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bildung+ IM UNTERRICHT GRASLÖWEN RADIO DIE HÖRFUNKWERKSTATT FÜR DIE KLASSEN 2–6 RADIO GRASLÖWEN IM UNTERRICHT

Radio begleitmat komplett · III. Umweltthemen entdecken und aufdecken 8 IV. (Journalistische) Darstellungsformen im Hörfunk 10 V. Rechtsfragen 18 VI. Radiotechnik 19 VII. Das Hörspiel-Projekt

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bildung+

IM UNTERRICHT

GRASLÖWEN

R A D I O

DIE HÖRFUNKWERKSTATTFÜR DIE KLASSEN 2–6

R A D I OGRASLÖWEN

IM UNTERRICHT

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20052

LiteraturhinweiseAnfang, G./Demmler, K./Lutz, K. (Hrsg.): Mit Kame-ra, Maus und Mikro. Medienarbeit mit Kindern. Mate-rialien zur Medienpädagogik Band 4. kopaed, Mün-chen 2003Arnold, Bernd-Peter: ABC des Hörfunks. Ölschläger-Verlag, München 1991Bakenhus, Norbert: Das Lokalradio. Ein Praxishand-buch für den lokalen und regionalen Hörfunk. UVKMedien, Konstanz 1996Bartsch, Paul D. (Hrsg.): Radio Aktiv. Hörfunk undHörerziehung im Unterricht. Landesinstitut für Leh-rerfortbildung, Lehrerweiterbildung und Unterrichts-forschung von Sachsen-Anhalt (LISA), Halle 1998Bloom-Schinnerl, Margareta: Der gebaute Beitrag.Ein Leitfaden für Radiojournalisten. UVK Verlagsge-sellschaft mbH, Konstanz 2002Frey-Vor, Gerlinde/Schumacher, Gerlinde: Kinder undMedien 2003. Studie der ARD/ZDF-Medienkommis-sion. Kernergebnisse für die sechs- bis 13-jährigen.In: Media Perspektiven 9/2004LaRoche, Walther von (Hrsg.): Radio-Journalismus.

Ein Handbuch für Ausbildung und Praxis im Hörfunk.List Verlag, München 2000Mohr, Inge: Kinder und Radio – ein Medium im Ab-seits? Zum Stellenwert des Hörfunks bei Kinder ausSicht der Mediennutzungsforschung. In: Schill,W./Linke, J./Wiedemann, D. (Hrsg.): Kinder & Radio.kopaed, München 2004Paus-Haase, I./Aufenanger, S./Mattusch, U. (Hrsg.):Hörfunknutzung von Kindern. Bestandsaufnahme undEntwicklungschancen des Kinderhörfunks im dualenSystem. Vistas-Verlag, Berlin 2000Schill, W./Linke, J./Wiedemann, D. (Hrsg.): Kinder &Radio. kopaed, München 2004Sturm, Robert/Zirbik, Jürgen: Die Radio-Station. EinLeitfaden für den privaten Hörfunk. UVK Medien,Konstanz 1996Zentrum für Umweltkommunikation der DBU (Hrsg.):Die Hollies. Unterrichtsmaterialien zur dreiteiligen TV-Serie. Osnabrück, 2005Zindel, Udo/Rein, Wolfgang (Hrsg.): Das Radio-Fea-ture. Ein Werkstattbuch. UVK VerlagsgesellschaftmbH, Konstanz 1997

INTERESSANTE LINKS

www.grasloewe.deHomepage des Graslöwen Projekts derDBU

www.radijojo.deHomepage von RADIJOJO!

www.hoerspielbox.deHörspielseite des RBB-Rundfunk Berlin-Brandenburg

www.mediaculture-online.dePortal für Medienpädagogik und Me-dienkultur. Teil der Medienoffensive desMinisteriums für Kultus, Jugend undSport Baden-Württemberg

www.lehrer-online.deLehrerportal von Schulen ans Netz e.V.,Initiative des Bundesministeriums für Bil-dung und Forschung und der DeutschenTelekom AG

www.ard-werbung.de/services/basics/radio/Aktuelle Informationen zur Hörfunknut-zung, u. a. Ergebnisse der halbjährlichenMedia Analyse (z. B. ma 2005 Radio II)

www-media-perspektiven.deOnline-Ausgabe der Zeitschrift Media Per-spektiven. Darin Berichte über die Medien-nutzung unter anderem von Kindern.

IMPRESSUM

Herausgeber: Zentrum für Umweltkommuni-kation der Deutschen Bundesstiftung UmweltgGmbH (ZUK), Projekt „Graslöwe“An der Bornau 2, 49090 OsnabrückTel.: +49 541 9633-932FAX: +49 541 9633-990www.grasloewe.de

in Zusammenarbeit mit bildung+Ein Geschäftsbereich der Erhard Friedrich Ver-lag GmbH, Im Brande 17, 30926 SeelzeTel.: +49 511 40004-140FAX: +49 511 40004-975www.bildung-plus.de

Redaktion: Anna Lena Etzbach, Judith Perez (verantwortlich)

Autor: Ulrich Böhme

Fotos und Zeichnungen: ZUK Osnabrück

Titel und Realisation: Detlef Grove, Friedrich Medien-Gestaltung

Objektbetreuung: Martin Huisman, bildung+

Druck: Dierichs, Kassel

Schutzgebührinkl. CD: € 6,50 (zzgl. Porto)ohne CD: € 3,90 (zzgl. Porto)nur CD: € 2,90 (zzgl. Porto)

INHALT

HEFTTEIL

I. Das Projekt „Graslöwen TV“ 3

II. Radio und Unterricht 5

III. Umweltthemen entdecken und aufdecken 8

IV. (Journalistische) Darstellungsformen im Hörfunk 10

V. Rechtsfragen 18

VI. Radiotechnik 19

VII. Das Hörspiel-Projekt 22

VIII. Vom Graslöwen Radio-Projekt zum Pausenfunk 26

MATERIAL

Arbeitsblatt 1: Gebauter Beitrag 27

Arbeitsblatt 2: Interview 28

Arbeitsblatt 3: Hörspiel 29

Arbeitsblatt 4: Geräusche 30

Kopiervorlage 1: In 7 Schritten zur fertigen Graslöwen-Sendung 27

Das ABC des Radios 32

CD-ROM

Zu diesem Heft ist eine CD-ROM erschienen, die gegen eine Schutzgebührvon € 2,90 (zzgl. Porto) bei dem ZUK oder bei bildung+ bestellt werdenkann. Dort sind alle Arbeitsblätter sowie vier weitere Kopiervorlagen enthalten.Außerdem finden sich auf der CD-ROM vier Hörbeispiele aus Graslöwen Ra-diosendungen mit einer Gesamtlaufzeit von 69 Minuten. Die Hörbeispiele undArbeitsblätter können auch kostenlos unter www.grasloewe.de oder www.bil-dung-plus.de heruntergeladen werden.

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G raslöwen TV ist eine Initiative der DBU in Kooperationmit dem Kinderkanal von ARD und ZDF. Sie fördertdie Entwicklung und Produktion von Fernsehforma-

ten, die sich kindgerecht mit Themen rund um das Leitbild derNachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit befassen. Die Produk-tionen setzen bei den alltäglichen Erfahrungen, Wünschenund Sorgen der Kinder an. Sie motivieren, Lösungen für öko-logische, soziokulturelle, ökonomische und politische Proble-me zu finden. Die drei Serien „Die Graslöwen“, „Die Hollies“und „Die Hydronauten“ sowie der Umweltmärchenfilm „Derverzauberte Otter“ wurden bereits mehrfach im KI.KA ausge-strahlt und teils auch bei ARD und ZDF wiederholt. Die Deut-sche Bundesstiftung Umwelt hat zudem Unterrichtsmateria-lien herausgegeben, die Lehrkräften helfen können, die in denfiktionalen Produktionen angesprochenen Themen zu vertie-fen.Bei der Mediennutzung von Kindern liegt das Fernsehen auchin der Gruppe der Sechs- bis 13-Jährigen unangefochten ander Spitze. 83 Prozent sehen jeden Tag oder fast täglich fern,weitere 16 Prozent ein- bis mehrmals in der Woche (vgl: Kin-der und Medien 2003). Kinder hören aber auch gern. Im Kin-dergartenalter sind Hörkassetten sehr beliebt, später findet

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I. DAS PROJEKT „GRASLÖWEN TV“

Der „Graslöwe“ brüllt seit dem Jahr 1999.

Aus der Idee, Grundschulkindern in TV-

Programmen die Themen Umwelt und nach-

haltige Entwicklung nahe zu bringen, ist längst

eine Bewegung geworden, die weit über das

Fernsehen hinausgeht. Neben Serien und

Filmen gibt es den „Graslöwen Club“, Klassen-

reisen mit dem Graslöwen und das „Graslöwen

Radio“.

Auf der Internet-Homepage www.grasloewe.de

finden Kinder weitere Mitmachaktionen und

Anregungen für eigene Umweltprojekte.

Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU),

Osnabrück, hat den Graslöwen zu

ihrem Umweltbotschafter erklärt.

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gang mit Muttersprache und Fremdsprachen. Hören kannman RADIJOJO! im Internet sowie per Satellit und im digita-len DAB. Örtlich ist es auch per UKW zu empfangen, weitereFrequenzen werden hinzukommen. Aktuelle Informationen unter www.grasloewe.de.

HÖRFUNK HEUTE –INTERESSANT FÜR KINDER?In den vergangenen Jahren war immer wieder von einer Re-naissance des Radios die Rede. Jeden Tag schalten inDeutschland vier Fünftel der Menschen ein und hören etwavier Stunden. Hinzu kommen weitere 15 Prozent, die gele-gentlich Radio hören (siehe: ma 2005 Radio II). Aber hörensie auch zu, wie es in den Anfangsjahrzehnten des Hörfunkswar? Nein. Radio ist ein „Nebenbeimedium“, es „dudelt“ vorsich hin, man schenkt ihm meist weniger, aber auch mal mehrAufmerksamkeit. Ein guter Freund also, der immer da seinkann. Die oben genannten Werte haben sich in den vergan-genen Jahren stabilisiert, trotz einer gewachsenen Zahl vonFernsehprogrammen und trotz des Internets als neu hinzuge-kommenem Medienangebot. Radioprogramme haben einegute Perspektive – gerade auch durch das Internet. Auf Bei-träge und Hörspiele, die der Nutzer wirklich hören will, musser nicht mehr warten. Er kann sie sich im Netz anhören, wannimmer er will. Werden die Programme und Sendungen zumDownload angeboten, können sie auf den MP3-Player über-tragen und auch mobil rezipiert werden.

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die wachsende Zahl von Hörbuch-Produktionen begeisterteAbnehmer. Doch auch das Radio gehört für die meisten vonAnfang an zum Medienalltag. Etwa zwei Drittel der Sechs- bis13-Jährigen hören mindestens ein- bis mehrmals in der Wo-che Radio, viele mit dem eigenen Gerät. Öffentlich-rechtlicheProgramme wie Deutschlandradio Kultur, WDR 5, Bayern 2,NDR info oder MDR Figaro bieten täglich Sendungen für die-se Zielgruppe an. Studien haben ergeben, dass Kinder im Ra-dio auch gern von Umweltthemen hören möchten (siehe: Hör-funknutzung von Kindern). Ein interessantes Betätigungsfeldfür den Graslöwen! Denn Kinder spielen auch gern, sie malen,zeichnen und basteln oder beschäftigen sich mit Tieren. Ne-ben der Mediennutzung gehören solche Tätigkeiten zu denwichtigsten Freizeitbeschäftigungen (siehe: Kinder und Me-dien 2003). Graslöwen Radio verbindet beides – Hören undSpielen – im wahrsten Sinne des Wortes: Im Mittelpunkt ste-hen Hörspiele. Hinzu kommen Interviews, Reportagen undnatürlich Musik. Gesendet wird bei RADIJOJO!, dem erstenRadioprogramm speziell für Kinder und Eltern.

DER GRASLÖWE BEI RADIJOJO!

RADIJOJO! ist ein nichtkommerzielles Hörfunkpro-gramm für Kinder von drei bis dreizehn Jahren und fürEltern. Das werbefreie Radio sendet seit 2003 und wirdunter anderem aus Spenden, Stiftungsgeldern, Mit-gliedsbeiträgen und öffentlichen Fördergeldern finan-ziert. Träger ist eine gemeinnützige GmbH. Die In-halte des Programms sind spannend, fröhlich,gewaltfrei und pädagogisch sinnvoll. RADIJOJO!bringt alles, was Kinder interessiert: Musik, Hörspiele, Maga-zine und Informationen, aber natürlich auch interaktive Spie-le. Die Themenvielfalt von Geschichte über Politik bis zur Wirt-schaft; von den Naturwissenschaften über Gesundheit biszum Sport; von der musikalischen Früherziehung bis zum Um-

TIPP:Beim Graslöwen Radio ist das Radio der Zukunft be-

reits Gegenwart! Die Hörspiele und Beiträge können

unter www.grasloewe.de jederzeit gehört oder in ei-

nem komprimierten Format heruntergeladen werden.

(Ein komprimiertes Format wie MP3 oder WMA für

den Windows Media Player ist wichtig, damit die Da-

teien nicht zu groß sind.)

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Feature kann Lese- und Schreibkompetenz erheblich fördern.Da geht es zum Beispiel um „verständlich und situationsge-bunden sprechen“, um „bewusst zuhören und Inhalte verste-hen“, um Textaufbau und Textgestalten und vor allem: um dieUnterschiede von gesprochener und geschriebener Sprache.Die Liste von Kompetenzen, die auf diese Weise vermitteltwerden kann, ist lang:

• Gesprächsregeln aufstellen, anwenden und verschiedeneRollen in Gesprächen einnehmen

• mit anderen über ein Thema sprechen und eine eigeneMeinung äußern

• Perspektiven beim szenischen Spiel einnehmen• Spielszenen in ihrer Wirkung beurteilen• Sach- und Gebrauchstexte verstehen und danach handeln• produktiv und kreativ gestaltend mit Texten umgehen• eigenverantwortlich Texte verständlich, strukturiert, adres-

saten- und funktionsgerecht schreiben• eigene Texte inhaltlich und formal kritisch betrachten sowie

unter Anleitung überarbeiten• mit Sprache spielerisch und experimentell umgehen

Radioarbeit ist auch eine gute Möglichkeit, die Sprachkom-petenzen von Kindern zu fördern, deren Muttersprache nichtdeutsch ist.

Heimat- und SachkundeEin wichtiger Bestandteil dieses Fachs ist die Medienkunde,zum Beispiel unter der Überschrift „Medien als Fenster zurWelt“. Hier sollen die Grundschülerinnen und GrundschülerMedien vergleichen und einsetzen, Informationen beschaffen,also recherchieren, und geeignete Informationen auswählen.Ein wichtiger Aspekt ist laut Lehrplan auch, den Wahrheits-gehalt von Informationen zu hinterfragen. Weitere inhaltlicheSchwerpunkte sind:• einen Betrieb/eine Organisation in der Umgebung

erkunden• Verkehrs- und Mobilitätserziehung• Leben mit der Natur• Erkunden der Umwelt• Lösungswege finden und sich darüber austauschen

MusikIn der Musikerziehung der Grundschule spielt Musik machenund singen eine wichtige Rolle – bei der Hörspielproduktionauch. Der Lehrplan fordert zudem einen experimentellen undgestalterischen Umgang mit Musik, genau wie Musik hörenund Musik in den Medien begegnen. Hinzu kommt die Kom-bination von Musik und Sprache im szenischen Spiel.

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II. RADIO UND UNTERRICHT

Das Radio sollte eine wichtige Rolle in der medienpäda-gogischen Arbeit spielen. Zum Beispiel haben mehrals 40 Prozent der Sechs- bis 13-Jährigen großes

Interesse daran, einmal eine Hörfunksendung oder ein Hör-spiel zu produzieren. Auch bei den Eltern hat Radio ein positi-ves Image. Nur knapp jede zehnte Mutter meint, dass sich ihrKind zu viel mit dem Radio beschäftigt. Jede fünfte hingegenmeint, dass das Kind mehr Radio hören sollte (siehe: Kinderund Radio – ein Medium im Abseits?).Medienarbeit mit Kindern kann bereits im Vorschulalter be-ginnen. Die Mädchen und Jungen sind da zwar noch nicht inder Lage, komplexe Vorgänge allein zu bewältigen. Sie benö-tigen die Hilfe von Erwachsenen. Foto, Video und Radio sindjedoch Medien, die sie aus dem Alltag kennen. Wenn ihre Ge-schichte auf einem solchen professionellen Weg transportiertund festgehalten wird, erhält die Leistung mehr Gewicht. DieKinder können etwas vorführen und stolz darauf sein. DasMedium Radio ist ihnen vor allem durch die in diesem Altersehr beliebten Hörkassetten vertraut. Zudem ist die Aufnah-me- und Abspieltechnik leicht zu bedienen. EntsprechendeKassettenrekorder sind im Spielwarenhandel erhältlich. ImVorschulalter reicht es auch aus, die Geschichten einfach soaufzunehmen, ohne Nachbearbeitung zum Beispiel am Com-puter (vgl. Mit Kamera, Maus und Mikro). Grundschülerinnen und -schüler geben sich mit solchem „Kin-derkram“ natürlich nicht mehr zufrieden. Sie wollen und kön-nen komplexere Geschichten erzählen, die ohne Nachbear-beitung nicht auskommen. Da müssen Geräusche und Musikeingebaut werden, um die Spannung zu steigern. Beiträgemüssen gekürzt und umgebaut, Versprecher herausgeschnit-ten werden. Technische Geräte, wie zum Beispiel ein Audio-Aufnahmege-rät, können Kinder im Grundschulalter selbst bedienen. Siesind auch in der Lage, diese Aufnahmen unter Anleitung amComputer zu schneiden und zu produzieren. Stärkere Hilfe-stellung ist hier in dramaturgischer Hinsicht nötig. Auch beider Organisation der redaktionellen Arbeit benötigen dieSchülerinnen und Schüler Unterstützung.

RADIOARBEIT ENTLASTET Ein Blick in die Lehr- und RahmenpläneIn den Lehr- und Rahmenplänen gibt es viele Ansatzpunkte fürRadioarbeit sowie für Bildung für eine nachhaltige Entwick-lung und für Umweltbildung. In den einzelnen Bundesländernmögen die Akzente unterschiedlich gesetzt sein – ein Schwer-punkt liegt in jedem Fall auf dem Deutschunterricht. Die Ar-beit mit journalistischen Hörfunkbeiträgen, mit Hörspiel und

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Gestalten (Kunsterziehung/Werken)Die Ergebnisse des Graslöwen Radio-Projekts werden auf CDgebrannt und eine CD braucht ein Cover sowie ein Label. Hierunterstützen die bildenden Künstler in der Klasse die Wort-künstler. Entweder setzen sich die besten im Team zusammenoder die ganze Klasse veranstaltet einen Wettbewerb. Daheißt es, vielfältige Ideen mit geeigneten Gestaltungsmittelnselbstständig zu wirkungsvollen Grafiken zu verarbeiten. DieSchülerinnen und Schüler erproben Gestaltungsmittel wieFarbigkeit, Auffälligkeit, Eindeutigkeit, Schriftgestaltung,Symbole für Werbezwecke. Mit verschiedenen Werkstoffenbeschäftigen sich die Kinder zum Beispiel beim Erzeugen derGeräusche für Hörspiele und Beiträge.

EthikDie Schülerinnen und Schülern lernen wahrzunehmen, sie er-werben phänomenologische Kompetenz. Gemeint ist damitzum Beispiel, dass sie differenziert und verständlich beschrei-ben, was sie oder andere beobachten, wahrnehmen oder beisich denken. Sie nehmen Handlungsspielräume und den sym-bolischen Gehalt erlebter Situationen wahr. Die Schülerinnen und Schüler entwickeln die Fähigkeit zumkreativen und fantasievollen Denken über die reine Erfahrunghinaus (spekulative Kompetenz).

Sie äußern Einfälle und Fantasien, entwickeln neue Ideenoder Hypothesen und erproben diese spielerisch. Sie findenkreative und fantasievolle Verhaltensalternativen und führendiese aus. Das zielt auch auf Möglichkeiten des diskursivenDenkens ab.Die Schülerinnen und Schüler lernen zu deuten, sie erwerbenhermeneutische Kompetenz. Sie beziehen alternative Deu-tungen in ihre Überlegungen ein und stellen vor diesemHintergrund eigene Problemfragen. Bei der Interpretation vonproblemorientierten Texten ziehen sie eigene, alltägliche An-sichten und Deutungen heran. Damit überprüfen sie den ei-genen Standpunkt, sie erkennen Ursachen und Folgen des ei-genen Handelns.Selbst die Mathematik kommt beim Graslöwen Radio-Pro-jekt nicht zu kurz. Im Zuge des Projekts sind Zeitplanungenzu erstellen und diverse Berechnungen in den vier Grund-rechenarten nötig. Die Arbeit am Computer mit dem digita-

len Schnittprogramm greift sogar ein wenig vor in den Be-reich der Physik.

BILDUNG FÜR EINE NACHHALTIGE ENTWICKLUNGÜber die Vermittlung von Kompetenzen lässt sich ein direkterBezug zur Bildung für eine nachhaltige Entwicklung herstel-len. Dieser interdisziplinäre Schwerpunkt löst in Schule undGesellschaft die klassische Umweltbildung ab. Bildung fürnachhaltige Entwicklung orientiert sich in ihren Begrifflichkei-ten an der Agenda 21, dem Aktionsprogramm für die Welt im21. Jahrhundert. Es wurde bereits auf der UN-Konferenz fürUmwelt und Entwicklung 1992 in Rio de Janeiro beschlossen.In einer gemeinsamen Initiative haben Bund und Länder ent-sprechende Unterrichtsinhalte zwischen 1999 und 2004 mo-dellhaft ausprobiert, seit 2005 läuft als Nachfolgeprojekt dasBLK-Programm „Transfer-21“ (BLK = Bund-Länder-Kom-mission für Bildungsplanung und Forschungsförderung). Essoll Bildung für eine nachhaltige Entwicklung bundesweit imUnterrichtsalltag verankern.

GESTALTUNGSKOMPETENZ ENTWICKELNIm Mittelpunkt stehen auch hier Kompetenzen. Sie werdenunter dem Begriff „Gestaltungskompetenz“ zusammenge-fasst. Das ist die Fähigkeit, die Zukunft der Gesellschaft, inder man lebt, in aktiver Teilhabe zu modifizieren und zu ge-stalten. Also kein kurzfristiges „Herumdoktern“ an Sympto-men, keine bloße Reaktion auf bereits eingetretene Fehlent-wicklungen, sondern Aktion für eine zukunftsgerechteEntwicklung. Zur Gestaltungskompetenz gehören acht Teil-kompetenzen:

• vorausschauendes Denken, es geht darum, die Zukunft zugestalten;

• die Fähigkeit, fachübergreifend zu arbeiten;• weltoffene Wahrnehmung, zwischenmenschliche Verstän-

digung und Zusammenarbeit zwischen den Kulturen;• Beteiligung am Entscheidungen in der Kommune;• Planungs- und Umsetzungskompetenzen;• die Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen, und zur So-

lidarität mit anderen;• die Kompetenz, sich und andere zum Mitgestalten motivie-

ren zu können;• und die Kompetenz, eigene Anschauungen und kulturelle

Leitbilder zu hinterfragen und zu korrigieren.

Da heißt es also, Zusammenhänge zu erkennen, kreative Lö-sungen zu fördern und nicht nur mit dem Kopf zu lernen. Bil-dung für eine nachhaltige Entwicklung soll Neugier fördernund Lernen trainieren. Ein Graslöwen Radio-Projekt erfülltdiese Ziele sowohl inhaltlich als auch pädagogisch: Die Kin-der zeigen Probleme auf, sammeln Informationen, entdecken

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TIPP:Ein Radioprojekt zum Thema Umwelt, ist ein interdis-

ziplinäres Vorhaben, das den Schülerinnen und Schü-

lern grundlegende Kompetenzen und Kulturtechniken

vermittelt. Es basiert auf Vorgaben der Lehr- und Rah-

menpläne, geht aber auch über die Schule hinaus,

indem es außerschulische Partner einbindet und

Öffentlichkeit schafft. Der Lohn für einen zunächst

höheren Aufwand sind Freude und Gewinn aller

Beteiligten.

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schaft zum lebenslangen Lernen. Mit wachsender GraslöwenRadio-Erfahrung ergeben sich bestimmt auch Gelegenheiten,diese Erfahrung an Kollegen anderer Schulen weiterzugeben.Im Zuge der Projektvorbereitung und Projektarbeit lernt dieLehrkraft zudem viele andere Berufsfelder kennen. Das kanndie Unterrichtsgestaltung erleichtern, aber auch neue Per-spektiven eröffnen.Dass die Kinder in der Schule etwas Besonderes machen,werden auch die Eltern zu würdigen wissen. Ein solches Pro-jekt schafft immerhin Möglichkeiten des Engagements vonMüttern und Vätern. Sie können Fachwissen oder einfach nurZeit und Kraft einbringen, ohne in pädagogischen Fragen her-einreden zu müssen. Im Konkurrenzkampf um genügendSchüler sind die besonderen Angebote wichtige Argumentefür eine zukunftsfähige Schule. Außerdem: Eine Schule mitrühriger Öffentlichkeitsarbeit wird in der Kommune und da-rüber hinaus viel stärker wahrgenommen.

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TIPP:Die jungen Graslöwen Radio-Macher können Ergeb-nisse der schulischen Arbeit in öffentlichen Mediendarstellen, zum Beispiel in Offenen Kanälen und in lo-kalen Bürgerradios. Seitdem dank „PISA“ das öffent-liche Interesse an Bildungsthemen gewachsen ist,wäre örtlich vielleicht sogar eine Kooperation mit ei-nem öffentlich-rechtlichen oder privaten Hörfunkan-bieter möglich. Auch die Medienanstalten der Länder,die die Aufsicht über den privaten Rundfunk haben,unterstützen die Zusammenarbeit von Medienprofisund Schulen.

Lösungsvorschläge, denken darüber nach und gebenschließlich ihre Erkenntnisse mit Hilfe einer kreativenMethode, mittels eines Mediums, weiter an andere. Er-fahrungen zeigen, dass sich Kinder auf diese Weiseauch mehr merken.Die UNO hat für die Jahre 2005 bis 2014 eine „Deka-de Bildung für nachhaltige Entwicklung“ ausgerufen.Sie zielt darauf ab, Unterrichtsinhalte zu dem Themaweltweit in die Schulen zu transportieren. Die DeutscheUNESCO-Kommission hat zur Umsetzung dieser Ziele ei-ne Expertengruppe berufen: das Deutsche Nationalkomitee„Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung 2005–2014“.

GRASLÖWEN RADIO BRINGT SCHULE IN DIE ÖFFENTLICHKEITÖffnung von Schule und Teilhabe an der Gestaltung vor allemder Kommune sind nicht erst mit der Bildung für eine nach-haltige Entwicklung zu wichtigen Aspekten der schulischen(Öffentlichkeits-)Arbeit geworden. Graslöwen Radio-Projek-te können hier wichtige Impulse in beide Richtungen geben:in der Auseinandersetzung mit der gesellschaftlichen Realitätim Unterricht und bei der Präsentation der schulischen Arbeitin der Öffentlichkeit. Schülerinnen und Schüler setzen sich inihren Radiobeiträgen aus dem Blickwinkel „Umwelt und Ent-wicklung“ mit Ereignissen innerhalb und außerhalb der Schu-le auseinander. Sie verdeutlichen Probleme, reflektieren undzeigen Lösungsvorschläge auf – nicht immer realistisch, da-für aber fantastisch im besten Sinn. Gleich zu Beginn eines Graslöwen Radio-Projekts sollten ört-liche und regionale Medien informiert werden, damit sie vonAnfang an darüber berichten bzw. Material für eine spätereReportage über den gesamten Projektverlauf sammeln kön-nen. Zur Abschlusspräsentation wird die Presse auch einge-laden. Sollte das fertige Produkt im lokalen Bürgerradio lau-fen, geht ein Programmhinweis an die Zeitungen!

UND WAS HAT DIE LEHRKRAFT DAVON?Zugegeben: Zuerst einmal hat die Lehrkraft mehr Arbeit.Auch wenn sie inhaltlich und pädagogisch entlastet wird, weilsie mit dem Graslöwen Radio-Projekt Forderungen der Lehr-und Rahmenpläne bedienen kann, eine Phase der Einarbei-tung in das Medium Hörfunk ist nicht zu vermeiden. Doch die-ser Zeitaufwand ist mit schnellen Erfolgserlebnissen verbun-den, die sowohl die zusätzliche Arbeit belohnen als auchweniger erfolgreiche Situationen im Alltag vergessen machenkönnen.Und die Lehrkraft wird sehen: Ist sie erst einmal vom „Radio-Virus“ ergriffen, wird er sie sobald nicht wieder loslassen.Ein „Virus“ übrigens, der auch sonst nicht schadet. Die Lehr-kraft kann sich profilieren und der eigenen Berufskarriereneue Impulse verleihen. Wer ein solches Projekt betreut, zeigtEngagement, Durchhaltevermögen und die eigene Bereit-

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D ie Themen liegen auf der Straße. Was bildhaft gespro-chen für die Lokalredaktion der Zeitung und für die lo-kale Radiostation gilt, deutet auch für schulische Ra-

dioprojekte die wichtigste Art der Themenfindung an: DieAugen aufmachen und die Ereignisse um sich herum wahr-nehmen. Dabei müssen die Schülerinnen und Schüler zu-nächst nicht einmal hinaus auf die Straße gehen. Viele The-men können sie im Schulgebäude und auf dem Schulgeländeentdecken.Eine gute Orientierung sind natürlich die Themen, die imGraslöwen Radio bereits behandelt worden sind. Sie könnenam konkreten Beispiel der Schule und der Kommune darge-stellt werden (z. B. Mobilität und Müllentsorgung) oder aufdiese Ebene herunter gebrochen werden (z. B. Auswirkungendes Klimawandels).

1. THEMEN RUND UM DIE SCHULEKurze Wege für kurze Beine – dieses schöne Motto gilt nurnoch für einen Teil der Schülerinnen und Schüler. Die meistenwohnen mittlerweile nicht nur auf dem Land kilometerweit von

ihrer Schule entfernt. Entweder ist ihre Familie in ein neuesEinfamilien- und Reihenhausgebiet gezogen oder die Schuleim Wohngebiet wurde aus Schülermangel geschlossen. Auchdie in der Nähe wohnenden werden oft von ihren Eltern mitdem Auto zur Schule gefahren. Hinzu kommen die Wege zuverschiedenen Freizeitaktivitäten. Umweltfreundliche Mobi-lität ist deshalb für Schülerinnen und Schüler ein sehr wichti-ges Thema. Muss wirklich jedes Ziel mit dem Auto angefah-ren werden, mit Mutter oder Vater als Chauffeur? Wie könnenFahrgemeinschaften organisiert werden – mit dem Familien-auto oder als Radgruppe?Beim Thema „Schule und Müll“ fällt den Schülerinnen undSchülern sicher auf Anhieb eine ganze Menge ein. Es kannum Müll und Dreck gehen, der auf dem Schulhof und in denRäumen herumliegt, weil er achtlos weggeworfen wird. Viel-leicht gibt es besondere Dreckecken, an deren Beseitigungsich schon mancher Hausmeister die Zähne ausgebissen hat,und die nun in einem Radiobeitrag oder Hörspiel zu wichtigenOrten des Handelns werden. Es kann auf einer sachlicherenEbene um die Frage gehen, wohin der Müll aus den Papier-körben eigentlich gebracht wird. Das Thema „Schule undMüll“ zielt immer auch auf Müllvermeidung ab.Ansatzpunkt für das Thema „Klimawandel“ ist in der Schulezuallererst der Energieverbrauch. Wie wird geheizt, wie wirdgelüftet, wie viel Strom wird jährlich verbraucht? Wie könnendie Schüler Energie sparen und mit einzelnen guten Ideen da-zu beitragen, dass alle sparen? Gibt es eventuell eine Solar-anlage auf dem Schuldach oder Bestrebungen, eine zu er-richten? Was könnte eine solche Anlage bringen – für dieSchule und für den Klimaschutz?

2. THEMEN RUND UM DEN UNTERRICHT„Mobilität“, „Müll“ oder „Klimawandel“ sind auch reguläre The-

men im Unterricht. Das Graslöwen Radio-Projekt stellt dar,wie diese Themen behandelt werden. Es berichtet über die

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III. UMWELTTHEMEN ENTDECKEN UND AUFDECKEN

TIPP:Zur Themensuche mit den Schülern kann Kopiervor-

lage 2 eingesetzt werden. Sie ist auf der Extra-CD ent-

halten (Bestellmöglichkeiten siehe S. 2).

Schüler-Informationen und Unterrichtsmaterialien zu

Themen wie Klimaschutz, erneuerbare Energien und

nachhaltige Mobilität sind zudem im Internet zu fin-

den. Nicht jedes Material ist ausdrücklich für die

Grundschule gedacht, kann aber von der Lehrkraft

entsprechend aufbereitet werden. Hier eine Auswahl:

www.bmu.de/bildungsservice

Bildungsservice des Bundesumweltministeriums

www.transfer-21.de

BLK-Programm „Transfer-21“ (Nachfolge-Projekt des

BLK-Programms „21-Bildung für eine nachhaltige

Entwicklung“)

www.aktion-klimaschutz.de

Seiten der Deutschen Energie-Agentur

www.zufusszurschule.de

Zu Fuß zur Schule und zum Kin-

dergarten, Initiative des FUSS

e. V. Fachverband Fußverkehr

Deutschland

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Vorbereitungen der Lehrkraft, über den Verlauf der Unter-richtsstunden und vielleicht auch darüber, wie die Schülerin-nen und Schüler das Gelernte nun im Alltag anwenden wollen.Hier könnten auch die Darstellungsformen Reportage undUmfrage unter den Schülern zur Anwendung kommen. DieSchülerinnen und Schüler können auch über entsprechendeUnterrichtseinheiten in anderen, auch höheren Klassen be-richten oder eine Klasse bei einer entsprechenden Exkursionbegleiten.Arbeitet eine Klasse mit anderen Unterrichtsmaterialen vomGraslöwen TV, zum Beispiel mit den Materialien zur Serie „DieHollies“, könnte eine andere Klasse in einem Graslöwen Ra-dio-Projekt darüber berichten. Ein besonders spannendes Re-portagethema wäre hier die „Rallye mit verschiedenen Ver-kehrsmitteln“ (Die Hollies, S. 13 und 23). Die Arbeit mitUnterrichtsmaterialien zu den Fernsehproduktionen von Gras-löwen TV und ein Graslöwen Radio-Projekt könnten auch un-mittelbar miteinander verknüpft werden.

3. THEMEN AUS DEM KOMMUNALEN UMFELDViele Schülerinnen und Schüler würden gern mit dem Fahrradin die Schule, zum Sport oder zur Musikschule fahren – es istaber zu gefährlich, weil Radwege fehlen. Das Graslöwen Ra-dio-Projekt berichtet über dieses Problem und fragt bei derGemeinde- oder Stadtverwaltung nach Lösungsansätzen. Wieunterstützt die Kommune die Kombination aus Fahrrad undöffentlichen Verkehrsmitteln mit sicheren und trockenen Ab-stellplätzen? Wie sieht es mit der Bus- und Bahnanbindungüberhaupt aus? Welche Einkaufs- und Freizeitmöglichkeitengibt es im Ort und im Wohngebiet, damit keine langen Fahr-wege nötig sind?Müllvermeidung und Müllentsorgung sind generell sehr wich-tige kommunale Themen. Es bieten sich viele Ansatzpunkte.Das kann bei der Müll-Abholung in der Schule oder zu Hausebeginnen und bei der Deponierung enden. Auf diesem Weggibt es einige Zwischenschritte. Sehr interessant ist zum Bei-spiel die Mitte 2005 in Kraft getretene Regelung, dass nurnoch Bestandteile des Restmülls deponiert werden dürfen, dienicht mehr anderweitig zu verwerten sind. Wie wird der Müllalso vorher behandelt bzw. verbrannt? Wo landen eigentlichdie Wertstoffe, die in den blauen und gelben Tonnen oder inden Glasbehältern landen? Was geschieht mit den Sachen,die die Kinder in die Altkleidersammlung geben? Wohin kön-nen Haushaltsgegenstände gebracht werden, die vielleicht einanderer noch gut gebrauchen könnte? Ein nahezu uner-schöpfliches Themenfeld, das viele neue Erkenntnisse be-

reithält! Es ist zugleich eng verknüpft mit Mobilität und Klima-schutz: Viel Müll bedeutet hohen Transport- und Energieauf-wand. Angesichts dessen und der Berge von Wert- und Rest-stoffen drängt sich Abfallvermeidung als wichtiger Teil derLösung geradezu auf.Klimaschutz ist immer eng verbunden mit Energieversorgungund Energieverbrauch. Bieten die örtlichen Stadtwerke „grü-nen Strom“ an und wo kommt der her? Werden Energiequel-len in der Gemeinde genutzt, wie zum Beispiel Wasser- oderWindkraft? Gibt es ein Biomassekraftwerk in der Nähe? Wiewird im Ort Energie gespart? Wo wird Energie verschwendet?All diese Fragen können sich selbstverständlich auch auf dasprivate Umfeld beziehen, auch das ist ein Teil der Kommune.Der Einfluss der Kinder ist da auch sehr viel größer ist. Ener-giesparlampen, Stand by-Schaltungen, elektrisch betriebeneHaushaltsgeräte und Spielzeug überhaupt – einschließlich sol-cher mit Batterien und Akkus! – sind nur einige Stichworte.Auch Heizen und Lüften, Baden, Duschen sowie (Warm-)Wasserverbrauch sind ergiebige Klimaschutzthemen.

4. „GROßE“ UMWELTTHEMENDie Themen „Mobilität“, „Müll“ und „Klimaschutz“ können na-türlich auch aus einer allgemeinen oder auch globalen Per-spektive betrachtet werden. Dazu mögen auch Berichte in derZeitung, im Radio und im Fernsehen, speziell durch Graslö-wen Radio oder Graslöwen TV, anregen. Interessant wäre viel-leicht ein Vergleich der Mobilität eines neunjährigen Mädchens

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1. SCHREIBEN FÜRS RADIO

Eine Schreibe ist keine Rede, heißt es so schön. In gedruck-ten Texten kann der Leser noch einmal zurück gehen, falls eretwas nicht richtig verstanden hat. Im Radio jedoch ist nach-lesen nicht möglich. Jedes Wort ist nur einmal zu hören. DerHörer muss in der Sprechgeschwindigkeit der Sprecher hö-ren, die nicht unbedingt der Geschwindigkeit entspricht, dieihm am genehmsten ist. Er muss darauf warten, dass etwaskommt, was ihn interessiert. Versteht der Hörer Inhalte nichtrichtig, dann kann er nicht mehr folgen und schaltet – zumin-dest innerlich ab. Hinzu kommt, dass Radio ohnehin meist

nebenbei gehört wird. Auch wenn das vorliegende Material aufein Projekt abzielt, das in erster Linie bei einer schulischenVeranstaltung in einem interessierten Kreis präsentiert wird,können diese Hörgewohnheiten nicht ignoriert werden.Kurz und gut: Die Information muss auf Anhieb ankommen.Beachten die Autorinnen und Autoren einige Regeln, könnensie dem recht einfach Vorschub leisten. Sie texten am bestenso, wie sie auch sonst miteinander reden. Sie verwendenWorte und Wendungen aus der Umgangssprache und eineneinfachen Satzbau. Sie vermeiden Zahlen und Abkürzungen.Und sie haben keine Angst vor Wiederholungen, denn diesesind ein Mittel, um Verständlichkeit zu schaffen oder zu ver-

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in einem afrikanischen Land mit der eines gleichaltrigen Mäd-chens in Deutschland. Es könnte um die Verschmutzung derMeere durch Altöl aus Schiffen oder eingeleitete Abwässergehen. Oder die Schülerinnen und Schüler stellen einmal ganzallgemein klar, was es mit dem Klimawandel auf sich hat. Zusolchen Themen ist auch bereits viel Material vorhanden, daszum Beispiel im Internet leicht verfügbar ist. Etwas schwieri-ger ist es dann schon, für ein Interview einen Gesprächspart-

ner zu finden. Aber es muss ja nicht immer der Umweltminis-ter oder die Umweltministerin sein. Auch die Mitglieder desBundestages oder des Landtages aus dem heimischen Wahl-kreis können interessante Informationen geben. Örtliche Ver-eine, Bürgerinitiativen und Umweltgruppen haben Personenin ihren Reihen, die umfassend Auskunft geben können. Dazu kommen Experten namhafter Institute, die vielleicht zu-fällig ihren Sitz in der Region haben.

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TIPP:Auf Kopiervorlage 3 (siehe Extra-CD, S. 2) finden die

Schülerinnen und Schüler wichtige Infos dazu, wie sie

Informationenquellen erschließen

und einordnen können.

IV. (JOURNALISTISCHE) DARSTELLUNGSFORMEN IM HÖRFUNK

5. INFORMATIONSQUELLEN ERSCHLIEßENUND EINORDNEN

Da kann ja jeder kommen und den Kindern etwas erzählen,denkt man vielleicht. Doch es gibt eine Reihe von Institutio-nen, die zumindest von ihrer Position her korrekt Auskunft ge-ben müssen, und dies auch tun, natürlich gemäß ihrer Inter-essenlage. Und genau das ist der Punkt: So gut wie jedeQuelle verfolgt ein bestimmtes Interesse und äußert sich ausihrer speziellen Sicht. Darauf darf man nicht hereinfallen, ob-wohl das auch gestandenen Journalisten gern passiert. Es istdeshalb immer gut, auf mehrere Quellen und auch auf allge-mein verfügbare Informationen zurückzugreifen, gerade beiUmweltthemen. Ebenso selbstverständlich ist es, die Quellengenau zu benennen. So können sich Hörerin und Hörer imZweifelsfall selbst ein Bild machen.Und wie kommt man an die Experten heran? Das Beste ist,einfach anzurufen. Mehr als eine Absage kann man ja nichtbekommen. Oft muss das Anliegen zunächst Sekretärinnenoder Referenten nahegebracht werden, in größeren Institutio-nen sind Pressestelle, Öffentlichkeitsarbeit oder Kommuni-kationsabteilung zuständig. Da die journalistische Arbeit beieinem schulischen Radioprojekt nicht tagesaktuell ist, kannzunächst eine Anfrage per E-Mail oder per Post gesendetwerden. Gibt es darauf keine Reaktion, sollte nach einigen Ta-gen noch einmal per Telefon nachgefragt werden. Nicht zuempfehlen ist spontanes Erscheinen mit einem Mikrofon inder Hand – es sein denn, der gewünschte Gesprächpartnerkommt zu einer Veranstaltung in die Schule. Aber auch in sol-chen Fällen oder auch bei öffentlichen Veranstaltungen oderbei Pressekonferenzen ist es der Gesprächsatmosphäre för-derlich, sich vorher beim Sekretariat oder bei der Presseab-teilung anzumelden.

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Das ist eigentlich nichts Besonderes, denn im Alltag sprichtjeder so, gemäß der Satzbau-Regel Subjekt – Prädikat – Ob-jekt, z. B.

Marlon und Farid haben einen Graslöwen Club gegrün-det.Und nicht: Einen Graslöwen Club gegründet haben Marlon und Farid.

Sätze sind verständlicher, wenn sie keine Ballung von Sub-stantiven und substantivierten Verben oder substantiviertenAdjektiven enthalten.

Die Klasse arbeitet an der Inszenierung eines Theater-stücks, das bei einem Schulfest zur Aufführung kommensoll. Weil Marlon die Hauptrolle nicht bekam, reagierte siemit Enttäuschung.Besser:Die Klasse inszeniert ein Theaterstück, das sie bei einemSchulfest aufführen will. Marlon war enttäuscht, weil siedie Hauptrolle nicht bekam.

Es ist auch besser, im Aktiv zu schreiben, und das Passiv nurzu verwenden wenn es nicht anders geht.

Die Lehrerin rief Farid an die Tafel.Und nicht: Farid wurde von der Lehrerin an die Tafel gerufen.

bessern. Es macht keinen Sinn, nach Synonymen zu suchen,die dann doch keiner versteht. Zudem gilt: immer eins nachdem anderen, möglichst nur eine Information pro Satz:

Nicht so: Überrascht von dieser neuen Erkenntnis fahren Marlonund Farid mit der Straßenbahnlinie acht zum Graslöwenund fragen ihn, kaum angekommen, nach seiner Meinungdazu, um schließlich auch zu erfahren, was Holi über dieSache zu berichten weiß. (viele Informationen in einem Satz)Sondern so: Marlon und Farid sind von dieser neuen Erkenntnis über-rascht. Sie fahren mit der Straßenbahn zum Graslöwen.Kaum angekommen, fragen die Kinder ihn nach seinerMeinung dazu. Schließlich wollen sie auch erfahren, wasHoli über die Sache zu berichten weiß. (Informationen in vier Sätze portioniert)

Beim Satzbau ist jedes Komma verdächtig, also ein Grund, dieVerständlichkeit des Satzes zu überprüfen und ihn gegebe-nenfalls umzubauen. Lassen sich Nebensätze nicht vermei-den, sollten sie auf keinen Fall eingeschoben werden. DasVerb steht möglichst weit vorn, denn es gibt dem Satz seinenSinn. Die wichtigste Information kommt ans Satzende, dannbleibt sie am besten in Erinnerung. Es gilt das Thema-Rhema-Prinzip. Das heißt, der Satz beginnt mit dem Bekannten, hin-ten steht das Neue und Wichtige.

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Sprachliche Bilder können dazu betragen, dass die Hörer dieTexte besser verstehen. Die Bilder müssen aber stimmen unddürfen nicht überstrapaziert werden. Wohlgemerkt: Falschsind solche Formulierungen nicht, sie reißen aber einfach kei-nen mehr vom Hocker.

Abgegriffene und verblasste sprachliche Bildersind zum Beispiel:

grünes Licht geben (für genehmigen oder beschließen) -den Rotstift ansetzen (streichen) - zum Angriff blasen(angreifen oder loslegen) - den Gürtel enger schnallen(sparen) - vom Hocker reißen (begeistern, faszinieren).

2. DER GEBAUTE BEITRAGEine der gebräuchlichsten journalistischen Darstellungsfor-men im Radio ist der gebaute Beitrag. Er ist eine typischeForm im Hörfunk und möglicherweise auch die radiogerech-teste Form der Berichterstattung. Ein gebauter Beitrag be-steht stets aus gesprochenem Reportertext (R-Text), in denmindestens ein Originalton (O-Ton) eingebettet ist. Die Mon-tage kann zudem mit Atmosphäre, Geräusch und Musik ab-gerundet werden. Stärken des gebauten Beitrages sind die le-bendige Darstellung des Geschehens, die authentischeAussage im O-Ton und die Möglichkeit, viel Information in re-lativ wenig Sendezeit unterzubringen. Meist ist ein Beitrag an-derthalb bis fünf Minuten lang, als besonders hörerfreundlichgelten etwa zweieinhalb Minuten. Gebaute Beiträge werdenauch als Beiträge mit Einspielungen (BmE) oder Beiträge mitOriginaltönen (BmO) bezeichnet. Auch wenn der Aufbau im Wechselspiel aus Reportertext undO-Tönen immer dem gleichen Muster folgt, sind der Vielfaltder Konstruktionsmöglichkeiten keine Grenzen gesetzt. Dasgilt vor allem dann, wenn Atmo, Geräusche und Musik hinzu-

kommen. Dabei können gebaute Beiträge sowohl sachlichund informativ als auch sehr emotional und sinnlich sein. Ei-nes sollten sie aber auf alle Fälle sein: spannend! Ein gebau-ter Beitrag erzählt eine Geschichte, er folgt einer klaren Dra-maturgie und entwickelt seine eigene Dynamik. Getreu demguten alten Radio-Motto „Kino im Kopf“ erzeugt der gebauteBeitrag Bilder in der Fantasie des Hörers, wie es auch demFeature (Hörbild) oder dem Hörspiel gelingt. Das alles be-deutet jedoch auch, dass die Produktion eines gebauten Bei-trages wirklich Arbeit macht. Das kostet Zeit und im profes-sionellen Radio auch Geld.

Zu einem gebauten Beitrag gehört in der Regel zunächsteinmal eine Anmoderation. Das sind die wichtigsten zwei bis

drei Sätze des Beitrages. Sie werden vom Moderator verle-sen, der durch die (Magazin-)Sendung führt, in die der Beitrageingebettet ist. Die Anmoderation stellt klar, um was es geht,warum das Thema für die Hörer wichtig ist und warum derBeitrag gerade jetzt gesendet wird (aktueller Bezug). Im be-sten Fall wirft die Anmoderation Fragen auf, die anschließendim Beitrag beantwortet werden. Sie setzt so das erste Span-nungsmoment. Meist wird in der Anmoderation auch der Au-tor genannt, der den Beitrag auch gesprochen haben sollte. Der eigentliche Beitrag beginnt dann ebenso spannend. Dererste Satz ist von großer Bedeutung, er soll den Hörer end-gültig „hineinziehen“, dazu bewegen zuzuhören. Der Einstiegkann auch durch Musik, Atmo oder einen O-Ton vollzogenwerden, wenn damit starke Spannung zu erzeugen ist. Danngeht es erst einmal zur Sache, der Reporter präsentiert Fak-ten und Hintergründe, um schon nach wenigen Sätzen zumersten O-Ton überzuleiten. An dieser Stelle sollte die Span-nungskurve wieder leicht nach oben gehen. Dem O-Ton fol-gen wieder einige Sätze vom Reporter bis zum nächsten O-Ton usw. Beendet wird der gebaute Beitrag mit einerSchlusspointe, die das dargestellte Problem noch einmalschlaglichtartig illustriert. Wichtig ist: In einem Beitrag wirdauch nur eine Geschichte erzählt (Grafik unten). Bei jedem O-Ton teilt der Reporter in seinem Text mit, wer derAussagende ist, meist mit Namen und Funktion. Taucht in ei-nem Beitrag nur ein Aussagender auf, genügt es auch, denNamen vor dem ersten und nach dem letzten Originalton zunennen. Wird dagegen auf mehrere Gesprächspartner zu-rückgegriffen, muss immer gesagt werden, mit wem man eszu tun hat. Stammt zum Beispiel der erste O-Ton vom Aussa-genden X, der zweite Ton vom Aussagenden Y und der drittewieder von X, muss der Reporter dessen Name an dieser

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| Reportertext | Originalton | Reportertext | O-Ton | Reportertext | O-Ton | R-Text |

Spannungsbogen im gebauten Beitrag: Nach der Anmoderation beginnt der Beitrag auf hohem Spannungsniveau. Im (meist sachlichen) Reportertext sinkt die Spannung ab, mit jedem O-Ton steigt sie wieder. Die Schlusspointe hebt die Spannung noch einmal deutlich.

TIPP:„Schreiben fürs Hören“ ist Thema

von Kopiervorlage 4 (auf der Extra-

CD, S. 2)

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Stelle nochmals nennen. Es kann nichtvom Hörer verlangt werden, sich solcheEinzelheiten zu merken! Er hört ja jedes Wortnur einmal.In der Regel sind O-Töne zwischen 10 und 30 Sekunden lang.Das hängt sowohl von der angestrebten Länge des Beitragesals auch vom Inhalt ab. So sollten O-Töne etwa 40 bis 60 Pro-zent der Gesamtlänge ausmachen. Bei 2:30 Minuten sind daszwischen einer und anderthalb Minuten, verteilt auf mindes-tens zwei Einzel-Töne. Diese können gleich lang sein, aberauch unterschiedlich. Sie sollten immer über die gesamteLänge verteilt platziert werden und nicht konzentriert am An-fang, in der Mitte oder am Ende stehen. O-Töne dürfen nichtwiederholen, was der Reporter bereits gesagt hat. Sie müs-sen akustisch und inhaltlich gut verständlich sein, eine au-thentische und starke Aussage haben, den Beitrag voranbrin-gen.Zur Beschaffung der O-Töne siehe unter 3. Das Interview.

3. DAS INTERVIEWAuch das Interview ist eine sehr radiogemäße journalistischeDarstellungsform. Sie wird häufig genutzt, sogar in publi-kumsorientierten Programmen, also denen, die hauptsächlichMusik spielen. Meist sind es Telefoninterviews. Der Aufwanddafür ist wesentlich geringer als bei einem persönlich geführ-ten Gespräch: Es muss sich kein Reporter auf den Weg zumInterviewten machen bzw. der Gesprächspartner muss nichtins Studio kommen. Per Telefon sind Interviews mit Personenüberall auf der Welt zu tagesaktuellen Themen möglich. Aller-

dings müssen Redaktionen und Hörer Abstriche bei derQualität hinnehmen. Zudem wird als technische Ausstattungdes Studios ein so genannter Telefon-Hybrid benötigt. ImUnterschied zu den weit verbreiteten Gepflogenheiten im„richtigen“ Radio führen Schülerinnen und Schüler ihre Inter-views Face-to-Face, also entweder im Studio oder mit Auf-nahmegerät und Mikrofon unterwegs.Ein Interview scheint erst einmal eine recht einfache Angele-genheit zu sein. Der Interviewer stellt die Fragen, der Inter-viewte antwortet darauf. Doch gerade bei dieser einfachenForm gibt es einige Stolpersteine: schlechte Vorbereitung, fal-sche Interviewführung, ungeschickter Schnitt. Ziel eines je-den Radiointerviews ist es, Informationen zu vermitteln. Stell-vertretend für die Hörer fragt der Reporter oder Moderatorden Gesprächspartner aus. Er stellt die Fragen, der anderegibt die Antworten. Beide diskutieren nicht miteinander undsie führen auch keinen gemütlichen Plausch.Gute Vorbereitung beginnt bereits bei der Frage, was für einInterview geführt werden soll. Steht ein Sachverhalt imVordergrund, geht es um ein Sachinterview, das den HörernInformationen vermitteln soll. Am Ende sollen sie besser Be-scheid wissen. Soll der Interviewte zu seiner Meinung befragtwerden, hat man es mit einem Meinungsinterview zu tun. DieHörer sollen erfahren, was der Interviewte zu bestimmtenSachverhalten und Vorgängen meint, um sich in der Ausein-andersetzung damit eine eigene Meinung zu bilden. Ziel desPersönlichkeitsinterviews schließlich ist es, ein Bild von der

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TIPP:Die Schülerinnen und Schüler lernen die Form „ge-bauter Beitrag“ am besten mit Hilfe von Arbeitsblatt 1(S. 27) kennen. Darauf finden sie neben einem Info-text zwei Übungen. Die erste bezieht sich auf dasHörbeispiel 1 auf der Extra-CD. Der Beitrag wird vor-gespielt, die Kinder messen zunächst die Gesamtlän-ge und zählen die O-Töne. Um die Länge der einzel-nen O-Töne stoppen zu können, müssen sie denBeitrag möglicherweise mehrmals anhören. Auf derschwarzen Linie veranschaulichen sie, wie die O-Tö-ne im Beitrag verteilt sind. Die Ergebnisse werden imUnterrichtsgespräch ausgewertet und ggf. korrigiert.Mit der zweiten Übung probieren die Schülerinnenund Schüler aus, wie ein gebauter Beitrag entsteht.Dabei geht es weniger um den Inhalt und schon garnicht um sendbares Material! Sie sollen vielmehr dasPrinzip erkennen. Die fertigen Beiträge werden in derKlasse vorgespielt. Besonders gelun-gene Passagen werden positivhervorgehoben, weniger guteAbschnitte und grobe Fehlersind Ansätze zum Weiterlernen.

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interviewten Person zu vermitteln. Zwischen den drei Gruppenvon Interviews bestehen fließende Übergänge. Auch daraufmuss sich der Interviewer vorher einstellen. Das leitet direkt zum zweiten Punkt der Vorbereitung über: derAuswahl des Gesprächspartners, der Person also, die inter-viewt werden soll. Geht es um einen Sachverhalt, fällt dieWahl selbstverständlich auf einen Experten des Fachs, dendie Hörer im besten Fall bereits kennen, der nicht nur in Fach-kreisen als prominent gilt. Aber gerade die Koryphäen wartennicht unbedingt darauf, von der Lokalstation XY oder gar vonSchülerreportern angerufen zu werden. Also darf es auch einpaar Nummern kleiner sein. Hat sich die Redaktion für eineoder mehrere Personen entschieden, nimmt sie Kontakt auf,meist über die Sekretariate des gewünschten Gesprächspart-ners. Hier kommt es neben klaren Aussagen dazu, worum esgehen soll, auf höfliches und korrektes Verhalten an. Und,auch sehr wichtig: Namen und Durchwahlnummern merken,also richtig aufschreiben.

Im dritten Schritt folgt die inhaltliche Vorbereitung. Das heißt,dass der Interviewer sich erst einmal genau über das Themainformieren muss. Er liest Material dazu, am besten auch Ar-tikel oder Ähnliches aus der Feder des Interviewpartners. Mandarf sich zur Vorbereitung selbstverständlich Interviews an-schauen oder anhören, die der Experte schon anderen Me-dien gegeben hat. Auf dieser Grundlage werden die Fragenstrukturiert und am besten auch schon aufgeschrieben. Zu-dem hilft die inhaltliche Vorbereitung, die Antworten des Inter-viewten überhaupt zu verstehen und passende Nachfragenstellen zu können. Mit Ort und Termin des Interviews wird auch dessen Rahmenfestgelegt. Steht kein eigenes Studio zur Verfügung, wird derGesprächspartner in der Regel in dessen Büro, Labor oderWohnung befragt. Diese für ihn gewohnte Umgebung gibtdem Interviewten mehr Sicherheit, macht es aber gerade un-erfahrenen Schülerreportern nicht leichter, denn nun haltensie sich in einem fremden Umfeld auf. Es ist aber immer nochbesser als vor Ort am Rande eines anderen Termins oder zwi-schen Tür und Angel. Der Interviewer soll sich auf das Thema,auf seine Fragen und auf eine korrekte Aufnahme konzent-

rieren und sich nicht von Ereignissen am Rande ablenken las-sen. Ein ruhiges Büro lässt zwar nicht viel Atmo zu, verhilftaber zu einer akustisch gut verständlichen Aufnahme.Zu einem guten Interview gehört immer auch ein kurzes Vor-gespräch. Dabei tauschen sich alle Beteiligten grob über dasThema aus und räumen eventuelle Verständnisprobleme aus.Es schafft auch eine angenehmere Interviewatmosphäre, manlernt sich ein wenig kennen. Das Vorgespräch darf jedoch daseigentliche Interview nicht vorwegnehmen. Die Interviewtenneigen sonst nämlich gern dazu, in ihren Antworten einigewichtige Informationen wegzulassen – sie hatten es ja bereitsgesagt. Im schlimmsten Fall sagen sie sogar ins Mikrofon,dass sie es gerade eben schon einmal gesagt haben. Oder siegeben auf die erste Frage gleich am Stück die Antworten aufalle anderen Fragen, was ein sehr langweiliges Interview wä-re. Da ist dann auch mit Nachbearbeitung nicht mehr viel zumachen. Ein Gedanke übrigens, den man gleich verwerfensollte: Im Nachhinein Fragen zu den passenden Antworten indie Aufnahme hinein zu schneiden, ist nicht nur dem Inter-viewten und dem Hörer gegenüber unfair – es klingt auchnicht gut und fällt negativ auf. Im Mittelpunkt des Interviews stehen immer der Gesprächs-partner und sein Wissen bzw. seine Meinung zum Thema. Umden Interviewer hingegen geht es nicht, er sollte sich tunlichstzurücknehmen. Keiner will wissen, was der Reporter allesweiß und was für eine witzige Person er ist. Jede Äußerungdes Interviewers dient einzig und allein dem Zweck, das Inter-view voran zu bringen. Dies geschieht in erster Linie mit denFragen. Gelegentlich passt aber auch einmal eine Feststel-lung, die das eben Gesagte auf den Punkt bringt und eventuelleine Pause überbrücken kann. Seltener kommt der Einwurfzur Anwendung, der immer die Gefahr birgt, als Kommentarverstanden zu werden.Für die Fragen gilt generell: Sie sollten so kurz wie möglichsein. Sowohl Hörer als auch Befragter müssen die Frageschließlich verstehen und sie sich auch einen Moment merkenkönnen. Doch Frage ist nicht gleich Frage. Der wichtigsteUnterschied ist zwischen „offenen“ und „geschlossenen“ Fra-gen zu erkennen. Offene Fragen (z. B. „Wie schätzen Sie diesund jenes ein?“) werden gern als Aufforderung zu einem län-geren Statement verstanden, entsprechend lang wird die Ant-wort ausfallen. Solche Fragen platziert man eher am Anfangdes Interviews. Um am Ende zum Schluss zu kommen oderum im Verlauf des Interviews das Thema zu wechseln, bietensich geschlossene Fragen an. Sie sind oft nur mit ja oder neinzu beantworten und ein gutes Mittel, um das Interview zu steu-ern.

Interview und AufnahmetechnikDas Interview kann noch so gut vorbereitet und geführt wer-den – klappt es mit der Aufnahmetechnik nicht, ist es nichtswert. Der Weg zum Erfolg beginnt auch hier wieder mit derVorbereitung. Der Reporter macht sich mit Aufnahmegerätund Mikrofon vertraut, er übt die Bedienung und überprüft da-bei auch gleich die Funktion. Selbst die richtige Aussteuerung(damit es nicht verzerrt klingt) kann in aller Ruhe zu Hause

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oder im Studio voreingestellt werden. Zudem wird geprüft, obdie Batterien noch voll genug sind.

Während des Interviews ist zu beachten:• So nah wie möglich an den Gesprächpartner herantreten.

Ein ausgestreckter Arm mit einem Mikrofon in der Hand er-lahmt und tut dann richtig weh. Am besten sitzt der Inter-viewer schräg neben dem Interviewten.

• Das Mikrofonkabel zu einer Schleife machen und diesedann gemeinsam mit dem Mikro fest in der Hand halten. Sowerden Geräusche, zum Beispiel ein Klappern des Ste-ckers, vermieden.

• Auch darauf achten, dass das Mikrofonkabel nicht anTischkanten oder Ähnlichem anschlägt.

• Den Gesprächspartner bitten, nicht in Akten zu blätternoder auf den Tisch zu trommeln.

• Dem Interviewpartner das Mikrofon direkt vor den Mundhalten und auch bei den eigenen Fragen darauf achten, di-rekt ins Mikrofon zu sprechen. Entstehen beim Wechselder Seiten längere Pausen, können diese immer noch be-hutsam herausgeschnitten werden.

• Interviews nicht direkt nach körperlichen Anstrengungenführen, sondern erst einmal durchatmen und vielleicht auchein Glas Wasser trinken.

Bearbeiten des InterviewsMit dem digitalen Schnitt am Computer ist technisch so gutwie alles möglich. Bei der Bearbeitung eines Interviews sinddeshalb vor allem journalistische Grundsätze zu beachten. Dasgesendete Interview darf kein anderes sein als das ursprüng-lich geführte Interview, gemeint ist ein fairer Umgang mit Län-ge und Inhalt. Das gilt im Übrigen auch beim Einholen der O-Töne für einen gebauten Beitrag: Aufgenommenes und ge-sendetes Material müssen in einem vernünftigen Verhältnisstehen. Weder bei den Antworten noch bei den Fragen sindsinnentstellende Schnitte erlaubt, auch ein Nachsprechen derFragen ist Tabu. Im Nachhinein zusätzliche Fragen zu pas-senden Antworten einzufügen oder im Interview gestellte Fra-gen mit anderen Antworten zu verbinden ist ebenso unredlich.Im Hörfunk ist es im Unterschied zur Zeitung nicht üblich,Interviews vom Gesprächspartner autorisieren zu lassen. Ge-rade deshalb muss sich der Interviewte darauf verlassen kön-nen, dass mit seinem gesprochenen Wort sorgsam umge-gangen wird.

4. DAS HÖRSPIELIm Mittelpunkt der Sendungen von Graslöwen Radio stehenHörspiele. Es liegt also nahe, dass auch bei einem Radiopro-jekt mit Schülerinnen und Schülern in diesem Zusammenhangein Hörspiel produziert wird. Der Vorteil im Vergleich zum ge-bauten Beitrag und zum Interview ist, dass keine Dritten ein-bezogen werden müssen. Das gesamte Projekt kann in denRäumlichkeiten der Schule durchgeführt werden, abgesehenvon der Geräuschesammlung. Der Nachteil ist, dass fiktiona-

le Produktionen wesentlich aufwändiger sindals journalistische Produkte.Zunächst einmal wird auch das Hörspiel fürs Hören ge-schrieben, es gelten also prinzipiell die gleichen Regeln wie fürjede andere Radio-Produktion: vor allem gute akustische undinhaltliche Verständlichkeit. Das sind einfache und klare Sät-ze, auch im Dialog. Egal wie fantastisch die Inhalte der Textesind – der Dialog muss sich an der Sprache der Hörer orien-tieren, er muss realistisch sein. Dialog heißt übersetzt „Zwie-gespräch“. Dies deutet schon darauf hin, dass nicht zu vieleStimmen beteiligt sein sollten, bei mehr als drei wird es für denHörer schon schwierig, zu folgen. Hörspiele müssen deshalbnicht unbedingt Zwei- oder Drei-Personen-Stücke sein.Innerhalb einer Szene sollten aber eben nicht mehr als drei bisvier Stimmen mitreden.Geräusche sind keine Illustrationen. Sie sind nur angebracht,wenn sie eine dramaturgische Funktion haben, wenn sie dieHandlung voranbringen. Die inhaltliche Atmosphäre der Sze-ne muss der Atmosphäre im Hintergrund, der Geräuschkulis-se entsprechen. Zudem müssen die Geräusche eindeutig zuerkennen sein, spätestens im Kontext. Nicht identifizierbareGeräusche lenken den Hörer nur ab, bringen dem Verlauf derGeschichte aber keinen Gewinn. Im Übrigen verwenden auchdie Profis nicht immer Original-Geräusche. Mit Hilfe von In-strumenten und allerlei Gerätschaften erzeugen sie Geräu-sche, die so klingen als ob. Sie konzentrieren sich dabei aufdas bekannte Element des Geräuschs, ziehen sozusagen ei-nen Extrakt, der umso leichter zu erkennen ist.

Die DramaturgieDer Begriff „Dramaturgie“ bezieht sich auf zwei Aspekte derGestaltung von Theaterstücken, Filmen und Hörspielen, aber

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TIPP:Dem Interviewtraining dienen die Aufgaben auf Ar-beitsblatt 2 (S. 28). Auch hier sind eine Hörübung undeine praktische Übung vorgesehen. Die Lehrkraftführt wieder auf Grundlage des vorliegenden Materi-als in das Thema ein. Dann spielt sie das Hörbeispiel2 von der Extra-CD vor. Nach einmaligem Hören be-antworten die Kinder die erste Frage (Waren die Fra-gen gut zu verstehen?). Hier kommt es auf den Hör-eindruck an, den man bei einer richtigen Sendunghätte – da hört man auch alles nur einmal. Um die dreianderen Fragen beantworten zu können, ist jedoch ei-ne genauere Analyse notwendig. Deshalb wird dasInterview dann noch einige Male vorgespielt.Für die praktische Übung benötigen die Schülerinnenund Schüler erste Erfahrungen im Umgang mit derAufnahmetechnik. Wie sie diese erlangen können, istin Kapitel VII. Das Hörspielprojekt unter 2. und 3. be-schrieben. Ob das Thema des Übungsin-terviews vorgegeben wird oder obes die Kinder selbst auswählen,ist der Lehrkraft überlassen. DieErgebnisse werden in der Klasseoder in der Gruppe ausgewertet.

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auch journalistischen Beiträgen und pädagogischen Projek-ten. Es geht zum einen um die äußere Bauform des Produktsund zum anderen um die Gesetzmäßigkeiten der innerenStruktur. Dramaturgie dient dem Ziel, Spannung zu erzeugen,zu erhalten und zu steigern – und diese am Ende des Stücksaufzulösen. Beim Hörspiel stellt sich der Hörer vor, wie dieGeschichte ausgehen könnte, er hat bestimmte Wünscheoder Befürchtungen zum Handlungsausgang. Es ist Aufgabeder Autoren, diese Erwartungen zu bedienen. Spannung wirderzeugt, indem die Lösung durch Handlungen der Personenoder durch Hindernisse hinausgezögert wird oder indem derAutor andere Lösungsmöglichkeiten ins Spiel bringt, die sichdann jedoch als untauglich erweisen oder unmöglich werden.

Beispiel:Marlon will ihr Lieblings-T-Shirt anziehen, aber es liegtnicht an seinem Platz. (Hindernis) Sie schaut in denSchmutzwäsche-Behälter – da ist er auch nicht. (Hinder-

nis) Weil ihre Mutter auf die Löcher darin verwiesen hatte,vermutet Marlon das Teil nun im Müll. Doch der wurde ge-rade herunter gebracht. (Hindernis und falsche Fährte) Imfrischen Müllbeutel liegen nur einige Reste Stopfgarn, diekomischerweise genau dieselbe Farbe haben wie der Pul-li. (richtige Fährte, die aber nur der Zuhörer wahrnimmt)Aber das beachtet Marlon nicht besonders, weil sie aufder Straße das Müllauto kommen hört. Sie eilt hinunterzur Tonne, sieht jedoch nur noch die Rücklichter des Fahr-zeugs. (Hindernis) Das Mädchen rennt ein Stück hinter-her, was aber keine Aussicht auf Erfolg hat. (untauglicheLösung) Also beschließt sie, mit dem Fahrrad so schnellwie möglich direkt zur Müllkippe zu fahren. Wieder an derWohnungstür angekommen, stellt Marlon fest, dass siekeinen Schlüssel mit hat. (Hindernis) Sie klettert über denBalkon in die Wohnung im ersten Stock. (Hindernis) Ge-meinsam mit Farid radelt sie zu dem Ort, zu dem auch dieMüllautos fahren. Dort erfährt sie, dass der Müll sofort ver-brannt wird. Der Pulli ist verloren, denkt sie. (Lösung hatsich als untauglich erwiesen) Marlon und Farid erlebenweitere Abenteuer rund um das Thema Müll, der Stopf-garn-Faden in der Farbe des Pullis kommt dabei gelegent-lich zur Erwähnung als Zeichen für den Hörer. Schließlichbekommt Marlon den Pulli zurück – die Mutter hatte ihn ge-stopft und gewaschen. (Lösung) Als Marlon im Schmutz-wäschebehälter suchte, hing er schon auf der Leine.

Im (szenischen) Hörspiel ist wie in allen anderen dramatischenWerken der Ausgangspunkt der Geschichte die Figur. Es gehtum eine oder mehrere Personen, die an bestimmten Orten et-was tun. Das Thema steht nicht im Vordergrund. Bezogen aufdas Anliegen des Graslöwen Radios ist das kein Widerspruch:Die Zukunft der Welt wird von handelnden Personen gestal-tet, nachhaltige Entwicklung wird von den Menschen voran-getrieben. So müssen denn auch im Hörspiel möglichstschnell die handlungstragenden Personen bekannt gemachtwerden. Aus dem Verhältnis der Personen zueinander erge-ben sich Handlung und spätere Lösung. Im Unterschied zuTheater, Kino oder Fernsehen sind diese Personen allerdingsnicht zu sehen, sondern nur zu hören. Gern wird deshalb aufeinen Erzähler zurückgegriffen, auch um Szenenwechsel zuüberbrücken und Handlungsstränge zu verkürzen. Einen le-bendigeren Eindruck von sich können jedoch auch im Hörspieldie Personen selbst vermitteln, durch ihre Haltungen undHandlungen. Die Bilder entstehen vor dem geistigen Augedes Hörers, „Radio ist Kino im Kopf“ heißt es so schön.Die Figuren im Hörspiel sind klare und unterscheidbare Char-aktere. Sie sind Archetypen, das heißt, sie verkörpern ur-sprüngliche und bekannte menschliche Eigenschaften, Stär-ken und Schwächen. Sie sind keine Stereotypen, also keinevereinfachten Klischees. Sie sind auch nicht normal, sondernin ihrer Entschiedenheit etwas Besonderes. Ein Modelleisen-bahner umgibt sich mit Eisenbahnen, Fotos von Loks und Zu-behör, aber nicht mit aufgespießten Schmetterlingen. So ent-schieden der Autor die Charaktere anlegt, so entschiedenhandeln sie auch.

16

TIPP:Nicht jedes Geräusch muss „in echt“ aufgenommen

werden, viele können die Kinder selbst erzeugen. Hier

eine kleine Auswahl:

Donner:ein Kuchenblech oder einen großen Bogen Zeichen-

karton schütteln

Feuer:dicht vor dem Mikrofon ein Stück Zellophanpapier

zerknüllen, dabei pusten und kleine Hölzchen zerbre-

chenGeisterstimme:

in eine Blechdose oder andere Hohlkörper sprechen

Fahrrad:einen Regenschirm ohne Bespannung schütteln und

ab und zu mit einer Fahrradklingel klingeln

Pferdegetrappel:

halbe Kokosnussschalen rhythmisch zusammen-

schlagenRegen:dünne Plastiktüten oder Zeitungspapier reiben; Zu-

cker auf ein straff gespanntes Papier rieseln lassen;

eine Tüte Reis in eine Pappkiste prasseln lassen

Schritte:Papier zerknüllen oder im gewünschten Schrittrhyth-

mus aneinander reiben

Schritte im Schnee:

ein Säckchen mit Kartoffelmehl zusammendrücken

Schüsse:ein Lineal auf den Tisch knallen lassen oder einen Bü-

cherstapel zu Boden werfen

Wind:in kreisförmigen Bewegun-

gen mit einer Kleiderbürste

über eine Pappe streichen

Übungen dazu bietet Arbeits-

blatt 4 (S. 30).

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Klare Charaktere stehen auch für eine klare Handlung. DieGeschichte sollte nicht mit komplizierten Nebenhandlungenund zu vielen Einzelszenen überfrachtet werden. Die bestenGeschichten sind die kleinen Geschichten mit wenigen Per-sonen und Schauplätzen, ohne überbordende Klang- und Ge-räuschkulisse, aber mit viel Spaß am Erzählen. Die Wirkungkann noch verstärkt werden, wenn Länge und Tempo der Sze-nen variieren. Eine alte Weisheit ist auch: Wer gute Hörspie-le schreiben und produzieren will, sollte viele gute Hörspielehören. Das sind zunächst natürlich die Hörspiele im Graslö-wen Radio, aber auch alle anderen fiktionalen Angebote beiRADIJOJO! Zudem haben öffentlich-rechtliche Hörfunksen-der wie MDR Figaro oder Deutschlandradio Kultur jede Wo-che Hörspiele für Kinder und auch für Erwachsene im Pro-gramm. Gute Beispiele sind natürlich auch Hörkassetten undHörbücher auf CD.

5. WEITERE DARSTELLUNGSFORMEN IM ÜBERBLICKDie Reportage beschreibt Ereignisse, Erlebnisse und Beob-achtungen des Reporters. Sie gilt als emotionalste journalis-tische Darstellungsform im Hörfunk und geht unter die Haut– wenn sie gut ist. Der Hörer nimmt fast direkt am Ereignisteil, wobei der Reporter dieses Gefühl mit seinem Wissen überFakten und Hintergründe noch verstärken kann. Reportagenwerden meist direkt (live) oder zeitversetzt, aber in Original-länge, gesendet. Seltener werden sie nachbearbeitet und mitO-Tönen versehen. Damit eine Reportage nicht langweiligwird, muss sie gut vorbereitet werden. Es passiert ja nichtständig etwas Aufregendes und solche Situationen muss derReporter mit Informationen überbrücken. Einfach schweigendarf er nicht.Die Nachricht gilt in allen Medien als wichtigste journalistischeDarstellungsform. Alle anderen Formen bauen auf der Nach-richt auf. Es ist zugleich die kürzeste Form, sie bringt die In-formation in wenigen Sätzen auf den Punkt. Eine solche di-rekte Mitteilung muss für den Hörer neu, wichtig undinteressant sein. Das Allerwichtigste steht deshalb bei der

Nachricht immer am Anfang, im so genannten Leadsatz. Da-nach folgen Angaben zur Quelle der Information und einigeSätze zu den Hintergründen, die die Nachricht verstärken unddie dem Hörer helfen, sie einzuordnen. Bei professionellenMedien entstehen die meisten Nachrichten auf Grundlage vonMeldungen der großen Nachrichtenagenturen und von Kor-respondenten. Regionale und lokale Nachrichten werden je-doch selbst recherchiert. Quellen sind im Umfeld von Umweltund nachhaltiger Entwicklung die zuständigen Behörden, ört-liche Vereine, Parteien und Bürgerinitiativen, ortsansässigeUnternehmen und sonstige Einrichtungen sowie die Schuleselbst.Der Kommentar ist die einzige journalistische Darstellungs-form, bei der die Meinung des Verfassers im Vordergrundsteht. In allen anderen Darstellungsformen gilt eine strikteTrennung von Information und Meinung! Im Radio spricht derAutor den Kommentar auch meist selbst und er nennt seinenNamen, was zusätzlich deutlich macht, dass es sich hier umseine Meinung handelt. Der analytische Kommentar ist mit zu-sätzlichen Informationen verbunden, er ordnet das Themaoder Problem in Zusammenhänge ein und er schließt mit ei-nem begründeten Werturteil des Autors. Die satirische Formdes Kommentars ist die Glosse. Hier werden Sachverhalteüberzeichnet und teils absurde Zusammenhänge hergestellt.Am Ende steht kein Werturteil, sondern eine Pointe.

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TIPP:Auch zum Einstieg in ein Hörspiel-Projekt gehörennatürlich Hörbeispiele. Die Schülerinnen und Schülernutzen als Beobachtungsbogen das Arbeitsblatt 3 (S.29). Die Lehrkraft spielt von der Extra-CD Hörbeispiel3 vor (alternativ Hörbeispiel 4). Sie kann auch auf derGraslöwen Homepage ein anderes Beispiel auswäh-len und herunterladen. Arbeitsblatt 3 muss dann ge-gebenenfalls modifiziert werden. Die Kinder hören aufmerksam zu und notieren, wel-che Figuren in dem Hörspiel auftreten. Zudem kenn-zeichnen sie die vier Hauptfiguren. Sie notieren, wel-che Geräusche sie erkannt haben. Dann tragen siedie Ergebnisse im Unterrichtsgespräch zusammenund ergänzen ihre Aufzeichnungen.Anschließend konzentrieren sich die Schülerinnenund Schüler auf die vier Hauptfiguren, das sind dieKinder Marlon und Farid sowie die Fee Holi und derGraslöwe. Sie charakterisieren die Figuren, beschrei-ben ihr Äußeres und ihre Charaktereigenschaften, so-weit diese im Hörbeispiel zu erkennen sind. Dafürmüssen die Kinder die Beispiele möglicherweisenoch einmal anhören. Dieser Teil kann auch in Grup-pen- oder Partnerarbeit bewältigt werden. Abschlie-ßend ergänzen die Gruppen gegenseitig ihre Notizen.Wird im Graslöwen Radio-Projekt mitden Charakteren Marlon, Farid,Holi und Graslöwe weiter gear-beitet, dient das ausgefüllte Arbeitsblatt als Grundlage.

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§§§

Unter Umständen besteht bereits ein entsprechender Pau-schalvertrag zwischen dem Schulträger und zum Beispiel derGEMA, die für die Wahrung der Urheberrechte auf dem Ge-biet der Musik zuständig ist. Dann muss keine Extra-Erlaub-nis eingeholt werden. Entsprechende Informationen erhält dieLehrkraft beim Schulträger. Mit „kleine Teile“ ist gemeint, dassmaximal ein Zehntel des Gesamtwerkes genutzt wird. Die er-laubnisfreie Nutzung geschützter Werke ist allerdings auchnicht ganz bürokratiefrei: Damit die Autoren trotzdem eineVergütung erhalten, muss eine Meldung an die Verwertungs-gesellschaft erfolgen. Bei Sachbüchern und Literatur ist diesdie Verwertungsgesellschaft (VG) Wort. Diese Gesellschaftzahlt dann aus einem großen Topf, in den zum Beispiel Gelderaus den Kopiergebühren fließen.Auch Schulveranstaltungen, die über den Unterricht hinaus-gehen, sind unter Umständen lizenzfrei. Veranstalter mussdann auf jeden Fall die Schule sein, auch in Zusammenarbeitmit schulischen Arbeitsgemeinschaften. Sollte die Veranstal-tung nicht direkt im Schulgebäude stattfinden, müssen dieRäumlichkeiten der Schule kostenfrei zur Verfügung stehen.Die Veranstaltung muss einem sozialen oder pädagogischenZweck dienen und ausdrücklich als schulintern ausgewiesenwerden. Personen, die keinen Bezug dazu haben, dürfen nichtteilnehmen. Selbstverständlich dürfen auch keine Eintritts-gelder verlangt werden. Das Internet ist natürlich keine schulische Veranstaltung. Sol-len Beiträge oder Hörspiele auf die Homepage der Schule ge-stellt werden und sind urheberrechtlich geschützte Elementeenthalten (Musik, Auszüge aus anderen Werken, Geräusche),muss die Genehmigung der Rechteinhaber eingeholt werden.Unter Umständen ist dann auch eine Gebühr fällig. Zuständigsind für Musik die GEMA, für Wortbeiträge die VG Wort sowiedie entsprechenden Verlage und Autoren, und für Geräuschedie Hersteller der CDs oder deren Vertrieb.Ähnlich verhält es sich bei Beiträgen für nichtkommerzielle lo-kale Radiostationen, für Offene Kanäle und Bürgerfunk. Hierfinden die Regeln des Urheberrechts volle Anwendung, aberhier steht die Lehrkraft nicht alleine da. Verantwortlich ist letz-tendlich der Betreiber der Station. Mit ihm, meist ein Verein,und seinen verantwortlichen Mitarbeitern müssen Rechtsfra-gen vor der Sendung, besser noch vor der Produktion der Bei-träge und Hörspiele, geklärt werden. Überhaupt nicht erlaubnisfrei ist die Nutzung von Schulbü-chern und Unterrichtsmaterialen zu anderen Zwecken als vor-gesehen. Wenn einmal gekaufte Werke immer wieder weiterkopiert werden, brechen für die Verlage und Autoren sonst dieAbsatzmärkte weg. Soll auf Teile, selbst auf kleinste Teile!,solcher Materialien zurückgegriffen werden, ist auf jeden Falleine Genehmigung des Verlages einzuholen.

V. RECHTSFRAGEN

D ie Freiheit der Berichterstattung im Rundfunk und dieFreiheit der Kunst sind in Deutschland von der Verfas-sung geschützt. Das steht ausdrücklich im Grundge-

setz (Artikel 5). Das Bundesverfassungsgericht hat immerwieder in seinen Urteilen die Bedeutung des Rundfunks fürdie Meinungsbildung betont. Gemeint ist vor allem, dass derStaat und einzelne gesellschaftliche Gruppen keinen Einflussnehmen dürfen. Rundfunkfreiheit heißt aber nicht, dass jedermachen kann, was er will. Andere Artikel des Grundgesetzesund weitere Gesetze, besonders zu den Persönlichkeitsrech-ten, setzen der Freiheit Grenzen. So sind zum Beispiel Tonaufnahmen in der Regel nur mit Zu-stimmung der Person erlaubt, die sich äußert. Heimliche Auf-nahmen mit verstecktem Reportergerät und Mikrofon sindverboten. Auch Telefongespräche dürfen ohne Zustimmungdes Angerufenen nicht mitgeschnitten und verwendet wer-den. Hörfunkarbeit mit Grund- und Mittelschülern ist jedochkein harter und investigativer Journalismus. Deshalb mussnicht mit Mitteln gearbeitet werden, die juristisch fragwürdigsind. Probleme mit Presse- und Medienrecht sowie mit Per-sönlichkeitsrechten sollten deshalb im Rahmen dieser Pro-jekte keine Rolle spielen. Die Verantwortung liegt bei derLehrkraft.

URHEBERRECHTGeistiges Eigentum, also Werke der Literatur, Musik und Bil-denden Kunst, Zeitungsartikel, Rundfunkproduktionen undwissenschaftliche Arbeiten, ja sogar Entwürfe und Ideen sindurheberrechtlich geschützt. Wer bei öffentlichen Aufführun-gen oder bei eigenen Produktionen darauf zurückgreifen will,muss die entsprechenden Regeln beachten. Das heißt, beimInhaber der Rechte eine Genehmigung einholen und eine Ver-gütung entrichten. Schreiben und produzieren die Schülerinnen und Schüler alleBestandteile ihrer Beiträge und Hörspiele selbst, sind alsoauch Geräusche und Musik „handgemacht“, muss sich dieLehrkraft über die Urheberrechte Dritter jedoch keine Gedan-ken machen. Die Rechte liegen dann komplett bei den amProjekt Beteiligten. Anders sieht es aus, wenn Musik und Ge-räusche von CD und anderen geschützten Quellen genutztwerden. Hier sollten urheberrechtliche Fragen zumindest be-dacht werden, obgleich für den Unterricht und für schulischeVeranstaltungen einige Sonderregeln gelten, die die Arbeit indiesem Rahmen erheblich erleichtern.Kleine Teile von urheberrechtlich geschützten Werken dürfenim Unterricht uneingeschränkt genutzt werden, wenn die Ori-ginal-CD bzw. die Original-DVD oder das Original-Video vor-liegen. Kopien sind nur in Ausnahmefällen erlaubt und müs-sen vom Rechteinhaber ausdrücklich genehmigt werden.

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• CD-ROM-Rohlinge• Audio- oder DAT-Kassetten bzw. Minidiscs • sowie Batterien Selbst mit einer solchen Low-Budget-Ausstattung sind schonganz ordentliche Ergebnisse bei Audio-Produktionen zu errei-chen.Entscheidend für die Qualität ist die Technik, die vor derWeiterverarbeitung im Computer, also für die eigentliche Auf-nahme, genutzt wird. Das sind vor allem das Aufnahmegerätund das Mikrofon. Steht beides in der Schule zur Verfügung,wird vorzugsweise zusammen mit dem Verantwortlichen aus-probiert, was am besten funktioniert. Werden die Geräte beieiner Medienstelle, bei einem professionellen Studio oder beieinem Radiosender ausgeliehen, lässt sich die Lehrkraftgleich dort beraten. Das gilt auch für den Neukauf in einemFachgeschäft. Vom Selbstbedienungs-Kauf im Elektronik-markt ist eher abzuraten, auch wenn es dort oft ein wenigbilliger ist. Doch auch bei der besten Beratung ist es nötig, sich auf ei-nige Fragen des Verkäufers einzustellen. Die könnten sich

VI. RADIOTECHNIK

TIPP:Bei Interviews und bei den O-Ton-Aufnahmen für ge-baute Beiträge kommen vor allem Dynamische Mikro-fone zum Einsatz. Sie übertragen die menschlicheStimme gut und sie sind geeignet, wenn es laut wird,auch im Freien.

In der Hörspiel-Produktion spielen auch die leisen Tö-ne eine wichtige Rolle. Hier werden Kondensator-Mikrofone genutzt. Sie haben besonders innerhalbvon Räumen und bei Musikaufnahmen ihre Stärken.

Für ein Graslöwen Radio-Projekt mit Schülerinnen undSchülern werden lediglich ein Aufnahmegerät mitMikrofon und ein Multimedia-Computer benötigt. Hin-

zu kommt noch etwas Software, die auf dem Rechner abermöglicherweise ohnehin schon vorhanden ist. Das Mischpultist bereits in den Computer „eingebaut“ (Lautstärkeregler),je nach Soundkarte sind dazu einige schöne Optionen ver-fügbar. Außerdem werden wenige Verbrauchsmaterialien be-nötigt, wie

zum Beispiel auf die Art des Mikrofons beziehen: Dynami-sches Mikrofon oder Kondensatormikrofon? Welche Richt-charakteristik – Niere, Keule, Kugel? Und was ist mit demPloppschutz?

MIKROFONDynamische Mikrofone funktionieren wie ein umgekehrterLautsprecher. Die Schallwellen setzen eine Membran in Be-wegung, die in einer Magnetspule mit Eisenkern elektrischenStrom in entsprechenden Frequenzen erzeugt. Kondensator-Mikrofone arbeiten mit dem Ladungsaustausch zwischen zweigegenpolig geladenen parallelen Platten. Sie benötigen eineeigene Stromversorgung.Noch wichtiger ist die so genannte Richtcharakteristik desMikrofons. Ein Mikro mit Kugel-Charakteristik ist ungerichtet,es nimmt aus allen Richtungen gleich gut auf. Das kann beider Aufnahme eines Hörspiels mit mehreren Sprechern in ei-nem ruhigen Raum optimal sein, bei einem Interview an einemlauten Ort dagegen macht es die gesamte Aufnahme wertlos.Hier empfiehlt sich eher ein Mikrofon mit Nierencharakteris-tik. Es nimmt die Schallquellen am besten auf, die sich direktvor dem Mikrofon befinden und auch ein bisschen von der Sei-

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te. Schall von hinten nimmt das Nierenmikrofon überhauptnicht auf. Das Keulenmikrofon schließlich ist sehr richtungs-empfindlich. Es wird für gerichtete Aufnahmen, auch aus grö-ßeren Entfernungen, genutzt (Richtmikrofon) und kann für ei-ne Geräuschesammlung ein gutes Hilfsmittel sein.Unbedingt erforderlich ist der Windschutz, auch Poppschutzgenannt. Er vermindert Windgeräusche im Freien, aber auchZischen und Ploppen bei bestimmten Lauten. Vor allem wenndirekt ins Mikrofon gesprochen wird, ist der Poppschutz un-verzichtbar.

AUFNAHMEGERÄTDer Klassiker unter den Aufnahmegeräten ist der Kassetten-rekorder. Die Technik ist leicht durchschaubar, das Ver-brauchsmaterial preiswert. Dafür sind Geräte, die ausrei-chende Qualität sichern, alles andere als preiswert. Ein Kaufliegt also nicht nahe, wohl aber die Nutzung in der Schule vor-handener Geräte oder von Leihgeräten. Die Rekorder bietenmeist ein Rauschunterdrückungssystem und Möglichkeitenzur manuellen Aussteuerung.Weit verbreitet sind DAT- oder Minidisc-Rekorder. Hierbeihandelt es sich um Geräte, die zwar auf Kassetten oder Mag-netscheiben aufnehmen, die Signale aber bereits digital ver-arbeiten. Dies ermöglicht eine hohe Qualität. Zudem könnendie Aufnahmen mit Zusatz-Informationen versehen werden,sie sind so leichter wiederzufinden. Die Geräte sind wesent-lich kleiner und leichter als Kassetten-Geräte. Sie sind zudemetwas preiswerter. Dennoch ist es auch hier besser, auf vor-handene oder auf ausleihbare Geräte zu setzen.Gute MP3-Rekorder sind mittlerweile auch für hochwertigeAudio-Direktaufnahmen geeignet, in der Reporter-Praxis abernoch nicht weit verbreitet. Mikrofon und eventuell auch Ver-stärker müssen genau darauf abgestimmt werden – am bes-ten ausprobieren. Der Vorteil ist, dass die Aufnahmen gleichin einem Format erfolgen, das direkt im Computer weiter ver-arbeitet werden kann. Eine analoge Übertragung vom Auf-nahmegerät zum Rechner entfällt, es gibt nach der Aufnahmekeinen Qualitätsverlust mehr.Wird im Studio produziert, kann die Aufnahme gleich direktim Computer erfolgen. Auch dabei ist eine optimale Abstim-mung von Mikrofon, Verstärker, Mischpult und Rechner nö-tig. Wenn das klappt, ist die Direktaufnahme die effizientes-te Methode.

GERÄTE VORBEREITEN UND TESTENEs versteht sich von selbst, dass vor jeder Aufnahme alle be-teiligten Geräte getestet werden müssen. Das heißt zunächst,den Aufnahmepegel einzustellen. Er sollte bei Sprachaufnah-men immer zwischen minus 5 und 0 Dezibel liegen, bei Musi-kaufnahmen auch etwas darunter. Über 0 Dezibel verzerrt je-de Aufnahme! Zum Test gehört auch, Kassetten oder andereAufnahmemedien sowie Batterien zu überprüfen. Schon imZweifelsfall müssen sie ausgetauscht werden. Da mancheAufnahmen nur einmal gemacht werden können, muss allesfunktionieren. Außerdem ist jede Korrektur zum Beispiel wäh-rend eines Interviews peinlich. Auch direkt vor der Aufnahme erfolgt ein kurzer Funktionstest.Während der Aufnahme werden Pegel und weitere kontrol-lierbare Funktionen „mit einem Auge“ überwacht. Da die Kin-der meist in Gruppen unterwegs sein werden, bekommt einerspeziell diese Aufgabe. Nach der Aufnahme wird kurz zurück-gespult und hineingehört. Sollte etwas schiefgegangen sein,bitten die Reporter um Verständnis und führen das Interviewnoch einmal, sofern der Gesprächspartner dazu bereit ist.

Während der Aufnahme ist auch wichtig:• Nebengeräusche durch Standort und Richtung vermeiden!• Nie das Mikrofon aus der Hand geben! Der Reporter be-

stimmt den Gesprächsverlauf, er muss unterbrechen undzwischenfragen können.

• Mikrofon ruhig halten! Das Kabel wird mit einer Schlaufe indie Hand genommen, damit der Stecker am Mikro nichtwackelt und das Kabel nicht am Tisch anschlägt.

• Nicht quer über den Tisch interviewen! Der Arm erlahmtsonst ziemlich schnell. Also: Schön nah zusammen setzen,am besten über Eck, und das Mikro nah vor den Mund hal-ten – bei den Fragen auch vor den eigenen!

• Aufpassen, dass der Gesprächspartner nicht so viel zappeltund auf dem Tisch herumtrommelt!

DIGITALER SCHNITT AM COMPUTER

Erst durch den Schnitt wird eine Aufnahme zu einem gutenAudio-Produkt. Unnötige Pausen, Versprecher usw. werdenherausgeschnitten, Geräusche, Musik und an anderen Stel-len aufgenommene Textpassagen wie z. B. O-Ton kommen

TIPP:Ist in der Schule keine Technik vorhanden, können

Aufnahmegeräte und Mikrofone zum Beispiel in den

Landesmedienstellen und in vergleichbaren Einrich-

tungen im Landkreis oder in der Stadt ausgeliehen

werden. Vielleicht helfen auch das örtliche Bürger-

radio oder eine Privatradio-Station aus. Die Landes-

medienanstalten, das sind die Aufsichtsbehörden für

die privaten Rundfunkanbieter, engagieren sich eben-

falls in der Nachwuchsförderung und stellen eventuell

Geräte zur Verfügung.

TIPP:Was beim Umgang mit der Technik zu beachten ist,

fasst Kopiervorlage 5 (Extra-CD, S. 2) zusammen.

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hinein. Beim professionellen Radiowerden nur noch selten an großenBandmaschinen die Tonbändergeschnitten und neu zusammen-geklebt, der Schnitt findet amComputer statt. Diese technischeMöglichkeit hat auch jeder Laie,entsprechende Programme gibt essogar kostenlos, zum Beispiel dasAudioschnittsystem „Audacity“.Wurden die einzelnen Elementemit einem Aufnahmegerät ge-macht, müssen sie zunächst in denRechner übertragen werden. DasGerät wird dafür mit einem Kabelan die Line in-Buchse der Sound-karte angeschlossen. Danachwerden die Aufnahmen abgespieltund gleichzeitig mit dem entspre-chenden Computerprogramm auf-genommen. Handelt es sich umein recht kompaktes Interview, kann die Aufnahme in einerDatei erfolgen. Sollen einzelne O-Töne einer längeren Auf-nahme entnommen werden, überträgt der Experte nur die ent-sprechenden Teile mit etwas „Schnittfleisch“ davor und da-hinter in den Computer. Anschließend werden die Dateien imComputer gleich noch einmal kopiert, um bei Fehlern das Ori-ginal ohne nochmaliges Einspielen in den Rechner zur Handzu haben.Beim Grobschnitt werden aus längeren Passagen die Teileausgewählt, die man verwenden will. Auch dabei ist es wich-tig, am Anfang und am Ende jeweils noch etwas „Schnitt-fleisch“ zu erhalten. Das wird dann beim Feinschnitt gelöscht,wie auch „Ähs“, Versprecher, Pausen, Wiederholungen und soweiter. Nach dem Feinschnitt werden noch Musik und Geräu-sche eingebaut. Das geht allerdings nur, wenn das Schnitt-programm mit mindestens zwei Stereotonspuren arbeitet. Dasempfohlene Audacity bietet diese Möglichkeit.Am Ende soll der Hörer natürlich nicht merken, dass dasInterview oder der O-Ton im Beitrag geschnitten worden sind.Um dieses Ziel zu erreichen, kommt es vor allem auf das Ge-hör derjenigen an, die die Elemente schneiden. Es gibt aberauch einige Regeln, die, von vornherein beachtet, eine Men-ge Arbeit ersparen können:

• Immer vor dem Wort schneiden, Atmer am Satzende ste-hen lassen!

• Vollständige Sätze verwenden!• Darauf achten, dass sich die Stimme am Satzende senkt! • Lautstärken aufeinander folgender Elemente angleichen!• Musik und Atmo ein- und ausblenden, also nicht abrupt be-

ginnen und enden lassen!

Das Schnittprogramm Audacity ist im Internet frei verfügbar(http://audacity.sourceforge.net). Es bietet viele Möglichkei-ten von der direkten Aufnahme, über den Im- und Export von

Audiodateien in verschiedenen Formaten bis hin zu einer Viel-zahl von Werkzeugen und Effekten. Dabei ist es leicht zuhandhaben. Da Audacity von seiner Menüstruktur her wie je-des andere Windows-Programm aufgebaut ist, dürfte es je-dem Computernutzer nicht schwer fallen, sich und später dieSchüler einzuarbeiten und die Möglichkeiten einfach einmalauszuprobieren. Auch die auf Englisch verfasste Online-Hilfeist übersichtlich und verständlich.

PRÄSENTATION

Die im Graslöwen Radio-Projekt von den Schülerinnen undSchülern erstellten Beiträge, Interviews und Hörspiele könnendirekt aus dem Computer „gefahren“ werden. Dank der Juke-box-Funktion diverser Media-Player ist es möglich, mit wenigVorbereitung eine richtige Magazinsendung mit Musik, Bei-trägen und (aufgezeichneten) Moderationen abzuspielen. Füreine Präsentation im größeren Rahmen ist es jedoch zu emp-fehlen, die einzelnen Teile oder die gesamte Präsentation imCD-Audio-Format auf eine CD zu brennen. Nur so ist es mög-lich, das Produkt in einem normalen CD-Player abzuspielen.So ist auch eine Archivierung möglich. Wenn Schülerinnenund Schüler ihre eigene Kopie haben wollen, bringen sie ei-nen CD-Rohling mit.

TIPP:Im Internet sind auch kurze Anleitungen auf Deutschzu finden, zum Beispiel auf den Seiten des Landes-medienzentrums Baden-Württemberg:www.mediaculture-online.de > Bibliothek > Autoren> Schumacher, Jörg

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Welchen Aufwand die Lehrkraft mit der Vorbereitungzu betreiben hat, hängt von ihren Erfahrungen a) mitProjekten dieser Dimension generell und b) mit dem

Medium Hörfunk ab. An dieser Stelle sollen deshalb nur eini-ge Ansätze für Vorbereitung und Projektverlauf genannt wer-den. Erfahrungen im aktiven Radiohören, ein Sinn für Technikund natürlich im Umgang mit dem Computer werden voraus-gesetzt.Zunächst sind einige organisatorische Fragen und Termine zuklären:• In welchem Rahmen soll das Projekt realisiert werden?

(regulärer Unterricht, Projektwoche, Freizeitbereich derGanztagsschule)

• Wie viel Unterrichtszeit steht zur Verfügung? Wie viel Zeitist zusätzlich zu investieren?

• Auf welche personellen Ressourcen kann zurückgegriffenwerden?(zweite Lehrkraft, Eltern, Vertreter einer schulischen Ar-beitsgemeinschaft, Mitarbeiter einer örtlichen Radiostationals freiwilliger Helfer)

• Wie groß ist die Gruppe? (Klasse, Projektgruppe)

• Welche technische Ausstattung wird benötigt?(Aufnahmegeräte, Mikrofone, weitere Audiotechnik, Com-puter, Verbrauchsmaterial)

• Woher kann die Technik besorgt werden?(Schule, Medienstelle, Kauf, externe private Unterstüt-zung)

• Wie sollen die Ergebnisse am Ende präsentiert werden?

Der letzte Punkt ist auch in Hinblick auf die Motivation sehrwichtig. Soll das Unterrichtsprojekt nur im Unterricht ausge-wertet werden oder werden die vielfältigen Möglichkeiten ei-ner Außendarstellung der Arbeit genutzt? Für den Verlauf desProjekts ist eine Kombination aus Unterrichtsstunden(Deutsch, Sachkunde, Musik, Kunst, Religion/Ethik, in derMittelstufe auch Biologie und Geografie), einigen Projektta-gen und einer Exkursion in ein professionelles Hörfunkstudiozu empfehlen.

1. NEUGIERIG MACHEN

Kinder kennen zwar Hörkassetten oder Hörspiele auf CD.Das Medium Radio dürfte den meisten von ihnen aber eher alsMusikkulisse bekannt sein. Vor allem jüngere Kinder hörenüberwiegend mit, was andere hören, also Eltern, ältere Ge-schwister usw. Je älter sie werden, desto öfter entscheidensie selbst. Aber auch dann ist davon auszugehen, dass siehauptsächlich publikumorientierte Wellen einschalten. Ver-lässliche Zahlen sind kaum verfügbar, da die große Media-analyse (ma) der Hörfunksender erst Personen ab 14 Jahrenerfasst (mit der ma bestimmen die Sender und andere Medienzweimal jährlich ihre Reichweiten). Hörspiele sind auf Pop-wellen jedenfalls eher nicht zu hören. Aber dafür gibt es Graslöwen Radio. Die Lehrkraft spielt denSchülerinnen und Schülern Beispiele von der Extra-CD (Be-stellmöglichkeiten siehe S. 2) oder direkt aus dem Internetvon der Graslöwen Homepage vor. Anschließend spricht dieKlasse oder Gruppe darüber – sowohl bezüglich des Inhaltsals auch bezüglich des Mediums. Die Kinder erzählen auchvon ihren eigenen Radio-Hörerfahrungen. Das Unterrichts-gespräch leitet dazu über, selbst einmal ein solches Hörspieloder einen Beitrag fürs Radio zu gestalten. Wenn sich dabeischon ein kleines Brainstorming zu Figuren, Geschichten oderThemen entwickelt – umso besser!

2. ERSTE VERSUCHEAuch wenn manche Kinder bereits einen kleinen bunten Kas-settenrekorder mit Mikrofon besitzen - professionelle Gerätehinterlassen doch einen ganz anderen Eindruck. Sie liegenganz anders in der Hand, haben filigranere Tasten, meist einDisplay mit geheimnisvollen Zeichen und einer Vielzahl vonKnöpfen. Die Lehrkraft bringt also ein solches Gerät mit undstellt die wichtigsten Funktionen vor. Gruppenweise oder inEinzelübungen machen sich die Schülerinnen und Schülerdann damit vertraut. Dafür muss genügend Zeit eingeplant werden. Nur im aktivenund spielerischen Umgang mit den Geräten können sich dieKinder die nötige Sicherheit erarbeiten. Denn diese Sicherheitin der Bedienung von Mikrofon und Aufnahmegerät ist für dieweitere Arbeit am Projekt entscheidend. Was von vornhereingut aufgenommen ist, kann auch gut weiter verarbeitet wer-den. Schlechte Aufnahmen hingegen kann auch die besteComputer-Software nicht retten! Die erste praktische Übung sollte die Aufnahme von Geräu-schen sein. Das kann mit normalen Umgebungsgeräuschenbeginnen. Anschließend erzeugen die Kinder bewusst Geräu-

sche mit den Dingen, die im Klassen- oder Projektraum zuentdecken sind: auf den Tisch klopfen, mit Papier rascheln,

TIPP:Ausführlich beschrieben wird hier nur die Projekt-

planung für ein Graslöwen Radio-Hörspiel.

Über eine Graslöwen Radio-Sen-

dung mit anderen Darstellungs-

formen gibt Kopiervorlage 1

(S. 31) im Überblick Auskunft.

VII. DAS HÖRSPIEL-PROJEKT

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es für Kinder. Um später bei den eigentlichen Aufnahmen gutvoranzukommen, um Hemmungen und „Mikrofonangst“ ab-zubauen, müssen sich die Schülerinnen und Schüler an ihreeigene Stimme gewöhnen. Daran sollten alle gleichermaßenbeteiligt werden und nicht nur die, die voraussichtlich späterim Hörspiel die Sprecherrollen übernehmen.In einer ersten Runde spricht jedes Kind einen kurzen Text aufBand, es stellt sich zum Beispiel vor, sagt etwas zu Lieblings-beschäftigungen, Haustieren, bewegenden Erlebnissen derletzten Zeit. Dies kann auch mit kleinen Interviews verbundenwerden, bei denen die Lehrkraft die Fragen stellt. Die Kinderkonzentrieren sich dann auf die Antwort und denken nicht sosehr über das Mikrofon nach, das ihnen gerade unter die Na-se gehalten wird. Anschließend werden die Aufnahmen vor-gespielt. In einer zweiten Runde interviewen sich die Kindergegenseitig. Die Fragen und Antworten müssen keinen tiefe-ren Sinn haben, Hauptsache sie sind grammatisch richtig for-muliert und die Kinder sprechen ins Mikrofon. Die Lehrkraft kann an dieser Stelle schon wichtige Erkennt-nisse für die spätere Produktion gewinnen. Welche Stimmen

in Büchern blättern, Wasser laufen lassen, Türen und Fensterin unterschiedlicher Intensität öffnen und schließen, einen Bü-cherstapel auf den Boden fallen lassen usw. Dann kommt dieStimme zum Einsatz: schmatzen, schnalzen, räuspern, lachen,pfeifen.Diese Übungen können auch zu einem Rätselspiel ausgebautwerden. Die Schülerinnen und Schüler arbeiten in kleinen Grup-pen. Sie erzeugen Geräusche mit verschiedenen Requisiten undnehmen sie auf. Die Ergebnisse werden den anderen Gruppenvorgespielt, die erraten müssen, um was es sich handelt. Dabeigeht es vor allem darum, wonach es klingt, und nicht um das,was es wirklich war. Die Kinder sollen erkennen, dass man mitHilfsmitteln bestimmte Effekte gezielt erzeugen kann, dass alsonicht jedes Geräusch in natura aufgenommen werden muss.

3. DIE EIGENE STIMMEDie eigene Stimme „vom Band“ zu hören, ist selbst für ge-standene Radioleute immer wieder eine interessante Erfah-rung. Regelrecht befremdlich und Heiterkeit hervorrufend ist

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kommen gut rüber, welche nicht? Es geht dabei nicht darum,weniger sprachgewandte Schülerinnen und Schüler zurück-zustellen, sondern um den Klang ihrer Stimmen. Bei der Hör-spielproduktion wird ohnehin nicht frei gesprochen, sondernder von allen vereinbarte Text eingelesen. Scheue undsprechgehemmte Kinder sollten nicht gezwungen werden, insMikrofon zu sprechen. Sie werden bestimmt im Laufe der Ar-beit neugierig und wollen sich dann auch ausprobieren.

4. DAS HÖRSPIELDie Charaktere und ihre GeschichteAusgangspunkt der Geschichte beim Hörspiel sind die Figu-ren. Orientiert sich das Projekt an den Hörspielen im Graslö-wen Radio, stehen die Charaktere im Grundsatz fest: derGraslöwe, die Fee Holi, die Kinder Marlon und Farid. ImUnterrichtsgespräch werden wichtige Eigenschaften dieservier Personen zusammengetragen und in geeigneter Form (z. B. in einer Tabelle) an der Tafel sowie im Heft notiert. DieEigenschaften beruhen auf dem (bzw. den) Hörbeispiel(en),die Schülerinnen und Schüler können sich aber noch einigedazu ausdenken. Das Projekt zielt schließlich nicht darauf ab,bereits existierende Graslöwen Radio-Produktionen zu kopie-ren. In der Klasse oder Gruppe wird dann abgestimmt, welcheEigenschaften zu den Charakteren wirklich passen.Als Nächstes besprechen die Schülerinnen und Schüler, inwas für eine Geschichte Marlon und Farid verwickelt werdensollen. „Marlon und Farid feiern Geburtstag“ oder „Die Klas-senparty“ könnten zum Beispiel geeignet sein, die Figuren mitder Müll-Problematik zu konfrontieren. In „Der Lieblingspulli“könnte es um Energieverbrauch und Klimaschutz gehen, weilMarlon ihren dünnen Sommerpulli ausgerechnet mitten imWinter tragen will, sie die Heizung im Klassenraum voll auf-dreht, was wiederum Farid ins Schwitzen bringt, woraufhin erdas Fenster aufreißt.

Erste GruppenphaseIm Klassenplenum wird geklärt, um was es gehen soll, wiesich die Figuren dazu verhalten und auf welche Lösung dieGeschichte abzielt. An diesem Grundgerüst orientiert sich nundie weitere Arbeit in drei Gruppen:

• Die Texter-Gruppe schreibt den Text des Hörspiels, also Di-aloge, Regieanweisungen und Zwischentexte für Erzähle-rin oder Erzähler.

• Die Recherche-Gruppe trägt den Hintergrund zur Umwelt-problematik (z. B. Verpackungsmüll, Mobilität oder Klima-schutz) zusammen.

• Die Doku-Gruppe dokumentiert die Arbeit am Hörspiel(schriftliche Dokumentation, Fotos, O-Töne).

• Die Presse-Gruppe stellt den Kontakt zu lokalen Medien her.

Aufgaben der Texter-Gruppe:Die Schülerinnen und Schüler beschäftigen sich zunächst ein-gehender mit den Hauptcharakteren der Geschichte: Wie se-

hen sie aus, welche Charaktereigenschaften haben sie, waskönnen und mögen sie, was nicht? Sind sie Einzelkinder oderhaben sie Geschwister? Sind ihre Familien arm oder reich?Stammen sie aus dem Ort oder sind zu zugezogen/zugewan-dert? Die Gruppe entwickelt eventuelle Nebenfiguren (z. B.Hausmeister, Lehrerin, Eltern) und denkt über deren Einsatzin der Handlung nach.

Aufgaben der Recherche-Gruppe:Die Schülerinnen und Schüler vertiefen ihr Wissen über dasProblem, mit dem sich die Figuren im Hörspiel auseinandersetzen sollen. Sie recherchieren in anderen Graslöwen undsonstigen Schülermaterialien, in Büchern, Zeitungen undZeitschriften sowie im Internet. Sie fassen ihr Wissen zusam-men und geben es an die Texter-Gruppe weiter.

Aufgaben der Doku-Gruppe:Ein Kern dieser Gruppe nimmt seine Arbeit mit Fotoapparatund Notizblock am besten gleich mit Projektbeginn auf. DieSchülerinnen und Schüler sichern von Anfang an auch einigeder aufgenommenen Übungsaufnahmen. Ihre Dokumentationumfasst zudem die Sicherung wichtiger Dateien und deren Ar-chivierung. Später sind die Schülerinnen und Schüler auch fürdie Gestaltung der Abschlusspräsentation zuständig. Alle an-deren helfen ihnen dabei.

Aufgaben der Presse-Gruppe:Für örtliche Medien kann es reizvoll sein, von Anfang an überdas Graslöwen Radio-Projekt an der Schule zu berichten. DiePresse-Gruppe nimmt deshalb frühzeitig Kontakt zu Zeitun-gen und Zeitschriften auf. Dabei denkt sie auch an kostenlo-se Blätter und Stadtmagazine. Im Projektverlauf versorgen dieSchülerinnen und Schüler die angesprochenen Medien konti-nuierlich mit Informationen. Dabei arbeiten sie eng mit der Do-ku-Gruppe zusammen. Die Presse-Gruppe pflegt zudem denKontakt zum Graslöwen Club der Schule und zur GraslöwenZentrale. Der genaue Ablauf, besonders das Wechselspielaus Gruppen- und Plenumsarbeit, hängt von Alter, Klassen-größe, Vorkenntnissen, Talenten, technischen Gegebenhei-ten usw. ab. Deshalb wird an dieser Stelle keine detaillierte„methodische Inszenierung“ vorgegeben. Orientierung für dieLehrkraft sind die Informationen über die Darstellungsformenim Radio (siehe unter IV.) und Literatur einschließlich eigenerRecherchen im Internet oder in Fachkreisen. Beim Texten und bei der Produktion auch an Vor- und Nach-spann denken! Hier werden Titel des Hörspiels, Bezeichnungder Schule, die Klasse, die Namen der Sprecherinnen undSprecher sowie aller Beteiligten und eventueller Unterstützergenannt.

Zweite GruppenphaseLiegt das Manuskript des Hörspiels vor, werden die Rollenverteilt. Es ist zu erwarten, dass es mehr Interessenten als Fi-guren gibt. Hier steuert die Lehrkraft auf Grundlage der all-gemeinen Erfahrungen mit den Schülerinnen und Schülern,der Probeaufnahmen zu Beginn des Projekts und eventueller

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weiterer Probeaufnahmen in verteilten Rollen. Es kommt aufBetonung, Verständlichkeit und Lautstärke an. Wer „leer“ aus-geht, bekommt eine der anderen wichtigen Aufgaben:

• Bedienung der Technik• Regie-/Regieassistenz• Disposition/Continuity (Protokollieren, dass alle Szenen

auch in ordentlicher Qualität aufgenommen werden)• Erzeugen und Sammeln von Geräuschen• Gestalten des CD-Covers – Zeichnen, aus Fotos montie-

ren, mit Text versehen

Grundstrukturen der ersten Gruppenphase sollten übernom-men werden. Schülerinnen und Schüler aus der Texter-Grup-pe werden der Regie oder der Disposition zugeordnet, einigeder Experten (Recherche-Gruppe) sammeln Geräusche, Ver-treter der Doku-Gruppe unterstützen die Disposition und be-dienen die Technik. Die Presse-Gruppe betreut Journalistenund Gäste.Hauptteil der zweiten Gruppenphase ist die eigentliche Hörspiel-produktion. Die Sprachaufnahmen erfolgen am besten Szenen-oder Bildweise, also in überschaubaren Sequenzen. Um einen zü-gigen Ablauf zu sichern, sollte nun jeder auf seine Aufgabe best-möglich eingestellt sein. Gegebenenfalls muss noch einmal ge-übt werden. Zudem ist für einen guten Ablauf wichtig:

• jeder hat sein Manuskript• jeder kennt den Ablauf und seine Aufgabe in der Szene• die Rollensprecher stehen bereit• es herrschen Ruhe und Konzentration• zu Beginn jeder Aufnahme wird die Bezeichnung der

Szene gesprochen• zwischen den Aufnahmen werden Pausen gelassen

Bevor es losgeht, sollten die Kinder noch einmal richtig „abla-chen“ und herumhüpfen. Verlieren sie zwischendurch die Kon-zentration, wird eine Pause eingelegt. Nach Abschluss der Aufnahmen erstellen die Lehrkraft odereiner der Helfer in Zusammenarbeit mit der Regie eine Grob-schnittfassung. Sie besteht aus allen Szenen, enthält abernoch Pausen sowie, Versprecher und andere Fehler, die spä-ter beim Feinschnitt noch herausgenommen werden.

Dritte GruppenphaseWährend in der zweiten Gruppenphase vor allem die Spre-cherinnen und Sprecher zeigen oder hören lassen können,was sie drauf haben, kommen nun die Geräuschemacher undTechniker zum Zuge. Die Arbeit beginnt damit, dass die Grob-schnittfassung allen vorgespielt wird. Es folgt ein Gespräch imKlassenplenum darüber, an welchen Stellen Geräusche sowieMusik eingefügt werden sollen. Dabei werden sowohl das ur-sprüngliche Manuskript zu Rate gezogen als auch neue Ideengesammelt.Die Schülerinnen und Schüler arbeiten dann in Gruppen wei-ter, deren Zusammensetzung sich an der ersten Gruppen-phase orientieren kann.

• Die Texter-Gruppe macht den Feinschnitt der Wortaufnah-men.

• Die Recherche-Gruppe sucht die Musik aus und beschafftdie Geräusche – entweder von einer Geräusche-CD oderdurch eigene Aufnahme.

• Die Doku-Gruppe widmet sich wieder ganz der Dokumen-tation des Projekts.

• Die Presse-Gruppe setzt ihre Medienarbeit fort.

Für den Feinschnitt wird nicht unbedingt die erste Grob-schnittversion heran gezogen. Die Gruppe hört sich noch ein-mal alle Aufnahmen an und wählt die jeweils beste Aufnahmeeiner Szene aus. Diese wird dann, sofern noch nicht gesche-hen, in den Computer übertragen. Vertreter der Doku-Grup-pe sorgen dafür, dass alle Dateien ordnungsgemäß bezeich-net und dokumentiert werden. Nun beginnt der Feinschnitt mitdem kostenlosen Computerprogramm „Audacity“ oder mit ei-nem Programm, das auf dem genutzten Rechner vorhanden

ist. Dies geschieht am besten Szene für Szene, damit die Ar-beitsdateien nicht zu groß und zu unübersichtlich werden. DieSzenen werden dann mit den vereinbarten Geräuschen undden Musikstücken versehen. Ist der Feinschnitt der einzelnenSzenen abgeschlossen, werden sie als neue Audio-Dateiengespeichert. Diese werden im letzten Arbeitsgang in ein neu-es Audioprojekt übernommen und mit den vorgesehenenÜberleitungen zwischen den Szenen verbunden. Anschließendwird das komplette Hörspiel, einschließlich Vor- und Nach-spann in einer Audio-Datei gespeichert sowie im Audio-CD-Format auf eine CD gebrannt.Höhepunkt des Graslöwen Radio-Projektes ist die Präsenta-tion des Hörspiels vor Publikum, zum Beispiel vor einer ande-ren Klasse, bei einer Elternversammlung, bei einer Schulver-anstaltung oder im örtlichen Bürgerradio. Dazu stellt dieDoku-Gruppe ihre Aufzeichnungen und Fotos vor, dies könn-te in Form einer Power-Point-Präsentation geschehen.

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Nach Projektende und Präsentation vor Publikum mussnicht alles vorbei sein. Vielleicht haben einige Schüle-rinnen und Schüler Lust bekommen, regelmäßig jour-

nalistische Radiobeiträge oder Hörspiele zu produzieren. Siekönnten sich zum Beispiel einer bestehenden Arbeitgemein-schaft in der Schule anschließen oder eine neue GraslöwenRadio-AG gründen. Das ist vor allem dann erstrebenswert,wenn für das Projekt größere Anschaffungen getätigt wurden.Einmalige aufwändige Aktionen sind nicht im Sinne des Gras-löwen, er steht schließlich für eine nachhaltige zukunftsorien-tierte Entwicklung.Noch besser wäre es, einen Graslöwen Club zu gründen alsHandlungsplattform für Umweltaktivitäten. Er wird von derDeutschen Bundesstiftung Umwelt mit persönlichen Club-ausweisen, kleinen Belohnungen für gelungene Aktionen(Tatzenaufkleber) und guten Ideen unterstützt. Die Clubmit-glieder können sich per Brief und E-Mail direkt an die Gras-löwen Zentrale wenden und über ihre Aktivitäten berichten.Um einen Graslöwen Club zu gründen, genügen schon zweiengagierte Umweltschützer, besser sind natürlich mehr Teil-nehmer, am besten die ganze Klasse. Die Begeisterung aus dem gerade abgeschlossenen Graslö-wen Radio-Projekt ist zwar für den Start sehr wichtig, sie wirdaber nicht ewig tragen. Regelmäßige Projekte brauchen auch

deshalb eine feste Redaktionsstruktur mit klarer Aufgaben-verteilung. Dazu gehören Programmdirektoren und Chefre-dakteure, Wortredakteure, Reporter, Musikredakteure undTechniker. Zudem sollte sich jemand kontinuierlich um Sekre-tariats-Aufgaben und um das Archiv kümmern. Damit jeder imLaufe der Zeit an verschiedenen Positionen arbeiten kann, isteine Rotation möglich. Dennoch erfordert eine Graslöwen Ra-dio-AG vor allem bei niedrigeren Klassenstufen viel Engage-ment von der betreuenden Lehrkraft oder freiwilligen externenHelfern.Umso wichtiger ist es, dass die Graslöwen Radio-AG durchregelmäßige Erfolge zum Weitermachen ermutigt wird. Dieskönnte eine Pausenfunk-Sendung einmal oder mehrmals inder Woche in der großen Pause bringen. Aber auch im Bür-gerfunk und in offenen Kanälen gibt es Entfaltungsmöglich-keiten für Kinder und Jugendliche.

VIII. VOM GRASLÖWEN RADIO-PROJEKTZUM PAUSENFUNK

TIPP:Weitere Informationen zur Gründung eines GraslöwenClubs und zu bereits bestehenden Graslöwen Clubsin der Nähe gibt es bei der Graslöwen Zentrale.www.grasloewe.de

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ARBEITSBLATT 1

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Gebauter Beitrag

Im Radio sind immer mal Beiträge zu hören, in denen ein Reporter über eineSache oder über ein Geschehen berichtet. Mittendrin kommen auch andereLeute zu Wort, zum Beispiel Fachleute, Künstler oder Politiker. Deshalb bezeichnet man die Beiträge als „gebaute Beiträge“. Was der Reporter spricht,heißt „Reportertext“. Was die anderen Leute sagen, sind „Originaltöne“ (kurz O-Töne). Manchmal kommen auch noch Musik und Geräusche dazu.

Übung 1Haltet eine Stoppuhr oder eine Uhr mit Sekundenanzeige und einen Stiftbereit! Lest euch die Fragen unten genau durch! Hört euch nun das Hörbeispiel 1 auf der CD an und beantwortet die Fragen!

Wie lang ist der Beitrag? ____________________________________

Wie viele O-Töne enthält er? ____________________________________

Wie lang sind die O-Töne? 1. OT: 2. OT: 3. OT:

Wie sind die O-Töne im Beitrag verteilt? Markiert sie auf der Linie unten so wie im Beispiel:

____________________________________________________________

| Reportertext | Originalton | Reportertext | O-Ton | Reportertext |

Übung 2Produziert nun selbst einen gebauten Beitrag!

1 Stellt Fragen an euren Tischnachbarn und nehmt die Antworten auf!

2. Hört euch die Aufnahme an. Wählt zwei Teile aus, die euch besonders gutgefallen, die gut „rüberkommen“! Das sind dann die O-Töne.

3. Was der Tischnachbar vor und nach den O-Tönen gesagt hat, schreibt ihrmit euren eigenen Worten auf! Das ist der Reportertext.

4. Nehmt euren Reportertext auf! Lasst kurze Pausen, wo die O-Töne hin sollen. Dadurch findet ihr die Stellen leichter wieder.

5. Schneidet und baut den Beitrag unter Anleitung zusammen!

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ARBEITSBLATT 2

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Interview

Interviews habt ihr bestimmt schon oft im Radio gehört oder im Fernsehen gesehen. Das klingt immer ganz einfach: Der eine fragt, der andere antwortet.Doch so ein Interview muss gut vorbereitet sein! Denn der Reporter fragt nichtfür sich allein, sondern weil nicht jeder einzelne Hörer fragen kann.

Hörübung:Hört euch das Hörbeispiel 2 auf der CD an!Waren die Fragen gut zu verstehen? Ich habe

■ alles verstanden ■ ein bisschen verstanden ■ gar nichts verstanden

Wie viele Fragen haben Marlon und Farid gestellt? __________

Aus wie vielen Sätzen bestanden die Fragen?

Frage 1: ____ Frage 2: ____ Frage 3: ____

Hat der Interviewte wirklich auf die Fragen geantwortet? Kreuzt an!

■ Ja, er hat genau die gestellten Fragen beantwortet.

■ Nein, er hat zum größten Teil etwas ganz anderes erzählt.

Interviewtraining:Nun führt ihr euer erstes Interview. Die Vorbereitung macht jeder für sich. BeimInterview und bei der Auswertung arbeitet ihr mit einem Partner zusammen.

Schreibe drei Fragen ins Heft, die du einem Mitschüler stellen willst! Achte darauf, dass man auf diese Fragen nicht nur mit ja oder nein antworten kann!

Notiere nun im Heft, welche Antworten du erwartest! Wichtig ist, dass der Interview-Partner diese Antworten nicht sieht!

Stelle die Fragen dem Partner! Sprich dabei selbst deutlich ins Mikrofon. Halte dem Partner das Mikrofon schön vor den Mund, wenn er antwortet.

Hört euch die Interviews gemeinsam an! Wertet sie aus!Waren die Fragen gut zu verstehen?Hat der Interviewte wirklich auf die Fragen geantwortet?

Vergleicht die Antworten des Interviewten mit den Antworten, die ihr erwartetet hattet! Unterstreicht, was zutrifft!

■ ganz so wie erwartet ■ teilweise wie erwartet

■ ganz anders

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ARBEITSBLATT 3

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Hörspiel

Wer ein Hörspiel produzieren will, muss sich vorher gute Beispiele anhören. Hört euch deshalb die Graslöwen Radio-Geschichte zum Thema Müll an (Hörbeispiel 3). Hört genau zu und beantwortet danach die Fragen!

Welche Personen spielen in dem Hörspiel mit?

____________________ ____________________ ____________________

____________________ ____________________ ____________________

Unterstreicht die Namen der Hauptfiguren!

Nennt einige Geräusche, die ihr erkannt habt!

____________________ ____________________ ____________________

____________________ ____________________ ____________________

____________________ ____________________ ____________________

Beschreibt oder malt die vier Hauptfiguren!

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ARBEITSBLATT 4

Geräusche

Nicht jedes Geräusch muss im Original in der Natur aufgenommen werden. Viele könnt ihr selbst erzeugen! Einige Beispiele stehen in der Tabelle. Probiertdie ersten drei aus! Hören sie sich wirklich nach Donner, Feuer oder einer Geisterstimme an?

Wonach klingen die Geräusche 4, 5 und 6? Tragt die Bezeichnungen in die Tabelle ein!

Wie können die Geräusche 7 bis 10 erzeugt werden? Probiert verschiedene Möglichkeiten aus. Versucht, die besten zu finden!

Findet noch mehr Geräusche und Möglichkeiten, sie zu erzeugen!

Nr. Geräusch So wird's gemacht

1 Donner ein Kuchenblech oder einen großenBogen Zeichenkarton schütteln

2 Feuer dicht vor dem Mikrofon ein Stück Zellophanpapier zerknüllen, dabei pusten und kleine Hölzchen zerbrechen

3 Geisterstimme in eine Blechdose oder andere Hohlkörper sprechen

4 einen Regenschirm ohne Bespannung schütteln und ab und zu mit einer Fahrradklingel klingeln

5 halbe Kokosnussschalen rhythmisch zusammenschlagen

6 Zucker auf ein straff gespanntes Papier rieseln lassenoder eine Tüte Reis in eine Pappkiste prasseln lassen

7 Schritte

8 Schritte im Schnee

9 Schüsse

10 Wind

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KOPIERVORLAGE 1

In 7 Schritten zur fertigen Radio-Sendung

Diese Regeln gelten für gebaute Beiträge genauso wie für Interviews und Hörspiele.

1. Thema finden: Um was oder um wen soll es gehen?Jeder Beitrag hat ein bestimmtes Thema. Das ist auch bei Interviews und Hörspielenso. Also müsst ihr zunächst erst einmal ausmachen, worum es gehen soll. Auf Kopiervorlage 2 findet ihr einige Anregungen.

2. Form festlegen: Beitrag, Interview oder Hörspiel?Welche Form ihr wählt, hängt vom Ziel des Graslöwen Radio-Projekts ab. Soll der Beitrag zum Beispiel im Schulfunk gesendet werden? Manchmal ist auchdas Thema entscheidend. Oder die Lehrkraft bestimmt die Form. Mehr erfahrt ihrauf den Arbeitsblättern 1 bis 3 und mit Hilfe der Hörbeispiele.

3. Quellen entdecken: Woher bekomme ich Informationen?Wenn Graslöwen Radiomacher noch Informationen brauchen, suchen sie als Erstesnach Informationsquellen. Das können Bücher, Zeitschriften oder das Internet, aber auch Personen, sein. Mehr dazu steht auf Kopiervorlage 3.

4. Material sammeln: lesen und zuhören, aufschreiben und aufnehmenDas ist ein ganz wichtiger Schritt. Jetzt bereitet ihr eure Tonaufnahmen vor und führt sie auch aus. Meist gibt es nur eine Möglichkeit, die Aufnahmen zu machen! Es muss also alles auf Anhieb klappen. Kopiervorlage 5 hilft euch dabei.

5. Beitrag schreiben: Material auswählen, Text verfassenAm Ende habt ihr mehr Material, als ihr braucht. Also wählt ihr die wichtigsten Informationen und die besten O-Töne aus. Dann schreibt ihr den Text für euren Beitrag. Beachtet dabei die Tipps auf Kopiervorlage 4! Soll ein Interview entstehen,legt fest, welche Teile der Aufnahme ihr verwendet.

6. ProduktionDer Text für den Beitrag, auch Reportertext genannt, wird jetzt eingesprochen. Anschließend wird der aufgenommene Reportertext in einem Computer-Schnitt-programm mit den O-Tönen zusammengeführt. Produziert ihr ein Interview, erfolgt ebenfalls der Feinschnitt.

7. Endabnahme und SendungWenn Beitrag oder Interview fertig geschnitten sind, spielt ihr die fertigen Produkteeuren Mitschülern, eurer Lehrkraft oder dem Redakteur des Schulfunks vor. Sinddiese ersten Hörer zufrieden, kann der Beitrag gesendet werden.

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TIPP:Wenn ihr ein Hörspiel produziert, sind noch einige Zwischen-schritte nötig. Dabei helfen eure Lehrerin oder euer Lehrer.

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DAS ABC DES RADIOS

ABC

An- und Abmoderation:Ansage, worum es in einem Beitraggeht bzw. ging, und wer den Beitragproduziert hat

Atmo:Abkürzung von Atmosphäre; Geräu-sche, die eine Szene (z. B. im Hör-spiel) untermalen

Bett:Musikalische Untermalung einerModeration, eines Wortbeitragesoder der Nachrichten

BmE, BmO:Siehe gebauter Beitrag

Call-In:Telefonaktion, bei der die Hörer da-zu aufgefordert werden, im Studioanzurufen. Meist handelt es sich umGewinnspiele oder Umfragen.

DAT:Abkürzung für digital audio tape, „Di-gitaltonband“; Aufnahme auf diesenKassetten erfolgt in digitalisierterForm, was rausch- und verzerrungs-freie Tonqualität ermöglicht; wirdhauptsächlich in der professionellenStudiotechnik genutzt.

Donut:Spezielle Version des vorproduzier-ten Jingles; besteht aus einem Er-öffnungselement, einer Moderationüber ein Musikbett und einem Aus-stiegselement.

Fader:Regler am Mischpult

Feature:Eigenständige Sendung, deren The-ma über die Tagesaktualität hinaus-geht. Mit Hilfe von Text, Geräuschen,O-Ton und Atmo wird eine wahre Ge-schichte erzählt, sozusagen ein Do-kumentarfilm im Radio. Als „Mini-

Feature“ werden auch gebaute Bei-träge bezeichnet.

Gebauter Beitrag:Weit verbreitete journalistische Dar-stellungsform im Radio; besteht ausReportertext und O-Tönen, gele-gentlich auch Atmo und Musikele-menten; dazu gehört in der Regel ei-ne Anmoderation.

Hörspiel:Im Unterschied zum Feature wird mitHilfe von Sprache, Geräuschen undMusik eine ausgedachte Geschichteerzählt.

Intro:Wird vor einer Programmeinheit ge-sendet; enthält die Erkennungsmu-sik und den Namen des Programm-elements bzw. der Sendung; dasGegenstück am Ende der Sendungist das Outro.

Jingle:Überbegriff für kurze Elemente, diefür das eigene Radioprogramm wer-ben; besteht aus Musik, Spracheund Effekten – zudem wird stets derSendername genannt.

Minidisc:CD-ähnlicher Tonträger, bei dem diedigitale Aufnahme auf einer Magnet-folie gespeichert wird; wie die DAThauptsächlich in der professionellenStudiotechnik verbreitet.

Moderator:Programm-Mitarbeiter, der die Hörerdurch die Sendung begleitet.

Nachricht(en):Gilt als wichtigste journalistischeDarstellungsform und ist zugleich dieknappste; eine wichtige Informationwird in wenigen Sätzen „auf denPunkt gebracht“.

Opener:Auffälliges Element zu Beginn zumBeispiel der Nachrichtensendung;besteht aus Wort und Musik, meistFanfare oder Ähnliches.

O-Ton: Eigentlich Originalton, Teileines gebauten Beitrags oder Fea-tures mit der Funktion eines Zitats.

Pitchen:Geschwindigkeit von Audiomaterialverändern; wobei die Tonhöhengleich bleiben.

Promo: Vorproduziertes Element, dasProgramminhalte, Veranstaltungsrei-hen oder Ähnliches ankündigt.

Reportage:Ein Reporter schildert ein aktuellesEreignis, das sich vor seinen Augenabspielt; kann live gesendet oder amOrt des Geschehens aufgezeichnetwerden.

Selbstfahrerstudio:Sendestudio und Senderegie befin-den sich in einem Raum, der Mode-rator bedient alles selbst („fährt dieSendung“).

SFX:Abkürzung für Soundeffects; Geräu-sche oder elektronische Klänge, diein Beiträgen und Sendungen einge-setzt werden.

Teaser:Meist gesprochener Hinweis auf einProgrammelement kurz vor dessenSendung; Hörer sollen aufgefordertwerden, dran zu bleiben.

Verpackung:Oberbegriff für alle akustischen Ele-mente, an denen der Hörer das Pro-gramm wiedererkennen kann; dazugehören Jingles, Opener, spezielleSongs und Melodien.

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KOPIERVORLAGE 2

Themensuche

Die Themen liegen auf der Straße, sagen kluge Leute. Sie meinen damit: Ihrbraucht nur Augen und Ohren aufmachen, um Dinge zu entdecken, über die ihrerzählen und berichten könnt. Eigentlich müsst ihr nicht einmal extra hinaus aufdie Straße gehen. Viele Themen könnt ihr in der Schule und auf dem Schulwegentdecken.

1. Themen rund um Schule und Unterricht

Findet weitere Themen rund um die Schule! Tragt sie in die freien Kästchen ein!

2. Themen aus der Gemeinde oder der Stadt

Worüber könntet ihr auch berichten? Tragt eure Vorschläge in die Kästchen ein!

3. „Große“ Umweltthemen

Fallen euch noch mehr „große“ Umweltthemen ein?Notiert die Ideen in den freien Kästchen! Wenn der Platz auf dem Blatt nicht ausreicht, nutzt auch die Rückseite.

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Wie kommtihr zurSchule undwieder nachHause?

Energiever-sorgung,Energiesparen

Radwege undAmpeln auchfür Fußgänger

Energiesparen:Strom undHeizung

SchuleundMüll

Müll vermei-den und ent-sorgen

Verschmutzungder Meere

Erderwärmungund Klimaschutz

Mobilitätund sanfterTourismus

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KOPIERVORLAGE 3

1. Umwelt-Experten findenFachleute gibt es nicht nur im Fernsehenoder bei der Regierung. Auch im Landkreis,bei der Stadtverwaltung oder in örtlichenVereinen sitzen Leute, die sich beim ThemaUmwelt gut auskennen. Schaut ins Tele-fonbuch, sucht mit Hilfe des Internets oderfragt euch einfach durch. Meist kennt einExperte gleich noch einen anderen undkann euch mit guten Tipps weiterhelfen.

2. Kontakt aufnehmenUnd wie kommt man an die Experten he-ran? Das Beste ist, einfach anzurufen.Mehr als eine Absage kann man ja nichtbekommen. Oft muss das Anliegen zu-nächst Sekretärinnen oder Referenten na-hegebracht werden, in größeren Institutio-nen sind die Pressestelle oder dieAbteilung Öffentlichkeitsarbeit zuständig.Auch eine Anfrage per E-Mail oder perBriefpost ist möglich. Nicht zu empfehlenist es, ohne Voranmeldung mit einemMikrofon in der Hand aufzutauchen – essein denn, der gewünschte Gesprächspart-ner kommt zu einer Veranstaltung in dieSchule.

3. Gespräch gut vorbereitenUmwelt-Experten kennen sich gut aus inihrem Fach. Aber sie erzählen nicht immervon selbst! Ihr müsst euch gut vorbereiten,um ihnen Informationen zu entlocken.Denn seid ihr nicht gut vorbereitet, können

die euch ja alles Mögliche erzählen – aberob es wirklich stimmt? Schaut vor demInterview in Zeitschriften, in Büchern undim Internet nach. Überlegt euch eure Fra-gen genau und schreibt sie euch auf einenZettel!

4. Interview führenZu jedem Interview gehört ein Vorgespräch.Dabei könnt ihr den Experten besser ken-nen lernen und „warm werden“. Merkt euchviel und einer von euch schreibt so viel wiemöglich auf. Vielleicht fallen euch dabeinoch einige Extra-Fragen ein, an die ihr bisdahin noch nicht gedacht hattet. Dann führtihr das eigentliche Interview, bei dem ihr dieFragen und die Antworten aufnehmt. Undzum Schluss bedankt ihr euch.

5. Material auswertenJeder Umwelt-Experte oder Politiker ver-folgt ein bestimmtes Interesse und äußertsich aus seiner speziellen Sicht. Daraufmuss man aufpassen! Es ist immer gut, aufmehrere Fachleute und auch auf allgemeinverfügbare Informationen zurückzugreifen.Das ist gerade bei Umweltthemen wichtig.Ebenso selbstverständlich ist es, die Infor-mations-Quellen genau zu benennen. So können sich die Hörer selbst ein Bild machen.

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Informationsquellen

Wenn das Thema für euer Graslöwen Radio-Projekt feststeht, müsst ihr recherchieren.Das heißt, ihr tragt viele Informationen zusammen. Die findet ihr zum Beispiel in Büchern,in Zeitschriften oder im Internet. Außerdem fragt ihr bei Leuten nach, die sich mit demThema gut auskennen. Man nennt diese Leute auch „Fachleute“ oder „Experten“.

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Schreiben fürs Hören

Wenn ihr beim Lesen im Buch oder in der Zeitung etwas nicht versteht, ist es ganzeinfach: Ihr lest den Satz noch einmal oder sogar ein drittes Mal. Das geht beim Ra-diohören nicht. Jedes Wort, jeder Satz ist nur einmal zu hören. Hinzu kommt, dassder Sprecher bestimmt, wie schnell ihr hören und verstehen müsst. Wenn ihr einenRadio-Beitrag produziert, solltet ihr deshalb sieben Regeln beachten:

1. Worte und Wendungen aus der Umgangssprache verwenden!2. Einfache und kurze Sätze schreiben!3. Zahlen und Abkürzungen vermeiden!4. Schwierige Begriffe auch mal wiederholen!5. Eins nach dem anderen erzählen!6. Pro Satz am besten nur eine Information geben!7. Also: Schreibt den Radio-Text so, wie ihr auch sonst miteinander redet!

Hier ein schlechtes Beispiel (viele Informationen in einem Satz):Überrascht von dieser neuen Erkenntnis fahren Marlon und Farid mit der Stra-ßenbahnlinie acht zum Graslöwen und fragen ihn, kaum angekommen, nachseiner Meinung dazu, um schließlich auch zu erfahren, was Holi über die Sachezu berichten weiß.

Viel besser ist es so (die gleichen Informationen in vier Sätze aufgeteilt): Marlon und Farid sind von dieser neuen Erkenntnis überrascht. Sie fahren mitder Straßenbahn zum Graslöwen. Kaum angekommen, fragen die Kinder ihnnach seiner Meinung dazu. Schließlich wollen sie auch erfahren, was Holi überdie Sache zu berichten weiß.

Was ist auch noch wichtig?Sätze sind besser zu verstehen, wenn sie nicht so viele Namenwörter (Substantive) enthalten. Unterstreiche die Namenwörter und zähle sie!

Schlechtes Beispiel: Die Klasse arbeitet an der Inszenierung eines Theater-stücks, das bei einem Schulfest zur Aufführung kommen soll. Weil Marlon die Hauptrolle nicht bekam, reagierte sie mit Enttäuschung.

= ______ Namenwörter (Substantive)

Gutes Beispiel: Die Klasse inszeniert ein Theaterstück, das sie bei einem Schul-fest aufführen will. Marlon war enttäuscht, weil sie die Hauptrolle nicht bekam.

= ______ Namenwörter (Substantive)

Und es ist auch besser, im Aktiv zu schreiben. Das Passiv solltet ihr nur verwenden, wenn es nicht anders geht.

Schlechtes Beispiel:Farid wurde von der Lehrerin an die Tafel gerufen.

Gutes Beispiel:Die Lehrerin rief Farid an die Tafel.

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Umgang mit der Technik

Wenn ihr schön schreiben wollt, braucht ihr einen ordentlichen Füller. Dochder allein reicht natürlich nicht. Er muss auch richtig gehalten und übers Blattbewegt werden. So ähnlich ist es bei Tonaufnahmen. Es kommt auf die Technik an und wie ihr damit umgeht.

Material/AusrüstungBei der Ausrüstung helfen eure Lehrerin oder euer Lehrer. Wenn ihr zu einemInterview geht, solltet ihr aber auch selbst noch einmal überprüfen, ob ihr allesdabei habt.

✔ Reportergerät/Aufnahmegerät✔ Mikrofon mit Kabel✔ sonstiges Zubehör, wie Kassetten und Batterien✔ Notizblock und Stifte✔ Zettel mit den Interviewfragen

Interview/O-Ton-BeschaffungWenn ihr dem Interviewpartner gegenüber sitzt, kann es richtig aufregendwerden! Damit euch eine gute Aufnahme gelingt, solltet ihr deshalb die Profi-Tipps beachten.

● vor der Aufnahme Gerät, Batterien und Kassette noch einmal überprüfen● Aufnahmepegel testen und einstellen● möglichst nah an den Gesprächspartner heransetzen● darauf achten, dass der Arm nicht ausgestreckt werden muss● Mikrofon-Kabel mit einer Schlaufe in die Hand nehmen, damit der

Stecker nicht wackelt und das Kabel nicht am Tisch anschlägt● Mikrofon ruhig und nah vor den Mund halten● nicht dazwischenreden oder brummeln, nur leicht nicken● eigene Fragen auch ins Mikrofon sprechen● nach der Aufnahme hineinhören, ob es aufgenommen hat

Wichtig beim Bearbeiten am Computer● O-Töne vorsortiert in den Computer einspielen● den Dateien eindeutige Namen geben und diese auch

auf einem Zettel notieren● zwischendurch immer wieder speichern