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84 MMW-Fortschr. Med. Nr. 3 / 2012 (154. Jg.) PHARMAFORUM Für eine bessere Compliance HIV-Therapie mit nur einer Tablette _ Die Adhärenz – die Einhaltung der von Arzt und Patient gemeinsam festgelegten therapeutischen Ziele – ist eine wesent- liche Determinante für den Erfolg einer an- tiretroviralen Therapie. Beträgt sie 70%, ist das laut Dr. Sven Schellberg, Gilead Sciences, „eigentlich gut, für HIV jedoch keineswegs ausreichend“. Wie eng Adhärenz und virologisches Versagen korrelieren und wie wichtig die Therapietreue für den Therapieerfolg ist, zeigen Studien (HIV Clin Trials 2007; 8: 282– 292; AIDS 2008; 22: 75–82; JAIDS 2009; 50: 529–536): Therapieuntreue erhöht das Risi- ko für Resistenzentwicklung und Therapie- versagen signifikant. „Liegt die Adhärenz unter 95%, ist die Mortalität dreifach er- höht“, so Dr. Carl Knud Schewe, Hamburg – „was u. a. der Tatsache geschuldet ist, dass sich HIV so enorm schnell vermehrt“. Erst bei einer Therapietreue von über 95% ist nach den Worten von Schewe ein zufrie- denstellender Therapieerfolg gewährlei- stet. Doch gerade bei HIV-Patienten besteht eine erhöhte Gefahr für Adhärenzpro- bleme. Die inzwischen längere Lebenszeit unter der Therapie und der bessere Ge- sundheitszustand zu Therapiebeginn ber- gen laut Schewe ein gesteigertes Risiko für die Therapiemüdigkeit der Patienten. Fixe Dreifachkombination bevorzugt Die Optimierung der Adhärenz ist „harte Arbeit“, aber lebenswichtig, so Schewe. Die Grundlage dafür ist ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen Patient und Arzt sowie eine Vereinfachung der Therapie. „Komple- xität führt mit am häufigsten zu schlechter Adhärenz“, sagte Schewe. Single Tablet Re- gimen (STR) wie die fixen Dreifachkombi- nationen von Efavirenz, Emtricitabin und Tenofovirdisoproxilfumarat (Atripla®) so- wie von Emtricitabin, Tenofovirdisoproxil- fumarat und Rilpivirin (Eviplera®) werden von den Patienten eindeutig bevorzugt. Neben der Adhärenz verbessern STRs auch die Lebensqualität und senken das Risiko für virologisches Versagen. Entsprechend werden STRs von der Europäischen AIDS- Gesellschaft (EACS) empfohlen. Dipl. biol. Birgit Frohn Quellen: Presseworkshop „Single Tablet Re- gimen in der HIV-Therapie – Was heißt hier einfach?“, Hamburg, November 2011 (Veran- stalter: Gilead Sciences) _ Durch eine Rotavirus-Schluckimpfung in den ersten Lebensmonaten können Klein- kinder bis ins vierte Lebensjahr hoch effizi- ent vor schweren Verläufen von Rotavirus- Gastroenteritiden geschützt werden. Aber auch ältere Kinder und junge Erwachsene profitieren infolge der Herdenimmunität. Rotavirus-Infektionen betreffen v. a. Säuglinge und Kleinkinder unter fünf Jah- ren, die sich i. d. R. durch eine Schmierinfek- tion anstecken. Die Infektion kann mild ver- laufen, aber auch schwere Brechdurchfälle auslösen. Jährlich müssen in Deutschland rund 22 000 Kinder unter fünf Jahren mit akuten schweren Gastroenteritiden (AGE) stationär behandelt werden, berichtete Prof. Markus Rose, Frankfurt. Durch eine Schluckimpfung mit der pentavalenten Vakzine (RotaTeq®, dreimal zwischen der 6. und 26. Woche im Abstand von vier Wo- chen) kann effizient vorbeugt werden. In den USA, wo die Gesundheitsbehör- den mit der Einführung der Impfung 2006 auch eine Impfempfehlung aussprachen und heute rund drei Viertel aller Klein- kinder geimpft sind, verringerte sich die Zahl der Hospitalisierungen wegen rota- virusbedingten AGE um 85% und die Zahl jeglicher AGE um rund 45%, berichtete Rose. Diese Daten sind auch auf deutsche Länder mit hohen Impfraten wie Sachsen übertragbar, betonte er. Da es noch keine generelle Impfempfehlung der STIKO gibt, variieren die Durchimpfungsraten hierzu- lande erheblich und zeigen ein hohes Ost- West-Gefälle. Neue Daten in den USA belegen, dass von hohen Durchimpfungsraten bei Klein- kindern auch ältere ungeimpfte Kinder im Alter von 5–14 Jahren und junge Erwach- sene bis 24 Jahren profitieren, berichtete Rose. Es wurde ein Rückgang der Hospitali- sierungen aufgrund von Rotavirus-AGE um bis zu 70% beobachtet (Lopman BA et al. J Infect Dis 2011; 204: 980). Eltern sollten von Kinderärzten aktiv über die Vorteile einer Rotavirusimpfung informiert und zur Impfung ihrer Klein- kinder ermutigt werden, betonte Dr. Ralph Köllges, Mönchengladbach. Die Schluck- impfung könne gut in die U-Untersuchung integriert und mit anderen Impfungen kombiniert werden. Rund 60% der gesetz- lichen Kassen erstatten die Kosten der Impfung. Roland Fath Quelle: Pressegespräch „Rotavirus – Vorteil durch die pentavalente Schluckimpfung: Nicht nur die Kleinsten profitieren”, Frankfurt am Main, Dezember 2011 (Veranstalter: Sanofi Pasteur MSD) Akute Gastroenteritiden Rotavirus-Impfung von Säuglingen schützt auch Ältere Rotavirus-Schluckimpfung. © Sanofi Pasteur MSD

Rotavirus-Impfung von Säuglingen schützt auch Ältere

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84 MMW-Fortschr. Med. Nr. 3 / 2012 (154. Jg.)

PHARMAFORUM

Für eine bessere Compliance

HIV-Therapie mit nur einer Tablette_ Die Adhärenz – die Einhaltung der von Arzt und Patient gemeinsam festgelegten therapeutischen Ziele – ist eine wesent-liche Determinante für den Erfolg einer an-tiretroviralen Therapie. Beträgt sie 70%, ist das laut Dr. Sven Schellberg, Gilead Sciences, „eigentlich gut, für HIV jedoch keineswegs ausreichend“.

Wie eng Adhärenz und virologisches Versagen korrelieren und wie wichtig die Therapietreue für den Therapieerfolg ist, zeigen Studien (HIV Clin Trials 2007; 8: 282–292; AIDS 2008; 22: 75–82; JAIDS 2009; 50: 529–536): Therapieuntreue erhöht das Risi-ko für Resistenzentwicklung und Therapie-versagen signifikant. „Liegt die Adhärenz unter 95%, ist die Mortalität dreifach er-höht“, so Dr. Carl Knud Schewe, Hamburg – „was u. a. der Tatsache geschuldet ist, dass

sich HIV so enorm schnell vermehrt“. Erst bei einer Therapietreue von über 95% ist nach den Worten von Schewe ein zufrie-denstellender Therapieerfolg gewährlei-stet.

Doch gerade bei HIV-Patienten besteht eine erhöhte Gefahr für Adhärenzpro-bleme. Die inzwischen längere Lebenszeit unter der Therapie und der bessere Ge-sundheitszustand zu Therapiebeginn ber-gen laut Schewe ein gesteigertes Risiko für die Therapiemüdigkeit der Patienten.

Fixe Dreifachkombination bevorzugtDie Optimierung der Adhärenz ist „harte Arbeit“, aber lebenswichtig, so Schewe. Die Grundlage dafür ist ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen Patient und Arzt sowie

eine Vereinfachung der Therapie. „Komple-xität führt mit am häufigsten zu schlechter Adhärenz“, sagte Schewe. Single Tablet Re-gimen (STR) wie die fixen Dreifachkombi-nationen von Efavirenz, Emtricitabin und Tenofovirdisoproxilfumarat (Atripla®) so-wie von Emtricitabin, Tenofovirdisoproxil-fumarat und Rilpivirin (Eviplera®) werden von den Patienten eindeutig bevorzugt. Neben der Adhärenz verbessern STRs auch die Lebensqualität und senken das Risiko für virologisches Versagen. Entsprechend werden STRs von der Europäischen AIDS-Gesellschaft (EACS) empfohlen.

■ Dipl. biol. Birgit FrohnQuellen: Presseworkshop „Single Tablet Re-gimen in der HIV-Therapie – Was heißt hier einfach?“, Hamburg, November 2011 (Veran-stalter: Gilead Sciences)

_ Durch eine Rotavirus-Schluckimpfung in den ersten Lebensmonaten können Klein-kinder bis ins vierte Lebensjahr hoch effizi-ent vor schweren Verläufen von Rotavirus-Gastroenteritiden geschützt werden. Aber auch ältere Kinder und junge Erwachsene profitieren infolge der Herdenimmunität.

Rotavirus-Infektionen betreffen v. a. Säuglinge und Kleinkinder unter fünf Jah-ren, die sich i. d. R. durch eine Schmierinfek-tion anstecken. Die Infektion kann mild ver-

laufen, aber auch schwere Brechdurchfälle auslösen. Jährlich müssen in Deutschland rund 22 000 Kinder unter fünf Jahren mit akuten schweren Gastroenteritiden (AGE) stationär behandelt werden, berichtete Prof. Markus Rose, Frankfurt. Durch eine Schluckimpfung mit der pentavalenten Vakzine (RotaTeq®, dreimal zwischen der 6. und 26. Woche im Abstand von vier Wo-chen) kann effizient vorbeugt werden.

In den USA, wo die Gesundheitsbehör-den mit der Einführung der Impfung 2006 auch eine Impfempfehlung aussprachen und heute rund drei Viertel aller Klein-kinder geimpft sind, verringerte sich die Zahl der Hospitalisierungen wegen rota-virusbedingten AGE um 85% und die Zahl jeglicher AGE um rund 45%, berichtete Rose. Diese Daten sind auch auf deutsche Länder mit hohen Impfraten wie Sachsen übertragbar, betonte er. Da es noch keine generelle Impfempfehlung der STIKO gibt, variieren die Durchimpfungsraten hierzu-lande erheblich und zeigen ein hohes Ost-West-Gefälle.

Neue Daten in den USA belegen, dass von hohen Durchimpfungsraten bei Klein-kindern auch ältere ungeimpfte Kinder im Alter von 5–14 Jahren und junge Erwach-sene bis 24 Jahren profitieren, berichtete Rose. Es wurde ein Rückgang der Hospitali-sierungen aufgrund von Rotavirus-AGE um bis zu 70% beobachtet (Lopman BA et al. J Infect Dis 2011; 204: 980).

Eltern sollten von Kinderärzten aktiv über die Vorteile einer Rotavirusimpfung informiert und zur Impfung ihrer Klein-kinder ermutigt werden, betonte Dr. Ralph Köllges, Mönchengladbach. Die Schluck-impfung könne gut in die U-Untersuchung integriert und mit anderen Impfungen kombiniert werden. Rund 60% der gesetz-lichen Kassen erstatten die Kosten der Impfung.

■ Roland FathQuelle: Pressegespräch „Rotavirus – Vorteil durch die pentavalente Schluckimpfung: Nicht nur die Kleinsten profitieren”, Frankfurt am Main, Dezember 2011 (Veranstalter: Sanofi Pasteur MSD)

Akute Gastroenteritiden

Rotavirus-Impfung von Säuglingen schützt auch Ältere

Rotavirus-Schluckimpfung.

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