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RUB ENS NACHRICHTEN, BERICHTE UND MEINUNGEN AUS DER RUHR-UNIVERSITÄT BOCHUM 17. JAHRGANG, NR. 145, OKTOBER 2010 HERZENSSACHE Mit dem ersten Spatenstich zur neu- en Kindertagesstätte am 27. September wird nun auf dem Campus ein einzig- artiges Modellkonzept umgesetzt. „Uni- Kids“ ist eine echte Herzenssache für die Ruhr-Uni. Es unterstützt und nutzt zugleich den Standort Hochschule, u.a. durch bilinguale Gruppen und Koopera- tionen mit verschiedenen Fakultäten der RUB. Kontakt zur Natur ist inklusive: Da- für sorgt nicht allein die südliche Hangla- ge der naturnah gestalteten Einrichtung – frühzeitig werden die Kids auch an die Naturwissenschaften herangeführt. Das pädagogische Konzept der Kita stammt maßgeblich von RUB-Entwicklungspsy- chologen und schlägt sich im Architek- turentwurf nieder. Mit der Eröffnung von „UniKids“ im August 2011 werden Kindern von Wis- senschaftlern/innen, ausländischen Gä- sten und Studierenden 90 Betreuungs- DER MITTELSTREIFEN LEBT DIE RUHR-UNIVERSITÄT IN DER EXZELLENZINITIATIVE 2007 war die RUB ganz dicht dran – wir waren in der zweiten Runde der Ex- zellenzinitiative in die Endrunde der zehn ausgewählten Universitäten mit beson- ders überzeugenden Zukunftskonzepten gekommen. Für Viele war das eine große Überraschung: Warum ist die „graue Maus“ aus Bochum plötzlich so gut? Damals wur- de unsere „RUB Research School“ schon seit 2006 in der Exzellenzinitiative ge- fördert und die RUB war 2007 mit zehn Sonderforschungsbereichen längst ganz vorne unter den besten deutschen Uni- versitäten. Seitdem haben wir begonnen, unser Zukunftskonzept mit Unterstüt- zung des Landes und der Stiftung Mer- cator umzusetzen, und unsere Visionen haben sich als tragfähig erwiesen: Alle wesentlichen Maßnahmen des Konzepts von 2007 sind inzwischen Realität gewor- den. Am 1.9.2010 hat die neue Runde der Exzellenzinitiative begonnen und wir sind wieder dabei, mit unserem bundesweit an- erkannten Modell einer universitätsweiten „Research School“, mit vier Exzellenzclus- teranträgen und mit einem weiterentwi- ckelten Zukunftskonzept. Mit neun Son- derforschungsbereichen zählen wir auch jetzt wieder zur Spitzengruppe in Deutsch- land. Und das ist nur einer von vielen Qua- litätsausweisen. An der Vorbereitung der neuen Wettbe- werbsbeiträge haben sich alle Fakultäten und wissenschaftlichen Einrichtungen sowie zahlreiche einzelne Universitäts- mitglieder beteiligt: Ideen der Fakultäten, individueller Leistungsträger, der Neu- berufenen, der jungen Wissenschaftler/ innen, der Studierenden und weiterer Gruppen konnten so einbezogen werden. Wir wollen erreichen, dass möglichst die ganze Uni dabei ist und mithilft, in dieser Runde erfolgreich zu sein. Über den Be- griff „Elite“ kann man unterschiedlicher Meinung sein, er wird ja vor allem in den Medien zur verkürzten Charakterisierung der Exzellenzinitiative verwendet. Dieser Wettbewerb bringt im Erfolgsfall nicht nur erhebliche zusätzliche Mittel, er dient uns vor allem als Katalysator, um den Weg zu einer besonders attraktiven Uni- versität von internationalem Format, den wir ohnehin beschreiten wollen, leichter und rascher gehen zu können. Es dürf- te für alle Mitglieder unserer Universität – vor allem auch für die Studierenden – lohnend sein, wenn wir erfolgreich sind. Das ist die Grundidee des RUB-Zukunfts- konzepts: Alle können mit besonderen Leistungen zur Verbesserung unserer Uni- versität beitragen. Kerngedanke ist daher das RUB-Leit- bild der „universitas“, der Gemeinschaft von Lehrenden und Lernenden. Auf dem Forschungscampus soll die frühe Selb- ständigkeit von jungen Wissenschaftlern/ innen noch stärkere Beachtung finden. In einem Miteinander von Forschung und Lehre soll neben Forschungsverbünden auch die Einzelforschung gestärkt wer- den, ohne die kooperative Forschung sich gar nicht entwickeln kann. In jedem ein- zelnen Fall wird auf einen Beitrag zur for- schungsnahen Lehre geachtet. Auf dem „Research Campus RUB“ soll es interna- tionaler zugehen. Unsere neue „Internati- onal Faculty“ (nicht zu verwechseln mit einer Fakultät) wird von internationaler Forschung und Lehre geprägt sein. Da- mit wird die RUB zu einem noch stärker kosmopolitisch geprägten Lehr- und For- schungsraum. Auch unsere „Research Departments“ werden weiterentwickelt. Zu den Be- reichen Proteinforschung, Materialwis- senschaften, Neurowissenschaften, Systemchemie, Plasmaforschung und Re- ligionswissenschaft sollen weitere kom- men. Die Research Departments sind ein hervorragender Nährboden für die Ent- wicklung neuer Forschungsvorhaben und sie tragen zugleich zur Entwicklung neu- er forschungsnaher Studiengänge bei. Vier neue Antragsskizzen für Exzellenz- cluster wurden eingereicht, je eines in den Lebens-, den Geistes-, den Natur- und In- genieurwissenschaften. Das zeigt, dass die RUB in allen ihren Disziplinen konkur- renzfähig ist. Mit dem Zukunftskonzept „RUB Re- search Campus“ soll die gesamte Uni- versität vorangebracht werden, die Qua- lität in Forschung und Lehre ausgebaut und die Entwicklung einer Zweiklassen- gesellschaft zwischen hochdotierter Ver- bundforschung und ebenso hochklassiger, aber weniger oder gar nicht geförderter Einzelforschung innerhalb der Universi- tät verhindert werden. Die Exzellenzini- tiative ist kein Selbstzweck, aber sie hilft uns, unsere langfristigen Pläne rascher zu konkretisieren. Ihr Elmar Weiler, Rek- tor, und Ulf Eysel, Prorektor für Forschung und Wissenstransfer KULTURHAUPTSTADT Seite 2 Een beetje Deutsch Wissenschaft.2010: Tage der Sprachen im Ruhrgebiet FORSCHUNG Seite 3 Neues Benzin gesucht Humboldt-Stipendiat Ankur Bordoloi möchte Energieprobleme lösen. KULTUR & CAMPUS Seite 7 Über 100 Lichter Sammlung Moderne präsentiert eine Portraitserie von Mischa Kuball. IM INNENTEIL plätze in sechs Gruppen zur Verfügung stehen. Davon sollen 48 Plätze Kindern bis drei Jahren vorbehalten bleiben, was dem Bedarf der Eltern an der RUB ent- spricht. Auch die Öffnungszeiten (7-20 h; Kernöffnungszeit: 8-17 h) bei flexiblen Be- treuungszeiten orientieren sich am Wis- senschaftsbetrieb; sie werden es gerade jungen Wissenschaftler/innen einfacher machen, Familie und Karriere zu verein- baren. „UniKids“ wird (wie auch die Kita für Kinder von Studierenden) durch das Akafö betrieben. bk Foto: Simone Trunk Bisweilen fahren Botaniker mit Absicht in den Stau. Sie möchten gefahrlos aus dem Auto steigen und in Ruhe die Pflanzenwelt an der Autobahn studieren. Am 18. Juli war das auf der A40 – bei der RUHR.2010-Aktion „Still-Leben Ruhrschnellweg“ – etwas einfacher. Prompt machten sich Wissenschaftler der RUB auf die systematische Suche nach dem Leben zwischen Leitplanke und Mittelstreifen. Dank einer Sonder- genehmigung durften sie weit vor Spaziergängern und Radlern auf die A40. Das hat sich gelohnt: 400 Arten konnten sie dort entdecken (S. 3). ad Anzeige Foto: iStock

RUBENS Nr. 145 - Ruhr University Bochum · Foto: Simone Trunk Bisweilen fahren Botaniker mit Absicht in den Stau. Sie möchten gefahrlos aus dem Auto steigen und in Ruhe die Pflanzenwelt

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Page 1: RUBENS Nr. 145 - Ruhr University Bochum · Foto: Simone Trunk Bisweilen fahren Botaniker mit Absicht in den Stau. Sie möchten gefahrlos aus dem Auto steigen und in Ruhe die Pflanzenwelt

RUBensNachRichteN, BeRichte UNd MeiNUNgeN aUs deR RUhR-UNiveRsität BochUM 17. JahRgaNg, NR. 145, oktoBeR 2010

HerzenssacHeMit dem ersten Spatenstich zur neu-

en Kindertagesstätte am 27. September wird nun auf dem Campus ein einzig-artiges Modellkonzept umgesetzt. „Uni-Kids“ ist eine echte Herzenssache für die Ruhr-Uni. Es unterstützt und nutzt zugleich den Standort Hochschule, u.a. durch bilinguale Gruppen und Koopera-tionen mit verschiedenen Fakultäten der RUB. Kontakt zur Natur ist inklusive: Da-für sorgt nicht allein die südliche Hangla-ge der naturnah gestalteten Einrichtung – frühzeitig werden die Kids auch an die Naturwissenschaften herangeführt. Das pädagogische Konzept der Kita stammt maßgeblich von RUB-Entwicklungspsy-chologen und schlägt sich im Architek-turentwurf nieder.

Mit der Eröffnung von „UniKids“ im August 2011 werden Kindern von Wis-senschaftlern/innen, ausländischen Gä-sten und Studierenden 90 Betreuungs-

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Der Mittelstreifen lebt

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2007 war die rUb ganz dicht dran – wir waren in der zweiten runde der ex-zellenzinitiative in die endrunde der zehn ausgewählten Universitäten mit beson-ders überzeugenden zukunftskonzepten gekommen. für Viele war das eine große Überraschung: Warum ist die „graue Maus“ aus bochum plötzlich so gut? Damals wur-de unsere „rUb research school“ schon seit 2006 in der exzellenzinitiative ge-fördert und die rUb war 2007 mit zehn sonderforschungsbereichen längst ganz vorne unter den besten deutschen Uni-versitäten. seitdem haben wir begonnen, unser zukunftskonzept mit Unterstüt-zung des landes und der stiftung Mer-cator umzusetzen, und unsere Visionen haben sich als tragfähig erwiesen: alle wesentlichen Maßnahmen des Konzepts von 2007 sind inzwischen realität gewor-den. am 1.9.2010 hat die neue runde der exzellenzinitiative begonnen und wir sind wieder dabei, mit unserem bundesweit an-erkannten Modell einer universitätsweiten „research school“, mit vier exzellenzclus-teranträgen und mit einem weiterentwi-ckelten zukunftskonzept. Mit neun son-derforschungsbereichen zählen wir auch jetzt wieder zur spitzengruppe in Deutsch-land. Und das ist nur einer von vielen Qua-litätsausweisen.

an der Vorbereitung der neuen Wettbe-werbsbeiträge haben sich alle fakultäten und wissenschaftlichen einrichtungen sowie zahlreiche einzelne Universitäts-mitglieder beteiligt: ideen der fakultäten, individueller leistungsträger, der neu-berufenen, der jungen Wissenschaftler/

innen, der studierenden und weiterer Gruppen konnten so einbezogen werden. Wir wollen erreichen, dass möglichst die ganze Uni dabei ist und mithilft, in dieser runde erfolgreich zu sein. Über den be-griff „elite“ kann man unterschiedlicher Meinung sein, er wird ja vor allem in den Medien zur verkürzten charakterisierung der exzellenzinitiative verwendet. Dieser Wettbewerb bringt im erfolgsfall nicht nur erhebliche zusätzliche Mittel, er dient uns vor allem als Katalysator, um den Weg zu einer besonders attraktiven Uni-versität von internationalem format, den wir ohnehin beschreiten wollen, leichter und rascher gehen zu können. es dürf-te für alle Mitglieder unserer Universität – vor allem auch für die studierenden – lohnend sein, wenn wir erfolgreich sind. Das ist die Grundidee des rUb-zukunfts-konzepts: alle können mit besonderen leistungen zur Verbesserung unserer Uni-versität beitragen.

Kerngedanke ist daher das rUb-leit-bild der „universitas“, der Gemeinschaft von lehrenden und lernenden. auf dem forschungscampus soll die frühe selb-ständigkeit von jungen Wissenschaftlern/innen noch stärkere Beachtung finden. in einem Miteinander von forschung und lehre soll neben forschungsverbünden auch die einzelforschung gestärkt wer-den, ohne die kooperative forschung sich gar nicht entwickeln kann. in jedem ein-zelnen fall wird auf einen beitrag zur for-schungsnahen lehre geachtet. auf dem „research campus rUb“ soll es interna-tionaler zugehen. Unsere neue „internati-

onal faculty“ (nicht zu verwechseln mit einer fakultät) wird von internationaler forschung und lehre geprägt sein. Da-mit wird die rUb zu einem noch stärker kosmopolitisch geprägten lehr- und for-schungsraum.

auch unsere „research Departments“ werden weiterentwickelt. zu den be-reichen Proteinforschung, Materialwis-senschaften, neurowissenschaften, systemchemie, Plasmaforschung und re-ligionswissenschaft sollen weitere kom-men. Die research Departments sind ein hervorragender nährboden für die ent-wicklung neuer forschungsvorhaben und sie tragen zugleich zur entwicklung neu-er forschungsnaher studiengänge bei. Vier neue antragsskizzen für exzellenz-cluster wurden eingereicht, je eines in den lebens-, den Geistes-, den natur- und in-genieurwissenschaften. Das zeigt, dass die rUb in allen ihren Disziplinen konkur-renzfähig ist.

Mit dem zukunftskonzept „rUb re-search campus“ soll die gesamte Uni-versität vorangebracht werden, die Qua-lität in forschung und lehre ausgebaut und die entwicklung einer zweiklassen-gesellschaft zwischen hochdotierter Ver-bundforschung und ebenso hochklassiger, aber weniger oder gar nicht geförderter einzelforschung innerhalb der Universi-tät verhindert werden. Die exzellenzini-tiative ist kein selbstzweck, aber sie hilft uns, unsere langfristigen Pläne rascher zu konkretisieren. Ihr Elmar Weiler, Rek-tor, und Ulf Eysel, Prorektor für Forschung und Wissenstransfer

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plätze in sechs Gruppen zur Verfügung stehen. Davon sollen 48 Plätze Kindern bis drei Jahren vorbehalten bleiben, was dem Bedarf der Eltern an der RUB ent-spricht. Auch die Öffnungszeiten (7-20 h; Kernöffnungszeit: 8-17 h) bei flexiblen Be-treuungszeiten orientieren sich am Wis-senschaftsbetrieb; sie werden es gerade jungen Wissenschaftler/innen einfacher machen, Familie und Karriere zu verein-baren. „UniKids“ wird (wie auch die Kita für Kinder von Studierenden) durch das Akafö betrieben. bk

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Bisweilen fahren Botaniker mit Absicht in den Stau. Sie möchten gefahrlos aus dem Auto steigen und in Ruhe die Pflanzenwelt an der Autobahn studieren. Am 18. Juli war das auf der A40 – bei der RUHR.2010-Aktion „Still-Leben Ruhrschnellweg“ – etwas einfacher. Prompt machten sich Wissenschaftler der RUB auf die systematische Suche nach dem Leben zwischen Leitplanke und Mittelstreifen. Dank einer Sonder-genehmigung durften sie weit vor Spaziergängern und Radlern auf die A40. Das hat sich gelohnt: 400 Arten konnten sie dort entdecken (S. 3). ad

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Page 2: RUBENS Nr. 145 - Ruhr University Bochum · Foto: Simone Trunk Bisweilen fahren Botaniker mit Absicht in den Stau. Sie möchten gefahrlos aus dem Auto steigen und in Ruhe die Pflanzenwelt

01. oktoBeR 20102 RUBeNs

Das Ruhrgebiet ist von Menschen geprägt, die aus vielen Ländern eingewandert sind. Sie brachten nicht nur ihre Arbeitskraft mit, sondern auch fremde Sitten und Ge-bräuche – und ihre Sprachen. Heute spre-chen ihre Kinder und Kindeskinder oft zwei Sprachen: mit den Großeltern die Herkunftssprache, mit Lehrern Deutsch und mit Freunden eventuell einen Mix. Doch wie funktioniert das im Alltag? In einem von Prof. Dr. Franz Lebsanft (frü-her RUB, jetzt Bonn) und Prof. Dr. Gerald Bernhard (RUB) entworfenen Projekt ana-lysieren Sprachwissenschaftler der Unis B o c h u m , B o n n u n d Duisburg-Es-sen, wie Men-s c h e n m i t Migrations-hintergrund ihre Zwei -sprachigkeit erleben. Das RUHR.2010-Projekt mündet Mitte Oktober in die „Tage der Sprachen im Ruhrgebiet“, ein wissenschaftliches Highlight im Kultur-hauptstadtjahr.

Zusammen mit Studentinnen der be-teiligten Lehrstühle haben die Wissen-schaftler in den letzten Monaten per In-terview die Sprachbiographien von 42

zweisprachigen Menschen erhoben. Der Clou dabei: Auch die Interviewerinnen beherrschen jeweils beide Sprachen, so-dass im Gespräch munter gewechselt wird. „Besser kann man Zweisprachigkeit nicht illustrieren“, meint Prof. Bernhard. Sieben Sprachen wurden derart erforscht: Spanisch in Bonn; Russisch, Italienisch, Arabisch in Bochum; Türkisch, Portugie-sisch, Niederländisch an der Uni Duis-burg-Essen.

handfeste ziele

Fast alle Interviewten waren Studenten und damit genauso alt wie die Intervie-werinnen; das förderte den gewünschten

lockeren Umgang. Die Interviews dau-erten zwischen 15 und 35 Minuten und wurden im Studio des Multimedia Sup-port Zentrums aufgezeichnet. Sie waren zwar anhand eines Fragebogens struktu-riert, zwischendurch wurde jedoch oft ins freie Interview gewechselt; Nachfragen waren ebenfalls möglich. Daraus resul-tiert die unterschiedliche Länge – und da-raus, dass Menschen mit russischem Hin-tergrund bisweilen etwas zurückhaltender sind als solche mit niederländischen Wur-zeln. „Sie musste man bisweilen nur kurz anstoßen, schon sprudelte es aus ihnen

heraus”, sagt Gerald Bernhard. Der Ro-manist belegt das mit entsprechenden Interviewszenen, in denen sich zwei Stu-dentinnen äußerst angeregt auf Deutsch und Niederländisch unterhalten.

Doch bei aller Lockerheit in den Inter-views verfolgt das Projekt natürlich hand-feste wissenschaftliche Ziele, wie Prof. Bernhard erläutert: „Zunächst geht es um

gelebte, um ganz elementare sprachliche Alltagskultur, die wir wissenschaftlich be-leuchten. Wir können außerdem anhand der Analysen der Interviews zeigen, dass man keineswegs in Schubladen denken darf: Mehrsprachig gleich Migrationshin-tergrund gleich schlechtes Deutsch. Statt-dessen steckt hinter jedem Schicksal eine sprachliche Eigenheit. Und natürlich gibt es eine sehr große Vielfalt bzw. Unter-schiede zwischen den einzelnen Kulturen, was Umgang und Erleben mit Mehrspra-chigkeit angeht. Zudem konnten wir he-rausfinden, ob es ästhetische Aspekte gibt, also ob man eine seiner Sprachen schö-ner findet als die andere, und wie es sich mit der Sprachloyalität verhält: Soll mein

Kind auch mit meiner Herkunftssprache aufwachsen? Darin sehen alle Interview-ten einen Gewinn.”

einmaliges Material

Detaillierte Ergebnisse präsentieren die Sprachwissenschaftler auf einer zwei-tägigen Konferenz in Bochum, den „Tagen der Sprache im Ruhrgebiet”. Für ihre Vor-träge am ersten Tag wählen sie passende Sequenzen aus den Videos aus. „Losgelöst davon können sich die Gäste aber auch einzelne Interviews in voller Länge an-

sehen”, sagt Gerald Bern-hard . „Wir bauen PCs auf, wo alle Videos ab-rufbar sind. Das Materi-

al, knapp 20 Stunden, ist einmalig in sei-ner Fülle und Tiefe. Wir bieten es aufbe-reitet an: Man kann nicht nur bestimmte Interviews zur gewünschten Sprache aus-wählen, man kann sogar innerhalb der Interviews nach bestimmten Aspekten suchen.”

Am zweiten Konferenztag berichten Mitarbeiter aus kommunalen, kirchlichen

und gesellschaftlichen Institutionen von ihrem Arbeitsalltag, der häufig von Mehr-sprachigkeit geprägt ist. Darüber hinaus gibt es an beiden Tagen die Videos, ei-ne Ausstellung zu den sieben Sprachen und ein Büffet. Die Tagung richtet sich an Sprachwissenschaftler und an Laien, sie ist frei zugänglich, auch der Eintritt ist frei. ad

Info: Tage der Sprachen im Ruhr-gebiet, 14./15. Oktober, 9-18 h, Veran-staltungszentrum der Ruhr-Universität, Saal 2a, Eintritt frei, www.wissen schaft2010.de; Projekt und Konferenz sind Bestandteil von Wissenschaft.2010 bzw. RUHR.2010, u.a. vom Projekt Me-lez.

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sciecon 2010Den Karriere-Sprung von der Uni in die Wirtschaft behindern oft große Hürden:

Kontakte zu namhaften Firmen fehlen, viele Bewerber konkurrieren um einen Job, an Berufseinsteiger werden mehr Anforderungen gestellt als „nur” das Fachwissen aus Seminaren und Vorlesungen. Damit Absolventen der Bio-Wissenschaften beim Sprung in die Wirtschaft nicht im kalten Wasser landen, bietet ihnen die Biotechno-logische Studenteninitiative (btS e.V.) am 27. Oktober (10-17 h) an der RUB erste Kon-takte zur Wirtschaft: auf der Messe ScieCon NRW 2010.

„Viele Firmen – Ein Weg – Dein Job” lautet das Motto der Veranstaltung. 23 Firmen stellen sich an Info-Ständen sowie in Vorträgen im Audimax vor – darunter Henkel, QIAGEN und IDT. Als besonderen Service können Studierende kostenlos ein Bewer-bungsfoto und einen Bewerbungsmappen-Check machen lassen. Im „Zeit Campus Forum” wird das Thema „Karriere mit oder ohne Promotion – Berufschancen für Naturwissenschaftler” diskutiert. Zielgruppe der ScieCon sind Studierende und Ab-solventen der Biowissenschaften, Chemie, Medizin und Wirtschaftswissenschaften. Andreas Poplinski

Kontakt und Infos: www.sciecon.info/

Die Köpfe rauchen im kleinen Seminar-raum im IB, wo sechs Mitarbeiter/in-nen der RUB-Verwaltung für zwei Tage in Klausur gegangen sind. Mit vereinten Kräften kämpfen sie gegen Unverständ-liches, Verklausuliertes, Unübersicht-liches. „Die Zeit vergeht wie im Flug“, staunt Renate Ebeling vom Dezernat 5. Gemeinsam mit Sprach-Profi Michaela Blaha vom Internet-Dienst für eine mo-derne Amtssprache IDEMA überarbei-ten die sechs Beschäftigten Schreiben aus ihrem Berufsalltag. Die Schulung ist Teil einer Kooperation zwischen RUB und IDEMA.

Renate Ebeling hat ein Schreiben zur „Nutzungseinschränkung von Ab- und Zuluftanlagen“ mitgebracht. „Das ist ja sehr technisch …“, sagt sie. Nach einem Schnellkurs und einigen Übungen mit einzelnen Textpassagen am ersten Tag überarbeiten die Teilnehmer die Texte am zweiten Tag paarweise und in der Gruppe. „Die anderen, die mit dem Thema nichts zu tun haben, haben das Schreiben gar nicht verstanden“, erzählt Renate Ebeling. Den Austausch mit Vertretern ganz ande-rer Bereiche fanden alle wertvoll. Er hilft, den nötigen Abstand zum eigenen Text zu gewinnen und ihn mit anderen Augen zu sehen. „Der wichtigste Tipp, den ich mit-nehme, ist, jemanden gegenlesen zu las-sen, der keine Ahnung davon hat“, sagt Daniela Mücher vom Studienbeitrags-Ser-vice im Dezernat 2. Sie hat Überprüfungs- und Ablehnungsbescheide für Anträge auf Studienbeitragsbefreiung mitgebracht und im Gespräch mit den anderen Teil-nehmern festgestellt: Man kann einen Brief auch völlig anders interpretieren. „Herausstellen, was das Wichtigste ist, worauf das Augenmerk gelenkt werden soll“, merkt sich daher Renate Ebeling vor

een beetje DeUtscHWissenschaft.2010: tage der sprachen im Ruhrgebiet

Schilder sind bisweilen gar viersprachig, wie am berühmten Checkpoint Charlie in Berlin

allem. „Das geht im alltäglichen Automa-tismus manchmal unter.“

online-Wörterbuch

Mit ihrem Brief zur Nutzungsein-schränkung ist sie inzwischen sehr zu-frieden – wobei er natürlich noch mit dem zuständigen Ingenieur abgestimmt wer-den muss. Sorgen um die Akzeptanz der Arbeit machen sich die Teilnehmer aber nicht. „Ich finde das sehr wichtig und ich glaube, dass es bei den Kollegen auf In-teresse stößt“, schätzt Peter Kardell vom Studierendensekretariat. Das Sekretariat und das International Office haben schon je ein Bündel ihrer Standardschreiben ans IDEMA-Team geschickt, das dort professi-onell überarbeitet wird. „Die Hochschul-leitung unterstützt diese Kooperation sehr nachdrücklich“, sagt Ute Berbuir von der Stabsstelle Organisation - Entwicklung - Beratung (OEB), die die Zusammenar-beit mit IDEMA koordiniert. Schließlich sollen sich die Mitglieder der „universi-tas“ untereinander und mit anderen gut verstehen.

Die Teilnehmer des Pilotkurses wer-den in der zweiten Tageshälfte noch zwei weitere Texte überarbeiten. Wenn sie, zu-rück im Büro, auf schwierige Formulie-rungen stoßen, können sie die IDEMA-Datenbank konsultieren. Darin haben die Sprachprofis über Jahre hinweg Sätze und Textmodule in ursprünglicher und über-arbeiteter Form gesammelt, so dass eine Art lernendes Online-Wörterbuch entstan-den ist. Seine Nutzung gehört zur Rah-menvereinbarung zwischen RUB und IDEMA. Weitere Schulungen mit bis zu zehn Personen sind möglich, Interessen-ten können sich an Ute Berbuir wenden (Tel. -28942). md

ab UnD zU ein WeniG lUftRUB-verwaltung verbessert ihre schreiben

ideMaDer internet-Dienst für eine moderne amtssprache iDeMa ist aus einem Pro-

jekt am Germanistik-lehrstuhl von Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-rüdiger fluck entstan-den. seit zehn jahren überarbeiten die Mitarbeiter – sprachwissenschaftler, Verwaltungsexperten und juristen – schreiben von behörden, Kommunen, Mini-sterien und Hochschulen. Sie sollen verständlich, höflich und übersichtlich sein, dabei natürlich sachlich korrekt und rechtlich einwandfrei. zum angebot gehö-ren außerdem Mitarbeiterschulungen und online-Datenbanken. infos: www.mo-derne-amtssprache.de/

RuhrCampusOnline (RCO) steht für mediengestützte hochschulübergreifende Lehre in der Universitätsallianz Metropo-le Ruhr (UAMR). Es unterstützt Lehren-de bei der Entwicklung hochschulüber-greifender Kurse, die sich am Blended Learning orientieren und an mindestens zwei UAMR-Unis anerkannt werden. Das RCO-Team lädt zu einem öffentlichen

Erfahrungsaustausch ein: Kommen Sie mit RCO-Lehrenden ins Gespräch, ler-nen Sie Lehrkonzepte und das Projekt kennen. In einer Poster-Session werden aktuelle Lehrveranstaltungen und ihre mediendidaktische Umsetzung durch die Lehrenden präsentiert und erläutert. Vorab leitet ein kurzer Vortrag in das Pro-jekt RuhrCampusOnline und die Mög-

lichkeiten zur Beteiligung ein. Die Ver-anstaltung, die für alle Lehrenden der UAMR geöffnet ist, findet am 4. Novem-ber (10.30-12 h) an der RUB im Raum UV 3/310 statt. Leif Pullich

Info: Bei Fragen sowie zum Anmel-den wenden Sie sich bitte an die Stabsstel-le eLearning, -28817, [email protected]

Die Köpfe rauchen: Sechs Verwaltungsmitarbeiter überarbeiten Texte aus ihrem Berufsall-tag. Sprachprofi Michaela Blaha (stehend) leitend sie an, links Renate Ebeling, rechts Ri-ta Fong.

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ge als Einwanderungswege für nicht hei-mische Pflanzenarten (sog. Neophyten), die Mittelpunkt von Forschungsfragen sind, mit denen sich auch Wissenschaft-ler der RUB intensiv beschäftigen. Einige Spezies kommen im Ruhrgebiet bislang nur entlang von Autobahnen vor und er-obern von dort die Städte. Die bei Hobby-gärtnern beliebte Stockrose (Alcea rosea) wird im Garten angepflanzt, ist aber mit ihren großen rosa Blüten auch wild wach-send auf dem Mittelstreifen eine willkom-mene Abwechslung. Das Schmalblättrige Greiskraut (Senecio inaequidens), jedem spätsommerlichen Stauopfer als allge-genwärtiger Blütenteppich am Autobahn-rand bekannt, benutzte in den 70er-Jah-ren die Autobahnen, um sich in Europa auszubreiten. Ursprünglich aus Südafri-ka stammend und mit Wolltransporten in europäische Häfen gelangt, erreichte die Pflanze erst um 1980 das Ruhrgebiet, um heute massenhaft und praktisch überall am Straßenrand ihre gelben Korbblüten in die Höhe zu strecken.

Besonders interessant sind darüber hi-naus auch die eher unscheinbaren salzto-leranten Pflanzenarten wie das Dänische Löffelkraut (Cochlearia danica) oder der Krähenfuß-Wegerich (Plantago corono-pus), die an die Bedingungen an der Au-tobahn angepasst sind. Salz, eigentlich ein Pflanzengift, gibt es in ihrem natür-lichem Lebensraum an den Küsten der Nordsee im Überfluss und so finden die-se kleinen Überlebenskünstler an unseren Autobahnen durch die Streusalzausbrin-gung im Winter tatsächlich optimale Le-bensbedingungen, mit denen außer ihnen nur sehr wenige weitere Pflanzenarten zu-rechtkommen.

Artenvielfalt auf der Autobahn? Diese Frage kann spätestens seit der floristischen Inventarisierung beim „Still-Leben“ mit einem deutlichen „ja“ beantwortet wer-den. Ingo Hetzel

ab UnD zU ein WeniG lUftRUB-verwaltung verbessert ihre schreiben

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Das Deutsche zentrum für luft- und raumfahrt e.V. (Dlr) hat unter dem namen reXUs/beXUs den 4. ideenwettbewerb für experimente auf Höhenforschungsraketen und -bal-lons gestartet. bis zum 24.10. kön-nen studierende Vorschläge für ex-perimente einreichen und sich die chance erarbeiten, ihr experiment in der Gondel eines stratosphärenbal-lons (beXUs) oder als nutzlast in ei-ner forschungsrakete (reXUs) durch-zuführen; infos: www.dlr.de.

+++Die Deutsche Gesellschaft für Per-

sonalführung e.V. (DGfP) schreibt zum 2. Mal den DGfP Personalmanage-ment bachelor Preis aus. Vorausset-zung für die teilnahme ist eine 2010 mit „sehr gut“ benotete bachelorar-beit zu einem thema, das für Perso-nalmanager von interesse ist. zu den attraktiven Preisen gehört für die besten zehn studieren-den und ihre wissenschaft-lichen betreuer (neben einem Preisgeld von insgesamt 3.500 euro für die er-sten drei Plätze sowie einem in-dividuellen Karri-erecoaching für den Gewinner) die teilnahme am 19. DG-fP-Kongress am 8./9. juni 2011 in Wiesbaden. Die bewerbungsfrist endet am 31.12. infos: www.dgfp.de. ad

Katalysatoren setzen die für chemische reaktionen benötigte aktivierungse-nergie herab und ermöglichen somit den ablauf von reaktionen, die ohne Kata-lysator nicht in Gang käme. bei der heterogenen Katalyse liegen Katalysator und reagierende stoffe (hier das synthesegas) in unterschiedlichen Phasen vor, z.b. gasförmig und fest.

Fast unbemerkt fand am Rande des „Still-Lebens Ruhrschnellweg“ eine europaweit einzigartige floristische Aktion statt: Als am 18. Juli die A40 für den Verkehr ge-sperrt war, zählten und inventarisierten über 70 Wissenschaftler und Laien von Unis und Naturschutzverbänden alle Pflanzenarten, die am Randstreifen und auf dem Mittelstreifen wachsen. Mit da-bei waren Forscher der RUB unter Lei-

tung von Prof. Dr. Henning Haeupler, Prof. Dr. Thomas Schmitt, Dr. Götz Loos und Dipl.-Geogr. Peter Gausmann. Über 400 Arten konnten sie schließlich präsen-tieren. Damit ist jede sechste Pflanze, die in Deutschland vorkommt, vertreten. Da-runter sind zahlreiche Erstfunde für die entsprechenden Stadtgebiete sowie viele seltene, geschützte Arten.

Aufgerufen zur floristischen Volks-zählung im inter-nationalen Jahr der Biodiversität hat-ten die Biologische Station Westliches Ruhrgebiet und der Bochumer Bota-nische Verein. Ziel war es, sich erst-mals ein genaues Bild über die rät-selhafte Pflanzen-welt auf einer viel befahrenen Auto-bahn zu machen und die Besonder-

Fossile Brennstoffe werden immer knap-per auf der Welt, aber viele kluge Köpfe sind auf der Suche nach Lösungen für dieses Problem. Einer davon ist Hum-boldt-Stipendiat Dr. Ankur Bordoloi, der seit Februar 2010 im Team von Prof. Dr. Martin Muhler an der RUB ein Verfah-ren zur Ethanol-Herstellung entwickelt, das z.B. helfen soll, den Benzinverbrauch von Autos zu drosseln.

Wissenschaftler auf der ganzen Welt beschäftigen sich mit der Entwicklung alternativer Energien. „Unser Ziel ist es, die Zeit zu verlängern, die wir haben, um diese Entwicklungen einsatzfähig zu ma-chen“, erklärt Ankur Bordoloi. Um den Benzinverbrauch von Autos zu senken, entwickelt er am Lehrstuhl für Technische Chemie aber keineswegs neue effizientere Motoren, sondern arbeitet an der synthe-tischen Herstellung eines Stoffes, mit dem man Benzin strecken kann und der darüber hinaus auch als Wasserstoffträ-ger in Brennstoffzellen eingesetzt werden kann: Ethanol. Dieser Alkohol kann zwar außerhalb des Labors leicht aus Pflanzen gewonnen werden, aber „wenn wir bei den steigenden Bevölkerungszahlen und einer sinkenden Anzahl an landwirtschaftlich nutzbaren Flächen unser Essen in den Tank von Autos stecken, bekommen wir ganz andere Probleme“, veranschaulicht der aus Indien stammende Chemiker.

floristiscHe VolKszäHlUnG aUf Der a40Botaniker der RUB inventarisieren Pflanzenarten beim „Still-Leben“

heit dieses Biotops hervorzuheben. Denn wer konnte bis heute genau vorhersagen, was in diesem vom Fahrtwind umtosten Lebensraum zwischen Leitplanke, Beton-wand und Pflasterritze zu erwarten war?

einwanderungswege

Flora und Fauna sind in vielen Le-bensräumen im Ruhrgebiet gut unter-sucht. Die Autobahn galt aus der Sicht der Spezialisten dagegen bisher noch als exotischer weißer Fleck auf der wissen-schaftlichen Landkarte. „Es gibt Botani-ker, die im Radio die Staumeldungen ab-hören und extra in einen Stau fahren, um die Pflanzenwelt am Mittelstreifen zu untersuchen“, erzählt Dipl.-Biologin Co-rinne Buch von der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet und Vorsitzende des Bochumer Botanischen Vereins. Ih-re Aussage macht deutlich, was diese flo-ristische Aktion für einen wissenschaft-lichen Stellenwert besitzt.

Große Verkehrswege wie Autobahnen und Eisenbahnlinien gelten schon lan-

Das eingewanderte Schmalblättrige Greiskraut fühlt sich wohl auf der Autobahn

Königin des Mittelstreifens: die rosafarbenen Blüten der Stockrose

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Für die Ethanol-Herstellung im Labor wird ein Gasgemisch (Synthesegas) ver-wendet, das Kohlenmonoxid und Wasser-stoff enthält und aus Biomasseabfall, z.B. Pflanzenresten, gewonnen werden kann. Um die Bestandteile des Synthesegases zu einem Alkohol zu vereinen, werden Kata-lysatoren und die richtigen Reaktionsbe-dingungen benötigt. Die effiziente Her-stellung von Methanol, einem einfacheren Alkohol, ist dem Team von Prof. Muhler bereits gelungen. Nun steht Ankur Bordo-loi vor der Aufgabe, das Verfahren für die Ethanol-Synthese zu modifizieren: „Wir sind quasi in der Zweiten Generation.“ Aber auch dann ist das Ziel noch nicht er-reicht, denn Ethanol kann schlecht durch Pipelines um die Welt transportiert wer-den. Daher planen die Wissenschaftler letztendlich die Herstellung eines noch höher siedenden Alkohols (Butanol), der dieses Problem nicht mit sich bringt.

chemie statt cricket

Auf den Stationen seines wissenschaft-lichen Werdegangs hat Ankur Bordoloi bereits viel Erfahrung mit heterogener Katalyse (s. Kasten) gesammelt, was ihm nun helfen wird, die Ethanol-Herstellung schnell in Gang zu bringen. Dabei wollte der Inder ursprünglich gar nicht Chemie studieren. Von seinem Kindheitstraum

Cricketspieler zu werden, verabschiedete er sich früh, dann zog es ihn eigentlich in die Physik. Seine Lehrer drängten ihn jedoch zum Studium der Chemie, das er an der Dibrugarh Universität in Indien absolvierte. Es folgten eine Doktorarbeit im größten Chemielabor Indiens in Pune (National Chemical Laboratory) und ein Forschungsaufenthalt in Ottawa. Heute ist Ankur Bordoloi seinen Lehrern dank-bar, denn die Chemie liebt er so sehr, dass er selbst bei minus 35°C in Kanada wochenlang zu Fuß zur Uni lief, als die Busfahrer streikten.

Ankur Bordoloi genießt seinen Auf-enthalt in Bochum, aber nicht nur weil es hier wärmer ist: „Wir sind 50 Leute am Lehrstuhl, aber ein Team. Es ist ei-ne tolle Arbeitsatmosphäre.“ Der Inder verbringt viel Zeit im Botanischen Gar-ten „um über Chemie nachzudenken“. Aber auch anderen Hobbys geht er wäh-rend seines Aufenthalts in Deutschland nach, zum Beispiel dem Gitarre spie-len, Fußball schauen und Bücher lesen – nicht nur über Chemie. Er liebt es zu reisen und hat bereits viele Länder Eu-ropas erkundet, aber auch in seiner Hei-mat kennt er sich aus: „Indien ist wie ein kleines Europa, jede Region ist anders. Ich selbst komme aus Assam, dem Land des Tees und Öls, aber habe bis auf zwei Regionen schon das ganze Land gesehen – und diese beiden werde ich mir auch noch anschauen!“

Jetzt steht erst einmal Deutschland auf dem Programm. Für Ankur Bordol-oi ist klar, dass er die RUB erst verlassen wird, wenn die effiziente Ethanol-Synthe-se erfolgreich war. Anschließend möchte er nach Indien zurück: „Ich habe viel in der ganzen Welt gelernt. Jetzt möchte ich in meiner Heimat einen Beitrag leisten.“ Julia Weiler

Bleibt in Bochum, bis er die effiziente Ethanol-Synthese geschafft hat: Ankur Bordoloi

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01. oktoBeR 20104 RUBeNs

tische Ansätze zum Blended Learning oder kompetenzorientierten Lehren und Prü-fen. Dabei werden auch konkrete Fragen beantwortet, etwa: „Wie kann ich in einer

Seminarsitzung die Motivation der Stu-dierenden steigern?” oder: „Welche Feed-backmethoden gibt es in Ergänzung zur Lehrevaluation und wie kann ich die Er-gebnisse sinnvoll nutzen?”. Themen wie

fachspezifische Lehrkultur(en), die Rolle der Lehrenden, aber auch die Kompetenz- orientierung stehen direkt neben Pra-xisbeispielen. Diese wiederum nehmen das gesamte Tätigkeitsspektrum von Leh-renden – Lehren, Prüfen, Beraten – neu in den Blick. Die Inhalte sind so ausgerich-tet, dass sie Lehrende aller Fachbereiche ansprechen.

„Wissen, was zählt – Ideen für die Leh-re” macht sichtbar und öffentlich, welche Ideen und Erfahrungen in den Seminar-räumen und Hörsälen der RUB realisiert und gelebt werden. Wer sich inspirieren lassen möchte, kann als Lehrende/r kos-tenlos ein Exemplar anfordern (s. Bild). Die IFB freut sich über Anregungen und Kritik und insbesondere darüber, wenn die zusammengetragenen Ideen die Lehre an der RUB bereichern und damit auch den Studierenden nutzen. Renata Wacker

PS: Und noch ein Tipp: Hintergrund, Tipps und Beispiele zum Thema „Kom-petenzorientiert Prüfen” geibt es jetzt neu im Downloadcenter der IFB; www.rub.de/lehreladen

jUDenHäUser in bocHUMDie Geschichte der Bochumer „Judenhäuser” und ihrer Bewohner in der NS-Zeit ist erstmals vollständig erforscht. In seinem

soeben erschienenen Buch „Die Entjudung des Wohnraums” dokumentiert der Historiker Dr. Hubert Schneider den Weg von der Wohnungsräumung und der Einrichtung der Judenhäuser bis hin zur Deportation und Vernichtung der Menschen. Aus der umfangreichen Studie geht hervor, dass es in Bochum nicht wie bisher angenommen acht, sondern zehn „Judenhäuser” gab. Ei-ne besondere Rolle spielte die Israelitische Schule in der Wilhelmstraße 16, die ab Januar 1942 Ausgangspunkt für die Transporte Bochumer Juden in die Konzentrations- und Vernichtungslager war. Schneider war bis zu seiner Pensionierung 2004 Wissen-schaftler am Historischen Institut der RUB. jw

Info: Hubert Schneider: „Die Entjudung des Wohnraums – Judenhäuser in Bochum. Die Geschichte der Gebäude und ihrer Bewohner”, Schriften des Bochumer Zentrums für Stadtgeschichte Nr. 4. Lit Verlag, Münster, 470 S, 29,90 Euro.

citaVi & co.Im Rahmen der bundesweiten Aktionswoche „Treffpunkt Bibliothek” (24.-31.10.) gibt die Universitätsbibliothek Bochum (UB)

an drei Tagen einen Überblick der gängigen Literaturverwaltungsprogramme; das Motto der Kurse lautet: „Literaturverwaltung in null Komma nichts”. Schwerpunktmäßig vorgestellt werden Citavi (Mo, 25.10.), EndNote Web (Mi, 27.10.), Zotero und Mende-ley (beide Fr, 29. 10.). Die Kurse beginnen um 12 h, enden gegen 13.30 h und finden statt im Veranstaltungsraum auf Ebene 1 der UB. Genauere Infos und die Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie auf der Homepage der UB unter „Aktuelles” (www.ub.rub.de). Dr. Karolin Bubke

seRie: sitUatioN kUNst

gewohnheit. Die hochgeklappte spit-ze fällt aus dem schema der alltäg-lichen sicht heraus und bildet so einen blickfang.

Giuseppe spagnulos Werk funkti-oniert nach einem ähnlichen Prinzip wie seine schon länger im Park plat-zierte Plastik „ferro spezzato Diago-nale”. spagnulo bearbeitet die geome-trische Grundform jeweils so lange mit einem schweißbrenner, bis aus ihr zwei neue formen entstehen. Dadurch wird bei genauerer betrachtung sichtbar, in welche richtung geschnitten wurde bzw. wie tief und wie lang der schnitt ist. beim Umschreiten von „blocco-cu-bo” wird der titel der Plastik schnell ersichtlich. Der stahlwürfel wird durch einen einschnitt zu zwei Prismen mit dreieckigem Grundriss, also in seiner geometrischen form aufgespalten, behält aber die Grundform eines Wür-fels bei. Gleich im Hintergrund ist das KUbUs-Gebäude zu sehen, das formal mit der Plastik korrespondiert.

David rabinowitchs mehrteilige bodenplastik zeichnet sich durch er-staunlich komplexe Konstellationen aus. Die wechselnde Perspektive des betrachters ist dabei entscheidend. Das auge versucht im ersten Moment, eine sinnvolle figur aus den einzelnen formen zu bilden, gelangt aber letzt-endlich zu keinem eindeutigen er-gebnis. ergänzend zu seinem raum „tyndale-sculpture (for bud Powell and coleman Hawkins)” aus den jah-ren 1986-88, in der Dauerausstellung von situation Kunst wirken bei „Metri-cal (romanesque) constructions in 5 Masses and 2 scales Viii” (1979) die einzelnen formen einerseits für sich allein und andererseits auch im un-mittelbaren bezug zueinander. Dies wird durch die strengen, geraden au-ßenkanten deutlich, die die skulptur zusammenhalten. Das innere der for-mation wird mit kleinteiligeren ele-menten und bohrlöchern wieder aufge-lockert. Die klaren geometrischen und massig wirkenden Körper sind zudem anknüpfungspunkte zur romanischen architektur, mit der sich der Künstler beschäftigt hat.

aktuell erarbeiten wir in unserem Praktikum einen flyer zu allen im Park befindlichen Skulpturen, der die Besu-cher an die Kunstwerke heranführen und impulse geben soll, sich mit ih-nen zu beschäftigen. ein spaziergang lohnt sich! Jennifer Reffelmann und Glenda Mense

infos: www.situation-kunst.de

fernab des campus‘ ist das Uni-versitätsleben noch lange nicht vor-bei, denn direkt beim Haus Weitmar befindet sich ein weiterer teil der Kunstsammlungen der rUb. situation Kunst (für Max imdahl) und der neue KUbUs liegen in einem landschafts-park mit altem baumbestand, der an-fang des sommersemesters 2010 um gleich drei Kunstwerke reicher ge-worden ist.

Dabei handelt es sich um arbeiten von Künstlern, die bereits in beiden tei-len der Kunstsammlungen der rUb – campusmuseum und situation Kunst – vertreten sind. Die meisten der mitt-lerweile 14 objekte, die aus dem (Dau-erleihgaben-) bestand der stiftung situation Kunst stammen, sind so in den Park integriert, dass sie nicht so-fort ins auge fallen. seit aber françois Morellets skulptur „concrete erec-tion” seinen Platz an der Hauptwe-gesachse gefunden hat, gehen die be-sucher viel aufmerksamer durch den Park und stellen uns, den in situation Kunst arbeitenden Kunstgeschichts-studenten, interessiert fragen zu den Werken. Morellets skulptur sticht mit ihrer diagonal aufsteigenden form aus der Umgebung heraus. sie besteht aus beton (vier teile), während die übrigen skulpturen aus stahl und/oder natur-stein gefertigt sind. aus stahl ist der 2006 entstandene „blocco-cubo” von Giuseppe spagnulo, der rechts neben dem Haupteingang des KUbUs steht. links vom Gebäude wurde eine stahl-konstruktion von David rabinowitch platziert.

demnächst mit Flyer

françois Morellet ist bereits in der Dauerausstellung von situation Kunst mit seiner arbeit „neon by accident (16 arcs de cercle)” aus dem jahre 2003 vertreten, wo er einen speziell für ihn zugeschnittenen raum mit leucht-stoffröhren gestaltete. beim Projekt „concrete erection”, das zur eröffnung des KUbUs im Mai 2010 entstand, re-alisiert er an einem der eckpunkte im schlosspark die Vision eines hoch-geklappten bordsteins. Die skulptur greift die vorgefundene Wegmarkie-rung durch randsteine auf und setzt sich zugleich von dieser ordnung ab. Die in den boden eingelassenen ele-mente fügen sich in die Wegkreuzung ein, als seien sie ganz normale bord-steine, wie man sie von öffentlichen straßen kennt, eine alltägliche seh-

VerstecKte KUnst iM ParKfotos iM KUbUs

Wer die Eröffnungsausstellung im KU-BUS besucht hat, weiß, dass die Kunst-sammlungen der RUB bzw. Situation Kunst im Schlosspark Weitmar einen charmanten neuen Ausstellungsort eta-bliert haben. Auf zwei Etagen waren ab Mai Landschaftsgemälde zu sehen: vom holländischen Meister des 17. bis zum US-amerikanischen Pop-Art-Künstler des 20. Jahrhunderts. Ende August wurden die Gemälde durch Fotos ersetzt, denn am 4. September begann Teil 2 der Ausstel-lung „Weltsichten“. Neben Fotos gehören Videoinstallationen dazu – wie gehabt mit Landschaften im Mittelpunkt.

Wie kaum ein anderes Medium eig-net sich die künstlerische Landschafts-darstellung dazu, die Rolle des Individu-ums in der Welt bzw. seinen Blick auf die Umwelt zu reflektieren: Landschaftssicht ist immer auch Weltsicht. Daher sind die Werke selten bloße Abbilder einer tat-

sächlichen Landschaft. Vielmehr bündeln sich in ihnen kollektive und individuelle Perspektiven und offenbaren sich gesell-schaftliche Modellvorstellungen ebenso wie private Wünsche, Ängste und Sehn-süchte. Jeweils aktuelle gesellschafts- und kulturgeschichtliche Entwicklungen wer-den zuweilen differenziert gespiegelt oder sogar vorweggenommen; in anderen Fäl-len entstehen träumerische, melancho-lische oder kritische Gegenbilder zur er-lebten Realität.

Im Laufe der Jahrhunderte vollziehen sich in dieser Sicht auf die Welt Wand-lungen, Brüche und oft überraschende Umwälzungen, denen die KUBUS-Aus-stellung nachgeht. Dabei werden neben etablierten künstlerischen Positionen auch Formulierungen jenseits des gän-gigen Kanons in den Blick genommen. Zu sehen sind Werke (Fotografie und Video-kunst) u.a. von Bernd und Hilla Becher,

Evelyn Hofer, André Kertész, Marcellvs L. und Dirk Reinartz.

„Weltsichten“ gehört zu „Mapping the Region“, der RUHR.2010-Reihe der RUHRKUNSTMUSEEN. Der dazugehö-rige Katalog (360 S., 30 Euro) enthält über 180 Abbildungen sowie Beiträge von Ka-ren van den Berg, Silke von Berswordt-Wallrabe, Peter Forster, Richard Hoppe-Sailer, Angeli Janhsen, Tanja Michalsky und Beate Söntgen. Kurztexte zu ein-zelnen Werken und Künstlerpositionen wurden von Studierenden des Kunstge-schichtlichen Instituts der RUB, der Zep-pelin University Friedrichshafen und der Universität Kiel verfasst. ad

Info: „Weltsichten – Landschaft in der Kunst seit dem 17. Jahrhundert“, Teil 2, 4.9.-21.11., KUBUS, Mi-Fr 14-18 h Sa/So 12-18 h, Eintritt 5 Euro / ermäßigt 3 Euro. Am 1. & 3. Sonntag im Monat finden Füh-rungen statt (ohne Anmeldung).

Die beiden Autorinnen vor dem „Blocco-Cubo”, links Glenda Mense, rechts Jennifer Reffelmann

leHre-ratGeber„Wie kann ich meine Lehre anregend

gestalten?”, „Welche Methoden und An-sätze gibt es jenseits der klassischen Lehr-konzepte?”, „Wie kann ich Ideen und Er-fahrungen der Studierenden bestmöglich in die Seminargestaltung einbeziehen?” Dies sind Fragen, die sich Lehrende – nicht nur zu Beginn ihrer Tätigkeit – stel-len. Der Ratgeber „Wissen, was zählt – Ideen für die Lehre” soll sie begleiten und praxisorientierte Ideen zur Gestaltung des Lehralltags bieten. Die Stabsstelle Interne Fortbildung und Beratung (IFB) hat hier-für zahlreiche didaktische Anregungen, Konzepte und Methoden von engagierten Lehrenden der RUB zusammengetragen. Ergänzt um die Beiträge von erfahrenen Trainer/innen sowie Impulsen von Studie-renden entstand ein nützlicher Ideenpool, aus dem Lehrende Anregungen für die ei-gene Lehre schöpfen können.

Im gerade erschienenen Buch werden klassische Herausforderungen der Lehre wie die Gestaltung einer guten Vorlesung oder einer mündlichen Prüfung themati-siert. Es geht aber auch um neuere didak-

Evelyn Hofer: Dublin Sky

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Das Buch der Stabsstelle Interne Fortbil-dung und Beratung kann bestellt werden über www.uv.rub.de/ifb/

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5 RUBeNs01. oktoBeR 2010

eL e a r n i n g - L a be l

Ruh r -U n i v e r s i t ä t Bochum

label fÜrs elearninGIn puncto eLearning-Qualität ist in den vergangenen Monaten an der RUB viel pas-

siert. Kriterien guter webgestützter Lehre sind zentrales Thema der Qualitätsoffensive eLearning bei RUBel. Im Wintersemester 10/11 führt die Stabsstelle ein eLearning-Label ein, dessen Grundlagen gemeinsam von Studierenden, Lehrenden und RUBel erarbeitet wurden. Das Besondere ist, dass die Anregung für die Label-Entwicklung aus dem intensiven Dialog mit Studierenden und Lehrenden verschiedener Fachbe-reiche über die eLearning-Qualität an der RUB während gemeinsamer Arbeitstreffen hervorgegangen ist.

Das Label ist ein freiwilliges Angebot für RUB-Dozenten zur Kennzeichnung ih-rer online-gestützten Lehrveranstaltungen. Es definiert zugleich einen internen eLear-ning-Standard für die RUB. Die Kriterien der Labelvergabe orientieren sich an der Maxime, dass die Nutzer des Online-Lernangebotes im Zentrum der Bemühungen stehen. Zu sehen ist das Label z.B. in Blackboard und Moodle, auf den Homepages der Dozenten bzw. Lehrstühle. So kann für Studierende und Interessierte transparent auf erfolgreich geprüf-te eLearning-Inhalte hingewiesen werden. Das La-bel bietet Studierenden Orientierung bei der Aus-wahl ihrer Lehrveranstaltungen und könnte auf längere Sicht ein Instrument zur Qualitätsent-wicklung und -sicherung des Online-Lernange-botes an der RUB werden.

Um das Angebot schon im WS 10/11 zu nut-zen, können Lehrende seit kurzem den Frage-bogen unter www.rubel.rub.de/elearning_Label abrufen und online ausfüllen oder ausdrucken. Ab-fragt werden Kriterien wie Transparenz und Orientierung, Kommunikations- und Interaktionsmöglichkeiten, Betreuung der Studierenden, Me-dienkompetenz, didaktische Umsetzung, Feedback und Evaluation. Die Angaben wer-den mit dem Kriterienkatalog für das Label abgeglichen. Sind die Kriterien erfüllt, wird das Label für ein Semester vergeben. Das WS 10/11 gilt als Testphase. Das RU-Bel-Team ist gespannt auf die Resultate und freut sich auf jegliche Rückmeldungen zur Optimierung. Anika Hasselbeck

Herausgeber: Pressestelle der Ruhr-Universität, Leiter: Dr. Josef König, jk, (v.i.S.d.P.); Redaktion: Arne Dessaul, ad, (CvD, Bildredaktion); Meike Drießen, md; Jens Wylkop, jw; Fotos: Babette Sponheuer, Marion Nelle; Redaktions-anschrift: Pressestelle der RUB, (UV 366) 44780 Bochum, Tel. 0234/32-23999, -22830; Fax 0234/32-14136, Internet: www.rub.de/rubens, E-Mail: [email protected]; ISSN 1437-4749; Layout und Satz: Stefan Weituschat, Druck-zentrum der RUB; Anzeigenverwaltung und -herstellung: vmm Wirtschaftsverlag GmbH & Co. KG, Maximilianstr. 9, 86150 Augsburg, Tel. 0821/4405-423.

RUBENS erscheint 9 Mal pro Jahr (nicht im März, August, September) am ersten Werktag eines Monats. RU-BENS ist kein Verlautbarungsorgan des Rektorats. Alle Mitglieder der RUB sind aufgerufen, mit eigenen Beiträgen oder Leserbriefen zur Berichterstattung und Meinungsbildung beizutragen. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Beiträge der Redaktionsmitglieder sind durch Namenskür-zel gekennzeichnet. Die Redaktion behält sich vor, Beiträge und Leserbriefe zu kürzen. Zweimal pro Jahr erscheint als Beilage in begrenzter Auflage RUBIN – Wissenschaftsmagazin der RUB. Auflage: 13.200, Preis: 0,25 Euro. Die nächste RUBENS erscheint am 29.10.10. Redaktionsschluss für externe Beiträge: 14.10.10.

iMpRessUM

„HeftMacHer“ aUf zeitRUBiN: aus labor und Bibliothek in die Wissenschaftsredaktion

Wo so viel Wissen schon hinter dem kleinsten Teilergebnis steckt, da fällt es nicht leicht, das eigene Forschungspro-jekt mal schnell dem interessierten Tisch-nachbarn in der Mensa zu erklären. Ge-schweige denn, sich für den perfekten Medienauftritt auf das Wesentliche zu be-schränken und das dann auch noch mög-lichst einfach auszudrücken – bis hin zu zwei, drei Sätzen für ein Hörfunkinter-view. Das will gelernt sein, oder zumin-dest einmal geübt.

Genau dafür bietet die Ruhr Univer-sity Research School ihren Doktorand/innen Trainingsmöglichkeiten an. 2009 nahmen während der Winter Academy 20 Graduierte an einem zweitägigen Medien-training teil. Unter professioneller Anlei-tung schlüpften die jungen Wissenschaft-ler/innen in die Rolle von Journalisten, übten sich im Interview vor und hinter der Kamera oder probten den gelungenen Auftritt auf einer Pressekonferenz.

Buntgemischt

In diesem Jahr wechselten zwölf jun-ge Forscherinnen und Forscher „Aus La-bor und Bibliothek in die Wissenschafts-redaktion” des Uni-Magazins RUBIN. Nach dem Einstiegsworkshop gab die RUBIN-Redaktion gern einmal das Heft aus ihren Händen in die einer wirklich buntgemischten „Forscher-Community” – bestehend aus Chemikerin, Physiker und Neuroinformatiker, Philologe, Hi-storikerin, Philosophin, Psychologin und Religionswissenschaftlerin, dazu zwei Bi-ologinnen sowie ein Neurowissenschaft-ler und eine Neurowissenschaftlerin. Kein Mangel also an Stoff für Wissenschafts-geschichten.

Im Workshop folgte der Theorie – den goldenen Regeln des Nachrichtenjourna-lismus – bald als erste praktische Übung die Presseinformation. Die Vorgabe: Jeder sollte über ein Projekt berichten, das in-haltlich möglichst weit weg vom eigenen Forschungsfeld liegt. So hatte der Expe-rimentalphysiker Jan Schulze neue Er-kenntnisse zur Bekämpfung der Schlaf-krankheit in den Tropen im Visier und im Gegenzug berichtete die Biologin Ja-nina Wolf darüber, wie modernste Teil-chenbeschleuniger Licht ins Dunkel der Materie bringen. Die Neurowissenschaft-lerin kam mit dem Philologen über Cice-ros verschollenes Werk „De re publica” ins Gespräch und erfuhr, wie es ein Gelehrter zu Zeiten der Französischen Revolution für Propaganda-Zwecke zu rekonstruie-ren wusste. Der Philologe wiederum ver-meldete, was im Gehirn passiert, wenn wir auf Zeitreisen in die Vergangenheit oder Zukunft gehen und wie sich in der Hirnaktivität beides voneinander unter-scheidet.

Ob nun das eigene Thema wirklich einfacher umzusetzen sein wird? Beim Nachdenken über einen passenden Ein-stieg in den Artikel und über Aufbau und Struktur kamen dem Einen oder Anderen dann schon mal leise Zweifel. Dennoch, das Rüstzeug sollte reichen für die näch-ste Etappe, die Phase des freien Schrei-bens mit online-Kontakt zur RUBIN-Re-daktion. Über mehrere Wochen rauschen dann sehr spezielle Textstücke durch das Netz: „…Was sind überhaupt Derivate?...”, „…ob bei der Diskussion über christlichen Hip Hop neue Antworten eingegangen sind?...”, „…alles rot angemarkert…”, „…das Blubbern der Bombe…”, „… nicht er-schrecken, das sieht alles viel schlimmer

aus, als es ist…”, „….in mehreren Eta-gen reihen sich solarbetriebene Flugglei-ter in den ewig summenden Verkehr…” – und die Artikel nehmen immer mehr Gestalt an.

seitenwechsel?

Inzwischen ist Damian Gorczany, RUB-Student der Medienwissenschaft und Philosophie und für dieses Projekt

RUBIN-Fotograf, mit der Kamera vor Ort zwischen zwölf Lehrstühlen unterwegs. „Erklär‘ mir mal kurz was Du machst?”, ist meist seine erste Frage, dann denken beide – Fotograf und Doktorand – über ein passendes Bildkonzept nach, zuletzt werden viele Fotos gemacht.

Und dann ist „plötzlich” alles geschafft – man trifft sich wieder zum Erfahrungs-austausch und reicht die fertigen Texte und Bilder für das Layout an die Design-agentur weiter. Die Grafikerinnen haben einen ersten Cover-Entwurf mitgebracht. In die Redaktionssitzung hineingehört: „... Es ist unglaublich schwierig, Dinge allgemeinverständlich auszudrücken. – Aber da war auch eine Unsicherheit in der anderen Richtung, vielleicht ist das jetzt zu unterkomplex, es ist doch Wissen-schaftsjournalismus. – Ja, die Balance zu finden zwischen zu wissenschaftlichem Schreiben und den Leser nicht für blöd zu erklären…”

Es war eine spannende Erfahrung, da sind sich alle einig, und es wird auch schon mal über einen dauerhaften Sei-tenwechsel nachgedacht. Dr. Barbara Kruse (gekürzter Beitrag aus RUBIN Jun-ge Forschung)

JUNge FoRschUNg – die theMeNsie schrieben ihre eigenen Wissenschaftsgeschichten: simone Heinemann

– Das spiel mit dem risiko (Der verantwortungsvolle Umgang mit finanzderi-vaten), christoph Kraume – Politik vom schreibpult (Wie aus ciceros verschol-lenem Dialog De re publica eine monarchistische tendenzschrift wurde), ole-na Petrenko – Die leben der ljudmila foja (frauenschicksale im ukrainischen Widerstand), anna neumaier – Keine tabus im virtuellen bibelkreis (religiosi-tät online ausgelebt – angebote von ganz eigenem reiz), Meike Mischo – sehen und Fühlen auf der Nanoskala (Chemische Nanoskope machen winzige Oberflä-chen sichtbar), jan schulze – „3+3+5=938” (experimentalphysiker der starken Wechselwirkung auf der spur), Matthias tuma – Das blubbern der bombe (com-puter lernen, Spuren von Atomtests in Unterwassersignalen zu finden), Julia Weiler – zeitreisen, nicht nur science-fiktion (Hirnforscher untersuchen Ge-dankenwanderungen in Vergangenheit und zukunft), annika cimdins – Manche mögen‘s heiß (bakterien können mit Hilfe von rna-thermometern die tempe-ratur messen), claudia christine Wolf – Gekonnt geparkt (Kognitive Mechanis-men beim einparken), janina Wolf – tatort: reagenzglas (Die schlafkrankheit im Visier der biochemie), Michael Karus – Matrix reloaded again (Was die Ma-trix uns über die funktion neuronaler stammzellen erzählt).

„Heftmacher auf Zeit” – waren zwölf Dok-torandinnen und Doktoranden der Ruhr University Research School (RURS).

Der Experimentalphysiker Jan Schulze untersucht die starke Wechselwirkung

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leUtelin, wo er sich 1990 habilitierte. bis 1994 vertrat er an der fU die Professur für er-ziehungswissenschaft unter besonderer berücksichtigung der schulpädagogik und schulgeschichte, 1994-99 war er Professor für erziehungswissenschaft mit schwer-punkt bildungstheorie an der fU. Danach wurde er an die Uni Mannheim berufen, wo Drewek den lehrstuhl für erziehungs-wissenschaft i innehatte. seine schwer-punkte liegen in der allgemeinen und Ver-gleichenden erziehungswissenschaft und der historischen bildungsforschung.

+++seit august leitet prof. dr. antje klin-

ge [3] den lehrstuhl für sportpädagogik und sportdidaktik. zu ihren schwerpunk-ten zählen u.a. lehrerbildung (sport-, be-wegungs-, tanzpädagogik), ästhetische und kulturelle bildung, lernen mit dem Kör-per, scham und beschämung im sport und schulsport sowie Gewaltprävention. antje Klinge studierte in bonn sport und Geo-graphie für das lehramt. nach dem refe-rendariat absolvierte sie fortbildungen in tanz und Körperarbeit und arbeitete u.a. als Tanzpädagogin und Choreografin so-wie als Kursleiterin in einem sport- und Gesundheitszentrum. ab 1991 war sie als lehrbeauftragte (z.b. für sport- und spiel-pädagogik oder für tanzen, Darstellen und Körpererfahrung) an verschiedenen Unis und fachhochschulen tätig. 1997 wurde Kling an der rUb promoviert und ging da-nach an die Uni Dortmund. am dortigen am institut für sport und seine Didaktik blieb sie bis 2003. nach weiteren stationen als lehrbeauftragte bzw. lehrstuhlvertreterin kam Kling 2005 an die Uni Gießen. Dort war sie lehrkraft für besondere aufgaben am institut für sportwissenschaft.

Rufe, ehre, ämter

Prof. Dr. Anette Pankratz (Philologie) hat einen ruf auf eine Professur für „an-glistik/cultural and Media studies” an der Uni Passau erhalten.

+++prof. dr. oliver Fahle (Philologie) hat ei-

nen ruf auf eine Professur für „Medienwis-senschaft mit dem schwerpunkt ästhetik,

Neu ernannt

prof. dr. med. clemens tempfer, MBa [1], hat im juli die leitung der frauenklinik im Marienhospital Herne, Klinikum der rUb, übernommen. Der 41-jährige kommt von der Universitäts-frauenklinik Wien. Dort war tempfer zu-letzt als oberarzt in der abteilung allge-meine Gynäkologie und Gynäkologische onkologie tätig. Der gebürtige Wiener hat in seiner Heimatstadt Medizin studiert. Seine beruflichen Stationen brachten ihn u.a. an das Histologisch-embryologische institut der Uni Wien, das evangelische Krankenhaus Wien-Währing, das texas Medical center Houston und an die Uni-versitäts-frauenklinik freiburg. 2005 und 2008 war clemens tempfer Gastprofes-sor an Unis in Vietnam und laos. 2010 schloss er sein Mba-studium „Gesund-heitsökonomie” an der Medizinischen Uni-versität Wien ab. tempfer ist neben seiner klinischen arbeit mit zahlreichen wissen-schaftlichen Publikationen in forschung und lehre aktiv.

+++prof. dr. peter drewek [2] ist seit

september Dean der neuen Professio-nal school of education (Pse). Unter dem Dach der vom nrW-forschungsministeri-um mit 3,25 Mio geförderten Pse vereint die rUb ihre aktivitäten in lehrerausbil-dung und bildungsforschung. „Wir wollen die lehrerbildung an der rUb erstmals organisatorisch in einer eigenen einrich-tung bündeln und die lehrerprofessiona-lisierung auf basis der bildungsforschung qualitativ nachhaltig verbessern“, erklärt Drewek. Mit seinem Dienstantritt ist die offizielle Gründung der PSE vollzogen. nach dem studium der Pädagogik, Ger-manistik, Philosophie und soziologie an der rUb wurde Peter Drewek 1980 pro-moviert. bis 1985 war er Geschäftsführer des sfb 119 „Wissen und Gesellschaft im 19. jahrhundert“, zugleich leiter des teil-projekts „bildungstheorie und bildungs-system im 19. jahrhundert“ an der rUb. 1985-91 arbeitete er als Hochschulassi-stent am fachbereich erziehungs- und Unterrichtswissenschaften der fU ber-

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MarGot KässMann WirD GastProfessorinMit einer neuen Gastprofessur bietet die

Ruhr-Uni Persönlichkeiten, die sich um die Einheit von Wissen und Gesellschaft ver-dient gemacht haben, einen akademischen Wirkungsraum: Die erste Max Imdahl-Gastprofessur wird von Dr. Dr. h.c Margot Käßmann besetzt. Wie der Namensgeber, so hat auch sie sich nie von Fachgrenzen einschränken lassen, sondern sich mit ver-schiedensten Themen befasst und immer wieder Wissenschaftsdisziplinen verbun-den und auf aktuelle Fragen bezogen. Käß-mann wird ab 1. Januar 2011 für ein Jahr an der RUB auf dem Gebiet der Ökumene und Sozialethik forschen und lehren.

Margot Käßmann, 1958 geboren, studier-te Evangelische Theologie und wurde 1989 an der RUB promoviert. Sie war Generalse-kretärin des Deutschen Evangelischen Kir-chentages (1994-99), Landesbischöfin der Evangelisch-lutherischen Kirche Hannovers (1999-2010) und Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (2009-10). Sie wurde 2002 vom Fachbereich Erzie-hungswissenschaften der Uni Hannover mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet und er-hielt 2009 das Bundesverdienstkreuz.

Hunderte Fachartikel und 40 Bücher al-lein in den letzten zehn Jahren zeugen von Käßmanns umfangreicher wissenschaftlicher

Arbeit. Dabei arbeitete sie sich in die unter-schiedlichsten Themen ein und setzte Ak-zente: So befasste sie sich u.a. mit der Bar-mer Theologischen Erklärung von 1934 und ihren Impulsen für die gegenwärtige Kirchenreformdebatte, sie hat sich immer wieder mit der Bildungsverantwortung der Kirche befasst und das Thema „Religion und Kind“ eingehend bearbeitet. Sie setzte sich mit vielen sozialethischen Herausfor-derungen der Gegenwart auseinander, da-runter Sterbehilfe und -begleitung, die so-zialethische Bewertung von Babyklappen, wachsende (Kinder-)Armut, Asylrechtspra-xis und Genderdiskriminierung. Ihre Äu-

ßerungen beispielsweise zum Bundeswehr-einsatz in Afghanistan sorgten für große mediale Resonanz. Margot Käßmann gelang in allen Bereichen ihrer Arbeit der Wissen-stransfer aus der theologischen Theorie in die Öffentlichkeit.

Die Max Imdahl-Gastprofessur ist be-nannt nach dem 1988 verstorbenen ersten Ordinarius für Kunstgeschichte der RUB. Sie wird ab 2011 jährlich für sechs bis zwölf Monate vom Rektorat im Benehmen mit dem Senat verliehen. Die oder der jeweilige Gastprofessor/in wird eine öffentliche „Max Imdahl-Vorlesung“ halten und weitere Lehr-veranstaltungen durchführen. md

Ab Januar für ein Jahr an der RUB: Margot Käßmann

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Geschichte und theorie des films” an der Uni Marburg erhalten.

+++prof. dr. Bernd Bastert (Philologie)

hat einen ruf an die Uni frankfurt (Main) erhalten.

+++für seine langjährigen herausragenden

Verdienste um die internationalen bezie-hungen der ruhr-Uni erhielt der Plasma-physiker prof. dr. padma kant shukla [4, neben Rektor prof. dr. elmar Weiler] ende juli den ersten „international chair“ der rUb. in den kommenden fünf jahren wird shukla als botschafter die grenz- und fachüberschreitende Vernetzung forcieren und die Wertschätzung der rUb im ausland weiter erhöhen.

+++Die Deutsche stD-Gesellschaft

(DstDG) hat im september einen neuen Vorstand gewählt. für die nächsten vier jahre wird prof. dr. Norbert h. Brock-meyer (Klinik für Dermatologie, Venerolo-gie und allergologie der rUb) der fachge-sellschaft vorstehen.

+++für die Umsetzung von Know-how aus

der Hochschule in marktreife Produkte und Verfahren hat rubitec im juli den trans-ferpreis 2009 verliehen. Der mit 10.000 euro dotierte Preis, gestiftet von iHK bo-chum, rUb und rubitec, wurde geteilt und ging an Prof. Dr. Uwe Czarnetzki (Physik & astronomie,) und an prof. dr.-ing. Rai-ner Martin (elektrotechnik & informations-technik). czarnetzki [5, re] hat sein Verfah-ren zur Kontrolle der ionenenergie in sog. nichtgleichgewichtsplasmen für die indus-trielle anwendung optimiert. Martin [5, li] wurde für seine entwicklungen auf dem Gebiet der „Geräuschreduktion für Hör-geräte” in zusammenarbeit mit siemens ausgezeichnet.

+++Mit je 1.000 euro prämierte rubitec zu-

dem die besten Diensterfindungen aus der RUB. Die Preise im Erfinderwettbewerb gingen an die arbeitsgruppe von prof. dr. Nils Metzler-Nolte (chemie und bioche-mie) für die entwicklung neuartiger antibi-otika mit Metallkomplexen (Metall-Derivate

eines naturstoffs), an prof. dr.-ing. Jürgen oehm (elektrotechnik & informationstech-nik) für ein neues Verfahren zur Herstellung von elektrotechnischen bauelementen („in-tegrierte struktur zur Messung des licht-einfallswinkels”) und an Dipl.-ing. carsten Heising (elektrotechnik & informations-technik) für seine entwicklung „regler für zeitvariante systeme”.

+++bessere stähle und genauere crash-

test-Messungen aus bochum: für ihre herausragenden forschungsarbeiten er-hielten zwei rUb-ingenieure im juli den mit je 3.000 euro dotierten eickhoff-Preis. in seiner Dissertation erarbeitet dr.-ing. ste-phan huth [6] (Maschinenbau) einen Weg, um die schlüsseleigenschaften von stäh-len – Härte, Verschleiß- und Korrosions-widerstand – deutlich zu verbessern. dr.-ing. kai schönebeck [7] (elektrotechnik & informationstechnik) entwickelt in seiner Promotion ein Verfahren, das es erlaubt, die Kopfbewegung der lebensgroßen Dummys bei crash-tests mit einer Genauigkeit von 5 mm und weniger zu rekonstruieren. Da-mit löst er endlich das Problem, dass der airbag den Messkameras bei crash-tests schlichtweg die sicht versperrt.

+++ein zweijähriges forschungsstipendi-

um erhält der literaturdidaktiker prof. dr. gerhard Rupp [8], um sein opus ma-gnum „Deutschunterricht lehren welt-weit“ zu schreiben. Gefördert mit 200.000 euro von der Volkswagenstiftung entsteht an der rUb das künftige praxisorientierte standardwerk für Masterstudierende in al-ler Welt. ab oktober ist rupp freigestellt. ziel des lehrwerks ist, die Potenziale und Herausforderungen europäischer Master of Education-Profile im Fach Deutsch he-rauszuarbeiten sowie die entwicklungsli-nien der Disziplin und ihre fachbestände vollständig zu dokumentieren.

+++bei ihrem General Meeting in budapest

hat die international Mineralogical associ-ation (iMa) im august prof. i.R. dr. Walter v. Maresch (Geowissenschaften) zum 1. Vi-ce-President und damit zum designierten Präsidenten für die amtsperiode 2012-14

gewählt. Die IMA ist offizieller Vertreter von mineralogischen Vereinigungen in 38 ländern mit über 10.000 Mitgliedern. sie fördert die Mineralogie durch einrichtung von internationalen Kommissionen und arbeitsgruppen, die sich mit speziellen themen zu natürlichen Mineralen, Ge-steinen und erzen, deren physikalischen, chemischen und optischen eigenschaften und deren einsatz in industrie und Grund-lagenforschung befassen. Der iMa obliegt die standardisierung von nomenklatur und systematik der über 4.000 Mineral-spezies sowie deren bei hohen Drücken und temperaturen synthetisch herge-stellten analogprodukten.

+++elena und andreas Fichtel [9] ge-

wannen im september bei der landes-meisterschaft in Karate die Goldmedaille. Auf dem jährlich stattfindenden Turnier in bedburg-Hau messen sich erfahrene Ka-rateka ab 30 jahren. Der Wettkampf wird vom landesverband des Deutschen Ka-rateverbandes organisiert. er ist der ein-zige anerkannte Karatefachverband des Deutschen olympischen sportbundes. elena und ihr Mann andreas fichtel trai-nieren die Karategruppe im Hochschul-sport an der rUb. auch im kommenden semester können studierende und Mitar-beiter bei ihnen Karate lernen. infos: an-dreas fichtel, 0234/9136692, [email protected].

Nachruf

Die ruhr-Universität trauert um prof. dr. heiner dürr, der am 24. august im alter von 70 jahren gestorben ist. Dürr wurde 1990 auf den lehrstuhl für Wirt-schafts- und Sozialgeografie am Geogra-fischen Institut der RUB berufen. Er ge-hörte bis zu seinem ruhestand zudem dem Direktorium des instituts für ent-wicklungsforschung und entwicklungs-politik (iee) sowie des instituts für frie-denssicherungsrecht und Humanitäres Völkerrecht (ifHV) an. noch im ruhestand engagierte er sich trotz fortschreitender Krankheit am Geografischen Institut und am ifHV. Der fakultät für Geowissen-schaften stand er eine amtszeit als De-kan vor. Prof. Dürrs Hauptarbeitsgebiete waren die Politische Geografie und die ge-ografische Analyse politischer Konflikte und sozialräumlicher Disparitäten, vor allem in südostasien und im nahen os-ten. er entfaltete außerdem großes en-gagement in der studienreform. Dürrs ideen und leuchtturmprojekte wurden in der rUb und in der fachöffentlichkeit weithin geachtet.

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7 RUBeNs01. oktoBeR 2010

Mit einem Grillfest feierte der IBFS ChancenWerk e.V. im Sommer den Aus-klang seines ersten Projektjahres an der Heinrich-Böll-Gesamtschule (HBG). Die Projektmitarbeiter (alles Studierende der RUB) zogen gemeinsam mit Schülern, Eltern und Lehrern Bilanz: Im Schuljahr 09/10 konnte der gemeinnützige Verein mit seinem Projekt SHS² (Studenten helfen Schülern und Schüler helfen Schülern) 22 Unterstufenschüler und 11 Oberstufenschü-ler auf ihrem Bildungsweg unterstützen und einen Beitrag dazu leisten, Kindern und Ju-gendliche zu mehr Erfolg in der Schule zu verhelfen und so ihre Chancen für eine bes-sere Zukunft zu erhöhen. Die Oberstufen-schüler erhielten zudem für ihr Engagement als Betreuer ihrer jüngeren Mitschüler eine Auszeichnung.

Zum Fest kam auch die Vorsitzende der Rivera-Stiftung, Verena Klix, deren finanzi-elle Unterstützung die Arbeit des IBFS erst ermöglicht. Alle Beteiligten sind zufrieden

Viele Monate lang ist der Düsseldorfer Künstler Mischa Kuball zusammen mit dem Fotografen Egbert Trogemann durch das Ruhrgebiet gefahren und hat Menschen in ihren Wohnungen besucht, mit ihnen ge-sprochen, sie fotografiert, gefilmt und ih-nen eine Lampe geschenkt. 108 Menschen sind es geworden, jeder von ihnen hat sei-ne Wurzeln in einem anderen Land. Und: Jeder hat irgendetwas mit der RUB zu tun. Deshalb hat Kuball eng mit der Uni zusam-mengearbeitet: Im International Office wur-den die Menschen fürs Projekt gesucht und gefunden. In den Kunstsammlungen wer-den die Porträts in der Ausstellung „New Pott. 100 Lichter/100 Gesichter“ ab Ende Oktober gezeigt.

Kuball will die soziale und historisch ge-wachsene Bandbreite des Ruhrgebiets ein-fangen, die stets von Migration geprägt war und ist. Exemplarisch für diesen Prozess steht die Ruhr-Uni, deren Mitglieder und Familien aus 108 Nationen stammen, wie das International Office herausgefunden hat. Kuball hat aus jeder dieser Nationen einen Menschen besucht, fotografiert und vor laufender Kamera mit ihnen über ihr Leben gesprochen. Und er hat ihnen Licht gebracht – im Tausch gegen ihre Lebens-

Über 100 licHter fÜr rUHr.2010sammlung Moderne präsentiert eine porträtserie von Mischa kuball

geschichte. Daraus resultiert auch der Ti-tel von Projekt und Ausstellung: „New Pott. 100 Lichter/100 Gesichter“.

Partizipatorisch

Rund 100 Besuche, das bedeutet zu-gleich rund 100 Erfahrungen mit ganz ver-schiedenen Menschen, die alle ihre eige-ne Art haben, sich mit ihrem Privaten in der Öffentlichkeit zu zeigen. Zugleich aber waren die unterschiedlich hohen Hemm-schwellen schon Teil der kulturellen Iden-tität und womöglich auch des Grades der Integration in Deutschland. „Es geht uns aber nicht darum, mit unserem Projekt ir-gendein Idealbild für Integration zu zeigen. Es geht stattdessen um die Vielfalt der Le-bensgeschichten, die natürlich wiederum exemplarisch für die unterschiedlichen Ar-ten von Integration stehen“, erklärt Mischa Kuball, der immer wieder den partizipato-rischen Gedanken seines Projektes hervor-hebt: Es lebt von der Teilnahme der porträ-tierten Menschen.

Die Besucher der Ausstellung im Cam-pusmuseum können aber nicht nur die Fo-tos betrachten, sie können zudem am Com-puter in ein digitales Archiv gelangen, wo

mit diesem Stück ihr Studiobühnen-Debüt. Eintritt 5 bzw. ermäßigt 3 Euro.

Eine Woche später (30./31.10., je 19.30 h) folgt die Wiederaufnahme von „Electronic City“. Das Stück von Falk Richter wurde in mehr als 20 Sprachen übersetzt und zählt zu den meistgespielten Texten der Neuen Dramatik. Für die freie studentische Trup-pe Ludentes um Patrizia Schuster ist es nach „Hotel Paraiso“ die zweite Arbeit. Tom und Joy sind auf der Suche nach ihrer Identität, ihrer Heimat, ein wenig Halt in der rasanten Geschäftswelt. Sie versuchen den Anforde-rungen stand zu halten, die die Welt an den flexiblen Menschen stellt: er als Manager, sie als Standby-Kraft. Eintritt 5 bzw. ermä-ßigt 3 Euro. ad

Infos: www.rub.de/mz-theater

Eine Lampe für Einar Bangsund aus Norwegen

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teRMiNe oktoBeR 20101.10., 20 h, kulturcafébochumer blues session mit den

„Haranni Hurricanes“ und open stage. infos: www.akafoe.de/kultur

2.10., 11 h, planetariumsaturday Morning Physics: Die Vorle-

sungsreihe der fakultät für Physik und astronomie widmet sich im Ws 10/11 dem Thema „Energie & Klima“, sie fin-det erstmals im zeiss Planetarium bo-chum statt. Heute heißt das thema: „Wie können wir das Klima retten?“; eintritt frei. infos: www.physik.rub.de/dekanat/veranstaltungen

3.10., 14 h, Malakowturmführung durch die ausstellung der

Medizinhistorischen sammlung. infos: www.rub.de/malakow

3.10., 14.30 h, kunstsammlungenthematische führung durch die an-

tikensammlung: „tragische Mythen auf Unteritalischen Vasen“. infos: www.rub.de/kusa

3.10., 16 h, situation kunst/kubusführung durch situation Kunst. infos:

www.situation-kunst.de10./24.10., 14.30 h, kusa

führung durch die sammlung Moder-ne im campusmuseum. infos: www.kusa-rub-moderne.de

13.10., 20.30 h, kulturcaféjazzsession bochum: zunächst spielt

die band „emmelless”, danach ist sessi-on. infos: www.akafoe.de/kultur

16.10., 20 h, audimaxim audimax gastiert der Polnische

Kammerchor mit „orfeo cantante“. in-fos: www.rub.de/mz-musik

18./25.10., 13.15 h, audimaxlunchtime orgel: 30 Minuten orgel-

musik, immer montags im semester; ein-tritt frei. infos: www.rub.de/mz-musik

21.10., 20.30 h, kulturcafécampusclub mit „accord on bleu“,

eintritt: 3 euro. infos: www.akafoe.de/kultur

28.10., 18 h, Uni-Bibliothek[lit:lounge]: es lesen Prof. anja Hart-

mann und christian berkenkopf, eintritt frei. infos: www.akafoe.de/kultur

31.10., 17 h, Mz-chorprobenraum rezitationsabend: jürgen Hinninghofen rezitiert zum thema: „schule – lebens-länglich“. infos: www.rub.de/mz-musik

LOOK@RUBStart@RUB gibt es jetzt auch für Studi-

eninteressierte: Im Juli ist ein neues Ange-bot, vergleichbar mit Start@RUB für Erst-semester, online gegangen: Look@RUB richtet sich an „Studierende in spe“, die be-reits eine Zulassung zum Studium an der RUB erhalten, sich aber noch nicht einge-schrieben haben. Zugang erhalten sie über einen Link im Zulassungsportal, der sie di-rekt zu Blackboard weiterleitet. Look@RUB bietet einen ersten Blick auf Studium und Campus und soll so die Entscheidung für den Standort erleichtern. Neben formalen Fakten finden die potentiellen Studieren-den auch Tipps zum Campusleben und Hin-weise zu versteckten Infos und Angeboten an der Uni. Sobald die Studierenden sich an der RUB eingeschrieben haben, werden sie automatisch in das Nachfolge-Angebot Start@RUB eingetragen und erhalten de-tailliertere und spezifischere Infos, die ih-nen das erste Semester erleichtern sollen. Jasmin Mittag

Info: Auch Look@RUB ist als Pro-jekt in der Stabstelle eLearning angesie-delt und wird von den RUB-Studierenden Julia Baumann, ehemalige eTutorin, und Theobald Ciochon konzipiert und betreut (Kontakt: [email protected], [email protected].

die Filme zu den Porträtierten aufrufbar sind. Hier erkennt man schnell, wie gut es Kuball gelingt, mit seinem jeweiligen Ge-genüber ins Gespräch zu kommen. Er hat kein festes Interviewkonzept, er stellt meist eine ähnliche Einstiegsfrage und geht dann einfach spontan auf das ein, was ihm erzählt wird. Die einzige Konstante ist das mitge-brachte Licht, das später sowohl auf dem Bild als auch im Film zu sehen ist. Im Film kommen Kuballs Fragen aus dem Off. Man sieht immer nur, ganz ähnlich wie bei den Fotos, den Interviewten auf Stuhl oder Sofa sitzen, daneben die Stehlampe, die als Ge-schenk in der Wohnung bleibt.

Wer vorab einen Eindruck bekommen möchte, findet die Filme schon jetzt im In-ternet. Unter www.2010lab.tv/video/100-lichter-100-gesichter-josef-könig sieht man z.B. das Gespräch mit dem Pressestellenlei-ter Dr. Josef König, der in Brasilien aufge-wachsen ist. ad

Infos: „New Pott. 100 Lichter/100 Ge-sichter“, Ausstellung der RUHR.2010-Reihe „Mapping the Region“ der RUHR KUNST MUSEEN, 28.10.2010-30.4.2011, Kunst-sammlungen der RUB (Sammlung Moder-ne); Di-Fr 11-17 h, Sa/So 11-18 h, Eintritt frei. www.kusa-rub-moderne.de

cHancen Über cHancenmit dem Projektverlauf und äußerten sich positiv über die Schülerbetreuung unter Lei-tung von Katharina Friesen. Rivera-Stiftung und Schulleitung haben die Fortsetzung des Projekts zugesagt: Bereits im Schuljahr 10/11 wurde das Angebot auf neue Unter- und Oberstufenschüler ausgeweitet.

Der IBFS ChancenWerk e.V. ist aus dem IBFS e.V. („Interkultureller Bildungs- und Förderverein für Schüler und Studenten e.V.”) hervorgegangen, der 2004 von RUB-Studierenden gegründet wurde und hier seinen Sitz hat. Er kooperiert eng mit dem Optionalbereich (Gebiet Praktikum); zu-dem begleitet die AG für Schulforschung und Schulpädagogik die Arbeit des Vereins wissenschaftlich. Neue engagierte Studie-rende sind willkommen, Infos, Kontakt: www.ibfs-ev.org; einen filmischen Einblick in die Arbeit von IBFS gibt es auf der RUB-Homepage unter „Typisch RUB” – „RUB.Universitas” – „Verantwortung überneh-men”. ad

Wirklich was gelernt: erfolgreiche Schüler/innen der HBG, rechts vorn IBFS-Gründer Murat Vural

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Mit einer Premiere und einer Wieder-aufnahme startet die Winter-Saison auf der Studiobühne im Musischen Zentrum. Am 23. und 24. Oktober (je 19.30 h) ist „The Island Sketch“ zu sehen, ein komisches Theaterstück frei nach dem australischen Comedy-Duo Lano and Woodley: Zwei Männer überleben einen Flugzeugab-sturz und landen auf einer einsamen In-sel. Ohne Nahrung, Wasser und Beschäfti-gung beginnt der quirlige und urkomische Kampf ums Zusammenleben. Wie klet-tert man eigentlich auf eine Palme? Kann man Seesterne essen? Und welche drei CDs helfen einem wohl am besten, wenn man auf einer einsamen Insel ist? Die beiden Bochumer Studenten Cornelius Coffin und Birk-André Hildebrandt geben

inselsPassWiederaufgenommen ins MZ-Theater-Programm: Electronic City

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Studieninteressierte von übermorgen im Schülerlabor

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01. oktoBeR 20108 RUBeNs

Mehr als zwei Drittel der Patienten, denen der Arzt wegen Venenleiden Kom-pressionsstrümpfe verschreibt, tragen sie nicht regelmäßig. Dabei kann der Strumpf gefährliche Thrombosen und offene Beine vermeiden. Störfaktoren sind für die Patienten Hautprobleme und schlechter Sitz der Strümpfe. Jeder drit-te Strumpf rutscht oder schnürt ein. Das hat eine Studie von RUB-Venenspezia-listen um Prof. Markus Stücker ergeben. „Kompressionsstrümpfe müssen unbe-dingt von geschultem Fachpersonal genau angepasst werden“, fordert der Experte. Hautprobleme wie Trockenheit oder Ju-cken lassen sich durch spezielle Pflege-produkte verhindern.

Patienten mit fortgeschrittenen Ve-nenleiden haben häufig schwere und geschwollene Beine. Kompressionsthe-rapien mit Verbänden und Strümpfen verringern diese Symptome und senken auch das Risiko für lebensgefährliche Folgen des Venenleidens wie Thrombo-sen oder schlecht heilende Unterschen-

Normalerweise bringt die Ruhr-Universität ihre ausländischen Gäste campusnah im Haus der Nationen (Spechtsweg) oder im Internationalen Gästehaus (Auf der Papenburg) unter. 39 kürzlich renovierte und modernisierte Apartments stehen am Spechts-weg bereit; hinzu kommen 15 Apartments im Internationalen Gästehaus. Hier wie dort gibt es Wohneinheiten mit einem, zwei oder drei Räumen. Gastwissenschaftler aus aller Welt können hier zwischen einem Monat und einem Jahr lang wohnen: allein oder mit ihren Familien.

Da die RUB aber immer beliebter bei ausländischen Gastwissenschaftlern (z.B. Humboldt- oder DAAD-Stipendiaten) wird und immer mehr Gäste gern ihre Familien mit nach Bochum bringen, hat der Sonderdienstleistungsbereich Gästehäuser der RUB ab dem 15. September von der Wohnungsgesellschaft VBW zehn weitere, komplett neu möblierte und renovierte Wohnungen ange-mietet; sie liegen ebenfalls in der Nähe des Campus in der Straße Auf dem Backenberg. Die Wohnungen sind 86 Quadratmeter groß (3,5 Räume plus Balkon) und kosten monatlich 894 Euro inkl. aller Nebenkosten. Die Wohnungen sind für Gastwissenschaft-ler-Familien mit Kindern geeignet, sie können aber auch als WG genutzt werden. Genau wie die Apartments am Spechtsweg und Auf der Papenburg können die Wohnungen zwischen einem Monat und einem Jahr lang gemietet werden. ad

Infos und Mietanfragen: Beate Seidemann, International Office, 0234/32-22279, E-Mail: [email protected]; alles zum Thema Wohnen für internationale Gäste unter http://international.rub.de/welcomecentre/information/accommodation.html.de

Schon kurz nach dem Start im Sommer stößt das soziale Netzwerk Rookai der RUB auch außerhalb des Campus auf Interesse. Von Studenten für Studenten konzipiert, bietet Rookai viele Vorteile und den beiden „Erfindern“ die Möglichkeit, ein eigenes Unternehmen zu gründen.

Es verbindet das Beste aus StudiVZ, Youtube und Facebook, Wer kennt wen, ICQ und Blackboard: Rookai, das noch junge Netzwerk der Ruhr-Universität. Im Juli 2010 gestartet, nutzen inzwischen mehr als 250 Studierende und Mitarbei-ter der RUB die Gemeinschaftsplattform im Netz. Etwa 1.000 sollen es bis Ende des Jahres werden, langfristig peilen die Entwickler rund 15 Prozent aller Unian-gehörigen als Nutzer an.

Kai Piontek (22) und Benjamin Meis (23) – beide studieren Angewandte Infor-matik im sechsten Semester – begannen unmittelbar nach Start ihres Studiums, Rookai zu entwickeln. „Aus eigenem Be-darf“, erklärt Piontek. „Wir mussten fest-stellen, dass es das, was wir für die Zusam-menarbeit im Studium brauchen, einfach nicht gibt. „Die Mitschrift der letzten Vor-lesung musste man sich per E-Mail schi-cken, zur Mensa verabredeten sich beide über ICQ oder andere Chatprogramme, ein lustiges Video für den Kumpel gab es bei Facebook zu sehen – und so wei-ter. Ständiger Programm- und Anwen-dungswechsel.

Das sollte sich ändern, und so schau-ten sich die beiden Studenten erst einmal gründlich um, ob sie in den Weiten des In-ternets und bei Unternehmen oder Behör-den etwas Vergleichbares fanden, um das Rad nicht neu zu erfinden. Fehlanzeige. Rookai ist tatsächlich „neu“ und verknüpft alle Vorteile des sog. Web 2.0 in einem System. „Es ist ein geschlossenes soziales Netzwerk, auf die Ruhr-Uni beschränkt“, erklärt Benjamin Meis. Das hat Vorteile, zum Beispiel wird Missbrauch durch Au-ßenstehende erschwert. Sicherheit ist bei Rookai ein wichtiges Thema, so wurde das System nach Abschluss der Entwicklung auch durch IT-Sicherheitsexperten auf mögliche Schwachstellen getestet.

die Rookai objekte

Die Nutzer können, ähnlich wie bei „Wer kennt wen“, Kommilitonen suchen, das System macht aber anhand von Stu-diengängen auch Freundschaftsvorschlä-ge. Das Besondere an Rookai sind jedoch die „Rookai Objekte“: Lassen sich bei MySpace oder Facebook allenfalls Bilder oder Videos hochladen und Freunden zu-gänglich machen, so können zwei oder

mehrere Nutzer über gemeinsame Roo-kai Objekte alles Mögliche tauschen und zusammen bearbeiten. Hier lassen sich Vorlesungsskripte abgelegen, hier kann man das nächste Referat vorbereiten oder eine Hausarbeit schreiben. Zugriff haben nur die Nutzer, denen man selbst die je-weiligen Objekte freigibt. Eine Chatfunk-tion rundet das Programm ab.

Macht Rookai damit auch „Blackboard“ Konkurrenz, dem virtuellen schwarzen Brett der RUB als E-Learning-Plattform? „Nein“, sagt Kai Piontek“, „aber es soll Blackboard ergänzen. Blackboard funkti-oniert nach dem Top-Down-Prinzip: Hier stellen Dozenten Lehrmaterialien für Stu-denten bereit. Rookai hingegen erleichtert die Zusammenarbeit der Studierenden – und es enthält Funktionen wie den Daten-austausch, Chat oder Mensaplan, die auch für Wissenschaftler und andere Mitarbei-ter der Uni interessant sind.“ So nutzt das Alumni-Büro der RUB Rookai, um das Alumni-Netzwerk unter heutigen Studie-renden bekannt zu machen.

transfer geplant

Über das Stadium des Selbstzwecks und Eigenbedarfs für zwei RUB-Stu-denten wuchs Rookai indes schnell hi-naus. Schon 2008 nahmen Piontek und Meis mit ihrer Idee am Businessplan-wettbewerb der Bochumer Hochschulen teil und belegten (nach eigener Auskunft) „überraschend Platz drei“. Die Transferge-sellschaft rubitec fördert seitdem die Wei-terentwicklung des Systems und die bei-den Studenten auf dem Weg zum eigenen Unternehmen. „Die Unternehmensgrün-dung ist für das erste oder zweite Quartal 2011 geplant“, sagt rubitec-Geschäftsfüh-rer Dr. Karl Grosse. Und kaum gestartet, haben im vergangenen Sommer bereits zwei Fachhochschulen aus NRW sowie eine große, bundesweite Forschungsein-richtung ihr Interesse an Rookai bekun-det und testen das System. Überhaupt sei die Resonanz bisher „sehr positiv“, beto-nen Piontek und Meis. Sie werden in Zu-kunft das System für Kunden individuell konfigurieren, vor Ort installieren und bieten dann Schulungen, Support und Wartung an – nicht nur für Hochschu-len, denn Rookai eignet sich genauso gut für Unternehmen, Ämter oder andere Institutionen. Auch wenn die Unterneh-mensgründung glückt, werden die bei-den Erfinder nach dem gerade erfolgten Bachelor-Abschluss weiter studieren und ihren Master in Angewandter Informatik machen – und dabei weiter fleißig Roo-kai nutzen. jw

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„Große Resonanz“, die Rookai-Macher Benjamin Meis und Kai Piontek

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raus kam, dass nur 29% der Patienten die Kompressionsversorgung als angenehm empfanden. 59% beklagen eine Trocken-heit der Haut, 33% Juckreiz an den Bei-nen. Bei 29% der Patienten sitzt der Kom-pressionsstrumpf nicht richtig, sondern rutscht oder bildet Schnürfurchen.

„Das muss nicht so sein“, betont Prof. Stücker. „Der perfekte Sitz lässt sich er-reichen, wenn der Strumpf optimal an-gepasst ist. Insbesondere Kompressions-strümpfe sollten deswegen unbedingt durch speziell ausgebildete und regelmä-ßig trainierte Fachkräfte angemessen wer-den.“ Hautkomplikationen kann man vor-beugen. Spezielle Gel-Präparate, die vor dem Anziehen der Strümpfe aufgetragen werden, minimieren die mechanische Be-lastung der Haut durch einen Kompres-sionsstrumpf. Abends können Patienten rehydrierende Lotionen oder Salben auf-tragen und so die Regeneration der Haut über Nacht fördern. Dass die Strümpfe ihren Dienst tun, bescheinigen ihnen die meisten Patienten ohnehin. md

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kelgeschwüre (offenes Bein). Allerdings wenden etwa 67% der Männer und 69% der Frauen die empfohlen Kompressions-therapie nicht regelmäßig an. Warum, wollten die Mediziner am RUB-Venen-zentrum wissen und starteten daher ei-ne Befragung betroffener Patienten. He-

KÜnstler GesUcHtDer erste Schritt auf dem Weg zum Künstlerdasein könnte

die Anmeldung zu einem Kurs vom Akafö-Kulturbüro boSKop sein. Wer sich vom 13. bis 22. Oktober, je 10-16 h im Mensa-Foyer für Improvisationstheater, Zaubern, Jazztanz oder japa-nisches Trommeln entscheidet und anmeldet, bekommt ein halbes Jahr lang bei Profis Unterricht. Neben Kunst darf es aber auch Sport (z.B. japanischer Schwertkampf oder brasilia-nischer Kampftanz) oder Kulinarisches (Wein, Cocktails) sein. ad Infos: www.akafoe.de/boskop

GottesDienstAm 12. Oktober (Dienstag, 18 h) startet die Reihe der Evan-

gelischen Universitätsgottesdienste in der Apostelkirche (Uni-Center). Wie üblich steht zunächst der Semesteranfangsgottes-dienst (gedacht insbesondere für Studienanfänger/innen) auf dem Programm, diesmal mit Taufe. Den Gottesdienst (Motto: „Kampf gegen die Gier“) gestalten Stadtkantor Arno Hartmann (Orgel) und Prof. Dr. Traugott Jähnichen; Predigttext ist 1. Thes-salonicher 4, 1-8. Gleich nach dem Gottesdienst gibt es noch ei-nen Stehempfang. ad

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schreck, lass nach! Wer zurzeit durchs foyer der Verwaltung läuft, braucht nerven wie stahlseile. Mindestens. Denn über den ehemaligen schaltern des studierendensekretariats lauert der blanke Horror... Doch das nur auf den ersten blick, denn wer sich die vier skurrilen Masken näher anschaut, stellt fest, dass sie eher lustig als gefährlich ausschauen. Kein Wunder, denn die Masken stammen aus Kinderhand. sie wurden in liebevoller Kleinarbeit im rahmen der ProKids-sommerferien ak-tion Ende Juli angefertigt: aus Maschendraht (Hasendraht), Malerfilz, Schaumstoff und Pappmaché. Während der Ferienbe-treuung gab es einen dreitägigen Maskenbauworkshop. 20 Kinder von rUb-Mitgliedern im alter von 6-12 jahren nahmen da-ran teil. sie werkelten nahezu selbstständig, jedoch unter kundiger anleitung des Maskenbildners christian bernecker vom schauspielhaus bochum. Die farbenfrohen resultate werden bis auf Weiteres im foyer der Verwaltung ausgestellt. ad

Infos zu ProKids und zur Ferienbetreuung: www.rub.de/familiengerecht/kinder-prokids.html