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56 Lago di Bolsena Rund um den Lago di Bolsena Der annähernd kreisrunde Bolsena-See liegt im nördlichen Zipfel von La- tium, fast in „Sichtweite“ der südlichen Toskana und Umbriens. Wegen der günstigen Windverhältnisse ist der See darüber hinaus bei Surfern und Seg- lern beliebt. Enstanden ist der 14 km lange und 12 km breite Lago di Bolsena vor etwa 300.000 Jahren aus vulkanischer Aktivität: Im Gebiet rund um den heutigen See spuckten mehrere Vulkane unentwegt Lava aus, sodass sich unterirdische Magmakammern leerten und schließlich in sich zusammenbrachen. Zurück blieb ein gigantisches Loch, das sich nach und nach mit Wasser füllte. Den augenfälligsten Hinweis auf den vulkanischen Ursprung des Sees liefern seine schwarzen, mit Tuffpartikeln durchsetzen Strände. Die von bäuerlichen Kleinbetrieben bewirtschaftete Landschaft rund um den See, der auf gut ausgebauten Straßen komplett umfahren werden kann, strahlt eine wohltuende, romantische Ruhe aus. Geprägt ist sie von weich gewellten Hügelfor- mationen, vielerorts reichen auch schöne Buchenwälder und Wiesen an den See heran, vereinzelt gedeihen Weinreben. Mehrere alte Ortschaften liegen malerisch direkt am Ufer oder auf den hügeligen bzw. felsigen „Aussichtbalkonen“ hoch über dem See: im Süden die beiden Küstenorte Marta und Capodimonte (mit einem in Privatbesitz bef indlichen Farneseschloss), im Nordwesten das oberhalb des Sees auf einer Hangkante gelegene Gradoli, im Südosten das kleine, für seinen Wein be- Capodimonte am Bolsena-See im Abendlicht Lago di Bolsena Rund den L di Bols

Rund um den Lago di Bolsena - Reiseführer und ... · Lago di Corbara SP 159 SP 160 SP 6 SP 321 SP 67 SR 74 SR 74 SR 71 S 317 SR 74 Pagli Lago di Corbara Lago di Vico Lago di Mezzano

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56 Lago di Bolsena

Rund um den Lago di Bolsena Der annähernd kreisrunde Bolsena-See liegt im nördlichen Zipfel von La-tium, fast in „Sichtweite“ der südlichen Toskana und Umbriens. Wegen der günstigen Windverhältnisse ist der See darüber hinaus bei Surfern und Seg-lern beliebt.

Enstanden ist der 14 km lange und 12 km breite Lago di Bolsena vor etwa 300.000 Jahren aus vulkanischer Aktivität: Im Gebiet rund um den heutigen See spuckten mehrere Vulkane unentwegt Lava aus, sodass sich unterirdische Magmakammern leerten und schließlich in sich zusammenbrachen. Zurück blieb ein gigantisches Loch, das sich nach und nach mit Wasser füllte. Den augenfälligsten Hinweis auf den vulkanischen Ursprung des Sees liefern seine schwarzen, mit Tuffpartikeln durchsetzen Strände.

Die von bäuerlichen Kleinbetrieben bewirtschaftete Landschaft rund um den See, der auf gut ausgebauten Straßen komplett umfahren werden kann, strahlt eine wohltuende, romantische Ruhe aus. Geprägt ist sie von weich gewellten Hügelfor-mationen, vielerorts reichen auch schöne Buchenwälder und Wiesen an den See heran, vereinzelt gedeihen Weinreben. Mehrere alte Ortschaften liegen malerisch direkt am Ufer oder auf den hügeligen bzw. felsigen „Aussichtbalkonen“ hoch über dem See: im Süden die beiden Küstenorte Marta und Capodimonte (mit einem in Privatbesitz bef indlichen Farneseschloss), im Nordwesten das oberhalb des Sees auf einer Hangkante gelegene Gradoli, im Südosten das kleine, für seinen Wein be-

Capodimonte am Bolsena-See im Abendlicht

Lago di Bolsena

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di Bols

Rund um den Lago di Bolsena 57 Lago di Bolsena

Karte S. 59

rühmte Städtchen Montefiascone und im Nordosten das wirtschaftliche und tou-ristische Zentrum am See Bolsena. Im südlichen Teil des Sees bef inden sich zwei Inseln, die Isola Bisentina und die winzige Isola Martana. Beide sind allerdings in Privatbesitz und dürfen nicht betreten werden. Wer sich einer der angebotenen Schiffsrundfahrten anschließt ( S. 61), kann sie aber immerhin aus nächster Nä-he in Augenschein nehmen.

Obwohl der Lago di Bolsena ein breites Angebot an Restaurants, Unterkünften und Sportmöglichkeiten bereitstellt, wird es hier selbst zur Hauptsaison zwischen Juni und Mitte September nie unangenehm voll. Italiener, insbesonderere Römer, kom-men zwar gerne an sonnigen Sommerwochenenden hierher, länger bleiben sie in der Regel aber nicht, denn zu einem richtigen italienischen Urlaub gehört nun ein-mal das Meer. Und so bietet der See unter der Woche auch während der Saison im-mer noch relativ ruhige Badestrände, die von der Uferstraße aus über holprige Feldwege gut erreichbar sind. Wer Zeit und Lust hat kann sich hier sogar bis in den frühen November prächtig erholen, denn das Wetter bleibt oft noch bis spät ins Jahr hinein schön. Allerdings ist die touristische Infrastruktur dann erheblich ein-geschränkt, denn eine ganze Reihe von Hotels und noch mehr Restaurants sind Sai-sonbetriebe, die schon relativ bald nach Ende der Hauptreisezeit ihre Pforten schließen. Das gilt ebenso für die insbesondere auch von Deutschen stark frequen-tierten Campingplätze am See ( S. 60). Überhaupt ist der See bei deutschen Tou-risten beliebt, was sich auch in den zum Teil deuschsprachig betreuten Freizeitein-richtungen niederschlägt.

Wegen seiner Lage im „Dreiländereck“ Latium – Toskana – Umbrien eignet sich ein Standort am Bolsena-See auch gut für „grenzüberschreitende“ Ausflüge: z. B. in die südtoskanischen Tuffsteinortschaften Pitigliano, Sorano und Sovana (kaum mehr als 20 km in nordwestlicher Richtung) oder ins umbrische Orvieto (knapp 30 km nordöstlich) mit seiner komplett auf einem Felsplateau gelegenen mittelalterlichen

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Lago di Bolsena

58 Lago di Bolsena

Zwei Legenden: Martyrium und Blutwunder am See Der heute nach seinem Hauptort Bolsena benannte See war im Mittelalter unter dem Namen Lago di Santa Cristina bekannt. Die damalige Namenspatronin des Sees wuchs der Überlieferung nach Ende des 4. Jh. n. Chr. in Volsinii (heute Bolsena) als Tochter des römischen Stadtpräfekten auf. Durch eine Dienerin wurde sie zum Christentum bekehrt, was schwere Zerwürfnisse mit ihrem Vater nach sich zog. Der stand nämlich ungünstigerweise in Diensten des obersten Christenverfol-gers Kaiser Diokletioan und veranlasste allerlei martialische Folteranwendungen, um seine Tochter auf den römischen Pfad der Tugend zurückzubringen: Mal badete man sie in brennendem Öl, mal steckte man sie in einen glühenden Ofen, mal warf man sie mit einem Stein beschwert in den See, mal wurde sie aufs Rad gebunden, um ihr die Glieder zu brechen … Christina überlebte all das auf wundersame Wei-se, körperlich völlig unversehrt und im christlichen Glauben gestärkt. Das Ende kam dennoch, und es kam vergleichsweise unspektakulär: durch zwei schnöde Pfei-le, die ihr Herz durchbohrten. Leidensgeschichten dieser Art sind obligatorischer Bestandtteil christlicher Märty-rerlegenden, die heilige Christina von Bolsena macht da keine Ausnahme. Über ihre tatsächliche historische Existenz ist dagegen nichts verbürgt, möglicherweise wird mit ihr lediglich das historische Ereignis der Christenverfolgung personali-siert. Ein Indiz dafür könnte die weitgehend identischen Vita der heiligen Christina von Tyrus (heute Sur im Südlibanon) sein, deren Existenz auch nicht belegt ist und deren Legende sich schon früh mit der Christinas von Bolsena vermischte. Beider Heiligen wird am 24. Juli eines jeden Jahres gedacht, in Bolsena beginnen die Feier-lichkeiten der dortigen Ortsheiligen bereits am Vorabend und ziehen sich mit Pro-zessionen und einem Mysterienspiel bis in den eigentlichen Namenstag hinein. Bolsena verfügt darüber hinaus über eine der heiligen Christina geweihte Kirche (Basilica di Santa Cristina, S. 63), in der sich ihr (angebliches) Grab bef indet und die im im Jahr 1236 Schauplatz eines Blutwunders wurde: Damals machte ein an den Grundfesten des Glaubens zweifelnder böhmischer Priester auf einer Pilger-reise nach Rom Station in Bolsena und zelebrierte dort eine Messe. Seine Zweifel galten der „Wesensverwandlungslehre“, die besagt, dass sich Brot und Wein wäh-rend der Eucharestie in Leib und Blut Christi verwandeln. Als der Priester im aller-heiligsten Augenblick die Hostie und damit das Brot über den Kelch hielt, bat er um ein göttliches Zeichen, das seine Zweifel zerstreuen möge. Und tatsächlich quoll plötzlich Blut aus der Hostie und tropfte auf das Tuch, auf dem Kelch und Hostienschale standen. Das räumte nicht nur den persönlichen religiösen Zweifel des Böhmen aus, sondern hatte langsfristige Auswirkungen auf die gesamte katho-lische Kirche. Denn das Blutwunder von Bolsena begründete das Fronleichnams-fest, das „Fest des heiligsten Leibes und Blutes Christi“, und damit eines der Hoch-feste des Kirchenjahres. Das blutbefleckte Tuch wurde damals übrigens zeitnah ins nahe gelegene bedeutendere Orvieto gebracht, wo es bis heute in einem kostbaren Reliquiar verwahrt wird. Dem eigentlichen Ort des Geschehens, der Kirche der hei-ligen Christina in Bolsena, blieben nur die „Kolateralschäden“: ein paar Blutstrop-fen auf dem Marmor des dortigen Altars. Eine kleine Andachtskapelle zwischen Kirche und Grotte mit dem Grab der Heiligen erinnert an das Eucharistie-Wunder.

Rund um den Lago di Bolsena 59 Lago di Bolsena

Karte S. 59

Altstadt. Ein paar Kilometer östlich von Bolsena, in Latium, liegt auf einem Tuffsteinplateau das sehenswerte Civita di Bagnoregio. Südlich und südwestlich des Bolsena-Sees lohnen die etruskischen Orte Tuscania und Vulci (mit den neuer-öffneten Thermen in der Nähe) einen Abstecher. Basis-Infos

Information www.visitbolsena.it, www.bolsenasee.org, www.lagodibolsena.org, www.simulabo.it (Webseite zu den Mu-seen rund um den See), Touristenzeitung Corriere della Tuscia, internationale Reise-zeitung rund um den Bolsena-See, in deut-scher Sprache gratis in vielen Hotels und Restaurants zu erhalten.

Verbindungen Von Orvieto über die SS 71 bis zur Abzweigung Bolsena, 23 km; von der Autobahn in Richtung Florenz (A 1) Ab-fahrt „Orvieto“ oder von Rom aus über die Via Cassia (80 km). Buslinien nach Orvieto (2-mal tägl.) und nach Viterbo; weitere Regionalbusse fah-ren nach Montefiascone und Gradoli. Um nach Marta zu gelangen, muss man in Montefiascone umsteigen.

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6 km

Lago di Bolsena

60 Lago di Bolsena

Camping/Ferienhäuser

Camping Das Verbot des Wildcampens wird besonders in der Hauptsaison streng durchgesetzt. In der Zeit von April bis September stehen zahlreiche Plätze mit direktem Seezugang zur Verfügung (da es im August voller wird, ist dann eine Reservierung anzuraten), hier empfehlenswerte Beispiele:

Mein Tipp: **** Lido Camping Village, bester und größter Platz am See. Schwar-zer Sandstrand, eine abgegrenzte, kindersi-chere, stehtiefe Badebucht, sehr gute Sportmöglichkeiten, Café, Supermarkt, Kin-derbetreuung (3–15 Jahre), Disco, Anima-tion, regelmäßig Open-Air-Buffet, organi-sierte Ausflüge. 600 Stellplätze, Bungalows und Apartments. Saubere Sanitäranlagen. Gutes und preiswertes Selbstbedienungs-

restaurant – das Erlebnis, den Insalata Camping Lido mit einem Glas Rotwein beim Sonnenuntergang auf der Terrasse am Strand zu genießen, ist kaum noch zu toppen! Stellplatz und 2 Personen 25–32 €, Bungalows ab 70 €/Tag, Pool 3 €/Tag. Ge-öffnet April bis September. Via Cassia bei km 111,5, ca. 1,5 km südl. von Bolsena. ¢ 0761/799258, www.lidocampingvillage.it. Camping Massimo, sehr sauber, familiäre Atmosphäre, kindergeeigneter Strand, alter Baumbestand. Es gibt eine kleine Bar mit Laden und eine Trattoria mit wechselnden Tagesgerichten zu moderaten Preisen. 4 Apartments mit Seeblick und 2 Bungalows. Stellplatz und 2 Personen 20–35 €, Apart-ment oder Bungalow (4 Pers.) 870–1190 €/Woche. Via Cassia km 116,3 (ca. 3,5 km westlich von Bolsena), ¢ 0761/798738, www.massimo.info. *** Blu International Camping, 180 Stellplät-ze, alter Baumbestand, Laden und Restau-rant mit Pizzeria. Stellplatz und 2 Personen 20–26 €, Mobile Homes für 4 Pers. 50–100 €/Tag. Via Cassia km 111,65 (südl. von Bolse-na), ¢ 0761/798855, www.blucamping.it. Amalasunta, 5 km westlich von Montefias-cone am Seeufer. Für ca. 600 Pers., alter Baumbestand, beaufsichtigter Kinderpool (2–12 Jahre), Laden, Bar, Restaurant. Etwas preiswerter als der Durchschnitt. Via Lago 77, ¢ 0761/825294, www.campingamalasunta.it. Ferienwohnungen/-häuser Es gibt ein vielfältiges Angebot, deutschsprachige Ver-mittlung durch: Agenzia Ombrellone, deutscher Reisever-mittler mit Sitz in Berlin. Ferienhäuser und Apartments am Lago di Bolsena und an-derswo, umfassende Webseite. Berlin ¢ 030/43671417, www.bolsena.info. Agriturismo Agriturismo Battaglini, am Rande des Ortes Bolsena gelegen, ca. 100 m vom Strand entfernt. 3 Apartments in einem landschaftstypischen, 2006 grundle-gend renovierten Haus. Preis pro Apart-ment 345–695 €/Woche. Via della Chiusa 51, Bolsena, ¢ 0761/798.847, www.agriturismo-bolsena.it. La Riserva Montebello, am Kraterrand oberhalb von Bolsena gelegen, fantasti-scher Blick auf den See und die umliegen-den Dörfer. Die Anlage ist überaus ge-In den Gassen von Bolsena

Rund um den Lago di Bolsena 61

Lago di Bolsena Karte S. 59

pflegt, es gibt einen Pool und ein gutes Restaurant (Schwerpunkt ist der Fisch aus dem See). Die 27 Zimmer haben alle See-blick und sind geschmackvoll rustikal ein-gerichtet. DZ/FR 46–66 €. Strada Provinciale Bolsenese km 2,5, oberhalb von Bolsena, ¢ 0761/798965, www.lariservamontebello.com.

Arlena, in einem schönen Garten mit gro-ßer Liegewiese liegt das Landhaus von 1850; vermietet werden 8 Apartments (für 2 bis 7 Pers.) mit Seeblick; zum Seeufer führt ein Feldweg durch die Kiwiplantage. Apart-ment für 2 Pers. 450–750 €/Woche, für 4 Pers. 550–1000 €/Woche. SS 2 Cassia bei km 108,150, ¢ 0761/799538, www.arlena.it.

Sport Sport Schwimmen: Die Ufer sind fast überall zugänglich, es wechseln Schilf- und Strandabschnitte, deren feiner schwarzer Sand sich bei Sonne sehr aufheizt und hart-näckig auf feuchter Haut klebt. Wassersport: An warmen Frühjahrs- und Herbsttagen wehen der Tramontana oder der Scirocco mit Windstärke 4, 5 oder noch darüber. Selbst im Sommer kommt der Wind in Stärke 3 bis 4 (in Böen 5) regelmä-ßig spätestens am Nachmittag und entwi-ckelt eine Thermik, die der des Gardasees vergleichbar ist. Der See ist daher bei Sur-fern und Seglern beliebt. Es gibt mehrere Surfschulen, z. B. auf dem Campingplatz Lido, s. o., oder Bolsena Yachting in Bol-sena, Via Gramsci 1 A, ¢ 0761/798717, www.bolsenayachting.com. Dort auch Verleih von Segelbooten und Katamaranen; Boots-verleih auch im Segelclub von Capodi-monte, La Bussola. Von Frühjahr bis zum Herbstanfang gibt es unterschiedliche Re-gatten, z. B. International Challenge Trophy im April, Preis der Stadt Bolsena im Juni oder das Santa-Cristina-Segeln im August. Achtung: Bei starkem Wind sollte man wegen des hohen Wellengangs auf keinen Fall mit dem Boot hinausfahren. Radfah-ren: In Bolsena kann man die Uferprome-nade entlangradeln (ca. 3 km), aber dann muss man zurück auf die schmale, kurven-reiche Straße, was bei dem dichten Ver-kehr (besonders auf der Via Cassia von Bol-sena in Richtung Montefiascone) und der rasanten Fahrweise italienischer Autofahrer nicht ungefährlich ist. Die vielen Steigun-gen vom Seeufer zum Kraterrand (immer-hin bis zu 300 m Höhenunterschied) erfor-dern zudem einige Kondition. Fahrradver-leih z. B. in Bolsena, Via Gramsci, oder auf den Campingplätzen. Wandern: Die waldreiche Landschaft lädt geradezu zum Wandern ein. Ausgewiesene Wanderwege sind jedoch rar; organisierte Wanderungen vom Campingplatz Lido aus

(s. o.) oder bei der Touristeninformation in Bolsena, Pzza. Matteotti, nachfragen. Seerundfahrt Ob Bootstouren von den Häfen in Bolsena, Capodimonte oder Marta möglich sind, erfahren Sie im Touristen-büro in Bolsena, Pzza. Matteotti, oder bei Alto Lazio an der Uferpromenade von Bol-sena, ¢ 0761/798033, www.navigazionealtolazio.it bzw. bei La Bussola in Capodimon-te, ¢ 0761/870760, www.navigabolsena.com.

Fischerhütte am Bolsena-See

62 Lago di Bolsena

Bolsena Der Hauptort des Sees liegt direkt an dessen Nordostufer, in seinem Ein-zugsgebiet befinden sich zahlreiche Campingplätze und Agriturismi. Se-henswert ist das kompakte historische Zentrum, das an der zentralen Piazza Matteotti beginnt.

Die Piazza ist geschäftiger Ortsmittelpunkt mit mehreren Bars, Eisdielen und der als Veranstaltungsraum genutzten Kirche San Francesco. Ins Auge fällt hier eine Markise mit der Aufschrift „Fleischerei – Wurstwaren“. Dies ist nicht etwa ein Zei-chen für eine schleichende Germanisierung Bolsenas – obwohl die Gegend bei deutschen Urlaubern durchaus beliebt ist. Die Aufschrift existiert schon seit über 30 Jahren; der Sohn des Hauses brach damals sein Studium im Ausland ab und kehrte heim in den elterlichen Betrieb, wo er dem Ort stolz die erworbenen Sprachkenntnisse präsentierte. Ein Parkplatz liegt ganz in der Nähe – hier bef indet sich auch ein Automat, an dem man Trinkwasser mit und ohne Sprudel zapfen kann (5ct/l). Diese Geräte gibt es in meheren Orten Latiums, und sie erfreuen sich bei der Bevölkerung, die mit Autos voller leerer Flaschen vorfährt, großer Beliebtheit.

Von der Piazza führt der Corso della Repubblica, die Hauptgeschäftsstraße Bolse-nas, nach Südosten zur Porta Romana und dahinter zu einer der Hauptsehenswür-digkeiten der Stadt, der Basilica Santa Cristina. Hält man sich von der Piazza dage-gen nordöstlich, geht es über steile gepflasterte Gassen zwischen hohen, aus groben Steinquadern bestehenden Häusern über die Via degli Ademi zur mächtigen Burg, dem Castello Monaldeschi, hinauf. Zahlreiche Quergassen und Gässchen laden zu verwinkelten Entdeckungen ein und eröffnen immer wieder überraschende Ausbli-cke auf den See.

Trutzig wacht das Castello über Bolsena

Bols

Bolsena 63

Lago di Bolsena Karte S. 59

Die Geschichte des Ortes reicht bis in die frühe Eisenzeit vor dem 9. Jh. v. Chr zu-rück, aus der Siedlungsspuren in der Nähe des heutigen Bolsena nachgewiesen sind. Eine Pfahlsiedlung der Villanova-Kultur ( S. 23) aus dem 9./8. Jh. v. Chr. entdeckten Archäologen etwa 6 km südlich des Ortes bei Gran Carro (viele der Funde sind im Museum in der Burg von Bolsena ausgestellt). Vermutlich lag in der Nähe auch das legendäre Velzna mit dem Tempel der Nortia, einem der größten Heiligtümer der etruskischen Föderation.

Die Römer zerstörten die Stadt, die sie Volsinii Veteres nannten, im Jahr 265 v. Chr. und zwangen die Bewohner, oberhalb des heutigen Städtchens eine neue Stadt zu gründen. Dieses Volsinii Novi wurde zu einem wichtigen Vorposten Roms. Nach Erhalt der Stadtrechte im Jahr 90 n. Chr. baute man Volsinii auf Terrassen mit Am-phitheater, Thermen, Forum mit Basilika und luxuriösen Privathäusern bis an die Via Cassia am Seeufer aus.

Am Rand der antiken, von Goten und Langobarden zerstörten Stadt entstand die mittelalterliche Burgsiedlung Bolsena. Bedeutung erlangte sie, als Papst Gregor VII. 1078 die Kirche zu Ehren der heiligen Christina weihte. Im Zusammenhang mit verschiedenen Konflikten zwischen Päpsten, Kaisern und Fürsten kam es zum Bau der heute zum Teil noch erhaltenen Stadtmauer und des großen Burgturms im Jahr 1295. Bolsena wurde dann im 14. Jh. Teil des Kirchenstaates. Dem päpstlichen Statthalter errichtete man einen prächtigen Palast und erhielt dafür manche Ge-genleistung. So stiftete Giovanni de’Medici als Statthalter Bolsenas, bevor er als Leo X. 1513 zum Papst gewählt wurde, eine neue Fassade für Santa Cristina, die deutlich Einflüsse der Florentiner Renaissance erkennen lässt.

Sehenswertes Basilica di Santa Cristina: Die Kirche, die am 10. Mai 1078 von Papst Gregor VII. persönlich geweiht wurde, besteht aus drei Teilen: der romanischen Basilika mit Renaissancefassade im Florentiner Stil und Glockenturm aus dem 13. Jh., der 1693 erbauten Cappella del Miracolo mit der neoklassizistischen Fassade (im Jahr 1863 fertiggestellt) und, im Berg, der Grotte der heiligen Christina mit den Katakomben.

In der „Kapelle des Blutwunders“, die man über das linke Seitenschiff der Basilika betritt, werden hinter goldenen Türen drei Marmorplatten mit den Blutstropfen der Heiligen au fbewahrt. Den vierten überlieferten Blutstropfen sieht man durch die Scheibe des Reliquiars von 1940 im Kuppelraum

Im links neben dem Hauptaltar der Kirche gelegenen Vorraum der aus dem Felsen gehöhlten Grotte der heiligen Christina steht gleich zur Rechten unter einem von vier antiken Säulen getragenen Überbau der Altar, an dem sich das weiter oben be-schriebene Eurcharistie-Wunder vollzogen haben soll. Im Gewölbebogen links da-von, durch den man die mit Fresken aus dem 15. Jh. geschmückte Grotte betritt, ist schwach die älteste bekannte Darstellung des Märtyrer-Wunders zu erahnen. Die Stufen im Andachtsraum führen hinunter zu einem großen Steinsarkophag aus spätkaiserlicher Zeit. An seiner Rückwand ist ein Stück herausgebrochen und eine Marmorurne mit der Inschrift Hier ruht der Leib der heiligen Märtyrerin Christina eingesetzt. Man fand darin eine Silbermünze aus dem 10. Jh. und Knochenreste ei-nes Menschen, der nicht älter als 14 Jahre gewesen sein kann. Rechts ist der Ein-gang zur Katakombe, die zwischen dem 3. und 5. Jh. von der frühchristlichen Ge-meinde Bolsenas als Friedhof genutzt wurde. Die Grabnischen waren meist mit Tontafeln verschlossen, darauf eingeritzt einfache Graff iti oder Malereien. Es fällt

64 Lago di Bolsena

auf, dass links des zentralen Gangs besonders viele Gräber eng aneinanderliegen. Dies deutet darauf hin, dass hier das Grab der Heiligen vermutet wurde, dem man möglichst nah sein wollte.

Catacombe di S. Cristina, tägl. geöffnet, im Sommer 10–12 und 16–18 Uhr, im Winter 10–12 und 15.30–17 Uhr. Eintritt 4 €, für Kin-der 2 €. Kirche S. Cristina: im Sommer 7–

12.30 und 15.30–19.30 Uhr, im Winter 7–12.30 und 15–18 Uhr. Infos unter www. basilicasantacristina.it.

Castello Monaldeschi: Den Bau der ersten Burg an dieser Stelle begann man im Jahr 1295. Im 14. Jh. wurde sie erheblich zerstört. Nur der untere Teil des Haupt-turms und der Mauer zum See blieben erhalten. Zweihundert Jahre später bauten die Fürsten Monaldeschi den Hauptturm wieder auf und errichteten über den Ruinen die heutige Burg mit den fünf Nebentürmen. Wie damals ist das Innere nur über eine Zugbrücke zu erreichen. Dort bef indet sich das Heimatmuseum Museo Territoriale del Lago di Bolsena, das sich mit der Entwicklung dieses Gebiets und der Stadt befasst. Angefangen mit anschaulichen Tafeln über den Vulkanismus und die Entstehung des Sees, werden Funde der Pfahlbausiedlung von Gran Carro aus prähistorischer Zeit sowie Zeugnisse aus etruskischer, römischer und mittelalterli-cher Epoche bis hin zur Neuzeit gezeigt. Ein Besuch lohnt bereits wegen des herrli-chen Ausblicks von den Zinnen der Burg. In den Räumen der Burg gibt es auch ein Aquarium, das die reiche Fisch- und Muschelwelt des Sees näherbringt – ein Spaß insbesondere für kleinere Kinder! Museum und Aquarium, tägl. 10–13 und 15–19 Uhr, Sa/So 10–19 Uhr. Eintritt 5 €, erm. (6–14 und über 64 Jahre) 3,50 €.

Volsinii Scavi: Wenn Sie hinter der Burg der Straße links neben der Kirche San Sal-vatore in Richtung Orvieto folgen, erreichen sie nach ca. 200 m den Eingang von Volsinii Scavi, dem Ausgrabungsgebiet der antiken Stadt Volsinii (hinter dem grü-nen Zaun rechts der Straße). Man sieht zwischen Olivenbäumen – auch hier gibt es immer wieder herrliche Durchblicke auf den See – Teile des noch nicht vollständig ausgegrabenen Amphitheaters, von Thermenanlagen, Wohnhäusern mit Fußbo-denfragmenten und Reste des Mauerrings. Di–So 8–13.30 Uhr, Mo geschlossen. Basis-Infos

Information Auf der zentralen Pzza. Mat-teotti 9. Öffnungszeiten während der Sai-son: Mo–Sa 9–12.30 und 16.30–19.30 Uhr, So 9.30–12.30 Uhr, ¢ 0761/799923, www.visitbolsena.it. Markt Jeden Di bis 13 Uhr auf der Pzza. Matteotti. Bücher Eine originelle Buchhandlung mit integriertem Café (leckerer hausgemachter Kuchen!) befindet sich an der Piazza della Rocca: Le Sorgenti Caffé Libreria, Mo nachmittags und Mi geschlossen. Feste Fronleichnamsprozession: Hier, wo das Fronleichnamsfest seinen Ursprung hat, ist die Prozession natürlich ein ganz besonderes Ereignis. Der Weg hinauf zur

Burg wird über eine Länge von gut einem Kilometer mit Bildern und kunstvollen Orna-menten aus Blütenblättern geschmückt. Am Fronleichnamstag beginnt die Prozes-sion mit Kardinal, Musikkapellen und Teil-nehmern in historischen Gewändern um 18 Uhr. Das wichtigste Volksfest wird zu Ehren der heiligen Christina vom Abend des 23. Juli bis zum nächsten Mittag gefeiert. An die-sen Mysterienspielen nimmt die ganze Stadt teil. Prozessionen führen an mehre-ren aufgebauten Bühnen vorbei, auf denen Bewohner von Bolsena in erstarrter Pose als „lebende Bilder“ Stationen aus dem Martyrium der Christina nachstellen.

Bolsena 65

Lago di Bolsena Karte S. 59

Prachtvoll ist auch die Prozession der Sta-tue von San Rocco am Abend des 16. Au-gust aus der Kirche Santa Cristina bis zum Brunnen auf der Pzza. 1 Maggio, dessen Wasser gesegnet wird. Während der Sommermonate findet auf dem See unter großer Anteilnahme der Be-völkerung eine Regatta von Fischerbooten aus den verschiedenen Anliegergemeinden des Bolsena-Sees statt. Sprachschule Scuola Italiana Senzapa-role, bietet in der Zeit von April bis Okt. in familiärer Atmosphäre Unterricht in 6 Kenntnisstufen (nach Einstufungstest) für Gruppen von 3 bis 6 Pers. (je nach Kurstyp 4 oder 6 Std. pro Tag) oder für 1 bis 2 Pers. (2–3 Std. pro Tag), wobei der Schwerpunkt bei der Kommunikation und einer eher spielerischen Sprachvermittlung liegt. An zwei Tagen der Woche wird zusätzlich ein Kulturprogramm angeboten. Gegen eine Gebühr werden preiswerte Privatunterkünf-te, Hotels, Campingplätze oder ein Jugend-herbergsplatz vermittelt. Kursort in Bolse-na: Viale Colesanti 34, ¢ 333/ 6589823. Nähere Informationen und Anmeldeunterlagen bei Senzaparole, Lange Reihe 117, 20099 Ham-burg, ¢ 040/243739, www.senzaparole.de. Übernachten

Übernachten **** Hotel Columbus, zen-tral am unteren Platz, ca. 50 m vom Seeufer entfernt, 36 gut ausgestattete Zimmer. Ge-pflegte Atmosphäre, passables Restaurant mit Seeblick. DZ/FR 54–92 €. Viale Colesanti 27, ¢ 0761/799009, www.hotelcolumbusbolsena.it. *** Loriana Park Hotel, an der Uferpromena-de. Zweigeschossige, moderne Hotelan-lage mit mehreren Häusern, Grünanlage, Pool und direktem Seezugang. Vom Restau-rant aus hat man Seeblick. Parkmöglichkei-ten am Haus. Die ordentlichen, großen Zim-mer verfügen teilweise über Terrasse oder Balkon (ohne Seeblick). DZ/FR 64–98 €, Halb- und Vollpension möglich. Viale Cadorna 33, ¢ 0761/799273, www.hotellagodibolsena.it.

*** Le Naiadi Park Hotel, etwas außerhalb, direkt am Seeufer gelegen. Die Lage ist zwar ruhig, zu Störungen kann es aber manchmal durch Busgesellschaften kom-men, die das Haus wohl regelmäßig fre-quentieren. Gleicher Besitzer wie Hotel Lo-riana. Gute Zimmer, einige mit Balkon und Seeblick, kleiner Garten, zwei Pools, gro-ßes Restaurant. DZ/FR 60–92 €, Halb- und Vollpension möglich. Viale Cadorna 95, ¢ 0761/799017, www.hotelbolsena.it. *** Zodiaco, kleines charmantes Hotel in der Altstadt mit nur 12 einfach eingerichte-ten Zimmern, z. T. mit Balkon. DZ/FR 70–90 €. Via IV Novembre 8, ¢ 0761/798791.

Essen & Trinken

Essen Trattoria La Pietra, Corso Cavour 75. Wie in fast allen besseren Restaurants der Ortschaften um den Bolsena-See wird frischer Fisch aus dem See angeboten, in

unterschiedlichsten Varianten köstlich zu-bereitet. Unter den Secondi dieses sympa-thischen Familienbetriebs ist besonders der Aal (anguille alla cacciatora) zu empfehlen.

Allerlei Krimskrams am Markt