Reizentzug und Gehirnwäsche in der BRD

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  • 8/4/2019 Reizentzug und Gehirnwsche in der BRD

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    Seit Menschengedenken wird der,Ausschlu aus der Gemeinschah .. i-wird Isolation -.als Strafe gegen Menschen eingesetzt.S ~ i tetwa 30 : . Jahren gibt es d1e moderne Reizentzugsforschung- dle.sog. Deprl- .vatlonsforschung. Diese wurde ln Kanada geboren,um die Phno..:.mene der russischen und chiriesischen "Gehirnwsche"zu venue..: :.hen und zu erforschen. Vor neun Jahren untersuchte der Ha111burger Sonderforschungs.-.berelch 115 mithilfe der Deprivationstechnik "camera sllens""Ag-gressivitt". .: Und seltetwa.zehn Jahren gibt es ln der Bundesrepublik Deutsch.':land die Sondergefngnisse, die Toten Trakte, die Hochslcher., heitsabteilungen ln immer grer werdender Zahl. Wir wissen und erleben, da diese Fakten zusarnrruinigehren'

    Deswegen haben wi r dieses Buch .geschrieben. Es soll FranAnbeantworten helfen: .Wie reagieren Menschen Im Versuch und in Haft auf Isolation?:. . :Bedeutet die Einzelhaftln einem Trakt Deprivation? :,Ist diese Art der Behandlung Folter? .W a ~Ist Gehirnwsche? Wie kann man Menschen "umdrehen"?'Wirdin der BRD Gehirnwsche betrieben?

    Hartwlg Hansen und Horst Pelnecke, belde Mitte29, JeHamburg. Sie s t u d l e r e n s e l ~5 Jahren an der dortigen Un ..PsychoiQglemitdem Schwerpunkt UmweUpsychologle. Sie und sind in verschiedenen Anti-AKW-, Stadtteil-, Zeitungs.;Knastinitiativen aktiv. . .Dieses t;Juch entstand seit 1980 als D i p l o m a r ~ ; e U , .die letztelldlals "flammendes politisches Pamphlet" abgelehnt wurde.~ ~

    Die Grafiken in diesem Buch stammena u . ~ctem Zyklus 'Bilderder Isola tion" von H. J. Vlncentl Dudek H1eboren1948). ln sei.. Haft seit1977 entstanden ber 800 Grafiken, Aquarelle, [)ruckelbilder, die aufvielfltige Art verffentlicht wurden. Arri1.9. .Dudek nach masiven Protesten aus der Haft entlassen worde' .

    . ~... . . , . ~U B E R 1 ~ S O Z I A T I O N3-922611;.26-5

    13,80 DM;elt er immer und immerwieder ber seine Festnahme und deren Grnde. Seine Niedergeschlagenheiwird immer schlimmer. Sein Schlaf wird durch Alptrume gestrt. Schlielichverfllt er in den Zustand tiefer Depression, legt keinen Wert mehrau f sei

    .ueres Erscheinungsbildund Verhalten, hat kein Interesse an seiner Umg ~bung. In diesem Zustand.leidet er unter Tuschungen der Sinneswahrneh.mung. Ein unklares Geruschkommt ihm vor, als riefe jemand seinen Na. men. Das Gerusch von Futritten deutet er als Schlssel im Schlo der Zellent r. ., . _Einige Gefangene knnen wahnsinnig werdenun d leiden unter Bild-Halluzi:

    . nationen. Zu m Beispiel kann einem GefangenenGott erscheinen J.mdjhmten mit dem KGB-zusammenzuarbeiten. Er kann seine Frau neben sich stsehen oder einen Diener, der ihm ein groes_Essen serviert.In fast allen Fllen entsteht ein groes Bedrfnis: Die Sehnsucht nach menschlicher Gesellschaftun d de-Wunsch, mitjemandem zu reden. Diese Sehnsuckann so gro sein wie derHunger eines verhungernden Menschen. Wenn iheine Mglichkeit gegeben wird zu reden, sagt er alles, was angemessenscheintoder vom Zuhrer gewnscht wird. Denn in seiner vollkommenenVewirr\mg ist es ihm nicht mehr mglich zu unterscheiden, was ,tatschlich wist ', ,wahr sein kann' oder ,wahr sein soll'. Er ist hchst beeinflubarkann ber irgendeine Geschichte plaudern, zu der er angeregt wird.Nicht alle Menschen, die das.erste Ma l der ISolation ausgesetzt sind, reagierenin genau der oben beschriebenen Weise.Bei einigen sind die Auswirkungenweniger auffallend; Bei anderen setzen Entmutigung undv l l i g ~V e r ~ w e i f l u n.frher oder spter ein. Dritte schlielich, Menschen mitP e r s n h ~ h k e l t s s c h w chen, werden offensichtlich psychotisch. Qie Entwicklung der sog. ,Gefngnispsychosen' istnormal, andere psychotische Zustnde als die, die oben beschrieben sind, treten seltenauf. In erster Linie deshalb, weil die verantwortlichen KGB-Beamten die Totalisolation abb:-echen, wenn der vlli_e Zusam-

    so

    .s den Schilderungen des Folterverlaufs geht hervor,da die Aufgabe der ner eine Gratw anderung war. Die Bedingungen im Gefngnis waren so ,

    der Gefangeneplanmig weichgekocht wurde. Das Ziel der Isolations. -war dann erreicht, wennder Gefangene dem Tod so nahe war,da er

    Strohhalm zum berleben-ergriff: Zusammenarbeit-mit den Folterern.Mediziner legten den Zeitpunkt fest,an dem der Gefangene demTod nwar als dem Leben. Oftmals gelang dies nicht, und die Gefolterten star-

    , ~f o l t e r t ,macht den To d ,oder die Todesdrohung zum Mittel der Erpres' um sein Ziel zu erreichen. Dabei wirdde r Mediziner zur Hure, um die

    der Menschlichkeitzu wahren.

    -s t

    Sinn und Zweck der Einzelisolationkle un d Wolff berichten von Menscpen die dieser Einzelisolation ausge

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    kle un d Wolff berichten von Menscpen, die dieser Einzelisolation ausgezt waren, da sie nach 5 bis 6 Wochen folgenden Zustand erreicht htten:

    ,Er folgte den Befehlen mit der Gelehrigkeit eines abgerichtetenHundes." .a.O. S. 128)atten die Gefangenen diesenPunkt erreicht - den vlligen Zusammenbruch

    .. - so begann ein neuer Abschnitt innerhalb der Gehirnwschephase ,Einzel. . . isolation'. Wir kommen spterdarauf zurck.

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    schen, chinesischen und britischen Variante das Verhr ein,an dessen Endeein Gestndnis stehen sollte. Alle drei Geheimdienste erzeugten den Zusammenbruch mit hnlichen Mitteln der subtilen, der ,weien' Folter in unter-schiedlicher Schrfe: Schlafentzug,D r o h u n g ~ n ,Ermdung, unangenehmeTemperatur, krperliche Gewalt und - der wichtigstePunkt - I so lat ion .Dabei benutzten die Russenund Chinesen den reizverarmten Raum, die Briten.die Kapuze und stndiges Rauschen.Das., was der Mensch dabei durchlebt,haben wir in den ersten beiden Teilen beschrieben,anband von Aussagen vonMenschen im Experiment zur SD oderPD und von Menschen in Isolationshaft. Die Aussage_l1 ergnzen sich sinnvoll im Gehirnwschekonzept zur Zermrbting des Menschen.

    Einzelisolation und Stre~ Shallice versucht, die Systematik des Zusammenbruchs mit einem Modell zu.erklren. Er versteht dabei die einzelnen Bestandteile der Folter wie Schlafentzug, Drohungen etc. als Stressoren.Jede Manahme erzeugt im MenschenAngst, die ihnin eine erhhte Abwehrbereitschaft versetzt -~ u fdie ~ a u ~ rwird dies zumStre. Innerhalb dieser Kette von Stressorenhat die Isolation eine verstrkende Wirkung. Wir wollen versuchen, sein Modell mglichst einfach zu erlutern, er nenntes ,Positive-Feed-Back-Spirale' (siehe auch dieschon erwhnte Spirale beim Gewichtsverlust).Ein Mensch, der24 Stunden am Tag alleinin einer kahlen Zelle hockt, fngt

    an sich das Leben, das ihm entzogen ist, selbst zu produzie(en . Es fngt anm i ~verstrkter Trali'I;Ilttigkeit bis hin zu Alptrumen. Das Krperbild verzerrt sich, z.B. werden dieHnde grer oder die Beine lnger - die Selbstwahrnehmungist gestrt. Halluzinationen entstehen,d.h. man sieht Gegenstnde oder Menschen im Raum, die gar nichtda sind. Dies alles lst Angstaus. Der Mensch beginnt, wenn er wieder klar ist, ber das verworrene Denken, Empfinden und Trumen nachzudenken. Knnte erj ~ t z tmit jemandemreden sich durch Abwechslung zerst reuen, so wrde ereiOen Anhaltspunktf i n d e ~ ,sich daran schrfen und orie.ntieren. Dies alles geht nicht. Wasist. Einbildung, was Wirklichkeit? Die Verwirrung lst noch mehr Angst aus. Die gesteigerte Unsicherheit und Angst steigert dieM g ~ i c h k e i t ,n e u ~Alpt!ume,verzerrte Krperbilder, Halluzinationen zu produzieren.~ s b e g ~ n n tem Teufelskreis: Angst erzeugt neue, strkere Angst, der Stre steigertS I C ~mehr ~ n dmehr. Dieser Teufelskreis kann nur durchbrachen werden, wenn die Isolationbeendet wird.

    Die VerhreDie Verhre beginnen, wenn der Verhrbeamte rrieint,da der Gefangene

    :;eif' dafr ist ." (Hinkle und Wolff, a.a.O. S. 132) ,,Der Gefangene wirdnach einer langen Zeit der Isolation, der Angst und Verzweiflungau s der Zellegeho lt - ihmkommt das Verhr wie eine willkommene Abwechslung vor.Die bloe Gelegenheit, mit jemandem zu reden, erfreut ihn ungemein. Viele

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    schaft, die sie so dringendbentigten." (Hinkle und Wolff,a.a.O. S. 133). ach der langen Zeitde r Einzelisolation nutzten die Verhr-Beamten den all

    einen Erschpfungszustand und den Reizhunger aus.Die_ Beamten beiehten sich dabei eines ausgefeilten Verhrplans, der zu umfangreich ist, als

    wir ihn an dieser Stelle erlutern wollen. Grundstzlich ist zu sagen,da der Gefangene unwiderruflich in seinen Aussagen verstrickte. Die einzige

    glichkeit, sicjl dem Verhr und damit der ganzen Gehirnwsche zu wider-, etzen, war es, keinerlei Aussagen zu machen. Selbst banalst e Info rmati onen

    en Punkte, die Schwchen in der Persnlichkeitoffenbarten.

    Beamten verfolgten zwei Interessen: Zum einen wollten sie eine genaueakteranalyse des Gefangenen erstellen frden weiteren Verlaufder Ge-fnwsche, zum~ n d e r e nein Gestndn is.

    Beamte stellt sichau f die Psyche des Gefangenen ein: Falls dieCharak-ihn als schchternund furchtsam beschreibt, nimmt der~ e a m t eei

    grimmigeund drohende Haltung ein. Falls eral s stolz und sensibel eingetzt wird, ist die Haltung beleidigendund demtigend. Falls der Gefangene

    seinem Privatleben eine ehrenhafteun d angesehene Persnlichkeit war, sopricht ihn der Beamte mit dem Vornamen an undversichert.ihm,da er alle.. vilegien verloren habe. Falls der.Gefangene kuflich ist und nach Selbstver

    ung strebt, versucht der Beamte zu bestechen fr die Gegenleistungder Zusammenarbeit. Falls der Ge,fangene die Tendenzhat, andere zu be

    schuldigen, so gibtma n ihm die Mglichkeit,a ~ d e r ezu beschuldigen, wh-,. rend seine eigenenTaten als harmlos beschrieben werden. Fallsma n wei, da er tief um seineFrau und seine Kinder besorgt ist, sodroht der Beamte, ihnen

    ... schaden, falls der Gefangene nicht kollaboriert, und verspricht, ihnenzuhelfen, wenn er sichoffenbart. Falls ma n wei, da er seinerFrau untreu war,'erpret man ihndamit." (Hinkle und Wolff,a.a.O. S. 132)

    das Verhr, das Vervollstndigender Charakteranalyseund das angestrebte Gestndnis wird die zweite Phase der Gehirnwsche eingeleitet.

    Zweite Phase: Gruppenisolation. ~ e n s c hgegen ~ e n s ~ h _

    Die erste Phase, die Einzelisolation, endet mit dem ersten Gestndnis,d.h. ei

    nem Schuldanerkenntnis des Gefangenen. Damit liefert er sich der Be-undVerurteilung des Geheimdienstes aus.Nach diesem Schuldanerkenntnis verliefdie Gehirnwsche in der Sowjetunionanders alsin China. Das Gehirnwschezielder Russen war es, den Gefangenenfr einen SchalJproze vorzubereiten.D.h. der Gefangene mute so weit verfgbar geworden sein,da er vor Gericht immer wieder seine Schuld beteuerte, ein ,Verbrechenam Volk' begangen zu haben. Dies wurde erreicht, indem 'von ihm eine Vielzahl von Gestndnissenerpret wurde, bises das war, welches die NKWD fr ihrePropaganda brauchte. Der Gefangene wurde soweit-

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    zermrbt, bis ihm gleichgltig war, welchen Inhalt seine Selbstanklagehatte. Nach dem Proze hatte der Gefangene seine politischeFunktion erfllt un dverschwand ind Verbannung sofern er nicht hingerichtet wurde

    einer engen Zelleau f sie zu. Alles wurde noch schlimmer.Die Zelle ist gerade sogro, da die G r~u p p ePlatz darin findet, . . . alle Ge

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    verschwand inder Verbannung, sofern er nicht hingerichtet wurde.In China ging es um andere Ziele. Hier erfllte die GehiFnwsche sozusagen einen therapeutischen Zweck.Ihr wurden breite Schichten der Bevlkerung unterzogen - es ging um eine Denkreform. Die Menschen sollten zuguten Kommunisten umerzogen-werden. Nach der Einzelisolation und dem ersten Gestndnis wurden die Gefangenen hier inGruppen zu 10- 15 Mann isoliert. Nun begann ein langwierigerProzeder Verhaltensnderung. ErkonnteJahre dauern und war unbefristet.Wann ein Gefangener ein guter Kommunistgeworden war,konnte nicht vorher bestimmt werden.

    Grundstzlich wollten die Chinesenmi t der Gruppenisolation das gleiche zerstren wie mit der Einzelisolation: die emotionalen Bindungen des Gefangenen. Zustzlich mute die Gruppe noch ein ,Indoktrinationsprogramm'durchlaufen, d.h. es wurden neue Denkinhalte, Wertgefge und Verhaltens-

    .weisen eingebt. Das Ziel der Gehirnwsche war es, einen Menschen. so zuprogrammieren, da er sein bisheriges Lebenund seine. Freunde verleugneteund ein Leben mit vorbestimmten, fremden Inhalten fhrte.Aufgrund der Charakteranalyse wurde fr den Gefangenen eineGruppe aus-.gesucht, mit der er sich schwerlich solidarisieren konnte. Die Chinesen wolltenein Klima ,Mensch gegen Mensch ' (Man againstMan, Schein, E. , a.a.O.) erzeugen. "Eine ihrer genialsten Strategien im Gefngniswesen ist es, jeden Gefangenen gegen jeden anderen auszuspielen,damit sie sich dann gegenseitig in

    die Anpassungreinprgeln." (Hinkle und Wolff, a.a.O. S. 157)Die Chinesen nutzteneinfache Prozesse in einerGruppe aus, um d i e ~zu erreichen. Sie hielten sich soweit wie mglich im Hintergrund' - dieGruppe selbstsollte sich reglementieren."Gewaltanwendung ist unter den Gefangenen weithufiger als durch die Wachen . . . Sie berlassen die krperliche Gewalt denGefangenen selbst. Innerhalbd ~ rSpannungen derGruppe knnen sich dieGefangenen selbst schmhen und ihre Kameraden in einem unglau?lichenM ~e erniedrigen. Wenn die Gruppe meint, da ein Gefangener widerspenstigoder reaktionr ist fallen sie ber ihn her und verprgeln ihn erbarmungslo s.Sie sind fhig, i h ~den Schlaf zu rauben, ihm das Es.sen wegzunehmen; ihnanzuspucken, den ganzenTa g lang stehen zu lassenun d darauf zubestehen,da er gefesselt wird. Es wird sogar berichtet,da sie sich tten oder schwerverletzen .... Dieser Druck unter den Gefangenen wird absichtlich geduldetundnur dann unterbrochen, wennGefahr fr das Leben eines Gefangenen besteht . . . " (Hinkle und Wolff,a.a.O. S. 159)Wenn wir verstehen wollen, wie die Gefangenen zu erbarmungslosen Tierenwerden und selbst ue Gehirnwsche betreiben, so mssenwir bercksichtigen, da sie schon wochen- und monatelang vor derG r u p p e ? e r f a h r ~ n gi.nEinzelisolation zugebracht haben, Verhre durchlaufen und emG e s t n d ~ I sabgelegt haben. Statt der Hoffnung: Ich lege ein Gestndnisab, kaufe mtchdamit los und kann in Ruhe meineStrafe absitzen - ka m der Gruppenhorror

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    g. f ~ n g e n e nschlafen au f dem Boden, und wenn sie alle liegen, so ist jeder Zenti

    meter des Bodens ausgenutzt. Das Klima ist sehr vertraulich -es bleibt keine. Mglichkeit, einmal unbeobachtet zu sein.... und eine neue und auerge

    whnliche Hrte . kommt hinzu - die p s y c h o ~ o g i s c hbeeinflute.Atmosphre.'' (Hinkle und.Wolff, a.a.O. S. 156)Edgar H. Schein hat mit Hilfe von Berichten Interf!ierter diew i c h t i g ~ t e nPunkte zusammengestellt, die dieses unertrgliche Klima erzeugten. (stehe-auch sein 24-Punkte-Programm, in: Autonomie, Materialien gegen die Fabrikgesellschaft, Nr. 2, Die neuen Gefngnisse, S. 28)

    Angriffe au f die Gruppe. Die Chinesen versuchten, die Einheit, die eineGruppe darstellen kann, zu zerstren. Mnner; die die Fhigkeithatten, Widersprcheinnerhalb der Gruppeaufzufangen und damit ein gemeinsames Handeln ermglichten, wurden isoliert. In militrischenGruppen wurden aus diesemGrunde die Ranghchsten

    . in speziellen Gruppen oder Lagern abgesondert und h,mge, unerfahreneM ~ .ner zu Gruppenfhrern .ernannt, was die Spannungen erhhte.Mnner, d1emit den Chinesen zusammenarbeiteten, erhielten bevorzugte Aufgaben oder

    wurden zu Fhrern gemacht. Grundstzlichw u r ~ e nalle Freundschaften, gemeinsame Interessen und Gruppenaktivit ten angegriffen oder verboten. Z.B.,

    wurde jede Form religiser B ~ t t i g u n gunterbunden. Sobald sich irgendeinefeste Interessengruppe (z.B. fr einen Ausbruch) bildete oder Versammlungen

    stattfanden, wurden die Schlsselfiguren abgesondert.. Systematisch wurdenInformanten eingesetzt, und die_Gruppe war sich nie si. eher, ob die Chinesen von einem versteckten Posten aus beobachtetenoder be-lauschten. "Die Tatsache, da die Gruppe jederzeit auseinandergerissen wer

    . den konnte, beeinflute dieMnner so sehr, da sie sich au f keine engen, vertrauten Freundschafteneinlieen." (aus: Schein,E.H.: Th e Chinese Indoctrination Program for Prisonersof War, in: Psychiatry 19, 1956, S.149...., 172,

    hier S. 155)Die Chinesen zerstrten einerseits jede selbstorganisierte Interessengemein

    ' schaft andererseits wurdenGruppen eingerichtet, die mit fremdbestimmten. .

    Zielen arbeitendurften: ,Friedenskomitees'. Siew u r ~ e nin einem scheindemo-kratischen Verfahren gewhlt,d.h. die Wahl wurde sooft wiederholt, bis die,richtigenMnner' irt den Komitees saen. Sie sollten helfen, die letzten~ e s t e

    _ von Widerstand auszulschen, Ausbruchsaktivitten aufzudecken und widerspenstige Gefangene zu bearbeiten. Von diesen Komitees wurden auch Erkl-

    rungen abgegeben im Sinne der Chinesen und gegen die USA. Sie benutzten dazu den Lagersender oder die Zeitung. Gekennzeichnet war die Arbeitim

    Komitee von Mitrauen, denn niemand konnte sicher sein,da der anderenicht ein Informant der Chinesen war. An dere fremdbestimmteGruppen hal

    _fen den Chinesen bei der Verwaltung,und Organisation des Lagers.

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    Angriffe au f die PersonDie Gefangenen konnten sich nur aus vorbest_immten Quellen informieren,d h l d h h b d d

    papieren nachbereitet werdenmuten. Teilnahmezwang bestand auch beideri anschlieenden Gruppendiskussionen. ,,. . . Gruppendiskussionen waren

    f l h d d G f ih W h d h l

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    deren Inhalte die Gehirnwsche begnstigten: Der Lagersender, die Parteizei-- tung ,The Daily Worker' un d Magazine aus China, der Sowjetunionund Po

    len. Dadurch war ihnen keineInformation eigener Wahl mglich.Die Postzustellung wurde_manipuliert. Briefe mitInformationen grundstzlicherer Art oder gute persnliche Nachrichtenwurden zurckgehalten, Briefemit schlechten Nachrichten ausgeliefert. Gegebenenfalls wurdegar keine Postausgegebenund gesagt, da sich sowieso niemandmehr um den Gefangenenkmmern wrde. Besuchserlaubniswurde selten erteilt,um auch so den Kontakt zur Auenwelt zuunterbinden.

    Um einen Gefangenen inder Gruppe zu isolieren, wurden seinen Freundenoder Mitgefangenen unterzeichnete Gestndnisseoder Resolutionen vorgelegtun d damit bewiesen, da er Kollaborateur sei. Alle diese Angriffe zieltendarau f ab , die seelische Einheit des Gefangenen zu zerstren."I n de r Ta t ist es_ine Grundannahme, da die Lebenseinstellung, die Geisteshaltung, das Wertesystemund die Verhaltensmuster eines Individmims sich zueiner Einheit ergnzenund das Selbstgefhlund Selbstkonzept sttzen. DieseEinheit gibt dem MenschenAusdauer un d Festigkeit,und daher wirkt sie alsKraft gegen Beeinflubarkeit . . . diese Einheit ist kein' starres, sondern einsich vernderndes Gleichgewicht. Siehngt vom ~ u s a m m e n s p i e lvieler Krfteab , die das Individuum beeinflussen.Wenn man diese Einheit als ein dynamisches Gleichgewicht versteht, dasdazu neigt, den .M,enschen zu stabilisieren,

    so folgt d a r ~ u s ,da m ~ neine Person nur dann beeinflussenkann, wenn ma n dieses Gleichgewichtn a ~ h h a l t i gstrt. So verhindert man Kompensation -undbegnstigt die Neigungzur Vernderung." (Freie bersetzung des Verfassersnach: Lewin, Kurt:Frontiersingroup dynamics: concept,method an d realityin social science,Hum. Relat., I, S. 5 -4 2 , 1947)"Vom Gesichtspunkt der Analyse herist zu sagen: Die wichtigste Auswirkungder sozialen Isolation war die gefhlsmige Vereinzelung. Diese Vereinzelung verhindertedie wichtige Auseinanderse tzung mitanderen Menschen,un ddas machtees dem Gefangenen unmglich, seine Einstellungen, seine Denkweise und sein Wertsystemaufrecht zu erhalten. Zu r gleichen Zeit wurde derGefangenestark beeinflutun d erhielt keine korrektenInformationen aus seiner Umwelt." (Schein; E.H., 1956, a.a.O. S. 155)

    Angrjffe au f das Denken und VerhaltenVervollstndigt wurden dieseAngriffe au f die Identitt des Gefangenendurchein straffesP r o g r ~ m mder Indoktrination. Wir erwhnten bereits,da die Gefangenen nu r zensierte Zeitungenzur Verfgung hatten und ein LagersenderProgramme im Sinne der Umerzi ehung verbreitete. Desweiteren erstellten die,Friedenskomitees' Flugbltter, die dieUSA als K r i e g s t r t ~ i b e rverurteilten.Die Gruppen muten ein tgliches Arbeitspensum absolvieren: Zwei bis dreiStunden tglich wurden Vorlesungen gehalten, dieau f abgezogenen Arbeits-

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    erfolgversprechender, den Gefangenennach ihren Wnschen umzudrehen, alsdie individuelle Indoktrination." (Schein, E.H., 1956, a.a.O. _S. 157)"E s reichte nichta1,1s, zuzuhrenund aufzunehmen, verbaleoder schriftlicheBeteiligung wurdeverlangt." (Schein, E.H., 1956, a.a.O. S. 163)Ein Anleiter berwachte dieGruppen un d gewhrleistete,da die Gefangenenfes.tgesetzte Tagesthemenbehandelten un d jeder unter dem Druck stand, seinen guten Willenan der Umerzi ehung zu beweisen. Bei den Anleitern handeltees sich um Chinesen ausden Reihen des Geheimdienstpersonalsoder um Ge-fangene, die schon die richtige Gesinnunghatten.Ob die Gefangenen die ,richtigen'oder 'falschen' AntwOrten gaben oderStandpunkte vertraten, war entscheidend fr die Lebensqualitt im Lager. Einausgetfteltes System von Belohnenund Bestrafenhatten die Chinesen eingefhrt, um den Gefangenenklarzumachen, da nur Anpassung eineZukunft inFreiheit versprach."Seit der Festnahmewurde dem Gefangenen klargemacht,da bessere Haftbedingungen von derZusammenarbeit mit den Chinesen abhingen, whrenddie Verweigerung derZusammenarbeit oder Widerstand eine Existenzan der

    Grenze zwischen Nicht-Lebenund Nicht-Sterben festschrieb." (Schein,E.H.,a.a.O. S. 160)"Jeder noch so kleine Schritt in Richtung Zusammenarbeit wurdesofort beantwortet mit materiellen Vergnstigungenun d Versprechungenf r die Zu-

    . kunft ." (Schein, E.H., 1956, a.a.O. S. 160}'

    Oie Gefangenenwurden gelockt mit Versprechungenau f baldige Freilassung,Verbesserungder Haftbedingungen, Zigaretten, Seife,Bonbons, bessere Kleidung, Alkohol, Frchte usw. Au f der anderen Seite stand die unerbittlicheHr_te bei jeder Art von Verweigerung: Todesdrohungen, Drohungen mit lebenslanger Haft , Folter, Repressalien gegen Angehrigeund langfristige Totalisolation.

    . "Diejenigen, die sich ;chronisch' verweigerten, fanden sich getrennt von denanderen Gvfangenen in speziellen Abteilungen wieder, wohrtere Disziplinund brutalere Bestrafung herrschten. DieFormen der Strafe erstreckten sichvon harter Arbeit ber aufrechtes Stehen fr laqge Zeit, stndiges grelles

    Licht, schreckliche Klte, Stehenau f

    Zehenspitzen mit einer Schlinge um denHals, Gefangenschaft in einem Kfig,der zu klein ist,um zu sitzen, zu stehen oder -zu liegen - oder ma n wurde in das ,Loch' geworfen - eine besonders. unangenehme Form der Einzelhaft." (Schein, E.H., 1956, a.a.O. S . 162)

    Neben Belohnenun d Bestrafen kann ma n als letzte Grundprinzipien der chinesischen Gehirnwsche noch zweierlei nennen:

    WiederholungDie Chinesenhatten eine unglaubliclleAusdauer in allem, was sietaten: Vor-

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    m b) Die Forschungen zur sensorischenDeprivation und der Sonderforsch1lgsbereich

    biet in' der Wissenschaft einnahm und einn_mmt.Sie schreiben:"Dennoch erhielt dieseForschungsrichtung u.E. eine zu groe

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    Deprivation und der Sonderforsch1lgsbereich115 am Hamburger UniversittskrankenhausDa s Interesse am ,Brainwashing', den Gehirnwschemethoden in der Sowjetunion und in China brachte eine neue Forschungsrichtung hervor: Die Versuchsprogrammezur sensorischen Deprivation (SD).Der kanadische PsychologeDonald Hebb an der McGill-Universitt inMon- ' treal begann Anfang der fnfziger Jahre mit solchenStudien. Angeregt hatte :ih n dazu das Canadien Defense Research B oard, die Forschungsabteilung deskanadischen Verteigungsministeri ums.Kanadas Militrs fhlten si ch wie ihre Kollegen inden USA beunruhigt davon,da sich die Koreakmpfer so anfllig frGehirnwsche erwiesen hatten. Zudem bedrckte sie ein Phnomen, das die Abwehrbereitschaft schwchte: Radarbeobachter, .Funker und andere Spezialisten, diestundenlang monotoneArbeit verrichten muten, erlagen pltzlichmerkwrdigen Sinnestuschungen. Sie sahen au f dem Radarschirmnichtvorhandene Objekte oder behaupte- ten, Nachrichten gehrt zu haben, die niemand abgesandt hatte. (Vgl. auch:Lausch, Erwin: Manipulation - der Griff nach dem Gehirn, Stuttgart 1972)Das Hauptmotiv fr diese Forschungsanstze lag also im militrischen Bereich. D ~ eInstitute und Forschungsprogramme wurden deshalb auch hufigvo n de n Verteidigungsministerienund Geheimdiensten finanziert.Man hatteein Interessedaran, eine. Erklrungfr menschliches Versagen'in Verhrsituationen und im Krieg zu 'erlangen."Die Absicht (der erstenExperimente von Hebb u.a. war es, unser Verstlldnis fr die Mechanismen zufrdern, die dem ,brainwashing' zugrunde liegen(ein Begriff,.der .zuerst whrend des Koreakrieges entwickelt wurde)und denen von A u f m e r k s a m ~ e i t s m n g e l n ,die unter monotonen Beschftigurtgsbedingungeri, Wie z.B. beim Beobachten einesRadarschirms, festgestellt wurden." (Zube)c, J.P.: Behavioralan d Physiological Effectsof Prolonged Sensory an d Perceptual Deprivation: A Review., in: Rasmussen,J E. , Ma n in Isolation ~. ~ __ ... __...... *. -- . - ~

    O 1960--51 - - - ; ; 63 61. 65 66 67 ; - 69 70 71 T2 73 JAHR

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    1960-1973Abb. :!.a u: b. Anzahl der wissenKhafllichen VertTenthchunJ!cnber S e n ~ o n s c h eOepriv;auon.1 % 0 - 1 9 7 ~. Iai Verl11ufskurve. 1111 G aml zahl. (Quelle: Psycholo,:ical Abstrllcts.Schlapon: .Sensory Deprivation . h i ~IYf>-4 auch unter .. PercepluMI l ~ o l ; a u o_n ... 11n1cr A u ~ . c h l u l l

    der Tierexpmm enlel

    63

    . ..

    ~ .

    B Entwicklung von geeigneten Methoden zur Kanalisierungun d Kontrollevon Aggressivitt.C Methodelogische und theoretische Grundlagenzu r Aggressionsmessung(siehe auch Anhang)

    . mente des SFB f15 nach unseren noch zub ~ s c h r e i b e n d ~ nKriterien menschliche Versuche waren,oder ob der in der ffentlichk_it erhobene Foltervorwurfgegen den SFB115 Berechtigung hatte

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    (siehe auch Anhang).

    Die Forscher des SFB115 w o l l t ~ neine angstauslsende Isohitionssituation mit~ i l f eder camera silens (Beschreibung siehe Teil I) herstellen. Vpn waren zunchst Psychlogiestudenten, die ohneHonorar zwetStunden in der camerasilens lagen, spter Patienten und Bundeswehrsoldaten aus einer HamburgerKaserne, bei denen die Versuchsdauerau f sechs Stunden heraufgesetzt wurde.Das Vorgehen bei'den Versuchen beschreibt das Protokoll ber das Teilprojekt B 3 beispielhaft:"Alle Behandlungen werden in der Camera sllens durchgefhrt, da diese in der Hierarchie der angstauslsenden Situationenmi t ~ nhchster Stelle stehen drfte und somit Bedingungen fr die Sondierung,derTherapiefaktoren sowie komplexe und ununterbrochene Datenerfassung bietet, wie sie bisher bei verhaltenstherapeutischen Experimenten nicht zur Verfgung stehen. . . . Der Patien t wird seiner Angst unter weitestgehendemKommunikationseritzug ausgesetzt. . . Sollte die Camera-silens-Situation wi-,der Erwarten bei diesen Patienten nur mig angstauslsend sein, so werdenin geeigneter Weise typisch phobisch e (angstauslsen de, d. Verf.) Situationenin die Kammer eingespielt bzw. dem Patienten~ u g g e r i e r t. . . '' (internes Arbeitspapier, Blatt 13) .

    Unter der G;undhypothese:"Isolation (SD) erzeugt Angst und Aggression"wollten die SFB-Forscher mit Hilfe desim Teil I beschriebenen Computers< ~ . e b e nder camera silens) die p?ysiologischen Vergleichswerte bei den Vpnmessen, um so u.U. Erkenntmsse ber Substanzen zu erlangen, die der,menschliche Krper bei Angstun d Aggression produziert. Der nchste denkbare Schritt wre die Entwicklung des Gegenmittels- das Anti-Aggressions-Prparat.

    Was Isolationsexperimente zur SD undPD sind und fr die Vpn bedeuten, ha-. benwir in den ersten Teilen beschrieben.Wie belastend diese Versuche sind,verdeutlichen noch einrnalfolgende Fakten: Unter den Bedingungen des Ans-Bett-gefesselt-Seins (bed-confinemen t) -

    .die am b e ~ t e nerforschte Situation - haltenes YJ der Vpn fr die vorher festgelegte Zeit aus, wenn dieser Zeitraum zwischen 3 und14 Tagen liegt (Zucker.:mann 1964, Zubek 1969). Keine der Vpn von Medelson u.a.(1960) ineinem Experiment in der Eiser

    nen Lunge (tank-type-respirator) - einer Situation mit besonderer klinischerBedeutung - hielt die geforderten36 Stunden aus, einer blieb30 Stunden;aber alle anderenhrten nach 3Yz bis 10 Yz Stunden auf. Bei der schrfsten Versuchssituation, dem Schwimmen in einem schalldichten Wassertank, die von Lilly(1956) erfunden worden war, fand Shurley1966heraus, da nur eine einzige Vp es lnger als 10 Stunden aushielt, die durchschnittliche Dauer lag unter 4 Stunden,Unter Bercksichtigung dieses Wissens stellen wir die-Frage, ob die Experi-

    64

    gegen den SFB115 Berechtigung hatte.Unsere Kriterieh frr n ~ n s c h c h eVersuche sind: _e Die Vpndrfen keinen Schaden erleiden. . . . _ DieVp n __mssen ber alles informiert werden, wasm1t 1hnen gemacht wer-den soll. -

    e Sie mssen jederzeit den Versuch abbrechen drf en. . . . . . Die Zusage, den Versuch mitzumachen,mu absolut fre1w1lhg sem. In kei-ner Phase des -Experimentsdarf Druck ausgebt werden. . .. . .e Die ,Kosten-Nutzen-Rechnung',ob die V ~ r s u c h . s e r g e b m s s efur oder gege?Menschen eingesetzt wer-den knnen,mu emdeut1g zugunsten der menschh-. chen Verwertung ausgehen. . _

    . _ Was geschah in bezugauf diese Kriterienam SFB115? Damit die zu u?tersuchende Situationberhaupt erst herbeigefhit werden~ o n n t e ,l ~ s t e nd1e Forscher bewut Angstund S t r ~ -bei den Vpn aus, ums1e a . g g r ~ s s t vzu machen(siehe internes_Protokoll). In einerS i t_u ~ t i o ~der Abhng1gke1t~ e rVpn vomVersuchsleiter traten hierbei die beschriebenenPhnomene bei den l . ~ n t ~ r -.suchten auf, die wir als kurzfristige Schdigungen begreifen.L n g e r f n s n g ~

    - S c h d e ~wurden u.w. nicht untersucht..Der SFBnahm ,Soldaten alsV ~ n ,weilmandavon ausging, da durchtrainierte Mnner imA l t e ~vo n 20 a u f w a ~ t sdenBelastungen der SO-Situation am ehesten gewach;sen se1en.W u r d ~ n- d 1 ~Vpn

    _. nu n ber die eventuellen Erlebnisseund Folgenm der Camera s t l ~ n smfor- miert? Dazu einZitat vom Blatt 17 des internen SFB-Protokolls:." . . . s.telltesich bei dieser freigestalteten, gesprchsartigen Darstellung heraus,da d1e Vpirgendwelche Vorinformationen ber die Zielsetzung desV e r s u c h ~hatte, wur

    . de sie von dem Versuch ausgeschlossen.

    Die Forscher machten es also bewut zur Voraussetzung,da die Vp nichtwute, wasmitihr geschehen wUrde.In detp. p , r o j ~ k tA Bwerden~ i eV p n ~ o ga r bewut irrcrgefhrt, indemi h ~ e n.erzhlt .wtrd, m derC a m ~ r astlens be fmde sich eine weitere Person. Eswu d 1hnen mcht gesagt, da d1ese P e r ~ ( ) ngarnicht e x i s t i e r t ~, ~ S o b a l ddie Vp die Camera silensbetritt, wird ber emTon-

    .band ein leises, kaum wahrnehmbaresAtmenin die Kammer gespielt, dasd ~ nfiktiven Partner in Ruhe' darstellensolL" (InternesProtokoll Blatt 100). I?te

    . instruktionen fr A-s (Titel: Soziale -_nteraktion _n einer modellhaften,m'kompatiblen (spannungsgeladenen,d. Verf.) Gruppensituation unter besonde-rer Bercksichtigung der Aggressivitt) lautete: "I n dem Experiment,an dem Sie teiln ehmen werden,~ o l lgeprft werden wielange Vpn die Bedingungen Stille,D u n k e l h ~ i t~ n dr u h 1 ~ eLage a u _ ~ h a l t e n. k n ~nen und wie Sie darauf reagieren, wenn S1e.mcht allemesondern g ~ m e m s a mmit einer anderen Vp diese Untersuchung absolvieren. _Nachdem nun der ;,fiktive Partner'' v ~ r s o r g tist (vorh er w ar .ein~ n ~ l i c h e r

    . Mitarbeiter als "Vp" hereingekommenund hatte gesagt, erse1 fert1g m1t demFragebogenausfllenund fertig frJdas Kammerexperiment, Anm.d.Verf_.),

    65

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    stalt g i b t _ v s ~ i n e"Betuhigungszelle" in der Bauart der camera silens, in jedemGefngms emen ,,Bunker''fr verschrfte Einzelhaft. Die SFB-Forschergal-.ten als Expertena u ~d e ~Gebiet der Reizentzugsforschung und sie begegne

    nner, die der Methode der SD ausgesetzt worden waren, eineS c h a d e n s ~ r . ,von 15000 Pfund Sterling zu und klassifizierte diese Methode so

    mit a l s J ~ ' o l t e r .Die Summe war die grte, die jemals einem Gefangel}en zuer

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    ten als Expertena u d e Gebiet der Reizentzugsforschung, und sie begegnet ~ n~ e m .Vorwurf, s ~ euntersttzten diese Methode gegen die Menschen, indemste.ste wtssenschafthch untersuchen und verfeinern, mitde r Bemerkung: "EinMtbrauch von Forschungsergebnissen lt sich nie ausschlieen." (Prof. Dr.Dr. Adolf Ernst Meyer in der Hamburger Morgenpost vom 19.12.73)Sie s t e l l ~ nnach wie vor die Erkenntnisse ber.Patientenngste, die nicht anden Patienten, sondern stimuliert und manipuliert an Soldaten untersuchtwerden, ber die Gewiheit, da Forschungsergebnisse des Reizentzugs gezieltgegen.aus anderen Grnden isolierte Menscheil eingesetztw e r d e n ~

    Prof. Meyer wei zwar, da die Ergebnisse mibraucht werden knnen hlta?er d i ~SFB"'Ergebnisse fr einen solchen Mibrauch fr ungeeignet. Er'defimert seme Forscherverantwortungwie folgt: "Wir knnen dann nur die ff e n t l i ~ h k e i talarmieren, wenn uns bekannt wird, da unsere Forschungsarbeiten mibraucht werden." (Hamburger Abendblatt vom 19.12.73)D ~ eErkenntnisse. derR e ~ z e n t z ~ g s f o r s c h u n gwurden zu der Zeit schon lngstmibraucht. Ulnke Memhof und Astrid Proll wurden 1972/73 in KlnO s s e n d o r ~~ mT_otenTrakt i s o l i e r t ~Der Kln er Anstaltspsychiater, Regierungsmedizmalduektor Dr. Bernd Gette, kannte ebenfalls die Ergebnisse derS ~ .~ a rdas kein Mibrauchwie Meyer ihn versteht? Wenh a t- ~ ralarmiert?Fr dte SFB-Forscher wares kein Anla, ihre Forschungen einzustellen.

    . ~ i ehaben ~ u c hgehrt, da SO-Methoden bewut kalkuliert in Nordirlandnach der Emfhrungder._Schutzhaft (Inhaftierung ohne Gerichtsverfahren)1971angewendet wurden.:"Von den 342 Gefangenen, die am frhen Morgendes 9. August 1971arrestiert wurden, wurden12 differenzierteren Manahmen ausgesetz! als die anderep. . . . J?ie-G ~ f a ~ g e n e nwurden 6 Tage lang imVerhrzentrum festgehalten.Sie w u r d ~ nm emem Raum dem schwarzenLoch", wie einer der Verhreres nannte,festgehalten,w ~ n nsie ~ i c h tdirektv e r h ~ r twurden . ~ ms c ~ w a r z e nLoch wurden sie gezwungen, in einer vorges c h n e ~ e n e n~ o s i t i o nmithoch an der Wand gespreizten Hnden undgespreiz:ten Bemen stillzustehen. (DerKGBnannte dies die Stoika-Position). Wenn siezusammenbrachen oder sich bewegten; um die Starrheit ihrer Glieder zu mildern, wurden siein die Position zurckgeprgelt. Der Raum war von einemlauten monotonen Gerusch "wie das Entweichen vonPreluft" oder das

    stndige Schwirren eines Hubschrauberpropeers" erfllt. ber ihreKpfewaren schwarze Kapuzen aus festgewebtem Stoff gestUlpt, die alles Lichtab-schnitten. Sie waren mit weiten Kesselanzgen gekleidet. Whrend der erstenzwei oder drei Tage wurde kein Schlaf zugelassen, und die Nahrung warau fBrot und Wasser reduziert. Die Temperatur war gewhnlich zu hei, manchmal zu kalt." (British Societyof Social Responsibility in Science: The NewTechnologyf Repression, 1974, S. 28/29) Den SFB-Forschern wurde auch das Urteil des Belfast Hogh Court vom13. 2.1974 bekannt. Das Gericht stand mit seinem Urteil Patrick Shivers, einem der

    68

    ... . 14,,U U wurde. Die Schadensersatzzahlungen durch die Beklagten,das nordiri.sehe Innen;. und das Verteidigungsministerium, muten fr die PersOnlich

    tsvernderung un4 die Depression geleistet werden, unfer denen Shiversnach de r physischen und mentalen Folter litt.

    :Wir.halten es fr zwingend notwendig, solche Forschung zu unterlassen, die.'offensichtlich geeignet ist, eher und mit grerer Wirkung gegen die Mensch-.:lichkeit und gegen die Persnlichkeit von Menschen eingesetzt zu werden, als

    . :da sie den Menscheniu Nutzen wre. Die "Kosten-Nutzen-Rechnung" fllt fr uns eindeutig negativ aus, so da. . wir die damalige Forderung nach Auflsung des SFB--115 fr gerechtfertigt

    halten.. Oie SFB-Forscher behaupteten, da der Nutzen berwiegen~ r d . eu ~ dpldie. en in demjlnfangs erwhnten Aufsatz fr eine grereB e r ~ k s 1 7 h u g u n gd ~ r

    Methode in der klinischen Psychologie bzw. der Psychiatne,_wenn sie. schreiben:

    .. ~ .. doch knnen mit Hilfe sensorischerp e p r i v a t i ~ nM ~ n s c ~ e nauch negativ. manipuliert werden, genauso wie z.B.e i ~~ o m b ~ r p l l o tfr s ~ m e nm o n ~ t o n e _ n

    .. Einsatz ausgelesen werden kann. Diese ethischeA ~ b w a l e n z ,. die.. dieDeprivationstechnik mit vielen anderen Verfahren und~ I s s e n s c h ~ f t s g e ~ t e tteilt mu klar er kannt und ausgesprochen werden. Sie kann Jedoch kem

    G r u ~ ddafr sein, den Einsatz dieser Methode zurE r f o r s c h u ~ ghumanerer. Lebensbedingungenun d zur Aufklrung und Behandlungp s y c ~ I s c h e rS t ~ u n

    gen zu unterlassen. Gerade weil die militrische unda s ~ r o n a u u s c _ h ~Depnva-. ionsforschung sowie nicht-klinische Fragestellungen bisher. domimertenun d

    klinische und therapeutische Anwendungen der Methodew e i t g e ~ e ~ dv e r ~ a ~ h -. lssigt wurden, sollte die klinische Forschungau f _iesem Gebiet mtensiviert

    werden . . . " (Kempe, P. , u.a., a.a.O. S. 566/567)Die Autoren stellen deshalb drei Bereiche vor, in denen SD als.therapeutischeEinsatzmglichkeit in frage kommt: . . .~ ,e SD als eigenstndige therapeutische Manahme bei psychiatnschenPa -tienten .. SD zur Erzeugung von Einstellungsvernderunget.t, z.B. zur Verbesserung-des Selbstkonzepts .

    eSD zur Vorbereitung bzw. Verstrkung anderer psychotherapeutischer Be-. mhungen." (Kempe,P., u.a.; a . a ~ O .S. 565) . . " ..Sie halten die SO-Methode fr geeignet, Menschen zu "behandeln ,un d be-g r ~ n d e nd i ~ s :"Schon in den Jahren 1961 bis 1967,h ~ b e nG ~ _ o s su n ~S v a ~(1969) nach Mglichkeiten der Intensivierungt h e r a p e ~ u s ~ h e rE m f l u ~ l n a h m egesucht und eine zeitweilige Verstrkung des Abhngigkeit.sverhltmsses zwischen dem Patienten und seinem Therapeuten durch SO gesehen (vgl. auchMai er 1970).

    69

    Au s heutiger Sicht (s. auch Suedfeld, 1972) sind es vor allem folgende Aspekteder SD,die sich ,zur K o m ~ i n a t i o nmit psychotherapeutischenManahmen geeignet erscheinenlassen:

    ilens-Versuche am SFB 115 Anfang 1974 nach ffentlichen_Protesten einge-. . lt worden, aber die Reizentzugsforschung gibt es weiterhin. .

    : 977 bezieht sich Peter Kempe der1973 seine Dissertation ber "Bedingun

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    ' :

    gerhhte Abhngigkeit vom Therapeutengesteigertes Bedrfnis nach sozialer Interaktionverstrkte Aufnahmebereitschaft durch Ablenkungsfreiheiterhhte Auslsung von primrprozehaftem Material

    - reduzierte AbwehrmechanismenDabei liee sich eine lngere SO-Sitzung zu Beginn der Psychotherapie ansetzen, die therapeutischen Kontakte knnten in partieller SD durchgefhrt werden, oder aber SO-Sitzungen wren im Verlufe einer Psychotherapie intermittierend immerdann einzufgen, wenndas psychotherapeutische Gesprchstagniert." (Kempe, P. , U:;a., a.a.O. S. 566)Abhngigkeiten sollen ausgenUtzt werden, das Bedrfnis nach Leben soll in

    ein Therapiekon zept , ,zur Erzeugung von Eins tellungsv ernderungen'' gezwngt werden, die Abwehrkrfte werden bewut wissenschaftlich geschwcht.Alles zumWohle des Menschen?Gerade die Erkenntnisse der klinischen SO-Forschung, denen sich der SFBverschrieben hatte, wurden und.werden in letzter Zeit immer wichtiger itnStrafvollzug. Dort finden Erkenntnisse ber Verhalten in Isolation konkreteAnwendung ..,... Erkenntnisse, die der SFB wissenschaftlich erarbeitet hat.Wollten die SFB-Forscher die SO-Methode einzig und allein anp s y c h i a t r i ~

    sehen Patienten angewend et wissen, um ihnen vielleicht helfen zu knnen, wobei unserer Meinungnach eher das Gegenteil erreicht wird, so werden heutetatschlich immer meh.r Menschen fr psychisch krank erklrt, sie seien"behandlungsbedrftig" und mUten therapiert werden. Der SFB hattees sichaber gerade zur Aufgabe gemacht,"Behandlung" oder Therapie durch SD zuverbessern.Wenn nicht damals,so doch au f jeden Fall heute werden die SFB-Ergebnisseeingebaut in ein Strafsystem1 das immer weiter differenziert und verwissenschaftlgcht wird. Der Mensch wird immermehr psychologisiert und psychiatrisiert, und der Strafvollzug gliedert sich deshalb folgerichtigau f in:

    sozialtherapeutische Anstaltenden Behandlungsvollzugdie Psychiatrieden Drogenvollzugden Reformvollzug mit Freigngern etc.

    - den Hochsicherheitstrakt.berall wird Wissenschaft gebraucht und umgesetzt. berall fliet das Wis-

    . sen .von Verhaltensforschern, Sozialtherapeuten und anderen Experten derPsychologie in die ,Therapieprogramme'' mit ein.Das heute feststellen zu mssen, belegt erneut die Richtigkeit der Forderung,den Forscherdrang der SFB-Gruppe zu stoppen . Tatschlich sind die Camera-

    70

    :. 977 bezieht sich Peter Kempe, der1973 seine Dissertation ber Bedingun>gen halucinatorischerPhnomene bei Experimenten mit sensorischer Depriva. t ion" geschriebenhat, in einem Artikel in der Zeitschrift "Psychologie heut

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    In den Teilen I un d haben wir belegt, da Gefangene in der Isolation deutscher HST oder in Einzelisolierung Haftbedingungen unterliegen, die denender Versuchbbedingungen zur SD oder P,D vergleichbar sind. Des weiteren habe n wir die chinesische und sowjetische Gehirnwsche beschrieben und habenbelegt, da durch das Interesse an Gehirnwsche-Phnomenen in den 50etund 60er Jahren die umfangreiche Forschungseinrichtung zur SD und PD geboren wurde, die neue Erkenntnisse au f dem Gebiet des Reizentzugs lieferte.

    Es bleibt uns zu fragen: Ist die Inhaftierung von Gefangenen im deutschen. HST (die meisten Betroffenen sind politische Gefangene) eine Manahme zurGehirnwsche?

    . Wir gehen bei der Klrung dieser Frage folgendermaen vor: Bei der Untersuchung der Haftbedingungen in einerseits chinesischen -und russischen Gehirnwsche-Lagern und andererseits deutschen HS T stellen wir fest, da das nachstehende Zitat von E. Schein, einem der bekanntesten amerikanischen Gehirnwscheforscher, die Grundprinzipien beider Untersuchungsfelder treffend wiedergibt. Dabei stellen wir dem Vergleich dieses Zitat voran. Erlebnis

    . . berichte, Beschreibungen und Beschlsse aus beiden Untersuchungsfeldernsollen die Schein'schen Thesen (sie sind im folgenden kursiv gedruckt) belegen. Sollte der Vergleich gelingen, wre damit bewiesen, da GehirnwscheErkenntnisse in deutschen Hochsicherheitsgefngnissen Anwendung finden.

    Das vollstndige Zitat lautet:

    "Die Nazis versuchten mit brutalen Manahmen, ihre Gefangenen zu fgsa'"men .Sklaven zu erniedrigen; hingegen wandten die Chinesen ~ , m i l d eStrenge''an und verstanden die Gefangenen als Menschen, die der "Erziehung" bedUrftig sind, um schlielich ihre Geisteshaltung zu bernehmen. Nur solcheGefangene, die sich als ,rcksttln dig' oder ,reaktiontlr ' erwiesen, in(iem es ihnen unmglich ersc}Jien, die grundsatzliehen, Wahrheiten des Kommunismusanzuerkennen, wurden hart bestraft. Das Grundstzl iche an dieser neuartigenHerangeherzsweise ist folgendes: Man mu die vollsttlndige Kontrolle berdiejenigen Teile der physischen und sozialen Umwelt gewinnen , welche die .Geisteshaltungen; Weltanschauungen und Werte erhalten. Ebenso mu mandas angreifen, was den Zusammenbruch verhindert und die alten Werte undEinstellungen sttzt. Sodann u ntersttzt man die Bildung neuer zwischenmen

    schlicher Beziehungen, die die Wahrscheinlichkeit erhhen, da der Gefangene nach den gewnschten Lebensinhalten l e b t . ~ ~(Schein, H.E., 1956, a.a.O.s. 171)

    "Man mu die vollsttlndige Kontrolle ber diejenigen Teile der physischenund sozialen Umwelt gewinnen, welche die Geisteshaltungen, Weltanschauun- gen und Werte e r h a l t e n . ~ ~

    Die amerikanischen Forscher fanden1heraus, .da die Chinesen ,und Russen

    spezielle Abteilungen oder Gefngnisse errichtet hatten, in denen die Zellen

    73

    f o l g ~ n d e r m a e nbeschaffen waren: ". . . aber der grundstzliche Aspekt vonde r de der Zelle und dem vollstndigen Verlust des Zugangs zur Auenweltist charakteristisch.''Di i h B h ib i Z ll i / Ei li li i d BRD

    Pltzenseetrifft dieses Vorgehen bereits"normale" Gefangene.Die amerikanischen Forscher berichteten, da die Temperatur indertGehirn

    h ll g li b d G f g b D h j

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    Die typische Beschreibung einer Zelle eines/r Einzelisolierten in der BRD ent-n e h m e ~wir dem Antrag von Prof. Preu zur "EntwidmUng'' des-TotenTrakts m Kln-Ossendorf vom10. 8. 1973:

    ,,Zu der rumlichen und akustischen Isolation dieses gesamten Trakts trat hinzu, da die Zellen meiner Mandantinnen sowie die gesamte Zimmereinrichtung - mit Ausnahme der Zellentr - vollstndig in weier Farbe gelt waren, da sich das Zellenfenster zunchst gar nicht, spter nur einen winzigen Spalt ffnen lie undmi t einemfeinmaschigen Fliegengitterdraht verhngt war, da die in der Zelle befindliche weie Neon-Beleuchtung nachts bei Frau Meinhof nicht ausgeschaltetwurde, schlielich, da die Zelle von Frau Meinhof in den Wintermonatenpermanent unterkhlt war. In dieser akustischen und visuellen rsolation hatten m ~ i ~ eMandantinnenl ~ d i g l i c hden fr die Essensversorgung unabdingbaren mimmalenKontakt m1t den Vollzugsbeamtinnen. Sie lebten praktisch24Stunden lang ohne eine unterscheidbare Umwelt. So wares beispielsweise meinen Mandantinnen sogar verboten, Plakate, Bilder, Tabellen o.. an die fahl-weien Wnde zuhngen." .Bei Beschreibungenb u n ~ ~ s d e u t s c h e rE i n ~ e l i s o l a t i o n s z e l l e n(weitere haben wirin Teil I gebracht) .falleneinem die hnlichkeiten zu den russischen und chinesischen Zellen immer wieder auf. Alles ist lediglich etwas perfektionierter undau f den heutigen technischen Stand gebracht. Grundstzlich --auch in Ge

    fngnissen lterer Bauweise - wird die Kontaktmglichkeit mit anderen Gefangenen und der Auenwelt radikal eingeschrnkt. Aus einem Haftbeschlugegen Knut Folkerts vom18. 10. 1978, erlassen vom Ermittlungsrichter beimBundesgerichtshof;K u h ~ :

    . . . . "3 . Das Fenster des Haftraums des Beschuldigten.1st m1t emer Schutzvornchtung - z.B. Fliegendrahtgitter oder Lochblech~zur Vermeidung unkontrollierter Kontaktaufnahmezu versehen wobei ausreichende Sicht, ausreichender Lichteinfall und ausreichendeB ~ l f t u n ggewhrleistet sein mssen.''Bei Neubauten von Gefngnissen werden solche Hilfsmittel unntig. In einemArtikel d e ~"Berliner,Tagesspiegel" ber den Neubau der JVA Pltzensee istzu lesen:

    "Sgezahn-Fassade des HST, durch die Pendel-, Sicht- und Rufkontakte ausgeschlossen werden, auch fr die Vollzugsgebude geplant, die frnormalen Erwachsenenvollzug, Jugendvollzug, Jugenddrogenstationen, frBehandlungsgruppen, fr den Bereich Mutter und Kind undsogelf fr den offenen Vollzug bestimmtsind."In dem Beschlu gegen Knut Folkerts wird die "unkontrollierte KontaktaufIiahme'' noch mit der Begrndung unterbunden,es handele sich bei Folkertsum einen Straftter nach 129a StOB (terroristische Vereinigung). In Berlin-

    74

    - wschezellen regulierbar war, um den Gefangenen zu zermrben. Der ehema-lige Gefangene Werner Schlegel berichtet aus seiner Hafter fahrung ber ,. . .stufenlos regelbare Temperaturen von minus zehn bis plus vierzig Grad (Werl,Rheinbach, Kln-OssendorO." (Schlegel in der Zeitschrift Konkret, 6/81,s. 24)Nachdem wir die baulichen Entsprechungen aufgvzeigt haben, die"die Kontrol le der physischen Umwelt " sicherstellen, mu der Bereich "Kontrol le berdie soziale Umwelt" noch geprft werden.

    In der chinesisch/russischen Gehirnwsche:, Wenn man aus irgendeinemGrund die Zelle verlt, begleitet einen die Wache. Wenn ein anderer Gefangener durch den Flur kommt, mu man das-Oesieht zur Wand drehen, bis derandere Gefangene vorber ist. Es ist nicht erlaubt, die Wache anzusprechenoder mit irgendeinem anderen Gefangenen zu kommunizieren.''Harry Strmer schreibt ber seine Haftzeit im HST Celle:

    ,,Auerhalb derZelle kann kein einziger Schritt selbstbestimmt werdetl. Die Gefangenen werden jeweils einzeln nach derA b g ~ a b s c h z e r e m o n i e(Leibesvisitation, d.Verf .)in den'-Hof oder die Fernsehzelle gebracht, eingeschlossen und nach Ablaufder festgelegten Zeit vom Schlieertrupp wieder zurckau f die Zelle geleitet.' '

    (Gehirnwschetrakt in Celle, Harry S trmer, Februar 1981). Wird die Zellen-t r geffnet, so stehen3 - 5 Schlieer davor, um den Gefangenen"sicher" zug ~ l e i t e n . T e i l w e i ~ eunterliegt der Gefangene sogar Sprechverbot. Aus einemAntrag des Rechtsanwaltes von Werner Hoppe vorn 4. 9.1978:

    .. "Die ununter--brachen an,dauernde Isolationshaft wurde zeitweise' durch zustzliche Haft-

    -Verschrfungen potenziert: der Gefangene unterlag einem ,Sprechverbot'; als-Versto gegen das Sprechverbot wurden gegen ihn60 Tage Arrest verhngt;der Gefangene war etwa2Y2 Jahre lang gefesselt."Die Kontrolle erstrecktes i ~ hauch ~ u f d e nH o f g a ~ 1 _ ,der wie in China und derSowjetunion einzeln abgehalten wira. Aus dem Beschlu gegen Knut Folkertsvom 18. 10. 1978: __ __ ,, 7. Die Bewegung im Freien ist als Einzelfreistunde durch-zufhren, deren Dauer der jeweiligen Freizeit der anderen Untersuchungsge--fangenen entspricht. Die Einzelfreistunde ist sofort abzubrechen, wenn derBeschuldigte sie zu Strungen mib raucht.' '

    (Christoph Wackernagel schreibtber den Hofgang (Januar 1981): "neben dererhhtenabhngigkeitund demonstration der willkrlichen verfgbarkeit, die mit sowas hergestellt werdenspll ...:. fr jedenfurz -brauchst du die typen - , h a s t du im lauf derzeit bei jedem zurckkommen vom hof, wennsie ihrerazziagemacht haben, das an'gespannte gefhl, was wohl jetzt wieder ist. . . MJt "Razzia" meint Wacker-

    75

    :_ j

    : ::

    (

    nagel die Durchsuchung seiner Zelle whrend des Hofgangs, die neben demAbsonden und Abtasten vor. dem Hofgang blich ist. Lehnt der Gefangenedas A b ~ a ~ t e nab, so mu er S I ~ hn a ~ k tausziehen, oder der Hofgang fllt ganzweg; Emigen Gefangenenw1rd mit der Begrndung "b d Gefhr

    .glaubliche Tatsache,da eine ununterbrochene direkte berwachung,stattfindet. Dies geschieht dadurch,da die Zellentr geffnet ist und vor die geff-

    . nete Tr ein Tisch gerckt wurde, an dem im Schichtdienst stndig eine Beam

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    weg;_Emigen Gefangenenw1rd mit der Begrndung "besonderer Gefhr-dung" der Hofga ng ganz gestrichen. Neben dem t g l i c h ~ nH o ~ g a n gist. B e ~ u c hdie einzige Abwechslung auerhalbde r Z e l l e n m o n o ~ o m e .Be1 der c ~ m e s 1 s c h / s o w j e t i s c h e nGehirrtwsche gabesden Grundsatz, m der erstenZett keinen Besuch zu gewhren, um den Kontakt zur A u ~ e n w e l tganz z unterbinden. In spteren Phasen wurde Besuchzugelassen, Jedoch unter erschwerten Bedingungen oderstark bes.chrnkt. Inder-BRD zeigt sich hnliches Vorgehen. Aus dem Beschlu gegen Knut Fol-kerts: . . "20. Zu r Durchfhrung.vonJ3esuchen sind Vorrichtungen vorzusehen,

    d1e d1e bergabevo n ~ c h r i f t s t c k e nund anderen Gegenstnden ausschlieen(z.B. T r e n n ~ c h e i b e ) ._ l ! b e r.die Zulassung eines Besuches ohne Verwendungsolcher V o r n ~ h t u n g e ~1m E m z e l f ~ l lentscheidet das jeweilige fr dieHaftkontrolle z u s t n d i g ~ G e r ~ c h t .In d i e ~ ~ mFall ist der B ~ s c h u l d i g t evor un d nach je-

    . dem ~ ~ s u c hb ~ ~vlliger Entkleidung und Umkleidung zu durchsuchen. 22.~ e r t e 1 d 1 g e r d r f ~ nvor d ~ mBesuch durch Abtasten der,Kleidung und DurchSicht der ~ ~ h l t m s s eauch unter Zuhilfenahme eines Metalldetektorsa f nichtder V e r t e 1 d 1 ~ u ~ gdienende Gegenstnde durchsucht werden. Es ist ihnen nicht.

    -gestattet, Diktiergerte, Tonbandgerte u.. einschlielich Zubehr in denS p r e c h r ~ u mmitzunehmen. Schriftstckeoder andere Gegenstnde der Verteidigungsmd vor Aushndigungan de n Beschuldigtende m zustndigen Richterzur Prfung vorzulegen. ,; . . "' . . . ' .F a m i l i e n a n g e h r i ~ e.?erichten immer wieder,da a ihnen Besuche gestrichenwurden, obwohls1e eme Besuchserlaubnis besaen und z.T.Hunderte von Ki- lometern angereist w a r e n~ Fllt neben dem Hofgang auch derhalbstndigeBesuch weg, dere i n~ bis zweimal imMonat gewhrt wird, so istder/die Gefangene 24 Stundena ~ Tag isoliert.Die Kontrolle wird auch in den vier Wnden der Zelle aufrecht erhalten. In~ h i n ~und der Sowjetunion~ a r e nSpione in die Zellentren eingebaut, durchdie d1e W ~ c h e nunbemerkt vom Gefangenen beobachten konnten. ImPuhkt 12 des Beschlusses gegen Knut Folkerts h eit es:

    . . . . ' , Der Beschuldigte ist bei Tagun d Nacht unauffllig zu beobachten. Die nchtliche Beobachtungkann au fWunsch des Beschuldigten entweder bei abgeschirmter Dauerbeleuchtung desH ~ f ~ r a u m e soder durch Einschalten der Zellenbeleuchtung anllich der je-

    . we1hgen Kontrolleerfolgen."Diese berwachung schliet also Dauerlichtoder stndiges An-und Ausschal

    / ten des Lichtes mit ein. Aus der Presseerklrung des Anwaltes von VerenaBecker vom 1 4 ~11. 1977:

    . _ . ."I n der Zelle brennt nachts zuzglich der blauenLampe auch eme ca. 1m lange Neonrhre, die denHaftraum taghell erleucht ~ t .Normaler Schlaf ist unmglich. Hinzukommt seit-dem 13. 11. die un-

    76

    tin sitzt, die jede Bewegungder Gefangenen verfolgt.Au f dem Gang vor dergeffneten Tr halten sich stndig weiblicheund mnnliche Justizbeamte sowie Beamte des BKAauf, die ungehindert Einblick in die Zelle nehmen kn-nen.

    Desweiteren Brigitte Asdonk in einem Briefv-om 23. 10. 1977:"Seit Ta. gen_halbstndiges nchtliches Wecken, keineBegrndung."

    Der Anwalt vonJrgen Tauras in einem Brief an den hessischen Justizminister am 09. 01. .,

    1977: . . . . . "Das Licht im Haftraum des isolierten Gefangenen wird nachts im 30-

    . . Minuten-Rhythmus ein- und ausgeschaltet, was Schlafentzugbedeutet."- - 0 ~

    rensichtlich werden dieseManahmen angeordnet undd u r c h g e f h r t ~um denGefangenendurch Schlafentzugzu schwchen, wie auch voncler russisch/chi,nesischen Gehirnwsche das gleiche Vorgehen berichtet wird, um eine systematische Zermrbung zu erreichen. Was Schlafentzug bedeutetund was fr

    "Folgen er hat, hat Karl-Heinz Roth im TeilIl eindrucksvoll beschrieben.Neben denh i e ~beschriebenen Erkenntnissen cbinesisch/russischer Gehirnw

    .sehe nutzen bundesdeutsche Vollzugsplaner die Rationalisierung (begrndetdurch Kostenersparnis)und Technisierung (Personalab bau)in_ den G e f n g n i s ~sen aus. DerEinbau von Rundruf- und Gegensprechanlagen, Kameraberwa

    - chung und zentrale Lichtsteuerung seien hier als Beispiele erwhnt... .

    , ,Ebenso mu man das angreifen, was dim Zusammenbruch verhindert und die alten Einstellungen und Werte sttzt.'' (Schein, s.o.)

    Wie wir beschrieben haben, wird die seelische-Einheit des Gefangenendurchspezielle bauliche und organisatorischeManahnen im Gefngnis angegriffen, und der Kontakt nach drauen wird ebenfalls nachhaltig gestrt.Post,Besuch und alle anderen Informationsquellen werden zensiert. Nach den Leitstzen der chinesischen Gehirnwsche ist der Postverkehr soweit einzuschrnken, da Briefe mit guten Nachrichten dem Gefangenen nicht ausgehndigtwerden, Briefe mit schlechten Nachrichtend ~ nGefangenen allerdings erreichen. Zeitweise sollman ihm gar keine Post zukommen lassen, um ihm das Gefhl zu vermitteln, niemand kmmere sichum ihri. -Bei. politischen Gefangenen inder BRD findet hnliches VorgehenAn w e n ~dung. Aus dem Protokoll von RechtsanwaltW ~ i d e rzu den Gefangenen.Man-fred Grashof un d Klaus Jnschke,JV A Zweibrcken: ,

    . "22. 9. Den Gefange-nen Jnschke und Grashof wird - nacheinander ein anonymer Briefausgehndigt.der, vom 9. 9. d a t i e r t , ~an die Anstalt gerichtet warund vondort aus zur Zensur ans Gericht weitergeleitet wurde:

    77

    , An die zwei TerroriSten" und "bitte den Brief zukleben und den Terroristen Baader-Meinhofge-ben'':. ,An die zwei Terroristen!Viel wre uns Brgern erspart geblieben,

    h h d L b hi d L id h b Ih E h i h

    furter Rundschau' Artikel rausgeschnitten oder ganze Nummern beschlagnahmt. Aber nicht nur Briefe und Zeitungen werden zensiert und verweigert,auch die Gesprche bei Besuchen werden scharf kontrolliert und -wie Punkt17 des Beschlusses gegen Knut Folkertsbestimmt- u.U. abgebrochen: Der

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    wenn thr verhungert aus dem Leben geschieden - Leider habt Ihr Euch nichtverhungern lassen! Ihr wolltet nur schikanieren - Fr jeden dem Ihr das Leben ausgelscht: mte einer von Euch an den Galgen - dann wre Ruhe.Eure Erpressungen sind: Das Geld braver arbeitender Brger. Aber ihr seidarbeitsscheu: Im Gefngnis mtet Ihr arbeiten und nicht die Ruhe. Ihr habtnur Abscheu erreicht. Die Briefmarken seid Ihr gar nicht wert! - Aber dieEinstellung solltI h r ~die das Essen nicht wert,"wissen. Ein Brger schreibt dieEinstellung der Bevlkerung9. 9. 77""Nicht ausgehndigt wurden zwei Telegramme vom8. 9. 1977, in denenFreunde vonP. P. Zahl und Lotbar Gend diesen beiden in Werl Inhaftiertenrieten, ihren Hungerstreik abzubrechen, den sie einen Tag vor der SchleyerEntfhrung begonnen hatten, um gegen ihre Haftbedingungenzu protestieren." (Initiativgruppe P .P. Zahl, Auf Anordnung von oben, a.a.O.S. 57)Harry Strmer nach seinerHaft im HST Celle (Februar81, a.a.O.): "Amwichtigsten fr die versuchte Destabilisierung ist aber das Unterbrechen aller~ r i e f k o n t a k t ezu anderen politischen Gefangenen oder Bezugspersonen, dieemem politisch und persnlich nabestehen und wichtig sind. Das macht nichtmal vor der geheiligten Ehe halt. ,Im brigen ist zu befrchten, da der Schriftwechsel mit den Personen, andie Sie Ihre Schreiben vom9.12. und 12.12.gerichtet haben, einen schdlichen

    Einfluau f Sie haben wird . . . , . . . Gefahr, da der Schriftwechsel zwischenIhnen und IhrerE h e f r a ~ ' e i n e nschdlichen Einfluau f Sie hat. Zumal er offensichtlich nur der Informationsbermittlung terroristischer AktivittenimIn- und Ausland dient. Ein Briefwechsel zwischen Ihnen und Ihrer Ehefrauwrde zuzulassen sein, wenn sich der Briefinhalt berwiegendau f familireMitteilungen beschrnken wrde. . . ''

    Zustzlich zur Post wird auch die Informationsmglichkeit du rch andere Medien eingeschrnkt. Wie in der chinesischen Gehirnwsche erreichen den Gefangenen nur Zeitungen und Zeitschriften, die ,gesubert' wurden von Inhalten, die angeblich seine politische Gesinnung sttzen knnten. Harry Strmer:, So gehrtes in BRD-Knsten inz\vischen zum Alltag, da die meisten linken

    Zeitschriften generell verboten sind. Das gleiche gilt fr bestimmte linke B-eher wie P .P . Zahls Schelmenroman, die. ,Herrendes Morgengrauens' oderauch eine Publikation aus der Bundeszentrale fr politische Bildung zum Thema ,Terrorismus'. ,Dieses Buch gibt einen berblick ber terroristische Aktivitten im In- und Ausland, die mglicherweise noch nicht allgemein bekanntsind. . . . Das Buch drfteg ~ e i g n e tsein, einen Gefangenen,_der sich von derterroristischen Szene noch nicht gelst hat,wie das bei Ihnen der Fall ist, inIhrer staatsfeindlichen Gesinnungzu bestrken.''Desweiteren werden aus gngigen Zeitschriftenwie ,DerSpiegel' oder ,Frank-

    78

    17 des Beschlusses gegen Knut Folkertsbestimmt u.U. abgebrochen: D. ,, erBesuch. st unverzglich abzubrechen, wenn er vom Besucher oder demBe-schuldigten mibraucht wird (z.B. durch Nichtbefolgung von Weisungen derberprfenden und berwachenden Beamten, bergabe von Sachen,~ i . t t e i lung verschlsselter oder verschleierter Nachrichten, Gesprche ber knmmelle Aktivitten in der Terroristenszene' oder in den diese untersttzendenGruppen, Gesprche Uber Widerstand in V o l l z u g s a n s t ~ l t e n. e i n s ~ h l i e l i c h,Hungerstreik' oder das sonstige Verhalten des Beschuldigten m semem Er-

    mittlungsverfahren). " . d1'

    Wie das alles gedeutet und mterpretlertwu , 1egt mder Entscheidungsgewalt der Aufseher/innen.Darberhinaus istes einigen Gefangenen verboten, ihre Familienangehrigenbei der Begrung oder beim Abschiedzu umarmen oder anzufassen, obwohlsie sich nach dem Besuch nackt ausziehen und ihre Kleidung durchsuchen lassen und wechseln mssen. Eine Trennscheibe erleichtert die Entziehung desK r p e r k ~ n t a k t snatrlich. Inhaftierte Frauen aus dem Lbecker HST berich-ten (Quelle-wie in Teil 1): . .

    "Die Trennscheibe besteht aus emer dretfachen. Thermophenglasscheibe, die in einen breiten~ e t a l l r a h m e neingelassen ist,

    der rechts und links perforiert ist. Jeder unmittelbare Kontakt mit unseren Angehrigen und Freunden ist dadurch ausgeschaltet, ob das Umarmen, Se

    hen oder Hren ist. Man sitzt sich gegenberwie am Monitor, da wir unsfragen, ob wir solche Besuche nochwollen."Eberhard Dreher schreibt in seinem Brief vom17. 6. 78 ber die Trennschei-be: . h . d

    . "Die Qual dieses Instruments Trennscheibe besteht mc tn u ~m ~ r. Gleichzeitigkeit von Kontaktangebot und brutalem Kontaktverbot; dte. s c h e ~

    be spiegelt die Mglichkeit von Kontakt vor, begrenztde n Kontakt gleichzeitig au f visuellen Kontakt und verfremdet dieseni ~ sel.ben Moment ~ u c hnochdurch die spiegelnde Eigenschaft des Glases. Es tst dte~ e t h o d e ,emem Ver-

    . . durstenden ein Glas Wasser zu zeigen, ihn aber nicht trmken zu lassen. Zustzliche Qual schaffen Luftmangel und die besondere Akustik. Um ersteremabzuhelfen, wurde das Scheinangebot des Ventilatorsg e s c ~ a f f e n .Nach denersten Erfahrungen mit diesem Instrument ist Luftmangel bet ausgeschaltetemVentilator noch die geringere Qual. Um sich verstndigen zu knnen,~ u man sehr laut sprechen. Die Stimme aus dem Jenseits (. . . d.er ~ r e n n s c h e t b ~nimmt man nur verfremdet wahr. Die eigene Stimme trmt stch m deraquanumhnlichen Kabine zu einem akustischen Berg, der direktau f ~ e nKopfdrckt. Zusammengenommen bewirkt das InstrumentT r e n n s c h e t b ~ :Luftmangel bis hin zur Platzangst, Kopfschmerzen innerhalb krzester Zett, Kontaktmglichkeiten, die gleichzeitig verhindert werden. . . '

    ..

    79

    Besuche sollten eine Mglichkeit sein, den menschlichenKontakt zu Angeh- -iigen un d Freunden nicht zu verlieren.Genau das bietet der Besuch hinter derTrennscheibe nicht - un d soll es wohlauch nicht bietett.Eine Begegnung mit

    "AlsHelmut Pohl am Morgen des 26.5.1979um ca. 8.30 Uhr vom Duschenin seineZelle zurckkehrte, fand er dort eine Schlingevor, die vom Waschbecken herunterhing Die Schlingewar aus einer Paketschnur geknpft worden . . Der

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    Trennscheibe nicht un d soll es wohlauch nicht bietett.Eine Begegnung miteinem Menschen bedeutet: SeinenAtem spren, die Wrme seiner Haut wahrzunehmen, sei es nur bei einet flchtigen Umarmung, ihm klar in die Augenzu sehen, seineAusstrahlung zu spren, ihn zu riechenund zu hren. _Mit derTrennscheibe wird jede Sinneswahrnehmung verzerrt oderganz unterbunden .Bei einigen Trennscheiben mu man sogar durch Mikrophone sprechen unddie Stimme wird dann ber Lautsprecher wiedergegeben. DieTrennscheibe istsicher eineder brutalsten VergewaltigUngep imperfektionierten Gefngnisalltag. Sie bepeutet: Menschen, diema n liebt, verzerrt zu sehen,aber nicht ihre.Nhe spren zu knnen. Es ist heute wissenschaftlichanerkannt, da de r Entzug von direktem Krperkontakt (engl.: touching) fr lngere Zeit zu psychischenun d -spter p h y s i ~.sehen Beeintrchtigungen fhren kann. Diese banale Erkenntnis zeigt deutlich,welchen Bedingungen Langzeit-Isolierte in deutschen Gefngnissenunterliegen - ohne die Hoffnung, da sich an c;ien Zustnden bald etwas ndernwird.Eine zustzliche Entfremdung beschreibt-Christof Wackernagel _(Januar 81,a.a.O.):

    " . . . und wie weit dieseentwurzelungjeglicher natrlicher Umgangs-formen geht, zeigt sich an einer .kleinigkeit', die zwarschon imhereich desunterbewuten liegt, aber um so bezeichnender ist:smtliche menschlichen'

    kulturenund gesellschaften,ja selbst hheretierehaben irgendwelcheformenoder rituale des begrens,entwickelt, deren ursprnglichehauptfunktiondieentwarnung vor eventuellergewaltanwendung ist. da sie hier strukturell bedingt vor lauter alarmstufe-eins-bewutseingar nicht mehr au f die idee kom.:men, einen zu gren, bedeutet zumindest v o n~d e rdadurch erzeugten - biogenetischbedingten - spannung her jedesmal eine kleine kriegserklrung."-

    Neben diesen ,alltglichenSchikanen' erwarten den Gefangenen immer wie.;der aus seinerSicht unvorhersehbare Dinge, dieihn zermrben sollen. In China und Ruland kamen krperliche Gewalt, berflle au f den Gefangenen inseiner Zelle etc. hinzu. KrperlicheMihandlungen finden in der BRD ebenfalls statt. Als Beispiele seien hier lediglich die berflle von Vollzugs.,undanderen Beamten au-f sechs Gefangene, die der ,Bewegung 2. Juni' zugerechne t werd-. (Berlin 15. 2.- 77), und auf acht Gefangene des 7. Stocks inStuttgart-Stammheim vom 8. 8. 1977 genannt, wobei die Gefangenen jeweilsvon einer bermacht von Beamten zum Teil schwer verletztwurden. Informationen darber: Info-Bug Nr . 145 vom 28. 2. 1977, DieAndere Zeitung Nr .19, September 1977-, Dokumentation zum Hunger- und Durststreik der politischen Gefangenen, Russeli-Arbeitsgruppe,Haftbedingungen politischer Ge-fangener', Frankfurt, August 1977. Der Rechtsanwalt von Helmut Pohl teilt der Presse imMai 1979 mit:

    79

    unterhing. Die Schlingewar aus einer Paketschnur geknpft worden. _. . Dergeschilderte Vorfall ist nichtder erste, mit der eine ProvokatioD: erfolglos~ e r -sucht worden ist:- im Oktober 1977 wurde ein zur Schlingegeknpfter fingerdicker Strickvordie Sichtklappeder Zellentr-des damaligen Strafgefangenen Werner Hoppegehngt. - Im November 1977 wurde dem Strafgefangenen Werner Hoppe zusammenmi t einer Anstaltshose eine rasiermesserscharfe Klingein die Zelle gegeben.- Im Winter 1977/78wurde den Strafgefangenen Helmut Pohl und WernerHoppe verschiedentlichangedroht, da man sie umbringen w o l ~ e .Dies mi tRufen vor den Zellentren wie "Genickschu" und "hng dtch auf, duSchwein".- Im August 1978, kurz nach der Entlassung von Wolfgang Beer, wurde vorder -Zellentr von Helmut Pohl demonstrativ eine Pistole durchgeladen."

    Die amerikanischen F ~ r s c h e rgelangten zu dem Schlu, da die Haftbedingungen im russisch/chinesischen Umerziehungslager folgende Auswirkungenau f die Gefangenen hatten:

    "Die speziellen Auswirkungen der Isolation,Angst, -Ermdung, Schlafentzug, unangenehme Temperatur ~ n dc ~ r o n i s c h e r

    Hunger fhren bei nahezu allenGefangenen zu Strungen 1m Stimmungshaushalt den Lebenseinstellungenun d des Verhaltens.''' Den Russenund Chi-

    nesen ging es wenigerdarum, den Gefangenen aus Rachegefhlen zuqulenun d zu peinigen. Die wochenlangeFolter erfllte eine klareFunktion. Derkrperlicheun d seelische Erschpfungszustand wurde herbeigefhrt, damitder Gefangene schutzlos ausgeliefertwar. Die Verhre verliefen am erfolgreichsten wenn dieWiderstandskraft stark geschwcht war. Bei den Russen' .waren die Gestndnisse dieVorbereitung au f die Schauprozesse. In Chmaging es den Folterern darum, den Gefangenen fr die nchste Phase der Gehirnwsche zuprparieren: Dem Indoktrinationsprogramm in einer isoliertenKleingruppe.Es kam ihnen darauf an, ein umfassendes Charakterbild des Gefangenen whrend der Haft un d den Verhren zu erstellen. Daraus sollte sichdie weitereBehandlung ableiten. DieGefangenen wurden in den Verhren gezwungen, eine vollstndigeAutobiographie ber sich zu erstellen.Ihnen wurde immer wieder klargemacht, da sie durch das ,richtige' Gestndnis undAussagen ber ,Komplizen' Hafterleichterungen erkaufen knnten .In der Zeitschrift frden Strafvollzug un d Strafflligenhilfe'(Nr. 27, 1978)ist u n t ~ rdem Titel , Systematische Verhaltensbeobachtung als Beitrag zurPersnlichkeitserforschung im Strafvo\lzug( A u t o r e ~Harald Khne und Ludwig Quack) zu lesen:

    81I

    "Ander Persnlichkeitserforschung sind - je nach Artund Umfang der Vollzugseinrichtung - eine Reihe unterschiedlicher Instanzen und Informationsquellen beteiligt: fachpsychologischeund rztlichpsychiatrische Untersuchungen Beobachtungen und Erfahrungen von Sozial

    gruppen. Das ,freiwillige' Abschwren vom bewaffneten Kampf kann den politischen Gefangenen Hafterleichterungen - d.h. raus aus der blichen Einzelisolation - oder frhzeitige Haftentlassung bescheren.Diese Strategie erhieltden Nanien "Baum'scherTunnel"

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    psychiatrische Untersuchungen, Beobachtungen und Erfahrungen von Sozialarbeitern, Vollzugsbeamten des- Aufsichts_ und Werkdienstes, seelsorgerischen Mitarbeitern (Pfar rer, Diakon), zustzlich Hinweise aus Unterlagen derHauptverhandlung u.. Die Ergebnisse gehen ein in die Personalunterlagenund bezwecken eine mglichst gertaue Abbildung der die Persnlichkeit kennzeichnenden Wesens.zge . :- ~ V o mAusgang einer Reihe von Verhaltensbeobachtungen hngen - je nach Institution - die Zielperson betreffende konkrete Hilfen, Sanktionen und sonstige Entscheidungen und Manahmen ab,die fr ihre zuknftige Entwicklung bedeutsamsind." (S. 15) .In Brigitte Asdonks Vollzugsplan vom17. 12. 1980steht unter"1 . unterbrin-

    .gung, vollzugliehe manahmen. brigitte asdonk ist verurteilt worden wegenmitgliedschart in einer kriminellen vereinigung, u.a. derzeit luft ein ermittl u n g s v e r f a h r ~ nnach 129a, terroristische Vereinigung. anJ:taltspunkte, da sichdie gefangene von der terrorismus-scene gelst hat, liegen nicht vor. ... ausd ~ nvorstehenden grnden sind zur zeit die unterbrit:tgung der gefangeneninemem_verstrkt gesicherten einzelhaftraum und die gegen sie angeordnetensi-cherungsmanahmen unverzichtbar.'' Undweiter unten: ,,5. offener vollzug,Iockerungen. eine Unterbringung der gefangenen im offeneri vollzug komintderzeit nicht in betracht, auch knnen vollzugslockerungenderzeit nicht erwogen werden wegen der in ziffer 1 genannten dem entgegenstehenden grnden.im brigen lehnt die gefangene eine psychologische untersuchung in diesem

    zusammenhangab. ' ' (Von,Brigitte Asdonk abgeschriebener Vollzugsplan, derihr zugestellt wurde). _

    Die fortgesetzte Einzelisolation wird also damit begrndet, da sie sich1.nicht von ihrer Gesinnung distanziert und sich 2. nicht psychologisch untersuchen lt. Beide Punk te waren ebenfalls in der chinesisch/russischen Gehirnwsche Voraussetzung fr die Erlangung von Hafterleichterungen. In BrigitteAsdonks Vollzugplan wird ebenfalls deutlich,wie sich das Gremium die Aufweichung der Persnlichkeit vorstellt..Die Chinesen nutzten den Reizhungerder Gefangenen aus. jene waren durch die strenge Isolation so sehrau fmenschlichen Kontakt angewiesen,da sie ,,die Verhre gierig erwarteten''.In Punkt 4 von Brigitte Asdonks Vollzugsplan wird unter "besondere hilfsund behandlungsmanahmen" gesagt:"die kommunikationund interaktionvon bediensteten mit der gefangenensinQ zu intensivieren und zu lockern.zwanglose nicht dienstlich wirkende gesprchek ~ n n t e nihre isolierung verringern und die mitmenschliche kontaktbereitschart und ffriung verbessern helfen." (Brigitte Asdonk war zuletzt in Bielefeld-Umineln Inhaftiert).Anscheinend wissen auch die bundesdeutschen Gefngnisplaner die , Vorteile'des Reizhungers auszunutzen.Mit dem Amtsantritt von Innenminister Gerhard Baum (F.D.P ) nderte sichdie Vollzugspolitik der Bundesregierung gegenber bewaffneten Widerstands-

    82

    den Nanien Baum scherTunnel .Aus einer HungerstreikerklOJorung von politischen Gefangenen aus der ,Bewe-gung2. Juni' vom 20. 4.1979: .

    "Das : st der Baum'sche Tunnel, durch den alleGefangenen sollen: jeder, der das dreckige Angebotder ,Resozialisierung'nicht annimmt, d.h. nicht aufgibt, soll derart psychisch und physisch zerstrtwerden, da er zwar lebend rausgel.assen werden kann, aber zu keinem Wider-

    .stand mehr fhig ist. Ist einer todkrank, lt ihn die Staatsschutzjustiz eherdraufgehen, als da er rausgelassen wird, ohne ffentlich~ ~ b g e s c h w r t 'zuhaben.''

    Mit welchen absurden, wider besseres Wissen erlassenen Beschlssen, N i c ~ t Distanzierer' bei Widerstand durch Hungerstreikin Isolationshaft gehaltenwerden, soll folgendes Beispiel verdeutlichen: Der schon erwhnte Bundesrichter Kuhn erlt am14. 8. 1977 "I n dem ~ r m i t t l u n g s v e r f a h r e ngegen Siegfried Haag wegen Verdachts des Vergehens nach 129a StOB".den Beschlu:Es "wird gem 119 StPO mit Rcksichtau f den angegriffenen Gesundheitszustand und. zur Verhinderung von Gesundheitsgefhrdungen des kreislaufgeschwchten Beschuldigten angeordnet:1. Der Umschlu mit anderen Gefangenen entfllt.

    2. Die Freistunde (sogen. Hofgang) entfllt.3. Dem Beschuldigten sind sofort alle kreislaufwirksamen Mittel, insbesonqere Tabak und Koffein u. . zu entziehen. Sie drfen ihm auch nicht erneut aus-gehndigt werden. .4. Alle Besuche - auer Verteidigerbesuchen - entfallen.5. Zeitungen und Zeitschriften sind aus dem Haftraum zu entfernen und dr.;fen ihm auch knftig nicht mehr ausgehndigt werden.6. Das Rundfunkgert ist aus dem Haftraum des Beschuldigten zu ent{erneri

    "(zitiert nach: Au f Anordnung von oben, a.a.O. S. 29)Mediziner wrden hier von einer klaren Kontraindikation reden. Wares frher blich, die gesundheitlichen Schden, die durch Isolationshaft hervorgerufen werden, zu verschweigen oder zu verleugnen - oder den Gefangenendie Verantwortung fr ihre Lage zuzuschreiben - gebt jetzt die Justiz mehr

    und mehr dazu ber, wohl auch unter dem Druck der ffentlichkeit, diese;,erheblichen gesundheitlichenEinbuen" einzugestehen. Aber selbst das erste Gericht, da das unseres Wissenstut, sieht sich nicht in der Lage, die Isolationshaft aufzuheben. Die 2. Kammer des Landgerichts Regensburg uertsich in einem Beschlu vom 22.12. 1980 gegen Rolf Heiler so:

    , Auch die Strafvollstreckungskammer erachtet unter den gegebenen Umstnden die Einzelhaft des Rolf Heiler als unerllich, weil sie die zur Vermei-

    J . -

    dung der befrchteten Aktionen erforderliche Einwirkungau f den Betroffe-83

    nen besser erreicht-als jedes andere in konkreten Fall zulssige~ e a k t i o n s m i t tel (gemeint sind Befreiungsaktionen, d. Verf.) und auch un ter Bercksichtigung der Erkenntnis, dadurch die Absonderung eine Isolation hervorgerufen wird-, die mit einem hohenGrad an Reduktion der smtlichen Umweltreize

    ZusammenfassungDie strenge Einzelisolation war die erste Phase in der asiatischen Gehirnwsche Wir haben Entsprechungen aufgezeigt zwischen dieser Phaseund dem

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    ,und der Gefahr erheblicher gesundheitlicher Einbuen verbunden ist, ganzunverzichtbar erscheint. . . " Sicherheit wird als Grund fr die Isolationsfolter angegeben, die gesundheitliche Schdigung und bleibende Schden des Gefangenen bewut inKauf genommen.

    "Sodann untersttzt man die Bildung neuer zwischenmenschlicher Bezie-hungen, die die Wahrscheinlichkeit erhhen, d a der Gefangene nach den ge-wnschten Lebensinhalten lebt. H (Schein, s.o.) -Hatte der Gefangene in den Verhren sein Gestndnis abgelegt, so folgte inRuland der ,gut vorbereitete' Proze und'die anschlieende Verbannung. InChina hingegen war das Gestndnis und die Charakteranalyse die Voraussetzung zur nachfolgenden Umerziehung in isolierten Kleingruppen. In der BRDbedeutet das gewnschte Gestndnisund besser noch das ,Abschwren' Hafterleichterung. Anscheinend legt man hierzulande wertau f eine propagandamige Verwertung. InRuland waren es Propaganda-Schauprozesse, in dene n die Gefangenen ffentlich Selbstanklagen vorlasen, sie htten sich "Verbrechen gegen das Volk und die kommunistischeIdee" schuldigg ~ m a c h t . Inder BRD verlangt man, da sie die Strategie des bewaffneten Kampfes mibilligen, und neuerdings verlangt Generalbundesanwalt Rehmann wie z.B. imFall des P.J. Boock, da als Gegenleistung fr Hafterleichterungen genaueAussagen ber ,Komplizen' gemacht werden. Dies wirddann - wenn es geschieht - spektakulr in den Medien als Sieg ber-die Guerilla gefeiert.Der obenau f der Seite erneut zitierte dritte Kernsatz Scheins innerhalb seinererforschten Gehirnwsche-Konzepte umschreibt das Indoktrinationsprogramm der Chinesen, in dem oppositionelle Teile der Bevlkerung im Sinneder kommunistischen Idee umerzogen wurden. Untersucht man die Haftbedingungen der politischen Gefangenen in der BRD, so findet man mit den zurVerfgung s t e h e n d ~ nInformationen nichts Vergleichbares. In letzter Zeitwurden allerdings Konzepte innerhalb der Drogentherapie bekannt, die diebeiden Seiten ,stenge Isolation'und ,Therapiegruppen' verknpfen. Ebenfallserscheintes lohnenswert, ,Behandlungskonzepte' im Reformstrafvollzug nachGehirnwschepraktiken abzuklopfen. Die Parallelitt von chinesischen Gruppenindoktrinationenun

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    konnte ma n noch nicht von Gehirnwsche sprechen. Seitdem aber die Isolationsfolter zur ,Umerziehung' genutzt wird -d.h. Gesinnungswechsel undAbschwren bedeuten Aufhebung, Standhaftigkeit Fortsetzung der Isolationsfolter - seitdem, so meinen wir, kann man von versuchter Gehirnwschereden. Der Baum'sche Tunnel ist der Anfang der Gehirnwsche in der BRD.Denn mit ihm wurden zum ersten Mal politische berlu-fer nicht nur intern.als Kronzeugen aufgebaut, sondernes wird versucht, systematisch das Abschwren zu erpressen und dann propagandistisch gegen die Guerilla auszunutzen.Wir sprechen bewut von versuchter Gehirnwsche. Wir meinend ~ m i t ,- dadie routinemige Umerziehung wie in China oder der Sowjetunion nicht erfolgreiCh angewendet wird. Betroffene inhaftierte Menschen aus den Widerstandsgruppen ,Rote ArmeeFraktion', ,Bewegung 2. Juni ' und anderenkonnten bisher berwiegend den zermrbenden Haftbedingungen widersteh e n ~ Es scheint tatschlich so zu sein,da die Vollzugsplaner das allgemeingltige Konzept zur Umerziehung dieser Menschen noch nicht gefunden haben.Die Charakterfestigkeit der Gefangenen ist ein wichtigerGrund fr das Nichtgelingen. Aus der wissenschaftlichen Literatur zur Gehirnwsche geht hervor,da Menschen mit komplexen Fhigkeiten (z. T. wird auch von intelligentenMenschen geredet)aufgrundihrer Alltagserfahrung besser trainiert seien, ma-

    -nipulierte Informationen in Isolation zu ertragen und sich nicht davon beeinflussen zu lassen. Durch eine klare Grundhaltung (oder politische Identitt)und konsequentes Verhalten knne mari die _Isolation besser kompensieren.In Berichten ber Menschen in Nazi-KZ's (vgl. die Reihenuntersuchungen vonM l l e r - ~ e g e m a n nund Spitzner in: Das deutsche Gesundheitswesen,18. Jg.1963, DDR,S. l 07- 116) wird gesagt,da die Gruppeder poltischen Gefangenen die Haftbedingungen am besten ertragen konnte und weitgehend ungebrchen blieb. Ebenso wird von Kriegsgefangenen berichtet,da Menschenmit festen ethnisch-kulturellem Weltbild am widerstandsfhigsten waren. DenMenschen mit unumstlicher Weltanschauung ist demnach am seltensten derKopf zu waschen. Gefangene, die lange Zeit in Isolation zubringen muten,berichten,da sie ungebrochen blieben, weil sie sich tglich und immer wiederneu zu einem festen Tagesprogramm zwangen. Alleine isoliert sein heit, diemeiste Zeitau f sich gestellt sein.ln dieser Leere sich konsequent selbst zu beschftigen (Gymnastik, Sprachen lernen, Briefe, Beschwerden etc. schreiben,-kreative Fhigkeiten-entwickeln etc.) ist die einzige Mglichkeit, die Isolationsfolgen zu kompensieren.Abschlieend ist zu sagen: Nicht der Mensch, der der Gehirnwsche ausgesetzt ist und aufgibt ist die Ausnahme, sondern der Mensch, der aus ihr ungebrochen hervorgeht.Au f die Charakterfestigkeit der politischen Gefangenen

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    menschlu,Hofgang oder Fernsehen mit verurteilten Nazis oder Neo Nazisan. Lutz Taufer lehnte den Hofgang mit dem Ausschwitz-MrderKaduk ab.Ein anderes Vorgehen wurde im HST Celle erprobt. Dem einzelisoliertenKarl-Heinz Dellwo (Rote Armee Fraktion) wurde Zusamnenschlu mitHarryStrmer und Heinz Herlitz (Bewegung 2. Juni) angeboten.-Man wollte anscheinend beobachten, ob man Widersprche und Streit zwischen den unter-_schiedlichen militanten Widerstandsstrategien gegen die Gefangenena u s ~ u t zen knnte. In China wares ebenfalls gngig, einzelne Menschen mit anderenGefangenen unterschiedlicher Weltanschauungund Idealen zusammenzusper-ren, um Aggressionen zu wecken und den Gefangenen in einer isoliertenGruppe zu vereinzeln (also eine doppelte IsolationZ':l provozieren).Es ist ein offenes Geheimnis,da mittlerweile mehr Traktpltze existierenoder im Bau sind, alses ,Terroristen' samt ,Sympathisantenkreis' gibt. Hochsicherheitstraktewerden im Vollzug gegen Drogenabhngigeoder im Jugendstrafvollzug gebaut (z.B. in derJVA Pltzensee). Wie Menschen ohne starkepolitische Identittau f diesen Vollzug reagieren, bleibt abzuwarten. Wahrscheinlich ist jedoch, gehtma n vn den Erfahrungen der Chinesen aus, dadie Umerziehung bei den meisten Erfolge zeitigen wird;Dann wren die ,Terroristen' ,nur' die Versuchskaninchen, um herauszufinden, mit welchen Strategien man Widerspenstige, Oppositionelleund ,Staatsfeinde' bearbeitenmu. -Die ,Terroristen' sind keine Opfer \:!ertriebener Staatsraison oderRacl!-e,s o n d e r n" ~ i eerproben als erste den Gehirnwsche-Vollzugin der BRD.

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    IV . Die Einheit von Denken und Handeln

    Wenn man etwas ber die Hochsicherheitstrakte sagen will, mu man etwas

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    'ber die Menschen sagen, denen darin schleichend das Lebert genommen.wird.Christian Geissler, ein Hamburger Schriftsteller, besucht seit Jahren politische Gefangene in. Haft. Er sagt in einem Interview etwas zum Wesen dieser Menschen: .."Ich k ~ n n eausallmeinen Besuchen nur Menschen, dieidentis ch sind in Denken und Handeln. Das macht sie einerseits so bedrohlich fr das System, denn

    da s System funktioniert am besten mit denen, die nicht identisch ,sind, die ent. fremdet sind. A!so diese Menschen sind _ine Bedrohung, weil sie sich der E ~ t

    fretndung in Kopf und Hnden und Praxis entgegensetzen." .Diese Stze geben genau das wieder, worum es sich im HST dreht. Es gehtnicht um Hochsicherheit, weil die Menschen im Trakt so g e f ~ h r l i c hwren, soblutrnstig, so unmenschlich, so skrupellos. Es geht vielmehr um ein Pro

    . gramm zur Zerstrung VO!l Persnlichkeit. Es geht darum: .. :- da die Zellen schallschluckende Decken, Wnde und Fubden haben, die

    . eine akustische Orientierung verhindern,- da die Zelle 'Hei gestrichen ist, damit sich das Auge im Nichts verliert,- da der Mensch nur noch ber eine Gegensprechanlage mit den Schlieernsprechen kann und nur noch alleine au f dem Ho f eine Stunde im Kreis gehen

    .. darf . Der Mensch soll es verlernen, mit anderen wieder normal zu reden. und

    ohne Mitrauen gegenberzutreten.' Isolationshaft ist wissenschaftlich aufbereitete Umsetzung eines Programms zur Zerstrung des menschlichen Willens, von politischer Ide11titt.. Isolation zielt au f das Denken des Menschen, au f seinen Glauben, au f seineWnsche und Ideale, auf seine Phantasie und sein Leben!Im HST geht es um -die Gefhrlichkeit der' Einheit von Denken und Handeln,die de n Menschen .zu konsequentem Vorgehen, zu Widerstand befhigt.Identitt ist die Einheit von Denken und Handeln. Einige Beispiele aus dem Vokabular der Entfremdung sollen verdeutlichen,

    was wir meinen:Arbeit heit: phantasielose Handgriffe an Maschinen.Erholung . heit: . Urlaub mit Pauschalreisen oder stundenlanges Sitzen mstickigen Autos au f dem W ~ gins Grne.Glck heit: Geld

    Befriedigung heit: Konsumrausch oder Drogen.Liebe heit: Pornographie.

    . Identitt heit: einen neuen Fernseher oder das Eigenheim.Uns sindalldiese Vokabeln gelufig, und wir finden diese Entfremdung auchin uns wieder. Wir versuchen tglich; doch noch ,das kleine Glck' in demDschungel der Unmenschlichkeit zu finden. Wi r suchen nach der Insel, dieuns unbeschadet berleben lt. Aber: uns drngt sich mehr und mehr das Wissen auf, da unser Leben eigent-

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    lieh nicht mehr lebenswert ist.Eine Einheit von Denken und Handeln kann diesen Widerspruch nicht ertra-gffi. .Es gibt nur zwei Mglichkeiten: Wir verdrngen oder wir leisten konsequenten

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    Widerstand.Die ,Herren des Morgengrauens' wollen, d a wir weiter ein Leben in Entfremdung leben, in dem wir durch noch mehr Konsum unsere Zweifel verdrngen.Konsequenter Widerstand bedeutet das E nde ihrer Herrs chaft .Mit aller Macht versuchen sie, das zu verhindern.Dabei greifen sie zu subtilen und brutalen Zwangsmitteln - bis hin zumschrfsten Mittel der E ntfremdung: Sie entwhnen den Menschen des Lebens.Sie halten den Menschen so lange in Totalisolation, bis er/sie vergessen hat,wie man mit anderen spricht, wie ein Vogel singt, wie man hofft, wie man vertraut und liebt - bis er/sie lebendig tot ist.Das Wissen, da sie Menschen in den Gefngnissen ,bei lebendigem Leibe verwesen' lassen knnen (Otto Schily, in: Der Spiegel47/1974, S. 41), ohne dasich ein Sturm des Widerstands erhebt, lhmt uns und soll uns Hoffnungslo-sigkeit einhauchen. Sie wollen unseren Mut, unseren Widerstand brechen, bevor wir ihn richtigbegonnen haben.Wir drfen es nicht zulassen, da sie Menschen weiterhin in den Hochsicherheitsgefngnissen tten .Wir drfen nicht zulassen, da sie damit die Einheit von Denken und Hande lnabschaffen.

    Wenn wir unsere eigene Entfremdung angreifen wollen, dann mssen wir diemrderischste Form de t Entfremdung - die Entwhnung vom Leben - denHochsicherheitstrakt angreifen.Sind wir sonst morgen nicht selbst abgeschafft?

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    V. _Die :Bedeutung des Hochsicherheitstraktsim Netz der sozialen Kontrolle

    I ? i ~BundesrepublikDeutsch land ist ein Staat d e ~nach kapitalistischen Prin

    System ihrer Ausbeutung zustimmen, _wenn es funktioniert. Aber die Zahl der,Schmarotzer', der ,Punx', der ,Aussteiger' un d die Zahl derer, ,die dochnach drben gehen sollen' wchst und wchst. Die Verweigerung wird populr.

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    I ? i BundesrepublikDeutsch land ist ein -Staat, d e nach kapitalistischen .Prin- _z1p1en a u f g e ~ a u tist: D.ie k a p i t a l i s t i ~ c h . eW ~ r t s c h a f tprgt das Staatsgefge.I?er Mensch 1m ~ a p t t a h s m u shat ledtghch emen fest bestimmten Wert, nmhc.h den Wert semer Verwertbarkeit fr den Kapitalismus. Der Mensch mumitmachen, will er existieren, d.h. er mu sich verwerten lassen - er mu arbeiten, konsumieren, sich unterordnen. Ihm wird vorgeschrieben, was er zuJ u ~und z_u lassen hat. Der_persnliche Entscheidungsspielraum wird immer~ l e m e r ,dte S c h l i ~ g eder R e ~ l e m e n ~ i e r u n gimmer enger, je schwieriger die .

    Aus?eutung des emzeln:n g e l u ~ g t .D1e Flut der Gesetze, Bestimmungen, Vorschn.ften, Erlasse, Verfugungen, Handlungsanweisungen ertrnkt die Auton ~ m t edes M e n s c ~ e n .Das Wesen des kapitalistischen Staates lcder Autono- -m!e, de r P h a n t a ~ I e ~ e sMenschen keinen Platz. Erziehung, Wirtschaft und Justiz werden v ~ ~gleichen. Apparat g e s t ~ u e r t ,der den Menschen gem seinerVerwertbarkeit m eben diesen Apparat einstuft. - --

    Das heit aber nicht, da es sich um eine plumpe Diktatur hande lt in der Un-erdrckung greifbar, berall offenkundig wre. D i e s ~organisie;te Verwer-

    tung des Menschen hat sich ein demokratisches Deckmntelchen bergewor-.fen, d : ~ dem Menschen wird lediglich eine vorher_ genau definierte Freiheitzugebilligt solange er funktioniert. Diese Freiheit war besonders in den frhen6 ~ rJahren s p ~ r b a r ,als ~ e rFortschrittsglaube den Deutschen ihre Ideologie

    Wiedergab - ste waren.~ I e d e r

    wer. In den 70er Jahren verblaten diese rosi-gen Zeiten. , Die Selbstm ordrate steigt vo n Jahr zu Jahr.

    - -Die Kriminalitt nimmt stndig zu - ~ e rZwang ~ u r ~ I u c h taus der Wirklichkeit durch Alkohol, Drogen undM ~ d t k a m e n t ewtrd Immer grer, . Immer mehr Menschen leiden an psychosomatischen oder neurotischen Er-krjnkungen. - . . Die Zahl der Kra nkmeldungen steigt bestndig. an.

    Das alles _ ind Beispiele fr den passiven _Widerstand des Menschen, der sich- zur Ohnmacht verurteilt - vom Druck der Realitt befreien wilL Die Welleder Ersatzbefriedigungen untersplt die Grundfesten des Kapitalismus, wirdso zum Aufbegehren der Ohnmacht, zur unorganisierten Subvers