8
MÄRZ / APRIL 2004 «Wieder mit dem Rad durch Europa!» Ursprünglich wollte sich der 59-jährige Diplom-Betriebswirt aus Baldham bei München im letzten Frühjahr für seine fünfte Benefiz-Radtour für den Wieder- aufbau der Dresdner Frauenkirche vor- bereiten. Nach Starts in München (1995), Venedig (1996), Newcastle (1998) und Paris (2001) – stets mit dem Ziel Dresden – war als Höhepunkt Budapest-Wien- Prag-Dresden geplant. Es wäre der krö- nende Abschluss dieser Sternfahrt durch Europa geworden. Doch es kam anders. Bereits im Jahr 2000 bremste ihn eine Bandscheibenoperation aus. Die OP half temporär. Intensive Rehabilitationsmaß- nahmen machten 2001 die Teilnahme an der Tour Paris-Dresden möglich. Ein stän- dig wiederkehrender und ins Bein aus- strahlender Schmerz konnte durch viel Muskelkrafttraining und Dehnübungen unterdrückt werden. Gleichartige Proble- me tauchten auch im Folgejahr auf. Autofahren? Eine Katastrophe mit Schmerzen vom Gesäß bis in die Füße! Der geliebte Radsport? Es blieb bei vorsichtigen Fahrten in der Ebene. Arbeitsplatz? Auch ein Stehpult half nicht; die Schmerzen ließen keine kon- zentrierte Arbeit zu. Es folgte ein statio- närer Reha-Aufenthalt. Die geplante große Tour von Budapest nach Dresden war längst verschoben. Im Anschluss an diese Reha bestand Gillmeisters Tochter, Physiotherapeutin, auf die Einlösung eines Kieser Training-Gutscheins. Kurz entschlossen wurde das Eröffnungsevent in München-Trudering genutzt. Dem intensiven Informationsaustausch mit dem Instruktor folgte eine vorsichtige und wohldosierte Heranführung an die Maschinen. Belastungssteigerungen in kleinen Schritten und Maschinen- Die Hausnachrichten von Kieser Training Editorial: Aktiv gegen Schmerzen vorgehen 2 Aktuelles: Kieser Training – lohnt sich! 3 Themen der Zeit: Medizinisches Rückentraining senkt Schmerzen und spart Kosten 4 Persönlichkeiten: Auf der Suche nach Schmerzfreiheit, eine Patientin berichtet 6 Dialog: Rückenschmerzen? Ein Spezialist gibt Auskunft 7 Kolumne: Der Chronifizierungspro- zess bei Schmerzerkrankungen 8 Reflex 02 wechsel sorgten für eine umfassende muskuläre Stabilisierung. Für sich hat Wilfried Gillmeister den Kieser Training- Slogan «Ein starker Rücken kennt kei- nen Schmerz» erweitert um die These «Einen starken Bauch braucht’s auch». Obwohl er die Maschine überhaupt nicht mag, steigt er deshalb in jedem Training in die F2. «Ich trainiere regelmäßig mit modera- ten Gewichten, vermeide jedoch Grenz- belastungen. Meine Beschwerden sind heimtückisch. Sie melden sich nicht un- mittelbar, sondern zeigen später Wir- kung!» meint er und nimmt lieber einen langsameren Trainingsfortschritt in Kauf. Bei unregelmäßigem Training lässt sein Wohlbefinden schnell nach, deshalb kann er auf ein kontinuierliches Training nicht mehr verzichten. Sieben Monate sind seit seinem Ein- stieg bei Kieser Training vergangen. Die Schmerzen sind zwar nicht vollständig weg, aber das Wohlbefinden ist grund- sätzlich gesteigert. Der passionierte Sport- ler hat sogar die Planung und Vorberei- tung der großen Radtour wieder aufge- nommen. «Durch den seriösen Kraftaufbau wäh- rend der Wintermonate werde ich weniger Probleme beim bevorstehenden Start in die Radsaison haben», ist sich Gillmeister sicher. Der Ausdauersportler ist davon überzeugt, dass das regelmäßige Kraft- training ein wichtiger Erfolgsfaktor für ihn ist und auch in Zukunft bleiben soll. TEXT: DIE KIESER TRAINING-REDAKTION Für Wilfried Gillmeister ist Sport ein Lebens- begleiter. Von Handball über Leichtathletik und Marathonläufe fand er schließlich zum Fahrradsport. Training an der G5 für Hals- und Nackenbereich

Reflex 02, Ausgabe März 2004

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Page 1: Reflex 02, Ausgabe März 2004

MÄRZ / APRIL 2004

«Wieder mit dem Raddurch Europa!»

Ursprünglich wollte sich der 59-jährigeDiplom-Betriebswirt aus Baldham beiMünchen im letzten Frühjahr für seinefünfte Benefiz-Radtour für den Wieder-aufbau der Dresdner Frauenkirche vor-bereiten. Nach Starts in München (1995),Venedig (1996), Newcastle (1998) undParis (2001) – stets mit dem Ziel Dresden– war als Höhepunkt Budapest-Wien-Prag-Dresden geplant. Es wäre der krö-nende Abschluss dieser Sternfahrt durchEuropa geworden. Doch es kam anders.

Bereits im Jahr 2000 bremste ihn eineBandscheibenoperation aus. Die OP halftemporär. Intensive Rehabilitationsmaß-nahmen machten 2001 die Teilnahme ander Tour Paris-Dresden möglich. Ein stän-dig wiederkehrender und ins Bein aus-strahlender Schmerz konnte durch vielMuskelkrafttraining und Dehnübungenunterdrückt werden. Gleichartige Proble-

me tauchten auch im Folgejahr auf.Autofahren? Eine Katastrophe mitSchmerzen vom Gesäß bis in die Füße!Der geliebte Radsport? Es blieb bei vorsichtigen Fahrten in der Ebene.Arbeitsplatz? Auch ein Stehpult halfnicht; die Schmerzen ließen keine kon-zentrierte Arbeit zu. Es folgte ein statio-närer Reha-Aufenthalt. Die geplantegroße Tour von Budapest nach Dresdenwar längst verschoben. Im Anschluss andiese Reha bestand Gillmeisters Tochter,Physiotherapeutin, auf die Einlösungeines Kieser Training-Gutscheins. Kurzentschlossen wurde das Eröffnungseventin München-Trudering genutzt. Demintensiven Informationsaustausch mitdem Instruktor folgte eine vorsichtigeund wohldosierte Heranführung andie Maschinen. Belastungssteigerungenin kleinen Schritten und Maschinen-

Die Hausnachrichten von Kieser Training

Editorial: Aktiv gegen Schmerzen vorgehen 2

Aktuelles:Kieser Training – lohnt sich! 3

Themen der Zeit: MedizinischesRückentraining senkt Schmerzenund spart Kosten 4

Persönlichkeiten: Auf der Suche nach Schmerzfreiheit, eine Patientin berichtet 6

Dialog: Rückenschmerzen? Ein Spezialist gibt Auskunft 7

Kolumne: Der Chronifizierungspro-zess bei Schmerzerkrankungen 8

Reflex 02

wechsel sorgten für eine umfassendemuskuläre Stabilisierung. Für sich hatWilfried Gillmeister den Kieser Training-Slogan «Ein starker Rücken kennt kei-nen Schmerz» erweitert um die These«Einen starken Bauch braucht’s auch».Obwohl er die Maschine überhauptnicht mag, steigt er deshalb in jedemTraining in die F2.

«Ich trainiere regelmäßig mit modera-ten Gewichten, vermeide jedoch Grenz-belastungen. Meine Beschwerden sindheimtückisch. Sie melden sich nicht un-mittelbar, sondern zeigen später Wir-kung!» meint er und nimmt lieber einenlangsameren Trainingsfortschritt in Kauf.Bei unregelmäßigem Training lässt seinWohlbefinden schnell nach, deshalb kanner auf ein kontinuierliches Training nichtmehr verzichten.

Sieben Monate sind seit seinem Ein-stieg bei Kieser Training vergangen. DieSchmerzen sind zwar nicht vollständigweg, aber das Wohlbefinden ist grund-sätzlich gesteigert. Der passionierte Sport-ler hat sogar die Planung und Vorberei-tung der großen Radtour wieder aufge-nommen.

«Durch den seriösen Kraftaufbau wäh-rend der Wintermonate werde ich wenigerProbleme beim bevorstehenden Start indie Radsaison haben», ist sich Gillmeistersicher. Der Ausdauersportler ist davonüberzeugt, dass das regelmäßige Kraft-training ein wichtiger Erfolgsfaktor fürihn ist und auch in Zukunft bleiben soll.

TEXT: DIE KIESER TRAINING-REDAKTION

Für Wilfried Gillmeister ist Sport ein Lebens-

begleiter. Von Handball über Leichtathletik

und Marathonläufe fand er schließlich zum

Fahrradsport.

Training an der G5 für Hals- und Nackenbereich

Page 2: Reflex 02, Ausgabe März 2004

2 / EDITORIAL

Liebe Leserin

Lieber Leser

Schmerzen führen Patienten zu Ärzten aller Fachrichtungen. Bei der Behandlung

werden diese mit vielschichtigen Ursachen und Ausprägungen konfrontiert. Nahezu

die Hälfte der chronischen Schmerzen betrifft den Haltungs- und Bewegungsapparat.

In erster Linie gehen sie von der Wirbelsäule aus. Ein erheblicher Verlust an Lebens-

qualität und Einschränkung der gesellschaftlichen und körperlichen Aktivitäten sind

die Folge. Psychische Erkrankungen leiten sich hiervon ab.

Die Schmerzforschung der letzten Jahre hat aufgezeigt, dass sich der chronische

Schmerz verselbstständigen kann und hieraus bei bleibender Intensität ein eigenes

Krankheitsbild – die Schmerzkrankheit – entsteht. Grundlage hierfür ist der

Nachweis des Schmerzgedächtnisses, dessen Ausbildung durch eine adäquate und

suffiziente Therapie verhindert werden muss.

Die Zeiten des «ein Indianer kennt keinen Schmerz» sind vorbei. Eine konsequente

und vor allem zeitnahe Schmerztherapie ist gefordert. Der Rückenschmerz darf

nicht chronisch werden. Risikofaktoren für die Chronifizierung liegen zum großen Teil

im psychischen Bereich. Diese Komponenten müssen von Anfang an mitbehandelt

werden.

In den Grundsätzen der Behandlung hat sich ein weiterer Wandel vollzogen: weg

von den passiven Maßnahmen und der Schonung hin zum aktiven Verhalten, zur

Konditionierung und Wiederherstellung der Funktion. Bewegung und Belastung

schaden nicht, im Gegenteil, sie dienen der Aufrechterhaltung des gesamten körper-

lichen Systems.

Das Beste aber wäre für jedermann von uns präventiv zu denken und bereits durch

regelmäßige körperliche Aktivität der Schmerztherapie vorzubeugen!

Professor Dr. med. Karl-Ludwig von Hanstein

Präsident der internationalen Gesellschaft für

medizinische Kräftigungstherapie GMKT

Page 3: Reflex 02, Ausgabe März 2004

auch die Ursache von Stoffwechseler-krankungen wie Bluthochdruck, erhöh-tem Blutfettgehalt, Übergewicht oderAltersdiabetes sein.

Mit Kieser Training trainieren SieIhre Muskulatur und leisten deshalbaktiv einen Beitrag zu Ihrer Gesundheit!Detaillierte Informationen zum Bonus-punkteprogramm erhalten Sie bei IhrerBARMER-Geschäftsstelle und an derRezeption Ihres Kieser Training-Be-triebes.

BARMER ERSATZKASSE

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42285 Wuppertal

www.barmer.de

Hamburg-Langenhorn, 25. März 2004Seit März können die Hamburger insechs Betrieben ihre Muskeln stärken.Franchisenehmer Frank Höfs ist schonseit 1995 mit dabei. Damals steckteKieser Training in Deutschland mit gera-de einmal 5 Betrieben noch in denKinderschuhen. Wie viele Mitarbeiterwar auch er zunächst Kunde, bevor erseine Tätigkeit aufnahm.

«Ich habe immer viel Sport getrieben:11 Jahre Leistungsfußball, Karate, Lau-fen, Fahrrad fahren, etc. Mit 19 erlitt ichinfolge eines Verkehrsunfalls ein Schleu-dertrauma. Durch die Schonung bildetesich die Muskulatur meiner Halswirbel-säule zurück und wurde instabil. EinigeZeit später kamen die ersten Wirbel-säulen-Blockaden, schließlich hatte ichdrei bis vier Blockaden im Jahr, die mitstarken Schmerzen verbunden waren.»

Seine Sportärztin riet ihm zu einemgezielten Muskelaufbau – so kam er zuKieser Training. «Zwar war in den 10-12Trainingseinheiten pro Woche, die ich fürdie verschiedenen sportlichen Aktivitä-ten absolvierte, schon immer Kraft-training eingeschlossen – allerdings ohneeinen fundierten Trainingsaufbau. Natür-lich konnte ich auf diesem Weg keine

ausgewogene Kräftigung meiner Mus-kulatur erzielen. Mit Kieser Trainingschraubte ich mein Trainings-Pensumzurück. Es war für mich wichtig, michauf’s Wesentliche zu besinnen.» Von derWirkung am eigenen Leib überzeugt,fragte der damalige Sportstudent nacheiner Aushilfstätigkeit in einem KieserTraining-Betrieb, um sein Studium zufinanzieren. Es folgte eine Festanstellungund später die Geschäftsleitung einesTochterbetriebes. Heute sagt FrankHöfs: «Mein Nacken war eine Kata-strophe; das ist nun vorbei. Ich bin meineSchmerzen los und nach 11 Jahren beidiesem Unternehmen freue ich mich nun über meinen eigenen Betrieb. Damitkann ich meinen Kunden den Nutzen bie-ten, von dem auch ich profitiert habe.»

Anschrift:

Krohnstieg 41

D-22415 Hamburg

[email protected]

Telefon 040 532 03 40

Frank Höfs, Franchisenehmer des neuen Betriebes in Hamburg-Langenhorn

TEXT: DIE KIESER TRAINING-REDAKTION

AKTUELLES / 3

Wuppertal, März 2004Die BARMER belohnt ein gesundheits-bewusstes Verhalten ihrer Mitglieder mitBonuspunkten und stärkt damit denPräventionsgedanken. Versicherte dieserKasse können ab sofort auch mit KieserTraining Punkte sammeln.

Belastungsmangel und Inaktivitätführen zwangsläufig zu einem Muskel-massen- und Kraftverlust und bildendamit die Ursachen zahlreicher Be-schwerden. Denn Kraft und Muskulatursind für viele Funktionen und Fähig-keiten unseres Körpers verantwortlich.Ob zum Atmen, zur Fortbewegung, zumTragen und Heben, um aufrecht zu ste-hen oder das Gleichgewicht halten zukönnen, für all dies benötigen wir Kraft.Unsere Muskulatur hat darüber hinauseinen großen Einfluss auf den Zucker-,Fett- und Knochenstoffwechsel.

So vielfältig wie die Funktionen derMuskulatur so weitreichend sind dieFolgen eines Kraftverlustes. NebenEinschränkungen bei der Bewältigungalltäglicher Aufgaben kann dieser zuRückenschmerzen, chronischen Verspan-nungen, Fehlhaltungen oder Bandschei-benproblemen führen. Eine unzurei-chend trainierte Muskulatur kann aber

Kieser Training – lohnt sich!Regelmäßiges gesundheitsorientiertes Krafttraining lohnt sich und zwar

auf beiden Seiten: Sie erhalten sich Ihre Muskulatur bis ins hohe Alter und

leisten damit aktiv einen Beitrag zu Ihrer Gesundheit. Auf der anderen

Seite lassen sich mit Ihrer Gesundheit Kosten einsparen.

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Medizinisches Rücken-training senkt Schmerzen und spart Kosten

4 / THEMEN DER ZEIT

Rückenschmerzen gehören zu den häufigsten Schmerzproblemen der

deutschen Bevölkerung. Ziel der Medizinischen Kräftigungstherapie

(MKT) ist die langfristige Reduktion chronischer Rückenschmerzen

sowie eine Funktionsverbesserung der Wirbelsäule durch ein gezieltes

Krafttraining der tief liegenden Rückenmuskulatur.

Die Funktion der Wirbelsäule – große Beweglichkeit bei maximaler Stabilität – wird neben ihrer Anatomie von der Rückenmuskulatur garantiert. Diese ist ein kompliziertes System aus längeren und kürzeren Muskeln, die zumeist an Wirbeln und Rippen fixiert sind. Funktionell-anatomisch unterscheidet man die langen Rückenmuskeln, die in erster Linie großräumige Bewegungen der Wirbelsäule ermöglichen («globales System») von den kurzen Rückenmuskeln, die für die Stabilität der Wirbelkörper zueinander sorgen («lokales System»). Das Gesamtsystem wird als «M. erector spinae» (dt. Rückgratstrecker) bezeichnet.

Die Wirksamkeit der MKT konnte be-reits in einer Reihe von internationalenStudien nachgewiesen werden. Auch dieErgebnisse einer jüngst abgeschlossenenEvaluationsstudie durch das Institut«NFO Infratest Gesundheitsforschung»bestätigen den Therapieansatz vonKieser Training.

Laut Bundes-Gesundheitssurvey(1998) leiden pro Jahr etwa 62 % allerFrauen und 56 % aller Männer unterRückenschmerzen. Kritisch ist dabei die Tatsache, dass aus gelegentlichenRückenschmerzen schnell chronischeSchmerzen entstehen können und diesedann Lebensqualität und Arbeitsfähig-keit zunehmend einschränken.

Auf der Suche nach der Ursachechronischer Rückenschmerzen gelang es1988 einem Forscherteam an der Uni-versität von Florida, die Kraft der tiefliegenden Wirbelsäulenmuskulatur iso-liert zu messen. Die Ergebnisse dieserMessungen bestätigten, was bis dahinnur eine Vermutung war: Rücken-schmerzpatienten zeigen im Vergleich zurückengesunden Personen eine auffal-lend schwache Rückenmuskulatur.

Die MKT basiert auf dieser Erkennt-nis und bietet ein Verfahren zur Therapiechronischer Wirbelsäulenprobleme. MitHilfe einer spezifischen Funktionsdia-gnostik werden die Kraft der tiefenRückenstreckmuskeln und die Beweg-lichkeit der Wirbelsäule untersucht. An-hand dieser Testergebnisse wird vomMKT-Arzt ein Therapieprogramm er-stellt, das die tiefe Rückenmuskulaturgezielt kräftigt und damit die Funk-tionsfähigkeit der Lenden- bzw. Hals-wirbelsäule verbessern soll. Damit einher geht in den meisten Fällen einedeutliche Schmerzreduktion. Unser Ziel

Lokales Systemkurze Muskeln geben den Wirbeln Halt

Globales Systemlängere Muskeln erlauben große Bewegungsumfänge

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THEMEN DER ZEIT / 5

TEXT: FORSCHUNGSABTEILUNG KIESER TRAINING (FAKT)

ist, dass sich die MKT als Regelver-sorgung bei chronischen Rückenschmer-zen etabliert. Um neben dem gesundheit-lichen Gewinn auch den wirtschaftlichenNutzen der MKT zu veranschaulichen,führte das unabhängige Institut NFOInfratest Gesundheitsforschung im Auf-trag von Kieser Training eine «gesund-heitsökonomische Evaluation» zur Wirk-samkeit der MKT im Vergleich zu der-zeitig üblichen Behandlungsformen wiez. B. der Heil- und Hilfsmittelbehand-lung durch (dazu zählen u. a. Massage,Medikamente und Physiotherapie).Diese wirtschaftliche Perspektive ist insofern von Bedeutung, als dass Rük-kenschmerzen häufigster Anlass fürambulante oder stationäre Rehabilita-tionsleistungen sind und somit in derSumme eine große finanzielle Belastungder Krankenkassen darstellen.

Vorgehensweise bei der EvaluationIm Zeitraum zwischen 2000 und 2003wurden 128 Patienten mit chronischenRückenschmerzen im Alter zwischen 30und 60 Jahren (Durchschnittsalter 46Jahre) in die Evaluation einbezogen. Diemeisten Patienten klagten zu Beginn derStudie bereits seit mindestens einem hal-ben Jahr über Schmerzen in der Len-denwirbelsäule. Aber auch Schmerzen inder Hals- und Brustwirbelsäule wurdenangegeben.

Um die Wirksamkeit der MKT mitder normalen Heil- und Hilfsmittel-versorgung vergleichen zu können, wur-den zwei Versuchsgruppen gebildet: 81Patienten absolvierten aufgrund einerärztlichen Verordnung eine MKT, wäh-rend sich 47 Patienten einer Heil- undHilfsmittelversorgung unterzogen. AllePersonen nahmen zu Behandlungsbe-ginn sowie nach Ablauf eines weiterenJahres im Rahmen der Vergleichsstudiean standardisierten medizinischen Un-tersuchungen und Kraftmessungen teil,machten Aussagen zu ihrer subjektivenGesundheit und zu in Anspruch genom-menen medizinischen Leistungen.

Ergebnisse der EvaluationDurch die etwa 9-wöchige Kräftigungs-therapie konnte das Vorkommen schwe-rer Symptomatiken in der Gruppe derMKT-Patienten von 43 % auf 7 % ge-senkt werden. Insgesamt schätzten dieuntersuchenden Ärzte den Gesundheits-zustand bei vier von fünf Patienten nachTherapieabschluss als «deutlich verbes-sert» ein.

Zum Zeitpunkt der Abschlussunter-suchung ein Jahr nach Evaluations-beginn wurden die Patienten u. a. nachder Rückenschmerzhäufigkeit im zu-rückliegenden Monat befragt. Die Er-gebnisse zeigen die Wirksamkeit derMKT: 43 % der MKT-Patienten hattenkeine oder an weniger als 7 TagenSchmerzen. Das sind dreimal soviel wie in der Vergleichsgruppe. Dort klagte

noch immer die Hälfte über eineSchmerzhäufigkeit von 2 bis 4 Wochen.Die Veränderung der subjektiven Ge-sundheit innerhalb des Untersuchungs-zeitraumes wurde zum einen mit Hilfedes «SF-36 Fragebogens» ermittelt(Erläuterung siehe Schaukasten). ZuUntersuchungsbeginn lagen die Score-werte in beiden Gruppen deutlich unter-halb des Durchschnitts gesunder Perso-nen. Durch die Kräftigungstherapie normalisierten sich diese Werte. Dieslässt auf eine deutliche Verbesserung dessubjektiven Gesundheitszustandes undbesonders der Einsatz- und Leistungs-fähigkeit des Körpers in Alltag undBeruf schließen. In der Gruppe mit Heil-und Hilfsmittelbehandlung blieb dieseVerbesserung allerdings aus. Auch derFragebogen «FFbH-R» (Erläuterungsiehe Schaukasten) bestätigt: Die Teil-nahme an einer MKT führt nicht nurkurz-, sondern auch langfristig zu funk-tionalen Verbesserungen bei der Verrich-tung von Alltagstätigkeiten. Die MKT-Patienten verbesserten ihre Funktions-fähigkeit um 12 %, während sich in derVergleichsgruppe durchschnittlich keineVeränderungen zeigten.

Ein weiterer Aspekt, der im Rahmender Evaluationsstudie untersucht wurde,ist die Inanspruchnahme medizinischerLeistungen. Das Nachrechnen lohnt sich:Die MKT-Patienten benötigten im Ver-lauf eines Jahres ein Drittel wenigerArztbesuche, Medikamente und physio-therapeutische Behandlungen als dieVergleichsgruppe. Die Anzahl derKrankschreibungen war jedoch über denJahreszeitraum in beiden Gruppen ver-gleichbar.

Was ist nun die Ursache für die grö-ßeren Erfolge bei der Schmerzreduktionin der MKT-Gruppe gegenüber derGruppe mit einer Heil- und Hilfsmittel-behandlung? Ein wesentlicher von meh-reren wirksamen Faktoren ist das durchdie MKT gesteigerte Kraftniveau der tiefen Rückenmuskulatur. Die durch-schnittliche Kraftleistung dieser Muskel-gruppe zeigt zwar in beiden Gruppen imVerlauf des Untersuchungsjahres einenAnstieg, dieser ist jedoch bei den MKT-Patienten mit etwa 60 % doppelt sogroß wie bei Patienten mit klassischerHeil- und Hilfsmittelbehandlung. Durchdie MKT konnte zusätzlich die Beweg-lichkeit der Lendenwirbelsäule verbes-sert werden. Ergänzend zur Therapieund im weiteren Jahresverlauf trainier-ten die meisten MKT-Patienten auch diesekundären Wirbelsäulenstabilisatoren:z. B. die gerade und schräge Bauch-muskulatur, die breite oberflächlicheRückenmuskulatur oder die Muskelndes Schultergürtels. Dadurch verbessertesich auch das allgemeine Kraftniveau.

FazitDie im Rahmen dieser Studie gewonne-nen Erkenntnisse zeigen ein hohes Maß

an Effektivität der MKT. Schmerzen undschwere Symptomatiken werden deut-licher als in der Vergleichsgruppe redu-ziert. Der allgemeine Gesundheitszu-stand und die körperliche Funktions-fähigkeit verbessern sich ebenfalls inhöherem Maße. Diese Therapieerfolgesowie der Kraftgewinn durch die MKTbleiben den Patienten auch langfristigerhalten. Zudem zeigen sich Kosten-vorteile der MKT gegenüber der klassi-schen Heil- und Hilfsmittelversorgung.Die dauerhafte Einsparung medizini-scher Leistungen lohnt sich nicht nurfinanziell, sondern entlastet auch denmenschlichen Organismus, weil z. B.weniger bzw. weniger starke Schmerz-mittel verabreicht werden müssen.

Dass sich eine MKT nicht nur ausgesundheitlichen und finanziellen Grün-den lohnt, bestätigt auch das positiveGesamturteil der MKT-Patienten derEvaluationsstudie. Dieses bezieht sichnicht nur auf das zumeist erfolgreicheBehandlungsergebnis, sondern ebensoauf Aspekte der Durchführungsqualitätder MKT. Als überaus erfreuliches Fazitkönnen wir berichten: 96 % der Patien-ten würden sich bei erneuten Beschwer-den wieder für eine MKT entscheidenund diese bei Bedarf auch anderenPersonen empfehlen.

Fragebogen SF-36

Der SF-36 ist ein standardisierter und international verbreiteter Fragebogen zum subjekti-

ven Gesundheitszustand. Seine exakte Bezeichnung lautet «Medical Outcomes Study

Short Form Health Survey». Er umfasst 36 einfache Fragen, für die jeweils zwei bis sechs

anzukreuzende Antwortmöglichkeiten bestehen. Die Fragen sind acht verschiedenen

Skalen zugeordnet, deren Ergebnisse anhand von Punktzahlen («Scores») ausgedrückt

werden. Die «Scores» beschreiben die Ausprägung psychischer, körperlicher und sozialer

Aspekte der Gesundheit.

Fragebeispiel:«Hatten Sie in den vergangenen vier Wochen aufgrund Ihrer körperlichen Gesundheit

irgendwelche Schwierigkeiten bei der Arbeit oder alltäglichen Tätigkeiten im Beruf bzw.

zu Hause?»

Fragebogen FFbH-R

Der standardisierte «Funktionsfragebogen Hannover» erfasst schmerzbedingte Einschrän-

kungen der körperlichen Funktionsfähigkeit. Die Version «R» besteht aus 12 Fragen

zu Alltagstätigkeiten, die eine Beanspruchung des Rückens beinhalten. Ein errechneter

«Score» beschreibt die Funktionstüchtigkeit des Rückens.

Fragebeispiel:«Können Sie sich strecken, um z. B. ein Buch von einem hohen Schrank oder Regal

zu holen?»

Page 6: Reflex 02, Ausgabe März 2004

«Den ersten Bandscheibenvorfall mitanschließender Operation hatte ich 1982.Damals arbeitete ich bereits seit 17 Jah-ren als Flugbegleiterin. Auch der zweiteVorfall drei Jahre später wurde operiert.Ich wurde ‹fluguntauglich›. Noch Jahrespäter habe ich unter diesen Umstandgelitten – ich liebte meinen Beruf. Mit 46Jahren begann ich eine Umschulung zurBankkauffrau, während der ich wiederins Krankenhaus musste und eine Rehamachte. Den Unterricht verfolgte ich amStehpult. Verschiedene Therapien er-brachten nicht den gewünschten Erfolgder Schmerzreduktion.

1996 stellten sich Schmerzen im Dau-mensattelgelenk ein, die als Arthrose erkannt wurden. Nach unendlichenBehandlungen wurde es operiert undich erhielt ein künstliches Gelenk. DieSchmerzen hörten jedoch nicht auf, siewurden stärker, diffuser. Sie wandertenüber die ganze Hand bis in alle Finger.Ich war immer müde, alles wurde zurAnstrengung, meine Glieder waren steifund taten weh. Ich konnte nicht schlafenund mich nur schlecht konzentrieren.Keiner wusste, warum. Eine Orthopädinschickte mich zu einer Rheumatologin,die relativ rasch Fibromyalgie diagnosti-zierte. Der Begriff war gerade erst gebo-ren und wurde von den meisten Ärztenbelacht:

«Fibromyalgie ist keineKrankheit, sondern eineAusrede.»

1998 hatten einige junge Leute die Idee,man könne einen Kieser Training-Betrieberöffnen. Einer dieser Leute war einNeffe von mir. Er wusste, dass ich zu die-ser Zeit beruflich nicht gerade glücklichwar. Ich sollte eventuell für sie dieGeschäftsleitung übernehmen. Also gingich in den Kölner Betrieb am Ebertplatzund machte ein Einführungstraining. Mit

einem 24-Monatsabo in der Tasche kamich wieder heraus. Ich sagte den jungenLeuten, die Idee wäre sicherlich gut. DieSache entwickelte sich schließlich so,dass ich als Franchisenehmerin dastandund trotz eines 6-wöchigen Aufenthaltesin einer psychosomatischen Schmerz-klinik im Herbst 1998 einen Betrieb inBergisch Gladbach eröffnete.

Zwischenzeitlich hatte ich gedacht, dieFibromyalgie wäre geheilt. Großer Irr-tum. In meiner Freude, etwas tun zu können, hatte ich mich total verausgabt.Irgendwann merkte ich, dass ich kürzertreten muss; dass ich nie an die Grenzeder Leistungsfähigkeit gehen darf, wederphysisch noch psychisch. Einem vonNatur aus aktiven Menschen ist es un-möglich, so zu leben. Ich besuchte alsoHeilpraktiker, meditierte, erlernte Yoga,versuchte die Traditionelle ChinesischeMedizin, Lymphdrainage, ging zumOsteopathen, nahm Nahrungsergän-zungsmittel usw.

Kieser Training ist mir in all diesenWirren ein Anker gewesen. Nachdem ichzunächst den Fehler gemacht hatte, ineiner schlechten gesundheitlichen Phasestandardgemäß zu trainieren, hatte ichdas Training längere Zeit ausgesetzt. DerTherapeut unserer Medizinischen Kräf-tigungstherapie führte mich schließlichlangsam wieder an das Training heran.Nun achte ich darauf, immer weit untermeinem normalen erwünschten Limit zubleiben. Aber auch dieses sehr gemäßig-te Training bewirkt viel: nämlich Kräf-tigung. Damit komme ich besser über die‹Fibromyalgie-Schübe› hinweg. Zudembin ich mein Rückenproblem los und dasist wunderbar. Wer sich mit Rücken-beschwerden rumquält, weiß, wie sehrman sich durch die körperlichen Ein-schränkungen nur noch als ‹minderwer-tiger› Mensch fühlt. Und er weiß auch,wie wertvoll die Schmerzlosigkeit ist.Daher trainiere ich regelmäßig an denTherapiemaschinen. Dort kann ich – na-türlich in Maßen – auch während eines

Schubes trainieren. Das ist gut zu wissen.Das Training gibt mir darüber hinaus daswichtige Gefühl, weiter dabei sein zukönnen, auch wenn ich nicht mehr wiefrüher ‹die Erste› sein kann.»

Reinhild Müller-Heinrich, Schmerzpatientin mit mehreren

Bandscheibenvorfällen und Fibromyalgie-Diagnose, erzählt von

ihrem steinigen Weg auf der Suche nach Schmerzfreiheit.

Auf der Suche nachSchmerzfreiheit

TEXT: REINHILD MÜLLER-HEINRICH

6 / PERSÖNLICHKEITEN

Was bedeutet Fibromyalgie?

Das Fibromyalgie-Syndrom (generalisierte Tendomyopathie) ist eine chronische, nicht-

entzündliche Schmerzerkrankung, die den gesamten Bewegungsapparat betreffen kann.

Übersetzt bedeutet der Begriff «Faser-Muskel-Schmerz». Die Erkrankung ist charakteri-

siert durch ausgedehnte Muskelschmerzen (von mindestens 3 Monaten) sowie einer

erhöhten Druckschmerzempfindlichkeit an mindestens 11 von 18 definierten Nerven-

druckpunkten (tender points). Diese Punkte liegen an den Muskel-Sehnen-Übergängen,

die Mehrzahl im Bereich des Oberkörpers.

Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Schlafstörungen und Depressionen sind häufige

Begleitsymptome. Eine allgemein akzeptierte Theorie zur Entstehung der Fibromyalgie

gibt es noch nicht. Man nimmt jedoch an, dass es sich um eine komplexe Störung im

Zusammenspiel zwischen Seele und Körper bzw. dem Gehirn, dem Nervensystem und

dem Immunsystem handelt.

Page 7: Reflex 02, Ausgabe März 2004

DIALOG / 7

Wie entstehenRückenschmerzen?Von Rückenschmerzen sind im Laufeihres Lebens ca. 80 % der Bevölkerungbetroffen. Von besonderem Interesse istdaher die Frage, wie Rückenschmerzenentstehen und wie man auf sie Einflussnehmen kann.

Grundsätzlich kann in mechanischeund chemische Ursachen des Rücken-schmerzes unterschieden werden, diejedoch meist in Kombination auftreten.

Mechanische Ursachen Rückenschmerzen können z. B. durchVerlagerungen von Bandscheibenge-webe entstehen (Bandscheibenvorfall).Das Bandscheibengewebe drückt aufRückenmarksnerven, die in die Armebzw. Beine ziehen. Es entsteht ein aus-strahlender Schmerz; in schwererenFällen verbunden mit Störungen derHautsensibilität, Kraftminderungen odergar Blasen- und Darmstörungen.

Ebenso sind durch Unfall oder durchdauernde Über- und Fehlbelastungenbedingte Gefügelockerungen der Wir-belsäule für Schmerzen verantwortlich(z. B. Wirbelgleiten). Es kommt zu un-physiologischen Bewegungen zwischenWirbelkörpern, was wiederum die Ner-venendigungen mechanisch reizt undSchmerzen auslöst.

Der Rückenschmerz entsteht in dengenannten Fällen durch direkte Reizungvon schmerzsensiblen Nervenendigun-gen. Nach einiger Zeit bildet sich injedem Falle eine Entzündung, die alschemische Ursache von Rückenschmer-zen mit verantwortlich ist.

Chemische UrsachenJede Verletzung und jede Schädigungvon Geweben führt zu einer mehr oderweniger ausgeprägten Entzündung.Auchbei der Entstehung von Rückenschmer-zen ist dieser gesetzmäßige Ablauf vonentscheidender Bedeutung. Entzündli-che Stoffwechselprodukte reizen diefreien Nervenendigungen; es entstehenSchmerzen.

Relativ neu sind wissenschaftlicheBefunde, dass in entzündlich verändertesGewebe immer mehr Schmerzrezepto-ren einwandern und den Schmerz ver-stärken können.

Wie kann manSchmerz messen?

Schmerz ist eine Konstruktion des Ge-hirns. Das erklärt auch den möglichenAnteil an psychologischen Einflüssen.Da es keinen «objektiven Schmerz» gibt,ist er auch nicht objektiv messbar. Zurindividuell-subjektiven Schmerzerhe-

bung haben sich so genannte visuelleAnalog-Skalen bewährt (siehe Grafik).

Wie wirkt dasRückenkrafttraining beiKieser Training?

Da bei Rückenschmerzen außer beiBlasen- und Darmstörungen sowie mas-siven Nerveneinklemmungen keine di-rekten operativen Notwendigkeiten be-stehen, sollte zunächst ein konservativerBehandlungsversuch gestartet werden.Angesichts der vorher dargestellten Ur-sachen von Schmerzen stellt sich dieFrage, wie durch ein apparativ gestütztesTraining Schmerzen beeinflusst werdenkönnen. Die Antwort ist recht einfach:

Durch das isolierte Krafttraining derlokalen, die Wirbelkörper und Band-scheiben stabilisierenden Rückenmusku-latur z. B. an der F3 und G5, kommt es inFolge einer Kraft- und Massenzunahmezu einer mechanischen Stabilisierung derWirbelsäule.

Jedes Rückenkrafttraining bewirktgleichfalls eine koordinative Schulungder Rückenmuskulatur. Schädliche Be-wegungen der Wirbel und Bandscheibenwerden in Alltag und Sport durch einekoordinativ gut ausgebildete Muskulaturminimiert.

Das Krafttraining der Rückenmusku-

Rückenschmerzen? Ein Spezialist gibt Auskunft

latur bewirkt einen höheren Stoffwech-sel der Wirbelsäulenstrukturen. Musku-latur und Bandscheiben sowie die sonsti-gen Gewebe der Wirbelsäule werdenbesser durchblutet bzw. «durchsaftet».Damit werden die chemischen Ursachenvon Rückenschmerzen positiv beein-flusst. Die Entzündungsprozesse gehenzurück und die Schmerzrezeptoren wer-den weniger gereizt.

Als Fazit empfiehlt sich aufgrund der vorher dargestellten Ursachen vonRückenschmerzen ein apparativ gestütz-tes Rückentraining sowohl im präventi-ven als auch im rehabilitativen Anwen-dungsfeld.

Prof. Dr. J. Freiwald

Prof. Dr. J. Freiwald forscht und lehrt an

der Bergischen Universität Wuppertal.

In seinem Arbeitsbereich werden drei

Kompetenzzentren verwaltet. Sie befas-

sen sich 1. mit präventiver und rehabilita-

tiver Biomechanik, 2. mit präventiver

und rehabilitativer Trainingswissenschaft

sowie 3. mit einem Prüflabor für ortho-

pädische Technik. Aus dem Labor gehen

vielfältige nationale und internationale

Publikationen hervor.

TEXT: PROF. DR. JÜRGEN FREIWALD

Wie stark sind Ihre Rückenschmerzen momentan?

☺ �Visuelle Analog-Skalen können zur Schmerzmessung benutzt werden. Im obigen Beispiel wird der Patient gebeten, auf der Skala diejenige Stelle zu markieren, die der Stärke seinesRückenschmerzes entspricht. Die Begrenzung der Skala wird durch Extrempole «schmerzfrei»und «unerträgliche Schmerzen» gebildet. Visuelle Analog-Skalen können auch für dieAusprägung anderer Empfindungen, wie z. B. der Lautstärke oder Angst benutzt werden.

Page 8: Reflex 02, Ausgabe März 2004

8 / KOLUMNE

Der Chronifizierungsprozess beiSchmerzerkrankungen

Chronische Schmerzen gehören zu der kostspieligsten, belastendsten

und verbreitetsten Gesundheitsstörung der westlichen Welt.

ImpressumHerausgeberKieser Training AGSystemzentraleKanzleistrasse 126CH-8026 Zürich

Vertretungsberechtigter GeschäftsführerWerner Kieser

RedaktionDr. Sven GoebelTania SchneiderLucile [email protected]

GestaltungProcess AGSamariterstraße 7CH-8030 Zürichwww.process.ch

DruckGraphische Betriebe STAATS GmbHRoßfeld 8D-59557 Lippstadt

ErscheinungsturnusAlle zwei Monate

Onlineversionwww.kieser-training.com

(Wieder)- Aufbau des sozialen Netzes

Entspannungs-verfahren

PhysiotherapeutischeMaßnahmen

AlternativeBehandlungsansätze(z.B. Akupunktur)

Aktivitätsaufbau

PsychotherapeutischeInterventionen

Gezielter Muskelaufbau

Analgetika-TherapieChronische Schmerzerkrankung

Angst / Depression

Angst / Depression

Angst / Depression

Schmerz

(An-) Spannung

Schmerz

(An-) Spannung

Schmerz (mit oder ohne somatischem Korrelat)

In der Wutphase kommen negativeEmotionen zum Schmerzerleben hinzu(«Warum muss das gerade mir passie-ren?») und die Betroffenen entwickelneine körperliche Daueranspannung.

In der Resignationsphase werdenMerkmale von Depression, Angst undHilflosigkeit deutlich. Auf der Verhal-tensebene kommt es zu sozialem Rück-zug, Passivität und zum Einnehmen vonSchonhaltungen. Suizidalität kann Folgeeiner solchen negativen Entwicklungsein (Grafik 1).

Spätestens in dieser Phase wird ersichtlich, wie vielschichtig das Schmerz-erleben geworden ist. Isolierte Inter-

ventionen, wie z. B. gezieltes Krafttrai-ning bei Rückenschmerz, können zurSchmerzlinderung beitragen und einenwichtigen Schritt darstellen, den Chroni-fizierungsprozess zu durchbrechen.

Meist sind jedoch Interventionensowohl auf somatischer als auch psychi-scher Ebene angezeigt, damit den Be-troffenen ein adäquater Umgang mitdem Schmerz im Alltag vermittelt wer-den kann (Grafik 2).

zellen werden dadurch empfindlicherund ein leichter Reiz wie Wärmeoder Dehnung reicht nun aus, um alsSchmerzimpuls registriert zu werden.Das Schmerzempfinden wird unabhän-gig von der ursprünglichen Gewebs-schädigung; das Schmerzgeschehen ent-wickelt eine Eigendynamik.

Im Chronifizierungsprozess unter-scheidet man mehrere charakteristischePhasen:

In der Abwehrphase bagatellisierenBetroffene das Leiden und versuchendiesem einen temporären Charakter zu geben («So schlimm wird es nichtsein...»).

Wenn akuter Schmerz länger andauertund nicht fachgerecht in einer frühenLeidensphase therapeutisch interveniertwird, kann ein Chronifizierungsprozessbeginnen, der physische, physiologische,psychische und soziale Komponentenumfasst. Ein derart komplexes Störungs-bild erfordert Interventionen auf mehre-ren Ebenen.

Eine wichtige Komponente bei derChronifizierung stellt das sogenannteSchmerzgedächtnis dar. Nervenzellenverändern sich unter andauerndenSchmerzimpulsen und es kommt zusätz-lich zu Veränderungen bei der Übertra-gung von Schmerzreizen. Die Nerven-

TEXT: LIC. PHIL. KATHRIN BIEBER,PSYCHOLOGIN

Grafik 2: Therapeutische Interventionen bei Schmerzpatienten

Grafik 1: Die Spirale von Schmerz, negativen Gefühlen und Anspannung