Reagiert die Menschliche haut auf Abkühlung Oder Erwärmung wie ein Lebloser Gegenstand?

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  • 31. MAI x93o KL IN ISCHE WOCHENSCHRIFT . 9. JAHRGANG. Nr . 22 lO l 9

    bezogen auf den Ausgangswert, erkennen lieBe, ist auch unter den hier eingehaltenen Versuchsbedingungen nicht vorhanden.

    In Tabelle 4 sind einige Daten des unter den gleichen Versuchsbedingungen ermit te l ten Blutdrucks, Pulsdrucks, Minutenvolumens (Stromuhr) und A.Fr .Pr . an einer anderen, 35oo Gramm schweren Katze verzeichnet.

    des A.Fr .Pr . bei verschiedenen Indiv iduen an sich keinen Anha l tspunkt ffir die Beurtei lung des bestehenden Minutenvolumwertes bietet.

    L i te ra tur : U.v . EULER U. G. LILJESTRAND, Skand. Arch. Physiol. (Berl. u. Lpz.) 55, I (I929). -- F. FORsT u. F. SOETBEER, Dtsch. Arch. klin. Med. 90, I9o (19o7). -- G. LILJESTRAN~) U.

    Tabelle 3.

    9 ~' * .~ ~ ~ Ande- . . . . g

    Ausgangswert 5 I Nach Adrena- 84 lin

    Nach Ab- 32 klemmung 3I d. Carot. d. mid d. Aa. subclaviae

    Nach Adrena- 4 ~ lin :o2

    Ausgangswert 43 Nach Adrena- 4 ~ lin 8I

    :O2

    Nach Ca-Inj. 38 43

    62

    7I

    29 28

    43 58

    37 32 50 57

    36 52

    12I, 7 184,5

    ! 90,6 , 9o,3

    !

    lO7,5

    ~ rung o~ m~ N~ %

    189 78 -- 18o 56 --28,2

    174 74 -- I74 72 -- 2,7

    174 IOO +35,I

    2300 1521

    1576 157I

    ~87 o t 56,8 I74

    86,0 17o 8o,o 17o

    I 61,7 162 55,9 166

    94,7 189 12o,9 I89

    73- 1,4 988

    58 -- 1462 56 -- 3,4 136o 35 --39,7 999 41 --29,3 928

    46 -- 179o 66 +43,5 2290

    --33,9

    -- 0,6

    +18,4 --37,3

    -- 6,8 --31,5 -- 36,3

    +28,0

    Tabelle d.

    "~ m " rung

    < %

    I. Ausgangs- weft

    Nach Adrena- lin

    II. Ausgangs- wert

    Nach Adrena- lin

    Nach Ab- klemmung d, Carot. d. und d. An. subclaviae

    Nach Adrena- lin

    I io5,55

    1561 26

    89 63

    16o 26

    lO9 52

    157 24 116 23 lO5 49

    :2 ::i

    47,7 I92

    I i 15,31 I92 I

    ,2 20,0 2o4i 46,6 196!

    ~ i 2~nde- rung

    218 --

    I6o --26,6

    225 (+3,2)

    i6o ~ 9

    156

    94,5 --39,4 118 --24, 3 148 -- 0,5

    io22

    324

    1402

    326

    916

    293,~ 408 913,2

    - -68,2

    (+ 37,2)

    -- 76,8

    --78,8 --55,4 -- 0,3

    Abb. 2. Tell einer Kurve von arteriellem Blutdruck (D.), Amplitude (A.) und mittels der Hi~rthlesehen 8tromuhr registriertem Minutenvolumen (M.) bei Adrenalinwirkung.

    Zusammen]assung: Das , ,Ampl i tudenfrequenzprodukt" (Produkt der auf den Mitteldruck ,,reduzierten" Ampl i tude mit der Minutenfrequenz des Herzens) gibt bel einem und demselbenjIndividuum bei Ver~nderungen des Herzminuten- volumens dutch die wechselnde Gr6Be seiner Zahl einen brauchbaren Indicator da]i2r ab, ob ]eweils eine Zu- oder Ab- nahme der Blutstr6mungsgeschwindigkeit erfolgt, da das A.Fr .Pr . bei einer Vergr6Berung des Minutenvolumens ansteigt, bei einer Verr ingerung des Minutenvolumens absinkt. Aus der Gr6fle der Zu- bzw. Abnahme des A.Fr.Pr. lieB sich in unseren Versuchen jedoch kein Sehlufl darau] ziehen, in welchem Aus- marl einzel]aUs eine Zu- bzw. A bnahme des Minutenvolumens er]olgt, sondern bloB ira allgemeinen schlieBen, dab das Minu- tenvolumen sich vergr6flert bzw. verkleinert, ohne aber einen Einbl ick in die zahlenm~Bige Anderung gewinnen zu k6nnen. Nut im Fall derart iger ~xnderungen der Herzfunkt ion, durch welche d ie , ,Austre ibungszei t" einseitig bei sonst unver/~nderten Verh/~ltnissen beinfluBt wird, gelten die Zander-L i l jestrand- schen Berechnungen nicht. In Ubere inst immung mit G. LILJE- STRAND und E. ZAND~R ~anden auch wir, dab die Zahlengr6Be

    * In Teilstrichen des eur Ausmessung verwendeten Mikrometerokulars angegeben.

    E. ZANDIgR, Z. exper. Med. 59, lO5 (1928). -- C. J. ROTHBERGlgR, Pfliigers Arch. xx8, 353 (I9O7). -- E. ZANDER, Det arteriella blod- trycket. Stockholm 1921.

    REAGIERT D IE MENSCHL ICHE HAUT AUF

    ABK( J 'HLUNG ODER ERWARMUNG WIE

    E IN LEBLOSER GEGENSTANDP

    I. Mittei lung:

    UNTERSUCHUNG AN GESUNDEN MENSCHEN.

    Von

    Dr. W. ]3ORCHARDT. Aus dem Institut flit Schiffs- und Tropenkranldaeiten, Hamburg

    (Direktor: 0bermedizinalrat Prof. Dr. NOCHT).

    Seit langer Zeit 1 bemiihen sich die Meteorologen, einen zahlenmfil3igen Ausdruck ffir die thermische Kl imaeinwirkung auf den Menschen zu l inden. Da die W~rmefaktoren (RUB- NER), wie AuBentemperas Luftfeuchfigkeit , Strahlung und Windverh/i l tnisse, dieW~trmeregulation beeinflussen, so glaubte

  • I020 KL IN ISCHE WOCHENSCHRIFT . 9. JAHRGANG. Nr. 22 31. MAI I93o

    man dutch Aufstel lung einer calorimetrisch oder thermo- metr isch gemessenen Abkfihlungsgr6Be Werte zu finden, die fiir die medizinische I~limatologie yon grundlegender ]3e- deutung sein k6nnten. Die Konstrukt ion yon I{atathermo- meternZ, Fr igor imetern und Fr igorographen B berticksichtigt hingegen zu wenig die physiologischen Reakt ionen des Organis- mus, der durch Wgrmebi ldung bzw. Wgrmeabgabe seine K6rper temperatur sehr zgh zu erhalten sucht 1. KESTNER 4 wies neuerdings wieder darauf bin, dab es Ifir den Menschen viel wichtiger sei, die physiologische Reakt ion des Organis- mus auf verschiedene kl imatische Temperaturreize zu studie- ren. KESTNER und BORCHARDT5 konnten auf ihrer Kamerun- reise 1929 feststellen, dab das Temperaturempf inden je nactl der herrschenden AuBentemperatur sich ~hnlich, wie die Haut temperatur selbst, verschiebt. Diese Gesichtspunkte sind bei den katathermometr ischen Messungen yon HII-L ~ oder den fr igorometrischen yon DORNO 8 nicht berficksichtigt und k6nnen auch nicht beri icksichtigt werden. Die physio- logischen Reakt ionen der Menschen und Tiere sind feiner als sie ein noch so komplizierter, physikal ischer Apparat zu leisten imstande ist. Der Organismus reagiert auf K~ltereize dutch Erh6hung der Verbrennungen und durch Contract ion der I-Iautcapillaren. Beim Menschen ist die physikal ische W~rmeregulat ion stgrker ausgeprAgt als bei den Tieren; erst bei ganz starken Reizen t f i t t auch die chemische Regu- lat ion (W~rlnebildung) bei ihm in Kraft . Auf W~rme reagieren viele Tiere durch Herabsetzung der chemischen Stoffwechsel- prozesse (II. chemische W~rmeregulat ion) und durch ver- mehrte Wgrmeabgabe yon den Lnngen (Hacheln der Hunde nsw.). Der Mensch besitzt auch eine II . chemische W~rme- regulation wie die Tiere% besonders aber eine sehr gute physikal ische Regulat ion auf W~rmereize. Von den er- weiterten Hautcapi l laren kann vermehrt W~rme abstr6men, ebenso dutch gesteigerte SchweiBbildung und Perspirat io in- sensibilis yon Haut und Lunge. Auf alle Temperaturreize arbeitet die zentral wie per ipher gesteigerte Regulat ion so rein, dab die K6rper temperatur auf fast gleicher H6he er- halten wird. AuBerdem versuchs der Mensch dutch An- legung zweckm~Biger I~leidung sich dem jeweiligen AuBen- kl ima anzupassen. Sehon die Bekleidung des Menschen l~13t alle physikal isch an toten Gegenst~nden gemessenen Abkfihlungsgr613en ffir die medizinische Kl imatologie relat iv unwesentl ich erscheinen.

    Wenn t rotzdem in den folgenden Versuchen eine lokale Abkf ihlung oder Erw~rmung des Armes kurz nach der Ein- wirkung yon versehieden temper ier tem Wasser zu kon- stat ieren war, so ist dies ein Zeichen, dab der Organismu~ au~3er der al lgemeinen aueh fiber eine lokale W~rmeregelung verffigt. Diese ist beim Menschen sehr viel besser entwickelt als bei den Laborator iumst ieren, bei denen die W~Lrme- regulation yon der Temperatur des durch das Gehirn str6men- den Blutes abhangig istL Diese lokale WArmeregelung be- wirkt jedoch, dab der K6rper sich anders als eine tote I~ugel verh~lt, indem er einzelne Hautpar t ien durch Gef~il3kontrak- t ion direkt von dem fibrigen K6rper abschliegt. Ffir die medizinische Kl imatologie sind also thermometr ische und calorimetrische Messungen an toten Gegenst~inden wenig brauchbar, da diesen die Reflexe und Reakt ionen der lebenden Haut fehlen. Sagen denn die Best immungen der Abkfihlungs- gr6Be ffir die medizinische Kl imatologie soviel mehr als die einfachen Lu i t temperaturbest immungen? Nur scheinbar, da Zahlenwerte sichere Kenntnisse vortguschen k6nnen. -- Hin- gegen kSnnen thermometr ische Best immungen an der Haut des Menschen bedeutungsvol l ffir Kl imaphysiologie und -therapie werden. -- Auf t(~iltereize (in diesen Versuchen Wasser yon geringer Temperatur) kontrahieren-sich die Haut - capil laren, die Haut temperatur sinkt, und der K6rper spart auf dem Wege dieser physikal ischen Regulat ion Wgrme ein. Bei hohen Temperaturen erweitern sich die Hautcapi l laren, die Haut temperatur steigt, und der K6rper versucht durch SchweiBsekretion und Perspirat io insensibil is dieser Erwgr- mung entgegenzuwirken. Bei mitt leren Wassertemperaturen ist die Reakt ion der Hautcapi l laren nur gering, die Haut tempe- ratur bleibt auf gleicher H6he und n/ihert sich dadurch dem

    Verhalten der Kugel. (Vgl. Tabelle Iund 2 und Kurve 1 und 2*.)

    Tabelle I (vgl. I(urve I). Abki ih lungs-und Erwarmungagr6fle** einer Metallkugel yon 160 cem Inhalt und 31 ~ C und der Unterarmhaut

    (10 era unterhalb der Ellenbeuge).

    Zeit Min. Einwirkung

    Expositions- dauer /din.

    Kugel- tempera- tur***

    ltauttemperatur zu Anlang

    Haut- bei 15--20 ~ und temperatur 5o--68% rela-

    tiver F.

    8 8 8 8

    t 8 8 8 8 8

    Eis Wasser 6 ~

    IO ~

    I4 ~ 20 ~ 25 ~ 31~ 42 o 47 ~

    1 Minute Einwirkung.

    I 19 ~ I 23,5 o I 24 ~ I 25,25 o

    I 27 ~ I 28,25 ~ I 3o,1 o I 32,5 ~ z 33,25 ~

    3 I~ 28,5 ~ 28,I ~ 29, I o 29,8 ~ 29,9 ~ 3 o, 8 o 33,5 ~ 32,5 o

    3 I~

    31,5 ~ 29,8 ~ 30,2 o 29,7 ~ 29,8 ~ 29,8 ~ 31,75 o 30,5 ~

    8 8 8 8 8 8 8

    Tabelle 2 (vgl. Kurve 2).

    10 Minuten Einwirkung.

    Wasser I o o ,, 14 ~ ), 20 ~

    ,, 25 ~ ,, 31 ~ ,, 42o ,, 47 ~

    IO

    I0

    IO

    IO

    IO

    IO

    IO

    I 9 ~

    20 ~

    24 ~

    25 ~ 29,5 o 34,5 ~ 380

    26,1 o 27,5 ~ 27,6 ~ 28,75 o 32,4 ~ 35,5 ~ 35,5 ~

    27,5 ~ 3 I~ 29,75 ~ 29,5 o 32,25 ~ 33,5 ~ 32o

    5o/W//z Z zt 6 8 O 2 q 6 8 O 2 zt 6 8

    ~0

    20- - ~-

    7O

    5gAVin. s ~ 6 8 ~ )1' r

    ,~'/',~. 2 f G 8 60 oc ' / ~3r

    4zo

    - - -

    0 2 ~ 8 8 0 2 9 8 8 , , / eoc,

    0 Z ~ 6 8 0 2 q 6 8 1~ I o I 1' ~ o~

    20

    10

    Kurve i. Abkfihlungs- und Erwarmungsgr6Be einer Metallkugel voa x6o ccm Inhalt und 3 I~ C - und der Unterarmhaut t . bei Einwirkung yon Wasser

    bestimmter Temperatur.

    Die Kurven und Tabellen zeigen besonders auff~llig die Diskrepanz des Verhaltens der Haut und der leblosen Kugel. Die Hautcapi l laren erreichen nach Abkl ingen des Reizes schon in kurzer Zeit die ursprfingliche, normaleWeite, die Haut - temperatur steigt sehr schnell, wghrend die Kugel weiterhin die herabgesetzte Temperatur beibeh~lt. Die Wgrmeabgabe

    * Die Hauttemperaturcn wurden mit dem Thermoelement mit Pr/izisionsinstrumen t von der Finna Siernens-Reiniger-Veifa Hamburg m6glichst io cm unterhalb der Ellen- beuge an Stellen bestimmt, in deren N~he keine grSgeren Artefien verlaufen. Die Unter- suchung wird durch Eintauchen des ganzen Unterarras in das entsprechend temperierte Wasser ausgefithrt. ** Temperaturwerte mitdemThermodement yon Siemens-Reiniger-Veifa bdZimmer-

    temperatur yon ~o ~ C und ca. 5o--68% reIativer F. *** Kugelwassertemperatur anfangs 3z~

    t Messungen io cm unterhalb der Ellenbeuge.

  • 31. MAI 193o KL IN ISCHE WOCHENSCHRIFT . 9. JAHRGANG. Nr . 22 1021

    t,,h'n, 2 ~ 6 8 50

    30

    o 2 q 6 8 o ~ 9 6 8

    1o

    50Min. 2 9 8 8 0 2 9 8 8

    goJO ~'-" "-"-" t " /0

    D 2 ~ 6 8

    ~ 7 ~ ;~9 '

    Kurve 2. Erkl~rung wie bei Kurve I.

    yon der Haut ist also im Stadium der Capi l larkontrakfion sehr viel geringer als bei der Kugel. -- Diese Untersuchul lgen sollen gleiehzeitig den Weg zeigen, wie derartige Messungell der Medizill yon Nutzen sein k6nnen. Die physikalische W~rmeregulat ion der einzelnell Mensehei1 ist unterschiedlich 8. Besonders schw~chliche ulld gewisse tuberkul6se Mellschen scheinen eine mallgelllde Hautdurchb lutung und -temperatur zu besitzen. Die oben angegebellell Werte der Haut temperatur k6nnen Ms normale Standardzahlen gelten. Verhi~lt sich ein schw~chlieher K6rper oder ein soleher mit mangelnder physikalischer WArmeregulation auf Temperaturreize allders, so dfirfte dies ein wichtiges Kr i ter ium ifir eille mangelnde Allpassungsf~higkeit oder eine schlechte Kl imavertr~gl ichkeit sein. Besonders wertvol l k6nnten Paral lelul ltersuchullgen bei den Kl imakuren all der See oder im Hochgebirge werden. Ffir diese ist es nicht notwendig, daB man Ullter dell jeweilig schwankellden kl imatischell Aul3enbedingungen ulltersueht, sondern hier gellfigen die allgegebellell Wasserversuche, da sie am einfachsten auszufiihren sind. Man best immt also die thermische IZeaktion der Haut auf konstante Reize. Die fol- genden Mitteilungei1 werden die Riehtigkeit der vorgebrachten Vermutungel l zu erweisen haben.

    Zusammen]asau~g: Alle thermometrischel l und calori- metrischen Messungen fiber die Abkfihlullgsgr6Be lebloser Gegenst~nde haben nut geringe Bedeutung ffir die medizi- nische Klimatologie, da sie die Reaktiol len der Haut und ihrer Capillarell l l icht berficksichtigen k611nen. Die Haut verh~lt sich auf konstante, thermische Reize gallz allders als eine Messingkugel z. B. Die Best immung der Haut temperatur auf kollstallte Temperaturreize (Wasser yon best immter Temperatur bei eiller vorgeschriebenen Zeit) dfirfte ffir die medizinische Kl imatologie ulld Kl imatherapie sehr viel wichtiger sein.

    L i te ra tur : 1 LoEwY, Handbuch der medizinischen Klimatol. yon DIETRICH U. KAMINER 3, 88 (1924) -- LOEWY, Z. physik. Ther. 35, H. I, S. I (I928). -- 2 L. HILL, The science of ventila- tion and open air treatment z. London 1919 -- The Kata-Thermo- meter in studies of body heat and efficiency. London 1923. -- 3 R. THILENIUS U. C. DORNO, lVieteorol. Z. I925, H. 2 -- C. DORNO u. Lo~wY, Strahlenther. 2o (1925). -- 4 KESTNER, Z. B~derkde x929, H. 2. -- 5 KESTNER U. BORCHARDT, Klin. Wschr. 8, Nr 39, I796 (1929) . _ s KES$NER u. I~LAUT, Handbuch der vergleichenden Physiologie (WINTERSTEIN) 2 II. Jena. - 7 Vgl. LODI~E u. SCHLA- YER, Lehrbuch der pathol. Physiologie I922, 229. -- 8 BORCHARDT, Pflfigers Arch. 214, I69 (1926).

    OBER INAKTIVIERUNG DES INSULINS. Von

    Dr. A. A. SCHmDT. Aus dem Physiologisch-chemischen Institut der Milit~r-Medizinischen Akademie

    in Leningrad (Direktor: Prof. M. J . GALVJALO).

    Das Insulin, dem Organismus parenteral eingeffihrt, be- f6rdert best immte VerAnderungen des Kohlehydratstoff -

    0 2 9 6 a wechsels, welche sich hauptsAchlich in 25 o~ 10' scharfer Vermil lderung des Zuckergehaltes

    im Blute und ill dell Gewebell ausdrficken. Je l lach der Gr61~e der Insulindosis geht

    X~_.-~- ~- - - - das Tier zugrunde oder es f iberlebt die St6rung. Kleil lere Mengen Insulins wer- den yore Tierorganismus ullsch~dlich ge- macht, i l laktNiert ; welln die Insulil l- menge jedoch eine gewisse Grenze fiber-

    steigt, geht das Tier ul lter Erscheinul lgen des sog. Insulin- koma zugrunde.

    Was gesehieht im Organismus mit dem eingeffihrten In- sulin? Welehe Mittel wendet der Organismus an, um das Illsulill unsch~dlich zu machen? Das Insulin erscheil lt dem K6rper, sowie seinem chemischen Bestallde, Ms auch seiner physiologischen Wirkung llach, als artfremd, und daher nlfissen wir allnehmell, da2 der Organismus einen gewissen echanismus in Gang setzt, um es zu i l laktivieren.

    Untersuchungel l (KEPII~OW, LEDEPT-PETIT DUTAILLIS und HEYMANS) ergaben, dab direkt in das Blutkreislauf- system eingeffihrtes Insulin aus dem Blute nach 3--5, sp~testens nach 15 Minuten, verschwindet. Die Forscher sind gelleigt, dieses schnelle Versehwindell des Insulins aus dem Blute durch dessen Absorption durch kohlehydratreiche Gewebe, hauptsXehlich Leber und Muskeln, zu erMAren. Man k6nllte anllehmen, dab das Blut selbst an der Inakt iv ierung des Insulins tei l l l immt. Unsere Untersuchungen (in Mit- arbeit mi t R. L. SSAATSCHIAN) zeigten jedoch, dab das B lut selbst keinen merkliehell EinfluB auf die I l lakt iv ierung des Insulins hat. Insulin mit Blut vermischt ulld im Brutschrank gehalten, verl iert nicht an Akt ivit~t. Dabei erwies sich, dab das dem defibrinierten Blute zugeffigte Insul in sich nicht mit den Formenelementen verbindet, sondern vo l lkommen im Serum verbleibt.

    Mall muB daher anllehmen, dab das Insulin im zirkulieren- den Blute selbst keine bemerkenswertel l Ver~nderungen durchmacht und dab seine Absorption mit darauffolgender Inakt iv ierung augenscheinlich auBerhalb des Kreislaufes in den umgebenden Geweben verschiedener Organe stattf indet. Welche Organe absorbierell so intellsiv Insulin? Die obell zit ierten Autoren (KElOlNOW und HEYMANS) drfickell die Vermutung aus, dab die Hauptrol le in diesem ProzeB die Leber ulld die Muskeln, als besonders glykogenreiche Organe, spielen. Uns scheint es, dab dem Glykogel lreichtum dieses oder jelles Organs kaum eine Bedeutnng bei der Absorpt ion des Insulins zuzuschreiben ist. Es ist anzunehmell , dab all diesem ProzeB nieht nur Leber und Muskeln, sondern auch alldere, weniger glykogellreiche Organe tei lnehmen.

    Ullsere Untersuehungen (mit R. L. SSAATSCHIAN) zeigtell, dab verschiedelle Gewebe des tierischen Orgall ismus zugesetz- tes Insulin verschiedell inaktiVieren. Wi t untersuchten hauptsAchlieh 4 Gewebe: Muskeln, Milz, Nieren und Leber. Unsere Methodik war folgende: Es wurden breiart ig zer- kleinerte frisclie Kaninchenorgane genommen und mi t In- sulin und Ringerl6sung vermiseht. Das ~E des Gemisehes wurde auf 7,5 eillgestellt. Das Gemiseh wurde naeh drei- stf indigem Aufenthalt im Thermostat fi ltriert, im F i l t rat wurde biologisch die Menge des akt iven Insulins festgestellt. Die Ergebnisse sind kurz im folgenden zusammengefaBt:

    I. I g frisehen Muskelgewebes inakt iv iert sehr wenig yon den io zugesetztell Insulineinheiten.

    2. Mflzgewebe, in derselben Mellge genommell, inakt iv iert io Einheiten Insulins fast vol lkommen.

    3. Noch zerst6render wirkt Nierengewebe: es t r i t t l l icht llur v61lige Inakt iv ierung ro l l io Einheitel l Insul in ein, sondern auch 25 Eil lheitell Insulin erleidell eine starke Ab- schw~chung nach der E inwirkung rol l I g Nierengewebe.

    4. H6chst zerst6relld wirkt auf Insulin das Lebergewebe: I g zerkleinerten Lebergewebes inakt iv iert im Verlaufe des 3stfindigen Stehells im Thermostat 25 I l lsul ineinheiten voll- kommen. 5o Einheitel l werden teilweise zerst6rt.

    Es wurden noch Versuclie mit Lungengewebe und Gehirn aufgestellt. Es erwies sich, dab diese Gewebe Insul in nicht inaktivierell .