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328 O. Sprínger/F. Büchl · Traglastberechnung unterspannter Träger Stahlbau 73 (2004), Heft 5 Thiemann, E., Desczyk, D., Metzing, H.: Berlin und seine Brücken. Berlin: Jaron Verlag GmbH 2003. 188 S., zahlr. Abb. Geb., 24,5 × 28,5 cm. ISBN 3-89773-073-1. € 29,90 Zweifelsohne ist Berlin mit seinen über 1000 Brücken eine Stadt der Brücken. Brücken in der Stadt, Brücken als stadt- bildprägende Ingenieurbauwerke sind Gegenstand des vorliegenden Buches, dessen Titel wohl an die seit 1876 vom Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin sehr sorgfältig editierte Reihe des Verlages Ernst & Sohn „Berlin und seine Bauten“ erinnern soll. Mit der Übernahme der Straßen- baulast vom preußischen Staat durch die Stadt Berlin konstituierte sich am 1. 1. 1876 das „städtische Brückenbaubu- reau“, die Keimzelle der heutigen Abtei- lung Brücken- und Tunnelbau der Se- natsverwaltung für Stadtentwicklung. Mit ihrer planerischen Tätigkeit haben die Mitarbeiter dieser Fachverwaltung die Geschichte des Brückenbaus in Ber- lin bestimmt und durch Aufsätze in Fachzeitschriften und Monographien darüber Rechenschaft abgelegt. Ein Bei- spiel hierfür ist das 1902 vom Berliner Magistrat herausgegebene Monumental- werk „Die Strassen-Brücken der Stadt Berlin“; ein zweites Beispiel ist das vom damaligen Leiter der Abteilung Brücken- und Tunnelbau der Senatsverwaltung für Bauen, Wohnen und Verkehr Johannes Lietz (1932–2000) editierte Heft 12/1996 der Zeitschrift STAHLBAU, das charak- teristische Beispiele der Instandsetzung und des Neubaus von Brücken aus Stahl nach dem Fall der Berliner Mauer am 9. 11. 1989 dokumentiert. Als drittes Bei- spiel schließlich sei das von den ehemali- gen Mitarbeitern der o. g. Fachabteilung der Senatsverwaltung verfaßte Buch „Berlin und seine Brücken“ genannt. Aus dem reichhaltigen Fundus der Berliner Brücken wählten die Autoren über 250 Bauwerke aus und erzählen auf solider bautechnischer und histori- scher Basis Brückengeschichten, die auch dem Laien Zugang zur Berliner Brückenwelt bieten. Die Klammer bildet der einführende Aufsatz „Brücken in der Berliner Stadtgeschichte“ von Professor Laurenz Demps. Ihm folgt das Kapitel „Spreebrücken im alten Stadtkern“ mit 21 ausführlichen Brückengeschichten, wovon jede einzeln mit Genuß am le- bendigen Sprachduktus und am sorgfäl- tig ausgewählten Bildern erschlossen werden kann. Der zweite Teil des Bu- ches besteht aus Kurzbeschreibungen von Brücken im weiteren Stadtgebiet Berlins, welche die Verfasser durch den Abschnitt „Verschwundene Brücken“ souverän abrunden. Ein Glossar vermit- telt dem Laien wichtige Fachbegriffe zum Verständnis des Textes und der Bil- der. Dagegen ist das Literaturverzeichnis ergänzungsbedürftig. So fehlt beispiels- weise das erwähnte maßstabsetzende Buchwerk „Die Strassen-Brücken der Stadt Berlin“. Ein Brückenregister schließlich erleichtert dem Leser die Orientierung in der Berliner Brücken- welt – denn wie sagte der Berliner Droschkenkutscher zu einem Fahrgast, der zur Löffelbrücke wollte? „Brücken, Brücken, nischt als Brücken, wer soll sich da noch durchfinden?“ Das Buch kann als gelungene Bi- lanzierung der geschichtlichen Entwick- lung der Berliner Brückenwelt bis heute gewertet werden. Es ist weder ein Brückenbilderbuch noch ein Fachbuch im engeren Sinne: Text und die zumeist vierfarbigen Bilder stehen im wohlaus- gewogenen Verhältnis zueinander. So gelingt es den Autoren, nicht nur die Leistungen des Konstruktiven Inge- nieurbaus weit über die disziplinären Grenzen zu vermitteln, sondern die Ber- lin-Literatur signifikant zu bereichern. Karl-Eugen Kurrer, Berlin Rezensionen

Rezensionen: Berlin und seine Brücken. Von E. Thiemann, D. Desczyk und H. Metzing

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O. Sprínger/F. Büchl · Traglastberechnung unterspannter Träger

Stahlbau 73 (2004), Heft 5

Thiemann, E., Desczyk, D., Metzing, H.:Berlin und seine Brücken. Berlin: JaronVerlag GmbH 2003. 188 S., zahlr. Abb.Geb., 24,5 × 28,5 cm. ISBN 3-89773-073-1.€ 29,90

Zweifelsohne ist Berlin mit seinen über1000 Brücken eine Stadt der Brücken.Brücken in der Stadt, Brücken als stadt-bildprägende Ingenieurbauwerke sindGegenstand des vorliegenden Buches,dessen Titel wohl an die seit 1876 vomArchitekten- und Ingenieur-Verein zuBerlin sehr sorgfältig editierte Reihe desVerlages Ernst & Sohn „Berlin undseine Bauten“ erinnern soll.

Mit der Übernahme der Straßen-baulast vom preußischen Staat durch dieStadt Berlin konstituierte sich am1. 1. 1876 das „städtische Brückenbaubu-reau“, die Keimzelle der heutigen Abtei-lung Brücken- und Tunnelbau der Se-natsverwaltung für Stadtentwicklung.Mit ihrer planerischen Tätigkeit habendie Mitarbeiter dieser Fachverwaltungdie Geschichte des Brückenbaus in Ber-lin bestimmt und durch Aufsätze inFachzeitschriften und Monographiendarüber Rechenschaft abgelegt. Ein Bei-spiel hierfür ist das 1902 vom BerlinerMagistrat herausgegebene Monumental-werk „Die Strassen-Brücken der Stadt

Berlin“; ein zweites Beispiel ist das vomdamaligen Leiter der Abteilung Brücken-und Tunnelbau der Senatsverwaltung fürBauen, Wohnen und Verkehr JohannesLietz (1932–2000) editierte Heft 12/1996der Zeitschrift STAHLBAU, das charak-teristische Beispiele der Instandsetzungund des Neubaus von Brücken aus Stahlnach dem Fall der Berliner Mauer am9. 11. 1989 dokumentiert. Als drittes Bei-spiel schließlich sei das von den ehemali-gen Mitarbeitern der o. g. Fachabteilungder Senatsverwaltung verfaßte Buch„Berlin und seine Brücken“ genannt.

Aus dem reichhaltigen Fundus derBerliner Brücken wählten die Autorenüber 250 Bauwerke aus und erzählenauf solider bautechnischer und histori-scher Basis Brückengeschichten, dieauch dem Laien Zugang zur BerlinerBrückenwelt bieten. Die Klammer bildetder einführende Aufsatz „Brücken in derBerliner Stadtgeschichte“ von ProfessorLaurenz Demps. Ihm folgt das Kapitel„Spreebrücken im alten Stadtkern“ mit21 ausführlichen Brückengeschichten,wovon jede einzeln mit Genuß am le-bendigen Sprachduktus und am sorgfäl-tig ausgewählten Bildern erschlossenwerden kann. Der zweite Teil des Bu-ches besteht aus Kurzbeschreibungenvon Brücken im weiteren Stadtgebiet

Berlins, welche die Verfasser durch denAbschnitt „Verschwundene Brücken“souverän abrunden. Ein Glossar vermit-telt dem Laien wichtige Fachbegriffezum Verständnis des Textes und der Bil-der. Dagegen ist das Literaturverzeichnisergänzungsbedürftig. So fehlt beispiels-weise das erwähnte maßstabsetzendeBuchwerk „Die Strassen-Brücken derStadt Berlin“. Ein Brückenregisterschließlich erleichtert dem Leser dieOrientierung in der Berliner Brücken-welt – denn wie sagte der BerlinerDroschkenkutscher zu einem Fahrgast,der zur Löffelbrücke wollte? „Brücken,Brücken, nischt als Brücken, wer sollsich da noch durchfinden?“

Das Buch kann als gelungene Bi-lanzierung der geschichtlichen Entwick-lung der Berliner Brückenwelt bis heutegewertet werden. Es ist weder einBrückenbilderbuch noch ein Fachbuchim engeren Sinne: Text und die zumeistvierfarbigen Bilder stehen im wohlaus-gewogenen Verhältnis zueinander. Sogelingt es den Autoren, nicht nur dieLeistungen des Konstruktiven Inge-nieurbaus weit über die disziplinärenGrenzen zu vermitteln, sondern die Ber-lin-Literatur signifikant zu bereichern.

Karl-Eugen Kurrer, Berlin

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