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Rhodos erleben im Zeichen der Ritter Rhodos – Die unbezwingbare Insel Uneinnehmbar – so wirkt Rhodos Stadt heute noch. Sollte man sich nur hellenistisch-antiken oder byzantinischen Einfluss auf Rhodos erwarten, so kann man es kaum glauben, sich auf einer mediterranen Insel zu befinden und vor sich ein ganzes Ritterviertel zu sehen, samt Befestigungsanlagen, tadellos erhalten, welches uneinnehmbar wirkt (und letzten Endes auch war). Wandert man durch die Gassen der Altstadt, vorbei an mittelalterlichen Gebäuden, Stadtmauern und Kirchen, fühlt man sich wie in eine andere Zeit versetzt. Jene Zeit, in der sich die westliche Welt geschlossen aufmachte, das Heilige Land von den Muslimen zu befreien. Jene Zeit, in der ein Ritter der Inbegriff der Tugenden war, die Zeit als Rhodos vom christlichen Ritterorden der Johanniter beherrscht wurde. Ein Ritterorden par excellence, entstanden in Jerusalem kurz vor den Kreuzzügen als Hospitalsbruderschaft, welcher die Geschichte der Insel bis heute prägt, vor allem im Erscheinungsbild. Sie herrschten „nur“ zwei Jahrhunderte, von 1309 bis 1523, auf der Insel, doch gehören ihre Bauten zu den beeindruckendsten Attraktionen auf Rhodos, welche man sich auf keinen Fall entgehen lassen darf, aber auch nicht kann. 1

Rhodos erleben im Zeichen der Ritter - Universität … · Die von den Osmanen geforderte ... andere Johanniter-Bauwerke von den Italienern im 20. Jahrhundert wieder aufgebaut wurden,

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Rhodos erleben im Zeichen der Ritter

Rhodos – Die unbezwingbare Insel

Uneinnehmbar – so wirkt Rhodos Stadt heute noch. Sollte man sich nur hellenistisch-antiken

oder byzantinischen Einfluss auf Rhodos erwarten, so kann man es kaum glauben, sich auf

einer mediterranen Insel zu befinden und vor sich ein ganzes Ritterviertel zu sehen, samt

Befestigungsanlagen, tadellos erhalten, welches uneinnehmbar wirkt (und letzten Endes

auch war).

Wandert man durch die Gassen der Altstadt, vorbei an mittelalterlichen Gebäuden,

Stadtmauern und Kirchen, fühlt man sich wie in eine andere Zeit versetzt. Jene Zeit, in der

sich die westliche Welt geschlossen aufmachte, das Heilige Land von den Muslimen zu

befreien. Jene Zeit, in der ein Ritter der Inbegriff der Tugenden war, die Zeit als Rhodos vom

christlichen Ritterorden der Johanniter beherrscht wurde.

Ein Ritterorden par excellence, entstanden in Jerusalem kurz vor den Kreuzzügen als

Hospitalsbruderschaft, welcher die Geschichte der Insel bis heute prägt, vor allem im

Erscheinungsbild.

Sie herrschten „nur“ zwei Jahrhunderte, von 1309 bis 1523, auf der Insel, doch gehören

ihre Bauten zu den beeindruckendsten Attraktionen auf Rhodos, welche man sich auf keinen

Fall entgehen lassen darf, aber auch nicht kann.

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Der Orden Geschichte – Von der Gründung bis Zypern

Im Rhodos des Mittelalters wurden die Johanniter formiert. Sie erholten sich vom Tiefpunkt

mittelalterlicher Ritterorden, nachdem der Templerorden aufgelöst worden war. Sie wurden

bekannter, ihre Medizin wurde verbessert, man baute Hospitäler und die Marineflotte wurde zu

eine der stärksten im ganzen Mittelmeerraum.

Die Anfänge des Johanniterordens liegen im Dunkeln. Gesichert ist 1070 die Gründung eines

Pilgerhospizes in Jerusalem von Kaufleuten aus Amlafi. Dieses wurde von einer Laienbruderschaft

geleitet und an das Benediktinerkloster Sancta Maria Latina angeschlossen.

Anfangs lebten die Betreuer des Pilgerhospizes nach den einfachen Gehorsamsregeln der

Benediktiner, hatten keinen eigenen Besitz und wurden von Mönchen und Amalfitanern

finanziert. Als die Kreuzfahrer 1099 Jerusalem eroberten, löste sich das Männerhospital unter

seinem damaligen Leiter Gerard, damals noch Rektor genannt, von Sancta Maria los und schrieb

sich den Augustinerkanonikern des Heiligen Grabes zu. Ihr Motto „Bezeugung des Glaubens und

Hilfe den Bedürftigen“ bleibt bis heute oberstes Gesetz.

Gerard hatte vor seinem Tod im Jahre 1120 den Orden soweit gefestigt, dass er vom Papst 1113

als selbständig anerkannt wurde. Zur damaligen Zeit wurden dem Orden sieben Filialhospitäler

im mediterranen Raum zugeschrieben.

Erst unter dem zweiten Ordensmeister, dem Franzosen Raymond de Puy (1120-60), engagierten

sich die Johanniter auch im militärischen Kampf gegen die „Ungläubigen“. Anfänglich wurden

den Brüdern einige Ritter aus Frankreich zur Seite gestellt, welche sie beschützen sollten, doch

schon bald übernahmen die Brüder selbst militärische Aufgaben. Dies geschah kurz nach der

Gründung des Templerordens in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts, somit handelt es sich

bei den Hospitalitern um den zweiten existierenden Ritterorden, selbst wenn der Hospizorden

viel früher gegründet worden war.

Offiziell wurde dies mit einer päpstlichen Bulle vom Jahre 1154 bestätigt. Spätestens dann

wurde der Orden auch mit eigenen Schiffen ausgestattet, welche Pilger und Proviant nach

Outremer1 schafften.

1 Outremer: die vier Kreuzfahrerstaaten im Heiligen Land

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INFO!

Abbildung 1: Das Johanniterkreuz findet man überall auf der ganzen Insel, hier: im Großmeisterpalast aus der Zeit der italienischen Besatzung auf einem Stuhlüberwurf.

Ritterorden waren zur Zeit der Kreuzzüge nicht ungewöhnlich.

Bernhard von Clairvaux nannte sie „Ritter des neuen Typs“ und er

war auch jener Geistliche, welcher diese militärischen Mönche

immer wieder förderte. Sie waren ein wichtiger Bestandteil der

damaligen Gesellschaftsstruktur, nicht zuletzt wegen ihrer

Fähigkeit, sich viel an Besitz und Ruhm anzueignen.

Die Johanniter lebten im Kampf gegen die Türken auf und konnten im Heiligen Land mehrere

Siege davontragen. Sie konnten wichtige Besitztümer im Nahen Osten erobern, so auch Akkon,

eine der wichtigsten Verbindungsstädte nach Europa für arabische Kultur und Wissenschaft. Es

hielt am längsten den Muslimen stand.

Als im Jahre 1291 Akkon, der letzte Stützpunkt der Christen, fiel, mussten die Johanniter das

Heilige Land verlassen und sich eine neue Heimat suchen. Der erste Weg führte sie nach Zypern,

einem lateinischen Königreich, welches für alle Kreuzfahrer ein neues Zuhause bot. Von hier aus

unternahmen sie ab 1300 die ersten Kaperfahrten gegen die Muslime, deren Ergebnisse im

Vergleich zu späteren Erfolgen jedoch noch recht bescheiden waren.

Zunehmende Spannungen zwischen dem zypriotischem König Heinrich und den immer mächtiger

werdenden Ordensrittern veranlassten diese jedoch über einen alternativen Sitz ihres Ordens

nachzudenken.

Der Orden auf Rhodos Im Jahre 1306 bot sich die Lösung in Gestalt des genuesischen Abenteurers Vignolo dei Vignoli.

Dieser hatte die Inseln Kos und Leros vom oströmischen Kaiser als Lehen erhalten und bot den

Johannitern eine Vereinigung mit seinen Streitkräften an. Der Hintergrund: solch eine vereinte

Streitmacht wäre stark genug gewesen, alle bedeutenden Inseln des Dodekanes zu erobern. Aus

der Sicht der Ritter eine gute Idee, zumal Vignoli als Gegenleistung lediglich ein Drittel aller zu

erwartenden Einkünfte aus den Inseln forderte und auch der Papst eine Ausweitung des

katholischen Glaubens auf Kosten der orthodoxen Kirche befürwortete.

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Nach drei Jahren schwerer Kämpfe gegen die sich zäh

verteidigenden Rhodesier fiel die Insel am 15. August

1309. Ein Jahr später verlegte der Orden seinen Sitz von

Zypern nach Rhodos. Der Papst bestätigte die

Johanniter als Herren von Rhodos. Nun sollten die

wichtigsten Jahre des Ordens folgen.

Im Jahre 1314 wurde der Templerorden aufgelöst und

man schrieb dessen Besitzungen den Johannitern zu. Die

Zeiten für Ritterorden waren damals nicht die besten,

zumal die regierenden Schichten den Besitz und Einfluss

der Orden fürchteten. Jedoch ging der Johanniterorden

diplomatischer mit der Situation um und überlebte

schließlich. Zu dieser Zeit war Großmeister Foulques de

Villaret Leiter des Johanniterordens. Durch den

„Rhodos-Krieg“, d. h. die Eroberung der Insel, waren

die Schulden des Ordens gestiegen. Die Folge waren einige Prozesse gegen die Genuesen und

Venezianer. Großmeister Villaret wurde abgesetzt und Hélion de Villneuve als Nachfolger

bestimmt. Dieser reorganisierte die Geschäfte und verwaltete den übernommenen Besitz der

Templer. Er konnte innerhalb 1355 die Schulden tilgen und überlegte sich eine „Strategie“ zur

Regierung in Rhodos.

Abbildung 2: Luftansicht von Rhodos aus dem 14.Jh.

Der Ausbau Die Rhodesier behielten den Großteils ihres Besitzes und konnten auch sonst ihre Kultur, so auch

z.B. die griechische Liturgie, beibehalten. Ihnen wurde der Schutz des Ordens zugesagt, die

Oberhoheit behielt der Papst. Der Orden regelte Gesetz und Ordnung, sorgte für den Ausbau der

Befestigungsanlagen und importierte Sklaven. Die Johanniter richteten sozusagen eine

„Inselversion des Ordensstaates“2 ein.

Man begann schon nach der Eroberung von Rhodos mit dem Ausbau einer auch andere Inseln

einschließenden Befestigung von Rhodos und dem Aufbau einer gewaltigen Flotte. Von dieser

geschützten Basis gingen die Galeeren des Ordens von nun an beständig auf Kaperfahrt. Dabei

griffen sie nicht nur moslemische Schiffe an, sondern überfielen auch Städte und plünderten

ganze Küstenstriche entlang des östlichen Mittelmeeres. Dies führte dazu, dass sich das Bild der

Johanniter schnell änderte. Die Erfolge gegen die Türken waren kaum erwähnenswert. Umso

2 Ritterorden im Mittelalter, S. 60.

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erwähnenswerter waren jedoch die Unterwerfungen und Ausbeutungen anderer Inseln und

Landstriche, auch auf europäischem Boden.

Rhodos lag in einer strategisch sehr wichtigen Lage für das gesamte mittelalterliche Europa.

Militärisch ein guter „Ankerplatz“ und kirchlich gesehen ein idealer Punkt für die Verbreitung des

Christentums und die Hoffnung, das Heilige Land irgendwann doch noch erobern zu können.

Gute Zeiten – Schlechte Zeiten Die Zeit der Johanniter auf Rhodos war bedeutend für den äußeren und inneren Ausbau ihres

Ordens, aber auch in medizinischer Hinsicht bildeten sie sich weiter, errichteten ein Hospital zur

Pflege kranker Reisender. Das Studium der Naturwissenschaften und die Entwicklung neuer

militärischer Marinestrategien gehörten zur Tagesordnung. Man sagte den Johannitern oftmals

eine etwas unorthodoxe Art nach, wonach sie vieles den Arabern abgeschaut hätten und somit

arabische Errungenschaften Einzug in Europa gefunden hätten. Dies war aber für die Zeit der

Kreuzzüge nicht ungewöhnlich.

Zur Verteidigung der christlichen Welt baute der Orden eine mächtige Flotte auf, mit der er das

östliche Mittelmeer kontrollierte und die sich in zahlreichen ruhmreichen Seeschlachten, so vor

Syrien und Ägypten, bewährte. Die von Anfang an durch päpstliche Dekrete garantierte

Unabhängigkeit von anderen Staaten sowie das allgemein anerkannte Recht, bewaffnete

Streitkräfte zu unterhalten, bildeten die Grundlage für die internationale Anerkennung der

Souveränität des Ordens.

Doch in ihrer Zeit auf Rhodos gab es nicht nur gute Tage. Mitte des 14. Jahrhunderts kam es zu

finanziellen Schwierigkeiten. Venezianische Banken mussten dem Orden Geld leihen. Anfang des

15. Jahrhunderts fiel der Orden in päpstliche Missgunst, da der Johanniterorden den Gegenpapst

in Avignon unterstützten (Schisma).

Mit der Zeit sank das Interesse am Orden, sodass er schwere Mitgliederverluste zu verzeichnen

hatte. Ein Aufschwung wurde Ende des 15. Jahrhunderts sichtbar, als die Türkenangriffe

schwerwiegender wurden (Belagerung von 1480) und man wieder ein Ziel vor Augen hatte.

Das Ende Für die Kreuzritter auf Rhodos kam im 15. Jahrhundert die Zeit der harten Abwehrkämpfe gegen

die Türken. Im Jahre 1480 belagerten Flotte und Heer des Sultans Mohammed die Insel. Dieser

Kampf um Rhodos ist als eine der größten Belagerungsschlachten in die Militärgeschichte

eingegangen. Die am Ende erfolgreiche Abwehr der türkischen Übermacht durch die Johanniter

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ist bis heute unerklärlich geblieben.

1522 kam es zur nächsten Belagerung. Es

folgte das Ende des Ordens auf der Insel:

Am 27. Oktober 1522 stellten die Johanniter

fest, dass der Großkanzler des Ordens, André

de Amaral, einen seiner Diener damit

beauftragt hatte, insgeheim Botschaften in

das osmanische Lager zu feuern. Beide Männer

wurden deshalb des Hochverrats bezichtigt

und hingerichtet. Die Kämpfe um die Stadt

tobten weiter, bis die Lage für die Verteidiger

gegen Ende des Jahres immer aussichtsloser

wurde, zumal sie nicht mit dem Eintreffen

eines Ersatzheeres rechnen konnten. Für den

11. bis 13. Dezember wurde zum Ermöglichen

von Verhandlungen ein Waffenstillstand

angeordnet. Die von den Osmanen geforderte

Kapitulation der Stadt wurde abgelehnt, so

dass die Kämpfe wieder aufflammten. Durch

einen neuen osmanischen Sturmangriff am 17.

Dezember wurde den Johannitern der so genannte Turm von Spanien zwischen dem Abschnitt der

Auvergner und Spanier entrissen. Da eine weitere Verteidigung der Stadt nun nahezu sinnlos

geworden war, kapitulierte der Johanniterorden am 22. Dezember 1522 unter der Bedingung,

dass ihnen freier Abzug gewährt werden würde.

Abbildung 3: Verwinkelte Eingangstore in die Stadt sollten die Türken so lang als möglich abhalten.

Nach sechs Monaten Belagerung und schweren Kämpfen mussten sich die Ordensritter am 1.

Januar 1523 ergeben und die Insel Rhodos unter ehrenvollem Abzug räumen. Während der

folgenden Jahre verfügte der Orden über kein eigenes Territorium. In Italien und nachher auf

Kreta fanden die Johanniter eine zwischenzeitliche Unterkunft. 1530 folgte unter Großmeister

Fra` Philippe de Villiers de l`Isle Adam die Machtübernahme auf Malta. Seitdem wird die

katholische Seite des Ordens Malteserorden genannt. Auf der Insel wurde vereinbart, dass der

Orden bei kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen christlichen Nationen neutral bleiben

sollte. Im Jahr 1565 wehrten die Ritter unter der Führung des Großmeisters Fra` Jean de la

Vallette (nach dem die Hauptstadt von Malta benannt ist) nach schweren Kämpfen die große

türkische Belagerung ab, die über drei Monate gedauert hatte.

Überhaupt galten die Johanniter als eine der mächtigsten Seekräfte im Mittelmeer und waren

maßgeblich am Sieg über die Osmanen im Jahr 1571 beteiligt.

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Für Rhodos war die Zeit der Johanniter eine der glanzvollsten und nachhaltigsten überhaupt.

Dies merkt man überall, besonders in Rhodos Stadt, und auch wenn der Großmeisterpalast und

andere Johanniter-Bauwerke von den Italienern im 20. Jahrhundert wieder aufgebaut wurden,

erwecken sie die Vorstellung, wie mächtig diese Stadt im Mittelalter ausgesehen haben muss.

Trotz ihrer Niederlage konnten die Johanniter ihre Würde beibehalten und in Ehren abziehen.

Interessantes über den Orden Medizin

Die Medizin, bzw. die Pflege kranker Menschen war von Anfang

an das Hauptziel des Ordens. Bereits das Hospital in Jerusalem

genoss hohes Ansehen und nahm Pilger und Kranke egal welcher

Nationalität auf.

Der Johanniterorden trug wesentlich dazu bei, das

vergleichsweise hoch entwickelte medizinische Wissen aus dem

arabisch-persischen und griechisch-byzantinischen Kulturkreis zu

übernehmen und dem abendländischen Europa zugänglich zu

machen. Die Hospitalsbrüder waren stets um neuestes

medizinisches Wissen bemüht. Schon im Mittelalter verfolgten

sie sehr modern anmutende Grundsätze in der Krankenpflege.

Die europäische Heilkunst verdankt ihnen große Fortschritte,

sowohl bezüglich hygienischer Vorschriften in der

Krankenbetreuung wie auch hinsichtlich gemeinnütziger

sanitärer Einrichtungen und der kommunalen Gesundheitsvorsorge.

Abbildung 4: Johanniter bei der Krankenpflege, 14. Jh.

Bildquelle: http://www-public.rz.uni-duesseldorf.de/~michaele/mhd/ritteror.jpg

In der Zeit vom 9. bis 13. Jahrhundert waren Arzt- und Priestertum eng verschwistert. Die Pflege

der Heilkunst lag in dieser Zeit vornehmlich bei den Klöstern. Die medizinische Wissenschaft des

Mittelalters fußte auf den Lehren der griechischen und römischen Ärzte. Unter dem Einfluss der

moslemischen Kultur im Heiligen Land fand auch die arabische Wissenschaft, wo im Gegensatz

zum christlichen Europa die antiken Lehren bewahrt und erweitert worden waren, vor allem

über den Einfluss der Pflegeorden Eingang in die europäische Medizin. Die Grundlage bildete die

Viersäftelehre (Blut, Schleim und gelbe sowie schwarze Galle).3

Gegen Ende des 13. Jahrhunderts geriet der Johanniterorden durch den Verlust seiner

Ländereien im Heiligen Land in eine wirtschaftliche Krise. Als Resultat begann in dieser Zeit, die

3 Galenus ordnete den vier Körperflüssigkeiten die Eigenschaften der vier Elemente zu: Feuer/Hitze, Luft/Kälte,

Wasser/Feuchtigkeit, Erde/Trockenheit. Eine Krankheit erklärte man sich als Verschiebung des Gleichgewichtes dieser vier Körperflüssigkeiten (Dyscrasia).

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Krankenpflegetätigkeit des Ordens abzunehmen.

Auf Rhodos begann dann wieder ein Aufschwung der medizinischen Tätigkeit.

Der Orden errichtete sofort ein neues Hospital nach den bewährten Grundsätzen, das bereits im

Jahre 1311 (nach anderen Quellen erfolgte die Grundsteinlegung im Jahre 1314) in einer

Urkunde genannt wird. Der Bau wurde unter Großmeister Roger de Pins (1335-1365) vollendet.

Zu Beginn des 15. Jahrhunderts wurde dieser Bau dann allerdings zu klein, da jetzt durch den

wieder zunehmenden Pilgerverkehr nach Jerusalem auch häufig erkrankte Pilger aufgenommen

werden mussten. Ein Neubau war dringend erforderlich.

Das große Krankenhaus war ein Hospital für Männer, Frauen und Kinder der Insel, Reisende

wurden in dem in der Stadt Rhodos gelegenen Hospiz St. Katharina aufgenommen.

Es wurde eine strenge Seuchenkontrolle durchgeführt, Einreisende wurden im Hafen genauestens

untersucht. Ab dem Jahre 1505 musste sogar jeder Ausländer, der Rhodos betreten wollte, einen

von eigens dafür eingesetzten Kommissaren bescheinigten Gesundheitspass vorweisen.

Das Malteser Kreuz Das Kreuz des Ordens besteht aus acht Spitzen. Diese acht Spitzen

symbolisieren nach heutiger Deutung die acht Seligpreisungen der

Bergpredigt Jesu im Neuen Testament der Bibel.

Eine weitere Deutung der acht Spitzen ist die Zuordnung zu den acht

"Zungen" des Malteserordens: Provence, Auvergne, Frankreich, Italien,

Aragon, England, Deutschland und Kastilien.

Die vier nach innen zeigenden Spitzen werden den vier

Kardinaltugenden zugeordnet:

Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit, Mäßigung.

Verwaltung und Struktur An der Spitze des Johanniterordens stand der Großmeister. Er war auf Lebenszeit Leiter des

Ordens. Gewählt wurde der Großmeister von den Vertretern der acht Zungen. Während der

Herrschaftszeit der Johanniter auf Rhodos wurden insgesamt 19 Großmeister gewählt, wobei

Frankreich am öftesten vertreten war. Um den Orden besser organisieren zu können, wurde er in

acht Zungen, d. h. Nationalitäten, unterteilt. Dazu zählten die Provence, Auvergne, Frankreich,

Italien, Deutschland, England, Aragonien und Kastilien. Die Oberhand behielt hier der

französische Raum, der drei Vertreter hatte.

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Abbildung 5: Die 19 Großmeister von Rhodos, die in der Zeit von 1309 bis 1522 herrschten Bildquelle: http://www.orderstjohn.org/osj/gmrhode.htm

Suchen Sie in Rhodos diese Wappen! Sie werden Sie überall finden!

Militärische Ränge, der Admiral war das höchste Amt, wurden von Vertretern der Zungen besetzt.

Da der Orden sich aus verschiedensten Nationen zusammensetzte, war die sprachliche und

politische Assimilation der Rhodesier unmöglich. Deshalb beschränkten sich die Johanniter auf

kirchliche Belange. So wurde Rhodos gezwungen, sich vom Patriarchat von Konstantinopel

loszulösen und sich dem Papst anzuschließen. Die Rhodesier waren zu Gehorsam und zur Leistung

von Abgaben und Diensten verpflichtet. Im Gegenzug erhielten sie Schutz und Fürsorge von

Seiten der Hospitaliter.

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Sightseeing Bei einem Spaziergang in der Altstadt von Rhodos - von der UNESCO zum Weltkulturerbe

erhoben - stößt man auf unzählige Hinterlassenschaften der Johanniter. Das Mittelalter wird

dabei zum vollen Erlebnis: Bauwerke des Ordens sind heute überall in der Altstadt

vorhanden. Die Italiener, von 1912 bis 1943 auf der Insel, haben viele Johanniter-Bauwerke

wieder aufgebaut. Zu den Sehenswürdigkeiten zählen der Großmeisterpalast, die mächtige

Stadtmauer, die Ritterstraße, das alte und neue Hospital und viele weitere Bauten.

Während der Herrschaftszeit von 1309 bis 1522 baute der Johanniterorden die Stadt massiv

aus. Hintergrund waren vor allem drohende Kämpfe mit den Türken. Aus den letzten 40

Jahren der Johanniter stammen fast alle großen Bauten, die heute noch erhalten sind.

Fleißiger Bauherr war der französische Großmeister Pierre d`Aubusson, der von 1476 bis

1503 herrschte.

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Der Stadtplan von Rhodos gibt Aufschluss über das Ausmaß der Altstadt. Sehenswürdigkeiten wie

der Großmeisterpalast, die Stadtmauer, die Ritterstraße mit den Herbergen der einzelnen

Zungen und das Hospital der Johanniter sind gekennzeichnet.

Der Großmeisterpalast Am höchsten Punkt der Altstadt

steht das Wahrzeichen der Stadt,

der Großmeisterpalast. Er war

Regierungssitz des Großmeisters,

des obersten Ritters des Johanniter-

ordens. Das gewaltige Ausmaß des

Palastes lässt auf die Macht der

Johanniter und Uneinnehmbarkeit

der Insel schließen. Der Ursprung

des Kastells liegt im 14. Jahr-

hundert. Abbildung 6: Die freistehende Treppe wurde von den Faschisten rekonstruiert

Abbildung 8: Der Grabenbereich um das Kastell kann durch einen Spaziergang erkundet werden

Die Türken, die die Johanniter auf

Rhodos ablösten, kümmerten sich

wenig um die ehemalige

Machtzentrale. Sie wurde zu einem

Gefängnis umgewandelt und die

interne Kirche in eine Moschee

umgebaut.

Abbildung 9: Der Innenhof mit zahlreichen Statuen nach Vorbild der Renaissance

1856 wurde das Kastell durch eine Explosion fast völlig zerstört.

Dabei flog ein verstecktes Schießpulverlager aus der Ritterzeit in die

Luft. Auch große Teile der mittelalterlichen Stadt wurden damals in

Mitleidenschaft gezogen.

Die heutige Form des Palastes geht auf die Zeit der Italiener auf

Rhodos zurück. Ende der 1930er-Jahre bauten sie den Palast nach alten Zeichnungen und mit viel

Phantasie wieder auf. Er sollte als Sommerresidenz für den italienischen König Viktor Emanuel

III. und Benito Mussolini dienen. Die Italiener statteten den Palast mit zahlreichen Kostbarkeiten

aus, u. a. mit wertvollen Mosaiken und einer Kopie der Laokoon-Gruppe.

Abbildung 7: Der wuchtige Haupteingang des Palastes

Das Kastell ist täglich von 8.00 bis 19.30 Uhr geöffnet. Der Eintritt für Erwachsene beträgt 6 €,

das ermäßigte Ticket ist für 3 € zu haben. Freien Eintritt haben u. a. unter 18-Jährige und

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Studenten aus EU-Ländern.

Die Stadtmauer Die mächtigen Stadtmauern von Rhodos beeindrucken sehr. Auf einer Länge von fast fünf km hat

man einen herrlichen Blick auf die Altstadt und auf den Hafen. Auch das Meer präsentiert sich

mit seiner wunderbaren Pracht.

Die Befestigungsanlage hat Rhodos lange vor

türkischen Einfällen geschützt. An den Mauern wurde

auch dementsprechend lange gearbeitet. Die

endgültige Stärke erhielt sie in der Zeit zwischen 1480

und 1522. An den breitesten Stellen weist die Mauer

eine Stärke von 12 m auf! So hielt man den modernen

Feuerwaffen der Türken stand. Für zusätzlichen Schutz

sorgte ein 25 m breiter Wallgraben. Zahlreiche Tore

sind in der gewaltigen Befestigungsanlage integriert.

Wappen der Großmeister, vor allem jenes von Pierre

d`Aubusson, schmücken heute noch die Mauern.

Abbildung 10: Die Stadtmauern beeindrucken durch ihre Breite und Höhe

Die Mauern können nur dienstags und samstags von

12.45 bis 15.00 Uhr unter Aufsicht eines Begleiters

begangen werden. Der Eintritt kostet 6 €. Es lohnt sich

aber auf alle Fälle. Einlass ist beim Großmeisterpalast,

Ende des Rundganges ist ebenfalls dort. Gegen 13.00

Uhr wird der Eingang allerdings wieder gesperrt,

Pünktlichkeit ist also angesagt! Im Garten hinter der

Mauer finden regelmäßig Ton- und Lichtshows statt. Sie

demonstrieren den Zuschauern, verstärkt durch

passende Geräusche und Beleuchtungen, den Kampf

zwischen den Türken und den Johannitern.

Abbildung 11: Das D'Amboise-Tor

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Abbildung 12: Die Stadtmauer war in acht Verteidigungsabschnitten unterteilt

Bildquelle: - Dauber Robert, Die Marine des Johanniter-Malteser-Ritter-Ordens. 500 Jahre Seekrieg zur

Verteidigung Europas, Graz 1989., S. 63.

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Die Ritterstraße

Die schnurgerade Ritterstraße war

zur Zeit der Johanniter die

Hauptstraße der Stadt. Vom Hafen

gelangt man auf die gepflasterte

Straße, die hoch zum

Großmeisterpalast führt. Man erlebt

dabei Mittelalter pur: links und

rechts befinden sich die Herbergen,

d. h. die Hauptsitze der acht

Zungen des Ordens. Die Ritter

empfingen in ihren Sitzen Besucher,

feierten Feste und aßen zusammen.

Das heute am besten erhaltene

Gebäude ist die 1492 errichtete

Herberge der Franzosen.

Die Türken haben an der

Ritterstraße nicht viel verändert.

Lediglich Erker wurden den Häusern

hinzugefügt. Diese wurden aber im

Laufe der Zeit wieder abgebrochen.

So präsentiert sich „Oddos Ippoton“

heute noch in der ursprünglichen

mittelalterlichen Pracht.

Abbildung 13: Der Übersichtsplan zeigt die Aufteilung der verschiedenen Herbergen der Zungen Bildquelle: Gallas, Klaus, Rhodos. Eine der sonnreichsten Inseln des Mittelmeeres - ihre Geschichte, Kultur und Landschaft, Köln2 1985.

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Die Ritterstraße ist rund um die Uhr zugänglich. Seit September 2007 ist die Besichtigung der

spanischen Herberge möglich!

Abbildung 15: Die spanische Herberge ist seit September 2007 zugänglich!

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Das neue Hospital - Archäologisches Museum

Direkt an der Ritterstraße befindet sich das neue Hospital

der Johanniter. Heute ist dort das Archäologische Museum

untergebracht. 1440 wurde laut der Inschrift oberhalb des

Einganges mit dem Bau begonnen. Erst 1485, vermutlich

aufgrund Geldmangels, wurde der Bau fertig gestellt. Das

Hospital war das medizinische Versorgungszentrum, der

große Krankensaal mit den Ausmaßen von 51 m Länge, 12 m

Breite und 7,5 m Höhe zeugt von großer Aufnahmekraft von

Kranken und Pflegebedürftigen. In der damaligen Zeit war

das Hospital eines der modernsten überhaupt. Von überall

her kamen Kaufleute und Reisende, um sich versorgen zu

lassen.

Im heutigen Museum können zahlreiche wertvolle Exponate

besichtigt werden. Dazu zählen mehrere römische

Grabsteine sowie die Statuen die „kauernde Aphrodite“

(um 100 v. Chr.) und die „große Aphrodite“ aus hellenistischer Zeit.

Abbildung 16: Der Eingang des Archäologischen Museums

Während der Hauptsaison ist das Archäologische

Museum von 8.30 bis 16.30 Uhr geöffnet. In der

Nebensaison kann man das Museum bis 14.30 Uhr

besichtigen. Montags ist Ruhetag.

Für das Ticket muss man 3 € berappen.

Das alte Hospital - Museum für dekorative Kunst 120 Jahre lang, vor Fertigstellung des neuen Hospitals,

wurden Kranke und Bedürftige in einem kleinen Gebäude

versorgt. Heute ist dort das Museum für dekorative Kunst

untergebracht. Gegenstände der Volkskunst wie

Trachten, Keramik, Truhen, und Stickereien seit dem 16.

Jahrhundert werden dem Besucher gezeigt.

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Abbildung 17: Der Innenhof mit zahlreichen Kanonenkugeln

Abbildung 18: Das alte Hospital mit dem Brunnenplatz

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Neben diesen vorgestellten Sehenswürdigkeiten gibt es natürlich etliche weitere. Einige sollen

noch genannt werden:

- Der Gerichtshof des Ordens

- Der Admiralspalast

- Das St. Katharina-Hospital (Seit 2007 zugänglich!)

- Die Festung von Lindos

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Fühlen Sie sich zurückversetzt in jene Zeit, machen Sie mit uns eine

Zeitreise! Folgen Sie den Aufzeichnungen des Architekten Gabriele Tadino und fühlen Sie sich in den

schmerzhaften Abschied von Rhodos hinein:

„Wir verließen die Insel am Abend des Neujahrtages des Jahres 1523, als die Ebbe einsetzte und

gleichzeitig mit dem Mondaufgang ein Wind aufkam, der unsere Segel füllte. […] Wir konnten

uns in keiner Weise über die Sieger beklagen; der Sultan hatte offenbar den Befehl gegeben,

uns in allem behilflich zu sein. […] Als die große Glocke von St. Johann zu läuten anhub und wir

alle wußten, daß wir sie nie mehr hören würden - erst da war es uns, als wenn wir unser

Schicksal zu begreifen anfingen.“

Aus Ellert Gerhardt, Die Johanniter. Es begann in Jerusalem, München 1999, S. 346.

Gabriele Tadino berichtet auch vom großen Sturm der Türken 1522 auf die Stadt:

„Im Juni wurde die türkische Flotte von Mont St. Etienne aus gesichtet und alte Leute, die sich

der Belagerung vor vierzig Jahren entsannen, behaupteten, dass die Flotte diesmal doppelt so

groß sei. Spione berichteten, daß Sultan Soliman, um ganz sicher zu gehen, zweimal

hunderttausend Mann eingeschifft habe. Zweihunderttausend Mann gegen sechshundertfünfzig

Ritter und einige tausend Mann Hilfstruppen! So hoch also schätzte uns der Sultan ein? Wir

konnten stolz sein.“

Aus Ellert Gerhardt, Die Johanniter. Es begann in Jerusalem, München 1999, S. 323.

Fulko de Villaret gibt Einblick in den Aufschwung, den die Johanniter auf Rhodos

brachten:

„In den vier Jahren, seit die Ritter auf Rhodos gelandet waren, hatte sich zwar insoferne nichts geändert,

als die Stadt noch immer einem einzigen Bauplatz glich. Jedoch: um das Borgo schloß sich bereits der

Halbkreis einer neuen Mauer; das Hospital, zur Hälfte fertig, beherbergte die ersten Kranken. Am Hafen

erhoben sich die Mauern eines gewaltigen Rundturms vom Meeresgrund schon bis über die Höhe der

Brandungswellen. ‚Was sagt die Bevölkerung zu alledem?’ fragte Lèonard. Pagnac lachte trocken und

böse. ‚Die Bevölkerung hat den Vorteil davon. Sie hat Arbeit und steckt das Geld ein, das wir

verschwenden. Es sind ja nicht die Befestigungen allein: neue Weingärten gibt es, Gemüseanlagen,

Straßen -. Und gäbe es das alles nicht, so ritte der Villaret auf seinem Schimmelhengst durch die Stadt

und streute Geld unter die Menge, wie er`s tatsächlich einmal, am Johannistag, getan hat. Und ihr fragt,

ob die Bevölkerung uns liebt?’“

Aus Ellert Gerhardt, Die Johanniter. Es begann in Jerusalem, München 1999, S. 178.

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Page 19: Rhodos erleben im Zeichen der Ritter - Universität … · Die von den Osmanen geforderte ... andere Johanniter-Bauwerke von den Italienern im 20. Jahrhundert wieder aufgebaut wurden,

Wollen Sie mehr über Rhodos unter den Johannitern erfahren?

Literaturtipps

Barber Malcolm (Hrsg.), The military orders. Fighting for the Faith and Caring for the Sick,

Brookfield 1994.

Dauber Robert, Die Marine des Johanniter-Malteser-Ritter-Ordens. 500 Jahre Seekrieg zur

Verteidigung Europas, Graz 1989.

Ellert Gerhardt, Die Johanniter. Es begann in Jerusalem, München 1999.

Gallas, Klaus, Rhodos. Eine der sonnreichsten Inseln des Mittelmeeres - ihre Geschichte, Kultur

und Landschaft, Köln2 1985.

Lutrell Anthony, The Hospitallers in Cyprus, Rhodos, Greece and the West, 1291-1440, Aldershot

19973.

Novoa Portela Feliciano/de Ayala Martinez Carlos (Hrgs.), Ritterorden im Mittelalter,

Barcelona/Madrid/Mexico 2005. (NEU!)

Riley-Smith Jonathan, Hospittalers. The History of the Order of St John, London 1999.

Sarnowsky, Jürgen, Macht und Herrschaft im Johanniterorden des 15. Jahrhunderts. Verfassung

und Verwaltung der Johanniter auf Rhodos (1421 - 1522), in: Melville, Gerg (Hrsg.), Vita regularis,

Ordnungen und Deutungen religiosen Lebens im Mittelalter, Band 14, Münster 2001.

Internettipps

Hospitaller Gateway: http://www.rrz.uni-hamburg.de/hospitallers

Hospitäler und Heilmethoden der Johanniter: http://www.brand^enburg1260.de/hospital1.html

Reise in die Kultur der Antike: http://www.antikreisen.de

Burgen - Festungen - Stadtmauern: http://www.burgenwelt.de

Die Sonneninsel Griechenlands - Tipps von A bis Z: http://www.rhodos-info.de

Rhodos Journal: http://www.rhodos-journal.de

Die virtuelle Inseltour rund um die griechische Sonneninsel: http://www.rhodos-tour.de

Rhodos Travel Revue, Infoseite rund um die Sonneninsel: http://www.rhodos-travel.com

Urlaub auf Rhodos: http://www.rhodos-welten.de

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