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Ratgeber Kühlwasser, Kühlkreisläufe und Kühltürme Betrieb von offenen und geschlossenen Kühlkreisläufen Von Jürgen Tauschek Fachberater Kühlwasser aqua-Technik Beratungs GmbH Ansbacher Str. 8 91126 Schwabach Tel.: +49 (0)9122 / 88 80 29 Fax: +49 (0)9122 / 87 49 52 E-Mail: [email protected] Web: www.aquabest.de

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Ratgeber Kühlwasser,

Kühlkreisläufe und

Kühltürme Betrieb von offenen und geschlossenen

Kühlkreisläufen

Korrosion, (Kalk-)Ablagerungen, Biofilme und Verschmutzung

Wasserbehandlungs- und Aufbereitungsmöglichkeiten

Von Jürgen Tauschek

Fachberater Kühlwasser

aqua-Technik Beratungs GmbH

Ansbacher Str. 8

91126 Schwabach

Tel.: +49 (0)9122 / 88 80 29

Fax: +49 (0)9122 / 87 49 52

E-Mail: [email protected]

Web: www.aquabest.de

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Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis ...................................................................................................................................... 1

Einleitung .................................................................................................................................................... 4

Typische Herausforderungen (Statistik) .................................................................................................. 6

Arten von Kühlkreisläufen ........................................................................................................................ 7

Durchlaufkühlung .................................................................................................................................. 7

Offener Kühlkreislauf ............................................................................................................................. 7

Geschlossener Kühlkreislauf ................................................................................................................. 8

Zusammenfassung ................................................................................................................................ 8

Kühlarten .................................................................................................................................................... 9

Kältemaschinen, Kühltürme und Freikühler ....................................................................................... 9

TERRACOOL ......................................................................................................................................... 10

Bezugsquellen Wasser ............................................................................................................................ 15

Grundwasser (Brunnen/Quellen) ...................................................................................................... 15

Oberflächenwasser (Flüsse/Seen) .................................................................................................... 15

Regenwasser ....................................................................................................................................... 15

Stadtwasser .......................................................................................................................................... 16

Zusammenfassung .............................................................................................................................. 16

Kühlwasser – Häufige Probleme ........................................................................................................... 17

Korrosion ............................................................................................................................................... 17

Schutz vor Korrosion ........................................................................................................................ 17

Ablagerungen ..................................................................................................................................... 20

Schutz vor Ablagerungen .............................................................................................................. 21

Biologisches Wachstum ...................................................................................................................... 21

Schutz vor biologischem Wachstum ............................................................................................ 21

Praxisausflug – Häufige Probleme und Ziele von Unternehmen ................................................... 22

42. BImSchV (Legionellen) ..................................................................................................................... 23

Legionellen Prävention ................................................................................................................... 24

Gesetzliche Prüf- und Maßnahmenwerte für Legionellen ......................................................... 24

Pflicht zur Überwachung der Allgemeinen Koloniezahl ............................................................. 25

Pflicht zur Überprüfung der Anlagen ............................................................................................ 26

Muster Betriebstagebuch ............................................................................................................... 26

Reinigung und Desinfektion von Kühlsystemen .................................................................................. 29

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Beseitigung von Ablagerungen ........................................................................................................ 29

Special Entkalkung .............................................................................................................................. 30

Desinfektion ......................................................................................................................................... 31

Membran-Filtration .......................................................................................................................... 31

Chlor- und Bromabspalter, „Chlortabletten“ .............................................................................. 31

Chlordioxid ....................................................................................................................................... 32

Ozon .................................................................................................................................................. 32

UV (ultraviolette Strahlung) ............................................................................................................ 32

Wasserstoffperoxid .......................................................................................................................... 33

Nichtoxidative Biozide .................................................................................................................... 33

Übersicht Desinfektionsverfahren / Biozide .................................................................................. 33

Wasserbehandlung und -aufbereitung ............................................................................................... 34

Chemische Wasserbehandlung ....................................................................................................... 34

Produkte chemische Wasserbehandlung ................................................................................... 34

Korrosionsinhibitoren ....................................................................................................................... 35

Härtestabilisatoren/Dispergatoren ................................................................................................ 35

Biozide / Desinfektionsmittel ........................................................................................................... 35

Erfolgskriterien der chemischen Wasserbehandlung ................................................................. 36

Dosierstationen ................................................................................................................................ 36

Technische Wasseraufbereitung ...................................................................................................... 38

Kies-/Sandfilter ................................................................................................................................. 39

Aktivkohlefilter .................................................................................................................................. 41

Ultrafiltration ..................................................................................................................................... 43

Umkehrosmoseanlage .................................................................................................................... 44

Ionenaustauscheranlagen............................................................................................................. 45

Teilentsalzung ................................................................................................................................... 48

Vollentsalzung .................................................................................................................................. 49

Multistep-Verfahren ......................................................................................................................... 50

Mischbett .......................................................................................................................................... 50

EDI Vollentsalzungsanlagen ........................................................................................................... 51

Membranentgasung ....................................................................................................................... 52

UV-Anlagen ...................................................................................................................................... 53

Neutralisationsanlagen ................................................................................................................... 54

Mess-, Steuerungs- & Regeltechnik .................................................................................................. 55

Schaltschrankbau ........................................................................................................................... 55

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SPS Programmierung und Visualisierung ...................................................................................... 55

Messtechnik ...................................................................................................................................... 56

Pumpentechnik ............................................................................................................................... 57

Kühltürme und Verdunstungskühlanlagen .......................................................................................... 59

Grundsätzliches ................................................................................................................................... 59

Arten und Funktionsweise .................................................................................................................. 59

Verdunstung, Eindickung und Absalzung ........................................................................................ 62

Eindickung ........................................................................................................................................ 62

Absalzung ......................................................................................................................................... 63

Richtwerte Wasserqualität ................................................................................................................. 64

Wichtige Wasserparameter ............................................................................................................... 65

Kalk-Kohlensäure-Gleichgewicht .................................................................................................. 65

Ca-Härte ........................................................................................................................................... 65

Gesamthärte (Wasserhärte) .......................................................................................................... 65

pH-Wert ............................................................................................................................................. 65

Elektrische Leitfähigkeit................................................................................................................... 65

Chloride ............................................................................................................................................ 66

Sulfate ............................................................................................................................................... 66

Optimale Betriebsbedingungen für Kühltürme ............................................................................... 66

Eindickung und Wasserverbrauch .................................................................................................... 67

Die aqua-Technik Beratungs GmbH .................................................................................................... 68

Über uns ................................................................................................................................................ 68

Leistungsportfolio ................................................................................................................................ 68

Das aqua-Tec-Verfahren ................................................................................................................... 68

Ihr Nutzen ............................................................................................................................................. 69

Referenzen ........................................................................................................................................... 69

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Einleitung

Sehr geehrter Leser,

in diesem Ratgeber geht es darum, Ihnen ein Grundverständnis rund um Wasser, dass z. B. zur

Kühlung während eines Produktionsprozesses eingesetzt wird, zu vermitteln. Er legt besonderen

Wert darauf, grundsätzliche Zusammenhänge zwischen der Wasserqualität, typischen

Problemen und in der Folge möglichen Lösungsmöglichkeiten zu erörtern. Es verzichtet

größtenteils auf komplexe wissenschaftliche Erklärungen und unverständliche chemische

Formeln. Es ist ein Nachschlagewerk und Ratgeber für die Praxis.

Ja, Kühlwasser ist auf den ersten Blick nur ein Medium, dass zur Kühlung, z. B. um den

dauerhaften Betrieb von Maschinen zu erreichen, eingesetzt wird. Durch die Kühlleistung

(anders gesagt: Aufnahme und spätere Abgabe von Wärmeenergie) wird oftmals ein

effizienter Einsatz von Maschinen erst möglich. Maschinen funktionieren nicht mehr, wenn

diese überhitzen. Kühlwasser beeinflusst die Effizienz des Produktionsprozesses signifikant.

Der Einsatz von Wasser bringt nicht nur Vorteile, sondern auch Nachteile. So entstehen durch

den Einsatz von Wasser häufig

- Korrosionsschäden, die teure Reparaturen erfordern,

- Ablagerungen in Rohren oder Zuleitungen, die zu Maschinenausfällen führen können,

- Biofilme, die gesundheitlich bedenklich sind oder Wärmeübergänge verschlechtern

oder

- diverse Probleme, die aus Verschmutzungen, entweder aus dem Produktionsprozess

selbst oder durch mit dem Wasser eingeschleppte Feststoffe (z. B. Schmutz, Sand)

führen.

Ein Ausfall des Kühlsystems macht keinen Spaß. Es führt in der Regel zu erheblichen

Ausfallkosten in der Produktion und zu einem teuren Reparaturaufwand. Von daher ist für ein

Höchstmaß an Betriebssicherheit und Stabilität der Produktion, ein effizienter und reibungsloser

Betrieb des Kühlsystems von großer Bedeutung. Hierbei spielt die Qualität des Wassers eine

entscheidende Rolle. Eine spezielle Behandlung des Wassers ist meist unerlässlich, wenn ein

Produktionsprozess dauerhaft reibungslos laufen soll.

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Sinnvolle Optimierungen eines Kühlkreislaufes und/oder die richtige Wasseroptimierung führt

häufig zu folgenden Vorteilen:

- Einsparung von Energiekosten

- Reduzierung des Wasserverbrauchs

- Geringeren Wartungs- und Reparaturkosten

- Erhöhung der Maschinenverfügbarkeit

Für viele Unternehmen sind dies sehr lohnende Ziele. Es macht Sinn, über Wasser

nachzudenken.

Ihre aqua-Technik Beratungs GmbH

- Wasseraufbereitung für Unternehmen -

Hinweis: Als „Kühlturm“ werden Korrekterweise Naturzugkühltürme mit mehr als 200 MW bezeichnet. Da

der Begriff „Kühlturm“ jedoch in der Praxis meist auch für die typischerweise in Unternehmen

vorzufindenden Verdunstungskühlanlagen (VDKA) verwendet werden, werden wir den Begriff

„Kühlturm“ aus Gründen der Verständlichkeit in der Folge ebenfalls für Verdunstungskühlanlagen

verwenden. Bitte sehen Sie uns dies nach.

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Typische Herausforderungen (Statistik)

Rund um Kühlkreisläufe gibt es eine Vielzahl von Herausforderungen und Stellschrauben. Eine

interne Statistik der aqua-Technik Beratungs GmbH ergab folgende Kundenwünsche bzw.

Ziele die Neukunden als Grund der Kontaktaufnahme mit uns genannt haben

(Datenbasis 3 Jahre, Stand 31.12.2017):

*: Kaputte Dichtungen, Eisen-/Manganablagerungen, Verschmutzungen Produkte, Gesundheitsschutz Mitarbeiter,

verstopfte Maschinenleitungen/Filter, Gefährdungsbeurteilung, Ablagerungen Wärmetauscher, Probleme mit

bestehenden Wasseraufbereitungsanlagen

14%

15%

18%

23%

28%

28%

61%

72%

73%

81%

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%

SONSTIGES*

SERVICE & WARTUNG(Z. B. WARTUNGSVERTRÄGE)

ANLAGENTECHNIKWASSERAUFBEREITUNG

KÜHLEFFIZIENZ(WASSER-, ENERGIEKOSTEN)

DESINFEKTION / ENTKALKUNG / REINIGUNG VON ANLAGEN

LABORDIENSTLEISTUNGEN /WASSERANALYSEN

ZWEITER PARTNER(BERATUNG, SICHERHEIT, …

PFLICHTEN/HAFTUNGSRISIKENLEGIONELLEN (42. BIMSCHV)

KOSTENREDUKTION / VERGLEICH WASSERCHEMIKALIEN

ANLAGENLEBENSDAUER,MASCHINENVERFÜGBARKEIT…

Kundenwünsche

Kundenwünsche

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Arten von Kühlkreisläufen

Wasserführende Kühlkreisläufe werden in 3 große Kategorien eingeteilt, welche verschiedene

Vor- und Nachteile bieten:

- Durchlaufkühlung

- geschlossene Kühlkreisläufe

- offene (oft auch halboffen genannt) Kühlkreisläufe

Zum Verständnis ist es wichtig zu wissen, dass in vielen Unternehmen mehrere Systeme

vorhanden sind. Es kann z. B. ein offener Kühlkreislauf mit einem Kühlturm (Sekundärkreislauf)

und ein geschlossener Kühlkreislauf, z. B. für die Hydraulik-/Maschinenkühlung (Primärkreislauf)

bestehen. Über einen Wärmetauscher kühlt der Sekundärkreislauf das Wasser des

Primärkreislaufes. Weiterhin kann es in Unternehmen mehrere separate Kreisläufe desselben

Typs geben. Jeder Kreislauf an sich muss deshalb hinsichtlich seiner Art unterschieden werden.

Durchlaufkühlung

Früher wurde am häufigsten die sogenannte Durchlaufkühlung angewandt.

Durchlaufkühlung bedeutet, dass Wasser nur einmalig zur Kühlung verwendet wird. Das heißt,

dass es beispielhaft von einem Brunnen, einem Fluss/See oder vom Trinkwasserversorger

bezogen wird, einmal zur Kühlung verwendet wird und danach wieder das Unternehmen

verlässt.

Hieraus ergibt sich selbstredend ein entscheidender Nachteil: Hoher Wasserverbrauch.

Die vom Wasserverbrauch resultierenden hohen Kosten führten und führen immer mehr dazu,

dass die Durchlaufkühlung durch offene oder geschlossene Systeme ersetzt wird. In vielen

Betrieben, die Regen- oder Brunnenwasser nutzen und/oder das Abwasser in einen Fluss/See

leiten dürfen, entstehen keine hohen Wasserverbrauchskosten. Sollten diese Gegebenheiten

vorliegen, wird noch häufig eine Durchlaufkühlung eingesetzt.

Offener Kühlkreislauf

Die zunehmende Verknappung an Frischwasser und die steigenden Kosten für Brauch- und

Abwasser haben zum verstärkten Einsatz von sogenannten (halb-) offenen Kühlkreisläufen, bei

denen das Kühlwasser meist über einen offenen Nasskühlturm bzw. eine

Verdunstungskühlanlage geleitet wird, geführt.

Ein Kühlkreislauf wird als „offenes System“ bezeichnet, wenn das Kühlwasser innerhalb des

Kühlkreislaufes mit der umgebenden Atmosphäre bzw. mit Fremdwasser aus einem anderen

Kühlkreislauf in Berührung kommt und dadurch Veränderungen der Wasserparameter, also der

Beschaffenheit des Wassers, stattfinden können. Bei einem offenen Kühlturmkreislauf kommt

das Wasser mit der umgebenden Luft in Berührung.

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Der Vorteile eines offenen Systems gegenüber der Durchlaufkühlung besteht also im

geringeren Wasserverbrauch, da immer ein Teil des Wassers erneut zur Kühlung verwendet

wird. Nachteile dieses Systems sind mehr Herausforderungen hinsichtlich Korrosion,

Ablagerungen und Biologischem Wachstum. Dies hat damit zu tun, dass nur reines Wasser

verdunstet. Das Wasser, dass sich weiterhin im Kreislauf befindet hat somit mehr oft schädliche

Inhaltsstoffe (da diese ja im Restwasser bleiben). Sie konzentrieren sich sozusagen auf. Man

spricht hier von der sogenannten Eindickung. Hierzu später mehr.

Geschlossener Kühlkreislauf

Ein Kühlkreislauf wird als „geschlossenes System“ bezeichnet, wenn das Kühlwasser in einem

hermetisch abgeschlossenen Kreislauf zirkuliert und dadurch mit der umgebenden

Atmosphäre bzw. mit Fremdwasser aus anderen Kühlkreisen nicht in Berührung kommt.

Die großen Vorteile des geschlossenen Systems sind ein sehr geringer Wasserverbrauch (meist

müssen nur kleine Mengen Wasser „nachgefüllt“ werden, z. B. durch Leckagen oder

Wasserverluste im Produktionsprozess) und eine relativ stabile Wasserqualität. Diese ist stabiler,

da keine/weniger Stoffe von außen eindringen und z. B. keine Eindickung wie bei einer

Verdunstungskühlanlage/Kühlturm erfolgt. In geschlossenen Systemen können sich jedoch

auch Korrosionsprodukte im System ansammeln und den Korrosionsprozess verstärken, da hier

im Gegensatz zum offenen Rückkühlkreislauf kein bzw. nur ein sehr geringer ein

Wasseraustausch stattfindet. Die Wärme wird in der Regel über Wärmetauscher an ein

anderes Medium abgegeben. Ein hoher Strombedarf, z. B. wenn eine klassische

Kältemaschine eingesetzt wird, kann ein weiterer Nachteil sein.

Zusammenfassung

Kühlkreislaufart: Durchlaufkühlung Geschlossen Halboffen bzw. Offen

Wasserverbrauch Sehr hoch Keiner bzw. sehr

gering Mittel

Anforderung an

Wasseraufbereitung Gering bis Mittel Gering bis Mittel Hoch

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Kühlarten

Sie wissen, dass Wasser oder auch andere eingesetzte Medien, z. B. Öl, gekühlt werden

müssen. Die Frage ist nur noch wie.

Kältemaschinen, Kühltürme und Freikühler

Gängige Kühlarten möchten wir Ihnen hier kurz vorstellen und typische Merkmale beleuchten:

Kältemaschine Kühlturm Freikühler Max. Vorlauftemperatur

(Temperatur nach

Kühlung)

Unter 0 °C möglich Feuchtkugeltemperatur*

+ 3 °C

Außentemperatur

+ 3 °C

Kreislauf Geschlossen Offen Geschlossen

Größter Kostenaspekt Strom Wasser Strom

Abhängigkeit von

Umgebungstemperatur

Nein Mittel Stark

Betriebskosten Hoch Mittel Gering

Vorteile - Sehr geringe

Vorlauf-

temperaturen

möglich

- Unabhängig von

Außentemperaturen

- geringe Stromkosten

- Erreichbare Vorlauf-

temperaturen meist

ausreichend

- sehr geringe

Betriebskosten

- keine

Wasseraufbereitung

notwendig

Nachteile - Hohe Stromkosten

- Hohe

Anschaffungskosten

- Wasserverbrauch

- Überwachung und

Aufbereitung des

Wassers notwendig

- hohe

Vorlauftemperatur

(Kühlung meist nicht

ausreichend) *: Als Feuchtkugeltemperatur (tF) bezeichnet man die angezeigte Temperatur, die von einem mit einem

befeuchteten Stoffüberzug versehenen Thermometer angezeigt wird. Aufgrund der Verdunstung liegt diese

Temperatur in Abhängigkeit von der relativen Luftfeuchte unterhalb der Lufttemperatur, die von dem trockenen

Vergleichsthermometer angezeigt wird. Die Temperaturdifferenz ist dabei umso größer, je trockener die

umgebende Luft ist.

Bitte beachten Sie, dass diese tabellarische Übersicht weder eine vollständige Übersicht der

Kühlarten, noch eine abschließende Aufzählung von Vor- und Nachteilen darstellt. Es gibt viele

unterschiedliche Systeme mit einer Vielzahl an Variationsmöglichkeiten. Auch die genannten

Systeme könnten miteinander kombiniert werden. Als Überblick und zum Grundverständnis ist

die Tabelle jedoch sehr hilfreich.

Zusammenfassend könnte man sagen, dass die Stromkosten einer Kältemaschine meist der

größte Nachteil sind. Ein Vorteil sind sehr tiefe erreichbare Temperaturen. Der

Wasserverbrauch und die notwendige Aufbereitung des Wassers (Wasserkonditionierung) sind

Nachteile des Kühlturmes. Hier sollte jedoch beachtet werden, dass Unternehmen Wasser

teilweise kostenlos aus Brunnen oder als Regenwasser gewinnen und teilweise Abwasser gratis

in Seen oder Flüsse leiten dürfen. Dies relativiert natürlich den Nachteil Wasserverbrauch.

Freikühler haben sehr geringe Betriebskosten. Die „schlechte“ Kühlleistung sorgt jedoch häufig

dafür, dass diese nicht allein eingesetzt werden können, da die Kaltwassertemperaturen nicht

gering genug sind.

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TERRACOOL

Bei Kühlsystemen gibt es immer wieder Innovationen. Aus unserer Sicht besonders

erwähnenswert, aufgrund der Nachhaltigkeit und Betriebskostenersparnis, ist das

patentgeschützte TERRACOOL-Kühlsystem. Hierbei wird das Erdreich als natürlich Kältequelle

mit Hochleistungs-Energiepfählen (HEP) genutzt. Bereits seit Jahrhunderten wird dieses Prinzip

der Kühlung bei Erdkellern eingesetzt, um Vorräte und verderbliche Güter auf natürliche Art zu

kühlen.

Im Vergleich zu herkömmlichen Kühlsystemen lassen sich mit Hochleistungs-Energiepfählen bis

über 90% regulär anfallender Kühlkosten ab sofort und auf Dauer einsparen. Wenn man

typische Jahresarbeitszahlen von Kältemaschinen betrachtet, erscheinen mögliche

Jahresarbeitszahlen des TERRACOOL-Systems von bis zu 1:622 (je nach Bodenqualität) als

unglaublich.

Bereits beim allerersten Pilotprojekt wurden im Gegensatz zu früheren Energiekosten

(Kältemaschinen) von mehr als 35.000 € (Kaltwassersatz) jährlich durch das TERRACOOL-

System insgesamt und dauerhaft 99,48 % (!) der Energiekosten eingespart. Zugegeben, nur mit

dem Hintergrundwissen, dass beim TERRACOOL-System nur noch die Stromkosten einer

Umwälzpumpe anfallen, klingt dies glaubwürdig. Deshalb wurden diese Werte zusätzlich von

der dena (Deutsche Energie-Agentur) geprüft, bestätigt und ausgezeichnet.

Unternehmen, die sich mit einer Änderung des Kühlsystems befassen, sollten dieses System

vielleicht ebenfalls in Ihre Überlegungen mit einbeziehen. Dieses System könnte für

Unternehmen einen dauerhaften Wettbewerbsvorteil bedeuten.

Einige Vorteile:

• Geringer (kein) Platzbedarf

• Keine Wasseraufbereitung erforderlich

• Hohe Wirtschaftlichkeit durch massive Energiekostenersparnis

• Multifunktionalität, z. B. Tragwerk für Gebäude, Lieferant für Kühl- & Wärmeenergie zur

Gebäudeklimatisierung und Anlagenkühlung, Löschwasserspeicher

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Schema HEP TERRACOOL 1

Funktionsweise:

Das im Hochleistungs-Energiepfahl stark abgekühlte Wasser wird durch ein Rohrleitungs- und

Wärmeübertrager-System zu den zu kühlenden Maschinen geleitet. Dort sorgt es für die

Einhaltung exakt voreingestellter Temperaturen, läuft erwärmt zurück in die Pfähle, kühlt dabei

wieder ab und wird in einem ,,ewigen Kreislauf“ eingebunden.

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Die aqua-Technik Beratungs GmbH hält nicht die Patentrechte. Bei Fragen zum TERRACOOL-

System stehen wir Ihnen jedoch gerne zur Verfügung. Auch eine Besichtigung bereits

installierter Anlagen ist möglich.

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Bezugsquellen Wasser

Zur Kühlung eingesetztes Wasser stammt im Regelfall aus einem der folgenden Quellen.

Grundwasser (Brunnen/Quellen)

Wasser kann, wie seit Jahrhunderten gängige Praxis, aus einem Brunnen gewonnen werden.

Je nach Bundesland gibt es hier Auflagen bzw. Bedarf dies einer Genehmigung.

Die meisten Inhaltsstoffe im Grundwasser sind geologischen Ursprungs (z.B. der Eisen- oder

Mangan-Gehalt), einige durch den Einfluss der Düngung (z.B. Nitrat-Gehalt oder Rückstände

von Pflanzenschutzmitteln) bedingt. Die Wasserbeschaffenheit kann sehr unterschiedlich sein.

Oberflächennahes Brunnenwasser ist dabei mehr von einer Gefahr der Verunreinigung durch

chemische Stoffe und Bakterien/Keime betroffen, da die natürliche Filtrationsschicht für eine

Reinigung oder Rückhaltung nicht ausreicht. Als Faustregel gilt: Umso tiefer der Brunnen, umso

mehr ist das Wasser von Oberflächenverschmutzungen geschützt.

Brunnenwasser an sich ist, bis auf die erforderliche Fördertechnik, kostenlos.

Hohe Eisen- und Mangangehalte des Brunnenwassers führen häufig zu Ablagerungen im

Leitungssystem und verstopfen diese zusehends. Die enthaltene Härte (sogenannte

Erdalkalien) sorgt für die bekannte „Verkalkung“.

Oberflächenwasser (Flüsse/Seen)

Mit entsprechender Genehmigung können Unternehmen aus Flüssen oder Seen sogenanntes

Oberflächenwasser gewinnen.

Oberflächenwasser enthält i.d.R. weniger Mineralstoffe, z. B. Eisen oder Mangan, als

Grundwasser, muss jedoch verstärkt aufbereitet werden, da es mehr Verschmutzungen

ausgesetzt ist, da der natürliche Filtereffekt durch das langsame Versickern durch

verschiedenste Gesteinsschichten entfällt.

Oberflächenwasser an sich ist in der Regel kostenlos.

In Oberflächenwasser finden Sie meist verschiedenste Inhaltsstoffe/Verschmutzungen in Form

von Sand, Dreck, Laub, Tieren, biologischen Stoffen, Bakterien, Viren und vielem mehr.

Pflanzenschutzmittel und Medikamentenrückstände sind natürlich ebenfalls immer mehr ein

Thema.

Regenwasser

Regenwasser gilt häufig als relativ rein. Man sollte jedoch beachten, dass der Regen als eine

Art „Luftwäscher“ agiert. Bei Regen reißen die Wassertropfen viele in der Luft befindliche

Schadstoffe mit und kontaminieren sich damit. Beim Ablaufen vom Dach nimmt es

beispielhaft durch Vogelkot fäkale Bakterien auf. Tote Tiere und abgefallenes Laub auf dem

Dach tragen zu weiteren Keimen bei. Vor allem bei der Zwischenspeicherung in

Auffangbecken/Zisternen können sich Bakterien schnell vermehren. So auch Pseudomonas

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aeruginosa, auch als Krankenhauskeim bekannt. Würde man von kontaminierten

Regenwasser trinken, könnte dies schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben.

Regenwasser an sich ist kostenlos.

Ein großer Vorteil von Regenwasser ist unter anderem, dass es kaum Härte bzw. Eisen-

/Mangan enthält. Die Verschmutzungen, vor allem aus biologischer Sicht sind jedoch häufig

hoch.

Stadtwasser

Rund 2/3 Drittel des Wassers von Trinkwasserversorgern ist Grundwasser, stammt also ebenfalls

aus Brunnen oder Quellen. Trinkwasser ist ein streng kontrolliertes Lebensmittel. Es gelten

strenge Regeln hinsichtlich der Freiheit von Schadstoffen, Krankheitserregern und Stoffen die

zu Störungen im Verteilungsnetz führen können. Aufbereitungsmaßnahmen wie Filtration oder

Desinfektion sind deshalb beim Stadtwasser erstmal nicht unbedingt erforderlich. Einige

andere Wasserinhaltsstoffe wie z. B. die bekannte Härte (Kalk) bleiben im Stadtwasser

erhalten. Es findet von Seiten des Wasserversorgers z. B. keine Enthärtung des Wassers statt.

Ein Nachteil des Stadtwassers sind selbstredend die Kosten.

Stadtwasser schützt Kühlsysteme leider nicht vor Korrosion, Kalk oder biologischen

Ablagerungen. Speziell die Härte (=Verkalkung, denken Sie an ihren Wasser- oder Eierkocher

zuhause) führt häufig zu Problemen.

Zusammenfassung

Alle Herkunftsarten des Wassers sind mit Vor- und Nachteilen behaftet. Sei es aus Sicht der

Kosten oder aus Sicht der Wasserqualität. Eine Wasserbehandlung bzw. -aufbereitung ist von

der Bezugsquelle häufig unabhängig erforderlich.

Zusätzlich ist die Qualität von derselben Bezugsquelle meist nicht identisch. Ihnen ist sicherlich

bekannt, dass die Wasserparameter des Trinkwassers (Stadtwassers) je nach Region stark

variieren kann. Meist findet man auf den Internetseiten der jeweiligen Versorger die

entsprechenden Wasserparameter.

Einen groben Überblick bietet Ihnen folgende Tabelle:

Brunnenwasser Oberflächenwasser Regenwasser Stadtwasser Härte Oft hoch Mittel Gering Oft hoch

Eisen/Mangan Oft hoch

Meist Gering bis

Mittel Gering Sehr gering

Biologie Meist gering Oft hoch Tendenziell hoch Keine

Allgemeine

Verschmutzung,

z. B. Sand, Dreck Gering Oft hoch Mittel Sehr gering

Kosten (ohne

Technik) Kostenlos Kostenlos Kostenlos Ja

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Kühlwasser – Häufige Probleme

Man kann es drehen und wenden wie man möchte. Will man die Komplexität in Grenzen

halten, geht es bei der Kühlwasserbehandlung und -aufbereitung um 4 markante Ziele für das

komplette System:

- Vor Korrosion schützen,

- Ablagerungen, z. B. Kalk vermeiden,

- Biologisches Wachstum eingrenzen und

- Verschmutzungen (z. B. Verstopfungen) durch Feststoffe minimieren.

Hat man diese 4 Faktoren im Griff, läuft der Betrieb der Anlage meist gut. Teure

Angelegenheiten wie z. B. Produktionsausfälle oder Reparaturen kann man damit minimieren.

Korrosion

Vielleicht kennen Sie die Weisheit „Der beste Korrosionsschutz ist es Feuchtigkeit zu

vermeiden“. Dies kann man vom Grundsatz so stehen lassen. Wenn es um wasserführende

Bauteile, wie z. B. die Verrohrung von Kühlkreisläufen geht, ist dies natürlich gegenstandslos.

Will man die Langlebigkeit von wasserführenden Systemen erhöhen, muss man sich um

Korrosion kümmern. Teure Ausfälle und Schäden sind ansonsten meist eine Frage der Zeit. Hier

ist natürlich die Auswahl der Werkstoffe und die Wasseraufbereitung zentral.

Korrosion verursacht in Industrienationen jährliche Schäden in Höhe ca. 4 % des

Bruttosozialproduktes. Dies sind Milliarden Euro. Weltweit gehen pro Sekunde (!) ca. 5 Tonnen

Stahl durch Korrosion verloren.

Die Arten der Korrosion sind vielfältig und in vielen Kühlsystemen irgendwann ein Thema. Ob

Unterbelags-, Loch-, Flächen- oder mikrobiologisch induzierte Korrosion, alle verursachen oft

hohe Reparaturkosten und Ausfallzeiten.

Korrosionsvorgänge treten oft flächendeckend auf der gesamten Werkstoffoberfläche

(Flächenabtragung) oder punktuell als Lochfraß auf. Lochfraß findet häufig dort statt, wo sich

Ablagerungen, z. B. Biofilme, gebildet haben.

Schutz vor Korrosion

Bei wasserseitig bedingten Korrosionsvorgängen handelt es sich vorwiegend um

elektrochemische Prozesse.

Korrosionsschäden können mit einem geeigneten Korrosionsschutz auf ein Minimum reduziert

werden. Der Korrosionsangriff auf einen Werkstoff wird durch Korrosionsinhibitoren deutlich

verringert. Schon die Zugabe in sehr kleinen Konzentrationen gut ausgewählter Produkte kann

die Lebensdauer einer Rohrleitung drastisch verlängern.

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Wir möchten Ihnen eine kleine Checkliste mit auf den Weg geben:

Negative Einflussfaktoren auf

Korrosionsrate:

Beispielhafte Lösungsmöglichkeit:

Zu niedriger bzw. zu hoher pH-

Wert (hoher Einfluss auf

Korrosionsrate)

Der optimale pH-Wert des Wassers kann z. B. durch

Zugabe chemischer Mittel ideal auf die

wasserführenden Werkstoffe angepasst werden. Meist ist

eine Alkalisierung (Erhöhung pH-Wert) notwendig

Zu hoher CO2-Gehalt

(Kohlensäure)

Reduzierung durch Membranentgasung,

Oberflächenbewegung oder Erhitzung des Wassers

Zu hoher O2-Gehalt (Sauerstoff) Membranentgasung, Chemikalien oder Erhitzung des

Wassers

Zu viel Chloride und Sulfate

(Salze)

Anlagentechnik, z. B. Ionenaustausch oder

Umkehrosmose oder Zugabe von Chemikalien

(Korrosionsinhibitor)

Viele Feststoffe (z. B. Sand,

Schmutz)

Filtration durch geeignete Filter

Viele biologische Ablagerungen,

z. B. Algen, Biofilm

Zugabe eines Biozids (Desinfektion), ggf. Reinigung der

Anlage

Fehlende Schutzschicht auf

Metallen (Rohren)

Eine komplett neue Verrohrung ist aus finanziellen

Gründen meist keine Alternative. Durch

Korrosionsinhibitoren kann die Bildung einer Schutzsicht

auf vorhandenen wasserführenden Werkstoffen erreicht

werden

Ein geeigneter Korrosionsinhibitor (chemisches Produkt zum Schutz vor Korrosion) verbessert

meist mehrere Parameter gleichzeitig. Er ist meist das sinnvollste Mittel, bevor in teure

Anlagentechnik investiert wird. Die Wahl des geeigneten Korrosionsschutzes und dessen

erforderliche Dosierung ist ohne eine Wasseranalyse und Kenntnisse der wasserführenden

Werkstoffe nicht möglich. Eine erste Wasseranalyse wird von Dienstleistern, u. a. auch uns,

kostenlos durchgeführt. In der Folge können geeignete Lösungsvorschläge gemacht werden.

Der pH-Wert hat eine zentrale Bedeutung für die Korrosionsrate. Zu niedrige bzw. zu hohe pH-

Werte fördern Korrosion. Durch Unkenntnis des pH-Wertes des Kühlwassers werden von

Unternehmen viele Jahre Lebensdauer Ihrer wasserführenden Bauteile verschenkt.

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Anbei noch eine Übersicht des VDI:

Bildquelle: VDI

Erläuterungen:

- Stahl ist eine Verbindung aus Eisen und Kohlenstoff (mind. 50 % Eisen). Es gibt ca. 2.500 Stähle

- C-Stahl (Carbon-Stahl) ist unlegierter Qualitätsstahl. C-Stahl ist für Installationen konzipiert, in

denen vor allem die Wirtschaftlichkeit im Vordergrund steht

- CU (=Kupfer)

Bleibt die Frage, wie der pH-Wert gemessen werden kann. Einmal kann dies durch eine

Wasseranalyse im Labor geschehen. Weitere Methoden sind die Benutzung eines pH-Meters

(eine Art Thermometer mit Digitalanzeige) oder pH-Teststreifen mit farbigen Skalen. Zu

beachten ist, dass die pH-Wertmessung temperaturabhängig ist. Die Skala von 1-14 hat

Gültigkeit bei einer Wassertemperatur von 25 °C.

Kontaktkorrosion, also Korrosion die aufgrund verschiedener in Kontakt stehender Metalle

verursacht wird, sollte natürlich ebenfalls vermieden werden.

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Ablagerungen

Sicherlich kennen Sie Kalkablagerungen von zuhause an Duschköpfen, Eier- oder

Wasserkochern – ein lästiges Problem, von dem auch Maschinen-, Rohrleitungen oder

Wärmetauscher nicht verschont bleiben. Zur Beseitigung von Kalk im Wasserkocher hat sich

übrigens Essig bewährt (im Wasserkocher aufkochen). Umso höher die Wasserhärte, also umso

„kalkhaltiger“ Wasser ist, umso größer sind oft die Problematiken. Kalk im Wasser ist größtenteils

die Folge von Gesteinsauswaschungen. Bereits eine Kalkschicht von 1 mm auf

Wärmetauschern sorgt für gut 15 % weniger Kühl- bzw. Heizleistung und somit mehr

Energiebedarf. Kalk leitet Wärmeenergie deutlich schlechter.

Aufgrund ständig wechselnder Bedingungen kommt es in den meisten Kühlkreisläufen oft zu

Störungen des Kalk-Kohlensäure-Gleichgewichtes und in diesem Zusammenhang

insbesondere zu Ausscheidungen der sogenannten Härtebildner, meist Calciumcarbonat

(CaCO3). Die Härtebildner sind im Wesentlichen für die Kalk- und Steinbildung in

wasserführenden Systemen verantwortlich. Eine hohe Karbonathärte an der Gesamthärte

führt bereits ab mittelhartem Wasser oft zu Steinbildung.

Wasser wird hinsichtlich der Gesamthärte wie folgt eingeteilt:

Gesamthärte Grad deutsche Härte (°dH)

Weiches Wasser Bis 8,4

Mittelhartes Wasser 8,4 bis 14

Hartes Wasser Ab 14

Das Wasser von Trinkwasserversorgern in Deutschland ist meist hart. So beträgt die

durchschnittliche Wasserhärte in Deutschland 16 °dH.

Kalkablagerungen werden vor allem in Rohrleitungen, Pumpen, Wärmetauschflächen und in

den Tropfenabscheidern Kühltürmen / Verdunstungskühlanlagen zum Problem.

Negative Folgen von Ablagerungen sind häufig:

• Unterablagerungskorrosion

• Wasserdruck (fortlaufende Querschnittsverengung in Rohren, höhere Pumpenleistung

erforderlich = mehr Energieverbrauch)

• Reduzierte Wärmeübergänge durch Beläge (Verminderte Leistung bis hin zu defekten

Wärmetauschern)

• Verstopfte Maschinenleitungen

• verstärktes mikrobiologisches Wachstum (weniger Hygiene, verstopfte Leitungen).

Der Wirkungsgrad von Anlagen wird reduziert und es entstehen höhere Kosten bis hin zu

Produktionsausfällen.

Wichtig zu wissen ist, dass Kalk bei höheren Wassertemperaturen eher „ausfällt“, sich also aus

dem Wasser löst und ggf. ablagert. Ab 55-60 °C wird es häufig sehr kritisch. Dies erklärt

natürlich, weshalb häufig Duschköpfe oder Wasserkocher zuhause von Verkalkungen

betroffen sind. Bei geringeren Temperaturen bleibt der Kalk eher im Wasser gelöst und mit

Temperaturerhöhung fällt er bevorzugt aus und lagert sich ab. Speziell an thermisch stark

belasteten Bereichen (hohen Temperaturen), entstehen häufig massive Ablagerungen durch

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Kalk. Beispielhaft häufig bei Wärmetauschern (z. B. Platten- oder Rohrbündelwärmetauschern)

bei denen hohe Temperaturunterschiede des „heißen“ und „kalten“ Wassers auftreten.

Bei Nutzung von Brunnenwasser mit hohem Eisen-/Mangangehalt haben Unternehmen häufig

zusätzlich mit Ablagerungen von Eisen- und Manganoxiden zu kämpfen.

Schutz vor Ablagerungen

Ablagerungen wie Kalk, Eisen- oder Manganoxid, können durch systemspezifische

Behandlungsprogramme in weiten Teilen verhindert werden, z.B. durch Produkte zur

Härtestabilisierung und Dispergierung. Eine Wasseranalyse und eine Begutachtung der

technischen Gegebenheiten ist hier häufig der erste Schritt um später einen störungsfreien

Betrieb zu erreichen. Das Behandlungskonzept kann auch Aufbereitungsmaßnahmen, z. B.

Enthärtung oder Filtration beinhalten. Sehr gängig ist z. B. eine Enthärtungsanlage.

Biologisches Wachstum

Innerhalb des Kühlsystems können sich Algen, Bakterien, Pilze und Schleimbildner bilden und

ablagern. Ihr Wachstum wird durch anorganische Salze und Spurenelemente gefördert und

durch Wärme, Sauerstoff und Lichteinwirkung noch verstärkt. Mikroorganismen finden in

industriellen Wasserkreisläufen häufig ideale Lebensbedingungen.

Biofilme, verursacht durch schleimbildende Bakterien führen zu Unterbelagskorrosion, Reduktion

des Wasserflusses, blockieren Siebe und Filtersysteme und verursachen eine Reduktion des

Wärmeübergangs am Wärmetauscher. Folgen eines Biofilmes sind, neben einer Gefahr für die

Gesundheit, hohe Wartungskosten und im Extremfall ein Stillstand der Anlage.

Schutz vor biologischem Wachstum

Folgende Punkte sind Faktoren, die biologisches Wachstum begünstigen:

• „Totzonen“ in Leitungen in denen Wasser steht bzw. sich kaum bewegt

• Mineralische (anorganische) Ablagerungen, z. B. Kalk, Rost

• Schmutz

• Schlammablagerungen

• Hohe Temperaturen

• Hohe Nährstoffkonzentration

• Lichteinfall

Durch den Einsatz von Bioziden und Biodispergatoren kann die mikrobiologische Aktivität im

kühlwasserführenden System oft effektiv und kostengünstig reduziert werden. Die aqua-

Technik Beratungs GmbH kann Sie durch die Erstellung abgestimmter Behandlungsprogramme

und regelmäßiger Kontrollen unterstützen, gesundheitliche Risiken abzubauen, die Anlage

wirtschaftlich zu betreiben und deren Lebensdauer zu erhöhen.

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Praxisausflug – Häufige Probleme und Ziele von Unternehmen

Neben den zentralen Punkten Korrosion, (Kalk-)Ablagerungen, Biofilmen und Legionellen gibt

es noch einige differenziertere Herausforderungen und Ziele bei vielen Unternehmen. Eine

kleine Sammlung aus unserer Praxis sehen Sie hier:

• Dichtungen gehen regelmäßig kaputt

• Maschinen schalten aufgrund Druckverlusten ab

• Die Verrohrung korrodiert stark

• Querschnittsverengungen durch Eisen-/Manganablagerungen, speziell bei Nutzung

von Brunnenwasser

• Die Energiekosten sollen gesenkt werden

• Die Maschinenverfügbarkeit soll gesteigert werden

• Hergestellte Produkte sind verschmutzt

• Der Gesundheitsschutz für Mitarbeiter soll erhöht werden

• Haftungsrisiken sollen reduziert werden

• Reparatur- und Wartungskosten sollen gesenkt werden

• Der Wasserverbrauch soll reduziert werden

• Filter verstopfen ständig

• Die Geschäftsleitung bzw. der Einkauf wünscht eine Kostenreduzierung bei

Wasserchemikalien

• Die Wasserqualität soll regelmäßig kontrolliert werden

• Es wird eine Gefährdungsbeurteilung gemäß § 42. BImSchV benötigt

• Verstopfte Zuleitungen zu Maschinen sorgen für Produktionsausfälle

• Die allgemeine Anlagenlebensdauer der Kühlsysteme soll erhöht werden

• Die Kühlleistung ist saisonal zu gering (z. B. im Sommer)

• Es werden Produkte für interne Prüfungen benötigt (z. B. Dip-Slides, pH-Messgeräte,

Leitfähigkeitsmessgeräte)

• Das Kühlsystem soll desinfiziert werden

• Das Kühlsystem soll entkalkt / gereinigt werden

• Der Kühlturm (Verdunstungskühlanlage) soll gereinigt werden

• Auf Wärmetauschern sind starke Ablagerungen bzw. diese werden „zerfressen“

• Es soll eine Fremdfirma mit Wartung der Anlagen betreut werden (Wartungsvertrag)

• Bereits installierte Wasseraufbereitungsanlagen funktionieren nicht (mehr) richtig

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42. BImSchV (Legionellen)

Legionellen sind seit jeher ein von Unternehmen häufig unterschätztes Thema, obwohl

geschätzte 30.000 Infektionen durch Legionellen bis zu 3.000 Todesopfer jährlich in

Deutschland fordern. Wir möchten Ihnen die wichtigsten Fragen zum Thema Legionellen und

42. BImSchV beantworten.

Was ist überhaupt die 42. BImSchV (Bundes-Immissionsschutzverordnung)?

Eine Verordnung der Bundesregierung, die ab dem 20.08.2017 in Kraft ist. Dieses Gesetz wurde

primär zum Schutz vor Legionellen erlassen und schafft erstmals rechtlich verbindliche

Regelungen, um Infektionen durch Legionellen zu vermindern.

Was sind überhaupt Legionellen?

Legionellen sind Wasserbakterien, die u. a. die lebensbedrohliche Legionärskrankheit

(schwerer Infekt der Lunge) auslösen können. Bis zu 10 % der Infektionen mit Legionellen enden

tödlich.

Welche Unternehmen sind von diesen neuen gesetzlichen Pflichten betroffen?

Unternehmen, die einen Kühlturm, eine Verdunstungskühlanlage oder einen Nassabscheider

betreiben. Wenige Ausnahmen je nach Art und Betrieb der Anlage sind möglich.

Welche Folgen entstehen bei Missachtung dieser Pflichten?

Achtung: Von Ordnungswidrigkeiten, der Haftung der Geschäftsführung, bis hin zur

Unternehmensstilllegung ist alles möglich.

Welche Pflichten sind beispielhaft zu erfüllen?

Als betroffenes Unternehmen müssen Sie unter anderem…

• regelmäßig mindestens zweiwöchentlich betriebsinterne Überprüfungen chemischer,

physikalischer oder mikrobiologischer Kenngrößen des Nutzwassers durchführen. Die

Bestimmung der Gesamtkeimzahl (mit Dip Slides) ist zu empfehlen

• regelmäßig mindestens alle drei Monate Laboruntersuchungen des Nutzwassers auf die

Parameter allgemeine Koloniezahl und Legionellen durchführen lassen

• ein Betriebstagebuch führen und die Ergebnisse der betriebsinternen Überprüfungen

und der Laboruntersuchungen jeweils nach deren Vorliegen unverzüglich darin

dokumentieren

• alle fünf Jahre von einem öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen oder

einer akkreditierten Inspektionsstelle Typ A eine Überprüfung des ordnungsgemäßen

Anlagenbetriebs durchführen zu lassen

• in bestimmten Fällen behördliche Melde- und Informationspflichten erfüllen

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Hinweis: Ein Muster eines Betriebstagebuches erhalten Sie von der aqua-Technik Beratungs

GmbH kostenlos.

Wer kann mir bei der Erfüllung dieser Pflichten helfen?

Die Wasserprobenahme muss durch eine „hygienisch fachkundige Person“ und die

Laboruntersuchung durch ein „akkreditiertes Labor“ durchgeführt werden. Die aqua-Technik

Beratungs GmbH berät Sie umfassend und besitzt die entsprechenden Zulassungen für die

notwendigen Beprobungen. Bitte sprechen Sie uns bei Bedarf einfach an – wir beraten Sie

umfassend zur neuen Rechtslage.

Legionellen Prävention

Eine übermäßig starke Vermehrung von Legionellen ist bei Beachtung einiger grundsätzlicher,

vorsorgender bau- und betriebstechnischer Aspekte reduzierbar, jedoch eher selten in Gänze

in der Praxis durchführbar:

• Regelmäßige Erwärmung des Warmwassers auf mindestens 60 Grad, möglichst 1 x Tag,

damit Legionellen absterben (meist in der Praxis kaum umsetzbar)

• gleichmäßige Durchströmung des Leitungssystems gewährleisten (z.B. durch Strang-

Regulierventile)

• Vermeidung von langen, weit verzweigten Wassersystemen und Toträumen (stehendes

Wasser)

• Vermeidung von Nährstoffangeboten und Biofilmen, die Legionellen als Schutzzonen

dienen

In der Praxis ist der Einsatz eines geeigneten Biozids meist der einfachste und zeitgleich ein

sicherer Weg zur Legionellenprävention.

Gesetzliche Prüf- und Maßnahmenwerte für Legionellen

Im Rahmen der 42. BImSchV hat der Gesetzgeber verbindliche Prüf- und Maßnahmenwerte für

Legionellen definiert. Diese sind einzuhalten. Sie sehen diese in folgender Tabelle:

Legionellen:

Prüfwert 1 KBE* je 100ml

Prüfwert 2 KBE* je 100ml

Maßnahmenwert KBE* je 100ml

Verdunstungskühlanlagen 100 1.000 10.000

Nassabscheider 100 1.000 10.000

Kühltürme 500 5.000 50.000 *Koloniebildende Einheiten

Wichtiger Hinweis: Als Kühltürme im Sinne des Gesetzes und der dargestellten Grenzwerte gelten

Anlagen, bei der durch Verdunstung von Wasser Wärme an die Umgebungsluft abgeführt wird,

insbesondere bestehend aus einer Verrieselungs- oder Verregnungseinrichtung für Kühlwasser und

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einem Wärmeübertrager, in der die Luft im Wesentlichen durch den natürlichen Zug, der im

Kaminbauwerk des Kühlturms erzeugt wird, durch den Kühlturm gefördert wird und einer Kühlleistung

von mehr als 200 Megawatt je Luftaustritt einschließlich der Nassabscheider, deren gereinigte

Rauchgase über den Kühlturm abgeleitet werden; der Einsatz drückend angeordneter Ventilatoren zur

Unterstützung der Luftzufuhr ist unschädlich, soweit diese das Charakteristikum des Kühlturms nur

unwesentlich beeinflussen;

Die allermeisten Anlagen fallen somit unter die Kategorie Verdunstungskühlanlagen, für die

geringere Grenzwerte als für Kühltürme gelten. In der Praxis ist meist jedoch pauschal,

unabhängig von der Leistung, von Kühltürmen die Rede.

Folgen bei Überschreiten der Prüfwerte

Wird bei einer Laboruntersuchung eine Überschreitung der Prüfwerte 1 oder 2 festgestellt, hat

der Betreiber unverzüglich eine zusätzliche Laboruntersuchung auf den Parameter Legionellen

durchführen zu lassen.

=> Prüfwert 1 bei Folgeuntersuchung wieder überschritten:

Der Betreiber hat unverzüglich

1. Untersuchungen zur Aufklärung der Ursachen durchzuführen,

2. die erforderlichen Maßnahmen für einen ordnungsgemäßen Betrieb zu ergreifen,

3. betriebsinterne Überprüfungen wöchentlich durchzuführen und

4. Laboruntersuchungen auf die Parameter allgemeine Koloniezahl und Legionellen monatlich

durchführen zu

lassen.

=> Prüfwert 2 bei Folgeuntersuchung wieder überschritten:

1. die Pflichten gemäß Überschreitung Prüfwert 1 (siehe oben) erfüllen und

2. technische Maßnahmen nach dem Stand der Technik, insbesondere Sofortmaßnahmen zur

Verminderung der mikrobiellen Belastung, zu ergreifen, um die Legionellenkonzentration im

Nutzwasser unter den Prüfwert 2 zu reduzieren.

Es ist jeweils darauf zu achten, dass Eintragungen in das Betriebstagebuch verbindlich

durchzuführen sind.

Bei Überschreiten des Maßnahmenwertes sind noch weitere Verpflichtungen zu erfüllen. Unter

anderem Gefahrenabwehrmaßnahmen, insbesondere zur Vermeidung der Freisetzung

mikroorganismenhaltiger Aerosole.

Pflicht zur Überwachung der Allgemeinen Koloniezahl

Neben dem Parameter Legionellen hat ein Betreiber ebenfalls Laboruntersuchungen

hinsichtlich der allgemeinen Koloniezahl (Gesamtkeimzahl) durchführen zu lassen. Diese wird in

der Regel zusammen mit der Legionellenuntersuchung durchgeführt.

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Es gibt hier keine fixen gesetzlichen Grenzwerte, da je nach Anlage sehr unterschiedliche

Gesamtkeimzahlen als typischer Betriebszustand gängig sind. Es ist vielmehr ein Referenzwert

für die Anlagen zu bestimmen. Bei bestehenden Anlagen, für die bei Inkrafttreten der 42.

BImSchV noch kein Referenzwert bestimmt wurde, ist der Referenzwert aus den ersten sechs

Laboruntersuchungen nach dem 19. August 2017 zu bestimmen. Bis zur Bestimmung des

Referenzwertes ist die bei der ersten Untersuchung ermittelte Konzentration der allgemeinen

Koloniezahl, jedoch nicht mehr als 10 000 KBE/Milliliter, als Referenzwert heranzuziehen.

Ist aufgrund einer Laboruntersuchung ein Anstieg der Konzentration der allgemeinen

Koloniezahl um den Faktor 100 oder mehr gegenüber dem Referenzwert festzustellen, hat der

Betreiber unverzüglich

1. Untersuchungen zur Aufklärung der Ursachen durchzuführen und

2. die erforderlichen Maßnahmen für einen ordnungsgemäßen Betrieb, insbesondere

Sofortmaßnahmen zur Verminderung der mikrobiellen Belastung, zu ergreifen.

Der Betreiber hat die ermittelten Ursachen und die gegebenenfalls ergriffenen Maßnahmen

jeweils nach deren Durchführung unverzüglich im Betriebstagebuch zu dokumentieren.

In der Praxis sollte natürlich nicht erst bei einem überschreiten um das 100fache reagiert

werden. Die Suche nach den Ursachen sollte zeitnah beginnen.

Pflicht zur Überprüfung der Anlagen

Der Betreiber hat nach der Inbetriebnahme regelmäßig alle fünf Jahre von

1. einem öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen oder

2. einer akkreditierten Inspektionsstelle Typ A

eine Überprüfung des ordnungsgemäßen Anlagenbetriebs durchführen zu lassen. Für

bestehende Anlagen ist die erste Überprüfung bis zu den nachstehenden Daten fällig:

für Anlagen, die in Betrieb gegangen sind

vor dem

erste Überprüfung bis zum

19. August 2011 19. August 2019

19. August 2013 19. August 2020

19. August 2015 19. August 2021

19. August 2017 19. August 2022

Muster Betriebstagebuch

Das Führen eines Betriebstagebuchs ist Pflicht. Die Dokumentationen sollten, speziell aus

Gründen der Nachvollziehbarkeit und Haftung mit einer gewissen Sorgfalt gemacht werden.

Ein Betriebstagebuch als Muster finden Sie nachfolgend. Die aqua-Technik Beratungs GmbH

stellt Ihnen auf Anfrage gerne ein Betriebstagebuch zur Verfügung. Hierbei ist zu beachten,

dass es sich um ein Betriebstagebuch zur Einhaltung der Pflichten der 42. BImSchV handelt. Im

Rahmen anderer Gesetzte können erweiterte Anforderungen möglich sein.

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Betriebstagebuch führen: Aufbewahrungsfrist 5 Jahre

Betriebsinterne Überprüfungen: Zweiwöchentliche chemische, physikalische oder mikrobiologische Kenngrößen des Nutzwassers (Dip-Slides)

Gefährdungsbeurteilung: Vor Inbetriebnahme bzw. Wiederinbetriebnahme durch hygienisch fachkundige Person

Überprüfung ordnungsgemäßer Anlagenbetrieb: Alle 5 Jahre (vereidigter Sachverständiger oder akkreditierte Inspektionsstelle Typ A)

Behördliche Melde- und Informationspflichten: In bestimmten Fällen, z. B. Überschreitung der Maßnahmenwerte

Behördliche Anzeigepflichten: Ab 19.07.2018 (!) sind Bestands- und Neuanlagen an die zuständige Behörde zu melden

Allgemeine Anforderungen: Anlagen sind so auszurichten, zu errichten und zu betreiben, dass Verunreinigungen des Nutzwassers durch

Mikroorganismen, insbesondere Legionellen, nach dem Stand der Technik vermieden werden

Laboruntersuchungen: Alle drei Monate Laboruntersuchungen des Nutzwassers auf die Parameter allgemeine Koloniezahl und Legionellen

(hygienisch fachkundiger Probenehmer und akkreditiertes Labor)

Übersicht der Pflichten gemäß 42. BImSchV:

Achtung: Die meisten Unternehmen

betreiben Verdunstungskühlanlagen.

Kühltürme sind per gesetzlicher Definition

nur Anlagen ab 200 MW!

HINWEIS: Bitte beachten Sie in Ihrem eigenen Interesse die 42. BImSchV. Rechtsfolgen: Ordnungswidrigkeiten bis zur persönlichen Haftung im Schadensfall!

Allgemeine Angaben

Anlagen-ID:

Standort der Anlage:

Anlagenbetreiber: ____________________________________________________________________________________________

Ansprechpartner: ____________________________________________________________________________________________

Kontaktdaten: ____________________________________________________________________________________________

Art der Anlage: Verdunstungskühlanlage: ___ Kühlturm: ___ Nassabscheider: ___

Erstmalige Inbetriebnahme: __________________

Datum der Stilllegung: __________________

Was muss/sollte im folgenden Betriebstagebuch dokumentiert werden?

Grundsätzlich alles, was in Zusammenhang mit der Anlage relevant ist

Beispiele:

> Ergebnisse betriebsinterner Überprüfungen (z. B. chemische, mikrobiologische und physikalische Kennzahlen)

> Zustandsänderungen der Anlage (z. B. Entleerung und Wiederbefüllung des Kreislaufes, bauliche Änderungen, Änderungen der Betriebsart)

> Probenahmen für Laboruntersuchungen (z. B. Stelle der Probenahme, Datum, Zeit, Probenehmer)

> Ergebnisse von Laboruntersuchungen, insbesondere Überschreitungen von Prüf- und Maßnahmenwerten und anschließenden Maßnahmen (Laborbericht beifügen)

> Angaben zur Biozidzugabe (Zeitpunkt, Menge und Art des Biozids)

> Gefährdungsbeurteilungen (Bericht beifügen)

> Erfolgte Meldungen an Behörden

> Änderungen bei zuständigen Mitarbeitern

> Einweisung / Schulungen von Personal

> Erfolgte Reparatur- und Wartungsarbeiten

> Änderungen hinsichtlich Wasserkonditionierung / -aufbereitung

> Besondere Vorkommnisse / Vorfälle

Adresse der Anlage: _______________________________________________________Geokoordinaten: ____________________

___________________________________

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Beispiel - Checkliste für regelmäßige Inspektionen gemäß VDI 2047 Blatt 2 (orientierend):

1 Monat 3 Monate 12 Monate

Empfehlung Kühlwassercontrolling aqua-Technik Beratungs GmbH (orientierend):

14 Tage 1 Monat 3 Monate *1: Betriebsintern

*2 *2: Pflicht (42. BImSchV)

*1 *2 *3: Dringend Empfohlen (Arbeitsschutzgesetz)

*3

Hinweis: Je nach Anlage können weitere Parameter empfohlen sein!

Säurekapazität (Ks4,3)Sulfat

alle Komponenten

Parameter:

Legionella spp.Allgemeine KoloniezahlPseudomonas aeruginosaElektrische LeitfähigkeitpH-WertGesamthärteChlorid

Funktion

Beschädigung / Korrosion

Mess- und Regelorgane

Instandsetzen

weitergehende

Untersuchungen, ggf.

mikrobiologische

Bestimmung

Entfernen der

Ablagerungen

Mineralische

Ablagerungen

Schmutz- und Schlamm-

ablagerungen

Biofilm (biologische

Ablagerungen)

Tropfenabscheider

Bauteile/Komponenten: Maßnahmen:

Filter

Pumpen

Abflutung/Absalzung/Abschlämmung

Kühlturmtassen

Instandsetzen

Rohrleitungen

Mess- und Regelorgane

Wärmeübertrager

Filter

Füllkörper

Sprühdüsen

Intervall:Prüfungen auf:

Datum UnterschriftName

leserlichArt des Eintrags

z. B. Laborwerte, WartungBeschreibung / Erläuterung Ergebnis / Folgen

z. B. Ok, Defekt, Wartung

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Reinigung und Desinfektion von Kühlsystemen

Beseitigung von Ablagerungen

Verkalkung ist häufig ein Schwerpunkt, wenn es um die Lösung von Belägen in Kühlsystemen

geht. Die Verwendung von kalkhaltigem Wasser führt in vielen wasserführenden Systemen zum

Beispiel in Kesseln, Kühlern, Wassertanks und Rohrleitungen zur Ablagerung einer festen,

isolierenden Kalkschicht.

Dadurch wird die Heiz- oder Kühlleistung reduziert und es steigt der Energiebedarf. Darüber

hinaus können sich in der Kalkschicht Keime festsetzen und vermehren. Der Einsatz von

Entkalkern ist in diesen Fällen unerlässlich. Durch die dabei verwendeten sauren Produkte wird

meist gleichzeitig Flugrost entfernt.

Ein Entkalker muss hierbei immer den Spagat beherrschen, einerseits kraftvoll und schnell

gegen Kalk zu wirken, andererseits Metalle so wenig wie möglich anzugreifen.

Je nach individueller Situation sollte der Entkalker einige Inhaltsstoffe/Zusätze haben:

• Hilfsstoffe zur Benetzung, um Kalkablagerungen zu unterwandern, damit der Angriff auf

die Verkrustungen zügiger und umfangreicher wirkt

• Korrosionsschutzmittel, die den Angriff der Säure auf die Werkstoffe (Metalle) drastisch

reduzieren

• Entschäumer, die Schaumbildung verhindern (die Kohlensäure-Entwicklung bei der

Kalkzersetzung kann sonst zum Überschäumen des Systems führen. Alternativ kann ein

Kreislauf mit 2 Behältern gebildet werden

• Zum Teil desinfizierende Stoffe, die ebenfalls vorhandene Mikrobiologie und Biofilme

abtöten

Nicht nur Kalk, sondern weitere Beläge können durch eine Reinigung meist entfernt werden

• Korrosionsbeläge,

• Biofilme,

• Zunder,

• mineralische Ablagerungen (z. B. Eisen, Mangan)

um die Lebensdauer Ihrer Anlage zu erhöhen.

Bei Nutzung von Brunnenwasser sind häufig Eisen- und Manganablagerungen zu lösen. Hier

kann es notwendig sein zusätzlich mit Wasserhochdruck oder einer Fräse arbeiten zu müssen.

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Special Entkalkung

Grundsätzliches

Querschnittsverengungen von Rohren, Verstopfung von Zuleitungen oder Ablagerungen auf

Wärmetauschern in Form von Kalk (=Calciumcarbonat) führen häufig zu Produktionsstörungen

bis zum Ausfall von Maschinen. Speziell die Verwendung von hartem Wasser und höhere

vorherrschende Temperaturen begünstigen die lästige Kalkbildung in Systemen stark. Wird

dem Wasser kein Härtestabilisator, der Kalkablagerungen verhindern kann, zugesetzt sind

ärgerliche Ausfälle meist eine Frage der Zeit. Eine Systementkalkung wird für einen

reibungslosen Betrieb notwendig.

Lösung von Kalk

Kalkablagerungen werden mit Säuren gelöst, z. B. Ameisen-, Amidosulfon-, Essig-, Phospor-,

Salz- oder Zitronensäure. Die Säuren unterscheiden sich hinsichtlich Ihrer Wirksamkeit und dem

Korrosionsangriff auf die Werkstoffe. Verbaute Werkstoffe, Temperaturen, Konzentration,

Belagstärke etc. – viele Dinge sind zu beachten. Es gibt fertige Produkte, die bereits einen

Korrosionsschutz und ggf. auch einen Dispergator enthalten. Diese sind hinsichtlich des

Reinigungserfolgs und der Sicherheit empfehlenswert.

Häufige Fehler bei einer Entkalkung

- Zu niedrige oder zu hohe Produktkonzentration => kaum Wirkung bzw.

Werkstoffschädigungen

- Fehlende Zugabe eines Korrosionsinhibitors => Schäden an wasserführenden Werkstoffen

- Zu hohe Temperaturen => ggf. Bildung schwerlöslicher Ablagerungen (z. B. Calciumcitrat)

- Zu lange Verweildauer im System => Schäden an wasserführenden Werkstoffen

- Zu hohe Druckentwicklung durch entstehende Kohlensäure => ggf. z. B. Leckagen

- Zu niedrige oder zu hohe Nachdosierung durch fehlende Kontrolle (pH-Wert,

Bläschenbildung)

=> kaum Wirkung bzw. Werkstoffschädigungen

- Zu niedrige oder zu hohe Produktkonzentration durch mangelhafte Ermittlung bzw.

Bestimmung des Gesamtwasserinhaltes des Systems => kaum Wirkung bzw.

Werkstoffschädigung

- Verstopfung von z. B. (feinen) Maschinenzuleitungen durch falsch eingeschätzten

Stoffaustrag

=> Öffnen/Schließen von Maschinenzuleitungen gut überlegen

Die Planung und Durchführung sollte jeweils auf die individuellen Gegebenheiten abgestimmt

werden.

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Desinfektion

Biologische Ablagerungen bzw. Biofilme sind bei Systemen ohne Zugabe eines Biozids sehr

häufig. Dies bedeutet oft einen verminderten Wärmeübergang, Energieverluste oder

Lochfraß. Ein durch biologische Verunreinigungen verursachter erhöhter Wartungs- und

Reinigungsaufwand bedeutet in vielen Fällen nicht nur einen erhöhten Personalaufwand,

sondern ist verknüpft mit einer geringeren Verfügbarkeit der Anlage und damit der

Produktionsleistung. Auch entsteht ein erhöhtes Risiko für die Gesundheit z. B. durch

Legionellen. Insbesondere Menschen in der Umgebung von offenen Kühlkreisläufen sind durch

mikrobiologisch belastete Schwaden gefährdet.

Grundsätzlich unterscheiden kann man die thermische (durch hohe Temperaturen) und

chemische (Zugabe von chemischen Mitteln) Desinfektion. Eine thermische Desinfektion durch

Temperaturen von mindestens 70 °C ist in der Praxis jedoch kaum relevant, da technisch meist

nicht durchführbar.

Häufige Methoden der Desinfektion möchten wir Ihnen kurz vorstellen:

Membran-Filtration

Hier werden sehr feinporige Membrane genutzt, die biologische Stoffe wie Bakterien, Viren,

Algen oder Pilze vorab aus dem Wasser filtern können. Durch anschließende Verwendung des

gefilterten Wassers ist das Risiko von Biologischem Wachstum minimiert. Die Filtration kann z. B.

durch eine Umkehrosmose-Anlage erreicht werden. Zu beachten ist jedoch, dass dies keine

Garantie gegen entstehende Biologie bietet. Durch Luftkontakte des Kreislaufwassers oder

Verunreinigungen durch andere Stoffeinträge von außen kann ebenfalls biologisches

Wachstum entstehen. Es handelt sich nicht um eine klassische Desinfektion, sondern um eine

präventive Maßnahme.

Chlor

Ein Biozid ist die Chlorbleichlauge bzw. Natriumhypochloritlösung. Handelsübliche Lösungen

enthalten rund 15 % wirksames Chlor. Die eigentliche biozide Wirksubstanz ist die hypochlorige

Säure.

Bei den in Kühlkreisläufen üblichen pH-Werten von über 8 nimmt die biozide Wirkung von Chlor

im Wasser jedoch stark ab. Durch Zugabe von Natriumbromid (Bildung der hypobromigen

Säure) kann eine Wirksamkeit auch bei pH-Werten bis 9 erreicht werden. Die Anwendung von

Chlor kann zur Bildung einer Reihe unerwünschter Nebenprodukte führen. Relevant sind hier

insbesondere organische Chlorverbindungen (AOX). Auch Geruchs- und

Geschmacksbeeinträchtigungen sind nicht selten.

Chlor- und Bromabspalter, „Chlortabletten“

Im offenen Kühlkreislauf können auch sogenannte Chlor- und Bromabspalter eingesetzt

werden. Dies sind organische Feststoffe, die bei Kontakt mit Wasser die eigentlich aktiven

Wirkstoffe (hypobromige bzw. hypochlorige Säure) langsam freisetzen. Verwendet wird meist

die Substanz 1-Brom-3-Chlor-5,5-Dimethylhydantoin (BCDMH).

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Chlordioxid

Chlordioxid hat chemisch so gut wie nichts mit Chlor zu tun. Ein einziges Atom reicht

manchmal aus um alles zu verändern. Chlordioxid wird i.d.R. aus Natriumchlorit und Salzsäure

in Anlagen direkt vor Ort erzeugt. Im Gegensatz zum Chlorungsverfahren erzeugt es keine

chlorierten Nebenprodukte. Gleichzeitig dringt Chlordioxid als Gas in den Biofilm ein und baut

diesen ab. Weiterhin ist die Wirkung nicht vom pH-Wert abhängig. Die erforderliche Herstellung

vor Ort macht eine Desinfektion mit Chlordioxid oft teuer und die Produktion ist bei falscher

Handhabung gefährlich (u. a. Explosionsgefahr). Es gibt jedoch bereits chemisch stabile

Chlordioxidlösungen, die fertig gekauft und über eine Dosieranlage in den Kreislauf

eingebracht werden können.

Ozon

Ozon ist das stärkste Oxidationsmittel in der Wasseraufbereitung. Der Geruch von Frische,

Reinheit und Sauberkeit, den wir nach einem Unwetter wahrnehmen, kommt übrigens aus der

natürlichen Produktion von Ozon. Ozon ist aufgrund der Ozonschicht oder dem Straßenverkehr

vielen ein Begriff.

Ein Vorteil von Ozon ist, dass weniger umweltschädliche Nebenprodukte entstehen als bei

vergleichbaren Oxidations- und Desinfektionsmitteln. Ökologisch betrachtet, zerfällt das Ozon

nach getaner Arbeit in das Element zurück, aus dem es erzeugt wurde, nämlich in reinen

Sauerstoff. Die notwendige Ressource für das Desinfektionsverfahren ist Energie. Die

Lebensdauer von Ozon ist sehr gering. Deshalb wird es bedarfsgerecht mit

Ozonerzeugungsanlagen vor Ort aus der Umgebungsluft hergestellt. Die richtige

Ozonkonzentration ist, wenn das erzeugte Ozon beim Vollenden seiner Arbeit (Töten der

Bakterien, Keime usw.) vollständig verbraucht ist. Allerdings ist diese Konzentration zu erreichen

oft ein Balanceakt. Durch die hohe Oxidationskraft von Ozon können auch organische

Konditionierungsmittel sowie Kunststoff- und Holzeinbauten angegriffen werden. Um

Nebenreaktionen zu vermeiden, sollte das Kühlwasser bei Einsatz von Ozon einen möglichst

geringen Gehalt an organischen Stoffen haben. Im Gegensatz zu anderen

Desinfektionsmitteln darf Ozon (und Wasserstoffperoxid) dem Kühlwasser kontinuierlich

zugegeben werden.

Es bietet einige Vorteile. Die notwendige Herstellung vor Ort ist jedoch manchmal eine

Herausforderung und kann die Anwendung teuer machen.

UV (ultraviolette Strahlung)

Im Gegensatz zu chemischen Wasserdesinfektionsverfahren beruht die UV-Bestrahlung auf

einem physikalischen Prozess, bei dem Mikroorganismen schnell und wirksam deaktiviert

werden. Wenn Bakterien, Viren und Protozoen den keimtötenden Wellenlängen der UV-

Strahlung ausgesetzt werden, wird der Zellkern so verändert, dass eine Zellteilung unmöglich

wird. Sie verlieren ihre Reproduktions- und Infektionsfähigkeit.

UV-Strahlung hat sich als hochwirksam gegen viele Organismen. Die Bestrahlung des

Kühlwassers ist in der Praxis jedoch nicht immer leicht umzusetzen.

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Wasserstoffperoxid

Wasserstoffperoxid (H2O2) gilt als sicher, effektiv und vielseitig. Obwohl es kein klassisches

Desinfektionsmittel ist, wird es nicht selten eingesetzt. Es ist eine blassblaue, in verdünnter Form

farblose, weitgehend stabile Flüssigverbindung aus Wasserstoff und Sauerstoff. Ein

entscheidender Vorteil ist häufig in der Praxis zu beobachten: Mikroorganismen werden nicht

nur abgetötet, sondern Biofilme werden auch gut von Oberflächen gelöst und können z. B.

ausgespült werden. Weiter hat es völlig unschädliche Zersetzungsprodukte (Wasser und

Sauerstoff) und bildet z. B. keine organischen Chlorverbindungen. Wasserstoffperoxid darf wie

Ozon kontinuierlich dosiert werden.

Wir haben speziell bei Reinigungsmaßnahmen von Kühlkreisläufen sehr gute Erfahrungen mit

Wasserstoffperoxid gemacht.

Nichtoxidative Biozide

Im Kühlwasserbereich werden weiter eine ganze Reihe organischer Biozide eingesetzt, die

wichtigsten Stoffe bzw- Stoffgruppen sind: Isothiazolinone, Quaternäre

Ammoniumverbindungen (QAV/Quats), Bronopol, Glutardialdehyd und DBNPA. Die

Wirkmechanismen sind stark unterschiedlich. Um die Gefahr einer Resistenzbildung zu

vermindern empfiehlt die VDI, in regelmäßigen Abständen das Biozid zu wechseln.

Die Dosierung sollte als Stoßdosierung erfolgen. Die Absalzung/Abschlämmung sollte über

einen Zeitraum von einigen Stunden geschlossen bleiben um Wirkstoffverluste zu vermeiden.

Übersicht Desinfektionsverfahren / Biozide

Anbei eine Übersicht zu gängigen Verfahren zur Desinfektion:

Membran-

Filtration

Chlor Chlordioxid Ozon UV Wasserstoffperoxid

Wirksamkeit Sehr stark Mittel Stark Sehr stark Mittel Mittel

Abhängigkeit

pH-Wert Keine Hoch Keine Gering Keine Keine

Depoteffekt Keiner Stunden Tage Minuten Ohne Stunden

Nebenprodukte

Keine

THM, AOX,

chlorierte

Org.

Chlorit Evtl. Bromat Evtl. Nitrit Keine

Oxidierend - Ja Ja Ja Ja Ja

Die Desinfektion ist ein sehr komplexes und für jedes Kühlsystem individuell zu betrachtendes

Thema. Wir beraten Sie gerne.

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Wasserbehandlung und -aufbereitung

Vom Grundsatz gibt es 2 gängige Möglichkeiten Wasser zu „verbessern“ und vorgenannten

Problemen, wie Korrosion, Ablagerungen und biologischem Wachstum vorzubeugen bzw.

dafür zu sorgen, dass dies nicht zu Beeinträchtigungen der Anlage führt. Es handelt sich um

die chemische Wasserkonditionierung (Wasserbehandlung) und die technische

Wasseraufbereitung (Anlagentechnik).

Die chemische Wasserbehandlung erfolgt durch Zugabe von chemischen Substanzen in den

Wasserkreislauf. Unter der technischen Wasseraufbereitung versteht man Anlagen, die

schädliche Stoffe aus dem Wasser entfernen bzw. die Wasserparameter verändern. Unter

Wasserbehandlung versteht man also sinngemäß das „Behandeln“ von Wasser, z. B. durch

Zugabe chemischer Substanzen und unter technischer Wasseraufbereitung technische

Verfahren im Sinne von Wasseraufbereitungsanlagen (z. B. Enthärtungsanlagen oder

Ionenaustauscher).

Chemische Wasserbehandlung

Chemikalien können Korrosion, Ablagerungen und Biologisches Wachstum bei richtiger

Auswahl und Dosierung verhindern bzw. signifikant reduzieren. Die Kosten für die

Wasserkonditionierung (=chemische Wasserbehandlung) sind in der Regel im Verhältnis zu ggf.

ansonsten entstehenden Beeinträchtigungen und Risiken sehr gering.

Produkte chemische Wasserbehandlung

Gängige chemische Behandlungsprodukte für Kühl- oder auch Kesselwasser sind:

• Dispergatoren (halten Stoffe „in Schwebe“, damit sich diese nicht ablagern)

• Härtestabilisatoren (vermindern das Härte ausfällt und sich ablagert)

• Korrosionsinhibitoren (vermindern Korrosion)

• pH-Stabilisatoren (pH-Wert verbessern, meist alkalisierend)

• Biozide bzw. Desinfektionsprodukte (Biologie, z. B. Legionellen, bekämpfen/verhindern)

Es gibt weiterhin noch eine Vielzahl von weiteren Produkten in unterschiedlichster chemischer

Zusammensetzung. Ein Produkt kann verschiedene Wirkungen kombinieren. So kann ein

Korrosionsinhibitor z. B. eine Schutzschicht für das Metall fördern, den pH-Wert verbessern und

als Härtestabilisator wirken.

Ein Einstieg in die Welt der Chemie ist sicherlich nicht zielführend und setzt viel Wissen voraus.

Die Auswahl des richtigen Produktes, um den optimalen Schutz für Ihr System zu gewährleisten

ist von verschiedenen Wasserparametern, Ihren Zielen, den verwendeten Werkstoffen in Ihrem

System und einigem Mehr abhängig. Zum Wohle Ihrer Anlage überlassen Sie die Auswahl bitte

spezialisierten Unternehmen – Ihre Anlage wird es Ihnen danken. Wir beraten Sie gerne.

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Korrosionsinhibitoren

ZWECK/NUTZEN: Korrosionsschutz von Werkstoffen – signifikante Verlängerung der

Lebensdauer TYPISCHE EINSATZGEBIETE: Offene und Geschlossene Kühl- und Prozesswasserkreisläufe TYPISCHE INHALTSSTOFFE: Molybdat, Phosphate, Zink, Phosphonate, Toluyltriazol, Natriumhydroxid TYPISCHE WIRKUNGSWEISEN: - signifikante Verringerung des elektrochemischen Korrosionsprozesses

- Schutzschichtbildung auf Werkstoffen

- ggf. Alkalisierung (Anhebung des pH-Wertes) ANMERKUNG: Häufig werden Inhibitoren mit Härtestabilisatoren/Dispergatoren

kombiniert.

Abstimmung auf vorhanden Materialien und Prozessbedingungen

erforderlich.

WARUM? Anlagenlebensdauer – Maschinenverfügbarkeit - Reibungslosere

Produktion - Vermeidung teurer Reparaturen/hoher Investitionen -

gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis

Härtestabilisatoren/Dispergatoren

VORWORT: Härtestabilisatoren werden speziell zur Vermeidung von

Kalkablagerungen, Dispergatoren allgemein zur Vermeidung

verschiedener Ablagerungen verwendet (diverse Schwebstoffe, z. B.

Schmutz, Eisen-, Manganoxide etc.) ZWECK/NUTZEN: Verringerung von Ablagerungen/Verkalkungen – reibungsloser Betrieb

TYPISCHE EINSATZGEBIETE: Offene und Geschlossene Kühl- und Prozesswasserkreisläufe

TYPISCHE INHALTSSTOFFE: Acrylpolymere, Phosphonate

TYPISCHE WIRKUNGSWEISEN: Beim Härtestabilisator wird der Ausfall von Calciumcarbonat verhindert

bzw. verringert. Bei Dispergatoren werden Feststoffe „in Schwebe“

gehalten und lagern sich nicht bzw. weniger im System ab

ANMERKUNG: Häufig alternativ/ergänzend zu Anlagen wie z. B. Filtration, Enthärtung WARUM? Anlagenlebensdauer – Maschinenverfügbarkeit - Reibungslosere

Produktion - Effizienz/Sicherung Kühlleistung – Querschnittsverengungen

- Verstopfte Maschinenleitungen/Filter - Ablagerungen Wärmetauscher -

Hartes Wasser und hohe Temperaturen - Verschmutzung Produkte - gutes

Kosten-Nutzen-Verhältnis

Biozide / Desinfektionsmittel

ZWECK/NUTZEN: Vermeidung/Verringerung von biologischem Wachstums/Bioschleims TYPISCHE EINSATZGEBIETE: Offene und Geschlossene Kühl- und Prozesswasserkreisläufe TYPISCHE INHALTSSTOFFE: CIT/MIT, Bronopol, Chlor, Wasserstoffperoxid, QAV, BCDMH TYPISCHE WIRKUNGSWEISEN: Abtötung von Biologie, Vermeidung und Ablösung von

Biofilmen/Bioschleim WARUM? Unterbelagskorrosion - Gesetzliche Richtlinien (Haftungsrisiken

Legionellen) - Gesundheitsschutz Mitarbeiter - Reibungslosere Produktion -

Verstopfte Rohre/Maschinenleitungen/Filter - gutes Kosten-Nutzen-

Verhältnis

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Erfolgskriterien der chemischen Wasserbehandlung

Für eine erfolgreiche Chemikalienbehandlung ist folgendes wichtig:

• Im ersten Schritt sollte das Wasser im Labor analysiert werden. Erst nach Kenntnis der

Wasserparameter kann das geeignete Mittel bestimmt werden

• Hilfreich ist es, wenn sich die wasserführenden Systeme in relativ sauberem Zustand

befinden. Das heißt, Verunreinigungen wie Algen, Schlamm, Sand, Rost usw. sollten

möglichst entfernt werden. Dies ist z. B. sinnvoll, da eine Schutzschichtbildung durch

einen Korrosionsinhibitor in einem sauberen System effizienter möglich ist.

Schmutzteilchen adsorbieren häufig Chemikalien, wodurch es zu einem unerklärbaren

Schwund an Dosiermitteln kommen kann.

• Die berechneten Dosiermengen sollten möglichst einbehalten werden, wobei die

Überwachung der richtigen Mengen sowohl durch Kontrolle der Wassermesser,

Messung des verbrauchten Dosiermittels und auch vergleichsweise durch Messung der

Konzentration der Dosierchemikalien im Wassersystem erfolgen kann.

Dosierstationen

Chemikalien können oft nicht einfach manuell in den Kreislauf eingebracht werden,

geschweige denn ist es sinnvoll um die genaue Dosierung und somit optimale Ergebnisse zu

gewährleisten.

Dosierstationen sorgen dafür, dass Mittel in der richtigen Konzentration im Kreislauf vorliegen

und diesen somit optimal schützen. Betriebssicherheit und Dosiergenauigkeit sind hierbei die

maßgebenden Parameter. SPS-Steuerungen (speicherprogrammierbare Steuerungen) können

zur Überwachung und Regelung eingesetzt werden.

Die Messtechnik sollte chemikalienbeständig sein. Standardmäßig ist eine Überfüllsicherung im

Lagerbehälter, Leckageüberwachung in der Schutzwanne und eine Niveaumessung meist

sinnvoll.

Typische Bestandteile einer Dosierstation sind:

• Steuereinheit (inkl. optischer Anzeige)

• Dosierpumpe

• Füllstandsanzeige/-sensor (misst Befüllung und füllt ggf. automatisch nach)

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Dosierstationen für Chemikalien

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Technische Wasseraufbereitung

Auch die technische Wasseraufbereitung ist komplex. Wir wollen versuchen etwas Licht ins

Dunkel zu bringen und stellen Ihnen in der Folge einige technische Anlagen vor. Spätestens ab

jetzt muss zum Verständnis jedoch Grundwissen vorausgesetzt werden.

Vorab eine übersichtliche Darstellung gängiger Wasseraufbereitungsverfahren:

Filtration Ionenaustauschverfahren Entgasun

g

Beispiel Klassische

Filtersiebe

Membran-

Filter-

technik

Aktivkohle-

filter

Sand-

/Kiesfilter Enthärtung

Teilent-

salzung

(Entkarboni-

sierung)

Vollent-

salzung

(Deminera-

lisierung)

Membran-

entgasung

Typische

Einsatz-

ziele

Entfernung

grober

Feststoffe, z.

B. Blätter,

Sand, Dreck

Schaffung

von sehr

reinem

Wasser,

z. B. durch

Ultra-

filtration

oder

Umkehr-

osmose

Filtration

von

Feststoffen

und

Adsorption

(Entnahme)

vieler Stoffe

möglich

Entfernung

von

Feststoffen,

ggf. auch

Eisen- und

Mangan

Verringerung

der

Wasserhärte,

z. B. zur

Verhinderung

von

Verkalkung

(Leitfähigkeit

unverändert)

Entfernung

der

Karbonat-

härte

(Leitfähigkeit

sinkt)

Entfernung

aller

gelösten

Salze im

Wasser

Entfernung

von Gasen

aus dem

Wasser, z.

B.

Kohlensäur

e,

Sauerstoff

Bereits bei dieser kleinen Übersicht ist nachvollziehbar, dass eine technische

Wasseraufbereitung sehr komplex ist. Die Auswahl des sinnvollsten Verfahrens und speziell die

technische Umsetzung ist nur durch eine spezialisierte Firma möglich.

Filtration

Filtration heißt, es werden Stoffe aus dem Wasser herausgefiltert. Ein Kaffeefilter für zuhause ist

ebenfalls eine Filtrationsmethode. Filter sind elementar in der Wasseraufbereitung. Von groben

Stoffen wie Blättern, Sand bis hin zu kleinsten Bakterien oder Viren ist vieles durch filtrieren aus

dem Wasser entfernbar.

Übersicht über Filtrationsmethoden:

Sieb-

Filtration

Fein-

Filtration

Partikel-

Filtration

Mikro-

Filtration

Ultra-

Filtration

(UF)

Nano-

Filtration (NF)

Umkehrosmo

se (RO)

Trenn-

größen

>500 µm

(=0,5 mm)

5-500 µm 1-10 µm 0,1-1 µm 0,01-0,1 µm 0,001-0,01 µm < 0,001 µm

Abtrenn-

bare Stoffe

Körner,

Sand,

Fasern,

Blätter

Größere

Partikel,

Algen

Kleine

Partikel,

Keime,

Bakterien

Kleinstpartik

el, Viren

Makromole

küle, Viren,

Kolloide

Niedermole-

kulare

Substanzen,

Huminstoffe

Ionen

Verfahren Siebung,

Zyklone,

Sedimenta-

tion, Klärung

Gewebe-

filter,

Tuchfilter

Mehr-

schicht-

Schnellfilter

Membran-

Filtration

Mehrschicht

-Langsam-

filter,

Membran-

Filtration

Membran-

Filtration

Membran-

Filtration

Umkehr-

osmose

Wird kein Stadtwasser genutzt, ist die Filtration fast ein Muss, will man eine Anlage länger

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betreiben. Wird nicht filtriert, werden Feststoffe wie Sand, Schmutz, Blätter etc. schnell zu

Problemen führen. Zudem ist diese Art der groben Filtration kostengünstig.

Speziell bei klassischen Filtersieben ist darauf zu achten, dass diese regelmäßig gereinigt

werden. Wie auf folgendem Bild sollten Filtersiebe nicht aussehen, da die Funktion ansonsten

eingeschränkt bzw. nicht mehr gegeben ist. Viele moderne Filtrationstechniken besitzen

jedoch eine sogenannte Rückspülfunktion. Mit dieser können sich der Filter selbst reinigen.

Kies-/Sandfilter

Ein Kiesfilter dient zur Entfernung von ungelösten Feststoffen aus Wasser oder

Prozessflüssigkeiten. Als Synonym wird in der Praxis häufig auch von einem Sandfilter

gesprochen.

Er besteht aus einem mit Kies gefüllten Behälter. Bei diesem Kies handelt es sich um

gewaschenen Quarzkies mit unterschiedlicher Körnung, meist aufgebaut als Mehrschichtfilter

(Wasser durchströmt nacheinander die einzelnen Filterstufen) um die Filtration zu verbessern.

Das Wasser strömt in der Regel von oben nach unten durch den Behälter. Dabei lagern

sich Feststoffe im Kies ab. Sand-/Kiesfilter zählen zu den mechanischen Trennverfahren. Durch

mikrobiologische Prozesse im Filterkuchen kann diese Filtertechnik jedoch weitaus mehr, als nur

Feststoffe zu filtern. Auch im Wasser gelöste Stoffe wie Eisen oder Mangan können durch eine

vorgeschaltete Belüftungsstufe oxidiert und somit in der Folge auch nahezu restlos entfernt

werden.

Bei der Auslegung sind Fließgeschwindigkeiten, Auswahl der Quarzkieskörnung und eine

exakte Behälterdimensionierung für den einwandfreien Betrieb Voraussetzung.

Damit der Kiesfilter seine volle Leistung bringen kann ist ein mitunter langer Einfahrprozess

notwendig. Um hier Kosten und Zeit zu sparen ist langjährige Erfahrung erforderlich.

Reinigung

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Um die Funktionsfähigkeit zu gewährleisten muss ein Kiesfilter regelmäßig Rückgespült, also

wieder gereinigt, werden. Dazu wird meist sauberes Wasser und Druckluft von unten nach

oben durch den Kiesfilter gespült. Die Rückspülmenge muss exakt eingestellt werden, sonst

wird die Kiesfüllung ausgespült und der Filter ist unbrauchbar. Die Rückspülung erfolgt meistens

automatisiert über eine Wochenzeitschaltuhr oder über Differenzdruck. Zur Rückspülung kann

im Normalfall gereinigtes Wasser aus dem Kiesfilter verwendet werden. Teures Stadtwasser ist

meist nicht notwendig.

Anwendung

Kiesfilteranlagen finden ihre Anwendung in der Wasseraufbereitung,

Prozesswasseraufbereitung oder in der Abwasseraufbereitung.

Die häufigsten Anwendungen sind:

• Eisen- und Manganentfernung (häufig bei Brunnenwasser)

• Reinigung von Kreislaufwasser (Kühl- und Prozesswasser)

• Vorreinigung des Wassers vor weiteren Wasseraufbereitungsanlagen

• Reinigung von Kondensat

• Entfernung von Schmutzpartikel aus Flüssigkeiten

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Große Sandfilter bei einem Kunden auf Mallorca

Aktivkohlefilter

Als Aktivkohlefilter werden Filter bezeichnet, die Aktivkohle enthalten. Derartige Filter werden

sowohl für die Behandlung und Reinigung von Gasen wie auch von Flüssigkeiten verwendet.

Zweck ist die Entfernung von störenden Stoffen wie Staub, Schwermetallen oder

unerwünschten und zum Teil auch giftigen Chemikalien aus Gasen oder Flüssigkeiten. Häufige

Verwendung findet er z. B. auch bei Dunstabzugshauben. Er besteht meist aus einem mit

Aktivkohle gefüllten Behälter mit einer Ventilautomatik zur Rückspülung (Reinigung).

Anwendung

Aktivkohlefilter finden in der Trinkwasseraufbereitung, Prozesswasseraufbereitung und

Abwasseraufbereitung Anwendung. Die Anwendungspalette ist sehr groß.

Anwendungsbeispiele zur adsorptiven Rückhaltung von:

• Geruchs- und Geschmacksstoffen

• Schwebstoffen

• Ozon

• Organischen Substanzen

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• Schwermetallen

• Chemikalien

• Chlor

• Huminsäuren

• Ligninsulfonsäuren

• Ölen

• Halogenkohlenwasserstoffe

• Pestiziden

Funktion

Aktivkohle hat den Vorteil unterschiedliche Aufbereitungsverfahren in einem Filter zu

ermöglichen. Zum einen wird mit dem Filter eine mechanische Reinigung durchgeführt die

Schwebstoffe und Partikel zurückhält. Das Wasser strömt von oben nach unten durch den

Behälter. Dabei lagern sich Schmutzpartikel im Filtermaterial ab. Deshalb ist auch eine

Rückspülung wie bei einem Kiesfilter je nach Verschmutzungsgrad notwendig. Zusätzlich kann

die Aktivkohle durch ihre große Oberfläche Stoffe und Substanzen durch Adsorption

aufnehmen und in der Kohlenstoffmasse anreichern. Dabei oxidiert ein Teil der

Aktivkohlemasse und wird somit verbraucht. Aktivkohle kann auch über katalytische

Reaktionen zum Abbau von beispielsweise Chloraminen verwendet werden.

Durch aufgenommene Substanzen kann das Gewicht um 10-20% steigen bevor es zu einem

Durchbruch kommt. Erschöpfte Aktivkohle muss ausgetauscht werden. Die beladenen Massen

müssen je nach angereicherten Stoffen als Sondermüll oder Bauschutt entsorgt werden.

Reinigung

Um die Funktionsfähigkeit zu gewährleisten muss ein Aktivkohlefilter regelmäßig gereinigt

werden. Dazu wird sauberes Wasser oder Prozesswasser von unten nach oben durch den Filter

gespült. Die Rückspülung erfolgt über ein am Behälter montiertes Zentralsteuerventil oder über

eine Einzelventil-Automatik. Die Rückspülung erfolgt Mengen- oder Zeitgesteuert. Alle

Spülzeiten sind meist individuell einstellbar.

Doppelanlagen

Der Aufbau als Doppelanlage mit Kreuzschaltung hat viele Vorteile. Zum einen wird bei einem

Durchbruch des Arbeitsfilters der nachfolgende Polizeifilter belastet und somit ein

Durchbrechen der Anlage verhindert. Grundsätzlich ist eine Laufzeitbestimmung bei einem

Aktivkohlefilter nur abzuschätzen. Somit kann jeder Filter bis zur Erschöpfung gefahren werden

und die Anlage wird somit optimal wirtschaftlich genutzt. Die Qualität wird immer nach dem

Arbeitsfilter gemessen. Zum anderen wird bei einer Rückspülung des Arbeitsfilters der zweite

Filter in Einzelbetrieb genommen und somit steht immer gereinigtes Wasser zur Verfügung.

Doppelanlagen können als manuelle Anlagen oder vollautomatisch angeboten werden.

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Aktivkohlefilter für Rohwasser 15 m³/h

Ultrafiltration

Die Ultrafiltration gehört bereits zu den feinen Filtertechniken. Gefiltert wird nicht mit

Filtersieben, sondern durch Membrane. Sie wird verwendet, um partikuläre und mikrobielle

Verunreinigungen zu entfernen. Ionen und kleine Moleküle werden nicht entfernt. Die Anlagen

sind meist voll automatisiert und mit moderner Mess- und Regeltechnik zur Überwachung

ausgerüstet.

Die Systeme reinigen sich selbstständig mit einem geringen Chemikalienaufwand. In der Regel

wird über ein periodisches Rückspülen zwischen den Betriebsphasen die Membrane gereinigt.

Alle Reinigungschemikalien und Dosiersysteme werden meist in der Anlage integriert.

Die Membrane haben eine Lebensdauer von 3-5 Jahren, ggf. auch länger, vergleichbar mit

Umkehrosmose-Membranen. Die Auswahl der geeigneten Membrane sollte nur durch eine

Fachfirma erfolgen.

Bei der Auslegung einer Ultrafiltration ist immer die Rohwasserqualität zu prüfen und die

Membrane sind entsprechend auszulegen. Im Zuge der Berechnung werden entsprechende

Membrantypen ausgewählt um ein optimales Ergebnis für Qualität und lange Betriebsdauer

zu gewährleisten.

Durch eine übersichtliche SPS-Steuerung lässt sich die Anlage optimal in jede Produktion

einbinden und ermöglicht eine bedienerfreundliche Steuerung Anlage. Hochwertige

Messgeräte und Armaturen garantieren ein zuverlässiges System.

Die Anlagen können auf Wunsch auf Montagegestellen vorgefertigt werden und sind

dadurch in kurzer Zeit in Ihr System integriert. Alle Ultrafiltrationsanlagen können individuell auf

ihre Platzverhältnisse angefertigt werden.

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Umkehrosmoseanlage

Häufig verwendete Synonyme sind Osmoseanlage, RO-Anlage (Englisch: Reverse-Osmosis)

oder UO-Anlage (Abkürzung für Umkehrosmoseanlage).

Umkehrosmose: Verringerung/Entfernung

Härte (Calcium, Magnesium) JA

Leitfähigkeit, z. B. Chloride/Sulfate JA

Silikat JA

Gase, z. B. Kohlensäure, Sauerstoff NEIN

Eisen/Mangan JA

Biologie, z. B. Algen, Viren, Bakterien JA

Die Evolution ist der beste Ingenieur - Osmose ist ein natürlicher Vorgang aus der Umwelt.

Haben Sie sich schon mal gefragt warum platzen Kirschen nach einem Regen am Baum

häufig auf?

Ganz einfach erklärt sich somit das Osmose Prinzip. Das Wasser strebt immer den Ausgleich

von zwei getrennten Flüssigkeiten mit unterschiedlichen Gehalten an gelösten Stoffen an, die

durch eine Membran (dünne physische Trennschicht) getrennt sind. Da diese Membran nur für

Wasser, aber nicht für die gelösten Stoffe durchlässig ist, wandert das Wasser durch die

Membran in die konzentrierte Flüssigkeit.

Nehmen wir das Beispiel von der Kirsche:

Wenn die Kirschen reif sind ist der Fruchtzuckeranteil in der Frucht sehr hoch. Kommt Regen auf

die Kirsche wandert das Regenwasser (sehr geringer Zuckergehalt) durch die Haut der Kirsche

(Membrane) in das Innere um den unterschiedlichen Zuckergehalt der beiden Flüssigkeiten

(Fruchtwasser und Regentropfen) auszugleichen. Daher steigt der Druck in der Kirsche und sie

platzt. In der Osmosetechnik wird dieser Vorgang einfach umgedreht über einen technisch

erzeugten Hochdruck auf der Seite mit dem höheren Gehalt. Ganz ohne Einsatz von Chemie

kann so sehr reines Wasser entstehen.

Die Umkehrosmose entfernt keinerlei Gase, wie z. B. Sauerstoff oder Kieselsäure. Hierzu ist

zusätzliche Technik wie Membranentgasung oder EDI-Anlagen notwendig.

Es ist ein physisches Verfahren, bei dem mit Druck Wasser durch eine Membrane gepresst wird.

Während ungelöste und gelöste Stoffe im Konzentrat (konzentriertes Wasser) zurückgehalten

werden, tritt das Permeat (das reine Wasser) nahezu inhaltsstofflos aus.

Es werden kein Harz, keine Regenerierung oder andere Chemikalien benötigt. Zum Schutz der

Membrane ist einzig ein Dispergator (chemisches Zusatzmittel) sinnvoll. Je nach Wasserqualität

sollten die Membrane hin und wieder sauer (bei Kalkablagerungen) oder alkalisch (bei

Biologiebefall) gereinigt werden.

Ein weiterer Vorteil ist, dass die Membrane undurchlässig für Keime und Viren sind. Die

Membrane stellen eine sogenannte Keimsperre da. Deshalb werden die

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Umkehrosmoseanlagen besonders häufig in Hygienischen Prozessen eingesetzt. Weit verbreitet

ist die Anwendung von UO-Anlagen in Krankenhäusern, Laboren und kleinen

Pharmaanwendungen. Auch Schwermetalle, Pestizide, Hormone oder

Medikamentenrückstände lassen sich mit einer Umkehrosmoseanlage restlos entfernen.

Bei der Auslegung einer Umkehrosmoseanlage ist immer die Rohwasserqualität zu prüfen und

die Membrane entsprechend auszulegen. Entsprechende Voraufbereitungsverfahren des

Wassers, wie z. B. eine Enthärtung sind meist sinnvoll. Die Membrane der UO-Anlage haben

dann eine deutlich höhere Lebensdauer.

Durch eine übersichtliche SPS-Steuerung lässt sich eine Anlage optimal in eine Produktion

einbinden und ermöglicht eine bedienerfreundliche Steuerung. Speziell ausgewählte Pumpen

mit effizienten Motoren, hochwertige Messgeräte und Armaturen sollten zum Standard einer

guten Anlagenbaufirma gehören.

UO Anlage 8 m³/h mit EH Ventilautomatik Reinigung und Wartung einer UO-Anlage

Ionenaustauscheranlagen

Die Wasseraufbereitung ist das bekannteste und größte Anwendungsgebiet für

Ionenaustauscherharze. Den Ionenaustausch stellen Sie sich am besten so vor, dass bestimmte

Bestandteile des Wassers durch andere Bestandteile ersetzt werden. Enthärtungsanlagen, Teil-

und Vollentsalzungsanlagen funktionieren über diesen besagten Ionenaustausch. Weiter

unten werden die einzelnen Verfahren noch etwas genauer beleuchtet.

Ionenaustauscher sind künstlich hergestellte Harze, die im Wasser gelöste Ionen durch andere

Ionen gleicher Ladung ersetzen. Die Harze sind in Polymer-/Polykondensatgerüste aufgebaut.

Unterschieden werden Geltypen und makroporöse Typen.

Wenn die Kapazität erschöpft ist, müssen die Ionenaustauscherharze wieder regeneriert

werden, damit der Ionenaustausch von neuem beginnen kann. Diese Regeneration wird je

nach Anlagentyp mit Salz, Laugen oder Säuren durchgeführt. Die Regeneration kann im

Gleich- oder im Gegenstrom durchgeführt werden, was sich auf die Fließrichtung der

Flüssigkeiten während des Betriebes (auch Beladung genannt) und der Regeneration bezieht.

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Bei Gleichstrom wird der Ionenaustauscher sowohl im Betrieb als auch bei der Regeneration in

der gleichen Richtung durchströmt. Bei Gegenstrom verläuft die Regeneration

entgegengesetzt der Beladung. Das Gegenstromverfahren ist effektiver, d. h. es kommt mit

einem geringeren Überschussvolumen aus, erfordert aber einen höheren operativen

Aufwand.

Ionentauscher werden in Druckbehältern, die auf den Wasserdurchsatz ausgelegt sind,

installiert. Bei kleineren Anlagen kann dies in einem GFK Behälter (Glasfaserverstärkter

Kunststoffbehälter) erfolgen. Bei höheren Durchsätzen oder hohen Anforderungen an die

Qualität werden stahl gummierte Behälter oder Edelstahlbehälter mit Düsenböden eingesetzt.

Jede Anlage sollte individuell berechnet und ausgelegt werden.

Das Verrohrungsmaterial sollte entsprechend der Anforderung und den Betriebsstoffen

ausgewählt werden. Eine übergeordnete SPS-Steuerung sollte die Regelung übernehmen und

die einzelnen Betriebszyklen überwachen. Über ein TouchPanel mit umfangreichen Bildern

kann eine Anlage sehr einfach bedient werden.

Enthärtung

Bei der Wasserenthärtung (=Weichwassererzeugung) wird dem Wasser mit Hilfe eines

kationischen Ionenaustauscherharz Calcium und Magnesium (zusammen auch als

„Erdalkalien“ bezeichnet) entzogen.

Enthärtung: Verringerung/Entfernung

Gesamthärte (Calcium,

Magnesium)

JA

Leitfähigkeit, z. B. Chloride/Sulfate NEIN

Silikat NEIN

Gase, z. B. Kohlensäure, Sauerstoff NEIN

Eisen/Mangan NEIN

Biologie, z. B. Algen, Viren, Bakterien NEIN

Das Harz wird mit einer Kochsalzlösung (Natriumchlorid) regeneriert, damit es wieder

Weichwasser erzeugen kann. Man spricht hier von Regeneriersalz, ähnlich dem bei einem

Geschirrspüler.

Das Wasser strömt durch einen Kationenaustauscher (Druckbehälter). Die Ca2+- und Mg2+-

Ionen werden gegen Na+-Ionen getauscht. Das enthärtete Wasser enthält nun mehr Na+-

Ionen. Die anderen Ionen bleiben unverändert. Die Enthärtungsanlagen können als

Doppelenthärtung (Pendelanlage) oder Einzelenthärtung ausgeführt werden. Bei kleineren

Weichwasseranlagen wird die Regeneration oft über Zentralsteuerventile ausgeführt. Dies hat

Preislich und auf den Installationsaufwand bezogen Vorteile.

Bei größeren Leistungen wird die Weichwassererzeugung mit Automatik-Membranventilen

über eine separate Steuerung realisiert. Die Ventile und Verrohrung sind dann in modularen

Automatikgestellen vorgefertigt. Der Platzbedarf kann meist individuell an die örtlichen

Gegebenheiten angepasst werden.

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Optional können Resthärtemessgeräte über eine Titrationsmessung die Leistung der

Enthärtungsanlage überwachen und bei schwankenden Rohwasserhärtegraden auch

steuern.

Ein Harztausch ist meist nur alle 8-10 Jahre erforderlich.

Bei größeren Anlagen kann es sinnvoll sein die Funktion der Ionenaustauscherharze

regelmäßig über eine Harzanalyse überprüfen zu lassen.

Doppelenthärtung 40 m³/h

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Doppel-Enthärtung mit gedämmten Speisewasserbehälter

Teilentsalzung

Diese wird auch Entkarbonisierung genannt.

Teilentsalzung (Entkarbonisierung): Verringerung/Entfernung

Gesamthärte (Calcium,Magnesium) JA

Leitfähigkeit JA

Silikat NEIN

Gase, z. B. Kohlensäure, Sauerstoff NEIN

Eisen/Mangan NEIN

Biologie, z. B. Algen, Viren, Bakterien NEIN

Bei der Teilentsalzung werden wie bei der Enthärtung die Kationen Calcium und Magnesium

aus dem Wasser herausgenommen (Entfernung Carbonathärte). Als Austauscher wird ein

schwach saurer Ionenaustauscher verwendet, der mit Wasserstoffionen vorbeladen ist.

Während bei der Enthärtung der Austausch der härtebildenden Kationen gegen Natrium-

Ionen erfolgt, geschieht dieser bei der Entkarbonisierung also gegen Wasserstoffionen. Aus der

Karbonathärte entsteht dadurch Kohlensäure. Der Salzgehalt bei der Entkarbonisierung wird

entsprechend reduziert. Die Regeneration der Harze erfolgt mit Salzsäure (HCl).

Auch hier ist nach einigen Jahren ein Harztausch erforderlich. Bei größeren Anlagen sollte die

Funktion der Ionenaustauscherharze regelmäßig über eine Harzanalyse überprüft werden.

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Vollentsalzung

Vollentsalzung (Demineralisierung):

Verringerung/Entfernung

Gesamthärte (Kalzium, Magnesium) JA

Leitfähigkeit JA

Silikat JA

Gase, z. B. Kohlensäure, Sauerstoff NEIN

Eisen/Mangan NEIN

Biologie, z. B. Algen, Viren, Bakterien NEIN

Bei der Vollentsalzung im Ionenaustauschverfahren werden gelöste Stoffe fast vollständig

aus dem Rohwasser entfernt. Die Vollentsalzung wird häufig auch als Demineralisierung

bezeichnet.

Hierzu wird ein Kation- und ein Anionaustauscher eingesetzt. Diese Austauscher, die mit Harzen

befüllt sind, können entweder nacheinander geschaltet sein (2 Druckbehälter) oder in einem

sogenannten Mischbett innig vermischt sein (nur 1 Druckbehälter). Die Regeneration der Harze

erfolgt mit Salzsäure (HCl) und Natronlauge (NaOH).

Um die Laufzeiten zu optimieren werden häufig Entgasungssysteme zwischen die Austauscher

geschaltet. Moderne Membranentgasungssysteme haben sich am Markt durchgesetzt und

bieten Vorteile gegenüber der klassischen Entgasung mit Riesler.

Durch die erste Passage des Kationentauschers wird das Wasser durch entstehende

Kohlensäure stark sauer (niedriger pH-Wert). Die Kohlensäure wird bei der Entgasung

ausgetrieben. Im Nachgang fließt das Wasser durch den Anionentauscher, der hierdurch

geringer dimensioniert werden kann.

Eine übergeordnete SPS Steuerung regelt und überwacht meist die einzelnen Betriebszyklen.

Über ein TouchPanel mit umfangreichen Bildern kann eine Anlage bedient und beobachtet

werden. Anwendungsgebiete sind in der Reinstwassererzeugung der Halbleiterindustrie,

Pharma- und Kosmetikindustrie und der Kesselspeisewassererzeugung insbesondere für

Turbinenbetrieb zu finden. Zur Behandlung der Abwässer ist eine Neutralisationsanlage

notwendig.

Das Harz muss nach gewisser Zeit ebenfalls getauscht werden. Bei größeren Anlagen sollte die

Funktion der Ionenaustauscherharze regelmäßig über eine Harzanalyse überprüft werden.

Nochmals zusammenfassend:

Die Vollentsalzung erfolgt, ähnlich wie die Enthärtung, über Ionenaustauscher. In zwei

voneinander getrennten, aber nacheinander geschalteten Tanks, befindet sich im ersten

kationisches, im zweiten anionisches Harz. Dabei wird das kationische Harz mit HCL (Salzsäure,

Chlorwasserstoffsäure), das anionische Harz mit NaOH (Natronlauge, Natriumhydroxid)

regeneriert.

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Multistep-Verfahren

Das sogenannte Multistep-Verfahren ist eine Vollentsalzung und ermöglicht die Unterbringung

mehrerer Ionenaustauscher mit verschiedenen Funktionen in einer einzigen Filtersäule. Dabei

lassen sich die unterschiedlichen Harze mit den für sie bestimmten Chemikalienlösungen, z. B.

Salzsäure oder Natronlauge, regenerieren, ohne dass gegenseitige Störungen oder

Beschädigungen auftreten. Dieses Verfahren ist eine Alternative zum bekannten

Mischbettverfahren zur Herstellung von hochreinem Reinstwasser.

Es werden Leitfähigkeiten < 0,05 Mikrosiemens pro cm und ein Kieselsäuregehalt von

annähernd 0 mg/l erreicht. Der Einsatz als vollautomatischer Polizeifilter zur Feinreinigung einer

Vollentsalzungsanlage nachgeschaltet, hat den Vorteil von sehr langen Standzeiten und

einem sehr geringen Wartungs- und Pflegeaufwand. Die Multistep-Anlage lässt sich sehr

einfach und zuverlässig vollautomatisch steuern.

Bei größeren Anlagen sollte die Funktion der Ionenaustauscherharze regelmäßig über eine

Harzanalyse überprüft werden.

Mischbett

Ein Mischbett wird häufig zur Restentsalzung von entsalztem Wasser eingesetzt. Es kann jedoch

auch als eigenständige Vollentsalzung betrieben werden.

Werden an bereits aufbereitetes Wasser höchste Anforderungen bezüglich Restleitfähigkeit

und Restsilikat gestellt, muss dem Kationen- und Anionenaustauscher ein

Mischbettaustauscher nachgeschaltet werden. In einem Mischbettaustauscher liegen

Kationenaustauscherharz und Anionenaustauscherharz innig vermischt nebeneinander vor.

Hierdurch wird eine noch bessere Entmineralisierung (Vollentsalzung) erreicht als dies durch

die Anwendung von nacheinander geschalteten Kationen- und Anionenaustauschern

möglich ist. Weiterhin dient es zur Sicherheit, wenn bei Störungen der vorangeschalteten

Anlage eine Störung auftritt.

Wenn die Kapazität der Harze erschöpft ist, muss das Harz ausgetauscht oder regeneriert

werden. Dabei werden die beiden Harztypen mit unterschiedlichen Schüttgewichten

(Dichten) in einem exakt eingestellten Aufstrom getrennt. Über ein Drainagesystem werden

danach die räumlich getrennten Harze mit Säure und Lauge regeneriert. Nach der

Regeneration wird die Harzfüllung mit Luft wieder vermischt. Bei kleinen Anlagen wird dies mit

Pressluft durchgeführt. In großen Anlagen sind separate Gebläse notwendig.

Die Automatisierung erfordert exakte Verfahrenskenntnisse und eine genau abgestimmte

Behälterausführung. Bei den Anlagen ist die Ventilautomatik entsprechend umfangreich.

Vielfältige Anwendungen finden sich in der Pharmaindustrie, Halbleiter- und Elektroindustrie,

Kraftwerken und vielen anderen Industriezweigen zur Reinstwassererzeugung.

Bei größeren Anlagen sollte die Funktion der Ionenaustauscherharze regelmäßig über eine

Harzanalyse überprüft werden.

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EDI Vollentsalzungsanlagen

Die Elektrodeionisation ist ein elektrochemisches Verfahren zum weitestgehenden Entfernen

von Ionen und ionisierbaren Stoffen aus Wasser. Es handelt sich um eine Kombination

aus Ionenaustausch und Elektrodialyse. Der zentrale Baustein einer

Wasseraufbereitungsanlage dieses Verfahrens ist das sogenannte EDI-Modul, in dem die

Elektrodeionisation abläuft.

Das voraufbereitete Wasser sollte eine Leitfähigkeit von 10-20 µS (Mikrosiemens) haben, was

z.B. durch vorschalten einer Enthärtung mit anschließender Umkehrosmose erreicht werden

kann. Es fließt kontinuierlich in das Modul. Dort wird durch das Entfernen der verbliebenen

Inhaltsstoffe Demineralisiertes Wasser erzeugt. Die vormals enthaltenen Stoffe werden in

gelöster Form als Abwasser (Konzentrat) abgegeben.

Innerhalb des EDI-Moduls strömt das Wasser senkrecht zu dem im Modul anliegenden

elektrischen Feld durch Kammern, die jeweils von einer Anionenaustauschermembran sowie

einer Kationenaustauschermembran begrenzt und mit einem Mischbettionenaustauscher

gefüllt sind.

Durch das elektrische Feld kommt es zu einer Ladungswanderung der Ionen zur jeweiligen

Elektrode. Die Austauschermembrane erlauben den Durchtritt von z.B. Anionen, während

Kationen an der Durchdringung gehindert werden. So wird eine Aufkonzentration der Ionen im

Konzentratraum erreicht. Unter Einfluss des elektrischen Feldes findet gleichzeitig

eine Dissoziation eines Teils der Wassermoleküle statt. Dies bewirkt eine Selbstregeneration des

Mischbettaustauscherharzes und erlaubt einen kontinuierlichen und chemikalienfreien Betrieb.

Es ist eine hohe Ausbeute Reinstwasser ohne Einsatz von Chemie zu erreichen. 15 bis 18

Megaohm/cm oder 0,063 bis 0,056 Mikrosiemens/cm Reinstwasserqualität macht diese

Technologie zu einem sehr attraktiven Verfahren im Vergleich zur klassischen Mischbett

Ionenaustauscher Technologie. Die Zellen werden nur über eine angelegte Spannung

regeneriert und dies geschieht während dem Betrieb. Damit ist keine Unterbrechung bei der

Regeneration notwendig.

Anwendungsgebiete zu dieser Reinstwassererzeugung sind in der Halbleiterindustrie, Pharma-

und Kosmetikindustrie und der Kesselspeisewassererzeugung insbesondere für Turbinenbetrieb

zu finden. Für die Anwendung im Laborbereich und Krankenhausanlagen sind verschiedene

Kompaktsysteme erhältlich.

Nach Bedarf ist eine Überprüfung und ein Austausch der EDI Zellen sinnvoll.

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Membranentgasung

Mit einer Membranentgasung wird gezielt freie Kohlensäure oder Sauerstoff dem Wasser

entzogen. Unter dem Begriff Entgasung allgemein versteht man die Entfernung von in Wasser

gelösten Gasen wie Sauerstoff (O2) und Kohlendioxid (CO2). Diese Gase begünstigen

Korrosion.

Physikalische Entgasungsanlagen basieren auf der Tatsache, dass nicht kondensierbare Gase

(O2 und CO2) bei Temperaturen über dem Siedezustand wasserunlöslich sind und das Wasser

folglich „verlassen“. Die Siedetemperatur des Wassers ist dabei abhängig vom Druck.

Funktion

Membranentgasungsmodule bestehen aus hydrophoben Porenmembranen. Diese sind meist

in Hohlfasermodulen aufgebaut. Bedingt durch den Partialdruckgradient diffundiert das Gas

durch die Membrane und das Wasser wird entgast. Zur Erzeugung des Partialdruckgefälles

wird je nach Anlagengröße und Leistung ein Stripgas oder Vakuum mit einem

Unterdruckgebläse oder über Pressluft angelegt. Das Funktionsprinzip der Membranentgasung

besteht im Wesentlichen darin, dass Luft in einer äußeren Kammer der Module, im

Gegenstrom des Wasserflusses in der inneren Kammer, vorbeigezogen wird. Dadurch wird das

freie CO2 oder Gas vom Wasserstrom in den Luftstrom gesogen und nach außen transportiert.

Vorteile

• Die Betriebskosten sind wesentlich geringer als bei herkömmlichen

Rieslerentgasungsanlagen. Da keine Druckerhöhung nach einem Vorlagetank benötigt

wird kann hier sehr viel Energie eingespart werden.

• Durch deutlich bessere CO2 Werte nach der Entgasung sind nachgeschaltete Anlagen

effizienter und leistungsstärker. Bei VE Anlagen z.B. erreicht man durch niedrigere CO2

Werte eine längere Laufzeit und bessere Qualitäten. Auch dadurch werden weitere

Betriebskosten eingespart.

• Von hygienischer Seite sind die Membranentgasungsanlagen auch im Vorteil. Bei

Rieslerkolonen sind durch die großen Oberflächen der Füllkörper und den Vorlagetank

beste Vorrausetzungen für einen Mikrobiologischen Eintrag. Zudem kommt das Wasser

in Rieslern mit der warmen Gebläseluft direkt in Kontakt.

• Die Membranentgasung kann sehr kompakt aufgebaut werden und benötigt keine

großen Aufbauhöhen wie bei Rieslerdomen auf Vorlagetanks.

• Der Druckverlust kann sehr geringgehalten werden. Hierbei ist aber wichtig die

Auslegung der Membranentgasung korrekt durchzuführen und auf Differenzdruck und

Entgasungsleistung zu achten.

Durch eine Membranentgasung entsteht Kondenswasser, da eine wärmere Luft auf ein kaltes

Medium trifft. Dieses Kondenswasser wird in einer Wasserfalle aufgefangen. Die Wasserfalle

wird im Stand-By Modus vollautomatisch entleert.

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Zur Überwachung wird hier noch zusätzlich meist eine Niveaumessung verbaut. Eine

übergeordnete SPS Steuerung regelt und überwacht die einzelnen Betriebszyklen. Über ein

TouchPanel mit umfangreichen Bildern kann die Anlage bedient und beobachtet werden.

In Bestandsanlagen führen wir nach Bedarf auch einen Modultausch durch und prüfen die

Funktion der Membranentgasung.

Membranentgasung 20 m³/h

UV-Anlagen

UV-Entkeimung wird in den letzten Jahren immer stärker zur Desinfektion von Wasser

eingesetzt. Durch diese Art der schonenden und umweltfreundlichen Entkeimung werden UV-

Anlagen gerade im Trinkwasserbereich installiert. Auch zur Rest Ozon Entfernung nach

Desinfektionsanlagen sind die Anlagen weit verbreitet.

Wir bauen Standardmäßig in Loop Versorgungsleitungen eine UV Anlage mit Sterilfilter

kombiniert ein. Nach jeder UV-Entkeimung sollte ein Sterilfilter mit mindestens 0,2 µm

nachgeschaltet werden um die abgetöteten Mikroorganismen aufzufangen.

Zur Steuerung und Überwachung sind Controller verbaut, die die Lebensdauer und Effizienz

anzeigen. Bei UV Anlagen sind die Schaltzyklen begrenzt und somit ist ein Dauerbetrieb zu

empfehlen. Auch beim Einschalten der Anlage ist die Hochfahrzeit zu beachten.

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Unsere Anlagen sind für Trinkwasser, Pharmaanwendungen und Industriewasser zugelassen

und verfügen je nach Bauart über Leistungen bis zu 500 m³/h. Nach Bedarf führen wir einen

Austausch der UV-Lampen und Überprüfung der UV-Anlage für Sie durch.

Neutralisationsanlagen

Unter einer Neutralisation wird in der Chemie die Aufhebung der ätzenden Wirkung von

Säuren oder Basen (Laugen) verstanden.

Die Grundlage der Neutralisation beruht auf der Tatsache, dass sich die Wirkungen einer Säure

und einer Base beim Mischen nicht addieren, sondern aufheben. So kann eine Säure mit einer

geeigneten Menge einer Base und eine Base mit einer geeigneten Menge einer Säure

neutralisiert werden. Der pH-Wert gilt hier als Regelgröße.

Unsere Neutralisationsanlagen übernehmen vollautomatisiert die Behandlung der Abwässer

aus der Wasseraufbereitung oder Ihrer Produktion. Durch unsere Zulassung nach

Wasserhaushaltsgesetz (WHG) können wir Ihnen Anlagen nach den aktuellen Bestimmungen

und Gesetzen anbieten und liefern.

Zuerst muss die Menge der Abwässer festgelegt werden, da die Neutralisation normalerweise

im Chargenbetrieb arbeitet. Durchlaufneutralisationsanlagen sind auch möglich, meistens

aber nur bei einfacheren Anlagen geeignet. Je nach Anforderung ist eine Abwasservorlage

über einen Tank notwendig. Die Grenzwerte der Behörden für die Einleitung von Abwässern

muss zwingend eingehalten werden. Zur Nachverfolgung sind zugelassene Schreiber

notwendig die den pH-Wert aufzeichnen und entsprechend protokolieren.

Die Neutralisation muss einwandfrei und störungsfrei arbeiten um vorgeschaltete Prozesse

nicht zu stoppen. Ebenso müssen die Sicherheitstechnischen Vorschriften umgesetzt und

eingehalten werden, da hier mit hochkonzentrierten Chemikalien gearbeitet wird.

Alle Messinstrumente und Armaturen müssen chemikalienbeständig ausgeführt werden.

Die Steuerung erfolgt über eine übergeordnete SPS die die Regelfunktion übernimmt.

Alle Parameter, Regler und Grenzwerte werden auf einem TouchPanel visualisiert.

Nach Bedarf führen wir eine Überprüfung Ihrer Anlage nach WHG für Sie durch.

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Mess-, Steuerungs- & Regeltechnik

An die Pumpen und Mess- & Regeltechnik sind in der Wasseraufbereitungstechnik hohe

Anforderungen gestellt. Energiesparsame Motoren und zuverlässige Messtechnik zum Betrieb

einer Anlage sind der Grundstein für ein nachhaltiges System. Individuelle Steuerungskonzepte

sind zwingend Notwendig um ein System kundenorientiert anzubieten und zu fertigen.

Schaltschrankbau

Zur Fertigung von Wasseraufbereitungsanlagen gehört auch eine eingehende Planung die

gemeinsam mit dem Kunden besprochen und umgesetzt werden sollte.

Wichtige Bestandteile sind:

• E-Plan Erstellung

• Fertigungszeichnungen

• Komponentenlisten

Lastschrank für die Wasseraufbereitung

SPS Programmierung und Visualisierung

Tastenpanel, Touchpanel oder PC in Verbindung mit einer leistungsfähigen CPU sind nur ein

Beispiel für die Steuerung von Einzel- bzw. Kombianlagen. Wir realisieren auch einfache

Steuerungen mit Relaistechnik oder integrieren Messgeräte mit aktiven Baugruppen. Bei

Großanlagen sind Speicherprogrammierbare Steuerungen unumgänglich. Zur Datenbank-

oder Leitsystemanbindung und der Aufschaltung zugelassener Auswertungssoftware bieten

wir hier Komplettsysteme an. Die Programmierung erfordert ein hohes Verständnis an die

Verfahrenstechnik der jeweiligen Anlage. Unsere Programmierer begleiten ein Projekt bis zur

Inbetriebnahme und Abnahme. Hauptsächlich bieten wir SIEMENS basierende Systeme an die

eine hohe Flexibilität und breites Spektrum aufweisen.

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• Funktionsbeschreibungen

• SPS Programmierung

• Visualisierung auf PC oder TouchPanel

• Inbetriebnahme

Übersichtsbild Vollentsalzung

Messtechnik

Die Messtechnik muss zuverlässig und genau sein um die Wasseraufbereitungsanlage effizient

zu überwachen und steuern. Wir arbeiten ausschließlich mit namhaften Herstellern zusammen

und verbauen keine Billigkomponenten. Da dies mittlerweile einen großen Anteil der

Anlagenkosten ausmacht sind hier bei Kostenvergleichen diese Komponenten im Detail zu

betrachten. Oft sind nur die Kosten, die bei einem Ausfall der Anlage anfallen, den

Mehrkosten für hochwertige Technik gegenüberzustellen. Durch unsere langjährige Erfahrung

sind wir in der Lage sie bei der Auswahl zu unterstützen und zu beraten.

• Niveaumesstechnik

• Druckmessungen

• Qualitätsmessungen

• Durchflussmessungen

• Temperaturmessungen

• Schreiber

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Messstation Wasseraufbereitung

Pumpentechnik

Wir führen diverse Pumpenausführungen in sämtlichen Leistungsbereichen.

Materialanforderungen und Zertifikate können wir für alle Anforderungen anbieten. Speziell

die Auswahl von Energiesparenden Motoren steht dabei stark im Vordergrund.

Zu allen Pumpen bieten wir entsprechende Armaturen, Montagegestelle und die Verrohrung

an. Die Pumpengruppen werden mit entsprechender Messtechnik und Frequenzumformern

geliefert.

Zur Steuerung und Regelung bieten wir SPS Steuerungen, Messtechnik und die gesamte

Lastverteilung an.

Lieferprogramm:

• Druckerhöhungssysteme

• Tauchpumpen

• Brunnenpumpen

• Injektoren

• Kompressoren

• Chemikalienpumpen

• Dosierpumpen

• Gebläse für Vakuum oder Druck

• Frequenzumformer

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• Hochdruckpumpen

• Inlinepumpen

• Membranausdehnungsgefäße

• Umfüllpumpen

• SPS Steuerungen für Pumpenregelung

• Messtechnik für Pumpenregelung

• Lastschränke für Pumpenansteuerung

• Filtersysteme

Wir bieten Ihnen zu jeder Pumpengruppe die Montage und Inbetriebnahme an

• Aus- und Einbau von Pumpensystemen, elektrisch und mechanisch

• Verrohrung und Anbindung an ihr System

• Erweiterung und Erneuerung von Bestandsanlagen

• Inbetriebnahme

• Einstellung von Pumpen und elektrischer Steuerung

Wir bieten Ihnen Reparatur und Instandsetzung an

• Fachgerechte Instandsetzung

• Reparaturen und Austausch der elektrischen Komponenten

• Nachrüstung von Sicherheitseinrichtungen

• Kundendienst und Wartung

• Austausch

• Leihpumpen

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Kühltürme und Verdunstungskühlanlagen

Grundsätzliches

In der Praxis häufig Synonym verwendete Begriffe für Kühltürme sind Rückkühlanlage,

Rückkühler oder Verdunstungskühlanlage. In der Folge werden wir den in der Praxis

geläufigsten Begriff Kühlturm verwenden. Wohlwissend das dieser korrekterweise nur für

Naturzugkühltürme mit über 200 MW zu verwenden wäre.

Der grundsätzliche Zweck eines halboffenen bzw. offenen Kühlturmes ist es Kühlwasser, dass

erwärmt zum Kühlturm kommt wieder abzukühlen, um dieses erneut zur Kühlung verwenden zu

können. Die Abkühlung des erwärmten Wassers erfolgt durch den natürlichen Prozess der

Verdunstung. Verdunstung heißt, dass ein Teil des Wassers vom flüssigen in den gasförmigen

Zustand wechselt. Die Verdunstung benötigt Wärmeenergie, die aus dem Wasser entnommen

wird. Durch den Entzug wird dieses Wasser abgekühlt. In einem Kühlturm verdunstet also ein

Teil des Wassers und wird zu reinem Wasserdampf, der mit der Luft in die Atmosphäre

hinausgetragen wird.

Da das Wasser im Kreislauf durch die Verdunstung immer weniger werden würde, muss

natürlich Wasser hinzugeführt werden. Dieses zugeführte Wasser wird als Speise- oder

Zusatzwasser bezeichnet.

Arten und Funktionsweise

Es gibt viele Arten und Unterarten von Kühltürmen, mit denen wir Sie jedoch nicht weiter

verwirren möchten. Ganz grob lassen sich sehr große Naturzugkühltürme (häufig bei

Kraftwerken zu finden), kleinere Nasskühltürme (sehr häufig in der Industrie zu finden), Trocken-

und Hybridkühltürme unterscheiden. Wir werden hier näher auf die offenen (halboffenen)

Nasskühltürme, die häufig zur Kühlung in der Industrie eingesetzt werden, eingehen.

Schema Naturzugkühlturm Naturzugkühltürme eines Kraftwerkes

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Verdunstungskühlanlage („Kühlturm“) in der Industrie

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Anbei eine Grafik einer Verdunstungskühlanlage in der Ausführung als Zellenkühler:

Bildquelle: Wikipedia

A Kühlturmgehäuse

B Lufteingänge (hier dringt die Umgebungsluft ein)

C Saugender Ventilator (zieht die Luft an, oben tritt dann der Wasserdampf aus)

D Sprühdüsen (hiermit wird das warme Wasser verrieselt, damit es besser verdunstet)

E Rieselkörper (zur optimalen Wasserverteilung)

F Kühlturmbecken (hier sammelt sich das abgekühlte Wasser, dass nicht verdunstet ist

und wird wieder dem Kühlkreislauf zugeführt)

Wärmeabgabe (Abkühlung) des Kühlwassers im Kühlturm:

• Das zu kühlende Kühlwasser wird am Eintritt Kühlwasser (grüne Rohre im Bild)) in den

Kühlturm geführt

• Über ein internes Wasserverteilsystem wird das Kühlwasser gleichmäßig und

flächendeckend im oberen Bereich des kühltechnischen Teils versprüht (Sprühdüsen

bzw. Rieselkörper)

• Es tropft anschließend in das Kühlturmbecken. Die entgegen strömende Luft (vom

saugenden Ventilator angezogen) nimmt vom warmen Kühlwasser Wärme auf. Der

Luftstrom erwärmt sich dadurch leicht

• Zeitgleich verdunstet auch ein Teil des versprühten Wassers und entzieht dadurch dem

verbleibenden Kühlwasser Verdunstungswärme

• Beide Effekte zusammen ergeben die gewünschte Abkühlung des Kühlwassers

• Durch die zusätzliche Verdunstungskühlung können Kühltürme Kühlwassertemperaturen

liefern, die unter der Umgebungstemperatur liegen.

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Verdunstung, Eindickung und Absalzung

Im Kühlturm verdunstet ein Teil des Wassers, durch das sich der hauptsächliche Kühleffekt

ergibt. Deshalb muss logischerweise zwangsläufig Zusatzwasser „nachgefüllt“ werden, damit

die Wassermenge im Kühlkreislauf stabil bleibt.

Eindickung

Leider verdunstet jedoch nur das reine, salzfreie Wasser. Dies ist nicht zu beeinflussen, da es ein

physikalisches Gesetz ist. Die Natur kann man hier leider nicht überlisten. Dies führt in der Folge

natürlich dazu, dass das restliche Wasser im Kühlturmbecken und im Kühlkreislauf immer mehr

„eindickt“. Es wird konzentrierter, da die Salzkonzentration immer mehr steigt. Das „gute“

Wasser verlässt durch die Verdunstung den Kreislauf und dadurch entsteht immer mehr

„schlechtes“ Wasser, da die Menge an (teilweise schädlichen) Inhaltsstoffen gleichbleibt, sich

aber auf immer weniger Wasser konzentriert.

Unter der Eindickung versteht man das Verhältnis aus der Salzkonzentration des Kühlkreislaufes

zu der des Zusatzwassers.

Für Personen mit Grundwissen anbei noch ein paar Formeln.

Für die Eindickung gelten somit:

Eindickungszahl =

Oder vielleicht etwas vereinfacht auf den Parameter Chlorid bezogen:

Eindickungszahl =

Statt der Salz- oder Chloridkonzentration kann prinzipiell auch jede andere Substanz, die im

Zusatzwasser und unverändert auch im Kreislaufwasser vorliegt, zur Bestimmung der

Eindickung herangezogen werden. In der Praxis sehr häufig wird die elektrische Leitfähigkeit

genutzt. Sie hat den Vorteil, dass sie, z. B. über ein Leitfähigkeitsmessgerät sehr einfach

gemessen werden kann.

Eindickungszahl =

Da die Eindickung zentrale Bedeutung im Kühlturmbetrieb hat, nochmals ein paar

(wiederholende) Sätze hierzu. Der Grund für viele Probleme (Korrosion, Kalk, Biofilme etc.) liegt

darin, dass durch den Kühlturm laufend eine Eindickung erfolgt, d.h. dass das

Kühlkreislaufwasser laufend konzentrierter wird. Im Kühlturm verdunstet nur das reine Wasser,

während die im Wasser gelösten Salze im Kreislauf zurückbleiben und der Salzgehalt somit

zunimmt. Ohne Eingriff wird daher nach einer bestimmten Betriebszeit eine Salzmenge

entstehen, die nach Erreichen der Löslichkeitsgrenze zur Bildung von Ablagerungen führt.

mg/l Salzgehalt des Kreislaufwassers

mg/l Salzgehalt des Zusatzwassers

mg/l Chlorid im Kreislaufwasser

mg/l Chlorid im Zusatzwasser

μS/cm Leitfähigkeit des Kreislaufwassers

μS/cm Leitfähigkeit des Zusatzwassers

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Beträgt die ursprüngliche Härte z. B. 10 °dH und der Chloridgehalt 200 mg/l und besteht eine

Eindickung von 3, so beträgt die Härte 30 °dH und der Chloridgehalt 600 mg/l.

Weiter bilden derartig salzangereicherte Wässer ideale Nährböden für Algen und Bakterien,

wobei besonders die üblichen Temperaturen von ca. 25 bis 35 °C ein biologisches Wachstum

fördern.

Zusätzlich werden über den Kühlturm laufend Keime aus der Luft eingeschleppt. Weiter

kommt es über den Kühlturm oft zur Eintragung von Insekten, Schmutzteilchen, Sand usw..

Derartige Verunreinigungen werden allerdings häufig auch aus dem Zusatzwasser (besonders

wenn Brunnenwasser bzw. Flusswasser verwendet wird) eingeschleppt. Eine besondere

Korrosionsgefahr ist in einem Kühlkreislauf einerseits durch die erhöhte Salzkonzentration

gegeben, andererseits auch durch die Sauerstoffsättigung des Kühlwassers, die durch den

Kühlturmbetrieb bedingt ist (ständiger Luftkontakt).

Höhere Eindickung bedeutet einen geringeren Wasserverbrauch (siehe auch Tabelle unter

Punkt „Eindickung und Wasserverbrauch“), bringt aber wie beschrieben ggf. gewichtige

Probleme mit sich. Die maximal mögliche bzw. sinnvolle Eindickung ergibt sich aus der

Beschaffenheit des Zusatzwassers und den Systemeigenschaften, insbesondere den

verbauten Materialien. Aus all diesen Gründen ist die Eindickung des Kreislaufwassers nur bis zu

einem gewissen Grad tolerierbar. Um daher zu verhindern, dass die Eindickung im Kühlkreislauf

eine gewisse Grenze überschreitet muss laufend ein Teil des Kreislaufwassers verworfen

werden (Absalzung) und neues Zusatzwasser zugeführt werden.

Absalzung

Unter Absalzung versteht man das verwerfen von Teilen des eingedickten Wassers. Dieses

Wasser muss mit neuem, weniger eingedickten Wasser ersetzt werden. Damit sinkt in der

Summe der Salzgehalt des Umlaufwassers und damit z. B. auch die Korrosionsneigung oder

Tendenz zu Ablagerungen. Ein Teil des sehr „schlechten“ Wasser wird entsorgt und „besseres“

Wasser in den Kreislauf hinzugeführt. Aus diesem Grund ist die Wasserqualität in der Summe

angestiegen.

Die Absalzung wird meist sinnvollerweise automatisiert über eine Absalzanlage geregelt. Diese

steuert sowohl die Absalzung („Ablassen“ von eingedicktem Wasser) und das Nachspeisen

von Frischwasser voll automatisiert. Als Regelgröße wird meist die Leitfähigkeit genutzt, die

durch die Absalzanlage automatisch in einem sinnvollen Bereich gehalten wird. Soll die

Leitfähigkeit im Kreislauf z. B. auf 1.200 µS/cm begrenzt werden, kümmert sich die

leitfähigkeitsgesteuerte Absalzungseinheit um die Messung der Leitfähigkeit und um das bei

Überschreiten erforderliche absalzen und zuspeisen.

Eine manuelle Absalzung oder zeitgesteuerte Absalzung finden immer weniger Anwendung.

Genauigkeit, Personalkosten, Zuverlässigkeit und schlussendlich ein reibungsloser Betrieb sind

Argumente für eine automatisierte Absalzung.

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Richtwerte Wasserqualität

Je nach spezifischen Gegebenheiten, z. B. der Produktionsanforderungen oder den

verbauten Werkstoffen, ergeben sich sehr unterschiedliche optimale Wasserparameter für

Rückkühlanlagen bzw. Kühltürme. Wohlwissend das es sinnvoll ist, diese jeweils

anlagenspezifisch zu erheben, möchten wir Ihnen Richtwerte nennen. Es handelt sich meist um

Werte, die keinesfalls überschritten werden sollten. Für einen optimalen Betrieb sind häufig

deutlich geringere Werte sinnvoll.

Tabelle Richtwerte Wasserqualität, teilweise angelehnt an Empfehlungen des VDI:

Parameter: Einheit: Richtwerte VDI:

Aussehen: farblos, klar

pH-Wert: 7 bis 8,5

(wenn keine Aluminiumbauteile mit Wasser in

Berührung kommen bis 9,0)

Leitfähigkeit: µS/cm < 3000 (je nach Werkstoffen teilweise geringer)

Gesamthärte: ° dH < 60

nach Enthärtung: < 20

Karbonathärte: ° dH < 4

nach Härtestabilisierung: < 20

Gesamtsalzgehalt: mg/l < 1800

aggressive Kohlensäure: mg/l 0

Calcium: mg/l > 20

Eisen: mg/l < 0,1

Chlorid: mg/l < 250

Sulfat: mg/l < 600

Gesamtkeimzahl: KBE/ml <10.000

Legionellen: KBE/ml <100

KS 4,3 < 1,4

nach Härtestabilisierung: < 7

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Wichtige Wasserparameter

Wasseranalysen sind für Sie maximal unverständlich? Wir versuchen, so gut es möglich ist, dass

wirklich nur Allerwichtigste in einfachen Worten zu erklären. Natürlich führt dies dazu, dass aus

chemischer Sicht nicht alles vollständig Korrekt erläutert werden kann.

Kalk-Kohlensäure-Gleichgewicht

Das chemische Gleichgewicht zwischen den Ionen der Kohlensäure, dem Kohlendioxid und

Calciumcarbonat wird als Kalk-Kohlensäure-Gleichgewicht bezeichnet. Bei Änderung des

Kalk-Kohlensäure-Gleichgewichts (z. B. pH-Wert-Erhöhung, Erwärmung mit der Folge erhöhten

CO2-Austrages) können sich Karbonate bilden (=> ggf. mehr Kalk/Kesselstein).

Ca-Härte

Einheit: °dH oder mmol/l

Menge an Calcium im Wasser. Viel Calcium kann zu Verkalkung führen (Calciumcarbonat).

Da die Härte aus Calcium und Magnesium besteht, ist die Calciumhärte geringer als die

Wasserhärte.

Gesamthärte (Wasserhärte)

Einheit: °dH oder mmol/l

Die Härte des Wassers ist die Summe von Calcium- und Magnesiumionen. Die Härte hängt

stark vom Untergrund ab, aus dem das Wasser gefördert wurde und ist von Region zu Region

unterschiedlich. Zu viel Härte ist meist negativ, da sie Ablagerungen bzw. Verkalkungen

(Calciumcarbonat/Magnesiumcarbonat) fördert.

pH-Wert

Ein Wert für die Menge an Säuren bzw. Basen im Wasser. Er ist wichtig für die Korrosion. Die

Skala reicht von 0-14. Wasser mit pH-Wert um 7 ist neutral. Umso niedriger der pH-Wert umso

„saurer“ ist das Wasser, um so höher der pH-Wert, umso alkalischer (Lauge) ist das Wasser.

Kühlwasser sollte, je nach verbauten Werkstoffen, meist grob im Bereich von 7,5-9,0 liegen.

Elektrische Leitfähigkeit

Einheit: µs/cm

Wichtige Kenngröße, da sie ein Maß ist für die Menge an gelösten Salzen und somit

Rückschlüsse auf die Wasserbeschaffenheit ermöglicht. Zuviel Leitfähigkeit fördert u. a.

Korrosion. Faustregel: Viel Salz => hohe Leitfähigkeit => höhere Korrosion.

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Chloride

Einheit: mg/l

Einen wesentlichen Einfluss auf das Korrosionsverhalten eines Wassers üben die Chloride aus.

Sie wirken bei vielen Metallen, einschließlich Edelstahl, stark korrosiv und erzeugen Lochfraß. Je

höher die Temperatur, desto stärker ist die korrosive Wirkung.

Sulfate

Einheit: mg/l

Sie führen ebenfalls, wie die Chloride, zu Korrosion auf metallischen Werkstoffen, wenn auch

nicht ganz so stark.

Optimale Betriebsbedingungen für Kühltürme

Die Beschaffenheit sowie die chemischen, mineralischen und mikrobiologischen Bestandteile

des Kühlwassers haben erheblichen Einfluss auf folgende Eigenschaften des Kühlturms:

• Effizienz

• Leistung (Wärmeübertragung)

• Frostschutz

• Korrosionsschutz

• Lebensdauer

• Sicherheit

• Gesundheitsschutz

• Umweltschutz.

Um optimale Betriebsbedingungen zu erreichen und die zuvor genannten Eigenschaften auf

hohem Niveau zu halten sind technische und organisatorische Maßnahmen festzulegen.

Folgende Maßnahmen entsprechen dem allgemeinen Stand der Technik und sollten als

Mindeststandard durchgeführt werden:

• Regelmäßige Wasseranalysen durchführen und bewerten

• Regelmäßige Kontrolle und Bewertung des Kühlwassers bezüglich mikrobiologischem

Zustand und Keimwachstum

• Planung und Installation bzw. Durchführung einer für das örtliche System geeigneten

Wasserbehandlung,

• Regelmäßige Beimischung von Zusatzwasser,

• Regelmäßige Absalzung

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Eindickung und Wasserverbrauch

Bei nicht wenigen Unternehmen, bevorzugt wenn Stadtwasser genutzt wird, wird versucht

durch eine höhere Eindickung die Wasserkosten zu senken. Die vielerorts vorliegende

Vermutung, dass durch Verdoppelung der Eindickungszahl die Wasserkosten um die Hälfte

reduziert werden, ist schlichtweg falsch.

Um einem Kühlkreislauf beispielhaft die Wärmemenge von 650 kWH zu entziehen, wird 1 m³

Wasser verdunstet.

Sehen wir uns dazu folgende Tabelle an:

Eindickungszahl

1,1 1,5 2,0 4,0 10,0 20,0

Verdunstungsmenge 1 m³ 1 m³ 1 m³ 1 m³ 1 m³ 1 m³

Absalzmenge 10,0 m³ 2,0 m³ 1,0 m³ 0,33 m³ 0,11 m³ 0,05 m³

Gesamtverbrauch 11,0 m³ 3,0 m³ 2,0 m³ 1,33 m³ 1,11 m³ 1,05 m³

Wasserkosten je m³ 3 € 3 € 3 € 3 € 3 € 3 €

Wasserkosten für 650 kWh 33 € 9 € 6 € 3,99 € 3,33 € 3,15 €

Was erkennen wir:

• Zwischen einer Eindickung von 1,1 zu 1,5 sind die Ersparnisse gewaltig!

• Auch bis zu einer Eindickung von 4 sind die Ersparnisse signifikant!

• Ab einer Eindickung von 4 sind die Ersparnisse jedoch sehr gering!

• Zwischen einer Eindickung von 10 und 20 besteht kaum ein Unterschied!

Fazit: Ein Kühlkreislauf sollte auf keinen Fall mit einer Eindickung von 10 oder 20 gefahren

werden. Die Ersparnisse stehen in keinem Verhältnis zu den negativen Auswirkungen

hinsichtlich Korrosion, Ablagerungen und Biologie.

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Die aqua-Technik Beratungs GmbH

Über uns

Seit rund 50 Jahren sind wir, die aqua-Technik Beratungs GmbH, auf die Optimierung von Kühl-

und Kesselwasser sowie Legionellenprävention für Industrie- und Gewerbekunden spezialisiert.

Kleinere Unternehmen bis hin zu Weltkonzernen vertrauen, aufgrund unserer Expertise rund um

Wasser im Kühl- und Produktionsprozess, auf unser Unternehmen mit Sitz in Schwabach.

Leistungsportfolio

Wasserbehandlung Anlagentechnik Dienstleistungen

- Korrosionsschutz - Filtertechnik - Laboranalysen

- Härtestabilisatoren - Dosierstationen - Legionellenbeprobungen

- pH-Stabilisatoren - Enthärtungsanlagen - Desinfektion/Anlagenreinigung

- Desinfektionsprodukte - Umkehrosmoseanlagen - Betreuung/Wartung Anlagen

- Biozide - Vollentsalzungsanlagen - Beratung, Planung, Anlagenbau

- und vieles mehr - und vieles mehr - und vieles mehr

Das aqua-Tec-Verfahren

Unser ganzheitliches Vorgehen zur Erreichung bestimmter Qualitätsziele (aqua-Tec-Verfahren):

• Aufnahme und Analyse des Ist-Zustandes (inkl. Laboranalysen des Wassers)

• Konzepterarbeitung

• Kosten - Nutzen – Analyse

• Maßnahmenumsetzung

• Inbetriebnahme und Betreuung

gibt unseren Kunden Sicherheit und unterstützt sie in den notwendigen Entscheidungs-

Prozessen.

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Ihr Nutzen

Als Nutzen unserer Zusammenarbeit nennen unsere Kunden häufig folgende Punkte:

• Weniger Herausforderungen bzgl. Korrosion, Ablagerungen und Biologie

• Geringere von Energiekosten

• Reduzierter Wasserverbrauch

• Höhere Anlagenleistung

• Weniger Reparatur-/Wartungskosten

• Vermiedene Maschinen-/Produktionsausfälle

• Gesetzliche Pflichten nach § 42. BImSchV sind erfüllt

• Haftungsrisiken Geschäftsführung vermieden

• Gesundheit von Menschen/Mitarbeitern wurde bewahrt

Der markanteste Punkt, den uns Kunden immer wieder nennen, ist sinngemäß folgender:

„Wir wissen, wir können uns auf Sie verlassen und Sie sind da, wenn es brennt.“

Solche Aussagen machen uns stolz.

Referenzen

Unsere Kunden sind Klein- und mittelständische Betriebe, Großunternehmen sowie

internationale Konzerne. Hier finden Sie eine kleine Auswahl an Kunden, die seit Jahrzehnten

auf uns vertrauen: