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SAC Pilatus-Hochdorf 1 Lawinenkurs SAC Fortbildungskurs Nr. 1112 Lawinen (Leitung: Paul Nigg) 5. Bis 7. Januar 2001 Teilnehrmer SAC Pilatus-Hochdorf: Franz Grüter, Franz Ulrich, Urs Fricker Schneeschuh-Klasse unter Leitung von Thomas Kimmig, 3982 Bitsch Die folgende Präsentation ist das Extrakt der Notizen aus den Kurslektionen und den praktischen Übungen im Gelände. Unser Ziel ist, die vielen Informationen einzuordnen und darzustellen und die Tipps und Tricks innerhalb der Ortsgruppe und interessierten Kreisen weiterzugeben. Wir erheben hier keinen Anspruch auf Vollständigkeit und Vollumfänglichkeit und möchten an dieser Stelle darauf hinweisen, dass das Risiko-Management immer wieder diskutiert werden muss. Mit diesen Darstellungen wollen wir einen Beitrag dazu beisteuern, setzen aber Basiswissen voraus. Schlussendlich soll sich jeder einzelne seine Hilfsmittel zur Beurteilung der Lage im Gelände selber bereitlegen. Hauptsache ist die unfallfreie und sichere Tourendurchführung. Als Quelle dienten neben den Kursnotizen Werner Munters Buch <3x3 Lawinen>, das Merkblatt <Achtung Lawinen> und <3x3 zur Beurteilung der Lawinengefahr>. Link SLF: www.slf.ch

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SAC Pilatus-Hochdorf 1

Lawinenkurs

SAC Fortbildungskurs Nr. 1112 Lawinen (Leitung: Paul Nigg)

5. Bis 7. Januar 2001

Teilnehrmer SAC Pilatus-Hochdorf: Franz Grüter, Franz Ulrich, Urs Fricker

Schneeschuh-Klasse unter Leitung von Thomas Kimmig, 3982 Bitsch

Die folgende Präsentation ist das Extrakt der Notizen aus den Kurslektionen und den praktischen Übungen im Gelände. Unser Ziel ist, die vielen Informationen einzuordnen und darzustellen und die Tipps und Tricks innerhalb der Ortsgruppe und interessierten Kreisen weiterzugeben.

Wir erheben hier keinen Anspruch auf Vollständigkeit und Vollumfänglichkeit und möchten an dieser Stelle darauf hinweisen, dass das Risiko-Management immer wieder diskutiert werden muss. Mit diesen Darstellungen wollen wir einen Beitrag dazu beisteuern, setzen aber Basiswissen voraus. Schlussendlich soll sich jeder einzelne seine Hilfsmittel zur Beurteilung der Lage im Gelände selber bereitlegen. Hauptsache ist die unfallfreie und sichere Tourendurchführung.

Als Quelle dienten neben den Kursnotizen Werner Munters Buch <3x3 Lawinen>, das Merkblatt <Achtung Lawinen> und <3x3 zur Beurteilung der Lawinengefahr>.

Link SLF: www.slf.ch

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SAC Pilatus-Hochdorf 2

Lawinenkurs

Wie in allen Bereichen des Bergsportes gibt es auch bei den Lawinen keine absolute Sicherheit.

Im Vordergrund steht daher die Beurteilung der Lawinengefahr ausgehend von den Faktoren Gelände, Verhältnisse und Mensch und der Umgang mit dem (Rest-)Risiko.

Die folgenden Darstellungen mögen unseren Respekt vor den lauernden Gefahren und den vielen versteckten Risikofaktoren stärken; dieser Respekt soll uns die Touren mit Bedacht angehen lassen.

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SAC Pilatus-Hochdorf 3

Lawinenkurs

RISIKO

Zusatzspannung

Han

gnei

gung

Schw

ache Schneedecke

Kam

mla

geM

ulde

nLu

v / L

ee

Dünne

Schneedecke

Schattenseite

Anhaltende K

älte

Triebschnee

Grosse, aufgeschlossene Gruppe

Sprünge, Stürze, Gleichschritt

Gel

ände

Verhältnisse

Mensch

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SAC Pilatus-Hochdorf 4

Lawinenkurs

Ausgehend von den Gefahrenstufen (Bulletin SLF) gilt es die aktuell herrschenden Bedingungen richtig einzuordnen. Dabei bewegt man sich immer in einer Grauzone, hier dargestellt als Spitze des „Berges“.

Gefahrenstufe Aktuelle Bedingungen,wie:

• Hangneigung

• Sicht

• Neuschneemenge

Mit diesem Modell kann man sich (als Zeichnung im Schnee, oder einfach als Denkmuster) rasch Überblick verschaffen (Gefahrenstufe gegenüber aktuellen Bedingungen) und die Vorgehensweise, das Verhalten anpassen.

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SAC Pilatus-Hochdorf 5

Lawinenkurs

Hangneigung

45o

40o

35o

30o

Sicht

schlecht

gut

mässig

1

2

3

4

gering

mässig

erheblich

gross

Neuschneemenge

~10 cm

20-30 cm

10-20 cm

30-50 cm

Fazit: je höher die Gefahrenstufe ist, um so besser sollten die aktuellen Bedingungen sein!

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SAC Pilatus-Hochdorf 6

Lawinenkurs

Die Schneedecke ist meist aus mehreren Schichten aufgebaut. Bei instabilem Deckenaufbau, d.h. bei schlechter Verbindung der Schneeschichten, bestehen an den Grenzschichten Spannungen, die aufgrund von Zusatzbelastungen explosionsartig abgebaut werden können. Je oberflächlicher diese Grenzschichten liegen, umso grösser ist die Gefahr.

Der Grund für diesen Sachverhalt liegt in der grösseren Dichte der Drucklinien in der Nähe des Belastungspunktes. Der lokale Spannungsabbau kann sich über grosse Distanzen ausbreiten und so je nach Situation riesige Schneebrettlawinen auslösen.

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SAC Pilatus-Hochdorf 7

Lawinenkurs

Dünne Neuschneedecke Oberflächennahe Schwachstelle

Dünne

Sch

neeb

rette

r!

Grenzschicht Grenzschicht

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SAC Pilatus-Hochdorf 8

Lawinenkurs

Besonders heimtückisch sind die windbedingten Schneeverfrachtungen. Bei Triebschneeansammlungen liegen diese oberflächennahen Schwachstellen häufig in den Randzonen. Zusatzbelastungen in diesen Zonen können Fernauslösungen verursachen.

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SAC Pilatus-Hochdorf 9

Lawinenkurs

?

Triebsc

hneeansammlung

So? Oder so?

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SAC Pilatus-Hochdorf 10

Lawinenkurs

Randzonen

oberflächennahe Schwachstellen

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SAC Pilatus-Hochdorf 11

Lawinenkurs

Geländeeinschätzung

Sowohl bei der Planung einer Tour, als auch im Gelände gilt es die Gefahrenzonen zu erkennen. Gefahrenzonen sind besonders Gebiete mit grosser Hangneigung, Kammlagen, Expositionen NW über N nach SE, Triebschneeansammlungen, Einzugsgebiete und Auslaufzonen für mögliche Lawinen.

Die Beurteilung der Hangneigung ist von besonderer Bedeutung; die in der Karte 1:25‘000 ermittelte Neigung ist meist kleiner, als jene im Gelände effektiv gemessene (Auflösungsproblem).

bei der Planung:

Messung der Hangneigung auf der Landeskarte Massstab 1:25‘000

Felsdurchsetztes Steilgelände immer ± 40º

Die Auflösung des effektiven Profils ist mit der Karte nicht möglich

Gute Geländekenntnisse und Rekognoszierung vor dem ersten Schnee erleichtern die Einschätzung

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SAC Pilatus-Hochdorf 12

Lawinenkurs

LK 1:25‘000 LK 1:25‘000

Geländeeinschätzung

felsdurchsetztes Steilgelände immer ± 40º

5 m

m =

40º

6 m

m =

35º

7 m

m =

30º

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SAC Pilatus-Hochdorf 13

Lawinenkurs

Geländeeinschätzung

im Gelände:

An der steilsten Stelle im Hang mittels verschiedenen Skistock-Methoden

Die hier vorgestellte Methode nimmt sich die Eigenschaften des gleichseitigen Dreiecks zu Nutze und ermöglicht die Bestimmung des Grenzwinkels 30º

Vorgehen:

1. Skistock in der Falllinie in den Schnee legen, Markierung der beiden Endpunkte

2. Skistock anheben und zweiten Skistock als Lot benützen

60º

60º

60º

30º

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SAC Pilatus-Hochdorf 14

Lawinenkurs

! 30º !

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SAC Pilatus-Hochdorf 15

Lawinenkurs

<30º

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SAC Pilatus-Hochdorf 16

Lawinenkurs

>30º

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SAC Pilatus-Hochdorf 17

Lawinenkurs

27º 35º

1/2

1/2

1/3

2/3

Vorab bereits Markierungen mit

Klebeband anbringen

Vorab bereits Markierungen mit

Klebeband anbringen

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SAC Pilatus-Hochdorf 18

Lawinenkurs

Tourenvorbereitungen

Tourenleiter-Aufgaben

Grundlagen

Ziele

Mittel

Kartenstudium, Führer, Bildmaterial

Meteo, Lawinenbulletin

Zeitplan, Routenverlauf, Schlüsselstellen

Umgehungsplan, Kriterien festlegen

Ausrüstung und Info an Teilnehmer

Routenverlauf in Karte 1:25‘000 eintragen

Signaturen benützen

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SAC Pilatus-Hochdorf 19

Lawinenkurs

Tourenvorbereitungen

Tourenleiter-Aufgaben

Hilfsmittel: SignaturenSignaturen

#

Schlüsselstelle

Verzweigung / Umgehung

Umkehrpunkt

Pause

Gefahrenzone

Sackgasse

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SAC Pilatus-Hochdorf 20

Lawinenkurs

Tourenleiter-Aufgaben

passiv aktiv

Teilnehmerliste

LVS-Check

Schaufel-Check

Info (Wer, Wann, Wohin, Wann retour, Welche Ausrüstung)

frischen Triebschnee?

Tageszeitliche Erwärmung? (Verspätung?, Retourweg sicher?)

Zweifelsfall: Schneedecke schonen! (Entlastungsabstand)

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Lawinenkurs

Tourenleiter-Aufgaben

Krisen-Situation

Gruppe zusammenhalten

Distanz

Handlungsspielraum

Entscheid umsetzen

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SAC Pilatus-Hochdorf 22

Lawinenkurs

Tourenleiter-Aufgaben

Krisen-Situation

Kontrolle behalten, GemeinschaftGruppe zusammenhalten

Emotionale Distanz, räumliche Distanz (Lage in Ruhe beurteilen), Überblick verschaffen

Distanz

Spielraum wird meist unterschätzt; nie Flucht nach vorne antreten

Handlungsspielraum

Akzeptieren, dass Entscheid „NUR“ brauchbar und nie optimal ist,diesen dann auch DURCHZIEHEN!

Entscheid umsetzen