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868 Rezensionen Stahlbau 76 (2007), Heft 11 werk, eine Bauingenieurleistung sonder- gleichen. Im Jahre 1900 sind Eiffel und „sein“ Turm bereits zur Legende geworden. Wieder findet die Weltausstellung in Paris statt, wieder ist „la Tour“ eine der Hauptattraktionen. In einer privaten Auflage von 500 Stück gibt Eiffel für Freunde und Geschäftskollegen ein großformatiges Buch heraus, das 47Ta- feln enthält sowie zahlreiche Fotografien vom Bau des Turmes, zudem Ausblicke von seiner Aussichtsplattform auf Paris. Im Oktober 2006 schließlich erneuert derTaschen-Verlag diese Publikation in der Art eines vielsprachigen Faksimile. Bertrand Lemoine verfasste dazu einen Text, der das Buch, seinen Herausgeber und die Geschichte des Turmes erklärt; aufgelockert wird das durch zusätzliches Fotomaterial von derTurmbaustelle. Hauptbestandteil sind die großforma- tigen, doppelseitigen Tafeln, die jeweils bis zu 99 einzelne Zeichnungen enthal- ten. Es sind insgesamt so viele, dass nicht einmal der Verlag die genaue An- zahl weiß. Sie reichen von Aufrissdia- grammen, Standortplänen der Weltaus- stellung, der Bodenbeschaffenheit, der Aushubarbeiten, zu den statischen Be- rechnungen, über die Unterstützungs- gerüste, und natürlich zu jedem einzeln technischen Detail einschließlich Auf- züge und Restaurants, so dass ein Bau- meister sich sofort im Stande wähnt, das Bauwerk am nächsten Tag in Auftrag zu geben. Der Band beeindruckt zwar jeden, der ihn zur Hand nimmt, doch profitieren werden von ihm hauptsächlich Interes- sierte aus der Baubranche, Ingenieure und Architekten; für Hochschul-Biblio- theken erscheint er gar obligatorisch, für Eiffelturm-Fans ein Muss. Genau ge- nommen ist dieses Kompendium sogar ein Kunstwerk für sich, das immer wie- der zur Betrachtung der erstaunlichen Konstruktionen einlädt. Die historischen Zeichnungen und Fotografien sind ein besonderes Plaisir und werden in Zu- kunft sicher zu weiteren Publikationen dienen. Chapeau und Dank an den Ver- lag für Idee und Durchführung dieses Vorhabens! Doch was der Band natürlich nicht ersetzen kann, ist der persönliche Aus- blick von den Etagen des Tour Eiffel hinab – und den romantischen Moment, seine/n Liebste/n dort zu küssen. Voilà. Dipl.-Geol. Frank G. Gerigk Eiffel, G.: La Tour de 300 Mètres. Text von Bertrand Lemoine. Hongkong/ Köln/London/Los Angeles/Madrid/ Paris/Tokyo: Taschen Verlag 2006. Texte in Englisch, Deutsch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Portugiesisch, Holländisch, Japanisch. 160 S., zahlr. Abb., 53 ¥ 37,5 cm. Geb. ISBN-10: 382284148X, ISBN-13: 978-3822841488. € 99,99 Welch eine seltsame Idee: Da skizzieren im Jahre 1884 die beiden Chefingenieure einer Stahlbaufirma einen Turm, einen großen Stahlturm mit aus vier an der Basis gespreizten und in der Spitze zu- laufenden Stützen, die untereinander durch regelmäßig angebrachte Querträ- ger verbunden sind. Ihr Chef, Gustave Eiffel, ist mit diesem Entwurf nicht ein- verstanden – lässt sie aber weiterarbei- ten. Fünf Jahre später, 1889 zur vierten Weltausstellung in Paris, wird das Publi- kum mit einem höchst eleganten und Aufsehen erregenden Bauwerk konfron- tiert: dem später so genannten Eiffel- turm. Mit über 1000 Fuß Höhe durch- brach dieser eine Art Schallmauer der Bautechnik – und war das höchste je- mals von Menschen errichtetes Bau-

Rezension: La Tour de 300 Mètres. By G. Eiffel

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Rezensionen

Stahlbau 76 (2007), Heft 11

werk, eine Bauingenieurleistung sonder-gleichen.

Im Jahre 1900 sind Eiffel und „sein“Turm bereits zur Legende geworden.Wieder findet die Weltausstellung inParis statt, wieder ist „la Tour“ eine derHauptattraktionen. In einer privatenAuflage von 500 Stück gibt Eiffel fürFreunde und Geschäftskollegen eingroßformatiges Buch heraus, das 47Ta-feln enthält sowie zahlreiche Fotografienvom Bau des Turmes, zudem Ausblickevon seiner Aussichtsplattform auf Paris.

Im Oktober 2006 schließlich erneuertder Taschen-Verlag diese Publikation inder Art eines vielsprachigen Faksimile.Bertrand Lemoine verfasste dazu einenText, der das Buch, seinen Herausgeberund die Geschichte des Turmes erklärt;aufgelockert wird das durch zusätzlichesFotomaterial von der Turmbaustelle.

Hauptbestandteil sind die großforma-tigen, doppelseitigen Tafeln, die jeweilsbis zu 99 einzelne Zeichnungen enthal-ten. Es sind insgesamt so viele, dassnicht einmal der Verlag die genaue An-zahl weiß. Sie reichen von Aufrissdia-grammen, Standortplänen der Weltaus-stellung, der Bodenbeschaffenheit, derAushubarbeiten, zu den statischen Be-rechnungen, über die Unterstützungs-gerüste, und natürlich zu jedem einzelntechnischen Detail einschließlich Auf-züge und Restaurants, so dass ein Bau-meister sich sofort im Stande wähnt, dasBauwerk am nächsten Tag in Auftrag zugeben.

Der Band beeindruckt zwar jeden, derihn zur Hand nimmt, doch profitierenwerden von ihm hauptsächlich Interes-sierte aus der Baubranche, Ingenieureund Architekten; für Hochschul-Biblio-theken erscheint er gar obligatorisch, fürEiffelturm-Fans ein Muss. Genau ge-nommen ist dieses Kompendium sogarein Kunstwerk für sich, das immer wie-der zur Betrachtung der erstaunlichenKonstruktionen einlädt. Die historischenZeichnungen und Fotografien sind einbesonderes Plaisir und werden in Zu-kunft sicher zu weiteren Publikationendienen. Chapeau und Dank an den Ver-lag für Idee und Durchführung diesesVorhabens!

Doch was der Band natürlich nichtersetzen kann, ist der persönliche Aus-blick von den Etagen des Tour Eiffelhinab – und den romantischen Moment,seine/n Liebste/n dort zu küssen. Voilà.

Dipl.-Geol. Frank G. Gerigk

Eiffel, G.: La Tour de 300 Mètres. Textvon Bertrand Lemoine. Hongkong/Köln/London/Los Angeles/Madrid/Paris/Tokyo: Taschen Verlag 2006. Texte in Englisch, Deutsch, Französisch,Spanisch, Italienisch, Portugiesisch,Holländisch, Japanisch. 160 S., zahlr. Abb., 53 ¥ 37,5 cm. Geb.ISBN-10: 382284148X,ISBN-13: 978-3822841488. € 99,99

Welch eine seltsame Idee: Da skizzierenim Jahre 1884 die beiden Chefingenieureeiner Stahlbaufirma einen Turm, einengroßen Stahlturm mit aus vier an derBasis gespreizten und in der Spitze zu-laufenden Stützen, die untereinanderdurch regelmäßig angebrachte Querträ-ger verbunden sind. Ihr Chef, GustaveEiffel, ist mit diesem Entwurf nicht ein-verstanden – lässt sie aber weiterarbei-ten.

Fünf Jahre später, 1889 zur viertenWeltausstellung in Paris, wird das Publi-kum mit einem höchst eleganten undAufsehen erregenden Bauwerk konfron-tiert: dem später so genannten Eiffel-turm. Mit über 1000 Fuß Höhe durch-brach dieser eine Art Schallmauer derBautechnik – und war das höchste je-mals von Menschen errichtetes Bau-

16_862-868 Rubriken 24.10.2007 11:09 Uhr Seite 868