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1·2000Januar / Februar
1 Y 12751 F
Arbeitssicherheit undGesundheitsschutz rund um Druck und Papierverarbeitung
tag für tag
Rückenschmerzen aus dem Kopf
tag für tag 1·2000
Mitteilungsblatt der Berufsgenossenschaft
Druck und Papierverarbeitung
für Prävention, Rehabilitation und
Entschädigung bei Arbeitsunfällen
und Berufskrankheiten
Empfundene gesundheit-liche Probleme von Arbeit-nehmern in der EU: Rückenschmerzen liegen an der Spitze
sen und -mittel ist eine Entwicklung von körperlichen, psy-
chomentalen und psychosozialen Belastungen sowie eine
Zunahme chronischer Krankheiten in Europa festzustellen.
Der Gesundheitsbegriff als Abwesenheit von Krankheit
wurde um das Ziel einer Gesundheits- und Persönlichkeits-
förderung sowie eines umfassenden körperlichen, psychi-
schen und sozialen Wohlbefindens ergänzt (WHO 1991).
In zukünftigen Arbeitsformen kommt dem Produktions-
faktor Gesundheit erfahrungsgemäß eine hohe Bedeutung
zu. Körperliches, psychisches und soziales Wohlbefinden
Der Mensch im MittelpunktDer Arbeitswissenschaftler Prof. Hans-Jörg Bullinger
vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswissenschaft hielt die
Eröffnungsrede anlässlich der Fachmesse und des Kongres-
ses »Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit« Ende letz-
ten Jahres. Einige seiner Gedanken möchten wir an den
Anfang dieser Ausgabe unserer Zeitschrift stellen:
»In den vergangenen Jahren unterlagen sowohl das Ge-
fährdungs- und Belastungsspektrum der Beschäftigten als
auch das Verständnis von Gesundheit und Wohlbefinden
einem Wandel. Infolge veränderter Arbeitsaufgaben, -wei-
BG berichtet
4 Aktuelles
6 Beratung und Unterstützung der
Mitgliedsbetriebe – Die wichtigste
Aufgabe der Mitarbeiter der
Berufsgenossenschaft Druck und
Papierverarbeitung
8 Unfälle
10 Aus- und Weiterbildung:
Arbeitssicherheit als Garant
für den Erfolg
11 Prüf- und Zertifizierungsstelle
Druck und Papierverarbeitung
Ergonomie umgesetzt
12 »Fahr und spar mit Sicherheit«
2 Inhalt
3 Impressum
RückenschmerzenStress
Allgemeine ErschöpfungMuskelschmerzen
KopfschmerzenReizbarkeit
AugenproblemeSchlafstörungen
AngstzuständeHautprobleme
MagenschmerzenAllergien
Persönliche ProblemeOhrenprobleme
AtembeschwerdenHerzkrankheiten
Anteil der Befragten in Prozent
Prof. Hans-Jörg Bullinger
30 Wohin geht der Weg im
Verpackungstief- und Flexodruck?
Wasserfarben
oder UV-Technologie?
Der Bezugspreis für das
Mitteilungsblatt ist durch den
Mitgliedsbeitrag abgegolten.
Nachdruck nach Vereinbarung
mit der Berufsgenossenschaft
und mit Quellenangabe erlaubt.
Erscheinungsweise
zweimonatlich
Verlag
Berufsgenossenschaft Druck
und Papierverarbeitung
65173 Wiesbaden
Telefon Sammelnummer
06 11-131.0
Telefax
06 11-131.100
Internet
http://www.bgdp.de
Verantwortlich für den Inhalt
Michael Boettcher
Direktor der
Berufsgenossenschaft
Schriftleitung Arbeitssicherheit
Albrecht H. Glöckle
Leiter des Technischen
Aufsichtsdienstes
Redaktion
Peter Trefz
Gestaltung
Heine/Lenz/Zizka,
Frankfurt am Main
Lithografie
City Repro, Mainz
Druck
brühl druck + pressehaus,
Giessen
werden zu unabdingbaren Voraussetzungen für ein gefor-
dertes geistiges und körperliches Leistungsvermögen der
Beschäftigten, ohne die sich die arbeitsweltlichen Heraus-
forderungen der Innovation nicht erfolgreich bewältigen
lassen. Letztlich ist der Mensch mit seinen geistigen, hand-
werklichen und sozialen Fähigkeiten und Fertigkeiten
Initiator und treibende Kraft eines jeden Arbeitssystems.«
Impressum
28 Engstellen auf Autobahnen
Emotionen bestimmen unser
Verhalten
14 Virtueller Gesundheitsschutz?
16 Rückenschmerzen aus dem Kopf
18 Richtige Belastung stärkt
die Wirbelsäule
20 Rückenschmerzen durch
Fehlbelastung
22 Augenuntersuchungen für
Mitarbeiter an
Bildschirmarbeitsplätzen
23 Sehabstand und Blickneigung
Ergonomische Erkenntnisse beachten
24 Telearbeit
26 Prothetik für den Menschen
Betriebe
2830
Genannte Beschwerden pro 100 befragte Arbeitnehmer in der EU
10 200
2017
1711
977
66
5444
2
Gesundheit Sicherheit
4 BG berichtet tag für tag 1·2000
Ein Mitgliedsunternehmen unserer Berufs-
genossenschaft stellt u. a. aus Zellstoffrol-
len Dekorationserzeugnisse her. Die Rollen
werden mit Hilfe einer Rollenschneidema-
schine in unterschiedliche Breiten geschnit-
ten. Eine Andruckwalze, die die Bahnführ-
ung beim Schneiden unterstützt, drückte
nicht wie vorgesehen über die ganze Breite,
sondern nur einseitig auf eine andere Wal-
ze. Es entstand dadurch ein keilförmiger
Spalt zwischen den beiden Walzen. Damit
sich die beiden Walzen wieder über die
ganze Länge berühren, drückte der Maschi-
nenführer bei laufender Maschine mit der
Hand auf einen Hebelarm, über den die
Andruckwalze gelagert ist. Dabei rutschte
er ab und kam in den Einzugsbereich
von Zahnrädern, die ca. 25 cm vom Hebel-
arm entfernt angeordnet sind. Schwere
Finger- und Handquetschungen waren
die Folge.
Die Rollenschneidemaschine wurde im
Jahre 1962 hergestellt. Die Zahnräder
befanden sich nicht im Arbeitsbereich
des Maschinenführers. Durch eine später
angebrachte Verdeckung waren sie von
oben gesichert. Von der Seite war jedoch
der Zugriff weiterhin möglich.
Mit Hilfe einer systematischen Gefährdungs-
ermittlung wäre es möglich gewesen, die
beiden Ursachen, die zu dem Unfall führten,
bereits zuvor zu erkennen: Die defekte Lage-
rung der Andruckwalze und der nicht aus-
reichende Schutz über den Zahnrädern.
Gefährdungsbeurteilungen sind keine sinn-
lose Bürokratie, sondern ein wirkungsvolles
Mittel zur Verhütung von Arbeitsunfällen.
Die Berufsgenossenschaft liefert Unterlagen
hierzu für verschiedene Arbeitsbereiche.
Eine Übersichtsbroschüre informiert über
die vorhandenen Unterlagen: Best.-Nr. 229,
Bestellfax: 0611-131.222. – Gh –
Gefährdungsbeurteilung: Keine sinnlose Bürokratie
Aktuelles
Unter dieser neuen Internetadresse verbirgt
sich ein umfangreiches Informations- und
Serviceangebot der Berufsgenossenschaften.
Hier findet man Übersichten und Bestell-
möglichkeiten für Broschüren und Video-
filme, Veranstaltungsangebote, Datenbanken
usw. Ziel ist es, ein umfassendes Netzwerk
zum Arbeits- und Gesundheitsschutz aufzu-
bauen: www.bg-praevention.de. Informatio-
nen zum Arbeitsschutz in unseren Branchen
finden Sie unter www.bgdp.de
Wer sich darüber informieren will, wie
und durch wen der Arbeitsschutz heute im
Internet vertreten ist, dem liefert ein Buch,
»Arbeitsschutz im Internet« mit mehr als
500 nützlichen Internetadressen, übersicht-
lich geordnet, kommentiert und bewertet,
einen Überblick. Das Buch mit CD-ROM
kostet 39,80 DM und ist erschienen bei
Universum Verlagsanstalt, Wiesbaden,
Telefon 0611-9030.254.
www.bg-praevention.de
Künstliche Mineralfasern sind in den letzten Jahren wegen ihrer gesund-
heitsgefährdenden Wirkung in die Diskussion geraten. Damit ist es jetzt zu
Ende. Produkte, die mit dem RAL-Gütezeichen gekennzeichnet sind, sind
gesundheitlich unbedenklich. Der Durchmesser dieser Fasern liegt über
der kritischen Grenze von 3 µ, das heißt, diese Fasern gelangen nicht mehr
in die tiefsten Teile der Lungen. Atmet man dennoch Faserstaub ein, dann
werden sie aus den Bronchien wieder ausgeschieden. Dennoch sind einige
Schutzmaßnahmen zu empfehlen:
Staubmaske P2 tragen, um unnötiges Einatmen des Staubs zu vermeiden
(Bezug: Fachhandel, Baumarkt). Mit Hilfe des Nasenbügels wird die Maske
den Gesichtszügen angepasst und sitzt dicht.
Gegen mechanische Reizung der Hände sollte man Schutzhandschuhe,
z.B. aus Leder tragen.
Die Arbeitskleidung sollte dicht schließend sein, damit der hautreizende
Faserstaub nicht eindringen kann. Empfehlenswert erscheint ein Einwegschutz-
anzug, eventuell mit Kapuze aus Polyethylengewebe (Markenbezeichnung:
Tyrek, Bezug über den Handel, Kosten ca. 10 DM).
Mineralwolle mit RAL-Gütezeichen
tag für tag 1·2000 BG berichtet 5
Tempo 30 senkt die Unfallzahlen und mindert das Verlet-
zungsrisiko deutlich. Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat
appelliert an die Autofahrer, sich an diese Geschwindig-
keitsbegrenzungen in Tempo-30-Zonen zu halten. Im Zeit-
raum der vergangenen vier Jahre sind die Unfälle mit Per-
sonenschaden in verkehrsberuhigten Zonen um ca. 25%
zurückgegangen. Das liegt vor allem an den deutlich kür-
zeren Anhaltewegen. Während ein Auto bei Tempo 30
schon nach 12 m zum Stehen kommt, beträgt der Anhalte-
weg bei Tempo 50 mit 25 m mehr als das Doppelte.
Unfälle gehen in Tempo-30-Zonen deutlich zurück
Fachmesse »Arbeit und Gesundheit«
»Der Aufbau für eine Fotoaufnahme musste
mit einer Leiter durchgeführt werden.
Beim Heruntersteigen verlor ich den Halt,
rutschte aus und fiel mit der Leiter um.«
Soweit der Text der Unfallanzeige. Der
Leidtragende: Ein Fotodesigner. Die Folge:
Trümmerbruch der rechten Hand.
Ungeeignete oder schadhafte Leitern
sind auch heute noch eine wesentliche
Unfallursache. Knochenbrüche sind nicht
selten die Unfallfolge. Man wird nicht jeden
Unfall, der sich im Zusammenhang mit
einer Leiter ereignet, verhindern können.
Aber Unfälle, die auf ungeeignete Leitern
oder »Uraltexemplare« zurückgehen, müs-
sen nicht sein. Die Hersteller bieten ein
Leitern-Programm an, das keine Wünsche
oder Anforderungen mehr offen lässt.
Zur Auswahl kann man sich den Katalog
der Hersteller schicken lassen oder das
Angebot im Internet ansehen. Hier die
Adressen einiger Lieferanten:
Haka-Leitern,
Dieselstraße 12, 65520 Bad Camberg,
Telefon 06434-250, www.haka.com
Hailo-Werk,
Daimlerstraße 8, 35708 Haiger,
Telefon 02773-820, www.hailo.de
Zarges Leichtbau GmbH,
Zargesstraße 7, 82362 Weilheim,
Telefon 0881-6870, www.zarges.de
Auf stabile Leitern achten
Ende letzten Jahres fand in Düsseldorf die
Fachmesse »Arbeit und Gesundheit« statt.
Mittlerweile stellen alle namhaften Unter-
nehmen der EU hier ihre Produkte aus.
Das Angebot übertraf das der letzten Messe
vor zwei Jahren, vor allem im Bereich der
persönlichen Schutzausrüstungen wie
Schutzbrillen, Schutzhandschuhe usw. Der
Tragekomfort der Produkte lässt mittler-
weile kaum noch zu wünschen übrig. Sicher-
heitsschuhe mit ausgefeilten Dämpfungsei-
genschaften, extrem leichter Gehörschutz,
Schutzbrillen mit den Trageeigenschaften
von Sportbrillen usw. Die Berufsgenossen-
schaft hilft gern, wenn eine ganz bestimmte
persönliche Schutzausrüstung mit ganz
bestimmten Eigenschaften gesucht wird.
Ebenso groß ist das Angebot an Berufs-kleidung, das auf der gleichen Messe aus-
gestellt war. In mehreren Messehallen wur-
de Kleidung für jeden Beruf in Hülle und
Fülle vorgestellt. Hinsichtlich der Trage-
eigenschaften wird die gesamte Palette der
modernen Fasertechnologie ausgenutzt und
auch das Aussehen kann sich im wahrsten
Sinne des Wortes sehen lassen. Berufsklei-
dung und dazugehörige Dienstleistungen
liefert der Fachhandel.
die im direkten Gespräch vor Ort zu klären
sind, ist der zuständige Technische Auf-
sichtsbeamte der richtige Ansprechpartner.
Er ist an den Bürotagen direkt, an anderen
Tagen über einen Anrufbeantworter tele-
fonisch erreichbar.
Falls der zuständige Technische Auf-
sichtsbeamte unterwegs ist, kann man sich
mit dringenden Fragen auch direkt an die
Berufsgenossenschaft in Wiesbaden wen-
den. Folgende Ansprechpartner stehen zur
Verfügung:
Allgemeine technische FragenHerr Eul 0611-131·108
Herr Roggan 0611-131·216
Herr Zabel/Herr Richter 0611-131·147
»TAB vom Dienst«: Weiterschaltung an
einen Technischen Aufsichtsbeamten,
der am betreffenden Tag in seinem Büro
erreichbar ist: 0611-131·299
Aus- und WeiterbildungSekretariat 0611-131·213
Arbeitsstoffe, chemische ProdukteSekretariat 0611-131·298
Sicherheitstechnik Sekretariat 0611-131·219
Informationsmaterial, Öffentlichkeitsarbeit0611-131·221
Beim Schriftwechsel mit der Berufsgenos-
senschaft wird im Allgemeinen eine Durch-
wahl angegeben, über die der Verfasser
des Schreibens direkt erreichbar ist.
– NI –
6 BG berichtet tag für tag 1·2000
Beratung und Unterstützung der Mitgliedsbetriebe –Die wichtigste Aufgabe der Mitarbeiter der Berufsgenossenschaft Druck und Papierverarbeitung
Die Schwerpunkte des Arbeits- und Gesund-
heitsschutzes haben sich in den letzten
Jahrzehnten verlagert. Während früher die
Sicherung von Gefahrstellen an Maschinen,
z.B. von Zahnradeinläufen, im Vordergrund
stand, spielen heute der Schutz vor Gefah-
ren durch chemische Stoffe, die ergonomi-
sche Arbeitsplatzgestaltung, die Steuer-
ungstechnik von Maschinen und vieles an-
dere eine ebenso wichtige Rolle. Bei allen
Investitionen, sei es die Anschaffung von
Maschinen, die Einführung neuer Arbeits-
verfahren oder der Neu- und Umbau von
Produktionsgebäuden wird der Arbeits- und
Gesundheitsschutz berührt: hinsichtlich
der Klimatechnik, der Lärmminderung, des
Materialflusses usw. Bei Detailfragen sind
verständlicherweise die betrieblichen Fach-
leute schnell überfordert. Hier beginnt die
Aufgabe der Mitarbeiter der Berufsgenos-
senschaft. Während in früheren Jahren die
Kontrolle im Vordergrund stand,
liegt heute der Aufgabenschwer-
punkt in der Beratung und Un-
terstützung der Mitgliedsbetriebe
in allen Fragen des Arbeits- und
Gesundheitsschutzes.
In sehr vielen, insbesondere den
größeren Mitgliedsbetrieben
sind Anschrift und
Telefonnummer des
zuständigen Tech-
nischen Aufsichts-
beamten bekannt;
sie wohnen in ihrem
regionalen Arbeits-
schwerpunkt. Wer für
welchen Bereich (nach
Postleitzahlen) zustän-
dig ist, kann aus der Ta-
belle entnommen wer-
den. Für alle Fragen,
Udo Herrmann, technischer Aufsichtsbeamter der Berufs-genossenschaft, zuständig für Nürnberg und Umgebung(links) und Robert Urban, Fachkraft für Arbeitssicherheit bei dem Verlag Nürnberger Presse (rechts).
tag für tag 1·2000 BG berichtet 7
Im Mittelpunkt der Aufgaben des Technischen Aufsichtsdienstes steht die individuelle Beratung vor Ort. Allgemeines Wissen zum Arbeits-schutz wird in vielen Seminaren und Lehrgängen vermittelt; eine aktuelleZusammenstellung findet sich in jeder Ausgabe dieser Zeitschrift.
Name Dienstsitz Telefon PLZ-Bereich
Martina Bienert Heimgarten 9, 01259 Dresden 0351-2030289 01, 02, 04, 09
Ralf Bezdek Amselweg 23, 14542 Werder 03327-43598 03, 06730-06999, 120-123, 14, 150-152, 154-159, 165-169
Helmut Zeppin Birkenstr. 20, 06502 Thale 03947-91751 06000-06729, 37, 38, 39, 997
Dr. Ullrich Groh Neustrelitzer Str. 27, 99091 Erfurt 0361-7911092 07, 08, 96, 98, 990-996, 9985-999
Hans-Peter Klaus Am Tierpark 64, 10319 Berlin 030-5129237 10, 124-126, 13, 153, 160-164
Andreas Dietrich Bandower Chaussee 10, 18258 Letschow 03844-811317 17, 18, 19, 23, 24
Helmut Franke Schulsteig 4, 25373 Ellerhoop 04120-1062 20, 210-2122, 2145-215, 22, 25
Detlef Langer Weißmoorweg 20, 26188 Friedrichsfehn 04486-8663 2123-2128, 2130-2144, 216, 217, 26, 27, 28, 296, 49
Jörg Walter Weserberglandstr. 26, 31737 Rinteln 05751-957422 290-295, 30, 31, 320-326
Ralph-Ulrich Tschee Riegenstücke 7, 34292 Ahnatal 05609-804252 327-328, 330-331, 335-338, 34, 350-352, 36, 974-977, 99800-99849
Ingo-Olaf Schumacher Dulohstr. 25, 58675 Hemer 02372-3008 332-334, 44, 455, 570-574, 58, 59
Hermann Zabel Rheinstr. 6-8, 65185 Wiesbaden 0611-131·147 353-359, 55, 56, 650-656, 66-66299, 6636-66649, 6684-66999
Arnold Büssing Im Spring 10, 42555 Velbert 02052-961789 40, 42
Ulrich Gebauer Peter-Lauten-Str. 108, 47803 Krefeld 02151-978251 41, 47, 52
Udo Capito Lerchenhain 67, 48301 Nottuln 02502-25815 450-454, 456-459, 46, 48
Hans-Arnold Büscher Cranachstr. 43, 50389 Wesseling 02236-46019 50, 51, 53, 575-576
Gerd Richter Rheinstr. 6-8, 65185 Wiesbaden 0611-131·135 54, 663-66359, 6665-66839
Peter Trefz Ingelheimer Str. 39, 60529 Frankfurt 069-354265 60, 61
Klaus-Dieter Becker Rheinstr. 6-8, 65185 Wiesbaden 0611-131·205 630, 631
Dr. Dieter Prinz Rheinstr. 6-8, 65185 Wiesbaden 0611-131·273 632-633, 645
Dr. Michael Ebert Rheinstr. 6-8, 65185 Wiesbaden 0611-131·145 634-636
Hermann Schwind Rheinstr. 6-8, 65185 Wiesbaden 0611-131·220 637-639
Gerhard Dörner Rheinstr. 6-8, 65185 Wiesbaden 0611-131·103 642-644
Ulf Steinmaier Rheinstr. 6-8, 65185 Wiesbaden 0611-131·291 646-648, 686
Dr. Ralf Renninghoff Rheinstr. 6-8, 65185 Wiesbaden 0611-131·217 657-659
Andreas Vogl Rheinstr. 6-8, 65185 Wiesbaden 0611-131·190 670-67259
Jürgen Eul Rheinstr. 6-8, 65185 Wiesbaden 0611-131·108 67260-679
Ulrich Werner Badener Ring 27, 97941 Tauberbischofsheim 09341-898436 69, 734, 74, 750-752, 754, 970-973, 978, 979
Dr. Bernhard Küter Rheinstr. 6-8, 65185 Wiesbaden 0611-131·212 680-685
Holger Pelz Rheinstr. 6-8, 65185 Wiesbaden 0611-131·148 687-688, 766-768
Detlev Köhler Staigstr. 31 73630 Remshalden-Grunbach 07151-977590 70, 713-717, 730-733, 735-737
Peter Nickl Tretenhofstr. 41 d, 77960 Seelbach 07823-96823 710-712, 720-722, 753, 764, 765, 77, 780, 781, 787, 79
Dr. Christian Hiller Georg-Schinbain-Str. 223, 88400 Biberach 07351-168322 723-728, 782-786, 87500-87569, 87680-87789, 88, 89
Diethelm Roggan Rheinstr. 6-8, 65185 Wiesbaden 0611-131·216 760-763
Manfred Becker Hammerschmiede 28, 85567 Grafing 08092-84376 800-805, 807-809, 816-819, 83, 844, 845, 8531-859
Werner Lettenmeyer Am Hang 4, 86573 Obergriesbach 08251-827147 806, 810-815, 82, 8520-8525, 86, 87400-87499, 87570-87679
Dr. Hans-Joachim Schultz Uhlandstr. 16 a, 84069 Schierling 09451-941108 840-843, 930-93109, 94
Dr. Thomas Hensel Am Mühlfeld 2 b, 91189 Regelsbach 09122-836993 850, 851, 8526-85309, 911-91189, 914-918, 923, 933
Udo Herrmann Kunigundenstr. 41 a, 91207 Lauf 09123-981320 90, 910, 9119-91369, 922, 924-927, 9312-93199, 934, 95
Die Technischen Aufsichtsbeamten der Berufsgenossenschaft verfügen
alle über ein technisch/naturwissenschaftliches Studium als Dipl.-Ingenieure, Dipl.-Chemiker oder Dipl.-Physiker.
8 BG berichtet tag für tag 1·2000
Unfälle
An einer älteren Endlos-
Formulardruckmaschine
war über der Perforierein-
richtung die Schutzeinrich-
tung bereits seit längerer
Zeit abmontiert, um kleine-
re Hantierungen vornehmen
zu können. Für diese Han-
tierungen wurde auch ein
Podest an die Maschine ge-
stellt, aber nicht auf dem
Boden fest verankert. Am
Unfalltag trafen dann die
verschiedenen Fehler auf-
einander. Ein gelegentlich
aushelfender Mitarbeiter
wollte die an und für sich
gefahrlosen Hantierungen
nicht bei Maschinenstill-
stand, sondern im Fortlauf
vornehmen. Das Podest
rutschte weg, der Mitarbei-
ter erschrak und geriet
durch eine Reflexbewegung
mit der linken Hand zwi-
schen zwei nicht abgedeckte
Walzen und zog sich eine
schwere Quetschung zu.
Nicht hinreichende Erfah-
rung des Mitarbeiters, Be-
heben der Störung im Fort-
lauf, die fehlende Schutz-
abdeckung und das nicht
befestigte Podest sind die
Einzelursachen, die durch
ihr Zusammentreffen zu
dem Unfall führten.
– Hl –
Wenn alles zusammenkommt
Es mag menschlich erscheinen, wenn bei einer
kurzzeitigen Unterbrechung von Wartungsarbeiten
abmontierte Schutzeinrichtungen aus Bequemlich-
keit nicht wieder anmontiert werden. Gefährlich
wird es aber für alle Mitarbeiter, wenn zwischen-
zeitlich die Anlage wieder in Gang gesetzt wird.
Zu einem Unfall kam es deshalb in einem Well-
pappe produzierenden Betrieb, bei dem ein Mitar-
beiter eine offene Fraktur und so schwere Quet-
schungen an der linken Hand erlitt, dass sie später
teilamputiert werden musste: Beim Bedienen der
Anlage geriet er in den Gefahrenbereich eines zu
diesem Zeitpunkt ungeschützten Riementriebes.
Die Hand wurde sofort zwischen Zahnriemen und
Zahnriemenscheibe eingezogen.
Maschinen dürfen auch nach Unterbrechung von
Wartungsarbeiten nur betrieben werden, wenn alle
vorgesehenen Schutzeinrichtungen angebracht und
funktionsfähig sind.
– Vg –
Unfall nach Wartungsarbeiten an einem Querschneider
Zur Herstellung von Büroorganisationsmit-
teln sind auch Schweißarbeiten nötig. Beim
Punktschweißen ereignete sich folgender
Unfall: Ein Mitarbeiter löste die Schließ-
bewegung des Werkzeugs versehentlich
aus, als sich seine Hand noch zwischen
den Elektroden befand. Es kam zum Bruch
eines Fingers.
Der Fußschalter, der die Schließbe-
wegung des Werkzeugs auslöst, war vor-
schriftsmäßig mit einer tunnelförmigen
Verdeckung gegen versehentliches Betä-
tigen geschützt. Der Bereich um die
Schweißeinrichtung aber, in dem Hantie-
rungen vorgenommen werden, war nicht
durch eine Verdeckung, durch Lichtschran-
ken oder eine Zweihandschaltung gegen
Eingreifen während des Produktionsvorgan-
ges gesichert. Eine Sicherung wäre auch
durch geringen Elektrodenhub oder Maß-
nahmen, die das ungefährliche Halten der
Produktionsstücke gewährleisten, möglich.
– Gh –
Fingerbruch
tag für tag 1·2000 BG berichtet 9
Der Gesichtsschutz ist eine in unserer Branche sel-
ten verwendete Schutzausrüstung. Ab und zu ist er
jedoch erforderlich. An einer Blasformmaschine, in
der Polyethylen verarbeitet wird, kam es während
einer Störung, durch die das Material teilweise auf
über 400°C erhitzt wurde, zu einem schweren Un-
fall. Als die Maschine angefahren wurde, wurde das
heiße Material aus der Ringspaltdüse heraus ge-
schleudert und traf einen Mitarbeiter im Gesicht.
Dieser Unfall beruht auf einer Kette von Fehlern,
die in der Kürze hier nicht erörtert werden können.
Eines sollte jedoch beachtet werden: Wird mit
heißem Material umgegangen, ist bei bestimmten
Arbeiten Gesichtsschutz angebracht. – Te –
Gesichtsschutz erforderlich
Wartungs- und Rüstarbeiten an
Maschinen müssen immer mit Vor-
sicht ausgeführt werden. Besondere
Vorsicht ist dann geboten, wenn
etwas klemmt oder schwergängig
ist. Ein Mitarbeiter wollte den
Werkzeugrahmen einer Stanze her-
ausziehen. Wegen der Schwergän-
gigkeit stützte er sich ab. Der in
Schwung gekommene Werkzeug-
rahmen traf einen Finger der Hand,
mit der sich der Mitarbeiter ab-
stützte. Das vorderste Fingerglied
wurde abgetrennt. – Nl –
Nicht mit »Kraft«
Ein Abteilungsleiter wollte der Störungsursache an einer
Bogenstanze nachgehen. Um den Stanzvorgang besser beob-
achten zu können, überbrückte er den Sicherheitsschalter
der Schutztür und ließ die Maschine laufen.
Die eingebaute Lichtschranke zur Bogenkontrolle stoppte
beim Eingreifen den Stanzvorgang. Der Abteilungsleiter griff
unter das Stanzwerkzeug und zog an dem Stanzgut. Dabei
wurde die Lichtschranke aber wieder frei und der Stanzvor-
gang wurde automatisch zu Ende geführt. Die rechte Hand
wurde erfasst und es kam zu einer schweren Handverletzung:
der Daumen musste amputiert werden. Drei sicherheitswidrige
Vorgänge sind für den Unfall maßgeblich: Überbrücken des
Sicherheitsschalters, Maschinenlauf bei geöffneter Tür und
ungenügende Kenntnisse über den automatischen Wiederan-
lauf der Maschinen (z. B. bei der Freigabe der Lichtschranke).
– Bü –
Daumenverlust an Bogenstanze
Abmontierte Schutzabdeckung
An einer Pressenanlage zur Her-
stellung von Schleifscheiben für
Handtrennschleifer wurde eine
Schutzabdeckung abmontiert, um
gelegentlich auftretende Störun-
gen schneller beseitigen zu kön-
nen. Die Störungsbeseitigung er-
folgte bei laufender Anlage, um
Ausbringung und Akkord nicht
zu beeinträchtigen. Die entfernte
Schutzabdeckung sicherte eine
pneumatisch betriebene Füll-
schiebeeinrichtung, die der
Presseneinheit in regelmäßigen
Abständen sandartiges Schleif-
mittel zuführte. In dem Moment,
als ein Mitarbeiter mit der linken
Hand in die Füllschiebeeinrich-
tung eingriff, setzte sie sich auto-
matisch in Bewegung. Dabei
wurden dem Mitarbeiter jeweils
das erste Fingerendglied von
Zeige- und Mittelfinger abge-
quetscht.
Die Presse wurde 1998 umge-
baut. Der Umbau betraf auch die
Materialzufuhreinrichtung, an
der sich der Unfall ereignete. Das
nach dem Umbau erforderliche
CE-Kennzeichen war nicht vor-
handen. Vielleicht hätte die Risi-
kobeurteilung, die im Rahmen
der CE-Kennzeichnung durch-
zuführen ist, zu konstruktiven
Veränderungen geführt, die den
Unfall verhindert hätten. – Ri –
Aus- und Weiterbildung
Die Berufsgenossenschaft Druck und Papierverarbreitung führt zu folgenden Terminen Aus- und Weiterbildungsveranstaltungen durch:
Termine
Lehrgänge für Fachkräftefür Arbeitssicherheit
Lehrgänge für Gabelstaplerfahrer
Seminare für Ausbilder von Staplerfahrern
Seminare für Betriebsräte
Seminare für Meister undandere Vorgesetzte
Seminare für Unternehmer und Leitende Führungskräfte
Nachbereitungsseminare für Leitende Führungskräfte
Fachseminare
Diese Seminare sind gedacht für alle
Mitarbeiter unserer Mitgliedsbetriebe,
soweit sie entsprechend eingesetzt
und mit dem Fachgebiet betraut sind.
Informieren Sie uns bitte, wenn Sie an
weiteren Themen interessiert sind.
65817 Eppstein A-Kurs 65817 Eppstein B-Kurs 65817 Eppstein C-Kurs
13 / 03 / 00 – 24 /03 / 00 07 / 02 / 00 – 18 / 02 / 00 27 / 03 / 00 – 31 / 03 / 00
24 / 07 / 00 – 04 /08 / 00 03 / 04 / 00 – 14 / 04 / 00 22 / 05 / 00 – 26 / 05 / 00
18 / 09 / 00 – 29 /09 / 00 07 / 08 / 00 – 18 / 08 / 00 21 / 08 / 00 – 25 / 08 / 00
08547 Jößnitz
27/ 03 / 00 – 31 / 03 / 00 10/ 07 / 00 – 14 / 07 / 00 14/ 08 / 00 – 18 / 08 / 00
08547 Jößnitz
20/ 03 / 00 – 24 / 03 / 00 18/ 09 / 00 – 22 / 09 / 00
65817 Eppstein 16831 Rheinsberg 08547 Jößnitz
Grundseminar Grundseminar Grundseminar23 / 02 / 00 – 25/ 02 /00 22 / 03/ 00 – 24/ 03 / 00 12 / 04/ 00 – 14/ 04 / 00
Aufbauseminar Aufbauseminar Aufbauseminar13/ 06 / 00 – 15 / 06 /00 14/ 06 / 00 – 16 / 06 /00 27/ 09 / 00 – 29 / 09 /00
65817 Eppstein
08 / 05 / 00 – 12 / 05 / 00 04 / 12 / 00 – 08 / 12 / 00
65817 Eppstein 38102 Braunschweig 47807 Krefeld
21 / 02 / 00 – 23 / 02 / 00 10 / 04 / 00 – 12 / 04 / 00 05 / 06 / 00 – 07 / 06 / 00
86825 Bad Wörishofen 14552 Michendorf-Potsdam
16 / 10 / 00 – 18 / 10 / 00 27 / 11 / 00 – 29 / 11 / 00
38102 Braunschweig 86825 Bad Wörishofen
13 / 04 / 00 19 / 10 / 00
Braunschweig 03 / 04 / 00 – 04 / 04 / 00 »Alkohol im Betrieb«
Rottenburg 19 / 09 / 00 – 20 / 09 / 00 »Bogenoffset«
Jößnitz 26 / 06 / 00 – 30 / 06 / 00 »Elek. Ausrüstung von Druck- und
Papierverarbeitungsmaschinen«
Jößnitz 01 / 03 / 00 – 03 / 03 / 00 »Ladungssicherung«
Jößnitz 05 / 04 / 00 – 07 / 04 / 00 »Moderierte Unterweisung
Eppstein 17 / 05 / 00 – 19 / 05 / 00 als Sicherheitsdialog«
Wiesbaden 06 / 04 / 00 »Heben und Tragen von Lasten«
Beilngries 05 / 04 / 00 – 06 / 04 / 00 »Siebdruck«
Hannover 07 / 11 / 00 – 08 / 11 / 00 »Zeitungsrotation«
Eppstein 19 / 06 / 00 – 21 / 06 / 00 »Bildschirmarbeit«
Die Berufsgenossenschaft Druck und Papier-
verarbeitung führt seit Jahren Seminare für
Arbeitssicherheit für Unternehmer und lei-
tende Führungskräfte durch. Seminarleiter
ist seit langem der Unternehmensberater
Dr.-Ing. Johann Fieger. Arbeitssicherheit
besteht für ihn nicht nur aus einer Reihe Ein-
zelmaßnahmen, sondern ist ein Prozess, der
sich wie selbstverständlich durch alle Unter-
nehmensbereiche zieht: »Arbeitssicherheit
muss ein kontinuierlicher, durch die Füh-
rungskräfte gesteuerter Erfolgsprozess wer-
den, der auch nachhaltige Einwirkungen auf
Betriebsklima, Qualität und Produktivität im
Unternehmen hat. Der aktive Einsatz für Ar-
beitssicherheit ist daher für jede verantwor-
tungsbewusste Führungskraft eine Aufgabe
mit hohem Stellenwert. Systematisches, vor-
beugendes Engagement muss Vorrang haben
vor überstürzten Aktionen nach Unfällen.
Jeder Unfall ist ein Unfall zuviel und jeder
Unfall ist im Prinzip vermeidbar. Hier setzt
unsere Konzeption ein: sie will alle Füh-
rungskräfte der Branche gewinnen, die Ver-
antwortung für die Sicherheit der Mitarbei-
ter innerlich zu tragen, die Unfallverhütung
strategisch in die tägliche Arbeit einzubezie-
hen und gemeinsam mit den Mitarbeitern,
die Zukunft erfolgreich zu gestalten«.
Weitere Unterlagen zu den Seminaren
für Unternehmer und leitende Führungs-
kräfte schicken wir Ihnen gerne zu,
Best.-Nr. 610, Telefax: 0611-131·222.
Arbeitssicherheit als Garant für den Erfolg
10 BG berichtet tag für tag 1·2000
Die Informationsseminare zur Fortbildung der Fachkräfte für Arbeitssicherheit sind im Informationsblatt Nr. 625, die Termine für die Lehrgänge für Sicherheitsbeauftragte imInformationsblatt Nr. 607 zusammengestellt, die wir Ihnen gerne zusenden. Die laufend aktualisierte Terminliste finden Sie im Internet (http://www.bgdp.de/Seminartermine). Detaillierte Angaben zum gesamten Aus- und Weiterbildungsangebot können Sie anfordern: Fax-Nr. 0611-131·222.
Dr.-Ing. Johann Fieger, CUP Creative Unternehmens-und Persönlichkeitsentwicklung, Puhl-Puchheim: »Arbeitssicherheit sichert Lebens- und Arbeitsqualität,verbessert das Betriebsklima, fördert die Motivationund spart Kosten.«
Seminare für Unternehmer von Klein- und Mittelbetrieben nach dem Unternehmermodell werden auf Anfrage durchgeführt.
Prüf- und Zertifizierungsstelle Druck und Papierverarbeitung
Ergonomieumgesetzt
Prüf- und Zertifizierungsstelle Druck und PapierverarbeitungFür folgende Maschinen wurden von Oktober bis November 1999 die Zertifikate für das GS-Zeichen ausgestellt:
Name der Firma Maschinenart Maschinentyp Prüfnummer
Kolbus GmbH & Co. KG Prägepresse PE 312 99068
Josef Hunkeler AG Web-finishing-System Sprinter SPR – BM 7140 99069
Kolbus GmbH & Co. KG Deckenmaschine DA 233 99070
Technotrans GmbH Feuchtwasserdosiergerät aquados.m; aquados.h; aquados.l 99071
tag für tag 1·2000 BG berichtet 11
Geprüfte Maschinen
Die hier vorgestellte Maschine produziert multifunktionale Formulare und
Mailings im unteren Auflagenbereich. Insbesondere beim Einheben des
Materials und bei der Entnahme des aufgewickelten Trägermaterials geht
man neue, begrüßenswerte Wege. Wo früher die Rolle mit dem Material
mittels Kran oder mit einer Hilfsperson in die Maschine eingehoben wur-
de, kann der Maschinenführer bei dieser Maschine die benötigte Rolle am
Boden in die Maschine rollen und mit einer pneumatischen Einhebevor-
richtung per Tastendruck in Position fahren. Das aufgewickelte Träger-
material kann ebenfalls ohne Kranvorrichtung oder Hilfskraft aus der
Maschine entnommen werden. Beim Öffnen der Verriegelung fährt
der Spanndorn mit dem aufgewickelten Trägermaterial selbsttätig in die
Transportvorrichtung, die das Material langsam auf den Boden senkt.
Während der Zeit, in der sich das aufgewickelte Trägermaterial auf
den Boden senkt, kann der Maschinenführer bereits einen zweiten Spann-
dorn in die Aufwickelvorrichtung einheben und weiterarbeiten. – Sw –
Eine aktualisierte Liste finden Sie im Internet unter http://www.bgdp.de/Maschinenliste
Neben den ergonomischen Aspekten wurde auch der Sicherheit große Beachtung geschenkt.Die Sicherheitsvorrichtungen sind in das Maschinen-Design integriert, ohne dass die Zugänglichkeit zu den Aggregaten und Werkzeugen beeinträchtigt ist. Die Maschine erhieltdas GS-Zeichen. Lieferant: Hunkeler AG, Bahnhofstraße 31, CH-4806 Wikon
12 BG berichtet tag für tag 1·2000
»Fahr und spar
Das Verhalten von Kraftfahrern im Stra-
ßenverkehr ist durch die über viele Jahre
hinweg erlangte Fahrerfahrung geprägt.
Häufig haben sich Verhaltensweisen gefe-
stigt, die noch vor einigen Jahren als rich-
tig und vernünftig angesehen wurden.
Durch den stetigen Anstieg der Verkehrs-
dichte, die damit verbundenen Veränderun-
gen der Verkehrsabläufe und die Weiter-
entwicklung der Fahrzeugtechnik hat sich
jedoch einiges verändert.
Die Berufsgenossenschaft Druck und
Papierverarbeitung bietet ihren Mitglieds-
unternehmen zusammen mit dem Deutschen
Verkehrssicherheitsrat (DVR) ein Trainings-
programm an, in dem wirtschaftliche und
umweltschonende und insbesondere sichere
Fahrtechniken vorgestellt werden. Die bis-
herigen Erfahrungen sind überwiegend gut
bis sehr gut. Für manche Teilnehmer wurde
das Training zum »Aha-Erlebnis«.
Geringerer Kraftstoffverbrauch, gerin-
gerer Verschleiß an den Fahrzeugen und ge-
ringere Abgasemissionen, das sind die Ziele,
die ein Teilnehmer erreichen kann und die
ihn an erster Stelle interessieren. Ganz
»nebenbei« ergibt sich dabei auch mehr
Sicherheit im Straßenverkehr, deshalb das
Engagement der Berufsgenossenschaft.
Fahren und Sparen – wie machtman das? Die Inhalte des Programms
bestehen aus sieben Teilen. Beim interes-
santesten und wichtigsten Teil geht es um
das Fahren bei niedrigen – sehr niedrigen –
Drehzahlen. Autofahrer der alten Schule
erschrecken bereits bei dem Gedanken,
mit niedrig tourigem Fahren ihren Motor
zu »quälen«. Aber das gilt heute überhaupt
nicht mehr. Das Gegenteil kann der Fall sein.
Wir wollen an dieser Stelle jedoch nicht
Fakten, die für viele Überraschungen sind,
vorwegnehmen. Resultat ist eine sichere
Fahrweise und – das darf man nicht über-
sehen – eine Einsparung an Kraftstoff von
bis zu 25%.
Die Kosten übernimmt die Berufs-genossenschaft. Wie kommt man nun
an ein solches Training? Für Mitgliedsbe-
triebe der Berufsgenossenschaft Druck
und Papierverarbeitung werden die Kosten
für den Trainer voll und ganz übernommen.
Als Trainer stehen Fahrlehrer mit einer
speziellen Ausbildung zur Verfügung. Die
Lohnfortzahlung für das einen Tag dauern-
de Training ist ggf. vom Betrieb zu über-
nehmen. Das Training kann aber auch
samstags durchgeführt werden. Die Fahr-
übungen finden mit dem eigenen PKW oder
mit dem Fahrlehrer-PKW statt.
Einfache Abwicklung. Für eine erste
Information kann der Betrieb von uns
eine Beschreibung des Programms »Fahr
und spar mit Sicherheit« anfordern. Nach
einer Anmeldung der Teilnehmer und Ter-
minvorschlägen vermitteln wir den Trainer.
Ein Raum mit Tageslichtprojektor sollte
zur Verfügung stehen, in dem zu Beginn
einige theoretische Fragen behandelt wer-
den können.
Auch kleine Unternehmen oder frei-
beruflich tätige Versicherte unserer
Berufsgenossenschaft sind herzlich ein-
geladen teilzunehmen. Wir werden, nach
Anmeldung, eine Trainingsgruppe zusam-
menstellen.
tag für tag 1·2000 BG berichtet 13
Wolfgang Schütze, Sicherheits-fachkraft beim Dresdner Druck-und Verlagshaus GmbH & Co. KG,meint: »Das Training ist auf jedenFall nützlich und empfehlenswert.Es trägt zu einer zurückhaltendenund gelassenen Fahrweise bei undhilft damit, den heutigen Verkehrs-verhältnissen besser gerecht zuwerden. Die Teilnehmer waren sicheinig, dass es ihnen neue Erkennt-nisse gebracht hat«. Der speziell für dieses Training aus-gebildete Fahrlehrer, der im Auf-trag des Deutschen Verkehrssicher-heitsrates arbeitet, gab zuerst einegut einstündige Einführung in dasThema. Anschließend fuhr er mitjeweils drei Teilnehmern auf denÜbungskurs. Für jeden Teilnehmerbetrug die Übungszeit ca. eine hal-be Stunde. Eine Abschlussdiskussi-on rundete die Übungen ab.
mit Sicherheit«
Wir sind an weiteren Informationen über das Programm »Fahr und spar mit Sicherheit« interessiert. Bitte schicken Sie uns Unterlagen zu.
Firma
Name
Adresse
Bitte zurück an die Berufsgenossenschaft Druck und Papierverarbeitung, Rheinstraße 6–8, 65185 Wiesbaden, Telefax: 0611-131·222.
Ein gemeinsames Programm der Berufsgenossenschaft und des Deutschen Verkehrssicherheitsrates DVR
14 Gesundheit tag für tag 1·2000
Virtueller GesundheitsDer betriebliche Gesundheitsschutz hat derzeit Rücken-
wind. Die Eigenverantwortung der Mitarbeiter für ihre
Gesundheit ist größer geworden und viele Unternehmen
haben erkannt, dass hier Potential für Kosteneinsparungen
liegt. Betriebliche Gesundheitsförderung trägt erwiesener-
maßen zur Verringerung des Krankenstandes bei. Manches
lässt vermuten, dass dieser positive Trend anhält. Ist also
alles zum Besten bestellt? Keinesfalls, denn es könnte auch
ganz anders weitergehen.
Das virtuelle Unternehmen. Der Trend zur Verkleine-
rung vieler Unternehmen ist unverkennbar. Verkleinerung
bedeutet vor allem personelle Verkleinerung. Es gibt Un-
ternehmen, die mit einer geringen Zahl von Mitarbeitern
einen sehr großen Umsatz erzielen. Produktion, Entwick-
lung, ja selbst der Verkauf kann ausgegliedert werden und
wird zum eigenständigen Unternehmen. Ein Forschungs-
auftrag, der früher in der eigenen Forschungsabteilung
durchgeführt wurde, kann von einem eigens dafür zusam-
mengestellten Arbeitsteam übernommen werden. Für die
Aufgabe schließt sich eine Gruppe freiberuflich tätiger
Spezialisten zusammen. Solche »Virtuellen Unternehmen«
spielen z. B. in der Software-Entwicklung bereits eine
große Rolle. Anlässlich einer Diskussion über die Zukunft
der Arbeit in Europa sah Prof. Dr. Laubacher, Cambridge,
USA, die Entwicklung folgendermaßen: »… Arbeitsaufga-
ben werden nicht mehr durch eine eng zusammenarbeiten-
de Gruppe von Managern zugewiesen und kontrolliert, son-
dern eher autonom ausgeführt durch selbständige
freischaffende Unternehmer. Diese elektronisch verbun-
denen Freelancer finden sich in leicht veränderlichen,
nur zeitweilig bestehenden Netzen zusammen, um Pro-
dukte und Dienstleistungen zu produzieren und zu vertrei-
ben. Ist ein Arbeitsauftrag – nach einem Tag, einem Monat
oder einem Jahr – erledigt, so löst sich das Netz auf. Aus
seinen Mitgliedern werden wieder unabhängige Akteure,
die durch die Wirtschaft zirkulieren auf der Suche nach
der nächsten Aufgabe. Diese Sicht ist keineswegs hypo-
thetisch …«
Was könnte dies nun in letzter Konsequenz für ein Un-
ternehmen bedeuten? Abgesehen vom jeweiligen »Kernge-
schäft«, werden die Aufgaben von anderen, fremdgeführten
Unternehmen, die selbst für ihre Mitarbeiter verantwort-
lich sind, übernommen. Das heißt z. B. Instandhaltung,
Produktentwicklung, Verkauf, Buchhaltung und auch die
Arbeitssicherheit sind nicht mehr fest in das Unternehmen
eingebunden. Dies alles mag überzogen und utopisch klin-
gen, wenn man jedoch manchen Wissenschaftlern Glauben
schenkt, läuft die Entwicklung deutlich in diese Richtung.
Informationstechnologie macht es möglich. Die
Argumente für eine solche Entwicklung sind auf den ersten
Blick einleuchtend:
1. Kleine, selbständige Einheiten können flexibler, häu-
fig auch leistungsfähiger arbeiten. Ein solches Unterneh-
menssystem ist in der Lage, wirtschaftlich günstiger zu
produzieren und anpassungsfähiger auf wechselnde Nach-
fragen zu reagieren. Möglich wird dies erst durch die mo-
derne Informationstechnologie.
2. Bisher brachte eine entsprechende Unternehmens-
größe Kostenvorteile bei der Herstellung und Vermarktung
der Produkte, nicht zuletzt durch die möglichen Informa-
tionsprozesse. So war es günstiger, eine große Forschungs-
abteilung an einem Ort zu konzentrieren und unter einem
Unternehmensdach anzusiedeln. Mit den immer leistungs-
stärkeren PCs und den elektronischen Netzen sind Infor-
1900 kleine lokale Betriebe
Die Informationstechnik trägt wesentlich zu Veränderungen der Unternehmensstrukturen bei: Heute können durch elek-tronische Vernetzungen ausgegliederte Geschäftsbereiche ohne Verluste über alle erforderlichen Informationen verfügen.
schutz?mationen heute jedoch für jeden Interessierten schnell und
günstig zugänglich. Teuere Verwaltungen und lange Wege
der Entscheidungsfindung können umgangen werden. Klei-
nere Einheiten haben nun Vorteile.
Bisher war es auch erforderlich, in einem Unternehmen
die verschiedenen Arbeitsbereiche bzw. Abteilungen zentral
durch die Unternehmensleitung zu koordinieren. Informa-
tionen liefen von Bereich 1 zu Bereich 2 über die Unter-
nehmensleitung. Dies muss in Zukunft nicht mehr sein:
Die elektronische Vernetzung erlaubt die vollständige
Information aller ausgegliederten Geschäftsbereiche unter-
einander, ohne unbedingt über die Unternehmensleitung
gehen zu müssen.
Wo liegt das Problem? Nimmt man einmal an, ein
»virtuelles« Instandhaltungsunternehmen, das sich aus ei-
nigen freiberuflich tätigen Mechanikern und Elektronikern
zusammensetzt, hat als selbständiges Unternehmen die
Wartung des Maschinenparks eines großen Unternehmens
übernommen. Für den persönlichen Arbeits- und Gesund-
heitsschutz ist dann jeder selbst – und nur er allein – ver-
antwortlich. Für manchen mag sich dies ganz normal an-
hören, aber nähern wir uns dann nicht wieder einem Stand
an, wie er vor über 100 Jahren gang und gäbe war? Wir
wissen aus Erfahrung, dass der Mensch – insbesondere,
wenn er jung ist – äußerst risikobereit ist, wenn es um die
Gefährdung seiner Gesundheit geht. Dies wird z. B. durch
die nach wie vor hohe Zahl der Sport- und Freizeitunfälle
bestätigt, während die Arbeitsunfälle stark zurückgingen.
Auch über die entstehenden psychosozialen Probleme, die
bei einem Fortschreiten solcher Unternehmensstrukturen
insbesondere für ältere Menschen entstehen könnten, darf
man nicht hinwegsehen: Was wäre, wenn viele Menschen
frühzeitig nicht mehr in der Lage wären, als Selbständige
zu arbeiten? Wie würde es sich auswirken, wenn solche
hochtechnisierten Unternehmen eher junge, lernbegeisterte
Mitarbeiter benötigten, aber nur ältere, weniger lern-
fähige, zur Verfügung stehen?
Umdenken erforderlich: Eigenverantwortungstärken. Wenn eine wie hier dargestellte Entwicklung
weltweit eintreten sollte, können wir nicht versuchen,
alte Strukturen bei uns zu erhalten. Aber wir müssen dar-
auf achten, dass die soziale Dimension nicht außer Acht
gelassen wird. Es darf nicht völlig in das Ermessen jedes
Einzelnen gestellt werden, ob er bei der Arbeit seine
Gesundheit gefährdet oder nicht, ob er als selbständiger
Wartungstechniker Sicherheitsschuhe trägt oder nicht,
ob er sich durch Überstunden über lange Zeit hinweg nach-
haltig überlastet oder nicht. Die Folge einer außer Kon-
trolle geratenen Gesundheitsbelastung bei der Arbeit
hätte zur Folge, dass eine zunehmende Zahl von Menschen
ihren Beruf frühzeitig aus gesundheitlichen Gründen
nicht mehr ausüben könnte. Dies kann nicht im Interesse
unserer Gesellschaft liegen.
Sollte die beschriebene wirtschaftliche Entwicklung
eintreten, dann müssen wir einen Weg finden, das Bewusst-
sein für Arbeits- und Gesundheitsschutz von Millionen
selbständig arbeitenden Menschen zu schärfen. Das heißt,
Verantwortung für die eigene Gesundheit zu übernehmen!
Das Streben nach langfristiger Gesundheit muss genauso
für wichtig erachtet werden, wie das Streben nach kurz-
fristigem Wohlstand. Ein schwieriger Weg!
1950 große zentralisierte Unternehmen 2000 Unternehmenssystem, bestehend aus kleinen untereinander vernetzten Organisationen
tag für tag 1·2000 Gesundheit 15
16 Gesundheit tag für tag 1·2000
Rückenschmerzen aus dem Kopf
Zu den direkt die Wirbelsäule schädigenden Bedingungen
wie schweres Heben und Tragen gesellen sich häufig Bedin-
gungen, die indirekt zu Rückenschmerzen führen. Da sind
psychische und soziale Belastungen zu Hause und am Ar-
beitsplatz. Sie bewirken nicht nur eine innere Anspannung,
sondern auch eine erhöhte Muskelspannung. Eine chroni-
sche Anspannung der Rückenmuskulatur kann zu Verspan-
nungsschmerzen führen. Es wird geschätzt, dass diese
Ursachen einen Großteil der Rückenschmerzen ausmachen.
Es ist daher wichtig, die Rolle psychischer Faktoren bei
der Entwicklung von Rückenschmerzen zu beachten.
»Der Stress im Nacken – Leistungsdruck, Zeit-druck« Starker, lang anhaltender Leistungs- und Zeit-
druck produziert eine innere und äußere Dauerspannung.
Zeitdruck wirkt sich besonders dann negativ aus, wenn er
in Verbindung mit einer wenig anspruchsvollen, monotonen
Tätigkeit steht. Eine Dauerspannung kann auch aus dem
Spannungsverhältnis zwischen einem unrealistisch hohem
Anspruchsniveau an eigene Leistungen und unzureichender
Leistungsfähigkeit herrühren. Betroffene nehmen häufig
Entspannungsphasen nicht wahr oder lassen sie erst gar
nicht zu. Es entsteht so eine übermäßig lange Dauer-
anspannung.
»Durchhalten – um jeden Preis« Therapeuten stell-
ten fest, dass Menschen, die unter Rückenschmerzen lei-
den, häufig einen Mangel an Geborgenheit und Schutz
in ihrer Kindheit angeben. Sie entwickeln daraus ein be-
sonders hohes Verantwortungsbewusstsein. Oft werden
die Betroffenen dann von ihren eigenen Ansprüchen über-
fordert und geraten in Konflikt mit dem unbewussten
Wunsch, sich fallen zu lassen, passiv zu sein. Auch diesen
Menschen fehlt der gesunde Rhythmus von An- und Ent-
spannung, so dass es zu einer Daueranspannung kommt.
»Sozialer Stress – keinen Rückhalt haben«Befragungen an Arbeitsplätzen ergaben Hinweise auf eine
wichtige Rolle sozialer Konflikte bei der Entstehung von
Rückenschmerzen. So treten Rückenschmerzen häufiger
bei Menschen auf, die Probleme hatten, zu ihren Arbeits-
kollegen den richtigen Kontakt zu finden, die wenig Reak-
tionen auf eigene Gefühle erfuhren und die wenig mit ihren
Kollegen unternahmen.
»Haltung bewahren – nur nicht auffallen« Es be-
steht auch ein Zusammenhang zwischen Rückenschmerzen
und Unzufriedenheit mit der Arbeit bzw. wenig Spaß an
der Arbeit. Das zeigten ebenfalls Befragungen. Forscher
vermuten, dass sich Rückenschmerzen entwickeln können,
wenn ein Konflikt besteht zwischen unangenehmen, aggres-
siven Gefühlen und der Angst, sie zum Ausdruck kommen
zu lassen. Dies führt zu einer körperlichen Reaktion, so als
würde sich der Körper auf Kampf oder Flucht vorbereiten.
Die Reaktion ist unter anderem Muskelanspannung.
Andere Forscher weisen darauf hin, dass in Situationen,
in denen Ärger unterdrückt werden muss, unbewusst Mus-
kelanspannungen entstehen.
Woher erhält man Hilfe? Die beschriebenen Belastun-
gen unserer Psyche führen zu Daueranspannungen der
Muskeln, wobei sich der Schmerz aufschaukelt. Lange
angespannte Muskeln werden nicht mehr mit genug Sauer-
stoff versorgt, dies führt zu Schmerzen, wodurch wiederum
Stoffe freigesetzt werden, die die Muskelspannung zusätz-
lich erhöhen. Durch diesen Kreislauf entstehen stechende
oder dumpf drückende Verspannungsschmerzen, die zur
Qual für den Betroffenen werden – mit ausgelöst durch die
Psyche.
Was kann man nun tun, wenn man die bekannten, für
uns leicht begreifbaren Ursachen von Rückenschmerzen
aus dem Weg geräumt hat, wenn übermäßige körperliche
Belastungen als Verursacher allein nicht in Frage zu kom-
men scheinen und wenn man sportlich aktiv ist. Wenn die
Rückenschmerzen bleiben, sollte man sich nicht scheuen,
Hilfe bei einem Fachmann zu suchen, z. B. in Schmerz-
ambulanzen der Universitätskliniken oder bei Ärzten und
Psychologen, die sich auf Schmerzbehandlung spezialisiert
haben. Ein Gespräch mit dem Betriebsarzt kann dazu bei-
tragen, den richtigen Weg zu finden.
Bei vielen Erkrankungen wird die Rolle psychischer Faktoren allzu oft vernachlässigt. Hierzu zählen auchRückenschmerzen, die ihre Ursache häufig nicht nur in organischen Erkrankungen, sondern auch in psychischen Belastungen, wie Zeitdruck, Stress oder Ärger haben. Hier ein Beitrag der DiplompsychologinDr. Barbara Schlote, der sich mit diesem schwierigen und für viele unangenehmen Thema beschäftigt:
tag für tag 1·2000 Gesundheit 17
Die Grafik zeigt die häufigsten Ursachen für Rückenschmerzen. Die Ursache »stän-diges Bücken, Zwangshaltungen«, insbeson-dere beim Abstapeln und Anlegen wurde in den letzten Ausgaben dieser Zeitschriftausführlich beschrieben und Verbesserungs-möglichkeiten wurden aufgezeigt. Interes-senten schicken wir die Beiträge gernenochmals zu. Auch die Grenzen für körper-liche Schwerarbeit wurden dargelegt. In dieser Ausgabe geht es um andere wich-tige Ursachen für Rückenschmerzen: Um Bewegungsmangel und untrainierteRückenmuskulatur sowie um psychische Belastungen (»Rückenschmerzen aus demKopf«). Ein Beitrag auf Seite 20 / 21 be-schäftigt sich mit einseitiger körperlicherBelastung bei Fotografen.
*
Zwangshaltung des Rumpfes, z.B. ständiges Bücken
Einseitige körperliche Belastung
Körperliche Schwerarbeit
Organische Wirbelsäulenerkrankung
Angeborene organische Schäden
Psychische Belastungen, Dauerstress
Bewegungsmangel,untrainierte Rückenmuskulatur
Falsche Bewegungsmuster,z.B. ständige Drehbewegungen
Falsche Sitzhaltung,Dauersitzen
Ursachen für Rückenschmerzen
*
*
*
18 Gesundheit tag für tag 1·2000
Bewegung: Die Wirbelsäule besteht aus Wirbeln, Band-
scheiben und den dazugehörigen Muskeln, Bändern und
Sehnen. Letztere halten die Wirbelsäule aufrecht, ver-
gleichbar dem Mast eines Segelbootes. Die Bandscheiben
übernehmen die Aufgabe eines Puffers zwischen den Wir-
beln: Sie dämpfen Stöße ab und verteilen die Druckkräfte
gleichmäßig auf die Wirbel. Die Versorgung der Band-
scheiben mit den lebensnotwendigen Stoffen und die Ent-
sorgung erfolgt nicht über Blutgefäße sondern über Diffu-
sion aus den umgebenden Geweben. Voraussetzung ist des-
halb der ständige Wechsel von Pumpen und Saugen, d. h.
von Entlastung und Belastung. Man sagt deshalb auch sehr
richtig, die Bandscheibe lebt von der Bewegung.
Regel Nr. 1: Das Sitzen möglichst oft durch andere Tätig-
keiten, die mit Aufstehen und Gehen verbunden sind,
unterbrechen.
Wirbelsäulengerechtes Sitzen: Die Einstellung zum
Sitzen im Büro hat sich den letzten Jahren in einem Punkt
gewandelt: In der Regel stehen heute Bürostühle mit einem
hohen Sitzkomfort zur Verfügung, die sehr häufig »dyna-
misches Sitzen« erlauben. Beim dynamischen Sitzen folgt
die Rückenlehne mit einer konstanten Andruckkraft der
Bewegung des Rückens. Die Rückenlehne dieser Stühle
darf deshalb auch auf keinen Fall festgestellt werden, denn
dann ist der positive Effekt dahin.
Der Bundesverband der Deutschen Rückenschulen meint
zum Thema Sitzen: »Der Mensch sitzt am besten im Lot,
also aufrecht, weil sich hierbei seine physiologischen Wir-
belsäulenkrümmungen automatisch einstellen. Die aufrech-
te Haltung darf jedoch niemals starr, sondern muss immer
dynamisch sein. Je vielfältiger die Bewegung um das Kör-
perlot herum, desto besser für die Wirbelsäule!«
Die Meinung, »Lümmeln« sei gesund, wird von den
Rückenschulen nicht geteilt: »Beim Loslassen der Muskeln,
also beim »Lümmeln« wird jede Stabilität aufgegeben,
hierdurch werden Muskeln, Sehnen und Bänder überstra-
paziert. Gegen kurzfristiges Lümmeln kann man nichts
einwenden. Stundenlanges oder gar tagelanges Lümmeln
schadet erheblich.
Regel 2: Das früher oft angemahnte »Stillsitzen« ist also
das Verkehrteste, was wir unserem Körper antun können.
Sitzen öfters unterbrechen. Auf gute Sitzhaltung achten.
»Dynamisch sitzen«, falls der Stuhl dies ermöglicht.
Isometrische Übungen: Eine zu geringe Grundbela-
stung unseres Körpers z. B. durch langes Sitzen führt zu
einer Erschlaffung der Rückenmuskulatur. So wird die
Wirbelsäule anfällig für Erkrankungen. Ein einfacher und
effektiver Weg, das Muskelskelett-System zu aktivieren
und zu stärken, gelingt durch isometrische Übungen. Iso-
metrisch heißt, die Länge des Muskels bleibt unverändert.
Seine Aktivierung erfolgt durch Anspannen und das Halten
dieser Spannung für eine bestimmte Zeit. So können die
Oberarm- oder die Rückenmuskeln, aber auch andere Mus-
kelgruppen, angespannt werden. Welche isometrischen
Übungen geeignet und sinnvoll sind, ist individuell zu ent-
scheiden. Hier sollte man einen Fachmann/-frau zu Rate
ziehen. Der Erfolg isometrischer Übungen ist, wenn man
sie regelmäßig wiederholt, unbestritten.
Sport und Gymnastik: Eine andere Möglichkeit, die
Rückenmuskulatur zu stärken und stark zu halten, bieten
Sport und Gymnastik. Beim Schwimmen werden alle
größeren Muskelgruppen, besonders aber auch die sonst
häufig vernachlässigten Bauch- und Rückenmuskeln,
rhythmisch beansprucht. Wirbelsäule und Schultern sind
durch den Auftrieb im Wasser entlastet. Aber auch Rad-
fahren und ein »strammer« Spaziergang genügen in der
Regel, den gewünschten Effekt zu erzielen. Es sind also
weder teure Geräte noch viel Zeit erforderlich, nur der
Wille, regelmäßig etwas für die Gesundheit zu tun.
Regel 3: Rückenmuskulatur durch geeignete Sportarten
stärken. Isometrische Übungen müssen regelmäßig, am
besten zu festen Tageszeiten wiederholt werden.
Richtige Belastung stärkt die Wirbelsäule
Bewegungsmangel, langes und ungünstiges, auch schlichtweg falsches Sitzen oder Dauerstehen, gehören zu den häufigsten Ursachen von Rückenschmerzen.Aber im Gegensatz zu anderen – z. B. psychischen – Belastungen, kann man dagegen leicht etwas tun. Jeder hat die Möglichkeit, diese Ursachen für Rückenschmerzen weitgehend auszuschließen. Wie? Durch Bewegung, durch»richtiges« Sitzen, durch Sport, durch – wirbelsäulengerechte – Belastung.
Bewegung, wirbelsäulengerechtes Sitzen und Muskeltraining
tag für tag 1·2000 Gesundheit 19
Legen Sie sichauf den Rücken.Winkeln Sie die Bei-ne an und stellen Siedie Füße fest auf den Boden.Strecken Sie jetzt die Arme RichtungKnie. Schieben Sie dann die Hände lang-sam nach vorne und lösen Sie dabei dasBrustbein vom Boden. Nicht die Schul-tern rund nach vorne ziehen. Die Hand-flächen zeigen nach oben. Zehnmalwiederholen.
Legen Sie sich aufden Bauch. Die Arme verschränkenund die Stirn auf die Hände legen. HebenSie jetzt ein Bein langsam an und haltenSie es fünf Sekunden lang. Dann das Beinwieder ablegen und dieselbe Übung mitdem anderen Bein ausführen. Fünfmalwiederholen.
Knien Sie sich hinund stützen Sie sich
mit leicht gebeug-ten Armen ab.
Schulter und Handgelenk befinden
sich in einer Linie, ebensoBecken und Knie. Rücken RichtungDecke ziehen, Bauch einziehen. Dann den Rücken in gerade Haltungzurückführen. Dabei den Rücken undden Nacken nicht überstrecken. Nichtaufschauen. Den Wechsel zwischen»Katzenbuckel« und geradem Rückenzehnmal wiederholen. Fotos: BC – Verlags- und Medien-
gesellschaft mbH, Wiesbaden
Vier Übungen zur Stärkung des Rückens
Legen Sie sich auf den Rücken. WinkelnSie die Beine an und stellen Sie die Füßefest auf den Boden. Die Hände liegen mit den Handflächen nach unten neben
dem Körper. Drücken Sie die Lenden-wirbelsäule fest auf den Boden. Zehn
Sekunden halten, dann entspan-nen. Fünfmal wiederholen.
20 Gesundheit tag für tag 1·2000
Rückenschmerzen durch Fehlbelastung
Fotografen
Nicht auf Dauersitzen oder auf psy-chische Probleme, sondern auf hand-feste Fehlbelastungen sind Wirbel-säulenprobleme von Fotografen häu-fig zurückzuführen. Die Fotoausrü-stung eines Fotografen wurde immergrößer und schwerer: mit Stativkönnen leicht 20 kg zusammenkom-men. Die herkömmliche Transportart»Tasche über der Schulter, Stativ inder Hand«, führt zu einer unnötigenBelastung der Wirbelsäulensystems,die durch eine ergonomische Aus-rüstung vermeidbar ist. Die folgendenFakten sind von dem Arbeitsmedizi-ner Dr. Wilhelm Barthenheier, demLeiter des Zentrums Rhein-Main des Berufsgenossenschaftlichen Arbeitsmedizinischen Dienstes (BAD),zusammengestellt. Er kennt solcheFehlbelastungen nicht nur von Foto-grafen, sondern auch von Bedie-nungspersonal, das schwer beladeneTabletts auf einer Hand aus derKüche zu den Gästen trägt.
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Damit die Tasche nicht abrutscht,zieht man die Schulter hoch. Diesspannt die Schulter-/Nackenmus-kulatur an. Dauert die Anspan-nung über lange Zeit an, kann eszu Muskelverkürzungen und damitzu Verspannungen der Muskulaturkommen – eine zusätzliche Bela-stung für das Wirbelsäulensystem. Fotos: Frey, Egling
tag für tag 1·2000 Gesundheit 21
Das übliche Bild eines Fotografen:
Die schwere Ausrüstungstasche
hängt über der leicht hoch gezogenen
Schulter. Für die Wirbelsäule sieht das fol-
gendermaßen aus: Sie gerät aus ihrer opti-
malen Statik, die auf gleichmäßige Bela-
stung ausgerichtet ist. Der Schwerpunkt des
Körpers, der bei normaler Belastung in der
Wirbelsäule liegt, wird aus dem Gleichge-
wicht gebracht. Um das einseitige Gewicht
auszugleichen und den Schwerpunkt auszu-
balancieren, muss sich die Wirbelsäule
nach der Seite verbiegen; sie nimmt – von
vorne betrachtet – eine leichte S-Form an.
Bei einem Top-Trainingszustand der
Muskulatur ist es kein Problem, diese Bela-
stung »zu verkraften«. Die Wirbelsäule ist
hierzu durchaus in der Lage. Ist die Mus-
kulatur weniger gut trainiert – was bei vie-
len Menschen der Fall ist – dann kann eine
solche Überlastung zu Fehlstellungen in den
Wirbelgelenken führen. Bei älteren Men-
schen kommt ein zusätzliches Risiko hinzu,
wenn aus Altersgründen der Trainingszu-
stand der Muskeln schwächer wird.
Die Folgen können akute oder chronische
Schmerzen aufgrund von Fehl- oder Über-
belastungen, ausgelöst durch Muskel- und
Gelenkbeschwerden, sein.
Das Aufnehmen der Tasche mit viel
Schwung ist bei einem guten Trai-
ningszustand überhaupt kein Problem. Bei
weniger stark ausgebildeter Muskulatur
hebt man von selbst die Tasche in einer an-
deren Form auf die Schulter, z. B. in dem
man sich bückt. Bücken stellt jedoch eine
zusätzliche Belastung dar.
Einseitiges Tragen führt zum Ver-
biegen der Wirbelsäule, unabhängig
davon, ob die Tasche über der Schulter
hängend oder in der Hand getragen wird.
Be- und Entladen des Pkw: Wie lan-
ge so etwas schmerzfrei möglich ist,
hängt wiederum vom Trainingszustand der
Bauch- und Rückenmuskulatur zusammen.
Um die Belastung zu minimieren, sollte
man jedoch prinzipiell rückenschonend
laden: mehrere kleine Kisten sind besser als
eine große, schwere Gegenstände nicht weit
hinten im Kofferraum lagern, geeignete
Ladekiste verwenden, kräftiges Herauszie-
hen in gebücktem Zustand vermeiden.
Die Lösung: Der Foto-Rucksack
schont die Wirbelsäule durch eine
gleichmäßige Belastung. Foto-Rücksäcke
können über den Fachhandel bezogen
werden.
Wie kann man es besser machen? Zwei Taschen (pro Schulter eine Tasche) benut-zen. Wegen der mangelnden Bewegungsfreiheitist dies meist unpraktisch.
Tasche so tragen, dass der Gurt quer überBrust und Rücken verläuft. Nachteil: Häufigunpraktisch.
Foto-Rucksack. Dies ist ein Transportmittel,das die Wirbelsäule am besten schont. Er solltenicht allzu weit nach hinten ausladen, da sonstdie Last zu stark nach hinten zieht. Auf Polste-rungen achten.
Transporttaschen auf Rollen zum Nachziehen:Entlastung vom Gewicht, aber zusätzliche Belastung durch Verdrehen des Oberkörpers.
Gürtelsystem mit vielen Taschen: Geringe Belastung, aber in der Regel nicht ausreichen-der Platz.
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Die beste Lösung: der Foto-Rucksack.
Hersteller der abgebildeten
Foto-Rucksäcke: Tamrac (links), Hama (rechts)
Das muss nicht sein. Für den Einbau in Kombifahrzeuge gibt es »Großraumschubladen«, die nach oben offen sind. Lieferant z. B.: Sortimo GmbH, Dreilindenstraße 5, 86441 Zusmarshausen, Telefon 08291-8500
22 Gesundheit tag für tag 1·2000
Der Arbeitgeber muss Mitarbeitern an Bild-
schirmarbeitsplätzen regelmäßige Augen-
untersuchungen anbieten. Er muss sie »ak-
tiv« anbieten, d. h. er muss die Mitarbeiter
auf die möglichen Probleme hinweisen und
Sinn und Zweck dieser Untersuchungen
verdeutlichen. Hierzu die Meinung einer
Betriebsärztin aus Hamburg:
»Ständig bringen Sie in Ihrer Zeitschrift
Beiträge über Verbesserung der Bildschirm-
arbeitsplätze. Sie sprechen über Licht-
schutz, Flimmerfreiheit, gute Stühle usw.
Leider sprechen Sie viel zu wenig über
Sehstörungen und Brillenkorrekturen. So-
für Mitarbeiter an Bildschirmarbeitsplätzen
lange die Augenuntersuchungen »freiwillig«
sind, werden sie viele »Halbblinde« an den
modernen Bildschirmarbeitsplätzen finden.
Etwa 40% aller von mir getesteten Mitar-
beiter benötigen eine Brillenkorrektur oder
Erstbrille. Da die Augenuntersuchungen
jedoch bislang freiwillig sind, weigern sich
sehr viele der Untersuchten mit Sehfehlern,
anschließend einen Augenarzt aufzusuchen.
Ausreden: ›Brille zu teuer‹, ›Hab’ keine
Zeit‹, ›Ich muss ja nicht gehen‹ u. a.. Was
sollen die schönsten Bildschirmarbeitsplät-
ze ohne einsichtige Mitarbeiter? Warum
macht die BG die Durchführung der Augen-
untersuchungen nicht zur Pflicht?«
Nach unserer Erfahrung ist es nicht nur
so, dass Mitarbeiter, die zwar eine ergono-
misch einwandfreie Büroausstattung haben,
den Gesundheitsschutz verschenken, in dem
sie nicht zu den Arbeitsmedizinischen Vor-
sorgeuntersuchungen (sprich: Sehtest) ge-
hen. Häufig wird auch von den Unterneh-
mensleitungen die Untersuchungsmöglich-
keit nicht mit der notwendigen Deutlichkeit
herausgestellt. Beide, Arbeitgeber und
Arbeitnehmer, müssten ein Interesse an der
Durchführung dieser Untersuchungen
haben. Denn eines ist sicher: Die Leistungs-
fähigkeit hängt von einem guten Sehver-
mögen ab. Abgesehen davon können auch
Fehlhaltungen auf das Konto »schlechtes
Sehen« gehen.
Dass die Vorsorgeuntersuchungen nicht
zwingend gefordert werden, ist in der
»Bildschirmarbeitsverordnung« festgelegt,
die wiederum auf eine Europäische Richt-
linie zurückgeht. Weitergehende Forderun-
gen als in dieser Richtlinie vorgesehen,
stoßen auf deutlichen Widerspruch, zumal
der Zusammenhang Augenbelastungen mit
Augenerkrankungen nicht so deutlich er-
kennbar ist wie dies bei Lärm mit Lärm-
schwerhörigkeit der Fall ist.
Auf jeden Fall geben wir den Appell der
Betriebsärztin weiter: Volle Leistungsfähig-
keit am Bildschirmarbeitsplatz verlangt
volles Sehvermögen. Die Augenuntersu-
chungen decken auf, wer eine andere oder
überhaupt eine Brille benötigt.
Unterschiedliche Sehentfernungenerfordern eine gute Sehfähigkeit
Augenuntersuchungen
Grafik: Rodenstock
1234
tag für tag 1·2000 Gesundheit 23
Das Institut für Arbeitsphysiologie der Universität
Dortmund legte Untersuchungen zum Sehabstand und
zur Blickneigung am Bildschirmarbeitsplatz vor.
Danach haben zu hoch (z. B. auf dem Rechner) auf-
gestellte und zu nahe vor den Augen stehende Bild-
schirme negative Auswirkungen: »Wenn Bildschirm-
benutzer die Möglichkeit haben, den Monitor an die
angenehmste Position relativ zum Auge zu bringen,
werden Sehabstände im Bereich von 50 bis 100 cm
bevorzugt und die Bildschirmhöhe so eingestellt, dass
der vertikale Blickneigungswinkel zwischen der Hori-
zontale und der oberen lesbaren Zeile ca. 25° abwärts
liegt. (…) Ergebnisse von zwei Feldstudien zeigen,
dass Beschäftigte ihre individuell günstige Bildschir-
mposition herausfinden können, indem sie in einer
Erprobungsphase mit deutlich unterschiedlichen
Bildschirmpositionen arbeiten und so die jeweiligen
Vor- und Nachteile erfahren«, so heißt es in der
Zusammenfassung der Berichte.
Wir können uns der Empfehlung nur anschließen,
an vier Tagen den Bildschirm unterschiedlich aufzu-
stellen, um so die Vorzüge und Nachteile der verschie-
denen Bildschirmpositionen kennenzulernen. Es sollte
jeweils ein ganzer Arbeitstag mit jeder Aufstellung
gearbeitet werden, auch wenn es zunächst ungewohnt
ist (siehe rechts).
Die Versuche der Uni Dortmund bestätigten die
Theorie: Die angenehmste Position ist der tief auf-
gestellte Bildschirm mit einem Sehabstand deutlich
über 50 cm (gemessen von der vorderen Tischkante).
Sehabstand und BlickneigungErgonomische Erkenntnisse beachten
Bildschirm in Augenhöhe, Sehabstand weniger als 50 cm1. Tag
Bildschirm tief, Sehabstand weniger als 50 cm2. Tag
Bildschirm in Augenhöhe, Sehentfernung 70– 90 cm3. Tag
Bildschirm tief, Sehentfernung 70– 90 cm4. Tag
24 Gesundheit tag für tag 1·2000
»Vielleicht wird es ihn in unserer Branche auch nie geben.«
Vor allem große Unternehmen winken auf die Frage, ob
man bereits Telearbeit eingeführt habe, ab. In mittleren
Unternehmen ist das Interesse offensichtlich größer, hier
gab man auch früher schon bestimmte Aufgaben, z. B. die
Texterfassung, nach außen. In unserer Branche gibt es vor
allem im grafischen Bereich Möglichkeiten, Telearbeits-
plätze einzurichten. Allerdings liegt hier in der Regel eine
selbständige Tätigkeit und keine abhängige Telearbeit vor.
Telearbeit ist rechtlich abgeklärt. Die neue Arbeits-
form »Telearbeit« wurde von den verschiedenen Interessen-
gruppen von Anfang an aufmerksam beobachtet. Die Inter-
essensgruppen führen Seminare durch und geben ausführ-
liche Informationen heraus. Der Bundesverband Druck
veranstaltet beispielsweise Seminare und gibt eine Bro-
schüre »Telearbeit in der Druckindustrie« heraus. (Kontakt
über die Landesverbände). Die IG Medien veranstaltet in
Zusammenarbeit mit anderen Gewerkschaften ebenfalls
Seminare und unterhält einen telefonischen Informations-
dienst: 01805-245678. Hier kann man auch schriftliche
Unterlagen anfordern.
Des weiteren gibt es eine Reihe qualifizierter Beratungs-
firmen, die die Einführung von Telearbeit betreuen können.
So z. B. das Unternehmen, das die rechts abgedruckte
Liste mit den Anforderungen an Telearbeitsplätze zur Ver-
fügung stellte. Auch ein Verband hat bereits seine Arbeit
aufgenommen: Der Verband Telearbeit Deutschland e. V.
in Bonn.
Hierauf achtet die Berufsgenossenschaft. Die
verschiedenen Unterlagen enthalten Kriterien, die für
die jeweils vertretene Gruppe wichtig sind. So achten die
Berufsgenossenschaften darauf, dass bei der Einführung
von Telearbeit Arbeits- und Gesundheitsschutz nicht zu
kurz kommen. Dazu gehören u. a. folgende Punkte:
Das Zutrittsrecht: Befinden sich Telearbeitsplätze zu
Hause, steht die nach Art. 13 des Grundgesetzes garan-
tierte Unverletzlichkeit der Wohnung einem Zutrittsrecht
entgegen. Der Arbeitgeber und die Mitarbeiter, die den
Telearbeiter in Fragen der Arbeitssicherheit unterstützen,
d. h. der Betriebsarzt, die Fachkraft für Arbeitssicherheit,
haben kein gesetzlich geregeltes Zutrittsrecht zur Woh-
nung des Telearbeiters. Diese Personen müssen jedoch die
Wohnung betreten können, damit der Arbeitgeber seine
gesetzlichen Verpflichtungen zum Schutz seiner Arbeitneh-
mer erfüllen kann. Dieses Zutrittsrecht ist im Arbeitsver-
trag zu verankern.
Verantwortung für Arbeitssicherheit: Der Arbeit-
geber ist auch bei Telearbeitsplätzen in vollem Umfang
zur Einhaltung der Arbeitsschutzvorschriften verpflichtet.
Hierzu gehört auch die Arbeitsplatzgestaltung. Für die
ergonomische Gestaltung von Telearbeitsplätzen gelten die
gleichen Anforderungen wie für Bildschirmarbeitsplätze in
herkömmlichen Büros. Zu achten ist vor allem darauf, dass
■ geeigneter Arbeitsraum zur Verfügung steht
■ Arbeitstisch und Arbeitsfläche ausreichend groß und
richtig bemessen sind
■ ein ergonomisch einwandfreier Büro-Drehstuhl zur
Verfügung steht
■ geeignete Beleuchtung vorhanden ist, d. h. Lichtschutz-
vorrichtungen und blendfreie künstliche Beleuchtung.
Versicherungsschutz: Telearbeiter stehen wie alle
Beschäftigten im Schutz der gesetzlichen Unfallversiche-
rung, d. h. der Berufsgenossenschaft. Der Versicherungs-
schutz schließt auch alle im sachlichen Zusammenhang
mit der Arbeitsaufgabe stehenden Wege ein.
TelearbeitDer große Durchbruch lässtauf sich warten
tag für tag 1·2000 Gesundheit 25
Anforderungen an Hardware-KomponentenArbeitsplatzrechner
z. B. Desktop-System mit geeigneten Bildschirmen
Sprach- und Datenkommunikation
Telefon inkl. Anrufbeantworter
Papier- oder PC-Fax
PC-Datenverbindung
Netzzugang
Netzwerk des jeweiligen Unternehmens
Internet und / oder Online-Dienste
Sonstiges
Drucker, Scanner, Kopierer (z. B. Multifunktionsgerät)
Anforderungen an Datenschutz und -sicherheitTechnisch
Zugriffsschutz (z. B. Passwort, Call-Back, Chipkarte)
Festplattenverschlüsselung
Datentransport-Verschlüsselung
kein Diskettenlaufwerk
Zusätzlich: Unterbrechungsfreie Stromversorgung
Organisatorisch
separates, abschließbares Arbeitszimmer
abschließbare Behältnisse (Schränke, Rollcontainer)
keine private Nutzung des technischen Equipments
Entsorgung von Datenträgern aller Art nur in der Firma
Rechtlich
Aufnahme in Betriebs- und / oder Zusatzvereinbarung
Verpflichtungserklärung
»Belehrung« in persönlichen Gesprächen
Anforderungen an die Mitarbeiter Vertrauenswürdigkeit
Selbständigkeit
Eigeninitiative bzgl. Kommunikation u. Informationsbeschaffung
Selbstdisziplin
hohe Eigenverantwortung
ausgeprägte Teamfähigkeit
geeigneter häuslicher Arbeitsplatz
geeignete familiäre Situation
Telearbeit: daran muss man denken
Quelle: TA Telearbeit GmbH,
52511 Geilenkirchen; Foto: voko
26 Gesundheit tag für tag 1·2000
Fortschritt
Prothetik
tag für tag 1·2000 Gesundheit 27
Die Medizin hat in den vergangenen Jahrzehnten ernorme
Fortschritte gemacht. Das zeigen nicht zuletzt die Ent-
wicklungen auf dem Gebiet der Prothetik, also dem Ersatz
von Körperteilen. Durch sie können Unfallopfer viel Le-
bensqualität zurückgewinnen. Gerade für die Opfer von
Arbeitsunfällen ist das ein wichtiger Aspekt.
Karin Schneider* (58 Jahre) war als Zeitungszustelle-
rin unterwegs. In einer Februarnacht passierte es: Glatteis.
Sie rutschte aus, stürzte auf die rechte Hüfte. Oberschen-
kelhalsbruch lautete später die Diagnose. Bei solchen
Brüchen wird das Hüftgelenk oft so schwer in Mitleiden-
schaft gezogen, dass die Bewegungsfähigkeit erheblich
eingeschränkt wird. Vor einigen Jahren hätte das für
Karin Schneider bedeutet: An Krücken gehen und den
Beruf aufgeben.
Dieses Schicksal bleibt der 58-Jährigen erspart. Ihr
wird ein künstliches Hüftgelenk eingesetzt. Durch die
Prothese kann sie sich wieder nahezu normal bewegen.
Professor Martin Börner, Ärztlicher Direktor der Berufs-
genossenschaftlichen Unfallklinik, Frankfurt am Main,
beschreibt die Rehabilitation aus medizinischer Sicht:
»Das Bein ist nach der Operationen sofort belastbar.
Bereits bei der vor der Operation durchgeführten Planung
kann die exakte Position der Prothese festgelegt werden.
Der Patientin wurde ein zementfrei eingebrachtes Hüft-
gelenk eingesetzt. Nach etwa drei Monaten kann die
Patientin wieder ohne Einschränkungen ihrem Beruf und
ihren sportlichen Ambitionen nachgehen. Fast alle Sport-
arten können ausgeübt werden. Auch langes Stehen ist kein
Problem.«
Seit den 50er Jahren wurden Prothesen und Opera-
tionsmethoden ständig verbessert. Seit 1994 setzen die
Chirurgen der BG-Unfallklinik in Frankfurt für solche Ope-
rationen auch den Roboter ein. Bereits über 2.500 Hüft-
operationen sind dort schon mit dem Robodoc durchgeführt
worden. Damit besitzt die Klinik die weltweit größte Er-
fahrung. Durch den Roboter kann eine extreme Genauig-
keit beim Fräsen im Knochen erreicht werden. So kann die
Prothese sehr genau eingepasst werden. Dieser Genauigkeit
verdankt Karin Schneider letztlich die Lebensqualität.
– Sp –
für den Menschen
*Name von der Redaktion geändert
Prof. Martin Börner, Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik, Frankfurt am Main, schildert dieVorteile moderner Prothesen für den Menschen.
28 Sicherheit tag für tag 1·2000
Emotionen bestimmen unser
Engstellen auf Autobahnen
Viele Autofahrer kennen die Situation: An einer Engstelle
sieht der Fahrer auf der weiterführenden, rechten Spur
einen langsam überholenden Fahrer auf der linken Spur,
der sich dann einordnen will. Er blickt geradeaus, als ob
er das andere Fahrzeug nicht bemerkt und verweigert das
Einfädeln. Warum? Bei dieser Entscheidung geben in der
Regel emotionale, d. h. vom Gefühl gesteuerte Gründe den
Ausschlag. Bei beiden Fahrern kann eine negative Stim-
mung zurückbleiben, die ihr weiteres Fahrverhalten für
eine längere Zeit ebenfalls negativ beeinflusst.
Aufgabe der Verkehrssicherheitsarbeit ist es, Verhalten,
das zu Gefahren im Straßenverkehr beiträgt und das
durch Emotionen gesteuert wird, möglichst zu verhindern.
Aber wie?
Wie funktioniert das mit den Gefühlen? Emotio-
nen werden durch einen Gedanken, durch ein Ereignis,
durch ein Geräusch oder durch ein Bild ausgelöst. Im
Gehirn läuft blitzschnell die Wahrnehmung und eine Ana-
lyse des Wahrgenommenen ab. Das Gehirn bewertet und
interpretiert mit seinem Erinnerungsvermögen das Wahr-
genommene. Das entsprechende Gefühl, z. B. Wut oder
Aggression, wird ausgelöst. Es führt zu Körperreaktionen,
z. B. Herzklopfen und zu einer entsprechenden Handlung.
Wie kann man diesen Ablauf unterbrechen? Ziel
der Maßnahmen zur Verkehrssicherheit muss es sein, den
Ablauf, der durch Emotionen zu verkehrsgefährdendem
Verhalten führt, zu unterbrechen. Eine Möglichkeit, auf
die immer wieder hingewiesen wird, ist die Aufforderung
an Autofahrer, die eigene Bewertung von Ereignissen ent-
sprechend zu ändern. Beispiel: Man wird überholt und
geschnitten. Statt sich zu ärgern, hält man sich die Vor-
teile überlegten und besonnenen Fahrens vor Augen. Diese
Möglichkeit hört sich einfach an, ist sie aber nicht. Gegen
Gefühle fühlt man sich häufig machtlos.
Darüber hinaus gibt es auch andere Wege: So können
der Gesetzgeber, die Medien (Beispiel 1) und auch betrieb-
liche Maßnahmen ihren Teil dazu beitragen, dass es nicht
über Emotionen zu gefährlichem Fahrverhalten auf dem
Arbeitsweg oder bei Fahrten während der Arbeitszeit
kommt (Beispiele 2 und 3).
Ereignis, Gedanke
Wahr-nehmung, Analyse
Emotionen, Gefühle
Handlung
Körper-reaktionen, z. B. Herz-
klopfen
Bewertung des Wahrgenom-
menen, was bedeutet es für
uns?
Vom Ereignis zur Handlung
tag für tag 1·2000 Sicherheit 29
Verhalten Eine Situation, die jeder Autofahrerkennt: Grabenkrieg an Engstellen aufAutobahnen. Emotionen bestimmendas Handeln. Dabei könnte alles ganz einfach sein:Alle fahren bis zur Engstelle undordnen sich dann nach dem Reißver-schlussprinzip ein.Grafik: ADACBeispiel 1: Das Einfädeln im Bereich von Fahrbahnver-
engungen auf Autobahnen ist immer wieder ein Anlass für
Verärgerungen, Zorn und aggressive Reaktionen. Da gibt
es Fahrertyp A, der sich bereits lange vor der Fahrbahnver-
engung einfädelt, entweder, weil er befürchtet, sich später
nicht mehr einordnen zu können, oder, weil er höflich den
anderen Fahrern gegenüber sein will. Fahrertyp B nutzt
die frei werdende Strecke, fährt schnell an der Schlange
vorbei und ordnet sich erst unmittelbar vor der Engstelle
ein. Dies erzeugt bei anderen Fahrern auf der durchgehen-
den Spur zum Teil ein hohes Maß an Verärgerung, was
zu aggressivem Verhalten führen kann. So verlässt ein
Großteil der Fahrer die Engstelle mit Ärger oder einem
»unguten« Gefühl, was sich auf ihr weiteres Fahrverhalten
negativ auswirkt.
Hier ist der Gesetzgeber und alle, die Informationen
über Verkehrssicherheit verbreiten, gefordert. Das richtige
Verhalten muß propagiert werden: Alle fahren bis zur
Engstelle vor und ordnen sich dann nach dem Reißver-
schlussprinzip ein. Wäre dies der Fall, fühlte sich keiner
benachteiligt, das Ereignis, das den Ablauf für gefühls-
bedingte Handlungen auslöst, wäre aus dem Weg geräumt.
In den Niederlanden erzielte eine Aufklärungskampagne
in der dargestellten Form sehr gute Ergebnisse.
Beispiel 2: Hitze im Pkw. Untersuchungen ergaben,
dass ein durch die Sommersonne aufgeheizter Pkw oder
Lieferwagen zu einer deutlich negativen Bewertung eines
bestimmten Ereignisses im Straßenverkehr beiträgt. In
einem überhitzten Auto reagiert man mit mehr Ärger auf
dichtes Auffahren als in einem Fahrzeug mit deutlich nied-
rigeren Temperaturen. Hitze erzeugt eine gereizte Grund-
stimmung, die in vielen Fällen zu schnellerem Fahren
führt. Diese Tatsache spricht dafür, auch Firmenfahrzeuge
– soweit möglich – mit Klimaanlagen auszurüsten. Die
Bewertung der Situation im Ablaufschema wird geändert,
damit auch die Emotionen und die Handlung.
Beispiel 3: Zeitdruck. Zeitdruck ist ein besonders
wichtiges Bewertungs-Merkmal bei der Entstehung von
Gefühlen. Ein Fahrer, der unter Zeitdruck steht, reagiert
emotional ganz anders, als ein Fahrer, der gelassen fährt.
Eine übliche Verkehrssituation, z. B. der Stau vor einer
Ampel, kann den unter Zeitdruck stehenden Fahrer zu ei-
ner Handlung verleiten, die in ausgeglichenem Zustand für
ihn nie in Frage kommen würde. Zeitdruck wirkt sich be-
sonders negativ bei der Bewertung eines Ereignisses aus
und führt damit zu negativen Emotionen und Handlungen.
Auch hier kann jeder Betrieb eingreifen. Klare Anweisun-
gen und Lösungsmöglichkeiten bei Zeitverzögerungen sind
für alle Betriebsfahrer von großer Bedeutung. Gleitzeit
mit ihren Varianten brachte und bringt für alle große Vor-
teile. Aber auch jeder Einzelne kann etwas dazu beitragen,
dass negative Emotionen durch Zeitdruck auf dem Arbeits-
weg nicht auftreten: Fünf Minuten früher den Arbeitsweg
antreten.
30 Betriebe tag für tag 1·2000
Wasserfarben oder UV-Technologie?
Wo früher bei der Herstellung von Etiketten für Ver-
packungen lösemittelhaltige Farben unbedingt erforderlich
waren, verwendet man heute auch wasserverdünnbare Far-
ben. Die UV-Technologie hat heute im Verpackungsdruck
ebenfalls große Marktchancen. Es sieht so aus, als ob
Lösemittelfarben bei der Herstellung von Verpackungen
bald ausgedient haben könnten. Aus der Sicht des Gesund-
heitsschutzes ist diese Entwicklung sehr zu begrüßen,
ebenso aus der Sicht des Umweltschutzes und des Brand-
bzw. Explosionsschutzes.
Lösemittelfarben unter Druck. Die Verwendung von
Lösemittelfarben erkennt man am typischen Lösemittel-
geruch. Moderne Maschinen mit wirksam arbeitenden
Druckwerkabsaugungen sind in der Regel hinsichtlich der
Gesundheitsbelastung durch Lösemitteldämpfe für die
Mitarbeiter unproblematisch. Sie arbeiten so, dass die
Belastung deutlich unter der maximal zulässigen Arbeits-
platzkonzentration (MAK-Wert) liegt. Die von der Berufs-
genossenschaft durchgeführten Messungen haben das be-
stätigt. Wichtig ist dabei, dass die Maschinenabsaugungen
auch während der Rüstarbeiten eingeschaltet bleiben und
keine unzulässigen Lösemittel verwendet bzw. zugemischt
werden.
Trotzdem verbleibt eine Belastung der Atemluft für die
Mitarbeiter, besonders an älteren Maschinen und in Ver-
bindung mit unzureichender oder gar fehlender Lüftungs-
technik. In diesen Fällen können nur Messungen der Löse-
mittel-Luftkonzentrationen Klarheit schaffen.
Begrüßenswert ist, dass in den letzten Jahren die Ten-
denz zu wesentlich weniger gefährlichen Lösemitteln als
Bestandteil der Farben gegangen ist. Ethanol (MAK-Wert:
1000 ml/m3) und Ethylacetat (MAK-Wert: 400 ml/m3)
stehen bei der Verwendung in ca. 90% aller Anwendungs-
fälle deutlich im Vordergrund.
Unzulässige Lösemittel. Aber Achtung! Einige Löse-
mittelkomponenten, die auch in Gemischen mit Ethanol
und Ethylacetat enthalten sein können, sind wegen des von
ihnen ausgehenden hohen Gesundheitsrisikos (Beeinträchti-
gung der Fortpflanzungsfähigkeit und mögliche Frucht-
schädigung) in der Bundesrepublik unzulässig, siehe Tabel-
le. Sie wurden den Farben als »Verzögerer« zugemischt,
um z. B. die Trocknungsgeschwindigkeit zu beeinflussen.
Im Zweifelsfall sollte man im Sicherheitsdatenblatt
nachsehen, ob diese Bestandteile enthalten sind, oder sich
vom Lieferanten bestätigen lassen, dass sie nicht in den
Farben enthalten sind. Es gibt inzwischen vollwertige Er-
satzstoffe dafür.
VOC-Richtlinie. Im Verpackungstief- und Flexodruck
fallen seit März 1999 Anlagen mit einem Lösemittelver-
brauch von mehr als 15 Tonnen pro Jahr in den Geltungs-
bereich einer neuen EU-Richtlinie zur Verbesserung des
Umweltschutzes, der »VOC-Richtlinie«, die den Umgang
mit leichtflüchtigen organischen Lösemitteln regelt bzw.
einschränkt (VOC = Volatile Organic Compounds = leicht-
flüchtige organische Lösemittel). Auch aus diesem Grund
besteht Handlungsbedarf für die Betreiber solcher Anla-
gen, mit dem Ziel, den Lösemittelverbrauch zu reduzieren.
Unter den aktuellen umweltpolitischen Rahmenbedingun-
gen dürften sich zukünftig emissionsarme Druckverfahren,
wie z.B. die Verwendung von wasserverdünnbaren oder
UV-Farben, durchsetzen.
Wasserverdünnbare- oder UV-Farben? Auch was-
serverdünnbare Farben enthalten Lösemittel, allerdings
in wesentlich geringeren Mengen ( ca. 1–10% Alkohole ).
Zusätzlich sind in den Farben noch bis zu 1% Ammoniak
bzw. Amine enthalten. Diese Farben sind, ebenso wie die
meisten UV-Farben, aufgrund ihrer höheren Flammpunkte
und der dadurch fehlenden leichten Entzündbarkeit hin-
sichtlich Brand- und Explosionsschutz verarbeitungstech-
nisch unproblematischer. Da sie überwiegend nicht der
Verordnung über brennbare Flüssigkeiten unterliegen, gibt
es keine entsprechenden Lagerungsanforderungen. Auf-
grund ihrer Lösemittelfreiheit und aufgrund verfahrens-
bedingter Eigenschaften, wie z. B. Scheuerfestigkeit, Löse-
mittelresistenz und Glanz, werden UV-Farben zunehmend
eingesetzt. Auf notwendige Schutzmaßnahmen gegenüber
UV-Strahlung, Ozonbildung und eventuell auftretenden
Farbnebeln soll an dieser Stelle nur hingewiesen werden.
Nicht gleichermaßen unproblematisch sind aber anfal-
lende Reinigungsarbeiten zu bewerten. Hierzu benötigt
man im Fall der wasserverdünnbaren Farben spezielle
wässrig-alkalische Reinigungsmittel. Bei Verwendung von
UV-Farben sind als Wasch- und Reinigungsmittel weiterhin
organische Lösemittel notwendig, die grundsätzlich, wie
auch die UV-Farben selbst, mehr oder weniger hautschädi-
gend sind. Die Broschüre »UV-Trocknung« der Berufsge-
nossenschaft, Best.-Nr. 205, enthält eine Liste geeigneter,
langsam verdunstender Reinigungsmittel mit z. T. hohen
Wohin geht der Weg im Verpackungstief- und Flexodruck?
sehr häufige Verwendung
Ersatzstoffe für
Verwendung unzulässig
Flammpunkten und gibt darüber hinaus weitere Tipps zum
Gesundheitsschutz beim Umgang mit UV-Farben.
Beide Verfahren bringen gegenüber der Verwendung von
Lösemittelfarben erhebliche Vorteile für den Gesundheits-
schutz wegen ihrer erheblich verminderten Belastung
durch Lösemitteldämpfe. Während die Entscheidung für
UV-Trocknung doch ein grundlegendes unternehmerisches
Problem darstellt, ist der Übergang zu wasserverdünnba-
ren Farben unproblematischer, sieht man einmal von An-
laufschwierigkeiten mit dem anfangs ungewohnten Arbeits-
stoff ab. Die Berufsgenossenschaft empfiehlt, immer wie-
der beim Farbenlieferanten nachzufragen, ob er geeignete
wasserverdünnbare Farben im Lieferprogramm hat, um
damit lösemittelhaltige Systeme ersetzen zu können. Die
Farbenhersteller arbeiten intensiv an der Entwicklung von
Farben, die wenig oder noch besser keine organischen
Lösemittel enthalten.
Hautschutz weiterhin erforderlich. Die Hände sind
– das gilt besonders am Arbeitsplatz in der Produktion –
unsere wichtigsten »Werkzeuge«. Deshalb kommt bei
Verwendung lösemittelhaltiger Farben dem ausreichenden
Hautschutz eine wichtige Aufgabe zur Verhütung von
Hauterkrankungen zu:
Anwendung von geeigneten Hautschutzmitteln vor
Arbeitsbeginn
Angemessene, möglichst milde Hautreinigung während und
nach der Arbeit
Anwendung von Hautpflegemitteln nach der Arbeit
Direkter Hautkontakt zu Lösemitteln, auch zum vermeint-
lich »harmlosen« Ethanol, ist wegen der damit verbunde-
nen Entfettung und Austrocknung der Haut zu vermeiden.
Neben dem regelmäßigen 3-stufigen Hautschutz kommt
der konsequenten Benutzung von Schutzhandschuhen eine
wichtige Bedeutung zu. Weitere Einzelheiten zum Thema
Hautschutz sind im Informationsblatt »Hand- und Haut-
schutz«, Best.-Nr. 528, zusammengefasst.
Auch beim Umgang mit wasserverdünnbaren Farben
oder UV-Farben bleibt Hautschutz obligatorisch. Konse-
quent angewandt, können Hauterkrankungen so mit weit-
gehender Sicherheit ausgeschlossen werden. – Sz –
tag für tag 1·2000 Betriebe 31
Lösemittel in Druckfarben für den Verpackungstief- und Flexodruck
Lösemittel MAK-Wert (ml/m3)
1 Ethanol 1000
2 Ethylacetat 400
3 Aceton 500
4 Methylethylketon 200
5 1-Methoxy-2-propanol 100
6 1-Methoxy-2-propylacetat 50
7 2-Methoxyethanol 5
8 2-Ethoxyethanol 5
9 2-Methoxyethylacetat 5
10 2-Ethoxyethylacetat 5
1
65
987 10
2
987 10
1Rücken- und Augenprobleme
durch häufiges Kopfheben
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Der Blick auf den Bildschirm sollte leicht nach unten gerichtet sein, nur dann ist die Nackenmuskulatur entlastet. Ständiges Anheben des Kopfes führt zu Verspannungen der Nackenmuskulatur. Der Blick nach oben, auch leicht nach oben, strengt die Augenmuskulatur an und behindert die Befeuchtung der Augen. Deshalb Bildschirm nicht auf den Rechner stellen.
Den Bildschirm so aufstellen, dass die Bildschirmfläche mindestens 50 bis 60 cm von der vorderen Tischkante entfernt ist. Die Aufstellung mit zu geringemAbstand führt zu erzwungenen Sitzhaltungen, die die Wirbelsäule belasten.