Robert Und Frau Meyer

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  • 8/19/2019 Robert Und Frau Meyer

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    Für Ann e Mayr meine Nachbarín Jahreund

    Noel von nebenan 8 Jahre

    September 2012Allitera Verlag

    Ein Verlag der Buch&media GmbH, München© 2012 Buch&media GmbH, München

    Umschlaggestaltung: Joachim M. Huber und Birte MüllerPrinted in Germany . ISBN 978-3-86906-462-8

    nhalt

    Mausi·7Kapitel1

    Gro Bes Geheimnis in Roberts Tasche . 13Kapite12

    Frau Meyers Geheimnis . 19Kapite13

    Schreiten und hüpfen . 25

    Kapite14

    Werden Elefanten so steinalt wie du, Frau Meyer? . 31Kapitel5

    Frau Meyer, wohnen in deinem Haus Gespenster? . 37

    Kapite16

    Frau Meyer, hast du Freundinnen? . 45Kapitel7

    Schmusekiitzchen . 51

    Kapitel8

    Rübchentreppen und schwitzendes MehI . 57

    Kapitel9

    Frau Meyer, wo ist denn dein He rr Meyer? ·63KapitellO

    WeiBe Handschuhe und ein Grammophon . 71Kapitell1

    WeiBe Gedanken-Wolken-Bilder' 79Letztes Kapítel

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    ausi

    Kapitell

    rau Meyer wohnt in einem riesigen, uralten Haus aus min-destens einer Million dunkelroter Backsteine. Wenn Robert

    die Spitze vom hohen Dach des Hauses sehen will, legt er sichin ihrem Garten ins Gras, neben den Apfelbaum. Dann guckter weit nach oben, dorthin, wo die dunkelgrauen Dachziegel am

    kratzen. Frau Meyer ist seine liebste Freundin und fastso ah wie das Haus. Das hat sie Robert erzahlt. Bei seiner Freundin darf er fast immer klingeln, nur nicht in der Mittagszeit. Dasist aber genau dann, wenn er aus der Schule kommt und RobertFrau Meyer eigentlich erúihlen mochte, was er erlebt h to Mamahat nicht immer Zeit für Roberts Schulgeschichten, weil sienachmittags manchmal arbeitet. Frau Meyer hat viel Zeit, aber

    ruht sich nach dem Essen aus. Also mu ss er warten. Das fallt Robert gar nicht leicht. Heute aber muss Robert in der Mittagszeitklíngeln. Unbedingt. Seine Mama hat ihm vorhin erúihlt, dassFrau Meyer mit einem ziemlich groBen, wuscheligen Hund inder StraBe spazieren ging.

    Stimmt das, Mama? Frau Meyer und ein Wuschelhund?/IRobert ist plotzlich furchtbar aufgeregt. Ehe Mama ihm eine

    Antwort geben kann, rennt er los. "Tschüss Mama, bis spaterEin Hund Ein echter Hund Roberts allergroBter WunschNicht so ein langweíliges Kuscheltier aus Stoff und Sagemehl.

    Nicht so klein wie se in Hamster Karl-Otto, den er leider nichtan der Leine spazieren führen darf. Also klingelt er Sturm beiFrau Meyer. Ein Hund bellt. er Hund stimmt , was Mamasagte. Hinter der Haustür hort er ein Schnüffelgerausch. Das istbestimmt der Wuschelhund. Frau Meyer macht auch Gediusche.Aber andere. Manchmal stohnt sie, weil ihr der Rücken weh tut.Oder die FüBe, wenn sie zu viel gestanden hat oder lange spa

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    zieren war. Oder sie keucht ein bisschen, wenn sie vide hoheTreppenstufen gestiegen ist. Oh, das dauert heute aber lange, bissie die Tür aufmacht. Hat Frau Meyer ihn nicht gehort? Robertbückt sich, offnet Iangsam und vorsichtig die Klappe vom Brief-kasten in der Haustür. Vnd was sieht er? Zwei graBe Nasenlo-cher, feucht und pechschwarz, die sich blitzschnell hin und herbewegen. Vi! Schnell macht er den Schlitz zu und kIingelt nochein Mal. Kurz. Denn wer weiJS, was der Hund macht, wenn dieTür geoffnet wird. Schon geht die Tür auf, und die kleine FrauMeyer steht da, neben einem Hund, der fast so graB ist wie sieselber.

    "Hallo, der Robert! , sagt Frau Meyer frohlich und nimmtihn in die Arme. "Guck mal, Mausi, wer da ist. Mein Nachbar-junge und aHerbester Freund." Mausi Mausi wedelt begeistertmit dem Schwanz, fast so Iang wie ein Riesenschlange. Aus demdicken Fell am Kopf klappt er wie Antennen zwei Ohren raus. ErschnüffeJt begeistert an Robert herum.

    "Na, gefi:iIlt dir Mausi?" Was solI Robert dazu sagen? Zu einemHund, der fast so graB ist wie ein Pony und ausí heiBt? Aufjeden FaII scheint das da vor ihm freundlich zu sein.

    "Mausi?", fragt Robert.

    "Jaja. Ich weiR Mausi. AIs er geboren wurde, hat man ihn sogenannt, weil Mausi das kleinste von acht Hundekindern war.Dass er so wachsen würde ... Tja. Chestermausi ist eigentlich einHütehund und kann richtig gut auf Schafe aufpassen."

    "Frau Meyer, wa rum hast du jetzt einen Hund? Wohnt der fürimmer bei dir?"

    "Chestermausi ist mein Gast. Seine Familie ist verreist und ichpasse auf ihn auf. Willst du ihn mal streicheln?"

    "BeiBt er mich nicht?/I

    "Mausi tut nicht mal e iner Fliege etwas. Hütehunde mogen Kin-der und alte Madchen, so wie ich es bin. Hihi .. . ", kichert FrauMeyer.

    Robert traut sich und stupst den gefi:ihrlichen Hund vorsichtigano Der wedelt nur mit dem Schwanz. Dann traut Robert sichnoch mehr und krault Mausi hin ter dem linken Ohr.

    "Frau Meyer, wann gehst du mit i hm spazieren?""Gleich. Soll ich ja. Aber leider kann ich nicht so schnelllaufen,

    wie der graBe Mausi das eigentlich braucht. will rennen und

    roben. Das kann Frau Meyer nicht mehr."Da fi:illt Robert etwas ein. Erstens hat er inzwischen sowieso

    keine Angs t meh r vor groBen Hunden. Zweitens kann er robenund rennen und muss nicht stohnen, weil ihm die Fü e oder derRücken wehtun.

    "WeiBt du was, Frau Meyer, wir gehen in den Park. Du setztdich auf eine Bank und ich renne ein bisschen mit Mausi."

    Robert findet seinen Vorschlag richtig toll und schielt vorsich-tig zu Frau Meyer. Sein Herz klopft schnell und bestimmt ziem-lich laut. Vor Spannung. Hoffentlich sagt Frau Meyer ja

    "Aber du kennst Mausi doch gar nicht ... " Frau Meyer denk ttief nacho Zu den vielen Falten kommen noch welche hinzu. "Ergehorcht allerdings gut. Mausi war ni:imlich in der Hundeschu-le."

    Robert muss lachen. Er sieht Mausi vor sich: In einer Schul-bank mit Heft und Tintenschreiber in den dicken pfoten.

    "Mausi hat gelernt anzuhalten, sich hinzusetzen, sich auf denBauch oder den Rücken zu legen. BaIle und Stocke zurückzu-bringen. Man muss es ihm nur deutlich sagen. Wir üben das malim Garten."

    Chester trottet artig mit zum Apfelbaum."Sitz, Platz, hinlegen, aufstehen!" Mausi gehorcht wirklich

    aufs Wort."Na dann", meint Frau Meyer, "dann wollen wir mal."

    1m Park suchen sie eine schone Bank für Frau Meyer und eineschone Hundewiese für Mausi. Der hopst und springt und tobt

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    und rennt und hoh Stocke. Chestermausi bringt seinen rotenGummiball zurück und freut sich, zusammen mit Robert undFrau Meyer. PlOtzlich kommt eine Frau um dieEcke mit einemMinihund,nur ein bisschen groBer als Roberts Hamster Karl-Otto. "Frau Meyer, guck mal. Den da sollte man doch Mausinennen. Passt gut, oder?", fragt Robert. "Ein Chihuahua f' Frau

    MeyerweiB sogar die Rasse. Chestermausi rennt begeistert aufden winzigen Hund zu, der zitternd neben seinem schlotterndenFrauchen steht. Weil das Hündchen so bibbert, klingelt dasGlockchen an seinem Halsband muntermito

    Nimm das Monster da weg ", kreischt die Frau mit hoherStimme, "sonst frisst dieses Ungetüm noch mein Mauschen ..."Wahnsinn, noch ein Mauschenhund ... Heute ist hier im ParkMausehundetreffen Mausi leckt das Mauschen frohlich mit seÍ-ner groBen Schlabberzunge, raufund runter. Überall. Das Glock-chen bimmelt weíter. "Platz", sagt Robert und fühlt sich richtíg

    stark undgrolS, auch, weil Mausiihm gehorcht. Gerade holt dieflatternde Frau tief Luft und will wieder anfangenzu kreischen,als Mauschen sichan Mausi schmiegt, zwischen seinen dickenPfoten. Die rosa Zwergenzunge leckt dem Riesenhund über diepechschwarze Knopfnase. Beide schlieBen vor Glück die Augen,seufzen tiefund kuscheln sich gemütlich aneinander.

    "Siehst du", sagt Robert. "Dertut doch gar nichts. Und deinHund hat überhaupt keine Angst vor Mausi./I

    "Mausi?", fragt die Frau. "Dann liegenda zwei Miiuse?"Jipp./I Robert grinstund meint: "Da auf der Bank sitzt mei-

    ne Freundin Frau Meyer. Sie hat immer etwas Leckeres in ihrerTasche, nichtnur für Miiusehunde 1

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    Gra es Geheimnis in Raberts Tasche

    Kapitel

    eute klingelt Robert nicht so lange wie sonst, sondern nur

    ganz kurz. "Dring!"

    arum klingelt Robert heute nur so kurz? Sonst halt er denFinger doeh so lange auf dem Knopf, bis Frau Meyer offnet. Oderer klingelt ofter, weil Frau Meyer nieht mehr so gut hort.

    Heute hat Robert es sehr eilig. Zum Glüek wird die Tür ziem

    lieh bald geoffnet."Hallo, der Robert! , sagt Frau Meyer. Sie strahlt und nimmt

    ihn in die Arme. "Was hast du denn heute dabei?"Neben Robers Füf5en steht eine knallrote Tasehe. fine ziem

    lieh grof5e Tasehe sogar. Sie ist rund und dick und knubbelig.Aus einer kleinen Lüeke im Reif5verschluss schaut der Kopf von

    Pu, Roberts Bar, heraus, daneben hangen Zipfel von Robertsbunte n Lieblings-Ringelsoeken.

    "Nanu? i Frau Meyer zieht die Augenbrauen naeh oben. Robertsieht naeh unten, auf die Spitzen seiner abgewetzten Turnsehuhe,und scharrt verlegen mit den Füf5en.

    "Komm rein, Robert. Dein Bar Pu mag bestimmt lieber aufdem Sofa sitzen und nieht im Reif5versehluss eingeklemmt sein,

    oder?""Stimmt", sagt Robert.1m Wohnzimmer offnet er seine rote Knubbeltasche um

    hochstens einen oder zwei Zentimeter und setzt Pu aufs Sofa.Pu lehnt gemütlich an den bunten Hakelkissen von Frau Meyer.Die Lieblings-Ringelsocken stopft Robert zurüek in seine Tasche.Und sehwupp, zieht er den Reif5versehluss blitzsehnell zu.

    ,,1st da ein Geheimnis in deiner Tasche?", mochte Frau Meyer

    wissen. Roben nickt."Mochtest du mir von deinem Geheimnis erzahlen?"

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    Nein , antwortet Robert. Es ist ein ganz gro.fSes Geheimnisund das kann ich nicht verraten./I

    Auch nicht deiner Freundin Frau Meyer? 1Roben denkt nacho Vielleicht, wei.fS noch nicht.Frau Meyer setzt sich mit Robert an den runden Tisch.Mochtest du Domino oder Memory mit mir spielen? 'Oder

    Beber Mensch iirgere Dich nichO

    Memory Natur , murmelt Robert. Bei dem Spiel gewinnter immer, wenn er mit Frau Meyer spielt. Ab und zu schum-melt Robert ein bisschen und lasst Frau Meyer gewinnen. FrauMeyer soll namlich nicht traurig werden, wenn sie zu oft ver-Hen.

    Legst du heute die Kanchen aus?

    Robert nickt wieder und verteilt die vielen Kartchen auf derrunden, blau-wei.fS karierten Tischdecke. Nur nicht so schnellwie sonst.

    Hast du Kummer, Robert?

    Gar nicht. Du darfst anfangen, Frau Meyer. Sonst mochteRobert immer das erste Kartchen umdrehen.

    Gut , sagt Frau Meyer. Dann fange ich heute mal an.Nach einer Weíle hat Robert ohne zu schummeln haushoch

    vedoren.

    Ich mache uns mal eine leckere, hei.fSe Schokolade mit Milch-schaum./I Frau Meyer geht in die Küche und Robert hort, wiesie den Topf mit Milch auf die Kochplatte stellt, Becher unddie Blechdose mit dem Kakaopulver aus dem RegaI nimmt. Er

    weiB genau, wie sie die leckere Schokoladenmilch zubereitet:zwei gehaufte Teeloffel Kakaopulver, einen Schuss Sahne, zweigehaufte Teeloffel Zucker. ABes wird gründlich verrührt unddann mit hei.fSer schaumiger Milch aufgegoss en . Roben liebtFrau Meyers Schokomilch. Au.fSerdem bringt sie auf dem Tablettmit den dampfenden Bechern immer die gro.fSe Keksdose mit.

    uf dem Deckel ist ein Foto von hohen, beschneiten Bergen.

    Die hat Frau Meyer vor bestimmt fast hundert Jahren aus derSchweiz mitgebracht, als sie noch in Wanderschuhen bis auf dieBergspitzen mit dem dicken Schnee klettern konnte. Die Doseist nie leer. Frau Meyer backt mindestens fast jeden Tag frische,superleckere Kekse. Mit Mandeln und Haferflocken, mit Scho-kostückchen und Kokosraspeln und mit kun terbunt en Streuseln.

    Du, Pu, was soll ich Frau Meyer nun sagen? Robert hat sichzu Pu aufs Sofa gesetzt, nimmt ihn hoch und drückt ihn an sich.

    Meinst du wir dürfen heute Nacht bleiben?/I Er glaubt, dass Pu jgesagt hat, als Frau Meyer mit dem Tablett durch die Tür kommt.

    Du, Frau Meyer/l, traut er sich endlich zu fragen und pustetin den hei.fSen Milchschaum. Konnen Pu und ich bis morgen bei

    bleiben?Oh , sagt Frau Meyer, das triff t sich gut, denn mein Damen-

    abend fallt aus. Frau Meyer spielt jede Woche mit drei anderenDamen Bridge. Das ist ein ziemlich schwieriges Kartenspiel.

    Und was sagen deine Mama und dein Papa dazu?/IDie wissen das noch nicht./IOh. Dann sollten wir sie vorher fragen. Warum mochtest du

    bei mir bleiben?Weil es heute ein ganz schreckliches Essen gibt mit irgend-

    welchen Dingern, die ich gar nicht mag und Mama und Papadanach weggehen und sie so einen doofen Babysitter bestellthaben, der auf mich aufpassen soll.

    Aha, und deshalb sind Pu und du heute ausgezogen?Bitte, bitte, dürfen wir bei dir bleiben?

    Als Frau Meyer mit Roberts Mama und Papa am Telefongesprochen hat, darf er mit Pu bleiben. Erst knuddelt Robertseufzend vor Glück Pu, dann knuddelt er Frau Meyer.

    Hast du denn aBes mit, was du so brauchst fü r Pu und dich?Na klar. Robert hal t sich die Tasche vor dem Bauch.WoBen wir mal nachsehen, ob du nichts vergessen hast? ,

    fragt Frau Meyer.

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    ~ ; ~ H a b eich aber nicht./I Robert stellt die Tasehe neben sieh aufem Teppieh boFrau Meyer und er spielen noeh malemory und jetzt

    gewinnt Robert. Dann setzen sie sieh zu drí tt mi t dera s e h ~aufdas Sofa und Frau Meyer liest Pu und Robert aus einem 'diekenMarehenbueh chneewittchen und die sieben Zwerge vor. Dasmag Robert am liebsten. IIKannst du das bitte noeh mal vorlesen?/I, fragt er, naehdem Sehneewittehen vom sehonen Prinzenwaehgeküsst wird.

    "Robert, vorher bereiten wir dein Kusehelbett vor. Dein Bardarf sieh hínlegen, weil er vielleícht sehon müde ist. Wenn du inder Badewanneim warmen Wasser liegen moehtest, lese ích dirzum zweiten Mal Sehneewittchen vor, abgemaeht?"

    Robert muss wieder seufzen, ganz tief."Du darfst aber über meingroíSes Geheimnís nicht laehen,

    Frau Meyer.""Warum sollte ieh denn laehen?""Naja", stammelt Robert und zieht ziemlích langsam am

    ReiíSverschluss. "Da ist etwas in meiner Taschedrino Naja, iehgehe doch schon in die erste Klasse, und naja, eigentlieh ist dasmehr so für Babys gedaeht."Er wühlt in der Tasehe undzerrtden Schlafanzug und die Lieblings-Ringelsocken raus und noehvieles mehr.

    "Augen zu, Frau Meyer! Dann er legt sein Geheimnisuf denTisch und deekt es mit beiden HandenzU.

    ,,Jetzt darfst du gueken, aber eeht nícht laehen, versproehen?"

    ,,versproehen." Frau Meyer maeht die Augen auf. Robertnimmt die Hande weg und auf dem blau-weiíSen Tischtuehsehwimmt ein sonnengelbes Entehen, sein Quietsehe-Entehen.

    "Oh, Robert", juehzt Frau Meyer, "komm mal mit."Sie nimmt ihn an die Hand und geht mit ihm ins Badezimmer.

    Robert hat sein Entehen und aueh Pu mitgenommen."Guck mal", sagt Frau Meyer, "was ích hier habe. Ohne mein

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    Entehen bade ich nie! Und dabei bin ich sehon lange kein Babymehr und aueh nieht mehr in der ersten Klasse!"Sie hiilt Robertgenauso ein dottergelbes Entehen unter der Nase.Da mussRobert mit Frau Meyer um die Wette kichern.

    "Jetzt hat meÍn Entehen endlíeh Gesellsehaft.Ab mit eueh indie Wanne!"

    Frau Meyer sitzt auf dem Klodeekel mit Pu auf demSehof5.Denn Pu wollte noeh nicht sehlafen.Sie klappt das dicke Miirehenbueh auf und der Prinz darf Sehneewittchenzum zweitenMal waehküssen.1m warmen Wasser unter dicken Sehaumbergen liisst Robertab und zu beíde Entehen quietsehen, wenn dasMarchen sehreeklieh aufregend ist.

    "Aber die Quietsche-Entehen bleiben unser Geheimnis?"Er hiilt die beiden Entehen hoeh, auf deren Kopfen watteweiíSe

    Zwergenmützen aus Sehaum wibbeln."Na klar doch, versproehen ist versprochen./I

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    rau Meyers GeheimnisKap itel

    Robert drückt den Finger so lange auf die KHngel, bis seinealte Freundin 6ffnet."Der Robert " Frau Meyer freut sich, dass

    ihrFreund wiederda ist und drückt ihn. Bis auf Mama und Papa darf das nur Frau

    Meyer."Komm rein, Robert, ich habe gerade Kekse im Ofen./I Mmm

    das klíngt nicht nur lecker, es duftet auch noch so

    "Welche Kekse sind da in deinem Ofen, Frau Meyer?""Die mit den bunten Streuseln./JRobert sieht Frau Meyer an und packt sofort sein besonderes

    Uicheln aus. Sein Wunschlacheln. Das gelingt ihm heute richtiggut. Frau Meyer weif5 ohne Worte, was Robert sich dan n gera

    de wünscht. Nachher schenkt sie ihm bestimmt eine Tüte mitStreuselkeksen. Für Mama, Papa und für ihn. Vorher darf er hoffentlich jede Menge Kekse probieren. Noch warm, direkt vomBlech. Er kann es kaum erwarten.

    Frau Meyer und Robert lieben Geheimnisse, die sie ganz fürsich behalten und nie, nie weitererzahlen würden. Zum Beispieldas Geheimnis vom ihren Quietsche-Entchen, die mit ihnen inder Badewanne schwimmen dürfen. Sie haben beschlossen, dassnicht nur Babys Quietsche-Entchen haben dürfen.

    J r a u Meyer, hast du heute ein Geheirnnis für uns?"Robert hat es sich mit Frau Meyer auf ihrem Sofa rnit den

    vielen Kissen gernütlich gemacht. Die Sonne scheint durch diegroBen Terrassenfenster ins Wohnzirnrner.

    Auf seinen Knien steht ein Teller mit Frau Meyers frisch gebackenen, noch warmen, bunten Streuselkeksen.

    "Wenn du m6chtest, darfst du auch mal einen Keks probieren,Frau Meyer. Die sind echt supergut./I

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    "Das ist aber nett von dir, Robert." Frau Meyer und er naschenund naschen. Zum Schluss sind nur noch ein paar winzige Krümel übrig.

    "Hast du nun ein Geheimnis? Ja oder nein, Frau Meyer:?"Robert zappeh, weil er heute riesengro!Se Lust auf Geheim

    nisse hato,,vielleicht."

    "Wie, vielleicht, Frau Meyer?/I"Ich muss tief nachdenken./I"Aber nicht zu lange", findet Robert."AIso, ich habe eín Geheimnis. Eigentlich ist es mehr eínWunsch."

    "Also ein Wunschgeheimnis?"

    "Genau", antwortet Frau Meyer. Robert merkt, dass FrauMeyer mit einem Mal etwas traurig aussieht.

    "Was ist denn das für ein Wunschgeheimnis, Frau Meyer?""Ich mochte furchtbar gern mal wieder íns Schwimmbad

    gehen./J

    Robert guckt Frau Meyer genauer an und wunde rt sich. 1st dasaBes?

    "Wie, du kannst immer schwimmen gehen. Wir haben hierdoch ein Schwimmbad. Mit meiner Klasse gehen wir da auchhin. Und manchmal gehen Mama, Papa und ich am Sonntagzum Schwimmen. Sollen wir dich mal mitnehmen?"

    "Nein, das ist sehr lieb, Robert, aber das mochte ich nicht./I"Aber du hast doch gerade den Wunsch gesagt. Was ¡st denn

    das Geheimnis?"

    "Ich mag mich nicht mehr nur im Badeanzug zeigen, Robert.Ich bin 92 Jahre. Mit Falten und braunen Punkten überall. Mirist meine Haut zu weit geworden und ich sehe ohne Kleiderganz fürchterlich aus. ur mein Quietsche-Entchen kennt michohne Kleider. Wenn die Badegaste mich aItes Miidchen so sehen,dan n rennen bestimmt kreischend und erschrocken davon.

    würde hochstens in einem Taucheranzug zum Schwimmengeh en.

    Was soll Robert dazu sagen? Er hat Frau Meyer noch nie ineinem Badeanzug gesehen. Und schon gar nicht ohne Kleider.Er mochte sie trosten und knuddelt sie.PIotzlich fiillt ihm etwas ein.

    "Du, Frau Meyer, wir haben beim Jollensegeln auf der Elbeimmer so einen Anzug aus Neopren ano Der ist undurchsichtig.Soll ich eínen für dich ausleihen in unserem SegeIclub?"

    Da muss Frau Meyer so schrecklich tachen, dass sie gar nichtmehr aufhoren kann. Sie biegt sich vor Lachen und verschlucktsich fast an den letzten Kekskrümeln.

    "Du bist mír vielleicht einer, Robert. Aber die Idee ist nichtschlecht. Nee, nee, ich schwimme lieber in meiner eigenen Wanne."

    "Eigentlich ist das kein richtíges Geheimnis, finde icho istein Wunseh./I

    "Aber íeh bin das Geheimnis, mi t meíner Sehlabberhaut.""Hast du denn einen Badeanzug?/I Jetzt ist Robert gespannt.

    "Sicher. Der ist zwar sehon 50 Jahre ah, aber passen tu t er mír

    immer noeh. Vor eíniger Zeit war ¡eh neugierig und habe ihn

    anprobiert. Aber alles, was da rausguekt, ist seheuI5lieh.""Das glaube ich nicht, Frau Meyer. Du bist nieht seheuI5lich,

    und du bist meine allerbeste Freundin. Und ieh finde dich schon."Als Robert und Frau Meyer ensch argere ich nicht gespielt

    haben, geht er mit den Streuselkeksen in einer knisternden Papier

    tüte naehdenklich naeh Hause. Darf er Mama und Papa das Wunschgeheimnis verraten? Das, was Frau Meyer ihm erziihlt hat? Naehder Gute-Naeht-Geschichte, die Papa heute vorgelesen hat, k ann e rnicht einsehlafen. Irgendwann halt er es nicht mehr aus, stehtauf und geht íns Wohnzimmer, zu Mama und Papa.

    "Na, Robert, kannst du nicht sehlafen?"Und dann erziihlt Robert alles, weil er Frau Meyer helfen

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    méiehte, dassihr Wunsehgeheimnis vielleicht doeh in Erfül1unggeht.

    Papa zieht die Stirn in Falten, Mama aueh. Pléitzlieh sagt Papa:Robert, ich kenne einen der Bademeister aus dem Sehwimmbad

    ganz gut. Ich habeda eine Idee.Was für eine? Robert ist gespannt wie ein Flitzebogen.Das ist mein Geheimnis./I Oje, sehon wieder ein Geheimnis.

    m naehsten Abend sagt Papa: Es istmir gelungen. AmSonntag dürfen wir eine Stunde vor der Óf fnung und allein mitdem Bademeister ins Sehwimmbad kommen. Méiehtest du dasFrau Meyer erzahlen7

    Darf ieh gleich?,,Klar darfst du.1m Sehlafanzug saust Robert losund klingelt

    Sturm bei Frau Meyer. Wo brenntes, Robert?/IAls er ihr Papas Idee verraten hat, laeht und weint Frau Meyer

    gleiehzeitig. Sie wiegt Robert in ihrenrmen hin und her. Wir

    kéinnen aueh vorne in der Halle warten, bis du mit dem Sehwim-men allein fertig bist, Frau Meyer. Dann ziehst du dich wiederan, trinkst einehei:l5e Sehokomilch und gehst spater mit unsnaeh Hause./I

    m naehsten Sonntag sehwimmt Frau Meyer ganz alleinim Riesensehwimmbad, und singt wie die Ente Alfred Jodo-kus Kwak immerzu:leh bin ja heut so glüeklieh so glüekliehso glüeklieh. leh bin ja heut so glüeklieh so glüeklieh wie noehnie./I

    1m Kassenraum stehen Robert, Mama und Papa mit einer hei-:l5en Sehokomilch und winken Frau Meyer dureh die Glasseheibezu. Frau Meyers Arme sind wirklieh dünn undwei: 5 und einbissehen sehwabbelig. Aber das maeht nichts. Frau Meyer istFrau Meyer, mit oder ohne braune Punkte undso.

    Und, was hat der Bademeister gesagt?/I, will Robert spaterunbedingt wissen.

    Er hat mich gefragt, warum ich niehtzum Seniorensehwim-

    men komme. Dort sind eine Menge alte Madehen und Jungs, sowie ieh, mit gesprenkelter,wei:l5er Sehwabbelhaut. Undwei:l5t duwas, Robert? Ich gehe hin. Und sollte mieh jemand auslaehen,dann leihst du mir einen Taueheranzug aus dem Segelklub.Abgernaeht, Robert?/I

    Abgemaehtl1

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    Schreiten und hüpfenap itel

    obert klingelt bei Frau Meyer. Hoffentlich ist sie da Hoffentlieh hort sie die Klingel.

    "Da ist ja mein allerbes ter Freund", sagt Frau Meyer, als sie dieHaustü r offnet.

    "Halli-Hallo-Hallo-Halli", singt Robert und hüpft dabei aufund ab

    "Heute bist du aber früh, Robert, wie kommt das? Es ist erstUhr."

    "Un ser Lehrer ist kr nk und da durften wir naeh Hause. 1st

    doeh prima, oder?"Frau Meyer laehelt und moehte wissen: "Was sagt deine Mama

    dazu, dass du jetzt sehon hier bist?""Zu dir darf ich doeh immer, Frau Meyer. Und Mama muss

    gerade ganz viel telefonieren, weil heute Abend Giste zum Essenkommen. Und sie muss furehtbar viel vorbereiten und koehenund so. ,Das sind sehreeklieh wichtige Gaste', hat Papa erkHirt.Mama sagte aueh noeh: , eh mus s mich besonders anstrengen,dass mir das Essen aueh gelingt.' "

    "So", meint Frau Meyer, "wichtige Gaste. Soll ich nícht zu deiner Mama gehen und ihr helfen?"

    "Lieber nieht.lch habe Mama vorgesehlagen, sie soll sieh níchtso aufregen und ein paar Pizzas bestellen. Da fing Mama an zu

    sehreien und jetzt bin ích lieber hier."Robert hüpft wieder ein bissehen auf und abo "Guek mal, Frau

    Meyer, ich kann auf einem Bein mindestens 30-mal hüpfen,ohne umzufallen. Soll ieh es dir mal zeigen?"

    "Komm erst mal rein, Robert, mir wird kalt ohne Sehal undMantel und Mütze."

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    "Dann zeige ich dir drinnen, wie man auf einem Bein die Trep-pe hochhüpfen kann, ohne zu fallen."

    "Na gut, dann zeige mir mat wie das geht./IRobert überlegt. Eigentlich hat er das vorher noch nie probiert.

    Auf welchem Bein soll er jetzt hüpfen, auf dem linken oder demrechten? Er kneift die Augen zu, denkt tief nacho Und halt still.Eigentlich hah Robert fast nie still, aber nachdenken strengt ano

    "Na, Robert? Wolltest du mir nicht gerade vorführen, wie duauf einem Bein meine Treppe raufhüpfst?"

    "Klar doch. Mache ich./I

    Robert zieht das rechte Bein nach oben und steht ein bisschenwackelig auf dem l inken.

    Er hüpft die erste Treppens tufe hoch, ohne sich irgendwo abzu-stützen.

    "Du, guck mal, Frau Meyer. Ich habe nicht gemogelt, ganz vonallein bin ich gehüpft./I Dann hüpft Robert auf die zweite Stufe.Vor Anstrengung muss er unbedingt stohnen und schnaufen.

    "Wunderbar, wie du das schaffst", lobt ihn Frau Meyer. "Daskonnte ich vor 85 Jahren auch./I

    Gerade als Robert auf die dritte Stufe hüpfen wil1 fallt errums bums um.

    "Was hast du eben gesagt, Frau Meyer ... Vor wie vielen Jah-ren?" Er starrt seine allerliebste Freundin mit groíSen Augen ano

    "Vor 85 Jahren, und ich schaffte es bis in den ersten Stock, sowie du, ohne anzufassen und zu mogeln./I

    "Ui, das ist aber sehr lange her. Kannst du heute auch noch eineStufe hochhüpfen?/I

    "Nein, heute schreite ich lieber.""Schreiten? Wie geht das? 1

    "Das sieht vornehm aus. Man macht den Rücken schon gerade,den Kopf eín bisschen nach oben, und geht langsam, Schritt fürSchritt. So ein bisschen wie eine Konigín oder eín Prinz."

    Robert hat sích auf die Treppe gesetzt und fragt:

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    "Kannst du mir das mal zeigen, bitte 7 1

    "Robert, ich muss noch zum Markt. Mochtest du mitkommen?Dann üben wir das Schreiten zusammen."

    "Konnen wir uns bitte verkleiden?/I Robert liebt es sich zuverkleiden. aben bei Frau Meyer auf dem Dachboden gibt es denriesengroíSen Koffer aus Leder, in dem sind jede Menge Kleidervon früher. Das weiíS Robert. ufrau Meyer, meinst du, wir findenim Lederkoffer Prinzenkleider?"

    "Mal sehen/l, sagt Frau Meyer und: l/Na gut", und geht mitRobert die vielen Stufen zum Dachboden hoch. Robert aber,ohne auf einem Bein zu hüpfen.

    AIso steht er schon Iangst neben dem groíSen, dunkelgrünenVerkleidekoffer aus Leder, als Frau Meyer, ein bisschen aus derPuste, endlich zum Koffer kommt. Er muss nun doch mal wie-der hüpfen. Vor Aufregung. Dann hah Robert vor Spannungfast die Luft ano Namlich dann, als der schwere Deckel aus

    Leder endlich gcoffnet wird. Ihnen stei gt der besondere uft indie Nase. Er liebt diesen Duft und nennt ihn unseren Verklei-deduft Frau Meyer findet für sich eine dunkelbraune, weicheJacke aus Pelz. "Die Pelzjacke hat meiner Mutter gehort. Sietrug das gute Stück nur an besonderen Tagen. Zum Beispiel,wenn sie ins Theater ging, oder zu Weihnachten./I

    "Du siehst wie eine echte Konigin aus, Frau Meyer. Und wastragt ein Prinz?/I Frau Meyer wühlt im Koffer und findet einendunkelblauen Mantel mit runden, goldenen Knopfen mit einemAnker drauf und einem groíSen Matrosenkragen.

    ,,versuch den mal/l sagt sie. Der Mantel sitzt wie angegossenund Robert rennt sofort los.

    "Wir wollten aber schreiten", ruft Frau Meyer hinter ihm her."Das geht anders." Sie hat noch cine passende Matrosenmüt-ze für Robert entdeckt und für sich einen Strohhut mit breiterKrempe, auf der viele bunte Blumen festgenaht sind.

    "Oh, du bist total schon, Frau Meycr! 1

    27

  • 8/19/2019 Robert Und Frau Meyer

    13/40

    Du auch, und jetzt schreiten wir zum Markt. Wie Kónige daseben tun.

    So einfach ist das nicht, wie Robert dachte. Denn schreitengeht langsam. Frau Meyer halt ihn untergehakt und murmelt:Schreiten, Robert, schreiten, Robert, du bist namlich ein Prinz

    und ich eine Kónigin. 1J Auch auf dem Markt spricht Frau Meyer

    anders als sonst, langsam undmit

    hoher Stimme. Wir sind ausunserem Schloss gekommen, um bei lhnen einzukaufen , fló-

    tet sie. Der Gemüsemann macht eine tiefe Verbeugung: VielenDank, Frau Kónigin. Beehren Sie uns bald mal wieder mit lhremkleinen Prinzen. Sonst sagt Frau Meyer u zu den Marktleuten,weil sie aBe schon so lange kennt. Robert tragt den Korb mit denEinkaufen und bleibt plótzlich stehen.

    Frau Kónigin fragt er, dürfen Prinzen zwischendurch auchmal hüpfen?

    Manchmal schon , antwortet die Kónigin.

    Dan n mache ich das grade maL Und Robert hüpft auf einemBein über den Marktplatz und ruft: Nachher schreiten wir wie-der. Okay, Frau Konigin?

    Hüpfen ist langst nicht so anstrengend wie schreiten. Aber dassagt r der Frau Kónigin Meyer lieber nicht. Der BlumenkohIund die Kartoffeln im Korb wackeln kóniglich mito

    8

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  • 8/19/2019 Robert Und Frau Meyer

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    Werden Elefanten so steinalt wie duFrau Meyer?

    Kap itel

    H eute mochte Robert Frau Meyers Elefamen mal wieder an-fassen.Robert mag Elefanten. GroBe kleine, dicke, dünne, bunte.

    Frau Meyer sammel t Elefanten. sind ihre Lieblinge. Ganzfurchtbar vicIe hat sie schon. GroBe kleine, dícke, dünne, bumeund sogar welche aus Silber und Gold und Bronze und Holz undStein und ...

    An den Wanden hangen Elefantenbilder. In den Regalen ste-hen Elefantenbücher.

    Frau Meyer sammcIt alles, was mit Elefanten zu tun hat, auchPostkarten und Holzstempel und Briefpapier, Kissen, ja, sie hatsogar eine Elefantenschachtel.Und eine selbst gehakelte Elefantentasche für das Handy.Robert darf alles anfassen. Immer.Jeden Tag mindestens ein Mal.Die Elefanten stehen im Kühlschrank und passen auf, dass FrauMeyer Butter, Mílch, Marmelade und vor allem SchokoriegcIund Salatkopfe nicht ausgehen.

    Oder sie stehen im Bücherregal und lesen Elefantenbücher.Oder sie dürfen auf die Balkonblumen aufpassen.Oder sie sitzen auf der Papierrolle im Klo und sagen Frau

    Meyer, wann sie neues Klopapier braucht.Oder sie liegen bei Frau Meyer auf oder auch im Bett, weildie Elefanten und sie es meistens gern ein bisschen warm undgcmütlich haben. Und nicht allein sein mochten.

    Oder sic sitzen mit i r auf den vielen Sofakisscn einfachirgendwo nur so herum.

    Oder sic gehen mit Frau Mcyer einkaufen, um i r dann íns

    31

    L

  • 8/19/2019 Robert Und Frau Meyer

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    Ohr zu flüstern, dass sie mindestens30 Salatkopfe kaufen solI,fürs Abendessen.

    Oder sie gucken Frau Meyer beim Kochen zu und hoffen aufviele, viele grüne Salatblatter.

    Robert/J, sagt Frau Meyer, als er gerade den Elefanten auf Radern anfassen mochte, "irgendwann fahre ich zu den echten Ele

    fanten.""Aber du hast doch schon so viele echte Elefanten, Frau Meyer.

    Die sehen alIe sehr echt aus, finde ich.""Echte Elefanten gibt es vor allem in Afrika und Indien.Ich

    habe noch nie einen echten Elefanten gestreichelt."Du kannst doch in Hamburg echte Elefanten streicheln,

    Frau Meyer./J

    "Ich weiB das kann ich in Hagenbecks Tierpark tun, wennich den Warter darum bitte. Aber ich mochte sie dort streicheln, wo sie eigentlich leben.Nur in ihrer Heimat Afrika oderin Indien./J

    "Das ¡st aber sehr weit weg von Hamburg!/J,,la, das ist furchtbar weit weg.""Und warum bist du zum Streicheln noch nie so ganz weit weg

    gefahren, FrauMeyer?"Weil ich vorher im Lotto gewinnen muss.""Warum?""Weil ich dann die lange Reíse zu den Elefanten bezahlen

    kann.""Kostet die Reise echt so viel Geld?",,Taschen volI mit Geldscheinen, und die habe ich nicht.""Frau Meyer, bist dunur alt oder schon steinalt?""Ich bin steinalt,so ahnlich wie viele Elefanten. Guckmal meÍ

    ne Finger. Und mein Gesicht. ÜberalI Falten undHucke1 undbraune Flecken. WeiBt du doch auch aus dem Schwimmbad./I

    "Sind echte, alte Elefantenso ahnlich wie du?/I

    "Ich denke schon. Die haben keine braunen Flecken, aber Runzeln und Falten und Huckel,so wie icho Nur viel groBer."

    "Werden Elefantenso steinalt wie du, Frau Meyer?/I"Manche schon. Manche sogar noch alter.""Warum mochtest du die Elefanten in Afrika und Indien

    eigentlich anfassen?""Weil ich wissen mochte,ob meine Haut sichso anfühlt wie

    die von den Elefanten."Robert wartet einen Augenblick, ehe er sagt: ,,Ich habe dich

    noch nie gefühIt./I"Dann fühle mal.""Oh /I

    "Wie, oh?""Magicho Du hast überall kleine Huckel und auch kleine Haare.

    Da am Kinn. Haben Elefanten auch Haaream Kinn?/I"Das kann gut sein. Aber die haben mehr einen Rüssel und

    nicht so ein Kinn wie '_L ""Wenn du nach Afrika und Indien fahrst, dan n bist du aberlange und weit weg, FrauMeyer./J

    ,,la, das bin ich.""Und wer passt dann auf deine Elefanten auf, Frau Meyer?""Du, Robert."Robert ist ganz still geworden. Frau Meyerso11 nicht nach

    Afrika oder Indien fahren.Sie solI hierbleiben.Sie ist seine aIler-, allerbeste Elefanten

    freundin.

    Als er mindestens drei Mal geschlafen hat,weiB er wie er esschaffen kann, dass Frau Meyer nicht wegzufahren braucht.Robert hat ein Sparschwein.Es ist rosa und sieht Iustig aus. Papahat es ¡hm geschenkt, als er eine supergute Note für Rechnenhatte. Jm Schweinebauch klimpert es schon heftig. Das Schweinhat keinen StopseI,um das Geld rauszuholen.

    3332

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    "Irgendwann wirst du das gesparte Geld brauchen, Robert,dann muest du es kaputtschlagen." Das hat Papa gesagt, aIs erRobert das rosa Sparschwein geschenkt hato

    Aus Papas Werkzeugkiste holt Robert jetzt den grof5ten Ham-mer und schIfigt, rums, sein Sparschwein in tausend Stücke.Mit dem Geld geht er zu einem Geschaft um die Ecke. Dort hater einen f;lefant aus Porzellan gesehen. 1m Schaufenster. Er istnatürlich viel kleiner als die Elefanten ¡m Zoo, aber seine graueHaut siehr richtig echt aus. Und er guckt so, aIs würde er gleichspazieren gehen.

    Der ist bestimmt mindestens so echt wie die Elefanten in Afrika und Indien. Den wilI er Frau Meyer schenken. Die Falten undHuckel sehen ungefahr so alt aus wie die von Frau Meyer.

    Den Faltenelefant kann Frau Meyer jeden Morgen, jeden Mittag und jeden Abend streicheln.

    Auf5erdem ist der viel grof5er als die anderen Elefanten vonFrau Meyer.

    Dann braucht sie gar nicht wegzufahren und ¡m Lotto gewinnen. Das ¡st doch vid einfacher. 1m Geschiift legt Robert langsam alle Münzen aus dem rosa Sparschwein auf den Tresen.

    Jch mochte bitte den echten Elefanten aus dem Schaufenster/l,sagt ero ,,1st das genug Geld?/I

    Die Verkauferin zahlt die Münzen zusammen und meint:"Ein bisschen fehIt noch, aber du darfst den Elefanten mitneh-men."

    Was für ein Glückl Robe rt seufz t vor Erleichterung. Nieht aus

    zudenken, wenn das Geld nieht gereicht hatte. Dann ware seinPlan misslungen ...

    "Den brauehen Sie nicht einzupacken", sagt er schnell zurVerkauferill, "den bekommt meine liebste Freundin, gIeieh undsofort."

    "Das ist aber nett, wie heif5t denn deine Freundin?""Frau Meyer, und sie ¡st 92 und hat so eine Runzelhaut wie der

    Elefant hiero Aber das maeht nichts. Ich mag Falten und Huckel.fühlen sieh ganz toll an."

    Die Verkauferin steht immer noch mit offenem Mund da, aIsRobert bereits bei Frau Meyer klingelt. Vom Rennen ist er ziemlieh auf5er Atem. Den Elefanten hat er schnell unter seinem Pullover versteekt.

    ,,1eh habe ein Gesehenk für dieh, Frau Meyer./I"Komm rein, Robert, gerade hab e ieh frisehe Haferflockenkek

    se gebacken. Du kannst sie gleich probieren."Sie setzen sich auf Frau Meyers Sofa mit den Hakel- und Ele

    fantenkissen. Robert hat den Elefanten immer no eh nie ht gezeigt."So, du sagst mir, wie die Haferkekse sehmeeken und danaeh

    zeigst du mir dein Geschenk, abgemacht?"Robert vergisst aber, die frischen Kekse zu essen, weil er

    unbedingt wissen méiehte, wie Frau Meyer guekt, wenn sie seinGesehenk sieht.

    "Trara! , ruft er und stellt vorsichtig den Elefanten mitten aufFrau Meyers Tíseh.

    "Oh, Robert, wunderb ar! So einen besonde ren Elefanten ha beich no eh nicht."

    "Der ist nur für dich, Frau Meyer, den darfst nur du anfassen.""Warum?", fragt Frau Meyer"Fühle mal.""Oh", sag t Frau Meyer, "mag ich gerne leiden. Der füh lt sieh so

    an wie ... Mal tíef nachdenken, vielleieht wie .. . "Robert lasst Frau Meyer gar nicht ausreden."So fühlen sieh Elefanten aus Afrika und Indien an", sagt er

    sehnell, "ehrlich und nicht gelogen. Darum kannst du ruhighierbleiben. Und brauc hst keine Tasehe voller Geldscheine mehr.

    Da muss Frau Meyer ein bisschen weine n und Robert aueh.

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    Frau Meyer, wohnen in deinem HausGespenster?

    Kapitel

    Ehe Robert bei seiner alten Freundin klingelt, ruft er sie heutevorher ano

    Buuuuuh - Huhuuuuh - Frau Meyer ... Wohnen in deinemHaus Gespenster? , flüs tert er ins Telefon.

    Wer ist da? ", fragt Frau Meyer.Hier ist ein Gruselgeist, der sich mit den Gespenstern in dei

    nem Haus treffen mochte.Oh , antwortet Frau Meyer, ich wusste gar nicht, dass hier

    Gespenster wohnen. Aber kommen Sie doch mal rüber, lieberGruselgeist, dann sehen wir zusammen nach.

    Da ist Robert aber froh, das s Frau Meyer ihn nicht erkannt hato

    Er rennt zu seiner Freundin und klingelt.Hallo, Frau Meyer, kann ich bei dir spielen?Eigentlich erwarte ich einen Gruselgeist, der sich vorhin am

    Te1efon angemeldet hat.Macht ni ts sagt Robert, Geister konnen auch so durch

    die Wünde fliegen. Habe ich in einem Film gesehen. Vielleichtkonnen wir den Gruselgeist wegjagen, wenn er kommt?

    Dann sehen wir mal nach, ob wir ihn finden./I Frau Meyergeht in den Keller. Robert auch, aber so richtig mutig ist er nicht,als er unten ankommt. Es riecht hier ganz anders als aben. Und

    dunkel ist es auch noch.Unheimlich, was?/I Robert mochte nicht zeigen, dass er ein

    bisschen Angst hatoAch was/l, meint Frau Meyer, mir ist hier noch nie ein Ein

    brecher oder ein Gespenst über den Weg gelaufen. Und ich wohne hier seit 92 Jahren.

    Ui, du, das ist aber lange, Frau Meyer ... Echt noch nie?/I

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  • 8/19/2019 Robert Und Frau Meyer

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    "Nein, no eh nie. Das Haus ist noeh a lter als ich, aber meineEltern haben mir niehts über Geister oder Gespenster erzahlt./I

    "Vielleicht versteeken sieh ein oder zwei Gespenster gerade?/IRobert guekt vorsichtig in einen Keller, in dem vi ele FlasehenWein liegen. "Oder vielleieht haben sie zu viel getrunken undliegen irgendwo in der Eeke oder hinter den Regalen?"

    Dann sieh mal naeh./I

    Aber nur mit dir, Frau Meyer. Was ist das da für eine kleineT r.7 1

    "Da kann man reinkrieehen und naehsehen, ob rund um dasHaus a11es in Ordnung ¡st. Das heiBt Krieehgang./I

    Auweia, das ist sehon wieder unheimlieh. Robert kneift inFrau Meyers Hand und fragt:

    "Wohnen da Gespenster drin?/I

    "Das glaube ich nicht, hoehstens ein paar Mausehen. Sol1 ichdas Türehen mal affnen?"

    "Brauehst du nieht . . . Wo11en wir nicht lieber auf dem Daehboden naehsehen?/I Robert zieht an Frau Meyers Arme!.

    "Das konnen wir. Da gibt es aueh Fenster. Und es iS1 nieht sodunkel wie hier." Vor Erleichterung muss Robert seufzen.

    "Sind die Fenster oben offen 7#

    "Nein, dann würde es reinregnen, bei Gewittern oder Sturm./IAuf dem Daehboden gibt es wie immer dies und das, Kisten,

    Kasten, Koffer, Kartons und vieles mehr.

    "Oh, sehon hell hiero Hatte ich ganz vergessen./I Robert springtauf den staubigen Brettern auf und ab. Hier kann man supertol1spielen!/I

    Mit dem GruseIgeist und den Gespenstern?/I Frau Meyersieht ihn ano

    "Die haben heute frei beko mmen , denke icho Wetten?/I Robertgrinst, aber so ganz wohI ¡st ihm dabei nicht.

    "Aeh so. Ich wundere mich trotzdem, dass der Gruselgeistimmer noeh nieht da ist, er Wollte doeh kom men , hat er am Tele-

    fon gesagt./I Frau Meyer sieht Robert fragend ano Ob sie etwasahnt?

    "Vielleicht kann er das Haus nieht finden?/I Insgeheim hoff tRobert das, denn so allmahlich ist er überzeugt, dass es hier indiesem alten Haus mit den unzahligen Eeken und Versteekenwirklich Gespenster gibt.

    Irgendwo auf dem Daehboden steht e in alter Koffer aus hellbraunem Leder, ahnlieh wie der Verkleidekoffer. Dieser hat aber einen Riemen un d glanzende Sehnallen. Der sieht ganz anders ausals die Koffer von Mama und Papa.

    "Was ist da drin?/I, will Robert wissen."Das habe ich doeh tatsaehlieh vergessen. So ist das, wenn man

    so alt wird wie icho Wollen wir mal z usamm en naehsehen?/IFrau Meyer offnet langsam den Kofferdeekel."Oh, das ¡st ja wie eine Sehatzkiste./I Robert klatseht vor

    Begeisterung in die Hande.Im Koffer liegen Puppen, Spiek Tüeher, alte Büeher ..."Frau Meyer, gehort das dir?/I"Ja", antwortet Frau Meyer. "Es ist furehtbar lange her, dass

    ieh in diesem Koffer naehgesehen habe." Sie hiilt ein Bueh inder Hand. "Das war früher mein Lieblingsbueh./I Robert kannnicht lesen, was dort steht. "Krickel-Krakelbuehstaben sinddas./I

    "Nein, das ist die Sütterlinsehrift, die mussten wir in derSehule lernen. Ganz sehon sehwierig war das./I Sie klappt das

    Bueh auf."Sieh nur, Robert, der Junge heiBt Mampampe und wohnt in

    Afrika. Seine Eltern haben ihm gesagt, dass er nur im Gartenspielen darf, weil irgendwo drauBen ein Lowe herumlauft."

    "Und was passiert dann ?/I moehte Robert wissen. Klingt spannend.

    "Ist das so wie in der Gesehichte von ,Peter und der Wolf ? Da38

    39

    ,..

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    liiuft der Peter doch heimlich weg und fast wird er vom Wolferwischt."

    "Mit Mampampe ist das iihnlich./I Frau Meyer bliitten weiter.!fAlles hat ein gutes Ende. Und Mampampe verspricht, dass ernicht mehr davonlauft."

    Roben hat ein anderes Buch gefunden. Kinderspiele , stehtauf dem Buchdeckel. Er bliit tert und ist froh, dass er diese Buchstaben lesen kann.

    "Oh, Frau Meyer, hier steht: Hímmel und Erde ein Kinder-spiel. Hast du das gespielt?#

    "Klar. Ganz oft."WeilSt du, wie das geht? 1

    "Das weilS ich noch. Aber dafür müssen wir nach drauíSen."Frau Meyer findet noch einen Stoffbeutel mit Glasmurmeln

    und bunte Kreide."Die nehmen wir auch mit. AuíSerdem brauchen wir flache

    Steine. Die holen wir vom Elbstrand./I

    Die Sonne scheint, Schiffe tuten und fahren vorbei und mit FrauMeyer findet Robert nicht nur flache, g lanzende Steine, sondernauch Treibholz und weiche Vogelfedern.

    Ehe sie den kleinen Bus zurück in i hre StraíSe nehmen, mochteFrau Meyer sich den Sand aus den Schuhen schütteln.

    "Setz dich mal auf den groíSen Stein da , sagt Robert undnimmt Frau Meyer an die Hand. Sie setzt sich. Robert knie t sichhin und offnet die Schnürsenkel.

    SoU ich das mal machen? Den Sand aus deinen Schuhen schütteln? Dann kannst du sitzenbleiben und musst dich nicht bücken./I

    "In Ordnung." Frau Meyers Stimme klingt nicht ganz so frohlich wie vorhin.

    "Was ist denn, Frau Meyer?""So ist das, wenn man so alt wird wie icho Früher konnte ich

    das selbst und ganz schnell. Aber heute .. . "

    40

    "Heute mache ich das. Kein Problem. Und du darfst gucken, ob

    ich es richtig mache."1m leichten Wind, der von der Elbe weht, lasst Robert den Sand

    auS Frau Meyers Schuhen auf und davon fliegen. Sie müssen

    lachen, weil es ziemlich komisch aussieht.

    Mit der Kreide malen Robert und Frau Meyer in einem groíSen,

    runden Kreis die Erde aufs StraíSenpflaster, dann zwolf Kiistchenneben- und übereinander und schlieíSlich in einer Wolke denHimmel. In die Kugel schreibt Robert mit groíSen Buchstaben

    Erde in die Wolke Himmel."Du, Frau Meyer, ich male noch mal einen Vogel dazu. Und

    ein paar Sterne und die Sonne, finde ich besser. Ohne Bildersieht das so langweilig aus." Er malt und malt und Frau Meyerhat sich am StraíSenrand auf die Stufen von eínem kleinen,reetgedeckten Hiiuschen hingesetzt, weil sie sich ein bisschenausruhen mochte, ehe sie mit Robert von der Erde in den ím -

    mel hüpft.Kurze Zeit spiiter hopsen Frau Meyer und Robert auf der StraíSe

    in den aufgemalten Kreidekastchen zwischen Himmel und Erdeauf und ab. Frau Meyer mit Minihüpfern, Robert mit Maxihüpfern. Danach knickern sie mit den bunten Murmeln.

    PIotzlich stehen ein paar Kinder aus der Nachbarschaft da. "Kon

    nen wir mitmachen?""Was meinst du, Frau Meyer?"

    "Natürlich", sagt Frau Meyer, "warum nicht?/IABe hüpfen, hopsen und knickern mit Frau Meyer und Robert.

    Irgendwann sind alle aus der Pus e.Frau Meyer und die Kinder hocken auf den Stufen vor dem

    kleínen, reetgedeckten Haus und naschen von Frau Meyers

    selbstgebackenen Keksen.Nach einer Weile fragt einer der Jungen Robert:

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  • 8/19/2019 Robert Und Frau Meyer

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    "He, du da, Robert, stimmt es, dass dort in dem alten HausGespenster wohnen 7

    "Klar", antwortet Robert, wahrend er ihm stolz die gewon-nenen Glasmurmeln zeigt. Der so11 blofS nicht merken, dass erschwindelt.

    "Jede Menge von denen gibt es da. Einen gruseligen Haus-geist gibt es auch noch. Konnte vor ein paar Stunden alle sehen

    Aber sie zeígen sích nícht oder nur ganz selten. Und auch nichtjedem. Frau Meyer und ích haben vorhin erst mal alle weggejagt.AufSerdem nehmen die Typen ab heute Urlaub. Stimmt doch,Frau Meyer, oder?/I Hoffentlich verrat Frau Meyer ihn nícht.

    "Wir haben getan, was wir konnten", antwortet Frau Meyer,"und das war gar nicht so leicht."

    Robert nickt. Genau Und so eine tolle Freundin haben dieanderen Kinder ganz bestimmt nicht, wetten7

    In der Himmelwolke macht Robert erleíchtert einen Hand-stand un bunte Murmeln fallen klacker die klack aus seinen

    Hosentaschen aufs sonnenwarme Pflaster ...

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  • 8/19/2019 Robert Und Frau Meyer

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    Frau Meyer hast du Freundinnen?Kap itel

    Robert klingelt mal wiederSturm bei seiner alten FreundinFrau Meyer. Heute Nacht ist Robert eine wichtige Frage ein-gefallen. Als seine Freundin die Haustür aufmacht, fragt er so-fort:

    "Frau Meyer, hast du Freundinnen?""Komm doch erst mal rein, Robert.Ich habe einen Topf mit

    Mílch auf derheifSen Herdplatte stehen. Für Schokomilch.Dahast du aber Glück "

    Wahrend sie densüfSen Kakao trinken und selbstgebackeneKekse knabbern, fangt Frau Meyer an:

    ,,Ich habe noch drei Freundinnen. Aber die konnen nichtmehrfür sich selber sorgen, so wie ich das noch kann. Sie wohnen

    auch nichtmehr

    inihrer

    eigenen Wohnung, weil diezu

    grofSwurde."Robert überlegt."Wohnen deine Freundinnen vielleicht in so einem Haus mit

    vielen Fenstern, in dem es eine Menge alte Menschen gibt?" Sei-ne Mama besucht in so einemgrofSen Haus mit vielen Zimmernmanchmal GrofStante Ruth.

    Ja, Robert. Dort wohnen diese drei Freundinnen./I"Hast du eÍn Foto von ihnen?" Robert ist neugierig. Frau

    Meyer ist92. Und die Freundinnen?

    "Ich zeige dir ein Bild von früher, als wir noch Kinder waren./IFrau Meyer gehtzum kleinen Sekretar undnimmt einen Bilder-rahmen in die Hand.

    "Das sind wir, Hermine, Elfriede, Adelheid undicho n einemwarmen Sonntag im Sommer, vor 80 Jahren. Das Foto wurdeunten am Elbstrand, hier in Blankenese, aufgenommen. MeineFreundinnen sind eín Jahr jünger alsich./I

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  • 8/19/2019 Robert Und Frau Meyer

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    Roben starrt auf das kleine schwarz-weiiSe Foto und sieht vierlachende Madchen im Badeanzug.

    "Bist du das in dem gestreiften Badeanzug?"Frau Meyer nickt und Iachelt.

    Du siehst immer noch so aus. Nur ein bisschen 1"Schrumpeliger", erganzt Frau Meyer. WeiiS icho Das passiert

    so nach 80 Jahren./I"Und was sind das für kleine Hauschen da am Wasser?",,In den Hauschen haben wir uns umgezogen. Damals machte

    man das nicht einfach so am Strand wie heute. Dann plantschtenwir bei Hochwasser in der Elbe, nahe am Ufer. Denn die Stromungen sind gefahrlich. GroiSe Dampfer und Frachtschiffe fuhren vorbei und wir haben gewinkt und uns gewünscht, dass wirmitfahren konnten. Wollen wir meine Freundinnen diese Wochemal besuchen?"

    Robert muss nachdenken."Gibt es da auch Kinder in dem Haus, wo die jetzt sind?""Leider nicht.""Und Tiere?""Die auch nicht.""Das ist aber langweilig. Warum gibt es da keine Tiere?""Tiere sind da verboten", sagt Frau Meyer.Robert denkt wieder tief nacho"Mit einer Katze kann man kuscheln, ein Hund Iasst sich meis

    tens gern streicheln, ein Kaninchen auch, oder ein Hamster,oder ... Finde ich ungemütlich, dass es dort keine Tiere gibt."

    Wenn er mit Frau Meyer in dieses Haus geht, will er sich etwasausdenken. Eine Oberraschung. Eine besondere Oberraschung.Mama nimmt aIs Geschenk für GroiStante Ruth ein Stück Seifemit oder Strümpfe. ManchmaI Blumen. Alles langweilig.

    Am Freítag, nach Frau Meyers Mittagsschlafchen, gehen Robert und sie zur Bushaltestelle an der Ecke. Dort fahrt der Bus

    zum Haus mit den viden Fenstern und den alten Freundinnen.Robert hat seinen Rucksack mitgenommen und den FuiSball.Wer weiiS, vieIleicht gibt es dort jemand, der mit ihm spielenmochte. Frau Meyer hat erzahlt, dass das Haus in einem groiSen

    Garten líegt.1m Bus halt er den Rucksack auf den Knien und streichelt ihn

    hin und wieder.

    llWarum streichelst du deinen Rucksack, Robert? 1st da etwasBesonderes drin?"

    Ja, eine Oberraschung. Die verrate ich noch nicht. Du wirst

    schon sehen./IVon seinem Freund Paul hat er sich etwas ausgeliehen. Dafür

    musste er an PauI 10 Sammelbilder mit FuiSballstars geben.Aber er ist sicher, dass er die Bilder irgendwann wieder zurückbekommt, weil Paul superschlecht im Rechnen ist und RobertHausaufgaben für ihn macht. Nur gegen Bezahlung von FuiS-

    ballbildern, das ist klar."Wir gehen in den Salon", sagt Frau Meyer. "Dort trinken die

    Bewohner um diese Zeit Kaffee mit einem Stückchen Kuchen."Das Wort Salon klingt schon alt . . . Mal sehen, was sonst noch

    alles alt ist.Frau Meyer geht durch eine groiSe Glastür, Robert mi t Rucksack

    und FuiSball unt er dem Arm hinterher. Er hort leises Gemurmel,es riecht nach allem Moglichen und es ist sehr warm. An rundenTischen sitzen alte Menschen. Richtig frohlich gucken die abernicht. Frau Meyer winkt drei Damen zu, h inten im Salon, neben

    einem zugeklappten Klavier."Huhu! , begrüiSt sie ihre Freundinnen frohlich. "Robert, dassind Hermine, Elfriede und Adelheid." Alle vier kichern. Undsehen fast so aus wie auf dem Foto am Elbstrand. Ein bisschen

    anders aber trotzdem. Schrumpeliger halt."Spielen deine Freundinnen FuiSball mit mir?""Wir konnen sie nachher mal fragen."

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  • 8/19/2019 Robert Und Frau Meyer

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    Die aIten Madchenfreundinnen plappern und lachen. An denNebentischen istes viel stiller. Unheimlich still sogar.

    Robert steht auf und geht zu einem der sehr stillen Tische.Dawird man seine Überraschung bestimmt mogen. Und ein bisschen lachen und sich freuen. Er legt denFuf5balI auf den Tisch,steIlt den Rucksack auf die dunkelrote Tischdecke daneben. Weiler weif5, dass aIte Leute meistens nichtgut horen, ruft er Iaut:

    "Hallo. Tch bin der Robert. Und da hinten, neben dem Klavier,das ist meine Freundin Frau Meyer.Tch habe eine Überraschungmitgebracht. Mochtetihr die sehen?"

    Niemand antwortet.Sie gucken ihn ano Mehr nicht. Na warte, denkt Robert. Hier sind meine Überraschung undich genaurichtig. Er offnet den Rucksack, steckt beide Hande ins Innereund setzt Trixie auf den Tisch. Trixie ist Pauls zahme Ratte.Siehat ein schneeweif5es Puschelfell, knallrote Augen und einenrosaroten, langen Schwanz. Trixie setzt sich sofort auf die Hinterbeine und ihre kIeine Nase macht:schnüff schnüff Wunderhübsch sieht sie aus und Robert willihr gerade aIs Belohnungein paar Kuchenkrümel geben, als sichum ihn herum alles inBewegung setzt, kreischt, schreit .. . Sessel kippen um, niemandlacht. Das ist aber komisch.

    Ihr dürft Trixie streicheln", bietet Robert noch mit lauterStimme ano Aber sein tolles Angebot geht unter. Rollstühlefahren davon, einige Bewohner nehmen z um Gehen ihren Stockoder zwei Krücken. Plotzlich steht Robert ganz alleinda undTrixie macht immer noch Mannchen auf der dunkelroten Tischdecke.

    "Das ist eine gelungene Überraschung, Robert", sagt FrauMeyer neben ihm. "Jetztweif5 ich nícht, ob ich bose sein oderlachen soH."

    IILach mallieber", antwortet Robert,nimmt Trixie hoch undstreicheltsie.

    "Guck mal, Frau Meyer."Er setzt Trixie auf seinen linken Turn

    schuh und geht vorsichtigum den Tisch herum. "Das kannstduauch." Er setzt Trixie auf Frau Meyers linken Schuh. Hand inHand gehen Robert und sieum den leeren Tisch. Dann passiertetwas. Ein Wunder! Frau Meyers Freundinnen klatschen begeistert in die Hande und fragen Robert: "Dürfen wir auchmal?/JUnd nach einer Weile: "Bringst du Trixie nachstes Mal wiedermit?"

    "Wir woIlen dann auch!", rufen plotzlich einige der Bewohner.Robert sieht, dass fast alle wieder an ihrem Platz sitzen.

    "Frau Meyer, Trixie gehort meinem Freund Paul. Sein Bruderhat einen Papagei, der sprechen kann. Den nehmen wir auchmitoUnd meinen Hamster Karl-Otto. Gut oder nichtgut?/I

    "Auweia", sagt Frau Meyer und grinst mit den Freundinnenum die Wette. Sie sehen gar nicht mehr schrumpelig aus, sondern wie die vier Madchen auf dem Foto an derElbe.

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    chmusekatzchen

    Kapitel

    uhu, Frau Meyer", ruft Robert heute und winkt wild mitbeiden Handen, als er vor ihrem Küchenfenster auf und ab

    hopst. Dabei klappert es in seinem Schulranzen. Weil Frau Mey

    er nicht offnet, halt er den Finger mal wieder so lange auf denKlingelknopf, bis seine alte Freundin endlich-endlich aufmacht.Robert ist sicher, dass es dieses Mal mindestens 15 Minuten dauerte. Er stürmt die Stufen hoch und vergisst sogar, Guten Tag zusagen. Er wirft den Schulranzen irgendwo in eine Ecke, schnapptnach Luft und schnauft:

    "Frau Meyer, nebenan bei Tiger-Elvis ist ein Lowe eingezogen "

    Tag l Robert. Was sagst du da? Ein Lowe?"Elvis führt sich als starkster Tiger-Kater aller Katzen auf, die

    in Roberts und Frau Meyers Straf5e wohnen. Und da gibt esUnmengen von Katzen: grof5e und kleine, dickere und dünne,schwarze und weif5e, bunte und gestreifte. Und auf5erdem eineganz besondere Katze. Die hat namlich nur noch drei Beine. Daseine hat sie bei einem Unfall verloren. Schmuse-Smeralda hoppeIt aber trot zdem dreibeinig und frohlich durch die Garten undden Park und bringt sogar ab und zu ein Mauschen als Geschenkmit nach Hause. Alle, wirklich alle, haben sie lieb. Nicht nur dieMenschen, sondern auch die Katzen. Sogar Tiger- EIvis.

    Tiger-EIvis ist bildschon, schwarz-grau-beige gestreift undbenimmt sich, wie gesagt, tigerlich. Schleichen und kiimpfenkann e r wie kein anderer. n seinem linken Ohr fehlt eine ziemlich grof5e Ecke. Die hat ihm Kater Ernst irgendwann in einemheftigen Kampf um eine bildschone Katzendame abgebissen.Elvis schmust genauso gern wie Smeralda und weif5, wie undwo er sich für Brekkies und Knekkies und andere KatzenIecker

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    líes einschmeicheln und ordentlich was abholen kann. Elvis sieht"Nein, Frau Meyer. Ich wollte, dass wir das herausfinden. Das

    etwas anders aus als die anderen Katzen in der StraiSe. Tiger mit dem Lowen./Ikonig Elvis ahnelt einem gestreiften FuiSball mit vier Beinen. "Also, Robert Du bist mir einer, du und ich?/IEigentlich sind Tigerkonige nicht kugel-pummelig. Aber Elvis "Klar, wir sínd doch ein superstarkes Team /Iist eben so, wie er ist.

    Frau Meyer muss eigentlich lauthals lachen. Aber sie merkt,"WeiiSt du was, Robert, wir setzen uns hin und du erzahlst mir dass es Robert wichtig und ernst ist und lachelt deshalb nur mitvom brüIlenden Lowen./I

    den Augen. Das kann sie richtig gut.

    Frau Meyer bereitet für Robert und sich dieheif5e

    Wunder "Wie wollen wir das herausfinden?/Ierzahl-Schokolade zu und Robert nimmt sich fix aus der BIech"Magst du heute Nacht bei mir im Zimmer schlafen, Frau

    dose mit den verschneiten Bergen auf dem Deckel mindestens Meyer?/I Robert sieht sie gespannt an und vergisst zu atmen.drei Kekse auf einmaI. So aufgeregt ist ero Er stopft sie alIe gleich "Eigentlich schlafe ich lieber im eigenen Bett /Izeitig in den Mund und die Krümel fliegen, kronseh-kronseh, Da muss Robert mal wieder tief seufzen. Und nachdenken. Erdurch die Gegend.

    hatte sich das so schon vorgestellt: Frau Meyer und er zusammen"Robert, nun mal ganz ruhig und dann von vorne /I

    in seinem Zimmer am Fenster, nachdem es dunkel ist. Er weiiS,Robert verschluckt sich, muss husten, verbrennt sich fast die

    dass Tiger-Elvis nachts gern ausgeht, um sich mit anderen KatZunge an der heif5en Schokomilch und endlich kann er erzahlen.

    zen zu treffen. Er kann das Katzentürchen vom Fenster seines"Ich habe ihn gehort./ISchlafzimmers aus sehen. Manchmal jaulen alle zusammen den"Wen denn {/IMond an, weil sie verliebt sind."Den brüUenden Lowen "

    Papa hat ihm erzahlt: "Das ist nicht nur bei Katzen so /1"Wo denn?/IMeistens werden in der Nachbarschaft Fenster aufgerissen und

    "Sagte ¡ch schon, nebenan bei Tiger-Elvis, dem dicken Kater.geschrien: "Aufhoren /I und "Gleieh komme ieh und ziehe euch

    Du weif5t doch, Frau Meyer, der Elvis wohnt doch im NachbarKatzenohren und den Katzenschwanz lang 11 Manchmal hilft

    haus und heute Nacht wur de ich wach vom schlimm en Geschrei,es und kehrt Ruhe ein.nein, vom echtem Gebrüll./I

    "Du, Frau Meyer, ich weiiS, wie wir das machen konnen. Ich"Und das war wirklich im Haus nebenan?"

    passe heute auf. Nachdem es dunkel geworden ist und Tiger,,la, er st war es d rinne n un d spater irgendwo drauiSen. Elvis hat

    Elvis losgeht, oder wenn dieser Lowe geracle brüllt, dann kommeeine kleine Katzentür, durch die er kom men und gehen kann, ich blitzschnell zu dir und hole dich ab. Okay?" Er legt den Kopfwann er mochte. Das war ein wildes Tier, b estim mt mindestens schief und war tet aufgeregt a uf das, was jetzt kommt.ein Lowe. Ganz ehrlich."

    "Und dann . .. ? /1 fragt Frau Meyer und legt den Kopf auch schief."Hast du diesen Lowen schon gesehen?""Da nn schleichen wir hin und .. . /1 Frau Meyers Augen lachen

    Robert wackelt mit dem Kopf, der nein-nein-nein macht.wieder. Na gut. Rufe mich vorher aber ano Sonst wecken nicht

    "Und was wilIst du jetzt machen ? , fragt Frau Meyer "Den Zoonur Tiger-Katze und der Lowe die ganze StraiSe auf, sondern

    anrufen, dass die mal nachsehen, ob dort ein Lowe fehlt?auch noch duo Mit deinem Klingeln./I

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    Wie auf sanften Katzentatzen schIeichen nachts zwei kleine Gestalten zum dunklen Park, wo in der Nahe des Spie1platzes gerade fürchterlich gebrüIlt und gefaucht wird.

    "Das klingt doch echt gruselig¡ was¡ Frau Meyer?"

    Frau Meyer hat vorsichtshalber ihre grüf5te SuppenkeIle dabeiund ihren Spazierstock, faIls der Lüwe ihnen droht.

    Robert ha t sich für eine Schachtel KnaIlerbsen entsehieden¡ dievon Silvester übrig war. 1m Stoffbeutel steeken auf5erdem nochvier aufgeblasene LuftbaIlons. Frau Meyer hat sieh eine Sieherheitsnadel zum Anpieksen der Ballons an den Kragen ihrerStriekjaeke geheftet. Es kann losgehen.

    1m Sehein der Tasehenlampe gehen sie auf Zehenspitzen zumSpielplatz. Plützlich kommt der Mond hinter den grauschwarzenWolken hervor. Hastig knipst Roben die Lampe aus. 1m gelbliehsilberne n Lieht vom Mond kloppt sich Tiger-Elvis mit einem riesigen Tier.

    "Kennst du dieses grof5e Tier da?"¡ fIüsten Frau Meyer. Der

    sieht aus wie eine Wildkatze./I Robert kennt eigentlieh alle Katzen aus der Straf5e.

    "Nein." Dann brüllt das unbekannte Ungetüm los. Tatsaehliehklingt es wie ein wütender Léiwe '"

    IISehluss jetzt"¡ sagt mit einem Mal eine kraftige Stimme inihrer Nahe. Frau Meyer und Robert zueken zusammen undmachen sieh hinter einem dichten Buseh ganz klein.

    ItEs reicht! Ihr Kater vertragt eueh endlich! Und du¡ TigerElvis, bist richtig unge zogen. Du soIltest Silvester StaIlone seineneue Umgebung zeigen und dich nicht immer mit ihm prügeln.

    Du weif5t doeh, dass wir ihn aus dem Tierheim geholt haben.Sehame dieh! Auf5erdem ist Silvester StalIone nun mal der Starkere, alIes klar?"

    "Silvester kenne ich, aber was ist StaIlone? Was heif5t den ndas?/I, fragt Robert leise.

    Frau Meyer fIüstert Robert ins rechte Ohr:

    IDas ist ein amerikaniseher Schauspieler mit unglaublichdicken Muskelpaketen, der in ganz vielen Filmen gekampft un

    aueh ziemlich um sich gehauen hat. Wenn Silvester Stallonemitspielte, dann flogen immer die Fetzen!"

    Frau Meyer und Robert warten und hoffen¡ dass die Frau mitder lauten Stimme bald versehwindet.

    liDie Frau da ist unsere Nachbarin", wispert Robert.

    ItWeif5 ieh", murmelt Frau Meyer. "Die sollte uns hier liebernicht entdecken. Für die bin ich ohnehin sehon die komiseheAlte."

    Endlich geht die Nachbarin. Unter ihren Füf5en knacken troekne Zweige. Fast hatte sie den dichten Busch, hinter dem Robertund Frau Meyer hoeken, gestreift und sie sogar entdeekt ... WerweilS, wie die Gesehichte dann ausgegangen ware. Die komische¡alte Frau Meyer und der achtjahrige Junge mitten in der Naehthin ter einem Gebüseh im Park ... Nicht auszudenken, was sieRoberts Eltern erzahlt hatte.

    Gerade¡ als sie naeh Hause gehen wolIen¡ streicht ihnen etwasFlauschig-Hoppeliges um die Beine.

    "Smeralda", flüstern Robert und Frau Meyer gleichzeitig."Haben sich die beiden dummen Katermanner vieHeicht dei

    netwegen gehauen?"

    "Miau"¡ antwortet Smeralda und legt sich auf den Rüeken undlasst sich kraueln. Sie sehnurrt wie Frau Meyers Nahmasehine.

    "Morgen feiern wir naeh der Sehule mit Smeralda in meinerKüche ein KnalIfest", beschlief5t Frau Meyer. ¡¡Mit den Luftballons¡ Brekkies und einer leekeren Knallerbsensuppe¡ abgemacht?"

    ItNa klar. Aber wir erzahlen keinem¡ dass wir so blüd waren,an eine n weggelaufenen Léiwen zu glauben, Frau Meyer, oder?"

    "Nein doch¡ nie und nie! Gute Nacht¡ Robert¡ ich bringe Smeralda zu ihrem Katzentürehen. Und du traum sehün von sanften,lieben¡ schnu rrenden Schmusekatzchen!"

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    Rübchentreppenund schwitzendes Mehl

    Kapitelg

    Robert klingelt bei Frau Meyer.Dring Dring Ring ... Hoffentlich ist sie da Hoffentlich hort sie die Klingel. Heuternochte Robert unbedingtDachboden machen. Mit Frau Meyerklettert er dann die vielen Treppenstufenzum Dachboden hoch.Dort sucht undwühlt er mit ihr in den vielen verborgenen Winkeln und Geheirnverstecken. Sie findet immer wieder eine Überraschung, zu der es eine spannende Geschichte gibt, vor allemvon damals. Darnals ist die Zeít, in der Frau Meyer kleinundjung war. Na ja, klein ist sie jetzt auch noch, aber nicht mehrjung, sondern ziernlich steinalt.

    Ich bin ein altes Madchen , sagt sie stets. Das ist RobertegaLFrau Meyer istund bleibt seine aller-, allerbeste Freundin.

    Hüpf Hüpf machen Roberts Beine undFüíSe ganz von allein vorFrau Meyers Haustür.Bis Frau Meyer oHnet. Hüpfen kann ersogar aufnur einem Bein. Mindestens zwei Treppen hoch, ohnesich irgendwo abzustützen. Frau Meyer konnte das früher auch.Das ist schrecklich lange her. Viele, viele Jahre. AIs sieso hwar wie Robert jetzt. Inzwischen schreitet Frau Meyer lieber,das sieht vornehm aus, wie bei einer Konigin, und ist nicht soanstrengend wie Roberts Hüpferei, findetsie

    Frau Meyer macht auí.Du, Frau Meyer, machen wir heute Dachboden?#Komrn erst mal in die Küche Robert, ich koche gerade.Was denn?Treptower Rübchen.11

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    Das muss Roben unbedingt wiederholen. "Treptower Rübchen ", flüstert er langsam. Das klingt wie von ganz früher.

    Er denkt nach und auf seiner Stirn sieht Frau Meyer RobertsgroBe Nachdenkfalte. Sie piekt mit einer Gabel in ein Stück weiBer Rübe im kochenden, blubbernden Wasser.

    "Sind da die Treptower Rübchen drin?"

    "Genau/l, antwonet Frau Meyer, "und die brauchen noch ein

    paar Minuten, dann mache ich eine MehIschwitze für die Rübchen."

    Schon wieder so ein komisches Wort: MehlschwitzeJetzt will Roben wissen, was das aIles ist.

    Das mit den Treppenrübchen da im Topf auf dem Herd und mi tdem schwitzenden Mehl.

    "Frau Meyer, wachsen die Rübchen auf Treppen?"Da muss Frau Meyer so lachen, dass sich verschluckt und

    husten muss.

    Roben llisst schnell Wasser in ein Glas taufen. "Bitte trinken,

    Frau Meyer, das hilEt mir auch immer."AIs Frau Meyer nicht mehr husten muss und die Lachtriinen

    mit einem Zipfe1 ihrer bunten Küchenschürze abgewischt hat,sagt sie:

    "Oh, Roben, auf Treppen. Wunderbar. Das muss ich meinemSohn erziihlen. Der hat geglaubt, die Rübchen heiBen wirklichTreptower Rübchen. Seitdem nenne ich sie so. Eigentlich heHSensie Teltower Rübchen und kommen schon seit Hunderten vonJahren aus der kleinen Stadt Teltow. Dort haben die Bauern sieauBerhalb der Stadt auf Sandboden angebaut. Das ist in der Niihevon Potsdam, und das ist wieder i n der Niihe von Berlín./I

    Schade, viel aufregender ware es gewesen, mal ein Rübchen zuprobieren, das auf einer Treppe gewachsen ist.

    "Dann sind die Rübchen noch viel iilter als du, und die kannman immer noch kochen?/I

    "Genau, aber die Rübchen wachsen jedes Jahr neu und ich kau

    fe sie frisch auf dem Markt. Ich wachse zwar auch jedes Jahrirgendwo neu, aber hauptsachlich sind das meine Falten und diebraunen Flecken überall./I

    Robert weiB schon lange, dass Frau Meyer das nicht so lustigfindet mit den Falten und den braunen Flecken. Frau Meyer istFrau Meyer, mit oder ohne Falten und braune Flecken, fenig.

    "Warurn rnachst du schwitzendes Mehl /1

    Frau Meyer mochte sich nicht wieder verschlucken und trinktsicherheitshalber schnell etwas Wasser.

    "Eigentlich hast du Recht, Robert, das MehI muss schwitzen./I"Oh, wie geht denn das?""Ich zeige es dir."Frau Meyer nimmt einen sauberen Topf, steIlt den auf eine

    zweite Gasflamrne und als der Topf heHs genug ist, schneidet sieein Stück Butter ab und llisst die Butter in den Topf gleiten.

    Nach einer Weile brodelt und duEtet es und dann komrnt Mehldazu. ,,Jetzt rühre ich mit dem Schneebesen."

    Schneebesen? Schon wieder so eín Wort von damals.,,]etzt schwitzt das Mehl, gIeích kornrnt kalte Milch dazu, dann

    kühlt das Mehl wieder ab, und danach rühr t rnan so lange, bises eine schone, weiBe, crernige SoBe gibt. Geriebene Muskatnussdazu, schwarzer Pfeffer und etwas Salz und zum Schluss gehackte Petersilie. Dann haben wir rneine Teltower Treppenrübchen inMehlschwitze."

    Robert lauft das Wasser irn Mund zusarnrnen. "Darf ich dasauch probieren? 1

    "Klar doch./I Frau Meyer hat die Rübchen in das schwitzende, cremige Mehl getan, Gewürze und Petersilie in den Topfgestreut. Mit einern kleínen Loffel nirnrnt sie eine Kostprobeund pustet. ,,1st noch ziernlich heHs. Mrnmrn, kostlich .. ,"

    Kostlích ist auch ein Frau-Meyer-Wort. Mama sagt immerlecker, wenn sie das Essen probiert.

    Robert bekornmt einen eigenen Loffet pustet, probiert und

    S958

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    meint auch: Kostlich./I Denn die Rübchen hat Frau Meyergekocht und nicht seine Mama. AIso schmecken sie kostlich.

    Der Kartoffelbrei steht schon im Ofen, mit Butterflockchenund Semmelbroseln./I

    Sernrnelbroseln?/I Auf Roberts Stir n ist wieder die groge Nachdenkfalte zu sehen. Noch so ein Frau-Meyer-Wort von damals.

    Semmelbrosel sind geriebene, altbackene Brotchen.

    Auweia, heute spricht Frau Meyer mit unbekannten Wortern,die muss er sich unbedingt aufschreiben.

    Robert weig, wo der Block und Frau Meyers Bleisti ft liegen.Er setzt sich an den Küchentisch und schreibt:Treppenrüübschen, oder Tiiltowwer Rübschen in schwitzen

    dem Schneebesen-Mehl oder Mehlschwitze mit SemmelbroselnKartoffelbrei. Habe ich alles richtig geschrieben?

    Frau Meyer muss die Brille wechseln, weil sie zum Schreibeneine andere Brille braucht als für das Kochen. Sie hat mindestensdrei Brillen. um Weit-Gucken, zum Nicht-so-weit-Gucken undzum Sehr-nahe-Gucken.

    "Sol1 ich verbessern, was nicht so ganz richtig ist?Ja, bitte. Roberts Wangen glühen, vom duftenden, warmen

    Backofen, vom Probieren und weil er grogen Hunger hatoFast alles richtig, Robert. Frau Meyer streicht hier und da ein

    paar Buchstaben durch und zeigt ihm den Zettel. So, fertig.Robert liest alles noch mal lei se durch und fragt: Frau Meyer,

    darf ich bei dir essen?Natürlich. Aber erst deine Mama anrufen./I

    Mache ich", sagt Robert. Frau Meyer hat kein tragbares Telefon, sondern ein groges, dunkelrotes an einer langen Schnurmit schwarzen Drucktasten für die Zahlen. Auch von damals.Mama , fragt Robert. Darf ich bei Frau Meyer essen? Es gibt

    Treppenrübchen im schwitzendem Mehl und Schneebesen-Semmelbrosel-Brei. Er kichert. Mama auch, weil sie glaubt, Robertnimmt sie auf dem Arm. Lecker/l, sagt Mama.

    Stimmt nicht , ant wortet Robert. Du musst sagen: Kostlich.Und morgen, was kochst du margen, Frau Meyer?

    Bechamelkartoffeln und Mangold.Margen kocht Frau Meyer Becherkartoffeln mit einem

    goldenen Mann. Und danach machen wir Dachboden, oder,

    Frau Meyer?Stimmt a11es", sagt Frau Meyer und nickt. So ungefahr./I

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    Frau Meyer,wo ist denn dein Herr Meyer?

    Kapitel1

    obert klingelt Sturm bei Frau Meyer.Ihm sind heute Nacht zwei furchtbar wichtige und drin-

    gcnde Fragen eingefallen:Gibt es eigentlich einen Herrn Meyer? Und wo ist der jetzt?Robert hat ihn namlich noch nie gesehen.Frau Meyer macht zum Glück bald auf und Robert wartet gar

    nicht ab, bis er in ihre r Wohnung ist.Noch im Treppenhaus fragt er:Frau Meyer, wo ist denn dein Herr Meyer?

    Oh , an twor tet Frau Meyer, das ist eine schwere Frage, Robert.Komm doch erst mal rein. Dafür muss ich mich hinsetzen.

    Robert ist so aufgeregt, dass er nur stehen und zappeln undnicht sitzen kann.

    Herr Meyer ist nicht mehr , sagt sie Ieise. Seit zehn Jahren.Das versteht Robert nicht.Er ist nicht mehr? , fragt er und runzelt die Stirn. ,,1st

    Herr Meyer verschwunden?Er ist nicht mehr da.

    Robert wird ganz stHL Frau Meyer auch.Jetzt setzt er sich zu seiner Freundin an den kleinen Tisch

    neben Frau Meyers Lesesessel. Nach einer Weile traut e r sich zufragen:Einfach weg? Wohin denn?Er ist da oben, denke ich. Frau Meyer zeigt auf die Zimmer-

    decke.Wie, da oben?Und auch da unten. Frau Meyer zeigt auf den FulSboden.

    63

    Roberts Augen werdenimmer groISer

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    Roberts Augen werdenimmer groISer."Hat er obenund unten ein Zimmer?/I"Das weiIS ich nicht. Vielleicht./1Komisch, bisjetzt hat Frau MeyerRoben noch niean der Nase

    rumgeführt.

    "Wohnt dein Herr Meyer vielleicht in so einem Hausmit vielenFenstern, in dem¡mmer eine Menge alte Menschen wohnen?/I,mochte Robert vorsichtig wissen.In so einem Haus warer mitFrau Meyerund hat mit ihr und Pauls zahmer Ratte Trixie dieFreundinnen besucht. Vielleicht wohntHerr Meyer in eineman -deren Hausmit vielen Fensternund alten Menschen?

    Frau Meyer schweigtund legt die Hande in denSchoIS.Da ahnt Robert, dassHerr Meyer nicht mehr lebt. Er wagt es

    aber nicht, dies auszusprechen. Vorsichtshalber fragt er deshalbweiter:

    "Kann ich Herrn Meyer sehen?/1

    "Kannst du, abernur auf einem Foto./1 Frau Meyer gehtzumkleinen Sekretarund nimmt einen Bilderrahmen in die Hand."Das ist Herr Meyer, als er nochwar /IRobert starrt auf das Foto. Er mag FrauMeyer nicht ansehen.

    Sie macht soein trauriges Gesicht.Eine Weile schweigen sie beide.

    Herrn Meyer gibtes auch noch hier", sagt Frau Meyer leise. Sielegt die rechte Handauf ihr Kleid. Dorthin,wo das Herz wohnt.

    Nur da?""Und auf dem Friedhof."

    Robert sieht Frau Meyerano Er weiIS, was dasheiISt: Herr Meyerist also echt tot. Deshalb hat Frau Meyer nach un ten gezeigt. DennTote liegen unter der Erde und auf ihren Bauchen liegen Kiesel-steinchen und blühen im Sommer Blumen. Unddann stehen aufdem Friedhof auch noch Steine,groIS wie Felsen und KreuzemitNamen und Zahlen drauf. DasweiIS er aus dem Fernsehen.

    "Musst du jetzt nicht weinen, Frau Meyer?/IWenn jemand totist, den man gU! kannte, weintman doch meistens. DasweiIS erauch aus dem Fernsehen.

    "Heute nicht, Roben.Du bist ja híer, da brauche ich nichtzu.emen.Du hast vorhin nach oben gezeigt.Warum? 1

    "VieIleicht ist meinHerr Meyer im Himmel? Der Himmel ¡st

    oben und groIS. Da ist Platzfür viele./1"VielIeicht hat deín Herr Meyer jetzt Flügel und fliegt mit

    Raketen und Satelliten und Shuttles durch das Weltall?"Robert steht aufund flattert mit ausgestrecktenArmen durch

    das Zimmer und summt Bruuummm Brumm Brumm .,.Kann gut sein. Aberer fliegt ehermit Sonne, Mondund Ster-

    nen."Frau Meyer zeigtihm ein groISes, schwarzes Fernrohr. "Damit

    hat mein Herr Meyer die Sterne und den Mond beobachtet."IIDu hast selber gesagt, deinHerr Meyer ist unten und oben.

    Wie geht denn das, Frau Meyer?""Das ist so, wennman nicht mehr hier ist. Die Seele geht nach

    oben und der Korper nach unten.""Oh." Robert ist schon wieder stilL"Aber du und ich¡ wir sind jetzt hier, dazwischen./IJetzt sagen beide nochmaIs eine Iange Weile nichts."Morgen besuche ich meinenHerrn Meyer auf dem Friedhof.

    Magst du mítkommen?"Robert muss wieder nachdenken. Ganz schon anstrengend

    heute."Mal sehen."

    Am nachsten Tag spazieren Robertund Frau Meyerzusammenzu Herrn Meyer.

    Er mochte wissen,wo das ¡st mit Herrn Meyer da unten.Robert war noch nieauf einem Friedhof. Überall Steinemit

    6564

    Namen GroíSe und kleine Engel mit Blumen und Kreuzen in der

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    Namen. GroíSe und kleine Engel mit Blumen und Kreuzen in derHand. Vasen mit Blumen und Topfe mit blühenden Pflanzen aufden Grabern.

    "Hier ist es ganz sehon voll mit toten Mensehen, findest du niehtaueh, Frau Meyer? Und so ein bissehen wie im Blumenladen."

    "Stimmt", antwortet Frau Meyer."Und die Toten haben alle einen eigenen Garten.""Stimmt aueh", antwortet Frau Meyer. "Aber nur einen ganz

    kleinen. Wenn ich gehen muss und gestorben bin, darf ieh hiernoeh hin. In Herrn Meyers kleinem Garten ist noeh Platz fürm ich."

    "Du so11st aber noeh bleiben!" Robert wird bose und fast musser weinen. "Du darfst no eh nicht weggehen, horst du?/I

    "Ich gebe mir Mühe", verspricht Frau Meyer, streichelt Robertund er braueht nicht zu weinen. Versproehen ist versproehen.

    "Wie liegt denn Herr Meyer da unten i n seinem Garten?"

    "In einer sehonen Kiste aus Holz, in seinem besten Anzug.Seinen Hut habe ich ihm noeh mitgegeben, weil er zum Sehlussso am Kopf gefroren hato Und ein Foto von mir, damit er miehnieht vergisst da oben."

    IIIch denke, er ist hier und unten."

    "Stimmt, aber unsere Seele fliegt davon, wenn wir sterben./JAlso gibt es zwei Herr Meyers. Einer unten in der Kiste lie

    gend und einer oben am Himmel fliegend. Das sol1 mal einerverstehen. Robert seufzt. Ganz sehon sehwierig ist das mit demSterben und oben und unten und dazwisehen.

    Herr Meyer moehte gern dusehen", verrat ihm Frau Meyer.Wo llen wir ihm heute, wo es so warm ¡st, mal eine Dusehe gon

    nen?"

    Mit Robert geht sie Hand in Hand zum naehsten Wasserhahnund Robert füllt die GietSkanne mit frisehem Wasser. Auf demWeg zu Herrn Meyers Garten-Grab fragt Robert:

    "Darf ich Herrn Meyer dusehen?/I"Darfst du./ILangsam lasst Robert den Wasserstrahl über einen Stein lau

    fen, auf dem Herr n Meyers Name steht, in goldenen Buehstaben.AIs die Kanne bis auf den letzten Tropfen leer ist, meint er:

    "Jetzt ist Her r Meyer bes timmt wieder blítzsauber. Die Blumenbrauehen aber aueh eine Dusehe."

    "Stimmt/l, antwortet Frau Meyer. Und wieder trotten sie Handin Hand zum Wasserhahn.

    Herr Meyer freut sich, dass du mit mir hier bist, da bin iehmir ganz sieher."

    "Wieso weiíSt du das?/I"Weil Herr Meyer mir das auf dem Weg zum Wasserhahn

    gesagt hat./I"Er hat mit dir gesproehen? Davon habe ieh nichts gehort.""Herr Meyer spricht zu meinem Herzen. Nur zu miro Dort

    kann ich ihn horen, aueh wenn es nicht still ist. Wir haben eine

    geheime Leitung miteinander, nur für uns beide."Robert nickt, aber verstehen tut er es nicht so ganz. Vielleicht

    irgendwann mal.Einige Minuten spater trinken die roten und gelben Blumen

    auf Herrn Meyers Baueh aus glanzenden pfützen."So, jet zt ich schüss und dann wollen wir naeh Hause

    gehen. Ieh brauehe dringend ein Wunder-Sehokoladen-Eis. Duaueh?/I

    Robert niekt und halt Frau Meyers Hand ganz fest in seiner.Hier auf dem Friedhof moehte er sieh nicht verlaufen, so wieHansel und Gretel im Wald. Wer weitS wer da noeh a11es zum

    Vorsehein kommt, wenn es dunkel wird.

    AIs es fast dunkel ist, das Wunder-Sehoko-Eis aufgegessen und

    allmahlieh die Sterne kommen, darf Robert dureh Herrn MeyersgrotSes und sehweres Fernrohr gueken. Naeh oben.

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    "Und { fragt Frau Meyer gespannt

  • 8/19/2019 Robert Und Frau Meyer

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    "Und { , fragt Frau Meyer gespannt."Ich sehe ihn , ru ft Robert begeistert. Auf dem Kopf hat er

    zwei Scheinwerfer und an den FüISen zwei rote Bremslichter.Und er fliegt. Ups ... Jetzt ist er weg./I

    "Macht nichts. Morgen kommt er bestimmt wieder vorbei,wetten?/I

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    Wei e Handschuhe

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    Wei e Handschuheund ein Grammophon

    apitelll

    rau Meyer macht auí."Du, Frau Meyer, machen wir heute Dachboden?"

    RobertweH5 genau, dor t fallenihr stiindig neue und spannendeGeschichten ein, natürlich vor allem von damals. Damals ist dieZeit, in der Frau Meyer klein undjung war.

    "Komm rein, Robert. Gehe schon mal ins Wohnzimmer. Ichkomme gleich."

    1m Wohnzimmer liegen blütenweH5e Handschuhe auf demTisch. Daneben ein Buchmit einem altmodischenBild auf demUmschlag. Lange Worter stehen über dem Bild.

    Eine schone Frau in einem rosa Kleid bis auf den Boden sitzt ineinem vornehmen StuhL Über dem eleganten Kleid tragt sie eineweH5e Schürze mit Spitzenrandern. Auf dem Kopf sieht Robertirgendetwas Gefaltetes. Das ist schneeweif5, genauso wie ihreSchürze. In der Hand hiilt sie ein ziemlich komisches Ding.Es istein dünner, langer Stock mit flauschigen Federnam Ende. Hinterihr steht ein Mann in merkwürdigen Kleidern, die Robertnuraus dem Fernsehen kennt. Er triigt eine kurze, grüneJacke undeine rote Weste mit vielen winzigen Knopfen. m Kragen ent-deckt Robert eineweif5e Schleife. Ui Seine Hose kann er nichterkennen, weiler hinter der schonen Frau steht. Auf dem Tischvor der Frau und demMann entdeckt er einen Kasten, aus demein langes, glanzendes Horn guckt, das ein bisschen aussieht wieeine krumme Trompete. DerMann hiilt sich die rechte Hand ansOhr und guckt diekrumme Trompete ano Die linke Hand liegthin ter dem Kopf der schonen Frau auf der Stuhllehne.Die beidenverkleideten Menschen liicheln in dasgrof5e Horn.

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    Robert ist durcheinander Warum liegen die weilSen Hand waschen und starken, aBes bügeln mit schweren BügeIeisen,

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    Robert ist durcheinander. Warum liegen die weilSen Handschuhe un d das Buch mit dem altmodischen Bild bei Frau Mey erauf dem Tisch? In der Eile kann nur er das eine Wort lesen: Geister

    Frau Meyer kommt gerade ins Zimmer. Ob das ein Buch überGeister ist? Geister sehen eigentlich anders aus als die beidenda oben auf dem Buch. In Roberts Büchern tragen Geister oderGespenster lange Gewander, die mehr wie Bettlaken aussehen.Zum

    Beispiel in Das kleine Gespenst ."Frau Meyer, ist das Buch von damals?/I"Stimmt, das ist von damals./I"Da steht das Wort Geister. Wie heilSt das Buch genau?"Zusammen mit Frau Meyer líest er langsam und laut: Dienst-

    bare Geister /I

    "Was heilSt das?/IFrau Meyer se ufzt un d streichelt die weif5en Handschuhe.Dabei sieht sie ganz schon ernst aus und seufzt auch noch.

    Oje ...

    "Heute bist du aber komisch/l, findet Robert."Wieso?"WeilS nicht. Sonst ist es bei dir viellustiger."

    "Gut, dann wollen wir erst mal Gute-Laune-Haselnuss-Platzchen essen und danach erzahle ich dir, warum das Buch da liegt,und was dienstbare Geister waren."

    Nach ei ner Weile fragt Robert:"Sind die dienstbaren Geister nun Gespenster, ja oder n ein?""Wie bitte?/I Frau Meyer sieht ihn erstaunt ano "Gespenster?

    Um Himmelswillen. Nein Ach, Robert, wie son ich dir das nur

    erklaren? Dienstbare Geister waren wirklich fast so unsichtbarwie Gespenster. Sie arbeiteten bei reichen Leuten und solltenganz leise sein. Beinahe rund um die Uhr mussten putzen,Staub wischen mit dem Federding da./I Sie zeigt auf den langen Stock mit den flauschigen Federn, den die Frau in der Hand

    "Sie mussten Betten beziehen, mit der Hand alle Wasche

    kochen, abwaschen, einkaufen, Fenster und Schuhe putzen,Knopfe annahen, Locher in den Strümpfen stopfen, Gartenarbeit

    erledigen und vieIes, vieIes mehr ."Robert wartet neugierig ab, was Frau Meyer noch mehr von

    den dienenden Geistern erzahlen wird."Meistens schliefen sie in winzigen Kammern, oben unterm

    Dach. 1m Winter waren diese winzigen Zimmer, in denen hochstens ein Bett, ein schmaler Schrank und eine Waschschüsselstanden, ungeheizt. 1m Sommer bekam man kaum Luft, weil esdort stickig heilS war. Es gab kein flielSendes Wasser. Aber am

    Schlimmsten war, dass sie wenig Geld für die anstrengende und

    mühevolle Arbeit bekamen. Die Küche war oft im Keller. Manhatte noch keine Kühlschranke, keine Staubsauger, keine elektrischen Gerate wie Waschmaschinen, Bügeleisen oder Mikrowelle

    oder Geschirrspüler.""Oh, dann brauchten die aber ganz schon lange für alles, wie,

    Frau Meyer?""Das stimmt schon. Dafür arbeiteten eben mehr Leute für diereichen Familien in solchen Haushalten. Wer nicht gehorchte,flog raus, stand kurze Zeít spater auf der StralSe. Und die Kleíder,die du auf dem Buch siehst, die sehen zwar hübsch aus, aber nichtalle durften so schick herumlaufen. In der Waschküche oder amHerd oder im Garten, da hatte das Personal, so hielSen die dienst

    baren Geíster, ganz andere Arbeitskleidung an."Roberts Denkfalten sind sofort da. Uff Das kling t überhaupt

    nicht witzig. Anstrengend klingt das. Er stellt sich seine Mama

    vor, wie sie alle Stinkesocken von Papa und ihm mit der Handwaschen sol1. Oder seine verdreckten T-Shirts, in denen er nach

    dem FulSball nach Hause kommt."Frau Meyer, warum bist du heute traurig?", will er wissen."Weil ich an errn Meyer denken muss. Heute h at er Geburts

    tag."

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    "Ab t d d h lb t ig i ?"Frau Meyer und Robert mogen gerade gar nichts sagen.

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    "Aber musst du deshalb traurig sein?""Weil Herr Meyer aueh so ein dienstbarer Geist war.""Unsichtbar und rund um die Uhr?"Da muss Frau Meyer lacheln. Sie nimmt die weigen Hand

    schuhe vom Tisch und streichelt sie wieder."Diese Handsehuhe gehorten Herrn Meyer. Er trug sie immer,

    wenn er die Damen und Herren in der grogen weigen Villa

    nebenan bediente. Er brachte ihnen Tee und Kaffee und Platzehen und belegte Schnittehen. Und ein Glaschen Wein oderandere Getranke. Und er servierte ihnen mittags und abends dasEssen im Salon oder im Garten. Und wenn sie es wünsehten,sogar das Frühstück im Bett."

    Roberts Augen sind kugelrund."Dann hatten die Leute im gro gen Haus einen eigenen Kell

    ner? Nur für sich?""Ja, das hatten sie. Herr Meyer war ihr Butler. So hieg sein

    Beruf. Und der war nicht imme r lustig."

    "Warum nicht?""Weil wir nebenan wohnten und die Herrsehaften, so nann

    te Herr Meyer die Damen und Herren nebenan, weil die ihnziemlich oft gerufen haben, egal, ob Sonntag war oder jemandin unserer Familie Geburtstag hatte. Oder am Heiligabend zumBeispiel. Dann kam Herr Meyer erst naeh Mitternacht aus derVilla zurück. Unsere Kinder schliefen schon. Sie hatten dieGeschenke ohne ih ren Papa ausgepaekt. Tja, Robert, Herr Meyerwar viel weg und wenig bei den Kindern und mir."

    "Frau Meyer, mein Papa ist aueh ganz viel weg! 1m seinemBüro am Hafen. Mama sehimpft manehmal mit ihm, weil wir

    so wenig sehen. Aber mein Papa sagt fast jeden Tag, das s dasnicht anders geht. Mein Papa hat vielleicht mal am Sonntagmorgen frei. Weigt du noch, Frau Meyer, als du mit Mama und Papaund mir zum Sehwimmen warst?"

    Es ist sti11 geworden bei Frau Meyer im Wohnzimmer.

    y g g g gEin Mandelplatzehen, noch eins, dann sagt Robert:"Nach dem Schwimmen geht Papa sogar am Sonntag fast

    immer wieder ins Büro oder arbeitet zu Hause, am Laptop, inseinem Zimmer. Auch naehts. Mein Papa ist dann auch unsichtbar, so ahnlich wie die Geister in den komisehen Kleidern in der

    Villa bei den reichen Leuten.""Da hat sich dann nicht viel geandert, Robert. Deín Papa ist

    also aueh ein dienstbarer Ceist. Für seine Firma.""Stimmt." Robert nickt. "Mein Papa arbeitet nicht in einer

    Villa und ist kein Butler. Aber leise se in müssen wir auch. Sonst

    knallt mein Papa dureh."Noch zwei Kekse mit Mandeln."Was ist das für ein komischer Kasten da auf dem Bueh 7"

    "Das ist ein Trichter-Grammophon."

    "Ein was?""So eine rt von Plattenspieler, aber ohne Strom./I

    "Frau Meyer, heute finde ich alles ganz schon schwierig. Undein bissehen traurig. Mag ich nicht."

    "Dann wollen wir das andern. leh zeige dir mal etwas. Weil

    Herr Meyer Geburtstag hat./IRobert hort, wie Frau Meyer im Flur eine Tür vom Wand

    schrank offnet. Er hort knisterndes Papier. Dann steht FrauMeyer vor ihm, mit einem grogen Trichter-Grammophon. Vor

    sichtig stellt sie es auf den runden Esstisch.Robert fallen fast die Augen aus dem Kopf.

    ,,1st das eeht?""Das wollen wir beide jetzt ausprobieren./IWieder geht Frau Meyer an den Wandschrank im Flur. Wieder

    knisterndes Papier. Als sie zurüekkommt, halt sie eine braunePapiertüte in der Hand. Aus der nimmt sie eine groge, glan

    zende, schwarze Scheibe."Was ist das denn?"

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    "Das ist eine SchaIlplatte", sagt Frau Meyer, "so etwas wie eine Der Doktor sagt dass wir zu wenig wandern

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    p , g y ,eD /I

    Sie schiebt die Scheibe langsamÍn einen breiten Schlitz in demgroBen Kasten aus Holz.1m Kastenknarrt etwas.An der anderen Seite vom Kasten entdeckt Robert einen Hebel.

    "Eine Kurbel, Robert. Mit der müssen wirso lange drehen, bisdie Schallplatte sich auch schneIl genug dreht. Und danach'Überraschung!1

    Roben darf die Kurbel drehen.Er sol1 das genauso machen,wie Frau Meyer esihm erklart. Plótzlich kommt aus dem Horn,wie von einem anderen Stern, Musik.Es knistert und knackt,aber Robert sitzt mit offenem Mund neben dem Trichter undhórt, wie einMann mit einer hohen Stimme von seiner Allerliebsten singt. Und dreht weiter die Kurbel.

    "Oh, das Íst ja von ganz entsetzlich früher, oder?""Das istes. Dieses Grammophon hat noch meinem Vater gehórt.

    Und ich habees nie auf den Dachboden gebracht,wei[ ích das

    Grammophon manchmal aus dem Schrank nehme, ganz alIeindieschwarzen Schallplatten spiele und dazu tanze. Mit mir selbst. Fr�