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Aus dem Pharmal~ologischen Institut der Universit~t Miinchen. Resorption yon Wasser und yon Wasser aus SalzlSsungen im Darm. Von W. Straub und Eva Leo. Mit 4 Textabbildungen. (Eingegangen am 9. III. 1933.) Die bisherigen Untersuchungen 1 mit einer neuen ]~'~oB- und Regi- striermethode am I)arm in situ haben gezeigt, wie man an unversehrten Diinn- und Dickdarmschlingen unter mOglichst physiologischen Bedin- gungen fiir lange Zeit exakte ~essungen fortlaufend anstellen kann. Es lag nahe, die Erfahrungen mit dieser ~[ethode auf das physiologisehe Ge- biet der Resorption im Darm zu ttbertragen. Es wurde zun~chst der einfachste Fall der l%sorption yon Wasser in Angriff genommen. So einfach dieses Problem zu liegen scheint, so ist doch keineswegs in der Literatur eine Einheitlichkeit zu finden. Insbesondere sind die seit der ersten, ausftihrlichsten und grt~ndlichsten Un~ersuchung yon H e i d e n- hain 2 und Omi ~ in das Problem eingedrungenen Widerspr~iche mit den osmotischen Gesetzen, die sogar zur Annahme yon ,,speziellen Trieb- kr~ften" (HSber) ~ fiihrten, noch keineswegs gekl~rt. Wohl nieht mit Unrecht vermutet V e r z a r 5 methodische Fehlerquellen, die beim Arbeiten an ausgeschnittenen D~rmen, besonders den zarten Holothuriend~rmen 6 selbstverst~ndlich sind, aber auch fttr die yon I-Ieidenhain and Omi be- vorzugten versenkten Darmsehlingen bzw. Vellafisteln geltend gemaeht werden mt~ssen. An letzteren Darmpr~paraten diirfte der nach Verzar 5 1 Straub u. Viaud: Arch. f. exper. Path. 169, 1 (1933). tteidenhain: Pfiiigers Arch. 43; Supplement (1888); 56. 30mi: Ehenda 126 (1906). 4 HOher: Physikalische Chemic d. Zelle u. Gewebe, Kap. 13. -- Pfhigers Arch. 74. Verzal": In Bethe-Bergmanns Handb. Bd. 4. -- Verzaru. Kokas: Pfltigers Arch. 31Z 6 Cohnheim: Z. physiol. Chem. 33, 9 (1901).

Resorption von Wasser und von Wasser aus Salzlösungen im Darm

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Page 1: Resorption von Wasser und von Wasser aus Salzlösungen im Darm

Aus dem Pharmal~ologischen Institut der Universit~t Miinchen.

Resorption yon Wasser und yon Wasser aus SalzlSsungen im Darm.

Von

W. Straub und Eva Leo. Mit 4 Textabbildungen.

(Eingegangen am 9. III. 1933.)

Die bisherigen Untersuchungen 1 mit einer neuen ]~'~oB- und Regi- striermethode am I)arm in situ haben gezeigt, wie man an unversehrten Diinn- und Dickdarmschlingen unter mOglichst physiologischen Bedin- gungen fiir lange Zeit exakte ~essungen fortlaufend anstellen kann. Es lag nahe, die Erfahrungen mit dieser ~[ethode auf das physiologisehe Ge- biet der Resorption im Darm zu ttbertragen. Es wurde zun~chst der einfachste Fall der l%sorption yon Wasser in Angriff genommen.

So einfach dieses Problem zu liegen scheint, so ist doch keineswegs in der Literatur eine Einheitlichkeit zu finden. Insbesondere sind die seit der ersten, ausftihrlichsten und grt~ndlichsten Un~ersuchung yon H e i d e n- hain 2 und Omi ~ in das Problem eingedrungenen Widerspr~iche mit den osmotischen Gesetzen, die sogar zur Annahme yon ,,speziellen Trieb- kr~ften" (HSber) ~ fiihrten, noch keineswegs gekl~rt. Wohl nieht mit Unrecht vermutet V e r z a r 5 methodische Fehlerquellen, die beim Arbeiten an ausgeschnittenen D~rmen, besonders den zarten Holothuriend~rmen 6 selbstverst~ndlich sind, aber auch fttr die yon I-Ieidenhain and Omi be- vorzugten versenkten Darmsehlingen bzw. Vellafisteln geltend gemaeht werden mt~ssen. An letzteren Darmpr~paraten diirfte der nach Verzar 5

1 S t r a u b u. Viaud: Arch. f. exper. Path. 169, 1 (1933). t t e i d e n h a i n : Pfiiigers Arch. 43; Supplement (1888); 56.

3 0 m i : Ehenda 126 (1906). 4 HOher: Physikalische Chemic d. Zelle u. Gewebe, Kap. 13. - - Pfhigers Arch. 74.

Verzal": In B e t h e - B e r g m a n n s Handb. Bd. 4. - - Verzaru . Kokas: Pfltigers Arch. 31Z

6 Cohnheim: Z. physiol. Chem. 33, 9 (1901).

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Resorption yon Wasser und yon Wasser aus Salzl6sungen im Darm. 535

fiir die Resorption so mal]gebende Zottenapparat wohl sehr geseh~digt sein. Dazu ist noch der physiologische Einwand zu erheben, da6 die Vella- fisteln beim Versueh wohl kaum im Zustand einer optimalen Peristaltik sieh befanden, und der pharmakologische, da~ bei der Arbeit H e i d e n - h a i n s mit den versenkten Darmschlingen des Hundes st~rkste narko- tische Eingriffe mit Morphin, Chloralhydrat, Chloroform und Kurare vor- genommen wurden. Morphin allein ist aber schon ein so starker Peri- staltik- und Tonusl~hmer, dab man die Bedingungen soleher Experi- mente bestimmt als ganz abnorm bezeichnen mull.

Demnaeh scheint die yon uns benutzte ~ e t h o d ik sehr viel einfaeher und eindeutiger zu sein. Sie ist folgende:

Das Versuchstier (Meerschweinchen) wird ganz leicht mit Urethan narkoti- siert (1 g/kg subkutan). Die erSffnete Darmsehlinge wird mit dem gleiehzeitig des Volumen und den Druek messenden und im Bedarfsfall registrierenden Wassermanometer verbunden (schematische Abbildung bei St raub u. Viaud). Zu Beginn des Versuehes wird Druck und Ffillung des Darmstfickes so einge- stellt, da~ eine optimale Peristaltik auftritt. Es wird im Laufe der oft stunden- lang dauernden Versuche darauf geachtet, da6 die Peristaltik ihre Intensit~t nieht einbfiSt. Dies ist immer der Fall, wenn dureh Resorption das Volumen sich vermindert hat. Dann wird dutch Nachf~llen aus der Spritze das alte Volu~nen ~ieder hergestellt. Das fibertragende Flfissigkeitssystem wurde voll- st~ndig mit der zur Prfifung bestimmten Flassigkeit (also Wasser oder Salz- 15sung) gef~llt.

Es hat sieh im Laufe der Untersuehung als besonders wichtig heraus- gestellt, die Temperatur des Versuchstieres konstant in der Nghe des Normalen zu erhalten, und jedenfalls Uberhitzung zu vermeiden. Meersehweinehen sind im Versueh immer gu~erst thermolabil und gegen Uberhitzung ganz besonders empfindlieh.

Es lag im Plan der Untersuehung, versehiedene Darmabsehnitte gleieh- zeitig zu bearbeiten, z. B. D~inn- und Diekdarm, oder versehiedene Absehnitte yon Dfinn- und Diekdarm untereinander zu vergleiehen. In diesem Falle wurde die gleiehe FlOssigkeit in zwei Ubertragungssysteme gebracht. Es wurde be- sonders Weft darauf gelegt, die Vergleichbarkeit der Messung zu siehern. In- folgedessen sind nut Werte, die gleiehzeitig an einem und demselben Tier ge- wonnen wurden, vergleichsweise zu diskutieren. Ebenso wurden gleiehzeitig ver- sehiedene Salzkonzentrationen an versehiedenen Darmabteilungen gemessen. Es hat sieh herausgestellt, dab besonders am Dfinndarm die Resorptionswerte (s. u.) benaehbarter Darmsehlingen um nieht nlehr wie hSehstens 10% diffe- rieren.

Zur Ermittelung der Resorptionsflgehe wnrde in der Weise vorgegangen, da~ naeh Abschlu6 des Versuehes der noeh vSllig intakte Darm unter 25 cm Wasserdruck gesetzt wurde, und die Lgnge und der Umfang des Darmsttiekes festgestellt wurde, letzterer in der Weise, dal~ ein Stfick Faden, eben gerade passend, urn ihn gelegt wurde. Der so ermittelte Aul~enumfang wurde ohne weitere Korrektur in Reehnung gesetzt.

Areh iv f. exper iment . Pa th . u; Pharmako l . Bd. 170. 3 5

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536 W. ST~AUB und E. LEo:

Im allgeme~nen verlangt das Arbeiten zu Resorptionsmessungen besondere Sorgfalt der Preparations. Es wurde deshalb nach ErSffnung des Darmlumens der Darminhalt, nicht wie bei den pharmakologischen Versuehen, einfach aus- gequetseht, sondern durch kSrperwaimes destilliertes Wasser ausgespti]t. Auf gleiche Weise wurde am Endabsehnitt des Diekdarmes aueh die Skybala heraus- gewaschen, und nieht herausgequetseht.

Es liegt in der besonderen Art der Versuchsanordnung, da~ die Konzen- tration der verwandten Salzl(isung whhrend der Versuchsdauer sich konstant hielt. Dies war dadureh gegeben, dab das ganze System eine Kapazitht v0n etwa 70 cam hat, dem gegeniiber ein Fl%sigkeitsvolumen in der Darmsehlinge yon 2--5 ecru steht~ sowie, dal~ dutch die laufende Peristaltik eine Dauer- misehung unter Wirbelbewegung unterhalten wird.

Experimenteller Tefl. L Resorption yon destilliertem Wasser. a) W a s s e r r e s o r p t i o n im D i i n n d a r m .

V e r s u c h s b e i s p i e l : Die Darmschlinge wird so geftillt, dab sie mit einem Inhalt yon 4,5 ccm gegen einen hydrostatischen Druck yon 16,2 em

Abb. 1. :Resorption yon dest i l l ier tem Wasser aus Diinndarmschlinge. a Versuchsbeginn, b die durch :Resorption entleerte Schlinge wird wieder gefiill~. 1 cm HShe = 0,5 ccm Wasser.

Wasser im Gleichgewicht steht. Es setzt sofort eine starke Peristaltik eim Gleichzeitig damit beginnt aueh die Resorption (in der Abb. 1 ist dieser Versuehsbeginn aufgezeichnet). Das Absinken der Fu6punkte tier peri- staltischen Perioden ist die Folge der Resorption. Die Wasserresorption

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Resorption yon Wasser und yon Wasser aus Salzl6stmgen im Darm. 537

verli~uft dann, wie in dem Diagramm Abb. 2 gezeiehnet, mit ziemlieher Steilheit, so dag z. B. naeh 80 Minuten, unter Resorption aus den ein- gebraehten 5 cem, der Druck auf 6,5 ccm Wasser gesunken 1 ~ - ist. Gleiehzeitig nimmt auch die Peristaltik ab. ])as Wiederatd- fiillen der Darmsehlingen bringt ~2 Peristaltik und Resorption wie- ~ 1o der auf die alte I-tShe. Wie er- siehtlieh, ist die Kurve nieht ~ e linear, was auf eine Abh/ingigkeit ~'~ e der Resorption vom hydrosta- ~ tisetlen Druck hinweist.

In allen Versuehen war die Peristaltik eine optimMe. Man o kSnnte annehmen, da6 Druek-

\ "---..

\ \

\ ,

~ / 20 /

\

\ ,28 + gO ~ 50 + 60 ~

Abb. 2. 80 +

wechsel, Xischangs- und Verteilungseffekt ftir die Resorption mitbe- stimmend sind. Das scheint aber h(ichstens in einem geringen Grade der Fall zu sein. Denn wenn man den Darm unter so hohem Druek

hbb. 3. Wasserresorption aus einer (lurch ~berdehnung peristaltiklosezt Diiandarmschlinge. a Peristalt ik bei ~ormaler Fiillung, b Uberdehnung der Schlinge.

ftillt, da~ die Peristaltik nicht mehr zustande kommt, verli~uft die Re- sorptionskurve ftir Wasser grundsi~tzlich gleich der]enigen, die yore roll peristaltisch tiitigen Darm gewonnen wird. Daraus ergibt sich, dal3 der Filtrationsfaktor beim Resorptionsprob]em eine Rolle spielt. Wtirde dies

35-~

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538 w. 8Tgzt'B und E. LEO:

nieht der Fall sein, so miilRe in Abb. 2 die Resorption linear verlaufen, wie in der gestriehelten Kurve angedeutet.

b) G l e i e h z e i t i g e R e s o r p t i o n yon d e s t i l l i e r t e m W a s s e r aus zwei b e n a e h b a r t e n D i i n n d a r m s c h l i n g e n .

Die Versuchsanordnung ist yon nun an grunds/Rzlieh immer die gleiehe, wie bei den Versuehen unter a), so da6 sieh eine weitere Nitteilung ertibrigt. Die Resultate werden in tabellariseher Form gegeben.

Tabelle 1.

Zeit Obere Sehlinge Untere Sehlinge

11 h 07' 22,8 cm 21,2 cm Anfangsdruek 11 h 57' 14,0 ,, 13,5 , Enddruck

50 Minuten Versuchsdauer 8.8 cm 7,7 cm

Alle yon uns benutzten .~Ianometer sind geeicht auf 1 em Druekdifferenz =0,5 cem Volumen. Daraus berechnet sieh die Resorption for 50 5Iinuten Versuchsdauer.

Obere 8chlinge: Untere 8ehlinge: 4,4 ecm. 3,85 ccm.

Bereehnung der Resorptionsgr~l~e auf Fl[~cheneinheit: Obere 8chlinge.

Gemessen: Lgnge: 22,4 em~ Umfang: 3,0 ,, J also Flhche ~ 67,2 qem.

Daraus ergibt sieh 0,0655 cem/qem in 50 l~Iinuten oder 1,31 emm/qem und Minute.

Untere Schlinge.

Gemessen: Lgnge: 17,7 em 1 also Fl~che=53.1 qcm. Umfang: 3,0 ,, j

Daraus ergibt sieh 0..0725 ccm/qem in 50 Minuten oder 1,45 cmm/qem nnd ~Iinute.

Die Resultate verhalten sieh wie 1:1,05. Die Abweiehung betragt also 10%. In manchen Versuehen betrggt sie sogar nur 5%.

e) G l e i c h z e i t i g e R e s o r p t i o n aus D i e k d a r m u n d D i i n n d a r m s c h l i n g e n .

Vergleichende Untersuchungen zwischen den versehiedenen Darm- abschnitten ergaben, dal~ die tlesorptionsfi~higkeit des Dt~nndarmes nnd des skybalafiihrenden Teiles des Dickdarmes innerhalb der Fehlergrenzen gleich grog ist. Die starkste Wasserresorption findet in jenem ersten Ab-

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Resorption yon Wasser und yon Wasser aus SalzlSsungen im ])arm. 539

schnitt des Dickdarmes statt, der noch ungeformte Kotmassen in Brei- form enthalt.

Das Resorptionsverhaltnis zwischen den verschiedenen Darmteilen ist durchschnittlich 1:1: 2,5, d. h. also pro Quadratzentimeter Resorp- tionsfli~che im ersten breiffihrenden Dickdarmabschnitt 2,5real so grol3 wie im ganzen fibrigen Darm.

Tabel le 2.

zeit Dickdarm Skybalateil Dickdarm breifiihrend

12 h 45 ~ 25~9 cm 29~4 cm Anfangsdruck. 42 I5' 16,6 , 21~6 ,, Enddruck

4 Stdn. 30 Min. 973 em 4~65 ccm Gesamtresorption

7~8 am ~- 3,9 ccm Gesamtresorption

Berechnung der ResorptionsgrS~e auf Fl~icheneinheit:

D ickda rm Skybala*eil . Gemessen: Lhnge: 21,6 cm /

Umfang: 1,9 ,, J also Fli~ehe = 41 qem.

Daraus ergibt sieh: 0,1!3 cem/qem in 4 Stunden 30 Minuten oder 0,42 cmm/qcm und Minute.

Diekdarm, bre i f t ihrender Tell.

Gemessen: Lhnge:umfang: 5,62,3 era,, } also Fl~che ~-- 12,9 qcm.

Daraus ergibt sich: 0,302 eem/qem in 4 Stunden 30 Minuten oder 1,12 cmm/qcm und Minute.

Die Werte verhalteu sich wie 1: 2,67.

II. Resorption yon Wasser aus Salz l i i sungen.

Die sehr zahlreichen, in den pharmakologischen Arbeiten 1 mitgeteil- ten Versuche fiber Darmmotaliti~t ergaben schon, dal3 aus TyrodelSsungen in den verschiedenen Darmabschnitten keine Fliissigkeitsresorption statt- finder e.

Da TyrodelSsung ein Salzgemisch darstellt, wurde nunmehr die grundsiitzliche Untersuchung mit LSsungen von Kochsalz in destilliertem Wasser in verschiedenen Konzentrationen angestellt.

a) I s o t o n i s c h e (0,9%ige) K o c h s a l z l S s u n g .

Auch in stundenlangen Versuchen konnte eine Resorption von Flfis- sigkeit nicht festgestellt werden. Die Abb. 4 gibt Anfang und Ende eines

1 Arch. f. exper. Path. 169, 1 (1933). 2 InsbesondersLeo, E.: Ebenda 25.

Page 7: Resorption von Wasser und von Wasser aus Salzlösungen im Darm

540 W. STR*U~ und E. LEo:

3stiindigen Versuches unter ununterbrochener Peristaltik. Es ist bemer- kenswert, dal3 wahrend dieser langen Versuchsdauer keinerlei Ermi~- dungserseheinungen an der Peristaltik sieh zeigten. An dieser Nicht- resorbierbarkeit kann das Salz nut in seinen osmotischen Eigenscha,ften

Abb. 4. 0 ,9%ige Kochsalz l6sung im Di inndarm (unten) und D i c k d a r m (oben), zwischen A and B ununterbrochene per is ta l t i sche Tii t igkeit .

beteiligt sein, das gleiche gilt dann auch ftir isotonische Nischl~sungen, mit anderen Worten, die ehemisehe Qualitat der anderen Bestandteite der Mischlfsung ist far die Wasserresorption ohne Bedeutung. Ebenso liegen die Verh~ttnisse ftir de~ skybalaftihrenden Anteil des Dickdarmes. Die a nderen Abschnitte wurden nicht gemessen.

b) I so ton ie mi t ande ren SMzen.

Es wurden in gleieher Weise an beiden Darmabsehnitten gepriift ic ~iquimolekularen LSsungen:

~cl 1,15% ~' 0 CaClo 1, f0/o

NaHCQ 1,29% NgS0~ + 7 aq. 3,80%

Na~SO~ 2,18c)~

Auch hier ergab sieh das gleiehe, wie ftir Koehsalz: keineflei Fliissig- keitsresorption und nebenbei und bemerkenswerterweise aueh keinerlei Wirkung auf Peristaltik, d. h. diese blieb dauernd normal.

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Resorption yon Wasser und ,~on Wasser aus SalzlSsungen im Darm. 541

Zusammenfassend ist zu sagen, dal3 unter den eingehaltenen Ver- suchsbedingungen alle der 0,9%igen KoehsalzlSsung ~quimolekularen LSsungen anderer anorganiseher Salze gleiehwertig sind. Es sei noehmals betont, dal~ dies nut filr die gewahlte Versuehsanordnung gilt, in der dureh den gro6en l~bersehu6 des Salzreservoirs eine Konzentrations- ~nderung praktisch unmSglich ist.

e) H y p o t o n i s c h e LSsungen.

Aus hypotonischen Salzlasungen verschwindet Fliissigkeit ungefahr proportional dem Grade tier Hypotonie. Ich teiIe nur einen Versuch mit 0,25% igem Glaubersalz mit; in einer Schlinge befand sich destilliertes Wasser, in der anderen Glaubersalz, Die Natur des Salzes ist belanglos, hypotonische NaC1-LSsungen verhalten sich genau so.

Tabelle 3. Zwei Dtinndarmsehlingen.

Zeit Aqua destillata Na2SO4 in 0,2 %iger LSsung

2 h 11' 17,0 cm 17,5 em Anfangsdruek 3 h 06' 14,5 ,, 15,5 , Enddruck

55 Minuten 2:5 em

1,25 ecru Gesamtresorption 2,0 em -- I ccm Gesamtresorption

Berechnung der ResorptionsgrSl~e auf Fl~eheneinheit fiir:

Destilliertes Wasser.

Gemessen: L~nge:umfang: 20,72,6 em,, } also F]~ehe ~ 53,8 qem.

Daraus ergibt sieh: 0,0232 ccm/qcm in 55 Minuten oder 0,422 cmm/qcm und Minute.

0,25% Na~S 0~. Gemesseni L~nge: 22,2 em ] also Flaehe = 57,7 qem. Umfang: 2,6 ,,

Daraus ergibt sich: 0,0173 ccm/qem in 55 Minuten oder 0,315 emm/qcm und Minute.

Die Werte verhalten sich wie 1:0,74 zugunsten des destillierten Wassers.

d) H y p e r t o n i s c h e LSstlngen.

Gepriift wurde eine 2% ige KochsalzlOsung im Yergleieh zu destillier- tem Wasser. Es findet eine Vermehrung des Volumens statt. Inwieweit Prozentualitgt zwisehen Hypertonie und Volumenzuwaehs besteht, wurde nieht welter untersueht, da dieses ganze Problem ins Pathologisehe hin- iiberspielt. Tats~tehlieh konnte man aueh bei der Sektion Entziindungs- erseheinungen an den Darmsehlingen sehen.

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542 W. ST~AUr und E. LEo:

Tabetle 4. Zwei Dt inndarmschl ingen .

Zeit Aqua destil lata .N-aC1 in 2%iger LSsung

5 Minuten 15 cm 13,0 cm Anfangsdruck 55 ,, 11 ,, 17,0 ,, Enddruck 50 Minuten 4 cm ---- 4,0 cm ----

2 ccm Gesamtresorption 2 ccm Gesamtresorptioa

Bereehnung der Resorptions- und SekretionsgrSl~e auf Flgcheneinheit:

Des t i l l i e r t es Wasser , Resorpt ion . Gemessen: Lgnge: 17,7 cm /

Umfang: 3,1 ,, J also Fl~che~55 qcm.

Daraus ergibt sich: 0,0364 ccm/qcm in 50 ~Minuten oder 0,73 cmm/qcm und )I inute .

29' o KochsalzlOsung, Sekret ion. Gemessen: L~nge: 29,1em /

Umfang: 3,0 ,, ~ also Flhche = 87,3 qem.

Daraus ergibt sich: 0,0223 ccm/qcr~ in 50 Minuten oder 0,46 cmm/qcm und Minute.

Das Verh~ltnis yon Resorption zu Sekretion ist dabei 1: 0,613. In der gleichen Weise wurden einige hypertonische 5~ineralwiisser

untersueht, und zwar: Hunyadi Janos (Versand), ~ergentheimer (Ver- sand) und Kissinger Bitterwasser (Synthetisch). In allen drei Fallen fand eine Volumenvermehrung im Darm statt, am sti~rksten beim Kissinger Wasser, dessen Konzentration auch die hOchste ist.

III. Einflu6 der Kohlens~ure .

Schon aus den alten Untersuchungen yon Q u in c k e 1 und spgter yon S t a r k e n s t e i n S scheint hervorzugehen, daI3 die Kohlensi~ure jedenfalls im Wasserhaushalt eine fSrdernde Rolle spielt. Es wurde deshalb, an den Anfangsphasen des ganzen Problems ansetzend, die Beeinflussung der Fltissigkeitsresorption unter Kohlensgureeinflul~ im Darm untersucht.

Die Kohlensi~urelSsungen wurden in der Weise hergestellt, dal3 die zum Versuch dienenden Fltissigkeiten dutch lstiindiges Durchperlen yon Kohlens~ure bei Zimmertemperatur geshttigt wurden. Eine genauere Feststellung des Xohlensi~uregehaltes wurde nicht gemacht.

Tabelle 5. Zwei Df inndarmschl ingen .

Zei$ Aqua Destillata Aqua desti l lata + COs

11 h 55' 17,2 cm 16,0 cm Anfangsdruck 12 h 20' 12,4 ,, 11,9 ,, Enddruck

25 Minuten 3,8 cm ~ 4;1 cm ----- 1,9 ccm Gesamtresorption 2 ccm Gesamtresorption

1 Quincke: Arch. f. exper. Path. 7. 2 Starkenstein: Ebenda 104.

Page 10: Resorption von Wasser und von Wasser aus Salzlösungen im Darm

Resorption yon Wasser und yon Wasser aus Salzl6sungen im Darm. 543

Berechnung der Resorptionsgr0Be auf Fl~cheneinheit: Desti l l iertes Wasser.

Gemessen: L~nge: 26,5 cm t Umfang: 2,8 ,, J also Fl~ehe ~ 74,2 qcm.

Daraus ergibt sieh: 0,0256 ccm/qcm in 25 Minuten oder 1,02 cmm/qcm und Minute.

Desti l l iertes Wasser +C02. Gemessen: L~nge: 20,0 cm / also Fl~che ---- 56 qem. Umiang: 2,8 ,, J

Daraus ergibt sich: 0,366 ccm/qcm in 25 Minuten oder 1,46 emm/qcm und Minute.

Die Resorptionen verhalten sieh also wie 1::[,44 zugunsten des kohlensiiureges~ttigten Wassers.

Diese fOrdernde Resorptionswirkung der Kohlensiiure wurde weiter- hin geprtift an LSsungen yon 0,25% Glaubersalz mit und ohne Kohlen- saure. Die Konzentration von 0,25% GlaubersMz wurde gewiihlt, weil sie die des Konzentrationsanteiles im Karlsbader Mtihlbrunnen ist.

Tabelle 6. Zwei Dtinndarmschlingen.

Zeit 0,25 % ~T~zS04 ~a~SO4 0,25 % + C02

1 h 0 0 p 16 cm 16 cm Anfangsdruck 3 5 0 0 ' 11,4 cm 9,7 ,, Enddruck

2 Stunden 4,6 cm ~--

2,3 ccm Gesamtresorption 6~3 em

3,15 ecru Gesamtresorption

Berechnung der Resorptionsgr/il~e auf Fl~eheneinheit:

�9 INa2SO~ 0,95%.

Gemessen: L~nge:umfang: 21,8cm2,0 ,, } also Fliiche----43,6 qcm.

Daraus ergibt sieh: 0,0527 ecm/qcm in t20 Minuten oder 0,438 cmm/qcm und Minute.

iNa2S04 0,25% +C02.

Gemessen: L~nge: 23,5 cm ~ also Fl~che ---- 47 qcm. Umfang: 2,0 ,, ]

Daraus ergibt sieh: 0,067 ecm/qcm in 120 Minuten oder 0,558 cmm/qcm und Minute.

Auch bier ergab sich eine Verbesserung der Fltissigkeitsresorption im Verhi~ltnis von 1:1,27 zugunsten der kohlens~ureges~ttigten L(isung.

Des weiteren wurde verglichen 0,25%ige Glaubersalzl5sung mit Karlsbader Mtihlbrunnen (Versandmaterial) an zwei Dtinndarmschlingen. Das Resorptionsverhi~ltnis betrug 1: 2,08. Aus Karlsbader 3Iiihlbrunnen

Page 11: Resorption von Wasser und von Wasser aus Salzlösungen im Darm

544 W. STRAUB und E. LEO:

wird dureh den Einflul3 der Kohlensgure in einem Umfange resorbiert, der einer weir sehwgeheren Salzkonzentration entspreehen wtirde.

Die Rolle der Kohlensaure wurde dann aueh n0eh an einigen anderen Nineralwgssern geprttft, z.B. an Gieghtibler Wasser. Es wurde ver- gliehen die Resorption aus friseh geSffnetem Giel~ht~bler Wasser und aus einer 24 Stunden lang offen abgestandenen Flasehe, die praktiseh Ms frei yon freier Kohlens~ture gelten kann. Es ergab sieh, dab der frisehe, kohlensaurehaltige Brunnen doppelt so gut resorbiert wurde wie der ab- gestandene 1.

Diskussion.

Der eindeutige Sinn dieser Untersuehungen ist, dal~ fttr die Resorp- tion yon Wasser und yon Wasser aus SalzlSsungen die osmotisehen Ge- setze gelten. Dies steht mit den alten Untersuehungen H e i d e n h a i n s und Omis insofern im Widersprueh, als bei H e i d e n h a i n noch eine Fliissigkeitsresorption jenseits der Isotonie gemessen wurde. Ebenso spielt (vgl. S. 537) aueh der Filtrationsfaktor, abh~tngig veto hydrostati- sehen Druek eine Rolle. Aul~erdem sind unsere Ergebnisse vSllig gleieh- sinnig mit den Sehlttssen, die Q u ineke aus Diureseversuehen am Nen- sehen t~ber die Resorption yon kohlensaurehaltigem Wasser im Darm ge- zogen hat. Die gleiehen Ergebnisse der Wasserausseheidung naeh Trinken yon kohlens~urehaltigen Wassern hatte spater aueh S t a rkens t e in . Allerdings deutet letzterer seine Beobaehtungstatsaehen mit der An- nahme, dag die versehiedenen diuretisehen Wirkungen auf ~nderungen der Wasserstoffionenkonzentration des Blutes zurfiekgehen. Der Resorp- tion vom Darm legt er keine Bedeutung bei, indem er annimmt, ,,dal3 die Resorption im Darm ja an sieh sehon sehnell genug geht". Naeh unseren Versuehsergebnissen seheint abet die Q uin ekesehe Deutung best~tigt zu sein. Das ganze Problem liegt sehon in der Darmpassage.

Zusammenfassung .

1. Bei dem unter mSgliehst physiologisehen Bedingungen unter- suehten Neersehweinehendarm in situ erfolgt die st~rkste Wasserresorp- tion im Diekdarm, und zwar in jenem Anteil, der ungeformten Inhalt fiihrt.

2. Der Dt~nndarm und der skybalahaltige Diekdarm resorbieren in geringerem Umfang.

3. Allgemein nimmt die Wasserresorption aus SalzlSsungen mit stei- gendem Salzgehalt und ohne lttteksieht auf die Natur des Salzes ab und

Schlul~folgemng: Besseres DurststillungsvermSgen kohlens~urehaltiger Getr~nke.

Page 12: Resorption von Wasser und von Wasser aus Salzlösungen im Darm

Resorption yon Wasser und von Wasser aus Sa]zlSsungen im ]:)arm. 545

erreicht bei Isotonie mit den KSrpersaften ihren definitiven Stillstand. 4. Bei hypertonischen LSsungen finder eine Sekretion yon Fltissig-

keit in das Darmlumen start. 5. Die Fltissigkeitsresorption aus SalzlSsungen ftigt sich den osmoti-

schen Gesetzen ein. 6. 5Tebenbei spie]t auch der hydrostatische Druek als Filtrations-

faktor eine Rolle. 7. Freie Kohlensiiure erhSht die Resorption yon Wasser und yon

Wasser aus SalzlSsungen.