Rom Die Gründung Roms – Mythos und Wissenschaft
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Rom
Problemziel: • historisch: Roms Gründungsmythos – eine historische
Legitimation? • Lebensweltbezug: Brauchen Völker Mythen?
Relevanz: • fachwissenschaftlich: Der Gründungsmythos mit seinen
göttlichen Wurzeln wurde von den Römern vielfach
als Legitimation für Eroberungen genutzt, von den Gegnern Roms
wurde er hingegen als Ansatz der Rom kritik verwendet.
• Lebensweltbezug: Auch heute ist es den Staaten und Völkern
wichtig, die eigenen Wurzeln als Selbstverge wisserung auch für
die Gegenwart zu suchen, selbst wenn dies historisch eher Fragen
aufwirft, wie z. B. Karl der Große als Vater Europas.
Kompetenzerwerb: • Sachkompetenz: vgl. „Inhalte der Stunde“ •
Methodenkompetenz: Die Schüler*innen untersuchen quellenkritisch
die Gründungssage Roms und verglei
chen sie mit Forschungsergebnissen. • Sozialkompetenz: Die
Schüler*innen arbeiten zu zweit. • Urteilskompetenz: Die
Schüler*innen bewerten die Legitimationsabsicht der Gründungssage.
• Selbstkompetenz: Die Schüler*innen arbeiten selbstständig im
vorgegebenen Zeitrahmen.
Inhalte der Stunde: • Um 1.000 v. Chr. besiedelten latinische
Bauern und Hirten die Hügel, auf denen später Rom gegründet
wer
den sollte. Grund dafür waren die Standortvorteile der Gegend: an
einem Salzhandelsweg und dem schiffba ren Tiber gelegen und gut zu
verteidigen.
• Ab etwa 700 v. Chr. herrschten etruskische Familien in der
nunmehr entstandenen Stadt mit dem etruskisch en Namen Ruma.
• Von der etruskischen Kultur übernahmen die latinischen Römer
viele Elemente. • In ihrer Gründungssage dagegen erschlug Romulus,
ein Sohn des Mars’, seinen Bruder Remus und gründete
die Stadt. • Die göttliche Herkunft, das Säugen durch eine Wölfin
und die Verteidigung des Gemeinwesens auch um den
Preis des Brudermordes stehen für Stärke, eigene Überhöhung und
Staatsethos. • Dagegen wiesen Gegner auf die Verletzung des
VestalinnenGelübdes und den Brudermord als Ausgangs
punkt römischer Entwicklung hin. • Die Umdeutung und Überhöhung
historischer Ereignisse und Personen können auch heute
gewissermaßen
Mythen entstehen lassen, an die kritische Fragen zu stellen
sind.
Didaktisch-methodische Hinweise: Die Stunde stellt den Auftakt zur
RomReihe dar. Er soll das Interesse der Schüler*innen wecken und
eine Er wartungshaltung aufbauen. Die Erwähnung Aeneas’ und seiner
Abstammung von Venus weist auf Augustus hin.
Material und Vorbereitung: Die Lehrkraft fertigt die F an und
kopiert das AB in Klassenstärke.
Möglicher Stundenverlauf:
Unterrichtsphase Inhalt Methode Medien Zeit
Einstieg Die Lehrkraft legt die F auf und steigt in das Thema ein.
Impuls: „Vor 2.000 Jahren war unsere Region Teil (bzw.: Nachbar)
des Weltreichs der Römer. Die Römer erzählten über die Entstehung
ihrer Stadt eine Sage. Wir wollen untersuchen, was es mit dieser
Sage auf sich hat.“ Die Lehrkraft schreibt das Stundenthema
an.
LV OHP / F / TA
3
Materialphase 1: Erarbeitung
Die Schüler*innen bearbeiten zu zweit das AB. PA (AA 1–3)
AB / H 12’
Materialphase 2: Sicherung 1
Die Lehrkraft ruft die AA 1 und 2 ab und moderiert ein UG. Impulse:
„Worin könnte der Vorteil gegenüber Städten bestehen, die keine
Gründungssage haben? Wie wirkten die grün unterstrichenen
Textstellen auf Außenstehende? Haltet ihr die Argumente der
Gegner*innen (rot unterstri chene Textstellen) für einleuchtend?“
Die Lehrkraft legt dabei das TB an.
UG TB / AB 10’
Sicherung 2 Die Lehrkraft ruft den AA 3 ab und moderiert ein UG zu
den Unterschieden in der Sage und der Wissenschaft. Impulse:
„Weshalb kommt in der Sage die Rolle der Etrus ker nicht vor? Wie
wirkt die zeitliche Zurücksetzung der Befestigung um 150
Jahre?“
UG TB / AB 7’
Vertiefung Die Lehrkraft moderiert eine D zur Aufgabe von Mythen
für die Völker und Staaten. Impulse: „Wir haben gesehen, dass die
Sage historisch nicht richtig ist. Macht es dann Sinn, sie zu
erzählen? Können wir auch heute sehen, dass die Vergangenheit so
dargestellt wird, dass der eigene Staat besser dasteht?“
D 9’
Hausaufgabe Die Schüler*innen bearbeiten die folgende Aufgabe:
Beschreibe aus Sicht eines Romkritikers, warum die Römer auf die
Gründung Roms nicht stolz sein können. Für die nächste Stunde
sollen die Schüler*innen ihre Atlanten mitbringen.
H 3’
Mögliches Tafelbild:
Eindruck von: Stärke: • Säugen durch eine Wölfin • Mars, Gott des
Krieges
Treue zum Staat: • Abwehr des Bruders als Feind der neuen
Stadt
Willen der Götter:
• göttliche Abstammung des Aeneas Venus • göttliche Abstammung von
Romulus / Remus Mars • Götterentscheid für Romulus
Folge: 1 Hervorhebung Roms vor anderen Städten 1 Zeichen römischer
Überlegenheit
• Es fehlt: Bedeutung der kulturell überlegenen Etrusker • kein
(selbst-)kritischer Umgang mit: Bruch des Gelübdes, Gründer Romulus
als Brudermörder
„Recht“ auf Eroberungen?
4
1. Rom um 753 v. Chr.
Das Römische Reich um 150 n.Chr.
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Die Gründung Roms
1. Lest den Text. a) Unterstreicht mit einem grünen Stift, worauf
die Römer besonders stolz waren. b) Notiert in eurem Heft, wie die
Römer diese Sage als „Werbung“ nutzen könnten? 2. Unterstreicht die
Textstellen mit einem roten Stift, die die Gegner der Römer für
ihre
Kritik heranziehen können. 3. Lest, was Historiker herausfanden,
und unterstreicht die drei für euch größten Wider
sprüche zur Sage.
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20
25
Die Sage von der Gründung Roms im Jahr 753 v. Chr.
Aeneas, der von der Göttin Aphrodite abstammte, konnte sich aus dem
brennen den Troja retten. Nach zehn Jahren Irrfahrt landete er in
Mittelitalien und heiratete eine dortige Königstochter. Seine
Nachkommen wurden ebenfalls Könige. Einer davon war Numitor, ein
gutherziger Mann. Doch kurz nach seinem Amtsantritt setz te sein
machtgieriger Bruder Amulius ihn ab und ernannte sich selbst zum
König. Um Konkurrenz zu verhindern, tötete Amulius Numitors Sohn
und zwang Numitors Tochter, Priesterin der Göttin Vesta zu werden,
denn diese Vestalinnen durften nicht heiraten und keine Kinder
bekommen. So herrschte Amulius viele Jahre. Eines Tages erschien
Numitors Tochter am Fluss Tiber der Gott Mars. Die junge Priesterin
wurde von ihm schwanger und brachte Zwillinge zur Welt. Als Amulius
davon erfuhr, wollte er die Kinder töten. Doch ihre Mutter legte
sie in einen Korb, den sie in den Fluss Tiber setzte. Amulius ließ
die Mutter der Kinder daraufhin ins Gefängnis werfen. Durch den
Schutz ihres Vaters Mars ertranken die Zwillinge nicht und wurden
ans Ufer getrieben. Als sie dort vor Hunger schrien, säugte eine
Wölfin sie mit ihrer Milch. Kurz darauf fand ein Hirte die
Zwillinge und nahm sie mit nach Hause. Jahre später erfuhren die
beiden – sie hießen Romulus und Remus – als junge Männer von ihrer
wahren königlichen Herkunft. Sie riefen ihre Freunde zusammen,
stürmten den Palast des Amulius und töteten ihn. Dann befreiten sie
ihre Mutter und setzten ihren alten Großvater Numitor wieder als
König ein. Sie selbst wollten eine neue Stadt gründen, und zwar
dort, wo die Wölfin sie gesäugt hatte. Durch einen Götterentscheid
sollte Romulus der Gründer werden. Als er die Stadtgrenze mit einem
Pflug kennzeichnete, hüpfte Remus voller Spott über die Furche
hinweg. Wutentbrannt rief Romulus: „So soll es jedem gehen, der
meine Stadt angreift!“ Und er brachte Remus um. Die neue Stadt
nannte Romulus nach ihm selbst: Rom.
Historiker fanden heraus • Um 1.000 v. Chr. siedelte das Volk der
Latiner (Bauern und Hirten) auf Hügeln am Tiber. • Vorteile des
Platzes: die günstige Lage am schiffbaren Tiber und an einem
Salz
handelsweg, die Hügel waren leicht zu verteidigen. • Ab etwa 700 v.
Chr. herrschten etruskische Familien in der nun zur Stadt
zusammenge
schlossenen Siedlung, die den etruskischen Namen Ruma (Lateinisch:
Roma) erhielt. • Die älteste Befestigungsmauer wurde etwa um 600 v.
Chr. errichtet. • Die Latiner übernahmen vieles von den Etruskern
(z. B. Religion und Kultur), behielten
aber ihre Sprache Latein bei und verwendeten ihre eigene
lateinische Schrift.
6
Die Entwicklung zum Römischen Reich
Problemziel: • historisch: die römischen Eroberungen – Zufall,
Planung oder „gerechte Kriege“? • Lebensweltbezug: Wann ist ein
Krieg „gerecht“?
Relevanz: • fachwissenschaftlich: Die Faktoren, die zur Entstehung
eines Weltreichs führten, werden kontrovers disku
tiert. Da die römische Herrschaft vielfältige Folgen und Wirkungen
hatte, ist die Entstehung dieses Macht bereichs ein wichtiges
Thema. Die Römer selbst rechtfertigten ihre Kriege meist damit,
dass sie „gerecht“ gewesen seien.
• Lebensweltbezug: Auch heute werden internationale militärische
Interventionen als „gerecht“ legitimiert, zu mal wenn sie im
Auftrag der UNO erfolgen. Dazu gibt es durchaus Kontroversen. In
der Pubertät entwickeln die Schüler*innen verstärkt ein Gefühl für
Angemessenheit und Gerechtigkeit.
Kompetenzerwerb: • Sachkompetenz: vgl. „Inhalte der Stunde“ •
Methodenkompetenz: Die Schüler*innen vergleichen Karten und werten
Tabellen sowie Texte aus. • Sozialkompetenz: Die Schüler*innen
arbeiten in Gruppen. • Urteilskompetenz: Die Schüler*innen
beurteilen den Umgang der Römer mit ihren militärischen Erfolgen
und
das Konzept des „gerechten Kriegs“. • Selbstkompetenz: Die
Schüler*innen arbeiten selbstständig im vorgegebenen
Zeitrahmen.
Inhalte der Stunde: • Rom ging siegreich aus den
Auseinandersetzungen mit den umgebenden Städten und Stämmen hervor
und
hatte ca. 300 v. Chr. die Kontrolle über das heutige Italien
erlangt. • Der Umgang mit den Besiegten war nicht einheitlich;
teils wurde ihnen Land entzogen und dieses zu rö
mischem Staatsland erklärt, teils wurden zur Kontrolle römische
Kolonien in der Umgebung Roms gegründet. • Die Besiegten mussten in
einem Vertrag mit Rom Soldaten stellen, behielten aber als
Bundesgenossen der
Römer ihre innere Selbstständigkeit. • Nach den Siegen über
Karthago machten die Römer die annektierten Gebiete zu Provinzen,
die unter formel
ler Herrschaft standen und Abgaben an Rom leisten mussten. Sie
wurden von ehemaligen Jahresbeamten verwaltet, da die Römer keine
eigene Provinzverwaltung aufbauten.
• Die Siege brachten z. T. riesige Kriegsbeute ein, die auf den
Staat und abgestuft auf Offiziere und Soldaten aufgeteilt
wurde.
• Die Römer hielten ihre Kriege und ihre Form der Machtausübung für
„gerecht“. • Die Diskussion um „gerechte Kriege“ hält bis heute
an.
Didaktisch-methodische Hinweise: Der Einstieg erfolgt mit den
Karten der Stunde „Die Gründung Roms – Mythos und Wissenschaft“,
damit sich die Schüler*innen auch visuell die geopolitische
Entwicklung Roms einprägen.
Material und Vorbereitung: Die Lehrkraft fertigt die F an und
kopiert die F sowie das AB in Klassenstärke. Die Schüler*innen
arbeiten mit ihren Atlanten.
Möglicher Stundenverlauf:
Unterrichtsphase Inhalt Methode Medien Zeit
Einstieg Die Lehrkraft legt die F von „Die Gründung Roms – Mythos
und Wissenschaft“ und anschließend die F „Das Römische Reich“ auf.
Impulse: „Wie die Entstehung Roms als Sage und in der Wissenschaft
aussieht, haben wir bereits erfahren. Aber dies erklärt noch nicht,
wie die Römer zu einem so großen Machtbereich kamen. Was sind eure
Vermutungen?“
UG TA / OHP / F
7
Die Lehrkraft notiert die Schüler*innenbeiträge auf der linken
Seitentafel. Gelenkimpuls: „Überprüft eure Vermutungen mit dem
Material.“
Variante: Ggf. kann als Einstieg eine geeignete Zeitungs
überschrift zu einem tagesaktuellen angeblich „gerechten“ Krieg als
F verwendet werden.
Materialphase 1: Erarbeitung
Die Schüler*innen bearbeiten in ag GA (drei bis fünf Schüler*innen
pro Gruppe) das AB.
ag GA (AA 1–3)
AB / H / Atlanten
Materialphase 2: Sicherung
Die Lehrkraft ruft den AA 3 ab und legt den Rahmen des TB an.
Impuls: „Schauen wir zunächst auf die räumliche und zeitliche
Entwicklung.“ Die Lehrkraft ruft die AA 1 und 2 ab und ergänzt das
TB. weitere Impulse: „Wie könnten wir grafisch deutlich ma chen,
dass mit der Übernahme Siziliens eine neue Herr schaftsform
beginnt? Wo liegen für die Römer jeweils die Vorteile? Wie passen
die Fakten zur Idee eines ‚gerechten Kriegs‘?“
UG TB / AB 15’
Vertiefung Die Lehrkraft moderiert eine D zum Thema „gerechter
Krieg“. Impulse: „Gibt es heute Situationen, bei denen ihr denkt:
Soldaten hinzuschicken würde einen ‚gerechten Krieg‘ bedeuten? Gibt
es unter euch bei Konflikten ein ‚gerechtes‘ Eingreifen?“
D 8’
Hausaufgabe Die Schüler*innen bearbeiten die folgende Aufgabe:
Trage in Karte 3 die natürlichen Grenzen des Römischen Reichs
ein.
H 3’
Mögliches Tafelbild:
Provinzen:Nachbarstädte / -völker: „Bundesgenossen“
Herrschaft über Italien 250 v. Chr. Sizilien, Spanien, Nordafrika
etc.
117 n. Chr. großer Machtbereich
1 stellen Soldaten für Rom 1 z. T. Landwegnahme (1 römisches
Staatsland) 1 ansonsten weiterhin selbstständige Verwaltung
1 Untertanen, tributpflichtig 1 von ehemaligen Jahresbeamten
verwaltet 1 z. T. riesige Kriegsbeute und Entschädigungen
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Das Römische Reich
1. Rom um 300 v. Chr.
Aus den Streitigkeiten und Rivalitäten der Städte und Völker
Italiens gingen die Römer siegreich hervor. Sie zwangen die
Besiegten zu Verträgen: Diese mussten als Bundes- genossen der
Römer künftig Soldaten stellen und z. T. Land abtreten, das
römisches Staatsland wurde oder zur besseren Kontrol le von
römischen Kolonisten besiedelt wurde. Allerdings behielten sie ihre
Selbstständigkeit und Selbstverwaltung.
2. Rom um 100 v. Chr.
3. Rom um 150 n. Chr.
Nach den Kriegen gegen Karthago änderten die Römer ihr Vorgehen und
machten die eroberten Gebiete zu Provinzen, die im Wechsel von
ehemaligen Jahresbeamten verwaltet wurden und deren Bewohner tri
but pflichtige Untertanen wurden.
Kriege der Römer: • 254–241 und 217–201 v. Chr. gegen
Karthago 1 Provinzen Sizilien, Sardinien, Korsika,
Oberitalien 1 Beute: 65.000.000 Denare (= 279.500
kg Silber; 1 kg Silber 1 400 Euro) 197–168 v. Chr. gegen Makedonien
und Spanien
1 Provinzen Spanien, Makedonien, Griechenland
1 Beute: 37.500.000 Denare
weitere Eroberungen von neuen Provinzen: • 146 v. Chr. Nordafrika
(Karthago) • 133 v. Chr. Kleinasien • 121 v. Chr. Südgallien
(Provence) • 74 v. Chr. Kyrene • 64 v. Chr. Pontos (am Schwarzen
Meer) • 51 v. Chr. Gallien (Caesar) • 30 v. Chr. Ägypten
(Augustus)
9
5
5
Rom – vom Dorf zur Weltmacht
1. Vergleicht die oberste Karte mit der Aussage von Cicero. Waren
die Bundesgenos senVerträge gemessen an Ciceros Definition
„gerecht“? Notiert in eurem Heft.
2. Vergleicht die beiden oberen Karten mit der Aussage Karneades.
Hat Karneades recht? Notiert in eurem Heft.
3. Findet mithilfe eurer Atlanten die natürlichen Grenzen des
Römischen Reichs, wie sie in der Karte unten dargestellt sind,
heraus und notiert diese in eurem Heft.
Der Politiker und Schriftsteller Cicero
Denn kein Krieg kann als gerecht geführt werden, außer zur
Vergeltung oder zur Abwehr von Feinden. Kein Krieg gilt als
gerecht, wenn er nicht angekündigt und formell erklärt wurde und es
um Rückforderungen geht. Unser Volk aber hat durch die Verteidigung
seiner Bundesgenossen schon die Macht über alle Länder er langt.
Oder sehen wir nicht, dass gerade dem Besten von der Natur selbst
die Herrschaft zum größten Vorteil für die Schwachen gegeben
wurde?
M. Tullius Cicero: de re publica 3,34 ff., eigene Übersetzung
Der griechische Philosoph Karneades
Der griechische Philosoph Karneades hielt 155 v. Chr. eine Rede in
Rom. Nach der Rede erhielt er Redeverbot und wurde aus Rom
ausgewiesen.
Das Recht haben sich die Menschen nach ihrem Nutzen formuliert.
Daher gibt es keine Gerechtigkeit. (…) Alle Völker, auch die Römer,
die die ganze Welt unterwor fen haben, müssten in die Hütten
zurückkehren und in Armut und Elend am Boden liegen, wenn sie
fremden Besitz zurückerstatten würden. (…) Wer deshalb durch
Zerstörung von Staaten und Vernichtung von Völkern die Staatskassen
mit Gold gefüllt, Äcker gewonnen, seine Mitbürger reicher gemacht
hat, der wird in Lobes hymnen in den Himmel gehoben.
VG Wort, Jahn F., Oppermann S., Würfel M., Erinnern und urteilen
Bd. 1, Ernst Klett Verlag
10
Die Gesellschaft – Patrizier und Plebejer
Problemziel: • historisch: die Gesellschaft Roms –
Gleichberechtigung trotz verschiedener Stände? • Lebensweltbezug:
Wann herrscht Gleichberechtigung?
Relevanz: • fachwissenschaftlich: Der Hinweis der Römer, nach den
Ständekämpfen von ca. 470 bis 287 v. Chr. würde
Gleichberechtigung zwischen den fortbestehenden Ständen herrschen,
ist fragwürdig, wie auch das Klien telsystem zeigt.
• Lebensweltbezug: Die Spannung zwischen der formalen Norm des
Grundgesetzes und einer vorhandenen gesellschaftlichen
Ungleichheit, z. B. zwischen Männern und Frauen oder zwischen der
Unterschicht und der Oberschicht, bleibt eine aktuelle
Herausforderung. Auch für die Schüler*innen spielt die
Gleichbehand lung eine große Rolle. Der Einsatz für
Gleichberechtigung ist eine schulische Aufgabe.
Kompetenzerwerb: • Sachkompetenz: vgl. „Inhalte der Stunde“ •
Methodenkompetenz: Die Schüler*innen werten Materialien
quellenkritisch aus. • Sozialkompetenz: Die Schüler*innen arbeiten
in Zweierteams. • Urteilskompetenz: Die Schüler*innen beurteilen
die Selbstbewertung der Römer.
Inhalte der Stunde: • Kennzeichnend für die römische Gesellschaft
waren die Stände der Patrizier (Geburtsadel) und der Plebejer
bzw. der Plebs sowie die Ungleichheit zwischen Mann und Frau. • In
den Ständekämpfen etwa 470 bis 287 v. Chr. erlangten die Plebejer
schriftliche Gesetze sowie formale
Gleichberechtigung bei der Besetzung der Magistrate. Zudem waren
nun Ehen zwischen den Ständen er laubt und die Gesetzgebung wurde
durch die Volksversammlung und das Amt der Volkstribunen
ermöglicht.
• In der Realität profitierte aber nur die reiche plebejische
Oberschicht, die als Amtsadel mit den Patriziern zur Nobilität von
30 bis 40 Familien verschmolz.
• Viele Plebejer begaben sich als Klienten in den Schutz einzelner
Familien der Nobilität, wo sie rechtlichen und wirtschaftlichen
Beistand erhielten, dafür ihr Abstimmungsverhalten nach dem Patron
richteten und sein Prestige erhöhten.
• Die Beurteilung von Gleichberechtigung richtet sich – auch heute
– v. a. nach der gesellschaftlichen Realität, nicht nur nach der
rechtlichen Festlegung.
Didaktisch-methodische Hinweise: –
Material und Vorbereitung: Die Lehrkraft fertigt die F an und
kopiert das AB in Klassenstärke.
Möglicher Stundenverlauf:
Unterrichtsphase Inhalt Methode Medien Zeit
Einstieg Die Lehrkraft legt die F als stummen Impuls auf. weitere
Impulse: „Wo seht ihr ein Problem? Ist einer der beiden Texte
falsch (Gegensatz: formal <> real)?“ Gelenkimpuls: „Auch in
Rom gab es ein Gesetz, nach dem der Adel, die Patrizier und das
Volk, die Plebejer, gleichbe rechtigt sein sollten. Aber wie sah
die Realität aus?“
UG TA / OHP / F
Materialphase 1: Erarbeitung
Die Schüler*innen bearbeiten das AB zu zweit. PA (AA 1–3)
AB / H 12’
Materialphase 2: Sicherung 1
Die Lehrkraft ruft den AA 1 ab und moderiert ein UG. Dabei legt sie
das TB auf einer Seitentafel an. Impulse: „Wenn wir Rechte und
Pflichten vergleichen: Sind diese eurer Meinung nach ausgewogen
oder neigt sich die Waage zu einer Seite?“
UG TB / AB 7’
11
Rom: Die Gesellschaft – Patrizier und Plebejer
Sicherung 2 Die Lehrkraft ruft den AA 2 ab und legt das TB an. Sie
mo deriert ein UG zu den Themen Ständekämpfe und Nobilität.
Impulse: „Warum hattet ihr Zweifel bei den Vorteilen? Wie können
wir die Entwicklung grafisch darstellen? Lasst uns das
Klientelsystem betrachten: Wo müssten wir es ergän zen? (1 reiche
Plebejer)“
UB TB / AB 8’
Vertiefung 1 (historisch)
Gelenkimpuls: „Betrachten wir nun alles im Überblick: Wie steht es
um die Gleichberechtigung in Rom? Was hat die Plebs in knapp 200
Jahren erreicht? Vergleicht, was ihr über Solon und Perikles in
Athen wisst.“
D 7’
Vertiefung 2 (mit aktuellem Bezug)
Die Lehrkraft legt erneut die F auf. Impulse: „Lasst uns die
Erkenntnisse in Bezug auf das Thema Gleichberechtigung mit heute
vergleichen: Was bleibt zu tun? Hat das Grundgesetz unrecht?“
D OHP / Folie
Hausaufgabe Die Schüler*innen bearbeiten die folgende Aufgabe:
Schreibt sechs Ratschläge auf, wie die Plebejer mehr
Gleichberechtigung erreichen können.
H 2’
Mögliches Tafelbild:
Neues Gesetz: Endlich gleicher Lohn für gleiche Arbeit?
1. Männer und Frauen sind gleichberechtigt. ? 1
Noch immer verdienen Frauen bei gleich wertiger Arbeit weniger als
Männer. Im Jahr 2016 war der durchschnittliche Bruttostun
denverdienst von Frauen um 21 % niedriger als der von Männern
(GenderPayGap).
© Jana Tessarina, Lizensgeber Reviosport
ab etwa 500 v. Chr. ab etwa 300 v. Chr.
Patrizier Patrone
reiche Plebejer
übrige Plebs
übrige Plebs:
Plebejer erreichen bis 287 v. Chr.: • schriftliche Gesetze •
Volkstribunat • Zulassung zu Ämtern • Gesetze durch Plebejer-
Versammlungen
Patrizier
• vertritt Klienten vor Gericht • gibt Weisungen • erhöht sein
Ansehen
Klienten:
K
P
ab etwa 500 v. Chr. ab etwa 300 v. Chr.
Patrizier Patrone
reiche Plebejer
übrige Plebs
übrige Plebs:
Plebejer erreichen bis 287 v. Chr.: • schriftliche Gesetze •
Volkstribunat • Zulassung zu Ämtern • Gesetze durch Plebejer-
Versammlungen
Patrizier
• vertritt Klienten vor Gericht • gibt Weisungen • erhöht sein
Ansehen
Klienten:
K
P
12
Patrizier und Plebejer
1. Lest den Text. Unterstreicht die Informationen über Klienten rot
und die über den Patron blau und notiert deren Rechte und Pflichten
in der Tabelle.
2. Schaut euch die Tabelle zu den Ständekämpfen an. Kreuzt an, wem
die Ereignisse nützen. Notiert ein Fragezeichen, wenn ihr unsicher
seid.
3. Diskutiert, ob die Patrizier und die Plebejer gleichberechtigt
sind. Notiert eure Be gründung in drei Sätzen in eurem Heft.
5
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Das Klientensystem
Bei Sonnenaufgang steht Marcus Cornelius, der sich in seiner
Stadtvilla be findet, auf, zieht sich an und frühstückt: ein Becher
Wasser und etwas kalten Braten vom Vortag. Mittlerweile hat sich,
wie jeden Morgen, in der Aula eine Gruppe Männer eingefunden. Heute
sind es etwa 60, ein kleiner Teil seiner Klienten. Die meisten
kennen sich, so auch der Bauer Aulus aus Neapel und der Schuster
Lucius aus Rom.
Lucius: „Aulus! Wie lange haben wir uns nicht gesehen? Was treibt
dich zu unserem Patronus? Etwa Sehnsucht nach der Stadt?“ Aulus:
„Mein Nachbar missachtet meine Ackergrenzen. Das will ich vor
Gericht klären lassen, und der Patron soll mir helfen!“ Lucius:
„Na, ob Marcus Cornelius so weit aufs Land fährt wegen eines
Ackers?“ Aulus: „Wieso nicht? Der Patron muss seine Klienten vor
Gericht vertreten. Marcus Cornelius hat mich noch nie im Stich
gelassen – und umgekehrt. Warum bist du hier?“ Lucius: „Marcus
Cornelius hat mich rufen lassen. Ich hatte ihn vor ein paar Tagen
gefragt, ob er Arbeit für mich hat. Vielleicht hat er ja neue
Aufträge für mich.“ Der Sekretär Philos ruft Aulus nach vorn, wo
Marcus Cornelius steht. Marcus Cornelius: „Ah, Aulus aus Neapel!
Na, wie geht es dir?“ Aulus: „Nicht gut: Mein Nachbar macht schon
wieder Ärger wegen den Grenzen!“ Marcus Cornelius: „Das klären wir
schnell. Ich habe einen guten Freund in Neapel, der sich deiner
Sache annehmen wird. Ich gebe dir nachher einen Brief für ihn mit.
Lass dir inzwischen in der Küche etwas für deine Familie
einpacken!“ Aulus: „Ich danke dir, Patron!“ Nun wird Lucius vom
Sekretär Philos nach vorn gerufen. Lucius: „Du hast mich gerufen,
Marcus Cornelius?“ Marcus Cornelius: „Ja, wir brauchen einfache,
robuste Arbeitsschuhe für drei Sklaven und ein Paar neue Sandalen
für meinen Sohn. Dafür nimmst du wieder das feine Leder. Und nimm
ab sofort keine Aufträge mehr von den Klienten des Gaius Claudius
an! Er hat mich beleidigt. Hört alle zu! Ich gehe nachher zum
Forum, dahin werdet ihr mich begleiten. Wir warten noch auf die
anderen Klien ten, aber dann werden wir den Römern die große
Klientel der CornelierFamilie zeigen! Und vergesst nicht: Bald
finden die Wahlen der Beamten statt. Jeder Klient hat die
Kandidaten zu wählen, die ich euch genannt habe. Ebenso brauche ich
auf der Volksversammlung jede eurer Stimmen! Auch wenn ich als
Patrizier nicht bei den PlebejerVersammlungen dabei sein kann: Ich
erfahre alles!“
13
Klienten Patron
Jahr v. Chr. Ereignisse / Ergebnisse Zusatzinformationen / das
Kleingedruckte
Vorteil für
Plebs Patrizier
von nun an Republik
und verlässt dazu Rom
können Maßnahmen der Beamten stoppen
450 schriftliche Gesetze aus Athen geholt
445 Heiratsverbot zwischen Patriziern und Plebejern wird
aufgehoben.
arrangierte Ehen 1 nur für reiche Plebejer
367 höchste Ämter, z. B. Kon suln, auch für Plebejer
zugänglich
Bedingung: viel Besitz 1 nur reiche Plebejer
326 Schuldknechtschaft wird verboten.
Einfluss bleibt bei: • dem Senat (Patrone) • den „gemischten“
Ver
sammlungen der Patrizier und Plebejer
Fazit ab etwa 300
Reiche Plebejer nutzen die Rechte und schließen sich mit Patriziern
zur Adelsgrup pe der Nobilität von etwa 30 Familien
zusammen.
Ärmere Plebejer haben faktisch keine politischen
Aufstiegsmöglichkeiten und werden Klienten der Nobilität.
14
Problemziel: • historisch: die Verfassung der Republik – eine
ideale Mischung? • Lebensweltbezug: Wann wäre eine Verfassung
ideal?
Relevanz: • fachwissenschaftlich: Die Verfassung der Republik Rom
ist im Laufe der Zeit gewachsen und daher z. T.
widersprüchlich und kompliziert. Sie erforderte den Konsens der
Eliten, dessen Aufkündigung zugleich auch das Ende der Republik
anbahnte.
• Lebensweltbezug: Das Grundgesetz wurde zwar als Ganzes
erarbeitet, wird aber immer wieder im Einzel nen an die aktuelle
Situation angepasst. Dies und der Grundkonsens der Bürger tragen
unseren Staat. Auch in ihrem engeren Bereich von Schulordnung und
gesetzen kennen die Schüler*innen Widersprüche von Vorgaben und
Realität der Partizipation.
Kompetenzerwerb: • Sachkompetenz: vgl. „Inhalte der Stunde“ •
Methodenkompetenz: Die Schüler*innen arbeiten quellenkritisch an
einer Abbildung und an Texten. • Sozialkompetenz: Die Schüler*innen
arbeiten in Zweierteams und Gruppen. • Urteilskompetenz: Die
Schüler*innen beurteilen das postulierte Ideal einer „gemischten“
Verfassung und
messen es an der Wirklichkeit. • Selbstkompetenz: Die Schüler*innen
arbeiten selbstständig im gegebenen Zeitrahmen.
Inhalte der Stunde: • Die Verfassung der Republik Rom ist im Laufe
der Zeit gewachsen (Ständekämpfe) und nicht frei von Wider
sprüchen, v. a. bei der Partizipation der Plebs. • Die jährlichen
Wahlen der Jahresbeamten (Magistrate) Quästoren, Ädile, Prätoren
und Konsuln, z. T. der Zen
soren, und der Volkstribunen wirken demokratisch. • Die politische
Realität eines hohen Zensus, der Nobilität und des Klientelsystems
und die Abstimmungsfor
men verhinderten eine Partizipation und den Aufstieg der Plebs. •
Antike Autoren sahen den erfolgreichen und beständigen Staat,
„gemischt“ aus Monarchie, Aristokratie und
Demokratie, in Rom verwirklicht. • In der Realität war die
Republik, v. a. in der Rolle des Senats, eine Aristokratie mit
timokratischen und eher
geringen demokratischen Anteilen. • In der heutigen Bundesrepublik
gilt es, das Grundgesetz in einem unablässigen Prozess, aufbauend
auf
unserer Demokratie, weiterzuentwickeln. Diese Dynamik fehlte in
Rom.
Didaktisch-methodische Hinweise: Der Einstieg soll den
Schüler*innen Identifikationsmöglichkeiten schaffen und so die
Motivation für die Arbeit an der Verfassung stärken.
Material und Vorbereitung: Die Lehrkraft kopiert das AB in
Klassenstärke, hält Magneten sowie dicke Filzstifte in den Farben
Rot, Schwarz und Blau bereit und fertigt für die Teams in DIN A3
Querstreifen mit den Verfassungsanteilen des Polybios an (bitte
unter den Verfassungstypen Platz zum schreiben lassen):
Aristokratie: Senat
Unterrichtsphase Inhalt Methode Medien Zeit
Einstieg Impuls: „In der Schule seid ihr in der Mehrheit. Findet
ihr es gerecht und angemessen, wie die Schulordnung und die
Hausordnung eure Rolle regeln (womöglich Widerspruch)?“ Die
Lehrkraft notiert die Ergebnisse des UG auf einer
Seitentafel.
UG TA 5’
g Rom: Die Verfassung
Gelenkimpuls: „In Rom waren die Plebejer in der Mehrheit. Wir
wollen uns anschauen, ob die Plebs mit der damaligen Verfassung
zufrieden sein konnte.“
Materialphase 1: Erarbeitung 1
Die Schüler*innen bearbeiten in PA das AB. PA (AA 1–3)
AB / H 10’
Materialphase 2: Sicherung 1
Die Lehrkraft ruft die AA 1 bis 3 ab und legt das TB (Tafel mitte)
an. Impulse: „Ist die gleichberechtigte Anordnung des Polybios
sachlich richtig?“ Gelenkimpuls: „Auch wir können, wie Polybios,
die Verfas sung beurteilen: War sie ‚gemischt‘ und daher
ideal?“
UG TB / AB 10’
Materialphase 3: Erarbeitung 2
Die Lehrkraft bildet Gruppen (drei bis fünf Schüler*innen pro
Gruppe). Die Schüler*innen bearbeiten AA 4 bis 6.
GA (AA 4 – 6)
AB / TB / Anteils streifen
Materialphase 4: Sicherung 2
Die Schüler*innen bringen ihre Anteilsstreifen an der rechten
Seitentafel an. Die Lehrkraft moderiert ein UG, in dem die
Schüler*innen ihre Aufteilung begründen – unter Einbeziehung des AB
und des TB. Gelenkimpuls zur D: „Wir sehen, dass man
Gleichberechti gung ganz verschieden betrachten kann.“
SV / UG TB / AB / Anteils streifen
6’
Vertiefung Die Lehrkraft moderiert eine D zum Thema Gleichberechti
gung in Rom. Impulse: „Wir kehren in unsere Gegenwart zurück: Wer
hat recht, das Grundgesetz oder der Zeitungsartikel? Was könnte
Abhilfe in Bezug auf die Ungleichheit schaffen? Und wie könnte das
in Rom aussehen?“
D 6’
Hausaufgabe Die Schüler*innen bearbeiten die folgende Aufgabe:
Schreibt fünf Vorschläge für eine echte Gleichberechtigung der
Plebs auf.
H 2’
Mögliches Tafelbild:
Die Verfassung der römischen Republik – eine „gute“ Mischung?
Die Schule – „ideal“ geregelt? (z. B.) • mehr Mitsprache für
Schüler*innen • Pausen anders gestalten • Lehrkräfte haben zu viel
zu sagen • Etc.
Senat Mag. Plebs
wirtschaftlich: Großgroßgrund-
Etc.
Polybios:
wirtschaftlich: Großgroßgrund-
Etc.
Polybios:
Rom: Die Verfassung
Die Verfassung Roms
1. Beschreibt in Partnerarbeit in eurem Heft anhand der
Karriereleiter den Weg eines Römers bis zum höchsten Amt (zu dem
aber nur jährlich zwei Personen gelangten).
2. Unterstreicht in Partnerarbeit im Text zu Polybios die Begriffe
zu den Ämtern (z. B.: Konsul, Senat etc.).
3. Unterstreicht in Partnerarbeit in der Abbildung und den
Zusatzinformationen in Rot, wo ihr Widersprüche zu Polybios
seht.
4. Vergleicht eure Ergebnisse in der Gruppe. 5. Wie sehr entsprach
die römische Verfassung einer Aristokratie, einer Monarchie
und / oder einer Demokratie? Ändert durch senkrechte Striche die
Einteilung auf dem folgenden Anteilsstreifen unten entsprechend
eurer gemeinsamen Auffassung. Um randet farbig: Monarchie schwarz,
Aristokratie blau, Demokratie rot.
Aristokratie: Senat
Demokratie: Versammlungen der Plebejer
6. Übertragt euer Ergebnis auf den großen Anteilsstreifen, den
eurer Lehrer euch aus geteilt hat. Notiert hier auch eure
jeweiligen Begründungen und hängt euren Anteils streifen an der
rechten Seitentafel auf.
Polybios
In der Antike gab es die Theorie, dass im Idealstaat alle drei
Verfassungsformen Aristokratie, Monarchie und Demokratie „gemischt“
sein sollten. Der Historiker Polybios schrieb über die Teile der
römischen Verfassung:
„So gerecht und angemessen aber waren die Rollen verteilt, dass
niemand hätte sagen können, ob die Verfassung aristokratisch,
demokratisch oder monarchisch war. Schaute man auf die Machtfülle
der Konsuln, erschien die Staatsform vollkommen monarchisch und
königlich; wenn man auf die Macht des Senats sah, jedoch aris
tokratisch; und wenn man auf die Rechte des Volkes blickte, schien
sie zweifellos demokratisch. Die drei Teile wirken in allen Krisen
so einträchtig zusammen, dass man unmöglich ein besseres
politisches System finden kann.“
VG Wort, Ausgabe Geschichte: Gesamtausgabe in zwei Bänden /
Polybios von Artemis Zürich, Hans Drexler
5
17
Verfassung der römischen Republik: Jährliche Wahlen der Ämter und
die Gesetzgebung
Zusatzinformationen: 1. die Gesetzgebung in Rom: Gesetze konnten
auf zwei Arten entstehen: 1.1 Über Senatsgesetze wurden nach
Senatsbeschluss in den Zenturiatkomitien ab gestimmt: keine
Diskussion, Zenturien (Vermögensklassen) stimmten blockweise, Ende
der Abstimmung, wenn Mehrheit erreicht. Die ersten beiden
Vermögensklassen hatten die Mehrheit an Blockstimmen. 1.2
Volksbeschlüsse der Plebejerversammlung: Reiche Plebejer gehörten
der Nobilität an, arme Plebejer waren deren Klienten, die sich nach
ihren Patronen richten mussten. 2. Magistrate (Jahresämter, wurden
in verschiedenen Versammlungen gewählt): • Alle Magistrate, auch
Konsuln, richteten sich nach den Beschlüssen des Senats. • Alle
Ämter der Karriereleiter mussten in dieser Reihenfolge absolviert
werden. • Volkstribunen: Das PlebejerAmt wurde zum Sprungbrett für
die reichen Nobilitäts
Plebejer, um in den Senat zu gelangen. • Karriere und
Machtbremsen: alle Ämter mit mindestens zwei Amtsträgern
(Kollegiali
tät), Amtszeit ein Jahr (Annuität), mindestens zwei Jahre Pause bis
zum nächsten Amt (Biennität), kein Amt konnte zweimal
hintereinander bekleidet werden.
• Alle Ämter waren ehrenamtlich, d. h. ohne Besoldung oder
Verdienstausfall. • Es fehlen folgende Ämter:
• Zensoren wurden alle fünf Jahre gewählt, kontrollierten
Steuerlisten und Vermögen. • Diktator: in Krisenzeiten vom Senat
ernannt, hatte Sondervollmachten, musste sein
Amt nach spätestens sechs Monaten niederlegen.
Magistrate (= Jahresämter)
- folgen „Ratschlägen“
- Leitung von Senatssitzungen und Wahlen
zehn Prätoren (ab 40 Jahre) 1 Rechtsprechung
zehn Volks- tribunen
Quästoren (ab 28 J.) 1 Finanzverwaltung
Senat
Plebs (Volk)
1 = Patrone
wicklungen?
Senats und die Auflösung der traditionellen Ordnung markiert,
beginnt die offene Krise der Republik Roms. • Lebensweltbezug: Aus
Anpassungen an gesellschaftliche u. a. Entwicklungen gehen oft
Gewinner und
Verlierer hervor. Darauf frühzeitig mit geeigneten Maßnahmen zu
reagieren und insbesondere den Verlierern eine Perspektive
aufzuzeigen, ist eine große Herausforderung. Auch innerhalb von
Schulklassen gilt es, sich den Schwächeren besonders
zuzuwenden.
Kompetenzerwerb: • Sachkompetenz: vgl. „Inhalte der Stunde“ •
Methodenkompetenz: Die Schüler*innen arbeiten Sachinformationen aus
Spielszenen heraus und entwer
fen eigene Szenen. • Sozialkompetenz: Die Schüler*innen arbeiten in
Gruppen. • Urteilskompetenz: Die Schüler*innen beurteilen die
Entstehung des Proletarierproblems aus verschiedenen
Perspektiven. • Selbstkompetenz: Die Schüler*innen arbeiten
selbstständig im vorgegebenen Zeitrahmen.
Inhalte der Stunde: • In Folge der oft Jahre langen und immer
entfernteren Kriege Roms, insbesondere gegen Karthago,
verlän
gerte sich auch die Abwesenheit der Bauern von ihren Höfen, wo sie
als Arbeitskraft fehlten. Z. T. mussten sie sich deshalb
verschulden.
• Dagegen wurden die großen Landgüter der Nobilität (Latifundien)
billig von Sklaven, z. T. aus der Kriegsbeu te,
bewirtschaftet.
• Zudem lieferten die gerade eroberten Provinzen, wie Spanien und
Sizilien, billigeres Getreide nach Rom. • Die Bauern verkauften, ob
freiwillig oder unter Druck, ihre Höfe an benachbarte Adlige und
zogen als nunmehr
Besitzlose nach Rom, wo sie mit dem Spottnamen „Proletarier“ (etwa:
Nachwuchsreiche) belegt wurden. • Als römische Bürger unterstellten
sie sich als Klienten vielfach dem Schutz von Adligen (Patrone) und
unter
stützten sie bei Wahlen etc. • Der Senat gab an die Proletarier
zwar verbilligtes Getreide ab, reagierte aber ansonsten nicht auf
diese Ent
wicklung.
Didaktisch-methodische Hinweise: Die Stunde bereitet die
Reformversuche der Gracchen vor.
Material und Vorbereitung: Die Lehrkraft fertigt die F an und
kopiert das AB in Klassenstärke.
Möglicher Stundenverlauf:
Unterrichtsphase Inhalt Methode Medien Zeit
Einstieg Die Lehrkraft legt die F auf und notiert
Schüler*innenhypothesen. Impulse: „Was meint ihr dazu? (weit) Seht
ihr eine Lösung? (enger) Gibt es auch Gewinner in Deutschland? Soll
/ Kann die Globalisierung rückgängig gemacht werden?“ Gelenkimpuls:
„Als die Römer ihren Machtbereich erweiter ten, war das auch eine
Art Globalisierung. Wir wollen unter suchen, ob es auch damals
Gewinner und Verlierer gab.“
UG TA / OHP / F
Materialphase 1: Erarbeitung
Die Schüler*innen arbeiten in Gruppen (drei bis fünf Schüler*innen
pro Gruppe). Die Lehrkraft strukturiert die GA (ca. 8 Minuten für
AA 1 und 2 sowie 7 Minuten für AA 3).
GA (AA 1–3)
Rom: Die Proletarier
Rom: Die Proletarier
Materialphase 2: Sicherung
Die Lehrkraft ruft die AA 1 und 2 ab, moderiert ein UG dazu und
legt das TB an. Impulse: „Welche Probleme wirft diese Entwicklung
auf? Wann ist eine Lösung eurer Meinung nach gut, wann
schlecht?“
UG TB / AB 8’
Vertiefung 1 (historisch)
Die Lehrkraft ruft den AA 3 ab und die Schüler*innen spielen die
Szenen vor. Anschließend moderiert die Lehr kraft eine D. Impuls:
„Welche Szenen erscheinen euch realistisch, unhistorisch, emotional
etc.?“
SV / D AB 10’
Die Lehrkraft schafft einen Aktualitätsbezug zum Einstieg. Impulse:
„Sind die beiden Entwicklungen vergleichbar (Unterschiede /
Gemeinsamkeiten)? Hat sich eure Sicht auf das Problem verändert?
Wenn ja, wie?“
D 6’
Hausaufgabe Die Schüler*innen bearbeiten die folgende Aufgabe:
Schreibt einen kurzen Text dazu, wie eine Lösung des
Proletarierproblems aussehen könnte.
H 1’
Mögliches Tafelbild:
Durch den weltweiten Warenaustausch (Globalisierung) kann man
Waren, die für Deutschland bestimmt sind, in Ländern mit
niedrigeren Löhnen billiger produ zieren. Dadurch verlieren
möglicherweise die besser bezahlten Fabrikarbeiter in Deutschland
ihre Arbeit.
Zölle auf ausländische Waren
deutsche Arbeiter
Welche? Neue Produkte in
Zölle auf ausländische Waren
deutsche Arbeiter
Welche? Neue Produkte in
20
Die Proletarier
1. Lest den Text in verteilten Rollen und unterstreicht Probleme
rot und Lösungen grün. 2. Markiert am Textrand gute Lösungen mit
„+“Zeichen und schlechte mit „“Zeichen. 3. Verfasst in eurem
Heft eine dritte Szene, in der Gaius wieder nach Hause kommt.
5
10
15
20
25
30
35
Nach den Punischen Kriegen – zwei Szenen
Gaius: „Lavinia, Lavinia! Ich bin wieder da, der Krieg ist zu
Ende!“ Lavinia: „Gaius!? Jetzt erst kommst du? Nach drei Jahren?“
Gaius: „Unsere Kriegsgebiete in Spanien und Afrika sind weit weg,
da konnten wir nicht ständig nach Italien fahren. Aber jetzt sind
wir die Herren der Welt! Und schau, was ich als Beute mitgebracht
habe!“ Lavinia: „Herren der Welt? Wenn wir nur mal die Herren
unseres Bauernhofs bleiben, denn ich fürchte, deine Beute reicht
nicht. Du hast uns gefehlt, Gaius! Ich musste bei unserem Nachbarn
und Patron Marcus Claudius neue Schulden machen für den Kauf von
Saatgut und Geräten.“ Gaius: „Ein neuer Kredit? Das kann unser Hof
unmöglich tragen! Marcus Claudius war General meiner Legion. Er
wird mir bestimmt einen Zahlungs aufschub gewähren.“ Lavinia:
„Warte ab. Er und die anderen Adligen kaufen unsere Höfe auf und
setzen Sklaven aus ihrer Kriegsbeute ein: Riesige Landgüter –
Latifundien – entstehen. Da kommen wir Kleinen nicht mit. Drei
Nachbarn haben ihre Höfe schon verkauft.“ Gaius: „Oh weh! Denn auch
die von uns eroberten Provinzen fangen an, billiges Getreide nach
Rom zu liefern. Trotzdem: Der Patron wird uns helfen, das weiß
ich!“
Gaius: „Sei gegrüßt, Marcus Claudius! Patron, ich habe ein
Anliegen. Ich will um einen weiteren Aufschub bei der Rückzahlung
bitten.“ Marcus Claudius: „Es tut mir leid, Gaius, aber die Grenze
ist erreicht. Eure Schulden übersteigen bereits den Wert eures
Hofs. Ich will dir ein Angebot machen: Ich übernehme deinen Hof zu
einem sehr guten Preis, der weit über dem Wert liegt, sodass die
Schulden getilgt sind und ihr sogar noch etwas übrig habt.“ Gaius:
„Aber wo sollen wir dann hin? Können wir Pächter unseres Hofs
werden?“ Marcus Claudius: „Nein, Gaius, ich habe andere Pläne. Ich
werde dein Land von Sklaven bestellen lassen. Aber du brauchst dich
nicht zu sorgen: Natürlich bleibe ich dein Patron und werde mich um
euch kümmern. Ihr könnt bis Ende des Jahres hierbleiben und dann in
Rom eine kleine Wohnung beziehen.“ Gaius: „Aber Marcus Claudius,
ich bin Bauer! Wovon sollen wir in Rom leben?“ Marcus Claudius:
„Ich werde euch immer wieder Arbeit geben und wenn es eng wird,
bekommt ihr Essen aus meiner Küche. Außerdem verteilt der Staat
billiges Mahlgetreide als Unterstützung.“ Gaius: „Aber ich habe
gehört, dass wir in Rom verachtet und verspottet werden:
Proletarier wird man uns nennen, reich an Nachwuchs, ansonsten aber
bettelarm.“ Marcus Claudius: „Unsinn! Sei stolz, denn du bist und
bleibst ein römischer Bürger. Und wir Römer sind die Herren der
Welt, nicht wahr? Wenn du kein Bau er mehr bist und keine
Ausrüstung kaufen kannst, wirst du aus der Soldatenliste
gestrichen: kein Kriegsdienst, keine gefährlichen Schlachten mehr!
Ist das nichts? Gaius: „Wie du befiehlst, Patron.“
21
Tiberius Gracchus – die Einheit des Senats zerbricht
Problemziel: • historisch: Tiberius Gracchus – Revolutionär oder
Reformer? • Lebensweltbezug: Wie viel Opposition muss ein Staat
ertragen können?
Relevanz: • fachwissenschaftlich: Die Ermordung der GracchusBrüder
offenbart die Reformunwilligkeit des Senats und
bereitet das Ende der Senatsrepublik vor. • Lebensweltbezug: Die
Reformfähigkeit ist wichtig für die Entwicklung und Stabilität
eines Staates und für
den gesellschaftlichen Konsens.
Inszenierung journalistische Texte. • Sozialkompetenz: Die
Schüler*innen treffen in Gesprächen Entscheidungen und erörtern
kontroverse Stand
punkte bei der Erstellung und Präsentation der Artikel. •
Urteilskompetenz: Die Schüler*innen erkennen eigene und fremde
Perspektiven. • Selbstkompetenz: Die Schüler*innen arbeiten
selbstständig im vorgegebenen Zeitrahmen.
Inhalte der Stunde: • Infolge der Kriege Roms kauften die reichen
Senatoren vermehrt Bauernhöfe auf und bewirtschafteten sie
mit
Sklaven. • Die ehemaligen Bauern zogen als Proletarier nach Rom und
wurden mit staatlichen Getreidespenden ver
sorgt. Durch den Verlust ihrer Höfe waren sie nicht mehr
wehrpflichtig. • Tiberius Gracchus versuchte im Jahr 133 v. Chr.
als Volkstribun, den Proletariern wieder Land zu verschaffen,
damit sie als Bauern wieder wehrpflichtig wurden und die staatliche
Getreideausgaben wegfielen. • Dazu wollte er durch ein Gesetz
ehemaliges Staatsland, das die Senatorenfamilien verwalteten,
aufteilen:
einen Großteil für die Senatoren, viele kleine Parzellen für die
Proletarier. • Die Senatsmehrheit lehnte das ab und eine kleine
Gruppe von Senatoren ermordete Tiberius Gracchus so
wie viele seiner Anhänger öffentlich auf dem Kapitol. • Dies
brachte allerdings keine Ruhe in den Staat, sondern der Senat blieb
dauerhaft gespalten in Reform
willige (Popularen) und konservative Adelsvertreter
(Optimaten).
Didaktisch-methodische Hinweise: Die Gruppen sollten nicht mehr als
vier Schüler umfassen. Beim Galerierundgang sollte die Lehrkraft
auf konzentriertes Arbeiten achten. Alle Schüler*innen übertragen
ihre Arbeitsergebnisse in ihr H. Anstelle des Galerierundgangs
können die Schüler*innen auch am Platz bleiben, während die
einzelnen Gruppen ihre Ergebnisse präsentieren.
Material und Vorbereitung: Die Lehrkraft kopiert das AB in
Klassenstärke. Für die Präsentation der GAErgebnisse sollte die
Lehrkraft DINA3Papier (Plakat), am besten im Abstand von
mindestens 5 cm liniert, Befestigungsmaterial und Stifte
bereithalten.
Möglicher Stundenverlauf:
Unterrichtsphase Inhalt Methode Medien Zeit
Einstieg Die Lehrkraft führt mit einem kurzen TA („Mord auf dem
Kapitol! Tiberius Gracchus tot!“) in die Inszenierung ein. Die
Schüler*innen sind Redakteure*Redakteurinnen zweier römischer
Tageszeitungen (Der Volksfreund und Adelszei tung) und sollen zum
TA je einen aktuellen Bericht aus den vorliegenden Fakten sowie
einen politischen Kommentar verfassen. Die Lehrkraft teilt die
Stammgruppen ein und verteilt das AB.
LV TA / AB 5’
22
Rom: Tiberius Gracchus – die Einheit des Senats zerbricht
Materialphase 1 Die Schüler*innen lesen in EA die Texte und
unterstreichen wichtige Informationen. Sie erarbeiten in der
Stammgruppe einen kurzen Bericht von ungefähr zehn Sätzen und einen
Kommentar, der die Meinung der Zeitung wiedergibt.
EA (AA 1), ag GA (AA 2)
AB / H 14’
Materialphase 2 Die Schüler*innen vergleichen ihre Ergebnisse in
Experten gruppen (ag GA) und ergänzen ggf.
Variante für Tablet-Klassen: Die Schüler*innen erstellen ihre
Artikel mit einem Tablet oder PC. Die Lehrkraft projiziert diese
der Reihe nach an die Wand. Die besten Argumente werden markiert
und von den Schüler*innen übernommen.
ag GA (AA 3)
AB / Pla kate / H
10’
Vertiefung 1 Die Schüler*innen befestigen ihre Plakate für den
Galerie rundgang an der Wand des Klassensaals, lesen die Plakate
der anderen Gruppen und notieren abweichende Perspektiven. Zurück
in den Stammgruppen ergänzen sie ihre Aufzeich nungen.
Galerie gang / GA (AA 4)
Pla kate / H
10’
Vertiefung 2 Die Lehrkraft entlässt die Schüler*innen aus ihren
Rollen und moderiert eine D über die Reformversuche des Tiberi us
Gracchus (Reformer – Revolutionär?) und über mög liche Folgen von
Reformunwilligkeit. Gelenkimpuls: „Ihr habt gesehen: Schon die
Römer bewer teten Tiberius Gracchus und seine Initiative ganz
unter schiedlich. Wie bewertet ihr ihn, wie bewertet ihr seine
Politik?“
D 5’
Hausaufgabe Die Schüler*innen verfassen einen Lexikonartikel zu den
Popularen und verwenden dazu möglichst viele Informatio nen aus
der Stunde.
Variante für Tablet-Klassen: Die Schüler*innen erstellen ihren
Lexikonartikel und bringen ihn auf einem USBStick mit.
H 1’
Tiberius Gracchus
1. Lies die Texte und unterstreiche, was dir wichtig erscheint. 2.
Findet euch in Stammgruppen zusammen. Erarbeitet gemeinsam je einen
kurzen
Bericht von ca. zehn Sätzen sowie einen Kommentar, der die Meinung
eurer Zeitung wiedergibt. Notiert die beiden Texte jeder für sich
in eurem Heft.
3. Findet euch in Expertengruppen jeweils einer Zeitung zusammen.
Tauscht euch über eure Ergebnisse aus und ergänzt eure Unterlagen,
falls nötig.
4. Lest die Berichte der anderen Gruppen und notiert deren
wichtigste Argumente in eurem Heft.
133 v. Chr.: Tiberius Gracchus auf dem Kapitol ermordet! Das Heer
der Römer bestand zumeist aus Bauern, die Wehrpflicht leisten
mussten. In Folge der teilweise Jahrzehnte langen Kriege verkamen
deren Höfe. Die reichen Sena toren kauften die kleinen Bauernhöfe
auf, bildeten Großbetriebe und ließen diese von billigen Sklaven
bewirtschaften. Die ehemaligen Bauernfamilien zogen, da sie
römische Staatsbürger waren, nach Rom und bildeten dort eine große
Gruppe armer Proletarier, die vom Staat durch die Ausgabe von
billigem Getreide unterstützt wurden. Als Soldaten konnten sie
nicht mehr einge zogen werden, da sie sich als Besitzlose keine
Rüstung leisten konnten. Die Senatoren aber hatten sich seit Jahren
schon das vom Heer eroberte Staatsland genommen und betrachteten es
mittlerweile als ihren rechtmäßigen Besitz.
Text 1: Tiberius Gracchus sagte öffentlich über die römischen
Bauern als Soldaten
Die wilden Tiere Italiens haben ihre Höhlen, in die sie sich
zurückziehen, aber die tapferen Männer, die für Italien ihr Blut
vergießen, haben nichts als Luft und Licht. (…) Die einfachen
Soldaten kämpfen und sterben für Wohlstand und Luxus der Reichen.
Die Herren der Welt werden sie genannt. In Wirklichkeit gehört
keine Scholle Boden ihnen als Eigentum.
Plutarch, Ti. Gr. 813, Auszug, bei:
http://www.bartleby.com/268/2/5.html, eigene Übersetzung
Text 2: Die Pläne des Tiberius Gracchus und seine Ermordung
Der Volkstribun Tiberius Sempronius Gracchus beantragte gegen den
Willen des Senats und des Ritterstandes sein Ackergesetz: Keiner
solle mehr als 150 Morgen Staatsland besitzen. (…) Er beantragte,
dass eine Kommission von drei Männern die Verteilung des
Ackerlandes an die Proletarier überwachen solle. (…) Über so viel
Miss achtung war der Senat sehr aufgebracht. (…) Als er sich zum
zweiten Mal zum Volks tribunen wählen lassen wollte, wurde er auf
dem Kapitol zuerst von den Bruchstücken einer Holzbank getroffen,
dann von den Optimaten erschlagen und mit anderen, die demselben
Aufruhr zum Opfer gefallen waren, unbestattet in den Fluss
geworfen.
nach: Livius, periochae 58, eigene Übersetzung
24
geboten?
Ermordung führten seit der Antike zu kontroversen Urteilen. •
Lebensweltbezug: Die Diskussion um den Widerstand gegen eine
Regierung, bis hin zum Tyrannenmord,
betrifft nicht nur den Nationalsozialismus, sondern auch das
Verständnis von Art. 20 Abs. 4 GG. In der Schule ist bei
Anordnungen gegen das Schulrecht Zivilcourage, auch der
Schüler*innen, gefordert, deren Form aber auch Grenzen hat.
Kompetenzerwerb: • Sachkompetenz: vgl. „Inhalte der Stunde“ •
Methodenkompetenz: Die Schüler*innen werten Tabellen und Texte aus.
• Sozialkompetenz: Die Schüler*innen arbeiten in Zweierteams und
Gruppen. • Urteilskompetenz: Die Schüler*innen beurteilen die Rolle
Caesars am Ende der Republik und der Wende
zur Monarchie. • Selbstkompetenz: Die Schüler*innen arbeiten
selbstständig im vorgegebenen Zeitrahmen.
Inhalte der Stunde: • G. Julius Caesar (100–44 v. Chr.) entstammte
einer popularen Patrizierfamilie. • Sein Aufstieg vollzog sich
zunächst innerhalb der gewohnten Verfassung. • Das geheime
Triumvirat („DreierAbsprache“) zwischen Caesar, Pompeius und
Crassus unterlief Senatsent
scheidungen und verließ damit den Machtausgleich innerhalb der
Nobilität. • Dieser Konsens wurde jedoch schon vorher von anderen
Adligen aufgekündigt. • Caesars Eroberung von Gallien geschah unter
Verletzung des Völkerrechts, z. T. begleitet von Massakern
und Völkermord. • Nach seinem Sieg im Bürgerkrieg gegen Pompeius
festigte der Senat, ob unter Druck oder als Beschwichti
gung, Caesars Position durch zahlreiche Ehrenbeschlüsse, die
letztlich Zeichen der Monarchie waren. • Seine Ermordung am 15.
März 44 v. Chr. durch eine kleine Gruppe junger Optimaten wird
unterschiedlich
bewertet, z. B. als Tyrannenmord oder konservatives Attentat. •
(optional:) Die Aufforderung des Art. 20 Abs. 4 GG zur Verteidigung
unserer Demokratie und der Grundrechte
ist mit der Situation in Rom nicht vergleichbar, weder bezüglich
der CaesarMörder noch bezüglich der Rolle Caesars oder des
Senats.
Didaktisch-methodische Hinweise: Die Stunde greift auch die
Verfassung auf und bereitet auf die Stunde zu Augustus vor. Daher
sollen die Schüler*innen die Unterlagen zur Einheit „Die
Verfassung“ bereithalten.
Material und Vorbereitung: Die Lehrkraft fertigt die F 1 und die F
2 an und kopiert das AB in Klassenstärke.
Möglicher Stundenverlauf:
Unterrichtsphase Inhalt Methode Medien Zeit
Einstieg Die Lehrkraft legt die F 1 für den Einstieg auf, schreibt
das Thema an und lässt den Text in verteilten Rollen vorlesen.
Gelenkimpuls: „Jetzt ist eure Meinung gefragt. Dazu erhaltet ihr
wichtige Hintergrundinformationen.“
SV TA / OHP / F 1
5’
Materialphase 1: Erarbeitung
Die Schüler*innen bearbeiten in PA und in GA (je zwei Paare bilden
eine Gruppe) das AB.
PA (AA 1–3), GA (AA 4)
AB / H 15’
g Rom: Caesar
Materialphase 2: Sicherung
Die Lehrkraft ruft die AA 1 und 2 ab und bespricht im UG die
politische Krise der Republik sowie Caesars Rolle. Sie legt dabei
das TB an. Impuls: „Wie passt Caesars Handeln in seine Zeit?“ Die
Lehrkraft ruft den AA 3 ab.
UG TB / AB 14’
Vertiefung 1 Die Lehrkraft ruft den AA 4 ab. Die Schüler*innen
tragen als Gruppen ihre Argumente vor (Ja: Caesar hat viel
geleistet / keine Selbstjustiz.; nein: Mörder Caesars haben den
Staat gerettet / sind Freiheitshelden.) und tragen diese als
Striche auf der Seitentafel ein (s. F 1 für den Einstieg: EMail
ans Studio).
D / SV TB / AB 6’
Vertiefung 2 (optional)
Die Lehrkraft legt die F 2 für die Vertiefung (zum Grund gesetz)
auf und moderiert eine D. Impulse: „War der CaesarMord eine Form
von Wider stand? Wie passt er zu Art. 20 GG? Art. 20 GG fordert
zwar zum Widerstand auf, sagt aber nicht, welche Form von
Widerstand gemeint ist oder wer das Signal zum Wider stand geben
soll. Haltet ihr das für problematisch? Stellt euch hierzu
verschiedene konkrete Krisensituationen vor.“
D OHP / F 2
Hausaufgabe Die Schüler*innen bearbeiten die folgende Aufgabe:
Schreibt eine Zusammenfassung: Was ich an Caesar positiv bzw.
negativ beurteile.
H 1’
Mögliches Tafelbild:
G. Iulius Caesar 13. Juli (!) 100 – 15. März 44 v. Chr.
Caesar-Mörder bestrafen?
1 militärische Erfolge: Spanien, Gallien, im Bürgerkrieg
1 anerkannter Schrift steller: Buch: „Der Krieg in Gallien“ u.
a.
1 Kalenderreform: bis heute (mit kleiner Änderung)
1 Aufnahme von Provinzadligen in den Senat
26
Folie für den Einstieg
Reporter: „Ich stehe hier vor dem Senatsgebäude. Gestern, an den
Iden des März, wurde Gaius Julius Caesar mitten in der
Senatssitzung ermordet. Heute tagt der Senat. Was wird er über die
Verfolgung der CaesarMörder beschließen? Ich sehe den ehrwürdigen
Iunius Brutus. Ihre Meinung, Senator?“ Iunius Brutus: „Was heißt
CaesarMörder? Das sind junge Senatoren, die unsere Republik
bewahren und das Ansehen des Senats vor einem Tyrannen retten
wollen. Mein Neffe war auch dabei und ich bin stolz auf ihn! Meine
Meinung: Freispruch für unsere jungen Helden und Caesars Leiche in
den Tiber!“ Reporter: „Sehen Sie das auch so, Senator Balbus?“
Cornelius Balbus: „Unfassbar! Kaum brachte Caesar unserem Rom Ruhe
und Sicherheit, schon wird er umgebracht, der großartige Mann!
Selbstverständlich gehören seine Mörder vor Gericht! Es sind Leute,
die in der Vergangenheit leben, die die Uhren in Rom zurückdrehen
wollen. Und ich fordere sogar ausnahmsweise die Todesstrafe wegen
Hochverrats, auch für Senatoren!“ Reporter: „Wie soll der Senat
entscheiden? Lesen Sie Hintergrundinformationen zu Caesar auf
unserer Website und mailen Sie uns Ihre Meinung ins Studio!“
Folie für die Vertiefung
(1) Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und
sozialer Bundes staat.
(4) Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen,
haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe
nicht möglich ist.
https://www.gesetzeiminternet.de/gg/BJNR000010949.html
Caesar
1. Lest die grau markierten Zeilen in der Tabelle zu Caesars
Karriere. Wie ist das Ver hältnis der Nobilität zur Verfassung?
Notiert eure Meinung kurz in eurem Heft.
2. Lest nun die ganze Tabelle zu Caesars Kariere. a) Tragt in der
Spalte „Alter“ in den weißen Feldern Caesars Alter ein (nur bis zum
Jahr
59 v. Chr.). Erreicht Caesar seine Karrierestufen im gesetzlichen
Alter? b) Unterstreicht „verfassungsgemäße“ Entwicklungen mit einem
grünen Stift, „Verfas
sungsbrüche“ mit einem roten Stift und „Zeichen seiner Monarchie“
mit einem blauen Stift. Bezieht dabei auch die Texte 1 und 2
ein.
3. Lest den Text 3 und beurteilt Caesars Eroberung Galliens kurz in
eurem Heft. 4. Findet euch in Gruppen zu je zwei Paaren zusammen:
Lest den Text 4 und zieht
auch die Tabelle mit in Betracht: Sollen die CaesarMörder bestraft
werden? Begründet eure Meinung mit mindestens vier Argumenten in
eurem Heft.
Text 1: Die geheime „Dreier-Absprache“
Caesar: Caesar wird mithilfe der Klienten von Pompeius und Crassus
60 v. Chr. Konsul, ab 59 v. Chr. erhält er Südfrankreich (Provinz
Gallien) zur Verwaltung. Pompeius: Als Konsul sorgt Caesar für
Pompeius’ Soldaten und Pompeius erhält Spanien zur Verwaltung.
Crassus: Crassus ist der reichste Mann Roms und erhält das östliche
Mittelmeer zur Verwaltung.
Text 2: Die „Ehrenbeschlüsse“ des Senats für Caesar
• Heerführer auf Lebenszeit • Konsul für zehn Jahre • Diktator für
zehn Jahre, dann auf Lebenszeit • Amtsgewalt eines Censors •
goldener Sitz im Senat neben den Konsuln • Statue neben den Königen
• später: Umbenennung seines Geburtsmonats: „Quintilis“ 1
„Juli(us)“
Text 3: Caesars Eroberung Galliens
Als die Helvetier aus der Schweiz auswandern wollen, verweigert
Caesar ihnen den kurzen Weg durch seine Provinz. Als sie dann den
Umweg nehmen, über schreitet er die Grenzen und greift die
Schlafenden im Morgengrauen an. Nach mehreren Siegen zwingt er sie
zur Rückkehr in die Schweiz und greift ihre Nach barn an, bis er
ganz Gallien unterworfen hat.
Text 4: Caesar
„Die Republik ist ein Nichts, nur ein Name ohne Inhalt und
Form.“
28
100 13. Juli: Geburt in populare Patrizierfamilie
88–86 – Bürgerkrieg zwischen Gaius Marius (sechsmal hintereinander
Konsul) und Sulla; Sulla marschiert in Rom ein.
84 Heirat mit Cornelia, Tochter eines Popularen
82–79 – Cornelius Sulla regiert nach seinem Sieg drei Jahre lang
als Diktator und stärkt die Rechte des Senats.
81 Offizier in Provinz Asia
78 – Konsul Aemilius Lepidus greift Rom an und wird von seinem
Kollegen be siegt.
74 Studium auf der Insel Rhodos
69 Quästor in Spanien, danach Aufnahme in den Senat; Ehefrau
Cornelia stirbt, Heirat mit Pompeia
65 Ädil: große Schulden nach Durchführung prächtiger Spiele
63 Wahl zum Pontifex Maximus (Oberpriester, eigentlich nur für
ehemalige Konsuln)
63 – Putschversuch des Patriziers Sergius Catilina, vom Konsul
Cicero niederge schlagen; Caesars Rolle unklar
62 Prätor; Scheidung von Pompeia
61 Proprätor in Spanien: Krieg gegen Iberer; Crassus bürgt für
seine Schulden
60 – Triumvirat („DreierAbsprache“) mit Pompeius und Crassus
59 Konsul
58–49 Prokonsul in Gallien: Eroberung; sein Buch dazu wird ein
Erfolg
49–45 Bürgerkrieg gegen Pompeius und die Senatsmehrheit; Kämpfe
rund ums Mittelmeer; Beziehung mit Königin Kleopatra (Sohn:
Kaisarion)
48 Konsul zum zweiten Mal
46 vom Senat zum Diktator auf zehn Jahre ernannt
45
besondere Maßnahmen: • Modernisierung des Kalenders nach
ägyptischem Vorbild • stabile Währung auf Goldbasis • Vergrößerung
des Senats, Aufnahme von Provinzadligen
44 zum Diktator auf Lebenszeit ernannt und weitere Ehrenbeschlüsse
des Senats
44 15. März („Iden“): ermordet durch eine kleine Gruppe junger
Optimaten
29
Augustus und der Beginn der Kaiserzeit
Problemziel: • historisch: Augustus – Retter oder Zerstörer der
Republik? • Lebenswelt: Politik – ein un / ehrliches
Geschäft?
Relevanz: • fachwissenschaftlich: Mit Augustus beginnt endgültig
die römische Kaiserzeit, die von da an Staat und Ge
sellschaft prägen wird. • Lebenswelt: Politische
Systemveränderungen können starke Widerstände hervorrufen und
werden daher
von den Akteuren mitunter verdeckt.
Kompetenzerwerb: • Sachkompetenz: vgl. „Inhalte der Stunde“ •
Methodenkompetenz: Die Schüler*innen vergleichen konträre
Materialien und entwickeln im Umgang damit
Bewertungskriterien. • Sozialkompetenz: Die Schüler*innen
diskutieren in Zweierteams kontroverse Standpunkte zu Augustus
und
kooperieren im Ringen um Konsens darüber. • Urteilskompetenz: Die
Schüler*innen erkennen die Perspektivität von Quellen und
entwickeln einen eigenen
Standpunkt dazu. • Selbstkompetenz: Die Schüler*innen arbeiten
selbstständig im vorgegebenen Zeitrahmen.
Inhalte der Stunde: • Im Gegensatz zu Caesar gelang es Augustus,
nach dem Sieg über seine Gegner den Senat mit seiner Herr
schaft zu versöhnen. • Er wahrte für den Senat den Anschein der
Republik, deren angebliche Wiederherstellung er propagierte,
um
dessen Zustimmung zu gewinnen. • Dagegen stützte Augustus seine
Macht auf das Heer, die kaiserlichen Provinzen, die Verwaltung der
Staats
einnahmen und von ihm besoldete Beamte. • Augustus verdeckte die
neue Staatsform der Monarchie, indem er sich z. B. lediglich
Princeps nannte, keine
ungewöhnlichen Ämter übernahm und seine Handlungen vom Senat
bestätigen ließ.
Didaktisch-methodische Hinweise: Das TB kann mit dem Einstieg
aufgebaut werden: Sobald der Aspekt „Überlebensrezept des Augustus“
erarbeitet wurde, kann die Überschrift „Augustus“ angeschrieben
werden. Die Darstellung vom Senat mit der Ämterlaufbahn greift
zurück auf die Darstellung zur römischen Verfassung (s. „Die
Verfassung“).
Material und Vorbereitung: Die Lehrkraft fertigt die F an und
kopiert das AB in Klassenstärke.
Möglicher Stundenverlauf:
Unterrichtsphase Inhalt Methode Medien Zeit
Einstieg Die Lehrkraft legt die F als stummen Impuls auf und
moderiert ein UG zur Problematisierung „an die Macht kommen, aber
am Leben bleiben“. Impulse: „Seht ihr Unterschiede und
Gemeinsamkeiten? Habt ihr Vermutungen, wie es zu den Unterschieden
kam?“ Gelenkimpuls: „Wir wollen untersuchen, ob eure Vermutun gen
stimmen und ob weitere Aspekte hinzukommen.“ Dabei kann die
Lehrkraft bereits mit der Anlage des TB beginnen. Anschließend
verteilt sie das AB und teilt die Klasse in Zweierteams ein.
LV / UG OHP / F / TB / AB
5’
30
Rom: Augustus und der Beginn der Kaiserzeit
Rom: Augustus und der Beginn der Kaiserzeit
Variante: Impuls: „Caesar wurde wegen seiner Sonderstel lung
ermordet, was einen Bürgerkrieg auslöste. Sein Adoptivsohn Augustus
starb als Kaiser friedlich im Bett und wurde mit Ehren
bestattet.“
Materialphase 1: Erarbeitung
Die Schüler*innen lesen in EA die Texte und unterstreichen wichtige
Informationen. Sie gleichen diese mit einem*r Partner*in ab und
bewerten Augustus’ Herrschaft.
EA (AA 1), PA (AA 2–4)
AB / H 13’
Materialphase 2: Sicherung
Die Schüler*innen tragen ihre Ergebnisse zu den einzelnen AA vor.
Die Lehrkraft moderiert das UG und erstellt das Tafelbild.
UG TB / AB 15’
Vertiefung Die Lehrkraft moderiert eine D zur Augustus’
Herrschafts weise und dem Übergang zu einer neuen Staatsform.
Gelenkimpuls zur D: „Zu Stundenbeginn haben wir Caesar und Augustus
verglichen. Hat sich für euch etwas in der Bewertung verändert?
(Ist Augustus für euch jetzt eher positiv zu sehen (erfolgreich,
versöhnend, behutsam), oder eher negativ (gerissen,
machtbesessen))?“
D TB 10’
Hausaufgabe Die Schüler*innen fassen das TB als Text mit dem Titel
„Die Herrschaftsweise des Augustus“ zusammen, wobei alle Elemente
des TB erläutert werden sollen.
H 2’
Mögliches Tafelbild:
Augustus: Volkstribun auf Lebenszeit, über viele Jahre Konsul
mit 56 Jahren von Senatoren ermordet, da sie seine Sonderstellung
ablehnten
mit 72 Jahren an Altersschwäche gestorben, vom Volk und den
Senatoren, die seine Son derstellung akzeptierten, geehrt,
Begründer der römischen Kaiserzeit
Princeps
Augustus
1. Lies dir die Texte durch und schau dir die Karte genau an.
Unterstreiche in den Texten, wo die Macht des Augustus sichtbar
wird (grün) und wo er sie verbirgt (rot).
2. Tauscht euch mit einem Partner über die Ergebnisse aus. 3.
Besprecht, warum viele Historiker Augustus’ Herrschaft als
„Monarchie unter dem
Deckmantel der Republik“ bezeichnen. Notiert eure Ergebnisse in
eurem Heft. 4. Überlegt, warum Augustus seine Macht zum Teil
verborgen hat, und notiert eure Ver
mutungen in eurem Heft. Bedenkt dabei, wer vermutlich zu seinen
Gegnern zählte und wie es seinem Adoptivvater Caesar ergangen
war.
Der ermordete Caesar hatte in seinem Testament seinen Großneffen
adoptiert, sodass dieser den Namen Caesar übernehmen konnte. Mit
dem später vom Senat verliehenen Ehrennamen „Augustus“ entstand der
Titel „Caesar (Kaiser) Augustus“. Augustus selbst nannte seine
Position aber nur „Princeps“ (erster Mann, s. Text 2). Er war viele
Jahre hin tereinander Konsul. Durch die lebenslange
VolkstribunenBefugnis war er unangreifbar, konnte Gesetze
vorschlagen oder durch das „Veto“ verhindern.
Die kaiserlichen Provinzen ließ Augustus durch von ihm bezahlte
Statthalter verwal ten. Sie mussten seine Anordnungen befolgen.
Nur in den kaiserlichen Provinzen waren Soldaten stationiert, die
unter dem Befehl der Statthalter standen. Von den Steuern der
Provinzen verwaltete der Kaiser den größeren, der Senat den
kleineren Teil. Durch die kaiserlichen Provinzen wurde auch die
Getreideversorgung für die Bevölkerung Roms und Italiens gesichert.
Die Senatsprovinzen wurden wie bisher von ehemaligen Prätoren und
Konsuln im Wechsel verwaltet. Weiterhin wurden jährlich die Ämter
der Senatoren gewählt, aber Augustus gab die Kandidatenliste
vor.
32
Text 1: Ein griechischer Schriftsteller schrieb:
a) über die Finanzen: „Nur scheinbar waren die Staatsfinanzen von
seinen eigenen getrennt, in Wirklichkeit aber wurden auch jene nach
dem Willen des Augustus verwendet.“
b) über die Soldaten in den kaiserlichen Provinzen: „Die
schwächeren (Provinzen) (…), in denen kein Krieg zu befürchten war,
gab er dem Senat zurück, die mächtige ren (Provinzen) dagegen (…)
behielt er selbst, damit der Senat (so behauptete er) ungestört den
angenehmeren Teil der Regierung (…) hätte; im Grunde aber tat Au
gustus dies, um den Senat mit diesem Vorwand waffen und wehrlos zu
machen.“
VG Wort, Cassius Dios Römische Geschichte. Übersetzt von Leonhard
Tafel. Stuttgart 1838 (Verlag der Metzlerschen Buchhandlung)
Text 2: Augustus selbst schrieb:
Konsul war ich bis zum Tag dieses Schreibens 13 Mal (…) Das
Diktatorenamt, das mir (…) sowohl vom Volk wie vom Senat angeboten
wurde, nahm ich nicht an. Erster Mann (Princeps) des Senats war ich
bis zum Tag dieses Schreibens 40 Jahre lang. (…) Ich übernahm kein
Amt gegen die Sitte der Vorfahren.
Monumentum Ancyranum Res gestae Divi Augusti 4 u. 7, eigene
Übersetzung
Text 3: Cassius Dio über den Titel:
So ging alle Macht des Volkes und des Senats auf Augustus über, und
mit ihm beginnt eine förmliche Alleinherrschaft (Monarchie). Der
Begriff ‚Alleinherrschaft‘ war den Römern so verhasst, dass sie
ihre Kaiser weder Diktatoren noch Könige oder ähnlich nannten. (…)
Alles aber wird ohne Ausnahme so ausgeführt, wie der jeweilige
Kaiser es will. Um aber den Schein zu wahren, als ob sie nichts aus
Will kür, sondern alles auf Grund der Gesetze (= der alten
Republik) besitzen, haben sie ihre Macht unter denselben
Bezeichnungen (…) in sich vereint. (…) Den Namen ‚Imperator‘ führen
sie (…) zur Bezeichnung ihrer unbeschränkten Macht, statt sich
Diktatoren oder Könige zu nennen.
VG Wort, Cassius Dios Römische Geschichte. Übersetzt von Leonhard
Tafel. Stuttgart 1838 (Verlag der Metzlerschen Buchhandlung)
33
Leben in der Stadt – die „insula“
Problemziel: • historisch: die „insula“ – Spiegel des Stadtlebens?
• Lebensweltbezug: die Stadt – ein Mehr an Lebensqualität?
Relevanz: • fachwissenschaftlich: Das Leben in Rom stand Modell für
die Städte der Provinzen und die römische Le
bensart. • Lebensweltbezug: Der Zuzug der Bevölkerung in die Städte
ist ungebrochen und stellt dabei u. a. die Frage
nach einer urbanen Lebensqualität.
Kompetenzerwerb: • Sachkompetenz: vgl. „Inhalte der Stunde“ •
Methodenkompetenz: Die Schüler*innen werten Sachtexte aus und
vergleichen diese mit Quellen. • Sozialkompetenz: Die Schüler*innen
arbeiten in Zweierteams und Gruppen. • Urteilskompetenz: Die
Schüler*innen beurteilen das Leben in Rom und vergleichen es mit
dem heutigen
Stadtleben. • Selbstkompetenz: Die Schüler*innen arbeiten
selbstständig im vorgegebenen Zeitrahmen.
Inhalte der Stunde: • In der Millionenstadt Rom gab es nur 1.600
Einzelhäuser (domus) für reiche Familien, aber 46.000 bis zu
sechsstöckige „insulae“ (Mietskasernen / Wohnblocks). • Die
Stockwerke bildeten die Schichten der Gesellschaft ab:
– Erdgeschoss: Gewerbe oder reiche Familien – 1. und 2. Stock:
zahlungskräftige Mieter in größeren Räumen – ab 3. Stock: immer
kleinere, preiswerte Räume für Ärmere – Dachgeschoss: nicht
gedämmte Holzverschläge für die Ärmsten
• Die „insulae“ hatten, wenn überhaupt, nur in den unteren Etagen
Wasseranschlüsse, ansonsten gab es öffentliche Brunnen.
• Für das Heizen wurden Kohlebecken, für das Abwasser der Rinnstein
oder die öffentlichen Urinale ver wendet.
• Für die Körperhygiene, aber auch zur Freizeitgestaltung gab es
Thermen (900 kleinere, elf große), die nach einem meist
sechsstündigen Arbeitstag aufgesucht wurden.
• Die insgesamt etwa 130 Feiertage wurden nicht von allen Römern
eingehalten, z. B. je nach Berufsgruppe. • Durch das Tagfahrverbot
für Fuhrwerke fanden die Römer auch nachts keine Ruhe.
Didaktisch-methodische Hinweise: AA 4 dient entweder erhöhten
Anforderungen oder der Binnendifferenzierung und kann daher auch
weggelas sen werden.
Material und Vorbereitung: Die Lehrkraft fertigt die F an und
kopiert das AB in Klassenstärke.
Möglicher Stundenverlauf:
Unterrichtsphase Inhalt Methode Medien Zeit
Einstieg Die Lehrkraft legt die F auf. Impulse: „Welche Folgen
könnte das haben? Stellt euch vor, eine (eure) Familie überlegt, in
die Stadt zu ziehen: Welche Vor und Nachteile gibt es, in eine
Stadt zu ziehen oder in einer Stadt zu leben.“ Die Lehrkraft
notiert die Schüler*innenbeiträge an der Seitentafel. Gelenkimpuls:
„In der Kaiserzeit war Rom eine Millionen stadt, in die es viele
Reichsbewohner zog. Wir wollen auch hier die Vor und Nachteile
eines Umzugs vergleichen.“
UG OHP / F / TA
34
Materialphase 1: Erarbeitung
Die Schüler*innen bearbeiten zu zweit und in Gruppen (drei bis fünf
Schüler*innen) das AB.
PA (AA 1–2), GA (AA 3), AA 4 (optional)
AB / H 15’
Materialphase 2: Sicherung
Die Lehrkraft ruft die AA 1 und 2 ab und legt während des UG das TB
an. Die Lehrkraft ruft AA 3 ab. Die Schüler*innen gehen
gruppenweise zur Tafel, markieren mit Strichen die Vor und
Nachteile und tragen ihre Gruppennummer und Entscheidung bzgl. des
Umzugs in das TB ein.
Variante: Nur ein Vertreter der Gruppen geht zur Tafel 1
Zeitgewinn. optional: Die Schüler*innen tragen zum AA 4 die
Ergebnis se des Vergleichs vor. Impuls: „Wie realistisch sind die
Ausführungen von Juve nal? Übersieht er etwas?“
UG (AA 1–2), SV / UG (AA 3)
(optional: SV / UG zu AA 4)
TB / AB 17’
Vertiefung Die Lehrkraft weist auf den TA / das TB hin. Impuls:
„Vergleicht, welche Überlegungen heute wie vor 2.000 Jahren wichtig
waren / sind? Welche passen in die damalige Zeit? Was ist bei der
Entscheidung für euch heute wichtig?“
UG / D TA / TB 6’
Hausaufgabe Die Schüler*innen bearbeiten die folgende Aufgabe:
Schreibt die Meinung eines Römers in einem kurzen Text auf: Darum
lebe ich gern in Rom.
H 2’
Mögliches Tafelbild:
Kontra: • teure Wohnungen • Lärm ( nicht in Vorstädten!) • nachts
gefährlich • Etc.
Pro / Vorteile: • zentral in der Hauptstadt
Karrieremöglichkeiten • kein aufwändiges Kochen • viele
Berufsmöglichkeiten • Spiele und große Thermen
viele Freizeitaktivitäten
Kontra / Nachteile: • nachts zu laut • Wohnungen zu teuer •
unangenehme Mitbewohner • Toilettenentsorgung unangenehm • weder
Heiz noch Kochmöglichkeit
„Umzug nach Rom – was überwiegt?“ 1 Gruppenergebnisse:
Gruppe 1, Gruppe 3, ... Gruppe 2, Gruppe 5, Gruppe 6
35
Rom: Leben in der Stadt – die „insula“
Wohnungsknappheit und hohe Preise – der Zuzug in die deutschen
Großstädte hält an
Nach wie vor zieht es viele Bürger in die Großstädte. Das bringt
auch Probleme mit sich.
Lösung zum AB:
für Reiche (Unternehmer, Kaufleute, Stadtbedienstete)
2 erste und zweite Etage (Fenster mit Glasscheiben): je drei bis
fünf große Räume für wohlhabende Mie
ter (Händler, erfolgreiche Handwerker)
4 Dachgeschossräume (unter den Ziegeln, ohne Dämmung, zum Wohnen
eigentlich nicht vorgesehen)
für Arme (Sklaven, Hilfsarbeiter, Lastenträger)
6 keine Heizung vorhanden; Wärme über Holzkohlebecken
(vgl. Kohlegrill 1 Rauchgeruch, Brandgefahr!)
3 Abwasser / Toilette: wurde in den Rinnstein geleert (oder aus dem
Fenster auf die Straße geschüttet);
Urin ggf. in die aufgestellten Sammelbütten der Gerbereien für die
Lederverarbeitung; flossen in die unterirdische Kanalisation
(„cloaca maxima“)
7 Mahlzeiten: wurden in Imbissküchen gekauft, da Mietwohnungen
keine Kochgelegenheit hatten
5 nächtlicher Lärm wegen der Menschenmengen, Fuhrwerke durften nur
nachts in die Stadt fahren, um
Waren anzuliefern oder abzuholen
Die „insula“ – Wohnblock / Mietskaserne
1. Vergleicht die Abbildung mit den Erläuterungen unten. Tragt die
Ziffern 1 bis 7 vor die richtigen Erläuterungen ein.
2. Umzug nach Rom? Markiert in Partnerarbeit am Rand der
Erläuterungen mit einem „+“Zeichen die Pro und mit einem
„“Zeichen die KontraArgumente.
3. Tragt in eurer Gruppe eure Pro und KontraArgumente in eurem
Heft zusammen. Unterstreicht jeweils die vier für euch
entscheidenden Argumente und stimmt ab: Umzug, ja oder nein?
4. Zusatzaufgabe: Vergleicht die Abbildung und die Erläuterungen
dazu mit dem Text von Juvenal. Unterstreicht im Text, wo der
Dichter die Realität wiedergibt.
Erdgeschoss: Läden, Imbissküchen, Werkstätten (darüber oft
Lagerraum) oder groß zügige Wohnungen für Reiche (Unternehmer,
Kaufleute, Stadtbedienstete)
erste und zweite Etage (Fenster mit Glasscheiben): je drei bis fünf
große Räume für wohlhabende Mieter (Händler, erfolgreiche
Handwerker)
Dachgeschossräume (unter den Ziegeln, ohne Dämmung, zum Wohnen
eigentlich nicht vorgesehen) für Arme (Sklaven, Hilfsarbeiter,
Lastenträger)
keine Heizung vorhanden; Wärme über Holzkohlebecken (vgl.
Kohlegrill 1 Rauchgeruch, Brandgefahr!)
Abwasser / Toilette: wurde in den Rinnstein geleert (oder aus dem
Fenster auf die Straße geschüttet); Urin ggf. in die aufgestellten
Sammelbütten der Gerbereien für die Lederverarbeitung; flossen in
die unterirdische Kanalisation („cloaca maxima“)
Mahlzeiten: wurden in Imbissküchen gekauft, da Mietwohnungen keine
Kochgele genheit hatten
nächtlicher Lärm wegen der Menschenmengen, Fuhrwerke durften nur
nachts in die Stadt fahren, um Waren anzuliefern oder
abzuholen
37
g Rom: Leben in der Stadt – die „insula“
• Einwohnerzahl: ca. eine Million • Wohngebäude: In Rom gab es um
350 n. Chr. ca. 1.600 Einzelhäuser („domus“) für rei
che Familien. Die übrige Bevölkerung wohnte in ca. 46.000 „insulae“
(Mietskasernen). • Baumaterial: Fachwerk, Ziegel; oft billig gebaut
und daher baufällig 1 Beschränkung
der Bauhöhe auf max. 21 m = sechs Stockwerke (später: 18 m). •
höhere Etagen (Fenster mit dünnem Leder oder Leintuch bespannt oder
Holzläden 1
dunkel und im Winter und bei schlechtem Wetter kalt) mit kleineren
Räumen für ärmere Mieter
• Trinkwasser: an öffentlichen Brunnen oder durch Wasserträger;
Wasserrohre nur für die „domus“ und manchmal auch für das
Erdgeschoss der „insulae“
• Körperpflege: in 900 kleinen und elf großen Badeanstalten
(Thermen), in denen man auch schwimmen, saunieren oder Sport
treiben konnte, Männer und Frauen getrennt
• Arbeitstag(e): in den meisten Berufen etwa sechs Stunden lang von
Sonnenaufgang bis zum frühen Nachmittag; kein Urlaub, aber ca. 130
Feiertage im Jahr (je nach Berufsgruppen; zum Vergleich: heute ca.
145 arbeitsfreie Tage)
• Massenunterhaltung: zu bestimmten Feiertagen Wagenrennen (z. B.
im Circus Maxi mus, für 250.000 Zuschauer), Gladiatorenkämpfe oder
nachgestellte Seeschlachten (z. B. im Kolosseum, für 50.000
Zuschauer), Theaterstücke (z. B. im Marcellustheater, für bis zu
15.000 Zuschauer)
5
10
Der Dichter Juvenal schimpft über das Leben in der Hauptstadt
So sehr ich auch bedauere, dass ein alter Freund aus Rom wegzieht
in das kleine Städtchen Cumae, so verstehe ich es doch. Eigentlich
hätten die ärmeren Römer schon längst in langer Reihe wegziehen
sollen! (…) Nur schwer steigt auf, dem (…) das Geld fehlt; aber in
Rom ist dieser Versuch noch schwieriger: Teuer ist eine
heruntergekommene Wohnung, teuer eine einfache Mahlzeit. (…) Wir
aber woh nen in der Hauptstadt, die zum Großteil mit dünnen
Bälkchen gestützt wird. Und wenn sie wackeln, schmiert der
Hausverwalter die Risse oberflächlich zu und sagt, man solle
beruhigt schlafen, trotz der Einsturzgefahr! (…) Wenn dagegen einem
Reichen seine große Stadtvilla einstürzt, dann tragen die hohen
Herrschaf ten Trauer. (…) Hier werden viele krank und sterben an
Schlafstörungen. Haupt gründe: Nachts fahren Transportwagen um die
Kurven. (…) Schau dir nur die Höhe der Häuser an, von denen ein
Dachziegel deinen Kopf trifft! Wie oft fallen zerbrochene Gefäße
herab! (…) Wünsch dir deshalb, dass sich aus dem offenen Fenster
nur der flüssige Inhalt eines Nachttopfes auf dich ergießt!