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ROT UND WEISS EIN LEBEN LANG

ROT UND WEISS EIN LEBEN LANG - Buch.de · Felix Haselsteiner & Justin Kraft ROT UND WEISS EIN LEBEN LANG 111 Gründe für den FC Bayern München WIR SIND DER ZWÖLFTE MANN, FUSSBALL

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ROT UND WEISS EIN LEBEN LANG

Felix Haselsteiner & Justin Kraft

ROT UND WEISS EIN LEBEN LANG

111 Gründe für den FC Bayern München

WIR SIND DER ZWÖLFTE MANN,FUSSBALL IST UNSERE LIEBE!

INHALT

DIE ZUKUNFT IST ROT-WEISS – VORWORT 8

1 DER KADER 9Weil der Kader bis Position 18 internationale Klasse hat · Weil niemand so viele herausragende Kapitäne hat wie die Bayern · Weil der Kern der deutschen Nationalmannschaft die Wurzeln des FC Bayern trägt · Weil kaum jemand so eine zweite Reihe hat wie der FC Bayern · Weil der FC Bayern auch schmerzhafte Abgänge kompensieren kann

2 DIE ABWEHR 19Weil an Bayerns Abwehr keiner vorbeikommt · Weil Manuel Neuer der erste Libero im Tor ist · Weil Mats Hummels zurückgekehrt ist · Weil wir wieder den Martínez der Triple-Saison sehen · Weil Joshua Kimmich beim FC Bayern spielt  · Weil Berni jetzt auch auf dem Flügel wirbelt · Weil David Alaba die besten Freistöße schießt · Weil Bayerns Innenverteidigung selbst an der Schmerzgrenze Weltklasse ist · Weil Joshua Kimmich die gefühlvollsten Flanken schlägt · Weil Jérôme Boateng der coolste Verteidiger der Welt ist · Weil David Alaba genau eine schlechte Saison in seiner Karriere spielen wird · Weil Niklas Süle ein Sinnbild für den zukünftigen Verteidiger ist

3 DAS MITTELFELD 41Weil der beste zentrale Mittelfeldspieler Europas in München spielt · Weil mit Tolisso der Bayern-Weg bestätigt wird · Weil Arturo Vidal die E-Gitarre im klassischen Orchester ist · Weil James Rodríguez vorne alles spielen kann · Weil James Rodríguez spielen wird wie bei der WM 2014 · Weil Sebastian Rudy überraschen wird

4 DER ANGRIFF 55Weil Thomas Müller Wahnsinn in jedes System bringt · Weil Lewan-dowski trifft, wie er will · Weil Robbéry noch immer den Unterschied macht · Weil Franck Ribéry für einen Moment besser als Messi und Ronaldo war · Weil Bayern-Spiele fast nie torlos enden · Weil Kings-ley Coman trotz schwieriger Situation an die Zukunft glaubt

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5 DAS TEAM NEBEN DEM TEAM 67Weil der FC Bayern Fehler immer schnell korrigiert · Weil es nach Ancelotti nur besser werden kann · Weil Jupp Heynckes die beste Im-provisation ist · Weil Brazzo jetzt aufpasst

6 DAS ERBE 75Weil Pep Guardiolas Erbe erhalten bleibt · Weil Jupp Heynckes immer noch nachwirkt · Weil die goldene Generation der Bayern aus Eigen-gewächsen bestand · Weil die vermeintliche Bayern-Arroganz seit Mat-thias Sammer deutlich abgenommen hat · Weil der Klub eine besondere historische Vergangenheit besitzt · Weil eine FCB-Legendenelf zur Hälfte aus Spielern dieser Dekade bestehen könnte · Weil Hoeneß und Rumme-nigge ihr langfristiges Ziel erreicht haben

7 DIE ZUKUNFT 91Weil der FC Bayern vor einem der spannendsten Zyklen der Vereins-geschichte steht · Weil der FC Bayern jetzt einen Fußball-Campus hat · Weil Julian Nagelsmann irgendwann den FC Bayern trainieren wird · Weil nur der FC Bayern den Spaniern Paroli bieten kann · Weil die Augenhöhe mit Europas Spitze eine Herkulesaufgabe ist · Weil Philipp Lahm bald zurückkehren wird · Weil der Tiger immer noch da ist

8 MEHR ALS NUR DIE PROFIS 105Weil die Amateure in der Hermann-Gerland- Kampfbahn die FCB-Flagge hochhalten · Weil die Frauen auch Meister werden · Weil der Nachwuchs jetzt auf Vordermann gebracht wird · Weil auch die U17 und U19 wieder Titel sammeln · Weil immer noch ein Schweinsteiger beim FC Bayern arbeitet

9 DIE TAKTIK 115Weil Taktik mit Guardiola auch in München an Bedeutung gewonnen hat · Weil der Spielstil mittlerweile stilprägend ist · Weil der FCB spa-nischen Fußball und deutsche Tugenden vereint · Weil Ballbesitz ein hohes Gut und nicht langweilig ist · Weil selbst Jogi Löw sich taktisch oft bei den Bayern bedient

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10 DIE TRANSFERPOLITIK 125Weil mit Geld immer noch verantwortungsvoll umgegangen wird · Weil der FC Bayern die besten Transfers macht · Weil Bayern kein Verkäuferverein ist · Weil Bayern ohne Scheich oder Mäzen erfolg-reich ist · Weil die Roten Stars so geschickt kaufen wie niemand sonst

11 WERTE, MORAL UND MENTALITÄT 137Weil man beim FC Bayern Werte vorgelebt bekommt · Weil der FCB als Weltmarke familiär geblieben ist · Weil der FCB anderen Ver-einen hilft, wenn er gebraucht wird · Weil der FCB seine Spieler nicht fallen lässt · Weil abgehende Spieler mit Stil und Respekt behandelt werden · Weil man von Arjen Robben fürs Leben lernen kann · Weil der Klub trotz aller Erfolge auch für Menschlichkeit steht · Weil man als Bayern-Fan lernen muss, selbstkritisch und bescheiden zu sein · Weil jeder, der einmal hier war, immer zum FCB gehört · Weil jede schwere Niederlage der Bayern einen Silberstreif hat · Weil Bayern kaum Schwächen zeigt

12 DIE EHEMALIGEN 157Weil Xabi Alonso die Coolness mitbrachte · Weil Philipp Lahm der beste Außenverteidiger aller Zeiten war · Weil Bastian Schweins-teiger immer noch das Bayern-Trikot trägt · Weil der Verein von ehemaligen Spielern geführt wird

13 DIE KONKURRENZ 165Weil es Rivalitäten ohne Ende gibt · Weil Dortmund der beste Kon-kurrent ist  · Weil ganz Deutschland gegen Bayern ist · Weil die Bundesliga nicht wegen den Bayern langweilig ist · Weil Real Madrid immer noch vor Bayern Angst hat · Weil nur der FCB in Deutschland noch Titel als Saisonziel ausgibt

14 DIE FANS 177Weil es in München keine Alternative gibt · Weil man überall auf der Welt FC-Bayern-Fan sein kann · Weil die Allianz Arena das eleganteste Stadion Deutschlands ist · Weil die Südkurve die meist-unterschätzte Kurve Deutschlands ist · Weil die Bayern die besten

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Gesänge haben · Weil das Training an der Säbener Straße immer noch öffentlich ist · Weil der VfL Bochum ein hervorragender Fan-Freundschafts-Partner ist · Weil es doch Wege ins Stadion gibt · Weil man sich nirgendwo sonst auf so hohem Niveau beschweren darf · Weil der FC Bayern hervorragend feiern kann

15 DIE KLISCHEES 197Weil man sich nicht von Klischees blenden lassen sollte · Weil der »Bayern-Dusel« Zeugnis harter Arbeit ist · Weil man leiden kann und muss · Weil die Bayern Elfmeterschießen können (meistens)

16 DIE REKORDE, TITEL UND SERIEN 209Weil Bayern alle Pokale gewonnen hat, die es gibt · Weil Bayern die meisten Bundesliga-Rekorde hält · Weil der FCB in der Bundesliga gerade Geschichte schreibt · Weil der Rekordmeister zu Hause eine Macht ist

17 IMMER IM FOKUS 217Weil die Champions League das ultimative Highlight ist · Weil jeder unsere Pressekonferenzen schaut · Weil der Klub immer Gesprächs-thema ist · Weil Bayern die meisten Stunden Fußball bietet

18 DIE SPASSVÖGEL 225Weil David Alaba am besten singen kann · Weil Thomas Müller Humor, Klasse und Bodenständigkeit vereint · Weil Franck Ribéry der beste Spaßvogel ist

19 DAS SCHLUSSWORT 233Weil der FC Bayern alles ist, aber nicht perfekt · Weil der Bayern-Weg Spannung garantiert · Weil ein Buch zu wenig ist, um die Liebe zu diesem Klub zu erklären

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DIE ZUKUNFT IST ROT-WEISS

Vorwort

Meldungen ohne Ende, wöchentliche Berichterstattung, mittler-weile sogar schon ein eigener Fernsehsender – ist denn über den FC Bayern München nicht längst alles gesagt worden? Wir finden, dass das nicht der Fall ist, und möchten in 111 Gründen erklären, warum dieser Verein so faszinierend ist wie vielleicht nie zuvor.

Der Spagat zwischen Tradition und Moderne und die Debatte über die zukünftige Ausrichtung sind genauso Kernthemen die-ses Buchs wie eine Vielzahl von Geschichten und Anekdoten, die den FC Bayern und seine Spieler beschreiben. So viel gleich vorab: Natürlich sind wir Bayern-Fans. Wir sehen alle Spiele, es gibt kei-nen Tag in unserem Leben, in dem der Verein nicht irgendwie eine Rolle spielt.

Gleichzeitig jedoch ist dieses Buch – wie der Bayern-Blog Mia-sanrot.de, für den wir beide schreiben – auch kritisch. Wir möch-ten hinterfragen, was besser gemacht werden kann und muss, und Antworten auf die Frage geben, ob und wie sich die großen Erfolge der letzten Jahre und Jahrzehnte wiederholen lassen.

Sollten Sie dieses Buch auch lesen, wenn Sie kein Fan des FC Bay-ern sind? Unbedingt! Wir hoffen, dass Sie die 111 Gründe für den FC Bayern als Diskussionsgrundlage nehmen können – und dass wir sie vielleicht sogar überzeugen können, ihren Blickwinkel auf die Münchner zu ändern.

Felix Haselsteiner und Justin Kraft

1 KAPITEL

DER KADER

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1. Grund

Weil der Kader bis Position 18 internationale Klasse hat

Im europäischen Fußball gab es immer schon ein paar Vereine, die nie an ihre Grenzen stießen. Real Madrid, der FC Barcelona, Man-chester United – egal mit welcher Aufstellung diese Teams in den entscheidenden Spielen aufliefen, es standen 18 Stars auf dem Feld. Der FC Bayern zählte lange Zeit nicht dazu. Im Champions-Lea-gue-Viertelfinale in Barcelona 2009 besetzten unter anderem Breno, Christian Lell und Massimo Oddo die Viererkette, Rechtsaußen spielte Hamit Altıntop und auf der Bank saß Tim Borowski. Nicht schlecht in der Bundesliga, aber gegen BarÇa (mit Messi, Eto’o und Henry) reichte es nur zu einer 0:4-Niederlage, die definitiv höher hätte ausfallen können.

Auch als Franck Ribery für das Champions-League-Finale 2010 mit einer Sperre ausfiel, konnte man ihn personell nicht ersetzen, genauso wenig wie Badstuber und Alaba im Finale dahoam 2012. Spätestens die Niederlage in der Allianz Arena sorgte für ein Um-denken: Zukünftig sollte kein entscheidendes Spiel mehr verloren werden, weil der Kader abseits der Top-Elf zu schwach besetzt war. Vor der Saison 2017/18 muss man sagen: Ziel erreicht. Ein kleiner Internationale-Klasse-Check?• Tor: Manuel Neuer ist mehr Weltklasse als jeder deutsche Tor-

wart vor ihm. Selbst Sepp Maier wäre hier nur Nummer zwei – tatsächlich ist das aktuell Sven Ulreich, der bei einem Topver-ein ohne Neuer im Tor auch Stammspieler sein könnte. Inter-nationale Klasse? Definitiv.

• Abwehr: Mats Hummels hat bis zu seinem Wechsel nach Mün-chen sehr gut gespielt, bei den Bayern ist er allerdings in seiner ersten Saison noch einmal derart aufgeblüht, dass selbst Jérôme Boateng um seinen Platz kämpfen musste. Der und seine Laser-pässe, mit denen er neben der Defensive auch die Offensive be-

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stimmt, ist jedoch auch absolute Weltklasse. Genauso wie Javi MartÍnez, dem lange Zeit nur die Verletzungsanfälligkeit einen Strich durch den Sprung unter die besten Zweikämpfer der Welt machte. Auf links findet sich eine ähnliche Situation wie im Tor: Wäre David Alaba nicht da, der neben Marcelo das Beste ist, was man auf Planet Erde finden kann, würde Juan Bernat dort eben-falls Stammspieler sein. Internationale Klasse haben beide, wie auch Joshua Kimmich, der in dieser Aufzählung schon mal pro-phylaktisch als designierter Lahm-Nachfolger zu den Außenver-teidigern gezählt wird. Und auch Rafinha könnte bei den meis-ten anderen Königsklassen-Vereinen in der ersten Mannschaft spielen.

• Mittelfeld: Thiago nicht zur Weltklasse zu zählen wäre wie die Brezn nicht zu den bayrischen Schmankerln zu zählen – ein Fre-vel. Während der Spanier sich mit seiner unnachahmlichen Ele-ganz unter die Besten Europas spielt, tut Arturo Vidal das mit seinem Biss und seiner aggressiven Zweikampfführung. Corentin Tolisso ist zwar erst neu dazugekommen, aber der FC Bayern hätte keine 40 Millionen für einen Spieler ausgegeben, der nicht Weltklassepotenzial hat. Franck Ribéry und Arjen Robben ge-hören sowieso in die Elitesektion, Kingsley Coman ist auf dem Weg dahin. Und Thomas Müller ist zwar fernab jeglicher Kate-gorien, aber er ist der Raumdeuter und derjenige, der mit allen Körperteilen sehenswerte Tore erzielen kann – also mindestens Weltklasse.

• Sturm: Robert Lewandowski ist so gut, dass er nicht nur der beste klassische Stürmer im Bayern-Kader, sondern auch der beste in der Bundesliga, in Europa, auf der Welt und vermutlich auch in dieser Galaxie ist.

Die entscheidende Frage bei der Kaderzusammenstellung muss für einen Verein wie den FC Bayern sein: »Würden wir diesen Spie-ler in einem Champions-League-Finale einsetzen, ohne dass er die

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Mannschaft schwächen würde?« Bei den 18 oben genannten Spie-lern ist das ohne Zweifel der Fall – insofern stellt die Mannschaft des FCB schon einmal die Basis für die großen Erfolge dar. Denn auch wenn ein Top-Team keinen Titel garantieren kann: Mit einem in der Breite nicht ausreichend hochklassig besetzten Kader kann man die Königsklasse nicht gewinnen. (fh)

2. Grund

Weil niemand so viele herausragende Kapitäne hat wie die Bayern

Früher gab es auf dem Platz einen, maximal zwei Leader. Sie wur-den oft als Leitwölfe bezeichnet, die unter ihren Gegnern Angst und Schrecken verbreiten, ihrem eigenen Team aber den Druck nehmen und alles auf sich ziehen. Heute ist das alles etwas anders. Es gibt selten nur den einen Kapitän oder Anführer. Dieser Wandel hat sich in Deutschland vor allem mit Philipp Lahm vollzogen, der für die sogenannte flache Hierarchie stand. Stand, weil der Vorzeigekapitän der Moderne das Schiff nun verlassen hat. Früher gab es eine große Lücke, als Kahn und Effenberg den FC Bayern verließen. Es gab, außer vielleicht Mark van Bommel, keinen natürlichen Nachfolger. Dementsprechend gab es keine große Diskussion darum, wer nach Kahn Kapitän werden würde. Nach Lahm war im Sommer 2017 alles anders. In München diskutierte man darüber, wer das Erbe antreten würde. Es gab viele Kandidaten, weil der FC Bayern viele Kapitäne in seinen Reihen hat. Und sie alle sind perfekt geeignet für den Job. Angefangen bei Jérôme Boateng, der bei den Roten zur Führungspersönlichkeit gereift ist. Der Innenverteidiger gibt Kom-mandos, gibt sich als Vorbild und geht in wichtigen Spielen voran. Selbiges gilt für sein Pendant, Mats Hummels. Der Nationalspieler war in Dortmund jahrelang Kapitän und weiß, was er zu tun hätte.

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Außerdem präsentiert sich kaum jemand so sachlich und analytisch vor den Kameras wie er.

Arjen Robben ist ein weiterer Spieler, der in der Hierarchie des Kaders weit oben steht. In der niederländischen Nationalmann-schaft hat er die Binde bereits. Bei den Bayern entwickelte sich der Flügelstürmer vom egoistischen Alleingänger zum wichtigen Teamplayer, der seine Qualitäten in den Dienst des Klubs stellt. Darüber hinaus ist Robben der wohl professionellste Spieler im Kader und ein charakterliches und mentales Vorbild für jeden. Eine weitere logische Entscheidung wäre Thomas Müller gewesen, der ohnehin schon das eine oder andere Mal als Kapitän auflief. Anders als man vielleicht denken mag, kann der Stürmer nicht nur witzig und albern sein, sondern auch Verantwortung übernehmen. Müller spricht viel mit seinen Mitspielern und ist gerade für die jungen Talente im Team ein wichtiger Ansprechpartner. Letztend-lich fiel die Wahl aber auf keine dieser Alternativen, weil es Ma-nuel Neuer gibt. Ist der Torwart nicht verletzt, spielt er immer. Allein das reicht, um die Wahl zu rechtfertigen. Doch Neuer ist selbstbewusst, glänzt mit herausragenden Leistungen und geht immer voran. Ein echter Leader, wenngleich auf komplett andere Art und Weise als Oliver Kahn. Er stellt sich den kritischen Fra-gen, verbreitet gute Laune und, was für einen Kapitän wichtig ist, interessiert sich für die taktischen Vorgänge in der Mannschaft. Gerüchten nach saß Manuel Neuer bei Guardiolas Taktikstunden immer in der ersten Reihe. Er weiß, was dem Team zu Gesicht steht und was es braucht. All diese Beispiele zeigen aber vor allem, dass es in München schon lange nicht mehr den einen Kapitän gibt. Die Bayern sind in der Spitze der Hierarchie immer noch breit auf-gestellt und decken mit verschiedenen Persönlichkeiten alle An-forderungsbereiche ab, die das Amt des Kapitäns mit sich bringt. Das ist auch für die Fans super, denn womit identifizieren sich Zu-schauer am ehesten? Genau. Mit Spielern, die Verantwortung im Klub übernehmen. (jk)

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3. Grund

Weil der Kern der deutschen Nationalmannschaft die Wurzeln des FC Bayern trägt

Einer der vielen Ansprüche des FC Bayern ist es, die besten deut-schen Fußballer im eigenen Kader zu haben. Hin und wieder ge-lingt ihnen das natürlich nicht, aber geht man die aktuelle Mann-schaft durch, so findet man nicht nur einige Spieler, die Joachim Löw regelmäßig nominiert, sondern auch Schlüsselspieler des DFB. Manuel Neuer, Jérôme Boateng, Mats Hummels und Thomas Mül-ler waren Säulen des Triumphs bei der Weltmeisterschaft 2014. Darüber hinaus spielt Joshua Kimmich beim FC Bayern, der die Nachfolge von Philipp Lahm in der deutschen Nationalmannschaft antreten soll. Letzterer war 2014 nicht nur Kapitän des Rekord-meisters, sondern auch der der Weltmeistermannschaft. Auch Ni-klas Süle und Sebastian Rudy werden regelmäßig nominiert und wechselten 2017 zu den Bayern. Beiden winkt unter Joachim Löw in Zukunft die Möglichkeit, eine prägende Rolle einzunehmen. Die hat Toni Kroos schon lange inne. Im Mittelfeld zieht er die Fäden und gibt den Takt an. Zum Weltklassespieler reifte er allerdings nicht bei Real Madrid, wo er aktuell spielt, sondern in München. Bei den Bayern holte er das erste Mal die Champions League, und auch als Deutschland Weltmeister wurde, war er faktisch noch Spie-ler der Roten. Auch Emre Can, Mario Gómez und Mario Götze sind ehemalige Bayern-Spieler, die künftig eine wichtige Rolle im DFB-Team spielen könnten oder bereits spielten. Ein letztes Beispiel aus der Aktualität ist Serge Gnabry, der von den Münchnern ver-pflichtet und anschließend nach Hoffenheim verliehen wurde. Der Angreifer erreichte 2016 mit dem DFB das Finale der Olympischen Spiele in Rio de Janeiro. Sein Debüt in der A-Nationalmannschaft hat er ebenfalls bestritten, und wenn seine Entwicklung stimmt, wird er seine Chance von Löw erhalten.

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Doch nicht nur die Aktualität zeigt, dass die Nationalmannschaft und der FC Bayern München eng miteinander verbunden sind. Im Weltmeisterkader von 2014 standen sieben damals aktuelle Bay-ern-Spieler und zwei weitere, die mal beim Rekordmeister spiel-ten. 1990 – beim letzten Triumph der deutschen Nationalmann-schaft bei einer WM – stellten die Münchner immerhin sechs Spie-ler aus ihren Reihen. Viele Weltmeister von damals, beispielsweise Klinsmann oder Berthold, fanden ihren Weg an die Isar auch noch nach ihrem größten Erfolg. Als Deutschland insgesamt zum zwei-ten Mal Weltmeister wurde, waren sechs der insgesamt 22 Akteu-re Bayern-Spieler. 1974 wurde die Nationalmannschaft der BRD von Legenden wie Gerd Müller, Sepp Maier, Uli Hoeneß, Franz Beckenbauer und einigen weiteren geprägt. Selbst im Kader der ers-ten Weltmeistermannschaft 1954 stand mit Hans Bauer ein Spieler von Bayern München, obwohl der Klub zur damaligen Zeit keine große Rolle spielte. Ein Jahr nach dem Wunder von Bern stieg der spätere Serienmeister sogar in die 2. Oberliga Süd ab. Die jüngere Geschichte ab 1972 unterstreicht aber, dass die bekanntesten und besten deutschen Nationalmannschaften die Wurzeln des FC Bay-ern trugen. Als Roter kann man seitdem in fast jedem zweiten Som-mer, in dem die Bundesliga pausiert, seinen Lieblingsspielern bei großen Tunieren zusehen. Und auch wenn die Stimmen gegen die vielen Länderspiele und die Belastung der Stars immer lauter wer-den, so dürfte es jeden Anhänger des FC Bayern München stolz ma-chen, wenn die besten deutschen Fußballer auch in ihrer National-mannschaft einflussreich sowie erfolgreich sind. (jk)

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4. Grund

Weil kaum jemand so eine zweite Reihe hat wie der FC Bayern

Sven Ulreich, Juan Bernat, Niklas Süle, Javi Martínez, Rafinha, Se-bastian Rudy, Corentin Tolisso, Kingsley Coman, James Rodríguez, Thomas Müller, Robert Lewandowski – wer diese Namen durch-geht, wird eine Formation des FC Bayern erkennen, die so in der Lage wäre, um alle Titel mitzuspielen. Gespickt mit Spielern, die größtenteils aus der zweiten Reihe kommen und keine eindeutigen Stammspieler sind. Okay, Robert Lewandowski und Thomas Mül-ler sind dies natürlich schon. Dass diese Namen auftauchen, liegt daran, dass der Kader eben doch nicht perfekt ausbalanciert ist. Dennoch wird deutlich, wie viele Möglichkeiten die Münchner haben. Robben, Ribéry, Boateng, Neuer, Alaba, Kimmich, Vidal und Co. sind noch nicht mal genannt, und doch entsteht eine For-mation, die jeden Gegner besiegen kann. Vergleicht man das mit den Bayern vor 15 Jahren, so wird man sich die Augen reiben.

Die Belastung der Profis ist gestiegen. Einige Mannschaften in Europa machen 50 Pflichtspiele im Jahr, und da sind die National-mannschaften noch außen vor. Fast jeden Tag läuft irgendwo Profi-fußball mit vielen Top-Stars. Umso wichtiger ist es, einen breiten Kader zu haben, wenn man alle Titel holen will. Die Bayern sind in Europa so gut aufgestellt wie kaum ein anderes Team. Die Aus-nahme dürfte Real Madrid sein. Und die Bedeutung der Bank wird bei den Bayern immer wichtiger. Junge, hungrige Spieler sit-zen dort, die nur darauf brennen, den etablierten Stars die Stamm-position wegzunehmen. Diesen Konkurrenzkampf zu beobachten macht richtig Spaß, und er motiviert das gesamte Team, stets bei 100 Prozent zu sein. Verletzungen sind keine Seltenheit, und jeder will voll da sein, wenn sich die Chance bietet, sich zu präsentieren. Der Trainer hat den vollen Luxus, und auch seine Nachfolger wer-

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den diesen haben. Es ist kein Zufall, dass der FC Bayern in den letz-ten Minuten eines Spiels immer noch mal zulegen kann. Wenn man drei frische Stars von der Bank bringen kann, ist das ein Vorteil, den viele nicht haben. Wie angesprochen gibt es da aber die eine Position, die in den letzten Jahren noch unterbesetzt war. Einen Er-satz für Robert Lewandowski gibt es nicht so richtig. Thomas Mül-ler spielte seine Position, wenn der Pole nicht auflief, doch der ist ja selbst meist Stammspieler. Ein Offensivallrounder würde dem Rekordmeister dementsprechend wohl noch sehr gut zu Gesicht stehen. Doch das ist Meckern auf sehr hohem Niveau. Es ist eine Freude, diesem Kader Woche für Woche zuzusehen. Mit tollen Fuß-ballern, aber auch tollen Typen. (jk)

5. Grund

Weil der FC Bayern auch schmerzhafte Abgänge kompensieren kann

Im Jahr 2014 wurde Deutschland zum vierten Mal Weltmeister. Maßgeblich beteiligt am Erfolg war Toni Kroos, der neben Schweinsteiger zum Dirigenten im Mittelfeld aufsteigen konnte. Damals war Kroos noch ein Bayern-Spieler. Er galt als der Lieb-ling Guardiolas, weil er exakt die Fähigkeiten verkörpert, die eine Ballbesitzmannschaft im Mittelfeld braucht. Der Weltmeister sieht Räume innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde, die Zuschauer am Fernseher nicht mal in der Zeitlupe sehen. In München wird der Taktgeber häufig Querpass-Toni genannt. Ein hämischer Aus-druck, der seine Qualitäten nicht im Ansatz widerspiegelt. In Mad-rid war die Wertschätzung eine andere. Kroos wechselte zum inter-nationalen Konkurrenten und ist heute gefeierter Held. Zwei Mal hintereinander gewann der Deutsche die Champions League und speziell bei der Titelverteidigung war er einer der Hauptgründe für

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den Triumph. Kroos erreicht mit seinen Pässen Mitspieler, die kein anderer erreichen kann. Er bewegt sich klug und weiß stets, was als Nächstes und als Übernächstes passiert. Seine Schwächen gegen den Ball kann er schon in Ballbesitz kaschieren. Kroos verliert quasi nie den Ball. Und der FC Bayern hat diesen herausragenden Mann ziehen lassen. Die Gründe dafür sind bis heute nicht ganz klar. Aus dem Lager des Spielers heißt es, dass das Angebot der Bay-ern nicht genügend Wertschätzung repräsentierte. In München ist man sich hingegen sicher, dass seine damaligen Leistungen nicht genug waren, um ihn zum Leistungsträger zu machen. Beide Sei-ten haben berechtigte Argumente. Kroos war zu seiner Zeit bei den Bayern tatsächlich stets der viert- oder fünftbeste Spieler auf dem Feld und nie der Protagonist. Das Triple gewann man auch ohne ihn. Er war ein sehr konstanter, verlässlicher und bisweilen auch herausragender Spieler, aber nie in der Form, dass man ihn zwingend zum Topverdiener hätte machen müssen. Letztendlich kann man den Transfer als großen Fehler betrachten, weil die Ent-wicklung des Mittelfeldakteurs eine überragende war. Man kann es aber auch so sehen, dass die Bayern ihn nie wirklich vermissten.

Der Rekordmeister kann es verkraften, wenn große Spieler wech-seln. Manchmal sind solche Transfers unvermeidlich, und dann zeigt sich, wie stark der Klub wirklich ist. Kroos hätte den Bayern weiterhin sehr gutgetan, doch man verpflichtete Alonso, hatte be-reits Thiago ein Jahr vor dem Wechsel geholt und stellte sich im Mittelfeld breit genug auf, um weiter ein dominantes und sicheres Zentrum zu haben. Wenn man Bayern-Fans heute fragt, ob Kroos ihnen als Spieler fehlt, werden sicher einige antworten, dass dem nicht so ist. Teils, weil die Art und Weise seines Abgangs sie nervte, teils aber auch, weil Bayern ohne ihn erfolgreich war. Einige wer-den jedoch sagen, dass man den Star um jeden Preis hätte halten müssen. Ändern kann man diesen Transfer jetzt nicht mehr. Umso schöner ist es, dass Toni Kroos trotz seiner herausragenden Fähig-keiten kein Loch in München hinterlassen hat. (jk)