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Rüstungs- und Militärkooperation von Südafrika mit Taiwan und Chile: "Beating the Arms Boycott" Author(s): Peter Körner Source: Africa Spectrum, Vol. 25, No. 2 (1990), pp. 197-217 Published by: Institute of African Affairs at GIGA, Hamburg/Germany Stable URL: http://www.jstor.org/stable/40174403 . Accessed: 14/06/2014 01:43 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . Institute of African Affairs at GIGA, Hamburg/Germany is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Africa Spectrum. http://www.jstor.org This content downloaded from 62.122.76.60 on Sat, 14 Jun 2014 01:43:36 AM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

Rüstungs- und Militärkooperation von Südafrika mit Taiwan und Chile: "Beating the Arms Boycott"

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Rüstungs- und Militärkooperation von Südafrika mit Taiwan und Chile: "Beating the ArmsBoycott"Author(s): Peter KörnerSource: Africa Spectrum, Vol. 25, No. 2 (1990), pp. 197-217Published by: Institute of African Affairs at GIGA, Hamburg/GermanyStable URL: http://www.jstor.org/stable/40174403 .

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PETER KÖRNER

Rüstungs- und Militärkooperation von Südafrika mit Taiwan und Chile: "Beating the Arms Boycott"

Von der breiten Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt - oder wegen vermeintlich ge- ringer Bedeutung schlichtweg ignoriert - kam es in den vergangenen zwei Jahrzehnten zu Schulterschlüssen zwischen Staaten, die den Ausgestoßenen, den "Outcasts"1 der internationalen Staatengemeinschaft zugerechnet wurden. Vor dem Hintergrund von Wirtschaftssanktionen und/oder politischer Isolation taten sich "Paria-Staaten"^ zu- sammen, um einer ihnen ablehnend bis feindlich begegnenden Welt zu trotzen: Dazu zählten neben anderen Apartheid-Südafrika, Chile unter Pinochet, Israel und Taiwan.

1 ANKNÜPFUNGSPUNKTE DER KOOPERATION VON "OUTCASTS"

Den gemeinsamen Nenner der betroffenen Regime bildete eine prowestliche, aus- geprägt kapitalistische Orientierung - mit einem Antikommunismus, den selbst die im Kalten Krieg erprobte westliche Vormacht USA nicht übertraf. Durch diese Aus- richtung, mit der eine eindeutige Parteinahme gegen die Sowjetunion im Ost-West-Kon- flikt verbunden war, hatten sie in früheren Jahrzehnten Rückendeckung der USA ge- wonnen. Manche von ihnen erhielten zum Teil beträchtliche Wirtschafts- und Militär- hilfe, und dank umfangreichen Technologietransfers aus westlichen Industriestaaten war es einigen möglich, bedeutende Potentiale auf den Gebieten militärisch relevanter Industriezweige, rüstungswirtschaftlicher Fabrikation sowie der Atomindustrie, bei der die Grenze zwischen ziviler und militärischer Option nicht eindeutig zu ziehen ist, zu entwickeln. Dies gilt in besonderem Maße für Israel, die Republik Südafrika (RSA) und Taiwan (Eigenbezeichnung: "Republik China")^.

Zu "Un berührbaren" wurden sie nicht so sehr wegen der von den USA mißbilligten Verselbständigung der militärischen und atomaren Potentiale, sondern in der Regel aufgrund besonders krasser Verletzungen der Menschenrechte, durch die sie sich zur Zielscheibe internationaler Kritik machten. Die massive Repression der Palästinenser durch Israel, der nicht-weißen Bevölkerung in der RSA und jedweder Opposition durch das Pinochet-Regime in Chile trug zur internationalen Isolation dieser Staaten maßgeb- lich bei. Durch die extensive Auslegung des Begriffs "Kommunismus" - sie subsumier- ten darunter auch gewaltlosen Kampf Unterdrückter - und durch die Gleichsetzung des nicht mehr gewaltfreien Kampfes mit "Terrorismus" suchten sie die Menschenrechts- verletzungen zu bagatellisieren. Solchermaßen biederten sie sich zugleich den westli- chen Industriestaaten - teils mit, teils ohne Erfolg - als aufrechte antikommunistische

1 Far Eastern Economic Review, Hongkong 16.6.1978.

2 Adelman, K.: The Club of Pariahs. - In: Africa Report (New York) 25 (Nov.-Dec. 1980) 6, S. 8 - 11; Harkavy, R.: The pariah State syn- drom. - In: Orbis (Philadelphia) 21 (Fall 1977)

3, S. 623 - 49. 3 Siehe etwaBrzoska, M., P. Lock: Rüstungs-

produktion und Nuklearindustrie in der Dritten Welt. - In: Militärpolitik Dokumentation (Frankfurt/Main) 11 (1987) S. 59 - 61.

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Mitkämpfer an. Selbst in Perioden der Ost-West-Entspannung betrachteten "Falken" unter westlichen Politikern und Militärs die Kooperation dieser Staaten mit Wohlwol- len.

Die Assoziationskette Befreiungskampf-Kommunismus-Terrorismus fand in Hoch- zeiten des Kalten Krieges während der 50er und 60er Jahre und in der ersten Hälfte der Amtsperiode des Präsidenten Reagan, als die USA den Ost-West-Konflikt und den Kampf gegen das "Reich des Bösen'* (Sowjetunion) allen anderen Gesichtspunkten der internationalen Politik überordneten, bei westlichen Regierungen beträchtliche Akzep- tanz. Unter Präsident Carter und seit Mitte der 80er Jahre indes räumten die USA - entsprechend ihrem Selbstverständnis als Hort westlicher Demokratie - Menschen- rechtsfragen stärkeres Gewicht ein, das sich mit der Entspannung des Ost-West-Verhält- nisses in Druck auf Länder wie Südafrika, Israel und Chile übersetzte - um so mehr, als sich maßgebliche westliche Regierungen der Linie der Washingtoner Administration in diesem Punkt anschlössen.

Die mit dem Vietnam-Krieg eingeleitete Hegemonialkrise der USA, der Aufstieg kon- kurrierender Industriezentren wie EG und Japan, das seit den 60er Jahren vervielfachte Gewicht von Ländern der Dritten Welt in internationalen Gremien und die in steigen- dem Maße für Menschenrechtsfragen sensibilisierte internationale Öffentlichkeit förder- ten die Ausgrenzung der genannten Staaten. In der UNO setzten sich Resolutionen ge- gen Israel, die RSA und Chile durch - die heftig angefeindete Gleichsetzung von Zionis- mus und Rassismus für den Nahoststaat (1975), das völkerrechtlich verbindliche Waffen- embargo gegen den Apartheidstaat (1977) und die Verurteilung des Pinochet-Regimes wegen besonders krasser Verstöße gegen die Menschenrechte (1977). 1986 wurde das chilenische Militärregime durch die UNO zum wiederholten Male gebrandmarkt^.

Einen Spezialfall unter den Paria-Staaten stellte Taiwan dar, das, obwohl bis 1987 unter Kriegsrecht regiert, weniger wegen Menschenrechtsverletzungen ins weltpoliti- sche Abseits geriet als wegen der internationalen Aberkennung seines Alleinvertretungs- anspruchs für China. Eine herausragende Rolle spielte dabei die Haltung der USA, die zunächst die 1949 in Peking installierte kommunistische Regierung unter Mao Zedong als unrechtmäßig betrachteten und das Regime in Taipeh, die an Fläche und Bevölke- rung viel kleinere "Republik China", politisch, ökonomisch und militärisch unterstütz- ten. Diese Entscheidung traf die Regierung in Washington vor dem Hintergrund des Kalten Krieges, in dem die Sowjetunion und die Volksrepublik (VR) China dem Westen in den 50er Jahren als Verbündete gegenübertraten. An der Option für "Natio- nal-China" hielten die USA bis in die 70er Jahre fest und setzten sie, gestützt auf ihre Hegemonialmacht, auch in internationalen Gremien wie UNO, Weltbank und IWF durch.

Das Ende der 50er Jahre entstandene Schisma zwischen den Regierungen in Moskau und Peking veränderte die Perzeption der Administration in Washington grundlegend - wenn auch mit erheblicher zeitlicher Verzögerung. Die gemeinsame, allerdings höchst unterschiedlich begründete Gegnerschaft der USA und der VR China zur Sowjetunion - Antikommunismus hier, "Anti-Revisionismus" da - führte zur Annäherung der Re- gierungen in Washington und Peking, die schließlich zu Lasten des Regimes in Taipeh ging. Taiwan wurde zugunsten der VR China aus den internationalen Organisationen ausgeschlossen, zunächst aus der UNO (1971), dann auch aus IWF und Weltbank (1979/80). Schließlich brachen die USA 1979 mit dem Taiwan Relations Act der Carter-Regierung die diplomatischen Beziehungen zum Regime in Taipeh ab - bei gleichzeitiger offizieller Anerkennung der Regierung in Peking - und kündigten den 1954 geschlossenen bilateralen Militärpakt auf; sie trugen allerdings durch Rüstungs-

4 El Mercurio (Santiago de Chile) 10.12.1986.

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lieferungen weiterhin zur Stärkung des taiwanischen Militärpotentials bei, um einen Übergriff der VR China auf den international nicht mehr anerkannten Inselstaat zu verhindern5 . Zugleich ließen die USA gegenüber der Regierung in Peking keinen Zwei- fel daran, daß sie eine militärische Eroberung des kapitalistischen China nicht hinzu- nehmen bereit wären. Sie verpflichteten sich indes gegenüber der VR China 1982 ver- traglich, allenfalls Defensivrüstung an Taiwan zu liefern**. Die Bestandsgarantie der USA sah indes das Regime in Taipeh - psychologische Wirkung der politisch-diploma- tischen Isolation - als unzureichend und auf lange Sicht nicht verläßlich an.

Taiwan und mit ihm andere "Outcasf'-Staaten fühlten sich in ihrem Existenzkampf gegen den "Kommunismus" von den westlichen Industriestaaten im Stich gelassen oder zumindest nicht ernst genommen. Die Perzeption, in der Welt allein dazustehen und/oder von Feinden umzingelt zu sein, brachte sie - trotz zum Teil großer geogra- phischer Distanz, trotz extrem unterschiedlicher sozioökonomischer, kultureller und politischer Gegebenheiten, trotz allenfalls oberflächlich vergleichbarer Ursachen ihrer internationalen Isolation - in den 70er und 80er Jahren einander näher. Aufgrund ih- rer gemeinsamen Interessenlage entwickelten sie eine wechselseitige Zusammenarbeit, deren Schwerpunkt rüstungs wirtschaftliche, militärische und sicherheitspolitische Be- lange bildeten, die in einen Nebel von Geheimnis und Spekulation gehüllte nukleare Komponente eingeschlossen.

In die Schlagzeilen geriet die Kooperation zwischen Israel und der RSA. Die bei- den Staaten knüpften ein breit angelegtes ökonomisches, politisches, militärisches und sogar kulturelles Beziehungsgeflecht, das internationale Kritik herausforderte. Jahre- lang setzte sich die israelische Regierung über das von der UNO gegen das Rassisten- regime in Pretoria verhängte Waffenembargo von 1977 hinweg. Erst nach unmißver- ständlichen Signalen der Regierung in Washington, daß bei weiterer militärischer Unterstützung Südafrikas die USA ihre die staatliche Existenz Israels sichernde Militär- und Wirtschaftshilfe einschränken oder aussetzen würden, lenkte die israelische Re- gierung 1987 mit der Erklärung ein, keine neuen Militärverträge mit der RSA zu schließen. Daß die Betonung auf "neu" lag, laufende Kontrakte von dem Boykott- beschluß mithin unberührt blieben, ging in den Meldungen der internationalen Presse zunächst unter7 .

Weit weniger Beachtung als die Kooperation zwischen Israel und der RSA fand die Zusammenarbeit des Apartheidregimes mit Chile und Taiwan, die sich zusammen mit Südafrika als die international am stärksten isolierten Staaten gruppierten: Die RSA beherbergt in der Hauptstadt Pretoria nur wenig über 20 ausländische Botschaften (vor- wiegend Vertretungen westlicher Industriestaaten und lateinamerikanischer Länder), verfügt lediglich über zwei Kulturabkommen mit anderen Staaten (Paraguay und Tai- wan), wurde auf militärischem Gebiet mit dem UNO-Waffenembargo von 1977 und im Bereich der Ökonomie von vielen Staaten, darunter die USA, EG-Länder und Japan, seit Mitte der 80er Jahre mit Sanktionen belegt, um die Abschaffung der Apartheid zu erzwingen. Speziell der Verkauf von (rüstungstechnologisch relevanten) Computern, der Transfer von Nukleartechnologie und die Vergabe von Krediten wurden einge-

5 ̂ Taiwan > Government Information Of- fice (Ed.): Republic of China 1988: A reference book. Taipeh/New York 1988, S. 374 u. 387 f.

6 International Herald Tribüne (Paris) 25.4. 1986. - Die Regierung in Peking fand 1986 An- laß, in Washington gegen den Transfer von Of- fensivwaffen, namentlich Kampfflugzeugen, nach Taiwan zu protestieren.

7 Washington Post 9.3.1987; South African Digest (Pretoria) 27.3.1987. - Zum Verhältnis Israel-Südafrika allgemein gibt es eine breite Li- teratur. Kritische Stimmen gegen die Koopera- tion wurden auch in Israel laut Siehe Beit-Hal- lahmi, B.: Schmutzige Allianzen: Die geheimen Geschäfte Israels. München 1988.

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schränkt8. Anders als die meisten Staaten, die Taiwan seit den 70er Jahren im Einklang mit der

UNO und ihren Unterorganisationen völkerrechtlich als Provinz der VR China betrach- teten, erkannte die RSA die "Republik China" als eigenständigen Staat an. Taiwan treibt zwar mit ca. 140 Staaten Handel, konnte aber nur zu wenigen Staaten offizielle politische Beziehungen bewahren, in Afrika außer der RSA zu Malawi und Swaziland. Im Juli 1990 schwenkte auch Saudi-Arabien zu Lasten des Regimes in Taipeh zur Re- gierung in Peking um9.

Chile, Mitglied zahlreicher internationaler Organisationen, offiziell mit zahlreichen diplomatischen Kontakten in alle Welt und insofern formal in die Staatengemeinschaft integriert, litt während der Pinochet-Periode gleichfalls unter internationaler Isolation. Auf dem afrikanischen Kontinent war das südamerikanische Land - neben der Bot- schaft und Generalkonsulaten in der RSA - nur in drei Staaten durch diplomatische Vertretungen präsent: Cöte d'Ivoire, Kenya und Zaire, letzteres wie Chile ein bedeu- tender Kupferexporteur *0.

Für Südafrika waren Chile und Taiwan nicht nur wegen ihrer Paria-Existenz von In- teresse, sondern auch, weil sie starke staatliche Unterdrückungsapparate aufbauten. Jahrzehntelanges Kriegsrecht unter dem Chiang-Clan in Fernost, blutiges Ausnahme- recht unter der Pinochet-Diktatur und brutale Repression des antirassistischen Kampfes im Apartheidstaat schufen einen Horizont, der zumindest aus der Sicht des Regimes in Pretoria einen Erfahrungsaustausch auf den Gebieten von Counterinsurgency, Auf- standsbekämpfung, Polizeistrategie und -taktik attraktiv erscheinen ließ. Die RSA konnte in die Kontakte mit Chile und Taiwan beträchtliches Know-how auf dem Ge- biet der Unterdrückung einbringen, außerdem Kriegserfahrung aus Kämpfen gegen Guerilla truppen und reguläre Streitkräfte im Südlichen Afrika.

Mit ihrer diversifizierten Rüstungsindustrie, die sie - nicht zuletzt dank Lizenzvergabe aus westlichen Industriestaaten - in die Lage versetzte, Kampf-, Aufklärungs- und Trai- ningsflugzeuge, Hubschrauber, Schnellboote, Versorgungsschiffe, Panzerwagen, Schüt- zenpanzer, Haubitzen, Raketen, militärische Geländewagen, Kleinwaffen und Munition (aller Art) zu produzieren, vermochte die RSA Chile, das Streitkräfte und Polizei aus einheimischer Fabrikation nur in begrenztem Maße mit Waffen versorgen kann, als attraktiver Anbieter von Kriegsmaterial zu begegnen. Die chilenische Rüstungsindustrie wurde erst seit Mitte der 70er Jahre, nach dem Waffenembargo der USA und Großbri- tanniens, ausgebaut. Sie eignete sich bereits das Know-how an, neben Kleinwaffen und Munition auch Raketen, Patrouillenboote, Versorgungsboote, Radar, Hubschrauber, Leichtflugzeuge, gepanzerte Fahrzeuge, Schützenpanzer und manches mehr herzustel- len - Großwaffen allerdings in der Regel nur bei geringem technischen Aufwand, mit Unterstützung ausländischer Experten, in kleiner Stückzahl und in Montage**.

8 Zur Politik der USA: Wenzel, C: Die Süd- afrikapolitik der USA in der Ära Reagan: Kon- struktives oder destruktives Engagement? Ham- burg 1990. - Zum Aspekt Computertechnolo- gie: Slob, G.: Computerizing Apartheid: export of Computer hardware to South Africa. Holland Committee on Southern Africa. Amsterdam, May 1990. - Aus südafrikanischer Sicht: Gel- denhuya, D. J.: The international Isolation of South Africa. - In: Strategie Review for Southern Africa (Pretoria) 11 (Nov. 1989) 2, S. 39-59.

9 Republic of China 1988 (Anm. 5), S.

373 ff.; Financial Times (London) 23.7.1990. 10 Financial Times 29.10.1987. 11 Zum Stand der Rüstungsindustrien all-

gemein vgl. Brzoska/Lock 1987 (Anm. 3), Län- derbeiträge Südafrika, Taiwan, Chile. Zur chile- nischen Rüstungsindustrie siehe auch Lopez, R.: Chilean arms industry matures. - In: Inter- national Defence Review (Genf) 10 (1988) 10, S. 1333 - 35. - Zur taiwanischen Rüstungska- pazität siehe Saw, D.: The other China. - In: Military Technology (Bonn) (1990) 8, S. 16 - 19; Leung, A.: Fortress Formosa. In Defence of Taiwan. - In: Ebda., S. 19 - 30.

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Während der Apartheidstaat im Verhältnis zu Chile auf dem Gebiet der Rüstungsfa- brikation technologisch überlegen war, konnte er von Taiwans breit gefächerter Indu- striekapazität profitieren: Das industriell und militärisch potente ostasiatische Schwel- lenland erlangte eine diversifizierte Wirtschaftsstruktur, die dank Technologietransfers aus westlichen Industriestaaten auch in den der Rüstungsproduktion vorgelagerten Branchen Eisen und Stahl, Maschinenbau, Elektrotechnik, Elektronik und Computer einen vergleichsweise hohen Standard erreichte. Taiwan kann außer Kleinwaffen und Munition aller Art ein großes Spektrum von Militärflugzeugen, Panzerwaffen, Lenk- waffen und Schnellbooten fertigen, ist aber in komplizierter Rüstungstechnologie ein- seitig von den USA abhängig, daher verwundbar und an technologischer Zusammenar- beit mit Staaten wie Israel und Südafrika stark interessiert, um die eigenen Fertigkeiten auf dem Gebiet der Rüstungsproduktion zu steigern. Dabei ist für das fernöstliche Land auch das unerschöpfliche Potential der RSA an strategischen Rohstoffen von großer Attraktivität12. Weder Taiwan noch andere "Outcasts" waren jedoch imstande, durch enge Kontakte untereinander westliche Industrieländer zu ersetzen - vor allem nicht in der fortgeschrittenen Rüstungs- und Atomtechnologie.

2 SÜDAFRIKA UND TAIWAN

Die durch komplementäre rüstungswirtschaftliche Interessen motivierte Annäherung zwischen den Regierungen in Pretoria und Taipeh verlief alles andere als gradlinig, son- dern in Konjunkturen. Enge Kontakte entstanden erstmals seit der zweiten Hälfte der 70er Jahre in einer bis 1980/81 dauernden Zeitspanne. Es war eine Phase, in der sich die internationale Isolation der RSA nach der blutigen Niederschlagung des Aufstandes von Soweto und der Verhängung des UNO-Waffenembargos verstärkte, während die Carter-Regierung in den USA Taiwan endgültig zugunsten der schon unter Präsident Nixon begonnenen Annäherung an die VR China politisch-diplomatisch fallen ließ. Als ab 1981 die USA unter Präsident Reagan den Kalten Krieg wiederbelebten, schritt der Ausbau der Beziehungen zwischen der RSA und Taiwan nur schleppend voran - beide verspürten wieder mehr Rückendeckung durch die USA als unter Präsident Carter und damit weniger Notwendigkeit zum Schulterschluß.

Dies änderte sich wieder in der zweiten Hälfte der 80er Jahre, als die Reagan-Regie- rung nach der Machtübernahme durch Gorbatschow und der Verkündung von Glasnost und Perestroika ihr Verhältnis zur Sowjetunion entspannte. Die Detente zwischen den beiden Supermächten belebte alte Isolations- und Bedrohungssyndrome, die in Südafri- ka durch Anti-Apartheid-Kampf, Ausnahmezustand und Wirtschaftssanktionen westli- cher Staaten seit 1986 beträchtlich zunahmen - mehr als in Taiwan, das auf der Basis seiner wirtschaftlichen Stärke eine innenpolitische Liberalisierung einleitete und sogar Berührungsängste zum Erzrivalen VR China abbaute. Für die RSA haben unterdessen der Rückzug aus Angola und Namibia sowie die Freilassung der Galionsfigur der Anti- Apartheid-Bewegung, Nelson Mandela, das internationale Klima Anfang der 90er Jahre verbessert. Dies könnte den Antrieb zur Bildung einer Achse Pretoria-Taipeh bremsen.

2. 1 Politische Kontakte - militärische Zielrichtung

Bereits zu Beginn der 70er Jahre weckte das Regime unter Chiang Kai-Shek das Inter- esse der Regierung in Pretoria. Als Taiwan zugunsten der VR China aus der UNO aus-

12 Far Eastern Economic Review 16.6.1978.

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geschlossen wurde, versicherte der damalige Ministerpräsident Vorster die Regierung in Taipeh demonstrativ südafrikanischer Solidarität. Pathetisch beklagte er, daß "eine Na- tion, die darauf vorbereitet war, bis zum letzten Blutstropfen gegen den Kommunis- mus zu kämpfen und den Ort ihrer Geburt (das chinesische Festland) zu verlassen, weil sie sich nicht dem Joch des Kommunismus unterwerfen wollte, nach 26 Jahren den Wölfen zum Fraß vorgeworfen wurde"13. Vorster knüpfte damit an frühere antikom- munistische Parteinahme seines Landes in Ostasien an: Schon im Korea-Krieg hatte eine südafrikanische Luftwaffeneinheit, die Flying Cheetahs, an der Seite von US-Trup- pen gegen den "Kommunismus" gekämpft. Den 37 gefallenen Südafrikanern wurde 1975 in An-Sung südlich der südkoreanischen Hauptstadt Seoul ein Denkmal ge- weiht14. Doch Südkorea ging auf Vorsters Werben um enge Kontakte nicht ein, weil es sich anschickte, auf dem Exportmarkt Schwarzafrika zu expandieren. Freundschaftliche Beziehungen zum Apartheidregime waren unter diesen Vorzeichen nicht opportun15 .

Auch Taiwan, das an dem Ausbau der Wirtschaftskontakte mit Schwarzafrika inter- essiert war, reagierte nur verhalten auf Vorsters Umarmungsversuche. Nach dem Aus- schluß der "Republik China" aus der UNO verging noch ein halbes Jahrzehnt, ehe die Regierungen in Pretoria und Taipeh im April 1976 den Austausch von Botschaftern vereinbarten1^. Und erst 1980, als Taiwan, der strategisch bedeutsame "unsinkbare Flugzeugträger"17 in Ostasien, vollends zum Paria-Staat geworden war, entschloß sich das Kriegsrechtsregime in Taipeh zum Schulterschluß mit der RSA. "Wir mußten erle- ben, wie viele frühere Verbündete uns fallen ließen, damit wir aus eigener Kraft überle- ben oder untergehen", begrüßte Südafrikas Regierungschef Pieter Willem Botha den Partner18.

Es war kein Zufall, daß ausgerechnet 1980 die Ministerpräsidenten beider Länder, der Taiwanese Sun Yuan-Suan im März und der Südafrikaner P. W. Botha im Oktober, durch gegenseitige Besuche mit umfangreichen Delegationen die Interessenallianz zum Ausdruck brachten. Besuchsbegleitung und -programme unterstrichen den militäri- schen Charakter der Kontakte. Sun besichtigte im Beisein des taiwanischen General- stabschefs Admiral Soong Chang-Chih den südafrikanischen Flottenstützpunkt Simons- town, P. W. Botha Militärbasen und die Akademie für Politische Kriegsführung in Tai- wan. Zu seiner Delegation zählten neben anderen hohen Funktionsträgern Außenmini- ster Roelof "Pik" Botha und Außenamtschef Brand Fourie. Nach südafrikanischer Dar- stellung diente der Staatsbesuch in Taiwan ausdrücklich dem Ausbau der militärischen und atomaren Zusammenarbeit1^.

Bekräftigt wurde dies durch zahlreiche Kontakte hochrangiger Amtsinhaber aus dem Bereich der staatlichen Sicherheitsapparate. So besuchte Magnus Malan 1977 in seiner Eigenschaft als Generalstabschef, 1981 und 1986 als Verteidigungsminister Tai- peh^O. im Dezember 1980 weilte Polizeiminister Louis Le Grange zu einem Erfah-

13 Zit. n. South African Digest 5.11.1971 (Klammereinschub P. K.).

14 Paratus (Pretoria) May 1973; Supple- ment to Paratus, June 1978.

15 Scott-Plummer, S.: Korean battle for favours in the African market. - In: New African (London) (Jan. 1978) 125, S. 32.

16 South African Digest 7.5.1976. - Außer der Botschaft in Pretoria unterhält Taiwan heu- te Generalkonsulate in Kapstadt, Johannesburg, Durban und Port Elizabeth.

17 So der taiwanische Militär Liu Ta-Tsai: Southeast Asia: the maritime-strategic impor-

tance of Taiwan. - In: Strategie Review for Southern Africa (Pretoria) 11 (May 1989) 1, S. 45.

18 Archiv der Gegenwart, St. Augustin 17.10.1980.

19 South African Digest 3.4., 17.10. u. 24.10.1980; Paratus May 1980 (Fotobericht über Simonstow n-Visite).

20 (Taiwan} Government Information Of- fice (Ed.): Republic of China 1986: A reference book. Taipeh/New York 1986, S. 357 und 1987, S. 440; South African Digest 23.1.1981, 6.12.1985, 12. u. 19.9.1986.

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rungsaustausch in der taiwanischen Hauptstadt21 . Im Juni 1 983 flog eine hochrangige taiwanische Militärdelegation mit Generalstabschef Han Pei-Tsun an der Spitze an das Kap der Guten Hoffnung22.

Untermauert wurden die Beziehungen zwischen der RSA und Taiwan durch eine Besuchswelle von Politiker- und Wirtschaftsdelegationen. Die Bandbreite der Kontakte reichte von den Regierungschefs beider Länder bis hinunter zum Bürgermeister der südafrikanischen Stadt Kimberley. Auch Lee Teng-Hui, heute taiwanischer Präsident, gab Südafrika im September 1984 als Vizepräsident die Ehre. RSA-Außenminister Roelof Botha reiste zwei Jahre später zum wiederholten Male nach Taiwan und traf mit Präsident Chiang Ching-Kuo und Ministerpräsident Yu Kuo-Hwa zusammen2-*.

Um Hindernisse für die Beziehungen zum Regime in Taipeh wegzuräumen, hob der Apartheidstaat die rassische Diskriminierung von Chinesen (als "Coloured") auf; ihnen wurde, wie zuvor Japanern, der Status von "Ehrenweißen" oder "Weißen ehrenhalber" ("Honorary Whites") verliehen 24 im Rahmen des Ausbaus der kulturellen Kontakte fand 1985 in Pretoria die erste Sino-Südafrikanische Konferenz statt, auf der die ge- meinsame antikommunistische Orientierung beider Länder breiten Raum einnahm2^.

2.2 Militärische und atomare Kooperation - wenige gesicherte Fakten

Der Austausch von Militärattaches im Jahre 1977 und die Überreichung taiwanischer Militärorden an Repräsentanten der Apartheid-Streitmacht wie Magnus Malan und Pieter Gerhardus ("Piet") Marais, Generaldirektor der staatlichen südafrikanischen Waffenschmiede ARMSCOR, nährten ebenso Spekulationen über bilaterale Rüstungs- geschäfte wie Freundschaftsbesuche taiwanischer Kriegsschiffe bei der südafrikani- schen Marine. Es war die Rede vom Handel mit Kleinwaffen, Munition und Raketen und von intensiver waffentechnischer Kooperation. Taiwan lieferte dem Apartheid- staat Polizeiausrüstung und Kleinwaffen, entsandte Spezialisten dorthin und bildete südafrikanische Offiziere aus. Südafrika leistete dem fernöstlichen Partner Hilfestel- lung bei der Erlangung von Waffen aus Israel und exportierte selbst angeblich Klein- waffen und Munition nach Taiwan26. Enge Kontakte bildeten sich zwischen den Veteranenverbänden beider Länder27.

Trotz aller Indizien waren handfeste Beweise für eine ausgedehnte militärische Zu- sammenarbeit zwischen der RSA und Taiwan rar. Das Stockholmer Friedensforschungs- institut SIPRI stellte lediglich die Vermutung an, daß der von Südafrika als Eigenent- wicklung vorgestellte Raketenwerfer Valkiri 22 127mm, der gegen angolanische und kubanische Truppen im Angola-Krieg zum Einsatz kam, Anfang der 80er Jahre unter Mitwirkung taiwanischer Experten entstanden sein könnte28. Das Valkiri-System war die militärische Antwort auf die Unterlegenheit südafrikanischer Waffen gegen kuba- nisch-angolanische Artillerie sowjetischer Herkunft in den 70er Jahren. Ab 1988 wurde

21 Free China Review (Taipeh) Jan. - Feb. 1981.

22 Landgren, S. (SIPRI): Embargo Disim- plemented: South Africa's Military Industry. Oxford etc. 1989, S. 228.

23 Republic of China 1986 (Anm. 20), S. 357 u. 1988 (Anm. 5), S. 381 f.; Archiv der Gegenwart 11.9.1986.

24 Far Eastern Economic Review 7.11.1 980. 25 Republic of China 1987 (Anm. 20), S.

440.

26 Far Eastern Economic Review 16.6.1978 u. 7.11.1980; Jane's Defence Weekly (London) 6.5.1989; ferner Jeune Afrique (Paris) (18.11. 1977) 880, S. 83 und (8.8.1979) 970, S. 27.

27 Republic of China 1988 (Anm. 5), S. 372.

28 Brzoska, M., T. Ohlson (Stockholm In- ternational Peace Research Institute - SIPRI; Eds.): Arms Production in the Third World. London etc. 1986, S. 203.

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im Angola-Krieg eine modernisierte Version des Valkiri-Raketenwerfers eingesetzt29. 1990 präsentierte die RSA ein panzerbrechendes Vielzweck-Raketensystem (127mm), das auf Panzerwagen ebenso mitgeführt werden kann wie auf dem neuentwickelten Kampfhubschrauber XH-2 Rooivalk Kestral30.

Außerdem gab es Berichte, denen zufolge ARMSCOR Taiwan die Lizenz zur Pro- duktion der automatischen Haubitze G-5 155/45mm überließ, in der Know-how aus der Bundesrepublik Deutschland Verwendung fand: die Konstruktion ihres Motors stammte von Magirus-Deutz , ihre Munitionsabfüllanlage von Rheinmetall. Das Ge- schütz wurde in der südafrikanischen Armee seit 1983 als angebliche Eigenentwicklung eingesetzt - wie Valkiri eine Erwiderung auf durchschlagskräftigere Artillerie sowjeti- scher Bauart in Diensten der angolanischen und kubanischen Streitkräfte31.

SIPRI ging ferner davon aus, daß die RSA und Taiwan die gemeinschaftliche Pro- duktion ballistischer Raketen planten, in die auch das technologisch überlegene Israel einbezogen wurde32. Schon in den 70er Jahren hatte die rüstungstechnische Zu- sammenarbeit Israels mit beiden Ländern - namentlich die Lizenzvergabe für seine Gabriel-2 Rakete - Spekulationen über eine intensive militärische Dreiecksbeziehung zwischen den "Outcasts" genährt33.

Die Brisanz dieser Beziehung lag darin, daß sie sich auch auf das Gebiet der militäri- schen Atomtechnologie erstrecken konnte, für die ballistische Raketen das Trägersy- stem per excellence wären. Der militärische Geheimdienst der USA, die US Defence Intelligence Agency, behauptete schon vor Jahren, daß Taiwan in die nukleare Kolla- boration zwischen Israel und Südafrika einbezogen sei und daß das Terzett bei der Ent- wicklung von Atomwaffen zusammenarbeite. Die Richtigkeit dieser Behauptung war im US-Außenministerium und in Geheimdienstkreisen umstritten. Immerhin gab es gewichtige Stimmen, die davon ausgingen, daß sich neben israelischen taiwanische Wissenschaftler an Bestrebungen des Regimes in Pretoria, Uran zur Waffentauglichkeit anzureichern, beteiligten34.

Unwägbarkeiten in der Einschätzung der Kooperation resultierten daraus, daß so- wohl die Zusammenarbeit im Bereich der konventionellen Rüstung als auch die Kolla- boration auf dem Gebiet der militärischen Atomtechnologie in einen Nebel der Speku- lation und Geheimhaltung gehüllt blieben. Unverkennbar war jedoch, daß. die drei be- teiligten Staaten mit dem Besitz von Nuklearwaffen kokettierten, um die internationa- le Öffentlichkeit allgemein und potentielle (wie auch aktuelle) Kriegsgegner im beson- deren zu verunsichern. Wenn 1988 sowohl die taiwanische als auch die südafrikanische Regierung zum wiederholten Male die Entwicklung und den Besitz von Atomwaffen dementierten und im selben Atemzug sybillinisch die Fähigkeit zu deren Herstellung einräumten3^, diente dies einerseits der Verharmlosung eventuell vorhandener Poten- tiale und andererseits als Warnung an mögliche militärische Kontrahenten.

Israel und Südafrika besitzen aufgrund von Geheimdiensterkenntnissen in den USA den Ruf von Atommächten, und Taiwan begann angeblich am Chung Shan Institute of Scientific Research die Entwicklung von Nuklearwaffen36. Ein von einem US- Aufklä- rungssatelliten erkannter greller Lichtblitz über dem Südatlantik im September 1979

29 Foss, C. F. (Ed.): Jane's Armour and Artillery 1988 - 89, S. 719 f.

30 Jane's Defence Weekly 25.8.1990; Avia- tion Week & Space Technology (New York) 5.2.1990.

31 Military Technology (1989) 5, S. 136; Jane's Armour and Artillery 1988 - 89, S. 604 ff.

32 SIPRI Yearbook 1990, London 1990,

S. 389. 33 FarEastemEconomic Review 16.6.1978. 34 Beit-Hallahmi 1988 (Anm. 7), S. 163 f.;

New York Times 28.6.1981. 35 Asian Wall Street Journal (Hongkong)

25./26.3.1988 (für Taiwan); Neue Zürcher Zei- tung 13.10.1988 (für Südafrika).

36 Far Eastern Economic Review 3.5.1990.

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wurde international als gemeinsamer Atomtest Israels und der RSA interpretiert^7. Südafrikas tief im Südatlantik gelegene Insel Marion Island wurde als potentielles Test- gelände bezeichnet-*8. US-Spezialisten behaupteten, daß der Apartheidstaat - nicht zu- letzt als Folge des Atomtests von 1979 - Mitte der 80er Jahre über neun bis 23 Atom- sprengköpfe verfügte^. Eine andere Quelle sprach 1988 von bis zu 20 südafrikani- schen und mindestens 100 israelischen Nuklearwaffen4^.

Ob sich auf dem Gebiet der militärischen Atomtechnologie eine Kollaboration zwi- schen Südafrika und Taiwan entwickelte, war freilich nicht in letzter Konsequenz be- weisbar. Die verfügbaren Belege für bilaterale nukleare Kooperation betrafen vergleichs- weise harmlose Vorgänge: - 1972 war die südafrikanische Atombrennstoff-Firma NUFCOR Mitglied einer von

britischen und US-amerikanischen Konzernen geführten Geschäftsverbindung, die Taiwan zu Vorzugspreisen mit Uran versorgte41.

- 1976 schloß die Regierung in Taipeh mit den Regierungen in Washington und Pre- toria einen Vertrag über die Lieferung von 800 t Uran, das für die Inbetriebnahme von drei taiwanischen Atomreaktoren importiert werden mußte42.

- 1979 vereinbarten Taiwan und die RSA wissenschaftlich-technische Zusammenar- beit für nicht näher definierte nukleare "Kleinprojekte"4^.

- 1 980 schlössen NUFCOR und die Taiwan Power Co. einen Liefervertrag über 4046 t Uran für den Zeitraum 1984 - 1990, die etwa zwei Drittel des angenommenen tai- wanischen Bedarfs entsprachen. Da das Uran zur Anreicherung in die USA transpor- tiert und von dort nach Taiwan verbracht wurde, ging der auf US $ 400 - 520 Mio veranschlagte Auftragswert nicht in die Statistik über den Warenaustausch zwischen Taiwan und der RSA ein44.

2.3 Wirtschaftsbeziehungen: Schwerpunkt strategische Güter

Beide Länder weisen den Handel mit militärischen und atomaren Waren in der offiziel- len Buchführung systematisch nicht aus. Dennoch zeigt die öffentlich zugängliche Sta- tistik, daß die Abhängigkeit Taiwans von der Einfuhr strategischer Rohstoffe und der Bedarf der RSA an rüstungsrelevanten Technologieimporten die Basis für die Expan- sion des bilateralen Warenaustausches bildete.

Der Gesamtumfang aller ausgewiesenen Gütertransfers, 1 967 noch unter US $ 4 Mio, kletterte 1975 nach taiwanischer Rechnung auf $ 1 18 Mio und schwoll 1981, nach Ab- schluß mehrerer Abkommen, auf $ 649 Mio an. In den Folgejahren erfüllten sich die von beiden Seiten hochgeschraubten Erwartungen jedoch nicht: Der Warenaustausch pendelte 1982 - 86 wieder auf niedrigerem Niveau - nach taiwanischer Statistik zwi- schen $ 350 und 550 Mio. Erst 1987, nach dem Besuch Außenminister Roelof Bothas und dem Abschluß weiterer Abkommen in Taipeh, gab es für den bilateralen Handel einen starken Impuls: $ 1,222 Mrd, davon $ 432 Mio taiwanische, $ 790 Mio süd-

37 New York Times 22.5.1985. 38 Observer (London) 28.12.1986. 39 Flournoy, M. A., K. M. Campbell: South

Africa's bomb: a military Option? - In: Orbis 32 (Summer 1988) S. 325 - 401. - Zur Kapa- zität nuklearer Schwellenstaaten siehe v. a. Spector, L. S.: Going nuclear. Cambridge/USA 1987.

40 Newsweek (New York) 11.7.1988. 41 Financial Mail (Johannesburg) 3.9.1976. 42 Frankfurter Allgemeine Zeitung, Blick

durch die Wirtschaft 1 1.9. 1976. 43 South African Digest 15.2.1980. 44 Financial Times 17.3.1980; South Afri-

can Digest 21.3.1980; Far Eastern Economic Review 7.11.1980.

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afrikanische Lieferungen, lautete das Ergebnis. Allein in den ersten acht Monaten des Jahres 1988 wurde der Jahreswert von 1987 fast erreicht: $ 1,131 Mrd, davon $ 724 Mio südafrikanische, $ 408 Mio taiwanische Exporte45 .

Im Durchschnitt auf etwas niedrigerem Niveau lagen die Werte, die der IWF für den südafrikanisch-taiwanischen Handel auswies: Demnach schwoll der Warenstrom zwi- schen 1983 und 1988 von $ 397 Mio auf $ 1,453 Mrd an - beinahe eine Vervierfachung. Auf der Exportseite war Taiwan für die RSA 1988 mit $ 827 Mio nach Italien, Japan, der Bundesrepublik Deutschland, den USA und Großbritannien der sechstwichtigste Partner; in der Importstatistik lag es hinter der Bundesrepublik Deutschland, Japan, Großbritannien und den USA mit $ 626 Mio bereits auf Rang fünf4**. Industriestaaten wie Frankreich, die Schweiz und die Niederlande hat Taiwan in der südafrikanischen Einfuhr- und Ausfuhrstatistik mittlerweile überholt. Während das fernöstliche Land 1988 mit ca. 3,3 % am südafrikanischen Außenhandel beteiligt war, lag umgekehrt der Anteil des Apartheidstaates am taiwanischen Außenhandel auf dem Niveau Frank- reichs, bei 1 ,3 %*7 .

Tab. 1: Rangfolge der RSA-Handelspartner 1988 in US- $ Mio

Exporte RSA Importe RSA Exporte + Importe

Italien 1 966 BRD 3 332 BRD 4 902 Japan 1 777 Japan 2 047 Japan 3 824 BRD 1570 GB 1911 GB 3 215 USA 1445 USA 1691 USA 3 136 GB 1 304 Taiwan 626 Italien 2 467 Taiwan 827 Frankreich 575 Taiwan 1 453 Frankreich 638 Italien 501 Frankreich 1213 Belgien 508 Belgien 365 Belgien 873 Schweiz 473 Hongkong 342 Schweiz 793 Hongkong 408 Niederlande 336 Hongkong 750

Gesamt 25 847 Gesamt 17 333 Gesamt 43 180

Quelle: IMF.

Tab. 2: Handel der RSA mit Taiwan 1970-88 in US-$ Mio

1970 1975 1980 1983 1985 1986 1987 1988

Export 3,0 93 273 172 129 296 437 827 Import 3,5 25 161 225 144 216 435 626

Gesamt 6,5 118 434 397 373 512 872 1453

Quelle: IMF (für 1983 - 88); taiwanische Statistik (für 1970 - 80).

45 Rep. of China: Monthly Statistics of Ex- ports and Imports Taipeh (Oct. 20, 1988) 238, S. 244.

46 Siehe International Monetary Fund: Direction of Trade Statistics Yearbook 1989. Washington, D. C. 1989, S. 356. In früheren Ausgaben dieses Jahrbuchs bildete Taiwan den

Löwenanteil der Rubrik "Asia non specified"; exakte Daten waren daraus nicht abzuleiten.

47 Republic of China, Council forEconomic Planning and Development: Taiwan Statistical Data Book 1989, S. 215 ff. sowie IMF Direction

,of Trade Statistics Yearbook 1989 (Anm. 46), S. 356; eigene Berechnungen.

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Aus Taiwan bezog die RSA hauptsächlich industrielle Fertigwaren. Dabei standen in den 80er Jahren nicht mehr wie im Jahrzehnt davor Produkte der Leichtindustrie wie Textilien, Schuhe, Uhren und allerlei Schnickschnack im Vordergrund, sondern tech- nologisch hochwertige Güter, die auch militärisch verwendbar sind: Werkzeugmaschi- nen, elektronische Bausteine, Computer. IBM-kompatible Geräte lieferte Taiwan 40 % billiger als der Originalhersteller48.

Es ist kein Geheimnis, daß die RSA großes Interesse an Waren- und Kapitalimporten auf dem Gebiet der militärisch nutzbaren Computertechnologie entwickelte. Nament- lich seit 1985, als die USA und andere westliche Industriestaaten als Teil der Wirt- schaftsanktionen gegen das Apartheidregime die Lieferung elektronischer Güter ein- schränkten, trat das ostasiatische Land im Rahmen seiner technologischen Möglichkei- ten als Ersatzanbieter in Erscheinung. 1 987 war Taiwan für die RSA der fünftgrößte Lieferant von elektrischen und elektronischen Produkten. Computer der Firmen, Acer, Board, Longshine, Mitac, Mustek, Sampo, Shen, Tatung und TCI, die ihrerseits von dem Technologietransfer transnationaler Computer-Unternehmen wie IBM, Con- trol Data, Intel oder Motorola profitierten, verkauften sich in Südafrika - wie im übri- gen auch Erzeugnisse des südkoreanischen Konzerns Lucky Goldstar - mit erkleckli- chen Zuwachsraten. Mitac, Mustek und Shen errichteten außerdem Montagebetriebe vor Ort49.

Die RSA ihrerseits exportierte nach Taiwan außer Futtermais vor allem Stahl, NE- Metalle und Kohle50 - Produkte, die für das Funktionieren einer Rüstungsindustrie wichtig sind. Als 1979 mit dem Sturz des Schah-Regimes der iranische Absatzmarkt für Südafrika wegfiel, gründete der Stahlkonzern ISCOR die Marketingfirma ISCOR Far East mit Niederlassungen in Taiwan und Südkorea, um die Einbuße in Mittelost durch eine Verkaufsoffensive in Ostasien zu kompensieren51. Zu den südafrikanischen Ex-

porterfolgen zählten auch Lieferungen von Triebwagen für die U-Bahn in Taipeh (wo- bei allerdings die Motoren von der britischen Firma General Electric stammten)52.

Taiwan lehnte nicht nur Wirtschaftssanktionen gegen das Apartheidregime strikt ab, es machte sich sogar mehr als jedes andere Land die Rassenpolitik und das Repressions- potential Südafrikas zunutze: Als Handelspartner hintertrieb es Sanktionen anderer Staaten gegen die RSA und baute seine eigene Position auf dem südafrikanischen Markt aus. In den "Homelands" entwickelte sich Taiwan während der 80er Jahre zum bedeutendsten ausländischen Investor - vor Großbritannien und Israel53. Angelockt durch den immer billiger werdenden Rand, durch Subventionen, Steuererleichterun- gen, niedrige Löhne, gewerkschaftsfeindliche Gesetzgebung und die durch staatlichen Zwang disziplinierte industrielle Reservearmee investierte taiwanisches Kapital in mehr als 120 Betriebe, deren Produktionspalette von Eßstäbchen über Textilien bis hin zur Elektronik reicht54. Für Taiwan wurde die RSA zu einem bedeutenden Kapitalanlage- markt, dessen Stellenwert allerdings noch von den USA und ost asiatischen Staaten wie Malaysia, die Philippinen, Indonesien und Thailand in den Schatten gestellt wurde55.

Impulse erhielt die primär militärisch motivierte taiwanisch-südafrikanische Koope- ration durch die Handelsabkommen von 1979 und 1986, auch durch die seit 1977 fast jährlich tagende Konferenz über ökonomische und wissenschaftlich-technische Zusam- menarbeit, die im September 1986 das achte und im April 1988 das neunte Mal zusam-

48 Journal of Commerce (New York) 26.12. 1986.

49 Slob 1990 (Anm. 8), S. 50 f. 50 Rep. of China: The Trade of China (Tai-

wan District). Taipeh, April 1988, S. 1017 f. 51 Financial Times 25.9.1979 u. 13.3.1980.

52 South African Digest 5.11.1976 u. 15.2. 1985.

53 South African Digest 12.10.1984. 54 Weekly Mail (Johannesburg) 30.9.1988. 55 Financial Times 23.7.1990.

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mentrat56. Einen Meilenstein setzte das Rahmenabkommen über wirtschaftliche und wissenschaftlich-technische Kooperation vom Oktober 1980, das sich auf die Gebiete Landwirtschaft und Fischerei, Bergbau und Industrie, Wissenschaft und Technologie, Handel und Kommunikation erstreckte und die Repressionsapparate beider Staaten einschloß^7. Die Rahmenvereinbarung wurde mit neuem Leben erfüllt durch das vor allem auf militärisch nutzbare Produkte ausgerichtete Handelsabkommen, das Außen- minister Roelof Botha auf einer Fern ostreise, die ihn auch nach Hongkong und Japan führte, im September 1986 in Taipeh unterzeichnete58.

Flankiert wurde der Schulterschluß der "Outcasts" durch die Gründung gemeinsa- mer Handelskammern, die wechselseitige Teilnahme an Wirtschafts- und Industriemes- sen, die Erweiterung der Telefon- und Telexverbindungen, die Einrichtung eines Schiffs-Containerdienstes, die Eröffnung einer direkten Flugverbindung Johannesburg- Taipeh, die Erteilung von Visa zur mehrfachen Aus- und Einreise an Taiwanesen für die RSA, ein Abkommen zur Vermeidung von Doppelbesteuerung u.v.m.5^. Die wissen- schaftliche Kooperation verbreiterte sich durch Expertenaustausch, Symposien und ge- meinsame Forschungsprojekte^O.

Die rasche Zunahme des Warenaustausches in den Jahren 1987 und 1988^* und die Intensität der politischen Kontakte zwischen den Regierungen in Pretoria und Taipeh bieten Grund zu der Vermutung, daß die beiden Paria-Staaten - abhängig vom Grad ihrer internationalen Isolation - auch in den 90er Jahren Kontakte pflegen werden. Dabei dürfte die militärische und rüstungswirtschaftliche Dimension im Vordergrund bleiben. Indiz dafür war z. B. der Taiwan-Besuch zweier südafrikanischer Kriegsschiffe (Hendrik Metz, Jan Smuts) im Frühjahr 1 99062.

3 SÜDAFRIKA UND CHILE

Noch eindeutiger als im Falle Taiwan standen Südafrikas Beziehungen zum Chile Pino- chets unter militärischen Vorzeichen. Die gemeinsame Basis lag nicht nur in striktem Antikommunismus, sondern auch im Feindbild Kuba: Für lateinamerikanische Reak- tionäre verkörperte der Karibikstaat eine kommunistische Metastase in ihrem Lebens- bereich, und die RSA hatte Kampfkraft und Siegeswillen kubanischer Truppen in An- gola schmerzhaft erfahren. Als Mitte der 80er Jahre der Druck internationaler Sank- tionen auf den Apartheidstaat zunahm, fand sich das Pinochet-Regime als Partner für einen rüstungswirtschaftlichen und militärischen Schulterschluß bereit*^. Chile hatte wegen schwerster Menschenrechtsverletzungen und wegen fehlender Bereitschaft, an der Aufklärung des Mordanschlags auf den chilenischen Exilpolitiker Orlando Letelier in den USA vom September 1976 mitzuwirken, seit 1978 Sanktionen der USA zu gewärtigen: Waffenembargo, Einschränkung der politischen Kontakte**4.

56 Monitordienst der Deutschen Welle (Köln) 26.4.1988; South African Digest 15.2. 1980 u. 12.9.1986.

57 South African Digest 24.10.1980; Tai- wan Industrial Panorama (Taipeh) 1.11.1980.

58 Financial Times 12.9.1986; South Afri- can Digest 12. u. 19.9.1986.

59 Financial Mail 28.3.1980, 13.2.1981 u. 9.10.1987.

60 Republic of China 1988 (Anm. 5), S. 295.

61 Um die Kooperation zu verdunkeln, weist Taiwan seit 1989 den Handel mit der RSA in seiner offiziellen Statistik nicht mehr aus. Die RSA wurde in die Rubrik "Africa non specified" eingruppiert, wodurch dieser Posten explosionsartig zunahm. Ein exakter Zahlenbe- leg ist dadurch nicht mehr möglich.

62 Jane's Defence Weekly 28.4.1990. 63 Financial Times 29.10.1987. 64 Archiv der Gegenwart 11.7.1978 u. 29.3.

1980.

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Der Impuls, die Beziehungen zum international geächteten chilenischen Regime aus- zubauen, wuchs für Südafrika in dem Maße, in dem sich Brasilien aufgrund wachsender Interessen in Schwarzafrika von Plänen führender Apartheidstrategen und einflußrei- cher, aber nicht durchsetzungsfähiger westlicher Politiker und Militärs zur Gründung des NATO-Zöglings South Atlantic Treaty Organization (SATO) absetzte. Südafrikas Wunschpartner Argentinien kam nach dem Zusammenbruch des Militärregimes im Jahre 1982 aufgrund seiner Distanzierung vom Apartheidregime und wegen seiner bila- teralen Konflikte mit Chile (Beagle-Kanal) schließlich für ein Militärbündnis auch nicht in Betracht. Ohne die beiden südamerikanischen Giganten konnte die RSA mit Chile, das allein an seinem Südrand Berührung zum Südatlantik hat, zwar das SATO-Projekt nicht weiterverfolgen, aber doch enge militärische Bande schließen^ .

3. 1 Ungünstige Paktvoraussetzungen: Begrenzte ökonomische Komplementarität

Der militärischen Zusammenarbeit zwischen den Regimen in Pretoria und Santiago fehlte allerdings der zivil-ökonomische Unterbau, der das bilaterale Verhältnis dauer- haft tragfähig hätte machen können. Für den Tausch ziviler Güter hatten sich beide Länder wenig zu bieten: Chiles wichtigstes Exportprodukt Kupfer benötigte Südafrika, selbst mit umfangreichen Vorkommen ausgestattet, nicht - eher schon Molybdän, bei dem das südamerikanische Land zu den international führenden Fördergebieten zählt. Aus der breiten südafrikanischen Rohstoffpalette waren demgegenüber für Chile allen- falls einige strategische Rohstoffe (potentiell) interessant, die für Industrieproduktion, Rüstungsfabrikation und Atomtechnologie von Bedeutung sind: Gold, Platin, Diaman- ten, Stahl, Stahlveredler, Uran. Im übrigen standen dem südamerikanischen Land, ebenfalls bedeutsamer Rohstoff Produzent, attraktive Angebote vom Inlandsmarkt oder ausländischen Alternativ-Lieferanten zur Verfügung. Industrieprodukte waren im bilateralen Handel nur sehr eingeschränkt konkurrenzfähig. Darüber täuschte die Prä- senz von Firmen beider Länder auf den Industriemessen des jeweiligen Partnerlandes hinweg*^.

Die 1980 gegründete gemeinsame Handelskammer unternahm Anstrengungen, den Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen zu fördern, aber die Kooperationsmöglichkeiten auf zivilem Sektor blieben mangels Komplementarität gering. Eine Ausnahme bildete die fortgeschrittene südafrikanische Bergbautechnologie. Die RSA entwickelte kaum Bedarf an chilenischen Rohstoffen, konnte aber mit ihrem Know-how dem südamerika- nischen Land bei der Förderung dieser Materialien Unterstützung leisten. Die in Johan- nesburg registrierte Anglo American Corporation erwarb eine Mehrheitsbeteiligung an Chiles Kupfermine Mantos Blancos 45 km nördlich von Antofagasta. Mit einem Auf- wand von US $ 28 Mio wird die dortige Kupferproduktion, die 1986 bei 84 500 t lag,

65 Mufioz, H. : Chile y Sudäfrica: La conexi- 6n sudafricana del gobierno militar chileno. - In: Mensaje (Santiago de Chile) (Juni 1986) 349. - Die SATO-Thematik wurde vor allem Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre in Fach- kreisen viel diskutiert. Siehe etwa Daly-Hayes, M.: Der Südatlantik: Interessen der Groß- mächte und der Anlieger. - In: Europa- Archiv (Bonn) 33 (1978) 18, S. 589 - 98;Gronje, S.: Gen. Walters and the South Atlantic defence masterplan. - In: New African (Oct. 1982) 181, S. 54; Max, A.: Hat ein Südatlantik-Pakt

Aussicht auf Verwirklichung? - In: Marine- Rundschau (1981) 2, S. 70-82; Moneta, C. J.: Conos Sur de America y Africa: Aspectos con- flictivos de las relaciones. - In: Geosur (Monte- video) (Juni 1980), S. 3 - 29; Schinca, Waks- man, D.: El proyecto de la Otas. - In: El Dia (Mexico City) 18., 19. und 20.7.1978; ders.: Sudäfrica, el Cono Sur y la metalidad bunke- riana. - In: Cuadernos de Marcha (Mexico City) 1 (Mai - Juni 1979) 1, S. 97 - 104.

66 Mufioz 1986 (Anm. 65), S. 209.

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bis 1993 auf 100 000 t gesteigert. Anglo American ist auch Teil eines Konsortiums, das in die Erschließung von Goldvorkommen in der Minera 3 Cruces/Marte $ 47 Mio in- vestiert67.

In der Freien Produktionszone von Iquique siedelten sich eine Hand voll südafrika- nische Unternehmen an - vor allem aus den Branchen Nahrungsmittel und Fischverar- beitung (Fedfood, Kaap-Kunene). Anglo American kooperierte mit der in Chile altein- gesessenen Hochschild- Gruppe, die sich in Bergbau, Agroindustrie und Finanzwesen engagierte. Allein zwischen 1982 und 1984 sollen an Investitionen und (Ausfuhr-) Kre- diten aus Südafrika ca. $ 100 Mio nach Chile geflossen sein68.

Doch der Warenaustausch stieg von $ 2 Mio 1970 über $ 6 Mio 1975, $ 37 Mio 1980 und $ 54 Mio 1985 auf erst $ 68 Mio 1988. Der Spitzen wert wurde 1987 mit $ 71 Mio erzielt, wovon $ 40 Mio auf Lieferungen der RSA und $ 31 Mio auf chileni- sche Exporte entfielen. 1988 setzte Südafrika in Chile zivile Waren im Werte von $ 43 Mio ab und wendete für Importe von dort $ 25 Mio auf. Der Anteil Chiles am südafri- kanischen Außenhandel erreichte nicht mehr als 0,2 %, der des Apartheidstaates am chilenischen Außenhandel auch nur 0,6 %6^. (Zu einem bedeutsameren Handelspart- ner für das südamerikanische Land rückte übrigens Taiwan auf, das 1989 Industriewa- ren im Wert von $ 230 Mio lieferte und Rohstoffe für $ 320 Mio abnahm - ein sprung- hafter Zuwachs seit 1985, als die Beträge noch bei $ 24 bzw. 39 Mio gelegen hatten70.)

Tab. 3: Handel der RSA mit Chile 1970-88 in US- $ Mio

1970 1975 1980 1983 1985 1986 1987 1988

Export 0,5 3,9 27 16 22 35 40 43 Import 1,2 1,9 10 21 32 32 31 . 25

Gesamt 1,7 5,8 37 37 54 67 71 68

Quelle: IMF.

Bemerkenswert waren am südafrikanisch-chilenischen Handel die hohen Steigerungs- raten: Er wuchs zwischen 1975 und 1985 auf fast das Zehnfache; allein in der Periode 1980 - 83 nahm er um 57 % zu, während Chiles gesamter Außenhandel um 37 % sank71.

3.2 Das Herzstück: Rüstungswirtschaftliche und militärische Kollaboration

Wesentlich bedeutsamer - und politisch brisanter - als die zivilen Wirtschaftsbezie- hungen waren die gemeinsamen rüstungs wirtschaftlichen und militärischen Interessen. Unter dem seit 1973 herrschenden Militärregime avancierte Chile zu einem der bedeu- tendsten Waffenabsatzmärkte der RSA in Lateinamerika. Die ob ihrer Rücksichtslosig- keit im Einsatz gegen Regimegegner berüchtigte Polizei des Pinochet-Regimes wurde

67 Financial Times 29.10.1987; Chüe Eco- nomic Report (New York) June 1990.

68 Munoz 1986 (Anm. 65), S. 209. - Zu Hochschild siehe Zeitlin, M., R. E. Ratcliff: Landlords & Capitalists: the dominant class of

Chüe. Princeton (USA) 1988, S. 230 f. 69 IMF Direction of Trade Statistics Year-

book, div. Jgg.; eigene Berechnungen. 70 Chile Economic Report, March 1990. 71 Munoz 1986 (Anm. 65), S. 209.

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vom Apartheidstaat, speziell von ARMSCOR, mit Kleinwaffen und Munition aufgerü- stet. Experten der südafrikanischen Polizei, im Rassenkrieg erprobt, vermittelten chile- nischen Kollegen Expertise. Chilenische Offiziere aus Polizei und Militär nahmen regel- mäßig an südafrikanischen Ausbildungskursen teil und ließen sich unter anderem in Taktiken des Straßenkampfes, in der der Apartheidstaat große Erfahrung hat, unter- richten7^. Die chilenischen Streitkräfte nahmen 1981 einige südafrikanische Boden- Luft-Raketen des ursprünglich aus Frankreich (Matra) stammenden Typs Cactus Crotale in ihre Arsenale auf'3. 1988 war die RSA angeblich in die Lieferung von Moto- ren für chilenische Kfir Kampfflugzeuge israelischer Herkunft einbezogen - die nähe- ren Umstände blieben aufgrund fehlender technologischer Eigenkapazitäten Südafrikas zum Motorenbau unklar74.

Unstrittig ist hingegen, daß ARMSCOR 1989 der privaten chilenischen Rüstungsfir- ma Industrias Cardoen die Lizenz zur Produktion von 400 automatischen Haubitzen G-5 155/45mm überließ, die bekanntlich mit ursprünglich deutscher Technologie ge- baut und betrieben werden. Cardoen begann mit der Fertigung der Waffe, deren bereits in Chile hergestellter Prototyp 1989 in Anwesenheit des südafrikanischen Verteidi- gungsministers Magnus Malan in der Atacama-Wüste getestet wurde, unter der Bezeich- nung CC-45, und zwar weniger für die einheimische Armee als vielmehr für Auslands- märkte in Lateinamerika, Afrika und der spannungsreichen Mittelostregion. Die Lizenz- nehmerfirma konnte aufgrund des niedrigen Lohnniveaus und dank der Steuer- und Abschreibungsvorteile in der Freien Produktionszone von Iquique das Geschütz kosten- günstiger produzieren als ARMSCOR in der RSA75. Cardoen erhielt auch die Lizenz für das G-6 Geschütz, das in Chile die Bezeichnung CC-SP-45 bekam. 1990 wurde der Export von 50 - 70 dieser Waffen in die Vereinigten Arabischen Emirate ange- bahnt7^.

Fabrikherr Carlos R. Cardoen, ein in den USA ausgebildeter Ingenieur, gründete den chilenischen Rüstungsbetrieb 1977. Dieser wuchs nach dem Waffenembargo der USA und Großbritanniens gegen das Pinochet-Regime bis Mitte der 80er Jahre dank Regie- rungsaufträgen, Exportgeschäften und Unterstützung westdeutscher und US-amerikani- scher Fachleute zu einem prosperierenden Unternehmen mit 700 Beschäftigten und US $ 65 Mio Umsatz heran und wurde als Konsequenz der rasanten Expansion 1985 in die Zweige Industrias Cardoen (Rüstung) und Cardoen Explosivas (Bergbau) unter- gliedert77.

Industrias Cardoen spezialisierte sich nicht nur auf die Herstellung von Bomben. Granaten und Minen, sondern produzierte auch - infolge Technologietransfers durch die schweizerische Firma Mowag - mit Motoren und Unimog-Fahrgestellen des deut- schen Konzerns Daimler Benz ausgestattete Schützenpanzer der Typen VTP-1 Orca und VTP-2 sowie - dank illegalen Technologietransfers des US-Herstellers Bell -

Kampfhubschrauber einer modifizierten Version des Bell-206, für den pikanterweise der Irak als wichtigster Auslandsmarkt betrachtet wurde78. Da die RSA sowohl bei Schützenpanzern als auch bei Kampfhubschraubern - mit dem 1990 vorgestellten XH-2 Rooivalk79 - beträchtliche Eigenkapazitäten aufbaute, bestünde hier angesichts

72 Financial Times 29.10.1987. - Angeb- lich waren chilenische Offiziere auch als Beob- achter bei Kämpfen der südafrikanischen Ar- mee gegen die SWAPO in Namibia zugegen (South (1981) 10, S. 23).

73 Financial Times 29.10.1987. 74 Military Technology (1988) 5, S. 105. 75 Jane's Defence Weekly 18.3.1989; Mili-

tary Technology (1989) 5, S. 136; Financial

Times 6.9.1990; SIPRI Yearbook 1990, S. 305. 76 Jane's Defence Weekly 11.8.1990. 77 Military Technology (1986) 3, S. 78 ff. 78 Semena Latinoamericana Alasei (Mexico

City) 28.5.1990; Financial Times 29.8.1990; Military Technology (1986) 3, S. 78 ff; Brzos- ka/Lock 1987 (Anm. 3).

79 Aviation Week & Space Technology 5.2. 1990.

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der limitierten Fähigkeiten von Cardoen ein Feld für Kooperation - ob entsprechende Kontakte angebahnt wurden, muß indes der Spekulation überlassen bleiben.

Carlos Cardoen entwickelte ausgezeichnete Beziehungen zum Irak, der während des Angriffskrieges gegen Iran zum bedeutendsten Auslandskunden seiner Erzeugnisse avancierte und - dank Vermittlung des chilenischen Industriellen? - auch als Interes- sent der ARMSCOR G-5 Geschütze auftrat, von denen die RSA zwischen 1985 und 1988 für $ 400 Mio 200 Stück lieferte80. Industrias Cardoen verkaufte dem Irak für $ 200 Mio - zu einem Viertel des Stückpreises vergleichbarer französischer Fabrikate -

Cluster-Bomben, deren Zünder angeblich aus der RSA stammten81. Es wurden auch Vermutungen darüber angestellt, ob Cardoen an das Apartheidregime Bomben ver- kauft hat8^. Das chilenische Unternehmen, dem von westlichen Geheimdiensten ferner eine Verwicklung in die irakische Chemie Waffenproduktion nachgesagt wurde, verdien- te so gut am Kriegsgeschäft in Mittelost, daß es nach Beendigung der militärischen Konfrontation zwischen Irak und Iran in ernste Reorientierungszwänge geriet und ver- stärkt auf nicht-militärische Aktivitäten ausweichen mußte8^.

Die Kooperation zwischen ARMSCOR und Cardoen lieferte Schlagzeilen und wurde von der UNO als Verletzung des Waffenembargos gegen Südafrika gebrandmarkt. Weni- ger Aufsehen erregte die Zusammenarbeit, die die RSA und Chile im Bereich der See- streitkräfte entwickelten: 1984 erteilte die Marine des südamerikanischen Landes der in Durban ansässigen südafrikanischen Firma Sandock Austral einen $ 13 Mio- Auf trag zum Bau einer Werftanlage für Reparatur und Modernisierung von Kriegsschiffen in Punta Arenas. Chilenischer Kooperationspartner war das 1960 gegründete staatliche Rüstungsunternehmen ASMAR {Astilleros y Maestranza de la Armada) mit bereits exi- stierenden Werften in Punta Arenas, Talcahuano und Valparaiso, wo - auf niedrigem technologischen Niveau - Patrouillenboote, Landungsschiffe und Versorger gebaut und der gesamte Bestand der chilenischen Marine gewartet wurden84. Im Rahmen des Geschäfts wurde auch über Zusammenarbeit auf dem Gebiet der U-Boot-Techfnologie spekuliert, auf dem Südafrika trotz Kollaborationswilligkeit von Unternehmen und konservativen Politikern aus der Bundesrepublik Deutschland dank der Wachsamkeit einer kritischen internationalen Öffentlichkeit offenbar vorerst nicht reüssierte, wäh- rend das Pinochet-Regime aus der Bundesrepublik Deutschland (HDW) U-Boote gelie- fert bekam85.

Während aufgrund begrenzter technologischer Eigenkapazitäten chilenisch-südafri- kanische U-Boot-Geschäfte wenig wahrscheinlich sind, gilt als gesichert, daß das süd- amerikanische Land 1988 der RSA ursprünglich aus Großbritannien stammende Boden-Luft-Raketen vom Typ "Blowpipe" und 20 entsprechende Abschußgeräte, die auf den Schultern von Kombattanten zu positionieren sind, vermachte8**. Die "Blow- pipes" hatte Großbritannien angeblich während des Malvinen-Krieges von 1982 auf- grund eines Geheimvertrages als Nachschubreserve gegen Argentinien in dessen Nach- barland verbracht, und einen Teil des Bestands soll Chile direkt vom britischen Her-

80 SIPRI Yearbook 1989, S. 254; Military Technology (1986) 3, S. 78 ff.

81 Financial Times 6.9.1990. 82 Vorwärts 24.5.1986. 83 Financial Times 11.11.1988. 84 Financial Times 29.10.1987; Brzoska/

Lock 1987 (Anm. 3), S. 96 f. - Nach chileni- schen Quellen war der von Sandock Austral er- richtete Dock für die Reparatur von Fischerei- schiffen und Hochseeschleppern bestimmt. Sie- he Munoz 1986 (Anm. 65), S. 209.

85 Rundbrief 25 der BUKO-Kampagne "Stoppt den Rüstungsexport!", S. 16. - Zum U-Boot-Deal BRD - RSA siehe Brandt, J. C: U-Boot-Blaupausen für Südafrika: Wie man die Aufklärung eines Waffenexportskandals torpe- diert. - In: Birckenbach, H.-M. et al. (Hrsg.): Jahrbuch Frieden 1991. München 1990, S. 161 - 171.

86 SIPRI Yearbook 1989, S. 263. - Zur näheren Beschreibung des Waffensystems siehe Jane's Weapon Systems 1988 - 89, S. 214 f.

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steller Shorts bezogen haben87. Für die Anbahnung von chilenisch-südafrikanischen Rüstungsgeschäften waren Waf-

fenmessen von großer Bedeutung. Der ARMSCOR-Konzern, der zu den 100 größten Rüstungsunternehmen der Welt zählt und angeblich in mindestens 32 Länder expor- tiert8**, war wiederholt auf der alle zwei Jahre organisierten chilenischen Luftfahrt- schau, der Feria International del Aire (FIDA) von Santiago, präsent. Freilich führt die Bezeichnung der Veranstaltung in die Irre, handelt es sich doch tatsächlich weniger um eine Ausstellung von Fluggerät zivilen und militärischen Charakters als um eine Kriegs- gerätvorführung, auf der die ganze Palette von Tötungsinstrumenten und ihren Hilfs- mitteln dargeboten wird.

Auf der FIDA im März 1988 warb der südafrikanische Rüstungsgigant mit ca. 150 verschiedenen Waffen, darunter Neuheiten aus angeblicher Eigenentwicklung wie die Darter Luft-Luft-Rakete, das Stinger Beobachtungsflugzeug, das - möglicherweise mit Unterstützung aus Taiwan entwickelte - Valkiri Raketensystem und die automatische Haubitze G-6 155mm. Das Lizenzabkommen zwischen ARMSCOR und Cardoen für die Produktion der G-5 und G-6 Haubitzen wurde damals in die Wege geleitet. Der süd- afrikanische Konzern befand sich in Santiago in der Gesellschaft von Anbietern aus aller Welt, darunter Firmen aus Lateinamerika, Israel, den USA, Großbritannien, der VR China und der Bundesrepublik Deutschland, für die die Anwesenheit der Konkur- renz aus dem von der UNO mit einem völkerrechtlich bindenden Waffenembargo beleg- ten afrikanischen Land keinen Boykottgrund darstellte. Um Widerstände einer inter- nationalen Öffentlichkeit gegen die flagrante Verletzung des Embargos zu verhindern, war die ARMSCOR-Teilnahme bis kurz vor der Waffenmesse geheimgehalten wor- den89. Bereits anläßlich der vorangegangenen FIDA im März 1986 hatte der offiziöse "South African Digest" die ARMSCOR-Präsenz denn auch provokant-treffend mit dem Kommentar-Titel "Beating the Arms Boycott" gefeiert90.

Während der FIDA 1988 besuchten zwei Schiffe der südafrikanischen Marine, der erst im November 1987 in Dienst gestellte, nach deutschen Plänen gebaute Versorger Drakensberg und die raketenbestückte Frans Erasmus, mehrere chilenische Häfen. Auf ihnen waren die südafrikanischen Produkte zur Waffenmesse transportiert worden. In Valparaiso stattete der südafrikanische Marine-Oberbefehlshaber Vizeadmiral Glen Syndercombe der Besatzung der Drakensberg einen Besuch ab9*.

3.3 Politische, polizeiliche und militärische Kontakte

Grundlage für den Ausbau der rüstungswirtschaftlichen und militärischen Beziehungen zwischen Apartheid- und Pinochet-Regime bildeten Kontakte von Militär, Polizei und Politik auf hoher Ebene. Jahrzehntelang hatte das Verhältnis zwischen Südafrika und Chile den Charakter eines Dämmerzustandes gehabt, obwohl bereits 1948 offiziell diplomatische Verbindungen geknüpft worden waren. Wegen der Kritik an der südafri- kanischen Rassenpolitik hatten chilenische Regierungen vor dem Pinochet-Regime die Vertretung auf niedrigem Niveau gehalten. Erst diesem Militärregime, das wegen seiner menschenrechtsfeindlichen Politik international geächtet wurde, erschien die isolierte

87 Jane's Defence Weekly 6.5.1989. - Zum britisch-chilenischen Geheimvertrag: Proceso (Mexico City) 11.2.1985.

88 Neue Zürcher Zeitung 25.10.1988; SIPRI Yearbookl990,S. 328.

89 Jane's Defence Weekly 26.3. 1988; South- ern Africa Report (Pretoria) 18.3.1988; South-

scan (London) 9.3.1988. 90 South African Digest 21.3.1986. 91 Monitor-Dienst der Deutschen Welle

23.3.1988; Informe Latinoamericano (Lon- don) 24.3.1988; Marine-Rundschau (München) (1988)4, S. 251.

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RSA als attraktiver Partner. 1976 richtete Chile in Pretoria ein Generalkonsulat ein, das 1981 zur Botschaft aufgewertet wurde^2.

Als Impulsgeber für die Erweiterung der Beziehungen wirkte der RSA-Besuch des chilenischen Verteidigungsministers General Patricio Carvajal im November 1985. Die Sympathie seiner Gastgeber erwarb er durch die Verharmlosung der südafrikanischen Rassenpolitik, für deren weltweite Stigmatisierung er die internationalen Medien ver- antwortlich machte, die das Problem künstlich aufgebauscht hätten. Das schlechte Image von Apartheid- und Pinochet-Regime in der Weltöffentlichkeit lastete er anti- kommunistischer Ideologie kältester Zeiten des Kalten Krieges entsprechend primär der Sowjetunion an - als gab es massive Menschenrechtsverletzungen, die die inter- nationale Kritik provozierten, unter beiden Regimen nicht^.

Den Höhepunkt der Beziehungen markierte der als "privat" heruntergespielte Chile-Aufenthalt von RSA-Außenminister Roelof Botha kurz vor der chilenischen Waffenmesse von 1988. Er reiste am 1 1. März 1988, zwei Tage vor der Eröffnung der Ausstellung, wieder ab und versuchte in öffentlichen Statements den Anschein zu er- wecken, als habe die südafrikanische Regierung mit der Kriegsgerätsausstellung und der ARMSCOR- Teilnahme daran nichts zu tun. Die Präsenz der südafrikanischen Rü- stungsindustrie bagatellisierte er als Privatangelegenheit von Unternehmen und Ver- anstaltern^4. Bei dieser Darstellung unterschlug er die Verfügungsgewalt seiner Regie- rung über ARMSCOR: Der Konzern unterliegt strikter staatlicher Aufsicht, kann mit- hin die Teilnahme an der FIDA gar nicht im Alleingang "privat" beschlossen haben.

Das unmittelbare Interesse der südafrikanischen Regierung an den Aktivitäten der Rüstungsindustrie zeigte sich spätestens ein Jahr nach der Botha- Visite, als im südli- chen Sommer 1989 (Ende Februar, Anfang März) Verteidigungsminister Magnus Malan, der bereits 1979 als Generalstabschef Chile seine Aufwartung gemacht hatte, den Besuch seines Amtskollegen Carvajal erwiderte und dabei auch die Chefs der chilenischen Teilstreitkräfte traf. Der hochdekorierte südafrikanische Militär kümmer- te sich als offizieller Vertreter von Regierung und Staat um den Stand der Geschäfts- beziehung zwischen ARMSCOR und Cardoen, beobachtete einen Test der chilenischen Variante der G-5 Haubitze und inspizierte chilenische Militäreinrichtungen, darunter die Werftanlagen in Punta Arenas mit dem von Sandock Austral gelieferten Komplex95.

Unterhalb der politischen Ebene gediehen die militärischen Beziehungen zwischen Chile und der RSA bereits-seit den 70er Jahren. So weilte im März 1978 der südafrika- nische Luftwaffen-Oberbefehlshaber General Robert Rogers während einer Südameri- ka-Reise, die ihn in Zeiten intensivierter Diskussion um ein südatlantisches Gegenstück zur NATO auch zu den potentiellen SATO-Mitgliedern Argentinien und Uruguay führ- te, in Santiago^.

Im November 1980 reiste der Chef der chilenischen Kriegsmarine, Admiral Jose Toribio Merino, im Juni 1981 der chilenische Luftwaffenchef General Fernando Matthei, im November 1981 der Direktor der Grenzpolizei, Juntamitglied General Cesar Mendoza Duran, nach Südafrika. Zur 20. Wiederkehr des Tages der Ausrufung

92 South (London) (1981) 10, S. 23; Munoz 1986 (Anm. 65), S. 208. - Chile verfügt außer der Botschaft in Pretoria über ein Gene- ralkonsulat in Kapstadt sowie über Konsulate in Johannesburg und Durban.

93 Munoz 1986 (Anm. 65), S. 208; Finan- cial Times 29.10.1987.

94 BBC, Summary of World Broadcasts (London) 14.3.1988; Informe Latinoamericano 24.3.1988. - Im Oktober 1987 hatte Südafri-

kas Finanzminister Barend du Plessis einen Ar- beitsaufenthalt in Santiago verbracht, bei dem sicherlich der militärische Aspekt der bilatera- len Kontakte nicht ausgeklammert wurde (Financial Times 29.10.1987).

95 Semana Latinoamericana Alasei 6.3. 1989; Hoy (Santiago de Chile) No. 608, 13. - 19.3. 1989; Jane's Defence Weekly 18.3.1989; Munoz 1986 (Anm. 65), S. 210.

96 Milavnews (London) (1978) 4.

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der Republik Südafrika Ende Mai jenes Jahres machte das chilenische Ausbildungs- schiff Esmeralda der südafrikanischen Marine in Durban seine Aufwartung - neben einer taiwanischen Abordnung handelte es sich dabei um die einzige Delegation aus dem Ausland. Die Esmeralda lief die RSA im April 1985 bereits das dritte Mal an97.

Im Februar 1981 besuchte der südafrikanische Marinestabschef Jacob A.C. Wide- man, im Mai Konteradmiral Martinus Albertus Becker, im Dezember Polizeichef Michael Geldenhuys das südamerikanische Land. Im September 1981 hielt sich eine südafrikanische Militärdelegation unter Leitung von Streitkräfte-Stabschef General Pieter Willem van der Westhuizem, im gleichen Monat zwei Jahre danach eine vom Oberkommandierenden des Heeres, General Johannes J. Geldenhuys, geführte Abord- nung in Chile auf. Vizeadmiral Andrus Petrus Putter folgte im Mai 1983 einer Einla- dung der chilenischen Marine. In seiner Eigenschaft als Oberkommandierender der Streitkräfte traf im August 1984 General Constand L. Viljoen in Santiago den chileni- schen Staats- und Armeechef Pinochet. Anläßlich der FIDA im März 1986 weilte der stellvertretende südafrikanische Verteidigungsminister Adrian Vlok in Chile9** .

Mit dem Carvajal-Besuch vom November 1985 festigten sich die Beziehungen zwi- schen den Militär- und Polizeiapparaten der Regime in Santiago und Pretoria. 1987 reisten der südafrikanische Luftwaffen-Oberbefehlshaber John Earp nach Chile und von dort die Kommandeure von Polizei, Marine und Luftwaffe in die RSA99. Im März 1988 folgte Polizeichef Rodolfo Stange der zweiten Einladung zum Erfahrungs- austausch nach Südafrika*^.

Der zwielichtigste Kontakt war der längere Aufenthalt der hochrangigen chileni- schen Offiziere Pedro Espinoza und Roberto Fuentes an der Botschaft in Pretoria. Beiden wurden von Gegnern des Pinochet-Regimes, aber auch von den USA schwerste Verbrechen gegen die Menschenrechte angelastet - besonders Espinoza in seiner Eigenschaft als Agent des Geheimdienstes Dina. Wegen eines tödlichen Terroranschlags gegen den chilenischen Exilpolitiker Orlando Letelier in Washington im Jahre 1976 suchte die Administration in Washington vergeblich, seiner habhaft zu werden, um ihn vor einem US- Gericht zur Rechenschaft zu ziehen. In der RSA konnte ersieh frei be- wegen; die dortigen Behörden nahmen von den gegen ihn erhobenen Anschuldigun- gen keine Notiz1"!.

Die bisherigen chilenischen Botschafter im Apartheidstaat waren allesamt enge Gefolgsleute der Junta in Santiago und besaßen selbst den militärischen Rang von Heeres- Generälen: Luis Ramirez Pineda (1982 - 85), Luis Prussing Schwartz (1985 - 89) und Roberto Soto Mackenney (seit 1989)102.

4 PERSPEKTIVEN DER BEZIEHUNGEN SÜDAFRIKAS ZU TAIWAN UND CHILE

Das Netzwerk der ökonomischen, politischen und militärischen Beziehungen der RSA mit Taiwan und Chile wurde unterschiedlich stark gespannt und dürfte daher in Zu- kunft unterschiedliche Tragfähigkeit zeigen. Das enge Verhältnis zum fernöstlichen Paria-Staat entstand auf der Grundlage breiter wirtschaftlicher Kooperation, die für Südafrika das Ausmaß der Zusammenarbeit mit manchen Industrieländern quantitativ und qualitativ übertraf. Der Import von Industrieerzeugnissen aus Taiwan und die Aus-

97 South (1981) 10, S. 23 f.; Munoz 1986 (Anm. 65), S. 211.

98 Munoz 1986 (Anm. 65), S. 211. 99 Financial Times 29.10.1987.

100 BBC, Summary of World Broadcasts 31.3.1988.

101 Financial Times 29.10.1987. 102 Hoy 13. - 19.3.1989.

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fuhr von strategischen Rohstoffen dorthin erreichte einen Umfang, der durch politi- sche Konjunkturen nur noch geringfügig zurückzuschrauben sein dürfte. Die Komple- mentarität der Wirtschaftsbeziehungen gedieh so weitreichend, daß für die 90er Jahre mit einer stärkeren Einschränkung der Austauschprozesse kaum zu rechnen ist.

Auf der Grundlage dieser ökonomischen Beziehungen konnten auch politische und militärische Kontakte wachsen. Deren Zukunft dürfte durch folgende Faktoren be- stimmt werden: - die Entspannung des Verhältnisses zwischen den USA und der Sowjetunion nach

dem Ende des Kalten Krieges, - das Engagement der USA in Regionalkonflikten wie Nahost und Südliches Afrika, - Fort- oder Rückschritte bei der Beseitigung der Apartheid und den damit zusam-

menhängenden Grad der internationalen Isolation Südafrikas, - Fort- oder Rückschritte bei der Regelung von Konflikten im Südlichen Afrika

außerhalb der RSA, in die der Apartheidstaat involviert war, - den Grad der internationalen Ausgrenzung Taiwans und die Fähigkeit des Regimes

in Taipeh, binnen- und außenwirtschaftlich zu reüssieren, - Fort- oder Rückschritte bei der Entwicklung eines geregelten Nebeneinander zwi-

schen Taiwan und der VR China.

Weniger fundiert als mit Taiwan waren die Beziehungen des Apartheidstaates zu Chile. Die Wirtschaftsbeziehungen standen auf brüchigem Fundament, politische und militärische Kontakte entwickelten sich primär auf der Basis einer negativ - durch Antikommunismus und gemeinsame internationale Isolation - definierten Affinität und von Berührungspunkten in einer durch fehlenden Respekt vor den Menschenrech- ten charakterisierten Law-and-Order-Orientierung. Aufgrund der dünnen Grundlage der ökonomischen Austauschprozesse, Ausdruck fehlender Komplementarität, könnte sich die Perspektive für politische und militärische Kontakte unter der seit März 1990 amtierenden, gewählten chilenischen Zivilregierung Aylwin, die das Image des Landes auf dem Gebiet der Menschenrechte zu verbessern bestrebt ist1*^, verschlechtern. Der Ausbruch Chiles aus der internationalen Isolation des Pinochet-Regimes wird Vorrang haben vor der Kontaktpflege zu Südafrika. Auch die Regierung de Klerk in der RSA sucht sich aus ihrer Isolation zu befreien und durch Versuche zum Abbau der Apart- heid - wie die Freilassung Mandelas und die Legalisierung des African National Con- gress (ANC) zeigten - das internationale Stigma der politischen Unberührbarkeit abzu- streifen.

Diese Entwicklungen und neu definierten Interessenlagen schließen die Beibehal- tung von Beziehungen zwischen Chile und Südafrika abseits der Aufmerksamkeit der internationalen Öffentlichkeit nicht aus. Unklar ist zum Beispiel, was unter neuen Be- dingungen mit den privatwirtschaftlichen Rüstungskooperationsgeschäften namentlich zwischen ARMSCOR und Cardoen geschieht. Vorstellbar ist allerdings, daß das chileni- sche Militär, das mit der nationalen Rüstungsindustrie wesentlich enger verbunden ist als die Zivilregierung, unkontrolliert eigenständige Kooperationsaktivitäten mit Süd- afrika entfaltet und an gewachsene Beziehungen anknüpft. Vor allem die Landstreit- macht mit dem immer noch mächtigen (und auch für die Zukunft putschverdächtigen) Heereschef Pinochet käme dafür in Frage.

103 Latin America Weekly Report (London) 17.5. u. 5.7.1990.

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Swnmary

As a consequence of the UN arms embargo, economic sanctions and international isolation, South Africa turned to relationships with so-called "pariah states" for cooperation, particularly in the technological, military and nuclear fields. The international outcast network that the Pretoria government tried to develop included pro-Western, anticommunist regimes that had discredited themselves by the massive repression of human rights. Some of its members had become inter- nationally isolated by the Special history of their making (Israel, Taiwan). Whereas the economic, cultural, political and military ties between South Africa and Israel are well documented, analysis of cooperation between the Apartheid regime and pariah states such as Taiwan and Chile funder Pinochet dictatorship) has been lacking.

The South Africa-Taiwan relationship is characterized by complementarity. The capabilities of the Far Eastern outcast in the industrial, technological and military sectors as well as abundant resources of Strategie minerals and Special abilities of the armaments industry of the Apartheid State were the main factors that made up the basis for extended collaboration. The cooperation between the Apartheid and Pinochet regimes was founded on common Strategie interests in the Southern hemisphere as well as South African arms deliveries and bilateral military contacts that became frequent in the 1980s.

The perspective of outcast cooperation is limited as a result of the end of the global conflict between USA and USSR. Furthermore, it is determined by political changes that recently oecurred in Chile and Taiwan as well as South Africa. The governments ofthe pariah states are busy to end international isolation by a better image in human rights. Thus, their interest in maintaining their anticommunist network is decreasing.

Resume

A la suite de V embargo dy armes, des sanctions economiques etdel'isolation internationale, VAfrique du Sud renforca ses relations avec les Etats soit-disant tlparia" pour cooperer avec eux surtout dans les secteurs technologique, militaire et nucleaire. Le reseau international des pays "rejetes" que le gouvernement de Pretoria essayait ainsi d'&tablir incluait des regimes anti-communistes, Orientes vers VOuest qui s'etaient discredites eux-memes par la repression massive des droits humains. Quelques-uns de ses membres etaient arrives ä etre isoles sur le plan international ä cause des conditions speciales de leur naissance (Israel, Taiwan). Tandis que les liens economiques, culturels, politiques et militaires entre VAfrique du Sud et Israel sont bien documentes, Vanalyse de la cooperation entre le regime de V Apartheid et des "Etats paria" comme Taiwan et le Chili (sous la dietature de Pinochet) ne fut pas encore entreprise.

La relation entre VAfrique du Sud et Taiwan est characterisee par la complementarite. Les capacites de cet Etat isole de VExtrdme Orient dans les domaines de Vindustrie, de la technologie et du militaire combinees aux ressources abondantes de mineraux strategiques et aux qualites spöciales de Vindustrie de Varmement de VEtat de V Apartheid constituaient les facteurs prineipaux d'une collaboration intense. La cooperation entre le regime de V Apartheid et celui de Pinochet etait fondee sur des interets strategiques communs dans Vhemisphere Sud, des livraisons d 'armes sud- africains et des contacts militaires bilateraux devenus frequents dans les annees 1980.

Les perspectives de cooperation de ces pays isoles sont limitees en raison de la fin du conflit global entre les USA et VURSS. En plus, elles sont determinees par les changements politiques qui ont eu Heu recemment au Chili, en Taiwan aussi bien qu'en Afrique du Sud Les gouvernements de ces Etats s'empressent de mettre fin ä leur isolation internationale en se presentant davantage comme des pays respectueux des droits de Vhomme. Ainsi, leur interet a maintenir un reseau anti-communiste est en train de s'estomper.

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