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Regelwerk für die - viernau.de · Regelwerk für die schriftliche Darstellung der Viernauer Mundart Hermann Albrecht Sonja Ehrlein Ruth und Ewald Eckersberg Dieter Herrmann Regina

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Regelwerk für dieschriftliche

Darstellung derViernauer Mundart

Hermann Albrecht Sonja EhrleinRuth und Ewald Eckersberg

Dieter Herrmann Regina HerrmannMarion Hoffmann Lothar Klotzbach

Marion Kuhhirt Gerhard RoosUte Rottleb Eberhard Wilke

24. April 2012

Heimatverein Viernau e.V.

Satz, Gestaltung, Redaktion, Umschlaggestaltung:Daniel Hoffmann, Breitenberger Weg 1, 98547 ViernauGesetzt in LATEX2e.

2. uberarbeitete und erweiterte Auflage, April 2012Copyright c© Heimatverein Viernau e.V.Kirchberg 5, 98 54 7 ViernauTelefon: 03 68 47-32 4 99E-Mail: [email protected]: www.viernau.de

An der Entstehung und Uberarbeitung dieser Broschuretrugen viele Burger der Gemeinde, aber auch Auswartigeauf unterschiedlichste Art und Weise bei. Die Autoren be-danken sich bei ihnen allen.

Reproduktion dieser Broschure, insbesondere deren Ver-vielfaltigung oder Verwendung in elektronischen Systemenist nur bei schriftlicher Zustimmung des HeimatvereinsViernau e.V. erlaubt.Alle Angaben in dieser Broschure wurden mit großter Sorg-falt kontrolliert. Die Autoren konnen nicht fur Schaden haft-bar gemacht werden, die im Zusammenhang mit der Ver-wendung dieser Broschure stehen.

Schraib bii duu schwatzd,oawer soo,

doass mess nooch gelaas koo!

Inhalt

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7Regel 1

Zeichensetzung, Groß- und Kleinschreibung . . . . 9Regel 2

Verwendung von b und d anstatt der Schreibung vonp und t im Hochdeutschen bis auf Ausnahmen . . 9

Regel 3Vereinbarung zur Schreibung des tiefen a und destiefen offenen o . . . . . . . . . . . . . . . . . 10

Regel 4Festgelegte Verwendung von g, k und ck . . . . . 11

Regel 5Verwendung von schd und schb anstatt der Schrei-bung von st und sp im Hochdeutschen . . . . . . 12

Regel 6Verwendung von tz . . . . . . . . . . . . . . . 12

Regel 7Verwendung von f und w ganz nach Aussprache, kei-ne Verwendung von v bis auf Ausnahmen . . . . . 13

Regel 8Festgelegte Verwendung von ngk, ngg, ng und nk . 14

Regel 9Lang gesprochene Laute . . . . . . . . . . . . . 16

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Regel 10Kurz gesprochene Laute . . . . . . . . . . . . . 18

Regel 11Verkleinerung von Substantiven . . . . . . . . . 20

Regel 12Zusammenschreibung . . . . . . . . . . . . . . 20

Regel 13Auslassungszeichen . . . . . . . . . . . . . . . 21

Regel 14Lautumwandlungen und Lautersetzungen . . . . . 21

Fernoaijer Alfabed . . . . . . . . . . . . . . . . . 25Lange und kurze Vokale . . . . . . . . . . . . . . 27Selbstlautverbindungen . . . . . . . . . . . . . . . 31Vorsilben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33Nachsilben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35

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Vorwort

Mundart ist kein verdorbenes Hochdeutsch. Sie hat sichim jahrhundertelangen Zusammenleben der Menschen ei-ner Region oder eines Ortes entwickelt und existiert schonwesentlich langer als die hochdeutsche Standardsprache.Mundart ist folglich Teil der Geschichte des jeweiligen Ge-bietes.

Unter Mundart wird oft ein ”Ortsdialekt“ verstanden, wasfaktisch aber falsch ist, denn ein Dialekt bildet definitions-gemaß eine Gruppe mehrerer Mundarten.

Dialekte sind die Aste eines Sprachbaumes,Mundart die Zweige an den Asten.

Jakob Grimm

Unsere Viernauer Mundart ist eine von vielen imhennebergisch-frankischen Sprachraum. Sie ist eine Laut-sprache, die seit jeher nur durch das Horen erlernt werdenkonnte und allein auf diese Weise weitergegeben wurde.Man bekam sie sozusagen mit der Muttermilch eingefloßt.

Heutzutage ist die Anwendung der Viernauer Mundart imtaglichem Leben rucklaufig und ihre Weitergabe stagniert.Eine Schriftsprache gibt es nicht, um sich den Klang derViernauer Mundart durch Lesen anzueignen. Daher war esunser Ziel und hochste Zeit, ein Regelwerk zur schriftli-chen Darstellung der Viernauer Mundart zu erstellen, wel-ches eine lautgetreue Schreibweise ermoglicht. All jene, die

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Vorwort

nicht mit der Viernauer Mundart aufgewachsen sind, habensomit die Moglichkeit sie sich lesend anzueignen.

Da mit der ublichen Schreibweise kein vollstandiges Klang-bild unserer Viernauer Mundart erzielt werden kann, setztsich das Regelwerk aus 14 Schreibregeln sowie einem Al-phabet, einer Liste zur Lautaussprache, einer Liste derViernauer Laute und einer Liste von Vorsilben und Nach-silben zusammen. Wir waren uns der Schwierigkeiten be-wußt, mit den zur Verfugung stehenden Buchstaben dieVielzahl an Lauten in einer Schriftform festzuhalten. Diesalles ging nicht ohne Kompromisse. Deshalb ist die vorlie-gende schriftliche Darstellung auch als Standarddarstellungzu betrachten. Bei der Aussprache durch hiesige Mundart-benutzer kann es deshalb zu differenzierten Lautfarbungenkommen.

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Regeln

Regel 1: Zeichensetzung, Groß- undKleinschreibung

Es gelten die aktuellen Rechtschreiberegeln (Stand: 2006)hinsichtlich der Zeichensetzung (Interpunktion), sowie derGroß- und Kleinschreibung.

Regel 2: Verwendung von b und danstatt der Schreibung von p und tim Hochdeutschen bis aufAusnahmen

Der Hennebergisch-Frankische Dialekt macht keinen Unter-schied zwischen den Lauten b und p, sowie d und t. DieseLaute werden fast immer stimmhaft gesprochen. Aus die-sem Grunde wird nur b und d geschrieben.

• Brodesdand (Protestand), Dabb (Depp),Bubbe (Puppe), Borzubaam (Purzelbaum),Duer (Tur), Doag (Tag), Duur (Tor),drœwe (tragen), droaeme (traumen)

Ausnahmen

Eine Ausnahme bilden Eigennamen und Worter, bei denendie Aussprache deutlich ein stimmloses p und t ist.

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Regeln

• Peter , Theo, Potsdam, Tirol

Eine andere Ausnahme bilden Worter, in denen die Laut-kombination pf meistens vor oder nach einem Selbstlaut,Umlaut, Zwielaut oder einer Selbstlautverbindung steht.

• Pfoarre (Pfarrer), pfoffe (pfeifen), Apfu (Apfel),Dopfe (Topfe), Grœpfle (Pfannkuchen),Groopf (Kropf)

Regel 3: Vereinbarung zurSchreibung des tiefen a und destiefen offenen ö

In vielen Wortern der Viernauer Mundart wird oft ein tiefesund dunkles a, sowie ein tiefes und offenes o gesprochen.Diese Selbstlaute werden der einfachen Lesbarkeit halber inder schriftlichen Darstellung der Viernauer Mundart durchdie Symbole oa bzw. OA und œ bzw. Œ ausgedruckt.

• OAwed (Abend), OAsd (Ast), OAlawer (Ableger),Doag (Tag), ferroarschd (verarscht), doas (das),Hoas (Hase), Roase (Rasen), noasser (nasser),woasse (wachsen)

• Schdœck (Stocke), drœwe (tragen),Lœcher (Locher), Hœsle (Haschen), Rœck (Rocke),Wœse (alte Frau, Tante)

Gedehntes oa und gedehntes œ

Die Dehnung der Laute oa und œ werden nicht mit Doppel-zeichen in Schriftform notiert (siehe Regel 9, S. 16).

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Regel 14

qu-gw-Ersetzung

Der Buchstabe q, welcher eigentlich immer in Verbindungmit u geschrieben wird, wird der Viernauer Mundart durchgw ersetzt.

• Gwiil (Quelle), gwatze (achzen),gwarisch (komisch), Gwadschger (Zwetschgen),Gwoal (Qual)

Ausnahme hiervon bilden Eigennamen.

• Quentin, Quedlinburg, Queste

x-gs-Ersetzung

• Hags (Hexe), Hagsehaues (Hexenhaus)

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Lautaussprache bei Selbstlauten

Lautaussprache bei Selbstlauten

a

kurz, einsilbigbann (wann), Wann(Wanne), Kann (Kanne)

kurz, mehrsilbigAngu (Angel), Hannu(Handel), Fatze (Fetzen)

lang, einsilbigWaand (Wand), Gaangk(Gang), Laab (Laub),Baam (Baum)

lang, mehrsilbigFader (Feder), Lader(Leder), Lawe (Leben),Wader (Wetter)

e

kurz, einsilbigme (man), menn (meinen),derr (der), me senn (wirsind), Denk (Ding)

kurz, mehrsilbigDenger (Dinge), Desdu(Deichsel), Fenger (Finger)

lang, einsilbigEesd (Aste), leer (leer),Beer (Beeren), feesd (fest),Schdeeb (Stabe)

lang, mehrsilbigPeter (Peter), Bleder(Blatter), Hewu (Hebel)

i

kurz, einsilbigDibb (Tipp), biss (bis),Schiss (Angst), Zinn (Zinn)

kurz, mehrsilbigMisde (Miste), wisde (willstdu), wenicher (weniger)

lang, einsilbigIich (ich), Biir (Bier), Biis(Biss), bii (wie) Schliitz(Schlitz)

lang, mehrsilbigBiitzu (kribbeln) Brimu(Primel) Biju (Beil) Grijes(Gries) Kisu (Kiesel)

o

kurz, einsilbigkomm (komm), forn (vorn),Folch! (Folge!), Sonn(Sonne)

kurz, mehrsilbigDogder (Arzt), Gorge(Gurke), Honger (Hunger)

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