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R OmaNTiScheS eRZGebiRGe GeLeNaU Landschaften Geschichtliches und Gegenwärtiges Mit Gedichten von Joseph von Eichendorff 2010

R eRzGebiRGe - WEINSTUBE AM BRUNNEN · 2018. 8. 2. · Fachwerk-häuser.Wahrscheinlich im 12. und 13. Jahrhundert kommt die Fachwerk-bauweise, die durch ein tragendes holzgerüst

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Romantisches eRzGebiRGe

GeLenau

LandschaftenGeschichtliches und Gegenwärtiges

Mit Gedichten von Joseph von Eichendorff

2010

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O wunderbares, tiefes Schweigen,Wie einsam ist´s noch auf der Welt!Die Wälder nur sich leise neigen,Als ging´ der Herr durch´s stille Feld.

Ich fühl´ mich recht wie neu geschaffen,Wo ist die Sorge nun und Not?Was mich noch gestern wollt´ erschlaffen,Ich schäm´ mich des im Morgenrot.

Die Welt mit ihrem Gram und GlückeWill ich, ein Pilger frohbereit,Betreten nur wie eine BrückeZu dir, Herr, über´n Strom der Zeit.

Und buhlt mein Lied, auf Weltgunst lauernd,Um schnöden Sold der Eitelkeit:Zerschlag´ mein Saitenspiel! und schauerndSchweig´ ich vor dir in Ewigkeit.

MORGENGEBETAUF NACH GELENAU IM ERZGEBIRGE

sporthalle und siedlungshäuser im sommer-Licht ausruhen - prachtvoller herbsttag in GelenauRomantische aussichten - aussichtsturm in Gelenau

Winter-zauber in Gelenau

Romantisches eRzGebiRGe GeLenauLandschaften I Geschichtliches und Gegenwärtiges I mit Gedichten von Joseph von eichendorff 2010

Gelenau, gelegen im romantischen erzgebirge zwischen den städten chem-nitz und annaberg, ist ein ort mit einer langen spannenden Geschichte

und einer pulsierenden Gegenwart. Die historie reicht bis ins 12. Jahrhundertzurück. Dichte dunkle Fichten- und tannenwälder prägen damals diese un-wirtliche natur-Landschaft. Doch im zuge der deutschen ostexpansion (zirka10. bis 13. Jahrhundert) dringen siedler, vor allem aus dem Rhein-main-Lahn-Gebiet und üringen, in dieses waldreiche Land ein und machen es durchWald-Rodungen urbar – eine entscheidende Voraussetzung auch für die ent-stehung des Dorfes Gelenau (geile, fruchtbare aue), das 1273 urkundlich zumersten mal erwähnt wird. Das Dorf schlängelt sich entlang eines seitentales derWilisch, in die der Dorfbach mündet. Gerichtsberg, Galgenberg und Kegels-berg sind die bedeutendsten erhebungen des ortes. zumindest die namen Ge-richtsberg und Galgenberg lassen erahnen, was sich hier im mittelaltermöglicherweise ereignet hat. heute genießt man von diesen höhen aus roman-tische ausblicke auf den ort und seine pittoreske umgebung (titelbild, Ka-lenderblatt Februar und august). Das Dorf erstreckt sich über eine Länge vonzirka sechs Kilometern mit einem höhenunterschied von 250 metern. Deshalbspricht man häufig von unter-Gelenau (370 meter höhe) und ober-Gelenau(620 meter höhe). Gegenwärtig leben über 4 500 menschen in dieser male-risch gelegenen Gemeinde, die zur Region ober-erzgebirge (von Gelenau bisoberwiesenthal) gehört. Wirtschaftlich ist der ort im Verlaufe seiner Ge-

schichte vielfältig geprägt worden. Der bogen spannt sich von der Landwirt-schaft über das handwerk und die strumpfwirkerei bis hin zu spinnereien undstrumpffabriken im industrie-zeitalter. Die industriell geprägte Landwirtschaft,das handwerk sowie Dienstleistungsunternehmen dominieren heute das wirt-schaftliche Geschehen. Kulturell hat Gelenau seinen bewohnern oder besu-chern vielfältige Kultur- und sportmöglichkeiten zu bieten. Dazu zählenbeispielsweise ein attraktives erlebnisschwimmbad, sportplätze und –hallen,ein fast 30 meter hoher aussichtsturm, Wanderwege, ein strumpf-museum,eine öffentliche bibliothek, ein club-Kino und Wintersport-möglichkeiten.eine besondere sehenswürdigkeit des ortes ist die evangelisch-lutherische Dorf-kirche aus dem 16. Jahrhundert (Kalenderblatt oktober).Der vorliegende Kalender zeigt Gelenau eingebettet in seine faszinierendenLandschaften. auf der Rückseite jedes Kalenderblattes gibt es darüber hinaustexte und Fotos über Gelenau sowie Gedichte vom spätromantischen DichterJoseph von eichendorff (1788 bis 1857), dem Dichter des Waldes, der Wald-einsamkeit, der berge und täler und der sehnsucht nach einem freien Leben -in harmonie mit Landschaft und natur.

zu Joseph von eichendorff ist im bernd bräuer Verlag für das Jahr 2010 ein Wandkalenderunter dem titel Joseph von eichendorff, spurensuche, städte und orte erschienen, siehewww.berndbraeuerverlag.de.

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Januar 6.1.2010 heilige Drei Könige12.1.1746 Johann heinrich Pestalozzi*, Pädagoge, namensgeber für die Pestalozzi-Grundschule in Gelenau

Gelenau im Winter – Blick auf den unteren und mittleren Ortsteil und den Gerichtsberg

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Winter in Gelenau. Über nacht ist vom osten klirrende Kälte, starkerWind und viel schnee über das Dorf gekommen. in der Frühe sind die

Wege verschneit und verweht. Die Dächer der häuser tragen weiße hauben,hoch liegt der schnee vor den haustüren. schneewehen türmen sich auf Feldernund Wiesen. aus den Wäldern sind über nacht pittoreske märchenlandschaftengeworden… staunend schauen dann wie jedes Jahr Jung und alt auf Verwand-lung und Verzauberung des ortes durch die ankunft des Winters. Dicke män-tel, Pullover, handschuhe, schals, gefütterte stiefel – die Winterkleidung liegtschon lange bereit und wird angelegt. Vergnügt und laut stapfen Kinder aufihrem Weg zur schule durch den hohen schnee. mütter oder Väter ziehen aufschlitten ihre Jüngsten zum Kindergarten. berufstätige bahnen sich den Wegzu ihren verschneiten autos. Rüstige Pensionäre beginnen schon am morgeneifrig schnee zu schippen. natürlich hat der große schneepflug schon in allerherrgottsfrühe die wichtigsten straßen vom schnee befreit… Das Leben mitschnee, eis und Kälte hat begonnen. so oder so ähnlich. schnell wird das Win-

ter-leben zum ganz normalen alltag, denn raue, kalte und schneereiche Wintergehören zum erzgebirge, auch zu Gelenau - und nicht nur auf die Kammlagenüber 1 000 meter höhe. besonders freudig wird die ankunft des Winters natürlich bei den kleinen undgroßen Winter-sportlern begrüßt, bei den Langläufern auf skiern, bei den ab-fahrtsläufern, bei den Rodlern, aber auch bei den heiteren Wanderern durchdie verschneite Landschaft. Vielleicht geht es hinauf auf den höhenweg, überden man Gelenau fast durchgängig umwandern und dabei reizvolle ausblickeauf Landschaft und ort genießen kann. Für die abfahrtsläufer gibt es am Ge-richtsberg einen zwar kurzen, aber schnellen skihang mit schlepplift. auf derhöhe angekommen, eröffnet sich ein malerischer blick auf den gegenüberlie-genden bewaldeten Kegelsberg (Kalenderblatt Januar, Rückseite). tief durch-atmend bestaunt man dieses Winter-Panorama und rauscht nach augenblickendes schauens und Verweilens mit frischem mut und schwung den schneebe-deckten, steilen hang erneut hinunter.

Verschneit liegt rings die ganze Welt,Ich hab´ Nichts, was mich freuet,Verlassen steht der Baum im Feld,Hat längst sein Laub verstreuet.

Der Wind nur geht bei stiller NachtUnd rüttelt an dem Baume,Da rührt er seinen Wipfel sachtUnd redet wie im Traume.

Er träumt von künft´ger Frühlingszeit,Von Grün und Quellenrauschen,Wo er im neuen Blüten-KleidZu Gottes Lob wird rauschen.

WINTERNACHTBERGAUF, BERGAB - AUF SKIERN, MIT DEM SCHLITTEN, ZU FUSS

Fachwerkhaus im Wa ldchen morgensonne - blick zum KegelsbergWintermorgen in Gelenau - sonne schon auf den hohen Waldeinsamkeit in klirrender Kalte

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Februar 17.2.1827 Johann heinrich Pestalozzi †, Pädagoge, namensgeber der Pestalozzi-Grundschule in Gelenau 17.2.1898 Gründung des Ring- und stemmclubs von Gelenau22.2.1840 august bebel *, Politiker, august-bebel-straße in Gelenau

Prachtvolles Fachwerkhaus vom Gerichtsberg aus gesehen

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Fachwerk-häuser. Wahrscheinlich im 12. und 13. Jahrhundert kommt dieFachwerk-bauweise, die durch ein tragendes holzgerüst (tannen-, Fich-

ten-, eichenholz) und durch einen holz-Lehm-Verbund oder durch ziegel-steine ausgefüllte zwischenräume charakterisiert ist, ins erzgebirge –mitgebracht von den siedlern und einwanderern aus üringen und Franken.es ist nicht verwunderlich, dass sich im holzreichen erzgebirge diese bauweiserasch verbreitet hat - meistens aber mit weniger schmuckelementen als in an-deren deutschen Regionen. Dafür gibt es sicher viele Gründe. Die durch denintensiven bergbau im erzgebirge und das hüttenwesen wohl bereits im 16.Jahrhundert einsetzende holzknappheit, die einen sparsamen einsatz diesesmaterials im Fachwerkbau erzwang, gehört bestimmt dazu. Die Fachwerkhäuserim erzgebirge haben überwiegend einen massiven, steinernen unterstock undeinen Fachwerk-Überstock mit grauen schieferdächern (Kalenderblatt august,Rückseite und september Rückseite, unterschiede zum Fachwerkbau in skör-ping, der dänischen Partnergemeinde von Gelenau, siehe Kalenderblatt april,Rückseite).

ansehnliche und für das erzgebirge typische Fachwerkhäuser sind auch in Ge-lenau zu finden und zu bestaunen – sei es auf einem spaziergang entlang derlangen hauptstraße des Dorfes oder auf den davon abzweigenden nebenstraßenund Wegen. umläuft man Gelenau auf dem höhenweg, kommt man an demauf dem Kalenderblatt Februar zu sehenden prachtvollen, alleinstehenden undvon hohen Laub-bäumen und Fichten eingerahmten Fachwerkhaus vorbei –ein sinnbild der harmonie von natur und baukunst, ein romantischer anblickzu allen Jahreszeiten, von nah und fern, in der Frühe vom berge. auf diesenWanderungen fallen dem aufmerksamen beobachter natürlich die für das erz-gebirge und für Gelenau typischen sowie imposanten schieferverkleideten stein-häuser auf. und sicher auch, wie Fachwerk-bauweise und schieferverkleidungsich kunstvoll und spielerisch in einem bauwerk vereinen können (Kalender-blatt august, Rückseite).

Im Osten graut´s, der Nebel fällt,Wer weiß, wie bald sich´s rühret!Doch schwer im Schlaf noch ruht die Welt,Von allem nichts verspüret.

Nur eine frühe Lerche steigt,Es hat ihr was geträumetVom Lichte, wenn noch alles schweigt,Das kaum die Höhen säumet.

Die Lerche grüßt den ersten Strahl,Daß er die Brust ihr zünde,Wenn träge Nacht noch überall Durchschleicht die tiefen Gründe.

Und du willst, Menschenkind, der ZeitVerzagend unterliegen?Was ist dein kleines Erdenleid?Du musst es überfliegen!

FRÜHEVON FACHWERK- UND SCHIEFER-HÄUSERN

Kirchturm von Gelenau in der Winter-morgensonneo täler weit, o höhen – zauber der Winter-morgendammerung blick auf das winterliche Gelenau - vom Gerichtsberg aus

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März 14.3.1883 Karl marx †, Philosoph, Karl-marx-straße in Gelenau 15.-21.3. 2010 Vierte Gelenauer Puppen-spieltage 20.3.2010 Frühlingsanfang21.3.1919 Louis Riedel, heimatdichter †

Ober-Gelenau im frühen Abend-Licht

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Wälder. erzgebirge und Fichtenwälder – Fichten mit höhen wohl bis zu60 metern und tannen einst bis zu 80 metern - gehören im bild seiner

bewohner und besucher, trotz der großen Waldrodungen seit dem mittelalterund einer anhaltenden urbanisierung, noch immer zusammen. und das zuRecht. Gibt es auch nicht mehr den undurchdringlichen dichten Fichten- undtannenwald, in dem im bewusstsein der menschen wilde tiere, hexen undFabelwesen ihr unwesen treiben, so ist Gelenau doch in allen himmelsrich-tungen von hohen und niedrigen, großflächigen und geschlossenen, durchausdunklen Fichtenwäldern sowie von gewaltigen mischwäldern umgeben (Ka-lenderblätter märz, Juli und august). Viele Wege in Gelenau führen über kurzoder lang an Wäldern vorbei oder hinein - und wieder heraus. natürlich gibtes auch viele kleine Wäldchen in und um das Dorf, die immer wieder raschdurch Felder und Wiesen unterbrochen sind, was aber gerade für den Wanderer

besonders reizvoll sein kann: eröffnen sich doch dadurch nicht selten überra-schende aussichten auf benachbarte Dörfer und orte, vielleicht auf die silhou-ette des erzgebirgskammes in der Ferne, auf eine einsam stehende mächtigeFichte (Kalenderblatt Juli, Rückseite), im sommer auf grasende Kühe undschafe am bergeshang, die einem Gemälde von Jakob Philipp hackert (1737bis 1807), dem bedeutenden Landschaftsmaler der Goethezeit, entstiegen zusein scheinen oder auf eine faszinierende Wolkenlandschaft vor einem herauf-ziehenden Gewitter. und dann geschieht es immer wieder: plötzlich schautauch der schon seit ewigen zeiten hier Lebende neu auf seine heimat, auf einenbesonderen ausschnitt des ortes, von einer höhe, über hohe Fichten hinweg,vielleicht im abendlicht der untergehenden sonne, wenn die häuser im talschon schatten tragen und sonne nur noch die höhen erstrahlen lässt (Kalen-derblatt märz).

Ach! Wie ist es doch gekommen,Daß die grüne WaldesprachtSo mein ganzes Herz genommen,Mich um alle Ruh´ gebracht.

Wenn von drüben Lieder wehen,Waldhorn gar nicht enden will,Weiß ich nicht, wie mir geschehen,Und im Herzen bet´ ich still.

Könnt´ ich zu den Wäldern flüchten,Mit dem Grün in frischer LustMich zum Himmelsglanz aufrichten – Stark und frei wär` da die Brust.

Hörnerklang und Lieder kämenNicht so schmerzlich an mein Herz,Fröhlich wollt´ ich Abschied nehmen,Zög´ auf ewig wälderwärts.

Waldhornklänge, funkelnd BläueAlte Wunder, schaurig Grün!Breitet um mein Leben treueEwig euer Baldachin!

WALDLUSTDURCH WÄLDER, ÜBER WIESEN UND FELDER

erwin-hartsch-schule, jetzt Freie schule erzgebirgsblickVon Gelenau aus gesehen - sauberg, Keilberg und Fichtelberg in der Ferne Romantisch, nahe Gelenau gelegener Waldhof - Gaststa tte und Pension

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April 4.4.2010 ostermette in der Dorfkirche 20.4.1953 erich Weinert †, deutscher schriftsteller, erich-Weinert-Weg in Gelenau 29.4.1847 Louis Riedel * in Gelenau, heimatdicher, Louis-Riedel-Weg in Gelenau 29.4.1937 anton Günther †, bedeutendster mundartdichter und –sänger des erzgebirges 30.4. 2010 maibaum-setzen auf dem Festplatz in Gelenau

Kirche in Skorping - Partnergemeinde von Gelenau in Dänemark, Nord-Jütland

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skörping. Die dänische Partnergemeinde von Gelenau liegt in einer großar-tigen natur- und Kulturlandschaft in nord-Jütland – unweit der pracht-

vollen alten stadt aalborg am Limord, im größten zusammenhängendenWaldgebiet Dänemarks, Rold skov genannt, das sich über mehr als 80 Qua-dratkilometer ausdehnt. eine einzigartige Wald-, heide- und Wasser-Landschaftmit reichem tierleben gibt es hier zu erleben und zu bestaunen – beispielsweisedie uralten krummen, aus vielen stämmen bestehenden, mit moos bewachse-nen Rold-buchen, die sich über Jahrhunderte den sandigen Lebensbedingungenangepasst haben, die dicht bewaldete hügellandschaft Rebild bakker mit dengrasenden schafen (Kalenderblatt april, Rückseite ), enorm wasserreiche Quel-len mit seltenen Pflanzen und tieren sowie große seen mit glasklarem Wasser.nahe bei skörping lädt der mitten im Wald gelegene reizende Gasthof Roldstorkro zum Rasten bei einem vorzüglichen mahl ein.in skörping leben knapp 3 000 menschen. Die Landgemeinde gehört zur Re-bild Kommune, die sich aus vielen kleinen orten zusammensetzt. skörping ist

an die bahnlinie zwischen den städten Randers (im süden) und aalborg (imnorden) angeschlossen. hier verkehren moderne s-bahnen. Der bahnhof be-findet sich gleich am ortseingang, gegenüber steht das Kultur- und touristik-zentrum von skörping. Direkt im kleinen zentrum der Gemeinde befindetsich auch ein hotel. Ganz gleich aus welcher Richtung man sich skörping nä-hert, die auf einem hügel stehende, hohe weiße Kirche mit dem roten Dach(Kalenderblatt april) ist nicht zu übersehen. es ist ein spätromanischer ziegel-steinbau, der über die Jahrhunderte viele bauliche Änderungen erfahren hat.in dem kleinen, schlicht ausgestatteten Kircheninnenraum, in den Farben weißund blau gehalten, dominiert eine kunstvoll in den Raum eingefügte, vomboden bis zur Decke reichende orgel. ihrem warmen und mächtigen Klangzu lauschen, ist ein großartiges erlebnis, ein Vergnügen. Von besonderem Reizzeigt sich Gammel skörping (alt-skörping) mit seinen alten und niedrigenFachwerk-häusern und der kleinen, aus dem 12. Jahrhundert stammendenWallfahrtskirche.

Es weiß und rät es doch keiner,Wie mir so wohl ist, so wohl!Ach, wüßt es nur Einer, nur Einer,Kein Mensch es sonst wissen sollt!

So still ist´s nicht draußen im Schnee, So stumm und verschwiegen sindDie Sterne nicht in der Höhe,Als meine Gedanken sind.

Ich wünscht, es wäre schon Morgen,Da fliegen zwei Lerchen auf,Die überfliegen einander,Mein Herze folgt ihrem Lauf.

Ich wünscht, ich wäre ein VögleinUnd zöge über das Meer, Wohl über das Meer und weiter,Bis dass ich im Himmel wär!

DIE STILLEROMANTISCHES SKÖRPING – PARTNERGEMEINDE VON GELENAU

Wallfahrtskirche in alt-skorpingaltes Fachwerkhaus in alt-sko rpingin der Kirche von sko rping - musizierende schafsglück in den Wäldern von skörping

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Mai 1.5. 1866 Gelenau erhält eine eigene Postexpedition im Gasthof hirsch 2.5.1906 baumwollspinnerei wir als aktiengesellschaft gegründet 20.5.1533 Friedrich von schönberg kauft das Rittergut Gelenau 23.5. 1546 Friedrich von schönberg † 25.5.1972 Letzte Fahrt der Wilischthalbahn, heute reizvoller Wanderweg30.5.1882 Hochfluth in Gelenau mai 1998 Festschrift zum 725. ortsjubiläum erscheint

Blick auf Unter-Gelenau – vom Osten aus gesehen

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Frühling in Gelenau. nicht selten sind die Winter in Gelenau lang – vomspäten november bis mitte april, von Weihnachten bis an ostern heran.

Da wird der Frühling natürlich herbeigesehnt, der manchmal und plötzlichüber nacht mit lauen temperaturen und milden Winden über´s Land gezogenkommt. Dann staunt man wieder, wie rasch die schneedecke taut, wie die eis-zapfen am haus unaufhörlich tropfend sich auflösen, die dicke eisdecke aufden teichen dünner und brüchig wird und bald verschwunden ist. Von denhöhen fließt das schmelzwasser über Wiesen und Felder, über straßen undWege in Dorfbach und Wilisch, die vorübergehend anschwellen. aber auchdies ist ein zeichen dafür, dass nun das treiben, erwachen, blühen und Grünendes Frühlings unaufhaltsam beginnt und voranschreitet, selbst wenn der Winternoch ab und an ohnmächtige Schauer körnigen Eises in Streifen über die grünendeFlur (sendet); doch die Sonne duldet kein Weißes: überall regt sich Bildung undStreben, alles will sie mit Farben beleben, wie es im Osterspaziergang von Goethe(1749 bis 1832), Faust, teil i heißt. Das wird schon bald Wirklichkeit. Wiesen

mit himmelschlüsselchen und voll von Krokussen und die erwachende Forsy-thie bringen kräftige Farben in die Landschaft. Fichten und Lärchen, ahornund buchen zeigen frisches Grün. schon blühen die ersten Kirschbäume... manriecht überall den Frühling – in den tälern, auf den höhen, in den Wäldern,auf den Wiesen. Die Welt wird schöner mit jedem Tag, man weiß nicht, was nochwerden mag…, wie es im Gedicht Frühlingsglaube von Ludwig uhland (1787bis 1862) heißt. Das gilt wohl auch für die menschen, die längst ihre warmeWinterkleidung durch luftige und leichte Kleider ersetzt haben. man hält sichwieder länger im Freien auf, läuft über eine blühende Wiese, genießt im Gartenden ersten milden abend oder schaut von einer höhe auf Gelenau, das in soviel frisches, duftendes Grün in den unterschiedlichsten Farbnuancen undschattierungen eingehüllt ist (Kalenderblatt mai). und: so mancher, der denerwachenden Frühling schaut und riecht und hört, mag sich wohl im angesichtdieses zaubers wünschen, dass er sich so wie die natur immer wieder verjüngenkönne.

Es war, als hätt´ der HimmelDie Erde still geküßt,Daß sie im Blüten-SchimmerVon ihm nun träumen müßt´.

Die Luft ging durch die Felder,Die Ähren wogten sacht,Es rauschten leis die Wälder,So sternklar war die Nacht.

Und meine Seele spannteWeit ihre Flügel aus,Flog durch die stillen Lande,Als flöge sie nach Haus.

MONDNACHTVOM ERWACHEN UND GRÜNEN UND BLÜHEN

einst: wichtiges Wasserhauschen Klassischer und moderner industriebau in GelenauPittoreske Villa - einst Genesungsheim der aoK bullennachwuchs - auf den saftigen maiwiesen von Gelenau

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Juni 1.6.1890 erwin hartsch*, Politiker, namensgeber der einstigen erwin-hartsch-schule 5.6.1876 anton Günther *, bedeutendster mundartdichter und –sänger des erzgebirges9.6.1907 turnhallenweihe mit Festumzug in Gelenau 15.6.1906 baubeginn der baumwollspinnerei 19.6. 2010 badfest im Freibad Gelenau 21.6.2010 sommeranfang23.6.1996 unterzeichnung des Partnerschaftsvertrages mit der Gemeinde skörping in skörping (Dänemark)

Idyllischer Sommertag in Gelenau - in der Ferne die Augustusburg

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Fernsichten. steigt man nach einem reinigenden kräftigen Gewitter oder aneinem durchsichtigen tag mit weitem himmel hinauf auf die Gelenauer

höhen, dann erlebt man, ganz gleich ob man im osten, süden, Westen odernorden des ortes steht, beeindruckende Fernsichten. beispielsweise zu den dreihohen bergen des ober-erzgebirges: zum Pöhlberg (831 meter hoch, anna-berg-buchholz), zum bärenstein (898 meter hoch, bärenstein) oder zum Fich-telberg (1 215 meter hoch, oberwiesenthal) – alles sehenswerte ausflugsziele,die über die an Gelenau vorbeiführende bundesstraße 95 schnell erreichbarsind. besonders reizvoll und malerisch ist die Fernsicht auf die von Gelenauaus zirka 20 Kilometer entfernte und im nord-osten gelegene, weithin sicht-bare augustusburg mit ihren prägnanten türmen, deshalb wohl Krone des erzgebirges genannt, und die st. Petri Kirche der stadt augustusburg (Kalen-derblatt Juni und Rückseite). Die augustusburg, 1568 bis 1572 als Jagdschlossdes sächsischen Kurfürsten august (1526 bis 1586) erbaut, eine großzügige,im Renaissancestil gestaltete anlage mit kraftvollen buchen, steht auf dem 516meter hohen schellenberg. Die schloss-Kirche der augustusburg ist berühmtdurch das altarbild von Lucas cranach d. J. (1515 bis 1586). Die bewegende

Geschichte der in enger nachbarschaft zur augustusburg stehenden stadtkirchest. Petri führt bis ins 15. Jahrhundert zurück. Die rekonstruierte Jehmlich orgeldieser Kirche ist ein besonders klangvolles Kleinod. Von Gelenau aus ist dieaugustusburg mit dem Fahrzeug über die erzgebirgsorte Weißbach, Gornauund erdmannsdorf in zirka 30 minuten zu erreichen. aber auch zu Fuß lohntes sich von Gelenau aus in erreichbare nahe Fernen zu schweifen. Vielleicht derWilisch (Kalenderblätter Juni, Rückseite und september) und dann der zscho-pau entlang folgend bis zum schloss Wildeck oder auf dem höhenweg eisen-straße nach Westen, durch den abt-Wald, dem ort Gornsdorf entgegen, woman erstaunt und überrascht zugleich, mitten im Wald eine an Goethe (1749bis 1832) und den erzgebirgsdichter und –sänger anton Günther (1876 bis1937) erinnernde, liebevoll gestaltete natur-Gedenkstätte findet oder über denGelenauer höhenweg Plattenstraße in Richtung um, durch Wälder und aufWald-Wegen bis zu den Greifensteinen (732 meter hoch, ehrenfriedersdorf )hinauf - von dort kann man dann seinen blick über das romantische erzgebirgeweit und lange schweifen lassen.

Über Wipfel und SaatenIn den Glanz hinein – Wer mag sie erraten,Wer holte sie ein? -Gedanken sich wiegen,Die Nacht ist verschwiegen,Gedanken sind frei.

Es rät es nur Eine,Wer an sie gedachtBeim Rauschen der Haine,Wenn niemand mehr wacht,Als die Wolken, die fliegen,Mein Lieb ist verschwiegenUnd schön wie die Nacht.

VERSCHWIEGENE LIEBESCHWEIFEN IN DIE NAHE FERNE

besenschanke la dt zum Rasten ein ma andernde Wilisch - an unter-Gelenau vorbeiblick bis zur augustusburg - von ober-Gelenau aus

Denkmal fur die im hochwasser 1882 umgekommenen

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Juli 5.7.1857 clara zetkin *, Frauenrechtlerin, clara-zetkin-straße in Gelenau 15.7.1930 neue orgel der Dorfkirche wird eingeweiht12.7.1874 Fritz Reuter † deutscher schriftsteller, Fritz-Reuter-straße in Gelenau

Grüne Wälder, Wiesen und reifende Felder – Hochsommer in Gelenau, von Eichendorffsruh, von Herolds-Wald aus gesehen

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sommer-Reife. schon lange haben die boten des sommers auch in Gelenauihre Gelb- und ocker-töne, die Farben des Reifens und der Reife, in die

saftig grüne natur hineingemalt. es sind vor allem die wogenden, reifendenGetreidefelder – wie Weizen, Roggen und Gerste -, die eindringlich darauf hin-weisen und belegen, dass nun der Frühling vorbei ist und der sommer das zep-ter führt. zwar werden die tage nicht mehr länger, aber noch immer liegt beisternklarer nacht, bis kurz vor mitternacht, ein romantisch heller schein destages über den bewaldeten höhen des Kegelsberges. nicht selten bringt dersommer kühle, verregnete tage, aber dann auch wieder eine schwüle hitze mitkräftigen, anhaltenden Gewittern über das Land. und: den milden sommertagmit seinen formenreichen sommerwolken im spiel von Licht und schatten,die über die reifenden Felder, Wiesen, Wälder und häuser wie mächtige Ge-

stalten hinweg ziehen. ein großartiges schauspiel für den, der muße hat, demzuzuschauen – vielleicht wie einst in Kindertagen, auf einer Wiese oder einemFeld liegend, zum himmel blickend, beeindruckt zu sein von den schnell zie-henden Wolken und ihren spielarten und die erste sehnsucht nach der Fernefühlend. Für den, der dann in Jugendjahren dieser sehnsucht nach der Fernefolgt, werden solche bilder wohl unvergesslich bleiben und ihn stets an unbe-schwerte, heitere Kindertage erinnern. Führt ihn dann ein gütiges schicksal imreifen alter in seine heimat wieder zurück, wird er vielleicht wieder auf einersommerwiese, auf einem abgeernteten Getreidefeld liegen, dem spiel der zie-henden Wolken erneut staunend mit den augen folgen, aber sehnsucht nachder Ferne wird er wohl nicht mehr verspüren, eher ein Gefühl des endlich Wie-der-zu-hause-seins.

Wem Gott will rechte Gunst erweisen, Den schickt er in die weite Welt,Dem will er seine Wunder weisenIn Berg und Wald und Strom und Feld.

Die Trägen, die zu Hause liegenErquicket nicht das Morgenrot,Sie wissen nur vom KinderwiegenVon Sorgen, Last und Not um Brot.

Die Bächlein von den Bergen springen,Die Lerchen schwirren hoch vor Lust,Was sollt ich nicht mit ihnen singenAus voller Kehl´ und frischer Brust?

Den lieben Gott laß ich nur walten;Der Bächlein, Lerchen, Wald und FeldUnd Erd´ und Himmel will erhalten,Hat auch mein´ Sach´ auf´s Best´ bestellt.

DER FROHE WANDERSMANNSOMMERSPIELE, SOMMERREIFE ÜBERALL

Villa in Rot - unter-Gelenau Wappen von Gelenauallein - machtige Fichte auf der hohe Pestalozzi-Grundschule in ober-Gelenau

Romantisches eRzGebiRGe GeLenauLandschaften I Geschichtliches und Gegenwärtiges I mit Gedichten von Joseph von eichendorff 2010

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August 4.8.1890 erich Weinert *, deutscher schriftsteller, erich-Weinert-Weg in Gelenau 13.8.1913 august bebel †, Politiker, august-bebel-straße in Gelenau15.8.1581 erster Gottesdienst in der evangelischen Dorf-Kirche 26.8.1883 Denkmal für die im hochwasser 1882 umgekommenen Feuerwehrleute wird eingeweiht27.-28.8.1927 Festliche einweihung des Volkshauses in Gelenau

Es dampft am Morgen aus den Tälern – Blick auf Unter-Gelenau

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Frühe herbstboten. ende august. nicht nur, dass man plötzlich spürt, wiedie tage wieder kürzer werden, die Frühe länger kühler ist und der abend-

hauch kräftiger. Die ersten müden und bunten blätter fallen von den bäumen,auf den Getreidefeldern sind fast nur noch stoppeln zurückgeblieben. nein, essind wohl auch die dichten, weißen nebel, die nun öfter am morgen wiederdie Landschaft einhüllen und den nahenden herbst ankündigen. Die zeit be-ginnt, da die natur ab und an ganz besondere schauspiele bereithält: Geht manan einem milden nebel-morgen, noch vor sonnenaufgang, vom tal hinauf aufden Gelenauer Gerichtsberg, so erlebt man nicht nur, wie nach dem sonnen-aufgang ein verwirrendes Licht durch den nebel dringt, sondern der nebel sichauf der bergeshöhe wie von zauberhand unmerklich auflöst. Plötzlich stehtman im gleißenden Licht der sonne und gleichsam über dem nebel, der nochimmer in den tälern liegt und das Dorf verhüllt. man fühlt sich dann vielleichtwie der Wanderer über dem Nebelmeer im Gemälde des romantischen malerscaspar David Friedrich (1774 bis 1840, hamburger Kunsthalle) – staunend,

bewundernd, ergriffen, erhoben. ein natur-schauspiel, das manchmal so raschnicht endet. Denn nun scheint es aus den tälern zu dampfen. Konturen vonbäumen, häusern, frühen Vögeln werden da und dort sichtbar. Feine, dünnenebelschwaden ziehen in sich rasch wandelnden kunstvollen Figuren dahin…ein besonders romantischer anblick in diesem nebel- spiel zeigt sich mit blickauf unter-Gelenau. Der mächtige industriebau der einstigen baumwollspin-nerei (erbaut 1906) scheint sich mit seinen türmen wie eine mächtige burg,wie ein verwunschenes schloss allmählich aus dem nebelmeer zu erheben (Ka-lenderblatt august). und: Dann ist diesem nebel-morgen im späten august unaufhaltsam eindurchsichtiger, glanzvoller sommer-tag entstiegen. Wer einen solchen tages-beginn in seiner schönheit und Grandiosität je geschaut und beobachtet hat,weiß, dass die Welt nicht romantisiert werden muss, wie der frühromantischeDichter novalis (1772 bis 1801) meinte, sondern sie ist romantisch – wir müs-sen es nur wahrnehmen, denn darin liegt ein unbeschreibliches Glück.

O Täler weit, o Höhen,O schöner grüner Wald,Du meiner Lust und WehenAndächt´ger Aufenthalt!Da draußen, stets betrogen,Saus´t die geschäft´ge Welt,Schlag´ noch einmal die BogenUm mich, du grünes Zelt!

Wenn es beginnt zu tagen, Die Erde dampft und blinkt,Die Vögel lustig schlagen, Daß dir dein Herz erklingt:Da mag vergehn, verwehenDas trübe Erdenleid,Da sollst du auferstehen,In junger Herrlichkeit.

Da steht im Wald geschriben,Ein stilles, ernstes WortVon rechtem Tun und Lieben,Und was des Menschen Hort.Ich habe treu gelesenDie Worte schlicht und wahr,Und durch mein ganzes WesenWard´s unaussprechlich klar.

Bald werd´ich dich verlassen, Fremd in der Fremde geh´n,Auf buntbewegten GassenDes Lebens Schauspiel sehn;Und mitten in dem LebenWird deines Ernst´s GewaltMich einsamen erheben,So wird mein Herz nicht alt.

ABSCHIEDWEISSE NEBEL WALLEN

Vergangen – spuren einer schneidmühle an der Wilisch, unweit von Gelenau

aus dem nebel steigt ein sonniger august-morgen

Romantisches eRzGebiRGe GeLenauLandschaften I Geschichtliches und Gegenwärtiges I mit Gedichten von Joseph von eichendorff 2010

schüllermühle in unter-Gelenau

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September 13.9. 1873 sanierungsarbeiten im inneren der Dorf-Kirche (bis 2.11.1873) 18.9. 2010 Wein-Fest in der mehrzweckhalle22.9.2010 herbstanfang

Die Wilisch mundet in die Zschopau - unweit von Gelenau

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Dorfbach und Wilisch. Von anbeginn jeder menschlichen zivilisationhaben die menschen meistens dort gesiedelt, wo es Wasser in Gestalt von

bächen und Flüssen gibt… zu allererst aus lebensnotwendigen, lebenssichern-den Gründen - auch im erzgebirge. Die siedlungen, die Dörfer, später diestädte sind ohne bäche und Flüsse wohl nicht denkbar. auch Gelenau nicht,das seinen Dorfbach, seinen mittel-Gebirgsbach hat, der sich aus Quellen undRiesel der unmittelbaren umgebung speist und bei starkem, anhaltendemRegen oder bei rascher schneeschmelze durchaus bedrohlich ansteigen kann.so 1882 durch einen Wolkenbruch, so dass straßen und Wege überflutet, aberauch häuser beschädigt werden und menschen in den Fluten zu tode kommen.ein Denkmal im mittleren ortsteil erinnert daran (Kalenderblatt Juni, Rück-seite). solche Gefahren gehen heute wohl vom Gelenauer Dorfbach vor allemwegen der getroffenen hochwasser-schutzmaßnahmen nicht mehr aus. Dochschwere Gewitter, sintflutartiger Regen, Wolkenbrüche sind nie auszuschließenund können den Dorfbach rasch in ein reißendes Gewässer verwandeln. so ge-schehen am zweiten Juli 2009 – die Dorfstraße plötzlich ein Fluss, beschädigtehäuser, überflutete Grundstücke und Wiesen.

Der Dorfbach mündet in unter-Gelenau in die Wilisch, die bei ehrenfrieders-dorf entspringt, durch herold und den ortsteil spinnerei fließt und an Gele-nau, nicht selten links und rechts von alten hohen bäumen eingerahmt,romantisch vorbei mäandert (Kalenderblatt Juni, Rückseite). in früheren zeitenhaben Kinder im sommer auf recht einfache Weise hier die Wilisch gestaut,um sich im kühlen und glasklaren Wasser zu erfrischen und zu baden. aberauch das ist längst vergangen. Von Gelenau bis zu seiner mündung in diezschopau bei Wilischthal (Kalenderblatt september) hat der Fluss, der manch-mal nicht viel breiter als ein bach ist, keinen weiten Weg mehr zurückzulegen.insgesamt erreicht die Wilisch von der Quelle bis zur mündung eine Länge vonzirka 12 Kilometern. spaziergänge entlang des Flussufers - flussauf oder flussabwärts - sind ein beeindruckendes erlebnis durchdie harmonie von Flusslandschaft, tal und Gebirge. Reizvoll auch dadurch,dass man auf großen abschnitten über einen ausgebauten Weg wandert, aufdem von 1886 bis 1972 eine schmalspurbahn entlang der Wilisch zwischenWilischthal über Gelenau bis um ihre nützlichen Dienste versehen hat. sohat alles seine zeit und seine stunde und fließt unaufhaltsam.

In einem kühlen Grunde,Da geht ein Mühlenrad,Mein´ Liebste ist verschwunden,Die dort gewohnet hat.

Sie hat mir Treu versprochen,Gab mir ein´n Ring dabei,Sie hat die Treu gebrochen,Mein Ringlein sprang entzwei.

Ich möchte´ als Spielmann reisenWeit in die Welt hinaus,Und singen meine WeisenUnd gehen von Haus zu Haus.

Ich möchte´ als Reiter fliegenWohl in die blut´ge Schlacht,Um stille Feuer liegenIm Feld bei dunkler Nacht.

Hör´ ich das Mühlrad gehen,Ich weiß nicht, was ich will,Ich möchte´ am liebsten sterben,Da wär´s auf einmal still.

LIEDAM BACH, AM FLUSS ENTLANG

Verlassen – altes erzgebirgisches Fachwerkhaus imnachbar-ort von Gelenau

Viehzucht auf saftigen WiesenDer herbst beginnt – teich zwischen Gerichtsberg und umer Forst

herbst-sonne über Gelenau

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Oktober 3.10.2010 erntedankfest31.10.2010 Reformationstag

Dorf-Kirche in Gelenau aus dem 16. Jahrhundert

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malerischer herbst. manchmal ist der sommer in Gelenau kühl, windig,verregnet, was aber für die gemäßigte Klimazone, in der die Gemeinde

liegt, beinahe als Regel gilt. natürlich hofft man dann sehnsüchtig auf einenwarmen, leuchtenden und bunten alt-Weiber-sommer, der auch meistens endeseptember, anfang oktober über das Land kommt. zwar nur für eine kurzezeitspanne, fast nie länger als drei Wochen, dafür aber voller Glanz und Pracht.Die Laub-bäume verfärben sich - eine sinfonie aus Farben und Licht, kompo-niert und instrumentiert durch die natur - in großer besetzung. Die balda-chin- oder Deckennetz- spinnen knüpfen und legen ihre feinen Gespinste -von den menschen einst für zauberwerk von zwergen oder elfen gehalten -auf Wiesen, Feldern und sträuchern ab. und: Die tage sind weitsichtig, dieklare nacht gibt einen großen und tiefen sternen-himmel frei oder einen run-den, hell leuchtenden mond, der mit seinem weißen Licht die Landschaft ver-zaubert. einen besonders pittoresken anblick bietet – zu jeder Jahreszeit undvon den unterschiedlichsten standorten aus gesehen – die am Fuße des Ge-richtsberges stehende und im herbst in bunte Laubbäume eingehüllte Dorf-

Kirche (Kalenderblatt oktober und Februar, Rückseite), erbaut 1580 bis 1581.Die Kirche hat über die Jahrhunderte hinweg ihre äußere Gestalt nicht verän-dert - bis auf turm und sakristei. sie enthält auch im inneren viel sehenswertes,beispielsweise das sandstein-epitaphium, den taufstein und die Kanzel - eben-falls aus sandstein und alles im 16. Jahrhundert vom Freiberger Künstler an-dreas Lorentz geschaffen. sehenswert sind auch der altar aus dem 18.Jahrhundert, hörenswert die orgel aus dem 20. Jahrhundert und die Kirchen-Glocken.Wandert man an einem solch prachtvollen altweiber-sommer-tag mit offenenaugen durch Gelenau, vielleicht an der Wilisch entlang, vielleicht über diehöhen, durch Wälder oder über abgeerntete Felder, dann ahnt man: Dies istein Herbsttag, wie ich keinen sah! Die Luft ist still, als atmete man kaum, und den-noch fallen raschelnd, fern und nah, die schönsten Früchte ab von jedem Baum. O stört sie nicht, die Feier der Natur! Dies ist die Lese, die sie selber hält…(Friedrich hebbel, 1813 bis 1863).

Wir sind durch Not und FreudeGegangen Hand in Hand,Vom Wandern ruh´n wir beideNun über´m stillen Land.

Rings sich die Täler neigen,Es dunkelt schon die Luft,Zwei Lerchen nur noch steigenNachträumend in den Duft.

Tritt her, und laß sie schwirren,Bald ist es Schlafenszeit.Daß wir uns nicht verirrenIn dieser Einsamkeit.

O weiter, stiller Friede!So tief im AbendrotWie sind wir wandermüde –Ist das etwa der Tod?

IM ABENDROTSINFONIE AUS FARBEN UND LICHT

zauberei des herbstes erinnernd an die im deutsch-franzo si-schen Krieg 1870 bis 1871 Gefallenen

Großartiger abschied - blatterfall in der herbstsonne

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November 6.-7.11.2010 Kirchweihfest, Kirmes auf dem Festplatz 7.11.1810 Fritz Reuter*, deutscher schriftsteller, Fritz-Reuter-straße in Gelenau14.11.2010 Volkstrauertag 21.11. 2010 totensonntag 27.11.2010 Pyramiden-anschieben auf dem Rathausplatz28.11.2010 erster advent

Der Tag neigt sich - Spatherbst in Gelenau

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zwischen den zeiten. Weder herbst, weder Winter. Die Fichten stehendunkelgrün, glanzlos. Die blätter der Laubbäume liegen schon längst

als nasses Laub auf der erde. auch die Lärchen sind kahl, schmucklos. nurdie eiche, in mythen und sagen einst ein heiliger baum und oft von be-staunenswerter Gestalt, hält ihr Laubwerk noch fest - braun und welk undunansehnlich – bis zum Frühling. Der herbst hat seine arbeit gründlichgetan. mit starken Winden, tagelangem Regen, Kälte. Über das Land isteine zeit der trüben, dunklen, kurzen tage gekommen - mit grauen, tiefziehenden Wolken. Jeder, der vors haus muss, eilt mit Regenschirm undin vor Kälte schützender Kleidung, sein ziel auf dem kürzesten Weg zu er-reichen oder rasch wieder nach hause zurückzukehren - in die warme gutestube. Wohl dem, der da nicht hinaus muss. und doch gibt es plötzlichnachmittage, oft kurz bevor der tag endet, da erscheint die sonne, flachim Westen stehend, und spiegelt sich glanzvoll in den Regentropfen, diedicht an Ästen und zweigen der kahlen bäume hängen (Kalenderblatt no-

vember). es ist, als ob die natur plötzlich auf eine wundersame Weise stillstände, sich nicht entscheiden könne, wohin die Reise gehen soll oder alsob sie den durch die menschen oft als schmerzlich empfundenen abschiedvon sommer und herbst durch einen solch lichten nachmittag lindernwolle. Doch die Reise geht vielleicht schon am nächsten morgen weiter.Der Winter klopft an - mit Rau-Reif auf Feldern, Wiesen und sträuchern,auf Dächern und zäunen, mit vereisten bäumen, vergoldet durch eine kaltemorgensonne – wie in einem märchen der Gebrüder Grimm. Die naturhat wieder gezaubert. Durch eine dünne weiße Pracht, die die hoffnungund Freude auf einen schneereichen, kalten Winter wach ruft. so verlierenallmählich die trüben, nasskalten und kurzen tage ihren schrecken - nichtnur wegen der zu erwartenden lichten Wintertage, sondern auch wegender nahenden, leuchtenden und kerzenreichen adventszeit - mit ihrer tra-ditionellen und besonderen herrlichkeit im erzgebirge, in Gelenau (Ka-lenderblatt Dezember).

ZWISCHEN HERBST UND WINTER

Denk- und ehrenmal in Gelenau: ich hatte einen KameradenLicht-spiele im Fichtenwald Der Winter kundigt sich an - erster Raureif

Romantisches eRzGebiRGe GeLenauLandschaften I Geschichtliches und Gegenwärtiges I mit Gedichten von Joseph von eichendorff 2010

Vergangen ist der lichte Tag,Von ferne kommt der Glocken Schlag;So reist die Zeit die ganze Nacht,Nimmt manchen mit, der´s nicht ge-dacht.

Wo ist nun hin die bunte Lust,Des Freundes Trost und treue Brust,Der Liebsten süßer Augenschein?Will keiner mit mir munter sein?

Da´s nun so stille auf der Welt,Zieh´n Wolken einsam über´s Feld,Und Feld und Baum besprechen sich, -O Menschenkind! Was schauert Dich?

Wie weit die falsche Welt auch sei,Bleibt mir doch Einer nur getreu,Der mit mir weint, der mit mir wacht,Wenn ich nur recht an Ihn gedacht.

Frisch auf denn, liebe Nachtigall,Du Wasserfall mit hellem Schall!Gott loben wollen wir vereint,Bis dass der neue Morgen scheint!

NACHTLIED

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Dezember 11.12.2012 adventsmusik im Kerzenschein, in der Dorfkirche Gelenau 11.-12.12. 2010 Weihnachtsmarkt auf dem Rathaus-Gelände 15.12.1886 bahnlinie Wilischthal über Gelenau bis ehrenfriedersdorf wird in betrieb genommen 21.12.2010 WinteranfangDezember 1992 Deutsches strumpfmuseum in Gelenau eröffnet

Weihnachtspyramide vor dem Gelenauer Rathaus

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auf dem Dachboden. Vorfreude ist die schönste Freude. Dieser spruch mussim erzgebirge – vielleicht sogar in Gelenau - in der Woche vor dem ersten

advent entstanden sein. Denn: in dieser zeit steigen Kind und Kegel voller un-geduld endlich hinauf, unters Dach, in die Dachkammern. seit fast elf monatenschlafen hier die wundersamsten kleinen und großen Figuren aus holz - dieRäuchermänner, die nussknacker, die bergmänner, die engel, die nun in dieWohnstuben hinunter gebracht, vorsichtig und behutsam ausgepackt und ge-weckt werden. aber auch die schwibbögen, die Lichterhäuser, die Pyramiden,die adventssterne, die Weihnachtsberge werden hervorgeholt, sorgsam zusam-mengebaut, kunstvoll in zimmern, auf tischen, Kommoden, Fensterbretternaufgestellt. aber auch vor vielen häusern, auf den Plätzen des ortes ist ein regestreiben zu beobachten – Fichten, auch sträucher werden mit Lichterketten ge-schmückt. Da und dort erstrahlt der nicht selten schon verschneite baum imhellen Licht, um aber rasch wieder zu erlöschen – zufriedene, strahlende Ge-sichter, wenn alles im Probe-Leuchten auf anhieb funktioniert. so ist Jung undalt in adventsvorfreude versetzt - von unter- bis ober-Gelenau, in den tälernund auf den höhen… endlich ist dann der erste advent da. so, als könnte

man es nun nicht mehr erwarten, erstrahlt der ort schon in der frühen Däm-merung wie ein großes Lichterhaus. schauend, staunend und bewundernd gehtman durch straßen und Gassen, sicher auch zur großen Pyramide vor dem Ge-lenauer Rathaus (Kalenderblatt Dezember), die durch das Fest des Pyramiden-Anschiebens, am Vortag des ersten advents, sich nun bis ins neue Jahr hineinunaufhörlich, ohne hast, aber ohne Rast, zur Freude aller, bewegt und dreht.nun geht es auf Weihnachten zu. Wie wohl überall setzt ein geschäftiges treibenein, gilt es doch die Weihnachtsgeschenke zu gestalten, die stollen, vielleichtbei einem der vielen bäcker in Gelenau, backen zu lassen oder zumindest zubestellen, sich für den Weihnachtsbraten zu entscheiden oder den Weihnachts-markt des ortes oder in den nachbar-Gemeinden zu besuchen... Doch nachall dem hastigen tun und treiben des tages bringt der abend im angesicht allder erleuchteten wundersam Figuren, dem stetigen Drehen der kleinen Pyra-mide mit ihren Fichten und Rehen oder ein abend-spaziergang durch denweihnachtlich geschmückten und erleuchteten ort innere Ruhe, stille und Frie-den zurück.

Markt und Straßen stehn verlassen,Still erleuchtet jedes Haus,Sinnend geh ich durch die Gassen,Alles sieht so festlich aus.

An den Fenstern haben FrauenBuntes Spielzeug fromm geschmückt,Tausend Kindlein stehn und schauen,Sind so wunderstill beglückt.

Und ich wandre aus den MauernBis hinaus ins freie Feld,Hehres Glänzen, heil´ges Schauern!Wie so weit und still die Welt!

Sterne hoch die Kreise schlingen, Aus des Schnees EisamkeitSteigt´s wie wunderbares Singen – O du gnadenreiche Zeit!

WEIHNACHTENVON DER WUNDERSAMEN ADVENTSZEIT

Fruher Winter in Gelenau Geschmucktes Fenster - Weihnachten im erzgebirge Großer schwibbogen - unweit von Gelenau

Romantisches eRzGebiRGe GeLenauLandschaften I Geschichtliches und Gegenwärtiges I mit Gedichten von Joseph von eichendorff 2010