2
BUCHER VERLAG Hohenems – Wien – Vaduz Tel +43-5576-7118-0 [email protected] www.bucherverlag.com Sagenhaftes und Kurioses »Es war eines Abends vor vielen Jahren in einer Hütte eines Freundes in Übersaxen. Jemand hatte ein Buch aus dem Regal über der Bank gezogen, eine Ausgabe von Richard Beitls Neubearbeitung der Franz Vonbunschen Sammlung ›Die Sagen Vorarlbergs. Mit Beiträgen aus Liechtenstein‹ und hatte begonnen, daraus vorzulesen, während die anderen das Gehörte pantomimisch darzustellen versuchten. Wir waren dunkle Förster, alte Frauen, Pferde, Schatten und Nachtvolk, arme Seelen und reiche Bauern, Geister … Der Abend belebte unser Interesse für die alten Sagen neu und bald war die Idee geboren, Künstler um ihre Sicht auf die teils skurrilen, teils absurden Erzählungen zu bitten.« (Carina Jielg) Das Ergebnis liegt nun vor in Form der ersten drei »Sagenhaefte«, gestaltet von Tone Fink, Hubert Matt und Sophie Thelen.

Sagenhaftes und Kurioses - Bucherverlag · Sagenhaftes und Kurioses »Es war eines Abends vor vielen Jahren in einer Hütte eines Freundes in Übersaxen. Jemand hatte ein Buch aus

  • Upload
    others

  • View
    1

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Sagenhaftes und Kurioses - Bucherverlag · Sagenhaftes und Kurioses »Es war eines Abends vor vielen Jahren in einer Hütte eines Freundes in Übersaxen. Jemand hatte ein Buch aus

BUCHER VERlag Hohenems – Wien – Vaduz Tel +43-5576-7118-0 [email protected] www.bucherverlag.com

Sagenhaftes und Kurioses

»Es war eines Abends vor vielen Jahren in einer Hütte eines Freundes in Übersaxen.

Jemand hatte ein Buch aus dem Regal über der Bank gezogen,

eine Ausgabe von Richard Beitls Neubearbeitung der Franz Vonbunschen Sammlung

›Die Sagen Vorarlbergs. Mit Beiträgen aus Liechtenstein‹ und hatte begonnen, daraus

vorzulesen, während die anderen das Gehörte pantomimisch darzustellen versuchten.

Wir waren dunkle Förster, alte Frauen, Pferde, Schatten und Nachtvolk, arme Seelen und

reiche Bauern, Geister … Der Abend belebte unser Interesse für die alten Sagen neu und

bald war die Idee geboren, Künstler um ihre Sicht auf die teils skurrilen, teils absurden

Erzählungen zu bitten.« (Carina Jielg)

Das Ergebnis liegt nun vor in Form der ersten drei »Sagenhaefte«, gestaltet von Tone Fink,

Hubert Matt und Sophie Thelen.

Page 2: Sagenhaftes und Kurioses - Bucherverlag · Sagenhaftes und Kurioses »Es war eines Abends vor vielen Jahren in einer Hütte eines Freundes in Übersaxen. Jemand hatte ein Buch aus

BUCHER VERlag Hohenems – Wien – Vaduz Tel +43-5576-7118-0 [email protected] www.bucherverlag.com

Sagenhaeft No. 2 Hubert Matt

Die Frau in Weiß und Schwarz.

Ein Junggeselle, der sich fürchtet und

die arme Seele nicht retten kann.

Sagenhaeft No. 1 Sophie Thelen

Sophie Thelen erzählt und illustriert auf

ganz besondere Art die Geschichte vom

Gallenstein, vom Schälkle, den Bregenzer-

wälderinnen, die die Schweden schlagen,

von der Hexenhilfe, den Richtstätten, einem

Wilden Mann und einem Schwimmer im

Bodensee.

Sagenhaeft No. 3 Tone Fink

In diesem Heft erzählt und zeichnet Tone

Fink die Geschichte vom Schrättle in der

Schmiede, die Sage vom Baumeister, vom

Fresser und die Geschichte vom Nagler im

Loch.

D I E S C H Ä L K L E

Ernst und streng sind die Bregenzerwälderinnen Sonntag beim Kirchgang gekleidet. An die schwarze, dicht gefältete Juppe aus Glanzleinen, die vom Gürtel umschlossen bis über die Brust hinaufreicht, stößt eng und dunkel ein glattes, schwarzes Leibchen vom gleichen Zeuge und verdeckt alles, was an der Tracht heiter und bunt ist. Kein Schmuck mehr ist an der ganzen Gewandung zu sehen und keine Zier, - es wäre denn der stille Glanz des schwarzen Linnens oder der fadenbreite blaue Streif an der Juppe. Der Sage nach ist diese einfache, dunkle Kirchgangstracht infolge eines Gelüb-des aufgekommen. In alter Zeit trieben die Wälderinnen große Hoffart. Nur den schwersten Goldfaden nahmen sie zur Stickerei an Fürtuch und Mieder und zu den Aermeln nur welsche Seide, teure, glänzende, großblumige Zeuge. Ganze Lasten Käse wurden dafür ins Welschland verhandelt. Die Armen aber, welche das Molken um Gotteslohn erbittend, in den Hinterwald kamen, gingen ziemlich leer aus. Am ärgsten war die Hoffart der Wälderinnen am Sonntag. Selbst beim Kirchgange dachten Weiber und Schmelgen nicht an Andacht und Gotteswort, sondern nur, wie sie in ihrem stolzen Staate einander überprunken könnten. Allein die Strafe blieb nicht aus. Es kam ein Jahr, da schleppte sich mit der schimmernden welschen Seide der Tod in den Wald, das große Sterben, die Pest. Grausam wütete sie, ganze Häuser, ganze Dörfer verödeten. In dieser schrecklichen Not ging das Volk in sich und die Frauen gelobten, wenn die Seuche erlösche, an Sonn- und Festtagen zur Buße über allen Schmuck ihrer Tracht glatte, schwarze zierlose Leibchen zu Tragen. Gar hässlich und armselig erschienen sie den Verwöhnten, knechthaft, wie schlecht Kleider, welche Mägde tragen; Schälkle sind sie geheißen. H

Carl Nimpfer1982 - 2012

Hans Merz1942 - 1985

Nina Nimpfer1949 - 2007

Hans Jung1925 - 1968

Mona Nimpfer1927 - 1987

Markus Merz geb. Peso1919 - 2010

Rosa Graz 1920 - 1962

Marcelo Merz1919 - 1994

Geboren in Buenos Aires. Hilfsrequisiteur im Film. Lebt von 1941 bis 1945 in Los Angeles. Seine Frau ist gelernte Schneiderin und arbei-tet in der Kostümabteilung von Theatern und Filmstudios. Über das Leben beider ist nicht viel bekannt. Der Vater von Marcelo Merz soll ein Schachspieler aus New York gewesen sein, der sich für wenige Monate in Buenos Aires aufgehalten habe und dort mit der Hotelan-getellten Gabriele Peso ein Verhältnis gehabt haben soll. Diese gab das ledige Kind, dessen Vater nie von ihm erfahren habe, in die Obhut eines Waisenheimes, dort bekam er den Namen Merz. Bei einem Aufenthalt in Europa, vermut-lich in Wien, lernte Markus Merz die Theater-schneiderin Rosa Graz kennen und sie liessen sich in Wien nieder. 1941 übersiedelten sie nach Amerika, hatten dort in den Filmstudios von Hollywood Arbeit gefunden und wurden Eltern des Josef Merz. Nach dem Kriegsende sind sie wieder nach Europa gezogen und Mar-celo Merz war zuerst an einem Theater, dann bei den Bavariastudios in München tätig bevor er, nach dem Tod seiner Frau, in die Schweiz gezogen ist.Das Verhältnis von Carl zu seinem Grossvater war immer sehr gut, Carl besuchte ihn oft in der Schweiz. Er war, nach dem frühen Tod des Va-ters eine Art Ersatzvater, er übergab Carl auch zwei Metallschatullen. Eine war leer, da gab er die Miniaturen seiner Arbeiten hinein. Die andere war mit einigen Fotos bestückt. Beide Schatullen hat Marcelo von seiner Mutter an-geblich ins Waisenhaus mitbekommen, sie habe sie dem Schachspieler entwendet, sagte man, es seien seine Reisefotos von 1912, sei-ner Jurareise.

Josef Merz1942 - 1985

Josef Merz wurde in LA geboren. Die Eltern waren arm und hatten nur kleine Jobs in Hol-lywood, dennoch bezeichnete er sich immer als Kind des grossen Kinos.Er ging in München zur Schule, machte eine Lehre und wurde Vertreter für eine Schreib-maschinenfabrik. Zeit seines Lebens hatte er Probleme mit dem Herzen. Mit 43 Jahren, drei Jahre nach der Geburt seines Sohnes, erlitt er einen Herzschlag in einer Pension in Tirol. Jo-sef Merz war ein begeisterter Amateurfotograf und bediente sich gerne der aufkommenden Polaroidkamera, er hatte auch eine Schmal-filmkamera, noch sind aber keine Filme auf-getaucht. Von seinen Handelreisen schrieb er immer Postkarten an seine Frau und seinen Sohn. Er führte genaue Aufzeichnungen über die Pensionen, in welchen er nächtigte und machte immer ein Foto vom Innenraum und von Aussen.Er führte diese Kartei als würde sie einem hö-heren Auftrag entsprechen.

Nina Nimpfer1949 - 2007

Nina Nimpfer enstammte einer berühmten ös-terreichischen Adelfamilie. Aufgrund dieser Herkunft wurde immer der Name der Mutter an die Kinder weitergegeben. Sie wuchs in einer kleinen Gemeinde in Österreich auf, verbrach-te die Ferien auf einem Schloss von Verwand-ten in Kärnten. Nach der Schule machte sie eine Lehre als Fotografin und wollte Pressefo-tografin werden. Das gelang ihr aber nur sehr beschränkt. Sie wechselte daher das Fach, sie wurde Statistin und Komparsin in den Filmstu-dios von München. Dort lernte sie dann auch Josef Merz kennen, er hatte gerade auch eine kleine Rolle als Handelsreisender in einem Film. Zumeist spielte sie in Krimiserien mit. Einmal hatte sie ein Rolle, die sie begeister-te, sie durfte eine Pressefotografin spielen. Der Auftritt dauerte fünf Sekunden. Mit 58 Jahren verstarb sie bei einem Autounfall. Sie hinter-liess eine grosse Schachtel mit Fotografien der Familie, Zeitungsausschnitten und Dokumen-ten. Es war alles in grosser Unordnung.

Carla Nimpfer wurde als Tochter von Nina Nimpfer und Josef Merz geboren. Sie verbrach-te einige Jahre in einem Internat. Ihr Studium der Physik und Biologie hat sie frühzeitig ab-gebrochen. Ein Zimmerbrand wurde für sie zu einem traumatischen Erlebnis. Nach den Stu-dienjahren in Graz begann sie mit ihrer künst-lerischen Arbeit. Ihre Arbeiten signierte sie immer mit Carl Nimpfer, auch im sozialen Netz war sie als männlicher Künstler bekannt. 2010 unternahm sie eine Weltreise. Sie reiste nach Mexiko, New York, Buenes Aires, Lima, Afrika, Indien, Ja-pan, China, Moskau und Polen. Diese Reise diente auch der Erforschung der Familienge-schichte, hier legte sie Abstecher nach Frank-reich und Österreich ein. Die Reisen dienten auch der Rekonstruktion von kunsthistorischen Arbeiten, Nachstellungen von Künstlerreisen oder einzelnen Arbeiten.Am 21. Juni 2012 - hundert Jahre nachdem ihr Urgrossvater bei der Durchreise in B viel-leicht dem Zug entstiegen ist - posierte sie nackt auf der Treppe in einer Pension in B um mit Selbstauslöser ein Foto zu machen, dabei kam sie unglücklich zu Sturz und brach sich das Genick, sie war sofort tot. Am Schreibtisch ihres Arbeitsraumes fand sich eine Notiz, dass alles, was in der Wohnung gefunden würde, ei-nem Künstler aus B übergeben werden solle. Er wurde zum Nachlassverwalter bestellt.

NN Schachspieler

Rekonstruktion einer biogrfischen Konstellation von Carl Nimpfer im Museum für Quellenkultur in Klein St. Paul, Kärnten, ergänzt durch den Text zu ihrem Leben.

Gabriele Peso

D E R B A U M E I S T E R

Es ist einmal ein armes Männlein gewesen, es hat gut können mauern und zimmern und wäre auch gern ein reicher Mann ge-worden; aber es hat fünf Kinder gehabt, und da ist es unmöglich gewesen, ein reicher Mann zu werden. Da einmal hat in seiner Pfarre das Wasser eine Brücke am Kirchweg fort, und die hätte sollen schnell gemacht sein. Man kommt zum Männle und fragt, ob es um hundert Taler in der und der Zeit die Brücke machen könne. Das Männle sieht wohl ein, es wäre ein schöner Lohn, und bittet um einen Tag Bedenkzeit. Man gibt sie ihm und es besinnt sich den ganzen Tag bis um zwölfe zur Nacht und sieht am End, daß es ihm in der Zeit nicht möglich ist. Schon will es traurig ins Bett, aber einermal klopft es ganz leislich an seiner Tür, und ein kleines Männlein kommt herein. Es wünscht eine gute Zeit und fragt den Maurer, warum er so traurig sei. Der Maurer erzählt ihm alles, wie es ist. Das kleine Männlein lacht und sagt: „Da ist bald geholfen; ich stell dir die Brücke in der bestimmten Zeit her, aber die erste Seele, die von deinem Haus über die Brücke geht, ist mein.“ Dem Maurer schaudert es anfangs, aber wie er merkt, wer das kleine Männlein sei, da fällt ihm gleich, ich weiß nicht was, ein und er geht den Vertrag ein. In der Zeit, wie das kleine Männlein gesagt hatte, steht die Brücke fix und fertig da, und der Teifel wartet schon mitten drauf auf die erste Seel aus des Maurers Haus. Der Maurer aber holt schnell den Geißbock aus dem Stall und jeucht ihn über die Brücke. Wie da der Tei-fel den Geißbock herträpplen sieht, so reißt er ihm vor Zorn den Schwanz aus, und seit derselben Zeit haben die Geißen kurze Schwänze. Der Maurer aber hat hundert Taler überkommen und ist ziemlich ein reicher Mann gewesen. V

Broschüre17 x 25,5 cm | 32 Seiteneur 5,– | chf 6,–ISBN 978-3-99018-143-0

Broschüre17 x 25,5 cm | 48 Seiteneur 5,– | chf 6,–ISBN 978-3-99018-142-3

Broschüre17 x 25,5 cm | 44 Seiteneur 5,– | chf 6,–ISBN 978-3-99018-141-6