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690 Persönliches / Nachrichten / Rezensionen Stahlbau 75 (2006), Heft 8 Schmitz, Chr.: Die Ruhrbrücken. Münster: Arday-Verlag 2004. 576 S., 290 Abb. (s/w), 570 Abb. (farbig). Geb. 21 ¥ 29,7 cm. ISBN 3-87023-311-7. € 49,- 235 km lang ist die Ruhr von der Quelle bis zur Mündung in den Rhein; von Wintersberg bis Duisburg fließt sie 650 Höhenmeter herunter. Knapp zweihun- dert Brücken jeder Größenordnung überspannen die Ruhr; sie zwängt sich anfangs durch Röhren und Durchlässe, dann werden aus Stegen immer größere Brücken. Fußgängern, Radfahrern und Rohrleitungen, dem Straßen- und Eisen- bahnverkehr ermöglichen sie den Über- gang. Die Bedeutung des Flusses stieg mit der Entwicklung des angrenzenden Ruhr- gebietes zum großen Industrierevier Deutschlands, er wurde zu einer seiner Lebensadern: Hammer- und Walzwerke, Papiermühlen und der Kohlebergbau nutzten sie als Transportband für Hilfs- güter und Produkte. Auf diese Zusam- menhänge verweist ein erster Teil des Buches. Geologie und Landschaft, die Besiedlung und Entwicklung derVerkehrs- wege von den Bernstein- und Römerstra- ßen bis zu unseren Autobahnen und Eisenbahnlinien werden mit ihrer Be- deutung für die Region und den Fluß aufgezeigt. Es ist letztlich die Monogra- phie eines Flusses, dem die in den letz- ten beiden Jahrhunderten zunehmende Zahl seiner Brücken die Barrierewirkung nimmt; diese Brücken begleiten ihn, sie kennzeichnen seinen Lauf durch ein gutes Dutzend Gemeinde- und Stadtgebiete, deren jedes ein eigenes Brückenkapitel erhält. Es beginnt mit der Stadtgeschichte und zeigt die Lagepläne mit den Stand- orten der Brücken. Daran schließt die ausführliche Beschreibung einer jeden Brücke an. Auch deren Vorgängerinnen, demontierte oder zerstörte Bauwerke, werden erwähnt, durch alte Fotos oder Planausschnitte verdeutlicht; so enthält mancher Standort seine ganz eigene Ge- schichte. Viele der heute anzutreffenden Bau- werke sind „Alltagsware“, was allerdings zum Zeitpunkt ihrer Errichtung oft an- ders zu sehen und zu werten war; das ver- gessen wir heute häufig. Eisenbahn- und Autobahnviadukte, Stahlbeton- und Spannbetonbrücken aus den Anfängen der jeweiligen Periode bis zu den Stahl- verbundbrücken und jenen mit externer Vorspannung aus neuester Zeit finden sich in dieser Chronologie. Auch auf bemerkenswerte Seltenhei- ten treffen wir: Da ist die Hängebrücke Rezensionen

Rezension: Die Ruhrbrücken. By Chr. Schmitz

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Persönliches / Nachrichten / Rezensionen

Stahlbau 75 (2006), Heft 8

Schmitz, Chr.: Die Ruhrbrücken.Münster: Arday-Verlag 2004. 576 S.,290 Abb. (s/w), 570 Abb. (farbig). Geb. 21 ¥ 29,7 cm. ISBN 3-87023-311-7.€ 49,-

235 km lang ist die Ruhr von der Quellebis zur Mündung in den Rhein; vonWintersberg bis Duisburg fließt sie 650Höhenmeter herunter. Knapp zweihun-dert Brücken jeder Größenordnungüberspannen die Ruhr; sie zwängt sichanfangs durch Röhren und Durchlässe,dann werden aus Stegen immer größereBrücken. Fußgängern, Radfahrern undRohrleitungen, dem Straßen- und Eisen-bahnverkehr ermöglichen sie den Über-gang.

Die Bedeutung des Flusses stieg mitder Entwicklung des angrenzenden Ruhr-gebietes zum großen IndustrierevierDeutschlands, er wurde zu einer seinerLebensadern: Hammer- und Walzwerke,Papiermühlen und der Kohlebergbaunutzten sie als Transportband für Hilfs-güter und Produkte. Auf diese Zusam-menhänge verweist ein erster Teil desBuches. Geologie und Landschaft, dieBesiedlung und Entwicklung derVerkehrs-wege von den Bernstein- und Römerstra-ßen bis zu unseren Autobahnen undEisenbahnlinien werden mit ihrer Be-deutung für die Region und den Flußaufgezeigt. Es ist letztlich die Monogra-phie eines Flusses, dem die in den letz-ten beiden Jahrhunderten zunehmendeZahl seiner Brücken die Barrierewirkungnimmt; diese Brücken begleiten ihn, siekennzeichnen seinen Lauf durch ein gutesDutzend Gemeinde- und Stadtgebiete,deren jedes ein eigenes Brückenkapitelerhält. Es beginnt mit der Stadtgeschichteund zeigt die Lagepläne mit den Stand-orten der Brücken. Daran schließt dieausführliche Beschreibung einer jedenBrücke an. Auch deren Vorgängerinnen,demontierte oder zerstörte Bauwerke,werden erwähnt, durch alte Fotos oderPlanausschnitte verdeutlicht; so enthältmancher Standort seine ganz eigene Ge-schichte.

Viele der heute anzutreffenden Bau-werke sind „Alltagsware“, was allerdingszum Zeitpunkt ihrer Errichtung oft an-ders zu sehen und zu werten war; das ver-gessen wir heute häufig. Eisenbahn- undAutobahnviadukte, Stahlbeton- undSpannbetonbrücken aus den Anfängender jeweiligen Periode bis zu den Stahl-verbundbrücken und jenen mit externerVorspannung aus neuester Zeit findensich in dieser Chronologie.

Auch auf bemerkenswerte Seltenhei-ten treffen wir: Da ist die Hängebrücke

Rezensionen

691Stahlbau 75 (2006), Heft 8

Rezensionen

am Rande des Schloßparks Laervon 1839im Abschnitt Meschede und die – obwohlsie unter Denkmalschutz steht – nichtmehr zugängliche Hängebrücke „Am Kal-tenborn“ im Bereich der Stadt Wetter;hierzu ist auch die aufgeständerte AlteKaiser-Wilhelm-Betonbogenbrücke von1909 im Bereich der Stadt Arnsberg zuzählen. Unsere Beachtung verdient sicherauch die Geh- und Radwegbrücke überden Verbindungskanal (Duisburg) wegenihrer verschlungenen und wenig über-zeugenden Kraftführung bei Bogen-brücken.

Das den Bauwerksprüfingenieurengewidmete Buch ist – wie sein Untertiteles ausdrückt – eine Dokumentation vonder Quelle bis zur Mündung zwischeneinst und jetzt. Der gesamte Brücken-bestand ist aufgelistet; jede Brücke miteigenen Literaturverweisen versehen,ein Literaturverzeichnis und eine Auf-stellung der beteiligten Firmen und In-genieurbüros runden das Werk ab.

Für Ämter und Planer in der Regionist das Buch ein wichtiges Nachschlage-werk (dem man Nachahmer allerortenwünscht), für am Brückenbau interes-sierte Ingenieurkollegen und Laien ist eseine Fundgrube dafür, wie Verkehrsbau-werke einen Fluß und die von ihmdurchflossene Landschaft prägen.

Klaus Stiglat, Karlsruhe