52
1 Koordinationsstelle Alpenpark Karwendel Abteilung Umweltschutz, Amt der Tiroler Landesregierung Band 7 Eine historische Wanderung durch das Halltal Salzberg und Saline Hall in Tirol Salzberg und Saline Hall in Tirol

Salzberg und Saline Hall in Tirol - Naturpark Karwendel Tirol · Salz mit je 280 kg mussten jährlich über Brenner, Achenpass, Fernpass und Arlberg geführt werden, um die Gegend

  • Upload
    others

  • View
    0

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Salzberg und Saline Hall in Tirol - Naturpark Karwendel Tirol · Salz mit je 280 kg mussten jährlich über Brenner, Achenpass, Fernpass und Arlberg geführt werden, um die Gegend

1

Koordinationsstelle Alpenpark KarwendelAbteilung Umweltschutz, Amt der Tiroler Landesregierung

Band 7 E i n e h i s t o r i s c h e W a n d e r u n g d u r c h d a s H a l l t a l

Salzberg und Saline

Hall in Tirol

Salzberg und Saline

Hall in Tirol

Page 2: Salzberg und Saline Hall in Tirol - Naturpark Karwendel Tirol · Salz mit je 280 kg mussten jährlich über Brenner, Achenpass, Fernpass und Arlberg geführt werden, um die Gegend

Der Alpenpark Karwendel stellt den Zusammenschluss von insgesamt 11 Schutz-gebieten (2 Ruhegebiete, 3 Naturschutzgebiete und 6 Landschaftsschutzgebiete)dar, die ähnlich einem Nationalpark aufgebaut sind.

Eine Besonderheit des Alpenpark Karwendel stellt das Nebeneinander vonunberührter Naturlandschaft (z.B. alpine Rasen, Urwälder etc.) und land-schaftlich hervorragender Kulturlandschaft (z.B. Großer und Kleiner Ahorn-boden etc.) dar.

Die Koordinationsstelle Alpenpark Karwendel informiert, berät, fördert und versucht ein positives Miteinander von Mensch und Natur zu unterstützen.

Wichtige Außenstellen sind das Informationszentrum Karwendel in Hinterriß und Scharnitz, in denen umfassende und interessante Informationenzum Alpenpark Karwendel geboten werden.

Mit dem Kauf dieser Broschüre unterstützen Sie die Tätigkeit der Koordinations-stelle und leisten einen Beitrag zum Schutz des Karwendelgebirges.

Vielen Dank und auf ein Wiedersehen im Alpenpark Karwendel, dem größten Schutzgebiet von Tirol.

Koordinationsstelle Alpenpark Karwendel

Page 3: Salzberg und Saline Hall in Tirol - Naturpark Karwendel Tirol · Salz mit je 280 kg mussten jährlich über Brenner, Achenpass, Fernpass und Arlberg geführt werden, um die Gegend

1

Einleitung .......................................................... 2Ein alpiner Salzberg kann nicht einfach geschlossen werden ................ 4Am Haller Salzberg wurde ohne Salz gekocht ........................ 6Die Bergerkapelle als Freiungsgrenzzeichen ...................... 8Kirche und Ansitz von St. Magdalena .................................... 10Die Kaisersäule oder Franzenspyramide ........................ 11Denkwürdige Steine im Halltal ........ 13Das Herrenhaus .......................................... 15Das Hackl-Anwesen ................................ 19Die Ladhütten im Halltal ...................... 20Der Fluchtsteig im Halltal .................... 23Die Brücken entlang der Halltalstraße ...................... 24

Der Pulverturm bei St.Magdalena .... 25Der Lkw-Verkehr zum Salzberg ........ 27Der Holztransport über das Stempeljoch ............................ 28Vom Wasser des Halltales .................. 31Von den Angern des Halltales .......... 33Der Ochsenbrunnen, die einzige natürliche Quellsole im Halltal ........ 35Lawinenverbauung zum Schutze der Menschen und Sachwerte .......... 36Große Vermurungen 1987 im Halltal ...................................................... 39Der Murbruch von 1992 und seine Folgen ...................................... 40Der Lawinenwinter 1887/88 ................ 41Die Wilde Bande und die Salzberger .................................. 43Das Halltalkraftwerk .............................. 45

Zum Geleit

Teilweise gibt es sie noch. Sie wer-den aber immer seltener, dieseHobbyforscher und Idealisten, diefür Gottes Lohn rackern, im Stillenund oft unbemerkt.

Einer von diesen ist Hans Spötl.Ein Forscher und Historiker undwohl einer der profundesten Ken-ner der Geschichte des Halltals.Über Jahrzehnte hat er alle mög-lichen Details und Besonderheitenüber das Halltal und den Salzbergzusammengetragen. Das ist die eine

Seite. Die anderen „Seiten“ sehenSie hier vor sich, eine kleine Auswahlnur, dafür schön bebildert und inRekordzeit verlegt, dank der schnel-len und perfekten Zusammenarbeitmit Hans und Christoph Spötl.

Vielen Dank dafür, und dir lieberHans, noch viele schöne Stunden imHalltal!

Mag. Günter Haselwanter

Eine historische Wanderung durch das Halltal

Page 4: Salzberg und Saline Hall in Tirol - Naturpark Karwendel Tirol · Salz mit je 280 kg mussten jährlich über Brenner, Achenpass, Fernpass und Arlberg geführt werden, um die Gegend

2

Einleitung

Kaum ein anderer Betrieb Tirols ver-dient es, dass seine Bedeutung für dieRegion um Hall und das ganze LandTirol gewürdigt wird, wie die ehe-malige Saline mit dem Salzberg imHalltal.

Ein genaues Datum der ersten Salz-gewinnung im Halltal gibt es nicht.Fast alle Aufzeichnungen sprechendavon, dass der erste Stollenanschlagum 1270 erfolgt sei. Andererseitsnimmt man an, dass die Saline schonum 1256 wegen Holzmangels aus demHalltal an den Inn verlegt worden ist.Das heißt, dass schon einige Zeit vordiesem Zeitpunkt eine Saline in derNähe der Solegewinnung im Halltalbestanden hat. Es kann auch nicht sein,dass eine Siedlung am Inn, die ihr Ent-stehen dem Salz des Halltales ver-dankt, schon 30 Jahre nach der Ent-deckung das Stadtrecht verliehenbekommt. Ein Stadtrecht war be-kanntlich mit sehr großen Auflagen,wie Stadtbefestigung durch Mauernund Wehrgräben, verbunden. SolcheGroßbauvorhaben wären in so kurzerZeit bei einer Einwohnerzahl von rund500 Menschen undenkbar gewesen.

Diese Unklarheit in der Frühge-schichte der Haller Salzgewinnungverbunden mit dem ersten Stollenan-schlag, der Errichtung der ersten Sali-ne am Inn und dem Alter der StadtHall lässt sich dadurch erklären, dasses bei der alpinen Solegewinnung zweiArten gibt. Das ist einmal die Quell-

sole, ein natürlich auftretendes, meistschwach grädiges Salzwasser, das auchzur Entdeckung des Salzlagers führte,weil Gämsen und Rehe es bevorzugtaufsuchten. So wird es auch im Hall-tal gewesen sein, dass man lange Zeitvor der bergmännisch erzeugten Soledie Quellsole zur Salzgewinnung ver-wendete, wobei die bescheidenenMengen in der Nähe des Quellaus-trittes versotten wurden.

Da Salz schon vor 800 Jahren undlänger ein viel begehrtes Produkt warund das nicht nur für Mensch undTier, sondern auch zur Haltbarma-chung von Nahrungsmitteln ge-braucht wurde, mussten neue Wegezur Produktionssteigerung begangenwerden. Eine Steigerung der Schüt-tungsmenge der Solequellen war nichtmöglich, so musste man diesen Aus-tritten nachgraben und Sole künstlichim Berginnern erzeugen. Dieser Zeit-punkt könnte sich mit dem ersten Stol-lenanschlag um 1270 durch Ritter vonRohrpach decken.

Auch der Zeitraum vom Beginn desBergbaues bis zur Solegewinnung imBerginnern ist noch ein langer, da dassalzführende Haselgebirge bis zu meh-rere Hundert Meter von einem tau-ben Gesteinsmantel und ausgelaugtemSalzgebirge umgeben ist.

Um das erreichte Salz aus demGebirge zu lösen, ist Wasser notwen-dig, das erst gesucht und gefundenwerden musste. Der Abbau geschieht

Page 5: Salzberg und Saline Hall in Tirol - Naturpark Karwendel Tirol · Salz mit je 280 kg mussten jährlich über Brenner, Achenpass, Fernpass und Arlberg geführt werden, um die Gegend

3

bei allen alpinen Salzlagerstätten mitganz geringen Ausnahmen auf nassemWege. Erst als das Salzgebirge undWasser gefunden war, konnte diekünstliche Solegewinnung untertagserfolgen, was bei den damals nochsehr einfachen technischen Mitteln vielZeit in Anspruch nahm.

Sowohl der neu begonnene Berg-bau mit seiner gesteigerten Solepro-duktion als auch die Saline im Halltalhatten einen enormen Holzbedarf,wodurch man gezwungen war, dieSudpfannen an den Inn zu verlegen,da die Wasserstraße zu dieser Zeit dieeinzige Möglichkeit bot, große Men-gen an Brennholz aus anderen Lan-desteilen herbeizuschaffen. Für densehr rasch aufstrebenden Salzbergbaureichte das Holzangebot des Hallta-les nicht aus und so musste aus denunberührten Gegenden des Lafatsch-,

Samer-, Gleirsch- und HinterautalesHolz über Jöcher mühsam herbeige-schafft werden.

Bis zum 5. August 1967 war derHaller Salzberg und die Saline durchmindestens 800 Jahre ununterbrochenin Betrieb. Da das Salz von Hall daserste grenzüberschreitende Massen-produkt Tirols war, hat es auch sehrviel zur verkehrsmäßigen Erschließungund zum wirtschaftlichen Aufbau desLandes beigetragen. 30.000 FässerSalz mit je 280 kg mussten jährlichüber Brenner, Achenpass, Fernpassund Arlberg geführt werden, um dieGegend bis Trient, den südwestdeut-schen Raum und viele Kantone derSchweiz mit Salz zu versorgen.

Viele Handwerker, Gasthäuser,Fuhrwerker und Waldarbeiter hattenin der näheren und weiteren Umge-bung neben den Salinen- und Salz-

Ansicht der Stadt Hall aus dem Jahre 1649 Foto: AF II / 27

Page 6: Salzberg und Saline Hall in Tirol - Naturpark Karwendel Tirol · Salz mit je 280 kg mussten jährlich über Brenner, Achenpass, Fernpass und Arlberg geführt werden, um die Gegend

4

Im Gegensatz zu allen anderen aufge-lassenen Bergbauen, wo Kohle undErze abgebaut wurden, stellt ein alpi-ner Salzbergbau eine Besonderheit dar,

denn hier handelt es sich um wasser-lösliches Mineral. Um das Salz abzu-bauen, musste im Berginnern reich-lich Wasser gesucht werden, das

bergarbeitern Jahrhunderte eine ge-sicherte Existenz.

Eine Neuorganisation der öster-reichischen Salzproduktion als Folgedes geplanten EU Beitrittes und derGlobalisierung der Weltwirtschaftmachten es notwendig, die Salzpro-duktion in Österreich auf einen Stan-dort zu konzentrieren. Durch Jahr-hunderte gab es in Österreich sechsSalinen und fünf Salzbergbaue. 1965wurden die Salinen Hallstatt und BadIschl, 1967 die Saline und der Salz-bergbau in Hall i.T., 1983 die SalineAussee und 1989 die Saline und derSalzbergbau Hallein-Dürrnberg still-gelegt. Am 15. August 1976 erfolgteder Spatenstich für die neue Großsa-line Ebensee-Steinkogel und nachderen Inbetriebnahme wurde auch dieletzte alte Saline Österreichs in Eben-see geschlossen. Seit 20 Jahren wirdnur mehr in Ebensee-Steinkogel Salzproduziert und zwar mehr als500.000 Jahrestonnen. Die Sole dazuwird von den Salzbergbauen Altaus-see, Hallstatt und Ischl geliefert;

zusätzlich kommt noch Sondensolevon Bad Ischl. Zum Vergleich: DieSaline Hall i.T. hatte 10.000 Jahre-stonnen Salz erzeugt. In den letzten30 Jahren wurde nicht nur eine Pro-duktionskonzentration vollzogen,sondern gleichzeitig bei einer Reduk-tion der Belegschaft auf ein Dritteldie Produktion verdreifacht.

Seit 1. Jänner 1979 sind die Öster-reichischen Salinen eine Aktienge-sellschaft – ÖSAG – und seit 1. Mai1994 hat die Österreichische SalinenAG als Führungs- und Finanzgesell-schaft drei operative Gesellschaftenund zwar die Salinen AustriaGes.m.b.H., die Salinen TourismusGes.m.b.H. und die Salinen Immobi-lien Ges.m.b.H. Mit 1. August 1996wurde die ÖSAG der ÖIAG mit demgesetzlichen Auftrag unterstellt, siezu verkaufen. Der Verkauf der Öster-reichischen Salinen AG (Privatisie-rung) erfolgte im April 1997 an dasKonsortium Dr. Androsch, Raiffei-senlandesbank von Oberösterreichund Dr. Thomanek.

Ein alpiner Salzberg kann nicht einfach geschlossen werden

Page 7: Salzberg und Saline Hall in Tirol - Naturpark Karwendel Tirol · Salz mit je 280 kg mussten jährlich über Brenner, Achenpass, Fernpass und Arlberg geführt werden, um die Gegend

5

Sanierungsarbeiten am Haller Salzberg durch die VA-Erzberg 1992

außerhalb des Salzlagers im taubenDeckgebirge angefahren wurde.

So sehr das Wasser zum Nassab-bau des Salzes in den Laugwerkenerforderlich war, so kann es beimunkontrollierter Berührung mit demSalzgebirge zu Raubwasser werden,die sowohl das Salz, auch das tonigeBegleitmineral abbauen und zu uner-wünschter Hohlraumbildung führten.Dadurch würde das ausfließende Wasser, das obertags den Halltalbachbildet, eine zu hohe Salzkonzentrationhaben. Immerhin entspringen in denWasserorten des Grubengebäudesjährlich bis zu 2 Millionen m3 Was-ser. Dadurch müssen alle Stollen,

Schächte und Schürfe, die zu diesenQuellorten führen, auch in Zukunftoffen gehalten bleiben, um eine ord-nungsgemäße Wasserfassung und Aus-leitung obertags zu gewährleisten. Dierechtliche Grundlage für diese Ver-pflichtung wurde im Schließungsbe-scheid der Berghauptmannschaft vom18. August 1983 festgelegt.

In den vergangenen 30 Jahren seitder Einstellung des Betriebes musstendaher rund 80 Millionen Schilling vonder Österreichischen Salinen AG fürdie laufenden Sanierungsarbeiten auf-gewendet werden. Daher ist auch derHaller Salzberg seit 1967 nur stillge-legt und nicht geschlossen.

Foto: H. Spötl

Page 8: Salzberg und Saline Hall in Tirol - Naturpark Karwendel Tirol · Salz mit je 280 kg mussten jährlich über Brenner, Achenpass, Fernpass und Arlberg geführt werden, um die Gegend

6

Es hört sich etwas eigenartig an, wenngerade Salzknappen ihre Speisen ohneSalz zubereitet hätten. In der Praxiswaren jedoch die Mahlzeiten genauso gesalzen wie anderswo. Der Unter-schied lag darin, dass sie nicht dasübliche Siedesalz verwendeten, son-dern die im Berg gewonnene Sole. Zudiesem Zweck wurde bedarfsweise aufeinem Grubenhunt ein Fass mit Soleaus dem Berg gefördert. Für denKüchenbedarf wurde die Sole in kleine Holzgebinde mit einem Aus-flussröhrchen abgefüllt, um eine Dosierung zu ermöglichen. Der Grundwar einfach: Warum sollte man Salzauf 1500 m Seehöhe transportieren,

Am Haller Salzberg wurde ohne Salz gekocht

wenn es als Sole vor der Haustüreerzeugt wurde?

Diese Art, flüssiges Salz zu ver-wenden, gab es für die Haller Bürgerauch gegen Ende des 2. Weltkriegesund kurz nachher. Damals war es dieEnergieknappheit, die dazu führte.Bekanntlich braucht Wasser die mei-ste Energie von allen Flüssigkeiten umzu verdampfen. Es ist daher nicht sinn-voll, wenn man zuerst im Berg dasSalz mittels Wasser auflöst, ins Tal zurSaline leitet, dann das Wasser mitgroßem Wärmeaufwand verdampft,um Salz in fester Form zu bekommenund anschließend wieder in Speisenauflöst. Durchaus sinnvoller wäre es

Herd in der Arbeiterküche am Haller Salzberg. Um 1930 Foto: AF III / 58

Page 9: Salzberg und Saline Hall in Tirol - Naturpark Karwendel Tirol · Salz mit je 280 kg mussten jährlich über Brenner, Achenpass, Fernpass und Arlberg geführt werden, um die Gegend

7

auch heute noch im täglichen Ge-brauch, die Sole in Flaschen abzufül-len und in den Handel zu bringen. Einweiterer Vorteil wäre, dass die Roh-sole noch alle Nebensalze und Mine-ralien enthält, die bei modernen Salinen fast restlos entfernt werden müssen.

Die Verköstigung der Bergknappenam Haller Salzberg, wo sie währendder Arbeitswoche von Montag bisDonnerstag kaserniert waren, hatnach Jahrhunderten am Anfang des2. Weltkrieges eine Änderung erfah-ren. Bis 1940 hatte jeder Knappe fürdie Verpflegung selbst aufzukommen.Die vorgefertigten Speisen wurden amMontag beim Berggang zu den Unter-

künften am Mitterberg und Steinberg,später zum Herrenhaus, selbst mit-gebracht. Im sogenannten Kostka-stenraum wurden die Hauptspeisen,sowie Nahrungsmittel für Jausen(Neunern und Marenden) und Früh-stück verwahrt. Die Speisekarte kann-te für die Arbeitswoche kaum eineAbwechslung. So gab es in der einenWoche nur Speckknödel, in der näch-sten Wirler, dann folgten Polenta,Fastenknödel, Fleischgerichte undauch Reis. Dieser Speiseplan hat sichdas ganze Jahr wiederholt.

Zum Frühstück gab es meist eineBrennsuppe, wobei die Einbrennschon vorgefertigt mitgebracht wurde.Da sich die Knappen vorwiegend aus

Grubenhunt mit Solefaß vor dem König Max Stollen. Aufnahme kurz vor dem 2. Weltkrieg. Die Sole wurde zum Kochen im Herrenhaus verwendet. Foto: AF III / 43

Page 10: Salzberg und Saline Hall in Tirol - Naturpark Karwendel Tirol · Salz mit je 280 kg mussten jährlich über Brenner, Achenpass, Fernpass und Arlberg geführt werden, um die Gegend

8

Diese Kapelle steht am Eingang desHalltales und ist ein sakrales Kleinodbesonderer Art, an dem jeder Besu-cher des Tales ob zu Fuß oder mit demAuto vorbeikommt. Ihre ursprüngli-che Bedeutung als Freiungsgrenzzei-chen für die Salzberger hat sie schonvor mehr als 200 Jahren verloren.

Die Salzgewinnung in Tirol hatteeinst einen so hohen Stellenwert, dassdie Salzberger und Pfannhauser miteigenen Rechten ausgestattet waren.Sie wurden von König Heinrich imJahre 1325 erlassen. So durften ab die-ser Kapelle die Bergarbeiter nicht von

den Organen des LandesgerichtsThaur angehalten oder gar verhaftetwerden. Auch dann nicht, wenn sie einMalefizverbrechen begangen hatten.

Die Schutzzone erstreckte sich vonhier bis zum Talende. Darüber hinaushatte jeder Salzberger noch eine per-sönliche Freiung, die aber nur aufleichte Straftaten beschränkt war. Soheißt es unter anderem: Sobald er„sein sagk (Rucksack oder Schnerfer)auf den ruggen trägt“ und mit diesemzur Arbeit auf den Salzberg oder vondort heimwärts zu seiner Behausungging, unterstand er dieser Freiung.

Die Bergerkapelle als Freiungsgrenzzeichen

Solebehälter für den Küchengebrauchim Herrenhaus (Höhe 24 cm)

den Landgemeinden Absam, Thaur,Gnadenwald und Mils zusammen-setzten, wo sie oder ihre Eltern einekleine Bauernschaft besaßen, warensie auch Produzenten von Nahrungs-mitteln.

Als der Haller Salzberg am Beginndes 19. Jahrhunderts seinen personel-len Höchststand von über 500 Mannaufwies, verteilten sich die Knappenauf drei Gebäude: Das Mitterberg-und Steinberghaus, sowie das Her-renhaus. Seit mehr als 100 Jahren, woder Belegschaftsstand auf ein Viertelgesunken war, stand nur mehr dasHerrenhaus als Wohnobjekt zur Ver-fügung. Foto: Stockhammer, AF III / 58

Page 11: Salzberg und Saline Hall in Tirol - Naturpark Karwendel Tirol · Salz mit je 280 kg mussten jährlich über Brenner, Achenpass, Fernpass und Arlberg geführt werden, um die Gegend

9

Auch für die Pfannhauser in der Haller Saline galt ein ähnliches Asyl-recht. Was an Unzucht und Frevel inunserem Pfannhaus geschieht, „als vordie dachtrupfen gend“ (so weit dieDachtraufen gehen), das soll daringerichtet und gebessert werden undnicht anderswo. Zur Rechenschaftgezogen konnte also ein Salzbergeroder Pfannhauser nur durch das Berg-gericht werden, das mit dem Salzamtvereinigt war. Die Pfannhaus- undSalzbergfreiung wurde durch die Neu-ordnung des Berggerichtswesens vonJosef II. im Jahre 1780 aufgehoben.

Die früher in Salinenbesitz befind-liche Freiungskapelle ging am 9. April1988 als Schenkung an die Standort-gemeinde Absam. Der neue Eigentü-mer hat unmittelbar danach das Lär-chenschindeldach erneuert und dieSchrifttafel über dem Eingang neugefasst.

Am 6. August 1985 ging von derRädermacherklamm eine Mure nie-der, welche die Straße im Bereich derKapelle auf 30 Meter Länge ver-schüttete. Dieser Umstand hat zu einerargen Verschmutzung des Mauerwer-kes geführt, außerdem hat sich der alteAnstrich gelöst, wodurch das Ausse-hen in den letzten Jahren litt.

1988 wurde durch Privatinitiativedas Wahrzeichen innen und außenhergerichtet. Die seitlichen Maueröff-nungen wurden mit Porphyrplattenabgedeckt, um das Einwirken vonWasser und Schnee zu verhindern.

Damit beim Abbrennen von Lich-tern an den Ölbildern kein Schaden

entsteht, wurden zwei schmiedeeiser-ne Laternen angebracht. In die Glä-ser ist das Bergmannszeichen Schlegelund Eisen mit den Jahreszahlen desBergbaubeginnes 1272 und der Ein-stellung 1967 eingeschliffen. Auch dieMauerbank vor dem Gitter ist seit1988 mit einer Steinplatte abgedeckt.An zwei angebrachten Texttafeln kannder interessierte Wanderer den einsti-gen Zweck der Kapelle lesen und aucheine Beschreibung der drei Ölbilderhinter dem Gitter.

Die Bergerkapelle im winterlichen Hall-tal, Feber 1993. Foto: H. Spötl

Page 12: Salzberg und Saline Hall in Tirol - Naturpark Karwendel Tirol · Salz mit je 280 kg mussten jährlich über Brenner, Achenpass, Fernpass und Arlberg geführt werden, um die Gegend

10

Auf dem Weg zum früheren Salzberg-bau im Halltal liegt der alte Ansitz St.Magdalena. Schon 1441 baute sichder Salzmaier Hans Frankfurter mitseinem Bruder Heinrich an dieser Stelle eine kleine Eremitenbehausungmit Kapelle. Das rauhe Klima und dieEinsamkeit bewogen die beiden schonnach sieben Jahren, das Halltal wiederzu verlassen und übersiedelten in dieBenediktinerabtei am Tegernsee.

Ein Jahr danach bezogen zweiAugustinerinnen aus dem Bistum Kon-stanz die Behausung und gründetenein Frauenklostern. Seine Glanzzeithatte das Kloster, als die wohlhaben-de Hallerin Magdalena Götzner (Getz-

ner) nach dem Tode ihres Mannes alsNonne in das Kloster eintrat. Siebrachte auch ihre fünf Jahre alte Toch-ter mit. Dank des auch mitgebrachtenväterlichen Vermögens war es mög-lich, das Kloster 1485/86 zu erweiternund eine neue Kirche zu bauen. DieZahl der Nonnen stieg auf 24. Nach11-jährigem Aufenthalt zog Götznermit ihrer kränklichen Tochter nach St.Martin im Gnadenwald und bautedort ein neues Kloster. Dieser Aufent-halt war jedoch nur von kurzer Dauer,denn am 7. Okt. 1520 wurde diesesdurch einen Brand vernichtet. 30 Non-nen waren nun auf der Suche nacheinem neuen Zuhause. Sigismund

Kirche und Ansitz von St. Magdalena

St. Magdalena im Halltal 1908. Links das Pfarr- und Messnerhaus, rechts die 1486erbaute Kirche. Foto: AF I / 81

Page 13: Salzberg und Saline Hall in Tirol - Naturpark Karwendel Tirol · Salz mit je 280 kg mussten jährlich über Brenner, Achenpass, Fernpass und Arlberg geführt werden, um die Gegend

11

Kripp stellte den obdachlosen Schwe-stern zwei Häuser neben der Salva-torkirche in Hall zur Verfügung. Dasnun in Hall gegründete Augustiner-kloster war damit das erste Klosterinnerhalb der Stadtmauern von Hall.Im Jahre 1522 verließen auch nochdie letzten Schwestern, die im KlosterSt. Magdalena verblieben waren, dasHalltal und zogen nach St. Martin beiSchwaz.

Der Ansitz St. Magdalena kam nunzur Verwaltung des Salzamtes. Durchden Bau der Rupertikapelle beim Herrenhaus verlor die Kirche von St. Magdalena immer mehr an Bedeu-tung. Die Erdbeben von 1670 und1689 sowie Windlawinen zerstörtendes öfteren die Baulichkeiten. Demheutigen Besucher bietet sich nur mehrdie 1486 fertiggestellte Kirche sowie

das Pfarr- und Mesnerhaus und einlandwirtschaftliches Gebäude. Vomehemaligen Klostertrakt zeugen nurnoch Mauerreste. Der ursprünglichspätgotische Flügelaltar aus dem Jahre1446 kam 1923 in die Kriegerge-dächtniskapelle (Magdalenenkapelle)nach Hall. Der heutige Altar stammtaus der Absamer Kirche und ist ausdem Jahre 1614.

Durch die immer wiederkehrendenNaturgewalten verlor die Kirche viel von ihrer einstigen Form. Ein Gastbetrieb im ehemaligen Pfarr- undMesnerhaus, eine kleine Landwirt-schaft und die Lohnfrächterei für denSalzberg bildeten das wirtschaftlicheRückgrat. Nach der Schließung derSaline Hall ging St. Magdalena 1974in den Besitz der ÖsterreichischenBundesforste über.

Die Kaisersäule oder Franzenspyramide

Gut sichtbar vom Inntal aus steht hochüber der Gemeinde Thaur ein steiner-nes Wahrzeichen, das an schwere Zei-ten des Landes Tirol erinnert.

Tirol, das während der napoleoni-schen Eroberungskriege an der Wendezum 19. Jahrhunderts immer wiedervon französischen und bayrischenTruppen besetzt wurde und lange Zeitauf sich allein gestellt sich gegen einegroße Übermacht zur Wehr setzte,kam schließlich doch durch den Frie-

den von Schönbrunn unter bayrischeFremdherrschaft.

Mit ausschlaggebend für das Besitz-streben dürfte auch das Salzvorkom-men im Halltal gewesen sein. Daherhaben die Bayern auch versucht, durchden weiteren Ausbau des Bergwerkesdie Ertragslage zu verbessern, um ihreKriegsschulden damit zu begleichen.

Während dieser Herrschaft überTirol kam auch der bayrische KönigMaximilian Josef am 26. Mai 1808

Page 14: Salzberg und Saline Hall in Tirol - Naturpark Karwendel Tirol · Salz mit je 280 kg mussten jährlich über Brenner, Achenpass, Fernpass und Arlberg geführt werden, um die Gegend

12

selbst ins Halltal, um den unterstenund letzten Stollen am Haller Salzberganzuschlagen. Durch die neuenMachthaber kam auch der Berg-mannsgruß „Glück auf“ nach Tirolund so wurde der Stollen auch„Glück-Auf-Stollen“ benannt.

Andreas Hofer und seine Lands-leute sorgten dafür, dass sich die Bay-ern bei uns nicht sehr wohl fühltenund so kam es, dass Tirol durch denWiener Kongreß von 1814/15 wiederan Österreich zurückgegeben wurde.

Im Jahre 1815 besuchte KaiserFranz I. am 21. Oktober die Stadt Hall

und das Salzbergwerk. Bei dieser Gele-genheit stieg er auf das Törl und vondort auf einen ins Inntal vorspringen-den Felsrücken, um die Kampfstättenvom Bergisel bis zur Volderer Brückezu besichtigen, wo im Mai und August1809 die schweren Abwehrkämpfeder Tiroler stattgefunden hatten.

Zur Erinnerung an diesen Besucherrichtete man im darauffolgendenJahr eine Holzpyramide. Erst im Jahre 1838 wurde damit begonnen, die heute noch erhaltene Kalkstein-pyramide mit einer Höhe von 36 Fuß(11,4 m) zu errichten, die im Jahre1839 vollendet wurde.

1839 kam der Präsident der kaiser-lichen Hofkammer für Münz- undBergwesen Fürst August Longinus vonLobkowitz nach Hall und legte am19. September den Grundstein für dasnach ihm benannte „Sudhaus Fürstvon Lobkowitz“, das einzige nocherhaltene Pfannsudhaus in Hall. Amnächsten Tag, den 20. September, kamFürst Lobkowitz mit großem Gefolgezum Salzbergwerk und weiter zumTörl, um an der Einweihung der fertiggestellten Kaiserpyramide, imVolksmund Kaisersäule genannt, teil-zunehmen.

Der deutsche Maler Hampe, der dieZeremonie miterlebt hat, fertigte 1840ein farbenprächtiges Bild von diesemEreignis, das bis zur Einstellung desSalzbergbetriebes 1967 den Kommis-sionssaal im Herrenhaus schmückte.Seither ist es als Erinnerungsstück inder Generaldirektion der Österreichi-schen Salinen AG in Bad Ischl.

Die Kaisersäule, früher auch Franzens-Pyramide genannt Foto: H. Spötl

Page 15: Salzberg und Saline Hall in Tirol - Naturpark Karwendel Tirol · Salz mit je 280 kg mussten jährlich über Brenner, Achenpass, Fernpass und Arlberg geführt werden, um die Gegend

13

Wer das Halltal aufmerksam durch-wandert, der entdeckt immer wiederEinmeißelungen in Steinen, die schonviele Jahrhunderte alt sind. Steht manbeim Bettelwurfbrünnl, so springtbergwärts ein Fels bis an den Straßen-rand, an dem fünf Kreuze mit denAnfangsbuchstaben MG, HH, HF,HS, GP der verunglückten Bergleuteund die Jahreszahl 1565 zu erkennensind. Sie kamen unter die gefürchteteBettelwurf- oder Eibentallawine. In derNacht zum 30. Mai 1995 fiel vomEibental ein ca. 4 t schwerer Fels-brocken auf die Halltalstraße undbeschädigte die Jahreszahl, so dassnach 430 Jahren die Zahl 65 fehlt,während die Kreuze verschont blieben.

Am selben Felsvorsprung, jedocheibentalseitig unterhalb des Flucht-steiges, befindet sich gut sichtbar einKreuz mit den Buchstaben GA kk.Hier handelt es sich um eine alteGrenzmarkierung zwischen demWald- und Jagdgebiet von Absam unddem Ärar (GA = Gemeinde Absam,kk = kaiser-königlich). Dieser Grenz-verlauf führt vom Hochmahdkopfherunter ins Eibental, überquert weni-ge Meter oberhalb vom Bettelwurf-brünnl die Straße und geht rechtsufrigbis zum Bettelwurfeck, überquert denHalltalbach und zieht sich am linkenRand der Bettelwurfreiße hinauf zumEisengattergrat. Diese Grenzmarkie-rung ist ein Relikt aus der Monarchie

Denkwürdige Steine im Halltal

Fünf Kreuze beim Bettelwurfbründl mit der Jahreszahl 1565. Foto: M. Posch

Page 16: Salzberg und Saline Hall in Tirol - Naturpark Karwendel Tirol · Salz mit je 280 kg mussten jährlich über Brenner, Achenpass, Fernpass und Arlberg geführt werden, um die Gegend

14

(bis 1918), hat aber auch heute nochzwischen den Gemeinden Absam undden Österreichischen Bundesforstendieselbe Gültigkeit. Oberhalb der Iß-bachbrücke entdeckt man am linkenStraßenrand eine Steinplatte mit dreiKreuzen. Die eingemeißelte Jahreszahllautet 1529. Hier handelt es sich umdie Erinnerung an drei Bergleute, dieunter die Plattenlawine gekommenwaren. Am wenigsten bekannt ist ein

Stein am „Ferdinandstückl“ mit derInschrift „Nr. 2 1791“. Hier dürfte essich um einen möglichen Anschlags-punkt für den wenige Meter tiefer1808 errichteten Ferdinandstollenhandeln. Unterhalb der Ochsenbrückeerinnert ein Gedenkstein mit Kupfer-tafel an Dipl. Ing. Hermann Berndt,der am 24. Oktober 1935 an dieserStelle bei einem Lkw-Unfall getötetwurde.

Grenzzeichen „Ga kk II“ hinter demBettelwurfbründl am Beginn des Eiben-tales.

Drei Kreuze auf einer Steinplatte ober-halb der Ißtalbrücke mit der Jahreszahl1529.

Am Ferdinandstückl ist in diesen Steindie Nummer 2 und „1791“ einge-meißelt.

Gedenksteinenthüllung für den 1935verunglückten BergbaubetriebsleiterDipl. Ing. Berndt.

Foto: M. Posch Foto: M. Posch

Foto: M. Posch Foto: AF I / 81

Page 17: Salzberg und Saline Hall in Tirol - Naturpark Karwendel Tirol · Salz mit je 280 kg mussten jährlich über Brenner, Achenpass, Fernpass und Arlberg geführt werden, um die Gegend

15

Es gibt wohl kaum ein Haus außerhalbder geschlossenen Siedlungsräume derSalzgemeinden Hall, Absam undThaur, das einen größeren Bekannt-heitsgrad besitzt wie das Herrenhausim Halltal. Zum einen steht es maje-stätisch einsam in einem Hochtal undzum anderen war es für die Bergleutedurch viele Generationen Wohn- undBetriebsstätte.

Kenner des Hauses werden sichGedanken gemacht haben, wieso dasstattliche Gebäude Herrenhaus heißt.Die Deutung vieler wird wohl dahingehen, dass darin nur Männer ge-wohnt haben. Das stimmt. Die Salz-berger haben nicht nur die bergmän-nischen und anderen handwerklichenTätigkeiten verrichtet, sondern auch

häusliche Arbeit von der Küche bis zuden Schlafräumen besorgt. Der wahreGrund der Namensgebung ist jedochder, dass bis vor 150 Jahren nur Berg-beamte, die „Herren“, und noch keineKnappen darin wohnten.

Bereits Anfang des 18. Jahrhun-derts, also vor fast 300 Jahren, standan der Stelle des heutigen Herren-hauses ein Objekt, welches 1745abbrannte.

Das heutige Gebäude ist in zweigetrennten Bauabschnitten errichtetworden. Der mittlere Teil in einerLänge von 20 m entstand zwischen1776 und 80. 1845-47 wurde an dasHaus beidseitig angebaut und so auf40 m Länge gebracht, so wie es sichheute noch präsentiert.

Das Herrenhaus

Das Herrenhaus auf einer Ansichtskarte zu Beginn des 20. Jahrhunderts Foto: AF I / 33

Page 18: Salzberg und Saline Hall in Tirol - Naturpark Karwendel Tirol · Salz mit je 280 kg mussten jährlich über Brenner, Achenpass, Fernpass und Arlberg geführt werden, um die Gegend

16

Der Baubeginn des 1. Abschnittes fälltin die letzte Augustwoche 1776, alsdie Stürzhalden beim König-Max-Stollen planiert wurden. Mit derGrundaushebung für die Fundamen-te konnte erst im Mai 1777 begonnenwerden, und im selben Jahr führteman das Mauerwerk noch zum Teilauf. Im darauf folgenden Jahr 1778sind im März die Arbeiten wiederbegonnen worden und im selben Jahrkonnte auch der Dachstuhl aufgesetztwerden.

Die folgenden zwei Jahre waren fürden Innenausbau notwendig, sodassdas Herrenhaus am 12. Oktober 1780seiner Bestimmung übergeben werdenkonnte. Somit war der 1. Bauabschnittabgeschlossen und das Verwaltungs-gebäude für die Bergbaubetriebs-leitung (die Herren) hatte ein zentra-les Gebäude in der Mitte des Bergbau-geschehens bezogen.

Einige Details: Der Aufgang in den1. Stock erfolgte über eine doppelsei-tige Freitreppe bergseitig. Für dieBeheizung dienten Kachelöfen, diejeweils zwischen zwei Räumen einge-baut waren und vom Gang aus beheiztwurden. Im talseitigen Parterre befan-den sich die Pferde- und Ochsenstal-lung mit fünf Boxen.

In den Jahren 1845-47 folgte derzweiten Bauabschnitt. Das bisher reineVerwaltungs- oder Herrenhaus solltedadurch die übrige Belegschaft (Knap-pen) aufnehmen. Das Gebäude wurdebeidseitig um 10 m verlängert. Gleich-zeitig wurde auch das bisher unge-nützte Dachgeschoss ausgebaut und

Schlafräume für die Knappen errich-tet, die bisher im Mitterberg- undSteinberghaus wohnten. Die Freitrep-pe zu den Obergeschossen wurdeabgetragen und ins Hausinnere ver-legt.

Seit dem Einzug der Arbeiterschaft1847 in das Herrenhaus ist der Namenicht mehr richtig aber trotzdem biszum heutigen Tag erhalten geblieben.

Die neu errichteten Schlafräumenannte man Gutschen und um sie zuunterscheiden, gab es eine Thaurer-,Absamer-, Milser-, Wasserer- und Fei-erzeitgutschen, sowie eine große undkleine Rußlandgutsche, was wieder-um nur mit der Kälte und nicht mitden Menschen zusammenhängt. DerName Gutsche stammt aus dem süd-deutschen Raum und ist gleichbedeu-tend für eine einfache Schlafstelle.

Die Konzentration der gesamtenBelegschaft (ca. 100 Mann) auf dasHerrenhaus machte weitere Zubau-ten für Werkstätten, Waschräume,Materialien, Werkzeuge, Brennstoffund Trockenräume notwendig. Somusste für die neuen Bewohner ineinem Nebengebäude eine Küche miteinem fast 4 m langen Herd errichtetwerden, wo sich jeder Knappe selbstsein Essen bereitete. Erst durch den 2.Weltkrieg und die dadurch erlassenenBewirtschaftungsgesetze entstand dieGemeinschaftsküche. Im Hauptge-bäude gab es nur zwei kleine Küchen,eine im 1. Stock für Meister und Inge-nieure und im Parterre für Feierzeit-hüter (Freitag bis Sonntag).

1891 erstrahlten die ersten elektri-

Page 19: Salzberg und Saline Hall in Tirol - Naturpark Karwendel Tirol · Salz mit je 280 kg mussten jährlich über Brenner, Achenpass, Fernpass und Arlberg geführt werden, um die Gegend

17

schen Glühlampen in den Räumen desHerrenhauses. Der Strom kam voneinem kleinen E-Werk, das mit Wasseraus dem Mitterbergstollen gespeistwurde. Zu dieser Zeit kannten diemeisten Gemeinden in Tirol diesenFortschritt noch nicht. 1896 wurdebeim Erzherzogbergstollen ein weite-res, stärkeres E-Werk in Betriebgenommen, wodurch die ersten elek-trischen Öfen im Herrenhaus Einzughielten, bis kurz vor dem 1. Weltkriegvom neugebauten Halltalkraftwerkbei der Walderbrücke eine Freileitungzum Herrenhaus errichtet wurde.

Die erste Telefonverbindung zwi-schen Herrenhaus und Saline nahm1898 ihren Betrieb auf.

1987 wurde wieder ein Kleinkraft-werk, diesmal beim Kaiserbergstollengebaut, dessen Strom hauptsächlichzum Heizen der Nebengebäude desHerrenhauses dient.

Zu den größten baulichen Verände-rungen im Herrenhaus zählen vorallem jene nach 1950. In den folgendenJahren wurde der gesamte Gebäude-komplex neu installiert und die Räumeauf elektrische Speicherheizung umge-stellt. Dazu war auch die Verlegungeines neuen Starkstromkabels durchdas Halltal und der Bau einer größerenTrafostation notwendig.

Die Knappenküche kam ins Haupt-gebäude, wobei der Herd auf 2 mLänge verkürzt aufgestellt wurde.Durch Herausnahme von Zwischen-wänden entstand im Anschluß an dieKüche ein Gefolgschafts- und Speise-saal für 100 Personen. Da am HallerSalzberg auch während der Arbeits-woche (Montag bis Donnerstag) eineGästebefahrung (Schaubergwerk)möglich war, ist im südwestseitigenParterre ein getäfeltes Gastlokal undeine Umkleideraum errichtet worden.

Brand im Herrenhaus am 7. Dezember 1990 Foto: Stadtfeuerwehr Hall

Page 20: Salzberg und Saline Hall in Tirol - Naturpark Karwendel Tirol · Salz mit je 280 kg mussten jährlich über Brenner, Achenpass, Fernpass und Arlberg geführt werden, um die Gegend

18

1952 hat man die letzte Außenstelle,die Steinbergschmiede, aufgelassenund in ein Nebengebäude zum Herrenhaus verlegt. Somit konzen-trierte sich das ganze Geschehen aufdie Taggebäude beim König-Max-Stollen und alle übrigen Objekte wurden aufgelassen, abgetragen oderverfielen.

Nach der Einstellung des Bergbau-betriebes 1967 kam das Herrenhausmit seinen An- und Nebengebäuden1980 in Privatbesitz. 1982 konstitu-ierte sich der Museumsverein HallerSalzberg, der wiederum den größtenTeil des Kommissionsstockes (1.Stock) mietete und im September1986 als Erinnerung an das Salz vonTirol ein Museum der Öffentlichkeitzugänglich machte.

Aus dem Gefolgschaftsraum, derKnappenküche und zwei angrenzen-den Zimmern entstand ein Gastbe-trieb. 1987/88 wurden durch denPächter der Gastwirtschaft die talsei-tigen Parterrelokale getäfelt und zuSchlafräumen ausgebaut, wodurch 45 Schlafstellen für Gäste entstanden.

Die Lage des Herrenhauses amEnde eines Hochtales auf 1480 m See-höhe bringt auch Gefahren durchLawinen mit sich. Diese Situation hat-ten die Vorfahren meisterhaft zu lösenverstanden.

Als Schutz gegen die Wildangerla-wine wurden in Richtung Steinbergzwei Ablenkmauern in Trockenbau-weise errichtet, sowie ein Lärchenwaldgepflanzt. Um das Haus gegen dieTörllawine zu schützen, hat man die

südseitige Hausmauer mit über 1 mDicke aufgeführt und die Fenster mitBretterläden versehen. Die Wirksam-keit dieser Maßnahmen hat sich beiden Lawinenabgängen 1896 und 1910bewährt, wo das Herrenhaus törlsei-tig bis zum Dach mit Schnee aufge-füllt wurde, ohne größeren Schadenzu leiden.

Die Knappen, die das Hausbewohnten und am Salzberg ihreArbeit verrichteten, stammten zumGroßteil aus den Gemeinden Absam,Thaur und Hall. Einzelne kamen vonden Gemeinden Gnadenwald undMils. Ihre 48 stündige Arbeitswochedauerte von Montag Mittag bis Donnerstag Abend, wobei an den voll-en Arbeitstagen um 5 Uhr früh begon-nen wurde und um 20:30 Uhr Feier-abend war.

Interessant sind auch die Verhält-nisse während der beiden Weltkriege1914-18 und 1939-45. Der Umstand,dass das Salz ein Nahrungsmittel ist,hat so manchem Belegschaftsmitglieddas Leben gerettet. Es durften nämlichkeine Kriegsgefangenen oder sonstigeAusländer beschäftigt werden, waseinigen wehrfähigen Männern zurUK-Stellung (UK = unabkömmlich)verhalf. Der Mannschaftsstand warzwar auf das notwendigste reduziert,die Produktion wurde aber in keinemder beiden Weltkriege eingestellt.

Schwere Stunden erlebte das Her-renhaus in den Nachmittagsstundendes 7. Dezember 1990, als der süd-seitige Dachstuhl in Flammen stand.Ursache war ein Rauchrohr in einer

Page 21: Salzberg und Saline Hall in Tirol - Naturpark Karwendel Tirol · Salz mit je 280 kg mussten jährlich über Brenner, Achenpass, Fernpass und Arlberg geführt werden, um die Gegend

19

Diese Liegenschaft am Eingang desHalltales war Jahrhunderte im Eigen-tum der Saline und bestand aus demHacklhaus, einem Anger, Wald undWeiher.

Das Aufgabengebiet des dort woh-nenden und diensttuenden Salzberg-arbeiters war sehr vielseitig. Dazugehörten Erhaltungsarbeiten an derHalltalstraße im unteren Teil, die Kontrolle der Soleleitung, die bis zurEinstellung des Betriebes 1967 imHalltal aus Holzrohren bestand, die

Wartung des Hacklweihers und derHacklsolestube.

Taleinwärts war nach demHacklhaus bis vor 25 Jahren derHacklweiher. Hier wurde der Halltal-bach durch „Lauche“ aufgeteilt,wobei ein Teil des Wassers, im Som-mer 900 l/sec durch das Frauental zumWasserteilhüttl und von dort durcheinen „Spohn“ geregelt, 600 l/sec inden Absamerbach und 300 l/sec demEichatbach zugeführt wurden. EinAbzweiger beim Weiher versorgte mit

Das Hackl-Anwesen

Dachgeschosswohnung, das durcheine Holzwand geführt wurde. Win-terliche Straßenverhältnisse (60 cmSchnee) und das Fehlen von Hydran-tenwasser erschwerte die Löschar-beiten, wobei das erste Wasser mitTankfahrzeugen aus dem Tal herbei-geschafft werden musste. Erst nachsechs Stunden gelang es den Feuer-

wehren der umliegenden Gemeindenden Brand zu löschen. Der halbeDachstuhl war abgebrannt und dazukam noch der Wasserschaden in denUntergeschossen.

Am 24.2.1999 zerstörte die TörlLawine ein Drittel der Herrenhäuser,dadurch mußte das dort etablierteSalzbergmuseum aufgelassen werden.

Das Hackl Anwesen am Eingang des Halltales Foto: H. Spötl

Page 22: Salzberg und Saline Hall in Tirol - Naturpark Karwendel Tirol · Salz mit je 280 kg mussten jährlich über Brenner, Achenpass, Fernpass und Arlberg geführt werden, um die Gegend

20

40 l/sec das Milser Dorfbachl und dasHauptlauch regelte den Zufluß zumWeißenbach.

Eine Änderung trat mit dem Baudes Halltalkraftwerkes 1913 ein, wo-durch das Wasserteilhüttl nicht mehrdurch das Frauentalgerinne, sonderndurch eine Rohrleitung vom Maschi-nenhaus bei der Walderbrücke ver-sorgt wurde. Nach Einstellung desBergbaubetriebes hat die Österreichi-sche Salinen AG das Wasserrecht fürden Halltalbach zurückgelegt und denHacklweiher aufgelassen.

Durch den Bau der Hacklsolestube1903 mit zwei 400 m3 fassenden Sole-behältern bekam der Hacklwärter einzusätzliches Aufgabengebiet. Für dieam Montag früh zur Arbeit gehendenBergleute war beim Hackl ein Treff-punkt, von wo man in Gruppen denWeg zum Herrenhaus oder früher zumMitterberg- und Steinberghaus antrat.

Bei Lawinengefahr im Winter tra-fen sich die Bergleute im ostseitigenLokal des Hacklhauses und eine auserfahrenen Männern bestehende La-

winenkommission entschied, ob einBerggang möglich war oder nicht.

Da die Auszahlung der Löhne amSalzberg in bar erfolgte, musste derHacklwärter den Salinenkassier ausSicherheitsgründen durch das Halltalbegleiten.

Nach der Einstellung des Betriebesbestand für den Hacklbewohner bis1991 auch die Verpflichtung, dieStraßenmaut für das Halltal einzu-heben. Seit 1993 besteht dafür einMünzautomat.

Der südseitige Anger beim Hacklerlaubte es auch den Bewohnern einekleine Landwirtschaft zu betreiben,wofür im Haus südseitig ein Stall ein-gebaut war.

1991 wurde das Hacklanwesen miteiner Teilfläche des Angers von derÖsterreichischen Salinen AG an denlangjährigen Pächter verkauft.

Das Hacklanwesen ist allerdingsmit einigen Servituten belegt, da imGrundstück die Druckrohrleitung fürdas Halltalkraftwerk und die HallerTrinkwasserleitung liegt.

Die Ladhütten im Halltal

Zu den montangeschichtlich interes-santen Bauten im Zusammenhang mit dem 700jährigen Salzbergbau imHalltal zählen die drei Ladhütten ent-lang der Halltalstraße. Wie das Wortsagt, dienten sie in erster Linie alsZwischenlager beim Transport von

Gütern zum Bergwerk. Bis zurAnschaffung des ersten Lkw im Jahre1922 wurden alle Lasten mit Hilfe vonTrag- und Zugtieren (Ochsen undPferden) transportiert. Die Lieferun-gen erfolgten nicht in Eigenregie derSaline, sondern durch Fuhrunterneh-

Page 23: Salzberg und Saline Hall in Tirol - Naturpark Karwendel Tirol · Salz mit je 280 kg mussten jährlich über Brenner, Achenpass, Fernpass und Arlberg geführt werden, um die Gegend

21

men aus dem Inntal und teils als Lohn-frächterei des Pächters von St. Mag-dalena. Die Saline stellte nur dieUnterkünfte und Stallungen zur Ver-fügung.

Alle drei Ladhütten hatten, auchwenn sie mit zunehmender Höhenla-ge kleinere Grundrisse aufweisen, die-selbe Nutzung. Im vorderen Teilwurde Material zwischengelagert undim rückwärtigen Raum war eine Sole-zimentierung. Das heißt, dass die Sole-leitung vom Bergwerk zur Saline inHall, die am Straßenrand verlegt war,in jede Ladhütte führte, um dort ineinem Meßtrog die Durchflußmengezu messen. Durch diese Kontrollein-richtung konnten Verluste, die unter-wegs auftraten, festgestellt werden.

Außerdem wurde ein Druckaufbauin der Rohrleitung verhindert. Bänkeim vorderen Teil der Hütten dientenzum Ausrasten der Bergleute vor allem

beim winterlichen Berggang und alsUnterstand bei Schlechtwetter.

Die Funktion der Ladhütten nahmdurch den motorisierten Lastentrans-port immer mehr ab. Trotzdem wur-den sie bis zur Einstellung des Betrie-bes 1967 von der Salinenverwaltungbaulich erhalten.

Keine der drei Ladhütten ist abso-lut lawinensicher. Lediglich die 3. Lad-hütte, die nach ihrer letzten Verlah-nung im Feber 1888 auf den heutigenStandort 50 m bergwärts errichtetwurde, gilt als ziemlich sicher.

Die 1. Ladhütte (früher untere Bet-telwurfladhütte genannt) hat eineGrundfläche von 97 m2 und liegt auf912 m Seehöhe. Sie wurde 1954 dasletzte Mal von einer Windlawine starkbeschädigt, die aus dem nordseitigenKlamml niederging. Es ist jener Gra-ben, wo der Steig zur Halltalerhütteführt.

Die 3. Ladhütte. Foto: H. Spötl

Page 24: Salzberg und Saline Hall in Tirol - Naturpark Karwendel Tirol · Salz mit je 280 kg mussten jährlich über Brenner, Achenpass, Fernpass und Arlberg geführt werden, um die Gegend

22

Seit 1976 ist die Gemeinde AbsamEigentümerin der 1. Ladhütte.

Schon seit der Salinenzeit bestehtein Pachtverhältnis mit der „Alpinge-sellschaft Halltaler“, das auch von derGemeinde Absam weitergeführt wird.Sie dient als Depot, da auf der ande-ren Straßenseite die Talstation derMaterialseilbahn für die Versorgungder Halltalerhütte liegt.

Die 2. Ladhütte (früher obere Bet-telwurfladhütte genannt) liegt im soge-nannten Buchenwaldele auf 1059 See-höhe und hat 68 m2.

Seit 1974 ist sie Eigentum der ÖBF.Trotz ihrer scheinbar geschützten Lagewird sie in größeren Zeitabständenvon der Eisengatterlawine bedroht.Diese Lawine geht auf der Höhe derSonnenbrücke ab und wälzt sich tal-

auswärts. In den Jahren 1700, 1720und 1807 wurde die Ladhütte zerstört.

Vor einigen Jahren ist das Pacht-verhältnis der Bundesforste mit derAlpingesellschaft Alpensöhne gelöstworden und seither gibt es keine Ver-wendung für die 2. Ladhütte. Diebaufällige straßenseitige Mauer wurde1994 dank einer Privatinitiativesaniert, da Einsturzgefahr bestand.

Die 3. Ladhütte (früher Ladhüttebei der Säge genannt) liegt auf 1250 mSeehöhe und hat 58 m2. Sie kam auch1974 an die Bundesforste. 1948 wur-de die Solezimentierung abgetragenund ein Trafo und Schaltraumgeschaffen. Von hier führen Erd- bzw.Freileitungen nach St. Magdalena undzu einer nördlich der Ladhütte gele-genen Diensthütte der Bundesforste.

Der Fluchtsteig im Halltal

Aus der Zeit des Salzbergbaues imHalltal sind Steige erhalten geblieben,die von den Bergleuten vor Jahrhun-derten angelegt wurden. Sie dientenbei Lawinengefahr als einigermaßensichere Wege zum und vom Salzberg.

Die Fluchtwege liegen an der schat-tigen Nordseite des Zunderkopfes,den man früher als Vorberg bezeich-net hat. Obwohl es Lawinenstricheauf der gesamten Tallänge von derBergerkapelle bis zum Herrenhausgibt, sind die Fluchtsteige nur imgefährlichsten Bereich zwischen dem

Einlaufbauwerk des Halltalkraftwer-kes und St. Magdalena.

Seit drei Jahrzehnten werden dieseSteige nicht mehr von den Knappenbenützt. Trotzdem lockt das schöneKarwendeltal in den WintermonatenRodler, Schifahrer und Wanderer an,weil letztlich auch zwei Gasthäuserdort sind.

Bei der Inanspruchnahme desFluchtsteiges kann man zwischen denschneefreien Sommer- und Herbst-monaten und der Winterzeit einenUnterschied feststellen. Während er

Page 25: Salzberg und Saline Hall in Tirol - Naturpark Karwendel Tirol · Salz mit je 280 kg mussten jährlich über Brenner, Achenpass, Fernpass und Arlberg geführt werden, um die Gegend

23

im Sommer und Herbst viel begangenwird, ist die Benützung im Winterkaum feststellbar. Man weicht offen-sichtlich dem Autoverkehr mehr ausals den Lawinen.

Es gibt vom Eingang des Halltalesbis kurz unter die Herrenhäuser einendurchgehenden Wanderweg derabseits der Straße verläuft und nichtauf der gesamten Länge als Fluchtsteigbezeichnet werden kann. Er liegt beimBerggang immer links der Straße undwechselt nie die Seite. Im unterstenTeil verläuft er auf einer begrüntenRohrtrasse, geht ab der 1. Ladhütteauf einem bachnahen Steig weiter undmündet in den Fluchtsteig, der durchdas Eibental überquert.

Bei der 2. Ladhütte beginnt wiederein Fluchtsteig, der nach St. Magda-lena führt. Von dort geht ein Weg vor-bei am ehemaligen Pulverturm biszum Parkplatz von St. Magdalena.Unterhalb der Ferdinandbrücke be-

ginnt ein weiterer Steig, der bis kurzunter die Herrenhäuser führt. Es istdie Trasse einer ehemaligen Freilei-tung, die als Steig ausgebaut wurde.Dieses Teilstück ist für Fußgänger des-halb vorteilhaft, weil der Straßenab-schnitt Ferdinandschranken - Her-renhaus nicht staubfrei ist.

Das Alter der Fluchtsteige im Hall-tal ist nur schwer zu bestimmen. Tat-sache ist, dass es einen Gedenksteinvon 1565 für fünf Tote beim Bettel-wurfbrünnl und einen von 1529 fürdrei Tote oberhalb der Ißbachbrückegibt. Das lässt den Schluß zu, dass dieFluchtsteige für die Bergleute nichtälter als 300 Jahre sind. Es wäre aberauch möglich, dass die Bergleute vorallem beim Heimgang am Donners-tag Abend trotz der Fluchtsteige dieBedrohung durch Lawinen unter-schätzt haben und mit der Rodel denschnelleren Weg über die Straßegenommen haben.

Am Fluchtsteig im östlichen Eibental. Foto: H. Spötl

Page 26: Salzberg und Saline Hall in Tirol - Naturpark Karwendel Tirol · Salz mit je 280 kg mussten jährlich über Brenner, Achenpass, Fernpass und Arlberg geführt werden, um die Gegend

24

Die Halltalstraße weist auf ihrerStrecke vom Taleingang beim Hacklbis zum Herrenhaus 10 Brücken auf.Drei überqueren den Halltalbach, dreiden Bergbach, eine den Ißbach,während die drei restlichen über mei-stens trockene Gerinne führen. Dazugehört das Überlaufgerinne des Trieb-wasserstollens, die Eibentalbrücke unddie Sonnenbrücke.

Die Ferdinandbrücke wurde 1991und die Eibentalbrücke 1994 alsBetonbrücken mit rechteckigemDurchlaß neu gebaut. Ursprünglichwaren alle Brücken im Halltal alsGewölbebrücken in Stein ausgeführt.Der Neubau war nicht wegen Baufäl-ligkeit notwendig, sondern weil derDurchlaßquerschnitt vor allem fürGeschiebe zu klein war.

Nachdem die Fahrbahn der Son-nenbrücke am 1. August 1990 ein-brach, musste diese erneuert werden.Mit Ausnahme der untersten Brückebei der 1. Ladhütte haben alle übri-gen neun einen Namen. Es sind diesdie Überlaufbrücke des Triebwasser-stollens, die Kitzzweng- oder Geiger-brücke, Eibentalbrücke, Talbrücke,Sonnenbrücke, Ißbachbrücke, Klo-sterbrücke, Ferdinandbrücke undOchsen- oder Berndtbrücke.

Die Sonnenbrücke hat ihrenNamen deshalb, weil an dieser Stellezu Maria Lichtmeß (2. Feber) dieersten Sonnenstrahlen das Halltal hin-ter dem Bettelwurfeck erreichen. Bei

Die Brücken entlang der Halltalstraße

der Ißbachbrücke münden Berg- undIßbach zusammen und bilden denHalltalbach. Die Klosterbrücke er-innert an das Frauenkloster von St. Magdalena, die Ferdinandbrückean den daneben liegenden Stollen und die Ochsenbrücke an die in derNähe entspringenden Ochsenquelle.

Zweigt man unterhalb der 3. Lad-hütte nach St. Magdalena ab, so über-quert man mit der Sagbrücke denBergbach. Wenige Meter oberhalb dieser Brücke stand früher eine Säge.

Nach der Einstellung des Salzberg-baues kam die Halltalstraße und ihreBrücken 1974 ins Eigentum der Öster-reichischen Bundesforste.

Die Klosterbrücke

Die 1994 neu errichtete Eibentalbrücke

Fotos: H. Spötl

Page 27: Salzberg und Saline Hall in Tirol - Naturpark Karwendel Tirol · Salz mit je 280 kg mussten jährlich über Brenner, Achenpass, Fernpass und Arlberg geführt werden, um die Gegend

25

Der Pulverturm bei St. Magdalena

Dieses kleine, sehr gut in die Land-schaft passende Bauwerk in der Nähevon St. Magdalena wurde nach Jahrender Verwahrlosung in den letzten Jahren wieder instandgesetzt.

In der Zeit nach der Einstellung desBergbaues 1967 wurde auch diesesjahrhundertealte Kleinod arg in Mit-leidenschaft gezogen.

Das Blechdach bekam Löcher unddie eiserne Tür wurde entwendet,obwohl beide Zufahrtswege abge-sperrt und für den Transport ein Fahr-zeug notwendig ist.

Einst im Besitz der ÖsterreichischenSalinen, kam der Pulverturm durchdas Verwaltungsübereinkommen von1973/74 mit anderen Liegenschaftenan die Bundesforste.

Das Bundesdenkmalamt zeigte vonallem Anfang an großes Interesse ander Erhaltung und Instandsetzung.So wurde 1985 das Blechdach durchein Lärchenschindeldach ersetzt undein neuer Kupferspitz angebracht.1986 wurde das schadhafte Mauer-werk ausgebessert und weiß gefär-belt. Da ein türloses Bauwerk in derNähe eines Gasthauses zu unwürdi-gen Tätigkeiten einläd, wurde imAuftrag des Denkmalamtes von einerHaller Schlosserei eine neue Türangefertigt.

Nach Abschluß der Arbeiten fandam 21. Oktober 1989 eine kleine Feierstatt, an der als EigentümervertreterForstmeister Dr. Dipl. Ing. Delong

Der Pulverturm bei St. Magdalena nachder Renovierung 1985/89.

und Dr. Caramelle und Dipl. Ing. Judvom Bundesdenkmalamt teilnahmen.

Da die Fachleute des Denkmalam-tes den Pulverturm auf das 16. Jahr-hundert datieren, dürfte das 400-jährige Bauwerk in der ersten Hälfteeher eine Kapelle gewesen sein, daSchießpulver erstmalig beim Bau derWildangerstollen 1741 verwendetwurde. Außerdem wäre der Standortfür die damalige Zeit zu weit abseitsvom Bergbau gelegen, denn vor 400Jahren ist erst der Kaiserberg unter-

Foto: D. Fahrner

Page 28: Salzberg und Saline Hall in Tirol - Naturpark Karwendel Tirol · Salz mit je 280 kg mussten jährlich über Brenner, Achenpass, Fernpass und Arlberg geführt werden, um die Gegend

26

halb der heutigen Herrenhäuser auf-geschlagen worden. Es ist anzuneh-men, dass beim Bau des untersten undletzten Stollens 1808 ein vorhandenesBauwerk für die Lagerung vonSprengmittel genützt wurde.

Alte Aufzeichnungen berichten, dassin dieser Gegend eine kleine Kapellegestanden sei, die als Sagkapellebezeichnet wurde, da früher in derNähe einer Säge war und auch derSaganger dort liegt.

Eine bahnbrechende Neuerung im inn-erbetrieblichen Verkehr, das waren vorallem Transporte zum Salzberg, brach-te die Anschaffung des ersten Lastau-tos im Jahre 1922.

Bis zu diesem Zeitpunkt wurdendurch Jahrhunderte alle Lasten vonOchsen und Pferden gezogen odernoch früher getragen.

Das häufigste Transportgut war dasHolz. Es war notwendig für die Gru-benzimmerungen, für die Herstellungvon Holzrohren im Halltal und imStollennetz, sowie als Bau- und Brenn-holz.

Außerdem mussten Versorgungs-güter des täglichen Lebens für 100 bis500 Menschen herangeschafft wer-den. Im Gegensatz zu allen anderenBergbauen brauchte das abgebauteProdukt Salz nicht vom Berg herun-tertransportiert werden, denn es flossals Salzwasser (Sole, Sulz- oder Sur)in einer 9 km langen Rohrleitungselbst nach Hall.

Das 1922 in Dienst gestellte Last-auto, ein Saurer mit Benzinmotor, ver-drängte nun die von ein und zwei PS

gezogenen Wagen. Dieser Saurer hattenoch keine Kardanwelle, die Hin-terräder wurden über zwei Kettenangetrieben, daher auch Kettensaurergenannt.

Die Leistung von 50 PS war für diedamalige Zeit beachtlich, von heuti-ger Sicht gering.

Mit dem Kettensaurer war es nunmöglich, von Hall zum Salzberg proTag zwei Fahrten zu machen und biszu 60 Zentner (3 t) zu befördern,dabei musste auf der 9 km langenWegstrecke ein Höhenunterschied von1000 m, bei einer maximalen Steigungvon 32% überwunden werden. Dersteilste Abschnitt liegt zwischen Bet-telwurfbrünnl und Bettelwurfeck.

Vor dem 1. Weltkrieg lag die Trans-portleistung pro Zugtier bei fünf Zent-ner und sank gegen Ende des 1. Welt-krieges auf 2 Zentner, weil das Kraft-futter Hafer knapp wurde.

Nach 10 Betriebsjahren war dieLebenserwartung des Kettensaurersam Ende und es wurde ein Austro Fiatangeschafft. Mit diesem Fahrzeug kames am 24. Oktober 1935 zu einem fol-

Der Lkw-Verkehr zum Salzberg

Page 29: Salzberg und Saline Hall in Tirol - Naturpark Karwendel Tirol · Salz mit je 280 kg mussten jährlich über Brenner, Achenpass, Fernpass und Arlberg geführt werden, um die Gegend

27

Das erste Lastauto der Saline Hall1922: Kettensaurer bei der MittelbergStollenhütte.

genschweren Unfall. Bei der Talfahrtzwischen Erzherzogsberg und Ferdi-nandberg knapp unterhalb der Och-senbrücke versagten auf der vereistenStraße die Bremsen, wodurch der Fah-rer Quirin Tessadri gezwungen war,das Auto an den Berghang zu kippen.In diesem Augenblick stieg der mit-fahrende Dipl. Ing. Hermann Berndtaus und fiel so unglücklich, dass ereine tödliche Kopfverletzung erlitt. Zudieser Zeit waren die Autos Rechts-lenker (Linksverkehr), heute sind esLinkslenker bei Rechtsverkehr.

Der dritte Lkw, der nun auf denhavarierten Austro Fiat folgte, warwieder ein Austro Fiat mit 3,5 t Nutz-last und Vierzylinder Dieselmotor mitKardanantrieb, aber noch kein All-rader. Er erwies sich auf der Halltal-strecke als zu schwach und wurdewenige Wochen später gegen einenSechszylinder-Lkw ausgetauscht.

Dieses Fahrzeug stand nun 20 Jahreeinschließlich des 2. Weltkrieges fürTransporte zum Berg und im Salinen-bereich zur Verfügung.

Obwohl während des 2. Weltkrie-ges der Haller Salinenbetrieb weiterproduzierte, wurden die Arbeiten amBerg und in der Hütte auf das Not-wendigste reduziert, die Belegschaftteils durch Einrückungen, teils durchÜberstellungen in andere Betriebe aufSparflamme gesetzt. Eine Entschei-dung, ob in Großdeutschland die kleine Haller Saline weiter bestehenoder geschlossen werden soll, wollteman nicht vor dem Endsieg treffen.Infolge des Treibstoffmangels kam

gegen Ende des 2. Weltkrieges einholzgasbetriebener russischer Fordzum Einsatz. Er war für die Bergfahr-ten ungeeignet und diente hauptsäch-lich zum Ziehen von Salz- und Kohle-waggons auf dem Schleppgleis im Sa-linenareal.

Als neues Bergfahrzeug kam weni-ge Jahre nach Kriegsende der erste allradbetriebene Lkw zum Einsatz. Eswar wieder ein Austro Fiat mit Dieselmotor, der bis zur Einstellungdes Haller Salinen- und Bergbaube-triebes 1967 in Verwendung stand.

Foto: AF III / 5

Page 30: Salzberg und Saline Hall in Tirol - Naturpark Karwendel Tirol · Salz mit je 280 kg mussten jährlich über Brenner, Achenpass, Fernpass und Arlberg geführt werden, um die Gegend

28

Ab 1952 kam noch ein Unimog hinzu,der vor allem bei Versorgungsfahrtenzum Salzberg bei winterlichen Fahr-verhältnissen hohe Tauglichkeit be-wies.

Durch die Verwendung des Uni-mogs kamen die letzten Pferdetrans-porte im Hall- und Ißtal zum Erlie-gen, denn bis zu diesem Zeitpunktwurde noch Lehm (Letten) vom Ißtalzu den Stollen vom Pächter des Ansit-zes St. Magdalena mit einem Pferde-fuhrwerk befördert. Er besaß einenVertrag mit der Salinenverwaltungüber Lohnfrächterei, die damit endete.

Von den Oldtimern aus dem45jährigen Kraftfahrwesen bei derHaller Saline hat keiner die Zeitenüberlebt.

Der Unimog der Saline Hall passiert dieBettelwurflawine 1955.

Der Holztransport über das Stempeljoch

Kaum ein anderer Bergbau Tirols hatdurch die Jahrhunderte so viel Holzverschlungen wie der Haller Salzbergmit seinen acht Hauptstollen zwischen1300 und 1600 m Seehöhe. Ver-gleichsweise hat der zweitwichtigsteBergbau Tirols, der Schwazer Kupfer-und Silberbergbau, dessen Stollen ineinem sehr tragfähigen Dolomitgesteinvorgetrieben wurden, ungleich weni-ger Grubenholz benötigt.

Beim salzführenden Haselgebirgedes Haller Salzberges war es notwen-dig, dass viele Kilometer Stollen,

Schächte, Schürfe, Pütten, Sinkwerkeund Ablaßsümpfe mit Holzzimme-rungen gesichert werden mussten.

Daneben gab es eine 9 km langeHolzrohrleitung zur Saline in Hall.Auch im Stollennetz wurde das Was-ser und die Sole in hölzernen Rinn-werken und ausgebohrten Baum-stämmen geleitet. Große Holzbottiche,sogenannte Zimente, mit einem Fas-sungsvermögen bis zu 800 m3 mus-sten als Reservoir angelegt werden.Dazu kamen die zahlreichen Tag-gebäude, Wohn- und Werkstätten,

Foto: AF II / 36

Page 31: Salzberg und Saline Hall in Tirol - Naturpark Karwendel Tirol · Salz mit je 280 kg mussten jährlich über Brenner, Achenpass, Fernpass und Arlberg geführt werden, um die Gegend

29

Stollenhütten und Stürzen. Der langeWinter in einem Hochtal verschlangzudem noch große Mengen an Brenn-holz. Nicht unbedeutend war derBedarf an Holzkohle für die Schmie-defeuerungen. Daher musste manschon vor 600 Jahren die Waldbe-stände aus dem entfernten Hinter-autal, Lafatschertal, Gleirschtal undSamertal für den Salzberg sichern. Ausheutiger Sicht scheint es fast unglaub-lich, dass Jahrhunderte das unent-behrliche Holz für den Bergbau imHalltal über Hochtäler und Jöcherdorthin gebracht wurde.

Das größte Hindernis auf dem lan-gen Weg war das Pfeisjoch, oder wiees später genannt wurde, das Stem-peljoch. 13,5 km ist die Strecke vomStempeljoch bis zur Mündung desGleirschbaches in die Isar. Da musstezuerst ein Saumpfad angelegt werden,daher der Name Samertal, der in wei-terer Folge zu einem Karrenweg biszum Stempeljoch ausgebaut wurde.Eine ganze Reihe von Hütten, Unter-künften für Menschen und Tiere,sowie Legstätten entlang des Gleirsch-und Samertales waren notwendig.Dazu kamen die Amtssäge imGleirschtal und die Samer- oder neueSäge im Samertal.

Am Stempeljoch gab es neben derHolzleg eine Unterkunftshütte mit 10m2. 4,2 km talauswärts stand mit 55m2 die Samerhütte und 300 m vorhereine Köhler- und Unterstandshütte.Nach weiteren 500 m kam die Samer-oder neue Säge. Es war ein einge-schossiges Bauwerk mit 60 m2. Dane-

ben war eine Köhler- und eine Sag-schneiderhütte mit 20 m2. 2,5 km wei-ter standen vier Hütten mit 10-70 m2.Es waren Köhler- und Unterstands-hütten.

Das größte Bauwerk erreichte mannach 2 km, die Amtssäge im Gleirsch-tal. Sie war einstöckig mit 80 m2 undso wie die Samersäge mit einem ober-schlächtigen Wasserrad angetrieben.Dazu kamen noch die Ladenhüttenmit 110 m2 und das Saghaus (Wohn-haus) mit 42 m2, insgesamt vier Bau-lichkeiten. 800 m nach der Amtssäge,kurz vor der Mündung der Reps-klamm in das Gleirschtal, war derKohlplatz im Schönwald mit drei Hüt-ten von 12, 30, und 90 m2.

Das Stempeljoch mit seinen gewaltigenSchuttreissen vom Weg zum LafatscherJoch aus aufgenommen. Foto: H. Spötl

Page 32: Salzberg und Saline Hall in Tirol - Naturpark Karwendel Tirol · Salz mit je 280 kg mussten jährlich über Brenner, Achenpass, Fernpass und Arlberg geführt werden, um die Gegend

30

Der Holztransport erfolgte mit Saum-und Zugtieren bis zum Stempeljoch.Dort wurde das Holz bis zum Herbstangeliefert und gelagert und nachEnde der Lawinengefahr im Mai undJuni auf dem Schnee der Stempelreißeins Ißtal abgetriftet. Am Fuß der Stem-pelreiße befand sich die letzte Holz-legstätte auf dem Weg zum Bergwerk.

Während die Baulichkeiten imGleirsch- und Samertal von der Salz-bergverwaltung errichtet wurden,erfolgte der Transport bis zum Stem-peljoch, als auch vom Ißtal zu denStollen, durch private Fuhrunterneh-mer, welche im Offertwege die Liefe-rungen zugesprochen erhielten.

Die Hochwirker oder Hochwerker,wie die Fuhrunternehmer bezeichnetwurden, besaßen auch das Recht, ihre Trag- und Zugtiere von den Salzbergschmieden beschlagen zu las-sen, wobei Hufeisen und Nägel vonden Fuhrleuten beigestellt werdenmussten.

Geringere Mengen an Tannen,Fichten- und Lärchenholz, Brennholz,Latschen und Holzkohle lieferte auchdas Hall- und Ißtal. Eine dritte Sägestand im Halltal am Fuß des Sagan-gers in der Nähe der 3. Ladhütte, dievom Bergbach angetrieben wurde. Sie erzeugte das Schnittholz aus denWaldungen des Hall- und Ißtales.

100 Jahre vor der Einstellung desHaller Salzberg- und Salinenbetriebeskamen die Holzlieferungen aus demGleirsch- und Samertal übers Stem-peljoch – Ißtal und Ißjöchl zum Berg-werk zur Einstellung.

Es war jene Zeit, in der auch imSüden von Hall der Innrechen seineFunktion verlor und abgetragenwurde. Auch die Innschifffahrt kamzur selben Zeit zum Erliegen. Grunddafür war, dass ein neues Verkehrs-mittel, die Bahnlinie Kufstein – Inns-bruck, 1858 in Betrieb ging.

Inzwischen war auch der Holzbe-darf für die Salzsiedung drastischzurückgegangen, da verstärkt Kohleaus Häring verwendet wurde. Da-durch stand Holz aus dem Inntal unddessen Seitentälern wieder vermehrtfür den Bergbau zur Verfügung, dasnun durch das Halltal angeliefertwurde.

Blick vom Stempeljoch gegen Westenins Samertal. Im Hintergrund das Wetterstein Massiv. Foto: H. Spötl

Page 33: Salzberg und Saline Hall in Tirol - Naturpark Karwendel Tirol · Salz mit je 280 kg mussten jährlich über Brenner, Achenpass, Fernpass und Arlberg geführt werden, um die Gegend

31

Vom Wasser des Halltales

Auch wenn das Halltal seinen Namenund seine Bekanntheit dem Salzvor-kommen verdankt, so besitzt es trotzder Einstellung des Bergbaues nocheinen großen Reichtum, das Wasser.Der volkswirtschaftliche Nutzen unddie sich daraus ergebende Wert-schöpfung ist heute weit größer alsder seinerzeitige Ertrag aus der Salz-gewinnung.

Geht man den Schüttstellen (Quel-len), den Wassermengen und dem Ein-zugsgebiet nach, so ergibt das inter-essante Erkenntnisse. Vom Taleingang(Hackl) bis zum Ursprung des Was-sers gibt es drei Bachnamen, den Hall-tal-, Iß- und Bergbach. Während derIßbach am östlichen Ende des Ißtales,beim Hirschbad entspringt, ist derBergbach ausschließlich durch denBergbau entstanden, daher ein künst-licher Bach.

Ißbach und Bergbach vereinigensich unterhalb von St. Magdalena beider Ißbrücke zum Halltalbach undbringen eine jährliche Wasserschüt-tung von 2-3 Millionen m3, wobei derBergbach allein 1,5-2 Millionen m3

liefert.Die jahreszeitlichen Schwankungen

der Schüttmengen beider Bäche sindsehr groß. Während der Ißbach in denWintermonaten vom Jänner bis Apriloft völlig austrocknet, sinken die Stol-lenwässer des Bergbaches im Winter

Der Halltalbach beim Bettelwurfstückl

Der Ißbach bei der IßbachbrückeFotos: H. Spötl

Page 34: Salzberg und Saline Hall in Tirol - Naturpark Karwendel Tirol · Salz mit je 280 kg mussten jährlich über Brenner, Achenpass, Fernpass und Arlberg geführt werden, um die Gegend

32

bis auf 1/6 der Sommermenge ab. Dieniedrigste Schüttung wird im Feber-März mit 50.000 m3/Monat und diehöchste im Sommer mit rund 300.000m3/Monat erreicht. Aus den 2-3 Mil-lionen m3 bei der 2. Ladhütte werdenauf den nächsten 200 m plötzlich 35Millionen m3 Wasser jährlich. In die-sem Bereich erhält der Halltalbachergiebige Wasserzutritte, wobei nochzusätzlich 5 Millionen m3 Trinkwas-ser in Wasserschlösssern der Gemein-de Hall und Absam gefassen sind.

Der Wasserhaushalt der Berge stelltein großes Geheimnis dar und wirddurch Menschen nie genau erFasstwerden können. Auch die Nieder-schlagsmenge ist höhenbedingt, dasheißt, mit zunehmender Höhe wirddie Niederschlagsmenge größer. Fal-len im Tal pro Jahr und m2 800 l, so

sind das 1000 m höher schon 1800 l,wobei die Verdunstung und Intensitätder Niederschläge eine große Rollespielt, ob das Wasser Zeit und Mög-lichkeit hat, in das Gebirge einzu-dringen oder rasch abfließt.

Wenn man davon ausgeht, dass imKarwendel, wo das Halltal liegt, jähr-lich 1 m3/m2 in das Gebirge eindringt,von diesem gespeichert wird und inForm von Quellen wieder austritt, sohätte man beim Halltalwasser ein Ein-zugsgebiet von 35-40 km2. Würdeman diese Fläche auf das in Fragekommende Einzugsgebiet auftragen,so kommt man im Norden bis zumÜberschalljoch, im Westen bis zumStempeljoch, der als Sperrriegel be-trachtet werden muß.

Die jahreszeitlichen Schwankungender am Sockel des Bettelwurfs ent-springenden Wässer ist geringer alsdie des Ißbaches oder der Stollenwäs-ser des Bergbaches und gehen im Win-ter auf 1/4 bis 1/5 der Sommermengezurück.

Das Wasser des Halltales wird fastzur Gänze volkswirtschaftlich genutzt.Während der Halltalbach seit 1913zur Stromerzeugung dient, steht beiden linksufrigen Quellschlössern aus-reichend Trinkwasser für mehr als20.000 Menschen und deren Betriebezur Verfügung, wobei das HallerTrinkwasser auch vorher zur Strom-erzeugung genutzt wird.

Eine berechtigte Sorge galt seit derEinstellung des Salzbergwerkes 1967dem Trinkwasser der Gemeinden Hallund Absam, da ein Zusammenhang

Bergbach bei der Ferdinandbrücke (tal-wärts). Foto: H. Spötl

Page 35: Salzberg und Saline Hall in Tirol - Naturpark Karwendel Tirol · Salz mit je 280 kg mussten jährlich über Brenner, Achenpass, Fernpass und Arlberg geführt werden, um die Gegend

33

zwischen den Quellen am Bettelwurfund den Wässern des Salzberges gege-ben ist. Durch die laufenden War-tungs- und Sanierungsarbeiten amstillgelegten Salzberg ist es in den letz-ten 30 Jahren nie zu einer ernstenGefahr gekommen, so dass das Trink-wasser immer beste Qualität aufwies.

Der Chloridgehalt lag in diesenJahren fast immer unter 20 mg/l. DieWeltgesundheitsorganisation (WHO)schreibt 200 mg/l als Grenzwert vorund selbst der strenge ÖNORM-Wertvon 100 mg/l wird nur zu 20%erreicht.

Als Folge eines Murenabganges vonder Bettelwurfreiße in den Abend-stunden des 31. Juli 1992 wurde dasTrinkwasser für kurze Zeit unbrauch-bar, so dass sich die Gemeinden Hallund Absam entschlossen haben, dasTrinkwasser in einem Stollen in derTiefe zu fassen, um es vor Witte-rungseinflüssen frei zu halten. SeitSommer 1995 wird an diesem Projektgearbeitet, das 2002 abgeschlossenwird, wobei die gewünschte Wasser-schüttung von 660 l/sec trotz größererStollenlänge als geplant, kaum erreichtwerden wird.

Von den Angern des Halltales

Ein Problem besonderer Art sind diefrüheren Anger (Grünflächen) der Sali-ne im Halltal, die nach Einstellung desBergbaues nicht mehr landwirtschaft-lich genützt werden und dadurch kei-ner Landschaftspflege unterliegen. Eskann auch nicht im Sinne des Natur-schutzgedankens liegen, dass einstgepflegtes Grünland nun verwildert.Es geht dabei um den St. Magdalena-oder Klosteranger und den Ißanger.Sie haben eine Fläche von 17.400 m2

und 82.000 m2, was einer Gesamt-fläche von mehr als 100.000 m2 ent-spricht.

Der Haller Salzberg besaß zumZwecke der Futterversorgung seinerSaum- und Zugtiere seit Jahrhunder-ten fünf Anger im Hall- und Ißtal. Bisins 19. Jahrhundert, wo noch der

Holzbedarf für den Bergbau aus demGleirsch- und Samertal über das Stem-peljoch erfolgte, mussten im Halltalbis zu 24 Ochsen und einige Melk-kühe in den Sommer- und Herbstmo-naten mit Futter aus dieser Gegendversorgt werden. Daher war es not-wendig, dass Waldgebiete schon sehrfrüh in Grünland umgewidmet wer-den mussten.

Die Ochsen und später auch Pfer-de waren hauptsächlich im Hochwir-kerhaus am Wasserberg unterge-bracht. Ursprünglich besaß das Hauszwei Ställe. 1877 wurde der nördli-che Stall mit 55 m2 wegen Baufällig-keit abgetragen. Zu dieser Zeit warendie Holztransporte vom Gleirsch- undSamertal schon völlig eingestellt. Dreider ursprünglich fünf Anger, und zwar

Page 36: Salzberg und Saline Hall in Tirol - Naturpark Karwendel Tirol · Salz mit je 280 kg mussten jährlich über Brenner, Achenpass, Fernpass und Arlberg geführt werden, um die Gegend

34

der Saganger (zwischen Pulverturmund St. Magdalena) mit 7800 m2, derKohlanger (östlich von St. Magdalena)mit 7300 m2 und das Bergangerl (ander Südseite des Kartellergebirges) mit13.300 m2 wurden inzwischen aufge-forstet.

Insgesamt standen in der Blütezeitder Zugtierhaltung im Halltal fast130.000 m2 Grünland zur Verfügung.

Nach Einstellung des Hochwirker-geschäftes kamen alle diese Anger zurLandwirtschaft von St. Magdalena.

Am 19. August 1941 gab es nocheinen tödlichen Unfall, als der Pächtervon St. Magdalena, Josef Tröbinger,von einem umgestürzten Heuwagenbei der Mitterbergkurve erdrücktwurde. Er befand sich auf der Fahrtvom Ißtal nach St. Magdalena.

Nun besteht in St. Magdalena seitlangem keine Viehhaltung mehr undso stellt sich die Frage, was mit den

zwei noch verbliebenen Angern ge-schehen soll. So bietet sich die Mög-lichkeit der Rückwidmung, in dem derMagdalenaanger wieder weitgehendaufgeforstet und der Ißanger in eineLärchenwiese verwandelt wird.

Da die Aufgabe der Bundesforste,die seit 1974 Eigentümer dieser Lie-genschaft sind, in der Wald- und Jagd-wirtschaft besteht, wird auch inZukunft eine Grünlandnutzung nichtmehr stattfinden. Der Heuertrag allerfünf Anger des Hall- und Ißtalesbetrug einst 183 Zentner (1 Zentner =56 kg), das sind rund 10 t, wobei derMagdalena- und Ißanger je 73 Zent-ner, das Bergangerl 17 Zentner undder Sag- und Kohlanger je 10 Zent-ner erbrachten. Ein Acker bei St.Magdalena mit 630 m2 erwirtschaf-tete in dieser Höhenlage 6 hl Kartof-fel und 3 hl Rüben für den Eigenbe-darf und Gastbetrieb.

Der Anger von St. Magdalena wird seit Jahren nicht mehr bewirtschaftet.Foto: D. Fahrner

Page 37: Salzberg und Saline Hall in Tirol - Naturpark Karwendel Tirol · Salz mit je 280 kg mussten jährlich über Brenner, Achenpass, Fernpass und Arlberg geführt werden, um die Gegend

35

Der Ursprung der alpinen Solegewin-nung liegt nicht in der bergmännischenErzeugung, sondern in der Nutzungnatürlich austretender Quellsole. Diesehatte mit 2-5% einen sehr niedrigenSalzgehalt. Durch die bergmännischeÖffnung des Salzlagers sind solcheQuellen vielfach in das Grubenge-bäude umgeleitet worden und somitim Laufe der Zeit versiegt.

Die Auffindung der alpinen Salzla-gerstätten geht darauf zurück, dassJäger Wildtiere beobachtet hatten, wiediese mit Vorliebe an salzigen Quel-len tranken. Wenn diese Möglichkeitvielerorts nicht gegeben ist, müssenSalzlecksteine aufgelegt werden. ImHalltal besteht ein solcher Quellso-leaustritt trotz der 700jährigen Berg-bautätigkeit. Man kann heute nichtmehr feststellen, ob die Quelle schonvorher bestand, oder ob sie durch denBergbau entstanden ist.

Es handelt sich um die Ochsen-quelle am Fuße des Kartellergebirgesauf 1410 m Seehöhe, die nur wenigbekannt ist, obwohl sie vor allem imSommer eine beachtliche Wasser-schüttung aufweist. Wenige Meterunterhalb wechselt der Bergbach die Halltalstraße und die Brücke wird seit alters her als Ochsenbrücke be-zeichnet.

Im Oktober 1935 ereignete sich inder Nähe dieser Brücke ein Unfall mit

einem Salinenlastwagen, bei dem Dipl.Ing. Hermann Berndt getötet wurde.Seither wird die Ochsenbrücke oft alsBerndtbrücke bezeichnet, weil dort1936 ein Gedenkstein mit Kupferta-fel aufgestellt wurde.

Woher kommen nun die NamenOchsenquelle, Ochsenbrunnen undOchsenbrücke?

Die frühere Trassenführung derHalltalstraße im Bereich zwischenKlosterbrücke (oberhalb der 3. Lad-hütte) und dem Erzherzogsberg warlinksufrig und wurde erst, nachdem1697 das Osteck des Kartellergebirgesabbrach und die Straße verschüttete,weitgehend rechtsufrig neu trassiert.

Die alte Straße führte direkt an derOchsenquelle vorbei, so dass dortauch ein hölzerner Brunnentrog zumTränken der Zugtiere aufgestellt war.Die Transporte zum Salzberg wurdenbis zum 20. Jahrhundert nicht mitPferden, sondern mit dem anspruchs-loseren Zugochsen durchgeführt. Aufdem langen steil ansteigenden Wegzum Bergwerk war nach dem Bettel-wurfbrünnl (1000 m Seehöhe) derOchsenbrunnen nach weiteren 400Höhenmetern die einzige Trinkstätte.Der Ochsenbrunnen gab später auchder in der Nähe errichteten Brückeden Namen.

Nachdem die neue Straße nichtmehr am Ochsenbrunnen vorbeiführ-

Der OchsenbrunnenDie einzige natürliche Quellsole im Halltal

Page 38: Salzberg und Saline Hall in Tirol - Naturpark Karwendel Tirol · Salz mit je 280 kg mussten jährlich über Brenner, Achenpass, Fernpass und Arlberg geführt werden, um die Gegend

36

te, hatte er als Tränke für die Zugtie-re ausgedient. Trotzdem bestand bisnach dem 2. Weltkrieg der hölzerneBrunnentrog, weil das Wasser von denTieren der Magdalena-Landwirt-

schaft, die im Herbst am nahegelege-nen Bergangerl weideten, genutztwurde.

Die Wasserschüttung der Ochsen-quelle liegt im Winter bei 5 m3/h undim Sommer bei 20 m3/h, was einerJahresmenge von rund 100.000 m3

entspricht. Der Salzgehalt ist nach dengeltenden Richtlinien als Trinkwasserfür Menschen etwas über dem Grenz-wert, aber für Tiere unbedenklich undbegehrter als Wasser des Bergbaches.Trotz des geringen Salzgehaltes hat dieQuelle eine jährliche Salzfracht vonmehr als 50 t.

Da es im Halltal keine Zugtieremehr gibt und auch in St. Magdalenadie Tierhaltung zugunsten der Jagdeingestellt ist, wird die Quelle nurnoch von Gämsen und Rehen inAnspruch genommen. Die Quelle istheute noch in einem Holzrohr gefas-st und fließt ohne Beeinträchtigungder Vegetation in den Bergbach.

Die Ochsenquelle unterhalb des Erzher-zogberges im Halltal.

LawinenverbauungZum Schutze der Menschen und Sachwerte

Obwohl 700 Jahre im hinteren Halltalbergmännisch Sole erzeugt und mitgroßer Wahrscheinlichkeit schon eini-ge Zeit vorher Quellsole zur Salzer-zeugung genutzt wurde, hat man erstam Ende des 19. Jahrhunderts begon-nen, die Lawinenstriche des Talesdurch Bauwerke zu sichern. Vorhergab es nur die Fluchtsteige, 2 Lawi-

nenablenkmauern zwischen den Herrenhäusern und dem Steinberg,eine Schutzmauer für das Steinberg-wohnhaus und die Schmiede, sowieden Bannwald.

Die systematische Verbauung derLawinenstriche begann um 1900 mitder Errichtung sogenannter Terrassenin der Steinberg- und Mitterbergreiße

Foto: H. Spötl

Page 39: Salzberg und Saline Hall in Tirol - Naturpark Karwendel Tirol · Salz mit je 280 kg mussten jährlich über Brenner, Achenpass, Fernpass und Arlberg geführt werden, um die Gegend

37

Staumauer und Rückhaltebecken am Fuß der Platten

des Wildangers. Sie wurden in einerGesamtlänge von 1500 m, mit einerBreite von 2,5 m und einer 1-2 mhohen Trockenstützmauer ausgeführt.Sie lagen stufenförmig 35 m überein-ander. Von diesen Bauten sind nurmehr wenige Meter erhalten, da dergrößte Teil im Laufe der Jahrzehntedurch abgehendes Geröll verschüttetwurde.

Als zweite Art der Lawinenver-bauung wurden schon bei der letztenJahrhundertwende alte Eisenbahn-schienen und leichtere Walzprofile inForm von Schutzwänden errichtet. Siekamen in steilen Grashängen, bei derSchandlahn unterhalb der Kitzzweng,im Eibental, oberhalb des Fluchtstei-ges beim Bettelwurfeck, zwischen Pul-verturm und St. Magdalena, beim Ber-gangerl und unterhalb des Törlsattelszur Ausführung. Diese Verbauungenentstanden alle noch vor dem 1. Welt-krieg und waren eine Notwendigkeit,

da es im 19. Jahrhundert mehr als einDutzend Bergleute gab, die durchLawinen getötet wurden.

Außerdem entstanden in dieser Zeitgroße Schäden an Baulichkeiten. Sowurde die 3. Ladhütte 1888 völlig zer-stört. Die 2. Ladhütte wurde durchdie Eisengatterlawine zweimal ver-lahnt, die Kirche und das Wirt-schaftsgebäude von St. Magdalena1888 durch die Teglerin aus derHohen Wand schwer beschädigt, dasHerrenhaus 1896 durch die Törllahnsüdseitig bis zum Dach verschüttetund der Pferdestall vernichtet.

Weiters gab es im 19. Jahrhundertmehrmals schwere Schäden bei derMitterbergstollenhütte und am Wohn-gebäude, sowie an den Stürzen.

In der Zwischenkriegszeit wurdenkeine nennenswerte Lawinensicherungerrichtet. In den 67 Betriebsjahren des20. Jahrhunderts war nur mehr einlawinentoter Bergmann am 9. Jänner

Foto: H. Spötl

Page 40: Salzberg und Saline Hall in Tirol - Naturpark Karwendel Tirol · Salz mit je 280 kg mussten jährlich über Brenner, Achenpass, Fernpass und Arlberg geführt werden, um die Gegend

38

1922 zu beklagen. Es war AloisWeber, der eine Frau mit drei kleinenBuben hinterließ. Er kam beim Bet-telwurfeck unter die Lawine.

Erst nach dem 2. Weltkrieg, alsMitte der Fünfzigerjahre das Unter-fahrungsprojekt „Thaurerstollen“endgültig gescheitert war, wurden wie-der große Anstrengungen unternom-men, um die Bergleute und Tagein-richtungen vor Lawinen zu schützen.

Es zählt unbestritten zu den großenVerdiensten des damaligen Salinendi-rektors Dipl. Ing. Paul Lepez, dasswährend seiner Amtszeit auf demGebiet der Lawinensicherung Großesgeschehen ist.

So wurden in den Jahren 1954 bis1959 insgesamt 17 Lawinenkegel mit5 m Höhe, bei der Steinberg-, Mitter-berg- und Törlreiße, sowie bei derSonnenbrücke errichtet. Die Aus-führung erfolgte größtenteils (12Stück) durch die Tiroler Wildbach-und Lawinenverbauung, von der Fa. Fröschl und drei von den Berg-leuten selbst. Der Mantel dieser Schotterkegel wurde entweder ganz

Einer der Lawinenkegel am Fuß derSteinbergreissen

oder teilweise an der Angriffsflächemit Steinen gepflastert.

In diese Zeit fallen auch die Auf-forstungsprojekte am Hochmahd, Ber-gangerl, beim Mitterberg und Stein-berg. Auch Schutzwände mit Gru-benschienen wurden damals neuerrichtet. Auf betonierten Abschuß-basen wurde der Versuch, Lawinenabzusprengen, erprobt.

Das größte und aufwendigste Bau-werk entstand in den Jahren 1958/59mit der Errichtung eines Lawinen-dammes am Kopf der Bettelwurfreiße.Er war 50 m lang, hatte eine mittlereHöhe von 6 m, eine Fußbreite von 15m und Kopfbreite von 2 m. Oberhalbdes Dammes wurde ein Kegel mit 5 mHöhe errichtet, der mit einer 10 m lan-gen und 3 m hohen Abweismauer ver-bunden war.

Das gesamte Bauwerk würde nachheutiger Rechnung mehrere MillionenSchilling kosten, da es ausschließlichmanuell errichtet wurde. Leider istdurch ein Naturereignis am 31. Juli1992 diese Arbeit völlig zerstört wor-den, da sich der bergseitige Staurauminzwischen mit Schotter gefüllt hatteund bei einem starken Gewitter dieMauer weggerissen wurde.

Die Lawinenverbauungen bezogensich nur auf Naß-, Grund- undNeuschneelawinen. Sicherungen gegenWind- und Staublawinen gab es nicht.

Von den vielen aufwendigen Lawi-nenschutzbauten des Halltales aus denletzten 100 Jahren sind nur noch dieLawinenkegel und Aufforstungen(Bannwald) erhalten geblieben.

Foto: H. Spötl

Page 41: Salzberg und Saline Hall in Tirol - Naturpark Karwendel Tirol · Salz mit je 280 kg mussten jährlich über Brenner, Achenpass, Fernpass und Arlberg geführt werden, um die Gegend

39

Große Vermurungen 1987 im Halltal

Ein folgenschweres Gewitter ging am14. Juli 1987 zwischen 19 und 21 Uhrüber das Halltal nieder. ObwohlMuren in diesem Tal keine Seltenheitsind, hat dieses Unwetter bisherigeEreignisse übertroffen.

Auf einer Strecke von 4 km trat derHalltalbach an vielen Stellen infolgeAufschotterung des Bachbettes undVerklausung von Brückendurchlässenaus seinem Bachbett und benützte dieStraße als neues Gerinne. Amschlimmsten waren die Schäden dort,wo das Geschiebe die Brückendurch-lässe verstopfte. Das war bei derEibental-, Tal-, Sonnen-, Sag- und Ferdinandbrücke. Mehrere parkendeAutos wurden beschädigt oder es entstand Totalschaden.

Die erst drei Jahre zuvor neu ver-legte Trinkwasserleitung der Gemein-de Absam wurde bei der Kitzzweng-brücke freigelegt, sodass eine ernsteGefahr bei Abknickung der Rohre fürdie Wasserversorgung von Absambestand.

Infolge der großen Schotterführungdes Halltalbaches konnte drei Tagedas Wasser nicht zur Stromerzeugungin die Druckrohrleitung eingelassenwerden.

Dass die Haller und AbsamerTrinkwasserquellen keinen direktenZusammenhang mit dem Bachwasserbesitzen, kann gerade durch ein der-artiges Ereignis bestätigt werden.

Vom Ferdinand-Schranken RichtungStadel (steht nicht mehr) wurde im Juli1987 die Straße weggerissen.

Obwohl das Bachwasser eine Brühewar, gab es beim Trinkwasser keineQualitätsbeeinträchtigung. Eine an-fänglich auftretende schwache Weiß-färbung bei den Trinkwasserquellenführte zur Vorsichtsmaßnahme desHaller Bürgermeisters, dass er überden ORF verlauten ließ, das Wasservor dem Gebrauch abzukochen.

Auch das Stromkabel, das die Herrenhäuser und St. Magdalena mitStrom versorgt, war an mehreren

Foto: H. Spötl

Page 42: Salzberg und Saline Hall in Tirol - Naturpark Karwendel Tirol · Salz mit je 280 kg mussten jährlich über Brenner, Achenpass, Fernpass und Arlberg geführt werden, um die Gegend

40

Stellen stark beschädigt, wodurch eseine längere Unterbrechung bei derStromversorgung gab.

Schon am 5. Juli 1986 gab es nacheinem Gewitter schwere Schäden imStraßenbereich, die aber in keinemVergleich zu den Ereignissen von 1987standen.

Als Ursache solcher Schäden gibtes mehrere Gründe und zwar dieextrem örtliche Niederschlagsdichteund dass alte Aufschotterung beiBrückendurchlässen nicht rechtzeitigentfernt werden. Das war bei derEibental-, Sonnen- und Ferdinand-brücke der Fall.

Die freigelegte Trinkwasserleitung derGemeinde Absam bei der Kitzzweng imJuli 1987.

Der Murbruch von 1992 und seine Folgen

Das wildromantische Halltal sorgt nichtnur im Winter mit seinen Lawinen,sondern auch im Sommer durch Mur-abgänge für Überraschungen. Als am31. Juli 1992 in den Abendstundenüber dem Massiv des Bettelwurfs undWalderkamms ein heftiges Gewitterniederging, kam die Bettelwurfreißein Bewegung und ca. 30.000 m3

Schotter ergossen sich auf die engsteStelle des Tales beim Bettelwurfeck.

Der Halltalbach wurde dadurchaus seinem Bett gedrängt und dieStraße 10 m hoch aufgeschottert.Nach einem kurzen Rückstau durch-brach der Bach die Sperre und rißnicht nur Schotter, sondern auch die Straße weg. Die Folgen dieses

Ereignisses waren beträchtlich. Ein Dutzend Pkw waren im hinteren Hall-tal eingeschlossen. Die beiden Stark-stromkabel, die St. Magdalena unddas Herrenhaus versorgen, warenunterbrochen und die Sanierungs-arbeiten am Haller Salzberg musstenzwei Wochen ausgesetzt werden.

Auch das Halltalkraftwerk warwegen Versandung des Einlaufbau-werkes mehrere Tage abgeschaltet.

Die größte Beeinträchtigung warjedoch die Verschmutzung des Trink-wassers. Nicht das Wasser in denQuellen war verschmutzt, sondern dieAbleitungsrohre bei den Quellen I undII wurden weggerissen und ins offeneProfil kam das versandete Bachwas-

Foto: H. Spötl

Page 43: Salzberg und Saline Hall in Tirol - Naturpark Karwendel Tirol · Salz mit je 280 kg mussten jährlich über Brenner, Achenpass, Fernpass und Arlberg geführt werden, um die Gegend

41

ser, so dass sich in den Trinkwasser-speichern eine 25 cm dicke Schlamm-schicht ablagerte.

Die Bewohner von Hall und Absamnahmen das Naturereignis mit Gelas-senheit zur Kenntnis und begnügtensich mit einer Katzenwäsche und Wasser aus Tankfahrzeugen. Schonam 12. Juli 1934 gab es einen ähnli-chen Murenabgang von der Bettel-wurfreiße, deren Schottermassen nochnicht mit Baggern, sondern vom „Frei-willigen Arbeitsdienst“ der 1. Repu-blik beseitigt wurden.

Murabgang beim Bettelwurfeck am 31. Juli 1992 nach 20 Uhr.

Der Lawinenwinter 1887/88

Den letzten großen Schaden erlitt daszu dieser Zeit längst aufgelassene ehe-malige Augustinerinnen-kloster vonSt. Magdalena am 8. Feber 1888.

Der Ansitz war von der Saline ver-pachtet. Ein kleiner Gastbetrieb, sowieeine bescheidene Landwirtschaft mitden Mahdrechten am Magdalenaan-ger, Bergangerl, Ißanger und der Lohn-fuhrbetrieb mit Pferden für den Salz-berg waren die Existenzgrundlage fürdie Pächter.

Der Winter 1887/88 brachte vonallen Hängen des Halltales Lawinen-abgänge, die nicht nur den obertägi-gen Baulichkeiten des Salzberges, son-

dern auch dem alten Ansitz St. Mag-dalena schweren Schaden zufügten.Was ebenfalls in solchen Katastro-phenwintern stark dezimiert wird,sind die Waldbestände des Hall- undIßtales.

Warum diese Lawinen auch dieweißen Jungfern genannt und dadurchweibliche Namen wie Plattnerin, Bet-telwurferin, Teglerin, Törlerin, Eiben-talerin tragen, bleibt der Fantasie vor-behalten. Sowohl die Teglerin von derHohen Wand unter dem Speckkar, alsauch ein weiteres halbes Dutzendanderer Lawinen trieben im genanntenWinter ihr Unwesen.

Foto: H. Spötl

Page 44: Salzberg und Saline Hall in Tirol - Naturpark Karwendel Tirol · Salz mit je 280 kg mussten jährlich über Brenner, Achenpass, Fernpass und Arlberg geführt werden, um die Gegend

42

Es war der 8. Feber 1888, als um 6 Uhr früh die Plattnerin aus den Hängen beim Turmschlag ihre Schnee-massen gegen St. Magdalena schleu-derte, das von den Pächtern Franz undMoidl Posch bewohnt war. Dabeiwurde das Kirchdach zur Gänze abge-tragen, Stall und Stadl stark beschä-digt und die Mauerreste des ehemali-gen Klostertraktes noch niedriger. Einebeinharte, fest gepreßte, dicke Schnee-schichte begrub die Familie Posch inihren Wohnräumen. Man schrieb die6. Woche des Jahres 1888 in der dieBergleute wegen großer Lawinenge-fahr nicht zum Salzberg gehen konn-ten. Erst beim Berggang am Mitt-woch, 15. Feber, zeigte sich den Knap-pen das Tal mit Lawinen, wobei beimHerrenhaus eine Schneehöhe von 2,6m gemessen wurde. Tagelang musstendie Bergleute graben, um das EhepaarPosch zu retten. Außer Hunger undden seelischen Qualen erlitten sie kei-nen Schaden. Noch viele Jahre danach

erzählte die Moidl den Besuchern vonSt. Magdalena von den schrecklichenEreignissen dieses Winters.

Weitere Lawinenabgänge zerstör-ten den Wald von der 2. bis zur 3.Ladhütte, wobei die 3. Ladhütte gänz-lich zerstört wurde. Die Törllawinestürzte sich auf die Südseite des Her-renhauses und Baumstämme bohrtensich wie Projektile in die Mauer. Nachden Erdbeben von 1670 und 1689hatte der Winter 1887/88 die schwer-sten Folgen für den 500 Jahre altenAnsitz von St. Magdalena. GroßesGlück hatte St. Magdalena am 9.Feber 1984, als Windlawinen von derHohen Wand schwere Schäden an denWaldungen der Nordseite des Kartel-lergebirges beim Hirschbad anrichtenund einige hundert Festmeter Fichtenund Lärchenbäume abbrachen undentwurzelten. Nur 50 m westlich vonMagdalena wurde die letzte Schneisein den Wald gerissen, der Ansitz bliebaber diesmal verschont.

Die Kirche von St. Magdalena wurde im Februar 1888 durch eine Windlawinestark beschädigt. Foto: AF I / 41

Page 45: Salzberg und Saline Hall in Tirol - Naturpark Karwendel Tirol · Salz mit je 280 kg mussten jährlich über Brenner, Achenpass, Fernpass und Arlberg geführt werden, um die Gegend

43

Die Wilde Bande und die Salzberger

Die Erschließung des Haller und Absa-mer Hausberges, des Bettelwurfs, ver-danken die heutigen Touristen zueinem Großteil einer InnsbruckerAlpingruppe. Am 20. Oktober 1877wurde die Bergsteigervereinigung„Wilde Bande“ gegründet, derenName sich durch den Wilde-Bande-Steig bis heute erhalten hat.

Die zweite Hälfte des vergangenenJahrhunderts war von einem gesell-schaftlichen Aufbruch gekennzeich-net. In diese Zeit fällt die Gründungder meisten Feuerwehren, Musikka-pellen, Rettungsabteilungen und Tur-nervereinigungen. Aber auch der Alpi-nismus kam mit dem Bau vielerSchutzhütten und Steige zum Durch-bruch. So entstand eine Vielzahl vonBergsteigergruppen (Riegen).

Die alpine Erschließung des Bettel-wurfs, eines der höchsten Berge des

Karwendels, geht auf die Initiative derSektion Innsbruck des Deutsch-Öster-reichischen Alpenvereins zurück. Siebaute 1894 den westlichen Teil derheutigen Bettelwurfhütte mit rund 12 m2. Zuvor wurde die Hütte auf derTiroler Landesausstellung 1893 inInnsbruck aufgestellt, um sie bekannt-zumachen.

Nun war es aber damals für die ausInnsbruck kommenden Bergsteigersehr schwierig, auf ihre Hütte zu kommen. Bis zum Bau der Hafele-karbahn Ende der Zwanzigerjahremusste dieser Höhenunterschied zuFuß überwunden werden. Dann ginges über die Mandl-Scharte und diePfeis zum Stempeljoch. Nun kam dergroße Umweg. Es bestand noch keinSteig zum Lafatscherjoch, man mussteins Ißtal absteigen und wieder auf dasLafatscherjoch hinauf, um zur eige-

Aufnahme der „Wilden Bande“ anläßlich ihres 25jährigen Stiftungsfestes im Okto-ber 1902 (Aufnahme beim Herrrenhaus). Foto: AF IV / 36; Original: Bildarchiv der Stadt Hall

Page 46: Salzberg und Saline Hall in Tirol - Naturpark Karwendel Tirol · Salz mit je 280 kg mussten jährlich über Brenner, Achenpass, Fernpass und Arlberg geführt werden, um die Gegend

44

nen Hütte oder in den Halleranger zugelangen. Eine zweite Möglichkeitbestand auch für die Innsbrucker ab1890, mit der Tramway nach Hall zufahren, um von dort durch das Hall-tal ans Ziel zu kommen.

Der Steig vom Lafatscherjoch zurBettelwurfhütte, ein Teil des Inns-brucker Höhenweges, ist schon sehralt, war früher tiefer trassiert undendete vor der Rinne, wo heute dieQuellfassung für die Hütte ist. Unter-halb des großen Schotterkars zwischenSpeckkar und Kleinem Bettelwurfbestand bis 1847 die Speckalm, dievon der Bäuerin des Speckhofes inGnadenwald bewirtschaftet wurde.Nach Auflassung dieser Alm kam dasGebiet zum Ärar.

Die Wilde Bande, eine 35 Mannstarke Innsbrucker Bergsteigerverei-nigung, machte es sich zur Aufgabe,einen Höhensteig zu bauen, der unter-halb des Stempeljoches bis zum Lafat-scherjoch reichen sollte. Die Gruppebestand aus hochgestellten Persön-

lichkeiten, was sich aus den Berufenschließen lässt: Mignon – Bundes-bahnoberinspektor, Berninger – Schul-rat, Stößler – Bankdirektor, Dr. Kaner– Oberstaatsanwalt, Bandischer –Hoffotograf, Hengst – TechnischerLeiter, nur um einige zu nennen.

Da die Trasse des Steiges aus-schließlich im felsigen Gelände ver-läuft, bediente sich die Wilde Bandeder Salzbergarbeiter. Die Arbeits-woche am Salzberg endete am Don-nerstag Abend. Einige Bergleutebesaßen eine kleine Landwirtschaftund waren froh, die Feierzeit (Frei-zeit) daheim nutzen zu können. Ande-re, die das nicht hatten, wurden fürden Bau des Steiges angeworben undkonnten sich dadurch eine Kleinigkeitdazu verdienen.

So entstand eine enge Verbunden-heit zwischen beiden Gruppen. Zahl-reiche Stiftungsfeste über die Jahr-hundertwende bis zum 2. Weltkriegwurden im Kreise der Salzberger imHerrenhaus abgehalten, worüber nochUrkunden und Eintragungen in Frem-denbüchern im Salzbergmuseum zusehen sind. Ein schönes Gruppenbildvom 30. Gründungsfest am 20. Okto-ber 1907 befindet sich in der Verandader Bettelwurfhütte.

Nach dem 2. Weltkrieg hat sich dieWilde Bande wieder aufgelöst bzw.mit dem Tod des letzten Mitgliedes istsie ausgestorben. Ihr gemeinsamesWerk mit den Salzbergern, der Wilde-Bande-Steig, wird aber in dankbarerErinnerung von vielen Bergsteigernweiter begangen.

30jähriges Stiftungsfest der „WildenBande“, 20. Oktober 1907 am Stem-peljoch. Foto: AF III / 18

Page 47: Salzberg und Saline Hall in Tirol - Naturpark Karwendel Tirol · Salz mit je 280 kg mussten jährlich über Brenner, Achenpass, Fernpass und Arlberg geführt werden, um die Gegend

45

Was heute als Selbstverständlichkeitgilt, hat einst mit großen Schwierig-keiten begonnen, denn auch um dieJahrhundertwende ging der Bau einesE-Werkes nicht so reibungslos überdie Bühne. So dauerte es 16 Jahre biszur Verwirklichung des Kraftwerks-baues am Halltalbach.

Schon 1897 hat sich die Stadtver-waltung von Hall unter BürgermeisterDr. Theodor Kathrein mit dem Gedan-ken befasst, am Ausgang des Hallta-les ein Elektrizitätswerk zu bauen underst am 24. Mai 1913 wurde das Vor-haben verwirklicht.

Als Übergangslösung wurde 1897mit dem E-Werk Vomperbach einStromliefervertrag bis 1906 abge-schlossen. Dadurch wurde Zeitgewonnen, um vor allem den Eigentü-mer des Halltalbaches, der k.k. Salinebzw. dem Finanzärar die Sache insReine zu bringen. Die Stadtverwal-tung war darauf bedacht, auf einver-nehmliche Weise eine für beide Seitentragbare Lösung zu finden. 1900bestand noch der Gedanke, eingemeinsames Werk durch die StadtHall und die Saline zu errichten, wobeidie Stadt zwei Drittel und die Salineein Drittel der gewonnenen Energiezukommen sollte.

Als 1903 das E-Werk Vomperbachvon diesen Verhandlungen erfuhr,wollte es den bestehenden Stromlie-

Das HalltalkraftwerkZusammenhänge zwischen Saline und Stadt Hall

Das 1913 in Betrieb genommene Ein-laufbauwerk des Halltalkraftwerkes derStdt Hall (Aufnahme Juli 1933).

fervertrag auf die Dauer der Konzes-sion, das waren 19 Jahre, verlängern.Die Stadt ihrerseits stellte Bedingun-gen, die vom E-Werk Vomperbachabgelehnt wurden. Nun war die StadtHall verstärkt gezwungen, sich aufeigene Füße zu stellen.

Inzwischen waren die Verhandlun-gen mit der Saline so weit gediehen,dass diese auf eine eigene Nutzungbzw. Beteiligung am Halltalkraftwerkverzichtete, statt dessen aber einengünstigen Stromtarif mit 60jährigerLaufzeit zugesprochen bekam.

Am 9. September 1907 hat der Bürgerausschuß auf Grund dieses Verhandlungsergebnisses die Allein-erbauung des Halltalkraftwerkes beschlossen. Die Zustimmung zum Vertrag mit dem Finanzärar gab der Bürgerausschuß am 20. Jänner 1909.

Foto: M. Posch

Page 48: Salzberg und Saline Hall in Tirol - Naturpark Karwendel Tirol · Salz mit je 280 kg mussten jährlich über Brenner, Achenpass, Fernpass und Arlberg geführt werden, um die Gegend

46

Lange Zeit hat man den Plan verfolgt,den Halltalbach in zwei Stufen abzu-arbeiten, und zwar mit einer Haupt-zentrale beim Hacklteich mit 694-740 PS um 445.000 Kronen und einerNebenwerkszentrale beim Wasserteil-hüttl am Ende des Frauentales mit160-170 PS um 90.000 Kronen.

Viele Jahre wurden in den Winter-monaten die Mindestwassermengengemessen, wodurch man letztlich aufsichere 300-400 l/sec kam. Gespeist wird der Halltalbach aus folgenden Orten:a) die Stollenbäche, durch den Berg-

bau bedingt,b) den Ißbach, der aber in den Win-

termonaten völlig ausbleibt,c) zu 90 % aus den ergiebigen Quel-

len im Bachbereich unterhalb vomBettelwurfeck.

Kleinere Quellen sind noch dieOchsenquelle und kleine Wasserzu-tritte bei der Kitzzweng.

Letztendlich wurde der Plan ver-wirklicht, der vorsah, das Wasser desHalltalbaches nur mit einem Kraft-werk bei der Walderbrücke abzuar-beiten, das 500.000 Kronen kostete.Rückblickend kann man sagen, dassdie grundsätzliche Entscheidung derStadt Hall, ein E-Werk zu bauen, alsauch der Standort des Einlaufbau-werkes und Maschinenhauses richtigwar.

Zum Zeitpunkt der Planung gab esjedoch Bedenken über den Absatz desStromes und vor allem gegen den Ver-

trag mit der Saline. Die Kontrahentenwaren nicht in Grünbewegungen zusuchen, sondern es handelte sich umangesehene Haller Bürger, angeführtvon einem Fabrikanten, Brauerei-besitzer und Advokaten, die sich demFortschritt in den Weg stellten. Siesprachen von einem Geschenk derStadt an die Saline von jährlich 32.000Kronen und von einem miserablenGeschäft, welches Hall mit der Salinemacht. Die Sitzungen des Elektrizi-tätskommitees mussten deshalb ver-traulich geführt werden, damit dieGegner möglichst wenig erfahrenkonnten.

Hätte sich der Bau des Halltal-kraftwerkes noch weiter verzögert,wäre man in den 1. Weltkrieg bzw. indie wirtschaftlich schlechte Zwi-schenkriegszeit gekommen, wodurchHall in die totale Abhängigkeit derinzwischen gegründeten Landesge-sellschaft TIWAG geraten wäre.

Mit der Inbetriebnahme des erstenHaller E-Werkes am 24. Mai 1913unter Bürgermeister Dr. Alois Mangwurde auf kommunalem Gebiet einPfeiler gesetzt, der die Eigenständig-keit der Stadt Hall bei der Stromver-sorgung weitgehend garantierte.Inzwischen hat Hall auch das 1912von privater Seite gebaute Voldertal-kraftwerk 1919 in den städtischenBesitz übernommen und im Spätherbst1966 durch die Inbetriebnahme desneuen Voldertalkraftwerkes das alteabgelöst.

Page 49: Salzberg und Saline Hall in Tirol - Naturpark Karwendel Tirol · Salz mit je 280 kg mussten jährlich über Brenner, Achenpass, Fernpass und Arlberg geführt werden, um die Gegend

Stellen Sie Ihr Auto ausschließ-lich auf den gekennzeichneten

Parkplätzen ab und niemals im freienGelände, auf Bergweiden oder Wald-böden.

Im Rißtal besteht zwischen„Hagelhütten“ und „Neuner-

brücken“ in der Zeit vom 15. 4. bis15. 8. jeden Jahres ein Betretungsver-bot des Rißbaches. Sie leisten mit die-ser Einschränkung einen wichtigenBeitrag zum Bruterfolg des Flussufer-läufers, einer sehr bedrohten Vogelartvon Österreich.

47

Zum Schutz des Alpenpark Karwendelund seiner einmaligen Natur beachten Sie BITTE

Pflücken Sie keine Blumen,damit sich auch der nächste

Wanderer an ihrer Schönheit erfreu-en kann. Nach der langen Wanderungsind sie ohnehin vertrocknet!

Entnehmen Sie keine Tiere,Pflanzen oder Pilze, da jedes

einzelne Lebewesen einen wichtigenBestandteil des Naturhaushaltes dar-stellt.

Bleiben Sie auf den markiertenWegen! Wegabschneider im

steilen Gelände tragen wesentlich zurErosion bei. Tiere gewöhnen sichleichter an Menschen, die immer die-selben Wege einhalten, und werdensomit kaum gestört.

Nehmen Sie ihren Hund an dieLeine, da bereits in unmittel-

barer Wegnähe verschiedenste Tiereleben und ihre Jungen aufziehen.

Bleiben Sie mit dem Mountain-bike nur auf den dafür vorge-

sehenen Routen.

Um das Schutzgebiet AlpenparkKarwendel in seiner einmaligenNaturschönheit und Vielfalt auch fürzukünftige Generationen zu erhal-ten, ist unser aller Unterstützungnötig. Vielen Dank für Ihren Beitrag!

Page 50: Salzberg und Saline Hall in Tirol - Naturpark Karwendel Tirol · Salz mit je 280 kg mussten jährlich über Brenner, Achenpass, Fernpass und Arlberg geführt werden, um die Gegend

Informationseinrichtungenim/um den

Koordinationsstelle Alpenpark Karwendel, Abteilung Umweltschutz,Amt der Tiroler Landesregierung, Eduard Wallnöfer Platz 3, A-6020 Innsbruck, Tirol; Sekretariat: (0043)-(0)512/508/3452, Fax: -3455, E-Mail: [email protected]

Alpenpark Karwendel Service Telefon: 0664/5587364

Besuchen Sie doch die Homepage vom größten Naturschutzgebiet der Ostalpen:

http://www.karwendel.org

Infozentrum Karwendel in Hinterriß• Adresse: Infozentrum Karwendel in Hinterriß, Nr. 14, A-6215 Hinterriß,

Tel.: (0043)-(0)5245/250• Die genauen Öffnungszeiten erfahren Sie beim Alpenpark Karwendel

Service Telefon: 0664/5587364.

Infozentrum Karwendel in Scharnitz• Adresse: Innsbrucker Straße 282, A-6108 Scharnitz,

Tel. (0043)-(0)5213/5270, Fax.-5557, E-Mail: [email protected]• Die genauen Öffnungszeiten erfahren Sie beim Alpenpark Karwendel

Service Telefon: 0664/5587364.

Impressum: Medieninhaber und Herausgeber: Amt der Tiroler Landesregierung, Abteilung Umweltschutz,Koordinationsstelle Alpenpark Karwendel. Für den Inhalt verantwortlich: Günter Haselwanter. Text: Hans und Christoph Spötl. Fotos: Sammlung Hans SpötlLayout: Helmut Mangott. Druck: Amt der Tiroler Landesregierung, Landeskanzleidirektion. 1. Auflage: 1000 Stück, April 2002.

Page 51: Salzberg und Saline Hall in Tirol - Naturpark Karwendel Tirol · Salz mit je 280 kg mussten jährlich über Brenner, Achenpass, Fernpass und Arlberg geführt werden, um die Gegend

Hinterriß

Infozentrum

Rißtal-straße

Eng

Lenggries, München

Innsbrucker Straße

Isar

Scharnitz

Infozentrum

Bahn

hof

Karw

ende

lbahnSeef

eld,

Inns

bruc

kMittenwald, München

Die Infozentren Karwendel in Scharnitz und Hinterriß

Page 52: Salzberg und Saline Hall in Tirol - Naturpark Karwendel Tirol · Salz mit je 280 kg mussten jährlich über Brenner, Achenpass, Fernpass und Arlberg geführt werden, um die Gegend

Schutzgebühr: € 2,– (ATS 27,52)

Band 1: Karwendel-Geschichte(n)Band 2: Ökologische EpisodenBand 3: Der Berg-Ahorn im KarwendelBand 4: Wanderungen in der

Umgebung von ScharnitzBand 5: Wanderungen im RißtalBand 6: Naturlehrpfad

„Großer Ahornboden“Band 7: Salzberg und Saline Hall i.T.