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Spessartin, gefunden in Haibach Die Steilwand des Steinbruchs Wendel- berg Die Skulptur »Geschwisterpaar« von Ingrid Hornef setzt die Geschichte(n) um die Ketzelburg künstlerisch um. Sie steht am Beginn des Kulturweges. Die »Drei Kreuze« zwischen den Stationen 3 und 4 erinnern an die Legende des »Rit- ters von Heydebach«. Die Überreste der hochmittelalterlichen Ketzelburg und die frühneuzeitliche Brunnen- stube am Wendelberg belegen die Einflüsse des nahen mainzischen Aschaffenburg. Wäh- rend sich Ritter und Fürst in Haibach nahmen, was sie brauchten, blieb für die Haibacher die harte Arbeit im Steinbruch, als Maurer in der Ferne oder im Wald als »Wellekipper«. Die archäologischen Unter- suchungen auf der Ketzel- burg waren nur möglich auf- grund des außerordentlichen persönlichen Engagements vieler Helfer. Haibacher Maurer auf Montage beim Eisenbahnbau im Jahr 1913 Die »Hawischer Wellekipper« in einem Holzschnitt von Alois Bergmann-Franken (1954) Einen hervorragenden Eindruck vom ursprünglichen Aussehen der Ketzelburg vermittelt die Gegenüberstellung der erhalte- nen Reste der Anlage mit Re- konstruktionszeichnungen. Vor mehr als 800 Jahren stand auf dem damals unbewaldeten Burgberg eine weitgehend aus Holz errichtete Burg. Lange war von der Anlage nur noch der tiefe Ringgraben mit seinem vorgelagerten Wall sichtbar. Das Ensemble der Brunnenstube ist der zweite archäologische Höhe- punkt in Haibach. Tonrohre und ein Absetz- becken aus Buntsand- stein können neben der Brunnenstube besichtigt werden. Schulen und Universitäten nutzen die Blickpunkt- Tafeln für Ausflüge und Exkursionen. Das Hohe Kreuz stand einst an einem Aussichts- punkt, der heute zugewachsen ist. Die Ketzelburg ist heute für die Haibacher ein identitätsstif- tender Treff- punkt und für Besucher ein Ausflugsziel. R ITTER ,F ÜRST &W ELLEKIPPER H AIBACH 3 2 5 Der »Schlüssel von der Ketzelburg« zeigt das bereits sehr früh erwachende Interesse für Geschichte in Haibach. Im Jahre 1840 wurde der Schlüssel angeblich am Ringwall ge- funden und sogleich als ein Beleg für die Existenz der Burg des »Ritters von Heydebach« angesehen. Bei Untersuchun- gen im Rahmen der Erforschung der Ketzelburg stellte sich heraus, dass die Korrosionsspuren auf dem Metall nicht auf jahrhundertelanges Liegen im Boden zurückgingen. Viel- mehr sind sie Ergebnis eines mühevoll durchgeführten künstlichen Alterungsprozesses. Ein Fälscher hatte mit einem Stichel mühe- und liebevoll Hunderte von kleinen Löchern in den Schlüssel gepunzt. D IE K ETZELBURG Historische und archäologische Forschungen ließen aus den Legenden der Vergangenheit ein realisti- sches Bild der Ketzelburg entstehen. Umrunden Sie die hochmittelalterliche Anlage auf dem durchge- hend erhaltenen Ringwall, in dessen Mitte auf dem Plateau einst ein mit Holzpalisaden geschützter Turm mit Steinfundament und Fachwerk stand. Die Tafeln »Blickpunkte« zeigen Rekonstruktionen von Burg und Umfeld im Mittelalter. 4 1 2 Weglänge 3 km P P 5 Der stillgelegte Steinbruch wurde zum Refugium für geschützte Pflanzen und Tiere. Der hier ge- brochene »Haibacher Blaue« ist im Ort an vielen Gebäuden wiederzuerkennen. Darüber hinaus wurde hier das Mineral »Spessartin« gefunden. Es handelt sich dabei um eine Spielart des Halbedel- steins »Granat«. D ER EHEMALIGE S TEINBRUCH W ENDELBERG Oberhalb des Parkplatzes am Friedhof steht auf einem Felsen das »Hohe Kreuz«, das 1844 errichtet wurde. Nicht weit davon liegen am Kulturweg zwei spannende Freizeitareale: Der Wildpark und der Klet- tergarten. Auf der Info-Tafel wird das Drama der Le- gende um den Ritter »von Heydebach« und den Riva- linnen um seine Gunst erzählt. A M H OHEN K REUZ 3 Mit der Freilegung und Renovierung der in der Re- gierungszeit Kardinal Albrecht von Brandenburgs errichteten Brunnenstube verfügt Haibach über eines der bedeutendsten Technikdenkmäler der Re- gion. Die hier beginnende Wasserleitung versorgte das Schloss in Aschaffenburg mit Wasser. D IE KURFÜRSTLICHE B RUNNEN - STUBE VON 1525 4 Von der Brunnenstube reicht der Blick bis an das Ende der Wasser- leitung im Schloss Johannisburg. N Provisorische Holzpalisaden markieren den Turm- umfang der Ketzelburg. S TART Unterhalb der Ketzelburg beginnt der Kulturweg (ca. 3 km), der vom Rand der Haibacher Schweiz zum Wildpark, dem Hohen Kreuz über die kurfürst- liche Brunnenstube bis an den ehemaligen Stein- bruch Wendelberg mit dem Ausflugslokal »Wendel- berghaus« führt. An jeder Station finden Sie eine große Infotafel. Folgen Sie dem Rundweg mit der Markierung des gelben EU-Schiffchens auf blauem Grund. 1

RITTER,FÜRST &WELLEKIPPER€¦ · Die »Drei Kreuze« zwischen den Stationen 3 und 4 erinnern an die Legende des »Rit-ters von Heydebach«. Die Überreste der hochmittelalterlichen

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  • Spessartin, gefunden in Haibach

    Die Steilwand desSteinbruchs Wendel-berg

    Die Skulptur »Geschwisterpaar« von Ingrid Hornef setzt die Geschichte(n) umdie Ketzelburg künstlerisch um. Sie stehtam Beginn des Kulturweges.

    Die »Drei Kreuze« zwischen den Stationen3 und 4 erinnern an die Legende des »Rit-ters von Heydebach«.

    Die Überreste der hochmittelalterlichen Ketzelburg und die frühneuzeitliche Brunnen-

    stube am Wendelberg belegen die Einflüsse des nahen mainzischen Aschaffenburg. Wäh-

    rend sich Ritter und Fürst in Haibach nahmen, was sie brauchten, blieb für die Haibacher

    die harte Arbeit im Steinbruch, als Maurer in der Ferne oder im Wald als »Wellekipper«.

    Die archäologischen Unter-suchungen auf der Ketzel-burg waren nur möglich auf-grund des außerordentlichenpersönlichen Engagementsvieler Helfer.

    Haibacher Maurer auf Montage beim Eisenbahnbau im Jahr 1913

    Die »Hawischer Wellekipper«in einem Holzschnitt von AloisBergmann-Franken (1954)

    Einen hervorragenden Eindruckvom ursprünglichen Aussehender Ketzelburg vermittelt dieGegenüberstellung der erhalte-nen Reste der Anlage mit Re-konstruktionszeichnungen. Vormehr als 800 Jahren stand aufdem damals unbewaldetenBurgberg eine weitgehend ausHolz errichtete Burg. Lange warvon der Anlage nur noch dertiefe Ringgraben mit seinemvorgelagerten Wall sichtbar. Das Ensemble der Brunnenstube ist der zweite archäologische Höhe-

    punkt in Haibach.

    Tonrohre und ein Absetz-becken aus Buntsand-stein können neben derBrunnenstube besichtigtwerden.

    Schulen und Universitätennutzen die Blickpunkt-Tafeln für Ausflüge und Exkursionen.

    Das Hohe Kreuzstand einst aneinem Aussichts-punkt, der heutezugewachsen ist.

    Die Ketzelburgist heute für dieHaibacher einidentitätsstif-tender Treff-punkt und fürBesucher einAusflugsziel.

    R I T T E R , F Ü R S T & W E L L E K I P P E R

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    Der »Schlüssel von der Ketzelburg« zeigt das bereits sehrfrüh erwachende Interesse für Geschichte in Haibach. ImJahre 1840 wurde der Schlüssel angeblich am Ringwall ge-funden und sogleich als ein Beleg für die Existenz der Burgdes »Ritters von Heydebach« angesehen. Bei Untersuchun-gen im Rahmen der Erforschung der Ketzelburg stellte sichheraus, dass die Korrosionsspuren auf dem Metall nicht aufjahrhundertelanges Liegen im Boden zurückgingen. Viel-mehr sind sie Ergebnis eines mühevoll durchgeführtenkünstlichen Alterungsprozesses. Ein Fälscher hatte miteinem Stichel mühe- und liebevoll Hunderte von kleinenLöchern in den Schlüssel gepunzt.

    D I E K E T Z E L B U R G

    Historische und archäologische Forschungen ließenaus den Legenden der Vergangenheit ein realisti-sches Bild der Ketzelburg entstehen. Umrunden Siedie hochmittelalterliche Anlage auf dem durchge-hend erhaltenen Ringwall, in dessen Mitte auf demPlateau einst ein mit Holzpalisaden geschützter Turmmit Steinfundament und Fachwerk stand. Die Tafeln»Blickpunkte« zeigen Rekonstruktionen von Burgund Umfeld im Mittelalter.

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    Der stillgelegte Steinbruch wurde zum Refugiumfür geschützte Pflanzen und Tiere. Der hier ge-brochene »Haibacher Blaue« ist im Ort an vielenGebäuden wiederzuerkennen. Darüber hinauswurde hier das Mineral »Spessartin« gefunden. Eshandelt sich dabei um eine Spielart des Halbedel-steins »Granat«.

    D E R E H E M A L I G E S T E I N B R U C HW E N D E L B E R G

    Oberhalb des Parkplatzes am Friedhof steht aufeinem Felsen das »Hohe Kreuz«, das 1844 errichtetwurde. Nicht weit davon liegen am Kulturweg zweispannende Freizeitareale: Der Wildpark und der Klet-tergarten. Auf der Info-Tafel wird das Drama der Le-gende um den Ritter »von Heydebach« und den Riva-linnen um seine Gunst erzählt.

    A M H O H E N K R E U Z

    3 Mit der Freilegung und Renovierung der in der Re-gierungszeit Kardinal Albrecht von Brandenburgserrichteten Brunnenstube verfügt Haibach übereines der bedeutendsten Technikdenkmäler der Re-gion. Die hier beginnende Wasserleitung versorgtedas Schloss in Aschaffenburg mit Wasser.

    D I E K U R F Ü R S T L I C H E B R U N N E N -S T U B E V O N 1 5 2 5

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    Von der Brunnenstube reicht der Blick bis an das Ende der Wasser-leitung im Schloss Johannisburg.

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    ProvisorischeHolzpalisadenmarkierenden Turm-umfang derKetzelburg.

    S T A R TUnterhalb der Ketzelburg beginnt der Kulturweg(ca. 3 km), der vom Rand der Haibacher Schweizzum Wildpark, dem Hohen Kreuz über die kurfürst-liche Brunnenstube bis an den ehemaligen Stein-bruch Wendelberg mit dem Ausflugslokal »Wendel-berghaus« führt. An jeder Station finden Sie einegroße Infotafel.

    Folgen Sie dem Rundweg mit derMarkierung des gelben EU-Schiffchensauf blauem Grund.

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