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Roman Katzer (Hg.) Die Erben des Don Juan

Roman Katzer (Hg.) · 2018. 12. 1. · Roman Katzer (Hg.) Die Erben des Don Juan Gespräche mit Carlos Castaneda, Florinda Donner-Grau und Taisha Abelar Hans-Nietsch-Verlag

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Roman Katzer (Hg.)

Die Erben des Don Juan

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Roman Katzer (Hg.)

Die Erben des Don Juan

Gespräche mit Carlos Castaneda, Florinda Donner-Grau und Taisha Abelar

Hans-Nietsch-Verlag

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Neuauflage März 2014Originalausgabe© 2005 by Hans-Nietsch-VerlagAlle Rechte vorbehalten.Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages gestattet.Deutsche Erstausgabe Der Weg der Tolteken beim Fischer Taschenbuch-verlag, 1987Originalausgabe »Dialogo a fondo con C. Castaneda« im argentinischenMagazin Mutantia© 1979 by Graciela N. V. CorvalánAus dem Spanischen von Joachim A. FrankOriginalausgabe »You Only Live Twice« erschienen im amerikanischen Magazin Details© 1994 by Bruce WagnerOriginalausgabe »Being-In-Dreaming« erschienen im kanadischen Magazin Dimensions© 1992 by Alexander Blair-EwartOriginalausgabe »The Art of Stalking« erschienen im kanadischen Magazin Dimensions© 1992 by Alexander Blair-EwartAus dem Amerikanischen von Norbert ClaßenLektorat: Ruth KlingemannKorrektorat: Sylvia Schaible, Martina KloseUmschlaggestaltung: Rosi Weiss© Fotos Cover: Victor Pelaez Torres, Dave Willman/123rf.comSatz: Hans-Jürgen MaurerDruck: SOWA Sp. z o.o., Warszawa/PolenHans-Nietsch-VerlagAm Himmelreich 779312 [email protected]

ISBN: 978-3-86264-267-0

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Nur als Krieger kann man auf dem Pfad des Wissens überleben.Denn die Kunst des Kriegers ist es, den Schrecken, ein Mensch zusein, und das Wunder, ein Mensch zu sein, in Einklang zu bringen.

(Don Juan in Reise nach Ixtlan)

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InhaltVorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

TEIL I Der Weg der Tolteken Ein Gespräch mit Carlos Castanedavon Graciela CorvalánEinführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15Die Begegnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17Don Juan stirbt nicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34Die linke Seite des Adlers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50Die Freiheit, makellos zu sein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53Der Weg der Eigenliebe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57Die Traum-Übung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66Der Abschied . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88

TEIL II Du lebst nur zweimalGespräche mit den Erben des Don Juanvon Bruce WagnerEinführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93Common Sense tötet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95Der Weg hinaus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97Der Stein des Anstoßes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98Aktionstheater der Zauberei . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99 Die gigantische Tür . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103Die Huren der Wahrnehmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104Der großartige Affe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107Kritische Masse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109Das natürliche Erbe der empfindenden Wesen . . . . . . . 113No se habla Español aqui . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115Das Zauberer-Einmaleins . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117Die Spurrillen der Zeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .118Sich wieder verlieben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .121

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Rekapituliere dein Leben! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .123Was Sie schon immer über Energie wissen wollten … . .126Der Pfad des Coyoten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128Carlos Castanedas Intimbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131Das Kriterium dafür, tot zu sein . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132Bewusstheit montieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134Der Boykott des Historienspiels . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137Die Ankunft der Gäste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140Der Index der Absicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141Armes Babytum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143Bekenntnisse eines Bewusstheits-Abhängigen . . . . . . . 144Die gefiederte Schlange . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146Die Einsamkeit des Langstrecken-Replikanten . . . . . . 148Fußnote für Feministinnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149Nur für deine Augen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151Das Jucken des Nagual . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154Das Verlöschen der Lichter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156

TEIL IIIDie Kunst des Träumens Ein Gespräch mit Florinda Donner-Grauvon Alexander Blair-EwartEinführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161Interview . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .163

TEIL IVDie Kunst des Pirschens Taisha Abelar über die wahre FreiheitEin Interview von Alexander Blair-EwartEinführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 205Interview . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 207Form- und musterlos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 217Der Übergang der Zauberer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 229

Bibliographie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 246

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Vorwort

Carlos Castaneda veröffentlichte bis zu seinem Tod imApril 1998 zwölf Bücher über seine Lehrzeit bei deminzwischen legendären mexikanischen Zauberer DonJuan Matus. Seine Werke erreichten ein Millionenpu-blikum und wurden allesamt zu Bestsellern – und dochblieb der Autor selbst ein Geheimnis, ein in einen Nebelgehülltes Phantom, das öffentliche Auftritte scheute,für Interviews nicht zur Verfügung stand und sich nichtfotografieren ließ. Kein Wunder, dass das Gerücht ent-stand, der Autor der Lehren des Don Juan existiere garnicht und die Lehren selbst seien nichts weiter als eineausgeklügelte Fiktion.

Bis zu den frühen 90er Jahren des letzten Jahrhun-derts war es nur einer Hand voll auserlesener Personengelungen, den publikumsscheuen Autor zu sprechen,wie etwa der Literatur-Professorin Graciela Corvalán,die ihre Begegnungen mit Carlos Castaneda in Der Wegder Tolteken schildert. Als ihr erstaunlicher Bericht1987 als Buch in deutscher Sprache erschien, wurde esrasch zum Geheimtipp in der »Castaneda-Szene«. In-zwischen ist der Band vergriffen und wir haben uns ent-schlossen, dieses hervorragende Zeugnis einer interes-sierten Leserschaft wieder zugänglich zu machen.

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Durch Corvaláns Aufzeichnungen wurde Castane-da als Person eher greifbar und die teils fantastisch an-mutenden Lehren Don Juans wurden ein wenig glaub-hafter. Ein Effekt, der wenige Jahre später durch zweiVeröffentlichungen von Castanedas Mitschülerinnenver stärkt wurde. Florinda Donner-Grau publizierte imJahr 1991 mit Der Pfad des Träumens einen mitreißen-den Bericht über ihre eigene Lehrzeit bei Don Juan, undTaisha Abelar folgte im Jahr 1992 mit ihrem Werk DieZauberin nach. In beiden Büchern erscheint Castanedaneben den bekannten Akteuren aus seinen eigenen Bü-chern und gewinnt als Mensch und Meisterschüler desDon Juan Gestalt.

Die Veröffentlichungen von Donner-Grau und Abelarleiteten eine neue Phase der Offenheit ein, in der sowohldie »Hexen«, wie die beiden ungewöhnlichen Frauensich selbst nennen, als auch Castaneda zunehmend andie Öffentlichkeit traten, um ihre Lehren – das Ver-mächtnis des Don Juan – allen Interessierten zugäng-lich zu machen. Aus dieser Zeit stammen die weiterenerstaunlichen Beiträge, die im vorliegenden Buch ent-halten sind: drei Gespräche jüngeren Datums, die ge-meinsam eine hervorragende Einführung in das Themader toltekischen Zauberei bilden und darüber hinaus inTeile der Lehren des Don Juan einführen, die in den Bü-chern unerwähnt bleiben oder nur am Rande erwähntwerden.

Ein besonderer Leckerbissen ist »Du lebst nur zwei-mal«, ein lebensnahes Porträt, das Bruce Wagner vonCarlos Castaneda und seinen Gefährtinnen Florinda

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Die Erben des Don Juan

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Vorwort

Donner-Grau, Taisha Abelar und der geheimnisvollenNagual-Frau Carol Tiggs zeichnet. Wer sich durch denTitel an einen James-Bond-Film und an Hollywood er-innert fühlt, liegt ganz richtig: Wagner ist Schriftstellerund Drehbuchautor, aus dessen Feder die Vorlagen füreinige Hollywood-Filme von Größen wie Francis FordCoppola und Oliver Stone stammen. In diesem faszi-nierenden Text gelingt es ihm nicht nur, die Gruppe umCastaneda und ihre Arbeit effektvoll in Szene zu setzen,er trifft mitten ins Herz und reduziert die Lehren desDon Juan auf ihren wahren Gehalt, auf ihre Essenz.

Fragen, die nach der Lektüre dieses Thrillers nochübrig geblieben sein mögen, beantworten FlorindaDonner-Grau und Taisha Abelar in den abschließendenTeilen dieses Buches. Dabei handelt es sich um Gesprä-che, die beide mit dem kanadischen New-Age-AutorAlexander Blair-Ewart geführt haben.

In »Die Kunst des Träumens« spricht Florinda Don-ner-Grau nicht nur über die Feinheiten ihrer Kunst(einer der beiden großen Künste der toltekischen Zau-berer, die den Kern der Lehren des Don Juan ausma-chen), sondern auch über die Rolle der Frau in der Weltder Zauberei – ein bewegendes Zeugnis eines neuenFeminismus. Taisha Abelar führt den Leser in »DieKunst des Pirschens« ebenso wortgewandt in die ande-re große Kunst der Tolteken ein und gibt dabei zahlrei-che praktische Tipps zur Rekapitulation des Lebensund dazu, wie man erfolgreich das Ego bekämpft undden inneren Dialog anhält, ohne dabei den Verstand zuverlieren.

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Die Erben des Don Juan

Jedes einzelne dieser vier Gespräche ist ein literari-sches Kleinod, ein lebendiger Weckruf und eine spiri-tuelle Lektion zugleich. In ihrer Kombination gestattensie es sowohl Anfängern als auch Fortgeschrittenen aufdem spirituellen Weg, vom Wissen der Tolteken unddem Vermächtnis des Don Juan zu profitieren.

Roman Katzer Herausgeber

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TEIL IDER WEG DER TOLTKEN

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Einführung des Herausgebers

Die folgenden Gespräche von Graciela Corvalán mit Car-los Castaneda fanden im Jahr 1979 statt. Sie hatte ihmzuvor zwei Briefe geschrieben und war selbst mehr alsüberrascht, dass der publikumsscheue Autor sie kurz dar-auf anrief und sofort bereit war, sich von ihr interviewenzu lassen.

Vielleicht half ihr dabei die Tatsache, wie Corvalánselbst mutmaßt, dass sie genau wie Castaneda aus Ar-gentinien stammt und auch vom Schicksal in die USAverschlagen wurde. Vielleicht war es auch so, dass siebloß Glück hatte und Castaneda ausgerechnet ihrenBrief aus einem Sack voller Briefe zog – eine Art magi-sches Ritual, das er von Zeit zu Zeit vollführte, um sichdann mit ungeteilter Aufmerksamkeit dem betreffendenBrief und der daraus folgenden Aufgabe zu widmen.

Wie dem auch sei, herausgekommen ist ein einzigar-tiges Zeugnis aus der Zeit, als Don Juan die Welt bereitsverlassen hatte, um in die vollkommene Freiheit zu ent-schwinden, und Castanedas eigene Arbeit einen Höhe-punkt erreichte, auf den wir später noch zu sprechenkommen. In der Zeit zwischen den frühen 70er und denspäten 80er Jahren des letzten Jahrhunderts gab Casta -neda jedenfalls kein weiteres Interview, und insofern istder folgende Bericht ganz gewiss eine Trouvaille, einGlücksfall, wie der inzwischen verstorbene Castaneda-Lektor Willi Köhler im Vorwort zur deutschen Erstaus-

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gabe von Der Weg der Tolteken meinte. Köhler schriebweiter: »Es ist dem Geschick der Interviewerin zu dan-ken, ihrer Kunst des Fragens und Darstellens, dassCastaneda von Anfang bis Ende des kunstvoll kompo-nierten Textes in erstaunlicher Intensität präsent ist undeine solche Fülle an Einzelheiten seines äußeren und in-neren Lebens preiszugeben bereit ist.«

Dem können wir nur beipflichten und wünschen un-seren Lesern viel Vergnügen und einsichtsvolle Mo-mente bei der Lektüre des ungekürzten Textes.

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Der Weg der Tolteken

Ein Gespräch mit Carlos Castanedavon Graciela Corvalán

Die BegegnungIch hatte ihm vor einigen Monaten geschrieben (zweiBriefe, um genau zu sein), und dann hatte mich CarlosCastaneda angerufen. Das war Mitte Juli gewesen. SeinAnruf kam für mich völlig überraschend. Castanedasprach lange, und ohne dass ich ihn darum gebeten hätte,erklärte er sich bereit, mir Auskünfte zu geben.

Castaneda war daran interessiert, mich kennen zu ler-nen und mit mir zu sprechen. Es lag ihm daran, mir ver-ständlich zu machen, dass die Aufgabe, der er sich widme-te, von großer Wichtigkeit war. »Ich bin weder ein Gurunoch ein Scharlatan«, sagte er und spielte damit auf einigeKritiker und Journalisten an. Castaneda ist ein ernsthafterForscher, der über seine derzeitigen Tätigkeiten in Mexikound über seine erkenntnistheoretische Arbeit sprechenwollte. Ihm zufolge begreift der Europäer nicht, dass esauch andere gibt, die denken, und dass es eine andere Be-schreibung der Wirklichkeit gibt als die seine.

Als er schon in Los Angeles war, rief mich CarlosCastaneda wieder an. Da er mich nicht erreichte, hinter-ließ er eine Nachricht, wann und wo wir uns treffen woll-ten. »Fahren Sie bei der und der Straße vom Freeway her-

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unter und biegen Sie dort und dort nach rechts ab. FahrenSie an vier Verkehrsampeln vorbei, dann kommt zur Lin-ken die Kirche der Unbefleckten Empfängnis, aber dielassen Sie links liegen. Sie biegen nach rechts ab und sindauch schon vor dem Campus der UCLA (University of Ca-lifornia, Los Angeles; Anm. d. Hg.). Fahren Sie auf denParkplatz. Da es Sonntag ist, wird niemand dort sein undSie kommen ohne Probleme hinein. Im Allgemeinen trifftman dort am Wochenende nur wenige Leute. Um vier Uhrdann bei der Einfahrt.« Castaneda erwartete uns in einembraunen Volkswagen. An diesem Abend und am folgen-den Vormittag arbeitete ich fieberhaft an meinen Notizen.Ich hatte wenig geschlafen, war aber nicht müde. Gegenein Uhr nachmittags machten sich meine Freunde und ichin Richtung Campus der UCLA auf den Weg. Wir hattenetwas mehr als zwei Stunden zu fahren.

Wir folgten den Anweisungen Castanedas und fandenohne Schwierigkeiten das Einfahrtstor des Parkplatzes derUCLA. Es war Viertel vor vier. Wir parkten an einer mehroder weniger dunklen Stelle.

Um Punkt vier hob ich den Blick und sah sie auf unserAuto zukommen: meine Freundin mit einem dunkelhäuti-gen Mann, der etwas kleiner war als sie. Castaneda trugBluejeans und eine helle cremefarbene Hemdjacke mit of-fenem Kragen (ohne Taschen). Ich stieg aus und ging denbeiden rasch entgegen. Nach der Begrüßung und den üb-lichen Höflichkeitsfloskeln fragte ich ihn, ob ich ein Ton-bandgerät benutzen dürfe. Wir hatten eines im Wagen fürden Fall, dass er es erlaubte. »Nein, lieber nicht«, antwor-tete er mit einem Schulterzucken. Wir holten die Notizen,

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Hefte und Bücher aus dem Wagen. Mit Büchern und Pa-pieren beladen, ließen wir uns von Castaneda führen. Erkannte den Weg gut. »Dort drüben stehen ein paar schö-ne Bänke«, sagte er und deutete mit der Hand in dieRichtung.

Castaneda legte den Ton des Gesprächs und die The-men, die wir behandeln wollten, von Anfang an fest. Mirwurde klar, dass ich all die Fragen, die ich mir mühsamzurechtgelegt hatte, gar nicht brauchen würde. Wie erschon am Telefon gesagt hatte, wollte er mit uns über dieAufgabe sprechen, der er sich widmete, und über die Be-deutung und Ernsthaftigkeit seiner Forschungen. Das Ge-spräch wurde anfangs auf Spanisch geführt. Er bedientsich der Sprache fließend und mit viel Sinn für Humor.Castaneda ist ein Meister in der Kunst der Konversation.Wir sprachen ganze sieben Stunden lang. Die Zeit ver-ging, ohne dass seine Begeisterung oder unsere Aufmerk-samkeit nachließ. Je mehr Vertrauen er fasste, desto häu-figer gebrauchte er typisch argentinische Ausdrücke, umsich gewissermaßen damit zu brüsten, dass er »einer ausBuenos Aires« war – eine liebenswürdige Geste uns ge-genüber, die wir alle aus Argentinien stammten. Ich musserwähnen, dass, obwohl sein Spanisch korrekt ist, seineMuttersprache ganz offensichtlich die englische ist. Ermachte reichlich Gebrauch von englischen Wörtern undAusdrücken, für die wir ihm die entsprechenden spani-schen nannten. Dass Englisch seine Sprache ist, zeigt sichauch an seinem Satzbau und an seinen Redewendungen.Den ganzen Nachmittag lang bemühte sich Castaneda,das Gespräch nicht intellektuell werden zu lassen. Ob-

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wohl er zweifellos viel gelesen hat und die verschiedenenDenkströmungen kennt, stellte er niemals Vergleiche mitanderen Traditionen der Vergangenheit oder Gegenwartan. Er vermittelte uns »die toltekische Lehre« mit Hilfeanschaulicher Bilder, die keine spekulative Deutung zu-ließen. Auf diese Weise gehorchte Castaneda nicht nurseinen Lehrern, sondern er blieb auch dem Weg treu, dener gewählt hat – er wollte seine Lehre durch nichts verfäl-schen, was ihr fremd war.

Kurz nach unserem Zusammentreffen wollte er dieGründe für unser Interesse an seiner persönlichen Be-kanntschaft erfahren. Er wusste schon von den Rezensio-nen, die ich gegebenenfalls schreiben wollte, und von mei-nem geplanten Buch mit Interviews. Aber über allesBerufliche hinaus hoben wir die Bedeutung seiner Bücherhervor, die uns und viele andere so sehr beeinflusst hatten.Wir hatten ein tiefes Interesse daran, die Quelle dieserLehre kennen zu lernen.

Wir waren bei einer Bank angekommen und setztenuns in den Schatten der Bäume.

»Mir hat Don Juan alles gegeben«, begann er. »Als ichihn kennen lernte, hatte ich kein anderes Interesse als dieAnthropologie, aber von dieser Begegnung an änderteich mich. Und was mit mir geschehen ist, würde ichgegen nichts tauschen!« Don Juan war mitten unter uns.Jedes Mal, wenn Castaneda ihn erwähnte oder sich an ihnerinnerte, spürten wir seine Gemütsbewegung. Er sagteuns über Don Juan, dass er eine Ganzheit von vollkom-mener Intensität sei, jeden Augenblick imstande, sichganz zu geben. »Sich jeden Augenblick ganz zu geben ist

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sein Prinzip, seine Regel«, sagte er. Dass Don Juan so ist,kann nicht erklärt werden, und es wird selten verstanden.»Er ist einfach.« In Der zweite Ring der Kraft erinnertsich Castaneda an eine besondere Eigenschaft von DonJuan und Don Genaro, die allen anderen fehlte. Erschreibt dort: »Keiner von uns war bereit, dem anderenungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken, wie Don Juanund Don Genaro es getan hatten« (S. 194).* Diese Worteweisen auf dieses in jedem Augenblick ganz Sein hin, aufdiese Gegenwärtigkeit, die Don Juan ist. Bei vielen Gele-genheiten wird sich Castaneda auf dieses »Handeln« be-ziehen, auf diesen vollkommen selbstlosen und freienAkt des Seins.

Nach Der zweite Ring der Kraft war ich voller Fragen.Das Buch interessierte mich sehr, vor allem nach derzweiten Lektüre, aber ich hatte kritische Kommentare ge-lesen. Auch ich selbst hatte gewisse Zweifel. Ich sagte, ichglaubte, die Reise nach Ixtlan habe mir am besten gefal-len, ohne dass ich recht wisse, warum. Castaneda hörtemir zu und erwiderte meine Worte mit einer Gebärde, diezu sagen schien: Was habe ich mit den Geschmäckern alldieser Leute zu schaffen? Ich sprach weiter, suchte nachBegründungen und Erklärungen. »Vielleicht bevorzugeich das Buch deshalb, weil man in der Reise nach Ixtlanso viel Liebe spürt«, sagte ich. Castaneda verzog das Ge-sicht. Das Wort Liebe behagte ihm nicht. Möglicherweisehatte der Ausdruck für ihn die Nebenbedeutungen »ro-mantische Liebe«, »Sentimentalität« oder »Schwäche«.

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Der Weg der Tolteken

* Kursivschreibung durch die Autorin.

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Ich versuchte, mich genauer auszudrücken, und bestanddarauf, dass die letzte Szene der Reise nach Ixtlan vollerIntensität sei. Dem stimmte Castaneda zu. Ja, damit sei ereinverstanden. »Intensität, ja«, sagte er. »Das ist das rich-tige Wort.« Ich blieb bei demselben Buch und sagte ihm,dass mir einige Szenen entschieden »grotesk« vorgekom-men seien. Ich fand für sie keine Rechtfertigung. Castan-eda gab mir Recht. »Ja, das Benehmen dieser Leute ist un-konventionell und grotesk, aber diese Erfahrung warnotwendig, um in Aktion treten zu können«, sagte er.Castaneda brauchte diesen »Schock«.

»Ohne Gegner sind wir nichts«, fuhr er fort. »Gegenetwas zu sein ist der menschlichen ›Form‹ eigen. DasLeben ist Krieg, Kampf. Der Friede ist eine Anomalie.«Er kam auf den Pazifismus zu sprechen und bezeichneteihn als »Ungeheuerlichkeit«, weil wir Menschen seinerMeinung nach »Wesen der Gewinne und Kämpfe sind«.

Ich vermochte mich nicht zurückzuhalten und sagte,ich könne nicht gelten lassen, dass er den Pazifismus alsUngeheuerlichkeit abqualifiziere. »Und Gandhi? Wie sehenSie zum Beispiel Gandhi?« »Gandhi«, antwortete er, »istkein Pazifist. Gandhi ist einer der gewaltigsten Kämpfer, diees je gegeben hat. Und was für ein Kämpfer!« Ich begriff,dass Castaneda den Wörtern ganz eigene Bedeutungen bei-misst. Der »Pazifismus«, auf den er angespielt hatte, konntenur der Pazifismus des Schwachen sein, des Menschen, dernicht genug Schneid hat, um etwas anderes zu sein und zutun; der nichts tut, weil er keine Energie und keine Ziele imLeben hat; mit einem Wort, der Pazifismus, der eine selbst-gefällige und hedonistische Einstellung widerspiegelt.

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Mit einer großen Gebärde, die eine ganze Gesell-schaft ohne Werte, ohne Willen und Energie einschloss,sagte er: »Alle drogensüchtig ... Ja, Hedonisten!«

Castaneda erklärte diese Begriffe nicht, und wirbaten ihn auch nicht darum. Ich glaubte verstanden zuhaben, dass die Askese des Kriegers zum Teil darin be-steht, sich von der menschlichen »Form« zu befreien,aber die ungewöhnlichen Kommentare Castanedas hat-ten mich verwirrt. Dennoch wurde mir nach und nachklar, dass der Umstand, dass wir »Wesen der Gewinneund Kämpfe« sind, eine grundlegende Ebene darstellt.Das ist das Rohmaterial, von dem man ausgeht. DonJuan spricht in den Büchern immer vom korrekten»Tonal« eines Menschen. Hier beginnt die Lehrzeit undgeht auf eine andere Ebene über. »Man kann nicht aufdie andere Seite hinüber, ohne die menschliche ›Form‹zu verlieren«, sagte Castaneda. Ich blieb bei diesen As-pekten seines Buches, die mir nicht klar gewordenwaren, und fragte ihn nach den »Höhlungen« oder »Lö-chern«, die in den Menschen durch die einfache Tatsa-che zurückbleiben, dass sie sich fortgepflanzt haben.»Ja«, sagte Castaneda. »Es gibt Unterschiede zwischenMenschen, die Kinder haben, und solchen, die keinehaben. Um auf Zehenspitzen am Adler vorbeizugehen,muss man heil und ganz sein. Ein Mensch mit ›Löchern‹kommt nicht vorbei.«

Die Metapher des »Adlers« sollte er uns später erklä-ren. Im Augenblick blieb sie beinahe unbemerkt, weil sichunsere Aufmerksamkeit auf ein anderes Thema konzen-trierte. »Wie erklären Sie die Haltung Doña Soledads ge-

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Roman KatzerDie Erben des Don Juan

Gespräche mit Carlos Castaneda, Florinda Donner-Grau und Taisha Abelar

Carlos Castaneda, Meisterschüler des legendären mexikanischen Zauberers Don Juan,ist wohl einer der bekanntesten Unbekannten in der Geschichte spiritueller Literatur.Wie seine Mitschülerinnen Florinda Donner-Grau und Taisha Abelar gab er bis zu sei-nem Tod im April 1998 nur selten Interviews, gestattete keinerlei Tonbandaufnahmenoder Fotos. Dennoch ist es einer Hand voll auserlesener Personen gelungen, Zugangzu ihnen zu erhalten und ihnen Geheimnisse aus ihrer Lehre und auch aus ihrem Lebenzu entlocken.

247 Seiten, Broschur • ISBN: 978-3-86264-267-0

HANS-NIETSCH-VERLAGL E S E P R O B E

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