teurer wird es also nur, wenn wir so wei-termachen wie bisher.

Gefährden Öko-SteuernWirtschaftsstandor t und Ar -

beitsplätze?Im Gegenteil: Ein ökologischer Strukturwandelverbessert die Wettbewerbsposition der Unter-nehmen. Bereits heute arbeiten fast eine MillionMenschen in Deutschland im Umweltschutz,deutsche Unternehmen sind Weltspitze imwachsenden Markt der Umwelttechnik. EineÖkologische Steuerreform wird diese Entwick-lung weiter beschleunigen.

In Europa haben bereits die Niederlande,Dänemark und Schweden mit einer Ökologi-schen Steuerreform gute Erfahrungen gemacht.In all diesen Ländern erleben Wirtschaft undUmwelt einen Aufschwung. Für Deutschland ist‹Weiter so“ keine Alternative. Es braucht einenneuen Impuls, es bedarf einer ÖkologischenSteuerreform.

Und das meinen andere!Deutsches Institut für Wirtschaftsfor-

schung (DIW) 1997: ‹Wird die Rückführung(einer Energiesteuer) so gestaltet, daß es zu einerEntlastung bei den Lohnkosten kommt, kann miteiner Verstärkung der positiven Beschäfti-gungseffekte gerechnet werden.“

Ulrich Hartmann, Veba AG 1995: ‹Einesteuerliche Verteuerung von Energie verstärktdie Anstrengungen zur Energieeinsparung. Da-mit kommt es zu Anpassungsprozessen, die un-ternehmerische Phantasie für eine umweltver-

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träglichere und rationelle Energienutzung frei-setzen.“

Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB)1996: ‹Der DGB spricht sich für eine schritt-weise Umgestaltung des Steuer- und Abga-bensystems durch die Entlastung des FaktorsArbeit und die Belastung nichterneuerbarer na-türlicher Ressourcen aus.“

Evangelische Kirche 1997: ‹Die Frage nachder Zukunftsfähigkeit der marktwirtschaftlichenOrdnung ist aufs engste mit der Frage verbun-den, ob diese Wirtschaftsform in der Lage ist,sich in eine nachhaltige Wirtschaft umbauen zulassen. Die Ökologische Steuerreform könnteein wichtiges Instrument zur Organisation nach-haltigen Wirtschaftens sein.“

Worauf war ten wir ?

Die Ökologische Steuerreform bietet die großeChance, zwei der wichtigsten Herausforderungenunserer Zeit zu meistern: die Schaffung vonArbeitsplätzen und die Schonung der Natur.

Unterstützen Sie die Kampagneder Umweltverbände, ideell undfinanziell!

Setzen Sie sich mit uns für dieses Re-formprojekt ein, und sprechen Sie die Bun-destagskandidaten Ihres Wahlkreises auf diesesThema an!

(Entnommen der Internet-Seite ‹www.oeko-steuer.de“)

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Auf den nächsten Seiten finden Sie aus deneinzelnen Wahlprogrammen die Aussagen derParteien (die eine Chance haben in den Bundes-tag zu gelangen) über eine ökologische Steuer-reform.

CDUWirtschaftswachstum darf nicht stärkere Inan-spruchnahme von Ressourcen bedeuten. BeimEnergieverbrauch ist uns in Deutschland dieseEntkoppelung bereits gelungen.

Nationale Alleingänge in der Energiebes-teuerung, wie sie vonRot-Grün gefordertwerden, kommen für unsnicht in Frage, weil siedie Wettbewerbsfähig-keit unserer Wirtschaftund damit unsere Ar-beitsplätze massiv ge-fährden würden. Wirsetzen uns ein für eine europaweit abgestimmte,harmonisierte, aufkommens- und wettbewerbs-neutrale Energiebesteuerung.

SPDUmweltschutz soll sich auszahlen, Um-weltzerstörung darf sich nicht lohnen. DiesesZiel wird die SPD mit einer ökologischen Steu-erreform verfolgen. Diese Reform besteht auszwei Teilen: Erstens: Entlastung des Produk-tionsfaktors Arbeit. Zweitens: Im Gegenzugeine maßvolle und berechenbare Belastung desumweltschädlichen Energieverbrauchs. Die Fi-nanzmittel daraus werden ausschließlich zur

Entlastung der Arbeit verwendet. Für die Len-kungswirkung einer ökologischen Steuerreformkommt es nicht auf die absolute Höhe der einzel-nen Belastungsschritte an. Entscheidend für denökologischen Erfolg sind vielmehr dieBerechenbarkeit des Preistrends sowie ausrei-chende Anpassungszeiträume für die Wirtschaftund für die Bürgerinnen und Bürger.

Überzogene und untragbare Belastungen wirdes mit der SPD nicht geben. Durch Freistellungder Prozeßenergie wird eine Belastung der iminternationalen Wettbewerb stehenden Unter-

nehmen vermieden.Die ökologischeSteuerreform derSPD ist sozial ver-träglich und wirt-schaftlich eine großeChance. Unsere Vor-schläge sind ein erstersinnvoller Schritt für

Deutschland. Auf dem Weg zu stärker nachhal-tigem Wachstum ist eine möglichst rasche Har-monisierung in der EU notwendig.

F.D.P.Im Rahmen der Steuersenkungsreform setzt sichdie F.D.P. für einen dritten Mehrwertsteuersatzauf Energieverbrauch ein, wenn er europaweiteinheitlich eingeführt wird. Im anderen Fall be-lastet er die deutschen Bürger und Verbrauchereinseitig in Europa. Die F.D.P. macht es jedochzur Bedingung für einen dritten Mehrwertsteuer-satz auf Energie, daß das Aufkommen hierausausschließlich der zeitgleichen weiteren Ab-

Wahlpr ogrammeWas die P arteien v on der ök ologisc hen Steuerref orm halten

FRANK WOLFERMANN

Viel wird im derzeitigen Bundestagswahlkampf gesagt. Aber was verlieren dieeinzelnen Parteien denn über Umwelt- und Naturschutz? (Leider kann man oftmalswirklich nur von ‹verlieren“ sprechen.) Schauen Sie einmal in die untenstehendeTabelle - dann wissen Sie es. Diese Tabelle wurde aus den Wahlprogrammen erstellt,die den jeweiligen Internet-Seiten der Parteien entnommenen wurde.

Partei Umwelt EnergiesteuerAnz. Worte Anz. Worte

CDU 369 61SPD 937 154F.D.P. 1716 115B‘90/Grüne 5639 812PDS 625 109

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senkung der Steuersätze bei der Lohn- und Ein-kommensteuer sowie der Körperschaftssteuerdient.

So verstandener Umweltschutz schafft Ar-beitsplätze und gefährdet keine. Eine ideologischmotivierte Umwelthysterie und eine pauschaleVerteufelung bestimmter Stoffe und Technolo-gien lehnt die F.D.P. ab.

Die FDP fordert, steuerrechtliche Rahmen-bedingungen so zu verändern, daß innovative,dezentrale Energieversorgungskonzepte unterEinsatz regenerativer Energien und die energeti-sche Optimierung von Gebäuden begünstigtwerden.

Bündnis 90 / Die GrünenDeutschland steckt in einer ökonomischen, öko-logischen und sozialen Krise. Umweltschutz gibtes nicht zum Nulltarif aber durch intelligente,zukunftsfähige Anreiz- und Lenkungsinstru-mente. Mit einer Ökolo-gisch-sozialen Steuerre-form werden die Weichenin Richtung einer nach-haltigen, zukunftsfähigenEntwicklung gestellt: derRessourcenverbrauchwird drastisch reduziert.Eine Ökologisch-sozialeSteuerreform verringertnicht nur den Umwelt-verbrauch, sie sichert undschafft auch Arbeitsplät-ze, weil mit ihrem Auf-kommen die Lohnneben-kosten spürbar gesenktwerden können.

Unser Gesamtkon-zept einer Ökologisch-sozialen Steuerreformbesteht aus drei Ein-nahme- und Verwen-dungs-Säulen. Auf derEinnahmeseite stehen:* Einführung einer

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Energiesteuer,* Erhöhung der Mineralölsteuer und Einfüh-

rung einer Schwerverkehrsabgabe,* Abbau ökologisch schädlicher Subventio-

nen.Auf der Verwendungsseite stehen:* Senkung der Lohnnebenkosten,* Finanzierung der Verkehrswende, des Aus-

baus von Bus- und Bahnverkehr,* Finanzierung der Energiewende.Mögliche Überschüsse wollen wir den Bürge-rinnen und Bürgern zurückgeben.

Die Ökologisch-soziale Steuerreform kehrtdie heutigen Fehlentwicklungen um: Mit denSteuereinnahmen wollen wir die Senkung derLohnnebenkosten finanzieren: innerhalb von 10Jahren können die Sozialversicherungsbeiträgeum 6 Prozentpunkte gesenkt werden. NiedrigereArbeitskosten durch niedrigere Lohnnebenko-sten sichern und schaffen Arbeitsplätze. Ein zu-

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sätzlicher Innovationsschub in Energiespartech-niken und Zukunftsenergien wie Wind, Wasser,Sonne und Erdwärme schafft neue Arbeitsplätze.Durch die Energiesteuer verteuert sich der Ener-gieverbrauch, höhere Preise bilden Anreize zumEnergiesparen. Schadstoff-Emissionen werdenso spürbar gesenkt.

Das gesamte Konzept ist zunächst auf 10Jahre angelegt. Für energieintensive Branchenwollen wir in diesem Zeitraum Anpassungshilfengewähren und für besonders betroffene Haushal-te einen sozialen Ausgleich schaffen.

Fast alle Haushaltstypen sparen durch dieSenkung der Sozialversicherungsbeiträge nachEinführung der Energiesteuer im zehnten Jahrbereits deutlich Kosten ein vorausgesetzt, Ener-giesparmaßnahmen werden ergriffen. Haushaltemit niedrigem Einkommen werden anteilsmäßigmehr entlastet als obere Einkommensschichten.Menschen, die keine Beiträge zur Sozialversi-cherung zahlen und so auch durch eine Senkungnicht entlastet werden (Arbeitslose, RentnerIn-nen, SozialhilfeempfängerInnen und Studieren-de) erhalten einen sozialen Ausgleich.

Energiespartechniken für die Effizienzre-volution, Strom und Wärme durch Wind, Sonne,Erdwärme und Biogas, moderne Ver-kehrssysteme für Bus und Bahn, das 3-Liter-Auto, neue Bau- und Werkstoffe, langlebige undreparaturfreundliche Produkte, neue Dienstlei-stungen und vieles mehr all dies eröffnet einerkreativen Wirtschaft eine große Chance undwird neue Arbeitsplätze schaffen.Ökosteuern im Verkehr gut für die Umwelt,gut für die Wirtschaft

Das Leitbild einer zukunftsfähigen Mobilitätverlangt ein Verkehrssystem, das ökologischund wirtschaftlich effizient ist. Um den Verkehrzu begrenzen und Umweltbelastungen zu ver-ringern, wollen wir, daß die Preise der ökologi-schen Wahrheit entsprechen. Deshalb muß ins-besondere der Straßenverkehr sämtliche Folge-kosten, z.B. für Infrastruktur, Umwelt- und Ge-bäudeschäden, selbst tragen. Um der Kosten-wahrheit der Transportpreise langfristig näher-

zukommen, brauchen wir eine umweltorientier-te Steuerpolitik im Verkehrsbereich. Im Rahmendes Gesamtkonzeptes einer Ökologisch-sozialenSteuerreform halten wir daher eine schrittweiseund berechenbare Erhöhung der Mineralölsteuerfür notwendig.

Um die Verkehrswende einzuleiten, ist eineErhöhung der Mineralölsteuer als Teil einer auf10 Jahre angelegten Ökologisch-sozialen Steu-erreform ein sozialverträgliches Mittel. Wirwollen die einmalige Erhöhung der Mineralöl-steuer im ersten Jahr um 50 Pfennig undschrittweise in den Folgejahren um jeweils 30Pfennig. Nach unserem Konzept würde 1 LiterBenzin nach 10 Jahren rund 5 DM kosten. Diestufenweise Erhöhung ermöglicht es Wirtschaftund VerbraucherInnen, sich in einem über-schaubaren Zeitraum auf die Erhöhung und mitihren Produkten bzw. Kaufentscheidungen aufdie Entwicklung einzustellen.

Wir wissen, daß die von uns angestrebteökologische Umorientierung über einen Zeit-raum von 10 Jahren sich wiederholt der Wahl-entscheidung der Bürgerinnen und Bürger stel-len muß. Nur mit deren dauerhafter Zustimmungsind die langfristigen Ziele zu erreichen. Deshalbsagen wir schon jetzt klar, wohin die Reise gehensoll. In der vor uns liegenden Legislaturperiodemuß dafür der wirksame Einstieg erkämpftwerden.

Wir wollen eine Belastung der Verkehrs-teilnehmerInnen nach dem Verursacherprinzip.Deswegen sind wir für eine frühzeitige Ab-schaffung der Kraftfahrzeugsteuer, da diesekeinen Lenkungscharakter hat. Die Mineral-ölpreiserhöhung im ersten Jahr um 50 Pfennigreduziert sich zudem durch den Wegfall derKraftfahrzeugsteuer um 20 Pfennig/Liter aufreal 30 Pfennig. Wir sind uns bewußt, daß dieUmsetzung unseres Konzepts die besonderensozialen und ökologischen Rahmenbedingungenvor allem im ländlichen Raum ausgleichendberücksichtigen muß.Was bringt eine höhere Mineralölsteuer?* Einen deutlichen Umstiegseffekt auf andere

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Verkehrsmittel und damit eine spürbare Ent-lastung der Umwelt. Zwei Drittel aller Pkw-Fahrten liegen derzeit unterhalb von zehnKilometern.

* Förderung eines attraktiveren öffentlichenNahverkehrs.

* Einen wichtigen Anreiz, Fahrzeuge mit ge-ringem Kraftstoffverbrauch sowie niedrigenAbgasemissionen zu kaufen.

* Eine Beschleunigung der Markteinführungdes heute technisch längst realisierbaren 3-Liter-Autos.

* Eine Sicherung zukunftsfähiger Arbeitsplätzein einer innovativen Automobilindustrie. Miteinem Investitionsprogramm für den Bahn-ausbau und für die Anschaffung modernerSchienenfahrzeuge wollen wir neue Ar-beitsplätze in der Bauindustrie, Fahrzeug-technik und in den Verkehrsbetrieben schaf-fen. Hier liegen auch Exportchancen für dieZukunft.Das Aufkommen aus der Ökologisch-so-

zialen Steuerreform soll keine Haushaltslöcherstopfen, sondern an die VerbraucherInnen zu-rückfließen:* Von schrittweise sinkenden Sozialversi-

cherungsbeiträgen profitieren Arbeitneh-merInnen und ArbeitgeberInnen.

* Für Menschen mit eingeschränkter kör-perlicher Mobilität, PendlerInnen ohne Um-stiegsmöglichkeiten und/oder beruflich be-dingte VielfahrerInnen wollen wir für einenÜbergangszeitraum einen sozialen Ausgleich.

* Vom quantitativen und qualitativen Ausbaudes ÖPNV profitieren Frauen, Kinder, ältereMenschen und insbesondere Menschen imländlichen Raum, die bislang vom ÖPNV-Angebot stark vernachlässigt wurden.

PDSDer Umbau des derzeitigen Steuer- und Abga-bensystems muß zu sozialer Gerechtigkeit,Transparenz, Vereinfachung führen sowie Be-schäftigung und die Herausbildung eines neuen,zukunftsfähigen Reproduktions- und Konsum-tionsmodells fördern. Die Besteuerung und an-dere finanzielle Belastungen von Arbeit sollenverringert, die Besteuerung des Verbrauchs na-türlicher Ressourcen und der Naturbelastungerhöht werden. Dadurch sollen insbesondere in-novative, zukunftsorientierte Strukturverände-rungen, vor allem Energieeinsparungen und

Hinwendung zu regenerati-ven Energieträgern, stimu-liert werden. Die PDS wirdsich mit all ihren Mög-lichkeiten dafür einsetzen,daß für niedrige und mittlereEinkommen Belastungendurch Öko-Steuern und -Ab-gaben auf andere Weise,durch Steuerentlastungenoder Ausgleichszahlungen,kompensiert werden. DasSteuer- und Abgabensystemmuß innerhalb der Europäi-schen Union harmonisiertwerden, um Steuerflucht undSteuerdumping einzudäm-men.A

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Großes Bündnis für eine ökologischeSteuerreform

Schulterschluß von Umweltverbänden, Gewerkschaf-ten,Wir tschafts- und Kir chenvertretern

Die Zahl der Unterstützer einer ökologischen Steuerreform wächst: In Freiburgpräsentierte sich am Donnerstag abend eine breite Allianz aus Gewerkschaften,Naturschutzverbänden sowie Wirtschafts- und Kirchenvertretern. Ihre Sprecherforderten die Einführung von Ökosteuern als notwendigen Bestandteil der Politikder nächsten Regierung nach der Bundestagswahl. Die Aktion stellte die zentraleVeranstaltung in Süddeutschland der bundesweiten Kampagne ‹Großes Bündnisfür eine ökologische Steuerreform“ dar, die gemeinsam vom Deutschen Natur-schutzring (DNR), dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), demNaturschutzbund NABU und der Heinrich-Böll-Stiftung getragen wird. Sie fand imRahmen der vom BUND veranstalteten Umweltausstellung ÖKO ’98 + ÖKOBAU inFreiburg statt.

ÖTV-Vertreter Reinhard Klopfleisch riefdazu auf, mit der Ökosteuerreform eine ‹doppelteDividende zu holen: mehr Arbeitsplätze undmehr Umweltschutz“. Er präsentierte Ergebnis-se einer gemeinsamen Studie von BUND undÖTV. Danach gibt es bundesweit bereits 2,5Millionen Arbeitsplätze im Bereich Umwelt-schutz. Allein durch eine entschiedene Klima-schutz- und Energiesparpolitik als Bestandteilder Ökosteuerreform könne mit bis zu 400.000weiteren Arbeitsplätzen gerechnet werden.

Viktor Wember von der IG Metall stellte dieÖkosteuerreform, mit der unter anderem dieLohnnebenkosten gesenkt werden sollen, als einKernstück für ein neues ‹Bündnis für Arbeit“dar. Die Probleme, die Ökosteuern für einzelneBranchen bringen könnten, seien kein Grund fürdie Absage an ein solches Projekt.

Als ‹starke Hilfe für die Einführung derSolarenergie“ bezeichnete Gerhard Stryi-Hipp(Deutschen Fachverband für Solarenergie) dieökologische Steuerreform. Sie wäre das Startsi-gnal für eine Energiewende. Georg Salvamoser,Chef der Freiburger Solar-Energie-SystemeGmbH, sagte: ‹Wir brauchen die Ökosteuern.Ich kenne keinen, der das Gegenteil behauptetaußer der Lobby um BDI-Chef Henkel“.

‹Ökosteuern sind kein Schrecken für dieWirtschaft, sondern setzen notwendige Reformenin Gang", sagte Angelika Zahrnt, die stellvertre-tende BUND-Vorsitzende, und präsentierte diesals Credo der Bündnispartner. Von ihnen warenin Freiburg neben den Umweltschutzverbändendie Gewerkschaften ÖTV und IG Metall, dieAEG Hausgeräte GmbH, die evangelischen Kir-chen, die Ökobank sowie zahlreiche Verbändeund Unternehmen der Öko-Branchen vertreten.Sie demonstrierten, ‹daß die ökologischeSteuerreform keine Nischendiskussion mehr ist,sondern breite Unterstützung genießt,“ so Bri-gitte Dahlbender, Vorsitzende des BUND-Lan-desverbandes Baden-Württemberg.

‹Wirtschaft ist kein monolithischer Block,wie es von BDI-Chef Henkel immer dargestelltwird“, sagte Reiner König (AEG HausgeräteGmbH). AEG sei gerne im Boot der Befürwortervon Ökosteuern. ‹Wir sind Gewinner der Öko-steuerreform“, fügte König hinzu. Sie bringedem Unternehmern richtig Geld in die Kasse, dasin eine weitere Steigerung der Energieeffizienzinvestiert werde. Zudem öffne sie eine neueDenkwelt, in der die Natur als gleichwertigerPartner stehe. Ökosteuern seien ein Weg aus derderzeit herrschenden Innovationskrise.

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Als Triebfeder der Argumentation der Ge-gner von Ökosteuern erkannte Hans-Dieter Stür-mer vom Freiburger Institut für Umweltchemie:‹Energiesteuern lassen sich nicht absetzen. Dar-um stünden sie den Interessen der industriellenGroßverdiener entgegen“. Auch Stürmer, der alsVertreter der mittelständischen Wirtschaft sprach,forderte die Ökosteuerreform, ‹damit wir in zehnJahren sind, wo wir vor zehn Jahren hätten seinsollen“.

Vor der Veranstaltung hatte Edgar Endru-kaitis, Leiter der DNR-Kampagne ‹Ökologische

Steuerreform“, das Zwischenergebnis der seitAnfang Mai laufenden Aktion präsentiert: 150Unternehmen aus dem gesamten Spektrum derdeutschen Wirtschaft hätten bisher die gemein-same Erklärung für eine Ökosteuerreform un-terzeichnet. Zu den Unterstützern gehörten auchacht Einzelgewerkschaften sowie 35Wirtschaftsprofessoren. Im Zentrum der Kam-pagne steht ein Positionspapier zur ökologischenSteuerreform, das von 108 Umweltverbändengetragen wird. Sie endet am 13. September miteiner großen Veranstaltung in Berlin.

Bundestagswahl 1998Wahlempf ehlung v on B UND und NAB U

BUND und NABU empfehlen für die Bundestagswahlen den ökologisch bewußtenWählerInnen eine Stimmabgabe nach fünf umweltprogrammatischen Hauptkri-terien.Nicht wählbar sind Parteien bzw. KandidatInnen* die die Option einer weiteren Nutzung der

Atomenergie offen halten,* die keine konkreten Schritte über das Ob,

Wann und Wie des Einstiegs in eine ökolo-gische Steuerreform angeben,

* die keine Bereitschaft zeigen, die ökologischverhängnisvollen verkehrspolitischen Ent-scheidungen der letzten Legislaturperiode(z.B. Bundesverkehrswegeplan, Magnet-schwebebahn Transrapid) zu revidieren,

* die sich nicht eindeutig für die Verbesserungdes Naturschutzes und die grundlegendeNovellierung des Bundesnaturschutzgesetzesaussprechen,

* die nicht bereit sind, in die breite gesell-schaftliche Diskussion über ein neuesWohlstandsmodell mit entsprechenden öko-logisch-sozialen Werthaltungen einzusteigen.BUND und NABU legen sich nicht auf die

Zustimmung oder Ablehnung bestimmter Par-teien fest, da Umweltschützer in allen Parteienwichtig sind und die Umweltverbände auch inallen Parteien Kooperationspartner suchen undfinden. Mit einer Ausnahme: von rechtsradika-len Gruppierungen, die zunehmend Umwelt-

und Naturschutzthemen für ihre Zwecke miß-brauchen und auch Begriffe wie ‹Heimat“ inihrem ideologischen, fremdenfeindlichen Sinneumdeuten, grenzen sich BUND und NABUeindeutig ab.Bei der Bundestagswahl geht es um eine Rich-tungsentscheidung für oder gegen die Umwelt.‹Die politische Keimruhe ist wahnsinnig lang“,meint BUND-Präsident Weinzierl. Zwei Jahr-zehnte hat es gedauert, bis die geforderte Auf-nahme des Staatsziels Umweltschutz in dasGrundgesetz endlich umgesetzt wurde. Die be-reits 1965 von Umweltschützern erhobene For-derung nach einem eigenen Ressort für Umwelt-politik ist erst nach 22 Jahren realisiert worden -als Folge der Reaktorkatastrophe von Tscher-nobyl. Jetzt geht es den beiden Umweltverbän-den darum, die Dynamik der Umweltpolitik sozu beschleunigen, wie es der Dynamik der Zu-spitzung der globalen Umweltprobleme ange-messen wäre.

In der zu Ende gehenden Legislaturperiodehaben wir einen weiteren rasanten Absturz um-weltpolitischer Errungenschaften verzeichnenmüssen. Zahlreiche Gesetze haben Umweltstan-dards gesenkt und Bürgerrechte beschnitten.

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Der Kommentar

Politik ohne RückgratJOCHEN FLASBARTH

Es scheint, als sei alles Wissen um ökologischeZusammenhänge wie weggeblasen, alle Be-kenntnisse zum Natur- und Umweltschutz beiden beiden Bewerbern um das Kanzleramt ebennur ‹Geschwätz von gestern“. Zumindest für denNatur- und Umweltschutz in unserem Land istdieser Bundestag Wahlkampf ein Desaster.

Die beiden Volksparteien überlassen das alseher unpopulär eingeschätzte Engagement fürden Schutz der Natur den Bündnisgrünen, umgleichzeitig mit jeder greifbaren billigen Polemikgegen umweltpolitische Forderungen zu Feldezu ziehen. Politik auf dem Bonner Parkett ist zumreinen Medienspektakel verkommen: Mittagswird verkündet, was vormittags Meinungsfor-schunger als wählerwirksam erkannt haben.

Daß dies häufig gegen alle Erkenntnisse undauch gegen innere überzeugungen geschieht,kann man an der hysterischen Benzinpreisdebatteerkennen. Spitzenpolitiker aller Parteien - bis hinzur allerersten Reihe - haben mir in den letztenJahren in Gesprächen immer wieder versichert,daß sie deutlich ansteigende Sprittpreise für denrichtigen - und unverzichtbaren Weg - halten, umder wachsenden Umweltprobleme im Verkehrs-bereich Herr zu werden. Sachverständigengre-mien, Wirtschaftsforschungsinstitute, ja sogarVorstandsmitglieder von Mineralölkonzernenhatten längst intern oder sogar öffentlich erklärt,daß ein Anstieg der Mineralölsteuer erforderlichoder jedenfalls hinnehmbar sei.

Doch kaum gibt es die ersten Signale, daßeine vernünftige Verkehrspolitik auch auf Wi-derstände in der Bevölkerung stoßen wird, daßder politische Gegner vielleicht Vorteile ausmutigen Bekenntnissen zu einem um-weltverträglicheren Verkehrswesen ziehenkönnte, wird schrill als Unfug“ abgetan, wasgestern noch als Lösung galt. Man fragt sich, wie

Politikerinnen und Politiker mit so wenig Rück-grat die Herausforderungen am Beginn des näch-sten Jahrhunderts meistern wollen,

Mehr noch gilt die politische Ignoranz denThemen des Naturschutzes. Die Bundesregierunghat buchstäblich in letzter Sekunde eine drama-tische Verschlechterung des Naturschutzgesetzesdurchgesetzt. Damit werden die Bundesländerverpflichtet, Landwirten Entschädigungen zuzahlen, wenn sie sich an Naturschutzauflagenhalten. Wie absurd dieser Ansatz ist, merkt manschnell wenn man dieses Modell auf andereBranchen überträgt. Hoechst oder die BASFbeispielsweise könnten auf die Idee kommen,nur noch dann von Gifteinleitungen in den Rheinabzusehen, wenn ihnen die Kosten der Abwas-serreinigung aus Steuermitteln bezahlt werden.

Wie provinziell Deutschland geworden istzeigt sich auch bei der Umsetzung der euro-päischen Naturschutzrichtlinie FFH. Auf demvorletzten Platz steht Deutschland - nur nochunterboten durch Luxemburg - bei der Meldungvon Gebieten mit einer europäischen Bedeutungfür den Schutz der biologischen Vielfalt.

Fast mitleidiges Lächeln erntet man, wennman auf die Pflicht Deutschlands hinweist, sei-nen Anteil zur Bewahrung des europäischenNaturerbes beizutragen. Wachtelkönige, Trap-pen, irgendwelche Käfer mit lateinischen Namen,was soll das alles, wenn es um die großen Fragenvon Modernisierung und Globalisierung geht?Natürlich geht es darum, die Massenarbeitslo-sigkeit zu bekämpfen und den sozialen Friedenzu sichern. Es ist aber ebenso wichtig die Schöp-fung zu bewahren und unseren Kindern einegesunde Umwelt zu sichern. Auch wenn dasheute fast schon altmodisch klingt.

(Jochen Flasbarth, der NABU-Präsident, in‹Naturschutz heute“, Ausgabe 3/98)

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Tempolimit

Fakten kontra StammtischWegen ihrer For derung en zum Tempolimit beziehen die

Grünen von allen Seiten Prügel. Sie haben trotzdem rechtFRITZ VORHOLZ

Als vor einigen Wochen der ICE 884 bei Eschede entgleiste gegen eine Brücke rasteund hundert Menschen in den Tod riß, war die Aufregung groß: Wie konnte dasgeschehen? Hat die Bahn geschlampt? Was ist zu tun, damit sich solche Tragödiennicht wiederholen? Als die grüne Verkehrspolitikerin Gila Altmann vor wenigenTagen die bekannte Forderung ihrer Partei nach einem allgemeinen und strengerenTempolimit auf Deutschlands Straßen in Erinnerung brachte, war die Aufregungwieder groß: Abstrus, obrigkeitsstaatlich, fortschritts- und bürgerfreundlich, schalltees von einer großen Koalition aus CDU, CSU FDP, SPD und Automobilverbanddurchs Land.

Obwohl die Freiheit auf Deutschlands Stra-ßen alle vier Tage einen Blutzoll von den Ausma-ßen der Eschede-Katastrophe fordert, obwohl siestündlich fast sechs Menschen zu Krüppeln machtund jedes Jahr mehr als 500.000 in Mitleiden-schaft zieht, kanzelte der SPD-KanzlerkandidatGerhard Schröder die Forderung der Grünen als‹Griff nach alten Hüten“ ab. Und Verkehrs-minister Matthias Wissmann lokalisierte denUrsprung der Idee in der ideologischen Kla-mottenkiste“ - als seien Amerikaner, Japaner,Franzosen, Italiener und all die anderen Na-tionen mit Tempolimits arme Irre. Die Politikerder Mitte machen sich zu Bütteln der Asphalt-lobby.

Ein Tempolimit rettet Leben, schont dieUmwelt, verringert die Staugefahr, kostet nichts,wirkt sofort und könnte sogar Wählerstimmenbringen: Immerhin noch 55 Prozent der Bun-desbürger wollen generelle Geschwin-digkeitsbegrenzungen auf Autobahnen, 81 Pro-zent mehr Tempo-30-Zonen in Wohngebieten.

Es muß ja nicht unbedingt, neben dem Regel-limit von 30 Stundenkilometern in Ortschaftenund 80 auf Landstraßen, Tempo 100 auf Auto-bahnen sein: eine europaweit harmonisierte Ver-

kehrspolitik und die Akzeptanz der Autofahrersprächen eher für 120 oder 130 auf jenen letztenrund 7.000 Kilometern Autobahn, auf denen derStaat noch die Lizenz zum Gasgeben gewährt.Dafür hatte sich im übrigen bereits Bundespräsi-dent Roman Herzog stark gemacht, als er nochPräsident des Bundesverfassungsgerichts war.Und auch der Unternehmensberater RolandBerger - wohl unverdächtig, dem Standort DSchlechtes zu wollen - hat längst erkannt, daß‹unser gegenwärtiger, mit unbegrenzter Mobilitätund Geschwindigkeit verbundener Freiheits-begriff fragwürdig geworden ist“. Physik, Psy-chologie und Ökonomie sprechen allemal fürniedrigere Geschwindigkeiten.

Geringeres Tempo läßt den Autofahrern inbrenzligen Situationen schlicht mehr Zeit zumReagieren, verkürzt die Bremswege und ver-mindert so die Zahl der Karambolagen; gleich-zeitig nimmt ihre Schwere ab, weil die Aufprall-geschwindigkeit sinkt. Zwar sträubt sich dieRa-ser-Fraktion gegen diese naturwissenschaftlichenGesetze mit dem Argument, hiesige Autobahnenseien auch ohne Tempolimit die sicherstenStraßen der Welt; doch zulässig ist nur der Ver-gleich mit und ohne Tempolimit auf ein und

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14 Der Kiebitz Nr. 52 - 3/98

demselben Autobahnsystem. Die Erfahrungensämtlicher Länder aber, die auf ihren Highwaysdie Höchstgeschwindigkeit begrenzt haben, be-weisen die heilsame Wirkung der Maßnahme.Wo dagegen, wie in Texas, wieder schnellergefahren werden darf, nehmen die Unfälle zu.

Die unfallsenkende Wirkung geringerer Ge-schwindigkeiten gilt gleichermaßen für den in-nerörtlichen Verkehr Erst längst hat das Um-weltbundesamt (UBA) die Erfahrungen mitTempo-30-Zonen auswerten lassen. Ergebnis:Es gibt weniger Verletzte und Tote. Kein Wun-der, denn Tempo 30 entspricht ziemlich genauder maximalen menschlichen Fortbewegungs-geschwindigkeit, die mit der Reaktionsschnel-ligkeit biologisch verknüpft ist. Wer deshalb, mitAusnahme besonders gekennzeichneter Haupt-straßen, gegen das vom UBA und von den Grünengeforderte Regellimit argumentiert, muß erklären,warum er in Dörfern und Städten mehr als 2.000Tote und mehr als 100.000 Verletzte in Kaufnehmen will.

Umweltgründe können dafür kaum ins Feldgeführt werden. Niedrigere Geschwindigkeitensorgen nicht nur für weniger Straßenverkehrs-lärm, von dem sich mehr als zwei Drittel derBevölkerung belästigt fühlen, sie mindern auch

den Ausstoß von Atemgiften, die immer noch,trotz Katalysator, aus den Auspuffrohren quel-len.

Was also spricht gegen die Limits? Etwa derDauerstau, der angeblich bei niedrigeren Ge-schwindigkeiten droht? Ein Mythos! Der be-fürchtete Stillstand dräut im Gegenteil um somehr, je größer die Geschwindigkeitsdifferenzenzwischen den Verkehrsteilnehmern sind. Einhomogenerer Verkehrsfluß bringt das Gros der‹Langsamfahrer“ schneller ans Ziel, währendsich die Reisezeit der ‹Schnellfahrer“ kaum er-höht.

Bleibt die Ökonomie: Weniger Verletzteentlasten zwar die Budgets der Krankenkassen,gefährden aber die 700.000 Jobs der Autowerker.Letzteres behauptet zumindest der Automobil-verband VDA - nicht ohne hinzuzufügen daß ‹60Prozent der im Inland gefertigten PKW/Kombiexportiert“ werden. Eben. Sie werden in Ländermit Tempolimits exportiert.

Nirgendwo regiert der Stammtisch so gna-denlos wie heim Tempolimit-Disput. Daß dieGrünen dies nun spüren müssen, beweist nur,wie sehr Sie im Recht sind - und nicht dieSchröders und Wissmanns.

(Aus ‹Die Zeit vom 9.7.98)

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15Der Kiebitz Nr. 52 - 3/98

Eine Lanze für den öffentlichen NahverkehrKursbuch 98/99 Nor drhein-W estfalen

HARALD SELMKE

‹ITF für NRW was soll das denn sein? Natürlich ist es noch eine große ‹Unbekannte“.Für fast alle Bürgerinnen und Bürger unseres Landes. Der ITF ist zunächst einmalein dickes Buch mit 1416 Seiten und einem Gewicht von über 1 kg zu einemsagenhaften günstigen Preis von DM 7,-. Es ist das o.a. Kursbuch BBZugBus, dasals Integraler Takt fahrplan Bahn und Bus zu einer starken Alternative machen will.Motto: ‹Einsteigen, losfahren Für einen attraktiven Nahverkehr an Rhein undWeser“.

ITF Das Land fährt im Takt. Das neueKursbuch für NRW ist eine Meisterleistung.Noch nie gab es einen vergleichbaren Gesamt-fahrplan für unser Land. Als ich das Buch imBahnhof Paderborn entdeckte und gleich erstand,ahnte ich noch nicht, welchen Schatz ich da nachHause trug. Am Schreibtisch dann die großeÜberraschung, als ich die beigelegte Karte aus-einanderklappte: Regional Verkehr NRW. Kla-re, farblich abgesetzte Linienpläne für alles, wasauf Bahngleisen fährt. Übergänge, wo sich Nah-und Fernverkehrszüge zu festen Zeiten in Kno-tenbahnhöfen treffen, sind gut erkennbar. Für dieStadt- und U-Bahnlinien beim VRR und VRSbraucht man allerdings deren Pläne, sonst würdees unübersichtlich. Sehr sympathisch sind dieNamen für die Strecken, die sich als Hilfenanbieten. Nehmen wir ein Beispiel: Ausgestattet

mit einem ‹Schönes-Wochenende-Ticket“ willeine Familie (2E und 3K) = DM 35,- zum Möh-nestausee. Abfahrt in Solingen-Ohligs Ankunftin Soest. Bus zum See. RE7 ‹Rhein-Münsterland-Expreß“ bietet sich als rote Linie bis Unna an. Abdort mit RE59 (rot) oder B59 (grün) bis Soest.Nun brauchen wir die andere Seite der Karte, aufder wir die Kursbuchstrecken (KBS) als roteLinien finden. Solingen-Ohligs bis Unna ist alsKBS455 auszumachen. Unna-Soest ist KBS 431.Die Buslinie zeigt sich als grüner Doppelstrichmit der Nr. 3412 bis Mö-Körbecke. Nun geht esum Uhrzeiten. (nur am Samstag, siehe Kasten).

Die Buslinie gehört zur VerkehrsgesellschaftRuhr-Lippe, die sich dem Wochenendticket an-geschlossen hat. Um die Rückfahrt kümmern Siesich bitte selbst. Sie können es doch jetzt!

Wünsche einen schönen Samstag.

Solingen-Ohligs KBS455 8.49 RE7 Rhein-Münsterland-ExpreßS.480Unna 9.50

Unna KBS431 10.03 RB59 Hellweg-Bahn S.382Soest 10.26

Soest Bf Bus3412 10.35 Bus 116 S.946Mö-Körbecke 10.58

Reisen mit Bus und Bahn

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Naturschutz

BUND rettet Naturschutzflächen im ehemali-gen Todesstreif en

Verbands-Viz e Bec k: ‹Weil Bundesregierung sc hläft, müs-sen wir handeln“ / Über 13.000 Menschen unterstützen die

Flächenkäufe im Grünen BandWALTER SCHMIDT

Das Grüne Band ist bedroht, die Bundesregierung schläft, ein Umweltverbandhandelt: Mehr als 13.000 Bundesbürgerinnen und -bürger sind einem Aufruf desBundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) gefolgt und haben Geldfür den Kauf bedrohter Naturschutzflächen im sogenannten Grünen Band gespen-det, dem rund 1400 Kilometer langen urwüchsigen Natursaum entlang der ehemaligenGrenze zur DDR.

Diese erste Bilanz der Rettungsaktion zogder stellvertretende BUND-Vorsitzende Ralf-Uwe Beck am Donnerstag in Bonn. ‹Wir dankenallen, die sich dafür einsetzen, daß aus demehemaligen Todesstreifen eine Lebenslinie wird“,sagte Beck. Über 300.000 Mark aus Spendenwerde der BUND unmittelbar für den Kauf vonFlächen an drei besonders wertvollen Standorteninvestieren. Einzelnen Spendern sei der Schutzder ‹ökologisch kostbaren Biotop-Perlenkette“bis zu 15.000 Mark wert gewesen. ‹Es habensich sogar ganze Schulklassen angeboten, Geldzu sammeln.“ Das in der Landschaft noch immergut sichtbare Grüne Band müsse auch als‹Mahnmal gegen das Vergessen“ erhalten wer-den. Am Jahrestag des unseligen Berliner Mau-erbaus klage der BUND bei der Bundesregierungden energischen Einsatz für die Bewahrung dieseseinzigartigen Natur-Mahnmals ein.

Mit den Spendengeldern sollen Flächen andrei Standorten gekauft und so geschützt wer-den: Im südthüringischen Landkreis Sonnebergplane der BUND ein modellhaftes länderüber-greifendes Naturschutzgebiet zwischen Thürin-gen und Bayern. Die zweite Wunsch-Flächeliege im Harzvorland als ‹Streifen des Lebens“

mitten in der ausgeräumten Agrarlandschaftzwischen Niedersachsen und Sachsen-Anhalt.Nahe beim norddeutschen Schalsee schließlichwolle der BUND die dritte Fläche kaufen.

Der von der Ostsee bis zum Fichtelgebirgereichende frühere Grenzstreifen befindet sichderzeit noch fast ganz im Besitz des Bundesfi-nanzministeriums. Für etwa die Hälfte der Flä-chen haben Alteigentümer Rückübertragungs-Ansprüche angemeldet, die andere Hälfte kannvon Privatleuten erworben werden. Die Zukunftder Flächen ist also unklar und die Zeit knapp:‹Das Grüne Band wird nach und nach zerstört“,klagte Kai Frobel, der Naturschutz-Experte desbayerischen BUND-Landesverbandes. Um-weltministerin Angela Merkel müsse endlich diewiederholten Zusagen ihres Hauses seit 1989aufgreifen und alles tun, um ‹dieses ökologischeKleinod mit zahlreichen seltenen Tier- undPflanzenarten vor der Zerstörung durch die Pflügeder Landwirte zu bewahren, die selbst vor bereitsgeschützten Abschnitten des längsten deutschenBiotops nicht zurückschrecken“. Hunderte vonTier- und Pflanzenarten, viele darunter auf derRoten Liste, lebten auf den jahrzehntealtenBrachflächen des früheren Todesstreifens, der

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ein exzellentes Beispiel für einen Biotopverbundsei. ‹Bedrohte Vögel wie Braunkehlchen,Schwarzstorch, Birkhuhn und Raubwürgerflüchten hierhin aus der intensiv genutztenAgrarsteppe ringsum.“

Das ‹Grüne Band“ verbinde über neun Bun-desländer hinweg Bio-tope, die sonst in unse-rer ausgeräumten Kult-urlandschaft allenfallsnoch verinselt vorkä-men, fuhr Frobel fort.‹Doch das Band stehtvor einer Zerreißprobe“,warnte Frobel. Nach ei-ner länderübergreifen-den Luftbild-Analysedes BUND waren imvergangenen Jahr zwarnoch 85 Prozent davonerhalten. Doch auf 11Prozent seiner Länge seider 50-200 Meter mäch-tige Streifen bereits aufwenige Meter Breitegeschrumpft; vier Pro-zent (oder 50 Kilome-ter) seien von Landwir-ten sogar zerstört wor-den.

Beck bezeichnete esals Skandal, daß einUmweltverband Spen-dengelder dafür ausge-ben muß, wertvolle Na-turflächen zu retten, weilBundesfinanzministerWaigel Biotop-Flächendes Grünes Bandes ohneRücksicht auf die Zieledes Bundesumweltmi-nisteriums ‹auf demfreien Grundstücks-markt verscherbelnläßt“. Becks Votum für

das Grüne Band als Natur-Mahnmal hat auch mitseiner Herkunft zu tun: Der BUND-Vize ist nurein paar Steinwürfe vom Eisernen Vorhangentfernt ‹als Kind des Grenzstreifens“ nahe Ei-senach aufgewachsen und wohnt noch heutedort.

Aus "HÖRZU" 19/98

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Wann, was, wo, wer?

�14.9.98 (Mo.) Umweltmagazin ‹BUNDnessel“20.04 Uhr Radio Neandertal - UKW 97,6 MHz, Kanal 106,2

Infos bei ☎ 0 21 04 / 1 30 86�

14.9.98 (Mo.) Durch Finnland zum Eismeer - Volker Hasenfuß19.30 Uhr Naturwissenschaftler Verein Wuppertal

Infos bei ☎ 0 21 29 / 5 13 65 (Volker Hasenfuß)�

17.9.98 (Mo.) Ökologische Steuerreform - Podiumsdiskussion19.00 Uhr Steuerfachschule, Kaiserstr., Haan

Infos bei ☎ 0 21 29 / 95 81 00 (Sven M. Kübler)�21.9.98 (Mo.) Monatstreffen - Thema siehe Tagespresse19.30 Uhr AGNU-Haus, Erkrather Straße 39

Infos bei ☎ 0 21 29 / 95 81 00 (Sven M. Kübler)�

3.10.98 (Sa.) Kartoffelfest11.00 Uhr Fingerhof, Osterholzer Straße 120

Infos bei ☎ 0 2104 / 6 00 52�5.10.98 (Mo.) Vorstandstreffen19.30 Uhr AGNU-Haus, Erkrather Straße 39

Infos bei ☎ 0 21 29 / 95 81 00 (Sven M. Kübler)�

12.10.98 (Mo.) Umweltmagazin ‹BUNDnessel“20.04 Uhr Radio Neandertal - UKW 97,6 MHz, Kanal 106,2

Infos bei ☎ 0 21 04 / 1 30 86�19.10.98 (Mo.) Monatstreffen - Thema siehe Tagespresse19.30 Uhr AGNU-Haus, Erkrather Straße 39

Infos bei ☎ 0 21 29 / 95 81 00 (Sven M. Kübler)

Über den leckeren Biowein, den wir beim Bürgerfest ausschenkten, haben sichviele unserer Gäste gefreut. Über die großzüge Naturalspende des

Bio-BahnhofBahnhofstraße

die uns den Weinverkauf ermöglichte, haben wir von der AGNU sehr gefreut.Vielen Dank

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19Der Kiebitz Nr. 52 - 3/98

KontakteLandschaftswacht Haan: Volker Hasenfuß, ☎ 0 21 29 / 5 13 65Landschaftswacht Gruiten: Hans-Joachim Friebe, ☎ 0 21 04 / 6 12 09Umweltkripo Mettmann: ☎ 0 21 04 / 98 25 27 / am Wochenende 0 21 04 / 98 20AGNU-Haus: Erkrather Str. 39, ☎ 0 21 29 / 3 14 26AGNU im Internet: http://ourworld.compuserve.com/homepages/AGNU_HaanEmail: [email protected]

�31.10.98 (Sa.) Pflegemaßnahmen Grube 710.00 Uhr Parkplatz Grube 7 (Gruiten-Dorf)

Infos bei ☎ 0 21 29 / 5 13 65 (Volker Hasenfuß)�13.11.98 (Fr.) Zypern - Diavortrag von Volker Hasenfuß15.15 Uhr VHS Haan, Diekerstraße 49

Infos bei ☎ 0 21 29 / 3 20 86 (VHS Hilden - Haan)�16.11.98 (Mo.) Monatstreffen - Thema siehe Tagespresse19.30 Uhr AGNU-Haus, Erkrather Straße 39

Infos bei ☎ 0 21 29 / 95 81 00 (Sven M. Kübler)�

Regelmäßig e Treff enJeden Freitag Kindergruppe

14.30 Uhr AGNU-Haus, Erkrather Straße 39 (Anmeldung erforderlich)Infos bei ☎ 0 21 29 / 5 01 30 (Marjan van Dijk)

Nach Vereinbarung AK Haushalt und GartenInfos bei ☎ 0 21 04 / 6 15 84 (Christiane Schmitt)

Nach Vereinbarung AK EnergieInfos bei ☎ 0 21 29 / 29 81 (Frank Wolfermann)

Nach Vereinbarung AGNUjugendInfos bei ☎ 0 21 2 / 59 01 57 (Markus Rotzal)

1. Montag im Monat Vorstandstreffen19.30 Uhr AGNU-Haus, Erkrather Straße 39

Infos bei ☎ 0 21 29 / 95 81 00 (Sven M. Kübler)

3. Montag im Monat Monatstreffen19.30 Uhr AGNU-Haus, Erkrather Straße 39

Infos bei ☎ 0 21 29 / 95 81 00 (Sven M. Kübler)� Außeneinsätze � Treffen � Exkursionen Vorträge Feste, Feiern

Zu allen Treffen sind interessier te Gäste herzlic h willk om-men! In den Ferien finden keine Treffen statt.

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Jubiläum

Dr. Woikes 40-jähr . Jubiläumse xkur sionVOLKER HASENFUß

Am 12.7.58 ging Herr Dr. Woike zum ersten Mal mit einer Gruppe der VHS durch dieHildener Heide, heute Hildener Stadtwald genannt. Am 27.6.98, nach fast genau 40Jahren führte Herr Dr. Woike eine Gruppe von 25 Naturinteressierten der VHS Hilden/Haan durch dieses Gebiet, darunter viele ‹Stammteilnehmer“.

Auf dem Weg von der Erkrather Straße zumSpörkelnbruch stand am Wegrand das KleineSpringkraut (aus Sibirien) in großen Beständen;es war vor 40 Jahren noch eine Rarität. Heute hates das heimische Echte Springkraut mit denetwas größeren gelben Blüten fast verdrängt. DerName ‹Springkraut“ oder im Volksmund‹Blümchen rühr mich nicht an“ bezieht sich aufdie Fruchtkapseln, die im Reifezustand bei ge-ringster Berührung platzen und wegspringen.Auch die hier häufige Brennessel war vor 40Jahren noch selten im Heidegebiet, heute einAnzeiger für Überdüngung.

Mit Genehmigung der Umweltbehörde durf-te Dr. Woike eine besonders geschützte Pflanzeder Rote Liste Art zeigen: den seltenen Königs-farn, der als Besonderheit nicht Sporen an derUnterseite des Blattes besitzt, sondern ein grünesFarnblatt umwandelt in Sporenträger, die wie einKönigszepter wirken, Der Faulbaum (Futter-pflanze der Zitronenfalter-Raupe), im Volksmundauch ‹Spörkel“ genannt, ist somit vermutlich derNamensgeber für den Spörkelnbruch. Das Holzdes Faulbaumes wurde früher zu Schießpulver-kohle verarbeitet, daher auch der Name ‹Pulver-holz“. Auf den Naßwiesen des Spörkelnbruchserwartete die Gruppe ein botanischer Höhepunkt:eine heimische Orchideenart, das gefleckte Kna-benkraut, konnte hier in schönster Blüte bewun-dert werden. Diese Pflanze schaffte es, die 1978durch dieses Gebiet geplante Umgehungsstraßevon Solingen zur A 46 zu verhindern. Das heißt,sie brauchte die engagierte Unterstützung vonHerrn Dr. Woike, der Politiker und Gutachterhierher rief, um ihnen die Einmaligkeit dieses

Gebietes vor Augen zu führen. In einem Zei-tungsartikel von 1978 heißt es dann auch:‹Gutachter sperrten Mund und Nase auf“ oderBürgermeisterin Ellen Wiederhold war über-wältigt“. Der Oberstufen-Biologie-Leistungskursvon Dr. Woike zählte damals 3000 Exemplaredes gefleckten Knabenkrautes. Die gemeinsa-men Bemühungen waren von Erfolg, die Straßewurde nicht gebaut, und der Spörkelnbruch istseit 1984 Naturschutzgebiet, auch wenn die da-malige Zahl der Orchideen nicht mehr erreichtwurde. Das Gebiet wird jährlich von der UnterenLandschaftsbehörde gemäht, eine wichtigeMaßnahme zum Erhalt dieser Rarität.

Nach so viel Besonderheiten erfuhren dieTeilnehmer noch manches über den Wandel derHildener Heide zum Stadtwald. Auf großenHeideflächen, die nach einem Brand 1910 ent-standen waren, wurden Kiefern und Wacholderangepflanzt. Nur der Sandberg wurde als Hei-degebiet erhalten. Das an den Bäumen rankendeGeißblatt oder ‹Je länger je lieber“ ist charakte-ristisch für Heidegebiete. Am Sandbach entlangmit seinen feuchten Torfmoos-Stellen und denunterschiedlichsten Farnen wanderte die Gruppezum Segelflugplatz Kesselsweier, der aktuellenDiskussionsstoff lieferte.

Nach fast 4 Stunden ‹Naturkundeunterricht“bedankte sich die Gruppe bei ihrem ‹Lehrer“,der es nicht versäumte, sich seinerseits bei denTeilnehmer mit einer Informationsbroschüre‹Seltene Pflanzen im Kreis Mettmann“ zu ver-abschieden. (Diese Broschüre, für die Dr. Woikefast alle Fotos zur Verfügung stellte, ist beimKreis Mettmann erhältlich.)

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SSK(smk) Die Stadtsparkasse Haan ist ein er-

folgreiches Unternehmen. Zudem geschätzt vonseinen Kunden, die viele, viele Prämiensparloseim Jahr kaufen. Abgesehen davon, daß Gewinnevon insgesamt DM 300.000 ausgeschüttet wur-den, hat das Prämiensparen eine wichtigeFunktion. DM 0,20 von jedem Los werden an-gespart und dann einmal jährlich an Verbändeund Einrichtungen verteilt, die im Bereich derWohlfahrt, Sport, Schule, Landespflege undJugend tätig sind. Auch die AGNU wurde indiesem Jahr wieder bedacht und es wird unshelfen, unsere Jugendarbeit konsequent weiter-zuführen und auszubauen.

Unser Dank an die Stadtsparkasse Haan unddie Prämiensparkäufer, verbunden mit der Bitteund Aufforderung, dieses tolle Angebot - sparenund gewinnen - verstärkt zu nutzen!

Der landwirtschaftli-che Freiraum im Kreis

Mettmann(fw) Unter diesem Titel hat der Kreis Mett-

mann eine Broschüre herausgebracht, die dieReferate der Veranstaltung ‹Der landwirt-schaftliche Freiraum im Kreis Mettmann - Ge-werbeförderung und Wohnungsbau gegen oderneben Naturschutz und Landwirtschaft“ enthal-ten. Mit Veranstaltungen dieser Art wenden sichLandschaftsbeirat und Landschaftsbehörde un-mittelbar an die Öffentlichkeit. Die am 22.10.1997durchgeführte Veranstaltung hat wieder gezeigt,daß der Konflikt Naturschutz/Naturnutzung dieÖffentlichkeit in starken Maße berührt.

Diese sehr lesenswerte Broschüre kann beimKreis Mettmann - Amt 10 (Presse- und Öffent-lichkeitsarbeit) angefordert werden.

In Kürze Viagra - gut für Nas-hörner

Standing ovations der Männer dieser Weltfür das erste wirksame Potenzmittel! Auch wennder durchblutungsfördernde EnzymhemmerSildenafil (,,Viagra“) die Augen schädigen kann- daß Liebe blind macht, weiß man eh - undgelegentlich einen Herzkranken umbringt; aberwas wären Oper und Roman denn ohne Liebe-stod?

Lebensrettend hingegen wirkt Viagra beiTigern, Haifischen, Nashörnern und wer weißwie vielen anderen bedrohten Tierarten. Bedrohtbekanntlich deshalb, weil Mann in vielen Ländernder Erde an die Übertragung der Kräfte besondersimposanter Viecher durch Verzehr bestimmterTeile ihres starken Körpers glaubt. (Wir solltendas nicht mit europäischer Arroganz sehen,Frischzellentherapie ist auch sowas Ähnliches.)

Wird der Glaube nun durch Wissen, wirdpulverisiertes Nashorn durch die blaue Pille er-setzt, könnte das dem Tierschutz einen unge-ahnten Aufschwung bringen. Darauf weist der inBerlin erscheinende unabhängige ‹Arzneimit-telbrief“ hin: ‹Der besonders in Asien praktizierteUnsinn, Flossen, Galle, Hörner und Hoden sel-ten gewordener Tiere zur Steigerung der Potenzzu verzehren, könnte vielleicht ein Ende haben.Für Haie, Bären und Nashörner eine guteNachricht.“ Für Tierschmuggler eine schlechte:ihr Jahresumsatz wird auf 30 Milliarden Markgeschätzt.

(Aus ‹Der Tagesspiegel“ vom 6.7.98)

Wenn man sich über etwas,was wunderbar ist, nichtwundert, hört es auf wunder-bar zu sein.

(China)

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Haustiere

Tierliebe falsc h ver standenWOLFGANG APEL

Unsere Haustiere geben uns soviel: Wir sind nicht allein, jemand ist da, derunbegrenzt ‹zuhört“, der sich ohne zu murren bemuttern läßt, mit dem manschmusen kann oder der jederzeit Lust hat spazierenzugehen. Für viele ältere,alleinstehende Menschen sind Tiere wichtige Ansprechpartner. Über die Sorge fürdas Tier ergeben sich oft auch Kommunikationsmöglichkeiten mit der Umwelt. Wieoft jedoch ist das, was wir für liebevolle Tierpflege halten, alles andere als das.

werden, um nur ein Beispiel zu nennen, rundköp-fige, kurznasige niedliche Hunderassen gezüch-tet, die ein Leben lang enorme Probleme mit demSchlucken und Atmen haben. Müssen wir unshier nicht fragen, was diese Zucht noch mitTierliebe zu tun hat?

Jedes Tier stellt ganz spezielle Ansprüche anseine Umgebung, und wir müssen uns ehrlichfragen, inwieweit wir die Bedürfnisse der Tiere,die wir als Haustiere halten, tatsächlich erfüllen,teilweise sogar; ob wir sie überhaupt kennen undberücksichtigen. Die jungen Schmuckschild-kröten, die häufig gekauft werden, weil sie sohübsch und klein sind, sind sehr anspruchsvollobwohl sie vom Zoohandel meist nur in einemkleinen Wasserbecken verkauft werden. IhreAnsprüche an Wasserqualität, -temperatur oderUV-Bestrahlung werden selten erfüllt

Wellensittiche und Papageien zum Beispielsind soziale Tiere, die in der Natur in größerenoder kleineren Gruppen zusammenleben. Alles,was sie tun, geschieht in Gesellschaft - ob sieumherziehen, Nahrung suchen oder schlafen.Um sich wohl zu fühlen, brauchen sie einenArtgenossen. Auch Kanarienvögel sind sozialeTiere. Der Gesang des Männchens soll einWeibchen anlocken. Sie gehören also nicht ein-zeln in einen kleinen Käfig.

Wie oft lassen wir etwa die Katze tagsüberallein in der Wohnung, obwohl auch dieses Tiereinen Anspruch auf sozialen Kontakt hat. Hundeverbringen vielfach Stunden allein in der Woh-

Ein grundsätzlicher Unterschied besteht be-reits darin, ob ein Tier der freien Natur entnommenwurde oder aber aus einer Zucht stammt. Nichtnur Hunde und Katzen, auch Wellensittiche,Kanarienvögel, zahllose Prachtfinken oder auchFische werden seit vielen Jahren in Gefangen-schaft gehalten und gezüchtet. Die in Korallen-riffen lebenden bunten Seewasserfische dagegengelangen erst in unsere Aquarien, nachdemMillionen ihrer Artgenossen qualvoll sterbenmußten. Diese Fische werden zum Fang z.B.durch Dynamitexplosionen betäubt undanschließend von der Wasseroberfläche abge-sammelt. Ein Großteil überlebt diese Prozedurnicht, viele weitere überstehen den anschließen-den Transport nicht.

Dramatisch ist die Situation auch bei denexotischen Vögeln, etwa den Papageien. Vonfünf der freien Natur entnommenen Vögelnkommt nur einer lebend im Zoofachgeschäft an.Die Hälfte der Tiere stirbt beim Fang im Sam-mellager und beim anschließenden Transportzum Flughafen. Für den verantwortungsvollenTier- und Naturfreund kommen Fische, Vögeloder Reptilien, die der Natur entnommen wurden,als Haustiere nicht in Frage.

Doch was unterstützen wir eigentlich, wennwir ein Tier beispielsweise einen Hund oder eineKatze, aus der Rassezucht kaufen? Die Zucht hatsich schon immer nur an den Wünschen undBedürfnissen bzw. dem Modedenken des Men-schen und nicht an den Tieren orientiert. So

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nung während ‹Herrchen“ oder ‹Frauchen“ ar-beiten. Ich möchte zwar nicht von vornhereinbehaupten, daß ein großer Hund nicht in einer 2-Zimmer-Wohnung leben kann. Wenn er jedochnicht mehrere Stunden täglich Auslauf bekommt,ist dies in der Tat kein tiergerechtes Leben.

Und was ist mit den vielen Kleintieren, diewir in Käfigen halten - Meerschweinchen, Ka-ninchen, Rennmäuse oder gar Frettchen? Wennsie tatsächlich einmal Auslauf bekommen, dannmeist auf dem Teppichboden der Wohnung. Esist zum Beispiel wenig sinnvoll, Kindern einennachtaktiven Goldhamster zu schenken, der erstmunter wird, wenn sie längst im Bett sein sollten.Auch Tiere, die sich schweigend quälen lassenwie Zwergkaninchen oder Meerschweinchen,gehören nicht ins Kinderzimmer.

Mit Haustieren aufzuwachsen, ist für Kinderetwas Wunderschönes, und es ist von großerWichtigkeit für sie, im Umgang mit unserenMitgeschöpfen Verantwortung zu übernehmen.Doch beugen wir uns nicht häufig auch zu leichtdem Wunsch eines Kindes und schenken ihm einHaustier lange bevor es in der Lage ist, die

Verantwortung für dieses schmerz- und leidens-fähige Lebewesen alleine zu übernehmen?

Jede Entscheidung für eine Tierhaltung mußsorgfältig abgewogen werden. Wenn wir imFernsehen drollige Kätzchen nach einem Woll-knäuel haschen sehen, denken wir dann daran,daß dieses Tier erwachsen wird und eine zwan-zigjährige Lebenserwartung hat? Und wenn wirden großen Hund in der Fernsehwerbung imGarten herumtollen sehen, denken wir dann daran,daß wir diesen großen Garten nicht besitzen?

Abschließend will ich ausdrücklich fest-stellen, daß ein Leben ohne Haustiere für michnicht vorstellbar ist und eine nicht gewünschteEntwicklung bedeutet. Leben mit Tieren ist eineGrundvoraussetzung auch für andere Tierleiden,z.B. beim qualvollen Tiertransport, der indivi-duellen Tierhaltung u. v m., sensibel zu werden.Oberstes Gebot bleibt für mich aber das Tier umseiner selbst willen zu schützen, was auch einetiergerechte Haltung und Pflege voraussetzt.

(Aus ‹Briefe zur Orientierung im KonfliktMensch-Erde Heft 47. Der Autor Wolfgang Apelist Präsident des Deutschen Tierschutzbundes.)

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Vögel

GimpelPyrrhula phyrrhula

VOLKER HASENFUßDer etwa sperlingsgroße Gimpel, auch Dompfaff genannt, ist ein allgemein bekann-ter und leicht zu bestimmender Vogel mit einem kurzen, dicken Schnabel. DieMännchen sind auffällig gefärbt mit schwarzer Kopfplatte und roter Brust. DerRücken ist grau und der Schwanz schwarz. Beim Fliegen fällt der leuchtend weißeBürzel auf. Die Flügel sind schwarz mit breiter weißer Flügelbinde. Weibchen habeneine bräunlich-graue Unterseite, sind sonst aber den Männchen recht ähnlich. DieJungvögel haben noch keine schwarze Kopfplatte; die Brust ist braun gefärbt.

Der Gimpel ist mit Ausnahme der Mittel-meerländer Brutvogel in ganz Europa - er fehlt inbaumarmen Steppengegenden und nördlich derWaldzone. Bei uns ist der Gimpel ein verbreiteterBrutvogel vom Tiefland bis in die Bergwälder -außerhalb der Brutzeit ist er ein häufiger Besu-cher von Gärten, Parks und Friedhöfen und kommtim Winter auch gern an die Futterhäuschen.

Während der Brutzeit sind die Vögel rechtheimlich und nur schwer zu finden. Das Nestwird gut versteckt in dichtem Gebüsch und jun-gen Nadelbäumen angelegt. Ende April bis inden Mai hinein werden 4 -6 hellblaue, mit schwarzenund braunen Punkten ver-sehene Eier gelegt. Das vomMännchen gefütterteWeibchen brütet allein 12 -14 Tage. Die Jungen blei-ben 14 - 18 Tage im Nestund werden von beidenElternteilen gefüttert. DieNahrung besteht haupt-sächlich aus Samen vonBäumen und Kräutern undBeeren. Insekten undSpinnen werden als Beikostverzehrt. Auch die Jungenwerden mit vorgeweichtenSämereien gefüttert. Im

Winter werden gern Knospen - auch von Obst-bäumen - gefressen.

Gimpel leben meistens paarweise zusammen- sie ziehen die traute Zweisamkeit derSchwarmbildung vor. Die Vögel brüten einzelnund verteidigen ein Revier auch nicht so heftigwie andere Finkenvögel. Es fehlt ihnen dazu einlauter Reviergesang oder ein Singflug. Der Ge-sang ist unauffällig und besteht aus leise gezwit-scherten Tönen. Der Ruf ist sehr typisch - einetwas wehmütiges und weichpfeifendes ‹Djüh“.Durch das ruhige Temperament der Gimpel

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kommt es auch bei der Balz und Paarbildungkaum zu agressiven Auseinandersetzungen.

Kiebitzbrut Haan/OstIm Bereich der Autobahnauffahrt Haan/Ost

wurden Anfang Mai Kiebitze gesichtet. Bis zum22.5. sammelten sich 8 Tiere in diesem Bereichund nach dem Verhalten der Vögel bestanddringender Brutverdacht. Am 24.5. konnte ich 2Jungtiere unterschiedlicher Größe beobachten -vermutlich gab es also zwei Bruten dieser inNRW auf der ‹Roten Liste“ stehenden Art. Einsehr erfreuliches Ereignis in unserer Gegend!

Weniger erfolgreich waren dagegen die Be-mühungen, eine Mahd vor dem 30.6. zu verhin-dern. Am 30.5. wurde die Böschung gemäht mitder Folge, daß nur noch ein Elternpaar mit einemJungvogel zu beobachten war - die anderen hattendie Mitbewachung aufgegeben und das Gebietverlassen.

TrauerschnäpperEnde April/Anfang Mai sang vor einem mei-

ner Meisenkästen 10 Tage lang ein Männchendes Trauerschnäppers sein Balzlied, das leidervon keinem Weibchen gehört wurde, weshalb erdas Gebiet wieder verlassen mußte.

MauerseglerDie ersten Mauersegler wurden in diesem

Jahr schon Ende April gesichtet - gut eine Wochefrüher als gewöhnlich.

GraureiherAm Elbsee/Dreiecksweiher haben Graurei-

her erfolgreich gebrütet. Am 2.7.95 konnte nochein Jungvogel im Nest beobachtet werden.

Erfreulichwar ein Spaziergang Anfang Juli vom

Gymnasium zum Tannenwäldchen, wo zwischenGut ‹Unten Klophausen“ und Autobahn aufeinem Getreidefeld mit einem ungespritztenAckerrandstreifen u.a. Mohn, Kamille und diesehr selten gewordene Kornblume blühten.

TermineDia-Vorträge und Exkursion - V. Hasenfuß:

14.9.98 Durch Finnland zum Eismeer - 19.30 hNaturw. Verein Wuppertal

13.11.98 Zypern - 19.30 h VHS Haan, DiekerStr. 49

6.12.98 Exkursion Unterbacher See - VHS Hil-den/Haan

Pflegemaßnahmen Grube 7Die Pflegemaßnahmen in den vergangenen

Jahren haben sich sichtbar bewährt, denn derOrchideenbestand hat beim Gefleckten Kna-benkraut und beim Großen Zweiblatt deutlichzugenommen. Helfer sind willkommen bei dendiesjährigen Pflegemaßnahmen am 31.10.98,Treffpunkt 10 Uhr, Parkplatz ‹Grube 7“ (Grui-ten).

Unbekannt

An dieser Stelle könnte Ihr Artikel stehen!

Fällt Ihnen nichts in Haan oder Umgebung, in der Natur oder in der Umwelt auf, über das es sichzu berichten lohnen würde? Warum tun Sie das dann nicht? Wir freuen uns auf Ihren Beitrag!

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Pflanzen

Die NachtkerzeOenothera biennis

CARL MICHAELIS

Fährt man im Sommer mit dem Auto an der Anschlußstelle Haan-West auf dieAutobahn Richtung Düsseldorf, so fällt bei einem Blick aus dem Fenster bis spät inden August oft eine meterhohe hellgelb blühende Pflanze auf. Es handelt sich dannvielfach nicht um die Königskerze sondern um die Nachtkerze, die erheblich größereBlüten bat als jene.

zwar blüht sie erst gegen Abend richtig weit auf.Dann bleiben die Blüten zwei Nächte geöffnet,nachdem während der ersten Nacht die Staub-beutel reiften und entleert wurden und darananschließend sich die vier Narbenäste entfalte-

ten. Der Saft in der Kel-chröhre lockt tagsüber, wenndie Blüte nur wenig entfaltetist, langrüssellige Bienen an.

Nachts aber duften dieBlüten unserer Pflanze be-sonders stark, so daß dannder Duft auch anziehendwirkt auf Abend- undNachtfalter wie das Tauben-schwänzchen, den Labkraut-und den Wolfsmilch-schwärmer. Ihr langerSaugrüssel ist im Nu entrolltund taucht tief in die Blüten-röhre, um sich am Nektar zulaben. Während des Saugenssetzen sich die Schwärmerkeinen Augenblick, sondernstehen rüttelnd vor der Blü-te, um dann plötzlich miteiner blitzschnellen Wen-dung fortzuschießen. Siesind wie auf ständiger Flucht,trotzdem fällt mancher vonihnen der lautlos durch dieDämmerung huschenden

Die Nachtkerze ist ein zweijähriges Gewächsmit fleischiger Pfahlwurzel, aus der sich imersten Jahr nur eine dem Boden angedrückteRosette länglich-eiförmiger, ganzrandiger, ge-stielter, stachelspitziger Blätter entwickelt. Erstim zweiten Jahr treibt sieeinen meterhohen steif auf-rechten, oberwärts kantigwerdenden Stengel, der dichtmit gezähnelten etwas aus-geschweiften Blättern be-setzt ist.

Den Abschluß des Sten-gels bildet von Juni bis Au-gust eine reichblütige Ähreschwefelgelber, auffälliggroßer, wohlriechenderBlüten. Sie sind vierzählig,die Kronblätter länger alsdie Staubblätter und etwazwei Zentimeter lang. Überdem unterständigen Frucht-knoten verlängert sich derBlütenboden zu einer lan-gen Kelchröhre, die man fürden Blütenstiel halten könn-te, mit vier schmalen, zuge-spitzten Kelchblättern. Anihrem Grunde sondert sichder Nektar ab.

Die Nachtkerze ist einTag- und Nachtblütler, und

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27Der Kiebitz Nr. 52 - 3/98

Fledermäuse zum Opfer.Aus dem Fruchtknoten der Nachtkerze ent-

wickelt sich eine vierkantige, zweifächerigeKapsel, die bei der Reife von oben her aufspringt,und die sehr zahlreichen Samen vom Windeausschütteln läßt. Die fleischige Wurzel derPflanze (Rapontica-Wurzel) ist eßbar.

Schon die Indianer nutzten die Pflanze alsArznei. Erst in den letzten Jahren hat man ent-deckt, daß die Samen 8 bis 10 Prozent der Gamme-Linolen-Säure enthalten. Nachtkerzenöl wirdheute als Grundlage für Kosmetika gegen Be-schwerden vor und nach den Wechseljahren undauch gegen Neurodermitis verwendet.

Ihren deutschen Namen ‹Nachtkerze“ führtsie wegen der Form ihres Blütenstandes und deszunehmenden Blühens in der Dunkelheit. Siewird hier und da auch ‹Abendblume“, ‹Nacht-blume“, ‹Gelber Nachtschatten“ oder ‹Donner-kerze“ genannt. Ihre lateinische Bezeichnung

lautet ‹Oenothera biennis“. In dem ersten Teilsteckt das griechische ‹oinos“ = ‹Wein“ undvielleicht das griechische ‹therao“ = ‹ich jage“,somit ‹Weinjägerin“ wegen des Weinduftes derWurzel. Der zweite Teil ‹biennis“ ist lateinischund bedeutet ‹zweijährig“.

Die Nachtkerze ist eine Verwandte unsererWeidenröschenart, aber im Gegensatz zu diesenerst 1614 aus Virginien nach Europa gekommen.Als man damals im Botanischen Garten zu Pa-dua erstmals die Virginische Nachtkerze ausSamen zog, der eigens aus Nordamerika beschafftworden war, konnte niemand ahnen, daß diePflanze einmal in ganz Europa zu finden seinwürde. Heute ist sie an Ufern und Dämmen, aufSandfeldern und Wegen allenthalben stark ver-breitet. Um die Jahrhundertwende bedeutetenmühsame Forschungen mit NachtkerzenWiederentdeckung der Mendelschen Gesetze derVererbung.

Ich habe mich seit Wochen erfreut an derPracht der Blüten. Selbst vom Auto aus konnteich feststellen, daß sich der Sumpfziest wiederprächtig entwickelt hat und seit ca. drei Jahrenseine wunderschönen Blüten zeigt. Man könntemeinen, ihn im Gartencenter gekauft zu haben.Man muß nur näher hinschauen (aber bitte nichtvom Auto aus!). Einige Klatschmohne gabenrote Farbflecke. Geruchlose Kamille, die ja auchan die beliebte Margerite erinnert, und einigeandere hübsche Wildpflanzen bereicherten dasBambusbeet, daß ohne diese Pflanzen für meinenGeschmack recht langweilig aussieht. An dieAckerkratzdistelblüte sollte man einmal seineNase halten, dann kann man verstehen, warumBienen sie mögen. Überhaupt werden von diesenunterschiedlichen Wildblumen viele verschie-

dene Insekten angelockt. An Schmetterlingenerfreut sich doch jeder, oder?

Ich gebe zu, daß die Samenstände der Distelnzum Schluß nicht mehr so zum Schwärmenverlocken. Aber die Distelfinken z.B. sehen dasganz anders. Vielleicht kann man Šmal darübernachdenken!

Im Schillerpark habe ich kürzlich einenDickkopffalter gesehen, der in Haan nicht gera-de häufig ist. Er flog über die Wildkrautflur aufdem Parkhaus. Am Bahnhof Vohwinkel erfreu-ten mich gestern zwei Schwalbenschwänze. DieWilde Möhre ist eine ihrer Futterpflanzen.

Liebe Stadt, erhaltet uns die Wildkraut-flur des Kreisverkehrs und auch an anderenStellen in der Stadt! Sauber angelegte Beetehaben wir genug.

KreisverkehrBEATE WOLFERMANN

Wie so vieles kann man auch die Wildkrautflur des Kreisverkehrs an der Nord-/Elberfelder Str. mit anderen Augen betrachten, als es in einem Artikel in derRheinischen Post von 29.7.98 zu lesen war.

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Haaner Ag enda 21

Lokale Ag enda 21FRIEDER ANGERN

Wir müssen uns einig sein: Die Entwicklung einer lokalen Agenda 21 stellt uns alsKommune vor die Aufgabe, ressortübergreifend und ganzheitlich einen Prozeß zubeginnen und fortzuführen, der in ‹einem Dialog mit ihren Bürgern, örtlichenOrganisationen und der Privatwirtschaft“ eine lokale Tagesordnung für das 21Jahrhundert mit Zielen und Maßnahmen“ beschließt. (Kapitel 28 der Agenda 21)

Zukunft hin gewährleisten und das ethischeWohlergehen im Blick haben.

Als oberstes Ziel wird in der Agenda 21 formuliert:‹Oberstes Ziel ist die Verbesserung und

Umgestaltung des Entscheidungsprozesses mitdem Ziel, sozioökonomische und um-weltpolitische Fragestellung voll einzubeziehenund eine umfassende Beteiligung der ... Öffent-lichkeit zu gewährleisten.“* Partnerschaften vor Ort mit den gesell-

schaftlichen Gruppen und Einrichtungen (z.B.AGNU, Eine-Welt-Laden, Schulen, Industrie,Gewerbe, ..)Rio forderte auf, bis 1996 eine lokale Agenda

21 zu erstellen. In 1998 erstmals gemeinsameVeranstaltung. 1992 noch Ablehnung des Beitrittszum Klimabündnis.

Was kann jetzt in Haan g e-schehen?

* Beitritt zum Klimabündnis (Im Vergleich zu1992 ist das Klimabündnis nun ein stehendesUnternehmen; es gibt laufende Projekte, wowir einsteigen können; wir sind ein weiteresGlied in der Kette; wir bewegen uns vomLippenbekenntnis zu tatsächlichen, aktivenSolidarität; wir zeigen, wir haben etwas mitder anderen Welt zu hin; wir können z.B.dem Vorbild der Nachbarstadt Hilden folgen)

* Prozeß vom Klimabündnis zur lokalenAgenda 21 gestalten (Konsultationsprozeßmit den Bürgerinnen unserer Stadt und Er-zielung eines Konsenses hinsichtlich einer

Die Agenda 21 als ein zentrales Ergebnis derKonferenz der Vereinten Nationen zur ThematikUmwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro 1992ist ein wesentlicher Anstoß für die globale wieaber auch lokale Bewältigung der überlebens-wichtigen Aufgabe, eine zukunftsorientierte undnachhaltige Entwicklung der Menschen zu ge-stalten und gewährleisten. Ergebnis soll quasieine ‹Tagesordnung für das 21 Jahrhundert“sein.

Somit rückt das gemeinsam Leitbild ‹Zu-kunftsfähigkeit“ der Stadt Haan als Gesamt-organismus ins Blickfeld der Betrachtung.

Das bedeutet.1. Die ökologischen, ökonomischen und so-

zialen Aufgaben sind nicht gegeneinanderauszuspielen, sondern gleichgewichtig zubehandeln.

2 Wir müssen verstehen und vermitteln, daßwir uns als Stadt Haan in nationalen undinternationalen Wirkungszusammenhängenbefinden durch Produktion, Konsum, Le-bensstil, durch Verkehrsaufkommen, Schad-stoffemissionen und Abfälle.

Das Leitbild Zukunftsfähigkeit umfaßt folgendePunkte:* Verlagerung auf regenerative Energie- und

Ressourcennutzung und das Zurückschrau-ben der Emission von Schadstoffen auf einnaturverträgliches Maß.

* Förderung der Lebensqualität und Gleich-behandlung der Menschen global wie lokal.

* Gleichbehandlung der Generationen auf

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Gut Ellscheid (Familie Rosendahl)Ellscheid 2Fon: (0 21 29) 86 97Öffnungszeiten: Mo-Mi, Fr 16-18.30 UhrSa 10 - 12 UhrFingerhof (Familie Finger)Bioland-BetriebOsterholzer Str. 120

Fon: (0 21 04) 6 00 52Öffnungszeiten: Mo-Fr 16 - 18.30 UhrSa 9 - 12 UhrGut zur Linden (Familie Bröker)Gruitener Str. 308, WuppertalFon: (02 02) 73 18 51Öffnungszeiten: Do-Fr 9-13 und 15 - 18.30 UhrSa 8-13 Uhr

Einkaufen auf dem BauernhofAuch in Haan können Sie direkt beim Bauern kaufen:

lokalen Agenda 21 Haan; Bereitstellung vonZeit, Personal und Geld für den lokalenAgenda-Prozeß; Entwicklung von Beteili-gungsmodellen an Entscheidung-, Planungs-und Umsetzungsprozessen; Bewertung undModifizierung kommunalpolitischer Pro-gramme, Leitlinien, Satzungen und sonstigerVorschriften zur Verwirklichung der Zieleder Agenda 21"; Austausch von Informatio-nen und Erfahrungen zwischen den Kom-munen.)

FolgerungenFür uns als SPD folgt daraus:

1. Der durch die gemeinsame Veranstaltungvon Stadt und AGNU (12.3.1998) einge-leitete Agandaprozeß muss erkennbar fort-geführt werden. Bisherige Aktivitäten sollenherausgestellt und verstärkt verfolgt werden.

2. Information über und Bewußtseinsbildungzur Agenda 21 und zur zukunftsfähigen,nachhaltigen Entwicklung sind verstärkt alsstädtische Aufgaben zu verstehen und vor-anzutreiben.

3. Ein lokal abgestimmtes Leitbild einer zu-kunftsfähigen Entwicklung ist mit vielenBeteiligten (Rat, Verwaltung, lokale Gruppen,usw.) zu erarbeiten.

4. Erarbeitung und Vervollständigung von in-tegrativen Lösungsstrategien, die eine zu-

kunftsfähige Entwicklung befördern, dieVorsorge statt Nachsorge betreiben (Ziel-vorgaben durch den Rat).

5. Interdisziplinäre Zusammenarbeit in derVerwaltung ist fortzuführen, zu verstärkenoder zu initiieren. Vernetzte und prozeß-orientierte Arbeit ist forciert weiterzube-treiben oder anzustreben.

6. Bürgerlnnen müssen als Partnerlnnen in denlokalen Planungs-, Entscheidungs- undUmsetzungsprozeß einer Haaner Agenda 21einbezogen werden.

7. Lokale und regionale Kooperationen mitanderen gesellschaftlichen Akteuren sind zusuchen und einzugehen.

8. Eine aktive, konkrete Mitarbeit von denStadtwerken, vom RWE, von Verkehrsbe-trieben, von Unternehmen usw. ist anzu-streben. Ziel muß sein, Sachverstand nutzbarzu machen.Zur Bedeutung des Prozesses ein Zitat Rolf

Böhme, Oberbürgermeister von Freiburg:Es kommt also darauf an, die größere Flexi-

bilität und Problemnähe der Kommunalpolitikzur Transformation der Gesellschaft zu nutzenund dadurch zugleich die Kommunalpolitik selbstaus ihrem Bedeutungsschwund herauszuholen.Gefragt ist eine Gründerzeit neuer Ideen, die alsMotor für andere Politikebenen wirken können.“

(Vorgetragen im ULG am 14.5.1998)

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Energiesparen

Warum den Ener giever-brauch reduzieren

Die privaten Haushalte und Kleinverbrau-cher haben - noch vor Industrie und Verkehr - dengrößten Energiebedarf. Allein für Raumheizung,Warmwasser und elektrische Geräte benötigensie mehr als 50 Prozent der gesamten verbrauchtenEnergie. Klar, daß hier eine ganze Menge ein-gespart werden kann. Da jedoch gerade imHaushalt die unterschiedlichsten Energiefresserzu finden sind, gibt es keine Patentlösungen.Aber mit vielen kleinen Schritten lassen sichinsgesamt große Energiespar-Sprünge machen.

Richtig heizenDie Raumheizung verschlingt in Privat-

haushalten die mit Abstand meiste Energie - rund80 Prozent. Wer richtig heizt, kann eine MengeGeld sparen. Wird die Raumtemperatur nur umein Grad gesenkt, reduziert sich der Brennstof-fverbrauch um etwa 6 Prozent. Die Heizge-wohnheiten allerdings sind sehr verschieden.Fachleute empfehlen Raumtemperaturen vonetwa 20 Grad. Im Bad dürfen es ein paar Gradmehr, im Flur und im Schlafzimmer ein paarGrad weniger sein.

So heizen Sie energiebewußt⇑ Senken Sie nachts und bei längerer Ab-

wesenheit die Temperatur um etwa 5 Grad,

Energiebewußt im HaushaltWer weiter denkt, muß nic ht kürz ertreten.

Der Schutz unseres Klimas und die Eindämmung des Treibhauseffektes zählen zuden wichtigsten Aufgaben unserer Zeit. Entscheidend wird sein, ob es denIndustrieländern in den nächsten Jahren gelingt, den Energieverbrauch und damitden Ausstoß von Kohlendioxid deutlich zu verringern. Durch eine effiziente Energie-nutzung und einen überlegten Umgang mit Energie, gerade auch im privatenBereich, können alle von uns dazu beitragen, dieses Ziel zu erreichen. Dabei mußniemand kürzertreten, sondern nur ein bißchen weiterdenken. Zum Beispiel beimUmgang mit Energie im Haushalt

das spart ca. 10 Prozent der Heizkosten.⇑ Bauen Sie Thermostatventile ein. Ideal für

eine bedarfsgerechte Steuerung der Raum-temperatur sind programmierbare Ther-mostatventile. Mit ihnen können Sie für je-den Raum und zu jedem Zeitpunkt die ge-wünschte Temperatur einstellen. Sie sindeinfach zu montieren und können bei einemUmzug mitgenommen werden.

⇑ Vorhandene Thermostatventile nicht ver-decken, sonst können sie die Raumtempe-ratur nicht fühlen.

⇑ Kleiden Sie Heizkörpernischen mit Dämm-platten oder Reflektionsfolie aus.

⇑ Dämmen Sie die Heizungsrohre im Kel-lerbereich.

⇑ Lassen Sie die Heizung regelmäßig wartenund die Heizungsregelung optimal einstellen.

⇑ Schließen Sie die Rolläden nach Einbruchder Dämmerung, ziehen Sie die Vorhängezu, verdecken Sie dabei aber nicht die Heiz-körper.

⇑ Verzichten Sie auf Heizkörperverkleidun-gen (z.B. Vorhänge). Bis zu 20 ProzentWärme können ihnen sonst verlorengehen.

⇑ Halten Sie die Türen zu kälteren Räumengeschlossen.

⇑ Beseitigen Sie Undichtigkeiten an Fensternund Türen mit Dichtungsbändern oderSchaumstoff.

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31Der Kiebitz Nr. 52 - 3/98

Lüften nach BedarfDurch unkontrolliertes Lüften geht viel

Energie verloren. Richtiges Lüften kostet acht-mal weniger Energie als ständiges Kipplüftenund es hilft, Feuchteschäden zu vermeiden.

So lüften Sie energiebewußt⇑ Lüften Sie drei- bis viermal täglich bei voll

geöffnetem Fenster, und schließen Sie dabeidie Thermostatventile.

⇑ Passen Sie die Lüftungsdauer der Außen-temperatur an: im Winter genügen 3 Mi-nuten, in der Übergangszeit 15 Minuten füreinen vollständigen Luftaustausch.

⇑ Lüften Sie nur, wenn ein Raum auch benutztwird; gehen Sie raumweise vor.

⇑ Lüften Sie beim Kochen oder nach demDuschen Feuchtigkeit sofort weg.

Strom energiebewußt nutzenRund 30 Prozent des verbrauchten Stroms

fließt in private Haushalte. Stromfresser treibenden Verbrauch unnötig in die Höhe. Die größtendavon sind ältere Kühl- und Gefriergeräte,Waschmaschinen, Trockner und Spülmaschinen.Zweitgrößter Verbraucher ist die Warmwasser-bereitung für Küche und Bad, gefolgt von Be-leuchtung und Elektroherd.So sparen Sie Strom⇑ ⇐⇐Überprüfen Sie Ihren Stromverbrauch.

Meßgeräte verleiht das Energieversor-gungsunternehmen meist kostenlos.

⇑ Ersetzen Sie ältere, defekte Geräte durchneue: moderne Geräte verbrauchen zwischen20 und 50 Prozent weniger Strom.

⇑ Vergleichen Sie beim Gerätekauf den En-ergieverbrauch der unterschiedlichen Geräte:Entscheidungshilfe bieten die aktuelle Listebesonders sparsamer Hausgeräte und das neueEurolabel.

⇑ Wählen Sie bei Wasch- oder Geschirr-spülmaschinen die für Ihren Haushalt pas-sende Gerätegröße und nutzen Sie das Vo-

lumen des Gerätes voll aus; dasselbe gilt fürWäschetrockner: am sparsamsten trocknetWäsche auf der Leine.

⇑ Schalten Sie Lampen nur nach Bedarf ein.⇑ Setzen Sie Energiesparlampen ein: sie halten

zehn- bis zwölfmal länger und sind 80 Pro-zent sparsamer. Sie sind überall dort sinnvoll,wo Lampen länger als eine halbe Stunde amTag brennen.

⇑ Benutzen Sie beim Kochen stets die kleinst-mögliche Platte. Nutzen Sie die Restwärmeaus. Verwenden Sie passendes Kochgeschirr:es spart bis zu 50 Prozent Strom. BenutzenSie Dampfkochtöpfe.

⇑ Lassen Sie Kühlschränke auf kleinster Stufelaufen und tauen Sie bei dicker Eisschicht ab:der Verbrauch sinkt bis zu 15 Prozent. Ge-friertruhen sind sparsamer als Gefrier-schränke; stellen Sie Kühl- und Gefriergerätenicht neben Herd oder Waschmaschine.

⇑ Heizen Sie nicht elektrisch: Bereits bei derStromerzeugung gehen rund zwei Drittel dereingesetzten Energie verloren; Gas oder Öl-heizungen sind wesentlich effizienter.

⇑ Vermeiden Sie Standby-Betrieb. Fernseher,Stereoanlage etc. sollten ausgeschaltet blei-ben, wenn sie nicht benutzt werden.

Energieverbrauch der spar-samsten Energiegeräte

Gefrierschrank (200 l) 0,7 kWh/TagKühlschrank (150 l) 0,65 kWh/TagGefriertruhe (bis 200 l) 0,55 kWh/TagWaschmaschine (5 kg) 1,1 kWh bei 60°Geschirrspüler (60 cm breit)1,1 kWh bei 60°

Weitere Informationen finden Sie auch imInternet: http://www.impulsprogramm.de/energiebewusst.htm

(Aus einer Broschüre des Hessischen Mi-nisteriums für Umwelt, Energie, Jugend, Fami-lie und Gesundheit)

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Thermo-Stop

Stromverschwendung bekämpfenViele Haushalts- und Bürogeräte vom Fernseher bis zum Computer sind heute miteiner Standby-Schaltung versehen. Das heißt sie sind nie wirklich ausgeschaltetund verbrauchen unnötig Strom. Studien gehen voll einem jährlichen zusätzlichenEnergieverbrauch von 20,5 Milliarden Kilowattstunden aus; das macht pro Haushaltrund 250 Mark. Zu den unnötigen Stromfressern gehören auch Untertisch-Heißwa-serspeicher, wie sie unter Millionen von Spülen und Waschbecken ihren Dienst tun.Die Geräte sind meist so ungünstig eingebaut, daß ein Ein- und Ausschalten lästigist, und sie rund um die Uhr in Betrieb sind - was natürlich auch zu höheremGeräteverschleiß führt.

Doch dieses Problem ist nun gelöst. Die Ideehierzu hatte der Erfinder Wolfgang Heich schonvor Jahren: Er entwickelte ,,Thermo-Stop“, diebequeme Fernsteuerung mit Abschaltautomatik.die jeder Laie anbringen kann. Auf Knopfdruckwird Wasser nun nur noch aufgeheizt, wenn esauch gebraucht wird. Sobald die vorgewählteTemperatur erreicht ist, schaltet das Gerät denStrom ab.

So weit so gut. Doch bald mußte Heichfeststellen daß eine überzeugende ökologischeIdee bis zur Markteinführung noch unzähligeHürden nehmen muß. "Thermo-Stop“ war ent-wickelt, Gebrauchsmusterschutz eingetragen.1996 war Wolfgang Heich sogar erfolgreichbeim Energie- und Umweltpreis des WuppertalInstitutes. Kaufen konnte man Thermo-Stop aber

immer noch nicht; kein einziger Arbeitsplatz wargeschaffen, keine einzige Mark verdient.

Anfang dieses Jahres wandte sich der Erfin-der schließlich an den NABU, für Technologie-förderung auf den ersten Blick eine ungewöhnli-che Adresse. Jedoch gelang die Vermittlerfunk-tion zwischen Mittelständler und Großunter-nehmen: Dank der langjährigen Kooperationkonnte NABU-Präsident Jochen Flasbarthschließlich die Firmengruppe Tengelmann über-zeugen, Thermo-Stop in das Sortiment der OBI-Baumärkte aufzunehmen.

Seit Mai kann man Thermo-Stop für nur 39Mark bei OBI kaufen. Der Anschaffungspreisrentiert sich alleine durch die Energieeinsparungbereits innerhalb des ersten Jahres. Außerdemverlängert sich die Lebensdauer des Heißwas-

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serspeichers, und die Verkalkung nimmt deut-lich ab.

NABU-Mitglieder können Thermo-Stopauch direkt vom Hersteller beziehen. EinfachCoupon ausfüllen und einsenden oder faxen -und Thermo-Stop kommt per Nachnahme. Al-ternativ kann der Stückpreis von 39 Mark auchauf das Konto 302 158 bei der StadtsparkasseKaarst (BLZ 305 512 40) überweisen oder miteinem V-Scheck (komplette Bestelleradressenicht vergessen) bezahlt werden.

(Aus ‹Naturschutz heute“ 3/98)

Rezepte

Pikantes aus der Vollwertküc heKARIN HOPPE

Gomasio (Sesamsalz)100 g Sesam, 1 EL SalzSesam mehlfein zerkleinern und trocken in

einem Topf mit dem Salz anrösten. Abkühlenlassen und kühl und trocken aufbewahren.

Knusperbrot mit Gomasio300 g Weizenvollkornmehl , 1 TL Salz, 60 g

Butter, 250 g Dickmilch; Klarsichtfolie zumAusrollen; etwas Vollkornmehl zum Ausrollenund für das Backblech; Gornasio zum Bestreuen

Weizenvollkornmehl, Salz, Butter undDickmilch zu einem glatten Teig verarbeiten undca. 30 Minuten ausquellen lassen. Den Teig

portionsweise zwischen Klarsichtfolie dünnausrollen, eventuell dabei noch etwas Mehl ein-arbeiten. Auf jede Portion ca. 1/2 TL Gomasioverteilen und mit ausrollen. Teigstücke auf leichtbemehltes Backblech legen und im vorgeheiztenBackofen bei 160 Grad in ca. 10-15 Minutenabbacken.

Variation: Knusperbrot mit Kümmel

Den Weizen in der Getreidemühle zusammenmit 1 TL Kümmel mehlfein mahlen und wieoben verarbeiten. Anstelle von Gomasio etwasKümmel mit verarbeiten.

Die AGNU Haan verleiht:Häcksler ☎☎ 29 81 (Wolfermann)(für Gartenabfälle und Äste bis zu 40 mm Durchmesser)

Geschirr ☎☎ 95 81 00 (Kübler)(für bis zu 100 Personen)

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Und sonst?Ortstermin mit ULB und RWK statt -Teil-nehmer hierüber sehr erschreckt.

* Bedenken gegenüber der Stadt gegen Ska-teranlage bei Grube 7

PressearbeitPressemitteilungen werden in vielfacher

Ausfertigung in die im Rathaus stehenden Pres-sekörbe verteilt. Im allgemeinen ist die Resonanzin der Presse gut, unsere Mitteilungen werdenabgedruckt und oftmals auch noch FotografInund BerichterstatterIn geschickt.* Pressemitteilungen zu unseren Veranstaltun-

gen* Hinweis auf neuen Kiebitz* Hinweis auf Eutrophierung der Grube 7 von

allen Zeitungen gut aufgenommen* Bericht über Pflanzentauschbörse

Sonstiges* Teilnahme an den Treffen der Kreisgruppen

von NABU und BUND* Unsere Internet-Seite wird ab und zu gelesen

(450 Besucher ab Ende 1996 bis Mitte Au-gust 1998)

* Unser Geschirr- und Häckslerverleih wirdimmer wieder gerne in Anspruch genommen

* Teilnahme an Antilärmfest der Bürgerinitia-tive ‹Weniger Lärm, A46“

Monatstreffen* Juni: Kreuzkrötenwanderung

(fw) In dieser ständigen Rubrik berichten wirüber die Aktionen des vergangenen Quartals, umeinerseits die AGNU-Arbeit und die des Vor-standes transparenter zu machen, und andererseitsauf diese Art vielleicht weitere Mitglieder zuraktiven Mitarbeit zu ermuntern.

SchreibenIn Schreiben an unterschiedliche Stellen ha-

ben wir auf Mißstände in Haan aufmerksamgemacht oder Anregungen gegeben.* Schreiben an Bezirksregierung wegen Golf-

platzpalung Gruiten - Stadt Haan muß Pla-nung intensiv überarbeiten.

* SPD Gruiten antwortet auf unser Schreibenbez. Golfplatz - sieht keine Probleme

* Stadt Haan wird auf Urteil des Bundesver-fassungsgerichts zur A20 aufmerksam ge-macht, das auch Aspekte für den GolfplatzGruiten ((FFH-Gebiet) enthält.

* MURL schreibt uns, z.Z. keine Aussagen zurGolfplatzplanung machen zu können.

* Golfklub Gruiten schlagen wir Treffen nachder Entscheidung der Bezirksregierung vor

* Antwort an Interessentengemeinschaft Thi-enhausen wegen ihrer Bedenken zum Be-bauungsplan Thienhausen

* Frage an Krei, ob Interesse an Fischteichpacht(Ittertal) besteht - Kreis ist interessiert

* Auf unseren Hinweis an die ULB auf diegroße Eutrophierung der Grube 7 findet

Auf der gegenüberliegenden Seite wollen wir in den nächstenHeften Ihnen die von der AG Natur + Umwelt Haan e.V. unterstütz-tem Natur- und Umweltschutzvereine kurz vorstellen.Diesmal ist unser Partnerverein "Arbeitskreis Hallesche Auenwäl-der zu Halle/Saale e.V. " an der Reihe, mit dem wir über die HaanerPartnerstadt Bad Lauchstädt freundschaftliche Beziehungenpflegen.

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✄✄Der AHA und seine Ziele

DIETMAR HÖRNER

Strukturen innerhalb des Vereins,* enges Zusammenwirken mit anderen Ver-

einen,* Mitarbeit in Dachorganisationen,* sachlich-kritische Zusammenarbeit mit po-

litischen und wirtschaftlichen Einrichtungenaller Ebenen,

* enge Zusammenarbeit mit wissenschaftli-chen Institutionen,

* Durchführung oder Mitwirkung an prakti-schen Arbeitseinsätzen,

* Durchführung fachspezifischer und um-weltpolitischer Veranstaltungen, Exkur-sionen und Ausstellungen,

* Gestaltung einer umfangreichen, vielseitigenund geschmackvollen Jugendarbeit,

* Veröffentlichungen und Darstellungen desWirkens der AHA Halle/Saale

Aufnahme-AntragIch möchte Ihre Arbeit unterstützen und erkläre meinen Beitritt zum (Zutreffendes ankreuzen):❍ BUND (Jahresbeitrag DM 90,-, Ehepaare DM 120,-, Jugendliche DM 30,-)❍ NABU (Jahresbeitrag DM 72,-, Familie DM 100,-, Jugendliche DM 36,-)❍ RBN (Jahresbeitrag DM 48,-, Jugendliche DM 24,-)❍ AGNU Haan e.V. (Jahresbeitrag DM 10,- , Ich bin damit einverstanden, daß der

für BUND-, NABU-, RBN-Mitglieder frei) Mitgliedsbeitrag von meinem Konto

| | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | |Name, Vorname Kontonummer

| | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | |Straße, Hausnummer Bankleitzahl

| | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | |Postleitzahl Wohnort Kontoinhaber

| | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | abgebucht wird.Geburtsdatum Beruf

| | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | |Bundesland Datum / Unterschrift

Der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zuHalle/Saale e.V. (AHA) ist ein Umwelt-schutzverein mit über 15jähriger Vergangenheit.Er hat sich den Erhalt und der Wiederherstellungder Auen Halle/Saale und Umgebung auf dieFahne geschrieben und verfolgt folgende Ziele:* Schutz, Erhaltung, Pflege die Gestaltung

vorhandener Auenbiotope,* Wiederherstellung bereits verschwundener

Auenbiotope,* Bürger und Gäste mit dem Umwelt- und

Naturschutzes vertraut zu machen,* das Wissen über die Auenbiotope im In-

teresse der Allgemeinheit zu vertiefen,* die Politik und die Wirtschaft noch stärker in

die Auenproblematik einzubeziehen.Hierzu hat er sich vorgenommen:* Schaffung territorialer und thematischer

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AGNU Haan e.V.Postfach 1505

42759 Haan

Vorname und Name

Straße und Hausnummer

Postleitzahl und Ort

Bitte informieren Sie mich über Ihre Arbeit und schickenSie mir den "Kiebitz" (Jahresabonnement DM 10,-) regel-mäßig zu.

Datum und Unterschrift

Kiebitz - Postvertriebsstück F 10112 F - Gebühr bezahltAGNU Haan e.V., Postfach 15 05, 42759 Haan

AG Natur + Umwelt Haan e . V. - AGNU HaanDie AGNU Haan e.V. unterstützt die in Haan für den Umwelt- und Naturschutz tätigen Verbände.Sprechen Sie uns an, wenn Sie mehr über unsere Arbeit wissen möchten:

BUND NABU RBN NABU (Gruiten)Sven M. Kübler Frank Wolfermann Marjan van Dijk Hans-Joachim Friebe

Am Bandenfeld 50 Am Bandenfeld 28 Menzelstraße 20 Heinhauserweg 24☎ (0 21 29) 95 81 00 ☎ (0 21 29) 29 81 ☎ (0 21 29) 5 01 30 ☎ (0 21 04) 6 12 09

Oder informieren Sie sich direkt bei unseren Arbeitskreisen (AK):

AGNU jugend Kindergruppe AK EnergieMarkus Rotzal Birgit Anders / M. van Dijk Frank Wolfermann

Westring 393, 42329 Wuppertal Menzelstraße 20 Am Bandenfeld 28☎ (02 12) 59 01 57 ☎ (0 21 29) 5 01 30 ☎ (0 21 29) 29 81

AK Haushalt und Garten AK Biotopschutz AK Keine K20nChristiane Schmitt Heidi Linke Hubert Flintrop

Buchenweg 5 Friedhofstraße 45 Blumenstraße 20☎ (0 21 04) 6 15 84 ☎ (0 21 29) 83 37 ☎ (0 21 04) 6 00 77

Die Termine unserer regelmäßigen Treffen im AGNU-Haus in der Erkrather Straße 39 finden Sie inder Mitte des "Kiebitz". Gäste sind jederzeit gerne willkommen!

Spenden auf Konto: Nummer 221 085 bei der Stadtsparkasse Haan BLZ 303 512 20