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Der Internetgigant Google Running head: DER INTERNETGIGANT GOOGLE Der Internetgigant Google Was ist sein Erfolgskonzept? Larissa Grodke-Bried Matrikelnr.: 3725476 Eberhard Karls Universität Tübingen Mathis Danelzik 22.03.2012

Running head: DER INTERNETGIGANT GOOGLE · Der Internetgigant Google Abstract Im Bereich des Internets ist Google eine Größe, die nicht mehr wegzudenken ist. Das Unternehmen ist

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Der Internetgigant Google

Running head: DER INTERNETGIGANT GOOGLE

Der Internetgigant Google

Was ist sein Erfolgskonzept?

Larissa Grodke-Bried

Matrikelnr.: 3725476

Eberhard Karls Universität Tübingen

Mathis Danelzik

22.03.2012

Der Internetgigant Google

Abstract

Im Bereich des Internets ist Google eine Größe, die nicht mehr wegzudenken ist. Das

Unternehmen ist einer der ganz großen Spieler im Online-Geschäft. Somit kann es

entscheidend in den Markt des Internets eingreifen und durch eigenes Handeln

mitbestimmen.

Die vorliegende Arbeit gibt zunächst einen kurzen Einblick in die

Entstehungsgeschichte des Konzerns. Dabei wird gezeigt, wie das Unternehmen sein

Kernprodukt der Suchmaschine nutzt und darauf aufbauend immer mehr Produkte zu seinem

Angebot hinzufügt. Um die Bedeutung von Google zu analysieren, wird ein

Wettbewerbsvergleich durchgeführt, bei dem Google einigen Konkurrenten gegenübergestellt

wird. Zudem werden Zahlenbeispiele angeführt, die zeigen, auf welchen Marktbereichen

Google tätig ist und mit welch großem Erfolg.

An den Wettbewerbsvergleich schließt sich die Darstellung der Faktoren an, welche

zum Erfolg des Konzerns beigetragen haben und immer noch beitragen. Desweiteren wird

gezeigt, mit welchen Methoden Google Daten sammelt und auswertet. Es wird dabei

dargestellt, welche Menge an Daten, die teilweise vordergründig unwichtig erscheinen

mögen, von Google gespeichert werden. Anschließend geht es um die Nutzung der

ausgewerteten Daten und die Marktmacht, die Google durch das enorme Nutzerwissen

besitzt. Die Arbeit schließt mit der Darstellung, welche Position Google im Vergleich zu

seinen Konkurrenten innehat und wie Google seinen Vorsprung behaupten kann.

Der Internetgigant Google

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung 5

2. Das Unternehmen Google 6

2.1 Wie alles begann 7

2.2 Kernkompetenz Suchmaschine 7

2.3 Geschäftssegmente 9

3. Google im Wettbewerbsvergleich 10

4. Erfolgskonzept 12

4.1 Datensammlung 13

4.2 Strategien des Erfolgs 14

4.2.1 Das Image als Start-Up-Unternehmen 14

4.2.2 Die Unternehmensphilosophie 14

4.2.3 Durchsetzungskraft auf dem Markt 15

4.2.4 Patente 16

4.2.5 Funktionalität 16

4.2.6 Kostenfreie Angebote 17

4.3 Googles Wissen 17

4.3.1 Gerätedaten 17

4.3.2 Anwendungsnummern 18

4.3.3 Standortdaten 18

4.3.4 Protokolldaten 18

4.3.5 Lokale Daten 18

4.4 Wissen führt zum Erfolg 18

4.4.1 Datenauswertung 19

4.4.2 Datennutzung 20

Der Internetgigant Google

4.4.3 Vorsprung durch Wissen 21

5. Schlussbetrachtung 22

6. Glossar 24

Literaturverzeichnis 28

Erklärung der Eigenständigkeit 30

Der Internetgigant Google 5

1. Einleitung

Spätestens seit 2004, als das Wort „googeln“ in den Rechtschreibduden aufgenommen

wurde, ist Google zum Synonym der Suchmaschine geworden. Seit der Gründung 1998 hat

das Unternehmen ein fast unvergleichliches Wachstum vollzogen und ist mittlerweile ein

weltweit agierendes Unternehmen. Aus dem Start-Up Unternehmen mit der Suchmaschine ist

ein gigantischer Konzern geworden, der nicht nur die Suchmaschine als Geschäftsfeld besitzt,

sondern im Laufe der Zeit viele neue Produkte zu seinen Geschäftsfeldern hinzugefügt hat.

Viele dieser Produkte waren die ersten ihrer Art. Zum einen haben sie viele Nachahmer

gefunden und zum anderen konnten sie die Standards für alle später von Konkurrenten

eingeführten Produkte festlegen.

Noch heute versucht Google das Image des sympathischen Start-Up-Unternehmens

zu erhalten und nach dem Leitsatz „Don’t be evil“ - also etwa „Tu nichts Böses“ - zu agieren

(vgl. Google, 2010, zit. n. Fritzenschaft et al., 2011, S. 30). Doch mit dem rasanten Wachstum

änderte sich die Öffentliche Meinung mit der Zeit. Durch Datenschutzdiskussionen,

Sicherheitslücken und die Debatten um die Staatszensur in China wird Google mehr und

mehr als übermächtige Bedrohung wahrgenommen. War den meisten Menschen lange Zeit

nicht bewusst, dass die Gratisprogramme als Gegenleistung persönliche Nutzerdaten

speicherten, entsteht langsam ein Bewusstsein für diese Problematik, auch wenn weiterhin

viele Menschen bereit sind, für kostenlose Produkte ihre Daten herzugeben.

Bei der vorliegenden Arbeit klingt Kritik über die Datenschutzbestimmungen und die

allgemeine Handhabung des Konzerns mit den Nutzerdaten an. Schließlich sind die Daten der

Nutzer das Grundgerüst von Googles Erfolg. Allerdings liegt der Schwerpunkt dieser Arbeit

darauf, die Erfolgsfaktoren von Google darzustellen und zu zeigen, mit welchen Mitteln

Google zu diesem weltweiten Erfolg kam.

Der Internetgigant Google 6

Um an das Thema heranzuführen, beginne ich in meiner Arbeit mit der

Gründungsgeschichte (Kapitel 2) des Unternehmens Google, das von den zwei Studenten

Sergey Brin und Larry Page gegründet wurde und sich innerhalb sehr kurzer Zeit zu einem

weltweit agierenden Internetgiganten entwickelte. Das erste Produkt, das die beiden Gründer

entwickelten und mit dem die Erfolgsgeschichte begann, ist die Suchmaschine. Auch heute

noch ist die Suchmaschine die Kernkompetenz des Unternehmens, auch wenn mittlerweile

etliche neue Produkte hinzugefügt wurden (Kapitel 2.2 und 2.3). In Kapitel 3 betrachte ich

Google im Wettbewerbsvergleich. Dabei zeigt sich, dass im Internet ein harter

Konkurrenzkampf herrscht, auch wenn der Markt nur von wenigen Großen dominiert wird.

Auf Kapitel 4 liegt der Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit. Bereits in den Kapiteln

davor wird deutlich, welchen Erfolg Google hat und welch enorme Marktmacht damit

verbunden ist. In Kapitel 4 versuche ich zu verdeutlichen, was die Gründe für den Erfolg von

Google sind. Dabei gehe ich unter anderem auf die Datensammlung (Kapitel 4.1) ein, da

Google nach dem Grundsatz handelt, dass es irgendwo „immer noch mehr Informationen

[gibt]“ (Google, n.d., Unternehmen: Unsere Philosophie ¶7.Irgendwo gibt es immer noch

mehr Informationen) und Google nur Geld verdienen kann, wenn die Nutzer ihre Daten

preisgeben. Daran anschließend gehe ich auf die Geschäftsstrategien des Weltkonzerns ein

(Kapitel 4.2). Kapitel 4.3 beschreibt, über welch enormes Wissen Google verfügt und welche

Möglichkeiten das Unternehmen nutzt, um an die gewünschten Daten zu kommen. In Kapitel

4.4 geht es dann darum, wie die Daten ausgewertet und genutzt werden. Am Ende meiner

Arbeit gehe ich darauf ein, wie es Google geschafft hat, sich eine einzigartige Machtposition

zu verschaffen und die Konkurrenz zu dominieren.

2. Das Unternehmen Google

„Das Ziel von Google ist es, die Informationen der Welt zu organisieren und für alle

zu jeder Zeit zugänglich und nützlich zu machen“ (Google, n.d., ¶Unternehmen: Überblick).

Der Internetgigant Google 7

2.1 Wie alles begann

Larry Page und Sergey Brin von der Stanford-Universität entwickelten 1996 eine

Suchmaschine namens „BackRub“. Diese bestimmte durch Links die Relevanz der

verschiedenen Webseiten. Am 04. September 1998 gründeten die beiden Studenten das

Unternehmen Google Inc., das 1999 online ging. Der Name der neuen Suchmaschine

„Google“ stammt von dem mathematischen Fachbegriff „googol“, der für eine 1 gefolgt von

100 Nullen steht. Der Name symbolisiert die unendliche Daten- und Informationsmenge der

Welt, die das Unternehmen „organisieren und für alle zu jeder Zeit zugänglich und nützlich

[…] machen [will]“ (Google, n.d., ¶Unternehmen: Überblick).

Anfangs umfasste das Angebot der Suchmaschine nur eine Sprache.

Mittlerweile beschäftigt der Großkonzern über 20.000 Mitarbeiter und bietet eine Vielzahl an

Diensten und Produkten weltweit und in einer großen Anzahl an Sprachen an.

2.2 Kernkompetenz Suchmaschine

„Die perfekte Suchmaschine versteht genau das, was man meint, und liefert genau

das, wonach man sucht“ (Page, n.d., Unternehmen: Unsere Philosophie ¶Unsere 10

Grundsätze).

Das Kernprodukt von Google ist die Suchmaschine, die mit Suchalgorithmen „dem

Kunden möglichst schnell die gesuchte Information kostenfrei zur Verfügung stellen [soll]“

(Reischl, 2008, zit. n. Schleinstock, Rittersbacher, 2011, S. 129). Im Gegensatz zu anderen

Suchmaschinen (z.B. Alta Vista), die „Ende der 90er Jahre alle suchrelevanten Webseiten

ohne Bewertung aufgelistet haben“ ( Schleinstock, Rittersbacher, 2011, S. 129), bewertete

Google nicht nur den Text einer Homepage, „sondern die Verweise, die Nutzer zu einer

Homepage gelegt haben“ (Kaumanns, Siegenheim, 2009, zit. n. Schleinstock, Rittersbacher,

2011, S. 130) und erstellte so eine Rangliste der Suchergebnisse. Bei der sogenannten

Der Internetgigant Google 8

PageRank-Methode erfolgt die Bewertung von Webseiten zum einen durch Verlinkungen und

zum anderen durch die Bewertungen von den Webseiten, von denen die Links stammen.

Die Firmengründer zeigten frühzeitig, dass sie den Menschen mit ihrer

Unternehmung neue Möglichkeiten zu leben und zu arbeiten eröffnen wollten und offen für

jede Art neuer Technologien sind: „As we go forward, I hope we’re going to continue to use

technology to make really big differences in how people live and work” (Brin, n.d., zit. N.

Schleinstock, Rittersbacher, 2011, S. 128). Wie sich gezeigt hat, war die Idee von Brin und

Page tatsächlich revolutionär und veränderte die Art und Weise der Internetnutzung.

Um sich allerdings wirklich am Markt durchsetzen zu können, ist es notwendig, dass

die Produkte direkt auf die Kundenbedürfnisse zugeschnitten sind und für diese einen

erheblichen Nutzenvorteil im Vergleich zu ähnlichen Produktangeboten bringen. Die Bilanz

der Suchmaschine bestätigt eindrucksvoll, dass es Google erfolgreich gelungen ist, sein

Produkt fest am Markt zu etablieren und die Bedürfnisse von vielen Menschen weltweit zu

befriedigen: Von über einer Billion existierender Netzadressen (Stand 2008, vgl. Steiner, 2008

zit. n. Schleinstock, Rittersbacher, 2011,S. 130) hatte „Google bis Anfang 2009 geschätzte

25,2 Mrd. Internetseiten katalogisiert“ (Auletta, 2009, zit. n. Schleinstock, Rittersbacher,

2011, S.130). Das Angebot, das anfangs nur eine Sprache umfasst hat, gibt es mittlerweile in

über 100 weiteren Sprachen und „allein im Juli 2009 [hat Google] mehr als 76 Mrd. der 114

Mrd. Suchanfragen weltweit bearbeitet“ (von Bredow et al., 2010, zit. n. Schleinstock,

Rittersbacher, 2011, S. 130). In Deutschland hat Google einen Marktanteil von 95,9 Prozent

bei der Onlinesuche (vgl. Focus Online, 11.03.2012, ¶Google-Marktanteil in Deutschland

steigt auf 96 Prozent) und 47,6 Millionen deutsche Nutzer (vgl. Focus Online, 12.03.2012,

¶Googles Marktanteil steigt auf 96 Prozent in Deutschland).

Der Internetgigant Google 9

2.3 Geschäftssegmente

Da die eigentliche Suchmaschine kostenlos war, musste ein Weg gefunden werden,

um die Kosten der Technik und des Personals zu decken. Aus diesem Grund wurde zum

Suchbegriff passende Werbung zusammen mit den eigentlichen Suchergebnissen geschaltet.

Um noch mehr Menschen zu erreichen und die Reichweite der Werbung zu vergrößern,

wurden weitere Online-Anwendungen geschaffen. Dies waren unter anderem der Maildienst

Gmail und die Videoplattform Youtube. Zudem stieß Google im Jahr 2008 mit Android, einer

mobilen Betriebsplattform, erfolgreich in den Mobilbereich vor. Weniger gewinnbringend

war dagegen der gleichzeitig entwickelte Browser Chrome und das Betriebssystem Chrome

OS (vgl. Webtrekk, 2010, zit. n. Fritzenschaft, Hemmling, Simon, 2011, S. 12).

Die nebenstehende Abbildung zeigt das

Unternehmen Google aus Sicht von Fritzenschaft,

Hemmling und Simon. Sie soll veranschaulichen,

welche Dynamik die geschäftlichen Aktivitäten von

Google kennzeichnet und die zunehmende

Schnittmengen zwischen den einzelnen

Geschäftsfeldern verdeutlichen (vgl. Fritzenschaft

et al., 2011, S. 13). Fritzenschaft et al.

unterscheiden das Unternehmen bezüglich der

einzelnen Geschäftsfelder in Technologie-, Internet-

und Medienunternehmen. Sie betonen dabei, dass

die Grenzen „fließend und dynamisch [sind] und

[…] kein statisches Konstrukt dar[stellen] (Fritzenschaft et al., 2011, S. 13). Die drei

Geschäftssegmente wachsen immer weiter zusammen und auch die einzelnen Produkte

erfahren immer stärkere Verknüpfungen untereinander. Zudem zeigt die Grafik deutlich, dass

Abbildung 1: Das Unternehmen Google aus Sicht von Fritzenschaft, Hemmling und Simon Quelle: Fritzenschaft et al., 2011, S. 13

Der Internetgigant Google 10

Google in vielen Bereichen des Internets tätig ist und eigene Produkte auf den verschiedenen

Marktbereichen platziert hat.

3. Google im Wettbewerbsvergleich

Da Google in vielen Geschäftssegmenten tätig ist, gibt es eine große Anzahl an

Konkurrenten. Die im Folgenden aufgeführten Wettbewerber können um etliche größere und

kleinere Konkurrenzunternehmen erweitert werden, sollen aber als Beispiel für die Vielzahl

an Mitbewerbern stehen. Zudem gibt es viele Start-Up-Unternehmen, die zukünftiges

Potenzial haben, in der momentanen Situation aber noch weitestgehend unbekannt sind.

Wie bereits gezeigt, hat Google im Suchmaschinenbereich mit einem Marktanteil von

fast 96 Prozent eine marktbeherrschende Stellung. Der Anteil der Konkurrenzsuchmaschinen

Bing (1,1 Prozent) von Microsoft und Yahoo! (0,9 Prozent) ist dagegen im Vergleich extrem

gering (vgl. Focus Online, 12.03.2012, ¶Googles Marktanteil steigt auf 96 Prozent in

Deutschland).

Auch im Bereich der Online-Werbung hat es Google mit den gleichen Konkurrenten

zu tun. Google dominiert mit AdWords und Adsense mit 69 Prozent den Bereich der

personalisierten Werbung, Yahoo! ist mit Yahoo! Advertising Marktführer (19 Prozent) im

Bereich der klassischen Bannerwerbung. Zudem nimmt Microsoft mit Microsoft Advertising

ebenfalls eine wichtige Marktstellung ein (vgl. Fritzenschaft et al, 2011, S. 16).

Mit Amazon und eBay steht Google unter anderem bei der Produktsuche, Online-

Bezahldiensten, Cloud-Computing und digitalen Gütern im Wettbewerb (vgl. Reppesgaard,

2008, zit. n. Fritzenschaft et al., 2011, S. 16). Der Mobilfunkhersteller Nokia und der Hard-

und Softwarehersteller Apple konkurrieren mit Google im mobilen Bereich. Nokia steht

beispielsweise mit seinem Handybetriebssystem Symbian dem Betriebssystem Android von

Google gegenüber. Symbian hat momentan einen weltweiten Marktanteil von 47 Prozent,

Android dagegen nur 5 Prozent (vgl. Fritzenschaft et al., 2011, S. 16).

Der Internetgigant Google 11

Ein weiterer wichtiger Konkurrent ist das Unternehmen Facebook. Als mittlerweile

größtes soziales Netzwerk der Welt mit immensem Wissen über seine Nutzer, hat Facebook

große Möglichkeiten - besonders mit Werbung - hohe Erträge zu erwirtschaften und so mit

Google zu konkurrieren.

Laut einer aktuellen Studie von PricewaterhouseCoopers, sind „die sozialen

Netzwerke [...] mittlerweile wichtigere Anlaufstellen im Internet als die Suchmaschine von

Google“ (Meedia, 29.02.2012, ¶Facebook bringt mehr Traffic als Google). Die Nutzung von

Social Networks wie Facebook, Social Media Platforms wie YouTube und Professional

Networks wie Xing nimmt immer weiter zu. Dies liegt unter anderem auch am Trend der

steigenden mobilen Nutzung. „Mehr als die Hälfte der Nutzer in der Altersgruppe 16-24 Jahre

nutzen ihr Lieblingsnetzwerk mittlerweile mobil“ (Meedia, 29.02.2012, ¶Facebook bringt

mehr Traffic als Google). Die hohe Verweildauer in den Networks führt dazu, dass die Nutzer

immer häufiger durch Verweise, Verlinkungen und Empfehlungen anderer Mitglieder auf

weitere Seiten geleitet werden. Laut der Studie sind „15 Prozent des Traffics zu

Zeitungswebseiten […] direkt oder indirekt von Social Media Webseiten generiert“ (Meedia,

29.02.2012, ¶Facebook bringt mehr Traffic als Google). Zudem geben die Befragten der

Studie an, dass ihnen die Meinungen und die (Kauf-)Empfehlungen der anderen Nutzer

wichtig sind und sie sich in „sozialen Medien über Veranstaltungen, Events oder über

Produkte und Dienstleistungen [informieren] (Meedia, 29.02.2012, ¶Facebook bringt mehr

Traffic als Google).

Es zeigt sich, dass Facebook ein enorm hohes Nutzerpotenzial besitzt und ein

ernstzunehmender Konkurrent für Google unter anderem im Bereich der personalisierten

Werbung ist. Die Zukunft wird zeigen, ob sich einer der beiden Konkurrenten gegenüber dem

anderen durchsetzen und eine marktdominierende Stellung einnehmen kann oder ob es

Der Internetgigant Google 12

vielleicht einen neuen Konkurrenten gibt, den bisher noch keines der beiden Unternehmen

auf der Rechnung hat.

4. Erfolgskonzept

Der Suchmaschinen-Dienst von Google konnte in den letzten zwölf Monaten seine

sowieso schon

marktbeherrschende Stellung

weiter ausbauen und vergrößerte

den Google-Anteil um weitere

3,2 Prozent. Die Besucherzahlen

der Web-Suche beliefen sich auf

47,6 Millionen und wuchsen um

2,7 Prozent. Andere Dienste von

Google konnten weitaus mehr

zulegen. Der E-Mail Dienst GMail

konnte seine Besucherzahlen um

19 Prozent steigern und ist somit

der einzige Maildienst-Anbieter in Deutschland, der die Zahlen und Verweildauer der Nutzer

nennenswert ausbauen konnte. Auch Google News legte mit 18,3 Prozent zu, genauso wie die

Bücher-Suche (9 Prozent) und die Bilder-Suche (8,5 Prozent).

Nach der Google Suche ist die Videoseite YouTube mit 34,9 Millionen Besuchern der

Dienst mit den zweithöchsten Besucherzahlen, gefolgt vom Kartendienst Google Maps mit

23,3 Millionen Besuchern. GMail, Google News und Google Shopping verzeichneten im

Januar etwa fünf Millionen Besucher, die Google Bücher-Suche etwa 2,5 Millionen.

Abbildung 2: Daten Comscore. Abgerufen 12. März, 2012, von http://www.focus.de/digital/internet/netzoekonomie-blog/suchmaschinen-googles-marktanteil-steigt-auf-96-prozent-in-deutschland_aid_723240.html

Der Internetgigant Google 13

4.1 Datensammlung

„Irgendwo gibt es immer noch mehr Informationen“, lautet der 7. Grundsatz von

Google (Google, n.d., Unternehmen: Unsere Philosophie ¶7.Irgendwo gibt es immer noch

mehr Informationen).

Laut eigenen Angaben gibt sich Google nicht damit zufrieden, diejenige

Suchmaschine zu sein, die die meisten Webseiten indexiert hat. Obwohl „Milliarden von

Bildern und Millionen von Büchern“ (Google, n.d., Unternehmen: Unsere Philosophie

¶7.Irgendwo gibt es immer noch mehr Informationen) katalogisiert sind und es speziell

entwickelte Programme zum Durchsuchen von Nachrichtenarchiven, wissenschaftlichen

Arbeiten und Patenten gibt, suchen die Forscher von Google nach weiteren Möglichkeiten,

noch mehr Informationen für die Nutzer zugänglich zu machen.

Allerdings sammelt Google nicht nur Informationen über Webseiten und Bücher,

sondern auch über die Nutzer selbst. Je nachdem welche, wie viele und wie oft Produkte und

Dienste von Google genutzt werden, kann Google mit den gespeicherten Daten ein mehr oder

weniger detailliertes Nutzerprofil erstellen.

Zu unterscheiden ist dabei zwischen semi-anonymen und personalisierten Daten (vgl.

Schleinstock, Rittersbacher, 2011, S. 132). Bei semi-anonymen Daten kann zwar der Nutzer

selbst nicht identifiziert werden, allerdings werden mit den sogenannten Log-Files unter

anderem Informationen über die Suchbegriffe, die angeklickten Ergebnisse, die IP-Adresse,

den Browsertyp, den Abfragezeitpunkt und die zur Identifizierung des Computers und zur

Anzeige der präferierten Einstellungen notwendigen Cookies gespeichert.

Personalisierte Daten können gespeichert werden, wenn ein Konto eröffnet wird. Hier

ist vor allem der Maildienst Google Mail zu nennen. Bei diesem Dienst werden „alle ein- und

ausgehenden E-Mails von einer Software auf Schlüsselworte hin untersucht [...], die auf die

Der Internetgigant Google 14

Interessen des Nutzer[s] Rückschlüsse zulassen“ (Reepesgaard, 2008, zit. n. Schleinstock,

Rittersbacher, 2011, S. 132).

4.2 Strategien des Erfolgs

Google hat ein erstaunliches Wachstum hingelegt. Innerhalb von zwölf Jahren hat

sich das ehemalige Start-Up-Unternehmen zu einem weltweit führenden Riesenkonzern mit

einer enormen Marktmacht entwickelt. Ausschlaggebend für diesen Erfolg sind mehrere

Faktoren.

4.2.1 Das Image als Start-Up-Unternehmen. Anfangs wurde das Start-Up-Unternehmen in

der Öffentlichkeit als Herausforderer der großen Internetkonzerne wie Microsoft

wahrgenommen. Dies brachte dem Unternehmen Sympathien ein und veranlasste die Nutzer,

„unausgereifte Beta-Versionen zu testen und die Fehlerdiagnose bedeutend zu unterstützen“

(Schleinstock, Rittersbacher, 2011, S. 137). Diese Bereitschaft, Prototypen auszuprobieren,

ist ein entscheidender „Erfolgsfaktor für die gute Etablierung der Google-Produkte am

Markt“ (Schleinstock, Rittersbacher, 2011, S.137).

4.2.2 Die Unternehmensphilosophie. Ein weiterer bedeutsamer Erfolgsfaktor ist die

innovative Unternehmensphilosophie. So zeigt sich in den Grundsätzen: „10. Gut ist nicht gut

genug“ (Google, n.d., Unternehmen: Unsere Philosophie ¶10.Gut ist nicht gut genug). Trotz

der Spitzenposition, hat Google das Ziel, die „eigenen Erwartungen immer wieder zu

übertreffen [...] [und ein] gut funktionierendes Produkt [...] durch Innovationen und

schrittweise[...] Weiterentwicklung […] immer weiter [zu] verbesser[n].“ (Google, n.d.,

Unternehmen: Unsere Philosophie ¶10.Gut ist nicht gut genug).

Um Innovationen zu fördern, setzt Google „verstärkt auf eine alternative

Unternehmenskultur […], bei der Spaß, die Kreativität und der Dialog im Mittelpunkt

stehen“ (Kaumanns, Siegenheim, 2007, zit. n. Fritzenschaft et al., 2011, S. 28). So lautet der

9. Grundsatz: „Seriös sein, ohne einen Anzug zu tragen“ (Google, n.d., Unternehmen: Unsere

Der Internetgigant Google 15

Philosophie ¶9. Seriös sein, ohne einen Anzug zu tragen). Google betont, dass jeder

Mitarbeiter Spaß an seiner Arbeit haben soll, diese aber gleichzeitig auch eine

Herausforderung für ihn darstellen soll. Als Teamerfolg, aber auch als Einzelleistung sollen

tolle, kreative Ideen entstehen, die zum Gesamterfolg von Google führen. Die ungezwungene

Atmosphäre sorgt dafür, dass diese Ideen unabhängig vom Ort und der Zeit aufkommen.

Durch den Ideenaustausch und Tests kann es zu einer schnellen Umsetzung in der Praxis

kommen (vgl. Google, n.d., Unternehmen: Unsere Philosophie ¶9. Seriös sein, ohne einen

Anzug zu tragen). 20% ihrer Gesamtarbeitszeit dürfen die Angestellten für eigene Projekte

nutzen. Um die Kreativität des Konzerns zu präsentieren, werden zum Beispiel

Produktwettbewerbe, die unter anderem auch Studenten ansprechen sollen, veranstaltet. Ziel

ist es, die Innovationskraft zu demonstrieren und die Unternehmenskultur in den Köpfen der

Menschen festzusetzen.

An diesen perfekten Bedingungen, die Google nennt, gibt es allerdings auch Kritik.

So beanstanden Kaumanns und Siegenheim, dass es nur ein „mangelhafte[s] Programm zur

Entwicklung der Mitarbeiter und eingeschränkte[...] Karrierechancen [gibt]“ (Kaumanns,

Siegenheim, 2007, zit. n. Fritzenschaft et al., 2011, S. 28), die mit einer steigenden

Arbeitsbelastung und Gehältern im unteren Branchendurchschnitt einhergehen (vgl.

Fritzenschaft et al., 2011; S. 28).

4.2.3 Durchsetzungskraft auf dem Markt. Da Google viel in Forschung und

Weiterentwicklung investiert, gibt es viele Google-Produkte auf dem Markt. Viele von diesen

Innovationen konnten sich nicht am Markt durchsetzen, andere Produkte haben dafür eine

umso höhere Marktmacht. „Google besticht [...] durch die strategische Einführung disruptiver

[(Anmerkung der Autorin: disruptiv: ein Gleichgewicht zerstören)] Innovationen“

(Christensen, 1997, zit. n. Schleinstock, Rittersbacher, 2011, S. 136). Ein eindrucksvolles

Beispiel für diese Marktdominanz ist Google AdWords. Die Idee, Werbung passend zum

Der Internetgigant Google 16

Suchbegriff anzuzeigen, stammt ursprünglich von der Firma Overture (vgl. Kaumanns,

Siegenheim, 2009, zit. n. Schleinstock, Rittersbacher, 2011, S. 136). Google hat es mit

AdWords geschafft, diese Idee umzusetzen und beherrscht nun zwei Drittel des Marktes.

AdWords ermöglicht es auch kleineren Unternehmen relativ kostengünstig Werbung zu

schalten, da der Werbeschaltende bestimmen kann, wie viel er für einen Klick zu zahlen

bereit ist. Mittlerweile gehört die suchbegriffbezogene Werbung zum Standard im

Onlinegeschäft und wird auch von anderen Suchmaschinen angewendet. Zusammen mit

AdSense, einem weiteren Werbeanzeigendienst, ist AdWords die Haupteinnahmequelle des

Internetkonzerns.

Auch Google Books und Google Scholar sind durchschlagende Produkte. Mit diesen

Angeboten kann Google seinem Standpunkt, Informationen jeglicher Art für jeden frei

zugänglich zu machen, Ausdruck verleihen (vgl. Schleinstock, Rittersbacher, 2011, S. 137).

4.2.4 Patente. Die hohe Innovationskraft sorgt für viele Produktideen, für die Google laufend

Patente einreicht. So möchte sich das Unternehmen alle Produktionsmöglichkeiten

offenhalten, aus denen sich vielleicht erst in naher Zukunft Potenzial schöpfen lässt.

Außerdem werden alle möglichen Unternehmen aus den verschiedensten Branchen

aufgekauft, um sich weitere Produkte und Neuproduktionen zu sichern. Bei der Gründung der

Suchmaschine hat wohl noch keiner der Gründer an diese vielfältigen Branchenbereiche

gedacht, in denen Google mittlerweile tätig ist.

4.2.5 Funktionalität. Die Produkte von Google überzeugen durch ihre Funktionalität, die

einfache Bedienung, die Möglichkeit mit einem Nutzerkonto verschiedene Produkte zu

nutzen, mehrere Produkte zu synchronisieren und Zusatzoptionen, die andere

Konkurrenzprodukte möglicherweise nicht anbieten. Google dringt mit seinen Angeboten in

Märkte ein, die vormals von großen, erfahrenen und spezialisierten Firmen beherrscht

wurden. Da die von Google angebotenen Produkte vom Konsumenten als „ernsthafte und

Der Internetgigant Google 17

gleichwertige Alternativen wahrgenommen werden“ (Schleinstock, Rittersbacher, 2011, S.

138), verlieren die etablierten Unternehmen Marktanteile. Als Beispiel kann hier Google

Analytics genannt werden. Dieses bietet durch die Verbindung mit AdWords einen

besonderen Zusatznutzen und führte dazu, dass es gegenüber anderen bereits vorhandenen

Analyseprogrammen bevorzugt wurde.

4.2.6 Kostenfreie Angebote. Die Angebote von Google sind kostenlos. Dies ist ein weiterer

ausschlaggebender Faktor für den Erfolg des Unternehmens und die schnelle

Marktdurchdringung der Produkte. Google Mail bot mehr Speicherplatz als jeder andere E-

Mail-Dienst-Anbieter und das kostenlos. Google Analytics überzeugt mit seinen Ergebnissen,

die genauso gut sind, wie die von kostenpflichtigen und teuren Analyseprogrammen. Zudem

bietet Analytics eine direkte Verknüpfung mit AdWords und sorgt so für einen erheblichen

Zusatznutzen.

4.3 Googles Wissen

Am 01. März 2012 hat Google seine Datenschutzbestimmungen und seine

Nutzungsbedingungen geändert. Für die vielen verschiedenen Dienste gab es mehr als 60

unterschiedliche Datenschutzbestimmungen. Google wirbt nun damit, dass es nur noch eine

„zentrale, kompaktere und verständlichere Version“ (Google, n.d., Datenschutzerklärung &

Nutzungsbedingung ¶Eine Datenschutzerklärung, viele Google-Produkte) der

Datenschutzbestimmungen gibt. Google erklärt, welche Daten mit der Nutzung der Dienste

erfasst werden.

4.3.1 Gerätedaten. Dazu gehören „gerätespezifische Informationen [wie] beispielsweise das

[...] verwendete Hardware-Modell, die Version des Betriebssystems, eindeutige

Gerätekennungen und Informationen über mobile Netzwerke, einschließlich [...]

Telefonnummer“ (Google, n.d., Datenschutzerklärung ¶Gerätebezogene Informationen).

Der Internetgigant Google 18

4.3.2 Anwendungsnummern. Bei der Installation oder der Deinstallation eines Google-

Dienstes können Informationen über das Betriebssystem und die eindeutige

Applikationsnummer der genutzten Version an Google gesendet werden. Das gleiche gilt,

wenn der „Dienst [...] wegen automatischer Updates Kontakt mit [...] [den] Servern

aufnimmt“ (Google, n.d., Datenschutzerklärung ¶Eindeutige Applikationsnummern).

4.3.3. Standortdaten. Mit Hilfe von Diensten, die sich auf den Standort beziehen, kann

Google Informationen über den Aufenthaltsort des Nutzers einziehen. Zu diesen Diensten

gehört unter anderem Google Maps. Um den Standort zu bestimmen, werden die GPS-

Signale eines Mobilfunkgeräts und Sensordaten der genutzten Geräte, die „Informationen

über nahegelegene WLAN-Zugänge oder Sendemasten enthalten können“ (Google, n.d.,

Datenschutzerklärung ¶Standortbezogene Informationen), verarbeitet.

4.3.4 Protokolldaten. Zudem werden Protokolle erstellt, die „Einzelheiten zu der Art und

Weise, wie [...] Dienste genutzt [werden]“ (Google, n.d., Datenschutzerklärung

¶Protokolldaten) speichern. Darunter fallen Telefonnummern, Datum, Uhrzeit und Dauer der

Anrufe. Die IP-Adresse wird gespeichert, genauso wie Informationen über Geräteabstürze,

Hardware-Einstellungen, Browser-Typ und Sprache, Datum und Uhrzeit der Anfragen und

Cookies zur Identifizierung des Browsers und des Google-Kontos.

4.3.5 Lokale Daten. Google gibt an, dass Informationen einschließlich personenbezogener

Daten lokal auf dem Gerät des Nutzers gespeichert werden. Dies geschieht indem der

Webspeicher des Browsers und Daten von Applikationen genutzt werden.

4.4 Wissen führt zum Erfolg.

Wie oben beschrieben, sorgen die kostenlosen Angebote für eine schnelle

Marktdurchdringung und eine hohe Akzeptanz der Produkte bei den Konsumenten. Doch

ganz so selbstlos wie der Konzern vielleicht glaubhaft machen möchte und ganz so kostenlos

wie viele Konsumenten vielleicht annehmen, sind die Produkte von Google nicht. Google

Der Internetgigant Google 19

bietet kostenlose Dienste und Gratisprogramme an und nimmt sich dafür im Gegenzug

Informationen. „Gratis gegen Privatsphäre [...]“, nennt das Gerald Reischl (Reischl, 2008, S.

31). Für sein Buch Die Google Falle - Die unkontrollierte Weltmacht im Internet hat Gerald

Reischl eine Umfrage zum Thema „wie Internet-User Google konkret nutzen und was von

der Suchmaschine bekannt ist“ (Reischl, 2008, S. 163) vom österreichischen Markt- und

Meinungsforschungsinstitut Marketagent.com durchführen lassen. Es wurden „Internet-

Nutzer im Alter zwischen 14 und 59 Jahren befragt, wie sich Google auf ihr Leben auswirkt

und welches Image die Suchmaschine bei ihnen hat“ (Reischl, 2008, S. 163). Dabei kam

heraus, dass ein Produkt, das kostenlos angeboten wird, eine viel höhere Resonanz und

Zustimmung erfährt, als ein Produkt, das käuflich erworben werden muss. „Der Tausch

'Privatsphäre gegen gratis' wird, wie die hohe Zustimmung beweist, als völlig normal

empfunden“ (Reischl, 2008, S. 102). Die Kunden sind bereit, ihre privaten Daten und ihre

Persönlichkeitsrechte preiszugeben, wenn sie dafür kostenfrei Produkte nutzen können.

Wenigen ist wohl in vollen Umfang bewusst, wie wertvoll diese Informationen sind und nicht

bekannt ist, was Google genau mit den abgegeben Daten macht. Viele „Marketingexperten

aus den verschiedensten Branchen würden wohl einiges springen lassen, um einen Zugang in

die Nutzerdatenbank Googles zu erhalten und an diese Informationen zu gelangen“ (Reischl,

2008, S. 48). Dies zeigt, welch hohes Kapital Google mit dem Wissen über die Nutzer besitzt

und wie viel Geld Google von Unternehmen im Gegenzug zu Informationen über potenzielle

Kunden verlangen könnte. Das Unternehmen, das mit der Suchmaschine begann, ist längst

keine Suchmaschine mehr, sondern ein riesiges Werbeunternehmen, bei dem alles darauf

abzielt, noch mehr Informationen zu sammeln, um die Kunden direkt bewerben zu können.

4.4.1 Datenauswertung. Um die gesammelten Daten durch Werbung auch nutzen zu können,

müssen sie erst einmal ausgewertet werden. Dies geschieht mit Hilfe von Analysesoftware.

Google-Analytics veranschaulicht eindrucksvoll, „was alles an Datenmengen anfällt, wie sie

Der Internetgigant Google 20

interpretiert werden, welche Statistiken sich aus dem Nutzerverhalten erstellen lassen und wie

man das Ganze [...] grafisch aufbereiten kann“ (Reischl, 2008, S. 75) und lässt erahnen, wie

Google selbst mit wahrscheinlich noch besseren Analyseprogrammen seine

Datensammlungen auswertet.

Was genau alles mit den aufbereiteten Daten passiert, gibt Google nicht bekannt.

Allerdings könnte sich „jedes Unternehmen, das Zugang zu dieser Datensammlung hat, [...]

einen riesigen Wettbewerbsvorteil verschaffen und Trends erkennen, wie sie detaillierter kein

Markt- oder Meinungsforschungsinstitut zu liefern vermag“ (Reischl, 2008, S. 75), was zu

einer enormen Marktmacht des jeweiligen Unternehmens führen könnte. Und dafür wären

natürlich viele Firmen bereit, sehr viel Geld zu bezahlen, was wiederum dazu führen könnte,

dass Google bestimmen kann, wer wie viel Macht erhält.

4.4.2 Datennutzung. Mit Hilfe der Daten können die Internetuser zielgerichtet beworben

werden. Durch die Analyse der Suchanfragen und des Surf- und Nutzerverhaltens können die

potenziellen Kunden direkt mit ihren Interessen und Vorlieben angesprochen werden. Eine

direkte Ansprache kann auch bezüglich „Sprachgruppen, Länder, Regionen, Städte oder

Bundesländer [...] [und] sogar auf Längen- und Breitengrade [...] [erfolgen]“ (Reischl, 2008,

S. 84). Durch die IP-Adresse wird festgestellt, in welchem Radius sich der Internetnutzer

befindet und je nach Standort wird dann die entsprechende Werbung angezeigt.

Diese optimalen Ausrichtungsmöglichkeiten und die einfache Handhabung begründen

den Erfolg von AdWords und AdSense. Immer mehr Unternehmen nutzen diese Art von

Werbung. In den USA sind Suchmaschinenanzeigen bereits die wichtigste Form der

Internetwerbung (vgl. Reischl, 2008, S. 85) und verzeichnen „seit 2003 [...] ein Wachstum

von 300 Prozent[...]. Vier von fünf Internet-Nutzern verwenden Suchmaschinen im

Kaufprozess“ (Pichler, Seitz, n.d., zit. n. Reischl, 2008, S. 85). In Deutschland wird das

Der Internetgigant Google 21

meiste des Werbebudgets noch in die traditionelle Bannerwerbung investiert, aber auch hier

verzeichnet Google AdWords ein kontinuierliches Wachstum (vgl. Reischl, 2008, S. 85).

Auch AdSense erfreut sich immer größere Beliebtheit. Meldet man sich bei diesem

Programm an, bekommt man „Anzeigen auf seine Webseite geschaltet, die aus dem Google-

Pool stammen und für die jeweilige Zielgruppe der Seite maßgeschneidert sind“ (Reischl,

2008, S.85). Jeder Klick eines Besuchers bringt dem Webseitenbesitzer und Google Geld, da

der Auftraggeber der Anzeigen pro Klick, allerdings abhängig von seinem bereitgestellten

Budget, bezahlen muss.

4.4.3 Vorsprung durch Wissen. Google muss im Vergleich zu seinen Konkurrenten für die

gleiche Leistung weniger Geld investieren. „Für jeden ausgegeben Dollar besitzt Google

dreimal mehr Rechenleistung als seine Konkurrenten“ (Vise, n.d., zit. n. Reischl, 2008, S.

140). Auch der US-Analyst Stephen Arnold ist der Ansicht, dass „für jeden Dollar, den

Google ausgibt, Konkurrenten zwischen 2 und 17 Dollar investieren müssen, um mit dem

Unternehmen aus Mountain View mithalten zu können“ (Arnold, n.d., zit. n. Reischl, 2008, S.

143). Da Google seine Rechner selbst konstruiert und baut, kann sich der Konzern zum einen

eine höhere Anzahl an Rechner leisten und spart im Vergleich zur Konkurrenz zudem noch

Kosten.

„Expertenschätzungen zufolge hat Google einen technischen Fortschritt zwischen

neun und sogar 24 Monaten“ (Reischl, 2008, S. 140). Für das Unternehmen ist es binnen

kürzester Zeit möglich, auf neue Entwicklungen der Konkurrenzunternehmen zu reagieren

und gegebenenfalls eigene Produkte zu verändern, zu erweitern oder ein neues Produkt auf

den Markt zu bringen.

Bei seiner Studie Google Version 2.0: The Calculating Predator kommt der US-

Analyst Arnold zu der Einschätzung, dass es momentan keinem Unternehmen aufgrund der

hohen Kosten möglich ist, Google einzuholen. Denn „wenn man davon ausgeht, dass Google

Der Internetgigant Google 22

eine 2,5-Milliarden-Dollar-Firma ist, so ergibt sich daraus, dass ein Herausforderer

mindestens fünf Milliarden, im Maximalfall sogar bis zu 42,5 Milliarden Dollar ausgeben

müsste“ (Arnold, n.d., zit. n. Reischl, 2008, S. 143-144). Diese Zahlen beweisen

eindrucksvoll, welche Marktdominanz Google innehat und welche Anstrengungen für andere

Firmen nötig sind, um mit dem Internetgiganten konkurrieren zu können.

5. Schlussbetrachtung

Die vorliegende Arbeit zeigt, wie ein Unternehmen es geschafft hat, sich innerhalb

kürzester Zeit zu einem Weltkonzern zu entwickeln. Den Anfang des Wachstums machte das

Unternehmen mit der Suchmaschine, die mit der PageRank-Methode die Webseiten bewertete

und so eine Rangliste der Suchergebnisse erstellte. Bereits nach kurzer Zeit wurden weitere

Produkte hinzugefügt, die das Sortiment erweiterten und auch heute noch stellt Google

regelmäßig neue Produkte vor, die die Bedürfnisse der Kunden noch besser befriedigen

sollen. Ziel ist, dass die Nutzer möglichst viel Zeit mit den unterschiedlichen Diensten

verbringen und es Google so ermöglichen, ein umfassendes Nutzerprofil zu erstellen.

Möglich ist diese Datensammlung durch das kostenlose Angebote von Produkten auf Seiten

von Google und der Datenpreisgabe auf Seiten der Internetnutzer. Vielen ist nicht bewusst,

welche Menge an Daten Google sammelt und nehmen es hinsichtlich der kostenfreien

Angebote billigend in Kauf. Google konnte hierdurch ein enormes Wissen anhäufen, mit

welchem der Konzern riesige Gewinne erwirtschaftet und wiederum dafür sorgen kann, dass

es seinen technologischen Vorsprung halten kann.

Das Image als Start-Up-Unternehmen, das die großen Internetkonzerne wie Microsoft

herausforderte, verblasst zwar mehr und mehr, ist aber ein entscheidender Faktor für die

Akzeptanz der Produkte durch die Nutzer. Auch die Unternehmensphilosophie trägt

entscheidend zum Erfolg bei: Die Ideen und das Arbeitsengagement der Mitarbeiter werden

gefördert und sollen so einerseits für Produktverbesserungen und andererseits für viele neue

Der Internetgigant Google 23

Innovationen sorgen. Die Produkte, die Google anbietet, sind kostenlos und überzeugen

gegenüber den kostenpflichtigen Konkurrenzprodukten durch ihre Funktionalität und ihre

einfache Handhabung. Auch die Möglichkeit, mehrere Produkte mit einem einzigen Konto zu

nutzen, überzeugt viele Konsumenten. Der Grundstein des Erfolgs liegt in der Sammlung der

Daten, die Google durch die Nutzung seiner Produkte erhält. Die Datenschutzbestimmungen

und die Nutzungsbedingungen geben einen Einblick, welche Mengen an Daten von Google

gesammelt, gespeichert und ausgewertet werden. Ziel der ganzen Datensammlung ist die

persönlich auf den Nutzer zugeschnittene Werbung. Da zum Beispiel die Interessen, die

Vorlieben und der Standort des potenziellen Kunden bekannt sind, kann direkt darauf

ausgerichtet der potenzielle Kunde beworben werden. Wie genau Google die Daten nutzt,

gibt der Konzern nicht bekannt, aber es steht fest, dass es vielerlei Möglichkeiten für Google

gäbe, die Daten zu nutzen und sich wohl erst mit der Zeit herausstellen wird, wie Google die

ganzen Daten tatsächlich nutzt und nutzen wird.

Der Internetgigant Google 24

6. Glossar

Beta-Versionen

Vorversion einer Software oder eines Webdienstes, die möglicherweise noch fehlerhaft ist

(vgl. Reischl, 2008, S. 178).

Cloud-Computing

„IT-Infrastrukturen wie [...] Rechenkapazität, Datenspeicher-, fertige Software- und

Programmierumgebungen“ (Schleinstock, Rittersbacher, 2011, S. 158), die dem Nutzer über

ein Netzwerk zur Verfügung gestellt werden.

Cookies

Dateien, die lokal auf dem Computer des Nutzers gespeichert werden und extern abgerufen

werden können, um das Verhalten des Users zu dokumentieren und zu speichern. Die Dateien

„enthalten persönliche Informationen, wie das Klickverhalten, Login-Status, Warenkörbe

[...]“ (Schleinstock, Rittersbacher, 2011, S. 155).

Digitale Güter

„Immaterielle Mittel zur Bedürfnisbefriedigung, die sich mit Hilfe von Informationssystemen

entwickeln, vertreiben oder anwenden lassen.“ (Clement, 2010, S. 109).

Google AdSense

„Dienst, der Werbeanzeigen gegen Bezahlung auf der eigenen Webseite platziert. […] Die

Auswahl der Anzeigen ist inhaltsbezogen und wird automatisch von Google erzeugt“

(Reischl, 2008, S. 171).

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Google AdWords

„[...] Vierzeilige Text-Annoncen, die bei der Eingabe eines Suchwortes [...]über den

Ergebnissen eingeblendet werden und eine Ergänzung zum Suchergebnis darstellen sollen“

(Reischl, 2008, S. 171).

Google Analytics

Dienst, der die Zugriffe auf Webseiten analysiert und mit AdWords verbunden werden kann,

um den Erfolg einer Webseite zu messen.

Google Android

Betriebssystem und mobile Betriebsplattform für Geräte wie Smartphones, Netbooks, Tablets

Mobiltelefone, das unter anderem von Google (mit-)entwickelt wird.

Google Chrome

Von Google entwickelter Internet-Browser.

Google Chrome OS

Von Google entwickeltes Open-Source-Betriebssystem.

Google Mails/Gmail

E-Mail-Dienst, der kostenfrei genutzt werden kann.

Der Internetgigant Google 26

Google Maps

„Software, die es ermöglicht, Orte, Hotels, und andere Objekte zu suchen, um deren Position

dann auf einer Karte oder auf einem Bild von der Erdoberfläche (Satelliten- und Luftbilder)

anzuzeigen (Reischl, 2008, S. 173).

Google News

Webseite, die Schlagzeilen aus Nachrichtenquellen weltweit sammelt und Suchmöglichkeiten

in Nachrichtendiensten und Zeitungen bietet.

GPS-Signale

Global Positioning System/Navigationssystem, das zur Ortung und Zeitmessung genutzt

wird.

IP-Adresse

Zahlenfolge, die jedem Computer innerhalb eines Netzwerkes zugeordnet wird und den

Computer eindeutig identifiziert.

Log-Files

Ereignisprotokolldateien, die Aktionen von Prozessen auf einem Computersystem enthalten.

Open-Source

„Sammlung von Lizenzen für Software, deren Quelltexte öffentlich zugänglich sind und unter

der Lizenz 'Open source Initiative' deren Entwicklung fördert (Schleinstock, Rittersbacher,

2011, S. 158).

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PageRank-Methode

Software, die von Google zur Analyse von Webseiten genutzt wird, um herauszufinden,

welche Seiten wichtig sind und so die Ergebnisauflistung immer weiter zu optimieren.

Prototyp

Version, die bezüglich ihrer Funktionen und Eigenschaften getestet wird, um dann bei

erfolgreicher Prüfung eventuell in Serienproduktion zu gehen.

Symbian OS

Betriebssystem, das vom gleichnamigen Unternehmen entwickelt wurde und unter anderem

auf Smartphones von Nokia, Sony Ericsson, Motorola, Panasonic und Samsung installiert ist

(vgl. Reischl, 2008, S. 186).

Traffic

„Datenverkehr innerhalb technischer Übertragungswege[...]. Immer wenn Informationen

weitergegeben werden, findet im weitesten Sinne auch Datenverkehr statt“ (Schleinstock,

Rittersbacher, 2011, S. 157).

YouTube

Videoportal von Google.

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