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P. b. b. Verlagspostamt 2340 Mödling, Zul.-Nr. 09Z038082M Postnummer 1 www.wirtschaftsverlag.at 5 Euro Februar/März 2013 Das unabhängige Magazin für Führungskräfte im öffentlichen Bereich Mit Maß zum Ziel Wie sich die Wirkungsorientierung bewährt Frauenpower im Staatsdienst Musterschüler und Nachzügler in Sachen Gleichstellung Foto Regina Hügli Welche Gefahren lauern im Netz? Wie gut die Öffentliche Hand auf Cyberattaken vorbereitet ist INTERVIEW: Johanna Mikl-Leitner über Cyberrisken und Planspiele

Republik 01/13

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P. b. b. Verlagspostamt 2340 Mödling, Zul.-Nr. 09Z038082M Postnummer 1 www.wirtschaftsverlag.at

5 Euro Februar/März 2013 Das unabhängige Magazin für Führungskräfte im öffentlichen Bereich

Mit Maß zum ZielWie sich die Wirkungsorientierung bewährt

Frauenpower im Staatsdienst Musterschüler und Nachzügler in Sachen Gleichstellung

Foto

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Welche Gefahren lauern im Netz?Wie gut die Öffentliche Hand auf Cyberattaken vorbereitet ist

I N t e r V I e W : Johanna Mikl-Leitner über Cyberrisken und Planspiele

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Wer Hightech kann, der schafft auchdas Alltägliche.

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E d i t o r i a l

Dieses Neujahrspräsent hatte es in sich. In den ersten Jännerta­gen sendete die OECD einen blauen Brief nach Österreich. Inhalt: Die Alpenrepublik habe zwar seine Geldwäschebestimmungen ein

bisschen verschärft und das Bankgeheimnis gelockert, aber im Kampf gegen Korruption stehen noch immer nicht ausreichende Maßnahmen zur Verfü­gung. Vor allem stoßen der OECD die Verfolgung von Bestechungsfällen mit Auslandsbezug sauer auf. Besser gesagt die Nichtverfolgung. Denn: Trotz erheblicher Verdachtsmomente sei es seit 1999 in 14 Fällen nicht zu einer Ver­urteilung gekommen.

Nur ein Monat vor dem OECD­Rüffel kam ein Schreiben mit ähnlichem Inhalt aus dem Haus Transparency International (TI): Im aktuellem Korrupti­onsranking segelte Österreich von Platz 16 auf Platz 25. Lässt man die Schur­kenstaaten weg, die ebenfalls in das Ranking aufgenommen wurden, befindet sich die Alpenrepublik auf Platz 18 von 23 Demokratien. (Hierzu muss man al­lerdings festhalten: TI misst nicht den tatsächlichen Grad der Korruption. Das wäre letztlich auch etwas schwierig. Bei diesem Ranking steht ausschließlich die Wahrnehmung der Bevölkerung im Vordergrund.)

Justizministerin Karl scheint sich diese Rügen dennoch zu Herzen genom­men zu haben. Im letzten Ministerrat im Jänner 2013 wurde jedenfalls die Ein­richtung einer österreichischen Antikorruptionsplattforum beschlossen, die auf ihre Initiative zurückzuführen ist. Das neue Gremium soll die Ministerien, die Länder und weitere öffentliche Akteur wie die WK, die GÖD und den Städ­te­ und den Gemeindebund vernetzen. Einen genaueren Blick ist außerdem die „Fibel des Korruptionstrafrechtsänderungsgesetz 2012“ wert, die das BMJ kürzlich online stellte (wenn auch nicht an einem einfach auffindbaren Platz). Darin wird recht klar zu verstehen gegeben, dass sich Beamte in Hinkunft gut überlegen sollten, bevor sie Zuwendungen akzeptieren – auch wenn es nur ver­meintlich „kleine Dinge“ sind, wie die Einladung zu einem Konzert oder einen Ball. Steht auch nur ein kleine Funken eines möglichen Vorteils für den Einla­denden im Raum, machen sich beide Personen strafbar.

Für die aktuelle Schwerpunktstrecke hat REPUBLIK­Redakteurin Gudrun Haigermoser in den Weiten des Internets nach Cyberterroristen gesucht und versucht mit Experten die Frage zu beantworten, welches Gefahrenpotenzi­al durch derartige Attacken auf Behörden zukommen. Andrea Krieger hat mit einem Vertreter der Bundesforste einen längeren Waldspaziergang unternom­men und sich das Aufgabengebiet eines Förster im dritten Jahrtausend zeigen lassen. Und Sandra Dudek lässt die Wirkungsorientierung nicht los: Im dritten Beitrag ihrer Serie hinterfragt sie, wie sich das neue Instrument der Haushalts­führung im Bund bewährt.

Rügen mit Wirkung

Stefan Grampelhuber Chefredakteur

Gudrun Haigermoser Sandra Dudek Andrea Krieger

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i n h a l t

i M P r E S S U M

M E d i E n i n h a b E r ,h E r a u s g E b E r u n d V E r l E g E r

Österreichischer Wirtschaftsverlag GmbHGrünbergstraße 15, Stiege 1, 1120 Wien

T: (01) 546 64-0, F: (01) 546 64-528

g E s c h ä F t s F ü h r E rThomas Zembacher

DVR-Nr.: 0368491

O b j E k t l E i t E rStefan Böck

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c h E F r E d a k t E u rStefan Grampelhuber

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c h E F V O M d i E n s tStephan Strzyzowski

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i d E E u n d P r O j E k t b E r a t u n gFeri Thierry

W E i t E r E M i t a r b E i t E r d i E s E r a u s g a b ESandra Dudek, Gudrun Haigermoser, Ursula Horvath,

Andrea Krieger, Daniel Mayr

g E s a M t V E r k a u F s l E i t u n gFranz-Michael Seidl

T: (01) 546 64-240, E: [email protected]

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Nina HewsonT: (01) 546 64-484, E: [email protected]

g r a F i s c h E s k O n z E P tDirk Merbach

g r a F i k d E s i g nSimon Jappel

h E r s t E l l E rFriedrich VDV, Vereinigt Druckereien- und

Verlags-GmbH & CO KG, 4020 LinzZamenhoferstr. 43–45, www.friedrichvdv.com

a b O s E r V i c EAboservice Österr. Wirtschaftsverlag

Simmeringer Hauptstraße 24, 1110 WienT: +43/1/361 70 70-570, F: +43/1/361 70 70-9570

E: [email protected]

Aus Gründen der Textökonomie verzichten wir auf geschlechtsspezi-fische Ausformulierung und den Verweis auf (nicht)akademische Titel.

O F F E n l E g u n g n a c h § 2 5 M E d i E n g E s E t z : Österreichischer Wirtschaftsverlag GmbH,

Grünbergstraße 15, Stiege 1, 1120 Wien. Geschäftsführer: Thomas Zembacher

Unternehmensgegenstand der Österreichischer Wirtschaftsverlag GmbH: die Herausgabe, der Verlag, der Druck und Verschleiß von Zeitungen und Zeitschriften sowie sonstiger periodischer Druck-

schriften sowie die Verlagstätigkeit überhaupt und der Betrieb von Verlagsgeschäften aller Art, der Buch-, Kunst- und Musikalienhandel und alle in das Verlagsfach fallenden einschlägigen Geschäfte, insbe-sondere die Lohnproduktion für fremde Rechnung. Die Durchführung

von Werbungen aller Art, insbesondere Inseratenwerbung (Anzei-genannahme), Plakatwerbung, Ton- und Bildwerbung, Reportagen,

Ausarbeitung von Werbeplänen und alle sonstigen zur Förderung der Kundenwerbung dienenden Leistungen. Gesellschafter der Österrei-

chischer Wirtschaftsverlag GmbH: Süddeutscher Verlag Hüthig Fach-informationen GmbH, München (100 %). Gesellschafter der Süddeut-scher Verlag Hüthig Fachinformationen GmbH: Süddeutscher Verlag

GmbH, München (91,98 %). Wesentliche Beteiligungen der Süddeut-scher Verlag Hüthig Fachinformationen GmbH an Medienunterneh-

men (alles Fachverlage): verlag moderne industrie GmbH, Landsberg (100 %); Hüthig GmbH, Heidelberg (100 %); Verlagsgruppe Hüthig

Jehle Rehm GmbH, Heidelberg (100%); Verlag Werben & Verkaufen GmbH, München (100 %); Medical Tribune Verlagsgesellschaft mbH,

Wiesbaden (100 %); Medizin Medien Austria GmbH, Wien (100 %); Swiss Professional Media AG, Basel (100 %).

F r ag e d e S M o n at S

Egal ob es um die Städte Linz und St. Pölten, die jüngsten Vorgänge im Land Salzburg und jene in Niederösterreich oder zahlreiche weitere in anderen kleinen und größeren Gemeinden im gesamten Land geht – die Finanzspekulationen im öffentlichen Bereich sorgen für Gesprächsstoff. Aber reichen Verbote per Gesetz aus? REPUBLIK hat Gerhard Steger, Budgetsektionsleiter im Finanzministerium (BMF), und Edith Goldeband, Direktorin des Landesrechnungshofes Niederöster­reich (LRHN), gefragt, ob zusätzliche Kontrollinstrumente sinnvoll sind.

Brauchen wir

über die

mehr Kontrolleöffentlichen Finanzen?

» Der Bund hat die möglichst getreue Darstellung der finan-ziellen Lage des Bundes und die Transparenz als Budgetgrund-sätze definiert. Die traditionelle Kameralistik ist damit nicht vereinbar, weil wesentliche Infor-mationen fehlen. Daher ist der Bund 2013 auf die Doppik umgestiegen. Die Steiermark hat sich angeschlossen, auch Salzburg will nachziehen. Kontrolle setzt voraus, dass man weiß, was Sache ist. Daher brauchen wir eine vergleichbare, doppische Rechnung und Veranschlagung auf allen staatlichen Ebenen, damit Kontrolle wirksamer sein kann.

Gerhard Steger, BMF

» Ja, denn wo wirksame Kontrolle fehlt, herrscht blindes Vertrauen und drohen Verluste. Wirksame Kontrolle stärkt nicht nur die überprüfte Stelle, sondern auch das – für die Wirtschaft wichtige – Vertrauen in die öffent-lichen Finanzen und den Staat. Daher muss die Kontrollfunktion bestehender Einrichtungen wie Rechnungswesen, Aufsichten und Revisionen verbessert werden. Vor allem sind die unabhängige Finanzkontrolle – nach dem Subsidiaritätsprinzip zunächst die Landesrechnungshöfe – zu stärken und Kontrolllücken bei öffentlichen Unternehmungen und Gemeinden zu schließen.

Edith Goldeband, LRHN

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Brennt Ihnen eine Frage unter den Nägeln, die die REPUBLIK-Redaktion an dieser Stelle zur Diskussion stellen soll? Dann schreiben Sie eine E-Mail an [email protected]

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i n h a l t

P E r S ö n l i c h

6 Porträt des Monats: Hanspeter Huber

8 Aufsteiger des Monats: Andreas Schneider

9 Austria Abroad: Birgit Wilder

S c h w E r P U n k t

C y b e r s e C u r i t y

10 Wie ein Wurm zur Bombe wird Welche Gefahren drohen bei einem Cyberwar wirklich?

16 „Niemand ist völlig sicher“ Johanna Mikl­Leitner über den Angriff aus dem Netz

S E r i E

r e p o r t a g e

20 Arbeitsplatz: Wald Der Beruf des Försters und seine Aufgaben im dritten Jahrtausend

t h E M a

22 Frauenpower im Staatsdienst Musterschüler und Nachzügler in Sachen Gleichstellung

26 Mit Maß zum Ziel Wie sich die Wirkungsorientierung in der Praxis bewährt

P r o j E k t E

28 Licht in den Förderdschungel

S E r v i c E & i n f o

29 Terminkalender

30 Verwaltungspreise

31 Buchvorstellung, Seminare

k a r r i E r E n

32 Wer macht was

P r i v a t

34 Konrad Pesendorfer „Mehr europäisches Selbstbewusstsein täte uns gut“

Sektionsleiter Huber kennt das unterrichtsressort seit 20 Jahren 06

Ministerin Mikl-Leitner über die auswirkungen des einstellungsstopps16

Strategien im Kampf gegen Cyberkriminalität10

reportage: Wie sich ein Förster im Jahr 2013 im Wald zurechtfindet20

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6 F e b r u a r / M ä r Z 2 0 1 3

P E r S ö n l i c h

Von seinem Eckbüro im fünften Stock hat er einen perfekten Überblick über die gesamte Teinfaltstraße. Von sei­nem Fenster kann Hanspeter Huber

seiner Sektionsleiterkollegin Barbara Weitgruber aus dem Wissenschaftsressort, die nur 10 Meter Luftlinie weit weg auf der anderen Straßenseite residiert, zuwinken.

Einen guten Überblick benötigt der Leiter der Sektion für internationale Angelegenhei­ten und Kultus im Bundesministerium für Un­terricht, Kunst und Kultur (BMUKK) auch in seinem Arbeitsalltag. In dieser Schnittstellen­sektion laufen die Stränge von bilateralen Bil­dungs­ und Kulturkooperationen zusammen,

hier wird die gesamte EU­Zusammenarbeit des Ressorts koordiniert. Außerdem gehören die Auslandsschulen, die Bildungsbeauftragten in anderen Ländern und der interreligiöse Dialog samt Kultusamt zu Hubers Portfolio. 2013 ste­hen vor allem zwei Großprojekte auf europä­ischer Ebene auf seiner Agenda: Die Neuauf­lage des Kulturprogrammes und des Bildungs­programmes der Europäischen Union sollen bis Jahresende finalisiert werden. „Das sind zwei wichtige Spielbeine der EU. Wir wollen uns da­bei über Kofinanzierungen ein Vielfaches von dem zurückholen, was wir einsetzen“, sagt der 44­Jährige, der rund 60 Stunden in der Woche arbeitet.

P O r t r ät : h a n s P E t E r h u b E r leitet eine wichtige Schnittstellensektion im BMUKK. 2013 verhandelt der ehemalige Büroleiter von Claudia Schmied das neue EU-Bildungsprogramm „Erasmus für alle“ für Österreich. Text Stefan Grampelhuber Foto Simon Jappel

„Bumm Zack“ steht nicht nur auf einem Bild im

Besprechungszimmer von SC Huber, sondern ist

gleichzeitig auch Motto im Arbeitsalltag. Er fordert von seinen Mitarbeitern rasche Umsetzung, Lösungsorien-

tierung und eine flexible Denkweise. Und es könne

bei Meetings „auch einmal etwas lauter werden“, wie er im Gespräch mit REPUBLIK

vermerkt.

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P E r S ö n l i c h

Dem Haus ist Huber seit knapp 20 Jahren – mit Unterbrechungen – treu. Bundesministe­rium für Unterricht und kulturelle Angelegen­heiten (BMUK) hieß es, als Huber 1994 als Ver­tragsbediensteter einstieg. Als er nach einer drei­jährigen Pause zurückkehrte, in der er für das Renner Institut tätig war (1997 bis 2000), legte die Regierung unter Wolfgang Schüssel die Wissen­schafts­, Unterrichts­ und Kultursektionen in ein Superministerium zusammen. Dann stand BM für Bildung, Wissenschaft und Kultur (BMBWK) am Türschild.

Die Umbenennung in BMUKK nach En­de der schwarz­blauen Koalition war für den Va­ter eines 9­jährigen Sohnes mit einem Karriere­sprung verbunden. Ministerin Claudia Schmied bat ihn 2007, in ihr Kabinett einzutreten, und betraute ihn mit der Büroleitung. „Diese Zeit ist wie im Flug vergangen. Fünf Jahre in einem Mi­nisterbüro sind vergleichbar mit zehn Jahren in einer anderen Leitungsfunktion“, sagt Huber, der sich selbst als „Mensch“ bezeichnet, „der Dinge nicht unter den Tisch kehrt, wobei es auch ein­mal lauter werden kann“. Er sei wenig zur Ruhe

gekommen und Freizeit sei ein Fremdwort ge­wesen, so der gebürtige Niederösterreicher wei­ter, der von 2007 bis 2011 mehr als 100 Minister­ratsvorträge akkordiert hat. „Eine inhaltliche Ar­beit, etwa Studien im Detail durchzuschauen, ist fast unmöglich gewesen. Diese Vorbereitung läuft auf Beamtenebene. Die Aufgabe des Kabi­netts ist es, rasche, punktgenaue – und manch­mal auch unpopuläre – Entscheidungen für die politische Ebene vorzubereiten. Man hat eigent­lich nur mehr den Ministerrat am Dienstag vor Augen.“ In seinen letzten beiden Jahren als Büro­chef wurde er außerdem zum Generalsekretär des Hauses ernannt. Huber: „Hier handelte es sich eher um eine technische Erleichterung, weniger um eine neue Funktion. Dadurch konnte ich auch Weisungen erteilen, was mir als Büroleiter nicht möglich war.“

Durch die Neueinteilung der BMUKK­Ge­schäftsordnung wurde schließlich eine eigene Sektion für Internationales und Kultus geschaf­fen, dessen Leitung Huber im Oktober 2011 über­nahm. Außerdem berät er die Ministerin weiter­hin in strategischen Fragen.

» Fünf Jahre als Kabinettschef sind vergleichbar mit zehn Jahren in einer anderen Leitungsfunktion.

Immer wieder Dienstag

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P E r S ö n l i c h

Der Vielseitigea u F s t E i g E r d E s M O n at s : a n d r E a s s c h n E i d E r ist nach einem kurzen Zwischenspiel in den Öffentlichen Dienst zurückgekehrt und legt sich nun im BMWFJ für junge Menschen ins Zeug. Text Andrea Krieger

Andreas Schneider, BMWFJ

Erst im Oktober hatte Andreas Schnei­der das Management des Sustainable En­trepreneurship Awards, eines Preises für

nachhaltig wirtschaftende Unternehmer, über­nommen. Er war kaum eingearbeitet, da biss das Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend (BMWFJ), wo er sich zeitgleich beworben hatte, ebenfalls an. Und so kam es, dass Schnei­der per Dezember die achtköpfige Abteilung für Internationale Jugend­ und Familienpolitik über­nahm. Seither ist er mit Programmen der EU, des Europarates, der UNO, grenzüberschreitender Netzwerkarbeit und der Kofinanzierung von Pro­jekten befasst.

Momentan dreht sich in seinem Büro al­les um die Initiative „Jugend in Aktion“, welche die Mobilität junger Menschen und deren Hori­zont abseits formaler Bildung fördern soll. Hier

» Wir müssen das Programm „Jugend in Aktion“ in Österreich noch bekannter machen.

ist Schneider in der glücklichen Lage, mehr Geld zur Verfügung zu haben, als zuletzt ausgegeben wurde. „Das Budget wurde 2012 erhöht und erst­mals nicht ausgeschöpft“, sagt er. Das liegt daran, dass etwa Spanien oder Großbritannien bei den Unterbringungsplätzen sparen. „Wir müssen das Programm aber auch noch bekannter machen.“

Über seine eigene Jugend sagt der 39­Jäh­rige, der nach der Geburt von Sohn Laurenz drei Monate in Karenz ging: „Ich wuchs sehr unbe­schwert in einer Unternehmerfamilie mit Neben­erwerbsbauernhof im Südburgenland auf.“ Dort erlebte Schneider den Fall des Eisernen Vorhangs hautnah mit. Das Europa­Thema ließ ihn nicht mehr los.

Bereits gegen Ende des Studiums der Ge­schichte und Politikwissenschaften jobbte er beim Europatelefon des Bundeskanzleramts. Da­nach wechselte er in die WKÖ, wo er 2002 Refe­rent für die Themen EU­Verfassung, ­Erweite­rung und ­Lobbying wurde. Nach einem zweijäh­rigen Intermezzo im Kabinett der früheren Au­ßenministerin Ursula Plassnik war Schneider ab 2007 Referent für Gesellschaftspolitik und Nach­haltigkeit in der WKÖ.

Dort spielte er beim vorigen Sommerfest auch mit seiner Band, den „Rangers“, Schlager und Unterhaltungsmusik. Musik ist fixer Be­standteil von Schneiders Leben: Er beherrscht fünf Instrumente, singt und ist Mitglied der Jazz­Formation „Vienna Big Band Project“. Tonkunst als Beruf hat ihn dennoch nie interessiert: „Nur ganz wenige schaffen es an die Spitze. Musik al­leine würde mich außerdem langweilen.“

z u r p e rS o n Andreas Schneider, 39

1993–1999studium der geschichte und politikwissenschaf-ten in Wien, anschließend beginn des Doktorats-studiums2001–2002WKÖ-Vertreter im informationsbüro der bundes-regierung 2002–2012WKÖ-referent in der stabsabteilung eu-Koordination, ab 2007 in der stabsabteilung Wirtschaftspolitik2005–2006Kabinettsmitarbeiter von außenministerin ursula plassnikseit Dez. 2012abteilungsleiter für Jugend- und Familienpolitik im bMWFJ

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für Führungskräfte im öffentlichen Bereich

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P E r S ö n l i c h

Tapetenwechsel im doppelten Sinna u s t r i a a b r O a d : b i r g i t W i l d E r hat Österreichs Anfänge in der EU live miterlebt. Mit 50 Jahren startet sie noch einmal neu durch und verlegt ihren Lebensmittelpunkt nach Frankreich. Text Andrea Krieger

Birgit Wilder, OECD

Damit hätte die Stellvertreterin des öster­reichischen OECD­Botschafters in Pa­ris nicht gerechnet. „Ich schreibe jetzt

wieder Texte in meiner Muttersprache und ha­be ein Monat gebraucht, um mich an die deut­sche PC­Tastatur zu gewöhnen“, sagt Birgit Wil­der und lacht. Seit vorigem September arbeitet sie bei der OECD und zog dafür von Brüssel in die „wunderschöne, aber ungewohnt große“ franzö­sische Hauptstadt. Nach 20 Jahren Europäische Union fühlte sich die 50­Jährige reif für Neues. „Die OECD hat mehr und teilweise andere Mit­gliedstaaten. Außerdem bin ich nun mit öko­nomischen Themen befasst.“ Es läuft etwa gera­de ein Diskussionsprozess darüber, „wo die der­zeitigen Wirtschaftsmodelle gescheitert sind und was man künftig besser machen könnte“. Ihre wichtigste Aufgabe ist jedoch die Mitarbeit

» Meine direkte Art halten einige Mitarbeiter nicht so gut aus.

in zwei Komitees zur Vorbereitung des Rates, der monatlichen Sitzung des Obersten Entschei­dungsorgans der OECD.

Wilder wollte ursprünglich in die Privatwirt­schaft, und zwar in Italien, wo ihr Ex­Mann ar­beitete. Nach dem Politikwissenschaftsstudium in Florenz fand sie jedoch keine passende Stel­le, kehrte nach Österreich zurück – und war zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Das Land befand sich 1993 im Verhandlungsendspurt für den EU­Beitritt. Wilder sprang auf den EU­Zug auf und landete in der Abteilung Europäische Integrati­on im Bundeskanzleramt. Nach dem Beitritt ging es 1996 für drei Jahre als Attachée an die österrei­chische EU­Botschaft in Brüssel. Zurück in der Heimat folgte 2000 der erste Chefposten: Sie über­nahm die Abteilung für Projektorganisation und Internationales. Ab 2004 arbeitete sie abermals in Brüssel, wo sie als Botschaftsrätin u. a. für E­Go­vernment zuständig war. „Die Dienstleistungs­richtlinie verpflichtete die Mitgliedstaaten zur Einführung elektronischer Verfahren, die grenzü­berschreitend zugänglich sein müssen“, so Wilder. Ab 2008 fungierte sie als nationale Expertin für E­Government bei der Europäischen Kommission.

„Ich bin sehr direkt“, sagt die nunmehrige Nummer zwei hinter Österreichs OECD­Bot­schafter. „Das halten manche Mitarbeiter nicht so gut aus.“ Am Wochenende erkundet die gebür­tige Mistelbacherin mit Hang zu extravagantem Modeschmuck die Weiten von Paris. Was sie da­bei immer noch vermisst? Da braucht sie nicht lange nachdenken: „Wiener Kaffeehäuser, Krap­fen und Schlagobers.“

z u r p e rS o n Birgit Wilder, 50

1985–1993studium in Florenz, anschließend postgraduate-ausbildung in bologna1996–1999 attachée an der ständigen Vertretung Öster-reichs bei der eu2000–2004bKa, abteilung für Wirtschaftsangelegenheiten2004–2007botschaftsrätin an der ständigen Vertretung Österreichs bei der eu 2008–2012 Nationale expertin für e-government bei der europäischen Kommission seit Sept. 2012stellvertreterin des österreichischen botschafters bei der ständigen oeCD-Vertretung in paris

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Das unabhängige Magazin für Führungskräfte im öffentlichen Bereich

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Wie ein Wurm zur Bombe wird

Cybercrime-Straftaten sind in den vergangenen 10 Jahren weltweit rasant angestiegen. Anders als auf diesem Ölgemälde mit dem Titel „Schlacht“ von Christian Wilhelm Ernst aus dem Jahr 1750 können die Täter ihre Gesichter gut verbergen. Deshalb benötigt es besondere Strategien, um sie dingfest machen zu können.

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11F e b r u a r / M ä r Z 2 0 1 3

S c h w E r P U n k t

Vom Mobbing bis zum Datenklau, vom Kreditkartenbetrug über Erpressung und Spionage reicht das Spektrum krimineller Handlungen im Netz.

Das Thema Cybersicherheit ist so alt wie das In­ternet selbst. Je höher der Grad der Vernetzung ist und je mehr Menschen in den Prozess invol­viert sind, desto schwerwiegender kann sich ei­ne Störung des Systems auswirken. Die Bedro­hungen im Internet für Private, für Unterneh­men und für Behörden sind so vielfältig wie in der realen Welt.

Neue Sicherheitsstrategie für alleDie Begriffe darf man – auch aufgrund der

unterschiedlichen Zuständigkeiten in der Be­kämpfung – nicht durcheinanderbringen. Hier eine kurze Einführung: Unter „Cybercrime“ ver­steht man jede Form von Straftaten, die mithil­fe von Informationstechnologien und Kommu­nikationsnetzen (IKT) begangen werden, auch die Internetkriminalität gehört dazu. Die Zustän­digkeit liegt beim Innenministerium (BMI) und der Polizei. „Cybersecurity“ hingegen befasst sich mit den Angriffen auf kritische oder strategische Infrastrukturen: Das betrifft alles, was Relevanz für das Funktionieren des Staates und der Gesell­schaft hat, aber noch kein kriegerischer Akt ist. Cyberspionage und Cyberterrorismus fallen da­runter. Zuständig hier ist das Bundesamt für Ver­fassungsschutz und Terrorismusbekämpfung, ebenfalls im BMI beheimatet. „Cyberwar“ meint wiederum kriegerische Auseinandersetzungen im virtuellen Raum. Angreifer sind andere Staa­ten. Die geografische Lage spielt keine Rolle, denn Angriffe können aus allen Teilen der Welt

c y b E r s Ec u r i t y Im Netz ist die Hölle los. Computer viren wollen nicht nur Rüstungs-konzerne, Banken und Atomanlagen lahm-legen. Die Täter im WWW haben es auch auf die sensiblen Daten der Öffentlichen Hand abgesehen. Welche Gefahren drohen bei einem Cyberwar wirklich? Text Gudrun Haigermoser

» Was heute noch sicher ist, kann morgen schon unsicher sein.Markus Popolari, BMI

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12 F e b r u a r / M ä r Z 2 0 1 3

S c h w E r P U n k t

gefahren werden. Im Ernstfall greift hier das Ver­teidigungsministerium (BMLVS) ein.

Im Ministerratsbeschluss vom Mai 2012 wurden die Gefahren im Cyberraum als auch die Zuständigkeiten eindeutig definiert: Das BMI hat den Lead und kooperiert mit dem BMLVS, dem Bundeskanzleramt (BKA) und dem Außen­amt. Parallel dazu laufen in den einzelnen Mini­sterien seit geraumer Zeit Planungsprozesse, die nun in einer gemeinsamen österreichischen Stra­tegie zur Cybersicherheit zusammengeführt wer­den. Die Fertigstellung und Präsentation ist für das Frühjahr 2013 angekündigt. Ein großes Ziel ist eine vernetzte und besser koordinierte Zusam­menarbeit aller betroffenen Behörden und der Wirtschaft. „Es geht darum, bestehende Einrich­tungen und Strukturen zu nutzen und Fehlendes zu ergänzen“, so Markus Popolari. Der studierte Jurist ist seit 2005 im BMI tätig, seit 2011 Leiter des Referats Zentrales Melderegister. Im Septem­ber 2012 übernahm er zusätzlich die Funktion des Cybersecurity­Koordinators und ist ressortüber­greifend für die Abstimmung der breiten Thema­tik zuständig.

Für Walter Unger, Leiter der Elektronischen Abwehr und IKT­Sicherheit im Abwehramt, ist es wichtig, detailliert festzuhalten, wer im Ernst­fall was tut und wer koordiniert. „Das ist auch ei­ne aus dem Ministerratsbeschluss abzuleitende Ebene.“ Ungers Abteilung begleitet seit zehn Jah­ren alle IKT­Projekte im Verteidigungsministeri­um, erstellt Lagebilder, beobachtet neue Bedro­hungen, testet die Systeme auf ihre Sicherheit und aktualisiert im Bedarfsfall. Die Arbeit ging bisher nur in manchen Fällen über die Systeme des eigenen Ressorts hinaus, etwa während der österreichischen EU­Präsidentschaft 2006. Im Rahmen der neuen Strategie ist nun ein verbes­

serter Informationsaustausch vorgesehen. „Die Art, Motivation und Kompetenz der An­

greifer im Netz sind so vielfältig wie im echten Leben“, sagt Popolari. Vor allem die organisier­te Kriminalität entdeckt zunehmend den Cyber­raum als Betätigungsfeld. Die Relevanz des The­mas Cybersicherheit steigt daher täglich. In Eu­ropa entsteht laut Interpol durch Cyberkrimi­nalität ein Schaden von 750 Milliarden Euro pro Jahr. Zum Vergleich: Amerikanische Banken ha­ben im Jahr 2011 900 Millionen Dollar (691 Milli­onen Euro) durch herkömmliche Diebe verloren, aber rund zwölf Milliarden Dollar durch Cyber­kriminelle (Quelle: KSÖ­Bericht Cybersicherheit in Österreich, 2012).

Wenig VergleichsdatenDie Internetkriminalität boomt auch hier­

zulande: In den ersten neun Monaten 2012 ist sie zum Vergleichszeitraum 2011 um fast 150 Prozent gestiegen. Leopold Löschl, Leiter des Cybercrime­Kompetenzzentrums C4 des BMI ist mit seinem Team aus Cybercops federführend auf diesem Kampffeld. Diese neu eingerichtete Stelle arbeitet schon in Teilbereichen, der Aufbau auf allen Ebe­nen soll 2014 abgeschlossen sein. Löschl bestätigt den starken Anstieg, allerdings vermitteln die Zahlen nur eine vage Vorstellung von dem, was wirklich draußen passiert. „Die Dunkelziffer ist extrem hoch.“ Zahlenmaterial ist in Sachen Cy­bercrime allgemein mit Vorsicht zu betrachten. Somal es solches kaum gibt. Einigermaßen aus­sagekräftig sind noch Statistiken von Antiviren­ und Softwareherstellern. Norton ging Mitte Mai 2011 von einer Million Geschädigter pro Tag aus. Auch Johannes Mariel, Leiter der Stabsabteilung Sicherheit und Qualität im Bundesrechenzen­trum (BRZ), bestätigt den Anstieg von Internet­

» Es ist einfacher, eine reale Grenze

zu überwachen, als alle Netzwerke

in Österreich.Christian Platzer, TU Wien

TU W

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N E T Z W E R K­K R I M I N A L I TäT I N

ÖS T E R R E I C HDie Netzwerkkriminalität in

Österreich steigt weiter, die Dunkelziffer ist noch um

vieles höher. Waren es 2002 noch 685 Fälle in allen Delikts-klassen, haben sich die Anzei-

gen 2011 mit 5.112 enorm gesteigert. Die Spitze im Jahr

2009 erklärt sich durch zwei Serienfälle mit 6.624

Einzelfällen.Quelle: Cybercrime Report 2011,

Bundeskriminalamt, Oktober 2012

5.000

4.000

3.000

2.000

1.000

2002

685 604 842

2.453 2.532

4.199

2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011

2.787

4.450

2009 beinhaltet zwei Serienfällemit 6.624 Einzeldelikten

5.112

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angriffen. „Wir stellen eine Veränderung der An­griffsziele fest: Vor einigen Jahren konzentrierten sich die Attacken noch auf die Netzwerkebene, heute stehen zu 80 Prozent Webanwendungen im Fokus.“

Christian Platzer vom iSecLab am Institut für Rechnergestützte Automation der TU Wien sieht keine „Vorliebe“ der Angreifer für öffent­liche oder private Einrichtungen. Das liegt aller­dings daran, dass derartige Attacken kaum be­kannt werden. „Wie viele Hackerangriffe es da wie dort gibt, werden wir wohl nicht erfahren. Da rückt ja keiner mit Infos heraus.“ Außer es han­delt sich um Hacktivismus. Denn hier sind die Angreifer daran interessiert, dass ihre Aktion ans Licht kommt. Schließlich ist das zentrale Motiv, öffentliche und politische Aufmerksamkeit zu erlangen.

Angriffe auf ORF-GIS und BRZWelche Daten für potenzielle Angreifer inte­

ressant sind, hängt für Cybersecurity­Koordina­tor Popolari von dem gesetzten Ziel ab. Er nennt ein Beispiel vom Juli 2011: Bei einem Cyberangriff wurden 214.000 Datensätze des Gebühreninfo­Service (GIS) des ORF gestohlen. 96.000 davon enthielten auch Kontodaten. Die Hackergrup­pe Anonymus, die sich zum Angriff bekannte, gab zwar an, die kopierten Daten nicht missbrau­chen zu wollen. Der Imageschaden war jedoch groß. Ein weiterer Angriff, diesmal auf das BRZ, machte im September desselben Jahres Schlag­zeilen. Von einem Server des IT­Dienstleisters der Bundesverwaltung wurden rund 3.000 Namen und Adressen, auch 400 Bankdaten, gestohlen. Betroffen waren die vom BRZ gehosteten Inter­netauftritte zweier Kunden. Johannes Mariel er­innert sich: „Den Angriff abzuwehren war nicht

einfach, aber wir waren gut vorbereitet.“ Wer die Eindringlinge waren, kann der Abteilungsleiter nicht sagen, da es keine Bekennung gab. Dass der Angriff damals nicht zur vollständigen Durch­führung gelangte, verdankt das BRZ seinem in­ternen technischen Abwehrsystem. Der gesamte Hochsicherheitsbereich war nicht betroffen. „Wir haben die Konsequenzen aus diesem Vorfall ge­zogen und bieten ein solches Low­Cost­Service nicht mehr an.“

Die Internet-FeuerwehrUm bei akuten Vorfällen im Netz rasch Hil­

fe leisten zu können, gibt es die sogenannten CERTs. Diese Computer Emergency Response Teams bieten aktive Unterstützung bei IT­Si­cherheitsproblemen. In Österreich sind CERT.at und GovCERT.gv.at in Kooperation mit dem BKA seit 2008 aktiv. Sie richten sich primär an den öf­fentlichen Sektor und an die Wirtschaft. Weitere CERTs werden vom BRZ, von Banken, Universi­täten und von der Stadt Wien geführt. Auch das Heer rüstet cybertechnisch auf, aktuell entwi­ckelt das Abwehramt das sogenannte milCERT. Aufgaben sind die Prävention durch die Errich­tung eines Schutzschirmes vor Cyberattacken und das Handeln im Ernstfall. So soll eine Einheit des milCERT das BKA, große Unternehmen und Banken über aktuelle Bedrohungen informieren. Für ein aktuelles Lagebild sind enge Kontakte zur Wirtschaft und zu ausländischen Nachrich­tendiensten nötig. Betroffene sprechen nämlich nicht gerne über Angriffe aus dem Internet. Das milCERT wird somit mehr sein als ein Standby­Team. Das Team soll 2015 stehen. Wie viele Per­sonen es umfassen wird steht heute noch nicht eindeutig fest. In einem Beitrag der Tageszeitung „Die Presse“ im November 2012 wurden 100 Per­

» Die Beispiele Estland und Georgien zeigen, wie ein Cyberkrieg abläuft.Walter Unger, BMLVS

BMLV

S

D I E G RÖSS T E N P RO B L E M E I M N E T ZDie im Internet am häufigsten vorkommenden Problemfelder – sogenannte Incidents – werden zu zwei Drittel vom Website Defacement angeführt. Dabei werden Sicherheitslücken ausgenützt und Websites unberechtigterweise verändert. An zweiter Stelle stehen mit 24,7 Prozent System Compromises: Dabei verliert der eigentliche Besitzer die Kontrolle über das System durch Malware. Auf den Plätzen folgt Phishing – der Versuch, mit gefälschten E-Mails an vertrauliche Daten zu kommen – und Fake Pharmacy – der Verkauf gefälschter Arzneimittel via E-Mail-Spam.Quelle: Internet Sicherheit Österreich 2012, CERT.at, Juni 2012

68,2%

24,7%

2,7%2,7%1,7%

Defacement

System Compromise

Phishing

Fake Pharmacy Hack

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sonen genannt, diese Zahl will das BMVLS heu­te nicht mehr bestätigen. Die Quantität steht al­so weniger im Vordergrund als die richtige Qua­lifizierung des Personals. „Wir haben ein relativ hohes Ausbildungsbudget, allerdings hapert es in der Folge an der Bezahlung“, so Walter Unger. Um dieses Manko auszugleichen, setzt das Bundes­heer auf interne Weiterbildung. Seit 2007 läuft an der FH Hagenberg der Bachelor­Lehrgang Sichere Informationssysteme (SIB), der bisher 30 Exper­ten hervorbrachte. Dieser ausbildungskosten­sparende Weg sollte noch weiter ausgebaut wer­den. Unger: „Der Bund muss sich anstrengen, um die guten Leute zu halten und nicht an die besser zahlende Industrie zu verlieren.“

Österreich im Cyberkrieg?Neue Angriffszenarien werfen die Frage auf,

wie der Staat seine Schutzaufgabe wahrzuneh­men hat. Im „normalen“ Krieg sind die Hand­lungen und Handelnden im Angriffsfall eindeu­tig definiert. In einem Cyberwar ist der Staat zwar das Ziel, die Angreifer sind jedoch schwer bis gar nicht zu identifizieren. Die Wahrscheinlichkeit, dass Österreich im Netz von einem anderen Land attackiert wird, ist für Walter Unger eher gering. „Das heißt aber nicht, dass wir die Hände in den Schoß legen können.“ Speziell das Militär muss an den Ernstfall denken. „Denn wir schützen den Staat. Die Polizei hingegen schützt den ein­zelnen Bürger.“ Im schlimmsten Fall nimmt man Hacker­Angriffe auf mehrere Bereiche gleichzei­tig an. Werden Strom­ und Telekomnetz, Banken­ und Geldversorgung, Spitäler, Wasserversorgung, Transportwesen und die Regierungskommunika­tion gleichzeitig lahmgelegt, geht in der ganzen Republik nichts mehr. Hier bedarf es eines neuen vernetzten Denkens, um gemeinsam handeln zu können. Gefährdete Unternehmen müssen sich wappnen und in Sicherheit investieren.

Estlands Netzwerk als KriegsschauplatzFür das Militär ist der Krieg im Netz – da­

mals noch unter dem Schlagwort Information War – schon seit rund zwanzig Jahren Thema. Bereits seit 2004 ist Walter Unger an der Ausar­beitung von Strategien gegen mögliche Cyberan­griffe beteiligt. Bis zum Jahr 2007 waren alle Sze­narien relativ theoretisch, doch dann wurde es ernst: Estland – das kontinuierlich seine veral­teten Infrastrukturen durch moderne Informati­onstechnologien ersetzte – wurde der hohe Ver­netzungsgrad 2007 zum Verhängnis. Vorerst Un­bekannte überfluteten das Land mit schadhaften Serveranfragen und Spam­Mails und machten es so zum Ziel des ersten belegten kriegerischen Cy­beraktes. Anlass waren heftige Unruhen in der „realen“ Welt. Unter der künstlich erzeugten Da­tenlast brachen die Netzwerke der kritischen Te­lekom­ und Banken­Infrastruktur und der Re­gierung zusammen. Teile des Internets funktio­

nierten über Tage nicht mehr. Im Sommer 2008 passierte Ähnliches in Georgien. Ein weiterer Be­leg für einen schwer zurückzuverfolgenden Ha­cker­Angriff ist Stuxnet. Dieser äußerst geschick­te programmierte Computerwurm wurde Israel und den USA zugeschrieben und bescherte dem iranischen Atomprogramm 2010 einen herben Rückschlag. All diese Ereignisse haben auch in anderen Staaten das Bewusstsein für Cybersecu­rity und den Schutz von Informationsinfrastruk­tur erhöht und einiges bewirkt.

Sorglosigkeit als größte GefahrDie Frage nach der Sicherheit im Land

scheint angesichts all der möglichen Bedro­hungen berechtigt. Markus Popolari vom BMI: „Unsere Netzwerke und Systeme sind in der Mo­mentaufnahme sicher, aber die Entwicklungen schreiten rasch voran.“ Ganz besonders wichtig ist daher das Schaffen von Bewusstsein. Denn die größte Gefahr im Internet ist die Sorglosigkeit vieler User. Vor allem Bedienstete der Öffentli­chen Hand können durch nachlässigen Umgang mit den neuen Medien großen Schaden anrich­ten. Ein Beispiel dafür sind die Ereignisse, die 2009 in Kärnten ins Rollen kamen: Durch eine Unachtsamkeit wurde der Computerwurm Confi­cker über einen verseuchten USB­Stick u. a. in die Systeme der Kärntner Landesregierung und des Krankenanstaltenverbundes eingeschleppt. Ins­gesamt waren 3000 Computer mehrere Tage lang nicht mehr einsatzfähig. In Spitälern und Äm­tern liefen Notprogramme.

Johannes Mariel bestätigt die Notwendigkeit einer stärkeren Awareness: „Jeder Einzelne muss verantwortlich mit den Daten umgehen und Re­geln einhalten. Zum Beispiel lässt man ein Note­book nicht im Auto liegen.“ In Großbritannien gibt es eine Statistik über Diebstähle von IT­Gerä­ten in öffentlichen Einrichtungen: Circa ein Drit­tel davon wurden aufgrund des Dateninhaltes ge­zielt gestohlen. Das BRZ hat darauf schon vor Jah­ren reagiert: „Wir setzten Notebooks mit vollstän­diger Verschlüsselung der Festplatte ein“, erklärt Mariel. So beschränkt sich im Fall eines Diebstahls der Verlust zumindest „nur“ auf das teure Gerät.

Der rechtliche RahmenIm Zuge der Cyberstrategie soll es auch An­

passungen der rechtlichen Rahmenbedingungen, zum Beispiel in Sachen Datenschutz, geben. Vor allem der Infoaustausch zwischen Behörden und Unternehmen muss in Zukunft besser werden. In welchen Bereichen braucht es dazu gesetzliche Regelungen, und wo greifen Selbstverantwor­tung und Selbstverpflichtung? Diese Informatio­nen können andere vor Schaden bewahren. „Der­zeit passiert das nicht im gewünschten Umfang. Hier Änderungen zu erreichen, ist ein wesent­liches Anliegen der Strategie“, so Cybersecurity­Experte Popolari.

» Jeder Mitarbeiter ist

auch ein IT-Sicherheits-

mitarbeiter.Johannes Mariel, BRZ

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„Niemand ist völlig sicher”c y b E r Wa r Der „Angriff aus dem Netz“ ist eine der großen sicherheits-politischen Herausforderungen der Gegenwart. REPUBLIK sprach mit Innenministerin Johanna Mikl-Leitner über Cybercrime und Planspiele im Netz, aber auch über den Stand der Umsetzung der Polizeireform und die dünne Luft für Frauen in Führungspositionen im eigenen Haus. Interview Gudrun Haigermoser Fotos Regina Hügli

Wie hoch ist die „Chance“, dass gerade Öster-reich im Cyberspace angegriffen wird?

Die ist nicht höher und nicht niedriger als für alle anderen europäischen Staaten. Um he­rauszufinden, wo die Gefahrenpotenziale liegen, haben wir – als Startschuss zur Erarbeitung einer nationalen Cyber­Strategie – eine Cyber­Risiko­matrix erstellt. Hierdurch wurden die Arten der Gefahren und die Wahrscheinlichkeit ihres Ein­tretens definiert und ein akuter Handlungsbedarf erkannt. Welche Tätergruppen und welche Motivati-onen stehen hinter den Angriffen?

Die Hacker können aus den unterschied­lichsten Bereichen und aus allen Erdteilen kom­men, das macht deren Ausforschung so viel schwieriger als jene von Kriminellen in der „ech­ten“ Welt. Die nationale und internationale Ver­netzung der Sicherheitsbehörden und Exper­ten wird deshalb in Zukunft noch viel wichtiger werden. Die österreichische Cyberstrategie hätte be-reits Ende 2012 vorgestellt werden sollen, wurde aber – auch wegen der Volksabstim-mung am 20. Jänner 2013 – verschoben. Gibt es einen Termin für die Präsentation?

Präsentation und Ministerratsbeschluss wer­den im Frühling erfolgen, ein genauer Termin steht noch nicht fest. In jedem Fall sind wir im Fi­

nale. Wir haben im Vorfeld im Juni 2012 ein groß angelegtes Cyber­Planspiel durchgeführt. An der Konzeption und Durchführung beteiligt wa­ren alle Ministerien, Vertreter aus Wirtschaft und Wissenschaft, auch aus anderen europäischen Ländern. Die Erfahrungen und Ergebnisse aus dieser – in Europa bisher einzigartigen – Simula­tion fließen nun noch in die Strategie ein. Welches Szenario wurde bei dem Planspiel angenommen?

Es wurden mehrere, zeitlich aufeinander­folgende Angriffe simuliert. Zuerst brach die Telekommunikation zusammen, dann sind die Verkehrsampeln ausgefallen, weitere Vorfälle folgten. Dabei wurde die Abstimmung der Mini­sterien untereinander und der Informationsfluss zwischen Wirtschaft und Behörden beobachtet. Das war ein spannender Test, der vor allem die Wichtigkeit einer funktionierenden Informa­tions­ und Befehlskette aufgezeigt hat. Ein Fazit: Es wird einen noch besseren Schulterschluss zwi­schen allen Beteiligten brauchen. Was bedeutet der Ausgang der Volksbefra-gung für die Bekämpfung von Angriffen aus dem Netz? Spielen Grundwehrdiener über-haupt eine Rolle in einem etwaigen Cyber-war?

Nehmen wir an, es gibt aufgrund eines Cy­berangriffs in ganz Wien drei Tage lang keinen

» Wir brauchen viele Rekruten,

um die kritische Infrastruktur zu

sichern.

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Hat Innenministerin Mikl-Leitner ausreichend Laserschwerter zur Hand, um Cyberattacken auf öffentliche Einrichtungen abzuwehren?

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Strom. Da braucht es die IT­Experten aus den Ministerien und vor allem viele Rekruten, um kritische Infrastruktur zu sichern, um die Men­schen zu schützen und zu versorgen, um das größte Chaos zu vermeiden. Dafür werden wir in Zukunft noch mehr helfende Hände brauchen. Deshalb ist die Wehrpflicht auch für die Cybersi­cherheit wichtig. Wechseln wir zum Thema Polizeireform, die seit September 2012 gilt. Wie beurteilen Sie die Umbaumaßnahmen bisher?

Wir liegen mit der Umsetzung im Plan. Dop­pelgleisigkeiten wurden abgestellt, die Führungs­ebene ist schlanker und damit effizienter gewor­den. Früher gab es allein in Kärnten vier krimi­nalpolizeiliche Abteilungen. Heute erledigt eine Stelle unter dem Dach der Landespolizeidirekti­on die ganze Arbeit. Und wir haben das Verwal­tungspersonal reduziert, dafür mehr Leute „auf die Straße“ gebracht. Die Wege sind direkter ge­worden, auch für die Staatsanwaltschaft. Durch die Zusammenlegung fielen viele Füh-rungspositionen weg. Wo ist das freigewor-dene – doch hochqualifizierte – Personal un-tergekommen?

Wichtig war, keine Führungskompetenzen zu verlieren und niemanden sozial zu benachtei­ligen. Da ist gut gelungen: Der überwiegende Teil der Führungskräfte hat weiterhin eine leitende Position inne. Ein Teil ist – ohne Zwang – in Pen­sion gegangen. Gerade bei dieser jüngsten Re­form haben wir die Betroffenen durch die Einbin­dung in Arbeitsgruppen und Mitarbeiterbeirat von Anfang an zu Beteiligten gemacht und die­ses Projekt ohne Nebengeräusche umgesetzt. Ab April wird es eine Evaluierung geben, um even­tuell nötige Nachbesserungen vornehmen zu können.Wie hat sich das Konsolidierungspaket auf die Personalsituation im BMI ausgewirkt, Stichwort Einstellungsstopp?

Im Exekutivbereich sind wir davon ausge­nommen. Somit war und ist es möglich, weiter­hin junge Polizisten auszubilden und einzustel­len. Stark betroffen ist der Verwaltungsbereich,

das ist keine einfache Sache. Seit 2000 wurden et­wa 1.700 Personen eingespart, das sind rund 20 Prozent. Hier wird es eng, wird aber machbar und schaffbar sein.Stichwort Frauenanteil: Im BMI gibt es nach wie vor wenig Frauen in Führungspositionen, z. B. keine einzige Sektions- und Gruppenlei-terin. Warum tun sich Frauen hier schwer?

Sie haben recht: Die Frauen im Führungs­bereich sind noch sehr dünn gesät. Aber man merkt, sie werden mehr. Ich denke da an die Be­stellung der neuen Landespolizeidirektorin in Kärnten, die erste Frau in dieser Funktion. Eben­so an die Landespolizeipräsidentin­Stellvertrete­rin in Wien oder an die stellvertretende Leiterin des Bundeskriminalamtes. Aber gerade in einer hierarchischen Struktur dauert es einfach länger, bis Änderungen spürbar werden. Im Dezember 2012 wurde die einflussreichs-te Position im Innenressort, die des General-direktors für die öffentliche Sicherheit, neu besetzt. Was muss ein Bewerber mitbringen, um sich für diesen Job zu qualifizieren?

Sehr viel an Erfahrung. Nicht nur im polizei­lich­juristischen Bereich, sondern vor allem auch im betriebswirtschaftlichen Bereich. Es bedarf in dieser Funktion hoher Managementqualität.War es einfach, den neuen Generaldirektor zu finden?

Es war insofern nicht einfach, da Vorgän­ger Herbert Anderl eine Institution im Haus war und einen äußerst professionellen Job gemacht hat. Einen Nachfolger zu finden, der in diese großen Fußstapfen treten kann, war eine He­rausforderung. Aber wir haben mit der Bestel­lung Konrad Koglers eine gute Entscheidung ge­troffen, die auf einem einstimmigen Vorschlag der Personalkommission und der Personalver­tretung basiert. Kogler kennt das Haus aufgrund seiner vorhergehenden Tätigkeiten und weiß ebenso um die Arbeit „draußen“ Bescheid. So­mit ist er auch ein gutes Beispiel für die Durch­lässigkeit der Hierarchien: Im Innenministeri­um kann man vom Polizeiinspektor zum Gene­raldirektor werden.

» Frauen in Führungspositionen

sind noch sehr dünn gesät.

Das muss sich ändern.

z u r p e rS o nJohanna Mikl-Leitnergeboren 9. Feb. 1964 in Hollabrunn

1983–1989studium Wirtschaftspädago-gik Wu Wien1993–1995stv. Verlagsleiterin beim signum-Verlag1998–2003Landesgeschäftsführerin der ÖVp NÖ1999–2003 abgeordnete zum Nationalrat2003–2011Landesrätin für soziales, arbeit und Familie in der Landesregierung NÖSeit 2011bundesministerin für inneres

J. Mikl-Leitner ist verheiratet und hat zwei töchter.

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Sanofi präsentiert das Jahrbuch Gesundheitspolitik und Gesundheitswirtschaft 2012am 17. Dezember 2012 präsentierte sanofi Österreich gemeinsam mit der WKo initiative plattform gesundheitswirtschaft und in Kooperation mit der tageszeitung „Der standard“ zum vierten Mal das Jahrbuch „gesundheitspolitik und gesundheitswirtschaft in Österreich 2012“ im k47 in Wien.

Im Rahmen einer von Eric Frey von der Tageszei-tung „Der Standard“ moderierten Podiumsdis-kussion nahmen Gesundheitsminister Alois Stö-ger und der Vorsitzende des Hauptverbands der österreichischen Sozialversicherungsträger Mag. Dr. Hans Jörg Schelling zu aktuellen gesundheits-politischen Themen Stellung.

„Das Buch bringt einen Überblick über Entwick-lungen, Erfolge und Niederlagen sowie über die bedeutendsten Player der österreichischen Ge-sundheitspolitik und Gesundheitswirtschaft. Vor vier Jahren hat sich das Autoren-Team rund um meine Kollegin Ines Windisch gefunden, weil es so ein Werk in Österreich nicht gegeben hat“, bekräftigte Dr. Roman Gamerith, Geschäftsführer von Sanofi Österreich. „Besonders stolz macht mich, dass wir alle wesentlichen Akteure des hei-mischen Gesundheitswesens überzeugen konn-ten, bei diesem Projekt mit dabei zu sein. Heuer haben wir Beiträge aus fünf Ministerien, von Kam-mer- und Vereinspräsidenten, Vorsitzenden und weiteren wichtigen Stakeholdern. Ganz nach dem Vorbild „Health in all Policies“ ist die Gesundheit nicht nur Thema des Gesundheitsministers; hier müssen alle Beteiligten an einem Strang ziehen.“

„Im heurigen Jahr sind uns wichtige Reform-schritte gelungen, wie unter anderem mit dem elektronischen Gesundheitsakt, dem Krankengeld für Selbstständige, der Rehabilitation vor Pension und der Gesundheitsreform. Als wichtiger Impuls-geber und Vorreiter für Reformierungen im Ge-sundheitssystem fungiert hier die Sozialversiche-rung und Sozialpartnerschaft“, fasste Dr. Martin Gleitsmann, Leiter der Abteilung Sozialpolitik und Gesundheit in der Wirtschaftskammer Österreich und Mit-Initiator der Plattform Gesundheitswirt-schaft Österreich, die größten Erfolge des vergan-genen Jahres zusammen.

Als größte Herausforderungen im Jahr 2012 nannte Gesundheitsminister Alois Stöger das Zusammenbringen der unterschiedlichen Kul-

turen und Positionen der einzelnen Gruppen im Gesundheitssystem, was sowohl bei der Elek-tronischen Gesundheitsakte als auch bei der Ge-sundheitsreform gelungen ist. „Bund, Länder und Sozialversicherung haben einen gemeinsamen Paradigmenwechsel vereinbart, weg von der Insti-tutionen-, hin zur Patientenorientierung“, betonte der Minister.

„Mit der Gesundheitsreform ist ein Meilenstein zur Steigerung einer patientenorientierten Ver-sorgung gelungen“, betonte auch Mag. Dr. Hans Jörg Schelling, Vorsitzender des Hauptverbands der österreichischen Sozialversicherungsträger. „Ausgehend von den Wünschen der Bevölkerung nach mehr Patientensicherheit und Qualität im Gesundheitssystem hat der Hauptverband neben der Umsetzung der Gesundheitsreform auch die

Umsetzung des elektronischen Gesundheitsaktes vorangetrieben.“ Als neue übergeordnete Ebene wird eine Zielsteuerungskommission eingesetzt, die auf vier Jahre bestellt und sich paritätisch aus Vertretern von Bund, Ländern und der Sozialver-sicherung zusammensetzen wird, die den nieder-schwelligen und wohnortnahen Zugang zum Ge-sundheitssystem sicherstellen soll, so Schelling. Der weitere Fahrplan sieht den Beschluss der 15a-Vereinbarung zur Gesundheitsreform durch den Nationalrat und die Bundesländer sowie die An-passung der Folgegesetze im Frühjahr 2013 vor.

Abschließend waren sich alle Beteiligten einig, dass es nun gilt, die Gesundheitsreform voranzu-treiben, um das Wohlergehen der Bürger und Bür-gerinnen auch weiterhin sicherzustellen.

sanofi ist ein führendes globales Pharmaunternehmen, das therapeutische lösungen erforscht, entwickelt und vertreibt, um das leben der Menschen zu verbessern. sanofi ist an den börsen in Paris (Euronext: san) und new york (nysE: sny) gelistet.

V. l. n. r.: hans jörg schelling, Vorsitzender des hauptverbands der österreichischen sozialversicherungsträger, roman gamerith, geschäftsführer von sanofi Österreich, gesundheitsminister alois stöger, Martin gleitsmann, leiter der abteilung sozialpolitik und gesundheit in der Wirtschaftskammer Österreich.

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S E r i E

r e p o rtag e

repubLiK widmet den spannendsten berufen im Öffentlichen Dienst eine eigene serie. sie gibt einblicke in die arbeitsweisen und spielräume, sachzwänge und Herausforderungen eines Jobs im Öffentlichen Dienst.

Arbeitsplatz: Waldr E P O r ta g E 15 Jahre sind die Bundesforste mittlerweile ausgegliedert. Vieles hat sich seither verändert. REPUBLIK hatte die Gelegenheit, sich anzusehen, wie der Försterberuf im dritten Jahrtausend aussieht. Text Andrea Krieger Fotos Simon Jappel

Man hätte es nicht besser erfinden können: Der Leiter des Forstre­viers Stadlhütte im Wienerwald heißt mit Nachnamen Holzin­

ger und arbeitet in dritter Generation bei den Österreichischen Bundesforsten (ÖBf). Aller­dings haben sich die Rahmenbedingungen für Förster stark gewandelt. „Bis 1976 galt in Öster­ reich ein Betretungsverbot für den Wald, heu­te nützen ihn Wanderer, Jogger, Mountainbiker, Reiter und Schwammerlsucher“, erzählt Fritz Holzinger. Auch mancher Grundsatz hat sich geändert. Hieß es früher „Der Wald muss sau­ber sein“, lässt man bestimmte Baumreste nun manchmal bewusst liegen und fördert dadurch neue Lebensräume. Statt Loden trägt Holzinger eine Funktionsjacke, und sein treuer Begleiter ist kein Dackel, sondern ein Jagdhund der Rasse Großer Münsterländer. Und auf den Visitenkar­ten der 121 Förster steht nunmehr „Revierleiter“. Denn Waldbewirtschaftung ist zwar noch die wichtigste, aber eben längst nicht mehr die ein­zige Aufgabe.

REPUBLIK besuchte Fritz Holzinger am

9. Jänner, einem schneefreien, diesigen und rela­tiv warmen Wintertag. Auf einer Anhöhe bei Gab­litz hält er seinen Geländewagen, zückt seinen Leuchtspray und markiert einen Baum. „Jänner und Februar, das ist die Hauptholzerntezeit“, sagt er. Da sind die Laubbäume blätterfrei und in Saft­ruhe. Das heißt, dass der Wasser­ und Nährstoff­transport in der kalten Jahreszeit stoppt. Je nach Bestellung sucht Holzinger die geeigneten Bäu­me in seinem Revier aus. Von seinem Büro aus, dem Forsthaus Gablitz, organisiert er darüber hi­naus die Schlägerungstruppe und den Transport – und zwar möglichst kostengünstig. Er muss kalkulieren: Wann kommt ein Forstarbeiter billi­ger, wann der Einsatz einer Erntemaschine?

Zum Wohle der Staatskasse Denn obwohl rund die Hälfte der ÖBf­Flä­

chen unter Schutz stehen und sich die Förs­ter auch um zahllose Naturschutzprojekte küm­mern: Der Wald soll möglichst viel für die Re­publik abwerfen. So lautet der Auftrag der 1997 ausgegliederten ÖBf, die jeden zehnten Quadrat­meter Naturfläche in Österreich betreuen. „Ganz

Das Dogma „Der Wald muss sauber sein“ war gestern.

Heute lassen die Förster Totholz bewusst liegen.

Dadurch entstehen Mikroor-ganismen, die der Waldboden

braucht.

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S E r i E

wichtig ist dabei freilich die Nachhaltigkeit: Wir entnehmen nicht mehr Holz als nachwächst.“ Deshalb folgt der Holzerntezeit jedes Frühjahr die Aufforstung.

Holzingers Bibel für die forstliche Bewirt­schaftung ist der Zehn­Jahres­Plan, auch Operat genannt. Dort steht drin, wo es mittelfristig lang­gehen soll bezüglich Waldpflege, Holzernte und Aufforstung. „Ich breche das auf jeweils ein Ka­lenderjahr herunter“, sagt Holzinger. Stürme wie zuletzt Kyrill, Paula und Emma 2007 und 2008 können seine Berechnungen aber schnell wie­der über den Haufen werfen. Dann muss er ange­sichts zahlloser entwurzelter Bäume neu ermit­teln, wie viel zu ernten und zu pflanzen ist.

Auch, welche Sorten wo gesetzt werden, will gut überlegt sein. Schließlich vergehen 80 Jah­re, bis ein neuer Baum geschlägert wird. Die Kli­maerwärmung ist also ebenfalls zu berücksichti­gen: „Den Fichten wird es zum Teil zu warm wer­den, die Douglastanne könnte sie eventuell er­setzen.“ Dort, wo der Wind reihenweise Bäume umwarf, sollen wiederum künftig junge Lärchen und Ahornbäume wachsen, die Stürmen besser widerstehen.

Zuletzt richtete der Eisbruch durch zu schwere Eisschichten große Schäden an. „Abge­brochene Fichtenwipfel müssen wir schnell weg­räumen, sonst droht eine Borkenkäfer­Plage.“ Der Schädling ist der Hauptfeind der Bäume.

Ein zweiter sind zu viele Wildtiere. Holzin­gers geschulter Blick erkennt schnell, wenn der sogenannte Verbiss – also abgebissene Blätter, Knospen und Zweige – ein gefährliches Ausmaß erreichen. Hier kommt die Jagd ins Spiel. Jedes

Jahr werden neue Abschusszahlen bestimmt. Da­zu erhebt Holzinger zunächst den Wildbestand – etwa anhand von Video­Beobachtungen an der Futterkrippe. „Ich habe aber auch meine Erfah­rungswerte.“ Derzeit gibt es eine Wildschweinpla­ge. In Niederösterreich explodiert die Zahl. Nicht nur in Holzingers Revier wurde deshalb 2012 so viel Schwarzwild erlegt wie noch nie. Der Revier­leiter selber und seine vier Mitarbeiter greifen

aber selten zum Gewehr. Das überlassen sie lieber denen, die gutes Geld dafür zahlen. Und mit 17,6 Millionen im Jahr 2011 ist die Jagd eine wichtige Einnahmequelle.

Der große AnsturmUnter dem Motto „Fit für den Frühling“ kon­

trollieren Holzinger und seine Mitarbeiter die Wegweiser, sobald es wärmer wird. „Wir wollen ja nicht, dass Wanderer in die falsche Richtung ge­hen, weil wieder einmal ein Scherzkeks die Schil­der verdreht hat.“ Es geht aber auch um einen In­teressenausgleich. Damit Mountainbikern, Reiter und Fußgänger im Wald friedlich koexistieren, sorgt Holzinger dafür, dass diese einander nicht zu sehr in die Quere kommen.

„Vor allem bin ich der regionale Ansprech­partner“, betont Holzinger. Sein Telefon klin­gelt, wenn jemand ein Reh überfährt, Biber einen Baum mit ihren starken Zähnen zu Fall bringen oder Wildschweine Gärten umackern, die an den Wald grenzen. Manche Anrufer stellen außerdem Fragen zu den Realitäten in Holzingers Revier. Zurzeit wird etwa eine Fläche mit Widmung als Bauland auf 99 Jahre verpachtet.

Ob es um solche Baurechtsverträge, Vermie­tung, Verpachtung oder Seenbetreuung geht: Das Immobiliengeschäft brummt seit der Ausgliede­rung. Auch das Geschäftsfeld Dienstleistungen für Dritte, das Baumpflege ebenso wie Waldbe­wirtschaftung für Private umfasst, bringt gu­te Einnahmen „In Summe hat das Unternehmen aber jedes Jahr Gewinne geschrieben und seit der Neugründung einen Beitrag von 300 Millionen Euro an das Bundesbudget geleistet“, betont ÖBf­

Pressesprecherin Pia Buchner. 2008 kritisierte der Rechnungshof just die

ertragreiche Immobiliensparte. „Die Bundesfor­ste hielt die Verpflichtung zur Substanzerhal­tung der Liegenschaften nicht ein“, heißt es dort. Die ÖBf kontert: „Jeder durch Verkauf eingenom­mene Euro wird wieder in Flächen investiert. Und Grundstücke mit besonderer Bedeutung für Österreich werden gar nicht veräußert.“

I n Fo Österreichische Bundesforste (ÖBf)

Status: 1997 wurden die bundesforste ausgegliedert und als aktiengesellschaft neu gegründet. alleinaktionär ist die republik Österreich, vertreten durch das Lebensmi-nisterium.

Funktion: 1200 Mitarbeiter der bundesforste betreuen 857.000 Hektar Wälder, berge und seen, 1280 Jagd- und 425 Fischereireviere. Hinzu kommen 4200 gebäude und 22.400 immobilienverträge.

Grundlagen: Das bundes-forstgesetz von 1996 verpflich-tet die Öbf zur nachhaltigen bewirtschaftung, pflege und schutz.

Einnahmen: am wichtigsten ist die sparte Holz (136 Mio. euro umsatz im Jahr 2011), gefolgt von immobilien (35,6 Mio.), Dienstleistungen (22,2 Mio.) und Jagd. Der budget-beitrag für den eigentümer republik Österreich lag 2011 bei 30 Millionen. Die tendenz ist seit 2005 steigend.

Leitung: Vorstand für Forst-wirtschaft und Naturschutz ist georg erlacher, Doktor der bodenkultur, sein Finanzchef der Jurist georg schöppl.

Beim Aufforsten müssen Förster miteinkalku-lieren, dass sich etwa die Eiche selbstständig fortpflanzt: durch auf den Boden gefallene Eicheln (siehe Foto).

Immer ein Ansprechpartner: Eine zufällig vor-beigeratene Wanderin fragt nach dem Weg. Revierleiter Fritz Holzinger kennt das Gelände in- und auswendig.

» Wir entnehmen nicht mehr Holz, als nachwächst.Fritz Holzinger, ÖBf

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Die Karriere der kürzlich verstorbenen Maria Schaumayer diente vielen Frauen in Politik und Verwaltung als Vorbild. Als weltweit erste Präsidentin einer nationalen Notenbank konnte sie schon früh in eine klassische Männerdomäne vordringen.

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t h E M a

Frauenpower im StaatsdienstV E r Wa lt u n g i n t E r n Der Anteil von weiblichen Führungskräften im Bundesdienst steigt. Auch in den Landesverwaltungen bewegt sich etwas. Wenn auch nicht mit rasender Geschwindigkeit. Ein Blick auf Muster-schüler und Nachzügler. Text Ursula Horvath

Sie werden mehr. Und sie wollen auf der Karriereleiter höhere Sprossen erklim­men. In den vergangenen fünf Jahren ist der Frauenanteil im Bundesdienst kon­

tinuierlich gestiegen und liegt derzeit bei etwas mehr als 40 Prozent. Im Wissenschaftsministeri­um (BMWF) haben die Damen sogar die Nase in der obersten Führungsebene vorn, hier werden zwei von drei Sektionen von einer Frau geführt. Im BMASK sind drei von sieben Sektionen in Frauen­hand. Und im Wirtschaftsressort ist die Besetzung der Sektionen ausgeglichen: zwei Männer, zwei Frauen.

Wer nachsitzen mussZu jenen Ressorts, die den höchsten Nach­

holbedarf haben, zählen klassischerweise die Männerressorts Inneres und Verteidigung. Hier gibt es keine einzige Sektionsleiterin. Auch im Finanzministerium zeigt ein Blick aufs Organi­gramm keinen einzigen weiblichen Namen in Top­Position. Elfriede Fritz, Vorsitzende der Ar­beitsgruppe für Gleichbehandlungsfragen und Genderbeauftrage im Finanzministerium, bleibt gelassen: „Wir haben zwar derzeit noch keine Sek­tionsleiterin. Aber unsere Ressortchefin ist eine Frau. Ich bin seit 1981 im Haus, hatte elf Ressort­chefs, und jetzt haben wir zum ersten Mal eine Ministerin. Das ist ein beachtlicher Fortschritt.“

Betrachtet man den gesamten Frauenan­teil pro Ressort so zählen das BMG, das BMUKK und das BKA zu den Musterschülern, diese Res­sorts beschäftigen insgesamt betrachtet zu rund 60 Prozent Frauen. Wermutstropfen: Gerade im BMUKK haben es Frauen dennoch nicht bis an die Spitze geschafft, von den sechs Sektionen ist nur eine von einer Frau besetzt – und das bei einem Ressort, das sich generell stark an Berufe wie Lehrer wendet, die eher von Frauen domi­niert werden. In den Bundesmuseen, die eben­falls zu diesem Ressort gehören, zeigt sich hin­gegen wieder eine äußerst positive Entwicklung: Mit Karola Kraus im Mumok (2010) und Sabi­ne Haag im KHM (2009) habe es kürzlich zwei Frauen in den Chefsessel von einflussreichen Häusern geschafft.

Betrachtet man alle Qualifizierungsgruppen, lag der Anteil von Frauen in Führungspositionen

im Jahr 2011 bei 31,7 Prozent. Unter den Spitzen­funktionen für Akademiker (also Sektions­ und Gruppenleiter sowie Leiter großer nachgeord­neter Dienststellen) beträgt der Frauenanteil im Juni 2012 23,2 Prozent. Der Frauenteil an der Spit­ze einer Sektion ist von 2,5 Prozent im Jahr 1995 auf mittlerweile 21,7 Prozent (Stand: 1. 12. 2012) gestiegen (s. Grafik).

Vieles ist historisch gewachsen: In Res­sorts wie dem BMASK, wo es immer schon mehr Frauen gab, sind auch die Führungspositionen leichter zu besetzen. Anderswo dauert es länger. So gab es etwa an keiner einzigen Universität bis vor kurzem eine Rektorin. Doch in den vergange­nen Jahren hat sich viel bewegt: Heute sind fünf der 22 Rektorate mit Frauen besetzt. Schlechter schaut es hingegen in Männerdomänen wie der Polizei aus: Seit 2012 ist Michaela Kohlweiß Lan­despolizeidirektorin in Kärnten und damit neben der Wiener Präsidenten­Stellvertreterin Michae­la Kardeis die zweite Frau in der Führungsebene.

Von Plänen und Quoten Mit Frauenförderplänen und einer Frauen­

quote soll der Anteil der weiblichen Führungs­kräfte erhöht werden. „Die Quote ist zwar kein schönes Instrument, aber ohne sie wären wir noch nicht so weit“, sagt die stv. GÖD­Vorsitzen­de Monika Gabriel. Schon seit 1996 gibt es eine Frauenquote im Bundesdienst. Am 1. 1. 2012 wur­de diese von 45 auf 50 Prozent aufgestockt. Bis die Hälfte aller Bundesbediensteten Frauen sind, ist also bei gleicher Eignung die Frau vorzuzie­hen. „Das ist eine hohe Anforderung. Eine Frau muss mindestens so gut sein wie der beste Mann unter den Bewerbern“, sagt Fritz.

Dass die Quote im Bund vor allem in den oberen Rängen noch nicht erfüllt ist, hängt mit der Altersstruktur zusammen. „Viele erfahrene Sektionsleiter sind Männer. Man wird ihre Ver­träge nicht nicht verlängern, nur weil sie Män­ner sind“, so Ines Stilling, Leiterin der Frauensek­tion im BKA und mit 36 Jahren eine der jüngsten Führungskräfte. Sie war zuvor Kabinettsmitar­beiterin von Frauenministerin Heinisch­Hosek und hat die Sektion vor rund einem Jahr von ihrer Vorgängerin Johanna Hoffmann übernommen, die in den Ruhestand gewechselt ist.

» Viele erfahrene Sektionsleiter sind Männer. Man wird ihre Verträge nicht nicht verlän-gern, nur weil sie Männer sind.Ines Stilling, BKA

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» Die Quote ist zwar kein schönes Instrument, aber ohne sie wären wir noch nicht so weit.Monika Gabriel, GÖD

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Jedes Ministerium muss im Personal­ und Stellenplan festhalten, wie sich der Frauenanteil entwickeln soll und darüber auch im Ministerrat berichten. „Man kann die mögliche Entwicklung ganz gut einschätzen, wenn man sich anschaut, wann Pensionierungen anstehen oder Verträge auslaufen“, sagt Stilling. Es gibt zwar auch Quer­einsteigerinnen an der Spitze (s. Porträt­Kasten), doch grundsätzlich gilt: Je mehr Frauen in den unteren Rängen erfolgreich sind, umso mehr wer­den auch in Spitzenpositionen vordringen. Auf der Ebene der Abteilungsleiter und Sektionslei­

tungs­Stellvertretungen sieht man schon größe­re Fortschritte. „Heute gibt es im BMF 51 Abtei­lungsleitungen, 16 davon sind Frauen. Vergange­nen Sommer wurde sogar eine Frau Abteilungs­leiterin, während sie in Karenz war, seit Jänner ist sie wieder da“, berichtet Fritz. Kind und Karriere kann man also durchaus unter einen Hut bringen.

Genau bei diesem Thema setzen auch die Frauenförderpläne an: „Wir wollen damit ein at­traktiveres Arbeitsumfeld für Frauen schaffen, mit Teilzeit und Teleworking die Rückkehr aus der Ka­renz erleichtern und Weiterbildungsmaßnahmen

F R AU E N U N D M ä N N E R A N D E R S P I T Z E E I N E R

S E K T I O NSeit 1995 hat sich der Frauen-

teil an der Spitze einer Sektion fast verzehnfacht. Von einer

50-Prozent-Quote sind wir allerdings noch weit entfernt.

Quelle: BKA

S E K T I O N S L E I T E R / I N N E N U N D G E N E R A L S E K Tä R / I N N E N

22+78+t3+97+t Ressort 1. 12. 2012 31.12.1995

w m w mBundeskanzleramt 2 4 4

BM f. auswärtige Angelegenheiten 6BM f. europäische und internationale Angelegenheiten 1 6

BM für wirtschaftliche Angelegenheiten 11BM für Arbeit und Soziales 1 5

BM f. Finanzen 6 6BM für Gesundheit und Konsumentenschutz 3

BM für Gesundheit 1 2BM f. Inneres 3 4

BM für Jugend und Familie 1 1BM f. Justiz 4 6

BM f. Landesverteidigung 5BM f. Landesverteidigung und Sport 5

BM für Land- und Forstwirtschaft 7BM f. Land- u. Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft 1 7

BM für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz 3 4BM für Umwelt 3

BM für Unterricht, Kunst und Kultur 1 6BM für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten 6

BM für öffentliche Wirtschaft und Verkehr 5BM f. Verkehr, Innovation und Technologie 1 3

BM für Wirtschaft, Familie und Jugend 3 3BM für Wissenschaft, Forschung und Kunst 5

BM für Wissenschaft und Forschung 2 1

Gesamt 15 54 2 77

Frauenanteil 1995: 2,5 %

Frauenanteil 2012: 21,7 %

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für Frauen forcieren“, sagt Stilling. Die Frauen­förderpläne werden von den Ressorts alle zwei bis drei Jahre überarbeitet, beschlossen und veröf­fentlicht. Gabriel ist in Sachen Frauenförderung ein ausgewogener Umgang mit dem Familienthe­ma wichtig: „Die Jüngeren gehen anders mit der Gleichbehandlung um, da teilen sich viele die Ka­renzzeit. Erst wenn sowohl Frauen als auch Män­ner in Karenz gehen und ein Vorgesetzter beim Be­werbungsgespräch nicht weiß, ob die Person diese Möglichkeit vielleicht einmal nützt, wird wirklich Bewegung in das Thema hineinkommen.“

Aus den BundesländernIn den Landesverwaltungen sind Quoten

und Förderungen unterschiedlich geregelt. So gibt es etwa in Tirol eine Frauenquote von 40 Pro­zent. Zur obersten Führungsebene der Tiroler Landesverwaltung (Landesamtsdirektor, Grup­penvorstände und Bezirkshauptleute) gehören 21 Personen, drei davon sind Frauen. Für Isolde

Kafka, Gleichbehandlungsbeauftragte der Tiroler Landesverwaltung, ist das durchaus ein Erfolg: „2009 gab es keine Frau in einer Führungspositi­on, seit 2011 gibt es drei.“

Dennoch bleibt noch viel zu tun: So gibt es etwa in den 15 Städten mit eigenem Statut nur zwei Magistratsdirektorinnen (Wels, Klagenfurt). In den einzelnen Städten werden die Frauenför­derpläne unterschiedlich gut umgesetzt: St. Pöl­ten hat sich eine 40­Prozent­Quote für Führungs­kräfte verordnet und diese auch erfüllt: Zwei der fünf obersten Führungskräfte sind Frauen. Im Wiener Gleichbehandlungsgesetz ist eine 50­Pro­zent­Quote vorgesehen. Mit 37 Prozent ist die zwar noch nicht ganz erreicht, als 1996 das Gesetz in Kraft getreten ist, waren nur fünf Prozent der Ab­teilungsleiter Frauen. In Klagenfurt sind von 25 Abteilungen sieben weiblich besetzt, das sind 28 Prozent. Fazit: Erste Leuchttürme in der Gleich­stellung gibt es bereits. Aber bis die Quote überall erfüllt ist, kann es also noch ein bisschen dauern.

» Für mich war die Zeit reif für eine

Veränderung.Elisabeth Freismuth, BMWF

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I n Fo Karriere als Quereinsteigerin

Zwei der drei sektionen im bMWF werden von Frauen geleitet. eine davon ist elisabeth Freismuth. Die Leite-rin der sektion iii ist für service und support nach innen und außen zuständig: recht, budget und eDV sind für das Haus wichtig, studienförderung und Hochschulrecht für die studierenden. Vor ihrem Wechsel im Jahr 2008 war Freismuth mehr als 20 Jahre im universitätsmanagement der universität für Musik und darstel-lende Kunst in Wien tätig. „Damals wurde die geschäftseinteilung geändert und eine neue sektion geschaf-fen. Für mich war die Zeit reif für eine Veränderung, also habe ich mich beworben“, erzählt die 57-Jährige, die seit über zehn Jahren auch präsidentin der Freunde der Filmakademie Wien ist. es folgte das im gesetz vorgesehene auswahlverfahren mit einer externen begleitung durch eine unternehmensberatung. „ich muss-te einen test machen, ein interview mit den beratern und ein gespräch mit der begutachtungskommission im Haus. Die Kommission hat mich dann dem Minister als höchstqualifizierte bewerberin vorgeschlagen“, so Freismuth. Der damalige Wissenschaftsminister Johannes Hahn entschied sich für die als parteilos geltende Kandidatin und wurde mit dem satz zitiert: „sie hat sich beworben, sie war die beste, ich habe sie genom-men. so was ist in der republik auch möglich.“ tatsächlich brachte Freismuth nicht nur projektmanagement- und Führungserfahrung mit, sie war mit den inhalten und institutionen vertraut und kannte das Ministerium und dessen strukturen aus der Warte der universität. und das ganz ohne parteibuch.

» Eine Frau muss mindestens so gut sein wie der beste Mann unter den Bewerbern.Elfriede Fritz, BMF

BMF

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Mit Maß zum ZielV E r Wa lt u n g i n t E r n Mit dem Bundesfinanzgesetz 2013 kommt nun das Prinzip der Wirkungsorientierung zur Anwendung. REPUBLIK hat im Budget geblättert und Experten zur Implementierung des neuen Steuerungsinstrumentes befragt. Text Sandra Dudek

Die Weihnachtsfeiertage sitzen noch sichtbar in den Hüften. Es fällt schwer, die guten Vorsätze einzuhal­ten, sich mehr zu bewegen und ge­

sünder zu ernähren. Rund 77 Kilo Obst und 110 Kilo Gemüse, aber auch 37 Kilo Zucker betrug laut Statistik Austria 2010 der österreichische Pro­Kopf­Verbrauch. Das ist im EU­Schnitt recht gut, dennoch peilt das Gesundheitsministeirum (BMG) bessere Werte an und packt sie in ein Wir­kungsziel: Je ein halbes Kilo mehr Obst und Ge­müse und um knapp 20 dag weniger Zucker pro Person sollen 2013 verzehrt werden. Mit dem neuen Haushaltsrecht gilt das Prinzip der Wir­kungsorientierung (WO): Erstmals haben alle Ressorts ihr Budget mit maximal fünf Wirkungs­zielen und Maßnahmen verknüpft, für die sie teils sehr konkrete Kennzahlen definierten.

Gerade die Mengenangaben im Wirkungs­ziel zur „Erhaltung und Wiederherstellung der Gesundheit“ hätten eine rege parlamentarische Debatte ausgelöst, erinnert sich Paul Dukarich, Leiter der WO­Stabstelle im BMG. Dabei „geht es doch insbesondere um eine Bewusstseinsbildung der Bevölkerung, etwa für die Ernährungspyra­

mide, und um Maßnahmen, wie den nationalen Aktionsplan Ernährung“, sagt er. Dieser soll hel­fen, das Ernährungsverhalten zu verbessern, etwa mit dem Projekt „Unser Schulbuffet“.

Systemerfahrung hilftDie Angaben zur WO finden sich auf allen

Ebenen der Budgetstruktur wieder (s. Grafik), zumindest ein Ziel und eine Maßnahme sollen den Genderaspekt berücksichtigen. Entwickelt werden sie in einem intensiven Diskussionspro­zess im Ressort. „Wir wussten, dass das Gesetz kommt, also haben wir 2010 ein Pilotprojekt ge­startet“, sagt Dukarich. Unter seiner Leitung ha­ben alle Fachbereiche ein Leitbild formuliert und mit den Sektionschefs und dem Ministerbüro abgestimmt.

Systemerfahrungen helfen bei der Umset­zung der WO. Dies lässt sich anhand des Wir­kungszieles zur „integrierten Gesundheitsversor­gung“ veranschaulichen: 2013 sollen die Kran­kenhausaufenthalte um sieben Prozent gesenkt und die tagesklinisch erbrachten Leistungen um mehr als vier Prozent erhöht werden. „Österreich ist ein sehr spitallastiges Land“, erklärt Dukarich.

Klare Form, fester Inhalt: Bei näherer Beschäftigung mit der Wirkungsorientierung kommt man so richtig auf den Geschmack. Und im BMG ist außerdem ein Wirkungsziel darauf ausgerichtet, den Obst- und Gemüseverbrauch zu erhöhen.

H a n d e l n M I t W I r k u n g

seit dem 1. Jänner gilt das neue bundeshaushaltsgesetz und mit ihm das prinzip der Wirkungsorientierung. Die tra-ditionelle Verwaltungsführung wird dadurch komplett um-gekehrt. repubLiK begleitet den umstellungsprozess und berichtet in loser abfolge.

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Jeder vierte Österreicher werde im Laufe eines Jahres ins Spital eingewiesen, das sei medizi­nisch nicht notwendig. Zur Zielerreichung sei ei­ne engere Zusammenarbeit zwischen dem intra­ und extramuralen Bereich nötig. Genau das ist in der 15a­Vereinbarung „Zielsteuerung Gesund­heit“ verankert, die „geradezu den Geist der Wir­kungsorientierung atmet“, schwärmt Dukarich.

Auch andere Ressorts, die frühzeitig leis­tungsorientierte Steuerungsinstrumente einge­setzt haben, profitieren nun davon. „Eine struk­turierte Arbeitsprogrammplanung war schon im ehemaligen Umweltministerium Tradition“, sagt Beatrix Bohuslav­Drug, Leiterin der Abteilung für Personal­ und Organisationsentwicklung im Lebensministerium (BMLFUW). 2002 wurde sie in der Landwirtschaft eingeführt, 2010 began­nen die Vorbereitungen auf die WO. „Durch die Implementierung von ,Führen mit Zielen‘ hat­ten wir schon seit 2007 Leistungsziele. Neu war, die Leistungsziele komprimiert in Wirkungs­ziele zu gießen und Kennzahlen zu finden“, so Bohuslav­Drug.

Im Bewusstsein behaltenEin Blick in das Budget zeigt, dass das

BMLFUW gleich doppelte Arbeit geleistet hat: Hier finden sich je zehn statt fünf Wirkungs­ziele und Maßnahmen. Grund dafür ist, dass die Agenden des BMLFUW früher auf zwei Mi­nisterien aufgeteilt waren und diese Struktur im Budget beibehalten wurde. Es fällt auf, dass Ist und Soll manchmal gleich sind. „Einige Kenn­zahlen schwanken naturgemäß mit den verfüg­baren Fördermitteln. Hier geht es darum, trotz reduzierter Mittel das Niveau zu halten. Wir wollen das Thema im Bewusstsein behalten, es gilt zu sichern und nicht rückläufig zu werden“, so Bohuslav­Drug. Und was passiert, wenn die Ziele von einer „höhere Macht“, etwa einer Wirt­schaftskrise bedroht sind? „Wir haben die Kenn­

zahlen so definiert, dass wir sie durch den Ein­satz unserer Instrumente und Fördermittel errei­chen können.“

In diesem Jahr will sich das BMLFUW mit der Steuerung der Dienststellen mittels der RZL­Pläne auseinandersetzen. „Zur Wirkungsorien­tierung war es ein kleiner Sprung. Aber die Ver­knüpfung der Ressourcen­ mit der Zielverant­wortung bei der Dienststellensteuerung ist ein Meilenstein für uns. Darauf bin ich stolz“, so Bo­huslav­Drug. Nächstes Jahr wird „der Fokus auf der Zusammenarbeit zwischen den Ministerien liegen“, sagt sie. Bei den Wirkungszielen für 2014 achte man daher bewusst auf Überschneidungen.

Klare ProzesseAuch ressortübergreifende Zusammenarbeit

ist für das BMG und BMLFUW nichts Neues: Als Eigentümer der ausgegliederten Agentur für Ge­sundheit und Ernährungssicherheit (Ages) ent­wickelten sie gemeinsam mit dieser das Wir­kungsorientierte Unternehmenskonzept 2011–2015. „In diesem Jahr gibt es erstmals einen stra­tegischen Soll­Ist­Vergleich der Leistungen, wobei diese direkt an die Wirkungsziele im Haus­haltsrecht angeschlossen sind“, sagt Peter Kran­ner, Leiter der Stabstelle MIK und Ages im BMG. Dadurch könnten die Erwartungshaltungen von Bund und Ländern an die Ages auf einen Nenner gebracht werden. Außerdem würden durch den jährlich wiederkehrenden Prozess Diskussionen darüber, wer welche Kontrollen, Analysen und Expertisen brauche und welches Budget dafür zur Verfügung stehe, strukturiert. „Die Wirkungs­ orientierung war hier eine echte Erlösung“, so Kranner. Der nächste Schritt ist die Anpassung der gemeinsamen Strategie von Ages, BMG und BMLFUW und wie sie im Arbeitsprogramm des Folgejahres abgebildet werden kann. „Das ist aber noch nicht fertig, wir sind hier ja auch Su­chende“, sagt er.

S o S e H e n W I r k u n g S z I e l e au S Beispiel aus dem Lebensministerium, Bereich Umwelt

Wirkungsziel 1 auf Untergliederungsebene: stärkung der umwelttechnologien, green Jobs und der ökologischen beschaffung zur steigerung der Nachhaltigkeit in produktion und Konsum

Wie sieht Erfolg aus? umsatz österreichischer umwelt- und energietechnologieunternehmen: • Zielzustand 2013: 7,5 Mrd. euro (istzustand 2011: 6,8 Mrd. euro) • anzahl der umweltbeschäftigten: Zielzustand 2013: 215.000 (istzustand 2010: 210.000)

Maßnahmen auf Globalbudgetebene (Auszug): umsetzung des Masterplans green Jobs / umwelttechnologie durch Förderungs-programme, die entwicklung neuer grüner berufsbilder und setzung von standards und umsetzung des nationalen aktionsplans für nachhaltige öffentliche beschaffung durch Kriterien für nachhaltige öffentliche beschaffung sowie Monitoring

Wie sieht Erfolg aus? • umsatz österreichischer umwelt- und energietechnologieunternehmen: Zielzustand 2013: 7,5 Mrd. euro • anzahl der umweltbeschäftigten: Zielzustand 2013: 215.000 • anteil der Vergabeverfahren öffentlicher auftraggeber, in denen umweltaspekte berücksichtigt wurden: Zielzustand 2013: 7 %• bis 31. 12. 2013 werden soziale Kriterien für die öffentliche beschaffung festgelegt

» Es geht doch insbesondere um eine Bewusst-seinsbildung der Bevölkerung.Paul Dukarich, BMG

» Manche Kenn-zahlen schwanken naturgemäß mit den verfügbaren Fördermitteln.Beatrix Bohuslav-Drug, BMLFUW

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Österreichs Förderlandschaft ist alles an­dere als transparent. Auf Bundes­ und Landesebene existieren rund 5.500 För­

derprogramme, schätzt das Finanzministeri­um (BMF). In den Gemeinden gibt es nochmals ein Vielfaches an kleineren Subventionen. Sei es das Kinderbetreuungsgeld, der Zuschuss für das E­Bike oder den Trachtenverein. Hierzulande fin­det sich kaum ein Lebensbereich, der nicht för­derungswürdig ist. Durch die Transparenzda­tenbank (TDB) erhofft sich die Bundesregierung erstmals einen bundesweiten Überblick, sowohl für den Bürger als auch für die Behörden selbst. Der Startschuss für das Transparenzportal des BMF, das Herzstück der TDB, soll Anfang April 2013 fallen. Die Jury des 12. deutschen E­Govern­ment­Wettbewerbs zeichnete das BMF kürzlich dafür mit dem Preis für das innovativste Projekt aus.

Auf dem Transparenzportal können sich Bürger über die staatlichen Leistungsangebote online informieren. Vorerst allerdings nur über jene des Bundes. Zeitgleich beginnen die Bun­desdienststellen mit der Meldung der personen­bezogenen Daten, also alle seit Anfang des Jah­res 2013 ausbezahlten Leistungen. Darunter fal­len laut TDB­Gesetz 2012 neben den Subventi­onen in Cash auch ertragssteuerliche Ersparnisse wie Freibeträge, Sachleistungen wie die Nutzung eines Kinderbetreuungsplatzes und die Sozialver­sicherungsleistungen. „Der Bürger erhält damit

nicht nur einen Überblick über mögliche Förde­rungen des Bundes, sondern auch über die von ihm bereits empfangenen Leistungen“, sagt Hel­mut Fritsch, Projektleiter im BMF. Die Behörden werden ebenfalls unter Berücksichtigung des Da­tenschutzes personenbezogene Abfragen durch­führen können. Dies soll den Vergabeprozess ef­fizienter gestalten.

Länder erst ab 2014Bis zur vollen Umsetzung der TDB ist es noch

ein weiter Weg. Die Leistungsangebote der Län­der werden voraussichtlich ab Anfang 2014 on­line einsehbar sein. Dafür wurde zusätzlich zum TDB­Gesetz 2012 zwischen Bund und Ländern eine 15a­Vereinbarung beschlossen. Für die Mel­dung der personenbezogenen Daten müsste eine zusätzliche gesetzliche Regelung geschaffen wer­den. Das könnte Ende 2014 der Fall sein. Wann die Gemeinden folgen werden, ist noch ungewiss.

Hintergrund: Die TDB soll das heimische Förderwesen reformieren, Mehrfachförderungen und Subventionen nach dem Gießkannenprinzip will man zukünftig vermeiden. 17,8 Milliarden Euro fließen jährlich in Subventionen, berechne­te das Institut für Wirtschaftsforschung (Wifo). Das sind 6,1 Prozent des BIP. Für Hans Pitlik vom Wifo ist die TDB ein Schritt in die richtige Rich­tung: „Es hängt vor allem von der Beteiligung der Bundesländer ab, wie effektiv dieses Instrument tatsächlich sein wird“, sagt der Experte.

Licht in den FörderdschungelF i n a n z E n Der Staat verteilt Jahr für Jahr Milliardenbeträge an Förderungen. Die Transparenzdatenbank soll nun für mehr Durchblick im Subventionsdickicht sorgen. Text Daniel Mayr

In Österreich findet sich kaum ein Lebensbereich, der nicht förderungswürdig ist.th

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» Der Bürger erhält durch die TDB einen

Überblick über mögliche und

erhaltene Förderungen.

Helmut Fritsch, BMF

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26. Marktwarnung! Die Liberalisierung der EU-Wettbewerbsbedingungen Februar Podiumsdiskussion über konsequenzen und mögliche Gefahren für nPos Veranst.: NPO­Kompetenzzentrum der WU Wien Ort: WU Wien, Konferenzraum KR1 D706, Nordbergstraße 15, 1090 Wien www.wu.ac.at/npo

5. Nachhaltige Verkehrslösungen für Länder und Gemeinden März tagung über rahmenbedingungen und innovative lösungskonzepte Veranst.: ÖVG, FSV Ort: Ramada Encore Vienna City Center, Grieshofg. 11, 1120 Wien www.oevg.at

11. Die Akademie der Wissenschaften in Wien 1938 bis 1945 März ausstellungseröffnung inkl. forschungsworkshop und Podiumsdiskussion Veranst.: ÖAW Ort: Hauptgebäude der ÖAW, Dr.­Ignaz­Seipel­Platz 2, 1010 Wien www.oeaw.ac.at

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EPSA geht in die nächste Runde

Apps vor den Vorhang!

Der European Public Sector Award wird heuer zum vierten Mal vergeben.

Ein neuer Wettbewerb prämiert Apps, die Open-Govern-ment-Daten nutzen.

A ls Nachfolger des Internationalen Speyerer Qualitäts­wettbewerbs (ISQW) findet seit 2007 alle zwei Jahre der renommierte europäische Verwaltungswettbewerb

„EPSA – European Public Sector Award“ statt. Das Motto „Weathe­ring the storm – Creative solutions in a time of crisis“ steht heu­er im Mittelpunkt des EPSA, der vom Europäischen Institut für öffentliche Verwaltung (EIPA) veranstaltet wird. In der Kriteri­enbeschreibung sind diesmal „Shared Services“ ausdrücklich an­geführt. Eine besondere Betonung liegt auf der Zusammenarbeit zwischen Verwaltungsebenen, die in Österreich eine lange Tra­dition hat.

Die Zielsetzung von EPSA besteht darin, wertvolle Erfah­rungen transparent und anwendbar zu machen. Es soll ein eu­ropäisches Netzwerk für herausragende Leistungen im Öffentli­chen Dienst geschaffen werden, das als Lernplattform Spitzen­lösungen für öffentliche Einrichtungen bietet. Die kostenfreie Teilnahme am EPSA­Wettbewerb bietet Einrichtungen die Gele­genheit, ihre zukunftsweisenden Projekte einer internationalen Öffentlichkeit vorzustellen und die Leistungen der Mitarbeiter sichtbar zu machen. Alle Verwaltungseinrichtungen in Europa sind eingeladen, sich noch bis zum 12. April 2013 mit ihren inno­vativen Projekten online zu bewerben.

Alle eingereichten Projekte der Jahre 2007, 2009 und 2011 finden Interessierte in einer Online­Datenbank des KDZ – Zen­trum für Verwaltungsforschung unter www.epsa­projects.eu.

www.epsa2013.eueinreichschluss: 12. april 2013

Hilfestellung bei der einreichung erfolgt auch über:bKa, sandra Kastenmeiere-Mail: [email protected].: (01) 531 15-207435

A pps4austria ist ein neuer Wettbewerb für Anwendungen, die auf Basis von Open­Government­Datensätzen entwi­ckelt wurden. Dadurch wollen die Veranstalter Digitales

Österreich und Cooperation Open Government Data (COGD) öf­fentliche Stellen dazu animieren, verstärkt Daten für Innovati­onen sowie zur Wirtschaftsförderung bereitzustellen. Und man will kreative Services, innovative Lösungen und neue benutzer­freundliche Anwendungen zu einem Auftrieb verhelfen.

Der Wettbewerb „apps4austria“ richtet sich an alle Einrich­tungen der Öffentlichen Hand, die derartige Services anbieten, aber natürlich auch Softwareentwickler, Schüler und Studieren­de, Unternehmen, aber auch an alle weiteren Interessierte, die Lösungen kreiiert haben. In drei Kategorien (Anwendungen und mobile Applikationen, Visualisierungen, Ideen für Apps) können die Teilnehmer bis 1. März 2013 noch ihre kreativen Ideen ein­reichen. Eine Jury aus Experten wird im zweiten Quartal 2013 die eingelangten Entwicklungen auf vorab definierte Kriterien über­prüfen und die Preisträger küren. Den Gewinnern winken attrak­tive Geldpreise (bis zu € 3.000,00) und Sachpreise.

Open Government Data bedeutet, dass von der Verwaltung gesammelte Daten, jedoch keine personenbezogenen, veröffent­licht werden und kostenlos abrufbar sind. Die Daten werden für die Bevölkerung und die Wirtschaft in maschinenlesbarer Form aufbereitet, sodass diese auch automatisiert verarbeitet werden können. Offene Standards bei den Schnittstellen und der Soft­ware ermöglichen zudem mehr Transparenz, Partizipation und Kollaboration. Nutzungsmöglichkeiten bestehen auf verschie­densten Ebenen.

Weitere infos zur einreichung:

Apps4austriawww.apps4austria.gv.ate-Mail: [email protected]: 1. März 2013

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Neue Lernideen für die Verwaltung

Oh, du liebes Brüssel!

Das Seminarprogramm der Verwaltungsakademie wurde komplett überarbeitet.

Menasse beschreibt die EU-Bürokratie als hochprofessio-nellen Apparat.

Das neue Bildungsprogramm der Verwaltungsakademie des Bundes ist erschienen. Dieses Programm präsentiert sich 2013 in gewohnter Qualität, setzt aber auch neue

Akzente und bietet zahlreiche Neuerungen. Auf mehr als 400 Sei­ten bietet die Verwaltungsakademie, die zur Sektion III (Öffent­licher Dienst) im BKA gehört, insgesamt 17 Fachgebiete. Das Se­minarangebot gliedert sich in diese vier Hauptbereiche:

• „Allgemeine Aus- und Weiterbildung“: SchwerpunktGrund ausbildung

• „Verwaltung verstehen und gestalten“: Themen wie Public Management, Public Finance, Gender und Gleichstellung

• „InVerwaltungmanagenundsteuern“:SeminarezurEntwick­lung von Führungskompetenz

• „In Verwaltung arbeiten“: Seminare, die bei der Wahrneh­mung unterschiedlicher Aufgaben in der öffentlichen Verwal­tung praxisnahe Unterstützung bieten (z. B. europäische In­tegration, Sprachtrainings, E­Government, Sekretariat und Assistenz)

Das traditionelle Seminarprogramm mit seinen Lehrgän­gen wird außerdem um die maßgeschneiderten Angebote „Tai­lormade“, die Plattform „Inhouse Consulting“ und „Coaching“ er­gänzt. Diese neuen Programmformate sollen zusätzlich die unter­schiedlichen Formen des Lernens von Personen und Organisati­onen unterstützen.

Verwaltungsakademie des Bundes tel.: (01) 531 15-207192 e-Mail: [email protected]

Der Schriftsteller Robert Menasse reiste nach Brüssel und erlebte eine Überraschung nach der anderen. In seinem Buch „Der europäische Landbote“ beschreibt er nun,

was er dort gesehen hat: offene Türen und kompetente Informa­tionen, eine schlanke Bürokratie, hochqualifizierte Beamte und funktionale Hierarchien. Kaum eines der verbreiteten Klischees vom verknöcherten Eurokraten trifft seiner Meinung nach zu. Ganz im Gegenteil, es sind die nationalen Regierungen, die die Idee eines gemeinsamen Europa kurzsichtigen populistischen Winkelzügen unterordnen. Damit werden sie laut Menasse zu Auslösern schwerer politischer und wirtschaftlicher Krisen in der EU. Menasses furioser, dem Geist Georg Büchners verpflich­teter Essay unterstreicht die Professionalität der Brüsseler Ver­waltungseinheiten und fordert nichts weniger als „die Erfindung einer neuen, einer nachnationalen Demokratie“.

Robert Menasse wurde 1954 in Wien geboren und studierte in seiner Heimatstadt sowie in Salzburg und Messina Germani­stik, Philosophie und Politikwissenschaft. Er lebt als Romancier und Essayist zumeist in Wien. Zahlreiche Auszeichnungen hat er bereits erhalten, u. a. Hölderlin­, Doderer­, Breitbach­, Feucht­wanger­, Kaschnitz­, Fried­Preis.

Robert Menasse: „Der Europäische Landbote – Die Wut der Bürger und der Friede Europas oder Warum die geschenkte Demokratie einer erkämpften weichen muss“112 seiten (oder als e-book im epub-Format), € 9,99

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k a r r i E r E n Redaktion:ursula horvath

Justizministerium 1richterin wechselt die Seiten

Name Ilse-Maria Vrabl-Sanda Jahrgang 1963

Neue Position Leiterin der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA)

Bisherige Position Vizechefin und Mediensprecherin der Oberstaatsanwaltschaft Wien

Weitere berufliche Stationen Richterin, zuletzt im Straflandesgericht Wien

Justizministerium 2Staatsanwältin übernimmt abteilung

Name Irene Köck Jahrgang 1955

Neue Position Leiterin der Abteilung IV/7 (Gnadenwesen und Amnestien)

Bisherige Position Stellvertretende Leiterin der Abteilung Strafvollzug

Weitere berufliche Stationen Köck war elf Jahre lang Strafrichterin, bevor sie 1992 ins Justizministerium wechselte.

Wiener Stadtwerkeprokurist ergänzt Chefetage der Wien energie

Name Hermann Nebel Jahrgang 1967

Neue Position Geschäftsführer der Wien Energie Gasnetz GmbH

Bisherige Position Prokurist und Hauptabteilungsleiter für Finanzen, Logistik und IT bei Wien Energie Gasnetz Zusatzinfo Seit 1. Dezember sind Reinhard Brehmer und Peter Weinelt die Geschäftsführer der Wien Energie Stromnetz GmbH.

Verteidigungsministeriumoffizier kommandiert Streitkräfte

Name Franz Reißner Jahrgang 1957

Neue Position Kommandant der österreichischen Streitkräfte

Bisherige Position Leiter der Gruppe Logistik im Verteidigungsministerium

Ausbildung Offiziersausbildung, Generalstabskurs, National Defense University Washington DC

Stadt Wien 1Jurist ist neuer Finanzchef

Name Dietmar Griebler Jahrgang 1970

Neue Position Leiter der MA 5 (Finanzwesen)

Bisherige Position Leiter der Präsidialabteilung

Zusatzinfo Die Personalrochade wurde ausgelöst, weil der langjährige Finanzchef der Stadt Wien, Richard Neidinger (62), in Ruhestand geht.

Stadt Wien 2gruppenleiter übernimmt präsidialabteilung

Name Franz Oberndorfer Jahrgang 1962

Neue Position Leiter der Präsidialabteilung in der Magistratsdirektion

Bisherige Position Leiter der Gruppe Umwelttechnik in der Stadtbaudirektion

Weitere berufliche Stationen Leiter der MA 36 (Technische Gewerbeangelegenheiten, behördliche Elektro- und Gasangelegenheiten, Feuerpolizei und Veranstaltungswesen)

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k a r r i E r E nKarriereinfos senden Sie bitte [email protected]

In aller kürze1. Claudia Bauer hat die Leitung des Bereichs Presse und Neue Medien für das Belvedere und das 21er Haus über-nommen. 2. Peter Suchanek wurde als Bezirkshauptmann in Bruck an der Leitha bestellt. 3. Florian Pollack leitet seit Anfang des Jahres die Abteilung Kommunikation und Marketing im Kunsthistorischen Museum Wien. F o t o S : B e l v e d e r e , N l K / r e i N B e r g e r , S t e F a N Z e i S l e r

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Mit den kleinen Fischen hat er nichts am Hut. Als Lei­ter der Steuerfahndung ist Christian Ackerler nur für große Fälle zuständig: Ab einer Strafhöhe von

100.000 Euro oder beim Verdacht, dass jemand in betrügerischer Absicht gehandelt hat, kommt der Burgenländer mit seinem 150­köpfigen Team ins Spiel. Knapp 650 Fälle hat die Steuer­fahndung, eine nachgeordnete Dienststelle des Finanzministe­riums, im vergangenen Jahr bearbeitet. Pro Jahr kommt ein steu­erliches Mehrergebnis von durchschnittlich 80 Millionen Euro herein. „Manche Fälle sind relativ rasch erledigt. Andere, ins­besondere die mit internationalem Bezug, wo man von Unter­lagen im Rechtshilfeverfahren abhängig ist, können Jahre dau­ern“, sagt der 39­Jährige. Unterlagen sichten, Einvernahmen und Hausdurchsuchungen gehören zur Routine. Die Fahnder und IT­Forensiker kommen unangekündigt, untersuchen Firma und Wohnsitz. Bewaffnet ist die Truppe nicht. „Wenn die Verdäch­

tigen sehen, dass es ernst wird und sogar eine Haftstrafe in­frage kommt, nimmt die Kooperationsbereitschaft zu“, erklärt Ackerler.

Bei den Ermittlungen kommt ihm seine Erfahrung als Po­lizist zugute. „Ich habe den Polizeiberuf von der Pieke auf ge­lernt und nebenbei Jus studiert“, sagt der zweifache Familienva­ter. Nach dem Gerichtsjahr wechselte er 2003 ins Bundeskrimi­nalamt, wo er u. a. für allgemeine Betrugsbekämpfung und die internationale Zusammenarbeit zuständig war. Von diesen Kon­takten profitiert Ackerler noch heute.

Beim Chef der Steuerfahndung fragt man sich natürlich, ob Ehrlichkeit ein besonders ausgeprägter Persönlichkeitszug sein muss. Ackerlers Antwort: „Ich habe schon einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Und man darf in so einem Job natürlich nicht angreifbar sein. Das heißt aber nicht, dass man nicht auch mal zu schnell fährt.“

Jäger der unterschlagenen MillionenName Christian Ackerler Jahrgang 1973

Neue Position Leiter der Steuerfahndung

Bisherige Position Stellvertretender Leiter der Personalabteilung im Rechnungshof

Ausbildung Studium der Rechtswissenschaften

FinanzministeriumStellvertreterin avanciert zur abteilungsleiterin

Name Heidrun Zanetta Jahrgang 1971

Neue Position Leiterin der Abteilung I/4 (Informationslogistik und Verwaltungsvereinfachung)

Bisherige Position Stellvertretende Leiterin der Abteilung I/1 (Grundsatz Personal)

Weitere berufliche Stationen Generalsekretärin der Agentur für Europäische Integration und Wirtschaftliche Entwicklung (AEI)

Außenministeriumabteilungsleiter übersiedelt als Botschafter nach Serbien

Name Johannes Eigner Jahrgang 1960

Neue Position Österreichischer Botschafter in Serbien

Bisherige Position Stv. Leiter der Sektion III (EU-Koordination und wirtschaftspolitische Angelegenheiten) und Leiter der Abteilung III.1 (EU-Grundsatzfragen)

Ausbildung Studium der Rechtswissenschaften

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P r i v a t

„Mehr europäisches Selbstbewusstsein täte uns gut“kO n r a d P E s E n d O r F E r , einer der beiden Generaldirektoren der Statistik Austria, hat vor seiner wirtschaftspolitischen Karriere Gitarre am Wiener Jazz-Konservatorium studiert und hätte gerne mehr als 24 Stunden am Tag zur Verfügung. Interview Stefan Grampelhuber

S t eC k B r I e FKonrad Pesendorfergeboren am 6. Februar 1969 in Wien

2002:promotion zum Doktor der Wirt-schafts- und sozialwissenschaften (titel der Dissertation: „Der euro als internationale Währung: ökono-mische und wirtschaftspolitische implikationen“)2003–2005berater des Direktoriums der euro-päischen Zentralbank (Frankfurt)2005–2008Leiter der repräsentanz der oeNb (paris) und Wirtschafts- und Finanz-attaché der österr. botschaft zur oeCD2008–2009Wirtschaftspolitischer berater des bundeskanzlersseit 2010Fachstatistischer generaldirektor von statistik austria

Konrad pesendorfer hat zwei Kinder.

An welches Erlebnis in Ihrer Kindheit er-innern Sie sich noch heute? Mein Großvater hat für mich ein Seifenkisterl gebaut. Das einzige Rennen, das ich damit ge­fahren bin, habe ich zwar gewonnen. Aber ich bin zu schnell durchs Ziel, die Bremszone war zu kurz, Sturz – und vorbei war die Geschichte.Haben Sie jemals in der Schule aufgezeigt, obwohl Sie die Antwort nicht wussten? Meine Sorge war eher, aufgerufen zu werden, obwohl ich nicht aufgezeigt habe.Welche Entscheidung hätten Sie gerne an-ders gefällt? Im Wissen um die geringe Gewinnwahrschein­lichkeit hätte ich nie einen Lottoschein kaufen dürfen. Man tut es trotzdem hie und da. Voll­kommen irrational.Wovon können Sie nicht genug bekom-men? Von der Fröhlichkeit meines kleinen Sohnes.Über welche Tatsache sind Sie am unglück-lichsten? Dass der Tag manchmal nur 24 Stunden hat.Was ist der größte Irrtum der meisten Ös-terreicher? Ich glaube, dass viele Österreicher den Ein­fluss kleiner Mitgliedstaaten in der EU unter­schätzen. Etwas mehr europäisches Selbstbe­wusstsein und Verantwortungsbewusstsein für die Zukunft Europas täten uns ganz gut.

Besitzt der Mensch einen freien Willen? Jede Form gesellschaftlicher Weiterentwick­lung erfolgt durch Menschen, die einen freien Willen haben. Das Gegenteil wäre ein gebro­chener Wille – und der gehört wohl zum größ­ten Unrecht, das man einem Menschen antun kann.Welches Buch liegt derzeit auf Ihrem Nachtkästchen? Ich lese „Der Idiot“ von Dostojewski in der wirklich gelungenen Übersetzung von Swet­lana Geier. Parallel dazu „Briefwechsel mit Friedrich II.“ von Francesco Algarotti, einem gelehrten Zeitgenossen und Freund von Fried­rich II.Morgenmuffel oder Frühaufsteher? Ich zähle zur Spezies der Frühaufste­her. Am Morgen habe ich die höchste Konzentrationsfähigkeit.Konzerthaus oder Jazzkeller? Beides, ich höre viel klassische Musik und ha­be selbst eine Weile am Wiener Jazz­Konser­vatorium studiert. Mich kann eine Oper eben­so begeistern wie eine Jazzband – wenn die Musik gefühlvoll und einfallsreich gespielt wird.Camping-Urlaub oder Fünf-Sterne-Hotel?Camping­Urlaub in der Wildnis, Fünf­Sterne­Hotel in der Zivilisation – das ist eine Mi­schung, die mir am ehesten zusagt.

» Ein gebrochener Wille gehört wohl zum größten Unrecht, das man einem Menschen antun kann.Bu

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Compliance in der Zusammenarbeit mit Politik und Verwaltung

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Wo liegen eigentlich die Grenzen zwischen Networking und Bestechung, lieben Gewohnheiten und Anfüt-tern, Gep ogenheiten des Geschäftslebens und Un-treue? Die Unsicherheit darüber, was legal und was legitim ist, ist in Zeiten großer Korruptionsskandale gestiegen.

Dieser Leitfaden bietet Ihnen Entscheidungshilfen und praktische Tipps, wie Sie auch zukünftig im Um-gang mit Stakeholdern aus Politik und Verwaltung rechtlich korrekt und gesellschaftlich sensibel vorge-hen. Unterschiedliche Situationen aus dem Alltag von Lobbying- und Public Affairs-Verantwortlichen werden nach juristischen und ethischen Gesichts-punkten beurteilt. Dazu nden Sie Vorschläge, wie Sie in dieser Situation richtig handeln und Hinweise auf mögliche Stolpersteine.

Die Autoren:

• Mag. Martina Friedl, MSc

• Dr. Caroline Kindl

• Mag. Georg Krakow, MBA

• Feri Thierry

Preis € 39,–Wien 2012 | 154 Seiten

Best.-Nr. 79.081.001 | ISBN 978-3-7007-5378-0

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Eine Initiative der gewerblichen

Immobilienwirtschaft

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