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aktuell ende Wirkung hat und bei sehr trockener und atopischer Haut empfohlen wird. Insbesondere bei Säuglingshaut sollte nur Pflan- zenöl mit einem hohen Reinheits- grad genutzt werden. Hochgereinigte Paraffinöle weisen eine ausgezeichnete Haut- verträglichkeit (4) und Sicherheit auf, nicht zuletzt, weil sie keine zusätzlichen Wirkstoffe und damit keine potenziellen Allergene en- thalten. Paraffinöle sind reaktion- sträge, geruch- und farblos und werden insbesondere bei zu Aller- gien neigender oder empfindli- cher Haut etwa vom Deutschen Allergie- und Asthmabund empfohlen. Für Säuglinge mit einem hohen Risiko für eine atopische Dermatitis empfiehlt Merk eher Paraffinöle anzuwenden, um Hautreizungen und aller- gische Reaktionen zu vermeiden: „Werden in der Familie aufgrund der Vorgeschichte bereits spezielle Produkte für Atopiker ver- wendet, spricht nichts dagegen, diese prä- ventiv auch beim Säugling einzusetzen. Un- abhängig davon, sollten bei Säuglingen mit einem hohen Risiko an einer atopischen Dermatitis zu erkranken, in jedem Fall Pro- dukte ohne Duftstoffe verwendet werden.“ Quelle: Therapie Report Aktuell, in: Der Deutsche Dermatologe, 8/2010: 526-527 Referenzen: 1. Le Poole HAC. Cosmetics and Toiletries Manu- facture Worldwide. Aston Publishing Group 1995: 47–56 2. Nikolovski J et al. J Invest Dermatol 2008;128: 1728–1736 3. Schürer N. Kosmet Med 1998;19(5):297 4. Janistyn H. Handbuch der Kosmetika und Riech- stoffe, Janistyn H. Handbuch der Kosmetika und Riechstoffe, Hüthig Verlag Heidelberg, 1978 5. Stamatas GN et al. J Derm Sci 2008;50(2): 135–142 Säuglingshaut braucht aufmerksame Pflege Schutz der Barrierefunktion durch Teilokklusion Eine adäquate Hautpflege kann ei- nen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Barrierefunktion im Säuglings- alter und damit für die Prävention atopischer Hauterkrankungen leis- ten. Die Präferenz von Ölen auf Pflanzen- bzw. Paraffinölbasis ist häufig eine Anschauungsfrage. Paraffinöle scheinen jedoch auf- grund ihrer besser standardisier- baren Zusammensetzung bei ato- pisch vorbelasteten Säuglingen aus dermatologischer Sicht vorteilhaf- ter zu sein. „Eine intakte Hautschutzbarriere hat grundsätzlich eine hohe Priorität, ins- besondere im Säuglingsalter. Denn die Haut neigt in den ersten Lebensjahren bei einer Störung der Hautschutzbarriere ver- stärkt dazu, Ekzeme oder eine atopische Dermatitis zu entwickeln. Dies tritt insbe- sondere dann auf, wenn zusätzlich eine ge- netische Disposition vorliegt“, erklärt Prof. Dr. Hans F. Merk, Direktor der Hautklinik des Universitätsklinikums Aachen. Vergli- chen mit Erwachsenenhaut zeigen sich bei der Säuglingshaut Unterschiede in Struk- tur, Zusammensetzung und Funktion (1). So weist sie beispielsweise einen erhöhten transepidermalen Wasserverlust (TEWL) und damit eine größere Gefahr auf auszu- trocknen als Erwachsenenhaut. Daher ist die Barrierefunktion und deren Aufrechter- haltung von essentieller Bedeutung für den Schutz vor schädlichen Umweltfaktoren. Sowohl Paraffin- als auch Pflanzenöle wirken teilokklusiv, wodurch sich der TEWL im Stratum corneum verringert. Eine wis- senschaftliche Studie verglich in vivo den okklusiven Effekt und den Grad an Penetra- tion von Paraffin-, Jojoba- und Mandelöl bei Kindern im Alter von sechs bis zehn Mona- ten und Erwachsenen. Die Untersuchung zeigte eine vergleichbare begrenzte Penetra- tion der obersten Zellschichten sowohl 30 als auch 90 Minuten nach dem Auftragen bei beiden Altersgruppen. Auch kam es zu einer moderaten Quellung des Stratum corneum um zehn bis 20 Prozent, so dass in diesem Zusammenhang von einem teilokklusiven Effekt gesprochen werden kann. Die Kon- trollgruppe, auf deren Haut Vaseline appli- ziert wurde, wies dagegen erwartungsge- mäß eine Quellung um 40 bis 60 Prozent auf (Abb.). Eine solche moderate Teilokklu- sion, wie sie bei der Anwendung von Paraf- fin-, Jojoba- und Mandelöl auftrat, ist häufig gewünscht, weil sie den Erholungsprozess trockener Haut unterstützt. Sie ist auch bei sensibler Babyhaut von Vorteil, da diese stärker zu Austrocknung neigt als Erwachse- nenhaut (1, 2). Da Paraffinöle nicht wie Pflanzenöle aufgespalten werden, hält der schützende Effekt länger an (3). „Aus dermatologischer Sicht“, so Merk, „gibt es allerdings Unterschiede hinsicht- lich der Verwendung von Paraffin- und Pflanzenölen, die sich aus Zielsetzung und Hautzustand ergeben.“ So enthalten die meisten Pflanzenöle weitere Wirkstoffe, die nach dem Auftragen auf die Haut größten- teils in ihre einzelnen Bestandteile aufge- spalten werden, wobei genaue Wirkmecha- nismen vielfach noch nicht erforscht sind. Bekannt ist, dass Phytosterine, die haut- eigenem Cholesterin ähnlich sind, die Hautschutzbarriere stärken können und Linolensäure, etwa in Nachtkerzenöl, eine entzündungshemmende und hydratisier- Abb.: Okklusiver Effekt von reinem Öl gemessen an der Quellung des Stratum corneum (5). SC-Quellung Anstieg gegenüber baseline [%] Jojobaöl Paraffinöl Vaseline 70 60 50 40 30 20 10 0 ojobaö araffin araffinö Mandelöl aselin Säuglingshaut unterscheidet sich signifikant von Erwachsenenhaut. Photo: Penaten/Istock 08/2010 pro care © Springer-Verlag 17

Säuglingshaut braucht aufmerksame Pflege - Springer · meisten Pflanzenöle weitere Wirkstoffe, die nach dem Auftragen auf die Haut größten-teils in ihre einzelnen Bestandteile

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ende Wirkung hat und bei sehr trockener und atopischer Haut empfohlen wird. Insbesondere bei Säuglingshaut sollte nur Pflan-zenöl mit einem hohen Reinheits-grad genutzt werden.

Hochgereinigte Paraffinöle weisen eine ausgezeichnete Haut-verträglichkeit (4) und Sicherheit auf, nicht zuletzt, weil sie keine zusätz lichen Wirkstoffe und damit keine potenziellen Allergene en-thalten. Paraffinöle sind reaktion-sträge, geruch- und farblos und werden insbesondere bei zu Aller-gien neigender oder empfindli-

cher Haut etwa vom Deutschen Allergie- und Asthmabund empfohlen. Für Säuglinge mit einem hohen Risiko für eine atopische Dermatitis empfiehlt Merk eher Paraffinöle anzuwenden, um Hautreizungen und aller-gische Reaktionen zu vermeiden: „Werden in der Familie aufgrund der Vorgeschichte bereits spezielle Produkte für Atopiker ver-wendet, spricht nichts dagegen, diese prä-ventiv auch beim Säugling einzusetzen. Un-abhängig davon, sollten bei Säuglingen mit einem hohen Risiko an einer atopischen Dermatitis zu erkranken, in jedem Fall Pro-dukte ohne Duftstoffe verwendet werden.“

Quelle: Therapie Report Aktuell, in: Der Deutsche Dermatologe, 8/2010: 526-527 Referenzen: 1. Le Poole HAC. Cosmetics and Toiletries Manu-facture Worldwide. Aston Publishing Group 1995: 47–562. Nikolovski J et al. J Invest Dermatol 2008;128: 1728–17363. Schürer N. Kosmet Med 1998;19(5):2974. Janistyn H. Handbuch der Kosmetika und Riech-stoffe, Janistyn H. Handbuch der Kosmetika und Riechstoffe, Hüthig Verlag Heidelberg, 19785. Stamatas GN et al. J Derm Sci 2008;50(2): 135–142

Säuglingshaut braucht aufmerksame PflegeSchutz der Barrierefunktion durch Teilokklusion

Eine adäquate Hautpflege kann ei­nen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Barrierefunktion im Säuglings­alter und damit für die Prävention atopischer Hauterkrankungen leis­ten. Die Präferenz von Ölen auf Pflanzen­ bzw. Paraffinölbasis ist häufig eine Anschauungsfrage. Paraffinöle scheinen jedoch auf­grund ihrer besser standardisier­baren Zusammensetzung bei ato­pisch vorbelasteten Säuglingen aus dermatologischer Sicht vorteilhaf­ter zu sein.

„Eine intakte Hautschutzbarriere hat grundsätzlich eine hohe Priorität, ins-besondere im Säuglingsalter. Denn die Haut neigt in den ersten Lebensjahren bei einer Störung der Hautschutzbarriere ver-stärkt dazu, Ekzeme oder eine atopische Dermatitis zu entwickeln. Dies tritt insbe-sondere dann auf, wenn zusätzlich eine ge-netische Disposition vorliegt“, erklärt Prof. Dr. Hans F. Merk, Direktor der Hautklinik des Universitätsklinikums Aachen. Vergli-chen mit Erwachsenenhaut zeigen sich bei der Säuglingshaut Unterschiede in Struk-tur, Zusammensetzung und Funktion (1). So weist sie beispielsweise einen erhöhten transepidermalen Wasserverlust (TEWL) und damit eine größere Gefahr auf auszu-trocknen als Erwachsenenhaut. Daher ist die Barrierefunktion und deren Aufrechter-haltung von essentieller Bedeutung für den Schutz vor schädlichen Umweltfaktoren.

Sowohl Paraffin- als auch Pflanzenöle wirken teilokklusiv, wodurch sich der TEWL im Stratum corneum verringert. Eine wis-senschaftliche Studie verglich in vivo den okklusiven Effekt und den Grad an Penetra-tion von Paraffin-, Jojoba- und Mandelöl bei Kindern im Alter von sechs bis zehn Mona-ten und Erwachsenen. Die Untersuchung zeigte eine vergleichbare begrenzte Penetra-tion der obersten Zellschichten sowohl 30 als auch 90 Minuten nach dem Auftragen bei beiden Altersgruppen. Auch kam es zu einer moderaten Quellung des Stratum corneum um zehn bis 20 Prozent, so dass in diesem Zusammenhang von einem teilokklusiven Effekt gesprochen werden kann. Die Kon-trollgruppe, auf deren Haut Vaseline appli-ziert wurde, wies dagegen erwartungsge-mäß eine Quellung um 40 bis 60 Prozent

auf (Abb.). Eine solche moderate Teilokklu-sion, wie sie bei der Anwendung von Paraf-fin-, Jojoba- und Mandelöl auftrat, ist häufig gewünscht, weil sie den Erholungsprozess trockener Haut unterstützt. Sie ist auch bei sensibler Babyhaut von Vorteil, da diese stärker zu Austrocknung neigt als Erwachse-nenhaut (1, 2). Da Paraffinöle nicht wie Pflanzenöle aufgespalten werden, hält der schützende Effekt länger an (3).

„Aus dermatologischer Sicht“, so Merk, „gibt es allerdings Unterschiede hinsicht-lich der Verwendung von Paraffin- und Pflanzenölen, die sich aus Zielsetzung und Hautzustand ergeben.“ So enthalten die meisten Pflanzenöle weitere Wirkstoffe, die nach dem Auftragen auf die Haut größten-teils in ihre einzelnen Bestandteile aufge-spalten werden, wobei genaue Wirkmecha-nismen vielfach noch nicht erforscht sind. Bekannt ist, dass Phytosterine, die haut-eigenem Cholesterin ähnlich sind, die Hautschutzbarriere stärken können und Linolensäure, etwa in Nachtkerzenöl, eine entzündungshemmende und hydratisier-

Abb.: Okklusiver Effekt von reinem Öl gemessen an der Quellung des Stratum corneum (5).

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