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STUMMFILM UND MUSIK SEP DEZ 2016 www.duesseldorf.de/filmmuseum BLACK BOX – Kino im Filmmuseum Düsseldorf, Schulstraße 4 Kartenreservierungen unter 02 11. 899 22 32 Titelbild: CITY GIRL SA 24.09. CITY GIRL Begleitung: Chanyuan Zhao und Benjamin Leuscher SA 29.10. TAGEBUCH EINER VERLORENEN Begleitung: Günter A. Buchwald SA 26.11. DER GOLEM, WIE ER IN DIE WELT KAM Begleitung: Wilfried Kaets SA 17.12. DIE BERGKATZE Begleitung: Frederik Weißel und Mirko Gibson Dieses Faltblatt wurde klimaneutral produziert. Eine Kultureinrichtung der facebook/ FilmmuseumDuesseldorf twitter/ filmmuseum_due

SA 26.11. DER GOLEM, WIE ER IN DIE WELT KAM · SA 26.11. 20:00 was man am besten mit Stimmung, DER GOLEM, WIE ER IN DIE WELT KAM DER GOLEM, WIE ER IN DIE WELT KAM D 1920 · 72‘

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STUMMFILMUND MUSIK

SEP ➸

DEZ

2016

www.duesseldorf.de/filmmuseum

BLACK BOX – Kino im Filmmuseum Düsseldorf, Schulstraße 4Kartenreservierungen unter 02 11. 899 22 32

Titelbild: CITY GIRL

SA 24.09. CITY GIRL Begleitung: Chanyuan Zhao und Benjamin Leuscher

SA 29.10. TAGEBUCH EINER VERLORENEN Begleitung: Günter A. Buchwald

SA 26.11. DER GOLEM, WIE ER IN DIE WELT KAM Begleitung: Wilfried Kaets

SA 17.12. DIE BERGKATZE Begleitung: Frederik Weißel

und Mirko Gibson

Dieses Faltblatt wurde klimaneutral produziert. Eine Kultureinrichtung der

facebook/FilmmuseumDuesseldorf twitter/filmmuseum_due

SA 24.9. 20:00CITY GIRL

CITY GIRLUSA 1930 · 90’ · engl. Zwischen­titel · digital1080p · ab 18 Regie: Friedrich Wilhelm Murnau, mit Charles Farrell, Mary Duncan, David Torrence u.a.

„Diesen Sommer möchte ich einen Film über Getreide drehen, über die Heiligkeit des Brotes, über die Entfremdung der modernen Groß­stadt und ihre Unwissenheit den wesentlichen Quellen der Natur gegenüber.“ (F.W. Murnau, 1927)

Als die Großstädterin Kate den Bauernsohn Lem kennenlernt, rückt ihr Traum vom Leben auf dem Land in greifbare Nähe – doch der herrschsüchtige Schwie­gervater lässt das gewählte Idyll zum Alptraum werden. Dem City Girl traut der Tyrann nur Schlech­tes zu: Habgier, Wollust, Verrat. Die Situation droht zu eskalieren...

CITY GIRL, die Geschichte einer Frau, die sich von der romantisier­ten Vorstellung des Landlebens verführen lässt und erleben muss, wie sich die Idylle im Alltag ihrer Menschen aufzulösen droht, ist die gefühlte Fortsetzung von Murnaus SUNRISE (1927).

„F. W. Murnau findet die klare, unkomplizierte Bildsprache, die für diesen Film nötig ist. Er lässt hineinsehen in die Seelen seiner Menschen, ohne durch über­mäßige Dehnung zu langweilen. Er gibt bezaubernde Bilder von der Weizenernte. Welch ein Bild, wenn Dutzende von Maultieren das Maschinenungetüm ziehen, das mäht und drischt und Säcke füllt während der Fahrt!“ (Georg Herzberg in: Film­Kurier, 2. Mai 1930)

Im Vorprogramm:

A CORNER IN WHEAT EINE SPEKULATION IN WEIZENUSA 1909 · 14‘ · engl. Zwischen­titel · 16mm · ab 18 Regie: D.W. Griffith, mit Frank Powell, Grace Henderson, James Kirkwood u.a.

Eine ebenso unverklärte, aber gänzlich andere Annäherung an das Leben auf dem Land: A CORNER IN WHEAT beleuchtet anhand der Geschichte eines Großindustriellen, der den gesam­ten Weizenmarkt an sich zu reißen versucht, die wirtschaftlich­politi­schen Aspekte des Landlebens –

hochmodernes Kino, das die Zusammenhänge von Landwirt­schaft, Börsenspeku lation und Armut sichtbar macht; von D.W. Griffith – einige Jahre vor BIRTH OF A NATION inszeniert. Chanyuan Zhao und Benjamin Leuschner arbeiten als Duo „SeidenStrasse“ mit der Verschmelzung kultureller Kontraste. Mit Harfe, chinesischer Wölbbrettzither und jeder Menge Percussion untermalen sie die Stadt­Land­Kontraste von CITY GIRL mit einem spannenden Klang­ teppich zwischen Tradition und Moderne.

SA 29.10. 20:00

TAGEBUCH EINER VERLORENEN

TAGEBUCH EINER VERLORENEND 1927 · 109‘ · dt. Zwischentitel · digitalDCP · rekonstruiert / restauriert · FSK 0 · Regie: G.W. Pabst, mit Josef Rovenský, Louise Brooks, Vera Pawlowa u.a.

Thymian, die Tochter eines verwit­weten Apothekers, wird von einem Provisor verführt und geschwängert. Die Familie beschließt, dass das Kind zu einer Hebamme und Thymian in eine Besserungsanstalt kommt. Man­gelnder Liebe wegen flieht sie aus dem Heim. Alle Versuche, ein besseres Leben zu führen, scheitern. Sie landet als Lustdirne in einem Bordell. Dort trifft sie auf ihren Vater…

Nur wenige deutsche Filme der 1920er Jahre waren so stark umstritten und wurden einer so umfassenden Zensur unterzogen wie Georg Wilhelm Pabsts letzter Stummfilm. Der Fall einer jun­gen Bürgerlichen und Pabsts deutliche Kritik an der Scheinheiligkeit und Per fidie des Bürgertums führten zu wiederholter Zensur, so dass der Film von 3132 Metern auf 2001 Meter gekürzt wurde.

Das Filmmuseum zeigt die im Jahr 2013 rekonstruierte Fassung, die dem Ursprungsfilm nahezu vollständig entspricht.

„Pabst ist der Meister dessen, was man am besten mit Stimmung bezeichnet. Er versteht es, eine seltsame Welt entstehen zu lassen, deren Elemente der Wirklichkeit des täglichen Lebens entnommen sind. Über diese seltene Begabung hinaus weiß er besser als jeder andere, wie man Schauspieler führt. Die Personen, die er auf der Leinwand zeigt, wirken wie seine eigenen, ganz aus seinem Herzen und seinem Geist erschaffene Kinder.“ (Jean Renoir)

Im Rahmen des 11. Interna­tionalen Düsseldorfer Orgelfestival (IDO).

Günter A. Buchwald, einer der weltweit gefragtesten Stumm filmmusiker, begleitet an der Welte­Kinoorgel.

Der Film ist Teil einer umfassen­ den G.W.­Pabst­ Retrospektive, die vom 1. bis 30. Oktober in der Black Box zu sehen ist.

SA 26.11. 20:00

was man am besten mit Stimmung

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DER GOLEM, WIE ER IN DIE WELT KAM

DER GOLEM, WIE ER IN DIE WELT KAMD 1920 · 72‘ · dt. Zwischen titel· 35 mm · FSK 0 Regie: Paul Wegener, mit Paul Wegener, Albert Steinrück, Lyda Salmonova u.a.

Im 16. Jahrhundert: Rabbi Loew, geistlicher Führer der jüdischen Gemeinschaft in Prag, ein Magier und Meister der schwarzen Kunst, haucht einer Lehmstatue Leben ein. Der Koloss rettet dem Kaiser das Leben, worauf dieser ein Dekret widerruft, das die Vertrei­bung der Juden aus Prag verordnet. Als sich der Golem infolge einer verhängnisvollen Konstellation der Gestirne gegen seinen Schöpfer auflehnt, bricht ein kleines Mäd­chen seine Lebenskraft.

Wegeners Film war einer der künst­lerisch wie finanziell größten Erfol­ge der deutschen Stummfilmpro­duktion. Dies erklärt sich vor allem aus seiner meisterhaften, von Jugendstil und Expressionismus bestimmten Bild­ und Dekorge­staltung. Weltweite Anerkennung belohnte den Film, der allein in

einem New Yorker Kino zehn Monate lief. Und noch ein Jahr­zehnt später, als Wegener einmal durch das Amsterdamer Ghetto spazierte, liefen plötzlich, nach seinen eigenen Worten, „die Men­schen zusammen, flüsterten auf­geregt und deuteten mit dem Finger nach mir. Die Ansammlun­gen wurden immer größer, und auch an den Fenstern erschienen neugierige Köpfe. Was ist los? denke ich verdutzt und wende mich fragend an einen Mann, der aber weicht scheu zurück, und nun höre ich ein Raunen und Wispern: Der Golem, der Golem!“

Im Vorprogramm:

DAS ORNAMENT DES VERLIEBTEN HERZENSD 1919 · 4‘ · DF · digital · ab 18 • Regie: Lotte Reiniger

Paul Wegener als geistiger Vater von Lotte Reiniger: Er lässt Sie für DER RATTEN FÄNGER VON HAMELN (1918) die Titelumrah­mungen gestalten und macht sie bekannt mit Leuten aus dem Film. Ihr erster Silhouettenfilm wird am 12. Dezember 1919

uraufgeführt: DAS ORNAMENT DES VERLIEBTEN HERZENS. Das lange als verschollen ge glaubte Werk ist ein rhyth­misches und liebens würdiges Drama zweier graziöser Tanz­figuren, aufgelöst im glossierenden Ornament. Die Zusammenarbeit mit Paul Wegener setzt sich mit DER VERLORENE SCHATTEN (1921) fort, ehe sich Reiniger selbst anschickte, die weltweit bekannte und berühmte Meisterin des Silhouettentrickfilms zu werden.

Die neue Musikfassung für Kino orgel und simultanes Klavier des erfahrenen Stummfilm­komponisten und ­pianisten Wilfried Kaets (Köln) wird klanglich eigenständig, aber eng an der filmischen Vorlage entlang, den stummen Bildern eine beson­dere Lebendigkeit verleihen.

Vorführung im Rahmen der Sonderausstellung „Animation und Avantgarde – Lotte Reiniger und der absolute Film“, die noch bis zum 8. Januar 2017 im Filmmuseum zu sehen ist.

SA 17.12. 20:00

DIE BERGKATZE

DIE BERGKATZED 1921 · 86‘ · dt. Zwischentitel · 35 mm· restauriert · FSK 0 Regie: Ernst Lubitsch, mit Pola Negri, Paul Heidemann, Victor Janson u.a.

Der auf eine Bergfestung straf­versetzte Leutnant Alexis verliebt sich in Rischka, die wilde Tochter des Räuberhauptmanns Claudius. Damit seine Tochter nicht auf dumme Gedanken kommt, verheiratet Claudius sie mit dem Räuber Pepo. Als Rischka erfährt, dass ihr geliebter Leutnant die Tochter des Kommandanten heiraten soll, eilt sie zur Festung.

„Pola Negri gehört wirklich zu jener seltenen Klasse von Schau­spielerinnen, die im Tragischen wie im Komischen gleich begabt sind. Ihre Komik ist wirklich gekonnt. Und wenn sich einmal eine ernste Situation einschleicht, ist sie die überlegene Künstlerin, die alle Schwierigkeiten durch ihr souveränes Filmspiel überwindet;

und man erlebt in diesem grotes­ken Lustspiel ernste Momente, die durch das große Spiel der Negri geradezu tragisch packen.“

(Lichtbild­Bühne, Nr. 16, 16.4.1921)

DIE BERGKATZE war der erste kommerzielle Misserfolg von Ernst Lubitsch, der diesen Umstand auf seinen despektier­lichen Umgang mit dem Militär zurückführte. Für die Ausstattung engagierte er den Maler und Bühnenbildner Ernst Stern, der zuvor lange Jahre für Max Reinhardt arbeitete. Er setzte Lubitschs Vorstellungen in einer Architektur um, die die Stilmittel des Expressionismus konsequent parodiert. Darüber hinaus legte Lubitsch über viele Einstellungen schwarze Passe­partouts unterschiedlichster Formen – oval, rund, gezackt, gewellt. So entstand ein Film, der nicht nur als frühe Militär­parodie, sondern auch als ideenreiches Formexperiment filmhistorisch von Interesse ist.

Begleitet wird der Film von den Musikern Frederik Weißel (Hannover) und Mirko Gibson (Osnabrück) auf einem Setup aus Schlagzeug, Synthesizer, Klavier und Computer. Dabei vermischen sich akustische Instrumentenklänge organisch mit geräuschhaften Modulationen und Zuspielungen des Computers.

Herausgegeber: Filmmuseum der Landeshauptstadt Düsseldorfin Kooperation mit

Programm & Texte: Florian Deterding Verantwortlich: Bernd DesingerBildmaterial: Filmmuseum Düsseldorf